£ S S en = NEU AR MIET US SE EIKE A — >2 zo. Se E is j | LIBRARY OE I El NEW YORK BOTANICAL GARDEI FÜRCHASED 1923 ppoy HR GENEYA BoTanı gi: az Gin Sepkenb g3 FG IBLIOTHRQUE fu IGUE DE ERNT'VE a t We DUPLIOATA DE LA B DU GONSERVvATc! ITE BCTA T4 we D VER 2 EN. I > We" 5 { VERHANDLUNGEN DES BOTANISCHEN VEREINS DER PROVINZ BRANDENBURG. DREISSIGSTER JAHRGANG. 1888. LISRNRN u NEW VORK Ar BOTANICAL = GARDEN BEITRAGEN VON P. ASCHERSON, C. BECKMANN, W. BEHRENDSEN, R. BEYER, O0. BOECKELER A. COGNIAUX, U. DAMMER, M. GÜRKE, E. HACKEL, P. HENNINGS, O. HOFF- MANN, E. HUTH, E. JACOBASCH, E. KOEHNE, P. MAGNUS, C. MEZ, R. MITT- MANN, H. POTONIE, H. SCHINZ, A. SCHULZ, C. SCHUMANN, P. TAUBERT C. WARNSTORF, J. WINKELMANN, A. WINKLER, L. WITTMACK. = MIT 4 TAFELN UND 14 HOLZSCHNITTEN. REDIGIRT UND HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. P. ASCHERSON, Dr. E. KOEHNE, M. GÜRKE, SCHRIFTFÜHRERN DES VEREINS. ERVAT NS ar ° Yparani ee Sera "BERLIN 1889. R. GAERTNER’S SVERLAGSBUCHHANDLUNG (HERMANN HEYFELDER). DUPLICATA DE 14 Fe WIR, Ä \ i % 7 Ausgegeben: Heft I. (Abhandlungen Bogen 1 bis 11) am 18. Mai 1888. Heft II. (Abhandlungen Bogen 12 bis 14, Tafel I—-IV) am 23. Juni 1888. Heft III. (Abhandluugen Bogen 15 bis 17 und 18a) am 29. September 1888. Heft IV. (Verhandlungen Bogen A bis D, Abhandlungen Bogen 18b bis 22 am 15. Mai 1889. Es wird gebeten, sämtliche an den Botanischen Verein der Pro- vinz Brandenburg abzusendenden Drucksachen, sei es durch die Post oder auf buchhändlerischem Wege, an den Bibliothekar M. Gürke, Wilmersdorfer Weg 4-6, Kgl. Botanisches Museum adressiren zu wollen. Die geehrten Mitglieder werden ergebenst ersucht, dem Kassen- führer — Geh. Kriegsrat a. D. Winkler, Berlin W., Schillstr. 16 — jedesmal eine kurze Mitteilung zu machen, sobald sie ihren Wohnort oder in grösseren Städten ihre Wohnung verändern. Inhalt. Verhandlungen. Ueber die mit * bezeichneten Vorträge ist kein Referat mitgeteilt. Ascheıson, P. und Gürke, M., Bericht über die 48. (30. Frübjahrs-) Haupt- versammlung des. Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Fürstenwalde a. Spree am 27. Mai 1888 Nee Magnus, P., Ansprache . . . . 7 *Taubert, P., berichtet über seine Rasa ı in ler Soaneitn, Ascherson, P., vertheilt Pflanzen von Jena . —_ — Einige biologische Eigentümlichkeiten der 7 laliaeene Hennings, P., Ueber Oligoporus rubescens Bref. ! Winkelmann, J,, leot Jungermannia acuta Lind. Dil Fissidens ar He sowie tutenförmige Lindenblätter aus Pommern vor. Magnus, P., Fascjation von N/yosotis alpestris (Mit einem Holzschnitt) Schumann, C., berichtet über die Arbeit von A. Scherfel über Bakterien in den Beollanden von Lathraea Magnus, P., Verzeichnis der am 27. Mai bei ital a. Im 2 sammelten Pilze . » — — Ueber einige Pilze aus den Braunkohlengruben er ser alde a. Spr. und Frankfurt a. 0. > Br ee Erinnerungsfeier am 100 jährigen he von Kenn Sigismund Kunth, 18. Juni 1888, Rede von P. Magnus. \ Ascherson, P. und Gürke, M., Bericht über die 49. (19. Herbst- ) Ense sammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin am 13. October 18S8S. Magnus, P., bespricht Potonie, Natıewissenschaftliehe W oehenschrift, Augu st Schulz, Floristische Litteratur für Nord-Thüringen, Harz, Provinz Sachsen und Anhalt, Berg, Spielarten der Fichte, Poto- nie, Z'ylodendron, F. Ludwig, Eine neue Wanderpflanze [Ohrysan- themum suaveolens] und ihre Beziehung zu den Schützenfesten — — legt Abbildungen verschiedener Quittenformen von der Insel Les- bos von Paläolog Candargy vor Re *Potonie, H., Ueber Zylodendron (vergl. Ananaıl 1887, 8. 114 und 1889) Schulz, A., Geschlechtsverteilung bei den aaliarer Hoffmann, O., Vaterland und Auffindung der Orchideen-Gattung Orc: estia Kudleen eur Dammer, U., Ueber einige Richtenformen. : *Hennings, P., berichtet über seine mykologischen een (wel. Ab- handl. 1888 8. 301). RE a Seite XXIII XXIV XXV XXV XXV XXVI XXVIlIl *Jacobasch, E., Ueber Formen von Papaver Rhoeas und Co stipitaria (vgl. Abhandı. ISSS 08539130) er . eERORSVIDET Taubert, P., legt, Phelipaea ramosa von Zäckerick (Miller) VOR... 2 RR Wittmack, [2 Ueber den Kronenapfel . . . . . ; XXIX Ascherson, P, bespricht das Supplementum Florae rsmia von Be sier a das Herbier Boissier aux Jordils bei Genf. . . . . XXX — — Adventivpflanzen der Oelfabrik in Mannheim (Fr. Lutz), msn lich Spergula flaccida (Roxb.) Aschers. Cr Jullaex Lowe). (Mit 2 Figuren in Holzschnitt) . . . . XXXl Verzeichnis der für die Vereins-Bibliothek eingegangenen reknaher E XLV Merzeichnisuder MitgJliedendes > Vereins. 00 20 er LI Mez, C., DPD — Abhandlungen. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen . . Blattstellung u Blätter”. . Schutzblätter. . Blütenstand . . Blüte . Morphologie und Vote dl Frucht Us Sonstige biologische Bemerkungen . Mittmann, B., Beiträge zur Kenntnis der Anatomie den Pflanzenstacheln. (Hierzu Taf. 1 und I) . I. Einleitung. II. Uebersicht der ohheaien Arbeiten über die "Stacheln III. Einteilung. IV. Specieller Teil Winkler, 1. Wurzelstacheln . . 2. Kaulomstacheln 3. Phyllomstacheln . 4. Trichomstacheln . A.. Chenopodium album forma microghg lm Ossı et can. in de ersarzi Brandenburg. (Hierzu 5 Figuren in Holzschnitt) . Beckmann, C., Ein von Herrn G. Oertel angeblich bei Dessau beobachteten Ci arex-Bastard Warnstorf, C., Die Acuti ne) der onchen osimanse. Ein Beitra« zur Kenntnis der Sphagna. (Hierzu Taf. III und IV) Hennings, P., Botanische Mitteilungen . 5 Schinz, der emailen Gebiete II. A. Lichenologisches . B. Mykologisches . C. Abnorme Blütezeiten D. Zur Technik der Pflanzen- aarame H., Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch- Stdwest- Afrika und Üyperaceae (Boeckeler) a Gramineae (Hackel) Oueurbitaceae (Cogniaux) Zygophyllaceae | Anhang: I Sapindaceae . . Leguminosae . Orassulaceae . Hiydrophyllaceae. Malvaceae (Gürke) Pedaliaceae (Ascherson) Sapindaceae [Nachtrag] . Winkelmann, J., Ein Ausflug nach Hinlerpommern (SC) ph DES 8 Br an pw wm DD m ww > DH NN m -1 1} 76 Huth, E., Die Hakenklimmer. (Mit 6 ee in Holzschnitt) . . 202 —_ — Weber stammfrüchtige Pflanzen . . 218 Schinz, H., Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch- Südwest-Afrika und der angrenzenden Gebiete III . 229 Sterculiaceae (Schumann) 22) Granuneae (Hackel) . i 2837. Pedaliaceae a [Nachtrag] . 239 Leguminosae . . 239 ‚„Impelideae . 241 Combretaceae . . 242 Lythraceae (Koehne) . . 248 Passifloreae . 252 Ficoideae . . 256 Oleaccae . 256 Campanulaceae . . 257 Apocymaceae . . 259 Asclepiadeae . . 261 borragineae . . 268 Convolvulaceae A 270 Koehne, E, Eine neue Cuphea aus Ben : Salt Taubert, P., Ueber zwei aus dem märkischen Gebiet Der che aan ee een - - ale 5 Panieum rigen rs, . 279 Melica pieta C.Koch a . 280 ee W., Ein Vorkommen von lraimlkaeen zu "Rüdersdorf Be Ben 282 Ascherson, P., Nachschrift . 285 Warnstorf, C.. Ein Ausflug nach der Term: . 288 Hennings, P., Arcidium Schweinfurthii n. Sp... . 299 — — Mykologische Exeursionen . 4 . 301 Magnus, P.. Anmerkung über er in Her Dann eine . 308 Taubert, P,. Beitrag zur Flora der Neumark und des Oderthales . . 319 Beyer, R, Ueber Primula macrocalyz Bunge und P. infata Lehmann. 44322 Magnus. P., Nachschrift . 326 Jacobasch, E., Mitteilungen . . 328 A. Mykovlogisches. .. 328 B. Chenopodium rubrum 3% en De Vögel. . 334 C. Teratologisches 035 2 Funde eingewanderter ri seltener ein bei Den Sl . Seltenere Pflanzen aus den Provinzen West- und Ostpreussen (von Herrn Scharlok-Graudenz mitgeteilt) . 341 Magnus, P., Gustav Heinrich Bauer. Nachruf . . 344 a 5 j Te AUG LIBRARY NEw YORK BUOTANKCAL GARDEN Bericht über die achtundvierzieste (dreissioste Frühlahrs-) Hanpt-Versammlnne des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Fürstenwalde ad. Spree am 27. Mai 1888. Die diesjährige Frühjahrsversammlung wurde von einer beträcht- lichen Anzahl von Mitgliedern (24) und Gästen (4) besucht, unter denen der bequemen Eisenbahnverbindung entsprechend Berlin und Frankfurt am stärksten vertreten waren; doch hatte auch Wrietzen Herrn P. Altmann und Stettin Herrn J. Winkelmann entsendet. Das Wetter schien anfangs die Excursion nicht sonderlich zu begünstigen. Schwere Wolken bedeckten den Himmel bei der bald aufeinanderfolgenden An- kunft der Züge aus beiden Richtungen, und einzelne fallende Tropfen schienen einen Regentag einzuleiten. Glücklicherweise blieb es bei diesen Vorbereitungen, und der Ausflug am Nachmittage konnte, wenn auch bei schwüler Temperatur und arger Belästigung durch die Mücken doch ungestört durch „Nässe von oben“ ausgeführt werden. Nach gegenseitiger Begrüssung und ausgiebiger Erfrischung in dem bequem unmittelbar neben dem Bahnhofe gelegenen „Hötel zum Kronprinz“ begannen die Verhandlungen um 10'/, Uhr. Der Vorsitzende, Herr P. Magnus, eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Ansprache, indem er darauf hindeutete, dass in diesem Jahre der Verein das dreissigste Jahr seiner Thätigkeit beginne und sprach Herrn ©. Trebs den Dank des Vereins für die getroffenen Vor- bereitungen aus. Herr P. Taubert berichtete über seine im Frühjahr 1887 im Auftrage des Herrn W. Barbey ausgeführte botanische Bereisung der Cyrenaica unter Vorlage der interessantesten von ihm gesammelten Pflanzen, unter welchen sich eine Anzahl neuer Arten befinden. Verhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, XXX, A nl Herr P. Ascherson überbrachte Grüsse von dem Botanischen Verein für Gesamtthüringen, dessen Frühjahrsversammlung zu Greiz er vor wenigen Tagen beigewohnt hatte. Er verteilte sodann einige seltenere Pflanzen der Flora von Jena, u. a. Öarex ornithopoda Willd., auf welcher Herr P. Magnus die Anwesenheit von Ustilago Carieis (Pers.) Fuck. constatirte, Ferner legte er getrocknete Exemplare von Melica pieta C.Koch und den Bastard derselben mit M. nutans L. (M. Aschersonii M.Schulze) vor, welche er eine Woche früher in Gemein- schaft mit Herrn M. Schulze an der Kunitzburg bei Jena aufgefunden hatte. (Vergl. M. Schulze in Mitt. Geogr. Ges. Jena und Bot. Ver. für Gesamtthüringen Bd. VII S. 33—40 (1889), s. auch P. Taubert, Abhandl. Bot. Verein Brandenb. 1883 S. 230.) Schliesslich besprach er einige biologische Eigentümlich- keiten der Pedaliaceen, einer Pflanzenfamilie, welche zwar nur eine geringe Anzahl von Gattungen und Arten enthält, unter denen sich aber eine wichtige Culturpflanze, der wenigstens dem Namen nach als Oelpflanze allgemein bekannte Sesam (Sesamum indicum L.) befindet. Die vom Vortragenden (der Ansicht von Alph. De Candolle gegen- über, welcher den Ursprung derselben aus dem Indischen Archipel behauptet (vgl. De Pruyssenaere bei Ascherson Sitzber. Naturf. Fr. Berlin 1877 S. 150 und Ascherson, Botan. Centralblatt Bd. XIX (1354), S. 242) verfochtene afrikanische Herkunft des Sesams hat seit- dem noch an Wahrscheinlichkeit gewonnen, da sich die Zahl der aus dem tropischen Afrika bekannt gewordenen, dem cultivirten Sesam nahestehenden Arten nicht unerheblich vermehrt hat. Die neuerdings in aegyptischen Gräbern aufgefundenen ausgedroschenen Sesamhülsen, (vgl. Schweinfurth, Bull. de U’Institut Egyptien II serie No. 6 p. 264, welcher sich ebenfalls für die afrikanische Herkunft des Sesams ausspricht) sind allerdings von zweifelhaftem Alter und ihre Ab- stammung aus dem alten Aegypten keineswegs nachgewiesen. Vortragender hat die Pedaliaceen aus der reichen Ausbeute, welche unser Mitglied H. Schinz aus Deutsch-Südwest-Afrika und den angren- zenden Landschaften mitbrachte, bearbeitet (vgl. Abhandl. 1888, S. 181 fi. und 239) und ist bei dieser Gelegenheit auf einige biologische Eigen- tümlichkeiten aufmerksam geworden, welche allgemeineres Interesse beanspruchen. Eine solche ist zunächst das Auftreten extrafloraler Neetarien, welche wohl sicher, obwohl Beobachtungen darüber noch nicht vorliegen, wie im allgemeinen, der Pflanze den Vorteil bringen, durch ihre Secretionen „ungebetene Gäste“, namentlich Ameisen, von den Blüten fernzuhalten. Ihre morphologische Dignität ist indes eine ungewöhnliche. Wie bei Sesamum indieum L. entwicklungsgeschichtlich von Baillon (Adansonia Tome II p. 2), vgl. auch die Beobachtungen von Van Houtte (Hortus Vanhoutteanus p. 4 nach Walpers Repert. VI p. 518, welcher auf Grund dieser Beobachtungen Sesamum indieum 11 aus Westafrika als neue Gattung Anthadenia sesamoides beschrieb), nach- gewiesen wurde, stellen sie ursprünglich am Grunde der mit der voll- kommenen Blüte abschliessenden Seitenachse seitlich hervortretende Blütenanlagen dar, welche in: ihrer Entwicklung stehen bleiben und für den Zweck der Honigabscheidung umgebildet werden. Ebenso ver- hält es sich nach der von Delpino eitirten ausführlichen Beschreibung Bojers (Ann. se. nat. ser. II. tom. IV p. 269) bei Preirea zanguebarica DC. Dasselbe geht aus der genauen Beschreibung hervor, welche Wel- witsch (Transact. Linn. Soc. XXVII, p. 53) vom Bau dieser Organe bei seinem Pierodiscus aurantiacus (— FP. brasiliensis (Gay) Aschers. ?, vgl. Abh. 1888, S. 182) gegeben hat, und bei Aogeria longiflora (L.) Gay ist der eigentümliche Bau dieser Organe schon Linne& (vgl. die Beschreibung von Martynia longiflora in Syst. Nat. Ed. XlI nach Rich- ter Codex p. 596 No. 4474) aufgefallen (vgl. auch die Bemerkungen .von Engler über die wickelartige Verkettung der Nectarien bei dieser Pflanze in seinen Jahrbüchern X. Band S. 256); auch bei Sesamum und Pedalium waren Linne diese Organe, wie Delpino anführt, bekannt. Nicht ganz zutreffend ist die Bemerkung Delpinos (Funzione mirme- cofila nel regno Vegetale. Parte Il. Mem. R. Accad. Se. Ist. Bologna serie IV tomo VIll p. 614), dass extraflorale Nectarien niemals zugleich mit drüsig-klebriger Behaarung vorkommen; bei dem (Abh. 1888, S. 182 beschriebenen) Sesamum Schinzianum Aschers. finden sich beide von Delpino für unverträglich gehaltene Ausrüstungen. im allgemeinen freilich pflegt das Indument der Pedaliaceen ein abweichendes und sehr eigentümliches zu sein. Es finden sich bei den meisten Gattungen eigen- tümliche lepidenähnliche Haargebilde, welche zuletzt verschleimen, so dass die ganze Oberfläche der Pflanze beim Anfeuchten schleimig-klebrig wird, und ein kriechendes Insekt bei seiner Fortbewegung ähnliche Hin- dernisse findet, wie etwa ein Fussgänger auf zähem Lehmboden nach einem Gewitterregen. Die Früchte von Pedalium Murex L. machen nach Sadebeck, Berichte der Gesellsch. für Botanik in Hamburg. Il. Heft, S. 57, Wasser in dem Grade schleimig und klebrig, dass er die- selben als Ersatz für Gummi arabicum vorschlägt. Besonders bemerkens- wert ist die ausserordentliche Mannichfaltigkeit in der Fruchtbildung. Während nur wenige Gattungen, wie Sesamum und die nächstverwandten Ceratotheca Endl. und Sesamothamnus Welw. eine normale Kapselfrucht. Pterodiscus Hook. aber eine völlig an die Familie der) Combretaceen erinnernde Flügelfrucht besitzen, sind die nicht aufspringenden Früchte der übrigen Gattungen mit mehr oder minder vollkommenen Klett- vorrichtungen versehen, nach denen z. B. die einzige Species der Gattung, welche der Familie den Namen verliehen hat, das oben er- wähnte Pedalium Murex L., benannt ist. Aehnliche mässig entwickelte Höcker oder Stacheln besitzen die Früchte der Gattung Zinariopsis Welw., Josephinia Vent,, Pretrea Gay (Dicerocaryum Bojer, vgl. A. Braun A* IV Ä Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. 1874, S. 98) und Rogeria Gay. Letztere Gattung ist durch die auffallend ungleichen Fruchtfächer, 2 grosse viel- und 2 kleine wenigsamige, ausgezeichnet. Am eigentümlichsten und daher am bekanntesten sind die Klettvorriehtungen bei den ameri- kanischen Gattungen Martynia L. (vgl. Grantzow, Verhandl. Bot. Ver. Brandenb. 1865, S. 206) und Craniolaria L., und vor allem bei der südafrikanischen Gattung Harpagophyton DC. (vgl. A.Braun Sitzber. naturf. Fr. Berlin 1872, S. 15, Th. Liebe Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. 1877, S. 139, Ascherson Verh. Bot. Ver. Brandenb. 1882, S. XIV). Keineswegs allgemein bekannt ist dagegen die Art und Weise, wie die Harpagophyton-Früchte durch Tiere verbreitet werden. Herr H. Schinz war in der Lage, hierüber lehrreiche Beobachtungen zu machen. Die in Südafrika in so zahlreichen Heerden gehaltenen Rinder und sicher ebenso die einheimischen, früher nicht minder zahl- reichen Antilopen treten sich die am Boden liegenden, mit scharfen Haken bedeckten Harpagophyton-Früchte in die Hufe ein. Von Schmerz gepeinigt geraten sie in die höchste Aufregung und suchen die lästige Klette durch heftiges Trampeln loszuwerden, wobei schliesslich die holzig-zähe Fruchtschale zerbricht und die zahlreichen Samen zerstreut werden. Früchte, deren Samen auf die geschilderte Art verbreitet werden, könnte manals Trampelkletten bezeichnen. Etwas Aehnliches beobachtete Herr Professor E. Pechuel-Lösche an den Früchten einer in Lüderitz-Land eingeschleppten Martynia, welche sich mit ihrem scharfen, hakenförmig umgebogenen „Schnabel“ in das „Geäse“ von An- tilopen eingebohrt hatte. Natürlich suchen auch hier die gequälten Tiere durch heftiges Schlagen des Kopfes gegen Bäume oder den harten Boden diesen unwillkommenen Zierrat los zu werden. Schliesslich stimmt Vor- tragender der Ansicht von Baillon (Adansonia Ill p. 345) bei, dass Martynid und Oraniolaria den Gattungen der alten Welt (am stärksten ist die Familie im tropischen und südlichen extratropischen Afrika vertreten) ziemlich fern stehen und vielleicht besser als abweichende Formen der Gesneriaceen zu betrachten sind. Nachträglich möchte Vortragender noch auf die interessante That- sache hinweisen, dass aus dieser sonst im ganzen xerophytischen Familie eine neue Gattung von Wasserpflanzen beschrieben wurde. Die chinesisch-japanische Gattung Trapella D.Oliver (vgl. die schöne Abhandlung von F. W. Oliver: On the Structure, Development and Affinities of Trapella Oliv., a new Genus of Pedalineae. Annals of Bot. Vol. II No. V. p. 75—115 Pl. V—IX, Woodeut 7) führt ihren Namen von der Aehnlichkeit ihrer Früchte mit ZTrapa, hat also wenigstens die biologische Eigentümlichkeit der Klettfähigkeit mit den meisten übrigen Gliedern der Familie gemein. Extraflorale Neetarien fehlen selbstverständlich. V Herr P, Magnus vergleicht die Harpagophyton-Frucht mit der Pilzgattung Uneinula. Herr E. Huth erinnert an die Beobachtung Livingstones, dass sich die Harpagophyton- Früchte den Ochsen auch an die Schnauze hängen. Herr P, Hennings sprach über Oligoporus rubescens Bref. (— Piychogaster rubescens Boud.) Diese von Boudier 1837 als Pfycho- gaster!) beschriebene und von Brefeld zu Oligoporus?) n. g. gestellte Art findet sich in Warmhäusern des Berliner Botanischen Gartens besonders gegen Frühling und im Sommer nicht selten, wo ich dieselbe seit dem Jahre 1881 fast jährlich beobachtete, nachdem ich sie bereits einige Jahre früher im Warmhause des Kieler Botanischen Gartens kennen gelernt hatte. Ich hielt diese Art für eine Gewächshausform des in hiesiger Umgebung häufigen Piychogaster albus Corda, wofür sie gleichfalls Pro- fessor P. Magnus ansah, der erstere an gleichem Standorte sammelte. Oligoporus rubescens Bref. kommt am morschen Kiefernholz der Gewächshauskübel, an feuchten Stellagenbrettern und einzeln an kiefer- nen Pfählen innerhalb der Warmhäuser vor. Aus einem weisslichen, fast schimmelähnlichen Ueberzug, der das Substrat in kleinen oder auch ausgebreiteteren Rasen überzieht, heben sich nach und nach erbsengrosse, weisszottige, aus radial ausstrahlen- den Hyphen bestehende Pölsterchen hervor, die auf der Ansatzstelle abgeflacht sind, rasch bis zur Grösse einer halben Nuss- oder Wallnuss- schale heranwachsen, häufig ineinander zusammenfliessen und bald eine rötliche Färbung annnehmen. In diesem Stadium bilden sich auf der Oberfläche der Polster rundliche Höhlungen, die einen rötlichen Saft (das bei der Sporenreife überschüssige Wasser des vorher wässerig- schwammigen Fruchtkörpers) ausscheiden, welcher in Tropfenform in den Höhlungen hängen bleibt und nach und nach verdunstet. Dieses stetige Vorkommen von Tropfen gab mir Veranlassung, diese Art als P. lacrimans zu bezeichnen. Herr Professor Brefeld hatte die Freundlichkeit, mir mitzuteilen, dass dieselbe kurz zuvor von Boudier als P. rubescens beschrieben worden sei. Bei der Reife pflegt der Körper in rötliche Flocken und gleich- farbige Chlamydosporenmassen zu zerfallen. An der Unterseite eines grösseren Kübels im Farnhause, an dessen morschen Seitenwänden ich im März und April 1888 reichlich Priycko- gaster-Körper gesammelt hatte, bemerkte ich am 1. Mai s. J. sehr grosse Exemplare dieser Art, welche in dichten Rasen den Boden be- !) Boudier, Deux nouvelles espöces de Prychogaster. Journ. de botanique. 1. annee No. 1 p. 7—13 pl. 1. 2) Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mykologie. Heft VII. (Leipzig 1889) S. 114—142. vI deckten und bereits im Zerfallen begriffen waren. Der Kübel stand auf untergelegten Ziegelsteinen ziemlich niedrig, so dass ich nieder- knieen musste, um die Unterseite desselben besichtigen zu können. Die Fruchtkörper wurden z. T. abgenommen und nach Verlauf von etwa 14 Tagen bemerkte ich, dass der Kübelboden von neuem mit einem weisslichen, schimmelähnlichen Ueberzug bedeckt war. In der Er- wartung, dass sich hieraus Piychogaster- Pölsterchen bilden würden, sah ich mich getäuscht, da sich am 2. Juni statt dieser ein weiches wässeriges Hydnum-artiges Gebilde von gelblicher Färbung entwickelt hatte, welches fast den ganzen Kübelboden bedeckte. Die 1—1!/, mm langen pfriemenförmigen Stacheln nahmen später eine mehr weissliche Färbung an. Die Art wurde vom Herrn Abbate J. Bresadola als Hydnum diaphanum Schrad. bestimmt. An einem Kübel im Palmenhause, sowie an der Unterseite eines Brettes in der Farnvermehrung, wo ich früher Piychogaster rubescens beobachtet hatte, fand ich dasselbe Aydnum, wenn auch schwächer entwickelt; an anderen Orten fehlte es. Beim Ausräumen der Warmhäuser, welches gegen Mitte Juni stattfand, gingen die Culturen zu Grunde, doch konnte ich einzelne Bretter des erwähnten Farnkübels, nachdem die Pflanze einen neuen Kübel erhalten hatte, zur weiteren Beobachtung ins feuchtwarme Ara- ceenhaus stellen lassen. Hier entwickelten sich nach dem Verschwinden der Hydnum-Rasen von neuem reichlich Piychogaster-Pölsterchen wäh- rend des ganzen Sommers. Ob nun beide Pilze miteinander im gene- tischen Zusammenhange stehen, Piychogaster rubescens die Chlamydo- sporenform eines Aydnum ist, lasse ich dahingestellt, und müssen sorgfältig ausgeführte Culturen dieses entscheiden. Brefeld sagt in seinem schönen oben eitirten Werke S. 117, An- merkung 1: „Der Oligoporus rubescens ist natürlich solange keine sichere Form der Gattung, als die zugehörige Basidienfructification nicht gefunden ist. Die grosse Aehnlichkeit zwischen dem Piychogaster rubescens und dem P. albus spricht nur für seine Zugehörigkeit zu einem Löcherpilz; es ist aber die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass er einer andern Basidiomycetenform angehört.“ Obwohl ich nun über hundert Fruchtkörper dieser Art zu den verschiedensten Zeiten und in den verschiedenartigsten Entwicklungs- Stadien sorgfältig untersuchte, vermochte ich niemals Aymenium-artige Bildungen oder gar Röhren an denselben wahrzunehmen, ebensowenig fand sich auf dem Substrat eine Polyporus-Art mit dem Piychogaster gemeinschaftlich vor. Bei Oligoporus ustilaginoides Bref. (= Piychogaster albus Cord.) fand Ludwig") auf der Unterseite des Körpers Polyporus-ähnliche 1) Ludwig, Zeitschrift £. ges. Naturwissensch. 1880. Bd. 53, 8. 430. VI Röhren und stellte diese Art deshalb zu Polyporus als P. Ptychogaster. Basidiensporen wurden bisher nicht beobachtet. Bei mehreren Exem- plaren dieser Art, welche ich im Grunewalde am Grunde alter kieferner Lattenzäune, wo dieselbe im Spätherbst oft sehr häufig auftritt, sam- melte, fanden sich ähnliche löcherartige Bildungen, wie sie Ludwig beschreibt. — Bis dahin schien mir dieses Vorkommen, so lange keine Basidiensporen gefunden waren!, durchaus kein zwingender Grund zu sein, diese Art zu den Polyporeen zu stellen. Da es aber Brefeld ge- lungen ist, bei einer ähnlichen dritten Art, dem Oligoporus farinosus Bref.!) wirklich Basidienfructification aufzufinden, unterliegt es wohl kaum noch einem Zweifel, dass auch Oligoporus albus Bref. (= Poly- porus Ptychogaster Ludw.) zu den Polyporeen gehört. Hierfür spricht in diesem Falle, dass nach Brefelds Beobachtungen die übermässige Entwickelung der Chlamydosporen die Basidienfructification stets zu unterdrücken pflegt. Herr J. Winkelmann legte vor: l. Jungermannia acuta Lindenb., welche er im Juli 1887 in der Kalkgrube bei Kalkofen auf der Insel Wollin aufgefunden hat. Nach Herrn C. Warnstorf fehlt dies Lebermoos in der Mark; ebensowenig findet sie Vortragender für Ost- und West-Preussen angegeben; über die Lebermoose Pommerns ist überhaupt noch nichts bekannt, und es dürfte diese Art wohl neu für das östliche Tiefland sein. 2. Fissidens exilis Hedw., vom Vortragenden Anfang Mai 1858 an lehmig-thonigen Abhängen eines Waldluches am Julo, dem be- kannten Bergwald unterhalb Stettin, aufgefunden, dessen tief einge- schnittenen Schluchten eine interessante Flora, namentlich an Moosen beherbergen. 3. Tutenförmige Verbildungen der Blätter von jungen Linden auf dem Hofe des Gymnasiums in Stettin. Herr P, Magnus legte eine Fasciation von Myosotis alpestris vor, die ihm Frau Geheimrat von Dulong in Berlin freundlichst zuge- stellt hatte, welche dieselbe auf dem Rittergute Zirkwitz in Pommern gefunden hatte. Der Hauptstengel ist, wie es die umstehende Figur zeigt, breit fasciirt und teilt sich oben in 2 breitere und einen schmäle- ren Arm, die alle mit Blütenbildung enden. Diese die faseiirte Axe abschliessenden Blüten haben einen der Axe entsprechenden, weit ver- breiterten Blütenboden, der aussen von zahlreichen Kelchblättern um- geben ist, innerbalb deren die zur Zeit der Zeichnung bereits abge- fallene vielzipfelige Blumenkrone mit den zahlreichen Staubblättern sass und der vielzählige, breit ausgezogene Carpellarkreis steht. Unter- VeBrereld,.a.ar0,8. dt. VIRAR 16; VIH halb dieser terminalen Blüten entspringen zahlreiche normale Wickel in den Achseln der, wie bei allen Fasciationen, unregelmässig gestell- ten Laubblätter. Diese Missbildung ist in einer Beziehung höchst interessant. Während die älteren Morphologen, wie Alexander Braun, Schim- per, Wydler u. a. durch genaue vergleichend morphologische Be- trachtung dargelegt hatten, dass der Blütenstand der Borragineen, die Wickel, zu den sympodial aufgebauten Blütenständen gehört, hielten sich Kaufjmann, Kraus, War- ming, Goebel u. a. berechtigt, auf Grund rein äusserlicher Be- trachtung der Entwicklungsge- schichte zu behaupten, dass die Wickel ein Monopodium ist, dass sie eine continuirliche einheitliche Axe besitze, deren Zweige die Blü- ten sind. Dieser Ansicht trat Vortragender schon früh entgegen (vgl. namentlich dessen „Zur Mor- phologie der Sphacelarieen nebst Bemerkungen über die Ablenkung des Vegetationspunktes der Haupt- axen durch den nahe am Scheitel angelegten Tochterspross, Berlin 1873“, S. 151 und 152), indem er darauf hinwies, dass auch die entwicklungsgeschichtlichen For- men mit vergleichendem Geiste betrachtet werden müssen, und relative Schnelligkeit oder Kräf- tigkeit des Wachstums der jungen Organe in der Scheitelregion, eingeschlossen den Scheitel selbst, be- rücksichtigen muss, sowie auch die. daraus resultirende Ablenkung, die der schwach wachsende Scheitel vom kräftig auswachsenden seit- lichen Organe (gleichgiltig ob/Blatt oder Seitenspross) erfährt. Später war der Streit besonders lebhaft zwischen Celakovsky, der die sympodiale Natur der Wickel verteidigte, und Goebel, und fasste letzterer vielleicht zuletzt seine Anschauung in der Flora 1830, No. 27, in den Worten zusammen: „Die Borragineen-Inflorescenz ist also nichts anderes, als ein zweizeilig beblätterter Spross, bei dessen Blät- tern aber, wenn es erlaubt ist, die bildliche Ausdrucksweise mancher „vergleichender Morphologen“ anzuwenden,: die Achselsprosse, d. h. die dass man namentlich auch die - IX Blüten, nicht vor der Mediane ihrer Deckblätter stehen, sondern auf die vückenseite der Inflorescenzaxe „verschoben“ sind.“ Die vorliegende Fasciation ist nun in dieser Beziehung lehrreich. Wäre wirklich die Axe der Wickel, also die der endständigen Wickel von Myosotis ein Monopodium, so müsste bei der Fasciation der Haupt- axe, wie sie hier vorliegt, die Axe dieser terminalen Inflorescenz ver- breitert sein, und müssten an ihr die einzelnen Blüten seitlich sitzen, wie es Vortragender häufig z. B. an Beta, Veronica, Lobularia maritima und vielen anderen Cruciferen, an Zilium u. Ss. w. beobachtet hat. Ist aber die erste Blüte der endständigen Wickel eine terminale Blüte, unter der sich der Aufbau der Wiekel sympodial fortsetzt, so musste, wie geschehen, die fasciirende Hauptaxe in Blütenbildung enden und in den Achseln ihrer Blätter seitlich wieder sympodial aufgebaute Wickel stehen. Diese Missbildung zeigt recht deutlich, wie durch die monströse Ausbildang eines Organs, hier z. B. des Scheitels, die Stellung des- selben weit deutlicher als im normalen Falle hervortreten kann. Es liegt dem Vortragenden trotzdem selbstverständlich fern, wie das alle seine teratologischen Arbeiten beweisen, aus einer Monstrosität die morphologische Deutung des normalen Baues ohne weiteres herleiten zu wollen, wie das viele naiver Weise thun. Vortragender glaubt im Gegenteile bei allen teratologischen Fällen, die er beschreibender Be- trachtung unterzogen hat, bemüht gewesen zu sein, die Momente zu sondern, welche an dem Zustandekommen der definitiven Ausbildung der Missbildung mitwirkten. So glaubt er z. B. bei der Betrachtung der monströsen Orchideenblüten sich bemüht zu haben, zu erkennen, was auf Rechnung der Metaschematismus (d. h. der veränderten Glieder- zahl der Blütenkreise), was auf Rechnung der Lage zum Horizont und der dadurch beeinflussten Ausbildung der Organe (Symmetriever- hältnisse), was auf Rechnung der Verwachsung der Organe und des durch die Verwachsung ausgeübten Druckes, was auf Rechnung der veränderten Lage der Organe zu einander und der dadurch vermittelst der Erblichkeit bedingten Ausbildung derselben zu setzen sei und durch welche aetiologischen Momente z. B. die Verwachsung bedingt sei. Weit mehr war Vortragender stets bemüht die teratologische Bildung aus dem normalen Bau, als umgekehrt letzteren aus der teıatologischen Bildung zu erklären. Und ebenso glaubt er auch hier das Verständnis der vorliegenden Fasciation aus dem richtigen Verständnisse des nor- malen Baues ableiten zu müssen. Die beigegebene Zeichnung hat Herr Dr. Udo Dammer mit gewohnter Freundlichkeit beim Vortragenden nach der Natur gezeichnet. Herr ©. Schumann berichtete über die Arbeit von Aladar Scherfel: Die Drüsen in den Höhlen der Rhizomschuppen von Za- x thraea squamaria |,. (Mitt. aus dem Botan. Institute zu Graz, herausg. vonH. Leitgeb, S. 185), welcher die von A. Kerner von Marilaun und R. Wettstein von Westersheim (Die rhizopodoiden Verdauungs- organe tierfangender Pflanzen, Sitzber. Kaiserl. Akad. Wien — Wien XCIIl Bd. I. Abth. Jän. Heft 1836) in den Höhlungen der unterirdischen Blätter von Lathraea Squamaria L. beobachteten „rhizopodoiden Protoplasma- fäden“ für. Bakterien erklärt. Vortragender bestätigt die Angaben Scherfels nach an Z. Olandestina L. von ihm angestellten Beobachtungen. Hierauf wurden die Verhandlungen geschlossen, und man ver- einigte sich zu einem mit heiteren und ernsten Trinksprüchen gewürz- ten Mittagsmahle, nach dessen Schluss der jüngere und rüstigere Teil der Versammelten noch unter Führung des Herrn C. Trebs einen raschen Gang durch den Stadtpark unternahm, bei welcher Gelegenheit ihnen Asplenum Ruta muraria L. am Fusse der Kirchhofsmauer gezeigt wurde. Sie mussten sich beeilen, um den 2 Uhr 55 Minuten nach Frankfurt ahgehenden Eisenbahnzug zu erreichen, welcher alle Ver- sammlungsgenossen nach der nächsten Station Berkenbrück beförderte, von wo wir uns durch den „Busch“ nach Fürstenwalde „zurückbotani- siren“ wollten. Hier übernahm Herr Oberförster Faller die Führung, während Herr C. Trebs auf die botanischen Seltenheiten aufmerksam machte. In dem trockenen Gebüsch bei der Haltestelle fanden sich Galium boreale L.!) und Trifolium alpestre L. Auf Sandboden bis zum Dorfe Teesdalea nudicaulis (L.) R.Br. und Veronica verna L. zahl- reich. Wir verfolgten von dort aus die Strasse nach Fürstenwalde eine kurze Strecke innerhalb des Laubwaldes und wandten uns dann rechts längs eines Fliesses durch anfangs sumpfigen, später trockenen und mit Kiefern durchsetzten Laubwald bis zur Eisenbahn. An den feuch- ten Orten fanden sich Chrysosplenium alternifolium L., Impatiens Noli tangere L., an den trockenen Veronica spicata L., Oxalis Acetosella L., Potentilla alba L. (sparsam), Zathgrus montanus Bernh., Genista pilosa L. und germanica L., Ramischia secunda Grecke., Equisetum hiemale L., an den trockenen Wegrändern Ajuga genevensis L. und Buxbaumia aphylla L. Am Waldrande jenseits der Eisenbahn fanden sich vielfach Poten- tilla alba L., grosse Mengen von Melica nutans L. und hie und da ver- einzelte Exemplarefivon Scorzonera humihs L. Das sich nördlich an diesen Wald schliessende Gebüsch und Wiesenmoor bot Evonymus europaeus L., Ajuga genevensis L. mit roten und weissen Blüten, Zistera ovata (L.) R.Br., Platanthera bifolia (L.) Rehb., Paris quadrifolia L., Carex pallescens L., flacca Schreb., gracilis Curt. (acuta auct.), acuti- ‚formis Ehrh. An einer Stelle fand sich am Wege längs eines Grabens im sumpfigen Gebüsch eine Gruppe von Lamium album L. mit rosa !) Die auf der Exceursion gesammelten Pflanzen wurden von Herrn P. Taubert aufgezeichnet. xl Oberlippe der Corolle (ohne dass Z. maculatum in der Nähe vorkäme).') Die an einer beschränkten Stelle des Wiesenmoores in Menge vor- kommende Iris sibirica L. hatte leider noch keine Blüte entfaltet. Die Gesellschaft war von dem rastlosen Umhersuchen auf zum Teil unweg- samem Terrain etwas müde und vor allem bei der schwülen Temperatur sehr durstig geworden. Es war daher also willkommen, dass die Nähe der Gestrich’schen Waldschenke verkündet wurde, wo eine vorläufige Erfrischung eingenommen werden konnte. In gemässigter Eile kehrte man sodann zu der noch etwa °/, Stunden entfernten Stadt zurück und verbrachte die Zeit bis zum Abgang der die Versammelten heimwärts entführenden Züge in lebhaftem Gespräch. P. Ascherson. M. Gürke. Verzeichnis der am 27. Mai bei Fürstenwalde a. Spr. gesammelten Pilze. Von P. Magnus. Peronospora Arenariae (Berk.) Schroet. auf Moehringia trinervia im Stadtpark und Busch viel. Aecidium Euphorbiae Pers. zu Uromyces Pisi Pers. auf Euphorbia Cy- parissias im Stadtparke und im Busch viel; auf #. Esula im Busch. A. Geranii DC. zu Uromyces Geranii Kunze auf Geranium palustre im Stadtparke. A. Urticae Schum. zu Puceinia Caricis (Schum.) auf Urtica dioeca im Busch. A. crassum Pers. zu Puccinia coronata Cda. auf Rhamnus cathartica und R. Frangula häufig im Busch. A. Berberidis Gmel. zu Puccinia graminis Pers. auf Berberis vulgaris im Busch. Aecidium zu Puccinia Pimpinellae (Strauss) auf Pimpinella saxifraga im Busch. Puccinta Arenariae (Schum.) auf Moehringia trinervia im Stadtparke viel. Corticium quercinum (Pers.) Fr. auf toten Aesten von Quercus im Busch. CO. comedens (Nees) Fr. auf toten Aesten von Quercus im Busch. Polyporus brumalis (Pers.) Fr., eine kleinporige Form im Busch. Panus stypticus Fr. im Busch. Bolbitius vitellinus Pers. im Busch (Jacobasch). Telamonia triformis Fr. im Busch (Jacobasch). Diatrype Stigma (Hoffm.) Fr. auf totem Aste von Quercus im Busch. 1) So auch in den Rüdersdorfer Kalkbergen beobachtet (Taubert). X Cucurbitaria elongata (Fr.) Grev. Pykniden auf Robinia Pseudacacia L. im Busch. Pseudovalsa profusa (Fr.) Wint. (Aglaospora profusa (Pr.) de Not.) auf Robinia Pseudacacia im Busch. Nachtrag. Bei Buckow wurde 1887 noch Amaurochaete atra (Alb. Schw.) Rostaf. auf einem Stubben von Pinus silvestris L. am Tornow gesammelt. Wir schliessen hieran folgende, grossenteils auf Pilze desselben Gebiets bezügliche Mitteilung: Ueber einige Pilze aus den Braunkohlenberg- werken bei Fürstenwalde a.Spr. und Frankfurt a.0. Von P. Magnus. (Vorgetragen in der Sitzung am 8. März 1889.) Durch die grosse Freundlichkeit des Herrn Bergrat v. Gellhorn erhielt ich eine Anzahl unterirdisch in den Braunkohlenbergwerken bei Frankfurt a. O. und Fürstenwalde a. Spree gewachsener Pilze. Wenn auch die typischen Formen derselben mit den von Scopoli, Al. v. Humboldt, G. F. Hoffmann u. a. aus den Bergwerken be- schriebenen Pilzformen übereinstimmen, so möchte doch ihr Auftreten in unseren märkischen Braunkohlenbergwerken noch einiges Interesse beanspruchen, um so mehr, wenn man die Jahreszeit, Anfang und Mitte December 1888 und 1. März 1889 (also mitten im Winter), berück- sichtigt, zu der die Pilze gesammelt wurden. Ich berücksichtige hier nicht die unvollkommenen Formen, die ich nicht bestimmen konnte, wie z. B. die herabhängenden, weichen, langen, nach unten keulen- förmig angeschwollenen weissen Pilzquasten, die in den Rauen’schen Gruben am Gebälke von Pinus silvestris am 1. März gesammelt wurden. Es waren folgende 5 Arten: 1. Lentinus lepideus Fr. wurde an dem Kieferngebälk in der Braun- kohlengrube „Vaterland“ bei Frankfurt a. ©. Anfang December 1888 und in der Grube „Gnadenreich“ bei Fürstenwalde a Spree im Brahl- stollen 30 Meter unter Tage (ein Paar 1000 Meter vom Eingange) bei der Temperatur von 10—12° Reaum. am 1. März 1889 angetroffen. Er wuchs dort in der sterilen Form schöner weisser, hier und da xl korallenförmig oder geweihartig verzweigter, spitz endigender Stiele, die als Olavaria cornuta Retz. oder Jtamaria ceratoides Holmsk. (Flora Danica tab. 405) und mit anderen Benennungen mannichfach in der Litteratur abgebildet und beschrieben worden sind (vgl. Al. Braun in den Sitzungsberichten der Gesellschaft Naturforschender Freunde 1872 S. 125—127). Diese spitz endigenden Stiele und Zacken sind nichts anderes, als die Anlagen von Fruchtkörpern dieser Agaricinee, die wegen Mangels an Licht nicht zur Anlage des Hutes gelangen (wie es nach Brefeld Coprinus stercocarius, O, plicatilis und ©. ephemerus thun, wo aber bei fehlendem Lichte die Hutanlagen verkümmern, s. dessen Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der Mykologie VII. Heft S. 275—290), hingegen ein mächtiges Längenwachstum zeigen und sich verzweigen, wie das auch ebenso für die im Dunkeln ent- standenen Fruchtanlagen der eitirten Coprinus-Arten gilt, deren Stiele unter der verkümmerten Anlage des Hutes mächtig in die Länge wachsen und sich verzweigen. (Zum Unterschiede von Coprinus aber schreiten diese selben im Dunkeln hornartig ausgewachsenen Frucht- trägeranlagen von Zentinus, sobald Licht zu ihnen gelangt, an der Spitze zur Anlage der Hüte, wie das schon das von Al. Braun a. a. O. besprochene Exemplar lehrt, und ich das wiederholt beobachtet habe.) Aus denselben Bergwerken erhielt ich 1883 durch den verstorbenen Apotheker Reichert 50 Meter tief an einem Stempel einer Braun- kohlengrube bei Müncheberg gesammelte braune, stielförmige, zierlich verzweigte Pilzkörper, deren Enden stumpflich abgerundet sind. Auch sie stellen wahrscheinlich die unter dem Einflusse des fehlenden Lichtes monströs ausgewachsenen und verzweigten Anlagen der Fruchtkörper einer Agaricinee dar, deren Hüte sich bei zutretendem Lichte ausbilden würden. Es wäre daher sehr erwünscht an den Orten, wo solche An- lagen auftreten, es zu versuchen sie zu verfolgen bis zu den Formen. die sie an den dem Lichte zugänglichen Stellen des Stollens (nahe dem Eingange oder einer Schachtöffnung) annehmen. 2. Pasxillus acheruntius (Alex. v.Humb.) Schroet. Dieser Pilz dürfte bekannter sein unter dem Namen P. panoides Fr. Aber Schroeter hat mit Recht darauf hingewiesen, dass er der alte von Alex. v. Hum- boldt in seinem Florae Friburgensis specimen 1793 beschriebene Aga- ricus acheruntius ist und hat ihn daher mit Recht in der Kryptogamen- Flora von Schlesien Bd. II S. 515 mit obigem Namen bezeichnet. Er wurde in der Braunkohlengrube Preussen bei Müncheberg am 14 De- cember 1888 und in der Grube Gnadenreich bei Fürstenwalde am 1. März 1889 gesammelt. Er war dort nach Herrn Bergrat v. Gellhorn der häufigste, und meint Schroeter mit Recht im Berichte über die Thätig- keit der Botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft im Jahre 1884 S. 300—302, dass er in den Grubenbauten mit ihrer gleichmässigen Wärme und Feuchtigkeit ausgezeichnete Bedingungen für sein Gedeihen XIV findet. Er trat meist als einzelner umgewendeter, im Mittelpunkte an- geheftet sitzender Hut (b. Acheruntius Schroet. Krypt.-Fl. v. Schlesien Bd. III S. 515) auf, seltener in Gruppen seitlich ansitzender, überein- andergreifender Hüte, die meist ungestielt, selten nur mit einem kurzen breiten Stiele versehen waren. 3. Merulius lacrimans (Wulf. sub Boletus) Fr. überzog mit schön ausgebildetem Hymenium auf weite Flächen das aus Pinus silvestris bestehende Holzwerk der Braunkohlengrube Preussen bei Müncheberg und wurde daselbst am 14. December 1888 gesammelt. 4. Polyporus annosus Fr. wurde in schönen, mannichfach gestalteten Fruchtträgern "im Brahlstollen der Grube „Gnadenreich“ bei Fürsten- walde 30 Meter unter Tage gesammelt. Die häufigste Form war die von flachen, an der Mitte der Rückseite angehefteten Fruchtträgern, die, wenn sie noch klein sind, häufig einen gleichmässig kreisförmigen Umfang haben und dann knopfförmig sind, sodass sie recht gut als Knöpfe für Kleidungsstücke verwendet werden können, wie das Harz im Botan. Centralblatte Bd. XXXVI (1888) S. 373 aus dem Haushamer Bergwerke in Baiern berichtet. Ferner treten sie als seitlich ansitzende, knollenförmige bis halbkreisförmig abstehende Hüte auf. Die Ober- fläche ist stets von zahlreichen, ziemlich schmalen, concentrischen Zonen runzelig höckerig. Dies verdient hervorgehoben zu werden im Gegensatze zu den an Wurzeln im Freien wachsenden kleineren Exem- plaren, deren sich frei vom Substrate abhebender Teil auf der Rücken- fläche meistens eine radial runzelige Beschaffenheit zeigt. Seine Ober- fläche ist stets kahl. Ich hebe diese Beschaffenheit der Oberseite hier noch besonders hervor, weil Harz a. a. O. zu ihm (unter dem Namen Trametes (Poria Hofim.) scutata Harz) ausser viel anderen Synonymen auch Polyporus eryptarum Fr. zieht, von dem aber Fries in seinen Hymenomycetes europaei p. 566 ausdrücklich sagt „azonus adpresse seri- ceus“ und ihn unter den Arten „contextu colorato“ aufzählt, während das Pilzgewebe bei meinen Exemplaren, wie für annosus charakteris- tisch, rein weiss ist. Der von Fries 1. ce. als Polyporus cryptarum beschriebene®Pilz kann daher zu meinem, dem echten P. annosus Fr. (pileo ... . rugoso-tuberculato .... . hornotino annosoque ... ) ent- sprechenden Pilze nicht gehören. Brefeld hat neuerdings diesen Pilz als neue Gattung Heterosporium auf die von ihm entdeckten dazu gehörigen Conidienträger aufgestellt. Ich kann mich aber nicht damit befreunden, auf das Auftreten einer Conidien-Fructification die durch (len Bau des ausgebildeten Fruchtkörpers wenigstens bisher nicht von Polyporus zu unterscheidende Art von dieser Gattung abzutrennen, ebensowenig wie wir bisher die Gattungen Puccinia, Uromyces, Ohryso- mysa, Melampsora u. s. w. nach dem Auftreten oder Fehlen einer Fruchtform getrennt haben, obgleich hier das Auftreten der verschie- denen Fruchtformen mit Ausnahme der Uredo- oder Stylosporen als XV an verschiedene Generationen gebunden, noch eine ganz andere Be- deutung beansprucht. Und ebensowenig wird Zntyloma serotinum Schroet. mit Conidienbildung von anderen ZEntyloma-Arten, die derselben entbehren, generisch abgetrennt. 5. Boletus variegatus Sow. wurde in einer Gruppe wohl ausgebil- deter Hüte am 1. März 1889 in der Grube Gnadenreich bei Fürsten- walde auf der Sohle im Sande wachsend gesammelt. Namentlich zwei Hüte waren mächtig ausgebildet und mit einander verwachsen. Die Bestimmung derselben machte Schwierigkeiten,‘ da die Oberfläche nieht schuppig war, doch sagt Fries 1. c. p. 501 ausdrücklich „sqamae pilei secedentes.“ Sehr schön stimmt die „caro lutea passim caerulescens“, da das auf dem Bruche gelbe Fleisch nur an solehen Stellen sich bläut, wo man mit Eisen oder Stahl an dasselbe herankommt. Die Sporen waren reichlich von den Basidien gebildet. Aber sie fielen, wahrscheinlich wohl wegen der Feuchtigkeit, nicht aus den Poren heraus, sodass diese von ihnen vollgestopft blieben. Dieses Auftreten der grossen Hüte von Doletus am 1. März beweist, wie in der gleich- mässigen Temperatur und Feuchtigkeit der Gruben der Unterschied der Jahreszeiten für die Entwicklung der Pilze völlig geschwunden ist. Erinnerungsfeier am 100jährioen Crebnrtstaue von Karl Sinismund Kuntı 18. Juni 1888. In der weihevollen Stunde, in der das Geläut der Kirchenglocken dem Deutschen Reiche verkündete, dass die irdische Hülle seines zwei- ten Kaisers, des Königlichen Dulders, Friedrichs IH,, zur Ruhe bestattet werde, versammelte sich eine kleine Anzahl von Mitgliedern unseres Vereins am Grabe von Karl Sigismund Kunth, um die Er- innerung zu begehen, dass dieser hervorragende Botaniker vor 100 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. Seine nahen Verwandten, die Nachkommen seines, um den preussischen Staat so hoch verdienten Oheims, des Staatsrats Kunth, die Herren Director F. Goldschmidt und Professor Dr. P. Goldschmidt nebst ihren Damen, hatten das Grab mit prachtvollen Kränzen geschmückt, denen sich der Verein mit ähnlicher Spende anschliessen durfte. Der Vorsitzende, Herr P. Mapnus hielt darauf folgende Ansprache: Hochverehrte Anwesende! Heute vor 100 Jahren wurde Karl Sigismund Kunth zu Leipzig geboren. Er besuchte daselbst zuerst die Ratsfreischule, später die Thomasschule. Schon frühzeitig trat dort seine Neigung zu den Natur- wissenschaften hervor und wandte er sich damals besonders der Ana- tomie zu, in der er durch den damaligen dortigen Anatomen, Professor Rosenmüller, sehr gefördert wurde und sich im Zeichnen natur- wissenschaftlicher, namentlich anatomischer Objecte, besonders aus- bildete. Durch den 1805 erfolgten Tod seines Vaters sah er sich ge- nötigt, die Thomasschule zu verlassen und die Stelle eines Registratur- assistenten bei der Seehandlung in Berlin anzunehmen. Lange konnte ihn solche Beschäftigung nicht befriedigen. In dem Hause’ seines Onkels, des Staatsrats Kunth in Berlin, der ihn väterlich bei sich aufge- nommen hatte und der der Erzieher der Gebürder von Humboldt gewesen war, hatte er Gelegenheit gehabt, Alexander von Humboldt kennen zu lernen. Er wandte sich mit Erfolg an diesen, und gewährte ihm derselbe die Mittel an der Universität von Berlin Naturwissenschaften studiren zu können. 1813 gab er bereits in seinem 25. Lebensjahre sein erstes Werk die „Flora Berolinensis“ heraus. In demselben Jahre trat eine wichtige Wendung für sein Leben ein. Nachdem Willdenow XV 1812 gestorben war, übertrug ihm Alexander von Humboldt in richtiger Wertschätzung seiner wissenschaftlichen Bedeutung die Bearbeitung der von ihm und Bonpland auf ihren so berühmten und wichtigen Reisen im tropischen Amerika gesammelten Pflanzen. Und wahrlich eine bessere Wahl als unseren Kunth konnte Humboldt nicht treffen. Mit bewundernswerter Umsicht und ausdauerndstem, angestrengtestem Fleisse vertiefte sich Kunth in die so äusserst mannichfaltige Pflanzen- welt des tropischen Amerika und bearbeitete einen grossen Teil der reichen Sammlungen, von denen der grössere Teil der Arten neu für die Wissenschaft war. Er verweilte 17 Jahre, 1813—1829, in Paris. Als Ergebnisse seiner Studien erschienen die für die systematische Kenntnis der Pflanzenformen so äusserst wichtigen Werke: Nova genera et species plantarum, quas in peregrinatione ad plagam aequinoctialem orbis novi collegerunt, deseripserunt et adumbraverunt A. Bonpland et Alex. de Humboldt. Ex schedis autographis Amati Bonpland in ordinem digessit ©. S. Kunth (7 Bde. Paris 1815—1825 mit 700 Tafeln). In diesem Werke sind 4500 von Humboldt und Bonpland gesammelte Arten, von denen 3600 neu sind, beschrieben; zu den 700 Tafeln hat er selbst alle Analysen der Blütenteile gezeichnet. Ferner erschienen: Mimoses et autres plantes Legumineuses du Nouveau Continent, re- cueillies par MM. de Humboldt et Bonpland, decrites et publi6es par C. 3. Kunth (Paris 1819 mit 60 Tafeln); sowie Revision (Distribution methodique) de la famille des Gramindes, decrites dans les Nova genera et species de Humboldt, Bonpland, Kunth, precedee d’un travail sur cette famille (Paris 1829—1835 mit 220 Tafeln). In diesem Werke gab er auch die genauen Analysen von 215 Grasarten an und hat die allgemeine Kenntnis und systematische Einteilung der schwierigen Familie dadurch aufs wesentlichste gefördert. Die für die botanische Wissenschaft durch Humboldts und Bonplands Reisen gewonnenen Re- sultate fasste Kunth schliesslich zusammen in der Synopsis plantarum quas in itinere ad plagam aequinoctialem orbis novi collegerunt Alexander de Humboldt et Amatus Bonpland (Paris 1822—1825). Neben dieser umfassenden Arbeit veröffentlichte er noch während seines Aufenthaltes in Paris eingehende Untersuchungen über kleinere Pflan- zengruppen, meist in den Annales des sciences naturelles, so über die Valerianeen (1814 und 1817), über die Gramineen (1815 und 1817), über die Cyperaceen (1815), über die Bignoniaceen (1818), über einige Gattungen der Aroideen (1818), über Piper (1818), über Malvaceen, Büttneriaceen, Tiliaceen und Bixaceen (1822), über Bamdusa (1822), über Myrtus und Zugenia (1823), über Bauhrinia (1824), über eine neue Oupania (1824), über Saccellium (1824), über Terebinthaceen (1824), über /mpatiens Balsamina (1827), über Anthowanthum odoratum (1828). Besonders verdienen Erwähnung seine Untersuchungen über die von Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXX, B XVII Passalacqua in den aegyptischen Gräbern gefundenen Pflanzen, die von grossem eulturhistorischen Interesse sind (Paris, Ann. d. sc. nat. 1826). 1829 kehrte er nach Berlin zurück, wo er neben Link zum Pro- fessor der Botanik und Vice-Director des Botanischen Gartens ernannt worden war und zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften er- wählt wurde. Er übte hier eine seinem Amte entsprechende umfassende und erfolgreiche Lehrthätigkeit aus, welche ihn zur Herausgabe sehr beliebter Hand- und Lehrbücher veranlasste und ihn trotzdem nicht hinderte, seine systematisch-morphologischen Studien in eingehendster Weise fortzusetzen und zu erweitern. Seit dieser Zeit erschienen auch fast alle seine Abhandlungen in deutschen Zeitschriften, namentlieli in den Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften, doch auch in der Linnaea und in Wiegmanns Archiv. Fast jedes Jahr ver- öffentlichte er mehr oder minder ausgedehnte Studien zur Morphologie und Systematik einzelner Familien oder Gattungen. Aus diesen Arbeiten sind besonders hervorzuheben die über die Blüten- und Fruchtbildung und den Embryo der Cruciferen, die Untersuchung über die Natur des schlauchartigen Organs (utriculus) bei Carex, in der er als der Erste _ die richtige Erklärung des Utrieulus als Tragblatt der weiblichen Blüte gab. Es schlossen sich an viele Arbeiten über Cyperaceen, Gramineen, Aroideen, Eriocauleen, Dioscorineen, Liliaceen, Smilaceen, Piperaceen, Mayaceen, Buddleyeen, Commelinaceen, Pontederiaceen und viele andere. Ferner beschrieb er fast jährlich neue Arten und Formen aus dem Ber- liner Botanischen Garten. Ausser diesen Studien gab er noch mehrere grössere Werke heraus. Wie schon vorhin angedeutet, schrieb er im engen Anschlusse an seine Lehrthätigkeit 1831 das Handbuch der Botanik und 1334 die Anleitung zur Kenntnis der in die Pharmacopoea Borussica aufgenommenen Gewächse Auch unserer einheimischen Pflanzenwelt wandte er wieder sein eingehendes Interesse zu. Von seiner ersten Arbeit, der bereits 1813 erschienenen Flora Berolinensis, gab er 1838 eine ganz neue Bearbeitung in 2 Bänden heraus, in der er mit grosser Genauigkeit alle in der Umgegend von Berlin be- obachteten Arten scharf beschreibt und unterscheidet, die Natur ihres Standorts schildert und bei allen nicht ganz häufigen Arten die im Gebiete beobachtete Verbreitung angiebt. 1847 veröffentlichte er noch den ersten Band eines Lehrbuches der Botanik (Organographie, Phy- siologie, Systemkunde, Pflanzengeographie), das er leider nicht mehr vollenden sollte. Aber vor allen Dingen beschäftigte ihn seit 1833 bis an sein Lebensende ein grossartig angelestes Werk, die: Enu- meratio plantarum omnium huiusque cognitarum secundum familias naturales disposita adjectis characteribus differentiis et synonymis, in dem er, wie der Titel anzeigt, alle zu seiner Zeit veröffentlichten Pflanzenarten genau prüfen und beschreiben wollte. Während der den- selben Zweck verfolgende von De Candolle herausgegebene Prodromus XIX systematis naturalis regni vegetabilis mit den Dikotyledonen begann und dieselben weiter führte, fing Kunth mit den Monokotylen an. Er gelangte nur dazu fünf Bände dies Werkes herauszugeben, von denen der fünfte 1850 in seinem Todesjahre erschien. Diese fünf Bände ent- halten den grössten Teil der Monokotyledonen; es fehlen die lridaceen, Hydrocharitaceen, Bromeliaceen, Scitamineen und Orchideen So bildete dieses Werk die notwendige Ergänzung des De Candolle’schen Prodro- mus und ist noch heute jedem botanischen Systematiker unentbehrlich. In seinen letzten Lebensjahren war Kunth von einer schweren, schmerzlichen, unheilbaren Krankheit betroffen, deren Angriff er nicht zu widerstehen vermochte und am 22. März 1850 erlag. Ein ernstes, strenges, zielbewusstes, ausdauerndes Streben, weit umfassende Kenntnis, genaue und gewissenhafte Untersuchung zeich- neten Kunth aus. Seine weit ausgedehnten und inhaltsreichen Arbeiten sind mustergiltig für eingehende Beschreibung, scharfe Unterscheidung und natürliche Auffassung der systematischen Stellung der Gattungen und Arten. Unvergänglich bleibt sein Name in der Erforschung der tropisch-amerikanischen Pflanzenwelt, unvergesslich sein Andenken in der Geschichte der botanischen Systematik; unsterblich sind seine Leistungen in der Morphologie der Blüten und der Anordnung derselben. Im Namen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg habe ich die Ehre an seinem heutigen 100 jährigen Geburtstage diesen Lorbeerkranz auf seinem Grabe niederzulegen als geringes Zeichen anerkennungsvoller inniger Verehrung. Die Anwesenden machten hierauf noch einen Rundgang durch den an Gräbern hervorragender Gelehrten und Künstler reichen Kirch- hof, unter welchen sich auch die Ruhestätten zweier hervorragender Botaniker und wissenschaftlichen Reisenden befinden, Peter Simon Pallas (vgl. Abhandl. 1887, S. 170 £.) und Adelbert von Chamisso, dessen hundertjährigen Geburtstag wir im Jahre 1881 gefeiert haben. Bericht über die nennundvierzioste (mennzehnte Herbst-) Hanpt- Versammlung des Botanischen Vereins übt Provinz Brandenburg zu Berlin am 13. October 1888. Vorsitzender: Herr P. Magnus. Die diesjährige Herbst-Versammlung fand im Hörsaale des Bo- tanischen Instituts der Universität statt und war von einer beträcht- lichen Anzahl von Teilnehmern (23 Mitgiiedern und 1 Gast) besucht, unter welchen wir von Auswärtigen Herrn A. Schulz aus Halle be- grüssten. Um 5 Uhr eröffnete der Vorsitzende die Versammlung, in- dem er dem ersten Schriftführer, Herrn P. Ascherson das Wort zur Abstattung des nachfolgenden Jahresberichtes erteilte: Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am 29. October 1837, dem Tage der vorjährigen Herbst-Versammlung 229; seitdem sind neu hinzugetreten 7, ausgeschieden 6, so dass die Zahl am heutigen Tage 230 beträgt. Durch den Tod verloren wir von unseren ordentlichen Mitgliedern den Senior des Vereins, Herrn Chemiker Bauer, der am 24. April d. J. im 94 Jahre starb. Viele Vereinsgenossen werden sich des ebenso kenntnisreichen als liebenswürdigen Greises, der sich seine Geistesfrische bis in sein spätestes Alter bewahrt hatte, freund- lich erinnern. Aus der Zahl der Ehren- und ceorrespondirenden Mit- glieder verloren wir den hervorragenden Gelehrten Prof. Asa Gray in Cambridge und den hochverdienten Erforscher der Naturgeschichte der Balkanländer, Prof. Panti@ Belgrad. Von frühern Mitgliedern, die seit dem vorigen Herbste aus dem Leben schieden, nennen wir vor allen Prof. de Bary-Strassburg, einen der bedeutendsten Botaniker der Gegenwart. Der schon vor längerer Zeit erfolgte Tod des verdienst- vollen früheren Mitgliedes, Gymnasiallehrer Banse- Magdeburg kam erst kürzlich zu unserer Kenntnis. Ueber die Vermögenslage des Vereins wird Ihnen der Herr Kassen- XXI führer, sowie die zur Prüfung der Rechnung erwählte Commission be- richten. Auch in diesem Jahre hatten wir dem Provinzial-Ausschusse der Provinz Brandenburg eine finanzielle Beihilfe zu verdanken. Aus dem Inhalte der Verhandlungen für 1887 und 1888 (von letz- terem Jahrgang konnten bei der reichen Fülle uns zufliessender Beiträge bereits drei Hefte ausgegeben werden) heben wir namentlich die wert- vollen Beiträge des Dr. H. Schinz zur Flora unseres ersten in botanischer Hinsicht bisher ergiebigsten deutschen Colonialgebietes, Südwest-Afrika, hervor. Neue Tauschverbindungen wurden angeknüpft mit der Koninklijke Maatschappie van Wetenschapen zu Amsterdam und dem Museo Na- eional von S. Jose (Costa Rica). Die im Vorjahre durch den Ausfall floristischer Bereisungen ersparten Mittel setzten uns diesmal in den Stand, diesen Zweig unserer Thätigkeit mit verstärkter Kraft aufzu- nehmen. Es konnten nicht weniger als vier Bereisungen ausgeführt werden. Herr GC. Warnstorf erforschte zu Pfingsten den zwischen Lychen und Boitzenburg belegenen Strich der Uckermark besonders in bryologischer Hinsicht; Herr P. Siepert botanisirte in der zweiten Hälfte des Juli in der nördlichen West-Priegnitz; Herr P. Taubert untersuchte im August die nördliche Neumark längs der pommer- schen Grenze, und Herr P. Hennings machte in der ersten Hälfte des October mehrere Excursionen zur Erforschung der Pilzflora in der weiteren Umgebung Berlins. Die Berichte über diese Bereisungen werden hoffentlich noch in diesem Jahrgang der Verhandlungen er- scheinen. Ungeachtet der besonders ungünstigen Witterung dieses Sommers sind von diesen Forschungen schöne Eriolge zu verzeichnen. Immerhin sind auch im verflossenen Jahre durch Forschungen und Veröftentlichungen die Aufgaben des Vereins nicht unerheblich gefördert worden. Hierauf berichtete der Kassenführer Herr A. Winkler über die Vermögenslage des Vereins. Die Revision der Rechnungen und der Kasse fand am 11. October 1888 durch die Herren €. Schumann und I. Urban statt. Die Bücher wurden als ordnungsmässig geführt und sowohl mit den Belägen als mit dem im vorgelegten Abschluss nachgewiesenen, baar vorgelegten Soll-Bestande übereinstimmend ge- funden. Die Jahresrechnung für 1887 enthält folgende Positionen: A. Reservefonds. . Einnahme. a. Bestand von 1886 (Ss. Verhandlungen 1837, S. XXI) 1807 M. 58 Pf. b. Zinsen von 1800 M. a 4%, - - » ES NEO er c. Einmaliger Beitrag eines Ibenelengeihien Mit- ShedessH ze TI N ALOOK ey Summa 1979 M. 58 Pf. XXI 2. Ausgabe. a. Zuschuss zum Ankauf einer cons. 4°, Anleihe Zuxs00.Mr! „na ala BE Re Verbleibt!! '7, 1? Jean 0b Es B. Laufende Verwaltung. l. Einnahme. a. Bestand von 1386 (s. Verhandlungen 1887 S. XXI) 1158 b. Laufende Beiträge der Mitglieder. . . . . .. 83 c. Rückständig gewesene. . . BUNT d. Erlös für verkaufte len RIECHT SI e. Erlös aus dem Verkauf von Bibliotheks-Doubletten 30 f. Beihilfe vom Provinzial-Ausschuss der Provinz Brandenburg . . NAHE BEER NIT g. Verschiedene kleinere Kinnaltmen‘ re MEIUBOAT Summa 2669 2. Ausgabe. 3:2Druckkosten or 1.0 0 LOHN D-Artastische Beilagen... ... as we 2a 2er esBuchbinder-Arbeiten. - , .. . N er d. Porto und Verwaltungskosten ... .._ . . . . 156 e. Verschiedene Ausgaben . . . .-. . EI TN) und die Eingänge stets aufs sorgfältigste gebucht. Summa 1643 Einnahme 2669 M. . 98 Pf. M. » 65 Pf. Verbleibt Bestand 1025 M. Der Vorsitzende teilte mit, dass Herr Custos Dietrich es ab- gelehnt hat. eine Wiederwahl zum Bibliothekar anzunehmen. Derselbe hat sieben Jahre mit Aufopferung und Gewissenhaftigkeit dies Amt verwaltet und hat unsere Bibliothek in musterhafte Ordnung gebracht Der Vorsitzende hat die Ehre, ihm im Namen des Vereins den herzlichsten Dank aus- zusprechen. Die Vorstandswahlen ergaben folgendes Resultat: Prof. Dr. P. Magnus, Vorsitzender. Prof. Dr. L. Wittmack, erster Stellvertreter. Prof. Dr. A. Garcke, zweiter Stellvertreter. Prof. Dr. P. Ascherson, erster Schriftführer. Oberlehrer Dr. E. Koehne, zweiter Schriftführer. Hilfsarbeiter M. Gürke, dritter Schriftführer und Bibliothekar. Geh. Kriegsrat a. D. Winkler, Kassenführer. XXI In den Ausschuss wurden gewählt die Herren: Realgymnasiallehrer R. Beyer, Custos F. Dietrich, C. Scheppig, Custos Dr. C. Schumann, Prof. Dr. S. Schwendener, Prof. Dr. I. Urban. Herr P. Magnus legte den soeben vollendeten zweiten Band der von Herrn Dr. Potoni& herausgegebenen Naturwissenschaftlichen Wochen- schrift vor und wies auf die Aufsätze von allgemeinerem Interesse . sowie auf die botanischen im Speciellen hin; unter den letzteren hob er namentlich die biologischen Mitteilungen (z. B. Frank: Symbiose (ler Pllanzenwurzeln mit Pilzen, Huth: Verbreitung der Pflanzen durch Meeresströmungen, Kohl: Arbeitsteilung und Genossenschaftsleben im Pflanzenreiche, Ludwig: Die Feigen und ihre Liebesboten ete.), sowie die Mitteilungen über Präparations- und Conservirungsmethoden hervor. Im Anschluss daran wurden die von der Verlagsbuchhandlung zuge- sandten Nummern i und 3 des dritten Bandes mit den interessanten Aufsätzen „Ueber die Einwanderung der Steppenhühner“ von Dr. Ernst Scehaeff und „Ist Helix pomatia in Norddeutschland einheimisch ?“ von Prof. v. Martens unter die Versammlung verteilt. Sodann legte derselbe einige interessantere neue Litteratur von speciellerem Interesse vor, so die soeben erschienene Arbeit: Die flo- ristische Litteratur für Nordthüringen, den Harz und den provinzial- sächsischen wie anhaltischen Teil an der norddeutschen Tiefebene. Zusammengestellt von August Schulz (Halle a. S. 1888). Der Ver- fasser hat durch dieses reichhaltige Verzeichnis, das in äusserster Voll- ständigkeit nach den Orten und in chronologischer Aufeinanderfolge ge- ordnet ist, sich ein grosses Verdienst erworben und giebt bei jeder Arbeit, wo der Inhalt nicht schon aus dem Titel hervorgeht, mit kurzen prägnan- ten Worten den auf das Gebiet bezüglichen Teil des Inhalts an. Vor- tragender sprach im Anschlusse daran den lebhaften Wunsch aus, dass recht bald für unsere Provinz Brandenburg ein ähnliches Werk in Angriff genommen werde. Ferner legte er die für die Bibliothek des Vereins eingegangene Arbeit von Berg: Einige Spielarten der Fichte (Dorpat 1837) vor und wies namentlich auf die genaue Beschreibung und die vorzüglichen Abbildungen der Zapfen und Zapfenschuppen der örtlichen Formen hin. Sodann brachte er zur Vorlage die Studie von H. Potonie: Die fossile Pflanzengattung Zylodendron, die im Jahrbuche der Königl. preussischen Geologischen Landesanstalt 1888 erschienen ist. Der Autor weist darin nach, dass die als 7ylodendron bezeichneten Ver- steinerungen nicht, wie bisher allgemein angenommen wurde, ganze XXIV resp. entrindete Stämme sind, sondern nur Markkörper, denen bie und da noch Holzrestehen anhaften und die, wie er schon in unseren Ab- handlungen Bd. XXIA auseinandergesetzt hat, am besten mit den jetzigen Araucarien übereinstimmen. Auf den drei beigegebenen Tafeln ist dies durch genaue Abbildungen des Fossils selbst, der Anatomie der anhaftenden Holzteilchen (Araucarioxylon) und der zum Vergleiche gezeichneten Wachsabdrücke der Markhöhle von Araucaria imbricata schön dargestellt und erhärtet. Ferner besprach er einen Aufsatz des Prof. F. Ludwig in Greiz: Eine neue Wanderpflanze und ihre Beziehungen zu den Schützenfesten, der in den Mitteilungen des Verbandes Vogtländischer Gebirgsvereine V. Jahrgang No. 3 (October 1888) erschienen ist. Herr Ludwig teilt . darin mit, dass das aus dem westlichen Nordamerika stammende Uhrysanthemum suaveolens Aschs. (— Matrıicaria discoidea DC) sich auch bei Greiz, und zwar zunächst auf dem zerstampften Boden des Schützenplatzes angefunden hat. Von dort hat sie sich auf den gleich- falls zertretenen Spielplatz der städtischen Schulen, auf Schutthaufen, Strassenrändern an der Plauen’schen Chaussee und jenseits der Elster verbreitet. Er schliesst daraus, dass sie offenbar von den herumziehenden Künstlern und Budenbesitzern auf den Schützenplatz gebracht worden sei, und spricht die Vermutung aus, dass sie mit diesen von Schützen- platz zu Schützenplatz wandere und sich so ausbreite. Diese Vermutung sollte sich sehr schnell bestätigen; bereits in der Nachschrift konnte Herr Ludwig mitteilen, dass er selbst sie am Pohlitzer Schützenhause in reichlichen Exemplaren antraf, während er sie sonst nirgends bei Pohlitz auffinden konnte, und dass'sie ebenso Herr Dr. Huth bei Frank- furt a. O. zuerst am Schützenplatze sehr häufig auftreten gesehen hatte.!) Schliesslich legte Herr P. Magnus die schön und naturgetreu aus- geführten Abbildungen der Früchte sämtlicher auf der Insel Lesbos cultivirten Varietäten der Quitte, COydonia vulgaris Pers. vor, die Herr Paläolog Candargy dort nach der Natur gemalt hatte. Während seines diesjährigen Aufenthaltes in Zürich hatte er Gelegenheit Herrn Dr GC. A. Candargy nebst seinem Sohne Paläolog Candargy kennen zu lernen, welcher letztere, obwohl erst 16 Jahre alt, unter Anregung und Leitung des Vaters bereits nicht weniger als 1500 Pflanzen der Flora von Lesbos in vortrefflichen colorirten Abbildungen dargestellt hat. Die Abbildungen stellen sowohl wilde als eultivirte Pflanzen, und nicht nur Phanerogamen, sondern auch Farne, Moose, Süss- wasser- und Meeres-Algen, Pilze und Flechten dar und sind mit grosser 1) Hiergegen habe ich zu bemerken, dass diese Pflauze von dem verstorbenen I. N. Buek schon bei Frankfurt a. OÖ. gefunden wurde, also vor 1856. Bei Gelegen- heit der ersten Vereins-Versammlung: daselbst 1862 wurde sie von Herrn O. Rein- hardt, Buchholz und ihm selbst an verschiedenen z. T. von einander entlegenen Fundorten (Karthaus, Dammvorstadt, Krossener-Strasse) beobachtet. P. Ascherson. XIV Naturtreue und botanischem Verständnisse ausgeführt Die vorliegenden Abbildungen zeigen recht anschaulich die mann ichfachen Fruchtformen der verschiedenen Varietäten der Quitte, wie sie in überraschender Weise sowohl in verschiedenen Apfel- als auch in verschiedenen Birnen- formen auftreten, ja eine sich sogar der Form einer kurzen Gurke oder eines länglichen Kürbisses vergleichen lässt. Wir sehen, wie hier die verschiedenen Fruchtformen in den Varietäten einer Art auftreten, die bei der nahe verwandten Gattung Perus auf verschiedene Arten gesondert: verteilt sind. Vortragender sieht dabei von den interessanten, aber noch nicht aufgeklärten Fällen ab, wo ein Apfelbaum zu gleicher Zeit, häufig an denselben Aesten, birnen- und apfelförmige Früchte trägt, wie solches erst kürzlich im Journal of Hortieulture und Cottage Gardener September 1888 beschrieben und abgebildet ist, dessen Copie Vortragender durch Freundlichkeit des Herrn Dr. Dammer der Ge- sellschaft vorlegte.!) Diese Fruchtformen der vorstehenden Varietäten der Quitte be- stätigen in grossartigen Zügen die Thatsache, dass ein Charakter in dem Formenkreise einer Art in der mannichfachsten Variirung auftreten kann, der bei nahe verwandten Gruppen (verwandten Gattungen oder sogar anderen Sectionen derselben Gattung) in constanter scharfer, für die verschiedenen Arten charakteristischer Ausprägung auftritt. Herr H. Potonie besprach die fossile Planzengattung 7’ylodendron (vgl. Abhandl. 1857 S. 114 ff, und 1889). Herr A. Schulz bespricht die Geschlechtsverteilung in den Blüten der Umbelliferen. Daucus Carota besitzt wie die meisten Umbelliferen männliche und weibliche Blüten in derselben Dolde. Beyerinck giebt aus Holland das Vorkommen vieler weiblichen Blüten an. Vortragender fand dasselbe auch bei Halle. Herr ©. Hoffmann legt Blüten- und Fruchtexemplare der im Journ. of the Linn. Soc. XXIV p. 197 von Ridley aufgestellten neuen Orchideengattung Orestia (in der Abbildung Orestias genannt), O. elegans Ridley vor. Die Pflanze ist eine Erd-Orchidee; sie wurde im September 1885 von dem Herrn A. F. Moller, Inspector des Botanischen Gartens zu Coimbra auf der Insel S Thome (nicht St. Thomas) im westlichen tropischen Afrika in einem Walde 1200 m hoch gefunden. Auch ist es nicht zutreffend, wenn Herr Ridley von einer portugiesischen Ex- pedition spricht; die Insel wurde von Herrn Moller allein mit einigen in S. Thom& angenommenen Gehilfen durchforscht. Einer derselben, Namens Quintas, fand die Pflanze im Januar 1886 im südlichen Teile der Insel in einer Höhe von 200 m wieder. 1) Vgl. auch die Mitteilung von Jacobasch über birnförmige Aepfel, Sitzb. Bot. :Ver. 1878, S. 124, XXVl Herr U. Dammer sprach über einige Fichtenformen. Im ersten Bande der Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft S. 360—562 hatte Vortr. Mitteilung gemacht von Uebergangsformen der Picea esccelsa Lk. zu P. obovata Ledeb , welche in der Umgebung Peters- burgs vorkommen. Vortr. hatte damals die Ansicht vertreten, in Uebereinstimmung mit Tepluchoff, dass die P. obovata Ledeb. nur eine klimatische Form der P. excelsa Lk. sei. Aehnliche Formen hatte E. Regel in der Gartenflora 1863 aus Finnland beschrieben und ab- gebildet. Neuerdings hatte aber dieser Autor (Gartenflora 1886) die Ansicht ausgesprochen, dass die beiden in Frage stehenden Fichten distinete Arten, die Uebergangsformen‘ Bastarde seien, welche im Grenzgebiete auftreten. Zwar war bisher P. obovata Ledeb. nicht in ler Umgebung nachgewiesen, Vortragender glaubte aber nach seinen Funden bereits im Jahre 1583 (a. a. O.) die Vermutung aussprechen zu dürfen, dass sich die echte P. obovata Ledeb. auch bei Petersburg finden: würde. Diese Vermutung hat sich_später bestätigt. A. Regel teilte dem Vortragenden mit, dass er diese Fichte vor langen Jahren an zwei Punkten, nördlich und nordöstlich von Petersburg gefunden habe und zeigte ihm hierzu Belagexemplare. . Damit schien die neuere Ansicht E. Regels eine wesentliche Stütze erhalten zu haben. Aber trotzdem erschien dieselbe dem Vortragenden unwahrscheinlich wegen des ungeheuren Grenzgebietes dieser beiden Formen, welches sich von Petersburg.bis zum südlichen Ural erstreckt. Um aber seiner eigenen Ansicht die nötige Stütze zu geben, war es nötig, die Uebergangs- formen, oder gar die echte P. obovata Ledeb. ausserhalb des bisher bekannten Gebietes, mitten im Verbreitungsbezirke der P. excelsa Lk. nachzuweisen. Denn wenn seine Ansicht richtig war, dass nämlich P. obovata Ledeb. nur eine klimatische Form der P. excelsa Lk. sei, so musste erstere nach den Gesetzen der Pflanzengeographie auch in Centraleuropa auf den Gebirgen vorkommen. Zwei solche Angaben waren bisher in der Litteratur vertreten, allerdings übersehen. Auf die eine wurde Vortragender von Herrn Dr. F. G. von Herder auf- merksam gemacht, wofür er ihm hiermit seinen verbindlichsten Dank ausspricht. Schur beschreibt in der Flora Transsilvanica eine P. mon- /ana, welche nach der Beschreibung nichts anderes sein kann, als die echte P. obovata Ledeb. oder doch wenigstens eine dieser sehr nahe- stehende Form. Ferner giebt Christ in der Botanischen Zeitung (1865) an, dass im Öber-Engadin in einer Höhe von 6000 Fuss eine Fichtenform mit kleinen Zapfen, deren Schuppen abgerundet sind, auftrete, welche offenbar auch als hierhergehörig aufgefasst werden muss. Der Liebenswürdigkeit des Herrn Pıof. Magnus verdankte endlich Vortragender einige Zapfen, welche demselben von H. Brügger aus Graubünden zugesandt wären. Dieselben unterschieden sich in nichts von den bei Petersburg vorkommenden Uebergangsformen, XXVU Zu diesen drei südlichen Standorten kann Vortragender nun noch einen weiteren Standort aus Mitteldeutschland hinzufügen. Bei einem längeren Aufenthalte in Oberhof in Thüringen fiel ihm der eigen- tümliche Habitus älterer Fichtenbäume auf. Dieselben lassen sich in der Entfernung oft nur schwierig von der daselbst ebenfalls vorkommenden Weisstanne unterscheiden. Der Gipfel der Bäume allein lässt in der Regel eine sichere Unterscheidung zu, da er bei der Fichte kegelförmig spitz, bei der Weisstanne aber breit abgeflacht ist. Dieser Habitus der Fichte, der für das Tiefland ganz ungewöhnlich ist, Schrenck auf seiner Reise nach Sibirien aber bereits bei Archangelsk aufgefallen war, ist nun für die P. obovata Ledeb. und die Uebergangsformen sehr charakteristisch und Vortragender begann deshalb unter diesen Bäumen nach Zapfen zu suchen, um etwaige Uebergangsformen feststellen zu können. Wie die in der Versammlung vorgelegten Zapfen zeigten, gelang ihm dies vollständig. Dieselben stimmten in jeder Bezieliung mit den Zapfen aus der Petersburger Umgegend und aus Graubünden überein. Sie besitzen dieselben mehr oder minder vorn abgerundeten Schuppen wie diese. Das einzig Auffallende bleibt nur, dass die Schup- pen der echten P. obovata Ledeb. (sowohl die des Originalexemplars im Petersburger Herbar als auch solehe von einer Insel im Enare-See, welche der Vortragende der Freundlichkeit des Dr. Kjelman ver- dankte) derb holzig sind, während die bisher vom Vortragenden beob- achteten stets mehr oder minder lederartige Consistenz besitzen. Früher glaubte Vortragender, dass die von ihm beobachteten Uebergangs- formen sämtlich zur Purkyn&’schen erythrocarpa- Form!) gehören, welche im Gegensatz zur chlorocarpa-Form diese lederartige Consistenz der Schuppen zeigt. Bei Oberhof konnte er sich aber von der Un- richtigkeit dieser Anrahme an frischen Zapfen überzeugen, da er dort sowohl grüne als auch rote Zapfen der Uebergangsform vorfand. Soviel geht nun jedenfalls aber aus dem Obigen hervor, dass sich die P. obovata Ledeb. resp. die Uebergangsformen von der P. excelsa Lk. zur P. obovata Ledeb. auch ausserhalb des Verbreitungsgebietes der letzteren finden, womit die Richtigkeit der Annahme des Vor- tragenden, dass P. obovata Ledeb. nur eine klimatische Form der ?. excelsa Lk. sei, bestätigt wird. Zur Frage der rot- und grünfrüchtigen Fichten möchte Vor- tragender die Beobachtung anführen, dass Zapfen der letzteren, wenn sie unreif auf den Boden fallen, schon nach ganz kurzer Zeit auf der der Luft zugekehrten Seite sich intensiv rot färben, während die der Erde zugekehrte Seite hellgrün bleibt. Der rote Farbstoff lässt sich mit schwach alkalischem Wasser in sehr kurzer Zeit ausziehen, wie Vortragender beobachtete, als er Zapfen, welche sich in der trockenen Zimmerluft geöffnet hatten, durch Wasser zum Schliessen bringen ie Vgl. Sitzber. Bot. Ver. Brandenburg 1881, 8. 7. XXVv wollte. Er glaubt, dass bei beiden Formen sowohl Schuppen von lederiger als auch von holziger Consistenz vorkommen, wenn schon erstere bei der erythrocarpa, letztere bei der chlorocarpa häufiger sind. Ausser den oben besprochenen Formen fand Vortragender auf dem Grossen Beerberge eine Anzahl Fichten, welche sich im Habitus, in der Form der Nadeln absolut nicht von der in den Gärten unter dem Namen P. orientalis verbreiteten Fichte unterschieden. Von Herrn Siehe im Berliner Botanischen Garten wurde Vortragender auf eine Anzahl Sämlinge der letzteren aufmerksam gemacht, welche allerlei Uebergangsformen von der P. excelsa zur P. orientalis darboten. Hieraus sowie aus den eben erwähnten Funden möchte Vortragender mit Vor- behalt schliessen, dass auch die P. orientalis nur eine Form der P. excelsa sei. Grössere Aussaaten sowie Zapfen müssen aber erst hierüber Klarheit schaffen. Sodann seien noch vom Grossen Beerberge einige Exemplare einer Fichte erwähnt, welche mit der in den Gärten ihres compaeten Wuchses und ihrer kleinen Nadeln wegen vielfach verbreiteten P. ewcelsa Ulan- brasiliana völlig identisch waren. Aus der weiteren Umgebung Petersburgs möchte Vortragender noch einen Standort der von Caspary beschriebenen P. excelsa aegra myelophthora anführen. Auf einem Hochmoore in der Nähe von Raivola (in Finnland an der russischen Grenze) fand Vortragender eine ganze Kolonie dieser interessanten Hängefichte. Er schickte einen Stamm derselben an Caspary, welcher die Identität dieser Form mit der von ihm beschriebenen ?. excelsa aegra myelophthora bestätigte. Die höchsten Exemplare mochten eine Höhe von etwa 3 m haben, während das Durchsehnittsmass nur 1!/,,—2 m betrug. Herr E. Jacobasch hat bemerkt, dass die Zapfen der Form cAlo- rocarpa auch am Boden liegend die dunkle Farbe der Form erythrocarpa nicht annehmen, sondern stets heller bleiben. Herr A. Schulz hat P. obovata im Riesengebirge um die Alte Schlesische Baude bemerkt. Herr P. Hennings berichtet über die im Auftrage des Vereins von ihm ausgeführten mykologischen Exeursionen (vergl. Abh. 1888, S. 301). Herr E. Jacobasch sprach über Formen von Papaver Rhoeas L. und über Oollybia stipitaria (vergl. Abh. 1888, S. 339 und 330 ff.) Herr P. Taubert legt frische Exemplare von Phelipaea ramosa (L.) C.A.Mey. von Zäckerick an der Oder vor, welche Herr Lehrer Müller daselbst ihm mitgeteilt hatte. AXIX Herr L. Wittmack bemerkte Folgendes über den Kronenapfel, eine merkwürdige Missbildung. Auf der Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins in Cottbus vom 28.—30. September 1888 übergab mir der rühmlichst bekannte Obstzüchter Herr Driese, Gross-Kammin (Mark), drei Aepfel von einem Sämlinge, den er aus Kernen des Gravensteiner gezogen. Die Früchte an diesem Sämlinge waren im Jahre 1888 sehr klein geblieben, sie hatten nur 3—4 cm Höhe und 31/s—5 em Durch- messer, im Jahre 1887, wo der Baum zum ersten Male trug, besassen sie dagegen die doppelte Grösse. Herr Driese hat dieser Sorte, die sich durch ihren köstlichen Geruch sofort als vom Gravensteiner abstammend erweist, sehr treffend „Kronenapfel“ benannt, denn alle Früchte des Baumes tragen einen kronenartigen Aufsatz auf dem Kelchende, der etwa 5-9 mm Höhe erreicht. Die genauere Untersuchung dieser „Krone“ zeigte mir, dass sie aus 10 fleischigen, radienartig um den Kelch gestellten, an der Basis zusamenhängenden Wülsten besteht, von denen 5 grösser, 5 mit ihnen abwechselnde kleiner sind. Die 5 grossen stelien ausserhalb der Kelch- zipfel ihnen gegenüber und sind als äussere basale Verdickungen der- selben aufzufassen!). Sie haben eine radiale Länge von 10—15 mm, eine Höhe von 5—9 mm und eine Dicke von 5-6 mm. — Die kleineren Wülste, die, wie gesagt, mit den anderen abwechseln, muss man als den Blumen- blättern gegenüberstehend ansehen. Sie sind 8-10 mm in radialer Richtung lang, 3-7 mm hoch und 4 mm dick. Dabei sind sie von der Kelchhöhle aus oft eingestülpt (gefurcht), so dass sie dann von oben gesehen die Gestalt eines schmalen Hufeisens haben. Es wäre denkbar, dass diese hufeisenförmige Gestaltung nur wegen des Raum- mangels an der Spitze des Apfels eingetreten ist, dass sie sich sonst würden eben so glatt entwickelt haben wie die hochgewölbten Kelch- wülste, welche ihnen den Raum wegnahmen. Die ganze Erscheinung hat viel Aehnlichkeit mit einem in No. 5 der „Gartenflora“ 1888, S. 161, abgebildeten Apfel. Dort sind aber nur 5 Kelehwülste ausgebildet, während hier noch die 5 Blumenblatt- wülste auftreten, ein Fall, der so viel mir bekannt noch nicht beob- achtet ist. — Das Auftreten dieser 5 kleineren Wülste spricht aber dafür, dass mitunter an der Bildung der Apfelfrucht sich neben der Axe auch weitere Blätter als nur die Kelchblätter beteiligen können, und dass die Apfelfrucht darum um so mehr als ein verdickter Spross, nicht bloss als eine verdickte Axe, aufzufassen ist. (Vgl. meine Arbeit 1) Nur an einem Exemplare steht 1 Kelchzipfel aussen am Wuist, worauf Herr Kgl. Garteninspeetor Lindemuth mich aufmerksammachte. Diese Verschiebung, die eine rein zufällige, durch mechanische Ursachen veranlasste scheint, ändert aber an der Deutung nichts. XXX über die Natur der Pomaceenfrucht in Ber. d. Dtsch. Bot. Ges. 1834, S. 420.) Der „Kronenapfel“ wird s. Z. in der „Gartenflora“ abgebildet werden. Herr P. Ascherson legte das kürzlich erschienene Supplement zu Boissiers Flora Orientalis vor, mit dessen Ausarbeitung der ver- storbene ausgezeichnete Pflanzenforscher noch in den letzten Tagen seines Lebens beschäftigt war, und welches durch die Pietät seines Schwiegersohnes, des Herrn W. Barbey, vorzüglich ausgestattet in die Oeffentlichkeit getreten ist. Herr R. Buser hat den Druck überwacht und sich der ebenso grossen als dankenswerten Mühe unterzogen, die von Boissier citirten Sammlungsnummern in übersichtlicher Form, nach Sammlern und Sammlungen geordnet, zusammenzustellen. Weitere sehr erwünschte Beigaben sind die schön und warm geschriebene Biographie des Verstorbenen von H. Christ, sein wohlgetroffenes Bildnis aus seinen späteren Lebensjahren, eine photographische Abbildung des ihm im Botanischen Garten zu Genf errichteten Denkmals, sowie verschie- dene Aussen- und Innen-Ansichten des vom Vortragenden erst vor einigen Tagen besuchten monumentalen Museumbaues auf der Besitzung Les Jordils (— Jardins) in unmittelbarer Nähe der Villa „Le Rivage“, in welcher der Verstorbene die Wintermonate zuzubringen pflegte. Beide Besitzungen und die ebenfalls angrenzende Campagne „La Pier- riere“, der Winteraufenthalt des Herrn Barbey, liegen in geringer Entfernung der Eisenbahnstation Chambesy, sind also verhältnismässig leicht von Genf zu erreichen. Das Museum „Aux Jordils“, in einem aus Marmorquadern im gothischen Styl erbauten Schlösschen unter- gebracht, ist fremden besuchern in der liberalsten Weise geöffnet, und der Custos, Herr E. Autran, ist bemüht, den Benutzern des Herbarium und der vorzüglichen von Boissier hinterlassenen Bibliothek ihre Arbeit zu erleichtern. Das Boissier’sche Herbar ist in dem Zustand verblieben, in welchem es der ursprüngliche Besitzer hinterlassen hat. Alle später in den Besitz des Herrn Barbey gelangten Sammlungen, sowie die von Boissier nicht eingeschalteten Inserenda stellen eine zweite als „Gene- ralherbar“ bezeichnete Sammlung dar. "Aus den Fenstern der Arbeitszimmer schweift der Blick über die blauen Fluten des Genfer Sees nach den anmutigen Hügeln des Savoyi- schen Ufers, über denen sich, die Lücke des Arvethals abschliessend, die schneeigen Gipfel des Montblanc erheben. Ein mit seltenen und sehönen Bäumen (u. a. die schönste Adies Pinsapo in Mitteleuropa) reichbestandener Park umgiebt vom Ufer des Sees sanft aufsteigend ie drei Besitzungen. In unmittelbarer Nähe des „Rivage“ befinden sich mehrere Warmhäuser mit auch botanisch bemerkenswertem Inhalt. Unter den dort im freien Lande cultivirten Pflanzen erwähnte Vortra- XXX gender das von ihm benannte Cyelamen Rohlfsianum, dessen Knollen Herr Taubert aus Derna (Cyrenaica) eingesandt hatte, welches aber weder dort. noch in Valleyres, wo ihm Herr Barbey einige Tage früher in üppiger Vegetation befindliche Exemplare zeigte, bisher geblüht hat. Schliesslich legte derselbe eine Anzahl Adventivpflanzen aus der Gegend. von Mannheim vor, welche im verflossenen Sommer von dem ebenso eifrigen als scharfsichtigen Beobachter der dortigen Adventiv- flora, Herrn Oberlehrer Fr. Lutz, eingesammelt wurden. Herr Lutz hat wiederholt, nachdem er schon 1884 ein Verzeichnis Mannheimer Ad- ventivpflanzen veröffentlicht hatte,!) dem Vortr. Sendungen von dort ein- seschleppten Pflanzen gemacht, aus denen Vortr. mehrfach interessante neue Ankömmlinge dem Verein vorgelegt hat. Ueber die dort in nicht geringer Anzahl 1384--86 vorgekommenen,! neuerdings aber wieder verschwundenen Einwanderer aus Californien wird Vortragender anderweitig berichten. Im verflossenen Sommer ist es Herrn lutz ge- lungen, wiederum Adventivpflanzen in beträchtlicher Anzahl nachzu- weisen, deren Einführung aus einem in dieser Hinsicht noch kaum beachteten Gebiete stammt. „Bei der Durchsicht der Pflanzen“, schreibt Herr Lutz am 5. October 1888, „wird Ihnen alsbald eine neue Fund- stelle auffallen, nämlich die hiesige, in der Nähe des Hauptbahnhofs gelegene Oelfabrik. Die grossen Gebäude derselben schliessen einen schr geräumigen Hof ein, in welchen bisweilen Abfälle von Oelfrüchten gebracht werden. Der Boden des Hofes ist an sich unfruchtbar, denn er besteht ganz und gar aus aufgeschüttetem Rheinkies; aber eine grössere Anzahl genügsamer Uhenopodium- und besonders Amarantus- Arten, welche kleine Colonien bilden, bieten dem ‚übrigen Pflanzen- wuchs den nötigen Schatten und bewahren in ihrem Bereich eine ge- wisse Feuchtigkeit. Auch das flache Dach des Hauptgebäudes beherbergt manchen Fremdling; die hier aufgelaufenen Samen wurden jedenfalls durch die zum Reinigen der Früchte benützten Maschinen dahin ge- schleudert “ Vortragender hat die Bestimmung der mit Oelfrüchten bei Mann- heim eingeschleppten Pflanzen noch nicht beendet; doch können fol- sende 15 Arten als besonders charakteristisch gelten: "Spergularia fallae Lowe * Hibiscus Trionum L. Cardiospermum Halicaccabum L. *Trigonella Foenum graecum L. * Ammi Visnaga (L.) Lam. *Öarum copticum (L.) Benth. TVernonia cinerea Less. s 1) Die Mühlau bei Mannheim als Standort seltener Pflanzen. Mitteiluneen des Botanischen Vereins für den Kreis Freiburg und das Land Baden No. 19. 1884 S. 164 - 168. XXI TG@naphalium indieum L. "Artemisia scoparia W.K. T/pomoea sessiliflora Rth. Amarantus spinosus L. Albersia caudata (Jacq.) Boiss. TDigera alternifolia (L.) Aschers. (= D. arvensis Forsk.) Ohloris barbata (L) Sw. bleusine indica (L.) Gaertn. In dieser Sammlung fehlen allerdings nicht die Pflanzen der sonst allgemein in den neuerdings an so zahlreichen Stellen in Mittel-Europa, u. a. in unserer nächsten Umgebung bei der Kaiser Franzkaserne 1868'), bei Bahnhof Bellevue bis 18842), bei Köpnick 1886°), bei Rüdersdorf 1887'), beobachteten Adventvifloren vertretenen südost-europäischen und orientalischen Flora (es sind die 6 mit * bezeichneten Arten); überwiegend aber ist der Typus ein rein tropischer, indem unter den übrig bleibenden 9 Arten sich neben 5 tropischen Kosmopoliten, die - in beiden Hemisphären gleich häufig sind, 4 Arten (durch f ausge- zeichnet) befinden, die ausschliesslich dem tropischen Afrika und Asien, z. T. auch Australien angehören. Da nun das nördliche (und nament- lich nordwestliche) Indien das einzige Gebiet ist, in dem die genannten tropischen mit den: zuerst hervorgehobenen orientalischen Arten zu- sammen vorkommen, so ist der Schluss gerechtfertigt, dass ein er- heblicher Teil dieser Adventivflora aus Nordwest-Indien stammt, woher neuerdings namentlich die sogenannte Guzerat-Saat (Sinapis glauca Roxb., vgl. Wittmack, Sitzber. Naturf. Fr. Berlin 1877 S. 1-4) als Oelfrucht nach Europa eingeführt wurde. Besonders charakteristisch erscheint in dieser Hinsicht Carum copticum, welches zwar nach Bois- siers Fl. Or. II p 892 in Mesopotamien, Assyrien, Nord-Persien und Afghanistan’) vorkommt, in Indien aber wild und eultivirt viel mehr verbreitet zu sein scheint. Seine Früchte, in Indien Ajowän ge- nannt, haben neuerdings, als Rohstoff zur Darstellung des jetzt so viel angewendeten Thymols, erhöhte Wichtigkeit erlangt. Selbstverständlich brauchen übrigens nicht alle Fremdlinge aus 1) P. Ascherson, Eine rätselhafte Pflanzen-Ansiedlung. Verh. Bot. Ver. Brandenb. X (1868) 8. 132—135. >) E. Bünger, Die Adventivflora auf dem Bau-Terrain am Stadtbahnhof Bellevue bei Berlin. A. a. O. XXVI (1884) Abhandl. S. 203—210. ), P. Taubert, Eine Kolonie ee Pfianzen bei Köpenick un- weit Berlin. A. a. O0. XXVIII (1886) Abh. 8. 22— #) W. Behrendsen, Ein Vorkommen von ee zu Rüdersdorf bei Berlin. A. a. O0. XXX (1838) S. 232—237. >) Für Aegypten, auf welches Land der Artname deutet, ist Carum coptigum ein zweifelhafter Bürger. Bei Qasr-el-’Ain in Cairo, woher Boissier diese Pflanze von Husson 1846 erhielt, befand sich schon damals wie noch heut der Botanische Gar- ten, aus dem es leicht ausgewandert sein konnte. Es ist dem Vortragenden nicht bossumi, dass es seitdem jemals wieder in Aegypten beobachtet wurde. XXI derselben Quelle zu stammen. Es sind andere Bezugsquellen, na- mentlich im tropischen Afrika, unter dessen Export-Artikeln die Oelfrüchte ja eine Hauptrolle spielen, nicht ausgeschlossen; natürlich ist die Wahrscheinlichkeit einer Einschleppung fremder Sämereien* für kleine und mittelgrosse Oelfrüchte, wie Guzerat-Saat, Sesam und Erd- nuss (Arachis hypogaea L.) viel grösser als für grosse, wie Palmkerne oder gar Kokosnuss (Kopra), obwohl während des Trocknens der letz- teren ebenfalls kleinere Samen anhaften könnten. Die Abwesenheit speeifisch westafrikanischer Typen ist daher nicht auffällig. Die einzige der angeführten Pflanzen, die der indischen Flora fehlt, ist Amme Visnaga, welches auf einen Mittelmeerhafen deutet, da es in den Ländern um dies Meeresbecken, auch in Unteraegypten, ver- breitet ist. Die Fruchtdolden dieser Art werden in Griechenland (wo sie zaptyaya heissen, vgl. v. Heldreich, Nutzpflanzen Griechenlands. Athen 1862 S. 39) und überhaupt in der Levante, auch in Aegypten, wie Vortragender 1837 feststellte, als Zahnstocher benutzt, indem man einen der zahlreichen holzigen Strahlen nach dem anderen abreisst und verwendet. Auf diesen Gebrauch deutet der arabische Name Chille, mit dem diese Art und auch A. majus L. bezeichnet werden, und der nach Mit- teilung des verstorbenen Dr. Spitta-Bey „das aus den Zähnen ausge- stocherte“ bedeutet. Man findet diese Fruchtdolden des Ammi Visnaga auch auf den Tables d’höte der europäisch eingerichteten Gasthöfe Athens (vgl. Ascherson, Sitzungsber. Ges. Naturf. Freunde 1883 S. 69, 70). Vortragender sah dieselben kürzlich in der vor einem Jahrhundert an- gelegten, jetzt dem Botanischen Museum überwiesenen botanischen Sammlung der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin, und es ist wohl nicht zweifelhaft, dass diese Sitte weit in die Vorzeit hin- aufreicht. Die aus der Verbreitung der in der Mannheimer Oelfabrik 1888 beobachteten fremden Pflanze gezogenen Schlüsse befinden sich in befrie- digender Uebereinstimmung mit folgenden, dem Vortragenden durch sütige Vermittelung des Herrn Lutz zugekommenen Mitteilungen des Directors dieser Fabrik, Herrn Dr. Feidel, über die Herkunft der dort verarbeiteten Materialien: „Palmkerne kommen von der West- küste Afrikas und zwar von den meisten Häfen zwischen dem Senegal und dem Congo. Dieselben werden dort in losem Zustande zu Schiff gebracht und erst beim Ausladen in Säcke verpackt. Verschleppung von Samen erscheint darum mit dieser Waare nicht leicht möglich. Erdnüsse haben dieselbe Bezugsquelle; sie werden den Negern nur gewaschen abgenommen. Sesam kommt aus der Levante und be- sonders aus Indien, wird aber jetzt nicht viel verbraucht.“ Trotzdem scheint es gerade die letztgenannte Oelfrucht zu sein, mit der die meisten, wenn nicht alle obigen Fremdlinge eingeschleppt wurden. Guzerat-Saat scheint neuerdings gar nicht verwendet zu werden. Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXX. & AXAIV Von den Pflanzen dieser Sammlung hat den Vortragenden am meisten die an erster Stelle genannte Spergularıa fallax Lowe beschäf- tigt, eine Art, die in geographischer und systematischer Hinsicht ein ungewöhnliches Interesse besitzt. Bis vor wenigen Jahren war dieselbe nur von den Canaren und Madera, sowie, da Rohrbach (Linnaea XXXVIl S. 225) mit Recht die Identität derselben mit Zep- gonum escimium Kindb. (Monogr. Generis Lepigonorum 1862 p. 32) vermutete, von einem einzigen Fundorte Palaestinas!) bekannt, bis Vortragender sich überzeugte, dass dieselbe mit einer an verschiedenen Fundorten auf wüstem oder doch uncultivirtem Boden Unter-Aegyptens sefundenen, bald für Spergula arvensis L., bald für S. pentandra L. ge- 1) Weder Kindberg noch Boissier, der offenbar dieselbe Pflanze (Fl. Or. I. p. 731) als Spergula pentandra aus „Syrien“ auftührt, geben denselben näher an; die Vermutung des Vortragenden, dass diese Pflanze mit der von Kotschy in Ver- handl. der K. K. Zoolog.-Botan. Ges. in Wien 1861 S. 257 an der Pilger-Badestelle unfern der Mündung des Jordans in das Tote Meer angeführten „Spergularia pen- tandra L.“ identisch sei, wurde durch eine gütige Mitteilung des Herrn Dr. O. Stapf bestätigt, nach welcher die Fundorts-Angabe der im K. K. Naturhist. Hofmuseum in Wien aufbewahrten Exeniplare folgendermassen lautet: „Spergularia pentandra L. Crescit in umbrosis ad ripas fluminis Jordan 3 dieb. Mart.“ Ausserdem scheint Kotschy die Pflanze noch auf der Landreise von Aegypten nach Syrien gesammelt zu haben, denn es finden sich nach dem Zeugnisse des Herrn Stapf Exemplare der- selben Art noch unter den Nummern 510a und 510b des „Iter Syr. 1855“ weitere Exemplare mit den Bezeichnungen: „Spergularia ... Crescit in Isthmo inter Cairo et El Arysch Dieb. Mart.“ und „Spergularia . . Prope Cairo loeis argillosis deserti 29. 2.“ In dem in der Oesterr. Bot. Zeitschrift 1858 S. 41—54 abgedruckten Auf- satze Kotschys „Die Vegetation und der Canal auf dem Isthmus von Suez“ wird unsere Pflanze nicht erwähnt. Der „Isthmus“-Fundort fällt möglicher Weise unge- fähr mit dem später von Letourneux bei Ramses beobachteten zusammen. Die Fundortsangaben Kotschys von dieser Reise sind übrigens z. T. nicht ganz zuver- lässig. So will er Convolvulus secundus Desr., eine Charakterpflanze des syrischen Mittelmeer-Strandes, bei Sues, Vulpia brevis Boiss. (= Festuca inops Del., vergl. E. Hackel und P. Ascherson, Situngsber. des Bot. Ver. Brandenb. 1830 S. 109—116, Barbey Herbor. au Levant p. 168, 169 und Boissier Fl. Or. V. p. 630) ein im Früh- ling erscheinendes Gräschen der Sandhügel längs der ägytischen Mittelmeerküste, im Hochsommer auf der feuchten Berghalde von Mar Tserkis bei Bscherre im Li- banon gefunden haben. Sonderbar ist auch die Verwirrung in den Daten, auch abgesehen von dem 29. (einmal sogar 30!) Februar in einem Jahre von ungerader Zahl! Glücklicher Weise finden sich ähnliche Unsicherheiten in den sonstigen ebenso zahlreichen als wertvollen Exsiccaten Kotschys nicht wieder. Vortr. will bei dieser Gelegenheit einen merkwürdigen Fund erwähnen, den ihm Herr F. Kurtz vor einigen Monaten aus Cordoba mitteilte. Derselbe fand unter der Kotschy’schen Pl. Persiae austr. No. 413, 745 „Piptatherum holiciforme R. et Sch., In faucibus montis Sabst Buschom pr. Schiras“ Exemplare von Anthephora persica Boiss. Der Autor hat diese Art nach Exemplaren beschrieben, welche Aucher-Eloy an einem nicht näher bekannten Fundorte sammelte. Izäes teilt Herr Dr. Stapf, jedenfalls einer der besten Kenner der persischen Flora, welcher diesen Berg selbst besuchte, die Zweifel des Vortragenden, ob dort der wirkliche Fundort der Kotschy’schen Exemplare zu suchen sei. ARXV haltenen Form zusammenfalle!). Weitere Beobachtungen ergaben neue Fundorte auch ausserhalb der Südgrenze Aegyptens?), und neuere aus Anlass des Mannheimer Fundes gemachte Nachforschungen, für welche dem Vortragenden die Exemplare des Boissier’schen Herbars durch die Güte des Herrn W. Barbey zugänglich gemacht wurden, führten zu dem Ergebnis, dass Spergularia fallax eine Charakterpflanze des nördlichen Sahara-Gebiets ist, dessen Grenzen sie sowohl nach Westen (Nordatlantische Inseln) als nach Osten (Hindostän und Dekan) über- schreitet. Dieselbe wurde bisher stets für eine der genannten Spergula- Arten gehalten, eine Verwechselung, die auch dem Vortragenden in Betreff der von Nachtigal in der Tripolitanischen Wüste gesammel- ten Pflanze begegnet ist (vergl. Ascherson in Rohlfs’ Kufra (1881) S. 413). In der That steht sie, abgesehen von dem 3zähligen Gynae- ceum, durch welches sie von beiden nach der bisherigen Anschauung generisch getrennt wird, in ihren übrigen Merkmalen zwischen den beiden erwähnten Spergula-Arten, weshalb Boissier auf die Exemplare derselben aus Afghanistan und Beludschistän seine Spergula pen- tandra 3. intermedia (Diagn. Pl. Orient. Ser. II. I p. 93) begründete, zu der er auch mit dem treffenden Instinet, der diesem grossen Sy- stematiker eigen war, obwohl ihm das wichtigste Merkmal entgangen war, die Bourgeau’sche Pflanze (No. 410) von den Canaren zog. Im allgemeinen erinnert Spergularia fallae durch den bis oben beblätter- ten, nieht schaftartigen Stengel, die ziemlich langen, etwas schlaffen Blätter und den ziemlich reich verzweigten Blütenstand mehr an &. arvensis, für welches sie von Bourgeau (z. T.), Schweinfurth (Flora des Soturba in Verh. K. K. Zool.-Bot. Ges. Wien 1865 S. 548 No. 74: „S. vulgaris Bönningh.“) und vermutlich von Post (Flora von Syrien, Palaestina ete. [arabisch geschrieben] S. 140) gehalten wurde, obwohl die trennenden Merkmale sehon von Lowe (Hook. Journ. of Bot. and Kew Garden Mise. Vill (1856) p. 290) treffend hervorgehoben wurden: die Kahlheit der ganzen Pflanze,” der Mangel der deutlichen Furche auf der Blattunterseite, die schmäleren, ver- hältnismässig längeren Kelchblätter, 6—7 Staubblätter (Vortragender fand an aegyptischen Exemplaren einmal 8) und vor allem die mit ansehnlichem, scheeweissem Flügel umzogenen Samen. Letzteres Merk- mal bat es wohl hauptsächlich veranlasst, dass unsere Pflanze über- wiegend für 9. pentandra gehalten wurde, als welche sie folgende Bo- taniker ausgegeben oder aufgeführt haben: Webb (Webb et Berthelot, Phytogr. des Iles Canar. Ip. 145), Bourgeau (z. T.), Cosson, Ascher- son (a. a. O.), Boissier (a. a. O.), Oliver (Herb. Kew.) und Hoo- ker (Fl. of Brit.!India 1 (1872) p. 243),fobwohl dieTechte 8. pentandra 1) Ascherson et Schweinfurth, Ill. Fl. Eg. Mem. Inst. Eg. II (1887) p. 47 No. 156. 2) Ascherson et Schweinfurth, Suppl. & I’IIl. Fl. Eg. 1. ec. (1889) p. 749. C* AXXVI L. sich ausser der Carpellzahl durch schlankeren, mehr schaftartigen, weniger verzweigten Wuchs und Blütenstand, kürzere, diekere Blätter und breiteren Samenflügel unterscheidet. Bemerkenswert ist namentlich die Auslassung des zuletzt genann- ten Schriftstellers, des einzigen, der trotz der von ihm erkannten Dreizahl der Carpelle diese Pflanze wissentlich zu Spergula pentandra gebracht hat, während die übrigen es gleichsam unwissentlich thaten. Derselbe führt Spergula pentandra L. mit dem Synonym Arenaria flae- cida Roxb. (Fl. Ind. Il p. 447 [1832]) auf und knüpft daran folgende Be- merkung (p. 244): I am unable to distinguish this in a dry state from the preceding [S. arvensis]; I find 3 styles very frequently as described by Roxburgh, which does away with the differences between the genera Spergula and Spergularia to which latter the following species [Spergwlaria rubra, dort als Spergula rubra Hook. fil. aufge- führt] belongs.“ In dieser Erklärung, in welcher eine Meinungsäusserung über die doch fast allgemein!) als Art anerkannte $. vernalis Willd. (— S, Morisonü Bor.) vermisst wird, ist nicht gesagt, ob Hooker 3 und 5 Griffel zugleich an Exemplaren von demselben Fundorte oder gar auf einem und demselben Exemplare beobachtet habe. Es ist daher die Vermutung nicht unberechtigt, dass dies nicht der Fall war und dass die 5griffligen Exemplare der indischen „S. pentandra“ zu S. ar- vensis, die ja auch in Abessinien und selbst in Süd-Afrika (dort wohl aus Europa einggeschleppt) vorkommt, die 3griflligen aber zu Sper- gularia fallax gehören.”) Der Befund der in Berlin und Les Jordils vorhandenen Exemplare der Hooker und Thomson’schen klassischen Sammlung lassen diese Vermutung völlig begründet erscheinen Die Exemplare von den Khasia Hills sind typische $. arvensis, die vom Nordwest-Himalaya und den Nilgerris dagegen Spergularia fallax. Gegen die von Hooker vorgenommene Wiedervereinigung von Sper- gularia und Spergula (diese Zusammenziehung haben von Schriftstellern der vorLinne’schen Periode schon Dalechamp, J. Bauhin und Dil- lenius, von Neueren Bartling, Torrey und Gray und Godron?’) ausgeführt) lässt sich auf den ersten Blick wenig einwenden. Schon fünf Jahre früher, in Bentham und Hookers Genera plantarum ] (1367) p. 152 sagen die Verfasser unter Spergularia: Genus... . a Spergula stylo- rum numero distinguitur. Styli quidem teste Fenzlio nonnunquam 5 x !) Von namhaften deutschen Floristen haben nur Döll (Flora d. Grossh. Ba- den S. 1216, 1217) und Celakovsky (Prodromus der Flora Böhmens S. 491) die Anerkennung dieser Art abgelehnt. ) Der östlichste, dem Vortragenden bekannte Fundort der wahren Spergu/a a L. ist: Troas: Thymbra 1883 Sintenis 100! 3) Die letztgenannten Schriftsteller sind aber in ihren späteren Publicationen wieder zur Unterscheidung beider Gattungen zurückgekehrt. AXXVI oceurrunt, sed tunc capsulae valvae sepalis alternae nee oppositae dieuntur. Nobis flores 5gyni adhuc non oceurrere.!) Nunmehr scheint die Bekanntschaft mit einer 3 griffligen Form, die, wie so klassische Zeugen beweisen, unseren europäischen Spergula-Arten zum Verwech- seln ähnlich ist, den Verfasser bestimmt zu haben, auf die generische Trennung der beiden fraglichen Gattungen zu verzichten. Wäre wirklich die Zahl der Fruchtblätter der einzige Unterschied zwischen beiden Gattungen, so würde Vortragender’sich keinen Augen- bliek bedenken Hooker beizustimmen, obwohl die Umtaufungen, die dadurch erforderlich werden würden, bei ihm etwas mehr ins Gewicht fallen müssten, als bei dem ausgezeichneten britischen Phytographen, der ja (vgl. Bentham und Hooker 1. e.) nur 3—4 Spergularia-Arten?) annimmt, während seine Anschauung derjenigen Rohrbachs, der (a. a. 0.) etwa 32 Arten unterscheidet, weit näher steht. Die Analogie älte- rer oder neuerer Reformen in der Begrenzung der Caryophvllaceen- Gattungen, nach welcher z. B. die 5grifflige Silene Coeli rosa (L.) A.Br. neben der Mehrzahl 3griffliger Arten, die 3griffligen Melandryum 1) Diese letzte Bemerkung muss einigermassen befremden, da, wie Rohr- bach (a. a. O. S. 236, 237) mit Recht angiebt, Spergularia grandis (Pers.) Camb. sehr häufig, 5, villosa (Pers.) Camb. zuweilen ausschliesslich 5 grifflig auftritt, welche Formen sogar als Spergula grandis und villosa zuerst beschrieben wurden. An Sper- gularien der Alten Welt hat Vortr. 5grifflige Blüten noch nicht gesehen, wohl aber S, media (L.) Gris. an einem Fundorte der Kleinen Oase Aegyptens überwiegend mit vierklappigen Kapseln beobachtet. 2) Es bleiben also nach Abzug der von den übrigen Arten durch eine weite Kluft getrennten, von Du Mortier und Lebel (Memoires de la Soc. Imp. Se. Nat. de Cherbourg XIV (1868) p. 33, 34) nicht mit Unrecht als Delia s. (L.) DuMort. generisch abgetrennte Spergularia segetalis (L.) Fenzl, welche sich durch die gekielten Kelchblätter sowohl von Spergula als von Spergularia unterscheidet, für die ganze Gattung nur 2—3 sehr colleetive Arten übrig. Spergulu rubra Hook. f. 1. ec. (1872) ist aber nicht gleichbedeutend mit S. rubra Godr. (Fl. Lorr. p. 98 1843), welche letztere der Spergularia campestris (L.) Aschers. = S. rubra Pers. und der meisten europäischen Floristen entspricht. Ein als Spergula rubra bezeichnetes, von Thomson gesammeltes Exemplar der Hooker-Thomson’schen Sammlung aus dem Penjab, wo Hooker seine Art ausschliesslich angiebt, ist S. salina Presl. Spergula rubra Torr. et Gray Fl. N.-America I (1838) p. 175 dürfte allerdings ähnlich collectiv wie (lie Hooker’sche Art aufgefasst sein, da sie ausdrücklich 8. salina Presl (eigentlich wohl 8. canadensis (Pers.) Lebel) einschliess:. Auffällig ist, dass Lebel in der oben eitirten vortrefflichen Arbeit wiederholt (lie Angaben von Endlicher und Fenzi über liese Gattung getrennt anführt, ja einmal (p. 23) geradezu sagt: „Endlicher, toujours suivi par Fenzl.“ Von einem in ler Naturbeobachtung wie in der Litteraturbenutzung so gewissenhaften Forscher muss man sich wundern, dass er die Bemerkung Endlichers (Gen. plant. p. 956) übersehen hat: „In exponendis ordinis diffieillimi et injucundissimi generibus egregii usus mihi fuisse dissertationes ineditas el. Fenzl, quas ille oculatissimus botanieus jam nonum in annum parturit, grate memoro.“ Das Verhältnis zwischen den beiden österreichischen Botanikern war also gerade das umgekehrte dessen, das Lebel an- nahm, XXXVIN noctiflorum (L) Fr. und M. Elisabethae (Jan) Rohrb. neben den 5griff- ligen M. album (Mill.) Gke. und M. rubrum (Weigel; Gke., die 3 griff- ligen Cerastium anomalum W.K. (Stellaria viscida M.B.) und (©. trigy- num Vill. (Stellaria cerastioides L.) neben der sonst 5griffligen, selbst _ die Sgriffliige Saponaria Pumilio (L.) Fenzl neben den übrigen 2griff- ligen Arten stehen, würden unbedingt für die von Hooker vorgenom- mene Vereinigung sprechen, wenn nicht ein sehr schwer wiegendes Bedenken in der oben citirten Bentham-Hooker’schen Bemerkung aus- gesprochen wäre; die von der der bisher bekannten Spergula-Arten abweichende Carpellstellung der Sgriffliigen Spergularien. Wir befinden uns daher in einem fatalen Di- oder vielmehr Trilemma. Es sind in der That drei Anordnungen möglich: l. Man vereinigt mit Bartling ete. und Hooker die Gattung Sper- gularia mit Spergula. 2. Man lässt dieselben getrennt, wobei man entweder a. Spergularia fallax nach Lowe, Kindberg, Rohrbach zu Spergularia oder b. zu Spergula bringt. Bei der Anordnung 1. würde man dann Arten mit episepalen und epipetalen Carpiden in derselben Gattung haben, ein Fall, der bisher noch bei keiner anderen Caryophyllaceen-Gattung nachgewiesen ist. Sie würde auch insofern nur eine scheinbare Lösung bieten, als man in diesem Falle, der natürlichen Verwandtschaft nach, etwa 3 Subgenera Spergula (inel. Spergularia fallax), Spergularia und Delia unterscheiden müsste und diese Spergula als Untergattung natürlich ebenso schwierig zu charakterisiren wäre wie als Gattung. Bei der Anordnung 2a. würde Spergularia fallax von ihren näch- sten Verwandten getrennt und mit viel entfernter stehenden Formen _ verbunden. Es wäre dies kaum minder unnatürlich als bei Spergularia grandis (Pers.) Camb. die 5griffliigen Exemplare von den 3griffligen nicht bloss specifisch, sondern auch generisch zu trennen. Kindberg (Monogr. p. 18) hat diese das Absurde nicht scheuende Consequenz gezogen und erstere wiederum der Gattung Spergula zugewiesen. Diese aritkmetische Gattungstrennung verdiente durch den nicht undenkbaren Fall ad absurdum geführt zu werden, dass eine Art gefunden würde, der die vom Vortragenden ausnahmsweise beobachteten 4griffligen Blü- ten normal zukämen. Man müsste dann consequenter Weise für diese eine dritte Gattung aufstellen. 2grifflige Spergularia-Blüten werden ohnehin von Bentham und Hooker (l. e.) erwähnt. Die Anordnung 2b. wird dagegen unbedingt durch die natürliche Verwandtschaft erfordert. Die Formähnlichkeit der Spergularia fallax mit Spergula arvensis und deren wenigen Gattungsverwandten ist eine so grosse, dass man sich unmöglich vorstellen kann, dass diese Form AXXIX mit irgend einer der übrigen Spergularia-Arten in näherer phylogene- tischer Beziehung steht als mit den genannten Spergula-Arten. Diese Uebereinstimmung ist in allen übrigen vegetativen und Blütencharak- teren so gross, dass man mit aller Sicherheit voraussagen könnte, dass, falls einmal Exemplare dieser Art mit 5 Carpiden gefunden werden sollten, dieselben epipetal sein würden. In Ermangelung dieses vielleicht der Zukunft aufbehaltenen Beweises für die Richtigkeit die- ser Anordnung wäre es nun allerdings sehr erwünscht, entweder einen Charakter angeben zu können, der die 5- und 3griffligen Spergula- Arten von den 3- und 5griffligen Spergularien im ganzen unterschei- det, oder doch wenigstens einen solchen, der die 3griffligen Arten beider Gattungen ebenso scharf trennt, als die 5griffligen durch die epipetale bezw. episepale Stellung der Carpiden geschieden werden. Vortragender legte sich daher die Frage vor, ob vielleicht auch die Carpellstellung der 3griflligen Spergula von der der 3griffligen Sper- gularien verschieden ist? Allerdings kennt Eichler (Blüten-Diagramme II S. 10%) für alle 3griffligen Caryophyllaceen nur die Carpellstellung —, zwei Fruchtblätter (Griffel) nach vorn, das unpaare nach hinten. Die bei einigen Amarantaceen (Albersia Blitum (L.) Kth., Amarantus albus L.) auf demselben Exemplare mit - vorkommende Stellung . scheint noch bei keiner Caryophyllacee beobachtet zu sein. Die Orien- tirung der Carpiden direct zu bestimmen ist dem Vortragenden nicht gelungen. Die wickelartige Verkettung der durch die Blüten abge- schlossenen Achsen macht diese Bestimmung an sich schon schwierig; noch mehr wird sie aber durch die bei Spergula wie bei Spergularia schon von Fenzl (Endlicher Gen. plant. p. 962), ausführlicher von Lebel (l. e. p. 24, 25) erwähnten zweimaligen Nutationskrümmungen der den Blüten vorausgehenden Internodien (vor dem Auf- und nach dem Verblühen) erschwert, welche häufig bleibende Torsionen hinter- lassen. Nur an den jüngsten Teilen des Blütenstandes dürfte man bei reichlichem, namentlich lebendem Material zum Ziel kommen. Aus- führbar zeigte sich dagegen eine indirecte Bestimmung, die auch an der isolirten Blüte möglich ist, und nur die doch wohl kaum zu bestreitende Voraussetzung erfordert, dass die Orientirung des Kelches zur Abstammungsachse auch bei dieser Art die der Familie im allge- meinen zukommende ist. Die der */,-Steilung entsprechende Deckung der Kelchblätter ist auch zur Fruchtzeit sehr deutlich, und die 2 inne- ren (4 und 5 in beiden Figuren) sing vor den beiden äusseren (1 und 2) noch überdies durch grössere Breite, besonders breiteren Hautrand ge- kennzeichnet. Aus dem der Eichler’schen Fig. 41B (a. a. ©. S 106) nachgebildeten Diagramm (Fig. 1) einer Caryophyllacee mit 3zähligem Gynaeceum nach der normalen —- Stellung ist nun zu ersehen, dass von den durch das loculieide Aufspringen der 3klappigen Kapsel entste- henden Spalten eine genau (Sep. 2) und eine annähernd (Sep. 1) auf XL Fie. 1. eins der äusseren Kelchblätter hinweist, während dagegen die 2 in- neren 4 und 5 annähernd in Jder Richtung von 2 Klappen fallen. Bei —-Stellung, wie sie auf Fig. 2 supponirt ist, würden dagegen umge- kehrt 2 Spalten auf die inneren, 2 Klappen auf die äusseren Kelch- blätter hinweisen. Es zeigte sich nun, dass auch bei unserer Pflanze nicht der letztere Fall verwirklicht ist, sondern der erstere, dass mitbin die Stellung der Carpiden dieselbe ist wie bei den echten Spergularia-Arten. In Ermangelung eines solchen tiefgreifenden Unterschiedes möchte Vortr. wenigstens auf ein „technisches“ Merkmal hinweisen, das die 3- sriftlige Spergula mit der 5griffligen gemein hat, und welches zugleich auch für die Bestimmung der ersteren Verwendung finden kann: die fast kugelförmige Kapsel, während die der echten Spergularia-Arten stets mehr oder weniger eine eiförmige bis länglich eiförmige, oberwärts mehr als nach unten verschmälerte Form besitzen. Die 3 Klappen der ersteren erscheinen daher merklich kürzer und breiter sowohl im Vergleich mit den 5 der 5griffligen Spergula-Arten als mit den 3 der echten Spergularien. Dies Merkmal würde selbstverständlich nicht allein für die Trennung unserer Gattungen ausreichen; als Hülfsmerk- mal neben der verschiedenen Carpidenstellung der 5griffligen Formen beider Gattungen, die doch auf eine wesentliche Verschiedenheit im Bauplan ihrer Blüten deutet, möge es einstweilen genügen. Als con- stantes vegetatives Merkmal der wenigen Spergula-Arten!) können !) Ausser der hier ausführlich besprochenen 3griffligen Art und den drei deutschen, auch der märkischen und Berliner Flora angehörigen Arten 8. arvensis L., S. vernalis Willd. (= $. Morisonii Bor.) und $. pentandra L. kennt Vortragender von sicheren Arten nur die nordspanische Gebirgspflanze S. viscosa Lag., von der im Herb. Boissier charakteristische Exemplare vorliegen, und die schon durch ihren halbstrauchigen Wuchs von allen anderen Arten abweicht. Diese seltene und viel verkannte Pflanze scheint nur einem sehr beschränkten Bezirk des cantabrischen Ge- XLI dann auch die bekannten, die scheinbare Quirlstellung der Laubblätter hervorrufenden axillären Kurztriebe gelten, die allerdings sich auclı birges anzugehören. Ausser dem Lagasca’schen Original-Fundorte „Los Pozos bei Arvas“ in Asturien und dem damit wohl nahezu identischen Puerto de Leitariegos, wo Durieu (Pl. Asturicae 1835 No. 390! und Bourgeau (Pl. d’Espagne 1864) sie sammelten, ist sie noch von Boissier selbst am 11. Juli 1858 auf dem Pico de Cura- vacas in Alt-Öastilien gesammelt worden. Diese Lagasca’sche Art wird seit Boissiers erster Reise nach Spanien, also seit mehr als einem halben Jahrhundert, für identisch gehalten mit einer in der Hochgebirgsregion der mittel- und südspanischen Hoch- gebirge (Sierra de Guadarrama, S. de Majareina in Estremadura, 5. Nevada) ver- breiteten Form, die habituell ihr einigermassen ähnelt, aber keins ihrer charakteris- tischen Merkmale besitzt. Vortragender wurde auf diese bisher kaum constatirte Verwechselung (der einzige Schriftsteller, der einen schüchternen Zweifel an der Idendität der Boissier’schen mit der Lagasca’schen Pflanze äussert, ist Del Amo y Mora (Flora Fanerog. de la Peninsula Iberica VI (1873) p. 187) dadurch auf- merksam gemacht, dass Willkomm (Willk. et Lange Prodr. Fl. Hisp. II p. 162) S. arvensis L. zwischen $. pentandra, zu der Boissier (Voyage en Espagne 97) seine viscosa als Varietät stellte, und 8. viscosa Lag. aufführt, zu der er allerdings die (von ihm merkwürdiger Weise nicht gesehene) Boissier'sche Pflanze als Synonym zieht, von ihr aber eine offenbar nur nach einem Lagasca’schen Original entworfene Beschreibung: giebt. Diese Beschreibung des hervorragenden Prager Phytographen weieht nun in wesentlichen Punkten (dem auch von ihm, wenn auch mit Zweifel angenommenen Perenniren, radix satis crassa lignosa, folia subtus suleata, flores magni) von der Boissier’'schen Pflanze ab, passt dagegen vortrefflich auf die von Willkomm 1. c. als „species mihi nomine tantum nota“ aufgeführte 5. rimarım J.Gay, welche auf die oben aufgeführte Durieu’sche Pflanze begründet wurde, und mit deren Namen auch die übrigen erwähnten Exemplare des Boissier’schen Herbars bezeichnet sind. Vortragender zweifelt daher nicht, dass diese die wahre S. viscosa Lag. darstellt. Die andere Willkomm unbekannte von Durieu gesammelte Art, 8. sabuletorum Gay liegt auch in Boissier'schen Herbar nicht vor. S. pentandra var. viscosa Boiss. Voy. gehört nun aber nicht zu 8. pentandra L., sondern hat die nächsten Beziehungen zu S. vernalis Willd., wie dies Boissier selbst schon erkannt hat, da er in seinem Herbar bemerkt: „Valde affinis S. Mori- sonü. An differt semin. majoribus?“ Im Boissier’schen Herbar finden sich ausserdem lie von Bourgeau als 5. Morisonii angegebenen Exemplare, die Willkomm ]l. e. mit Recht zu 8. vernalis Willd. zieht, unter ,„S. viscosa.“ Vortragender konnte in den Samen, die leider z. T. unreif sind, keinen Unterschied finden. Die Exemplare aus der Sierra Nevada weichen allerdings von der mitteleuropäischen Pflanze durch nie- drigen, robusten Wuchs, stärkere Bekleidung (die übrigens an den unteren Inter- nodien auch der deutschen Pflanze nicht ganz fehlt) und kürzere Blütenstiele ab, Merkmale, die füglich auf den alpinen Standort zurückzuführen sind. Die Exemplare der S. de Guadarrama (Reuter!) und Majareina (Bourgeau 1863 No. 2380! letztere von Willkomm als S. vernalis aufgeführt) nähern sich schon mehr der mitteleuropäi- schen Pflanze, von der ein Teil der Guadarrama-Exemplare, welche Bourgeau 1854 sammelte, nicht zu unterscheiden ist, während andere (in Frucht) der Nevada-Pflanze gleichen. Auch dies schwerlich an derselben Stelle gesammelte Mixtum compositum wird von Willkomm zu vernalis gezogen. Bourgeau’sche Exemplare des Berliner Museums aus Asturien (Pico de Arvas supra Puerto de Leitariegos, also vom Fundorte der S. viscosa Lag. — 8. rimarum J.Gay!) weichen ebenfalls kaum von der mittel- europäischen S. vernalis Willd. ab, von der man immerhin die typische 8. pentandra var. viscosa Boiss. als S. vernalis Willd. var. celtiberica Aschers. trennen kann. Jeden- falls besitzt also die iberische Halbinsel sämtliche Spergula-Arten, und es wäre nicht ALM bei zahlreichen echten Spergularien in ganz ähnlicher Weise wieder- finden und£daher auch Znicht3zur Trennung zweier Subgenera dienen können, wenn dies von Hooker (l. c.) angewandte Merkmal auch aus- reicht, um die beiden indischen Spergula-Arten von der Hooker’schen collectiven 8. rubra zu trennen, vorausgesetzt,jdass diese nicht etwa auch S. media (L) Gke. umfasst; denn diese auch an unseren Küsten und Salinen des Binnenlandes vorkommende Art besitzt nicht selten axil- läre Kurztriebe, deren Blätter die Länge derjenigen der Hauptaxe er- reichen. Dasselbe fand Vortragender bei einer Reihe von Arten, die wie 8. media perenniren bezw. selbst halbstrauchig werden: S. rupscola Lebel (Atlant. Küsten Europas), $. macrorrhiza (Req.) Godr. et Gren. (Corsika-Sardinien), 8. Munbyana Pomel (Algerien), 8. grandis (Pers.) Camb., 8. laevis Camb. und 8. villosa (Pers.) Camb. (alle drei in Süd- Amerika). Viel seltener ist dies Merkmal bei den hapaxanthen Arten der Gattung, obwohl auch bei diesen die Kurztriebe (von denen sich selbst bei Delia segetalis mitunter Andeutungen finden) in der Regel vorkommen, meist aber nur wenige Blätter entwickeln, die weit kürzer als die der Hauptachse bleiben. Indes kommt auch bei einigen Formen derselben, wie 5. macrotheca (Cham. et Schl.) Rohrb., und bei einer nordischen Form der verbreiteten 9. salina Presl (Lepigonum canınum Lettl.), die deshalb zuerst als Holosteum [sic!] sperguloides Fisch. et Mey. beschrieben wurde, die Scheinquirlbildung annähernd wie bei den echten Spergula-Arten vor. Die drei oben besprochenen Gattungen des Spergularieae Willk. wären also folgendermassen zu unterscheiden: 0. Kelchblätter spitz, trockenhäutig, mit krautigem Kiel. Pflanze einjährig mit fehlenden oder rudimentären axillären Kurztrieben; Blumenblätter weiss . . . . Delia DuMort. Kelcehblätter stumpf, krautartig, ungekielt, am Rande mehr oder weniger trockenhäutig 1. 1. Griffel 3, selten 2, 4 oder 5, im letzteren Falle episepal. Kapsel eiförmig: bis länglich. Ausdauernde Arten mit häufig _Scheinquirle bildenden axillären, Kurztrieben, oder hapaxanthe mit unentwickelten, selten Schein- quirle bildenden Kurztrieben; Blumenblätter rosa, sel- LENER WEISS nee 2 Spergulama (les snes!e Griffel 5, epipetal, oder 3. Kapsel kugelförmig. Meist einjährige Arten mit stets Scheinquirle bildenden axil- lären. Kurztrieben, Blumenblätter weiss . . . . . . Spergula L. em. unmöglich, dass auch die dreigrifflige, bisher nur bei Mannheim hospitirend auf europäischem Boden betroffene Art noch in dem südöstlichen Bezirk Spaniens zwischen Cabo de Gata und Alicante gefunden würde, jenem merkwürdigen Bezirk, in dessen fast saharischem Klima die Dattelpalme, ihre Früchte reift und eine beträchtliche Anzahl nordafrikanischer Typen, u. a. die Gattungen Jfloga, Leyssera, Bucerosia, Erythrostictus, Ammochloa der Flora einen saharischen Anstrich verleihen. ALIN Die 5 dem Vortragenden sicher bekannten Spergr/a-Arten können folgendermassen unterschieden werden: 0. Pflanze halbstrauchig, dicht abstehend-drüsenhaarig, Blätter unterseits gefurcht, Blüten und Früchte grös- ser als bei den übrigen Arten; Griffel 5; Samen mit schmalem hellbraunen, strahlig gefurchtem Flügel . . S. wiscosa Lag. Pilanze einjährig. 1. 1. Pflanze drüsig behaart. Blätter unterseits deutlich ge- furcht. Griffel 5. Samen mit sehr schmalem glatten Hautrandieen rc ea RT ee. aa in Ss hanvensis Ei Pflanze kahl oder nur unterwärts drüsig-kurzhaarig. Blätter nicht oder undeutlich gefurcht, Flügel minde- stens halb so breit als der Samen, strahlig gefurcht 2. 2. Griffel 3. Flügel etwa halb so breit als der Samen, WIEISSH ER pe El a EEE Shflaegidei(voxb)Aschers- Griffel 5. & 5. Flügel etwa so breit als der Samen, weiss. . . . .%S. pentandra L. Flügel halb so breit als der Samen, bräunlich . . . 8. vernalis Willd. Für die 3grifflige Spergula würde nun der Speviesname der Sper- gularıa fallae Lowe vollauf berechtigt sein, denn bis auf Roxburgh, Bov&, Lowe, Kindberg und Jos. Hooker ist ihre Griffelzahl den zahl- reichen Botanikern, die sie in Händen hatten, entgangen; indes muss dieser Artname dem 24 Jahre älteren Roxburgh’schen weichen. Vortragender schliesst mit einer Aufzählung der ihm bisher be- kannten Fundorte der Spergula flaccida (Roxb ) Aschers. Canarische Inseln Webb! (als 5. pentandra 1. c.) Tenerife: La- guna 1845 Bourgeau 334! (als 8. arvensis); Mesa de Mota 1849 Bour- geau Al0! (als S. pentandra) nach Lowe a. a. O. Madeira, Porto Santo und Desertas [Mason 1857 No. 270! Cabo Garajad 1865 Kny!] (als Spergularia fallax Lowe a. a. O.) Maroceo: Distriete Tazeroualt und Issighiwar bis Si Anmed ou Moussa; Ighirmilliel und Djebe! Tafraout und Kerkar, Gebirge im Osten “der Distriets Tazeroualt Foumalili und nördlicher Teil des Distriets Ida Ouchemlal 1876 Mardochai (mitgeteilt von Cosson als 8. pentandra). Algerien: Oran 1839 Bove! (als „Arenaria“) Plaine des Andalous 1852 Balansa 455! (als S. pentandra). Tunesien: Gabes 1854 Kralik 194! (als S. pentandra). Tripolitanien : Zwischen Bondjem und Djebel Ssöda Nachtigal! (als S. pentandra Ascherson a. a. 0.) Öyrenaica: Haimann 67! Benghäsi 1884 Petrovich 202! Marmarika: Matruga 1879 Letourneux. Aegypten: Alexandrien: Mariut Letourneux! Schweinfurth 517! ALIV Ramleh Letourneux! Zwischen Medinet-el-Fajüm und Tabhar 1884 Schweinfurth! Ramses (ehemalige Eisenbahnstation zwischen Mahsama und Ismailia) Letourneux; Wädi Cherese (arabische Wüste) 1877 Schweinfurth unter No. 283! (als Spergularia fallax Ascherson und Schweinfurth a. a. ©.) Aeg. Arabische Wüste Husson! (als 8. pentandra Boiss>El Or 1ee) Palaestina: Südlich von Gaza 1846 Boissier! (als Spergula pen- tandra ]. €.) unweit der Jordanmündung Kotschy 516! (als „Spergularia pentandra“ Zool.-Bot. Ges. Wien 1861 S. 257; als Lepigonum esimium Kindberg Monogr. p. 32; als! 8. pentandra Boiss. 1. e.); Halbinsel Lissän an der Ostküste des Toten Meeres 1874 Kersten! Nubien: Gebel Schelläl im Soturba-Gebirge 1864, 1865 Schwein- furth 783, 784! (als 8. vulgaris ]. c.). Arabien: Djidda 1851 Zohrab! 63 (als 8. pentandra Oliver in Herb. Kew). Euphrat-Tigrisgebiet: Wüste bei Bagdad 1888 Haussknecht! Afghanistan: Griffith! (als 8. pentandra ß intermedia Boiss. 1. ce.) Beludschistan: Stocks 595! (desgl.) Ostindien: Nord- West-Himalaya, tropische Region leg. Thomson! Nilgerris! (als 5. pentandra Hooker 1. c.). Die Blütezeit der Spergula flaccida scheint im ganzen später als die der S. pentandra zu fallen und sich so an die der S. arvensis an- zuschliessen; die Mehrzahl der Exemplare aus Algerien, Tunesien, Tripolitanien, Aegypten, Palaestina sind zwischen Mitte März und Ende April gesammelt, was für diese südlichen Landstriche etwa unserem Mai und Juni entsprechen würde; nur die Bourgeau’schen Exemplare von den Canaren sind im Januar aufgenommen, während unsere Pflanze von Letourneux bei Alexandrien und von Haussknecht bei Bag- dad noch im Mai, von Schweinfurth an ersterem Orte sogar am 6. Juni in voller Vegetation angetroffen wurde, zu einer Zeit, wo unsere 9. pentandra L. und 9. vernalis Willd. meist völlig abgestorben sind. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen, und es blieb der grösste Teil der Anwesenden in geselliger Vereinigung im Restaurant Frie- dıichskron, Unter den Linden 12, wo bis zum 1. April 1°89 die wö- chentlichen Zusammenkünfte der Berliner Mitglieder jeden Freitag stattfanden, noch mehrere Stunden beisammen. | Wegen Abbruch des erwähnten Locals sind diese Zusammenkünfte nunmehr nach den 'Passage-Bierhallen, Behrenstrasse 52, verlegt worden. P. Aseherson. M. Gürke. Verzeichnis der für die Vereins-Bibliothek eingegangenen Drucksachen. Vergl. Jahrg. XIX. S. XXX. Geschlossen am 8 März 1889. 1. Periodische Schriften. A. Europa. Deutschland. Altenburg. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. Mit- teilungen aus dem Osterlande. Neue Folge. 4. Bd. 1888. Berlin. Deutsche Botanische Gesellschaft. Berichte. Bd. V, 1887. (Geschenk des Herrn Geh. Rat Winkler.) — Königlich preussische Akademie der Wissenschaften. Sitzungs- berichte. 1888, No. 21—37. — Gesellschaft Naturforschender Freunde. Sitzungsberichte. Jahrg. 1888. — Deutsche Geologische "Gesellschaft. Zeitschrift. Bd 40, 1888, Heft 1—2. . — Gesellschaft für Erdkunde. Zeitschrift. Bd. XXIII, 1837, Heft 5—6; Bd. XXIV, 1888, Heft 1. Verhandlungen. Bd. XV, 1888, No. 4—10; Bd. XVI, 1889, No. 1. 1 Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, West- falens und des Reg.-Bezirks Osnabrück. Verhandlungen. 45. Jahr- sang, 1888. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. 65. Jahres- bericht, 1887. Dresden, Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis. Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1888, Januar bis Juni. Erlangen. Physikalisch -medieinische Societät. Sitzungsberichte. 19. Heft, 1887. XLVI Frankfurt a. M. Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. Bericht. Von Juni 1887 bis Juni 1888. Frankfurt a. ©. Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-Bez. Frank- fürt. Monatliche Mitteilungen aus dem Gesamtgebiete der Natur- wissenschaften, herausgeg. von E. Huth. V. Jahrg., 1887/88, No. 11—12; VI. Jahrg., 1888/89, No. 1—9. — Societatum Litterae, herausgeg. von E. Huth. 2. Jahrg. 1888, No. 3—10. Freiburg i. B. Naturforschende Gesellschaft. Berichte. Bd. ll, 1887. — Badischer Botanischer Verein. Mitteilungen. No. 49—58. "Gera. Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. 27. bis 31. Jahresbericht, 1884—1888. Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vorpommern und Rügen. Mitteilungen. Bd. XIX, 1887. Halle a.S. Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen. Zeitschrift für Naturwissenschaften. VI. Bd., Heft 5—6, VII. Bd., Heft 1—2. Karlsruhe. Naturwissenschaftlicher Verein. Verhandlungen. Bd. X, 1883 — 1388. — Badische Pflanzenphysiologische Versuchsanstalt. 4. Bericht, 1887. Königsberg i. Pr. Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. Jahrg. XXVIN, 1887. Leipzig. Verein für Erdkunde. Mitteilungen. Jahrg. 1837. Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresberichte und Abhandlungen, Jahrg. XVII, 1887, nebst Beilage: Das Innere der Erde. Vortrag von E. Hintzmann. Münster. Westfälischer Provinzial-Verein für Wissenschaft und Kunst. XVI. Jahresbericht, 1887. Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft. Jahresbericht 1887. Fest- schrift zur Begrüssung des 18. Congresses der Deutschen Anthro- pologischen Gesellschaft. Regensburg. Flora. 71. Jahrg, 1888. Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. , Jahreshefte. 44. Jahrg., 1888. Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Schriften. III. Bd., 1888. Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde. Jahrbücher. 41. Jahrg., 1888. Oesterreich-Ungarn. Bistritz. Gewerbeschule. 14. Jahresbericht, 1887,88. Budapest. Termeszetrajzi Füzetek. Vol. Xl, 1887/88, No. 3—4. — A Kir. Magyar Termeszettudomanyi Tärsulat. (Regia Societas Scientiarum Naturalium Hungarica): XLVl Herman, Otto, A magyar halaszat könyve, I., II. kötet. (De piscatu Hungariae tom. 1., 11.). Simonkai Lajos, Erdely edenyes flöraja. (Enumeratio florae Transsilvanicae.) Daday Deesi, Jenö, A magyarorszagi Cladocerak magan rajza (Crustacea Cladocera faunae Hungaricae). — Mathematische und Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Ba. IV—V. Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Mitteilungen. Jahrg. 1887. Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. Verhandlungen und Mitteilungen. Innsbruck. Ferdinandeum. Zeitschrift. XXXH. Heft, 1888. — Naturwissenschaftlich - medieinischer Verein, ;” Berichte. XVII. 1887/88. Klagenfurt. Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnthen. Jahr- buch. 19. Heft, XXX VI. Jahrg., 1887. — Carinthia. 78. Jahrg., 1888, No. 5—12; 79. Jahrg., 1889, No. 1—2. Klausenburg. Magyar Növenytani Lapok. No. 131—135. Linz. Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. 18. Jahres- bericht, 1888. Prag. Lotos, Jahrbuch für Naturwissenschaft. Bd. IX. Wien. K.K. Naturhistorisches Hofmuseum. Annalen. Bd. III, 1888, No. 2—4. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Schrif- ten. XXVIH. Bd., 1887/88. — Zoologisch-Botanische Gesellschaft. Verhandlungen. Bd. 38, 1888. Schweiz. Chur. Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Jahresbericht XXI, 1886/87, mit Beilage: Killias, Ed., Die Flora des Unterengadins. Frauenfeld. Mitteilungen der Thurgauischen Naturforschenden Ge- sellschaft. Heft 8, 1888. Lausanne. Societe Vaudoise. Bulletin. Vol. XXIII, No. 97. Italien. Firenze. Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XX, 1838, No. 3—4; Vol. XXI, 1889, No. 1. Milano. Societa italiana di scienze naturali. Atti. Vol. XXX. Fasc. 1—4. Modena. Societa dei Naturalisti. Memorie. Serie Il. Vol. VII. Anno AÄXlII. Fasc. 1-—2. Napoli. Accademia delle Scienze fisiche e matematiche. Rendiconti. Serie 2°. Vol. Il. Fasc. 4—10. Aprile—Ottobre 1888 XLVvIM Pisa. Societa Toscana di Scienze Naturali. Memorie. Vol. IX. Processi verbali. Vol. VI. 1. Juli 1888. Roma. Reale Accademia dei Lincei. Rendiconti. Vol. IV. 1° Se- mestre. Fasc. 4—13; 2° Semestre. Fase. 1-10. 1888. Portugal. Coimbra. Sociedade Broteriana. Boletim. Tomo V. 1887. Fase. 4; Tomo VI. 1888. Fasc. 1—2. Frankreich. Besancon. Soeiet® d’Emulation du Doubs. M&moires. Serie VI. Vol. I. 1887. Bordeaux. Soeciete Linneenne. Actes. Vol. XL. 1886; Vol. XLI. 1887. No. 1-3. Cherbourg. Societe nationale des sciences naturelles et mathema- tiques. Memoires. Tome XXV. 1885. Lyon. Societe botanique. Bulletin trimestriel. No. 1—2. Janvier— Juin 1888, Belgien. Bruxelles. Societe royale de Botanique de Belgique. Bulletin. Tome XXVl. 1887 2me partie; tome AXVII. 1888. Niederlande. Nijmwegen. Nederlandsch kruidkundig Archief. 5. Deel. 2. Stuk. 1888. England. London. Linnean Society. Journai No. 152—155, 159—162. List. December 1837. Dänemark. x Kjöbenhavn. Botanisk Tidsskrift, udgivet af den Botaniske Forening, Bind 16, Haeft 4; Bind 17, Haefte 1—2. Schweden. Lund. Botaniska Notiser, utgifne af C. F. O. Nordstedt. 1888, Häftet 4-6; 1889, Häftet 1. Norwegen. Bergen. Museums Aarsberetning. 1887. Russland. Dorpat. Naturforscher Gesellschaft. Sitzungsberichte. Band VIII, Heft 2. Schriften: ll. Berg, Fr., Einige Spielarten der Fichte. 1887 IL II. Russow, E., Zur Anatomie resp. physiologischen und ver- gleichenden Anatomie der Torfmoose. 1587. IV. Weihrauch, Karl, Neue Untersuchungen über die Besse]’sche Formel und deren Verwendung in der Meteorologie. 1838. Helsingfors. Societas pro Fauna et Flora Fenniea. Meddelanden. Häftet 14, 1888. Acta. Vol. Ill und IV. 188688. Moskau. Societe imperiale des Naturalistes. Bulletin. 1838. No. 2—3. Nebst Meteorologische Beobachtungen, ausgeführt am Meteorolo- gischen Observatorium der Landwirtschaftlichen Akademie bei Moskau. (Petrowsko-Razoumowskoje.) 1888. 1. Hälfte. Odessa. Soeiet& des naturalistes de Ja Nouvelle-Russie. M&moires. T. X. P. 1-2. Riga. Naturforscher-Verein. Correspondenzblatt. XAXI. B. Amerika. Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Boston. American Academy of Arts and Sciences. Proceedings. Vol. XXI. Part. 1. 1887—88. — Society of Natural History. Memoirs. Vol. IV, No. 1—6. Chapel Hill. Elisha Mitchell Seientifie Society. Journal. Vol. U. 1884—85; Vol. Ill, 1885—86 ; Vol. IV, part. 2, 1887; Vol. V, 1888. Cincinnati. Society of Natural History. Journal. Vol. XI, 1888. No. 1—3. New-York. Academy of Sciences. Annals. Vol. III, 1887, Nos. 7—10; Vol. [V, 1888, Nos. 3—8. Transactions. Vol. IIl, 1883---84; Vol. V, 1885-86, Nos. 1—6. Philadelphia. Academy of Natural Sciences. Proceedings. Part. I—IIl, 1888. Salem. American Association for the Advancement of Science. Pro- ceedings. Meeting 36. 1888. San Francisco. California Academy of Sciences. Bulletin. Vol. Il, No. 8. Trenton. Natural History Society. Journal 1888, No. 3. Washington. Smithsonian Institution. Annual Report of the Board of Regents of 1888. Part. 2. Costa-Rica. San Jose. Museo Nacional, Anales. Tomo I. 1887. Brasilien. Rio de Janeiro. Museu Nacional. Archivos. Vol, VII. 1887. Argentinien. Cordoba. Academia nacional de Ciencias. Boletin. Tomo X. En- trega 2, 1887; Tomo XI, Entrega 1—2, 1887—88. Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, XXX, D L II. Selbständig erschienene Schriften, Separat- Abzüge aus Journaien etc. Ascherson, P., Pedaliaceae aus: Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika und der angrenzenden Gebiete von ES chsmz — Ein neues Vorkommen von Carex aristata R.Br. in Deutschland. Knuth, P., Einige Bemerkungen meine Flora von Schleswig-Holstein betreffend. Leipzig 1888. Le Jolis, Aug. Fr., Le Glyceria Borreri a Cherbourg. — Liste des Memoires scientifigues publies par A.-Fr. Le Jolis. Lindau, G., Ueber die Anlage und Entwickelung einiger Flechten- apothecien. Regensburg. 1888. 8°. (Dissertation.) Schulz, Aug., Die floristische Litteratur für Nordthüringen, den Harz und den provinzial-sächsischen wie anhaltischen Teil an der nord- deutschen Tiefebene. Halle. 1888. 8°. Spribille, Fr., Verzeichnis der in den Kreisen Inowrazlaw und Strelno bisher beobachteten Gefässpflanzen nebst Standortsangaben. (Pro- gramm.) Inowrazlaw. 1888. 4°. Treichel, A., Das Beutnerrecht von Gemel, Kr. Schlochau. 1888. 8°. Tschirch, A., Ueber den anatomischen Bau des Cacaosamens. 1887. 8°. Sämtlich Geschenke der Herren Verfasser. Verzeichnis der Mitelieder des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. 1. Mai 1889. Vorstand für 1888-1839. Magnus, Prof. Dr. P., Vorsitzender. Wittmack, Prof. Dr. L., Erster Stellvertreter. Garcke, Prof. Dr. A., Zweiter Stellvertreter. Ascherson, Prof. Dr. P., Schriftführer. Koehne, Oberlehrer Dr. E., Erster Stellvertreter. Gürke, M., Zweiter Stellvertreter und Bibliothekar. Winkler, A., Geh. Kriegsrat a. D., Kassenführer. Ausschuss für 1888—1889. Beyer, R., Real-Gymn.-Lehrer. Dietrich, F., Custos. Scheppig, €. Schumann, Dr. C., Custos. Schwendener, Prof: Dr. S. Urban, Prof. Dr. 1. I. Ehrenmitglieder. Babington, Dr. Ch. Cardale, Prof. der Botanik in Cambridge (England). Baillon, Dr. Henri, Prsi. der Naturgeschichte an der medieinischen Facultät in Laris, Rue Cuvier 12. Gastracane degli Antelminelli, Abbate Graf Francesco, in Rom, Piazza della Copella 50 (im Sommer Fano, Marche). Gelakovsky, Dr. Ladislav, Prof. der Botanik und Direetor des Bota- nischen Gartens der Böhmischen Universität in Prag, Korngasse 45. Cohn, Dr. Ferdinand, Geh. Reg.-Rat, Prof. der Botanik a. d. Uni- versität in Breslau, Schweidnitzer Stadtgraben 26. D* Lil Cosson, E, Akademiker in Paris, Rue de la Boätie 7. Crepin, Francois, Direetor des Botanischen Gartens in Brüssel, Rue de l’Esplanade 8. Focke, Dr. W. O., Arzt in Bremen, Wall 206. Haynald, Dr. Ludwig, Cardinal, K. K. Geh. Rat und Erzbischof in Kaloesa in Ungarn. von Heldreich, Prof. Dr. Th., Director des Botanischen Gartens in Athen. Kerner, Dr. Anton, Ritter von Marilaun, K. K. Hofrat, Prof. der Botanik und Director des Botanischen Gartens und Botanischen Museums der K. K. Universität in Wien, Rennweg 14. Krug, L., Consul a. D., Berlin W., Königin Augustastr. 14. Lange, Dr. J, Prof. d. Botanik und Director des Botanischen Gartens der Landwirtschaftl. Akademie in Kopenhagen, Thorwaldsens Vei 5. von Müller, Baron Dr. Ferd., Government’s Botanist in Melbourne (Australien). Peck, Dr. Reinhard, Direetor des Museums der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz. von Regel, Dr., wirkl. Staatsrat, Direetor des Botanischen Gartens in St. Petersburg. Schweinfurth, Prof. Dr. G., in Berlin W., Potsdamerstr. 75a. Virchow, Dr. R., Geh. Medieinalrat und Prof. an der Universität in Berlin, Schellingstr. 10. Willkomm, Dr. M., Kais. russ. Staatsrat, Prof. der Botanik und Director des Botanischen Gartens d. Deutschen Universität in Prag-Smichow. II. Correspondirende Mitglieder. Arcangeli, Dr. G@., Professor der Botanik in Pisa. Ball, J. F. R. S., London 10, Southwell Gardens, South Kensington. Blytt, Dr. A., Professor der Botanik in Christiania. Bornet, Dr. E., in Paris, Quai de la Tournelle 27. Caruel, Dr. T., Prof. der Botanik in Florenz. Christ, Dr. jur. H., in Basel, St. Jacobstr. 5. Freyn, J., Fürstl. Colloredo’scher Baurat in Prag-Smichow, Jung- mannstr. 3. Gibelli, Dr. G., Prof. der Botanik in Turin. Griewank, Dr. G., Grossherzogl. Medicinalrat in Bützow (Meklen- burg-Schwerin). Grunow, A., Chemiker in Berndorf (Station Leobersdorf in Nieder- Oesterreich). Hackel, E., Prof. am Gymnasium in St. Pölten (Nieder-Oesterreich). von Janka, V., Custos am Nationalmuseum in Budapest. Lil! Kanitz, Dr. A., Prof. der Botanik in Klausenburg. Letourneux, A., Tribunalsrat a. D. in Algier, S. Eugene, Rue des ecoles 1. Levier, Dr. E., Arzt in Florenz, Borgo S. Frediano 16. Limpricht, G., Lehrer in Breslau, Palmstr. 21. Lloyd, J, in Nantes, Rue Francois Bruneau 15. Nathorst, Alfr., Reichs-Geologe in Stockholm. Nyman, Dr. C. J., Conservator am Reichsmuseum der Akademie in Stockholm, Brunkebergstorg 2. Oudemans, Dr. C. A. J.-A., Prof. der Botanik und Director des Botanischen Gartens in Amsterdam. Passerini, Dr. G., Professor der Botanik in Parma. Penzig, Dr. O., Prof. der Botanik und Director des Botanischen Gartens in Genua. Schmalhausen, Dr. J., Prof. der Botanik in Kiew. Schübeler, Dr. F. C., Prof. der Botanik und Director des Botani- schen Gartens in Christiania. Suringar, Dr. W. F. R., Prof. der Botanik und Director des Bota- nischen Gartens in Leyden. Terraeiano, Dr. N., Director des Kgl. Gartens zu Caserta (Italien). Voss, Dr. W., Prof. an der Realschule in Laibach. Warming, Dr. E., Prof. der Botanik und Director des Botanischen Gartens in Kopenhagen, Gothersgade 153. Wittrock, Dr. V. B., Prof. der Botanik, Director des Reichsmuseums in Stockholm. II. Ordentliche Mitglieder. (Die Namen der lebenslänglichen Mitglieder — vergl. S 5 der jetzigen Statuten! — sind fett gedruckt) 1. In Berlin. Arndt, A, Lehrer an der Elisabetschule, SW., Bernburgerstr. 25. Ascherson, Dr. P., Prof. der Botanik an der Universität, W., Bü- lowstr. 51. Ascherson, Dr. F., Bibliothekar und erster Custos an der Universitäts- Bibiothek, SW., Hornstr. 13. Bachmann, Dr. F., prakt. Arzt, W., Nettelbeckstr. 5. Bachmann, Dr. F., Prof., SW., Gneisenaustr. 100. Behrendsen, Dr. med., NW., Friedrichstr. 140. Bernard, Dr. A., Apothekenbesitzer, ©, Kurstr. 34/37. Beyer, R., Realgymnasiallehrer, S., Luisenufer 2. Bolle, Dr. C., W., Leipzigerplatz 14. Born, A., Dr. phil., SO., Dresdenerstr 2. Bünger, cand. phil., N., Schlegelstr. 13. LIV Büttner, Dr. R., Lehrer, W., Göbenstr. 22. Charton, D., Kaufmann, C., Französischestr. 33e. Collin, A., Dr. phil., C., Linienstr. 103. Dammer, U., Dr. phil., W., Zietenstr. 27: Dietrich, F., Dritter Custos am Königl. Botanischen Museum, W., Lützowstr. 107. Eckler, G., Oberlehrer an der =Königl. Turnlehrer-Anstalt, SW., Friedrichstr. 7. Eggers, E., Verlagsbuchhändler, W., Karlsbad 15. Forkert, P., stud. phil., W., Magdeburgerstr 12. Frank, Dr. A. B., Prof. der. Pflanzen-Physiologie an der Landwirt- schaftlichen Hochschule, NW., Philippstr. 8. Freund, G., Dr. phil. W., Tiergartenstr. 10. Gallee, H., Lehrer, NO., Straussbergerstr. 18. Garcke, Dr. A., Prof. der Botanik a. d. Universität und Erster Custos am Königl. Bot. Museum, SW., Friedrichstr. 227. Gehrke, O., Dr. phil., N., Invalidenstr. 152. Geisler, C., Rector, NW., Scharnhorststr. 9/10. Gilg, E., stud. rer. nat., C., Linienstr. 9. Gürke, M., Hilfsarbeiter am Kgl. Bot. Museum (Wohnung: Schöne- berg, Friedenauerstr. 90). Heine, E., stud. phil., N., Schlegelstr. 29. Hennings, P., Hilfsarbeiter am Königl. Bot. Museum, Schöneberg, Grunewaldstr. 17. Heyfelder, H., Verlagsbuchhändler, SW., Schönebergerstr. 26. Hoffmann, Dr. O., Gymnasiallehrer, W., Steinmetzstr. 15. Jacobasch, E., Lehrer (Wohnung: Friedenau, Wielandstr. 27). Kaumann, F., Apotheker, C., Spandauerstr. 76. Keiling, A., cand. phil., SW., Neuenburgerstr. 29. Kny, Dr. L., Prof. der Botanik an der Universität und an der Land- wirtschaftlichen Hochschule (Wohnung: Wilmersdorf, Kaiserstr.). Koehne, Dr. E., Oberlehrer am Falk-Realgymnasium (Wohnung: Friedenau, Saarstr. 3). Königsberger, A., Apotheker, W., Blumeshof 9. Kramer, O., SW., Bernburgerstr. 12. Krause, Dr. Arthur, Oberlehrer an der Luisenstädtischen Oberreal- schule, SO., Adalbertstr. 77. Kruse, Dr. F., Prof. am Wilhelms-Gymnasium (Wohnung: Gross- Lichterfelde, Vietoriastr. 4). Kuhn, Dr. M., Oberlehrer am Königstädtischen Realgymnasium (Woh- nung: Friedenau, Fregestr. 68). Lehmann, G., Gymnasiallehrer, W., Joachimsthal’sches Gymnasium. Lindau, Dr. G, C., Auguststr. 56. LV Lindemuth, H., Kgl. Garteninspeetor und Docent an der Landwirt- schaftlichen Hochschule, NW , Universitätsgarten. Loesener, Th., stud. phil., W., Mohrenstr. 66. Löske, L, Buchhalter, NO., Neue Königstr. 51. Loew, Dr. E., Prof. am Kgl. Realgymnasium, SW., Grossbeerenstr. 1. Magnus, Dr. P., Prof. der Botanik a. d. Univers., W., Blumeshof 15. Matzdorff, C., Dr. phil., Gymnasiallehrer, NW., Stephanstr. 15. Mesch, A., Buchdruckereibesitzer, S., Dresdenerstr. 99. Meyn, W. A, Lithograph, S., Wasserthorstr. 46. Mez, C., Dr. phil., W., Zietenstr. 27. Mittmann, R., Dr. phil., N., Tieckstr. 27. Moewes, Dr. F., Lehrer, SW., Teltowerstr. 54. Müller, O., Verlagsbuchhändler, W., Köthenerstr. 44 (Wohnung: Tem- pelhof, Blumenthalstr. 1). Müller, R., Apotheker, S., Gneisenaustr. 107. Oder, G., Banquier, W., Linkstr. 40. Orth, Dr. A., Prof. an der Universität und an der Landwirtschaft- lichen Hochschule, W., Wilhelmstr. 43. Osterwald, ©., Gymnasiallehrer, NW., Rathenowerstr. 96. Perring, W., Inspector des Königl. Botanischen Gartens, W., Pots- damerstr. 75. Philipp, R., SO., Manteuftelstr. 133. Potonie, Dr. H., Assistent an der geologischen Landesanstalt, NW., Luisenplatz 8. Pringsheim, Prof. Dr. N., Mitglied der Akademie der Wissenschaften, W., Königin Augustastr. 49. Reinhardt, O., Dr., NW., Luisenstr. 6. Rensch, C., Reetor, SW., Gneisenaustr. 7. Retzdorff, W., Provinzial - Steuer - Directions - Seeretär (Wohnung: Friedenau, Rheinstrasse 44.) Roth, Dr. E., Assistent an der Kgl. Bibliothek, W., Kurfürstenstr. 167. Scheppig, C., Gas-Anstalts-Beamter, SO,, Manteuffelstr. 93. Schlickum, A., stud. phil., SW., Kochstr. 2. Schrader, Dr. J., Bibliothekar a. D., W., Regentenstr. 21. Schumann, Dr. C., Zweiter Custos am Königl. Botanischen Museum (Wohnung: Schöneberg, Hauptstr. 8). Schwendener, Dr. S., Prof. der Botanik und Direetor .des Botani- schen Instituts und Universitätsgartens, W., Matthäikirchstr. 28. Siepert, P., stud. phil., SO., Wassergasse 16. Sonntag, Dr. P., Assistent am Landwirtschaftlichen Museum, N., Elsasserstr. 30. Strauss, H., Obergärtner am Botanischen Garten, W., Potsdamerstr. 75 Sulzer, Dr. L.,, prakt. Arzt, W., Lützowstr. 88. Taubert, P., cand. phil., SW., Hornstr. 20. LVI Troschel, I., Dr. phil., W., Derfflingerstr. 20a. Tsehirch, Dr. A., Privatdocent an der Universität und der Land- wirtschaftlichen Hochschule, NW., Birkenstr. 73. Urban, Prof Dr. I., Gustos des Königl. Botanischen Gartens (Wohnung: Friedenau, Sponholzstr. 37). Volkens, Dr. G., Privatdocent, N., Friedrichstr. 133. Wacker, Oberlehrer a. D., SO., Muskauerstr. 29. Winkler, A., Geh. Kriegsrat a. D., W., Schillstr. 16. Wittmack, Dr. L., Custos des Landwirtschaftlichen Museums, Prof. an der Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule, N, Invalidenstr. 42 (Wohnung: Chausseestr. 102). Woyte, E, Geh. Kanzlei-Sekretär im Kriegsministerium, SW., Bern- burgerstr. 12. 2. Im Regierungsbezirk Potsdam. Altmann, Dr. P., Gymnasiallehrer in Wrietzen a. O. Baade, Seminar-Lehrer in Neu-Ruppin. Barn@witz, A., Lehrer (von Saldern’sches Realgymnasium) in Bran- denburg a. H., Kl. Gartenstr. 18. Buchholz, H, Kantor a. D. in Eberswalde. Dalechow, Lehrer in Falkenhagen bei Seegefeld. Demmler, A., Kunst-und Handelsgärtner in Friedrichsfelde. Graef, Dr., Apotheker, Steglitz, Birkbuschstr. Grönland, Dr. J., Landwirtschaftl. Versuchsstation in Dahme. Heese, W., cand. phil. in Potsdam, Gr. Weinmeisterstr. 49. Hoffmann, F., Realgymnasiallehrer, Charlottenburg, Schillerstr. 86. Jachan, Lehrer in Brandenburg a. H., Kleine Münzstr. 13. Jacobsthal, J. E., Prof. an der technischen Hochschule, Chalotten-. burg, Marchstr. 5. Jäne, W., Pharmaceut, Wittenberge. Kunow, G., Tierarzt I. Cl. in Freienwalde a. O. Krumbholz, F., Apothekenbesitzer in Potsdam. Lauche, R., Kreis-Obergärtner in Kyritz. Legeler, B., Apotheker in Rathenow. Leidolt, F., Apothekenbesitzer in Belzig. Neumann, Dr. E., Gymnasiallehrer in Neu-Ruppin. Prager, E., Lehrer in Kl.-Paaren bei Falkenrehde (Kreis Osthavelland). Rietz, R., Lehrer in Freyenstein (Kreis Ost-Priegnitz). Rückert, Lehrer in Bernau. Schütz, H., Lehrer in Lenzen a. E. Schultze, D., Lehrer in Pankow (Pestalozzi-Stift). Seler, Dr. E., Steglitz, Kaiser Wilhelmstr. 3. Sinogowitz, Apotheker in Charlottenburg, Berlinerstr. 139. Spieker, Dr. Th., Prof. am Realgymnasium in Potsdam, Neue Königstr. 24. h LVi Warnstorf, C., Lehrer in Neu-Ruppin, Ludwigstr. Warnstorf, J., Lehrer in Brüsenwalde (Kreis Templin). Werner, J., Gärtner, Potsdam, :am Wildpark 1. 3. Im Regierungsbezirk Frankfurt. Bartke, R., Gymnasiallehrer, Spandau, Markt 4. Baumgart, E., Lehrer in Fürstenwalde. Bohnstedt, Dr. R., Prof. am Gymnasium in Luckau. Busch, A., Lehrer in Lieberose. Dunkel, E., Pharmaceut, Landsberg a. W. Freschke, W., Schlossgärtner in Lübbenau, Hagedorn-Götz, M., Apothekenbesitzer in Lübben N.-L. Hering, Dr., Stabsarzt in Frankfurt. Hitze, Dr., prakt. Arzt in Zehden. Huth, Dr. E., Realgymnasiallehrer in Frankfurt, Küstrinerstr. 45. Lasker, Rechtsanwalt, Landsberg a. W. Laubert, Dr., Realgymnasial-Direetor in Frankfurt. Paalzow, W., Oberpfarrer in Frankfurt. Paeske, F., Rittergutsbesitzer auf Conraden bei Reetz (Kr. Arnswalde). Pick, L., stud. med., Landsberg a. W. Rüdiger, M., Fabrikbesitzer in Frankfurt. Schultz, Dr. A., prakt. Arzt in Finsterwalde. Trebs, C., Gymnasiallehrer in Fürstenwalde. 4. Im kegierungsbezirk Magdeburg. Ebeling, W., Lehrer in Magdeburg, Wilhelmstr. 12. Hartwich, C., Apotheker in Tangermünde. Kaiser, Dr., Lehrer am Realgymnasium in Schönebeck. Maass, G., Societäts-Secretär zu Altenhausen bei Erxleben. Stein, Gymnasiallehrer in Genthin. Steinbrecht, P., Pfarrer in Elversdorf bei Demker. 5. Im Regierungsbezirk Merseburg. Sehulz, A., eand. med. in Halle, Charlottenstr. 3. Sagorski, Professor in Schulpforta. 6. Im Herzogtum Anhalt. Staritz, Lehrer in Gohrau bei Wörlitz. 7. Im übrigen Deutschland. Andree, A, Apotheker in Hannover, Breitestr. 3. Baenitz, Dr. C. G., Lehrer in Königsberg i. P., Sackheimer Hinterstr. 27. Beckmann, C., Apotheker in Bassum (Provinz Hannover). Boeckeler, O., Apotheker in Varel (Oldenburg). Da LVII Brehmer, Dr. W., Senator in Lübeck. Buchenau, Dr. F., Prof. und Direetor der Realschule in Bremen. Callier, A.. Pharmaceut in Militsch. Dufft, C., Hof-Apotheker in Rudolstadt. Engler, Dr. A., Prof. der Botanik an der Universität und Director des Botanischen Gartens in Breslau. Erfurt, R, Pharmaceut in Bonn, Meckenheimerstrasse. Felsmann, Med.-Chir. in Dittmannsdorf bei Waldenburg in Schlesien. Fiek, E., Apothekenbesitzer in Hirschberg (Schlesien), Bergstr. 3. Frenzel, W., Rector, Halle a. S., Magdeburgstr. 36. Fritze, R., Gutsbesitzer auf Rydultau bei Rybnik. Geheeb, A., Apotheker in Geisa (Grossh. Sachsen-Weimar). Gerndt, Dr. L., Oberlehrer an der Realschule in Zwickau (Sachsen). Haussknecht, Prof. C., in. Weimar. Hegelmaier, D. F., Prof. der Botanik a. d. Universität in Tübingen. Hechel, W., Friedrichroda. Heideprim, P., Oberrealschullehrer, Frankfurt a. M, Rhönstr. 51. Hieronymus, Prof. Dr. G., in Breslau, Elisabetstr. 1. Hinneberg, Dr. P., Apothekenbesitzer in Altona, Schulterblatt. Holler, Dr. A., Kgl. Bezirks-Arzt in Memmingen. Holtz, L., Rentier in Greifswald, Carlsplatz 8. Jaap, O., Lehrer in Hamburg, Hohenfelde, Elisenstr. 17. Jentsch, Dr. P., prakt. Arzt in Grabow a. 0. Kley, H., in Essen, Juliusstr. 21. Krause, Dr. E., Stabsarzt der Kgl. Marine, Kiel, Sophienblatt 22. Kuckuck, P., Assistent am Bot. Institut in Kiel, Düsternbrook 102. Leimbach, Prof. Dr. G., Realschul-Director in Arnstadt. Lindstedt, Dr. C., Oberlehrer am Kaiserl. Lyceum in Strassburg i. E., Kalbsgasse 9. Ludwig, Dr. F., Prof. am Gymnasium in Greiz, Leonhards-Berg 62. Luerssen, Dr. Chr., Professor der Botanik und Director des Bota- nischen Gartens in Königsberg i. Pr. Marsson, Dr. Th., Apotheker in Greifswald. Matz, Dr. A., Stabs- und Bataillonsarzt im 4. Bad. Inf.-Reg. No. 113 zu Schlettstadt. Meyerholz, F., Pharmaceut in Vilsen (Prov. Hannover). Mönkemeyer, W., Obergärtner am Botanischen Garten in Leipzig. Mylius, C., Aufenthaltsort unbekannt. Pazschke, Fabrikbesitzer in Leipzig-Reudnitz, Augustenstr. 8. Pfuhl, Dr. F., Gymnasial-Oberlehrer in Posen. Prahl, Dr. P., Kgl. Ober-Stabs- und Regimentsarzt des Pomm, Füsil.- Rgt. No. 34, Stettin, Fichtestr. 13. Rehder, A,, Obergärtner am Botanischen Gärten in Göttingen. LIX Ritschl, J., Rechtsanwalt in Stettin, Kohlmarkt 11. Roemer, Dr. H., Senator a. D. in Hildesheim. Rutbe, R., Kreistierarzt in Swinemünde. Sadebeck, Dr. R., Professor der Botanik und Director des Botanischen Museums zu Hamburg, Steinthorplatz. Sanio, Dr. C., in Lyck. Scharlok, J., Apotheker in Graudenz. Schmidt, Dr. J. A., Professor in Ham bei Hamburg, Mittelstr. 37. Schulze, H., Buchhalter in Breslau, Lorenzgasse 2,3. Schulze, M., in Jena, Fischergasse 2. Seehaus, G., Conreetor a. D. in Stettin, Grünhof, Gartenstr. 1a. Seydler, F., Conreetor und Inspector der Seeliger’schen Erziehungs- Anstalt in Braunsberg (Ostpreussen). Smelkus, H., Pharmaceut in Skaisgirren (0. P. D. Gumbinnen). Spribille, F., Gymnasial-OÖberlehrer in Inowrazlaw. Strassburger, Dr. E., Geh. Regierungsrat, Prof. der Botanik und Director des Bot. Garen in Bonn. Thomas, Prof. Dr. F., Oberlehrer am Herzogl. Crmaktain Gleichense in Ohrdruf. Treichel, A., Rittergutsbesitzer auf Hoch-Paleschken b. Alt-Kischau (R.-B. Danzig). Vigener, A., Hof-Apotheker in Biebrich a. Rh. Winkelmann, Dr. J., Gymn.-Oberlehrer in Stettin, Elisabetstr 7 8. Ausserhalb des Deutschen Reiches. Areschoug, Dr. F. W. C., Prof. der Botanik und Director des Bot. Gartens in Lund (Schweden). Ascherson, E., p. Adr.: Naylor, Benzon et Cp., London 20, Ab- church Lane. Egeling, G., d. Z. in Nordamerika. Gerhard, P., Casella Road Hatchan Park, London’ S. E. Hartmann, C., Gärtner, Toowoomba (Queensland). Hasenow, A., cand. phil., Adresse: Rittergutsbes. Lutoslawski, Droz- dowo pod Lomza pr. Warschau. Kärnbach, L., z.Z. in Neu-Guinea, Butaneng p. Finschhafen, König Wilhelmsland. Kuegler, Dr., Marine-Stabsarzt, d. Z. an Bord S. M. S. Stosch in Japan. Kuntze, Dr. O., Kew near London, Gloucester Road 5. Kurtz, Dr. F., Professor der Botanik in Cordoba (Argentinien). Marloth, Dr. R., in Capstadt (Adresse: Müller, Schmidt & Co.). v. Möllendorff, Dr. O., Kaiserl. Consultats-Dragoman, Tientsin, Cnina. Preuss, Dr. P., z. Z. bei der Zintgraff’schen Expedition, p. adr. Kaiserl. Gouvernement, Kamerun, Westafrika. Ross, Dr. H., Assistent am Botanischen Garten zu Palermo. Da* LX Schinz, Dr. H., in Zürich, Seefeldstr. 12. Seriba, Dr. J., Prof. in Tokio (Japan). Soyaux, H., p. Adr.: Viuva Claussen & Co. in Porto Alegre, Rio Grande do Sul, Brasilien. Tepper, O., Staatslehrer in Ardrossan, South-Australia. Ule, E., Privatlehrer in Blumenau, Sta. Catharina, Brasilien. Wilms, Dr., Apotheker in Leydenburg, Transvaal. Gestorben. Dr. E. R. v. Trautvetter, Ehrenmitglied, St. Petersburg, am 12. Ja- nuar 1889. Dr. Ch. Martins, em. Prof. der Botanik, Paris, am 7. März 1889. Prediger Hübner, Kl.-Schönfeldt bei Greifenhagen. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. Von C. Mez. Die im folgenden mitgeteilten Studien sind die allgemeinen Er- gebnisse einer monographischen Bearbeitung der Lauraceen. Dieselbe erstreckt sich in erster Linie auf die der Untersuchung am meisten bedürftigen amerikanischen Gattungen und Arten, doch sind auch die altweltlich-australischen soweit zum Vergleiche herangezogen worden, dass es möglich sein wird, ein nahezu vollständiges Bild von der morphologischen Differenzirung in dieser Familie zu liefern. Die Anregung zu dieser Arbeit, sowie stete Anleitung und Be- lehrung verdanke ich Herrn Dr. J. Urban. Derselbe stellte mir im Verein mit Herrn Consul L. Krug gütigst zum Beginn meiner Studien das von Herrn P. Sintenis während dreier Jahre auf Puerto-Rico gesammelte Lauraceenmaterial zur Verfügung, eine Sammlung, wie sie in Bezug auf vorzügliche Präparation, Vollständigkeit der Ent- wickelungsstadien, wertvolle Angaben über Wachstumsverhältnisse, Blütenfärbung ete. noch niemals zuvor aus dem tropischen Amerika nach Europa gekommen ist. Ich werde Herrn Dr. Urban und Herrn Consul Krug immer zu grösstem Danke verpflichtet sein. Durch Herrn Dr. Urbans Vermittelung erhielt ich sodann die im Berliner botanischen Garten cultivirten Lauraceen sowie das Her- barmaterial der Museen zu: Berlin, Brüssel, Kopenhagen, Genf, Göt- tingen (mit Herb. Grisebach), Leipzig, München, Stockholm (mit Herb. Swartz) und Wien zur Untersuchung, dazu die Lauraceen aus den Privat-Herbarien der Herren: Barbey-Boissier, De Candolle und Warming. Den Herren Besitzern und Direktoren dieser Herbarien spreche ich für ihre Unterstützung meiner Arbeit an diesem Orte meinen besten Dank aus, ganz besonders aber bin ich Herrn Professor Garcke verpflichtet, welcher mir nicht blos die grossen, an Originalexemplaren reichen Sammlungen des Königlichen Berliner botanischen Museums zugänglich machte, sondern mir auch gestattete, meine Untersuchungen in den Räumen jenes Institutes auszuführen. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb, XXX. 1 2: C. Meez: Es kann natürlich nicht in meiner Absicht liegen, hier die Ergeb- nisse meiner Untersuchungen vollständig vorzulegen; sowenig ich auf die Geschichte und Litteratur unserer Familie eingehen kann, sowenig ist mir der Raum gewährt, die bei den Lauraceen auftretenden anato- mischen Verhältnisse zu besprechen. Ich beschränke meine Ausführungen hier auf die Darstellung der bei den Lauraceen auftretenden Abänderungen in der Morphologie der Blattstellung und Blätter, des Blütenstandes, der Blüte und der Frucht. Manchen andern Punkt, welcher mir Interesse genug zu gewähren scheint, welchen ich hier aber übergehen muss, werde ich bei Gelegen- heit eines monographischen Versuches besprechen können. 1. Blattstellung. In den allermeisten Fällen finden wir bei den Lauraceen spiralige Blattstellung. Es ist mir kein Fall wirklicher Abweichung von der Hauptreihe vorgekommen (denn Divergenzen, welche zwischen ver- schiedenzähligen Quirlen oder Quirlen und Spiralen vermitteln, möchte ich nicht als eigentlich typische Blattstellungen betrachten). Am Embryo beginnt die Blattstellung mit einem zweizähligen Quirle (den Kotyledonen), diesem folgt eine variable, doch meist sehr kleine Anzahl von zweizähligen, decussirten Quirlen, welche bald in die ?/,-Spirale übergehen. Mit dem Zusammenrücken und Kleinerwerden der Blattorgane in der Knospe geht diese Divergenz in °/,,- Stellung und Spiralen höherer Ordnung über, doch bringt die Streckung der Internodien darauf stets wieder ?/, - Divergenz. In sehr vielen Fällen (Acrodichdü, Aydendri, Silviae ete. ete. spece.) begegnen wir einer am Ende der Zweige schopfig gehäuften Blattan- ordnung in der gewöhnlichen Divergenz, einer Anpassung an den tiefen Schatten des tropischen Waldes, wo Blätter längs des ganzen Zweiges angeordnet nicht Licht genug zu ihrer ausgiebigen Function finden könnten. Aber nicht immer geht der zweizählige Quirl, wie er uns als Regel im embryonalen Stadium entgegen tritt, in spiralige Stellung über; manchmal wird die ursprüngliche Blattordnung durch alle fol- genden Cyklen beibehalten. So sind — ich berücksichtige hier nur das amerikanische Gebiet; bessere Beispiele sind anderswo zu finden — opponirte Blätter Regel bei der Gattung Poldw. Auch die in ihrer Stellung zweifelhafte Gattung Gomortega zeigt diese Anordnung, und bei Oryptocarya Peumus sind Ausnahmen davon selten. Manche andere Species dagegen, wie z. B. Nectandra oppositifolia und viele andere, gehen erst bei der Blüten- bildung wieder in deceussirt zweizählige Quirl-Stellung zurück. Auch die beiden Vorblätter der Zweige pflegen, allerdings bis- weilen nicht in völlig gleicher Höhe, sich gegenüber, zu Stützblatt und Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 3, Axe transversal zu stehen; das erste Laubblatt der darauf folgenden Spirale fällt dann von der Axe weg. 2. Blätter. Betrachten wir die Blätter der Lauraceen selbst, so fällt zu- nächst auf, dass der Scheidenteil vom Stiele nicht oder nur wenig verschieden ist, und niemals Stipeln trägt. Mag die habituelle Aehnlichkeit noch so gross sein, die Zugehörigkeit eines blüten- losen Zweiges, dessen Blätter Nebenblätter tragen, zu den Lauraceen ist ohne weitere Untersuchung zu verneinen. Nur selten (bei der Gattung Sıvia unter den amerikanischen Formen) ist der Scheidenteil durch polsterähnliche Anschwellung des Gewebes ausgezeichnet. Eine sehr geringe Differenzirung weist in der grossen Familie der Umriss der Blattlamina auf. Mit Ausnahme vereinzelter Vor- kommnisse, in welchen die älteren Blätter tief dreilappig erscheinen, (Benzoin spec., Sassafras ofhicinale vgl. Bolle in Sitzungsber. Bot. Ver. Brandenbg. XVII, S. 49), ist die Blattspreite völlig ungeteilt. Als Beispiel für schwach gebuchteten Blattrand ist mir nur Nectandra sinuata aus Guatemala bekannt geworden. Meist sind die Lauraceenblätter auch völlig symmetrisch. Behaarung der Blätter ist in der Familie weit, doch nicht all- gemein verbreitet. Bemerkenswert ercheint, dass einer ganzen Gruppe der Gattung Nectandra dichtere filzige Behaarung der; Blattober- als Unterseite zukommt, während die Oberseite in der Familie sonst stets die kahlere ist. Makroskopisch sichtbare durchschimmernde Punkte in den Blättern kommen den Lauraceen wohl kaum zu; dieselben treten jedoch hervor, wenn man einen Schnitt auch bei nur sehr schwacher Vergrösserung betrachtet. Th. Bokorny giebt (Flora 1882, S. 359 ff.) die mit grossem Fleisse ausgearbeitete Untersuchung der Lauraceen des Münchener Herbars in Hinsicht auf die Verbreitung und systematische Verwert- barkeit dieser Organe. Er gelangte zu keinem systematisch brauchbaren Resultate; ich verweise, was die Untersuchungen selbst anbetrifft, auf die Tabellen a. a. O. S. 361 ff. Von Wichtigkeit sind die Mitteilungen des Autors über das fast constante Vorkommen schleimführender Zellen neben den Oelschläuchen und über ihre gegenseitige morphologische Vertretung. Ueber die Entstehung dieser im Innern des Blattparenchyms liegenden Drüsen giebt Chatin (Comptes rend. T. 81, 1875, p. 503), welcher auch die analogen Organe der Hypericineae, Rutaceae und Diosmeae untersuchte, an, dass im jungen, noch kaum einige Millimeter langen Blatte einzelne Zellen des Blattgewebes sich zur Eigestalt aus- dehnen, dass darin in der Folge der Gehalt an Chlorophyll schwinde, dagegen aetherisches Oel erscheine. In vielen Fällen bleibt, besonders 1* 4 C. Mez: bei den Lauraceen, die Zelle in diesem Zustande, manchmal tritt aber noch eine en Teilung erst dureb: eine a dann je eine antikline Wand ein. Auch die Quadranten selbst können die Teilung weiter fortsetzen. Nun behauptet Chatin aber das für Aypericum zwar richtige (vgl. Wieler in Verh. naturb.- med. Ver. Heidelberg, N. S. II. Bd., 5. Heft, S. 341 ff.), für die Lauraceen aber völlig unzutreffiende Verhalten, dass die Scheidewände so entstandener Zellgruppen resorbirt würden und dadurch grosse Hohlräume entstünden, ja dass sich das Secret sogar in Intercellularräume ergiessen könne. Mit Recht tritt Bokorny diesen Ausführungen entgegen; er hat niemals ein solches Verhalten beobachtet, und auch ich konnte in allen Fällen trennende Membranen in den Aggregationen der Secretzellen erkennen. Die Beobachtung Bokornys, dass Zellen mit verschleimter Mem- bran im Blattinnern unter den von ihm untersuchten Familien sich nur bei den Anonaceen noch fanden, dürfte kaum von Bedeutung sein, wenn es sich um die Frage des Anschlusses der Lauraceen im Systeme handelt. Als auffälliger Einzelheit bei manchen Lauraceenblättern ist der „bullaten“ Auftreibungen in den grössern Blattwinkeln zu gedenken, auch sei auf ihre Bedeutung als Aufenthaltsorte (Domatien) von Milben nach Lundströms Ansicht hingewiesen(Pflanzenbiol.Studien II.,Upsala.) Diese Gebilde stellen nach unten geöffnete, blasenförmige Auf- treibungen mit schmalem, gewimpertem Eingange dar. Die anatomische Untersuchung zeigt keine irgendwie bemerkenswerte Verschiedenheit vom Baue der übrigen Spreitenteile. 3. Schutzblätter. Eigentliche Knospen mit Deckschuppen im Sinne Goebels (Bot. Ztg. 1880, S. 753 ff.) fand ich nur bei einer dem Waldgebiete des westlichen Continentes angehörigen, laubwechselnden Art, bei Sassafras oficinale. Hier werden die Knospenschuppen durch die umgebildete Blattlamina dargestellt, oder, um Mikoschs (Sitzungsber. K. K. Akad. Wien, Bd. LXAXIV, 1. Abteilg.) Terminologie zu gebrauchen, sie sind Laminartegmente. Stomata konnte ich auf diesen Niederblättern nicht finden. Bei den allermeisten tropischen Arten dagegen wird der Schutz der niederblattlosen Knospen durch dichte Bedeckung mit Haarfilz er- reicht: es ist ein Schutz gegen Dürre und gegen Insektenangriffe. Auch in diesem Falle weichen die Haare von der gewöhnlichen Form ‚nicht ab; schildförmige Trıchome werden nirgends gebildet. 4, Blütenstand. In der Achsel von Laubblättern, nur in seltenen Ausnahmefällen terminal werden die Blütenstände der Eulauraceen gebildet, wenn Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 5 auch öfters durch Uebergipfelung und Abort der Endknospe des Zweiges der Anschein einer terminalen Inflorescenz entsteht. Die Eulauraceen zeigen ausnahmslos begrenzte Blütenstände; traubiger Grundplan mit Endblüte (vgl. Eichler, Blüten- diagr. L., S. 33) charakterisirt die Litsaeaceen; rispiger Grundplan die Perseaceen. Von diesen beiden Gruppen der echten Lauraceen unterscheiden sich die Cassytheen, von der Gattung Cassytha gebildet, durch die Unbegrenztheit ihrer sämtlichen Axen. a. Perseaceen. Behandeln wir zunächst die Perseaceen in später zu defini- rendem Umfange. Nur sehr selten sind die beiden typischen Vorblätter der Inflo- rescenzaxe ausgebildet. Meist folgen auf das Tragblatt spiralig an- geordnete, kleine, hinfällige Hochblätter, welche die Partialinflorescenzen tragen und dabei meist die Blattdivergenz fortsetzen. Bei ?/,-Stellung pflegt das erste derselben schräg nach vorne, das zweite über die Axe zu fallen; (die Spirale ist vornumläufig). Seltener begegnete mir der Rückgang der Blattspirale im Blüten- stande auf !/;,. Meist zeigen nur der Zweigspitze nahegelegene, kleine Inflorescenzen dies Verhalten. Dann fallen die beiden ersten Hoch- blätter, nach der Achse convergirend, ungefähr in transversale Stellung, das dritte steht genau wieder über dem Tragblatte. Auch hier ist die Spirale vornumläufig. (Z. B. Ocotea Portoricensis.) Meist von den Einzelzweigen der Inflorescenz ab beginnt streng cymös-dichasische weitere Verzweigung. Selten fehlt dieselbe (z. B. Ocotea Portoricensis, Nectandra psammophila, N. Riedelü ete.), und der cymöse Charakter dieser scheinbar ährigen Blütenstände wird allein durch je zwei meist nach der Axe convergirende Vorblätter unter der einzelnen Blüte angedeutet. Oft sind diese Organe sehr klein, aber selbst dann sind rudimentäre Blütenknospen in ihren Achseln keine Seltenheit. In allen Vorkommnissen fällt das genetisch dritte Blatt — siehe weiter unten — nach der Axe. Scheinbar gleiches Verhalten wie die beschriebenen Einzelvor- kommnisse zeigt Caryodaphne australis, doch fällt hier auf, dass der Blütenstand in seiner vorliegenden Gestalt keine Gipfelblüte besitzt. Dies erklärt sich aufs einfachste, wenn wir die scheinbare Inflorescenz- axe als vegetativen Spross, die Einzelblüten als redueirte Inflorescenzen betrachten, eine Auffassung, welche sich durch das Vorhandensein der terminalen Laubknospe, besonders aber durch das der Regel ent- sprechende Verhalten der nächst verwandten Formen (Uryptocarya etc.) von selbst ergiebt. 6 C. Mez: Ist die eymöse Weiterverzweigung des Blütenstandes in typischer Weise vorhanden, so scheinen mir noch einige weniger bedeutende Differenzen, welche aus der Stellung der beiden folgenden Stützblätter sich ergeben, erwähnenswert: Convergiren sie nach der Axe nächstniederer Ordnung, so wird die Terminalblüte nach ihrem Tragblatte hin verschoben (z. B. Nectandra Antillana, Ocotea Grisebachiana). Nach der Axe hin weicht die Endblüte aus, wenn die Vorblätter nach dem Tragblatte convergiren (z. B. Uryptocarya floribunda, Goep- pertia hirsuta etc.). In all diesen, wie sämtlichen weiter zu besprechenden Special- fällen steht das dritte Blatt des ersten Perianthkreises über der Axe nächstniederer Ordnung und richtet sich immer nach ihr, ungeachtet aller secundären Verschiebungen der einzelnen Blüten. Die nicht selten vorkommenden Endblüten mit je 2 Vorblättern erklären sich zwanglos durch Annahme zweier, noch in vielen Fällen rudimentär vorhandener, achselständiger Blütenknospen als völlig mit dem aufgestellten Schema übereinstimmend. Einer beachtenswerten Variante dieser Verhältnisse begegnen wir bei Boldu chilanum. Hier setzt”sich die oben erwähnte Blattstellung !/, direkt in den Blütenstand fortj; die Vorblätter der jeweiligen Endblüte stehen genau median, und in den untersten Auszweigungen abortirt die Endblüte gewöhnlich, während umgekehrt in den Endeymen nur die Mittelblüten entwickelt sind. Würden sich die Einzelblüten der Litsaeaceen nach Entfernung des Involuerums und Streckung der Axe zu Partialinflo- rescenzen mit diehasischen Endeymen ausbilden, so würde die bei Boldu verwirklichte Inflorescenz entstehen. Die Tragblätter pflegen bei dieser Species an den Zweigen eine kurze Strecke hinaufzuwachsen, so dass in den unteren Verzweigungen bei abortirter Endblüte der Anschein echter Dichotomie entsteht. In einer kleineren Anzahl von Einzelfällen, wie sie oft mit den - schon beschriebenen an den stärkeren unteren Inflorescenzästen mir vorkamen, setzte sich die Blattspirale, nun meist auf !/, zurückgehend, auch auf die Zweige zweiter, ja selbst höherer Oränung fort. Als schönes Beispiel mag ein Blütenzweiglein von Cinnamomum sericeum gelten. Oft ist dann die vom dritten, über das Tragblatt fallenden Hoch- blatte gestützte Cyma abortirt (z. B. Ocotea foetens, O. Grisebachtana), oder die Endblüte wird durch die dritte, nicht selten unvollständige Cyma verworfen und abortirt (Ocotea rufo-tomentosa). Bei einer kleinen Zahl von Arten ist die im übrigen typisch ge- baute Rispe dadurch fremdartig verändert, dass die Auszweigungen in rascher Reihenfolge fast noch in der Achsel des Stützblattes statt- Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 7 finden — (formae faseiculatae z. B. Ocotea gracilis, O. rhynchophylla u. 2.) Sehr selten sind ‚alle Verzweigungen in ihrer relativen Länge stark verkürzt, und die im übrigen vom,allgemeinen Grundplane nicht abweichende Rispe bekommt die Gestalt eines dichten, fast kugeligen Köpfchens — (Misanteca capitata). b. Litsaeaceen. Die zweite grosse Gruppe der Lauraceen, die Litsaeaceen unterscheidet sich von den bisher behandelten Perseaceen durch traubigen Grundplan des Blütenstandes. Ueberdies folgen auf das Stützblatt und die auch hier fast stets abortirten Vorblätter der Inflorescenz mindesten' zwei nach !/, trans- versal gestellte, sterile Hochblätter. Ich möchte dies Verhalten als ganz besonders wichtig und con- stant betonen. Zwar wurde das Vorhandensein eines Involuerums von Nees sowohl wie von Meissner mit als Hauptunterscheidungs- merkmale bei der Sectionsabteilung benützt, doch Bentham verwarf dasselbe wieder und setzte ein rein durch biologische Gründe bedingtes, unconstantes Merkmal, die Extrorsität oder Introrsität des dritten Staminalkreises, an seine Stelle. So wurde Derlschmiedia zu den Per- seaceen, Sassafridium zu den Litsaeaceen gerechnet. Allermeist folgt auf das erste, transversal stehende Paar steriler Hochblätter mindestens noch ein zweites decussirt. So entsteht ein Hochblattinvolucrum, welches die Blüten bis zum Aufblühen birgt und den Schutz der zarten Organe übernimmt. Wirklich sehen wir bei den Litsaeaceen die Perianthzipfel äusserst zart und wenig widerstands- fähig ausgebildet, während dieselben bei; der Perseaceengruppe eine beträchtliche Dicke und Stärke erreichen, auch sehr häufig nach aussen noch durch dichten Haarfilz geschützt sind. Auch das Anlocken der Kreuzungsvermittler übernimmt häufig das Involucrum. Bei Zitsaea ‚Japonica z. B. treten die reinweissen, mit, seidenglänzenden Haaren besetzten Involucralblätter zum tiefdunkeln Laube in malerischen Gegensatz. Der Grundtypus der Traube mit Gipfelblüte ist nur selten wirk- lich ausgebildet; meist sind die Blütenstände doldenartig. Der Grund secundärer oder tertiärer Triebe; trägt eine Anzahl derselben in spi- raliger Anordnung. So fand ich z. B. bei Zitsaea Oervantesüi folgen- des Verhalten: Ein Laubblatt trägt in seiner Achsel einen Ast mit den normalen Vorblättern und oft noch eine oberständige Beiknospe. Dieser Trieb wird oberwärts durch eine Knospe mit Schuppenstellung nach °/, ge- schlossen. Unterwärts finden sich in verschwindend kleinen Hoch- blättern die Inflorescenzen in Zahl von 3—9, soviel ich bestimmen 5 C. Mez: konnte nach */, angeordnet. Sie sind lang gestielt und tragen 2 Paare decussirter Involucralblätter, das erste derselben transversal gestellt. Das dritte Blatt des Involucrums fällt hier wie in allen Fällen über das Stützblatt. Das erste Paar dieser Hochblätter ist steril, das zweite trägt in seiner Achsel je eine Blütenknospe. Zu einem weitern, im Innern dieses Knospenkreises stehenden Paar von Blüten, welche über das erste Involueralblatt fallen, ist ein weiteres Paar von Hochblättern zu er- gänzen. Diese finden sich bei vielen Species normal ausgebildet. (So stimmt der Blütenstand der Litsaeaceen aufs vollkommenste mit dem längst von Acer dasycarpum Ehrh. (vgl. Eichler, Blütendiagramme Il, S. 350) beschriebenen überein.) Durch geringe Verschiebung der vier blattachselständigen Blüten- knospen nach oben entsteht nun zusammengenommen mit der Gipfel- blüte eine begrenzte Dolde. Auch bei den Einzelgliedern dieser Inflorescenzen zeigt sich wieder, dass das dritte (unpaare) Blatt des ersten Perianthkreises über der Axe nächst niederer Ordnung liegt, also dass die Endblüte nach der letzten vegetativen Axe, die Seitenblüten nach der Endblüte orientirt sind. Oft lässt sich gerade bei dieser Gruppe noch bei oberseitiger Deckung der Blumenblätter, die genetische Spirale der Perianthglieder verfolgen; auf diese Beobachtungen vermochte ich die schon für die Blütenstände der Perseaceen angewandte Stellungsregel zu be- sründen. Auf die Entstehungsgeschichte der Blütenteile und ihre morpho- logische Bedeutung einzugehen wird meine Aufgabe unten sein; her- vorzuheben ist hier, dass überall, wo die genetische Spirale verfolgbar war, die Antidromie je zweier aus gegenüberstehenden Vorblättern entsprungener Blüten zu constatiren war. Dabei pflegte die Blüte aus ce der Endblüte homodrom zu sein. Die Variationen des für Liisaea Üervantesii beschriebenen Typus der Litsaeaceeninflorescenz sind geringe: Die Endblüte verkümmert häufig, bald mit Hinterlassung eines Rudi- mentes, (z.B. Litsaea Oervantesü, Einzelfall), bald völlig verschwindend. (Die untersuchten Blütenstände von Actinodaphne lancifolia, Oyli- codaphne oblonga, Litsaea Neesiana etc. zeigten dies Verhalten.) Bei Litsaea japonica war neben völlig normalem Verhalten der übrigen Teile das vierte Involucralblatt bald verkleinert, bald gänzlich geschwunden ; Litsaea lancifolia zeigte mir die beiden dem untern In- volucralquirle entsprechenden Blüten nicht ausgebildet, die Mittelnlüte wenig gefördert. Daphnidium melastomaceum liess sehr geförderte Mittelblüte er- kennen, welcher durch Abort der Hochblatt 3 entsprechenden Blüte Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. “ Gelegenheit gegeben war, auch noch diesen Platz auszunützen, welche daher nach dem Stützblatte zu verschoben war. Statt der bisher besprochenen Verminderung in der Blütenzahl entsteht z. B. bei Oylicodaphne sebifera eine Vermehrung um zwei Glieder dadurch, dass die Blätter des dritten Involucralquirles je zwei Blüten tragen. Auch Cylieodaphne Wightiana besitzt diese Anordnung, wenig ab- weichend dadurch, dass nur in der Achsel von Hochblatt 3 zwei Blüten gebildet werden, während 4 nur eine trägt. VierInvolucralkreise begegneten mir bei Deilschmiedia fagifolia und bei Daphnidium bifarium; hier trug Hochblatt 5 und 6 je eine, 7 und 8 je zwei Blüten in der Achsel, alle in normaler Anordnung zur Mittel- blüte. Durch sehr bemerkenswerte Verminderung der Involucralkreise auf einen einzigen mit völligem Abort der Achselblüten ist Daphnidium caudatum ausgezeichnet. Die Mittelblüte ist kräftig entwickelt und zeigt die normale Orientirung. Ein höchst eigentümliches, den Uebergang zu den Perseaceen ver- mittelndes Verhalten zeigt der Inflorescenzbau von Sassafras ofieinale. Auch hier stehen die Inflorescenzen einzeln in Blattachseln, doch allermeist von Schutzblättern: Die Schuppen der Winterknospe um- schliessen nämlich die vorgebildeten Blütenstände samt der Endknospe und machen so den besondern, sonst von den Involucralblättern ge- leisteten Schutz überflüssig. Daher verkümmern dieselben auch mehr oder weniger. Selten sind sie in Zwei- bis Dreizahl am Grunde der Blütenstandsachse noch deutlich erkennbar vorhanden; meist sind sie völlig verschwunden, oder nur noch als kleine Schüppchen unter der langen Behaarung mit Mühe aufzufinden. Immerhin beweist ihre Anwesenheit dann, dass die Gattung, wie nach ihren allgemeinen Eigenschaften, so auch nach diesem spe- ciellen Merkmale bei den Litsaeaceen den richtigen Platz findet. Die weitern nach ?/, gestellten fertilen Hochblätter rücken dann auseinander, und durch Streckung der Blütenstiele wird der gewöhnliche Habitus der Litsaeaceeninflorescenz noch mehr verwischt. Bei der zweiten verbreiteten amerikanischen Lauracee dagegen, welche während der Winterruhe ihre Blätter abwirft, bei Denzoin odo- riferum, übernehmen wieder die Involueralblätter in gewöhnlicher Weise ihre Function. Der Blütenstand, auf dessen Eigentümlichkeit ich bald zurückkommen werde, steht hier in der Achsel eines vor- jährigen Laubblattes und entwickelt sich im ersten Frühjahr vor den Blättern. Hat er dann abgeblüht, so kann in sehr vielen Fällen beob- achtet werden, wie seine aufsteigend-serial gestelite Beiknospe sich mächtig entwickelt und nach Anlegung zweier transversaler Vorblätter in ?/,-Stellung ihre Blätter entfaltet. 10 C. Mez: Eine Aehnlichkeit mit den bei Caryodaphne australis besprochenen Verhältnissen begegnet scheinbar bei Actinodaphne und Umbellularia. Auch hier stehen Einzelblüten über nach ?/, geordneten Hoch- blättern, doch mit dem Unterschiede, dass eine typische Endblüte vorhanden ist und dass eine variable Anzahl steriler Hochblätter den Blütenstand einleitet. In der That haben wir hier nur die eine Variation der gewöhn- lichen Verhältnisse, dass die decussirten zweizähligen Hochblattquirle in 2/,-Spirale aufgelöst sind. Immerhin wird man bei einer Revision des Litsaeaceensystems vielleicht auf diese Eigentümlichkeit zur Sectionsabgrenzung zurück- zukommen haben. Eichler giebt (Blütendiagr. II., S. 134) für Zaurus nobilis auffallender Weise an, dass die Endblüte über den Seitenblüten noch durch zwei sterile Hochblätter eingeleitet werde. Ein solches Verhalten würde weit von dem aller übrigen Litsaeaceen abweichen. Ich unter- suchte darauf hin eine grosse Anzahl von Blütenständen, konnte aber diese Erscheinung nirgends finden, und bin zu der Annahme gezwungen, dass Eichler ein Blütenstand vorgelegen, dessen oberste Seitenblüten in vereinzelt dastehender Weise abortirt waren. Als Anhang zu der Behandlung des Litsaeaceenblütenstandes möchte ich noch der in ihrer systematischen Stellung zweifelhaften Gattung Gomortega erwähnen. Die streng zweizählig-quirlige Blatt- stellung setzt sich auch in den Blütenstand fort. Die gestielten Blüten stehen zu je zweien decussirt und zeigen auf das Stützblatt folgend drei sterile, 2gliedrige Involueralkreise, deren erster transversal steht. Der vierte darauf folgende Blattkreis dagegen steht mit den beiden vorhergehenden Involucralkreisen alternirend in vierzähligem schiefen Kreuz. Er ist als einfacher Perianthkreis zu betrachten. Auf die weitern diagrammatischen Verhältnisse dieser Gattung werde ich unten kommen. c. Cassytha. Ausserordentlich verschieden von den Eulauraceen in ihrem morphologischen Aufbaue, auch abgesehen von den durch ihre Lebens- weise als Schmarotzer bedingten habituellen Abweichungen, sind die Arten der Gattung Cassytha. Als wichtigster Unterschied erscheint die Unbegrenztheit aller Axen, eine Thatsache, welche selbst bei oberwärts mit Blüten besetzten Kurztrieben leicht aus einer terminalen, oft sehr redueirten Laubknospe erschlossen werden kann. Jeder Ast steht im Winkel eines schuppenförmigen Blattes, und seine gleichfalls schuppenförmige Belaubung beginnt mit zwei nach der Axe hin convergirenden Vorblättern, welche eine '/;-Spirale ein- Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 11 leiten. Das nächste Blatt steht über dem Stützblatte, das folgende über @ u. $. w. Schreitet die Pflanze zur Blütenbildung — der einfachste Fall ist bei Cassytha filiformis verwirklicht —, so bilden sich in den Blatt- achseln Blütenknospen aus, während die Internodien sich verkürzen. Die Blüten sind sitzend; auch sie beginnen mit zwei Vorblättern, welche mit dem Tragblatte den Winkel 120° bilden; mit Tragblatt und Vorblättern als Ganzem alternirt dann der erste Perianthkreis. Von Complicationen dieses Verhaltens habe ich nur des Falles zu erwähnen, dass das Tragblatt auch eine transversal gestellte Bei- knospe noch entwickelt, sei es als reproductiven, seies als vegetativen Ast. Nur selten sind dann diejenigen Vorblätter der zwei achselständigen Sprosse, welche gegen die Axe fallen, ausgebildet; ich konnte meistens kaum Rudimente derselben auffinden, während die äussern stets gut entwickelt waren. Solche zu zweien aus einer Blattachsel entspringende Zweige fand ich stets antidrom. 5. Blüte. a. Das normale Diagramm und seine Constituenten. Von der Behandlung der Blütenstände unserer Familie gehe ich auf die der Blüten selbst über. Alle Lauraceenblüten sind aktinomorph, eine grosse Anzahl von Gattungen ist hermaphrodit, doch fast noch verbreiteter — was die Anzahl der Arten betrifft — ist Diklinie. Auch im letztern Falle ist es immer sehr leicht, den Grundplan der hermaphroditen Blüte wieder herzustellen, denn allermeist sind Rudimente der verkümmerten Organe vorhanden. Besonders in den weiblichen Blüten fehlen die reducirten Stamina nie; das Gynaeceum der männlichen Blüten dagegen zeigt (z. B. inner- halb der Gattung Ocotea) alle Stufen von normaler fruchtbarer Aus- bildung des Pistills (sect. Mespilodaphne und Nemodaphne) zu völliger, spurloser Unterdrückung (sect. Oreodaphne z. T.). Bemerkenswert ist dabei, dass gerade im Falle einer zwar rudimentären, aber doch noch sehr deutlichen Ausbildung des Gynaeceums dieses sich oberwärts manchmal in seine Einzelteile zerlegt. Darauf werde ich später zurückkommen. In den allerverbreitetsten Fällen ist der Blütenbau der Lauraceen folgender: Auf zwei alternirende, dreizählige Perianthkreise folgen vier Staminalkreise, gleichfalls sich ausweichend. Von diesen sind die zwei äussersten drüsenlos, der dritte dagegen trägt an der Basis der Filamente je zwei meist beträchtlich grosse, fleischige Drüsenkörper. Der vierte, innerste Kreis ist zu Staminodien reducirt. 12 C. Mez: Im Innern dieser Staminalkreise ist ein einfächeriges Gynaeceum zu finden, dessen einziges Ovulum, dem genetisch ersten Blatte des zweiten Perianthkreises superponirt angeheftet, von oben anatrop herabhängt und mit zwei meist deutlich erkennbaren Integumenten versehen ist. Auf Abweichungen von diesem Grundplane der Lauraceenblüte will ich später zu sprechen kommen. Den Gefässbündelverlauf in einer solehen normalen Blüte konnte ich bei Ocotea foetens, von welcher mir lebendes Untersuchungsmaterial zur Verfügung stand, besonders deutlich erkennen. In den Blütenstiel treten mehrere getrennte Bündel, welche sich zu einem das Mark umgebenden dreieckig-gleichseitigen Strange ver- einigen. Zunächst verdicken sich nun, wenn wir das Querschnittsbild aufwärts verfolgen, die Ecken des Dreieckes, dann auch die Mitten der Seiten, so dass sich sechs Gefässbündelprimordien, entsprechend den sechs Perianthblättern, ausbilden. Nun verschwinden die Verbin- dungen dieser verstärkten Stränge und abermals etwas weiter oben teilen sich die Eckbündel in je 3, die Seitenbündel in je 2 Einzelstränge, von welchen die erstern im äussern Perianthkreise und den Androeceal- kreisen 1 und 3, die andern im zweiten Perianth- und zweiten Staub- blattkreise verlaufen. Für Staminodien und Drüsen konnten in so frühen Entwick- lungsstadien keine Stränge nachgewiesen werden. Auch die das Gy- naeceum versorgenden Leitbündel differenzirten sich erst später, schlossen dann aber in 6-Zahl tief unter der Teilung der übrigen Bündel an den Gefässeylinder an. Bei Oinnamomum sericeum lösten sich dann von diesen 6 Gynae- cealsträngen wieder drei, durch je einen einfach bleibenden getrennt, in je drei Partialstränge mit tangential-parallelem Laufe auf. Der Längsschnitt durch die junge Blüte zeigt auf beiden Seiten symmetrisch von einem Hauptstrange zunächst nach innen ein Bündel für das Gynaeceum abgehend; dann bleibt der Rest eine Strecke weit einfach, um sich, fast auf demselben Punkte, nur durch sehr geringe Zwischenräume getrennt, in die Stränge für Perianth und Androeceum aufzulösen. e. Perianth. Nach Payer, welcher (Traite d’organogr. comp. de la fleur, 476, t. 96) Umnamomum zeylanicum untersuchte, werden die drei äussersten Perianthzipfel nach der genetischen Spirale '/, angelegt, die Glieder der übrigen Kreise folgen simultan. Baillon (Hist. d. pl. Il, p. 430, Anm. 2), welcher nur Payer eitirt, scheint die Entwicklungsgeschichte nicht selbst verfolgt zu haben. Auch Eichler (Blütendiagr. I, S. 131, 132) weist nur auf Payers Untersuchungen hin. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 13 Bei meinen Beobachtungen, welche sich wegen Mangels an wei- terem Materiale nur auf Zitsaea japonica bezogen, welche ich aber noch vor definitivem Abschlusse meiner Arbeit auf eine grössere Anzahl von Species auszudehnen gedenke, konnte ich bei der Mittelblüte der Inflorescenz zweifelhaft sein, ob nicht gleichzeitige Anlage auch des äussersten Perianthkreises erfolge. Sicher bemerkte ich dagegen, dass die Organanlage in den Seitenblüten auf der gegen die Mittel- blüte gepressten Seite zurückblieb, dass dann aber die genetische Spirale auch für die Entstehung des zweiten Perianthkreises noch bestimmend war. In manchen Fällen, wie oben schon bemerkt, ist auch bei der entwickelten Blüte durch Deckung der obern Blattränder die Spirale noch leicht zu constatiren. Ich weiss wohl, dass die Deckung von Blütenteilen manch- mal nicht der genetischen Spirale entspricht, und würde auch auf diese Deckungsverhältnisse besonders des zweiten Kreises kein so grosses Gewicht lesen, wenn ihre Beständigkeit nicht so gross wäre. Andrerseits zeigten sich ganz ähnliche Andeutungen der Ent- stehungsfolge der Organe, allerdings nicht bei der untersuchten Zzisaea, für Endblüten der Inflorescenz. Auch für diese Vorkommnisse braucht nicht durchaus notwendig successive Entstehung der Blattorgane an- genommen zu werden (vgl. Eichler, a. a. ©. S. XIV), immerhin scheint das Verhalten hier für ungleichzeitige Entstehung auch dieser Blütenteile zu sprechen. (Bei den Perseaceen ist dagegen im aus- gebildeten Zustande überall klappige Praefloration Regel.) Mag, ich lasse es unentschieden, Payer mit der von ihm be- haupteten Entstehungsgeschichte des äussern Perianthkreises Recht haben, jedenfalls verhalten sich die beiden Kreise in ihrer Anlage völlig gleich, niemals kann aus der Entwicklungsgeschichte die Corollennatur des innern Perianthkreises gefolgert werden. Dieser Ansicht Baillons (l. e.) ist durch die Beobachtung der successiven Entstehung auch des zweiten Kreises die Basis entzogen. Eichler ist Baillon hier bereits entgegengetreten mit dem Hinweise auf die Monokotylenblüte und mit der Bemerkung, dass für den Fall einer Corollenbildung diese die Stelle des äussersten Sta- minalkreises einnimmt: Das Argument Eichlers, die beiden Perianthkreise seien immer völlig gleich ausgebildet, trifft zwar nicht zu, denn die Gattung Cassytha wie die Untergattung G@nesiopersea haben deutlich, oft sehr be- trächtlich redueirten ersten Perianthkreis, aber ich möchte doch mit sanz besonderem Nachdrucke die petaloiden Umbildungen des äussern Staminalkreises, wie sie mir, sei es in einzelnen Gliedern, sei es in toto nicht selten vorgekommen sind, betonen. 14 C. Mez: / Die Analogie der Verhältnisse bei den Lauraceen mit denen von Berberis ist dann nicht zu verkennen, und andrerseits kennen wir in Gomortega eine den Lauraceen mindesten sehr nahestehende Gat- tung, welche typisch nur zwei Staminalkreise besitzt. Schon bei Gelegenheit der Besprechung des Blütenstandes von Cassytha habe ich ausserdem darauf hingewiesen, dass sich dort die beiden Perianthkreise zu der vorausgehenden, durch alle Sprossabschnitte durehgehenden !/,-Spirale völlig gleich verhalten und gerade dort muss ich, trotz der petaloiden Ausbildung des zweiten Kreises, auf der Ape- talie der Blüten am festesten bestehen. ß. Staubblätter. Auf die Morphologie des Lauraceenstaubgefässes wurde von jeher sehr genau geachtet, denn einmal ist gerade die hier verbreitete Form des Aufspringens der Antherenfächer das leichtest kenntliche Merkmal der Familie, ein Merkmal, welches sie nur noch mit sehr wenigen Gattungen anderer Familien teilt, dann aber hat schon Nees für die systematische Einteilung die grosse Brauchbarkeit von Unter- schieden betont,') welche in der Antherengestalt auftreten, und -alle Folgenden haben ihm darin beigestimmt. Das Stamen der Lauraceen tritt als rundlicher Zellhöcker in die Erscheinung, welcher bald die Differenzirung der Anthere zeigt. Erst wenn diese beinahe völlig ausgebildet, streckt sich die basale Gewebepartie und wird zum Filamente. Abgesehen von dem mehr oder weniger unentwickelten Gefässpündel zeigt das ausgebildete Staub- gefäss ein parenchymatisches Grundgewebe, welches zahlreiche Oel- und Schleimschläuche enthält, Reste der nie ganz resorbirten Tapeten- schicht, die runden Pollenkörner in den Locellen, eine nur gewisse Stücke der Peripherie bedeckende Faserschicht und die äusserlich schwach verdickte Epidermis. Wie hoch man immer für die Systematik die praktische Bedeutung der Fächerzahl in der Anthere verschiedener Gattungen halte, der Anlage nach sind alle Lauraceenantheren vierfächerig. Dies ist auch im fertigen Zustande bei vielen zweifächerigen Staubbeuteln noch deutlich erkennbar. Sehr häufig ist das Conneetiv über die Fächer hinaus verlängert, dazu oft an den Stellen, welche den unterdrückten Fächern entsprechen, 1) Nees, Laurin., p. 16: „Porro autem antheras invenies utriusque harum seetionum alias esse bilocel- latas, alias quadrilocellatas. Et ea res quidem, cum pridem a peritis historiae plantarum viris sit ponderata, neque indigna visa, eujus causa genera distinguantur, non vili pendenda erit, sed examinanda, maximeque in animum revocandum, quanti sit antherarum hane in familiam exstruendam vis et quam singulari via procreari ipsae inter Laurinas videantur.“ Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 1D durch Einsenkung oder sonstige abweichende Beschaffenheit so bezeich- net, dass es keinem Zweifel unterliegen kann, es sind nur die untern zwei Locelli fruchtbar ausgebildet, die obern verkümmert. Von Gattungen dieses Verhaltens sind mir bekannt geworden: Uryptocarya, Boldu, Ajouea, Hufelandia, (Nesodaphne, Apollonias). Wenn dagegen die untern Fächer verkümmern oder nicht angelegt werden, kann dies Verhalten meist nur aus Analogie erschlossen werden. Bei @oeppertia aber finden sich bei einigen Species die Antheren des dritten Kreises, in ihrer Gestalt denen der beiden äussern, zweifächerigen nahestehend, normal mit 4 Fächern versehen, und da ist es nicht schwer, zu constatiren, dass in den äussern Kreisen die untern Fächer fehlen. Eine Verlängerung des Connectivs ist hier natürlich ausgeschlossen. Zu diesen Formen gehört mit Sicherheit nur G@oeppertia, doch vermute ich dieselbe Entstehung der Zweifächerigkeit bei Aydendron, Acrodiclhdium, Silvia und Misanteca. Auf Grund dieser -direkten Beobachtungen kann ich also die Ansicht Englers (Pringsh. Jahrb., 1875, S. 307), bei zweifächerigen Lauraceenantheren liege eine Verschmelzung der zwei Fächer je einer Hälfte vor, nicht teilen. Auch A. Gravis (Bull. soe. roy. de Bot. de Belg., XIX, 1380, p-. 75) macht die Angabe: „Chez le Zaurus nobilis ’anthere est bilocu- laire des V’origine.“ Ebensowenig ist Eichlers Meinung (Bütendiagr. I, S. 131), die Zahl der Pollenfächer sei bei den Staubgefässen derselben Blüte stets die gleiche, richtig. Schon Nees kannte das oben angedeutete Verhalten einiger Goeppertiaarten und mir selbst gelang es, eine ganze Section der Gattung Phoebe mit 5 Species, sowie eine der Gattung Persea angehörige Art aufzufinden, bei welchen die äussern Kreise zwar der Gattungsdiagnose entsprechend 4fächerig, der dritte aber durch Abort der obern Locelli nur 2fächerig auftritt. Es ist daher klar, dass die Anzahl der Fächer in den An- theren selbst von Species, welche einer Gattung angehören, wechseln könnte, wenn ich solche Schwankungen bisher auch nur für einen Staminalkreis gezeigt habe. Ich empfinde deshalb die Notwendig- keit schwer, trotzdem gerade auf die Anzahl der Locelli die grossen Unterabteilungen unter den Perseaceen und auch Litsaeaceen gründen zu müssen. Es ist wohl wahrscheinlich, dass Merkmale, welche der Frucht angehören, bessere Unterscheidungen zulassen würden, aber diese Abteilungen selbst zu machen bin ich des man- gelnden Materials wegen nicht im Stande. Reife Früchte kennen wir nur von verhältnismässig sehr wenigen Species; in vielen Fällen, wo Früchte vorhanden sind, fehlen uns dazu die Blüten, auf Gestältungsverhältnisse unreifer Früchte aber ein System gründen 16 C. Mez: zu wollen hiesse in dieselben Irrtümer verfallen, welehe Meissner so verhängnisvoll geworden sind. Unterdrückung oder Verkümmerung einzelner Staminalkreise ist für manche Gattungen charakteristisch; ich werde diese Verhältnisse bei vergleichender Behandlung der Lauraceendiagramme genauer besprechen. Bemerkt sei hier nur, dass innerhalb der Gattung Acrodichdium der Uebergang von noch recht wohl entwickelten Sta- minodien zu völligem Schwinden in der Reihe der Arten zu verfolgen ist, dass andrerseits in der Gattung Ajouea, die Species Piauhyensis von der Regel abweichend fruchtbaren dritten Staminalkreis zeigt, während die übrigen Ajoueaarten statt dessen nur Staminodien besitzen. Dazu bildet Aydendron Kappleri einen merkwürdigen Gegensatz, denn diese Art zeigt in einer sonst durch alle Kreise fruchtbaren Gattung allein an Stelle des dritten Kreises Staminodien?). In den allermeisten der vorgeführten Ausnahmefälle ist es, und das scheint mir der Betonung wert, immer der innerste fruchtbare, der dritte Kreis, welcher den Variationen unterworfen ist, während die äussern Kreise der Norm der Gattung folgen. Als häufig vorkommender Abnormität mag noch des vollständigen oder teilweisen Schwindens einzelner Antherenfächer gedacht werden, einer Erscheinung, welche immer auf einzelne Glieder eines Kreises beschränkt, auf Störungen in der Entwicklung der speciellen Anthere hinweist. Fälle dieser Art sind häufig in den Gattungen Nectandra und Oeotea. Wie oben ausgeführt haben wir den Typus der Lauraceenanthere völlig übereinstimmend mit dem normalen Verhalten der Metaspermen- anthere als 4fächerig aufzufassen (anthera biloeularis, quadrilocellata), und es tritt die Frage an uns heran, lässt sich die bei den Lorbeer- gewächsen so verbreitete Antherenform, speciell die paarweise super- ponirten, nach derselben Seite sich Öffnenden Locelli mit der von A. Braun und Celakovsky vertretenen Theorie der Doppelspreitung vereinbaren ? lch muss gestehen, die Schwierigkeiten sind beträchtliche, und nur die grosse Ueberzeugungskraft der besonders von Celakovsky (Lotos 1876 und Pringsh. Jahrb., XI, S. 124 ff.) und Gravis (Bull. soe. roy. de Bot. de Belgique, XIX, 1880, p. 40 ff.) mitgeteilten und besprochenen teratologischen Fälle kann mich bewegen, den so sichern Boden der einfachen Entwicklungsgeschichte zu verlassen. Denn verfolgte ich das Staubgefäss vom Augenblicke an, wo es als rundlicher Höcker erschien, so sah ich, wie es sich allmählich in einen dickern, eilänglichen Kopfteil und einen schmäleren Basalteil 1) Auf den hier gerade merklich werdenden Fehler in der Definition der Gattungen Ajouea und Aydendron ist die falsche Bestimmung Grisebachs „Ajouea guyanensis“ zurückzuführen. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. det differenzirte, wie darauf erst die Anthere, dann auch das Filament mehr und mehr die definitive Gestalt annahmen. Ich konnte auf dem Querschnitte constatiren, wie aus etwas vergrösserten, gerundeten Parenchymzellen genau an den Stellen, welche später durch die Locelli eingenommen werden, sich Schritt für Schritt Pollenmutterzellen und Pollenkörner bildeten. Andrerseits ist mır kein einziger Fall einer Umbildung von Staub- blättern in Corollenblätter vorgekommen, in welcher ich einen Finger- zeig für die Behandlung dieser wichtigen Frage hätte finden können. Ich bin also allein auf die Vergleichung verschiedener bei den Lau- raceen vorkommender Antherenformen angewiesen. Zunächst fällt da ins Auge, dass der besonders im dritten An- droecealkreise verbreitete, aber bei einer ganzen Gattung (Pleuro- thyrüım) oder einzelnen Arten sich auf alle Glieder erstreckende Zu- stand der Antheren, wobei das eine Paar der Locelli intrors, das andere extrors ist, den normalen darstellt. Dies Verhalten war natürlich einer Systematik. welche die Per- seaceen von den Litsaeaceen durch extrorsen dritten Staminalkreis unterschied, gar unbequem und wurde deshalb beinahe ganz ausser Acht gelassen oder verschwiegen. Nur selten sind die quadrilocellaten Antheren des dritten Kreises bei den Perseaceen in allen ihren Teilen wirklich zweifellos extrors: meist sind die obern Fächer, sei es nach innen, sei es mehr oder weniger nach der Seite gerichtet, andrerseits bieten auch die äussern Staminalkreise sehr oft Gelegen- heit zur Beobachtung, dass die untern Fächer nicht nach innen, sondern ausgesprochen nach der Seite, ja oft merklich nach aussen gerichtet sind. So kann die Entscheidung der Frage, welche Fächer wir der ursprünglichen, welche wir der Emersionsspreite zuschreiben müssen, -kaum zweifelhaft sein. . Schon Engler (a. a. O. S. 303) spricht für Zitsaea japonica die Meinung aus, dass die obern zwei Fächer die „vorderen“, die unteren dagegen die „hinteren“ der An- there seien!), eine Ansicht, welche ich nach ausserordentlich vielen Befunden bei allen amerikanischen Gattungen mit 4fächerigen An- theren, besonders bei Pleurothyrium, Ocotea subgen. Mespilodaphne e. p. und Persea bestätigen kann. Allerdings existirt, wie J.-L. de Lanessan (Bull. soc. Linn&enne, Paris 1874, p. 11) meint, kein theoretischer Unterschied zwischen 4-]ocellaten Antheren, deren Fächer nebeneinander oder übereinander liegen, aber das liest durchaus nicht auf der Hand, wie Lanessan !) Diese Ausdrücke beziehen sich dort allerdings nicht auf die Doppelsprei- tungstheorie, wie sie erst nachher von Celakovsky in ihren Einzelheiten ausge- bildet wurde, sondern damit ist eine Entstehung im vordern oder hintern Mesophyll (desselben Blattes gemeint. Verhandl, dos Bot. Vereins f. Brandenb. XXX. ID 18 C©. Mez: meint, und es wurde mir sehr schwer, das einzusehen, was er selbst- verständlich findet. Erst die Untersuchungen Sprengels nämlich, und ihm folgend der neuern und neusten Biologen verbreiten über diese Verhältnisse einiges Licht. Bedenken wir nämlich, dass bei fast allen Lauraceen die Nec- tarien in Gestalt grosser Drüsen zwischen dem zweiten und dritten Staminalkreise an der Basis des letzteren liegen; vergegenwärtigen wir uns ferner die Vorteile, welche der Pflanze daraus erwachsen, dass ihre Antheren sich nach den Nectarien zu öffnen, so ist die Erklärung dieser Eigentümliehkeit nicht mehr schwer. Eine Dehiscenz auclı der abgewandten Fächer nach der bestimmten Riehtung konnte die Pflanze ermöglichen entweder ohne Verschiebung der relativen Höhenlage der Fächer durch Verbreiterung der Anthere — ein Fall, welcher durch die Gattung Neetandra mit ihren „locellis arcu Juxtapositis“ verwirklicht wird —, oder aber durch Verschiebung der innern Fächer nach oben und innen, um unten seitlich ohne Ver- breiterung der Anthere für die normal nach aussen gelegenen Fächer Raum zu schaffen (Zauraceae plurimae antheris 4-locellatis, locellis per paria superpositis). Alle Abweichungen von den hier als normal angegebenen Dehiscenzrichtungen sind aufs beste geeignet, meine Erklärung zu be- stätigen, denn treten die Drüsen in die Räume zwischen den Gliedern des Kreises 3 zurück, so ist die Dehiscenz seiner Fächer semiextrors, das heisst, die obern liegen mit der Mündung nach der Seite. Sind die Glieder aller Kreise von Basaldrüsen umgeben (Gattung Pleurothyrium), so sind normaler Weise zwei Fächer intrors, zwei extrors, und in einem Falle (Pleurothyrium Panurense) ist dann auch jede Verschiebung der Fächer wirklich in den äusseren Kreisen unter- blieben. Stehen die Drüsen endlich mehr oder weniger im Innern des dritten Kreises (dies tritt allermeist bei den Litsaeaceen, deren Gy- naeceum in den männlichen Blüten redueirt wird, ein), so sind sämt- liche Kreise intrors, oder es münden nur die untern Locelli des dritten Kreises nach der Seite aus. Dabei bemerke ich aber nochmals ausdrücklich, dass ich, wie sehr auch die definitive Form der Anthere dies sollte erwarten lassen, Fälle nachträglichen partiellen Wachstumes an derselben nie beobachtet habe. Die Locelli entstehen wo sie später sichtbar werden, sie entwickeln auch nach der ihnen in der ausgebildeten Blüte an- gewiesenen Richtung ihre Oeffnungsschicht, ohne dass Verschiebungen. im Verlaufe der Entwicklung eintreten. Im Anschlusse an die gleichfalls klappig aufspringenden Antheren der Berberideen, speciell von Mahonia japonica beschreibt Schinz Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 19 (Unters. über d. Mech. d. Aufspr. d. Sporang. und Pollensäcke, Zürich 1883) auch die bei der Lauraceenanthere gefundenen Verhältnisse (S. 35 ff.). Im allgemeinen kann ich die von Schinz gefundenen Resultate bestätigen. Bemerkenswert erscheint mir, dass die Tapete nur sehr selten völlig aufgelöst wird, und dass die „Stuhlzellen“ Schinz’ in der leistenförmigen Verdiekung ihrer Wände nach der obern Ecke, dem Orte, wo die Klappe angeheftet bleibt, all- mählich mehr und mehr abnehmen und sich schliesslich von den grossen Epidermiszellen am obern Rande derselben nicht mehr unterscheiden, während sie sonst, dem ganzen Rande folgend, plötzlich und ohne vermittelnde Zwischenformen an die wallartig vorspringende Epidermis grenzen. Dass durch Austrocknen der Stuhlzellen eine ge- waltige Contraction der Klappe entsteht, beweist die geringe Grösse desselben an der trockenen, entleerten Anthere. Die Vela ziehen sich oft bis auf !/, ihrer ursprünglichen Flächenausdehnung zusammen; mit die auffallendsten Beispiele liefern dafür die Gattungen Aydendron und Aecrodielidium (vgl. auch Baillon hist. d. pl. II, p. 437). Bei dem geschilderten anatomischen Bau der Faserschicht ist es klar, dass die Klappe dort abreisst, wo ihr Uebergang zu nicht me- chanisch verstärktem Gewebe ein unvermittelter ist. Denn in jeder Construction sind die Stellen plötzlich geänderten Querschnittes die gefährdeten, während die Strecke allmählichen Ueberganges einer Zelle für Zelle verkleinerten Inanspruchnahme eher gewachsen ist. Weiter wird durch den anatomischen Bau die bogenförmig-zurückgekrümmte Lage der ausgetrockneten Klappen erklärt. Nur bei einer einzigen Art, bei Silvia anacardioides, fand ich die Ausnahme vom gewöhnlichen Verhalten der Antheren, dass die Fächer sich nach unten öffnen und dort auch die abgelösten Vela hängen bleiben. Den anatomischen Bau dieser abweichenden Antheren konnte ich bei spärlichem, trockenem Materiale nicht untersuchen. Die Insertion der Filamente im Tubus perianthius ist variabel, denn mit den verschiedenen Graden der Ober- resp. Unterständigkeit des Gynaeceums müssen sich auch die Einfügungsstellen der Staub- sefässe verschieben. Stets lehnen sich aber die äussern Kreise an die Perianthzipfel an, mit ihren Filamenten denselben oft teilweise (Uryp- tocaryae specc.), oft gänzlich (Ocotea Martiniana und andere) an- wachsend. Die innern Kreise dagegen pflegen direkt aus dem noch als Axengebilde kenntlichen Blütenboden hervorzusprossen. Verwachsung der Filamente in diesem Kreise kommt typisch bei den Gattungen Meisanteca und Synandrodaphne vor. Auch bei Ocote« pallida fand ich im dritten Kreise einen Tubus stamineus. Die relative Länge der Staubgefässe ist grossen Schwankungen unterworfen. Nur selten überragen dieselben das Perianth (Silviae, Mı- santecae, Acrodielidi spece.), Stamina der äussern Kreise, welche Dis 20 C. Mez: beträchtlich länger sind als diejenigen der innern, finden sich bei manchen Arten der Gattung Ocotea, den umgekehrten Fall konnte ich häufig bei Persea finden. Soweit meine Beobachtungen reichen, stäuben die Antheren des- selben Kreises gleichzeitig, durch die Kreise akropetal fortschreitend, doch konnte ich nie eine Pause zwischen der Dehiscenz des ersten und zweiten Kreises, wohl aber zwischen letzerem und dem dritten beobachten. Bemerkenswert erscheint die beträchtliche Verlängerung des Con- nectivs über die Locelli hinaus, wie sie besonders bei der Untergattung Pomatium von Nectandra, aber auch in andern Gattungen bei einzelnen Species auftritt. Ich möchte glauben, dass es sich bei Vergrösserung der meist selben Antheren um ein Auffälligmachen der weissen Blütchen handelt, um so mehr, als mir gerade bei Nectandra die für die Familie be- trächtliche Grösse der petaloiden Perianthzipfel demselben Zwecke zu dienen scheint. Auch blattartige Verbreiterung des Filamentes z. B. bei vielen Cassythaarten mag biologische Ursachen haben. Der Pollen ist in der ganzen, grossen Familie völlig gleichmässig gestaltet. Er besteht aus kugeligen Körnern, deren Membran mehr oder weniger stark verdickt ist und keine Poren bemerken lässt. Die Oberfläche ist mit warzigen, in ihrer Grösse wechselnden Körnchen besetzt; ein Klebstoff wird auf denselben nicht gefunden. Verkümmerte, verschrumpfte Pollenkörner konnte ich bei einzelnen Species oft in sehr beträchtlicher Zahl auffinden. Verbunden mit der Thatsache, dass sich einzelne Gruppen nur äusserst schwer syste- matisch ordnen lassen, möchte diese Erscheinung vielleicht auf noch weitergehende Analogie mit andern polymorphen Gattungen hinweisen, deren Pollen ebenfalls eine Menge missbildeter Körner enthält. y. Nectarien. Die grossen, fleischigen, schon so vielfach erwähnten Drüsen- körper zeigten mir in vielen Fällen ein kleinzelliges, mit Metaplasma erfülltes Neetariumgewebe, über welchem die Epidermis mit, ihren papillösen, radial gestreckten Zellen ein nicht mit Cuticula versehenes Seceretionsgewebe darstellte. Oefters aber hatte die Epidermis ein dichtes Gefüge und eine Cuticula war deutlich entwickelt, während das Nectariumgewebe seine typische Form beibehielt. Direkte Beobachtungen über die Secretions- art dieser Drüsen konnte ich nicht anstellen, doch möchte ich nach dem Aussehen mancher gallertig-schleimiger Drüsenkörper bei Pleuro- thyrium, Ocotea, Acrodiclidium und vielen andern annehmen, dass der * Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 21 Beginn der Secretion durch eine Auflösung resp. Verschleimung der Epidermis eingeleitet werde. Bei den nicht cuticularisirten Drüsen ist dagegen die Secretion durch die zarte Epidermis schon durch den anatomischen Befund er- wiesen. Das meist rudimentäre Leitbündel der Drüsenkörper zeigt nur 2—3 spiralig verdickte Gefässe, welche plötzlich wie abgestutzt endigen. Auf Ursprung und Verlauf dieses Stranges werde ich zurück- zukommen haben. Oelschläuche pflegen auch in dem Nectariumparenehym nicht zu fehlen; oft sind sie hier sogar in besonderer Menge vorhanden. Die morphologische Dignität dieser Gebilde zu erklären, machte bereits Nees grosse Schwierigkeit. Er erkennt ihnen den Namen „Staminodia“ zu, kann sie aber ihres Platzes wegen doch nicht für Staminalgebilde halten. Auch als Nectarien sieht er sie nicht an, weil er Nectarsecretion an ihnen nie beobachtet hat. Dagegen führt er aus, wie die Blüte zwei Perianth- kreise, dann zweı Staminalkreise bilde, wie sie darauf aber noch ein- mal dieselbe Periode durchschreitend in Analogie mit dem Perianthe die „Staminodia“, in Wiederholung der äusseren Staminalkreise die inneren erzeuge. Es ist die Vorstellung der Naturphilosophen vom Vergnügen Gottes an symmetrischen und periodischen Ausbildungen. — Meissner, Baillon und Bentham sprechen sich nicht über den Wert der Gebilde aus, Eichler (Blütendiagr. Il. S. 132) sucht dieselben als stipulare Anhängsel der Filamente des dritten Kreises zu erklären. Ich kann dieser Erklärung, wie sehr sie in vielen Fällen auch dem Augenscheine entsprechen mag, nicht beitreten, denn ich kann nicht zugeben, dass eine in ihrer vegetativen Beblätterung völlig stipellose Familie plötzlich an der Basis eines oder seltener mehrerer Staminalkreise Nebenblätter entwickele.e Zunächst muss vergleichende Morphologie doch die Verhältnisse an anderen Blattorganen derselben Pflanze oder doch von Pflanzen derselben Familie zum Vergleiche heranziehen. Gegen die Deutung der besprochenen Gebilde als ganze Staub- blätter spricht, wenn auch nicht ihre späte Entstehung, so doch das Auftreten derselben auch an der Basis von den äusseren Kreisen angehörigen Filamenten. Wir müssten in solchen Fällen 12 Staminal- kreise annehmen, welche unter Umständen (Silvia) bis auf einen ein- zisen verschwinden würden. Das wird niemand wollen. Es bleibt also schliesslich nichts übrig, als diesen Gebilden über- haupt jede morphologische Dignität abzusprechen, dieselben ganz der Biologie als nectarabsondernde Emergenzen zu überweisen. Dann wird es 22 C. Mez: uns auch nicht schwer zu verstehen, warum dieselben bald auf der verbreiterten Axe zwischen den Staubblättern und von diesen völlig getrennt entstehen, dabei auch stiellos sind (z. B. Ocoteae spece. plurim.), oder aber warum sie bald von den Staubgefässen getrennt, bald an ihnen ein Stück hinaufgewachsen (Perses und viele andere), gestielt erscheinen. Im ersten Falle treffen wir kurze Filamente, im zweiten dagegen sind dieselben verlängert, wohl um in ihren Antheren zugleich als Schauapparate zu dienen, und da mussten die Drüsen, um zugänglich zu bleiben, ebenfalls gehoben werden. Es ist, eine ganz allgemeine Erscheinung, dass grosse Drüsen ein eigenes, allerdings meist sehr rudimentäres Gefässbündel besitzen, welches dann von demjenigen des nächsten Blütenteiles abzweigt. Man wird also kaum zur Unterstützung der Erklärung von der Stipu- larnatur der Drüsen das Abzweigen ihrer Leitbündel von denen des dritten Staminalkreises anführen können. Andrerseits besitzen ja auch echteste Stipeln öfters selbständige Gefässbündel (ef. J.-L. de Lanessan, observ. organog. s. l. append. fol. des Rubiacees; Assoc. france. pour l’avanc. des Sciences; Congres de Clermont-Ferrand, 1876). ö. Staminodien. Als echte, reducirte Staubgefässe sind dagegen die sehr viel- gestaltigen, oft unterdrückten Staminodien zu betrachten. Eine frucht- bare Ausbildung derselben ist nicht eben selten. :. Gynaeceum. Ebenso schroff, wie bei Erörterung der Frage nach der morpho- logischen Natur des zweiten Perianthkreises stehen sich rein entwick- lungsgeschichtliche und zugleich auch vergleichende Morphologie in der Auffassung des Lauraceen-Gynaeceums gegenüber. Payer und Baillon betonen seine Entstehung aus einem einfachen Ringwulst, Nees, Meissner und Eichler dagegen sind der Meinung, dasselbe sei aus drei Fruchtblättern verwachsen, besitze auch drei parietale Randplacenten, von welchen jedoch nur eine einzige fertil sei. Wirklich wird gerade diese Einsamigkeit des Ovars speciell von Baillon als Beweis für seine Einfachheit angeführt, doch sind Fälle vom Vorhandensein mehrerer Eier bekannt geworden (vgl. Nees in Linnaea VII S. 1—7), und ich selbst fand einmal bei Cinnamomum sericeum zwei Ovula. Dazu sind die Fälle, in welchen ausgesprochen dreischenkelige Narben und dreikantiges Ovar auftreten, so häufig, dass ich dafür keine Belege anzuführen brauche. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 25 Als Gattungscharakter von Beilschmiedia werden zwar Scheide- wände im Ovar angegeben, aber ich konnte sie im jungen Frucht- knoten von B. Roxdburghii nicht finden. Dagegen sehe ich als direkte Beweise für die Mehrheit der Fruchtbläter monströse Auflösungen an, wie sie bei Sassafras (vgl. Eichler, B.-D., I, S. 131) beobachtet wurden, und wie ich selbst sie in Ocoteablüten mehrfach sah. In den männlichen Blüten der meisten Ocoteaarten nämlich, wie oben schon ausgeführt, verkümmert das Gynaeceum zwar, doch schwindet es nicht völlig, sondern ein stiel- förmiges Rudiment bleibt noch zurück, und da wird man bei einigem Suchen sicher Blüten finden, in welchen über der Mitte des Ovars der Griffel in 2—3 Einzelteile sich spaltet. Diese Monstrosität beobachtete ich bei Ocotea tristis, moschata, crassifolia und kiedelir, doch wurde ich erst spät auf die Erscheinung aufmerksam und fürchte, sie vielfach übersehen zu haben. Ich lege darauf Gewicht, dass sich nicht, wie z. B. bei den Amygdaleen in so vielen Fällen, neue Carpelle hinzugebildet haben, sondern dass sich das an der Basis einfache Gynaeceum in seine Teile auflöst. Der von Nees (Linnaea a. a. OÖ.) beschriebene Fruchtknoten von Persea Meyeniana, wie ganz besonders das regelmässige Verhalten von Ravensara aromatica, bei welcher der Fruchknoten im Grunde der Höhlung stets 6 Scheidewände zeigt (cf. auch Baillon, H. d. pl., II, fig. 248) sind mir weitere Beweise für die Melırblättrigkeit des Gynaeceums. Das Verhalten von AKavensara würde sogar für zwei Gynaecealkreise sprechen. Erinnert man sich ferner an den oben genau beschriebenen Strangverlauf im Ovare von Oinnamomum sericeum mit seinen 6 primären Gefässbündeln, so könnte man auch darin eine Andeutung der 6-Blätterig- keit des Lauraceenovars sehen. Ich lasse dies aber dahingestellt; jedenfalls sehe ich das Lauraceen- ovar als zusammengesetzt an, und zwar aus mindestens drei mit dem Staminodialkreise alternirenden Blättern. Ueber Lage und Beschaffenheit des Ovulums habe ich oben schon das Nötige mitgeteilt. Die anatomische Untersuchung (von Cinnamomum sericeum) ergab für den Griffel das Vorhandensein der gewöhnlichen Bestandteile einer grosszelligen, sehr schwach cuticularisirten Epidermis, eines dichten parenchymatischen Grundgewebes mit zerstreuten Oelzellen und eingelagerten Gefässbündeln, sowie endlich eines papillösen, gross- zelligen Leitungsgewebes, welches in das ebenso beschaffene Narben- sewebe überging. Fassen wir die bisher besprochenen Eigentümlichkeiten des Lauraceendiagramms noch einmal zusammen, so kommt der Familie folgender Grundtypus in der Blütenbildung zu: 24 0. Mez; Zwei Perianthkreise. das dritte Blatt des ersten über die vorher- gehende Axe fallend, vier Staminalkreise, ein Gynaecealkreis; alle Glieder sich ausweichend. Die Perianthkreise sind sich völlig gleichwertig. Die zwei äussern Staminalkreise bilden einen in seinen Eigenschaften ebenfalls gleichwertigen Complex, vom innern, welcher vom dritten und vierten Kreise gebildet wird, in vielen Fällen nach seinen Eigenschaften ver- schieden. E An der Basis der Filamente des dritten Kreises finden sich je zwei Drüsenkörper von Emergenzcharakter. Der vierte Kreis ist in den allermeisten Fällen staminodial ver- bildet oder überhaupt unterdrückt; tritt das letztere ein, so liegt ein- facher Abort, nicht Umbildung in einen Gynaecealkreis vor. Das Gynaeceum besteht aus einem aufs innigste verwachsenen dreizähligen Carpidenkreise mit randständigen Placenten, von welchen in der Regel nur die über dem genetisch ersten Blatte des zweiten Perianthkreises gelegene ein einzelnes Eichen erzeugt. Dieses hängt von der Spitze des einfächerigen Fruchtknotens herab, ist anatrop und mit zwei Integumenten versehen. b. Vomtypischen Diagramme abweichende Blütenbildungen. Von dieser normalen Ausbildung der Lauraceenblüte sind nun eine grosse Anzahl von Abweichungen bekannt geworden (der Lo- cellenzahl in den Antheren habe ich bereits gedacht), welche von der Systematik vielfach zur Unterscheidung von Gattungen verwendet wurden. Es sei mir gestattet, nur die Verhältnisse amerikanischer Formen hier zu behandeln, denn die der altweltlich-australischen Arten kenne ich nicht in durchaus allen Ausbildungen. «a. Für einzelne Formen normale Diagramme. A. Abweichungen ohne Aenderung des dreizähligen Bauplanes. I. Abweichungen ohne Unterdrückung oder Vermehrung von Blütenteilen, nur durch Umbildungen derselben entstanden: a. In den äussern Staminalkreisen durch Verwandlung der Staubgefässe in blattähnliche Gebilde oder sterile Schuppen bei Dicypellium und der Section Triseriata ınnerhalb der Gattung Acrodiehdium; b. im dritten Staminalkreise durch Umbildung der fertilen Staubblätter in Staminodien bei Ajouea Sect, Kuajouea und bei Aydendron Sect. Ajoueopsis; c. durch Monadelphie der Stamina des dritten Kreises bei Mi- santeca und Symphysodaphne, ausserdem bei Ocotea pallida. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 2, Il. Durch Unterdrückung einzelner normaler Diagrammcon- stituenten sind folgende Gattungen ausgezeichnet: a. die äussern Staminalkreise fehlen: Mesanteca, Silvia, Acro- dielidil Sect. Simpliciseriata ; b. die Drüsen sind unterdrückt: Silvia; c. die Staminodien des 4. Kreises sind abortirt; ihre Stelle bleibt frei und der Gynaecealkreis wird dem dritten An- droecealkreise superponirt angelegt: * Hierher mehr Arten, als zu den völlig ausgebildeten Formen. Ill. Eine Vermehrung der normalen Diagrammteile tritt als Regel nur in den Drüsen auf bei Pleurothyrium und Urbanodendron. B. Abweichend von dem sonst durchweg vertretenen dreizähligen Grundplane ist die vielleicht zu den Lauraceen gehörige” Gattung Gomortega in allen Kreisen vierzählig gebaut. Auf die oben be- schriebenen Involucralglieder folgt ein einfaches, vierzähliges Perianth, mit diesem und untereinander alternirend zwei vierzählige Staminal- kreise, deren einzelne Glieder an der Basis je ein Drüsenpaar auf- weisen, und endlich transversal gestellt zwei verwachsene Carpiden. Für J/cosandra wird fünfzähliger Bauplan angegeben, doch konnte ich diese Gattung noch nicht untersuchen. . Zweizahl ist, wie bekannt, in der Blüte von Zaurus nobilis Regel; als typisch zweizählige Lauracee bezeichnet Baillon ferner Potameia. ß. Einzeln auftretende Abänderungen. Als Abänderungen neben dem gewöhnlichen Verhalten konnte ich zweizählige Blüten bei vielen Species beobachten; bemerkenswert er- scheint mir, dass in solchen Ausnahmeblüten meist regulär unter- drückte Staminodien wieder erscheinen, oft auch fruchtbar werden. Die Stellung solcher Blüten ist die, dass sich der erste Perianth- kreis zur Axe transversal stellt und die übrigen Kreise in strenger Alternanz folgen, während bei der ähnlich gebauten Gyrocarpee Spa- rattanthelium Turpiniguorum die Stamina in Vierzahl mit beiden Pe- riauthkreisen alterniren, also einen einfachen Kreis bilden. Für durchgehends vierzählige Varianten sind Beispiele schwie- riger beizubringen, doch immerhin nicht allzu selten. Baillon (H. d. p: U, p. 441) giebt als normales Diagramm der von mir immer drei- zählig beobachteten Zitsaea japonica eine solche Variante, mir selbst gelang es, bei manchen amerikanischen Species dieselben Verhältnisse zu finden. Mit weiteren Unregelmässigkeiten verknüpft beobachtete ich diesen Ausnahmefall einmal bei Ocotea Wrightü: alle Filamente trugen an 26 ° ©. Mez: ihrer Basis je zwei: Drüsen mit Ausnahme des einzigen ersten, nach der Axe zu gelegenen Gliedes des äussersten Staminalkreises. Auch Litsaea laeta lieferte mir einmal einen Blütenstand mit durchgehends 4zählig gebauten Blüten; nur war hier der zweite Perianthkreis völlig verschwunden, doch war, ausser durch die Ana- logie, die Notwendigkeit seiner Ergänzung vorgeschrieben durch völlig normale Stellung des ersten Androecealkreises über den vorhandenen Perianthzipfeln. Ein sehr auffälliges Verhalten fand ich bei Benzoin odoriferum und praecox an den Endblüten der Inflorescenzen bei einzelnen Exem- plaren als Regel: Das Perianth bestand aus einem einfachen, 5zähligen Blattkreise, welchem ein ebensovielgliedriger Staminalkreis superponirt war, und diese Superposition setzte sich für noch zwei weitere Stamina über den äusseren Perianthblättern fort. Die Perianthblätter begannen mit Primulaceeneinsatz und deckten sich nach der ?/,-Spirale. Das Gynaeceum war wieder scheinbar normal. Die Analogie dieser Erscheinung mit der fünfzähligen Endblüte von Berberis liegt auf der Hand; auch hier finden wir eine Blüte, welche abwechselnd aus zwei- und dreigliedrigen Kreisen besteht, nur dass das Androeceum sich der Regel der Familie entsprechend drei- gliedrig (mit unterdrückten Staminodien) zeigt, also im innern des ge- schlossenen 5zähligen scheinbar einfachen Staubblattkreises sich noch zwei vereinzelte Stamina finden. Die Formel dieser Blüten würde also sein: P:2+3; A:2+3+2(+35); G:2. Bei Benzoin trilobum fand ich einmal den Fall verwirklicht, dass auf fünfzähliges Perigon normal dreizähliges Androeceum folgte. Es . ergab sich dabei die für den Anschluss von drei- an fünfzählige Kreise normale Figur (vgl. Hypericum, Frankenia etc.). Umbildung der Periauthkreise in Stamina wird seit Nees von allen Autoren für manche Arten von Zitsaea angegeben; bei amerika- nischen Formen konnte ich diese Abweichung von der Regel nicht auffinden. Dagegen begegnete mir die wichtige Umbildung des ersten Androecealkreises in Petalen öfters. Ich bin zweifelhaft, ob auch die blattartige Ausbildung dieses Kreises bei Dicypellium 9 unter diese Erscheinung unterzuordnen ist. Als Variante sah ich das beste Bei- spiel einer solchen Umgestaltung einmal bei Ocotea fascieulata, bei welcher Petalen gebildet waren, welche die Perigonkreise sogar an Grösse überragten und dabei völlig die zarte Ausbildung von Blumen- blättern besassen. Umbildungen von Staminodien in Stamina sind weder selten noch auffällig. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. DR Einer Unterdrückung des inneren Perianthkreises bei Zitsaea laeta habe ich oben bereits gedacht; vollständigen Abort einzelner Glieder der Staminalkreise (ausser in den oben erwähnten typischen Fällen) konnte ich nirgends beobachten. Eine Vermehrung der Stamina des dritten Kreises samt den Drüsen, sowie der Staminodien auf je 6 Glieder begegnete mir als Einzelfall bei Nectandra Moritziana. Für Oinnamomum Camphora beschreibt Eichler (B.-D. II, S. 131 Fig. B) einen accessorischen Kreis von Staminodien ohne Ver- schiebung des Ovars; ich möchte die Ansicht aussprechen, dass es sich dabei, wie im soeben angeführten Falle, um eine innerhalb des- selben Kreises stattgefundene abnorme Verdoppelung der Glieder, nicht aber um Anlage eines neuen Kreises handelte. Die Constatirung der Stellungsverhältnisse pflegt gerade bei den innersten Blütenteilen sehr schwerig zu sein, und ich konnte trotz vielfacher genauer Nachforschungen niemals eine der dort gegebenen Figur entsprechende Variante finden. 6. Morphologie und Verbreitungsmittel der Frucht. Bei Betrachtung der Lauraceenfrucht sind zwei nach ihrem mor- phologischen Werte äusserst verschiedene, in Wirklichkeit oft enge ver- einigte Teile zu unterscheiden: die Cupula und das eigentliche Frucht- gehäuse. Erstere geht aus dem Basalteile der Blüte hervor, besteht also immer aus der verbreiterten, ausgehöhlten Axe, und trägt auf ihrem Rande oft noch die ihrerseits häufig beträchtlich vergrösserten Perianthzipfel. Die Verhältnisse dieser Cupula zur Frucht pflegen in grössern Gruppen sehr constant zu sein, dabei aber doch so beträchtliche Unter- schiede innerhalb der Familie aufzuweisen, dass sie gerade einem Monographen, welcher über vollständiges Untersuchungsmaterial ver- fügen wird, höchst wertvolle Anhaltspunkte zur systematischen Grup- pirung gewähren dürften. Eine völlig die Frucht einschliessende Cupula finden wir z. B. bei Oryptocarya. Die äusserste, oft fleischige Umhüllung der Frucht ist axiler Natur, und den Scheitel derselben krönen die ganz oder teilweise persistirenden Perianthzipfel. — Ein Verhalten, welches kaum unterschieden ist von dem für Pirus und Zosa so vielfach erörterten. In andern Gruppen finden sich bei der jungen Frucht sehr ähn- liche Verhältnisse. Die Axenteile der befruchteten Blüten wachsen anfangs stärker als der Fruchtknoten und schliessen ihn schützend ein. Ausser den auf solch’ unreife, vorübergehende Entwicklungs- zustände hin von Meissner den Cryptocaryeen zugerechneten Gat- tungen zeigt z. B. auch Nectandra oft dies Verhalten. 283 C. Mez: Erst bei weiterer Ausbildung bleibt die Cupula nun im Wachstume zurück, und die Frucht befreit sich mehr und mehr, oft den innern Rand der Umhüllung mechanisch eine Strecke weit mit in die Höhe ziehend (Cupulae duplicimarginatae in mehreren Gattungen). Je nach der Intensität ihres Wachstumes befreit sich die Frucht zu °/,— "jo Ihrer Länge, ja manchmal krümmt der Rand der Cupula bei der Reife sich soweit zurück, dass sie die Form einer flachen Schale erhält, und die eingeschlossene Beere völlig frei wird. In einigen andern Gattungen ist dagegen mit dem Wachstume der Frucht keine Vergrösserung der Perianthbasis verbunden, und die Zipfel fallen unter der völlig unbedeckten Frucht sogar ab (so z. B. in der Gattung HAufelandia). Je nach dem Verhalten der Perianthzipfel bei der Reife sind weitere charakteristische Gestaltungsverhältnisse gegeben: Entweder dieselben wachsen mit und krönen den Rand der hierdurch sechszipfelig werdenden Cupula, oder aber sie fallen zeitig ab, und die Cupula nimmt genau die Form an, wie wir sie vom Schüsselchen der Eicheln gewöhnt sind. Auch diese unterschiedlichen Merkmale sind für die Systematik von allerhöchstem Werte. Mit dem Wachstume von Frucht und Cupula ist natürlich immer eine dem vermehrten Gewichte entsprechende Verstärkung des Pedicellus verbunden. Oefters ist diese Verdiekung aber viel beträchtlicher, als man bei ihrem ursprünglichen Zwecke hätte voraussetzen sollen, ja der Pedicellus nimmt manchmal geradezu Kegelform an. Die Thatsache, dass dann derselbe samt der Cupula leuchtend rot, die Beere aber tiefdunkel, grün oder schwarz gefärbt ist, lässt auf eine biologische Bedeutung dieser Erscheinung schliessen. Ueber die Abänderungen der Frucht selbst lässt sich nach trockenem Materiale schwierig etwas Allgemeingiltiges sagen. Allermeist ist dieselbe eine Beere, doch verliert die äusserste Schicht öfters ihre saftige Consistenz, ja sie verholzt in vielen Fällen vollkommen, sodass Schliessfrüchte oder Nüsse entstehen. Stets sind im Querschnitte der Samenhülle deutlich drei Schichten erkennbar: die äusserste, dickste, meist saftige, geht aus dem Ovar- gewebe hervor, die mittlere, ebenfalls beträchtlich verstärkte ist das Produet der Umwandlung des äussern Integumentes, die innerste, meist sehr dünne, entspricht dem innern Integumente. Alle diese Schiehten, ganz besonders aber die äusserste, führen grosse Mengen mit aetherischem Oele angefüllter Einzelzellen. Fettes Oel dagegen bildet den Reservestoff, welches der Embryo in seinen riesigen Kotyledonen aufgespeichert enthält. Morphologische Studien über die Familie der Lauraceen. 29 Diese Blattgebilde füllen den Innenraum des eiweisslosen Samens völlig aus, sind planconvex und mehr oder weniger halbkugelig. Sie hängen mit der Plumula meist durch schmale Verbindungsstücke, Blattstiele, zusammen. Dabei schliessen sie dieselbe völlig zwischen sich ein. Die Plumula pflegt weit entwickelt zu sein, stets trägt sie mindestens 4 kleine Blattanlagen Ein hypokotyles Glied ist kaum ausgebildet. Der Stammteil geht allermeist direct in die Wurzel über. Meist ist die Radicula spitz, oft lang, oft sehr kurz zulaufend, selten ist sie abgestumpft, ohne dass wirkliche Abweichung von der normalen Gestalt entstände. Nur bei einer einzigen Species (Hufe- landıa pendula) beobachtete ich eine knollenförmig aufgeschwollene, am untern Ende abgeplattete Radiecula. Eine Calyptra ist schon in diesen embryonalen Zuständen deut- lich erkennbar. Der Embryo nach Entfernung der Kotyledonen betrachtet, variirt, was seine Gestalt betrifft, beträchtlich. Vielleicht werden auch diese Ver- hältnisse später Anhaltspunkte zu systematischer Gruppirung ergeben; mancher Einzelheiten im Baue desselben habe ich bereits oben ge- dacht. Bemerkenswert erscheint noch die ausserordentliche Grösse der Ansatzregion von den Kotyledonen; sie nimmt meist '/,—!/, der ganzen Embryolänge für sich in Anspruch. Dicht über ihr sitzend sind die ersten Blätter der Plumula ein- gefügt, meist das eine um ein unbeträchtliches grösser als das andere, schwach deckend. Auch über die Blattstellung habe ich oben bereits gehandelt. Erwähnen will ich noch, dass der Axenteil des Embryo meist in der Ebene der Kotyledonarcommissuren scharfkantig zusammengepresst erscheint, sowie dass bei einigen Species der Gattungen Oeotea, Persea und Phoebe sich Embryonen mit behaarter Plumula_ fanden, ein Vorkommnis, wie es bis jetzt nur von gewissen Meliaceen (ef. C. De Candolle in Bull. soe. bot. de France, XX1l, p. 229—232) bekannt geworden ist. Allerdings sind diese Haare von den dort beobachteten in ihrer Gestalt bedeutend verschieden: sie sind glatt und unterscheiden sich in nichts von den gewöhnlichen Haaren der Lauraceen. Die Keimung der Laurineen ist eine unterirdische: die dicken, mit fettem Oele als Reservestoff gefüllten Kotyledonen sprengen auf- quellend zwar die Samenschale, doch ergrünen sie, vom Lichte abge- schlossen, nicht. Ich hatte Gelegenheit, Keimpflanzen in verschiedener Entwicklung von Ocotea moschata zu untersuchen. Auch A. Winkler (Reg. Flora XXXVI, 1880, S. 343) giebt für Zaurus nobilis unter- irdische Keimung an. Nur in den seltensten Fällen ist bei kleinern beerenartigen Lauraceensamen die Testa so widerstandsfähig, dass ich mir denken 50 C. Mez: könnte, dieselbe schütze den Samen beim Passiren des Darmkanals von Vögeln vor Vernichtung. Eine Ausnahme bildet z. B. die Frucht der krautigen Cassytha. Hier findet sich wirklich eine zähe, äusserst resistente Bedeckungsschicht. Bei den holzigen Formen dagegen, deren Bestand erhalten bleibt, wenn während der ganzen Lebenszeit des Baumes auch nur ein einziger Same zur Entwickelung kommt, wird zwar eine grosse Menge von Früchten erzeugt, aber doch macht ihr Verhalten ganz den Eindruck, als ob es der Pflanze genüge, durch zufällige Verschleppung verbreitet zu werden, während die Mehrzahl der Samen Tieren als Nahrung dargeboten wird. Ich möchte glauben, dass ein ähnliches Verhalten, wiees Focke (in Kosmos, Bd. X) für Quercus etc. auseinandergesetzt, in der Pflanzenwelt ausserordentlich verbreitet sei, dass in einer grossen Menge von Fällen die Pflanze gar nicht darauf reflectirt, dass alle, oder auch nur eine grössere Anzahl von Samen keimen. Graf Solms hat (Abh. Kgl. Ges. d. Wiss. Göttingen, XX VII, 1882) gezeigt, dass Flcus Carzc« die ausserordentlich zahlreichen Samenknospen opfert, nur um die Bestäubung einiger weniger, welche zufällig von den Feigwespen ver- schont werden, zu erlangen. Dagegen sehen wir bei einjährigen Pflanzen, oder auch bei ausdauernden, welche in ihren Standörtern sehr beschränkt sind — Viscum album mag als Beispiel dienen — Anpassungen, welche soweit wie möglich jedem einzelnen Samen zur Entwickelung ver- helfen sollen. Auch bei den Lauraceen ist, wie ich glaube, die Ausbreitung der Früchte von einer zufälligen Verschleppung abhängig. Nach biologischen Merkmalen könnten wir vielleicht folgende Einzelabteilungen unterscheiden: a. Die Frucht ist eine leuchtend rote Beere (der sehr rasch sich oxydirende Farbstoff befindet sich gelöst im Zellsafte der Epidermis- zellen, Benzoin odoriferum). Das Fruchtfleisch ist gelblich, stark aro- matisch, doch nicht sehr dick. Die Testalhüllen sind pergamentartig, wenig widerstandsfähig, aber an ihrer Oberfläche sind eine Menge von Schleimzellen vorhanden, und der innere Teil des Samens wird dadurch äusserst schlüpfrig. Die Kotyledonen sind beinahe frei von aetherischem Oele, dabei ohne ausgeprägten Geschmack. — Ein manchen Drosselbeeren sehr ähnliches Verhalten. b. Der zweite, in den Tropen Amerikas sehr weit verbreitete Typus ist der, dass die Axengebilde, welcheals Cupula am Grunde der Frucht sich ausbreiten, leuchtend rot gefärbt und meist fleischig sind, während die meist grosse Beere selbst schwarze oder grünliche Farbe zeigt, jedenfalls weniger auffallend gefärbt ist. Hier dienen vielleicht grössere Vögel der Ausbreitung der Samen, Morphoiogische Studien über die Familie der Lauraceen. 31 welche den sich leicht vom Aste ablösenden Pedieellus ergreifen, während des Fluges aber häufig die Beere verlieren müssen. e. Der Verbreitung durch kleine Säugetiere, speeiell Nager sind, analog unsern Nüssen, die hartschaligen, fleischlosen Lauraceensamen angepasst, während d. grosse Früchte mit reichlichem Fruchtfleische aber wenig schmackhaften Kotyledonen, wie Persea gratissima, den Citrus-Früchten vergleichbar, vielleicht auf Affen als Verbreiter hinweisen. 7. Sonstige biologische Bemerkungen. Die Bestäubung der Lauraceenblüten wird — das geht aus dem Vorhandensein der Drüsenkörper, aus der Stellung der Stamina und aus der Gestalt des Pollens hervor — durch Insekten vermittelt. Viele Lauraceen besitzen angenehmen Duft, und ihre oft zu vielen Hunderten im selben Blütenstande vereinigten weissen Blüten müssen, trotz ihrer Kleinheit, auf beträchtliche Entfernung bereits sichtbar sein. Genauere Beobachtungen über diese Verhältnisse sind jedoch nicht veröffentlicht. Die aus’ Hermaphroditismus entstandene Diklinie ist offenbar als Anpassung an Fremdbestäubung anzusehen, dagegen möchte ich in Aerodiclidium Camara mit seinen sich dicht an die Narbe angepresst öffnenden Locellen ein Beispiel fast kleistogamer Selbstbestäubung sehen Durch ihren Gehalt an aetherischem Oele sind die Lauraceen vor vielen das Laub oder den Stamm angreifenden Tieren geschützt; die Gattung Pleurothyrium hat sich, wie Üecropia peltata, in ihren Stammhöhlungen eine eigene Schutztruppe bissiger Ameisen herbei- gezogen. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzen- stacheln. Von Robert Mittmann. (Hierzu Tafel I und II.) ib Einleitung. Die Stacheln müssen denjenigen pflanzlichen Gebilden zugezählt werden, deren Form der Ausdruck einer Anpassung an ganz bestimmte äussere Lebensverhältnisse ist. Finden wir sie an vegetativen Teilen, so sind wir meist nicht zweifelhaft, in ihnen Schutzeinriehtungen gegen Feinde der betreffenden Pflanzenspecies sehen zu müssen. Für letztere Auffassung sprechen namentlich diejenigen stacheligen Ge- wächse, welche wir vorwiegend in solchen Gegenden antreffen, wo der Einfluss menschlicher Cultur sich noch nicht geltend macht. Be- trachten wir z. B. die in hochgelegenen Landstrichen von Peru und Chile vorkommenden Codetiaarten, oder die in den nordost-afrikanischen Wüsten sich findenden Acacia-, Astragalus- und Zillaarten, so gehen wir gewiss nicht fehl, wenn wir ihre Stacheln als Schutzeinrichtungen deuten, zumal ein Teil der in jenen Gegenden wild lebenden grösseren Säugetiere ausschliesslich oder fast ausschliesslich auf pflanzliche Nahrung angewiesen ist. Auch die den ganzen Stamm beklei- denden zu Stacheln umgebildeten Luftwurzeln von Acanthorrhiza aculeata, und die am unteren Teil des Stammes von @leditschiaarten alljährlich in grösserer Zahl adventiv hervorspriessenden mächtigen, verzweigten Stacheln kennzeichnen sich schon durch ihre Stellung als Schutzmittel der betreffenden Pflanzen. Treffen wir die Stacheln auf der Oberfläche von Früchten (Aes- culus, Datura), so haben sie augenscheinlich den Zweck, den Keimling und das Endosperm vor Vernichtung zu schützen, oder sie dienen der Verbreitung der Samen durch Tiere!) Im Herbst können wir leicht beobachten, wie die mit stacheligen Widerhaken versehenen 1) Vgl. Hildebrand: Die Verbreitungsmittel der Pflanzen. Leipzig. 1873. — Huth: Die Anpassung der Pflanzen an die Verbreitung durch Tiere („Kosmos“, Zeit- schrift ete. Bd. 9 S. 273 ff., Stuttgart 1831.) Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 3a Früchte und Fruchtstände von Zappa-, Circaeu-, Bidens-, Medicago- und Aanthivmarten im Vorbeigehen von Menschen und Tieren abge- streift werden und an deren Kleidern resp. Fellen festhaften. Von anderen Pflanzen z. B. Xanthium spinosum, Emex Centropodium, Medi- cago Aschersoniana, M. hispida ist es ganz unzweifelhaft nachgewiesen, dass sie bei uns oder in anderen Gegenden durch Tiere oder deren Wolle verbreitet worden sind. Die grosse Mannichfaltigkeit in der äusseren Form und die Verschiedenartigkeit der Insertion an der Mutterpflanze machen es erklärlich, dass die älteren Forscher hauptsächlich ihr Augenmerk auf den morphologischen Charakter der stechenden Gebilde richteten. Aus den einschlägigen Arbeiten wissen wir, dass letztere entweder aus der Epidermis allein (Audus-, Palmenarten) oder aus ihr nebst dem sich unmittelbar anschliessenden Rindengewebe (Rosaarten, Gros- sulariaceen) hervorgehen können. Beiderlei Gebilde fasst man gemein- hin unter dem Namen „Stacheln“ zusammen. Von ihnen unterscheidet man die „Dornen“, welche durch frühzeitige Umbildung resp. spätere Ver- kümmerung von Wurzeln (Acanthorrhiza, Irvartea), Stammaxen (Ora- taegus, GHeditschia), Blättern (Berberis, Ribes), Blattteilen (Z/ex) und Nebenblättern (Rodinia) entstehen. Den anatomischen Bau dieser Gebilde, über welchen bisher nur vereinzelte Angaben vorlagen, vergleichend zu schildern ist die Auf- gabe der folgenden Untersuchung. Von der einen Seite liess sich er- warten, dass Gebilde, welche der gleichen biologischen Aufgabe an- gepasst sind, eine gewisse Uebereinstimmung in ihren anatomischen Charakteren zeigen würden; andrerseits musste es von vornherein als wahrscheinlich gelten, dass jedes der zum Schutze der betreffenden Pflanzenspecies umgewandelten Organe seine morphologische Ab- stammung noch im innern Bau verraten würde. Die nähere Ver- folgung der Art und Weise, wie das Verhältnis zwischen ererbten und den durch Anpassung erworbenen Eigentümlichkeiten sich im einzelnen Falle gestaltet, gab der Untersuchung ihr besonderes Interesse. Delbrouck!) hat bereits ausführlich erörtert, dass es eine srössere Anzahl stacheliger Gebilde giebt, welche jeder systematischen Rubrieirung spotten. Wie hier im voraus bemerkt werden mag, ist Verfasser auf Grund seiner eigenen anatomischen Untersuchungen auch zu der Ansicht gelangt, dass sich die bisher übliche Unterschei- dung von Stachel und Dorn wegen der zahlreichen Mittelbildungen nicht consequent durchführen lässt. Verfasser hat es daher vorgezogen die Bezeichnung „Dorn“ ganz zu vermeiden und, dem Vorgange Del- 1) Delbrouck: Die Pflanzenstacheln. (Hanstein’s botan. Abhandlg. Bd. I. Bonn 1872/75.) Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 3 34 ee asimasın brouck’s folgend, den Begriff „Stachel“ auf sämtliche in eine stechende Spitze auslaufenden pflanzlichen Gebilde auszudehnen. ll. Uebersicht der wichtigsten Arbeiten über die Stacheln. Die einschlägige ältere Litteratur umfasst meist nur Werke morphologischen Inhalts und ist in Delbrouck’s ausführlicher Abhand- lung so vollständig referirt, dass Verfasser sich im folgenden darauf beschränkt hat, nur diejenigen Arbeiten zu erwähnen, welche neben morphologischen Thatsachen auch anatomische Verhältnisse berück- sichtigen. Da ausserdem in der vorliegenden Arbeit nur diejenigen stacheligen Gebilde genauer behandelt sind, welche den morpholo- gischen Wert von Wurzeln, Phyllomen und Kaulomen haben, so sind auch die meisten der zum Teil sehr umfangreichen Arbeiten, die sich auschliesslich mit Trichomgebilden beschäftigen, nicht erwähnt worden. Die ältesten Autoren, bei denen wir Angaben über den vorliegen- den Gegenstand finden, geben kaum mehr als eine rein äusserliche Beschreibung der ihnen bekannten stacheligen Gebilde; erst Nehemia Grew!) versuchte auch in den innern Bau derselben eine Einsicht zu gewinnen. Grew unterscheidet bereits Holzstacheln nnd Rinden- stacheln (lignous thorns und cortical thorns). Nach ihm entstehen die ersteren teils aus dem dem Marke zunächst gelegenen Teile des Holz- körpers (z. B. Crataegus oxyacantha), teils aus den peripherischen „weniger fruchtbaren“ Schichten desselben (z. B. Berberis, Genista). Die „cortical thorns“ werden entweder ausschliesslich vom Rinden- gewebe gebildet (z. B. Rudus) oder. von diesem in Verbindung mit den äusseren Schichten des Holzkörpers. Auf die anatomische Beschaffen- heit der verschiedenen Gewebe geht Grew nicht ein. Duhamel?) ist wohl der Erste, welcher hierüber etwas genaueren Aufschluss giebt. Er erwähnt, dass die Rosenstacheln, wie der Längs- schnitt zeigt, aus mehreren Schichten bestehen und mit Holzkörper und Mark keinen unmittelbaren Zusammenhang haben. Sie seien in dieser Beziehung den Nägeln des Menschen vergleichbar, welche als Fort- setzung der Haut erscheinen. Die Stacheln des Orangenbaums und der Schlehe (prunier sauvage) dagegen vergleicht er mit Ochsenhörnern, da sie einen holzigen Kern besitzen und von der Fortsetzung der Rinde überzogen sind. Beim Stachel der Schlehe will er auffallender Weise keinen centralen Markstrang gesehen haben, obwohl ein solcher schon mit blossem Auge erkennbar ist. In ähnlicher Weise behauptet; 1) Grew: The anatomy of plants. London 1681. 2) Duhamel du Monceau: La physique des arbres. Paris 1758. Livre II. chap. IV. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 55 er von der @leditschia, dass zum Unterschied vom normalen Zweige, dessen Mark sich ununterbrochen in das des Stengels fortsetzt, beim Stachel kein derartiger unmittelbarer Zusammenhang bestehe, ein Irrtum, der wohl in der Mangelhaftigkeit der damaligen Instrumente seine Erklärung findet. Mirbel!) bringt keine wesentlich neuen anatomischen Thatsachen. Er betont zwar, dass die Stacheln sich ebenso entwickeln wie normale Zweige, behauptet aber trotzdem, dass sie keinen eentralen Markstrang besitzen. Während Duhamel die Stacheln für abgestorbene Gebilde hält, macht Mirbel darauf aufmerksam, dass dieselben bei manchen Dikotylen Jahresringe (couches concentriques) zeigen, ebenso wie Stämme und Aeste. Rudolphi?) geht eigentümlicherweise auf den mikroskopischen Bau der stacheligen Gebilde nicht näher ein; er begnügt sich mit der beiläufigen Bemerkung: „Dass die Stacheln aus diehtem, feinem (nicht selten verholztem) Zellgewebe bestehen, lehrt der Augenschein.“ Einem weiteren Fortschritt in der Kenntnis der Anatomie der Stacheln begegnen wir bei Sprengel’). Derselbe bemerkt (S. 206) richtig: „Wenn also auch die Dornen trocken und unbelebt erscheinen, so sind sie es doch nicht von Anfang gewesen, und man kann die Spuren der vertrockneten Schraubengänge und anderer Kanäle recht gut noch in ihnen nachweisen.“ Diese Entdeckung Sprengels wird auch von Eble*) bestätigt, der als Erkennungsmerkmal der Dornen angiebt, „dass sie überall aus Zellgewebe und Spiralgefässen zusammen- gesetzt sind“. Trotzdem verfällt Treviranus?’) wieder in den alten Irrtum. Dem Vorgange von Duhamel und Decandolle®) folgend, unter- scheidet er „Stacheln“ und „Dornen“. Von den letzteren sagt er, dass sie als Fortsetzung des Holzkörpers zu betrachten sind: „indessen be- stehen sie blos aus fibrösen Röhren, ohne Gefässe und Zellgewebe, daher ihre Härte beträchtlicher als die des Holzes, daher ihre Rinde trocken und braun oder gelb und durchscheinend. Daher auch fehlt ihnen das Mark (Duham. Phys. I. 192 t. 14. f. 136), und diese Abwesenheit scheint die Ursache, derentwegen sie unfähig sind sich zu verlängern.“ In einem gewissen Gegensatz hierzu steht das, was er über die Stacheln sagt. Im Anschluss an Decandolle bemerkt er: „dazu kömmt, dass die Axe des Dornes aus Holzsubstanz besteht, insofern jeder die un- mittelbare Fortsetzung eines Gefässstammes ist. Anders verhält es 1) Mirbel: Trait& d’anatomie et de physiologie vegetales. Paris. An X de la republique. 2) Rudolphi: Anatomie der Pfianzen. Berlin 1807. 3) Sprengel: Von dem Bau und der Natur d. Gewächse. Halle 1812. #) Eble: Die Lehre von den Haaren in der gesamten organischen Natur. Wien 1831. Bd. I. S. 19 ff. 5) Treviranus: Physiologie der Gewächse. II. Bd. Bonn 1838. 6) Decandolle: Organographie vegetale. Tome II. Paris 1827. 36 R. Mittmann: sich mit den Stacheln, sie sind ihrer Natur nach seitenständig, und es geht nie ein Gefässbündel in sie über.“ Nach dem Erscheinen des Sprengel’schen Werkes machte die Kenntnis der Anatomie der stacheligen Gebilde nur sehr langsame Fortschritte. Raspail,!) Endlicher,?2) Unger,’) Schleiden‘) und Schacht’) fügen den bis dahin bekannten Thatsachen nichts wesentlich Neues hinzu. Endlicher und Unger kehren eigentümlicher- ‚weise die damals üblichen Benennungen um. Die nächsten hier in Betracht kommenden Arbeiten rühren von Kauffmann‘) und Rauter‘) her. Ersterer giebt in seiner Ab- handlung „Ueber die Natur der Stacheln“ eine kurze Darstellung der Anatomie der Rosenstacheln, welche später von Rauter mit grösserer Ausführlichkeit behandelt worden sind. Von den zahlreichen seit 1871 erschienenen Arbeiten mögen nur die folgenden hier erwähnt werden. Zunächst untersuchte Warming°) die bei Gunnera scabra, auf den Früchten von Datura Stramonium und auf dem Kelche von Agrimonia Eupatorium vorkommenden Stacheln und gab eine aus- führliche Beschreibung ihres anatomischen Baues. Eine Ergänzung er- fuhren Warming’s Untersuchungen durch Uhlworm?), welcher ausser- dem noch die Stacheln von Rubus Hofmeisteri, R. lIdaeus, Ribes lacustre und Aesculus Hippocastanum in den Kreis seiner Beobachtung zog. Die ausführlichste Arbeit über den vorliegenden Gegenstand rührt von Delbrouck!°") her. Dieser bringt eine grosse Menge neuer ent- wicklungsgeschichtlicher und morphologischer Thatsachen, ohne jedoch die anatomischen Verhältnisse der stacheligen Gebilde in ihrem aus- gewachsenen Zustande zu berücksichtigen. Schliesslich mögen hier noch die Arbeiten von Friedrich!!) und 1) Raspail: Nouveau systeme de physiologie vegetale. Bruxelles 1837. 2) Endlicher u. Unger: Grundzüge der Botanik. Wien 1843. ®) Unger: Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Wien und Leipzig 1855. a Grundlinien der Anatomie und Physiologie. Wien 1866. *) Schleiden: Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik. Leipzig 1845. 5) Schacht: Anatomie und Physiologie der Gewächse. Berlin 1856. 6) Nicolaus Kauffmann: „Zur Entwicklungs-Gesch. der Cactus-Stacheln“ und „Ueber die Natur der Stacheln“. (Bulletin de la societe imp. des naturalistes de Moscou. 1859. No. 2 und No. 3.) 7) Rauter: „Zur Entwickelung einiger Trichomgebilde. (Denkschr. d. Akad. d. Wiss. zu Wien. Math.-Naturw. Klasse Bd. XXXI. 1872.) s) Eugen Warming: „Om Forskjellen mellem Triehomer og Epiblastemer af höjere Rang“. Texte danois avec un resume francais. (Extrait des „Videnskabelige Meddelelser“. Kjöbenhavn 1873.) 9) Oskar Uhlworm: Beiträge zur Entwickl.-Gesch. der Trichome mit besonderer Berücksichtigung d. Stacheln. (Bot. Zeit. 1873. No. 48.) 10) Conrad Delbrouck: Die Pflanzenstacheln. (Hanstein’s Botan. Abhandlungen. Bd. I. Bonn 1872/75.) 11) Friedrich: Ueber den Bau der Luftwurzeln von Acanthorrhiza aculeata. (Acta horti Petropolitani. Tom. VII. Fasc. II. Petersburg 1881.) Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 571 Caspari!) erwähnt werden. Ersterer giebt eine Darstellung der Entwicklungsgeschichte und Anatomie der bei Acanthorrhiza vor- kommenden, zu Stacheln umgebildeten Luftwurzeln. Letzterer be- schreibt in seiner Arbeit über das Hautgewebe der Cacteen auch den anatomischen Bau ihrer Stacheln. Delbrouck ist durch seine morphologisch - entwicklungsgeschicht- liche Betrachtungsweise zu einer Einteilung der stechenden Gebilde gelangt, welcher sich Verfasser auf Grund seiner eignen anatomischen Untersuchungen im wesentlichen anschliesst. IM. Einteilung. I. Wurzelstacheln: E Acanthorrhiza aculeata. ll. Kaulomstacheln: A. aus primären Achselknospen: 1. Rosiflorae: a) Urataegus. ß) Prunus spinosa. y) Cydonia japonica. 5) Mespilus germanica. 2) Pirus communis. . Ononis spinosa. 3. Lycium barbarum. 4. Rhamnaceen: a) Khamnus. B) Oolletia. B. aus überzähligen Achselknospen: Gleditschia triacanthos. C. Uebergänge zu den Phyllomstacheln: Ruscus aculeatus. III. Phyllomstacheln: A. Blattstacheln im engeren Sinne: 1. Citrus. 2. Berberis vulgaris. B. Nebenblattstacheln: 1. Euphorbia splendens. 2. Robinia Pseud- Acacia. 3. Acacia armata. C. Uebergäuge zu den Trichomstacheln: 1. Acacia horrida. 2. Cacteen. D&D ı) Hermann Caspari: Beiträge zur Kenntnis des Hautgewebes der Cacteen. Inaug.-Dissert. Halle 1883. 38 R. Mittmann: D. Stacheln, aus Blattteilen entstanden: a) stachelige Blattspindeln: Halimodendron argenteum. b) stachelige Blattzähne: 1. Lex. 2. Mahonia intermedia. IV. Trichomstacheln: A. Periblemstacheln: a) mit Gefässen: 1. Datura Stramonium. 2. Aesculus Hippocastanum. 3. Euryale ferox. b) ohne Gefässe: 1. Rosa centifolia. 2. Smilax aspera. 3. Rıbes Grossularia. 4. Datura spec. 5. Lasia spinosa. B. Dermatogenstacheln: 1. Dipsacus. 2. Rubus Idaeus. IV Speeieller Teil. I. Wurzelstacheln. Acanthorrhiza aculeata. (Taf. I. Fig. 1. u. 2.) Eine Anzahl Palmen und Pandaneen zeichnet sich dadurch aus, dass ein Teil der als Wurzeln angelegten Sprosse zu Stacheln ver- kümmert. Derartige Stacheln finden sich3z. B. an den Stützwurzeln von Pandanus odoratissimus, am Stamme von Acanthorrhiza aculeata und bei /riartea ferox. Verfasser untersuchte die bereits von Friedrich (a.a.0.)beschriebene Acanthorrhiza aculeata. Die Stacheln, welche hier den ganzen Stamm bekleiden, sind den Luftwurzeln morphologisch gleichwertig. Während aber die nahe der Basis des Stammes entspringenden normalen Luft- wurzeln in den Boden eindringen und die Function gewöhnlicher Wurzeln übernehmend unbegrenzt fortwachsen, haben diejenigen, welche sich in Stacheln verwandeln, ein beschränktes Wachstum; sie erreichen eine Länge von 10 bis-15 em und verzweigen sich oft, vertrocknen aber ziemlich früh. Im ausgewachsenen Zustande weicht der ana- tomische Bau dieser Stacheln schon an der Basis merklich von dem der normalen Luftwurzel ab. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 39 a) Basis: An die Epidermis, die übrigens bei den älteren Stacheln meist abgestossen wird, schliessen sich wie bei der Luft- wurzel 2—4 Schichten früh verholzender, parenchymatischer, stark verdickter Zellen, von meist prismatischer Gestalt. Auf diese folgt: eine breite Zone prosenchymatischen Gewebes, welches bei der Luft- wurzel nicht ganz die Hälfte der gesamten Rinde ausmacht, während es beim Stachel etwa ?°/, des Rindengewebes beträgt. Bei der Luft- wurzel sind höchstens die 6—8 peripherischen Zellschichten dieses Gewebes stark verdickt, beim Stachel dagegen erstreckt sich die Ver- dickung fast auf das gesamte Prosenchymgewebe; und zwar sind auch hier die peripherischen Zellenlagen am stärksten verdickt, zum Teil bis zum fast vollständigen Schwinden der Lumina. Das nach dem Centrum hin an das Prosenchym sich anschliessende Rindenparenchym besteht ebenfalls aus früh verholzenden Zellen, die jedoch merklich stärker verdickt und englumiger sind als bei der Luftwurzel. Bei letzterer finden sich inmitten dieses Parenchymgewebes grosse lufthaltige Inter- cellularräume (Taf. 1. Fig. 1, J), die durch radial angeordnete 1-4 Zellschichten breite Lamellen getrennt sind; beim Stachel dagegen sind nur eine geringe Anzahl ähnlicher, aber sehr schmaler Inter- cellularräume vorhanden. Bei der Luftwurzel heben sich die ver- diekten Zellen der Endodermis deutlich von den ihnen anliegenden srösseren und dünnwandigeren parenchymatischen Rindenelementen ab; beim Stachel dagegen ist die Endodermis infolge der stärkeren Verdickung der Rinde wenig deutlich, besonders da auch das 1—2- schichtige Pericambium früh verholzt und stärker verdickt ist als bei der Luftwurzel. Auf Radialschnitten jedoch ist die Endodermis auch beim Stachel durch ihre charakteristischen, kurzprismatischen, mit zahlreichen minimal behöften Porentüpfein versehenen Zellen kennt- lich. An das Pericambium schliessen sich, im Kreis geordnet, die leitenden Elemente, je eine Phloömgruppe (Fig. 2, ph) mit einer Ge- fässgruppe (Fig. 2, g) abwechselnd. Die Anzahl der Gruppen ist zwar nicht geringer als bei der Luftwurzel, aber die einzelnen Gefässe sind durchweg englumiger, und die Zahl der zu derselben Gruppe ge- hörigen Gefässe ist kleiner. Infolge der schwächeren Ausbildung des Leitungssystems überwiegt hier das mechanische, stark verdickte Füll- gewehe (Fig. 2, f) derart, dass es auf dem Querschnitte nahe der Stachelbasis etwa °/, der Fläche und nach der Spitze hin noch mehr als °/, der Fläche des Centraleylinders einnimmt. Bei der Luftwurzel wird das Centrum von einem aus langgestreckten, dünnwandigen Zellen bestehenden markartigen Parenchym (Fig. 1, p) erfüllt; beim Stachel dagegen befindet sich inmitten dieses Markparenchyms ein axiler Strang prosenchymatischer, stark verdickter, verholzter Zellen (Fig. 2, f). 40 Biermann: b) In mittlerer Höhe des Stachels nehmen die oben erwähnten lufthaltigen Intercellularräume an Grösse mehr und mehr ab und verschwinden weiter gegen die Spitze ganz und gar, sodass hier das Rindengewebe als ein fest zusammenhängender, verdieckter und ver- holzter Mantel die Endodermis umgiebt. Ferner wird das markartige Parenchym allmählich durch das stark verdieckte prosenchymatische Füllgewebe verdrängt. Die Zahl der secundären Gefässe vermindert sich allmählich; nur die primären Gruppen lassen sich bis nahe zur Spitze verfolgen. c) Nabe der Spitze wird auch das N er, Rinden- gewebe mehr und mehr durch Prosenchym verdrängt. In dem Masse wie die andern Gewebe verschwinden, beginnt das prosenchymatische Rindengewebe zu überwiegen. Die Zellen desselben verholzen sehr stark, ihre Membranen färben sich braun und verdicken sich in vielen Fällen fast bis zum Schwinden des Lumens. Die Spitze wird aus- schliesslich von diesen stark verdickten, gebräunten Prosenchymzellen sebildet. Obwohl die Luftwurzel in ihrem unteren, im _ Boden befindlichen Teile derselben physiologischen Function de wie die Bodenwurzel, so weicht sie doch in ihrem anatomischen Bau bedeutend von letzterer ab. Das prosenchymatische, aus stark verholzten, dicekwandigen Zellen bestehende Gewebe der äusseren Rinde ist bei der Luftwurzel stärker entwickelt. Das innere parenchymatische Rindengewebe besteht eben- falls aus diekwandigeren Elementen. Die in diesem Gewebe sich findenden, radial gestreckten, lufthaltigen Intercellularräume sind bei weitem kleiner als bei der Bodenwurzel. Während letztere eine grosse Anzahl von Gruppen weitlumiger Gefässe besitzt, enthält die Luft- wurzel eine geringere Zahl von Gruppen englumiger Gefässe. Da die normale Bodenwurzel äusseren Schädlichkeiten weniger ausgesetzt ist, so genügt es, dass ihr anatomischer Bau der Inanspruchnahme auf Zugfestigkeit angepasst ist, dass also die mechanisch wirksamen Gewebe möglichst nahe der Achse des Organs liegen. Die Luftwurzeln dagegen, welche in ihrem freien Teile auch als Stützorgane fungiren und äusseren schädlichen Einwirkungen widerstehen müssen, besitzen demgemäss ausser dem centralen mechanisch wirksamen Gewebe noch an der Peripherie eine mächtigere Schicht stark verdickter Zellen. Beim Stachel treten die in Rede stehenden Verhältnisse noch deut- licher hervor. Da derselbe, um der Pflanze als wirksames Schutz- mittel zu dienen, in erster Linie biegungsfest sein muss, so sind bei ihm die peripherisch gelegenen Gewebe noch stärker verdickt als bei der Luftwurzel; die Gefässe dagegen sind beim Stachel bedeutend redueirt, da sie hier von Anbeginn weniger zu leiten haben, und mit dem Vertrocknen des Stachels ihre Function als leitende Organe ganz und gar einstellen. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 41 ll. Kaulomstacheln. A. Aus primären Achselknospen. 1. Rosiflorae. &) Crataegus coccinea L. Dabei 23, 25737211, Bis, 8,2, 3, 4; a) Stachelbasis: Während an normalen Internodien etwa die 4—6 der Epidermis zunächst liegenden, chlorophyllführenden Rindenschichten kollenchymatische Verdickung zeigen, sind es beim Stachel etwa 6—8. Im Stengel entspricht jedem Gefässbündel eine grössere Gruppe von Sklerenchymzellen (Taf II, Fig. 1, sec); beim Stachel dagegen sind nur eine geringe Anzahl meist isolirter oder nur zu kleinen Gruppen ver- einigter Sklerenchymfasern (Taf. II, Fig. 2, sc) vorhanden. Der Sieb- teil ist im Vergleich zu dem des Stengels nicht wesentlich redueirt. Der Holzkörper (Taf. II, Fig. 2, h) ist verhältnismässig etwa 1'/, mal so mächtig als im Stengel (Taf. II, Fig. 1, h); auch sind die Elemente desselben stärker verholzt und bedeutend stärker verdickt, zum Teil fast bis zum Schwinden der Zelllumina. Die Markstrahlen (Taf. II, Fig. 4, st) sind meist einreihig und bestehen aus stark verdickten, reichlich getüpfelten Zellen, die zum grossen Teil in der Richtung der Längsachse des Organs länger gestreckt sind als in der Richtung des Radius. Während im Stengel die Markkrone (Taf. II, Fig. 1, k) sich sowohl vom Holzkörper, als auch vom centralen Parenchym (Taf. Il, Fig. 1, mp) scharf abgrenzt, ist sie beim Stachel wenig deutlich. Das centrale Markparenchym des Stengels besteht nämlich aus zart- wandigen, meist; isodiametrischen Zellen (Taf. 1, Fig. 3, m), während es im Stachel aus diekwandigen, mehr englumigen, zum Teil in der Richtung der Längsachse gestreckten Zellen (Taf. 1, Fig. 4, m) be- steht, die denen der Markkrone (Taf. I, Fig. 4, k) sehr ähnlich sind, sodass beide fast unmerklich ineinander übergehen. Abweichend vom Holzkörper des Stengels enthält derjenige des Stachels ausser Tra- cheiden und Holzparenchym auch eine grosse Menge typischer Libri- formzellen, wie sich durch Macerationsversuche leicht feststellen lässt. Die primären Leitbündelgruppen (Taf. I, Fig. 4, pt) enthalten durchweg Tracheiden. Während der Stengel eine grössere Anzahl weitlumiger secundärer Gefässe (Taf. I, Fig. 3, g) besitzt, fehlen solche im Stachel vollständig; statt ihrer sind nur englumige Tracheiden (Taf. I, Fig. 4, t) vorhanden. b) In mittlerer Höhe ändert sich der oben beschriebene Bau etwa folgendermassen: Die Rinde ist verhältnismässig weniger mächtig, die subepidermalen Kollenchymzellen sind meist englumiger und in der Richtung des Radius plattgedrückt. Die im chlorophyllführenden Rindenparenchym enthaltenen luftführenden Intercellularräume sind bedeutend kleiner als nahe der Basis und verschwinden weiter nach 4? R. Mittmann: der Spitze hin vollständig. Die Sklerenchymfasern vermehren sich an Zahl und vereinigen sich zu kleinen Gruppen. Der Siebteil ist bedeutend reducirt. Der Holzkörper ist verhältnismässig mächtiger. Die Zellen des Markparenchyms sind diekwandiger und stärker verholzt. c) Nach der Stachelspitze hin sind sämtliche Gewebselemente mehr in der Richtung der Achse gestreckt. Die Zahl der Rinden- schichten ist noch geringer; die Rindenzellen sind meist chlorophyll- frei, aber zum Teil mit braunem gummiähnlichen Inhalt erfüllt. Die Sklerenehymgruppen sind verhältnismässig grösser. Der Siebteil reducirt sich auf eine sehr schmale, durch Braunfärbung sich abhebende Zone. Die Zellen des Markes (Taf. II, Fig. 4, mp) sind stärker verholzt und fast ebenso stark verdickt wie die angrenzenden Holzzellen. Die primären Tracheiden lassen sich bis nahe zur Spitze verfolgen und sind mit braunem gummiähnlichen Inhalt erfüllt. Secundäres Dickenwachstum findet nicht statt, obwohl die Stacheln erst am Ende der 2, Vegetationsperiode, zum Teil sogar noch später, vertrocknen. Die andern untersuchten Crataegusarten: ©. Orus gallı, ©. Oxya- cantha, ©. monogyna, Ü. sanguinea, Ü. tomentosa verhalten sich im wesentlichen ebenso wie (©. coccinea. Injeetionsversuche. 1. Um noch auf andere Weise als durch die oben erwähnten Macerationsversuche festzustellen, ob dem geringeren Leitungsbedürfnis entsprechend der Stachel überhaupt keine Gefässe, sondern statt ihrer nur Tracheiden besitzt, wurde versucht einen Stachel von ÜOrataegus coccinea mit einer wässerigen Emulsion von chinesischer Tusche zu injieiren, die vorher filtrirt worden war, also nur mikroskopisch-kleine Kohleteilchen enthielt. Der Stachel, welcher nach dem Abschneiden der Spitze noch 1,5 cm lang war, wurde zu diesem Zweck mit einer langen Glasröhre luftdicht verbunden, und in letztere eine 250 cm hohe Säule von Tusche-Emulsion aufgefüllt. Als der Versuch nach 4-5 Tagen beendet wurde, zeigte es sich, dass nur die durch den Sehnitt getroffenen Zellen mit feinsten Kohleteilchen erfüllt waren; in allen nicht an die Schnittfläche grenzenden Tracheiden war keine Spur von Tusche zu erkennen. 2. Mit dem 2,5 em langen gleichalten Stengelstück, an welchem der Stachel gesessen hatte, wurde gleichzeitig derselbe Versuch be- gonnen. Schon nach kurzer Zeit traten an dem freien Ende des Stengels einzelne Tropfen aus, und nach 2—3 Tagen ergab die mikro- skopische Untersuchung, dass in der ganzen Länge des Stengelstückes die Lumina der Gefässe und vor allem die Tüpfelräume mehr oder minder mit feinsten Kohleteilchen erfüllt waren. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 43 ß) Prumus spinosa. Während bei Orataegus nur an der Stachelspitze Blattrudimente vorhanden sind, die überdies sehr früh abfallen, ist der Stachel von Prunus fast in seiner ganzen Länge mit Knospen besetzt, deren Blätter meist zu voller Entfaltung gelangen. a) Stachelbasis: In seinem unteren Teil zeigt der Stachel folgende Abweichungen vom Stengel: Die an die subepidermale Korklage gren- zenden, chlorophyllführenden Kollenchymzellen sind etwas dickwandiger. Auch hier zeigt sich, dass die den Gefässbündeln zugehörigen Skleren- chymgruppen kleiner sind, und in ihren Zellen die Verholzungsreaction weniger intensiv auftritt als beim Stengel. Der Siebteil ist nur un- wesentlich kleiner. Der Holzkörper ist zwar nicht auffallend mächtiger entwickelt, aber die einzelnen Zellen haben viel stärkere, zum Teil fast bis zum Verschwinden des Lumens verdickte Membranen. Während im Stengel das Libriform im Vergleich zur Gesamtmasse der übrigen Holzelemente zurücktritt, bildet es im Stachel die überwiegende Masse des Holzkörpers. Ausserdem besitzt der Stengel eine grössere Anzahl weitlumiger secundärer Gefässe, während sich im Stachel sowohl in den primären Gruppen als auch im ganzen übrigen Holzkörper nur englumige Tracheiden finden. Die Membranen der Markzellen sind im Stachel stärker verholzt und stärker verdickt. b) Nach der Spitze hin werden die Rindenzellen allmählich chlorophyllärmer und sind zum Teil mit braunem gummiähnlichen Inhalt erfüllt. Die Sklerenehymgruppen sind bedeutend grösser und schliessen sich stellenweise lückenlos aneinander. Der Siebteil ist verhältnis- mässig kleiner, sämtliche Gewebselemente sind mehr langgestreckt. Die Zellen des Markes sind diekwandiger und nahe an der Spitze von den angrenzenden Holzzellen kaum zu unterscheiden. Die pri- mären Tracheiden lassen sich fast bis zur Spitze verfolgen. Die oben beschriebenen Abweichungen finden sich am schärfsten ausgeprägt bei denjenigen stacheligen Sprossen, welche bereits am Schluss der ersten Vegetationsperiode vertrocknen. Diejenigen, welche erst am Ende der 2. oder 3. Vegetationsperiode vertrocknen, zeigen in ihrem anatomischen Bau allmähliche Uebergänge zu normalen Stengelteilen. Sie verzweigen sich in vielen Fällen und zeigen im unteren Teile Jahresringbildung; ihre Internodien sind jedoch kürzer als die der übrigen Zweige, die Zuwachszone ist nur schmal, und Frühjahrs- und Herbstholz sind kaum von einander zu unterscheiden. y) Oydonia japonica. a) Stachelbasis: Das Periderm besitzt meist 1—2 Schichten mehr als beim Stengel; auch die Zahl der an dasselbe sich schliessenden, chlorophyliführenden, kollenchymatischen Schichten ist um 1 bis 2 44 R. Mittmann: grösser. Das unverdiekte innere Rindenparenchym besitzt ähnliche lufthaltige Intereellularräume wie die entsprechenden Schichten im Stengel. Sowohl die Zahl der verholzten Sklerenchymgruppen als die Zahl der sie zusammensetzenden Elemente ist bedeutend geringer als im Stengel, wo jeder primären Gefässgruppe eine Sklerenchym- gruppe zugehört, während die mechanischen Gruppen des Stachels anscheinend regellos auftreten. Letztere bestehen überdies nur aus langgestreckten, spärlich getüpfelten Faserzellen (Stereiden), während im Stengel auch Gruppen stark getüpfelter, nahezu isodiametrischer Sklerenchymzellen (Sklereiden) vorkommen. Letztere füllen meist die zwischen den grösseren Stereidengruppen vorhandenen Lücken aus, wogegen beim Stachel diese Lücken stets mit Rindenparenchym erfüllt sind. Der Siebteil ist schwächer entwickelt. Die Mächtig- keit des Holzkörpers beträgt hier wie im Stengel etwa !/, des Radius, aber die Holzreaetion tritt schneller und intensiver ein, was auf einen stärkeren Grad von Verholzung hinweist. Die Menge der Libri- formzellen ist im Stachel verhältnismässig grösser als im Stengel. Während letzterer eine grössere Anzahl weitlumiger secundärer Gefässe besitzt, finden sich im Stachel, sowohl in den primären Leitbündeln als auch im ganzen übrigen Holzkörper, nur englumige Tracheiden. Die Markstrahlen sind etwas weniger zahlreich. Das centrale Markparenchym ist mit Chlorophyll und Stärke erfüllt, im Stengel dagegen fast oder auch ganz inhaltslos. b) Nach der Stachelspitze hin ändert sich dieser Bau ähnlich wie in den oben beschriebenen Fällen. Sämtliche Gewebselemente sind mehr langgestreckt. Die Mächtigkeit des Holzkörpers wächst bis auf die Hälfte des Radius; die einzelnen Holz- und Markzellen werden diekwandiger und englumiger; Mark- und Rindenzellen sind zum Teil mit braunem Inhalt erfüllt, ebenso die primären Tracheiden, die sich bis nahe zur Spitze verfolgen lassen. : Obwohl die Stacheln erst gegen Ende des 2. Jahres oder noch später vertroeknen, unterbleibt bei ihnen das secundäre Dicken- wachstum. Der Regel nach entstehen die Stacheln als Sprosse 2. Ordnung an den normalen Jahrestrieben; jedoch bei solchen Exemplaren, die zu Hecken verwendet und daher stark beschnitten werden, ent- wickeln sich die von vornherein als Stacheln angelegten Sprosse zu beblätterten Trieben, denen die nunmehr sich entwickelnden Stacheln als Sprosse 3. Ordnung ansitzen. Die Stachelnatur jener beblätterten Sprosse lässt sich aber unzweifelhaft aus ihrem anatomischen Bau erkennen, welcher mit demjenigen der echten Stacheln fast voll- ständig übereinstimmt. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 45 5) Mespilus germanica. a) Stachelbasis: Abweichend vom Stengel finden sich hier unter der Epidermis eine wechselnde Zahl sehr plattgedrückter Kork- schichten. In der Rinde zeigen sich ähnliche grosse lufthaltige Inter- cellularräume wie im Stengel. Die an dieselben aussen angrenzenden Parenchymzellen sind jedoch beim Stachel in geringem Grade ver- holzt. Die Sklerenchymgruppen sind verhältnismässig viel kleiner als beim Stengel und bestehen oft nur aus 2 Zellen. Die zwischen den Sklerenchymgruppen befindlichen, entsprechend grösseren Lücken sind mit Rindenparenchym erfüllt. Diesen Lücken ist jedoch zum Unterschied vom Stengel nach dem Centrum hin kein zweiter Ring von Bastgruppen vorgelagert. Der Siebteil ist bedeutend schmäler. Der Holzkörper beträgt hier zwar auch etwa !/, des Radius, aber die Zellmembranen sind viel stärker, oft bis zum Verschwinden des Lumens verdickt. Die Zahl der Markstrahlen ist geringer. Die Zellen des centralen Mark- parenchyms sind bedeutend diekwandiger und stärker verholzt als im Stengel. Secundäre Gefässe werden im Stachel nicht gebildet; sowohl die primären Leitbündel als auch der ganze übrige Holzkörper ent- halten nur englumige Tracheiden. b) Nach der Spitze hin werden die subepidermalen Korkschichten weniger zahlreich und verschwinden zuletzt vollständig. Im übrigen ändert sich der oben beschriebene Bau in ganz ähnlicher Weise wie bei Urataegus. Die Stacheln vertrocknen zwar meistens erst gegen Ende der 2. Vegetationsperiode, jedoch findet kein secundäres Dicken- wachstum statt. Injeetionsversuche. Mit Mespilus wurden die an Ürataegus vorgenommenen oben beschriebenen Injectionsversuche wiederholt. i. Ein nach Abschneiden der Spitze noch 1,25 em langer Stachel wurde ebenfalls dem Druck einer 250 cm hohen Säule von wässeriger Tusche-Emulsion ausgesetzt. Auch hier zeigte es sich, dass die Tusche- partikelchen nur eine ganz minimale Strecke weit in den Stachel eindrangen, dass nur die vom Schnitt getroffenen Zellen sich mit Kohleteilchen füllten. Somit wurde auch hier nachgewiesen, dass Gefässe im Stachel nicht vorhanden sind. 2. Mit dem gleichalten 2,5 em langen Stengelstück wurde gleich- zeitig derselbe Versuch begonnen. Nach 2—3 Tagen waren die Lumina sämtlicher Gefässe und besonders die Tüpfelräume mehr oder minder mit Kohleteilchen erfüllt. e) Pirus communis var. Achras Gaertner. Am normalen Jahrestriebe entwickeln sich ganz kurze Seiten- sprosse, welche Büschel von Blättern tragen. Ausser diesen kurz 46 R. Mittmann: bleibenden Sprossen finden sich stellenweise schnell wachsende Seiten- triebe, deren Spitze verdornt, und welche bis nahe zur Spitze mit einzelnen vollkommen entwickelten Blättern besetzt sind. Secundäre Gefässe fehlen diesen verdornten Trieben vollständig; im übrigen zeigen sie nahe der Ansatzstelle keine wesentlichen Abweichungen vom Bau des normalen Stengels. Jedoch in mittlerer Höhe ist der Siebteil verhältnismässig schmäler, der Holzkörper dagegen mächtiger. Die Membranen der Zellen des centralen Markes sind stärker verdickt und stärker verholzt. Nach der Spitze hin tritt der Stachelcharakter noch deutlicher hervor. Die Mächtigkeit des Holzkörpers beträgt etwa !/,—!, des Radius, während sie im normalen Stengel nur !/,—!/, beträgt; der Siebteil ist noch mehr reducirt; die Zellen des Markparenchyms sind noch dieckwandiger und ebenso wie alle übrigen Gewebselemente mehr in der Richtung der Längsachse gestreckt. Ein Teil der Stacheln beginnt am Ende des 2. Jahres zu ver- trocknen, zeigt aber vorher keine anatomischen Veränderungen. Andere dagegen werden in der 2. Vegetationsperiode den normalen Sprossen äusserlich dadurch ähnlich, dass sie wie im 1. Jahre Blätter tragen; doch wachsen sie nicht in die Länge und lassen die oben beschriebe- nen Abweichungen vom anatomischen Bau des Stengels noch deut- licher hervortreten. Im 1. Jahre werden keine secundären Gefässe gebildet, jedoch entwickelt sich im 2. Jahre ein partieller Jahresring, welcher etwa '/; der Peripherie des im 1. Jahre gebildeten Holz- körpers umgiebt. Diese Verdickungszone windet sich, der Spirale der ansitzenden Blätter folgend, im Stachel in die Höhe; sie enthält weit- lumige Gefässe und dient den neugebildeten Blättern jedenfalls als Zuleitungsbahn, da sie nur bis zu dem der Spitze zunächst stehenden Blatte reicht. Oberhalb dieses letzten Blattes bleibt der anatomische Bau unverändert. 2. Ononis -spinosa. Bei den in Stacheln auslaufenden beblätterten Sprossen kommt ein eigentlicher Stachelcharakter erst oberhalb der letzten Blätter zur Ausbildung; an der Abzweigungsstelle weicht ihr anatomischer Bau kaum von dem der übrigen Stengelteile ab. Jedoch in einiger Ent- fernung von der Spitze rücken die Sklerenchymbündel näher an ein- ander und verschmelzen zum Teil zu grösseren Gruppen. Der Sieb- teil ist verhältnismässig schwach entwickelt. Sämtliche Gewebs- elemente sind mehr langgestreckt. Die Zellen des Holzes und des centralen Markparenchyms sind diekwandiger und englumiger. Die Anzahl der Gefässe ist verhältnismässig gering. Abgesehen von der Epidermis und 1—2 Rindenparenchymschichten, die unverholzt bleiben, besteht die äusserste Spitze aus stark entwickelten Sklerenchym- Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 47 bündeln, dem die Hauptmasse des Gewebes bildenden Holzkörper und langgestreckten, dickwandigen, stark verholzten Markzellen. 3. Lycium barbarum. a) Bereits an der Basis weicht der Bau des Stachels in mancher Beziehung von dem des Stengels ab. Die Rinde gleicht im wesentlichen der des Stengels, auch der Siebteil ist nicht: merklich redueirt; die Mächtigkeit des Holzkörpers dagegen beträgt !/,—!/, des Radius, währen sie beim Stengel etwa !/, des Radius beträgt. Ausserdem sind die Holzelemente beim Stachel diekwandiger, englumiger und stärker ver- holzt. Die Markstrahlen sind weniger zahlreich. Die Zellen des Mark- parenchyms sind diekwandiger und mehr langgestreekt als im Stengel. Während im Holzkörper des letzteren eine grössere Anzahl weitlumiger secundärer Gefässe, isolirt oder zu kleinen Gruppen vereinigt, vorkommen, fehlen dem Stachel secundäre Gefässe vollständig; sowohl in den pri- mären Leitbündeln als auch im ganzen übrigen Holzkörper finden sich nur Tracheiden. b) In einiger Entfernung von der Basis ändert sich der oben beschriebene Bau allmählich in folgender Weise: Sowohl die äusseren prosenchymatischen Rindenschichien als auch die nach innen sich an- schliessenden Korklamellen nehmen an Zahl ab. Die prosenchymatischen Zellen sind überdies englumiger und zum Teil collabirt. Der äussere Siebteil und auch die für die Solanaceen charakteristischen mark- ständigen Phlo&mgruppen sind merklich kleiner. Der Holzkörper nimmt an Mächtigkeit zu; die Holzzellen sind englumiger und diekwandiger. Im Markparenchym treten einzelne verholzte und stark verdickte Zellen auf. c) Nach der Spitze hin werden sämtliche Gewebselemente mehr langgestreckt. Die Zahl der Rindenschichten vermindert sich stetig; die einzelnen Rindenzellen werden englumiger, chlorophyllärmer und nehmen ein mehr gleichförmiges Aussehen an. Sowohl der äussere Siebteil als auch die markständigen Gruppen nehmen an Umfang ab, während der Holzkörper sich allmählich vergrössert. Im Markparenchym treten die obenerwähnten, dickwäandigen und verholzten Zellen in immer srösserer Menge auf und verdrängen schliesslich das unverholzte übrige Markgewebe und die inneren Phloemgruppen vollständig. Der äussere Phloämteil bleivt noch als eine sehr schmale, durch Braunfärbung sich abhebende Zone kenntlich, Nahe der Spitze gehen Holz und Mark fast unmerklich in einander über; die Grenze beider wird nur noch durch die bis nahe zur Spitze reichenden primären Tracheidengruppen angedeutet, Werden Zycium-Sträucher stark beschnitten, so entwickeln sich ausser den oben beschriebenen Stacheln, welche bereits am Ende des 48 R. Mittmann: 1. Jahres vertrocknen, auch solche, die vereinzelte Blätter tragen, meist länger werden, im 2. Jahre wiederum Blätter bilden und dann erst vertrocknen. Letztere Art von Stacheln zeigen in ihrem anatomischen Bau eine Annäherung an normale Stengelteile. Im 2. Jahre entwickeln sie einen schmalen Jahresring, der vereinzelte Gefässe enthält. 4. Rhamnaceen. oa) Rhamnus cathartica weicht von den übrigen untersuchten Pflanzenspecies insofern ab, als hier die Stacheln nicht streng isolirte Gebilde sind; daher treten die eigentlichen Stachelcharaktere nicht so scharf hervor wie in den oben beschriebenen Fällen. Gegen Ende der Vegetationsperiode verdornt in der Regel die Spitze des Hauptsprosses, zuweilen auch die der Seitensprosse. Vom Bau der übrigen Stengelteile unterscheidet sich der jener Stacheln durch stärkere Verdiekurg und Verholzung der Zellen im Holz und Mark. Die Elemente der Rinde sind zum Teil mit braunem gummi- - ähnlichen Inhalt erfüllt. Grössere Intercellularräume wie in der Rinde des normalen Stengels fehlen fast gänzlich. Secundäre Gefässe sind zwar auch vorhanden, aber nur in sehr geringer Anzahl; die primären “ Leitbündel lassen sich bis nahe zur Stachelspitze erkennen. In der 2. Vegetationsperiode dehnt sich die Braunfärbung der Rinde und des Siebteils von der Spitze ab allmählich auf das ganze Sprossende aus bis zur Ansatzstelle des letzten Seitensprosses. Bis dahin vertrocknet auch das ganze Gebilde am Schluss des 2. Jahres. Secundäres Dickenwachstum tritt im 2. Jahre nicht ein; auch Blätter werden nicht gebildet. R. Frangula verhält sich in allen wesentlichen Punkten ebenso wie A. cathartıca. B) Colletia eruciata. Auch bei Colletia sind die Stacheln von den normalen Stengel- teilen nicht so scharf unterschieden wie in den übrigen Fällen; hier kann eigentlich die ganze Pflanze als verzweigter Stachel aufgefasst werden. Besonders deutlich tritt dies hervor bei älteren Sprossen von ©. cruciata und ©. tinctoria. Hier sind die Internodien vielfach so kurz, dass die kreuzweise über einander stehenden Stachelpaare fast an einander stossen. Es kann daher nicht auffallen, dass so be- deutende Unterschiede zwischen Stengel und Stachel, wie sie bei den früheren Gattungen constatirt wurden, hier nicht vorhanden sind. Dazu kommt noch, dass, wie Schube!) gezeigt hat, sämtliche grünen 1) Theodor Schube: Beiträge zur Kenntnis der Anatomie blattarmer Pflanzen, mit besonderer Berücksichtigung der Genisteen. Breslau 1885. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstächeln. 49 Stengelteile wegen der geringen Grösse und des frühen Abfallens der Laubblätter in hervorragender Weise der Assimilation dienen. Der Bau der jüngeren gerundeten Stengelteile stimmt im wesent- liehen mit demjenigen von ©. ferox, wie ihn Schube!) angiebt, über- ein. Jedoch die in eine stechende Spitze auslaufenden Zweige (Stacheln) zeigen folgendes Verhalten: Nahe der Basis sind die Skle- renchymgruppen verhältnismässig kleiner als im gleichalten Stengel. Die Mächtigkeit des Holzkörpers beträgt !/;—"!/;, des Radius, beim Stengel dagegen !/),—!/,. Nach der Spitze hin werden die Skleren- chymgruppen verhältnismässig grösser. Die Mächtigkeit des Holz- körpers steigt bis auf !/, des Radius; die einzelnen Holzzellen sind diekwandiger und englumiger. Die Markstrahlen sind weniger zahl- reich. Das centrale Mark nimmt, der grösseren Mächtigkeit des Holz- körpers entsprechend, an Umfang ab, jedoch sind die Markelemente diekwandiger und stärker verholzt. Abweichend von den übrigen Kaulomstacheln zeigen die verdornten Zweige von Colletia noch mehrere Jahre lang Diekenwachstum. Wegen ihres hervorragenden Anteils an der Assimilationsthätigkeit sind sie für das Leben der Mutterpflanze von grösserer Bedeutung als die für die Assimilation unwesentlichen übrigen Kaulomstacheln. Bei den von Schube nicht berücksichtigten platten Stacheln sind die Unterschiede vom gleichalten Stengel noch schärfer ausgeprägt. Die flachen Stacheln zeigen ebenfalls Dieken- wachstum, vertrocknen aber nach einigen Jahren und werden dann abgeworfen. Ü. tinctoria verhält sich in allen wesentlichen Punkten ebenso wie ©. eruciata. Rauter (a. a. O.) hat bereits an zahlreichen Trichomen beobachtet, dass in späteren Altersstadien das Längenwachstum vorwiegend inter- calar nahe der Basis stattfindet. Ein ähnliches Verhalten hat Verf. auch an den von ihm untersuchten Stacheln beobachtet. Besonders deutlich tritt dies bei den Colletia-Arten (namentlich ©. eruciata und 1) Schube giebt zwar im Text (S. 9) beim Bau von (. ferox nach Be- schreibung der chlorophyliführenden Rindenschichten richtig an: „Weiter naclı innen liegt eine meist einzellige Schicht aus dünnwandigen, isodiametrischen Zellen und unter dieser in der gewöhnlichen Folge Sklerenchym, Weichbast, Cambium, Holzteil und Mark.“ Die Abbildung der Rinde von (. ferox (Taf. I, Fig. 1) jedoch entspricht dieser Beschreibung nicht, da die „einzellige, aus dünnwandigen isodia- metrischen Zellen bestehende Schicht“ innerhalb des Sklerenchymringes gezeichnet ist, während sie nach der Beschreibung ausserhalb sein soll. Wahrscheinlich hat Schube seine Zeichnung nach jung:em Material angefertigt (wo in der That die Sklerenchymgruppen nach aussen unmittelbar an chlorophyllführendes Gewebe grenzen), während ihm bei der Beschreibung älteres Material vorlag (wo sich zwischen das chlorophyllführende Gewebe und die Sklerenchymgruppen 1—2 Schichten chlorophylifreien, dünnwandigen Parenchyıns einschieben). Abhandl. des Bot. Vereins f, Brandenb. XXX. 4 50 R. Mittmann: ©. tinctoria) hervor; hier wandelt sich der in voller Entwickelung be- grifftene Vegetationspunkt in eine schlanke stachelige Spitze um, die sehr früh in den Dauerzustand übergeht, während der kleine Gewebs- höcker, welchem sie aufsitzt, noch in meristematischem Zustande ver- bleibt. Das weitere Wachstum geschieht interealar nahe der Basis, indem der kleine Meristemhöcker um das mehr als Hundertfache seines Volumens sich vergrössernd zum fertigen Stachel heranwächst. B. Kaulomstacheln aus überzähligen Achselknospen. Gleditschia triacanthos. a) Nahe der Basis zeigen sich bereits bedeutende Abweichungen vom Bau des Stengels. Bei letzterem folgt auf die nach aussen stark verdickte Epidermis eine einfache Schicht früh verholzender paren- chymatischer Zellen, denen sich eine 4—7-schichtige Korklage an- schliesst; an diese grenzt nach innen chlorophyllführendes Parenchym. Beim Stachel sind nicht blos die Aussenwände, sondern meist auch die Radialwände der Epidermiszellen stark verdickt. An die Epidermis schliessen sich hier 2—3 Schichten früh verholzender Kollenchymzellen mit spärlichem Chlorophyligehalt. Eine Korkzone ist im Stachel nicht vorhanden; an das Kollenchym schliesst sich hier unmittelbar eine Zone chlorophyliführenden Parenchyms, welehe aber nur halb so mächtig ist als beim Stengel. Letzterer besitzt einen stark entwickelten mecha- nischen Ring. Den Gefässbündeln entsprechen regelmässig angeordnete Gruppen von stark verdickten, verholzten Faserzellen (Stereiden), die zum Teil durch Rindenstrahlen getrennt, zum Teil durch kleine Gruppen reichlich getüpfelter, stark verdickter parenchymatischer Zellen (Skle- reiden) verbunden sind. Im Stachel dagegen sind die Sklerenchym- gruppen meist bis auf wenige Zellen redueirt und meist von Rinden- parenchym oder Rindenstrahlen durchbrochen, nicht durch Sklereiden- gruppen verbunden. Der Siebteil ist verhältnismässig viel kleiner als der des Stengels, der Holzkörper dagegen bedeutend grösser; letzterer beträgt beim Stachel meist !/, des Radius, während er beim Stengel höchstens !/,, meist aber nur '/, beträgt. Im Stengel finden sich eine grössere Anzahl secundärer Gefässe, isolirt oder zu kleinen Gruppen vereinigt, im Stachel dagegen werden keine secundären Gefässe an- gelegt; sowohl die primären Leitbündel, als auch der ganze übrige Holzkörper enthalten nur englumige Tracheiden. Holzparenchym findet sich beim Stachel nicht inmitten des Holzkörpers, sondern nur in geringer Menge in der Markkrone. Im Stengel sind die Markstrahlen ein- bis zweireihig, im Stachel fast nur einreihig und an Zahl etwas geringer. Das centrale Mark ist nicht wesentlich von dem des Stengels verschieden. b) In mittlerer Höhe ändert sich der oben beschriebene Bau des Stachels allmählich in folgender Weise: Das chlorophyliführende Rinden- Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 51 parenchym nimmt an Mächtigkeit ab; die Zellen desselben sind chloro- phyllärmer. Die Sklerenchymgruppen sind verhältnismässig grösser; die einzelnen Elemente derselben sind diekwandiger und stärker ver- holzt. Der Siebteil nimmt an Breite ab. Der Holzkörper ist bedeutend mächtiger; die einzelnen Zellen desselben sind englumiger und dick- wandiger. Während nämlich im Stengel das Libriform im Vergleich zu der Gesamtmasse der Holzelemente zurücktritt, bilden die Libri- formzellen im Stachel die überwiegende Masse des Holzkörpers, wie sich leicht durch Macerationsversuche feststellen lässt. Ausserdem ist die Anzahl der Markstrahlen geringer. Die Zellen des centralen Markparenchyms sind englumiger, diekwandiger, stärker verholzt und mehr in der Richtung der Längsachse gestreckt. c) Nach der Spitze hin sind sämtliche Gewebselemente mehr in der Richtung der Längsachse gestreckt. Die Zone des chlorophyll- führenden Rindenparenchyms wird allmählich schmäler und ver- schwindet weiter nach oben vollständig, sodass die subepidermalen Kollenchymschichten unmittelbar an die Sklerenchymgruppen grenzen. Der Siebteil redueirt sich auf kleine, durch Braunfärbung sich ab- hebende Gruppen, sodass die Sklerenchymbündel stellenweise mit dem Holzkörper in unmittelbare Berührung treten. Die Zahl der Mark- strahlen vermindert sich stetig; die Zellen derselben sind auch vor- wiegend in der Richtung der Längsachse gestreckt, stark verdickt und den angrenzenden Holzzellen ähnlich. In gleicher Weise sind die centralen Markzellen mehr langgestreckt, diekwandiger und eng- lumiger, sodass Holz und Mark fast unmerklich in einander übergehen. Die primären Tracheiden füllen sich mehr und mehr mit braunem gummiähnlichen Inhalt und reichen bis nahe zur Spitze. Bereits mit dem Ende der 1. Vegetationsperiode erlangen die Stacheln ihre definitive Ausbildung; sie vertrocknen dann, bleiben aber noch einige Jahre an der Mutterpflanze haften. Ausser den oben beschriebenen, als Achselsprosse entstehenden Stacheln bilden sich alljährlich im Frühjahr auch Stacheln als Ad- ventivsprosse am unteren Teil des Stammes. Dieselben sind meist mehrfach verzweigt, haben wesentlich den gleichen Bau wie die an den Zweigen sitzenden, sind aber in der Regel bedeutend grösser. Sie vertrocknen ebenfalls meist am Ende der 1. Vegetationsperiode und bleiben dann noch einige Jahre stehen. Injeetionsversuche. Auch mit Gedischia wurden Injeetionsversuche mittels wässe- riger Emulsion von chinesischer Tusche in der oben beschriebenen Weise vorgenommen. Hier zeigte es sich ebenfalls, dass Tusche- partikelchen nur in die vom Schnitt getroffenen Zellen des Stachels 4r* 52 R. Mittmann: eindrangen, dass also Gefässe vollständig fehlten, wogegen im gleich- alten Stengel die Lumina sämtlicher Gefässe und vor allem die Tüpfel- räume mehr oder minder von feinsten Kohleteilchen erfüllt waren. C. Uebergänge zu den Phyllomstacheln. Ruscus aculeatus bildet in mancher Beziehung einen Uebergang zu den Phyllomstacheln; denn einerseits sind die in stechende Spitzen auslaufenden Achsenorgane (Cladodien) blattartig verbreitert, und andrerseits kommt die Bildung dieser Stacheln in ähnlicher Weise zu Stande wie bei den unten zu beschreibenden stacheligen Blattzähnen. In der Nähe der Spitze nimmt der senkrechte Durchmesser der Cladodien ein wenig zu, sodass deren Querschnitt elliptisch wird. An dieser Stelle vereinigt a. das an den Rändern der scheinbaren Lamina entlang laufende Gefässbündel mit dem axilen Hauptstrang, während das zwischen den Gefässbündeln befindliche chlorophyllführende Parenchym verdrängt wird. Die stechende Spitze wird ausschliesslich von den die Gefässbündel umhüllenden, stark verholzten und fast bis zum Verschwinden des Lumens verdickten Sklerenchymfasern gebildet. Die Gefässe lassen sich nur eine kleine Strecke weit in den ge- bräunten Stachel hinein verfolgen. II. Phyllomstacheln. A. Blattstacheln im engeren Sinne. 1. Citrus decumana. (Taf. I, Fig. 5, 6, 7.) Die Stacheln der Aurantieen sind nicht, wie früher allgemein angenommen wurde, Kaulomgebilde, sondern haben den morphologischen Wert von Phyllomen. Urban!) wies zuerst nach, dass die Stacheln bei allen Aurantieen durch Umwandlung eines der beiden (oder der zwei) untersten Blätter des primären Achselsprosses entstehen. Ver- fasser untersuchte C. decumana und ©. Aurantium (welche beiden von Urban nicht erwähnt werden) und hat auch hier die von letzterem gemachten Beobachtungen bestätigt. Aber nicht blos aus der Ent- wicklungsgeschichte und den äusseren Stellungsverhältnissen, sondern auch aus dem anatomischen Bau lässt sich die Phyllomnatur der fraglichen Gebilde unzweifelhaft erkennen, wenn man den Bau des mit dem Stachel gleichalten Stengels und den der Kaulomstacheln vergleichend in Betracht zieht. a) Nahe der Basis ist der Bau des Stachels folgender: Die Epidermis besitzt eine ziemlich grosse Anzahl von Spaltöffnungen ; I) Urban, I.: Ueber die morphologische Bedeutung der Stacheln der Auran- tieen. — Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Bd. I. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. an] die Membranen der Epidermiszellen sind nach aussen stark verdickt und mit nach innen vorspringenden Leisten versehen. Das chlorophyllführende Rindenparenchym (Taf. II, Fig. 6, rp) ist im Ver- gleich mit dem des Stengels (Taf. II, Fig. 5, rp) verhältnismässig mindestens doppelt so mächtig. Die an dasselbe sich schliessenden Gruppen verholzter Sklerenchymfasern (Taf. II, Fig. 6, se) sind ver- hältnismässig etwa ebenso gross wie die des Stengels (Taf. II, Fig. 5, se). Die Mächtigkeit des Holzkörpers (Taf. Il, Fig. 6, h) be- trägst etwa nur !/,—!/, des Radius, während sie im Stengel (Taf. II, Fig. 5, h) !,—!/, beträgt. Während der Holzkörper des Stengels eine grosse Anzahl weitlumiger secundärer Gefässe enthält, werden im Stachel nur wenige englumige secundäre Gefässe gebildet; die secundären Gefässe sind im Stachel meist durch Tracheiden er- setzt. Das centrale Mark besteht aus früh verholzenden, reichlich getüpfelten Parenchymzellen. Die ziemlich zahlreichen Markstrahlen sind meist einreihig. Zum Unterschied vom Stengel sind die Zellen derselben in der Richtung der Längsachse meist doppelt so lang als in der Richtung des Radius, was darauf deutet, dass die Markstrahlen in Anbetracht der geringen Menge der secundären Gefässe auch in hervorragendem Masse zur Stoffleitung in der Richtung der Stachel- achse dienen. b) In mittlerer Höhe ändert sich der beschriebene Bau in ähnlicher Weise wie bei den Kaulomstacheln. Auch hier tritt nach der Spitze hin die Anpassung an die mechanische Funetion immer mehr zu Tage, indem die mechanisch wirksamen Gewebe an Masse überwiegen, und die einzelnen Zellen derselben englumiger, dieckwandiger und stärker verholzt sind. Trotz gewisser äusserlicher Aehnlichkeiten ergeben sich bei näherer Betrachtung doch eine Reihe von Unterschieden vom Bau der Kaulom- stacheln.. Während bei letzteren das chlorophyliführende Rinden- parenchym durchweg weniger entwickelt ist als im zugehörigen Stengel, ist es bei Citrus verhältnismässig doppelt so mächtig, eine Thatsache, die mit Rücksicht auf die grosse Zahl der Spaltöffnungen darauf deutet, dass der Stachel hier in ausgiebiger Weise der Assimilation dient. Da ein Mangel an assimilirenden Blattflächen wie bei den Colletien hier nicht vorhanden ist, und die Kaulomstacheln (mit Ausnahme von Colletia) keine Spaltöffnungen besitzen, so darf die Teilnahme an der Assimilationsthätigkeit wohl als mit der ursprünglichen Phyllomnatur des Stachels in Zusammenhang stehend betrachtet werden, zumal derselbe ähnlich wie die Blätter von Cirus und anderen tropischen Pflanzen mehrere Jahre perennirt. Ein fernerer wesentlicher Unterschied von den Kaulomstacheln besteht darin, dass bei Citrus der Holzkörper verhältnismässig viel weniger mächtig ist als beim gleichalten Stengel, während er bei den 54 R. Mittmann: Kaulomstacheln mindestens ebenso mächtig, in den meisten Fällen aber bedeutend stärker entwickelt ist als im Stengel. Bei Beschreibung der Kaulomgebilde wurde überdies ausgeführt, dass diejenigen, welche von vornherein als Stacheln angelegt werden, meist am Ende der 1. Vegetationsperiode schon vertrocknen, und dass nur die für die Assimilation wichtigen Colletienstacheln und die an der Spitze ver- dornten blättertragenden Sprosse secundäres Diekenwachstum zeigen, falls sie auch im 2. Jahre noch Blätter tragen. Bei Citrus dagegen zeigt der Stachel mindestens 5 Jahre lang, meistens jedoch noch länger, secundäres Dickenwachstum, wie aus den durch schmale Zonen von Holzparenchym getrennten Jahresringen unzweifelhaft hervorgeht. Auch legen sich die primären Leitbündel des Stachels an die secun- dären des Stengels, wogegen sonst allgemein auch die primären Ge- fässgruppen des Stengels mit den primären Leitbündeln des Stachels in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Hiernach dürfen wir wohl mit Recht den Cirusstachel als ein auf die Mittelrippe oder auf den Blattstiel reducirtes Blatt auffassen; auch hier lässt sich wie in den früheren Fällen der morphologische Wert des Gebildes noch aus dem anatomischen Bau erkennen. C. Aurantium und ©. Hystrix zeigen in allen wesentlichen Punkten dasselbe Verhalten wie ©. decumana. 2. Berberis vulgaris. Die Phyllomnatur der Berberisstacheln lässt sich schon daraus erkennen, dass dieselben zuweilen sich in Blätter umwandeln. Künst- lich lassen sich diese Metamorphosen leieht dadurch erzeugen, dass Berberissträucher im Frühjahr stark zurückgeschnitten werden. Ver- fasser untersuchte einige Exemplare, die infolge des Zurückschneidens kräftig ausgetrieben hatten und alle möglichen Mittelglieder zwischen Blatt und Stachel zeigten. In vielen Fällen waren an den für die Stacheln bestimmten insertionsstellen nur normale Laubblätter aus- gebildet worden. Zuweilen zeigten ein oder mehrere, durch geringere Grösse auffallende Blätter verhältnismässig grosse stachelähnliche Zähne. In anderen Fällen waren die Blätter mehr oder minder tief gebuchtet, der Blattrand mit einigen stacheligen Zähnen besetzt, und die die Buchten trennenden Lappen endeten mit deutlichen Stacheln. Eine weitere Annäherung zum Stachel bildeten handförmig gelappte, oft bis zum Grunde geteilte Blätter, deren Segmente ganzrandig waren und verbreiterten Stacheln glichen. Eine weitere Stufe bildeten 3—7- zählige oder unpaarig-gefiederte, blattartig verbreiterte Stacheln u. s. f. bis zu normal entwickelten, vollständig getrennten Stacheln. Der Mannichfaltigkeit der Gestalt dieser Metamorphosen ent- spricht auch ihr anatomischer Bau. Die Basis zeigt alle möglichen Mittelstufen zwischen Stachel und normalem Blattstiel; der mittlere Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 55 verbreiterte Teil bietet alle Uebergänge von der normalen Spreite zum Stachel dar. Typischer Stachel. a) Stachelbasis: Während sich beim Blattstiel an die einschich- tige, nach aussen stark verdickte Epidermis!) eine breite Zone dünn- wandigen, chlorophyllreichen Parenchyms anschliesst, finden wir beim Stachel, wo es zweckmässig ist, die biegungsfesten Elemente möglichst nach aussen zu verlegen, eine breite Schicht verdickter und verholzter Prosenchymzellen mit sehr spärlichem Chlorophyligehalt. Abweichend vom Blattstiel, der von einer grösseren Zahl im Halbkreis angeordneter Gefässbündel durchzogen wird, besitzt der Stachel nur ein kleines centrales Gefässbündel, an welches sich seitlich je eine Gruppe zart- wandigen, chlorophyllreichen Parenchyms anschliesst, in dessen Mitte (etwa in den Brennpunkten der Querschnittsellipse) sich ebenfalls je eine sehr kleine Gefässgruppe befindet. Der Blattstiel besitzt auf der Innenseite des von den Leitbündeln gebildeten Halbkreises eine grössere Gruppe sklerenchymatisch verdickter Zellen; beim Stachel fehlen diese, weil die starke subepidermale Prosenchymschicht jedenfalls schon genügenden mechanischen Schutz für die Gefässe bietet, und weil beim Stachel eine Verlegung der mechanisch wirksamen Gewebe nach der Peripherie zweckmässig ist. b) In mittlerer Höhe ändert sich der beschriebene Bau all- mählich in folgender Weise: Das chlorophyllführende Parenchym nimmt mehr und mehr an Masse ab; die innerhalb der beiden Parenchym- gruppen gelegenen Leitbündel nähern sich dem centralen Bündelstrang. Weiter nach oben verschmelzen sie mit letzterem, während das sie umgebende Parenehym allmählich durch das an Masse zunehmende subepidermale Prosenchymgewebe verdrängt wird, dessen Zellen nach der Stachelspitze hin diekwandiger und stärker verholzt sind. Der centrale Gefässstrang endet in einiger Entfernung von der Spitze, so- dass letztere fast nur aus langgestreckten, stark verholzten, dick- wandigen Prosenchymzellen besteht. Gegen Ende der 1. Vegetationsperiode vertrocknen die Stacheln zwar und reissen meist in 2 Längsspalten auf, bleiben aber während der 2. Vegetationsperiode noch zum grossen Teil stehen. 1) Bei den typischen Stacheln entbehrt die Epidermis der Spaltöffnungen, jedoch bei den oben beschriebenen Mittelbildungen zwischen Blatt und Stachel findet man, namentlich auf der der Blattunterseite entsprechenden Fläche (wo in manchen Fällen zwischen der Epidermis und dem prosenchymatischen Rindengewebe noch einige mit spärlichen Chlorophylikörnern versehene Parenchym- schichten sich einschieben), alle möglichen Zwischenstufen zwischen normal ent- wickelten und verkümmerten Spaltöffnungen, die nur noch durch die Form der wie Schliesszellen gestalteten Epidermiszellen angedeutet sind. 565 R. Mittmann: B. Nebenblattstacheln. 1. Euphorbia splendens bietet ein charakteristisches Beispiel für die allen Stacheln eigentümliche Wachstumsweise. Die Stachelspitze vertrocknet hier nicht blos sehr früh, sondern sie grenzt sich, wenn sie fertig gebildet ist, von der unteren weiter wachsenden Hälfte des Stachels durch eine mehrschich- tige Korklamelle ab. Die Stacheln haben hier den Wert von Nebenblättern und können als auf den Blattstiel oder die Mittelrippe redueirte Blätter angesehen werden. Da aber „normale“ Stipulae im vorliegenden Falle nicht vor- handen sind, so musste als nächstliegendes Vergleichsobject der Stiel der normalen Blätter in Betracht gezogen werden. a) Der Bau der Stachelbasis ist folgender: An die wenig verdickte Epidermis schliesst sich hier nicht wie im Blattstiel chlorophyliführendes Parenchym, sondern eine aus 4—8 Zellschichten besteheude Korklage. Das übrige innengewebe besteht aus dünnwandigem, chlorophylifüh- rendem Parenchym; nur im Centrum finden sich 3- -4 aus einer geringen Anzahl von Spiralgefässen bestehende Bündel, welche allerdings nur die untere Hälfte des Stachels durchziehen und in der Nähe der oben erwähnten Korklamelle endigen. b) In einiger Entfernung von der Basis schiebt sich zwischen Epidermis und Korkgewebe eine Schicht diekwandiger, verholzter Pros- enchymzellen ein, die zum Teil mit braunem, gerbstoffähnlichem Inhalt erfüllt sind. Das Auftreten dieser stark verdickten Zellen lässt auch hier das Bestreben erkennen, die biegungsfesten Elemente nach aussen zu verlegen. Mit zunehmender Entfernung von der Stachelbasis ver- mehrt sich sowohl die Zahl dieser subepidermalen Prosenchymschichten als auch die Zahl der nach innen an sie grenzenden Korkschichten. In mittlerer Höhe wölben sich die dem centralen Parenchym zunächst liegenden 6—3 Korkschichten nach der Achse des Stachels hin allseitig zusammen und schliessen somit die obere Hälfte vollständig von der unteren ab. Oberhalb dieser Querwand ändert sich der Bau allmählich in der Weise, dass die subepidermalen Prosenchymschichten nach der Spitze hin an Zahl zunehmen und das Korkgewebe vollständig, das centrale Parenchym zum Teil verdrängen. Die Zellen des letzteren sind nach oben hin mehr langgestreckt, verholzt und diekwandig und lassen sich von den angrenzenden Prosenchymzellen kaum unterscheiden. Eine geringe Anzahl von Spiralgefässen, die nach dem Einschieben der Korklamelle allerdings ausser Funktion treten, lassen sich bis nahe zur Spitze verfolgen. 2. Robinia Pseud- Acacia. Die Stacheln besitzen hier den morphologischen Wert von Neben- blättern; da aber normale Nebenblätter nicht vorhanden sind, so Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 57 musste die Rhachis als nächstliegendes Vergleichsobjeet in Betracht gezogen werden. a) Stachelbasis: An die Epidermis schliessen sich hier 4-5 Schichten chlorophyllführender Kollenchymzellen, denen nach innen ein aus einer wechselnden Schichtenzahl bestehender, in der Rhachis gänzlich fehlender Ring von langgestreckten verholzten Sklerenchym- fasern folgt. Wiederum begegnet uns hier eine Anpassung an die mechanische Function in dem Auftreten und der peripherischen Lage der biegungsfesten Elemente. Die Hauptmasse des Innengewebes wird wie in der Rhachis von dünnwandigem chlorophylliführenden Markparenchym gebildet. Während die Rhachis einen geschlossenen Holzring mit einer grösseren Anzahl von Gefässgruppen besitzt, finden wir im Stachel dem geringeren Leitungsbedürfnis entsprechend nur ein einziges, halbmondförmiges Gefässbündel. Dasselbe enthält nur Spiral- und Treppengefässe, welche in kurzen, durch Markgewebe ‚getrennten, radialen Reihen angeordnet sind. Auf der concaven Seite wird das Gefässbündel von einer mehrschichtigen Zone verholzter Markzellen, auf der convexen Seite von kleinen Gruppen verholzter Sklerenchymfasern umgeben. b) In mittlerer Höhe nimmt die Zahl der peripherischen Kollen- chymschichten allmählich ab, die centralen Markzellen werden dick- wandiger, und die Anzahl der Gefässe vermindert sich. In dem Masse wie die subepidermalen Kollenchymschichten sich vermindern, beginnt das verholzte Sklerenchym nach der Spitze hin allmählich zu über- wiegen und nach der Peripherie zu rücken, wodurch es für die Biegungsfestigkeit des Organs noch wirksamer wird. Die Spitze besteht der Hauptmasse nach aus stark verdickten, verholzten Skleren- chymfasern. Das Centrum wird von einer kleinen Gruppe lang- gestreckter Markzellen erfüllt, in welche eine geringe Zahl englumiger Spiralgefässe eingebettet ist. Die Stacheln vertrocknen am Schluss der 1. Vegetationsperiode und grenzen sich durch eine Korkschicht vom unterliegenden Gewebe ab, bleiben aber noch einige Jahre stehen. 3. Acacia armata. lat I ZRier 11, 12,135214.) Die ursprüngliche Phyllomnatur des Stachels ist noch in seinem dorsiventralen Bau angedeutet. a) Basis: An die nach aussen stark verdiekte, mit ziemlich zahl- reichen Spaltöffnungen versehene Epidermis (Taf. Il, Fig. 11, e) schliesst sich chlorophyllführendes Parenchym. Dasselbe bildet auf der ursprüng- lichen Blattunterseite meist nur 2—4 Schichten nahezu isodiame- trischer Zellen, während es oberseits eine mächtigere Lage ausmacht, deren peripherische Schichten (Taf. Il, Fig. 11, ps) pallisadenähnlich sind. 58 _ R. Mittmann: Dieser stärkeren Ausbildung des assimilirenden Gewebes entsprechend ist auch die Zahl der Spaltöffnungen oberseits grösser. Die Hauptmasse des Stachelgewebes wird gebildet von dem an das chlorophyllführende Parenchym grenzenden, namentlich unterseits stark entwickelten Sklerenchym (Taf. II, Fig. 11, sc). Dasselbe besteht aus langgestreckten, meist parenchymatischen, mit kleinen Spaltentüpfeln versehenen, schwach verholzten Zellen. Innerhalb des Sklerenchymringes und mehr der Stacheloberseite genähert, finden sich in einem Kreis ange- ordnet kleine Gefässbündel. Dieselben enthalten meist Spiral- und nur wenige Treppen- und Tüpfelgefässe und sind in eine ringförmige Zone von unverdicktem Parenchymgewebe (Taf. I, Fig. 11, d) eingebettet, welches aus wenig gestreekten, reichlich getüpfelten Zellen besteht und einzelne gefächerte Krystallschläuche enthält. Dadurch, dass das centrale Parenchym den Sklerenchymring oberseits mehrfach durch- bricht, ist eine leitende Verbindung zwischen der Hauptmasse des assimilirenden Gewebes und den Gefässbündeln ermöglicht. Das Skle- renchym bildet hier gewissermassen nur äussere mechanische Belege der Gefässgruppen. Das Centrum des Stachels wird von einem kegel- förmigen, etwa bis zu mittlerer Höhe reichenden Kern von verholztem Sklerenchym gebildet. b) Gegen die mittlere Höhe hin ändert sich der beschriebene Bau allmählich folgendermassen: Die subepidermalen chlorophyli- führenden Schichten nehmen mit Ausnahme der Seitenkanten an Zahl ab, namentlich auf der Oberseite, wo die pallisadenähnlichen Zellen in dieser Region verschwinden. Die einzelnen Zellen sind chlorophyll- ärmer, mehr langgestreckt, dickwäandiger und auf der Stachelunter- seite ein wenig verholzt. Die Zahl der oben erwähnten Durchgangsstellen ist geringer, so- dass die nahe der Basis getrennten mechanischen Gruppen schliess- lich zu einem ununterbrochenen Ring (Taf. II, Fig. 12, sc) verschmelzen, verhältnismässig näher an die Peripherie rücken und dadurch die Biegungsfestigkeit des Organs wesentlich erhöhen. Die Zahl der Ge- fässbündel vermindert sich, und das centrale Parenehymgewebe nimmt an Masse ab. c) Nahe der Stachelspitze verschwinden auch die an den Seiten- kanten liegenden subepidermalen Parenchymschichten, sodass der Sklerenchymeylinder allseitig an die Epidermis grenzt. Die leitenden Gewebe treten im Vergleich zu den mechanischen immer mehr zurück; auch das centrale Parenchym wird allmählich durch stark verholztes Sklerenehym verdrängt. Einige Spiralgefässe reichen bis nahe zur Spitze; ihre Enden sind mit braunem gummiähnlichen Inhalt erfüllt. An der äussersten Spitze lassen sich nur noch die stark verdickte Epidermis und die das ganze Innere erfüllenden verholzten und stark verdickten Skleren- chymzellen unterscheiden. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 59 C. Uebergänge zu den Trichomstacheln. 1. Acacia horrida besitzt Stacheln, welche genau die Stellung von Nebenblättern ein- nehmen. Delbrouck!) wollte ihnen den Wert von Phyllomen nicht bei- messen, „weil sie weit entfernt vom Vegetationspunkt als Anhangs- gebilde zweiter Ordnung an bereits fertig angelegten Organen auf- treten“. Wie aus den Untersuchungen Eichler’s?) hervorgeht, darf man jedoch diesen Grund allein nicht für ausreichend erachten, um ihnen den Wert von Stipulargebilden abzusprechen. Wie im folgenden nachgewiesen werden soll, lässt sie auch ihr anatomischer Bau im Vergleich mit demjenigen der echten Stipularstacheln als Mittel- bildungen erscheinen. Während nämlich die Stacheln von Robinia und Acacia armata ihrer Phyllomnatur entsprechend einen dorsiventralen Bau zeigen, sind diejenigen von 4A. horrida radiär gebaut; nur die jungen Stacheln besitzen an der Basis einen mehr elliptischen Querschnitt. Ihr Bau ist folgender: Auf die kleinzellige, nach aussen verdickte, im Gegen- satz zu A. armata der Spaltöffnungen entbehrende Epidermis folgt eine mehrschichtige Lage kleiner parenchymatischer Zellen. An diese schliesst sich _eine zmeist doppelt so mächtige Schicht von skleren- chymatisch-verdickten, chlorophyliführenden, mit kleinen gekreuzten Spaltentüpfeln versehenen, früh verholzenden, langgestreckten Zellen. Diesem gleichmässig ringsumlaufenden mechanischen Cylinder schliesst sich eine grössere Zahl im Kreis geordneter, Spiral- und Ringgefässe enthaltender Leitbündel an. Der Raum zwischen den Gefässgruppen und der ganze, übrige Innenraum wird von chlorophyliführenden, etwas verdickten, reichlich getüpfelten Parenchymzellen erfüllt. Nach der Stachelspitze hin sind sämtliche Gewebselemente dick- wandiger und mehr langgestreckt. Die Zahl der subepidermalen Parenehymschichten vermindert sich. Auf diese Weise rückt das Sklerenchymgewebe näher an die Peripherie, wodurch die Biegungs- festigkeit des Organs wesentlich erhöht wird. Das centrale Paren- chymgewebe verholzt mehr und mehr, nimmt allmählich an Masse ab und verschwindet nahe der Spitze. Dementsprechend rücken die Gefässgruppen immer näher an einander und vereinigen sich zu einem gemeinschaftlichen Gefässstrang, der ebenfalls im Vergleich zu dem Sklerenchymgewebe allmählich an Umfang abnimmt und nahe der Spitze endet. Letztere besteht nur aus stark verdiektem und ver- holztem Sklerenchymgewebe, umgeben von der ebenfalls stark ver- dickten Epidermis. DA. a. 0.8.69, 70. 2) A. W. Eichler: Zur Entwicklungsgeschichte des Blattes mit besonderer Berücksichtigung der Nebenblatt-Bildung. Marburg 1861, S. 25. 60 R. Mittmannn: Am Schluss der 1. Vegetationsperiode beginnt auch das centrale Parenchym zu verholzen. Am Anfang der 2. Vegetationsperiode füllen sich die Zellen des Rindenparenchyms mit braunem gummiähnlichen Inhalt, vertrocknen später und werden nebst der Epidermis zum Teil abgeworfen. Auch die Gefässe und die übrigen Gewebselemente erfüllen sich zum Teil mit braunem Inhalt. Am Ende der 2. Vege- tationsperiode vertrocknet der ganze Stachel, bleibt aber noch mehrere Jahre stehen. 2. Stacheln der Cacteen. An dieser Stelle mögen auch die Stacheln der Cacteen kurz er- wähnt werden. Der anatomische Bau derselben ist von Caspari (a. a. O.) bereits beschrieben worden, sodass es genügt, auf dessen Arbeit zu verweisen. Auf Grund des anatomischen Befundes behauptet er, dass die Cacteenstacheln Emergenzen, d. h. Periblembildungen seien. Zur Unter- stützung dieser Behauptung weist er besonders auf die Thatsachen hin, dass die eigentlichen Stacheln niemals Gefässbündel enthalten, dass bei Pereskia und bei Opuntia im jugendlichen Stadium ausser den Stacheln auch Blätter vorkommen, und dass es völlig undenkbar sei, dass an einem Stammorgan zwei Blätter dicht neben einander sich ausbilden sollten. Im Gegensatz hierzu stehen jedoch die Ergeb- nisse der Untersuchungen Kauffmann’s (a. a. O.) und Delbrouck’s (a. a. O.), welche Caspari wahrscheinlich nicht gekannt hat, weil er sie sonst wohl erwähnt hätte. Gestützt auf morphologische und ent- wicklungsgeschichtliche Thatsachen gelangen Kauffmann und Delbrouck zu dem übereinstimmenden Resultat, dass die Cacteenstacheln Phyllom- gebilde und zwar den Deckschuppen der Knospe gleichwertig sind, wenn auch ihr anatomischer Bau sie als Trichome erscheinen lässt. Jedenfalls müssen sie zum mindesten den Mittelbildungen zugezählt werden. D. Stacheln, aus Blattteilen entstanden. a) Stachelige Blattspindeln. Halimodendron argenieum. (Baer EI Rie3,,9,716,) Die Spindel der paarig-gefiederten Blätter ist hier nicht grün und weich, sondern braun, stengelartig-starr und endigt mit einer stechenden Spitze. Gegen Ende des Sommers fallen die Foliola leicht ab, während die Spindel als Stachel stehen bleibt. Der Bau derselben ist nahe der Ansatzstelle folgender: An die Epidermis (Taf. II, Fig. 8, e) schliessen sich einige Schichten etwas verdickter, chlorophyllführender Parenchymzellen. Hierauf folgt nach innen hin eine Zone mehr zart- Beiträge zur; Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 61 wandigen Parenchyms, dessen Zellen (Taf. II, Fig. 8, r) im allgemeinen weitlumiger und chlorophyllreicher sind. Die Mitte des Organs wird von den im Halbkreis angeordneten Gefässbündeln eingenommen. Der der Rückenseite des Stiels zugekehrte Teil der Bündel wird von einer (auf dem Querschnitt) sichelförmigen Zone stark verholzter Skleren- chymfasern (Taf. Il, Fig. 8, sc) umgeben. An diese grenzt nach innen eine Lage von Kollenchym, und weiter nach innen folgt Weichbast (Taf. Il, Fig. 8, ph). Die Gefässe (Taf. II, Fig. 8, g) sind ausschliesslich spiralig verdickt und teils in kurzen radialen Reihen angeordnet, teils isolirt und durch chlorophyliführendes Parenchym getrenut. In einiger Entfernung von der Basis rücken die einzelnen Bündel weiter aus- einander und nähern sich zugleich der Peripherie, während das Centrum sich mit Markparenchym (Taf. Il, Fig. 9, f) füllt. Auf diese Weise entsteht ein nahezu radiärer Bau. Mit Annäherung der Bündel an die Peripherie tritt zugleich eine bedeutende Vergrösserung des äusseren Sklerenchymbelags (Taf. I, Fig. 9, sc) ein, wodurch die Biegungsfestigkeit des Organs wesentlich erhöht wird, besonders da in mittlerer Höhe auch die Anzahl der dünnwandigen Rinden- parenchymschichten abnimmt. Nach der Spitze hin rücken die Gefässbündel wieder näher an- einander und vermindern sich an Zahl. Die Sklerenchymgruppen (Taf. II, Fig. 16, sc) verschmelzen zu einem geschlossenen Ring und beginnen zu überwiegen, während die parenchymatischen Elemente stetig an Masse abnehmen, chlorophyllärmer werden und sich mehr in die Länge strecken. Die äusserste Spitze setzt sich der Haupt- masse nach aus verholzten Sklerenchymfasern zusammen; von dem Rindenparenchym bleiben höchstens 1—2 Schichten übrig. Im Centrum finden sich noch einige englumige Gefässe, umgeben von einer geringen Menge unverholzter Parenchymzellen. Am Schluss der 1. Vegetationsperiode vertrocknen diese Blatt- stielstacheln zwar, bleiben aber noch während der 2. Vegetations- periode stehen und werden dann allmählich abgeworfen. b) Stachelige Blattzähne. 1. Lex balearica. Die lederartig steifen, mit stacheligen Zähnen versehenen Blätter besitzen einen wulstigen Rand, der folgenden Bau zeigt: Der nach aussen sehr stark verdiekten Epidermis schliessen sich 3—4 Sehiehten chlorophyliführender, reichlich getüpfelter, diekwandiger Parenchym- zellen an. Auf diese folgt ein mächtiger Strang von fast bis zum Verschwinden des Lumens verdickten (aber unverholzten) Skleren- chymfasern, der unmittelbar an das Schwammparenehym (Mesophyl]) grenzt. 62 R. Mittmann: Der Stachel kommt wesentlich dadurch zu Stande, dass die auf dem Querschnitt halbkreisförmigen Sklerenehymstränge sich mit zu- nehmender Verschmälerung des Blattzahns mehr und mehr einander nähern, das chlorophyllführende Parenchym verdrängen und das in den Zahn eintretende Gefässbündel umhüllen. Dem entspricht auch der Bau des Stachels. Auf die sehr stark verdickte Epidermis folgen 2—3 chlorophyllführende Parenchymschichten, die nach der Stachel- spitze hin chlorophyllärmer werden, mehr und mehr verholzen und sich schliesslich bis auf eine vermindern Die Hauptmasse des Stachelgewebes wird gebildet von den beim Eintritt in den Blatt- zahn ebenfalls verholzenden Sklerenchymsträngen. Im Centrum findet sich eine geringe Anzahl bis nahe zur Spitze reichender Spiralgefässe, die von einer dünnen Lage von reichlich getüpfelten, wenig verdickten, aber ebenfalls verholzten Parenchymzellen umhüllt werden. ]. Aquifolium zeigt wesentlich dasselbe Verhalten. 2. Mahonia intermedia hat ziemlich grosse unpaarig gefiederte Blätter, deren Foliola den Blättern von Lex Aqguifolium ähnlich sind und 4—7 mit harten, spitzen Stacheln endigende Zähne besitzen. Der Bau der Foliola ist folgender: An die nach aussen stark verdickte Epidermis schliesst sich eine Lage verholzter, mit kleinen Tüpfeln versehener, in der Richtung der Blatt- nerven längsgestreckter Sklerenchymzellen; unter diesen liegen 1—2 Schichten Pallisadenzellen und darunter Schwammparenchym. . Die Blattspurstränge sind sowohl oberseits wie unterseits durch ein Bündel verholzter Sklerenchymfasern geschützt. In einiger Entfernung vom Blattsaume vermehrt sich die Zahl der subepidermalen Sklerenchym- schichten auf 6—8; sie bilden den wulstigen Rand. Der Stachel entsteht dadurch, dass die den Blattrand begleitenden Sklerenchymstränge nach der Spitze des Blattzahns hin einander näher rücken und das dazwischen liegende chlorophyliführende Paren- chym allmählich verdrängen. Nach der Spitze hin, wo der Querschnitt rundlich wird und der eigentliche Stachel beginnt, bildet das subepidermale Sklerenchym eine gleichmässig ringsum laufende, aus 6—8 Schichten bestehende Lage. Die den Blattrand begleitenden Gefässbündel lehnen sich beider- seits an das in den Blattzahn eintretende mittlere Bündel und ver- schmelzen mit ihm zu einem grösseren, bis nahe zur Stachelspitze reichenden Gefässstrang. Das chlorophyliführende Parenchym verschwindet nahe der Spitze, sodass diese nur aus sehr stark verholzten (nicht verkieselten), fast bis zum Verschwinden des Lumens verdiekten Sklerenchymfasern besteht. Were BETEN N EA ET Pa PU Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 63 VI Trichomstacheln. A. Periblemstacheln. a) mit Gefässen. 1. Datura Stramondum. Der Bau der Stacheln, mit denen die Früchte versehen sind, ist von Warming!) bereits ausführlich beschrieben worden. Aehnlich wie in den oben untersuchten Fällen beginnt auch hier nach der Stachelspitze hin das biegungsfeste Prosenchymgewebe all- mählich zu überwiegen und rückt zur Erhöhung der Festigkeit des Organs näher an die Peripherie, indem die Anzahl der subepidermalen Parenchymschichten sich nach oben stetig vermindert. Die Gefässe enden in einiger Entfernung von der Spitze, sodass letztere wesentlich aus verdickten und stark verholzten Prosenchymzellen besteht, die aussen von 1—2 Schichten unverholzten Parenchyms nebst der ebenfalls unverholzten, wenn auch stark verdickten Epidermis umgeben sind und im Innern noch einen kleinen Rest von unverholztem Markgewebe einschliessen. 2. Aesculus Hippocastanum. Auch hier finden wir, dass nach der Stachelspitze hin die paren- chymatischen Elemente diekwandiger werden, mehr langgestreckt sind und allmählich durch biegungsfeste, stark verdickte und verholzte prosenchymatische Zellen verdrängt werden. Die Gefässbündel endigen in einiger Entfernung von der Spitze, sodass letztere der Hauptmasse nach aus verholztem, stark verdicktem Prosenchym besteht, in welches eine geringe Zahl verholzter Parenchymzellen eingestreut ist. Die Fruchtstacheln weichen insofern von den übrigen Periblem- stacheln ab, als sie eine auffallend hohe Differenzirung der Gewebe zeigen. Bei Datura und Aesculus ist es wesentlich der Hadromteil der bis zur Stachelspitze reichenden Gefässbündel, welcher die mecha- nische Festigung des Organs bewirkt, während bei den übrigen Periblem- stacheln die Gefässbündel als festigende Elemente garnicht in Betracht kommen und bei vielen Stacheln überhaupt garnicht vorhanden sind. 9. Buryale ferox. Die schwimmenden Blätter besitzen an jeder Abzweigungsstelle eines grösseren Blattnerven oberseits und unterseits je einen haken- förmig nach dem Blatirand hin gekrümmten Stachel, deren Grundflächen senkrecht über einander liegen. 1. Der oberseits stehende Stachel ist kurz, gedrungen, mit breiter Basis aufsitzend und erinnert in seiner äusseren Form an einen Aubus- !) Warming, Eugen: Om Forskjellen mellem Trichomer og Epiblastemer at höjere Rang. Texte danois avec un resume francais. Extrait des „Videnskabelige Meddelelser.“ Copenhague 1873. 64 R. Mittmann. Stachel. Sein Bau ist folgender: Auf die meist mit blauem Farbstoff erfüllten Epidermiszellen folgen meist 2 Schichten diekwandigen Par- enchyms, Das übrige Stachelinnere besteht aus grosszelligem , locke- rem, dünnwandigem Parenchym. Der unter der Basis verlaufende Blattspurstrang entsendet ein oder einige Gefässbündel in den Stachel hinein, die aber höchstens das untere Drittel desselben durchziehen. Nach der Spitze hin sind die subepidermalen Prosenchymzellen mehr langgestreckt, englumiger und stärker verholzt. In dem Masse wie die Zahl ihrer Schichten zunimmt, wird das centrale dünnwandige Parenchym allmählich verdrängt und verschwindet nahe der Spitze, sodass letztere nur aus stark verdickten, verholzten Parenchymzellen besteht. 2. Die auf der Blattunterseite stehenden, also ins Wasser hinein- ragenden Stacheln sind meist 4mal so lang als die oberseitigen oder noch länger. Schon ihre Weichheit lässt vermuten, dass ihr Bau von dem oben beschriebenen abweicht. a) Basis: Die Epidermiszellen sind mehr langgestreckt und eng- lumiger als bei den oberseitigen Stacheln. Eine peripherische dick- wandige Zellschicht fehlt; das ganze Innengewebe besteht aus dünn- wandigen, langgestreckten Prosenchymzellen. Gefässe sind nicht vor- handen. b) Nach der Stachelspitze hin werden die subepidermalen Zell- schiehten allmählich diekwandiger und sind stärker verholzt. Die Spitze, die jedoch weicher und verhältnismässig kürzer ist als beim oberseitigen Stachel, besteht aus stark verdickten und verholzten Pros- enchymzellen. b) Periblemstacheln ohne Gefässe. 1. Rosa centifolia. a) Stachelbasis: An die ein- bis zweischichtige, nach aussen stark verdickte Epidermis schliessen sich 3—5 Schichten englumiger, dick- wandiger, verholzter, mit zahlreichen kleinen Tüpfeln versehener Prosenchymzellen. Die übrige Gewebemasse besteht aus dünnwandigen, ziemlich früh verholzenden, spärliche Chlorophylikörner enthaltenden Parenchymzellen, die sich gegen das chlorophyllreiche Rindengewebe des Stengels durch eine zeitig sich bildende Korkschicht scharf abgrenzen. b) Schon in geringer Entfernung von der Basis nehmen die Zellen des inneren Füllgewebes mehr prosenchymatische Form an; sie sind diekwandiger und stärker verholzt. In mittlerer Höhe sind sämtliche Gewebselemente prosenchymatisch. c) Nach der Stachelspitze hin nimmt das innere, weniger dick- wandige Gewebe allmählich an Masse ab und wird schliesslich bis auf eine kleine, aus etwas weitlumigeren Elementen bestehende centrale Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 65 Gruppe von dem an Schichtenzahl sich vermehrenden, subepidermalen diekwandigen Gewebe verdrängt. Die äusserste Spitze besteht aus gleichförmigen, fast chlorophylifreien, stark verholzten, zum Teil fast bis zum -Schwinden des Lumens verdieckten, mit kleinen Tüpfeln . versehenen Prosenchymzellen. Hier tritt das Bestreben, die biegungsfesten Elemente nach aussen zu verlegen, besonders deutlich hervor, da sämtliche im Stachel vor- handenen diekwandigen, stark verholzten Zellen an der Peripherie liegen und nach der Spitze hin an Zahl sich vermehren. 2. Smilaw aspera. Auf den am Stengel entlang laufenden, mit verholztem Skleren- chymgewebe erfüllten Leisten stehen kleine, seitlich zusammengedrückte Stacheln. Ihr Bau ist folgender: a) Basis. Unter der nach aussen stark verdickten, mit einzelnen Spaltöffnungen versehenen Epidermis liegt eine 3—4schichtige Zone . kleinzelligen, chlorophyllreichen Parenchymgewebes, dessen reichlich getüpfelte Zellen stark verdickt sind und früh verholzen. Das übrige Innengewebe besteht aus diekwandigen, ebenfalls früh verholzenden, chlorophyllärmeren und weniger reichlich getüpfelten Prosenchym- zellen. Gefässe fehlen. b) Von mittlerer Höhe ab verchwinden die Spaltöffnungen. Die subepidermalen Parenchymschichten werden nach der Spitze hin mehr prosenchymatisch, sind chlorophyllärmer, stärker verdickt und den centralen Prosenchymzellen sehr ähnlich. Letzere werden nach der Spitze hin allmählich chlorophylifrei, englumiger und sind zum Teil mit braunem gummiähnlichen Inhalt erfüllt: An der äussersten Spitze sind sie von den ebenfalls gebräunten, stark verholzten, peripherischen Schichten kaum zu unterscheiden. 3. Ribes Grossularia besitzt 2 Arten von Stacheln: Internodial- und blattstützende Stacheln. Die ersteren sind, wie Delbrouck gezeigt hat, reine Trichomgebilde, die letzteren dagegen Periblemgebilde; trotzdem zeigen beide im ausgewachsenen Zustande wesentlich denselben Bau. a) Basis: An die aus langgestreckten Zellen bestehende Epidermis schliesst sich ein das ganze Stachelinnere erfüllendes prosenchyma- tisches Gewebe. Die peripherischen Schichten desselben bestehen aus diekwandigen, englumigen, früh verholzenden Zellen mit‘ geringem Chlorophyligehalt, welche sich ohne Intercellularräume aneinander schliessen. Nach dem Centrum hin wird das Gewebe fast chlorophyll- frei und zeigt Intercellularräume. Die Zellmembranen sind bei weitem zarter und wenig oder garnicht verholzt. Auch hier finden wir sämt- liche biegungsfesten Gewebselemente an der Peripherie des Organs. Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb. XXX. b 66 R. Mittmann: b) Von mittlerer Höhe ab werden die im Innengewebe vorhandenen Intercellularräume kleiner. Die centralen Zellen sind diekwandiger und stärker verholzt. An der Spitze sind sämtliche Intercellular- räume verschwunden. Abgesehen von der unverholzt bleibenden Epidermis besteht das ganze Innere aus stark verholzten, diekwandigen und englumigen Prosenchymzellen. 4. Lasia spinosa. Der untergetauchte Blattstiel ist mit unregelmässig stehenden Stacheln besetzt, welche denen von Zosa ähnlich sind. Ihr Bau ist folgender: a) Basis: An die verholzte Epidermis schliessen sich 2 bis 3 Schichten verdiekter, früh verholzender Prosenchymzellen. Das übrige Gewebe besteht aus lockerem, zartwandigem, unverholztem, chlorophyliführendem Parenchym, in welches einzelne Prosenchym- zellen, und grosse mit Krystallnadeln erfüllte Schlauchzellen ein- gestreut sind. b) Nach der Spitze hin werden sämtliche Gewebselemente mehr langgestreckt und dickwandiger. In dem Masse wie die subepider- malen verdiekten Schichten sich vermehren, tritt das innere. dünn- wandige Gewebe mehr und mehr zurück und wird schliesslich ganz verdrängt, sodass die Spitze nur von den ersteren gebildet wird. In manchen Fällen tritt ein Gefässbündel in den Stachel ein, reicht aber immer nur eine ganz kurze Strecke weit hinauf. 5. Datura spec. Der Stengel trägt bis 1 em lange grüne Stacheln, deren Spitze sich frühzeitig braun färbt. Ihr Bau ist folgender: Die Stachelbasis setzt sich zusammen aus chlorophyliführenden, isodiametrischen, dünnwandigen, mit kleinen elliptischen Tüpfeln versehenen Paren- chymzellen. In einiger Entfernung von der Basis nehmen dieselben allmählich langgestreckte, prosenehymatische Gestalt an. Die sub- epidermalen Schichten bestehen aus stärker verdickten, verholzten, mehr englumigen Zellen. Nach der Spitze hin werden sämtliche Intercellularräume allmählich kleiner. Die mittleren Zellpartien sind diekwandiger und ebenfalls verholzt. Die äusserste Spitze besteht aus stark verholzten, zum Teil fast bis zum Schwinden des Lumens verdiekten, mit länglich-elliptischen Tüpfeln versehenen Prosenchymzeilen mit spärlichem Chlorophyligehalt. Die durch Braun- färbung sich abhebende, nach aussen stark verdickte Epidermis bleibt unverholzt. Die Blattstiele und Nerven der Blattunterseite tragen ganz ähn- liche Stacheln, die zwar kleiner sind, aber ebenfalls den oben be- schriebenen anatomischen Bau besitzen. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 67 B. Dermatogenstacheln. l. Dipsacus fullonum. (Taf. I, Fig. 5.) Die Gattung Dipsacus bildet insofern einen Uebergang von den Periblemstacheln zu den Triehomstacheln, als bei ihrer Bildung nicht ausschliesslich die Epidermis beteiligt ist. Die längs des Stengels verlaufenden, vorspringenden Leisten tragen eine grosse Anzahl kleiner Stacheln. Dieselben stehen meist einzeln, entspringen aber auch vielfach zu 2 oder 3 aus gemeinsamer Basis, in welchem Fall meist einer derselben im Wachstum zurück- bleibt. Der Bau dieser Stacheln ist folgender: a) Basis: Die Epidermis besteht aus nach aussen verdickten Prosenchymzellen. Das ganze Innengewebe, welches die unmittelbare Fortsetzung der darunter liegenden Stengelrinde bildet, besteht aus gleichartigen, dünnwandigen, wenig verholzten, mit kleinen elliptischen Tüpfeln versehenen Parenchymzellen. Dieselben gehen nach der Spitze hin, wo sämtliche Elemente mehr langgestreekt, diekwandiger und stärker verholzt sind, allmählich in Prosenehym über. Die stechende Spitze besteht aus einer einzigen, langzugespitzten, sehr diekwandigen, verholzten (nicht verkieselten) Zelle (Taf. 1, Fig. 5, s), deren unteres verbreitertes, weniger verdicktes Ende in das conisch sich verjüngende Stachelgewebe eingekeilt ist. Die Blätter des gemeinsamen Blütenhüllkelehes tragen an den Rändern und längs der Mittelrippe der Unterseite ebenfalls kleine Stacheln, welche in ihrem Bau mit den oben beschriebenen überein- stimmen. Dipsacus laciniatus. Die Stacheln sind etwas kleiner als die von D. fullonum, zeigen aber in Bezug auf Insertion und anatomischen Bau dasselbe Verhalten. 9. Rubus Idaeus. a) Basis: Unter der nach aussen verdiekten Epidermis liegen 3—5 Schicbten langgestreckter, englumiger, diekwandiger, früh verholzender Prosenchymzellen. An diese schliessen sich weitlumige, weniger verdickte, aber ebenfalls früh verholzende Elemente, die von kleinen Intercellularräumen durchsetzt werden und nach dem Centrum hin allmählich in lockeres, zartwandiges Parenchym übergehen. b) Nach der Stachelspitze hin werden sämtliche Elemente mehr langgestreckt und diekwandiger, und sind stärker verholzt. Die peri- pherischen Prosenchymschichten werden nach oben hin zahlreicher, während das centrale Parenchymgewebe entsprechend an Masse ab- nimmt und nahe der Spitze verschwindet, sodass diese aus gleich- br 68 R. Mittmann: artigen, stark verdiekten und verholzten Prosenchyinzellen besteht; die Epidermis bleibt unverholzt. Selbst bei diesen sehr einfach gebauten stacheligen Gebilden lässt sich das Bestreben erkennen die biegungsfesten Gewebselemente möglichst nach der Peripherie zu verlegen. Zusammenfassung der Resultate. Die in der Einleitung näher erörterten Gründe lassen es uns kaum zweifelhaft erscheinen, dass die Stacheln Schutzeinrichtungen der betreffenden Pflanzenspeeies sind. Einen wirksamen Schutz werden aber Organe nur dann ausüben können, wenn ihr anatomischer Bau dieser Function angepasst ist. Ein stachelähnlich (kegelförmig) gebautes Organ wird einem von aussen wirkenden Druck dann das Maximum seiner Widerstandsfähig- keit entgegensetzen, wenn dieser Druck in der Richtung der Längs- achse gegen seine Spitze wirkt. Letzteres wird bei den Stacheln da- durch erreicht, dass dieselben senkrecht oder nahezu senkrecht auf ihrem Tragorgan stehen, welches dabei als festes Widerlager dient. Ein in der Richtung der Längsachse des Stachels gegen dessen Spitze ausgeübter Druck würde «notwendig eine seitliche Ausbiegung zur Folge haben, wenn der Stachel nicht strebefest (säulenfest) gebaut wäre. Eine andere Art des Angriffs besteht darin, dass grössere Tiere versuchen werden den Stachel abzufressen, weshalb er auch so gebaut sein muss, dass er einen starken radialen Druck aushalten kann. Wenn aber ein Organ diesen beiden Forderungen genügen soll, so müssen, wie Schwendener zuerst nachwies, die mechanisch wirksamen Gewebe möglichst nach der Peripherie verlegt werden. Diese theoretischen Erwägungen finden auch in den Thatsachen ihre Bestätigung. In den Stacheln sind nicht blos diejenigen Gewebe verhältnis- mässig mächtiger entwickelt, denen im allgemeinen die mechanische Festigung der=pflanzlichen Organe obliegt, sondern auch die anderen sie zusammensetzenden Elemente sind durchweg dickwandiger und stärker verholzt. Die festesten Elemente bilden im Stachel meist die überwiegende Masse in solchen Geweben, in welchen sie beim mor- phologisch gleichwertigen Organ nur in verhältnismässig geringer Menge auftreten, wie z. B. die Libriformzellen im Holzkörper von Prunus spinosa. In manchen Fällen treten sogar im Stachel zur Erhöhung der Biegungsfestigkeit Gewebselemente auf, welche im mor- phologisch aequivalenten Organ vollständig fehlen, wie z. B. die Libri- formzellen im Stachel von Urataegus. Mit dem Ueberwiegen der mechanisch wirksamen Gewebe geht eine Reducirung der übrigen Gewebe Hand in Hand. Vor allen Dingen Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. 69 ist das Assimilationssystem sehr wenig entwickelt, was wiederum eine entsprechende Einschränkung des Leitungssystems zur Folge hat. Dass bei den Kaulomstacheln der Siebteil im Vergleich zu dem des gleich- alten Stengels redueirt ist, und dass secundäre Gefässe entweder voll- ständig fehlen oder nur in sehr geringer Anzahl vorhanden sind, findet seine Erklärung zum Teil auch darin, dass der Stachel eine verhältnis- mässig geringe Länge hat, meist früh vertrocknet und nicht als Leitungs- bahn für jüngere Organe dient. Eine Ausnahme hiervon bilden allerdings diejenigen Stacheln, welche in der 2. Vegetationsperiode noch Blätter tragen; anscheinend werden aber bei diesen nicht mehr secundäre Gefässe gebildet, als für die Blätter zur Ausübung ihrer physiologischen Functionen nötig sind. Bei Pirus communis z. B. windet sich nur eine schmale secundäre Zuwachszone, der Spirale der ansitzenden Blätter folgend, am Stachel in die Höhe und endet bei der Ansatzstelle des jüngsten Blattes. Auch bei den erst am Ende der 2. Vegetationsperiode vertroeknenden Stacheln von Prunus spinosa ist die secundäre Zuwachs- zone nur äusserst schmal und arm an Gefässen. Der theoretisch abgeleiteten Forderung, dass es für die Stacheln zweckmässig ist, wenn die mechanisch wirksamen Gewebe möglichst nahe der Peripherie liegen, scheint die Thatsache zu widersprechen, dass bei den Kaulomstacheln nahe der Basis die rindenständigen Sklerenchymbündel kleiner sind als im gleichalten Stengel. Dies findet jedoch seine Erklärung einerseits in der eigentümlichen Wachstums- weise der Stacheln und andrerseits darin, dass die Sklerenehymgruppen hier nur local-mechanischen Zwecken dienen. Während nämlich bei den normalen Kaulomen das Sprossende sich erst nach den unteren Teilen ausbildet, geht beim Stachel im Gegenteil die Spitze zuerst und zwar sehr früh in den Dauerzustand über, zu einer Zeit, wo die Stachelbasis noch in voller Entwickelung begriffen ist. Vor allen Dingen muss aber im frühesten Jugendzustand, wo die Stachelspitze noch weich ist, und die leitenden Elemente noch in voller Thätigkeit sind, für einen genügenden local-mechanischen Schutz derselben ge- sorgt werden. Weiter nach der Basis hin wird dieser Schutz mehr und mehr entbehrlich, da die leitenden Elemente mit zunehmendem Alter allmählich aufhören zu functioniren, weil das Wachstum des Organs sich stetig verlangsamt und verhältnismässig früh überhaupt aufhört. Bei den Kaulomstacheln tritt das Bestreben die biegungsfesten Elemente nach aussen zu verlegen darum weniger deutlich hervor, weil der schon im normalen Stengel ziemlich mächtige und feste Holzkörper wegen der geringeren Entwickelung des Assimilations- gewebes und des Siebteils im, Stachel ohnedies verhältnismässig näher der Peripherie liegt, und weil streng genommen sämtliche Gewebe des Stachels aus festeren Elementen bestehen als die ent- 7) R. Mittmann: sprechenden Gewebe des normalen Stengels. Dagegen finden wir bei den übrigen Stacheln, abgesehen von den Blattstacheln, die ihren morphologischen Charakter noch durch eine ziemlich mächtige sub- epidermale Schicht chlorophyllführender, allerdings auch meist kollen- chymatisch verdickter Zellen verraten, fast ausnalımslos unter der Epidermis eine von der Stachelbasis nach der Spitze hin an Mächtig- keit zunehmende Schicht von diekwandigen, meist verholzten Zellen, die in vielen Fällen die einzigen biegungsfesten Elemente des betreffenden Organs sind. Die bei den Kaulomstacheln besonders auffallende Redueirung des Leitungssystems tritt auch bei den übrigen mit Gefässen versehenen Stacheln deutlich hervor, ausgenommen bei den Fruchtstacheln, für welche ein morphologisch aequivalentes Vergleichs- object fehlt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen kommen den stacheligen Gebilden folgende gemeinsamen Merkmale zu: Eine starke Entwickelung, peripherische Lage und von der Basis nach der Spitze des Stachels zunehmende Mächtigkeit der mechanisch wirksamen Gewebe und stärkere Verdickung und Verholzung der sie zusammensetzenden Zellen, eine dem Ueberwiegen der mechanisch wirksamen Gewebe entsprechende Reducirung des Assimilations- und Leitungssystems, die namentlich bei den Kaulomstacheln auffallende Eigentüm- lichkeit, dass das Wachstum an der Basis des Organs am längsten fortdauert, sodass die Spitze der älteste und am frühesten in den Dauerzustand übergehende Teil des Organs ist. Vorliegende Arbeit ist im Botanischen Institut der Königl. Land- wirtschaft. Hochschule unter Leitung des Herrn Prof. Dr. L. Kny angefertigt. Diesem meinem hochverehrten Lehrer, sowie allen den- jenigen, welche mich durch Litteratur und Ueberlassung von Material freundlichst unterstützt haben, sage ich hiermit meinen aufrichtigen Dank. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der Pflanzenstacheln. in Figuren-Erklärung. Tafel. Acanthorrhiza aculeata. : Querschnitt durch die Luftwurzel. (Verg. 34.) 2: Querschnitt durch den Stachel (die Epidermis ist abgeworfen). (Verg. 34.) = e. Epidermis, a. äussere Rinde (aus dickwandigen, stark verholzten Zellen bestehend), m. mittlere Rindenzone (aus weniger stark verdickten, verholzten Zellen bestehend), i. innere Rinde (aus dünnwandigem Paren- chym bestehend), I. grosse lufthaltige Intercellularräume, f. und f’. stark verdicktes, prosenchymatisches Füllgewebe, p. und p’. wenig verdickte Pareuchymzellen, g. Gefässe, ph. Siebröhrengruppen. Crataegus coceinea. : Stengel. Teil eines Querschnittes durch Mark und Holzkörper. (Verg. 415.) : Stachel. Teil eines Querschnittes durch Mark und Holzkörper. (Verg. 415.) g. Gefässe, t. Tracheiden, pt. primäre Tracheidengruppe, 1. Libriform- zellen, st. Markstrahlen, k. Markkrone, m. Markparenchym. : Dipsacus laciniatus. Längsschnitt des Stachels. (Verg. 34.) s. einzellige diekwandige Spitze. Tafel II. Crataegus coccinea. 1: Querschnitt des Stengels. (Verg. 34.) 2: Querschnitt durch die Stachelbasis. (Das Mark ist dieckwandiger als im Stengel.) (Verg. 34.) 3: Querschnitt des Stachels in mittlerer Höhe. (Verg. 34.) 4: Querschnitt des Stachels nahe der Spitze. (Das Mark besteht aus stark verdickten Zellen.) (Verg. 68.) e. Epidermis nebst Periderm, ce. Kollenchym, p. Rindenparenchym, sc. Sklerenchymgruppen, h. Holzkörper, k. Markkrone, mp. Markparenchym. Citrus decumana. 5: Querschnitt des Stengels. (Verg. 34.) 6: Querschnitt durch die Basis des Stachels. (Verg. 34.) 7: Querschnitt durch das obere Drittel des Stachels. (Verg. 68.) e. Epidermis, rp. chlorophyllführendes Rindenparenchym, sc. Skleren- chymbündel, h. Holzkörper, m. Mark. Halimodendron argenteum. 8: Querschnitt durch die Basis der stacheligen Blattspindel. (Verg. 34.) 9: Querschnitt aus der mittleren Höhe derselben. (Verg. 34.) 10: Querschnitt durch das obere Drittel. (Verg. 34.) Die Sklerenchymbündel sind zu einem geschlossenen Ringe ver- schmolzen. Die Leitbündel sind auf kleine Gefässgruppen redueirt. e. Epidermis, r. chlorophyliführende Rinde, sc. Sklerenehymgewebe, ph. Siebteil, &. Gefässteil, f. dünnwandiges, parenchymatisches Füllgewebe. Acacia armata. 11: Querschnitt durch die Basis des Stachels. (Verg. 68.) 12: Querschnitt aus mittlerer Höhe. (Verg. 68.) 13: Querschnitt durch das obere Drittel. (Verg. 68.) 14: Querschnitt durch die Stachelspitze. (Verg. 68.) e. Epidermis, r. chlorophyliführende Rinde, ps. Pallisadenschichten, sc. Sklerenchymgewebe, ph. Siebteil, &. Gefässteil, d. dünnwandiges Parenchym. Chenopodium album forma microphylla Coss. et Germ. in der Provinz Brandenburg. Von A. Winkler. (Vorgetragen in der Sitzung am 10. Februar 1883.) Auf sandigen Plätzen, besonders auf sandigen Aeckern der Provinz Brandenburg kommt ein kleines, niederliegendes Chenopodium vor, welches bisher wenig beachtet oder für ein verkrüppeltes ©. album gehalten worden ist. Samen, welchen ich aus der Baumschule des Friedrichhaines entnommen, säte ich im nächsten Frühjahre aus, und da er gut und reichlich aufging, konnte ich die Pflanze in ihrer ganzen Entwickelung beobachten. Der Same gleicht in Gestalt und Farbe dem des (©. album, ist aber nur etwa ?/, so gross. Ebenso klein sind die Keimblätter, deren Spreite zuweilen käum den Stiel an Breite übertrifft. Obwohl sie in eine stumpfe Spitze auslaufen, erinnern sie doch an die eines Papaver, sind auch ebenso hinfällig. Auf die Keimblätter folgen zwei Paare länglich eiförmiger, ganz- randiger, und demnächst 2—3 Paare gezähnter Laubblätter, in Umriss ° und Zähnung denen des ©. album gleich, aber nicht annähernd so gross als die des letzteren. Aus den Blattachseln, auch der untersten Laubblätter, brechen bald dünne, schnell wachsende Seitensprosse (und später aus den Blattachseln dieser Sprosse Blütenknäuel) hervor. Nachdem sich die Pflanze etwa 1—2 em über den Erdboden er- hoben hat, biegt sich die Hauptachse zur Erde; oft schon nach dem Auftreten des ersten gezähnten Laubblatt-Paares. Bringt sie 3 und mehr solcher Laubblatt-Paare, dann wird sie oft durch die unter ihrer Spitze stehenden zahlreichen Seitentriebe — wie dies ja bei der Gattung Zinaria durch hypokotyle Sprosse häufig geschieht — unter- drückt, und diese breiten sich nach allen Richtungen auf dem Erd- boden aus. In beiden Fällen sterben aber die untersten gezähnten und ungezähnten Blätter bald ab, und die Pflanze trägt nur noch, neben zahlreichen Blütenknäueln, ziemlich langgestielte, kleine ganz- randige, etwa 2 mm breite, länglich-ovale oder breitlanzettliche Chenopodium album forma microphylia Coss. et Germ. 75 Blätter, welche sich nicht, wie bei dem typischen Ohenopodium album und seinen Verwandten, nach oben hin verjüngen. f 2. b. C. d. e. Die vorstehenden Figuren zeigen, in natürlicher Grösse: a. und b. ©. album (zur Beurteilung des Grössen-Verhältnisses), ec. und d. ©. album f. microphylla, e. dieselbe Form, im Begriffe, ihre Hauptachse zur Erde zu biegen. Im allgemeinen bleibt die Pflanze klein, kräftige Exemplare aber, besonders solche, deren Hauptachse unterdrückt ist, können eine Bodenfläche von 60—70 cm im Durchmesser einnehmen. Sie machen den Eindruck, als wäre die Hauptachse zertreten worden, und in- folge dessen hätten sich ihre Seitensprosse so stark entwickelt. Wo sie überhaupt vorkommt, findet sie sich in grosser Menge, wenn auch einzelne Exemplare zerstreut getroffen werden. Zuerst wurde sie, meines Wissens, von Prof. Ascherson am 1. September 1852 an der Chaussee von Eberswalde nach Freienwalde gesammelt, aber nicht weiter beachtet. Im August 1865 fand ich sie ‚selbst in der Baumschule des Friedrichhaines und später auf einem sandigen Acker vor dem Matthäi-Kirchhofe. Ausserdem teilte mir unser früheres Mitglied, Lehrer Jahn, mit, dass er sie bei Brodowin (südlich vom Paarsteiner See), zwischen Dorf und Kloster Chorin, bei Bralitz (zwischen Freienwalde und Oderberg — hier also schon im Regierungsbezirke Frankfurt —) und an mehreren anderen Punkten bemerkt, diese aber nicht mehr notirt, auch nichts mehr gesammelt habe, weil ihm die Pflanze zu oft vorgenommen sei. Anfangs dachte ich, wegen der durchweg ganzrandigen Blätter, an ©. lanceolatum Mühlenberg. Aber in der Diagnose vermisste ich 74 - A. Winkler: die Hauptcharaktere, — den umgebogenen Stengel und die kleinen Laubblätter. Und Exemplare im Willdenow’schen und A. Braun’- schen Herbarium liessen mich gleich erkennen, dass es sich hier wirk- lich nur um eine wenig erhebliche Form des ©. album handelt, wie es in Ascherson’s Flora der Provinz Brandenburg angegeben ist. Man könnte es sogar für eine Unterform des (©. viride L. halten, denn es unterscheidet sich von dieser nur dadurch, dass es wenige oder gar keine gezähnten Blätter trägt. (Bei uns ist das Ü. lanceolatum durch- aus nicht selten.) Iudessen machte mich Prof. Ascherson auf Cosson u. Germains Flore des environs de Paris, 1845, p. 451, aufmerksam, in welcher unter ©. album var. lanceolatum: „Feuilles ovales ou lanc&olees, toutes entieres“ etc. eine Unter-Varietät microphyllum angeführt wird: „Plante souvent rabougrie, a rameaux gr&les, couchee, plus rarement dressee. Feuilles tres petites, oblongues ou lanc£&olees. A. e.!) Lieux pierreux ou sablonneux. Sables des bords de la Seine.“ Diese Diagnose passt genau auf unsere märkische Pflanze. „Oft verkrüppelt“, wie ich bereits bemerkt habe, und wie es namentlich bei einer unterdrückten Hauptachse leicht gedeutet werden kann. „Dünne Zweige, niederliegend, selten aufrecht “ Ein aufrecht ge- wachsenes Exemplar habe ich zwar noch nie beoachtet, doch gebe ich zu, dass es vorkommen kann. „Kleine, länglich-eiförmige oder lanzettliche Blätter.“ Alles dies stimmt. Dagegen kann ich mich nicht dazu entschliessen, das ©. micro- phyllum als eine Unterform des O. lanceolatum anzusehen. O. lanceolatun ist, wie ich vorhin bemerkte, selbst eine Unterform der forma viridis. Dagegen halte ich es für eine durchaus selbständige, constante Form des ©. album, um so mehr, als es sich auch in der Cultur unverändert erhält und keine Uebergänge zu anderen Formen zeigt. Solche Ueber- gänge oder Rückschläge zur Grundform (CO. album) kommen aber bei C. viride L., lanceolatum Mühlenberg, concatenatum Thuill., glomerulosum Rehb. u. s. w. vor, und bei allen verjüngen sich auch die Laubblätter nach oben hin und gehen allmählich in Hochblätter über. Bei micro- phyllum ist beides nicht der Fall. — Eher würde es sich vielleicht rechtfertigen lassen, es als eine besondere Art anzusehen. Der Wert eines trennenden Merkmals hängt ja häufig genug von subjectiven Ansichten ab. Wie dem aber auch sei, jedenfalls ist diese interessante und bisher nur aus der Umgebung von Paris bekannt gewordene Form auch für die deutsche Flora, speciell für die Provinz Brandenburg nachgewiesen. 1) Bedeutet: Assez commun. Chenopodium album forma microphylla Coss. et Germ. 75 Anmerkung: Vielleicht befinden sich in einigen Herbarien Exemplare des ©. microphyllum, welche ich im Jahre 1865 gesammelt und als ©. album var. prostratum verteilt habe. Ebenso hat Herr Jahn vielleicht solche Exemplare als ©. album var. depressum Aus-' gegeben. Kunth sagt in seiner Flora Berolinensis (ll. S. 151) von Oheno- podium album L.: „Caulis interdum diffusus, procumbens.“ Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass er unsere Form gekannt habe, obwohl sie sich in seinem, jetzt dem Kgl. Botanischen Museum einverleibten Herbar nicht vorfindet. nn mern Ein von Herrn G. Oertel angehlich bei Dessau beobachteter Carex-Bastard. Von C. Beckmann. (Zum Vortrag bestimmt für die Sitzung vom 9. März 1888.) Im Jahre 1884 fand ich in der Bassumer Flora (Prov. Hannover) Carex paniculata X teretiuscula und veröffentlichte nach genauer Untersuchung im folgenden Jahre eine Diagnose dieser neuen Hybride in den Abhandlgn. d. Natw. Ver. Bremen (Bd. IX, S. 285, 286, April 1886), nachdem ich zuvor (1884 und 1885) mit meinen hochverehrten Freunden Herrn Professor Dr. F. Buchenau und Herrn Dr. W. O. Focke in mündlichem und schriftlichem Verkehr über diesen inter- essanten Fund gestanden hatte. In Dr. C. Baenitz’ Herbar. Europ. wurde der von mir ge- sammelte Bastard bereits 1884 (XVlli. Jahrg. 1885) unter Nr. 4932, auch in den folgenden Jahren in zahlreichen Exemplaren durch mich in verschiedenen Tauschvereinen ansgegeben. Am 2. Februar d. J. teilte mir Herr Professor Dr. P. Ascherson in Berlin gütigst mit, dass Herr G. Oertel, Custos am Landw. Institut der Universität Halle, fast unmittelbar nach dem Erscheinen meiner Veröffentlichung im Frühjahr 1886 das Glück gehabt habe, denselben Bastard bei Dessau zu entdecken. Letztgenannter Herr scheint ein Sonntagskind im Auffinden sel- tener Pflanzen zu sein, da er z. B. Gornus suecica im Riesengebirge; Carex pauciflora, Hieracium Peleterianum, floribundum und aurantiacum [letzteres ebenfalls bei Schierau] (Zeitschr. für Naturw. LVII. Bd. 1885, S. 374, 375; vgl. Ber. d. Commiss. f. d. Fl. v. D. 1885, S. CLXI, CLXIV, CLXVI); Scirpus fluitans bei Elsterwerda (Irmischia 1881, S. 37; vgl. Verhdlgn. d. Bot. Ver. Brandenbg. 1885, S. 130, Anm.) an nie zuvor geahnten Standorten entdeckt haben will. Meine Diagnose der Varex paniculata X teretiuscula scheint Herrn G. Oertel nicht genügt zu haben, er hat deshalb die Hybride von Dessau „genauer“ (200 Aehrchen!) untersucht, und „seine“ von mir teils wörtlich entnommenen, teils durch Umschreibungen nur wenig veränderten Beobachtungen in der Zeitschrift für Naturw. Halle N Ein von Hermm G. Oertel angeblich bei Dessau beobachteter Carex-Bastard. 77 (Bd. LIX, S. 421, 422) veröffentlicht. Prof. Ascherson hat (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1837, S. XCV) sein Urteil über dies Verfahren des „Verf.“ in den Worten abgegeben: „Beschreibung von Beckmann abgeschrieben !“') Um die Dessauer Pflanze mit der hiesigen vergleichen zu können, bat ich Herrn G. Oertel am 6. Februar d. J. um ein Exemplar von dort und erhielt von ihm am 13. Februar nach seiner brieflichen Mit- teilung „das letzte noch vorhandene Pröbchen“, welches auf- fallender Weise meinen Exsiccaten ungefähr so ähnlich sieht, wie ein Ei dem andern. Gleichzeitig mit der Sendung ersuchte mich Herr G. Oertel um ein Exemplar des Bastardes aus hiesiger Flora, und da ich noch ziemlichen Vorrat zu liegen habe, machte ich dem Herrn die Freude und sandte ihm am selbigen Tage (13. Febr.) vier von mir im Juni 1886 gesammelte und reich aufgelegte Exemplare, von denen jedes mit Etikett und Diagnose versehen war. Um diese Exemplare leicht als von mir gesammelt kenntlich zu machen, bestrich ich den untern Teil derselben, etwa auf eine Länge von 10 cm mit Blutlaugensalz-Lösung (Kaliumeisencyanür), und machte Herrn Prof. Ascherson hiervon gleichzeitig (13. Febr.) briefliche Mit- teilung. Den weiteren Verlauf der Sache möge der geneigte Leser aus nachstehendem Protokoll ersehen: Königliches Botanisches Museum zu Berlin. Sonnabend, den 25. Februar 1888, 12!/, Uhr Mittags. Anwesend sind: Prof. Dr. Ascherson, Drd. Brick, Custos Dietrich, 1) Es ist dies übrigens nicht das einzige Beispiel für die Art, wie Herr 0. das Moliere’sche ‚je prends mon bien oü je le trouve“ in sein Deutsch überträgt. In der „Irmischia“ 1884 findet sich S. 3, 4 ein Aufsatz desselben „Ueber Panicum ambiguum Guss.‘, der bis auf einige unwesentliche Aenderungen und Kürzungen wörtlich dem unter gleicher Ueberschrift in der Oesterr. Bot. Zeitschrift 1875 S. 345—348 von unserem Mitgliede Prof. Haussknecht veröffentlichten entlehnt ist. O. wiederholt selbst die kleine Ungenauigkeit des Citats ‚Schriften der naturf. Gesellschaft zu Boun 1857“ (statt Naturforscher-Versammlung) und einzelne stylistische Eigentümlichkeiten des wirklichen Verfassers. Sein geistiges Eigen- tum sind nur die Hinzufügung der drei Fundorte, Artern, Sachsenburg und Halle, die Weglassung des wichtigen Fundorts Schwetzingen (Originalstelle der Setaria decipiens Schimp.) und die Unterbringung von Anatolien und Persien unter der Rubrik Syrien. O. leitet den Artikel mit der uncontrollirten Angabe ein, dass er schon vor H. „das Vergnügen gehabt habe“, die fragliche Pflanze in Thüringen „zu sammeln“. Ob er sie auch vor H. erkannt hat, darüber lässt er den Leser im Ungewissen. Red. 73 C. Beckmann: Ein v. Herrn G. Oertel angebl. beobachteter Carex-Bastard. Hilfsarbeiter Gürke, Assistent Hennings, Dr. Hellwig, Dr. Schinz, Custos Dr. Schumann. Prof. Ascherson legte eine von Herrn Custos G. Oertel in Halle mit folgendem Etikett „Carex paniculata X teretiuscula Beckm. Auf torfigen Wiesen in Gesellschaft der Eltern bei Schierau unweit Dessau. Juni 1887“ versehene und an Herrn Prof. Garcke eingesandte Pflanze vor. Er teilte hierauf mit, dass der etc. Oertel vor einer Woche von Herrn Apotheker Beckmann in Bassum, dem wirklichen Entdecker der ©. paniculata X teretiuscula, dort gesammelte Exemplare erhalten habe, welche dieser an ihrem unteren Teile mit einer Lösung von Blut- laugensalz bestrichen habe. Sollten die von Herrn Oertel eingesandten etwa mit den von Herrn Beckmann erhaltenen identisch sein, so müsse sich dies beim Eintauchen in eine schwache Lösung von Eisenchlorid durch Bildung von Berliner Blau verraten. Der Versuch wurde hierauf von Prof. Ascherson ausgeführt, und die Pflanze färbte sich auf eine Länge von reichlich 1 dm intensiv blau. So geschehen, v. 8. u. Dr. Paul Ascherson. Drd. phil. Carl Brick. F. Dietrich. M. Gürke. Dr. Franz Hellwig. P. Hennings. Dr. Hans Schinz. Dr. K. Schumann. Bassum, den 3. März 18838. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. Ein Beitrag zur Kenntnis der Sphagna. Von C. Warnstorf. (Hierzu Taf. III und IV.) In meinen „Sphagnologischen Rückblieken“ (Flora 1884) bilden die Sphagna acutifolia die erste Untergruppe der Sphagna cuspidata, d. h. derjenigen natürlichen Abteilung unter den europäischen Torf- moosen, deren Astblätter eine mehr oder weniger lanzettliche Gestalt besitzen und nur am oberen Rande gegen die allermeist schmal ge- stutzte und gezähnte Spitze nach innen eingerollt sind. Von den Sphagna squarrosa und undulata sind die Acutifolien streng durch die dreieckigen bis dreieckig-trapezischen Chlorophylizellen der Astblätter, welche mit ihrer breiteren Basis am Innenrande des Querschnittes liegen und durch die am Aussenrande stärker convexen Hyalinzellen geschieden. Wenn ich in den Sphagnologischen Rückblicken sage, dass sich die zahlreichen Formen des alten colleetivischen 8. acutifolium Ehrh. durch den Blütenstand in zwei scharf von einander getrennte Reihen, nämlich in ein- und zweihäusige Typen sondern lassen, so bedarf diese Behauptung heute, nachdem ich weitere 3 Jahre mich mit dem Studium der Sphagna befasst, insofern einer Berichtigung, als man in der Acutifolium-Gruppe nur von solchen Formen sprechen kann, _ welche meist ein-, selten zweihäusig und solchen, welche in der Regel zwei-, in selteneren Fällen einhäusig angetroffen werden. Aus diesem Grunde muss von einer Einteilung der Acutifolium-Formen nach ihrem Blütenstande abgesehen werden. Damit fällt dann auch ein Haupt- kennzeichen des 8. acutiforme Schlieph. et Warnst., zu welchem da- mals bei ders Aufstellung |desselben 8. tenellum (Schpr.) Klinggr., 8. Fuscum (Schpr.), Klinggr. und 8. acutifolium var. robustum Russ. ge- rechnet wurden. Letzteres ist von mir bereits in Hedw. Hft. VI 1886 als 9. Russowiüi beschrieben worden. In den Formenkreis des ®. acu- tiforme gehört aber auch das 8. acutifolium var. gracıle Russ. , Beitr. 80 C. Warnstorf: Ss. 44, welches ich erst durch die zuvorkommende Güte Russows Ende 1886 im Original kennen gelernt. Wenn man nun diese vier genannten Typen in allen ihren zahlreichen Formen aus allen Gegenden Europas eingehend untersucht, so findet man, dass dieselben in ge- wissen Beziehungen und Merkmalen constant von einander abweichen. So zeichnen sich #8. tenellum und 8. fuscum besonders durch die Form ihrer Astblätter aus, welche aus eiförmigem Grunde in eine kürzere oder längere, breite, abgerundete — nicht scharf quergestutzte — ge- zähnte Spitze auslaufen, während var. gracle und 8. Russowü all- mählich und länger zugespitzte Astblätter besitzen, welche meistenteils quergestutzt sind. Die Zweigblätter des S. tenellum zeigen häufig mehr oder minder eine Neigung zur Einseitswendigkeit, während die der var. gracile meist ausgezeichnet 5reihig gestellt sind. 8. tenellum besitzt stets rote Antheridienkätzchen, 8. fuscum dagegen ausnahmlos braune; der Holzcylinder des ersteren ist bleich, grünlich oder rot, bei 8. fuscum immer dunkelrotbraun. Var. gracile ist von allen Acu- tifolien stets mit Sicherheit durch die auf der Rückseite im oberen Drittel der Astblätter in der unteren Hälfte abstehender Zweige vor- kommenden sehr kleinen, stark beringten Poren zu unterscheiden, wie sie in ähnlicher Weise bei S. Wulfii angetroffen werden. Am schärfsten hebt sich von diesen 3 Typen das $. Russowiü ab, welches durch seine grossen, breit-zungenförmigen, oben in der Mitte der breit- zugerundeten Spitze gezähnten oder etwas ausgefaserten, in der Regel faser- und porenlosen Stengelblätter, sowie durch die nie fehlenden kleineren oder grösseren Poren in den Oberflächenzellen der Stengel- rinde abweicht, wodurch das Moos allerdings zu 8. Gürgensohnü in Beziehung tritt, von welchem es aber immer leicht durch die roten Antheridienäste und die nicht resorbirten Zellmembranen in der oberen Partie der Stengelblätter zu unterscheiden ist. Limpricht hat deshalb wohl so unrecht nicht, wenn er in Kryptogamenflora von Deutschland S. 110—111 das 8. acutiforme eine Collectivspecies nennt; indessen auch ihm war 1885, wo er dies schrieb, weder das wahre $. acutifolium var. robustum ($8. Russowii), noch 8. acutifolium var. gracile bekannt. Was er a. a. O0. S. 113 als Var. robustum Russ. beschreibt, ist gewöhnliches 8. acutifolium und steht zu 8. Russowü in gar keiner näheren Beziehung; dagegen ist sein 8. Gürgensohnii var. roseum in den Formenkreis des 8. Rus- sowü gehörig. Da nun vorstehende 4 Typen des 8. acutiforme immer ganz be- stimmte im vorhergehenden bereits angedeutete Unterschiede zeigen und in keiner Weise in einander übergehen, so muss ich nach unserer heutigen Kenntnis der Sphagna denselben das Artenrecht zuerkennen. S. tenellum (Schpr.) und 9. fuscum (Schpr.) sind bereits 1872 von H. v. Klinggräff, 9. Zussowü 1886 von mir und $. acutifohium Die Aecutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 81 var. gracile als 9. Warnstorfi im vorigen Jahre von Russow als Species unterschieden worden.!) | Von den nun noch übrig bleibenden, meist einhäusigen Formen des alten Ehrhart’schen 8. acutxfolium habe ich bereits in Hedw. Hft. VI (1886) das $. quinguefarium (Braithw.) als Art ausgeschieden, so dass jetzt noch zwei Typenreihen zu berücksichtigen sind. Die eine um- fasst das von mir früher als 8. acutifolium var. luridum Hüb. auf- gefasste und in der Sphagnotheca europaea ausgegebene Moos und eine andere, welche wir nunmehr als 8. acutifolium Ehrh. ex parte be- zeichnen. — Inwiefern meine Ansicht, dass 9. guinguefarium als Arten- typus aufzufassen sei, begründet ist, darüber habe ich mich seinerzeit anderwärts ausgesprochen; bemerken will ich 'nur noch, dass manche Formen besonders gracile, habituell dem 8. Warnstorfi zum Ver- wechseln ähnlich sehen, doch aber leicht durch die dreieckige Gestalt der Stengelblätter und die viel grösseren Poren im oberen Teile der Rückseite der Astblätter zu unterscheiden sind. — Ob ich die var. luridum Hüb. richtig gedeutet, lasse ich dahingestellt; möglich ist es, dass Hübener darunter eine ganz andere Form verstanden hat. So- viel aber ist mir klar, dass alle die Formen, welche ich bisher dafür angesehen, in der Acutrfoliumgruppe einen besonderen, eigenartigen Typus repräsentiren, welcher sich schon äusserlich durch den stets vorhandenen eigentümlichen Glanz der trockenen Ast- blätter kundgiebt, wie er in ähnlicher Weise unter den Acutifolien sich nur annähernd bei $. molle wiederfindet. Sodann sprechen auch die in eine längere oder kürzere, breit-gestutzte, gezähnte Spitze aus- laufenden, in der Regel ganz faser- und ‚porenlosen Stengelblätter mit vielfach geteilten Hyalinzellen, sowie die in den Oberflächenzellen der Rinde mitunter auftretenden Poren dafür, dass wir es mit einem besonderen Typus zu thun haben. Russow und ich nennen denselben Ss. subnitens; derselbe ist, einmal sicher erkannt, in allen seinen zahlreichen Formen mit keinem anderen Typus dieser Gruppe zu ver- wechseln. Diejenigen Formen endlich, welche wir jetzt unter 8. acutifolium Ehrh. ex parte zusammenfassen, zeichnen sich dadurchfaus, das ihre Astblätter nie den eigenartigen Glanz zeigen wie 8. subnüens und nie 5reihig gestellt sind wie bei I, gwinguefarium; die Stengelblätter sind aus breitem Grunde nach oben deutlich verschmälert und ähneln in ihrer Grundgestalt einem gleichschenkligen Dreiecke mit nicht oder wenig vorgezogener, stumpfer, gezähnter Spitze; ausserdem sind die Hyalinzellen derselben meist nur einmal durch Querwände geteilt und in der oberen Blattpartie zu !/, oder ?/, häufig mit zahlreichen Fasern und Poren versehen, wie das in diesem Masse bei keinem 1) Vergl. Schlussbemerkungen 8. 121. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 6 82 C. Warnstorf: anderen Typus der Acutifolien vorkommt; nur in seltenen Fällen er- scheinen die Stengelblätter ganz faser- und porenlos oder es wechseln fibröse und ungefaserte Stengelblätter an derselben Pflanze ab. Cardot lässt sich in „Les Sphaignes d’Europe“ (1886) gewiss von einem richtigen Gefühl leiten, wenn er die überaus zahlreichen Formen des colleetivischen 8. acutifohum in 5 Sectionen unterzu- bringen versucht, von denen die 1. Gruppe den Formenkreis des 8. subnitens, die 2. das 8. quinguefarium (exel. Var. patulum Schpr.), die 3. zumeist die Varietäten des S. acutifolium Ehrh. ex parte und die 4. solche Formen umfasst, welche stets sehr reichfaserige, schmal gesäumte, nach der Mitte verbreiterte Stengelblätter besitzen. Die 5. Section endlich schliesst die Varietäten und Formen des früheren S. acutiforme ein, als Var. zenellum, fuscum, gracile und robustum. Section 4 muss nach meiner heutigen Auffassung von vornherein ausgeschlossen werden, da hierzu Formen gebracht werden, welche wegen der meist den Astblättern noch ähnlichen, bis zum Grunde schmal gesäumten und mit Fasern und Poren versehenen Stengel- blätter als noch nicht genügend entwickelte Pflanzen betrachtet werden müssen. Erst nach jahrelangem Studium solcher Formen, welche sich auch bei anderen Arten aus anderen Gruppen wiederfinden, kann man dieselben richtig würdigen und verstehen lernen. Schliesst man also diese noch nicht genügend zur Entwickelung gelangten Formen, welche von mir und anderen früher als Varietäten unterschieden werden, aus, so bleiben 4 Sectionen des 9. acutifolium Ehrh. übrig, welche bekunden, dass Cardot mit viel richtigerem Taktgefühle die Haupttypen desselben erkannt, als Röll, welcher in Syst. d. Torfm. Flora 1886 dasselbe in folgende Artentypen spaltet: 1. 8. Schimperi (Warnst.), 2. 8. Schliep- hackeanum (Warnst.), 3. 8. acutifolium Ehrh., 4. 8. Wilsoni Röll, 5. 8. plumulosum Röll, 6. 8. fuscum (Schpr.), 7. 8. Warnstorfi Röll, 8. 8. robustum (Russ.). Obgleich ich miclı bereits in Hedw. Hft. VI (1886) über diese Auffassung der Acutifolien hinlänglich ausgesprochen, so will ich doch der Vollständigkeit wegen meine damaligen Auslassungen der Haupt- sache nach hier wiederholen resp. ergänzen. Es heisst dort wörtlich: „Nach meinen im Laufe d. J. (1386) angestellten Untersuchungen bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass 8. Schimperi sowohl als auch 8. Schliep- hackeanum meist nur l’ormen aufweisen, welche als Entwickelungs- zustände aufzufassen und deshalb eingezogen werden müssen. Solche Jugendzustände kommen bei allen Sphagnumarten vor; dieselben zeichnen sich bei solehen Species mit gut differenzirten Ast- und Stengelblättern besonders dadurch aus, dass die Form der Stengelblätter noch mehr oder weniger an die Gestalt der Astblätter erinnert. Sie sind in der Regel aus schmälerem Grunde nach der Mitte etwas verbreitert und laufen dann in eine kürzere oder längere gestutzte, gezähnte Spitze Die Acutifohumgruppe der europäischen Torfmoose. 85 aus. Die Hyalinzellen sind, öfter bis zum Blattgrunde mit Fasern und Poren versehen und der Saum, falls er bei den normal gebildeten Stengelblättern breit und nach unten verbreitert erscheint, ist schmal und bis zur Blattbasis fast gleich breit. An weiter entwickelten In- dividuen findet man die obersten, also jüngsten Stengelblätter manch- mal bereits den normalen ganz ähnlich, während die unteren in Form und Zellnetz von denselben noch ganz verschieden sind.“ Hierbei mag ergänzend erwähnt werden, dass diese den Astblättern nach- geahmten Stengelblätter sich auch mitunter an vegetativ gut ent- wickelten Pflanzen vorfinden, welche Zeit ihres Lebens im Wasser vegetiren und aus dem oberen und mittleren Teile ihrer Hauptachse zahlreiche secundäre Sprossen treiben, welche als stengelartige Ast- bildungen anzusehen sind. In diesem Falle hat man dieselben Er- scheinungen in der Bildung der Stengelblätter wie bei jugendlichen Pflanzen: die Stengelblätter ähneln fast noch ganz den Astblättern, nur sind sie viel grösser. Die vollkommene Differenzirung von Ast- und Stengelblättern tritt nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen erst dann ein, wenn jugendliche Pflanzen oder secundäre Stengelgebilde bis zur vollkommenen Ausbildung ihrer Astbüschel fortgeschritten sind. „Ob Formen der Acutifoliumgruppe, welche bereits einen hohen Grad der Ausbildung erlangt und bis zur Blüten- und Fruchtbildung fortgeschritten sind, dennoch aber an demselben Stämmchen grosse Verschiedenheiten in der Stengelblattbildung aufweisen, Zeit ihres Lebens diese Eigentümlichkeit behalten, darüber fehlen mir gegen- wärtig die nötigen Anhaltepunkte; dennoch glaube ich in diesem Falle mich für berechtigt zu halten, solchen Formen das Varietätenrecht zu- zusprechen. Die Stengelblätter schwanken hier hinsichtlich ihrer Grösse, Form, Breite des Saumes, Faser- und Porenbildung, ohne in- dessen jemals eine Form anzunehmen, welche an die Astblätter er- innerte; der Saum ist nach unten stets verbreitert und die Fasern der Hyalinzellen reichen nie bis zum Grunde des Blattes.“ Das Röll’sche 8. Welsoni entspricht fast ganz dem 9. acutiforme mit Ausschluss von 9. fuscum, welches Röll als Mittelpunkt einer eigenen Formenreihe betrachtet. Varietät roseum Limpr., welche er auch zu seinem 8. Welsoni zieht, gehört wie bereits erwähnt, zu S, Rus- sowü. In dem 8. plumulosum vereinigt Röll meiner Meinung nach zwei ganz verschieden Typen: S. guinguefarium und 8. subnitens. 8. Warnstorfü Röll (non Russow) und 9. robustum decken sich zum grössten Teile mit 9. Russowü; 8. Warnstorfi var. fallaw (Warnst.) gehört zum Teil zu 8. Aussowii, zum Teil zu 8. Girgensohni und muss als besondere Form eingezogen werden. Wenn demnach Röll, wie thatsächlich geschehen, die Formen des 8. Aussowü dreien seiner Typenreihen: 8. Wilson‘, Warnstorfi und robustum einordnet, so hat er das schöne, charakteristische Moos nicht vollkommen und genügend 6* 84 C. Warnstorf: erkannt und es kann mich aus diesem Grunde auch nicht der Vor- wurf treffen, als hätte ich bei Aufstellung desselben das Prioritäts- gesetz verletzt. Sind nun schon die von Röll aufgestellten Typen- reihen an sich nach unserer heutigen Kenntnis der Acutifolien zum grössten Teile unhaltbar, was wird man dann erst von den von ihm eitirten resp. neu aufgestellten zahlreichen Varietäten und Formen zu halten haben, welche noch dazu meist ganz ungenügend beschrieben sind? Diese Art der Beurteilung der Sphagna steht in der Sphagno- logie vereinzelt da und entspringt aus der falschen Voraussetzung, dass sich alle „sogenannten constanten Merkmale der Torfmoose bei ge- nauerem Studium sämtlich als veränderlich erweisen.“ (Röll, Syst. d. Torfm. Flora 1885, No. 32 und 33.) Ich für mein Teil muss dagegen sagen, dass je länger und eingehender man die Sphagna in der Natur beobachtet und mikroskopisch untersucht, um so mehr stellt sich zur Evidenz heraus, dass es wirklich Merkmale und Charaktereigentüm- lichkeiten der Torfmoose giebt, welche bei gewissen Typen innerhalb bestimmter von der Natur selbst gezogenen Grenzen unveränderlich, also constant sind. Es ist natürlich nicht so leicht, bei der bekannten Polymorphie dieser Gewächse die für einen Artentypus charakte- ristischen und nur ihm gerade zukommenden Merkmale aufzufinden und nachzuspüren, innerhalb welcher Grenzlinien dieselben variiren. So lange man das alte Ehrhart’sche $. acutifolium als nur einem Arten- typus angehörig auffasste, so lange konnte man natürlich auch z. B. von der grossen Inconstanz der Stengelblätter sprechen, jetzt aber, wo festgestellt werden kann, dass die verschieden gestalteten Stengel- blätter auch ganz verschiedenen, wenn auch unter sich ähnlichen Typen zukommen, kann nicht mehr von einer Veränderlichkeit dieser Organe im Sinne Rölls die Rede sein, welcher annimmt, dass sämt- liche Torfmoosarten durch Zwischenformen verbunden sind. Wenn Röll unter diesen Zwischenformen solche Typen versteht, welche Merk- male zweier und mehr Arten in sich vereinigen, so fehlt es daran in der Sphagnologie nicht an Beispielen. In der Acutifoliumgruppe ver- einigt zum Exempel $. Kussowii gewisse Eigenschaften des 8. Girgen- sohnü mit solchen verschiedener anderer Acutifolien. 9. guinguefarium teilt die 5reihige Astbeblätterung mit 8. Warnstorfii Russ. und die allgemeine Gestalt der Stengelblätter mit S. acutifolium; 8. fuscum ähnelt in seinen Astblättern sehr dem #&. ztenellum und in den Stengel- blättern dem $. Warnstorfi u. s. w. Wenn solche Mittel - (Zwischen-) formen von Röll als Uebergangsformen zu bestimmten Arten ange- sehen werden und wenn er daraus folgert, dass bei den Torfmoosen constante Arten überhaupt nicht existiren, so befindet er sieh, ich muss es sagen, doch im Irrtum. Selbstverständlieh werden ja alle bei den Sphagnen aufgestellten Arten nicht gleichen systematischen Wert haben können, und zwar Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose, 85 schon aus dem einfachen Grunde nicht, weil natürlicherweise die einer und derselben Gruppe zugehörenden Species aus naheliegenden Gründen sich viel näher stehen müssen als Arten verschiedener Sec- tionen. So zeigen, um nur einige Beispiele anzuführen, S. tenellum und S. fuscum viel geringere Unterschiede als 8. tenellum und 8. molluscum oder 8. fuscum und 8. subsecundum. Diese Ungleichwertig- keit der Arten wird man aber in der Systematik überall, selbst bei den Phanerogamen finden, wo die Species artenreicher Gattungen nach bestimmten Gesichtspunkten gruppirt worden sind. Ich erinnere nur an die formenreichen Gattungen Rubus, Flieracium, Salix. Von einer Gleichwertigkeit der Arten kann deshalb in der Systematik überhaupt nicht die Rede sein. Trotzdem darf uns das nicht hindern, überall, wo die Natur selbst zwischen den uns entgegentretenden Erscheinungs- formen der Lebewesen bestimmte Grenzlinien gezogen, dieselben als Arten zu betrachten. Die grösste Schwierigkeit beim Studium der Torfmoose erwächst dem Sphagnologen dadurch, dass es jahrelanger unausgesetzter Beobachtungen, Untersuchungen und Vergleichungen bedarf, bevor diese von der Natur gezogenen Grenzlinien zwischen habituell sich oft sehr ähnlichen Formen sicher erkannt werden. Wenn also nach der Ansicht Rölls das Ziel die sphagnologischen Untersuchungen nicht in der Feststellung constanter Arten liegen kann, so komme ich zu entgegengesetztem Resultat: Die sphagno- logischen Untersuchungen, je eingehender und intensiver sie sich ge- stalten, werden und müssen dazu führen, Typen aufzufinden, welche in gewissen Beziehungen innerhalb bestimmter Grenzen ganz constant ‚sind, keine Uebergänge unter einander zeigen und deshalb mit vollem Recht Artentypen repräsentiren. — Da diese Typen nun manchmal nur durch ein einziges anatomisches Merkmal charkterisirt sind, so ist es natürlich unmöglich, die Formenreihen der Torfmoose zum Zweck der Uebersichtlichkeit praktisch durch möglichst leicht erkenn- bare Merkmale abzugrenzen, wie das Röll vorschlägt. (Syst. d. Torfm. Flora 1885, No. 32 und 33.) Wie schwer es oft ist, die wirklich con- stanten Eigentümlichkeiten mancher Typen aufzufinden, das hat mich aufs neue das Studium der Acutifoliumgruppe gelehrt; jetzt, wo die- - selben von Russow und mir sicher erkannt sind, wird es selbstver- ständlich für jemand, der diese Gruppe studiren will, nicht schwer sein, die Artentypen derselben nach den aufgefundenen Merkmalen zu unterscheiden. Mit Leichtigkeit lässt sich z. B. constatiren, ob irgend eine Form der Acutifolien die für S. Warnstorfii so charakteristischen sehr kleinen, starkringigen Poren auf der Rückseite der Astblätter besitzt oder nicht; leicht ist es für 8. fuscum den stets vorhandenen rotbraunen Holzeylinder und die faserlosen zungenförmigen Stengel- blätter nachzuweisen; leicht ist es, bei 8. Russoww sich über die nie fehlenden Poren in den Oberflächenzellen der Stengelrinde und die zungen- 86 C. Warnstorf: förmigen, nur in der Mitte der Spitze gezähnten oder etwas ausge- faserten Stengelblätter zu vergewissern u.s.f. Erkennt man nun in der Systematik Arten in dem Sinne an, dass die für dieselben erkannten Charaktere wirklich constant sind, so müssen auch bei den Torfmoosen alle solche Formen das Artenrecht erhalten, für welche das zweifellos nachgewiesen wird. Die Begrenzung der Torfmoosformen kann deshalb nach meiner Ueberzeugung nicht, wie Röll meint, eine „conventionelle“ sein, da dieselbe eine durch die Natur selbst begründete ist. Aus dem Gesagten geht wohl zur Genüge hervor, dass man der Natur Zwang anthun würde, wollte man bei den Torfmoosen Arten, d.h. Formenreihen mit constanten Merkmalen nicht anerkennen, und wenn auch dieselben innerhalb gewisser Grenzen schwankend sind, so werden dennoch diese Grenzscheiden der einzelnen Typenreihen nicht über- schritten; veränderlich sind die Charaktere nur bei denjenigen Formen, welche demselben Artentypus angehören, diese sind es auch, welche in einander übergehen und deshalb nur als Varietäten aufgefasst zu werden verdienen. Nachdem nunmehr das $. acutifolium Ehrh. in verschiedene Species aufgelöst, ist es eine ganz müssige Frage, wie man dasselbe dem Prioritätsrecht zufolge zu benennen habe. Bekanntlich nennt Lindberg das colleetivische 8. acutifolium 8. nemoreum Scop., weil er aus der kurzen, überaus dürftigen Diagnose des Autors in F]. carniol. ed. 1, p. 161 (1760) et ed. 2, tom. 2, p. 305 (1772) herauslesen zu müssen glaubt, dass dieser Forscher damit nur das bis in die neueste Zeit von den meisten Autoren als S. acutifolium bezeichnete Sphagnum gemeint haben. könne. Auch Dusen sucht in seinem neuen Werke:. Om Sphagnaceernas utbredning i Scandinavien (1837) den allerdings nur negativen Beweis zu erbringen, dass unter 8. acutifolium Ehrh. nur S. nemoreum Scop. zu verstehen sei. Ein Beweis aber, der nur alles das in Betracht zieht, was Scopoli möglichenfalls unter seinem S. nemoreum nicht verstanden haben kann, ist für mich noch kein zwingender, da er auf Speculation und nicht auf wirklichen That- sachen beruht. Dem Ehrhart’schen 8. acutifolium gegenüber befinden wir uns allerdings in ähnlicher Lage, da auch Ehrhart seine Art ge- wiss nicht in dem Sinne verstanden hat, wie wir das heute thun. Allein wenn man bedenkt, wie dieser Name ein Jahrhundert hindurch sich in der Wissenschaft erhalten und deshalb wohl sicher Bürgerrecht erworben, so will mirs als ein Unrecht erscheinen, denselben für einen anderen aufzugeben, von dem keineswegs feststeht, ob er sich in der Bezeichnung des Objects mit ihm deckt. Die Beschreibungen, welche die alten Autoren. von Linne bis Bridel und auch neuere von Sphagnen geben, sind zur sicheren Erkennung einer Art absolut ungenügend. Nun meine ich aber, dass ein Autor, welcher eine Species so unvoll- ständig beschreibt, dass sie mit allen möglichen anderen Formen ver- Die Acutifoliumgrnppe der europäischen Torfmoose. 87 wechselt werden kann, im Grunde genommen keinen Anspruch auf Respectirung seiner Diagnose zu erheben ein Recht hat und man be- geht kein Unrecht, keinen Verstoss gegen das Prioritätsgesetz, wenn man solche ungenügenden Publicationen einfach unbeachtet lässt. Auch neuere Bryologen können nicht verlangen von ihren Nachfolgern respectirt zu werden, wenn ihre Beschreibungen neuer Arten ungenau oder nicht erschöpfend genug sind. Den bisher besprochenen Typen stehen gewissermassen in der Acutifoliumgruppe gegenüber: 9. fimbriatum , 8. Gürgensohnü und 8. molle. Die beiden ersten sich so nahe verwandten Arten zeigen in histologischer Beziehung manche bemerkenswerten Abweichungen, dass ich mirs nicht versagen kann, ihrer mit einigen Worten zu ge- denken. Auffallend sind zunächst die nur bei diesen beiden Arten dieser Section in den oberen, resp. oberen und teilweis seitlichen Partieen der Stengelblätter auftretenden Resorptionserscheinungen, wie sie in ähnlicher Weise z. B. bei 8. Lindbergüi angetroffen werden. Daher kommt es denn auch, dass bei 8. Girgensohni die Stengelblätter höchstens nur am ganzen oberen Rande, bei 8. fimbriatum aber auch noch teil- weis die Seitenränder zerrissen-gefranzt erscheinen. Fasern und Poren finden sich nur an nicht genügend oder unvollkommen ausgebildeten Individuen in den Stengelblättern.) Die Porenbildung in den Ober- flächenzellen der Stengelrinde ist bei beiden Arten die gleiche, d. h. es findet sich in jeder Zelle zumeist nur eine einzige grosse, zart oder stärker beringte Oefinung, ebenso sind auch die Quer- und Seiten- wände der Innenzellen durchbrochen. Auch in Bezug auf die Bildung der Poren in den Astblättern weichen S. fimdriatum und 8. Gürgen- sohndi von den übrigen Arten dieser Gruppe insofern ab, als sie auch auf der Innenseite in der oberen Blattpartie zahlreiche, meist ringlose Löcher aufweisen, die sich mit den auf der Rückseite befindlichen teilweis decken und dadurch auch hier vollkommene Querperforationen der Blattfläche erzeugen, wie sie sich bei den übrigen Acutifolien vor- zugsweise nur in den seitlichen Partieen der Blätter vorfinden. — Dass beide Arten nie eine ins Rötliche gehende Färbung zeigen und sich, genau genommen, ausser durch den Blütenstand nur durch die - Form der Stengelblätter unterscheiden, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Neu dürfte es aber sein, wenn ich mitteile, dass S. Gürgen- sohnü einen mindestens ebenso grossen Formenkreis besitzt, wie 8. acutifolium. Dank dem erneuten Interesse, welches Russow seit zwei Jahren den Torfmoosen wieder zugewandt, ist uns jetzt auch ein Ein- blick zu tbun vergönnt in den wirklich staunenswert grossen Formen- kreis dieses bisher für verhältnismässig wenig variabel gehaltenen $. Gürgensohnit, und, ich darf es sagen, eine grosse Anzahl der mir von 1) Vergl. Schlussbemerkungen S. 123. 88 C. Warnstorf: Russow freundlichst übersandten Formen gehört zu dem Schönsten, was ich an Sphagnen bisher aus Europa sah. — Nun einige Worte über die Stellung des S. molle Sulliv. in der Aentifoliumgruppe. Limpricht war der Erste, welcher dieser schönen Art nach meiner Meinung den richtigen Platz angewiesen, während sie früher gewöhnlich den „Truncata“ zugezählt und neben S. rigidun: eingereiht wurde.!) Allein sie stimmt in Form und Lagerung der grünen Astblatt- zellen, in der Porenbildung der Astblätter, in ihrer Weichheit und in ihrem Gesamthabitus vielmehr mit den Acutifolien überein und zwar oft so sehr, dass es mitunter schwer hält, sie z. B. von unentwickelten Formen des 5. subnitens, dem sie am nächsten steht, mit Sicherheit zu trennen, da, wie bereits erwähnt, dieselben dann auch in ihrem nach der Mitte verbreiterten, bis zur Basis schmal gesäumten Stengel- blättern mit denen des 5, molle täuschende Aehnlichkeit haben. In solchen Fällen entscheidet dann nur der Rand der Astblätter des letzte- ren in der oberen Blatthälfte, welcher stets weitläuftig kleingezähnt erscheint, was ich bisher bei keiner anderen Art der Acutifoliumgruppe beobachtet. — Das 5. molle Sulliv. mit 8. Mülleri Schpr. — 8. mollu- scoides C.Müll. identisch ist, ‘darüber sind wohl jetzt alle Sphagno- logen einig. Nur C. Müller in Halle kann nicht unterlassen, in einer seiner neuesten Publicationen „Sphagnorum novorum descriptio“ Flora 1887 n. 27 u. 28, S. 406, darauf hinzuweisen, dass beide Arten von einander verschieden seien. Er schreibt nämlich wörtlich: „Diese (8. mollusccides) von mir auf den moorigen ‚Heiden der Nordsee-Ebene zuerst entdeckte Art wurde s. Z. von Prof. S. ©. Lindberg in Helsingfors zu S. mo/le Nord-Amerikas gestellt, und obgleich ich ein paarmal öffentlich dagegen auftrat, doch wieder von Neueren dahin gebracht. Sonderbar genug hatte keiner derselben bemerkt, dass #. no’le schon durch „ramuli erecti“ abweicht, während S. mollu- scoides herabhängende Zweige besitzt, wie sich jedermann leicht überzeugen kann, welcher in dem herrlichen Prachtwerke der Icones Muscorum von Sullivant (1564) beide Arten auf 2 besonderen Tafeln abgebildet findet und hier gewahrt, dass der Autor von #. molle, Sullivant nämlich, ausdrücklich seine und meine Art als verschieden erklärt.“ Nachdem von allen neueren Bryologen, wie Lindberg, Braithwaite, Limpricht u. s. w. die Identität beider Arten durch Unter- suchung und Vergleichung der Originale unwiderleglich festgestellt und auch ich mich bereits in „Die europ. Torfmoose“ S. 106—110 (1881) ausführlich hierüber geäussert, muss es um so mehr Wunder nehmen, dass Müller trotz alledem die Thatsache nicht anerkennen- und zugeben will, ja, dass er weiter nichts für seine Ansicht anzu- 1) Vergl. Schlussbemerkungen S. 121. Die Aecutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 39 führen weiss, als die verschiedene Richtung der Aeste beider Arten, welche bei $. mol/e aufrecht, bei 5. molluscoides herabhängend sein sollen. Dass der Autor von 8. molle, Sullivant selbst, beide Arten für verschieden erklärt, beweist noch nichts, da es häufig genug vorgekommen, dass Autoren ihre eigenen Arten in wenig anderer Form nicht wiedererkannt haben. Es wäre deshalb zur Begründung seiner Ansicht erspriesslicher gewesen, wenn Müller, anstatt sich auf einen so nichtigen Unterschied, wie die Richtung der Aeste und die Autorität Sullivants zu berufen, nachgewiesen hätte, in welcher Be- ziehung beide Moose sich anatomisch unterscheiden. Da das nicht geschehen. so darf er sich nicht wundern, wenn man seinen Protest gegen die Vereinigung beider Arten einfach ad acta legt und sich an das hält, was eine genaue mikroskopische Untersuchung jedem Unbe- fangenen und Vorurteilsfreien lehrt, nämlich die unzweifelhafte Zu- sammengehörigkeit derselben. Schliesslich mögen noch einige allgemeine Bemerkungen über die Arten der Acutifolien und die Torfmoose überhaupt hier Platz finden. Bei allen Speeies der in Rede stehenden Gruppe findet sich in den Astblättern in der Mitte über dem Grunde eine kurze oder längere Längsfalte, welche sich unter dem Mikroskop dadurch markirt. dass hier die Hyalinzellen scheinbar verengt sind. Diese Falte reicht mitunter bis zur Blattmitte herauf, und nicht selten zerreisst unten das Blatt an dieser Stelle, wenn man es ablöst. Nur bei 8. Kussowii bemerkte ich mehrere solcher Längsfalten über der Blattbasis. Am ausgeprägtesten findet sich diese eigentümliche Erscheinung in den Astblättern des 8. Görgensohniü, Bussowü und fimbriatum; aber auch bei den Arten der Sguarrosum- und Ouspidatumgruppe kehrt sie wieder. Diese Falten erweisen sich bei starker Vergrösserung auf der Rück- seite der Blätter als zarte Furchen, während sich auf der Innenfläche an dieser Stelle eine entsprechende Erhöhung zeigt, was leicht durch eine kleine Hebung oder Senkung des Tubus wahrgenommen werden kann. Während nun die stark nach innen eingerollten Blattränder der Spitze diese selbst zu einer Capillarröhre umwandeln, in welcher das Wasser schnell nach dem mittleren Teil des Blattes geleitet wird, zerlegt die Falte den basalen Teil gleichsam in 2 Hohlräume, in denen sich natürlich das Wasser schneller verbreiten wird, als wenn es auf einmal sich über die ganze Blattfläche auszubreiten ge- zwungen wäre. Bei einigen Arten z. B. 5. Wulfii, sind die Hyalinzellen, wie Russow gefunden, bedeutend enger in der Blattfalte als in den übrigen Teilen des Blattes. — Dass bei vielen Sphagnen die Wasser- leitung in den abstehenden Aesten zuerst und am schnellsten an den Blatträndern erfolgt, wie Oltmanns in „Ueber die Wasserbewegung in der Moospflanze“ (Inaugural-Dissertation 1884) hervorhebt, hat mit darin seinen Grund, dass z. B. in der Acutifolium- und Uymbifolium- 90 C. Warnstorf: gruppe die hyalinen Zellen besonders in der Nähe der Seitenränder auch auf der Blattinnenfläche grosse Poren besitzen, während die übrigen Teile derselben armporiger sind. Allein mehr noch als die Längsfalten in den Astblättern mancher Torfmoose, verdienen die in den Membranen der Hyalinzellen aller Blätter in grösserer oder geringerer Zahl vorkommenden Fältchen unsere Beachtung. Dieselben sind äusserst zart und markiren sich bei 600facher Vergrösserung unter dem Glase als dunkle, mehr oder weniger gebogene, in verschiedener Richtung die Membranen der hyalinen Zellen durchziehende Linien, die, wenn sie mehr oder weniger mit den Fasern parallel laufen, leicht für diese selbst gehalten werden können. Häufig liegen sie indessen auch so, dass sie die Faserringe fast rechtwinkelig oder schiefwinkelig schneiden. Russow glaubt, dass sich diese Membranfältehen durch Contraction gebildet haben. — Hinsichtlich der Bildung der am Rande stets nach innen eingerollten Blattspitze sei für die Arten der Acutifoliumgruppe bemerkt, dass die- selbe keineswegs, wie gewöhnlich angegeben wird, quergestutzt er- scheint, sondern fast immer, wenn auch in verschiedenem Grade, zu- gerundet ist. Als wirklich quergestutzt kann man sie nur ansehen, so lange sie nicht flach ausgebreitet wird, geschieht das aber, so er- scheinen in der Regel die mittleren Zähne grösser und höher als die seitlichen; thatsächlich quergestutzt kann man die Spitze also nur dann nennen, wenn bei der Aufrollung der Ränder die Spitzen der Zähne in einer zur Längsachse des Blattes rechtwinkelig stehenden Linie liegen. — Um die Porenverhältnisse der Sphagna, welche auf beiden Blatt- flächen fast immer verschieden sind, richtig würdigen zu können, ist es notwendig, Tincetionsmittel anzuwenden. Ich verwende auf Empfeh- lung Russows zu diesem Zwecke seit langer Zeit eine concentrirte Lösung von Methyl-Violett, welche ich allen Sphagnologen nur empfehlen kann. Es treten dann erst auch diejenigen Oeffnungen in der Zellmembran hervor, welche keinen Faserring besitzen. Da letztere Art der Poren besonders in der Ouspidatumgruppe vorkommt, so ist eine Orientirung über Porenbildung hier ohne Anwendung von Färbemitteln absolut unmöglich. Bei Arten, wo die Oeffnungen in der Stengelrinde un- regelmässig und mehr vereinzelt auftreten, erscheint eine Tinction der Rindenzellen nicht minder geboten. — Endlich noch einige Worte über das Vorkommen der Schimper’- schen Mikrosporen bei den Sphagnen. Da dieselben seit Schimper niemand wieder aufgefunden, so war es erklärlich, dass man in neuester Zeit sie überhaupt in Frage stellen konnte. Dass dieselben aber wirklich existiren und in besonderen kleineren Kapseln oder auch gemeinschaftlich mit den Makrosporen in grossen Sporogonen und zwar gar nicht so selten vorkommen, :wie man wohl geglaubt Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose, 91 hat und noch glaubt, darüber habe ich mich an anderen Orten!) schon früher ausgesprochen. An dieser Stelle will ich nur noch bemerken, dass ich diese kleinen Polyedersporen bei folgenden Arten der Aeutz- foliumgruppe angetroffen habe: 1. bei 9. acutifolium (Neu-Ruppin); 2. 8. tenellum (Hannover, Pyrenäen); 3. $. Zussowii (Steiermark); 4. 8. Gürgensohnü (Steiermark); bei letzterer Art hat sie auch Russow an Exemplaren aus Esthland gesehen. Auf keinen Fall sind diese kleinen Sporen, wie Stephani vermutet, Pilzsporen, sondern sie er- zeugen, wie ich annehme, die & Pflanzen. Uebersicht der Arten in der Acutifoliumgruppe. A, Stengelblätter im oberen Teile mit vollständig resorbirten Zellmembranen. a. Stengelblätter nach oben verbreitert, spatelförmig, Membranen der Hyalinzellen nicht nur in der Spitze, sondern teilweis die Seiten- ränder herab resorbirt und daher dort am Rande zerrissen - gefranzt; Oberflächenzellen der Rinde meist mit je 1, selten 2 grossen beringten Poren; einhäusig, & Aeste hellgelbbräunlich. 1. 8. fimbriatum Wils. b. Stengelblätter nach oben nicht, sehr selten wenig verbreitert, mit ausgeschweiften Seitenrändern, zungen- bis zungenspatelförmig; Hyalinzellen bloss in der Spitze des Blattes mit resorbirten Mem- branen und daher nur hier zerrissen-gefranzt. Oberflächenzellen der Rinde meist mit je 1, selten 2 beringten Poren; zweihäusig; & Aeste wie bei S. Jimbriatum. 2. 8. Girgensohnii Russ. B. Stengelblätter nirgends mit vollkommen resorbirten Zellmem- branen und daher an der Spitze meist gezähnt. a. Stengelblätter nach oben nicht oder wenig verschmälert, mit abgerundeter, öfter kappenförmig- eingerollter Spitze, welche mitunter zart ausgefasert ist; zungenförmig, der breite Saum nach unten stark verbreitert. a. Stengelblätter gross, breit-zungenförmig, meist ganz fsser- und porenlos, nur in der Mitte der Spitze gezähnt oder ein wenig aus- gefasert; Hyalinzellen in der oberen Blattpartie rhombisch, mit zahl- reichen Membranfältehen; nicht jede Oberflächenzelle mit 1 Pore; Poren unberingt; meist zwei-, selten einhäusig, & Aeste rot 3. 8. Russowii Warnst. ß. Stengelblätter kleiner, zungenförmig, an der abgerundeten Spitze zart ausgefasert oder hier plötzlich zu einem kleinen kappen- förmigen Spitzchen zusammengezogen, fast ausnahmslos ohne Fasern 1) Vgl. Abh. Bot. Verein Brandenb. 1885. S. 181. 92 C. Warnstorf: und Poren; Oberflächenzellen der Rinde porenlos; Holzkörper stets rotbraun, wie auch häufig die ganze Pflanze; zweihäusig, & Aeste bräunlich. 4. 5. fuscum (Schpr.) Klinggr. y. Stengelblätter bald grösser bald kleiner, an der Spitze durch Umrollung der Ränder meist kappenförmig, Hyalinzellen vielfach ge- teilt, faserlos oder in der oberen Partie fibrös; Astblätter häufig ein- seitswendig; Holzkörper verschieden gefärbt, aber nie braun; meist zwei-, selten einhäusig, & Aestchen rot. 5. S. tenellum (Schpr.) Klinggr. ö. Stengelblätter klein, zungenförmig; Hyalinzellen weniger häufig geteilt, faserlos oder nur gegen die Spitze zart fibrös; Astblätter häufig ausgezeichnet 5reihig, meist bogig aufrecht-abstehend, seltener zum Teil schwach einseitswendig; die unteren und mittleren auf der Rückseite in der oberen Hälfte mit sehr kleinen, runden, starkringigen Poren; Holzkörper verschiedenfarbig, aber nie braun; zweihäusig, & Aeste rot. 6. S. Warnstorfii Russ. b. Stengelblätter am Grunde am breitesten, nach oben deutlich verschmälert, daher mehr oder weniger gleichschenkelig - dreieckig, mit meist eingerollter, gestutzter und gezähnter Spitze; Saum nach unten stark verbreitert. i a, Stengelblätter mit oder ohne Fasern in der oberen Hälfte; Oberflächenzellen der Rinde mit sehr vereinzelten, unregelmässig auf- tretenden ringlosen Poren, Holzkörper nie rot oder braun, gewöhnlich gelblich oder grün. Astblätter meist ausgezeichnet, 5reihig, anliegend oder bogig abstehend, in der Regel ein-, selten zweihäusig; & Aest- chen rot. 7. S. quinguefarium (Braithw.) Warnst. ß. Stengelblätter meist in der oberen Hälfte und weiter herab mit zahlreichen Fasern und Poren, aber auch öfter an demselben Stämmchen armfaserig bis ganz faserfrei; dreieckig -zungenförmig, mit nicht oder wenig vorgezogener, gestutzter und gezähnter Spitze; Oberflächenzellen der Rinde ohne Poren. Holzkörper verschieden ge- färbt, häufig rot, nie braun; Astblätter nie 5reihig, anliegend, trocken glanzlos; meist einhäusig; & Aestchen rot. 8. 5. acutifolium Ehrh. ex parte. y. Stengelblätter gross, gleichsehenkelig-dreickig, in eine kürzere oder längere gestutzte und gezähnte, am Rande meist eingerollte Spitze vorgezogen; Saum breit und nach unten stark verbreitert; Hyalinzellen in der Regel vollkommen faserlos, seltener in der Spitze mit Faser- anfängen, vielfach geteilt und mit Membranfältchen; Holzkörper ver- schieden gefärbt. Astblätter verhältnismässig gross, trocken glänzend, Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 95 meist locker gelagert, mit oft bogig aufrecht-abstehenden bis sparrigen Spitzen. Meist ein-, selten zweihäusig, & Aestchen rot. 9. 8. subnitens Russ. et Warnst. c. Stengelblätter aus schmaler Basis nach der Mitte verbreitert und in eine längere oder kürzere, breit gestutzte und gezähnte Spitze auslaufend; Saum schmal und bis zum Grunde fast gleich breit; mit oder ohne Fasern im oberen Teile; Holzkörper stets gelblich; Astblätter locker gelagert, etwas glänzend, am oberen Rande klein und weit- läuftig gezähnt; einhäusig, & Aestchen blassrötlich. 10. 8. molle Sulliv. Beschreibung der Arten. 1. 8. fimbriatum Wils. in Hook. flor. antaret. p. 398 (1847). Synonym: 8. teres Var. concinnum Berggr. in V.-Ak. Handl. 13, n. 7, “p. 94, et n. 8, p. 40 (1875). Sammlungen : Breutel, Muse. frond. n. 26. Berggren, Muse. spitzb. exs. n. 159b. Braithw., Sphagnoth. brit. n. 43, 44. Ehrhart, Pl. erypt. dec. 8, n. 12 im bot. Mus. zu Upsala als S. acutifolium (teste Dusen). Gravet, Sphagnoth. belg. n. 11—14. Limpricht, Bryoth. sil. n. 97a et b. H. Müller, Westf. Laubm. n. 234, 421. Rabenhorst, Bryoth. eur. n. 201. Wilson, Muse. brit. n. 10. Warnstorf, Märk. Laubm. n. 201. — — Sphagnoth. eur. n 31, 32, 79—81, 169. — — Samml. europ. Torfm n. 25. In lockeren hohen oder niedrigeren dichten, oben gewöhnlich graugrünen, oder gelblichen, seltener ganz bleichen oder braunen Rasen, niemals rot. Pflanzen meist schlank und gracil, vom Habitus eines zierlichen 5. acutifolium oder S. Girgensohnü. Holzeylinder stets bleichgrün oder gelblich, niemals rot. Stengelrinde 2—3 schichtig, Oberflächenzellen meist etwas weiter und mit je 1, seltener mit 2 beringten Poren, Quer- und Seitenwände der inneren Zellen ebenfalls porös. Stengelblätter gross, aus verschmälerter Basis nach oben all- mählich verbreitert und abgerundet, daher spatelförmig, durch Resorption der Zellmembranen in der ganzen oberen Hälfte nicht nur am oberen, sondern auch teilweis an den Seitenrändern herab zerrissen-gefranzt; Hyalinzellen im apicalen Blattteile sehr weit, rhombisch, häufig mehr- fach geteilt, fast ausnahmslos faser- und porenlos; Saum nach unten 94 GC. Warnstorf: stark verbreitert, die sehr engen Zellen mit getüpfelten Wänden; Oehrchen sehr klein. } Astbüschel je nach dem Standort der Pflanze bald entfernt, bald dicht stehend, aus 3—4 Aestchen gebildet, von denen 2 stärkere ab- stehen, die übrigen dem Stengel angedrückt sind; erstere meist dünn, lang und zugespitzt und sichelförmig herabgebogen, seitener kürzer und bogig-aufstrebend (anoklad) oder steif aufrecht (orthoklad).!) Ast- blätter dicht anliegend oder mit abgebogener bis sparriger Spitze; ei-lanzettlich, schmal-gesäumt und an der am Rande nach innen ein- gerollten, abgerundet-gestutzten Spitze gezähnt; in der Mitte über dem Grunde mit einer Längsfalte. Hyalinzellen mit auffallend ent- fernt stehenden Faserringen, auf der Innenfläche in der oberen Blatt- hälfte sowie in der Nähe der Seitenränder mit zahlreichen grossen, meist zwischen den Fasern stehenden, ringlosen Poren; auf der Aussenfläche die Poren zahlreicher, von der Spitze bis zur Basis all- mählich grösser werdend: die obersten starkringig, die mittleren mit schwächeren Ringen, die unteren ringlos und in der Mitte der Zell- wände, die übrigen halbelliptisch dicht an den Commissuren; Innen- und Aussenporen sich z. T. deckend, wodurch in der oberen Hälfte des Blattes sowie in der Nähe der Seitenränder vollkommene Quer- perforationen in der Blattfläche entstehen; Membranen mit zahlreichen Fältchen. Porenbildung in den Blättern der hängenden Zweige ähn- lich, nur auf der Aussenseite auch in der Spitze mit grossen Löchern. Retortenzellen der Astrinde mit nicht abgebogenem Halse, oben mit einer grossen Oeffnung, aber auch oft tiefer mit einer kleinen Pore. Chlorophyllzellen im Querschnitt gleichschenkelig-trapezisch, auf der inneren Blattfläche zwischen die hyalinen Zellen eingeschoben und auf beiden Seiten freiliegend; Hyalinzellen auf der Aussenseite stärker convex. Einhäusig; & Aestchen im Antheridien tragenden Teile keulig verdickt, anfangs gelblich , später hellbräunlich, nie rot; Tragblätter eiförmig, oben plötzlich in eine kurze, gestutzte und gezähnte Spitze zusammengezogen; Porenbildung wie in den übrigen Astblättern, in der Mitte über dem Grunde fast regelmässig faser- und porenlos. Fruchtastblätter gross, zungen-spatelförmig, unten nur aus lang- gestreckten, rectangularen, getüpfelten Chlorophylizellen, oben aus beiderlei Zellen gewebt; Hyalinzellen in der Spitze mitunter gross, rhombisch, vielfach geteilt und mit resorbirten Membranen, deshalb die Spitze selbst öfter zerrissen-gefranzt; meist aber der apicale Teil des Blattes zu einem kappenförmigen Spitzchen zusammengezogen und dann nur aus kleinen, etwas gewundenen grünen Zellen gebildet; stets faser- und porenlos; Saum sehr breit; Oehrehen klein; Kapseln gross, entleert urnenförmig, auf bis 4 cm langen Pseudopodien empor- gehoben. Makrosporen schön gelbbraun, glatt, 0,025—0,030 mm diam. — 1) Vgl. S. 122. Die Acutifoliumgruppe der europäischen T'orfmoose. 95 Während $. Görgensohnii in der Ebene im allgemeinen selten, !) im Gebirge dagegen häufig auftritt, ist 5. fimbriatum umgekehrt eine Pflanze, welche vorzugsweise der Tiefebene angehört und nur ausnahms- weise aus höheren Lagen in Deutschland z. B. aus den Sudeten bei einer Meereshöhe von 740 m bekannt ist. Sie liebt schattige Waldsümpfe, Sumpfränder der Seen, Erlenbrüche, verlassene Thongruben u. s. w. und ist nur verhältnismässig wenigen Abänderungen unterworfen. Am auf- fallendsten erscheint von allen bekannten Formen die var. arcticum Jensen mit kurzen, sehr dieht gedrängten, häufig aufrechten Aesten, dicht anliegenden kürzeren Blättern, blasser oder brauner Färbung und compactem Wuchs, wie ich das Moos bisher nur aus Lappland und Grönland sah. Nicht minder auffallend ist var. squarrosulum H. Müller, eine zarte, grüne Form mit in der oberen Hälfte sparrig- abstehenden Blättern, welche 8. teres var. squarrosulum sehr ähnlich ist und von dieser Form ausser durch die Gestalt der Stengelblätter, sowie durch die Rindenporen sofort zu unterscheiden ist. Ich unterscheide gegenwärtig 3 Hauptformen: 1. var. robustum Braithw., wozu als sehr laxe, langästige, bleiche Form var. flagelli- ‚forme W. zu ziehen ist. 2. var. tenue Grav., wozu var. spuarrosulum H.Müll. mit sparriger Beblätterung, var. submersum als untergetauchte, schwimmende Form, var. compactum W., eine dichtrassige Form und var. strietum Grav. mit aufstrebenden, abstehenden Aesten gehören und 3. var. arcticum Jens. Auch bei dieser Art trifft man Formen, welche die Differen- zirung zwischen Ast- und Stengelblättern noch nicht vollkommen beendigt haben, und die deshalb als noch nicht genügend entwickelte Individuen keinen Anspruch auf besondere Varietäten machen können. Hierher gehört z. B. meine var. firosum, welche am unteren Teile Stengelblätter trägt, welche sich nach oben noch nicht verbreitert haben, nur an der Spitze ausgefasert und im oberen Teile bis weit die Seitenränder herab mit zahlreichen Poren und Fasern versehen sind, kurz, welehe sowohl nach Form wie nach Zellnetz immer noch sehr an die Astblätter erinnern. — . fimbriatum wurde für Deutsch- land zuerst von Schimper 1858 nachgewiesen. — 2. 8. Girgensohnii Russ. Beitr. S. 46, n. 2 (1865). Synonyme: 8. acutifolium & tenue Bryol. germ. 1, p. 22 (1823). 8. fimbriatum var. majus A.Braun in Hrb. S. fimbriatum var. strictum Lindb. Torfm. byggn. p. 138 (1862). S. strictum Lindb. in Act. soc. sc. fenn. 10, p. 265 (1572). S. acutifolium var. fallax Warnst. z. T. Eur. Torfm. 5. 42 (1881). S. Warnstorfi Röll z. T. in Syst. d. Torfm. Flora 1586. 1) Eine Ausnahme machen die Ebenen höherer Breiten; so ist z. B. die Pflanze in den russischen Ostseeprovinzen Livland und Esthland sehr häufig. rr 96 C. Marnstore Sammlungen: Braithw. Sphagnoth. brit. n. 42a. Brotherus, Muse. fenn. n. 99. Gravet, Sphagnoth. belg. n. 2, 3, 5, 7, 8, 9. Limpricht, Bryoth. sil. n. 48. Rabenhorst, Bryoth. eur. n. 201b, 718, 801, 1151. Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 33, 82, 155, 170. — — Samml. europ. Torfm. n. 26—58 Zartere Formen dem $. fimbriatum, kräftigere den grünen oder bleichen Formen des 8. Russowii zum Verwechseln ähnlich. In lockeren _ oder dichteren, höheren oder niedrigeren, grau-. bläulich-, gelbgrünen, strohgelben, semmelbraunen oder ganz bleichen Rasen, Pflanzen nie rot, und trocken gewöhnlich etwas starr. Holzkörper stets gelblich oder bleich, nie rot. Stengelrinde 3-—4-, seltener 2—-3schichtig; Oberflächenzellen mit 1, seltener mit 2—3 meist beringten Poren; Quer- und Seitenwände der Innenzellen ebenfalls porös. Stengelblätter bald grösser, bald kleiner, mit schwach ausge- schweiften Seitenrändern, nach oben nicht oder (sehr selten) etwas verbreitert, daher zungen- bis zungen-spatelförmig, meist an der ganzen, breit abgerundeten Spitze ausgefranzt, breit gesäumt, Saum nach der Basis durch sehr enge getüpfelte Zellen verbreitert, obere Hyalinzellen breit-rhombisch, wenig geteilt, mit resorbirten Mem- branen; Faseranfänge und vereinzelte Poren sehr selten in der Blatt- mitte, besonders in der Nähe der Ränder, hier auch mitunter mit Pseudofibrillen!), in der Regel ganz ohne beide. Aeste zu 3—5 in einem Büschel, 2—3 stärkere abstehend, meist verlängert und sichelförmig berabgebogen oder kürzer und wenig ab- wärts gebogen, aufstrebend oder steif aufrecht. Retortenzellen der Astrinde mit nicht oder sehr wenig abgebogenem Halse, oben mit einer grossen Oeffinung und manchmal in der Mitte noch mit einer unberingten Pore. Astblätter nach Form und Zellnetz denen der vorigen Art ähnlich, eilanzettlich, an der abgerundet-gestutzten Spitze gezähnt und nach innen umgerollt, schmal gesäumt, unten in der Mitte über dem Grunde mit einer Falte, Hyalinzellen mit Membran- fältchen und entfernten Faserringen. Porenbildung in den Blättern sämtlicher Aeste wie bei 5. fimbriatum, Chlorophylizellen im Querschnitt kurz gleichschenkelig-trapezisch, auf der Blattinnenfläche zwischen die hyalinen Zellen gelagert und beiderseits freiliegend; letztere auf der Aussenseite stärker convex. Zweihäusig; & Aeste im Antheridien tragenden Teile verdickt, hellbräunlich, niemals rot. Tragblätter etwas breiter und kürzer als die der sterilen Zweige, oben in eine kurze, am Rande nach innen 1) Vergl. Schlussbemerkungen $. 123. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 9N eingerollte, gezähnte Spitze zusammengezogen, im unteren Teile faser- und porenlos. — Obere (innere) Fruchtastblätter gross, breit-oval, in eine ver- schmälerte, breit-gestutzte und schwach ausgerandete Spitze vorge- zogen, breit-gesäumt; im unteren Teile nur mit langen, rectangulären getüpfelten Chlorophylizellen, im mittleren und oberen Teile mit beider- lei Zellen, die Spitze selbst wieder nur meist aus kleinen, wurm- förmigen grünen Zellen gebildet; stets ohne Fasern und Poren. Oehr- chen sehr klein. — Kapseln gross, auf längeren oder kürzeren Pseudopodien emporgehoben; Sporen von zweierlei Art; Makrosporen gelbbraun, glatt, 0,030—0,033 mm, nach Limpricht ockergelb, ge- körnelt und 0,021—0,024 mm diam. Mikrosporen bisher nur von mir in Makrosporogonen gemeinsam mit den grossen Tetraedersporen an- getroffen; dieselben sind sphaerisch-polyedrisch, die Polyederflächen unregelmässig 5—6eckig und messen 0,015—0,01s mm. Früchte sehr selten. — Diese schöne Art, welche für Deutschland zuerst von Russow 1865 nachgewiesen wurde, ist eine echte Waldpflanze. Sie liebt be- sonders feuchte, moorige Tannenwälder und ist in der Ebene im all- gemeinen selten, gehört aber in der Berg- und alpinen Region zu den häufigeren Arten. In den Steierischen Alpen steigt sie nach Breidler bis 2300, in den Rhätisehen nach Pfeffer bis 2400 m empor. Ihre höchste Entwickelung scheint diese Art indessen in Skandinavien und Nord-Russland zu erlangen, wo sie auch einen bisher kaum geahnten Formenreichtum entwickelt. Von den in Syst. d. Torfm. von Röll aufgeführten 18 Varietäten und zahlreichen Formen habe ich z. T. keine rechte Vorstellung, da ich sie im Original nicht gesehen, glaube aber, dass viele derselben als zu einer Varietät gehörend betrachtet werden müssen. Wenn Röll meint, dass 5. Girgensohnü in sein >. Warnstorfi und robustum überginge, so muss ich das entschieden ver- neinen. Natürlich wenn er z. B. in 8. Warnstorfü Röll var aurieu- latum (Warnst.), var. pseudo-strietiforme, var. fallax f. squarrosa, f. deflexa, f. teres, var. strictum nicht als wahres S. robustum (8. Russowi) erkannt hat und in Var. pallens f. flavescens, f. Roederi, var. sub- fibrosum und var. fibrosum das S. Girgensohnü, so kann man sich nicht wundern, wenn er Uebergänge zwischen 8. Warnstorfi und robustum einerseits und 8. Gergensohndi andrerseits zu sehen glaubt die thatsächlich nicht vorhanden sind. Die Formen sudfibrosum und ‚fibrosum müssen als noch nicht genügend entwickelte Formen von S. Gürgensohnü betrachtet werden, deren Stengel- und Astblätter noch nicht vollkommen differenzirt sind. Das s. Russowü ist ja, besonders in seinen grünen, gelblichen oder bleichen Formen, dem S. Gürgen- sohnii habituell ausserordentlich ähnlich; allein, ich wiederhole es, es finden sich keine Uebergänge zwischen beiden. Ersteres besitzt stets Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb, XXX. Ü 98 C. Warnstorf: in allen seinen vollkommen entwickelten Formen grosse, zungen- förmige Stengelblätter, welche immer nur in der Mitte der breit-ab- gerundeten Spitze gezähnt oder etwas ausgefasert sind, im oberen Teile weite, rhombische Hyalinzellen ohne resorbirte Membranen, aber mit zahlreichen Membranfältchen zeigen und bald mit, bald ohne Fasern vorkommen. Die ringlosen Rindenporen treten in den Ober- flächenzellen immer mehr vereinzelt auf, und die Antheridienäste sind ohne Ausnahme in verschiedenen Nuancen rot. S. Gürgensohniüi dagegen hat in allen seinen ausgebildeten Formen immer an der ganzen breit-abgerundeten Spitze Fransen, welche durch Resorption der Membranen in den oberen‘Hyalinzellen entstanden sind, zeigt des- halb in den letzteren nie jene eigentümlichen Membranfältehen, welche für die Stengelblätter des S. Russowü so charakteristisch sind, und nie Fasern. Ferner sind die Poren in den Oberflächenzellen der Rinde ausnahmslos zahlreicher und die & Aeste nie rot. Wahrlich Unter- schiede genug, um beide Arten mit Sicherheit stets auseinander halten zu können. — Den höchsten Grad der Vielgestaltigkeit scheint 8. Girgensohnü in den Waldmooren Esthlands erreicht zu haben, woselbst Russow im vorigen und in diesem Jahre auf der Halbinsel „Kasperwiek“ eine grosse Anzahl neuer, zum Teil überaus prachtvoller Formen in grosser Menge gesammelt und mir gütigst mitgeteilt hat. Ueber dieselben wird er selbst an anderer Stelle ausführlich berichten, bemerken will ich nur, dass unter seinen Varietäten: hydrophilum, coryphaeum, spicatum, stachyodes, spectabile u. s. w. Formen sich finden, welche durch ihre Schönheit alles in den Schatten stellen, was ich bisher aus Europa und Nord-Amerika von 8, Girgensohnii gesehen habe. 3.8. Russowii Warnst. Hedw. 1886, Hft. VI, S. 225. Synonyme: 5. acutifolium var. robustum Russ. Beitr. S. 39 (1865). 8. acutifolium var. roseum Limpr. Milde, Bryol. sil. S. 382 (1869). S. acutifolium var. fallae Warnst. z. T. Eur. Torfm. S. 42 (18381); var. polyphyllum Warnst. Flora 1882, S. 206; var. decipiens et Hagelliforme Grav. in litt. (1883); var. strieiforme Warnst. Flora 1833, S. 373. S. acutiforme var. auriculatum Warnst. Hedw. 1884, S. 117; var. elegans Schlieph. in litt. (1884). S. Gürgensohnäü var. = roseum Limpr. Kryptogamenfl. v. Deutschl. 4. Bd., S. 109 (1885); var. majus Röll in litt. ad Schlieph. (1885). S. Wilsoni Röll var. roseum (Limpr.) Röll, Syst. d. Torfm. in Flora 1886. 8. Warnstorfi, Röll var. auriceulatum (Warnst.), Var. strietiforme (Warnst.), var. polyphyllum (Warnst.), var. fallax (Warnst.) Die Acutifohumgruppe der europäischen Torfmoose. +) 2. T., f. deflexa Röll, f. sguarrosa Röll, f. teres Röll,, var. strietum Röll, var. fimbriatum (Warnst.). Flora 1386; var. pseudo-strictiforme Röll in litt., var. tenellum Röll in litt. S. robustum (Russ.) Röll, Flora 1886, ob alle Formen? Sammlungen: Braithw., Sphagnoth. brit. n. 42b pl. &: e HH. Müller, Westf. Laubm. n. 227. Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 57, 151, 152, 155. — — Samml. europ. Torfm. 59—61. Gesamthabitus sehr verschieden, ebenso die Färbung. Pflanzen im allgemeinen stattlich und kräftig, von der Statur eines S. Gürgen- 'sohnil und diesem auch am ähnlichsten; in lockeren und tiefen oder in diehten und niedrigen, bleichen, gelblich-grünen, ganz grünen, bräunlich-gelben, violett-, rosen- und purpurroten Rasen. Holzkörper meist rot, seltener bleich. Stengelrinde ungleichmässig 2—3- oder 3—4schichtig; Ober- flächenzellen mit vereinzelten, uuregelmässig, verteilten kleinen oder grossen, ringlosen Poren; Innenzellen mit zahlreichen kleinen Löchern. Stengelblätter gross, breit-zungenförmig, mit etwas ausgeschweiften Seitenrändern, an der breit abgerundeten Spitze nur in der Mitte ge- zähnt oder etwas ausgefasert; Saum nach unten stark verbreitert; obere Hyalinzellen im oberen Teile der Blätter gross, breit-rhombisch, meist nicht quergeteilt, aber mit zarten Membranfältchen, alle hyalinen Zellen mit Membranverdünnungen, welche selten an den Rändern gegen die Spitze in einzelne Lücken übergehen; meist faser- und porenlos, seltener unter der Spitze fibrös. Astbüschel 4—Dästig, entfernt oder dichtgedrängt, 2—3 stärkere Aestchen abstehend, zurückgebogen, wagerecht ausgebreitet, bogig oder steif aufrecht, bald länger, bald kürzer, die hängenden sehr lang und dicht dem Stengel angedrückt. Retortenzellen der Rinde mit wenig abgebogenem Halse, oben stets, öfter aber auch in der Mitte mit einer grossen Pore. Astblätter dicht oder locker gelagert, meist mit etwas abgebogener, seltener fast sparriger Spitze, sehr selten fast einseitswendig, lanzettlich, schmal gesäumt, am oberen Rande nach innen eingerollt und an der quer- oder rundlich-gestutzten Spitze ge- zähnt; über dem Grunde mit 2—3 Falten und die Hyalinzellen mit Membranfältchen; Porenbildung auf beiden Blattseiten ähnlich wie bei 8. Gürgensohnit. Chlorophylizellen im Querschnitt gleichschenklig-dreieckig bis paralleltrapezisch, auf der Blattinnenseite zwischen die hier schwach convexen Hyalinzellen geschoben und dort freiliegend, auf der Aussen- seite von den hier viel stärker convexen hyalinen Zellen umschlossen oder frei. Zweihäusig, selten einhäusig; & Aeste im Antheridien tragenden Teile Keulig-verdickt, stets violett- oder purpurrot; Tragblätter nach 7* 100 C. Warnstorf: Form, Zell- und Porenbildung von den übrigen Astblättern nicht ver- schieden, meist bis zum Grunde mit Fasern, seltener einzelne Zellen über der Basis ohne solche, Fruchtastblätter wie bei voriger, mitunter rot. Sporen von zweierlei Art; Mikrosporen in besonderen kleineren Kapseln, kugelig, ohne Polyederflächen (ob immer?), glatt und gelb 0,012—0,015 mm, Makrosporen 0,021—0,025, aber auch 0,031—0,033 mm diam., ebenfalls glatt und gelb. — Früchte selten. S. Russowii liebt ähnliche Localitäten wie 5. Gurgensohnit und kommt gar nicht selten mit diesem in innigster Gemeinschaft vor. Es ist, wie dieses, in der norddeutschen Ebene selten, aber im Ge- birge und in Nord-Europa häufiger; gemein ist es besonders in Esih- land, woselbst es von Russow in neuerer Zeit in zahlreichen und überraschend schönen Formen aufgenommen wurde. Ihm verdanke ich auch die speeielle Kenntnis des grossen Formenkreises dieser Art. Sie ist mir ausserdem bekannt aus Lappland, Dänemark, England, Belgien, Frankreich (Pyrenäen), Deutschland, der Schweiz, Kärnthen, der Tatra u. s. w. In der letzteren kommt es in einer Höhe von 1800 m vor, desgleichen auch in den Rhätischen Alpen; in den Kärnthner Alpen beobachtete es Breidler sogar noch bei 2000 m Meereshöhe. — Ueber die neuerdings von Russow aufgestellten Varietäten: poeeilum, rhodochroum, Girgensohnioides und ihre zahlreichen Formen wird der Autor selbst an anderer Stelle ausführliche Mitteilungen machen, hervorgehoben mag nur werden, dass dieselben auf die bei dieser Art vorkommenden Farbentöne der Rasen in erster Linie ge- sründet sind. Dadurch, dass Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. S. 109 seine Var. roseum = S. Russowü zu S. Gürgensohnii zieht, wird der Charakter der letzteren verwischt, und schon aus diesem Grunde empfiehlt es sich nicht, beide Typen, die sich allerdings in mancher Beziehung nahe stehen, zu vereinigen. S. Russowii bildet einen grossen Formenkreis für sich, wie auch $. Girgensohniil einen solchen besitzt, und beide werden, das mag noch einmal hervorgehoben werden, durch keine Uebergänge mit einander verbunden. Beide Typenreihen sind durch mehr Charaktereigentümlichkeiten von einander getrennt, als S. Gürgensohnü von 8. fimbriatum. — 4. S. fuscum (Schpr.) Klinggr. Beschr. d. i. Preussen gef. Art. u. Varr. d. Gatt. Sphagnum. (Schrft. d. phys.-ök. Ges. i. Königsb. 13, P.1. > 4n.3) (1872). Synonyme: 5. acutifohiuum var. fuscum Schpr. Entw.-gesch. d. Torfm. S. 57, tab. 13, fig. = (1858). Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose, 101 S. acutifolium var. fuscescens et fusco-luteum A.Braun in Herb. (1868). S. acutiforme var. fuscum (Schpr.) Schlieph. et Warnst. Flora (1884). Sammlungen: Rabenhorst, Bryoth. eur. n. 710. Braithw., Sphagnoth. brit. n. 39. Warnstorf, Märk. Laubm. n. 125. — — Sphagnoth. eur. n. 1, 2. — — Samml. europ. Torfm. n. 67. In dichten oder lockeren ausgedehnten, öfter polsterförmigen Rasen. Färbung meist ein eigentümliches Graugrün mit Braun unter- mischt oder rötlichbraun, seltener bleich oder grün. Stengel je nach dem Standort höher oder niedriger, meist schlank und gracil wie S. tenellum und 8. Warnstorfi Russ. Holzeylinder stets rotbraun mit sehr dickwandigen Markzellen. Stengelrinde ungleichmässig 3—4-, selten bis 5schichtig, aus mittelweiten, dünnwandigen Zellen gewebt; Oberflächenzellen nach aussen nicht perforirt; Innenzellen mit kleinen Löchern. Stengelblätter meist klein, zungenförmig, oft an der abgerundeten Spitze plötzlich zu einem kleinen kappenförmigen Spitzchen zu- sammengezogen und hier in der Regel etwas ausgefranst; der breite Saum nach unten stark verbreitert. Hyalinzellen fast immer ohne Fasern und Poren, äusserst selten mit Faseranfängen unter der Spitze, 2—4mal durch schräg laufende Querwände geteilt und mit zarten Längsfältchen in den Membranen; Grundzellen nach unten sackig er- weitert. Astbüschel aus 3—4 Aestchen bestehend, von denen die stärke- ren bald lang und nach der Spitze sehr verdünnt, bald kürzer und kurz zugespitzt sind. Aeste entfernt oder mehr genähert bis sehr dieht, entweder sichelförmig herabgebogen, bogig aufstrebend oder steif aufrecht. — Astblätter klein, trocken, fast glanzlos, dicht oder locker gelagert, aus eiförmigem Grunde in eine verhältnismässig kurze, abgerundet-gestutzte und gezähnte, am Rande nach innen um- . gerollte Spitze auslaufend; durch 3--4 Reihen enger Zellen gesäumt, . über dem Grunde in der Mitte mit einer Falte. Hyalinzellen auf der Innenseite des Blattes im oberen Teile mit zahlreichen, meist ring- losen Poren, besonders in den oberen und unteren Zellecken, in der Nähe der Seitenränder, sowie unmittelbar über der Basis, hier in der Mitte der Zellwand zwischen den Fasern; aussen auf der ganzen Blattfläche mit zahlreichen Löchern, welche in der Spitze klein und starkringig sind und nach unten allmählich grösser und schwach- ringig werden, in der unteren Partie sind sie sehr gross, ringlos und liegen in der Mitte der Zellwände zwischen den Fasern, während die übrigen an den Commissuren auftreten. In der Nähe der Ränder 102 C. Warnstorf: decken sich die Löcher z. T. beiderseits, so dass hier mehr oder weniger vollkommene Querperforationen in der Blattfläche entstehen. Chlorophylizellen dreieckig bis gleichschenklig-trapezisch, auf der Blattinnenseite zwischen die Hyalinzellen gelagert, hier stets frei- liegend, auf der Aussenseite bald eingeschlossen, bald frei, hyaline Zellen hier stärker convex. — Zweihäusig; & Aestchen den sterilen ganz ähnlich, im Anthe- ridien tragenden Teile wenig oder nicht verdickt, hier stets gelbbraun, später sich an der Spitze verlängernd; Tragblätter sehr klein, von den unteren sterilen Astblättern scharf abgesetzt, breit-oval, an der abgerundeten Spitze schwach gezähnt; Porenbildung wie in den übrigen Astblättern, in der unteren Hälfte bis ®/, ohne Fasern und Poren, seltener die ganze Blattfläche faser- und porenlos. Fruchtäste meist kurz; Fruchtastblätter gross, eiförmig, an der zugerundeten Spitze schwach ausgerandet, breit-gesäumt, in dem unteren Teile mit lang- gestreckten, rectangulären, getüpfelten Chlorophylizellen, höher hinauf mit beiderlei Zellen, von denen die Hyalinzellen 1--4mal dureh schräg verlaufende Querwände geteilt sind, in der Spitze selbst mit engen, kurzen Chlorophyllzellen; stets ohne Fasern und Poren. — Früchte selten; Sporen goldgelb, gekörnelt oder fast glatt, 0,025—0,030 mm diam. — Das 8. fuscum ist eine echte Hochmoorpflanze, welche wohl in ganz Europa vom Eismeere bis zu den Steirischen und Schweizer Ge- birgen an geeigneten Localitäten oft in grosser Menge angetroffen wird. Besonders häufig tritt diese Art in den zahlreichen Hoch- mooren der norddeutschen Tiefebene, in den russischen Ostsee- provinzen und in Gebirgen auf, wo sie z. B. in den Steirischen Alpen (Karalpe) von Breidler, in einer Höhe von 1450 m, im Engadin von Correns sogar bei 1870 m Meereshöhe aufgenommen wurde; Huber sammelte das Moos in den Bairischen Alpen (Algäu) in einer Höhe von 1160 m. Sehr gemein ist es auf der Insel Miquelon in Nord-Amerika, wo es in zahlreichen Exemplaren von Delamare ge- sammelt worden ist. — In der Regel fällt dieses Sphagnum in den Mooren schon durch seine dichten, hohen, kuppenförmigen Rasen auf, welche meist an der Oberfläche in den Köpfen ein eigentümliches Grau- oder Braun- grün zeigen, innen aber mehr oder weniger braun gefärbt sind; seltener erscheinen die Polster durchweg braun oder rötlich-braun, oder oben grün und unten bleich oder ganz bleich. In den letzteren Fällen ist dann das Moos sehr leicht mit ähnlich gefärbten Formen des 8. tenellum oder 8. Warnstorfi zu verwechseln, von welchen beiden es aber dann leicht durch den stets rotbraunen Holzeylinder zu unterscheiden ist. Mit ersterem teilt es die Porenbildung und all- gemeine Form der Ast- und & Tragblätter, weicht aber ausser der Die Acutifohumgruppe der europäischen Torfmoose. 105 Färbung des Holzeylinders und der & Aeste durch fast immer faser- und porenlose Stengelblätter ab. Eine Neigung der Astblätter zur Einseitswendigkeit habe ich nicht beobachtet, ebensowenig zur ausge- sprochenen Fünfreihigkeit. Von allen mir bekannten europäischen Sphagnen nimmt nur 8. Austini var. fuscum m., sowie eine nord- amerikanische Form des 8. subnitens, var. flavicomans Card. eine ganz ähnliche rotbraune Färbung an wie 8. fuscum. — Röll unterscheidet in Syst. d. Torfm. 2 Formen: var. compaetum Röll und var. elongatum Cardot. Russow erkennt bei dieser Art keine eigentlichen Varietäten, sondern nur Formen an, und zwar folgende: f. robusta, media, pallens und zenella, welche wieder in verschiedene Subformen zerfallen. Mir scheint es am natürlichsten, 3 Varietäten zu unterscheiden: 1. Var. fuscescens, Pflanzen ganz braun; 2. Var. viride, Pflanzen oben grün, unten bleich oder schwach bräunlich; 3. Var. pallens Russ., Pflanzen ganz bleich, mitunter mit schwachem Anflug von braun. Innerhalb dieser 3 Hauptformen könnten die Unterformen nach der Länge, Richtung und Stellung der Aeste unterschieden werden. 5. 8. tenellum (Schpr.) Klinggr. Beschr. d. in Preussen gef. Art. u. Var. d. Gatt. Sphagnum. (Schrft. d. phys.-ök. Ges. i. Königsb. Vo B.IEUSPA IMEHDIFTD)! Synonyme: S. rubellum Wils. Bryol. brit. p. 19, tab. 60 (1855). S. acutifolium % tenellum Schpr. Entw.-gesch. d. Torfm. S. 57, tab. 13 fig. 9 (1858). S. acutifolium var. rubellum Russow, Beitr. S. 41 (1865). S. acutifolium var. tenue Braithw. (1880). S. acutiforme var. tenellum et rubellum Schlieph. et Warnst. Flora 1884. S. Wilsoni Röll z. T. 9. acutifolium var. elegans f. plumosa Röll Flora 1886. S. Schimperi var. tenellum et gracile Röll (1886). Sammlungen: Rabenhorst, Bryoth. eur. n. 206, 555a b, 711, 804, 951, 1249. Braithw., Sphagnoth. brit. n. 36, 37. Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 102, 104, 106, 153, 165, 167. — — Samnml. eur. Torfm. n. 62—65. In lockeren, höheren oder dichteren, kürzeren, weichen Rasen. Färbung sehr verschieden: bleich, gelblich, grün, rosenrot oder violett. Pflanzen meist sehr zart und weich von der Statur des 8. Warnstorfi oder 8. fuscum. Holzkörper bleich oder rötlich; Markzellen dick- wandig. Stengelblätter grösser oder kleiner, zungenförmig, an der Spitze gewöhnlich am Rande nicht selten kappenförmig nach innen eingebogen und dann beim Auseinanderbreiten meist einreissend, ge- zähnt oder zart gefranst; der breite Saum nach unten stark verbreitert; 104 C. Warnstorf: Seitenränder schwach ausgeschweift; Hyalinzellen mit oder ohne Fasern in der oberen Blatthälfte, durch schräg verlaufende Querwände 2—4-, selten bis 6mal geteilt und mit zarten Membranfältchen. Stengelrinde 3—4schichtig, aus mittelweiten, dünnwandigen Zellen gebildet, deren Aussenwände nicht porös sind. Astbüschel entfernt oder genähert, aus 3—4 Aestchen bestehend, von denen 2 stärkere in verschiedener Richtung vom Stengel ab- stehen und bald länger, bald kürzer sind. Retortenzellen der Ast- rinde mit deutlich abgebogenem Halse und oben mit einer Oeffnung. Astblätter locker oder dicht gelagert, häufig einseitswendig, eiförmig bis ei-lanzettlich und klein; an der breit-abgerundeten Spitze gezähnt und am Rande nach innen eingerollt; Rand durch 2-3 Reihen enger Zellen gesäumt; mit Längsfalte über dem Grunde in der Mitte und die Membranen der Hyalinzellen mit zahlreichen Fältchen. Innen- fläche mit zahlreichen kleineren Poren in der oberen Hälfte, besonders in den oberen und unteren Zellecken und grösseren im breiteren Blattteile, besonders gegen die Ränder hin; Anssenfläche ganz mit Poren bedeckt, welche in der Spitze starkringig und wenig kleiner sind als die der Blattmitte, an der Basis sehr gross, ringlos, einzelne in der Mitte der Zellwände zwischen den Fasern; in der Nähe der Ränder sich z. T. mit den Innenporen deckend und dadurch voll- kommene Querperforationen der Blattfläche erzeugend. Chlorophyllzellen im Querschnitt wie bei 8. fuscum. Zweihäusig, selten einhäusig; & Aestchen im Antheridien tragenden Teile stets purpur- oder violettrot; Tragblätter eiförmig, oben zu einer kleinen, abgerundeten, schwach gezähnten, kappen- förmigen Spitze zusammengezogen, im unteren Teile faser- und poren- los. — Fruchtastblätter gross, eiförmig, oben plötzlich in eine schmal gestutzte, ausgerandete, am Rande nach innen umgerollte Spitze zu- sammengezogen; im unteren Teile entweder nur mit grünen, ge- tüpfelten, oder im ganzen Blatte mit Ausnahme der Spitze mit beider- lei Zellen; Hyalinzellen durch schräge oder Längs- und Querwände vielfach geteilt und faser- und porenlos, die Spitze selbst nur aus kurzen, engen, diekwandigen, getüpfelten Chlorophyllizellen gewebt; Ränder breit gesäumt. — Sporen von zweierlei Art; Mikrosporen gelbbraun, polyedrisch, 0,012—0,015 mm, in kleineren, urnenförmigen Kapseln; Makrosporen nach Limpricht ockerfarben, Grösse? — Früchte sehr selten! — Diese Art ist, wie S. fuscum, mit welchem sie häufig in Gesell- schaft, ja nicht selten in demselben Rasen angetroffen wird, eine echte Hochmoorpflanze, welche vorzugsweise der Ebene angehört und im Gebirge viel seltener auftritt als 8. Warnstorfi. Sie ist mir, ausser aus den Mittelmeerländern aus allen Teilen Europas und aus Nord-Amerika von der Insel Miquelon leg. Delamare in zahlreichen Exemplaren be- Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 105 kannt geworden. In der Schweiz steigt sie im Engadin bis 1920 m (Correns), in Steiermark nur bis etwa 800 m (Breidler) empor, wäh- rend sie in den Pyrenäen von Renauld noch bei einer Höhe von 1550 m aufgenommen wurde Nicht immer schliessen sich, wie Russow meint, 8. tenellum und 8. Warnstorfi aus; so kommen beide z. B. hier bei Neuruppin auf Moorwiesen und ebeuso bei Sommerfeld (Brandenburg) auf quelligem Tonboden bei der Dolziger Schäferei an demselben Standorte vor, und man ist deshalb an Ort und Stelle nicht im Stande sie von einander zu sondern. Erst nach dem Trockenen fallen sofort die schmaler und länger zugespitzten, bogig aufrecht ab- stehenden, meist ausgezeichnet fünfreihig angeordneten Astblätter des S. Warnstorfii auf, während die von $. tenellum gewöhnlich kürzer zugespitzt sind und mehr oder weniger einseitswendig stehen. Im übrigen wolle man die Bemerkungen Russows zu 8. Warnstorfi ver- gleichen. — Die grossen Tetraeder- und kleinen Polyedersporen kommen in besonderen grösseren und kleineren Kapseln auf verschiedenen Pflanzen vor. Leider sind an allen meinen Fruchtrasen mit grossen Sporo- sonen die Sporen bereits ausgestreut, so dass ich über die Makro- sporen nichts sagen kann; dagegen besitze ich fruchtende Exemplare mit kleinen urnenförmigen Kapseln von 2 Standorten: Bassum (Han- nover) leg. Beckmann und Swinemünde (Pommern) leg. Ruthe, welche eine genaue Untersuchung der Mikrosporen ermöglichten. Dieselben sind schön gelbbraun, glatt, kugelig und mit 5—6eckigen Polyeder- flächen versehen. Wie ich bereits an einem anderen Orte erwähnt, kommen diese kleinen Polyedersporen bei den Sphagnen, vorzüglich bei 2häusigen und polyoeeischen Arten gar nicht so selten vor, als man bisher angenommen, sondern die kleinen Sporogone werden, weil sie früher reifen und zur Zeit, wo die grossen Kapseln erst zur voll- kommenen Reife gelangt sind, bereits entdeckelt sind und die Mikro- sporen ausgestreut haben, leicht übersehen; dieselben zeichnen sich dann schon durch ihre hellere, rotbraune Färbung von den dunkel schwarzglänzenden, bedeckelten Makrosporogonen aus und können dem Beobachter bei einiger Aufmerksamkeit nicht entgehen. — Dass das 8. rudellum Wils. nur eine Form von 8. tenellum ist und unzweifelhaft in den grossen Formenkreis des letzteren gehört, darüber sind die Sphagnologen wohl im allgemeinen einig. Nur darüber lässt sich streiten, ob es gerechtfertigt ist, dasselbe dem . tenellum (Schpr.) als Varietät unterzuordnen, da Wilson das 5. rubellum 3 Jahre früher als Schimper sein S. acutifolium var. tenellum auf- stellte. Erwägt man nun, dass Wilson mit dem 8. rubellum thatsäch- lich nur eine rote Form von vielen andern aus dem hierher gehörigen Formenkreise, welcher ihm als solcher noch vollkommen unbekannt war, beschrieben, so kann man kaum diesen Namen für alle hierher 106 C. Warnstorf: gehörigen bleichen, gelblichen, grünen, violetten Formen verwenden, da, wie gesagt, der Name „rubellum“ nur auf die roten Formen dieses Typus bezogen werden kann. Aus diesem Grunde erscheint es mir viel natürlicher, für den nur einer bestimmten Form zukommenden Namen Wilsons den allgemeineren S. tenellum (Schpr.) zu setzen und diesem das 5. rubellum als Form unterzuordnen. Oder man müsste, um Wilsons Verdienst in keiner Weise zu schmälern, Röll folgen, welcher den in Rede stehenden Formenkreis als S. Wilsoni bezeichnet; das geht aber nicht, da Klinggraeff mit seinem $. tenellum (1872) die Priorität hat. — Die mir bis jetzt bekannt gewordenen Hauptformen sind nach ihren Farbentönen folgende: 1. var. rubellum (Wils.); 2. var. verstcolor Warnst.; 3. var. violaceum Warnst., 4 var. veride Warnst.; 5. var. flavum C. Jens. — 6. 8. Warnstorfii Russ. in Sitzungsber. der Dorpater Natur- forscher-Ges. Jahrg. 1837, S. 315. Synonyme: $S. acutifolium var. gracile Russ. Beitr. S. 44 (1865). S. acutiforme Schlieph. et Warnst. var. tenellum z. T. Flora 1884. S. acutifolium var. Graefii Schlieph. in litt. (1885). S. Wüsoni Röll var tenellum f. purpurea Syst. d. Torfm. Flora 1886. Sammlungen: Brotherus, Musci fenn. n. 10, 13. Warnst. Sphagnoth. eur. n. 3, 4, (97), 54. Warnst. Samml. europ. Torf. n. 66. „Rasen meist locker, ausgedehnt oder von geringem Umfang, einfarbig hell bis dunkelgrün oder gelb-weisslich, rötlich, violett bis dunkel purpurrot oder häufig bunt, aus einem Gemisch von grün und rot oder gelbweiss und rot. Pflanzen meist zart und schlank, zierlich, dabei steif aufrecht, selten schlaff; in verschiedenen Wuchsformen: meist brachy-, eury-, homaloklad, seltener anoklad, nie orthoklad, nicht selten dasy-, drepano-, katoklad, selten squarros. — Stengel aufrecht, schlank, 3—15 cm. lang. Holzkörper sehr entwickelt, aus stark verdickten Zellen gebildet, meist rötlich oder violett bis dunkelrot gefärbt, seltener farblos oder grünlich. Stengelrinde 2- 4-, sehr selten bis 5schichtig, innere Zellen relativ stark verdickt, mit zahlreichen Tüpfeln, äussere Zellen ohne Löcher, nur sehr selten hie und da mit Poren. Stengelblätter klein bis mittelgross, 0,40 - 0,5o mm lang, meist zungenförmig, von der Basis sehr allmählich vegschmälert, dann ziem- lich plötzlich rundlich zugespitzt, gezähnt oder abgerundet, der schmale Saum nach unten stark verbreitert wie bei S. acutifolium. Hyalinzellen in der oberen Hälfte der Blätter rhombisch bis gestreckt-rhombisch, meist geteilt, zuweilen in 3—4 Tochterzellen, faserlos oder nicht selten mit wenigen sehr zarten Fasern, im ersteren Falle mit Längsfalten. — Die Aecutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose, 107 Astbüschel aus 3—5 Aestchen gebildet, von denen 2—3, ab- stehen; Blätter der letzteren in deren basaler Hälfte eiförmig, in eine durch Einrollung der Ränder pfriemliche, 3—5zähnige, gestutzte Spitze ausgehend; die Blätter sind oft sehr regelmässig fünfreihig angeordnet, mitunter etwas einseitswendig gekrümmt, stets mit ihren Spitzen von einander abstehend; die der herabhängenden Aeste wie diejenigen der apicalen Hälfte der abstehenden Zweige schmal eiförmig bis lanzett- lich, am Grunde der hängenden Aeste breit-eiförmig. Die hyalinen . Zellen der Blätter abstehender Aeste in deren basaler Hälfte sind an der Blattaussenfläche mit zahlreichen Poren versehen, die in der unteren Blatthälfte gross, oval, wenig zahlreich, in der pfriemlichen oberen Hälfte ausserordentlich klein, fast kreisrund und sehr zahlreich) auftreten und von einem relativ breiten, starken Faserringe umgeben sind. In den Blättern der apicalen Hälfte der abstehenden und in der ganzen Ausdehnung der herabhängenden Aeste nehmen die Poren von der Basis zur Spitze der Blätter allmählich an Grösse ab und sind die kleinen Löcher der Blattspitze viel grösser als die entsprechenden in den zuerst genannten Blättern. Poren auf der Innenseite sämtlicher Blätter in Mehrzahl im unteren Blattteile und in der Nähe der Seiten- ränder, gross, meist ringlos und sich zum Teil mit den Aussenporen deckend, wodurch häufig vollkommene Querperforationen entstehen. — Chlorophyllzellen an der Innenfläche der Blätter gelegen und im Querschnitt trapezoidisch, seltener dreieckig, woher meist die an der Aussenfläche stärker convexen Hyalinzellen mehr oder weniger von einander abstehen. — Zweihäusig; & Aeste gegen die Spitze keulig verdickt, spitz pfriemenförmig verlängert, hell- bis dunkelrot gefärbt; Tragblätter eiförmig, breiter und kürzer als die Blätter steriler Zweige; die hyalinen Zellen in der unteren Hälfte faser- und porenlos, nur selten mit vereinzelten, sehr zarten unvollkommenen Fasern, in der oberen Hälfte mit sehr kleinen, breitringigen Poren versehen; © Blüten unbekannt. — Fruchtastblätter gross, eilanzettlich, in der unteren Hälfte nur aus Chlorophylizellen, in der oberen aus beiderlei Zellen zusammen- gesetzt, von denen die hyalinen stets faserlos und häufig 1 bis 2 und >3mal geteilt sind. Kapsel relativ gross, dunkel-rotbraun; Sporen dunkelgelb, feinwarzig-rauh. Fructifieirt äusserst selten. — Dieses zarte und meist kleine, äusserst zierliche Torfmoos, in Liv- und Esthland von sehr ausgedehnter Verbreitung, ist von den nächstverwandten Formen der Acutifoliumgruppe, zumal 8. tenellum Klinggr. leicht und sicher zu unterscheiden: 1. durch die auffallend kleinen, breit beringten Löcher auf der Rückseite in der oberen Hälfte der Blätter abstehender Aeste; die Löcher sind hier kleiner als bei irgend einer der europäischen Arten und fallen umsomehr in die Augen, 108 C. Warnstorf: als sie fast unvermittelt neben den grossen Löchern der unteren Blatt- hälfte auftreten. Bei 8. Wulhi sind die Löcher in der obereren Blatt- hälfte auch sehr klein, mitunter nicht grösser als bei der in Rede stehenden Art, doch nehmen sie gegen die untere Blatthälfte und in deren Mittellinie allmählich und nur wenig an Grösse zu; mit ihren kleinen Löchern der Blattmitte contrastiren hier auffallend die sehr grossen Löcher der beiderseitigen Flanken der Blätter; 2. durch die Stengelblätter, welche in Grösse und Form wohl denen von $. tenellum nahe kommen, doch durch die weniger häufigen Teilungen der hyalinen Zellen und Mangel an Fasern, oder wenn solche vorkommen, durch deren Zartheit sich meist von Zenellum unterscheiden; 3. durch den Standort. 5. Warnstorfii bevorzugt feuchte oder nasse Birkenbrüche und die Ränder von Hochmooren, wenn an dieselben mit Birken bestandene, nasse Wiesen angrenzen, oder Quellsümpfe, hier mit Vorliebe in Gesellschaft von Paludella squarrosa. Niemals habe ich unser Moos auf dem Hochmoor selbst angetroffen, daher nie in Gesellschaft von s. Zenellum, das von allen Torfmoosen ausschliesslich ans Hochmoor gebunden ist. Häufig findet man es in Gesellschaft von 8. teres Angstr., zumal in Quellsümpfen, während es die übrigen Arten der Acutifoliumgruppe zu meiden scheint. Die Zahl der von mir beobachteten Formen dieser Art ist eine beträchtliche, viel grösser als die des 8. tenellum oder fuscum Klinggr. Das früher von mir als Var. gracile zu S. acutifohum Ehrh. ge- stellte Moos ist eine rote, durch ihre ungleich langen abstehenden Aeste ausgezeichnete Form unter den zahlreichen purpurfarbigen Repräsentanten dieser Art. Erst im Laufe der beiden letzten Jahre habe ich den grossen Formenkreis dieser Art kennen gelernt, die, soweit ich sehe, vorherrschend im nördlichen Europa und in den Alpen vorzukommen scheint. Was ich aus Belgien und Deutschland unter dem Namen Var. gracıle Russ. erhalten, gehört bis auf einige Rasen, welche Warnstorf bei Neuruppin und Dietel bei Greiz auf- genommen, nicht hierher; dagegen habe ich in den Alpen Steiermarks von Breidler am Spechtensee, im Krungler Moor und bei Mitterndorf gesammelte Exemplare als hierher gehörig erkannt. In Livland habe ich zahlreiche Formen in nächster Nähe Dorpats, und zwar in Techelfer und Ilmazahl, ferner in grosser Fülle auf dem Gute Woisek gefunden. In Esthland ist das Moos bei Reval wie besonders in Kasperwiek ausserordentlich verbreitet, und ist es mir noch von mehreren anderen Orten Liv- und Esthlands bekannt geworden.“ (Russow.) Ich habe dieser ausführlichen, naturwahren Schilderung, welche Russow von dieser schönen, charakteristischen Art entwirft, nichts hinzuzufügen; nur hinsichtlich ihrer Verbreitung in Europa, soweit sie mir gegenwärtig bekannt ist, mögen folgende Standortsangaben Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 109 Platz finden: Russland: Finnland bei Kuusamo und Wirtois; Lapp- land bei Imandro und Vaidoguba (Brotherus). Gouv. Wilna bei Smorgonic, Pokoszewo und Soty; Gouv. Minsk bei Annopol (Schaf- nagel. — Schweden: Dalekarlien, Oskrundsberget i. d. Nähe d. Siljansees (Ramann). — Dänemark: Seeland, bei Hvalsö (Jensen). — Deutschland: Brandenburg bei Arnswalde, Neuruppin, Grune- waldsümpfe bei Berlin, Dolziger Sumpf und Schäferei bei Sommer- feld (Warnst.). Thüringen bei Waldau (Schlieph.); bei Greiz (Dietel); Unterpörlitz bei Ilmenau (Röll). Königreich Sachsen bei Dresden (Rabenhorst).. Schlesien am Kleinen Teiche im Riesen- gebirge (Graef). Böhmen bei Haslau unweit Franzensbad (Röll). Baiern auf dem Hirschenstein im Bairischen Walde (Lickleder); Ried bei Memmingen; Algäu bei Oberstdorf (H. Huber). — Schweiz im Engadin gemein bis 2400 m (Correns). — Tirol, Alpen bei Trient 2300 m (Venturi). Steiermark bei Steinach am Spechtensee 1045 m; bei Mitterndorf im Krungler Moor 820 m und Rödschützer Moor 780 m; bei St. Nikolai am Hohensee 1600 m und auf der Bräueralm 1150 m; bei Leoben am Gössgraben 11—1200 m; bei Wild- alpen am Siebensee 830 m; bei Mahrenberg a. d. Drau am Radelberg 5—600 m (Breidler). — England: Westmoreland (Stabler). — Frank- reich: Auvergne, marais pres de Sabers (Cantal) 1100 m (Heribaud). 7. S. quingquefarium (Braithw.) Warnst. Hedw. 1855, Hft. VI, S. 222— 224. Synonyme: S. acutifolium var. guinguefarium Braithw. The Sphagn. (1880), S. acutifolium var. pachycladum et alpinum Sendt. S. acutifolium var. flavicaule Warnst. Eur. Torfm. 5. 50 (1881). var. Gerstenbergeri Warnst. Flora 1882, S. 206; varr, pallens et siesiacum Warnst. Hedw. 1854, S. 116 u. 118. S. plumulosum Röll var. qwinguefarium (Braithw.); var. @ersten- bergeri (Warnst.); var. silesiacum (Warnst.). S. Warnstorfi Röll var. pallens (Warnst.); var. pseudo-patulum Röll, Syst. d. Torfm. Flora 1886. Sammlungen: Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 52, 56. — -— Samml. europ. Torfm. n. 68—12. Pflanzen schlank und gracil wie 8. Warnstorfi oder kräftig und robust wie 8. Russowii, in lockeren oder dichteren, höheren oder niedrigeren Rasen; Färbung bleich, grau- bis grasgrün oder im oberen Teile schön rosen- oder violettrot. — Holzkörper bleich oder strohgelb, nie rot; Zellen desselben ge- tüpfelt. Rinde des Stengels 3—4schichtig, Zellen mittelweit und dünnwandig; Aussenwände der peripherischen Lage mit sehr verein- zelten, unregelmässig auftretenden Membranverdünnungen, welche aber häufig auch als ringlose Löcher erscheinen; Innenzellen ebenfalls 110 C. Warnstorf: porös. Stengelblätter aus breitem Grunde deitoidisch, nieht zungen- förmig, oben an der oft plötzlich zusammengezogenen, gestutzten und gezähnten Spitze meist eingerollt., am Rande gesäumt; Saum nach unten stark verbreitert und aus sehr engen, grünen, getüpfelten Zellen gebildet. Hyalinzellen im ganzen mittleren Blattteile. weit, in der oberen Hälfte fast rhombisch, in der unteren rhomboidisch, häufig ein- bis mehrfach durch schräg verlaufende Querwände geteilt und mit Membranfältchen, häufiger obne als mit Fasern und Poren im oberen Teile des Blattes; die hyalinen Zellen des Blattgrundes mit grossen Äussackungen; Oehrchen klein. Astbüschel meist Sästig, die 3 stärkeren Aestchen bald lang und nach der Spitze sehr verdünnt, bald kürzer und kurz zugespitzt, in sehr verschiedener Richtung vom Stengel abstehend, durch in der Regel ausgezeichnet 5reihige Beblätterung 5kantig; Retortenzellen der Rinde mit wenig abgebogenem Halse, oben mit einer grossen Oefinung. Astblätter dicht oder locker gelagert, nie einseitswendig, klein, ei-lanzettlich, an der meist abgerundet-gestutzten und gezähnten Spitze am Rande nach innen eingerollt, durch 2—3 Reihen enger Zellen gesäumt. Innenfläche im oberen Teile mit sehr kleinen ver- einzelten, beringten Poren, besonders in den oberen und unteren Zell- ecken; im breiteren Blattteile in der Nähe der Seitenränder bis zum Grunde mit grossen, meist ringlosen Poren. Aussenfläche von der Spitze bis zum Grunde mit zahlreichen Löchern längs der Com- missuren; Löcher gegen die Spitze starkringig, viel grösser als bei 8. Warnstorfi und nicht kreis-, sondern halbkreisförmig; nach unten allmählich grösser werdend; in der Nähe der Seitenränder sich zum Teil mit den Innenporen deekend und dadurch vollkommene Quer- perforationen bildend. Blätter im unteren Teile in der Mitte mit einer Falte; Hyalinzellen mit Membranfältchen. Chlorophylizellen im Querschnitt 3eckig bis trapezisch, auf der Innenseite zwischen die Hyalinzellen geschoben und hier stets frei- liegend; auf der Aussenseite oft von den hier stärker convexen hyalinen Zellen eingeschlossen oder frei; Lumen gross, 3eckig, Wände rings gleich dick. Meist ein-, seltener zweihäusig; & Aestchen kurz, im Anthe- ridien tragenden Teile keulig-verdickt und stets rot oder violett, später verlängert und nach der Spitze verdünnt. Tragblätter den übrigen Astblättern nach Form und Zellnetz ganz ähnlich, nur in der unteren Hälfte faser- und porenlos. — Fruchtastblätter gross, eiförmig, oben in eine längere oder kürzere, ausgerandete und am Rande eingerollte Spitze vorgezogen, breit gesäumt; in der unteren Hälfte nur aus langen, recetangulären, getüpfelten, im oberen Teile aus beiderlei Zellen gewebt; Hyalinzellen rhombisch bis rhomboidisch, ein- und mehrfach geteilt. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 111 Früchte nicht selten ; Sporen schön gelb, ganz glatt, 0,02ı—0,025 mm diam. — Je länger man den Formenkreis des S. gwinguefarium studirt, je mehr überzeugt man sich, es hier mit einem eigenartigen Typus unter den Acutifolien zu thun zu haben, welcher sich von dem nächst verwandten 8. acutifolium Ehrh. ex parte durch viel charakteristischere Merkmale unterscheidet, als andere Arten in dieser Gruppe. Der Holzkörper des Stengels ist entweder bleich, grünlich oder strohgelb, nie aber rot, nur in seltenen Fällen bemerkt man stellenweis einen leichten Anflug von Rot. Die Oberflächenzellen der Stengelrinde zeigen entweder vereinzelte grosse Membranverdünnungen oder Löcher; letztere sind aber meist so ungleichmässig verteilt und treten so sparsam auf, dass sie leicht übersehen werden können, wenn man die Zellen nicht färbt, ich habe sie aber bis jetzt an keiner hierher gehörigen Form ganz vermisst. Die Stengelblätter gleichen nach ihrer Form noch am meisten denen von S. acutifolium; sie bilden in ihrer Grundgestalt ein gleichschenkeliges Dreieck mit gestutzter, gezähnter und am Rande meist nach innen eingerollter Spitze und besitzen einen nach unten verbreiterten Saum; die Hyalinzellen sind nicht nur einfach, wie das meist bei S. acutifolium der Fall, sondern auch mehrfach geteilt und sind häufiger ohne als mit Fasern und Poren im oberen Teile anzu- treffen; an der Basis zeigen dieselben grosse Aussackungen und die Oehrchen sind klein. Durchschnittlich sind die Stengelblätter relativ breiter und kürzer als bei 8. acutifohum. In der Blattinnenseite der Astblätter kommen im apicalen Teile nur kleine, starkringige Poren, besonders in den oberen und unteren Zellecken vor, wie bei 8. subnitens; auf der Aussenseite nehmen die längs der Commissuren stehenden Löcher von der Spitze nach dem Grunde allmählich an Grösse zu, während die Ringe derselben an Stärke abnehmen. Die Astblätter zeigen trocken fast immer einen schwachen Glanz und liegen ent- weder dicht dachziegelig an oder stehen bogig aufrecht ab; im letzte- ren Falle zeigen besonders zierliche Formen frappante Aehnlichkeit mit 8. Warnstorfü, welches sich aber leicht durch die kleinen, runden, starkringigen Poren im oberen Teile der Blattaussenfläche, sowie durch die zungenförmigen Stengelblätter unterscheiden lässt; während beiden Arten die meist ausgezeichnet fünfreihige Beblätterung eigen ist, wie sie so ausgeprägt bei keiner anderen Art dieser Gruppe vor- kommt. Die abstehenden Zweige sind nicht selten kurz und stehen dann vom Stengel fast wagerecht ab oder sind aufgerichtet; an feuchten Standorten verlängern sich die Aeste und krümmen sich dann sichelförmig abwärts. Beblätterung sowohl als auch Astbildung ver- leihen der ganzen Pflanze in der Regel einen eigenartigen Habitus, welcher dieselbe schon unter der Lupe bei einiger Uebung vor Ver- wechselungen bewahrt, nur zarte Formen sind mit Vorsicht von &: 112 C. Warnstorf: Warnstorfü zu unterscheiden. — Abgesehen aber von den hervor- gehobenen Eigentümlichkeiten hat mich besonders noch die geogra- phische Verbreitung des $. gwinguefarium dazu bestimmt, dasselbe als Species zu betrachten. Nach dem mir zur Verfügung stehenden Material ist dasselbe kein Bewohner der Ebene, sondern der Gebirge, wo es in den Steirischen Alpen bis 1500 m, in den Pyrenäen bis 1600 m emporsteigt. Aus der ganzen norddeutschen Tiefebene sah ich diese Art bis- her noch nicht und suchte sie auch hier bis heute vergebens; dagegen tritt sie in den baltischen Provinzen Russlands, z. B. in Esthland auf, woselbst sie von Russow gesammelt wurde. Häufig dagegen ist sie im westlichen Deutschland, in Westfalen und der Rheinprovinz, sowie in Baiern (Bairischer Wald und Algäu) und Steiermark. — Die Hauptformen dieser Art lassen sich am leichtesten nach ihrer Färbung abgrenzen und zwar kann man eine var. pallens, viride und roseum unterscheiden, deren Formen sich dann wieder nach der Richtung der Aeste in drepanoklade, homaloklade und ortho- klade ohne Zwang trennen lassen. — Unbegreiflicherweise vereinigt Röll in Syst. der Torfm. den Formenkreis des S. guinguefarium mit seinem S. plumosulum, wozu er auch das S. subnitens (SS. luridum Hüb.) rechnet. Beide sind in- dessen durch Form ihrer Stengelblätter und Stellung ihrer Astblätter grundverschieden und eine Vereinigung beider Formenreihen ist des- halb unzulässig. Durch die Aufnahme der var. pallens Warnst. (Hedw. 1884, 7 u. 8) in den Formenkreis seines 5. Warnstorfi stempelt er letztere Art zu einem Formenconglomerat von 5. Russowiz, GFürgensohnii und quinguefarium, weshalb dieselbe als totgeborenes Kind zu betrachten ist. Auch 8. Warnstorfii var. pseudo-patulum Röll ist nur 5. guinguefarium. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass var. patulum Schpr. sowie andere Formen dieses Autors so lange ausser Cours zu setzen sind, bis Schimper’sche Originale haben ge- prüft werden können. — 8. 5. acutifolium (Ehrh. ex parte, 1788) Russ. et Warnst. Sammlungen: Braithw. Sphagnoth. brit. n. 34, 35. Limpricht, Bryoth. sil. n. 194b, 295. Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 7, 53, 55, 58, 103, 105, 156, 160, 161, 162, 163. Warnstorf, Samml. eur. Torfm. n. 73—76. Pflanzen in Bezug auf Färbung und Habitus überaus variabel. In lockeren oder dichten, hohen oder niedrigen, bleichen, grünen, gelbgrünen oder blass-, rosa- bis purpurroten und verschiedenfarbigen Rasen, das einzelne Pflänzchen bald schlank und gracil, bald kräftig und robust von der Stärke des $. Russowüi. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. t83 Holzkörper bleich oder gelblich-grün, sehr häufig rot, aber nie braun. Stengelrinde 3—4schiehtig, Zellen mittelweit, dünnwandig, Aussen- wände porenlos, Innenzellen mit kleinen Löchern. Stengelblätter kleiner oder grösser, schmäler oder breiter bis 31/,mal so lang als am Grunde breit; von hier nach oben mehr oder weniger deutlich verschmälert, öfter mit schwach nach innen geschweiften Seitenrändern, gleichschenklig-dreieckig bis dreieckig- zungenförmig, mit gestutzter und gezähnter, am Rande nach innen etwas umgerollter, wenig oder nicht vorgezogener Spitze; der breitere oder schmälere Saum an normal entwickelten Pflanzen nach unten stets stark verbreitert; Hyalinzellen in der oberen Blatthälfte rhom- boidisch, meist nur durch 1 Querwand in 2 Tochterzellen geteilt und an demselben Stämmchen bald mit Fasern und Poren auf der Rück- seite, bald ohne beide. Astbüschel aus 2 stärkeren abstehenden und 1 oder 2 schwächeren hängenden Aestehen gebildet, welche bald dicht gedrängt, bald weiter entfernt stehen, je nach dem feuchteren oder trockeneren Standorte. Zweige lang oder kurz und in sehr verschiedener Richtung abstehend, stets rundbeblättert. Astblätter länglich-eiförmig bis eilanzettlich, an der meist abgerundet-gestutzten und gezähnten Spitze am Rande nach innen umgerollt, sehr schmal gesäumt, gewöhnlich dicht an- liegend, seltener aufrecht abstehend, nie deutlich fünfreihig angeordnet, nie einseitswendig oder sparrig; trocken glanzlos; am Grunde in der Mitte mit einer nach innen vor- springenden Längsfalte und die Membranen der Hyalinzellen mit zarten Fältehen. Poren auf der Innenfläche im oberen Teile fast aussehliesslich in den oberen und unteren Zellecken, klein und stark- ringig, im mittleren und basalen Teile in Mehrzahl in der Nähe der Seitenränder, gross, rund und schwachringig oder ringlos. An der Aussenfläche mit sehr zahlreichen grossen Poren längs der Commissuren, welche nach der Basis allmählich grösser werden und schwache Ringe zeigen, letztere. verlieren sich am Grunde und in der Nähe der Seiten- ränder häufig ganz, und die Löcher stehen in der Wandmitte zwischen den Fasern. Chiorophylizellen im Querschnitt dreieckig bis trapezisch, auf der Blattinnenseite zwischen die hier weniger convexen Hyalinzellen ein- geklemmt und deshalb am Innenrande stets freiliegend; auf der Aussenseite entweder eingeschlosssen oder teilweis freiliegend. Ein-, seltener zweihäusig; & Aestchen im Antheridien tragenden Teile keulig verdickt und rot, später an der Spitze verdünnt; Trag- blätter breiter und kürzer als die sterilen Astblätter, oben meist. plötzlich in eine kurze, gestutzte und gezähnte Spitze zusammen- gezogen, in der unteren Hälfte entweder ganz faser- und porenlos oder teilweis mit zarten, unvollkommenen Fasern. Fruchtastblätter Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, XXX. 8 114 C. Warnstorf: gross, eiförmig, unten in der Regel nur aus langgestreckten, rectangu- lären getüpfelten Chlorophylizellen, in und über der Mitte aus beiderlei Zellen gewebt, in der gestutzten, ausgeschweiften Spitze meist nur mit kurzen, schmalrhomboidischen grünen Zellen; Hyalinzellen häufig vielfach geteilt, aber fast immer faser- und porenlos; Rand mit breitem, aus engen Zellen gebildetem Saume, Makrosporen gelb, papillös, 0,02: —0,030o mm diam; Mikrosporen in besonderen kleineren, entleert urnenförmigen Kapseln auf besonderen Pflanzen inmitten Makrosporogone tragender Fruchtrasen, gelb, mit 5- und 6eckigen Polyederflächen, 0,012—0,)13 mm diam. — Häufig fruchtend! Von allen europäischen Torfmoosen wohl das häufigste und verbreitetste, kommt es ebensowohl in Wiesen- und Hochmooren der nördlichen wie mittleren Zone vor, als in den Hochalpen der Schweiz, Steiermarks und der Pyrenäen, selbst in hochgelegenen Quellsümpfen der Ebene mit Thonuntergrund, sowie an feuchten Felsen siedelt es sich an und es scheint, wie Ceratodon, Kosmopolit zu sein. Die gegenwärtig unter dem Namen $. acutifolium verstandene Formenreihe charakterisirt sich durch folgende Merkmale: 1. Die Stengelblätter sind stets, wenn auch in ihrer Grösse und in der Breite des Randsaumes schwankend, aus breitem Grunde nach oben mehr oder weniger deutlich verschmälert, an der gestutzten Spitze gezähnt und die Hyalinzellen in der oberen Hälfte nicht oder nur einfach geteilt. Sie bilden stets ein gleichschenkliges Dreieck oder sind dreieckig-zungenförmig und zeigen häufig in dem apicalen Teile bis oft unter die Mitte herab zahlreiche Fasern und Poren, wenn auch nicht selten an demselben Stämmchen gefaserte und faserlose Blätter gefunden werden; die ersteren sind aber Regel, die letzteren Ausnahme. Bis zum Grunde mit Fasern und Poren versehene und schmal gesäumte Stengelblätter kommen nur an nicht genügend zur Entwicklung gekom- menen Pflanzen oder an Jugendzuständen vor. 2. Die Oberflächenzellen der Stengelrinde zeigen, soweit meine Beobachtungen reichen, nie Poren, wie solche öfter bei 5. subnitens und immer bei S. gwinguefarium und $. Russowü vorkommen. 3. Die Astblätter sind trocken immer ohne Glanz, liegen fast stets dachziegelartig über einander und stehen nie einseitswendig, sparrig oder deutlich fünfreihig, sondern die Aeste sind bei dichter Beblätterung immer rund. — Diese Andeutungen werden genügen, um alle hierher gehörigen Formen, deren Zahl übrigens sehr gross, zu erkennen und von ähnlichen Typen dieser Gruppe zu unterscheiden. Dieselben sind sowohl hinsichtlich ihrer Färbung als auch in Bezug auf ihren Habitus sehr verschieden. Als Ausgangspunkt für die Beurteilung der zahlreichen Formen dieser Art wähle ich heute die Färbung und unterscheide: var. pallescens, flavescens, griseum, viride, rubrum, versicolor und obscurum, je nachdem die Färbung vorherrschend bleich, gelblich, graugrün, grasgrün, rot, rot Die Acutifohumgruppe der europäischen Torfmoose. 115 . und grün gescheckt oder unbestimmt dunkel ist. Zur Unterscheidung der Varietätenformen kommt dann der kräftigere oder gracilere Bau und die Länge und Richtung der Aeste in Betracht. Nur dann, wenn man sich entschliesst, die Formen polymorpher Arten nach ganz bestimmten Gesichtspunkten zu beurteilen, wird das chaotische Durch- einander, welches vielfach bisher in der Litteratur in dieser Beziehung geherrscht, aufhören und der angehende Sphagnologe keinen Horror mehr beim Anblick so vieler; neben] einander gereihter Varietäten- und Formennamen empfinden. — Folgende Formen Rölls in Syst. d. Torfm. Flora 1886 gehören zu 9. acutifolium: 1. var. subulatum Brid. —= var. alpinum Milde et var. sirictum m.; 2. var. elegans Braithw.; 3. var. speciosum Warnst.; 4. var. sanguineum Sendt.; 5. var. cruentum Röll; 6. var. rubrum Brid.; 7, var. capıitatum Angstr.; 8. var. densum Warnst.; 9. var. compactum Gray. — Nicht hierher gehörig sind: var. ‚Havicomans Card.; var. gracıle Russ.; var. arctum Braithw. SS. acutifolium var. fHavicomans Card. gehört zu 8. subnitens; var. gracile Russ. ist 8. WarnstorfiV Russ.; hierbei sei bemerkt, dass Alles, was mir Röll unter var. gracıle Russ. gesandt, nicht hierzu, sondern zu s. acutıfolium gehört; var. arctum Braithw. ist S. tenellum Klinggr. Da ich den grössten Teil seiner Subvarietäten nicht gesehen, so habe ich über dieselben kein Urteil. 9. 5. subnitens Russ. et Warnst. Synonyme: 8. Gedeanum Dz. et Molkenb. Verh. d. Kon. Acad. v. Wetensch. Amsterdam (1854)? S. acutifolium var. plumosum Milde Bryol. sil. S. 382 (1869). — var. Zuridum (Hüben.)? Ängstr. in litt. ad Gravet (1876). — var. laetevirens Braithw. The Sphagn. (1880). — var. sguarrosulum, luridum (Hüben.), laxum, Warnst. Europ. Torfm. S. 48--50 (1881.) — var. Schülerianum Warnst. Flora (1882). — var. aguaticum Schlieph. in litt. 1883, Hedw. 1884. — var. luridum f. plumosa, violacea, luetevirens, squarrosula, deflexa, stricta, limosa, elongata, Warnst. Sphagnol. Rückbl. Flora 1884. — var. flavicomans; Card. Rev. bryol. 1884. — S. plumulosum Röll var. submersum?, luridum, elongatum, laete- virens, plumosum, violaceum, limosum, squarrosulum, Schille- rianum Syst. d. Torfm. Flora 1886. — S. lZuridum (Hüben.) Warnst. Hedw. 1886 S. 230. Sammlungen: Braithw. Sphagnoth. brit. n. 31, 32, 33, 38, 40, 41. Rabenhorst, Bryoth. eur. n. 804 sub 8. rubellum Wils. Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 6, 59, 60, 61, 101, 107, 154, 157 158, 159, 164, 166, 168 — — Samml. eur. Torfm. n. 77—80. Wird von allen Acutifolien mit am kräftigsten. Pflanzen g*+ 116 C. Warnstorf: trocken sehr weich und mehr oder weniger metallisch glänzend. Färbung sehr verschieden; grau- oder grasgrün, bleich- gelbgrün, gelbbraun, violett- bis purpurrot, nicht selten in ein unbe- stimmtes schmutziges Grün und Violett übergehend. Holzeylinder grünlich, bleich, violett- bis dunkel-purpurrot. Rinde des Stengels 3—4schichtig, auf einer Seite des Stengel- umfangs meist viel mächtiger entwickelt und hier mit sehr weiten Zellen; alle Zellen dünnwandig und die Oberflächenzellen selten mit vereinzelten Poren, in den Innenzellen stets mit kleinen Löchern. Stengelblätter gross, verlängert, gleichschenklig- dreieckig, aus breitem Grunde, nicht selten in der Mitte mit ausge- schweiften Seitenrändern und nach oben oft plötzlich in eine längere oder kürzere, breit-gestutzte, gezähnte, am Rande nach innen eingerollte Spitze auslaufend; Saum breit, nach unten stark verbreitert und aus sehr engen schlauchförmigen, getüpfelten Zellen gebildet. Hyalinzellen in der Mitte über der Basis weit und gross, nach oben etwas kürzer, rhomboidisch, nach den Seiten- rändern enger, meist faser- und porenlos, selten mit Faser- anfängen und Poren im obersten Blattteile; alle 2—-6fach geteilt und mit zarten Längsfältchen in der Membran; Spitze selbst mit- unter nur aus kleinen wurmförmigen Chlorophylizellen gebildet. Astbüschel 3—4ästig, 2 stärkere Aestchen in sehr verschiedener Richtung vom Stengel abstehend, 1—2 hängend und angedrückt. Astblätter der stärkeren Zweige kleiner oder grösser, dicht oder locker gelagert, häufig bogig aufrecht-abstehend, seltener etwas einseits- wendig oder sparrig, nie deutlich 5reihig, aus eiförmiger Basis in eine ziemlich lange, gezähnte, quer- oder rundlich-abgestutzte, am Rande nach innen umgerollte Spitze auslaufend; Saum 3--5 Zellen- reihen breit, in der Mitte über dem Blattgrunde mit einer kurzen, nach innen vorspringenden Längsfalte. Hyalinzellen mit zahlreichen Faserbändern; Poren auf der Innenfläche fast nur in der Nähe der Seitenränder, gross, rund, öfter ganz ringlos und in der Mitte der Zellwände; in der Blattspitze mit kleinen, vereinzelten Poren in den oberen und unteren Zellecken ; Löcher in der Aussenfläche viel zahlreicher, in den oberen ?/;—°/, des Blattes gross, beringi, halbelliptisch, an den Commissuren, in der Nähe der Ränder sich zum Teil mit den Innen- poren deckend, und dadurch vollkommene Querperforationen bildend, über der Blattbasis sehr gross, ringlos und zwischen den Fasern in der Mitte der Zellwand. Blätter der hängenden Zweige innen in den oberen °/, mit grossen, runden, meist unberingten Löchern in der Mitte der Zellwände oder in den Ecken, aussen wie bei den übrigen Blättern. Chlorophylizellen im Querschnitt gleichschenklig-dreieckig bis gleichschenklig-trapezisch (in der Spitze stets so), auf der Innen- Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 117 seite zwischen die Hyalinzellen geschoben und hier stets freiliegend, auf der Aussenfläche eingeschlossen oder frei; hyaline Zellen beider- seits, auf der Aussenseite stärker convex. Meist ein-, seltener zweihäusig; & Aestchen im Antheridien tragenden Teile rötlich-violett, jung kurz und dick, später an der Spitze verlängert und verdünnt; Tragblätter von den übrigen Astblättern nach Form und anatomischem Bau nicht ver- schieden, nur über der Basis entweder faser- und porenlos oder unvollkommen zart fibrös. — Fruchtastblätter gross, eiförmig, am oberen Rande sehr breit gesäumt und an der abgerundeten gestutzten Spitze ausgerandet, unten nur mit langen rectangulären, getüpfelten Chlorophylizellen, von der Mitte an mit beiderlei Zellen; Spitze nur aus kleinen grünen Zellen gewebt. — Makrosporen gelb, papillös, 0,025— 0,031 mm diam. — Früchte sehr häufig. — Unter allen Arten dieser Gruppe wohl mit am häufigsten, kommt dieselbe sowohl in der Ebene als im Gebirge vor. Sie liebt Brüche und schattige Waldmoore, wo sie dann meist die nassesten Stellen bevorzugt, ja, direet ins Wasser geht. Gewiss über den nördlichen, mittleren und zum Teil südlichen Teil Europas verbreitet. Steigt im Südwesten unseres Erdteils in der Auvergne (Mont Dore, Heribaud) und in den Pyrenäen (Renauld) bis 1600 m, in Mitteleuropa in der Sehweiz (Correns) bis 1750 m und in den Steirischen Alpen (Breidler) bis 1040 m empor. Unterscheidet sich von 8. acutifolium besonders durch den eigen- tümlichen Glanz der Astblätter und durch die meist faserlosen, in eine längere oder kürzere Spitze vorgezogenen Stengelblätter, deren Hyalinzellen vielfach geteilt sind; von grösseren, stärkeren Formen des S. guinguefarium weicht es durch länger zugespitzte, nicht fünf- reihige Astblätter und anders gestaltete Stengelblätter ab. Unvoll- kommen entwickelte Formen können leicht für 9. molle gehalten werden, dessen Stengelblätter hinsichtlich ihrer Form und des schmalen Saumes mit denen solcher Formen entfernte Aehnlichkeit haben. In diesem Falle entscheidet der in der oberen Astblatthälfte weitläuftig gezähnte Rand des 8. molle, wie er bei keiner anderen Art dieser Gruppe vorkommt. — Eine sehr charakteristische Art, welche, einmal in ihren Eigen- tümlichkeiten sicher erkannt, gewöhnlich schon unter der Lupe zu recognosciren ist. Ohne Originalpflanzen Hübeners dürfte es schwer sein über var. luridum Hüben. ein sicheres Urteil zu gewinnen. In Bryol. germ. S. 28 beschreibt der Autor das 8. acutifolium 5 luridum wie felst Ramulis confertis erecto-patentibus, foliis ovato-aecuminatis arcte imbricatis lurido-ochraceis. Es liegt auf der Hand, dass die Identität dieser Form mit S. subnitens aus diesen wenigen Worten, welche sich 118 C. Warnstorf: nur auf die Stellung der Aeste, Form und Lagerung der Blätter und die Färbung der Pflanze beziehen, unmöglich gefolgert werden kann. Dagegen konnte ich Proben der var. /Zuridum (Hüben.)? Angstr. prüfen, welche mit den von mir unter diesem Namen in Sphagnoth. eur. ausgegebenen Exemplaren identisch sind. — Auch hier bei dieser Art lassen sich die Hauptformen nach ihrer vorherrschenden Färbung beurteilen und zwar kann man unter- scheiden: 1. var. purpurascens Schlieph., 2. var. coerulescens Schlieph., 3. var. griseum, 4. var. viride, 5. versicolor, 6. flavicomans Card., 7. var. pallens u. Ss. w. Var. favicomans von der insel Miquelon (Nord-Amerika) zeigt oft ganz die eigentümliche braune Färbung des S. fuscum und ist aus Europa so noch nicht bekannt. Nächst der Färbung kommt dann die Länge und Richtung der abstehenden Zweige sowie der gracilere oder robustere Bau der Pflanze in Betracht. Ausser S. subnitens sind in der Acutifoliumgruppe nur S. fimbriatum, Girgen- sohnii und molle mit ausgesprochen sparriger Beblätterung der Aeste bisher beobachtet worden. Bereits in „Sphagnol. Rückblicke“ (Flora 1884) machte ich darauf aufmerksam, dass das 5. Gedeanum Dz. et Molkenb. von Java wahr- scheinlich mit der squarrösen Form des 8. acutifolium var. luridum (Hüben.) = &. suönitens identisch sein dürfte, da die allerdings nur sehr dürftigen Proben, welche ich von dieser Art im bot. Museum in Berlin prüfen konnte, im anatomischen Baue grosse Uebereinstimmung mit 8. subnitens zeigten. Allein bei einer neuerdings vorgenommenen ° nochmaligen Prüfung bemerkten Russow und ich in den Stengelblättern des 5. Gedeanum auf der Aussenseite sehr zahlreiche Membranlücken, wie sie uns in diesem Masse bis jetzt noch an keiner europäischen Form des 8. subnüens vorgekommen. Dies einerseits, andrerseits aber auch der Mangel an genügendem Untersuchungsmaterial hat uns bestimmt, vorläufig die Identität des S. Gedeanum mit 8. subnitens nicht bestimmt und über allen Zweifel erhaben auszusprechen. 10. 5. molle Sulliv. Musc. allegh. p. 50, n. 205 (1846). Synonyme: 8. molluscoides C.Müll. Synops. 1, S. 99 (1848). S. Mülleri Schpr. Entw.-Gesch. d. Torfm. S. 73, n. 10 (1858). Sammlungen: Braithw. Sphagnoth. brit. n. 21 (exel. spec. infer. ad. sinistr.) et n. 2lec. Eiben, Ostfriesl. Moose n. 5. Gravet, Sphagnoth. belg. n. 59, 62. Limpricht, Bryoth. sil. n. 200, 299, 300. H. Müller, Westf. Laubm. n. 222. Rabenhorst, Bryoth. eur. n. 556, 1149, 1248. Warnstorf, Sphagnoth. eur. n. 34, 83. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 119 In dichtgedrängten‘, niedrigen oder lockeren, höheren Rasen. Pflanzen im oberen Teile meist bleich oder graugrün, seltener blass- violett angehaucht; habituell noch am meisten kleineren Formen des S. subnitens ähnlich. Holzkörper stets gelblich oder bleich. Rinde des Stengels unregelmässig 2—4schichtig; Zellen mittel- weit, zartwandig, Aussenwände nicht durchbrochen, innere Zellwände mit vereinzelten Tüpfeln und kleinen Poren. Stengelblätter aus schmalerem Grunde nach der Mitte deutlich verbreitert und in eine kurze, breit gestutzte und grob gezähnte Spitze verschmälert; Seitenränder mit schmalem nach unten nicht oder — besonders in faserlosen Stengelblättern — wenig verbreitertem Saum. Hyalinzellen durch schräg laufende Querwände ein- bis mehrfach geteilt und an demselben Stengel entweder ganz faser- und porenlos oder in der oberen Blatthälfte und weiter herab mit Fasern und Poren; letztere auf der Innenfläche im apicalen Teile ausserordentlich gross, rund oder rundlich-elliptisch, meist von Zellbreite und zwischen den Fasern, an der Aussenfläche ähnlich wie bei den Astblättern: Oehr- chen gross, fibrös und porös. Astbüschel meist gedrängt, seltener entfernt, von den 3—4 Aestchen ein oder zwei stärkere in verschiedener.Richtung vom Stengel abstehend, locker oder fast sparrig beblättert und nach der Spitze stark verdünnt. — Astblätter ziemlich gross, den Stengelblättern ähnlich, ei-lanzettlich, nicht oder durch 1—2 Zellenreihen schmal gesäumt; in der unteren Blatthälfte an den äussersten Randzellen meist mit Membranlücken und in der oberen mit entfernt stehenden, kleinen vorspringenden Zähnchen, ähnlich wie bei 8. eymbifolium. Rand weit herab nach innen eingerollt und an der breit abgerundet- oder quergestutzten Spitze grob gezähnt; in der Mitte über dem Blattgrunde mitunter mit einer nach innen vorspringenden kurzen Längsfalte. Hyalinzellen weit, verlängert rhomboidisch, mit zahl- reichen Spiralfasern, auf der Innenfläche im oberen Blattteile oft nur mit kleinen Poren in den oberen und unteren Zellecken, seltener hier auch vereinzelte grössere Löcher in den seitlichen Zellecken oder in der Wandmitte, in Mehrzahl aber in der Nähe der Seitenränder; auf der Aussenseite im oberen und mittleren Blattteile mit sehr schmalen, ziemlich stark beringten Poren an den Commissuren, welche sich gegen die Basis allmählich erweitern und halbkreisförmig werden, einzelne werden in den Zellen unmittelbar über.dem Blattgrunde sogar kreisrund, sehr gross und stehen in den oberen Zellecken oder in der Wandmitte. Chlorophylizellen im Querschnitt gleichschenklig-dreieckig bis parallel-trapezisch, auf der Blattinnenseite zwischen die Hyalinzellen gelagert und hier stets freiliegend, auf®der Aussenseite von den 120 C. Warnstorf: stärker convexen Hyalinzellen eingeschlossen, oder, besonders gegen die Blattspitze, beiderseits frei; hyaline Zellen mit nach innen vor- springenden Faserbändern; Randzellen im Quersehnitt dureh die untere Blatthälfte sehr oft mit halbmondförmigem Ausschnitt, weleher daher rührt, dass die Membranen derselben teilweis resorbirt sind. Einhäusig; & Aestchen von den übrigen nieht verschieden; in der Jugend kurz-eiförmig, später verlängert, stets blass-violett; Trag- blätter denen steriler Aeste ähnlich. Fruchtäste oft sehr verlängert; ihre Blätter gross, eiförmig und in eine längere oder kürzere, breit- gestutzte, unregelmässig grob gezähnte, am Rande eingerollte Spitze auslaufend; Rand entweder überall schmal oder am Grunde und gegen die Spitze breiter (durch 5—8 Zellreihen) gesäumt; in der unteren Blatthälfte nur mit langgestreekten, rectangulären oder rhomboidischen, getüpfelten Chlorophylizellen, oben aus beiderlei Zellen gewebt; in der Spitze selbst häufig nur mit kürzeren, schmalen, gewundenen srünen Zellen. Hyalinzellen schwach Sförmig gebogen und in der Regel ganz faser- und porenlos, seltener oben mit Faseranfängen. Oehrehen gross, vielfach geteilt, mit Poren und meist auch mit Fasern. — Makrosporen gelbbraun, glatt, 0,031—0,035 mm diam. Früchte sehr häufig. — Diese schöne Art liebt moorigen Heideboden und kommt in der Regel in Gesellschaft von 8. rigidum und molluscum vor In Nord- Europa selten, häufig dagegen im westlichen Mittel-Europa; fehlt in den Alpen, in Italien und in den Pyrenäen. Besonders verbreitet ist diese Art in Belgien, Holland, Ostfriesland und Oldenburg; sie kommt aber auch weiter landeinwärts in Hannover, Westfalen, der Rhein- provinz, Brandenburg, Schlesien, Baiern u. s. w. vor; auch aus Dänemark und England ist sie mir bekannt geworden. Sie wurde 1840 von C. Müller um Jever in Oldenburg entdeckt und 1848 in der Synopsis P.1 5. 99--100 als 8. molluscoides publieirt. Lindberg war der Erste, welcher später die Identität der Müller’schen Pflanze mit dem Sullivant’schen S. molle nachwies. Obgleich sich nun alle neueren Sphagnologen von der Richtigkeit der Lindberg’schen Untersuchungen überzeugt und die Priorität Sullivants anerkennen, so protestirt C. Müller noch 1887 gegen die Identität der europäischen und amerikanischen Pflanze. (Vergl. Einleit. S. 88, 89.) Wer die & Amentula dieses Sphagnum studiren will, der sammle das Moos im Herbst; an Fruchtexemplaren im Juli dürfte er sie wegen der nicht differenzirten Tragblätter schwerlich auffinden. In der Vegetations- und Blütenperiode finden sie sich stets noch im Schopfe mit den 9 Blüten, und sind dann kurz, länglich-oval und zeigen eine blass-violette Färbung. Da das Moos stets sehr reichlich fruchtet, so kann man schon daraus schliessen, dass es einhäusig ist, denn alle dioecischen Sphagna fruchten äusserst selten und nur unter günstigen Bedingungen. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 121 Mit 5. rigidum hat nur die compacte, kurzstengelige Form einige habituelle Aehnlichkeit; allein schon unter der Lupe bemerkt man, dass man es mit einem ganz anderen Moose zu thun hat. Die Rasen sind viel weicher, die Aestchen spitzer, der Holzeylinder ist bleich oder gelblich (nie dunkelbraun), die Stengelblätter sind grösser und ganz anders gestaltet u. s. w. Leichter kann diese Art mit gewissen, unvollkommen entwickelten Formen des 8. subnitens verwechselt werden, mit dessen graugrünen oder blass-violetten Formen sie im Habitus und in der Weichheit noch die meiste Aehnlichkeit besitzt. In diesem Falle entscheiden dann die in der oberen Hälfte der Astblätter nie fehlenden Randzähnchen, welche nur bei 5. molle angetroffen werden. Ganz eigentümlich sind auch dieser Art die auf der Rückseite in der oberen Blatthälfte an den Commissuren stehenden überaus schmalen Poren, wie sie so bei keiner anderen Art dieser Gruppe angetroffen werden. — Im allgemeinen ist S. molle verhältnismässig wenig veränderlich. Seine Färbung ist entweder bleich, graugrün oder im Schopfe schwach lila oder blass-violett. Auf trockneren Standorten bleiben die Rasen niedrig, sind compact und die Astbüschel stehen sehr gedrängt. An nassen Localitäten werden die Pflanzen höher (10--15 em h.), stehen sehr locker, und die Astbüschel entfernen sich von einander. Erstere bilden das S. zenerum Sulliv. et Lesq. (1856), letztere die var. pulchellum Limpr., wozu auch f. sguarrosula Grav. zu rechnen ist. Die Stengel- blätter zeigen nur insofern Veränderlichkeit, als man sie an demselben Stämmchen bald mit, bald ohne Fasern und Poren antrifft. — Schlussbemerkungen. Nachdem bereits das Manuscript zu vorliegender Abhandlung fertig vorlag, erhielt ich durch Prof. Russow in Dorpat einen Separat- abdruck von einem Referat eines Vortrages, welchen derselbe in einer Sitzung der Dorpater Naturforscher -Gesellschaft Ende 1887 über . den gegenwärtigen Stand seiner seit dem Frühling 1886 wieder auf- genommenen „Studien an den einheimischen Torfmoosen“ gehalten. Es kann an dieser Stelle nicht meine Absicht sein, auf den ganzen reichen Inhalt desselben einzugehen; sondern ich will ihn nur insoweit berücksichtigen, als er sich speciell auf die Acutifoliumgruppe der Sphagna bezieht. Russow zerlegt darnach die letztgenannte Gruppe der europäischen Torfmoose in 3 Untergruppen: a. porosa: j S. fimbriatum Wils., Gürgensohnii Russ., Kussowi Warnst. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb, XXX. Su 122 C. Warnstorf: b. tenello: S. Warnstorfii Russ., tenellum (Schpr.) Klinggr., fuscum (Schpr.) Klinggr. c. deltoidea (oxyphylla): S. quinguefarium (Braithw.) Warnst., subnitens Russ. et Warnst.., acutifolium Ehrh. ex parte. Diese Anordnung entspricht vollständig unserer heutigen Kenntnis der Acutifolien; nur hinsichtlich der Stellung des 8. molle Sulliv. weicht die Ansicht Russows von der Limprichts und der meinigen ab, insofern er diese Art nicht in der Aecutifoliumgruppe,‘ wie wir beide, einreiht, sondern sie mit S. rigedum und Angstroemü zu den Truncata zählt, wobei er allerdings bemerkt, dass es richtiger wäre, die Truncata in 3, durch je eine Art repräsentirte Gruppen zu zerlegen.?) Nach meiner in vorliegender Abhandlung gegebenen Uebersicht der Arten in der Acutifoliumgruppe würde sich dieselbe so darstellen: A. laciniata: S. fimbriatum Wils., Girgensohnü Russ. B. dentata: a. lingulata: S. Russowü Warnst., Warnstorfü Russ., tenellum Klinggr., Fuscum Klinggr. b. deltördea : S. quinguefardum (Warnst.), acutifolium Russ. et Warnst., sud- nitens Russ. et Warnst. ce. lanceolata:: S. molle Sulliv. Um endlich dem chaotischen Durcheinander in dem Aufstellen von Varietäten, resp. Formen zu steuern, schlägt Russow vor, alle die Varietäten mit den Bezeichnungen deflexum, strietum, compactum, laxum, squarrosum, isophyllum, flagellatum u. s. w. aufzugeben, und diese oben angeführten Ausdrücke zur Bezeichnung der Subformen, höch- stens der Formen anzuwenden. Er sagt wörtlich: „Da es sich mit Ausnahme der squarrosen Formen hier um die Stellung, Form und Grösse der Aeste handelt, so sind die bisher gebräuchlichen Ausdrücke durch solche zu ersetzen, welche die Sachlage bezeichnen, und da die lateinische Sprache sich für Zusammensetzungen nicht eignet, so ist die griechische zu wählen. Demnach wäre für strietum orthocladum zu setzen, wenn die Aeste steil aufrecht stehen, anocladum, wenn die Aeste mehr oder weniger aufwärts streben, für deflexum catocladum, für compac- tum dasy:cladum, für laxum eurycladum, für flagellatum mastigocladum; es empfehlen sich ferner noch Bezeichnungen wie: !) In „Zur Anatomie resp. physiologischen und vergleichenden Anatomie der Torfmoose“. (Dorpat 1837) schliesst sich Russow unserer Auffassung hinsichtlich der Stellung des 8. molle an. Die Acutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 123 brachycladum, maerocladum, microcladum (Aeste von mitt- lerer Länge), homalocladum (wagerecht-ästig), drepanocladum (sichelästig), leptocladum (dünnästig), pachyeladum (diekästig). Bei consequenter Anwendung dieser Ausdrücke gewinnt die Beschreibung sehr an Kürze und Uebersichtlichkeit, zumal diese Ausdrücke noch weitere Zusammensetzungen und Combinationen gestatten, wie: brachy- euryclad oder brachy-dasyclad, homalo-brachyclad, eury-drepanoclad u. 5. w.“ Es wäre sehr zu wünschen, dass die hier von Russow ge- machten Vorschläge, wie bereits von mir, so auch von den übrigen Sphagnologen im Interesse einer einheitlichen Etymologie acceptirt würden, damit endlich Varietäten und Formen der Torfmoose wenigstens bei den einzelnen Arten nach bestimmten Prineipien aufgestellt und rangirt würden; denn nur so allein kann eine übersichtliche, zum Studium geeignete Darstellung derselben erfolgen. — Im Anschluss an die Beschreibung des 5. Warnstorfi Russ. rechtfertigt der Autor die Bezeichnung dieser neuen, schönen Art wie folgt: „Da das 8. Warn- storfüü Röll sich als Art durchaus unhaltbar erwiesen, weil heterogene Formen hier vereinigt werden, von denen ein Teil unzweifelhaft zu S. Girgensohniü, ein anderer Teil unzweifelhaft zu S. Russowil gehört, was mir auch vom Autor nach brieflichen Auseinandersetzungen meiner- seits zugegeben worden, so glaubte ich die in Vorstehendem beschriebene neue Art am passendsten an den Namen unseres unermüdlichen, hoch- verdienten Sphagnologen knüpfen zu sollen, dem gewiss vor anderen das Recht zusteht, eine Sphagnum-Art nach sich benannt zu sehen. Um aber den ferner Stehenden meinen Standpunkt dem S. Warnstorfii Röll gegenüber als gerechtfertigt erscheinen zu lassen, sehe ich mich gezwungen, die Unterschiede von S. Gürgensohniü und Russowi näher auseinanderzusetzen.“ Zu dem Zweck bespricht Russow einige bisher übersehene oder falsch gedeutete histologische Eigentümlichkeiten und - giebt zum Schluss eine kurze Charakteristik beider Arten, welche ich hier folgen lasse: „8. Girgensohnii Russ. Stengelblätter meist mittelgross, selten klein oder gross, aus breiter Basis nach oben gleich breit mit parallelen, häufiger ausge- schweiften Rändern, selten nach oben verbreitert, nicht selten nach oben etwas bis stark verschmälert, an der Spitze entweder breit ab- geschnitten und stark gefranst oder abgerundet, kaum gefranst, sehr selten stumpf zugespitzt und gezähnt; bald ebenso breit wie lang, seltener breiter als lang, meist um !/, länger als breit, selten zweimal so lang als breit, Hyalinzellen in der oberen Hälfte fast quadratisch, nur schwach rhombisch verzogen, sehr selten geteilt, meist vollständig resorbirt, seltener nur teilweis resorbirt, dann gewöhnlich mit Löchern sa* 124 C., Warnstorf: und Pseudofibrillen!), nie mit echten Fasern?), äusserst selten mit Längsfalten. Saum nach unten stark verbreitert, oft hellbraun, nie rötlich gefärbt. Die Hyalinzellen am Grunde, in der Mitte zwischen den verbreiterten Säumen, meist sehr stark gespreizt, schliesslich resorbirt. Rindenporen meist zahlreich bis sehr zahlreich, gross bis sehr gross, von einem Ringwulst umsäumt oder ohne solehen zart contourirt, die Ränder der Löcher oft wie zart zerfressen, zumal wenn die Löcher sehr gross sind, mehr als !/; oder 2/; der Wand einnehmend, zuweilen 2 Poren in einer Zelle. Selten sind die Rindenporen mittelgross oder klein und wenig zahl- reich. — Die ganze Pflanze, mit Ausnahme der rostgelben, sehr selten rötlichgelben & Aeste, nie eine Spur von roter Färbung zeigend. 8. Russowri Warnst. Stengelblätter meist gross und sehr gross, selten mittelgross oder gar klein; aus breiter Basis meist nach oben ziemlich plötzlich verschmälert und dann gleich breit in eine gezähnte oder abgerundete Spitze auslaufend, sehr selten an der Spitze mehr oder weniger breit abgeschnitten und gefranst; selten an den Rändern nicht ausgeschweift, von der Basis nach oben gleich breit oder nur wenig verschmälert. Hyalinzellen in der oberen Hälfte rhombisch bis gestreckt-rhombisch, meist geteilt, mit reichlichen Fasern oder Faseranfängen, häufig ohne Fasern und dann mit Längsfalten, und mit Pseudofibrillen. Saum nach unten stark verbreitert und fast stets rot oder rötlich gefärbt. Hyalinzellen am Grunde, in der Mitte zwischen den verbreiterten Säu- men wenig gespreizt, nicht resorbirt, zuweilen mit Querfältehen. — Rindenporen klein bis sehr klein, selten mittelgross bis gross, spar- sam, selten in grösserer Zahl, nie von einem Ringwulst umgeben, im- mer zart contourirt. Färbung der Pflanze fast nie ohne Rot, wenig- stens & Aeste stets rot und am Stengel und dessen Blättern fast im- mer rote oder rötliche Färbung. —“ In einer Anmerkung hierzu heisst es: „Ich habe mindestens Tau- send Exemplare v. 8. Gürgensohnü und gegen 500 von 8. Kussowü untersucht, bin aber noch nicht in die Lage gekommen, zu zweifeln, ob mir ein Vertreter der einen oder anderen Art vorlag. Für die Er- !) Unter Pseudofibrillen versteht Russow die schmaleren oder breiteren Rudi- mente von Zellmembranen hyaliner Zellen, welche zwischen mehreren grossen Löchern in gewissen Hyalinzellen der Stengelblätter mancher Arten vorkommen. 2)Wenn Russow behauptet, echte Fasern kämen in den Stengelblättern des 8. Gürgensohnii nie vor, so gilt diese Behauptung nur für vollständig und normal entwickelte Pflanzen. An unvollkommen zur Entwickelung gelangten oder jugend- lichen Individuen, wo noch nicht die vollkommene Differenzirung zwischen Ast- und Stengelblättern stattgefunden, finden sich bei 8. Gürgensohnii sowohl als auch bei S. fimbriatum in den Stengelblättern auch wahre, nach innen vorspringende Faser- bänder. Die Aecutifoliumgruppe der europäischen Tiorfmoose, 125 kennung des 9. Kussowi resp. Unterscheidung von 8. Güirgensohnit finde ich meiner Erfahrung nach massgebend: 1. die Färbung, 2. die Zahl, 3. die Grösse der Rindenporen, 4. die Fasern oder die Falten in den hyal. Zellen der Stengelblätter, 5. Teilung der hyal. Zellen, 6. geringe Spreizung der mittleren, basilaren hyal. Zellen der Stengelblätter. Dem Mitgeteilten zufolge — so schliesst Russow — wird mir wohl jeder Sphagnologe ohne weiteres zugeben, dass das Einschieben einer Art zwischen 9. Girgensohnü und Russowü, wie es Röll mit sei- nem 8. Warnstorfii gethan, durchaus unstatthaft ist.“ Dass Russow hinsichtlich der Artenfrage vollkommen meinen Stand- punkt teilt, beweist folgender Passus in seinem Vortrage: „Meine bis- herigen sphagnologischen l’orschungen haben mich überzeugt, dass, wie anderwärts, so auch innerhalb des überaus, ja fast unglaublich poly- morphen Genus Sphagnum die Arten scharf umschrieben und durch keine Uebergangsformen mit einander verbunden sind: ich bin bisher auf keine Form, unter den nahezu Tausend untersuchten, gestossen, von der es eben zweifelhaft geblieben, ob sie zu der einen oder anderen Art zu ziehen sei, sobald man die Art richtig fasst: als eine Formen- gruppe, deren Glieder untereinander nach allen Richtungen verbunden, sich gegen eine zweite ähnliche Formengruppe scharf absetzt, sei es auch nur durch ein einziges Merkmal.“ 126 C. Warnstorf: Fig. Fig. Fig. Fig. Erklärung der Abbildungen. Tafel II. Astblattquerschnitte bei einer Vergrösserung von 600:1 . la: durch ein Astblatt eines hängenden Zweiges von 8. fimbriatum Wils. var. robusium Braithw., 1b: desgl. durch ein Astblatt eines abstehenden Zweiges derselben Var.; ,, 22: durch ein Astblatt von einem abstehenden Zweige von S. Girgensohnü Russ. var. coryphaeum Russ.; 2b: desgl. aus dem oberen Blattteile derselben Var.; . 32: aus dem oberen Teile eines Asthlattes von einem abstehenden Zweige des S. Russowii Warnst., 3b: desgl. aus dem mittleren Teile eines Astblattes derselben Art; . 4a und b: aus den Astblättern der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges von 5. fuscum Klinggr.; . 5: aus den mittleren Blättern abstehender Zweige von 8. tenellum Klinggr.; . 6a und b: aus den mittleren Blättern eines abstehenden Zweiges von &. Warnstorfii Buss.; 7a und b: aus den mittleren Blättern eines abstehenden Zweiges von &. quinquefarium Warnst.; 8a und b: durch ein Astblatt aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges von S, acutifolium (Ehrh.) Russ. et Warnst. 9a und b: aus den mittleren Blättern eines abstehenden Zweiges von $. sub- nitens var. flavicomans Card. Samml. Europ. Torfm. n. 77.; 10a, b und ce: aus den Blättern der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges von $. molle Sulliv. DatelIVv: Alle Blätter sind bei einer Vergrösserung von 35:2 gezeichnet. : Oberflächenzellen der Stengelrinde mit Poren von #8. fimbriatum. 120:1. : Desgl. von S. Girgensohnü. 120:1. : Desgl. von S. Russowi. 120:1. : Astblatt aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges derselben Var. : Astblatt von 8. fimbriatum var. arcticum Jens. : Stengelblatt von S. Girgensohnii var. coryphaeum Russ. il 2 3 . 4: Stengelblatt von S. fimbriatum var. robustum Braithw. 5 6 7 . 8: Astblatt aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges derselben Var. . 9a, b, e und d: Stengelblatttypen von 8. Russowä. . 10: Astblatt aus dem mittleren Teile eines abstehenden Zweiges derselben Art. . 11a, b und c: Stengelblatttypen von 9. fuscum. . 12a und b: Astblätter aus dem mittleren Teile eines abstehenden Zweiges. .. 13a, b, e, d und e: Stengelblatttypen von 8. tenellum. . 14a, b und c: Astblätter aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges der- selben Art. . 15: Tragblatt eines & Astes von $. zenellum. . 16a und b: Stengelblätter von S. Warnstorfü. . 17a und b: Astblätter aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges der- selben Art. . 184, b, ce und d: Stengelblätter von $. guinguefarium. Fig. Fig. Fig. Fig. Die Aeutifoliumgruppe der europäischen Torfmoose. 127 19: Astblatt aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges denelien Art. 20a, b, d und e: Stengelblätter von 8. acutifolium. 21: Astblatt aus der unteren Hälfte eines abstehenden Zweiges der Art 22a: Stengelblatt von S. subnitens var. Jlavicomans; 22b und e: desgl. von $. subnitens var. versicolor Warnst. . 23a: Mittleres Astblatt eines abstehenden Zweiges von S. subnitens var. flawi- comans ; 23b und ce: desgl. von 5. subnitens var. versisolor. . 24a und b: Stengelblätter von S. molle Sulliv. . 25a und b: Mittlere Astblätter eines abstehenden Zweiges derselben Art. . 26: Gezähnter Rand vom oberen Teile eines Astblattes des S. molle. 300:1. Botanische Mitteilungen. Von P. Hennings. A. Lichenologisches. Orseilleflechten im Congogebiet. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. Januar 1888.) Vor kurzer Zeit fand ich beim Durchblättern eines Bandes der Gartenflora vom Jahre 1886 auf Seite 405 eine Notiz unter dieser Ueberschrift, welche meine Aufmerksamkeit umsomehr erregte, als ich einige wesentliche Unrichtigkeiten in derselben zu finden glaubte. — Der bekannte Lichenologe B. Stein schreibt darin u. a. folgendes: Wie vorsichtig man die Berichte nieht vollkommen sachlich ge- bildeter Reisenden aufnehmen muss, davon ist die Stanley’sche Mythe über die Orseilleflechte (Roccella-Arten) am Congo ein sehr lehrreiches Beispiel. Der ebenso persönlich mutige als gut schreibende Reisende taxirt Seite 383 Band Il der autorisirten deutschen Ausgabe seines Werkes „Der Congo“ den wahrscheinlichen Export von Orseilleflechten aus dem Congobecken auf 10 000—450 000 Lstr. = 90000000 M. Das sind so genaue Daten, dass niemand daran zweifeln kann, Stanley habe wirklich Massen der wertvollen Orseilleflechte am mittleren Congo gesehen, und doch wächst auch nicht ein einziges Gramm der teuren Farbstoffflechte am ganzen Congo! Schon theoretisch war es undenkbar, dass Orseilleflechten an Bäumen wachsen sollten, denn sämtliche Arten Orseille (Gattung Roccella) sind ausschliesslich Steinbewohner und wachsen nur in un- mittelbarer Nähe des Seestrandes, meist an direct vom Meere be- spülten Felsen. Für einen Lichenologen konnte nicht für einen Augenblick ein Zweifel entstehen, dass Stanley sich geirrt habe und irgend eine audere Flechte für Orseille gehalten habe. — Der Passus von dem grünen Schleier, welcher die Baumkronen umwogt, deutete auf eine Bartflechte, Usnea hin. — In der That erhielt ich nun soeben durch Herrn Fr. Ledien unter andern Flechten auch die Stanley’sche Orseilleflechte vom mitt- leren Congo und sie stellte sich heraus als Usnea angulata Ach.; eine ee c Botanische Mitteilungen. 129 für den RFleehtensammler sehr interessante Art, welehe auch nicht den allergeringsten Handelswert hat, am wenigsten aber als Orseille zu verwerten ist. —“ Soweit Herr Stein. — Als ich diese Zeilen las, erinnerte ich mich ganz deutlich, vor mehreren Jahren eine auf Baumzweigen wachsende Flechte durch den Herrn Mönkemeyer vom Congo für das Kgl. botanische Museum erhalten zu haben, die ich sofort als eine Roccella-Art erkannt und als solche bezeichnet hatte. Dieselbe fand sich denn auch in der Sammlung nebst Mitteilung des Herrn Mönkemeyer vor, dass diese bei Banana am Congo gesam- melte Art an trockenen Buschästen und kranken Bäumen dort sehr verbreitet sei. Ausserdem war noch R. fuciformis Ach. von der Congo- mündung vorhanden, die von Dr. Güssfel'dt dort auf eisenschüssi- sem Sand in reichlichen Exemplaren gesammelt war. Behufs näherer Bestimmung sandte ich beide Arten an Herrn Profossor Dr. Müller- Ars. in Genf. Derselbe hatte denn auch die grosse Freundlichkeit, mir mitzu- teilen, dass die Mönkemeyer’sche Art AR. Montagnei Bel., welche in den Tropen auf Bäumen wachsend, sehr verbreitet," die Güssfeldt’sche Species dagegen R. fuciformis var. linearis Ach. sei. B. Mykologisches. (Vorgetragen in der Sitzung vom 9. December 1837.) 1. Polyporus Büttnerin. sp. Hymenio resupinato, expanso crustaceo, substrato appresse ad- nato, papyraceo-tenui, ferreo-griseo, margine nec floccoso nec fibroso. Poris minutissimis isodiametrieis rotundato-henxagonis, densissimis. An abgestorbenen Bambusstämmen, Sibangefarn, (Gabun) West- Afrika. October 1884. leg. Dr. Büttner. Es ist dies ein sehr interessanter resupinater Polyporus, der sich durch seinen äusserst dünnen, eisenfarbigen, fast metallisch glänzen- den Fruchtkörper auszeichnet und sich nur durch die Färbung vom Substrat, dem er fest eingewachsen ist, abhebt. Er besteht nur aus rundlich-sechseckigen, netzförmig mit einander verbundenen Poren. weiche dem blossen Auge kaum sichtbar sind. Die Sporen sind rund, sehr klein. — 2. Ueber das Ge- und Erfrieren fleischiger Hutpilze in der Umgebung Berlins im Spätherbst 1887. Der September des Jahres 1887 zeichnete sich in Folge der anhal- tenden Dürre durch auffällig grosse Armut an Pilzen aus, und es fehlten auf dem Berliner Pilzmarkte selbst diejenigen Arten, z. B. Cantharellus Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXX. 9 130 P. Hennings: cibarius, welche sonst während dieser Jahreszeit in ungeheuren Men- gen zum Verkauf gestellt werden. — Für gewöhnlich pflegt sich bereits im Anfange des Septembers die Pilzvegetation im Tiergarten und im benachbarten Grunewalde üppig zu entwickeln, und findet sich gegen Mitte dieses Monats an gedachten Orten ein grosser Arten- reichtum der fleischigen Agaricineae und Polyporeae. Diesjährig konnte man fast stundenlang durch den trockenen Teil des Grunewalds wan- dern, ohne dass man einen Pilz bemerkte, und nur in den moorigen Niederungen, welche sich durch denselben ziehen, hatte sich eine ziemlich reiche Pilzvegetation entwickelt. — Diese Niederungen. welche in normalen Jahren zusammenhän- gende Sümpfe bilden, waren in Folge der im Spätherbst 1886 statt- gehabten anhaltenden Dürre und während des folgenden, durch sehr geringe feuchte Niedersehläge ausgezeichneten Winters völlig ausge- trocknet, und man konnte dieselben trockenen Fusses kreuz und quer durchwandern. Der Wasserstand der den Grunewald durchziehenden, mit ge- dachten Niederungen abwechselnden Seen war gleichfalls in so be- deutender Weise gesunken, wie ich dies in früheren Jahren nie be- merkt hatte. Erst nach mässigem Regen anfangs October begann sich die Pilzflora etwas zu entwickeln und hatte an manchen Stellen gegen Mitte dieses Monats so ziemlich ihren normalen Stand erreicht. — Leider trat bereits am 25. October starkes Frostwetter ein, und das Thermometer sank am 25. auf —1, 26.—3,, 27. —5, 28. —2,3 R. unter 0. Schon in früheren Jahren hatte ich oft gefrorene Hutpilze ge- sammelt und manche Arten, die durch das Gefrieren in keiner Weise gelitten hatten, für das Herbar präparirt, sowie recht gute Sporen- präparate von diesen erlangt. Der frühzeitige Frost, welcher während der diesjährigen Haupt- Vegetationszeit der Pilze eintrat, legte es mir nahe zu untersuchen, welche Arten in Folge desselben erfroren und welche unversehrt ge- blieben seien. Zu diesem Zwecke machte ich am 26. und 27. October mehr- fache Exeursionen in den Tiergarten, sowie am 28. d. Mts. eine nach dem Grunewalde; ausserdem beobachtete ich die im botanischen Garten sich findenden Pilzarten. — Bemerken muss ich jedoch, dass die untersuchten Pilze in ganz verschiedenen Lagen gesammelt wur- den, in welchen die einen oft viel mehr als die andern den Einflüssen des Frostes ausgesetzt waren. Während im Tiergarten viele Exemplare sich einer schützenden Laubdecke erfreuten, waren dieselben an den nackten Anhöhen des Botanische Mitteilungen. 131 Grunewaldes, sowie in den freiliegenden Torfsümpfen desselben völlig unbeschützt. Manche der an geschützteren Orten gewachsenen Arten würden in freieren Lagen gesammelt vielleicht ein anderes Resultat ergeben haben. Die sämtlichen ARussula-, die meisten Lactarürs- und Amanita- Arten zeigten sich als völlig erfroren, während die meisteu übrigen Agaricineae nach dem im ungeheizten Zimmer erfolgten Auftauen teils ihr natürliches Aussehen (Consistenz, Farbe) conservirt hatten, teils sich als weich, wässerig und in der Färbung verändert erwiesen. Der grösste Teil der Pilze wurde im völlig steifgefrorenen Zustande ge- sammelt. — Nachdem dieselben langsam aufgetaut waren, wurden die Hüte abgeschnitten und behufs Abwerfens ihrer Sporen auf weisse oder blaue Papierbögen gelegt und während der Nacht in ein us erwärmtes Zimmer gestellt. Manche Arten sporten trotz ihrer wässerigen Beschaffenheit ganz vortrefflich, wenn auch bei einzelnen längere Zeit als gewöhnlich ver- sing, bevor ein deutliches Abbild des Hymeniums auf der Unterlage sichtbar wurde. Die Sporenfärbung zeigte sich bei allen Arten un- verändert.: Verschiedene Exemplare, die in ihrem Aussehen unverän- dert waren, liessen keine Sporen fallen, wahrscheinlich waren dieselben zu alt; andere Arten, besonders zartere Mycenen, wurden in der wär- meren Zimmerluft zu schnell trocken, bevor sie ihre Sporen abzugeben vermochten. In nachstehender Liste gebe ich eine Uebersicht der sämtlichen von mir während gedachten Zeitraumes gesammelten und beobachteten Arten, mit kurzer Notiz über ihre Beschaffenheit und Sporen-Abgabe nach erfolgtem Auftauen. Amanita muscaria Fr. Im Grunewald, überall erfroren. A. phalloides Fr. Ebenso daselbst. Lepiota procera Scop. Grunewald, vorzüglich erhalten, jedoch nicht sporend. L. rhacodes Vitt. Im Tiergarten ein erfrorenes Exemplar beobachtet. L. granulata Batsch. Im Grunewald, unverändert, reichlich sporend. L. Oarcharias Pers. Ebenso daselbst. L. Olypeolaria Bull. Im botanischen Garten, gut erhalten, aber nicht sporend. L. eristata Alb. et Schw. Ebenda, gleichfalls. Tricholoma personatum Fr. Im Tiergarten, gut conservirt und reichlich sporend. T. equestre Fr. Im Grunewald, ebenso. T. saponaceum Fr. lm Grunewald, ebenso. T. terreum Schaeff. Gleichfalls daselbst. 132 P. Hennings: T, rutilans Schaeff. Grunewald an Kiefernstümpfen, völlig erfroren. T. brevipes Bull. Botan. Garten, Exemplare wässerig, aber sporend. T. melaleucon Pers. Ebenso daselbst. Armillaria mellea Fl. Dan. Im Tiergarten in jungen Exemplaren gut erhalten, im Grunewald sämtlich erfroren. Olitoeybe cerussata Fr. Im Tiergarten unter Laub gut erhalten und reichlich sporend. 0. dealbata Sow. Ebenda, wässerig, aber sporend. O, candicans Pers. Ebenda, unverändert und sporend. 0. flaccida Sow. Ebenso daselbst. . infundıbuliformis Schäff. Ebenso. ‚ nebularis Batsch. Ebenso. . cyathiformis Bull. Grunewald, gut erhalten, aber nicht sporend. CO. laccata Scop. Ebenda, gut erhalten, aber schwach sporend. Oollybia butyracea Bull. Grunewald, Exemplare etwas weich, aber gut sporend. ©. velutipes Curt. Botan. Garten, unverändert und reichlich sporend. ©. confluens Pers. Tiergarten, Exemplare verdorben, wahrscheinlich vor dem Frost-Eintritt. Ü. tuberosa Bull. Grunewald, unverändert, auf verfaulter Armillaria. ©. cirrheta Schum. Ebenda auf verfaulter Amanita, etwas wässerig. Mycena pura Pers. Tiergarten, gut conservirt, aber nicht sporend. M. galericulata Scop. Daselbst, gut sporend. M. polygramma Bull. Ebenso. M. alcalina Fr. Grunewald, sehr gut erhalten, aber keine Sporen be- - merkt. M. citrinella Pers. Bahndamm bei Wilmersdorf, unverändert, aber nur schwach sporend. M. filipes Bull. Tiergarten, ebenso. M. vitilis Fr. Ebenda, gleichfalls. M. epipterygias Scop. Grunewald, vorzüglich erhalten und gut sporend. M, stylobates Pers. Tiergarten, keine Sporen bemerkt, sonst gut con- servirt. Omphalia Ipichysium Bull. Grunewald, Exemplare wässerig, nicht sporend. O. Fibula Bull. Ebenda, gut erhalten, wegen der Kleinheit keine Sporen erhalten. Pleurotus ostreatus Jacq. Grunewald, vortrefflich erhalten. Nicht mit- genommen, doch ist es mir von früher erinnerlich, dass dieser Pilz auch bei höhern Kältegraden noch sport. Pluteus cervinus Schaeff. Tiergarten, nur 1 erfrorenes Exemplar beobachtet. Entoloma sericeum Bull. Grunewald, wässerig, schwach sporend. Pholiota squarrosa Müll. Grunewald, recht gut erhalten und sporend. DIES _ Botanische Mitteilungen. 133 Flammula”sapinea Fr. Botan. Garten, ebenso. Galera hypnorum Batsch. Grunewald und bei Wilmersdorf, unverändert und gut sporend. Stropharia squamosa Fr. Tiergarten, ziemlich gut erhalten und reich- lich sporend. S. aeruginosa Curt. Tiergarten, unverändert und reichlich sporend. S. inuncta Fr. Botan. Garten, etwas weich und schwach sporend. Limacium hypoteyum Fr. Grunewald, unverändert und reichlich sporend. Lactarius turpis Weinm. Grunewald, völlig erfroren. L. rufus, Scop. Daselbst die meisten Exemplare erfroren, einzelne recht gut aussehend, aber nicht sporend. L. vellereus Fr. Grunewald, unverändert. L.: delieiosus 1. Daselbst, erfroren. Russula emetica Fr. Daselbst, erfroren. R. fragilis Pers. Ebenso. R. alutacea Fr. Gleichfalls. Cantharellus aurantiacu Wulf. Grunewald, unverändert, schwach sporend. Marasmius oreades Fr. Grunewald, erfroren, botan. Garten ebenso, vielleicht schon?vor dem Frost verdorben. M. Rotula Fr. Grunewald, unverändert. M. personatus Boll. Daselbst unverändert, aber trocken. M. epiphyllus Fr. Tiergarten, unverändert. Hypholoma sublateritium ; Schaefl. Tiergarten, etwas wässerig aber sporend. H. fasciculare Huds. Daselbst, unverändert, Grunewald, z. T. erfroren, botan. Garten ebenso. Psilocybe cernua Fl. Dan. Botan. Garten, reichlich wässerig, aber gut sporend. Panaeolus"acuminatus Bull. Grunewald, fast unverändert, aber nicht sporend. Coprinus atramentarius Bull. Botan. Garten, erfroren. 0. comatus Fl. Dan. Am Wilmersdorfer Wege, einzelne Exemplare unverändert, andere anscheinend erfroren. Myxacium collinitum Fr. Grunewald, meistens wässerig und schwach sporend. Dermocybe cinnamomea 1. Grunewa!d, gut erhalten, aber dunkler ge- färbt, schwach sporend. Pazxillus involutus Batsch. Grunewald, Exemplare unverändert, aber zu alt, daher nicht sporend. Boletus luteus L. Grunewald, völlig erfroren. (Die Exemplare am 26. October daselbst frisch undSim besten Zustande beobachtet.) 134 P. Hennings: C. Abnorme Blütezeiten. (Vorgetragen in der Sitzung vom 9. December 1887.) Nachstehende Pflanzen wurden am 9. December im botanischen Garten zu Berlin in Blüte beobachtet: Daphne Mezereum mit reichlichen geöffneten Blüten und mit weit vorgeschrittenen Knospen dieht bedeekt. Mehrere Büsche begannen bereits Mitte November einzelne Blüten zu erschliessen und haben trotz starken Frostes (10° R. unter O0) bis gegen Mitte Januar stets nach und nach neue Blüten zum Aufblühen gebracht. Helleborus viridıs L. blüht seit 14 Tagen an mehreren Stellen reichlich, die Blütenschäfte sind etwa 15—20 em hoch. Die Gipfel eines grossen Acer dasycarpum ist seit Ende Novem- ber mit Blüten bedeckt, während an den unteren Zweigen die Knospen, obwohl stark geschwollen, gegen die oberen weit zurück sind. Arabis alpina wurde im Blütenstand bemerkt. D. Zur Technik der Pfianzen-Conservirung. 1. Das Präpariren suceulenter Pflanzen für das Herbar. (Vorgetragen in der Sitzung vom 9. December 1887.) Das Trocknen der sogenannten Suceulenten bereitet dem Pflanzen- sammler bekanntlich sehr grosse Schwierigkeiten, da diese Pflanzen sich meistens durch eine, nur wenige und, enge Spaltöffnungen be- sitzende Epidermis auszeichnen, welche das Verdunsten des Saftes und daher auch ein schnelles Trocknen derselben fürs Herbar sehr erschwert. Häufig brüht man derartige Pflanzen vor dem Einlegen in kochendem Wasser ab, doch werden diese Exemplare in ihrem natürlichen Aussehen sehr beeinträchtigt, und sind oft auch für wissenschaftliche Untersuchungen unbrauchbar. Von der Erwägung ausgehend, dass das langsame Verdunsten des Saftes durch die wenigen und engen Spaltöffnungen der Oberhant bedingt wird, legte ich Sempervivum-Exemplare zwischen zwei Bögen Fliesspapier und liess diesen ein elastisches aber ziemlich kräftiges Treten mittelst der flachen Stiefelsohle angedeihen, bis die grünen Pflanzenteile flach geworden und mit dem ausgetretenen Safte bedeckt waren. Das Resultat erwies sich nach wiederholten Versuchen als be- friedigend. — Es entstehen durch das Treten Risse in der Epidermis, durch welche der Saft leicht auszutreten vermag. Ein Quetschen der Pflanzenteile, welches durch sehr starken Druck erfolgen würde, wird durch elastisches Austreten nicht, oder nur da, wo es sehr ungeübt oder unvorsichtig ausgeführt wird, hervorgerufen. Die ausgetretenen Pflanzen werden zwischen Fliesspapierlagen gelegt, ziemlich stark be- schwert und beim erstmaligen Umlegen die etwa noch saftigen Stellen Botanische Mitteilungen. 139 mit dem Finger leicht ausgedrückt. — Nach mehreren Tagen sind die Exemplare trocken und haben ihre natürliche Färbung gewöhnlich vollständig bewahrt, während man von den Rissen, die durch das Treten entstanden sind. nichts mehr wahrnimmt. Auf diese Weise präparire ich für das Herbar des Kg]. botanischen Gartens seit mehreren Jahren viele Arten aus den Familien der Crassa- laceen, Mesembrianthemeen, Portulacaceen, Amaryllidaceen, Liliaceen, [ridaceen, Araceen, einheimische Orchidaceen u. s. w., überhaupt die meisten Pflanzenarten, welche sich durch eine undurchlässige Epider- mis auszeichnen, sowie solche, die einen zähen, schwer trocknenden Schleim besitzen. Blüten der exotischen Orchideen, Palmen, Bromeliaceen, Aloön, Cacteen, eompactere Araceen u. s. w. werden dagegen nach der, früher in diesen Verhandlungen (Jahrgang XXV) (1832) 5. 219 beschriebenen Methode, mit schwefliger Säurelösung präparirt. — Mit Bezug auf dieses Verfahren möchte ich noch bemerken, dass zartere Blüten meistens nur dem Dunste der Säure ausgesetzt werden, während besonders die Inflorescenzen der Bromeliaceen längere Zeit untergetaucht bleiben, und wenn sie ganz ausgeblichen sind, etwa einen oder zwei Tage lang in eine äusserst schwache Säurelösung gelegt, bis sich die natürliche Färbung nach und nach wieder einstellt, und sie dann zwischen Papier getrocknet werden 2. Das Präpariren der Nadelhölzer mit abfälligen Nadeln. (Vorgetragen in der Sitzune vom 13. Januar 1888.) Herr Prof. Ascherson legte in der December-Versammlung des Botanischen Vereins einen von Herrn Bot. Gärtner Jos. Bornmüller in Belgrad erhaltenen Zweig der Picea Omorika Pane. vor,') welcher infolge mehrstündigen Kochens im Wasser die Nadeln, welche beim Trockenwerden wie bei allen übrigen Fichtenarten bekanntlich ab- fallen, unversehrt behalten hatte. Hierauf fussend habe ich Zweige von fast allen im botanischen Garten eultivirten Prcea-Arten in einem Kessel mit Wasser reichlich 2!/, Stunden gekocht, und die Nadeln, nachdem die Zweige mehrere Tage zwischen Fliesspapier mässig ge- presst und dann etwa 5 Wochen im geheizten Zimmer gelegen haben, haften fest am Zweige. Durch das Kochen haben die Nadeln z. T. eine schmutzig grau- srüne Färbung bekommen, dagegen aber in ihrer Form keine Ver- änderung erlitten. Nachstehende Arten wurden derartig behandelt: Prcea alba Lk., P. rubra Lk., P. Engelmanni Parry, P. pungens Engelm, P. Aleockiana 1) Vgl. Ascherson in Oesterr. Bot. Zeitschrift 1888 S. 34. 136 P. Hennings: Carr., P. nigra Lk., P. sitchensis Carr., P. Morinda Link, P. polita S. et VORN 3980 Bantalıs Link, P. obovata Ledeb., P. excelsa var. Olan- bi nella Von Pseudotsuga Douglasii Carr. waren beim Kochen sämtliche Nadeln abgefallen. Leider hatte ich es versäumt mit Tsuga-Arten gleiche Versuche anzustellen, doch gedenke ich dieses nachzuholen. 3. Fixirungsverfahren bei Pilzsporen-Präparaten. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. Januar 1888.) Von Herrn G. Herpell in St. Goar wurde im Jahre 1880 be- reits eine besondere Methode publieirt, nach welcher Sporenpräparate von Hutpilzen dadurch fixirt werden, dass man eine Lösung von 1 Teil Sandarak, 3 Teilen Mastix, 2 Teilen kanadischen Balsams in 30 Teilen Weingeist von 95°/, Alkoholgehalt von unten durch das Papıer in die Sporen dringen lässt. — Dieses Verfahren hat während der lötien Jahre seitens des Herrn Herpell noch einige Verbesserungen gefunden!) und bewährt sich im allgemeinen recht gut. Die weissen Sporen mancher Tricholoma- und Olitocybe- Arten werden aber durch den Einfluss der Lösung oft durchsichtig und da- durch unsichtbar, oder auch gelblich oder rötlich gefärbt, wie letzteres sogar bei Herpell’schen Exemplaren mehrfach bemerkbar ist. Dieses Ausbleichen kann man zwar in einzelnen Fällen’durch reichlichen Zusatz von Alkohol verhindern, doch ist es sehr umständlich stets verschiedene und verschieden starke Lösungen für etwaigen Gebrauch vorrätig zu haben. --- Für farbige Sporen ist die Herpell’sche Lösung meiner Er- fahrung nach überhaupt viel zu eomplieirt. — Ich verwende schon seit länger für farbige Sporen Kolophonium in gutem Spiritus aufgelöst und lasse diese Flüssigkeit ebenfalls von unten durch das Papier in die Sporen dringen. Das hierdurch fixirte Sporenbild bleibt unverändert und ist unver- wischbar. — Dieselbe Lösung wende ich gleichfalls für weisse Sporen- präparate an, nur in anderer Weise. — Es werden blaue Papierbögen, die aber nicht mit Anilinfarben hergestellt sein dürfen, mit in Alkohol gelöstem Kolophonium mehrmals überstrichen oder getränkt, bis sie getrocknet ein fast pergamentartiges Aussehen besitzen. Diese präparirten Bögen halte ich zum beliebigen Gebraüche vorrätig. Will ich das Sporen-Präparat eines weisssporigen Pilzes an- fertigen, so schneide ich ein entsprechendes Stück des Bogens ab und 1) Vgl. Sitzungsber. Bot. Ver. Brandenb. 1881 $S. 39—43. Botanische Mitteilungen. 137 lege den Pilzhut, mit dem Hymenium nach unten, 3—6 Stunden darauf, während welcher Zeit gewöhnlich hinreichend Sporen abgefallen sind und sich ein naturgetreues Abbild des Hymeniums zeigt. Alsdann wird der Hut sorgfältig abgehoben und das Papier mit dem Sporen- präparat von unten oberhalb einer Gasflamme, durch Hin- und Her- ziehen, gleichmässig erwärmt. Hierdurch wird das in dem Papier enthaltene Harz geschmolzen und fixirt die Sporen. — Das Abbild des Hymeniums tritt, auf diese Weise behandelt, viel frischer hervor, und bleibt die Sporenfärbung viel reiner erhalten, als es bei den nach Herpells Methode hergestellten Präparaten oft der Fall ist. — Nur da, wo die Sporenschicht zu dicht liegt, oder wo das Papier nicht stark genug vom Harze durchdrungen ist, sind die Sporen durch ein kräftigeres Reiben verwischbar. Obiges Verfahren bietet jedenfalls, ausser der Einfachheit und Billigkeit, den Vorteil, dass man von sämtlichen weisssporigen Agaricineen ein brauchbares Sporenpräparat herstellen kann, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, dass das erzielte Abbild nachträglich durch den Einfluss der Fixirungsflüssigkeit völlig verdorben wird. Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 94 Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika und der angrenzenden Gebiete. Von Dr. Hans Schinz. II. Im Anschluss an die anfangs Januar 1888 (Band XXIX der Ab- handlungen des Botan. Vereins der Provinz Brandenburg S. 44) erschie- nenen ersten Beiträge zur Flora des deutschen südwestafrikanischen Schutzgebietes folgt im Nachstehenden eine zweite Diagnosenreihe neuer Arten. Zu dem bereits vorhandenen Untersuchungsmaterial ist mir durch die Güte des Herrn Professor Drude in Dresden die von Herrn Pohle vorwiegend am Oranjeflusse zusammengestellte Colleetion zu- gegangen, während ich eine weitere reichhaltige Sammlung Herrn Dr. Ad. Schenck zu verdanken habe. Herr Dr. Schenck bereiste als Mitglied unserer Expedition den mittlern und südlichen Teil von Gross- Namaland, teilweise auch West-Hereroland; nach der erfolgten Auf- lösung der Expedition wandte er sich nach Südost-Afrika, um Natal und die Republik Transvaal zu besuchen. Die Bearbeitung der Gramineen hat Herr Professor Hackel, die der Cucurbitaceen Herr Cogniaux, die der Malvaceen Herr Gürke in Berlin und die der Pedaliaceen Herr Prof. Ascherson übernommen ; zu besonderem Danke bin ich Herrn Dr. Urban verpflichtet, dessen wertvolle Hülfe ich mehrfach in Anspruch genommen habe. Eine weitere Bereicherung der auf Südwest-Afrika Bezug neh- menden Florenlitteratur wird Herr Professor Engler durch Bearbeitung der Plantae Marlothianae im demnächst erscheinenden I. Heft des X. Bandes der Botanischen Jahrbücher liefern. Da mir ein Separatabzug hiervon seit anfangs März vorliegt, so habe ich bei der Bestimmung meines Materials darauf Bezug genommen. Einige wenige Pflanzen aus Hereroland finden sich auch in den von Dr. v. Szyszylowiez publieirten Polypetalae diseiflorae et thalamiflorae Rehmannianae (Cra- coviae 1387 und 1888). Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 139 Cyperaceae!') (Nachtrag) bestimmt von Herrn Boeckeler in Varel. Oyperus subaphyllus Böcklr. Pallide glaueo-viridis; culmi 16-26 cm, erecti rigidi validi, 2--3 mm diam., sulcato-angulati leviter compressi (parte praest. nudi); fasceiculus spicularum solitarius perspicue lateralis sessilis oli- gostachyus; bractea singula v. altera diminuta, striete ereeta culmum exacte continuans sulcato-angulata obtusiuscula; spiculae 1—6 con- stipatae longae curvatae_lineares acutiusculae leviter compressae 8—22 mm long. 2 mm latae, ad 40florae; squamae membranaceo-chartaceae approximatae arcteque imbricatae orbiculato-ovatae breviter acutatae v. obtusae, naviculari-convexae rufescenti-stramineae nitidulae margine membranaceo undulato .pallidiore; caryopsis squamae dimidium sub- aequans ovalis compresso-triangula mucronulata fuscescenti-rufa ob- solete subtiliter celluloso-retieulata. — Species insignis e sect. Repen- tium, Cypero ensifolio Nees et Ehrenb. modice affinis. ‘Standort: Hereroland; (Lüderitz, Schinz). Gramineae Benth. et Hook.: Gen. Plant. CC. bestimmt. von Herrn Professor Hackel. I. Andropogoneae, Andropogon Schinzii Hack. Die Diagnose dieser. mit A. scherenses Hochst. verwandten Art wird in Prof. Hackels Monographia Graminearum I Andropogoneae (Monogr. Phanerogamar. ed. Alph. et Cas. de Candolle, Vol. VI) die bereits im Drucke ist, erscheinen. Il. Zoysieae. Anthephora Schinzii Hack. Annua; culmi graciles 30—40 em alti, breviter patenti-pilosi, basi ramosi. Vaginae laxae, e tuberculis pilosae, ore barbatae. Li- gula membranacea, truncata, 1,5—2 mm longa, glabra. Laminae line- ares, acuminatae, 3—10 cm longae, 3—4 mm latae, erectae, rigidulae, 'virides, basi fimbriatae, margine undulato scabrae, superne hine inde pilis basi tuberculatis adspersae. Spica 5—7 cm longa, densiflora, villosa, rhachi flexuosa, glabra. Spiculae quaternae, tetradibus 5—6 mm longis campanulatis basi villosis; glumae involuerantes in '/; in- feriore connatae, dein: distinctae et ad basin poros rotundos inter se relinguentes, ovato-lanceolatae,' acutae v. mucronatae, superne extus 1) Laut brieflicher Mitteilung des Herrn Boeckeler ist der von ihm in den ersten Beiträgen a. a.'O. S. 45 als neu beschriebene Scirpus Schinzii Boecklr. iden- tisch mit Scirpus dioicus Boecklr. — Isolepis dioica Kunth (pl. foeminea). Ya* 140 H. Schinz: curvatae, inferne pubescentes, superius scabrae, demum saepissime fusco-maculatae. Gluma Ilda 0; IIla ovato-lanceolata, acuta, hyalina, 3-nervis, longe villoso-ciliata; 1V.a (florens) chartaceo-membranacea, ovato-lanceolata, acuta, 3-nervis, glabra; palea ei similis nisi binervis. Caryopsis ovata, a dorso compressa, embryone caryopseos ?/, aequante. Ex affinitate A. pubescentis Nees, differt culmo piloso etc. Standort: Olukonda im Ondonga-Stamm (Amboland). Monelytrum Hack. nov. gen. Spiculae uniflorae, plures (4-5) in spicam brevem demum arti- culatim deciduam confertae, 2—3 superiores in quavis spica tabes- centes, saepius aristiformes, 2 inferiores ©, rarius earum superior 6, spieulis secus rhachin spicae sessilibus quaquaversis. Glumae 2, infe- rior vacua, respectu rhacheos extus posita, rigida, aristata, costis non glochidiatis, superior florifera paullo brevior, membranacea, mucro- nata; palea hyalina. Lodiculae 0. Stamina 3. Styli breviuseculi, distincti; stigmata longiuscula, aspergilliformia. Caryopsis ignofa. — Gramen spica composita elongata densissima aristis patulis horrente, subvillosa insigne. — Ab affıni Trago differt praecipue spicarum partialium rhachi villosa, gluma vacua semper unica aristata_ non glochidiata basi in callum villosum constrieta, defeetu lodicularum ete. Glumam vacuam unicam Monelytri non inferiorem, sed (ut in Lolio) superiorem esse, docet affinis Tragus, cujus gluma inferior pusilla saepius adest inter- dum vero plane ut in Monelytro defieit. Duo haec genera etiam disseminationis modo differre videntur; nam Tragi spiculae maturae glabrae sed glochidiis arcte eonsitae animalium pellibus facillime ad- haerent, Monelytri vero spiculae non glochidiatae axisque villosus potius ad disseminationem ope ventis aptae videntur; haec tamen ope aristarum scabrarum etiam animalium pellibus adhaerere et ab his disseminari possunt Monelytrum Lüderitzianum Hack. Specimina imperfecta, ad partes superiores reducta. Culmi gra- ciles, teretes, glaberrimi. Vagina folii summi laxa, a spica demum parum remota, glabra, vix scaberula; ligula brevis, membranacea, dense ciliata; lamina linearis, acuminata, 6—12 cm longa, 1—2 mm lata, utrinque plus minus scabra, margine incrassato aculeolato-scaberrima, glabra, rigidula, supra glaucescens, tenuinervis. Spica composita li- nearis, 9—16 cm longa, 6—7 mm lata, apice vix attenuata, densissima, viridis v. fuscescenti-viridula, rhachi communi scabra. Spicae parti- ales spirali ordine enatae, spieulas plurifloras mentientes, brevissimae, sessiles, appressae, demum integrae a rhachi deeidentes, rhachi ab ima Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 141 basi acutiuscula ad apicem usque villis albis mollibus spieularum di- midiarum longitudine barbata. Spicularum fertilium gluma vacua char- tacea, suboblique lanceolata, superne breviter extus curvata ibique subeontorta apice sensim in aristam scabram ipsa sublongiorem de- mum patentem abiens, dempta arista eirc. 6 mm longa, basi in cal- lum rhachi adnatum villis albis spieula duplo brevioribus dense bar- batum constricta, dorso glabra, ad nervos 5 valde prominentes scabra. margine membranaceo subinvoluto in ?/, inferioribus molliter eiliata, in !/; superiore aculeolato-scabra. Gluma florifera tenui-membrana- cea, vacuam dempta arista subaequans, lanceolata, integra, mucronata v. breviter setigera, 3-nervis, dorso pubescens. Palea glumam flori- feram subaequans hyalina, late lanceolata, apice obtusa, erosula, mär- gine involuta, indistinete v. subdistinete binervis, glabra. Antherae lineares, 2—2,; mm longae, utrinque bifidae. Ovarium glabrum; styli stigmatibus subfuscescentibus subduplo breviores. Spicula secunda in qui- busdam spicis Jam imperfecta, &, tertia et quarta in plerisque ad glumam vacuam aristiformem basi vix dilatatam redueta, in aliis spieula tertia cum gluma florente, palea, staminibus hebetatis. Standort: Kaoko, nördlich vom Omuramba u Omaruru. (Lüderitz.) II. Paniceae. Panicum glomeratum Hack. (Sect. Brachiaria). Annuum. Culmi erecti v. scandentes, L0O—30 cm alti, basi ramo- si, compressi, pubescentes. Folia ubique molliter einerascenti-pubes- centia: vaginae laxae, ligula nulla v. eiliorum series obsoleta; laminae e basi subcordata lineari-lanceolatae, acuminatae, flaceidae, margine undulatae, tenuinerves. Panicula 5—10 cm longa linearis v. lineari- oblonga contracta interdum interrupta basi subinclusa vel breviter ex- serta, ramis suberectis brevibus interstitia aequantibus v. iis brevioribus spicularum racemulos brevissimos alternos glomeriformes ferentibus. Spieulae brevissime pedicellatae v. subsessiles, ellipticae, 3 mm longae, albo-villosae, pallide virides v. fusco-violaceo-variegatae: gluma Ima spiculam dimidiam subaequans, ovato-lanceolata, acuta, 1-nervis, pi- losa; Ilda et IIla spieulam aequantes, late ovatae, breviter acuminatae Dnerves, dorso pilis spieula brevioribus in hujus apice subfastigiatis teetae, Illa paleam floremque & fovens; IVa (forens) quam Ilda '!/, brevior, elliptica, obtusiuscula, cum palea brevissima, pallida. Ex affınitate Paniei gossypini A.Rich. Standort: ! Cubub bei | Aus, Gross-Namaland (Schinz); Hereroland (Lüderitz); Corocafluss? (Höpfner No. 79 in Herb. Hackel). Panicum zantholeucum Hack. (Sect. Drachtaria). Annuum. Culmi ereeti, strieti, 2>—45 cm alti, simplices, compressi, pubescentes. Folia griseo-velutino-pubescentia: vaginae laxae, com- 142 H. Schinz: pressae; ligula brevissima, in cilia soluta; laminae e basi aequilata a vagina vix distineta sublanceolato-lineares, acutae, erectae, 6—8 cm longae, 6—8 mm latae, margine undulato scabrae, tenuinerves. Pa- nicula e racemis 4—8 rhacheos communis pubescentis internodia su- perantibus formata, angusta, stricta, contracta; racemi 2,;—-4 cm longi, rhachi hirtula; spiculae biseriales, brevissime pedicellatae, pedicellis barbatis, obovato-oblongae, valde convexae, pubescentes, pallide flaves- centes: gluma Jma spieulam dimidiam subaequans, latissima, obtusa, breviter 5 nervis, nervis apice conjunctis; IIda et Illa spiculam aequan- tes, late obovatae, apiculatae, 5-nerves, extus pubescentes, Illa pale- ata sine flore; IVa quam IIda !/, brevior, elliptica, acutiuscula, cum paea tenuissime rugulosa. Ex affinitate (remota) P. Petiveri Trin. Standort: Olukonda im Ondonga Stamm (Amboland). Panicum brachyurum Hack. (Sect. Brachiaria). Annuum; ceulmi ereeti, robusti, eire. 70 cm alti, teretes, glabri, simplices, vaginis tecti. Vaginae arctae, teretes, hispidae saltem ad margines. Ligula brevissima, in eilia soluta. Laminae e basi aequi- lata lineares, sensim acutatae, suberectae, rigidae, virides, utrinque e tubereulis hispidae, margine incrassato scaberrimae, costa media basi crassiuscula ceterum tenuinervis. Racemi 5—6 secus rhachin com- munem pubescentem alterni, interstitiis 3—4-plo longiores, patuli, ro- busti, 3,55 em longi, rhashi plana 1 mm lata secus margines setis longis (spieulas superantibus) e tubereulis nigris ortis obsita. Spieulae 4-seriales, brevissime pedicellatae, imbricatae, 4 mm longae, late lan- ceolatae, viridulae: gluma Ima ?/, spieulae aequans, lineari-oblonga, obtusa, basi barbata, 5-nervis; IIda et llla spiculam aequantes, ovato- lanceolatae, acutae; Ilda 5-nervis, pubescens, IIla 3-nervis, longe ri- gideque ciliata, dorso punctato-scabra, paleata sine flore; IVta quam II da subduplo brevior, elliptica, obtusa, mucrone brevi scabro termi- nata, cam palea rugulosa. Nullo aretius affine. Standort: Olukonda, Ondonga Stamm (Amboland). Panicum Schinzii Hack. (Sect. Eupanicum). Annuum, glabrum. Culmi S0—100 cm alti, graciles, laeves, sub- compressi, simplices. Vaginae arctae, laeves, ore obtuse auriculatae, auriculis laminaeque basi saepius parce fimbriatis. Ligula brevis, membranacea, truncata, eiliata; laminae e basi aequilata lineares, acu- minatae, 15—20 cm longae, 5—6 mm latae, flaceidulae, virides laeves, tenuinerves. Panicula obovato-oblonga, 15—20 cm longa, laxa, ramis, a /,—!/s inferiore ramulosis ramulisque patulis, scabris, his spieu- larum racemulos 2—3-floros alternos appressos ferentibus. Spieulae Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 143 pedicellis paullo breviores v. longiores, 2—2,; mm longae, elliptieae, pallide virides, glabrae, valde convexae: gluma Ima spieulae "/, aequans, cordato-rotundata, obtusissima; Ilda et Illa spieulam aequan- tes, late ovatae, breviter acuminatae, 9-nerves, IlIa paleam floremque & fovens; 1Va illis !/, brevior, late lanceolata, acutiuscula, brevis- sima, pallide plumbeo-olivacea. Ex affinitate (remota) P. antidotalis Retz. et P. repentis L. Standort: Olukonda,'.Ondonga Stamm (Amboland). Tricholaena brevipila Hack. Annua, humilis. Culmi graciles, 20—25 cm alti, inferne ramosi, glaberrimi, fere toti vaginati. Vaginae laxae, subcompressae, glaber- rimae. Ligula in cilia brevia soluta. Laminae anguste lineares (5—7 em longae, 2 mm latae), acutae, flaceidulae, virides, basi fim- briatae, ceterum supra tenuissime pubescentes v. glabrescentes, mar- gine scabrae. Panicula oblonga, 6—10 cm longa, patula, pauper; ramis solitariis v. binis paueispiculatis capillaribus flexuosis scaberulis infra spieulas longe barbatis. Spieulae oblongae, 6—7 mm longae, brunnescentes, breviter pilosulae: gluma Ima spicula 4-plo brevior, oblonga, obtusissima, glabra; IIda et llla spiculam aequantes, ovato- oblongae, obtusiusculae, superne breviter extus curvatae, infra apicem breviter obtuseque bidentulum aristam ipsis aequilongam rectam eden- tes, toto dorso breviter rigiduleque purpurascenti-pilosulae, IIda basi in callum breviter purpureo-barbatum contracta, 3-nervis, Illa paleata; IVa quam Ilda 2-plo brevior, oblonga, obtusa, brevissima. Caryopsis a latere leviter compressa, brunnea. Ex affinitate 7. Wightü Hack. (Rhynchelytri Wightü Nees) in- dicae. Standort: |! Gamoxab (Gross-Namaland). Vorliegende Art wäre nach Benth. et Hook. ein Rhynchelytrum.‘) IV. Agrostideae. Aristida stipitata Hack. (Sect. Chaetaria). Perennis, caespitosa. Culmi eire. 1 m alti, glabri, simplices. Folia glabra: vaginae breves; ligula brevissima, eiliolata; laminae lineares, acutae, 10—16 cm longae, 2—3 mm latae, siccando subeon- volutae, margine scabrae, subtus laeves, supra scaberulae, glauco- viridulae. Panicula 20—25 em longa, linearis, contracta, densiuscula, ramis binis a basi ramulosis 1—2-spiculatis. Spieulae 12 mm longae 1) Bezüglich der Charakterisirung und Begrenzung von Tricholaena verweise ich auf meine Bearbeitung der Gramineen in Engler und Prantl, natürl. Pflanzen- fam. II, 2, S. 36, welche von der in Benth. et Heok. Gen. plant. beträchtlich ab- weicht. 144 H. Schinz: longioresve, lineares, pallide virides: glumae steriles membranaceae, lineares, 1-nerves, carina scabra, inferior 10 mm longa, acuminata, mucronata; superior 12 mm longa, infra apicem bidentulum breviter setigera; gluma fiorifera cum callo acutissimo 3 mm longa breviter denseque barbato 10 mm longa, linearis, superne glabra scaberula; aristae caducae stipes gracilis 4 cm longus multispirus seaber, divi- siones aequales subcapillares 6 cm longae. Ex affinitate A. Sieberianae Trin. Rupr. Standort: Omatope, Ondonga Stamm (Amboland). Aristida alopecuroides Hack. (Sect. Chaetaria). Perennis. Culmi erecti, 40—80 cm alti, simplices. Vaginae praeter os barbatum glaberrimae; ligula brevissima, eiliata; laminae lineares, sensim acuminatae, eirc. 20 cm longae, basi 2--3 mm latae, siccando superne convolutae, glabrae, subtus laeves, supra margineque scaberulae. Panicula elongato-linearis, eylindrica, subspieiformis, den- sissima, eire. 20 cm longa, ramis a basi ramulosis ramulis bre- vissimis ab ipsa basi spieulas crebras ferentibus. Spiculae bre- vissime pedicellatae, pallide virides, sine aristis 7”—8 mm longae, lineares: glumae steriles inaequales, I-nerves, carina scaberula: in- ferior 4 mm longa, in setulam ipsa parum breviorem abiens, superior 7 mm longa, infra apieis dentieulos breviter setigera; gluma florifera cum calilo 1 mm longo brevibarbi fere 5 mm longa, linearis, superne tubereulato-scabra, aristae non Articulatae stipes 6 mm longus scaber 4—5-spirus, divisiones subaequales 20—25 mm longae graeillimae, patentes. Affinis A. congestae R. et Sch. Standort: Olukonda, Ondonga Stamm (Amboland). Aristida Hochstetteriana Beck Ms. (Sect. Arthratherum). Differt ab omnibus Arthratheris spiculis subsessilibus in racemum spicam secalinam (si aristas plumosas exemeris) quam fidelissime referentem, gluma sterili inferiore breviter hirsuta. Standort: Buschmannsland (leg. Wyley, durch die Novara-Expedi- tion heimgebracht); Hereroland, nördlich vom Omuramba und Omaruru (Lüderitz). Die ausführliche Beschreibung dieser sehr charakteristischen Art wird Dr. Beck im letzten Teile der Botanik der Novara-Expe- dition geben. Hier seien nur noch folgende Merkmale erwähnt: Perennis; folia glauca, convoluta, scabra, glabra; spica 5—6 cm longa; glumae steriles subaequales, 15—16 mm longae, longe acuminatae, florifera 7 mm longa barbata, supra medium articulatim rumpens; aristae stipes 9 mm longus, divisio media 6—7 mm longa in '/, inferiore nuda, dein plumosa, apice glabra, laterales 2,5 em longae, capillares, glabrae. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 145 V. Chlorideae. Willkommia Hack n. g.') Spieulae uniflorae, secus rhachin inarticulatam non marginatam spicarum unilateralium sessiles, rhachilla supra glumas inferiores ar- ticulata brevissima, ultra florem non producta, flore 9. Glumae 2 inferiores vacuae, inaequales: infima brevior, hyalina, rhachi appressa, in hac demum persistens, superior herbaceo-membranacea, anthesi patula, demum decidua; utraque plana, non carinata, 1-nervis v. in- ferior enervis. Gluma florifera vacuam superiorem subaequans, basi in callum tenuem acutum breviter sericeo-barbatum cum rhachilla arti- culatum constricta, tenui-membranacea, breviter aristata, eiliata; palea gluma subbrevior, hyalina, truncata, inferne bicarinata. Lodieulae 0. Stamina 3. Styli distineti stigmata longuiscula anthesi supra mediam spiculam exserta aspergilliformia aequantes. Caryopsis ovali-oblonga, libera, a dorso compressa, hilo punetiformi, embryone caryopseos tertiam partem aequante. — Gramina graeilia, foliis planis angustis, spieis secus pedunculum communem distantibus racemosis patulis. — Genus novum affıne est Oraspedorrhachi, Schedennardo, Cynodonti. Ab om- nibus differt glumis vacuis non solum magnitudine sed etiam textura diversis ecarinatis, florifera basi in callum acutum barbatum constricta arıstulata; a Oraspedorrkachi ceterum rhachi non marginata, gluma florifera vacuas subaequante, a Schedonnardo spica inarticulata, defeetu lodicularum, caryopside brevi (in Schedonnardo fusiformi); a Oynodonte spieis sparsis nee digitatis, defectu lodieularum. 1. W. sarmentosa Hack. Sarmentosa innovationumque ope perennis; vaginae teretes glabrae; gluma Ilda viridula laevis. Culmi sparsi, et innovationes foliiferas et sarmenta satis longa aphylla apice tantum radicantia ibique culmos floriferos innovationesque foliiferas gignentia emittentes, graciles, erecti, 40—50 cm alti, teretes, simplices,' glaberrimi. Folia glauca: vaginae arctae, internodiis breviores; ligula in seriem eiliorum brevissimorum soluta; laminae e basi lata semiamplexicauli subtriangulari-lineares, ‚acutiusculae, culmeae 3—5 em longae, 3—4 mm latae, sursum minores, summae minutae; foliorum innovationum 1—1,; cm longae, 3—4 mm latae, omnes patentes, rigidulae, margine cartilagineo incrassato remote setoso-ciliatae, ceterum glabrae v. rarius supra pilis paueis basi tuber- culatis adspersae, scaberulae, nervis subtus prominentibus; spieae 3—7, secus axin filiformem glaberrimum per spatia 1,5—3,5 em longa dis- positae, subsessiles, in axillis barbatulae, 3—-4,;5 cm longae, graciles, reetae, multi- et densiflorae, virides, rhachi angusta (0,5 mm lata) her- 1) In honorem el. Dris Mauritii Willkomm, in universitate Pragensi professoris. (Willkommia Schultz Bip. ab omnibus auctoribus cum Senecione synonyma habetur.) Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, XXX. 10 146 H. Schinz: bacea, levissime undulata, dorso unicostata, margine scabra, apice ultra spieulas in mucronem saepe gluma abortiva terminatum protracta. Spiculae lineari-lanceolatae, 4-4,; mm longae. Gluma Ima hyalina, deeolor, e lata basi triangulari-linearis, obtusa, apice irregulariter dentata v. erosa, glaberrima, subenervis; IIda quam Ima !/, longior, membranaceo-herbacea, viridula, lanceolata, acuta, plana nisi mar- ginibus leviter involuta, nervo medio cerasso percursa, glaberrima; IITa florens vacuis subbrevior, elliptico-oblonga, apice hyalino-marginata inde obtusissima, in aristulam ipsa 4—5-plo breviorem rectam abiens, 3-nervis, nervis lateralibus margini approximatis rigide eiliatis, dorso inferne pubescens; palea gluma subbrevior, hyalina, ovali-oblonga, truncata, erosula, in !/, inferiore biearinata, carinis curvatis basi con- tiguis dein divergentibus rigidule et longiuscule albo-eiliatis. Antherae 2 mm longae utrinque bifidae, flavae. Ovarium glabrum. Stigmata alba. Standort: Olukonda, Ondonga Stamm (Amboland). 2. W. annua Hack. - Annua, sine sarmentibus innovationibusque; vaginae compressae. carinatae, pilis longis basi tuberculatis patentibus adspersae; gluma secunda glauco-pruinosa scabro-punctata. Priori adeo similis ut fere varietatem diceres. Differt praeter notas supra allatas culmis humilioribus filiformibus, laminis an- gustioribus (1,5;—2,; mm latis), spicis 2—3 cm longis, glaueis, spieulis paullo minoribus. | In Gesellschaft mit W. sarmentosa bei Olukonda gefunden. VI. Festuceae. Trirhaphis purpurea Hack. Annua, caespitulos humiles densos formans. Culmi basi decum- bentes, dein geniculato-ascendentes, 8&—12 cm longi, basi ramosi, compressiusculi. Vaginae laxiusculae, e tuberculis patenti-setosae, nodis glabrae. Ligula brevis, membranacea, ciliata, fissa. Laminae anguste lineares, acuminatae, 3-5 em longae, 1—1,; mm Jlatae, glabrae v. inferne pilis adspersae, scabrae, margine scaberrimae. Panicula lineari-oblonga, 4—6 em longa, densa, purpurascens, ramis binis-ternis brevibus erecetis scabris 2—5-spieulatis; spieulae lineari- lanceolatae, 5—7-florae, 6—7 mm longae, pilosae, rhachilla parce pilosula; glumae steriles fertilibus contiguis parum breviores, lineares mucronatae (superior ex apice bidentulo), uninerves, glabrae; florifera 3 mm longa, lanceolata, subcarinata, 3-nervis, nervo medio inter apieis dentes breves lIıyalinos in aristam teneram rectam glumam aequantem excurrente, lateralibus in setas media duplo breviores protractis, margine ciliata. Palea glumam floriferam aequans, lineari- Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 147 lanceolata, hyalina, bidentula, enervis, marginibus implieata, glabra. Stamina 3, antheris 1,5 mm longis. Styli stigmata brevia aequantes. — Standort: ! Cubub bei | Aus in Gross-Namaland (Pohle). Diese Art scheint der australischen 7. mollis Brown nahe zu stehen, welche (nach Bentham) gleichfalls an der Deckspelze zu beiden Seiten der mittleren Granne kurze häutige Zähne besitzt. In Benth. et Hook. Gen. Plant. 3. p. 1178 wird auch einer unbeschriebenen Art aus dem Caplande Erwähnung gethan, die jedoch jene häutigen Lap- pen an der Aussenseite der Seitengrannen besitzt, also von der vor- stehend beschriebenen verschieden sein muss. Eine andere afrikanische Art, T. Pumilio R.Br. hat nur 1 fruchtbare und 2 unfruchtbare Blüten in jedem Aehrchen; im übrigen scheint sie, soweit die aus 11 Worten bestehende Diagnose dies erraten lässt, der 7. purpurea nahezustehen. Die folgende Art hingegen ist gleich der australischen 7. pungens eine hochwüchsige, lockerrispige Pflanze, die aber gleichwohl in der Struc- tur und Begrannung der Deckspelze vollkommen mit 7. purpuwrea über- einstimmt: Trirhaphis Schinzii Hack. Perennis, caespitosa. Culmi erecti, 1,2 m alti, glabri, vaginis tecti. Folia innovationum molliter patenti-villosa, eulmea praeter vaginas sparse pilosas glabra; ligula brevissima, ciliaris; laminae clongato-lineares, setaceo-acuminatae, margine scaberulae (culmeae ad 45 cm longae, 8 mm latae). Panicula maxima (45 cm longa) nutans effusa, laxa, ramis plerumque binis filiformibus inferne longe nudis nutantibus scabris; spieulae secus ramos plerumque binae, in- aequaliter pedicellatae, pedicello altero spieula breviore, altero bre- vissimo, demtis aristis 5 mm longae, lineares, floribus fertilibus 2, glumisque 3 ananthis supra illas, cupreo-purpureae, rhachilla pu- berula; glumae steriles lineari-lanceolatae acutissimae, inter apiecis denticulos mucronatae, uninerves, glabrae, carina laeves, fertiles con- tiguas subaequantes; fertiles lanceolatae, membranaceae, 3-nerves, nervis omnibus in setas rectas 6 mm longas excurrentibus, seta media basi utringue denticulo laterali aueta, in !/, superiore pilis penicillatis, in reliqua parte breviter eiliata. Palea gluma '/, brevior, hyalina, anguste linearis, binervis, glabra. Glumae steriles superiores 3, bre- vissimae, triaristatae, aristis omnium in penicillum collectis, epaleatae. Standort: Omatope, Ondonga Stamm (Amboland). Diese Art seheint mir mit Orinipes abyssinicus Hochst. verwandt zu sein, bei dem jedoch die Seitengrannen aus den beiden Zähnen zu den Seiten der Mittelgranne entspringen, nicht ausserhalb derselben, wie bei 7. Schinziü. Immerhin scheint mir auch der Orinzipes abyssi- nicus besser bei Trirhaphis untergebracht zu sein als bei Danthonia, wohin ihn Benth. et Hook. in Gen. Plant. stellen. Eine genauere 10* 148 H. Schinz: Umgrenzung dieser schwierigen Gattungen ist jedoch ohne monogra- phische Bearbeitung derselben nicht thunlich. Eragrostis membranacea Hack. Annua. Culmi erecti, 60—80 cm alti, simplices, teretes, glaber- rimi. Vaginae laxiusculae, carinato-compressae, ore fimbriatae, cete- rum glaberrimae, carina nervisque quibusdam intramarginalibus glan- dulis impressis notatis. Ligula minuta, ciliaris. Laminae anguste lineares, sensim acutatae, 15—20 em longae, basi 2—3 mm Jatae, siccando saepius complicatae, erectae, rigidae, pilis patentibus rigi- dulis basi tubereulatis (praesertim in foliis innovationum) adspersae v. iis hirsutae. Panicula 15—20 em longa ovata lucida patentissima rhachi scabra, ramis inferioribus binis ternisve basi nudis ramulisque filiformibus v. his subcapillaribus flexuosis scaberrimis in axillis gla- bris. Spieulae eonspicuae, 10—15-flores, 10—15 mm longae, 4 mm latae lineari-oblongae, obtusae, pallide plumbeo-virides, nitidae, pedi- cellis plerumque breviores, rhachilla persistente, floribus dense im- brieatis: glumae steriles florentibus eontiguis duplo breviores, ovales, obtusae, 1-nerves, floriferae membranaceae, subpelluceidae, late ovatae, obtusiusculae, 3 mm longae, 3-nerves, glaberrimae; palea gluma paullo brevior, complicata, curvula, apice truncato integra, carinis scaberula, persistens. Antherae 1,7 mm longae. Ex affinitate Z. tremulae Hochst. Standort: Olukonda, Ondonga-Stamm (Amboland). Eragrostis enodis Hack. Perennis, eaespitosa, glauca. Culmi ereeti, teretes, erassi rigi- dissimi, simpliees, viseiduli, glaberrimi, enodes, superne longiuseule nudi. Folia eonferta, eonvoluta, juneiformia, pungentia, ligula bre- vissima, ciliari; Panieula linearis, interrupta, e spieularum glomerulis . 3—4 distinetibus formata, ramis ramulisque brevissimis, non spinosis; spieulae sessiles, Janceolatae, 10—14-florae, eire. 1 cm longae, com- pressae, e pallide stramineo fuscescentique variegatae, rhachilla fragili; glumae steriles subaequales, lanceolatae, acutae, 1-nerves, membra- naceae; florentes chartaceae, acutiusculae, obsolete 3-nerves, glabrae, scaberulae, palea glumae aequilonga bidentula carinis scaberula, cum gluma fructifera rhachillaeque internodio secedens. — Species maxime insignis, in difieillimo genere faeillime recognoscenda, nulli nisi &. spi- nosae Nees affınis, sed panieulae structura, culmoque enodi primo in- tuitu dignoscenda. Standort: Angra Pequena, auf der Nautilusspitze. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Siidwest-Afrika. 149 Cucurbitaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. LXXV. bestimmt von Herrn A. Cogniaux. Raphanocarpus humilis Cogn. Caulis brevis, ereetus, sparsissime pilosus demum glaber; folia membranacea, suborbieulari-cordata, apice acuta vel subrotundata; peduneulus masculus longiuseulus, puberulus, 1—2-florus; calyeis seg- menta anguste lanceolata. Radix graeilis, brevissima, parum ramosa. Caulis gracilis, pallide viridis, sulcatus, simplex v. parum ramosus, 1—3 dm longus. Petiolus gracilis, striatus, glaber v. leviter puberulus, 2—3 cm longus. Folia utringue glabra et tenuissime punctata, supra intense viridia, subtus laete viridia, obscure angulata, margine undulato-suberenulata, 2,5—4 cm longa et fere totidem lata; sinus basilaris angustissimus, 0,51 cm profundus. Cirri filiformes, breves, sulcati, vix puberuli. Peduneulus masculus filiformis, pilosulus, 2—3 cm longus; pedicelli breves, basi minute bracteolati. Calyeis lobi erecti, longe acuminati, leviter pube- ruli, 8-10 mm longi, 2—2,5 mm lati. Petala intense aurantiaca, erecto-patula, anguste-oblonga, apice acutiuscula, subglabra, 3—5-ner- via, 2 cm longa, 4—6 mm lata. Stamina 4, filamentis crassis, valde compressis, glabris, 2 mm longis; antherae una bilocularis connectivo latiusculo, ceterae uniloculares, 2,5 mm longae. Flores feminei et fruc- tus ignoti. — Hereroland (Lüderitz). Les trois especes de ce genre presentent la singuliere particu- larit@ que toujours le pedoncule des fleurs mäles est soude avec le petiole a peu pres jusqu’a la base du limbe; celui-ci a ainsi l’aspect d’une grande bractee sessile et embrassante, inseree vers le milieu du pedoncule, comme dans certains Momordica. L’espece que nous venons de decrire, avec sa tige tres basse et dressee, se distingue beaucoup des deux deja connues, qui ont la tige allongee et couchee ou grim- pante. Momordica Schinzii Cogn. Folia ambitu late suborbiculari-cordata, utringue sparse pube- rula praecipue subtus ad nervos, usque ad medium 5-lobata, lobis rhomboideis, profunde acuteque lobulatis; eirri simplices; flores monoeci, omnes solitarii; pedunculus masculus apice bracteatus, bractea late suborbieulata, puberula, margine integerrima; calyx densiusceule breviterque villosus, segmentis ovatis, breviter acuminatis; fructus ovoideus, breviter sparse crasseque muricatus. Rami graeillimi, elongati, sulcati, puberuli praecipue ad nodos, satis ramulosi. Petiolus gracilis, striatus, densiuscule puberulus, eine- reus, 1—2 cm longus. Folia supra intense viridia, subtus paullo palli- 150 H. Schinz: diora, utringue scabriuscula, 4—5 em longa lataque, lobis ad basin satis constrietis, apice acutiusculis mucronulatisque, externis brevio- ribus; sinus inter lobos angusti obtusique, basilaris subrotundatus, eireiter 1 cm profundus. Cirri filiformes, breves, sulcati, leviter puberuli. Pedunculus masculus filiformis, suleatus, puberulus praeci- pue ad apicem, 3—4 em longus; bractea sessilia, 5—7 mm longa lataque. Calycis segmenta cinerea, tenuiter 5—T-nervia, 5-6 mm longa, 3—3,; mm lata. Petala pallide lutea, patula, anguste obovata, apice subrotundata leviter inaequalia, satis asymmetriea, intense pluri- nervulosa, 7—1l mm longa, 5—9 mm lata. Staminum filamenta crassa, vix 1 mm longa; antherae superne bifidae, loculis flexuosis, connectivo lato. Pedunculus femineus vix 1 cm longus, ad medium bracteatus. Fructus breviuscule crasseque rostratus, 3,5 —4 em longus, 2—2,; cm erassus. Semina fulva, anguste ovata, compressa, utraque facie exsculpta, margine subintegra, 11—12 mm longa, 7 mm lata, 2,5 mm crassa. Rehoboth (Gr.-Namaland), Oshiheke (Amboland). Cette espece est par plusieurs caracteres intermediaire entre les M. Balsamina L. et M. involucrata E.Meyer; le premier en differe surtout par la bractee des fleurs mäles fortement dentee; le second, par son calice d’un brun fonc&, a lobes arrondis; tous les deux sont presque glabres dans toutes leurs parties, et ont les bractees et les fleurs notablement plus grandes. Oucumis dissectifolius Naud. var. B? filiformis Cogn. Caulis ad basin valde ramosus; rami filiformes, sulcati, breves. Petiolus graeilis, vix 0,5 cm longus. Folia 1—1,; cm longa et fere totidem lata. Olukonda, in tribu Ondonga (Amboland). L’unique exemplaire que nous avons vu de cette plante n’a pas de fleurs bien developpees: mais son aspect differe tellement de celui du type, que quand cette variete sera mieux connue, il y aura pro- bablement lieu d’elever au rang d’espece distincte. Citrullus Naudinianus Hook. f.; Cogn. in DC. Monogr. Phanerog. III. 511. Peduneulus fruetifer satis gracilis, patulus, striatus, subsparse breviterque hirsutus, 4—5 cm longus. Fructus ovoideus, pulposus, tubereulis erassis subconieis glabris apice rotundatis apiculatisque 6—7 mm longis basi 7T—10 mm crassis dense vestitus, 6 em longus, 4,5) em crassus. Semina canescentia, compressa, ovata, laevia, 8—9,; mm longa, 6 mm lata, 3 mm crassa. Oshiheke (Amboland). Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 151 Les fruits et les graines de cette espece nm’etaient pas connus jusqu’ici; c'est pourquoi nous avons cru utile de les deerire. On connaissait deja un caraetere curieux du CO. Naudinianus, l’eloignant beaucoup des deux autres espece du genre: ses vrilles transform&es en Epines raides et droites, longues de 2 & 3 centi- metres. Les enormes tubereules coniques qui couvrent son fruit four- nissent un second caractere fort remarquable, car les autres especes ont le fruit abolument lisse. Tous les exemplaires de cette espece contenus jusqu’iei dans les herbiers ne portent que des fleurs mäles. Parmi les sept exem- plaires recoltes par M. Schinz six portent exclusivement des fleurs mäles, et le septieme porte des fruits sans trace de fleurs mäles. 11 est done tres probable que l’espece est dioique; s’il en est ainsi, il faudra rectifier la description du genre, car il est toujours decrit comme monoique. Citrullus ecirrosus Cogn. Rami juniores puberuli vel brevissime hirtelli, vetustiores glabri et scabriuseuli; foliis ambitu late suborbicularia, margine valde invo- luta, supra ad nervos leviter hirtella ceterum glabra sublaeviaque, subtus calloso-aspera praecipue ad marginem; eirri nulli; ovarium brevissime sparseque puberulum; fructus majusculus, globosus vel suboblongus, amarus. Rami ut videtur repentes, satis graciles, elongati, obscure sul- cati, canescentes, paulo ramulosi. Petiolus subropustus, teretius- culus, einereus, brevissime denseque hirsutus, 0,5—2 cm longus. Folia rigida et fragilia, utringue canescenti-viridia praecipue subtus, 2—6 em longa et lata, fere usque ad basin 3—5-lobata, lobis valde lobu- latis, apice subrotundatis, margine crispis, sinubus obtusis. Pedun- culus masculus subfiliformis, tenuissime hirtellus, 2—3 em longus. Calyx brevissime subsparseque hirtellus, tubo 5—6 mm longo, lobis erectis, anguste triangularibus, 2—3 mm longis. Petala ut videtur flavescentia, obovata, apice acutiuscula v. subrotundata, 3—D-nervia, extus densiuscule puberula, 1 cm longa. Pedunculus femineus erassius- culus, 1—3 cm longus. Petala 2 em longa. Ovarium anguste ovoi- deum, 2—2,; cm longum. Fructus flavus, marmoratus, ad 15 cm crassus, glaber; carne alba. Semina nigra, compresso-ovoidea, 8 mm longa. In Gr.-Namaland frequentiss. (Schinz); Hereroland (Lüderitz, Pechuel-Loesche, Marloth No. 1192).) 1) Bei | Aus, Rehoboth etc. fand ich die kindskopfgrossen Früchte dieser stets dem Boden angedrückten und weithin kriechenden Pflanze zu vielen Hunderten in den trockenen Flussthälern; die Frucht sieht jener der im Kalaxarigebiet weit ver- breiteten sogenannten süssen „Tschama“ (Citrullus vulgaris Schrad.) überaus ähnlich, ist aber ausnahmslos bitter und deshalb für Menschen und Vieh völlig ungeniessbar. (Sehinz.) 152 H. Schinz: Aucun des neuf exemplaires que nous avons vus de cette espece ne presente la moindre trace de vrilles, et ce seul caractere la distingue facilement des trois Cirullus deja connus. Pour le reste, elle rappelle un peu le ©. Colocynthis Schrad., qui en differe encore par ses feuilles triangulaires, plus grandes et notablement plus longues que larges, tres scabres en dessus, par son calice herisse de longs poils blanchätres, a lobes subules, etc. Ooccinia sessilifolia Cogn. ]. ec. 534 var. major Cogn. Caulis robustior, suleatus. Folia subduplo majora, 6—11 em longa lataque, lobis oblongis v. lanceolatis. Pedunculi maseuli saepius faseieulati, 3—5 em longi. Flores subduplo majores. Hereroland, ab Omuramba u Omaruru Septentr. versus (Lüderitz). Cette plante forme peut-@tre une espece distinete; mais en l’absence des fleurs femelles, il est diffieile de se prononcer sur ce point. Melothria (Eumelothria) Marlothii Cogn. Folia tenuiter membranacea, ovata vel anguste deltoidea, leviter vel fere usque ad medium trilobata, supra punctato-scabra, subtus glabra laeviaque vel leviter punctulata, margine leviter undulato- denticulata, lobis basilaribus saepius obtusis angulatisque; flores monoiei, minutissimi, fascieulati, brevissime pedicellati; calyeis dentes minutissimi, subulati; fructus globosus, breviter v. brevissime pedunculatus; semina non v. obscure marginata. Rami filiformes, sulcati, glabri, satis ramulosi. Petiolus filifor- mis, striatus, glaber, 2—3,5 cm longus. Folia utrinque laete viridia, acuta v. breviter acuminata, 4-7 cm longa, 3—6 cm Jlata; sinus inter lobos acuti v. obtusi, basilaris late rotundatus, 1—1,5s cm pro- fundus. Cirri capillares, elongati, striati, glabri. Pedicelli maseuli capillares, glabri, 3—5 mm longi. Flores vix 2 mm lati. Pedunculus fructifer capillaris, 2—6 mm longus. Fructus glaber, tenuissime reti- culatus, 6—8 mm crassus. Semina cinerea, 4 mm longa, 3 mm lata. Öshiheke in Amboland, Upingtonia (Schinz); Griqualand West (Marloth No. 957). Cette espece doit &tre placee a la suite du M, capillacea Cogn. l. e. 600, qui en differe par ses rameaux legerement pubescents, son petiole plus court, ses feuilles plus petites, largement deltoides, ses vrilles courtes, ses fleurs mäles solitaires, plus longuement pedicellees, ses fruits portes sur un pedoncule beaucoup plus long. Blastania Lüderitziana Cogn. Folia parva, tripartita, segmentis lateralibus saepius profunde bilobatis, intermedio paullo longiore; bracteae ovatae, utrinque bre- Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 153 vissime et densiuscule calloso-aspera, margine dentata, dentibus triangulari-subulatis brevissime eiliatis; peduneulus communis longius- culus; fructus globosus, cerasiformis, 1O—15-spermus; semina anguste irregulariterque ovoidea, leviter compressa, margine obtuse 6-angu- lata, utraque facie leviter verruculosa. Rami subfiliformes, elongati, sulcati, crassiusculi sparseque asperati, leviter ramulosi. Petiolus graeilis, striatus, brevissime sub- sparseque hirsutus, 2—3 em longus. Folia membranacea. utrinque brevissime hirsuta demum tenuissime denseque albo-punctata et scaber- rima, 3—5 em longa lataque, segmentis oblongis, apice acutis v. sub- rotundatis et longe mucronatis, ad basin valde constrietis, margine dentieulatis v. acute crenulato-dentatis. Bractea laete viridis, sub- sessilis, satis asymmetrica, 6—10 mm longa, 4—7 mm lata. Cirri filiformes, breviusculi, sulcati, scabriusceuli. Pedunculus communis masculus capillaris, sulcatus, brevissime sparseque asperatus, 2—3 mm longus, apice 4—8-florus; pedicelli ereeto-patuli, basi subebracteolati, 4—8 mm longi. Calycis tubus 1,5 mm longus latusque; dentes subu- lati, ereeto-patuli, 0,5—1 mm longi. Petala 1,5; —2 mm longa. Fructus subsessilis, glaber, laevis, 1—1,5 cm crassus. Semina cinerea v. fus- cescentia, margine obtusa v. truncata, 6—7 mm longa, 3,5—4 mm lata, 1,5 mm crassa. Upingtonia (Schinz); Hereroland (Lüderitz). Cette espece nous parait differer suffisamment de ses congeneres pour constituer une section generique speciale. Nous croyons done devoir diviser le genre Dlastania comme suit: Sect. I. Zublastania. — Fruetus 1—2-spermus, rarissime 3-sper- mus. Semina majuseula, plus minusve concava, utraque facie laevia, margine regulariter ovata v. oblonga. Bracteae stipuliformes longe pectinato-ceiliatae. — 1. B. Garcini Cogn. 1. ce. 629. — 2. B. fimbri- stipula Kotschy et Peyr. Cogn. 1. ec. 628. Seet. II. Lüderitziana. — Fructus polyspermus. Semina parva, plana, utraque facie verruculosa, margine angulata. Bracteae stipuli- formes dentatae. — 3. B. Lüderitziana Cogn., supra. Corallocarpus Schinzei Cogn. Folia longiuscule petiolata, utringue praecipue subtus te- nuissime denseque punctato-scabra ovato-cordata, basi profunde emar- ginata, integra v. obscure trilobata, margine undulato-suberenulata; pedunculus communis masculus gracilis, rectus, brevissime hirtellus, petiolo brevior; flores feminei breviuscule pedunculati, solitarii v. gemi- nati; fructus ovoideo-oblongus, apice non rostratus subrotundatus; semina fuscescentia, ovoidea, ad basin compressa et leviter attenuata, sublaevia, tenuiter marginata. 154 H. Schinz: Rami graciles, elongati, non geniculati, suleati, ad angulos calloso-asperi et scaberrimi, virides, paulo ramulosi. Petiolus satis gracilis, striatus, densiuscule breviterque calloso-asper, 2—4 cm longus. Folia utrinque laete viridia, 3—5 cm longa et fere totidem lata, apice obtusa v. acutiuscula; sinus basilaris subrotundatus, 0,5—1,5 em profundus. Cirri filiformes, angulato-suleati, breviusculi, scabri. Pedunculus communis masculus suleatus, 1—2 cm longus, apice 3—5-florus; pedicelli filiformes, erecto-patuli, 2--3 mm longi. Calyx brevissime hirtellus, tube campanulato, basi rotundato, ad me- dium valde constrieto, 2 mm longo, apice 1,5 mm lato, dentibus erectis, triangulari-subulatis, 1,; mm longis. Corolla viridi-flavescens, segmen- tis obovatis, erectis, nervosis, apice rotundatis, extus brevissime pube- rulis, 1,5 mm longis. Pedunculus fructifer robustus, compressus, striatus, glaber, 0,52 em longus. Fructus glaber, laevis, intense ruber basi pallide viridis, carnosus, 2—2,;5 em longus, 10—13 mm crassus. Semina basi non alata et subtruncata, 5 mm longa, 3 mm lata, 2 mm crassa. | Aus in Gross-Namaland. Cette espece est voisine du ©. Welmwitschüi Hook. f., qui en differe surtout par ses rameaux robustes, charnus, genieules, arrondis, glabres et lisses; ses feuilles plus grandes, velues-herissees, profondement lobees; ses vrilles, ses pedoncules et son calice & peu pres glabres; son calice aigu a la base, non retreci au milieu, a dents plus courtes. Öorallocarpus sphaerocarpus (Cogn. Folia longiusceule petiolata, supra tenuissime denseque punctata et seabriuscula, subtus brevissime denseque puberula, ambitu late suborbicularia, basi profundiuscule emarginata, profunde palmato- 5-lobata, lobis oblongis, apice rotundatis mucronatisque; peduneulus communis maseulus filiformis, subrectus, glaber, petiolo saepius brevior; flores feminei subsessiles fasciculati; fruetus globosus, apice non rostratus; semina fuscescentia, ovoidea, ad basin compressa et leviter attenuata, subsquamoso-verruculosa, tenuiter marginata. Rami graciles, elongati, carnosuli, leviter genieulati, sulcati, gla- bri, laeves, pallide virides, leviter ramulosi. Petiolus gracilis, striatus, tenuissime puberulus, 2—3 cm longus. Folia supra laete viridia, subtus paulo pallidiora, 4—5 em longa, 5—6 cm lata, lobis inferne satis con- strietis, exterioribus ceteris multo brevioribus; sinus inter lobos ob- tusi, basilaris subreetangularis, '/,—1 em profundus. Cirri filiformes, elongati, vix sulcati, glabri. Pedunculus communis masculus striatus, 1,5 -3 em longus, apice multiflorus; pedicelli capillares, ereeto-patuli, 1—2 mm longi. Calyx vix puberulus, tubo campanulato, basi sub- rotundato, ad medium non vel vix constrieto, 1 mm longo latoque, Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 155 dentibus linearibus, ®/, mm longis. Corolla viridi-flavescens, segmentis extus leviter puberulis, 1 mm longis. Fructus sessilis, glaber, laevis, ruber, carnosulus, 7—9 mm crassus. Semina basi non alata et trun- cata, 4 mm longa, 2,5-3 mm lata, 2 mm crassa. Oshando et Otjavanda tjongue in Upingtonia. Cette espece doit &tre placee a la suite de la pr&c&dente et du C. Wehwvitschii, dont elle se distingue par ses fleurs mäles plus nom- breuses, ses fruits beaucoup plus petits, fascicules et non solitaires ou gemines, sessiles et non distinetement pedoncules, globuleux et non oblongs, et par plusieurs autres caracteres secondaires. Nachtrag zu den Zygophyllaceae.!) Zygophyllum paradoxum Schinz. Suffruticosum, divaricatum; folia unifoliolata, sessilia, orbieulata v. subobovata, glabra, erassa; stipulae concavae, pilosae, deciduae; flores pedicellati; calyeis segmenta oblongo-ovata, obtusa, glabra; petala elliptica v. obovata, obtusa; laciniae indivisae; filamenta duplo breviora, truncata, fimbriata; fructus 5-alati. Standort: Angra Pequena (Schenck No. 88); zwischen | Aus und dem Oranjefluss (Schenck No. 224); Klein Fonteyn in Gross-Nama- land (Pohle). Ein niedriger Busch mit abstehenden gefurchten, fleischigen, an den Knoten verdickten Zweigen. Auf den beinahe zu Kurztrieben redueirten Seitenzweigen sitzen meist nur zwei einfache verkehrt- eirunde oder kreisrunde Blätter; diese sind kahl, fleischig, 7—20 mm lang und durchschnittlich ebenso breit. Die Nebenblätter sind 1,52 mm lang, stark coneav, innen und am Rande behaart. Die Blüten- stiele sind so lang oder länger als die Blätter und stehen zu mehreren oder einzeln scheinbar ausserhalb der Blattachseln; der kahle Kelch ist fünfteilig, die Teile länglich oval, stumpf, = 8 mm lang und # 3 mm breit. Die eliptischen oder verkehrt-eiförmigen 5 Blumenblätter sind stumpf, nach der Basis zu in den Nagel verschmälert, bis 16 mm 1) In den Plantae Marlothianae 1. c. p. 32 beschreibt Engler ein Zygo- phyllum Marlothi, das nach Diagnose und Abbildung zu schliessen mit dem von wir in der ersten Serie der Beiträge 2 Monate früher publicirten Z. Stapfii wohl identisch ist. Wie ich mich mit Hülfe des nun reichhaltigern Materials überzeugen kann, stehen die einblütigen Pedicelli zu 1-4 aussergabelständig, scheinbar in der Achsel des einen — mitunter grössern Nebenblattes. Dieses Verhalten illustrirt „uch die Abbildung in Englers Arbeit, obwohl in der Diagnose der Blütenstand als eine „vielblütige Rispe mit bifoliolaten Bracteen“ bezeichnet wird. Die Grösse und Form der Nebenblätter variirt an den mir vorliegenden Exemplaren ausseror- dentlich; sie sind entweder von halbrundem, eiförmigem, stumpf-breit-lanzettlichem oder verkehrt eiförmigem Umriss, fehlen aber auch den obern kleinern Blättern keineswegs. 156 H. Schinz: lang und bis 8 mm breit. Die Schuppen der etwa 9 mm langen Staub- fäden sind halb so lang als diese, ungeteilt, abgestutzt und kurzfransig. Der Diseus ist 10buchtig, der Fruchtknoten zur Zeit der Anthese etwa 3 mm gross, 5flüglig, der Griffel 3-4 mm lang. Die reife Frucht fehlt. Blüte gelb. Diese hübsche Art ist in die Nachbarschaft des Z. cordifolium L. zu stellen, das jedoch entschieden durch lanzettliche Nebenblätter, bedeutend längere Blumenblätter und die nur 4flüglige Frucht abweicht. Sapindaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. LI. Aitonia capensis L. f. Suppl., 303 sec. var. microphylla Schinz. Die - 1) mm langen und bis 3 mm breiten, spitzen, schmal lanzett- lichen ungestielten Blätter sitzen zu 5—10 auf weisslichen Polstern und sind dieht mit starren, einzelligen, stark verdickten Haaren, deren verbreiterte Basis zwischen die Epidermiszellen eingekeilt ist, be- kleidet. | Standort: | Karakoes in Gross-Namaland. Die Blätter der ebenfalls in Gross-Namaland vertretenen Artonia capensis_L. f. erreichen eine Länge von 3,5 cm, eine Breite von 4—6, mm und sind überdies deutlich gestielt; die Haarbekleidung derselben ist äusserst gering. Sowohl den Blättern der Linne’schen Art wie auch den der oben diagnostieirten Varietät sind die von Blenk (Flora 1884) und von Radlkofer (Sitzungsber. d. math.-physik. Classe der Königl. bayr. Akad. Band XVl) als den Sapindaceen zukommend erwähnten, im Pallisadengewebe und Schwammparenchym zerstreuten, Gummiharz führenden Seceretzellen in grosser Zahl eigen. Pappea Schumanniana Schinz. Arborea v. fruticosa; folia oblonga, obtusa, pilosa; racemi axil- lares, folio longiores; flores dioiei; masculorum calyx 5-partitus, seg- menta inaequalia, deltoidea, pilosa; petala minima, subglabra, late lanceolato-deltoidea; filamenta pilosa; ovarium abortivum. Standort: | Aus in Gross-Namaland (Schenck, Schinz). Ein 3—4 Meter hoher Baum oder Strauch mit glatter, grauer Rinde Die am Ende der Zweige gedrängt stehenden, fahlgelben Blätter sind 4—-6,; mm lang gestielt, 2,;-5,; em lang und 8-17 mm breit, von oblongem Umriss und stumpf, ober- und unterseits mit kurzen, stark verdickten, spitzen Haaren bekleidet. Die bis 6,; em langen zusammengesetzten Trauben stehen in den Achseln der Blätter und sind etwa 10 mm lang gestielt. Die sämtlichen ungemein kleinen Blüten des ziemlich reichhaltigen Materials sind ausnahmslos männlich; der becherförmige Kelch ist 5teilig, etwas unregelmässig. Die aussen Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 131 behaarten Kelchzipfel sind deltoidisch, die 5 damit alternirenden Blumenblätter breit lanzettlich, 0,75—1 mm lang, mit einem etwas verdickten kleinen Nagel versehen, sehr schwach behaart und von fleischroter Farbe. Die Filamente der 7—8 im Discus inserirten Staubblätter sind bis 4 mm lang, nach der Basis zu verdiekt und be- haart; die basifixen Pollensäcke sind spärlich mit einzelnen Haaren bekleidet. Im Centrum der Blüte findet sich ein abortirter, dieht be- haarter Fruchtknoten. Weibliche Blüten und Früchte unbekannt. Die bis anhin einzige Art dieser Gattung P. capensis Eckl. & Zeyh. weicht durch kahle, länglich verkehrt-eiförmige Blätter mit um- serolltem Blattrand und dicht behaarte Petala ab. In Hookers Abbildung der P. capensis in den Icon. Plant. Il. 352 sind die Blätter spitz, doch bezeichnet er sie in der beigegebenen Diagnose selbst als stumpf. Das Holz der P. capensis findet nach Pappe (Silva Capensis p- 6) vielfache technische Verwendung, und ich möchte in dieser Be- ziehung auf diese zweite im Schutzgebiet häufig vorkommende Art aufmerksam machen. Leguminosae Benth. et Hook. LVIl. Lotononis clandestina Benth. Lond. Journ. p. 607 var. Steingröveriana Schinz. Weicht von der von Bentham ]. c. aufgestellten Art namentlich durch die an Grösse unter sich wenig verschiedenen 'Kelchzipfel ab; die Fahne und die Flügel überragen die Kelchzipfel, aber nicht um das doppelte wie bei der nahe verwandten Z. carinalis Harv. Die mir vorliegende Pflanze ist niederliegend und stark seidenhaarig. Standort: Unterer Oranjefluss (Steingröver, No. 109). Lebeckia multiflora E.Mey. Comm. p. 34 var. parvifolia Schinz. Weicht von der Stammform durch bis 4 cm lang gestielte Blätter und nur = 10 mm lange Blättchen ab. Die Kelchzipfel sind eher lanzettlich als deltoidisch. Standort: Angra Pequena (Schinz, Schenck No. 9 und 28); Oranje- fluss (Pohle). Orotalaria Pechueliana Schinz. Suffruticosa, ereeta, holosericea; caules teretes, striati, folia longe petiolata; foliola petiolulata, elliptica, basi attenuata, mucronata, supra subglabra; racemi terminales, dense multiflori; flores pedicellati; calycis segmenta lanceolata tubo subaequilonga; vexillum calyce 2,5-plo longius; carina margine superiore lanata; stamina glabra in- aequilonga; legumen globosum, pubescens, dispermum, stipitatum. 158 H. Schinz: Standort: Zwischen | Aus und | Karakoes in Gross-Namaland, Omapiu im Hereroland (Schinz); Hereroland (Lüderitz); Kaoko (Belck, No. 62). Aufrechter, wenig verzweigter Halbstrauch, dessen Stengel und Blätter dieht mit anliegenden seidenartigen Haaren bekleidet sind. Der Stengel ist gerieft, die dreizähligen Blätter 15—30 mm lang gestielt, der um 45° abstehende Blattstiel gefurcht Die -+ 2 mm lang gestielten Blättehen sind unterseits dieht mit glänzenden, anliegenden Seidenhaaren bedeckt; oberseits beschränkt sich die Behaarung auf den Mittelnerven. Von elliptischem Umriss sind sie abgerundet oder schwach zugespitzt, von einem kleinen Spitzchen gekrönt, gegen die Basis spitz zulaufend. Die beiden Seitenblättchen sind 15—27 mm lang und 6-13 mm breit, das Endblättchen dagegen stets grösser, - nämlich bis 48 mm lang und bis 16 mm breit. Die am Grunde des gemeinsamen Blattstiels stehenden pfriemlichen Nebenblätter erreichen eine durchschnittliche Länge von 4 mm. Die Inflorescenz bildet eine endständige, aufrechte, etwa 30 em lange, reichblütige, einfache Traube; die + 3 mm lang gestielten Blüten sind im Knospenzustand hängend, richten sich aber kurz vor der Anthese in centripetaler Reihenfolge auf. Der Kelehtubus ist +- 3 mm lang; die 4 mm langen Zipfel sind lanzettlich und behaart. Die Fahne ist von nahezu kreisrundem Umriss, + 11 mm lang, kurz benagelt und kahl; die Flügel sind entweder so lang oder wenig länger als die Fahne. Das Schiffehen ist spitz geschnäbelt, auf der obern und teilweise auch auf der untern Kante wollig behaart, der Schnabel von den Flügeln etwas überragt. Die Staubblätter sind abwechselnd ungleich gross, die grössern lanzettlich, nach oben ver- schmälert und basifix, die kleinen schwach dorsifix; die Staubfäden sind ziemlich breit. Nach erfolgter Befruchtung krümmt sich das + 4 mm lange Gynophorum der kugeligen Hülse abwärts; letztere selbst ist zweisamig, kurz behaart und mit scharf vortretender Bauch- und Rückennaht versehen. Blüten prächtig goldgelb. Orotalaria Leubnitziana Schinz.!) Suffruticosa, glaberrima v. sparse adpresse pilosa; folia petio- lata; foliola late cuneata v. obovata, mucronata, glabra v. sparse pilosa; racemi terminales v. laterales laxe multiflori; flores pedi- cellati; calyeis segmenta lanceolata, acuta; vexillum basi pilosum; carina glabra; legumen stipitatum, globosum, pubescens, ad 6-spermum. Standort: Tiras (Gross-Namaland). Kleiner Halbstrauch mit zahlreichen krautigen, dünnen, aus dem 1) Ich habe mir gestattet diese neue Art der Gattin des um die Erforschung der afrikanischen Pflanzenphysiognomik so hochverdienten Dr. Pechuel-Loesche zu widmen. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 159 Wurzelstock entspringenden, sehr kurz behaarten Zweigen. Der + 10 mm lange Blattstiel der 3-zähligen Blätter ist auf der Innenseite deutlich gefurcht; die kleinen Nebenblätter sind pfriemlich und ab- fallend. Die kurzgestielten, breit keilförmigen oder verkehrt-eiförmi- gen Blättchen sind auf der Unterseite mit wenigen anliegenden Haaren bekleidet; das Endblättchen ist bis 10 mm lang und bis 7 mm breit, die beiden Seitenblättchen etwas kürzer und entsprechend schmäler. Die Blüten stehen in bald end- bald seitenständigen, etwa 12 cm lan- gen Trauben; die Blütenstiele sind kurz, die Bracteen pfriemlich und klein. Die Zipfel des kurz behaarten Kelches sind + 5 mm lang, schmal lanzettlich und etwas länger als der Kelchtubus. Die + 11 mm lange Fahne ist äusserlich kahl, an der basalen Innenseite un- mittelbar oberhalb der kurzen Nägel mit zwei Wülsten versehen und zwischen diesen zottig behaart. Die Flügel sind länglich oval, am Rande schwach pubescirend, sonst kahl; das Schiffehen ist geschnäbelt und durchschnittlich von gleicher Länge wie Fahne und Flügel. Die Staubblätter sind ungleich gross. Der lange Griffel ist knieförmig sebogen und auf der Innenseite behaart. Die beinahe sitzende runde 6samige Frucht ist infolge Abwärtskrümmung des Blütenstiels (nicht des Gynophorum) hängend, von der Grösse eines Kirschkernes, pubescirend und vom bleibenden, anliegenden Griffelrudiment gekrönt. Blüte hellgelb; nach der Anthese färbt sich die Fahne violett. ©. globifera E.Mey. Comm. Vol. I. p. 24 ist dieser neuen Art sehr nahe verwandt, unterscheidet sich jedoch durch kleinere und nur 4samige Früchte, durch kürzere und breitere Kelchzipfel sowie durch längere und schmälere Blättchen,; ausserdem scheint auch die Inflores- cenzachse dichtblütiger als bei ©. Leudnitziana zu sein. Crotalaria Belckii Schinz. Herba erecta, hirsuta; folia longe petiolata; foliola petiolulata v. subsessilia, linearia v. late elliptica, obtusa, mucronata, hirsuta; stipulae basi semicordatae, lanceolatae; racemi terminales v. laterales, apice densiflori; calycis segmenta tubo 2 v. 2,5-plo longiora, lanceolata, acuta; stamina inaequalia; legumen stipitatum, oblongum, glabrum, polyspermum. Standort: Franzfonteyn im Kaoko (Belck No. 24). Eine aufrechte, krautige, mit langen abstehenden Haaren be- kleidete Pflanze. Der auf seiner Innenseite gefurchte Blattstiel der dreizähligen Blätter wird bis 30 mm lang; die sehr kurz gestielten oder ganz sitzenden Blättchen linear bis breit elliptisch, nach der Basis zu verschmälert, stumpf und von einem deutlichen Spitzchen überragt, oberseits vollständig kahl oder nur mit vereinzelten Haaren versehen, unterseits und am Rande mit spärlichen, 2--3 mm langen, abstehenden, einzelligen Haaren bekleidet. Die untern elliptischen 160 H. Schinz: Blätter sind 24—45 mm lang und 9—16 mm breit, die linearen obern 18—30 mm lang und nur 4—7 mm breit. Die lanzettlichen, am Grunde halb herzförmigen Nebenblätter werden bis 24 mm lang und bis 6 mm breit; ihre Haarbekleidung ist gleich jener der Blättchen. Die +5 mm lang gestielten Blüten stehen am Ende der entweder terminalen oder lateralen etwa 20 cm langen Trauben kopfig gedrängt, unterhalb dieses Köpfchens ist die Verteilung eine lockere. Die Bracteen sind klein und abfallend, die schmal lanzettlichen spitzen Kelchzipfel mindestens doppelt so lang als der Tubus. Der lang und schmal geschnäbelte Kiel ist am obern Rande bärtig. Die Staubblätter sind abwechselnd ungleich gross; die längern schmal lanzettlich + 5 mm lang, die kleinern + 1,; mm lang. Die + 4 mm lang gestielte Frucht ist we- nigstens 2 mal länger als breit, unbehaart und vielsamig. Die nahe verwandte Ü. versicolor Bak. Oliv. Pl of trop. Afr. 11. 28 hat nur 6—18 mm lang gestielte Blätter und bedeutend breitere Blättchen. Crotalaria sphaerocarpa Perr. DC. Pr. ll. 133. var. /Zanceolata Schinz. Das mir vorliegende Exemplar unterscheidet sich von der von Perrottet aufgestellten Art auffallend durch bedeutend längere Blätt- chen (-—9 em lang und 6 mm breit), stimmt mit jener aber sonst in allen Punkten überein. Standort: Oshiheke in Amboland. Bei Vergleichung der nächstverwandten Arten bin ich übrigens zu der Ueberzeugung gekommen, dass die von Bentham creirte Oro- talaria nubica (Hook. Lond. Journal II 581), zu der er auch ©. sphae- rocarpus Perr. var. angustifolia Hochst. zieht, kaum als eigene Art aufrecht erhalten werden kann und besser fallen gelassen wird. In den Hülsen der Hochstetter’schen Pflanze finde ich nur 2 Samen — nur in einem Falle 4 — und nie 4-6; die Form der Nebenblätter aber variirt zwischen lanzettlich und linear und kann in diesem Falle nicht als Unterscheidungsmerkmal hinzugezogen werden. Die schma- len Blättehen der ©. nubica Benth. gestatten uns wohl darauf gestützt eine Varietät der ©. sphaerocarpa Perr. aufzustellen, der alsdann die alte Hochstetter’sche Bezeichnung beizulegen ist. Auf die Synonymie von ©. sphaerocarpa Perr. und ©. polycarpa Benth. 1. ce. p. 581 hat schon Oliver in seiner Flora des tropischen Afrika aufmerksam ge- macht. Crotalaria podocarpa DC. Prodr. II. 183. var. villosa Schinz. Stengel und Blätter dieht mit langen schlaffen, mehr oder weniger angeschmiegten bandartigen Haaren bekleidet. Standort: Olukonda in Amboland Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 161 Unterscheidet sich von der polymorphen ©. podocarpa‘, DC. im wesentlichen durch die Haarbekleidung. Die abstehenden Haare dieser weit über Afrika verbreiteten Art bestehen aus einer niedrigen, schiefen, der emporgewölbten Epidermis aufsitzenden Fusszelle und einer langen, stark verdiekten, spitz zulaufenden, mit kleinen Höckerchen versehenen Endzelle. Die basale Partie derselben bildet eine‘ Hohlkehle; das Lu- men verengert sich rasch bis zum totalen Verschwinden. Bei der Varietät vellosa ist die Endzelle bandartig, das Lumen breit und die Verdickung dementsprechend unerheblich. Die Rinnenbildung kommt in diesem Fall höchstens unmittelbar an der Basis zur Geltung, dagegen bleibt sich die Insertion der Fusszelle und das Grössenverhältnis der- selben zur Endzelle gleich. Bei den sämtlichen auf dieses Verhalten untersuchten Crotalaria- Arten findet sich dieses Bauprineip der Triehome constant vor; die mit den verschiedenen Species wechselnde Insertionsweise, Länge, Querschnittsform und der Grad der Verdiekung dürften " zweifels- ohne bestimmt sein bei der systematischen Behandlung dieser Gattung noch eingehende Berücksichtigung zu finden. Crotalaria mollis E.Mey. var. erecta Schinz. Aufrechter, schlanker Wuchs; die Blättchen sind bis 35 mm lang und bis 27 mm breit, beiderseits dicht seidenhaarig. Die Nebenblätter sind schmal lanzettlich, bis 12 mm lang, die Tragblätter von derselben Gestalt und Grösse; der Blütenstiel ist mit zwei 3—5 wm langen pfriemlichen Vorblättern versehen. Infloreseenz mehirblütig bis 15 cm lang. Standort: Flugsandgebiet von Angra Pequena (Schenck No. 1); ÖOrangefluss (Pohle). Die von E. Meyer beschriebene Art (Comm. Vol. I p. 33) unter- scheidet sich auffallend durch niedrigen Wuchs, länger gestielte Blätter und kleinere, oberseits spärlich behaarte Blättehen. Die Trauben der- selben sind kürzer und nur 6blütig, die Vorblätter meist nur mit Hülfe der Lupe erkennbar und aus diesem Grunde wohl vom Autor über- sehen worden. Beide Pflanzen sind überdies leicht, kennbar an der safrangelben Färbung des Wurzelrindengewebes. ©. motlis E.Mey. kommt ebenfalls bei Angra Pequena vor, scheint sich aber nicht in die Flugsandregion hineinzuwagen. Uyamopsis serrata Sehinz. Herba erecta, hispida; folia petiolata, ternata; foliola breve petiolulata, obovata v. cuneata, serrata, hispida; racemi axillares, sessiles, folio breviores, pauciflori; flores breviter pedicellati; corolla calyce longior; legumen elongatum, striatum, hispidum. Standort: Oshiheke in Amboland. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb, XXX. Il 162 H. Schinz: Eine krautige, aufrechte Pflanze, deren ziemlich tief gefurchte Sten- ge] in. den untern Partien kahl, oberwärts aber stark rauhhaarig sind. Die bis 10 mm lang gestielten Blätter sind 3zählig; die Blättchen sind kurzgestielt und zwar das Endblättchen auf der über die beiden op- ponirt stehenden Blättchen ‘hinaus: verlängerten Blattspindel, verkehrt- eiförmig-keilförmig,, grobgesägt, stumpf, von einer kleinen Spitze überragt, + 15 mm lang und bis 10 mm breit, ober- und unterseits rauhhaarig. Die blattachselständigen, sitzenden Trauben sind kürzer als die Blätter und nur 3--7blütig. Die Blüten sind kurzgestielt; der Kelch ist schief 5teilig, der unterste Zipfel länger als die übrigen. Die Fahne der + 6 mm langen Krone ist ganz kurz benagelt und gleich dem schwach gekrümmten, stumpfen Kiel unbehaart. Die Staub- beutel der zu einer geschlossenen Röhre verwachsenen Stamina sind mit einer kleinen Spitze gekrönt; der Fruchtknoten ist sitzend, der Griffel beinahe wagrecht abstehend und kahl. Die vom bleibenden Griffel gekrönte Hülse ist langgezogen, säbelförmig, bis 3 cm lang, grob längsgestreift und rauhhaarig; die Samen sind länglich, prismatisch und kahl. ©. senegalensis Guill. et. Perr. Flor. Seneg. p. 171 t. 45 hat 3—7- zählig gefiederte langgestielte Blätter, ganzrandige mit Seidenhaaren bekleidete Blättchen und gestielte Trauben, unterscheidet sich also auf- fallend von der neu aufgestellten Art. Indigojera Hofmanniana Schinz.') Suffruticosa; rami ereeti, adpresse strigulosi; folia petiolata, impari-pinnata; foliola 20—25, petiolulata, longe obovata v. cuneata, obtusa, mucronata, basi attenuata; racemi subsessiles, axillares, multi- tlori, folio breviores; calyx parvus campanulatus; dentes deltoidei; petala pilosa: legumen curvatum, 6-spermum. Standort: Omikangua in Südost-Ondonga (Amboland). Ein aufreehter Halbstrauch, dessen geriefte Aeste mit sehr feinen, anliegenden, borstenartigen Härchen bekleidet sind. Die 4-8 cm langen Blätter sind 8-22 mm lang gestielt und unpaarig ge- fiedert (bis 12 paarig); die einzelnen Paare sind durchschnitt- lich um + 4 mm von einander entfernt, die gemeinsame Blattspindel auf der Oberseite gefurcht. Die 1 mm lang gestielten Blättchen sind von länglich verkehrt-eiförmigem, keilförmigem Umriss, nach der Basis zu spitz zulaufend, am obern Ende abgerundet und mit einer kleinen Spitze versehen, bis 9 mm lang und bis 3 mm breit. Die Oberseite der Blättchen ist kahl, die Unterseite dagegen mit spärlichen anliegenden Borstenhaaren bedeckt. Die Inflorescenz ist eine achselständige, sehr kurz gestielte, ungefähr 2 em lange und bis 20 blütige Traube; die bis 4 !) Zu Ehren Sr. Excellenz des Herrn von Hofmann, Director der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwest-Afrika. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 165 mm langen Blüten sind 0,5—0,75 mm lang gestielt. Der 5teilige Kelch ist becherförmig; die mit kurzen braunen Haaren bekleideten Segmente sind von deltoidischem Umriss. Die Blumenblätter sind kurz behaart, der Kiel ist ausserdem aussen zu beiden Seiten oberhalb des Nagels mit einem stumpfen Fortsatz versehen. Die braune, mit kurzen weissen Haaren spärlich bekleidete bis 6samige Hülse ist hängend und stark sichelförmig gekrümmt, beinahe zu einem Ringe schliessend. Die vorliegende Pflanze ist mit Z. finctoria L. unzweifelhaft nahe verwandt, doch sind bei dieser die Blättehen nur 4—6paarig, die Kelchzipfel länger und schmäler und die Hülse überdies entweder gerade oder doch nur schwach gekrümmt. Die von Baker im Journ. of Linn. Soc. Vol. XXU p. 403 aus Madagaskar beschriebene und obiger Art nahe stehende /. desmodioides hat längere und breitere Blättehen, kahle Blumenblätter und deutlich torulose Hülsen. Indigofera acutifolia Schinz. Herba erecta v. diffusa; caules ramique dense strigosi; folia sim- plicia, anguste Janceolata, acuta, mucronata, margine scabra; racemi axillares, breviter pedunculati, multiflori; pedicelli breves; calyx parvus; dentes lanceolati; petala glabra calyce duplo longiora; legumen fal- catum, 7—10-spermum. Standort: Zwischen | Aus und Tiras in Gross-Namaland. Eine niedrige, krautige, mit anliegenden Borstenhaaren bekleidete Pflanze. Die 7—10 mm lang gestielten einfachen Blätter sind schmal lanzettförmig, 20—35 mm lang und 2—6 mm breit, spitz zulaufend und mit einer kleinen überragenden Spitze versehen; sowohl die Ober- als die Unterseite der Blätter ist mit spärlichen Borstenhaaren bedeckt, der Rand infolge einzelner steifer Borsten rauh. Die bis 3 cm lange traubige Infloreszenz ist 3—5 mm lang gestielt, achselständig und locker 5—10blütig. Die Blüten sind beinahe sitzend; der Kelch ist + 2 mm lang und 5zähnig. Die Kelchzähne sind von schmal-lanzett- lichem Umriss und etwas kürzer als der Kelchtubus, die Petala der ungefähr 4 mm langen Krone unbehaart. Die striegelhaarigen hän- genden Früchte sind schwach sichelförmig gekrümmt, + 2 cm lang, dünnwandig und 7—10eiig. Aus der Gruppe der Simplierfoliae, in welche diese Art zu reihen ist, scheinen ihr namentlich /, favicans Bak. und I. erythrogramma Welw. nahe zu stehen, doch weichen beide auffallend durch bedeutend breitere Blätter ab. Indigofera scaberrima Schinz. Suffruticosa, erecta; caules ramique adpresse strigosi; folia imparipinnata, petiolata; foliola 3-7, anguste lanceolata, acuta, mu- cronata, petiolulata; racemi axillares, multiflori, folio breviores; calyx 11* 164 H. Schinz: 5-fidus, corolla bene hrevior; petala pilosa, obovata, breviter unguicu- lata; legumen deflexum, ad 10-spermum. Standort: Oombale im südöstlichen Amboland. Ein aufrechter, spärlich anliegend borstig behaarter Halbstrauclı mit unterwärts stielrunden gerieften, oberwärts 5kantigen Zwei- sen. Die bis 11 mm lang gestielten Blätter erreichen eine Länge von + 4 cm, sind unpaarig gefiedert und an der Basis des Blattstieles mit zwei pfriemlichen Nebenblättern versehen. Die opponirt stehen- den 3—7zähligen Blättehen sind = 1 mm lang gestieli; die Spin- del ist mitunter erheblich über das oberste Blättchenpaar hinaus verlängert; die Blättchen sind + 3 cm lang und 25-5 mm breit, schmal lanzettlich, spitz und mit einer kleinen Stachelspitze versehen, oberseits spärlich, unterseits ziemlich dicht mit anliegenden silber- weissen Striegelhaaren bekleidet. Die Blüten stehen zu vielen ge- drängt in einer achselständigen, sitzenden oder kurz gestielten In- florescenz; der mit einem pfriemlichen Stützblatt versehene Blüten- stiel ist höchstens !/,- ', mm lang, der + 2 mm lange Kelch ist etwas über die Hälfte 5teilig; die einzelnen Kelchzipfel sind schmal lanzettlich und zugespitzt. Die Fahne der + 4 mm langen Krone ist verkehrt-eiförmig, kurz benagelt und auf der Aussenseite borstig be- haart, ebenso weist der Kiel eine spärliche Behaarung auf. Die hän- gende Hülse ist etwa 2,5 em lang, borstig behaart, flachgedrückt, ent- weder gerade oder am obern Ende schwach aufwärts gekrümmt und bis 10 samig. Indigofera dimorphophylla Schinz. Fruticulosa, erecta; ramuli strigosi; folia petiolata, 3-foliolata; foliola petiolulata foliorum inferioram obovata, emarginata v. obtusa, superiorum elliptica, obtusa v. acuta, interdum mucronata; racemi axillares, subsessiles, multiflori; flores breviter pedicellati; calyx 5-fidus, corolla duplo brevior; petala pilosa; vexillum obovatum, breviter ungui- culatum; legumen deflexum. Standort: Olukonda und Uukuambi in Amboland. Ein kleiner aufrechter Strauch mit verholzter Basis; die Zweige sind unten rundlich, weiter oben 5kantig und mit feinen seidenartigen Borstenhaaren bekleidet; der Blattstiel der 10-20 mm langen drei- zähligen Blätter erreicht eine durchschnittliche Länge von 15 mm. Die zwei gegenständigen Blättchen sind + 1,5 mm lang gestielt, das Endblättchen ist an der auf 4-6 mm verlängerten Spindel inserirt. Die Seitenblättchen der untern Zweigpartien sind verkehrt-eiförmig, stumpf oder deutlich ausgerandet, hie und da — nicht immer — mit einer: kleinen Spitze versehen, bis 13 mm lang und bis 9 mm breit; das endständige Blättchen wird bis 13 mm lang und 10 mm breit. Die obern Blätter zeichnen sich mit vereinzelten Ausnahmefällen, durch Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrila. 165 länglich elliptische. stumpfe oder spitze, mueronate Blättchen aus, deren Länge + 25 mm, die Breite + 10 mm beträgt. Die Behaarung der Blättchen ist auf deren Ober- und Unterseite eine spärliche. Die Inflorescenz bildet eine beinahe sitzende blattachselständige, vielblü- tige Traube, die meist kürzer als die Blätter ist. Die Blüten sind kurz gestielt, die Stützblätter klein und pfriemlich. Der kurze Kelch ist bis über die Hälfte 5spaltig; die Kelehzipfel sind schmal lanzettlich und + 2,5 mm lang. Die fleischfarbene Krone erreicht eine Länge von bis 5 mm; die breit verkehrt-eiförmige Fahne und der Kiel sind aussen behaart. Die im reifen Zustande unbekannte Hülse ist hängend und behaart. Indigofera Oharlieriana!) Schinz. Herba annua, erecta, appresse pilosa; folia petiolata, impari- pinnata; foliola 7, linearia v. anguste lanceolata, petiolulata; racemi axillares, subsessiles folio longiores, laxe multiflori; calyx profunde 5- fidus corolla brevior; petala pilosa; vexillum obovatum; legumen de- flexum, elongatum, ad 10-spermum. Standort: Olukonda in Amboland. Eine einjährige, krautartige, aufrechte, mit anliegenden Striegel- haaren bekleidete Pflanze, deren dünne Zweige in den untern Partien rundlich, in den obern Skantig sind. Die bis 3 cm langen, unpaarig gefiederten Blätter sind + 10 mm lang gestielt. Der Stiel der meist 3paarigen Blättchen ist 0,51 mm lang; die Blättehen sind linear bis schmal lanzettlich, bis 25 mm lang und 2,5 mm breit, spitz oder abge- rundet und mit einer kleinen Stachelspitze versehen. Die Haar- bekleidung fehlt auf der Oberseite der Blättehen ganz, auf der Unter- seite ist sie weisslich anliegend striegelig und ist die Veranlassung, dass die Blätter und Stengel sich rauh anfühlen. Die Nebenblätter sind pfriemlich ; die‘ Inflorescenz bildet eine achselständige, kurz ge- stielte, die Blätter überragende, lockere, vielblütige Traube. Der Kelch der kurz gestielten Blüten ist + 3 mm lang, bis beinahe ganz zur Basis fünfteilig; die Kelchzipfel sind schmal lanzettlich-pfriemlich und stark behaart. Die Krone ist = 5,5 mm lang und behaart. Die bis 2,25 em lange und bis 2 mm breite, gerade oder unbedeutend ge- krümmte Hülse ist flach gedrückt, schwach strigulos und bis 10-samig. Sesbania Mac Owaniana Schinz. Herbacea, erecta, ramosa, glabra; caules ramique leviter sul- cati; folivla 10—25-juga, sessilia v. breviter petiolulata, oblonga, ob- tusa, mucronata; stipulae anguste lanceolatae, pubescentes v. ra- 1) Ich widme diese Pflanze dem Andenken des um die Entwickelung des südwestafrikanischen Schutzgebietes verdienten und nun leider verstorbenen Herrn H. A. Charlier, ehemals Director der Deutschen Kolonial-Gesellschaft für Süd- west-Afrika. 166 H. Sehinz: rissime pilosae; racemi 5—8-flori, subsessiles; calyx cupuliformis, 5-dentatus; vexillum venosum; legumen subtorulosum, ad 15-spermum. Standort: Olukonda in Amboland. Eine aufrechte, meterhohe, krautige Pflanze mit kahlen, fein ge- rieften Stengeln. Die meergrünen sitzenden oder kurz gestielten Blätt- chen stehen zu 20—50 auf der etwa 10 cm langen kahlen Blattspindel, sie sind länglich, bis 10 mm lang und 3 mm breit, beiderends stumpf und von einem kleinen Spitzchen überragt. Die schmal lanzettlichen Nebenblätter sind mehr oder weniger behaart. Die den Blattachseln entspringenden Trauben sind beinahe vollständig sitzend und nur 5—8 blütig; die Blüten sind 3-5 mm lang gestielt und unterhalb des Kelches mit zwei pfriemlichen Vorblättern versehen. Der napfförmige, auf der Aussenseite und am Rande schwach flaumig behaarte Kelch ist 5zähnig; die Kelchzähne, denen 5 braune Kelchtubusstreifen ent- sprechen, sind 1—1,25 mm lang und spitz. Die kreisrunde, kurz be- nagelte und schwach ausgerandete gelbe Fahne ist auf der Aussen- seite überaus zierlich dunkelbraun geadert. Die Platte der Flügel ist hochgelb, am Grunde fein; gerippt und gleich den Schiffchenhälften mit einem ziemlich scharfen Zahn versehen. Staubblätter, Ovarium und Griffel sind kahl, die, leider,nur in unreifem Zustande gesammelte, Hülse holperig und bis l5samig. Ist wohl in die Nähe von #. /eptocarpa DC. zu stellen, die sich aber von der obigen Art durch bis 35 mm lang gestielte Trauben und kürzere, lanzettlich-deltaförmige Kelchzähne unterscheidet. Lessertia emarginata Schinz. Suffruticosa, erecta; caules ramique sulcati, glabri; folia petiolata, impari-pinnata; foliola 10—15, anguste obovata v. cuneata, acute emarginata, basi attenuata, glabra; racemi subsessiles, axillares, folio multo breviores, paueiflori; flores pedicellati; pedicelli calycem sub- aequantes v. longiores; legumen stipitatum, glabrum, compressius- culum, oblique-oblongum, polyspermum. Standort: Olukonda in Amboland. Ein niedriger Busch mit aufrechten, unbehaarten / fein gerieften Zweigen. Die Blätter sind bis 15 mm lang gestielt, bis $ cm lang (mit Einschluss des Blattstieles)' und unpaarig gefiedert. Die 5—7 paa- rigen, etwas” entfernt stehenden und sehr kurz gestielten Blättchen sind länglich?verkehrt-eiförmig-länglich keilförmig, spitz ausgerandet und gegen die Basis zu verschmälert, 10--20 mın lang und 4—-10 mm breit, mit Ausnahme von 5--10 vereinzelt dem Mittelnerven aufsitzenden Börstehen vollkommen kahl. Die 3—4 mm langen Nebenblätter sind linear und spärlich borstig behaart. Die kurz gestielte achselständige Infiorescenz bildet eine 10—20 mm lange 1—4-blütige Traube; die + 3 mm lang gestielten Blüten‘: entspringen den Achseln kleiner, Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 167 schwach behaarter lanzettlicher Stützblätter. Der fünfteilige Kelch ist kürzer als der Blütenstiel und schwach bewimpert; die Kelehzipfel sind von lanzettlichem Umriss. Die Krone ist kahl, + 6 mm lang, die Fahne breit verkehrt-eiförmig und kurz benagelt; der Frucht- knoten ist gestielt, kahl und bis 6eiig, die Narbe spärlich behaart. Die dünnhäutige zusammengedrückte Frucht ist + 35 mm lang und + 13 mm breit; die Bauchnaht derselben ist melır oder weniger ge- rade, die Rückennaht dagegen convex. Diese neue und durch die spitz ausgerandeten Blätter sehr charakteristische Art gehört in die Verwandtschaft von Z. brachypus Harv., die sich aber durch längere Blattstiele und elliptisch-verkehrt- eiförmige behaarte Blättchen leicht davon unterscheiden lässt. Lessertia incana Schinz. Suffruticosa, squarrose ramosa; caules ramique teretes, cano- tomentosi; folia petiolata, impari-pinnata; foliola 11—13, subsessilia, cano-tomentosa, obovata v. cuneata, obtusa v. emarginata; racemi elongati, pedunculati, folio multo longiores, laxe multiflori, rigidius- euli, demum subspinescentes; pedicelli calyce breviores; legumen semioblongum, glabrum, 6-spermum. Standort: | Aus in Gross-Namaland. Ein sparriger, niedriger Halbstrauch mit runden, weissfilzigen Zweigen. Die unpaarig gefiederten bis 4 cm langen Blätter sind bis 1 cm lang gestielt; die beiderseits der Basis des dicken Blattstieles be- findlichen Nebenblätter sind klein, spitz und mehr oder minder (drei- eckig. Die sitzenden oder kurz gestielten 5—6paarigen Blätt- chen sind von ledriger Consistenz, beiderseits dicht filzig und am Rande oft deutlich umgerollt; sie sind von keilförmig-verkehrt-ei- förmigem Umriss, abgerundet oder schwach stumpf ausgerandet, + 9 mm lang und + 4 mm breit. Aus den Blattachseln entspringen bis 3,5 cm lang gestielte, locker + 15-blütige Trauben von etwa 9 cm Länge; die anfangs filzig behaarte Inflorescenzachse verholzt später, spitzt sich zu und ist dann vollkommen kahl. Der filzig behaarte Kelch . der kurz gestielten Blüten ist # 5 mm lang und 5-zähnig; die breit lanzettlichen Zähne sind mehrmals kürzer als der Kelchtubus. Die unbehaarte Krone wird bis 10 mm lang; die Fahne ist violett gestreift. Die flach zusammengedrückte häutige Hülse ist gestielt, halb oblong (mit gerader Bauchnaht und convexer Rückennaht), kahl und 2—6- samig. Die nahe verwandte Z. rigido E.Mey.; hat schwärzlich behaarte Blütenstiele und Kelche; bei Z. spinescens E.Mey. ist der Inflorescenz- stiel viel kürzer als das Blatt und der Blütenstiel — wie übrigens auch bei Z. rigida E.Mey. — länger als der Kelch. 168 H. Schinz: Dolichos Lablab L. Spee. Pl. 1019 var. rhomboideus Schinz. Von der Linn@’schen Art durch das quer rhomboidale sich plötz- lich verschmälernde, stumpfe und von einer Stachelspitze über- ragte Endblättchen verschieden. Die seitenständigen Blättchen sind ungleichseitig ausgebildet. Standort: Oshando in Südost-Ondonga; Rehoboth in Gross- Namaland. khynchosia hirsuta Schinz. Caules tenues, volubiles, tereretiusculi, hirsuti; folia trifoliolata, petiolata; foliolum terminale lanceolato-obovatum; foliola lateralia inaequilatera; racemi pedunculati, axillares, pauciflori; calyx bilabiatus, hirsutus; corolla glabra; ovarium dense hirsutum. Standort: Olukonda in Amboland. Ein schlankes Schlinggewächs mit abstehend dicht behaarten run- den Zweigen. Die Blätter sind 3zählig, + 25 mm lang gestielt und an der Basis mit zwei schmalen, lanzettlichen = 5 mm langen, braunen Nebenblättern versehen. Das + 4 mm lang gestielte Endblättehen ist lanzettlich-verkehrt: eiförmig, an der Basis abgerundet, nach dem obern Ende zu entweder verschmälert oder spitz zulaufend und von einer kleinen Spitze überragt; die Länge desselben beträgt 15—26 mm, die Breite unterhalb der Mitte 5—l5 mm. Die Seitenblättehen sind !/, oder !/, so lang gestielt. wie das terminale, stets kürzer als dieses und mehr oder weniger ungleichseitig; die sämtlichen Blättchen sind ober- und unterseits kurz borstig behaart und an dem hie und da schwach abwärts gekrümmten Rande mit langen Wimperhaaren versehen. Die Nervatur tritt auf der Unterseite deutlich hervor, schwächer auf der obern Blattseite. Die achselständigen, gestielten Blütentrauben sind wenig- (2-) blütig, die Stützblätter hinfällig. Der Kelch der = 4 mm lang gestielten Blüten ist 5zipflig; die beiden hintern Zipfel sind höher hinauf mit einander verwachsen als die 3 übrigen, wovon der schmälere vordere, beinahe doppelt so lang als der Kelchtubus, die Länge der = 8 mm langen Blumenkrone erreicht. Die Petala sind unbehaart, der Fruchtknoten dagegen ist mit seidenartigen Haaren von gelblicher Farbe bedeckt. Die reife Frucht unbekannt. | khynchosia longiflora Schinz. Caules tenues, volubiles, pilosi; folia trifoliolata, petiolata ; folio- lum terminale anguste lanceolatum, acutum, mucronatum; foliola lateralia inaequilatera; racemi axillares, pedunculati, biflori; calyx bila- biatus, pilosus;. vexillum rubescenti-venosum, alae vexillo et carina subduplo breviores; legumen pilosum sessile. Standort: ! Osis in Gross-Namaland. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 169 Ein Schlinggewächs mit dünnen stielrunden Zweigen, dessen sämt- liche Teile mit Ausnahme der Petala und des Androeceums anliegend behaart sind. Die bis 8 mm lang gestielten Blätter sind 3zählig; das + 2 mm lang gestielte Endblättchen ist schmal lanzettlich, zugespitzt und von einer kleinen Stachelspitze überragt, 13—30 mm lang und 2,55 mm breit; die kürzer gestielten Seitenblättchen sind etwas kürzer und etwas ungleichseitig ausgebildet. Der traubige Blütenstand ist blattachselständig, etwa 25 mm lang gestielt und 2blütig. Der Blüten- stiel erreicht eine Länge von 7 mm; die Stützblätter sind lanzettlich- pfriemlich. Der vordere der 5 Kelchzipfel, wovon die beiden hintern ziemlich hoch hinauf verwachsen sind, ist im allgemeinen so lang oder wenig länger als der Kelehtubus; die Fahne ist kahl, 22 mm lang und rötlich netzadrig. Der Kiel ist von derselben Länge, die Flügel dagegen sind kürzer, etwa + 13 mm lang. Die schwach sichelförmig gekrümmte, ungestielte Hülse ist + 23 mm lang und + 7 mm breit, nach der Basis zu etwas verschmälert, behaart und 2samig. Der Same ist mit einem grünen Strophiolum versehen. Die nahe verwandte A. glandulosa unterscheidet sich von der obigen Art namentlich durch deutlich gestielte Hülsen. Bauhinia Urbaniana Schinz. Frutex inermis; rami apicem versus ferrugineo-pubescentes, de- mum glabrati; folia petiolata, basi cordata; foliola ad + '/, connata, oblique ovata v. oblique obovata, obtusa, coriacea, subtus pubescentia; inflorescentiae terminales et'in ramis abbreviatis laterales capitato- spicatae 5—10-florae; stamina fertilia 5 v. 6 inaequalia; staminodia 5 v. 4, connata; legumen elongatum, compressum, polyspermum. Standort: Zwischen Karakobis und Lewisfonteyn in der Nordwest- Kalaxari. Ein hoher, vielästiger Strauch, dessen Zweige an den Enden mit einem rostbraunen weichen Haarfilz bekleidet sind. Die + 5 mm lang gestielten Blätter, aus zwei etwas über '!/, der Länge mit ein- ander verwachsenen Blättchen bestehend, sind am Grunde herzförmig ; die einzelnen Blättchen von schief ovalem oder schief verkehrt- eiförmigem Umriss und mit 4—5 von der Basis ausstrahlenden Nerven versehen. Der Längendurchmesser variirt zwischen 20 und 40 mm, der Breitendurchmesser zwischen 15 und 30 mm; sie sind von ledriger Consistenz, oberseits kahl, unterseits dieht weich behaart und mit ver- einzelten spindelförmigen liegenden mehrzelligen Drüsen bedeckt. Die Nebenblätter sind klein und borstenförmig, besonders an den blüten- tragenden Kurztrieben deutlich. Die köpfchenförmig-ährigen 5—10- blütigen Inflorescenzen sind endständig oder auf seitlichen Kurztrieben, die Stützblätter linear, concav, aussen weich rostbraun behaart, etwa 3 mm lang; die Vorblätter endlich sind von ähnlichem Umriss wie 170 H. Schinz: die Braeteen aber schmäler und etwas kleiner. Die Blütenstiele sind 2—3 mm lang; der stark behaarte Kelchtubus ist + 12 mm lang und an der Basis nach vorn schwach sackartig erweitert. Die spitzen Kelch- zipfel sind + 14 mm lang und + 5 mm breit, die in der Knospen- lage stark zusammengeknitterten Blumenblätter breit lanzettförmig oder eiförmig, + 20 mm lang und + 15 mm breit. Ein starker kielartiger Mittelnerv durchzieht das + 2,5 mm lang benagelte Blu- menblatt in dessen ganzer Länge. Die Anzahl der fertilen Staub- blätter beträgt 5—6; die Filamente der 3— (selten) 4 dem äussern Kreis entsprechenden Staubblätter sind + 14 mm lang, die 2 innern, der Abstammungsachse zugewendeten + 7 mm lang. Die Filamente sind lang behaart, drüsig und nach der Basis zu verdickt, die Pollen- säcke dorsifix und hinsichtlich der Grösse wenig von einander verschie- den. Ausser diesen fruchtbaren Staubblättern kommen noch 4--5 kurze, mit einander verwachsene, vorn stehende Staminodien vor. Der be- haarte und gleich den Petalis mit walzenförmigen Drüsenschuppen be- deckte Stempel ragt mittelst des im Innern des Receptaculums der Vorderseite desselben angewachsenen Stieles um 3 bis 7 mm über die Mündung heraus; der Griffel ist + 9 mn lang, die Narbe zweilappig. Die braune sammtartig behaarte bis 9samige Hülse erreicht eine Länge von bis 16 cm. Blüte weiss-rosa. B. Urbaniana gehört in die Verwandtschaft der von Oliver in der Flora of Tropical Africa beschriebenen 3. macrantha, die in Bezug auf die Ausbildung des Androeceums mit jener übereinstimmt und möglicherweise mit einer dritten afrikanischen Art, der B. Petersiana Bolle als eine eigene Section der Gattung Bauhinia aufzufassen ist. B. macrantha unterscheidet sich wesentlich durch armblütige Inflores- cenzen, apiculate Kelchzipfel und kahle Antheren; BD. Petersiana hat schmale Blumenblätter und 5 entweder freie oder teilweise an der Basis unter sich verwachsene unfruchtbare oder reducirte Pollensäcke tragende Staubblätter. Copaifera Mopane (Kirk) Benth. Trans. Lin. Soc. XXV 316. Arborea; folia petiolata; foliola sessilia, semi-ovata, v. lanceo- lata, basi cordata; racemi laterales, 12—18-flori; flores pedicellati; sepala inaequalia, glabra; stamina 20—25; ovarium subsessile; stylus iateralis; stigma peltatum; legumen stipitatum, monospermum. Standort: Südgrenze im deutschen südwestafrikanischen Schutz- gebiete der 20° südl. Breite. Häufig in Amboland, Angola, Mossam- bique (Peters) und Letschuana. Ein stämmiger Baum von mittlerer Höhe, mit dichter, ausge- breiteter Krone und rauher, gerbstoffreicher Rinde. Die zerstreut stehenden Blätter bis 42 mm lang gestielt, die beiden Blättchen sitzend, Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 171 länglich halboval, verkehrt-eiförmig oder lanzettlich mit herzförmigem Grunde, im Jugendzustande spitz, späterhin stumpf. Sie sind vom Grunde aus 9--12-nervig, mit zahlreichen durchsichtigen Punkten ver- sehen und von ledriger Consistenz; der Blattrand ist undeutlich ge- kerbt. Das zwischen den beiden inneren Blatträndern hervorragende Spitzchen entspricht nicht wie bei der Gattung Dauhinia einer Verlänge- rung (des Blattmittelnerven, sondern stellt ein im Wachstum zurück- gebliebenes drittes, endständiges Blättchen dar. Im Knospenzustand birgt die concav kielartige Spreite desselben die beiden zarten Seitenblättchen und wird selbst wiederum von dem robustern, stark concaven Nebenblatt eingehüllt. Nach der Entfaltung der Knospe verkümmert das End- blättchen und fällt auch meist ab, ehe die seitlichen Blättchen das Wachstumsmaximum erreicht haben. Die Länge des ausgewachsenen Blattes beträgt bis 10,5 cm, die grösste Breite, der Blättchen-Basis ent- sprechend, bis 4,5 em. Die 12—18blütigen einfachen oder selten zu- sammengesetzten etwa 4 cm langen Trauben sind achselständig; der + 7 mm lange Blütenstiel nach obeu schwach keulig verdickt. Die Stützblätter sind breit lanzettlich, spitz oder beinahe stumpf. Die 4 (in einem Falle 5) kahlen Kelchblätter sind ungleich gross: die beiden äusseren breit eiförmig, + 4 mm lang und bis 3,5 mm breit, stumpf und stark concav, die beiden inneren bis 7 mm lang und bis 4,5 mm breit, oval, ebenfalls stumpf, aber weniger concav. Blumenblätter fehlen. Die 5—6 mm langen Filamente der 20 bis 25 zwischen den Kelchblättern und dem ringförmigen Discus inserirten Staubblätter sind frei, fadenförmig und kahl; die Antheren sind dorsifix, vor der Anthese etwa 3 mm lang und von dem Connectiv kaum über- ragt. Der Fruchtknoten ist kahl, verkehrt-eiförmig und sitzt mit der verschmälerten Basis in einer becherartigen Vertiefung des Discus. Der Griffel ist seitenständig und kürzer als die Staubblätter, die Narbe kreisrund, schildförmig, auf der Oberseite undeutlich wulstig. Der Samen ist parietal und in halber Höhe der Placenta angewachsen ; nach der Befruchtung krümmen sich die 4 Kelchblätter abwärts und durch Streckung der Basalzone des Ovariums erhebt sich dieses all- mählich über den Blütenboden. Die reife, beinahe halbrunde Frucht ist daher + 1,5 mm lang gestielt und einsamig, 3—3,5 cm lang, etwa 2 cm breit, flach zusammengedrückt und scharfkantig. Der eiweiss- lose Same erfüllt die ganze Frucht; die Samenschale ist von zahl- reichen weiten, ein aromatisch riechendes Secret führenden Gängen durchsetzt. Die Kotyledonen sind gedreht-gefaltet; das Würzelchen ist gerade. Bentham hat von dieser Art in den Transactions of Linn. Soe. XXV. 316. t. 43B. bereits eine kurze, von einer Abbildung begleitete Beschreibung gegeben, da seine Diagnose aber lediglich auf der Kenntnis der Blätter und Frucht basirte, so habe ich derselben die 172 H. Schinz: obige Erweiterung gegeben. Dr. Kirk, der Entdecker dieser Pflanze, hat dafür den GattungsnamenfÜolophospermum vorgeschlagen , doch ziehe ich es vor den Gattungscharakter der Copaifera entsprechend zu erweitern und eine allfällige Trennung dem Monographen zu über- lassen. Copaifera Mopane (Kirk) Benth. weicht von der nächstver- wandten, aus Mossambique stammenden Vopaifera Gorskia im wesent- ichen nur durch die Mehrzahl, der. Staubblätter und die secretreiche ISamenschale ab. ©. Mopane ist, ähnlich wie Acacia horrida und erioloba für den Süden, der Charakterbaum: des subtropischen und tropischen südlichen Mittelafrika; wie in Amboland so vereinigt er sich auch in Angola, am Okavango, Kuando, Sambesi ete. zu ausgedehnten Wäldern. Trotz dieses häufigen Vorkommens ist es äusserst selten, dass man unter Tausenden von Bäumen auch nur einen einzigen in Frucht oder Blüte findet. Die Rinde wird von den Eingeborenen zum Gerben der Felle verwendet, das harte Holz wird für die deutschen Schutzgebiete als Baumaterial eine nicht zu unterschätzende Bedeutung gewinnen. Die Ovaherero nennen den Baum ÖOmutati, die Aandonga Omsati und die Betschuana Mopane.') Orassulaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. LX. Kalanchoe multiflora Schinz. Perennis, erecta, glaberrima, glauca; folia oblongo-lanceolata v. elliptica, obtusa, basi lata hastato-amplexicaulia; flores ceymosi, pedicellati; calycis segmenta deltoidea, acuta; squamu!ae lineares; corollae segmenta deltoideo-lanceolata, tubo inflato breviora; styli Dreves. Standort: | Noixas, südwestlich vom Ngami-See. Eine meterhohe, aufrechte, unverzweigte Pflanze mit kahlem, rundem, an der Basis etwa 2 cm dickem, glaukem Stengel. Die ab- wechselnd stehenden, mit einer breit pfeilförmigen, stengelumfassen- den Basis versehenen Blätter sind von länglich elliptischem oder lanzettlichem Umriss, stumpf, ganzrandig, kahl und ziemlich fleischig. 1) In Engler's Plantae Marlothianae 1. e. p. 25 wird irrtümlich Bauhinia Pe- chuelii Ö.Kuntze mit dem von Livingstone, Andersson und Grisebach erwähnten Mopare identifieirt; der Irrtum ergibt sich schon aus einer Vergleichung der in jener Arbeit ebenfalls eitirten Abbi'dung in Livingstones Missionary travels 1875 p. 111. Auf die Nichtzusammengehöriskeit der Gattung Bauhinia mit dem Mopane macht Ascherson (nach Mitteilung von Oliver) auch in den Sitzungsber. des Bot.' Vereins der Prov. Brandenb. 1878 8. 131 aufmerksam. ; Wahrscheinlich liegt übrigens nur eine Zettelverwechslung vor, da in Otjin- bingue in der That eine Copaifera Mopane vorkommt, die Missionar Bernsmann von seiner Reise (1877) nach Zesfonteyn aus dem Kaoko a's kleines Bäumchen nach Hereroland brachte. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 173 Die Länge der untern Blätter beträgt bis 10 em, die Breite bis 3 em; die obern sind kürzer und entsprechend schmäler. Der kahle gipfel- ständige Blütenstand bildet eine wiederholt 3gablige vielblütige Trug- dolde mit abstehenden Aesten, deren Durchmesser bis 30 em beträgt. Ausser dieser grossen gipfelständigen Cyma finden sich in den Achseln der Laubblätter auch noch seitenständige, die aber — nach den vor- liegenden Exemplaren zu urteilen — bei normaler Entwicklung der Terminalinfloresecenz nicht zur Ausbildung gelangen. Die Tragblätter sind von linear lanzettlicher bis länglich lanzettlicher Gestalt; die dei untersten Aeste sind stumpf oder undeutlich spitz, die obern. kleinern dagegen zugespitzt. Die Blüten sind 0,5—1 em lang gestielt. Der Kelch ist vierteilig; die Segmente sind 1—2 mm lang, deltaförmig und spitz. Die Kronröhre ist an der Basis bauchig aufgetrie- ben, nach oben verjüngt und viel länger als der Kelch (etwa 1 em lang); die 4 spitzen Lappen sind deltoid-lanzettlich und 1—2 mm lang. Die Staubfäden der 8 Staubblätter sind im obern Drittel der Kronröhre inserirt, 1—2 mm lang und kaum aus dem Tubus heraus- ragend; die linearen stumpfen Schuppen sind etwa 2 mm lang und 0,5—-0,75 mm breit. Die Carpelle sind lanzettlich; der Griffel ist 1—1,5 mm lang, die Narbe kopfförmig. Die Samen sind dursehnitt- lieh 1 mm lang, rötlich und fein gefurcht. Blüte rötlich-gelb. Ich glaube diese Art in die Nähe der X. brachyloba Welw. stellen zu müssen, die jedoch durch längere, stumpfe Kelchsegmente und lineare 3mal längere Schuppen unverkennbar davon verschieden ist Hydrophyllaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. CXl. Codon Schencki:i Schinz. Herbacea v. suffruticosa, erecta, dense glanduloso-hirsuta, acu- leata; folia petiolata, lanceolata, acuta, margine irregulariter undu- lato-sinuata; flores solitarii, breviter pedicellati v. subsessiles:; calyx 10—12-partitus; segmenta linearia, apice saepe subspathulata; corolla campanulata, sparse hirsuta, 10—12-loba calyce longior; filamenta inaequalia; stylus bifidus; capsula ovoidea, breviter rostrata. Standort: ! Cubub in Gross-Namaland (Schenck No. 17); Herero- land \Lüderitz, Schinz). Eine aufrechte, etwa 3—4 dm hohe krautige, wahrscheinlich mehrjährige Pflanze mit mehr oder minder sparrig abstehenden, kur- zen Zweigen. Die Behaarung ist eine dreifache und besteht aus 1. dicht stehenden, stark verdickten, spitzen, einzelligen Haaren, die der Epidermis mit einer keulenartigen Basis aufsitzen, 2. gestielten, mehr- zelligen Drüsen und 3. vereinzelt stehenden, I--7 mm langen starren Stacheln, die an den ältern Pflanzenteilen weiss, an den jüngern da- gegen gelb gefärbt sind. Ausser diesen abstehenden Trichomen finden sich 174 H. Schinz: auf Stengel, Blättern, Blumenhüllen und Frucht noch sitzende schwarze Drüsen vor. Die bis 18 mm langgestielten Blätter sind breit lanzett- förmig, zugespitzt, am Rande wellig und unregelmässig undeutlich gelappt, bis 40 mm lang und bis 15 mm breit. Die Bekleidung derselben stimmt auf Ober- und Unterseite mit der bereits geschilderten überein. Die Blüten stehen einzeln und sind 1—2 mm lang gestielt; der behaarte Kelch ist bis beinahe zum Grunde 10-12-teilig. Die unter sich ungleich grossen Kelchteile erreichen eine Länge von + 10 mm; sie sind linear, stumpf oder unerheblich nach oben verbreitert. Der Tubus der glockenförmigen, aussen spärlich einfach behaar- ten, 10—12lappigen Blumenkrone ist etwa 11 mm hoch; die Zipfel sind abgerundet, verkehrt-eiförmig, + 4 mm lang und + 5 mm breit. Die abwechselnd ungleich grossen 12 Staubfäden sind 11—12,; mm lang und am Grunde mittelst einer flügelartigen Verbreiterung der- art dem Tubus angewachsen. dass 12 schmale kurze Nischen entstehen. Der bis über die Hälfte 2teilige Griffel ist + 9 mm lang, in der untern Hälfte schwach behaart; die Narben sind ab- gestutzt. Der Fruchtknoten ist schwach behaart, eiförmig und ge- schnäbelt, infolge der weit in das Innere ragenden Placenten schein- bar zweifächerig. Nach der Befruchtung streckt sich der Kelchtubus noch durch nachträgliches Wachstum, die Kelchsegmente neigen sich über die braune septieid aufspringende Kapsel und hüllen dieselbe gleichsam ein. Die kleinen braunen Samen sind mehreckig und mit einem dichten unregelmässigen System ganz kleiner flügelartiger An- hängel versehen. Blüten gelb. Bis anhin war aus dieser Gattung nur die eine, in Südafrika verbreitete und von mir auch in Gross-Namaland aufgefundene C. Royeni Thunb. bekannt; diese weicht von der neu aufgestellten Art namentlich durch weissliche, grössere Blüten, längern Corollentubus und lange, oben ziemlich stark verbreiterte Kelehteile ab. Nach End- licher (Gen. Plant. No. 3837) sollen bei ©. Royeni die Narben fein gezähnt sein, doch scheint diese Angabe auf einen Irrtum zu beruhen; beide hierauf untersuchten Arten hatten stumpfe Narben. Malvaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. XXXI bestimmt von Herrn M. Gürke. Pavonia Schumanniana Gürke. Caulis suffruticosus, subramosus, pilosus; folia longe petiolata, 5-partita; segmenta lanceolata, acuta, serrata, hispida, medium la- teralibus duplo longius; flores axillares; involucri phylla 12—14, line- aria, hispida, calyce 2--3-plo longiora; calyx fere ad basin 5-partitus, segmenta lanceolata-ovata; petala lutea; carpella membranaceo-bia- lata; alae transverse-venosae, marginatae; semina glabra. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 1) Der aufrechte, runde, wenig verästelte Stengel ist ungefähr 1 m hoch und mit kurzen drüsentragenden Haaren bedeckt, zwischen wel- chen längere, starre, einfache oder Gabelhaare zerstreut sind. Die Steiligen, grob gesägten, am Rande drüsig-gewimperten Blätter sind am Grunde herzförmig; ihre Zipfel sind lanzettförmig, spitz, von un- gleicher Länge, indem der mittelste die seitlichen wohl um das dop- pelte an Länge übertrifft; auf beiden Seiten sind sie mit kurzen, starren Sternhaaren bekleidet; die 5 Nerven treten an der Unterseite deutlich hervor. Die unteren Blätter erreichen eine Länge von 4--5 cm, die oberen sind von geringeren Dimensionen. Die runden Blatt- stiele sind in derselben Weise wie der Stengel behaart, die der unte- ren Blätter 5 em lang, während die der oberen kaum 1 cm Länge übersteigen. Die linealen, fast fadenförmigen Nebenblätter sind be- haart und 1 em lang. Die 2 cm langen, unterhalb der Blüte geglie- derten Blütenstiele stehen einzeln in den Blattachseln, am oberen Teil des Stengels gedrängter, und stimmen in Bezug auf die Behaarung mit dem Stengel überein. Der Hüllkelch besteht aus 12—14 linealen, spitzen, 25—30 mm langen Blättchen, welche ausser den Drüsen- haaren noch sehr lange, starre, abstehende, an der Basis knotig ver- dickte Haare tragen. Der fast bis auf den Grund 5teilige Kelch ist nur 1 cm lang, erreicht demnach noch nicht zur Hälfte die Länge des Hüllkelches; seine Zipfel sind aus eiförmigem Grunde lanzettlich, zugespitzt, dreinervig, behaart. Die gelben Blumenblätter sind 3 cm lang und aussen mit einem feinen Flaum von kurzen Sternhaaren bedeckt. Die Staubfadenröhre, die an Länge nur die Hälfte der Blumenkrone erreicht, trägt an ihrer ganzen Ausdehnung auf ziemlich langen Fäden die gelben Staubbeutel. Der Griffel ragt wenig aus der Röhre hervor, seine Aeste sind 3 mm lang. Der fünffächerige Fruchtknoten trägt in jedem Fache eine Samenknospe. Die 5 Carpelle lösen sich zur Zeit der Reife von der Mittelsäule los; ihre Länge beträgt 9—10 mm; die dünnhäutigen Flügel sind von Queradern durchzogen und von einem stärker ausgeprägten Randnerven umgrenzt. Die 5 mm langen Samen sind eiförmig, fuchsbraun, unbehaart. Standort: Okasima ka Namutenya in Amboland. Die vorliegende Pflanze gehört in die Verwandtschaft derjenigen Pavonia-Arten, die durch ein aus 10—20 linealischen, den Kelch meist weit überragenden Blättchen gebildetes Involuerum charakterisirt sind, eine Gruppe, welche De Candolle als Section Cancellarin zusammen- gefasst hat. Unter diesen zeichnen sich drei Arten durch geflügelte Carpelle aus, P. zeylanica Cav., P. Kotschyi Hochst. und P. elathrata Mast. Die beiden ersteren sind von unserer Pflanze durch die viel kleineren Blüten sofort zu unterscheiden; P. celathrata stimmt mit ihr in der Grösse der Blüten überein, unterscheidet sich aber durch die Blattform, durch schmälere Kelchzipfel und durch breiter geflügelte 176 H. Sehinz: Carpelle; auch ist unsere Pflanze viel grösser und robuster. Die Be- schreibung, die Masters von seiner Art in Oliv. Flor. of trop. Afı. Ip. 193 giebt, ist jedenfalls nach einem mangelhaften Exemplar ent- worfen worden und enthält mehrere Angaben, die sicherlich auf einem Versehen beruhen, so die 6 Carpelle und die zahlreichen Samen; auch die rote Blütenfarbe dürfte wohl eine irrtümliche Angabe sein. Naclı einer brieflichen Mitteilung von Oliver ist nämlich die Pflanze, welche Sehumann in Englers Jahrb. a. a. 0. S. 45 als Lüäderitzia pentaptera beschrieben und auf Taf. VI abgebildet hat, identisch mit P. c/athrata. Noch ein anderes Synonym hat diese, bisher nur aus dem südwest- lichen Afrika bekannte Art erhalten; denn in der Beschreibung, die Szyszylowicz a. a. O0. S. 129 von seiner P. Rehmannii giebt, finde ich keinen Unterschied von P. clathrata bezw Liüderitzia pentaptera. Schumann stützt sich bei der Aufstellung seiner neuen Gattung hauptsächlich auf die Beschaffenheit des Staminaltubus. _Derselbe soll die Staubgefässe in zwei Kreisen, den einen an der Basis, den andern gegen die Spitze zu, tragen. Bei den mir vorliegenden, von Lüderitz gesammelten Exemplaren jedoch ist diese strenge Sonderung in zwei deutliche Staminalkreise nicht zu bemerken; die Filamente nehmen vielmehr hier ebenso, wie bei manchen anderen Pavonia-Arten ihren Ursprung an der ganzen Ausdehnung des Tubus. Dieselbe Art und Weise der Verteilung der Stamina, wie bei ?P. clathrata habe ich bei- spielsweise bei P. Schumanniana, P. zeylanica, ferner bei P. cancellata Cav. und P. arabica Hochst., also auch bei solehen Arten, die nicht zugleich ge- flügelte Carpelle haben, beobachtet. Das zweite Merkmal, auf welches Schumann Wert legt, das Vorhandensein der Flügel an den Carpellen, kommt, wie schon oben erwähnt, auch noch anderen Arten von Pa- vonia zu und zwar in verschiedener Ausbildung; bei P. Kotschyi sind die Flügel im Verhältnis zum Durchmesser des Carpells ebenso breit wie bei P. clathrata, bei P. Schumanniana schmäler, bei P. zeylanica von noch geringerer Breite Jedenfalls geht es also nicht an, nur diese eine Species, P. clothrata, von Pavonia generisch zu trennen; etwa die Arten mit, geflügelten Carpelien als besondere Gattung zu vereinigen, würde zu ebenso grossen Schwierigkeiten führen; denn so nahestehende Arten, wie z. B. P. cancellata und P. zeylanica, können doch kaum in verschiedene Gattungen gebracht werden. Hibiscus Schinzii Gürke. Caulis suffruticosus, pilosus; folia longe petiolata, subrotunda, 3—5-loba, dentato-crenata, stellato-hirta; flores axillares, soli- tarii, longe pedunculati; involucri phylla 8--10 linearia; calyeis segmenta lanceolato-ovata, acuminata, involucro duplo longiora; pe- tala lutea, basi purpurascentia; ovarii loculi multi-ovulati, capsula Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 107 appresse-pilosa, calyce brevior; semina angulato-subreniformia, fusca, pilis stellatis brevissimis obtecta. Der holzige, 3—5 dm hohe, runde, aufsteigende Stengel ist vom Grunde an verzweigt; die niederliegenden oder etwas herabgebogenen Aeste sind ebenso, wie der Stengel, die Blatt- und Blütenstiele mit weichen, drüsentragenden Haaren bekleidet, zwischen welchen längere starre, einfache oder Gabelhaare zerstreut sind. Die Blätter sind im Umriss rundlich, an der Basis mehr oder weniger deutlich herz- förmig; auf beiden Seiten mit kurzen Sternhaaren und auf der Unterseite ausserdem mit zerstreuten längeren Haaren bedeckt, 5—T- nervig, 3—Ölappig, der mittlere Lappen spitz, die seitlichen weniger deutlich hervortretend und meist stumpf; die untersten Blätter unge- fähr 5 cm lang und ebenso breit, die oberen kleiner. Die Blattstiele erreichen eine Länge von 4-5 cm. Die weichhaarigen, pfriemen- förmigen, abfallenden Nebenblätter sind höchstens 2—3 mm lang. Die einzeln in den Blattachseln stehenden Blütenstiele sind auf- recht oder bogenförmig aufsteigend, unterhalb der Blüte geglie- dert, und 5—10 cm lang, die Blattstiele also an Länge um das doppelte übertreffend.. Die 8—10 linealen, spitzen, weichhaarigen Blättchen des Hüllkelches sind 5—8 mm lang, also ungefähr um die Hälfte kürzer als der Kelch oder noch kürzer. Dieser ist bis über die Mitte 5-teilig, weichhaarig und ausserdem mit längeren, starren, gelben, einfachen oder Gabelhaaren besonders am Grunde dicht bekleidet und 15 mm lang; seine Zipfel sind aus eiförmigem Grunde lanzettlich und ziemlich lang zugespitzt. Die gelben, am Grunde schwarz-purpurroten Blumenblätter sind 4—5 cm lang, also ungefähr dreimal so lang als der Kelch, und auf der Aussenseite mit einem feinen Flaum von kurzen Sternhaaren bedeckt. Die Staubfadenröhre ist 15 mm lang; die 5 Aeste des aus der Röhre hervorragenden Griftels haben eine Länge von 3 mm. Die Kapsel ist kürzer als der Kelch und mit ziemlich langen, starren, angedrückten Haaren dicht bekleidet. Die Fächer enthalten je 2—3 Samen; diese sind fast nierenförmig, etwas eckig, braun und mit einem Ueberzug von sehr kurzen Sternhaaren versehen. Standort: Oshiheke bei Olukonda; zwischen Olukonda und Oman- dongo (Amboland). Ob diese, zur Section Ketmia gehörende Art, deren auffallendste Merkmale in der Länge der Blatt- und Blütenstiele liegen, von A. cordatus Harv. in Flor. cap. I, 172 specifisch verschieden ist, kann ich, da mir bisher Exemplare dieser Art noch nicht zu Gesicht ge- kommen sind, nicht mit Sicherheit entscheiden. Der Beschreibung nach unterscheidet sich #. cordatus von der vorliegenden Species durch die kürzeren Blütenstiele und das aus 10—12 Blättchen be- stehende Involucrum; auch erwähnt Harvey nicht die drüsenhaarige Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 12 178 H. Schinz: Bekleidung der ganzen Pflanze und die auffallend starke Behaarung des Kelches. #. Engleri Schum. in Englers Bot. Jahrb. a. a. O. S. 47, gleichfalls unserer Art sehr nahe stehend, weicht durch die kürzer gestielten und in einer endständigen Traube angeordneten Blüten ab. in der Form der Blätter hat auch A. Ludwigü Eekl. et Zeyh. Aehn- lichkeit, doch ist bei dieser Species das Involucrum aus 5 lanzett- lichen Blättchen zusammengesetzt. Auch #. physaloides Guill. et Perr. gehört in die Nähe unserer Art; die Blätter dieser im westlichen tropischen Afrika verbreiteten Species sind deutlicher und tiefer gelappt und die Lappen spitzer; die Klappen der Kapsel sind länger zugespitzt, und vor allem fehlen dem A. Schinzii die weissen, später bräunlich werdenden Kalkausscheidungen, die jene Species vor allen bisher be- kannten Höbiscus-Arten auszeichnen. Hibiscus Upingtoniae Gürke. Caulis herbaceus, stellato-pubescens; folia longe petiolata, 3—-5- partita segmentis lanceolatis, basi cordata, dentato-erenata, utrinque stellato-hirta; flores longe pedunculati, axillares; involueri phylla &—9 lineari-subulata, calyce duplo breviora; calyeis segmenta lance- olata, acuta; corolla calycem duplo excedens; ovarii loculi multi- ovulati; capsula adpresse pilosa,. calyce brevior; semina subreniformia, fusca, minute tuberculata. Der krautige, mit Mark angefüllte, runde, aufrechte, einfache Stengel hat eine Höhe von 1—1,5 m und ist wie die Blatt- und Blütenstiele mit kurzen, ziemlich weichen Sternhaaren bekleidet, zwischen welche längere, steife, einfache oder Gabelhaare zerstreut sind. Die Blätter sind 3—5teilig, die untern bis 10 em lang und 7 cm breit, die obern bedeutend kleiner, ungefähr 4 cm lang und 2 cm breit. am Grunde mehr oder weniger herzförmig, am Rande gezähnt- gekerbt und auf beiden Seiten, stärker aber auf der Unterseite, mit kurzen Sternhaaren bekleidet. Die Blattabschnitte haben eine lanzett- liche oder fast lineal-lanzettliche Gestalt, sind stumpf oder seltener etwas spitz und ungleich lang, indem der mittlere Abschnitt die seit- lichen an Länge übertrifft. Die 3—5 Blattnerven treten an der Unter- seite deutlich hervor. Die Blattstiele sind 4—7 em lang. Die” weich- haarigen, fadenförmigen, abfallenden Nebenblätter erreichen eine/Länge von 3—4 mm. Die Blütenstiele stehen einzeln in den Blattachseln, am oberen Teil des Stengels etwas mehr gedrängt, sind 3—4 cm lang, die oberen kürzer, erreichen demnach nicht die Länge der Blattstiele.e. Der Hüllkelch besteht aus 8--9 linien- oder fast pfriemenförmigen, weichbehaarten Blättchen, die nur 4-5 mm lang sind, also an Länge kaum die Hälfte des Kelches erreichen. Dieser ist bis über die Mitte 5teilig und behaart; seine Zipfel sind lanzett- förmig. spitz und 10—12 mm lang. Die weissen oder gelblichen, am Beiträge zur" Kenntnis der’ Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 19 Grunde innen schwarz-purpurroten Blumenblätter sind ungefähr 25 mm lang, also über doppelt so lang als der Kelch uud aussen mit einem feinen Flaum von kurzen Sternhaaren bedeckt. Die Staubfadenröhre ist kürzer als die Blumenkrone, ungefähr 18 mm lang; die Antheren sind von gelber Farbe Die 5 Aeste des nur wenig aus der Röhre her- vorragenden Griffels sind kaum 2 mm lang. Die Kapsel ist kürzer als der Kelch und mit ziemlich langen, starren, angedrückten Haaren bekleidet; die “Fächer enthalten je 2—-3 Samen. Diese sind fast nierenförmig, braun, unbehaart, aber mit kleinen Knötchen besetzt. Standort: Oshando (Upingtonia). Diese zur Section Ketmia gehörende Art steht wohl dem A. arıstaevalvis Garcke am”nächsten; die Blättehen des Hüllkelches sind aber hier viel kürzer, und die Samen, die bei jener Art einen Ueber- zug von feinen kurzen Haaren tragen, sind hier kahl und mit Knöt- chen besetzt. Hibiseusrhabdotospermus Garcke forma palmatipartita Gürke. Folia profunde 3—5 partita, segmenta grosse et acute dentata. Diese Form, welche in Folge ihrer tiefgeteilten Blätter auf den ersten Blick von der Hauptform sehr abzuweichen scheint, kann ich doch nicht als besondere Art betrachten, da sie in allen übrigen Merk- malen, besonders in den leicht kenntlichen Samen, mit ZH. rhabdoto- spermus übereinstimmt. Ausserdem finden sich auch an einem der vorliegenden Exemplare neben den tief 3teiligen Blättern am unteren Teil des Stengels mehrere breit-eiförmige, ungeteilte Blätter, wie sie Garcke bei Aufstellung seiner Art beschrieben hat. Standort: Rehoboth und Tiras (Gross-Namaland). Hibiscus caesius Garcke var. micropetala Gürke. Unter den von Dr. Schinz gesammelten Exemplaren von 4. caesius befindet sich eine Pflanze, die sich von den übrigen durch die geringeren Dimensionen der Blüte unterscheidet, sonst aber mit den- selben völlig übereinstimmt. Die Kelehblätter sind nur 13 mm, die Blumenblätter 15 mm lang, während die Blättchen des Hüllkelches denen der übrigen Exemplare an Länge gleich kommen. Standort: Grootfonteyn (Upingtonia). Hibiscus urens L. il. Die Diagnose, wie sie L. fil. gegeben, und Cavanilles, De Can- dolle und Harvey und Sonder wiederholt haben, bedarf in Bezug auf den Hüllkelch einer Ergänzung: derselbe besteht meist aus 13—1D5, seltener aus 10—12 Blättehen und ist stets nahezu oder mindestens ‚doch °/, so lang als der Kelch. Bei keinem der mir zu Gesicht ge- xommenen, auch nicht bei dem hier vorliegenden, von Steingröver im 12* 180 H. Schinz: Gebiet des unteren Oranje gesammelten Exemplar fand ich ihn halb so lang als den Kelch, wie es L. fil. angiebt. Lagunaea Schinzii Gürke. Caulis herbaceus, erectus, e basi ramosus, pilis hamatis, ut tota planta pubescens; folia longe petiolata, infima rotundata, superiora 3- secta, segmentis lanceolatis; flores axillares, longe peduneulati; calyecis segmenta lanceolata, longe acuminata; petala lutea; capsula calyce brevior, pilosa; semina tubereulata. Der krautige, aufrechte, runde, 50—60 em hohe Stengel zeigt fast nur am unteren Teile einige niederliegende, bogige Aeste und ist sonst einfach. Er ist, wie alle übrigen Teile der Pflanze, mit sehr dieht stehenden kurzen Haaren bedeckt, die an der Spitze haken- förmig umgebogen sind; zwischen diesen finden sich zerstreut einzelne längere, abstehende und ziemlich starre Haare. Die Blätter sind von verschiedener Gestalt; diejenigen der unteren bogenförmigen Aeste sind rundlich oder fast kreisrund, ungeteilt, an der Basis herzförmig, grob und unregelmässig gezähnt, 3—Önervig, 1 em lang und unge- fähr ebenso breit und sitzen auf 1 cm langen Stielen. Die Blätter am mittleren Teil des Stengels sind 3—4 em lang gestielt und bis auf die Blattnerven dreischnittig; die Abschnitte lanzettförmig, 4—5 cm lang und 5-10 mm breit, untereinander ziemlich von gleicher Länge, ganzrandig oder bisweilen einige undeutliche Sägezähne zeigend, lang zugespitzt, an der Basis stumpf abgerundet, aber niemals herz- förmig, einnervig. Die obersten Blätter sind von derselben Gestalt wie die mittleren, nur kürzer gestielt, kleiner und ihre Abschnitte schmäler. Sämtliche Blätter zeigen dieselbe Bekleidung wie der Sten- gel. Die weichhaarigen, pfriemenförmigen Nebenblätter erreichen eine Länge von 2-3 mm. Die aufrechten und unterhalb der Blüte ge- gliederten, 3—4 cm langen Stiele stehen einzeln in den Blattachseln, am oberen Teil des Stengels gedrängter. Der Kelch ist bis über die Mitte Steilig; seine Zipfel sind lanzettlich, lang zugespitzt, 3 nervig, behaart, während der Blütezeit 10—12 mm lang, nach derselben sich bis auf 15 mm vergrössernd. Die Blumenblätter sind gelb, verkehrt- ei- bis keilförmig, 12--15 mm lang. Die Staubfadenröhre ist etwas kürzer als die Blüte und trägt von der Mitte bis zur Spitze auf ziem- lich langen Filamenten die gelben Antheren. Der Griffel ragt weit aus der Röhre hervor; seine 5 Aeste sind 2 mm lang. Die Kapsel ist 10 mm lang, behaart, mit spitzen, eiförmigen Klappen; ihre Fächer enthalten je 2—3 Samen; diese sind nierenförmig, braun, unbehaart und mit kleinen Knötchen besetzt. Standort: Okasima ka Namutenya (Amboland). Diese Art steht der Z. ternata Willd. sehr nahe, unterscheidet sich aber doch durch mehrere deutliche Merkmale. Die untersten Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 181 Blätter stimmen bei beiden Arten in der Form ziemlich überein; während sie aber bei jener Species Uebergänge in die oberen Blätter zeigen (d. h. bei rundlichem Umriss gelappt oder auch 3teilig er- scheinen), sind solche Zwischenformen bei unserer Art nieht vorhan- den: die untersten Blätter, die sich nur an den vom Grunde des Sten- gels bogenförmig aufsteigenden Aestchen befinden, sind fast kreisrund, und darauf folgen ohne Uebergänge die dreischnittigen Blätter der mittleren und oberen Region. Bei Z. ternata sind die Blattsegmente am Grunde meist herzförmig und die mittelsten stets länger als die beiden seitlichen; auch sind die obersten Blätter grösstenteils auf ein einziges Segment reducirt; bei Z. Schinziü sind die drei am Grunde nie herzförmigen Blattsegmente gleichlang, und auch die obersten Blätter sind dreischnittig. Die Blattstiele sind bei jener Art dünn. fadenförmig, meist etwas gebogen, bei dieser Art viel kräftiger und dicker; dort die Blütenstiele meist länger, manchmal doppelt so lang als die Blattstiele, hier niemals länger, eher kürzer. ZL. Schinzü ist in allen Teilen grösser und kräftiger als Z/. ternata, und die Kelch- zipfel sind viel länger zugespitzt. Sowohl für unsere Art, als auch für L, ternata und L. lobata ist die Behaarung sehr charakteristisch. Der feine Haarüberzug, mit dem alle Teile bedeckt sind, besteht nicht, wie bei den meisten übrigen Malvaceen, aus Sternhaaren, sondern aus einfachen, kurzen, sehr dicht gedrängten, an der Spitze umgebogenen Haaren, zwischen denen hin und wieder stärkere und längere einfache oder Sternhaare auftreten. Infolge dieser Bekleidung hängen den Pflanzen auch leicht Sand und erdige Teilchen an. Pedaliaceae Benth. et Hook. Gen. Pl. CXXI. bestimmt von Herrn Professor P. Ascherson. Pterodiscus aurantiacus Welw. Trans. Linn. Soe. AXV11 p. 53 (1869). Standort: Hereroland (Lüderitz); Olukonda in Amboland (Schinz). Welwitsch fand diese succulente Pflanze in Benguella bei Mossamedes äusserst selten, vermutete aber mit Recht, dass sie in den südlich angrenzenden Gebieten weiter verbreitet sein werde, Ich halte es (im Gegensatz zu Welwitschs Meinung) für wahr- .scheinlich, dass diese Art mit P. @ayi Dene. (Ann. sc. nat. Bot. ser. V. t. II p. 336 (1865) — Kogeria brasiliensis J.Gay Ann. se. nat. ser. I. t. I p. 457 (1824), De Cand. Prod. IX p. 257 zu- sammenfällt. Dies scheint auch die Ansicht von Bentham und Hoo- ker zu sein, welche (Gen. pl. II p. 1057) ausser den beiden südafri- kanischen Arten P. speciosus Hook. und P. furidus Hook. f. nur noch eine Art und zwar die von Welwitsch beschriebene annehmen, obwohl sie die Decaisne’sche Arbeit mehrfach eitiren. In der sehr dürftigen Gay’schen Phrase könnte die Angabe petiolus brevissimus befremden, erklärt sich aber im Vergleich mit den langen Blattstielen der beiden 182 | H. Schinz: wirklichen Rogeria- Arten R. adenophylla Gay und R. longiflora (L.) Gay. In der ebenfalls sehr kurzen Decaisne’schen Beschreibung wird brevissimus in brevis ermässigt; die corollae „purpureo-violaceae“ sind selbstverständlich nicht an der lebenden Pflanze (an den Schinz’schen Exemplaren hat sich die feuerrote Blütenfarbe!) gut erhalten) be- obachtet, sondern aus dem Befunde eines alten Herbarexemplars erschlossen. Im übrigen ist in beiden Beschreibungen nichts, was gegen die Identität spräche; ebensowenig der Fundort, der im Pariser Herbar nach Decaisne ‚Quipungo“ bezeichnet ist. Diese portugiesische Orthographie verleitete den sonst so findigen Gay zu dem Missgriffe, die Heimat der Pflanze nach Brasilien zu verlegen. Decaisne sagt mit Recht: „le mot Quipungo indique une localite a la cöte oceidentale d’Afrique.“ In der That ist der Ortsname Kipungo und lautliche Ab- wandelungen desselben im Bantugebiete Westafrikas nach Dr. Schinz nicht selten; sehr wahrscheinlich ist der Fundort der Gay’schen Pflanze der an dem dem Kunene von Norden zufliessenden Kiküe, in gleicher Breite mit Mossamedes an der Handelsstrasse von diesem Hafenplatz nach Bih& gelegene Ort dieses Namens. Es fragt sich nun wie diese Art definitiv heissen muss. Es liegt hier ein Fall vor, in dem auch der entschiedenste Anhänger des strengen Prioritätsprincips dasselbe nur mit Widerstreben zur Geltung bringt, da hierdurch ein Irrtum verewigt wird, der über die Heimat der aus- schliesslich der Südhälfte Afrikas eigenen Gattung falsche Vorstellun- gen erweckt. Indes gestatten die geltenden Regeln keine Namensän- derung wegen sachlicher Irrtümer. Aus der indigenen und adventiven europäischen Flora kann ich als analoge Fälle z. B. die bekannten Namen Sedum hispanicum L., Seseli annuum L., Asclepies syriaca 1., Inula Britannica L. und ÜOentaurea ragusina L. anführen. Für die 3 ersteren haben sich die Namen Sedum glaucum W.K., Seseli coloratum Ehrh. und Asclepias Cornuti Dene. wenigstens nicht allgemeine An- nahme verschafft, für die zwei letzten ist eine „Verbesserung“ meines Wissens nie versucht worden. Es wird daher nicht zu umgehen sein, die uns beschäftigende Art Pierodiscus brasiliensis (Gay) Aschers. zu nennen. Sesamum Scehinzianum Aschers. (Seet. Sesamotypus). Caulis ereetus gracilis subtetragonus, cum peduneulis, calyeibus, capsulis immaturis dense glanduloso-villosus, (villis caulis diametrum aequantibus) ex axillis (praeter flores etiam) ramulosus; ramuli sieut flo- res more generis floribus abortivis (in nectaria extrafloralia transmutatis) oblongo-clavatis pedicellatis stipati, post fructus maturos (constanter?) excrescentes; folia subrepanda oblongo-lanceolata ad linearia, apice ob- 1) Daher in der Oshindonga-Sprache Omlilo u embungu „Hyänenleuchte“ ge- nannt. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deütsch-Siüdwest-Afrika. 183 tusiuseulo mucronulata, basi in petiolum pluries breviorem contracta, glaucescentia, subtus praesertim in nervis glanduloso-villosa ; pedun&ulus sub anthesi calycem subpersistentem quinquepartitum vix aequans; seg- menta lanceolata, acutissima; corollae extus parce glanduloso-villosae tubus basi subgibbus; stylus glaber; capsula oblongo-linearis breviter rostrata; semina nigrescentia, angulato-compressa obovata margine suleata faciebus concavis muriculata marginem versus radiatim costata. Standort: Hereroland (Lüderitz); Otjitambi in Kaoko (Belck No. 23). Die vorhandenen Proben stellen nur den oberen Teil der Pflanze dar, der an den Belck’schen Exemplaren (bei höchstens 3 mm Stengel- Dicke) 45 em misst. An diesen im März gesammelten Exemplaren sind nach der Fruchtreife (die entleerten Kapseln liegen noch vor) die stets vorhandenen Kurzzweige (welche in den Achseln der folia floralia untere Beisprosse darstellen) zu beblätterten, zum Teil wieder Blüten tragen- den Sprossen ausgewachsen, ‘so dass mindestens unter Umständen die Pflanze die Fruchtreife überlebt; ob dies biologische Verhalten normal ist steht freilich dahin; vielleicht wurde dasselbe nur durch einen ungewöhnlichen Nachschub der Regenzeit veranlasst. Im mittleren Teile der Inflorescenz findet sich häufig der Fall, dass von den paar- weise genäherten Blättern das eine eine Blüte mit Beispross, das andere nur einen Laubspross in der Achsel trägt; im oberen Teile des Blüten- standes entwickeln sich meist beide Achselsprosse eines Blattpaares zu Blüten und im unteren überwiegen die Laubsprosse, an deren Grunde ebenfalls die für die Familie so charakteristischen, zu Honig- drüsen verkümmerten Blüten (extraflorale Nektarien) zu finden sind. Die Blätter der Hauptachse werden bis 4 em lang und 5 mm breit; ‘die der ausgewachsenen Kurzzweige sind viel kleiner. Der Kelch wird 5 mm und die nach Belck hellrosenrote Corolla 2,5—3 em lang. Die Kapsel wird 2—2, cm lang und 4-5 mm dick; die Samen sind 2 mm lang und 1,5 mm breit. Diese bisher unbeschriebene Art ist durch die lange und dichte Behaarung fast der ganzen Pflanze, besonders die des verhältnismässig dünnen Stengels und die Kleinheit und Schmalheit der Blätter (welche unterseits weder Filz noch Schuppenhaare besitzen) von S. indieum (L.) DC. und den beschriebenen, dem ceultivirten Sesam viel näher stehenden wildwachsenden Arten der Section sSesa- motypus Benth. et Hook., 5. macranthum Oliv. (Trans. Linn. Soc. XXIX p. 131, tab. 84), S. angolense Welw. (l. ce. p. 51) und 8. caly- cinum Welw. (]. e. p. 52) weit verschieden. Während dem ». angolense mit Recht die Tracht einer Digitalis zugeschrieben wird, erinnert S. Schinzianum etwa an ein stark vergrössertes Antirrhinum Orontium L. Von mehreren aus der Welwitsch’schen Sammlung noch un- beschrieben vorliegenden Arten steht S. antirrhinoides Welw. ms. (It. 184 H. Schinz: angol. No. 1648) unserer Art offenbar sehr nahe, unterscheidet sich indes doch durch die breiteren (länglichen bis lineal-lanzettlichen) Blätter, deren Stiel daher deutlicher abgesetzt erscheint, fast kugelrunde extraflorale Nektarien, deren Stiel nie die halbe Länge derselben er- reicht (während der Stiel bei $. Schinzianum die Länge des länglich- keulenförmigen Nektariums selbst erreicht), kürzere, dickere aber länger geschnäbelte Kapseln und fast doppelt so grosse Samen, vor allem aber (welches Merkmal nicht in die Correlation der bisher aufgezählten passt) durch kaum halb so grosse Blüten. Ob bei genauerer Erfor- schung der zwischen Angola und Kaokofeld befindlichen Gebiete Zwischenformen gefunden werden, die die Vereinigung beider Formen gebieten, ist abzuwarten. In Ambolond fand Dr. Schinz diesen Typus nicht vertreten. Sesamum Schenckii Aschers.. (Seet. Sesamopteris). Gaulis erectus, robustus, superne cum petiolis, pedunculis, caly- cibus parce et subtilissime pulverulento-lepidotus; ex axillis (etiam praeter flores) ramulosus, ramulis (an eonstanter?) post fructus ma- turos excrescentibus; nectaria extrafloralia depresse globosa, sessilia; folia parium mediorum quinato- immo septenato-palmatisecta, inferiora et superiora trisecta, infima et summa integra; foliorum superiorum segmenta ut folia summa linearia; pedunculus calyce ad basin fere 5- partito haud persistente multo brevior; segmenta lanceolata acuta vil- loso-eiliata; corollae amplae tubus e basi angusta campanulato-cylin- dricus, extus sparse villosus in limbum (pallidiorem) subbilabiatum patulum abrupte ampliatus; capsula lineari-oblonga breviter rostrata; semina fusca angulato-compressa oblongo-obovata, exalata, faciebus et margine muricato-foveolata. Standort: Hereroland: — Kän-Thal (Schenck No. 431, 3. Oct. 1885); ! Ameib am Fusse des Erongo-Gebirges (Belck No. 34). Von den beiden bisher bekannten Arten der Sect. Sesamopteris Dv.. 8. alatum Schum. und 5. pentaphyllum E.Mey. durch die unge- tlügelten Samen verschieden. Da die Samen der vorhergehenden Art ebensowenig als die des 9. angolonse Welw., wie Bentham und Hooker im Charakter von Sesamotypus verlangen, glatt sind, so fallen da- mit die von diesen Schriftstellern angegebenen Unterscheidungs- merkmale der Sectionen Sesamotypus und Sesamopteris fort, welche trotzdem als natürlich begrenzte Artengruppen aufrecht zu erhal- ten sind; für Sesamotypus bleiben die ganz überwiegend ungeteilten, für Sesamopteris die grösstenteils tief handförmig geteilten Blätter charakteristisch. Von S. pentaphyllium E.Mey., welches mehrfach in Namaland gesammelt wurde, unterscheidet sich unsere Art durch die überwiegend 3zählig geteilten Blätter (obwohl das Verhältnis dersel- ben zu den mittleren 5- mitunter selbst 7zähligen und den ungeteilten Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 185 obersten veränderlich ist; zwischen den 3zähligen und ungeteilten kommen auch durch Verkümmerung der Seitenabschnitte Uebergänge vor) und die Schmalheit der oberen Blätter bez. Blattabschnitte, ferner durch die beträchtlichere Grösse und die abweichende Färbung der Blumenkrone. Bei S. pentaphyllum ist die Röhre derselben wenigstens auf der Unterseite weiss mit violetten Pünktchen, der Saum lebhaft lila; bei S. Schenckii dagegen ist die Röhre lebhafter gefärbt als der Saum. Ob sich die Angabe Belcks „Blüten hellblau“ auf die Röhre oder wie zu vermuten auf den Saum bezieht, bleibt ungewiss. An den trocke- nen Exemplaren erscheint die Röhre purpur-rosa und der Saum weiss- lieh. Der Fruchtschnabel ist kürzer als bei 8. pentaphyllum. Das oben von den Belck’schen Exemplaren des 8. Schinzianum beschriebene Auswachsen der Kurzzweige nach der Fruchtreife ist an der Schenck’schen Probe unserer Art zu bemerken. Diese Zweige ent- wickeln sich aus denselben Blattachseln unterhalb der Fruchtstiele. Der Stengel erreicht 6 dm Höhe und 5 mm Dicke; die längsten Blattstiele 1 dm Länge. Der grösste Mittelabschnitt der oberen 3- zähligen Blätter misst 6,5 cm in der Länge und 4 mm in der Breite. Der Kelch erreicht eine Länge von 5 mm, die Corolla 4,5 em, die Kapsel (bei 5 mm Dicke) 3 cm. Die Länge der Samen beträgt etwa 3 mm auf 2 mm Breite. Sesamum triphyllum Welw. ms. (Aschers.) (Sect. Sesamopteris). Caulis erectus, gracilis, subtetragonus, ex axillis (etiam praeter flores) ramulosus apicem versus cum petiolis, pedunculis, calyeibus pubes- centi-hirtellus; nectaria extrafloralia subglobosa, sessilia; folia (praeter infima indivisa), trisecta, summa basi segmento diminuto unico binisve aucta; segmenta oblonga ad anguste linearia; pedunculus calyce haud persistente fere ad basin quinquepartito brevior; segmenta lineari- lanceolata acutissima; corolla concolor tubo e basi angusta infundi- buliformi extus sparse villoso, limbi subaequalis segmentis triangulari- ovatis mucronulatis; rostrum capsulae oblongo-linearis fere dimidium aequans, longe et anguste acuminatum; semina (immatura tantum visa) oblonga, foveolata, superne ala quinquies fere breviore trans- ‚verse latiore ultra medium biloba aucta. Standort: Amboland, besonders an den Stätten früherer Ansied- lungen der Eingeborenen gemein (Schinz); Portugiesisches Nieder- Guinea (Welwitsch It. angolense No. 1662). Eine zweite unbeschriebene Art der Gruppe Sesamopteris, deren Samen durch die Flügelbildung, soweit sich dieselbe nach den un- reifen Proben des Welwitsch’schen Herbars beurteilen lässt, gleich- weit von den ungeflügelten des 8. Schenckü, wie von den mit 2 seit- lichen Flügeln versehenen von $. alatum und 8. pentaphyllum abweichen. Habituell ist diese Art durch den schlanken (bei 4 dm Höhe höchstens 186 H.Schinz: Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 2 mm Dicke erreiehenden) Stengel und die 3 zähligen Blätter ausgezeich- net, von denen sich nur an den obersten zuweilen schwache Andeutun- gen eines vierten und fünften Segments zeigen. In der Schmalheit der oberen Blattsegmente erinnert S. triphyllum an 8. Schenckü; der grösste vorliegende Mittelabschnitt misst 4 em in der Länge bei 5 mm Breite. Auch die, wenn auch kurze, doch abstehende Behaarung des oberen Teiles der Pflanze ist rate Die Länge des Kelchs erreicht 6-7, die der einfarbigen lebhaft rosenroten Corolla 35 mm. Die einzige vorliegende (unreife) Kapsel ist bei 5 mm Breite ebenfalls 35 mm lang; die Samen inel.- Flügel etwa 2,; mm lang und 1,5; mm breit. Ausser diesen beiden Arten liegen noch mehrere denselben an- scheinend nahestehende Formen vor, von denen sich bei der Unvoll- ständigkeit des Materials (namentlich beim Mangel der Samen) nicht mit Sicherheit feststellen lässt, ob sie als Arten oder nur als Varietäten von ihnen zu trennen sind. Jedenfalls entfaltet die Gruppe Sesamo- pteris im Gebiet der Schinz’schen Reise einen bisher unerwarteten For- menreichtum. Nachtrag „u Artonia capensis L. fil. var. microphylla Schinz (S. 156). Im Königl. Herbarium zu Berlin finden sich sterile Zweige einer Piianze. die von Lichtenstein anfangs dieses Jahrhunderts am Üranjeflusse gesammelt und Zygophylhum fascieulatum benannt wurde, deren Zugehörigkeit zu der Gattung Zygophyllum jedoch später von Chamisso ‘Linnaea V, 1830 p. 49) mit Recht in Abrede gestellt worden ist. Die anatomische Untersuchung der Blätter hat mich nun erkennen. lassen, dass jene unbeschriebene Lichtenstein’sche Art mit der obigen Varietät identisch ist. Ein Ausflug nach Hinterpommern. Von J. Winkelmann. Gelegentlich eines vor längeren Jahren bei Verwandten in Belgard abgestatteten Besuches hatte ich auch kleinere Ausflüge in dessen Umgegend ausgeführt und obgleich damals noch weniger mit der Floristik beschäftigt doch manche interessante Beobachtung gemacht. In diesem Jahre, bei Beginn der Sommerferien, hatte ich mir vorge- nommen die Gegend einmal gründlich zu untersuchen und auch die Seenplatte zwischen Polzin, Tempelburg und Neu-Stettin vorzunehmen. Namentlich hatte ich es auf nordische Einwanderer abgesehen, welche mir die noch zahlreich dort vorkommenden Wanderblöcke und die zwischen den Höhen sich hinziebenden Moore liefern sollten. Zumal mit einer Empfehlung des Herrn Oberpräsidenten von Pommern, Gra- fen von Behr-Negendank, versehen, fuhr ich mit den grössten Hoffnungen davon. Leider sollte mein Vorhaben in vollem Masse nicht zur Ausfüh- rung gelangen, denn in den dort verlebten 3 Tagen war nur einer regenfrei. Trotzdem habe ich einige wertvolle Funde zu verzeichnen und nehme daher keinen, Anstand meine Beobachtungen in diesem wohl noch jungfräulichen Gebiete hiermit zu veröffentlichen. Am 5. Juli Mittags fuhr ich von Stettin bei ungewöhnlicher Hitze nach Gr.-Rambin, einer Station zwischen Schievelbein und Bel- gard. Oestlich von Stettin treten die Berge, welche die Oder be- gleiten, nach Süden zu zurück, und zu beiden Seiten der Bahn breiten ‚sich Ebenen aus, in denen nach Norden der Dammsche See und bei Stargard der Madü-See nach ‘Süden sich ausbreitet. Hinter Stargard treten dann anfangs flache Berge auf, die immer mehr anwachsen, namentlich rechts, also südlich der Bahn, bis diese in das Thal der Rega eintritt und darin bis Schievelbein weiter geht. Links folgt ein Höhenzug, der immer mächtiger auftritt, während derselbe rechts wieder nach Süden zurücktritt und erst wieder bei Polzin in einen anderen südlichen einmündet, wo dann die sogenannte pommersche Schweiz beginnt. Diesen links, also nördlich von der Bahn laufenden Zug hatte ich mir zur besonderen Untersuchung vorgenommen. 1885 J. Winkelmann: Um 3 Uhr in Rambin angelangt bemerkte ich, dass sich unter- dessen der Himmel dicht bezogen hatte und ein starkes Gewitter un- ausbleiblich schien; jedoch stieg ich frohen Mutes bergan, da ich nach Gloetzin wollte, dem auf dem Höhenzuge etwa 200 m hoch gelege- nen Gute meines Freundes Klettner, etwa eine Meile von Rambin. Nicht weit vom Bahnhofe, dicht vor dem Gute Rambin, war eine Schlucht, die ich zuerst in Augenschein nahm. Sie enthielt Poa sero- tina, Aegopodium, Stellaria Holosten, Itanunculus lanuginosus, Geum urbanum, Polystichum Filic mas, Impatiens Noli tangere Die Eichen waren bedeckt mit Orthoirichum fastigiatum und speciosum, die Buchen von Radula complanata c.fr. und Frullania dilatata, am Fusse mit F. Tamarisci: und Eurhynchium Stokesi, Auf einem Steine Aypnum cupressiforme und Orthotrichum fastigiatum. Auffallend war eine sehr grossblätirige Siellaria media. An der Erde an feuchten Stellen Mnium hornum, Plagiothecium Jkoeseanum, Atrichum undulatum und Mnium undulatum, Homalothecium sericeum, Anomodon attenuatus und longifolius, Antitrichia curtipendula c.fr. an einer Buche. Weiter an einer trockenen Stelle Phleum Boehmeri, an einer Buche Zvernia furfuracea und prunastri, Orthotrichum pumilum, an einem Abhange Dicranella heteromalla und Diphyscium foliosum. An einem alten Haselnussstamme Orthotrichum fallax, am Fusse desselben Agaricus (Hypholoma) fascieularis. Ferner ist hier zu verzeichnen Galeobdolon luteum, Galeopsis pubescens, Rubus suberectus, Amemone nemorosa mit Puccinia, Uonvallaria majalis und Majanthemum bifolium, Oircaea alpina, Phyteuma .spicatum, Olinopodium vulgare, Ranunculus repens, Barbula subulata. Da brach das Gewitter mit grosser Heftigkeit los, und ich musste auf das Gut Rambin flüchten, wo ich von dem Bastian desselben, Herrn Tiede, mit grosser Liebeuswürdigkeit aufgenommen wurde. Da der Regen nicht aufhörte und ich nicht weiter konnte, musste ich das angebotene Nachtquartier annehmen. Am: nächsten Morgen sah es nicht viel anders aus, ich musste jedoch weiter und fuhr nach Gloetzin, obgleich ich den blumenreichen Weg gern näher in Augen- schein genommen hätte. In Gloetzin angelangt wollte ich meine Thätigkeit beginnen, doch wieder Regen. Trotzdem ging ich in den sogenannten Park, eine mit alten Bäumen bewaldete Schlucht, in welcher zahlreiche Wege angelegt waren. Hierbei fand ich: Pogonatum aloides, Impa- tiens parviflora, Thamnium abietinum, Thuidium recognitum, Pterigynan- drum filiforme, Aegopodium, Pulmonaria ofieinalis, Asperula odorata, Poa nemoralis und serotina, Galeobdolon, Epilobium montanum, Berophu- laria nodosa, Ranumculus lanuginosus, Oxalis acetosella, Hepatica, Phy- teuma spicatum, Stachys silvatica, Hieracium Pilosella und Auricula, laevigatum, murorum (in einer kleinblütigen Varietät, behaftet mit einer Ein Ausflug nach Hinterpommern. 189 Puceinia), Lampsana, Lactuca muralis, Atrichum angustatum, auf einem Steine Bartramia Oederi; Mnium rostratum, Majanthemum bifohium und Polygonatum multiflorum, Polypodium vulgare, Blechnum Spicant, Geranium Robertianum, Lathyrus niger. An Rande, an einer mehr sandigen Stelle Senecio vernalis und viscosus, Veronica ofıeinalis, Ja- sione, Sarothamnus, Aira caespitosa und fleeuosa, Leontodon autumnalis, Hypochaeris glabra, Gnaphalium uliginosum, Filugo minima und ger- manica subsp. canescens Jordan, Vicia cassubica. Ferner Disti- chium capillaceum, Tetraphis pellucida, Encalypta streptocarpa, Neckera complanata und an einer alten Eiche auch N, erispa (zweiter Fund- ort, bei Misdroy auch einmal an einer Eiche gefunden), Carex remota an einer sehr feuchten Stelle. An Bäumen Radula complanata und Metzgeria pubescens, wo der Boden trockner und etwas lehmiger war Jungermannia trichophylla, Lejeunia serpyllifolia, an lockeren Stellen Lophocolea bidentata und heterophylla, Lepidozia reptans, auf Buchen- wurzeln Madotheca platyphylla, Mastigobryum trilobatum. Sonst sind noch zu nennen Melampyrum pratense, Polystichum spinulosum, Hylo- comium triquetrum, Diceranum majus, Plagiochila asplenioides. An leh- migen Stellen Agwisetum hiemale und silvaticum, Rubus Radula; ferner Olavaria Botrytis und wo etwas Kiefernhaide begann Oalluna vulgaris, Vaccmium Myrtillus, Leucobryum vulgare mit alten Früchten. Am oberen Waldrande, wo der Acker begann, Arnoseris, Scleranthus annuus, Lathyrus montanus, Galeopsis versicolor, Astragalus glyeyphyllos, Teesdalea nudicaulis, Campanula rotundifolia und patulo. Weiterhin im Schatten Zuzula albida, dann wieder an einer sandigen Stelle Spergula Morisonü, auf einer Waldwiese Knautia, Armeria, Ranunculus acer, Ajuga genevensis. | Nach meiner Rückkehr wollte Freund Klettner mir seine Mooreultur zeigen, und wir fuhren trotz des anfangs ganz geringen Regens dorthin, der aber bald so heftig wurde, dass er jede Beobachtung verhinderte. Das etwa 100 h grosse Moor hätte sicher gute Ausbeute geliefert, ich konnte nur ab und zu vom Wagen springen und eine Handvoll Sphag- num nehmen. Dabei bemerkte ich Carex stellulata, Pirola minor, einen prächtigen Rasen von Splachnum ampullaceum e.fr., Orchis latifolia und ‚maculata, Lycopodium clavatum mit beginnenden Früchten, Drosera rotundifolia und anglica, Üarex pulicarıs, Stellaria crassifolia, Erica Tetralix, Eriophorum alpinum, Nardus strica. Die Sphagna hatte Herr Warnstorf die Güte einer Revision zu unterziehen, wo- für ich auch an dieser Stelle meinen schuldigen Dank auspreche Es waren: cymbifolium wit der var. sguarrosulum und congestum, papilo- sum, laricinum, acutifohium, tenellum Klinggr., rubellum, sguarrosum mit var. subsquarrosum, recurvum mit var. angustifolium, cuspidatum, lasi- folium (schwimmend), teres var. squarrosulum, Jimbriatum, Fuscum Klinggr., subnitens, molluscum, subsecundum, Sicherlich sind hier noch 190 J. Winkelmann: manche Schätze verborgen, ich will im nächsten Jahre noch einmal dorthin und hoffe mehr Glück zu haben. Zwei Tage musste ich ziemlich unthätig liegen, da es langsam aber stetig regnete und ich Mühe hatte nur durch fleissiges Umlegen die wenigen Pflanzen vor dem Verderben zu schützen. Von dem hochliegenden Gehöft ging eine sanfte Senkung aus, welche etwa !/, Meile davon in eine von Westen nach Osten sich er- streekende Mulde einlief; jenseits derselben erhob sich ein langer kahler Höhenzug, den ieh schon lange sehnsüchtig anschaute und der, wie Klettner sagte, namentlich auf seinem Endhügel, dem Galgen- berge, mit vielen Blumen besetzt sei. Auf dem letzteren befand sich eine Triangulationsmarke. Am folgenden Tage liess der Regen etwas nach und ich ging frisch auf die Bergkette los. In der Mulde befand sich ein Tümpel, an dessen Rande ein einsames Exemplar von Potentilla norvegica stand, das einzige, welches ich überhaupt dort zu Gesicht bekam. Ich gab ihm meinen Segen zu weiterem Gedeihen, wenn es nicht ein zwei- nörniger Concurrent in seinen wiederkäuenden Magen verschwinden lässt. Auf dem Lande war eine eigentümliche Form von Stellaria ıliginosa, die jedenfalls früher im Wasser gestanden, sich jetzt aber an die veränderten Verhältnisse gewöhnt hatte. Beim Näherkommen löste sich der Höhenzug in eine ganze Reihe westöstlich streichen- der paralleler Bergrücken auf, welche, sowie die zwischenliegenden Thäler, reich bewachsen waren. Ich nenne nur Calluna, Sarothamnus, Hieracium umbellatum, laevigatum, Pilosella, und von sonstigen Haide- pflanzen Oladonia rangiferina, pyzidata, fimbriata, Peltigera canina, Polytrichum piliferum und juniperinum, Leontodon autumnalis und hispi- dus, Corynephorus, es erfreuten noch einige Exemplare von Luzula sudetica var. pallescens. Die Thäler zwischen den mit eisen- schüssigem Sande, Kies und Lehm bedeckten Bergen schienen mir durch Auswaschung entstanden zu sein, da derselbe Sand sich in der Mulde angehäuft hatte, was mir auch Klettner nach seinen Beobach- tungen bestätigte und noch hinzufügte, dass sie früher tiefer gewesen seien und sich durch Zuschwemmen im Laufe der Jahre erhöht hätten. Endlich auf dem Galgenberge augelangt belohnte mich sowohl die prächtige Aussicht auf die hinter den Bergen sich ausbreitende Ebene, als auch eine blühende Flora, ein eigentümliches Gemisch von Haide und Wald. Reste von Buchen, Birken und Eichen deuteten darauf hin, dass die Berge früher mit Laubwald besetzt gewesen waren, jetzt war es Schaf- und Rindviehweide. Ich notirte im Vorbei- gehen: Aira flezuosa, Filago minima, Pieris, Hieracium vulgatum, Peu- cedanum Oreoselinum, Dianthus Carthusianorum, Knautia, Galium bo- reale, Genista tinctoria, Arrhenatherum, Vincetoxieum (wo Baumwuchs war), Polygala comosa, Lathyrus montanus a tenuifolius, Carex ericetorum Ein Ausflug nach Hinterpommern. 191 und pilulifera, Stellaria graminea, Barbula ruralis, Bhacomitrium ca- nescens a ericoides, R. heterostichum, Grimmia pulvinata. In einer Ver- tiefung zeigte sich diehter Graswuchs, dazwischen Veronica ofıeinalıs, spicata und longifolia, Sedum maximum und reflezum, Viola canina « ericetorum, Carex muricata, Vaccinium Myrtillus. Am Abhange T’hymus Serpyllum, Galium verum und Mollugo, Campanula persieifolia (nur einblütig). Hier fiel ein mächtiger Wanderblock (Granit) auf, etwa 2 Cubikm gross, bedeckt mit Flechten und Moosen : Imbricaria caperata, conspersa, Physcia parietina, Lecanora subfusca, Leeidea contigua; an einer abgesprungenen Stelle, wo sich Wasser ansammelte, war auch die Moosflora vertreten: Hedwigia ciliata, Grimmia apocarpa, An- dreaea rupestris, und in der Nähe des Bodens versteckt 3 Rari- täten: Barbula icmadophila, Oreoweisia serrulata und Rhabaoweisia fugas, beide letztere mit Früchten, ein kleiner bryologischer Garten auf einem Steine. Dann ging es wieder berg- auf, die Mischung der Flora blieb bei, Arctostaphylos mit Früchten, Lotus corniculatus, Helianthemum Chamaecistus, Trifolium montanum, Melampyrum pratense, Vicia angustifolia, Cerastium triwiale, Potentilla alba, Peucedanum Cervaria, Thalietrum minus sehr grossblättrig, Ranunculus bulbosus, Gnaphalium dioicum, Potentilla silvestris, Salız ci- nerea, Tretragonolobus siliquosus, Oxcytropis pilosa, Platan- thera bifolia und Potentilla supina, Laserpitium prutenicum. Am Fusse lag ein Ackerfeld, jenseits desselben begann in der Mulde der Wald aus Eichen und Buchen, am Boden hoher Graswuchs; es war hier sehr feucht, auch ohne Regen, davon zeugte der wahre Blütengarten, der sich meinen Blicken darbot. Trifolium alpestre, Platanthera bifolia in grosser Menge verbreitete weithin ihren Duft, Scorzonera humilis, Achyrophorus maculatus, beide in hohem Wuchse, Majanthemum bifolium, Lathyrus montanus, Thesium ebracteatum, Helian- themum, Hieracium aurantiacum; wo am Rande der sandige Haideboden anfing, war Calamagrostis Epigeios, Oarex panicea, Ajuga genevensis, Viscaria vulgarıs, Campanula bononiensis, Trientalis, Serratula, Oarex pilulifera. Dann führte ein Fusssteig in den Wald hinein, ich kam zu einem hübsch gelegenen See, woran und worin (arex strieta, Comarum, Calla, Aulacomnium palustre c.fr., Dryum pseudotriguetrum, Carex vulgaris, murtcata, Viola palustris, Vaccintum uliginosum, Juncus conglomeratus und squarrosus, Sphagnum eymbifolium, Eriophorum angustifolium und vaginatum, Potamogeton natans, Hypnum flwitans (bildete eine vollständig schwimmende Decke), Dieranum palustre und undulatum, Ledum, Lysi- machia vulgaris und thyrsiflora, Equisetum limosum, Salix aurita. Am Rande stand ein einsamer Boletus scaber und auf einem faulenden Blatte Tremella mesenterica, auf Kienäpfeln Ayanum auriscalpium. Da voraussichtlich das Wetter nicht besser wurde, ich auch etwas 192 J. Winkelmann: von dem zweiten Teil meines Reiseprogramms ausführen wollte, ging ich trotz des trüben Himmels hinunter nach Rambin, um die 10 Uhr - Abends :von dort nach Polzin abfahrende Post zu benutzen. Ich schied mit schwerem Herzen aus einer Gegend, wo ich einmal so freundliche Aufnahme gefunden, die mir andrerseits noch manche botanische Schätze barg. Der, Weg nach Polzin führt durch die Ebene bis zum südlichen Höhenzuge, der bei dieser Stadt wieder beginnt, die Stadt selbst liegt höchst malerisch noch in dieser Ebene. An einem Teile der alten Stadtmauer stand Parietaria, am Wege nach dem Luisenbade, der teil- weise durch Acer saccharinum eingefasst ist und durch angebaute Felder geht, in einem Flachsfelde (amelina dentata. Das Luisenbad ist eine tiefe Schlucht zwischen zwei Bergrücken, hat grosse Aehnlichkeit mit unserm Julo, durchflossen von einem ziemlich reissenden Bache. Ich konnte mich hier nicht lange aufhalten, da ich noch etwa 3 Meilen weiter wollte nach dem Dorfe Claushagen, an der Nordspitze des Dratzig-Sees gelegen, wo ich mein zweites Standquartier nehmen wollte. Beim Durchschreiten des Thales sah ich ausser bekannten Moosen und Flechten Geranium palustre, Campanula latifolia, Melam- Pyrum nemorosum, Equwisetum maximum, Alchemilla vulgaris var. mon- tana, Phegopteris Dryopteris, Oystopteris fragilis, Carex silvatica. Eine genauere Durchforschung besonders auf Moose würde sich sicherlich lohnen. Jenseits der Schlucht begann die Chaussee nach Tempelburg, an- fangs eben dahingehend), begrenzt von Wiesen und Aeckern. War es die Tage vorher zu nass gewesen, so war es jetzt zu trocken, vor allem in der Kehle, denn die Sonne brannte fürchterlich herab, es war der erste schöne Tag während meiner Wanderungen. Am Rande war die bekannte Chausseeflora, ausser welcher Hrvum silvaticum, Pirola minor, Rubus plicatus, Polygala amara (an einem Wiesenrande) zu erwähnen sind. Bald traten wieder die Höhen auf und nun lief die Chaussee etwa 2 Meilen weit zwischen mächtigen Bergrücken dahin, dicht an mehreren Seen lang, den sogenannten Fünf-Seen ; eine der schönsten Gegenden Pommerns, welche ich kenne. Die Berge steigen mächtig an, ich schätzte sie auf etwa 60 m von der Thalsohle an (die General- stabskarte giebt 212 m Meereshöhe an), abwechselnd bewaldet und kahl, hier als Viehweide benutzt. Hirtenlieder, d. h. alte bekannte und doch immer schöne Volkslieder, von den hütenden Kindern ge- sungen, verbunden mit dem Geläute der Kuhglocken schallten herab, man konnte sich in die bairischen Berge versetzt glauben. Teilweise waren es Fichtenwälder, die in den älteren Stämmen: Erkrankungen zeigten, die jüngeren Bäume sahen prachtvoll aus. Später versicherte mir Herr Oberförster Sellheim in Claushagen, dass die Fichten sich Ein Ausflug nach Hinterpommern. 195 nicht lange hielten, denn sie würden nach etwa fünfzigjährigem, Be- stande meist rotfaul. In einen der Seen warf ich die Angel aus, konnte jedoch nichts besonderes herausholen. Ferner notirte ich Astragalus g/yeyphylius, Bromus asper, Brachypodium silvaticum, Silene nutans, Platanthera montana, Polemonium coeruleum (kein Flüchtling), in der Drage, welche hier auf den Bergen entspringt, dann im Thale nach Süden in den Dratzig-See fliesst, Callitriche vernalis und Nuphar pumi- lum, ferner Nasturtium silvestre und palustre, Seirpus silvatieus, Vibur- num Opulus, Valeriana oficinalis, Ulmaria pentapetala, Polystichum Filix mas und Asplenum Filix femina, Rumex aquaticus, Ürepis paludosa. Auf einem grossen Wanderblocke (Diorit) Lecothecium corallinoides, Verrucaria fuscoatra, Biatorina papyracea, Aspicihia calcarea. Vor Claushagen traten die Berge zurück und es eröffnete sich eine weite Ebene, in der der 2 Meilen lange Dratzig-See sich aus- dehnte. Ein Schnitter begleitete mich, und ich liess mir von ihm Bauernbotanik vortragen, besonders von heilkräftigen Pflanzen; so hiess Aypericum perforatum „Jesu-Wunderkraut“,!) dessen Abkochung allerlei Wunden heilen soll, Tanacetum vulgare „Klüggesamen“, dessen Abkochung gut gegen Bauchschmerzen sei. Im „Wiesenkruge“ (der Wirt hiess Wiese) übernachtete ich, wegen des billigen Preises sehr zu empfehlen. Engländer scheinen dort noch nicht hingekommen zu sein. Nachdem ich erst die Hälfte der Betten hinausbefördert hatte, konnte ich einschlafen. Am nächsten Morgen ging ich zu Herrn Oberförster Sellheim, an den ich eine Empfehlung von Herrn Oberforstmeister von Varren- dorf auszurichten hatte. Mit grosser Liebenswürdigkeit führte mich derselbe eine Strecke durch sein Revier, meist am See entlang, wobei ich folgende Pflanzen bemerkte: Potamogeton compressus, gramineus, pusilus, lucens, Chara fragilis, foetida, ceratophylla, Scirpus compressus, Juncus compressus, Lemna trisulca, Heleocharis palustris, Fontinalis antı- Pyretica, Verbascum Lychnitis, Riccia natans. Aber schon begann es wieder zu regnen und wir eilten nach Hause. Eine Durchforschung des Sees musste ich aufgeben, da das Wetter nicht anders zu werden versprach. Ich fuhr daher nach Tem- pelburg, am Südende des Sees gelegen, wo ich in der That nass bis auf die Haut ankam. Nun hatte ich zu weiteren Ausflügen den Mut verloren, trocknete mich in „der Hölle“, so hiess der am See gelegene ‚Gasthof, notdürftig aus und fuhr über Neu-Stettin nach Belgard. !) Jedenfalls verderbt aus Wundenkraut, vgl. „Christi“ und „unseres Herr- gotts Wundenkraut“, Ostpreussen nach Pritzel und Jessen, Deutsche Volks- namen S. 187. Ich’ selbst hörte den Namen „Jesu Wundenkraut“ in der Altmark von einem Bauerburschen auf die dort jetzt so viel eultivirte Anthyllis angewendet. Red. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 13 194 J. Winkelmann: Hier begann mir die Sonne zu lächeln, ich konnte einen Gang an dem Ufer der Persante unternehmen, wo eine reiche Flora ent- wickelt war. Libanotis montana, Chaerophyllum bulbosum, Geranium pratense, Salix purpurea, purpurea. X amygdalina, Valeriana ofieinalis, Thalictrum minus in der Form flexuosum, Galium Mollugo, verum und ochroleucum, Viola trieolor, Lamium maculatum, Heracleum sibiricum & elegans, Batrachium fluitans in seltener Länge. In einem längs der Eisenbahn sich hinziehenden Bruche Festuca arundinacea, Glyceria spectabilis, Salix cinerea, Phalaris arundinacea, Solanum Dulca- mara, Galium uliginosum, Salıx viminalis, repens, aurita, purpurea, Butomus umbellatus, Pirola minor, Drosera rotundifolia, Epipactis pa- lustris, Alchemilla vulgaris, Menyanthes trifoliata, Angelica silvestris, Myosotis caespitosa. Damit war meine Reise beendet; ich musste umkehren, da ich noch einige Ausflüge auf den Inseln Usedom und Wollin machen wollte, wo ich allerdings vom Wetter mehr begünstigt wurde und manchen hübschen Fund, besonders in Moosen machte. Darüber viel- leicht ein andermal. | Verzeichnis der wichtigeren beobachteten Pflanzen. Hierzu ist zu bemerken, dass ich einige der hier aufgeführten nicht besonders im Vorstehenden erwähnt habe, dann, dass die späte Blütezeit bei manchen auffallend ist, was sich jedoch leicht durch die hohe Lage des betreffeuden Ortes erklärt. So war z. B. am 6. Juli in Gloetzin der Rübsen noch ‚nicht gemäht, was erst am Tage meiner Abfahrt geschah, und ein grosser Akazienbaum auf dem Gehöft stand in voller Blüte. Die von mir notirten Zellpflanzen habe ich sämtlich aufgezählt. Thalictrum minus L. & fexuosum Bernh. Galgenberg. Hepatica triloba Gil. Schlucht bei Rambin. Waldabhänge bei Gloetzin. Batrachium fluitans Wimm. Persante bei Belgard. Ranunculus lanuginosus L. Schlucht bei Rambin. Park Gloetzin ver- breitet. Waldränder bei Fünf-See. Berberis vulgaris L. Wald, Galgenberg. Nuphar pumnilum Sm. in der Drage auf dem Wege nach Claushagen. Barbaraea strieta Andrz. Persante bei Belgard. Ufer des Dratzig-Sees. Arabis arenosa Scop. an Wegen durch eine sandige Kiefernhaide bei Gloetzin. Dentaria bulbifera L. im Verwelken begriffen, an einer schattigen Stelle im Park bei Gloetzin. | Alyssum calycinum L. an Wegabhängen zwischen Rambin und Gloetzin. Camelina dentata Pers. in einem Flachsfelde bei Polzin. Ein Ausflug nach Hinterpommern. 195 Helianthemum Chamaecistus Mill. an mehreren Orten um Gloetzin, Gal- senberg, Wegabhänge. Viola palustris L. (noch blühend) Moor bei Gloetzin. Drosera rotundifolia L, D. anglica Huds. Moor bei Gloetzin. Polygala comosa Schk. Wegabhang bei Gloetzin. Tunica prolifera Scop. an mehreren Stellen, Galgenberg, Wegabhänge. Dianthus arenarius L. in grosser Menge in der sandigen Kiefernhaide bei Gloetzin, am „Nägelkenberg“. Viscaria vulgaris Röhling in grosser Menge an einem Abhang beim Galgenberge. Melandryum rubrum Gceke, Persante bei Belgard. Spergula Morisonii Boreau Gloetzin und sonst. Stellaria erassifolia Ehrh. Moor bei Gloetzin. Radiola linoides Gmel. an einer feuchten Stelle in der sandigen Kie- fernhaide bei Gloetzin. Acer saccharinum L. angepflanzt, Allee von Polzin nach dem Luisen- bade. Geranium pratense L. Persante bei Belgard. Impatiens Noli tangere L, Schlucht bei Rambin, Park bei Gloetzin. J. parviflora DC. Park bei Gloetzin. Anthyllis Vulneraria L. am Wege nach Gloetzin, vielleicht verwildert, da ich diese Pflanze weiterhin angebaut fand. Tetragonolobus siliquosus Rth. am Galgenberge. Oxytropis pilosa DC. am Galgenberge. Onobdrychis viciaefolia Scop. oberhalb des Bahnhofes Rambin, über- haupt vielfach am Bahndamm. Ervum silvaticum Peterm. an einem Waldabhange bis zur Chaussee hinunter bei Fünf-See. E. tetraspermum L. Waldrand bei Gloetzin. Lathyrus niger Bernh. Park bei Gloetzin. Ulmaria Filipendula A.Br. Galgenberg. Rubus suberectus Anderson am Rande der Schlucht bei Rambin. A. Radula W. u. N. Park bei Gloetzin. Fragaria moschata Duchesne Wald bei Gloetzin. Comarum palustre L. Moor bei Gloetzin. Potentilla supina L. Galgenberg. P. norvegica L. am Rande eines Tümpels auf dem Felde bei Gloetzin. P. recta L., eine zwar nicht jetzt, aber vor einigen Jahren auf einem kahlen Höhenzüge südl. von Belgard gefundene Rarität, die ich glaubte nicht unerwähnt lassen zu dürfen. P. opaca L. verblüht, am Rande des ersten Sees bei Fünf-See. P. alba 1. verblüht, Park bei Gloetzin. Alchemilla vulgaris L. Waldabhang an der Chaussee bei Fünf-See. Var. montana Willd. Luisenbad bei Polzin. Epilobium hirsutum L. an der Drage und Persante. Orrcaea alpina L. Schlucht bei Rambin. 13* 196 J. Winkelmann: Santcula europaea L. Park bei Gloetzin. Luisenbad bei Polzin. Otcuta virosa L. Persante bei Belgard, Ufer bei Fünf-See. Libanotis montana Crntz. Persante bei Belgard. Selinum Oarvifolia L. Wiesen bei Polzin. Peucedanum ÜÖervaria Cuss. Galgenberg. Laserpitium prutenicum L. Abhänge beim Galgenberge. Chaerophyllum bulbosum L. Persante bei Belgard. Asperula odorata L. Park bei Gloetzin. Galium boreale L. auf einer Wiese im Grunde des Parkes und in einer Vertiefung am Galgenberge. Succisa pratensis Mnch. nur an einer Stelle auf der tiefliegenden Wiese im Parke. Tussilago Farfara L. Blätter mit Aecidium Tussilaginis Pers. Filago germanica L. subsp. canescens Jord Höhenzug am Galgenberge. Anthemis tinctoria L. am Wege nach Gloetzin. Senecio vernalis W.K., oberhalb des Bahnhofes Rambin auf einem Felde, weiter nach Gloetzin zu nicht mehr bemerkt. Carduus acanthoides L. verbreitet. Scorzonera humilis L. in einem Wäldchen am Fusse des Galgenberges. Achyrophorus maculatus Scop. in einem Wäldchen am Fusse des Gal- genberges. Hieracium aurantiacum L. auf einer wiesenartigen Stelle im Walde zwischen Gloetzin und dem Galgenberge.. ZH. pratense Tausch an der Chaussee nach Fünf-See. Phyteuma spicatum L. in der Schlucht bei Rambin, im Park bei Gloetzin, Luisenbad bei Polzin. Campanula bononiensis L. in der Nähe des Galgenberges in einer Schlucht. ©. Zatifolia L. Luisenbad bei Polzin. ©. persicifolia L. am Galgenberge, nur einblütig. Vaccinium Oxycoccus L. Moor bei Gloetzin. Arctostaphylos Uva ursi Spr. auf dem Galgenberge, mit Frucht. Andromeda Polifoha L. Moor bei Gloetzin. Erica Tetralixz L., Moor bei Gloetzin. Vincetoxicum ofiieinale Mnch. Galgenberg. Menyanthes trifoliata L. Moor bei Gloetzin. Erythraea Centaurium Pers. Chaussee nach Fünf-See. Polemonium coeruleum L. auf einer Wiese an der Chaussee nach Fünf- See. Pulmonaria offieinalis L. Park bei Gloetzin. - Sommerblätter. Myosotis caespitosa Schultz. Belgard, Sumpfboden an der Eisenbahn. Veronica spicata L. Galgenberg. V. longifolia L. in einer Vertiefung am Galgenberge. Lamium maculatum L. an der Persante bei Belgard. Galeobdolon luteum Huds. Park bei Gloetzin, Schlucht bei Rambin. Ein Ausflug nach Hinterpommern. 197 Galeopsis speciosa Mill. Felder vor Gloetzin. @. pubescens Bess. Park- rand bei Gloetzin. Betonica offeinalis L. im Walde zwischen Gloetzin und dem Galgen- berge. Ajuga genevensis L. Parkrand und Wegeabhänge bei Gloetzin. Trientalis europaea L. Park bei Gloetzin, wo Nadelwald anfing; im Walde am Galgenberge. Lysimachia thyrsiflora L. Moor bei Gloetzin, Dratzig-See. Primula elatior Jacgq., verblüht. Park bei Gloetzin. (Früher auch bei Coeslin gefunden.) Rumez aquaticus L. im Wasser des Chausseegrabens bei Fünf-See. Thesium ebracteatum Hayne Galgenberg, am Rande des Waldes. Empetrum nigrum L. Moor bei Gloetzin. Parietaria oficinalis L. Stadtmauer in Polzin. Salız viminalis X purpurea Wimm an der Persante bei Belgard. Potamogeton gramineus L. Dratzig-See. P. compressus L. Dratzig- See. P. pusilus L.? Dratzig-See. Lemna polyrrhiza L. in einem Tümpel im Walde bei Gloetzin. Calla palustris L. in einem Tümpel im Walde bei Gloetzin. Platanthera bifolia Rehb. verbreitet: Galgenberg, im Walde bei Gloetzin, Luisenbad bei Polzin, an Chausseeabhängen bei Fünf-See. P. montana Rehb. fl. an einem schattigen Chausseeabhange bei Fünf-See zahlreich. Epipactis palustris Crntz. Moor bei Gloetzin. Anthericum ramosum L. an einem Bergabhange in der Kiefernhaide bei Gloetzin. Allium oleraceum L. an dem Wege nach Gloetzin. Juncus squarrosus L. an einer Sphagnum-Stelle im Park bei Gloetzin. Luzula albida DC. Park bei Gloetzin. ZL. sudetica Presl var. pallescens Bess. Galgenberg. Rhynchospora alba Vahl. an einer Sphagnum-Stelle im Park bei Gloetzin, Eriophorum alpinum L. E. vaginatum L. Moor bei Gloetzin. Carex pulicaris L. an einer Sphagnum-Stelle im Park bei Gloetzin. C. remota L. an einer quelligen Stelle im Park bei Gloetzin. €. ericetorum Pollich am Galgenberge. U. flava L «) Oederi Ehrh. am Rande eines Tümpels am Galgenberge. ©. sivatica Huds. im Parke bei Gloetzin, Luisenbad bei Polzin. Phleum Boehmeri Wibel am Rande der Schlucht bei Rambin. Milium efusum L. Park bei Gloetzin. Avena pratensis L. auf einer Wiese an der Chaussee hinter Polzin. A. praecox P.B. in der Kiefernhaide bei Gloetzin. Melica uniflora Retz. Park bei Gloetzin. Festuca gigantea Vill. Park bei Gloetzin. 198 J. Winkelmann: Brachypodium silvaticum R. et Schult. im Walde bei Gloetzin, zwischen Gloetzın und dem Galgenberge. Bromus asyer Murr. Park bei Gloetzin. Lolium remotum Schrok. in einem Flachsfelde bei Polzin. Equisetum maximum Lmk. Luisenbad bei Polzin. E. silvatieum L. Park bei Gloetzin. #£. hiemale L. Luisenbad bei Polzin; Park nei Gloetzin. ! Lycopodıum annotinum L. an einer moorigen Stelle im Park von Gloetzin. L. complanatum L. Höhenzug am Galgenberge. Polyyodium vulgare L. Luisenbad; Park bei Gloetzin. Phegoyteris Dryopteris Fee. Luisenbad. P. yolypodioides Fee. Park bei Gloetzin. Oystopteris fragılis Bernh. Luisenbad. Blechnum Spicont With. Park bei Gloetzin. Laubmoose: Oreoweisia serrulata Lindb. am Grunde eines Granitblocks in der Nähe des Galgenberges. | Rhabdoweisia fugex Br. et Sch., ebenso. Dieranella heteromalla Schimp. Dieranum montanum Hedw. am Grunde eines Buchenstampfes im Park. D. undulatum Turn. D. yalustre Br. et Sch. D. majus Turn. im Park an der Erde. D. scoparium Hedw. Leucobryum glaucum Schimp. Fissidens adiantoides Hedw. Ceratodon purpureus Brid. Distichum capillsceum Br. et Sch. am oberen Rande einer steil ab- fallenden Schlucht im Parke. Pottia lanceolata G.Müll. mit vertrockneten Früchten. Didymodon rubellus Br. et Sch. an einem Ausstich im Park. Barbula muralis Timm. B. icmadophıla Schimp. mit Oreoweisia ser- rulata zusammen. B. unguieulata Hedw. B. subulata Brid. B. ruralis Hedw. Grimmia apocarpa Hedw. auf Steinen. %. pulvinata Sm. Racomitrium heterostichum Brid. Galgenberg. A. canescens Brid. a eri- coides Br. et Sch. Hediwigia ciliata Hedw., an Steinen. Orthotrichum obtusifolium Sehrad. ©. fallax Schimp. ©. pumilum Sw. O. fastigiatum Bruch. 0. speciosum N. ab E. ©. Lyellüi Hook Encalyyta streptocarpa Hedw. an der Erde im Park. Tetraphis pellucıda Hedw. an einem Ausstich im Park. Splachnum ampullaceum L. im Moor bei Gloetzin. Webera nutans Hedw. Bryum argenteum L. B. caespititium L. B. capillareL. B. pseudotri- guetrum Schwaegr. im Moor an einer grasigen Stelle. Ein Ausflug nach Hinterpommern. 199 Mnium punctatum Hedw. M. rostratum Schwaegr. M. cuspidatum Hedw. M. undulatum Hedw. M. serratum Brid. M. hornum L. im Park. Aulacomnium androgynum Schwaegr. 4A. palustre Schwaegr. Bartramia pomiformis Hedw. : D. Oederi Sw. im Parke an einem Steine. Atrichum undulatum Pal, de B. A. angustatum Br. u. Sch. Pogonatum aloides Pal de B.. Polytrichum piliferum Schreb. P. juniperinum Hedw. P. commme \. Diphyscium foliosum Mohr Schlucht bei Rambin. Fontinalis antipyretica L. Dratzig-See. Neckera crispa Hedw. an einer Eiche! in der Schlucht bei Rambin. N. complanata Hüben. | Antitrichia curtipendula Brid., an einer Buche bei Rambin. Anomodon longifolius Hartm. 4A. attenuatus Hartm Thuidium recognitum Schimp. 7. abietinum Br. u. Sch. Pterigynandrum filiforme Hedw. Homalothecium sericeum Br. et Sch. Brachythecium velutinum Br. et Sch. Burhymchium praelongum Br. et Sch. EB. Stokesii Br. et Sch. in der Schlucht bei Rambin. Plagiothecium denticulatum Br. et Sch. im Park. P. Foeseanum Schimp. ebenso. Amblystegium serpens Br. et Sch. Hypnum cuspidatum L. H. purum L. H, fluitans L. in einem Tümpel im Walde, flutend. H. cupressiforme L. | Hylocomium splendens Br. et Sch. A. loreum Br. et Sch. im Park. H. trigquetrum Br. et Sch. Sphagnum cymbifolium Ehr. «squarrosulum Nees. Bcompactum Schliep. et Warnst. 8. papillosum Lindb. $. laricinum R.Spruce 8. acutifolium Ehırh. 8. tenellum Kling. 8. rubellum Wils. S. squar- rosum Pers. 8. recurvum P.B. $. cuspidatum Ehrh. 8. laxifo- lium C.Müll. S. teres Ängstr. 8. fimbriatum Wils. 8. fuscum Kling. #8. subnitens Russ. et Warnst. S. molluscum Bruch. &. subsecundum N. ab E. Lebermoose: Plagiochila asplenioides N. et M. Scapania nemorosa N. ab E. Jungermannia trichophylla L. J. albicans L. Sphagnoecetis communis N. ab E. Lophoecolea bidentata N. ab E. L. heterophylla Schrad. Calypogeia Trichomanis Corda. Lepidozia reptans N. ab E. Mastigobryum trilobatum N. ab E. Madotheca rivularıs N. ab E. 200 J. Winkelmann: Radula complanata Dimrt. Frullania diatata N. ab E. F. Tamarisei N. ab E. Dejeunia serpyllifolia Libert. Blasia pusila L. Metzgeria furcata N. ab E. Marchantia polymorpha L. Riccia natans L. Flechten: (ladonia pyzidata Fr. CO. fimbriata Fr. CO. coccifera Flik. CO. furcata Hoffm. ©. rangiferina Hoffm. «& vulgaris, B silvatica. Ü. squa- mosa Hoffm. Isnea barbata Fr. « hirta, B eh Oornicularia aculeata Ach. Ramalıina fraxinea Ach. Evernia prunastri Ach. £. furfuracea Fr. Peltigera canina Hoftm. Parmelia stellaris Ach. P. pulverulenta Ach. P. physodes Ach. P. pertusa Schrk. Imbricaria caperata DC. 1. conspersa DC. T. olivacea DC. Physcia parietina Kbr. Stieta pulmonacea Ach. Lecanora pallida Schreb. Z. atra Ach. Z. subfusca Ach. Callopismaä cerinum Hedw. C. aurantiacum Lghtf. Aspieilia calcarea Kbr. Lecidea contigua Fr. L. fumosa Flk. Psora lurida (Sw.). Rhizocarpon geographicum Kbr. Graphıs scripta L. Opegrapha varia Pers. Arthonia vulgarıs Kbr. A. punctiformis Ach. Arthothelium spectabile Kbr. Verrucaria fuscoatra Wallr. Arthopyrenia analepta Kbr. A. Persooni Mass. Pertusaria leioplaca Schaer. Lecothecium corallinoides Kbr. Pilze: Hypholoma fascieulare (Huds.). Boletus scaber Bull. Hydnum Auriscalpium L. Puecinia fusca Relh. auf Anemone nemorosa. P. suaveolens Rostr. auf Oirsium arvense. P. Hieracii Mart. auf Hieracium murorum. P. coronata Corda, Aecidium auf Frangula Alnus. Ein Ausflug nach Hinterpommern. 201 Nachtrag. Von Belgard fuhr ich nach Colberg. Obgleich ich sar nicht beabsichtigte dort botanische Beobachtungen zu machen möchte ich doch über einen interessanten Fund berichten. Man kann, es nun einmal nicht lassen, rechts und links vom Wege die Augen schweifen zu lassen. An der Strasse vom Bahnhofe nach der Stadt befindet sich vor dem ersten Hause rechts vom Wege eine Wasser- ‚lache. Als ich hinuntersprang, bot sich mir eine kleine Salzflora dar. Atriplex litorale L., Salsola Kali L., Salicornia herbacea L., Spergularia salina Presl., Festuca thalassica Kth. standen dort in traulichem Ver- eine. Jetzt wird die Stelle wohl schon durch einen Neubau bedeckt sein. Ich bemerke, dass die ganze Umgebung der Stadt Salzboden ist, wie die zahlreichen Soolquellen beweisen. Der Bahnhof liegt auf einem Sandfelde, welches sich bis an die Dünenanlagen erstreckt. Als ich später in diesen herumging, bemerkte ich am Rande derselben unter dem Gebüsche Reste von Moenchia erecta Fl. Wett. Stettin, 20. December 1887. Die Hakenklimmer. Von Dr. E. Huth. (Mit 6 Abbildungen in Holzschnitt.) (Vorgetragen auf der Herbst-Haupt-Versammlung am 29. October 1837.) Bekanntlich sind zahlreiche Pflanzen bei der im Verhältnis zu der Dicke des Stengels sehr bedeutenden Länge desselben durchaus nicht im Stande, sich ohne Stütze aufrecht zu erhalten. Dieselben suchen daher sich an benachbarte Gegenstände, besonders auch an kräftiger gebaute Pflanzen anzulehnen oder an ihnen emporzuklimmen, oft auch ihre Stützpflanzen zu überragen, um in der Höhe für ihre Blüten- und Fruchtentwicklung das nötige Sonnenlicht zu erhalten. Dies bewerkstelligen sie entweder durch Umwinden ihrer Stütze oder sie haben sich an diese Art des Emporklimmens in ver- schiedener, recht charakteristischer Weise durch Ausbildung gewisser Klimmorgane angepasst und Darwin!) teilt sie nach denselben in Rankenträger, Wurzelklimmer und Hakenkletterer. Während er aber sowohl die windenden wie die 2 ersten Kategorien der Kletterpfianzen eingehender behandelt, beschäftigt er sich nur ganz kurz, auf etwa anderhalb Seiten mit den Hakenkletterern. Durch diese Veröffentlichung Darwins angeregt verzeichnete Fritz Müller?) seine Beobachtungen über Kletterpflanzen seines Aufenthaltsortes; aber auch in seinen Arbeiten werden die Haken- klimmer nur beiläufig gestreift. Ein eingehenderes Studium der- selben erhalten wir erst im Jahre 1883 durch zwei Arbeiten Treubs,’) von denen uns besonders die erstere, wegen ihrer Beobachtungen über irritable Kletterhaken, von besonderem ı) „Climbing Plants“, zuerst 1865 in „Journ. Linn. Soc.“, dann in be- deutend veränderter Gestalt im Jahre 1875 in Buchform. Ich eitire nach der deut- schen Uebersetzung von V. Carus aus dem Jahre 1376. *) „Notes on some of the Climbing Plants near Desterro“ in „Journ. Linn. Soe. Bot.“ Vol. IX. p. 344. Eine deutsche Neubearbeitung erschien unter dem Namen „Zweigklimmer“ im „Kosmos“ XII. S. 321. ®) M. Treub. Sur une nouvelle cat&gorie de plantes grimpantes. Annales du Jardin botanique de Buitenzorg. Vol. III. p. 44 ff. und Observations sur les plantes grimpantes du Jardin botanique de Buitenzorg. Ibid. Vol. III. p. 160 ft. Die Hakenklimmer. 203 Interesse ist. Ich werde bei der später folgenden systematischen Auf- zählung der wichtigsten, mir bekannten Hakenklimmer mehrfach auf seine schönen Beobachtungen zurückkommen. Wenn ich diesen Arbeiten das hinzufüge, was ich im vorigen Jahre über einige Hakenklimmer, die ich damals als „Kletterkletten“') beschrieb, gesagt habe, so hoffe ich nicht allzuviel von dem übersehen zu haben, was über diese Ptlanzenkategorie in der Litteratur verzeichnet ist. Morphologisch betrachtet sind die Kletterhaken aus und an den verschiedensten Teilen der Pflanze entstanden. Einige charakte- risiren sich zweifellos als Haut- oder Haargebilde; so findet sich zuweilen eine rückwärts gerichtete, aus kleinen Lenticellen gebildete Raubigkeit (Phytocrene, Panteum divaricatum), bei andern finden wir schon starke, rückwärts gerichtete Haare oder Borsten, wie bei Galum Aparine, Asperugo, Cajophora; kleine Häkchen trägt Seleria Flagellum, zweihakige klimmhaare Gronovia; bei Dioscorea, verschiedenen Arten von Polygonum, bei Mimosaceen und Rosaceen finden wir bereits starke, zum Teil verholzte Haken. Und nicht nur auf Stengeln und Zweigen haben wir dieselben zu suchen, sondern z. B. auch auf der Unterseite der Blattrippe, wie bei /odes ovalıs und Tragia, ja selbst Ranken tragen zu ıhrer Befestigung nicht selten rückwärts gerichtete Borsten und Häkchen (Zouzolzia wndıca), oder die Spitze der Ranke. selbst endet in einen ausserordentlich wirksamen Greifhaken (Oodaea). Zuweilen entstehen die Kletterhaken aus metamorphorsirten Blättehen an der Mittelrippe paarig gefiederter Blätter, wie bei manchen Kletterpalmen (Catamus, Desmoncus vergl. Fig. 2). Als Teile eines Sympodiums sind dieselben bei Ancistroeladus, als abortirte Blütenstiele bei Uncaria, Pisonia und Hugonia zu be- trachten und bei Artadotrys bilden sie die verkümmerte Hauptachse einer Blütentraube. In biologischer Beziehung dient der Kletterhaken in den seltneren Fällen zum dauernden Festhalten der Pflanze an ihrer Stütze, häufiger jedenfalls zum ersten Erfassen einer Unterlage, wie dies z. B. aus der Art des Kletterns von Baum zu Baum bei den oben- genannten Kletterpalmen ersichtlich ist. Für ein solches sofortiges Ergreifen der Stütze bei einer etwa durch den Wind hervorgerufenen Bewegung des schwanken Kletterzweiges ist natürlich eine scharfe, stahlharte Spitze des Hakens von grossem Vorteil, und in der That finden wir in den Reiseberichten besonders aus den Tropenländern zahlreiche Klagen über schwere Belästigung der Forscher durch die hakigen „Flagella“ der Kletterpflanzen. Man vergleiche darüber nur, was ich später in dieser Beziehung über Oalamus, Desmoncus, Artabo- ı) E. Huth. Die Klettpflanzen. In „Bibliotheca botaniea“. Heft 9. Kassel, Fischer. 204 | E. Huth: trys, Caesalpina Nuga, Dioscorea und Pisonia aculeata angeführt habe, oder höre Kingsleys Schilderung der Wirkung der Kletterhaken von Seleria Flagellum: „Each slender leaf is sabreshaped, and always curves inwards and downwards in to the mass, presenting to the passer thousands of minute saw-edges, hard enough and sharp enough to cut clothes, skin and flesh. to ribbons, if it is brushed in the direction of the leaves “ In Bezug auf alle übrigen Einzelheiten möchte ich auf das fol- sende Verzeichnis verweisen. Systematisches Verzeichnis der Hakenklimmer. Gramina. Das im heissen Amerika heimische Panicum divaricatum L. versucht mit Hülfe seiner ausserordentlich verzweigten, rauhhaarigen Zweige sich nach Art unseres Galium Aparine an die benachbarten Sträucher zu stützen. „lt tries to stand upright on stems quite unable to support it, and tumbles helplessiy into the neighbouring copsewood, taking every one’s arm without asking leave ?“!) Öyperaceae. Scleria Flagellum Sw. klettert an benachbarten Sträuchern mit Hülfe seiner starken, rückwärts gerichteten, an der unteren Seite der Blattmittelrippe befindlichen Häkchen bis 1,5 m in die Höhe. Die Häkchen sind so ausserordentlich scharf und schneidend, dass die Pflanze eine empfindliche Geissel abgiebt, weshalb Berg sie auch „Flagellum nigrorum“ nennt. Auch Scleria reflexa H. B. K. und andere Arten verhalten sich ähnlich. Palmae. Zahlreiche, nach Art des Rotang in den Urwäldern der alten und neuen Welt dahinkletternde, oft hunderte von Fussen lange Palmen sind mit vorzüglichen Klettorganen ausgerüstet. Es giebt hei ihnen zwei verschiedene Arten des Vorkommens dieser Kletterhaken, welche aber auch beide zuweilen an derselben Pflanze auftreten. Am häu- figsten ist die Mittelrippe des Blattes in eine 4, 5 ja 6 Fuss lange, peitschenartige Ranke verlängert, die mit starken, rückwärts gerich- teten Haken versehen ist. (Vergl. Fig. 1.) Morphologisch sind diese Stacheln, welche anfangs nach vorn gerichtet sind und sich erst später rückwärts richten, als metamorphosirte Blättchen zu betrachten, wie die umstehende nach Treub entworfene Abbildung eines Teiles des Blattes von Desmoncus deutlich erkennen lässt. Alle Arten !) Taylor, Sagaeity and Morality of Plants p. 235 nach Kingsleys „At Last“ eitirt. Die Hakenklimmer. 205 Fig. 2. dieser Gattung, mit Ausnahme von z. B. D, setosus Mart., zei- gen diese Ausrüstung. Ihre von Stamm zu Stamm klet- ternden Zweige mit den oft weit herunterhängenden Klet- terranken erschweren das Rei- sen im Urwalde ungemein und scheinen es, wie es uns Bates!) launig schildert, besonders auf die Kopfbedeckungen der Rei- senden abgesehen zu haben. ‘In der alten Welt schliessen sich ihnen darin viele Arten von Calamus an. Von. ru- dentum W. sagt Rumph?): „Ramorum extremitas in lon- gum excurrit apicem, quinque sexve pedes longum, striatum et foliis destitutum, qui tamen ! plerumque eurtis armatur spi- Desmoneus. Desmoneus. nis et hamis, quibus facile ad- haesimus, atque hi hami sese usque ad foliorum dimidiam extendunt partem in ramo, reliqua autem inferior pars glabra est; ramorum vero illae extremitates periculosissimae sunt ae diffi- eillimae illis qui silvas hasce perambulant.“ Aehnliches berichtet er über C. equestris W., C. verus Lour. und andere. In die- selbe Kategorie gehören ferner Ceratobolus glaucescens Bl., Daemo- norops melanochaetes Bl. und Plectocomia elongata Mart , von welcher Kunth?) sagt: „Rhachis saepe in cirrhum longissimum exeurrens, dorso aculeis multilobis, uncinatis armta. — Caudex ultra centum orgyas interdum extendi dieitur.“ Eine in morphologischer Beziehung andere, aber biologisch die- Selbe Wirkung erreichende Art des Kletterns haben einige Calamus- Arten, bei denen die Rhachis der Blätter nicht rankenförmig verlän- gert ist. Diesen, wie ©. Rotany L. und ©. viminalis W., dienen die starken, hakig gekrümmten Stacheln der Blütenscheiden beim Klettern zum Ankletten der Zweige. !) „The Naturalist on the River Amazons.“ Ich habe die Stelle in meinen „Klettpflanzen“ S. 11 abgedruckt. 2) Herb. Amb. V. p. 103. cf. tab. 53. 3) Enumeratio plant. III. 202. 206 E. Huth: Smilacaceae. Eine ziemliche Anzahl von Smilax-Arten, z. B. 8. lappacea H. et B. und die schon von Darwin als hierher gehörig aufgeführte ». aspera L., sind echte Hakenkletterer, deren meist sehr zahlreiche, biegsame und schlanke Zweige mit rückwärts gerichteten Haken ver- sehen sind. Ausserdem besitzt letztere Ranken, über deren geringe Wirksamkeit übrigens der genannte Naturforscher seine Verwunderung ausdrückt.) Dioscoreaceae. Von den zahlreichen windenden Arten der Gattung Dioscorea werden nicht wenige in der Thätigkeit des Umschlingens fremder Gegenstände durch Klettstacheln unterstützt, wie z. B. D. pentaphylla L., D. aculeata L. u. a. Von letzt genannter giebt Rumph eine gute Abbildung. Sie besitzt zweierlei Haken; die einen, welche am unteren Ende der Pflanze sehr zahlreich über die Internodien verbreitet sind, dürfen als Haargebilde betrachtet werden; die anderen bestehen aus den in Haken verwandelten Nebenblättern, von welchen Rumph sagt: „ad quemvis folii ortum binae majores exerescunt spinulae seu hami, uti in Rubis, qui manus vulnerant, si imprudenter tangantur.“ Phytocrenaceae. Die auf den südasiatischen Inseln heimische Zodes ovalis Blume und deren var. Miqueli (J. tomentella Mig.) besitzen nach Treub?) Ranken, deren Haftfähigkeit noch durch starke Klettborsten verstärkt wird Am Grunde der Ranken sitzen kleine, nach allen Seiten ge- richtete Haare, die hiermit nichts zu thun haben; an der Spitze der Ranken aber stehen dicke, harte und rückwärtsgerichtete Borsten, die ein sehr zweckmässiger Apparat sind, die Ranke an fremde Gegen- stände anzukletten. Verschiedene windende Arten von Phytocrene, wie P. giganteu Wall., P. macrophylla Bl. und P. palmata W. mit rückwärts gerichte- ten, starken Borsten oder konischen, hakenförmig, etwa 1 mm hervor- springenden Lentieellen (?) mehr oder minder dicht bedeckt und er- innern darin an die Art, wie unser Hopfen windet. Ancistrocladeae. Die Arten von Ancistrocladus klettern mit Hülfe von kreisförmig eingerollten Haken, welche als Glieder eines aus 5—6 Teilen zu- sammengesetzten Sprosses (sympodium) zu betrachten sind. (Ramuli ı) Darwin, Kletternde Pflanzen. S. 91 und 141 der deutschen Ausgabe. 2) A. a. O0. S. 163. Die Hakenklimmer. 207 Fig. 3. unciferi e sympodiis orti. Endlicher.) Sie ähneln in ihrer Form den Ranken, sind aber in ihrer biolo- gischen Wirkung ganz den irritabeln Haken von Un- caria an die Seite zu stellen, weil auch sie, nicht durch mehrfaches Umschlingen eines Gegenstandes wie die Ranken, sondern durch eine bei einer Reizung entstehende Verdickung den erfassten Körper enger umschliessen. Fig. 3 zeigt nach Treub!) einen Teil des Sympodiums mit zwei normalen und einem bereits verdickten Haken. In der Ausbildung sind dieselben noch weiter vorgeschritten, als diejenigen von Uncaria, indem sie niemals, wie es bei letzteren häufiger vor- kommt, einen Rückschlag in ihre ursprüngliche morpho- logische Bestimmung aufweisen. Das Genus Ancistrocladus ist bei Decandolle (Prod. XVI. 2. p. 601) das einzige der Familie An- cistrocladeae. Ausser einer „species obsceura“ führt derselbe 6 Arten dieser Gattung auf, sämtlich klet- ternde, südasiatische Sträucher, von denen Treub zwei näher in ihrer biologischen Thätigkeit beobachtet hat, nämlich A. Pinangianus Wall. und A. Vahlii Arn., dessen Synonym bei Vahl „Wormia hamata“, wie ja auch der von ä&yxıorpov, Haken, abgeleitete Name des ganzen Genus auf die Fähigkeit der Pflanzen, mit Hülfe von Haken zu klettern, hinweisen. Ancistrocladus. Urticaceae. Die mit ihren diinnen Stengeln niederliegende, dann aufsteigende, in den Hecken des tropischen Asiens lebende Pouzolzia indica Gaud. klimmt an den sie umgebenden Pflanzen mittelst der auf der Rück- seite der Blätter stark hervorstehenden, rauhen Blattrippen empor. Rumph?) nennt sie dieser Eigenschaft wegen ein Herba memioriae, „quiam foliola vestibus adhaerentia praetereuntes quasi recordari faciunt aliquid“. ÖOannabacede. Die wenigen Arten von Zumulus, wie H. Lupulus L. und H. Japonicus Sieb. et Zuec. sind, wie schon Darwin erwähnt, an ihren Stengeln und Blattstielen mit einer stark hervortretenden, rückwärts- serichteten Rauhigkeit versehen, die ihnen beim Winden und beim Klettern von Strauch zu Strauch behülflich ist. NEAR 0. 0 IX. To. 2) Herb. amb. VI. p. 29. 208 E. Huth: Acalyphaceae. Verschiedene Arten von Tragia z. B. T. angustifolia Müller werden beim Klettern oder Winden durch eine rückwärts gerichtete Behaarung der Stengel unterstützt. Bei einer Art, welche Rumph ab- bildet!) (vielleicht 7. hirsuta Bl.), gehen die Zweige in eine Ranke aus, die zum leichteren Anhaften mit rückwärts gerichteten Haken dicht besetzt sind. „Hujus funis maxime nociva pars sunt tenuia et seminuda flagella, quibus rara insident folia, quaeque dense ob- sita sunt firmis ac vix visibilibus uncis, qui retroflexi sunt, eutimque laedunt, si sursum fricentur.“ Nyctaginaceae. Pisonia aculeata L., ein gegen 2 m hoch kletternder Strauch, der sich von Mittelamerika bis Ostindien findet, hat an der Basis der Blätter starke Kletterhaken, die den Reisenden sehr lästig werden: „Spinis et fruetibus glutinosis incedere eonantibus trans sylvas inex- tricabile impedimentum opponit.“ D.C. Prod. XII. 2. p. 440.) Mor- phologisch deutet Choisy bei genannten Arten die Kletterhaken als unentwickelte Blütenzweige: „spinae 3—4 lin. longae ramuli floriferi locum tenentes.“ Borraginaceae. Von Asperugo procumbens L. gilt dasselbe, was von Galium Aparine L und anderen auf S. 203 gesagt ist. Polygonaceae. Dass verschiedene Polygonum-Arten, wie P. horridum Roxb. und P. perfoliatum L. als recht charakteristische Hakenkletterer zu betrachten sind, habe ich bereits an anderer Stelle?) angegeben. Polemoniaceae. Cobaea scandens Cav. und andere Arten dieser Gattung besitzen vielfach verzweigte Ranken, deren Verzweigungen in je einen sehr kleinen doppelten, seltener einfachen, Haken enden, der aus einer harten, durchscheinenden, holzigen Substanz gebildet wird und so spitz wie die schärfste Nähnadel ist. Darwin’) zählte an einer Ranke, welche 11 Zoll lang war, 94 dieser wunderschön construirten Haken. Die Pflanze fasst mit diesen sehr leicht weiches Holz, Hand- schuhe oder die Haut der nackten Hand und ist mit Hülfe derselben sogar im Stande an senkrechten’ Mauern emporzuklimmen. 1) Herb. amboin. vol. V. tab. 9. 2) Klettpflanzen S. 13. 2)Al. Jen 82. Die Hakenklimmer.. 209 Bignoniaceae. Einige Arten dieser Familie scheinen eine eigentümliche Mittel- stufe zwischen ächten Rankenpflanzen und Hakenkletterern zu bilden, so die mit dreihakigen Ranken ausgerüsteten Bignonia Unguis L., Macfadyena uncinata DC. und Spathodea uncata Spr. Loganiaceae. Einige kletternde Arten von Strychnos, z. B. S. Tieute Lesch. besitzen Ranken, die an der Spitze hakenförmig gekrümmt sind und sich bei der Berührung mit andern Gegenständen an der Spitze ver- dieken, überhaupt zwischen den irritabeln Kletterhaken und den eigentlichen Ranken etwa die Mitte halten. Da ferner das nahe verwandte Ronhamon guianense Aublet (Zasiostoma cırrhosum W.) sowohl nach Beschreibung, wie der von Aublet gegebenen Abbildung (Plantes de la Guyane t. 36) mit voriger übereinstimmt, so ist sie jedenfalls in dieselbe Pflanzenkategorie zu zählen. Der genannte Autor sagt von ihr: „De l’aisselle des feuilles, il part de distance en distance une vrille simple, longue de deux pouces et demi, recourbee en forme de crosse a son sommet, ou elle devient plus Epaisse. Apocynaceae, Dipladenia wird von Darwin!) unter den Hakenkletterern auf- geführt; sie hat „einen Kreis stumpfer Dornen an den Basen ihrer Blät- ter.“ Es gilt dies besonders für die Sect. Mieradenia, deren 4 Re- präsentanten von Alph. Decandolle als „frutices scandentes, squa- mis stipulaceis patentibus“ bezeichnet werden. Von D. Martiana A.DC. werden diese squamae als „subcorneae“ bezeichnet. Rubiaceae. Zahlreiche Arten von Galium können sich ihrer zarten und schlaffen Stengel wegen nur dadurch aufrecht erhalten, dass sie sich mittelst der rückwärts gerichteten Stacheln ihres Stengels oder der Blätter an benachbarte Gegenstände ankletten und so emporklimmen. Am bekanntesten in dieser Beziehung ist unser @. Aparine L., aber auch viele exotische Arten, wie das mexikanische @. uncınulatum DC., ferner die Arten von Rubia und einige von Asperula z. B. A. Aparine M.B. verhalten sich ebenso. Rubiaceae. Die Gattung Uncaria besitzt, wie die beistehende Figur zeigt, in den Blattwinkeln stehende Haken, welche zweifellos die Basalteile ANRSCHEDEE ENTE Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 14 210 E. Huth: des umgewaändelten gemeinschaftlichen Blütenstiels sind.) Schon Rumph, welcher in seinem „Herbarium amboinense“ 3 Arten dieser Gattung, UT. acıda Roxb., U. Gambir Roxb. und U. /anosa DC. be- schreibt und abbildet, bespricht auch die Kletterhaken derselben: Fig. 4. Juxta quodvis folium aduncus locatus hamus, eireinnatus quasi, qui sese extendens in firmum explicatur petiolum, minorem di- gitum longum; cuivis extremitati increscit globus florifer, magnitu- dine bulborum Alli. Religqui hami posterioribus adpo- siti foliis erassiores sunt et incurvi manent, nec flo- res producunt. Er sagt also ganz richtig, dass die oberen Blütenstiele die allein blüten- tragenden, die unteren schon in ihrer Anlage zu Dornen bestimmt sind, was Treubs genaue Be- obachtungen bestätigen, während Andere, wie Wallich,?) Hun- ter?) und Decandolle anneh- men, dass die Blütenstiele sich nach der Fruchtzeit erst zu den genannten Haken umbilden. Die- Eneaegı selben sindnun nach Treubreizbar, indem sie, sobald ein Gegenstand auf ihre Innenfläche durch Druck Fig. 5. oder Reibung wirkt, sich stark verdicken. Die beistehende Figur zeigt ein Stengel- stück von Uncaria ovalifohia Roxb. mit zwei Haken, von denen der eine normal ausge- bildet, der andere, welcher einen fremden Gegenstand erfasst hat, stark verdickt ist. Ueber die Art des Kletterns bei dieser Gattung sagt Rumph: „Frutex repens, longa emittens flagella, vieinis fruticulis incum- bentia instar Vitis“, aber erst Treub bringt uns Kunde, mit welcher Kraft sich die Ha- ken den einmal erfassten Körpern anzu- kletten vermögen: „La facilite avec laquelle 1) Treub a. a. O. 8. 45 fi. 2) Wallich, Roxburghs Flora indica Vol. O. p. 130. (Nach Treub eitirt.) 3) Hunter, Obs. on Nauclea Gambir. Transact. Linn. Soc. Vol. IX. p. 119. (dito.) Uncaria ovalifolio. Die Hakenklimmer. 211 les erochets se fixent, soit & d’autres rameaux de la m&me plante, soit a des plantes voisines est vraiment remarquable. — — Une fois qu’une tige, ou un organe quelconque, s’est engag@ dans un erochet, celui-ei ne läche pas prise. La rigidit6 et la forme du erochet sS’opposent & toute tentative de degager l’objet saisi; souvent j’ai vu le erochet tenir bon, mais le rameau lui-mäme se briser.“ Ueber die Anordnung der Haken am Zweige finden wir bei Treub folgende sowohl auf U. Gambir wie auf U. acida bezügliche Notiz: „In der Höhe des ersten Blattpaares befinden sich zwei nach derselben Seite gerichtete Haken, dann folgt ein einzelner Haken dem zweiten Blattpaar gegenüber, dann folgen wieder zwei Haken; doch wird diese Reihenfolge nicht striete eingehalten.“ Ausser den genannten 4 Arten führt Decandolle in seinem Pro- dromus 12 Species und Treub 2 andere auf, nämlich U. athemiata und U Horsfieldiana, weche alle dieselbe Eigentümlichkeit der Kletter- haken, wenn auch in ungleicher Ausbildung aufweisen. So abortiren bei U. glabrata DC. viele Blütenstiele, ohne sich zu Haken zu krümmen; die natürliche Folge davon ist dann aber, dass die be- treffende Pflanze zum Klettern viel weniger geeignet wird. Eine gute Abbildung von U. guianensis Gm. giebt Aublet in seinen Plantes de la Guyane auf t. 68 und liefert dazu folgende Be- schreibung der Haken: La pointe se roule en portion de cerele, en S’inclinant vers sa tige au dessous du p@dieule de la feuille et prend la forme d’un erochet; — — — quelquefois les erochets sont tres courts et pour lors il n’y a que la pointe qui est un peu courbee. Ces crochets ne se trouvent pas A toutes les aisselles des feuilles et quelquefois il n’ylen a quun seul a l’aisselle d’une feuille, Pautre n’en a pas.“ Loasaceae. Einige Arten dieser Familie werden beim Klettern oder Winden durch hakig-gekrümmte Klimmhaare unterstützt, so die (von Decan- dolle noch in die Nähe der Cucurbitaceen gestellte) @ronovia scan- dens L., von welcher Urban!) sagt: „Pflanze mit Hülfe von etwas nach aufwärts gerichteten, an der Spitze mit zwei Haken versehenen Haaren 2—-3 m hoch kletternd.“ Derselbe sagt von Cajophora lateritia Klotzsch: „Pflanze windend und sich vermöge kleiner, rückwärts ge- richteter Börstehen an der Stütze festhaltend.“ Ganz dasselbe findet bei Klaprothia mentzelioides H.B.K: statt, von der Decandolle in Prodromus sagt: „Herba volubilis, ramis retrorsum scabris.“ Merkwürdig ist es nun, dass eine weitere Anzahl von Loasaceen !) Die Bestäubungseinrichtungen bei den Loasaceen“ im Jahrb. des Kgl. Bot. Gartens zu Berlin Bd. IV. S. 365. 14* 212 E. Huth: mit Haaren ausgerüstet sind, die entweder an der Spitze hakig oder in ihrer ganzen Länge mit Widerhaken versehen sind, wie die beistehend abgebildeten von Sclerothrix Fasciculata Presl, die also ganz den Eindruck von Klimmhaaren machen, während die Pflanzen, denen sie angehören, weder win- den noch klettern. Ich will von ihnen hier einige aufführen, obgleich in diesem Falle die biologische Bedeutung der Hakenhaare unklar ist; es sind ausser der oben ge- nannten Sclerothrix z. B. Loasa atriplieifolia Presl, Mentzelia aspera L., M. strigosa H.B.K. und andere. ‚Selerothriz. Rosaceae, Zu dieser Familie gehören einige, zum Teil allbekannte Haken- kletterer. Vor allem ist hier Rosa sempervirens L. (R. scandens Mill.) zu nennen, die mit ihrem 5 m hohen, kletternden Stengel in vielen Spielarten besonders zu Laubenbekleidungen verwandt wird Ich weiss nicht, ob Darwin diese Art im Sinne hatte, wenn er in seiner mehrfach eitirten Arbeit sagt: „Selbst einige kletternde Rosen wachsen an der Wand eines hohen Hauses hinauf, wenn sie mit einem Latten- werk bekleidet ist.“ Als Kletterapparat dienen dabei, wie einigen anderen Rosenarten, z. B. R. recurva Roxb.,Zsowie auch gewissen Brombeeren, besonders den neuseeländischen Rubus australis Forst. und E. squarrosus, die rückwärts gekrümmten Stacheln besonders der Schösslinge. Caesalpiniaceae. Ganz ähnlich bedienen sich auch einige Caesalpinien der hakigen Stacheln ihrer langgestreckten Zweige, um sich an anderen Pflanzen und sonstigen Gegenständen festzukletten und so emporzuklimmen. Als Beispiele mögen dienen @uilandina Bondue Ait., Caesalpinia scandens Roth und andere. Von ©. Nuga Ait. sagt Rumph:!) „Hagellis suis supra et per alias herbas sese extendens“. Dieses Klettern wird bei den höheren Zweigen bewerkstelligt durch die in zwei starke Haken umgewandelte Mittelrippe des Blattes, die auch den Vorübergehenden durch ihr Anheften lästig werden: „Semper prope summum par bini hamuli exserescunt, quibus sese facile vestibus figunt, quales malignos licet parvulos hamulos eunctae gerunt rachides, sed inferiore parte absconditos et vagos.“ 1) Herb. amb. V. p. 9. Die Hakenklimmer. 213 Mimosaceae, Viele Mimosenartige klettern mit Hülfe der ihre Zweige be- deckenden Hakenstacheln; als Beispiel führe ich Acacıa sarmentosa Desv. an. Bei einigen, wie A. Intsia W, A. caesia W. und A. plu- ricapitata haben die Zweige in mehr oder minder hervortretendem Grade die Fähigkeit des Windens und lassen nach Treub auch einen dem entsprechenden Dimorphismus erkennen ; beim Erfassen von Gegen- ständen, besonders aber auch zum Anheften an solchen Objecten, die wegen ihrer Dieke nicht leicht umwunden werden können, leisten dann die Hakenstacheln treffliche Dienste Rumph!) beschreibt und bildet eine solche Kletter-Acacie ab, wahrscheinlich A. Hooperiana Zippel, von der er sagt: „Omnium maximus est frutex, funem enim profert satis longum et crassum, qui so.e erigit et arbores adscendit, quum hasce adtingere possit, alioquin in altum adtollitur et per a&rem quasi volitat cet. — Rachides ae religui rami tot hamis seu recurvis spinis armati sunt, quot KRosa Eglanterıa dieta, ita ut vix tractari possint.“ Papilionaceae. Fritz Müller?) und Treub°) beschreiben je eine nicht näher bestimmte Art dieser Familie, bei welcher auf den Ranken starke gekrümmte Haken als Klettapparat angebracht sind. Treub constatirte bei der seinigen auch einen Dimorphismus der Ranken. Die einen dienten offenbar ihrem Zwecke, indem sie nach Art der gewöhnlichen Ranken sich um dünnere Gegenstände herumlegten, die anderen dagegen dienen zum Ankletten der Ranken gegen dickere Stöcke und nur bei ihnen tritt der Nutzen der Haken klar hervor. F. Müllers Kletterstrauch aus der: Gruppe der Dalbergieen besitzt neben gewöhnlichen Rankenzweigen besondere mit Kletterhaken ausgerüstete Rankenzweige, die, wenn sie eine Stütze erfasst haben, sich da, wo sie mit ihr in Berührung kommen, verdicken. Aehnliches erwähnt Rumph®) von Dalbergia Zollingeriana Mig., deren irritable Zweige in der Mitte zwischen Kletterhaken und eigent- lichen Ranken zu stehen scheinen: „horum ramulorum — — alii in in spinas degenerant incurvas, quae in teneris ramis instar hamorum aduncae sunt, cumque hae alium adtingere possunt ramum, sese circa hune instar elaviculae circumvolvunt quaeque miris aliquando eireinnis incurvantur et ipsum suum quasi intrant truncum“. Die windenden Stengel von Teramuns uncinatus Sw. und T. vo- ı) Herb. amb. V. p. 95 und tab. 49 fig. 2. 2) Journ. Linn. Soc. Vol. IX. p. 345—47. 3) ]. c. p. 169. 4) Herb. amboin. Vol. V. p. 17. tab 13. 214 E. Huth: lubilis Sw. werden beim Klettern durch die rückwärts gerichtete Rauhig- keit der langen Zweige unterstützt. Auch bei einigen, allerdings nicht kletternden Arten von Desmodium, z. B. D. Aparines DC. und D. unei- natum, dürfen wir wohl annehmen, dass der aufsteigende Stengel durch die an der Spitze hakig gekrümmten Haare in ähnlicher Weise gestützt wird, wie bei uns Galium A parine, khamnaceae. Ventilago maderaspatana Gaertn., ein auf den Molucken hei- mischer Strauch hat kletternde Zweige, die mit Kletterhaken aus- gestattet sind. Rumph, der ihn im 5. Vol. seines Herb. amboinense auf tab. 2 abbildet, sagt von ihm: „Rachides hine inde emittunt elavi- eulas qguae proximis sese implicant ramis ac figunt.“ Sapindaceae. Eine Anzahl von Pflanzen dieser Familie steht den von Treub be- schriebenen Arten mit reizbaren Kletter-Haken mindestens sehr nahe und bildet vielleicht, ähnlich wie Strychnos Tieute Leschen. den Ueber- gang zwischen Ranken und Haken. Auf meine, in Bezug auf Paul- linıa rbulata Rich. an Herrn Prof. Radlkofer dieserhalb gerichtete Anfrage erhielt ich folgende Antwort: „ZPaullinia fibulata verhält sich nicht anders, als die rankenden Sapindaceen aus den Gattungen Paul- linia, Serjania, Urvillea, Cardiospermum und Thinonia überhaupt. Bei all diesen verdicken sich die 3—4 cm langen, paarweise an der Basis der oft unentwickelt bleibenden Inflorescenzspindel stelienden, anfangs nur an der Spitze hakenförmig übergebogenen Ranken nach dem Ergreifen und Umwickeln der Stütze“. In ihrer biologischen Thätigkeit nähern sich dieselben mithin mehr den Treub’schen irrita- beln Haken, als den gewöhnlichen Ranken und dass auch der Laie dieselbe mehr als Haken, denn als Ranke auffasst, geht aus dem volks- tümlichen Namen von Paullinia fibulata hervor, welche in Guyana „Fle- dermauskralle“ heisst (ex eirrhis dieta „Patte de chauve- souris“. DC. Prod. I. 607.) Aurantiaceae. Die ostindische Gattung Zwvunga, oder wie Meissner sie nennt Lavanga hat Dornen und Haken in den Blattwinkeln. Genauer unter- sucht wurde von Treub!) nur ZL. eleutherandra. Die Dornen nehmen die unteren Regionen der Zweige ein, die Haken befinden sich ober- wärts, ihrer Bestimmung gemäss, fremde Gegenstände zu erfassen und so beim Kletteru behülflich zu sein; beide Ausrüstungen sind jedoch von Anfang an differenzirt, beide, Haken und Dorn, zeigen von Anfang 1) Treub 1. c. p. 66. Die Hakenklimmer. 15 an den ihnen eigentümlichen Charakter. Berühren diese Haken, welche ausserordentlich hart sind, einen Gegenstand, so beginnt der Haken infolge des Reizes.so bedeutend anzuschwellen, dass er den sechsfachen Durchmesser seiner normalen Dicke annehmen kann. Auch Z. scan- dens Hamilt. und Z. Paramignya besitzen ähnliche Haken, bei denen eine gleiche Reizbarkeit wahrscheinlich ist. Olacaceae., Die Untersuchungen Treubs!) über die reizbaren Haken von Olax beziehen sich zwar auf eine nicht genau bestimmte Art, da aber die Beschreibung Roxburghs, die er in seiner „Flora indiea“ von O. scandens giebt, und in welcher er die (ge- schwollenen) Haken mit Rhinoceroshörnern vergleicht, durchaus hierherpasst, so gehört jedenfalls auch letztere Art (vielleicht auch die ebenfalls kletternde ©. imdricata Roxb.) zu den mit reizbaren Kletterhaken ausge- statteten Pflanzen. Wie stark beim Ergrei- fen eines Gegenstandes die Anschwellung der Haken ist, und mit welcher Gewalt der ergriffene umschnürt wird, zeigt beistehende Figur. Der senkrecht stehende Zweig einer fremden Pflanze ist hier von dem verdiekten Haken des querliegenden Olaxzweiges er- fasst; ein zweiter Haken rechts davon zeigt deren normale Dicke. Eueryphiaceae. Bei der Gattung AZugonia abortiren nicht selten die Blüten- stiele und bilden sich zu Kletterhaken aus, die wahrscheinlich, wie die ähnlichen Organe von Uncaria die Fähigkeit besitzen, sich durch Reizung zu verdicken. Die von Schnizlein gegebene Abbildung von H. Planchonii macht wenigstens ganz den Eindruck, als sei die un- gleiche Verdickung der Hakenranke durch Reizung entstanden. Von der durch Rheede im Hort. malab. Il. t. 19 abgebildeten 7. Mystax L. sagt Willdenow: „Spinae axillares eirrhi instar revolutae oppo- sitae interdum et solitariae.“ Buettneriaceae. Buettneria angulata zeigt nach Treub eine eigentümliche Differen- zirung der Zweige. Die einen rollen sieh nie ein und sind lediglich bestimmt, Blätter und Früchte zu tragen, die anderen besitzen sich einrollende und damit rankende Blattstiele. Während nun die erste- l) 1. c.p. 68. 216 E. Huth: ren fast glatt sind, besitzen letztere eine stark rauhe, durch spitz- hervorspringende Zellen gebildete Oberfläche, welche die Haftfähigkeit der Ranken erhöht. h Capparidaceae. Capparis Roxburghiü DC. ist ein echter Hakenkletterer, indem ihr langen Zweige sich nie einrollen, sondern nur mit Hülfe der hakig-gekrümmten stipulae emporklettern. Dasselbe bestätigt Treub von Ü©. subcordata, und von 0. Mitchellü sagt er: „grimpe a merveille avec ses longs jets garnis d’epines.“ Auch von anderen mit solchen hakigen Stacheln versehenen Arten, wie U. puberula DC., ©. Brassii DC. u. a. vermute ich das Gleiche. Anonaceae, Decandolle führt in seinem Prodromus T. 1. p. 90 vier Arten von Unona auf, nämlich U. uncinata Lam., U. kamata Dunal, U. esculenta Dunal und U. Lessertiana Dunal (Uvaria uncata Vahl), deren Species- namen zum Teil schon auf eine Hakenvorrichtung hindeuten, und in der That sagt er ausdrücklich von der ersten derselben: „pedunculis oppositifoliis infra medium uncinatis.“ Wahrscheinlich können wir alle vier unter dem gemeinsamen Namen Artabotrys odoratissimus R.Br. zusammenfassen, eine in Indien und China heimische Kletter- pflanze, die sich der genannten Haken beim Klettern bedient. Nach Treub!) sind dieselben nicht, wie es wohl bei oberflächlicher Beobach- tung scheinen könnte, Teile eines Sympodiums, wie bei Ancistrocladus, sondern die verkümmerte Hauptachsen einer Blütentraube. Sie haben aber mit der genannten Gattung die Eigentümlichkeit gemein, sich, sobald sie von einem fremden Gegenstande auf der Innenfläche gereizt werden, zu verdicken, wodurch eine immer festere Umschliessung des gepackten Körpers stattfindet. Während nun bei der genannten Art jeder Zweig nur einen Haken trägt, haben die gegenständig-beblätterten Zweige des ebenfalls von Treub untersuchten A. swaveolens Blume mindestens drei solcher Haken. Es ist interessant, die Anordnung derselben am Zweige mit der Aufeinanderfolge der Haken von Uncaria zu vergleichen, wie wir sie S. 211 dargestellt haben. Treub sagt von der vorliegenden Pflanze: „Der Regel nach steht der erste Haken dem zweiten Blatte gegenüber, der zweite dem fünften, der dritte dem achten, und wenn ein vierter vorhanden ist, so befindet sich dieser dem elften Blatte entgegen- gestellt.“ Auch Rumph?) kannte diese verdieckten Haken von A. swaveo- /ens und sagt von ihnen: „in vetustis ramulis nullae conspieiuntur 1) ]. c. p. 59. 61. 2) Herb. amb. Vol. V. p. 21. Die Hakenklimmer: 217 Spinae, sed hami incurvi, inflexi penitus ac eirculum formantes; ha- mi hi erassissimi sunt et firmi, aliquando in tres apices divisi, atque facillime praetereuntium vestes dilacerant, qui imprudentes per hos transeunt.“ Treub hat ferner die Kletterhaken von A. Blumei Hook. f. et Th. untersucht und ähnliche Beobachtungen über deren Reizbarkeit gemacht. Dilleniaceae. In dieser Familie existiren nicht wenige windende Arten, die in ihrem Winden durch hakenartige Borsten unterstützt werden. Bei einigen von ihnen findet sich nach Treub!) auch eine Differenziation der Zweige. Delimopsis hirsuta 2. B. hat einerseits beblätterte Zweige mit kurzen Internodien, die meist mit einer Inflorescenz enden, andere dienen lediglich der, Thätigkeit des Windens. Diese Zweige sind fast unbeblättert, haben sehr lange Internodien und sind mit einer von rückwärts gekrümmten Borsten gebildeten, starken Rauhigkeit zum Anheften ausgestattet. Aehnlich verhalten sich Arten von Tetracera, z. B. T. fagı- folia, T. Euryandra Vahl, T. rigida und 7. laevigata, während De- lima sarmentosa L. zwar keinen solehen Dimorphismus der Zweige mehr darbietet, wohl aber in derselben Weise beim Klimmen durch Hakenhaare unterstützt wird Auch die hohe Bäume erkletternde, und dann ihre schlanken Zweige wieder bis zur Erde herabschickende Tetracera Tigarea DC. wird beim Klettern durch eine starke Rauhig- keit des Stengels und der Blätter unterstützt. 1) ]. c. p. 166. Veber stammfrüchtige Pflanzen. Von Dr. E. Huth. Dem in den Tropen reisenden Botaniker bieten gewisse Bäume den überraschenden Anblick, dass ihre Blüten und Früchte nicht, wie wir ganz allgemein gewohnt sind, an den jüngsten Trieben entstehen, sondern nur an den stärksten, alten Aesten oder am Stamme und an demselben herab bis zu den Wurzeln. Ja selbst die letzteren sollen bei einigen Bäumen noch von Blüten und Früchten bedeckt sein; wenigstens wird dies von Rumph ausdrücklich von Uynometra cauli- fora erwähnt und dasselbe berichtet Humboldt in seinen „Ansichten der Natur“ von Theobroma Cacao. Es wird sich bei diesen wohl ähn- lich verhalten, wie bei Anona rhizantha Eichl., deren fruchttragende Zweige sich zur Erde senken, unter dem Boden hinlaufen und nun die Blüten auf kurzen Seitentrieben, oft 3—5 Fuss vom Stamme ent- fernt, hervorspriessen lassen. Wir, denen dieser seltsame Anblick nicht vergönnt ist, können uns nur mit Hülfe der Abbildungen, wie wir deren z. B. zahlreiche im ersten Bande von Rumphs Herbarium am- boinense finden, in der Phantasie eine Vorstellung dieser sonderbaren Inflorescenzen machen. Auch mich hatte bei der Durchsicht der Werke von Rumph und anderer Botaniker der Anblick der stammfrüchtigen Bäume schon früher frappirt und eine Liste von hierhergehörigen Pflanzen war so entstanden, als ich die im vorigen Jahre publicirte Arbeit Essers „Die Entstehung der Blüten am alten Holze“!) zu Gesicht bekam, die mir manche neue Gesichtspunkte erschloss und mich auch mit einer Arbeit Johows?°) bekannt machte, in welcher die erwähnte Erscheinung ebenfalls besprochen wird. Die Aussprüche des letzteren sind um so wertvoller, da er über einige der Stamm- früchtigen als Augenzeuge berichten kann. Da aber Essers, auf An- regung des Prof. Strasburger unternommene Arbeit im wesentlichen nur die anatomischen Beziehungen der betreffenden Pflanzen hervor- hebt, und Johow unsere Frage nur kurz auf etwas über 2 Seiten !) Verhandl. d. naturh. Ver. der preuss. Rheinlande ete. 1887. S. 69. 2) „Zur Biologie der floralen und extrafloralen Schauapparate“ im Jahrb. des K. Bot. Gartens in Berlin. 1884. S. 52. Veber stammfrüchtige Pflanzen, 219 streift, so möchte ich dieselbe in einigen Punkten ergänzen und zwar 1) durch Vervollständigung der von ihnen gegebenen Liste cauliflorer Pflanzen, 2) durch Hinzufügung des mir bekannt: gewordenen, von Esser fast gänzlich unberücksichtigt gelassenen litterarischen Materials über die genannten Gewächse. Was die biologische Bedeutung unserer Erscheinung anbe- langt, so hat bereits Johow die in vielen Fällen zweifellos richtige Deutung dahin abgegeben, dass Stammfrüchtigkeit meist bei sehr grossen und schweren Früchten, die also von den schwanken, jüngsten Zweigen kaum getragen werden können, beobachtet wird. Einige Daten über bekannte Caulifloren mögen dies erhärten: Die Früchte von Artocarpus integrifolia L. werden 40 cm lang, 24 em breit und wiegen 1,5-2 kg, und auch die von A. Jaca Lam. erreichen eine Länge von 30 cm, während Durio zibethinus und Ürescentia Oujete solche von der Grösse eines Mannskopfes haben; die Früchte von Omphalocarpum procerum werden fussgross, selbst die von Theobroma Oacao besitzen noch immer 10—16 cm an Länge und 5-7, em an Breite und von Couroupita guianensis Aublet, dem „Kanonenkugelbaum“, berichtet der letztgenannte Autor'): „Le fruit est fort pesant dans sa maturite; il serait dangereux d’en essuyer le choc lors- qu’il tombe.“ | Wenn also, wie wir sehen, Johows Erklärung in vielen Fällen zutrifft, so darf andrerseits nicht geläugnet werden, dass andere Fälle mit ihr in direetem Widerspruch stehen, so besonders der interessante Fall von Boehmeria ramiflora Jacgq. (Stirp. amer. p. 247), denn der Autor dieser Art hebt hervor, dass die männlichen Blüten zwar an den älteren, blattlosen Aesten erscheinen, die weiblichen, also gerade die fruchttragenden, dagegen an den jüngeren Verzweigungen bis zu den Spitzen derselben hinauf vorkommen. Jedenfalls würde es auch hier ein Fehler sein, den verschiedenen Fällen derselben biologischen Erscheinung, also hier der Stammfrüchtigkeit, immer nur ein und dieselbe Grundursache zuschreiben zu wollen. In wieweit nun eine zweite von Wallace?) angeführte Erklärung ihre Berech- tigung hat, lasse ich dahingestellt. Dieser in der Beurteilung biolo- - gischer Vorgänge scharfsinnige Beobachter nimmt an, dass die Blüten der Caulifloren sich der Befruchtung durch Schmetterlinge angepasst haben, die in den Tropen den Schatten, also die unteren Partien der Bäume aufsuchen. Daneben möchte ich noch eine Mitteilung Rumphs anschliessen, welcher, wenn auch nur in einem einzelnen Falle, die Entstehung der Stammfrüchte auf die Wirksamkeit der Papageien zurückführt. In wieweit diese Beobachtung etwa zu verallgemeinern sei, wage ich nicht zu sagen. Der genannte, höchst zuverlässige 1) Plantes de la Guiane T. 2. p. 711. 2) Die Tropenwelt S. 36. 220 E. Huth: Beobachter äussert sich nämlich in Bezug auf Durio zibethinus!): „Ob- gleich dieser Baum gleichzeitig ausserordentlich viel Blüten entwickelt, kommen doch meist nur 3—5, höchstens 10—12 an jeder Traube und zwar nur an den dicksten Aesten zur Reife; an den jüngeren Zweigen gehen nämlich die meisten Früchte durch die kleineren Papageien zu Grunde.“ Alle denkbaren Uebergänge von der Blütenbildung an jüngst- jährigen Trieben bis herab zu denen am ältesten Holze lassen sich an den verschiedenen Pflanzen wahrnehmen. Als normale Blütenent- faltung müssen wir natürlich die terminale betrachten, indem wir diese bei der unendlich überwiegenden Mehrheit der Pflanzen finden ; bei einigen Arten, wie Ardisia lateriflora Sw. kommt aber bereits neben dem terminalen Blütenstande eine seitliche Entwicklung der Blüten vor. Bei den Lucuma-Arten treten die Blüten bereits vor- wiegend an den zweijährigen Aesten auf, wodurch wir zu der Gruppe der Aamiflorae kommen, wie Doehmeria ramiflora Jacg. und Loranthus ramiflorus Moc. et Sesse. Von diesen zu den Stammblüti- gen haben wir wieder als Uebergangsform Baccaurea ramiflora Lour., deren Blütenstände sich an den starken Aesten, aber auch schon am oberen Teile des Stammes befinden. Daneben finden sich auch Fälle abnormer Stammblütigkeit verzeichnet. So erzählt Rumph von einem alten Exemplar von Jambosa domestica, welches stets normal geblüht, im Jahre 1678 aber an drei verschiedenen Stellen des Stammes Blüten und Früchte gezeitigt habe, welche von den normalen in nichts ab- wichen. Was nun die morphologische Deutung der stammständigen Blüten betrifft, so geht aus dem bis jetzt untersuchten Materiale her- vor, dass man es nirgends mit einer Neubildung von Knospen aus einem bereits. fertigen Gewebe des Stammes zu thun hat, sondern dass vielmehr, wie Johow bereits vermutete und Esser an 5 Beispielen anatomisch nachgewiesen hat, die am alten Holze hervorbrechen- den Blüten aus ruhenden oder sogenannten „schlafen- den“ Knospen hervorgehen. Einige Pflanzen bilden aus letzte- ren einen einzelnen, einjährigen Blütenstand, bei anderen geht aus jeder Knospe ein viele Jahre dauernder, blütenbildender Spross hervor. Alle übrigen Bemerkungen möchte ich mir für die nun folgende Liste der mir bisher bekannt gewordenen caulifloren Pflanzen ver- sparen; nur möchte ich vorausschicken, dass ich einerseits durchaus nicht glaube, die Menge der in den Tropen gar nicht so seltenen, hierheigehörigen Pflanzen bereits vollzählig verzeichnet zu haben und dass ich andrerseits bei der nicht immer streng zu ziehenden Grenze zwischen Stamm- und Astblütigen auch von letzteren einige inter- essante Fälle in die Liste aufgenommen habe. 1) Herb. amh. I. p- 100. Ueber stammfrüchtige Pflanzen. 221 Phytocrenaceuse. Ueber die in Ostindien heimische Phytocrene gigantea Wall. finde ich nur Baillons Bemerkung in Decandolles Prodromus T. XVII. p. 10: „Inflorescentiis e ligno trunei ortis.“ Artocarpaceae. Seit alten Zeiten ist die Stammfrüchtigkeit bei Zlcus Sycomo- rus L. bekannt. Casp. Bauhin (pin. p. 459) nennt die Sykomore „Fieus folio Mori fructum in caudice ferens“ und eitirt bereits die Angabe des Dioscorides (lib. I. ec. 181): „Fructum fert ter quaterve anno, non e summis ramis, sed e caudice ipso, epıvem id est capri- fico similem.“ Auch verschiedene andere Fre us-Arten, wie F. macrophylla Roxb. sind stammfrüchtig und von 7 glomerata Roxb. wird dies von Rumph ausdrücklich erwähnt. Er sagt im Herb. amb. t. III. p. 150 von ihr: „Fructus non tantum ex cunctis exerescunt ramis, sed ex ipso etiam trunco usque ad radices.“ Die bis 2 Fuss langen, fussdicken und bis 25 Pfund schweren Früchte des ostindischen ganzblättrigen Brodbaumes Artocarpus integrifolia L. wachsen an den stärksten Aesten und am Stamme, weshalb er von Gaertner auch Sitodium cauliflorum genannt wird. Rumpu sagt von ihm!): „Fructus huius arboris contra aliarum arbo- rum naturam ex eius trunco excrescunt.“ Auch A. Jaca Lam. ver- hält sich ebenso. Schon 1671 wird dieselbe von Casp. Bauhin als „Palma fructu aculeato, ex arboris trunco prodeunte“ bezeichnet und von der Frucht gesagt, sie werde zuweilen so gross, „ut ab uno homine aegre attolli queat.“© Zanoni, der sie 1742 abbildet, sagt von ihr: „Ex trunco et radice oriuntur quaedam gemmae sive capsulae, qua- rum ex medio fructus exit tantae magnitudinis, ‚ut dolium videatur, interdum aperitur terra ut prodeant germina.“ Papayaceae, Ueber die Fruchtbildung der bekannten, ebenfalls caulifloren Carica Papaya L. macht Rumph |. e. t. I. p. 146 folgende inter- essante Bemerkung: „In inferioribus ramis pleramque uno ex pedun- culo brevi sed crassiori solitarius provenit flos, atque ex hoc unicus tantum frucetus, qui major et amplior est superioribus; si vero hae arbores in pingui crescant solo, ubique per totum truncum atque superius ac inferius ex unico petiolorum sinu tres simul producunt fructus, quorum medius plerumque maximus ac primum maturus est. deinceps duo reliqui.“ 1) Herb. amb. tom. I. p. 104. 2232 E. Huth: Die 3 Zoll langen Früchte der von Jaequin ebenfalls zur Gat- tung Carica gerechneten, bei Caracas heimischen Vasconcellea cauli- flora A.DC. sind, wie schon der Name andeutet, über den ganzen Stamm ausgebreitet („rami floriferi secus totum truncum sparsi. DC. Prod. XV. 1. p. 415), aber auch die mexikanischen Arten: V. Boissieri und V. peltata desselben Autors sind stammfrüchtig. Euphorbiaceae. Phyllanthus distichus Müller (Oreca disticha L.) floribus rami- colis; rami ramillos florigeros proferentes crassi, ramuli foliigeri nunguam simul florigeri. (Müller in DC. Prod. XV. 2. p. 413.) Neben dieser astfrüchtigen Art müsste auch /. cladanthus Müll. zur selben Kategorie zählen, da aber die Inflorescenzen ausdrücklich „trunci- colae“ genannt werden, bildet diese Species den Uebergang zu P£. cauliflorus Müller. Swartz, welcher diese Art in seinem „Prodromus“ p. 95 als Omphalea cauliflora beschreibt, sagt dort von ihr: „Inflores- centiae e parte inferiore trunci ortae,“ Ebenso verhält es sich mit zwei Paccaurea-Arten, von denen die eine von Lou reiro zwar B. ramiflora genannt wird, aber ihre Blüten nicht nur an den stärke- ren Aesten, sondern auch am oberen Teile des Stammes treibt, wäh- rend B. cauliflora Lour. sogar aus dem untersten Teile des Stammes fructifieirt. Bignoniaceae. Der in Mittelamerika vielfach cultivirte Calabassen-Baum, Ures- centia Üujete L., „dessen wuchtige, über kopfgrosse Früchte an einem niedrigen Hauptstamm und dünnen, elastischen Aesten hängen“ (Johow), ist ebenfalls ein guter Repräsentant der Caulifloren, wie auch Decan- dolles Worte bestätigen: „Pedunculi uniflori, ex ramis senioribus imo ex trunco orti.“ Ihm schliesst sich die etwas zweifelhafte auf den Philippinen heimische Art ©, zrifolia Blanco au, von der ebenfalls gesagt wird: „floribus solitariis trunco insertis,“ sowie die an der Küste von Mozambique heimische Kigelia pinnata DC., von welcher dieser Autor sagt: „Panieulae pendentes e trunco seu ramis vetustis ortae.“ Die von Johow als hierher gehörig bezeichnete Bienoniaceen -Gattung Schlegelia ist mir nicht bekannt. Ebenaceae. Aus dieser Familie kann ich bis jetzt nur eine Art als stamm- früchtig aufführen und auch diese nur dem Namen nach, nämlich die auf den Kalkbergen Javas wachsende Diospyros caulıfiora Blume. Ueber stammfrüchtige Pflanzen. >23 Theophrastaceae. j; Esser untersuchte die südamerikanische Theophrasta latifolia W., sowie eine aus Ocana (Columbien) importirte, noch unbeschriebene und von ihm 7. Strasburgerii genannte Art. Bei beiden liegen der Erscheinung des Blühens am alten Holze Knospen zu Grunde, die frühe in den Achseln der Blätter angelegt waren; sind später die Niederblätter des Hauptstammes abgefallen, so ist nach einer Ruhe- periode von 5—4 Jahren am Stamme von den Knospen nichts mehr zu sehen, indem sie von der Rinde völlig eingeschlossen sind. Nun aber brechen bei jeder neuen Vegetationsperiode allenthalben unter Zerspringen der Rinde eine Anzahl solcher Knospen zur Blütenbildung hervor. —- Interessant ist auch die Mitteilung Essers, dass diese Knos- pen, welche unter normalen Verhältnissen nur Blüten treiben, durch Köpfen des Hauptvegetationspunktes zum Austreiben gebracht werden. So trieben denn an dem untersuchten, aus Amerika importirten Exemplare Knospen, die nach annähernder Schätzung mindestens 60 Jahre geruht hatten, zu Laubtrieben aus. Myrsinaceae, Die von Esser nur dem Namen nach aufgeführte Ardisia cau- flora (cuius?)Nist mir gänzlich unbekannt. Sapotaceae. Omphalocarpum procerum P.B. wird schon von Humboldt in seinen „Ansichten der Natur“ wegen seiner Stammblütigkeit er- wähnt: „Dieselbe Erscheinung“, sagt er‘, „gewährt der wunderbare afrikanische Baum O. procerum, den Herr Beauvois im Königreiche Benin fand.“ Die aus dem nackten, untern Teile des mächtigen Stam- mes entspringenden, diehtanliegenden, fussgrossen braunen Früchte machen, wenigstens auf der Beauvois’schen Originalabbildung mehr den Eindruek mächtiger Schwämme, als von Früchten. Bei andern Sapotaceen, wie Lucuma mammosum Gaertn. und L. Cainito DC.'), brechen die Blüten meist aus schlafenden Knospen am zweijährigen Holze aus; dieselben sind deshalb keine eigentlichen Caulifloren, Rubiaceae. Siderodendron trıiflorum Vahl. „Peduneuli in ramis prae- sertim senioribus nudis“. Jacq. stirp. amer. p. 20. ı) Die Schreibweise Caimito Decandolles u. A. neben derjenigen von Cainito, wie wir sie bei Plumier, Jacquin u. A. finden, hat eine gewisse Berechtigung, denn Jacquin sagt (Select. am. p. 52), dass der Baum bei den Einheimischen Cainito, Caimitier und Cahimitier genannt wird. 224 E. Huth: Myrtaceae. Von Gustavia tetrapetala Räusch. sagt Aublet, welcher die- selbe in seinen Plantes de la Guyane auf tab. 192 abbildet: „Les fleurs naissent & l’extr&mite de petites branches, dont le tronc est quel- quefois garni.“ Zu den ächten Stammfrüchtlern gehört ferner Grias cauliflora L., ein hoher Baum Jamaicas, von welchem Browne sagt: „fruetibus per caulem et ramos sparsis“, und ganz ähnlich spricht sich Aublet über seine Cowroupita guianensis aus: „Les fleurs nais- sent sur le trone et les branches.“ Von der Grösse und Schwere seiner Früchte sprach ich schon in der Einleitung, doch möchte ich hier die interessante Schilderung nicht übergehen, welche Johow, der ihn auf Trinidad sah, von diesem „Kanonenkugelbaum“ macht: „Der hohe, mächtige Stamm der Couroupita ist scheinbar von einem dichten Lianengeflecht umsponnen, welches mit grossen Blüten und sehr zahl- reichen, kopfgrossen Früchten von beträchtlichem Gewicht behangen ist. Bei genauerer Betrachtung nimmt man aber wahr, dass die lianen- artige Umstrickung dem Baume selbst angehört, dass aus verschiedenen Stellen des Hauptstammes Zweige hervorgesprosst sind, welche den Mutterstamm wie eine Kletterpflanze ihre Stütze umwachsen und um- strickt haben, und dass die Blüten und Früchte der vermeintlichen Liane die Blüten und Früchte der Covroupita sind.“ Zahlreiche Zugenia-Arten lassen ihre Blüten aus altem Holze an Aesten und am Stamme hervorspriessen, wie einerseits die Art- namen von 2. ramiflora Desv., E. lateriflora W. und E. cauliflora DC. andeuten, andrerseits aber auch in den Diagnosen ausdrücklich hervor- gehoben wird. So heisst es in Decandolles Prod IIl. p 273 nicht nur von der letztgenannten: „toribus congestis e trunco ramisque eXCOr- ticantibus ad veteres axillas ortis“, sondern auch ganz ähnlich z. B. von E. umbellata DC.: „pedicellis e veteribus axillis ramorum“ oder von E. Guapurium DC.: „floribus e cortice rimoso ramorum nudorum erumpentibus.“ Den Eugenia-Arten schliesst sich noch an Syzygium caryophylli- Folium DC., wie aus der Figur Rumphs hervorgeht, welcher in einer Nebenfigur (Herb. amb. I. t. 61. f. 2) den mit Blüten und Früchten bedeckten Stamm darstellt ; diese entspringen aus den einzelnen Knoten desselben. Auch bei einigen Jambosa-Arten scheint Neigung zur Stamm- früchtigkeit zu herrschen, wie nicht nur der vereinzelte, in der Einleitung erwähnte Fall von J. domestica Rumph, sondern auch der Artname von J. cauliflora DC. beweist. Melastomaceae. Johow erwähnt in seiner bereits mehrfach genannten Arbeit Ueber stammfrüchtige Pflanzen. 225 „die unscheinbaren Blütenbüschel, welche bei der Gattung Olidemia (wie man an zwei strauchigen Arten auf Dominica, (©. latifolia und ©. guadelupensis, beobachten kann) an den tiefsten Teilen des Stammes aus den Achseln längst abgefallener Laubblätter entstehen.“ Papilionaceae. Das zu den Dalbergieen gehörige Amerimnum Brownei Sw. ist ramiflor. „Pedunculi oriuntur ex axillis atque lateribus ramusculorum virentium, ex tuberculis vero seniorum.“ (Jacg. stirp. amer, p. 200.) Oaesalpiniaceae. Die Hülsen der Cercis-Arten, z. B. ©. Sıliquastrum L., C. cana- densis L. und Ü. chinensis Bunge entspringen am alten Holze, teilweise auch aus dem Stamme. „Pedicelli uniflori e trunco ramisve fas- eieulati“ (DC. II. 518). Esser, welcher mehrere Arten anatomisch untersuchte, giebt als Resultat an: „Die an älteren Zweigen und Aesten von Cercis auftretenden Blüten gehen aus Knospen hervor, die, als Serialknospen aus einem in den Achseln der Blätter gebildeten Meristem angelegt, alle gleichwertig unter einander sind, und die nach einer mehrjährigen Ruhezeit austreibend, zu Infloreseenzen werden.“ Bemerkenswert ist auch Brownea Rosa Pers. „mit ihren an dem Hauptstamme hängenden grossen Büscheln purpurroter Blüten, aus denen sich ein mächtiger Complex langer Hülsenfrüchte entwickelt.“ (Johow, a. a. O. S. 52.) B. coccinea L. ist ramiflor. (ef. Jacg. select. amer. p. 195). Zu den interessantesten Stammblütigen gehört zweifellos auch die javanische Oynometra caulifiora L., welche mit ihren roten, den ganzen Stamm bedeckenden Blüten und ihren rötlichen, essbaren Früchten einen herrlichen Anblick gewährt. „Am Stamme des Baumes, von den Wurzeln bis zur Mitte der dicken Aeste, selten höher hinauf, entspringen aus gewissen rundlichen, ungleichen und ohne Regel angeordneten Tuberkeln die dicht gedrängten Blütenbüschel.“ Ja selbst die unterirdischen Vegetationsorgane sind noch mit Blüten und Früchten bedeckt, wie dies Rumph!) folgendermassen schildert: „Si autem radices supra terram denudatae fuerint, in iis quoque tales nodi, floseuli ac fructus conspiciuntur; rarum certe est in arboris radicibus flores fructusque crescere.“ Mimosaceae. Aus dieser Familie ist mir nur Pithecolobium cauliflorum Mart. und auch dieses nur dem Namen nach bekannt geworden. 1) Herb. amb. I. p. 164. Abbildung auf tab. 62. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 15 226 E. Huth: Xanthoxylaceae. Xanthoxylon cauliflorum Michx., wie vorige. Ozalidaceae. Beide mir bekannten Averrhoa-AÄrten sind stammfrüchtig; 4. Carambola ],. macht darin allerdings erst gewissermassen schwache Versuche, denn die als besonders gesund gerühmten, tief gefurchten und deshalb im Querschnitt fünfstrahligen Früchte dieses indischen Baumes befinden sich ebensowohl an den dünnen Zweigen und den diekeren Aesten, als auch am oberen Teile des Stammes, während bej 4A. Bilimbi |. die Früchte nach Rumphs Zeugnis niemals von den oberen dünnen Zweigen, sondern immer nur von den dicksten Aesten und vom Stamme herabhängen. Einen herzerquiekenden Anblick muss dieser hohe, gleichzeitig mit Blütenbüscheln und grossen, essbaren Früchten bis zur Wurzel hinab besetzte Baum gewähren! Sapindaceae. Ueber Paullinia cauliflora Jacg. hatte Herr Professor Dr. Radl- kofer die Freundlichkeit, mir folgende Mitteilungen zu machen: „Ich bemerke vor allem, dass bei dieser Art nicht blos am alten Holze Inflorescenzen auftreten, sondern auch normale an den beblät- terten Trieben, und zwar hier schon zweierlei, wie ich das auch für Serjania in meiner Monographie dieser Gattung (im Gattungscharakter) angeführt habe. Es ist dort erwähnt, dass in den Achseln der Laubblätter meist 2 Knospen auftreten: eine anfangs mittelständige, welche zum Ranken- zweige wird, und eine seitlich davon stehende, welche zum Bereiche- rungszweige wird, bei ihrer Entwicklung den Rankenzweig zur Seite drängt und dann selbst die Mitte einnimmt. Der Rankenzweig ent- wickelt sich an der blühenden Pflanze zur Thyrsus-artigen, aus Wickeln zusammengesetzten (gewöhnlich als Traube bezeichneten) Inflorescenz, und die untersten 2 dieser Wickeläste sind es, welche das Ranken- paar bilden, mit dem an den nicht blühenden Teilen der Rankenzweig endet, der selbst auch sich spiralig winden und zum Greifen dienen kann. Unter den Inflorescenzen bleibt er häufig kurz, und kann auch das Rankenpaar unentwickelt bleiben. Solche kurze, rankenlose Inflorescenzen nun kommen besonders an den Bereicherungszweigen zur Entwicklung, wenn diese anstatt zur Bereicherung der Belaubung zur Bereicherung der Blütenregion dienen. Derartige Bereicherungszweige werden gewöhnlich nur spannlang und tragen über den rudimentär oder im oberen Teile gar nicht mehr zur Ausbildung gelangenden Blättern je eine der erwähnten rankenlosen inflorescenzen, welche so zu einer Art Rispe vereinigt erscheinen. Ueber stammfrüchtiee Pflanzen. 327 Die normale Rankeninflorescenz kann neben der Rispe entwiekelt oder unterdrückt sein. | Eine solche Rispe kann nun auch zwerghaft und in einen Büschel oder bei sehr starker Verkürzung aller Achsenglieder in einen Knäuel umgewandelt sein, und in diesem Falle findet die Entwicklung, wie bei Paullinia cauliflora, meist erst am alten Holze (über den Blatt- narben) statt. Gerade bei P. cauliflora findet sie aber nicht selten auch schon an den jungen Zweigen über den noch vorhandenen Laubblättern statt, und selbst normale Ranken-Inflorescenzen kommen hier an den ober- sten Teilen derselben Zweige vor, welche tiefer unten Büschel-Inflores- cenzen tragen. Beide neben einander in derselben Blattachsel habe ich nicht angetroffen. Bei den tiefststehenden und reichstblühenden Büschelinflorescenzen scheint auch noch eine Bereicherung aus Adventivknospen stattzufinden “ Olacaceae. Von Heistera cauliflora Sm. sagt Decandolle im Prod. I. p. 533 „Horibus e eaule ramisve denudatis“. Olusiaceae. Herr Prof. Dr. Ascherson machte mich darauf aufmerksam, dass bei Ochrocarpus longifolius Benth. et Hooker die Blüten nur aus älterem Holze hervorkommen. Buettneriaceae, Die Blüten von Theodbroma Cacao L. entspringen zum weitaus srössten Teil aus „schlafenden Augen,“ welche die Rinde älterer Aeste aus bedeutender Tiefe durchbrechen; zum geringeren Teil werden sie als gewöhnliche Achselsprosse an beblätterten jungen Zweigen ange- legt. (Johow. S. 52.) Aehnlich verhält es sich wohl auch mit den übrigen Theodroma-Arten; wenigstens sagt Aublet in seinen Plantes de la Guyane, Il. p. 684 von seiner 7. gwianensis: „Les fleurs nais- sent isoles ca et la sur le trone et sur les branches.“ Und welchen Eindruck die selbst aus den unterirdischen Vegetations-Organen her- vorbrechenden Blüten machen, schildert Humboldt!) in seiner male- rischen Art: „Unvergesslich ist mir der Eindruck von der üppigen Vegetationskraft in der Tropenwelt geblieben, als ich in einer Cacao- Pflanzung der Valles de Aragua zum ersten Male, nach einer feuchten Nacht, fern vom Stamme, aus einer tief mit schwarzer Erde bedeckten Wurzel der Theobroma grosse Blüten ausbrechen sah. Hier offenbart sich am augenscheinlichsten im Organismus die Thätigkeit der treiben- den Kräfte.“ Ser Ansichten der Natur. 2. Aufl. II. Bd. S. 170. 15* 228 E. Huth: Ueber stammfrüchtige Pflanzen. Auch die ziemlich grossen Früchte von Durio zibethinus L. — Rumph sagt von ihnen in seiner naiven Ausdrucksweise, sie seien so gross „wie ein mittelmässiger Nachttopf (instar mediocris matulae)“ -— wachsen, wenn nicht direct am Stamme, so doch nur an den dick- sten Aesten. Ueber die Rolle, welche dabei die Papageien spielen sol- len, habe ich bereits in der Einleitung gesprochen. Auch @oethea cauliflora Nees et Mart. gehört, wie schon der Name sagt und genauer aus der von Nees von Esenbeck gegebe- nen Beschreibung und Abbildung!) hervorgeht, zu unserer biologischen Pflanzengruppe. Eine andere Art, @. strictiflora Hooker , welche von Esser anatomisch untersucht wurde, stimmt hierin mit ihr völlig überein; bei beiden wird eine Reihe unter sich nicht gleichwertiger Knospen angelegt, und jede derselben wird zu einem nur blütenbilden- den, eine lange Reihe von Jahren ausdauerndem Spross. Capparidaceae. Morisonia americana L gehört zu den Ramifloren. „In ramis senioribus aeque ac junioribus egrediuntur pedunculi breves, crassi cet.“ Jacgq. stirp. am. p. 157. Schizandraceae. Kadsura cauliflora Blume. Näheres nicht bekannt. Anonaceae. Bei Anona rhizanta Eichl.?) sitzen die Blüten nicht an den gewöhnlichen Laubzweigen, sondern an besonderen Sprossen, welche am Erdboden, oder höher am Stamm, seltener aus den unter- sten, dicken Aesten hervorbrechen und im allgemeinen des Laubes entbehren. 1) Nova Acta Acad. Leop.-Carol. t. XI. p. 98. 2) Jahrb. K. Bot. Gart. Berlin: II. S. 320. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika und der angrenzenden Gebiete. Von Dr. Hans Schinz. III. Sterculiaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. XXXH. bestimmt von Herrn Dr. Karl Schumann. Tribus I. Dombeyeae. Melhania Griguensis Bolus apud K.Sch. in Engl. Jahrb. X. 41. Standort: Oshando (Upingtonia), im März blühend. Das spärliche Material, welches ich von der Pflanze in der Marloth’schen Sammlung vorfand, bedingte eine in manchen Hin- sichten ungenügende Beschreibung derselben. Ich lasse aus diesem Grunde hier eine zweite folgen, die durch die Beobachtungen, welche ich an den schönen und vollständigen Exemplaren der Schinz’schen Sammlung machte, ergänzt ist. Der sparrige, von der Basis an reich verzweigte Halbstrauch entwickelt sich aus einer kräftigen Pfahlwurzel. Die Triebe stehen zahlreich beisammen, sind bis 30 em lang und an der Basis, die allein holzig erhärtet, wie die Wurzel schwarz berindet Unten sind sie nackt, am oberen Teile tragen sie ziemlich dicht gestellte Blätter. Der Blattstiel erreicht eine Länge von 1 cm; die fadenförmigen Neben- blätter sind bis 7 mm lang. An den grössten Zweigen haben die Blätter eine Länge von 3,5 cm und im unteren Viertel eine Breite von 1,5 cm. Die Bekleidung derselben ist ein kurzer grauer Filz, welcher auf der Oberseite einen silberfarbenen Schimmer erzeugt. Die Nebennerven ersten Grades sind durch diese Behaarung eben noch sichtbar; während sie auf der Unterseite aus der durch dieselben Elemente zusammengesetzten, aber lockeren und matten Bekleidung deutlich hervortreten. Die Blütenstiele sind etwas länger, als an der Marloth’schen resp. Bolus’schen Pflanze, zur Fruchtreife erreichen sie zuweilen die Länge der Kapsel. Diese ist fast kugelförmig, hat 230 H. Schinz: 6—7 mm im Durchmesser, ist also wenig länger als die Hälfte des Kelches. Der Gipfel besitzt eine winzige Zuspitzung. Die Kapsel ist schmutzig graufilzig; sehr flache Längsfurchen, die in den Suturen der Karpiden verlaufen, ziehen sich über dieselbe hin. Die Samen, deren etwa 5 in jedem Fache liegen, sind durch gegenseitigen Druck un- regelmässig tetraädrisch, von grauschwarzer Farbe und durch punkt- förmige Warzen und kurze strichelförmige Erhebungen sculpturirt. Var. 5 virescens K.Sch. folia virescentia minus dense induta subtus manifeste reticulata; peduneuli sub anthesi longiores interdum biflori; flores paullo majores et sepala latiora quam in typo. Standort: Hereroland (Lüderitz). Die Pflanze zeichnet sich durch etwas breitere Blätter von hell- grüner Farbe vor dem Typus aus; weicht aber trotz der angegebenen Unterschiede nicht so erheblich davon ab, dass ich sie von ihm als Art trennen möchte. Melhania Forbesii Planch. ms. apud Masters in Oliv. Fl. trop. Afr. 1. 231. Standort: Omatope in Amboland; im Februar blühend. Wenn schon aus einem Gebiete, das sehr reich an eigentüm- lichen Formen ist, glaube ich doch nicht, dass die vorliegende Pflanze von der M. Forbesi Pl. verschieden ist. Sie hat zwar etwas breitere Laub- und etwas schmalere Hüllblätter, Merkmale, die indes, da sie oft an einem Stengel und von Blüte zu Blüte wechseln, nicht wesentlich ins Gewicht fallen können. Ich fand in der Frucht, deren Grösse auffallend variirt, 4—6 braune tetraädrische oder unregelmässig poly- edrische, wenig sculpturirte Samen. Masters nennt als Heimatsland den Mozambique-Distrikt, ausser- dem Madagaskar und Natal; ich kenne sie noch von Zanzibar und Mombas. Da sie auch im Westen Afrikas aufgefunden ist, so scheint sie über ein weites Gebiet zerstreut zu sein. Tribus Il. Hermannieae, Hermannia (Euhermannia) comosa Burch. ms. in Harv. Fl. Cap. 1. 184. Standort: Gross-Namaland (Pohle). Ich führe die Pflanze deswegen auf, weil sie seit Burchell nicht mehr gesammelt worden ist, und weil sie auch Harvey, der das Origi- nal nicht gesehen, zweifelhaft geblieben ist. Da nun im Berliner Herbar die Burchell’sche Pflanze vorhanden ist, so seien einige erläuternde Bemerkungen gestattet. Sie ist zweifellos der Gruppe der Althaeoideae zuzurechnen und sieht der HZ. althaeifolia L. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber leicht dadurch, dass die Sternhaare auf den stark aufgebla- senen Kelchen durch einen kräftigen Fuss hoch emporgehoben sind. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika, 231 Dies sind die „appendices ciliatae erinito-comosae“ Burchells. Ausser- dem sind die Blumenblätter nur wenig länger als der Keleh und tragen auf der Rückenseite des basalen Cueullus eine starke Beklei- dung von Sternhaaren. Die A. leucophylla Presl ist durch die gleiche Kürze der Blumenblätter und dieselbe Behaarung ausgezeichnet. Ich halte es nicht für unmöglich, dass ein Vergleich beider Pflanzen die Zusammengehörigkeit der Arten erweist. Leider liegt mir das Presl’- sche Original nicht vor, sodass ich die Frage nicht entscheiden kann. Hermannia (Euhermannia) Gürkeana K.Sch. Suffrutex an fruticulus? rami erecti subvirgati ramosi foliosi teretes flavido-virescentes tomentosi; folia brevissime petiolata lanceolata vel lineari-Janceolata apice truneata vel retusa saepissime complicata su- perne minute serrulata, basi integerrima utrinque tomentosa supra canes- centia subtus flavido-einerascentia; stipulae lineari-subulatae tomentosae persistentes; flores striete axillares (e serie Zateriflorarum); pedun- euli foliis breviores, tomentosi; calyx campanulatus ultra %, in lacinias subulatas acutissimas extus tomentosas divisus; petala calyce subduplo breviora cuneata apice rotundata, intus bursiculis duabus munita, glabra siec. violacea; stamina calycem aequantia vel eum paullo superantia, filamenta cuneato-obovata margine superne pilo stellato uno alterove instructa; antherae duplo filamentis longiores acuminatac margine ciliatae; pistillum calyci aequilongum, ovarium sessile bre- vissime tomentosum. Standort: Omandongo in Amboland; im Januar blühend. Der einzige vorliegende aufrechte Zweig ist 35 cm lang und dicht mit Kurztrieben bedeckt, aus denen sich nur wenige etwas län- gere Aestchen erheben. Der Blattstiel misst 1,5- 2, seltener bis 4 mm, ist fast stielrund und hat auf der Oberseite eine flache Furche; die Bekleidung ist die des Stengels. Die Nebenblätter sind 1,5—3 mm lang. Die Blattspreite ist 1—1,6 (0,s-2) em lang und in der Mitte etwa 4—5, seltener bis 6 mm breit. Der Blütenstiel hat eine Länge von etwa 1 em und trägt an dem Gelenke im oberen Viertel zwei sehr kleine Braeteolen, die ganz den Stipeln gleichen. Der Kelch misst 7—8 mm in der Länge, hiervon kommen auf die Zipfel 4-6 mm. Die Blumenblätter sind 4 mm lang und unterhalb der Spitze 2 mm breit, allmählich ziehen sie sich in den Nagel zusammen. Ein wenig unterhalb der Mitte befinden sich auf der Innenseite zwei umwallte Vertiefungen, in denen die beiden Antherenhälften ihre Aufnahme finden. Die Form dieser Grübchen kann man sich am besten dadurch versinnlichen, dass man sich vorstellt, es seien in der angegebenen Höhe zwei Blattöhrchen von lanzettlicher Form nach der Innenseite geschlagen und hier mit der Blattspreite verwachsen. In Wirklichkeit sind es aber nur Wucherungen der inneren Blatttläche, die sich erst 232 H. Schinz: kurz vor der Anthese aus derselben emporwölben. Der Fruchtknoten ist 2 mm lang, die fest zusammenhaltenden Griffel messen 5 mm. Dieselben Masse kommen beziehungsweise den Staubfäden und An- theren zu. Hermannia (Euhermannia) glanduligera K.Sch. Caules plures e radice palari herbacei virides virgati erecti strieti vel subeurvati teretes.pilis simplieibus hyalinis albidis hispidi minu- tissime glandulosi; folia petiolata lanceolata lanceolato-linearia vel cuneata acuta basi attenuata vel breviter rotundata parce serrata mem- branacea utrinque pilis stellatis inspersa viridia; stipulae subulatae petiolo breviores pilosae; flores longius quam folia gracili-pedunculati; pedunculus uniflorus filiformis pilosus quadrante superiore bracteolis binis interdum tertia auctis subulatis pedicello paullo brevioribus onus- tus; calyx ad ?/, in lacinias subulatas extus hispidas divisus; petala calyce duplo breviora oblonga apice obtusa infra medium bursieulis duabus antheras foventibus munita; stamina calycem subaequantia. filamenta suberueiformia, alis lateralibus rotundatis margine superiore stellato-pilosis. Antherae ciliatae, filamenta his subtriplo longiora; pistillum sessile calycem aequans; ovarium dense glandulosum. Standort: Olukonda (Ondongo-Stamm) Amboland. Aus der Pfahlwurzel entspringen 5—7 oder mehr 30—50 cm hohe, 1,;-—2 mm dicke, rutenförmige schlanke Stengel, welche besonders im unteren Teile spitzwinklig abgehende Aeste treiben. Wegen der reichlichen Drüsenbekleidung ist die Pflanze mit Sandkörnchen be- deckt. Der Blattstiel misst 2—5 mm, er ist fast stielrund, dieht mit Sternhaaren bekleidet und auf der Oberseite hat er keine Furche. Die Spreite ist 1,5—2,5 cm lang und in der Mitte 4—7 mm breit; auf jeder Seite befinden sich 2—-3, selten 4 oder 5 Serraturen. Die Neben- blätter sind 2-3 mm lang-und abfällig.. Der Blütenstiel hat eine Länge von 2,3—2,7 cm, erjüberragt fast immer das dazu gehörige Blatt. Die Bracteolen sind 2—3 mm lang und fadenförmig. Der Kelch misst 5—6 mm, die Blumenblätter 2-3 mm. Die Taschen, welche hier die Antheren aufnehmen, werden durch 2’stumpfwinklig aneinander stossende, schräg aufsteigende, nach vorn zu abschüssige leistenförmige Wälle gebildet, die ein wenig behaart sind. Unterhalb der Tasche ziehen sich die Flanken des oblongen Blumenblattes kappenförmig zusammen. Die Staubfäden sind 1,; mm lang und oben 2 mm breit, die Antheren sind 5 mm lang. Der Fruchtknoten misst 2 mm, die spreizenden Griffel sind 4 mm lang. Diese Art ist unter denen der Reihe der Zateriflorae mit kurzen Blumenblättern sehr leicht durch den mit zahllosen Drüsen besetzten Fruchtknoten zu unterscheiden. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 253 Hermannia (Euhermannia) paucifolia Turez. in Bull. soc. imp. nat. Mosc. 1858. p. 218; Harv. Fl. Cap. I. 203. | Standort: Sandige Ebenen zwischen | Aus und Oranje-Fluss, Gross-Namaland: Schenck n. 342; zwischen Tsirub und Graspforte: Schenck n. 124, im Mai blühend; häufig beil Aus: Schinz, im Fe- bruar blühend. Zwischen Angra-Pequena und dem ÖOranje-Fluss; Pohle. Die Beschreibung dieser Art liess mir einige Zweifel über die Richtigkeit meiner Bestimmung, welche Herr 0. Kuntze dadurch be- seitigte, dass er mit grosser Liebenswürdigkeit die Pflanze mit dem Original im Herbarium von Kew verglich. Er bemerkt mir dabei, dass sie von A. chrysanthemifolia E.Mey. nicht wesentlich abweiche, eine Beobachtung, die bereits Bolus handschriftlich dort niedergelegt hat. Die n. 342 von Schenck ist durch etwas kleinere Blüten aus- gezeichnet. Herr Kuntze unterscheidet 3 Varietäten: a. normalis O.Kze. mit kahlen Stengeln und im Alter ober- seits glabrescenten Blättern. p. intermedia O.Kze. mit einzelnen Haaren an den Stengeln ; die Blätter oberseits canescent behaart. y. chrysanthemifolia Ö.Kze. mit dicht behaarten Stengeln; die Blätter sind beiderseits filzig. Die vorliegenden Exemplare würden zur Varietät 3 zählen. Alle von Harvey mitgeteilten Unterschiede zwischen HZ. pauecifolia Turez. und H. chrysanthemifolia E.Mey. sind entweder nicht richtig oder, wie sich aus umfangreicherem Materiale ergiebt, nicht durchgreifend. Hermannia (Acicarpus) fruticulosa K.Sch. Fruticulus parvus; rami divaricati lignosi teretes cortice einereo obducti, jJuniores vernice copiosa e glandulis effusa quasi laccati, flo- rigeri valde abbreviati herbacei glandulosi; folia breviter petiolata oblonga vel cuneato-obovata truncata basi attenuata irregulariter ser- rata, serraturis glanduloso-apieulatis, basin versus plerumque inte- gerrima utrinque sed subtus densius stellato-pilosa, stipulae lineari- subulatae carnosulae petiolo breviores diutius persistentes minute glandulosae saepe recurvatae; flores axillares solitarii nutantes; pe- duneulus foliis subduplo brevior ad medium bibracteolatus parce stellato-pilosus, bracteolae minutae subulatae; calyx turbinatus ultra medium in lacinias attenuato-acuminatas extus minutissime glandu- losas et praesertim margine pilosas divisus; petala duplo ealyce lon- giora spathulata apice integerrima basi vix eueullato-ineurvata ker- mesina, ovarii stipiti adnata; filamenta spathulata apice acuta, antherae acuminatae ciliatae quam illa paullo breviores; pistillum pe- 234 H. Schinz: talis triente brevius, ovarium hispidum cornubus 10 longiusceulis coro- natum basi rotundatum. Standort: Guldbrandtsthal und | Karakois, im Januar blühend; Schakalfluss: desgl. (Schinz); Berseba (Schenck), n. 361 Februar blühend. Die kurzen sparrigen Aeste entwickeln sehr kurze, reichlich be- blätterte Triebe aus den Achseln der vorjährigen abgefallenen Blätter. Nach der Verholzung des unteren Teiles derselben scheinen die Spitzen leicht abzubrechen, denn ich finde den grösseren Teil der vorliegenden Exemplare mit solchen Zweigstummeln besetzt, die am Ende glatte, scharf umschriebene Bruchstellen zeigen und stumpfe Dorne darstellen, Der Blattstiel ist 1-3 mm lang und auf der Oberseite deutlich rinnig; auch er hat an den Zweigen den erwähnten Firnis-Ueberzug. Die Nebenblätter sind gewöhnlich 1, selten 2 mm lang. Die Blattspreite misst 7-9 (5—13) mm und hat im oberen Drittel eine Breite von 5—7 (3—9) mm. Die Blütenstiele sind 5 mm lang, stielrund; der unterhalb der kaum 0,5 mm messenden Bracteolen befindliche Teil ist kahl, der eigentliche Pedicellus mit Sternhaaren bekleidet. Der Kelch ist 4,5- 5,5 mm lang; die Zähne laufen entweder in eine ziemlich lange Spitze aus, oder enden mit einer Drüse und sind dann stumpfer. Die Blumenblätter sind 83—9 mm lang und unterhalb der Spitze 2,;—3 mm breit. Die Staubgefässe sind von der Stelle an gemessen, wo sie dem 1,5; —2 mm langen Fruchtknotenstiel angewachsen erscheinen, 4 mm laug, die Staubfäden 2—3 mm, die Staubbeutel 3—4 mm. Der Frucht- knoten und die Griffel haben eine Länge von je 3 mm. Der Verwandtschaft nach gehört die Pflanze in unmittelbare Nähe der in dieser Gegend ohne Zweifel sehr häufigen 7. (Acicarpus) stricta Harv. Diese Pflanze, welche sich durch die ungewöhnlich grossen „Oxalis-ähnlichen“ Blüten von der Farbe der Alpenrosen, wie Schinz angiebt, auszeichnet, ist gerade so wie die soeben beschriebene Art regelmässig mit dem glänzenden Lacküberzuge versehen. Die Drüsen, welche das Secret erzeugen, bekleiden nicht blos Jdie jüngsten grünen Teile des Stengels, sondern bleiben auch noch auf den verholzten, mit brauner Rinde versehenen längere Zeit erhalten. Ich sah dieselbe von Schinz, Schenck, Belck, Nachtigal, Marloth gesam- melt. Die ausserordentlich lang gehörnten Kapseln geben der Pflanze zur Fruchtzeit einen eigentümlichen Charakter. #. fruticulosa K.Sch. ist eine Wiederholung der HZ. strieta Harv. en miniature; sie ist aber dureh die Blätter, Behaarung und die relative Länge von Fruchtknoten und Griffel, die über der keilförmigen Basis nicht plötzlich zusammen gezoge- nen und fadenförmig verlängerten Filamente, durch ciliate Antheren, an der Basis abgerundeten, nicht keilförmigen Fruchtknoten so weit ver- schieden, dass ich sie durchaus für eine eigene Art halte. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 235 Hermannia (Acicarpus) filipes Harv. var. elatior K.Sch. Folia lanceolata apice truncata vel retusa basi cuneata vel bre- vissime rotundata obtusiuscule serrata, summa linearia utrinque stel- lato-hirsuta, flores quam in typo majores; petala calyce subduplo longiora; capsula pilosa ad angulos hispida. Standort: Olukonda in Amboland; Februar und März blühend. Die typische H. filipes Harv. scheint wie H. stricta im Namalande nicht selten zu Sein, denn sie wurde von Marloth, Schenck und Schinz vielfach gesammelt. Die Farbe der Blüte wird karminrot ge- nannt Masters sowohl wie Harvey nennen das Gewächs „suffruti- cose“; alle Exemplare, welche ich gesehen, machen mir den Eindruck, dass es einjährig ist; Jedenfalls müssen die Keimlinge in sehr kurzer Zeit zur Blüte kommen. Die von mir aufgestellte Varietät stimmt jeden- falls mit der von Masters als typisch betrachteten Pflanze von Benguela überein. Die Diagnose, die aber Harvey von seiner HZ. filipes gegeben hat, deren Original ich untersuchte, weicht doch durch die ganzen Blätter und den glatten Fruchtknoten zu sehr von der in den nörd- licheren Teilen von Afrika vorkommenden Pflanze ab, als dass man sie unmittelbar darauf übertragen könnte. Durch die von Marloth, Schinz und Schenck aufgefundenen Standorte der Art werden die von einan- der so weit entfernten, bisher bekannten, nämlich Zululand und Ben- guela, glücklich verbunden. Eine Eigentümlichkeit der A. Ailipes Harv. ist die Persistenz der Pedunculi, welche so lange stehen bleiben, nachdem die Früchte mit den Pedicellen abgefallen sind, als der Stengel überhaupt existirt; sie werden dabei starr und gewähren der Pflanze eine Dornenbeklei- dung, in analoger Weise wie die holzigen Kurztriebe der H. fruticulosa K.Sch., nur dass die morphologische Natur beider durchaus ver- schieden ist. Die 7. spinosa E.Mey. hinwiederum hat ganz dieselbe Besonderheit der Blütenstiele, wie die A. jilipes Harv. und dies in solchem Masse, dass die Pflanze den Namen davon erhalten hat. Sie wurde von Steingröver am unteren Oranje-River gesammelt; doch ist diese Pflanze von der typischen Harvey’schen Art durch etwas dich- teres Indument der Blätter und drüsige Stengelbekleidung verschieden. Die letztere kann indes, da bei mehreren Arten von Zermannia drüsenlose und drüsentragende Formen pekannt sind, ein Artenrecht nicht bedingen. Hermannia (Mahernia) Schinzii K.Sch. E radice crassa caules plures basi lignosi deeumbentes graciles basi glabri superne stellato-puberuli; folia petiolata lanceolata vel ovato- lanceolata acuta grosse serrata vel biserrata superne glabrata, subtus praesertim ad nervos pilis multiradiatim stellatis inspersa, novella utrinque stellato-pilosa, stipulae semi-ovataec vel subfaleatae acuminatae integerrimae vel saepissime pinnato-partitae vel tripartitae; pedun- 236 H. Schinz: culus plerumque biflorus folia aequans vel manifeste superans gracilli- mus, bracteolae connatae eiliatae et parce stellato-pilosae; flores nutantes; calyx campanulato-turbinatus ad °, in lacinias subulato- triangulares attenuato-acuminatas extus puberulas intus glabras divisus; petala dimidio calycem superantia anguste obovato-spathulata obtusa, ungue subconcavo pilosulo, flavida; stamina petalis paullo breviora, filamenta cruciformia ad alas dense pilosa, antherae filamentis longi- ores acuminatae margine ciliatae; ovarium globosum 5-suleatum quam styli 3-plo brevius. ! Goa: (Nord Kalayari), im Mai blühend. Die sehr kräftige, 6—10 mm dicke, holzige Pfahlwurzel treibt eine grosse Zahl dünner, kaum 1 mm dicker, am Boden liegender schlaffer, 30—50 cm langer Stengel, die sich von der Basis an reich- lich verzweigen. In dem verholzenden Teile sind sie mit hellbrauner Rinde bedeckt. Die Blattstiele sind 6—-8 mm lang, sternhaarig be- kleidet und oben mit schwacher Rinne versehen. Die Stipeln sind 3—5 mm lang, meist trägt nur die eine Seite einige Einschnitte, sie sind spärlich behaart. Die Blattspreite hat eine Länge von 4-5 (2,56) em und ist im unteren Viertei 1,2--1,5 (0,6-2,5) em breit. Blütenstiel und -stielchen zusammen messen 2,5;—4 cm Länge. Die Bracteolen sind 3 mm lang, bis zur Hälfte verwachsen. Der Kelch ist 5 mm lang. Die Blumenblätter sind 7—8 mm lang, im oberen Drittel 3 mm breit. Die Filamente sind 3 mm, die Antheren 5 mm lang. Der Fruchtknoten hat einen Durchmesser von 2 mm, die Griffel sind 7 mm lang, zusammenhängend und am Grunde etwas sternhaarig. Diese Art steht der Hermannia (Mahernia) Abyssinica K.Sch. am nächsten, unterscheidet sich aber durch schlankeren Wuchs. Die Blät- ter liegen flach am Boden, während sie bei der Verwandten steil auf- gerichtet und einander genähert stehen. Die Blätter der H. Schinzüi K.Sch. sind ferner viel kräftiger und tiefer gezähnt. Die Blütenstiel chen sind ungleichlang, so dass die Blüten keine Pärchen, wie bei H. Abyssinica K.Seh. bilden. Die Behaarung der jüngeren Teile ist schwächer und niemals so dicht, dass ein grauer Filz entstände. Die Blüten sind in allen Teilen grösser. Während bei #. Abdyssinica die Griffel ebenso lang wie der Fruchtknoten sind, sind dieselben bei A. Schinzii dreimal so lang oder noch länger. Tribus III. Melochieae. Waltheria Americana L. Spee. pl. 1. 637. Standort: Oshando (Upingtonia), in März blühend. Von diesem innerhalb der Wendekreise so ausserordentlich häu- figen Unkraute liegt eine eigentümliche Form vor, welche durch sehr grosse eiförmige oder linealoblonge Blätter ausgezeichnet ist. Die Färbung der trocknen Pflanze ist ein mir sonst nicht bekanntes Gelb- Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. Zn grün. Trotzdem will ich aber, da die Pflanze sehr variabel ist und doch kaum genügende Merkmale in den einzelnen Formen bietet, um die Aufstellung gut abgesonderter Varietäten zu erlauben, auch diese Form nicht dureh einen besonderen Namen hervorheben. Gramineae,!) bestimmt von Herrn Professor Hackel. Paniceae. Anthaenantia glauca Hack. Perennis. Tota glauca. Innovationes extravaginales. Culmi erecti, robusti, 30—40 cm alti, teretes, striati, praeter nodos subin- flatos minute puberulos ceriferos glaberrimi v. inferne scaberuli, farcti. 2—4-nodes, simplices. Vaginae teretes, arctae, glaberrimae. inter- nodiis parum breviores longioresve. Ligula ciliaris, brevis. Laminae e basi aequilata lineares, sensim acutatae, 6—12 cm longae, 2—3 mm latae, firmae, erectae, subtus glabrae supra appresse puberulae mar- gine scaberulae, costa media uninervi reliquis parum erassiore. Pani- cula ovata 7—11 cm longa demum patens, vamis primariis solitariis imis paniculä dimidiä longioribus, secundarios et basilares 1—2 et superiores distichos, hi tertianos paucos ferentibus, omnibus fere ca- pillaribus subflexuosis brevibus in axillis nudis. Spiculae in ramis subterminales pedicellos suos apice patelliformes aequantes, 2,5 mm longae, oblongae, livide virides: gluma Im: et II subaequales, mem- branaceae, tenuiter 3-nerves, toto dorso breviter pilosae: Im2 ovali- oblonga, obtusa, vacua, II ovalis, retusa, emarginata, paleam fovens lanceolatam hyalinam bilobam bicarinatam glabram floremque & triandrum; gluma Ill® (florifera) paleaque ellipticae coriaceae, obtusi- usculae, enerves, brevissimae. Antherae 3; styli elongati, stigmatibus late plumosis apice exsertis brunneis longiores. Standort: Sandige Ebenen in den Thälern zwischen + Ausis und + Küias in Gross-Namaland (Schenck No. 80). Die Gattung war bisher blos aus Amerika bekannt; die neue Art steht der südamerikanischen A. Zanata Hack. (Leptocoryphium la- natum Nees) am nächsten, weicht aber von ihr in vielen Merkmalen ab. Festuceae, Triraphis ramosissiima Hack. Gramen perenne, scoparium. Culmi ex omnibus nodis, praesertim e mediis ramosissimi, ramis binis ternisve, elongatis, erectis, fastigi- atis, gracilibus, basi squamulatis, vaginam matricem mox dejieientibus, teretes, glaberrimi. Folia glauca, glabra: vaginae arctae, teretes, basi 1) Vgl. Beiträge II in den Abhandl. des Bot. Vereins der Provinz Branden- burg XXX. S. 139 ff. 238 H. Schinz: demum articulatim rumpentes; ligula brevissima, eiliaris; laminae anguste lineares (filiformes), capillaceo-acuminatae, 5-10 cm longae, 1 mm latae, planae v. convolutae, flaceidulae, supra scaberulae, pauci- nerves; absque nervo medio. Panieula breviter peduneulata, lineari- oblonga, 5—7 em longa, subcontracta, erecta, ramis brevibus subcapil- laribus subereetis 3--5eis 1—5-spieulatis. Spieulae breviter pedicel- latae, lineares, 5—7-florae, demtis aristis 7—8 mm longae, griseo- purpurascentes, villosulae, rhachi puberula: glumae steriles lanceo- latae, hıyalinae, uninerves, mucronatae, glabrae, fertiles contiguas subaequantes, Ill“ apice denticulata; glumae floriferae lanceolatae membranaceae, 3-nerves, trisetae, seta media glumä sesquilongiore basi denticulis 2 hyalinis aucta, lateralibus glumam aequantibus basi extus hıyalino-marginatis, gluma ceterum subcarinata dorso marginibus- que superne villosula. Palea glumam aequans, linearis, obtusa, integra, binervis. glabra. Antherae 2 mm longae. Styli stigmataque brevissima. Standort: Zwischen + Ausis und + Küias in Gross-Namaland (Schenck No. 83). | Diese Art scheint der neuholländischen 7. mollis Brown (die ich nicht gesehen habe) sehr nahe zu stehen und sich hauptsächlich durch die starke Verzweigung, die in den Beschreibungen der 7’. mollis nirgends erwähnt wird, von ihr zu unterscheiden. Eragrostis emarginata Hack. Annua; culmi ascendentes usque ad 30 cm alti, teretes, glaber- rimi, infra nodos eingulo pororum oblongorum muniti, basi tantum ramosi, superne longe nudi. Folia glauca, tuberculis exasperata et ex his patenti-pilosa: vaginae teretes, faucibus barbatae, ligula eiliaris, brevis; laminae anguste lineares, acuminatae, flaceidae, siceitate con- volutae, 5—7 em longae, 2—3 ınm latae. Panicula ovata, patula, eire. 10 em longa, decomposita, ramis inferioribus saepe 5r®is (superi- oribus 3®is binis solitariisve), ad !/; v. fere ad medium usque nudis indivisisque, ramulos seeundarios tertianosque distichos procreantibus, seabris,. in axillis glabris. Spieulae pedicello 3—4-plo longiores, line- ares, 6—12-florae, 4-6 mm longae, plumbeae et fusco-variegatae: glumae steriles subaequales, ovatae, obtusiusculae, uninerves, medias fertiles eontiguas subsuperantes. Glumae fertiles fere obovatae, retu- sae v. emarginatae, non carinatae, glaberrimae, subdistinete 3-nerves. Palea glumam aequans, oblonga, truncata, 2-nervis, glaberrima, Antherae anthesi exsertae, 1 mm longae. Caryopsis ovalis, 0,7 mm longa, albicans, embryone hiloque rufescente. Standort: Gross-Namaland: zwischen — Ausis und + Küias (Schenck No. 82); Keetmanshoop (Schinz). Zunächst verwandt der £. porosa Nees, von der sie sich durch ausgerandete, nicht porös punktirte gluma florifera unterscheidet. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 239 Pedaliaceae,') bestimmt von Herrn Professor P. Ascherson. Nachtrag zu Sesamum triphyllum Welw. (Aschers.). Nach Abschluss der 2. Reihe kamen mir Exemplare dieser Art von Letschuana-Land (am oberen Siltagoli, 15. März 1887 Schenek No. 697) zu Gesicht, an denen sich reife Samen vorfanden. Die Be- schreibung der Samen ist hiernach folgendermassen zu verbessern: Semina lutescenti-fulva angulato-compressa, oblonga, foveolata, angulis capsulae apicem speetantibus sursum subalatis, ala transversa angusta subretusa conjunctis, basin speetantibus minus prominentibus interdum subobsoletis. Die flügelartig geschärften Kanten, welche nach der Spitze der Kapsel gerichtet sind, schliessen mit dem Querflügel am Chalaza-Ende des Samens eine vertiefte Fläche cin, die die durch minder scharfe Kanten begrenzte Basalfläche des nächsten Samens aufnimmt. Wegen der grösseren Dicke der reifen Samen ist der Querflügel weniger auf- fällig als im unreifem Zustande; auch die Ausrandung tritt mehr zurück. Leguminosae?). Acacia Goeringii?) Schinz. Arborea; rami cano-pilosi; stipulae spiniformes, pusillae, unei- natae vel longae et rectae; petiolus et rhachis dense pilosa; folia 8—12-pinnata; foliola ad 19-jugata, linearia, obtusa, sparse pilosa; flores capitati; legumen oblongum compressum, basi attenuatum, apice obtusum. Standort: Xansis in der Kalayari, lockere Bestände bildend. Ein hoher kräftiger Baum mit schwarzbrauner, in Längsrissen aufspringender Rinde und grau behaarten Zweigen. Die Nebenblätter sind in kurz hakenförmige, dicht weichhaarige, graubraune Dornen umgewandelt, von denen unter Umständen eines oder auch sogar beide gerade gestreckt sein können, in diesem Falle dann von weis- ser Farbe sind und bis 9 cm lang werden Die + 7 mm langgestiel- ten, doppeltgefiederten Blätter tragen bis zu 9 Paar Fiedern mit je bis zu 25 Paar Blättchen; der Blattstiel und die Rhachis sind dicht be- haart, letztere sowie die Fiedern in kurze, aber scharfe, abstehende oder rückwärts gekrümmte Dornenspitzen endigend. In halber Höhe des Blattstieles findet sich eine mitunter polsterartig erhöhte Drüse, und gleichermassen ist auch die oberseits durchschnittlich diehter als unterseits behaarte + 4 em lange Blattspindel dureh je eine zwischen 1) Vgl. Beiträge II S. 185 ff. 2) Vgl. Beiträge II S. 157 ff. 3) Zu Ehren des Herrn Dr. Goering, Kaiserl. Reichskommissars für Deutsch- Südwest-Afrika. 240 H. Schinz: den Fiederinsertionen sitzende Drüse ausgezeichnet, doch sind diese häufig nur auf die obersten Fiederpaare beschränkt. Die spärlich be- haarten Blättchen sind von linearem Umriss, stumpf oder fast spitz und 2,5—3.5 mm lang. - Die Blüten stehen in kopfförmigen Inflores- cenzen; die gemeinschaftliche Hülle befindet sich etwas unterhalb der Mitte des + 13 mm langen Pedunculus. Die — leider nur in einem Exemplar vorliegende — 2samige Hülse ist von ledriger Consistenz, braun, gerade, flach und schief gestreift, nach der Basis zu verschmälert, stumpf und in der Mitte eingeschnürt, 7 cm lang und an der brei- testen Stelle 17 mm breit, Diese stattliche Art scheint mit 4. uncinata Engl. (in Englers Jahrb. X. p. 21) verwandt zu sein, die sich ebenfalls durch haken- förmig gekrümmte Stipulardornen auszeichnet, von A. Goeringüi je- doch leicht durch die geringere Anzahl der Fiederpaare (3—4) und der Blüttchenjoche unterschieden werden kann. A. Lüderitzii Engl. (l. ec. p. 23), deren nahe Verwandtschaft mit A. uncinata der Autor selbst betont, hat schwächer gekrümmte Dor- nen und ebenfalls nur 3—4-jochige Fiedern. Acacia einerea Schinz. Fruticosa; rami juniores pilosi, adulti cinerei, glabri; stipulae spi- niformes, apice curvatae; petiolus et rhachis dense pilosa; folia 8S—12- pinnata; foliola — 19-jugata, linearia, obtusa, sparse pilosa; flores spicati; legumen oblongum. Standort: Omatope (Oshihekeformation) in Amboland. Ein 1!/, bis 2 Meter hoher Strauch mit anfangs weichbehaarten, später aschgrau berindeten, kahlen Zweigen. Die durch Umbildung der Nebenblätter entstandenen kurzen Dornen sind von bräunlicher Farbe, in jugendlichem Zustande behaart, im entwickeltsten Stadium kahl und mit einer abwärts gekrümmten Spitze versehen. Die + 4 mm lang gestielten, doppelt gefiederten Blätter tragen 7—8 Paar Fiedern nit je bis zu 19 Paar linearen, stumpfen und spärlich behaarten, + 4 mm langen Blättchen. Blattstiel und Blattspindel sind dicht behaart; ersterer ist überdies durch eine ziemlich grosse schildförmige Drüse ausgezeichnet. Die sitzenden oder verschwindend kurz gestielten Blü- ten bilden eine ährige Inflorescenz; die an meinem Untersuchungsma- terial noch nicht ausgereiften Hülsen sind flach, von länglichem Um- riss, nach der Basis und Spitze zu verschmälert, behaart und ziemlich dicht mit braungelben gestielten, mehrzelligen Drüsen bekleidet. A. Verek Guill. et Perrot. (Flora Seneg. t. 56. p.. 245) unterschei- det sich durch kahle und nur 3—5 Fiederpaare tragende Blätter, wo- gegen die ebenfalls nahe verwandte A. hereroensis Engl. (l. ce. p. 20) umgekehrt durch”die bedeutende grössere Anzahl von Fiederpaaren (14—18) abweicht. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 241 Ampelideae Benth. et Hook. Gen. Plant. 1. Oissus Cramerianus!) Schinz. Arboreus; eeirrosus; truncus erectus, carnosus; rami breves, paten- tes, erassi; folia petiolata, 3-foliolata; foliola breviter petiolulata, ovata vel oblonga, grosse dentata, erispa, juvenilia tomentosa; eymae longe pedunculatae; calyx 4-dentatus; petala 4 in corollam calyptratam apice coalita. Standort: Vereinzelt im Hererolande auf Granitkuppen zwischen Otjimbingue und Otjikango, sowie nördlich von Okahandja bei Okom- bepera. Ein 3—4 Meter hoher, hellgelb berindeter Baum mit dieckem, ge- radem, fleischigem Stamm und kurzen, dicken, sparrig abstehenden Aesten. An ältern Exemplaren lässt sich die Rinde in breiten und papierdünnen Streifen ablösen. Der Blattstiel der dreizähligen Blätter ist ziemlich dick, fleischig und + 20 mm lang; die an dem mir vor- liegenden Material noch unentfalteten Blättchen sind von eiförmigem oder oblongem Umriss, unregelmässig grob gezähnt und kraus, kurz- gestielt und gleich dem Blattstiel mit einem fleischfarbigen filzigen Indument versehen. Die + 18 cm lang gestielte Inflorescenz bildet eine reichblütige Trugdolde von + 6 cm Durchmesser; der Pedunculus ist dünner als die Blattstiele, beinahe ganz kahl und mehr oder weniger deutlich längs gestreift. Die Blüten sind bis 3 mm lang gestielt, die Pedicelli wie der flach napfförmige, 4-zähnige Kelch schwach pubes- cent; die Kelchzähne sind ausserordentlich klein und oft kaum zu unterscheiden. Die 4 unbenagelten, mehr oder minder behaarten Blumenblätter sind + 2,5 mm lang und am obern Ende kapuzenartig nach innen geschlagen; sie sind eng mit einander verbunden und lösen sich zur Blütezeit als eine in der Mitte etwas eingeschnürte Mütze ab. Die + 1,75 mm langen Filamente sind fadenförmig und gegen die Spitze hin merklich verjüngt; die Staubbeutel sind dorsifix, + 1 mm lang und von hellgelber Farbe. Der Discus ist kahl und vierlappig, der kurze Griffel ungeteilt. Obgleich mir nur einige spärliche Fragmente dieses prächtigen, im unbelaubten Zustande von Ferne einer aussergewöhnlich kräftigen und gedrungenen Aloe dichotoma nicht unähnlichen Baumes vorliegen, so genügen diese doch, um denselben mit Hülfe der auf der Reise semachten Notizen als einen noch unbeschriebenen (kssus zu erkennen. Von westafrikanischen Oissws-Arten mit 3-teiligen Blättern und baum- artigem Habitus können nur ©. macrocarpus Welw. (Journ. Proceed. of Linn. Soc. VII 77 und Bot. Mag. t. 5472) und ©. Ourrori Hook. (Prodr. Suite V 583), zu welch letzterem Planchon in seiner Monographie der Ampelideen an eitirter Stelle auch ©. Bainesi Hook. (Bot. Mag. 1) Zu Ehren meines hochverehrten Lehrers Herrn Professor Dr. C. Cramer in Zürich. Abhandl, des Bot, Vereins f. Brandenb, XXX, 16 342 H. Schinz: t. 5472) zieht, in Betracht kommen. Während aber ©. Crameri einen stattlichen, ganz geraden, gleiehmässig dicken Stamm besitzt, zeichnen sich die beiden genannten Arten durch gestauchte, dick knollenartige Stammorgane aus. Der in frühern Jahren auf Mauritius häufige ©. Mappia Lamk. weicht durch ganzrandige Blätter ab. Hooker giebt an (l. e.), dass Ü. Bainesii aus dem Namalande stammte, doch bezweifle ich die Richtigkeit dieser Angabe, da der Reisende Baines meines Wissens nie Namaland besucht hat. Wahr- scheinlich wurde der fragliche Cissus im Hererolande entdeckt, und ist er möglicherweise identisch mit einer von Andersson (Lake Ngami p- 175) erwähnten Pflanze, deren Fruchtstände Weintrauben täuschend äbnlich sein sollen. Obgleich ich die von Andersson durch Erwähnung einer kleinen isolirten Gruppe von Selerocarya Schweinfurthiana näher bezeichnete Stelle bei Otjikango (Upingtonia) ebenfalls besuchte, habe ich Anderssons Pflanze nicht wieder finden können. Combretaceae Benth. et Hook. Gen. plant. LXVi. Terminalia porphyrocarpa Schinz. Arborea; folia oblongo-obovata. mucronata, basi attenuata, breviter petiolata, subtus dense pilosa; racemi axillares folio longiores v. sub- aequales; fructus alatus, obovatus vel oblongus, basi attenuatus, pur- pureus. Standort: Ombika im südlichen Teile des Ambolandes. Ein geradstämmiger Baum mit hoher ovaler Krone; die Rinde der Aeste und Zweige ist von dunkler Stahlfarbe, die aber mit vorschreitendem Alter in eine bräunlich-rote Färbung übergeht, sie lässt sich leicht in langen schmalen Streifen ablösen. Die + 4 mm lang gestielten Blät- ter stehen am Ende dicker, beinahe wagrecht abstehender Kurztriebe in Scheinwirteln und sind von länglich verkehrteiförmnigem Umriss, abgerundet und von einer kleinen Spitze überragt, am Grunde dagegen in den Blattstiel verschmälert. Die Länge der Blattspreite beträgt + 30 mm, die Breite + 15 mm; auf der Oberseite ist das Blatt von meergrüner Farbe und nur spärlich behaart, auf der Unterseite aber dicht weichhaarig. Die achselständigen, traubigen Blütenstände — an dem mir vorliegenden Exemplar leider ohne Blüten — sind so lang oder länger als die Blätter und schwach behaart. Die allseitig geflügelten, verkehrteiförmig-ovalen, nach der Basis zu verschmälerten Früchte sind 30—50 mm lang und 13—23 mm breit, von purpurroter Farbe, die auf der Oberseite der Frucht mit einem bläulichen Metall- glanz gepaart ist; sie sind kahl und am obern Ende schwach ausge- randet. Der prächtige Baum, der den Hottentotten unter dem Namen — Keab, den Ovambo als omgolo bekannt ist, findet sich im Norden Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 243 von Gross-Namaland, in Hereroland und in ganz Amboland, doch scheint sein Hauptverbreitungsbezirk zwischen den 21. und 18°. südl. Breite zu fallen, wo er stellenweise im Kaoko und an den Abhängen der zwischen Omaruru und der Etosapfanne von West nach Ost streichenden Hügelzüge den Hauptbestandteil der Wälder bildet. Die geraden, !/,—'/,; Meter im Diameter messenden Stämme dürften nach den Versuchen von Sachkennern zu schliessen ein gutes Nutz- holz liefern, Bei Vergleichung der nächstverwandten Arten kommt in erster Linie die südafrikanische 7. sericea Burch. (Catal. Geogr. Afr. Austr. No. 2399) in Betracht, die sich aber von unserer neu aufgestellten Art durch beiderseits angedrückt behaarte, spitze Blätter, welche die Infloreseenzen an Länge überragen, unterscheidet; nach der Harvey’- schen Beschreibung (Flora cap. I p. 508) sind die Früchte überdies breiter als bei 7. porphyrocarpa. Die von Dr. Kirk bei Tette gesammelte 7. prumiordes Laws.. die ich nur aus Olivers Flora of trop. Africa II p. 415 kenne, hat längere Blätter und längere Früchte; die Flügel der letzteren sollen am Rande überdies zerknittert sein. Noch entfernter scheint die eben- falls aus Mossambique bekannte 7. Brownü Fresen. (Mus. Senck. 1837, 152) zu stehen, die verhältnismässig langgestielte, breit lanzett- liche Blätter hat. Terminalia Rautanenii!) Schinz. Arborea; folia petiolata, fascieulata, oblongo-obovata vel euneata, mucronata, pilosa, demum subglabra; racemi axillares folio 2-vel 3- plo longiores; fructus alatus pedicellatus, elliptieus vel subovatus, fulvus. Standort: Oohama, südöstlich von Olukonda (Amboland). Ein hoher Baum mit grauer oder grau-gelblicher, in langen bandar- tigen Streifen sich ablösender Rinde. Die + 7 mm lang gestielten Blätter stehen in Scheinwirteln am Ende mehr oder minder wagrecht abste- hender, kürzerer oder längerer, sich später zuspitzender Seitenzweige. Die Blätter sind länglich-verkehrteiförmig bis keilförmig, abgerundet _ und von einer kleinen Spitze überragt, 15--30 mm lang und 11—16 mm breit, unter- und oberseitig weichhaarig; mit der Zeit verlieren sie aber diese Haarbekleidung und sind dann mit Ausnahme’ der stärkern Nerven mehr oder minder kahl. Die behaarten, traubigen Infloresecencen sind blattachselständig und vielblütig, bis 17 mm lang gestielt und bis 90 mm lang. Der Pedicellus erreicht eine Länge von 1—2 mm; I) Ich habe mir gestattet diese Art meinem Freunde Missionar Rautanen in Olukonda (Amboland) zu widmen, dessen Gastfreundschaft ich während 7 Monate im umfangreichsten Masse genossen habe und der sich bei der Anlage meiner Samm- lungen vielfach thätig beteiligt hat. 16* 244 H. Scehinz: die Bracteen sind schmal lanzettlich, behaart und frühzeitig abfallend. Die in der Knospenlage valvaten Kelchzipfel sind breit lanzettlich, spitz, + 2 mm lang und an der Basis + 2 mm breit; die + 2; mm langen, ausserhalb des zottig behaarten Diseus inserirten Filamente der 10 dorsifixen Antheren sind fadenförmig, nach unten gleichmässig verdickt und in der noch ungeöffneten Blüte knieförmig geknickt. Der kahle Griffel ist walzenförmig und nach der stumpfen Narbe zu sich verjüngend; der Fruchtknoten ist flach und unbehaart. Die + 4 mm lang gestielte, allseitig geflügelte Frucht ist von elliptischem oder fast eiförmigem Umriss, bis 45 mm lang und 25—30 mm breit; die Flügel sind auf der Längsseite der Frucht je + 10 mm breit; und am obern Ende + 3 mm tief ausgebuchtet. Die unbehaarten Früchte sind von hellbrauner bis gelber Farbe. Ieb habe diesen Baum in grössern Beständen nur im Südosten Ambolands gefunden, wo er aber so häufig vorkommt, dass er der oben erwähnten Localität z. B. sogar den Namen verleiht (ohama Sing.., oohama Plur., mitunter auch omhama genannt). Vereinzelt aber immer- hin nicht selten begegnete ich ihm im ganzen Gebiete der nordwest- lichen Kalayari, wo er den Reisenden Baines und Chapman ca. 4 Tagereisen südwestlich vom Ngami-See, in der Nähe der sogenannten „Kuppen“ ebenfalls zu Gesicht kam. Baines (Explorations in South West Africa London 1864 p. 187 und 247) entwirft eine treffliche Be- schreibung des Baumes sowie der Früchte und bemerkt, dass dies der „Motjihara“ der Betschnana sei und vergleicht das technisch wohl verwendbare Holz mit dem Stinkhout (Oreodaphne bullata) der Knysna- Wälder, mit dem es auch jenen starken, beim Bearbeiten der harten Stämme entstehenden unangenehmen Geruch gemein hat. Andersson erwähnt des Baumes in seinem „Lake Ngami“ p. 168 und ist ganz entzückt von den „prachtvollen Wäldern geradstämmiger, dunkellaubiger Bauholz-Bäume“, durch die er auf einer Jagdexcursion nordöstlich von Okamambuti ritt. Okamambuti liegt ungefähr 2 Stunden nördlich von Otjavanda tjongue oder Grootfonteyn in Upingtonia, dem Lager der aus Mossamedes emigrirten Transvaal-Bauern, und stimmt daher auch dieses Vorkommen mit meiner Beobachtung, dass sich die Verbreitung des 7. Rautanenii auf das ganze Gebiet zwischen dem südlichen Amboland und dem Ngami-See erstreckt, und zwar in der Weise, dass stellenweise diese Art und 7. porphyrocarpa gemischt vorkommen, die erstere aber den Norden, die zweite den Süden be- herrscht. Die sämtlichen einerseits von Oliver und anderseits von Harvey eitirten Arten mit fascieulirten Blättern unterscheiden sich sofort von unserer T. Kautanenii durch purpurrot gefärbte Früchte; T. sericea Burch. des Speciellen durch kurze Inflorescenzen, 7. prunioides Laws. durch oberseits kahle, unterseits lang behaarte Blätter und breitere Früch- Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 245 te, T. Brownit Fresen. durch breit lanzettliche, spitze lange Blätter, Das Grössenverhältnis der Blätter zu den Inflorescenzen, sowie Behaarung der verhältnismässig langgestielten Blätter und die Farbe der Früchte verbietet aber auch die Vereinigung mit 7. porphyrocarpa. Oombretum”hereroense Schinz. Fruticosum; folia breviter petiolata, elliptica vel obovata, mucro- nata, pilosa; panniculae pedunculatae, pilosae ; calyx 4-dentatus; petala glabra, obdeltoidea, flava; antherae exsertae, flavae; fructus 4-alatus, lepidotus. Standort: Otjovazandu in Nord-Hereroland. Ein ziemlich hoher, ästiger Strauch mit schwach behaarten Zweigen, dessen junge Triebe mit Schülfern bekleidet sind. Die alter- nirenden, oft aber auch zu dreien einen Scheinquirl bildenden, 1,5 -3 mm lang gestielten Blätter sind von ledriger Consistenz, elliptisch, oval oder verkehrteiförmig, abgerundet und mit einer harten, kleinen Spitze versehen, oberseits weich behaart und mit weisslichen Schül- fern bedeckt, späterhin jedoch kahl und von grünlicher Farbe, unter- seits dicht schülferig und vorzugsweise auf den sehr deutlich hervor- tretenden Nerven behaart; die Färbung der Blattunterseite spielt im allgemeinen ins gelblich- oder bräunlich-grüne über. Der Pedunculus der blattachselständigen, gedrungenen, bis 15 mm langen, rispigen Inflorescenzen wird bis zu 6 mm lang; er ist mit kleinen schmalen Hochblättern besetzt, dicht behaart und beschuppt und von schwefel- oder braungelber Farbe. Die Blüten sitzen in den Achseln bräunlicher, lanzettlicher, + 2 mm langer Tragblätter. Der becherförmige, aussen und innen behaarte Kelch ist vierzähnig; der Rand des unterhalb des Kelches etwas eingeschnürten Receptaculums ist von orangegelber Farbe und zottig behaart. Die kahlen gelben, benagelten Blumenblätter sind von verkehrt-deltoidem oder breit keilförmigem Umriss, + 2 mm lang und + 2 mm breit, am abgerundeten obern Ende schwaclı ausgebuchtet; die + 4 mm langen Filamente sind in ungleicher Höhe inserirt und ragen aus der Blüte hervor. Die Staubbeutel sind dorsifix und Öffnen sich nach aussen; der einfache Griffel ist unbehaart. Die ‘ dieht mit bräunlich-gelben Schülfern bekleidete 4-flüglige Frucht er- reicht eine Länge von blos 20 mm; die Flügel sind durehschnittlicl + 6 mm breit. Nach der Grösse der Blätter und der dem Aufbau der Blüte zu Grunde liegenden Zahlenverhältnis zu schliessen, muss die oben be- schriebene Art in die Nachbarschaft von Oombretum mierophyllum Klotzsch (Peters Mossamb. 74) gestellt werden, das sich aber abgesehen von der dichtern Behaarung durch breiteiförmige und ausgerandete Blätter, sowie durch die roten Petala und‘ Filamente unterscheidet. Noch enger scheinen die Beziehungen mit dem ebenfalls von Peters gesam- 246 H. Schinz: melten Combdretum pisoniaeflorum (Sheadendron pisoniaeflorum Klotzsch l. e. 77) zu sein, das von ©. hereroense durch die oberseits dicht mit rostbraunen langen Haaren bekleideten Blätter abweicht, sonst aber dem ganzen Habitus nach leicht mit der neu aufgestellten Art ver- wechselt werden könnte. Combretum Eilkerianum!) Schinz. Frutex 2—-3 m altus; folia brevissime petiolata, ovalia vel eu- neata, obtusa vel emarginata‘, pilosa; racemi axillares, oblongi, multiflori, sulfurei; calyx 4-dentatus, pilosus; petala glabra, late obo- vata, emarginata; filamenta exserta, glabra. Standort: In der Nähe des Kunene auf der Seite des Ombandja- Stammes; ziemlich häufig in der Uebergangszone vom Wald zur Steppe. Ein prächtiger Strauch von bis zu 3 Meter Höhe, dessen jüngere Zweige dicht mit kurzen, weichen Haaren bekleidet sind. Die zu 3—5 auf 2—4 mm langen Kurztrieben sitzenden oder I-2 mm lang ge- stielten Blätter sind oval oder keilförmig,-abgerundet oder ausgerandet und entbehren einer Stachelspitze; die Länge der Blätter schwankt im allgemeinen zwischen 9 und 18 mm, die Breite zwischen 6 und 12 mm. Die schülferige Blattoberseite ist gleichzeitig auch mehr oder weniger dicht behaart, die hell-gelblichgrüne, ebenfalls schülferige Unterseite dagegen ist sehr dicht behaart. Die + 25 mm langen schwefelgelben Inflorescenzen bilden längliche dichtblütige, + 10 mm lang gestielte Trauben, deren Peduneuli mit schuppenförmigen Hoch- blättern besetzt sind. Die Blüten sitzen in den Achseln lanzettlicher, aussen dicht beschuppter Tragblätter; die 4 Zähne des beschuppten und behaarten Kelches sind von deltoidem Umriss und spitz. Der Saum des unterhalb des Kelches eingeschnürten Receptaculums ist dicht mit Haaren bekleidet. Die benagelten, breit verkehrt-eiförmigen oder verkehrt-deltoiden Blumenblätter sind von gelber Farbe, + 2, mm lang und 2,; mm breit, am breiten, abgerundeten Ende schwach ausgerandet; die aus der Blüte hervorragenden, + 5 mm langen Fila- mente sind in ungleicher Höhe inserirt und gleich dem Griffel unbe- haart. Die seiner Zeit an Ort und Stelle gesammelten Früchte sind im Laufe der Reise verloren gegangen. Offenbar ist auch dieser dem subtropischen Vegetationsgebiet an- gehörenden Art ein Platz in der Nähe des Uombretum pisoniaeflorum anzuweisen; die kurzen rundlichen Blütenstände des letzern unterschei- den es aber unverkennbar von Ü. Eilkerianum. Die sämtlichen in Har- vey et Sonder Flora Capensis II. p. 508 beschriebenen südafrikanischen Arten zeichnen sich ausnahmslos durch meist bedeutend längere Blät- ı) Meinem Freunde Herrn Oberlehrer Dr. G. Eilker gewidmet. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 247 ter aus und fallen daher vorderhand ausser den Bereich eines Ver. gleiches. Combretum coriaceum Sehinz. Frutieosum; folia petiolata, ovalia, elliptica vel ovata, obtusa vel breviter euspidata, juvenilia tomentosa, demum supra glabra et nitida: racemi simplices vel compositi; calyx 4-dentatus; petala glabra, albida. breve unguiculata, subreniforma; fructus 4-alatus, oblongus dense fer- rugineo-lepidotus. Standort:. Zwischen Otjozondjupa und Otjiheveta im Norden des Hererolandes; auf trockenen, locker-sandigen Boden beschränkt. Ein 1—1'/, Meter hoher Strauch, dessen junge Triebe und junge gegenständige Blätter mit einem dichten, graugrünen Filz bekleidet sind. Im Laufe der Weiterentwickelung nehmen die erst zarten Blät- ter eine steif-ledrige Consistenz an und sind nun oberseits beinahe ganz kahl und dabei glänzend, unterseits dagegen dicht mit kurzen gelblichen Haaren bedeckt. Sie sind von ovalem, elliptischem oder eiförmigem Umriss, abgerundet oder in kurze stumpfe Spitzen ausge- zogen, ganzrandig und gegen den + 7 mm langen Blattstiel abgerun- det, 40—60 mm lang und 26—23 mm breit. Der blattachelständige Blütenstand entspricht entweder einer kurzen, einfachen Traube oder bildet eine aus gestielten, kreuzweis gegenständigen, oblongen Trau- ben zusammengesetzte Rispe. Die Tragblätter sind schmal lanzett- lich und gleich der ganzen Inflorescenz mit kurzen weichen Haaren bekleidet. Das krugförmige Receptaculum der zur Anthese undeutlich gestielten Blüte ist durch eine schwache Einschnürung von dem 4-zäh- nigen, + 3 mm langen, kurz behaarten und mit gelblichen Schülfern überkleideten Kelch getrennt. Die Zähne des zur Blütezeit mehr oder minder trichterförmig gestalteten Kelches sind deltoidisch und spitz; der freie Receptaculumsaum ist aussen lang behaart. Die 4 nahezu nierenförmigen Blumenblätter sind kurz benagelt, unbehaart und von weisslicher Färbung, + 2 mm lang und + 3 mm breit; die + 5,5; mm langen, aus der Blüte hervorragenden Filamente sind nach der Basis zu etwas verdickt und unbehaart. Der kahle, mit einer abgestutzten Narbe versehene Griffel ist kürzer als die Staubblätter. Die bis zu 4 mm lang gestielten, 4-fügligen Früchte erreichen eine Länge von 40 mm; die Flügel sind ungefähr 10 mm breit, beiderends halb herz- förmig, holzig und gleich dem eigentlichen Nusskörper dicht mit rost- braunen Schülfern bedeckt. Dieser Strauch zeichnet sich von allen übrigen südwestafrikani- schen Combdretum-Arten auffallend durch die dieht filzige Behaarung der jungen vegetativen Triebe aus, die es ihm auch ermöglicht, eine Bodenformation zu bewohnen, die von seinen Verwandten sonst streng semieden wird. 248 H. Schinz: Als nächst verwandte”Art vermag ich vorderhand nur ©. holo- sericeum Sond. anzusprechen, das mit.Ü. coriaceum in der Form der Blumenblätter, sowie der Länge der Filamente wohl übereinstimmt, durch die kurz gestielten, durchschnittlich längern und breiten Blätter, die kurzen Blütenstände und die gewimperten Petala jedoch erheblich abweicht. Lythraceae Benth. et Hook. Gen., Plant. LXIX. bestimmt von Herrn Dr. E. Koeh.ne. Die Sammlungen der Herren H. Schinz, A. Lüderitz und A. Schenck aus Südwestafrika enthalten nur drei Lytlıraceen, die aber alle drei neu sind und alle drei der für Afrika besonders charakte- ristischen und in diesem Erdteil am stärksten vertretenen Gattung Ne- saea angehören. Die Anzahl der bekannten Nesaea-Arten hebt sich dadurch auf 30, von denen 24 den südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas bewohnen und zwar 23_als endemische Arten,” wenn man die Insel Madagascar, auf welche 5 Arten übergreifen, in das Gebiet mit einbezieht. Aus Australien sind 4 Arten, darunter 3 endemische, aus dem indischen Monsungebiet 3 Arten, darunter 1 endemische, aus dem nordamerikanischen Prairiengebiet_l; endemische Art bekannt. Von den nachstehend beschriebenen Arten gehört die erste der Section Heimtiastrum an, welcher folgende Verbreitung zukommt: 1. X. longipes A.Gray West-Texas bis zum Rio Grande; 2. N. Robertsii F.v- Müll. Queensland; 3. N. Arnbemica F.v.Müll. Nordausiralien; 4. X. dodecandra (DC.) Koehne Senegambien und Abessinien; 5. N. tcosandra Kotschy et Peyritsch im Djurlande und; Dar Fertit; 6. N. heptamera Hiern Mossambique; 7. N..&nifolia Welw. ed. Hiern Angola; 8. N. mucronata n. sp. Amboland; 9. N. rigidula (Sonder) Koehne Südafrika am Aapjesrivier. Die zweite und dritte der neuen Arten bereichern die in West- und Südafrika endemische Section Salicariastrum, (deren Verbreitung nunmehr folgende ist: 1. N. passerinoides (Welw. ed. Hiern) Koehne Angola; 2. N. Zythroides Welw. ed. Hiern Angola; 3. N. Schin- zü n. sp. Upingtonia; 4. N. Lüderitziü n. sp. zwischen Walfischbai und Odjitambi und in Hereroland; 5. N. sagittifolia, (Sonder) Koehne Magaliesberge in Transvaal. Es mögen nun die Beschreibungen folgen. N. mueronata Koehne n. sp. (Sect. Heimiastrum). Atl. ined. t. 47 fig. 361. Glabra, verisimiliter fruticulosa, sed ob_combustionem camporum habitum herbae perennis referens caulibus numerosis, graeilibus, virgatis, parce ramulosis v. simplieibus, 4-gonis, eire. 20—30 cm longis v. longioribus. Folia internodiis aequilonga v. paullo brevi- ora, opposita v. rarissime terna, sessilia, e basi valde cordata Saepeque dilatata oblonga v. lanceolata (3—15 mm : 11/,—7 mm) _ Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika, 249 acutiuscula, 1-nervia, glauco-incana. Flores in axillis solitarii v. rarissime in dichasiis 3-floris dispositi, 6-meri, di- morphi; pedicelli 9- 13;mm longi, graciliter filiformes, eire. 1—1!/,;, mm infra apicem prophylla parva ovato-lanceolata recurva gerentes, florum lateralium dum adsunt eire. 4 mm longi. Calyx 4—6 mm longus, eyathiformis, leviter 12-nervis; lobi tubi '/, aequantes, in mucronem reflexum acuminati; appendices minutae calliformes. Petala 6, calyci aequilonga, late elliptica, verisimiliter rosea vel pallide miniata. Stamina 12, ad calyeis Ys—!/g, episepala semper epipetalis paullo inferius, inserta, Ovarium ellipsoideum. — Flores brachystyli: stamina episepala !/, exserta, epipetala paullo vel vix breviora, stylus calycis lobos aequans; flores dolichostyli: stamina episepala minus quam !/, exserta, epipe- tala ... .. ? stylus longe exsertus. Standort: Omatope in Amboland, Febr. 1886. Der Artname bezieht sich auf die Beschaffenheit ;der Kelchzipfel. Die Art würde in meiner Monographie (Englers Bot. Jahrbücher Bd. II, S. 334) No. 361 erhalten und hinter No. 302 einzureihen sein, denn, obgleich die Arten der Section einander sämtlich sehr nalıe stehen und es deshalb schwer zu sagen ist, mit welchen N. mucronata zunächst verwandt ist, so scheinen doch N. rigidula (Nr. 302) und N. dodecandra (No. 303) die nächsten Beziehungen aufzuweisen. Sie unterscheidet sich von allen Aeimiastrum-Arten leicht schon durch die tief herzförmigen Blätter und den (höchstens vielleicht bei N. rr- gidula noch zu vermutenden) Dimorphismus der Blüten. Dass die letzteren di- und nicht trimorph sind, kann,nach dem vorliegenden Material kaum einem Zweifel unterliegen, da.in der reichlich vertretenen kurzgriffeligen Form die beiden Staminalkreise allzu. geringe Längen- verhältnisse darbieten. Von der langgriffeligen Form lag nur ein Exemplar und keine einzige unversehrte Blüte vor; kein Griffel mit unverletzter Spitze war vorhanden, und von den Staubfäden fand sich nur ein einziges episepales noch unzerbrochen. Dieses überragte mit fast dem dritten Teil seiner Länge den Kelch. Die Einfügung der Stamina zeigt eine bisher noch bei keiner Lythracee von mir bemerkte Eigentümlichkeit, indem die episepalen Stamina in obdiplostemonischer Weise deutlich tiefer inserirt sind als die epipetalen, während sonst, wenn überhaupt ein Unterschied in der Insertionshöhe besteht, die episepalen Stamina die höher eingefügten sind. Nesaea sect. Salicariasitrum. Ich gebe von der ganzen Section die Diagnose nebst einer kurzen Uebersicht der Arten wieder, weil auf diese Weise die Unterschiede der neuen von den schon bekannten Arten am schärfsten hervortreten. 250 H. Schinz: Herbae vel frutieuli. Folia opposita, vel verticillata 3—4”®, vel in spirali disposita, sessilia et profunde sagittato- vel subhastato-cordata, margine valde revoluta. Dichasia 1-pluriflora; prophylla infima in- terdum dichasium subampleetentia. Flores 4-meri. Calyces parvi (1'/,— 4 mm longi); appendices patentes. Petala O—4. Stamina 4 epipe- tala vel 8. Stylus ovarii !/;-—öplum aequans. (Koehne in Englers Bot. Jahrb. Bd. III. S. 388.) A. Petala vix 1 mm longa vel nulla. Floris medii prophylla di- chasium subamplectentia. Calyeis appendices lobis brevissimis duplo longiores. Nesaea passerinoides (Welw. ed. Hiern) Koehne. Hirtella. Folia opposita, v. 3--4”2, v. alterna. Flores subsessiles, in dichasiis 3—7-floris. Stamina 4, epipetala, lobos calyeis vix supe- rantia, vel raro 8, episepalis dum adsunt magis exsertis. Stylus ovarii eirc. !/, aequans. B. Petala calyei aequilonga vel longıora. Floris medii prophylla parva. Calyeis appendices lobis duplo breviores vel brevissimae. a. Stamina 4, epipetala. Flores dimorphi. Nesaea lythroides Welw. ed. Hiern. Hirtello-puberula. Dichasia’1-pluriflora. Flores medii pedicellus 2 mm longus vel multo longior, prophylla foliacea lanceolata apice gerens. Petala calyce longiora. Stylus staminaque aut lobos vix v. paullo superantia aut longe exserta. b. Stamina 8. a. Flores trimorphi. Nesaea Schinzii Koehne n. sp., Atl. ined. tab. 76 fig 362. Fruticulus glaber ramosissimus, 30 em altus vel altior; rami subvirgati ramulique suberecti v. patulo-erecti graciles tetragoni. Folia opposita, e basi subhastato-cordata lanceolata v. linearia (4—12 mm : 1—2 mm, basi saepe latiora), margine valde revoluta, 1 nervia. Dichasia 1—3-flora, raro 5-flora; floris medii pedicellus 1—3 mm longus, eire. ad !/—!/, prophylla lanceolata parva gerens; fiores laterales medium aequantes.. Calyx 1!,—3 mm longus; lobi tubi eire. Y/, aequantes; appendices dimidio breviores, patentes. Petala calycem longitudine superantia, rotundato-elliptica, brevissime unguiculata, lilacina. Stamina ad tubi eire. !/, plerumque biseriatim, episepala paullo inferius, inserta, Ovarium ellipsoideum, brevissime stipitatum, stylus semper exsertus — Flores brachystyli: stamina episepala °/, ultra calycem exserta, epipetala illis !,, breviora Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 251 antheris dimidio minoribus, stylus staminibus epipetalis ?/, brevior; flores mesostyli: stamina episepala ?/,; exserta, epipetala ealyeis lobos vix superantia, antherae omnes aequales, stylus staminibus episepalis eirc. !/, brevior (haud longior quam in floribus brachystylis); flores dolichostyli: stamina episepala !/, exserta; epipetala calyeis lobos aequantia vel vix superantia, antherae aequales, stylus stamina episepala !/; superans. Standort: Oshando in Upingtonia, März 1886 (Schinz), Die 2-reihige Staminalinsertion ist dieselbe ungewöhnliche wie bei N. mucronata. Den Kelch fand ich bei der mittelgriffeligen Form nur etwa 1!/, mm, bei der kurzgriffeligen 2—2!/, mm, bei der lang- sriffeligen 3 mm lang. Ob diese Unterschiede constant sind können erst spätere Sammlungen lehren Ebenso bedürfen die Längenverhält- nisse der Staminalkreise und Griffel noch weiterer Vergleichungen. An den vorliegenden Exemplaren ist der Umstand sehr auffällig, dass der Griffel der kurzgriffligen Exemplare zwar kürzer als die kürzeren Staubblätter derselben Blüten, aber keineswegs kürzer als der Griffel der mittelgriffligen Exemplare ist. Diese Art würde in meiner Monographie die Nr. 362 erhalten und hinter N. /ythroides (Nr. 312) einzuschalten sein, mit der sie zweifellos zunächst verwandt ist. N. sagütifolia (Sonder) Koehne. Fruticulus puberulus. Folia in spirali disposita, e basi dilatata lanceolata vel oblongo-lanceolata. Dichasia 3—5 Jora; floris medii pedicellus 6-8 mm longus CGalyx 4 mm longus. Petala calyce longiora. Stamina florum mesostylorum episepala magis quam !/, exserta, epipetala tubum vel lobos aequantia, stylus illis brevior, his longior. Flores brachy- et dolichostyli adhue ignoti. Bei dieser Art ist in meiner Monographie (a. a. O. S. 339) ein sinnentstellender Fehler stehen geblieben, indem es heisst „calyeis appendices ut in 311“ (i. e. N. passerinoides), „petala ut in 311“, Beide male muss es heissen „ut in 312“ (i. e. N. /ythroides). ß. Flores monomorphi. N. Lüderitzii Koehne n. sp., Atl. ined. tab. 76, fig. 361. Suffrutieulosa videtur, fere glabra, 12-—- ....cmalta. Ramı subvirgati, plus minus ascendentes, graciles, vetustiores tetragoni, Juni- ores potius bisulcati; sulei in quovis internodio e folii axilla sursum eurrentes marginibus argutis minutissime serrulatis. Folia opposita, e basi subhastato-cordata linearia (8&—1l4 mm: 1—1'/, mm, basi latiora), margine valde revoluta, supra minutissime pubero- scaberula, subtus glabra, I-nervia. Dichasia plerumque 3-fHora 252 H. Schinz: rarius 5-flora; floris medii pedicellus 5—8mm longus, ad 1, —/s prophylla lanceolato-linearia gerens, flores laterales medium aequantes. Galyx eire. 3-4 mm longus, campanulato-cyathiformis, glaber; lobi tubi fere !/, aequantes; appendices breves vel brevissimae, patentes. Petala calyei aequilonga, rotundata, lilacina. Stamina 8, ad tubi !/,—!/, piseriatim, episepala paullo inferius, inserta, magis quam !/, ultra calycem exserta, nunc aequilonga, nunc epipetala eire. Y—!/; breviora. Ovarium ellipsoideum ; stylus stamina paullo superans. Standort: Hereroland: Tsoa Xaubthal (Schenk No. 420, Lüderitz). Die Art erhält No. 363 in meiner Monographie und ist hinter der nächstverwandten N. sagittifolia (No. 313) einzureihen. Sie zeigt dieselbe auffällige Staminalinsertion wie N. mucronata und N. Schinzii. Viele Blüten des vorliegenden Materials zeigen im Kelch eine kleine Durchbohrung mit gebräunten Rändern und im gallenartig vergrösser- ten Fruchtknoten eine Insectenlarve; dieselbe Erscheinung wurde, wenn auch seltener, bei N. Schinzü bemerkt. Passifloreae Benth. et Hook. Gen. Plant. LXXIV. Basananthe heterophylla Schinz. Herbacea; folia infima tripartita, segmenta lanceolata vel elliptica, basi attenuata, mucronata irregulariter serrata, superiora ovata vel late lanceolata, obtusa vel acuta, mucronata, irregulariter serrata; peduneuli biflori, ereeti; pedicelli 2-vel 3-braeteati; calycis laciniae inaequales; petala anguste oblonga, obtusa; capsulae nutantes; semina ovalia; testa scrobiculata. Standort: Vereinzelt in Rehoboth in Gross-Namaland, sehr häufig in den Oshihekeformationen (typische Sandgebiete mit einer höchst charakteristischen Vegetation) des Ambolands. Die lang gestielten Blätter sind von nahezu kreisförmigem oder breit ovalem Umriss und tief dreiteilig; die einzelnen, nach der Basis zu sich verschmälernden, bis 15 mm breiten Segmente sind lanzettlich oder elliptisch, stumpf und von einer kleinen Weichstachelspitze ge- krönt, entweder ganzrandig oder bis zur halben Länge unregelmässig weitläufig gesägt, und zwar laufen die Zähne in eine steife Haarspitze aus. Die Blattspreite pflegt dem Blattstiel entlang zu laufen und in- folge dessen ist mitunter auch dieser an den Kanten mit unregelmässig verteilten groben Zähnen versehen. Die obern Blätter sind bis zu 35 mm lang gestielt, ungeteilt, eiförmig, oval oder breit lanzettlich, entweder abgerundet oder spitz zulaufend und mit einem kleinen überragenden Spitzchen versehen. Die Länge der obern Blätter variirt zwischen 35 und 55 mm, die Breite zwischen 10—25 mm; der Blatt- rand ist oft bis zu ?/, der Blattlänge grob gesägt, und die Zähne laufen wie bei den untern Blättern in eine Spitze aus. Die Neben- blätter sind schmal linear oder fadenförmig und bis 6 mm lang. Die Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 255 Blüten stehen meist zu 2 auf gemeinsamem, 3-9 mm langen Pedun- culus in den Achseln der obern Blätter; der Pedicellus ist bis 10 mm lang und in ungefähr halber Länge mit 2—3 fadenförmigen, bis 6 mm langen, quirlig stehenden Bracteen versehen, oberhalb deren Insertion der Blütenstiel merkbar verdickt ist. Der Kelch ist bis beinahe zum Grunde fünfteilig; die ungleich breiten, ungefähr 11 mm langen und nach der Befruchtung sich noch etwas streckenden Kelchteile sind janzettlich, + 3 mm breit, spitz und auf dem Rücken mit einem flügelartigen Kiel versehen. Die 5 weissen, länglich-schmalen Blumen- blätter sind mehr oder weniger stumpf, bis 10 mm lang und + 1,5 mm breit. Der Tubus des häutigen, fein zerschlitzten äusseren Corona- ringes ist + 1,5 mm hoch; die Fransen sind auf der Innenseite am Grunde mit einem kleinen Anhängsel versehen. Der hyaline, mittlere Coronaring ist sehr kurz und ganzrandig, der innere dagegen 1—1,35 mm hoch und am Rande undeutlich gekerbt. Die 5 hyalinen, 3—5 mm langen Filamente sind nach der Basis zu stark verbreitert, die Staubbeutel pfeilförmig und in der Knospe + 2 mm lang. Das unbehaarte Ovarium ist von eiförmiger Gestalt, der Griffel + 6 mm lang und ca. 2,5 mm tief 3teilig, die Narbe kopfförmig. Die ellipsoidische, einfächerige, nickende Kapsel springt mit 3 Klappen auf; die 2—-3 ovalen, von einem rötlichen Arillus ein- gehüllten Samen sind + 7 mm lang und + 4 mm breit. Die Samen- schale ist eingestochen-punktirt. An einigen der bereits in Frucht stehenden Exemplare finden sich oberhalb der spindelartigen Pfahlwurzeln zwei einzelne, opponirt ste- hende, + 16 mm lang gestielte Blätter, die offenbar als die Cotyledo- nen zu deuten sind; sie sind von ovalem, beiderends abgerundetem Umriss, auf einer Längsseite deutlich seicht ausgeschweift, + 30 mm lang, + 18 mm breit und ganzrandig. Aus diesem von Peyritsch aufgestellten Passifloraceen-Genus sind bis jetzt erst zwei Vertreter zu unserer Kenntnis gekommen, >. littoralis Peyr. und B. nummularia Welw., die beide aus Benguela stammen. 5. littoralis Peyr. (Sertum Benguelense p. 30) ist ein kleiner, niedri- ger Halbstrauch mit länglich lanzettlichen, ungeteilten und kurzge- stielten Blättern. Die von Welwitsch entdeckte, ebenfalls perennirende B. nummularia (Welw. in Transact. Linn. Soc. XXVIl. 28, t. IX) un- terscheidet sich von meiner Art durch rundliche, ungeteilte Blätter, wechselständige Bracteen und bis über die Mitte 3teiligen Griffel. Jäggia!) Schinz gen. nov. Flores hermaphroditi; calyeis tubus infundibuliformi-campanula- !) Es freut mich dieses neue Genus meinem lieben Lehrer Herrn J. Jäggi, Direktor der botanischen Sammlungen in Zürich, widmen zu können, der mir bei 254 H. Schinz: tus, limbus 5-lobus, lobis coriaceis, obtusis, imbricatis; petala 5, calyeis fauci inserta et ab eo inelusa, lanceolata, unguiculata; stamina 5, hypo- gyna, sepalis opposita; corona et glandulae disci 0; filamenta ligu- lata, libera; antherae lineares, apice obtusae; ovarium longe stipita- tum, ovoideum; stylus brevis, 3-fidus; stigmata peltata. Herba perennis, glaberrima; radix crassa, sphaeroidea, caulis te- res, scandens, parce ramosus; folia anguste lanceolata; stipulae par- vae, subulatae; eirri laterales O0; flores in monochasiis paueifloris dis- positi; pedunculus primanus in eirrum saepe productus. Hinsichtlich der Geschlechtsverhältnisse der verschiedenen Genera innerhalb der Abteilung der Modecceae, der diese neue Gattung un- zweifelhaft einzureihen ist, stimmt einzig die durch hermaphroditische Blüten ausgezeichnete Machadoa Welw. (Trans. Linn. Soe. XXVII p. 29) mit Jäggia überein, unterscheidet sich aber von dieser ganz wesent- lich durch die im Grunde des Kelches inserirten Blumenblätter, die zu einem Ringe verwachsenen Filamente und den ungeteilten,, von einer dreilappıgen Narbe gekrönten Griffel. Von den eingeschlechtigen Mo- decceae kommt wohl Modecca Lamk. (Diet. IV 208) meiner Gattung am nächsten, ohne dass jedoch eine Vereinigung damit möglich wäre, da sie sich anderseits durch das Vorhandensein einer doppelten Co- rona und die Bildung seitlicher Ranken entfernt. Die ebenfalls ein- gesehlechtige Gattung Ophrocaulon, die Baillon (Hist. d. Plantes VIN. 476) zusammen mit Zumodeeca und Keramanthus als 3 Seetionen von Modeeca auffasst, weicht ausserdem durch die kurze Kelchröhre, die sitzenden Narben und die ganz oder doch beinahe ungestielte Kapsel ab Atheranthera Mast. (Trans. Linn. Soc. XXVII 640) endlich steht von den gesamten afrikanischen Modecceae unserer Gattung am ent- ferntesten; sie besitzt unregelmässige Blüten, die doppelte Anzahl, nämlich 10, an der Basis verwachsener Staubblätter und einfächerige Antheren. Jäggia repanda Schinz. Standort: Guibes im mittlern Gross-Namaland. Aus einem über kopfgrossen, verkehrteiförmigen, fleischigen Wur- „elstock entspringen einige wenige schlanke, meergrüne Stengel, die mittelst der zu einer Ranke umgebildeten Blütenstiele hoch an Büschen empor klettern. Die 1-2 mm lang gestielten Blätter stehen alterni- rend in Entfernungen von je 3—7 cm; sie sind kahl, von meergrüner Farbe, schmal lanzettlich, 20—50 mm lang und bis 5 mm breit, ab- gestutzt und seicht ausgeschweift. Der am Grunde herzförmige Blatt- _ rand ist nach oben geschlagen und beiderseits vom Blattstiel, wie der ersten Sichtung und Bestimmung meines Materials mit unschätzbarem Rate unermüdlich zur Seite gestanden hat. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 255 überhaupt auch jeder der seitlichen Blattlappen mit einer sitzenden Drüse versehen. Der Grundplan der Inflorescenz ist ein achselstän- diges, kurzgestieltes, 4—5blütiges Monochasium. Dadurch, dass die beiden der etwas entfernten Vorblätter des Priman-Sprosses fertil werden, kann das Sympodium in seinem untern Teile eine dichasiale Ausbildung erfahren; an den Sprossen höherer Ordnung ist jedoch mit sehr sel- tenen Ausnahmen stets nur das eine der zwei Vorblätter fertil. Der Primanspross trägt entweder eine ausgebildete Blüte oder geht dureh Streckung des Pedicellus in eine ungeteilte Ranke über, die an ihrem Ende eine reducirte Blüte trägt, und lassen sich zwischen diesen bei- den Extremen mit Leichtigkeit sämtliche Uebergänge verfolgen. Ober- halb jeder Inflorescenz findet sich ausnahmslos ein Beispross, der je- doch, sofern nicht die Entwicklung der erstern unterdrückt wird, im Knospenzustand verharrt. Der fünfteilige, trichter- bis glockenförmige kahle Kelch ist zur Zeit der Anthese + 16 mm lang und deutlich gegen den Pedicellus abgegrenzt; die einzelnen lanzettlichen Segmente sind +# 6 mm lang, + 3 mm breit und stumpf. Die 5 + 2, mm langen Blumenblätter sind in der obern Hälfte ihrer Länge lanzettlich, in der untern linear, weiss und zwischen den Kelchsegmenten in der Höhe ihrer Teilung inserirt. Die Filamente der fünf, den Kelchseg- menten opponirten und in der untern Hälfte der Kelehröhre inserirten Staubblätter sind + 3,5 mm lang, frei und bandartig, die Staubbeutel basifix, oblong, stumpf und + 3 mm lang. Das + 5 mm lang gestielte Ovarium ist eiförmig, der Griffel in + 1,25 mm lange Aeste gespalten; die Narben sind zerschlitzt. Die Frucht ist eine rötlich gefärbte, ge- stielte, einfächerige und vielsamige Kapsel, + 25 mm lang und = 18 mm breit; die von einem rötlichen Arillus umhüllten Samen sind mittelst eines langen Funiculus an den parietalen Placenten befestigt. Ich kann es nicht unterlassen, hier noch auf eine Pflanze hinzu- weisen, die mit der oben beschriebenen viele Merkmale gemeinsam zu haben scheint; es ist dies der von Burchell beschriebene Paschanthus repandus (Burch. Trav. I. 543). Harvey zieht dieses Geschlecht zu Modecca und benennt die Art M. Paschanthus, ob mit Recht vermag nicht entschieden zu werden, da das im Herb. Hooker aufbewahrte Belegstück nur in Frucht ist und aus der kurzen, ungenügenden Be- schreibung Burchells (l. e.) nicht hervorgeht, ob die von ihm unter- suchten Blüten eine Corona besitzen oder nicht und ob eine oder 3 Narben —- nach Burchells Diagnose scheint ersteres der Fall zu sein — vorkommen. Da die Burchell’sche Pflanze überdies sowohl von Burchell selbst, als auch von Harvey (Flora Cap. Il, 501) als strauchig und „kaum“ klimmend (stem scarcely climbing) geschildert wird, so hielt ich mich zur Aufstellung eines neuen Genus um so eher berechtigt. 256 H. Schinz: Ficoideae!; Benth. et. Hook. Gen. Plant. LXXIX. Limeum viscosum Fenzl forma Zongepedunculatum Schinz. Die 2-4, mm lang gestielten Blätter sind entweder schmal lanzettlich, länglich elliptisch oder keilförmig, abgerundet oder beinahe spitz, nach der Basis zu stark verschmälert, drüsig, 13—16 mm lang und 2--8 mm breit. Gewöhnlich entwickelt sich in der Achsel eines Blattes ein Seitenspross, der, den in einen Blütenstand endigenden Hauptspross zur Seite drückt; indem sich dies an dem pseudolateralen Hauptspross nochmals wiederholt, gewinnt es den Anschein, als ob dieser in seinem unteın Teile gabelig verästelt sei. Haupt- und Nebenspross entwickeln sich alsdann zu einem regelmässigen Dichasium, dessen Mittelspross entweder mit einer einzigen Blüte schliesst oder sich auch seinerseits noch dichasisch weiter verzweigt. Standort: Auf Siedelplätzen in Amboland sehr häufig. Das typische Zimeum viscosum Fenzl (Nov. Stirp. de Mus. Vind. 57) unterscheidet sich durch kurz gestielte, compacte Inflorescenzen. Möglicherweise ist obige Form identisch mit der von Wawra in Ben- guela gesammelten und als 7. vxiscosum Fenzl bestimmten Pflanze, die sich ebenfalls durch lange Pedunculi auszeichnen soll. (Sert. benguel. 23.) Oleaceae Benth. et. Hook. Gen. Plant. CIV. Jasminum Schröterianum?) Schinz. Fruticosum; caulis teres; folia petiolata, 3-foliolata;; foliola petiolu- lata, suborbieulata vel subovata, apice rotundata, subacuta vel obtusa, ° interdum mucronata, basi subtruncata vel leviter cordata; calyx cam- panulatus, 5-dentatus; corolla 5-9-lobata; lobi oblongi, obtusi vel mucronati. Standort: Uukuambi, Ombandja, Onkumbi in Amboland; mit Vorliebe auf Siedelplätzen Ein Gesellschaft von Palmbüschen und niemals im geschlossenen Busch oder Wald. Ein Strauch mit an runden, weichbehaarten Stengeln opponirt stehenden, + 20 mm lang gestielten, durchgehends dreizähligen Blät- tern. Die Blattspreiten sind von ungemein variirendem Umriss, kreisrund bis nahezu eiförmig, abgerundet oder spitz zulaufend, stumpf oder von einer kleinen Spitze überragt, an der Basis beinahe wagrecht abgestutzt oder schwach herzförmig, in der Jugend ober- und unter- !) Die in meinen Sammlungen in grosser Zahl vertretenen Mesembrianthemum- Arten kann ich aus Mangel an Vergleichsmaterial vorderhand noch nicht bestimmen. 2) Zu Ehren meines hochgeschätzten Lehrers Herrn Professor Dr. C. Schröter in Zürich. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 257 seits ziemlich dieht kurzhaarig, in spätern Entwicklungsstadien jedoch oberseits fast ganz kahl; die Blattunterseite ist des weitern dadurch ausgezeichnet, dass die Winkel der stärkern Nervenauszweigungen mit dichten Haarbüscheln (Domatien) versehen sind. Das terminale, + 14mm lang gestielte Blättehen erreicht eine Länge von 25—40 mm und eine Breite von 18—35 mm; die beiden seitlichen, + 5 mm lang gestielten Blättchen sind stets etwas kürzer. Die weichbehaarten Blütenstände schliessen die blattachselständigen Auszweigungen als rasch in Mono- chasien übergehende mehrblütige Dichasien ab; die Bracteen sind schmal lanzettlich bis linear und bis 9 mm lang. Die glockenförmige, + 3 mm lange und + 2 mm weite Kelch ist kurzbehaart und 5-zähnig; die spitzen, dreieckigen Zähne sind ca. 1 mm lang. Die 12—15 mm lange Kronröhre ist unbehaart, der Saum 5—9lappig. Die oblongen, stumpfen oder mit einem kleinen Spitzchen versehenen Lappen sind bis 6 mm lang, 3—4 mm breit und zur Blütezeit radförmig ausge- breitet. Die Filamente der im Tubus eingeschlossenen Staubblätter erreichen eine Länge von wenig mehr als 1 mm; die + 3 mm langen Staubbeutel sind lanzettlich und werden vom Connectiv etwas über- ragt. Der fadenförmige Griffel ist + 14 mm lang und ragt daher aus der Blüte heraus; die längliche, etwas verdickte Narbe ist zwei- lappig. Diese Art, die ich zum schönsten Schmuck des an ornamen- talen Pflanzen nicht gerade reichen Ambolands rechne, und die zu Be- sinn der Regenzeit die Palmbüsche mit wohlriechenden, weissen Blüten gleichsam überwirft, ist ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen nach in die Nähe von J. auriculatum Vahl (DC. Prodr. VIII 309) zu stellen, doch unterscheidet sich dieses durch zweierlei Blätter, einfache und dreizählige. J. auriculatum Wahl ist in Indien einheimisch und wird auf Mauritus eultivirt. Bei dem kosmopolitischen J. azorieum L. sind die Blätter kahl und die Kelchzähne sowohl wie die Kronlappen länger, was gleichzeitig auch für das ebenfalls nahe stehende J. abyssi- nicum Hochst. gilt. Campanulaceae Benth. et. Hook. Gen. Plant. XCI. Cephalostigma Fockeanum!) Schinz. Herbaceum; folia spathulata, ovata, obovata vel late lanceolata, apice obtusa, basi in petiolum attenuata, inaequaliter grosse dentata vel repanda, sparse pilosa; flores in pannicula dispositi, pedicellati; ı) Herr Dr. W. O. Focke in Bremen hatte die Steingröver'sche Sammlung bald nach ihrer Ankunft in Bremen durchgesehen und mehrere Arten derselben als neu bezeichnet (vergl. Jahrgang XIX dieser Abhandlungen Seite 60). Diese Samm- jung wurde mir sowie die Lüderitz’sche durch die Güte des Herrn Prof. Buchenau zur Bearbeitung überwiesen, dem ich bei dieser Gelegenheit meinen Dank ausspreche. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX, 1% 258 H. Schinz: calyx 5-partitus, segmenta lanceolata, acuta; corolla 5-partita, lobi breviter cuspidati. Standort: Uukuambi in Amboland. Eine bis !/, Meter hohe einjährige Pflanze mit spindelartiger Hauptwurzel und mehr oder weniger horizontal abstehenden Seiten- wurzeln. Die eine grundständige dichte Rosette bildenden Blätter sind von äusserst veränderlichem Umriss, eiförmig, verkehrteiförmig bis breit lanzettlich, = 11 mm lang und + 7 mm breit oder lang spatel- förmig, mit allmählich in den Blattstiel übergehender Spreite und in diesem Falle dann bis 90 mm lang und bis 8 mm breit. Der deut- lich verdickte Blattrand ist unregelmässig grob gezähnt oder ausge- schweift, nach dem obern stumpfen Ende zu jedoch ganzrandig, die Blätter sind ferner ober- und unterseits mit vereinzelten, bandartigen, schlaffen, bis 2 mm langen Haaren bekleidet. Aus der Mitte der Blattrosette erheben sich mehrere bis 40 mm lange, lockere, wenig- blütige Rispen, deren letzte Auszweigungen die Tendenz haben, in Monochasien überzugehen; die Bracteen sind schmal lanzettlich, fast _ durehgehends kahl, ganzrandig oder mit einigen wenigen entfernten Zähnen versehen, sitzend und bis 10 mm lang. Die Blüten sind + 8 mm lang gestielt. Der becherförmige, + 2 mm lange, kahle Kelch ist bis über die Mitte 5-teilig; die Zipfel sind lanzettlich, spitz und mit deutlich netzartig verdickter Aussenfläche versehen. Die Blumen- krone ist tief fünfzipflig und zwar der verwachsene Teil + 2 mm hoch; die nach der Basis zu keilförmigen Zipfel sind + 5 mm lang, in der Mitte + 2 mm, am Grunde + 2,25 mm breit und mit einer kurzen, gegen die Spreite abgegrenzten Spitze versehen. Die kurzen Filamente sind an der Basis verbreitert, die Staubbeutel 2--2,5 mm lang; der etwas behaarte Griffel trägt 3 zungenförmige, papillöse Narbenäste. Die 3-fächerige, kahle, bis 23 mm lang gestielte Kapsel ist + 4 mm lang und von den 5 aufrechten, 1,; mm langen und bis 2 mm breiten Kelchzipfeln gekrönt. Reife Samen fehlen. C. hirsutum Edgw. (Trans. Linn. Soc. XX 81) unterscheidet sich, abgesehen vom Habitus, hauptsächlich durch den bedeutend längern Kelch und die hispiden Kapseln; ©. Perrottetii DC. (Prodr. VII 420), ©. ramosissimum Hemsl. (Oliver Flor. trop. Afr. II 472) und 0. Prieurei DC. (I. ec. 420) weichen unverkennbar durch kleinere Blüten ab. Apocynaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. CVI. Carissa (Sect. Eucarissa) pilosa Schinz. Fruticosa, pilosa; folia brevissime petiolata, spatulata vel obo- - yata vel late elliptica, apice rotundata vel subacuta, mucronata, basi attenuata, pilosa; spinae simplices; flores subsessiles; calyx 5-partitus, pilosus, segmenta lanceolata, acutissima; corolla 5-lobata; lobi anguste lanceolati, acuti; antherae mucronatae; stigma pilosum. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 259 Standort: Grootfonteyn (Upingtonia). Ein niedriger Strauch mit bräunlich-grau berindeten Ae sten und grau weich behaarten Zweigen; die opponirt stehenden Blätter sind 0,5—1,; mm lang gestielt, spatelförmig bis verkehrteiförmig bis breit elliptisch, gegen den Blattstiel zu mehr oder weniger verschmälert, abgerundet oder nahezu spitz zulaufend und von einer kleinen Spitze überragt, 10—40 mm lang und 13—29 mm breit, von ledriger Consi- stenz und ober- wie unterseits weich behaart. Die gegenständigen, bis 12 mm langen. Dornen sind ungeteilt. Die trugdoldenartige In- florescenz ist + 12 mm lang gestielt. Der aussen grau behaarte, -ı 5 mm lange Kelch der sitzenden oder ganz kurz gestielten Blüten ist fünfteilig; die Abschnitte sind lanzettlich, scharf zugespitzt und + 2 mm lang. Die Blumenkrone ist fünflappig, die oben etwas erweiterte, + 8 mm lange Kronröhre innen behaart; die in der Knospenlage rechts gedrehten, + 5 mm langen Lappen sind schmal lanzettlich, spitz und aussen dicht abstehend behaart. Die Filamente der 5 Staubblätter sind + 1 mm lang; die '- 1,5 mm langen Staubbeutel sind vom überragenden Connectiv gekrönt. Der Griffel ist fadenförmig, die Narbe an der Spitze pinselartig behaart; die reife Frucht ist mir unbekannt. Strophanthus Petersianus Klotzsch var. Amboensis Schinz. Standort: in den Wäldern im nördlichen Amboland häufig. Ich vermag zwischen meiner aus den Galleriewaldungen des Kunenestromes stammenden Pflanze und der Peters’schen keine typi- schen Unterschiede aufzufinden; diese weicht von der aufgestellten Varietät hauptsächlich durch kürzer gestielte Blüten und die auf der Blattunterseite nicht so stark genäherten, prominenten Nebennerven ab. Nach einer handschriftlichen Aufzeichnung Peters’, die den im Berliner Herbarium vorhandenen Exemplaren beigelegt ist, soll die Kronröhre von S. Petersianus weiss sein, die langen Blumenblattzipfel braun; bei var. Amboensis ist der Tubus braunrot, die Zipfel dagegen prachtvoll soldgelb. S. sarmentosus DC. (Prodr. VII 418), eine Art, die ebenfalls in Betracht kommen könnte, hat grössere und länger gestielte Blätter, auch sind dort die Kelchzipfel erheblich länger als bei der Peters’- schen oder meiner Pflanze. Adenium Boehmianum Sehinz. Fruticosum; folia breviter petiolata, obovata vel late cuneata, apiee rotundata vel obcordata, mucronata, basi attenuata, pilosa; flores longe pedicellati; calyeis segmenta pilosa, anguste lanceolata, aeuta; corollae tubus amplus, lobi subobovati, mueronati vel obtusi, 260 H. Schinz: Standort: Zwischen Ulukonda und Omandongo ein einziger Busch ; in Upingtonia und sowohl im Norden als Nordosten des Hererolandes häufiger; im Kaoko soll der Busch nach der Schilderung der Berg- damara ziemlich verbreitet sein. Ein 1'/,—2 Meter hoher Strauch, dessen jüngere Zweige mit kurzen weichen Haaren bekleidet sind. Die 1-3 mm langen, fast ledrigen Blätter sind verkehrteiförmig bis breit keilförmig, abgerundet oder mehr oder minder tief ausgebuchtet und mit einer kleinen Weich- stachelspitze versehen, gegen den Grund zu allmählich, oder hie und da auch rasch, verschmälert; oberseits ist die Spreite ziemlich spärlich, unterseits dagegen (und zwar vorzugsweise auf dem stark hervor- tretenden Mittelnerven) dicht mit kurzen weichen Haaren bekleidet. Die unterseits deutlichen Seitennerven sind unter sich je 3—5 mm von einander entfernt. In der Achsel eines jeden Blattes und zwar verdeckt von dem Blattstiel finden sich ähnlich wie bei einzelnen Bauhinia-Arten 4--7 pfriemliche, + 1,5 mm lange, braune Trichome. Der mehrblütige, vor der Blütenentfaltung silberweiss behaarte Blüten- stand scheint terminal zu sein, ist aber durch Uebergipflung eines aus der Achsel eines obern Laubblattes hervortretenden Seitensprosses in der Regel zur Seite gedrückt; die Blüten sind + 15 mm lang gestielt, die Bracteen dreieckig-lanzettlich, spitz und von bräunlich-roter Farbe. Die Zipfel des bis nahe zur Basis fünfteiligen Kelches sind schmal lanzettlich, spitz, + 7 mm lang, + 2 mm breit und kurzhaarig. Die -+- 40 mm lange, aussen locker behaarte Kronröhre ist + 15 mm weit, an der Basis verengert, fünflappig, di: rechts gedrehten Lappen fast verkehrteiförmig, stumpf oder von einer kleinen, mehr oder weniger dreieckigen Spitze überragt, auf der in der Knospe unbedeckt bleiben- den Hälfte aussen kurzbehaart, auf der Innenseite unbehaart. Die in eine 10—12 mm lange, lanzettliche, einseitig behaarte Spitze auslau- fenden Staubblätter sind am Grunde lang pfeilförmig und die Staub- beutel zerstreut behaart. Die 5lappige, von einer kegelförmigen cen- tralen Spitze gekrönte Narbe ist mit den zusammenneigenden Staub- beuteln verwachsen. Frucht unbekannt; Blüten pfirsichrot, geruchlos. Die 4 bis anhin nur aus Arabien, dem oberen Nilgebiet, Ober- Guinea und Mossambique bekannten Vertreter dieser Gaitung unter- scheiden sich von der obigen Art auffallend durch die kurzen Blüten- stiele. Adenium arboreum weicht des weitern, abgesehen vom Habitus, durch die Seitennerven der Blattspreiten ab, die + 7 mm, bei dem ebenfalls nahestehenden und auch baumförmigen 4A. multiflorum Klotzsch (Peters Moss. I. t. 44) sogar + 11 mm, von einander ent- fernt sind. Ich habe während der Regenzeit 1385/86 den erwähnten zwischen Olukonda und Omandongo stehenden Busch mehrmals besucht und gefunden, dass von den über hundert Blüten, die derselbe im Laufe Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 261 jener Periode entwickelte, keine einzige befruchtet wurde, ein Verhalten, das, wie mich die Eingeborenen versicherten, im mittleren Amboland als normal zu betrachten ist; dagegen besitzt die Pflanze in der vege- tativen Vermehrung ein bedeutsames Mittel sich rasch weiter zu ver- breiten, indem losgelöste Aeste binnen kürzester Zeit Wurzeln treiben und neue Schosse aussenden. Adenium Boehmianum, von den Ovambo „eyuja“ genannt, ist un- streitbar der schönste Strauch des deutschen südwestafrikanischen Schutzgebietes und würde unzweifelhaft auch bei uns berechtigtes Auf- sehen erregen; die zahlreichen, grossen und rosafarbigen Blüten inmitten des dichten, üppigen Laubes leuchten dem Wanderer schon auf weit- hin entgegen. Die Pilanze verlangt jedoch noch ein erhöhtes In- teresse, indem die Eingeborenen aus dem den Wunden entfliessenden harzreichen Milchsafte ihr Pfeilgift bereiten, über dessen chemische und physiologische Wirkung ich an anderer Stelle berichten werde. Die chemische Untersuchung der in Südwest-Afrika gebräuch- lichen Pfeilgifte ist in zuvorkommendster Weise von Herrn Professor Böhm in Leipzig übernommen und zum Teil bereits erledigt worden; als Zeichen der Hochachtung habe ich daher diese neue Art dem ge- nannten hochverdienten Forscher gewidmet. Asclepiadeae Benth. et Hook. Gen. Plant. GVII. Ectadium virgatum E.Mey. var. lZatifolium Schinz. Ein '/,—1 Meter hoher Strauch. Die bis 4 mm lang gestielten Blätter sind lanzettlich oder spatelförmig, von einer ziemlich grossen Weichstachelspitze überragt, nach der Basis zu verschmälert, bis 85 mm lang und bis 15 mm breit, ledrig und in jugendlichem Zustande beiderseits locker wollig behaart. Die Balgkapseln erreichen eine Länge von bis 65;mm; der Samen wird + 11 mm lang, der Pappus + 153 mm. Standort: Flugsand bei Angra Pequena, wo sie sich den Cha- rakter einer Leitpflanze erwirbt; in stundenweitem Umkreis ist dieser unansehnliche kleine Strauch oft der einzige bemerkbare Vertreter der Pflanzenwelt. (Schenck No. 11 und 30; Schinz.) Bei dem von Dr. Schenck sub No. 260 und 261 bei !| Aris am Oranjenfluss gesammelten E. vürgatum E.Mey. (Comm. I p. 188) sind die anfangs weissgrau schwach-flaumhaarigen Blätter nur 4-5 mm breit und bis 10 em lang. Die Früchte werden bis 50 mm, der Samen bis 8 mm und der Pappus + 9 mm lang. Nach Meyers Angabe soll die Infloreseenz nur ungefähr T7-blütig sein, ich zähle aber bei den Schenek’schen Exemplaren bis 20 Blüten. Asclepias Buchenaviana Schinz. | Herba perennis, basi multicaulis; rami albidi; folia linearia vel 262 H. Schinz: filiformia, brevissime petiolata, glabra; umbellae + 7-florae; calyeis laciniae lanceolatae, acutae; coronae laciniae concavo-cucullatae; li- gulae cum coronae laciniis connatae. Standort: Namib im Hereroland (Stapff, Lüderitz, Schinz). Eine Staude mit zahlreichen aufrechten, mit weissem Wachs- überzug bekleideten Aesten; die jüngern Zweige sowie die Inflores- cenzachsen sind mit weichen grauen Haaren bedeckt. Die ent- weder sitzenden oder bis 4 mm lang gestielten Blätter sind von linearer oder fadenförmiger Gestalt, 2—7T cm lang, ca. 1 mm breit und unbehaart. Die blattachselständigen, + 7strahligen Blütendolden sind bis 2 cm lang gestielt, die Blütenstiele stark wollhaarig und + 13 mm lang. Die auf der Aussenseite behaarten Kelchzipfel sind spitz lanzettlich, = 2 mm lang, + 1 mm breit und schief nach unten abstehend; die länglich-eiförmigen, spitzen und aussen behaarten Kronzipfel sind +5 mm lang, + 3 mm breit und nach aussen zu- rückgeschlagen. Die von den kapuzenartigen, + 4 mm langen und schief abgestutzten Coronazipfeln eingeschlossenen zungenförmigen Li- gulae sind deren Innenseite (oben) bis weit hinauf angewachsen und überragen die Coronazipfel kaum. Die Pollinien entbehren eines hya- linen Anhängsels und sind 1—1,; mm lang; die dicke Narbe ist flach und schwach fünflappig. Die anfangs mit Wachs überzogenen Balg- kapseln werden bis 25 mm lang und bis 10 mm breit; die braunen, flach zusammengedrückten Samen sind + 5 mm lang und + 2,5 mm breit, an der Basis undeutlich ausgebuchtet; der weisse Pappus ist bis 9 mm lang. Diese Pflanze sieht der Asclepias filiformis (E.Mey.) Benth. et Hook. (Lagarinthus fliformis E.Mey. in Comm. Vol. I. 205) zum Ver- wechseln ähnlich, unterscheidet sich jedoch durch den bedeutsamen Umstand, dass bei letzterer die ligularen Anhängsel nicht mit der Innenseite der Coronazipfel verwachsen sind und überdies die mehr oder weniger wagrecht abgestutzten, kaputzenartigen Coronabildungen an Länge überragen.!) Asclepias Buchenawiana scheint auf die trockenen Küstengebiete beschränkt zu sein, während A. filiformis mit Vorliebe die binnenwärts gelegenen trockenen Flussbetten mit leicht erreichbarem Grundwasser aufzusuchen scheint; letztere Art ist, soweit das deutsche südwest- afrikanische Schutzgebiet in Betracht kommt, aus Gross-Namaland (| Aus) und aus Hereroland (Kuisib) bekannt. Es mag an dieser Stelle auch noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich sowohl 4. 1!) Ob es sich übrigens wirklich um zwei verschiedene Arten handelt oder nur eine Heteromorphie der Corona vorliegt (vergl. die Beobachtungen von Irmisch an Vincetoxicum ofieinale Jahrg. I dieser Verhandlgn. S. 41 Taf. I), eine Möglichkeit, auf (lie mich Herr Prof. Ascherson aufmerksam macht, müssen weitere Beobachtungen lehren. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 263 filiformis als A. Buchenaviana von den nahe verwandten Gomphocarpi (zu denen Bentham und Hooker die Lagarinthus-Arten, ausgenommen L. filiformis ziehen) dadurch unterscheiden, dass hier behufs Verkleine- rung der Assimilationsfläche nicht die Blattränder umgerollt sind, sondern auf der Blattunterseite eine dem Gefässbündel zu gerichtete Falte entsteht; die Oberseite der Spreite wird zum grössern Teil von einem chlorophyllarmen Gewebe kollenchymatischen Charakters eingenommen, Raphionacme lanceolata Schinz. Herba perennis; radix tuberosa; folia lanceolata vel elliptica, breviter petiolata, subacuta, hirta; flores pedicellati; calyeis laciniae lanceolatae, acutae; coronae laciniae lanceolatae, cuspidatae. Standort: Omandongo, Okasima ka Namutenya und Omiikangua in Amboland. Aus einer ungefähr kopfgrossen, an harzigem Milchsaft reichen Knolle erhebt sich ein dünnes Stämmchen, das sich etwa in Hand- höhe über dem Boden gabelig verzweigt und eine Höhe von 30—40 cm erreicht. Die gegenständigen, 2—4 mm lang gestielten Blätter sind von lanzettlichem oder elliptischem Umriss, beiderseits mehr oder weniger spärlich rauh behaart, 30—40 mm lang und 3—17 mm breit; der Blattstiel ist oberseits mit einer Rinne versehen. Die bis 12 mm lang gestielte, dichasische und zwar meist nur 3blütige Inflorescenz entspringt seitlich den Achseln der Blätter; die Tragblätter, in deren Achseln die + 6 mm langen, rauh behaarten Blütenstiele stehen, sind von pfriemlicher Gestalt, 2-3 mm lang und abstehend behaart; die fünf behaarten Kelchzipfel lanzettlich, spitz und + 3 mm lang. Die + 3 mm lange, unterhalb des Schlund- einganges schwach eingeschnürte Kronröhre ist mit 5 convexen Kanten versehen, die den Mittellinien der resp. Kronzipfel entsprechen; die oblongen Kronzipfel sind in der Knospenlage von rechts nach links gedreht, + 6 mm lang, 2-3 mm breit und aussen kurz be- haart. Die fünf mit den Kronzipfeln alternirenden, bis 7 mm langen Coronaschuppen sind im Schlunde inserirt, an der Basis I1—1,; mm breit und in eine feine peitschenartige Spitze auslaufend, grünlich- gelb und unbehaart. Die am Grunde etwas verbreiterten, + 1 mm langen, flachen Filamente der fünf Staubblätter entspringen der Basis der Coronazipfel und bilden durch seitliche Verwachsung der Ränder mit jenen 5 kurze Täschehen; die lanzettlichen, spitzen, an der Spitze zusammenhängenden Staubbeutel sind + 2 mm lang. Die kurzge- stielten Pollinarien sind durch granulosen Pollen ausgezeichnet. Der Fruchtknoten ist kahl, der Griffel säulenförmig, abgestutzt und + 1 mm lang. Die in der Jugend spärlich rauh behaarten Balgkapseln sind im reifen Zustande unbekannt. 264 H. Schinz: Steht wohl der A. diaricata Harv. (Hook. London Journal I 23 und Walpers Rep. VI 480) nahe, doch weicht diese durch oblong- ovale Blätier und spatelförmige, an der Spitze ausgebissene Corona- lappen ab. Orthanthera!) Browniana Schinz. Herba perennis, decumbens; folia petiolata, ovata, oblonga vel elliptica, basi rotundata vel subcordata, acuta vel obtusa, mucronata, hirsuta; calyeis laciniae lanceolatae, acutae; corollae lobi lanceolati, ob- tusi vel subaeuti, intus glabri; stylus brevis, stigma subquinquangulare. Standort: Omlonga in’Amboland; vorwiegend in Oshiheke-Gebieten. Eine mehrjährige Pflanze, deren dünne, rauh behaarte und nie- derliegende Stengel eine Länge von 3—5 Meter erreichen. Die ge- senständigen, 5—10 mm lang gestielten, mit langen, mehr zottigen, rauhen Haaren bekleideten Blätter sind entweder eiförmig oder oblong, breit oder schmal lanzettlich, an der Basis abgerundet oder schwach herzförmig, zugespitzt oder abgerundet und von einer kleinen Spitze überragt. Die bis 12 blütigen; Inflorescenzen entspringen den Achseln der Blätter und sind 10-30 mm lang gestielt; der Peduneulus ist behaart. Durch den Umstand, dass die dichasisch ausstrahlenden Sei- tenachsen ganz kurz bleiben, erhält der Blütenstand den Anschein einer Scheindolde, die am Ausgangspunkt der = 5 mm langen Blü- tenstiele einen Kranz von Vorblättern trägt. Der Kelch ist tief fünf- spaltig, die spitz lanzettlichen Zipfel, deren Spitzen unbedeutend nach aussen gebogen sind, erreichen eine Länge von bis 4 mm, sie sind aussen behaart und innen mit Ausnahme dar Spitzen kahl. Die innen behaarte Kronröhre ist 7—9 mm lang, an der Basis erweitert und mit 5 vorspringenden, kammartigen, 3—4 mm langen Falten versehen, zwischen denen die Kelchzipfel liegen. Die aussen dicht behaarten, auf der Innenseite aber kahlen Kronlappen sind von lanzettlichem Um- riss, stumpf oder fast spitz und 6—7 mm lang; zur Zeit der Anthese sind die Seitenränder der Lappen nach aussen gerollt und zwar oft bis zur gegenseitigen Berührung. Die 5 stumpfen Coronalappen sind im Grunde der Kronröhre gegenüber den Antherenfächern inserirt; der Rand derselben ist nach aussen gerolit. Die Connective der Antheren !; Herr N.E. Brown, dem die Asciepiadeen Lehufs Vergleichung mit dem in Kew vorhandenen Material vorgelegen haben, ‚bemerkt zu dieser Art, dass es ihm unmöglich sei, generische Unterschiede zwischen Orthanthera und Barrowia aufzu- finden, Bentham und Hooker jedoch mit Unrecht erstere Gattung mit Leptadeni«a vereinigt hätten. Es fehlt mir an Material, um dieser Frage selbst näher zu treten, doch bin ich nichts destoweniger dem Rate des bekannten Systematikers gefolgt und fasse daher Orthanthera Wight als Synonym von Barrowia Dene. auf. Da Robert Wight das Genus Orthanthera schon 1833 (Contrib. to the Bot. of East India) aufgestellt hat, so gebührt diesem gegenüber der erst 1844 publizirten Barrowia die Priorität. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika, 265 ui sind zu diese um 0,25—0,5 mm überragenden Spitzchen verlängert. Die Pollinien sind durch basale hyaline Anhängsel ausgezeichnet; der Griffel ist sehr kurz, die Narbe flach und mehr oder weniger deutlich fünfeckig. Die sämtlichen mir vorliegenden Exemplare entbehren der Früchte- Die sehr nahestehende ©. jasminiflora (Dene.) Brown (Deless. le. Select. V t. 88 und Burchell Catal. Geogr. 2427) hat schmälere und rauher behaarte Blätter, deren Ränder verdickt und sehr raulı sind, auch sind die Blüten doppelt so lang wie die von Orthanthera Browniana. Orthanthera albida Schinz. Suffruticosa; caules ereeti, albido-pruinosi; folia sessilia, linearia, margine saepe revoluta, acuta, glauca; eymae sub 6-florae, breviter pedunculatae; calyeis laciniae ovali-lanceolatae, pilosae; corollae lobi angusti, subacuti. Standort: | Karakoes in Gross-Namaland (Schinz); Zwaartbank- berge in Hereroland (Stapft). Ein ungefähr '/; Meter hoher Halbstrauch mit besenartig auf- strebenden Zweigen vom Habitus der Zeptadenia Spartium, deren Ober- fläche mit einem leicht abschülfernden Wachsüberzug bekleidet ist; die jüngern Zweige sind dicht kurz behaart. Die durch bis 8 cm lange Internodien von einander getrennten, sitzenden Blätter sind linear, spitz, bis 385 mm lang, äusserst spärlich behaart und von meer- grüner Farbe; die Blattränder sind sehr häufig nach oben gerollt. Die aus den Blattachseln entspringenden, sitzenden oder kurz gestiel- ten Inflorescenzen entsprechen + 6blütigen Trugdolden. Die 5 Kelch- zipfel sind von nahezu oval-lanzettlichem Umriss, + 3 mm lang, 1--2 mm breit und aussen behaart; die innen kahle, + 6 mm lange Kron- röhre ist, soweit sie von den Kelchzipfeln bedeckt wird, schwach bla- sig aufgetrieben und mit 5 vorspringenden Kämmen verselien, oberhalb dieser Erweiterung jedoch eylindrisch und kurz behaart. Die schma- len, mehr oder weniger spitz zulaufenden Kronlappen sind + 3 mm lang und + 1 mm breit; die Spitzen sind etwas nach innen gekrümmt, die Ränder jedoch, nicht umgebogen. Die Coronalappen sind im Grunde der Blumenröhre gegenüber den Staubbeuteln inserirt und die Ränder gleich wie bei der vorigen Art nach aussen aufgeworfen. Die Pollinien zeichnen sich durch basale hyaline Anhängsel aus; der Grif- fe] ist nahezu keulig und + 1 mm.lang. Entwickelte Blüten oder Fruchtstadien fehlen. Üeropegia pygmaea Schinz. Herbaeea; caulis erectus; radix tuberosa; folia lineari-lanceo- lata, sessilia; eymae laterales parviflorae, subsessiles vel breviter pe- 266 H, Scehinz: dunculatae; ealyeis laeiniae lanceolatae, acutae; corollae tubus elava- tus, incurvus, basi inflato-ventricosus, limbus subhemisphaerieus; co- rona tubo stamineo affıxa, basi annularis, 5-lobata et intus ligulis 5 instructa; pollinia solitaria, exappendiculata; stigma subeonvexum. Standort: Olukonda, auf trockenem Sandboden und zwar meist in Gesellschaft einer Brachystelma-Art, die mir identisch mit D. tube- rosum R.Br. zu sein scheint. Eine krautige, sich höchstens 10 em über den Boden erhebende Pflanze, deren dünner, mit 2—3 Paar opponirten, lanzettlichen Nie- derblättern besetzter Stengel einer kreisrunden, ca. 4 cm dicken, oben abgeflachten Knolle entspringt. Die mit zerstreuten, aufwärts gerich- teten Haaren bekleideten Blätter sind ungestielt, lineal-lanzettlich, bis 6 cm lang und + 1,5 mm breit. Die beinahe. ganz sitzenden oder doch nur kurz gestielten, wenigblütigen Trugdolden stehen in den Achseln der Laubblätter; die Blüten sind + 11 mm lang gestielt. Die Zipfel des aussen behaarten, tief fünfteiligen Kelches sind von lanzett- lichem Umriss, spitz, bis 4 mm lang und 1,5—-1,75 mm breit. Die rötlich-dunkelbraune, auf der Aussenseite spärlich mit feinen Haaren bekleidete, innen aber kahle Kronröhre ist an der Basis mehr oder minder aufgeblasen, und von einem Durchmesser von ca. 10 mm, bil- det oberhalb dieser retortenartigen Erweiterung ein scharfes Knie von nahezu 90° und verengert sich nun bis zu 6 mm, um sich dann schliess- lich nochmals zu erweitern und in 5 über dem Schlund zusammen- neigende kurze Lappen zu endigen. Die mit dem Staminaltubus ver- wachsene, + 4 mm lange Corona ist am Grunde ringförmig, erwei- tert sich glockenartig und läuft, alsdann in 5 lanzettliche, mit den Rändern einwärts geschlageneZZipfel aus; mit den Zipfeln alterniren 5 zungenförmige, 1,5; —2 mm lange Ligularbildungen, die im untern !/, der Corona inserirt sind und sich über die Antheren legen. Die kurzen, schief eiförmigen Pollinien sind einseitig hyalin berandet; die Follieuli sind glatt. Die Narbe ist schmal convex. Reife Früchte fehlen. Habituell erinnert ”diezeigenartige Blumenkrone auffallend an C. elegans Wall., deren Heimat in Ostindien liegt; die bis dahin bekannten Veropegia-Arten aus Süd- und Mittel-Afrika weichen so sehr von der oben diagnostieirten Ö. pygmaea ab, dass es unmöglich scheint, die syste- matische Stellung dieser mit einiger Wahrscheinlichkeit- festzustellen. Die stark wasserhaltigen Knollen, von‘den Ovambo „oombuto“ ge- nannt, werden von den Eingeborenen gegessen. Trichocaulon pedicellatum Schinz. Caules breves, eylindracei, crassissimi, erecti, obtusi, mammillati; flores pedieellati; calyeis laciniae lanceolatae, acuminatae; corollae lobi late lanceolati, aeuminati, intus subpapillosi; corona exterior Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 267 5-partita, laciniis 2-lobis, interior 5-lobata, lobis obtusis; pollinia pellueido-appendieulata. Standort: West-Hereroland; wahrscheinlich in der Nähe der Hope Mine (Stapff). 1—2 cm hohe, fleischige, eylindrische, längsgefurchte, oben ab- gerundete Stämmchen von der Dicke eines Daumens; die Partien zwischen den Furchen sind mit zahlreichen, dichtstehenden, warzenför- migen Erhebungen bedeckt, denen je ein ca. 3 mm langes, spitzes Trichom mit breiter weisser Basis aufsitzt. Die den Längsfurchen einzeln ent- springenden Blüten sind + 3,5 mm lang gestielt; die Zipfel des tief 5teiligen Kelches sind von lanzettlichem Umriss, zugespitzt, + 2 mm lang und am Rande mehr oder minder hyalin. Die Blumenkrone ist tief 5teilig, die Kronröhre + 1,25 mm lang. Die Zipfel sind breit lanzettlich, zugespitzt, + 4 mm lang und + 3 mm breit, auf der Innen- seite mehr oder weniger papillos, Zur Zeit der Anthese sind die Ränder der Kronzipfel häufig nach aussen geschlagen. Die Corona ist doppelt: die äussere ist Steilig und zwar jeder Zipfel noch- mals tief 2lappig; die innere ist 5lappig, jeder Lappen zungen- förmig, stumpf, über die Antherenfächer dem Centrum zu gebogen und an Länge die äussern Lappen nur um ein geringes überragend. Die Pollinien sind einzeln in den Fächern der Staubblätter und auf der innern Kante durch ein hyalines Anhängsel ausgezeichnet. Die Narbe ist etwas verbreitert und vertieft, die reife Frucht unbekannt. Blütenfarbe wahrscheinlich bräunlich-purpurrot. In einer im Journal of Linnean Soc. Vol. XVII. p. 164 publieir- ten Arbeit unterwirft N. E. Brown die Stapelieae des Thunberg’schen Herbariums einer Sichtung und errichtet unter anderm auf Grund dieser kritischen Untersuchung ein neues Genus Trichocaulon mit den aus Süd- Afrika stammenden beiden Arten 7. piiferum (L.) N.E. Brown —= Sta- pehia pilifera L. und T. flavum N.E.Brown. Bezüglich der Wandlungen, denen sich die Linn@’sche Stapelia piifera im Laufe der Zeit zu unter- werfen gehabt hat, verweise ich auf Hookers Ausführungen im Bot. Mag. t. 6759. Die oben genannten zwei Arten unterscheiden sich von der mir ‚vorliegenden Pflanze wesentlich durch ungestielte Blüten und die je zu zwei und zwei convergirenden Lappen der äussern Coronazipfel. Bei T. piliferum scheint diese Eigentümliehkeit besonders prägnant aufzu- treten und ist auch bereits von Thunberg beobachtet und direet mit den Oberkiefern oder Mandibeln eines Käfers verglichen worden (Flora Cap. 165); bei den von mir untersuchten Blüten des 7. pedicellatum konnte ich hinsichtlich der Grössenverhältnisse und der gegenseitigen Lage der äussern Coronalappen überhaupt kein constantes Verhalten finden, und scheinen mir daher diese Merkmale von untergeordneter Bedeutung zu sein; eine genaue Untersuchung kann jedenfalls nur an t 268 H. Schinz: lebendem oder Spiritusmaterial vorgenommen werden. T. piliferum unterscheidet sich dann weiterhin durch kürzere Corollalappen und T. favum endlich wie der Name besagt durch die gelbe Blumenkrone. Boragineae Bent. et Hook. Gen. Plant. CAll Heliotropium Oliverianum!) Schinz. Herbacea valde hirta; folia subsessilia vel petiolata, basi attenuata, obtusa, cuneata, lanceolata vel subelliptica, suberenata, margine sub- plieata; calyeis laeiniae lineares, apice attenuatae, dense hirsutae; corollae tubus intus pilosus, lobi obtusi, plicati; antherae glabrae, ex- appendiculatae; stigma depresso-conicum subbilobatum penieillatum. Standort: Hereroland: Zwaartbankberge südöstlich von Walfischbai auf Kalk (Stapff); Namibfläche östlich von Waltfischbai (Belek No. 55). Eine krautige, mehr oder weniger aufsteigende und sehr dicht mit kurzen, abstehenden Haaren bekleidete Pflanze. Die 13—40 mm langen und 3-12 mm breiten Blätter sind sitzend oder gestielt, die keilförmige, lanzettliche oder fast elliptische Spreite nach der Basis zu verschmälert, so dass der eigentliche Blattstiel kaum als soleher zu erkennen ist; die nach oben verschmälerten und abge- rundeten Blätter sind am Rande mehr oder weniger grob gekerbt und gefältelt, ober- und unterseits dicht behaart. Die 05-1 mm lang gestielten Blüten bilden diehtblütige, 2—3 cm lange Inflorescen- zen; der aussen äusserst dicht mit schmutzig gelblieh-grünen, abste- henden Haaren bekleidete Kelch ist bis beinahe zur Basis 5-teilig; die nach oben verschmälerten, @linearen Zipfel sind + 6 mm lang und + 1,25 mm breit. Die nach! oben sich erweiternde, aussen be- haarte, +9 mm lange Kronröhre ist auf der Innenseitevom Schlunde an bis ungefährzurzhalben Höhe mit kurzen Haaren bekleidet; die + 1 mm langen, ;„gefalteten Kronlappen sind abgerundet, mitunter schwach eingebuchtet und trocken vonrot-gelber Farbe. Die der Filamente entbehrendeni Staubblätter sind + 2 mm lang, stumpf, unbehaart und ungefähr 2,5 mm oberhalb der Basis der Kronröhre dieser eingefügt. Der + 1 mm lange, gegen die Narbe zu etwas verdickte Griffel wird von einer niedergedrückt-konischen Narbe gekrönt; letztere ist un- deutlich zweilappig und mit einigen Pinselhaaren versehen. Frucht- exemplare fehlen Diese “zierliche Art erinnert einigermassen an A. $tubulosum E.Mey. (DC. Prodr. IX 537), die mir aus verschiedenen Gebieten so- wohl Gross-Namalandes als Hererolandes bekannt ist, doch unterscheidet 2) Herr Professor Oliver am Royal Herbarium in’ Kew hat die Zuvorkommen- heit gehabt, einen Teil meiner Sammlung mit: den reichen Schätzen in Kew ver- sieichen zu lassen uud hat mir dadurch ganz wesentlich meine Arbeit erleichtert. Ich gestatte mir daher ihm, sowie Herrn N. E. Brown auch an dieser Stelle meinen Dank auszusprechen. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 269 sich diese durch eine bedeutend diehtere Behaarung und die innen kahle Blumenkronröhre; das letzt erwähnte Merkmal scheidet auch die beiden ebenfalls nahe verwandten Z. villosum Willd. (. e.) und H, pallens Delil. (l. e. 534) von unserer Pflanze, Trichodesma lanceolatum Sehinz. Suffruticosum ereetum, strigosum; folia sessilia, linearia vel an- gusto-lanceolata, acuta, basi attenuata; calycis laciniae lanceolatae, aeu- minatae, basi dilatatae, cordatae; corollae limbus 5-lobatus; lobi late lanceolati, euspidati; antherae longe cuspidatae; nuculae ovatae vel late lanceolatae, acutae, dorso glochidiatae, margine glochidiato-dentatae. Standort: Gross-Namaland: Scap-river, Bethanien; Nord-Here- roland: Otjiheveta. Ein aufrechter Halbstrauch mit aufwärts gerichteten, angedrück- ten Borsten bekleidet. Die wechselständigen oder hie und da auch gegenständigen, sitzenden Blätter sind von linear- oder schmal-lanzett- lichem Umriss, spitz, nach der Basis zu verschmälert, 20-60 mm lang, 2-8 mm breit und beiderseits dicht angedrückt borstig behaart. Die bis 14 mm lang gestielten Blüten entspringen entweder einzeln seitlich den Blattachseln oder bilden eine traubige terminale Inflo- rescenz; die in eine lange Spitze auslaufenden Abschnitte des bis beinahe zur Basis 5-teiligen Kelches sind lanzettförmig, an der ver- breiterten Basis herzförmig, zur Anthese 15-20 mm lang und am Grunde 5—10 mm breit. Die Ränder der Kelchzipfel sind nach aussen gekrümmt und berühren sich je zu zweien. Der Saum der im Grunde zottig behaarten 12—15 mm langen Kronröhre ist 5lappig; die breit lanzettlichen Lappen laufen in eine feine Spitze aus und erreichen eine Länge von + 6 mm. Dicht unterhalb der Schlundöffnung befin- den sich 5 mit den Lappen alternirende Wülste, die durch eine Einstülpung der Kronröhre entstehen und sich von der rötlich-violetten Krone als fünf braun punktirte Saftmale abheben. Die 5 Staubblätter sind im untern Drittel der Kronröhre inserirt und ermangeln der Filamente; das oberwärts kahle Connectiv überragt die auf dem Rücken zottig behaarten, + 7” mm langen Staubbeutel um + 6 mm. Der Fruchtknoten besteht aus 4 getrennten, dem erhöhten Fruchtboden eingesenkten Höckern, die den 4 einsamigen, späterhin schief auf- gerichteten Nüsschen entsprechen, aus deren Mitte sich der fadenförmige, + 10 mm Jange Griffel erhebt; die kleine Narbe ist kopfförmig und durch eine schwache Einschnrürung vom Griffel getrennt. Die von dem vergrösserten Kelche, dessen Zipfel sich pyramidenartig zusammen- legen, eingeschlossenen Nüsschen sind von eiförmigem oder breit lanzett- lichem Umriss, der Rücken derselben ist von zerstreuten, starren, widerhakigen Borsten bedeckt, der Rand von scharfen, widerhakigen Zähnen umsäumt, die Bauchseite hingegen glatt. 270 H. Sehinz: Nach DC.s Einteilung im Prodromus (X 171) gehört diese Art zur Seetion Friedrichsthalia und zwar zur Unterseetion 1., ausgezeichnet durch die an der Basis herzförmigen Kelchzipfel und die auf der Bauchseite glatten Nüsschen. Als nächstverwandte Art muss wohl T. angustifolium Harv. (Thes. cap. 1 p. 26. t. XL) bezeichnet werden, doch weicht dieselbe von meiner Pflanze durch bedeutend längere und im Verhältnis zur Länge sehr schmale Blätter ab; der eitirten Abbil- dung nach scheint die Kronröhre selbst unterhalb der Insertion der Staubblätter unbehaart, die verlängerten Connective dagegen bis zur Spitze behaart zu sein. Die Früchte scheinen ebenfalls abweichend gebaut zu sein, doch ist es kaum möglich, sich aus der betreffenden Figur ein richtiges Bild zu machen; der Diagnose nach sollen sie auf der Rückenseite rauh sein. 7. physaloides DC., die zu derselben Section zu rechnen ist, unterscheidet sich durch abstehende Behaarung, breitere Blätter und namentlich auch durch die Nüsschen, deren Rand stark über die Rückenseite hinübergekrümmt ist. Convolvulaceae Benth. et Hook. Gen. Plant. CX1. Ipomaea (Sect. Orthipomoea) adenioides Sehinz. Frutieosa; rami juniores sericei; folia petiolata, suborbieulata vel obovata, basi saepe cuneato-attenuata, apice rotundata vel emarginata, subtus sericea, supra viridula, glabra; sepala aequalia, lanceolata, acuta, sericea; corolla subinfundibuliformis. Standort: Hereroland (Lüderitz); Kaoko (Belck No 21); Uping- tonia und Nord-Hereroland (Schinz). Ein durchschnittlich 1—1!/, Meter hoher Strauch mit seidenhaari- gen jüngern und kurz behaarten ältern Zweigen. Die + 25 mm lang ge- stielten Blätter sind von beinahe kreisrundem oder verkehrteiförmigem Umriss, in letzterm Fall gegen die Basis mehr oder minder keilförmig verschmälert, abgerundet oder ausgerandet; oberseits von grünlicher Farbe und glatt, unterseits und zwar namentlich im jugendlichen Stadium dicht seidenartig behaart. Die Haare sind einarmig!) und zwar ist die Längsaxe des oberhalb der Basalzelle scharf umgebogenen Trichoms parallel der Blattfläche; ausser diesen Haaren finden sich noch ober- und unterseits gestielte Drüsen, deren im Querschnitt kreis- rundes, mehrzelliges Köpfchen in der Mitte etwas vertieft ist, und deren Basal- oder Stielzelle in der trichterartigen Vertiefung der Blattspreite einer unverdickten Epidermiszelle aufsitzt. Der traubige, bis 4blütige Blütenstand entspringt seitlich den Achseln der Laubblätter; der kurze, mit 2 schmal-lanzettlichen, spitzen Vorblättern besetzte !) Bezüglich der mikroskopischen Untersuchung der Haarbekleidung der Con- volvulaceen und deren Verwendung zur systematischen Charakterisirung der Gruppen, Genera und Arten verweise ich auf Radlkoters „Beitrag zur afrikanischen Flora“ in den Abhandl. des Naturw. Vereins in Bremen, Bd. VII. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch Südwest-Afrika. 271 Pedicellus wird von einem bis 13 mm langen, schmal-lanzettlichen, spitzen Tragblatt gestützt. Die 5 gleich grossen, bis zur Basis freien Kelchzipfel sind aussen seidenhaarig, lanzettlich, bis 20 mm lang und etwas oberhalb der Basis bis 5 mm breit und laufen in eine feine Spitze aus. Die Krone ist von trichterförmiger Gestalt, + 12 em lang und mindestens 3 cm weit; die aussen dicht mit anliegenden Haaren bekleidete Kronröhre ist noch in halber Höhe blos + 5 mm weit und innen mit Ausnahme der untersten + 15 mm unbehaart; der Discus ist kurz becherförmig, ungeteilt und kahl. Die fadenförmigen, dem Grunde der Kronröhre eingefügten Filamente sind an der Basis unbedeutend verbreitert und auf einer kurzen Strecke zottig behaart, ungleich lang und zwar sind zur Blütezeit die längsten 35—50 mm, die kürzern 16-35 mm lang. Die lanzettlichen Staubblätter sind kahl. Der fadenförmige, bis 80 mm lange und daher auch die längsten Staubblätter noch überragende Griffel wird von einer aus zwei papil- lösen, kugelförmigen Lappen bestehenden Narbe gekrönt; der Frucht- knoten ist 4furchig, durch Abort 2eiig. Die ei- oder kugelförmige, unterwärts etwas behaarte und septieid aufspringende Kapsel birgt 2 auf einer Seite abgeflachte, bis 6 mm lange und bis 6 mm breite Samen, die mit langen, glänzend hellbraunen Haaren bekleidet sind. Die unserer Pflanze habituell zunächst stehenden Arten aus der Section der Orthipomoeae sind sämtlich Bewohner des trockenen öst- lichen Afrikas (Somaliland) und scheint von diesen namentlich Z. argyrophylla Vatke (Linnaea XLIll 510) mit der oben beschriebenen Art die meisten Verwandtschaftsbeziehungen zu zeigen. Da dieser Strauch in mancher Hinsicht auffallend an das früher beschriebene Adenium Böhmianum erinnert, so habe ich versucht dieser Eigentümlich- keit im Speciesnamen Ausdruck zu geben. Ipomaea Bolusiana Schinz. Herbacea, glabra; caules prostrati; folia petiolata, palmata vel palmati-partita, laciniae anguste lanceclatae vel sublineares, basi et apice attenuatae, mucronatae, margine irregulariter serratae vel den- tatae, revolutae; flores pedicellati; calyeis laeiniae lanceolatae, acutae; ‚corollae infundibuliformi-campanulatae lobi acuminati. Standort: Zwischen Olukonda und Omandongo; nach einer Mit- teilung von Missionar Viehe auch in Hereroland. Eine krautige, unbehaarte Pflanze, deren niederliegende Stengel sich auf 2—3 Meter weithin erstrecken; die Wurzel ist durch in grös- sern Zwischenräumen eingeschaltete, dicht walzenförmige Speicher- knollen ausgezeichnet und erinnert in dieser Beziehung an jene der Harpagophytum-Arten. Die 4-13 mm lang gestielten Blätter sind handförmig oder handförmig-geteilt, die 3—9 Abschnitte schmal lan- zettlich oder fast linear, nach der Basis und Spitze zu verschmälert, BI H. Schinz: bis 9,5 cm lang, 15-4 mm breit und mit einer kleinen Weichstachel- spitze versehen; der Rand ist meist nach oben umgerollt, unregel- mässig entfernt gesägt oder gezähnt, und zwar läuft jeder Zahn in eine feine Borste aus. Der Blattstiel ist auf der Oberseite tief rinnig. Die 15—20 mm lang gestielten Blüten stehen einzeln in den Achseln der Blätter; der Blütenstiel ist in halber Höhe mit 2 abfallenden, schuppen- förmigen Vorblättern besetzt. Die 5 hinsichtlich der Breite ungleichen Kelchzipfel sind lanzettlich-und spitz zulaufend, + 15 mm lang und 5—7 mm breit, an beiden Rändern oder je nach der Knospenlage des betreffenden’Zipfels nur an einem Seitenrande von häutiger Consistenz. Die glockenförmige, trichterartig sich verengernde, unbehaarte Krone erreicht_eine Länge von bis 8 cm und eine Weite von ungefähr 6 em; die breit-dreieckigen Kronlappen sind von schmalen Spitzen überragt. Die an der Basis verbreiterten, ziemlich dieht drüsig behaarten Fila- mente sind von ungleicher Länge; die grössten sind durebsechnittlich 12 mm,”die kürzesten + 6 mm lang. Die wenig oberhalb der Basis inserirten, lanzettlichen Staubbeutel sind bis 6 mm lang. Die faden- förmige, von einer aus zwei kugelförmigen Lappen bestehenden Narbe gekrönte Griffel ist + 25 mm lang. Blüte prachtvoll hell purpurrot. Die Wurzelknollen, von den Aandonga „okapapa“ genannt, werden gegessen. Ipomaea Magnusianat) Schinz.- Herbacea; caules adcendentes volubiles, adpresse subsericei; folia longe petiolata, palmatipartita; foliorum laciniae lanceolatae vel ellip- tiecae. breviter cuspidatae, basi attenuatae, margine irregulariter erena- tae. supra sparse pilosae, subtus dense albido-tomentosae; flores longe pedicellati; calyeis laciniae inaequales, lanceolatae, acutae; corolla infundibuliformis; semina pubescentia. Standort: Omatope und Oshiheke bei Olukonda (beides Oshiheke- formationen) in Amboland. Eine vom Grunde an vielverzweigte, krautige Pflanze, deren im Bogen aufsteigende, mit langen anliegenden, fast seidenartigen Haaren bekleidete Stengel an kleinen Sträuchern empor winden. Die bis 4 cm lang gestielten Blätter sind handförmig geteilt, die 5—7 Zipfel lanzett- lich oder elliptisch, nach der Basis zu verschmälert und am obern Ende in eine kurze Spitze ausgezogen, oberseits mit zerstreuten, sehr langen Haaren bekleidet, unterseits mit einem dichten weissen, nur die Primär- und Secundär-Nerven frei lassenden Filz bedeckt. Der gleich den unterseits sehr deutlichen Nerven lang behaarte Blattrand ist undeut- lich und unregelmässig gekerbt; die äussersten Absehnitte sind oft !) Ich gestatte mir diese schöne Pflanze zu Ehren des Herrn Professor P. Magnus in Berlin zu benennen. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika. 275 mehr oder weniger tief zweilappig. Der Blattstiel ist dieht mit. an- liegenden langen Haaren bekleidet. Die =- 4 cm lang gestielten Blü- ten stehen einzeln in den Blattachseln; der nach erfolgter Befruchtung bis zu einer Länge von 6 em auswachsende Pedicellus trägt ca. 4 mm unterhalb der Blüte 2 pfriemliche, +- 4,5 mm lange, behaarte Vorblätter: die auf der Aussenseite mit zerstreuten langen Haaren bekleideten Kelchzipfel sind von lanzettlichem Umriss, spitz, +- 8,; mm lang und wenig oberhalb der Basis + 2,; mm breit, die beiden innern Zipfel schmäler und pfriemlich auslaufend Die trichterförmig-glockenartige Krone ist bis 13 mm lang, die Filamente in der obern Hälfte aussen behaart und zwar namentlich auf der Mittellinie der ziemlich spitz auslaufenden Lappen der fünf lanzettlichen, an der Basis kurz pfeil- förmigen Staubbeutel sind ungleich lang; die längsten + 5 mm, die kurzen 2,5-3 mm lang, alle aus dem Grunde verbreitert und spärlich drüsig behaart. Der Griffel ist + 4 mm lang, die 8-10 mm im Durch- messer messende Kapsel 2fächerig und 4samig. Die Samen sind ziem- lich dicht mit feinen Haaren bekleidet. Ipomaea convolvuloides Schinz. Herbacea; caules prostrati; folia breviter petiolata, lanceolato- linearia mucronata basi hastato-dilatata; aurieulae 2—3fidae, acutae; flores pedicellati; calycis laciniae ovales vel subovatae, mucronatae; corolla infundibuliformi-campanulata, glabra, flava; semina glabra. Standort: Oshiheke bei Olukonda in Amboland. Pflanze mit windenden, kantigen Stengeln, die einer reich ver- zweigten Basis entspringen. Die kahlen, 1—2 mm lang gestielten, zugespitzten Blätter sind lanzettlich-linear, an der Basis spiessförmig verbreitert, die Oehrchen 2--3spaltig und spitz; die Spreite erreicht eine Länge von bis 7 em und eine Breite von bis 7 mm. Die bis zu 20 mm lang gestielten Blüten stehen einzeln in den Achseln der Blätter; nach der Befruchtung wächst der in halber Höhe mit 2 kleinen schmalen Vorblättern versehene Pedicellus zu einer Länge von + 30 mm aus. Die 5 Kelchzipfel sind von ovalem oder verkehrteiförmigem Umriss, von einer kleinen Weichstachelspitze überragt, am Rande von mehr oder minder häutiger Beschaffenheit und am Grunde lederartig verdickt, = 5 mm lang und 3-4 mm breit. Die gelbe, glocken- förmige, trichterartig verengerte Krone ist unbebaart und + 12 mm lang. Die hinsichtlich der Länge wenig verschiedenen Filamente sind nach der Basis zu bandartig verbreitert, mit einzelnen wenigen Drüsen- haaren bekleidet und durchschnittlich + 7 mm lang, die + 2 mm langen Staubbeutel am Grunde pfeilförmig. Der + 9 mm lange Griffel überragt die=Staubblätter; die Narbe besteht aus 2 kugelförmigen Lappen. Die 2fächerige Kapsel erreicht einen Durchmesser von + 6 mm und birgt 4 unbehaarte Samen. Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, XXX. 18 274 H. Schinz: Dem Habitus nach gleicht diese Pflanze überraschend Convolvulus arvensis L und namentlich dem aus der südafrikanischen Kolonie be- kannten schmalblättrigen Convolvulus hastatus Thunb. (Flora cap. 169), die Beschaffenheit der Narbe lässt uns diese Art jedoch als eine Ipomaea erkennen.!) Aniseia Hackeliana Schinz. Herbacea; caules ascendentes volubiles pilosi; folia petiolata, ovata vel lanceolata, basi cordata vel subiruncata, glanduloso-pellucida, sparse pilosa; flores pedicellati; calyeis laciniae valde inaequales; corolla infundibuliformis; stigmatis bilobi, lobi plani. Standort: Auf Siedelplätzen in Olukonda, Amboland. Eine krautige Pflanze mit radial vom Grunde ausstrahlenden, lang behaarten Zweigen. Die eiförmigen, breit lanzettlichen oder lanzettlichen Blätter sind 4-16 mm lang gestielt, stumpf oder spitz, an der Basis entweder ausgeprägt herzförmig oder fast wagrecht ab- gestutzt, unregelmässig gekerbt, hie und da gekräuselt und sowohl ober- wie unterseits mit langen, namentlich auf den Blattrand con- centrirten Haaren bekleidet, 15—30 mm lang und 10 -138 mm breit; die Blattspreite zeichnet sich ferner durch eine reiche Zahl durch- sichtiger Punkte aus, die, wie deren mikroskopische Untersuchung zeigt, von in die Epidermis eingesenkten Drüsenhaaren herrühen, wie ich solche bei Zpomoea adenioides bereits zu beschreiben Gelegenheit fand. Der in den Blattachseln stehende + 10 mm lange Blütenstiel trägt an seiner Basis 2—3 mm lange, spitz-lanzettliche, am Grunde schmal- herzförmige, rötlich-violett gefärbte Vorblätter, die auf der Mittelrippe und am Rande bewimpert sind. Die 5 Kelchzipfel sind von sehr ungleicher Form: die beiden äussern sind breit-lanzettlich, stumpf, am Grunde herzförmig. + 10 mm lang, + 6 mm breit, auf der Aussen- seite und etwas spärlicher auf der Innenseite mit langen, weichen, ab- stehenden Haaren bekleidet; der 3. intermediäre Zipfel ist am Grunde halb herzförmig und ebenfalls behaart, die beiden innern Zipfel end- lich sind in der obern Hälfte lanzettlich, spitz und ca. 4 mm breit, nach der Basis zu jedoch geradlinig verschmälert, am Rande und auf der Mittelrippe gleicherweise wie die andern Kelchzipfel behaart. Die trichterförmige, rosa-rote Krone ist + 15 mm lang, aussen längs der in die Zipfel hinauflaufenden Rippen behaart, innen aber mit Ausnahme der Insertionsstelle der Filamente kahl. Die 5 Fi- 2) Ausser einigen weitern, aus Mangel an Vergleichsmaterial vorderhand nieht näher zu bestimmenden Ipomoeen ist von Herrn Lüderitz in Hereroland auch eine grossblütige Art mit doppeltfiederteiligen Blättern gesammelt worden, die aller Wahrscheinlichkeit nach neu ist und identisch sein dürfte mit J. bipinnatipar- tita Eng]. (vorläufige Liste der Plantae Marlothianae in Englers Bot. Jahrb. 1887 No. 20), deren Diagnose demnächst zu erwarten ist. Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Silwest-Afrika. 275 lamente sind ungleich lang; die längsten sind + 6 mm, die kürzern + 4 mm lang, alle an der Basis verbreitert. Die lanzettlichen Staub- beutel sind am Grunde pfeilförmig und 1,5;—2 mm lang. Der Griffel erreicht eine Länge von + 6 mm; die Narbe ist zweilappig, und zwar sind die 1—1,25 mm langen Lappen flach. Der verkehrteiförmige Fruchknoten bleibt vom Kelche eingeschlossen und ist mit langen, steifen Haaren bekleidet, die sich nach oben zu einem lockern Schopfe vereinigen. Die zweifächrige Kapsel birgt 4 schwärzliche, behaarte Samen. Die zum Zwecke der Vergleichung in Betracht kommende 4. calycina Chois. (DC. Prodr. IX 429), die ich in grosser Menge auf Siedelplätzen in ganz Amboland fand, unterscheidet sich durch die in eine Spitze vorgezogenen Blätter, und durch die beiden äussern pfeil- förmigen Kelchzipfel. Die aus der Transvaal- und der Capkolonie be- kannte A. calystegioides Chois. (l. e. 431) hat Blütenstiele, die anstatt am Grunde, in der Mitte mit 2 Vorblättern versehen sind. Breweria suffruticosa Schinz. Suffruticosa, sericea; caules strieti; folia breviter petiolata, oblongo- elliptica vel lanceolata, acuminata vel acuta, mucronata; calyeis laciniae . inaequales; corolla ampla infundibuliformis; styli 2; stigmata capitata; semina glabra. Standort: Oshando in Upingtonia. Ein !/,—!/; Meter hoher Halbstrauch mit aufrechten, seidenartig behaarten Zweigen. Die Haare bestehen, wie dies Radlkofer (]. e. p. 415) für eine Reihe von Gattungen aus der Familie der Convolvulaceen nachgewiesen hat, aus zwei einer und derselben Zelle angehörenden horizontalen Armen, die an ihrer Vereinigungsstelle einer flachen Basalzelle aufsitzen. Die + 2,5 mm lang gestielten Blätter sind läng- lich elliptisch oder lanzettlich, zugespitzt oder abgerundet und mit einer kleinen Weichstachelspitze versehen, 10—40 mm lang und 3—-10 mm breit; oberseits und unterseits mit den bereits charakterisirten Haaren bekleidet; unterseits ist die Haarbekleidung entschieden dichter und verleiht der entsprechenden Blattseite eine weisslich-graue Fär- bung. . An jüngern Zweigen sind die Blütenstände bis 23 mm lang ge- stielt, die ältern dagegen beinahe ganz sitzend; die einzelnen sitzenden Blüten sind zu wenigblütigen, kugeligen Trugdolden angeordnet. Die bis zur Basis geteilten, behaarten Kelchzipfel sind von ungleicher Grösse: die beiden äussern + 6 mm lang, aus breiter Basis aufsteigend von lanzettlichem Umriss nnd spitz, die innern ebenfalls spitz, aber schmä- ler lanzettlich und nur + 5 mm lang. Die weit trichterförmige Krone ist + 6 mm lang, 5lappig und auf den der weiten Röhre entlang 18* 276 H. Schinz: Beiträge z. Kentnis d. Flora v. Deutsch-Südwest-Afrika. laufenden Mittelnerven der + 2 mm langen Lappen behaart. Die fa- denförmigen, an der Basis verbreiterten und im Grunde des Trichters diesem inserirten Staubfäden sind ungleich lang,. die längern überra- gen die kürzern, + 3,5 mm langen um 0,5 bis 0,75 mm; die unbehaar- ten Staubbeutel sind oval und 1,5; mm lang. Der dicht behaarte Frucht- knoten wird von einem Haarschopf gekrönt und trägt zwei bis zum Grunde getrennte, + 5 mm lange Griffel, deren Narben von breiter, mehr oder weniger abgeflachter, kopfförmiger Gestalt sind. Die von den bleibenden Kelchzipfeln umhüllte, breit eiförmige, schopfig behaarte Kapsel ist 2-fächerig und 4-samig; die schwarzbraunen, + 3 mm langen Samen sind unbehaart. Eine neue Cuphea aus Argentinien. Von E. Koehne. Cuphea persistens Koehne n. sp., Atl. ined. t. 39 fig. 360 (Sect. Pseudocircaea,). Suffruticosa videtur, alt. 25 cm. Rami pubescentes, simul parce (inferne densius) longissimeque hirsuti. Folia internodiis eireiter aequilonga, sessilia vel in petiolum vix 1 mm longum attenuata, late lanceolata vel fere oblonga (18—30 mm : 6—11 mm), acuta, membranacea, strigosa et setis paucis conspersa; floralia in quovis pari maxime inaequalia (ut in Ü. vmpatientifolia), altero multo minore linearique vel lanceolato-lineari, hispido-eiliato. Inflorescentia simplex vel basi composita. Pedicelli 1-2 mm longi, interpetiolares, apice prophyllis 2 ovatis instructi. Calyx (13—15 mm) brevissime calcaratus, basi minutissime hirtellus, ceterum in nervis longe hirsutus, dorso convexus, fauce subampliatus; lobus dorsalis ceteris major et paullulum produetus; appendices breves setosae; calyx fructifer infra medium incrassatus. Petala 6, rosea, calycis fere °/; aequantia, 2 dorsalia cuneato-oblonga, 4 ventralia iisdem !/, angustiora, sed eire. !/, longiora, cuneato lanceolata, persistentia. Stamina 11, paullo supra tubi ?/; secus lineam deorsum subeonvexam inserta; 5 episepala lobos eorundem longitudine superantia, 2 dorsalibus medio villosis, ceteris 3 glabris; epipetalorum 4 ventralia lobos fere aequantia, medio villosa, 2 dorsalia ceteris inferius inserta eorundemque insertionem haud aequantia. Calyx intus supra stamina ventre villosissimus, infra eadem villosus. Ovarium oblique ovatum, glabrum; stylus eire. 2 plo longior, apice excepto villosus, demum 3 mm exsertus. Discus erassus, circ. semiglobosus. Ovula 9—13. Semina 3 mm longa, 2'/; mm lata, cas- tanea, margine pallidiore (testa inerassata) obtuso eineta, laevia, apice leviter emarginata. Resp. Argentina: Sauciliaro, Jan. 1874, Lorentz et Hieronymus, Diese aus dem Kgl. Bot. Museum zu Berlin mir kürzlich vor- gelegte Art steht der C. sessiiflora St.Hil. (Nr. 171 meiner Mono_ graphie, Englers Bot. Jahrb. Bd. II. S. 169) durch die Kürze der Blatt- und Blütenstiele sehr nahe, unterscheidet sich aber durch die 278 E. Koehne: Eine neue Cuphea aus Argentinien. Grösse der Kelche, die bei jener nur 7—7!/, mm lang sind, und die Zahl der Ovula, die bei jener nur 3 beträgt Mit ©. impatientifolia (Nr. 170) teilt sie die grosse Ungleichheit der im Blütenstand befind- lichen Blätter jedes Paares, mit C. lutescens (Nr. 174) die Grösse der Blüten. Sie erhält Nr. 361, ist zwischen N. 170 und 171 einzureihen und die 157*°e mir bekannte Ouphea. Der Name bezieht sich auf die übrigens der ganzen Gruppe Pseudocircuea zukommende Eigentümlich- keit, dass die Blumenblätter nicht abfallen, sondern am Fruchtkelch verwelkt sitzen bleiben, was sonst in der ganzen Familie nur noch bei Rotala wiederkehrt. | Ueber zwei aus dem märkischen Gebiet bisher nicht bekannte Gramineen. Von P. Taubert. 1 Panicum ambiguum Guss Gelegentlich einer Durchsicht des im Königl. Herbarium zu Berlin befindlichen Materials von Panicum verticillatum L. fielen mir einige märkische Exemplare dieses Grases auf, die sich von der typischen Art schon durch blosses Anfühlen unterscheiden liessen. P. verticılla- tum L gestattet infolge der nach rückwärts gerichteten Zähnchen der Aehrchenhüllborsten ein Aufwärtsstreichen vom Grunde der Rispe nach deren Ende nicht; die märkischen Exemplare dagegen besitzen Aehr- chen, deren Hüllborsten mit nach aufwärts gestellten Zähnchen besetzt sind, und die demgemäss ein Streichen von unten nach oben zulassen. Die nähere Untersuchung ergab, dass diese Exemplare völlig mit der als P. vertieillatum L ß ambiguum von Gussone 1827 im Prodr. fl. sie. p. *O bezeichneten Form übereinstimmen, deren Namen der Autor selbst 1842 in der Synops. fl. sic. p. 114 in Setaria ambigua umänderte und sie damit als selbständige Art aufstellte. Inwiefern man berech- tigt ist, Panicum ambiguum Guss. als besondere Art oder nur als Varietät des P. vertieillatum L. anzusehen, näher hier auszuführen, würde zu weit führen; ich verweise daher nur auf die darauf bezüglichen Arbeiten von A. Braun im Index sem. hort. Berol. 1871 S. 5—8 und C. Hauss- knecht in der Oesterr. bot. Zeitschr. 1875 S. 345— 48. Was die geographische Verbreitung dieser wohl noch vielfach übersehenen Pflanze angeht, so ist bisher folgendes bekannt: Persien: um Kermanschah (Hausskn.); Anatolien: um Marasch (Hausskn.), Syrien: Beirut (Hausskn.); Italien: Sieilien (Gussone)!, Neapel, > Toskana, Ligurien (nach Parlatore Flora Ital); Frankreich: 280 P. Taubert: Narbonne (nach Grenier und Godron); Schweiz: Basel (Münch)! , Weinberge beim Schlösschen Wört unweit Schaffhausen (Hausskn.), an der Schweizerstrasse bei Genf (Hausskn.), Rolle (Rapin); Oester- reich: Dalmatien: Stagno grande, Strandsümpfe 1886 (l. Bornmüller) Oest. bot. Zeitsch. AXXVIll, No. 8 (1888) S. 289 und No. 9 (1888) S. 328; Tirol: Trient (Gelmi)!; Deutschland: Schwetzingen bei Hei- delberg (Schimper)! Frankenhausen in Thüringen (Hausskn.)!), Bran- denburg ‘Schramm)! und Rhinow (Ascherson)! in der Mark. (Diese Rhinower Exemplare sind in Aschersons Flora der Provinz Brandenburg [. S. 109 unter P. viride L. als „dem P. ambiguum ähnlich“ erwähnt.) Die beiden märkischen Standorte des P. ambiguum Guss. sind somit die am weitesten nach Norden vorgeschobenen Punkte der bis jetzt bekannten Verbreitung dieser interessanten (nach Gussone und A. Braun eulturbeständigen) Pflanze. 2. Melica picta C.Koch. Gelegentlich der diesjährigen Pfingstversammlung unseres Vereins zu Fürstenwalde legte Herr Prof. Dr. Ascherson Melica picta C. Koch aus Thüringen vor, besprach deren Unterschiede von M. nutans L. und wies darauf hin, dass diese Pflanze sich auch bei uns finden könnte. Hierdurch wurde ich veranlasst, das im Königl. Herbar vorhandene Material von M. nutans L. zu prüfen. Unter der grossen Menge fan- den sich nur zwei Exemplare, die mit M. pieta C. Koch identisch waren und die schon am 9. Mai 1864 bei Gr.-Öschersleben — Hakel an der Domburg — von Herrn M. Schulze gesammelt worden waren.?) Wie mir kürzlich Herr Prof. Ascherson mitteilte, hat derselbe ebenfalls schon am 26. Mai 1856 dieses Gras im Domburghau des Hakel gesammelt, aber bislıer als M. nutans aufbewahrt. Hiermit ist das Vorkommen der interessanten Pflanze im Gebiet der Flora der Provinz Brandenburg (im Aseherson’schen Sinne) gesichert. Es ist wahrscheinlich, dass M. pieta C.Koch in der Mark weiter verbreitet ist, und ich mache deshalb meine floristischen Collegen auf die unterscheidenden Merkmale der M. pieta von M. nutans aufmerksam, die von Celakovsky in der Oesterr. bot. Zeitschrift, Jahrgang 1583, S 210, ausführlich auseinandergesetzt sind. Für diejenigen, denen diese Schrift nicht zur Verfügung steht, bemerke ich als wichtigste Unterschiede, dass M. picta C. Koch rasigen Wuchs und ein deutliches Blatthäutchen, M. nutans L. dagegen ein ausläufer- ı) Die übrigen thüringischen Standorte wie Artern, Sangerhausen etc., die von G. Oertel in der Irmischia 1834 angegeben werden, bedürfen bei der selır bedineten Glaubwürdigkeit dieses Beobachters (vgl. oben S. 76, 77) anderweitiger Bestätigung. 2) Celakovsky führt auch Aschersleben als Standort an (Oesterr. bot. Zeitschr. 1883, 8. 213). Ob die beiden Standorte identisch sind, bedarf der weiteren Auf- klärung. Ueber zwei aus dem märkischen Gebiet bisher nicht bekannte Gramineen. I81 treibendes Rhizom und eine äusserst kurze und fast rudimentäre Ligula besitzt. Vgl. auch O. v. Seemen in Abhandl. 1837, S. 19ff.") Berlin, den 28. Juni 1888. 1) Auch die erste Auffindung dieser Art in Thüringen (wie die der vorher- gehenden) hat G. Oertel (Zeitschr. für Naturwissenschaften LX [IV. Folge VI. Bd. 1887,] S. 324) sich anzueignen versucht. Es findet sich dort die Angabe, dass M. picta in Thüringen „seither unbekannt“ war, „bis sie vom Redner im vorigen Jahre [also 1886] entdeckt wurde“! Wenn ihm auch die von Herrn v. Seemen 1883 bei Sulza gemachte Beobachtung (vgl. R. v. Uechtritz, Oesterr. Bot. Zeitschr. 1883 S. 340) unbekannt geblieben sein sollte, so doch sicher nicht die Thatsache, dass Herr M. Schulze 1885 diese Pflanze bei Jena auffand (Mitteil. des botanischen Vereins für Gesamt-Thüringen 1885 S. 2, Berichte der D. Bot. Ges. 1886, S. CLXV]). Die Angabe des Herrn v. Seemen (a. a. O. S. 20), dass R. v. Uechtritz schon 1883 „das Vorkommen von M. picta in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien constatirte“, legt die missverständliche Deutung nahe, dass dies Gras auch in dem zuletzt genannten Kronlande aufgefunden sei, während es bis heut weder aus dem österreichischen noch dem preussischen Schlesien bekannt geworden ist. Uechtritz sagt an der eitirten Stelle der Oesterr. Bot. Zeitschr. 1883 nur, dass es „in Obornys Flora von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien einzuschalten“ sei, erwähnt es aber (so- wie auch Oborny im Nachtrage seiner vorzüglichen Flora S. 1251 [1886]) nur aus Mähren. Red. 1Sa Ein Vorkommen von Adventivpflanzen zu Rüders- dorf bei Berlin. Von W. Behrendsen. (Zum Vortrage bestimmt für die Sitzung vom 9. März 1888.) Bei Gelegenheit einer Excursion, die ich am 22. Mai 1887 in Begleitung der Herren Dr. Collin und eand. med. Duda von Berlin aus nach den Rüdersdorfer Kalkbergen unternahm, fand ich an der von Woltersdorf nach Rüdersdorf führenden Chaussee an zwei getrenn- ten Stellen eine Anzahl von Pflanzen, welche, unserer heimischen Flora nicht angehörend, sich daselbst in grosser Zahl angesiedelt hatten. Die eine dieser Localitäten ist ein bereits seit einer Reihe von Jahren brach liegender Acker, auf welchem zwei Getreideschuppen stehen; er liegt östlich von der Strasse, einige hundert Schritte vor der Kirche von Alten Grund (Fundstelle 1), Die andere, eine Sumpfwiese, befindet sich nahe vor der Brücke über den Kanal rauhen Stolp- und Kalk- See, westlich von der Strasse (Fundstelle II). Zum Zwecke der genaueren Erforschung der Adventivflora die- ser Locolitäten wurden im Laufe des Sommers im ganzen noch 6 weitere Excursionen gemacht, deren keine resultatlos verlief. An denselben nahmen ausser mir noch Teil die Herren cand. med. Bran- dis, eand. med. Duda, Gymnasiallehrer Lehmann, cand. med. Steinbach und cand. rer. nat. Taubert. Das Ergebnis dieser 7 Exeursionen war die Auffindung von 55 eingewanderten Phanerogamen. Dieselben verteilen sich derartig, dass auf Fundstelle I 31, auf Fundstelle II 34 Arten vorkommen; 10 Spe- cies sind beiden gemeinsam, es fanden sich also 21 nur auf Fund- stelle I, 24 nur auf Fundstelle 1. Als ich Herrn Professor Ascherson von meinen Funden Mit- teilung machte, erfuhr ich, dass ihm Herr stud. rer. nat. Dormeyer Adventivpflanzen vorgelegt hatte, welche derselbe z. T. in Gesellschaft des eand. (jetzt Dr.) phil. C. Mez im Mai und Juni 1887 ebenfalls bei Rüdersdorf gesammelt hatte. Dieselben stammten zum kleineren Teile von meiner Fundstelle 1, zum grösseren jedoch von einer ande- ren, mir unbekannten Localität. Dieselbe befindet sich am Nordende Adventivpflanzen zu Rüdersdorf bei Berlin, 2853 des Kalksees an der Einmündung des nach dem Stolpsee führenden Kanals, und zwar am Südufer des letzteren (Fundstelle III). Um dieselbe durch eigene Anschauung kennen zu lernen, unter- nahm auch Herr Professor Ascherson im Juli mit Herrn Dormeyer und Herrn Dr. Mez ebenfalls einen Ausflug nach Rüdersdorf. Es re- sultirte aus diesen beiden Excursionen die Auffindung von 21 Speeies, von denen nur an Fundstelle I 3, nur an Fundstelle III 16, an beiden zugleich 2 wuchsen. Isolirt wachsend fand Herr Professor Ascherson ausserdem noch in Alten Grund Salvia vertieillata L., worauf ich spä- ter noch zurückkomme. Von diesen 22 Arten sind 9 (in der folgenden Aufzählung mit * bezeichnet) mit meinen Funden nicht identisch; diese gehören sämtlich, bis auf Stachys annıa L., Fundstelle Ill an. Es beläuft sich also die Zahl der bei Rüdersdorf beobachteten Adventivpflanzen im ganzen auf 64. Es sind dies folgende :') Delphinium Ajacıs L. 1. *Hypecoum procumbens \. var. grandiflorum Benth. Il. *Ohorispora tenella DC. Il. M, hispida Urban var. apienlata Willd. II. Trigonella Besseriana Ser. |. Trifolium parviflorum Ehrh. 1. T. spadiceum L. 1. Lathyrus Cicera L. 1. L. sativus L. II. L. Aphaca L. Il. Vieia narbonensis L. 1. V. narbonensis v. serratifolia Jacg. 1. V. lutea L.1. _V. lutea var. hirta Balb. 11. V. pannonica Jacg. var. striata M.B. (purpurascens Koch) 11. V. melanops S.S. 1. Potentilla intermedia L. I., I., IM. Caucalis daucordes 1. 1. Scandix iberica M.B. 11. Bupleurum rotundifolium L. 1. Nasturtium pyrenaicum R.Br. I. Erysimum canescens Rth. 1, il. E. repandum L. I, Il. Oonringia orientalis Andrz. 1. 0. austriaca C.A.M. |. Sisymbrium Columnae Jacg. 1, 1. S. Loeselü L. I, I, II. S. Sinapistrum Crtz. I, IL, II. S. junceum M.B.’) 1. Alyssum campestre L. I, IN. A. minimum Willd. I, II. Lepidium Draba L. I, I1. L. perfoliatum L. 1. L. campestre R.Br. 1. Bunias orientalis L. I, Il, I. *B. Erucago L. I. Neslea panniculata Dsv. 1. Stlene conica L. 1. "Gypsophila panniculata L. IM. (@. elegans M.B. Il. Medicago arabica All. 1. Asperula arvensis L. 1. Galium tricorne With. I. @. pedemontanum All. 1. Anthemis ruthenica M.B. I, I, 11. 1) Sperr- und fetter Druck bezeichnen wie bei Taubert (Eine Kolonie südwest- europäischer Pflanzen bei Köpenick (Verhandl. 1886 S. 22 #f.) Neuheiten für die Mark Brandenburg bezw. Deutsche Flora. 2, Auch bei Hamburg (Dinklage). Ascherson. 284 W. Behrendsen: Anthemis tinctoria x ruthe- Sideritis montana 1. 1. nica ]. Dracocephalum thymiflorum Achillea nobilis L. v. Nedlreichii 1512) Ken. Do. *Salsola Kali L. 11. Artemisia scoparia W.K. 1. Beckmannia erucaeformis Carduus pycnocephalus (L.) Host 11. Jacq. 1. Oynosurus echinatus L. 1. Specularia Speculum DC. I, 1. Bromus arvensis L. 11. *Nonnea pulla DC. II. Poa songarica Boiss. 11. Echinospermum Lappula Lehm. I, II. Aegelops cylindrica Host 11.2) E. patulum Lehm. 1. Triticum villosum M.B. 1. *Salvia verticillata L. Alte Grund. *T. eristatum Schreb. Ill. *Stachys annua L. 1. Was nun die Frage nach der eigentlichen Heimat dieser zahl- reichen Fremdlinge anbelangt, so ist nicht zu verkennen, dass die- selben im grossen und ganzen dem Charakter der südosteuropäischen Flora entsprechen, wie wir sie in Ungarn, Süd-Russland und der Balkanhalbinsel treffen. Doch fällt dabei manches Bemerkenswerte auf. Einige der Pflanzen, wie namentlich COhorispora tenella DC., Potentilla intermedia 1L., Echinospermum patulum Lehm., Dracocephalum: thymiflorum L., gehören ausschliesslich der südrussischen Flora an, während andere, wie Delphinium Ajacis L., Hypecoum procumbens L., Nasturtium pyrenaicum R.Br., Conringia austriaca G.A.Meyer, Bunias Erucago L. etc., vor allem aber Vzcia melanops S.S. in weiter westlich gele- genen Ländern ihr Vaterland haben. Ferner finden wir in obigem Ver- zeichnis noch 3 asiatische Pflanzen, Gypsophia elegans M.B., Scandix ıberica M.B. und Poa songarica Boiss., von denen die beiden ersteren in Transkaukasien, die letztere im südlichen Sibirien, Persien etc. zu Hause sind. Zumal bei dieser interessanten Graminee gelingt es schwer, ihre Verschleppung in unsere Mark zu erklären, während dies bei den übrigen Einwanderern viel weniger Schwierigkeiten macht. Dieselben sind nämlich, wie dies wohl meist der Fall ist, mit Getreide zu uns gelangt, welches ja gerade aus Ungarn und Südrussland in grossen Mengen bei uns importirt wird. Auf dem oben erwähnten Brach- acker, unserer Fundstelle I, stehen nun, wie ich bereits anführte, zwei Scheunen, in denen grosse Vorräte solchen Getreides aufbewahrt werden, das daselbst auch von den beigemengten Verunreinigungen befreit wird. Mit letzteren gelangen die massenhaft darin enthaltenen Samenkörner zunächst auf den Acker selbst, wo alsbald aus ihnen ein reicher Flor interessanter Pflanzen entsteht, bald jedoch auch, 1) Von Herrn Lehmann auch auf Schutt bei Strasse 17 (unweit des Zoologischen Gartens) gefunden. Ascherson. 2) Diese Art ist in Verhandl. 1886 S. 24 irrtümlich als neu für die deutsche Flora bezeichnet worden, da sie schon früher bei München beobachtet war. Ascherson. - Adventivpflanzen zu Rüdersdorf bei Berlin. 285 vom Winde fortgetrieben, in die nähere und weitere Umgebung. So finden wir denn oft ziemlich entfernt von der Ursprungstelle, besonders auf den Aeckern längs der Chaussee nach Woltersdorf, vereinzelte Ad- ventivpflanzen, so namentlich Sisymbrium Loeselil L. und Sinapistrum Crtz., Anthemis ruthenica M.B. und Potentilla intermedia L. ete.; hier- her ist auch die von Herrn Professor Ascherson im Alten Grund ge- fundene Salvia verticillata L. zu stellen. Das massenhafte Auftreten von Einwanderern an unseren Fundstellen Il und III ist indes nicht der Wirkung des Windes allein zuzuschreiben, wenigstens sicher nicht an der ersteren; es lässt hier das eigentümliche Verhalten besonders der Papilionaceen, die nur selten einzeln, meist in dichten Gruppen inselartig beisammenstehen, nur die Annahme zu, dass hierher grös- sere Mengen jener Verunreinigungen durch Menschenhand geschafft und dann in toto abgeladen sind. Wie sich dies bei Fundstelle II verhält, kann ich nicht angeben, da ich dieselbe nicht zu beobachten Gelegenheit hatte. Von besonderem Interesse ist noch eine Parallele zwischen der Rüdersdorfer Adventivflora und der sehr ähnlichen des nicht weit ent- fernten Köpenick (vgl. P. Taubert, a. a. O. S. 22). Von den von Herrn Taubert angeführten 31 Species finden sich 17, also mehr als die Hälfte, auch bei Rüdersdorf, und unter diesen befinden sich gerade diejenigen, welche vorzugsweise den Charakter beider Kolonien be- stimmen; eine Ausnahme macht nur die bei Rüdersdorf ziemlich häufige Potentilla intermedia L., welche bei Köpenick gänzlich fehlt. Den übrigen 14 Arten Köpenicks stehen allerdings 47 Rüdersdorfer gegenüber, welche nicht beiden gemeinsam sind; es sind dies jedoch durchweg Arten, welche hier wie dort nur in geringer Individuenzahl auftreten, und, vielleicht mit alleiniger Ausnahme der für die Rüders- dorfer Fundstelle II so charakteristischen Papilionaceen, ebensogut fehlen könnten, ohne beiden Kolonien ihre Eigenart zu nehmen. Es sind also dieselben wohl sicher als gleichen Ursprungs aufzufassen. — Zum Schlusse erfülle ich noch die angenehme Pflicht, Herrn Pro- fessor Ascherson für die freundliche Unterstützung, die er dieser kleinen Arbeit, besonders durch Bestimmung kritischer Arten, angedeihen liess, sowie Herrn stud. rer. nat. Dormeyer für die gütige Erlaubnis zur Verwertung seiner Funde meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Nachschrift. Von P. Ascherson. Am 3. Juni 1888 besuchte ich die Oertlichkeiten, an welchen sich die in vorstehender Mitteilung erwähnten Adventivpflanzen im 286 : W. Behrendsen: vorigen Jahre so reichlich vorgefunden hatten, traf aber von die- ser fremdartigen Vegetation nur noch spärliche Reste. Die mir nicht genau bekannte Stelle II betrat ich auch diesmal nicht; II war durch umfassende Erdarbeiten gegen den Zustand im Vorjahre verändert, nur I unberührt geblieben. Von den bemerkenswerten Arten obiger Liste fanden sich noch Sisymbrium Loeselüi (I), Alyssum minimum (an der Chaussee unweit der Brücke Löske!), Bunias orientalis (IN), Potentilla intermedia (1, Ill) Anthemis ruthenica (I, UI sehr reichlich), .Dracoce- phalus thymiflorus (l, 1), als einzige Novität: Salvia silvestris L. (D). Die folgenden 4 Arten: Aanunculus arvensis L., Barbarea Iyrata (Gil.) Aschers., Oamelina mierocarpa Andrzj. und Thlaspi arvense L. (sämtlich D) sind der Berliner Flora nicht fremd, an dieser Stelle vermutlich aber ebenfalls aus der Ferne eingeschleppt worden. Die beiden letztgenann- ten Arten fanden sich auch bei Köpenick unter den Adventivpflanzen. Ob die dicht am nördlichen Ende von Woltersdorf beobachtete Zeseda lutea L. auf dieselbe Quelle von Adventivpflanzen zurückzuführen ist, bleibt zweifelhaft. Die oben erwähnte Poa songarica ist wohl hinsichtlich ihrer Verbreitung und der eventuellen Art ihrer Einschleppung mit der bei Hamburg von Timm beobachteten Arenaria (Lepyrodiclis Fenzl) holoste- oides (C.A.Mey). Edgew. (vergl. Berichte der Deutschen Botan. Ge- sellschaft V [1887] S. CHD) in Vergleich zu stellen. Beide Pflanzen finden sich ausser an zahlreichen Oertlichkeiten des vorderasiatischen Steppengebiets auch in Nordwest-Indien und sind vielleicht von dort mit Getreide eingeführt. Das Verhältnis dieser Art zu der im ganzen in demselben Ge- biete verbreiteten P. persica Trin., von der sich P. songarica haupt- sächlich durch nur 2—3blütige Aehrchen unterscheidet (vgl. Boissier Fl. Or. V. 611), bleibt noch genauer zu prüfen. Von Zwergformen, wie die Exemplare vom Flusse Tschuja im Altaischen Sibirien (Bunge!) oder vom Sinai (Schimper 105!), liegt es wohl nahe, sie für eine ver- kümmerte Form der P. persica zu halten. Dies passt aber nicht auf andere zahlreiche Exemplare aus Persien und Indien und ebensowenig auf die Rüdersdorfer Exemplare, die den robustesten mir vorliegenden der P. persica nicht nachstehen. Wenn man mit Boissier die Pflanze der Flora Altaiea mit der songarischen vereinigt, so_hat der Name @Glyceria songarica Schrenk (1841) ebensowenig als die demselben zugeliörigen Synonyme Poa subtilis und P. paradoxa Karel. et Kiril. (1842) die Priorität. Das Gras der Flora Altaica wurde zuerst im Suppl. I der Fl. Alt. (1836) p. 8 als Arra altaica Trin. beschrieben; bereits 1829 hatte Trinius eine Poa altaica aufgestellt; als er daher unser Gras zu Poa stellte (Bull. Acad. St. Petersb. 1 p. 69 nach Grisebach in Ledebour Fl. Ross. IV p. 367), sodann (wohl gleichzeitig oder wenig später) in Mem. de Adventivpflanzen zu Rüdersdorf bei Berlin. 287 l’Ac. de St. Pet. VI Ser. VI Tome Suppl. p. 69 (1838), wählte er den Namen P. diaphora, mit, welchem unsere Art mithin zu bezeichnen ist. Mit Unrecht „verbesserten“ Bunge (Reliq. Lehmann. p. (349) 525 und nach ihm Boissier a. a. O. diesen Namen in diaphana. Auf der Etikette der Exemplare des Berliner Herbars findet sich von Trinius Hand ganz deutlich geschrieben diaphora. Jedenfalls war der russische Asrostograph berechtigt für ein Gras, das er zuerst in einer anderen Gruppe untergebracht hatte, diesen Namen zu wählen, mochte er von den verschiedenen Bedeutungen von d:dyp0p05 diejenige meinen, die „ver- schiedenartig d. h. sonderbar, ausgezeichnet, paradox“ oder die, welche „feindselig, zuwider“ aussagt. Ein Ausflug nach der Uckermark. C. Warnstorf. Obgleich Grantz ow in seiner Flora der Uckermark alle in diesem Teile der Mark Brandenburg bis zum Jahre 1879 gemachten floristischen Beobachtungen mit grosser Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt zusammen- getragen, so blieben dennoch bisher die Zellkryptogamen, unter diesen auch die Moose, in diesem Gebiete mehr oder weniger unberücksichtigt, und ich benutzte daher um so lieber eine mir von Seiten des Botanischen Vereins gewährte Unterstützung zu einer diesbezüglichen Exploration des erwähnten Gebiets, als mein zweiter Sohn seit Ostern d. J. als Lehrer in Brüsenwalde wirkt, welches in der Mitte zwischen Lychen und Boitzenburg gelegen ist und zwar unweit der Chaussee, welche letz- teren Ort mit Fürstenberg (Meklenburg) an der Nordbahn verbindet. Wäh- rend meines Stägigen Aufenthaltes in Brüsenwalde musste ich meine Beobachtungen natürlich nur auf die nächste Umgebung dieses Ortes beschränken, die in kurzen, allgemeinen Zügen zu schildern ich mir nicht versagen kann. Von Lychen aus gelangt man auf eigenem Fuhrwerk — andere Verbindung nach Brüsenwalde resp. Boitzenburg giebt es nicht — auf staubiger, ein kahles, tristes Hochplateau durchschneidender Chaussee nach etwa °/,stündiger Fahrt bei „Schreibermühle“ in Kieferwald, wel- cher anfänglich nur schwächliche dichte Bestände aufweist; je mehr man sich aber Brüsenwalde nähert, je höher und kräftiger werden die Stämme, und nicht lange, so befindet man sich in dem schönsten, aus Kiefern und Buchen gemischten Walde, welcher ab und zu mit reinen Buchenbeständen abwechselt. Brüsenwalde selbst ist nur eine gräflich Arnim’sche Domäne und besitzt ausser den zum Gute gehörigen Gebäu- den und Stallungen nur noch ein von Menschen bewohntes Haus, das des Lehrers, dessen grosser Schulraum zugleich des Sonntags die wenigen Ge- meindeglieder zum Gottesdienst sammelt. In früherer Zeit muss der Ort ein nicht unbedeutendes Dorf gewesen sein; das beweisen die auf dem Kirchhofe jetzt noch vorhandenen Ruinen eines Gotteshauses, dessen aus Granitsteinen aufgeführte Seitenmauern bis diesen Tag allen zer- störenden Einflüssen der Witterung Trotz geboten. Ein schlechter, f Ein Ausflug nach der Uckermark. 289 zu beiden Seiten mit Steinmauern und) einigen Weiden eingefasster Weg führt von der Boitzenburger Chaussee in etwa 10 Minuten in nördlicher Richtung nach Brüsenwalde. Rings, wohin das Auge blickt, werden das Culturland, welches z. T Sand-, auf der Höhe aber den schönsten Weizenboden aufweist, sowie die Wiesenflächen von Wald eingeschlossen, dessen Lisieren überall entweder von Feldsteinmauern oder Stacketenzäunen eingefasst sind, welche dem Wilde, besonders dem überaus®zahlreich auftretenden Schwarzwilde den Uebertritt auf das Culturland unmöglich machen oder doch erschweren sollen. Dieser Wald ist nach allen Richtungen in wenigen Minuten zu erreichen. Nördlich, nach Thomsdorf zu, besteht derselbe aus alten und jungen Buchenbeständen, in denen sich einzelne Waldtümpel oder kleine Seen vorfinden, welche besonders Laub- und Torfmoosen ein üppiges Vege- tiren gestatten. In einem kleinen Torfbruche vor dem Walde fanden sich Zedum palustre, Andromeda poliifolia, Drosera,rotundifolia, Carex ‚Rliformis blühend und Zriophorum vaginatum; in den alten Torflöchern wucherte eine Form von Sphagnum cuspidatum var. plumosum Nees und an den Rändern derselben Jungermannia anomala Hook. und Cepha- lozia bicuspidata e.fr.; faulende alte Baumstubben waren mit sterilem Dieranum flagellare Hedw. bedeckt. Im Walde selbst war der Boden streekenweis mit Polypodium Dryopteris und in der Nähe eines Tümpels mit Zycopodium annotinum bestanden. An den Wänden eines tiefen Waldgrabens kamen Mnium punctatum, Plagiothecium Roeseanum und andere bemerkenswerte Laubmoose vor, während unter Buchen am Thomsdorfer Wege Peltigera horizontalis mit schönen Apothecien auf- genommen wurde; an alten Buchenstämmen wurde hin! und wieder Stieta pulmonacea bemerkt. In dem Teil des Waldes, welcher das nörd- liche Ufer des in unmittelbarer Nähe _ von Brüsenwaide gelegenen Ziest- sees umsäumt, fanden sich Brachypodium silvaticum, Carex ericetorum, Luzula pilosa, Orobus montanus, Astragalus glyceyphyllus, Vieia cassu- bica, Pyrola minor und secunda, Alchemilla vulgaris u. a.; am Rande des dem See vorgelagerten Fenns bemerkte ich Vrola palustris weiss- blühend und Salz ambigua in Gesellschaft von 8. aurita. In einem Waldmoorsumpf östlich von Brüsenwalde sammelte ich ausser ver- schiedenen Sphagnen Ledum palustre, Andromeda poliifolia und Vaec- cinium Oxycoccus. Am „Hölzernen Krug“, einem kleinen See mit von Erlen und niedrigem Weidengebüsch und Kiefern bestandenen Moor- brüchen wucherten in letzteren besonders schöne Torfmoose, wie S. teres, Russowii, fuscum, recurvum u. $. w., an troekneren Stellen wurde der Boden weithin mit Zycopodium amnotinum überzogen. Die schönsten Waldpartien liegen indessen südlieh von Brüsenwalde, zwischen hier und Warthe auf den Höhen, welehe ein meilenlanges, etwa von Noril- ost nach Südwest verlaufendes Thal einschliessen, in welchem sich See an See reiht, und das sich bis Lychen und darüber hinaus fortsetzt. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXX. 19 290 C. Warnstorf: Leider konnte ich wegen der mir so knapp bemessenen Zeit nur die Umgebung einiger dieser Seen botanisch untersuchen; allein das, was ich von diesen herrlichen Laubwald- und Seepartien gesehen, muss ich zu dem Schönsten rechnen, was ich in dieser Beziehung jemals in unserer Mark gesehen; etwas Aehnliches bieten nur beispielsweise die Forsten bei Neuruppin, Rheinsberg, Menz, Eberswalde, Bukow, Berlin- chen und Arnswalde. — Am grossartigsten ist der Blick auf den in der „Jungfernheide“ gelegenen Tiefen Cloewen-See, wohin mich zu führen Herr Förster Hennig an der Chaussee die grosse Gefälligkeit hatte. Der Weg dorthin führt auf der Chaussee nach Boitzenburg bis zum Westufer des Haussees, biegt dann rechts ab und steigt sodann ziemlich steil an, um nun ununterbrochen im schönsten Buchenwalde fortzulaufen. Hier sammelte ich an Wegböschungen die für unsere Mark so seltene Dicranella erispa, leider nur mit veralteten Früchten. Nach längerer Wanderung biegt mein liebenswürdiger Führer einen Seitenpfad ein; ich folge; und endlich nach einem nicht unbedeutenden Anstieg befinden wir uns plötzlich vor einer Lichtung. Tief unten er- bliekt das entzückte Auge die spiegelglatte Oberfläche eines rings dicht bewaldeten Kesselsees; das ist der „Tiefe Cloewen“. Hat man sein Ränzchen nicht etwa schon vorher geleert, um den Mahnungen des Hungers nachzugeben, so kann man hier auf „Berndshütte“ einen fru- galen Imbiss einnehmen, dessen Einfachheit der wirklich herrliche Naturgenuss vollkommen vergessen macht. Eine aus rohen Kiefer- stämmen gezimmerte, mit Moos gedeckte, innen mit einem Tisch und Bänken ausgestattete Hütte ladet den Besucher zum Niedersitzen ein. Der selige Graf Arnim-Boitzenburg hat dieselbe nach einem seiner Söhne benannt und hier an dieser Stelle öfter mit hohen und aller- höchsten Herrschaften, nachdem sie vom Waidwerk ermüdet, ein stär- kendes Mahl eingenommen. Das beweist eine, nur wenige Schritte von der Hütte an einer Eiche befestigte Votivtafel mit folgendem Reim: Hier sass mein König einst beim Mahl Und rastet auf der Höh; Hier leerte er den Jagdpokal, Schaut in den tiefen See. Allein nicht nur ein Lieblingsaufenthalt des Grafen war dieses lauschige Waldplätzchen, sondern es wird, wie mir mein Führer mit- teilte, auch besonders gern von den zahlreichen Pensionären des vom Pastor Fritze in Warthe geleiteten Erziehungsinstituts besucht, welche nach hier kaum ein Stündcehen durch prächtigen Buchenwald zurückzu- legen haben. Minder schöne Ufer besitzt der in unmittelbarer Nähe ge- legene Flache Gloewen-See. Hier sammelte ich an beschatteten Abstichen Weisia viridula, Fissidens bryoides und Lophocolea minor, letztere in ausgedehnten schön gelbgrünen Rasen. Auf dem Rückwege von hier zeigte mir Herr Förster Hennig am Rande eines Waldbusches, in wel- Ein Ausflug nach der Uckermark 291 ehem noch einige Stöcke des Königsfarn, Osmunda regalis, durch Ein- zäunung vor gänzlicher Ausrottung bewahrt werden sollen, eine An- zahl gigantischer Exemplare von ZLariz decidua, deren etwa 40 m hohen, glatten, kerngesunden Stämme beredtes Zeugnis ablegten von der ausserordentlichen Zeugungskraft des märkischen Waldbodens. In. Jagen 42 des Brüsenwalder Reviers bemerkte ich auf einer etwas feuchten Waldstelle Polypodium Phegopteris und zwar in einer Form, welche von weiten durch dichte Behaarung der Blattfläche | grau erschien. — An den „Flachen Cloewen“ schliesst sich in westlicher Richtung zunächst der „Jungfernsee“, an dessen flachen moorigen Ufern Oladium Marisceus, Carex dioica, paniculata, stricta, limosa und blühende ©. Alzformis zahlreich zu finden waren. Von Moosen mögen erwähnt werden Polytrichum strietum, Sphagnum Warnstorfii und tenellum Klinggr. Zwischen dem Jungfernsce und dem Kleinen Babrow-See zieht sich ein ziemlich breiter, von beiden Seiten bewaldeter Kalksumpf hin, in welchem verschiedene Hypnen, Bryen und eine grosse Anzahl Riedgräser üppig gedeihen. in dem den Südrand dieses Sumpfes um- säumenden Buchenwalde treten als charakteristische Waldpflanzen auf Orobus vernus, Oonvallaria majalis, Paris quadrifolia, Neottia nidus avıs und an einem lichteren Abhange Zguisetum pratense, leider bereits (24. Mai) mit vertrockneten Fruchtähren. Am interessantesten ist jedenfalls das sehr steile, mit alten Buchen bestandene, quellige Ost- ufer des grossen Babrow-Sees. Hier liegen nämlich in chaotischem Durcheinander unzählige erratische Blöcke), die man oft nur mit grosser Mühe umgehen oder übersteigen kann. Auf denselben gedeihen in üppigster Fülle z. B. Hypnum incurvatum mit jungen Früchten, Drachy- thecium populeum, Thuidium recognitum, während zwischen den Blöcken in dem humosen Waldboden in grosser Menge Dentaria bulbifera wächst. Ausserdem finden sich hier noch Galium silvaticum, Hepatica trlloba, Pulmonaria ofheinalıs, Phyteuma spicatum, Lathraea squamaria, Hedera Helix, Carex silvatica und Melica uniflora. Auf dem Buchwerder zwischen dem Grossen Babrow- und Küstrin-See unweit der Brüsen- walder Mühle notirte ich Corydallis intermedia, Orobus vernus und montanus, Sanicula europaea, Pulmönaria ofieinalis, Galeobdolon luteum, Milium effusum und Ranunculus lanuginosus, welcher auch in zahlreichen Exemplaren die beiden Ufer des Mühlengrabens besetzt hatte. Auf den den Buchwerder umgebenden kurzgrasigen Wiesentriften be- merkte ich Scirpus pauciflorus, Carex panicea, dioica u. S. W. Nicht weit von der Brüsenwalder Mühle liegt auf der Höhe das Jagıl- schlösschen des verstorbenen’Grafen Arnim-Boitzenburg und die Försterei Mahlendorf, von wo sieh eine überaus schöne Perspective über die Wald- 1) Vgl.G. Berendt, Die südliche baltische Endmoräne des ehemaligen skan- (dinavischen Eises in der Uckermark und Mecklenburg-Strelitz. Naturw. Wochenschau von Dr. Potonie II (1888) S. 130 ff. 19* 292 GC. Warnstorf: partien zu beiden Seiten desbedeutenden Küstrinsees eröffnet. Herr Förster Hennig-Mahlendorf hatte die grosse Freundlichkeit, mir sowohl einen Einblick in die zwar einfach, aber äusserst geschmackvoll mit antiken Möbeln ausgestatteten inneren Räume des nur zum vorübergehenden Aufenthalte bestimmten kleinen Jagdschlosses zu gestatten, als auch die in einem grossen Schuppen in 2 Etagen untergebrachten man- eherlei altertümlichen und neuen Jagdutensilien des Grafen zu zei- gen, welche ein beredtes Zeugnis von der grossen Liebe zu seinem Walde und dem Waidmannshandwerk bekunden. — Zum Schluss will ich noch mit einigen Worten der eigentümlichen Moosflora der eingangs erwähnten Steinmauern gedenken, welche z. T. aus grösseren erratischen Granitblöcken, z. T., besonders oben, aus kleineren Feidsteinen ohne besonderes Bindemittel aufgeführt sind. Hier finden sich sehr zahlreich Orthotrichum anomalum, Grimmia apocarpa, Rhacomürium heterostichum (an einem Block auch e.fr.) und Hedwigia ciliata; seltener treten auf Grimmia ovata und trichophylla, Dieranoweisia eirrata, und Orthotrichum rupestre. — Aus dieser kurzen topographischen Skizze geht wohl zur Genüge hervor, dass die Umgegend von Brüsenwalde landschaftlich sowoh] als auch botanisch wit zu den interessantesten Punkten der Mark ge- hört, die zu besuchen, Touristen und Botanikern hiermit bestens em- pfohlen sein soll. Verzeichnis der beobachteten Pflanzen. A. Phanerogamen. Hepatica triloba Gil. Abhänge am Grossen Babrow-See. Lanunculus lanuginosus L. Brüsenwalder Mühle und Buchwerder. Öorydallis intermedia (L.) P.M.E. Buchwerder bei der Brüsen- walder Mühle. Dentaria bulbifera L. Abhänge am Grossen Babrow-See; feuchter Laubwald am Haussee. Viola silvatica Fr. In Laubwaldungen verbreitet. V. palustris L. Weissblühend. Fenn beim Ziestsee. Drosera rotundifolia L. Torfsümpfe. Stellaria crassifolia Ehrh. Sümpfe am Kleinen Babrow-See. Genista pilosa L. Kieferwald an der Chaussee zwischen Fürsten- berg und Lychen. Astragalus glycyphyllus L. Wald am Ziestsee. Vieia cassubica L. Ebendort. Lathyrus vernus (1.) Bernb. Buchwerder; Laubwald zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. L. montanus Bernl.. Wald am Ziestsee. Alchemilla vulgaris L. Wiesen vor dem Ziestsee. Ein Ausflug nach der Uckermark. 2953 Oircaea alpina L. Faulende Erlenstubben am Haussee. Santeula europaea L. Buchwerder. Hedera Helix L. Abhänge am Grossen Babrow-See. Asperula odorata L. In allen Laubwäldern häufig. Galium silvatieum L. Abhänge am Grossen Babrow-See. Phyteuma spteatum L. Ebendaselbst. Vaccinium Oxycoccus L. Waldbruch bei Förster Hennig an der Chaussee nach Boitzenburg. Andromeda Polüifolia L. Torfbruch nördlich von Brüsenwalde; Waldbruch bei Förster Hennig an der Chaussee. Ledum palustre L. Mit voriger an denselben Standorten. Pyrola minor L. Wald am Ziestsee. Ramischia secunda (L.) Gke. Ebendort. Pulmonaria oficinalis L. Sehr verbreitet; Abhänge am Grossen Babrow-See; Buchwerder. Lathraea Squamaria L. Abhänge am Grossen Babrow-See. Salix ambigua Ehrh. Am Rande des Fenns vor dem Ziestsee. Neottia Nidus aves (L.) Rich. In schattigen, humosen Buchen- wäldehen zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. Paris quadrifolia L. Waldboden ebendort. Oonvallaria majalis L. Ebendaselbst. . Juncus obtusiflorus Ehrh. Sümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. Luzula püosa (L. z. T.) Willd.e Wald am Ziestsee. Oladium Mariscus (L.) R.Br. Ufer des Jungfernsees. Scirpus pauciflorus Lightf. Viehtrift bei der Brüsenwalder Mühle. Eriophorum vaginatum L. Torfbruch nördlich von Brüsenwalde. Waldmoorbruch bei Förster Hennig an der Chaussee. Carex dioca L. Sümpfe am Jungfernsee; Viehtriften bei der Brüsenwalder Mühle. C. diandra Rth. In Sümpfen an Seeufern verbreitet ©. stricta Good. Sümpfe am Jungfernsee. ©. ericetorum Poll. Kiefernwald am Ziestsee. ©. limosa L. Sümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jung- - fernsee. C. digitata L. Abhänge an der Chaussee nach Lychen unter Buchen; Jungfernheide, C. silvatica Huds. Abhänge am Grossen Babrow-See unter Buchen. ©. filiformis L. Ufer des Jungfernsees blühend. Milium effusum L. Buchwerder bei der Brüsenwalder Mühle. Melica uniflora Retz. Abhänge am Grossen Babrow-See. Brachypodium silvaticum (Huds.) P.B. erw. Wald am Ziestsee. Juniperus communis L. In zahlreichen prachtvollen Stöcken im Walde nach Lychen zu. 294 C. Warnstorf: B. Gefässkryptogamen. Lycopodium annotinum L. Wald nördlich von Brüsenwalde; am „Hölzernen Krug“. Equisetum pratense Ehrh. Bewaldete Abhänge zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee.- E. silvaticum L. Wald vor Förster Hennig an der Chaussee. Osmunda regahs L. Noch in einigen Stöcken in einem Erlen- bruche in der Jungfernheide. Phegopteris Dryopteris (L.) Fee. Sehr zahlreich im Walde nörd- lich von .Brüsenwalde. P. polypodioides Fee. In einer stark behaarten Form im Brüsen- walder Revier Jagen 42. C, Zeilkryptogamen. a. Laubmoose. Weisia viridula Brid. Waldabhänge am Flachen Cloewen-See mit Fissidens incurvus und Lophocolea "minor. Dicranoweisia cirrata Lindb. Auf alten Bretterdächern, an erra- tischen Blöcken und am Grunde alter, Kiefern. Dicranella erispa Schpr. Böschungen eines Waldweges zwischen dem Haussee und Warthe. Zweiter Standort in der Mark! Dicranum montanum Hedw. Am Grunde alter Kiefern nördlich von Brüsenwalde steril. D. scoparium Hedw. Gemein. D. flagellare Hedw. Faulende Baumstubben links vom Thomsdorfer Wege; Torfmoor nördlich von Brüsenwalde. D. palustre Schpr. e.fr. Moorbruch am „Hölzernen Krug“; Wald- brüche links vom Thomsdorfer Wege. Fissidens bryoides Hedw. Waldabhänge am Flachen Cloewensee. F. taxifolius Hedw. Bewaldete Abhänge am Grossen Babrow-See. F. adiantoides Hedw. Moorwiesen am Grossen Babrow-See. Syntrichia subulata@Brid. Abhänge am Grossen Babrow-See. S. ruralis Brid. Auf Steinmauern; an alten Eichen links vom Thomsdorfer Wege. Trichostomum rubellum Rabenb. Abhänge am Kleinen Babrow-See. Dlota erispa Brid. Zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfern- see an Buchen. Orthotrichum Shavii Wils. An Buchen beim Ziestsee. Zweiter Standort in der Mark. — Hat habituell Aehnlichkeit mit O. leiocarpum. Sporen braun, dicht papillös, 0,115—0,019 diam. O. patens Bruch. Zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfern- see an Buchen. O. speciosum Nees. Buchen an Ziestsee; Steinmauern an er- ratischen Blöcken. Ein Ausflug nach der Uckermark. 295 Orthotrichum anomalum Hoffm. An Steinmauern. O. rupestre Schleich. An erratischen Blöcken. O. afine Schrad. Ebendaselbst und an alten Weiden. O. leiocarpum B.S. An Buchen in Laubwäldern. OÖ. stramineum Hornsch. An Buchen zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. O. fastigiatum Bruch. An Weiden am Thomsdorfer Wege. O. obtusifolium Schrad. Ebendaselbst. Grimmia apocarpa Sm. An Steinmauern und auf erratischen Blöcken am Grossen Babrow-See. G. ovata W. et M. e.fr. An Steinmauern. @. trichophylla Grev. St. Ebendort. G. pulvinata Sm. Ebendaselbst. Rhacomitrium heterostichum Brid. Auf Steinmauern häufig; e.fr. nur an einem erratischen Block (Joh. Warnstorf). Tetraphis pellucida Hedw. Waldbruch nördlich von Brüsenwalde. Webera cruda Schpr. Abhänge an der Chaussee nach Lychen unter Buchen. W. annotina Schwgr. Fenn vor dem Ziestsee. Bryum inchinatum (Sw.) Bland. Erlenstubben am Ziestsee; Park in Mahlendorf beim Jagdschlosse. B. capillareLL. st. Am Grossen Babrow-See auf erratischen Blöcken. B. roseum Schrb. st. Im Walde am Thomsdorfer Wege. B. caespiticiumL. Auf dem Wege nach Warthe in einer Waldlichtung. B. pallens Sw. Fenn vor dem Ziestsee. B. pseudotriquetrum Schwgr. Sumpfwiesen am Grossen Babrow- See st., zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee, in Kalk- sümpfen e.fr. Var. gracılescens Schpr. Sümpfe am Grossen Babrow-See; am „Hölzernen Krug“. Mnium punctatum L. Waldgraben nördlich von Brüsenwalde. M. stellare Hedw. Jungfernheide an Wegböschungen in der Nähe des Tiefen Cloewen-Sees. M. Seligeri Jur. Sümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee; Erlenbruch am Ziestsee. M. cuspidatum Hedw. Auf erratischen Blöcken am Grossen Babrow-See; Wald nördlich von Brüsenwalde. M. afine Schwgr. Buchwald nördlich von Brüsenwalde. M, rostratum Schrad. Waldboden links vom Thomsdorfer Wege. M. hornum L. Waldbruch links vom Thomsdorfer Wege. Bartramia ithyphylla Brid. Wegböschungen in der Jungfernheide; bewaldete Abhänge an der Chaussee nach Lychen. Philonotis fontana Brid. Fenn am Ziestsee; Kalksümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. 296 C. Warnstorf: Paludella squarrosa Ehrh. Sümpfe am Grossen Babrow-See. Aulacomnium androgynum Schwgr. Bewaldete Abhänge am Grossen Babrow-See. A. palustre Schwgr. Fenn vor dem Ziestsee; am Jungfernsee. Pogonatum aloides P.B. An Erdhügeln im Walde nördlich von Brüsenwalde. Catharinea undulata (L.) Röhl. Fenn vor dem Ziestsee. Polytrichum juniperinum Willd. Unter Kiefern am Wege zwischen Thomsdorf und Mahlendorf. P. formosum Hedw. Waldboden beim Kleinen Babrow-See. P. strietum Banks. Fenn vor dem Ziestsee; Sphagnumsumpf beim Jungfernsee. P. gracile Dieks. Fenn vor dem Ziestsee. Neckera complanata (L.) Hüb. An alten Eichen links vom Thoms- dorfer Wege. Antitrichia curtipendula Brid. In Laubwäldern am Grunde von alten Buchen und auf erratischen Blöcken; stellenweis auch cfr. Anomodon viticulosus (L) H. et T. An alten Buchen in der Nähe des Haussees. Isothecium myurum Brid. In Laubwaldungen an alten Buchen häufig. Thuidium recognitum (Hedw.) Lindb. Waldboden auf dem Wege nach Mahlendorf; zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee auf erratischen Blöcken sehr zahlreich. Var. delicatulum (Hedw.) Fenn vor dem Ziestsee. T. tamariscifolium (Neck.) Lindb. Abhänge am Grossen Babrow- See an quelligen Stellen; Jungfernheide unter Tannen. T. Blandowiü Br. eur. Quellige Wiesen am Kleinen Babrow-See. GA. Camptothecium nitens Br. eur. Sumpfwiesen am Grossen Babrow- See. Eurhynchium Schleicheri (Brid.) H.Müll. Abhänge am Grossen Babrow-See. Brachythecium Mildeanum Schpr. Sümpfe am „Hölzernen Krug.“ B. rutabulum Br. eur. Fenn vor dem” Ziestsee. B. rivulare Br. eur. Quellige Stellen am Grossen Babrow-See. B. populeum Br. eur. An erratischen Blöcken am Grossen Ba- brow-See. . Plagiothecium denticulatum Br. eur. Am Grunde \alter Kiefern am Wege nach Mahlendorf. P. silvaticum Br. eur. Erlenbruch, nördlich von Brüsenwalde; an alten Erlenstubben am Haussee; Erlenstubben am Ziestsee. P. Roesei (Hpe.) B.S. Bewaldete Abhänge’am Grossen Babrow- See; Waldgraben nördlich von Brüsenwalde. Ein Ausflug nach der Uckermark. 297 Amblystegium subtile B.S. Wegböschungen von Tiefen Cloewen-See, A. Juratzkanum Schpr. Abhänge am Grossen Bahrow-See auf Wurzeln alter Bäume; auf Erlenwurzeln am Ziestsee, Hypnum elodes Spruce. Moorwiesen am Grossen Babrow-See (Joh. Warnstorf). H. stellatum Schrb. Kalksümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. H. uncinatum Hedw. Waldbruch nördlich vom Brüsenwalde. H. intermedium Lindb. Ufer des Ziestsees; am „Hölzernen Krug“: Waldsumpf zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. H. Sendtneri Schpr. Kalksumpf am Grossen Babrow-See. H. scorpioides Dill. Kalksümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. H. incurvatum Schrd. Auf beschatteten erratischen Blöcken am Grossen Babrow-See häufig mit jungen Früchten. H. cordifolium Hedw. Sümpfe am Ziestsee. H. stramineum Dicks. var. sguarrosum W. Waldbruch links vom Thomsdorfer Wege. Hylocomium splendens Br. eur. e.fr. Ebendort. H. brevirostrum Br. eur. Waldboden zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee; hier auch eine Form mit meist bis zur Mitte reichender Gabelrippe. b. Torfmoose. Sphagnum cymbifolium Hedw..var. {aeveW. Innenwände der Hyalin- zellen, soweit sie mit den grünen Zellen zusammenstossen, ganz glatt. f. glaucescens W. Waldbrüche links vom Thomsdorfer Wege, Wald- bruch nördlich von Brüsenwalde;) Fenn vor dem Ziestsee; „Hölzerner Krug.“ 8. medium Limpr. var. versicolor W. Waldmoorbruch bei Förster Hennig an der Chaussee nach Boitzenburg. Var. roseum Röll. Ebendort; am „Hölzernen Krug.“ Var. glaucescens W. Torfmoor nördlich von Brüsenwalde, Wald- moor bei Förster Hennig an der Chaussee. 8. acutifolium Ehrh. ex parte var. vir.de f. drepanoclada W. Rasen grün; Aeste lang und sichelförmig zurückgebogen. — Am „Hölzernen Krug.“ S. Russowü W. var. Girgensohniordes Russ. Fast ganz grün; nur die & Zweige rot. — Am „Hölzernen Krug.“ 8. WarnstorfüRuss. (1837) var. versicolor R Sümpfe am Jungfernsee. S. tenellum (Schpr.) Klinggr. var. versicolor W. u. rubellum (Wils.) Sümpfe am Jungfernsee. S. fuscum (Schpr.) Klinggr. Am Jungfernsee; Var. virescens W. „Hölzerner Krug“, Erlenbruch. 298 C. Warnstorf: Ein Ausflug nach der Uckermark. S. squarrosum Pers. var. semisquarrosum Russ. Waldtümpel zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee. S, teres Ängsir. var. imbricatum W. Sümpfe zwischen dem Kleinen Babrow- und Jungfernsee; am „Hölzernen Krug.“ S. recurvum P.B. var. imbricatum R. Astblätter klein, dicht über einander gelagert oder mit der oberen Hälfte etwas bogig abstehend, fast gar nicht gewellt. Waldbruch nördlich von Brüsenwalde; Wald- moor bei Förster Hennig an der Chaussee; am „Hölzernen Krug“. Var. semiundulatum W. Blätter nur z. T. schwach wellig ver- bogen. — Torfmoor nördlich von Brüsenwalde. Var. undulatum W. Astblätter sämtlich stark wellig, — Am „Hölzernen Krug“; Torfmoor nördlich von Brüsenwalde. S. cuspidatum Ehrh. var. plumosum Nees Bryol. germ. Torflöcher im Torfbruch nördlich von Brüsenwalde unter Wasser. c. Lebermoose. Metzgeria furcata Nees. Waldboden nördlich von Brüsenwalde. Jungfernheide am Wege zwischen Haussee und Warthe. Frullania dilatata Nees. An Buchen häufig. I. Tamarisci Nees. Auf Waldboden am Kleinen Babrow-See. Radula complanata Dmrt. An alten und jungen Buchen in Laub- wäldern. | Lophocolea cuspidata Limpr. e.fr. Bewaldete Abhänge am Kleinen Babrow-See. L. heterophylla Nees. Wald nördlich von Brüsenwalde auf alten Baumstubben; am Wege zwischen Haussee und Warthe. L. minor Nees. Wegböschungen am Flachen Cloewen-See. Chiloscyphus polyanthus Cord. Erlenbruch am Ziestsee. Oephalozia divaricata Spruce. Auf einem erratischen Block an Waldbrüchen links vom Thomsdorfer Wege. ©. bicuspidata Spruce'). Torfbruch nördlich von Brüsenwalde c.fr. Jungermannia barbata Schmid. Böschungen an der Chaussee nach Boitzenburg. J. excisa (Dieks.) Lindb. Mit voriger. J. Schrader! Mart. Zwischen Sphagnen am Jungfernsee. J. anomala Hook. Torfmoor nördlich von Brüsenwalde häufig. Plagiochila asplenoides N. et M. & Waldgraben nördlich von Brüsenwalde. 1) Cephalozia heterostipw Carr. et Spruce wurde von mir im Juli d. J. am Rande verlassener Thontümpel bei der Baudacher Ziegelei unweit Sommerfeld (Lausitz) mit Perianthien gesammelt. — Neu für Brandenburg! (Vergl. Moosflora der Prov. Brandenb., Anmerk. zu Jungermannia inflata Huds. Verh. d. Bot. Ver. Jahrg. XXVII S. 19). Aecidium Schweinfurthü n. sp. Von P. Hennings. Vorgetragen in der Sitzung am 9. März 1888. Unter den reichen botanischen Schätzen, welehe unser Museum dem unermüdlichen Eifer, den Professor Dr. Schweinfurth auf seinen wichtigen Reisen in Inner-Afrika entwickelt hat, verdankt, be- findet sich auch ein merkwürdiges decidium. Dasselbe ruft an Früch- ten der durch gallenartige Stachel- Anschwellungen, die wohl von Ameisen erzeugt und bewohnt werden!), interessanten Acacia fistula Schweinf. sehr grosse Gallen hervor, wie ich sie bisher bei keiner anderen Art beobachtet habe. Die Beschreibung des Aeeidiums lasse ich hier folgen. — Aecidien auf verschieden geformten, oft mächtig entwickelten Anschwellungen des Fruchtknotens oder der jungen Früchte, auf diesen unregelmässig zerrissene, oft hornähnliche 5—10 em lange und breite Auswüchse hervorrufend, die im Innern mit blasigen Höhlungen, deren Wandung von dem ausgeflossenen Gummi bekleidet ist, durchsetzt sind. — Pseudoperidien einzeln, gedrängt, kegelig, nach oben schwaclı verjüngt, mit abgerundetem, geschlossenem Scheitel, graubraun, 11/,—3 mm lang, !/;—°/, mm dick. Die Haut derselben schwach glänzend, fest, pergamentähnlich. Sporen»hellbraun, abgerundet-polygonal, ver- schieden gestaltet, glatt. Auf Acacia fistula Sclweinf. Gedarif, Flora von Gallabat, Novem- ber 1865, Dr. G. Schweinfurth leg. Diese Art ist mit dem auf Blatt- stielen und Zweigen einer südafrikanischen Acacie vorkommenden 4. ornamentale Kalchbrenn., worauf Herr Prof, Dr. Magnus mich auf- merksam gemacht hat, am nächsten verwandt, unterscheidet sich von dieser jedoch hauptsächlich durch folgende Merkmale: decidium orna- mentale Kalehbrenn. scheint nicht die gewaltig grossen Anschwellungen der befallenen Organe hervorzurufen, wie das unserige, ferner stehen die Pseudoperidien meistens zerstreut, jedenfalls nicht so pallisaden- artig-dieht nebeneinander. Letztere sind bei A. ornamentale nur bis 1) K. Schumann „Einige neue Ameisenpflanzen“ in Pringslieims Jahrb. f. wissensch. Botan. Bd. XIX, Heft 3 S. 420. 300 P. Hennings: Aecidium Schweinfurthäü n. Sp. 2 mm hoch und !/, mm dick, durchaus ceylindrisch und öffnen sich bei der Reife durch die nach auswärts zurückgeschlagenen Spitzen der Wandung, welches dem einzelnen Pseudoperidium ein säulenähn- liches Aussehen verleiht. Bei der neuen Art springen die Pseudo- peridien nicht auf und scheinen die Sporen durch ein Zerfallen der Spitzen frei zu werden. Die Färbung der Pseudoperidien ist bei 4. ornamentale weissgrau, bei unserer Art mehr bräunlich, und sind die Sporen der letzteren bedeutend grösser. Mykologische Excursionen. Von P. Hennings. I. Am 26. August d. J. führte ich im Auftrage des Botanischen Vereins die erste Pilz-Excursion nach Finkenkrug und dem Bredower Forste aus. Trotz des mehrtägigen Regens während der letzten Wochen fand ich den Waldboden selbst in den Niederungen recht trocken und war der Pilzreichtum der durchforschten Wälder nicht so bedeutend als ich es erwartet hatte. Die meisten Agarieinen-Arten zeigten sich in den Birkenbestän- den, sowie in der Umgebung einzelner Birken; unter Buchen, Eichen und Kiefern fanden sich nur vereinzelte Pilze. Ziemlich zahlreich waren die Russuleen vertreten, von denen bei uns die meisten Arten unter Birken, davon einzelne nur unter diesen, andere jedoch auch unter Eichen, Buchen, Erlen und Kiefern vorzukommen pflegen. Bereits früher schon hatte das häufige Vorkommen gewisser Pilze in der Um- gebung bestimmter Baumarten meine Aufmerksamkeit erregt. Da weder eine besondere Bodenbeschaffenheit noch der Schatten der be- treffenden Bäume die Ursache dieses Zusammenlebens sein konnte, so glaubte ich annehmen zu dürfen, dass diese Pilze mit den Wurzeln der Bäume in irgend welcher Verbindung stelıen. Die Entdeckung der Mykorrhiza durch Herrn Prof. Frank legte mir den Gedanken nahe, dass das Mycel der betreffenden Pilzarten aus den Mykorrhizen ihren Ursprung nehme. Unbekannt damit, dass Frank dieses bereits beobachtet und sogar veröftentlicht hatte, ver- folgte ich zu wiederholten Malen den Ursprung der Mycelien einzelner, besonders unter Birken wachsender Pilzarten. Am Rande eines Tori- sumpfes hinter Paulsborn im Grunewalde, wo ZDactarius torminosus Sehaeff. recht häufig in der Umgebung von Birken sich fand, und wo der Torfboden locker und porös war, vermochte ich ohne grosse Mühe die Mycelfäden des Pilzes zu verfolgen und sah, dass diese thatsächlich mit den Birkenwurzeln in Verbindung standen. Das Gleiche beobachtete ich bei Russula decolorans Fr. und R. alutacea Fr. an diesem Standorte. Im Berliner Tiergarten fand ich die Mycelfäden von Phallus impudieus L. 30.2 P. Hennings: gleichfalls mit Baumwurzeln verwachsen, doch vermochte ich nicht bestimmt zu ermitteln, von welcher Baumart die Wurzeln ausgingen Während Herr Prof. Frank von der Mykorrhiza aus auf die Frucht- körper geleitet worden ist, bin ich auf entgegengesetztem Wege zu gleichem Resultate gelangt, da ich von der Frage ausging, weshalb gewisse Pilzarten an die Umgebung bestimmter Bäume gebunden sind’? — Es dürfte, wie auch Frank annimmt, eine grosse Anzahl unserer Hutpilze, die unter Laub- und Nadelhölzern wachsen, mit diesen in Symbiose leben, und möchte ich glauben, dass dieses Verhältnis ausser- dem zwischen manchen auf Grasplätzen wachsenden Agarieinen und verschiedenartigen Kräutern oder Halbsträuchern stattfinden wird. — Die Weissbirke scheint mehr als jede andere Baumart mit den verschiedensten Agaricinen- und Doletus-Species in Verbindung zu stehen. Am häufigsten finden sich unter Birken eine grosse Anzahl von Ztussula-Arten, mehrere Zactarius, Amaniten, dann Pazxillus involutus Fr., Boletus felleus Schaeff. u. s.w. Manche Agarzicus-Species sindin Betreff der Baumart nicht gerade wählerisch, so kommt der gemeine Fliegen- pilz zwar gewöhnlich unter Birken, häufig aber auch unter Buchen, Erlen, Eiehen und Kiefern vor. Vielleicht wird die Variabilität dieses Pilzes, von dem viele Formen beschrieben worden sind, durch das verschiedenartige Vorkommen desselben bedingt. In den Wäldern bei Finkenkrug und in dem Bredower Forste wurden folgende Pilzarten beobachtet. Die mit * bezeichneten hatte ich bisher bei Berlin nicht gesammelt. Amanita muscaria L. Vereinzelt unter Birken. A. phalloides Fr. Ebenso. A. rubescens Fr. Ebenso. A. pantherina DC. Einzeln unter Buchen und Kiefern. A. vaginata Bull. var. fulva. In einer feuchten Niederung am Wege zum Forsthause in grosser Anzahl und in oft 15 cm hohen Exem- plaren. Tricholoma flavo-brunneum Fr. In der Umgebung von Birken am Wege zum Forsthause einzeln und in kleinen Trapps. *T. sulphureum Bull. Ebendort unter Corylus vereinzelt. T. rutilans Schaeff. Rasig an einem Buchenstamme. Clitocybe clavipes Pers. Häufig auf moosigen Stellen. C. odora Bull. Unter Buchen einzeln. C. dealbata Sow. Stellenweise. ©, infundibuliformis Schaeff. Auf schattigen Moosplätzen zerstreut. ©. suaveolens Schum. Ebenso. Collybia dryophila Bull. Ebenso. Die Lamellenfarbe dieses Pilzes ist sehr variabel, bald reinweiss, bald schwefelgelb. Mycena pura Pers. Finkenkrug unter Kiefern. Mykologische Exeursionen. 805 M, galerieulata Scop. An Erlenstümpfen. M. filopes Bull. Zwischen moderndem Buchenlaub einzeln. Omphalia Fibula Bull. Zwischen Moosen unter Kiefern. *Leptonia anatina Lasch. Auf einer Sumpfwiese am Fusssteige zum Bredower Forst. Pholiota mutabilis Schaeff. An einem Buchenstumpf im Bredower Forst. Inocybe lacera Fr. Unter Kiefern auf Heideboden am Fusswege nach Finkenkrug. 1. geophylla Sow. Unter Buchen spärlich. Hebeloma crustuliniforme Bull. Ebenso. Galera hypnorum Batsch. Einzeln zwischen Moosen. Tubaria furfuracea Pers. form. minor. Auf faulenden Zweigen zwischen Laub. Psalliota arvensis Schaeff. Unter Buchen in einem Exemplare Stropharia aeruginosa Curt. An Baumstümpfen. Hypholoma fasciculare Huds. Ebenso, häufig. H. sublaterieium Schaeff. Ebenso, selten. *Hygrophorus ceraceus Wulf. Auf mooriger Wiese vom Bredower Forst zur Bahnstation, vereinzelt in grösseren Exemplaren. H, conicus Scop. Ebenda. Hydrocybe obtusa Fr. Zwischen Moosen unter Buchen. H. castanea Bull. Ebenda vereinzelt. Telamonia armillata Fr. In feuchter Niederung unter Adlerfarnen und Birken am Wege zum Forsthause. Dermocybe cinnamomea Fr. Einzeln unter Kiefern. Inoloma traganum Fr.? Einzeln in schlechten Exemplaren unter Kiefern. Mysacium collinitum Fr. Unter Kiefern spärlich. Lactarius vellereus Fr. Vereinzelt. . torminosus Schaeff. Einzeln unter Birken. . serifluus DC. Unter Buchen einzeln. . vietus Fr. Unter Birken an feuchteren Stelien. subdulcis Bull. Ebenso. . rufus Scop. Unter Kiefern zerstreut. deliciosus L. Zwischen Haidekraut bei Finkenkrug einzeln. Russula alutacea Fr. Vereinzelt unter Birken. R. sanguinea Fr. Ebenso. R. pectinata Fr. Ebenso. R. foetens Pers form. minor. Ebenso. R. fragilis Pers. Spärlich daselbst. #R, fellea Pr. Ziemlich viel unter Buchen am Wege zum Forsthause, R. grisea Fı.? Unter Birken spärlich und schlecht. R. chamaeleontina Fr. Vereinzelt. R. rubra L. Einzeln unter Birken. R. vesca L. Ebenso. SOHSSN 04 P. Hennings: R. nigricans Bull. Am Wege zum Forsthause unter Buchen und Birken auf festem Boden sehr häufig. | Cantharellus cibarius Fr. Vereinzelt in sehr kräftigen Exemplaren. ©. aurantiacus Wulf. Spärlich zwischen Moosen. Marasmius Oreades Fr. Einzeln am Wege, M. erythropus Fr. An einem Haselnussstumpf. M. peronatus Bolt. Vereinzelt unter Kiefern. Lenzites betulina Fr. An Birkenstümpfen. Boletus granulatus Fr. Einzeln und schlecht. B. badius Fr. Unter Kiefern spärlich. B. variegatus Sw. Ebenso. B. subtomentosus L. Häufig überall. *D, pachypus Fr. In einem Exemplar am Wege zum Forsthause unter Buchen und Birken. B. edulis Bull. Spärlich unter Eichen. B. felleus Schaeff. Einzeln unter Birken. B. cyanescens Bull. Unter Buchen und Birken mehrfach beobachtet. B. scaber Fr. Unter Birken überall aber einzeln, c. var. aurantiacus. Polyporus Schweinitzii Fr. An einer Kiefer ein halbverfaultes Exemplar. P. nummularius Fr. Einzeln an faulenden Zweigen am Wege zum Forsthause. P. perennis L. Bei Finkenkrug unter Haidekraut und Kiefern. P. adustus Fr. An Baumstümpfen. igniarius L. Am Buchenstamm. beiulinus Bull. An Birken einzeln. annosus Fr. Am Grunde und auf Wurzeln eines Kiefernstumpfes . versicolor L. An Baumstümpfen. Be quercina Pers. An einem Eichenstamm. Irpex fusco-violaceus Fr. Rasig an einzelnen Kiefernstümpfen. Radulum ‚quercinum Fr. An abgefallenen Eichenästen. *Thelephora sebacea Pers. Auf Moosen am Grunde eines Stammes. T. terrestris Ehrh. Unter Kiefern. Stereum purpureum \'r. An modernden Birkenästen. S. hirsutum Fr. An einem Baumstumpf. Corticium quereinum Fr. An modernden Eichenzweigen. Olavaria abietina Pers. Unter Moosen in Kiefernbeständen Peziza badia Pers. Einzeln auf nacktem Heideboden. — i DUDID 1I. Die am 9. October ausgeführte Exeursion über Segefeld zum Bredower Forste ergab wider Erwarten nur eine äusserst geringe Aus- beute an Hymenomyceten, und erwies sich die Pilzflora des Berliner Tiergartens zur selbigen Zeit um mehr als vierfach artenreicher als Mykologische Excursionen. 305 die, der von mir auf dem Wege von Segefeld nach dem Bredower Forsthanse abgesuchten Nadel- und Laubholzwaldungen. Diese Pilzarmut dürfte, wie solches auch der Förster, Herr Kemnitz, bestätigte, in der im Spätherbst 1886 stattgehabten Dürre und in dem durch sehr geringe feuchte Niederschläge ausgezeichneten Winter 1886—87 seinen Grund haben. Herr Kemnitz fand den Boden an einzelnen Stellen des Bredower Forstes beim Ausroden der Baumstümpfe bis auf 2 Meter Tiefe völlig trocken. — Ausserdem mögen sich infolge des anhaltenden Regen- wetters im Juli und August dieses Jahres die sonst erst im September erscheinenden Agaricinen auch hier um mehrere Monate früher ent- wickelt haben und vermochten sich, wie ich solches auch in der Ber- liner Umgebung genugsam beobachtete, während der hierauf folgenden sehr trockenen Zeit keine neuen Fruchtkörper auszubilden. So war im Berliner botan. Garten der Hallimasch, Armillaria mellea Fl. Dan., welcher sonst erst Ende September in grösserer Menge zu erscheinen pflegt, diesjährig schon Ende Juli an einer bestimmten Stelle in hun- derten von Exemplaren teils auf nacktem Boden, teils am Grunde der Stämme erschienen. — Im Spätherbst fand ieh hier nicht ein einziges Exemplar, wo sonst Mitte October alles voller Pilze war. — Die Ent- wickelung des Pilzes ist überhaupt nur von den Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnissen abhängig. An einem Grabenrande zwischen der Station Segefeld und dem Vorwerk sammelte ich #lammula gummosa Lasch, eine für mich neue Art, deren Bestimmung ich dem Herrn Abbate J. Bresadola ver- danke. An den Stämmen alter Kopfweiden fand ich Phokota adıiposa Fr. in wenigen unentwickelten Exemplaren. In der Kiefern- und Birkenschonung vor Segefeld-Vorwerk, rechts am Wege, traf ich T’hesium intermedium Schrad. massenhaft an, stellen- weise in über fusshohen Exemplaren. In allen Waldungen bis zum Bredower Forste ward ausser einigen sehr gemeinen Polyporus- Arten, P. versicolor, radiatus und betulinus, sowie ausser einzelnen Exemplaren von Amanita muscaria L. und 4. Mappa Fr., dem gemeinsten Herbstpilz unserer Kiefernwälder, welcher gewöhnlich als A. phalloides Fr. bezeichnet wird, keine andere Species beobachtet. Die Wiesen hatten bereits ein völlig winterliches Aussehen, sie waren gänzlich kahl, nirgends machten sich Spätherbstblüten be- merkbar. Schon bei Segefeid-Vorwerk fing es an zu regnen, beim Eintritt in den Bredower Forst rauschte der Regen stromweise herunter, so dass ein regelrechtes Absuchen desselben nach Hymenomyeceten fast zur Unmöglichkeit wurde. Zwischen faulendem Buchenlaub fand sich Hebeloma cerustuliniforme Bull. var. gracile, sowie H. longicaudum Pers. Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb, XXX. 20 306 P. Hennings: in spärlichen Exemplaren. Jnoloma albo-violaceum Pers. fand sich hier ebenfalls unter Buchen, in kleiner dürftiger Form. Von Mycena-Arten, an denen der Berliner Tiergarten und der Grunewald so reich sind, bemerkte ich nur M. galericulata Seop. an Baumstümpfen. sowie an einem Pfahle vor der Thür des Forsthauses. — In Kiefernschonungen sah ich einzelne Exemplare von Marasmius Oreades, M. peronatus, M. Rotula — Boletus felleus und B. scaber, die noch vereinzelt mit Russula alufacea unter Birken standen, hatten ebenso wie einzelne Fliegenschwämme durch die vorhergehenden Nacht- fröste (— 3° R.) sehr gelitten. Ausserdem notirte ich nur noch Okitocybe dealbata Sow. und ©. suaveolens Schum. und sammelte ein recht grosses aber ziemlich altes Exemplar von ©. odora Bull. Letzteres besass nicht mehr den durch- dringenden Anisgeruch, vielleicht trug das Alter des Pilzes, vielleicht der Nachtfrost hieran die Schuld, dagegen machte sich der gleiche Geruch noch bei ©. suaveolens recht stark bemerkbar — Beim Trockenwerden geht dieser Geruch, sowie der manchen Pilzen eigentümliche Geruch nach frischem Mehl (so bei Olitocybe vi- becina, sinopica, Tricholoma graveolens, bei vielen Entolomen und C%- topilus-Arten) und der eigentümliche alkalische Geruch, wie ihn mehrere Mycenen und besonders Aygrophorus nitratus besitzen, ziemlich bald verloren, tritt aber auch beim Anfeuchten des getrockneten Pilzes mit- unter wieder hervor. Dagegen stellt sich bei Zactarius helvus der diese Art auszeichnende Liebstöckel- oder Bockshornkleegeruch erst beim Trockenwerden ein und hält sich dann jahrelang. Diese vielen Agari- einen eigentümlichen Gerüche beruhen jedenfalls auf Anwesenheit äthe- rischer Oele und dürfte es für die organische Chemie eine gewiss nicht unwichtige Aufgabe sein, die Natur dieser Oele einmal zu erforschen. Bisher ist meines Wissens hierüber noch nichts bekannt geworden. Manche Pilze entwickeln einen höchst widerwärtigen Geruch, so besonders die durch denselben überall verrufene Stinkmorchel, Phallıs impudieus L. Diese besitzt durchaus keinen Leichen- oder Aasgeruch, wie in vielen Büchern steht, sondern vielmehr den des Senföles oder des Rettigs in widerlichem verstärkten Grade. Aasgeruch ent- wickeln dagegen manche faulende Pilze, so besonders in Verwesung übergegangene Morcheln. Derartige Morcheln werden häufig mit ge- sammelt, getrocknet und verkauft. Da die Urteile über die giftige Wirkung dieser Pilze sehr verschieden lauten, dürfte die Schädlichkeit derselben wahrscheinlich vom Genusse in Fäulnis übergegangener, getrockneter Exemplare entstanden sein.') — Ueber die den Pilzen eigentümlichen Gerüche und Geschmäcke 1) Vergl. dagegen P. Magnus in Verhandlungen Bot. Ver. Brandenb. 1833 S: VER VIE Red. Mykologische Excursionen. 307 existiren noch recht viele irrige Angaben. Da diese Eigenschaften ‚bei der Bestimmung der Pilze eine sehr wichtige Rolle spielen, werde ich gelegentlich einmal eine Zusammenstellung der durch auffälligen Ge- ruch und Geschmack ausgezeichneten Arten in den Verhandlungen des Botan. Vereines veröffentlichen. — 111. Am 19. October unternahm ich eine dreitägige Exeursion nach Finsterwalde, dessen Umgegend durch die reichen und interessanten Agarieinenfunde des Herrn Dr. med. Arth. Sehultz daselbst bekannt geworden ist. Letzterer war so freundlich, mich bei sich aufzunehmen und mich zu jenen Stellen, die eine reichliche Ausbeute versprachen, hinzuführen. Leider gestattete die kurze Zeit nur die Umgebung vor Massen und die Bürgerheide abzusuchen. Die zum grossen Teil aus Tuchfabriken bestehende Stadt wird im weiten Umkreise von sandigen, sterilen Kiefernwäldern umgeben. Ueberall Sand wohin das Auge blickt, selbst dem Waldboden fehlt häufig die grüne Moosdecke, da trockene Kiefernnadeln und das Moos von der armen Bevölkerung als Streu weggesammelt und benutzt wird. — Stellenweise wuchert dagegen recht üppig Vaccinium Vitis idaea, welches hin und wieder zum zweiten Male reichlich Früchte trug. Ebenso ist die Cladonien-Vegetation überall üppig entwickelt und fanden sich die verschiedensten Arten und Formen dieser Flechtengattung nebeneinander. Während sich in diesen Wäldern im Sommer und Vorherbst wohl kaum ein Pilz findet, beginnt die Vegetation derselben sich von Mitte October an stellenweise recht üppig zu entwickeln und währt bei mil- dem Wetter bis tief zum Winter hinein. Es sind zum Teil recht eigenartige und struppig aussehende Ge- sellen, welche aus dem dürren sandigen Kiefernboden hervorbrechen. Grössere Arten von Tricholomen besonders, derbe und unschön, deren Hüte infolge der oft klebrigen Oberhaut meistens mit Sand, Kiefern- nadeln und Schmutz so sehr bedeckt sind, dass man erst mach dem Reinigen der Oberfiäche im Stande ist, die Art zu erkennen und zu unterscheiden. Ausser dem gemeinen Tricholoma equestre Fr. und saponaceum Fr. fand sich 7. Colossus Fr., acerbum Fr., ustale Fr. Dieselben wachsen meistens truppweise, ebenso wie Armillaria robusta Alb.Schw. In überraschender Menge war Polyporus ovinus L. und Hydnum Ffuligineo- album Kze. u. Schum., stellenweise FH. imbricatum Kze. u. Schum., in oft sehr grossen Exemplaren vertreten. — Auf feuchtem Boden im Heidekraut stand Zimacium hypothejum Fr. und Camarophyllus virgineus Jacg. spärlich neben Galera hypnorum Batsch. Mit Hydrocybe fuscescens Fr. form. minor sammelte ich einen 20* 808 P. Hennings: mir unbekannten Cortinarius, welchen ich anfänglich für eine Alammula hielt. — Letztere Art sandte ich, nachdem ich sie sogleich bei meiner Rückkehr auch an ähnlichen Orten im Grunewalde bei Schmargendorf, wo ich sie früher bereits gesammelt zu haben glaubte, gefunden hatte, an Herrn Abbate J. Bresadola nach Trient. Dieselbe stellte sich auch als neue und sehr interessante Art heraus, welche von Bresadola Cortinarius heterosporus genannt worden ist. — Nach dessen Mitteilungen besitzt dieser die Lamellen einer Flammula und die eigentünlichen länglich-elliptischen Sporen der Gattung Boletus. Diese Art findet sich auf völlig nacktem, dürrem Boden unter Kiefern und kommt erst im Spätherbst zum Vorschein. Auf der, in Begleitung des Herrn Dr. A. Schultz, am folgenden Tage nach der Bürgerheide ausgeführten Excursion fand ich am sandi- gen Rande eines Chausseegrabens Polysaccum crassipes DC. in mehreren schönen, wenn auch schon etwas zerfallenen Exemplaren neben ver- schiedenen Scleroderma-Arten. — Für Polysaccum dürfte dieser Standort der einzige in der Mark!) sein, und wurde dasselbe dort von Dr. Schultz bereits vor Jahren entdeckt. — Obitopilus neglectus Lasch, welcher von letzterem ebenfalls an dieser Stelle gesammelt worden ist, war trotz vielen Suchens nicht auffindbar, ebensowenig wie ©. Orcella, welches der Herr Dr. Schultz mir jedoch einige Tage später, leider im schon zerfallenen Zustande zusandte. An moosigen Stellen des Kiefernwaldes fand sich Dermocybe semisangutnea Fr., in den verschiedensten Formen, oft von überraschender Grösse, wie ich diese Art jedoch früher auch schon im Grunewalde, aber sehr spärlich, gesammelt hatte. Fries zieht diesen Pilz mit Unrecht als Varietät zu D. cinna- momea Fr., während Gillot ihn in den Champignons de France als Art zwischen D. sangwinea und D. cinnamomea stellt und sehr hübsch, wenn auch nur in kleiner Form abbildet. Die Lamellen von D. semisanguinea sind blutrot, der Hut ist oft mit starken dunkelbraunen Schuppen bedeckt, ausserdem besitzt der Pilz einen dunkelroten Saft. Russula emetica Fr. fand sich massenhaft zwischen Heidekraut, ebenso Olitocybe vibecina Fr. und stellenweise Collybia humosa Fr., C. maculata Fr., sowie ©. butyracea Fr. 1) Diese Art wurde von diesem Standorte schon 1886 von Herrn Dr. Arthur Schultz im Sydow Mycotheea No. 1413 ausgegeben. Einen zweiten dicht an der Grenze der Proy. Brandenburg gelegenen Standort dieser seltenen Art hat Herr Sydow im October 1888 in Krauschwitz bei Weisswasser in der Ober-Lausitz ent- deckt und mir ein schönes charakteristisches Exemplar mit dem langen in der Erde befindlichen Stiele mitgeteilt. Auch eine zweite Art von Polysaccum, das kleinere P. pisocarpium Fr. hat Herr Sydow im October 1888 im Walde zwischen Triebel und Muskau zahlreich aufgefunden und in seiner Mycotheea Marchica No. 2408 heraus- gegeben. P. Magnus. Mykologische Fxcursionen. 309 Am Grunde eines Kiefernstammes sammelte ich ein Exemplar von Pawillus griseotomentosus Fr., welcher an diesem Orte schon früher von Dr. Schultz beobachtet wurde. — Diese Art halte ich von P. atro- tomentosus Batsch wenig verschieden und habe Zwischenformen bereits im Grunewalde gesammelt. P. involutus Batsch stand in grosser ‚Menge unter Birken. Armillaria robusta Alb.Schw. und Tricholoma Oolossus Fr., zwei äusserlich sehr ähnliche Pilze, von denen letztere Art aber dadurch leicht kenntlich ist, dass das Fleisch sich beim Durchschneiden rotgelb färbt, fanden sich auch hier an dürren Stellen in kleinen Trupps. Ausserdem sammelte ich einzelne Exemplare von Psilocybe ericea Fr., die ich früher schon im Grunewalde beobachtet hatte, sowie Collybia semitalis Fr. und Olitocybe humosa Fr. Von den dureh Dr. A. Schultz entdeckten und von Kalehbrenner als neue beschriebenen Arten fand sich leider keine. Ersterer hatte jedoch die Freundlichkeit, mir von den meisten derselben aus seinem Doubletten -Vorrat für unser Herbar mitzuteilen. Es sind dies besonders Panus Schultzii Kalchbr., Pleurotus Schultzii Kalechbr., P. juglandis Kalchbr., Naucoria nasuta Kalchbr., Collybia mendica Kalehbr. — Beitrag zur Flora derNeumark und des Öderthales. P. Taubert. Wie bereits in früheren Jahren wurde mir seitens des Vorstandes unseres Vereins auch im vergangenen Sommer (1883) der ehrenvolle Auftrag zu Teil, einen in botanischer Beziehung bisher wenig bekannten Teil unserer Mark Brandenburg, nämlich die an Pommern grenzenden Gebiete der Neumark von der Oder bis nach Arnswalde hin genauer zu untersuchen. Bei der weiten Ausdehnung dieses mir zugewiesenen Landstriches sowie bei der nur kurz bemessenen Zeit war es nicht möglich, gründliche Explorationen des Gesamtterrains anzustellen ; ich musste mich vielmehr darauf beschränken, eine geringe Anzahl von solchen Orten zu untersuchen, von denen ich auf Grund ihrer günstigen Lage einige Erfolge erwarten durfte. Mein Aufenthalt in dem genannten Gebiete währte vom 10. bis 29. August 1888. Die ersten Tage desselben galten der Untersuchung der Umgebungen von Lippehne. Hier war auf dem Lindwerder in früheren Jahren Dentaria bulbifera L. gefunden worden, und dieser Fund liess nieht allein vermuten, dass die Pflanze in jener Gegend weiter verbreitet wäre, sondern gab auch Anlass, das Vorkommen anderer interessanter Laubwaldpflanzen vorauszusetzen. Mein erster Ausflug hatte natürlich den Dentaria-Standort zum Ziel; allein wie der grösste Teil der ehemals um Lippehne vorhandenen Laubwälder war auch der Lindwerder seit über 15 Jahren abgeholzt, das Land urbar gemacht und zum Anbau von Feldfrüchten benutzt worden. Von Dentaria fand sich daher keine Spur, auch an Ueberresten der einstigen Laubwaldflora fehlte es gänzlich; nur hier und da fanden sich zwischen den Prunus spinosa-Gebüschen Exemplare von Malva Alcea, Anthyllis Vulneraria, Coronilla varia und Origanum vulgare. Eine Untersuchung des Wandel-Sees ergab ebenfalls keine nennenswerten Resultate; da- gegen enthielt der westlich der Stadt gelegene Klopp-See Massen von Potamogeton mucronatus und bot an den mit Prunus spinosa, Rhamnus Frangula und wilder Berberis vulgaris bestandenen Abhängen seines Nordufers Cornus sanguinea, Ribes nigrum, Stachys silvatica, Calamintha Olinopodium, Primula offieinalis u. s. f. dar; einzeln fanden sich ausser- Beitrag zur Fora der Neumark und des Oderthales. 311 dem Salvia pratensis, T’rifolium montanum, Astragalus glyeyphyllos, ‚Ve ronica spicata und Allium oleraceum. Als einzige bemerkenswerte Art der Umgegend von Lippehne kann ich Anthemis adulterina Wallr., den Bastard von Anthemıis tinctoria und arvensis, erwähnen, der bisher in der Mark nicht beobachtet wurde. Nachdem ich noch mehrere Exeursionen nach dem Süden und Südwesten von Lippehne unternommen hatte, verliess ich das Städtehen am 13. August, wanderte in nordöstlicher Richtung durch den Tanger- busch (Sanicula europaca, Serratula tinctoria, Campanula persieifolia, Betonica officinalis) längs der pommerschen Grenze nach dem bereits ausserhalb des Gebiets gelegenen Dorfe Schoenow, traf unterwegs an einem Tümpel zahlreiche Exemplare von Junceus Tenagea und Peplis Portula und fast an jeder Lache Massen von Juncus atratus, einer hier durchaus nicht seltenen Pflanze; am anderen Morgen fand mich die aufgehende Sonne bereits auf dem Wege nach Berlinchen; die längs desselben liegenden Teiche sind der Standort für Matine Alsinastrum, die in sehr grossen Exemplaren die Teichränder vollkommen überzog und nur hier und da mit anderen Arten wie Zimosella aquatica, Myo- sotis caespitosa und Juncus Tenagea den Raum teilte. Berlinchen und seine Umgebungen waren mir von Herrn Prof. Ascherson zur Untersuchung besonders empfohlen worden. Am Nord- ufer des grossen Berlinchener Sees malerisch gelegen, wird die Stadt fast rings von Wäldern umgeben, die zum nicht geringen Teil aus Laubhölzern, besonders Buchen, gebildet werden und zahlreiche Quellen und Bächlein enthalten. In landschaftlicher Beziehung kann man den Badeort Berlinchen — es besitzt ein grosses Kurhaus und wird von den Bewohnern der umliegenden kleinen Städte gern zum Sommer- aufenthalt gewählt — die ‚Perle der nördlichen Neumark nennen; es giebt in seiner Umgebung einige Punkte, die sich mit vielen thü- ringischen Landschaften an Schönheit gleichstellen lassen.') Die Flora von Berlinchen kann im allgemeinen als Waldflora bezeichnet werden, und zwar zerfällt sie in die Flora der Kiefernwälder, die vorzugsweise durch Pulsatilla pratensis, Slene nutans und Otites, Gypsophla fastı- giata, Astragalus arenarius und das nicht. seltene Sempervivum soboli- ferum vepräsentirt wird, und die der Laubwälder. Letztere ist je nach der den Wald bildenden Species verschieden: überwiegt die Buche, so treffen wir auf Asperula odorata, Melica nutans, Festuca gigantea und Calamagrostis silvatica; sind jedoch die die Feuchtigkeit liebenden A/- nus-Arten die vorherrschenden Waldbäume, so finden wir in ihrem Schatten Oerastium triviale var. nemorale, Massen von Üircaca alpira, Im- patiens noli tangere und Epilobium roseum, Nasturtium offieinale, Serophu- laria aquatica, Lamium Galeobdolon, Mercurialis perennis, Carexw remota ı) Vergl. Warnstorf, Abhandl. Bot. Ver. Brandenb. XXIII (1881) S. 111. 312 P. Taubert: und panniculata u.s.f. Zur Frühlingszeit dürften diese quelligen, oft nur mit grosser Vorsicht zu betretenden Erlenbrücher sehr wohl noch diese oder jene interessante Species aufweisen. Weit mehr Interesse als die Flora dieser südlich der Stadt gelegenen Localitäten verdient die des Plönethales. Die Plöne entspringt dicht bei Berlinchen, durchfliesst in nördlicher Richtung ein breites, beiderseits von Hügeln umrahmtes Thal und ergiesst sich in den bei Pyritz liegenden Plönesee. Dieses Thal ist die nördliche Fortsetzung eines anderen tief eingeschnittenen, in der Breitenausdehnung sehr variirenden Thales, das sich bis zur Warthe nach Süden hin fortsetzt und eine Kette von Seen enthält, die fast alle mit einander in Verbindung stehen. Dieses Thal wird als das Bett eines ehemaligen Warthearmes angesehen, eine Meinung, die nicht ganz unberechtigt erscheint. Die Flora des Plönethales er- innert auffallend an die des Oderthales in der Gegend von Oderberg bis Schwedt. Wie dort auf dem westlichen Ufer treffen wir auch hier tiefschattige, feuchte Laubwälder, welche vielfach Actaea spicata, He- patica triloba, Agrimonia odorata, Asperula odorata, Valeriana sambuci- ‚folia, Pulmonaria officinalis, Hedera Helix, Mercurialis perennis u. S. w. beherbergen, auch hier finden sich feuchte Laubgebüsche mit Convalla- ria multiflora, die mit Vicia dumetorum und Oucubahıs baccifer umrankt sind, auch hier jene buschigen, dem Osten und Süden zugewandten Hügel, die der Standort für Malva Alcea, Astragalus glycyphyllos und Cicer, Vieia cassubica, Chaerophyllum bulbosum, Anthemis tinctoria und Stachys recta sind. Ganz wie das märkische Oderthal wird auch das Plönethal im Osten von trockenen Sand- und Lehmhügeln begrenzt, deren Höhen zum Teil mit dürren Kiefernwäldern bestanden sind, während die Abhänge — allerdings nur an wenigen Stellen — Pulsa- tılla pratensis, Lonicera Xylosteum, Campanula sibirica und Osxytropis pilosa in Menge darbieten. Gerade die drei letztgenannten Arten geben zu der Meinung Anlass, dass wir es hier mit den Resten einer südost- europäischen Pflanzengruppe zu thun haben, wie sie Loew!) von vielen Punkten der Mark nachgewiesen hat; auch würde der Umstand, dass in dem Plönethal das Thal eines ehemaligen Warthearmes vermutet wird, nach der Loew’schen Ansicht eine genügende Erklärung für das auffallende Vorkommen jener Pflanzen der südosteuropäischen Hügel- flora ergeben. Am 20. August verliess ich Berlinchen und begab mich über 1) E. Loew. Ueber Perioden und Wege ehemaliger Pflanzenwanderungen im norddeutschen Tieflande. Linnaea XLII S. 511 ff. — Aus dem pommerschen Plöne- gebiet (Passkrug bei Pyritz) sind von der Association der Steppenflanzen noch bekannt: Adonis vernalis, Carex obtusata und Stipa capillata, die sich wahrscheinlich auch im märkischen Teil des Plönethals finden werden. Stipa pennata wird von Warnstorf (a. a. 0. S. 117) westlich von Berlinchen angegeben. Beitrag zur Flora der Neumark und des Oderthales 315 Soldin nach dem Städtchen Schönfliess, dessen Umgebungen ebenso wie die von Lippehne nichts Wesentliches darboten. Nach dreitägigem Aufenthalt wandte ich daher dem Ort den Rücken, um über Königs- berg die Oderufer südlich von Zehden zu erreichen, wo ich bessere Erfolge erwartete. Als Standquartier wählte ich das freundliche Dorf Zäckerick, dessen Umgebungen mir in den nächsten Tagen ein reiches Explorationsfeld wurden. Während die Flora der Stromthalwiesen, wie fast überall an der Oder, durch das massenhafte Auftreten von Senecio erraticus, Oenanthe fistulosa, Mentha Pulegium, Allium oentangulum u. 8. w. charakterisirt wird, sind die oft undurchdringlichen, von Cuscuta lupuliformis und Convolvulus sepium nicht selten dieht über- sponnenen Weidendickichte des Oderufers der Standort von Senecio paludosus und sarracenicus, Achilles Ptarmica und cartilaginea, Atriplew nitens und Euphorbia lucida; wo das Ufer sandig und von weniger dichten Weidengebüschen eingefasst wird, findet man zahllose Exemplare von Petasites tomentosus, Kanthium strumarium und italieum, hier und da grosse Colonieen von Sdlene tatarica und Euphorbia Esula und an ganz sandigen Stellen das oft übersehene, niederliegende Polygonum danubiale; das sonst für die Oderniederung charak- teristische Zryngium planum dagegen ist in dieser Gegend bisher nur bei Güstebiese angetroffen worden. Die das Oderthal im Osten begrenzenden, nördlich und südlich von Zäckerick gelegenen Hügel mit sandigem oder lehmigem Unter- grund sind meist kahl; nur ab und zu bildet Prunus spinosa kümmer- liche Gebüsche, die hin und wieder Alldum oleraceum beherbergen ; von sonst verkommenden Pflanzen mögen Nigella arvensis, Echinosper- mum Lappula, Plantago ramosa, Euphorbia exigua, Bromus inermis und die häufige Stipa capillata Erwähnung finden. Die Flora der um Zäckerick gelegenen Wälder, die"zum grössten Teil aus Kiefern beste- hen, ist arm zu nennen; nur dort, wo ein Wasserlauf Laubhölzern, besonders Erlen, die nötigen Existenzbedingungen gewährt, finden wir jene Vegetation, die für die Erlenbrücher charakteristisch ist; so Viola palustris, Impatiens noli tangere, Oircaea alpina, Glyceria fuitans, Carex remota, echinata, panniculata, Holcus mollis, Aspidium Thelypteris u. s. f£ Besonders reich und entwickelt ist die Bruchvegetation im Thal der Schlibbe, eines kleinen bei Alt-Lietzegöricke in die Oder mündenden Baches, an dessen Ufern wir hin und wieder auch einige Buchenpartieen antreffen, in deren Schatten Asperwa: odorata üppig gedeiht. Ausser den bereits aufgeführten Arten kommen im Schlibbethal von interessanteren Pflanzen noch folgende vor: Hypericum montanum, Üerastium triviale var. nemorale, Potentilla alba, Sanicula europaea, Di- gitalis ambigua, Lamium Galeobdolon, Asarum europaeum, Brachy- podium sülvaticum und Festuca gigantea. Was die Flora der Culturflächen betrifft, so finden sich infolge der peinlichen Sauberkeit, welche die 314 P. Taubert: dortigen Bewohner auf ihre Aecker und Gärten verwenden, nur selten einige Unpkräuter; so kann ich von den ausgedehnten Tabaksfeldern Phelipaea ramosa, die ziemlich häufig auftritt, und Ouscuta europaea, die sich auf verschiedenen Nährpflanzen findet, erwähnen, ebenso aus einigen Gärten Seturia verticillata und Panicum sangwinale. Nachdem ich der Untersuehung der Flora von Zäckerick fünf Tage gewidmet hatte, brach ieh am 29. August bei Tagesanbruch auf, fuhr über die Oder und durchwanderte das weite Stromthal bis nach Alt-Ranft, wo sich auch in diesem Jahre die bereits von unserem Mit- gliede Herrn C. Kunow früher beobachtete Phacelia tanacetifolia am Bahnhofe in grosser Menge fand, und von dort nach Freienwalde, von wo ein letzter Blick vom Schlossberg über die anmutige und wechselvolle Landschaft die Excursion beschloss. Eine angenehme Pflicht ist es mir, zum Schluss denjenigen Herren, die mich auf meinen Ausflügen freundlichst mit Rat und That unterstützten, so Herrn Cantor Dietrich in Lippehne und Herrn Lehrer Müller in Zäckerick, sowie Herrn Professor Ascherson, welcher die von mir gesammelten Pflanzen gütigst revidirte, auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Berlin, im Februar 1889. Abkürzungen. B. = Berlinchen. So. — Soldin. K. = Königsberg. | Z. — Zäckerick bei Zehden. L. = Lippehne. | +7. = verwildert. Sch. — Schönfies. | !! = Pflanze wurde gesammelt und Herrn Prof. Ascherson vorgelegt. Thalictrum minus L. Sch. Höllenberge bei Pötzig. T. favum L. Z. Oderwiesen. Hepatica triloba Gil. B. Schlucht bei der Lohstampfmühle. Pulsatilla pratensis Mill. B. An der Chaussee zwischen Plöne und Diebelgrund; bei der Papiermühle; Z. (t. Müller.) Adonis aestivalis L. Sch. Kirchhof. Ranurculus Lingua L. Sch. Stadtsee. R. sceleratus L. So. in Gr.-Mantel. L. Pfuhl am Wege nach Dertzow; Tümpel östlich von Tangerbusch. Trollius europyaeus L. Sch. (t. Dietrich.) Nigella arvensis L. Z. Toppenberg: Weinberg bei Alt-Lietzegöricke. Actaea spicata L. B. Schlucht bei der Lohstampfmühle!! Berberis vulgaris L. L. Abhänge am Nord-Ost-Ufer des Klopp-Sees. Nasturtium fontanum, Aschs. B. Judenspring. Turritis glabra L. B. An der Plöne unweit der Bernsteiner Chaussee; zwischen der Buchenlaube und Ihlenfelds Ruhe. K. an der Chaussee nach Gr.-Mantel. Beitrag zur Flora der Neumark und des Oderthales. 515 Arabis arenosa Scop. L. Wiesen östlich von Eichwerder. Sch. Faules Bruch. Berteroa incana DC. B. Ueckerspring bei Johanneshöhe und von dort bis Niepölzig. Z. Kiefernwald bei Alt-Lietzegöricke. Helianthemum Chamaecistus Mill. B. Bei der Papiermühle. Viola palustris L. Sch. Faules Bruch. Z. Schlibbethal. V. odorata L. B. Goldkowskis Berg. V. silvestris Lmk. Z. Schlibbethal. @ypsophila fastigiata L. B. Wald zwischen der Stadt und dem falschen Fliess; längs der Chauss&e nach Bernstein und an der Plöne am Wege zum Rohr-See. @. muralis L. Sch. Aecker nördlich von Neuhof. Tunica prolifera Scop. B. Wald zwischen der Stadt und dem falschen Fliess;_ bei der Papiermühle. Z. Toppenberg. Dianthus superbus L. B. An der Chaussde nach Bernstein vor der Plöne. L. Wiesen nördlich vom Eichwerder. TSaponaria offieinalis L. B. Lohmühle. Oucubalus baccifer L. B. Ueckerspring bei Johanneshöhl!! Silene tatarica Pers. Z. Oderufer von Güstebiese bis Alt-Rüdnitz viel!! Kiefernwald bei Alt-Lietzegöricke. S. Otites Sm. B. Abhänge am Bahnhof; an der Plöne im Walde an der Bernsteiner Chaussee; bei der Papiermühle. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Z. Toppenberg. S, nutans L. B. Längs der Chaussee nach Bernstein. Oerastium trividle Lk. var. nemorale Uechtr. B. Judenspring!! Sch. Faules Bruch. Z. Schlibbethal. Elatine Alsinastrum L. B. Tümpel südlich von Schoenow viel!! Radiola multiflora Aschs. L. Aecker nördlich vom Kfopp-See. Malva Alcea L. B. Zwischen der Lohstampfmühle und Niepölzig. Hypericum humifusum L. L. Aecker nördlich vom Klopp-See. H. montanum L. Z. Schlibbethal südlich der Försterei. Acer platanoides L. B. An der Rausche. Geranium palustre L. L. Eichwerder; nördlich vom Klopp-See, @G. columbinum L. Sch. Höllenberge bei Pötzig!! - Impatiens noli tangere L. B. Bei der Buchenlaube. Z. Schlibbethal. Evonymus europaea L. B. Zwischen der Lohstampfmühle und Niepölzig. Sch. Faules Bruch. ?hamnus cathartica L. L. Nord-Ost-Ufer des Klopp-Sees; Sch. Faules Bruch. Genista pllosa L. Z. nicht selten. Anthyllis Vulneraria L. B. Diebelgrund. L. Eichwerder, Lindwerder. Trifolium fragiferum L. L. Nord-Ufer des Bandin-Sees. T. montanum L. L. Weg von Eichhorst zum Klopp-See. T. hybridum L. L. Eichwerder, Lindwerder. 316 P. Taubert: Ozytropis pilosa DC. B. bei der Papiermühle!! Astragalus Cicer L. B. Von der Lohstampfmühle bis Niepölzig stellen- weise häufig!! A. glyeyphyllos L. B. Bei der Loh- und Lohstampfmühle. L. Eich- werder, Weg von Eichhorst zum Klopp-See. Sch. Höllenberge bei Pötzig. So. An der Chaussee zwischen Schildberg und Rufen. Z. Schlibbethal. A. arenarius L. B. Vor dem falschen Fliess. Ooronilla varia L. B. Nördlich von der Lohmühle. L. häufig, TOnobrychis viciaefolia Scop. K. an der Chaussee nach Gr.-Mantel. Vicia dumetorum L. B. Zwischen der Lohstampfmühle und Niepölzig mehrfach, besonders zahlreich am Ueckerspring bei Johanneshöh!! V. tenuifolia Rth. B. Wald bei der Lohstampfmühle. V. sepium L. L. Eiehwerder. Sch. Höllenberge bei Pötzig. V. cassubica L. B. Wald bei der Lohstampfmühle. V. tetrasperma Mnch. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Lathyrus silvester L. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Prunus spinosa L. L. Nord-Ost-Ufer des Klopp-Sees. Z. nieht selten. Ulmaria Filipendula A.Br. B. am Wege nach Schoenow. Potentilla reptans L. B. Zwischen Rohrsee und Rausche. P. einerea Chaix. B. Chauss&e nach Bernstein; Hügel im Plönethal. P. alba L. Z. Schlibbethal südlich der Försterei. Alchemilla vulgaris L. B. Buchenlaube. A. arvensis Scop. L. Aecker am Wege nach Dertzow. Agrimonia odorata Mill. B. Wald bei der Lohstampfmühle. Rosa rubiginosa L. L. Nord-Ufer der Bandin-Sees. Pirus Malus L. var. austera Wallr. B. Rausche!! Epilobium hirsutum L. B. An der Plöne. So. Gräben am Balınhof Glasow. E. roseum Retz. B. Buchenlaube; Schützenhaus!! E. angustifolium L. L. Pflaumeninsel im Wandel-See. Oircaea Lutetiana L. B. Buchenlaube. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Z. Schlibbethal. ©. alpina L. B. Judenspring!! Z. Schlibbethal. Hippuris vulgaris L. Sch. Stadtsee. Peplis Portula L. B. Tümpel südlich von Schoenow. L. Tümpel zwischen Tangerbusch und Schoenow. Bryonia alba L. B. Goldkowskis Berg, Oberpfarrgarten. Sedum maximum Sut. B. Judenspring, Plönethal unterhalb der Loh- mühle, Hintermühle, bei Siede. Sch. Höllenberge bei Pötzig. S. boloniense Loisl. B. Wald an der Chaussee nach Bernstein, Hinter- mühle, Siede. Sch. Stadtmauer, Höllenberge bei Pötzig. S. refleeum L. Z. Schlibbethal. TSempervivum tectorum L. Sch. Stadtmauer. Beitrag zur Flora der Neumark und des Öderthales. old Sedum soboliferum Sims. B. Längs der Chaussce nach Bernstein viel!! zwischen der Stadt und dem falschen Fliess. Itibes nigrum L. B. Rausche, Ueekerspring bei Johanneshöh. L. Nord- Ost-Ufer des Klopp-Sees. Sch. Faules Bruch Santcula europaea L. L. Tangerbusch. Z. Schlibbethal. Falcaria vulgaris Bernh. L. Bei der Eichwerder-Mühle. Oenanthe fistulosa L. Z. Oderwiesen. Angelica silvestris L. B. Falsches Fliess, nördlich der Lohmühle L. nicht selten. Sch. Faules Bruch. Z. Schlibbethal bei der Försterei. Cornus sanguinea L. B. Ueckerspring bei Johanneshöh. L. Nord-Ost- Ufer des Klopp-Sees. Z. Oderufer. Sambucus nigra L. B. Ueckerspring bei Jobanneshöh; L. Eichwerder., Lonicera Äylosteum L. B. An der Bernsteiner Chaussde bei der Plöne; Papiermühle!! Asperula odorata L. B. Buchenlaube. Sch. Höllenberge bei Pötzig. So. Wald bei Rufen. Z. Schlibbethal. GFalium silvaticum L. B. Zwischen Rohr-See und Rausclhe, oberhalb der Lohmühle, Judenspring !! Valeriana sambucifolia Mik. B. Plönethal nördlich der Lohmühle, bei der Lohstampfmühle. Petasites oficinalis Mnch. B. Schützenhaus. L. Graben bei der Eich- werder-Mühle, Lindwerder. Sch. Hinderniss-Mühle. P. tomentosus DC. Z. An der Oder häufig. Pulicaria prostrata Aschs. Z. Oderwiesen!! Xanthium strumarium L.\ , |. X. italieum Moretti 2. Nicht selten. T@alinsogaea parviflora Cav. Sch. Gärten. TRudbeckia laciniata L. B. An der Plöne bei der Lohmühle!! Gnaphalium silvaticum L. B. Zwischen Krug-See und Rausche. L. Eichwerder, Tangerbusch. Z. Schlibbethal. @. uliginosum L. Tümpel östlich von Tangerbusch 7@. margaritaceum L. B. Wald am Westufer des Rohr-Sees. Achillea Ptarmica L. Z. Oderufer. A. cartilaginea Led.') Z. Öderufer!! Anthemis tinctoria L. B. Am Bahnhofe, nach Schoenow hin, Walk- 1) Durch ein Versehen blieb in meinem „Beitrag zur Flora des märkischeu Oder-, Warthe und Netzegebietes“ Abh. d. Bot. Ver. d. Prov. Brand. XXVII, S. 45 ff. Achillea cartilaginca Led. unerwähnt. Die Pflanze findet sich (allerdings schon in der Provinz Posen) in Gesellschaft von A. Pfarmica L. in Menge Schwerin: au Wartheufer bei Poln. Trebisch, dem Morrner Torfschuppen gegenüber!! — Veber die Verbreitung dieser interessanten Pflanze in der Provinz Brandenburg ve]. Ascherson, die Verbreitung von 4. cartilaginea Led. und Polygonum danubialı Kerner in Monatl. Mitt. aus d. Gesamtgeb. der Naturwissensch. (Dr. E. Huth) Jahrg. 6, No. 6 (1888) S 129 ff. 318 P. Taubert: mühle, zwischen Ueckerspring und Niepölzig. L. Stadtmauer und längs der Chaussee zum Bahnhofe. Sch. Stadtmauer. So. Bahnhof. Anthemis tinctoria x arvensis (A. adulterina Wallr.) L. An der Chaussee zwischen dem Bahnhofe und Eichhorst!! A. Cotula L. B. Niepölzig. L. Bei der Eichwerder-Mühle. Senecio aquaticus Huds. B. Bei Urffshöhe. Z. Schlibbethal südlich der Försterei. S. erraticus Bert. Z. Oderwiesen häufig. S. sarracenicus L. Z. Oderufer!! S. paludosus L. var. bohemicus Tausch. Z. Oderufer!! Oirsium acaule Al. B. Am Wege nach Schoenow. L. Nord-Ost-Ufer des Klopp-Sees, Tangerbusch. Sch. Faules Bruch. C©. oleraceum Scop. B. Einzeln an der Plöne. L. Wiesen am Eichwerder. Onopordon Acanthium L. B. Niepölzig. L. Am Wege nach Deetz. Serratula tinctoria L. L. Tangerbusch. Centaurea rhenana Bor. B. Walkmühle, Hintermühle L. Nicht selten. Sch. Hinderniss-Mühle. Z. Nicht selten. Thrincia hirta Rth. Z. Oderauen!! Chondrilla juncea L. L. nicht selten. Crepis paludosa Mnch. B. Judenspring, Buchenlaube. Z. Schlibbethal. Phyteuma spieatum L. Sch. Höllenberge. Campanula persteifolia L. L. Eichwerder. ©. glomerata L. Eichwerder. ©. sibirica L. B. Papiermühle!! Pirola minor L. So. Wald bei Rufen. Chimophila umbellata Nutt. B. Siede im Walde beim Lehrerhause, zwischen Krug-See und Rausche. Monotropa Hypopitys L. B. Bei der Lohstampfmühle; zwischen Krug- See und Rausche. TAsclepias syriaca L. Sch. Gärten vor dem Königsberger Thor!! Menyanthes trifoliata L. Sch. Stadtsee, Faules Bruch. Erythraea Üentaurium Pers. L. Lindwerder. E. pulchella Fr. L. Nord-Ufer des Klopp-Sees. Cuscuta europaca L. L. Weg nach Dertzow. Z. Nicht selten. C. lupuliformis Krock. Z. nicht selten. Echinospermum Lappula Lehm. B. Zwischen Siede und der Papier- mühle. Z. Weinberg bei Alt-Lietzegöricke. Pulmonaria offieinalis L. B. Zwischen Rohr-See und Rausche, Schlucht | bei der Lohstampfmühle. Myosotis caespitosa Schultz. B. Teiche südlich von Sehoenow. L. Tümpel östlich vom Tangerbusch. TPhacelia tanacetifoha Benth. Freienwalde: zahlreich am Bahnhofe von Alt-Ranft!! Beitrag zur Flora der Neumark und des Oderthales. 319 Scrophularia Ehrharti Stev. B. Falsches Fliess. L Pflaumeninsel im Wandel-See. Z. Schlibbethal bei der Försterei. TLinaria Oymbalaria Mill. B. Am Badehause nördlich der Lohmühle. Limosella aquatica I.. B. Tümpel südlich von Schoenow. Digitalis ambigua Murr. Z. Schlibbethal südlich der Försterei!! Veronica longifolia L. Z. Oderwiesen. V. spicata L. B. Nördlich der Lohmühle. K. An der Chaussse nach Gr.-Mantel. L. Nord-Ufer des Klopp -Sees. V. Tournefortii Gmel. Sch. Aecker und Gärten vor dem Königsberger Thor. V. agrestis L. L. Bei der Eichwerder Mühle. Melampyrum nemorosum L, B. Plönethal nördlich der Lohmühle. L. Eichwerder. Phelipaea vramosa C.A.M. Z. auf Cannabis und Neeotiana nicht selten!! Alt-Lietzegöricke. Salvia pratensis L. B. Am Wege nach Schoenow, Lohstampfmühle, Papiermühle, Siede. Origanum vulgare L. L. Lindwerder. Olinopodium vulgare L. B. Wald bei der Lohstampfmühle. L. Eich- werder, Nord-Ufer des Klopp-Sees. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Z. Schlibbethal. Nepeta Cataria L. Z. Im Dorfe und beim Schinderkrug. Galeobdolon luteum Huds. B. Rausche, Judenspring, nördlich der Loh- mühle. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Z. Schlibbethal. Galeopsis pubescens Bess. B. Lohmühle, Krug-See bei Siede. K. In den Anlagen. L. Eichwerder. Sch. Nicht selten bei der Stadt, Höllenberge bei Pötzig. @. versicolor Curt. Sch. Aecker vor dem Königsberger Thor. Stachys annua L. Z. Im Dorfe. S. recta L. B. Walkmühle, Wald bei Siede. Betonica offieinalis L. B. Eichholz, am Wege nach Schoenow. L. Tangerbusch. Scutellaria hastifolia L. Z. Oderufer. la BOSERLANg ThrHsener ber ’den!!Brathäten‘(t” Muller). U. minor L. \ Oentunculus minimus L. 1. Aecker am Nord-Ost-Ufer des Klopp-Sees. Primula officinalis Jacg. L. Eichwerder, Nord-Ufer des Klopp- Sees. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Plantago ramosa Aschs. Z. Oderufer und auf den Höhen einzeln. Salsola Kali L. Z. Weg zum Toppenberg. Ohenopodium hybridum L. L. Gärten. Z. Im Dorfe, Alt-Lietzegöricke. ©. glaueum L. L. Ufer des Wandel-Sees unweit der Schule. TAtriplex hortense L. B. Zwischen der Stadt und der Hintermühle. Seb. Aecker vor dem Königsberger Thor. 320 P. Taubert: Atriplexz nitens Schk. Z. Von Alt-Rüdnitz bis Alt-Lietzegöricke nicht selten. Polygonum lapathifolium Ait. var. danubıale Kerner.!) Z. Oderufer!! Asarum europaeum L. Z. Schlibbethal unweit der steinernen Brücke!! Tithymalus Esula Scop. Z. Oderufer. T. lucidus Kl. et Greke. Z. Oderufer. Mercurialis perennis L. B. Buchenlaube, Schlucht bei der Lohstampf- mühle, Ueckerspring bei Johanneshöh. TElodea canadensis Rich, et Mich. B. Plöne bei der Lohmühle. L. Wandel- und Klopp-See. Sch. Stadtsee. Stratiotes Aloides L. Sch. Stadtsee. Sagittaria sagütaefolia L. Sch. Stadtsee. Butomus umbellatus L. L. Wandelsee. Triglochin palustris L. L Nord-Ufer des Klopp-Sees. Sch. Faules Bruch. Potamogeton lucens L. L. Wandelsee. P. perfoliatus L. Sch. Stadtsee. P. mueronatus Schrad. L. Nord-Ost-Ufer des Klopp-Sees häufig!! P. pusilus L. L. Wandelsee. Cephalanthera rubra Rich. Z. An der Glitze (t. Müller). Epipactis latifolia All. B. Wald bei Siede. E. palustris Crtz. L. Nordufer des Bandin-Sees. Liparis Loeselii Rich. Z. Torflöcher bei den Brachuten (t. Müller). Anthericum ramosum L. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Z. Schlibbethal. Allium acutangulum Schrad. Z. Oderwiesen häufig!! 4A. oleraceum L. L. Nordufer des Klopp-Sees. Z. Weinberg bei Alt- Lietzegöricke. Paris quadrifolia L. Sch. Faules Bruch. Polygonatum offieinale All. Z. Nicht selten. P. multiflorum All. B. Ueckerspring bei Johanneshöh. Oonvallaria majalis L. Sch. Höllenberge bei Pötzig. Z. Schlibbethal südlich der Försterei. Juncus glaucus Ehrh. B. Ueckerspring bei Johanneshöh. L. Eich- werder. J. atratus Krock. L. Zwischen Tangerbusch und Schoenow nicht seiten!! J. obtusiflorus Ehrh. B. Zwischen Rohr-See und Rausche!! J. Tenagea Ehrh. B. Tümpel südlich von Schoenow. L. Zwischen Tangerbusch und Schoenow!! Seirpus compressus Pers. L. Nord-Ufer des Klopp-Sees. Carex dioeca L. Sch. Faules Bruch. !) Ueber die Verbreitung dieser Varietät in der Provinz Brandenburg vgl. Ascherson a. a. O. Beitrag zur Flora der Neumark und des Oderthales, 5% IT _— Carex arenaria L. Z. Wald bei Alt-Lietzegöricke!! ©. panniculata L. Z. Schlibbethal. OÖ. echinata Murr. B. Buchenlaube. Z. Schlibbethal. ©. remota L. B. Judenspring, Buchenlaube, Plönethal nördlich der Lohmühle. Z. Schlibbethal. ©. flacca Schreb. L. Nord-Ufer des Bandin-Sees, ©, fava L. Z. Schlibbethal. ©. Oederi Ehrh. L. Nord-Ufer des Klopp-Sees. ©. Pseudo-cyperus L. L. Pflaumeninsel im Wandel See. Z. Schlibbethal. Panicum sangwinale L. Z. Gärten. Setaria vertieillata P.B. Z. Gärten!! Oryza clandestina A.Br. B. Schützenhaus. Milium effusum L. B. Buchenlaube. L. Eichenwerder. Sch. Höllen berge bei Pötzig. Stipa capillata L. Z. Auf den Höhen von Alt-Lietzegöricke bis Alt- Rüdnitz. Holeus mollis L. B. Zwischen Rohr-See und Rausche, Plönethal nörd- lich der Lohmühle. Z. Schlibbethal. Melica nutans L. B. Nicht selten. Z. Schlibbethal. M. uniflora Retz. L. Eichwerder. Poa compressa L. B. Mauer des Oberpfarrgartens. Sch. Stadtmauer. Glyceria plicata Fr. Sch. Gräben vor dem Königsberger Thor. Z. Schlibbethal. Brachypodium silvaticum R.S. L. Eichwerder, B. pinnatum P.B. Z. Schlibbethal. Bromus arvensis L.. L. Bahndamm nördlich vom Bahnhofe. B. inermis Leyss. Z. Weinberg bei Alt-Lietzegöricke. Equisetum hiemale L. B. Plönethal nördlich der Lohmühle; zwischen Judenspring und Buchenlaube viel. Polypodium vulgare L. B. Plönethal nördlich der Lohmühle. Oystopteris fragilis Bernh. B. Schlucht bei der Lohstampfmühle. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb, XXX. 21 Ueber Primula macrocalyx Bunge und Primula inflata Lehmann. Von R. Beyer. Vorgetragen in der Sitzung vom 13. December 1888. In Ledebours Flora altaica (l. 1829, p. 209) beschrieb Bunge unter dem Namen Primula macrocalyx eine in Asien weit verbreitete Primel aus der Gruppe Euprimula Schott. Er begründete seine Art hauptsächlich auf die Gestalt des Kelches „ealyeibus cuneato-campa- nulatis ampliatis, tubo corollae longioribus“ etc. und weiterhin „calyce maximo, corollae tubo plus quam triplo ampliore“ ete., während die nächstverwandte Primula oficinalis Jacq. nach Kochs Taschenbuch durch „geschärft-kantige, aufgeblasene“ Kelche ausgezeichnet ist. Einige Irrtümer neuerer Autoren in Betreff der Bunge’schen Art machen eine Beriehtigung nötig. In der soeben erschienenen, übrigens sehr verdienstlichen „Mo- nographischen Uebersicht über die Arten der Gattung Primula“ von Dr. Pax!) wird Primula macrocalye Bunge wohl mit Recht als Varietät von P. oficinalis angesehen. Der Verfasser erklärt beide für vieariirende Formen, von denen erstere Sibirien und Vorder- asien, letztere Europa bewohne. Er fährt dann fort (a. a. 0. S. 183): „Sie scheinen sich. gegenseitig auszuschliessen, ob ganz scharf, müssen genauere floristische Arbeiten in Centralrussland und im Altai ent- scheiden; ich wage nicht, zur Entscheidung dieser Frage den Umstand heranzuziehen, dass im Berliner Herbarium ein in Ostpreussen gesam- meltes Exemplar von P. macrocalyz vorliegt, weil dies ebenso leicht auf einer Zettelverwechslung, als darin begründet sein kann, dass der Sammler jener Pflanze (Körnicke) ein der Kultur entstammendes Exemplar für wild einsammelte. Jeder, der in botanischen Gärten beobachtet, wird sich leicht davon überzeugen, dass P. macrocaly& vor allen andern Arten leicht verwildert.“ Es ist immer bedenklich, solche nicht weiter begründeten Ver- mutungen lediglich zu dem Zwecke aufzustellen, um eine für die An- sichten des Verfassers unbequeme Thatsache aus der Welt zu schaffen. Professor Körnicke verwahrt sich denn auch in einem an Herrn Prof. 1) Englers Jahrbücher X. Band S. 75—241. Primula macrocalye Bunge und Primula inflata Lehmann. 323 Ascherson gerichteten Schreiben über diese Primel ganz entschieden dagegen, dass er damals Gartenflüchtlinge für wild eingesammelt habe und setzt die Gründe gegen diese Annahme aufs überzeugendste aus- einander. Eher hätte ja, bei einer so umfangreichen Sammlung wie die Berliner, selbst bei der grössesten Vorsicht eine Zettelverwechslung stattfinden können, so lange die Pflanzen noch nicht aufgeklebt waren — obsehon hier glücklicherweise nicht solche Zustände herrschen, wie sie nach dem Bekenntnis Oertels in Halle üblich zu sein scheinen. Durch glücklichen Zufall kann ich aber nachweisen, dass die betreffende Pflanze wirklich die von Körnicke gesammelte ist. Herrn Dr. Pax scheint ein anderes, charakteristisches Merkmal der Linkener Primel entgan- gen zu sein, nämlich der an ?. elatior erinnernde flache Kronensaum, dessentwegen ich dasselbe Exemplar in meiner ersten Arbeit über Primeln (vgl. diese Abhandl. XXIX. 5. 20) erwähnt habe. Nun erzählt Prof. Körnicke in dem erwähnten Schreiben, wie er — 1859 — dazu gekommen sei, jene Pflanze zu sammeln. Er habe dieselbe anfänglich für die ihm damals noch nicht an ihrem natürlichen Fundorte vor- gekommene P. elatior genommen und sich erst bei genauerer Betrach- tung von der Irrigkeit seiner Ansicht überzeugt. Da nun in der hie- sigen Sammlung nur dieses Exemplar von P. oficinalis die erwähnte flache Krone besitzt, so muss dasselbe wohl das richtige sein. Misst man den oberen Kelchrand verschiedener Blüten der Kör- nicke’schen Primel, so ergiebt sich eine auffallende Veränderlichkeit der Kelchweite, welche an der oberen Dolde zwischen 14 und 10 mm schwankt, an der unteren sogar bis auf 8 mm herabsinkt. Ich legte in der Vereinssitzung drei Exemplare von P. ofıcinalis aus meiner eigenen Sammlung vor, welche Herr Vogel zu Blankenburg bei Berlin, in der Bredower Forst bei Nauen und in Westpreussen gesammelt hat. Dieselben zeigen genau dieselbe Kelchform wie die Linkener Pflanze, abgesehen davon, dass die Weite des Saumes im Mittel nur etwa 1O mm beträgt und in bescheideneren Grenzen variüirt. Dieselbe steigt hier bis zu 12 mm an, d. h. sie wird genau so gross, wie an den schönen caucasischen Exemplaren der P. macrocalye von Brotherus. Herr Dr. Pax hat nicht beachtet, dass schon in Kochs Synopsis (S. 587), sowie später in dessen Taschenbuch unter P. oficinalıs Jaeg. eine var, 3. ampliata „calyce valde ampliato“ beschrieben wird, und dazu gehören die vorgelegten Pflanzen, auch die von Körnicke. Entweder ist nun die erwähnte Koch’sche Varietät identisch mit Bunges P. macrocalyx, und dann würde letztere auch in einem grossen Teile Europas vorkommen, oder beide sind verschieden und Pax Be- merkung über die Pflanze Körnickes ist überhaupt hinfällig. Urteilt man allein nach Bunges Diagnose, so wird man keinen Unterschied von der var. ampliata auffinden; denn Bunge kannte letztere offenbar nicht, als er die Art aufstellte. Ein besseres Resultat ergiebt sich beim 21°” 324 R. Beyer: Vergleich der Exemplare. Bei der nahen Verwandtschaft aller Arten der Section Zuprimula werden die hier zu erwartenden Trennungs- merkmale natürlich nur gering sein. Dies vorausgesetzt, glaube ich einen constanten Unterschied im Kelche beider Formen nachweisen zu können. Der Kelch von Primula macerocalye Bunge erweitert sich nach oben hin vollkommen trichterförmig, mit fast graden Seitenlinien und biegt sich am Ende, ohne die geringste Verengerung erfahren zu haben, etwas convex nach aussen. Der mehr glockige Kelch der £. ofieinalis var. ampliata Koch erfährt dagegen oberhalb der Mitte eine geringe Einbuchtung, besitzt daselbst also schwach concave Ränder, krümmt sich aber am Saum ebenfalls oft nach aussen. Dieses Merk- mai weist noch etwas auf den „aufgeblasenen“ oder „bauchigen“ Kelch der normalen P. oficinalis hin, von welchem bei P. macrocalyx nicht mehr die Rede sein kann Die Pflanze von Linken ist eine extreme Form dieser var. ampliata und zeigt deutlich das erwähnte Kennzeichen. Sie ist aber ausserdem durch den flachen Kronensaum ausgezeichnet, welchen ich bei P. macrocalye niemals beobachtet habe. Auch be- schreibt Bunge dieselbe ausdrücklich „limbo concavo“. Dieselbe stellt also eine Combination der var. ampliata Koch und der var. media Peterm. (vgl. meine oben citirte Abhandl.) vor. Dieselben Vermutungen, welche Dr. Pax über den Ursprung der Körnicke’schen Pflanze hegt, sind schon vordem einmal einer andern Primel gegenüber geäussert worden, nämlich von Professor A. Kerner bei Beurteilung der Primula inflata. In Lehmanns Monographia seneris Primularum, Lipsiae 1817, p. 26, wird unter dem Na- men P. inflata eine von Dr. Siemers in Ungarn gesammelte, der P. veris (i. e. ofieinalis Jaegq.) nächstverwandte Pflanze beschrieben und auf Tab. II. abgebildet. Die Diagnose derselben lautet: „P. foliis obovatis obtusis obsolete dentato-crenatis hirsutis, calycibus ovatis in- flatis, corollae limbo concavo“. Aus der weiteren Beschreibung ist voch hervorzuheben: „folia canescentia, rugosa, in petiolum decurren- tia; corolla laciniis erenato-dentatis, emarginatis“. In der That zeigt die Abbildung einen unregelmässig ausgefressenen Kronensaum. Leh- mann hält diese Kerbung für natürlich, glaubt also nicht, dass dieselbe durch Insektenbisse oder zufällige anderweitige Verletzung verursacht worden sei. Von späteren Autoren gedenkt dieser Pflanze besonders Reichenbach in der Flora Germanica excursoria 1830—32, p. 401. Er betrachtet dieselbe als blosse Varietät von P. oficinalis und hebt von den Merkmalen der Lehmann’schen Diagnose allein den Unterschied in der Bekleidung der Blätter hervor. Ueber die Leh- mann’sche Abbildung bemerkt er: „le. citata secundum specimina hungarica viva et sieca, minus bona, calyx enim in vivo omnino angu- latus, cor. lobi sicco tantum undulati nee serrati, vix erenulati“. Pro- fessor Kerner schloss sich in früheren Arbeiten, besonders in seiner Primula macrocalye Bunge und Primula inflata Lehmann. 395 berühmten Schrift über Primulaceenbastarde der Alpen, der Meinung Reichenbachs insofern an, dass er die in Niederösterreich und Mittel- ungarn nicht seltene Primel, welche sich von P. oficinalis Jaegq. durch unterseits dünn graufilzige Blätter unterscheidet, für P, inflata Lehm. nahm, aber als Bastard zwischen P. ofieinalis und P. Columnae Ten. ansprach. In den „Schedae ad floram exsieccatam austro- hungaricam“ IV. 1886 p. 46 f. verwirft er indes diese Deutung durchaus und giebt jener Primel den neuen Namen Primula Pannonica. Die Lehmann’sche Abbildung bringt ihn nämlich auf die Vermutung, dass dieser die P. macrocalye Bunge vor sich hatte. Da dieselbe nun aber in Ungarn nicht vorkommt, so nimmt er au — genau so wie später Herr Dr. Pax bei der Körnicke’schen Pflanze —— dass entweder Verwechselung der Standortsangaben oder Sammlung eingebürgerter Exemplare stattgefunden habe, die durch das leichte Verwildern der P. macrocalys Bunge ermöglicht wurde. Er steht indes (l. e. p. 48) davon ab, Bunges Namen dieser Primel durch den älteren Lehmann- schen zu ersetzen, weil Lehmann solches Gewicht auf den gekerbten Saum der Blumenkrone lege, der an P. macrocalyz nie beobachtet wurde. Dr. Pax, Kerner folgend, eitirt P. inflata einfach als Synonym zu P. macrocalys. Zur Beurteilung der Ansicht Prof. Kerners ist eine Bemerkung Bunges selbst nur von geringem Wert. Derselbe verwahrt sich nämlich gegen die Identificirung seiner Primel mit P. inflata, deren Autor ihm unbekannt ist, mit folgenden Worten: „Non minus diftert etiam P. inflata, (? L.) eujus specimina, P. veris simillima, accepimus e Panno- nia“. Wahrscheinlich hatte aber Bunge Kerners P. Pannonica, die ja früher allgemein unter dem Namen P. inflata lief, und nicht die Leh- mann’sche Pflanze vor sich. Es ist deshalb erforderlich, die Gründe näher zu prüfen, welche Kerner gegen die Uebereinstimmung von P. inflata und F. Pannonica anführt. Er findet, dass letztere weder den gezähnelten Rand der Krone, noch den Zuschnitt der grundständigen Blätter, noch auch die Form des Kelches, wie sie Lehmann für P, in- flata angiebt, besitze. Was den gezähnelten Rand der Krone betrifft, so scheint mir Lehmann doch nicht solchen Wert darauf zu legen, wie Prof. Kerner meint, sonst hätte er dies Merkmal wohl in die eigentliche Diagnose aufgenommen und nicht bloss in der ausführlicheren Beschreibung er- wähnt. Ob Reichenbach darin Recht hat, dass diese Kerbung des Kronensaumes erst beim Trocknen eintritt, kann ich nicht entscheiden. Meine eigenen ungarischen Exemplare (aus dem Wolfsthal bei Ofen, leg. Steinitz) zeigen eine so schwache Zähnelung oder wellenförmige Schweifung des ganzen Kronenrandes, dass Reiehenbachs Erklärung dafür vielleicht zutrifft; der tiefer ausgefressene Kronensaum an der Abbildung Lehmanns ist aber schwerlich auf solehe Weise entstanden 526 R. Beyer: So tief gezähnelte Exemplare sind indes meines Wissens nie wieder beobachtet worden. Das berechtigt wohl zu der Annahme, dass damals nur eine Bildungsabweichung vorlag, die — da Lehmann des Merkmals in der Diagnose selbst nicht gedenkt — als unwesentlich zu betrachten ist. Lehmann hätte die Art gewiss auch aufgestellt, wenn seine Exem- plare den ganzen Kronensaum gehabt hätten. Noch geringeren Wert möchte ich auf den Unterschied in der Blattform legen. Wer Exem- plare von zahlreichen, verschiedenen Standorten von P. oficinalis ver- gleicht, wird eine ziemliche Schwankung in der Form und Länge der Blattspreite, dem Uebergang derselben in den Blattstiel, der Kerbung resp. Buchtung des Randes und selbst der Runzelung der Oberfläche wahrnehmen. Das aus Westpreussen vorgelegte Exemplar der var. ampliata zeigt, abgesehen von der Grösse, fast ganz die Blattform der Lehmann’schen Abbildung, d. h. verkehrt-eiförmige, stumpfe, allmählich keilförmig in den Blattstiel herablaufende Blätter. Was aber für ?. ofieinalis gilt, wird auch für die ihr so nahe stehende P. Pannonica zutreffen, welche von Pax wohl mit Recht als blosse Varietät der ersteren aufgefasst wird. Für wichtiger als den Zuschnitt halte ich die Bekleidung der Unterseite der Blätter, worin P. inflata und P. Pannonica übereinstimmen. Kerners Haupteinwand betrifft nun! aber die Form des Kelches, welche er, wie erwähnt, für identisch mit der von P. macrocaly hält. Wer sich aber dessen erinnert, was ich oben über den Unterschied zwischen P. macrocaly& und P. ofieinalis var. ampliata gesagt habe, dem wird ein Blick auf die Lehmann’sche Abbildung zeigen, dass hier unzweifelhaft letztere Form in geradezu typischer Ausbildung darge- stellt ist, denn die glockige Einbuchtung der Kelche ist an jeder Blüte der Abbildung vorzüglich wiedergegeben. Dies Merkmal ist aber meines Erachtens das einzige stichhaltige, welches ?. inflata von P. Pannonica trennt. Deswegen möchte ich auch letzteren Namen für die in Oester- reich und Ungarn so häufige Primel mit der Kelchform der gewöhn- lichen P. officinalis beibehalten wissen. In P. inflata Lehm. würde man dann eine Combination der /. Pannonica Kerner mit der var. ampliata Koch zu erblicken haben. Nachschrift. Wenn Herr Pax in seiner Monographie S. 95 be- merkt, dass Al. Braun in Botan. Zeitung 1873 ein von Koehne beobachtetes teratologisches Vorkommnis an Primula oficinalis (L.) Jacq., mit sehr unregelmässiger, nicht gestielter Endblüte beschrieben habe, so hat er übersehen, dass bereits E. Koehne in Botanische Zei- tung 1873 Sp.. 633—635 (abgedruckt aus Sitzungsberichte der Gesell- Primula macrocaly& Bunge und Primula inflata Lehmann. 327 schaft naturforschender Freunde zu Berlin 1873 5. 55-58) diese Bildung richtig als Verwachsungen der letzten seitlichen Blüten untereinander dargestellt hat, und zwar spiralige Verwachsungen der Bracteen mit den Kelehen und Blumenkronen in mannigfacher Weise. Ich konnte das an von Herrn Dr. E. Koehne auch im Mai 1875 bei Naumburg, Freiburg a. U, und Jena aufgefundenen und mir gütigst mitgeteilten Exemplaren vollauf bestätigen. P. Magnus. Mitteilungen. Von E. Jacobasch. A. Mykologisches. 1. Vielgestaltigkeit des Polyporus annosus Fr. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. April 1888.) Unter den von Herrn Prof. Magnus mir zur Durchsicht über- gebenen Polypori erregten einige Exemplare von Polyporus annosus Fr. durch ihre weit von einander abweichende Form meine Aufmerksamkeit. Ich verglich sie mit meinem Herbarmaterial und stellte daraus eine Formenreihe zusammen, die alle Uebergänge zu den Exemplaren aus dem Herbar des Herrn Prof. Magnus zeigt. Dr. Winter in Rabenhorsts Kryptogamenfiora sagt mit Recht von P. annosus: „Die Form des Hutes ist eine sehr mannigfaltige; sie wechselt mit der Gestalt des Substrats, indem sich der Pilz allen Un- ebenheiten desselben anschmiegt, oft weit ausgedehnte Krusten bildend, an anderen Stellen auch halbirt, hutförmig erscheinend u. s. w.“ Die Gattung Polyporus wird bekanntlich in drei Hauptgruppen, 1. in solche mit krustenförmig das Substrat überziehenden Massen ohne erkenn- baren Hut (Resupinati), 2. in solehe mit horizontal ansitzenden un- gestielten Hüten (Apzs) und 3 in solche mit gestielten Hüten (a. Me- risma, b. Pleuropus und c. Mesopus) eingeteilt. Polyporus annosus wird nun zur zweiten Gruppe, zu Apus, gezählt, aber seine Formen gehen auch zur ersten Gruppe über und zeigen selbst Anklänge zur dritten Gruppe. Es ist daher auch sehr leicht möglich, dass man diesen Pilz in einer der anderen Gruppen sucht und auf diesem Irrwege zu einem falschen Resultat gelangt, wie es z. B. Dr. Winter mit einem im Herbar des Herrn Prof. Magnus befindlichen Exemplar ergangen ist, das er als P. Radula Fr. bestimmt hat. Nr. 1 zeigt die Normalform; der Hut ist balbirt, sitzt seitlich am Stamme fest und trägt die Pori auf der Unterseite. An demselben Standorte, von dem dieses Exemplar herstammt, sammelte ich mehrere Exemplare, die an aus der Erde hervorragenden Wurzeln sassen, scheiben- förmig rings um die Anheftungsstelle sich ausgebreitet und die Pori Mitteilungen. 329 nach oben gewendet hatten. — Nr. 2, aus dem Grunewald, zeigt den Uebergang von der seitlich angehefteten Form zu der krustenförmig angewachsenen. -—- Nr. 3, von derselben Kiefernwurzel wie Nr. 2 ab- gelöst, ist schon fast ganz krustenförmig. (Hierbei will ich zugleich auf einen Fehler in der Winter’schen Bearbeitung von Rabenhorst aufmerksam machen: Winter giebt als Merkmal der Unterabteilung von Apus, der Abteilung Lignos:, zu der er P. annosus stellt, als Merkmal unter anderen an: „Ausdauernde aber nicht geschichtete Formen“ u. Ss. w.) Es sind aber an der Schnittfläche des Exemplars Nr. 3 deut- lich drei Porenschichten übereinander zu sehen; er kommt also auch geschichtet vor. — Nr. 4 ist noch mehr der Krustenform genähert. Dies Exemplar zeigt zugleich mit Nr. 5, wie sich dieser Pilz allen Unebenheiten des Substrats anpasst. Die Tubuli stehen fast treppen- förmig schief übereinander, weil der Pilz seitwärts in einer hohlen Kiefernwurzel befestigt war. Zu derselben Form gehört das von Dr. Winter als P. Radula Fr. ausgegebene Exemplar. Die hellere Farbe rührt davon her, dass die Pori, weil in jüngerem Stadium, noch mebr verstopft sind. Sie sind aber, wie Dr. O©. Wünsche in „Die Pilze“ als charakteristisches Merkmal sehr treffend angiebt, „weisslich schimmernd, innen bräunlich“. — Vollständig krustenförmig ausgebreitet sind die von Herrn Professor Magnus in der Sächsischen Schweiz und bei Berchtesgaden, und hier noch dazu auf morschem Gebälk, gesammelten Exemplare. Man wird beim ersten Anblick gar nicht an ?. annosus Fr. erinnert, aber der blasse Rand und die stumpfen, weisslich schimmernden, innen bräunlichen Poren charakterisiren sie hinlänglich. Nach der entgegengesetzten Gruppe, zu der mit centralem Hut, nur dass der Stiel fehlt und die Anheftungsstelle sich in die Mitte des Scheitels befindet, neigt das von Herrn Hennings im Palmenhaus des Berliner botanischen Gartens gesammelte, Herrn Prof. Magnus mitge- teilte Exemplar. Es stimmt vollständig mit einigen in meinem Herbar befindlichen überein Ich weiss nicht, woher meine Exemplare stam- men, da der Originalzettel verloren gegangen. Ich fand sie unter den von dem verstorbenen Dr. Bauke gesammelten und mir von Herrn W. Vatke dedieirten Pilzen. Sie zeigen auf dem Scheitel eine fast centrale kleine Anheftungsstelle und an einigen anderen Punkten ein Paar lose anhaftende Stückchen morschen Holzes. Herr Hennings hat. laut Etiquette, sein Exemplar an Kübeln im Palmenhause gesammelt Wahrscheinlich also hat der Pilz zuerst an einer durch eine Lücke des Kübels, jedenfalls durch ein Wasserabzugsloch hindurchdringenden Wurzel sich angeheftet und von da aus dann in coneentrischen Kreisen sich ausgebreitet. Polyporus annosus Fr., nach Hartigs Untersuchungen ein ge- fährlicher Feind unserer Waldbäume, kommt bekanntlich an Stämmen 330 E. Jacobasch: und Wurzeln verschiedener Laub- und Nadelbäume vor, verschmäht aber, wie die krustenförmigen Exemplare des Herrn Prof. Magnus zeigen, selbst abgestorbenes Holz nicht. 2. Lepiota Friesii Lasch fand ich am 7. September d. J. im Vorgarten des Hauses Hauptstrasse Nr. 74 in Schöneberg, dessen Besitzer, Herr Behrendt, die Freund- lichkeit hatte, mir die vorgefundenen Exemplare zu überlassen. Diesen seltenen Pilz habe ich ausserdem nur noch einmal gesammelt, und zwar in dem Garten des ehemaligen Restaurants an der Potsdamer Brücke in Berlin, an dessen Stelle sich jetzt das Gebäude erhebt, in dem der Kurfürstenkeller sein Heim aufgeschlagen hat. 3. Boletus bovinus L. verwachsen mit Mycena pura Pers. (Vorgetragen in der Sitzung vom 9. November 1888.) Herr Dr. Sorge, praktischer homoeopathischer Arzt, ein sehr eifriger Mykologe, übergab mir zur näheren Untersuchung ein Pilz- präparat in Spiritus, das einen Boletus bovinus L. mit einem unter lem Hute desselben sitzenden Hute von Mycena pura Pers. zeigt. Boletus bovinus L. ist vollständig entwickelt; der daran befind- liche Agaricus -Hut aber ist zerrissen, und nur eine Hälfte desselben lässt seine nähere Bestimmung zu. Der am Rande gestreifte, schwach- fleischige, rosa-gefärbte Hut und die breiten, am Grunde aderig-ver- bundenen Lamellen charakterisiren ihn deutlich als Mycena pura Pers. Diese Hälfte ist mit einem Teil des Randes mit dem Rande des Boletus bovinus verwachsen; der andere Teil ist frei und wendet sich nach unten. Die Mitte des Hutes aber ist nicht mit dem eigenen Stiele verbunden, sondern kommt aus dem Boletus-Stiele hervor. Auf der anderen Seite des Boletus-Stieles sieht man einzelne Lamellen dicht neben einander herauskommen, am Stiele herauflaufen und sich oben mit dem Hute des Boletus bis zum Rande desselben verbinden; es macht den Eindruck, als wenn man eine Öliocybe mit herablaufenden Lamellen vor sich hätte. Wie lässt sich diese Erscheinung erklären? Ich meine, der Bo- letus ist bei seinem Entstehen mit der Mycena verwachsen und durch diese hindurchgewachsen. Infolge des kräftigeren Wachstums desselben ist der Mycena-Hut von dem ihm zugehörigen Stiele losgerissen und mit in die Höhe genommen worden. Es muss aber, da die Reste der Mycena sich rings um den Boletus-Stiel zeigen, dieser unter dem Mycena- Stiele emporgeschossen sein und diesen concentrisch umwachsen haben, bis er letzteren endlich durchrissen hat und an seine Stelle getreten ist. 4. Collybia stipitaria Fr. var. omphaliaeformis mihi. (Vorgetragen auf der Herbst-Haupt-Versammlung am 13. October 1888.) Von Collybia stipitaria Fr. habe ich bei Friedenau auf zwei ver- Mitteilungen. | 331 schiedenen Standorten zwei nicht in einander übergehende Varietäten gesammelt, die sich augenfällig von einander unterscheiden. Auf dem einen Standorte, „Grenzstrasse“ zwischen Friedenau und Steglitz, fand ich nur die typische Form mit von Anfang an gewölbtem, endlich flach- gewölbtem, kaum genabeltem Hute. In der „Wielandstrasse“ dagegen fand ich ausschliesslich in grosser Menge und zwar jedes Jahr, seitdem ich sie dort entdeckte, eine zweite Form, die sich durch den schon von Anfang an nicht gewölbten, sondern weitgenabelten, endlich nieder- gedrückten, fast becherförmigen Hut sofort von der typischen Form unterscheidet. Man glaubt nicht, eine Collybia, sondern eine Omphalia vor sich zu haben. Ich nenne sie deshalb Col/ybia stipitaria Fr. var. omphaliaeformis. In allen übrigen Merkmalen stimmt sie voll- kommen mit der typischen Collybia stipitaria Fr. überein. 5. Marasmius Rotula Fr. verästelt. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. Januar 1888.) Von Herrn Prof. Magnus erhielt ich Exemplare eines im „Tier- garten“ bei Berlin gesammelten Marasmius, der sich durch seine den Stiel halsband-artig umgebenden Lamellen und durch den schwärz- lichen, kahlen, glänzenden Stiel deutlich als Marasmius Rotula Fr kennzeichnet. Unter diesem Material fand ich bei näherer Besichtigung mehrere Exemplare, die eine sehr bemerkenswerte Abnormität zeigen; aus den Stielen derselben entspringen nämlich in verschiedener Höhe kleinere Stiele, die wiederum Hüte tragen. Man ist anfangs im Zweifel, ob auf dem Stiel sich junge Pilze derselben Art angesiedelt haben, oder ob eine Verästelung des Stieles vorliegt. Es ist eins so seltsam wie das andere. Man findet wohl. dass verwesende Pilze von andern Arten als Nährboden benutzt werden, aber nicht, dass auf gesunden Exemplaren solche derselben Speeies aufwachsen. Ebenso ist eine Verästelung des Stieles bei Agarieineen etwas aussergewöhnliches.. Es kommt wohl vor, dass mehrere Stiele am Grunde zu einem einzigen verschmolzen sind und sich dann bald trennen; eine eigentliche Verästelung aber findet man ausser bei Polyporeen und Clavariaceen (meines Wissens) nur bei Col/ybia race- mosa Pers. Hier ist man nun beim ersten Anblick geneigt anzunehmen, dass auf dem Stiele Sporen der Mutterpflanze hängen geblieben und sich zu jungen Pilzen entwickelt haben, denn man findet an den betreffenden Stellen am Stiele einen ringförmigen Wulst, aus dem ein kleinerer Wulst hervorgeht, der den jungen, meist etwas helleren Stiel mit noch ziemlich unentwickeltem Hute trägt. Aber bei genauerer Sichtung des Materials fand ich auch einige Stiele, bei denen sich an der Teilungs- stelle der oben genannte Wulst nicht findet, sondern nur eine einfache 332 E. Jacobasch: Verästelung stattfindet. Bei diesen sind aber die hervorkommenden Sprossungen älteren Datums, denn sie zeigen eine dem Hauptstiele gleiche Färbung, und es ist möglich, dass sich die Wülste mit der Zeit verloren haben. Ich nehme nun das wahrscheinlichere an, dass nämlich diese Hervorsprossungen als Aeste anzusehen sind, die sich entwickelt haben, nachdem auf eine trockene Periode Regenwetter eingetreten und die wiederauflebenden Marasmiü zur Sprossung veranlasst hat. Mikro- skopische Untersuchungen würden darüber wohl vollkommene Aufklärung geben, aber ich möchte die wenigen Exemplare, die diese interessante Bildung zeigen, nicht zerstören. 6. Verhalten der Agarici gegen Frost. (Mitteilung vom 14. December 1888.) Den von mir schon früher gemachten, in dem Sitzungsbericht vom 26. November 1880, S. 106 und 107 mitgeteilten Beobachtungen über die Wirkung des Frostes auf die Agarici füge ich meine neuesten Beobachtungen in folgendem hinzu: Während vor dem im November 1888 eintretenden strengen Froste der Waid mit Pilzen wie besät war (am 28. October sammelte und beobachtete ich im Grunewald noch 49 und am 4. November in der Jungfernheide 52 verschiedene Species), stand 2 Tage nach dem Auf- hören des Frostes, am 18. November, der Wald kahl und öde da. Auf der Strecke des Grunewald zwischen Westend und Halensee beobach- tete ich nur 6 verschiedene Agarici, am 28. November zwischen Halen- see und Schmargendorf 10 und am 24. November, 1. und 4. December auf den Feldwegen um Friedenau 14 verschiedene Species. Und zwar sind es gerade die kleinsten und zartesten Pilze, die dem Froste am besten widerstehen, nämlich die Collybia-, Clitocybe-, Mycena- und Galera-Arten ausser einigen anderen. Näher darauf eingehend teile ich mit, dass ich 2 Tage nach dem Frost im Grunewald Oollybia butyracea Bull. und Mycena epipterygia Scop. mit erfrornen, weichen, wässerigen Stielen, aber vollkommen un- versehrten Hüten fand. Bei Chtocybe laccata Scop. war der Stiel vom Frost im oberen Teile nur aufgetrieben und auseinandergesprengt, sonst aber fest. Unverletzt fand ich ©. swaveolens Schum., Galera mycenopsis Fr. (letztere im Moose versteckt) und Zimacium hypothejzum Fr. Am 24. November sammelte ich bei Friedenau Olitocybe cyathiformas Ball., am 28. November im Grunewald Oantharellus aurantiacus Wulf., Lima- cium hypothejum Fr., Galera mniophila Lasch, Olitoeybe suaveolens Schum., Collybia butyracea Bull., Pleurotus ostreatus Jacg. und P. salignus Pers. Letztere beide befanden sich an einem und demselben Birkenstumpf. P. ostreatus Jacq. fühlte sich nur etwas weich an, dagegen war P. salignus Pers. sehr wässerig und zerfiel fast, beide aber warfen zu Hause Mitteilungen j 339 noch ziemlich reichlich Sporen und liessen sich für das Herbar gut trocknen. P. salignus Pers. fand ich auch am 1. December auf einem Baumstumpfe von Morus alba an der Potsdamer Bahn bei Friedenau, ebenfalls sehr weich, aber sehr gut Sporen werfend und beim Troeknen sich gut erhaltend. Ausser dem auf Morus alba massenhaft auftreten- den Winterpilze Collybia velutipes Curt. sammelte ich auf den Feld- wegen bei Friedenau an demselben Tage noch ©. stipitaria var. ompha kiaeformis mihi, Clitocybe dealbata Sow., ©. hirneola Fr., ©. eurtipes Pr., Mycena ammoniaca Fr., Omphalia muralis Sow., Galera hypnorum Schrank, Naucoria graminicola Nees, eine noch unbestimmte F/ammula an Morus alba und Telamonia paleacea Pr. Besonders interessant war mir eine Beobachtung an Galera hyp- norum Schrank und Mycena ammoniaca Fr. Beide sammelte ich wäh- rend eines Spazierganges am 5. December, einem sonnigen, warmen Tage (das Thermometer zeigte Nachmittags im Schatten + 5° R.) gleich nach Sonnenuntergang. Beide waren aber in sämtlichen auf- gefundenen Exemplaren, obgleich während des ganzen Tages der vollen Sonnenwärme ausgesetzt, knochenhart gefroren, sodass sie, als ich sie in eine mitgenommene Blechbüchse fallen liess, laut klapperten, als wenn Knochenstückchen auffielen. Von Frost war auf dem Boden neben dem Standorte und auch sonst überall nicht die geringste Spur zu bemerken, und als ich nach Hause kam, zeigte das Thermometer + 2° R. Es waren also diese zarten Pilze, die sich sicher erst in den letzten Tagen bei den geringen Wärmegraden entwickelt hatten, schon bei + 1—2° R. wieder fest gefroren. Nachtrag: Am 27. December 1888 sammelte ich bei Station Wil- mersdorf-Friedenau an der Nordseite des Bahndammes, der während des Winters von keinem Sonnenstrahl direct getroffen wird, Ulitocybe cyathiformis Schum. in 3 Exemplaren von verschiedener Grösse. Sie hatten sich augenscheinlich erst nach der Frostperiode entwickelt. — Im Grunewald traf ich an demselben Tage NMarasmius peronatus Fr. (teils in jungem, teils in ziemlich entwickeltem Stadium), 7. andro- saceus L., Cantharellus aurantiacus Wulf., Limacium hypothejum Fr., Ay- pholoma epixanthum Paul (in einem einzigen noch jungen Exemplare), Galera mycenopsis Fr., Olitocybe suaveolens Schum., ©, vwxbecina Fr. und Mycena epipterygia Scop., sämtlich in frischen, wohlerhaltenen Exem- plaren. Während des mit dem Neujahr wieder eingetretenen strengen Frostes fand ich im Grunewald am 6. Januar d. J. ausser Mycena epipterygia Scop. und Limacium hypothejum Fr., von Agariei noch Flam mula pierea Pers. und Claudopus vartabilıs Pers., natürlich in hart gefrornem Zustande. Sämtliche Exemplare des Olaudopus warfen aber nach dem Auftauen zu Hause so reichlich Sporen, dass ich von jedem 2—3 Präparate machen konnte. Dagegen lieferten Exemplare von 334 E. Jacobasch: ©. variabilis Pers., die ich 8 Tage später, am 13. Januar, im Grune- wald, nur durch den Grunewaldsee vom vorigen Standort getrennt, sammelte, keine Sporen mehr, trotz aller Sorgfalt, die ich darauf ver- wandte. Daraus folgt, dass ©. variabilis Pers., wenn er längere Zeit strengem Froste ausgesetzt ist, die Fähigkeit, Sporen zu werfen ver- liert, obgleich er sonst keine Veränderung an sich wahrnehmen lässt. Zieht man aus obiger Aufzählung der zu verschiedenen Zeiten im Winter gesammelten Pilze das Resultat, so ergiebt sich, dass einige jeden Frost ganz oder fast ungefährdet überdauern. Es sind dies Cantharellus aurantiacus Wulf., Limacium hypothejum Fr., Claudopus vartabilıs Pers., Pleurotus ostreatus Jacg., P. salignus Pers., einige Arten von Olitocybe, besonders ©. swaveolens Schum. und vor allen anderen Oollybia velutipes Curt. Letztere verliert selbst nach lang andauerndem heftigen Frost nicht die Fähigkeit, Sporen zu werfen, wie dies einige noch am 22. Januar mitgebrachte Exemplare, die sogar starkem Glatt- eis ausgesetzt waren, bekundeten, sie lieferten vorzügliche Sporenprä- parate. Die übrigen soeben genannten scheinen aber meist diese Fähigkeit zu verlieren. | Andere wiederum, z. B. Marasmius peronatus Fr., M, androsaceus L., Galera hypnorum Schrank, @. mycenopsis Fr., @. mniophila Lasch, Naucoria graminicola Nees, Omphalia muralis Sow., Mycena epipterygia Scop., M. ammoniaca Fr., Clitocybe dealbata Sow., C. hirneola Fr., ©. cyathiformis Bull., Collybia stipitaria Fr., bedürfen zu ihrer Entwicke- lung und ihrem Wachstum äusserst geringer Wärmegrade. Sobald der Erdboden nur einige Centimeter tief aufgetaut ist und die wärmenden Sonnenstrahlen den Boden während weniger Tage und Tagesstunden küssen, spriessen diese genügsamen Pilze bei + 2-5 R. lustig her- vor und entwickeln sich zu ihrer vollen Grösse. Ja Olitocybe cyathi- formis Bull. bedarf nicht einmal des direeten Sonnenstrahls, sondern begnügt sich schon mit der allgemeinen Tageswärme. Die meisten dieser durch ihre Vergänglichkeit wie durch ihr schnelles Entstehen sprichwörtlich geworden Kinder Floras werden aber durch den ersten Frost, wenn sie überhaupt bis dahin sich erhalten haben, vernichtet; es ist dann keine Spur mehr von ihnen zu bemerken. B. Chenopodium rubrum L. und die Vögel. (Mitgeteilt in der Sitzung vom 13. April 1888.) Im strengen, schneereichen Winter von 1887/88, als die Vögel angewiesen waren, alles nur irgendwie zur Nahrung dienende aufzu- suchen, bemerkte ich, wie dieselben aile über den Schnee hervorragen- den Pflanzen eifrig durchsuchten, ob noch irgendwo ein Samenkörnlein versteckt sei. Achillea Milefolium L., Erigeron canadensis L. und Ohenopodium album L. waren von den Vögeln förmlich belagert. Zu Mitteilungen. 335 meiner Verwunderung bemerkte ich daher, dass nicht nur die Beeren von Solanum nigrum L., sondern auch die Samen von Ohenopodium rubrum L. gemieden wurden. Ich untersuchte zu Ende des Winters während des letzten Schnees die mir aufstossenden Pflanzen darauf hin und fand, dass, während an den erstgenannten Pflanzen alle Samen ausgefressen waren, die Stengel von Ohenopodium rubrum L. noch un- berührt dastanden und ihre Samen, soweit sie nicht von selbst aus- gefallen waren, noch alle besassen. Es müssen also die Samen von ©. rubrum L. den Vögeln schädlich sein, was um so überraschender ist, als ©. album L. dagegen sehr eifrig aufgesucht und vollständig ausgeplündert wurde. C. Teratologisches. 1. Durchwachsene Trauben bei Cheiranthus Oheiri L. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. April 1888.) An zwei unter den von mir cultivirten 4 oder 5 Jahre alten Stöcken von Cheirantus Cheiri L., die im Sommer 1837 sehr reich blühten, hatte ich die Fruchtstände mit sämtlichen Schoten stehen lassen. Als diese Stöcke zu Anfang des nächsten Sommers wieder zu treiben begannen, sah ich zu meiner grössten Ueberraschung, dass die vorjährigen Trauben, die scheinbar ganz trockene Spindeln hatten, an der Spitze sowohl als aus den Achseln neue Sprosse hervortrieben, welche Blätter und Blüten entwickelten. Es trat also hier, wie bei durchwachsenen Fichtenzapfen, aus- nahmsweise die Erscheinung ein, die wir bei den männlichen Blüten- ständen der Nadelhölzer, bei Daphne Mezereum, Callistemon und beson- ders schön bei der Ananas als Regel beobachten können. 2. Absonderliche Entwickelung eines halb abgebrochenen Stengels von Helianthus tuberosus L. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. April 1888.) Der halb durchbrochene, nach unten hängende obere Stengelteil eines in den Culturen von Metz & Co. in Steglitz angetroffenen Heli- anthus tuberosus L. ist bedeutend stärker geworden, als der untere Teil des Stengels, und hat sich in einem Bogen mit der weiter wachsenden Spitze nach oben gerichtet. Die Blätter haben sämtlich sich wieder so gedreht, dass die Oberfläche derselben nach oben gerichtet ist. Der in den Blättern der Stengelspitze umgewandelte Nahrungs- saft ist also an der Bruchstelle, teils infolge des Durchreissens, teils der Zusammenquetschung der saftführenden Gefässe, verhindert worden hinabzusteigen und hat deshalb sein Bildungsmaterial oberhalb deı Bruchstelle abgelagert und dort dadurch die Verdiekung verursacht, sowie das Weiterwachstum der Spitze ermöglicht. 336 E. Jacobasch: 3. Ueber Faseiation. _ (Vorgetragen in der Sitzung vom 9. November 1888.) Eine Staude von Tropaeolum majus L., die in meinem Garten im Sommer 1883 aufwuchs und eine Länge von fast 2 m erreichte, ist im untern Drittel normal gebildet und ungeteilt; die übrigen zwei Drittel aber sind mehr und mehr in die Breite entwickelt und senden wiederholt Sprosse aus, die teils normal auftreten, teils ebenfalls fasciirt erscheinen und im letzteren Falle sich wiederum teilen und dann Blätter und Blüten tragen. Nach jedesmaliger Sprossabsonderung ist der Stengel wieder um soviel, als der Spross beträgt, schmäler, verbreitert sich aber im ferneren Verlauf wieder und lässt dann zwei allmählich tiefer werdende, gegenüberliegende Furchen erkennen, bis wieder, diesen Furchen entsprechend, eine Teilung des Stengels auf- tritt. Das wiederholt sich bis zur äussersten Spitze, die fast kamm- förmig mehr oder weniger tief eingeschnitten ist und also Neigung zeigt, sich noch weiter zu teilen, was leider drohenden Frostes halber durch Abschneiden der Staude verhindert werden musste. Ganz ähnliche Bildungen beobachtete ich an Papaver somniferum L. und Dipsacus silvester Huds. (vgl. Verhandlungen, Band XXIX, S. 183). Ein Schössling von Morus alba L., den ich in der Hecke an der Potsdamer Bahn bei Friedenau bemerkte, verbreitert sich von seinem etwas dreiseitigen Grunde aus, indem die eine Kante mehr und mehr hervortritt, während die übrigen beiden sich zu einer einzigen ver- schmälern, sodass nun der Trieb bandartig erscheint. Er lässt teils an den Kanten, teils auf den Breitflächen dünne Zweige heraustreten. Schliesslich rollt sich die immer breiter werdende Spitze schnecken- förmig um, und zwar bildet die aus zwei Kanten entstandene den inneren, schwächeren Rand, während die zuerst heraustretende Kante den äusseren, umschliessenden Rand bildet. An den Breitseiten zeigen sich parallel verlaufende Furchen, die an der Spitze nach innen zu nach und nach austreten, jenachdem der innere, allmählich schwächer werdende und verkümmernde Rand mehr und mehr sich faserähnlich ablöst, also nicht zur Entwickelung kommende Sprosse absondert. Man sieht deutlich, dass der in der Entwickelung zurückbleibende innere Rand den äussern, der sich nicht abzweigen kann, nötigt, sich in einem weiteren Bogen um ihn herum zu legen und so ihn zwingt, die Schneekenwindung auszuführen. Es ist dies ganz dieselbe Erscheinung, die ich an einer Spargel- staude zu beobachten Gelegenheit hatte (vgl. Verhandlungen, Jahrgang XXIV, S. 63). Diese angeführten Beispiele haben mich zu der Ansicht gebracht und beweisen aufs deutlichste, dass die Fasciationsbildungen entstehen infolge einer beginnenden Gabelteilung des Stengels. Die in der Ab- sonderung begriffenen Teile können gleiche Triebstärke haben, oder Mitteilungen ; 357 der eine kann schwächer sein als der andere. Haben beide Gabelteile gleichkräftige Entwiekelung, so bleibt der faseiirte Stengel flach und gerade. Dasselbe findet statt, wenn, wie die oben erwähnte Bildung bei Tropaeolum majus L. zeigt, die schwächeren Triebe sich rechtzeitig loslösen und seitliche Sprosse bilden. Findet diese Absonderung aber nicht statt, sondern bleiben die ungleich sich entwickelnden Sprosse mit einander verbunden, so hält der schwächere den stärkeren zurück und nötigt ihn, sich spiralig oder schneckenförmig zu krümmen, wie dies die erwähnten Fasciationen an Morus alba L. und Asparagus ofh- cinalis L. deutlich zeigen. Geht die Teilungsfurche unter dem Grunde eines Blattes hinweg, sodass das Blatt beiden Triebhälften angehöit, so findet, — wie dies eine Fasciation an Adlanthus glandulosa Desf. zeigt, die ich in der Sitzung vom 8. Januar 1886 vorlegte (vgl. Verhandlungen XXVII, >. 40) — sogar eine Teilung des Blattstieles statt, indem die dem kräftigeren Triebe angehörende Blattstielhälfte mit hinaufgenommen und von der andern abgerückt wird. Von der Wiedervereinigungsstelle aus zieht sich eine Furchung durch den ganzen übrigen Teil des Blatt- stiels. Die dem kräftigeren Triebe angehörende Blattstielhälfte wird besser ernährt und deshalb kräftiger entwickelt, sodass das ganze Blatt den Eindruck macht, als seien von 2 fast gleich entwickelten und hal- birten Blättern zwei nicht zusammengehörende Hälften mit einander vereinigt worden. In dem Blattwinkel eines solchen zwei Trieben an- sehörenden Blattes bilden sich dann auch nebeneinander zwei mehr oder weniger entwickelte Knospen. D. Funde eingewanderter und seltener Pflanzen bei Berlin. (Mitgeteilt in der Sitzung vom 14. September 1888.) 1. Lathyrus Nissolia L., nach Prof. Aschersons Flora der Prov. Brandenburg an der Elbe bei Magdeburg und Schönebeck ihre Nordgrenze erreichend!), entdeckte ich in diesem Frühjahr auf der be- grasten, noch unbebauten Wielandstrasse in Friedenau in zahlreichen Exemplaren. Auf welche Weise sie dahin verschleppt sein konnte, ist mir rätselhaft, da sie ihrer unscheinbaren Blüten wegen in Gärten wohl nicht gezogen werden dürfte. Sie trat meist in üppigen, mehr- stengeligen Exemplaren auf. ı) Von dem verstorbenen H. Lauche 1852 (vgl. Matz i. Abh. Bot. Ver. Brandenb. 1877, S. 46) aber auch noch nördlicher bei Crüden unweit Wittenberge gefunden; nach H. Engel (vgl. Potonie Abh. Bot. Verein Brandenb. 1881, S. 135) in der Wische sogar häufig. Die Pflanze unseres Elbgebietes gehört übrigens der kahlfrüchtigen Form (Z. gramineus Kern. Oesterr. Bot. Zeitschrift 1863, S. 188, vgl. Uechtritz a. a. ©. 1864, S. 195) an; die von Herrn Jacobasch gesammelte Pflanze hat dagegen behaarte Früchte, ist daher mutmasslich aus weiterer Entfernung ein- seschleppt. P. Ascherson. Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, XXX. 22 338 E. Jacobasch: 2. Lepidium incisum Roth fand ich am 24. Juli 1888 in einem einzigen Exemplar in Südend, und zwar in nächster Nähe der von mir im Jahre vorher dori entdeckten Potentilla intermedia L. Es ist dies der zweite von mir entdeckte Standort dieser Pflanze. An dem ersten, dem Bahnhofe Halensee, an dem ich sie am 22. August 1885 zuerst entdeckte und später Herrn Dr. 0. Kuntze zeigte, der sie als Z. ın- cisum erkannte, ist sie jetzt fast verschwunden. Nur wenige winzige Exemplare bemerkte ich in diesem Jahre dort. In Südend ist sie höchstwahrscheinlich mit P. intermedia L. zu- gleich eingeschleppt. Auf welclıe Weise dies aber geschehen sein kann, ist mir rätselhaft. Der Bahnhof ist noch ein grosses Stück entfernt, und die einsame, abgelegene Strasse, in der beide Pflanzen vorkommen, ist in dem so wie so schon verkehrsarmen Südend fast garz unbenutzt. 3. Turgenia latifolia Hoftm. sammelte ich in der Wieland- strasse in Friedenau am 23. Juni d. J. auf einem Müllhaufen. Ebendaselbst fand ich an demselben Tage 4. Echium Wierzbickii Haberl. Es macht sich durch die hell- blaue Farbe seiner kurzen, den Kelch nicht überragenden Corolle bemerk- lich. Nur sind die Staubblätter länger als die Blumenkrone, während nach Prof. Aschersons Flora der Mark Brandenburg das Umgekehrte der Fall sein soll. — Dieselbe Form traf ich auch am 24. Juli in Südend. 5. Elatine Alsinastrum L. entdeckte ich am 24. Juli d. J. an einem von Feldern eingeschlossenen Tümpel zwischen Friedenau und der Chaussee zwischen Schöneberg und Südend in Gemeinschaft mit 6. Juncus Tenageia Ehrh. Der Tümpel zwischen Steglitz und Zehlendorf, an dem beide Pflanzen früher vorkamen, beherbergt sie nicht mehr; er dient jetzt als Dungabladestätte. 7. Salvia verticillata L., die sich bei Berlin immer mehr auszubreiten scheint, sammelte ich auf einer Dungabladestätte unweit des Joachimstal’schen Gymnasiums; ferner beobachtete ich eine Anzahl Stauden, denen die oberen Stengelteile mit den Blüte. sämtlich ab- gerissen waren, südlich von Wilmersdorf auf einem Brachacker. 8. Erigeron acer x canadensis (E. Huelsenii Natke) fand ich auch in diesem Jahre, und zwar in einer mit der Kaiser - Allee parallellaufenden Strasse in Wilmersdorf. ‚9. Kochiascoparia Schrad. entdeckte ich während eines Spazier- ganges am 14. August d. J. auf einer alten Dungabladestätte neben der Kaiser-Allee zwischen Wilmersdorf und dem Joachimsthal’schen Gymnasium und zwar in einer solchen Menge, als wäre sie dort aus- gesäet worden. Ich vermute aus dem massenhaften Auftreten derselben, dass sie schon ein oder einige Jahre dort vorhanden gewesen sein muss, ohne dass sie entdeckt wurde. Sie zu übersehen ist auch zu leicht möglich, da sie bei oberflächlicher Betrachtung aus der Ferne Mitteilungen, 359 leicht mit Zrigeron canadensis verwechselt werden kann, Ueber das Auftauchen dieser Pflanze an dieser Stätte enthalte ich mich jedes Urteils. Leider wird sie wohl im nächsten Jahr nicht wieder zum Vor schein kommen, weil sie später, ehe sie noch reife Samen hatte, ab- gemäht worden ist. 10. Ohenopodium album forma microphylla Coss. u. Germ. Diese schöne Form bedeekte im September des Jahres 1883 einen Acker bei Friedenau vollständig. Ich sammelte sie damals reichlich. da sie mir durch ihren Wuchs auffiel. Da aber von autoritativer Seite kein Wert darauf gelegt wurde, liess ich sie unbeachtet liegen. Erst durch die Mitteilung des Herrn Geheimrat Winkler in der Sitzune vom 10. Februar d. J. (vgl. Verhandlungen 1888, S. 72--75) wurde ich wieder daran erinnert, und suchte ich sie wieder hervor. Dieses Chenopodium fand ich auch in diesem Jahre wieder und zwar am Bahn- hof Friedenau am 18. Juni d. J. als noch kleine Pflänzehen, die ich dann weiter beobachtete. Ausserdem traf ich diese Pflanze auch in einem Kartoffelacker neben den Metz’schen Baumschulen bei Steglitz in riesigen Exemplaren und bei Wilmersdorf. Sie scheint demnach bei Berlin gar nicht so selten aufzutreten. 11. Atriplex litorale L. entdeckte ich am 4. Juli d. J. in der Goltzstrasse zu Schöneberg. Die Pflanze zeigte sieh in mehreren recht üppigen Exemplaren längs der ganzen noch nicht bebauten Strecke dieser nur erst seit einigen Jahren durch Aufschüttung hergestellten Strasse. Wenn nun auch, wie der Name andeutet und verschiedene Autoren angeben, dieses Atriplex Strandpflanze sein soll, so wies mir Herr Prof. Ascherson doch aus verschiedenen Floren nach, dass es ebensowohl eine Steppenpflanze ist. Es kommt in Ungarn und noch in andern Steppengebieten Ost-Europas vor. Dadurch lässt sich auch sein hiesiges Auftreten erklären: es ist, wie 4. tataricum L. und ver- schiedene andere in den letzten Jahren bei uns entdeckte ost-europäisch Pflanzen, wahrscheinlich auch durch Getreidetransport bei uns ein- geschleppt worden. Leider wird diese interessante Pflanze, die sich durch ihren ganzen Habitus, vor allem durch die zwar nicht immer, sondern nur an der jungen - Pflanze gezähnten, aber vom Grunde bis zur Spitze stets gleichbreiten, sehr langgestreckten, meergrünen Blätter und den in der Jugend glas- artig-spröden Stengel sofort und sicher von A. patulum L. unterscheiden lässt, infolge der schnell fortschreitenden Bebauung dieser Strasse bal« wieder verschwinden, falls sie nicht inzwischen sich anderswo wieder ansiedelt. 12. Papaver intermedium Becker. (Vorgetragen in der Herbst-Haupt-Versammlung vom 13. October 1888.) Schon im vorigen Jahre sammelte ich am 29. September einen IE ._ 340 E. Jacobasch: Mohn, den ich für 2. Zhveus L. hielt und in der Sitzung vom 11. No- vember :837 (vgl. Verhandlungen, XXIX, S. 189) vorlegte. In diesem Herbst sammelte ich am 14. September und folgende Tage wiederholt auf demselben Standorte denselben Mohn. Aufmerksam gemacht, dass einige Stengel oben angedrückt-be- haart waren, fand ich zu meiner Freude bei genauer Besichtigung des sämtlichen am Fundorte gesammelten Materials, besonders in Rücksicht auf die Form der Kapsel, dass ich den Bastard zwischen’ P. Rhoeas 1. und P. dubium L., nämlich P. intermedium Becker vor mir hatte. Die einzelnen Exemplare neigen bald mehr zu P. Rhoeas L. und besitzen dann überall abstehende Haare, bald mehr zu P. dubium L und sind dann oben angedrückt behaart, bald auch halten sie ziemlich genau die Mitte zwischen beiden und zeigen dann an der Spitze ver- worren- und unregelmässig- verteilt-stehende, zum Teil angedrückte, zum Teil halb oder ganz abstehende Haare. Einzelne halten im Knos- pen- und Fruchtzustande die Haare angedrückt, während des Blühens aber abstehend. Die Haare selbst sind am untern Teil des Stengels dünn, lang, wellig, weich, also Zottelhaare; oben am Stengel sind sie borstenförmig und nach dem Grunde zu bedeutend verdickt und laufen in ein Knötchen aus, sind also wahrscheinlich eingelenkt, sodass es ihnen dadurch möglich ist, die Richtung, je nach der Entwicklung der Blüte, zu ändern. Die Blätter wechseln ebenso in der Form. Die dem P. KRhoeas am nächsten stehenden Exemplare zeigen an den oberen, dreiteiligen Blättern sehr lange, linealische Zipfel, die scharf gesägt sind und meist in eine Borste auslaufen. Aber die Sägezähne stehen nicht mit der Blattfläche in einer Ebene, sondern sind schiefgestellt, ähnlich den Zähnen einer geschränkten Säge, und möchte ich sie deshalb ge- schränkt-gesägt nennen. Die vorhandenen Kapseln an sämtlichen Exemplaren zeigen aber sofort die Bastardnatur, sie sind am Grunde nicht abgerundet wie bei P. Rhoeas, aber auch nicht so laug und so zugespitzt-auslaufend wie bei P. dubium. Die Narbenläppchen, von wechselnder Zahl, meist 7 bis 9, decken sich wie bei P. dubium. Eine ganz besondere Eigentümlichkeit aber, worauf Herr Geheim- rat Winkler mich aufmerksam machte, zeigt dieser Bastard: Die Petala sitzen sehr fest und fallen (Exemplare Mittags gesammelt) selbst Abends trotz ziemlich unsanften Umgehens mit denselben, nicht ab. Bei Durchsicht meines Herbars fand ich, dass ich denselben Bastard (irrtümlich als £. Rhoeas L. bestimmt) schon von andern Stand- orten aus der Umgegend Berlins, auch bei Rüdesheim a. Rh., gesam- melt hatte. Heut befindet sich auf dem ersten Standorte eine Berliner Miets- kaserne. Mitteilungen. >4l 13. Humulus jgaponicus Sieb. et Zuee. (Vorgetragen in der Sitzung vom 8. Februar 1889.) Diese Pflanze, welche Herr Prof. Ascherson mir zu bestimmen die Güte hatte, entdeckte ich in mehreren jungen Exemplaren am 4. Juli 1888 auf Bauschutt in einer noch unbebauten und unbenannten Strasse bei Friedenau. Sie fiel mir sogleich durch die (fast) fussför- mig tief gelappten, unten stets siebenzähligen, zierlich geformten Blätter auf. Ich beobachtete sie bis zur Blütezeit im September, grub auch ein Paar kleine Stöcke aus und verpflanzte sie in meinen Garten, wo sie sich gut entwickelten. Bei diesem Ausgraben habe ich niehts von unterirdischen Achsen bemerkt, sondern die Hauptwurzel löste sich in mehrere kleine Wurzeln auf. Es waren also jedenfalls junge Samen pflanzen (wofür auch ihr ganzes Aussehen zeugte), die noch keine unterirdischen Achsen entwickelt hatten. — Ende September, als ieh ihnen wieder einen Besuch abstatten wollte, waren sie alle verschwun- den, jedenfalls von kundiger Hand als gute Beute erklärt worden. 14. Campanula Trachelium X glomerata. (Vorgetragen in der Sitzung vom 8. Februar 1889.) Diesen interessanten Bastard, der, wie Herr Prof. Ascherson in seiner Flora angiebt, nur einmal in einem Exemplar bei Forsthaus Bredow gesammelt worden ist, wurde von mir am 12. August v. ebendaselbst wiedergefunden. Er zeichnet sich durch den scharfkan- tigen Stengel, durch die grasgrünen, grobgesägt-gezähnten Blätter und dürch die sehr kurz gestielten, in den Blattachseln zu 1—3 sitzenden Blüten aus. E. Seltenere Pflanzen aus den Provinzen West- und Ost- Preussen. : (Vorgetragen in der Sitzung vom 2. Februar 1889.) Herr Apotheker Scharlok in Graudenz machte mir für eine kleine Gefälligkeit eine reiche Gegensendung seltener und interessanter Pflanzen meist aus der Provinz West- z. T. auch aus Ost-Preussen, unter denen die folgenden meine besondere Aufmerksamkeit erregten: 1. a) Pulsatilla patens X vernalıs, b) P. pratensis X vernalis, c) P. patens X pratensis nebst ihren Stammformen. Sie sind gesammelt in einem sandigen Kie- fernwäldehen bei Graudenz ; 2. Ranunculus Friseanus Jordan, gesammelt auf einer Wiese dicht an Mühle Klodtken, Kreis Graudenz'), ist wahrscheinlich mit franzö- sischem Grassamen eingeführt; 3. Oimicifuga foetida L. von der Parowwe von Elisenthal, Kreis Kulm, und aus dem Menderitzer Walde, Kreis Graudenz; > 2) Vgl. Scharlok in Schriften der Phys.-ökonom. Gesellschaft in Königsberg XXVII (1886) $. 15—17 Taf. II. 342 E. Jacobasch: 4. Impatiens Noli tangere L. mit sämtlich kleistogamischen Blüten, aus dem Garten des Herrn Scharlok ;!) 5. Viola collina Besser, gesammelt vom- östlichen Weichsel-Hoch- ufer der Festungsplantage zu Graudenz; 6. V. persicifolia X silvestris, im Gärten des Herrn Scharlok zwischen den reinen Arten entstanden; 7. V. Rivniana X silvestris, ganz vereinzelt zwischen den reinen Arten im Orler Walde, Kreis Graudenz, vorkommend; 8. Dianthus Armeria L., im Getreidefelde am Süd-Ufer der grossen Parowwe von Tureznitz, Kreis Graudenz, gesammelt; 9. D. arenarius X Carthusianorum (D. Lucae Aschers. vgl. Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. 1876 S. 106) im sandigen Kiefernwäldchen von Rondsen, Kreis ‚Graudenz, unter den reinen Arten wachsend; 10. Trifolium- Lupinaster L., gelbblütig, aus dem Walde bei Landskerofen in Ostpreussen, und rotblütig, aus dem Walde von Grabie bei Thorn in Westpreussen (Herr P. Ascherson hat diese seltene Pflanze ebenfalls rotblühend in der dem Grabier Walde benachbarten Schirpitzer Forst nördlich von Argenau (Kreis Inowrazlaw) unter Führung des Herrn Spribille, der sie dort erst kürzlich mit Herrn L. Löske entdeckt hatte, im Juli 1888 gesammelt); ll. Geum strietum Ait., von Gumbinnen; 12. Potentilla norvegica L. forma normalis und forma ruthenica Willd., von einer Moorwiese bei Radmannsdorf, Kreis Kulm; 13. Artemisia scoparia W. und Kit., von einem Sandhügel am West-Ufer der Weichsel bei Graudenz; 14. Campanula latifolia L., aus einem bewaldeten, tiefen Bachthale unter Schloss Roggenhausen ; 15. Collomia grandiflora Dougl.”) Die Seitenköpfe haben nur kleistogamische Blüten, sind aber alle fruchtbar. Diese Pflanze ist von Sobernheim an der Nahe nach dem Garten des Herrn Scharlok verpflanzt und dort verwildert; 16. Ouscuta lupuliformis Krocker, im Weidengebüsch am Fahrdamme vom Dragasser Kruge an der Weichsel, gegenüber Graudenz, vorkommend; 17. Rumex ueranicus Besser, im Sandschlick des Weichsel-Ufers bei Graudenz wachsend; 18. Atriplex nitens Schkuhr, vom evangelischen Kirchhofe zu Graudenz, mit dreierlei verschieden gestalteten Früchten :?) 1) Vgl. Scharlok a. a. 0. XXIV (1883) S. 70, 71. 2) Vgl. Scharlok a. a. 0. XVII (1876) S. 60—62, Bot. Zeit. v. de Bary un! Kraus 1878 Sp. 641—645, F. Ludwig. Zeitschr. f. ges. Naturwiss. XLVII Bd. S. 20, 21, Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. 1876 S. 117—119, Bot. Zeit. v. de Bary und Kraus 1877 Sp. 777—790, 1878 Sp. 739—743. 3) Vgl. Clos in Bulletin Soc. Bot. France IV (1857) p. 441, J. Lange in Botanik Tidsskrift I (1366) p. 12 ff. Taf. I Fig. 10—15 und a. a. O. II p. 1867 p. 147—156. Mitteilungen. je - en 1. Atriplex-Früchte, aufrecht, zwischen 2 Hüllblättern: a) linsenförmig, mit bepuderter Kruste, b) käseförmig, mit lederwandiger Haut, 2. Ohenopodium-Früchte, horizontal, linsenförmig, innerhalb eines fünfblätterigen Kelches. Letztere sind die Früchte, die in den bei Arrr- plex nitens und A. hortense vorkommenden gynandrischen Blüten sich entwickeln. Ich konnte dieselben in meinem Herbar ebenfalls an bei- .den genannten Arten constatiren. 19. Salix myrtilloides L., aus dem Sphagnetum bei Göttersfeld, Kreis Kulm; 20. a) Galanthus nivalis L. und b) @. nivalis forma Scharlockii Caspary!) aus dem Garten des Apothekers Wandisleben zu Sobernheim a. Nahe in den Gaiten des Herrn Scharlok verpflanzt. Diese letztere Form zeichnet sich aus dureh zwei sehr lange, die Blüte weit überragende, blattartige, am Grunde verwachsene Blütenscheiden ; 21. Scirpus radıcans Schkuhr, an der Weichsel bei Graudenz wachsend. ı) Vgl. Caspary, Sitzb. der K. Physik.-ökon. Ges. Königsberg IX (1868) 8. 18. Gustav Heinrich Bauer. Nachruf ven P. Magnus. (Vorgetragen in der Sitzung vom 11. Mai 1883.) Gustav Heinrich Bauer wurde am 24. Juli 1794 zu Wittenberg geboren, wo sein verstorbener Vater M. Ernst August Bauer damals Cantor und Organist an der Schlosskirche, zuletzt Custos ‚der dortigen Stadt- und Pfarrkirche war. Er besuchte die Gymnasien zu Wittenberg und Görlitz. Nach deren Absolvirung trat er 1807 bei dem Apotheker Heinrich August Tiede in Görlitz in die Lehre, wo er bis 1814 weilte. Hier schon betrieb er eifrig botanische Studien und wandte sich frühzeitig mit be- sonderem Interesse den niederen Kryptogamen, namentlich den Moosen zu 1313 nahm er eine Stellung beim Apotheker Neubert an der Hofapotheke zum weissen Adler in Leipzig an. Sehr lebendig pflegte er zu erzählen, wie schrecklich die Reise von Dresden nach Leipzig nach der eben geschlagenen Völkerschlacht war, wie alle Dörfer nieder- gebrannt waren, zahlreiche Leichname von Menschen und Pferden in den Gebüschen zerstreut umherlagen, Train- und Pulverwagen mit gebrochenen Achsen auf der Heerstrasse stehen geblieben waren, und dieselbe mit unzähligen weggeworfenen Waffen aller Art bedeckt war. Infolge der herrschenden Krankheiten war daher auch die Apotheke ausserordentlich in Anspruch genommen, sodass er erst im Frühjahre 1814 seine botanischen Studien wieder aufnehmen konnte, denen er sich dann mit desto grösserem Eifer hingab. Hier trat er bald in Verkehr mit Altersgenossen wie Gottfried Ehrenberg, Ludwig Reichen- bach, Gustav Kunze, Radius u a., die später in der Wissenschaft so bedeutende Stellungen einnehmen sollten. Hier blieb er 3!/, Jahr. Die Aussicht auf eine Gehülfenstelle in Lausanne, wohin ihn die reiche Alpenflora lockte, ging nicht in Erfüllung; statt dessen trat Bauer beim Apotheker Abendroth in Pirna in Condition, in welcher Stel-- lung er vier Jahre verblieb. Auch hier botanisirte er eifrig und fand dort unter anderem Gagea minima Schult. auf, die er richtig als das vom Prof. Hoppe in der Regensburger Flora 1807 beschriebene Ornithogalum Sternbergii erkannte und demselben zusandte, da Hoppe damals weiter keinen deutschen Standort, als bei Regensburg kannte. (ustav Heinrich Bauer 945 Er wurde auch infolge dessen später zum correspondirenden Mitgliede der botanischen Gesellschaft in Regensburg ernannt. Im April 1821 etablirte er sich mit einem älteren Oollegen Houp« in Dresden. Sie handelten mit chemischen Präparaten, deren Her- stellung Bauer oblag. Dabei trat, als beide nach Houpes Angabe spirituösen Copallackfirnis darstellen wollten, eine heftige Explosion ein, infolge deren Bauer über einen Monat ans Krankenbett gefesselt wurde. Dies gab die Veranlassung, dass er die Verbindung mit Houp löste. Er nahm bald darauf 1822 eine Stellung bei Herrn Dr. Struve., dem Erfinder der künstlichen Mineralwässer, an. Bauer richtete die Trink-Anstalt in Leipzig neu ein. 1823 beschloss Herr Dr. Struve in Berlin in Gemeinschaft mit dem dortigen Apotheker Soltmann eine solche Anstalt zu errichten, und Bauer wurde mit dem chemischen Teile des Unternehmens betraut. Er batte die Analyse der natürlichen Heilquellen auszuführen und danach die Zusammensetzung der künst- lichen Mineral-Gewässer zu bestimmen. Dies sollte seine Lebens- stellung werden, in welcher er fast bis zu seinem Tode fortwirkte. Bald nahm er auch hier eine Lieblingsbeschäftigung, die Botanik, wieder auf. In der Autobiographie, die er seinen Kindern hinterlassen hat, und die mir sein Sohn, Herr Ernst Bauer, auf meine Bitte freundlichst zur Kenntnisnahme zugesandt hat, berichtet er, wie er durch die Ueberlegung, dass die Landiflora bei Berlin bereits von so vielen Botanikern gründlich durchforscht sei, auf den Gedanken kam um so eifriger die Wasserflora zu untersuchen, wozu die Umgebungen Berlins mit den vielen Gräben, Tümpeln und Seen noch besonders einluden. Er warf sich dann auch mit besonderem Eifer auf die Pflanzenwelt der Ge- wässer und richtete ganz besonders sein Augenmerk auf die Chara- ceen. Seine Bemühungen wurden auch durch grossen Erfolg gekrönt. Er fand eine über Erwarten reiche Characeenflora auf und entdeckte sogar zwei neue Arten, die schöne Chara stelligera Bauer mit den merkwürdigen sternförmigen Brutknospen und die ©. scoparia Bauer. Von letzterer unterschied später Alex. Braun die hiesige europäische Form als var. Baueri Al.Br. im Gegensatze zu der neuholländischen var. Müller\ Al.Br. Die von ihm beobachteten Characeen sammelte er stets reichlich ein und präparirte sie mit ausserordentlicher unübertroffener Sorgfalt. Auf diese Weise stellte er zahlreiche Colleetionen von auf Papier gut aufgezogenen Characeen her, die er an botanische Freunde, wie Adelbert von Chamisso, von Schleehtendal, Kunth, Alex. Braun, Kunze, Reichenbach, E. Hampe, W. Sonder u. S. w. ver- schenkte. Auch den niederen Kryptogamen, den Pilzen, Algen und nament- lich den Moosen wandte er sich mit Eifer zu. Wegen der Pilze verkehrte 22a 546 P. Magnus: er viel mit Klotzsch, der ihm viele Pilze mitteilte. In den Moosen war er sehr wohl bewandert. Rührend erzählt er in seiner Autobrographie, wie er dadurch den Besuch des alten 82jährigen Geh. Rat E. L. Heim erhielt. Als Hornschuch und Hoppe eine Bryologia germanica nach von ihnen gesehenen authentischen Exemplaren herausgeben wollten, schrieb ersterer an Heim und bat ihn um G@ymnostomum Heimül Hedw. (Pottia Heimüi Schpr.), da alles, was er unter diesem Namen von den ausgezeichnetsten Bryologen gesehen hätte, zu einer neuen Art Gymno- stomum afjine (die übrigens nach Schimper nur ein Synonym von Pottia Heimii ist) gehöre. Heim konnte dem nicht willfahren, da er bereits alles bei Spandau gesammelte Gymnostomum Heim weggegeben hatte, und nur noch Bruchstücke besass, die er aber doch noch schliess- lieh Hornschuch zusandte. Als nun Bridels Moosherbar unserem Herbarium einverleibt werden sollte, fand darin der damit betraute Gehilfe Thiele ein von Bridel als Gymnostomum Heimü bezeichnetes, bei Gotha gesammeltes Moos, das er Bauer übergab mit der Bitte, eine Zeichnung davon anzufertigen, um über seine Bestimmung ins Reine zu kommen. Bei einem Krankenbesuche sah Heim Bauers Zeichnung bei Thiele liegen, erkannte sofort zu seiner grossen Freude darin sein Gymnostomum Heimii, erkundigte sich nach dem Zeichner und suchte sofort Bauer auf und bat ihn, ihm’ die Zeichnung zu über- lassen, um sie als Gegenstück zur Hedwig’schen Zeichnung zu be- wahren. Ebenso wie der 82jährige Heim, behielt auch Bauer bis in sein hohes Alter hinein das regste Interesse für seine Lieblinge. Auch die Moose präparirte er in eleganter, sorgfältiger, instructiver Weise auf Cartonpapier und stellte auch von ihnen schöne, weiter verbreitete Sammlungen zusammen. » Unter den Algen wandte er bald sein intensivstes Interesse den Meeresalgen zu, deren mannichfaltige schöne Formen durch seine sorg- fältige Präparation derselben auf Cartonpapier noch eleganter hervor- treten. Er kaufte das reiche, aber ziemlich ungeordnete und wenig bestimmte Herbarmaterial einer Societas Britannica, das er zu herr- liehsten Exemplaren präparirte. Auch erhielt er das namentlich von Liebetrut auf seinen zahlreichen Reisen gesammelte Algenmaterial, das er durch sorgfältige Präparation und gewissenhafte Bestimmung erst nutzbar machte. Auch hiervon verteilte er mit derselben Liebens- würdigkeit an sich für Meeresalgen interessirende Botaniker, und als ich begann mich mit denselben näher abzugeben, waren es die von ihm erhaltenen Algen, die es mir wesentlich erleichterten, mich in den mannichfaltigen Algenformen der nordischen Meere und des Mittelmeeres zu orientiren. Selbstverständlich vernachlässigte Bauer auch nicht die Kenntnis der Phanerogamen, von denen er im Laufe der Zeit durch Tausch und Kauf eine der reiehhaltigsten und bestgehaltensten Sammlungen zu- Gustav Heinrich Bauer. 347 sammenbrachte. Namentlich galt er als gründlichster Kenner der S«- lices; P. Ascherson (Flora der Prov. Brandenburg I S. 626) und ©. Koch (Dendrologie 11 S. 499) haben bei Bearbeitung dieser schwierigen Gattung Bauers wertvolle Unterstützung dankbar anerkannt. WVeber- haupt verkehrte Bauer bis in sein hohes Alter mit vielen Botanikern Berlins, die er durch seine eingehende Sachkenntnis und seine stets bereite Gefälligkeit sich stets verpflichtete. Als 1859 unser Verein gegründet wurde, beteiligte er sich dabei und gehörte ihm ununterbrochen seit seinem Bestehen an. Als infolge des grossen Aufschwungs in Berlin, der namentlich nach dem letzten glücklich beendeten Kriege eintrat, die Mieten ausser- ordentlich stiegen, musste er seine alte geräumige Wohnung in der Ritterstrasse aufgeben und eine kleinere Wohnung beziehen. So schwer es ihm auch wurde, musste er .sich doch entschliessen, sein Herbar zu verkaufen und war so glücklich, in einem jungen Botaniker, dem Dr. Fr. Kurtz in Berlin, einen Käufer zu finden, der es ihm ge- stattete, die niederen Kryptogamen bis an sein Lebensende noch bei sich zu behalten. Als Dr. Kurtz nach Cordoba in Argentinien als Professor der Botanik berufen wurde, ist Bauers Herbar mit dort- hin gewandert, und auch die Kıyptogamen werden nunmehr wohl dorthin gehen. Es war unserem Bauer vergönnt ein ausnahmsweise hohes und rüstiges Alter zu erreichen. Er starb nach kurzer Krankheit in seinem 94. Lebensjahre am 24. April 1888. Unvergessen wird uns stets sein Andenken erhalten bleiben. 220” Fhppdkalnastk,.r ran Re \ Minrlentte . Mut tn ArLIBIHE RR 17:9 L; , Pi v Ka Ya la Be en ahnt 0 h EN ö Se Imogk Ei Fi S a u we: ? e h 5 . us x ” 1 D -r h . 17} ) N , Y - . 2) - El > [ir L X ” ir r 2 - Ö D [zer b f 4 N es E - — " Verhandl.d.bot. Ver f. Brandenb.!888. ee BJ B UA { S& IA / ra Ä | ISO: SIT, Es \ I ROOT rRIE Due) DR IS s EN) il E.Mütler lith. RESN Sen \ SG { | N ! NEN, Nee N » IKT N - — IX rg ER, A sl fi \ = a = \ Pi r e ET Si cz > GENE a 2 ” BIIRe LT Fr oe } ONSTEERNESUNY MRL Ve ee TENOe 2 = 5 07 10298 une ei Vz ze >. al : R.Mittmann del. Verhandl.d. bot. Ver f. 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