m 3 J INH Einen j 3 ES LIBRARY OF a]; R HE NEM YORK BOTANICAL Aa de; PURCHASED 1923 FROM ec GENEVA BOTANIGAL GARDEN | DER | N: Gm}: R ann) ei: x 7 R' W Gibson. InviS TOUE DE GENE B ar 1% {I VERHANDLUNGEN BOTANISCHEN VEREINS DER PROVINZ BRANDENBURG. ZWEIUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. 1890. ZEn Se, er eo MIT YORK "SS BEITRAGEN VON P. ASCHERSON, A. BATALIN, K. BECKMANN, R. BEYER, K. BOLLE, R. BÜTTNER, U. DAMMER, E. FIGERT, M. GÜRKE, P. HENNINGS, P. MAGNUS, K. MÜLLER, F. PAX, P. PRAHL, H. ROSS, K. SANIO, P. TAUBERT, K. WARNSTORF, J. WINKELMANN, L. WITTMACK. MIT 2 TAFELN UND 3 HÖLZSCHNITTEN. REDIGIRT UND HERAUSGEGEBEN VON PROF. Dr. P. ASCHERSON, Dr. E. KOEHNE, M. GURKE, SCHRFTFÜHRERN DES YEREINS. no een. u se Ei FR Ei ; Dig be ne iz EEE RIED RB: Per wu Fe - - rs BERLIN 1891. wi an de ur R. GAERTNERS SVERLAGSBUCHHANDLUNG (HERMANN HEYFELDER). DUPLICA TA | DU CONSERVATCH dr ur ae il Ausgegeben: Heft I (Abhandlungen Bogen 1—8) am 30. Juni 1890. Heft II (Verhandlungen Bogen A—E, Abhandlungen Bogen 9— 18, Tafel I u. II) am 28. Februar 1891. Es wird gebeten, sämtliche an den Botanischen Verein der Pro- vinz Brandenburg abzusendenden Drucksachen, sei es durch die Post oder auf buchhändlerischem Wege, an den Bibliothekar M. Gürke, Kgl. Botanischen Museum, Grunewaldstr. 6—7, adressiren zu wollen. Die geehrten Mitglieder werden ergebenst ersucht, dem Kassen- führer — Provinzial-Steuer-Sekretär W. Retzdorff, Friedenau b. Berlin, Lauterstr. 25 — jedesmal eine kurze Mitteilung zu machen, sobald sie ihren Wohnort oder in grösseren Städten ihre Wohnung verändern. Verhandlungen. Ueber die mit * bezeichneten Vorträge ist kein Referat mitgeteilt. Seite Ascherson, P. und Gürke, M., Bericht über die 52. (32. Frübjahrs-) Hauptver- sammlung: des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Freien- waleya Oma jun 1690, a een nn. I Magnus, P., Ansprache . . . . . IV Beyer, R., one über den en Erfolg ins Basmans e an Am eher Baar in Angelegenheit des durch Sublimat zu denaturirenden Spiritus zum Pflanzenvergiften . . . IV Beyer, R., Ueber Zwischenformen von Re rag april I, en S. nah hsana Elonnscha.. 2.0... IV Winkelmann, J., legt verschiedene ln elelehnasen, ollenz Eikrozen von Stettin, von Usedom und aus Vonanmen (R. Ruthe) vor . . VI *Altmann, P., lest Bildungsabweichungen vor . . . VI Magnus, P., Einblütige Trauben von Oytisus Laburnum uni Z ones reine des Schaftes von Taraxacum oficinale. (Hierzu ein Holzschnitt) .. . VI Müller, K., bespricht seine „Medicinalflora“ . . 2 en VERTT _ — Drei Gefässbündel in den Blattstielen re er: Sonn EN en VE: — — Diagramm von Aesculus Hippocastanım. . . N — — Resupination der Blüten bei ee nr en jeikttien- tranben . 2. IX Ascherson, P., legt Par Pholostanhien aus dr as (R. v ach Sehe nus ferrugineus L. von Eberswalde (Schade und H. Buchholz), blau- blühende Anemone nemorosa (vgl. Abh. S. 232) und Petasites Kablikianus Tausch vor) ...... ER ee D.C Pax, F., verteilt Phlanzen ; aus dla iesonzaltier ERHIELT x Lange, H, verteilt Pflanzen von Oderberg . . BR RT BL x Rüdiger, M., verteilt Populus Viadri n. sp. von Brenn a. ©. N X Ascherson, p, verteilt Pflanzen von Schwedt . . . . X: Magnus, P., esta: der am 15. Mai und 1. Juni 1890. bei onen a. 0. ernesrn Pilzen 2 2.3: SR SER XII Ascherson, P. und Gürke, M., Bericht üher Alie 53, (21. Herbst-) Hauptver- sammlung des Bolanischen Vereins der Provinz Brandenburg . . . XVII Adresse an den ausscheidenden Kassenführer Herrn Geh. Rat Winkler. . XX Ross, H., Der sicilianische Helleborus. . . BR RE RT an. J., legt Pflanzen der Stettiner El VO ie XXI *Magnus, P., 2 die Monographie der Baltischen Bernsteinbäume von Prof. Conwentz OLE "2% a ken 2 a X NL V; Wittmack, L., Ueber kurz- und en eng. SRH 35, No NOXCEV? Batalin, A., Das Perenniren des Roggens . . . N EERKIX Wıttmack, L., Bemerkungen zu vorstehender Mitteilung. RK KL Paz, E,, Vegetations- -Begionen im Riesengebirge . . . . u... u... .AXXV Hennings, P., Exotische Pilze des Berliner Palmenhauses. . . . . . XXXV *Ascherson, P., legt springende Bohnen aus Mexico vor . . ... .. XXXVI — — legt eirlen Alraun aus Syrien vor . . . ee *— — legt die Monographia Juncacearum von F. (Buchense vor. RRRVI — — Das Auftreten von Juncus tenuis Willd. und anderen Adventiv- pflanzen in der Berliner Flora . . . ee Pe RORDRO N! — — Helosciadium inundatum Koch bei Banana er Re ARE — -- Achillea cartilagineas Ledeb. im Oderthale oberhalb Frankfurt a XLV — — Hyrica Gale in der Altmark ir... m tt u IL — — Verbreitung von Myrica und Ledum . . . : 2 2 20 20a LV — — Herbsthlüte von Ledum und anderen Bycornes . . in.) Winkelmann, J., Helosciadium inundatum und Achillea till bei Stettin LXVII Beyer, R., Kommieialen der in Deutschland hergestellten Alraune. .. LXVI Verzeichnis der für die Vereins-Bibliothek eingegangenen Drucksachen . LXVII Verzeichnis der seit dem 1. Mai 1890 eingetretenen und verstorbenen Milslieden.. nn 2. ee ee 2 er Abhandlungen. Seite Taubert, P., Monographie der Gattung Stylosanthes. (Hierzu 2 Holzschnitte) 1 I. Allgemeiner Teil . , REN N ER: N REN oe le Ns 1 is Bmleitunoı = RSS. Te N a oe eu 2. Aufbau und Imerescen? 2 3. Blüten- und Fruchtbau 8 4. Geschichte der Gattung, emesasliedlin) au) eneikche Gruppirung .. ON Rene O0 5. Geographische Verkeinns SE NEE IeSpecieler Rein 2 er RE ES N RA Index specierum et men. ne ee 03 Büttner, R., Neue Arten von Guinea, dem Kongo und Hem Orraman. 12.22 032,85 er tieene SE ER N ee eh BÄREN CE ON ENTE ae Re Re IE a See N REN DT EI SEN re TE EN Ser ICE N Ta ES ee 3 ee rer Ad WIE eeEE e ere r AG Na EN SR en RE ee ren AR WERNER ERTEILEN Ag Papilionaceae . hl) Sanio, K., Zahienverhältnisse der Flora Bremsane 11. Erster Teil. en 55 Inhaltsverzeichnis . . . „Jar Ascherson, P., Bemerkungen über einige Boramiiliien und nl Pflanzen Ost, und Westpreussens . . . re 29 Warnstorf, K., Die Do dameruppe len schen na Ein Beitrag: zur era derNortmooses (biierzusikarel Kundin a ve eg leberstehtader, Arten ver m. a a ne re 2 900 IBeschreibungsder Arten u... m... ee ae en 90 Erklärung der Figuren . . . ER 250 Ascherson, P. und Prahl, P,, Anemone nemorosa 1, var. coer ale Do. ROT) Bulle, Zur Variabilität. der Eichesin der Mark °. nr en BEN 236 Dammer, U., Einige Blütenmissbildungen . . . . 245 %: Synanthie zweier Blüten von Betonica Onienalis Tertemden mit ee im Androeeum ... N Bu er 9A 2. Petalodie des Kelches bei Diane, spechubnis a En a BE nen. 9 246 3. Petalodie der Stamina bei Rudbeckia californica.. . » : 2.2.2... 3M7 4. Abortion der Stamina bei Philadelphus cormarius . » 2 2.2.2.2. M7 Hennings, P., Chantransia chalybaca Fr. var. marchica m. . . . . 249 Magnus, P,, Zweiter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der im Bokanischen (Eemassn zu Berlin beobachteten Ustilagineen und Uredineen . . . 2.2... ..%251 Warnstorf, K., Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark . . . 2 2.2..2..255 Beckmann, K., und Figert, E., Ueber Formen von Carex panniculata X remota . 272 BOTAN ICAJ GAREN Bericht zweinndlinizioste (zweiunddreissigste Prühjahrs-) Haupt- Versammlung (es Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Freienwalde a. 0. am 1. Juni 1890. Das liebliche Freienwalde, dieser Glanzpunkt märkischer Land- schaft, wo der Verein bereits vor fast einem Vierteljahrhundert ein- mal getagt hatte, war zum Sitz der diesjährigen F rühlingsversamm- lung bestimmt worden, und diese Wahl erwies sich in Hinblick auf den ungewöhnlich zahlreichen Besuch als eine glückliche, zumal dieser Trinitatissonntag vor vielen seiner Vorgänger sich durch eine für die Pfingstwoche fast beispiellose Wettergunst auszeichnete. Die kühle Temperatur und die bewegte Luft luden zum Wandern ein und bis auf wenige Tropfen am Vormittage blieben die in diesem Sommer sonst so standhaft geöffneten Schleusen des Himmels gesperrt. Wie im Vorjahre war bereits eine ansehnliche Anzahl von Berliner und Potsdamer Teilnehmern, denen sich Herr H. Buchholz in Ebers- walde angeschlossen hatte, am vorhergehenden Sonnabend, den 31. _ Mai, aufgebrochen, um die botanisch anziehendsten Oertlichkeiten, welehe in dem Programm des eigentlichen Versammlungstages keinen Platz finden konnten, in Musse auf- und abzusuchen. Zur Ausführung dieses Ausfluges waren indes die Nachmittagstunden ausreichend, und so verliessen wir erst um 4 Uhr unter Führung des Herrn G. Kunow die Stadt, um zunächst den jenseits des tiefeinschneidenden Hammer- thals sieh mit steiler Böschung erhebenden Ziegler-(Marien-)berg zu be- steigen. Die ersterwähnte Bezeichnung dieser doppelnamigen Anhöhe weist nur zu deutlich auf das Verhängnis hin, von dem ihre botani- schen Schätze bedroht sind. Der vorzügliche Ziegelthon, welchen ihr Inneres birgt, ist in grossen, immer weiter um sich fressenden und der anmutigen Hügellandschaft keineswegs zur Zierde gereichenden Abtragungen aufgeschlossen. Der erste Teil des Aufstiegs führte über eine Strecke, welche durch Abholzung bereits als der Vernichtung geweiht bezeichnet war. Die schlanken Halme der Uarex silvatica Verhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXII, A AUG 7- 1923 u Huds. und die weissen flatterigen Dolden der Sanicula europaea L. begegneten uns auf jedem Schritte, auch im Schatten des bald erreich- ten Hochwaldes, wo sich dichte Rasen von Melica uniflora Retz. sowie Asperula odorata L., Pulmonaria officinalis L. reichlich, und nicht gerade spärlich die in unserer Provinz so wenig verbreitete Cephalanthera grandiflora (Scop.) Bab.!) und Neottia Nidus avis (L.) Rich. gesellten. Von der letzteren trübbräunlich gefärbten Orchidee erregte ein von Herrn H. Lindemuth aufgefundenes schneeweisses Exemplar all- gemeines Aufsehen. In der That scheint ein solcher Fund in der Litteratur noch nicht verzeichnet.) In einzelnen Stöcken wurde auch die starkriechende Actaea spicata L. mit jungen Früchten gesammelt. Nach Ersteigung der Höhe wurde der Weg am Rande des zum Alaun- werke sich abdachenden, ebenfalls von Thongruben unterbrochenen Abhangs fortgesetzt. Am südlichen Ende der Fabrikanlage wurde das Thal überquert und mit einem zweiten steilen Anstiege die Höhe des prallig sich erhebenden Räuberberges genommen. Auch hier fanden sich wieder Melica uniflora und Cephalanthera grandifiora. Beim jen- seitigen Abstiege leitete uns Herr Kunow an vereinzelten Colonien von Asplenum Trichomanes L. und Cystopteris fragilis (L.) Bernh. vorüber. Damit war diese etwas anstrengende Bergauf- und Bergab-Wanderung noch nicht beendet, indem wir weiterhin noch mit den landschaftlichen Schönheiten des Watzmanns und Tobbenberges bekannt gemacht wurden, ohne mit Ausnahme von Anthericus Liliago L. bemerkenswerte Pflanzen anzutreffen. Schliesslich erreichten wir den uns Berlinern wohlbekannten Schlossberg, an dessen südwestlichen Abhange nach dem „Klingenden Fliess“ die Mappen und Büchsen sich schliesslich noch mit erwünsch- tem Inhalt füllten. Zwar hatte die die Gebüsche durchrankende V?eia pisiformis L. ihre Blütenknospen noch kaum entwickelt, wohl aber leuchteten bereits die violetten Trauben der verwandten V. tenurfolia Roth, und Cardamine impatiens L. war blühend und fruchtend in grosser Anzahl und Ueppigkeit zu finden. Der Rückweg wurde nunmehr am nördlichen Fuss des Schlossberges auf der Chaussee genommen, wo Herr Kunow vor mehreren Wochen eine bemerkenswerte Viola-Form aufgefunden hatte, welche nach dem Urteil von Max Schulze-Jena der V. suavis M.B. mindestens sehr nahe steht. In ihrer Gesellschaft fanden wir Neottia ovata (L.) Bluff. u. Fing. und Cerastium caespitosum Gil. var. nemorale Uechtr., welches wir am Himmelfahrtstage auch im 1) = (. alba (Crtz. ex p.) Fritsch Oesterr. Bot. Zeitschr. XXX VII (1888) S. 81, Epipactis alba (Ortz. ex p.) Wettst. a. a. O0. XXXIX (1889) S. 428. 2) Vgl. P. Magnus in Deutsche Botanische Monatsschrift VII. Jahrg. 1890 S. 97 u. 98. In Folge dieser Veröffentlichung hat Herr Lehrer Gottfr. Simon in Nürnberg mir mitgeteilt, dass er eine weisse Neottia nidus avis am 25. Mai 1890 auf dem Schneeberge (zum Steigerwald gehörig) bei Rödelsee (Kitzingen, bayr. Kreis Unterfranken) beobachtet hat. P. Magnus. in Köthener Park beobachtet hatten. In dem malerisch am Ausgange des Alaunwerkes gelegenen Schweizerhause begann das abendliche Symposion, welches sodann nach gründlicher Rast in den gastlichen Räumen des in der Stadt gelegenen Hötel Schertz nahezu bis Mitter- nacht fortgesetzt wurde. Trotzdem musste am folgenden Morgen sehr zeitig Tag gemacht werden, um vor Abgang des Zuges, der uns zur Begegnung mit den von Berlin kommenden Festgenossen nach Falkenberg führen sollte, noch eine kleine Excursion auszuführen. Bei fast eisiger Morgen- frische brachen wir bald nach 6 Uhr auf, um den Fuss der vom Aussichtsturm gekrönten Höhe umkreisend, an dem ominösen „Schwar- zen Loch“ vorüber das „Rote Land“ zu erreichen. Dort hatte Herr Kunow noch vor wenigen Tagen einzelne Stöcke der „Pfingstnelke“, Diunthus caesius Sm. bemerkt, welche vor etwa einem Decennium da- selbst," wie an verschiedenen anderen Punkten der Freienwalder Gegend zahlreich zu finden war. Leider gelang es nicht, einen einzigen der- selben wiederzufinden. Um die Worte unseres bewährten Bericht- erstatters F. Moewes zu gebrauchen, „die Touristen und die wild botanisirende Freienwalder Jugend führen wider die schöne Pflanze ebenso wie gegen das zierliche Federgras, Stupa pennata, einen schonungslosen Krieg, der zur Vertilgung dieser Seltenheiten führen wird, wenn sich nicht die Behörde (wie es in Thüringen mit Bezug auf die seltenen Orchideen geschehen ist) zu polizeilichen Schutzmassregeln entschliesst.“ Die einzige bemerkenswerte Ausbeute blieb ein verein- zeltes Exemplar des bei Freienwalde sehr seltenen Botrychium Lunaria. Wir begaben uns ohne Berührung der inneren Stadt nunmehr unmittelbar nach dem Bahnhof. Unterwegs wurde an Scheunen Lep:- dium ruderale L. bemerkt. Wir hatten indes länger, als es im Pro- sramm vorgesehen war, auf den Abgang des Zuges zu warten, der, an diesem Tage zum ersten Mal verkehrend, erst eine halbe Stunde später als bisher Freienwalde verliess. Da zugleich auch der nächst- folgende Zug in der Richtung nach Freienwalde, mit dem wir von Falkenberg zurückzukehren gedachten, erheblich früher gelegt worden war, konnte der in Aussicht genommene Besuch des Köthener Parks nicht ausgeführt werden. Statt dessen bestiegen wir mit den zahlreich von Berlin, Eberswalde, Stettin und Frankfurt a. 0. eingetroffenen Mitgliedern und Gästen vereint, zusammen wohl fast ein halbes Hunderi, den malerisch unmittelbar über Falkenberg sich erhebenden Paschen- berg. Unterwegs fand Herr P. Hennings in dem rasch fliessenden Falkenberger Dorfbache die in der Berliner Gegend noch nieht beobachtete Chantransia chalybaea (Lyngb.) Fr. in einer neuen Varietät marchica P.Henn. (vgl. Abhandl. S. 249) und an den steilen Abhängen wurde die sonderbare Buxbaumia aphylla L. in Menge gesammelt. Von der gastlichen Karlsburg aus erfreute sich die grosse Mehrzahl Ar | Sy, einige Minuten lang an der Aussicht über das weite grüne Oderthal, die Freienwalder, Oderberger und Neuenhagener Höhen und die blauen Stromarme. Hier fand indes in Folge eines Missverständnisses eine nichts weniger als programmmässige Trennung der Gesellschaft statt, indem einige Teilnehmer, worunter gerade die ortskundigsten Führer einen Seitenausflug unternahmen, um den vermeintlich nahegelegenen Fundort der Veronica montana L. aufzusuchen. Dieser (beiläufig be- merkt resultatlose) Abstecher dehnte sich sehr viel länger aus, als man anfangs beabsichtigt hatte. Bei der Rückkehr der Secessionisten war das Gros der Gesellschaft bereits zu Fuss nach Freienwalde auf- gebrochen, welches nach schon 1!/, stündiger Wanderung über das Klingende Fliess und den Schlossberg mit kurzer Rast im Schweizer- hause erreicht wurde. Nach gründlicher Erfrischung im Hötel Schertz wurde gegen 121, Uhr die Sitzung im Saale der Bürgerschule eröffnet. Es hatten sich 31 Mitglieder und 14 Gäste eingefunden. Der Vorsitzende, Herr P. Magnus, erinnerte in seiner Ansprache an die vor 23 Jahren unter dem Vorsitz Alexander Brauns ab- gehaltene Versammlung des Vereins und sprach sodann den städti- schen Behörden von Freienwalde, sowie dem Rector der Bürger- “ schule, Herrn Seeger, den Dank des Vereins für die Ueberlassung des Saales aus. Nicht mindern Dank schulde der Verein seinen Freienwalder Mitgliedern, Herrn G. Kunow, der mit Eifer und Umsicht die Vor- bereitungen zur Versammlung getroffen und auf den Ausflügen sich als ebenso bereitwilliger als kundiger Führer bewährt habe; ferner Herrn Buchhändler M. Achilles, welcher den Teilnehmern an der Versamm- lung den in seinem Verlage erschienenen Promenadenplan zum Ge- schenk gemacht hatte. Begrüssungstelegramme und Briefe waren von den Herren Lindau-Münster, Mez-Breslau, Schinz-Zürich und Seehaus- Stettin eingegangen. Der Vorsitzende legte darauf die von Herrn W. Müller- Ebers- walde eingesandten Pflanzenpressen vor. Herr R. Beyer berichtete über den bedauerlicher Weise negativen Erfolg der in der Herbst-Versammlung (vergl. Verh. 1889 S. XXXIX) besprochenen Petition an den Reichskanzler in Betreff der steuerfreien Verabfolgung von nicht mit Pyridinbasen denaturirtem Spiritus zum Pflanzenvergiften. Bei der gegenwärtigen Geschäftslage des Reichs- tags hielt er eine an diese Körperschaft zu richtende neue Petition für - aussichtslos und empfahl, die Angelegenheit bis zum nächsten Herbst ruhen zu lassen. Herr R. Beyer besprach ferner unter Vorlegung getrockneter Exemplare Saxifraga oppositifolia L., 8. Kudolphiana Hornschuch V (apud Koch in Synops. ed. 1. 1837 p. 269) und Formen, welche den Uebergang zwischen diesen Pflanzen vermitteln. $. Rudolphiana Hornschuch unterscheidet sich von 8. oppositifolia hauptsächlich durch deutlicher verkehrt-eiförmige, am Rücken wenig gekielte Blätter, deren obere ebenso wie die Kelchzipfel drüsig ge- wimpert sind, zuweilen (nach Engler, Monogr. Saxifr. S. 278) auch durch 3nervige Blumenblätter, besonders aber durch den Habitus. 8. oppositifolia L. bildet gewöhnlich lockere, sehr verlängerte Rasen, an denen die ansehnlicheren Blätter meist ziemlich weitläufig kreuz- ständig angeordnet sind. Die Blütenstiele sind stets verlängert und locker beblättert. S. Rudolphrana Hornsch. besitzt dagegen sehr dichte Rasen mit verkürzten Aesten, welche oft säulenförmig gedrängt neben- einander stehen und völlig von den winzigen, dicht dachigen und weit deutlicher vierzeiligen Blättern umhüllt werden. Man sieht daher an den Rasen fast nichts als die verdieckten, kalkigen Blattspitzen. Die Blütenstiele sind so verkürzt, dass die Blüten auf den Stämmchen _ zu Sitzen scheinen. Als Uebergangsform findet man zunächst nicht selten Exemplare von $S. oppositifolia L. mit gedrungeneren, kürzer ästigen und dichter beblätterten Rasen. Eine noch abweichendere Form sammelte ich an der Tabarettawand über Trafoi in Tirol. Ihre Stämm- chen sind denen der S. Rudolphiana sehr ähnlich. Sie erweist aber ausser dem Mangel der Drüsenhaare ihre Zugehörigkeit zur $. oppo- sitifolia noch besonders durch verlängerte, locker beblätterte Blüten- stiele und ausgedehntere Rasen. Ich nenne dieselbe 8. oppositifolia L. forma conferta. Eine weitere Uebergangsform, welche ich am Fuss des Pasterzengletschers schon etwas verblüht auffand, gehört nach dem Habitus und den Merkmalen entschieden zu S. Rudolphiana. Ich habe indes selbst unter der Lupe keine Drüsenhaare daran ent- decken können und nenne sie daher S. Rudolphiana var. eglan- dulosa. WUebrigens vermutete schon Koch (Taschenbuch S. 199 f.) die Zusammengehörigkeit beider Arten, und Prof. Engler (l. ce.) hat dieselben wirklich vereinigt. Unter dem Namen S. Rudolphiana erhielt ich aus Piemont (Val Germanasca, leg. Rostan) Exemplare, welche allerdings zerstreute Drüsenhaare an den Kelchabschnitten besitzen, aber im Habitus der S. oppositifolia völlig gleiehen. Sie zeigen zudem schmälere Blumen- blätter und gehören daher zu S. Huteri Ausserd. = 8. subbiflora X oppositifolia Ausserd. (in litt. ap. Engler 1. c. p. 283). Aehnliche Ver- wechslungen mögen in Herbarien häufig vorkommen. $. Huteri ist in Piemont keineswegs selten. Unter dem Stammeltern sammelte ich dieselbe am Col de Lauzon (Cle Louson der 1885 veröffentlichten italienischen Generalstabskarte in den Grajischen Alpen.!) Häufiger 1) S, biflora All. kommt daselbst ausser mit dunkelpurpurnen auch vielfach mit weissen Blumenblättern vor, was nach Engler (I. e.) selten ist, VI aber findet sich dieselbe nur in Verbindung mit S. oppositifolia (Theo- dulpass über Breuil) oder ganz allein (Val Grisanche in den Grajischen Alpen). Dass es sich im letzteren Falle nicht etwa um 8. macropetala Kern. handelt, beweisen die schmäleren Blätter, die Form der Blumen- blätter und der sehr schmale, ringförmige Discus, welcher die Griffel umgiebt. Es scheint mir daher zweifelhaft, ob $. Auteri wirklich als Bastard oder nicht richtiger als ausgezeichnete Varietät von 8. oppo- sitifolia L. zu betrachten ist. Herr J. Winkelmann legte zunächst einige interessante terato- logische Bildungen vor: 1. Geum rivale L. mit durchwachsenen Blüten. Bei einigen Blüten sind die Kelchblätter. gestielt, auch die Blumenblätter zeigen lange Stiele, bei andern ist die Axe in der Mitte weiter gewachsen nnd trägt eine zweite Blüte. 2. Carew Goodenoughii Gay mit rispigem Blütenstande. Die un- teren Blüten der Aehre befinden sich an verlängerten Stielen, so dass eine vollständige Rispe entsteht. 3. Pimpinella Saxifraga L. Die Strahlen der Dolde tragen in der Mitte 2 gegenständige dreiteilige Blätter. 4. Anemone nemorosa L. f. monstrosa. Die Blüte sitzt unmittelbar auf dem Involucrum; dieses selbst besteht aus 9 dreiteiligen gestielten Blättern. Das Perigon enthält 9 Blätter, von denen jedes wieder dreiteilig ist, 5. Plantago lanceolata L. Die Aehre hat unten 4 seitenständige Zweige, welche wieder Aehren tragen. Ausserdem legte derselbe zur Verteilung vor Primula farinosa L. von den Randow-Wiesen bei Löcknitz (Vorpommern). Da die Wiesen in diesem Frühjahre sehr trocken waren, hatten die Pflanzen nicht so hohe Blütenschafte und so kräftige Blüten entwickelt wie sonst. Ferner Equisetum hiemale L. forma polystachya Milde mit mehreren Aehren an der Spitze und verlängerten Seitenästen, die ebenfalls am Ende Frucht- ähren haben. #. Teelmateja Ehrh., die Sporenpflanze in grossen kräf- tigen Exemplaren. Sodann bestellte derselbe Grüsse von den Herren Seehaus (Stettin) und Ruthe (Swinemünde), überreichte im Namen des Letz- teren blühende Exemplare von Vaccinium intermedium Rthe. aus der Umgegend von Swinemünde und von Primula farinosa L. aus Karnin (Kr. Anklam) und bemerkte dazu, dass nach der Mitteilung des Herrn Ruthe auf derselben Wiese noch Schoenus ferrugineus L., Varex Horn- schuchiana Hoppe und ©. Buxbaumüi Whlbg. vorkommen. Hierauf legte Herr P. Altmann eine durchwachsene Blüte von Geum rivale L. und eine Fasciation yon Ranumeulus polyanthemus L. vor. vII Herr P. Magnus besprach und legte vor zwei Bildungsabwei- chungen, die er am 15. Mai d. J. bei Freienwalde a. ©. beobachtet hatte. Die eine ist das Auftreten einblütiger sitzender Trauben bei Oytisus Laburnum. Dieses zeigte häufig ein dicht vor einem Eingange zum „Brunnen“ stehender Strauch des Goldregens. Einzelne Sprosse trugen nur solche einblütigen Trauben. Andere Sprosse trugen die normalen vielblütigen hängenden Trauben und darunter oder zwischen denselben einblütige sitzende Trauben. Selten traten auch 2 Blülen aus der gestauchten Achse der Seitenknospe, einmal drei & Blüten aus derselben hervor, diese Blütenstände könnte man fast zweiblütige und dreiblätige sitzende Dolden nennen. Von besonderem Interesse ist diese Bildungsabwei- chung, weil sie die Stellung der Blüten zeigt, die bei manchen Arten der Sectio Tubocytisus normal auftritt. So hat Vortragender namentlich bei Oytisus ratisbonensis Schaeft. und C. purpureus Scop. häufig einblütige Trauben oder Dolden beobachtet; auch bei Ü. drflorus V’Herit. (aus Sa- repta, leg. O. Kuntze 1886) sah Vortragender sie öfter. Es ist recht bemerkenswert, dass in einer Art der Sectio Laburnum als Bildungsabweichung die Blütenstellung der Sectio Tubocytisus auftritt. Die zweite, bei Freienwalde a. OÖ. am 15. Mai d. J. beobachtete Bildungsabweichung ist ein Schaft von Taraza- cum ofiicinale, dessen oberes Viertel eine schön ausgeprägte Zwangsdrehung zeigte (siehe beistehende Figur, die Herr Dr. Paul Roeseler bei mir nach. der Natur gezeichnet hat), d. h. die Längsriefen des Stengels sind im oberen Viertel des Schaftes spiralig gedreht unter gleichzeitiger Verkürzung und Aufbauchung des Stengelteiles, dessen Längsriefen spiralig gedreht sind. Es ist also genau das- ‚selbe, was bei der seit Al. Braun „Zwangsdrehung“ ge- nannten Missbildung eintritt, nämlich spiralige Drehung der Längsriefen unter gleichzeitiger Verkürzung und Auf- bauchung des gedrehten Teiles. Die Ursache dieser mit der Drehung des Taraxacumschatftes vollkommen übereinstimmen- den Zwangsdrehung suchte Al. Braun in der Verwachsung der Blätter, die in den von ihm beschriebenen Fällen mit der Zwangsdrehung des Stengels combinirt war. Ihm stimmen Klebahn (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. Vl. 1888 S. 346) und Hugo de Vries Schaft von (Berichte der Deutschen Bot. Ges. Bd. VII. 1889 8. 291) bei. "pmate Entgegen der Braun’schen Ansicht hatte Vortragender mit Zwangs- zu entwickeln gesucht, dass nicht der von den verwachsenen ln Blättern ausgeübte Zug, der die Längsriefen hindere sich Viertel. VI zu strecken, sondern ein auf den wachsenden und umschlossenen Stengel ausgeübter Druck, der das Längenwachstum des Stengels behindere, die spiralige Ausweichung der Längsriefen des wachsenden Stengelteiles und dessen Aufbauchung veranlasse, und dies nament- lich an Fällen von Dipsacus und Phyteuma ausgeführt, wo solche Drehungen ohne Verwachsung eingetreten sind (siehe unsere Verhandl. Bd. XIX (1877) Sitzungsberichte S. 118—123 und Bd. XXI (1879) S. VI und VII). Der beobachtete, vorgelegte und abgebildete Fall von Taraxacum zeigt nun aufs deutlichste, dass genau derselbe Effect wie bei der Zwangsdrehung mit verwachsenen Blättern — d. i., wie schon oben gesagt, Drehung der Längsriefen des Stengels mit gleichzeitiger Verkürzung und Aufbauchung des gedrehten Teiles — dass genau dieselbe Bildung ohne jede Spur verwachsener Blätter, ohne jede Mög- lichkeit einer von verwachsenen Blättern ausgeübten Zugkraft, eintreten kann. Der junge Schaft von Taraxacum wächst sehr lange durch leb- hafte Teilung aller seiner Parenchymzellen in die Länge. Erfährt sein Längenwachstum einen Widerstand, der auf den lebhaft wachsenden Schaft wie ein Druck wirkt, und kann er wegen der umstehenden Blätter der Rosette (aus denen er sogar schon etwas herausgetreten sein kann) diesem Widerstande durch Auskrümmung nicht ausweichen, so werden die wachsenden Längsriefen in dem durch den negativen Geotropismus in seiner Wachstumsrichtung festgehaltenen Schafte spi- ralig ausweichen (nach der Seite des geringsten seitlichen Widerstandes hin zuerst), wodurch der Stengel verkürzt und aufgebaucht wird. Ganz ähnliche Fälle wie bei Taraxacum hat Vortragender wiederholt bei den Schaften von PAhyteuma beobachtet, d. h. also Schafte von Phyteuma mit spiralig gedrehten Längsriefen unter Auf- bauchung und Verkürzung des gedrehten Teiles. Auch möchte Vortragen- der auf den von Herrn Rittmeister O. v. Seemen in unseren Abhand- lungen Bd. XXV (1883) S. 218 beschriebenen Fall von Oenanthe fistulosa hinweisen, wo sich die spiralige Drehung der Längenriefen unter Ver- kürzung und Aufbauchung auf ein einziges Internodium erstreckte. Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn v. Seemen konnte Vortragender die von ihm auf seine Bitte angefertigte Zeichnung dieses interessanten Falles der Versammlung vorlegen. Herr Karl Müller knüpfte an die kurze Besprechung der Ziele seiner soeben erschienenen „Medieinalflora“ drei Mitteilungen an Zu- nächst besprach derselbe: Das Vorkommen freier Gefässbündel in den Blattstie- len kräftiger Staudengewächse, speciell gewisser Umbelliferen (Heracleum-Arten, Archangelica ete.) und einiger Compositen (Oynara). Veranlassung zu der Mitteilung gab der wesentlich denselben Gegen- stand behandelnde Aufsatz von Fritz Müller in Blumenau (St. Catha- IX rina, Brasilien): „Ueber freie Gefässbündel in den Halmen von Olyra.“ (Flora, 1888, S. 414 ff.) Während dieser Autor über die Entstehung und die Bedeutung der freien Bündel vergeblich Aufschluss zu erlangen suchte, kam der Vortr. zu dem Resultat, dass in den freien Bündeln lediglich eine Begleiterscheinung bei rhexigener Lückenbildung zu er- blicken ist. Näheres über den Gegenstand wird an anderer Stelle mitgeteilt werden. Das zweite vom- Vortr. erörterte Thema behandelte das Dia- sramm der Blüte von Aesculus Hippocastanum L. In der Litteratur herrscht bezüglich desselben eine grosse Unsicherheit. Gewöhnlich findet man das von Sachs in seinem Lehrbuche gegebene Diagramm reprodueirt, während von anderer Seite das Eichler’sche, den „Blütendiagrammen“ entnommene acceptirt wird. Aus den Beob- achtungen des Vortragenden geht hervor, dass das Sachs’sche Dia- gramm der Aesculus-Blüte völlig unbrauchbar ist, während das Eichler- sche in allen Punkten dem wirklichen Aufbau der Aesculus-Blüte entspricht. Besondere Beobachtungen des Vortr. beziehen sich auf die Verstäubungsfolge innerhalb des obdiplostemonen Androeceums und auf die Morphologie des Blütenstandes von A. Hippocastanum. Drittens machte der Vortragende aufmerksam auf die von der Lage zum Horizonte beeinflusste Stellung zygomorpher Blüten, sofern sich dieselbe mit der sogenannten „Resupination“ vereinigt. Gewöhnlich wird die Resupination für Orchidaceen, Fuma- riaceen und Lobeliaceen besprochen. Zu diesen Fällen gesellen sich alle Papilionaceen mit senkrecht herabhängenden Blütentrauben. An solchen wenden alle Einzelblüten ihre Fahne, das Vexillum, zenith- wärts, was durch eine Drehung des Blütenstieles um 180° bewirkt wird. In der Knospenlage ist bekanntlich die Fahne der Axe des Blütenstandes zugewandt, wendet sich also vor der Entfaltung bei hängender Inflorescenz nach unten. Vorzügliche Beispiele für die Resupination bieten die Inflorescenzen der Rodinta-Arten, von denen R. Pseud-Acacia und R. hispida, bei Freienwalde gesammelt, demon- strirt werden konnten. Ebenso verhalten sich Wistaria sinensis, Ga- lega oficinalis, Cytisus Laburnum und Caragana frutescens. Nach den Baillon’schen Abbildungen zeigen auch die Blüten von Physostigma venenosum sowie Caesalpiniaceen die besprochene Resupination. Von letzteren ist Cassia Fistula als bestes Beispiel zu nennen. Herr P. Ascherson legte zwei Photographien von Pinus-Arten vom lda-Gebirge vor, welche unser Ehrenmitglied, Herr R. Virchow; auf seiner letzten Reise durch die Troas im Frühjahr dieses Jahres aufgenommen und dem Verein zum Geschenk gemacht hatte. Ferner legte derselbe Exemplare von Schoenus ferrugineus L. vor, welche Herr Apotheker Schade jun. vor einigen Tagen im Marien- x bruch bei Eberswalde gesammelt und Herr H. Buchholz bestimmt und mitgeteilt hatte. [Bei einem späteren Besuche der Oertlichkeit über- zeugte sich mitunterzeichneter P. Ascherson, dass die Pflanze dort im Finow- (dem alten Weichsel-) Thale in unmittelbarer Nähe von Sweertia perennis L. und Juncus obtusiflorus Ehrh. beträchtliche Strecken in dichtem Bestande überzieht. Sie ist neu für die Mittelmark bezw. die Berliner Flora.] Ferner legte Herr P. Ascherson blaublühende Exemplare von Anemone nemorosa L. aus Schleswig vor, welche Herr P. Prahl ihm übersandt haite. Eine über diesen Gegenstand gemeinsam mit dem zuletzt genannten Botaniker verfasste Mitteilung folgt in den Abhand- lungen (S. 232). Herr A. Engler bemerkte, dass die blaublühende Form der Früh- lings-Anemone im Berliner Botanischen Garten eultivirt werde. Schliesslich zeigte Herr P. Ascherson Exemplare von Petasites Kablikianus Tausch aus dem Böhmischen Riesengebirge vor. Diese merkwürdige Pflanze ist keineswegs, wie Herr B Stein in der Oest. Bot. Zeitschr. XL (1890) S. 169 behauptet, mit P. oficinalis L. var. fellax Ueehtr. identisch, vielmehr weit näher mit ?. albus (L.) Gärtner und namentlich P. niveus (Vill.), Baumg. verwandt, welche letztere die Alpen bewohnende Art sie gewissermassen im Riesengebirge vertritt. Dies ergiebt sich aus der ausführlichen Mitteilung, welche unser Ehren- mitglied, Herr L. Celakovsky, dessen Güte Vortr. die vorgelegten Exemplare verdankt, in der Oest. Bot. Zeitschr. XL (1890) S. 255 —259, 287—297 über diese Form veröffentlicht hat. Es folgte hierauf eine reiche Verteilung lebender Pflanzen. Herr F. Pax brachte Salıx Lapponum L. und 8. bicolor Ehrh., sowie Pirus sudetica Tausch aus dem Riesengebirge. Herr H. Lange (Gast) spendete aus der Flora von Oderberg von z. T. neuen Fundorten: Anemone silvestris L. Geisberg. T Lepidium Draba L. Geisberg. T Silene conica L. Kuppers Berg. Geranium sanguineum L. Teufels- und Sandberg. Astragalus arenarius L. Eisenbahndamm; Breite Leege. Potentilla rupestris L. Brodowin. Orobanche caryophyllacea Sm. Galgenberg. O. rubens Wallr. Sandberg. Orchis militaris L. Teufelsberg. XI Oephalanthera Xiphophyllum (L. fil.) Rehb. fil.') Eichelkamp in der Lieper Forst (vergl. Verhandl. 1884 S. XI) Neottia ovata (L) Bluff. u. Fing. Balkengrund in der Lieper Forst. Herr M. Rüdiger brachte Frucht-Exemplare seiner Populus Viadri von Frankfurt a. ©. (Vergl. Monatl. Mitteilungen aus d. Gesamtgebiete der Naturw. Herausg. v. Dr. E. Huth VII (1890) S. [12]). Herr P. Ascherson verteilte Oxytropis pilosa (L.) DC., welches auf dem Plateau des Schäferberges, eines Diluvial-Hügels bei Nieder- kränig unweit Schwedt einen dichten Bestand bildet und Tetragonolobus siliquosus (L.) Roth aus dem Mittelbruche bei Meyenburg unweit Schwedt. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen und man versammelte sich wiederum im Hötel Schertz zu einem vortrefflich bereiteten Mahle, von weichem man sich um 4 Uhr erhob, um nun auch die botanischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung Freien- waldes in Augenschein zu nehmen. Zunächst führte uns der Spaziergang durch das von dem sonn- täglichen Treiben des Bade- und Touristenpublikums belebte Brunnen- thal bis zur „Tanne.“ Am Bachufer seitwärts vom Brunnen wurde Zamium maculatum L. (auch hellrosa blühend), /mpatiens Noli tangere L:, bereits mit kleistogamen Blüten, und ZLathraea Squamarta L. bemerkt. Letztere Pflanze wurde von Herrn G. Kunow zuerst im Frühling 1887 nach - vorgenommenen Erdarbeiten an einer Stelle beobachtet, wo er im vor- hergehenden Jahre keine Spur derselben wahrgenommen hatte, mut- masslich an derselben Stelle, wo sie nach Teichert (Fl. von Freien- walde S. 285) früher bemerkt, aber 1870 schon seit mehreren Jahren verschwunden gewesen war. Sie scheint mithin dort ungefähr 20 Jahre, ohne zu blühen, ein verborgenes Dasein geführt zu haben. Hierauf setzten wir den Weg am Landhause (dessen Grundmauern mit Zinaria Uymbalaria (L) Mill. geschmückt sind) vorüber, über die Königshöhe nach dem Schlossgarten fort. Auf der Königshöhe fand P. Ascherson Cerastium brachypetalum Desp., welches seit mehr als 30 Jahren (seit der Zeit, wo es der verstorbene Schäde am Schlossberge und am Oderdamm bei Neu-Tornow gesammelt hatte) bei Freienwalde nicht wieder beobachtet worden war. Die botanische Ausbeute des Schloss- gartens, bestehend in Medicago minima (L.) Bartal., Vrcia tenuifolia Roth, Orobus niger L., Chaerophyllum Oerefolium (L.) Hoffm. sehr zahl- reich und völlig verwildert (dort auch schon von Teichert a. a. O. I) = (, longifolia (L.) Fritsch Oesterr. Bot. Zeitschr. XXXVIII (1888) S. 81. Epipactis I. (L.) Wettst. a, a. O. XLIX (1889) 8. 428. xl Veronica Teucrium L., Melampyrum arvense L. (noch nicht aufgeblüht); ferner zeigte uns Herr Kunow die kaum erst zur Bildung von Blüten- knospen gelangte Oentaurca Grabowskiana Aschers. (Scabiosa X rhenana)!)), welche P. Ascherson am 22. Juli 1888 aus Tobbenberge und Herr Kunow einige Tage später im Schlossgarten aufgefunden hatte. Noch ein Jahr früher, im Juli 1887, war dieser interessante (früher nur aus Ober- schlesien bekannt gewesene) Bastard von Herrn C. Grantzow in einer Schlucht zwischen Sternhagen und Hindenburg bei Prenzlau entdeckt worden. [Am 8. August 1890 fand ihn P. Ascherson in Gesellschaft des Herrn J. Scharlok am Festungsberge bei Graudenz ] Nachdem wir die herrliche Aussicht, von der höchsten Terrasse des Schlossgartens über das weite Thal bis zu den Höhen der Neu- mark jenseits der Neuen Oder genossen, stiegen wir ausserhalb des Schlossgartens zur „Kleinen Heide“ hinab, einem kleinen Laubwald- ccmplex, in welchem neben mehreren bei Freienwalde sonst sel- tenen Frühlingspflanzen, wie Corydallis intermedia (L.) P.M.E., eben- falls Actaea spicata L. sich findet. The great attraction der Kleinen Heide bildet ein höchst eigentümlicher Stock der echten Kastanie, welcher aus den Resten eines abgestorbenen dicken Stammes mehrere bereits über mannstarke jüngere Bäume getrieben hat und im Kleinen an jene berühmte Platane von Bujukdere bei Konstantinopel erinnert, unter deren Schatten einst die ganze Schaar der Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon. gelagert haben soll und deren verjüngte Nach- kommenschaft noch heute grünt. In der Nähe dieser Kastanie wurde noch ein Exemplar von Cephalanthera grandiflora (Seop.) Bab. gefunden. Auf steilem sandigen Anstiege wurde nunmehr die Höhe des Wein- berges erreicht, dessen interessante Pflanzen allerdings mit wenigen Ausnahmen (Geranium sanguineum L., Vincetoxicum album (Mill ) Aschers.) noch weit von ihrer Blütezeit entfernt waren. Astragalus Otcer L., Peucedanum Oervaria (L.) Cuss., Torilis infesta (L.) Koch, Aster Linosyris (L) Bernh., Hieracium echioides lumn., Allium fallax Schult. konnten indes bereits im Laub vorgewiesen werden. Nachdem wir noch schliesslich die Aussicht von der künstlichen Ruine, von der man Einblick in die Stadt aus nächster Nähe gewinnt, betrachtet, stiegen wir wiederum zu den gastlichen Räumen des Hötel Schertz herab, und nach einem Abschiedstrunk trennten sich die Teilnehmer, soweit sie nicht schon von früher abgehenden Zügen in ihre Heimat entführt worden waren. Sämtliche Vereinsgenossen aber, die sich an der Ver- sammlung beteiligt, werden sicher die angenehmste Erinnerung an die malerische Hügel- und Bruchlandschaft und an die freundliche Auf- nahme in den märkischen Pyrmont bewahren. P. Ascherson. M. Gürke. !) Ber. d. Deutschen Bot. Ges. VII (1889) S. (83). Verzeichnis der am 15. Mai und 1. Juni 1890 bei Freienwalde a. 0. beobachteten Pilze. Von P. Magnus. Frankia Alni (Woron.) P.Magn. (Schinzia Alni Woronin 1866 in Memoires de l’Academie des sciences de St. Petersbourg VIlme Serie Tome X No. 6; Frankia subtilis Brunchorst 1886 in Untersuchungen aus dem Botanischen Institut zu Tübingen Il, 1.; Plasmodiophora Alni Moeller 1885 in Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. II S. 102) viel an den Erlenwurzeln beim Parke zu Köthen, sowie am Klingenden Fliess.. Brunchorst hat mit Recht gegen Moeller dargelegt, dass die kugeligen Zellen, die sich in den infieirten Rinden- parenchymzellen der kurz bleibenden und durch wiederholte Zweiteilung diehte Ballen bildenden Verzweigungen der Erlenwurzeln befinden, von die Zellen durchziehenden Hyphen abstammen, wie es schon Woronin l. e. beschrieben und abgebildet hatte. Ebenso hat es Brunchorst noch neuerdings mit Recht Frank gegenüber aufrecht erhalten, der diese kugeligen Zellen für bläschenförmig erhärtetes umgebildetes Plasma der Erlenwurzelzellen erklärte. Ich habe mich seitdem wiederholt und noch neuerdings an den Freienwalder Exemplaren von der Richtigkeit der Woronin’schen und Brunchorst’schben Darstellung überzeugt, nur konnte ich nieht so deutlich, wie ich gewünscht hätte, die von Brun- chorst auf Grund seiner Beobachtungen behauptete und durch Abbil- dungen dargelegte Sporangiennatur der kugeligen Zellen erkennen. Jedenfalls kann der Pilz nicht der zu den Ustilagineen gehörigen Gattung Schinzia eingereiht werden und muss daher die Brunchorst’sche Gattungsbezeichnung „Frankia“ angenommen werden, wogegen Brun- chorst zu einer Aenderung des Woronin’schen Speciesnamens nicht berechtigt war. Torula Uredinis (Lk.) Fr. auf Aecidium Euphorbiae Pers. am Wein- berge. Ramularia Adoxae (Rabenh.) Karst. auf Adoxa Moschatellina in der Kleinen Heide am Weinberge. RB. Geranii (Westdp.) Fekl. auf Geranium pusillum in Falkenberg und an der Chaussee” von Falkenberg nach Freienwalde häufig. Cercospora Impatientis Bäumler (von Herrn Bäumler selbst bestimmt!) auf /mpatiens Noli tangere am Klingenden Fliess. Dieser XIV schöne Pilz, der bisher nur aus Ungarn bekannt sein dürfte, ist schon früher von anderer Seite in der Mark gefunden worden, und zwar ist er von Herrn Sydow in ‘der Mycotheca Marchica No. 2180 als Depazea Impatientis Kirchn. von Marienspring bei Kladow, im Juli 1888 gesammelt, ausgegeben. Noch früher, im Juli 1883, habe ich diese ÜCercospora auf Impatiens Noli tangere im Bielathal in der Sächsischen Schweiz zahlreich angetroffen und im westlichen Deutschland schon im September 1881 in der künstlichen Fischzucht bei Baden-Baden; an letzterem Orte traten häufig am Rande der Flecken zahlreiche unreife Perithecien auf. — Ich schwankte lange, ob die Cercospora mit der von Spegazzini in Ober-Italien im Walde Cansiglio entdeck- ten Cercospora Campi Sıli Speg. (cf. Saecardo Sylloge IV. p. 440) iden- tisch sei, doch stimmt die Beschreibung 1. e. nicht recht. Es scheint daher im Süden noch eine andere Üercospora auf Impatiens Noli tan- gere |. aufzutreten. Septoria ÜUhelidonii Dsm. (Ascochyta Chelidonü Lib.) auf Cheli- donium majus in Falkenberg. Septoria sp., wie es scheint, nahe stehend der $. Anthrisci Pass et Brun. auf Chaerophyllum temulum bei Freienwalde a. O. Peronospora calotheca DeBy. auf Asperula odorata auf dem Ziegler- berg. P. Arenariae Berk. auf Moehringia trinervia im Köthener Park, in der Waldung an der Chaussee von Falkenberg nach Freienwalde u. 8. w. P. conglomerata Fcekl. auf Geranium pusillum bei der Karlsburg. P. Alsinearum Casp. auf Stellaria media im Köthener Park. P. parasitica (Pers.) Tul. auf Alliaria oficinalis bei der Karlsburg; auf Turritis glabra bei Freienwalde a. O. P. pygmaea Ung. auf Anemone nemorosa am Weinberge. P. Vieiae (Berk.) DeBy. auf Ervum Lens am Weinberge. P. nivea Ung. auf Aegopodium Podagraria am Brunnen, im Köthener Park und an vielen anderen Orten. P. Urticae Lib. auf Urtica dioica viel in Falkenberg. Tuberculina persicina (Ditn.) Sace. (Cordalia persicina Gobi) auf Aecidium Euphorbiae Pers., welches am Weinberge auf Zuphorbia Cy- parissias wuchs. Entyloma Ranunculi (Bon.) Sehroet. auf Aanunculus Ficaria in der Waldung bei Falkenberg. Ustilago perennans Rostr. (Overs. ov. d. K. D. Vidensk. Förh. 1390) auf Arrhenatherum elatius auf dem Weinberge. Uromyces Ficariae (Schum.) auf Ranumculus Ficaria auf dem Weinberge. z U. scutellatus (Schrank) auf Euphorbia Uyparissias auf dem Wein- berge. XV U. Pisi (Pers.) Schroet., das Aecidium auf Zuphorbia Uyparıssias auf dem Weinberge und Zieglerberge. Puceinia Aegopodü (Schum.) Lk. auf Aegopodium Podagraria bei Falkenberg und bei Freienwalde a. O. P. Caryophyllearum Wallr. auf Moehringia trinervia an der Strasse von Falkenberg nach Freienwalde a. O. P. Oreoselini (Strauss) Körn. auf Peucedanum Oreoselinum am Weinberge. P. Adoxae Hedw. f. auf Adoxa Moschatellina am Weinberge. P. Violae (Schum.) DC., das Aeceidium auf Viola hirta, V. odorata und V. ef. suavis an der Strasse von Falkenberg nach Freienwalde. P. obscura Schroet., die Uredo auf Zuzula multflora am Auf- stiege zur Karlsburg. P. Rubigo vera (DC.) auf Bromus mollis mit reifen Teleutosporen auf den älteren Blättern an der Strasse von Falkenberg nach Freien- walde. I graminis Pers., das Aecidium auf Berberis vulgaris am Wein- berge und im Sao. P. coronata Cda., das Aecidium auf ers cathartica am Wein- berge. P. Caricis (Schum.) Rebent., die Puccinia auf vorjährigem Laube von Carex hirta und deren frisches Aecidium auf Urtica dioica an derselben Stelle an der Strasse von Falkenberg nach Freienwalde. Aecidium Magelhaenicum Berk. auf einer einzigen kurzen Aus- zweigung von Derberis vulgaris auf dem Weinberge. Trotz allen - Suchens fand ich nur diesen einen kleinen charakteristisch ausgeprägten beginnenden Hexenbesen. Dieses spärliche oder isolirte Auftreten ist im Gegensatze zu dem Auftreten dieser Art bei Potsdam sehr auffallend. An demselben Standorte war, wie schon eben angegeben, Aecidium Berberidis Gmel. (zu Puccinia graminis Pers. gehörig) viel auf den Blättern desselben und der benachbarten Berberitzensträucher. Phragmidium Potentillae (Pers.) Wint., das Caeoma auf Potentilla argentea bei Freienwalde. Melampsora Helioscopiae (Pers.) Mont., die ersten Uredoräschen auf Euphorbia Esula am Weinberge. Polyporus squamosus (Huds.) Fr. auf Baumstubben am Weinberge. P. brumalis (Pers.) Fr. f. vernalis mit weissen, sehr feinen Poren an einem alten Baumstubben im Köthener Park. P. versicolor (L.) Fr. an alten Baumstubben im Köthener Parke. Psalliota campestris (L.) in sehr grossen Exemplaren am Wein- berge im Walde. Hypholoma faseiculare (Huds.) auf dem Weinberge. Olitocybe sinopica (Fr.) auf dem Weinberge. Pholiota praecox (Pers.) auf dem Weinberge. XVI Mycena galericulata (Scop.) auf dem Weinberge. Lycoperdon uteriforme Bull. 10 cm lange und unten an der ver- diekten Basis 5 em breite Stiele vorjähriger Fruchtkörper bei Freien- walde. Taphrina Tosqwinetü (Westdp.) Magn. auf Alnus glutinosa am Klingenden Fliess. Röhytisma acerinum Fr. auf Acer Pseudoplatanus im Köthener Parke.. Ascospora Silenes (Niessl) G. Wint. (Asteroma Silenes Niessl) auf den vorjährigen Rosettenblättern von Viscaria viscosa auf dem Wein- berge. Dieser Pilz scheint nach Winter Pilze Deutschlands, Oester- reichs und der Schweiz II S. 341 und 342 bisher nur auf den Grund- blättern von Silene nutans gefunden worden zu sein. Stigmatea Robertiani Fr. auf @eranium Robertianum bei der Karls- burg. Erysiphe horridula Lev., das Oidium auf Lithospermum arvense an der Strasse von Falkenberg nach Freienwalde. Bericht dreimndfüntzioste (einnndzwanzieste Herbst-) Hanpt-Versammlung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin i am 11. October 1890. Vorsitzender: Herr P. Magnus. Auch die diesjährige Herbst-Versammlung, zu welcher, wie bereits seit einer Reihe von Jahren, Herr Professor Schwendener den Hör- saal des Botanischen Instituts der Universität zur Verfügung gestellt hatte, war von einer sehr ansehnlichen Zahl von Mitgliedern (44) besucht, unter denen wir von Auswärtigen die Herren R. Bohnstedt- Luckau, F. Paeske-Conraden, H. Ross-Palermo und J. Winkel- mann-Stettin begrüssten. Um 5 Uhr eröffnete der Vorsitzende die Versammlung und er- wähnte, dass seit unserer letzten Sitzung das correspondirende Mitglied V. von Janka in Budapest dahingeschieden sei. Herr P. Ascherson widmete dem Verstorbenen Worte ehrenden Andenkens. Sodann erteilte der Vorsitzende dem ersten Schriftführer, Herrn P. Ascherson, das Wort zur Abstattung des nachfolgenden Jahres- berichtes: Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am 12. October 1889, am Tage der vorjährigen Herbstversammlung, 231. Seitdem sind neu hinzugetreten 21, ausgeschieden 11, so dass die Zahl am heutigen Tage 241 beträgt. Auch in diesem Jahre verloren wir aus der Zahl der Ehrenmitglieder einen hochverdienten Gelehrten, Herrn Akademiker Cosson in Paris, den hervorragendsten Kenner der Flora Nordafrikas. Von den correspondirenden Mitgliedern starben Herr Gerichtspräsident a. D. A. Letourneux in Algier, gleichfalls einer der bedeutendsten Verhandl, des Bot, Vereins für Brandenb, XXXI. B XV Forscher auf dem Gebiete der gesamten Naturgeschichte und Sprach- wissenschaft in Nordafrika; ferner der verdienstvolle Pflanzengeo- graph und Erforscher der marokkanischen und südamerikanischen Flora, Herr John Ball in London; endlich Herr Victor von Janka in Budapest, einer der besten Kenner namentlich der südost- europäischen Flora. Von den ordentlichen Mitgliedern verloren. wir durch den Tod Herrn Apotheker Kaumann in Berlin, von früheren Mitgliedern Herrn Apotheker Th. Reichert. Ueber die Vermögenslage des Vereins wird Ihnen der Herr Kassenführer, sowie die mit der Prüfung der Rechnungen betraute Commission berichten. Auch in diesem Jahre hatten wir dem Provin- zial-Ausschuss der Provinz Brandenburg eine finanzielle Beihülfe zu verdanken. Aus dem Inhalte der Verhandlungen für 1890 heben wir besonders hervor die Bearbeitung einer weiteren Gruppe der schwierigen Moos-Gat- tung Sphagnum durch Herrn K. Warnstorf. Der Bericht über die von ihm im Auftrage des Vereins in der Provinz ausgeführten Reisen wird gleichfalls noch in den Verhandlungen 1890 veröffentlicht werden. Neue Tauschverbindungen wurden angeknüpft mit der Societe botanique de Geneve, der Redaction der Malpighia in Genua, der Kruidkundig Genootschap Dodonaea in Gent. Die wissenschaftlichen Sitzungen erfreuten sich wie bisher einer befriedigenden Teilnahme seitens der Berliner Mitglieder. Die Früh- jahrsversammlung in Freienwalde war eine der besuchtesten während der 3 Decennien unseres Vereinslebens und verlief bei der herrlichen Witterung zu allgemeiner Zufriedenheit. | Von Bereisungen des Gebiets zu botanischen Zwecken haben wir nur einen dritten Besuch des Herrn K. Warnstorf in der westlichen Ukermark zu verzeiehnen, welcher die Erforschung der Frühlingsflora dieser Gegend zum Zwecke hatte. Wir können diesen Bericht nicht schliessen, ohne eines festlichen Tages zu gedenken, welchen zu feiern einem langjährigen, verdienst- vollen Vorstandsmitgliede vergönnt war. Prof. A. Garcke beging am 25. Oetober 1889 in erwünschter körperlicher Rüstigkeit und Geistes- frische seinen 70. Geburtstag. In dem Kreise von Schülern, Collegen und Freunden, welche ilım Glückwünsche brachten, fehlten selbstver- ständlich auch Vorstand und Ausschuss des Vereins nicht, die eine künstlerisch ausgestattete Adresse überreichten. Ein würdig ausgeführtes Glückwunsch-Schreiben wurde auch bei der am 16. November 1889 begangenen 25jährigen Stiftungsfeier des uns besonders befreundeten Naturwissenschaftlichen Vereins in Bremen durch den Ersten Schriftführer Herrn P. Ascherson persönlich überreicht. Auch an dem am 22. Februar 1890 gefeierten 100 jährigen Jubiläum XIX der Kgl. Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft in Königsberg be- teiligte sich der Verein durch Uebersendung einer Gratulations-Adresse. Hierauf berichtete der Kassenführer Herr A. Winkler über die Vermögenslage des Vereins. Die Revision der Rechnungen und der Kasse fand am 8. October 1890 durch die Herren K. Schumann und K. Scheppig statt. Die Bücher wurden als ordnungsmässig geführt und sowohl mit den Belägen als mit dem im vorgelegten Abschluss nachgewiesenen, baar vorgelegten Soll-Beständen übereinstimmend gefunden. Die Jahresrechnung für 1889 enthält folgende Positionen: A. Reservefonds. 1. Einnahme. a. Bestand von 1888 (s. Verhandl. 1889 S. XXIX) 2027 M 93 Pf. Br Zinsen von 1800. Ma 4. 1. un. a ey Summa 2099 M. 93 Pf. 2. Ausgabe keine. Berbleibt same zer Sur SRUNNTE 2 3520992M: I3-PE B. Laufende Verwaltung. 1. Einnahme. a. Bestand von 1888 (s. Verhandl. 1889 S. XXIX) 110 M. 69 Pf. b. Laufende Beiträge der Mitglieder. . . . ..95 , — „ e. Rückständig gewesene. . . a ARTE DSL ENG, d. Erlös für verkaufte Nerhandlunsen ran earran. 931126915 6097 e. Beihilfe vom Provinzial- Ausschuss der Provinz Brandenburg . . . warst. 2500: ir, ® schiedene kleinere Bananen Mar „nr 45 ,„ Summa 1688 m 74 Pf. 2. Ausgabe. ra Piruelsi@dstem isn os. ll Sram, =9.52,705 Me -ZSPf. Per ustische) Beailageniv. I7.9 ey) 2), ‚SEannl, 290] 21 752 @. Buchbinder-Arbeiten . . . EN I Da DR d. Porto, Verwaltungskosten ünd Ferechiedene Aus- Baben NS DESASTER DT ION f. Beihilfe zu brrahischen Reisen in nen Provinz”. 9:30.20 Summa 2370 M. 77 Pf. Einnahme 1688 „ 74 „ Mehrausgabe 682 M. 3 Pf. Der Vorsitzende teilte hierauf mit, dass zwei der bisherigen Vorstandsmitglieder eine etwa auf sie.fallende Wiederwahl abgelehnt haben, Herr E. Koehne wegen Ueberbürdung mit anderweitigen Ar- beiten, Herr A. Winkler in Anbetracht seines hohen Alters. . Derselbe B* X sprach beiden Herren den Dank des Vereins für die langjährigen, demselben geleisteten Dienste aus- und überreichte dem scheidenden Kassenführer die nachfolgende Adresse, nachdem er dieselbe verlesen hatte: „Hochgeehrter Herr Geheimer Rat! Der Botanische Verein der Provinz Brandenburg kann den Tag, an welchem Sie nach 20jähriger treuer und gewissenhafter Amts- führung die Verwaltung seines Vermögens niederlegen, nicht vorüber- sehen lassen, ohne Ihnen seinen tiefgefühlten herzlichen Dank abzu- statten. Mehr als ein halbes Menschenalter hindurch haben Sie die Anforderungen, welche eine weise Sparsamkeit und geregelte Finanz- verwaltung einerseits, andererseits die stets gesteigerten Ansprüche, welche eine immer reicher sich gestaltende wissenschaftliche Thätigkeit im Schosse unseres Vereins gestellt haben, mit sicherer Hand zu ver- mitteln gewusst. Trotz unserer recht bescheidenen Einnahmen, welche erst in der zweiten Hälfte Ihrer amtlichen Thätigkeit durch den Zu- schuss seitens der Provinz Brandenburg sich etwas sicherer gestalteten, haben Sie es nicht nur verstanden, umfangreiche und würdig ausgestattete Veröffentlichungen zu bestreiten, die Kosten für botanische Forschungs- reisen in einem erheblichen Teile des Vereinsgebietes aufzubringen, sondern noch eine nieht ganz unbeträchtliche Summe für zukünftige dringende Fälle zinsbar anzulegen. Besonders haben wir aber die Milde Ihres Charakters und die Freundlichkeit Ihrer Sitten zu rühmen, welche Ihnen alle Herzen gewonnen haben, so dass selbst bei Denen, deren Anforderung Sie ablehnen mussten, keine Bitterkeit zurück blieb. Wir haben, verehrtester Herr Geheimrat, an diesem Tage, an dem Ihre langjährige, verdienstvolle und segensreiche Thätigkeit als Beamter des Vereins ihren Abschluss findet, auch der Forscherthä- tigkeit zu gedenken, welche Sie auf dem Gebiete unserer Wissenschaft länger als ein halbes Jahrhundert hindurch erfolgreich entfaltet haben. Schon in früher Jugend, gleich Ihrem erst kürzlich geschiedenen unver- gesslichen Bruder, der Scientia amabilis zugewandt, haben Sie in Ihrer schlesischen Heimat, im herrlichen Rheinlande, am längsten jedoch in unserer Provinz und vorzugsweise in den Umgebungen unserer Hauptstadt die Kinder Florens an ihren verborgenen Heimstätten aufgesucht und nicht nur sich mit blossem Sammeln begnügt, sondern die liebliche Pflanzenwelt in ihren geheimnisvollen Lebensäusserungen belauscht. Namentlich war die Entwicklung der höheren Gewächse aus Keim und Samen seit vielen Jahrzehnten Gegenstand Ihrer sorg- fältigen Beobachtungen, Forschungen, deren Ergebnisse zum Teil auch unserer Vereins-Zeitschrift zur Zierde gereichen. Und neben diesen eigenen Forschungen haben Sie mit liebevoller Teilnahme die wissen- schaftlichen Bestrebungen Ihrer Fachgenossen unterstützt; Sie, der Xxl Genosse eines Wimmer, Wichura, Wirtgen und Buek, haben auch in Berlin mehr als einer Generation von systematischen und morphologischen Forschern hilfreich zur Seite gestanden, welehen Sie Ihr Material, Ihre ausgebreitete Formen- und Litteraturkenntnis uneigennützig zur Verfügung stellten. Besonders die Mitglieder unseres Vereins, denen Sie, damals vorübergehend wieder in Ihrer Heimat an- sässig, sich doch sofort bei seiner Gründung ansehlossen, konnten alle Vorzüge Ihres Geistes und Herzens in vollem Maasse würdigen. Möge es Ihnen vergönnt sein, diese segensreiche Thätigkeit in unserer Mitte noch viele Jahre in DENE Geistesfrische und körperlicher Rüstigkeit fortzusetzen.“ Die Vorstandswahlen ergaben folgende Resultate: Prof. Dr. P. Magnus, Vorsitzender. Prof. Dr. L. Wittmack, erster Stellvertreter. Prof. Dr. A. Garcke, zweiter Stellvertreter. Prof. Dr. P. Ascherson, erster Schriftführer. Realgymnasiallehrer R. Beyer, zweiter Schriftführer. M. Gürke, dritter Schriftführer und Bibliothekar. Provinzialsteueramts-Sekretär W. Retzdorff, Kassenführer. In den Ausschuss wurden gewählt die Herren: Prof. Dr. A. Engler, Dr. E. Koehne, Dr. K. Schumann, Prof. Dr. Schwendener, Prof. Dr. I. Urban, Geheimer Rat A. Winkler. Zum correspondirenden Mitgliede wurde gewählt: Herr Professor Dr. H. Conwentz, Direetor des Westpreus- sischen Provinzialmuseums in Danzig. Der Vorsitzende verlas darauf einen an ihn gerichteten Brief des Mitgliedes Ule in Tuberao in Brasilien, in welchem er sich zur Lieferung von hotanischem Material jeder Art erbietet. Herr H. Ross sprach unter Vorlegung entsprechenden Herbar- Materials über die in Sieilien vorkommende Helleborus-Art, welche allgemein als 7. Bocconi Ten. betrachtet wird, während Schiffner in seiner im XI. Bande in Englers botanischen Jahrbüchern S. 92—122 veröffentlichten Monographie dieselbe als eine neue Art, H. siculus, aufstellt. . Die von Schiffner angegebenen Unterscheidungsmerkmale, an und für sich schon sehr geringfügiger Natur, entsprechen durchaus nicht den thatsächlichen Verhältnissen und finden sich fast ausnahms- XXI los auch bei dem echten Z. Boeconi. Vielleicht hat Schiffner nur mangelhaftes und unvollkommenes Material zur Verfügung gehabt. Die sieilianische Pflanze ist ebenso spärlich (kaum wahrnehmbar) behaart wie die continentalen Exemplare. Die Blätter der ersteren sind durchaus nicht stets wesentlich kleiner als bei den letzteren, und das an der unteren Stengelhälfte oft vorhandene Laubblatt ist auch bei dem echten A. Bocconi oft langgestielt, was auch bereits von Tenore in seiner ausführlichen Beschreibung hervorgehoben wird. Auch in Bezug auf die Stengel und Blüten lassen sich durchgreifende Unterschiede nicht feststellen. HA. siculus Schiffner ist demnach als vollständig synonym mit H. Bocconi Ten. zu betrachten. Herr J. Winkelmann lest einige Pflanzen aus der Stettiner Flora vor und berichtet darüber Folgendes: 1. Eguisetum Telmateia Ehrh. ß serotinum A.Br. Von dieser Varietät liegen verschiedene Formen vor. a) f. microstachya Milde. Der sterile, normal entwickelte Spross trägt oben eine Aehre, die kaum 2 cm lang am 7. August bereits verwelkt war. Der Stengel ist dünn und verjüngt sich noch mehr nach oben. b) f. macrostachya Milde zeigt mannichfache Abweichungen. Der Stengel ist dicker und höher, überhaupt kräftiger als bei der vorigen Pflanze, auch nach oben weniger verdünnt, die Aeste sind länger, die ausgewachsene Aehre 5—7 cm lang. Bei einigen Pflanzen war diese Aehre an dem- selben Tage schon verwelkt, hat unter sich zwei grosse Scheiden; bei andern sind die Aeste kurz, scheinbar jung, 23 cm lang, die Aehre steckt noch in der obersten Scheide, ist also noch nicht entwickelt, und unter ihr befinden sich noch 3 andere weite glockenartige Scheiden. Diese Form ist also zu derselben Zeit bald bereits verwelkt bald noch unentwickelt, was darauf hinzudeuten scheint, dass es nur Standorts- varietäten sind, die vom späten Frühjahr bis in den Sommer hinein zu finden sind. Sie stehen an mehreren Orten der Stettiner Umgegend, aber immer nur an quelligen Bergabhängen auf Thon und Lehm. Die zuletzt erwähnte Form würde zwischen der f. macrostachya Milde und der von Luerssen (Pteridophyten p. 680) aufgestellten f. intermedia stehen. Man könnte also eine ganze Reihe von Abweichungen der Form serotinum aufstellen, die alle durcheinander stehen, was um so mehr den obigen Ausspruch „Standortsvarietäten“ rechtfertigt. Herr K. Seehaus hat auch noch die f. poöystachya Milde unter obigen Formen gefunden. Auf der Frühjahrsversammlung in Freienwalde (vgl. S. VD wurde ein im April d. J. gesammeltes Exemplar vorgelegt, welches bei 10 em Höhe bereits ziemlich entwickelte Aeste, wie eine normale sterile Pflanze, und eine in der Entwicklung begriffene Aehre trug. XXUl. 2. Dianthus Carthusianorum L. Xarenarius L. In der Umgegend von Alt-Damm bei Stettin stehen an einer Stelle D. Carthusianorum, D. deltoi- des und arenarius, und es lag daher nahe, dass hier Bastarde vorkommen könnten. Es wurde aber nur eine Staude des obenerwähnten gefunden. Die Pflanze zeigt die Grösse und den Wuchs von D. arenarius, doch ist der Stengel dicker, die Blätter sind breiter und länger, die Blüten stehen zu 2 und 3 zusammen; dagegen ist der Kelch kürzer, die äusseren Kelchsehuppen breit-eiförmig wie bei D. arenarius, aber länger begrannt; die Blumenblätter rosa ohne hervortretenden Nagelfleck, etwas länger als die von D. Carthusianorum, aber kürzer als die von D. arenarius und auch kürzer gefranst als letztere. Kurz — man kann in allen Teilen die Bastardnatur der Pflanze erkennen, indem D. Carthusianorum der Vater, D. arenarius die Mutter ist. Die Griffel sind hervorragend.') 3. Veronica Teucrium L. An den etwa 10 m hohes Abhängen eines Chausseeausstiches bei Pommerensdorf (südlich von Stettin) hat sich, obwohl der Standort an sich ziemlich trocken ist, eine üppige Flora entwickelt, wohl weil von den am oberen Rande der Abhänge befindlichen Aeckern Abflüsse die Abhänge hinunter erfolgen. Beson- ders fällt die erwähnte Veronica durch ihren — bis 1 m hohen — mächtigen Wuchs auf. Während an kleineren Exemplaren die Blätter gekerbt-gesägt sind, sind sie an den grossen Pflanzen fast fiederteilig, die einzelnen Zipfel sind gesägt, aus den unteren Blattwinkeln kom- men beblätterte, blütenlose Seitentriebe, während die aus den oberen kommenden blattlos und ährentragend sind. Gesammelt im August 18%. 4. Von demselben Standort wurde eine merkwürdige Varietät von Veronica spicata L. vorgelegt. (Wenigstens hält der Vortragende sie dafür, es wurde auch keine andere Meinung geäussert.) Die Pflanze ist 20 cm hoch, etwas aufsteigend, die unteren 3 Blatipaare haben 2—5 cm lange Blattstiele, die Blätter sind 4 cm lang, elliptisch, flach- gekerbt, die Spitze abgerundet ohne Einschnitte, der Grund etwas keilförmig, so dass sie den Grundblättern der Haupiform gleichen. Dann folgt ein kleineres, etwas kürzer gestieltes Paar, 2 cm lang; die beiden folgenden erinnern schon an Hochblätter, sind fast sitzend 1) Die Litteratur über diesen zuerst aus Pommern bekannt gewordenen Bastard ist ‘vorzugsweise in unserer Zeitschrift veröffentlicht. Im II. Jahrgang 1860 (8. 205— 208) beschrieb G. Schweinfurth denselben zuerst nach von K. Lucas auf der Insel Wollin gesammelten Exemplaren und bildete ihn auf Taf. III Bab. Ein Jahr später (Jahrg. III. IV. 1861, 1862 S. 24—27) wies ihn W. Lasch für die Gegend um Driesen nach. Im X. Jahrg.‘ (1873) S. 104—108 lieferte K. Seehaus eine genaue Beschreibung nach Exemplaren vom Schrei bei Garz und zeigte, dass dieser Bastard bereits von Rostkovius und Schmidt in ihrer Flora Sedinensis (1824) S. 192 als D, plumarius aufgeführt worden ist. Endlich legte ich ihm 1876 (Jahrg. XVII Sitzber. S. 106) den binären Namen D, Lucae bei. P. Ascherson. XIV 1—1!/, em lang. Der Stengel trägt nur eine 4 cm lange Endähre, die in allen Teilen an V. spicata erinnert. Gesammelt im August 1890. 5. Linnaea borealis L. von dem einzigen bekannten Standorte un- weit des Glambeck-Sees mit Depazea Linnaeae (Ditm.) Fr. Gesammelt im August 1890. 6. Scirpus maritimus L. var. macrostachys Willd. von Kalkofen, Insel Wollin. Am Ufer des Vietziger Sees befindet sich eine Kreide- schlämmerei, und soweit die an dem Ufer stehenden Pflanzen von dem abfliessenden Schlamme getroffen werden, zeigen sie die verlängerten Aehren. Gesammelt im September 1890. 7. Scirpus maritimus L. von derselben Stelle mit Uromyces bineolatus (Desm.). Gesammelt im September 1890. Herr P. Magnus legte vor und besprach das vor kurzem erschie- nene Prachtwerk des Prof. Dr. H. Conwentz: Monographie der bal- tischen Bernsteinbäume, welches der Verfasser dem Vereine zum Geschenk gemacht hat. Herr L. Wittmack sprach Ueber kurz- und langährigen Majoran. Die bekannte Samenhandlung Ernst Benary, Erfurt, über- sandte mir am 23. September d. J. einige Majoranpflanzen von ganz verschiedenem Ansehen mit der Frage, ob beides. dieselbe Species sei. Die eine Sorte war bezeichnet als „Majoran aus französischem Samen“ und hatte die kugeligen oder kugelig-ovalen, 5—7, selten 8 mm langen Aehren, wie wir sie vom gewöhnlichen Majoran kennen, die eben erst im unteren Teile aufzublühen begannen; es war unzwei- felhaft Origanum Majorana L. Die zweite trug den Namen: „Majoran aus böhmischem Samen“ und zeigte sehr lange, prismatische Aehren bis zu 20 mm Länge, die in ihrer ‘unteren Hälfte z. T. schon reife Früchte enthielten, während in der oberen Hälfte sich noch weitere Blütehen entfalteten. Dabei hatte die ganze Pflanze ein graueres Aussehen als die erstere, ein Unterschied, der beim Trocknen freilich sich ganz verlor, so dass im Herbar der anfangs saftig grüne Majoran aus französischer Saat namentlich an den Aehren silbergrauer aussieht als der aus böhmischem Samen gezogene, der eine mehr aschgraue Farbe zeigt. Nur die Spitzen der Aehren sind auch silbergrau behaärt. Meine erste Vermutung war, dass das Ganze nur Altersunter- schiede seien, dass die böhmische Saat eine Sorte sei, die sich früh- zeitiger entwickele, also auch länger Zeit habe, immer noch mehr Deckblättchen an den Aehren auszubilden und somit immer längere Aehren zu erhalten. Der gemeine Majoran dagegen habe sich später entwickelt, wie er denn in manchen Jahren bei uns kaum zur Blüte, geschweige denn zur Fruchtreife gelangt. XXV Bezüglich des letzteren Punktes hatte Herr Reetor Wohlfarth in Weissensee bei Berlin die Güte mir nach dem Vortrage mitzuteilen, dass bei uns doch öfter Samen des Majorans reife, und dass er eher blühe als ich angenommen. Er schreibt mir am 12. October: „Betreffs der Samenzucht von Origanum Majorana bitte ich zu vergleichen Lenz gemeinnütz. Naturgesch. 3. Ausg. Bnd. 4. S. 39. Z.1-3 v. o. und S. 394: blüht Juli. — Kitt. Taschb. 3. Ausg. 5. 430: Man hat den filzigen Sommermajoran, bei uns ©, durch dich- teren Filzüberzug unterschieden, und den Wintermajoran (0. Majora- noides), welcher, weniger filzig, bei uns in nicht zu kalten Wintern mehrere Jahre ausdauert. — Homann FI. v. Pomm.: blüht bei uns im August und September. Den Samen können wir uns nicht ohne grosse Mühe erziehen, sondern müssen ihn uns aus Berlin kommen lassen. — Grmli. Exefl.: blüht Juli. — Peterm. Clav. anal.: blüht 7—8. — Alefeld. landw. Fl.: blüht Juni—August. Derselbe hat: 1) M. hortenisis Mönch Garten-Majoran und 2) M. cretica Tourn. Winter- Majoran a) M. cret. silvestris b) M. cret. hortorum (O. Majoranoides Willd.)“ Und am 19. October: „Ad vocem ©. Majorana gestatten Sie zu bemerken, wie der hiesige Kunst- und Handelsgärtner R. Hoffmann, Königs-Chaussee 28 in Gütergotz die Pflanze wiederholt als sich selbst aussäend beobachtet hat, und ferner, dass der Kunst- und Handelsgärtner W. Arendt in Salzwedel der Samenhandlung Neumann & Wachalsky, Neue Königstrasse 27 in Berlin, in diesem Jahre 3-4 Pfund selbstge- wonnenen Mairansamen offerirte.“ Auch Herr Lehrer D. Schultze, Pankow, sowie Herr Ritterguts- besitzer F. Paeske auf Conraden bei Reetz i. d. Neumark sagten mir, dass sie von ihrem Majoran reife Samen ernteten. Die Thatsache ist also nicht zu bezweifeln. Andererseits steht aber fest, dass die meisten Samenhändler, vor allem auch die grossen Erfurter und Quedlinburger Firmen, den Samen meistens aus dem Süden, besonders aus Frankreich beziehen. Im Jahre 1889 war aber die Ernte in Frankreich, wie Herr Benary mir schreibt, eine sehr ge- ringe, und da ihm damals ebenfalls von Böhmen Saat angeboten war, die ebenso aussah und ebenso aromatisch roch, so nahm er auch von dieser. { Was die Blütezeit anbetrifft, so giebt Ascherson in seiner Flora der Provinz Brandenburg S. 511: Juli —September an. Im Vaterlande und in Gewächshäusern ?L oder selbst b, bei uns im Freien ©, Langethal Landw. Pflanzenkunde II S. 269 sagt: „Sommergewächs, im August blühend.“ Garcke, Flora v. Deutschland 16. Aufl. 347 bemerkt: © u. %. Juli, August. — In Frank-Leunis Synopsis II heisst es: ou. # 7.8. — Endlich Metzger, s.Z. Garteninspector in Heidelberg, wo doch ein XXVl mildes Klima, freilich auch viel Regen, sagt in seiner Landw. Pflanzen- kunde I Heidelberg 1841 S. 466. bei ©. Majorana L.: „O. Majora- noides Willd. ist dieselbe Pflanze, wenn sie im Glashause oder auch an einem geschützten Ort im Garten überwintert wird. © 2%: Blüte: August, September; Reife: sehr selten bei uns.“ S. 467: „In Töpfen im Glashause oder auf einer warmen Rabatte überwin- tert man die Pflanzen, die man zu Samenträgern bestimmt hat, welche im Julius reife Samen geben. Man bezieht den Samen am besten aus südlichen Gegenden. Die Gärtner unterscheiden a) Sommermajoran und b) Winter- majoran (O. Majoranoides Aut... Beide gehören aber zu einer und derselben Pflanze, die in nördlichen Gegenden erfriert und für einjährig gehalten wird und in südlichen Ländern gleich dem gemeinen Thymian im Freien mehrere Jahre ausdauert. Wir haben den Winter-Majoran dahier schon mehrmals 2—3 Jahre im Freien durchgebracht.“ Aufmerksam gemacht durch die Bemerkungen Metzgers und Alefelds sowie durch das Citat in Benthams Bearbeitung der Labiaten in De Candolle Prodromus XII 196, wo Bentham als Synonym zu 0. Majorana L. O. majoranoides Willd. anführt, habe ich mir letztere Pflanze im Willdenow’schen Herbar angesehen. Freund Ascherson war mir hierbei, wie immer aufs bereitwilligste behülflich und wir fanden gar bald, dass die Willdenow’sche Art mit der langährigen Form des böhmischen Majoran übereinstimmt. Im Willdenow’schen Herbar liegen unter No. 10974 3 Bogen mit O.majoranoidesWilld., welche sämtlich in jugendlichem Stadium sehr stark behaart sind, von denen aber das am weitesten entwickelte doch schon verlängerte Aehren erkennen lässt. Auch im Herb. gen. fand sich diese Pflanze auf 3 Bogen vertreten. Auf dem einen, bez. Herb. Kunth, Bot. Garten 1806-12, sind 2 Exemplare aufgeklebt, von denen das rechts liegende die graue Behaarung und die langen Aehren unserer Pflanze besitzt, auf dem zweiten Bogen, bezeichnet Herb. Kunth hort. Paris Juli 1824, liegt ein Exemplar mit kurzen Aehren, aber grauer Be- haarung, der dritte Bogen, bezeichnet ex horto bot. Berol. 1854, enthält ein Exemplar, das noch im Beginn der Blüte steht, aber ganz grau ist und schon Andeutung zu langen Aehren zeigt. Willdenow selbst sagt übrigens bei ©. majoranoides gar nichts von langen Aehren, im Gegenteil, auf der Etikette steht (übersetzt): „Aehren rundlich, mehrere gehäuft, gestielt; Blätter elliptisch, stumpf, filzig. Stengel halbstrauchig.“ — In seinen Species pl. II p. 137 giebt er die Unterschiede zwischen ©. Majorana und O. majoranoides folgen- dermassen an: 15 Origanum Majorana. O. spieis subrotundis ternis compactis peduneulatis, foliis petio- latis elliptieis obtusis glabriusculis, radice annua W. XXVIU (Deutsch: :) Majoran-Dosten W. Habitat in Lusitania, Palaestina. © 16 Origanum Majoranoides W. O. spieis subrotundis pJuribus glomeratis peduneulatis, foliis pe- tiolatis, elliptieis obtusis tomentosis, caule suffruticoso W. (Deutsch :) Winter-Dosten W. Habitat?e mulon sp, >! b Er bemerkt dazu: Species a praecedente distinetissima; caule perenni, foliis ineanis, spieis in pedunculo communi pluribus glome- ratis. Habitus exacte praecedentis, sed O. Majorana est planta con- stanter annua, nec in olla educata et frigidario asservata perennat. O. syriacum differe videtur: foliis acutis, spieisque ternis longis. A Botanieis omnis aevi ob similitudinem cum Majorana confusa planta, hine synonyma diffieillime extricanda. O. Majorana clariss. Desfontaisnes in Africa boreali observatum ob signum % huc pertinere videtur. W. Willdenow befand sich aber offenbar in einem Irrtum, wenn er behauptete, dass O. Majorana auch in Töpfen und im Kalthause nicht überwintere. J. R. Th. Vogel erklärt denn auch in Linnaea XV p. 77. O. majeranoides Willd. für Synonym mit 0. Majorana als eine im Kalthause überwinterte Form. Er giebt aber bei ©. Majorana „läng- liehe“ Aehrehen an (oblongis), während die meisten Autoren von rund- lichen reden. D. Koch nennt sie oval, Ascherson rundlich oval, Linne selbst sagt: subrotundis, compactis. D. Koch erklärt mit Vogel Will- denows Art für eine 0. Majorana im Kalthause überwintert. In der ganzen Litteratur. finde ich trotz allen Nachsuchens wenig Angaben über das Vorkommen von langen Aehren beim Garten-Majoran. Nur in Loudon Encyelopädie des Gartenwesens, deutsch übersetzt Wei- mar 1323,24 S. 858 findet sich angegeben „Winter-Majoran“ O. heracleoti- cum L. eine (winter-) perennirende Pflanze aus Griechenland, 1640 in Eng- land eingeführt. Die Blätter gleichen denen von ©. Majorana, die Blüten sind lang ährenförmig, blüht vom Juli bis November. Bei ©. Majorana heisst es: eingeführt in England 1573, heimisch in Portugal, die Blüten bilden kleine feste Köpfchen, daher er auch (in England) knotiger Majoran genannt wird. Wahrscheinlich ist dies O. heracleoticum aber O. vulgare. Herr Benary übersandte mir auch seinen perennirenden Majoran, der sich als einfaches O. vulgare mit kurzen Aehren erwies. Linnes O0. heracleo- tcum wird im Prodromus gar nieht aufgeführt, es kommen dort nur O. heracleoticum Rehb. als Synonym von O. vulgare B prismaticum, OÖ heracleoticum Benth. als Synonym von ©. hirtum und O. heracleoticum Koch als Synonym von O. Orega vor. Linn& selbst beschreibt sein O. heracleoticum Spec. pl. Il. ed. p. 823: spieis longis, peduneulatis, aggre- gatis, bracteis longitudine calyceum. Habitus ©. sylvestris (er meint XXVvIN wahrscheinlich ©. vulgare, denn ein sylvestre führt er gar nicht auf) sed spicae digitales, Jaxe imbricatae etc. Da es eben vor ©. vulgare steht, wird es wohl mit. letzterem verwandt sein und nicht mit ©. Majorana. Leider sagt er nicht, ob der Kelch 5zähnig wie bei ©. vulgare, oder ganzrandig und gespalten wie bei ©. Majorana ist. Von ©. vulgare kennt man seit vielen Jahren eine langährige Form, das ist B prismaticum Gaud. (0. Heracleoticum Rehb. fl. germ. exc. 303 non Linne) O. Oreticum L., OÖ. macrostachyum Link Handb. O. megastachyum Lk. enum. hort. ber. O. latifolium Mill., von dem mehrere Exemplare im Kgl. Bot. Museum. Dort sah ich aber auch ©. vulgare y humile 5 virens und besonders = Smyrnaeum mit langen Aehren, ferner haben die Exemplare von O. vulgare L. im Herbar Schlagintweit No. 5124, 11506 und 12475 lange Aehren, desgl. die No. 13240: O. normale Don. B incanum. — In Südeuropa giebt es bekanntlich auch andere Arten Origanum mit langen Aehren. Im General-Herbar finden sich ferner von ©. Majorana Exemplare, die eine Andeutung zu langen Aehren zeigen. So ein Exemplar aus dem Herbar von Martens, aus Stuttgart, ein zweites aus dem Herbar Alex. Braun, aus Rheineck. Ebenso fand ich auf dem Nutzpflanzenstück im Kgl. Bot. Garten den Majoran mit etwas längeren Aehren, aber freilich noch weit ent- fernt von der böhmischen Sorte. Die Zahl der fertilen Deckblätter betrug nicht mehr als bei den rundlichen Aehren, nämlich in jeder Zeile etwa 5, während sie bei dem böhmischen Majoran auf 12 steigt. Die Deckblätter waren nur etwas weiter auseinander gerückt und da- her sahen die Aehrchen etwas länger aus. Endlich sei bemerkt, dass der langährige Majoran mindestens ebenso stark aromatisch riecht wie der kurzährige. Kann man nun, da alle wesentlichen Teile gleich sind, 0. majora- noides auch nicht als Species stehen lassen, so verdient es wenigstens als Varietät unterschieden zu werden und würde folgende Diagnose dieselbe charakterisiren: Origanum Majorana var. majoranoides (Willd. als Art) Wittm. foliis minoribus, obovatis, obtusis, basi cuneatis, in petiolum brevissimum attenuatis, cano-tomentosis. Spieculis ternis, vel pluribus, saepissime pedunculatis (magis quam in specie typica) elongatis (L5—20 mm longis) prismatieis, bracteis fertilibus ad 12 in quaqua serie, nec 4—5 ut in ©. Majorana, late, fere rhomboideo-ovatis, arete appressis et approximatis. Im Willdenow’schen Herbar liegt unter No. 10984 ein Bastard von Origanum mit der Bezeichnung „Planta hybrida, patre ©. Majorana, matre ©. vulgare; in Horto bot. Halensi orta“ in 2 Exemplaren. Das eine hat aufrechten Wuchs, die unteren Blätter sind gestielt, dreieckig eiförmig, stumpflich, die oberen etwas schmäler, etwas ausgerandet; das andere Exemplar ist reich verzweigt, die Blätter sind etwas spitzer, AXIX sonst ähnlich. Ich habe zwar nicht gewagt, die Blüten zu zerstören um die Kelche zu untersuchen, muss aber sagen, dass die Pflanze im Habitus ganz und gar dem ©. vulgare gleicht. Ebenso erwies sich der „perennirende Majoran“, den mir Herr Benary sandte, wie gesagt, einfach als O. vulgare, nur durch die Cultur buschiger. Sodann legte Herr L. Wittmack einen Aufsatz vor, den Prof. Batalin in Acta Horti Petropolitani Vol. X1 No. 6 (1890) p. 299—303 veröffentlicht hat und besprach den Inhalt. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes bringen wir denselben auch hier vollständig zum Abdruck. „Das Perenniren des Roggens. Von Prof. Dr. A. Batalin, St. Petersburg. Von vielen Verfassern ist die Meinung ausgesprochen, dass unser eultivirter Roggen seine Abstammung von Secale montanum Guss. mit seinen Varietäten (S. anatolicum Boiss., 8. dalmaticum Vis.) hat. A. De-Candolle!) äussert sich nicht entschieden in dieser Frage, aber ist geneigt anzunehmen, dass der Roggen eine selbständige Art ist, welche nur deswegen im wilden Zustande als vorkommend nicht an- erkannt ist, weil cultivirter Roggen leicht ausser den Culturen von selbst sich aussäet, wodurch er sich verbreitet und beinahe ganz ver- wildert erscheint, wie es z. B. in den Ländern der Oesterreichischen Monarchie beobachtet wurde. | Die einzigen wichtigen Unterschiede zwischen 8. cereale L. und S. montanum Guss. bestehen darin, dass die erstere Art immer ein- Jährig oder höchstens anderthalbjährig, während -S. montanum Guss. immer perennirend ist; die Rhachis der Aehre zerfällt bei der letzten Art nach der Fruchtreife, während dieselbe beim Roggen ganz bleibt. Alle übrigen Unterschiede sind unbedeutend, weil sie sehr veränderlich sind; so z. B. ist die Länge der Grannen nicht von Bedeutung, da dieselbe sehr von den äusseren Bedingungen abhängt und vielfach ab- ändert, wie das die Cultursorten des Roggens uns sehr deutlich zeigen; dieselbe Saaten entwickeln in verschiedenen Jahren längere oder kürzere Grannen, — welche Erscheinung den Landwirten sehr gut bekannt ist. Es ist sehr bemerkenswert, dass alle Culturvarietäten des Roggens von den verschiedenen Autoren nur als einjährige oder anderthalbjäh- rige Sorten angenommen werden, was vermuten lassen würde, dass die ursprüngliche wilde Art eine einjährige Pflanze sei. Es ist aber nicht nur den Landwirten, sondern auch den Botanikern bekannt, dass einige Roggenpflanzen, nach der Ernte, bisweilen aus der Stengelbasis einige Sprossen entwickeln, was auf eine schwache Neigung zum 1) L’origine des plantes cultivees, 1883, p. 297. AXX Perenniren hindeutet. Aber es ist keinem Botaniker, so wie auch keinem von den Landwirten im Auslande bekannt, dass in einigen Gouvernements des europäischen Russlands der Roggen von den Land- wirten als eine perennirende (mehrjährige) Pflanze betrachtet und wirklich als solehe eultivirt wird. Einige Angaben darüber waren schon längst in den russischen landwirtschaftlichen Zeitschriften publi- zirt, aber sie waren, als unwahrscheinliche, ausser Acht gelassen. Die ersten genaueren Angaben wurden von einem Gutsbesitzer im Gouvernement Stawropol, J. Th. Kaldurow, 1886 mitgeteilt, welcher entschieden sagt, dass dieselbe Saat von Roggen mehrere Male über- wintern und mehrere Ernten in einer Reihe von auf einander folgenden Jahren geben kann, wie auch jede andere perennirende Pflanze. Er überzeugte sich persönlich, indem er die Wurzeln ausgrub und nachweisen konnte, dass wirklich an jedem Wurzelstocke die Stengelreste von 2—3 vorhergehenden Jahren vorhanden waren. Dieser letzte Umstand schloss also jene verbreitete Erklärung aus, dass die zweite oder dritte Ernte auf dem Roggenfelde von den Pflanzen her- rührt, welche sich aus den zufällig abgefallenen Samen der vorher- gehenden Ernte entwickelt hatten, d. h. man erklärte diese zweite oder sogar dritte Ernte in der Weise, dass sie doch von den nur vor- jährigen, nämlich nur anderthalbjährigen Pflanzen herrühre. Man nennt im Südrussland solche Ernte eine aus der „padalieza,“ d. h. vom „Abfall“ herrührende. Durch diese Publication von J. Kaldurow veranlasst, bat Prof. P. A. Kostyczew seine Correspondenten in Südrussland ihm solchen perennirenden Roggen zuzuschicken. Er bekam eine Anzahl von Exemplaren und übergab mir gütigst einen Teil zur botanischen Unter- suchung. Die Exemplare stammten aus dem Gebiete der Donischen Kosaken. ! Nach der sorgfältigen Untersuchung der erhaltenen Pflanzen erwies sich folgendes: Jede Roggenpflanze ist stark bestockt, mit zahlreichen Schösslingen versehen. Auf jedem Exemplare sieht man die Stengel von zweierlei Alter, — die älteren — schon abgeschnittenen, von voriger Ernte, und die jüngeren — noch mit den Aehren, welche zum Herbste desselben Jahres, nach der erfolgten Ernte, sich ausge- bildet haben. Diese Stengel (Schösslinge) mit den reifenden Aehren ordneten sich vorwiegend auf dem äusseren Rande des Wurzelstockes, und eine genaue Betrachtung zeigte, dass diese Stengel wirklich und zweifellos die jüngeren Schösslinge von den früher abgeernteten Pflan- zen darstellen; die Zahl solcher secundärer Stengel schwankte von 10 bis 15 auf jedem Wurzelstocke, — und schon diese bedeutende Zahl von Schösslingen zeigt die Neigung der Roggenpflanze zu perenniren. Der geschickte Roggen war eine gemeine, im Gebiete der Doni- schen Kosaken schon seit uralten Zeiten cultivirte Sorte des Winter- AXXI roggens. Die Aussat war im vorhergehenden Jahre gemacht, die erste Ernte wurde im nächsten Sommer gesammelt und die abgeschnittenen Pflanzen iın Felde gelassen; da dieser Sommer reich an Regen war, so entwickelten sich die Sehösslinge sehr weit, so dass sie noch zum Ende desselben Sommers die neuen Aehren ausgetrieben hatten. Nach den Angaben der Landwirte bleiben die Schösslinge bei den gewöhn- liehen Bedingungen, d. h. in nicht sehr regnerischen Sommern, be- deutend kürzer und treiben die Aehren in demselben Sommer nicht zum zweitem Male, die Schösslinge bilden nur eine Anzahl von Blättern, überwintern, und erst im nächsten Jahre treiben sie Aehren. Die mir zugesandten Pflanzen standen dem $. anatolıcum Boiss. sehr nahe. (Diagnoses plantarum orientalium novarum, Ser. I, 1844, No. 5, p. 76); diese Art betrachtete Boissier in seiner „Flora orien- talis“ (Bd. V, 1884, p. 670) später selbst bloss als Varietät von 8. montanum Guss. Gleich dem, was Boissier auch für 8. anatolicum als charakteristisch bezeichnet, waren bei den donischen Pflanzen die Grannen der inneren Spelzen (aristae palearum) zweimal oder sogar noch länger, als die Spelzen selbst; beide Spelzen und beide Grannen waren gleich lang; die äusseren Spelzen (glumae) sind zugespitzt, was auch dem 9. anatolicum zugeschrieben ist (glumis acutis); der obere Teil des Stengels, unter der Aehre, war bei einigen Exemplaren stark behaart, bei den anderen beinahe ganz kahl. Die Länge der Aehre schwankte zwischen 6 und 8 Centim., aber sie waren lange nicht ganz entwickelt, und deswegen würden sie wahrscheinlich noch etwas länger geworden sein. Dem 5. dalmaticum Visiani (Flora dalmatica, 1842, vol. I, p. 97) stehen unsere Pflanzen auch nahe, weil hier auch die äusseren Spelzen (glumae) zugespitzt sind, der Stengel aber ist oben kahl und nicht behaart. Im Herbarium h. b. petropolitani giebt es aber nur ein Exemplar von dieser Art, gesammelt von Pichler {No. 1489) bei „arx St. Johannis supra Cattaro, locus classieus,“ mit welchem ich meine Pflanzen vergleichen konnte. Das oben Mitgeteilte erlaube ich mir als einen Beweis zu be- trachten, dass der Roggen unter günstigen äusseren Bedingungen wirk- lich als eine perennirende Pflanze leben kann. Das kann aber als Beweis dafür dienen, dass die wilde Stammart unseres eultivirten Roggens eine perennirende Pflanze ist. Die nächst verwandte peren- nirende Art, welche wirklich im wilden Zustande vorkommt, ist $. montanum Guss. mit seinen oben erwähnten Varietäten; einjährige, unserem Roggen nahe stehende wilde Secale-Arten sind unbekannt In Folge dessen kann ich das Perenniren des cultivirten Roggens für einen Umstand betrachten, der für die Abstammung des Roggens von S. montanum Guss. spricht. Es bleibt in der Wirklichkeit nur ein Merkmal übrig, durch welches sich 8. montanum Guss. von $. XXX cereale L. unterscheidet — das Zerfallen der Aehre nach der Reife bei der ersteren Art. Wenn wir aber daran erinnern, dass Darwin zeigte, dass bei den Culturpflanzen immer diejenigen Merkmale und in der Richtung sich verändert haben, welche für die Cultur nötig sind, d. h. dem Wunsche resp. dem Bedürfnisse des Menschen entsprechen, so ist es leicht ersichtlich, dass diesem Unterschiede kein besonderer Wert zugeschrieben werden kann.. Dieser Unterschied (das Nichtzer- fallen der reifen Aehre) ist ein in der Zeit der Gultur erworbenes Merkmal, weil er den Zwecken der Cultur entspricht. In Folge der wichtigen Untersuchungen von Vesque und Radl- kofer und der Reihe ihrer Nachfolger ist die Thatsache bekannt ge- worden, dass anatomische (histologische) Merkmale in gewissen Fällen zu den Zwecken der Systematik mit Erfolg verwendet werden können. Besonders aus den Untersuchungen des ersteren Forschers!) geht hervor, dass die kleinen, scheinbar unwichtigen Merkmale, welche aber im Gegenteil grosse Beständigkeit zeigen, besonders geeignet sind, um die Verwandtschaft der Formen zu beurteilen. Von diesem Standpunkte sind bis jetzt die Culturpflanzen und ihre mutmasslichen wilden Stammarten anatomisch noch nieht unter- sucht, und ich glaube, dass in einigen zweifelhaften Fällen derartige Untersuchungen, wenn nicht entschieden leitende Angaben, so doch einige Anhaltspunkte geben können, um über die Abstammung einiger Culturpflanzen sicherere Vorstellungen zu ziehen.“ Herr Wittmack knüpfte hieran folgende Bemerkungen: Als Stamm- pflanze des gemeinen Roggens, $. cereale, wird jetzt wohl von fast allen Botanikern der Bergroggen, 9. montanum Guss. und dessen Varietäten, anatolicum und dalmaticum angesehen. Der erste, der dieses vermutungsweise aussprach, ist P. Ascherson, welcher in seiner Flora der Provinz Brandenburg 1864 S. 841 beim Roggen, den er Triticum cereale (L.) Aschers. nennt, sagt: „Das sieilische Secale montanum Guss. scheint nur durch das Ausdauern verschieden; sollte es die Stammpflanze des Roggens sein?“ E. Regel führt 1869 schon ganz bestimmt S. anatolicum nur als Form von $. cereale auf. Er schreibt in Enumeratio plantarum in regionibus cis- et transiliensibus a Cl. Semenovio anno 1857 colleetarum, auctoribus E. Regel et F. ab Herder (IV) Mosquae 1869 (ex Bull. del. Soe. Imp. d. Naturalistes de Moscou 1868) p. 153 No. 1148 Secale cereale L. L. spec. 124. Knth. enum. 1. p. 449. a. typicum; caule ad apicem glaberrimo. Turkestan (Sewerzow). ß. anatolicum Rgl.; caule apice pubescente. S. anatolieum Boiss. diagn V 76. Griseb. in Ledeb. fl. ross. IV 334. !) J. Vesque „L’espece vegetale, consideree au point de vue de l’anatomie 1 ” 1) © 3 ceompar6e.“ Annales des sciences natur. Botanique. 1882, t. XIII, p. 5-46. pP ’ 1 XXXUI Friedr. Körnicke stellte auf der Weltausstellung in Wien 1873 als mutmasslich wilde Stammformen unseres Roggens S. montanum Guss. und 8. anatolieum Boiss. aus. (Systematische Uebersicht der Cerealien und monocarpischen Leguminosen aus d. ökonomisch-bot. Garten der Akademie Poppelsdorf bei Bonn, augestellt in Wien 1873, Bonn 1873.) Im Jahre 1881 giebt Regel in Deseriptiones Plantarum novarum et minus cognitarum Fasc. VIII Petropoli 1881 p. 39 eine nähere Dar- stellung. Er führt an: 1. Secale cereale L. & typicum (Rgl. enum. pl. Semenov n. 1148). Im westlichen Turkestan gebaut und fast wild (subspontaneum) [Kuschakewiez, Sewerzow. O. Fedtschenko]. ß. anatolicum Rgl. 1. ©. — 5. anatolicum Boiss. efr. Ledeb. fl. ross. IV p. 334, caule apice pubescente a specie typica diversum. Bei Chodschent (Sewerzow), auf bebauten und unbebauten Feldern bei Taschkent (Krause), bei Pendschikent und Obburden im Thale des _ Flusses Sarawschan in der Kirghisensteppe (Ledebour) in den Steppen (desertis) der Dschungarei am Flusse Koksu (Schrenk). „Wir theilen“, schreibt Regel, „die Ansicht derer, welche diese letztere Form für die wilde Stammart des Roggens halten. Auch die ächte Form mit bis zur Spitze kahlem Stengel (also unser 8. cereale L.W.) wächst im Turkestan wild, theils in ganz unkultivirten Steppen, theils auch auf Kulturland, wo aber der Roggen nicht kultivirt wird. Ueberhaupt scheint der Roggen in Turkestan jetzt nicht kultivirt zu werden.“ y. triflorum; Aehren dreiblütig, obere Blüte männlich. Gebaut in Chiwa (Korolkow und Krause). Körnicke spricht dann 1885 in Körnieke und Werner, Handbuch des Getreidebaues I. p. 124 es entschieden aus: „Die wilde Stammform des Roggens ist Secale montanum Guss... . ... Dasselbe unterscheidet sich von 8. cereale im wesentlichen nur durch die Zerbrechlichkeit der Spindel, durch die kleinen eingeschlossenen Früchte (die nach A. Regel aber bei einer Form in Centralasien auch grossfrüchtig sein sollen) und durch die lange Lebensdauer, indem es viele Jahre hintereinander fruchtet. An diese Eigentümlichkeit der Urform erinnert aber noch unser Roggen, indem er wieder ausschlägt, wenn die Stoppeln längere Zeit auf dem Felde stehen. Weizen und Gerste thun dies nicht.“ Er giebt noch an, dass nach A. Regel!) in Schugnan und Tasch- !) Körnicke citirt die Stelle nicht näher. Ich fand sie, nachdem ich vergeblich alle Reiseberichte Dr. Albert Regels durchgelesen, endlich in dessen Aufsatz: Die ein- heimischen und angebauten Kulturpflanzen des oberen Amudaria in Regels Garten- flora 1884 S. 75, wo sie folgendermassen lautet: Eine bemerkenswerte Getreideart Schugnans ist der als Viehfutter benutzte wilde Roggen. Die grosskörnige Form des wilden Roggens ist in Taschkent häufig. Die Wiesen derMittelgebirge und humus- Verhandl, des Bot. Vereins für Brandenb, XXXI. Ü AXXIV kent an passenden Stellen die Wiesen so dicht mit 8. montanum bestanden sind, als ob es gesäet wäre. Es wird dort als Viehfutter benutzt. Von dort aus verbreitete sich nach Körnicke wahrscheinlich der Roggen längs der Nordküste des schwarzen Meeres und dann weiter nach Norden und Süden. E. Hackel in Engler et Prantl, Natürl. Pflanzenfamilien II Th. 2. Abt. S. 80 folgt im wesentlichen, wie er selbst angiebt, Körnicke und bemerkt, dass die Stammart, S. montanum, auf den Gebirgen von Spanien und Marokko, durch Sieilien, Dalmatien, Serbien, Griechenland, Kleinasien, Armenien, Kurdistan bis Centralasien vorkomme. Die Merkmale des Ausdauerns und der Brüchigkeit der Spindel habe sie durch die Cultur verloren. Es bliebe nun noch übrig, durch Culturversuche festzustellen, einerseits ob 9. montanum sich in 1 oder 1!/,jährigen Roggen über- führen lässt, andererseits ob unser 8. cereale wieder auch bei uns zu einer perennirenden Varietät, vielleicht gar mit zerbrechlicher Spindel sich umformen lässt. reichen Ebenen sind so üppig und rein mit wildem Roggen bestanden, dass man sich mitten in einem sorgfältig bestellten Lande wähnt, während diese natürlichen Schätze nur als Heu in Verwendung kommen. — Eine reichtragende wilde Gerstenform ist nur am Sarafschan und da und dort im ostbucharischen Gebiete aufgefunden worden ; eine hier auf Sandstein wachsende Art bedarf noch der Untersuchung. In Gartenfiora 1885 S. 269 bei der Beschreibung der Reise von Samarkand bis Baldschuan sagt A. Regel: „Wilder Roggen wächst hier viel, doch wird er nicht benutzt“. Wir dürfen die Notiz in Flora oder Bot. Zeitg. 1869 S. 93 nun wohl auch als wohl begründet ansehen, wenn es dort heisst: „In der Nähe des Flüsschens Katurgan, sowie am Boroldai und Bugai in Türkistan will Ssaewerzof neben wild- wachsendem Wein auch wildwachsenden Roggen gefunden haben. Der Wuchs dieser Getreidepflanze war ein üppiger, ihre Aehren vollwiegend, sie blüht hier Anfangs Mai (alten Styls) und reift im Juni — r.“ Alph. de Candolle eitirt in Origine des plantes cultivees p. 298 noch eine Angabe von Ross in Flora 1850 p. 520. Dies Citat ist nicht ganz richtig, da die fragliche, einem Werke des verdienstvollen archaeologischen Reisenden entnommene Notiz vielmehr in der Botanischen Zeitung von v. Mohl und v. Schlechtendal VIII (1850) S. 520 abgedruckt ist. Sie lautet: „Prof. Ludwig Ross erzählt in seinem im Jahre 1850 zu Halle erschienenen Werke: Kleinasien und Deutschland u. s. w. 8. 41, indem er über seine Reise von Antiphellos nach dem alten Hafen Phoenikus (Kala- maki, Isthmus von Korinth) berichtet: „nach drei Stunden auf einer Höhe, die wir auf mehr als 3000° schätzten, rasteten wir ein wenig, um die Pferde weiden zu lassen, in einem kleinen Bergkessel, wo ich zuerst wilden Roggen fand, dem ich nachmals auf den Bergen von Lycien und Karien oft begegnet bin, immer findet er sich semischt mit der blauen Kornblume, die seit seinem Geburtslande seine unzertrenn- liche Begleiterin zu sein scheint.“ XAXV Herr F. Pax legte hierauf die von Herrn Bergverwalter a. D. G. Schneider in Cunnersdorf bei Hirschberg modellirte Reliefkarte des Riesengebirges vor. Dieselbe ist im Massstab von 1:25000 aus- geführt und zeigt einen Höhenmassstab von 1: 16666,7. Die Ausführung lässt grosse Sorgfalt erkennen und auf eine eingehende Ortskenntnis des gesamten Gebirges schliessen. Botanisches Interesse gewährt die Karte durch die zur Darstellung gebrachte Unterscheidung der einzel- nen Vegetationszonen. Man erkennt deutlich, wie bis zu einer Höhe von etwa 1200 m Fichtenwald, nur untergeordnet Bestände von Ulmus montana, Fagus u. S. w. und Vorgebirgswiesen mit einander abwechseln, wie ein geschlossener Knieholzgürtel oberhalb der Waldgrenze das Gebirge umsäumt, während die alpinen Matten und die baum- und strauchfreien Felspartien und Geröllhalden durch ein entsprechendes Colorit sich abheben. Hieran knüpfte der Vortragende Bemerkungen über die Höhen- grenzen einiger Holzgewächse und die Vegetationszonen im Riesen- gebirge. Namentlich wies er darauf hin, dass oberhalb des Fichten- waldes, aber noch unterhalb der Knieholzregion fast allenthalben eine sehr charakteristische Formation strauchiger Laubhölzer sich einstellt, welche eine schmale Zone bildend Fichtenwald und Knieholzgürtel trennt. Die vier charakteristischen Laubhölzer dieser Formation sind: Salix silesiaca Willd., Pirus Aucuparia (L.) Gärtn. var. alpestris Wimm. et Grab., Betula pubescens Ehrh. var. carpathica Willd., und Prunus Padus L. var. petraes (Tausch). Herr P. Hennings sprach unter Vorlage frischer Exemplare über zwei exotische Pilze des Berliner Palmenhauses: Im August d. J. beobachtete ich an einem Holzstücke, woran eine epi- phytische Aracee, Pothos aurea hort., eultivirt wird, eine grosse, schöne Tremella-Art, fast vom Aussehen und Grösse einer gefüllten weissen Azaleenblüte.. Dieselbe wurde sorgfältig mit Stiel abgeschnitten und es entstanden an der gleichen Stelle im Laufe des Septembers und Oc- tobers mehrmals kleinere und grössere Exemplare dieses Pilzes. Aus dem dunkelgelben, kurzen, etwa 5 mm dicken Stiel entwickeln sich die gabelspaltig geteilten, bis 10 em langen, teils flach ausge- breiteten fächerförmigen, teils umgerollten Lappen, welche am Rande gebuchtet, oft wiederholt gabelförmig geteilt sind. Dieselben sind von trockener, gelatinöser Beschaffenheit, auf der Oberfläche schwach quer- runzelig, milchweiss, fast durchscheinend. Nach Winters Pilzflora und nach Fries’ Hymenomyeetes euro- paei war die Art nicht bestimmbar und gab Saccardo Sylloge Vol. VIII nur ungenügenden Ausweis, Herr Abbe J. Bresadola in Trient, dem ich ein kleineres Ex- emplar zusandte, riet mir die Art mit Tremella fuciformis Berkel. zu ver- Ü AAXVI gleichen. Letztere wird von Berkeley in Hook. Journ. 1856, p. 277 Dee. of Fungi No. 614 nachstehend beschrieben: „Alba, caespitosa, 2,5 em et ultra alta, repetite lobata vel furcata cum lobis, ultimis exceptis, flabelliformi-dilatata.“ In einer Anmerkung fügt der Autor hinzu: „Ohondrum cerispum aemulat.“ Diese kurze, knappe Beschreibung stimmt, und macht der Pilz allerdings den Eindruck eines ausgebliche- nen Exemplars erwähnter Alge. Nach Saccardos Sylloge Vol. VI p. 782 ist der Pilz aus Brasi- lien, Cuba, Central-America und aus Ceylon bekannt, wo er an kranken Stämmen wächst. — Ausserdem wurde 7. fuciformis von J. Braun in Kamerun gesammelt, in Alkohol dem Botanischen Museum mitgeteilt und von J. Bresadola bestimmt. — Letzteres Exemplar ist sehr klein und unvollständig. Es ist nun nicht unmöglich, dass das Holzstück, woran die Ara- cee eultivirt wird und worauf sich die T’remella entwickelt hat, aus Kamerun importirt worden ist. Auf verschiedenen Holzstücken aus Kamerun, woran epiphytische Orchideen und Farne eultivirt werden, haben sich in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens exotische Pilze gezeigt, so: Xylaria arbuscula Sacc., Sphaeroderma camarunense Rehm n. sp., sowie neuerdings ein Calocera ähnlicher Pilz. An einem abgestorbenen /andanus-Stamme fand ich im August d. J. einen Olavaria ähnlichen Pilz, von gelbbrauner Färbung mit sraufilzigem Stiel, welchen ich für eine Öalocera-Art ansah. Nach der mir zur Verfügung stehenden Litteratur war derselbe jedoch nicht zu bestimmen. Herr Abbe J. Bresadola, dem ich einzelne Exemplare übersendete, erkannte darin G@uepina fissa Berkel., die nach Saccardo Sylloge Fun- sorum Vol. VI p. 811 auf abgestorbenem Holz in Siam, Malakka, Borneo, Ceylon, Singapore, N.-Seeland, Guyana, Brasilien und Cuba verbreitet ist. Auch die zweite, auf Kamerun-Holz entstandene Art, wurde bei späterer Uebersendung vom Herrn Bresadola als Guepina ramosa Curr., die aus Ost-Indien bekannt ist, festgestellt. Unter den von mir während der letzten Jahre in den Gewächshäusern des Berliner botanischen Gartens aufgefundenen reichlich 200 Pilzarten, finden sich 20 neue, welche teils von den Herrn Abbe J. Bresadola und Dr. Rehm, teils von mir selbst aufgestellt und beschrieben worden sind. Es darf angenommen werden, dass von diesen der grösste Teil aus den Tropen stammt und das Mycel oder die Sporen derselben mit lebenden Pflanzen importirt worden sind. Herr P. Ascherson legte zuerst sogenannte springende Boh- nen aus Mexico vor, welche er, wie schon im vorigen Winter (vgl. Sitzber. Ges. naturf. Freunde Berlin 1889 S. 187, 185) neuerdings von unserem hoehverdienten Mitgliede, Herrn Fr. Buchenau in Bremen XXXVU zum Geschenk erhalten hatte. Die eigentümlichen, durch. die einge- schlossene Larve eines zu den Wicklern (Tortriciden) gehörigen Klein- schmetterlings, Carpocapsa saltitans Westw. hervorgerufenen Bewegun- gen, welche zu dieser Benennung Anlass gaben, gingen lebhaft von Statten. Herr Buchenau hat in den Abhandlungen des Naturwissen- schaftl. Vereins zu Bremen, Bd. II (1873), S. 373—377 Näheres über diese äusserst frappirende Erscheinung mitgeteilt und in einem dem- nächst (a. a. ©. Bd. Xil) zum Abdruck gelangenden Aufsatze, in welchen Vortr. durch die Güte des Verf. Einsicht nehmen durfte, die Abstammung der springenden Bohnen von Sebastiania? Pavoniana Müll. Arg., einer strauchartigen Euphorbiacee, nachgewiesen. Vortr. hat diesem Aufsatze einige Bemerkungen über die wenigen aus Europa und Nordamerika bekannten ähnlichen Fälle (springende Tamarisken- früchte und springende Eichen-Gallen) beigefügt. Ferner legte derselbe einen „Alraun“ vor, wie sie in Syrien noch heutzutage angefertigt werden. Das vorgelegte Exemplar wurde durch den seit einer Reihe von Jahren in den Diensten des Prof. Schwein- furth stehenden Syrier Tanüs im Frühjahr 1889 zu Port Said von einem Landsmanne käuflich erworben. Es stellt eine Wurzel von Mandragora (jedenfalls von der in Syrien allein vorkommenden M. ofieinarum L. — M. vernalis Bertoloni) dar, deren natürliche Win- dungen und Unebenheiten geschickt zur Herstellung einer grotesken menschlichen Gestalt benutzt worden sind. Eine künstliche Nachhülfe hat nur stattgefunden, um einige kleinere Körperteile, wie Augen, Hände und Füsse deutlich hervortreten zu lassen. Diese Manipulation ist, wie die durch Herrn G. Volkens vorgenommene Untersuchung ergeben hat, mittels mehr oder weniger quer auf die Längsachse der Wurzel gerichtete Einschnitte bewirkt, auf denen man die durch- schnittenen Gefässbündel ohne Schwierigkeit erkennen kann. Dass dieser Eingriff an der frisch aus der Erde genommenen noch lebenden Wurzel vorgenommen ist, geht daraus hervor, dass die Schnittflächen oberflächlich verkorkt sind, obwohl es zur Bildung von eigentlichem Wundkork nicht mehr gekommen ist. .Da das Gewebe strotzend mit Stärke gefüllt ist, folgt daraus, dass die Herrichtung der Wurzel nicht in die Vegetations- sondern in die Ruhezeit fiel, also vermutlich in den Hochsommer. Durch diesen Befund widerlegt sich die auch übri- sens sehr unwahrscheinliche Vermutung, welche Herr Dr. O0. Jaekel in der Sitzung der Gesellschaft Naturforschender Freunde hierselbst am 15. Juli 1890 bei Gelegenheit der Vorlage ähnlicher, aber weit grösserer aus Brussa in Kleinasien stammender Objecte, durch Herrn Professor Dr. W. Zülzer äusserte. Derselbe „suchte eine ansprechende Erklärung durch die Annahme zu geben, dass man die Wurzeln in eine vorher zubereitete Form hineinwachsen lasse.“ (Sitzber. S. 143.) XXXVU Auch unser Ehren-Mitglied Herr Geheimrat Ferd. Cohn hat kürzlich in Constantinopel auf dem Mizre-Tscharchusi - Bazar einen Alraun (türk. Adam-tschotschi) erstanden. Herr P. Ascherson legte sodann die kürzlich vollständig er- schienene!) Monographia Juncacearum unseres hochverdienten Mitglie- des F. Buchenau vor, in welchem die langjährigen Forschungen des- selben über diese allgemein verbreitete, in morphologischer Bezie- hung so interessante und der systematischen Behandlung durch ihren Formenreichtum so grosse Schwierigkeiten bietende Familie in wür- digster Weise ihren Abschluss gefunden haben. In diesem Werke wird u. a auch in Uebereinstimmung mit der neuerdings vom Vortr. wiederholt (zuletzt Abh. Bot. Ver. Brandenb.XXXI1l 1890 S. 169) geäusserten Ansicht Juncus tenuis Willd. als Wanderpflanze bezeichnet, und zwar vermutet der Verf. (a. a.0.S. 196), dass diese Art bei grösseren Erdarbeiten durch „wandernde Arbeiterscharen“ verbreitet werde. Dem Vortr. scheint diese Vermutung etwas zu eng gefasst, da die Verschleppung ebenso gut, wie am deutlichsten das Beispiel des Züricher Bahnhofs zeigt, durch andere Zweige des gesamten gewerblichen und Handels-Verkehrs erfolgen kann. Besonderen Anlass zur Erörterung dieser Frage gab die Auffindung dieser Art in der Nähe Berlins, welche an zwei weit von einander entlegenen Stellen fast gleichzeitig im Hochsommer d. J. erfolgt ist, welche Vortr. beide unter Führung der Entdecker kennen gelernt hat. An dem einen dieser Fundorte, dem Ufer des Teltower Sees inner- halb der Villencolonie Seehof, wurde die Pflanze von einer für unsere einheimische Flora lebhaft interessirten Dame, der verwitweten Frau Stadtgerichtsrat Wiegner, gesammelt und im Hause ihres Bruders, unseres um die Flora und Fauna Westindiens durch eigene Forschung und srossmütige Förderung so hochverdienten Ehrenmitgliedes, Herrn Con- sul L. Krug, von unserm Mitgliede Herrn I. Urban, der, obwohl seit Jahren der Erforschung fremder Floren und exotischer Pflanzen- familien zugewandt, doch nicht aufgehört hat auch der einheimischen Vegetation sein Interesse zuzuwenden, als der für die Berliner Flora neue J. tenuis erkannt. Herr Urban war während seiner durch eine Reihe: von Jahren fortgesetzten floristischen Wanderungen in der Um- gebung von Gross-Lichterfelde?) zufällig an die fragliche Stelle nicht gelangt, und so ist es nicht unmöglich, dass sich die Pflanze dort schon seit etwa 15 Jahren erhalten hat, ohne sich weiter auszubreiten. Sie wächst auf einem schmalen, grasigen Fusspfade, der sich zwischen den Villen und dem See hinzieht, nur längs eines einzigen Grund- 1) Englers Botan. Jahrbücher Bd. XII (1890) S. 1—495. 2) Vgl. I. Urban, Flora von Gross-Liehterfelde. Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXII (1880) S. 26- 57. AXXIX stücks, auf eine Erstreekung von wenigen Schritten; wo der Fusspfad auf der Landseite von unverändertem Wiesenterrain begrenzt wird, findet sie sich nicht, so dass es im höchsten Grade wahrscheinlich ist, dass sie beim Bau dieser einen Villa eingeschleppt wurde. Grösseres Interesse bieten die Verhältnisse der zweiten Oertlich- keit, an welcher J. tenuess von Herrn Ragnar Norman, einem Jungen Schweden, der wie sein Vater, unser Mitglied Herr Albert N. und sein Bruder Hjalmar mit Eifer in den Umgebungen Berlins herborisirt, gefunden wurde. Dieselbe liegt zur Seite des Durchhaus im westlichen Teile der Jungfernheide (jenseit der Möckernitz), in welchen das Hauptrohr, das die Verbindung zwischen den städtischen Wasser- werken bei Tegel und der Station in Charlottenburg bildet, verlegt ist. An der betreffenden, südlich vom Schiffahrts-Canal gelegenen Stelle ist östlich von diesem Gestell ein Ausstich ausgehoben, dem die Erde für den Damm entnommen wurde. In diesem Ausstich hat sich die ursprüngliche Vegetation, bestehend aus Calluna und anderen ge- wöhnlichen Pflanzen trockner und etwas feuchter Nadelwälder (an einer unfern gelegenen Stelle hat sich das auf feuchten Wiesenrändern am Südrande und in der Jungfernheide hier und da vorkommende Onidium venosum (Hofim.) Koch angesiedelt) wieder hergestellt; da- zwischen findet sich Juncus tenuis ziemlich reichlich auf einer Strecke von etwa einem halben Kilometer, bis nahe an den Canal heran, und zwar in Riesenexemplaren (die durchschnittlich 65 em mes- senden Exemplare übertreffen das von Buchenau (a. a. 0. S. 19) angegebene Maximum von 30 cm um mehr als das Doppelte) mit sehr ausgespreiztem Blütenstande und weit von einander entfernten Blüten, insofern zu der von Fiek (Jahresber der Schles. Ges. für vaterl. Cultur 1889 S. 166) aufgestellten Varietät /awiflorus zu stellen, welche Buchenau (a. a. ©. S. 195) indes mit Recht zu den „formae diversae“ d. h. unerbeblichen Abänderungen rechnet. Die Exemplare aus der Jungfernheide zeichnen sich ausserdem durch einen bräunlichen Anflug der im Grundton aber immerhin noch gelblichgrünen Kapseln und durch an der frischen Pflanze lebhaft rosenrote Färbung der Blattscheiden aus, die Vortr. indes auch an anderen sonst typischen Exemplaren seines Herbars, z. B. von Hamburg, andeutungsweise vorfand. Diese Färbung ist wohl dem in diesem Spätsommer sehr trockenen Fundorte zuzu- schreiben. Mit diesem Juncus, und offenbar gleichzeitig mit ihm ein- geschleppt , finden sich an einer viel beschränkteren Stelle Teuersum Scorodonia L. ziemlich reichlich und Aypericum pulchrum L. spärlich. Nach der durch gütige Vermittelung des auch für die Naturgeschichte der Provinz so lebhaft interessirten Directors des Märkischen Provinzial- Museums der Stadt Berlin, Stadtrat E. Friedel, freundlichst erteilten Auskunft des Ober-Ingenieurs der Tegeler Werke, des Herrn G. Oesten, sind die grossen eisernen Röhren, welche die Leitung bilden, teils im XL Jahre 1875, teils 1885 verlegt; erstere wurden aus Bayenthal bei Köln a. R., letztere aus Charlottenburg(Freund’sche Eisengiesserei) bezogen. Nach einer später erhaltenen Mitteilung des Herrn Inspector Klix auf den Tegeler Werken sind auch Röhren aus Mühlheim a. Ruhr zur Verwendung gekommen. Das Vorkommen der beiden letztgenannten Arten , zweier im nordwestlichen Deutschland weit verbreiteter Wald- pflanzen, hatte den Vortr. schon vor dem Eingange dieser Nachrichten auf die Vermutung gebracht, dass alle drei mit den Röhren aus einem Bezugsorte in Rheinland-Westfalen eingeschleppt seien. Herr Oesten teilte diese Vermutungen allerdings nicht, weil die Röhren ohne Ver- packung an Ort uud Stelle geliefert seien, und war eher geneigt, die Einschleppung der fraglichen Pflanzen dem Grassamen zuzuschreiben, womit 1885 nach der Verlegung der Röhren die Böschungen besät wurden. Dieser Grassamen ist seiner Zeit durch die Bauverwaltung in Tegel zur Besamung der Erdbedeckung der Filter beschafft und dort ebenfalls verwendet worden. Das Ergebnis der in Gemeinschaft mit unserem auch um die Märkische Flora so hoch verdienten Mit- gliede Herrn K. Bolle unter freundlicher Führung des Herrn Klix am 6. October d. J. vorgenommenen Besichtigung der Tegeler Filter war letzterer Vermutung nicht günstig. Auf dem sehr trockenen und san- digen Boden der Filter-Bedeckung (auf der sogar Hordeum arenarium (L.) Aschers. bemerkt wurde) fand sich keine der drei von Herrn Norman an der Rohrleitung aufgefundenen Arten; von eingeschleppten Pflanzen überhaupt nur ein einziges Exemplar von Rudbeckia hirta L., die neuerdings allerdings mehrfach und z. T. mit der ausdrücklichen Angabe „mit Grassamen“ sich zu verbreiten scheint; vgl. Brink- mann in Sitzber. unseres Vereins XVII (1875) S. 99, 100; P. Magnus a. a. OÖ. XVII (1876) S. 110, wozu Vortr. damals bemerkte, dass sie bei Inowrazlaw schon 1862 zahlreich unter Timothy-Gras gefunden wurde. Auch kürzlich im Spätsommer sah sie Vortr. am Eisenbahn- damm bei Dritschmin im Kreise Schwetz, Westpreussen; unser Mitglied Herr M. Grütter, der sie dort schon früher bemerkt hat, beobachtete sie in Westpreussen an mehreren ähnlichen Stellen. Diese sehr auf- fällige Pflanze wurde indes an dem Norman’schen Fundorte nicht be- merkt, so dass Vortr sich doch wieder auf die Vermutung zurück- verwiesen sieht, dass die fraglichen drei Arten mit den Röhren einge- schleppt wurden. Allerdings scheint es auf den ersten Blick, dass an der glatten Oberfläche derselben kein Same haften könne. Wenn man indes erwägt, dass die Röhren doch sehr häufig verrostete Stellen besitzen, an denen so staubfeine Samen, wie sie wenigstens Juncus und Hypericum besitzen, ohne Schwierigkeit haften, und dass es beim Lagern im Freien und beim Transport kaum vermieden werden kann, dass sich etwas Erde an dieselben anhängt, welche. natürlich noch leichter die auch bei Teuerium nicht gerade voluminösen Samen ein- XLI schliessen kann, wird dieser Vermutung eine gewisse Wahrscheinlich- keit nieht abgesprochen werden können. Die örtlichen Verhältnisse des Bayenthaler Werkes sind allerdings für die Herkunft von dort nicht übermässig günstig. Unser Mitglied Herr H. Weiland, dessen Verdienste um die Flora seiner Heimat Krossen sowie um die von Potsdam unvergessen sind, und der, obwohl durch seinen Beruf auf andere Zweige der Naturwissenschaft hingewiesen, der Botanik immer noch mit treuer Liebe ergeben ist, schreibt darüber d d Köln 25. Septem- ber1890: „Bayenthal liegt !/, Stunde oberhalb Köln, ist jetzt eingemeindet und durch lauter Gulturland mit Köln elbimden! Die umfangreiche Maschinenfabrik stösst an einer Seite an den Rhein, von dem sie nur durch einen Weg getrennt ist. Wald ist nicht dort, auch nicht in srösserer Entfernung oberhalb. Zur Wohnung des Direktors gehört ein grosser mit Mauern umgebener Park; ein gleicher ebenfalls Pri- vatbesitz und eingefriedet, liegt wenige hundert Schritte davon. Ich habe beide nie betreten, doch könnte darin wohl Texerium und Hype- ricum sich finden. Ersteres ist gemein in allen Wäldern der Umge- bung, H. pulchrum weniger häufig, doch auch an vielen Stellen be- obachtett Am Rheinufer, wo die Röhren hätten verladen sein können, wächst weder Teuerium noch Hypericum sporadisch, wohl habe ich dort seit Jahren Salvia verticillata ziemlich viel gefunden. Juncus tenuis ist mir nie aufgestossen, doch könnte ich es auch verwechselt haben; ‘es steht in keiner der mir zugängigen rheinischen Floren. Dass die fraglichen Röhren in irgend einer Weise mit den beiden Parks in Berührung gekommen sein könnten, scheint mir durch die Lage der letzteren ausgeschlossen.“ Ueber die Localverhältnisse des Mülheimer Werkes war bis jetzt nichts Näheres zu ermitteln als dass, wie unser Mitglied Herr E. Jacobsthal aus eigner Anschauung mitteilte, mehrere kleinere und grössere Gehölze im Ruhrthale in der Nähe der Stadt und der dazu gehörigen Hüttenwerke vorhanden sind. Was das Vorkommen des Juncus tenuis betrifft, so ist derselbe bisher ebensowenig aus den rheinisch-westfälischen Industriegegenden als aus der Kölner Flora bekannt, was allerdings nicht beweist, dass er dort nicht vorkommt, da die Zahl der Beobachter, die sich mit Glumaceen etc. be- fassen, erfahrungsgemäss erheblich beschränkter ist als die solcher Freunde der Pflanzenwelt, welche Gewächse mit ansehnlicheren Blüten sammeln. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von J. tens im fraglichen Gebiete ergiebt sich aus der Thatsache, dass er aus dem ebenen Teile Westfalens von zahlreichen Fundorten und aus der unmittelbaren Nähe der Rheinprovinz seit 1879 bekannt ist. In ersterer Provinz umfasst seine bis jetzt nachgewiesene Verbreitung den grössten Teil des Münster’schen Beckens: er findet sich bei Münster an mehreren Stellen, ferner bei Greven, Emsdetten, Lüdinghausen, Koesfeld, Borken und Bielefeld (F. Wilms jun. im IX. Jahresb. d. Westf. Provinzial- XL Vereins f. Wiss. u. Kunst 1880 S. 100 und a. a. 0. X. 1881 S. 104; K. Beckhaus a. a. O. Xll. 1883 S. 124 und a. a. O0. XIV. 1885 S. 122; M. Holtmann a. a. O. XVII. 1888/89 S. 139; W. Schemmann in Verh. des Naturh. Vereins f. Rheinl., Westf. und den Reg. - Bez. Osnabrück XLVIl (1889) S. 45). Ferner entdeckte ihn 1879 Prof. F. Körnicke auf dem Nassauischen Westerwalde, also in geringer Ent- fernung von der Grenze der Rheinprovinz und zwar in dem jetzt zur Wiese umgelegten Dreifeldener Weiher unweit Freilingen (Verh. Naturh. Ver. Rheinl. Westf. XXXVIL [1880] Sitzb. der niederrhein. Ges. in Bonn 8. 277; vgl. auch Garcke Flora von Deutschland 15. Aufl. [1885] S. 423). Am wenigsten kann von den drei genannten Arten das Auftreten von Teucrium Scorodonia L. befremden, einer Pflanze, die, in trockenen liehten Wäldern im westlichen Deutschland allgemein verbreitet, auch im nordöstlichen Teile unseres Vaterlandes an nicht wenigen zerstreuten Fundorten beobachtet wurde, deren Ursprünglichkeit allerdings, trotzdem sie zum Teil seit langer Zeit bekannt sind, mindestens bei der Mehrzahl mehr oder weniger verdächtig ist. In unserem märkischen Florengebiet kann sie als sicher einheimisch wohl nur auf dem linken Elbufer, in der westlichen Altmark, betrachtet werden, wo sie um Salzwedel und Klötze ziemlich verbreitet ist. Die örtlichen Verhältnisse der im süd- lichen Teile der Provinz angegebenen Fundorte (Nedlitz bei Zerbst, Schwabe, von Schneider in'seiner Flora von Magdeburg nicht bestätigt; Purtzberg bei Koswig, Schwabe; Mückenberg: Grünewalde Jacobasch! vgl. Abhandl. Bot. Ver. Brandenb. XXI (1879) S. 128; Sorau: Weg nach Kunzendorf Bode vgl. Verh. unseres Vereins XVII (1875) S. XXV; Müllrose: Weg nach Neuhaus Bu ek! sind dem Vortr. zu wenig näher bekannt, um ein sicheres Urteil über das Indigenat zu gestatten; ebenso steht es mit der übrigens seit 50 Jahren unbestätigt gebliebenen An- gabe von Kirchner bei Prenzlau am Ukersee. Als sicher eingeschleppt ist. die Pflanze dagegen in einer Anzahl älterer Parkanlagen der Provinz zu bezeichnen, wo sie in auffälliger Weise schattigere Standorte vor- zieht als in dem nebelreicheren Westdeutschland (daher die Angabe „sehattige Wälder“ in der Flora v. Brandenburg des Vortr. IS. 542. Zu den dort angegebenen beiden derartigen Fundorten: Sanssouci bei Potsdam Scheppig!und Tiergarten bei Berlin!! (hier seit Willdenow, also schon seit etwa einem Jahrhundert beobachtet, sind seit 1364 vier weitere gekommen: Wald westlich vom Tegeler Park Osterwald!! (seit 1884); Park von Lietzen bei Seelow OÖ. Schultze! vgl. Huth Flora v. Frank- furt a. O. S. 106; Buckow am Grossen Tornow-See Taubert! vgl. Koehne in Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXIX (1887) S. XIV; und Park von Stolpe a. O. Conrad. Der Fundort in der Jungfernheide, welcher übrigens der zweite in diesem Walde beobachtete ist, denn Ernst H. L. Krause fand sie schon 1878 beim Plötzensee (nach kürzlicher brief- licher Mitteilung desselben wahrscheinlich am x Canal und in Gesellschaft XLIN mehrerer anderer Adventivpflanzen), schliesst sich weniger an diese Vorkommnisse an, als an mehrere in den letzten Decennien an und in der Nähe von Eisenbahndämmen beobachtete, z. B. ganz neuer- dings an mehreren Orten in der Nähe von Leipzig (vgl. Berichte der Deutschen Botan. Gesellschaft VIIl (1890) S. [119]), bei Liegnitz und Rybnik (Fiek Flora von Schlesien S. 361), in Böhmen bei Haida (Celakovsky in Sitzber. K. böhm. Ges. Wiss. 1889 5. 489). Jedenfalls wäre es wünschenswert, dass durch sorgfältiges Beobachten aller Nebenum- stände diese und ähnliche Fälle von Verschleppung auch durch den Nachweis der speciellen Herkunft auigeklärt würden. Stenactis annua (L.) Nees und Silene Armeria L., welche unser Mitglied Herr G. Volkens ebenfalls im Sommer 1890 in der Nähe der Tegler Wasserwerke an- traf, sind wohl nicht auf die gleiche Herkunft zurückzuführen. Letztere ist eine auch jetzt noch nicht selten eultivirte und sehr leicht verwil- dernde Zierpflanze, welche auch von Herrn K. Bolle in dieser Gegend seit mehreren Jahren angetroffen wurde; erstere ist bei uns ebenfalls eine Parkpflanze und ist wohl durch die ausgedehnten Gebüsch- und Baum-Anlagen dorthin gebracht worden. Der mit den Herren Norman Vater und Söhnen ausgeführte Besuch der Fundstelle am 9. September d. J. gab dem Vortr. Gelegen- heit, noch mehrere andere von diesen Herren aufgefundene Adventiv- pflanzen an z. T. bemerkenswerten Fundorten kennen zu lernen. So wurde Ousceuta lupuliformis Krock. an zwei wohl einen Kilometer von einander entfernten Fundorten in Weidengebüschen angetroffen, an der Chaussee zwischen Charlottenburg und Moabit und in der Nähe des Wirtshauses „Neu-Kammerun“ (sic); möglicher Weise hat sie sich dort- hin vom „Poetensteige“ verbreitet, wo sie unser hochverehrtes Mit- glied Herr A. Winkler 1868 beobachtet und dem Vortr. gezeigt hatte; dieser Fundort ist verschwunden, seitdem die Schöneberger Wiesen zu Bauterrain umgestaltet wurden. Ferner hatteHerr A. Norman schon1889 auf dem Terrain der ehemaligen Nonnenwiesen, unweit der Spreeschleuse bei Charlottenburg, Lepidium micranthum Ledeb. und zwar die Form mit Blumenblättern beobachtet; in diesem Jahre zeigte sich dort massenhaft die an den meisten Fundorten vorkommende apetale Form. Es mag bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, dass die Pflanze bei der Südring-Station Halensee, wo sie die Herren E. Jacobasch und OÖ. Kuntze zuerst 1885 beobachtet haben (vgl O. Kuntze Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXVII (1885 S. 178) und von wo Herr A. Winkler das Material zu seinen Keimpflanzenstudien (vgl. a. a. ©. XXVI (1886) S. 32—36) erhielt, von dem zuerst genannten Beobachter in den letzten Jahren nicht wieder gefunden wurde, wolıl aber bei Südend. Herr K. Scheppig fand diese Pflanze seit 1887 beim Bahnhofe Moa- bit, dort mit der neuerdings als Adventivpflanze noch nicht ange- troffenen Sslene tatarica (I..) Pers., die bei den Schiessständen unweit XLIV Potsdam (Boss! vgl. Verh. Bot. Ver. Brandenb. XVII 186 S. 112) vielleicht nur angepflanzt worden war. In Bezug auf die in den Abhandl. des Bot. Ver. Brandenb. XXVIII (1886) S. 22 fi. von Herrn P. Taubert besprochene Adventivflora bei der Köpnieker Dampfmühle, welche auch seitdem jährlich interessante Ausbeute geliefert hat, wollte Vortr. den in nahe Aussicht gestellten nachträglichen Mitteilungen des genannten Mitgliedes nicht vorgreifen; er beschränkte sich auf Vorlage zweier im Sommer 1890 von Herrn W. Gonrad dort für das märkische Gebiet neu aufgefundenen Adven- tivpflanzen, Trefolium difusum Ehrh. und Torilis microcarpa Bess., von denen letztere, in Südrussland und Ungarn wild vorkommende Art überhaupt im Deutschen Reiche und cisleithanischen Oesterreich- Ungarn bisher seines Wissens noch nicht angetroffen wurde. Schliesslich legte Vortr. noch einige einheimische Pflanzen von neuen Fundorten im märkischen Florengebiete oder in dessen Nähe vor, die er auf seinen botanischen Ausflügen in den Sommerferien gesammelt hatte. 1. Helosciadium inundatum (L.) Koch aus einem ziemlich rasch fliessenden Quell-Graben südlich vom Sorge-Teiche zwischen Ruhland und Guteborn, wo die Pflanze eine nicht unbeträchtliche Strecke in dichtem Bestande erfüllt. Herr Betriebs-Secretär a. D. Alwin Schulz d. Z. in Königsbrück, welcher seit einer Reihe von Jahren die Umge- bungen von Ruhland sowie seines in der Provinz Brandenburg gele- genen Heimatsdorfes Zschipkau bei Senftenberg botanisch erforscht hat, hatte die Pflanze dort schon vor mehren Jahren aufgefunden (vgl. O0. Wünsche im Jahresb. des Vereins f. Naturk. zu Zwickau 18898. 24, 31) und war so gütig, am 1. August d. J. eine verhältnismässig beträcht- liche Anzahl von Botanikern, nämlich Herrn Prof. OÖ. Drude-Dresden, Herrn E. Fiek-Cunnersdorf, Herrn Dr. Arno Naumann-Dresden, stud. rer. nat. Chudjakow aus Russland und den Vortr. an den Fundort zu führen, der in pflanzengeographischer Hinsicht ein grosses Interesse bietet. Dies vereinzelte Vorkommen der der atlantischen Association angehörigen Pflanze, welche im nordwestdeutschen Tief- lande weit verbreitet, längs der Ostseeküste bis Kolberg bekannt ist, bietet wieder ein neues Beispiel für das so schwierig zu erklärende Auftreten atlantischer Pflanzen in der Nieder-Lausitz und im Nieder- lande der Ober-Lausitz, für welches das Vorkommen von Myrica Gale L. bei Luckau das classische Beispiel ist‘) Neuere ähnliche Fälle sind der Nachweis von Seirpus multicaulis Sm., der übrigens zwar bei Ruhland vergeblich gesucht, aber am folgenden Tage von Herrn Prof.. Drude bei Hohenbocka auch für die Oberlausitz und die Pro- ı) P. Ascherson. Verh. Bot. Ver. Brandenb. III. IV (1862) S. XIX, XXI. (1879) Abh. S. 101; R. v. Uechtritz 54. Jahresber. der Schles. Ges. für vaterl. Kultur (1876) S. 191 und E. L'oew Linnaea XLII (1379) S. 525, 660. XLV vinz Schlesien neu aufgefunden wurde, sowie die 1884 von Herrn E. Fiek bei Rietschen, eine halbe Stunde westlich der Station der Berlin-Görlitzer Bahn entdeckte Ckcendia filiformis (L.) Delarbre'). Die nur spärlich blühenden und fruchtenden Ruhlander Exemplare von Helosciadium sind übrigens noch dadurch bemerkenswert, dass, obwohl die Pflanze grösstenteils untergetaucht wächst, dennoch die Blätter meist einfach gefiedert sind und. flache Blättchen zeigen, also den Schwimmblättern der normalen Pflanze entsprechen, wogegen die unteren doppelt gefiederten mit haarförmigen Zipfeln nur spärlich ver- treten sind. Da der Stengel an Länge der normalen Pflanze nicht nachsteht, kann diese Form auch der zwerghaften, der haarförmig zer- teilten Blätter entbehrenden Landfurm (terrestre Herm. Müller) nicht zugerechnet werden. Da bei dieser, wie so viele Wasserpflanzen den äusseren Bedingungen in mannichfaltiger Gestalt angepassten Pflanze bereits mehrere Zustände (ausser der f. terrestre auch die f. furtans Fr. (komophylia Rehb.), welcher die Schwimmblätter völlig feh- len) systematische Namen erhalten haben, so möge es gestattet sein auch diesen mit dem Namen f. rövulare zu belegen. Dieser Name scheint auch insofern angemessen, als in einem benachbarten, näher dem Dorfe Guteborn gelegenen, sonst ganz ähnlich beschaffenen Quell- graben die aus der Nieder-Lausitz noch nicht bekannte, wohl aber im Ober-Lausitzer Niederlande weiter verbreitete, auch im märkischen Teile des Flämings an zwei Stellen (Planequelle bei Raben Ritter! Linthe bei Brück Lehmann!) bekannte Montia rivularis Gmel. uns von Herrn A. Sehulz gezeigt wurde. Die vor 32 Jahren (vgl. Verh. Bot. Ver. Brandenb. VIII (1866) S. 107) bei der Gutsbleiche in Guteborn ver- wildert beobachtete Cimicifuga racemosa (L.) Ell. konnte bei einer Nachsuchung, für die allerdings die Zeit etwas knapp bemessen war, nicht wiedergefunden werden; doch wurde bei dieser Gelegenheit Sambucus racemosa L., sicher einheimisch, bemerkt. Die Bleiche ist seit 1866 verlegt worden, was für künftige Nachforschungen zu beachten ist. Herr E. Fiek hat über den Fund des Helosciadium, sowie über den nachfolgenden bereits in der Deutschen -Botan. Monatsschrift von Leimbach, VIII (1890) S. 98, 99 berichtet. 2. Achillea cartilaginea Ledeb. Vor einigen Jahren hat Vortr. eine Mitteilung über die bis dahin bekannte Verbreitung dieser östlichen Form in unserer Provinz veröffentlicht?), in welcher dieselbe im Oder- thale von Frankfurt bis Schwedt und in der Netze- und Warthe-Nie- derung von Landsberg bis Neu-Dessau (vgl. auch Abh. Bot. Ver. Bran- denb: XXV [1883] S. 196), sowie am Wartheufer bei Polnisch-Trebisch !) R.v. VUechtritz. Berichte der Deutschen Bot. Ges. II (1884) S.LXII—-LXIV. 2) Die Verbreitung von Achilles cartilaginea Ledeb. und Polygonum danubiale Kern. in der Provinz Brandenburg. Huth, Monatl. Mitt. Naturw. Ver. Frankfurt a. 0. VI (1888/89) $. 129—133. XLVI (Taubert 1886!) nachgewiesen wurde. Da diese Pflanze so lange (auch vom Vortr.) nicht von der in Mitteleuropa so allgemein verbreiteten A. Ptarmica L. unterschieden worden war, so blieb es ungewiss, ob hiermit schon die Südgrenze der Verbreitung im Odergebiete festge- stellt sei, in welchem Falle sich diese Form ähnlich verhalten haben würde wie Sılene tatarica (L.) Pers., welche die Neisse-Mündung nicht überschreitet, oder ob sie noch erheblich weiter stromaufwärts vorkomme, vielleicht sogar noch die Grenze Schlesiens überschreite, obwohl sie im grössten Teil dieser Provinz von einem so hervorragenden Kenner wie der verstorbene R. v. Uechtritz und dessen botanischen Freunden vergeblich gesucht worden war. Dass die Grenze mindestens erheblich oberhalb des Einflusses der Lausitzer Neisse zn suchen sei, ergab sich schon im Frühjahr d. J., als dem Vortr. von Herrn P. Taubert im Sommer 1886 gesammelte Exemplare wieder zu Händen kamen, die damals unbestimmt geblieben waren und sich jetzt als unzweifel- haft zu Achtlea cartilaginea gehörig erwiesen; sie waren teils zwischen Rampitz und der Ziegelei (bei Fürstenberg, am rechten Oderufer) teils zwischen Schönfeld und Mühlow, etwa 10 km unterhalb Krossen ge- sammelt. Vortr. erinnerte sich jetzt, im Sommer 1861 am linken Oderufer südlich von Fürstenberg eine Achrllea in Menge gesehen zu haben, die ihm schon damals auffällig erschienen war. Unser Mit- glied Herr Th. Loesener, welcher im Sommer d. J. einen kurzen Ausflug dorthin unternahm, hatte zwar selbst keine Gelegenheit die Pflanze zu sammeln, verschaffte dem Vortr. indes eine Anzahl von seiner Schwester Frl. Elisabeth und seinem Vetter Herrn Eduard Loesener gesammelter Exemplare, die sich ebenfalls ais A. cartdla- ginea herausstellten. Als Vortr. nun in den ersten Augusttagen in Gesellschaft unse- res Mitgliedes Herrn E. Seler einen Ausflug nach dessen Vaterstadt Krossen a. 0. unternahm, liess er sich hauptsächlich die Aufsuchung dieser Achellea angelegen sein. Der rühmlich bekannte Mexicoforscher hat in früheren Jahren, den Ueberlieferungen seiner Familie folgend (der in Ruthe’s Flora erwähnte Lehrer Waldow war sein Oheim; unser oben genanntes Mitglied, Prof. H. Weiland in Köln ist sein Vetter), sich eine umfassende Kenntnis der Flora in den anmutigen Umgebungen der märkischen Grenzstadt gegen Schlesien erworben und konnte daher, mit seinem Schwager Herrn Molkereibesitzer Pann- witz und dem dort schon seit einer Reihe von Jahren botanisch thätigen Herrn Gymnasiallehrer Lüddecke, welcher bei dieser Ge- legenheit unserm Vereine als Mitglied sich anschloss, als kundiger Führer dienen. Frau Dr. Seler, welche mit ihrem Gatten alle Mühen und Gefahren einer Reise im tropischen Amerika geteilt und von dort eine vorzüglich erhaltene Pflanzensammlung heimgebracht hat, ver- schönerte die genussreichen Ausflüge um Krossen durch ihre Teilnahme; XLVII auch darf Vortr. nicht der gastfreundlichen Aufnahme im Hause des Herrn P. Seler vergessen. Die erste floristische Beobachtung, welche bei der Landung in dem nach °/‚stündiger Bootfahrt erreichten Dorfe Hundsbelle zu verzeichnen war, betraf Achillea cartilaginea, die in den Weidengebüschen des Oderufers diehte Bestände bildete. Sie zeigte sich in der Oderniederung um Krossen noch an mehreren Stellen; so am linken jenseitigen Ufer des Bobers, unmittelbar oberhalb des Zu- sammenflusses seines grünlich klaren Gebirgswassers mit den grau- gelben, langsamer strömenden Gewässern der Oder, ferner in der Oder- Aue, zwischen dem „Jänsbeutel“ (fälschlich Gänsebeutel) genannten Altwasser und dem Dorfe Russdorf. An der ersten und letzten Stelle fanden sich in ihrer Gesellschaft Zuphorbia lucida W.K. und besonders zahlreieh Allium acutangulum Schrad., unter welchen Herr E. Seler auch eine weissblühende Gruppe bemerkte. Diese Lauchart soll sich überhaupt nach den letzten Hochwassern, welche die Wurzelstöcke an viele bisher von der Pflanze freie Orte trugen, erheblich ausgebreitet haben, zum grössten Leidwesen der Wiesenbesitzer, denen dieselbe ver- hasst ist, weil sie frisch vom Vieh verschmäht wird und auch das Heu entwertet. Sie blühte in diesem Spätsommer stellenweise in sol- cher Menge auf den Wiesen der Niederung, dass diese Stellen auf kilometerweite Entfernung von den Höhen herab auffielen. Der weiteste der von uns unternommenen Ausflüge hatte am 3. August das erste schlesische, im Kreise Grünberg gelegene Dorf Läsgen zum Ziel, wo das Auftreten der Achzillea in der Nachbar-Provinz zu- nächst erwartet werden konnte, da weiterhin die Oder auf eine beträcht- liehe Strecke wieder ganz innerhalb der Provinz Brandenburg strömt. Auf der alten Berlin- Breslauer Poststrasse erreichten wir zu Wagen zwischen dem Brandenburgischen Dorfe Logau und dem Schlesischen Gross-Lessen das Grenzzeichen, welches aus einem auf einem Holz- pfahl befestigten blechernen Adler besteht. Nach dem etwas frag- würdigen Deutsch der auf dem heraldischen „geschwungenen Bande“ be- findlichen Inschrift „Grenze der Neumark und Schlesien“ stammt dies sicher aus dem vorigen Jahrhundert, vielleicht noch aus der Zeit, wo sich hier zwei Reiche, Preussen und Oesterreich, schieden. Dieser „Grenz- adler bei Gr.-Lessen“ ist in des Vortr. Flora der Provinz Brandenburg 1 S. 350 als Fundort von Centaurea Calcitrapa L. bezeichnet, die dort vor etwa 40 Jahren von O. Seiffert aufgefunden wurde (Weimann in Dr. E. Wolff, Die Weintraubenkur, Grünberg 1852 S. 84). Diese selbst- verständlich eingeschleppte Pflanze hat sich daselbst lange erhalten und wurde von Herrn Lüddecke dort noch bis 1882 beobachtet, ist aber seitdem nach vorgenommenen Erdarbeiten verschwunden. Von Gross-Lessen fuhren wir nach Läsgen, wo in der Nähe des Parks an einem buschigen Ackerrande Geranium pyrenaicum L. in einigen kräf- tigen Stöcken sich vorfand. Die steilen bewaldeten Südränder des XLVMI Oderthals bei „Sauermanns Mühle,“ einer. malerisch westlich vom Dorfe gelegenen, jetzt nach Auflassung des Mühlwerks nur noch als Gastwirtschaft benutzten Besitzung, einem beliebten Ausflugsziel von den benachbarten Städten Krossen und Grünberg aus, boten eine ver- hältnismässig spärliche botanische Ausbeute. Das dort sehr zahlreich vorkommende Zquisetum pratense Ehrh. war in geringer Entfernung östlich von Läsgen, zwischen dort und der zum nächsten Dorfe Polnisch- Nettkow gehörigen Mühle, schon vor einem Vierteljahrhundert von Herrn J. Golenz gefunden worden. Wir nahmen in Sauermanns Mühle ein frugales aber schmackhaftes Mittagsmahl ein, wozu .der von der dort wirtenden Familie, aus der mehrere Mitglieder die Azoren besucht hatten, direet importirte portugiesische Wein vortrefflich mundete. Allein die Sonne hatte den Meridian schon bedenklich weit über- schritten und noch war uns keine Achilea cortilaginea zu Gesicht ge- kommen. Die vielfach frisch gemähten Wiesen drückten auch die Hoffnung, ihrer heut noch habhaft zu werden, beträchtlich herab, so dass die Nachforschungen im Nordosten des Dorfes nicht gerade in gehobener Stimmung fortgesetzt wurden. Da begegnete uns in der Nähe des Oderdammes ein Kleingrundbesitzer (dort „Gärtner“ genannt) namens Gottlieb Wagner, dem unsere Nachforschungen auffielen, weshalb er mit schlesischer Zuthunlichkeit sich zu uns gesellte und die Homerischen Fragen an uns richtete. Unsere Beschreibung der gesuchten Pflanze fand sofort Verständnis; Herr Wagner erinnerte sich „weissen Torant“ auf seinem Grundstück gesehen zu haben und versprach uns dorthin zu führen, ein Versprechen, welches er auch sofort, wenn auch mit einigen Fährlichkeiten einlöste, da in einer Art „Seelenverkäufer“ ein toter Flussarm überschritten werden musste. Der „weisse Torant“ war glücklicher Weise noch nicht abgemäht und srwies sich als A. cartilaginea, die wir somit frohlockend an dem ersten Fundorte in Schlesien begrüssten. Später stellte sich allerdings heraus, dass Herr LehrerTh. Hellwig in Grünberg, ein bewährter Kenner der dortigen Flora, den Vortr. auf die Frage aufmerksam gemacht hatte, schon einige Tage vorher bei Karo- lath, also mehrere Meilen weiter stromaufwärts, eine ihm als cartulaginea verdächtige Achtllea gesammelt hatte, welche Bestimmung Vortr. nach der eingesandten Probe bestätigen konnte. Ob dagegen Exemplare von Glogau (v.Schlichting!), welche im Breslauer Universitäts-Herbar aufbewahrt werden, hierher zu rechnen sind, bleibt zweifelhaft, da dieselben als nach der Mahd hervorgesprosste, kümmerliche Nachtriebe den charak- teristischen Wuchs dieser Form nicht besitzen. Die spärlichen „ein- gestochenen Punkte“!), welche sie allerdings zeigen und die Vortr. 1) Unser Mitglied Herr J. Abromeit hat in den Schriften der Phys.-Oek. Ges. Königsberg XXXI S. 15 einiges Nähere über den Bau dieser triehterförmigen Vertie- . IL bisher als die sichersten‘ Merkmale der A. cartilaginea betrachtete, finden sich auch, wenn auch nur in seltenen Fällen und dann verein- zelt, an der typischen A. Plarmica L. Unser so vielseitig thätiges Mitslied, Herr E. Huth, hatte dies zuerst bei Wildeshausen in Olden- burg beobachtet; Vortr., der einige Wochen später diesen durch seine alte Kirche und das in der Nähe gelegene grossartige megalithische Denkmal, „die Visbecker Braut“, bemerkenswerte Städtehen unter Führung seines verehrten Freundes Herrn K. Beckmann besuchte, hatte darauf nicht. geachtet, überzeugte sich aber von der allgemeineren Geltung dieser Beobachtung auf dem nach der Jungfernheide in Ge- sellschaft der Familie Norman unternommenen, oben S. XLIII er- wähnten Ausfluge. Bemerkenswert ist noch, dass Achilea cartilaginea je weiter aufwärts im Oderthale, um so weniger typisch auftritt. _ Breit- blättrige Formen, wie sie an der Weichsel vorherrschen und sich da- dureh sofort von der lineal-lanzettlichen bis linealen Blattform der A. Ptarmica unterscheiden, und wie sie noch im Finowthale bei Ebers- walde (wo Vortr. die Pflanze 1839 reichlich bemerkte und unser Mit- glied Herr Buchholz sie bis zum Kupferhammer verfolgte) und bei Freienwalde neben schmalblättrigen vorkommen, wurden bei Frankfurt und weiter oberhalb überhaupt nieht mehr beobachtet. Bei Krossen . sind die „eingestochenen Punkte“ noch sehr reichlich, die an den Exemplaren von Läsgen und Karolath nur in viel geringerer Zahl auftreten. Diese Beobachtungen bestätigen die Auffassung des neuesten Monographen der Untergattung Plarmica, A. Heimerl, der in seiner in den Denkschr. der math. naturw. Classe der K. K. Akad. d. Wissen- schaften in Wien XLV1ll Bd. (1884) veröffentlichten Bearbeitung S. 174 A. cartilaginea nur als Unterart der A. Plarmica anführt. Immerhin bleibt sie als eine durch ihre Verbreitung charakterisirte osteuropäische Form wohl zu beachten. Zunächst wäre’im westlichen Finow-Thale und bei Glogau auf dieselbe zu vigiliren. 3. Myrica Gale I. Dieser Moor bewohnende aromatisch duftende Strauch, dessen Früchte zwar der Flugapparate, wie sie die im System gewöhnlich in seiner Nähe aufgeführten Betulaceen und Salicaceen be- sitzen, entbehren, durch ihre Klebrigkeit aber für den Transport durch Tiere nicht ungeeignet sind, war in unserem Florengebiete bisher be- kanntlich nur aus der Luckauer Gegend (vgl. oben S. XLIV) bekannt. Doch hat Vortr. bereits in seiner Flora von Brandenburg 1. S. 625 er- wähnt, dass Myrica in der Nähe der Westgrenze der Altmark bei dem Hannöver’schen Flecken Bodenteich (ungefähr der vorspringenden Ecke des sogenannten Hansjochenwinkels gegenüber) von G. F. W. Meyer angegeben sei. Das ungewöhnlich warme und schöne Wetter, fungen, auf deren Grunde einige papillöse Trichome sich‘ finden und die übrigen Triehome der A. cartilaginea mitgeteilt. Verhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXXI1. D L welches Mitte September d. J. in Norddeutschland herrschte, lockte den Vortr. noch einmal auf einige Tage zu einem grösseren Ausfluge, dessen Ziel einige der an der westlichen Grenze der Altmark ge- legenen Moore sein sollten, um nach dem Vorkommen von Myrica und vielleicht anderen bisher aus unserem Gebiete nicht bekannten Moorpflanzen der „Atlantischen Association“ z. B. Sparganium affine Schnizl. und Aera discolor Thuill. zu fahnden, welche letztere wenige Wochen vorher von unseren Mitgliedern Herren Buchenau und Beckmann bei Bremen und Bassum gefunden und von letzterem dem Vortr. an meh- reren Fundorten gezeigt worden war.') In Bezug auf die beiden letzt- genannten Arten blieben die Erwartungen des Vortr. unerfüllt. Am ersten Tage des Ausflugs, dem 17. September, wurde Vortr. von Herrn Apotheker Paul Prochno-Klötze und unserm Mitgliede Herrn Th. Loesener begleitet, welcher Letztere das bereits von dem um die phanerogamische nicht minder als um die Kryptogamen-Flora unseres Gebiets hochverdienten Herrn K. Warnstorf (Abh. Bot. Ver. Bran- denb. XVI (1874) S. 27) geschilderte Vorkommen von lex Aguifolium L.?) beim Forsthause Heidau N. W. von Klötze kennen zu lernen wünschte. Es wurden diesmal eine grössere Anzahl fruchttragender Sträucher bemerkt, so dass wohl angenommen werden muss, dass 1873 mehrere weibliche Exemplare keine Früchte angesetzt hatten. An mehreren männlichen Sträuchern wurden weit entwickelte Blütenknospen, an . einem sogar eine geöffnete Blüte wahrgenommen. Bemerkenswert ist ferner die Auffindung von Helianthemum guttatum (L.) Mill. durch Herrn P. Prochno, welches am Waldrande, südlich der Landstrasse von Neu-England nach der Neuen Mühle zahlreich und zum Teil noch schön blühend wahrgenommen wurde. Festuca gigantea (L.) Vill. var. Warnstorfiana Aschers. (a. a. O0. S. 28, 31) wurde an dem Backofen im Dorfe Nesenitz, wo sie Herr Warnstorf 1873 aufgefunden, als noch vorhanden festgestellt; es möge hier erwähnt sein, dass sie sich neuer- dings als identisch mit dem von dem kenntnisreichen Studiengenossen des Vortr., Oberstabsarzt a. D. Dr. E. Torges (Botan. Verein für Gesamt- Thüringen 1889 S. 6) beschriebenen 7. gigantea X rubra n. hybr. (F. Haussknechtiana Torges), ergeben hat, welche im August 1888 von unserem um die europäische und die orientalische Flora gleich sehr verdienten Mitgliede Herrn K. Haussknecht bei Binz auf Rügen gesammelt wurde. Potamogeton natans L. var. minor Aschers. in Grä- ben bei Klötze (a. a. O. S. 32) ist nichts anderes als P. polygonifolius I) Dagegen beruht die Angabe bei Gifhorn (Meyerholz in Leimbachs Deut- scher Botan. Monatsschrift TV (1886) 8. 158) nach Mitteilung unseres um die Flora der Provinz Hannover so hoch verdienten Mitgliedes Herrn F. Meyerholz auf einem Missverständnis des Herrn Director Dr. G. Leimbach. 2) Der von Warnstorf mitgeteilte angebliche deutsche Name „Usdorn“ beruht auf einem Verhören. Der Strauch heisst dort wie überhaupt im’ nordwest- lichen Deutschland Hüls, also Hülsdorn. L1 Pourr., welche für die atlantische Association charakteristische Art überhaupt in der Altmark eine weite Verbreitung haben dürfte, Bei Gardelegen sammelte sie Vortr. in Gesellschaft seines Freundes Apotheker Franz Prochno im Juni 1889 in Torfstichen in der Jäwenitzer Forst, welche Localität in der Gegend unter dem sonderbaren Namen „Tabacks- pfahl“ bekannt ist, mit Drosera intermedia Hayne, Montia rivularıs Gmel. und Utriceularia minor L.; dieselben Pflanzen waren schon grösstenteils mehr als 20 Jahre früher von dem jetzt in Nord-Amerika als botanischer Sammler thätigen Lehrer Eggert gesammelt und richtig bestimmt worden. Der Potamogeton wurde auch am folgenden Tage im sog. Nassen Moor bei Lindhof beobachtet. Die botanische Ausbeute dieses Tages, des 18. September, an welchem Tage Vortr. von den Lehrern Herrn Bock-Jübar und Müller-Dre- benstedt begleitet wurde, war die am wenigsten befriedigende; einige Entschädigung bot das grossartige und vorzüglich erhaltene mega- lithische Monument (sog. „Hünengrab oder -bett“), welches sich un- mittelbar südlich der Strasse von Drebenstedt nach Lindhof (einem früher von Frachtführern sehr besuchten Wirtshause an der alten Land- strasse von Lüneburg nach Magdeburg) erhebt. Das „Nasse Moor,“ welches bereits im Jahre 1881 von unserm Mitgliede Herrn U. Dammer botanisch untersucht worden war (vgl. Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXIII (1881) S. 134 ff.), zeigte sich grösstenteils ausgetrocknet, wie in noch höherem Grade das am vorhergehenden Tage besuchte Moor bei Nett- gau nördlich von Brohme, wo ARhynchospora fusca (L.) R. et S. mit spärlicher eingemischter R. alba (L.) Vahl weite Strecken mit einem - diehten gelbgrünen Teppich nur einige cm hoher Blätter überzog, aber wegen der völligen Trockenheit nur sehr wenige Blütenstengel entwickelt hatte. Am Ostende des Nassen Moors war nur ein grosser Rasen von Scirpus caespitosus L. sowie eine weissblühende Gruppe der auch in dieser Gegend, wie im nordwestdeutschen Tieflande als „Doppheide“ bekannten Erica Tetralix L. bemerkenswert. Dem Vortr. begegnete sie dort zum ersten Male, obwohl sie sowohl nach dem Zeugnisse seines Freundes K. Beckmann als nach dem des auch in der Botanik so kenntnisreichen J. Trojan, der durch seine stimmungsvollen Schilde- rungen der einheimischen Pflanzenwelt derselben stets neue Freunde gewinnt, diese Art viel häufiger die weisse Farbenabänderung zeigt als ihre viel weiter verbreitete Verwandte Calluna. Herr Trojan beobachtete auch im Herbst d. J. in der-Lüneburger Heide eine Mittelform zwischen der weiss- und der gewöhnlichen rotblühenden Form, deren Corollen „weiss mit einem Hauch von Rosa“ gefärbt waren. Günstiger war das Ergebnis des 19. September, an welchem Tage Vortr. sich die Untersuchung der von der Grenze der Provinzen Sachsen und Hannover durchschnittenen, von der Nordwesteckeder ersteren an nach Süden auf einander folgenden Heidemoore Brand-, Kloster- und Füst-Moor D* Ln vorgenommen hatte. Da diese relativ hoch liegende Gegend einen Schei- telpunkt des östlichen Rückens der Lüneburger Heide darstellt, ist es “nicht zu verwundern, dass man auf einer Strecke von wenigen Kilometern die Quellgebiete von Gewässern berührt, die nach den verschiedensten Richtungen sich wenden. Die genannten Moore gehören dem Quell- gebiet der Ilmenau an, die bekanntlich in nordwestlicher Richtung die alte Hansestadt Lüneburg durehfliesst und bei Winsen in die Elbe mündet; in gerade entgegengesetzter Richtung wendet sich die Ohre nach Südost, um sich bei Rogätz mit der Elbe zu verei- nigen, anscheinend ein seltsames Verhalten, welches sich dadurch erklärt, dass sie vom Drömling an dem Thale des ehemaligen Elblaufes folgt, der ursprünglich sich durch‘ das jetzige Allerthal nach der Gegend des heutigen Bremen wandte; eine Stromverlegung, die nunmehr einer ähn- lichen Ausnutzung für den binnenländischen Schiffsverkehr entgegen- sieht, wie sie ähnliche in den Provinzen Brandenburg und Posen sehon längst durch den Finow-, Müllroser und Bromberger Canal gefunden. Zwischen die Quellgebiete der Ohre und Ilmenau schieben sich in unmittelbarer Berührung das der Ise, eines nördlichen Nebenflusses der Aller und der Dumme, des bedeutendsten Zuflusses der Jeetze, ein. Zum ersteren gehört der Bezirk des Stöckener Teiches!), der srösstenteils in Hannover gelegen, aber auf eine kleine Strecke auch auf das sächsische Gebiet herübergreifend, seit langer Zeit nicht mehr als Wasserbecken existirt, obwohl er noch auf neuerlich erschienenen Kar- ten als solches bezeichnet ist. Die Dummequelle befindet sich im Dorfe Reddigau, wenige Kilometer vom Stöckener Teiche entfernt. Die Unter- suchung des Brandmoores wurde vom Vortr. unterlassen, da dasselbe in der Nähe von Schmölau, dem der Nordwestecke der Provinz Sachsen zunächst gelegenen Dorfe, grösstenteils eultivirt erschien. Die Rim- pau’sche Dammeultur, so segensreich sie auch in wirtschaftlicher Beziehung wirkt, hat auch hier das Gebiet des floristischen Botanikers in empfindlicher Weise eingeschränkt. Auch das Erste, was dem Vortr. nach längerem Irrgange in dieser einsamen Gegend, in der ihm in drei Stunden weder ein zwei- noch ein vierfüssiges Säugetier begegnete, auf der Ostseite des Klostermoors zu Gesicht kam, war ein Rimpau- scher Damm, der sich aber glücklicher Weise noch als einsamer Pionier erwies. Wenige Schritte weiter befand sich der Vortr. in einem ausgedehnten, wohl auf 1 km Entfernung verfolgten Bestande von 1) Das von F. Alpers (Abh. naturw. Vereins Bremen IX S. 289) bei dem Hannö- verschen Städtchen Wittingen angegebene Nuphar pumilum (Timm) Sm. wächst nieht im Stöckener Teich, wie Vortr. damals ohne eigene Localkenntnis vermutete, vielmehr in der Nähe des beträchtlich weiter von der Grenze der Provinz Sachsen entfernten Ortes Hankensbüttel. Herr Alpers hatte kürzlich die Güte, dem Vortr. ein von dem damaligen Seminaristen Müller eingesandtes Exemplar mit folgender näherer Angabe mitzuteilen: „Gehölz am Hauptwege von H. nach Isenhagen in einem kleinen Graben Juli 1885.“ LI Myrica, welche somit für die Altmark und die Provinz Sachsen con- statirt war. In dem schliesslich erreichten Wirtshause, das dort der an amerikanische Hinterwald-Verhältnisse erinnernden Ansiedlung „Neue Krug“ den Namen gegeben hat, traf Vortr., nachdem die Wirtsleute vom Kartoffel-Ausmachen zurückgekehrt waren und die bei seiner Ankunft unter Schloss und Riegel befindliche Erquickungsstätte geöffnet hatten, einen jungen Landmann, dem Myrica und auch deren deutscher Name „Post“!) wohl bekannt war. Nach seiner Angabe ist diese Pflanze im Stöckener Teich verbreitet, und zwar sowohl auf Hannöverschem als Sächsischem Gebiete; auch Herr Hotelbesitzer D. Willies in Wittingen bestätigte später diese Augabe, auf dessen in der Nähe des Dorfes Stöcken befindlicher Wiese der Strauch sich in Menge finden soll. Auch der Kutscher, welcher den Vortr. in dem Willies’schen Fuhrwerke nach Schmölau gefahren und in Neuen Krug erwartet hatte, erinnerte sich jetzt, die Pflanze an der Strasse von Reddigau nach dem in Hannover gelegenen Dorfe Erpösen, welche wir auf der Rückfahrt zurückzulegen hatten, gesehen zu haben, und auch diese Angabe bestätigte sich; der fragliche Fundort, schon in der Nachbarprovinz obwohl dicht an der Grenze gelegen, erwies sich als sehr reichhaltig und der Strauch zeigte sich dort besonders üppig entwickelt, stellenweise mannshoch. Die Angaben über das Vorkommen von Myrica in dieser Gegend werden noch vervollständigt durch eine dem Vortr. schon vor Jahren zugekommene Notiz, dass dieselbe nach Förster Fischer in Klötze im Malloh bei Knesebeck wachse. Malloh ist der Name eines Wald- complexes, der sich in der Gegend wegen des häufigen Vorkommens der „Kronsbeere“, wie dort schon die F rucht von Vaccinium Vitis idaea genannt wird, eines gewissen Rufes erfreut. Endlich sandte ihm Herr stud. pharm. Wilh. Brammer aus Kiel, der sich damals in den Ferien in seiner Heimat Bodenteien aufhielt, eine Probe der Pflanze zu, die sich in unmittelbarer Nähe dieses Ortes, auf dem gleichfalls trocken gelegten Terrain des ehemaligen Boden-Teichs, der dem Wohn- platze den Namen gegeben hat, vorfindet. Hat sich somit die Myrica betreffende Angabe Meyers vollauf bestätigt, so ist dies bisher nicht mit Empetrum der Fall gewesen, welche der Hannöversche Florist gleichfalls bei Bodenteich angiebt, wo aber Herr Brammer, der in der Umgebung von Bodenteich viel botanisirt, diese ihm wohl be- kannte Pflanze bisher nicht angetroffen hat. Vortr. möchte bei 1) Wie vorsichtig man bei auf deutsche Pflanzennamen gebauten Schlüssen sein muss, beweist eine Erfahrung, welche Vortr. am Abend des 18. in Wittingen machte. Der Besitzer des empfehlenswerten Hötel Willies, welcher seinen Be- strebungen verständnisvoll entgegenkam, erbot sich ihm den wenige Minuten vom Gasthofe;wachsenden „Post“ zu zeigen. Einige weitere Fragen brachten den Vortr. indes, zu der Erkenntnis, dass dieser an trockenen Stellen wachsende und gelb- blühende Post Sarothamnus war! LIV dieser Gelegenheit auf die neuerdings von seinem Freunde Bolle!) in Erinnerung gebrachte . Angabe Bekmanns?) über das ehema- 1) Andeutungen über die Freiwillige Baum- und Strauchvegetation der Provinz Brandenburg. 2. Aufl. 1887 Märkisches Provinzial-Museum der Stadtgemeinde Berlin Abt. AU Botanik S. 70. 2) Joh. Christ. Bekmann, Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg u. s. w. ergänzet, fortgesetzet und herausgegeben von Bernh. Ludw. Bekmann Erster Teil Berlin 1751 Sp. 696. Das citirte inhaltreiche Werk, in welchem uns eine Fülle der wertvollsten Nachrichten über die Geschichte und Naturkunde unserer engeren Heimat überliefert ist, ist, wie schon aus dem Titel hervorgeht, als Opus post- humum, erst mehr als ein Menschenalter nach dem 1717 erfolgten Tode des ersten Verfassers erschienen. Eine Anzahl in der Vorrede genannter namhafter Gelehrter zu Anfang des Fridericianischen Zeitalters haben den Herausgeber mit ihrem Wissen unter- stützt. Für den botanischen Teil geschah dies durch den berühmten Joh. Gottl. Gleditsch, dessen an der noch heut die bemerkenswerteste Zierde unseres botanischen Gartens bildenden CUhamaerops humilis Q ausgeführtes „Experimentum berolinense“ Sp. 747—749 erwähnt ist, und welcher das Sp. 681—738 augedruckte Verzeichnis märkischer Pflanzen nach der damaligen Linn@’schen Nomenclatur (aber noch ohne „Lrivialmamen“, die bekanntlich zuerst in der 2 Jahre später 1753 erschienenen Ed. I. der Species plantarum vorkommen) eingerichtet und mit manchen Zusätzen bereichert hat. v. Schlechtendal geht indessen zu weit, wenn er Gleditsch als alleinigen Autor dieses Verzeichnisses nennt. (Fl. Berol. II p. XI.) Obwohl der Herausgeber spätere Zusätze häufig durch Klammern kennzeichnet, ist es nicht immer leicht zu ermitteln, was von dem ersten Verfasser herrührt. Dass speciell diese und manche andere auf die Flora der Altmark und ihrer Nachbarschaft bezügliche Angabe, z. B. die ebenfalls von Freund Bolle eitirte Sp. 733 über das Vorkommen von Taxus in dem danach benannten Teizenhorst im „Lüneburgischen“ (d. h. damals Hannöverschen) Drömling, von Osmunda (Sp. 71 ) und Dex (Sp. 705) „bei den 14 gra- ben jenseit der See bei Arendsee im Lüneburgischen“ d. h. in den Planken (vgl. Steinvorth Jahreshefte des naturwissensch. Vereins Lüneburg IV (1868/9) S. 143, Potonie Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXII. (1881) S. 129 und 147) von Joh. Chr. Bekmann herrühren, scheint mir aus Folgendem hervorzugehen. Bei Besprechung der Salzquellen der Mark erwähnt der Verf. Sp. 611, 612 eine neuerdings nicht mehr ge- nannte bei Osterburg „vor dem Viehtliöre, den weg nach Seehausen zur rechten hand, auf dem sogenannten Donnerberg, nächst der Biese, über welche man sich da muss setzen lassen“ und führt an, dass er daselbst „den Asterem fl. coerul. maiorem [in dem von Gleditsch redigirten Katalog heisst diese Pflanze, unser Aster Tripolium L., Sp. 687 Aster maritimus, palustris, coeruleus Salicis folio] gefunden, wie ich ihn vor diesen zu Amsterdam an den wällen nnd sonsten andern Örtern wo Seewasser vorhanden, gesehen habe“. Eine Anspielung auf eine Reise nach „Londen“, die doch sicher über Holland ging, findet sich Sp. 732. Da diese 1664 stattfand, kann nur der äl- tere Bekmann in Frage kommen. Ausserdem ist bei Gleditsch’s Zusätzen dieser häufig als „Herr Dr. Gleditsch“ bezeichnet. Dieser mit der Flora der Provinz Branden- burg sehr wohl bekannte Botaniker würde auch schwerlich so entlegene Fundorte für so verbreitete Arten aufgeführt haben, wie für Juniperus communis (Sp. 706) unweit des oben genannten Dorfes Schmölau, wo vielleicht in den ca. 200 Jahren zwischen Bekmann’s und des Vortr. Besuche Niemand botanisirt hat, und Carlina vulgaris L. (Sp. 690, 691) „bei Reez in der Neumark |wo durch ein ebenso sonder- bares Zusammentreffen ein reicher Fundort der bei uns so seltenen ©. acaulis L. bekannt ist] it. auf beiden seiten des weges von Stendal nach Storkow und nach Arneburg“. Bei dem Frankfurter Professor der Theologie, einem Polyhistor, dessen LV lige Vorkommen dieses Kleinstrauchs in die Altmark hinweisen: „auf den feuchten äckern vor Machow, den weg von Arendsee nach Salz- wedel, insonderheit auf den feuchten feldern und grossen leeren heiden von Diestorf nach dem Drömling.“ Die letzte Angabe ist aller- dings viel unbestimmter als die erste, die sich offenbar auf das Dorf Mechau bezieht. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist aber Empetrum in der allerdings noch keineswegs genügend durchforsch- ten Altmark nicht wieder beobachtet worden. Durch die mitgeteilten Beobachtungen, aus welchen die grosse Ver- breitung von Myrica in der Gegend von Wittingen und Bodenteich hervor- geht, wird allerdings der Verlauf der Binnenlandsgrenze dieses Strauchs kaum merklich modifieirt. Vortr. hatte bereits vor einigen Monaten!) auf den bemerkenswerten Verlauf dieser Grenze im nordwestlichen Deutschland hingewiesen, welche von der Weser bis in die Gegend von Gifhorn, welches noch innerhalb derselben liegt, in geringem Abstande der Grenze des festen Gesteins parallel, also ungefähr ostwestlich verläuft (abgesehen von der Exclave bei Lobmachtersen südwestlich von Braun- schweig), dann aber plötzlich umbiegt und bis Artlenburg an der Elbe fast genau südnördlich verläuft. Diese Richtung behält sie auch annähernd bis zur Ostsee bei, welche sie in der Nähe von Lübeck erreicht, so dass die politische Grenze zwischen Lauenburg und Mek- lenburg fast genau der Myrica-Grenze entspricht, da dieser Strauch im südwestlichen Meklenburg bisher nur am See von Döbbersen unweit Witten- burg gefunden ist?) und im grössten Teile dieses Landes vollständig fehlt. Erst im Nordosten, in der Rostocker Heide beginnt sie wieder (so dass - die Entfernung, welche dies Vorkommen von dem nächsten auf den Däni- schen Inseln Systofte auf Falster?) trennt, geringer ist als die Distanz zum nächsten westlich gelegenen deutschen Fundorte bei Lübeck). Von Rostock an begleitet Yyrica nun in einer ununterbrochenen, ziemlich schma- len Zone die Ostseeküste bis zur Danziger Bucht, wo eine zweite noch beträchtlichere Unterbrechung stattfindet, indem die Pflanze in den Um- gebungen des Frischen und Kurischen Haffes gänzlich fehlt und erst Beschäftigung mit der Botanik, so umfangreich sein Wissen auch in dieser Wissen- schaft gewesen sein mag, doch nur eine nebensächliehe war, ist das eher erklärlich. Unzweifelhaft auf Gleditsch ist dagegen die ebenfalls von Bolle eitirte Notiz über Daphne Mezereum L. (Sp. 695) zurückzuführen, wonach dieser Strauch auf Wiesen in der Nähe von Reppen vorkam, von dort in die „gartens“ verpflanzt wurde, um in seinen Früchten einen [sehr bedenklichen!] Ersatz des schwarzen Pfeffers zu liefern, dort in dem harten Winter 1740 aber grösstenteils zu Grunde ging. Die Jahreszahl (und hier auch die Paranthese) lassen über die Autorschaft dieser Angabe keinen Zweifel. 1) Potonie, Naturwissensch. Wochenschrift V. (1890) S. 159. 2) Vgl. auch Ernst H. L. Krause im Archiv der Fr. der Naturg. in Mecklen- burg 38. Jahr. (1884) S. 30. ») J. Lange Haandbog i den Danske Flora 4. Udg. 8. 238. LVI im Kreise Memel wieder beginnt, von wo aus sie sich (ob mit ausge- dehnten Unterbrechungen, kann Vortr. augenblicklich nicht ermitteln) durch die russischen Ostseeprovinzen und Finnland zieht und so um die beiden grossen Busen der Ostsee herum den Anschluss an das Vorkommen auf der Skandinavischen Halbinsel erreicht, .wo sie nur im nördlichsten Teile fehlt!). Diese zweimaligen gewaltigen Unter- brechungen an der deutschen Ostseeküste sind ebenso schwierig zu erklären als das oben mehrfach (S. XLIV, IL) erwähnte isolirte Auf- treten in der westlichen Niederlausitz. Man kann dabei ebensowenig an klimatische Factoren denken als an Standortsbedingungen,' da z. B. die ungeheuren Moore, welche sich an das Kurische Haff anschliessen, der Pflanze den denkbar günstigsten Standort bieten würden. Von Interesse ist es, den Verlauf der Myrica-Grenze mit der eines andern Charakterstrauches der Atlantischen Assosiation, der Genista anglica L. zu vergleichen. In der Altmark und.:Meklenburg bleibt Myrica erheblich hinter der Grenze der letzteren Art zurück, die be- kanntlich bei Stendal und Arneburg bis nahe zur Elbe vordringt und sie dann in der Priegnitz und in Meklenburg übeıschreitet, wo sie gleichfalls, wenn auch mit einigen Unterbrechungen, bis an den Nord- osten des Landes (Rostock) reicht.?) Einzelne weit vorgeschobene Posten fehlen auch hier nicht; so Buschow südwestlich von Nauen, wo’die 1834 entdeckte Pflanze noch 1880 vom Vortr. mit Herrn Dr. v. Marche- setti aus Triest beobachtet wurde. Dagegen ist sie bei Falkenberg unweit Ukro-Luckau (Rabenhorst) und Luppa-Dahlen (H. Engel 1858) in den letzten Decennien nicht mehr gefunden. In Dänemark?) findet sich Genista anglica L. ausser in Jütland, dessen nördlichste Spitze sie indes nicht erreicht, nur auf der Insel Fünen; im "südlichen Schweden ist sie nur iu der am Kättegatt belegenen Provinz Halland bekannt und auch dort sehr selten‘, doch seit 1872 dort wieder beob- achtet.*) Ihre Grenze stimmt also vom nordwestlichen Deutschland an annähernd mit der von Zlex Aguifolium überein, welche ebenfalls nur auf der Westseite des Grossen Belts vorkommt und an der Westküste Schwedens ein ähnlich beschränktes, seit 1330 nicht mehr bestätig- tes Vorkommen gehabt haben soll; doch findet sich der Hülsstrauch bekanntlich noch an der Westküste Norwegens bei Christianssund (63° 7°) und auf den Inseln”Möen und Rügen, selbst noch in dem !) Nach Schübeler (Die Pflanzenwelt Norwegens [1873-1875] S. 177; Viri- darium Norvegieum Norges Växtrige IS. 456 [1886]) erreicht Myrica die Nordgrenze in Schweden bei Torneä (65° 50‘), in Norwegen unter 68047. Nach Fr. Th. Köppen (Geogr. Verbr. der Holzgewächse des Europ. Russlands und des Kaukasus II [1889] S. 361 erreicht sie im Russischen Lappland (Ofver-Torneä) 66" 35°. 2) Ernst H. L. Krause a. a. OÖ. Neuerdings ist sie bei Swinemünde ein- geschleppt. (Ruthe Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXXI 1889 S. 241). 3) Lange a. a. O. 8. 820. +4) Nyman, Consp. Fl. Europ. p. 151. LVII merkwürdigen Weissdorn-Walde auf der Greifswalder Oie, ihrem öst- liehsten Punkte in Norddeutschland. Dass Myrica um so viel weiter nach. Osten und Norden vordringt beweist, dass sie weit weniger empfindlich gegen Winterkälte ist als Genista anglica, die sich in dieser Hinsicht dem verwandten Ulex sowie lex anschliesst. Sehwieriger ist es zu erklären, weshalb Myrica in der Altmark und Priegnitz so weit hinter Genista anglica zurückbleibt. Das reichliche Vorkommen bei Luckau beweist wohl, dass sie hier aus einem aus- gedehnten, früher inne gehabten Gebiete verschwunden ist; schwerlich allein aus klimatischen Gründen, da sie auf ihrem nassen Standorte gegen Lufttrockenheit besser geschützt ist als die weit trocknere Lo- ealitäten bewohnende G@enista. Zu einem noch auffälligeren Ergebnisse führt der Vergleich der Verbreitung von Myrica mit der.eines anderen Strauchs der norddeutschen Moore, welcher, öbwohl mit derselben nur den Standort und mehrere auf die aromatischen Bestandteile basirte Verwendungen teilend und botanisch nicht im entferntesten verwandt, doch wohl aus dem letzt- erwähnten Grunde im Volksbewusstsein insofern als der Myrica nahe- stehend betrachtet ‚wird, als er sowohl im Deutschen als in den skandi- navischen Sprachen denselben Namen Porst, Post, Pors!) führt, nämlich 1) Dieser Name ist für Myrica auch als Pursu sicher aus dem Schwedischen ins Finnische, sowie für Ledum als Porsad ins Esthnische übergegangen vergl. Köppen.a. a. OÖ. ILS. 363 I S. 561. Sehr bemerkenswert ist der an der ersten Stelle angeführte finnische Name Merihumala, welcher beweist, dass Myrica noch neben dem Hopfen (finn. Humala, ein ebenfalls mit dem Schwedischen Humle fast identischer Name) zur Bierwürze verwendet wurde und vielleicht noch wird. Schübeler (Pflanzenw. Norw. S. 177, 178; Virid. Norv. I. S. 457, 458) bringt ein reiches Material über die frühere Benutzung von Myrica bei der Bierbereitung in Skandinavien. Diese Verwendung fand auch in Deutschland statt: „Ward in West- falen bis 1477 statt Hopfen beim Brauen von Grut, Grutenbier oder Gruss, Gruysenbier (Kilian, Dief. Cerevisia monachorum) verwendet“ (Pritzel und Jessen, die deutschen Volksnamen der Pflanzen $. 241, wo indes S. 206 der Name Gruit, Grut, Gruut sicher unrichtig als in Westfalen für das in diesem Lande (s. S. LXT) schwerlich vorkommenüe Ledum gebräuchlich aufgeführt wird). Hehn (Kul- turpflanzen und Haustiere 5. Aufl. (1887) S. 388) identificirt wohl (grösstenteils oder gänzlich) mit Unrecht diesen vor Einführung des Hopfens in Schweden (mit Achillea Millefolium L.) als Zusatz zum Bier üblich gewesenen „Pors“ mit Ledum palustre L. Die Verwendung der letzeren, wirklich narkotisch giftigen Pflanze zu diesem Zwecke ist ein wohl erst später aufgekommener Missbrauch, der auch schon ehe es Gesetze gegen Verfälschung der Nahrungsmittel gab, mit Recht mit strengen Strafen bedroht war. Der in solchen Fragen wohl bewanderte Schübeler (Vir. Norv. ILS. 212 [1888]) führt für die Verwendung von Ledum in der Bierbrauerei kein älteres Zeugnis auf als El. Aspelins Flora Oeconomica in Linnös Amoen. acadlem. Lugd. Batav. I 1749 p. 366 „Pro humulo a pauperibus in cerevisia conficienda. adhibetur; sed cephalal- giam inducit.“ (Dasselbe wird übrigens (p. 333) auch von dem Myricabier behauptet: Myrica loco humuli in cerevisia olim frequens fuit nunc autem seposita cum cepha- lalgiam effieit. Arcet tineas et pediculos.) Herr J. Trojan machte indes den Vortr. darauf aufmerksam, dass diese Benutzung des Ledum in Deutschland schon von den LVI Ledum palustre \. In den Baltischen Bezirken des Myrica-Gebiets (wenn Patres des 16. Jahrhunderts erwähnt wird. So findet sich in der 1613 zu Frankfurt a. M. erschienenen deutschen Ausgabe des „Kreuterbuchs“ von Tabernaemon- tanus (und Joh. Bauhin) III S. 795 allerdings als späterer Zusatz durch [ ] gekennzeichnet: „... Darumb denn die Sachsen pflegens in das Bier zuthun und nennens Porst wächst auch viel in Schlesi und Böhmen die es Royovvnijk nennen.“ Ferner berichtet Dodonaeus (Pemptades VI ed. Plantin. Antverp. 1616 p. 273): „In Pomeranja (Germaniae ad mare Balthicum haee pars est) [wenig schmeichelhaft für den Ruhm des damals noch von mehreren Herzögen beherrschten Landes!] cere- visiae incoqui fertur quae inde suavitatem quandam in gustu referre existimatur,“ Pritzel und Jessen (a. a. 0.) führen sogar nach Mattuschka unter den deutschen Namen des Ledum „Brauerkraut“ auf. Schübeler (Pilianzenw. Norweg. S. 278 Virid. Norv. 1I S. 211 eitirt auch aus einer Schrift von Hylten-Cavallius „Wärend och Wirdarne“ Stockholm 1864—68 2 D. S. 99), dass die Frauen in Wärend (Schweden) aus Wachholderbeeren mit Sauerteig und Zedum noch heut ein [jedenfalls berau- schendes] bierähnliches Getränk „brauen,“ das das ganze Jahr hindurch aufbewahrt werden kann. Bekmann (a. a. O. Sp. 707) kennt nur eine Verwendung des Ledum: „Vom Landmann wird er beim vieh gegen die laüse gebrauchet“. Auch gegen an- dere lästige und schädliche Inseeten und selbst Entozoen sucht man sich durch das starkriechende Ledum zu schützen, worauf manche seiner Benennungen, wie ausser „Läusekraut“ Motten- Schaben- und Wanzenkraut (letzteres entsprechend dem von Köppen a. a. O. erwähnten russischen Klopownik) deuten. Auch der in einem Teile unserer Provinz (der östlichen Niederlausitz) gebräuchliche Name Saugrenze stammt daher, da Pritzel und Jessen das aus Schlesien angeführte „Säugranzenkraut“ fol- gendermassen erklären „d. h. Streu für Säue mit Granzen — Finnen.“ Schon in der frühesten botanischen Litteratur erwähnt und auch jetzt noch am weitesten verbreitet ist der Ruf des Zedum gegen die von unsern Hausfrauen für die Winterkleidung so gefürchteten Motten. „Praefertur haec planta Boemis contra tineas et hlattas quae vestes lacerant. Quare iis eam interponunt“ sagt schon Matthiolus in seinem Commentar zum Dioskorides (ed. Valgrisi Venet. 1565 p. 790). Als „Mottenkraut“ wird Ledum noch heut auf den Wochenmärkten zu Berlin, Magdeburg und wohl auch in manchen anderen Städten des nordöstlichen Deutschlands feilge- boten (Ascherson Fl. der Prov. Brandenbk. I S. 413). Dies geschieht z. B. noch heut (nach freundlicher Mitteilung unseres Mitgliedes Herrn F. Niedenzu in Neisse, woher schon Clusius (der in Rar. Plant. hist. 1602 p. 82 den von Matthio- lus Rosmarinum silvestre genannten Strauch unter dem ihm allein verbliebenen Namen Ledum Silesiacum aufführt) denselben 15738 von Dr. Achilles Cromer erhalten hat. Ueber in Westpreussen gebräuchliche Verwendung gegen Flöhe und Kornwürmer berichtet unser Mitglied A. Treichel (Bericht über die fünfte Versammlung des Westpreuss. botan. zool. Vereins zu Kulm. S. A. aus Schr. Naturf.-Ges. Danzig N. F. Bd V Heft 4 |1883] S. 147). Indes scheint es auch Insecten zu geben, denen der Ledum- Geruch sympathisch ist. Nach Brandt und Ratzeburg (Deutschlands Giftgewächse I (1834) S. 93) „sollen die Bienen in die Körbe gehn, wenn man sie mit Porst ein- gerieben hat.“ Hierauf deutet ganz speciell der oben erwähnte, schon in der böb- mischen Ausgabe des Matthiolus vorkommende, jetzt Rojovnik geschriebene böhmi- sche Name, der nach brieflicher Mitteilung unseres Ehrenmitgliedes L. Celakovsky von roj Bienenschwarm herkommt, ein Name, welchen Ledum mit Melissa ofieinalis L. teilt (bekanntlich bedeutet auch Melissa „Bienenkraut“). Unter den von Brandt und Ratzeburg wie von Pritzel und Jessen erwähnten deutschen Namen beziehen sich ebenfalls mehrere auf die Anwendung; in der Imkerei „Heidmisch, Bienenkraut“ (soll wohl heissen Heidnisch Bienenkraut) bei Brandt und Ratzeburg scheint durch Volksetymologie aus Heidebienenkraut entstanden. Ob die von Linne-Aspelin LIX man unter diesen Namen das Vorkommen in den Küstenländern der Ost- see und ihrer Busen, abgesehen von Dänemark und Schleswig-Holstein zusammenfassen will) finden sich, wie auch bei Luckau, beide Sträucher neben einander, mitunter an denselben Fundorten im gemischten Be- . stande; so beobachtete sie z. B. Vortr. bei Anklam; bei Luckau zwischen Beesdau und Stiebsdorf (Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXI (1879) S. 123) sowie K. Lucas in der Lieben-Seele bei Misdroy (a. a. O. 11 (1860) S. 37). Im grössten Teile Norddeutschlands dagegen schliessen sich ihre Gebiete nahezu vollständig aus, so dass die oben erwähnte Ost-Grenze des Haupt- Bezirks von Myrica fast genau einer Westgrenze der zusammenhängenden Verbreitung von Zedum entspricht, welches dieselbe in Lauenburg (in der Nähe von Lübeck findet sich Zedum nur bei Wesloe auf Meklen- burgischem Gebiete nach Prahl, Krit. Flora der Prov. Schleswig- Holstein u. s. w. Il S. 146) nur wenig überschreitet (östlich der Linie Ratzeburg-Mölln an vielen Stellen westlich im Duvenseer und Koberger Moor Prahl a. a. O.), in der Provinz Hannover und in der Altmark nicht ganz erreicht; die westlichsten Fundorte auf dieser Linie sind: Laaver Moor bei Neuhaus a. E:; Putloser Moor östlich von Dannenberg; Moor bei Laasche und Porst-Moor bei Meetschow unweit Gartow (Nöldeke Fl. Fürst. Lüneb. S. 264); an der Sächsisch-Han- növerschen Grenze bei Bömenzien, Ziemendorfer Forst nördlich von Arend- see (Potonie Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXIII (1881) S. 146) [dieser letztere Fundort dürfte identisch oder zusammenhängend mit dem bei Kapermoor [Lauche bei Matz (Abh. Bot. Ver. Brand. XIX (1877)] S. 51 sein]; Planken (Nöldeke)'); Gardelegen?): Padegrin bei der Neuen Mühle viel (Eggert, F. Prochno); Tabackspfahl früher viel (Eggert, F. Prochno), 1889 nur spärlich!! Vorsfelde (Braunschweig. Drömling): am Kleinen Moor beim Giebel und bei Danndorf in der Nähe der Grasemühle (Bertram Fl. v. Braunschweig 3. Aufl. 1885 S. 142). Diese Grenzlinie setzt sich auch nach Norden fort, indem Zedum erwähnte Verwendung der Myrica gegen Läuse und Motten nicht ursprünglich ebenso dem Zedum angehört wie die des letzteren in der Bierbrauerei der Myrica will Vortr. dahingestellt sein lassen. Nach einer in einer späteren Sitzung gemachten Mitteilung unseres Mitglie- des Herın E. Jacobasch muss in dessen Heimat, dem „Ländehen“ im östlichsten Zipfel der Provinz Sachsen, ein Stengel des „wilden Rosmarins“ den sonst vielfach in Deutschland bei Begräbnissen gebräuchlichen Zweig des echten Rosmarinus ofi- cinalis L. ersetzen. 1) Nicht hinreichend beglaubigt erscheint die von Potonie a. a. O. gemachte Angabe „Lüchow Sandhagen“, welche beträchtlich über die hier so bestimmt ge- zogene Grenze vorspringt. „Leider wusste sich Herr S. bei mancher Pflanze des genauen Standortes nicht mehr zu erinnern.“ Potonie a. a. O. S. 130. 2) Auf der langen Strecke von Arendsee nach Gardelegen, welche grösstenteils ein botanisch unerforschtes Gebiet durchschneidet, sind die westlichsten Angaben: Österburg H. Engel! und Modderkuhl (Uchtequelle) bei Vintzelberg Steinbrecht (briefl. Mitt.). LX im grössten Teile von Holstein, in Schleswig und in Dänemark (selbst auf Bornholm!) fehlt. In Schweden ist es allgemein verbreitet, in Norwegen aber fast nur im nördlichsten Landesteile (Finnmarken), während es im Süden nur ganz vereinzelt vorkommt; Blytt (Norges Flora S. 844), Schübeler (Vir. Norv IS. 211) führen dort nur 3 Fundorie auf: Röde- nes und Aremark in den Smaalenen (dem östlich vom Kristiania-Fjord gelegenen Landesteil) und das Bronesmoor in Modum (s. w. von Kristia- nia oberhalb Drammen). Dieser südnorwegische Bezirk lässt sich als das nördlichste Glied einer Vorpostenkette ansehen, die im nordwestlichen Deutsch- land von einer Reihe zerstreuter Fundorte gebildet wird, von denen indes die Mehrzahl nur auf höchst unsicherer Autorität beruht; bei dem grossen pflanzengeographischen Interesse dieses Vorkommens mögen sämtliche Angaben hier folgen: a. Nördlich der Elbe. 1. Heidmoor bei Berlin unweit Segeberg Bergmann 1886 nach Prahl ae), 2. Borsteler Moor bei Hamburg, in einem kleinen Exemplar 1867 von Laban und C. T. Timm gefunden, aber seit 1870 wieder verschwunden (C. Timm Verh. Naturw. Ver. Hamb. Altona. Neue Folge III 1878 [1879] S. 24, 25.) b. Zwischen Elbe und Weser. 3. Bornberger Moor bei Hechthausen (Amt Himmelpforten, westlich von Stade) von Unland vor 1879 beobachtet nach G. Eilker Flora von Geestemünde 1881 S. 45; selbst von diesem nicht ge- rade kritischen Autor zu seinen „fraglichen, scharf zu beachtenden“ Arten gerechnet. 4. Moor zwischen Drangstedt und Sievern (nördlich von Bremerhafen, westlich von Bederkesa) angeblich nach F. Alpers (Abh. Naturw. Ver. Bremen IV. S. 359 [1875)). . In den Heslinger Dohren bei Zeven (an der oberen Oste) nach F. Alpers a. a. O. Herr A. hält diesen Fundort nach brieflicher Mitteilung für möglicher Weise noch jetzt gültig. 6. Rothenburg a. d. Wumme (Station der Hamburg-Bremer Bahn) nur ein Strauch vom Landtags-Abgeordneten, Apotheker Ferd. Wattenberg daselbst vor 1875 entdeckt (Alpers a. a. 0.) 7. Kirchwalsede, südlich vom vorigen Orte, ebenfalls nur wenige Sträucher (Buchenau Flora von Bremen 2. Aufl. 1879 3. 162; nach brieflicher Mitteilung des Verf. von den Landtags- Abge- ordneten Diedr. Kropp (7) und dem genannten F. Wattenberg dort aufgefunden). 8. Ettenbosteler Bruch bei Ostenholz unweit Hudemühlen an der unteren Aller, vor 1866 vom Pastor Stölting aufgefunden und an unser correspondirendes Mitglied Herrn K. Nöldeke mit- [wo) LXI geteilt (Stölting, Primitiae florulae Hudemolanae in Jahresber. Naturw. Verein Lüneb. II 1866 S. 56 Nöldeke a. a. O.). 9. Moor zwischen Linsburg und Nöpke (unweit der Eisenbahnstation Hagen zwischen Nienburg a. d. Weser und Neustadt am Rüben- berge) nach einer mündlichen Mitteilung des verstorbenen Gri- sebach, von Nöldeke indes vergeblich gesucht (Nöldeke, Verzeich- nis der in den Grafsehaften Hoya und Diepholz etc. bisher beob. Gefässpflanzen XIV. Jahresb. der Naturhist. Ges. in Hannover 1865 S. 28; nach brieflicher Mitteilung des Verf. nieht von Grisebach selbst beobachtet, sondern ihm von einem Zuhörer angegeben). 10. Am Steinhuder Meere, von Hoyer „in seiner ebenso weitschwei- figeen als unzuverlässigen Flora der Grafschaft Schaumburg, Rinteln 1838 S. 245 angegeben; ich vermochte aber die Pflanze nicht zu entdecken“ Buchenau, Mitteilungen über die Flora von Rehburg in Abh. Naturw. Ver. Bremen V. S. 152 (1876). 11. Im Resser Moore zwischen Bissendorf (Reg.-Bez. Lüneburg) und Neustadt am Rübenberge nur an einer Stelle in einer Gruppe von etwa 20 Sträuchern, vom Oekonom Schultze vor 1875 ent- deckt, noch 1890 von Herrn Nöldeke beobachtet (Nöldeke Fl. Fürst.. Lüneburg S. 264 n. briefl. Mitt.). 12. Warmbüchener Moor bei Hannover (Med.-Rat Hahn nach L. Mejer Flora von Hannover 1875 S. 107; Nöldeke a. a. O. be- zweifelt das Vorkommen, während Herr Oberlehrer Mejer (nach briefl. Mitt. von Alpers) annimmt, dass die Pflanze auch jetzt noch dort vorkomme). ‘13. Ramlinger Moor westlich von der Bahnstrecke Celle-Burgdorf unweit der Station Ehlershausen, ebenfalls nur wenige Sträucher, 1885 vom Herrn Real- Gymnasiallehrer Dr. Herm. Krause in Hannover aufgefunden (briefl. Mitt. von F. Alpers und Dr. H. Krause). 14. Riesenberger Torfmoor bei Braunschweig, 1879 ein Exemplar. (Bertram a. a. O. 338.) Gänzlich unverbürgt ist das Vorkommen c. Westlich von der Weser, wo Ledum noch von folgenden Stellen angegeben ist: 15. Haddenhausen zwischen Minden und Bergkirchen. (Diese Angabe beruht ebenfalls auf der unsichern Autorität Hoyers, vergl. Karsch, Phanerogamenflora der Provinz Westfalen 1853 S. 351; die dort ebenfalls mitgeteilte Angabe des „Waldecker Müller“ bei Brilon und Berleburg verdient noch weniger Glauben; in den „Mitteilungen aus dem Provinzial-Herbarium“ von Beckhaus, wo die Ericaceen im AI. Jahresber. des Westf. Provinzial-Vereins f. Wiss. u. Kunst für 1852 5. 88, 89 aufgezählt sind, wird ZLedum völlig mit Stillschweigen übergangen). 16. „Im Amte Hunteburg“ nördlich von Osnabrück (G. F. W. Meyer, LATI Chloris Hanoverana 1836 S. 352). Diese etwas unbestimmte An- gabe wird von Herrn Realgymnasiallehrer H. Buschbaum, dem Verfasser der neuesten, mit Sorgfalt bearbeiteten Flora von Osna- brück, nach briefl. Mitt. bezweifelt; derselbe hat das Moor zwischen Hunteburg, Damme und Vörden vergeblich nach Zedum durch- sucht und vermutet wie im folgenden Falle eine Verwechselung mit Myrica. 17. „Im Meppenschen“ (v. Boenninghausen Prodr. Fl. Monast. 1824 nach Karsch a. a. O. Gymnasiallehrer Schlöter in Meppen (daselbst) vermutet Verwechselung mit Myrica, die dort, wie im Münsterlande den Namen „Possen“ führt; auch Dr. Conrad Hupe, Verfasser einer Flora des Emslandes, welche im 4. und 5. Jahres- bericht über die höhere Bürgerschule zu Papenburg 1878 und 1879 erschienen ist, bestreitet dies Vorkommen [F. Buchenau u. H. Buschbaum, briefl. Mitt.]). Von diesen 17 Angaben können also nur No. 1, 6—8, 11, 13 und 14 als zuverlässig betrachtet werden. Der Umstand, dass an diesen sichern Fundorten das Vorkommen nirgends ein reichliches, an den meisten ein spärliches oder ganz vereinzeltes ist, legt wohl (abgesehen von dem Verdachte neuerlich erfolgter Anpflanzung, den Prahl a. a. O. gegen das Vorkommen bei Hainburg, an einer oft besuchten Loealität äussert; man denke sich als Gegenstück etwa den Fund eines Myrica-Strauches in unserem Grunewald!) die Vermutung nahe, dass es sich hier um Relieten aus einer Zeit handelt, in der die continentale Flora weiter nach Nordwesten reichte als heut. Freilich ist auch eine andere Er- klärung möglich. Man kann kaum umhin, das Fehlen von Ledum in Dänemark und dem grössten Teile von Schleswig Holstein mit dem der Kiefer in Vergleich zu stellen, zumal der Bezirk der letztgenannten Provinz , in welchem es vorkommt, mit dem Gebiete nahezu zusammenfällt, in welchem Pinus silvestris auch nach Ernst H. L. Krause von Alters her als einheimischerWaldbaum bekannt ist. Dereben genannte, ebenso scharf- sinnige als kenntnisreiche Forscher hat nun neuerdings (Englers Jahr- bücher X1S.123-133')) darzuthun versucht, dass die Kiefer auch im ganzen übrigen nordwestdeutschen Tieflande seit dem Aufkommen moderner Forst-Cultur eingeführt ist, was jedenfalls für den grössten Teil der dortigen Kiefernbestände unzweifelhaft zuzugeben ist. Vortr. hat bei einer früheren Gelegenheit (vgl. Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXIX (1887) S. 144) darauf hingewiesen, dass mit der modernen Einführung der 1) Verf. deutet in dieser Abhandlung (S. 132) das Vorkommen des Ledum im nordwestlichen Deutschland im Sinne der Reliet-Theorie. Das dort von ihm er- wähnte Vorkommen von Ledum bei Lanklaer in der Belgischen Provinz Limburg: gehört der Vergangenheit an und beruht sicher auf Anpflanzung (vgl. die Mitt. von Fräulein Maria Goetsbloets Me&m. de la Soc. Roy. de Bot. Belgique XVIII [1889] 2me partie p. 57—60). LA Kiefer als Waldbaum in Dänemark und Schleswig-Holstein mutmass- lich Zinnaea, Ohimophila und Goodyera, welche früher in diesen Län- dern fehlten, eingeschleppt sein dürften. Noch wahrscheinlicher ist allerdings der ganz neuerlich von unserem Ehrenmitgliede W. O. Focke (Abh. Naturw. Ver. Bremen XI [1890] S. 427, ausgesprochene Ver- mutung, dass diese Pflanzen, die auch in Nordwestdeutschland, z. B. in Oldenburg, unter ähnlichen Verhältnissen vorkommen, erst in die bereits herangewachsenen Kieferwälder durch dieselbe besuchende, Kiefernsamen liebende Vögel ans Skandinavien [oder auch Nordost- deutschland?] eingebracht wurden. Wie wäre es nun, wenn sich das Vorkommen von ZLedum im nordwestlichen Deutschland an diese Fälle anreihte? Die von Zedum bewohnten Hochmoore sind fast immer unmittelbar Kiefernbeständen benachbart; nicht eben selten findet sich Ledum sogar in letzteren selbst an etwas feuchten oder nur frischen Stellen, wie es Vortr. selbst bei Misdroy, in der Niederlausitz bei Drehna und in Böhmen bei Hirschberg angetroffen hat!;) selbst das öfter erwähnte auffällige Vorkommen an Sandsteinfelsen der Säch- sischen Schweiz?) ist sicher nicht weit von Kiefernwäldern entfernt. Es ist aber nichts leichter, als dass sich die staubfeinen Zedum-Samen dem Kiefernzapfen und wohl auch den aus demselben gewonnenen Samen, sicher aber an das Gefieder der oben erwähnten Vögel an- hängen können. Ob diese Auffassung oder die Betrachtung der be- sprochenen ZLedum-Standorte als Reliete die richtige ist, darüber würde wohl die Untersuchung der Moore Aufschluss geben können. Findet man Ledumreste namentlich in oberflächlicheren Schichten der Moore, “wo es heut vorkommt, oder in deren Nachbarschaft, so würde die Wage sich für die Reliet-Theorie neigen. Bei dieser Gelegenheit möge noch eine andere Angabe zur Sprache kommen, die Vortr. bei seinen desfallsigen litterarischen Nachfor- !) Es darf hier wohl auf die auch von Schübeler citirte Beobachtung Kjellmans, (vergl. Koehne und Geyler Bot. Jahresber. für 1884 II. S. 178) hingewiesen werden, der im arktischen Sibirien Zedum palustre stets an trockenen und warmen Stellen antraf. Dagegen bemerkt Warming, der in seiner inhaltreichen Studie „Om Grönlands Vegetation“ (Sep.-Abdr. aus Meddelelser om Grönland XII Kiöbenh. 1888 S. 54) Ledum ebenfalls zu den Hauptbestandteilen der auf vorwiegend troeknem Boden auftretenden Lynghede (Ericaceenheide) rechnet, dass es auch dort gleichfalls im Sumpfe wachse und in der Heide die feuchten Stellen wie Felsspalten, aus denen das Wasser nicht so leicht verdampft, bevorzuge. Dieselbe Erscheinung wird von ihm bei anderen in unsern Breiten constant oder vorzugsweise Moor be- wohnenden Pflanzen, wie Saxifraga Hirculus L., Vaccinium uliginosum L., Pedicularis palustris L., erwähnt. Diese Pflanzen dringen schwerlich bis ins Centrum des Po- largebiets vor und es ist erklärlich, dass sie an ihrer Polargrenze ebenso warme und trockne Standorte bevorzugen wie an ihrer Aequatorialgrenze kühle und feuchte. 2, E. Hippe, Verz. der Phanerog. u. s. w. der Sächs. Schweiz. Pirna 1878 8, 100: an Felsen im Polenzthale und bei der Hohnsteiner Mühle. LXIV schungen begegnete, und die ihn an eine kürzlich erhaltene mündliche Mitteilung erinnerte. Von dem oben ($S. LIX) erwähnten Fundorte bei Laave Amt Neuhaus a. E., heisst es bei Steinvorth Jahresber. naturw. Ver. Lüneb. I 1865 S. 41: „jetzt bei Laave (Amt Neuhaus) stellen- weise häufig. Jene Gegend ist vom Forstsecretär Foertsch früher vermessen und nach der Pflanze durchsucht, so dass sie erst später dort aufgetreten sein mag.“ Als Vortr. am 17. Juni 1889 mit: seinem Freunde F. Prochno das schon oben S. LI erwähnte Moor-Revier am Tabackspfahl bei Jäwenitz besuchte, suchten wir Zedum lange ver- geblich auch an Stellen, wo es der letztgenannte noch vor wenigen Jahren in grossen Beständen wahrgenommen hatte. Erst ganz zuletzt fanden wir an den nässesten Stellen der Torfstiche einige kümmer- liche Sträucher. Das ganze Revier war durch das nach dem Austorfen erfolgte Aufschütten des Abraums sowie von aufgekarrtem Sande kaum wieder zu erkennen und waren auch die angrenzenden Hochwaldbe- stände, in denen Herr Prochno Zedum besonders zahlreich beobachtet hatte, viel trockener geworden. Die Blütezeit war in diesem heissen Frühsommer schon völlig vorüber und Jedermann weiss, um wie viel massenhafter das Vorkommen in unserem Grunewaldmoor in der Zeit erscheint, wenn die weissen Blütenstände weithin leuchten, als ausser- halb derselben. Dass aber der ansehnliche Strauch sieh der Beobach- tung völlig entzogen haben würde, wenn er nicht wirklich mindestens sehr sparsam geworden wäre, ist nicht wohl anzunehmen. Dies gewissermassen plötzliche Verschwinden eines stattlichen Holzge- wächses innerhalb weniger Jahre erscheint dem Vortr. noch auffälliger als das in dem Laaver Falle erwähnte plötzliche Auftreten, das ja möglicher Weise sich durch massenhaften Antlug erklärt, obwohl der Strauch bei der ersten Besichtigung sich möglicher Weise auch in einem derartigen zu einer Vita minima redueirtem Zustande befunden haben kann, wie wir ihn beim Tabackspfahl antrafen. Diese Erfah- rungen kamen dem Vortr. ins Gedächtnis, als er folgende Aeusserung seines verehrten Freundes Prahl las (a. a. 0. S. 146, 147): „Eine Reihe anderer Angaben (wohin auch die aus der Gegend von Neu- münster gehören, wo mir auf mehrfachen Excursionen die Pflanze, die noch 1885 zahlreich gewesen, aber schon 1887 an allen Standorten verschwunden sein soll, nie gezeigt werden konnte) ist mindestens zweifelhaft.“ Vortr. ist indes überzeugt, dass hier noch andere gewichtige Gründe zur Annahme eines Irrtums vorliegen, wie auch bei Soltau in der Lüneburger Heide, wo Herr Nöldeke (nach briefl. Mitt.) ganz ähnliche Erfahrungen wie Dr. Prabl gemacht hat. Ferner möge bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, dass das im Spätsommer und Herbst eintretende verspätete (oder vielmehr ver- frühte, da es sich um eine „Prolepsis“ für das nächste Jahr bestimm- ter Blütenstände handelt) Blühen bei Zedum ungleich seltener vorzu- LXV kommen scheint als bei anderen Gliedern der Gruppe Bicornes. Vortr. hatte hiervon bisher nur einen Fall notirt, in welchem unser Mitglied Herr F. Paeske am 1. September Zedum blühend beobachtet hat. Herr J. Trojan hat es einmal bei Misdroy im Hochsommer blühend an- getroffen (briefl. Mitt). Am 31. Juli 1890 sah Vortragender selbst auf der oben (S. XLIV) erwähnten Excursion in der Nähe von Ruhland mit Prof. Drude und Dr. Naumann am Ufer des Skyro- Teichs einen einzigen Strauch des dort massenhaft vorkommenden Ledum in Blüte. Bei Vaccinium Vitis idaea L. muss diese Erscheinung bekanntlich bei uns als normal betrachtet werden (vergl. z. B W. ©. Focke, Abhandl. Naturw. Ver. Bremen Ill S. 551, 552 (1874)'). Kaum weniger häufig scheint sie an manchen Orten und in manchen Jahren bei Andromeda Polüfolia L. aufzutreten (vgl. P. Magnus Oesterr. Bot. Zeitschr. XXXIX (1889) S. 365). Vortr. sah sie am 12. August 1890 an den Fürstenteichen bei Telgte unweit Münster so reich- lich in Blüte, wie dies gewöhnlich Mitte Mai in unserem Grunewald der Fall zu sein pflegt. Unser correspondirendes Mitglied Herr Geheimrat A. Karsch, unter dessen freundlicher Führung Vortr. diesen Ausflug machte, bezeichnete diese Erscheinung als eine dort nicht ungewöhn- liche. Sehr viel seltener tritt diese zweite Blüte bei der Heidelbeere ein, von welcher ebenfalls P. Magnus (a. a. O. S. 366) einen der- ‚artigen, von ihm im August 1889 bei Kosten im Böhmischen Erz- gebirge beobachteten Fall verzeichnet hat. In Uebereinstimmung mit dem auch bei Abnormitäten auf andern Gebieten constatirten „Gesetze der Duplieität“ war Vortr. im verflossenen Spätsommer zweimal in - der Lage diesen seltenen Fall an frischen Exemplaren zu constatiren. Am 1. August beobachtete denselben an einigen Stöcken von Vaccinium Myrtillus L. Herr Professor Drude in der Naundorfer Forst (Prov. Brandenburg) bei Ruhland. Am 21. August fand Herr Realgymnasial- lehrer Aug. Kuemmel-Barmen am Borberge bei Olsberg (Kr. Brilon) einen einzigen Stock der Heidelbeere in Blüte. Auch das nahe ver- wandte V. uliginosum L. kam dem Vortr. in demselben Spätsommer zweimal in blühenden Exemplaren zu Gesicht. Am 5. September ‚sammelte es Herr P. Hennings bei Sawade und am 7. im Bankauer Walde bei Warlubien (Kr. Schwetz, Westpreussen) sowie am 13. August Herr Institutsdiener A. Kappenberg bei Westbevern unweit Münster. Das Jahr 1890 zeigte ähnliche Witterungsverhältnisse wie das vorhergehende; auf einen heissen und trockenen Mai folgte aller- dings schon im Juni und fast den ganzen Juli hindurch anhaltendes 1) Sogar eine dritte” Blüte beobachtete an der Preisselbeere Herr P. Magnus (nach gefälliger mündlicher Mitt.) im September 1889 in der Sächsischen Schweiz. Dieselbe Wahrnehmung machte H. Steinvorth im September 1865 im Lüss (Lüne- burger Heide) vgl. Jahresb. Naturw. Ver. Lüneb. II 1866 S. 154. Verhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXXII. Fl LXVI Regenwetter, nur in der ersten Dekade des August setzte wieder grosse Hitze ein. Um nun auf die geographische Verbreitung der oben besprochenen Pflanzen zurückzukommen, so liefern die mitgeteilten Thatsachen einen vollgültigen Beleg für die von Ernst H.L Krause!) aufgestellte Behauptung, dass die Pflanzengenossenschaften, die wir seit Loews ebenso lehr- reicher als verdientermassen allgemein anerkannter Arbeit als Asso- ciationen?) bezeichnen (Genossenschaften, welche als Ausdruck der Anpassungen an grösstenteils übereinstimmende klimatische Bedin- gungen ihren Wert behalten), aus in Bezug auf ihren Ursprung und ihr geologisches Alter verschiedenen Bestandteilen gemischt sein können, und, wie Vortragender hinzufügt, dafür, dass Pflanzenformen, geologisch betrachtet, gleichen Ursprung in der Jetztzeit verschie- denen Associationen angehören können. Schon 1871 hat W. O. Focke in seinen zu wenig beachteten Untersuchungen über die Vegetation des nordwestdeutschen Tieflandes?) darauf aufmerksam gemacht, dass Myrica einen geologisch älteren Bestandteil der jetzt als „At- lantische Assoeiation“ bezeichtneten Gruppe bildet als eine Anzahl Arten von west- und südwesteuropäischem Ursprung, unter denen er auch Zex Aguifohum L. und @enista anglica L. aufzählt (a. a. O. S. 438). Myrica Gale L., die auch heut noch in Amerika (auch in Ostasien in Kamtschatka) vorkommt, gehörte ursprünglich der miocän- arktischen Flora an, die sich in der Eiszeit nach Süden in die Con- tinente beider Hemisphären zurückzog und auch jetzt noch nicht wieder so weit .nach Norden vorgedrungen ist als in der Tertiärzeit. Sie ist also zuerst von Norden her zu uns gekommen, @enista und Ilex (die allerdings, wie Focke schon hervorhebt, einer in Amerika reicher ver- tretenen Gattung angehört, aber ihre nächsten Verwandten nicht in Amerika hat, sondern, nach Dr. Loeseners gefälliger Mitteilung, auf den nordatlantischen Inseln und in Ostasien) von Südwesten (vgl. über ihre Verbreitung Loesener Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXXII (1891) S. 29, 30). Auch das noch heute eircumpolare Ledum palustre ist von Norden zu uns gekommen, aber es gehört der boreal-alpinen Association an, d. h. es hat sich einer verkürzten Vegetationszeit ebenso entschieden angepasst wie Myrica dem feuchten Seeklima. Das Verschwinden von Myrica im Binnenlande kann so wenig der zu- nehmenden Kälte zugeschrieben werden, da sie den Winter von Peters- burg und Torneä erträgt, als das Aufhören von Zedum in der Ebene nach Süden und Westen hin der gesteigerten Sommerwärme, da die Sommer- temperatur von Berlin und Kiew jedenfalls höher ist als die von Bremen. 1) Arch. der Fr. der Naturg. in Mecklenb. 38. Jahrg. (1884) S. 72. 2) E. Loew Linnaea XLII (1879) S. 592. 3) Abh. Naturw. Ver. Bremen II S. 405—456. LXVU In den Baltischen Bezirken des Myrica-Gebiets ist der Sommer noch kurz genug für Zedum und feucht genug für Myrica; aber schon im grössten Teile Norddeutschlands sind für beide zugleich geeignete klimatische Bedingungen kaum mehr zu finden. Das Wiederauftreten des Ledum in rauhen Gebirgslagen Süddeutschlands (Schwarzwald) und Oesterreichs (bis Admont in Steiermark) findet in dem Wiedererscheinen so vieler nordischer Pflanzen in südlichen Gebirgen sein Seitenstück, wo neben der geminderten Wärme hauptsächlich die verkürzte Vegetationszeit die gemeinsame klimatische Bedingung darstellt. Der glacialen Flora Deutschlands hat sicher Zedum, schwerlich aber Myrica angehört, die erst mit der Einwanderung der atlantischen Pflanzen südwesteuro- päischen Ursprungs, diesmal aber von Südwesten her wieder zu uns gelangt sein dürfte. Herr J. Winkelmann gab bekannt, dass er zwei der vom Vor- redner besprochenen Pflanzen an bisher noch nicht verzeichneten Fund- orten in der Stettiner Flora gesammelt habe: Achillea cartilaginea Ledeb., neu für’Pommern, an einem Oderarme östlich der Stadt, und Helosciadium inundatum (L.) Koch bei Löcknitz, mithin noch näher an der Grenze der Provinz Brandenburg als an dem Fundorte bei Ruhland. Herr R. Beyer bemerkte, dass die im Mittelalter in Deutschland her- gestellten Alraune nicht aus Mandragora- sondern aus Bryonia-Wurzeln bestehen, denen man durch an den Stellen, welche der Kopfhaut und dem Kinn entsprechen würden, eingestopfte und dann in der Erde, in -die man die Wurzel wieder vergrub, ausgekeimte Hirsekörner auch einen künstlichen Haarwuchs verschaffte. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Die Mehrzahl der Ver- sammelten blieb noch in den Passage-Bierhallen mehrere Stunden in angeregter Unterhaltung vereinigt. P. Ascherson. M. Gürke. Verzeichnis der für die Vereins-Bibliothek eingegangenen Drucksachen. Vergl. Jahrg. XXXI. S. LXIV. Geschlossen am Ill. October 1890. l. Periodische Schriften. A. Europa. Deutschland. Berlin. Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Sitzungs- berichte. 1889, No. 39—53; 1890, No. 1—40. — Deutsche Beemisohe Essellgahndt Berichte. Band VI, 1888. (Geschenk des Herrn Geheimrat a. D. A. Winkler.) — Gesellschaft Naturforschender Freunde. Sitzungsberichte. 1889. — Deutsche Geologische Gesellschaft. Zeitschrift. Band 41, 1889; Band 42, 1890, Heft 1. Register zu dem 31.—-40. Bande, 1879 bis 1888. -— Gesellschaft für Erdkunde. Verhandlungen. Band XVI, 1889, No. 8-10; Band XVII, 1890, No. 1-6. Zeitschrift. Band XXIV, 1889, Heft 5—6; Band XXIV, 1890, Heft 1—3. Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, West- falens und des Reg.-Bez. Osnabrück. Verhandlungen. Jahrgang 46, 1889, 2. Hälfte. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Band XI. Dresden. Isis. Sitzungsberichte und Abhandlungen. 1889, Juli bis December. Dürckheim. Pollichia. Mitteilungen. No.1—3, 47. und 48. Jahres- bericht. Emden. Naturforschende Gesellschaft. 74. Jahresbericht. 1888—89. Erlangen. Physikalisch - medieinische Societät. Sitzungsberichte. 21. Heft, 1889. LXIX Frankfurt a. M. Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. Berichte. 1889; 1890. Frankfurt a. O. Naturwissenschaftlicher Verein des Reg.-Bez. Frank- furt. Monatliche Mitteilungen aus dem Gesamtgebiete der Natur- wissenschaften, herausgegeben von E. Huth. Jahrg. VII, 1889/90, No. 6—11. '— Societatum Litterae, herausgegeben von E. Huth. Jahrg. III, 1889, No. 7—12. Freiburg i. B. Badischer botanischer Verein. Mitteilungen. No. 67—31. Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 27. Bericht. 1889. Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vorpommern und Rügen. Mitteilungen. Jahrgang XXI, 1889. Güstrow. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Archiv. Band XLIIl. 1889. Hallea.S. Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Band LXIl, 1889, Heft 2—6; Band LXII, 1890, Heft 1. — Kais. Leop. - Carol. Deutsche Akademie der Naturforscher. Nova Acta. Band LIll, No. 4 Westerwald, X.: Blatt- und Sprossbildung bei Euphorbien und Cacteen. 1889. Band LIll, No.5. Koeppen, M.: Ueber das Verhalten der Rinde unserer Laubbäume während der Thätigkeit des Verdickungs- ringes. 1889. Band LIV, No. 2. Hintz, R.: Ueber den mechanischen Bau des Blattrandes mit Berücksichtigung einiger Anpassungs-Erschei- nungen zur Verminderung der localen Verdunstung. 1889. Band LIV, No. 3. Kärner, W.: Ueber den Abbruch und Abfall pflanzlicher Behaarung und den Nachweis von Kieselsäure in Pflanzenhaaren. 1889. Hamburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften. Band XI, Heft 1. Hannover. Naturhistorische Gesellschaft. 38. und 39. Jahresbericht, 1887 —89, | Heidelberg. Naturhistorisch-medieinischer Verein. Verhandlungen. Neue Folge. Band IV, Heft 3. Kiel. Nabe wilsenschaktlicher Verein für Schleswig-Holstein. Schriften. Band VII, Heft 1, 1889. Landshut. Botanischer Verein. 11. Bericht. 1888/89. Leipzig. Verein für Erdkunde. Mitteilungen. 1889. | Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg. Jahreshefte. XI, 1888,89. LXX Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresbericht und Ab- handlungen. 1888, 1889. Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissen- schaften. Sitzungsberichte. 1889. Münster. Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. 17. Jahresbericht für 1888. Nürnberg. Naturbistorische Gesellschaft. Jahresbericht 1889. Ab- handlungen. Band VII, Bogen 8—13. Regensburg. Kgl. bayerische botanische Gesellschaft. Denksehriften. Band VI (1890). — Flora oder Allgemeine botanische Zeitung, herausgegeben von Dr. K. Goebel. Jahrgang 72, 1888. Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahreshefte. Jahrgang 46. Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Schriften. Band IV, 1889. Würzburg. Physikalisch-medieinische Gesellschaft. Sitzungsberichte. Jahrgang 1889. Zwickau. Verein für Naturkunde. Jahresbericht. 1889. Oesterreich-Ungarn. Bistritz. Gewerbeschule. Jahresbericht XV, 1888/89. Brünn. Naturfoıschender Verein. Verhandlungen. Band 27, 1888. VII. Bericht der meteorologischen Commission 1887. Budapest. Termeszetrajzi Füzetek. Kötet XII, 1889, Füzet 4; Kötet XIII, 1890, Füzet 1. Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. Mitteilungen. Jahrgang AXVI, 1889. Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissenschaften. Verhandlungen und Mitteilungen. Jahrgang ÄXXIX, 1889. Innsbruck. Naturwissenschaftlich - medieinischer Verein. Berichte. Jahrgang XVIIl, 1888/89. — Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Ill. Folge. Heft XXXIL, XXXIV. Klagenfurt. Naturhistorisches Landesmuseum von Kärnthen. Jahr- buch. Heft XX, 1889. — Diagramme der magnetischen und meteorologischen Beobachtungen zu Klagenfurt, herausgeg. von F. Seeland. 1837—89. Klausenburg. (Kolozsvar) Magyar Növenytani Lapok. Kötet XI, 1890, No. 139 —142. Laibach. Musealverein für Krain. Mitteilungen. Jahrgang II. Linz. Museum Franeisco-Carolinum. 48. Bericht. Prag. Lotos, Jahrbuch für Naturwissenschaft. Band 38. Trieste. Museo Civico di Storia naturale. Atti. Vol. VUI. LXXI Wien. K.K. Naturhistorisches Hofmuseum. Annalen. Band IV, 1889, Heft 4; Band V, 1890, Heft 1—2. — K.K. zoologiseh-botanische Gesellschaft. Verhandlungen. Band XXXIX, 1889, Quartal II, IV; Band XL, 1890, Quartal I, 11. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Band XXIX, 1883/89. Schweiz. Basel. Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen. Teil III, Heft 3. Geneve. Soeiet& botanique. Bulletin des travaux. No. ll, 1879—80; II, 1881-83, 1V, 1884—87; V, 1888. Lausanne. Soeiete vaudoise des sciences naturelles. Bulletin. 3° Serie. Vol. XXV, No. 100, 101. Sion. Murithienne, Societe valaisanne des sciences naturelles. Bulletin des travaux. Fasc. XVI—XVIIl, 1887/89. St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht 1887/88. Italien. Firenze. Nuovo Giornale Botanico Italiano. Vol. XXII, 1890, No. 1—3. Genova. Malpighia. Anno lll, 1889; IV, 1890. Fasc. 1—6. Milano. Societa Italiana di Scienze Naturali. Atti. Vol. XXXI, Fasc: 1—4. Napoli. Accademia delle Scienze Fisiche e Matematiche. Rendiconti. Serie 2* Vol. II, 1889. Fase. 3-6. Pisa. Societa Toscana di Scienze Naturali. Processi verbali. Vol. VI. “ Roma. Reale Accademia dei Lincei. Rendiconti. Vol. V, Semestre 2; Vol. Vl, Semestre 1; Fasc. 1—4, Semestre 2, Memorie. Vol. V. Portugal. Coimbra. Sociedade Broteriana. Boletim. VII, 1889. Fase. 2—4. Frankreich. Besancon. Societe d’emulation du Doubs. Memoires. Serie VI. Vol. III. 1888. Bordeaux. Societe Linneenne. Actes. Vol. XLI, 1837, Livr. 4—7. Vol. XLII, 1888. Lyon. Societ@ botanique. Annales. Vol. XIV, 1886; Vol. XV, 1887. Bulletin trimestriel. 1889. No. 1—2. Belgien. Bruxelles. Societe royale de botanique de Belgique. Bulletin. Tome XXVIll, 1889. Gent. Kruidkundig Genootschap Dodonaea. Botanisch Jaarboek. I 1889; 11, 1890. I LXXH ' Niederlande. Amsterdam. Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Verslagen en Mededeelingen. Afdeeling Natuurkunde Ill. Reeks. Deel VI, 1889; VII, 1890. Nijmegen. Nederlandsch Kruidkundig Archief. Tweede Serie. Deel V. Stuk 11. | Grossbritannien. Edinburgh, Botanical Society. Transactions and Proceedings. Vol. XVill. 1889. Part. IN. | London. Linnean Society. Journal. Vol. XXl, No. 132—133; Vol. "XXV, No. 171—172; Vol. XXVI, No. 174; Vol. XXVIL No. 181 — 182. List. January 1890. Dänemark. Kjöbenhavn. Botanisk Forening. Botanisk Tidsskrift. Bind XVII, 1889, Häfte 3. Meddelelser. Bind II, No. 3-6. Festskrift 1890. — Naturhistoriske Forening. _Videnskabelige Meddelelser. 1889. _ Festskrift 1890. Norwegen Bergen. Bergens Museum Aarsberetning for 1888. Schweden. Lund. Botaniska Notiser. 1889, Häftet 5--6; 1890, Häftet 1—4. Russland. Dorpat. Naturforscher- Gesellschaft. Sitzungsberichte. Band IX. Heft 1, 1839. Ekaterinburg. Soeiete Ouralienne d’amateurs des sciences naturelles. Bulletin. Tome X, livr. 3 (1887); XI, livr. 1 (1887);. 2- (1888). Helsingfors. Societas pro Fauna et Flora fennica. Acta. Vol. V. Pars I. Meddelanden. Femtonde Häftet (1888—89). Herbarium musci fenniei. Edit. secunda. 1. Plantae vasculares, curantibus Th. Saelan, A. Osw. Kihlmann, Kj. Hjelt. (1889.) Moscou. Soeiete imperiale des naturalistes.. Bulletin. 1889, No. 2—4; 1890, No. 1. — Meteorologische Beobachtungen, ausgeführt am Meteorologischen Observatorium der Landwirtschaftlichen Akademie bei Moskau (Petrowsko-Razoumowskoje). 1889. Odessa. Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. Memoires. Tome XIV, Part. 2; Tome XV, Part. 1. - Riga. Naturforscher-Verein. Arbeiten. Heft VI, 1889. Korrespon denzblatt. XXXIL, 1889. St. Petersburg. Hortus Petropolitanus. Acta. Vol. XI, fase. LAXU B. Australien. Wellington. New Zealand Institute. Transactions and Proceedings. - Vol. XX, 1887; XXIL, 1889. | C. Amerika. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Boston. American Academy of Arts and Seiences. Proceedings. Vol. XXll. Part. 1. — Society of Natural History. Proceedings. Vol. XXIV. Part. I, II. Chapel Hill. Elisha Mitchell Seientifie Society. Vol. VI, 1889. Part. 1, U. Cineinnati. Society of Natural History. Journal. Vol. XII, 1889, No. 2—4; XIll, 1890, No. 1. Milwaukee. Wisconsin Natural History Society. Proceedings for 1888. VI. Annual Report of the Board of trusters of the Public Museum of the City of Milwaukee. 1888,89. | New-York. Academy of Seiences. Annals. Vol. IV, No. 12; Vol. .V, No. 1-3. ; Philadelphia. Academy of Natural Sciences. Proceedings. 1889, Part. I—-II; 1890, Part. 1. Salem. American Association for the Advancement of Seience. Pro- ceedings. Vol. XXXVII, 1888. San Francisco. California Academy of Seiences. Proceedings. New Series. Vol. I, 1888; II, 1889. Trenton. Natural History Society. Journal. Vol. Il, 1889, No. 1, Washington. United States Geologieal Surrey. Annual Report VIl. 1885/86; VII, 1886/87. Argentinien Cördoba. Academia Nacional de Cieneias. Boletin. XI, 1889, Entr. 3. Actas. Tomo VI, case. La Plata. Annuaire statistique de la province de Buenos-Ayres. VII, 1888. 11. Selbständig erschienene Schritten, Separat- Abdrücke aus Zeitschriften etc. Ascherson, P., et P. Magnus: Die weisse Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus L. var. leucocarpum Hausm.), nicht identisch mit der durch Sclerotinia baccarum (Schroet.) Rehm verursachten Selerotien- krankheit. 8%. S.-A. Bolle, K.: Die Eukalyptusweide (Salix adenophylla Hook.). 8°. S.-A. LXXIV Büttner, R.: Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. UI, 1889. 8°. S.-A. Conwentz, H.: Monographie der baltischen Bernsteinbäume. Danzig, 1890. 4°, Koehne, E.: Die Gattungen der Pomaceen. Wissenschaftl. Beilage zum Programm des Falk-Realgymnasiums zu Berlin. Ostern 1879. 4. Magnus, P.: Charles Martins. 1890. 4%. S.-A. — Ueber die in Europa auf der Gattung Veronica auftretenden Puc- cinia-Arten. 1890. 8%. S.-A. Saint-Lager: Le proces de la nomenclature botanique et zoologique. Paris 1886. 9°. Terraciano, N.: Descrizione di un anuoya Specie di Narcisso. 1886, 4°. S.-A. Todaro, A.: Hortus botanicus panormitanus. Tome II. Fase. VI, 1890. Folio. Treichel, A.: Piper oder Capsicum? Historisch-botanische Lösung. 1890. 8%. S.-A. Voss, W.: Myeologia Carniolica. Il. Teil: Basidiomycetes, Ascomy- cetes pr. p Berlin 18%. 8%. S.-A. Sämtlich Geschenke der Herren Verfasser. Verzeichnis der Mitglieder des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. 15. Bahr 1891. Vorstand für 1890—91. Magnus, Prof. Dr. P., Vorsitzender. Wittmack, Prof. Dr. L., Erster Stellvertreter. Garcke, Prof. Dr. A., Zweiter Stellvertreter. Ascherson, Prof. Dr. P., Schriftführer. Beyer, Real-Gymnasiallehrer R., Erster Stellvertreter. Gürke, M., Zweiter Stellvertreter und Bibliothekar. Retzdorff, Provinzial-Steuer-Sekretär W., Kassenführer (Friedenau bei Berlin, Lauterstrasse 25). Aussehuss für 1890—91. Koehne, Oberlehrer Dr. E. Scheppig, K. Schumann, Dr. K., Custos. Schwendener, Prof. Dr. S. Urban, Prof. Dr. 1. Winkler, A., Geh. Kriegsrat a. D. Da das zuletzt veröffentlichte Mitglieder - Verzeichnis erst am 1. Mai 1890 zum Abschluss gelangt ist, beschränken wir uns darauf, die seitdem hinzugetretenen und verstorbenen Mitglieder aufzuführen. ll. Correspondirende Mitglieder. Conwentz, Prof. Dr. H., Director des Westpreussischen Provinzial- museums in Danzig. Pirotta, R., Professor der Botanik und Direetor des Botanischen Gartens in Rom. LXAVI Il. Ordentliche Mitglieder. Conrad, W., Lehrer in Berlin N., Kastanien-Allee 38. | Correns, Dr. K, Berlin NW., Dorotheenstr. 5 (Botanisches Institut). Gerber, E., Gärtner, Berlin W., Winterfeldtstr. 1. Getschmann, Gymnasiallehrer in Eberswalde. Grütter, M, Lehrer in Luschkowko bei Prust, Kr. Schwetz. Jacobsthal, H., stud. med. in Charlottenburg, Marchstr. 5. Kinzel, W., Chemiker, Berlin N., Schulzendorferstr. 24. Lüddecke, Gymnasiallehrer in Crossen a. O. Schulz, E., Buchhändler in Berlin S, Prinzessinnenstr. 25, I. Schulz, Dr. O., Gymnasiallehrer in Berlin N., Schwedterstr. 15. Wocke, E., Obergärtner am Kgl. Botan. Garten in Berlin W., Pots- damerstr. 75. Zander, A., cand. phil. in Berlin W., Königin Augusta-Str. 49. Gestorben. Janka, V. von, Custos a. D. in Budapest, corresp. Mitglied, am 9. August 1890. Kruse, Dr. F., Professor am Wilhelms -Gymnasium in Berlin, am 12. December 1890. Sanio, Dr. K. in Lyck, am 3. Februar 1891. Grönland, Dr. J., Lehrer an der Landwirtschaft. Versuchsstation in Dahme, am 13: Februar 1891. Monographie der Gattung Stylosanthes. Von P. Taubert. I. Alleemeiner Teil. 1. Einleitung. Die durch die Tropenzone und über deren Grenzen hinaus weit verbreitete Leguminosen-Gattung Stylosanthes Sw. ist bisher noch nicht monographisch bearbeitet worden. Von den über dieselbe veröftent- lichten grösseren Arbeiten sind ausser den kurzen und mangelhaften Beschreibungen der bis 1825 bekannten Arten in De Candolles Prodromus Vol. I. p. 317 ff. nur die 1838 erschienene ausführliche Bearbeitung der Stylosanthes- Arten des Berliner Herbariums durch Vogel im 12. Bande der Linnaea S. 63 ff. und die 24 Jahre später in Martius’ Flora brasiliensis Vol. XV. ps. 1. publieirte Revision der brasilianischen Arten durch Bentham zu erwähnen. Zu einer kritischen Sichtung der reichen Leguminosen - Samm- _ lung des Berliner Herbariums, welche von Dr. Sellow in Brasilien . angelest worden war und zum nicht geringen Teil noch der Bearbei- tung harrte, sowie überhaupt der gesamten aus Brasilien im Ber- liner Museum vorhandenen Leguminosen durch den Redacteur der „Flora brasiliensis“, Herrn Professor Dr. I. Urban, veranlasst, fielen mir ‘bei der Untersuchung der Stylosanthes- Arten zahlreiche Wider- ‘sprüche in der Bestimmung seitens der früheren Bearbeiter auf. Vor allem jedoch überraschte mich die von allen Autoren, selbst von Vogel und Bentham und noch zu Anfang der siebziger Jahre von Baker in Olivers Flora of Tropical Africa ll. p. 155 und in Hookers Flora of British India II. p. 148 gemachte Angabe, dass der Aufbau des Blütenstandes sowohl, wie der der einzelnen Blüte von den übrigen Papilionaceen abweichend sei. Nach der von mir durchgeführten Untersuchung der Inflorescenz kam ich zu der Ueber- zeugung, dass die morphologischen Verhältnisse derselben wesentlich andere sind, als sie von den genannten Schriftstellern angegeben werden. Ich wandte mich daher einem eingehenden Studium der sämtlichen Arten zu, dessen Resultat die vorliegende monographische Bearbeitung ist. Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb, XXXII. 1 2 P. Taubert: Das Material zu meinen Untersuchungen lieferten mir ausser dem Kgl. Botanischen Museum zu Berlin dureh gütige Vermittelung des Herrn Professor Dr. 1. Urban noch der Kaiserliche Botanische Garten zu Petersburg, das K. K. Naturhistorische Hofmuseum zu Wien, das Polytechnicum zu Zürich, die Herbarien zu München (mit den Martius’schen Originalen) und zu Göttingen (mit dem Herbar Grisebachs), das Herbarium De Candolle zu Genf, sowie die reichen westindischen Sammlungen der Herren Consul Krug und Dr. I. Urban, die des Herrn Dr. H. Sehenck zu Bonn aus Brasi- lien und des Herrn Professor Dr. Schweinfurth aus Central-Afrika und Arabien. Den Herren Direetoren der genannten Anstalten, sowie den Herren Besitzern der angeführten Privatsammlungen spreche ich für ihre freundliche Unterstützung meiner Arbeit an diesem Orte meinen besten Dank aus; vor Allen aber bin ich Herrn Professor Dr. A. Garcke verpflichtet, der mir nicht allein die Sammlungen des Berliner Herbariums bereitwilligst zur Verfügung stellte, sondern mir auch die Ausführung meiner Untersuchungen in den Räumen des Kgl. Botanischen Museums gestattete, sowie Herrn Professor Dr. I. Urban, der. meine Arbeiten mit grösster Liebenswürdigkeit durch Rat und That förderte und Herrn Prof. Dr. P. Ascherson, der sich mit ge- wohnter Bereitwilligkeit den Mühen der Redaction unterzog, wobei diese Arbeit durch seine wertvollen Winke wesentlich gefördert wurde. Bei der Unmöglichkeit, frisches oder Spiritus-Material von Siylo- santhes-Arten zu erlangen, musste ich auf eine Darstellung der Entwieklungsgeschichte und der Keimungsverhältnisse der Gattung leider verzichten. 2, Aufbau und Inflorescenz. Aus der oft stark verdickten, meist holzigen Wurzel, die bei den mutmasslich sämtlich perennirenden Arten eine lange Lebens- dauer erreicht, treiben ein oder mehrere Stengel aus, die bei der Mehrzahl der Arten niederliegend oder aufsteigend, bei wenigen auf- recht oder fast aufrecht sind. Gewöhnlich ist der Stengel ästig, ein- fach nur bei S. dracteata, und stets, bald mehr, bald weniger, deut- lich längsgestreift. Bei allen Arten, $. sympodialis ausgenommen, ist die Astbildung normal; die Aeste stehen in der Achsel je eines Laub- blattes der Hauptaxe; schliesst letztere mit einer Inflorescenz, so über- ragt die Seitenaxe, falls sie zu einem Laubspross auswächst, bisweilen die Hauptaxe, bildet sie sich dagegen ebenfalls zu einer Inflorescenz aus, so entstehen köpfchenartige Blütenknäuel, für welche z. B. die Blütenstände von 9. guyanensis und montevidensis charakteristische Beispiele sind. Ganz anders verhält sich dagegen die erwähnte 8, sympodialis: während die Auszweigungen am unteren und mittleren Monographie der Gattung Stylosanthes. a) Teile des Stengels in niehts von der Regel abweichen, setzen dieselben in der Blütenregion die Hauptaxe sympodial fort, so dass die kurzge- stielten Inflorescenzen, welche der Axe n'® Ordnung angehören, von der Axe n-+Iter Ordnung weit überragt und zur Seite geworfen werden. Dieses Verhalten konnte ich an den verschiedenen Exem- plaren in 3—6facher Folge beobachten. Häufig treten ausserdem in den Achseln der die Aeste tragenden Laubblätter seriale Beisprosse auf, die ihrerseits ebenfalls Inflorescenzen tragen und sich gleich- falls wie die Aeste n!® Ordnung weiter verzweigen. Eine ähnliche Bildung wurde bisher von mir nur einmal bei 8. mucronata ange- troffen an einem Exemplar, das sonst die normale Astbildung zeigte. Die Blätter sind nach !/, Divergenz angeordnet; wie bei der grossen Mehrzahl der Papilionaceen tragen sie an ihrem Grunde ein Paar stark entwickelter Nebenblätter. Dieselben sind deutlich längs- nervig und mit ihren vorderen Rändern dem Blattstiel, oft bis zu 2/, seiner ganzen Länge angewachsen. Ihre hinteren Ränder um- schliessen den Stengel bei den meisten Arten locker, bei $. guyanensis var. gracilis, 8. montevidensis u. A. dagegen liegen sie demselben nebst dem verwachsenen Teil so eng an, dass er, ähnlich wie bei den Polygonaceen, an den Blattinsertionen mit einer Tute umgeben er- scheint. Bei vielen Arten z. B. bei $. angustifolia, viscosa, biflora, laufen die hinteren Stipularränder ausserdem noch am Stengel in Form zweier Haarleisten herab, die oft so dicht neben einander liegen, dass sie zu einer einzigen vereinigt zu sein scheinen. Jedes der dem Blattstiel angewachsenen Nebenblätter geht in eine lange, pfriemen- förmige, oft dornige, meist zurückgekrümmte Spitze (processus) aus, die kürzer oder in der Regel wenig länger als der freie Teil des Blattstiels ist, ihn jedoch bei 8. angustifolia meist weit übertrifft. Der Blattsiel selbst zeigt Längsstreifung und ist auf seiner Ober- seite mehr oder weniger rinnenförmig vertieft. Er trägt 3-zählig ge- fiederte Blätter ohne Stipellen, deren Rhachis meist sehr kurz ist, bei 8. angustifolia dagegen eine Länge bis zu 6 mm erreichen kann. Der Umriss der sehr kurzgestielten, oft sitzenden Blättchen variirt zwischen breit-oblong und lineal; der niemals tief eingeschnittene Rand ist häufig gewimpert und bei einigen Arten, besonders bei 9. scabra, leicht wimperig-gesägt. Der stark markirte Hauptnerv läuft in eine kurze oder sehr kurze Stachelspitze aus; die Seitennerven gehen vom Mittelnerven unter oft sehr spitzen‘ Winkeln ab, sind unter sich parallel und treten auf der Oberseite wenig, auf der Unterseite dagegen sehr deutlich und stark hervor; die Randnerven sind bei einigen Arten (z. B. 8. guyanensis) auffällig verdickt. Eine Eigentümlichkeit gewisser Arten, besonders der S. biflora, wiscosa, guya- nensis, ist das Auftreten eines, im trocknen Zustande braunen Farbstoffes in den Parenchymzellen der ersten oder zweiten Schicht "inter der Epidermis der Blatt- 1* 4 P. Taubert: unterseite, welcher sich gegen Kali sowohl wie gegen Salzsäure indifferent verhält. Die Pigmentflecke bilden, ohne Vergrösserung betrachtet, auf der Blattunterseite Längsstreifen zwischen den Seitennerven; sie sind wiederholt als systematische Unterscheidungsmerkmale für einzelne Arten angeführt worden, allein ihr Auftreten ist so unbeständig, dass ich in den nachfolgenden Diagnosen keine Rücksicht auf ihr Vorhandensein genommen habe. Die Infloreseenzen der Stylosanthes-Arten gehören wie stets bei den Papilionaceen dem botrytischen Typus an. An der Insertions- stelle jeder Seitenaxe des Blütenstandes findet sich ein grosses Hoch- blatt, welches Haupt- und Nebenaxe tutenförmig umgiebt. In ihrer Form gleichen die Hochblätter den Laubblättern ungemein; sie unter- scheiden sich von ihnen nur dadurch, dass die beiden Seitenblättehen fehlschlagen; das Endblättchen erscheint an den unteren Bracteen oft ebenso stark entwickelt wie bei den Laubblättern, an den oberen dagegen verkümmert es mehr und mehr, wird auf ein ganz kurzes Laubspitzchen redueirt oder verschwindet bisweilen gänzlich. Gewöhn- lieh bewahrt der Stipularteil der Hochblätter dieselbe Form und Grösse wie an den Laubblättern, bei 8. capitata und dracteata jedoch verbrei- tert und verlängert er sich bedeutend und wird fast hyalin. Diese Bracteen decken sich mehr oder weniger dachziegelartig und dienen so den jungen Inflorescenzen zum Schutz gegen äussere Einflüsse. Die diehtblütigen Aehren sind teils terminal, teils axillär. Sie stehen entweder einzeln oder mehrere sind zu einer Art Rispe ver- einigt; bei einigen Arten (S. guyanensis, montevidensis, capitata, bracteata ) bildet eine Anzahl der sehr kurzen, dichtgedrängten Aehren ein Köpf- chen; auch kommt es nicht selten vor, dass unterhalb des eigentlichen, ährenförmigen Blütenstandes aus den Achseln entfernt stehender Hoch- blätter „Einzelblüten“ hervorgehen. Von hoher morphologischer Wichtig- keit und reich an interessanten Einzelheiten ist der bisher stets un- richtig aufgefasste Aufbau des Einzel-Blütenstandes. Wenn die Inflorescenz eine einfache Aehre darstellte, müsste hinter jedem Hochblatt nur eine einzelne Blüte vorhanden sein. Dagegen geben Bentham und Hooker in den „Genera plantarum I. p. 517, 518“ an: Flores... nune solitarii .... nunc gemini, altero per- fecto, altero abortivo stipitiforme, rarius utroque perfeeto. Zunächst ist zu bemerken, dass, obwohl ich weit über 200 Blüten untersucht habe, es mir niemals möglich war, das Vorkommen zweier ausgebil- deter Blüten in der Achsel eines Hochblattes zu constatiren. Dagegen fand ich bei allen Arten der Section Styposantkes ausnahmslos neben der entwickelten Blüte noch das von Bentham und Hooker als „los abortivus stipitiformis“ bezeichnete Organ. Bei den Arten der Seetion Eustylosanthes dagegen war von dem Vorhandensein eines solchen nichts zu bemerken. Ausserdem standen in der Achsel eines jeden Hochblattes der Arten der erstgenannten Section drei Blattorgane, Monographie der Gattung Stylosanthes. 5 die hier vorläufig als Vorblätter bezeichnet werden mögen, bei der zweiten Gruppe jedoch nur zwei dergleichen. In den „Genera plantarum“ sowohl als auch in Baillons „Histoire des plantes“ II. p. 311 werden diese Vorblätter gänzlich mit Stillschweigen übergangen, dagegen giebt Bentham in Martius’ Flora brasiliensis XV, 1. p. 83 an: flores nunc solitarii, bracteolis 2... fulti, nune aucti seta plumosa (fore abortivo stipitiforme ex Vogel), in eadem axilla orta, bracte- olis tune vulgo 3, altera 2—3-fida sub flore perfecto, 2 linearibus in- tegris ad stipitem sterilem. Er hatte also die Thatsache, dass bei dem Auftreten einer seta plumosa oder eines stipes plumosus, wie er in den Diagnosen sagt, drei Vorblätter vorhanden sind, während sich bei dem Fehlen dieses Organs deren nur zwei finden, richtig erkannt, derselben jedoch keine weitere Bedeutung beigemessen; denn sonst hätte er wohl nicht die von Vogel (l. ce.) aufgestellte Ansicht, in bractearum axilla flos completus et rudimentum stipitiforme floris alterius“ ohne weiteres, wenn auch in etwas abgeänderter Form, in die „Genera plantarum“ übertragen. So findet man denn in den Gat- tungsdiagnosen ganz allgemein ein rudimentum floris alterius, einen flos abortivus, an accessory barren flower (Baker) angeführt. Gründe für die Annahme einer abortirten zweiten Blüte sind weder von Vogel noch von seinen Nachfolgern, die seine Ansicht kritiklos übernahmen, aufgestellt worden. Das Wesen dieses rudimentären Organs zu ergründen, war natürlich mein eifrigstes Bestreben. Die Untersuchung zahlreicher Arten der Section Styposanthes, die’ durch ein derartiges Rudiment charakterisirt ist, ergab für mich keinen Anhalt für die Annahme einer abortirten Blüte. Ich kam vielmehr zu einer wesentlich anderen Ansicht über den morphologischen Wert dieses „stipes plumosus,“ die ich im Folgenden auseinandersetzen werde. Vorher ist es jedoch dazu nötig, die diagrammatischen Verhältnisse des Blütenstandes, wie ich ihn bei der Gruppe Siyposanthes beobachtet habe, näher zu be- ‚sprechen (vgl. Fig. 1). Denkt man sich wie gewöhnlich die Hauptachse (A,) nach hinten, das Hochblatt (b,) nach vorn gestellt, so findet sich rechts von der Medianebene das von den Autoren als „stipes plumosus“, in den nachfolgenden Diagnosen als „seta plumosa“ bezeichnete Organ (A,), das weit derber als die übrigen Blütenteile und mit mehr oder weniger langen, abstehenden oder nach aufwärts gerichteten Haaren besetzt erscheint. Ihm gegenüber steht, links von der Mediane, ein breit- lanzettliches, dünnhäutiges, durchsichtiges, an die Paleae der Gramineen erinnerndes, fast stets an der Spitze zweiteiliges, gewimpertes Blatt- organ (b,), welches den „stipes plumosus“ oft umschliesst und bisweilen am Grunde mit ihm verwachsen ist, Dann folgen median gestellt zwei meist ganzrandige, schmal-lanzettliche bis lineale, ebenfalls dünn- 6 P. Taubert: häutige, durchsichtige, gewimperte Blättchen, von denen das nach dem Blatte b, zu stehende («) tiefer inserirt und meist an der Spitze mehr oder minder tief zweiteilig ist. An diese schliesst sich der 5- zählige Kelch so an, dass sein unpaarer (sonst vorderer) Zahn links von der Mediane zu liegen kommt, und alsdann die Corolle, deren Fahne (vexillum), rechts von der Mediane, dem „stipes plumosus“ zugekehrt ist. Die Anordnung des Blütenstandes ist also ebenso wie die der Laubblätter streng distich; Verschiebungen einzelner Teile kommen nur selten vor, dagegen sind Drehungen der ganzen diesem soeben geschilderten Diagramm zugrunde liegenden Einzel-Inflorescen- zen nicht selten. Wenn ich nunmehr eine Erklärung dieses Blütenstands-Grund- risses versuche, d. h. wenn ich versuche, das thatsächlich Vorliegende mit unseren sonstigen Kenntnissen in Zusammenhang zu bringen, so bin ich zu folgender Ansicht geneigt: von der Hauptaxe A, geht in der Achsel des Hochblattes b, (braetea primaria) die Seitenaxe erster Ordnung A, ab, welche ihrerseits wieder ein Blattorgan b, (brac- tea secundaria) trägt, das ein bis auf die Stipulae reducirtes Hoch- blatt darstellt, in dessen Achsel eine Seitenaxe zweiter Ordnung A, — die eigentliche Blüte — steht, welcher die für die Mehrzahl der Papilio- naceen typischen Vorblätter (prophylla) « und #3 vorausgehen. Der „stipes plumosus“ ist daher meiner Auffassung nach durchaus keine abortirte Blüte; er stellt vielmehr das Ende der zweiten Axe (ersten Seitenaxe) des Blütenstandes dar, so dass wir hier denselben Fall haben, wie er uns unter den Papilionaceen bei Ononis Natrix, den einblütigen Lathyrus-Arten, bei Ervum-Arten, Vieia monanthos u. Ss. f, bei den Gramineen z. B. bei Calamagrostis sect. Deyeuxia entgegen- tritt, nämlich eine bis auf eine einzige Blüte reducirte Traube bez. Aehre. In der Achsel einer Bractee ersten Grades steht somit weder ein „flos solitarius“ noch „flores gemini“, sondern ein ganzer, aller- dings äusserst zusammengezogener, einblütiger Blütenstand. Die In- florescenz der Section Styposanthes ist also durchaus keine einfache Aehre, wie sie von allen Autoren bezeichnet worden ist, sondern ist aus einfachen, einblütigen Aehren (Aehrchen), die ährenförmig angeordnet sind, zusammengesetzt. Die auf den ersten Blick von der sonstigen Orientirung der Papilionaceenblüte ganz abweichende transversale Stel- lung der Blüte von Siyposanthes ist daher völlig normal; das Vexillum kehrt wie allgemein der relativen Hauptaxe, also hier dem „stipes plumosus“ seinen Rücken zu. Der Beweis dafür, dass der „stipes plumosus“ ein Axenende darstellt, würde sich wohl leicht mit Hülfe entwicklungsgeschicht- licher Untersuchungen beibringen lassen; leider war ich aus dem oben angeführten Grunde nicht im Stande, derartige Studien anzustellen. Ich muss mich daher auf die Aufstellung obiger Hypothese beschrän- Monographie der Gattung Stylosanthes. 7 ken, werde aber nicht verfehlen, den Gegenstand weiter zu verfolgen, sobald ich in den Besitz geeigneten Materials gelangt sein werde. Obwohl die Arten der Seetionen Styposanthes und Bustylosanthes habituell einander so ungemein ähnlich sind, dass jeder sie olıne ge- naue Untersuchung für Formen einer Species halten würde, findet sich in der Blütenstandsmorphologie der letzteren (vgl. Fig. 2) eine so grosse Verschiedenheit, dass man glaubt, eher zwei verschiedene Gattungen als habituell so täuschend ähnliche Arten vor sich zu haben. Aa Fig. 1. Grund- und Aufriss des Aehr- Fig. 2. Grund- und Aufriss des Aehr- chens von Styposanthes. chens von Eustylosanthes. Nimmt man wieder wie vorher an, dass die Hauptaxe (A,) nach hinten, das Hochblatt (b,) nach vorn gestellt ist, so folgen zwei lanzett- liche bis lineale, häutige, durchsichtige, gewimperte Blattorgane b, und «, von denen das tiefer inserirte b, transversal gestellt und an der Spitze meist zweiteilig ist, während « von der Transversalstellung ab- weicht und bald mehr, bald weniger nach rechts vorn orientirt er- scheint. Die bei der Section Styposanthes auftretende „seta plumosa“ ist ebenso wie das Organ £& hier vollständig unterdrückt. Nun schliesst sich die Blüte an, die ebenfalls abweichend von der ge- wöhnlichen Orientirung der Papilionaceenblüten nicht median zur Axe, sondern transversal gestellt ist, und zwar so, dass der unpaare, vordere Kelchzahn dem Blatt b, zugekehrt ist und das Vexillum dem unpaaren Kelchzahn diametral gegenüber steht. Vergleicht man (dieses Diagramm mit dem der Section Styposanthes, so entspricht das Blattorgan b, dem b, des Styposanthes-Diagramms, ist also die braciea secundaria; das Ende der zweiten Axe, die „seta plumosa“, ist völlig abortirt. Das erste Vorblatt « entspricht dem « des Styposanthes-Dia- sramms; es müsste median gestellt sein, weicht aber von dieser theo- retisch postulirten Stellung ungemein ab; eine exacte Transversal- stellung desselben wurde jedoch niemals beobachtet. Das zweite 8 P. Taubert: Vorblatt 8 ist, wie oben erwähnt, unterdrückt. Bei Annahme dieser Auffassung erklärt sich die abweichende transversale Stellung der Blüte sehr natürlich, denn das Vexillum hat alsdann wieder die nor- male Orientirung: es wendet der relativen Hauptaxe, die hier aller- dings gänzlich abortirt ist, wie gewöhnlich seinen Rücken zu, steht also median zu derselben. Bei einem von Bentham als 8. ruellioides bezeichneten Exemplar des Münchener Herbars, das von der typischen Art abweicht und nur in einem mangelhaften Individuum vorlag, das nicht einmal die Feststellung einer Diagnose gestattete, zeigte die unterste Blüte Styposanthes-Typus, während die folgende der „seta plumosa“ entbehrte und daher den Uebergang zur Section Zustylosanthes bildete. Auch bei 8. sympodialıs beobachtete ich das Fehlen der „seta“ und hier war ausserdem noch hin und wieder das £-Vorblatt abortirt, sodass der Uebergang von der einen Section zur anderen deutlich zu erkennen war. Wir sind daher wohl berechtigt, das Diagramm von Eustylosanthes als eine durch Fehlschlagen der „seta“ und des ß-Vor- blattes entstandene Modification des Styposanthes-Diagramms zu be- trachten. Das Verhältnis beider Sectionen ist also dasselbe, wie das der Calamagrostis-Gruppen Deyeuxia und Epigeivos. Behaarung von Stengel, Blattorganen und Hülsen wird fast aus- nahmslos angetroffen; dieselbe erstreckt sich auch noch auf die Kelch- zähne, indem dieselben an ihren Rändern mehr oder weniger gewimpert erscheinen; dagegen tritt eine Trichombildung am Kelchtubus nur selten, an den Blumen- und Staubblättern niemals auf. Gewöhnlich bekleiden weiche, einzellige Haare die Pflanze; bald sind sie kurz und aufwärts gerichtet oder angedrückt, bald abstehend und ver- längert; beide Formen finden sich meist untermischt, oft treten sie mit zahlreichen abstehenden‘, nicht selten sehr starren Borstenhaaren combinirt auf, die an der Basis meist keulig verdickt sind. Ausser diesen finden sich bei einigen Arten (8. scabra, viscosa) auch Drüsen- haare, welche ein Secret absondern. 3. Blüten- und Fruchtbau. Der Blütenbau ist von dem der übrigen Papilionaceen nicht wesentlich verschieden. Der Kelch besitzt einen langen, dünnen, faden- förmigen, längsgestreiften, meist kahlen, bisweilen spärlich behaar- ten Tubus, der auf der dem Vexillum zugekehrten Seite an seinem oberen Ende etwas ausgebaucht erscheint und sich in einen glocken- förmigen Saum erweitert, dessen Rand 5-zähnig ist; die oberen vier Zähne sind mehr oder weniger, die obersten beiden meist weiter als die seitlichen, mit einander verwachsen; der unterste Zahn ist fast bis zum Grunde frei und etwas länger als die übrigen. Der Kelch erscheint daher fast zweilippig. In der Knospenlage zeigt er aufstei- sende, die mit ihm alternirenden Kronenblätter dagegen die für die Monographie der Gattung Stylosanthes. ) Papilionaceen charakteristische absteigende Deckung. Die Blumen- blätter sind nebst den Staubblättern am oberen Ende des Kelehtubus inserirt. Die Form der Blütenteile ist bei allen Arten so wenig vari- abel, dass in den nachfolgenden Diagnosen von ihrer Beschreibung Abstand genommen worden ist. Die Fahne übertrifft den Kelehsaum stets an Länge; oft ist sie doppelt bis dreimal so lang als dieser; ihre Gestalt ist fast kreisförmig, an der Spitze ist sie schwach aus- gerandet, am Grunde kurz benagelt; die Flügel sind kürzer als die Fahne, schief-oblong und mit einem kurzen Nagel versehen; oberhalb desselben tragen sie auf der Vexillarseite einen kurzen, hakenförmig gekrümmten Zahn. Die Blättchen des Schiffehens sind von ungefähr derselben Länge wie die Flügel und gleichen denselben auch in ihrer Form; auf dem Rücken sind sie leicht mit einander verwachsen und nach der Spitze hin schnabelförmig verjüngt. Die Staubblätter sind alie zehn in einen anfangs geschlossenen, doch bald auf einer Seite des Vexillarstamens längsgespaltenen Tubus verwachsen; sie sind dimorph ; die fünf äusseren (Kelchstamina) besitzen kurze Fila- mente und oblonge Antheren; die fünf inneren (Kronenstamina) da- segen sind anfangs mit sehr kurzen Filamenten versehen, die sich jedoch später derart verlängern, dass sie die Kelchstamina an Länge übertreffen; sie tragen rundliche, bisweilen abortirte Antheren. Der Fruchtknoten ist am Kelchgrunde eingefügt und enthält 2-3 Eichen; der lange, fadenförmige Griffel erreicht die Höhe der An- theren und trägt eine kleine, endständige Narbe. Derselbe ist zur Zeit der Anthese der Fahne wie bei den übrigen Papilionaceen zu- gekrümmt; nach derselben wird sein oberer Teil entweder bis fast zur Basis (9. vıscosa, guyanensis) oder bis gegen die Mitte (bei der Mehrzahl der langgeschnäbelten. Arten) oder nur ein kurzes Stück unterhalb der Narbe abgeworfen; der Restteil biegt sich rückwärts dem Schiffchen zu, verdickt sich an der Spitze, so dass er einer Narbe gleicht, und krümmt oder rollt sich bald mehr, bald minder hakig ein. Die sitzende Hülse ist seitlich zusammengedrückt und besteht aus zwei Gliedern, von denen das untere (seltener das obere) oft ver- kümmert; die ausgebildeten Glieder sind stark netzadrig, bei vielen Arten beiderseits mit einer oder zwei Längsrippen versehen und stets von dem stehen bleibenden Griffelrest mehr oder weniger lang ge- schnäbelt; sie enthalten je einen seitlich zusammengedrückten, linsen- förmigen Samen mit gekrümmtem Würzelchen. Schon Guillemin und Perrottet geben in ihrer Flora Sene- galensis p. 204 bei 8. erecta an: les fleurs, contenues dans les aisselles des stipules ou bractees terminales, sont mäles par avortement des ovaires. Ebenso schreibt Endlicher in seinen „Genera“ sowie selbst noch Baker in Olivers Flora of Tropical Africa (l. e.) und in Hookers Flora of British India (| e.) der Gattung Stylosanthes polygame Blüten 10 P. Taubert: zu. Endlicher beschreibt dieselben genau, während Baker nur an- giebt: Howers polygamous, the fertile ones often apetalous. Diese Ansicht beruht ebenso, wie die früher über die Stylosanthes nahe ver- wandte Gattung Arachis (vgl. darüber z. B. Kurtz in Verhl. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg 1875 S. 42—56) gehegte, auf einem mor- phologisch-biologischen Irrtum. Wie bei Arachis betrachtete man den langen Kelchtubus der Sty/osanthes-Blüte als Blütenstiel und suchte das Ovarium daher an einer Stelle, wo man es niemals finden konnte; den sehr feinen, langen Griffel übersah man dabei vollständig. Andrer- seits constatirte man Blüten, die scheinbar blumen- und staubblatt- los waren, dafür aber ein sehr deutliches Ovar besassen. Wie erstere für männliche Blüten gehalten wurden, so betrachtete iman letztere als weibliche oder fertile Blüten; niemand erkannte, dass diese blumen- und staubblattlosen Blüten nichts anderes, als normale, befruchtete Zwitterblüten darstellen, die jedoch ihren sofort nach der Blüte ab- fallenden Kelchtubus und damit auch die seinem oberen Rande inse- rirten Petala und Stamina verloren haben. Wir haben daher bei Sty- losanthes durchaus keine polygamen, sondern durchweg nur Zwitter- blüten. Was den Blütenstand betrifft, so würden bei streng disticher Anordnung der einzelnen Seitenaxen die Blüten in zwei Reihen ge- stellt erscheinen, und, da die Inflorescenz eine sehr gedrängte ist, sich gegenseitig an der völligen Ausbildung hindern. Um dieses zu vermeiden, erscheinen die einzelnen Seitentrauben resp. Blüten etwas gedreht, so dass die Blüten bei spiraliger Anordnung ihre Fahnen und Schiffehen bequem auswärts richten können); infolge dieser Drehung erscheinen auch die, vom Vexillum zur Fruchtreife, wie oben be- merkt, abgewandten Schnäbel der Hülsen nach aussen gekehrt und sind, da sie an vorübergehenden Tieren äusserst leicht hängen bleiben, für die Verbreitung der Früchte von hoher Bedeutung. 4. Geschichte der Gattung, Verwandtschaft und systematische Gruppirung. Stylosanthes wurde 1788 von Swartz im Prodr, p. 7 und 108 als neue Gattung der Papilionaceen aufgestellt. Einige Arten waren schon früher von Linne als zu Trrfolium und Hedysarum gehörig beschrieben worden; diesen legte Swartz neue Speciesnamen bei, als er sie zu Stylosanthes zog. In der vorliegenden Arbeit sind diese Swartz’schen Namen, soweit es nötig war, aus Prioritätsgründen wieder eingezogen. 1825 stellte De Candolle die Gattung endgültig zur Section der Hedysareen und führte im Prodromus (l. c.) 9 Arten derselben auf. 1838 teilte Vogel (l. e.) Stylosanthes in die beiden Gruppen Stypo- santhes und Eustylosanthes und beschrieb von ersterer 7, von letzterer 6 Arten. Bentham und Hooker geben in den „Genera plantarum“ Monographie der Gattung Stylosanthes. 11 die Zahl der Species auf 15 an. 1871 kam hierzu die von Baker aus Kordofan neu beschriebene 8. favicans, 1883 durch Michel (Contributions & la flore du Paraguay) S. /ongiseta, so dass zu Beginn meiner Studien 17 Arten bekannt waren. Diese Anzahl konnte ich auf Grund meiner Untersuchungen auf 22 vermehren, indem ich die schon längst beschriebene, von Bentham zu 9. guyanensis gestellte S. hispida Rich. als besondere Art wieder herstellte und ausserdem vier bisher nicht bekannte Formen als neue Species beschrieb. Was die verwandtschaftlichen Beziehungen angeht, so steht Stylosanthes wohl der floridanischen Gattung Chapmannia am nächsten, deren Blüten- und Fruchtbau ich jedoch nicht eingehender untersuchen konnte, da mir nur ein einziges mangelhaftes Exemplar zur Verfügung stand. Auch von Bentham wird Stylosanthes neben Ohapmannia, und zwar zwischen diese und Zornia gestellt, doch sind die Beziehun- gen zu letzterer Gattung weit entferntere als zu Arachis, worauf auclı Baillon (Histoire des plantes Il. p. 311) aufmerksam macht. Ielı bin daher geneigt, Stylosanthes als Bindeglied zwischen Chapmanni« und Arachis anzusehen. Für die systematische Anordnung der Arten behalte ich die seit Vogel allgemein angenommene Einteilung der Gattung in die beiden Sectionen Styposanthes und Eusiylosanthes bei; für die Unter- scheidung der einzelnen Arten ist ausser dem Indument der Pflanze vorzüglich die Länge des Fruchtschnabels und sein Verhältnis zum obersten Glied der Hülse von Wichtigkeit; in der nachfolgenden Be- stimmungstabelle, sowie in den Diagnosen habe ich daher auf dieses Merkmal besonderen Nachdruck gelegt. 5. Geographische Verbreitung. Die Gattung Stylosanthes gehört der Tropen- und Subtropenzone Afrikas, Asiens und Amerikas an; in Nordamerika jedoch überschreitet sie die Grenze des subtropischen Gebietes und dringt bis über den 50. Parallelkreis, bis nach British Columbia (8. diflora) vor und er- reicht damit den nördlichsten Punkt ihrer Verbreitung. Von dort aus verläuft die nördliche Verbreitungslinie mit Ueberspringung der Inseln des Stillen Oceans nach dem Sunda-Archipel (8. sundaica); ein Vor- kommen von Stylosanthes in China, Japan und Hinterindien ist ebenso wenig bekannt, wie ein solches in Australien. Erst in Vorderindien und Ceylon treffen wir wieder eine Art, 5. mucronata, die durch die ganze Halbinsel Dekan verbreitet zu sein scheint; aus Belutschistan, Afghanistan und Persien ist bisher keine Species bekannt, doch wurde in der arabischen Landschaft Jemen das Vorkommen derselben &. mucronata kürzlich durch Schweinfurth festgestellt. Von Arabien geht die Verbreitungsgrenze nach Kordofan (9. flavıcans), scheint quer durch Afrika zu verlaufen (doch fehlen uns darüber nähere 12 P. Taubert: Angaben) und erreicht in Senegambien ihren nördlichsten Punkt für Afrika; sie überschreitet sodann den Atlantischen Ocean, erreicht die Bahama-Inseln, setzt von hier aus auf den Continent über, um quer durch Nordamerika gehend den nördlichsten Punkt in Columbia wieder zu erreichen, Die Südgrenze ihrer Verbreitung erreicht die Gattung ebenfalls in Amerika und zwar in Argentinien (S. montevidensis), scheint von hier aus schräg durch den Continent nach Peru und alsdann längs der Westküste Südamerikas verbreitet zu sein, bis sie zu den Galapagos- Inseln (8. scabra) überspringt und dann wieder im Caplande auftritt. Den grössten Formenreichtum (11 Arten) und stärksten Endemismus (6 Arten) zeigt die Gattung in Brasilien, Uruguay und Paraguay mit- inbegriffen. Die specielle Verteilung der Arten auf die einzelnen Länder wird durch folgende Tabelle am besten veranschaulicht, in der die eingeklammerten Ziffern die Anzahl der endemischen Arten bedeuten. Sunda-Archipel 1 (1) Centro-Amerika: 4 Vorder-Indien: 1 ' Westindien: 3 Arabien: 1 ' Venezuela: 4 Nilländer: 2 (1) ' Columbien: 4 Senegambien: 2 | Ecuador: 1 (1) Guinea: 2 (von denen viscosa Galapagos-Inseln: 1 eingeschleppt ist) Peru: 2 Congoländer: 1 ı Argentinien: 1 Capland: 1 | Uruguay: 4 Südost-Afrika (Natal, Sofala): 2 Paraguay: 4 (1) Sansibar und Mosambique: 2 (1) | Brasilien: 11 (4) Nordamerika: 2 Guyana: 4 (1) Mexico: 5 (1) Als auffallende Thatsache ist noch zu bemerken, dass mit Aus- nahme der wahrscheinlich in Guinea nur eingeschleppten s. viscosa die Sect. Kustylosanthes in der alten Welt vollständig fehlt, während sie in Amerika weit verbreitet ist. So weit Nachrichten vorliegen, scheinen die Stylosanthes-Arten Grasfluren und überhaupt sonnige Standorte und trockne Klimate vorzuziehen, mithin zu den Xerophyten zu gehören. ll. Speeieller Teil. Stylosanthes Sw. . Prodr. p. 7 et 108; Svensk Vet. Ak. Handl. 1789. p. 296; Fl. Ind. occ. III. p. 1280. t. 25. — Willd. sp. III. p. 1165. — DO. Prodr. II. p. 317. — Endlicher gen. n. 6600 et enchirid,. p. 670. — Vogel in Linnaea ' Monographie der Gattung Stylosanthes. 13 XI. p. 63. — Torrey and Gray, Fl. of North Am. I. p. 354. — Mig. Fl. Ind. bat. I. p. 277. — Benth. in Martü Fl. brasil. XV, 1. p. 88. — Benth. et Hook. gen. plant. p. 518; Baillon, Hist. d. pl. II. p. 311. Calyeis tubus longissimus, filiformis, apice in limbum subcam- panulatum 5-dentatum dilatatus, dentibus 4 superioribus connatis, infimo angusto elongato. Petala et stamina summo tubo inserta; vexillum orbieulatum v. suborbieulatum, apice leviter emarginatum, basi brevissime unguiculatum; alae oblongae, liberae, margine vexil- lari breviter unidentatae; carina incurva, subrostrata, petalis dorso leviter connatis. Stamina 10, omnia in tubum primum elausum de- mum fissum connata: antherae 5 alternae longiores subbasifixae, al- ternae 5 breves subglobosae. Ovarium ad basin calycis tubi sub- sessile, 2—3-ovulatum; stylus longissimus filiformis, ad antheras attingens, stigmate minuto, terminali, post anthesin prope basin v. versus medium v. paullulum sub apice ruptus, parte persistente recurva v. revoluta, apice calloso-dilatato stigma mentiente. Legumen ses- sile, compressum, styli parte persistente hamato-rostratum, articulis 1 v. 2, reticulato-nervosis, saepius longitudinaliter costatis, apice de- hiseentibus. Semen compressum, ovoideum v. lenticulare, radicula sub- inflexa. Herbae durae v. suffrutices, pubescentes v. villosae, saepe hispido- setosae v. viscosae, rarlus subglabrae. Folvia pinnatim 3-foliolata, foliolis estipellatis, oblongis, lanceolatis v. linearibus, plerumque prominenti-ner- vosis. Stipulae petiolo adnatae, caulem plus minus vaginatim amplee- tentes, apice in processus longe subulatos productae. Inflorescentia azillaris v. terminalis, dense spieiformis v. spicis pluribus compositis ca- pitulım formans; spicae e spiculis unifloris constantes, Bracteae pri- mariae valde imbricatae, stipuliformes, plerumgue lamina foliacea in- structae, in axillıs setam plumosam (rudimentum awis floralis secundarii), in sectione Eustylosanthes semper abortivam ferentes; secundariae paleaceae, hyalinae, apice fere semper incisae; pedicellus brevissimus vel nullus; prophylla plerumque 2, (in sectione Styposanthes interdum nunc inferius, nunc superius tantum evolutum, in sectione Eustylosanthes superius semper abortivo) paleacea, hyalina, inferius saepe apice incisum. Petala Aava v. Iutea, in S. Bojeri alba (t. Bojer), vewillum interdum dorso purpureo-striatum. — Species 22, Asiam, Africam, Americam a distrietu Columbiae britannicae usque ad Argentinam inhabitantes. Clavis specierum. Sect. I. Styposanthes \og. — Post bracteam primariam praeter florem seta plumosa. A. Bracteae primariae foliorum frondosorum stipulis multo latiores, late ovatae. P. Taubert 1. Caulis erectus, simplex; petioli pars libera brevissima, 15 —2, mm longa, foliola anguste lanceolata v. linearia ; legumen piloso-sericeum. —brasilan ; ae 2. Caulis decumbens v. ascendens. ramosus; petioli pars libera 3—15 mm longa; foliola oblonga; legumen subglabrum v. parce pube- rulıım —oBrasıltang. Se SER ee NE B. Bracteae primariae stipulis föhonnm Avtradkodnzanah paullo latiores v. aequilatae. 1. Lesuminis rostrum articulo superiore dimidio solemniter brevius. a. Indumentum setosum; spieae in capitulis terminalibus, subglobosis, setosis confertae; ; legumen fere glabrum. — Paraguay . . 3. S. Zongiseta Michel. b. Indumentum sericeo-villosum, viscosissi- mum; spicae oblongae, foliis supremis ful- tae; legumen pilosum. — Brasilia . . . 4. 8. ruellioides Mart. 2. Leguminis rostrum dimidium articulum supe- riorem aequans v. paullulo superans. a. Ramificatio in regione florifera monopo- dialis. a. Setoso-hispida; foliola oblongo-lanceo- lata v. lanceolata; seta cr. 6 mm longa. A NIEICH ee . 5. 5. Bojeri Vog. ß. Pubescenti-hirsuta; Tohala hlonen. Y ovali-oblonga; seta er. 2—3 mm longa. — Asia, Africa . . . END . 6. S. mueronata Willd. b. Ramificatio in regione Mealemn sro Villoso-pubescens; spicae inferiores longe inter se remotae. — Ecuador . . . . . 7. 8. sympodialis Taubert. 3. Leguminis rostrum articulum superiorem totum aequans v. Superans. a. Pilis flavescentibus undiquemolliter viscoso- pubescens; legumen biartieulatum, sericeo- vıllosum. — Africa. nen. 2078. 8. Jlovicans Baker b. Manifeste hispido-setosa. . a. Legumen rostro crassiusculo, involuto- uncinato, cr. 4 mm longo. — Mexico . 9. 5. mexicana Taubert. ß. Legumen rostro tenui, leviter uncinato, er. 5 mm longo. — Insulae sundaicae 10. S. sundaica Taubert. ce. Pubescens v. villoso-pubescens, rarius ob- solete scabro-hispida v. subglabra. ö. Subglabra v. pubescens; stipularum va- gina cr. 7—9 mm longa. + Calyeis tubus cr. 7 mm longus; le- sumen subsericeo- v. villoso -pube- scens. — America. . . ....... 11. $ hamata Taubert. ++ Calyeis tubus cr. 35 mm loneus; legumen glabrum v. apice parce pu- beseenis! — Aftiea. =... '..... 12. Ss erecio Erb caung ß. Scabro-hispida; stipularum vagina cr. 5 mm longa. — America austr.. . . 13. $. scabra Vog. . N bracteata \ 08. Monographie der Gattung Stylosanthes. 15 Sect. II. Eustylosanthes \og. — Post bracteam primariam los solitarius, seta deficiente. — Species omnes americanae. A. Legumen rostro brevissimo, dimidium articulum superiorem raro subaequante. 1. Nunquam viscosa; spicae in capitulis confertae. a. Bracteae setis longis flavis, rigidis his- pidae. a. Legumen obsolete loneitudinaliter co- statum. 7 Caulis subglaber, rarius leviter pu- bescens, nunquam setosus . . . . 14. 8. biflora Taubert. 7 Caulis pilis setisve patentibus hi- spidusp u. . 15. S. guyanensis SW. ß. Legumen bene Inst en - Articulus superior 4—5 mm longus, utringue bicostatus. * Legumen a le- viter pubescens . . . 14. 8. biflora Taubert. "= Legumen compressum, inte pubescens . 16. S. montevidensis Vog. 7 Artieulus superior 03 1 mm N ones, utringue unicostatus, hispidus, inter- dum glabresceens . . . „2... ....17. 8. hispida Rich. b. Braeteae viscoso-pubescentes, parce et breviter hispido-setosae . . . . 18. S. Pohliana Taubert. 2. Plerumgue viscoso- Kmeaeı non nern tuliformes . . . . 19. 8. viscosa SW. (Cf. quoque S. guyanensem Sr var. Danrlg iscosam Benth.) B. Legumen rostro articulum superiorem aequante v. superante. 1. Spicae breves, ovatae. a. Legumen plerumque uniartieulatum, rostro articulum superiorem superante ad 4 mm longo, glabrum v. hispidulum . . : . . 20. $. humilis HBK. b. Legumen plerumque biarticulatum , rostro articulum superiorem subaequante (3 mm), 2 Aber er 218 levocarpaiVioer 2. Spicae valde elongatae, angustae, graciles . 22. 5. angustifolia Vog. Sect. I. Styposanthes Vogel in Linnaea XII p. 67. Post bracteam primariam praeter florem seta plumosa (rarissime abortiva). Prophylla 2, superius, raro inferius interdum abortivum. Stylosma Baker in Oliver, Flora trop. Africa II. p. 155 1. Stylosanthes bracteata Vog. Radice crassa; eaule herbaceo, erecto, simplici v. pauciramoso, villoso; foliolis anguste lanceolatis v. linearibus evidenter nervosis, molliter pubescentibus; spieis capituliformibus; bracteis late ova- tis, subhyalinis, multinerviis, pilosis; legumine uniarticulato, piloso- sericeo, rostro apice uncinato, 3 mm longo, sericeo-barbato coronato, 16 P. Taubert: Stylosanthes bracteata V og. in Linnaea XII. p.70.— Bentham in Martü Fl, brasil. AN, 1p. 89. — Micheli in Warming, Symb. brasil. XNX, p. 541. Radix crassa, multiceps. Caulis herbaceus, usque ad 20 cm altus, ereetus, simplex v. pauciramosus, tenuis, villosus. Stipulae striatae, villosae, vagina 7—8 mm longa, processibus lanceolato-subulatis, mucronatis, vaginam aequantibus. Pe- tioli pars libera brevissima, 1,5—2 mm longa, saepius fere nulla; folia rhachide minutissima, 05 —1 mm longa; foliola sessilia, anguste lanceolata v. linearia, basi breviter, apice longe acuta et brevissime mucronulata, praecipue subtus evidenter prominenti-nervosa, molliter pubescentia, ad 25 mm longa, 4 mm lata. Spicae ad 25 mm longae, capituliformes, saepius plures ad. caulis apicem confertae. Bractea primaria stipuliformis, late ovata, cr. 14 mm longa, 12 mm lata, subhyalina, multinervia, imprimis margine longe pilosa; secundaria subovata, apice bifida, eiliata; seta pilis longis patentibus sericeo-pilosa, prophyllis linearibus, eiliatis fere triplo longior. Flores brevissime pedicellati, lutei. Calycis tubus cr. 8 mm lon- sus, limbus dentibus 4 (2 superioribus in unum connatis) piloso-ciliatis. Legumen articulo inferiore abortivo uniarticulatum, suboblongum, acuminatum rostro uneinato sericeo-barbato er. 3 mm longo eoronatum, leviter reticulato-nervosum, longitudinaliter unicostatum, piloso-sericeum, er. 4 mm longum. Hab. in campis siceis Brasiliae provinciarum S. Paulo: Riedel n. 567, 2047! Langsdorf! ad. Layoa Santa: Warming n. 31751; Minas Gera&s: Riedel n. 729! locis non indicatis; Sellow! Schüch! Blanchet n. 208! Glaziou n. 16754! (V. s. in herb. Berol., Candoll., Monae., Petrop., Turic. Vindob.) 2. Stylosanthes capitata Vog. Caule herbaceo, basi sublignoso, decumbente v. adscendente, ra- moso, villoso-pubescente et plerumque setoso: foliolis oblongis v. lanceolato-oblongis, prominenti-nervosis, + dense pilosis; spicis ca- pituliformibus; bracteis late ovatis, subhyalinis, multinerviis, longe pilosis; legumine uniartieulato, subgliabro_v. parce puberulo, rostro apice uncinato er. 1,5 mın longo coronato. Stylosanthes capıtata Vog. in Linnaea XII p. 70. — Bentham in Martii Fl. brasil. XV, 1 p. 90. t. XXIV. Radix multiceps. Caulis herbaceus, basi sublignosus, decumbens v. adscen- dens, er. 20-80 em longus, ramosus, villoso-pubescens, plerumque pilis longis, rigidiuseulis, patentibus setosus. Stipulae striatae, pubescentes, setosae, vagina cr. 10 mm longa processibus longe subulatis, pungenti-mucronatis, usque ad 18 mm longis. Petioli pars libera 5—15 mm longa, villoso-pubescens. Folia rhachide usque ad 4 mm longa; foliola brevissime petiolulata v. subsessilia, oblonga v. lan- ceolato-oblonga, utrinque acuta, apice minute mucronata, 10—45 mm longa 3-9, mm lata, rigida, praecipue subtus prominenti-nervosa, supra parce, subtus densius pilosa. Spicae ad 35 mm longae, capituliformes, plerumque plures ad caulis apicem confertae. Bractea primaria stipuliformis, late ovata, subhyalina, multi- nervia, longe pilosa, margine piloso-eiliata; secundaria subovata, apice bifida, . longe ciliata; seta pilis longis suberectis sericeo-pilosa, prophyllis linearibus, ci- liatis fere triplo longior. Flores sessiles, paullo minores quam in #. bracteata. Legumen artieulo inferiore abortivo villoso-hirsuto, superiore fertili subglabro v. parce puberulo, er. 25 mm longo, leviter retieulato-nervoso, utrinaue longitudina- liter unicostato, apice rostro uncinato, cr. 1,5 mm longo coronato. Monographie der Gattung Stylosanthes. Fri Hab. in Brasiliae campis et pascuis sabulosis et in silvis Uatingas dietis provin- ciarum Bahia: pr. Caxoeira: Mart. n. 2209! Piauhy: ad Ilha praedium: Mart. n. 34811, in silvis pr. Oeiras: Gardner n. 2093! et loco non indicato: Glaziou n. 10510! (V. s. in herb. Berol., Monae., Petrop., Vindob.) 3. Stylosanthes longiseta Michel:. „Setosa, ereeta, foliolis oblongis, nervis valde prominentibus; capitulis fere sphaerieis; bracteis membranaceis; stipite minimo; legumine dorso valde arcuato, fere glabro.“ Stylosanthes longiseta Micheli in Contribut. & la flore du Paraguay Legum. p. 18, t. IVb. „Radix ienota; eaulis ereetus, lignosus, ramosus, altitudine ignota, pilis longis patentibus, luteis setoso-hispidus; stipulae vaginantes, superne lanceolato-acumi- natae, acutae, 12 mm longae, dense setoso-hispidae; petioli pars libera brevissima vix 2 mm longa. Foliola oblongo-acuta, apice obtusa v. subacuta, muecronata, basi sensim angustata, cuneata, nervis lateralibus ad marginem incrassatis margi- nata, utriuque setoso-hispida, pilis sparsis, 2,5 —3 cm longa, 12—14 mm lata. Capitula terminalia, fere sphaerica, foliis superioribus fulta. Bracteae stipulae- formes, cr. 15 mm longae, membranaceae, hyalinae, ciliatae, foliolo lineari-lanceolato, setoso superatae; stipes plumosus minimus, bracteolis multo brevior, post anthe- sin diffieile perspieuus; bracteolae 3 hyalinae, ciliatae, bracteis breviores; ealyeis tubus bracteas (sine foliolo) subaequans, omnino glaber, S—-10 mm longus, lobis ei- liolatis; petala calyeis limbo fere duplo longiora; vexillum 5—6 mm longum; lesumen dorso valde arcuatum, fere glabrum, lateraliter vix reticulatum, stylo uneinato, brevissime mucronato. Ab omnibus speciebus in sectione Siyposanthes enumeratis valde diversa.“ Hab. in Paraguay in campis pr. Caagazu: Balansa n. 1842. — Floret m. Januar. Obs. Species a me non visa; exempla a cl. Micheli S. /ongisetae nomine signata in herbario turicensi conservata aliam speciem, ,S. monteridensem var. intermediam Vog., praebent. 4. Stylosanthes ruellioides Mart. Suffruticosa, ramosa, viscosissima, foliolis lanceolatis brac- teisque primariis dense sericeo-villosis, flor.ibus er. 12 mm longis, lesumine breviter uncinato-rostrato, utrinque longitudinaliter uni- costato, piloso, Stylosanthes ruellioides Mart. mss. in Mart. Fl. brasi, XV, 1 p. 90. Caulis suffruticosus (ex A. de St. Hil.), usque ad 70 cm altus, ramosus, visco- sissimus et breviter pubescens, insuper pilis longigribus rigidulis subereetis indu- tus. Stipulae caulis indumento vestitae, striatae, vagina cr. 10—15 mm longa, processibus subulatis, subspinescenti-mucronatis, cr. 8--10 mm longis. Petioli pars libera minuta, 1—2 mm longa, striata, dense viscoso-pubescens. Foliorum rhachis brevissima; foliola subsessilia v. brevissime petiolulata, lanceolata, 1540 mm longa, 2—8 mm lata, utringue acuta, apice subspinoso-mueronulata, subtus leviter prominenti-nervosa, undique dense sericeo-villosa. Spicae oblongae, sub- dissitiflorae, foliis supremis fultae. Bractea primaria stipuliformis, indumento Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, XXXII 2 18 P. Tanbert: cum foliis eonformi vestita, seeundaria ovato-lanceolata, apice bifida, eiliata, er. 7 mm longa; seta pilis longis suberectis sericeea. Prophylla lanceolata, 4-6 mm longa, seta paullo breviora. Flores subsessiles, er. 12 mm longi, in genere maximi. Calyeis tubus cr. 7 mm longus, setam paullo superans, pilis flaceidis parce indutus, limbus tubum subaequans, dentibus 5 acutis villoso-pubescentibus. Le- gumen articulo inferiore abortivo sericeo-villoso, superiore setam subaequante, cr. 3 mm lato, apice acuminato, breviter uncinato-rostrato, reticulato-nervoso, utrinque loneitudinaliter unicostato, piloso. Hab. in campis editis Brasiliae prov. Minas Geraös ad Serra d’Itambe do Matodentro: Mart.! et pr. Sumidouro et Öonceicäo: St. Hil. (exempla a me non visa). — Floret m. Majo. (V. s. in herb. Monae.) Obs. Speeimen alterum a el. Martio in Brasiliae prov. Minas Geraäs in monte Serra do Caraca lectum et a el. Bentham nomine $. rwellioides Mart. signatum, in herb. Monae. conservatum nimis incompletum speciem novam ulterius investigandam videtur praebere. (Cf. supra p. 8.) 5. Stylosanthes Bojeri Vog. Ramosissima, dense pubescens et pilis longioribus hispida; fo- liolis oblongo-lanceolatis, subtus egregie prominenti-nervosis; spi- cis elongatis, multifloris; legumine plerumque biarticulato, hispido v. hispido-sericeo, rostro apice uncinato articulum superiorem dimidium subaequante coronato. Stylosanthes Bojeri Vog. in Linnaea XII p. 68. — Oliver, Fl. Trop. Ayr. 11.157, Caulis fruticosus (t. Bojer), erectus (?), altitudinis ignotae, Striatus, ramo- sissimus, cum stipulis, petiolis, bracteis dense pubescens v. villoso-pubescens et insuper pilis longioribus subpatentibus hispidus. Stipulae striatae, vagina 7- 10 mm longa, processibus subulatis, rigidis, vaginam et petioli partem liberam subaequan- tibus. Folia rhachide 1 mm longa; foliola brevissime petiolulata, oblongo-lanceo- lata v. lanceolata, utrinque acuta, breviter mucronata, supra obscure, subtus crasse prominenti-nervosa, hispido-pubescentia v. supra minute scabro-hispida, margine apicem versus parce hispido-eiliata, 10—25 mm longa, 3—8 mm lata. Spi- cae oblongae, elongatae, multiflorae. Bractea primaria stipuliformis, margine hispido-ciliata, secundaria lanceolata, apice bifida, eiliata, cr. 4 mm longa; seta plu- mosa er, 6 mm longa. Prophylla lanceolata, eiliata, er. 3--4 mm longa. Calyeis tubus setam subaeguans, limbus dentibus eiliatis. Corolla alba (t. Bojer). Legu- men plerumque biarticulatum, articulis er. 4 mm longis, inferiore dense hispido-se- riceo, superiore reticulato-nervoso, utrinque longitudinaliter unicostato, rostro apice uncinato-recurvo, cr. 2 mm longo, hispido, coronato. Hab. in Africae orientalis insula Sansibar: Bojer! Peters! Kirk et t. Baker etiam in Madagascar. — Floret m. Septembri. (V. s. in herb. Berol. et Candoll.) Obs. Habitus S. guyanensis Sw., sed seta plumosa longe diversa. Monographie der Gattung Stylosanthes. 19 6. Stylosanthes mucronata Willd. Radice cerassa, lignosa; caule suffruticoso, subditfuso, ramo- sissimo, pubescenti-hirsuto; foliolis rigidis,- ovali-oblongis, supra glabris, subtus pubescentibus, prominenti-nervosis; spieis densis, ov&- tis, paucifloris; bracteis primariis pilosis v. pubescentibus, parce setoso-hispidis; legumine biarticulato, articulo inferiore villoso-pu- bescente, superiore pubescente, rostro apice uneinato-recurvo er. 1—1,5 mm longo coronato. S. mucronata Willd. sp. 3. p. 1166. — Thwaites, Enum. pl. Zeylan. p. 84 — DC. Prodr. II. p. 318. — Oliver, Fl. Trop. Afr. Il. p. 157. Stylosanthes setosa Harv. et Sond. Fl. cap. II. p. 227. Radix crassa, lignosa; caulis guffruticosus, subdiffusus, cr. 0,5 m altus, ra- mosissimus, leviter striatus, pubescenti-hirsutus et linea e stipularum basi decurrente breviter villosa praeditus, rarius setoso-hispidus. Stipulae striatae, pubescentes, superiores saepissime pilis raris subsetosae, vagina cr. 3» mm longa, processibus subulatis, mucronatis, er. 2 mm longis; petioli pars libera processibus paullo longior, pubescenti-hirsuta. Folia rhachide 1 mm longa; foliolis rigidis, ovali-oblongis, minutissime mucronulatis, 2—14 mm longis, 15—6,; mm latis, prominenti-nervosis, supra glabris, subtus pubescentibus, saepius parce hispido-setosis, margine hispido- eiliatis. Spicae densae, ovatae, pauciflorae; bractea primaria stipuliformis pilosa v. pubescens, hine inde setoso-hispida; secundaria lanceolata, apice leviter bifida, eiliata, er. 3 mm longa; seta prophylla anguste lanceolata, 25 —3 mm longa, eiliata raro aequans, plerumque multo brevior, interdum minima, parce plumosa. Calyeis tubus prophyllis fere dimidio brevior, dentibus ciliatis. Legumen ple- rumque biartieulatum; articulus inferior evolutus er. 4 mm longus, reticulato-ner- vosus, villoso-pubescens; superior er. 3 mm longus, 2,5 mm latus, reticulato-nervosus, utringue longitudinaliter unicostatus, pubescens, rostro apice uncinato-recurvo cr. 1—1,; mm longo coronatus. ö Hab. in India orientali Thomson! Wight n. 814! Ceylanial; in Arabiae provincia Yemen in Wadi Rachama pr. Hille: Schweinfurth n. 408! in Dschebel Melhan: Schweinfurth n. 863! in Africa orientali: Abessinia pr. Keren: Hilde- brandt n. 589! district. Sansibar: Hüldebrandt, n. 2454, 2794! distr. Mosamb. et Sambesi: Forbes, Kirk; distr. Capens.: Burke et Zeyher! Senegambia (t. Baker). (V. 5. herb. Berol., Candoll., Götting., Monac., Schweinfurth, Vindob.) 7. Stylosanthes sympodialis Taubert sp. n. Caule basi normaliter, in regione florifera sympodialiter ramo- so, villoso-pubescente; foliolis anguste elliptico-lanceolatis, villoso- pubescentibus, adultioribus subglabrescentibus; spicis oblongis, dissi- tis, multifloris, bract. prim. fusco-villosis, seta dense fulvo-sericea; legumine biarticulato, leviter fulvo-sericeo demum glabrescente, apice rostro I—1,; mm longo uncinato-recurvo, fulvo-sericeo coronato. Radix simplex. Caulis basi suffrutescens, erectus v. suberectus, striatus, yilloso-pubescens praeeipue in linea (saepius tamen inconspieua) e basi stipularum deeurrente, a basi ramosus, ad 30 cm altus. Rami villoso-pubescentes, inferiores e 98 20 P. Taubert: foliorum axillis normaliter prodeuntes, demum in regione florifera sympodialiter inflorescentiis oppositi, ita ut inflorescentiae subsessiles v. breviter stipitatae late- ralium speciem prae se ferant,. re vera foliis oppositis terminales probentur. Sti- pulae striatae, leviter villoso-pubescentes, superiores pilis longioribus subhispidis indutae, vagina cr. 5 mm longa, processibus subulatis, vagina et petioli parte libera brevioribus. Folia rhachide 1—2 mm longa; foliola brevissime petiolulata v. sessilia, anguste elliptico-lanceolata, brevissime mucronulata, supra obsolete, subtus praecipue marginem versus prominenti-nervosa, villoso-pubescentia, adulta supra subglabrescentia, 5—16 mm longa, 15—5 mm lata. Spicae oblongae, multiflorae, subsessiles v. breviter stipitatae, cr. 20 mm longae, inferiores er. 5 cm remotae. Bractea primaria stipuliformis, longe et dense fulvo-villosa, secun- daria lanceolata, hyalina, apice interdum bifida, pilis longis fulvo-sericeis ornata, legumine breviore, cr. 6 mm longa; seta plumosa dense fulvo-sericea, cr. 7 mm longa; prophyllum inferius lineare, apice parce fulvo-sericeum, er. 5 mm longum, superius anguste lineare, glabrum, inferiori subaequilongum, saepius deficiens. Calyeis tubus cr. 7 mm longus, striatus, limbus dentibus ciliolatis. Legumen biartieulatum, artieulis er. 35 mm longis, inferiore dense fulvo-sericeo, superiore reticulato-nervoso, utrinque longitudinaliter unicostato, immaturo serieeo, maturo praecipue apicem versus saepius glabrescente, castaneo, rostro uncinato-recurvo, er. 1--15 mm longo, fulvo-sericeo coronato. Hab. in Ecuador pr. Chanduy: Spruce n. 6373! (V. s. in herb. Candoll.) 8. Stylosanthes flavicans Baker. Adscendens, ramosissima, undique flavescenti-pubescens et visco- sa; foliolis oblongis, utringue acutis, nervosis; spicis elongatis, multifloris; seta valde plumosa; legumine plerumque biartieulato, apice longe uncinato-rostrato, dense sericeo-villoso. Stylosanthes flavicans Baker in Oliver, Fl. Trop. Africa II. p. 156. Stylosanthes erecta Schweinfurth, Fl. Aethiop. p. 17 nec P. Beaw. Caulis suffruteseens, adscendens, altitudinis ignotae, ramosissimus, ut stipulae, foliola, bracteae undique pilis brevibus flavescentibus molliter viscoso- pubescens. Stipulae striatae, vagina er. 6 mm longa, processibus subulatis, rigi- dis, mucronulatis, subrecurvatis, cr. 5 mm longis. Petioli pars libera stipu- larum processibus paullo longior. Folia rhachide er. 1,5 mm longa, foliolis bre- vissime petiolulatis, oblongis, rigidis, utringue acutis, mucronulatis, supra et praecipue subtus prominenti-nervosis, supra saepius subglabris, subtus interdum hine inde pilis brevibus subhispidis obsitis. Spicae oblongae, multiflorae, elon- satae, cr. 30-60 mm longae. Bractea primaria stipuliformis, secundaria late lanceolata, apice sericea, eiliata, er. 5—6 mm longa. Seta valde plumosa, per anthesin prophyllis subaequilonga, demum 10—11 mm longa. Prophylla lanceo- lata, apice sericea, ciliata, er. 5—6 mm longa. Calycis tubus 8 mm longus, lim- bus 2 mm longus, extus parce pubescens, dentibus ciliolatis. Legumen plerumgue biartieulatum, artieulis cr. 4 mm longis, 2,;—3 mm latis, retieulato-nervosis, utrin- que longitudinaliter costatis, superiore rostro sericeo-villoso, artieulo ipso subaequi- longo, apice uneinato-recurvo Coronato. Hab. in Africa centrali pr. Damuri ad Pongo flumen in Dar-Fertit: Schweir- Jfurth Reise n. Centr.-Afr. Ser. UI. n. 67. (Jan. 1871)! in Kordofan inter frutices Monographie der Gattung Stylosanthes. 2a pr. El Obeid passim: Kotschy n. 425! pr. Desak: Cienkowski n. 347! Faki Wadar- radaui: Pfund n. 128! (V. s. in herb. Vindob. et Schweinfurth.) 9. Stylosanthes mesxicana Taubert sp. n. Caule subherbaceo, basi sublignoso, parce ramoso, adpresse villoso-pubescente, superne hispido-setoso; foliolis lanceolatis utrin- que acutis, nervosis, supra glabris, subtus parce hispidis, margine ser- rulato-eiliatis; spicis brevibus, paucifloris; bracteis primariis hispido-setosis; legumine plerumque biarticulato, rostro crassiusculo, cr. 4 mm longo, apice involuto-uneinato coronato, subglabro v. pubescente. Radix perennis, multiceps; caulis adscendens v. suberectus, 10-30 cm altus, herbaceus, basi sublignosus, parce ramosus, leviter striatus, adpresse villoso- pubescens, superne (interdum etiam inferne) pilis longioribus subrigidis patentibus hispido-setosus. Stipulae striatae, villoso-pubescentes et hispido-setosae, proces- sibus subulatis, mucronulatis, vaginae subaequilongis, er. 5—6 mm longis. Petioli pars libera stipularum processus subaequans. Folia rhachide 15-2 mm longa; foliola obsolete petiolulata, lanceolata, utrinque acuta, mucronulata, praecipue subtus prominenti-nervosa, supra glabra, subtus parce hispida, margine pilis hispi- dis serrulato-ciliata, er. 10—18 mm longa, 1,5— 4 mm lata. Spicae breves, er. 15 mm longae, ovatae, cr. S—10-florae. Bractea primaria stipuliformis, striata, longe hispido-setosa; secundaria oblongo-lanceolata, apice plerumque bifida, ciliata, er. 3 mm longa; seta plumosa plerumque 6 mm longa. Prophylla lanceo- lata, eiliata, seta dimidio breviora. Calycis tubus cr. 6-7 mm longus, limbus dentibus eiliolatis. Vexillum siccum longitudinaliter purpureo-striatum, petala religua sieca dilute rosea.. Legumen Plerumgue biarticulatum. articulo inferiore parce sericeo-pubescente, cr. 3 mm longo, superiore reticulato-nervoso, utrinque longitudinaliter unicostato, er. 3 mm longo, subglabro v. apicem versus ut rostrum involuto-uneinatum articulo ipso longius pubescente. Semina nitida, dilute brunneo- flavescentia. Hab. in Mexico pr. San Luis Potosi: Schaffner n. 579! loco non indicato: Ehrenberg! (V. s. in herb. Berol., Monaec.) 10. Stylosanthes sundaica Taubert sp. n. Suffruticosa, glabrescens, partibus novellis breviter villoso-pu- bescentibus et setoso-hispidis; foliolis lanceolatis v. oblongo-lanceolatis, utringue acutis, nervosis, supra glabris, subtus parce hispidis; spicis brevibus, paucifloris; bracteis prim. dense setoso-hispidis; legumine plerumque uniarticulato, rostro tenui er. 5 mm longo, apice leviter uncinato-recurvo coronato, parte pubescente v. rarius subglabro. Stylosanthes mucronata Mig. Fl. Ind. Bat. I. p. 277 nec Willd. Öaulis suffruticosus, erectus v. adscendens, altitudinis ienotae, ramosissimus, obsolete striatus, subglaber v. linea e stipularum basi decurrente breviter pubescens, partibus novellis breviter villoso-pubescentibus et pilis longis subpatentibus cadueis setoso-hispidis. Stipulae striatae, subglabrae v. pilis cadueis hispidae, vagina 22 P. Taubert: cr. 3—5 mm longa, processibus subulatis, mucronulatis, 2—8 mm longis. Petioli pars libera processibus stipularum plerumque brevior, interdum subaequilonga, subglabra v. hispida.. Folia rhachide 1—2 mm longa; foliola obsolete petiolu- lata, lanceolata v. oblongo-lanceolata, utringue acuta, mucronulata, supra glahra, subtus prominenti-nervosa, parce hispida, er. 5-30 mm longa, 1—3 mm lata- Spicae breves, cr. 5—10 mm longae, pauciflorae. Bractea primaria stipuli- formis, pubescens et + dense setoso-hispida; secundaria lanceolata, cr. 3--4 mm longa, apice bifida, ciliata. Seta plumosa plerumgue minima, rarissime bracteae secundariae subaequilonga, cadueissima. Prophylla lineari-lanceolata, er. 3—4 mm longa, ciliata. Flores flavidi (t. Zollinger). Calyeis tubus prophyllis paullo longior, sub lente valida minutissime hirsutus, limbus dentibus ciliatis. Legumen articulo inferiore plerumque abortivo sericeo, superiore cr. 3 mm longo, reticulato- nervoso, utrinque longitudinaliter unicostato, parce pubescente v. rarius subglabro, rostro apice leviter uncinato-recurvo, cr. 5 mm longo coronato. Hab. in insulis Archipelagi sundaici: Java: Zollinger n. 2788! Timor: Baner n. 95! (V s. in herb. Berol., Candoll., Vindob.) 11. Stylosanthes hamata Taubert. Procumbens v. adscendens, caule basi sublignoso, subglabro v. adpresse pubescente; foliolis oblongis, utringue acutis, prominenti- nervosis, subglabris, margine saepius hispido-ciliatis; spicis brevibus, paueifloris; bract. prim. villoso-pubescentibus, parce subsetosis; le- sumine uniarticulato, subsericeo v. villoso-pubescente, rarius subglabro, rostro uncinato, pubescente, articulo fertili subaequilongo coronato. Hedysarum hamatum a L. sp. 1056. Stylosanthes procumbens Sw. Prodr. p. 108; Svensk Vet. Akad. Handl. 1789. p. 246. t. 11. f. 1. et im Fl. Ind, oce. 3. p. 1282. — DC. Prodr. II p. 317. — Macfad. Fl. of Jamaica p. 262. Anonis non spinosa minor glabra procumbens, flore luteo, Sloane Jam. 19, Must. sl. 187.00. 119. jer2. Trifolium procumbens Browne jam. 298. Caulis procumbens v. adscendens, subdiffusus, ad 0,5 m altus, basi subli- gnosus, ramosus, leviter striatus, linea e stipularum basi decurrente villoso-hirsuta excepta subglaber v. superne adpresse pubescens. Stipulae striatae, villoso-pu- bescentes, saepius pilis longis hispido-setosae, interdum glabrescentes, vagina cr. 7—8 mm longa, processibus subulatis, subspinoso-mucronatis, er. 3—5 mm longis. Petioli pars libera stipularum processibus paullo longior, parce villoso-pubescens. Folia rhachide raro 1 mm superante foliolis brevissime petiolulatis, oblongis v. oblongo-lanceolatis, utrinque acutis, brevissime mucronatis, prominenti-nervosis, subglabris, margine saepius remote hispido-ciliatis, 7”—17 mm longis, 2—6 mm latis. Spicae er. 15 mm longae, pauciflorae; bractea primaria stipuliformis, villoso-pubescens, hine inde insuper pilis longioribus subsetosis induta; secunda- ria lanceolata, apice bifida, er. 3 mm longa, setae subaequilonga v. longior;'pro- phylla anguste lanceolata, ciliata, setam aequantia. Calyeis tubus er. 7” mm longus. Legumen seta prophyllisque longius, articulo inferiore fere semper abortivo sericeo-pubescente, superiore subsericeo v. villoso-pubescente, rarius sub- glabro, reticulato-nervoso, utrinque longitudinaliter unicostato, rostro uneinato pubescente, articulo fertili subaequilongo coronatum. Monographie der Gattung Stylosanthes. 28 Hab. in Americae borealis districtu Tennessee: Curtiss n. 609! ın Mexico: Ehrendberg! Guatemala: Friedrichsthal! in Columbia pr. Cartagena: Billberg! in Indiae oceidentalis insulis Bahamensibus: Eggers n. 3821, 3939! Cuba: Wright n. 1589! Gundlach n. 19! Santo Domingo: Schwamecke! Eggers n. 168! Mayer- hoff n. 202! Prenleloup n. 157! Puerto-Rico: Dertero! Stahl n. 172! Sintenis n. 629, 1092, 1958, 3280, 3756! Jamaica! 8. Thomas: Ehrenberg n. 39! Eggers n. 105, 3939! Wydler n. 25! Sintenis n. 14! St. Croix! Antigua: Wullschlägel n. 141! Guade- loupe! Bertero! (V. s. in herb. Berol., Candoll., Götting., Krug et Urb., Monae., Turie., Vindob,) 12. Stylosanthes erecta P.beauv. Suffruticosa, suberecta, ramosissima; caule subglabro v. leviter pubeseente; foliolis oblongis v. lanceolatis, subtus prominenti-nervo- sis, glabris v. leviter pubescentibus; spicis oblongis, multifloris; braeteis primariis piloso-pubeseentibus v. hispidulis; legumine uniarticulato, glabro v. apice obsolete pubescente, rostro articulo ipso subaequilongo, uncinato coronato. Stylosanthes erecta P. Beaw. Fl. owar. 2. p. 28. t. 77.— DÜ. Prodr. II. p. 317. — Guill. et Perr., Fl. Senegal. p. 204. — Vogel Linnaea XII. p. 68. — Hooker, Niger Flora p. 301. — Baill. Adans. VI. p. 224. Caulis suffruticosus, suberectus, 0,3 —1,5 m altus, ramosissimus, inferne obso- lete pubescens, superne praeter lineam e stipularum basi decurrentem dense pubescen- tem glabriusculus vel undique breviter pubescens, rarius pilis sparsis subsetosis, Stipulae glabrae v. leviter pubescentes, superiores saepius breviter hispidae, va- gina processibus subaequilonga, 7—9 mm longa. Petioli pars libera stipularum _ processus subaequans. Folia rhachide 1,; — 2 mm longa; foliolis brevissime petio- lulatis, oblongis v. lanceolatis, utringue acutis, mucronulatis, usque ad 10 mm longis, 2,5 — 5 mm latis, subtus prominenti-nervosis, glabris v. leviter pubescen- tibus. Spicae oblongae, multiflorae. Bractea primaria stipuliformis, striata, imprimis margine piloso-pubescens v. hispidula; secundaria lanceolata, apice plerumque integra, cr. A mm longa, ciliata; seta prophyllis er. 3,5; mm longis anguste lanceolatis, eiliatis paullo longior. Calycis tubus prophylla subaequans. Legsumen artieulo inferiore plerumque abortivo uniartieulatum, reticulato-nervosum, utringue longitudinaliter unicostatum, glabrum v. apice leviter pubescens, rostro uncinato articulo ipso aequilongo coronatum. Hab. in Senegambia: Perrottet n. 238! Heudelot n. 2, 45 et 406 t. Baill. Sierra Leone: Afzelius (t. Baker) Congo et Loanda: Welw. (t. Baker); Sofala: ad sinum Delagoa: Forbes! (V. s. in herb. Berol., Candoll., Götting., Monac., Vindob.) Var. B acuminata Welw. mss. in Oliver, Fl. Trop. Africa 11. Foliolis lineari-lanceolatis, longe acuminatis, 20—25 mm longis, 2,5 -—-3 mm latis. Hab. in Senegambia pr. Richard-Tol: Lelitwre! Angola: Pungo Andongo: Welw. (t. Baker). (V. 5. in herb. Berol.) 24 P. Taubert‘ Var. y guineensis Vog. Stylosanthes erecta P. Beauv. var. guineensis Vog. in Linnaea A11.p.68. Stylosanthes guineensis Schum. et Thhonn. Pl. guin. 357. Baül. I. c Ononis corüfolia Rchb. in Sieb., Pl. Seneg. n. 37. Caule erassiore, erectiore, densius pubescente; bracieis multo hispidioribus; floribus paullo majoribus quam in typo. Hab. in Angola: Welw. n. 2123, 2124, 2125, 2127! Loang o: Chinchoxo (Mart. Sf.) Soyauz n. 25! Gabun: Duparquet n. 41 et Grifon du Bellay n. 181 t. Baill. Büttner n. 216! Senegambia: Sieber n. 37! (V. s. in herb. Berol., Monac., Vindob.) 13. Stylosanthes scabra Vog. Suffruticosa, adscendens v. suberecta, ramosissima, scabra et villoso-pubescens; foliolis oblongis v. obovato-oblongis, nervosis, mar- gine hispido-eiliatis; spicis brevibus, oblongis; braeteis primariis villoso-pubescentibus, parce setosis; legumine uniarticulato, leviter sericeo-villoso, rostro apice uncinato er. 2 mm longo coronato. Stylosanthes scabra Vog. in Linnaea XIl. p. 69. — Bentham in Marti Fl. brasil. XV, 1. p. 90. — Micheli in Warming, Symb. brasil. AX. p. 542. Caulis suffruticosus, adscendens v. suberectus, usque ad 1; m altus, di- varicato-ramosissimus, leviter striatus, pilis hispidis cadueis scaber et villoso -pu- bescens, praecipue in inflorescentia. Stipulae striatae, hispido-scabrae, pubescentes vagina er. 5 mm longa, processibus subulatis, breviter mucronulatis, er. 2 mm longis. Petioli pars libera processus parum superans, hispido-scabra. Folia rhachide 1 mm longa; foliola subsessilia, oblonga v. obovato-oblonga, saepe breviter reflexo, mucronata, nervis praecipue subtus evidenter prominentibus, supra glabriuseula, subtus adpresse viscoso-puberula, margine subserrato-hispido-ciliata, 5—25 mm longa, 2—9 mm lata. Spicae oblongae, breves, 20—25 mm longae. Bractea primaria villoso-pubescens, hine inde pilis longioribus subsetosa; seeundaria lanceolata, apice bifida, ciliata, er. 2 mm longa; seta plumosa prophyllis lineari-lanceolatis, ciliatis, er. 2 mm longis plerumque fere duplo longior, saepius paullo brevior. Calycis tubus cr. 4 mm longus, sub lente valida pilis brevissimis minutissime obsitus. Corolla lutea, vexillo atropurpureo-striato (t. Riedel), Legumen articulo inferiore abortivo sericeo-villoso, superiore reticulato-nervoso, utrinque costa longi- tudinaliter percurso, er. 2,5 mm longo, leviter sericeo-villoso ut rostrum apice unci- natum articulo ipso aequilongum v. sublongius. Hab. in America centrali (t. Bentham) et meridionali: Columbia: Triana n. 4319! Hartweg n. 958! Venezuela Moritz n. 287! Peruvia: t. Bentham praecipue vero Brasilia in provincia Pernambucensi: Gardner n. 975! Bahiensi; Mart. n. 2060! Blanchet n. 153, 181, 184, 222, 845, 1217! Salzmann! Luschnath n. 218! Minas Geraes: Mart. n. 757, 1124! Pizarro n. 61! Sellow! Hüedel n. 735! Pohl! Campos pr. Sitio, Barbacena, (ueluz Schenck n. 3213, 3346, 33753! Glaziou n. 11876! in Brasilia oceidentali loco non indicato: Tamberlik! (V. s. in Herb. Berol., Candoll., Monac., Petrop., Schenck, Turic., Vindoh.) Var. caulibus villoso-pubescentibus, non scabris. Hab. in insulis Galapagos! (V. s. in herb. Vindob.) Monographie der Gattung Stylosanthes. 25 Sect. II. Eustylosanthes Vog. in Linnaea AL. p. 63. Post bracteam primariam flos absque seta, prophyllo superiore deficiente. — Species omnes americanae. 14. Stylosanthes biflora Taubert. Caule suffrutescente, erecto v. adscendente, plerumque subgla- bro; foliolis elliptieis v. oblongis, subglabris, prominenti-nervosis; spi- eis paucifloris; bracteis primariis setoso-hispidis; legumine uniarticulato, leviter pubescente, longitudinaliter bicostato, apice brevissime mucronato- uncinato. Trifolium biflorum L. sp. 1088. Stylosanthes elatior Sw. Svensk Vet. Akad. Hand. 1789. p. 296. t. 11. f. 2, — DO. Prod. II. p. 318. — Torr. et Gray, Fl. of North Am. 1. p. 354. Stylosanthes hispida Michz. var. nudiuscula Michx. et hispidissima Michz. Fl. bor.-amer. II, p. 75. Caulis suffrutescens, erectus v. adscendens, ad 1 m altus, parce ramosus, obsolete striatus, plerumque lineis 2 e stipularum basi decurrentibus pubescens, rarius undique leviter pubescens, interdum hispido-setosus. Stipulae striatae, pu- bescentes, demum glabrescentes, rarius hispido-setosae, vagina cr. 7—S mm longa, processibus subulatis, hispido-setosis cr. 4—6 mm longis; petioli pars libera 2—3 mm longa; folia rhachide 1—-2 mm longa; foliola brevissime petiolulata, elliptica v. oblonga, utringue acuta, mucronulata, subglabra, interdum praecipue mar- sine pilis raris setosis, prominenti-nervosa, 5—25 mm longa, 2—7 mm lata. Spi- eae pauciflorae, plerumque foliis supremis fultae. Bractea primaria stipuliformis, setoso-hispida; secundaria et prophyllum braeteis breviora, lanceolata, integra v. secundaria apice obsolete incisa, eiliata, calycis tubum aequantia v. paullo supe- rantia. Flores breyissime pedicellati. Calyeis tubus glaber, striatus, Jimbus colo- ratus dentibus ciliatis. Petala aurantiaca. Legumen prophyllum superans, articulo inferiore abortivo dense hispido-villoso, superiore rotundato-oblongo, cr. 4 mm longo, 3 mm lato, reticulato-nervoso, utringue, interdum obsolete, longitudinaliter bicostato, leviter pubescente, apice brevissime uncinato-mucronato. Hab. per Americam borealem a Columbia Britannica usque ad Mexico: Berlandier n. 1570! Texas: Lindheimer! Carolinam: Beyrich! — Floret a m. Junio ad m. August. (V. s. in Herb. Berol., Candoll., Götting., Monac., Turic., Vindob.) 15. Stylosanthes guyanensis Sw. Ereeta v. adscendens, pilis patentibus flavis plus minus hispida et insuper breviter pubescens; foliolis oblongis v. lanceolatis, prominenti- nervosis, marginatis, subhispidulo-pubescentibus; spicis brevibus, in capitulis confertis; bracteis primariis setis longis flavidis plus minus echinatis v. hispidis; legumine uniarticulato, venoso-reticulato, lon- situdinaliter obsceure unicostato, glabro, brevissime uneinato-mucronato. Stylosanthes guyanensis Sw. Svensk Vet. Akad. Handl. 1789. p. 296. — DC, Prodr. 11. p. 318. — Bentham in Martü Fl. brasiü, AV, 1. p. 91. — Michel! in Warming, Symbol. bras. AX, p. 542. — Micheli, Oontrib. & la fl. du Parag. p. 19. 26 P. Taubert: Caulis suffrutescens, erectus v. adscendens, interdum prostratus, usque ad l,; m altus, ramosus, leviter striatus, pilis setisve flavis patentibus plus minus hispidus, insuper pube brevi per lineas 2 e basi stipularum decurrente v. caulem undique vestiente. Stipulae striatae, breviter pubescentes, setis longis parce obsitae, juniores margine albo-villosae, vagina er. 10 mm longa, processibus 6—10 mm longis, subulatis; petioli pars libera 3—9 mm longa, breviter pubescens v. villosa, longuiscule setosa; folia rhachide brevissima v. ad 3 mm longa; foliolis brevissime petiolulatis v. subsessilibus, oblongis v. lanceolatis, utrinque acutis, mueronatis, prominenti-nervosis, marginatis, utringue subhispidulo-pubescentibus, nunc setis,paucis conpersis nunc esetosis v. supra_v. utringue glabratis,_10—50 mm longis, 2- 14mm latis. Spicae breves, 10—15 mm longae, in capitulis confertae; bractea primaria stipuliformis, setis longis flavidis v. pilis rigidis favescentibus, patentibus plus minus echinata v. hispida; secundaria et prophyllum primaria paullo breviora, linearia, integra, eiliata. Flores sessiles.'„Calyceis tubus sub lente valida minutissime pubescens, prophyllis subaequilongus,tlimbus dentibus ei- liolatis. Petala lutea, vexillo intus nigro-striatoe. Legumen prophyllio paullo brevius, articulo inferiore abortivo, superiore cr. 3 mm longo, 2 mm lato, apice la- tissimo, obtusissimo, brevissime uncinato-mucronato, glabro, distinete (rarius obsolete) reticulato-nervoso, utrinque obsceure longitudinaliter unicostato. Semina nitentia, atropurpurea. Hab. ab Uruguay et Paraguay per totam Brasiliam copiose, in Guyana, Venezuela, Columbia, in America centrali, in Mexico: Schiede n. 631! Schaffner n. 224! (V. s. in herb. Berol., Candoll., Götting., Monac., Petrop., Tur., Vindob.) Var. B gracilis Vog. CGaulis gracilior, altior, minus hispidus, saepe subglaber; stipu- lis arcte vaginantibus, foliis paucioribus,: foliolis Janceolato-linearibus, capitulis densis, dense flavo-setosis; legumine apice plerumque tu- bereulato-glanduloso. Stylosanthes guyanensis Sw. var. gracilis Vog. in Linnaea XI. p. 66. — Martius, Fl. bras. XV, 1. p. 92. — Micheli in Warming, Symb. brasil. XX. p. 522. Stylosanthes gracilis H.B.K. nov. gen. VI. p. 507. t. 596. Stylosanthes surinamensis Mig. in Linnaea XVII. p. 567. Stylosanthes juncea Micheli, Contr. a la fl. du Parag. p. 19. pl. IVa. Area geographica eadem quae speciei, sed in America centrali et Mexico nondum observata. (V. s. in Herb. Berol., Götting., Monac., Petrop., Turie., Vindob.) Var. „ subviscosa Benth. Caulis subviscosus, minus setosus; spicae setis brevioribus minus hispidae. ' Stylosanthes guyanensis Sw. var. subviscosa? Benth. in Mart., Fl. brasü. XV. pars 1., p. 92. Area geoyraphica speciei in Peruvia Poeppig n. 1401! (V. s. herb. Berol., Candoll., Götting., Petrop., Vindob.) Monographie der Gattung Stylosanthes. 27 16. Stylosanthes montevidensis Vog. Caule ereeto v. suberecto, tenui, gracili, virgato, simplici v. parce ramoso subglabro v. longe hispido-setoso; foliis paucis, spar- sis; foliolis anguste lanceolatis v. linearibus, subtus elevato-nervosis, glabris v. parce setoso-hispidis; spieis in capitulis parvis terminalibus globosis confertis; bracteis late ovatis; legumine uniarticulato, reticulato-nervoso, longitudinaliter bicostato, hispido-pubescente, distinc- te uncinato-rostrato. Stylosanthes montevidensis Vog. in Linnaea X11. p. 67. — Benth. in Martii Fl. brasil. XV, 1. p. 92. — Grisebach, Symb. argent. p. 106. Radix crassa, lignosa, multiceps; caulis ereetus v. suberectus, 10—50 cm altus, tenuis, gracilis, simplex v. parce virgato-ramosus, longitudinaliter striatus, nune fere glaber, nunc pilis longis hispido-setosus. Stipulae striatae, glabrae v. pilis raris subpatentibus hispido-setosae, vagina caulem arete ampleetente er. 10—12 mm longa, processibus subulatis, rigidis ad 5 mm longis; petioli pars libera cr. 6 mm lonea; folia pauca, remota, rhachide cr. 1 mm longa; foliola sessilia, anguste lanceolata v. linearia, utringue acuta, mucronulata, er. 15—20 mm longa, 15 —2 mm lata, subtus elevato-nervosa, glabra v. parce hispido-setosa. Spicae in capitulis parvis, globosis, terminalibus, raro 10 mm superantibus conferta; bractea prima- ria stipuliformis, lamina foliacea raro evoluta, late ovata, longe aristato-mucronata, pubescens v. parce hispido-setosa, demum glabrescens; secundaria et pro- phyllum integra, eiliata, bracteam primariam subaequantia. Flores brevissime pedicellati, flavi (t. Lorentz). Calyeis tubus er. 3 mm longus, prophyllo subaequi- longus, dentibus eiliolatis. Legumen bracteis longius, uniarticulatum; artieulus inferior abortivus dense pubescenti-villosus; superior ovoideus, apice acuminatus, distinete uncinato-rostratus, manifeste reticulato-nervosus, utringue longitudinaliter - bieostatus, hispido-pubescens, 4-5 mm longus, 2—3 mm latus. Hab. in Brasilia loco non indicato: Riedel! Paraguay: Cerro Peron pr. Pa- raguary: Balansa n. 1502! Uruguay: pr. Montevideo: Gibert n. 1002! Sellow n. 1704, 4327! Otto! in Argentinae provincia Entre-Riana pr. Ooncepcion: Lorentz n. 561, 562, 15602! — Floret a m. Decemb. ad m. Jun. (V. s. in herb. Berol., Candoll., Gött., Monac., Petrop., Turic., Vindob.) Var.? intermedia Vog. Adscendens v. suberecta, basi saepe prostrata, lignosa, ramosa, hispido-setosa; foliolis oblongo-lanceolatis, bene mucronatis, subtus crasse prominenti-nervosis, glabris v. par- cissime hispidis; spieis parvis, subglobosis; bracteis hispido-setosis ; legsumine uniarticulato, retieulato-nervoso, utrinque nervis 2 magis prominentibus longitudinaliter subcostato, apice brevissime sed di- stinete recurvo-uncinato, glabro, apicem versus tubereulato-glanduloso. Stylosanthes montevidensis Vog. var. intermedia Vog. in Linnaea LE p:67; Stylosanthes longiseta Micheli mss. in herb. Turic. nec in Contr. & la fl. du Paraguay. Radix crassa, ligenosa, multiceps. Caulis basi adscendens v. suberectus, saepe prostratus, lignosus, ramosus, altitudine 10—40 em, striatus, linea e stipularum 28 | P. Taubert: basi decurrente villoso-pubescens et pilis longis subpatentibus hispido-setosus. Sti- pulae striatae, glabrae v. minute pubescentes, vagina cr. 5 mm longa, processibhus subulatis, mucronatis cr. 5—6 mm longis; petioli pars libera stipularum processibus multo brevior, 1,5 —2 mm longa; folia rhachide 1 mm longa; foliola anguste ob- longo-lanceolata, utringue acuta, manifeste mueronata, $—15 mm longa, 2—4 mm lata, subtus nervis crassis valde prominentibus, glabra v. perpaucis pilis hispidis instructa, supra glabra, summa margine hispido-ciliata. Spicae parvae, subglobosae, diametro er. 10 mm; bractea primaria stipuliformis, laminam foliaceam ferens. brevissime pubescens et pilis longis hispido-setosa; secundaria et prophyllum anguste lanceolata, eiliata, er. 2,5 mm longa. Calyceis tubus prophyllo et bractea secundaria paullo longior, glaber, limbus dentibus eiliolatis. Legumen articulo inferiore abortivo, superiore fertili er. 4 mm longo, reticulato-nervoso, utrinque nervis 2 magis prominentibus longitudinaliter subcostato, apice brevissime sed distinete recurvo-uneinato-rostrato, glabro, apicem versus saepius tuberculato- glanduloso. Semina nitentia, castanea. Hab. in Paraguay pr. Villa-Riea: Balansa n. 1505! (a. cl. Micheli in Contr. ü la fl. du Parag. p. 19 sub S. montevidensi citata); loco non indicato: Kengger!; in Argentinae provinecia Entre-Riana: Lorentz n. 362, 561, 562, 749! in prov. Cordubensi: Hieronymus n. 6583! (V. s. in herb. Berol., Candoll., Gött., Turic.) 17. Stylosanthes hispida Eich. Suffruticosa ramis suberectis, caule inferne subglabrescente, su- perne sericeo-pubescente; foliolis anguste lanceolatis, marginatis, prominenti-nervosis, utrinque setoso-hispidis, demum glabrescentibus ; spicis brevibus, in capitulis confertis; bracteis dense pilis flavis ri- sidis hispido-setosis; legumine uni- v. biarticulato, hispido, glabre- scente, evidenter unicostato, apice in mucronem uncinato-recurvum evi- denter producto. Stylosanthes hispida Rich. act. soc. h. n. Par. 1792 p. 112. — DC. prodr. Il. p. 318. Caulis suffruticosus, altitudinis ignotae, ramis suberectis, striatus, inferne subglabrescens, superne sericeo-pubescens. Stipulae striatae, lineis 2 dense pu- bescentibus secundum caulem decurrentibus pubescentes, margine villoso-pubescentes, demum glabrescentes, vagina er. 4—7 mm longa, processibus subulatis, setis paueis longis patentibus notatis, 3—4 mm longis; petioli pars libera 2—5 mm longa, gla- bra v. parcissime setosa; folia rhachide brevissima v. ad 3 mm longa; foliola brevissime petiolulata v. subsessilia, anguste lanceolata, utringue acuta, mucronulata, promi- nenti-nervosa, marginata, utrinque setoso-hispida, demum glabrescentia, 7—15 mm longa, 2—3 mm lata. Spicae breves, er. 10—15 mm longae, in capitulis confertae; bractea primaria stipuliformis, pilis longis flavis, riegidis, patentibus dense hispi- do-setosa; secundaria interdum apice incisa et prophyllum primaria breviora, linearia, acuminata, margine dense hispido-eiliata. Calycis tubus 2—2,; mm longus, prophyllo et bractea secundaria brevior, limbus dentibus ceiliolatis. Legumen uniarticulatum v., articulo inferiore plerumque abortivo evoluto, biartieulatum; articulus superior er. 2—3 mm longus, 2 mm latus, reticulato- nervosus, evidenter unicostatus, apice mucrone evidenter uneinata-recurvo coronatus, hispidus, demum glabrescens. i JC Monographie der Gattung Stylosanthes. 29 Hab. in Guyana gallica pr. Cayenne: Leprieur n. 3391 Moricand n. 123! Melinon n. 485! (V. s. in herb. Berol. et Candoll.) Obs. Ab affini S. guyanensi Sw. praeter habitum et indumentum diversa legu- mine evidenter costato et manifeste longius uneinato-mucronato. 18. Stylosanthes Pohliana Taubert sp. n. Frutieosa, erecta, ramosissima, subglabra, partibus novellis dense pubescentibus; foliolis linearibus, prominenti-nervosis, supra gla- bris, subtus strigoso-pubescentibus et pareissime hispidis; spieis parvis, oblongis; bracteis sericeo-pubescentibus v. leviter hispido- setosis; legumine (immaturo) uniartieulato, apice brevissime recurvo- uneinato, glabro. Caulis fruticosus, erectus, altitudinis ignotae, ramosissimus, ramis rigidis, virgatis erectis, leviter striatus, glaber, partibus novellis dense pubescentibus. Sti- pulae striatae, pubescentes, vagina er. 10 mm longa, processibus subulatis er. 7 mm longis; petioli pars libera stipularum processibus brevior, er. 3—4 mm longa, pubescens; folia rhachide brevissima v. ad 1 mm longa; foliola petiolulis brevissi- mis dense pubescentibus, rigida, linearia, utrinque acuta, apice mucronulata, prae- eipue subtus longitudinaliter prominenti-nervosa, supra glabra, subtus strigoso-pu- bescentia, in nervo primario (interdum etiam secus marginem) pilis raris subhispidis instructa. Spicae parvae, er. 10—15 mm longae, oblongae, paneiflorae; bractea primaria striata, sericeo-pubescens, parce hispido-setosa, margine ciliata; secun- daria et prophyllum eiliata, 5—6 min longa. Calycis tubus bracteae secundariae et prophyllo subaequilongus, striatus, parce pubescens, limbus er. 4 mm longus, dentibus villoso-eiliatis; vexillum calycis limbo duplo longius. Legumen immaturum tantum notum uniarticulatum, apice brevissime recurvo-uneinatum, glabrum. Hab. in Brasiliae provincia Bahiensi et provincia ignota ad Corgodo Padre: Pohl n. 1997! (V. s. in herb. Monac., Vindob.) Obs. Ab affini $. guyanensi Sw. cuius varietatem tantum fortasse praebet habitu, foliolis linearibus, spieis paucitloris, bracteis sericeo-pubescentibus, parce et breviter hispido-setosis diversa. 19. Stylosanthes viscosa Sw. Diffusa v. subereeta, ramosissima, viscoso-pubescens v. villosa; foliolis oblongis; spieis ovatis; legumine uniarticulato, subgla- brato, puberulo v. piloso, brevissime mucronato-uncinato. Stylosanthes viscosa Sw. Prodr. p. 108; Svensk Vet. Akad. Handl. 1789. p. 296 t. 9. f..2.; Fl. Ind. oce. III. p. 1282. — H. B. K. nov. gen. et sp. am. XV, t. 595. — DO. prodr. II, p. 317. — Macfad. Fl. of Ja- maica p. 262. — Vogel in Linnaea XII. p. 66. — Miquel in Linnaca XVII. p. 567. — Martü Fl. brasil. XV, 1. p. 91. — Oliver, Fl. Trop. Africa II. p. 156. — Warming, Symb. brasi. AX, p. 542. 30 P. Taubert: Stylosanthes glutinosa H.B.K. nov. gen. et sp. amer. Vl. p. 507. Hedysarum hamatum ß L. Anonis non spinosa, Loto pentaphyllo siliquoso similis, folüs cisti instar glutinosis et odoratis.. Sloane jam. 74. hist, I., 186. t. 119, f. 1. Trifolium suberectum subhirsutum Browne jam. 229. Undique plus minus viscoso-pubescens, v. villosa. Caulis basi sublignosus, diffusus, prostratus, adscendens v. suberectus, ad 1 m longus, ramosissimus. Sti- pulae subsetoso-hispidae, vagina er. 3-5 mm longa, processibus lanceolato-subulatis 2—4 mm longis. Petioli pars libera 3—7 mm longa; folia rhachide minuta, cr. 0,5 — 2,5; mm longa; foliola subsessilia v. sessilia, oblonga, utringue plus minus acuta mucronulata, utrinque dense viscido-puberula, margine saepius ciliata, 3,5 — 7 mm longa, 2—4 mm lata. Spicae numerosae, solitariae v. paucae in racemo brevi conferta, ovatae, usque ad 2, cm longae; bractea primaria stipuli- formis, subsetoso-hispida; secundaria lanceolata, apice v. usque ad medium lacera, ciliata, calycis tubo paullo brevior. Flores sessiles, petala flavida. Calyeis tubus 3 mm longus, limbus dentibus ciliolatis. Legumen bracteam secundariam et prophyllum aequans v. paullo superans, articulo inferiore abortivo dense piloso, superiore fertili subtriangulari, apicem versus latissimo, obtusissimo, reticulato- nervoso, utrinque longitudinaliter unicostato, subglabrato, puberulo v. piloso, apice brevissime uncinato-mucronato. Hab. in Brasilia et Uruguay a Parü usque ad Montevideo, praecipue in pro. Rio Janeiro vulgatissima, in provincüs interioribus rarius; in Paraguay: Keng- ger! Columbia pr. La Paila: Holton! Venezuela: Otto n. 1032! Guyana gallica: Leprieur! Sagot n. 130! Surinam: Hostmann et Kappler n. 822! Wullschlägel n. 107! Guyana anglica: Schomburgk n. 178, 1725!; Mexico: Schiede n. 632, Wawra n. 763! pr. Acapulco: Humboldt! in Indiue occidentalis insulis Cuba: Wright n. 122 Lin- den n. 2064! Ramon de la Sagra n. 113!; Jamaica: Bertero! et in Africae distrietu Sierra Leone fide Bentham (veresimiliter introducta). (V. s. in herb. Berol., Candoll., Götting., Krug et Urban, Monac., Petrop., Schenck, Turie., Vindob.) Var. g acutifolia Benth. A typo foliolis longioribus, acutio- ribus, leguminibus paullo longius mucronato-rostratis diversa. Stylosanthes viscosa Sw. var. acutifolia Benth. in Martü Fl. bras. EN 1,9. 21. Hab. in Paraguay pr. Asuncion: Balansa n. 1503 pr. Paraguary: Balansa n. 1503a! in Brasiliae provinciis Minas Gera&s, Bahia, Pernambuco, Piauhy!; in Venezuela pr. Maracaibo: Moritz n. 1441!; in Columbiae prov. Bogota: Hartweg! (V. s. in herb. Berol., Götting., Monac., Petrop., Schenck, Turie.) 20. Stylosanthes humilis H.B.K. Caule diffuso v. adscendente, basi sublignoso, ramoso, glabro v. pubescente, interdum plus minus setoso-hispido; foliolis anguste oblongis v. lanceolatis, subglabris, subtus plerumque adpresso-strigosis, nervosis; bracteis setoso-hispidis; legumine uniarticulato, glabro v. hispidulo, rostro cr. 4 mm longo apice recurvo-uncinato. Monographie der Gattung Stylosanthes. > Siylosanthes humilis H.B.K. nov. gen. et sp. amer, 6. p. 506. t. 594. DC. Prodr. I. p. 318. — Vogel in Linnaea XI. p. 66. — Benth. in Martü Fl. brasil. XV, 1. p. 92. — Seemann, Botany of H. M. Ss. „He- rald“ p. 108. Radix multiceps. Caulis diffusus v. adscendens, basi sublignosus, usque ad 40 cm altus, ramosus, striatus, linea e stipularum basi decurrente pubescente no- tatus, nunc glaber, nunc pubescens, saepius plus minus setoso-hispidus. Stipulae fere glabrae v. pubescentes, striatae, vagina er. 4 mm longa, interdum perparce hispido-setosa, processibus subulatis, pilis raris patentibus setoso-hispidis, vaginae aequilongis; petioli pars libera er. 6 mm longa; folia rhachide 1—1,, mm longa; foliola brevissime petiolulata, anguste oblonga v. lanceolata, utrinque acuta, mucronata, subglabra, subtus plerumque adpresso-strigosa, margine setoso-ciliata, nervis subtus manifeste prominentibus, 3—30 mm longa, 15—5 mm lata. Spicae breves, ovatae, pauciflorae; bractea primaria stipuliformis, setoso-hispida, secun- daria integra v. bifida, lanceolata, eiliolata, prophyllo aequilonga. Flores bre- vissime pedicellati, petala lutea. Calyeis tubus prophyllo 11/s longior, limbus den- tibus ciliatis. Legumen articulo inferiore abortivo dense villoso-hirsuto, superiore er. 3 mm longo, 15 mm lato, prophyllum superante, reticulato-nervoso, utrinque lonsitudinaliter costato, glabro v. hispidulo‘, apice rostro er. 4 mm longo recurvo- uncinato coronato. Habitat in Brasiliae prov. Piauhy: Martius n. 2452! Burchell n. 8748! Vene- zuela in prov. Ocana pr. Aguachica: Schlim n. 267! pr. Tovar: Fendler n. 1793! Moritz n. 1444! in America eentrali'pr. Panama (t. Seemann); in Martinique: in agris Sacchari: Hahn n. 1089! (V. s. in herb. Berol., Candoll., Götting., Monae., Turie., Vindob.) 21. Stylosanthes leiocarpa Vog. Caule basi suffrutescente, adscendente v. suberecto, ramosissi- mo, viscoso-pubescente et scabro-hispido; foliolis oblongis v. ovali- oblongis, scabro-bispidis; spicis elongatis, multifloris; bracteis hispidis; legumine biartieulato, glaberrimo, rostro apice leviter uncinato articulum superiorem subaequante ceronato. Stylosanthes leiocarpa Vog. in Linnaea All. p. 64. — Benth. in Martii Fl. brasil. XV, 1. p. 92. — Micheli, in Warming, Symb. bras. XX, p. 542. — Grisebach, Symb. argent. p. 106. — Micheli, Contr. & la fl. du Parag. p. 20. Radix multiceps; caulis basi suffrutescens, diffusus, adscendens v. suberec- tus, usque ad 0,5; m altus, ramosissimus, striatus, viscoso-pubescens, pilis brevibus suberectis scabro-hispidus. Stipulae scabro-hispidae, striatae, vagina cr. 5 mm longa, processibus subulatis er. 3—4 mm longis; petioli pars libera processibus vix longior, scabro-hispida; folia rhachide 1—1,; mm longa, hispida, foliolis bre- vissime petiolulatis, oblongis v. ovali-oblongis, mucronulatis, er. 6—12 mm longis, 15—3 mm latis, leviter nervosis, imprimis margine scabro-hispidis. Spicae 25—-3,5 cm longae, elongatae, multiflorae; bractea primaria stipuliformis, hispida; secundaria subovata, apice profunde tripartita et prophyllum lineari-lanceolatum er. 2 mm longa, apice ciliolata. Flores brevissime pedicellati. Calycis tubus prophyllum superans, 3 mm longus. Legumen prophyllo multo longius, plerumque 32 P. Taubert: biartieulatum, retieulato-nervosum, utrinque longitudinaliter 1- v. 2-costatum, glaberrimum; articuli oblongi, er. 3 mm longi, 2 mm lati, superior apice acuminatus, rostro er. 3 mm longo, apice leviter uneinato eoronatus. Semina nitida, atra. Hab. in Brasilia meridionali: Sellow, Tweedie! in Uruguay pr. Montevideo : Sellow! Gibert. n. 867! — Floret a m. Dec. ad. Mart. (V. s. herb. Berol., Monae., Petrop., Turie., Vindob.) 22. Stylosanthes angustifolia Vog. Caule gracili, inferne hispido-setoso, superne glabro v. minute viscidulo-pubescente; foliolis linearibus; spieis angustis, elongatis, sracilibus, multifloris; legumine subglabrato, rostro longissimo, pubescente, apice uncinato coronato. Stylosanthes angustifolia Vog. in Linnaea KIT. p. 63. — Miquel in Linnaea XVIII. p. 568. — Schomburgk, Vers. e. Fauna u. Fl. v. Brit. Guyana p. 1026. — Marti Fl. brasil. XV., 1. p. 63. t. XXV. Caulis suffruticosus, erectus v. adscendens, ad 1 m altus, gracilis, patenti- ramosus, lineis e stipularum basi decurrentibus levissime angulatus, inferne pilis longis rigidulis patentibus hispido-setosus, superne glaber v. minute viscidulo-pu- bescens. Stipulae striatae, inferiores hispido-setulosae, vagina 5—8 mm longa, Pro- cessibus linearibus, longe mueronulatis, 5—6 mm longis. Petioli pars libera 4—15 mm longa; folia remota, rhachide er. 1-6 mm longa; foliola brevissime petiolulata, anguste linearia, apice acutissima, mucronulata, glabra v. subtus pilis raris longuiseulis conspersa, supra obsolete impresso-, subtus prominenti-nervosa, 20—25 mm longa, 1-2 mm lata. Spicae angustae, graciles, elongatae, plerumque 15—45 mm longae, 1—10-florae, saepius plures subpanniculatim compositae; bracteae primariae stipuliformes, pilis paueis hispidae et multis adpressis subsericeae, minus imbricatae quam in omnibus ceteris speciebus, inferiores saepius distantes; bractea secundaria etprophyllum anguste lanceolata, 3 mm longa, margine eiliata. Flores sessiles, bracteas superantes, flavi; calycis tubus prophyllo paullo longior, liimbus dentibus eiliolatis. Legumen prophyllo duplo longius, articulo inferiore abortivo dense piloso, superiore fertili 2,5 —3 mm longo, subglabrato, reticulato-nervoso, stylo fere toto persistente, cr. 5 mm longo, apice uneinato-recurvo, pubescente, saepius glabrescente rostrato. Hab. in Guyana Gallica pr. Cayenne: Leprieur! Sagot n. 1238!, Batava: Hostmann et Kappler n. 1018! Wullschlägel!, Britannica: Schomburgk n. 536, 816! in Brasilia ad flumen Amazonas: Poeppig n. 3042! in prov. Parü pr. Santarem: Spruce! Piauhy: Gardner n. 2094! Bahia: Sellow! Martius n. 2851! Espiritu Santo: Sellow! loco non indicato: Glaziou n. 10511. Floret a. m. Sept. ad m. Junium. (V. s. in herb. Berol., Oandoll., Götting., Monac., Petrop., Vindob.) Obs. Exempla a cl. Micheli in Contrib. ä& la fl. du Paraguay p. 20 sub &. angus’ifolia e Paraguay: Balansa n. 1502 eitata ad S. montevidensem pertinent. Monographie der Gattung Stylosanthes. 33 Index speeierum et synonymorum. Seite Anonis non spinosa Loto pentaphyllo similis ete. 30 nom spinosa minor etc. | 22 Eustylosanthes Vose. 25 Hedysarum hamatum & L. 22 hamatum B L, 30 Ononis corüfolia Rehb, 24 Stylosanthes Vog. 15 angustifolia Vog. 32 biflora Taubert 25 Bojeri Vog.. 18 bracteata Vog.. 15 capitata Vog. . 16 elatior Sw. . . u 25 ereetap Beauv. ati santd 23 5 var, gemmilnnm Wale < 2 u sooo a OS UINEEMSISHVIODSEE IE es en Fo rasen Scale Some ae Se ee ao) HANSE KEIN RE ER RT A GlaaStR. TEL Badener re era BEER rer Rlo ee a yore a ne) SfrarBellNS Jahslen ii a oo 26 TRRIeERSESMSEh TREE Nonne a eo PENSRENSISE SD WER Te a ee 2 x OA ORAL CH LLSUEV OR LEE N OL TEL N I 2 BR ESUDVISCOSAR DENE IT Am Re a 26 Bamasamaa let ea rl N N E22 Aryandlı, Allgem. ans momansenlian Allee 3 2 55 = 1 spiohssimamlivehası ı.. ae 25 Mtdag rich mn a Le 28 biegen SETS GL Seel a U IE SUR a RE (0) Yes AN ne N, N EEE RE ee ee leiocarpa Vog. 5 31 longiseta Micheli Contr. 17 Mur JERÄT BER. ee SE SE. EL | mexicana Taubert 21 IOILEYLdENSISR VO ea u 27 Nareenpeuitelian VORN. 0 N ee 27 EEE ER a os ea ar ee Re en TONER N ia Na re lee 2 Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, XXXIL, 3 34 P. Taubert: Monographie der Gattung Stylosanthes. Stylosanthes Pohliana Taubert . pro@umbens SW len ARE ee ea. ae ruellioideso Manta scabra Vog. setosa Harv. et Sond. . sundaica Taubert surinamensis Mig. sympodialis Taubert viscosa Sw.. RS ee n „ var. acutifolia Benth. . Stylosma Baker . E Styposanthes Voe. Trifolium biflorum L.. procumbens Browne . . . . suberectum subhirsutum Browne . Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. Von ‘Dr. Richard Büttner. II. Verbenaceae. Vitex camporum Büttner. Frutex ramulis, petiolis, eymis pallide tomentoso-lanatis; folia petiolata, 3-foliolata, coriacea, tomentoso-sublanata praecipue subtus rhachi costisque; foliolum intermedium maximum, subsessile v. petio- lulatum, ellipticum v. obovatum basi euneatum apice rotundatum mucro- natum, margine apicem versus crenis paueis rotundatis magnis inae- qualibus; lateralia minora subsessilia, elliptica v. lanceolata, utrinque acuminata, integra; cymae axillares, pedunculatae, dichotomae, divari- catae, bracteolatae pallide tomentoso-lanatae; bracteolae setaceae pi- losae; flores brevi-pedicellati, lilacini; ecalyx campanulatus brevi-den- tatus; corollae tubus calyce paullo longior, campanulatus; limbus inae- qualiter 5-partitus, laciniis superioribus duabus parvis erectis, infima maxima tubum aequante. Ein Strauch mit runden, braunrindigen, fein gestreiften Zweigen, die besonders an den jüngeren Teilen eine dichte, filzig-wollige, gelb- liche Behaarung zeigen. Die Blätter sind auf filzig-wollig behaarten, 10-40 mm langen Blattstielen etwa unter einem halben rechten Winkel den Zweigen aufrecht abstehend eingefügt, sie sind dreizählig, lederartig, oberseits grünlich braun gefärbt und zerstreut behaait, mehr oder weniger kahl werdend, unterseits von hellerer Färbung und dichterer Behaarung, die besonders auf den jüngeren Blättern und der Nervatur sich der filzig-wolligen nähert. Von den Blättchen ist das mittlere das bei weitem grösseste, es ist sitzend, in den Blattstiel keilförmig ausgezogen oder steht auf einem kurzen, aber deutlichen, wollig behaarten Stielehen; es ist elliptisch oder zumeist entschieden verkehrt-eiförmig mit keilförmig verschmälertem Grunde und rundlicher Spitze und ziemlich plötzlich aufgesetztem, kurzem, stumpflichem 3% 36 R. Büttner: Spitzchen; es ist am Rande in der oberen Hälfte mit wenigen aber grossen ungleichen stumpflichen oder rundlichen Kerbzähnen versehen, zeigt jederseits des sehr: breiten Mittelnerven etwa 7 stark hervor- tretende Seitennerven mit netzförmiger Zwischennervatur und misst ‘0 oder SD mm in Länge und in der grössesten Breitenausdehnung in der oberen Hälfte etwa 50 mm. Die beiden Seitenblättchen sind, wenn auch an verschiedenen Blättern sehr variirend, doch immer sehr viel kleiner, sitzend oder fast sitzend, von elliptischer bis lanzett- förmiger Gestalt, zumeist beiderseits zugespitzt, seltener oberwärts rundlich, ganzrandig, wenignervig. Die Blüten sind in gegenständigen, axillären, gestielten, wiederholt (4—Öfach) zweiteiligen, ziemlich locke- ren, aufrecht-offenen, hellwollig behaarten Trugdolden angeordnet. Die semeinsamen Blütenstiele sind etwa so lang wie die Spreiten der Mittel- blättehen; die Verästelungen sind am Grunde von borstenförmigen, deutlichen, ziemlich dauerhaften, lang behaarten, bis 5 mm langen (bei den jüngeren Verästelungen kürzeren) Bracteolen gestützt. In den endständigen Verzweigungen der Trugdolden finden sich die Einzel- blüten auf kurzen, bis 1 mm langen Stielchen zu dreien oder vieren zusammenstehend. Der Kelch ist gekrümmt-glockenförmig, 3 mm lang und am Rande etwa 4 mm breit, mit 5 kurzen (!/), mm langen), stumpfen, breit-dreieckigen Zähnchen, hellfilzig-wollig behaart. Die Blumenkronenröhre ist von gekrümmter, kurz und schief glockiger Gestalt, 4-5 mm lang und gegen den lilafarbigen Saum etwa 4 mm im Durchmesser hell und dicht wollig filzig behaart; der Saum ist ungleich dteilig, die beiden oberen Abschnitte sind die kleinsten, die beiden seitlichen sind etwa doppelt so lang, der untere aber ist mehrfach länger und erreicht die Länge des Tubus; die beiden oberen sind stumpflich, die anderen rundlich, sie sind wie die Kronenröhre behaart bis auf das in der Knospe eingeschlagene kahle Randstück des unteren Abschnittes. Es sind 4 am Grunde der dicken Filamente bebartete, nur wenig aus dem Schlunde hervorragende Staubgefässe vorhanden; der Griffel ist kahl, an der Spitze sehr kurz gespalten; das Ovarium ist kuglig, kahl, später vierfächerig, viereüg. Mit Blüten, aber ohne Früchte, im November 1884 bei Tondoa (Underhill) am unteren Kongo (No. 428) und im Januar 1885 bei San Salvador (No. 427) gesammelt. Ein für die Kampine sehr charak- teristischer Strauch. Auch von Welwitsch in Angola gesammelt (No. 5728 des Ber- liner Herbars). V. cuneata Schum. et Thonn. unterscheidet sich von unserer neuen Art durch labium superius subfornicatum, durch die 5teiligen, lang gestielten Blätter, die geringe Behaarung u. s. f. V. ferruginea Schum. et Thonn. hat längliche, zu 5 oder 7 angeordnete Blättchen und ist rostfilzig behaart. V. Zeyheri Sonder mss. hat lanzettförmige, Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. 37 beiderseits zugespitzte, sitzende, ganzrandige Blättchen, V. obovata E.Mey. ist kurzfilzig behaart, mit ganzrandigen kahlen zu 5 ange- ordneten Blättchen, und hat lOrippigen Kelch. Die madagaskarischen Arten sind sämtlich von unserer neuen Art verschieden. Acanthaceae, Acanthus (Cheilopsis) mayaccanus Büttner. Frutex; folia brevissime petiolata, integerrima, lanceolata v. oblonga, basi cuneatim angustata, apice acuminata, margine obscure undulata, supra glabra, nitentia, infra scabra; spica terminalis, elon- gata, foliis brevior, minutissime hirtella; bracteae oblongo-obovatae, apice acutae, margine inciso-dentatae, dentibus subulato-setaceis; braeteolae subulatae; calycis segmentum posticum obspathulatum apice retusum mucronulatum, anticum obspathulatum bifidum, lateralia lanceolata apice cuspidata, corollae labium 5 lobum, lobis rotundatis. Ein Strauch mit stumpflich vierkantigen, feinstreifigen und etwas schärflichen Aestchen. Die Blätter sind sehr kurz gestielt und von länglicher bis lanzettlicher Gestalt, ungeteilt, am Grunde sehr all- mählich verschmälert und unbedeutend geöhrt, zu stumpflicher Spitze ausgezogen, ganzrandig und sehr unbedeutend gewellt; ihre Länge beträgt zwischen 17 und 21 cm, ihre Breite 7—8 cm; sie sind auf der Oberseite glatt und glänzend, unterseits von rauher Beschaffenheit, jederseits der Mittelrippe 9 oder 10 deutlich hervortretende, gegen den Rand in bogige Verbindung tretende Seitennerven tragend. Die Blattstiele messen bis zu 1 cm. Die endständige dichte Aehre von verlängert walzenförmiger Gestalt erreicht bei 3 cm Durchmesser eine Länge von 13 em Die steifhäutigen, deutlich längs- und quer- genervten und durch sehr kurze Behaarung etwas rauhen Bracteen sind verkehrt-eiförmig und zugespitzt, 20—30 mm lang und bis 10 mm breit, am Rande mit gekrümmten Borstenzähnen besetzt, die von der Randmitte, wo sie bis 5 mm messen, nach der Spitze und dem Grunde an Länge abnehmen und verschwinden; die pfriemlichen, 4-nervigen Bracteolen erreichen 20-25 mm Länge. Der 4-geteilte, knorpelhäutige, an den Rändern gewimperte Kelch besteht aus 2 inneren seitlichen lanzettlichen, lang zugespitzten einnervigen Seg- menten von etwa 15 mm Länge und 3 mm Breite, und 2 grösseren äusseren Segmenten, von denen das hintere ungeteilte, 5-nervige bei verkehrt spatelförmiger Gestalt mit ganz seieht eingebuchteter und ein kurzes Spitzchen tragender Spitze 25>—30 mm in Länge misst, während das vordere, ebenfalls verkehrt-spatelförmige, aber in 2 lange Spitzen gespaltene 2-nervige nur etwa °/, dieser Länge erreicht. Die Blumenkrone ist von 25—30 mm Länge, die kurze Kronenröhre von etwa glockenförmiger Gestalt, der vordere Saum in eine verkehrt- eiförmige, mit 5 rundlichen Randlappen versehene Lippe verbreitert, 98 R. Büttner: die auf der äusseren Fläche kahl und auf der inneren Fläche mit Ausnahme der Randlappen braunfilzig behaart erscheint. Es sind 4 am zottig behaarten Schlunde inserirte Staubgefässe vorhanden; die etwa 12 mm langen Filamente sind kahl, dick und starr, an der Spitze verdünnt und eingekrümmt; die Antheren sind nahe ihrem Grunde befestigt, aufrecht, gegeneinander geneigt, von länglicher Gestalt und etwa 5 mm lang, einfächerig, innen stark und weiss bebartet, auf der Rückenfläche rauh punktirt. Der Griffel ist linealisch fadenförmig, an der Spitze ganz kurz gespalten, kahl, in der Blüte 13—20 mm lang, in der Frucht verlängert und zurückgekrümmt; das Ovarium ist zwei- fächerig, viereiig. Die Frucht ist eine längliche, stumpf vier- kantige, ein wenig zusammengedrückte, knorpelhäutige kahle und glänzende, zweifächerige Kapsel von etwa 16 mm Länge und etwa 6 mm Durchmesser mit verbreiterter holziger Scheidewand, von wel- cher die 4 stark zusammengedrückten, breit-eiförmigen Samen ent- springen. Die Samen haben eine ungleich-höckerige Oberfläche und messen in Länge etwa 5 mm, in Breite etwa 4 mm; der Nabel ist nahe dem Grunde randständig, der Nabelstrang in ein gekrümmtes Häkchen erhärtet. Mit Blüten und Früchten am 16. August 1855 im Ufergebüsch des Quango unfern der Stadt Muene Putu Kassongos gesammelt (No. 355). Wegen der deutlich Sgelappten Blumenkronenlippe zu der auf das tropische Afrika beschränkten Untergattung Cherlopsis Mog. ge- hörend, ist unsere neue Art sofort durch die ungeteilten Blätter von den bisher beschriebenen 3 Arten mit fiederteiligem Laube zu unter- scheiden. Justicia (Betonica) Garckeana Büttner. Suffrutex; caulis radicans, geniculatus; folia petiolata, lanceolato- elliptica, utrinque attenuata, membranacea, glabra; spica densa termi- - nalis, peduneulata; bracteae bracteolaeque minores cuneatae, incon- spicue venosae, margine lato membranaceo evenoso cinctae, pilosae, ciliatae; calyeis segmenta subulata, subaequalia;, corollae labium superius ovatum apice acutum, inferius 3-fidum, lobis ovatis apice rotundatis; antherarum loculus inferior basi calcaratus; ovarium pilosum. Ein Halb-Strauch aus dem Ufergebüsch mit ziemlich runden und glänzenden, in den älteren Teilen kahlen, in den jüngeren Teilen aber zweireihig behaarten, markigen Aesten, die oberhalb der Blattinser- tionen gekniet und ringförmig eingeschnürt erscheinen und von den älteren Beugestellen Luftwurzeln entsenden. Die Blätter sind gestielt, von elliptisch-lanzettlicher Gestalt, bis 20 cm lang und 8 cm breit, am Grunde keilförmig verschmälert, mit vorgezogener stumpflicher Spitze, ganzrandig; sie sind von dünnhäutiger Beschaffenheit, kahl, Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. 39 unterseits bleicher, und zeigen jederseits des Mittelnerven etwa 10 Paare stärker hervortretende Seitennerven erster Ordnung. Die Blatt- stiele messen 3—4 cm an Länge, sind etwas zusammengedrückt und zweizeilig behaart. Der Blütenstand ist eine gestielte, endständige, dichte Aehre mit gegenständig sitzenden Blüten, von walzenförmiger Gestalt und 2—3 cm Durchmesser. Die dachziegelig gestellten Bracteen und die zusammengefalteten Bracteolen sind keilförmig, wenig und undeutlich genervt, mit einem breiten, sehr dünnhäutigen, nervenlosen Rande versehen, wodurch die Bracteen eine breit-eiför- mige, die kleineren Bracteolen eine schmälere, verkehrt-eiförmige, zugespitzte Gestalt annehmen; erstere messen in Länge etwa 13 mm, in Breite etwa 10 mm, letztere entsprechend 10 mm und 5 mm, beide sind zerstreut behaart und gewimpert. Der Kelch ist fast bis zum Grunde geteilt, seine 5 Segmente sind nahezu gleichförmig, aufrecht sestellt, pfriemförmig, etwa 9 mm lang und 1'/);, mm breit, genervt, behaart und gewimpert. Die weisse, rachenförmige, aussen zerstreut behaarte, deutlich genervte, etwa 20 mm lange Blumenkrone zeigt eine halb so lange Kronenröhre mit erweitertem, 2lippigem Saum, dessen Oberlippe eiförmig zugespitzt und ganz kurz 2 gespalten ist, während die Unterlippe fast bis zur Hälfte derartig dreige- spalten erscheint, dass der mittlere der drei eiförmigen, an der Spitze rundlichen Lappen der breitere ist. Es sind 2 dem Schlunde eingefüste, die Länge des Kronensaumes nicht erreichende, am Grunde in der Kronenröhre herablaufende und hier behaarte Staubfäden vor- handen, die die zweifächerigen und am unteren Fach mit einem weis- sen Sporn bewehrten Antheren tragen. Der Diskus ist napfförmig mit undeutlich gelapptem Rande. Der Griffel ist fadenförmig, gegen den Grund zerstreut behaart, stumpflich und ganz kurz 2spaltig; das Ovarium ist von eiförmiger Gestalt, behaart, viereiig. Kapseln und Samen liegen nicht vor. In blühendem Zustande, aber ohne Früchte, am 12. August 1885 in einem Bachwald unfern des Quango in Mayakka gesammelt. (No 356.) Zu der Section Betonica T.Anders. gehörig, steht unsere Art der Justicia (Adhatoda Hochst.) Schimperiana T. Anders. mit eiför- migen, zugespitzten und breit und dünnhäutig berandeten Bracteen und Bracteolen nahe; letztere differirt indessen durch die breitere Form der Bracteen und Bracteolen, sowie durch die eiförmigen, weniger zugespitzten, diekhäutigen und wenige Paare von Seiten- nerven enthaltenden Blätter. Auch scheint der Habitus der J. Schim- periana \. Anders., die eine abessinische Bergpflanze ist, ein sehr viel starrerer zu sein. Aus Westafrika sind von der Section Detonica nur noch Justicia betonica L. und J. maculata T.Anders. bekannt; letztere Art zeigt 40 R. Büttner: kleine und pfriemförmige Bracteen und Bracteolen, erstere ist durch eiförmig-elliptische, ungerandete und sehr deutlich netzartig genervte Bracteen und Bracteolen von unserer Art unterschieden. Justieia (Rostellaria) Karschiana Büttner. Herbacea; caulis ramosus, sexangularis; folia brevi-petiolata, elliptica, apice obtusa v. rotundata, in petiolum attenuata, margine suberenata, membranacea, ad costas et margine strigosa, glauca; tlores subsessiles, vertieillati; verticillastri inferiores 12 flori, valde distantes, superiores approximati in spicam terminalem foliatam co&untes; bracteae lanceolato-spathulatae, pilosae, calycem subae- quantes, calycis segmenta lanceolato-subulata, margine scarioso-ciliata ; corolla alba; stylus apice brevissime bifidus; ovarium glabrum; capsula cylindracea, apiculata, glabra, pallida; semina tuberculata. Ein einjähriges Krautgewächs mit aufrechten, verästelten, sechs- kantigen, innen von weissem Mark erfüllten, gelbgrünen, an den älteren Teilen kahlen, an den jüngeren Teilen und unter den Knoten zerstreut behaarten und oberhalb der Knoten eingeschnürten Stengeln. Die in einen kurzen Blattstiel verschmälerten Blätter sind elliptisch, die jüngeren kurz lanzettlich, an der Spitze rundlich oder stumpf, am Grunde keilförmig, am Rande — besonders gegen die Blattspitze — weit- läufig gekerbt; sie sind nicht besonders dünnhäutig, unterhalb bleicher und fast gelbgrün, am Rande und auf den Nerven sehr zerstreut an- gedrückt behaart. Die Blätter erreichen an den vorliegenden 30 und 40 em langen Stücken eine Länge von 55 mm und eine Breite von 28 mm, die Blattstiele eine Länge von 12 mm. Die in gegenständigen etwa 6blütigen Trugdolden sitzenden Blüten bilden Scheinquirle, von welchen die unteren durch lange Stengelinternodien von einander ge- trennt sind, während die oberen einander sehr genähert erscheinen und zu einer endständigen Aehre zusammentreten, in der indessen die Blüten die Länge der zugehörigen Laubblätter nicht erreichen. Die Bracteen sind von lanzettförmig-spatelförmiger Gestalt, durch den dieklichen Mittelnerven gekielt, zerstreut behaart und am Rande ge- wimpert; sie erreichen an Länge etwa die Kelche, die ungefähr 5 mm messen. Der Kelch ist fast bis zum Grunde geteilt, seine fünf Seg- mente sind nahezu gleichförmig, lanzettlich mit pfriemförmiger Spitze bis 4 mm lang und 1 mm breit, in der Rückenmitte durch einen dick- lichen Nerven gekielt, am Rande sehr dünn- und weisshäutig und be- sonders gegen die Spitze gewimpert. Die weisse, etwa 10 mm lange, aussen zerstreut- und weissbehaarte Blumenkrone ist zweilippig; ihre Oberlippe ist eiförmig zugespitzt. ungeteilt, die Unterlippe rundlich 3lappig. Die beiden Staubgefässe zeigen schmal linealische Filamente und am unteren Fach lang und weiss bespornte Antheren. Der fadenförmige Griffel ist an der Spitze kurz 2gespalten, das Ova- Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango, 41 rium ist eiförmig, kahl, viereiig, der Diskus napfförmig. Die Kapsel ist walzenförmig, kurz und stumpf stachelspitzig, an den Klappen- rändern fadenförmig gesäumt, kahl, gelblich, ein wenig glänzend, etwa S mm lang und 2—-3 mm breit. Die 4 durch Retinacula gestützten» rundlich herzförmigen Samen zeigen eine seichte Furche, sind braun gefärbt und reichlich mit Höckern besetzt; sie messen etwa 1 mm im Durchmesser. Mit Blüten und Früchten am 6. Januar 1885 bei San Salvador in Kongo gesammelt. (No. 457.) Justicia palustris T. Anders. (Kostellaria sewangularis Hochst., Adhatoda Kotschyi Nees et A. palustris Nees) steht unserer neuen Art am nächsten, unterscheidet sich aber durch die schmäleren Blätter, die schärfliche Beschaffenheit von Stengeln und Blättern, die schmä- leren und spitzeren Bracteen und Kelchzipfel, die roten Corollen und die behaarten Kapseln. Ich widme diese Art Herrn Dr. F. Karsch, Custos am König- lichen Zoologischen Museum in Berlin, dem verdienstvollen Forscher auf dem Gebiet der Tracheaten. Eranthemum Ludovicianum Büttner. Frutex; caulis quadrangularis, glaber; folia petiolata, elliptico- lanceolata, magna, bası cuneata, apice cuspidata, marginata, mem- branacea, nitidula, glabra, in sieco seabriuseula; spica simplex, terminalis, pedunculata, puberula, superne densa, inferne interrupta; bracteae braeteolaeque ovato-subulatae; calyeis segmenta lanceolato- subulata; tubus corollae hypocrateriformis elongatus, angustus; limbi lobi (2 postiei angustiores brevioresque) ovati apice rotundati; stamina duo fertilia exserta, duo antheris orbata brevissima, longiorum fila- mentis basi affıxa; capsula elavata, apice acuta, 4-sperma; semina compressa. Ein — mit Ausnahme der Inflorescenz — kahler Strauch aus dem Ufergebüsch, mit bleichen, vierkantigen, an den Knoten verdickten, im getrockneten Zustande feingestreiften und punktirten Aesten. Die sehr kurz gestielten Blätter sind von bemerkenswerter Grösse, 22 bis 29 em lang und 10—11 em breit, von elliptisch-lanzettlicher Gestalt, am Grunde keilförmig verschmälert oder rundlich, ziemlich plötzlich in eine aufgesetzte Spitze ausgezogen, am Rande mit fadenförmig verdicktem Saum umgeschlagen; sie sind von dünnhäutiger Con- sistenz, unter der Linse punktirt durchscheinend, im trockenen Zu- stande besonders auf der Oberfläche und auf den Nerven der Unter- fläche durelı hervortretende längliche Cystolitheneinlagerungen ein wenig schärflich anzufühlen und von graugrüner, oberseits hellfleckiger Farbe; jederseits des Mittelnerven sind 8 oder 9 stärker hervortretende Seiten- nerven vorhanden. Die Blattstiele erreichen nur !/,, oder Y,, der 42 R. Büttner: Länge der Blattfläche. Die kurzgestielten Blüten sind in den Achseln der gegenständigen Bracteen zu mehrblütigen Cymen vereinigt, eine unterwärts unterbrochene, oberwärts dichte, endständige, einfache und gestielte Aehre von 50—60 mm Durchmesser bildend, welche an Länge die Blätter nicht erreicht und in allen ihren Teilen eine kurze und steife Behaarung trägt, die sich besonders auf der Aussenseite der Bracteen und unter den Insertionsstellen zu rostfarbenem Filz verdichtet. Die etwa 5 mm langen Braeteen und die um die Hälfte kürzeren Braeteolen sind von eiförmig-pfriemlicher Gestalt. Die trichterförmige oder glockenförmige Kelchröhre trägt einen tief 5-geteilten Saum mit lanzettlich pfriemförmigen bis borstenförmigen Zähnen von etwa 2 mm Länge. Die tellerförmige Blumenkrone, deren Farbe bedauerlicher Weise zur Sammelzeit nicht notirt worden und an dem trockenen Exemplar nicht mehr festzustellen ist, zeigt eine sehr verlängerte, gleichmässig engwalzenförmige Kronenröhre von etwa 30 mm Länge und etwas mehr als Il mm Durchmesser, welche erst am Schlunde sich ein wenig verbreitert und einen flachen, tiefgeteilten Saum von etwa 20 mm Durchmesser trägt. Von den 5 dachziegelig gestellten, eiförmigen, an der Spitze rundlichen, am Rande gewimperten und am Grunde ungefleckten Saumlappen sind die beiden inneren und hinteren mit 53mm um die Hälfte schmaler als die übrigen, wie sie auch deren Länge nicht erreichen. An der Schlundmündung sind die beiden fruchtbaren Staubgefässe inserirt; die Filamente sind schmal linealisch, etwas herablaufend, 5—6 mm lang, !/;, mm breit, gedreht; sie ragen mit den 2-fächrigen, dicklichen, länglichen und nahe ihrem Grunde befestigten Antheren aus dem Schlunde hervor; an der Basis tragen sie 2 rudimentäre linealisch-keulenförmige antherenlose Staminodien von etwa 1!/, mm Länge. Ein becherförmiger Diskus ist vorhanden. Das eiförmig verlängerte Ovarium ist zweifächerig, der sehr lange fadenförmig-dünne Griffel an der Spitze sehr kurz 2-gespalten. Die keulenförmige, zugespitzte, etwas zusammiengedrückte kahle Kapsel von 26 mm Länge ist unterhalb in einen samenlosen soliden Stiel ausgezogen, oberhalb trägt sie 4 stark zusammengedrückte rundliche Samen von etwa 3 mm Durchmesser. Mit Blüten und einigen nicht ganz reife Samen tragenden Kapseln am 3. Juli 1885 im Ufergebüsch des Ganga bei der Stadt Muene Putu Kassongos im Mayakkalande gesammelt (No. 460). Von tropisch west-afrikanischen Arten der Gattung Zranthemum sind bisher nur Z. hypoerateriforme R Br. und E. nigritianum T.And. bekannt gewesen. Beide unterscheiden sich von unserer neuen Art sofort in bemerkenswerter Weise durch ihre sehr viel kleineren und fast lederartigen Blätter; ausserdem erscheint die Aehre bei #. Aypo- crateriforme R.Br. kürzer gestielt, die Kelche sind fast kahl, die Blumenkronenlappen sind sehr viel gleichmässiger, spitzer und am Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. 45 Grunde dunkel gefleckt. Das wie es scheint weit verbreitete &. nigri- fianum T. And. (die Art ist neuerdings ausser von Fernando Poo, wo sie zuerst von Mann, später von Buchholz gesammelt wurde, von (Gabun durch mich, von Angola durch Welwitsch und von Loango durch Soyaux bekannt geworden) wird von unserer Art ausser durch die Blätter besonders durch den niedrigen halbstrauchartigen Habitus, die runden Aestchen, die rutenförmig verlängerten, sparsam- und zerstreutblütigen verzweigten Aehren, die kleineren Blumenkronen und die eingeschlossenen Antheren unterschieden. Ich widme diese Art dem Andenken König Ludwig I. von Por- tugal. Seytanthus laurifolius T. Anders. var. Unter 352a liegt in meiner Sammlung eine von Gabun stammende, im September 1884 gesammelte Pflanze, welche von der ebenfalls von Gabun stammenden No. 352 meiner Sammlung und No. 227 der Soyaux- schen Sammlung (welche beiden letzteren mit der Originalptlanze, auf die T. Anderson die bisher monotypische Gattung gründete, identisch sind), in mehrfacher Beziehung abweicht, so dass ich geneigt bin — bis besseres und reicheres Material vorliegt — dieselbe als S. Zaur:- ‚Folius T. Anders. var. zu bezeichnen. Die Blätter meiner Var. zeigen eine dünnhäutige Consistenz und Blattstiele, die die halbe Länge der Spreite erreichen; die typische Art hat diekere Blätter, meine No. 352 sogar fast lederartige, und die Blattstiele messen nur !/, bis !/,; der Spreitenlänge. Die gesamte Intlorescenz meiner Var. zeigt eine kurzflaumige Behaarung, die auf der Aussenseite der Bracteen und Kelchzipfel sich verstärkt, auf der Aussen- seite der Krone indessen, sowie im Innern auf den Saumlappen und auf dem dem Tubus angewachsenen Teil der Filamente sich zu rost- braunem kurzhaarigen Filz verdichtet. Bei dem echten lZaurifolius ist diese Flaumbehaarung eine sehr viel geringere und fehlt auf der äusseren Fläche der Krone ganz. Meine Var. zeigt ferner eine kürzere und im Tubus verhältnismässig weitere Krone; die Oberlippe ist nicht so stark redueirt, und die Consistenz der Krone kann fast lederartig senannt werden. Die Staubgefässe scheinen weniger ungleich als bei der typischen Art (eine der untersuchten Blüten zeigte 5 voll- kommen ausgebildete Antheren, von welchen nur die 5. hintere ein wenig kleiner als die anderen war), das Ovarium endlich robuster, diekwandiger und fleischiger. | Soyaux’s No. 372 stimmt in der Beschaffenheit der Blüten durch- aus mit meiner Var. überein, differirt indessen durch kürzer gestielte und am Grunde rundliche bis herzförmig eingeschnittene Blätter; der Blütenstand erscheint in diesem Exemplar sehr wenig ausgebildet und stellt eine kurzgestielte, wenigblütige Trugdolde vor. 44 R. Büttner: Ampelideae. Vitis (Cissus Planch.) grossedentata Büttner. Suffrutex ascendens (in speeim. eirri nulli) ramis sulcato-angulatis v. striatis mox glabratis; folia petiolata, simplicia, rotundato-cordata sinu late aperto, apice acuminata v. cuspidata, margine irregulariter et grosse dentata, dentibus apice revolutis, glabra v. mox glabrata, utrinque 6-nervia; stipulae ovales, basi auriculatae, apice rotundatae, margine inconspicue eiliatae; cymae oppositifoliae, pedunculatae, irregu- lariter repetito-compositae, foliis longiores, puberulae; flores pedicellati subumbellato-congesti, pedicelli floribus pluries longiores; calyx eupuli- formis, margine truncato ciliato; petala 4 ovata in calyptram coalita; stamina 4; discus quadrilobus, setosus; stylus subulatus, ovario cireiter aequilongus. ; Ein aufstrebender, anscheinend rankenloser Halbstrauch mit we- nigen aufrechten, im trocknen Zustande stumpfkantigen, gefurchten oder sestreiften, kahlen oder nur in den allerjüngsten Teilen einen spar- samen gelbbraun gefärbten Flaum zeigenden Aesten. Die mittellang gestielten Blätter sind einfach, rundlich herzförmig mit weitem und tiefem Einschnitt am Grunde, an der Spitze zugespitzt oder feinge- spitzt, am Rande mit groben und unregelmässigen Zähnen, deren Spitzen nach der Blattunterseite umgeschlagen erscheinen, somit den Eindruck stumpfer Zähne und flacher Buchten, selbst den eines aus- gefressenen Blattrandes gewährend. Die Blätter sind nicht gerade dünnhäutig, kahl, oder doch sehr bald kahl werdend, mit schwachem Glanze, im getrockneten Zustande braun und in durchfallendem Lichte rotbraun gefärbt; sie haben jederseits des Mittelnerven 6 Seitennerven; die, wie auch ihre zum Rande strebenden Verzweigungen, in den Zähnen endigen; diese Nervatur ist unterseits sehr deutlich, die Zwischen- nervatur weitmaschig-netzförmig. Die grössesten Blätter messen etwa 55 mm in Breite! und Länge; die Blattstiele sind 15-25 mm lang. Die Nebenblätter sind oval, 3—3!/, mm lang, 2 mm breit, am Grunde rundlich geöhrt, an der Spitze rundlich, am Rand trockenhäutig, kahl bis auf den in der Jugend fein gewimperten Rand, ziemlich dauerhaft. Die Blütenstände sind blattgegenständige, reich zusammen- gesetzte, gestielte, offene, ungleichästige Trugdolden, die an Länge die Blätter übertreffen. Die gemeinsamen Blütenstiele sind 25 mm lang, die doldenartig zu 5—10 zusammenstehenden, zerstreut und flaumig gelbbraun behaarten Blütenstielchen messen 2—3 mm und verlängern sich nach der Blütezeit; breite trockene und wimperrandige, schuppen- förmige Vor- und Deckblätter sind vorhanden. Der Kelch ist napf- förmig, schwach und stumpf 4-kantig, bis 1'/,;, mm breit, ganz- und hell wimperrandig, kahl oder ganz zerstreut flaumig. Es sind 4 hauben- förmig zusammenhängende, sehr schwach flaumige Kronblätter von eiförmiger Gestalt vorhanden, deren Länge nicht ganz 2 mn, deren Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. AD Breite 1 mm beträgt. Die 4 Staubgefässe stehen mit kurzen Fila- menten in den Einschnitten des Diskus, der polsterförmig, 4-lappig, an den Rändern kahl, oberseits am Grunde des Griffels mit braunen, aufrecht stehenden Haaren besetzt ist. Der Griffel ist kurzpfriemlich, etwa so lang wie das Ovarium, nach Abfall der Blumenkrone verlängert. Im September 1384 mit Blüten, aber ohne Früchte bei Sibange am Wege nach Gabun gesammelt. (No. 472.) Unsere neue Art gehört zu derjenigen Gruppe der tropisch-afri- kanischen Virsarten, die durch einfache, ungelappte, rundlich herz- förmige, kahle oder doch nahezu kahle Blätter ausgezeichnet sind. Von diesen haben aber V. yallida Baker (wie die durch Planchon von dieser Art abgezweigten populnea und morifolia), V. glaucophylla Hook. f. und V. Welwitschil Baker schwach und entfernt gezähnte Blattränder; V. arguta Hook. f. ist ein reich verzweister, weitklet- ternder und lang- und starkrankiger Strauch mit scharf aber nicht tief gezähnten Blättern, deren Quermesser nur ?,, des Längsmessers beträgt. TV. tuberosa Welw. mss. endlich hat unregelmässig einge- schnitten gezähnte Blätter, holzige Ranken und ist, wie auch die Schweinfurth’sche V. dignonioides, sehr durch den mit 4 breiten korkigen Flügeln versehenen Stamm differenzirt. Begoniaceae. Begonia kisuluana Büttner. Suffrutex ; caules erecti, glabri, rutili, Juniores suceulenti, ramis brevibus; folia brevi-petiolata, lanceolata, basi inaequalia, rotundata ebtusa v. cordata, apice obtusa v. acuta, integra; folia, petioli, stipulae pedunculi, capsulae pilis sparsis squamiformibus stellatis albis praedita stipulae lanceolatae bası latae apice acuminatae; pedunculi axillares, umbellatim pauciflori, bracteati; flores maseuli sepalis 2 et petalis 2 minoribus, staminibus in conum imbricatis; capsula fusiformis, aptera. Eine monoecische Pflanze mit dem Charakter eines Halbstrauches. Die Stengel sind aufrecht, bis zu !/), m hoch, in den älteren Teilen holzig, in den jüngeren saftig und infolgedessen in getrocknetem Zu- stande stark und unregelmässig längsgefureht, rötlich gefärbt, kahl, etwas glänzend, unregelmässig beblättert, etwas verästelt, Die kurz- sestielten Blätter sind bis 9 cm lang und bis 3, seltener 3!/, em breit; sie sind lanzettlich aus schiefem, stumpfem, rundlichem oder herz- förmig eingeschnittenem Grunde, stumpflich, seltener etwas spitz, durch- aus ganzrandig, dünnhäutig, mit sehr zerstreut oder vereinzelt stehen- den, weissen, unregelmässig sternförmig verästeltlen Spreuhaaren, die sich auch auf den allerjüngsten Stengelteilen, den Blattstielchen, den Stipeln, den Blütenstielen und den Kapseln finden; die Blattstiele sind bis 1 cm lang; die Stipeln sind 1'/,—2 em lang, lanzettförmig aus 46 R. Büttner: breitem Grunde, lang gespitzt, sehr dünnhäutig, ziemlich leicht ab- fällig. Die männlichen Blüten stehen auf kurzen Stielchen zu dreien, durch eine blattscheidenförmige, breit eiförmige, sehr dünnhäutige, späterhin längsreissende Bractee gestützt, auf einem gemeinsamen, kurzen, achselständigen Blütenstiel; sie haben zwei Kelehblätter von ovaler Form, die 5 mm lang und 3 mm breit sind, sowie 2 (in der Knospe kielförmig gefaltete, dachziegelig übergreifende) kleinere und schmälere elliptisch gestaltete Kronenblätter; die Staubgefässe zeigen längliche Antheren auf kurzen Filamenten und sind zu einem kegel- förmigen Körper vereinigt. Die weiblichen Blüten fehlen. Die Frucht ist eine kurz gestielte, spindelförmige, an der Spitze abgerundete oder gerade abgeschnittene Kapsel von etwa 20 mm Länge und bis 3 mm Durchmesser, durchaus ungeflügelt, längs sich öffnend, 4fächerig (?) und vielsamig; die Samen sind sehr klein, ellipsoidisch mit netzgrubiger Oberfläche. Mit männlichen Blüten und nahezu reifen Früchten gesammelt am 23. Januar 1885 im Sphagnumsumpf an den Arthingtonfällen bei Kisulu {3 Tagereisen östlich von San Salvador) in etwa 900 m Höhe. (No. 287 und 496.) Von den zahlreichen tropisch-afrikanischen Begonien haben nur wenige Arten ungeflügelte und zur Walzen- oder Spindelform verlängerte Kapseln, und von diesen sind bisher nur 4 Arten mit 2 Keleh- und 2 Kronenblättern beschrieben worden. Von diesen Arten aber hat 5. Mannii Hook. f. langgestielte Blätter, BP. polygonoides Hook. f. schmälere, beiderseits spitzige Blätter, 3. furfuracea Hook. f. und B. excelsa Hook. f. haben eine rostrote kleiige Behaarung, die sich auf den Kapseln bis zum Filz verdichtet. Olacaceae. Olax Aschersoniana Büttner. Frutex glaber; rami juniores lineis decurrentibus; folia inaequi, latera, ovato-lanceolata, basi rotundata v. cuneata, apice acuminata coriacea, trinervia; petioli brevissimi; racemi axillares, breves, distichi; pedicelli bracteis ovatis acuminatis deciduis duplo longiores; calyx in fructu auctus, plano-cupuliformis, drupam inferiore parte quarta cingens; petala 5 v. 6; stamina fertilia 5 v. 6 petalis opposita, staminodia 3 cum petalis alternantia, filamentis complanatis; antherae staminodiorum parum deformes; ovarium basi triloculare; drupa exsucca, globosa, stylo persistente recurvato terminata, striata, monosperma; embryo minutus, apice albuminis cartilaginei. Win kahler Strauch mit grünlich berindeten, gefurchten ' ader eckigen, mit von den Blättern herablaufenden Linien versehenen Aest- chen. Die ganz kurz — nur etwa 2 mm lang — gestielten und gegenständig gestellten Blätter sind ungleichseitig von verlängert ei- Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. AT förmiger, elliptischer bis lanzettförmiger Gestalt mit zugerundetem, seltener keilförmig verschmälertem Grunde, der den kurzen Blattstiel schmal umsäumt und sich an den Stengeln in den erwähnten herab- laufenden Linien fortsetzt; sie sind an der Spitze zugespitzt, durch- aus sanzrandig, von lederartiger Consistenz, etwas glänzend, oberseits dunkler gefärbt, und messen bis 5 cm in Breite und 14 em in Länge; das grundständige und mit dem Blattrand in etwa !/, der Entfernung der halben Blattbreite parallel verlaufende Paar der Seitennerven ist bis etwa °/, der Blattlänge sehr deutlich hervortretend und giebt mit dem starken Mittelnerven das Aussehen eines dreigenervten Blattes. Die Blüten sind in kurzen, 7—14 mm langen, achselständigen zwei- zeiligen Trauben angeordnet; die Blütenstielcehen messen bis 2 mm und sind etwa doppelt so lang als die eiförmigen, zugespitzten, leicht abfälligen Bracteen. Der Kelch ist kurz becherförmig und misst in der Blütezeit etwa 1'/, mm im Durchmesser; zur Fruchtzeit ist er sehr vergrössert, die Steinfrucht etwa in !/, ihrer Länge an der Basis als flache cupula umhüllend. Es sind 5—6 in der Knospe klappig sich be- rührende, dem Diskusrande eingefügte, an der Spitze stumpfliche, dick- liche, gelbe Kronenblätter vorhanden, die mit ihren Spitzen sich zur Blütezeit zurückschlagen, während sie unterhalb zusammenhaften bleiben oder nur an einer Stelle in einem Längsspalt auseinander treten; sie sind 6 oder 7 mm lang und 1—1!/, mm breit. 5 oder 6 fruchtbare Staubgefässe sind den Kronenblättern vorgestellt, während 3 Stami- nodien abwechselnd mit denselben stehen. Die linealischen fleischigen Filamente sind zu °/, ihrer Länge den Kronenblättern angewachsen, sich gegenseitig mit den freien Rändern berührend; die fruchtbaren Antheren sind von länglicher Gestalt, auf dem Rücken nahe der Basis befestigt, die unfruchtbaren nicht bedeutend deformirt. Kelch, flach napfförmiger Diskus und Ovarium sind frei. Das geriefte Ovarium, am Grunde 3fächerig, verlängert sich kegelförmig in den ebenfalls gerieften kurzen Griffel mit der kopfförmigen 3lappigen Narbe. Es sind 3 von der Spitze der Centralplacenta herabhängende, von einander freie Ovula vorhanden. Die Frucht ist eine von oben nach unten etwas zusammengedrückte kugelförmige und von einem hakenförmig gebo- genen Griftelrest gekrönte, im reifen Zustande trockene und oberflächlich geriefte Steinfrucht von etwa 12—14 mm Durchmesser, in ihrem un- teren Viertel von dem vergrösserten Kelch, dessen Ränder indessen abstehen, flach becherartig umhüllt. Es ist nur ein grosser Same vorhanden, dessen kleiner eiförmiger bis 2 mm in Länge und etwas mehr als lmm in Breite messender Embryo an der Spitze des grossen, gelbbraun gefärbten, knorpeligen Eiweisses liegt. Mit Blüten und reifen Früchten im Uferbusch des Ganga bei Muene Putu Kassongos Residenz (unfern des Quango) am 2. September 1835 gesammelt. (No. 613.) 48 R. Büttner: Oliver führt in seiner Flora of Tropical Africa 2 Arten der Gattung Olax mit 5-6 antherentragenden und den Kronenblättern vorgestellten und 3 staminodienartigen zwischengestellten Staub- blättern an: ©. subscorpiordea Oliv. und dissitiflora Oliv. Beide unter- scheiden sich von unserer neuen Art durch die kleineren und schmäleren Blätter, weisse Blüten und erstere ausserdem durch an Länge den Bracteen nur gleichkommende Blütenstielehen; letztere durch längere Blütenstielchen und die in beblätterte Zweige sich ver- längernden Trauben. Die Blätter der O. iriplinervia Oliv. dürften denen unserer Art sehr ähnlich sein, doch hat jene die jungen Früchte: wholly enclosed within the acerescent calyx und nur 3 fruchtbare Staubgefässe. Rhamneae. Zizyphus espinosus Büttner. Frutex in partibus novellis pubescenti-tomentosus, ramis fuscis; folia subrotunda v. ovalia v. obovata v. oblonga v. elliptica v. lanceo- lata, serrato-erenata, basi subobliqua rotundata, membranacea, subtus secus nervos pubescentia; stipulae non spinescentes recurvae, filiformi- lineares, tomentosae, deeiduae; cymae pauciflorae, sessiles v. brevi- pedunculatae; calyx extus pubescens; styli 2 ultra medium connati Superne recurvatae; discus glaber, foveatus. Ein unbewehrter Strauch mit braunrindigen, nur in den jüngsten Teilen hellfilzig behaarten Aesten. Die wechselständig gestellten und sehr kurz gestielten Blätter sind von verschiedenartiger Gestalt: die an den Aestchen unteren sind rundlich oder oval oder verkehrt eiförmig, die oberen sind länglich oder elliptisch,, die jüngsten selbst lanzett- förmig; sie sind am Grunde ein wenig schief, rundlich, stumpf oder seltener spitz, an der Spitze zugerundet, stumpf abgestutzt, eingedrückt, ausgebissen, spitz bis zugespitzt, am Rande kleingekerbt-gesägt; die grössten erreichen eine Länge von 65 mm und eine Breite von 30 mm, sie sind dünnhäutig, graugrün — unterseits heller — gefärbt, drei- nervig, auf den Nerven — besonders unterseits — zerstreut, an den Kerbzähnen büschelförmig behaart. Die Blattstiele sind zerstreut bis filzig behaart und erreichen eine Länge von höchstens 5 mm, sie tragen am Grunde zwei linealische, fadenförmig dünne, aufrechte oder zurückgekrümmte, hellfilzig behaarte, abfällige und zarte Stipeln von 3—4 mm Länge. Die wenig- (4--6-) blütigen achselständigen Trug- dolden sind entweder sitzend oder kurz gestielt; die gemeinsamen sowie die einzelnen 1—2 mm langen Blütenstiele sind kurz- und hell- filzig behaart. Die Blüten messen im Durchmesser etwa 7 mm. Eine filzige Behaarung trägt auch die Aussenseite des Kelches, dessen Röhre sehr kurz und breitkegelförmig und dessen Saum tief 5-spaltig ist. Die Kelehzipfel sind eiförmig-dreieckig, spitz, bereits in der Blüte zu- Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. 49 rückgeschlagen, auf der Innenseite mit einem Kiel versehen. Die 5 mit den Kelchzipfeln abwechselnden grünen Blumenblätter sind mehr- fach schmäler als die ersteren, auch kürzer als dieselben, kapuzen- förmig, zurückgeschlagen. Die fünf Staubgefässe sind von den Kronen- blättern eingeschlossen, die Filamente sind linealisch-pfriemförmig, die ovalen zweifächerigen Antheren öffnen sich in der Längslinie. Das zwei- fächerige Ovarium ist dem Diskus eingesenkt und am Grunde demselben angewachsen, die beiden kegelförmigen Griffel sind im unteren Teile miteinander verwachsen, während sie im oberen Teile auseinander wei- chen und sich mit den kleinen papillösen Narben zurückkrümmen. Die Ovula sind planoconvex, die Diskus ist flachscheibenförmig, Sseitig, grubig, kahl. Mit Blüten aber ohne Früchte in Coquela bei Underhill (Tondoa) am unteren Kongo am 1. December 1834 gesammelt. (No. 493.) Unsere neue Art steht der unbewehrten Form inermis des Zizyphus Spina Ohristi Willd. am nächsten; indessen zeigt auch diese Form in den weissrindigen Zweigen, den lederartigen Blättern, dem am Grunde der Griffel behaarten Diskus und den nicht zurückgebogenen Griffeln wesentliche Abweichungen. Vielleicht gehört das von Ch. Smith am unteren Kongo und von Kirk bei Tette gesammelte Fragment einer anscheinend vierten Art (Oliver v. Ip. 381) mit eiförmig-lanzettlichen oder länglichen, ent- fernt gezähnten und kahlen oder unterseits wenig pubescenten Blättern hierher. Ochnaceae. Ochna gquangensis Büttner. Frutex glaber ramis einereis; folia obovata, basi in petiolum brevem cuneatim attenuata, apice rotundata, integerrima, laevia, nitentia, coriacea, nervis transversalibus subparallelis indistinctis; corymbi simplices, pauciflori, ramos breves laterales terminantes; pedieelli basi articulati, 30--40 mm. lg.; sepala 5 rubra, ovata, apice rotundata; filamenta numerosa, filiformia, basi apiceque incrassata; styli connati apice liberi et reeurvati, stigmatibus simplieibus. Ein durchaus kahler Strauch mit graurindigen runden und auf- rechten Aesten. Die Blätter sind sehr kurz gestielt oder sitzend, ver- kehrt-eiförmig, am Grunde keilförmig in den Blattstiel verschmälert, an der Spitze rundlich, seltener etwas spitz, ganz kurz stachelspitzig oder ein wenig eingedrückt, sie sind durchaus ganzrandig mit faden- förmig verdicktem umgebogenen Rande, sie sind beiderseits gelbgrün, auf der Unterseite etwas heller gefärbt, glatt und glänzend von derb- lederartiger Consistenz mit wenig hervortretenden, ziemlich parallel verlaufenden Seitennerven, die grössesten erreichen eine Länge von 90 mm und eine Breite von etwa 35 mm. Die den Zweigen mittelst Abhandl, des Bot. Vereins f, Brandenburg XXXIL 4 50 R. Büttner: einer Abgliederung aufsitzenden Blattstiele messen bis 5 mm in Länge. Die eine beschränkte Zahl von Blüten tragenden Schirmtrauben messen etwa 40 mm in Länge und stehen an der Spitze ziemlich wagerecht abstehender Zweige von etwa derselben Länge. Die ‘zur Fruchtzeit) 30—40 mm langen Blütenstiele sind an ihrem Grunde mit einer Ab- gliederung eingelenkt, abstehend, gebogen, oberwärts verdickt. Die 5 dachziegelig sich deekenden derben Kelehblätter sind eiförmig, an der Spitze gerundet, zur Fruchtzeit abwärts geschlagen und gross: etwa 20 mm lang und 12 mm breit. Kronenblätter und Antheren fehlen an dem vorliegenden Material. Die Filamente der zahlreichen Staub- gefässe sind 4 mm lang, fadenförmig, am Grunde und an der Spitze, d. i. an der Articulationsstelle der Antheren, verdiekt. Es sind 5—8 ein- samige kugelförmige, trocken schwarz gefärbte Karpelle vorhanden, die einem zur Fruchtzeit stark vergrösserten kugelförmigen und durch die Karpellinsertionen fast polyedrischen Gynophorum aufsitzen. Die der An- zahl der Karpelle entsprechenden Griffel sind fadenförmig, 7 mm lang, in etwas mehr als ®/, ihrer Länge mit einander verwachsen, während ihre Spitzen frei und auseinander gebogen erscheinen und einfache Narben tragen. .Die Blütenstiele, Kelehblätter, das Gynophorum, die Filamente und die Griffel sind von rotbrauner Färbung. Am 12. August 18355 im Ufergebüsch des Lulende (im Quango- gebiet) gesammelt (No. 27). Unsere Ochna quangensis steht unter den tropisch-afrikanischen Arten in der Abteilung, welche durch einfache auf kurzen seitlichen Zweigen stehende Schirmtrauben ausgezeichnet ist. Von den Arten dieser Abteilung ist sie indessen durch die durchaus ganzrandigen Blätter gut unterschieden; in fernerem Gegensatz besitzen 0. multiflora DC., O. mossambicensis Klotzsch und ©. Kirkü Oliv. oberhalb der Basis ge- gliederte Blütenstiele und gänzlich oder nahezu gänzlich verwachsene Griffel; O. pulchra Hook. hat sehr viel kürzere (!/;—!/;s Zoll lange) Blütenstiele und reichblütigere Trauben. Die von ©. Hoffmann Linnaea 1881 p. 123 beschriebene ©. Mechowiana hat zusammengesetzte Blüten- stände, gesägte, stark genervte und länger gestielte Blätter, zusammen- gewachsene Griffel, eine kopftörmige Narbe. Papilionaceae. Millettia Baptistarum Büttner. Frutex v. arbor; rami glabri v. glabrati; folia petiolata, glabra v. in articulationibus pilis paucis longis, 5- v. 7-foliolata; foliola eum petiolo articulata, brevi-petiolulata, exstipellata, alterna v. subopposita, ovalia v. ovata basi rotundata apice abrupte cuspidata, glabra, coriacea, utringue pallide glauca, nitidula, conspieue reticulato-venosa; axis racemi ferrugineo-tomentosus; legumen stipitatum, elliptieum basi Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. Ay apiceque acutum, glabrum, lignosum, 2- v. 3-spermum; semina com- presso-ellipsoidea, laevia, nitidula, nigra. Rhaehis foliorum 70 —120 mm Ig., foliola ad 90 mm lg. et 40 mm It., petioluli 3 mm Ig., legumen 9D—100 mm Ig., 50-35 mm It, carpo- podium 13 mm Ig., semina ad 16 mm Ig., 9 mm It. Am 20. November 1884 bei Tondoa (Underhill) am unteren Kongo mit reifen Früchten gesammelt. (No. 222.) Trotzdem die Pflanze nur in Fruchtexemplaren vorliegt, nehme ich doch, in Hinsicht auf die sehr charakteristischen Merkmale der- selben, nicht Anstoss, sie als neue Art zu beschreiben. Durch die kahlen Zweige und Blätter und die beschränkte An- zahl der Blättehen steht M. Baptistarum unter den tropisch-westafri- kanischen Millettia-Arten zunächst der M. T’honningü Baker. Aber letztere Pflanze hat sehr deutliche, wenig abfällige, borstenförmige Stipellae, sowie länglich-linealische Früchte, von welchen eine durch Dr. Welwitsch in Angola gesammelte 135 mm lang und nur 24 mm breit, halbholzig, filzig behaart und mehrsamig ist. Ob die in Olivers Flora of Trop. Afr. vol. II p. 128 in einer An- merkung erwähnte Pflanze mit unserer neuen Art identisch ist, ver- mag ich, in Ermangelung des Materials, nicht zu sagen, halte es aber für fast wahrscheinlich. Die der Beschreibung der M. Thonningüi Baker beigefügte Anmerkung lautet: Dr. Welwitsch has gathered in Congo a plant which differs by having the leaflets alternate instead of opposite, and the pod, shorter and broader, 21/,,—2 in. long, 10—12 lines broad, —3-seeded. Ich wählte den Speciesnamen in dankbarer Erinnerung an die Gastfreundschaft, die mir die English Baptist Mission Society in ihren Häusern, besonders zu Tondoa und San Salvador gewährt hat. Lonchocarpus (2) Theuszii Büttner. Arbor ramis teretibus ferrugineo-tomentosis glabrescentibus; petioli 20—30 mm Ig., petioluli 5 mm Ig., ferrugineo-tomentosi; foliola 11 oblonga v. obovata, basi rotundata, breviter obtusiusculeque apieulata, supra glabra glaucaque, subtus tomento luteo-fusco v. argenteo seri- cea; inflorescentia paniculatim racemifera; racemi erecto-patentes, fer- rugineo-tomentosi, densi; flores fascieulati, pedicellati; calyx campa- nulatus tomentosus; dentes triangulares tubo calyeis dimidio breviores, duo postiei connati; corolla calyce triplo longior, rubra; vexillum orbi- culare, tomentosum; ovarium sessile, ferrugineo-tomentosum, multi- ovulatum. 6. folia foliolis 13 lanceolatis apice obtusiuscule acuminatis. Ein Baum mit festholzigen runden, rotbraun bis graufilzig be- haarten, späterhin kahl werdenden Zweigen. Die Spindeln der 20 bis 30 mm lang gestielten unpaarig gefiederten Blätter sind ziemlich dünn, 4* 52 R. Büttner: rundlich, oberflächlich gestreift und gelbbraun bis weisslich, fast filzig behaart. Sie messen 75—85 mm in Länge und tragen je 11 Blättchen. Die Blättchen sind kurz gestielt und gegenständig angeordnet, von länglicher bis verkehrt eiförmiger Gestalt mit rundlichem, seltener stumpfliehem Grunde und kurzer stumpflicher Spitze; sie sind von derber Consistenz, oben graugrün gefärbt, kahl und nur wenig deutlich genervt, unten von gelbbraunem, seltener (im älteren Zustande?) von silberweissem, kurzem und dicht anliegendem Filz prächtig seiden- glänzend und jederseits des Mittelnerven mit S bis 10 deutlich hervor- tretenden Seitennerven versehen; sie messen bis 75 mm in Länge und 35 mm in Breite; ihre Stielehen sind rostbraun bis weisslich, fast filzig behaart und etwa 5 mm lang. Der Blütenstand ist eine mehr als '/,; m lange endständige Rispe mit starkholziger Spindel und wenigen abwechselnd gestellten, aufrecht abstehenden, dicken rost- braunen, filzigen, grau werdenden holzigen Aesten, die die zu 4 oder 5 auf polsterförmigen Erhöhungen büschelweise zusammengestellten Blüten in reichblütiger, traubenförmiger Anordnung tragen. Diese Trauben sind kurz gestielt — die längste derselben misst 100 mm — und werden nach der Spitze des Blütenstandes kürzer. Die Blüten- stielchen sind gliederartig eingelenkt, rost- oder dunkel rotbraun filzig behaart, bis 17 mm lang und in halber Länge mit 2 verkümnmerten Bracteolen versehen. Der Kelch ist glockenförmig, bis 10 mm lang, dunkel rotbraun mit mehr oder weniger gelblicher oder weisslicher Bei- mischung dicht filzig behaart; die Zähne sind spitzwinklig dreieckig und machen etwa !/, der Länge des Kelches aus; die beiden oberen sind ganz oder fast ganz miteinander verwachsen. Die rote Blumen- krone ist etwa 3 mal so lang als der Kelch; die ziemlich kreisförmig gestaltete, am Grunde kurz genagelte, an der Spitze eingedrückte und ganz kurz sammetfilzig behaarte Fahne misst etwa 25 mm in Länge und etwa 20 mm in Breite: die beiden Flügel sind dem Kiel leicht ange- wachsen und sind ebenfalls von kurzem Sammetfilz bekleidet; sie sind schief lanzettförmig und am Grunde geöhrt, etwa 24 mm lang und 6 mm breit; die beiden Petalen des etwas gebogenen Kiels sind ober- wärts leicht mit einander verbunden und sind kurz genagelt von der- selben Länge aber etwas breiter als die Flügel. Das obere Staubgefäss ist an der Basis frei, verbindet sich aber etwas oberhalb derselben mit den anderen. Die Staubfäden sind bis 25 mm lang. Das Ovarium ist sitzend, linealisch, gekrümmt, rost- bis gelblichbraun-filzig behaart, viel- (etwa 10-) eiig. Am 24. Dezember 1884 mit Blütentrauben aber ohne Früchte am Ufer des Luesi bei San Salvador gesammelt (No. 455). In der v. Mechow’schen Sammlung liegt unter No. 517 vom Quango in Mayakka eine Pflanze, die von der meinigen nur dureh die schmaleren lanzettförmigen, zu 13 angeordneten blättchen abweicht. Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. 53 Ich nehme keinen Anstand beide Pflanzen unter dem Namen Loncho- carpus Theuszil zu vereinigen. Der Speciesname ist nach dem Be- gleiter v. Mechows auf dessen Reise, dem verdienstvollen Sammler, Herrn Theusz gewählt. Wenn auch durch den Mangel reifer Früchte die Zugehörigkeit der Pflanze zur Gattung Zonchocarpus nicht mit positiver Sicherheit behauptet werden kann, so ist die Species doch zweifelsohne eine neue. Von den tropisch-afrikanischen Zonchocarpus mit büschelig ge- stellten Blüten hat Z. fascieulatus Benth. eine länglich-linealische Fahne; Z. Barteri Benth. aber kahle Zweige und Blätter, einen kleineren Kelch und breitdreieckige Kelchzipfel. Lonchocarpus (?) subulidentatus Büttner. Frutex ramis teretibus pilosis glabrescentibus; folia petiolata, paripinnata, stipulis lanceolatis; rhachis supra suleata, pilosa; foliola brevi-petiolulata 10—14 oblonga v. obovata, basi rotundata rarius cuneata, acumine brevi obtusiusculo mucronata, supra glabra cineras- centia subtus subglabra; stipellae setaceae, in marginibus sulei petiolaris decurrentes; panicula terminalis ramis paucis erecto-patentibus; axis ramique racemiferi pilosi; flores fasciculati, pedicellati bracteolis deci- duis subulatis; pedicelli calycesque pilosi; calycis dentes subulati, duo postiei connati, tubo duplo longiores; petala glabra, rubra, basi appendiculata, unguiculata; vexillum orbieulare; ovarıum lineare, tomen- tosum, pluri- (6) ovulatum. Ein Strauch mit festholzigen, runden, braunrindigen, zerstreut behaarten, späterhin kahl werdenden Zweigen. Die Blätter sind wechselständig, am Grunde mit lanzettförmigen, beiderseits zugespitzten, lang und anliegend behaarten, S—-9 mm langen und in der Mitte, in welcher sie befestigt sind, 2 mm breiten Stipeln gestützt; die Rhachis der 25—40 mm lang gestielten Blätter misst 35—110 mm in Länge; sie ist unterseits gestreift, oberseits mit einer tiefen stark berandeten Furche versehen und ist zerstreut behaart. Es sind 10—14 kurz- gestielte und mit Stipellen versehene gegenständige Blättehen vor- handen, die eine längliche Gestalt haben und eine Neigung zum Ver- kehrteiförmigen besitzen; sie sind am Grunde rundlich, seltener keil- förmig, und tragen eine stumpfliche, mit einem Spitzchen versehene, kurz aber ziemlich plötzlich vorgezogene Spitze. Das unterste Paar der Blättehen ist am kürzesten und breitesten, die oberen messen bis 30 mm in Länge und 34 mm in Breite. Im übrigen sind die Blätter von ziemlich derber Consistenz, oberseits graugrün oder grau und kahl, unterseits sehr zerstreut und sparsam behaart und von einer etwas mehr ins Bräunliche ziehenden Färbung mit 9—11 ziemlich deutlich hervortretenden Paaren von Seitennerven. Die Stielehen sind runzlig oder gekörnelt, behaart, bis 4 mm lang; die Stipellen sind 54 R. Büttner: Neue Arten von Guinea, dem Kongo und dem Quango. borstenförmig, mit einzelnen Haaren besetzt, 5 mm lang und ziehen sich als Furchenränder am gemeinsamen Blattstiel abwärts. Der Blütenstand ist eine endständige Rispe mit nur wenigen (2) aufrecht abstehenden Aesten, die mit 15 cm Länge fast die Länge der Spindel erreichen. Spindel und Aeste sind holzig, etwas kantig, braun behaart, und tragen die zahlreichen Blüten in traubenförmiger Anordnung. Die auf 5—8 mm langen schlanken und kurz und abstehend behaarten, mit einer Abgliederung eingelenkten Stielchen stehenden Einzelblüten sind zu 4 bis 6 gebüschelt auf rundlichen Polstern angeordnet. Die Bracteolen sind pfriemförmig, behaart, 7 oder S mm lang und ziemlich leicht abfällig. Die Kelchröhre ist von glockenförmiger Gestalt, 5 mm lang und ebenso breit; die in der Knospe dachziegelig gestellten Kelch- zähne, von denen die beiden oberen verwachsen sind, sind mit 10 mm von doppelter Röhrenlänge, sie sind pfriemlich und messen am Grunde 3 mm in Breite. Tubus und Zähne sind äusserlich ziemlich lang aber nicht sehr dieht, innerlich kurz behaart. Die 5 roten Blumenkronen- blätter sind kahl, genagelt und am Flächengrunde mit Anhängseln versehen; die Fahne ist nahezu kreisförmig, an der Spitze ausgerandet, etwa 13 mm breit und (ohne den etwa 3 mm langen Nagel) ebenso lang; die Flügel sind dem Kiel unterwärts leicht anhaftend, von läng- licher Gestalt, der untere Rand ausgeschweift; die beiden Petalen des Kiels sind oberwärts miteinander verwachsen, schief verkehrt eiförmig, ohne den Nagel 15 mm lang und 6 und 7 mm breit, womit sie die Breite der Flügel übertreffen. Der zehnte obere Staubfaden ist am Grunde und an der Spitze frei, im übrigen mit den 9 anderen zu einer geschlossenen Röhre verwachsen. Das Ovarium ist sitzend, linealisch, gekrümmt, braunrot, sammethaarig, 6-eiig Die jungen Hülsen sind mit dunkelgrün-bräunlichem Sammet bekleidet. Blühend, aber ohne Früchte, gesammelt am 11. August im Ge- büsch bei Muene Putu Kassongos Stadt. (No. 454.) Trotzdem bei dem Mangel reifer Früchte die Gattung nicht mit positiver Sicherheit angegeben werden kann, so sclıeint doch die Be- schaffenheit der jungen Hülsen auf Zonchocarpus hinzuweisen. Die Art ist von allen bisher beschriebenen tropisch-afrikanischen Zoncho- carpus- und Mellettia-Arten sofort durch die pfriemförmigen, die Röhre um die doppelte Länge überragenden Kelchzähne zu unterscheiden. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. Von Dr. C. Sanio. Als Antwort auf Dr. J. Abromeits „Berichtigung des Sanio’schen Aufsatzes über die Zahlenverhältnisse der Flora Preussens“ in den Schriften der physikalisch- ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr., 25. Jahrg. 1884. 2. Abteilung S. 135. Erster Theil (Phanerogamen). Abromeit beginnt damit, dass er meine Darstellung, weil auf mangelhafte Angaben gestützt, als fehlerhaft bezeichnet. „Würde der Verfasser bei Entwurf seines Aufsatzes die Schriften der phys.-Ökon. Gesellschaft zu Königsberg mehr berücksichtigt und die einschlagen- den Verhältnisse besser gekannt haben, so wären seine Angaben über die preussische Flora weniger unrichtig ausgefallen.“ So Abromeit. Dagegen bemerke ich, dass, wenn Verfasser sich an die Zeit der Ab- fassung meiner Schrift 1881 gehalten hätte, das Feld für seine Aus- stellungen sehr klein gewesen wäre. Das was nachher hinzugekommen oder beriehtigt wurde, konnte ich doch unmöglich wissen, ebensowenig wie von den in den Herbarien befindlichen Funden, die noch nicht publieirt waren, Kunde haben. Meine Schrift wurde veranlasst durch eine Zahblenangabe Dr. H. v. Klinggräffs über die Zahlenverhältnisse der westpreussischen Flora. Indem ich diese Zahlen, so gut es nach meinen Hilfsmitteln und Briefen von Dr. C. J. v. Klinggräff anging, prüfte, schien es mir wünschenswert, die ganze Flora von Preussen und die seiner beiden Provinzen nach ihrem Gehalte zur Zeit des Todes des älteren Dr. ©. J. v. Klinggräff kritisch auseinander zu setzen. Bei einer solchen Darstellung kommt es weniger darauf an, dass die ganze Litteratur benutzt werde, als dass die Einrichtung der Uebersicht ver- ständlich und vollständig sei. Natürlich nahm ich an, dass die von 0. J. v. Klinggräff in seiner Schrift „die Vegetationsverhältnisse der Provinz Preussen“ aufgenommenen Species gesichert seien, und es schien mir notwendig, nur einige Species, die nach ihrer sonstigen Verbrei- tung zur Flora Preussens nieht gehören können, auszuscheiden. Da- gegen nahm ich doch entschieden an, dass die Bestimmungen gesichert 56 GC. Sanio: seien, wenn auch die gewählten Namen hier und da nicht absolut die rechten wären. Es ist darüber ja noch immer eine völlige Einigkeit nicht ‘angebahnt und die Schroffheiten beider Schulen, derjenigen, welcher die Aenderungen der Speciesnamen für zulässig hält, wenn die betreffenden Arten in andere Gattungen versetzt werden und ihre Namen dem Sinne der Gattung zuwiderlaufen, oder wesentlich identisch dem Gattungsnamen sind (z. B. Arbutus uva ursi, in die Gattung Arctostaphylos versetzt, erhielt von Wimmer et Grabowski den Trivial- namen oficinalis) und derjenigen, welche an der absoluten Priorität festhält, es sei denn, dass der Speciesname zum Gattungsnamen er- hoben wird und deshalb auch von der letzteren Schule wegen sonstiger absoluter Identität des Species- und Gattungsnamens eine Aenderung des Speciesnamens für notwendig erachtet wird. Ich selbst gehöre zu der letzteren Schule wegen der historischen Gerechtigkeit, die in ihrer Ausübung liegt, entferne mich aber von derselben, wenn Ver- dienstlosigkeit wegen falscher Aenderungen dem geänderten Namen einer Species eine Priorität verschafft, die dem Nachfolger, der auf Grund wichtiger Beobachtungen die richtige Stellung einer Species ermittelt, das Recht der Taufe verweigert. Der Name des Hederichs ist z. B. sehr lehrreich für letztere Betrachtung. Nach meinem Rechts- gefühl hat derselbe, nachdem er aus der Gattung Kaphanus entfernt wurde, nach Gärtner Kaphanistrum Lampsana Gärtn. zu heissen, und ist der durch nichts motivirte Name Lamarcks silvestre zurückzu- weisen. So wird der Leistung des Verdienstes Genüge geleistet und ein motivirter, also fester Name gewonnen. Dass mon der Vorsicht Dr. C. J. v. Klinggräffs sich in seine Vegetationsverhältnisse Species wie Alsine tenuifolia eingeschlichen haben, dafür kann weder er selbst verantwortlich gemacht werden, noch ich, der seine Angabe als gesichert aufnahm. Die Erforschung einer Flora erfolgt auf zweierlei Weise, nämlich, 1. durch reisende Botaniker, die die Vegetation so nehmen, wie sie daliegt; 2. durch ansässige, also beständige Bewohner eines gegebenen Landesteiles, die aus Liebhaberei sammeln und ihre Funde von Bo- tanikern bestimmen und verwerten lassen und 3. durch ansässige Bo- taniker selbst, durch die natürlich die genaueste Arbeit ausgeführt wird. Da die Flora eines Landes nicht jährlich vollständig dasteht, sondern wegen mangelnder Düngung oder sonstiger Verhältnisse ein Teil der Pflanzen in der Erde bleibt, um sich da zu stärken und zu erholen (am auffälligsten von mir bei Zaserpitium latefolium beobachtet), so kann weder das Reisen noch (die Beobachtungen eines Jahres ge- nügen, um den grössten Teil des vorhandenen herauszufinden. Ebenso- wenig kann der Liebhaber, der die feineren Unterschiede nicht kennt, etwas vollständiges liefern, wenn er auch über manches unterrichtet sein kann, was man doch auch wissen muss, nämlich ob alles, was Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II, 57 in einem gegebenen Jahre da wächst, dem Lande angehöre oder eine zufällige oder absichtliche Einschleppung vorstelle. Am günstigsten ist natürlich der ansässige Botaniker selbst gestellt, der über diesen Schwierigkeiten steht und durch die Beobachtungen vieler Jahre oder Nachfragen oder fragende Suspensionen mehr oder weniger sicher er- mitteln kann, ob zweifellafte Species einheimisch seien oder ein- seführt seien. Trotzdem bleiben noch immer in einem Lande mit uralter Cultur, das erst in neuerer Zeit und zwar langsam untersucht wurde, mancherlei Zweifel wegen Zugehörigkeit zur Flora, die man hinnehmen oder fallen lassen muss, ohne darüber rechten zu dürfen. Dieses schadet auch nichts, wenn nur der Hauptteil gesichert ist, was wir bezüglich der Phanerogamen Preussens doch zuversichtlich schon behaupten können. Von den. zweifelhaften bleibt es am besten, jedem Autor zu überlassen, soviel davon aufzunehmen, als er für sich selbst verantworten kann. Stellen wir Betrachtungen über das Indigenat unserer Flora an, so gelangen wir von selbst dahin, dass unsere, wie jede andere Flora eines Öulturlandes, keine contemporane sei, sondern zu verschiedenen Zeiten durch Zuwachs von auswärts vermehrt sein müsse. Da wohl kaum irgendwo in Preussen die Untergrundsverhältnisse derartig be- schaffen sind, dass der Wuchs von Holzgewächsen unmöglich oder schliesslich!) nicht zu ermöglichen sei, so ist anzunehmen ,: dass die ursprüngliche Flora Preussens eine Wald-, Sumpf-, Bruch- und Wasser- flora gewesen sei. Aber nicht alles, was bei uns zu diesen Floren- gehört, dürfte von vornherein dagewesen sein, weil darunter auch Speeies sich befinden, die mit Flugapparaten versehen sind und des- halb von auswärts herzugekommen sein können. — Sobald das Land in Cultur überging, verschwanden allmählich immer mehr die Wälder, teils durch die Axt der Ureinwohner, teils und vielleicht mehr durch srosse Brände, die entweder absichtlich veranlasst wurden oder durch Naturereignisse entstanden. In unseren Zeiten werden manchmal in sründlichster Weise unsere Wälder durch den Kiefernspinner (Gastro- pacha Pini |L.]) und die Nonne (Ocneria monacha [L.]) vernichtet. Sind solche Stellen endlich trocken geworden, so ist die Entzündung der- selben durch den Blitz sehr leicht und eine Entblössung weiter Land- strecken ermöglicht Dass dergleichen in den vorhistorischen Zeiten 1) Das grosse Zehlenbruch bei Lriedland (mach einer Angabe meines da- maligen Zuhörers Forstkandidaten Grohnmert (7) 10000 preuss. Morgen gross), das allerdings fast kahl ist, d. h, nur selten mit einzelnen zwergeigen Kiefern ver- sehen, widerspricht dieser Behauptung; wenn man aber in Betracht zieht, dass vom Lande aus die Kiefer immer weiter auf das Bruch sich verbreitet, so ist doch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass zuletzt das ganze Bruch davon überzogen würde. Dasselbe dürfte Geltung haben auf schwebende Sümpfe, die durch Moos- und Öyperaceenwuchs allmählich verwachsen und schliesslich in festes Land sich verwandeln. 58 C. Sanio: nicht möglich gewesen, daran ist gar nicht zu denken. Auf solche Blössen konnten fremde, geflügelte Sämereien leicht gelangen und einen neuen Pflanzenwuchs ermöglichen. Wer den Orkan von 1848, der selbst Gebäude wie Scheunen aufhob und weiter trug, erlebt hat, der wird begreifen, dass durch die Gewalt solcher Stürme selbst unge- flügelte Samen von auswärts hierher gelangen konnten und schliesslich die hiesige Flora vermehrten. Die beiden grossen, von auswärts in Preussen eintretenden Ströme, der aus russisch Lithauen eintretende Niemen, in Preussen als Memel weiter fliessend, die aus den Karpathen durch Polen nach Westpreussen eintretende Weichsel brachten eine ziemliche Anzahl fremder Species ins Land, die sich im Weichselgebiete noch immer vergrössert. Einzelnes mag wieder verschwunden sein, der grössere Teil dagegen acelimatisirt sich und bereichert wesentlich die ursprüng- liche Landesflora. Mit dem Getreidebau wanderten in der Saat mehr oder weniger zahlreiche, Aecker bewohnende Species ein, von denen ein Teil sich acelimatisirte, während andere auch noch jetzt dem Klima erliegen. Ferner mit der Einwanderung fremder Nationen, so namentlich der Pruthenen, bisher zwischen dem Pruth (Brutfluss?)!) und dem Borysthenes (Dniepr) sesshaft, und die Preussen bis dahin bewohnenden Aesty- sier (Esthen) verdrängend, ferner des deutschen Ordens, der aus Polen einwandernden Masuren sind sicher neue Pflanzenarten ins Land ge- kommen. Manches ferner mag als Verzierung neben Wohnstätten angepflanzt worden sein, was der Stelle verblieb und sich vermehrte, während die Wohnstätte verschwand und die Stelle von neuem zur Wildnis wurde. Pflanzen, die der Zufall ins Land gebracht, machen, wenn sie anfangen, sich fortzupflanzen, uns wegen ihrer Aufnahme keine Schwierigkeit; anders ist es aber. wenn wir menschliche Mitwirkung vermuten oder beweisen können. So z. B. bei der Wasserpest (Ana- charts canadensis) (Rich. et Mich.) Planchon, [#lodea canadensis|, die sich gewiss nur durch menschliche Mitwirkung vom Königsberger Garten aus über die meisten Gewässer Preussens verbreitet hat, und doch können wir sie, die sich nicht mehr ausrotten lässt, nicht mehr vom Indigenate abweisen. Sind wir also erst einmal gezwungen, auch durch Menschen ansässig gemachte Pflanzen, die sich weiter verbreiten, anzuerkennen, so werden wir auch dem Dpimedium alpinum unser In- digenat nicht mehr absprechen, da es sich doch schon hundert Jahre nindurch erhalten hat. Und doch sträubt sich der kritische Geist gegen eine solche Aufnahme, und doch halten wir es für nötig oder wünschenswert, dass wenigstens einige negative Bamerkungen oder Zweifel beigefügt werden. In anderen Fällen, bei Einbürgerung sonst 1) Brut = natio. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 59 häufiger Arten, die auch nach ihrer sonstigen Verbreitung zur Local- flora gehören könnten, aber in derselben durchaus sicher gefehlt haben, sind wir gern geneigt, ein solehes Inquilinat abzuweisen, bis schliess- lieh durch viele Jahrzehnte die Art vollständig eingebürgert ist. >So fehlte z. B. bis 1884 im Kreise Lyck das Cerastium arvense, das nach Rostafinski überall in Polen häufig ist, durchaus, erst 1884 fand ich es an mehreren Stellen (4) und 1887 an einer, nämlich im Schloss- walde, so reichlich, dass man es für angesäet halten könnte. Schliess- lich wird man dasselbe als Bürger der Lycker Flora einverleiben können; ich selbst aber, den Ursprung kennend, würde es nur mit Bedenken thun können. Es liegt also in solchen Annahmen und Zurückweisungen viel Willkür, die man nach einem eigenen Gefühle übt und wofür man kein logisches Gesetz geben kann, weil andere darüber anders und auch motivirt denken. Andererseits ist selbst der Mangel an Ausbreitung noch kein Grund, einer Pflanze das Indigenat abzusprechen, wenn sich anderweitig beweisen lässt, dass sie ein- heimisch sei. So beobachtete ich Nymphaea alba 1844 im Lyckflusse neben der Dallnitz an einer beschränkten Stelle und bemerkte sie ebenso 1884 an derselben Stelle.) Andererseits bemerke ich, dass zwei Stücke von Alnus incana DC. im Kreise Lyck (Milchbuder Revier), die freilich auch nach ihrer sonstigen Verbreitung nicht hierher gehört, nicht hierher gehören können, weil sie sich nicht ausbreiten. Also erst durch Beobachtung von vielerlei Umständen reift unser Urteil so, dass wir meist mit Sicherheit je nach dem Standpunkte der Be- obachter zu einem Urteile gelangen. Der reisende Botaniker, nament- lick wenn er nur einmal die Gegend bereist, kann alle diese Um- stände nicht zusammenbringen und gelangt deshalb manchmal zu ganz jalschen Resultaten. Nach der Einsendung des Manuscriptes an die Verhandlungen des Botanischen Vereins für Brandenburg teilte mir der Redaeteur Prof. Ascherson mit, dass es sehr wünschenswert wäre, wenn ich, um eine grössere Verbreitung zu ermöglichen, auch die neuen Ent- deekungen der Oaspary’schen Schule aufnähme. Er sandte mir also einen von Herrn Ruhmer, Gehilfen am Königl. Bot Museum zu Berlin (F), aufgestellten Auszug aus den Schriften der phys.-ökon. Gesellschaft zu Königsberg zur Benutzung zu. Nach Benutzung dieses Auszuges und H. von Klinggräffs Versuch einer topographischen Flora der Provinz Westpreussen 1881 war eine vollständige Uebersicht er- reicht, von grossem Nutzen sicher für den, der Preussens Flora studiren wollte, ganz gleichgiltig, wenn auch einzelne Fehler, nicht durch unser Verschulden, darin als Keim für spätere Unter- suchungen stecken geblieben waren. ı) Im Jahre 1389 vermisste ich sie beim Vorbeifahren, möglich, dass sie ab- geschoren worden war. 60 ©. Sanio: Im nachfolgenden werde ich den Ausstellungen Abromeits an meinen Zahlenverhältnissen folgen und die nötigen Bemerkungen dazu machen: | Zu I (S. 56) meiner Schrift bemerkt Abromeit, dass Korıpa (Nasturtium) austriaca (Crtz.) Reichb. seitdem von Froelich 1883 an der Weichsel bei Thorn aufgefunden, ferner Zavatera thuringiaca L. auf dem Lorenzberge bei Kulm völlig eingebürgert sei. Zur Streichung aus dem Bestande der preussischen Flora em- pfiehlt er folgende: 1. „Olematis recta L., einst von Nowicki im Walde bei Schwarz- loch gesammelt, seitdem nicht wieder gefunden.“ Da diese Art auch in den Nachbarfloren nur verwildert angetroffen wird, so glaubt Abromeit, dass die Pflanze von Schwarzloch eine verwilderte Garten- pflanze gewesen sei. Rostafinski, Florae Polonicae prodromus p. 76, giebt an, dass sie in der Nähe der Weichsel ziemlich häufig sei, so bei Piotrowin, Opole, Solec, Kazimierz, Pulawy, Wyszogröd, Zakroezym, Battow. Ich selbst "besitze ein von F. Karo bei Losice, dessen früherem Wohnorte, im Königreiche Polen gesammeltes Exemplar. Mithin ist die Möglichkeit des Vorkommens an der Weichsel schon an sich sehr wahrscheinlich und das Verschwinden noch kein”Grund, den Standort aufzugeben. Auf der Karbojin bei Lyck konnte ich Humulus Lupulus an seinem mir bekannten Standorte, wo ich ihn bereits 1845 gefunden, 1870 nicht wiederfinden, während er in den folgenden Jahren an diesem Standorte wieder reichlich vorhanden war. Das erklärt sich durch die Thatsache, dass die wilden Pflanzen an ihren Standorten nicht jährlich vorhanden sind, sondern wegen Er- schöpfung oder anderer ungünstiger Verhältnisse im Boden verborgen bleiben. 2. „Alsine tenuifolia Wahlenb.“ von Caspary bei Berent in West- preussen gesammelt und wegen der pfriemlich -lanzettlichen Blätter für A. tenuifolia gehalten ist nach seiner eigenen Erklärung Arenaria serpyllifolia und deshalb aus Preussen zu streichen. 3. Genista piosa L., 4. Samolus Valerandı \.., 5. Betula nana L., 6. Passerina annua Wickstr., 7. Potentilla sterilis (L ), 8. Anthericum Litiago L., 9. Tetragonolobus siliguosus (L.) empfiehlt Abromeit zur Streichung. Ich besitze die Kuhnert’schen Originalexemplare durch Dr. C. J. v Kling- sräft von Potentilla sterülis (L.) „zwischen Rosenberg und Deutsch-Eylau im Walde bei Garden 1865“ und von Anthericum Liliago L. „Rosen- berg im Stadtwalde 1865“. Klinggräff hatte also genug, um selbst etwas mitteilen zu können. Und selbst wenn überall gar nichts mehr davon vorhanden wäre, so wären alle diese Species als Preussens Pflanzen weiter zu führen, da ja einerseits überhaupt bei weiterem Verfahren in der Urbarmachung: Preussens noch viel mehr Species verschwinden werden, andererseits neue Standorte gefunden werden Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. Il. 61 können und drittens die Hauptsache bei diesen Untersuchungen die ist, dass diese Species überhaupt gefunden worden sind. So gehört der Auerochse noch immer als Idee, als Species zu Preussens Fauna, wenn auch die fleischliche Erscheinung nicht mehr anzutreffen ist. H. v. Klinggräff in seinem kleinen Artikel „einige Berichtigungen zu der Berichtigung des Herrn Dr. J. Abromeit in Schriften der natur- forschenden Gesellschaft zu Danzig N. F. VI. H.3 S. 1° sagt über diese 7 Nummern 3—9, dass sich Belege dafür in dem Herbare seines Bruders, das jetzt dem westpreussischen Provinzial-Museum gehöre, befänden, und dass dieselben als preussische Bürger geltend bleiben müssen, so lange es nicht gelungen, die beiden schon verstorbenen Sammler als Fälscher zu entlarven, auch wenn Botaniker und selbst Sendboten des preuss. bot. Vereins sie nicht wieder auffinden konnten. Astragalus Hypoglottis L., den ich wohl 1847 an den Lyeker Seeufer- abhängen zum letzten Male gesammelt und dann später vergeblich gesucht, fand ich 1888 an der alten Stelle, wo ihn Weidegang in die Unterwelt befördert hatte, wieder. 19. Carex brizoides L. Bei der Verwirrung bezüglich der ©. dri- zoides L. und Schreberi Schrank, die wohl vorzugsweise dadureh ent- stand, dass letztere eine Varietät (v. nemoralis Wimm ) hat, die habi- tuell der ©. drizordes sehr ähnlich ist, ist die Entscheidung, ob in Preussen neben der ©. Schreberi Schrank als Varietät der ©. arenaria L., die für C. drizoides L. angesehene Segge echt sei oder die var. nemo- ralis Wimm.' unter ©. Schreberi, die Wimmer seitdem wieder (Wimmer, Flora von Schlesien, 3. Auflage, S. 88) mit ©. drizoides L. vereinigt hatte. Diese Varietät nemoralis Wimm. unter ©. Schreberi besass ich, als ich den Artikel in meinen Zahlenverhältnissen S. 59 schrieb, noeh nicht; seitdem erhielt ich sie von Herrn v. Seemen (Meklen- burg. Küste, Rostocker Heide, Revier Schnatermann, trockener, san- diger Waldboden, im liehten Holz, wenig beschattet, 24. 7. 1881). Dieselbe ist habituell allerdings auffallend der ©. drizoides L. ähnlich, aber die Früchte sind breiter, eilanzettlich oder breit lanzettlich, sleichförmig breit geflügelt, die Zähne etwas auswärts gerichtet. Patze, Meyer, Elkan, Flora der Prov. Preussen, S. 52, vereinigten unter 0. brizoides ie ©. Schreberi und brizoides L., letztere unter dem Namen ß nemoralis Wimm. Dass die Früchte schmäler seien, geben die Autoren an und für g 4 Standorte, meist nahe bei Königsberg. Es ist also doch sehr wahrscheinlich, das die 5 nemoralis Patze, Meyer, Elkan identisch sei mit ©. drizoides L. und diese noch da vorhanden sei, trotzdem die Palve, auf der bei Kapkeim v. Duisburg die Pflanze sammelte, umgepflügt ist, wie Abromeit versichert. Uebrigens fand ich selbst 1865 bei Kapkeim so viele günstige Urstandorte, und da sich weiter auch der Linkehner Wald und der reiche Gauleder Forst befinden, so empfehle ich diese Stellen für weitere Nachsuchungen 62 ©. Sanlo: nach einer durch Aehnlichkeiten mit anderen ebenso interessanten als schwierigen Species. 11. Digitarıa sangwinalis (1,) Scop. Nach den Auseinandersetzungen von Patze, Meyer, Elkan in Flora der Prov. Preussen S. 36 ist die Möglichkeit des Vorkommens gesichert, und wenn ©. J. von Kling- sräff das Vorkommen in Westpreussen verbürgt, so ist daran nicht zu zweifeln, auch wenn andere sie nicht wiederfinden konnten. 12. Hordeum secalinum Schreb. gehört nach Abromeit weder zu den einheimischen noch zu den eingebürgerten Arten. Einst in der Flora von Danzig aufgefunden, konnte es neuerlich nicht wieder bestätigt werden. Nach H. v. heat (Einige Berichtigungen etc. a. a. O.) findet sich im Herbare seines Bruders ein Exemplar mit der Etiquette „Westerplatte, Aug. 1861, O. Helm“. Ob sie später wiedergefunden, weiss H. v. Klinggräff nieht. Dass sie deshalb schon als fehlend zu bezeichnen sei, darf nicht zugegeben werden. 13. Fumaria densiflora DC., von den Gebrüdern v. Klinggräff als Ballastpflanze für die Westerplatte angeführt, ist seit 1882 (Dr. Bethke) dort vergeblich gesucht worden. H. von Klinggräff hat sie in den Jahren 18583—85 dort nicht wiedergefunden, doch stellt er nicht in Abrede, dass sie sich noch in abgelegenen Schlupfwinkeln erhalten habe und bei günstiger Gelegenheit wieder erscheinen könnte. Dazu bemerke ich, dass Oxalis strieta in Lyck als lästiges Unkraut in den Gärten in den vierziger und fünfziger Jahren auftretend, eine Zeit lang später ganz verschwunden zu sein schien, später aber wieder und reichlich sich zeigte, offenbar im Boden durch die fleischigen Ausläufer erhalten. 14. Callitriche stagnalis Scop. Abromeit behauptet, auf Caspary gestützt, dass die genuine Art Scopolis in Preussen noch nicht gefunden sei. Da mir 0. platycarpa Kütz. nur Varietät von Ü©. stagnalıs Scop. ist, so konnte es mir, wo es sich um Arten handelte, gleich sein, ob nur die ©. platycarpa Kütz. oder auch die echte ©. stagnalıs Seop. in Preussen vorkomme. Patze, Meyer, Elkan, Flora der Prov. Preussen 5. 169 geben von den 4 Arten (Ü. verna, stagnalis, platgearpa, hamulata) an, dass sie bei Königsberg und wohl auch in der ganzen Provinz häufig seien. GC. J. von Klinggräft in seinen „Vegetationsverhältnissen ete.“ S. 90 sagt von der Ü. vernalis Kütz., dass sie überall häufig sei, von den drei übrigen, dass sie mit der vorigen (vernalis) vorkämen, also auch wohl häufig. Nach meinen sorgfältigen Untersuchungen bei Lyck ist es hier aber ganz anders: O. verna L. emend. oder C. vernalis Kütz. fand ich bisher nur an einer Stelle (Torfsumpf an der S.0.-Ecke des Milchbuder Forstreviers, 9. 7. 1881), aber reichlich vor. ©. stagnalis Scop. « vera Ascherson, Flora von Brandenburg, S. 218, habe ich selbst bei Lyck (auch anders- wo nicht) nicht gesammelt. Es kommt aber von derselben eine Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 63 Varietät vor, die die unteren Blätter, namentlich auch der Aeste, spatelig schmal-länglich ausbildet, dagegen zuletzt an der Spitze schmal-linealische formt. Da der Anfang dieser Modification so wie bei & vera verläuft und nur das Ende ein anderes ist, so folgt daraus, dass diese Form der & vera zu subsumiren und nicht etwa als eigene Varietät aufzunehmen sei. Wirtgen (Flora der Rheinprovinz, S. 405) giebt von allen seinen Callitrichen (vernalis Kütz., platycarpa Kütz., hamulata Kütz.) mit Ausnahme der C, stagnalis Scop. an, dass bei ihnen die breiten Blätter unten, oben die linealischen sich befinden. Dass dieses möglich sei, ist jetzt bewiesen, indes fehlt aber doch noch die Bestätigung für die normale Regelmässigkeit einer solchen Anomalie. Hegelmaier „zur Systematik von Callitriche“ in Ver- handlungen des Bot. Ver. für Brandenb. ete. IX. 1867 S. 26 etc. giebt davon nichts an. Ist nun also die echte C©. stagnalis vera: Aschers. in Preussen nach Abromeit noch nicht gefunden, so ist es doch diese Abänderung, der ich zur Erinnerung an Wirtgens Angaben den Namen C. stagnalis « vera Aschers. b Wirtgeni Sanio erteile, und wenn Herr Dr. Abromeit dieses gewusst hätte, so hätte er Anstand genommen, einer schon publieirten Art das Indigenat in Preussen abzusprechen. Ich entdeckte diese Varietät erst im Jahre 18357 am 27. August südlich vom Baitkower Walde in einem Graben, der wahrscheinlich die Flur- und Kreisgrenze des Rittergutes Baitkowen gegen den Kreis Johannisburg vorstellt, in lehmigem Wasser und deshalb wohl mit spärlichen Früchten, die nach der Beschreibung stimmen. Die häu- figste Callitriche Lycks ist die ©. platycarpa Kütz., die als var. ß zu C. stagnalis Scop. zu stellen ist. Ich nahm sie seit 1870 auf, wo ich sie fand, und habe folgende'Standorte zusammengebracht: Baranner Forst im Neuendorfer Bruche in einem Waldgraben 1874; Milehbuder Forstrevier in einem Tümpel 1884; Lepacker Krzakawywald im Sumpfe 1888; Leeger Wald in einem kleinen Bache 1880; bei Reuschendorf im Kiefernwalde in einem Sumpfe 1871; auf der Karbojin in Gräben 1872; im Przepiorkabache bei Imionken. Also nur an 7 Stand- orten binnen 18 Excursionsjahren. Demnach kommt der ©. stagnalis ß platycarpa Kütz. hier das Prädicat „sehr zerstreut“, der O©. stagnalis u vera 6 Wirtgeni und der ©. verna L. „sehr selten“ zu. Eine Form mit nur linealischen Blättern habe ich bei Lyck noch nicht gesammelt, wohl aber P. Janzen bei Pr.-Eylau in einem Tümpel bei Warsch- keiten, leider ohne Krüchte und deshalb nicht sicher zu bestimmen, da solche Formen, ausser bei O©. verna auch bei ©. hamulata Kütz. und nach Hegelmaiers Mutmassung auch bei ©. stagnalis Scop. vorkommen können. Eine ganz ähnliche Form fand ich im Bielawasser bei Herrns- kretschen (Sächsische Schweiz) am 10. August 1872: foliis anguste linearibus apiealibus nonnunguam oblongis, apice bidentatis, fructibus sessilibus, nigrobrunneis, compressis, latere lato planis, lateris angusti 64 ©. Sanio: rima acutangula, angulis parallelis anguste alatis, stylis refractis, cadueis. Nach Hegelmaier a. a. ©. S. 32 habe ich diesen Fund als ©. pedunculata DC. festgestellt, für die damals Hegelmaier keinen Standort in Deutschland kannte. Auf meine Beurteilung von Species und Varietäten will sich Abromeit nicht einlassen, da die schwankenden Begriffe derselben dem subjeetiven Dafürhalten der Systematiker einen weiten Spielraum ge- statten, „bevor nicht etwa durch Kreuzung wissenschaftliche Fest- stellung“ stattgefunden hat. Wenn Abromeit glaubt, dass nur durch Kreuzung sichere Entscheidungen über Art oder Varietäten zu treffen seien, so scheint er doch anzunehmen, dass alle Abänderungen, wenn sie nicht eben die genuine Species vorstellen, Bastarde seien. Darin irrt er sich aber. Zweifelhafte Bastarde sind selten, die meisten tragen so deutlich das Gepräge ihres doppelten Ursprunges, dass man selbst bei geringer Uebung sich bald Rat verschaffen kann. Zweitens ist nur ein geringer Teil der zweifelhaften Formen hybriden Ursprungs, die meisten sind entweder Variationen von Species oder Varietäten; werden letztere schwierig, so haben sie sich von dem Gepräge der gemeinen Species so weit entfernt, dass sie eigene Species zu sein scheinen. Allerdings kümmert sich der praktische Botaniker nicht viel, ob etwas Species oder Varietät sei, wenn er es nur zu unter- scheiden weiss und besitzt. Aber der wissenschaftliche Botaniker und namentlich auch der Statistiker ist doch sehr veranlasst, hier nach festen Entscheidungen zu suchen. Linnaeus, der in seiner Philosophia botanica den Begriff der Species mit festem, immanenten Gehalte schuf, entwickelte die Lehre von den festen und den veränderlichen Merkmalen, durch deren Beachtung man leicht, unterstützt durch ein eigenes Gepräge‘, Schein (Species), den Begriff einer Art (Species) feststellen zu können schien. Indem man sich zu sehr an diese festen Merkmale hielt, musste man in Irrtümer verfallen, wenn man nicht im Stande war, das Gepräge, den Schein, die Idee, zu percipiren und im gegebenen Falle das Linne’sche, feste Merkmal nicht zu den festen gehörte. Indem Linne übersehen hatte, dass seine sämtlichen festen Merkmale, mehr noch solche, viel feinere der Mikroskopie, die er nicht kannte, nicht absolut, sondern je nach dem gegebenen Falle entweder fest oder veränderlich seien, verfiel man in zahlreiche Irrtümer, ganz abgesehen davon, dass andere überhaupt jedes Merkmal zur Bildung von Species für hinreichend hielten (z. B. Smith bei Weiden). Die mechanische Möglichkeit nach Linnes Philosophia botanica die Species leicht formen zu können, sing also mit der Einsicht verloren, dass seine festen Merkmale und die feineren der nachfolgenden nicht absolut verwertbar seien, weil sie bei der einen Species oder Gattung fest, bei andern veränderlich seien. Statt zu dieser Einsicht zu gelangen, ging man auf dem alten Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. IL 65 Wege weiter und schuf nicht wenige schlechte Arten und die, welche nach Smith verfuhren, noch mehr bei Gattungen mit grosser Ver- änderlichkeit in der Form ihrer morphologischen Teile. (Ich erinnere am Mentha, Hieracium, Salız, Rubus.) Bei der Handhabung dieser Lehre kam ich schon früh (Sanio in litt. ad Dr. Gillot 1375) zu der Ueberzeugung, dass man überall sich erst durch die Untersuchung überzeugen müsse, ob die vorhande- nen „festen Merkmale“ es seien, und macht man an einem grössern formenreichen Vorrate seine Untersuchungen, so verwundert man sich, wie oft die besten Merkmale einem unter den Händen verschwinden. Schliesslich fand ich aber auch noch andererseits, dass Complexe, die durch Uebergänge mit einander verbunden sind, trotz aller Ver- änderlichkeit in einem Merkmale doch fest und unter sich einig seien. Dieses Merkmal ist also die Differentia‘ specifica, festes Unter- scheidungsmerkmal, das ohne Kreuzung trotz allem Wechsel in Boden, Klima, Cultur sich nieht verändern lässt. Manchmal sind diese con- stanten Differenzen sogar von unbedeutendem Charakter, z. B. das reichmaschige Fasernetz der Carex stricta Good., durch das sie sich fest von der wenigmaschigen oder ganz netzfreien ©. acuta L. sensu amplo unterscheidet. Aufs höchste ausgeprägt ist der feste Species- charakter bei den Harpidien, und es ist also anzunehmen, dass über- all solche feste Entscheidungen möglich sein werden. Ein Hilfsmittel bei schwierigen Entscheidungen bietet die Symmetrie in der Zusammen- fügung der Varietäten. Ö. strieta Good. mit ihrem schwachen Merk- mäle müsste bei ©. acuta L. var. « turfosa (Wimm.) stehen, aber der scheidige Bau ihrer Aehrenstützblätter entfernt sie von dem Anfange der ©. acuta, d h. den Varietäten «—y und führt sie zur 2 rufa L., wo die scheidige Entwicklung der Basis der Aehrenstützblätter mehr hervortritt. Nach ihrem sonstigen Baue gehört sie aber nicht hierher, und deshalb nimmt man sie auf Grund eines beständigen Merkmales, des Fasernetzes als Art auf. Die Varietäten zeigen immer ein Sechwanken in den Merkmalen, diejenigen, die den Species ähnlich werden, nur selten, aber bei dem nötigen Eifer im Suchen doch im- mer bemerkbar werdend. Ich bin also überzeugt, dass es durch Be- obaehtung und Materialien immer möglich sei, zu festen Ent- scheidungen über Species und Varietäten zu gelangen und damit eine unveränderliche, „exacte“ Grundlage der speciellen Botanik zu schaften Was die Annahme dreier Viola-Arten statt einer V. sylvatıca unter den Namen V. sylvestris Lam., V. Riviniana Reich. und V. arenaria DO., die Abromeit nach den Beobachtungen Dr. Bethkes verfügt, anbetrifft, so bemerke ich dazu folgendes: Es wachsen bei Lyck 4 Veilchen, die ich sämtlich als Varietäten der V. sylvatica Fr. mit Ueberzeugung auffasse, nämlich « nemorum Braun et Döll, Abhandl, des Bot. Vereins f. Brandenb, XXXIL 5 66 6. Sanio: B sylvestris Laest. ex Fries Novit. fl. suec. a. 2. p. 273, y Kivintana Reichb., 5 arenaria DC. « nemorum Braun et Döll ist die gewöhnliche Form, == V. sylvestris Lam. ex Patze, Meyer, Elkan Fl. d. Prov. Preussen S. 471! == V, Reichenbachiana, Jordan ex Boreau Fi. du centre de la France, 3. ed. p. 78! sie wächst nach meinen Beobachtungen nur auf Lehm- boden, bei geringer oder reichlicher Humusbeimengung, ist ansehnlich gross und grossblättrig.') Blätter stets mit einer Spitze, die untern herzförmigen mit einer stumpfen, die obern herzeiförmigen mit einer spitzen. Selten bei Lyck sind die obern Blätter herzeiförmig-länglich (einmal im Milehbuder Forstrevier 31. 5. 18°4 von mir gefunden !). Nebenblätter lanzettlich-inealisch, gefranzt. Blumenblätter schmäler, spa- telig-länglich, samt dem Sporne violett; selten fand ich den Sporn weiss- lich (im Malleezewer Birkenwalde 1871) oder die Blumenblätter breiter, oval bis rundlich (Karbojin 1872). Die Stengel- und Blattteile sind kahl, mit Ausnahme der obern Blattseite, die spärlich anliegend kurz- haarig ist. Die Hauptform mit typisch geformten und gefärbten Blüten fand ich in den Schluchten des Wittinner Plateaus, im Milch- buder Forstreviere, Reuschendorfer Birkenwalde, Baitkower Walde, Malleezewer Birkenwalde. ß sylvestris J,aest. Diese bei Lyck, aber nur auf Sandboden in Kiefernwäldern, häufige Varietät ähnelt in den Formverhältnissen der var. nemorum Br. et Döll, ist aber meist schmächtiger und klein- blättrig, entsprechend der kleinblättrigen Abänderung der var. nemorum, zuweilen aber auch mit ebenso grossen Blättern als « nemorum und selbst von der Grösse der var. Riviniana. Die Blätter haben stets eine Spitze, die untern eine stumpfe, die obern eine spitze, sind herz- bis herzeiförmig, niemals aber verlängert, wie bei var. nemorum zuweilen. Die Nebenblätter ebenso geformt, wie bei der obigen Varietät, die Blumenblätter spatelig-verkehrt-eiförmig bis spatelig-länglich; die Farbe der Krone nach meiner Erinnerung stets violett. Stengel und Blattteile stets kurzhaarig, manchmal dicht oder lockerer. Durch die Behaarung und häufige Kleinblättrigkeit nähert sie sich der var. arenaria DC , unterscheidet sich aber durch die schmalen Nebenblätter und die deutliche Spitze der Blätter von derselben. „Locis umbrosis pilis raris adspersa (V. canına silvestris Laest.)“ Fries Nov. fl. suee. p. 273! Aus dieser Note entnahm ich, dass diese Varietät Laestadius bekannt gewesen und von ihm benannt sei. Ascherson beobachtete sie in der Jungfernheide bei Berlin (Fl. der Prov. Brandenb. S. 721). Dr. Bethke (ex Abromeit a. a. O. S. 139!) betrachtet diese Ueber- sänge, eben meine ß sylvestris Laest. als Bastard, Viola arenaria X !) Eine Ausnahme bemerkte ich in den zur Domaine Wittinnen gehörigen Schluchten des Wittinner Plateaus, wo sie so gross wird wie die folgende ß sylvestris Laestadius mit viel kleineren und zahlreichen Blättern aber gleich grossen Blüten. .. ” a Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. 1. 67 Riviniana. Wie kann aber diese Varietät, die hier in Kiefernwäldern weit und breit verbreitet ist, Bastard sein, wenn sie in ihren Merk- malen fest ist, sehr viel häufiger ist als die nur selten vorhandene kiviniana, auch niemals die Formverhältnisse der Blätter von Aiwiniana zeigt, ebensowenig die nicht selten breiten Petalen und den weisslichen Sporn. Hätte Bethke sie für sylvatica X arenaria angesehen, so wäre die Annahme wahrscheinlicher, aber var. nemorum findet sich niemals neben arenaria, weil jene nur im Gehölze auf Lehmboden, diese auf Sandboden an lichten oder kahlen Stellen wächst. Bei Lyck be- obachtete ich diese Varietät bereits seit 18551 und zwar stets reichlich, in kleinern oder grössern Horsten, so namentlich in der Dallnitz, im Baranner Forste, Leeger Walde. Grössere, grossblättrige Formen habe ich aus der Dallnitz (reichlicher) und aus dem Baranner Forste (spärlich). | y Riviniana (Reichb.) ist mehr eine sporadische, vereinzelt vor- kommende, selten in kleinen Horsten beisammenstehende Pflanze. In der Kahlheit. der Form der Nebenblätter ähnelt sie der » nemorum, unterscheidet sich aber durch die breiteren, kürzeren Blätter, von denen die unteren häufig geradezu abgerundet und deshalb herznieren- förmig sind, während die oberen meist nur spitzlich, selten spitz sind. Die Krone ist grösser als bei den anderen Varietäten, der Sporn meist weisslich, selten blau, die Kronblätter mit einem Stiche ins Blaue, also violettblau, zuweilen geradezu blassblau. Die Kronblätter sind entweder breiter, spatelig-rundlich oder spatelig-oval, sich deckend, oder sie sind spatelig-verkehrteiförmig bis spatelig-länglich. Diese Varietät wächst sowohl auf Sandboden wie auf Lehmboden bei Lyck in den Schluchten des Wittinner Plateaus („Lassek in den Schluchten“ oder „Schluchten an der Dampfziegelei“ Sanio in sched.) und im „Lassek“ selbst auf Lehmboden, ebenso im Milchbuder Forstreviere im Schatten, auf Sandboden in der Dallnitz, auf Moorboden am Rande der mit Laubholz bewachsenen Brüche nahe dem grösseren Tatarensee im Baranner Forste, hier auch in kleinen Horsten. ö arenaria (DC). Mit den Kennzeichen dieses Veilchens, d. h. dem niedrigen, ausgebreiteten Wuchse, den kleinen Blättern, den ei- förmig-länglichen (oben) bis länglich-lanzettliehen (unten) Neben- blättern, der abgerundeten stumpfen Blattspitze, den kleinen violetten Blumenblättern und der starken, kurzen Behaarung der vegetativen Teile findet man es in den sandigen Kiefernwäldern bei Lyck an lichten Stellen oder auf sonnigen, sandigen, elıemals gewiss bewaldeten Stellen horstweise nicht selten; so in der Dallnitz und im Baranner Forste, im Leeger Walde, im Schlosswalde, auf sonnigen Hügeln am Milch- buder Forstreviere! Ebenso findet man Uebergänge in var. ß sylvestris Laest. ganz ebenso, wie sie Ascherson in der Jungfernheide beob- achtet. Hr 68 C. Sanio: Ebenso ist Abromeit nach Dr. Bethke geneigt, Viola epipsila und palustris als gute Arten zu erklären, obwohl ich das Gegenteil gethan. Diese beiden Veilchen gleichen sich in ihren wesentlichen Merkmalen, der nierenförmigen Blattbasis, dem schmal geflügelten Blattstiele, den freien Nebenblättern. Der Unterschied der V. epipsila von V. pa- lustris liegt in der Andeutung einer Spitze des zweiten Blattes (folio secundo e basi reniformi eordato, obtuso vel acutiusculo) und in der hohen Insertion der Blütenstiel-Bracteen. Ausserdem ist bei V. epipsila das Blatt unterseits etwas behaart und macht einen schwach runzlichen Eindruck, während es bei V. palustris durchaus kahl und glatt ist. Die Form der Nebenblätter ist zu veränderlich, um sie zu Kennzeichen zu verwenden. Die Form der Kelchblätter ist etwas verschieden und hängt offenbar von der Grösse und zunehmenden Entwicklung ab. Bei den kleinen Formen der V. palustris, die an offenen, sumpfigen Stellen wachsen, sind sie oval, an der Spitze abgerundet, bei grösseren, im Schatten erwachsenen Formen länglich, an der Spitze meist abge- rundet, zuweilen mit einem Spitzchen (apieulat). Bei V. epipsila sind die Kelchblätter länglich oder eiförmig-länglich oder selbst länglich- lanzettlich, im letzteren Falle spitz, sonst an der Spitze abgerundet oder kurz gezipfelt. Wegen dieser stufenweisen Abänderungen ist also die Form der Kelchblätter zu systematischen Scheidungen nicht zu be- nutzen. In einem von einem Bächlein durchflossenen Erlensumpfe bei Birkenwalde Kreises Lyck sammelte ich 1871 sehr reichlich ein Sumpf- veilchen, das in der Mitte zwischen V. palustris und epipsila steht, in der Grösse und Färbung der Blumen die V. palustris darstellt, während sich die Blätter wie bei V. epipsila verhalten, auch an den Nerven unterseits häufig kurzhaarig, aber ebenso glatt sind als bei V. palustris. Die Blütenstielbraeteen befanden sich meist wie bei V. palustris in der Mitte des Blütenstieles, rücken aber zuweilen auch weiter nach oben. Ein Bastard der V. palustris mit epipsila kann es nicht sein, da an dem Standorte, wo die Pflanze massenhaft vorhanden war, V. epipsila fehlt. Da auch bei V. epipsila die Insertion der Blütenstiel-Bracteen schwankt und ebenso wie bei echter V. palustris bis fast zur Mitte hinunter- rückt, während sie andererseits bei palustr.s ebenso weit nach oben wie häufig bei V. epipsila hinaufrückt, Blattform und Behaarung auch keine Differenzen specifischen Charakters abgeben, so habe ich beide Species zu einer vereinigt. Die die Mitte zwischen V. palustris und epipsila haltende Varietät suchte ich anfänglich in der V. scanica Fr. (Summa veget. Seand. p. 1531), mit deren Diagnose sie durchaus übereinstimmt. Von V. epipsda unterscheidet sich indes V. scanica durch die doppelt so grossen Blumenblätter und auch durch die Farbe der Kronblätter.. Da nun aber meine Varietät ebenso grosse Blumenblätter hat als die kleine Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 69 palustris, also kleinere als epipsila Ledeb., so ist selbstverständlich, dass sie mit der grossblumigen scanzica nicht identifieirt werden kann. Da ferner die Form der Kelchblätter bei meiner Varietät ebenso veränder- lich ist wie bei V. palustris und epipsda, die oben manchmal sämtlich lanzettlich sind, so ist daraus kein Merkmal herzuleiten. Es bleibt also für scanica nur die Grösse der Blumenblätter und die Vergleichung bei Fries mit V. uligenosa, indes glaube ich doch besser zu verfahren, wenn ich den Namen var. umbratica (Sanio mpt. der Fl. v. Lyck 1877), den ich für diese Varietät bildete, beibehalte, statt des zweifelhaften Namens V. scanica Fr., die in wesentlichen Punkten nicht zu meiner Pflanze stimmt. Dieselbe Varietät, die zur Bildung einer V. palustris x epipsda einladet, erhielt ich auch von Baenitz aus dem Lieper Bruche bei Königsberg in Pr. und fand sie in einer Sammlung masu- rischer Pflanzen, die ©. Scheppig (Berlin) in Masuren, namentlich bei Siewken gesammelt und mir zur Kenntnisnahme zugesandt hatte, mit der Bezeichnung „Siewken“ (Kreises Angersburg) vor. Zur Vervollständigung dieses Bildes gebe ich noch eine Ueber- sicht über die Verbreitung des V. palustris L. bei Lyck bei: V. palustris L. « Die Hauptform: a auf offenen nassen Wiesen verbreitet: findet sich auch im Schatten von Ellernbrüchen mit längeren Blatt- und Blütenstielen z. B. im Baranner Forste, im Ellernbruche nahe Sybba! b im Schatten von Ellern, grossblättriger mit längeren Kelehblättern. Ellernbruch an der Dallnitz 1873! Baranner Forst, wiesige Stelle an einem Ellernbruche nahe dem grösseren Tatarensee 1883! in einem Graben zwischen Gebüsch an der Nordseite des Monker Berges 1871! ß umbratica Sanio (mpt. 1877). y epipsila (Ledeb... Mag wohl ursprünglich stets unter Ellern gestanden haben, ist aber durch Ausrottung derselben häufig auf offene Wiese gesetzt und an diesen Stellen kleiner, so z. B. auf den Lyckflusswiesen unfern östlich von der Südbahn und ebenso an der Dallnitz! Karbojin! Weitere Standorte vergleiche im Ersten Nach- trage zur Fl. Lyce. in Verh. d. Bot. Vereins für Brandenb. XXI S. 41. Neue Standorte seitdem: Baranner Forst am Rande eines Ellernbruches nahe dem grösseren Tatarensee! T T pallida Sanio mpt. Krone bläulich-weiss, unteres Blumenblatt dunkler, Sporn weiss- lich oder Krone bläulich, unteres Blumenblatt dunkler, der Länge nach gestrichelt. Neben Gebüsch oder auf offener Wiese; auf den Lyekflusswiesen an der Dallnitz. 7 Tr hirtula Sanio. Blütenstiel im obern Drittel abstehend behaart. 70 C. Sanio: Diese Form scheint sehr selten zu sein. Lyekflusswiesen an der Dallnitz zwischen Gebüsch! Baranner Forst am Rande eines Ellern- bruches nahe dem grössern Tatarensee! Dass es von der F. palustris und epipsila auch Bastarde gäbe, ist gewiss, denn es ist nicht einzusehen, weshalb nieht auch Varie- täten, die durcheinander wachsen, Bastarde bilden können. Solche Formen mit meist nierenförmig-rundlichen Blättern, zweifelhafter In- sertion der Blütenstiel-Bracteen, mit kurzen, spärlichen Härchen an den Nerven auf der Unterseite der Blätter, länglichen, zuweilen mit einem Spitzchen versehenen Kelchblättern habe ich auf den Lyckfluss- wiesen an der Dallnitz mit dem zweifelhaften Charakter solcher Formen zwischen Varietäten reichlich gesammelt. (Var. fallax Sanio in Hb.) V. hirta und collina Bess. habe ich selbst nie gesammelt und mich nach den Merkmalen entschieden (Zahlenverhältnisse a. a. O. S.58!). Dass eine wimperige Bekleidung der Kelchblätter über Species entscheide, bestreite ich ebenso, wie dass Gerüche ein wesentliches Moment ausmachen. Wer die verschiedenen Gerüche von T’hymus Serpyllum L. kritisch gerochen oder wer weiss, dass Ribes aureum L. und KR. odoratum Wendl. sich wesentlich nur durch den Geruch unter- scheiden (Farbe der Beeren entscheidet auch nichts) achtet auf solche Merkmale nicht weiter als um sie zu geniessen. Dass Ajuga genevensis L. sich auch nicht für die Dauer als eine von reptans verschiedene Species halten lasse, ist mir gleichfalls gewiss. Als den am meisten in die Augen fallenden Unterschied, und nur diesen allein, giebt Linne in den Spec. plant e. 2, II. p. 785 die kriechenden Ausläufer an. Indes schon Villars beschreibt eine 4. alpina, die nach Koch Syn. e. 2, Il. p. 661! die stolonenlose Varietät der A. reptans ist Ich selbst sammelte diese Varietät in Menge im Baranner Forste am beschatteten Rande einer Schonung unter hohen Kiefern neben der Hauptform. Die Wurzelblätter sind meist nicht viel, aber doch deutlich grösser als die Stengelblätter. Bei der echten A. alpina L. sind nach Willdenow spec. pl. Ill. p. 9! die Wurzel- blätter so lang als die Stengelblätter. Bei der typischen A. reptans sind die Wurzelblätter auffällig grösser als die Stengelblätter, doch besitze ich ein Exemplar, wo ein einziges Wurzelblatt so gross als die Blätter des nächsten Stengelblattpaares aber kürzer gestielt ist, während die übrigen kleiner sind. Für A. genevensis L. giebt Willd. l. e. Il p. 9! an, dass die Wurzelblätter kleiner als die Stengel- blätter seien. Dies ist auch richtig, es giebt aber auch Ausnahmen. Bei einem auf den Lycekflusswiesen an der Dallnitz auf humosen Boden erwachsenen Exemplare sind die Wurzelblätter deutlich grösser, auch länger gestielt; dasselbe bemerkte ich bei 4 in der Dallnitz auf grasigem Sandboden erwachsenen Exemplaren, desgleichen bei Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 71 mehreren Exemplaren aus dem Baranner Forste (grasiger Sandboden in den Schonungen an den Tatarenseen). Am auffälligsten endlich fand ich dieses umgekehrte Verhältnis bei einem Exemplare der var. arida Fr., gleichfalls aus den Schonungen an den Tatarenseen, dessen Wurzelblätter um ein vielfaches grösser sind als die kleinen Stengel- blätter. Die Margination der Blätter bei A. reptans finde ich stets schwach, also wenig hervortretend geschweift. Bei A. genevensis tritt sie mehr hervor, ist auch geschweift, aber häufig auch rechtwinklig gezähnt, stumpf oder spitz gesägt, eingeschnitten gesägt, ja sogar doppelt ge- schweift oder gesägt, indem die mittleren grössten Zähne noch eine secundäre, schwache Zahnung bemerken lassen. Jedenfalls lässt sich sagen, dass bei A. genevensis die Margination ausgeprägter sei. Bezüglich der Behaarung sind sich beide Varietäten im wesent- liehen gleich. Nach C. J. von Klinggräff Fl. v. Preussen S. 283! ist A. reptans zerstreut behaart oder fast glatt (soll heissen kahl), nur oberwärts etwas stärker behaart, A. genevensis mehr oder weniger zottig. Nach Ascherson Fl. d. Prov. Brandenb. S. 540! ist A. reptans abwechselnd 2reihig zottig, A. genevensis „dicht zottig“. Nach meinen Untersuchungen sind beide Varietäten abwechselnd 2reihig zottig!), gemevensis viel dichter und ansehnlich, aber die kahlen Streifen sind nicht ganz kahl, sondern mit wenigen oder minder zahlreichen Zotten besetzt. Auf diese Zweireihigkeit der zottigen Bekleidung bezieht sich offenbar der Zusatz „lineatis“, den Willdenow 1. e. p. 9! zu der reei- tirten Diagnose Linnes gemacht hatte. Linne charakterisirt sehr dürftig A. genevensis „foliis tomentosis; calycibus hirsutis.“ Eigentlich filzig sind aber die Blätter nie, sondern auf beiden Seiten an den Nerven zerstreut zottig. Bei A. reptans ist die Behaarung spärlicher, kürzer, gleichfalls gegliedert, „zerstreut behaart.“ Ein Hauptmerkmal bietet die Form der Deckblätter der Blüten- quirle, die bei A. reptans als ganzrandig, bei A. genevensis als drei- lappig angegeben werden. Und in der That kann man beide Varietäten darnach in der Mehrzahl der Fälle unterscheiden. Indes habe ich doch mehrmals bei den unteren Quirlen der A. reptans dreilappige 1) Eigentlich zweistreifig zottig behaart; diese Streifen entsprechen den mit dem Blattpaare alternirenden Seiten des zum Blattpaare gehörigen unteren Inter- nodiums. Vorzugsweise tragen die den herablaufenden Blatträndern entsprechenden Linien die Zottenhaare, während die zwischen den beiden Linien befindlichen Flächen neben Zotten auch kürzere Haare tragen. Die fast kahlen oder weniger zottigen Streifen entsprechen den Blättern des Internodiums selbst. Bei A. reptans findet sich auch eine fast kahl erscheinende Varietät; an den Stengelstreifen fehlen hier die Zotten ganz oder fast ganz und finden sich nur an den Knoten spärlich, dagegen sind die kurzen dazwischen stehenden Härchen namentlich an den obern Internodien ausgebildet; die kahlen Streifen sind entweder ganz kahl oder mit ver- einzelten kurzen Zotten besetzt. 72 C. Sanio: Quirlblätter gefunden. Bei A. genevensis sind im besten Falle, der seltener ist, sämtliche Quirldeckblätter, mit Ausnahme der untersten laubartigen, gezähnten, dreilappig; meist sind die oberen oder wenigstens obersten ganzrandig. Hier findet man auch statt der Lappen nur zwei Zähne, in manchen Fällen ist sogar nur ein Seitenlappen aus- gebildet. Indes giebt es noch eine Varietät, die ihres sonstigen Baues wegen zu A. genevensis gestellt werden muss, bei der aber die Quirl- deckblätter mit Ausnahme der untersten, laubartigen, gezähnten sämt- lich ganzrandig sind. Fries unterscheidet sie als „A. alpina ß arida Fr. in Novit. Fl. suec. e. 2. p. 175! Bei Lyck fand ich diese Form zwischen Gebüsch am Ufer des Lycker Sees zwischen dem Birkenwäldehen und der Chroscieller Brücke 1871! Schonungen an den Tatarenseen im Baranner Forste, ein Exemplar 1871! Bei einer kleinblütigen Form vom ersteren Standorte ist die Kronröhre so lang als der Kelch, die Unterlippe viel kleiner als gewöhnlich, die kürzeren Staubfäden so lang als die Oberlippe (var. parviflora Sanio in Hb.). Die Wurzelblätter sind bei der var. arida kleiner oder ebenso gross als die Stengelblätter, bei dem Exemplar aber aus den Schonungen an den Tatarenseen sind sie auffällig grösser, ebenso wie bei A. reptans (A. genevensis B macrophylla Döll Fl. von Baden II S. 697!). Ausser- dem ist bei der var. arida die Schweifung der Blätter geringer, die Behaarung schwächer, aber gleichfalls zottig. Je nachdem die Blütendeckblätter kürzer oder breiter, rundlich bis eiförmig oder länger, länglich sind, ändert sich die Tracht des Blüten- standes, indem im ersteren Falle die Deckblätter oben gar nicht zu sehen sind, im letzteren Falle dagegen über die Blüten spitz hinausragen. Wimmer giebt in seiner Flora Schlesiens Aufl. 3. S. 368! als ferneres Unterscheidungsmerkmal der A. reptans von genevensis an, dass bei ersterer der Ausschnitt in der Oberlippe der Krone spitz, bei letzterer stumpf sei. Indes dieses Merkmal ist (an sich sehr wan- delbar) von gar keinem Werte. Die Oberlippe der Krone ist bei Ayuga bekanntlich sehr kurz, bei den beiden Varietäten meist abgerundet, mit 2 kurzen stumpfen oder abgerundeten Zähnen. Diese beiden Zähne entstehen durch einen Ausschnitt in der Oberlippe der Krone von verschiedener Gestalt. Er ist entweder regelmässig spitz, recht- winklig oder stumpf, zuweilen aber auch im Winkel selbst abgerundet. Häufig verengert sich dieser Winkel nach unten plötzlich bedeutend, indem die Seiten desselben stärker convex oder gar stumpfwinklig ge- brochen sind. Bei 24 Exemplaren von A. genevensis habe ich den Winkel nur 2 mal stumpf, 3 mal rechtwinklig und 19 mal spitz gefunden. Bei 15 Exemplaren von A. reptans fand ich 3 mal den Winkel spitz, 6 mal stumpf, einmal rechtwinklig. Nach einer solehen Induction wird niemand ferner daran denken, aus diesem Merkmale eine Unter- scheidung herzuleiten. Die beiden aus dem Winkel resultirenden Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. 11. 73 Zähne habe ich oben kurz genannt. Einmal fand ich sie aber bei A. genevensis beträchtlich länger, verlängert-dreieckig, spitz. A. genevensis erzeugt nach Döll Fl. v. Baden S. 697! Knospen an den Wurzeln. Ascherson Fl. d. Prov. Brandenburg S. 541! nimmt dieses Vermögen unter die Specieskennzeichen auf. Indes das Ver- mögen der Seitenwurzeln, Blattknospen und damit auch Sprosse zu treiben, ist kein speeifisches Merkmal, sondern ein Fortpflanzungs- mittel, das bei samenfähigen Pflanzen auch unangewendet bleiben kann. Im Garten meines Vaters kannte ich mindestens zwei Birn- bäume, die aus ihren Seitenwurzeln, selbst in einiger Entfernung vom Stamme, Sprosse trieben (der eine ist noch vorhanden), während allen übrigen, auch denen, die ich im Freien sah, dieses Vermögen abging. Was zunächst die Thatsache selbst anbetrifft, so bestätige ich sie, in- dem ich mehrfach Sprosse mitten aus: Seitenwurzeln oder an ihren Enden hervorwachsen sah, an ihrer Insertion durch einen Ring von der Wurzel geschieden, zum Beweise, dass sie wirklich aus dem Ge- webe der Wurzel hervorgewachsen waren. Bei 4. reptans habe ich bisher Wurzelknopen noch nicht gefunden, doch wäre es möglich, dass sie hier bei A. reptans v. alyina Vill. sich bilden können, da doch nicht anzunehmen ist, dass dieser stolonenlosen Varietät das Vermögen der vegetativen Fortpflanzung ganz fehlen sollte. A. reptans hat normal nur einen Blütenstengel, der bei der Haupt- form aus den Achseln der Wurzelblätter kriechende Ausläufer treibt. Diese Stolonen haben stets verlängerte Internodien, bewurzeln sich aus den Knoten und bilden teils aus den Achseln ihrer Blätter Blatt- knospen (nur selten beobachtet) oder verwandeln ihre Spitze in eine Blattrosette, aus der dann ein neuer Blütenstengel hervorgeht. (Die Ausbildung der Achselknospen von Stolonen in Blütenstengel habe ich indes bisher noch nicht beobachtet.) A. genevensis bleibt nur unter dürf- tigen Verhältnissen oder bei jungen Exemplaren einstenglig, sonst bildet sie teils aus den Wurzelblättern, teils aus den nächstfolgenden Blattachseln Stengel, die mit dem Hauptstengel zugleich zur Blüten- bildung gelangen. Die seitlichen Nebenstengel sind manchmal dünner, aber doch aufstrebend und mit einem Blütenstande endigend. Ein- zelne von diesen seitlichen Stengeln oder der Hauptstengel selbst, die man zur Blütezeit antrifft, bleiben zurück und kurz und mögen für das folgende Jahr bestimmt sein. Eine eigentliche vegetative Ver- mehrung findet aber, wie bei A. reptans durch Stolonenknospen, so hier durch Wurzelknospen statt. Bezüglich der basalen Verzweigung verhält sich A. genevensis v. arida Fr. ganz ebenso wie die Hauptform. Eine Verzweigung aus den oberen Stengelblättern kommt normal nieht vor; nur einmal fand ich aus den Achseln des obersten Blatt- quirles 2 Zweige hervorgewachsen, die naclı der Beschaffenheit ihrer oberen Blätter zu Blütenstengeln sich zu entwickeln hatten. Das 74 C. Sanio: Exemplar gehörte indes zu denjenigen, welche ich als Bastarde von reptans und genevensis ansehe. Da die beiden Varietäten manchmal durcheinander wachsen, so ist es nicht zu verwundern, dass sie auch Bastarde bilden, die zuerst grosse Schwierigkeiten für die Auffassung bereiten. Häufiger findet man unter A. genevensis Formen, die durch die zahlreichen Stengel und häufige Dreilappigkeit der unteren Deckblätter, auch durch stärkere Zottigkeit der Stengelstreifen an A. genevensis erinnern, aber Stolonen bilden, die aus ihren Knoten oder an ihrem Ende oder an beiden Stellen, einen, meist mehrere Blütenstengel treiben. Ich hielt solche Formen zuerst für Formen der 4A. genevensis, war aber doch von Anfang an geneigt, sie für Bastarde der A. genevensis mit reptans zu halten. Endlich fand ich aber in diesem Jahre einen kleinen Horst, der mir den Beweis lieferte, dass diese Abänderungen als Bastarde aufgefasst werden müssten. Bei diesem Bastarde näm- lich, den ich in den Tatarenbergen des Baranner Forstes unfern vom srösseren Tatarensee auffand, sind die Blütenstengel stets einzeln, wie bei A. reptans, die Stolonen wie bei A. reptans verlängert, meist wie bei dieser ohne Blüten, in einem Falle aber einen Blütenstand entwickelnd, wie bei den Zweigen der A. genevensis. Die schwache Schweifung der Blätter erinnert an 4. reptans, die stärkere Zottigkeit aber und die Neigung zur Dreilappigkeit an den Deckblättern der un- teren Blütenquirle, desgleichen das Vorhandensein der rhizogenen Stengel an A. genevensis. Demnach zerfallen diese hybriden Formen in zwei Kategorien, 1. mit einfachen Stengeln und einfachen Stolonen und 2. mit unterseits mehr oder weniger verzweigten Stengeln, auch Stolonen, die schon in demselben Jahre Blütenstengel treiben und son- stiger Hinneigung zu A. genevensis. Nach dem Zettel eines Exemplares, das mir Herr Pfarrer Holuby aus Nemes Podhrad, Comitat Trencsin in Ungarn mitgeteilt, ist dieser Bastard bereits von Lasch aufgestellt und zwar als A. genevensis X reptans Lasch. Die beiden Modificationen nenne ich weiter nach den Namen der Varietäten als « reptans m., wenn nur ein Stengel mit simpeln Stolonen vorhanden ist und ß genevensis, wenn der Stengel an der Basis verzweigt ist und die Stolonen in demselben Jahre bereits Blüten- stengel tragen. Da diese Bastarde einer Species angehören, so müssen sie natürlich in der Art selbst untergebracht werden. Nach diesen Auseinandersetzungen teilt sich diese einfache Art A. reptans 1. (erweitert) wie folgt: u genwina. * Gemein und massenhaft auf ver- schiedenen Bodenarten bei Lyck (Sandboden, Lehmboden, Waldhumus und Wiesenhumus.) T T glabrata ®* im Baranner Forst am Rande Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. (6) eines Ellernbruches nahe Sybba, auf humosem Boden an einer ziemlich schattigen Stelle! = Talpinon\llressKoch> Syn. e, 2u11. S. 66L! Barranner Forst auf trockenem sandigen Boden unter hohen Kiefern neben der Hauptform, reichlich! im Kopyker Walde (mit roter Krone) ein Exemplar! eine der var. glabrata entsprechende fast kahle Form mit dieser an deren Standorte 1858! ß genevensis (L.). a elatior Fr. Novit. fl. suec. e. 2. p. 175! Deckblätter dreilappig. Bei Lyck ebenso häufig als « genuina und auf den verschiedenen Bodenarten derselben. T T irifoliata. ® Obere Blatt- und Deckblattwirtel des Hauptstengels dreiblättrig, des Nebenstengels zweiblättrig. In der Sehonung bei Reuschendorf am Wege nach Rosinsko ein Exemplar 1871! TT T micrantha. * Kronröhre so lang als der Kelch, Staubfäden fast gleich. so lang als die Oberlippe der Krone, Staubbeutel überragend. Zwischen Gebüsch am Ufer des Lycker Sees zwischen Birken- wäldehen und Chroseieller Brücke 1871! b arida Fr. Novit. fl. suee. e.2. p. 175! Deckblätter ganzrandig, Ist selten; zwischen Gebüsch am Ufer des Lycker Sees zwischen dem Birkenwäldehen und der Chroscieller Brücke 1571 reichlicher! T T parviflora. * Kronröhre so lang als der Kelch, Unterlippe viel kleiner als gewöhn- lich, kürzere Staubfäden so lang als die Oberlippe. Zwischen Gebüsch am Ufer des Lycker Sees zwischen Birken- wäldeben und der Chroscieller Brücke! "7 rT Tr macrophylia Döll. Fl. v. Baden 1. S. 697! Wurzelblätter auffällig grösser, wie bei « genuina meistens. Baranner Forst in den Schonungen an den Tatarenseen 1876, nur ein Exemplar! y genevensis X reptans Lasch. a reptans Sanio. Stengel einfach, meist mit einfachen Stolonen, zuweilen ohne diese; Stolonen nur selten in eine Scheinähre endigend. Behaarung des Stengels stärker als bei « genwina, Deckblätter ganzrandig oder häu- figer mit Andeutung der Dreilappigkeit. Wurzelknospen vorhanden. /wischen Gebüsch an den Uferabhängen des Lycker Sees auf der Wittkoschen Halbinsel („paeninsula ad ostium fuminis Lyccensis“ Sanio in libellis) nur ein Exemplar vorhanden, 1871! Baranner Forst in 76 C. Sanio: den Tatarenbergen unfern vom grösseren Tatarensee, ein kleiner Horst 1888! B genevensis Sanio. Stengel an der Basis mehr oder weniger verzweigt, Ausläufer treibend, diese an den Knoten und am Ende mehrere Blütenstengel tragend. Sonst ähnlicher der var. genevensis als der var. genuina. Uferabhänge des Lycker Sees zwischen Birkenwäldehen und Chros- cieller Brücke! Abhänge des Lycker Sees an der Wittkoschen Halb- insel! Schonungen an den Tatarenseen im Baranner Forste! in den Tatarenbergen ebenda! Von anderer Seite hatte Loiseleur fl. gall. e. 2. I. p. 4! Desvaux folgend, behauptet, dass A. genevensis nur eine Varietät von pyramidalıs sei. Abgesehen von der Tracht hat A. pyramidalis L. einen allseitig zottigen Stengel, drüsenlose Filamente, von denen wenigstens die beiden längeren an der Spitze zottig sind, während bei A. genevensis die Filamente meist sämtlich oder seltener grösstenteils mit Drüsenhaaren und meist auch mit Zotten besetzt sind. Ueber die Varietäten von Carex arenaria habe ich auch jetzt noch nicht meine Ansicht geändert. Dass man auch durch Culturversuche wie durch andere Unter- suchungen überhaupt zu manchen Aufschlüssen gelangt, ist zugegeben, dass man aber dadurch gerade über den Specieswert bei festen Varie- täten zum Abschlusse gelange, bezweifle ich. Erhalten sich doch selbst unbedeutende Abänderungen bei fortdauernder Cultur auf verschiedenen Bodenmischungen constant; so hat noch niemand bei der Aussaat von grünen Erbsen weisse geerntet, und das Vertrauen der Landwirte und Gärtner selbst zu neuen Racen beweist, dass es hier nur wenig ge- täuscht wird, d. h. dass sich selbst die Racen meist constant erhalten. Ueberhaupt nehmen diese Veränderungen eher aus der zeugenden Kraft der Natur, namentlich aus den elektrischen Spannungen ihren Ursprung, als aus den chemischen Verhältnissen des Bodens. Wie bedeutend eine elektrisch affieirte Luft auf die Pflanzensäfte einwirkt, weiss jeder Sammler, indem die Pflanzen bei der grössten Sorgfalt nach Gewittern sich bräunen oder schwärzen, indem die Säfte zersetzt werden. Manche aus solcher Säfteveränderung entstehenden Abänderungen mögen constant werden, während andere nach Jahren wieder zurückschlagen. In dem gewitterreichen Sommer 1885 wurde ich zuerst darauf auf- merksam, dass die Rispen mancher Gräser bleicher erschienen, als ich es bisher gewohnt war; 1886 war das gewohnte Verhältnis wieder hergestellt, dagegen 1887 wurde die Färbung in violett oder violettrot so bedeutend, wie ich es bisher noch nie gesehen. Poa pratensis hat in seinen beiden häufigsten Varietäten vulgaris Döll und angustifolia (L.) hier meist grüne Aehrchen, die äusseren Deckblätter blass ge- randet, zuweilen mit einem leichten, unbemerkten Anfluge von violett; Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 27 so fand ich sie 1871, wo ich sie reichlicher beachtete, meistens. Von der var. vulgaris fand ich in jenem Jahre nur bei einem auf feuchtem Schlammboden am alten Flusse neben der Stadt erwachsenen Exemplare eine so deutliche Violettfärbung der Rispe, dass sie auch mit blossen Augen bemerkbar wurde. Von der var. angustifolia (L.) fand ich in demselben Jahre gleichfalls nur ein Exemplar in einem trockenen Graben auf Sandboden im Schlosswalde, dessen Rispe sehr intensiv violett gefärbt war. Im Jahre 1887 endlich war die violette Färbung der Rispen (von Poa pratensis) ganz allgemein als Anflug verbreitet, während an einzelnen nicht seltenen Stellen die Rispen selbst dunkelviolett waren. Aehnliches beobachtete ich bei Phleum pratense. Die ährenförmigen Rispen dieses Grases war ich gewohnt, stets grün oder schmutziggrün (d. h. mit einem unbedeutenden violetten Anfluge) zu sehen. Einen ausgesprochenen violetten Anflug hatte ich noch nicht bemerkt. Die ersten Exemplare mit violettem Anfluge der Rispen erhielt ich von Dr. P. Magnus, der sie bei Ystad in Schweden am Meeresstrande 1871 gesammelt hatte. Aehnliche Exemplare fand ich zuerst bei Lyck 1885 auf der verwachsenen alten sandigen Zielaser Landstrasse vor Rotthof. 1887 wurden diese Exem- plare, namentlich an mehr sterilen Stellen bei geringer Entwicklung der Rispen sporadisch, aber häufig und weit von einander entfernt. In diesem Jahre (1888) habe ich ?. pratense noch nicht beobachten können, dagegen habe ich die besten Stellen der violetten Poa pra- tensis bereits untersucht und hier die Rispe blasser grün, selbst bleicher gefunden als je Dass Hitze und Trockenheit hier nicht gewirkt haben, ergiebt sich daraus, dass Regen vollauf vorhanden war und die Temperatur sich zum grössten Teile niedrig hielt. Dasselbe lässt sich auch vom Jahre 1887 sagen. Dagegen zeichnet sich dieses Jahr höchst auffällig durch den Mangel elektrischer Spannungen und fast völlige Gewitterlosigkeit aus. Die Färbung der Gramineenspelzen ist also, da sie an denselben Exemplaren sich vollzieht und also auf demselben Boden, ganz unabhängig von den Bodenverhältnissen und deshalb ihre Erklärung dort zu suchen, wo erfahrungsgemäss das Vermögen, die Säfte zu verändern, in bedeutendem Grade ausgesprochen ist, d. h. in den elektrischen Spannungsverhältnissen. Wenn nun schon die rohen Nahrungsmittel, die wir als Boden und Düngung den eultivirten Pflanzen anbieten, neue Varietäten bilden oder vorhandene reduciren, um wie viel eher und mehr muss dieses Vermögen den durch Gewitterluft bedeutend affieirten Pflanzensäften selbst, aus denen die Pflanze weiter wächst und produeirt, inne wohnen ? Aus diesen Auseinandersetzungen geht hervor, dass wir durch Cultur nie zu festen Resultaten gelangen können, weil erfahrungsgemäss selbst unbedeutende Abänderungen constant bleiben können und ausserdem noch andere Factoren mit- wirken, die der Gärtner gar nicht in Händen hat. Die systematische 18 Ö. Sanio: Methode, durch Untersuchung grösserer Vorräte nach den Gesetzen der Begriffsbildung, die sich.bei einem richtigen Kopfe von selbst vollzieht, die festen Begriffe, d. h. die Species herzustellen, bleibt also wieder der Haupthebel, an dem sich nichts ändert durch den Widerspruch von monopolen Gartenpotentaten, die für ihre Resultate die Bestätigung und Bekräftigung durch ein Vermögen (die Gartenprobe) in Anspruch nehmen, das den meisten Beobachtern abgeht und damit zugleich die besseren Resultate der freien Botanik bemängeln und zugleich ver- dächtigen. Abromeit teilt die Arten der preussischen Flora in einheimische, d. h. in historischer Zeit wild wachsend, eingebürgerte, d. h. in his- torischer Zeit eingewäandert und naturalisirt und in hospitirende, d.h. durch den Verkehr eingeschleppte Arten, welche für unbestimmte Zeit auftauchen oder wenn sie längere Zeit ausdauern, sich nicht weiter verbreiten. Dass für eine hospitirende Pflanze die Beschränkung auf den Ort des ersten Auftretens ein Kennzeichen sei, um sie nicht als heimisch zu betrachten, sehe ich nicht ein, da es viele heimische Arten giebt, namentlich Orchideen, welche nur auf einer beschränkten Stelle wachsen und trotz reichlicher Fructification sich nicht aus- breiten. Selbst an minder seltenen Arten kann man gewahr werden, dass sie hartnäckig die beschränkte Stelle ihres Vorkommens fest- halten und nicht darüber hinausgeben. Manchmal erklären die be- nachbarten Bodenverhältnisse oder das Consortium eine solche Be- schränkung, aber bei Wasserpflanzen ist es doch anders. Seit 1844 beobachtete ich im Lyckflusse an der Dallnitz Nymphaea alba an derselben beschränkten Stelle, ohne dass sie darüber : hinausginge, und 1884 sammelte ich sie dort wie ich es 1844 gewünscht hätte. Ebenso mögen die Nuphar-Inseln seit Jahrhunderten constant sein. Erhalten sich zweifelhafte Arten durch Jahrhunderte, wie Zpimedium alpinum und treten sie sogar an anderen Stellen auf, so finde ich ebenso wie es die Danziger Floristen thun, keinen Grund, ihnen das Indige- nat abzustreiten, zumal wenn man dazu eine kritische Bemerkung hin- zufügt. Ausserdem müssen wir nicht vergessen, dass das Taedium solehen Findlingen gegenüber meist aus dem Misstrauen wegen ab- sichtliceher Anpflanzung herrührt, und dass doch durch Orkane Samen auf Hunderte von Meilen versprengt werden können. Wer einen Orkan, wie ich den im Juni 1845 erlebt hat und weiss, welcher Leistungen er fähig ist, z. B. ganze Scheunen zu versetzen, der wird nicht zwei- feln, dass auf natürlichem, wenn auch ungewöhnlichem Wege sehr bedeutende Translocationen möglich sind. Während ich das Kprimediumi verteidige, hielt ©. J. v. Klinggräff in seinen Vegetationsverhältnissen S. 135! Cannabis sativa L. fest, da sie in den Weichselgegenden völlig eingebürgert sei. Im Kreise Lyck wird sie in manchen Dörfern, z. B. Neuendorf regelmässig gebaut, ohne indes zu verwildern, unbeschadet Bee C Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 19 einzelner Exemplare, die man auf Composthaufen oder entfernt von den eigentlichen Culturstellen vorfindet. Und doch gelangt manches Korn beim Reinigen der Vogelbauer auf den Kehrichthaufen und schliesslich selbst auf die Aecker. Aber die notgedrungen höchst wachsame Polizei der körnerfressenden Vögel vertilgt fast alles, was zu Indigenats-Unterstellungen Veranlassung geben könnte. Wenn also in den Weichselniederungen trotzdem die Pflanze häufig eingebürgert sich findet, so muss man diese Klinggräff’sche Annahme trotz dem Ein- spruche von Abromeit aufrecht halten. /mpatiens parviflora DC., die hier auch von Abromeit erwähnt wird, ist von Klinggräff in seinen Vegetationsverhältnissen S. 77! gar nicht mitgezählt. Bei der Aufzählung der von mir in den „Zahlenverhältnissen“ a. a. 0. S. 60—66 neu hinzugefügten Arten hat Abromeit 2 Arten ausgelassen, nämlich Oxalıs stricta und Ophrys muscifera Huds. Erstere Art wurde allerdings von Patze, Meyer, Elkan mitgezählt, aber von C. J. v. Klinggräff in seinen Vegetationsverhältnissen, auf die sich zunächst meine Publication bezog, ausgelassen. Was 0. muscifera Huds. anbetrifft, so sollte man sich doch hüten, seltene Arten, nament- lich der Orchideen, wenn man sie nicht wiederfindet, sogleich als aus- gerottet zu betrachten. Denn dass nicht wenige Pflanzen nur perio- disech erscheinen und unterdes im Boden verruhen, resp. sich recon- struiren, ist eine längst erwiesene Thatsache. Wird eine solche Stelle gar beweidet, so wird dem Wiedererscheinen auf mehrere Jahre vor- gebeugt, da der Boden festgetreten wird und die natürliche Düngung durch die Vegetation der Stelle selbst weggefressen wird. Von den übrigen von mir als neu hinzugefügten Arten werden folgende mit Anmerkungen versehen: 1. Potentilla verna L., sicher nur von Ruhmer bei Appelwerder constatirt. P. verna Auct. (d. h. gewiss wohl Linnds Species) giebt H. v. Klinggräff für die Westerplatte an, wo sie auf Sandhügeln wächst. Eine Nachprüfung wäre sehr wünschenswert (H. v. Klinggräff, einige Berichtigungen zu der Berichtigung des Herrn Dr. J. Abromeit in Schriften der naturforsch. Gesellschaft zu Danzig N. F. VI. Heft 3). 2. Corrigiola litoralis L. ändert den Standort meiner Schrift in: wurde von Ruhmer auf einem Holzstapelplatze bei Königsfort an der Pilow im Kreise Deutsch-Krone 1377 gefunden. 3. Hieracium pratense Tausch ist nach Abromeit bereits in Kling- sräffs Vegetationsverhältnissen S. 111! als überall häufig angegeben. Klinggräffs Pflanze ist aber 7. collinum Gochnat, wie sich dieses aus seiner Beschreibung in seiner Flora von Preussen 5. 224! ergiebt. 4. Gallum sylvatieum L. In den Zahlenverhältnissen eitirte ich zwei Standorte, nämlich Konitz bei Buschmühle und Deutsch-Eylau Gulbien (nieht Galbien, wie Ascherson in litt. geschrieben). Nach Abromeit heisst dieser Standort genauer „Schönberger Wald“. Da diese beiden Orte nur 80 C. Sanio: etwa 1!/, Meile auseinander liegen, so ist der Standort identisch mit dem von mir angegebenen. Abromeit fügt noch folgende Standorte hinzu: Lindenbusch in der Tuchel’schen Heide (Kühling), im Kreise Flatow von Rosenbohm und Abromeit an verschiedenen Stellen vor- gefunden. | 5. Ulmus scabra Mill. ist, wie ich ja auch ausdrücklich habe drucken lassen, in Preussen schon durch Klinggräffs Vegetations- verhältnisse bekannt geworden, aber als Varietät, während ich sie als Art betrachte. Der von mir in den Zahlenverhältnissen citirte Stand- ort „Schluchten des Lassek“ (d. h. Schluchten des Wittiner Plateaus) ist seitdem 1882 an einem grösseren Stämmehen von mir bestätigt. 6. Verbascum phoeniceum L. wird von Abromeit angezweifelt. Bereits in Patze, Meyer, Elkan, Fl. d. Prov. Preussen S. 223! auf- geführt. Ausserdem von Seydler bei Rippen Kr. Heiligenbeil aufge- funden (Zahlenverhältnisse a. a. ©. S. 91 in der Anmerkung). 7. Orchis ustulata L Für diese seltene Orchidee führt Abromeit einen neuen Standort auf dem rechten Weichselufer, „zwischen Unislav und Kisin“, an. 8. Glyceria maritima (Huds.) findet sich nicht mehr an den von C. J. v. Klinggräff angegebenen Orten. Exemplare von Glettkau bei Danzig besitze ich selbst von Klinggräff sen. „Fruchtäste nach Grepin“, (fl. de Belgique e. 2. p. 347) „auch oft zurückgeschlagen“, Klinggräff sen. in sched. So auch hier! Bei meinen Exemplaren von Danzig stehen die Rispenäste zu 3. Nach H. v. Klinggräff (Einige Berichtigungen zu der Berichtigung des Herrn Dr. J. Abromeit a. a. O.) ist diese Art „wohl am ganzen Strande der Danziger Bucht häufig, auch auf der Westerplatte“. 9. Lolium multiflorum Lam. von mir (Zahlenverhältnisse a. a. O. S. 66!) für Westpreussen aufgenommen, ist auch in Ostpreussen nach Abromeit durch Verwilderung heimisch geworden. So nach Abromeit bei Königsberg (Louisenwahl) in den Sommern 1882, 18833, 1884. Ausserdem (Abromeit a. a. OÖ. S. 142) bei Pillau, Crantz, Gumbinnen, Memel. 10. Zu Heracleum Sphondylium L. macht Abromeit die Bemerkung, dass der von H. v. Klinggräff erwähnte Standort Bromberg nicht zu Preussen, sondern zu Posen gehöre. Das Exemplar, das C. J. von Klinggräff auf einem Rasenplatze in seinem Garten fand, ziehe nicht wegen des Fundortes. Das glaube ich selbst, indem die längere brief- liche Auseinandersetzung v. Klinggräfts, als ich auf seine Vermutung nicht einging, beweist, dass hier eine Insinuation vorgelegen und. dass vielleicht dasselbe aus Bromberger Samen erwachsen war. Ausserdem liegt die Annahme nahe, dass Dr. H. v. Klinggräff, der den Standort Bromberg (Kühling) eitirt, es gesehen. Da in Schlesien auch die weissblühende Hauptform vorkommt (Wimmer, Fl. v. Schlesien, 3. Aufl. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 81 S. 4521), so ist das Vorkommen bei Bromberg bei nahezu gleicher westlicher Länge doch durchaus möglich. Den eigentümlichen Vorwurf Abromeits, ich hätte vernachlässigt, Galium aristatum 1. der preussischen Flora als „neu“ hinzuzufügen, weise ich damit zurück, dass diese Species, wenn auch unter anderem Namen, nämlich als @. selvaticum, in der Flora Preussens bekannt sewesen und dass ich dieses in den Zahlenverhältnissen a. a. O..S. 62 sub @. silvaticum mit den Worten „Die übrigen von Klinggr. sen. die Vegetationsverhältnisse ete. 5. 99 angegebenen Standorte gehören wohl sämtlich zu @. aristatum L.“ hervorgehoben habe. Zu den Klinggräft- schen Standorten des @. aristatum und dessen Vegetationsverhältnissen S. 99! fügt Apromeit noch für Ostpreussen 1. den ältesten Standort bei Osterode (in der Österodischen Heide, Hagen, Pflanzen Preussens 1. S. 1191!) und 2. die beiden neuen bei Allenstein und Neidenburg hinzu und erinnert, dass Klinggräff Il. es 1880 im Kreise Lautenburg im Rudaer Forstbelaufe Eichhorst nahe dem Wletschsee und in den Beläufen von Brinsk und Neuwelt 1881, im Kreise Schwetz bei Cis- busch gefunden haben wolle” Erwähnen will ich auch, dass ich von Herrn R. Vogt in Claussen bei Lyck 1858 ein von mir nach der da- maligen Auffassung als @. s@vaticum bestimmtes (Herr Vogt hatte es durch einen Schreibfehler in seinem Kataloge, der Pflanzen von Arys, Widminnen, Claussen und Lyck, den er mir als Manuscript im Jahre 1858 schenkte, als @. silvestre bezeichnet), im Grondowker Forste (Kreis Lyck? ein Teil des Forstes gehört zum Kreise Johannis- burg) gesammeltes Exemplar erhalten habe, das nach der sonstigen Verbreitung wohl @. aristatum L. ist. Es befindet sich im Königs- berger Königl. Herbare. Herr Abromeit macht mir den Vorwurf, dass ich die für die Zahlenverhältnisse wichtige Mitteilung Casparys über das Vorkommen der Orobanche arenaria Borkh. in Preussen nicht gekannt habe. Ich gebe dies zu, aber Klinggräff 11. ist es offenbar ebenso ergangen, da er in seinem Versuche einer topographischen Flora sie auch nicht aufgeführt hat. Nach Caspary sind aber die von Patze, Meyer, Elkan in der Flora der Prov. Preussen als Phelipaea coerulea C. A. Meyer aufgeführten Standorte wegen an der Furche im oberen Teile behaarter Staubbeutel und stumpfen oder stumpflichen Zipfel der Corolla zu P. arenaria Walp. zu rechnen HIndes hat Caspary doch nur einen Teil der von Klinggräff sen. in den Vegetationsverhältnissen S. 122! erwähnten Standorte gesehen und es ist anzunehmen, dass sich unter den übrigen auch Orobanche coerulea Will. finden werde. Ausserdem ') Dass Stud. Lemeke für Osterode das G. aristatum bestätigt hat, hat Abromeit nicht erwähnt (vgl. Bericht über die 22 Versammlung des preuss. bot. Vereins in Marienburg 1883 in 1. Beilage zu No. 240 der Königsberger Hartung- schen Zeitung 1883 |Schr. Phys.-Oek. Ges. Königsb. XXV. S. 85. Red.]. Abhandl. des Bot. Vereins f. Brandenb. XXXII, 6 82 ©. Sanio: muss noch bemerkt werden, dass nach Patze, Meyer, Elkan die Staub- beutel auch wenig feinhaarig sein können. Als neu für Preussen nach Publication meiner Zahlenverhältnisse führt darauf Abromeit folgende Species auf: 1. Potentilla digitato-flabellata ABr. et Bouch&! Heidenreich erhielt davon ein von Schönfeld-Tilsit an der Memel gesammeltes Exemplar. Epigonuen davon erhielt Caspary und fand, dass sie einer Potentilla ähneln, die er selbst bei Königsberg auf dem Glaecis zwischen dem Ausfallsthore und dem Holländerbaume gefunden und in den bot. Garten verpflanzt hatte. Ausserdem wurde sie bei Löwenhagen auf dem Eisenbahnplanum gefunden und von Abromeit auf dem rechten Pregelufer zwischen Dammkrug und Holstein. Alle diese Exemplare stimmten unter sich und mit Exemplaren, die aus Samen des Halli- schen bot. Gartens im Königsberger bot. Garten gezogen wurden. Da- gegen stimmen diese Exemplare nicht mit P. intermedia L. „Kein Exemplar von P. intermedia L. hat den Endlappen 3lappig geteilt“ Caspary in sched. Hb. regiom. Dass man diese Art nach ihrem ver- dächtigen Vorkommen bereits zur preussischen Flora zählen dürfe, lasse ich dahin gestellt. Anch bei Lyck habe ich eine verdächtige und schwierige Art, P. demissa Jord. ef. Boreau fl. du centre de la France 3. ed. Il. p. 209! im Baranner Forst auf einem Waldwege 1871 und 1886 wieder gefunden, halte sie aber für einen Rückstand vom nahen Eisenbahnbaue. Sie unterscheidet sich von allen preus- sischen Arten durch den genau plait niederliegenden, reich verzweigten Stengel. 2. Geranium phaeum L von Stud. Preuss am 31. Mai 1882 am Schlossberge von Döhringen im Kreise Osterode gefunden. * Wurde darauf 1885 von C. Lützow bei Kl. Katz in Westpreussen aufgefunden und H. v Klinggräff vorgezeigt. Es wächst daselbst in grosser Menge und sehr üppig an einem Graben ausserhalb der Parkhecke. Obwohl die Gärtner sich nicht erinnern, dass es im Garten eultivirt gewesen sei, was auch wenig Wahrscheinlichkeit für sich habe, so vermutet doch Klinggräff, dass es nur eingeschleppt sei (vgl. H. v. Klinggräff, einige Berichtigungen a. a. O. S. 201N. 3. Aldrovandia vesiculosa L. im sumpfigen See von Cystochleb bei Thorn am 25. August 1882 von Caspary aufgefunden. 4. Alisma parnassifolium L. von Caspary am 4. Sept. 1882 in 2 Tümpeln, die zwischen der durch Pniewitten führenden Bahnstrecke, dem Wege von Pniewitten nach Lissewo und der Chaussee zwischen Lissewo und Kruschin auf dem rechten Weichselufer liegen. Durch eine besondere Anmerkung sichert Verfasser Caspary das Prioritäts- recht für Preussen, da der von Klinggräft angeführte Standort zu Posen gehöre. 5. Lavatera thuringiaca L. Siehe oben. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 85 6. Lathyrus (Orobus) luteus (L.) vom Apotheker Kühn im Broed- lauker und Eichwalder Forste bei Insterburg im Sommer 1883 ent- deekt. Nächster Standort in Polen nach Waga bei Rodomia und Augustowo. 7. Batrachium confusum (Godron) im bräckischen Wasser bei Grossendorf im Kreise Neustadt in Westpreussen von Caspary entdeckt. 8. Potamogeton salicifolius Wolfg. von Dr. Heidenreich in der Memel entdeckt. Von Stud. Knoblauch in der Minge zwischen Gedmin- nen und Baiten aufgefunden. Ledebour fl. ross. IV. p. 27 zieht diesen Potamogeton als var. ß zu P. lucens L. Da genauere Studien nicht angegeben sind, so muss man in Ermangelung von Exemplaren an Ledebours Entscheidung festhalten. 9. Von den von Abromeit a. a. ©. S. 146 der Beobachtung em- pfohlenen Arten ziehe ich G@ypsophila paniculata L. zur preussischen Flora, in der sie auf der Kurischen Nehrung, bei Memel und zwischen Memel und Nimmersatt zum Teil sehr üppig wächst. In Russland bereits in Lithauen. Dr. P. Magnus sammelte sie auf einer Seetour 1871 bei Memel am Leuchtturm (in Hb ©. Sanio). Ausserdem sind noch folgende Arten zur Flora Preussens hinzu- zufügen oder als zweifelhafte oder schlechte Species zu suspendiren: 1. Ranunculus Steveni Andrzej., von Scharlok bei Graudenz ent- deckt (vgl. Bericht: üb. d. 24. Versamml. d. preuss. bot. Vereins 1835 in Pr. Stargard in der ersten Beilage zur No. 238 der Königsb. Har- tung’schen Zeitg. 1885, [Schriften der Phys.-Oekonom. Gesellsch. zu Königsb. XXVII S.-15 ff. Red.]), unterscheidet sich von 2. acer L. durch den horizontalen Wurzelstock und durch die breiten Blattteilungen. Ich habe ihn schon lange zu A. acer L. gezogen. 2. Sedum villosum L. in Rudaer Forste in Westpreussen 1886 von Valentin aufgefunden (vgl. Bericht üb. d. 25. Versammlung d. preuss. bot Vereins in Insterburg 1886 in der Beilage zu No. 237 des Abendblattes der Königsb. Hartung’schen Zeitg. 1886, [Schriften der Phys.-Oekon. Ges. Königsb. XXVII S.. 60. Red.)). 3. Montia !amprosperma Chamisso, schon 1833 von Dr. H. v. Klinggräff in den westpreussischen Küstengegenden bei Grossendorf entdeckt (Dr. H. v. Klinggräft, vorläufiger Bericht üb. d. Ergebnisse einiger im Sommer 1583 gemachten bot. Excursionen in den Küstengegenden Westpreussens im Bot. Centralblatte 1883 No. 47 S. 252!), 1884 von Dr. J. Lange am See von Bieschkowitz im nördlichen Westpreussen wieder gefunden (vgl. Bericht üb. d. 23. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Memel 1884 in der ersten Beilage zu No. 240 der Königsb. Hartung’schen Zeitung, [Schriften der Phys.-Oekon. Ges. Königsberg, XXVIS. 12. Red.]), ist von Abromeit ganz übergangen worden, obwohl sie nach ihrer östlichen Verbreitung in Preussen durchaus zulässig ist. In Ruhmer’s Berichte über die Vermehrung der preussischen Flora 6* 84 G. Sanio: nach den Schriften der Physik.-Oekonom. Gesellschaft in Königsberg, der mir von Ascherson als Manuseript mitgeteilt wurde, ist im Jahr- gange AIV. (1573) 5.19 obiger Schriften M. !amprosperma für Königsberg angeführt worden. Ob diese Angabe sich bestätigt hat, muss ich dahin gestellt sein lassen. Ich selbst habe dieses Citat wohl nur deshalb nicht aufgenommen, weil ich über den Species-Wert der M, lamprosperma mich noch nicht unterrichtet hatte. Diese Art ist von Fenzl in Ledebour Fl. ross. Il p. 152! als Varietät mit M, fontana L. vereinigt worden, von Neilreich (Fl. von Niederösterreich S. 778), sogar einfach zu M. rivularis Gm. gezogen worden. Ich untersuchte also die 3 für Species gehaltenen Pflanzen nach Exemplaren in meinem Herbare und gelangte zu dem Resultate, dass es in Europa aller- dings 2 gute Arten dieser Gattung gebe, nämlich Linnes M. ‚Fontana, zu der M. rivularıs Gmel. als Varietät gehört und Chamissos M. lamprosperma, von der ich ein von Dr. Körnicke im Juni 1857 in Russland an feuchten Stellen am Kirchhofe von Ochta bei Petersburg gesammeltes Exemplar von Herrn J. Schlickum erhalten habe. Ich lasse hier die Diagnosen folgen: M. fontana L. Foliis spathulatis basi breviter connatis, seminibus opaeis mar- gine radiculari acutis. a minor (Gmel.) Seminibus grosse tuberculato-punctatis. ß rivularıs (Gmel.) =- M. fontana ß major Micheli, Koch syn. ed. 2 p. 278! Seminibus evidenter quidem sed minus tubereulato-punctatis. M, lamprosperma Cham. Foliis spathulato-linearibus, basi liberis; seminibus nitidis- simis margine radiculari rotundatis,'!) obsolete punctulatis. 4. Matricaria discoidea DC. Prod. Vi p. 50 nach DC. 1. e. in Kalifornien, nach Tedebour fl. ross. II. p. 544 im östlichen Sibirien bei Ochotzk, in Kamtschatka und Unalaschka vorkommend, flüchtet sich aus den bot. Gäiten leicht ins Freie, so bei Berlin, wo sie schon in den fünfziger Jahren, als ich dort studirte, leicht zu finden war, und so auch bei Königsberg, wo sie sich nach Weiss-Caymen_ seit 1859 schon auf 5—6 Meilen Umgebung verbreitet hat. 5. Centaurea nigra L. Bereits Reyger-Weiss, die um Danzig wildwachsenden Pflanzen Bd. 2 S. 456 führt für Danzig diese Art „auf Hügeln“ wachsend an und zwar in der Hauptform mit schwarzen Involueralschuppen und braunen Franzen derselben. Klinggräff Flora 1) Betreffs der Margination des Wurzelendes bin ich nicht so ganz sicher, da sämtliche Samen zerquetscht waren. |Der Radieularrand ist stumpf; Ü. Sanio nachschriftlich nach einem von Ascherson erhaltenen Exemplare aus Bartin in Hinterpommern (leg. A. Doms).] Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 85 von Preussen S. 189 hält die Danziger Pflanze, die er offenbar nicht ge- sehen, für ©. austriaca Willd., Patze, Meyer, Elkan. Fl. d. Prov. Preussen S. 314! führen sie gleichfalls und zwar ohne jede Bemerkung unter ©, austriaca an. Am 29. August 1870 fand ich auf einer Exeursion durch den Leeger Wald in Gesellschaft eines Danziger Abiturienten F. Kohts die ©. nigra L., die schliesslich fest als C. nigra v. pallens Koch Synops. bestimmt wurde. Ich besitze nur ein Exemplar, und besagt auch die Zettelangabe, dass nur ein Exemplar dagewesen, obwohl es immerhin möglich ist, dass auch Kohts ein Exemplar vorgefunden. Die unteren Blätter sind lanzettlich-breitlänglich, die oberen lanzett- lich, spitz, die Anhängsel der Involueralschuppen lanzettlich nach oben breiter, eiförmig-lanzettlich, schwarzbraun, gerade aufrecht, die Franzen mehr als doppelt länger als die Breite der Schuppen, rauch- braun, alle sich dicht deckend, die innersten Anhängsel braun, in der Mitte verdunkelt, schmal eingeschnitten gezähnt, der Pappus etwa 4mal kürzer als das schwach behaarte Achaenium. Da diese Art nach Ledeb. Fl. ross. I p. 692! auch in Livland und Kurland vor- kommt, wo sie Fleischer und Lindemann gesammelt haben, so ist von geographischer Seite kein Grund zu Zweifeln vorhanden. Wenn sie neuerdings von Abromeit am Festungswall unweit des Ostbahn- hofes in Königsberg gefunden wurde, so hat dieses für Indigenat und Standortsfrage weiter keine Bedeutung, da jede andere Erklärung zu- lässig ist. 6. Lonicera Periclymenum L. fand Bethke im Olivaer Forst bei Danzig (Bericht üb. die 21. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Osterode 1882 in der ersten Beilage zn No. 236 der Königsberger Hartung’schen Zeitg. 1882, Schriften der Phys.-Oek. Ges. XXIV S. 46). In den siebenziger Jahren teilte mir der früher in Lyck sesshafte und dann nach Pommern verzogene Zimmermeister Link mit, dass er in den Wäldern Pommerns Caprifolium wild gefunden hätte. Da ZLonicera Caprifoblium und etrusca für das pommersche Klima zu empfindlich sind, so kann es nur Z. Periclymenum gewesen sein. 7. Lythrum hyssopifolium L. Nach H. v. Klinggräff (Einige Be- richtigungen zu der Berichtigung des Herrn Dr. J. Abromeit in Be- richt über die 5. Versammlung des Westpreuss. bot.-zool. Vereins in Dirschau aus Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig, N. F. VI Heft 3 S. 202) 1883 von Erich Sich in Gremboczyn bei Thorn gefunden, 1885 aber nicht wieder. Ist also zweifelhaft. 8. Prunus Chamaecerasus Jacq. an der Grenze des Kreises Thorn am Wege von Wigodda vom Oberlehrer Spribille!) in Inowrazlaw entdeckt, von Lehrer Fröhlich und Justizrat v. Heyne gesammelt, !) Auch von P. Ascherson unter Spribilles Führung 1888 an diesem Fundorte gesammelt, 1889 sind noch weitere Bestände entdeckt worden, darunter einer von 3/, Morgen (Ascherson in epistola). 86 GC. Sanio: von Abromeit im Vereine angemeldet (vgl. 2. Beilage zu No. 65 der Morgenausgabe der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1889, [Schriften d. Phys.-Oek. Ges. XXX S. 62. Red.]). H. v. Klinggräff schreibt über das Vorkommen von P. Chamae- cerasus Jacq. in Preussen, dass sie schon 1882 von Herw.eg bei Culm entdeckt wurde. Sie wächst dort in mehreren Sträuchern auf einem Hügel am Fribbethale. Exemplare hat v. Klinggräff gesehen. Vgl. Klinggräff am oben bei Zythrum hyssopifolium angezeigten Orte S. 201. 9. Zu den in Preussen wenig behandelten Pflanzen gehören nament- lich auch die Crataegen. Klinggräff Fl. v. Preussen unterschied Ora- taegus Oxyacantha L. mit meist 2 Griffeln und kurz gespitzten Kelch- lappen, mit 3—5lappigen Blättern, deren Lappen, Einschnitte und Zähne stumpflich sind, und Ü. monogyna Jaeqg. mit fiederförmig 3—5 spaltigen Blättern, deren Einschnitte und Zähne spitz sind, mit lang- gespitzten Kelchlappen und meist nur einem Griffel. Auf die Be- haarung der vegetativen und Blütenteile gab er nichts, da dieselbe zu wandelbar sei. Alle diese Unterschiede sind indes, obwohl sie zur Bildung von Varietäten zu benutzen sind, wandelbar. Die Form der Kelchlappen bei ©. Oxyacantha L. z. B., ein scheinbar gutes Merkmal, ist wandelbar, sie sind entweder dreieckig, an der Spitze abgerundet oder spitz oder in einen linealischen spitzen oder schmal lanzettlichen, zugespitzten, ziemlich kurzen Zipfel verlängert. Diese Form findet sich auch bei var. monogynus (Jacq.). Die Blattform des ©. Oxyacantha L. geht durch die var. /aciniatus Wallr. in die des U. monogynus Jacgq. über. Bei ©. monogynus Jacq. finden sich zuweilen 2 Griffel, bei ©. Ozyacantha schwankt die Zahl zwischen 1—3 (3 Griffel, schon von Wallroth in den Sched. erit. 1. p. 219! angegeben, fand ich mehr- fach bei Exemplaren von Neuberge bei Münster in Westphalen, die F. Bachmann gesammelt hat). Patze in Patze, Meyer, Elkans FI. d. Prov. Preussen S. 345! der dieselbe Unterscheidung hat, giebt für ©. monogynus Jacg. zottige Blütenstiele an. Für mich war diese An- gabe lange rätselhaft, da diese Bekleidung bei den Lycker Exem- plaren, wie es scheint, nie vorkommt, doch erhielt ich später von auswärts Exemplare mit zottigen Blütenstielen, wenn auch das preussische, von Körnicke bei Waldau (bei Linken) 3 Meilen östlich von Königsberg gesammelte Exemplar als Bastard von Oxyacantha und dem monogynus mit zottigen Blütenstielen betrachtet werden musste. Am 18. Juni 1871 fand ich an den Uferabhängen des Lycker Sees links von der 2. Domainenbrücke einen Urataegus, der, in der Blattform dem ©. monogynus gleich, sehr zottige Blütenstiele zeiste. Die Freude, endlich den Patze’schen ©. monogynus gefunden zu haben, war sehr gross, wurde aber bald verkümmert durch die Beobachtung, dass die Zahl der Griffel häufig 2 beträgt. Da ich ihn in meiner Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 87 Litteratur nicht auffand, so nannte ich ihn nach dem gewöhnlichen Namen der Landschaft Masuren, der fälschlich durch Masovia über- setzt wird, (©. masovicus Sanio (1871) und verteilte ihn auch unter diesem Namen. Später sandte mir C. Baenitz aus Königsberg (in litt. d. d. 3. 9. 1873) Exemplare von einem Ürataegus ein, die er an der samländischen Küste bei Tenkitten 1873 gesammelt hatte. In seinem Herbarium europaeum verteilte er ilın später als €. monogynus f. villosa. Derselbe ist identisch mit dem Ü. masovicus Sanio in litt. et sched. In Kochs Dendrologie I S. 157 nach dem Namen suchend, fand ich a. a. O. einen Ü. Üelsianus Bose verzeichnet, der ziemlich auf meinen Örataegus passte, aber die Angabe „drei Griffel“ verhinderte mich, sogleich auf diese Bezeichnung einzugehen. Indes später fand ich bei Exemplaren, die ich im Malleezewer Birkenwalde bei Lyck gesammelt hatte, auch drei Griffel, und da die Zahl der Griffel bei allen diesen Arten schwankt, Bose oder G. Koch vielleielt nur wenige Blüten beobachtet haben, so entschied ich mich schliesslich den Bose- schen Namen für diese Varietät anzuwenden. Dem ©. Celsianus ähn- liche Arten führt C. Koch mehrere an, so den ©. (Mespilus) pinnatifidus Bunge 183i, den Ledebour fl. ross. gar nicht einmal anführt, mit 3—5 Griffeln, ferner den Ü©. pentagynus Kit. und Ü. melanocarpus M.Bieb., die die Autoren (vgl. Neilreich, Diagnosen der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen S. 47!) in eine Art als O. pentagynus zusammenziehen. Die Zahl der Griffel wird hier ganz glatt auf 5 angegeben, aber bei einem Exemplare, das Dr. Tauscher auf der Donauinsel Csepel bei Pest‘ gesammelt, finde ich selbst nur 3 Griffel. Dieses Exemplar gehört zu var. melanocarpus, aber bei dem ächten C©. pentagynus Kit. von Borbas in den Wäldern am Dorfe Swi- nitza im Banate gesammelt und als ©. pentagynus bezeichnet finde ich ebenso auch Blüten mit nur 3 Griffeln. Bei schwankender Griffelzahl und sonstiger Aehnlichkeit in der Form der Blätter würde es sich empfehlen, den ©. Celasianus Bose mit ©. pentagynus Kit. zu ver- einigen, indes bietet doch die Form der Kelchlappen wie zwischen €. Ozyacantha L. und monogynus Jacq. ein unterscheidendes Merkmal, indem sie bei ©. pentagynus Kit. breit 3eckig, bei ©. Oelsianus Bose Beckig-lanzettlich, mehr oder weniger langgespitzt sind. Bedenkt man, dass hier dieselben Unterschiede obwalten, wie bei ©. Oxyacantha und monogynus, dass ferner weder die Villosität noch die schwankende Zahl der Griffel Unterschiede darbieten, so wird man es gerechtfertigt finden, dass ich diese Arten schon längst in meinem Herbare zusammen- gezogen habe. Ich habe allgemach eine ansehnliche Quantität von Forinen zusammengebracht, deren Uebersicht ich hier mitteilen will. ©, Oxyacantha L. sensu amplo. a pentagynus (Kit.). 0. Oxyacantha X nigra Focke, die Pflanzen-Mischlinge S. 146 58 ©. Sanio: Einen Grund hier eine Hybridation mit ©. niger W.K. anzu- nehmen, sehe ich nicht ein, letzterer hat einen kahlen Torus, während bei v. pentagynus Kit. wie bei den übrigen Varietäten dieser Species der Torus um die Griffel wollig ist. Blätter aus keil- oder deltaförmiger Basis rundlich-eiförmig, zottig, unterseits blassgrün, 3 spaltig, Endlappen klein 2—-4lappig, Seitenlappen klein 2lappig, alle abgerundet oder stumpf, gesägt, Blütenstiele und Kelche zottig, Kelchlappen kurz 3eckig, spitzlich, stumpf oder abge- rundet, Griffel 3—5, Früchte rot oder schwarz (== Ü. melanocarpus M. Bieb.). Nach Reichb. fl. germ. exc. Il p. 629! sind die Aeste kahl, nach Neilreich Diagnosen S. 47! sind die Zweige zottig. Sterile Langtriebe besitze ich nicht, die jungen Zweige indes, welche an der Spitze die Doldenrispe tragen, sind gleichfalls zottig. Allerdings kein Beweis für die Zottigkeit der Langtriebe, da bei ©. Oxyacantha v. integrifolius bei kahlen Langtrieben die Fruchttriebe kahl oder zottig sind. Die Narben sind etwas dünner scheibenförmig als bei der v. Oelsianus, bei meinen Exemplaren weisslich. vielleicht durch den sublimirten Spiritus, den ich zur Vergiftung anwende, verfärbt. Wenigstens finde ich einige Narben auch rauchgelb, wie sie bei C. v. Celsianus stets sind. Die Steine sind weniger rauh und grubig’' als bei Ceösianus, aber nicht immer ‘sind bei den Varietäten des ©. Oxyacantha die Steine in gleicher Weise rauh und grubig. Ungarn; die var. melanocarpus nach Ledebour (fl. ross. Il p. 891) auch in Taurien und dem Caucasus. Durch die Griffelzahl und Zottigkeit von ©. Oxyacantha y ge- nuinus verschieden. ß Celsianus Bose nach C. Koch Dendrol. I p. 157! Blätter aus deltaförmiger oder gestutzter, selten nierenförmiger Basis rundlich-eiförmig, spitz, fiederig 3--9spaltig oder fast -teilig, zottig, unterseits blassgrün, gesägt, Lappen gleichmässig schräge auf- wärts gerichtet, spitz, gesägt, Zweige, Blütenstiele und Kelche zottig, Kelchlappen aus dreieckiger Basis schmal lanzettlich, verlängert, kahl, Griffel 1—2, selten 3, Frucht blutrot, zottig, kugelig, an der Basis ein- gezogen, mässig gross (wie beim ächten ©. Oxyacantha) trocken 7 bis 9 mm Jang. Lyck: Uferabhänge des Lycker Sees links von der 2. Domainen- brücke 1871 mindestens 2 Sträucher ! Birkenwäldchen ein Strauch! an der Ostsee bei Tenkitten, Baenitz 1873! ## macrocarpus Danio. Früchte grösser, 10—11 mm lang, dunkler blutrot. Im Malleezewer Birkenwalde mehrere grosse Sträucher 1873 (der Teil, wo ich sie gesammelt, schien mir 1883 gerodet zu sein)! Felder bei Baitkowen am Rande einer Strauchgruppe 1887! An letzterem Standorte am 27. August 1887 aufgefunden, sind die Früchte oval Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 59 schwach gerötet; da sie noch zu wachsen hatten, so ist anzunehmen, dass sie schliesslich auch dort kugelig werden, da auch die klein- früchtige Hauptform zuerst ovale Früchte hat. y vulgaris DC. in DC. prod. II p. 628! Blütenstiele, Kelehröhre, Kelchlappen aussen kahl, letztere breit 3eckig, ohne oder mit ziemlich kurzer Spitze, auf der Innenseite seiden- haarig, Griffel 1-3, sehr selten typisch 1 (nur bei einer Varietät). Die Blattzähne sind breiter, weniger spitz als bei ©. monogynus, intermedius und Zyrtostylus. Doch bietet die var. laciniatus die Uebeigänge in der Form von der var. integrifolius zu den erwähnten beiden Varietäten von monogynus. Bei var. splendens ähneln die Zähne wieder mehr denen von integrifolius, sind meist breiter und meist einfach spitz, selten kurz stachelspitzig. a. integrifolius Wallr. sched. erit. I. p. 219! (1822) ©. Oxyacantha « obtusata DC. prod. II. p. 628! (1825) 0. Oxyacantha L. in spec. pl. ed. 2 p. 683! Blätter aus schmäler oder breiter keilförmiger Basis verkehrt eiförmig, spitz, spitzlich, meist stumpf oder an der Spitze abgerundet, oben seicht 3lappig oder durch Einschnitte des Endlappens seicht 5lappig, unterseits blässer grün, an den Nerven namentlich unterseits etwas zottig, Lappen spitz, spitzlich, meist stumpf oder abgerundet, mit Ausnahme der keilförmigen Basis mehr oder weniger tief abwärts gesägt, Langtriebe, Blütenstiele und Kelchröhre kahl, die Blütenstand- äste zottig und deshalb zuweilen auch einzelne Blütenstiele an der Basis zottig; Kelchlappen breit 3eckig, an der Spitze abgerundet, stumpf, meist spitz, auch zugespitzt oder in einen ziemlich kurzen, schmal linealischen oder lanzettlichen Zipfel verlängert, Griffel 1—5, serade oder gewunden, Früchte oval oder fast kugelig, blutrot Die Früchte finde ich bei einem Exemplare an der Basis abge- rundet, bei einem zweiten bin ich zweifelhaft, da indes Fingerhuth, der zuerst in seinem Artikel über Urataegus in Linnaea IV. p. 372! auf die apfelförmige Fruchtbasis bei ©, kyrtostylus aufmerksam machte. die Früchte von C. Oxyacantha L. einfach als fast kuglig bezeichnet, so ist anzunehmen, dass die Fruchtbasis hier stets abgerundet odeı stumpf sei. Blattnerven unterseits stärker eder schwächer, mehr oder weniger hervortretend. Aus Preussen besitze ich nur Exemplare von Paleschken bei Marienwerder in Westpreussen durch ©. J. v. Klinggräff, aus der Probstei bei Wittenberg in der Prov. Sachsen 12 sehr lehrreiche Exem- plare von Körnicke 1874; Westphalen, Münster bei Neuberge, F. Bach- mann! Bonn im Thale bei Rheineck. Körnieke! Fehlt bei Lyek. 17 glabratus Sanio. Blütenstandtragende Zweige kahl, sonst wie der vorige. 90 C. Sanio: Wittenberg in der Probstei, 1374, Körnicke! Salzburg in Hecken, Dr. A. Sauter! Bei diesen Exemplaren ist das am vollkommensten ausgebildete Blatt an der Basis abgerundet. Mit gefüllten Blüten be- sitze ich ein cultivirtes, von Grantzow in Boitzenburg gesammeltes Exemplar. b. Zaciniatus Wallr. sched. erit. 1. p. 219! Blätter 3—5spaltig, aus breit keilförmiger Basis oval oder ei- förmig oder aus schmälerer Basis verkehrt-eiförmig, Lappen spitz, stumpf oder abgerundet, gesägt, Kelchlappen ähnlich wie bei den vorigen; 1—3 Griffel; Früchte oval, blutrot. Die fruchttragenden Zweige finde ich wie die Blütenstiele, Kelch- röhre und Kelchlappen aussen stets kahl, letztere sind innen wie bei dem vorigen seidenhaarig. Schlesien bei Görbersdorf an Waldrändern, A. Straehler! Kalks burg bei Wien auf Kalk, J. Wiesbaur! Wittenberg in Sachsen auf dem Apollensberge, Körnicke! in der Probstei, Körnicke! Lindberg bei Halle a. d. Saale, G. Hieronymus, von Dr. P. Magnus mitgeteilt! Mit dieser Varietät darf nicht verwechselt werden ein Teil der Bastarde zwischen Ü. Oxyacantha vulgaris und monogynus, von denen gewiss ein Teil künstlich gebildet wurde und dann auf verschiedene Weise an wilde Standorte gelangte. In der Blattform schwanken dieselben zwischen v. vılgaris und monogynus und werden dadurch dem /aciniatus ähnlich, zumal wenn damit eine häufige Zweizahl der, Griffel verbunden ist. Ich entscheide namentlich nach der Form der Kelch- lappen und nach dem Fehlen oder Vorhandensein der seidigen Behaarung auf der Innenseite der Kelchlappen. Verwickelter werden die Formen, wenn Varietäten des monogynus mit zottigen Blütenstielen und namentlich die var. monogynus splendens in die Hybridation hineingezogen werden. Bei der Wandelbarkeit der Blattformen thut man gut, entweder nach der Zahl der Griffel oder nach der Bekleidung der Inflorescenz zu disponiren, trotzdem kommt es vor, dass ganz ähnliche Formen auseinandergerissen werden. Orataegus Oxyacantha X monogymus Focke, die Pflanzen-Mischlinge S, 146! Cratsegus monogymus X Oxyacantha Lasch ex C. Beckmann in sched. a Griffel 1, häufig 2: = var. pseudolaciniatus Sanio. Blätter aus abgerundeter, meist deltaförmiger Basis rundlich eiförmig, stumpf, meist 5spaltig, Lappen spitzlich: a liocalye Sanio Kelche und Blütenstiele kahl. 1. Kelchlappen aus breit dreieckiger Basis linealisch oder lanzettlich, innen kahl oder mit einzelnen Härchen. Blätter seicht fiederspaltig. Nur wegen der Griffelzahl für einen Bastard zu halten. So in Hannover bei Bassum, einige Sträucher am Stifte Bassum von Dr. W. OÖ. Focke und ©. Beckmann gesammelt und bestimmt, von Beckmann mitgeteilt. 2. Kelchlappen wie bei 1, aber innen seidenhaarig. So bei Boitzenburg in der Mark Brandenburg an Wegen, Grantzow! b eriocalys Sanio Kelchröhre zottig. 3. Blätter tiefer fiederspaltig, oben glänzend, weniger gesägt, Kelchlappen fast kahl, in der Form veränderlich, dreieckig- oder eiförmig-länglich, an der Spitze abgerundet, auch dreieckig-lanzettlich. Blüten einfach, rot. So ein in Boitzenburg: cultivirtes, vom Lehrer Heiland gesammeltes Exemplar. 4. Blätter oben matt, seichter fiederspaltig, Kelchlappen dreieckig, innen Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 91 kahl, Blüten gefüllt, rot. Ein in Boitzenburg cultivirtes Exemplar vom Lehrer Grantzow gesammelt. B pseudomonogynus Sanio Griffel 1. a glabra Sanio Kelche und Blütenstiele kahl. 5. Blätter verkehrt-eiförmig, dreilappig, Kelchlappen dreieckig, innen etwas seidenhaarige. Wittenberg bei Klein-Wittenberg, Körnicke 1374! 6. Blätter ebenso, Kelchlappen dreieckig, zugespitzt, innen kahl. Wittenberg am Ausflusse der Sträng unterhalb Klein-Wittenberg, 1874, Körnicke! 7. Blätter verkehrt-eiförmig, dreilappig, unterseits auffällig blaugrün; Kelch- lappen dreieckig, oberseits etwas seidenhaarig: Siebenbürgen an Zäunen in Wein- gärten, Mühlenbach |Szäsz-Sebes]| 1873 leg. COsatö! S. Blätter 3--5spaltig, Kelch 3eckig-spitz oder gerundet oder 3 eckig-zungen- förmig, innen etwas seidenhaarig. Rheingau in Hecken bei der Jakobskapelle bei Ockenheim, 1874, Körnicke! b villosus Sanio. 9. Blätter aus delta- oder keilförmiger Basis rundlieh eiförmig, 3—7 spaltig, Kelchlappen 3eckig bis 3eckig-lanzettlich, innen seidenhaarig. Preussen, Waldau bei Linken, 1862, Körnicke! 10. Blätter aus delta- oder keilförmiger Basis oval oder rundlich eiförmig, 2—5lappig. Kelchlappen 3eckig, innen seidenhaaris. Wittenberge bei Klein- Wittenberg am Piestrizer Bache, 1874, Körnicke! 11. Blätter aus delta- oder breit-keilförmiger Basis rundlich eiförmig, 2—7- lappig, unten auffällig blaugrün. Kelchlappen 3eckig oder 3eckig-zungenförmig, innen kahl. Bonn, am Poppelsdorfer Bache rechts bei der Brücke, bei der Mell, 1873, Körnicke! Im Herbste konnte Körnicke keine Früchte auffinden. 12. Blätter aus keilförmiger Basis verkehrt-eiförmig, oval oder eiförmig, 3—5dlappie, Kelchlappen 3eckig, innen sehr schwach seidenhaarig. Bei Boitzenburg an Wegen, leg. Grantzow! 13. Blätter aus keilförmiger Basis verkehrt eiförmig, 3—5lappig, Lappen serundet, wenig, gesägt, unterseits blaugrün, pergamentartig. Kelchlappen 3 eckig, _ innen schwach seidenhaarig. Früchte oval. Auf der Donauinsel Csepel bei Pest in Ungarn, im Gesträuch bei dem Dorfe Ujfalu, 1871, Dr. A. J. Tauscher! c. medius Bechstein in Diana I. p. 88 ex C. Koch Dendrol. 19. 161! Blätter klein (Blattplatte trocken bis 17 mm lang), aus keil- förmiger Basis verkehrt-eiförmig oder oval, ungeteilt oder klein-3- lappig, gesägt, unterseits blassgrün, an den Nerven etwas behaart, Lappen und Blattspitze stumpf oder spitzlich ; blütentragende Zweige, Blütenstiele, Kelch kahl, Kelchlappen breit-3eckig, spitz, auf der Innenseite seidenhaarig. Griffel 1. Wittenberg bei Klein-Wittenberg, 1874, F. Körnicke! *= Körnickei Sanio. Blätter klein (trocken bis 20 mm lang), aus keilförmiger Basis eiförmig oder oval, klein 3—5lappig, gesägt, unterseits blassgrün, an den Nerven beiderseits deutlicher zottig, Lappen und Blattspitze stumpf bis abgerundet, blütenstandtragende Zweige zottig, Blütenstiele und Kelche kahl, Kelchlappen breit dreieckig, spitz bis zugespitzt, auf der Innenseite seidenhaarig; 1—3, meist 2 Griffel. 92 C. Sanio: Bingen (Rheinhessen): auf dem Rochusberge 25. 4. 1879, leg. Fr. Körnicke! ö monogynus (Jacquin). Kelchlappen 3eckig-lanzettlich, oder aus breit 3eckiger Basis lanzettlich verlängert, innen kahl, Griffel meist 1, selten 2. Blätter in eine grössere Zahl von Lappen, 3—9 und tiefer geteilt. Die Slappigen Blätter an Kurztrieben. a intermedius Fuss in Flora Transsylvaniae S 211! Zweige, Blütenstiele, Kelche kahl; Blätter unterseits blassgrün, dünnhäutig, aus deltaförmiger Basis rundlich-eiförmig, spitzlich, spitz, zugespitzt oder gespitzt, 3- bis fiederig-9spaltig, meist 5—7 spaltig, selten fiederteilig, Lappen meist sehr genähert, die unteren zuweilen aus- einander stehend, schräge aufwärts gerichtet, spitz, oberseits an den Nerven behaart, unterseits kahl oder meist in den unteren Nerven- achseln zottig. Früchte oval, seltener länglich-oval oder eiförmig- oval, scharlachrot,!) zuweilen grün gefleckt. Ist bei Lyck die an wirklich wilden Standorten vielleicht ein- zige einheimische Varietät, so im Grabnicker Walde! in den Schluch- ten des Lassek (Wittinner Anteil)! Reuschendorfer Eichenwald! rechts und links von der Landstrasse vor dem Gutshofe von Reuschendorf! Schlosswald massenhaft! Uferabhänge des Lycker Sees links von der 2. Domainenbrücke! Domaine Lyck nach dem alten Vorwerk hin, hier auch mit auffällig grün gefleckten Früchten! Birkenwäldchen! Malle- ezewer Birkenwald! auf der Karbojin, aber die Kelehe hier noch nicht seprüft! in der Prov. Sachsen bei Wittenberg in der Probsiei, 1874, Körnicke! ## Wallrothiü Sanio. Blätter aus spitz-keilförmiger Basis eiförmig, spitz oder spitzlich, dreispaltig oder fiederig 5—7 spaitig, Lappen genähert, spitz, gesägt, unterseits blassgrün, oberseits an den Nerven behaart, unterseits kahl oder in den unteren Nervenachseln zottig, dünnhäutig, Kelchlappen 3eckig-lanzettlich, innen kahl, also ohne Beziehung zum Oxyacantha genuinus. \gl. Wallroth sched. erit. I. p. 219! Polen in Wäldern um &osice, F. Karo! Die von Wallroth unterschiedenen Varietäten seines Urataegus monogynus (sched. crit. I. p. 219) « cuneata Wallr., ß frefida Wallr., y decussata Wallr. kenne ich nicht. b kyrtostylus Fingerliuth in Linnaea IV. p. 372! Zweige kahl, Kelchröhren sämtlich oder wenigstens teilweise zottig, Blütenstiele kahl oder. höchstens an der Spitze zottig, Griftel 1, 1) Diese Angabe mache ich nach der Erinnerung; Ende November 1888 habe ich einige der sehr spärlichen Früchte im Schlosswalde geprüft und schien mir die Farbe allerdings ebenso zu sein wie ich sie vor dem Froste bei var. Ayrstostylus in demselben Jahre gesehen. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 95 selten 2, zum grössern Teile gewunden oder an der Spitze horizontal sekrümmi; Blätter aus gestutzter, abgerundeter, deltaförmiger oder keilförmiger Basis breit-eiförmig, zugespitzt, 3spaltig, meist fiederig 5—9spaltig, selten fiederteilig; Lappen spitz, gesägt, unterseits blass- grün, wie die vorigen behaart. Die Früchte sind kurz-oval oder kuglig oder kurz-eiförmig-oval, an der Basis etwas eingezogen, granatrot, ungefleckt. Bei den Lycker Exemplaren sind die Blätter am Grunde meist breit, abgerundet oder gestutzt oder deltaförmig, bei einem Marien- werderschen Exemplare dagegen an der Basis keilförmig. Die Kelchlappen nennt Fingerbuth länglich gespitzt, stumpf. Bei den Exemplaren am Lycker See sind sie lanzettlich oder aus breit-dreieckiger Basis schmal lanzettlich, gespitzt und meist pfriem- lich, bei einem Exemplare aus dem Grabnicker Walde dagegen ist die Spitze meist abgerundet. Die Behaarung der Kelchröhre ist bei den Lycker Exemplaren nur schwach und fehlt hier und da bei denselben Doldenrispen ganz; bei den Marienwerderschen Exemplaren dagegen ist die Kelchröhre dicht zottig und hier greift die Behaarung auch auf die oberen Teile der Blütenstiele zuweilen hinüber; bei den Exemplaren der Eifel da- gegen sind nach Fingerhuth die Blütenstiele haarig. Die Fruchtsteine sind weder hier noch bei var. intermedius braun, wie Fingerhuth angiebt, sondern ockerfarbig, grösser als bei v. inter- medius, oval, zerfressener rauh und grubig mit 2 tiefen unregelmässigen Längsfurchen. Bei Lyck in Menge auf der Halbinsel an der Mündung des Lyck- flusses in den Lyeker See (genannt die Wittkosche Halbinsel). Ich slaube ihn auch auf der entgegengesetzten Seite des Lycker Sees an der Baranner Bucht bemerkt und untersucht zu haben, besitze aber - kein Exemplar! Alle diese Exemplare haben eine abgestutzte, abge- rundete oder deltaförmige Blattbasis. Im Grabnicker Walde bei Lyck ein Exemplar mit keilförmiger Blattbasis! ebenso in Westpreussen auf Abhängen bei Palesehken, Kreises Marienwerder, ©. J. v. Klinggräff! lch glaube demnach, dass diese Varietät trotz mancher Zweifel, die ich gehegt, in Preussen einheimisch sei. c Azarella Griseb. spec. fl. rumel. et bith. 1. p. 88 ex ©. Koch Dendrol. I. p. 160! Blätter aus keilförmiger Basis verkehrt-eiförmig oder aus delta- förmiger Basis breit-eiförmig, stumpf oder abgerundet, unten blass- srün, 3—5lappig, Lappen spitz oder spitzlieh, spärlicher gesägt, Blüten- stiele und Kelchröhre zottig. Die Oberseite schwach oder deutlicher an Nerven und Venen be- haart, unterseits ebenso oder kahl oder nur in den unteren Nerven-- winkeln zottig. 94 0. Sanio: Früchte länglich oval. Mark Brandenburg bei Charlottenburg, P. Magnus! in Wäldern bei Plawischewitza an der Donau im Banate, V. v. Borbäs! d splendens Hort. auch Wenderoth nach C. Koch Dendrol. ps! Blätter pergamentartig, oberseits dunkelgrün, mehr oder weniger glänzend, unten blassgrün oder bleich, aus keilförmiger, selten delta- förmiger Basis verkehrt eiförmig oder breit eiförmig, stumpf, abge- rundet oder selbst gestutzt, dreilappig oder fiederig 5--7lappig, Lappen spitzlich oder meist stumpf oder abgerundet, ganzrandig oder mit einzelnen oder wenigen, selten häufigen Sägezähnen stellenweise versehen, Langtriebe, Blütenstiele und Kelche kahl. Blätter oberseits fast kahl oder an den Nerven etwas zottig, unterseits kahl oder unten am Hauptnerv und zuweilen auch am Grunde der Seitennerven etwas behaart. Früchte länglich-oval oder kurz oval, an der Basis stumpf; reife Früchte besitze ich von kugelförmiger Gestalt und im October ge- sammelt, zuweilen von pulpöser') Beschaffenheit. Ob die Fruchtbasis stumpf bleibt, oder abgerundet oder gar eingezogen wird, lasse ich dahin gestellt. Nerven mehr oder weniger hervorragend, stärker aber bei den folgenden Varietäten. Besitze ich aus Wien im Prater, leg. P. Magnus! Salzburg in Hecken, Dr. A. Sauter! Bonn, Rolandseck am Pavillon, Körnicke! an der Warclhie bei Reichenstein (Montjoie), Körnicke! aus dem Süden Frankreichs bei Arnas, Gandoger! Bei uns wird diese Varietät von den Gärtnern zuweilen als Ausputz in Hecken mitgegeben; so fand ich sie in Lyck in dem Heckenzaune des Gartens bei Herrn Brauerei- Besitzer F. Barezewski, wo sie weisse, an der Spitze rosafarbene Blumenblätter und länglichovale kirschbraune Früchte hat. Hierher gehören nach C. Koch a. a. OÖ. überhaupt die Weissdorne mit in ver- schiedenem Grade rot gefärbten Blumenblättern, also die Zierformen, desgleichen cin Teil der Formen mit gefüllten Blüten. Offenbar ge- hört diese Varietät mehr dem wärmern, südlichen Europa an, wo die Holzpflanzen gern diekere, kleinere, elegantere Blätter haben als in dem krautwüchsigen Norden. == frifidus Wallr. sched. erit. I p. 219! Blätter ziemlich klein, verkehrt eiförmig, meist 3lappig, einzelne fiederig fünflappig, Lappen auseinanderstehend, selbst spreizend, spitz- lieh, meist stumpflich oder abgerundet, ganzrandig oder an der Spitze gesägt. 1) Die pulpöse Beschaffenheit der Früchte ist keineswegs ein specifisches Merkmal, ich besitze die Rosa villosa L. z. B. mit hartem, lederartigem Fleische. [db Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. ) Früchte ziemlich klein, oval bis rundlich. Haupt- und die in I Lappen abgehenden lernten stark’ hervorragend, in den Achseln zottig. Wien auf dem Leopoldsberge auf Kalkboden nur ein Exemplar gefunden! ==: decussatus Wallr. 1. e. Blätter aus gestutzter oder deltaförmiger Basis rundlich eiförmig, stumpf, meist 5—7teilig, Lappen spitzlich, das unterste Lappenpaar 2—4 spaltig. Früchte rund, blutrot (?). Bei den vollkommensten Blättern hängen die Blattlappen untereinander nur durch einen schmalen Streifen von Blattsubstanz zusammen, stehen ausserdem fast wage- recht, was Wallroth durch „lacinüis deeurrentibus, divaricatis“ be- zeichnet. Rheinprovinz: Neuwied an der Nette unterhalb Miesenheim 1874 Körnicke! Die Kelchblätter sind länglich, nach vorn häufig verschmälert, mit abgerundeter Spitze, zuweilen etwas gezipfelt (apieulat). 10. Rumex’domesticus L, von H. v. Klinggräff 1884 in grosser Menge auf der Westerplatte, sowohl an den Ballastplätzen als auch an den Zäunen der Landhäuser aufgefunden, war 1885 nur noch spärlich an- zutreffen und deshalb seine bleibende Ansiedelung zweifelhaft (ef. Kling- sräft an dem bei Zythrum hyssopifolium angezeigten Orte S. 202). 11. Oalamagrostis subulata Dumortier ex Reiehenb. Fl. germ. ex- eurs“ 1. p. 27! Am 28. Juni 1886 musterte ich in der Dallnitz bei Lyck einen ausgedehnten Horst von C©. Epigeios, der auf reinem Sande erwachsen war. Schon früher (1870) hatte ich hier die var. paralias Fr. Summa veget. Scand. p. 140 mit zottigen unteren Blattscheiden aufgefunden. Dieses Mal nahm ich schmächtigere Exemplare mit schön violett- roten Rispen nach Hause, um sie mit Musse zu untersuchen. Die Untersuchung lehrte nun, dass diese Exemplare, so ähnlich sie in der Tracht der Zpigeios sind, von dieser als Art verschieden sind. Ü. Epigeios hat länglich linealisch-lanzettliche, lang und schmal gespitzte, häufig zur Spitze pfriemliche und im schmalen Teil bei ge- geringerer Länge der ganzen Länge nach gekielte Aehrchen-Deckblätter, von denen entweder beide gleich lang oder das äussere länger ist. Die palea inferior ist verschieden geformt, kürzer oder länger, länglich oder länglich-lanzettlich, spitz oder selbst breit gestutzt, stets aber dünn, hautartig, nervig. Die Spitze ist 2spaltig, ah. Zipfel je 2 zähnig, die Zähne selten nur häutig, verlängert schmal, zuweilen die beiden äusseren kurz begrannt, häufiger selbst die beiden inneren, welche stets kürzer als die äusseren sind. Im besten aber seltenen Falle hat also die längliche, dünnhäutige, breit abgestutzte palea 96 C. Sanio:; inferior an der Spitze 4 Grannchen, von denen die 2 inneren kürzer ‘sind. Die Insertion der ‚meist geraden, zuweilen auch knieigen Haupt-Granne, die sehr selten kürzer oder ebenso lang als die palea inferior ist, meist diese mehr oder weniger überragt, ist vierfacher Art, selten über der Mitte der palea inferior vom dritten Viertel der ganzen Länge, öfter von der Mitte, am häufigsten etwas unter der Mitte und selten vom ersten Viertel, also nahe der Basis. Letztere ist die var. georgica G.Koch, die auch bei Lyck vorkommt (cf. Ledeb. fl. ross. IV). Bei der ©. subulata Dum. fiel mir zuerst die lange und meist deutlich gekniete Granne auf: beides hatte ich bisher bei ©. Epigeios nicht gesehen. Von grösserem Belange ist die Beschaffenheit der palea inferior, die hier fast ebenso fest ist wie die Valvae, deren Farbe sie teilt. Dazu kommt, dass die palea inferior der ©. subu- lata Snervig, der U. Zpigeios Bnervig ist. Bei ©. Halleriana ist die Beschaffenheit der palea inferior dünn, hautartig, aber Snervig. Bei ©. subulata ist der subflorale Haarkranz ebenso lang als die palea inferior, bei ©. Epigeros stets und meist beträchtlich länger. Darnach lautet die Diagnose der Ü. subulata: Valvis oblongo-lineari-lanceolatis, longe acuminatis, subulatis parte angusta carinatis, palea inferiore chartacea, colorata, Snervia pilos subflorales aequante, arista e parte quarta inferiore paleae secedente, paleam satis excedente, geniculata; panicula contraeta, lo- bata, sub anthesi patente. Die Tracht ist ganz von Ü. Epigeios, starr, fest, robust, die Rispe schön violett. Bei ©. Epigeios fand ich einige Mal die Rhachis stielförmig ver- längert, aber kahl, und glaube ich deshalb, dass die von der haarigen stielförmigen Rhachis hergeleitete Unterscheidung zweier Sectionen bei Calamagrostis natürlich sei. Bei CO. subulata habe ich diesen kahlen Stiel noch nicht gesehen, aber auch nur von einem Standorte Exem- plare untersucht. Die Spitze der palea inferior ist ähnlich geformt wie bei ©. Zpi- geios und bei hinreichender Anzahl würde man wohl auch die Modifi- cationen finden. 12. ©. rigens Lindgren Fries Summa veget. Scand. p. 240! Am 30. Juni 1886 sammelte ich in der Dallnitz neben einem Torfsumpfe auf Sandboden eine der C. /anceolata ganz ähnliche Pflanze, die sich von dieser durch die schmächtige, nach der Blüte zusammen- gezogene Rispe unterschied. Die genauere Untersuchung zeigte, dass dieses Gras sich ausserdem noch durch die kurze Ligula und 3nervige Palea inferior von ©. /anceolata unterscheide. Damit schien die Species hinreichend und voll unterschieden zu sein; trotzdem fanden sich bei weiteren Vergleichen solche Uebergänge, dass die Unterordnung der Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 97 rigens unter Ü©. lanceolata notwendig wurde. Die erste Hinneigung der Hauptform der (Ü. lanceolata zur var. rigens fand ich bei Exemplaren, die ich auf den Lycekflusswiesen an der Dallnitz gesammelt hatte. Die Ligula ist hier kurz, abgestutzt, die Palea inferior gleichwertig mit 4—5 Nerven versehen. Bei einer grösseren Hinneigung zur var. rigens bleibt die Rispe wie bei der vorigen nach der Blüte offen, die Ligula ist kurz gestutzt, die Zahl der Nerven in der Palea inferior ändert von 3-5. Diese Form nenne ich var. dubia. Jch habe sie auf den Lyckflusswiesen an der Dallnitz nordwestlich vom Waldwarte in einem Weidengebüsch 1886 gefunden, auf der Karbojin 1872! Darnach stellt sich die Unterscheidung dieser Varietäten wie folgt: ©. lanceolata Roth. Balgklappen länglich oder länglich -linealisch - lanzettlich, mehr oder weniger lang gespitzt, zuweilen gepfriemt, die Spitze fast eben oder rinnenförmig. Der subflorale Haarkranz so lang oder mehr oder weniger kürzer als die Balgklappen, die untere Spelze meist beträchtlich, selten nur wenig überragend. Untere Spelze Snervig, wie die obere häutig, an der Spitze ge- stutzt, gewimpert oder meist gezähnelt, gezähnt oder kleinschlitzig, die kurze gerade, rauhe Granne an der Spitze inserirt, entweder aus dem gerade abgestutzten Rande oder aus dem mittleren Einschnitte zwischen den Zähnen oder Schlitzläppchen hervortretend, bei tieferem Einsehnitte zuweilen in diesem verborgen oder fehlend. Blattzüngel- chen verlängert, gestutzt, meist zerschlitzt. Blätter beiderseits an den Nerven rauh, oberseits ebenda mit wenigen oder zahlreichen Haaren besetzt. Rispe zur Blütezeit offen, selbst ausgebreitet, nach der Blüte often bleibend, die Bälgeklappen weit geöffnet. Die Granne ist gesetzlich, ob sie aus dem gerade gestutzten, ungezähnten Rande oder aus einer Emargination zwischen 2 (mittleren) Zähnchen, Zähnen oder aus einer tieferen Spalte entspringt, endständig ; doch kommt es vor, dass sie zuweilen unter dem Spalte aus dem Rücken, freilich nicht weit abwärts entspringt und dabei auch etwas länger ist. Solche Exemplare sammelte ich zwischen Gebüsch am Rande der Lyckflusswiesen neben der Dallnitz und verteilte sie als ©. phragmitoides Hartm. Bälge meist violett, in der Dallnitz stellenweise violettrot; Scheiden kahl. ##hrta® Untere Blattscheiden abstehend und abwärts gerichtet kurzhaarig. Die kahle Form ist bei Lyck verbreitet, stellweise in Menge, am lieb- sten in Weidengebüsch, aber auch auf offener Wiese. Lyckflusswiesen am Graben am „Jerusalem“ und an der Dallnitz! Torfsumpf an der Dallnitz am Rande, schön violettrot! Massenhaft auf der Karbojin! Kopyker Wald! Baitkower Wald! Czerwonker Wald! Die behaarte Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXIL 7 98 C. Sanio: Varietät **Airta auf den Lyckflusswiesen an der Dallnitz zwischen Gebüsch an mehreren Stellen 1886! Die Varietät mit grünen Bälgen habe ich bei Lyek noch nicht gefunden. $ ß dubia Sanio. Rispe nach der Blüte offen, ebenso die Balgklappen. Untere Spelze 3—Önervig. Blattzüngelchen kurz, gestutzt. y rigens (Lindgren). Rispe nach der Blüte zusammengezogen, Balgklappen fast: ge- schlossen oder nur wenig geöffnet. Untere Spelze meist, nervig. Blattzüngelchen kurz, gestutzt. Die Bälge sind bei meiner Pflanze schön violettrot. Der Wuchs ist rasig, die Blätter nicht breiter als bei der Mehrzahl der Formen. 13. Glyceria nemoralis Uechtr. et Körnieke in Bot. Zeitung 1866 Sala! Unter diesem Namen veröffentlichte Körnicke eine @lyceria, die v. Vechtritz in Schlesien schon 1861 entdeckt und als @. nemoralis unterschieden hatte. Später entschloss sich Uechtritz nur mit Wider- streben, sie als eine Varietät der @. plicata zu betrachten. Während Duval-Jouve, der vom Entdecker Exemplare erhalten, geneigt war, sie samt der @. plicata Fr. als bemerkenswerte Varietäten eines Typus, der @. fuitans, zu erklären, fand sieh Körnieke bereit, sie nach Uechtritz’ ursprünglichem Befinden als eine besondere neue Art auf- zufassen. Ausser dem den Habitus bedingenden Unterscheidungs- merkmale von @. plicata, nämlich der geringeren Grösse der Aehr- chen, der geringeren Zahl von Blüten in denselben und der Neigung zu stärkerer Verästelung, der bleichen Farbe, giebt Körnicke als spe- eifisches Unterscheidungsmerkmal das Verhalten der Nerven in der Palea inferior an, indem von den 7 Nerven 3 starke ‘bis in die bleiche Randung verlaufen, während 4 dazwischen gelegene schwä- chere kürzer bleiben. Ich entdeckte diese Pflanze am 20. Juli 1570 an einer bewässer- ten Stelle in einer der Schluchten des Wittinner Plateaus!) in tiefem ') Die hier gemeinten Schluchten des Wittinner Plateaus die ich bisher immer zum „Lassek“ rechnete, bestehen aus 3 zu einander convergirenden Einzel_ schluchten, die in eine kurze grössere Schlucht sich vereinigen und durch diese auf die Feldmark der Domaine Wittinnen münden. Etwas weiter lieet eine kleinere (ich glaube 2armige) Schlucht und in grösserer Entfernung nahe dem Milchbuder Forstreviere eine einzelne, die seitdem vom Ackerbaue in Cultur genommen worden ist. Nahe der 3armigen Schlucht, bereits auf dem Terrain der Schedlisker Feld- mark liegen gleichfalls Schluchten, die zu einer vereinigt, auf die Schedlisker Ebene münden. Diese Schluchten beherbergen noch jetzt den grössten Teil der reichen Flora, welche einst den Lassek, einen die westliche Ecke der Lycker Feld- mark einnehmenden, jetzt verschwundenen Laubwald schmückte. Der Einfachheit wegen nannte ich die Schedlisker Schlucht und die beiden dieser nächsten Schluch- Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 99 Laubschatten in dieht geschlossenem Wuchse. Sie erschien auch mir als ein neues, von mir noch nicht gesehenes Gras, in dem ich alsbald die ächte @. pliata Fr. gefunden zu haben glaubte, während mir meine Lycker @. plicata wegen der nicht ganz sichern Faltung zwei- felhaft zu werden anfıng. Ich verteilte also 1870 die ersten Exem- plare als @. plicata Fr. „besonders echt“. Die Faltung der Blätter bei @. plicata Fr. ist eine Frage, die zu mancheriei abweichenden Angaben Veranlassung gegeben. Fries’ Originaldiagnose kenne ich nicht, indes hat sie wohl Koch Synopsis wiedergegeben, und da heisst es „foliis novellis pluries plicatis“. Döll Fl. von Baden I S. 170, der nicht Fries’ Namen, sondern den Namen von Sonder obtusiflora (unter @. luitans) angenommen, bestreitet die Faltung der einfach längs der Mittelrippe zusammengelesten Blätter durchaus, während Ascherson Fl. von Brandenburg S. 350 die feste Versicherung giebt, dass die Blatthälften, in der Knospe einfach zusammengelegt, noch einmal gefaltet seien, freilich mit dem Zweifel, dass er nicht an- seben könne, ob dieses bei @. plicata stets oder ob es bei @. fluitans nie so geschehe. Körnicke (Bot. Zeitung 1866 S. 122!) meint, dass auf die Faltung der Blätter vielleicht wenig Gewicht zu legen sei. Ich selbst habe anfänglich auf die Faltung Acht gegeben und habe sefunden, dass „die Blatthälften zuweilen mit je einer grösseren Längsfalte versehen seien“. Den Glauben, dass dieses Fries’ Falten seien, gab ich bald auf und bestimmte nach den übrigen Merkmalen dreist @. plicata, wenn ich auch keine Falten bemerkte. Mit der Ent- deckung der Glyceria in den Schluchten des Lassek gelangte die Frage auf eine andere Bahn, indem ich hier zwischen den einzelnen Nerven eine deutliche Faltung, also zahlreiche kleine Falten wahr- nahm. Bei der @. plicata Lycks habe ich die Faltung längs den Nerven nur schwach gefunden, dagegen habe ich nach der Notiz in meinem Herbare bei @. fluitans die „Blätter zuweilen längs der Nerven mit Andeutungen von Falten, sonst eben“ gesehen. Nach allem diesen möchte ich glauben, dass Fries selbst, wenigstens in den ersten Exemplaren die @. nemoralis vor Augen gehabt habe. Ich slaube mithin mit Körnicke, dass auf dieses Merkmal (welches indes die @. nemoralis fest auszuzeichnen scheint) kein besonderes Gewicht zu legen sei. ten des Wittinner Plateaus „Lassek in den Schluchten.“ Diese Schluchten sind übrigens Bildungen neueren Ursprungs, d. h. nach der ursprünglichen Landesfor- mation durch Regenfluten entstanden, die noch jetzt zu solchen Bildungen Veran- lassung sind. So entstand z. B. bei Lyck die kleine Schlucht, an ihrer Mündung doch wohl 20 Fuss tief, die östlich der Südbahn von der alten Zielaser Landstrasse nach dem Lyekflusse verläuft, während meiner Schulzeit, d. h. Ende der vierziger oder Anfangs der fünfziger Jahre. Die Schluchten des Lassek füllten sich mit der Flora des Wittinner Plateaus, wozu gewiss noch solche Pflanzen hinzukamen, die durch Stürme als Samen aus dem tiefgelegenen eigentlichen Lassek dorthin verpflanzt wurden. 7*+ 100 0.>San1o: Die Arten der Gattung G/yceria, soweit ich sie besitze, haben stets einnervige Balgklappen,') während bei der Gattung Atropis Ru- prechts, wohin aus unserer Flora die frühere @/yceria distans und ma- ritima, sonst auch @. conferta Fr. gehören, nur die untere Balgklappe 1 nervig, die obere dagegen 3nervig ist. Bei @. plicata und nemoralis sind beide Balgklappen an der Spitze stets?) abgerundet, bei @. fuitans dagegen die untere spitz oder schief gestutzt spitzlich, oder überhaupt ausnahmsweise spitzlich, die obere Balgklappe ist, ver- schieden, spitzlich, abgerundet stumpf oder selbst abgestutzt Die Randung an der Spitze finde ich bei @. nemoralis ganz, bei @. plicata verschieden, meist kleingeschweift oder kerbig oder gezähnelt, also ohne besondere Bedeuturg. Ebenso verhält sich @. Auitans. In Bezug auf die Bekleidung sind überall die Klappen aussen kahl, glatt, nur bei @. nemoralis aus der Lycker Flora ist die untere Hälfte des Nervs etwas rauh. im übrigen ist die obere Klappe stets grösser. Die untere Spelze ist bei @. nemoralis länglich-oval, an der Spitze abgerundet, etwas kleingeschweift, bei @. plicata ist sie ebenso ge- formt, zuweilen nach oben deutlich breiter, an der Spitze gerundet oder stumpf, kleingeschweift oder geschweift fast 3lappig; bei @. fluitans ist sie länglich, an der Spitze spitzlich oder spitz und hier kleingeschweift oder kleinzähnig oder kleinkerbig. Die 7 Nerven der untern Spelze sind vorzugsweise Gegenstand der Aufmerksamkeit ge- wesen. Bei @. fluitans sind sie verhältnismässig dünn, der Mittel- nerv am längsten, die übrigen je drei beiderseits nach aussen immer kürzer. Dieses Verhältnis fand ich gestört bei Exemplaren der var. loliacea Huds.: bei einem Exemplar aus Breslau (ausgetrocknete Sümpfe am Margaretendamm, leg. v. Uechtritz) fand ich ausnahmsweise den auf den Mittelnerv folgenden Nerv (nervus subsequus), der nach der Regel länger sein sollte als der nächste, nach aussen (nervus inter- medius) kürzer, bei Exemplaren aus Prenzlau (Kröchlendorf leg. Grantzow) fand ich dieses Verhältnis als Regel, die Urregel selbst als Ausnahme, Nicht immer sind die:Nerven der unteren Spelze dünn, !) Nach Körnicke (a. a. OÖ. S. 121!) hat die obere Balgklappe manchmal statt eines Nervs wenige undeutliche. Ich habe diese Anomalie nicht gesehen, bemerke aber. dass ich bei Catabrosa aquatica bei der untern Balgklappe neben dem einzelnen (Median)- Nerv noch seitlich einen kurzen aber deutlichen Nery gesehen habe, nach- dem ich bei mehrfacher Wiederholung vergeblich gesucht habe. Wie bei Atropis so bei der auch häufig zu G/yceria gerechneten Catabrosa aquatica hat die valva inferior normal einen, die valva superior 3 Nerven. 2) Bei @lyceria nemoralis aus Böhmen (im Bergwalde bei Skalitz unfern Leit- meritz auf einer quelligen Stelle, leg. A. Ö. Mayer 1872) fand ich einmal die untere Balgklappe stumpf, ebenso bei @G. plicata Fr. aus Wien (an der Wien bei Schön- brunn 15. 8. 1872!). wo ich dieselbe zweimal abgerundet stumpf sah, während sie hier häufiger abgerundet, an der Spitze gezähnelt, selbst mit 2 grösseren Zähnen versehen ist. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 101 bei einem von mir auf der Karbojin gesammelten Exemplar sind die Nerven ebenso diek wie bei @. plicata. Ebenso verhält sich ein Exemplar, das mir F. Gravet aus Louette St. Pierre in Belgien zu- sandte. Dass sich irgendwo Exemplare werden finden lassen, die in der Längenrelation sich so verhalten wie die var. /olacea von Prenzlau, ist wahrscheinlich, mithin die ganze Unterscheidung nach diesen Merk- malen, soweit sie specifisch sein sollen, unhaltbar. Bei @. plicata verhalten sich die Nerven bezüglich ihrer Dieke wie die dieknervige Varietät von @. fluitans, der erste Nerv vom Medianus (N. subsequus) ist häufig kürzer, nicht selten ebenso lang als der zweite (N. inter- medius), aber auclı häufig länger als der zweite. Ebenso ist der erste Nerv vom Medianus, namentlich wenn er kürzer ist, häufig auch dünner. Die Längen- und Dickenrelationen der Nerven der palea inferior treten bei @. nemoralis noch mehr hervor und gaben Körnicke Ver- anlassung, sie trotz ihrer Veränderlichkeit zu festen, specifischen Merkmalen zu benutzen, deren Veränderlichkeit die ganze Unter- scheidung Körnickes hinfällig macht. Die Bekleidung der unteren Spelze auf der Aussenseite ist bei @. nemoralis nur sehr undeutlich schärflich, bei @. plicata ist sie deutlicher scharf und am leichtesten bei @. fuitans wahrnehmbar. Die obere Spelze (palea superior) bietet feste Unterscheidungs- merkmale, nach denen sich 2° Arten unterscheiden lassen, nämlich G. plicata Fr. mit der var. nemoralis Uechtr., beide mit spatelförmig länglicher, oben abgerundeter palea superior und @. fluitans mit spa- telig lanzettlicher, spitzer oder beim Klaffen der beiden Endzähne ge- stutzer palea superior. . Bei allen ist die obere Spelze längs den Nerven gekielt-zusammengelegt, auf dem Kiele breiter oder schmäler geflügelt, der Flügel sehr dicht kurz gewimpert; der schmale innere Teil der Falte verschieden breit. Die Endzähne der Palea superior sind bei @. fantans spitz, bei nemoralis sind sie auch abgerundet kerbig, aber auch spitz. Die beiden Nerven verlaufen bei @. /uitans allmählich ver- dünnt in die Endzähne, bei plicata und nemoralis verlaufen die Nerven entweder nur bis zu den beiden Zähnen, oder sie treten in bedeu- tender, meist plötzlicher Verdünnung in den äussern Randteil derselben. Gelegentlich machte ich früher die Beobachtung, dass bei @. Huitans und der Lycker plicata die obere Spelze kürzer sei als die untere, während bei der Mehrzahl der fremden plicata meines Herbars und bei nemoralis die beiden Spelzen gleich seien. In Erinnnerung, dass dieses Merkmal anderwärts zu specifischen Unterscheidungen gedient, erschien es mir wahrscheinlich, dass die Lycker plicata eine Varietät von Auitans sei, während die deutsche plicata die echte sei und mit nemoralis eine Art bilde. Schliesslich fand ich, was auch Asa Gray (bot. of the bot of north unit, stat. 5 ed. p. 617!) angiebt, dass 102 C. Sanio: dieses Merkmal bei @. Auitans nicht constant sei und also auch bei plicata bei sonstiger Aehnlichkeit keine Bedeutung habe. Darnach erhalten wir folgende Unterscheidung : G. fluitans (L.) Blätter eben oder undeutlich faltig, untere Balgklappe spitz oder spitzlich, untere Spelze länglich, spitz oder spitzlich, obere Spelze spatelförmig-lanzettlich, längs den beiden Nerven flügelig gekielt und gefaltet, die Flügel dicht kurz gewimpert. Rispe geneigt, Rispenäste unten 1—3 meist einseitig, während der Blüte wagrecht abstehend, nach der Blüte zusammengezogen, selten wagrecht verbleibend.!) Die Zahl der Aehrchen selbst bei den längern Rispenästen ist gering und sinkt bei der var. Zoliacea Huds. bei meist einem Aste in jeder Astansatzstelle bis zu einem Aehrchen herab. Die Zahl der einzelnen Blüten in jedem Aehrchen ist grösser als bei @. plicata, ebenso sind die Blüten selbst grösser als bei dieser. Die 7 Nerven der palea inferior meist gleichartig, dünn, stark hervortretend, vom Mittelnerv nach aussen allmählich kürzer. "= crassinervia Sanio. Nerven noch einmal so dick, stark hervorragend. Lyck auf der Karbojin’) in einem Sumpfe 1884! Die Aeste sind hier reichähriger; (Louette St. Pierre in Belgien 1886, F. Gravet!) !) Nach einem Exemplare in meinem Herbare; die Aehrchen der betreffenden Aeste sind schon auseinander gegangen. Ob diese Aeste schon von der Blüte her horizontal geblieben oder erst nach der Reife wieder sich horizontal streckten, jasse ich dahingestellt. Doch muss ich bemerken, dass die unteren Aeste dieses Exemplares, noch mit ganzen. Aehrchen besetzt, nicht anliegend, sondern unter einem halben rechten Winkel geöffnet sind. 2) Die Schreibung „Karbojin“ habe ich aus der Familie des Amtmanns Hecht auf der Domaine Lyck, die dort 2 culmische Hufen Wiesen hat, entnommen. Die umliegenden Ortschaften nennen diese Wiesenfläche Karbojina. Im gerichtlichen Re- cesse heisst sie Karbowisna. Letztere Bezeichnung halte ich für unrichtig. Ana- loge Bezeichnungen haben wir im benachbarten Kreise Oletzko in Guttojina, Je- sojina. Mithin ist die Endung auf jina die richtige. Die eigentliche Karbojina, von den Wiesen der umliegenden Ortschaften, von denen namentlich Milussen ein ansehnliches Stück besitzt, umgeben, besteht aus einer halben culm. Hufe (eine culmische Hufe ist etwas über 67 preuss. Morgen gross), die früher Lycker Grund- besitzern, jetzt nach Niedzwetzken gehört und durch eine flachhügelige, mit Ge- büsch bewachsene pflanzenreiche Erhebung ausgezeichnet ist (in deren Nähe zwi- schen Weiden Polemonium eoeruleum reichlich wächst), dann folgen in der Richtung von Norden nach Süden 2 culm. Hufen ebener, feuchter, selbst nasser Wiesen, meist mit Ara caespitosa bewachsen, zur Domaine Neuendorf gehörig, darauf 2 culm. Hu- fen zur Domaine Lyck gehörig, die meist wie die beiden vorhergehenden beschaffen sind, südlich aber erhabener werden und an der erhabensten Stelle mit Gebüsch bewachsen waren (das leider in den letzten Jahren ausgerottet worden ist); darauf südlich eine Hufe, zum grossen Teil erhaben, aus Lehmboden bestehend, dazwischen Sümpfe und tiefere feuchte, selbst nasse Wiesenstücke und an drei noch mehr er- Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 103 ### nemorosa Sanio in Hb et in sched. 1873. Schlaff, weich, hellgrün, Rispenäste allseitig abstehend. habenen, selbst hügelisen Stellen mit Laubholz, namentlich Haseln, bewachsen, das bald zum Walde würde, würde es nicht zeitweise ausgehauen. Dieses Stück, das mein Vater Ende der zwanziger Jahre kaufte und jetzt mein Bruder besitzt, ist die eigentliche pflanzenreiche Stelle der Karbojin und der Blumenflor im Juni und Anfangs Juli sehr gross. Diese Stelle, die mir niemand streitig machen konnte, nahm wohl hauptsächlich die Wurzel meiner Pflanzenliebhaberei auf und wurde von mir während der Schulzeit häufig: besucht. Trotzdem ist die Zahl seltener Pflanzen nicht zu gross, da diese sich bei uns vorzugsweise auf sand- und kalkhaltigem, kiesisem Sandboden finden. Namentlich reich ist sie an Formen der Carex acuta L. Historisch bemerkenswert ist diese Wiese wegen der Schlacht bei Prostken zwischen Tataren und dem preussischen Militär im Jahre 1657, doch befindet sich das Schlachtfeld gewiss südlicher als nach dem Schlachtzeichen auf der Karte des Lycker Kreises von v. Witzleben 1852 zu urteilen wäre, nämlich näher dem Dorfe Gross-Prostken. Physikalisch bemerkenswert ist diese Wiese durch die bedeutende Schall- leitung in Nächten mit starker Thaubildung. Ich selbst habe sie voll genossen, indem ich des Käferfanges wegen 1870 in der Nacht vom 18. aut den 19. Juni in der Scheune übernachtete. Wir, d. h. ich und mein auf Käferjagden 1869 und 1870 häufiger Begleiter, Herr Doberleit, jetzt Uhrmachermeister in Königsberg, erreichten die Wiese, als mit Sonnenuntergang die Blumen sich mit magischem Scheine umgaben und die Buschwäldchen sich in Thaunebel zu hüllen begannen. Die total durchsehwitzten Kleider, die nicht vollständig ersetzt werden konnten, das massenhaft verschluckte Wasser eines Sumpfes, zwar mit Zucker und Wein- säure geniessbar gemacht, aber bei Mangel an Spirituosen bei diesem Körperzu- stande doch schädlich, die bedeutende Kälte der Nacht mit ihren rheumatischen Exhalationen, die summenden Mückenschwärme, die andauernde Erregung durch eine Störung, die mich veranlasste, meinen eisenbeschlagenen Redenbacher’schen Käferstock und Revolver für etwaige Eventualitäten in Bereitschaft zu halten und mich selbst der Auscultation wegen zu entblössen, machen diese Nacht zu der er- bärmlichsten meines Lebens. Die des Gewölles, d. h. des Wassergases entkleidete Luft hatte die Eigenschaft der Schallleitung aufs höchste potenzirt, so dass man deutlich hören und selbst verstehen konnte, was in den 6 Dörfern der Umgebung sesprochen wurde. Ein wieherndes Pferd, das wir gar nicht bemerkt hatten und das wohl sicher einige Tausend Schritte entfernt war, schien mir nach der Inten- sität des Gewiehers an der Scheune zu stehen. Gegen die zunehmende Kälte schützte das dicke wollene Tuch, in das ich mich vollständig gehüllt hatte, sehr unvollständig, so dass der Körper, indem ich das Klappen der Kinnladen aus Rück- sicht auf die Zähne mit Gewalt durch Aufeinanderpressen derselben verhinderte, in die rasselnde Bewegung des Fieberfrostes überging, das zuletzt allein in der end- lich einbrechenden Stille der Nacht zu hören war. Nach geringem Schlafe gingen wir sehr früh des Morgens durch das thauige Gras in das strahlende Licht der Sonne und sogen aus derselben die Wärme, die schnell Rheuma und Steifigkeit ler Glieder entfernte. Die Schallleitung war noch wenig verändert: beim Dorfe Milussen pflügte ein Mann, dessen eintönige Zurufe „etsch“ (ecce? links) „kse“ (rechts) und sonstige Liebkosungen an seine Ochsen wir deutlich verstehen konnten, obwohl die Entfernung wohl 3000 Schritte betrug. Es dauerte indes nicht lange, so hörte (lie Schallleitung auf, und der um 9 oder 10 Uhr sich erhebende Wind machte unsere Anstrengungen zu einer ergiebigen Blatt- und Rüsselkäferjagd fast vergeblich. Aus dieser Bigentümlichkeit erklären sich die Sagen von Hexen und selbst 104 C. Sanio: Nach meinem Herbar sind die Stengel und die Rispe selbst auf- recht, leider habe ich mir darüber keine Notiz gemacht. Lyck im Baranner Forste im Birkenbruche nahe dem grössern Tatarensee im Graben im Schatten, in grossen Rasen 1873! B loliacea Huds. sub Festuca — var. triticea Fries ex sched. Uechtritzii! Blütenstand aufrecht, meist einfach, oben aus Aehrchen eine Aehre, unten eine Traube bildend, in der Mitte an den Gliedern ver- doppelt, indem statt der einzelnen Aehrchen 2 sich befinden, von denen eins kurz-, das andere viel länger gestielt ist. Diese Varietät habe ich noch nicht bei Lyck gefunden. Fries meint, dass in Schweden @. plicata Fr. die Mutter der Mannagrütze (schwedisch Mannagryn) sei, indes bei uns in Preussen, namentlich bei Lyck ist es sicher @. Auitans, welche diese Grütze liefert, die übrigens jetzt viel seltener geerntet zu werden scheint als früher, da die Schwierigkeit der Ernte gross ist und durch Ent- wässerung oder zur Zeit herrschende Austrocknung der Sümpfe die Zahl der geeigneten Stellen sich verringert hat. Die Methode des Sammelns ist auch hier dieselbe, wie sie Hagen in Preussens Pflanzen I S. 67! beschrieben hat. Bei dem Werte des Productes wären statt des Haar- siebes Köscher mit elliptischer Oeffnung und leichten Leinwandsäcken zu empfehlen. Die Oefinung, aus federkielstarkem Drahte, aus dem man auch den Stiel formt, bestehend, macht man sich leicht selbst. Damit erreicht man auch Stellen, die man nicht mehr beschreiten kann, indem man kürzere oder längere Stangen zum Anbinden des Köschers anwendet. Da mit der wenigstens teilweisen Bewaldung der durch die Nonne in den fünfziger Jahren zerstörten Waldungen sich auch unsere Sümpfe wieder füllen werden, so wird ein solcher Rat, die Mannagrütze ebenso aufzufangen, wie es die Käfersammler mit ihrem Schöpfer, d. h. einem ähnlichen Köscher, mit radicalem Er- folge machen, vielleicht nicht unnütz sein. G. plicata Fr. Rispe allseitig abstehend, Aehrchen kleiner, mit einer geringern Zahl von Einzelblüten. Blätter minder deutlich (als bei der folgenden Varietät) längs den Nerven gefaltet, nicht selten auf jeder Blattseite mit einer breiten Rinne versehen. Beide Balgklappen an der Spitze abgerundet (nur sehr sel- dem Teufel, die auf der Karbojin ihr Wesen getrieben und selbst in das Kirchen- buch der Ostrokoller Kirche hineingereicht haben sollen. Ein grosser erratischer Block, der sich dort neben einem Buschwäldchen befand, war namentlich von auto- ptischen Märchen umwoben, bis die Chausseebauverwaltung es für besser hielt, den Stein, statt unter den Füssen alter Weiber und Hexen zu lassen, unter die Füsse der Chausseegänger zu bringen. Seitdem ist dort alles still und nur die Pflanzen und zahlreichen standortsstäten Käfer treiben Jahr aus Jahr ein ihr Wesen weiter. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 105 ten und ausnahmsweise fand ich die untere stumpf), untere Spelze an der Spitze abgerundet oder stumpf, mit 7 starken, hervor- rasenden Nerven, länglich-oval, nach oben etwas breiter, obere Spelze so lang oder kürzer als die untere, spatelförmig-länglich, an der Spitze abgerundet und 2zähnig oder 2kerbig, längs den Nerven flügelig- gekielt, an den Flügeln dicht kurz gewimpert. Die Lyeker @. plicata hat eine einfachere Rispe mit weniger Aesten (an der untersten Ansatzstelle 1—4), die allseitig gestellt sind, und minder zahlreichen Aehrchen, als die Exemplare, die mir Körnicke aus Bonn seschiekt und die ich selbst an der Wien bei Schönbrunn gesammelt. Die Farbe ist wie bei @. fuitans, grasgrün, die Aehrchen grün, zu- weilen vor der trockenhäutigen, weisslichen Spitze der untern Spelzen schwarzviolett. Ausserdem fand ich bei den Lycker Exemplaren die obere Spelze etwas kürzer als die untere. Der erste Nerv seitlich vom Mittelnerv ist entweder etwas kürzer als der darauf folgende oder ebenso lang oder länger, häufig auch ist er dünner als dieser. Die von mir bei Lyck gefundenen Standorte, welche ich im „Er- sten Nachtrage zur Florula Lyccensis (vgl. Verhandlungen des Botan. Vereins für Brandenb. XAÄIlI S. 30!) publieirt, haben sich seitdem nicht vermehrt. ß nemoralis Uechtritz = @. nemoralis Uechtr. et Körnicke. Hellgrün, Aehrchen bleich, fast glatt, Blätter längs den Nerven sehr deutlich gefaltet, untere Spelze länglich-oval, an der Spitze abgerundet, Nerven stark hervortretend, dick, der erste seitlich vom Mittelnerv meist dünner und kürzer als der folgende; obere Spelze spatelförmig länglich, sonst wie bei der Hauptform gebildet, stets so lang wie die untere, die Zähnchen an der Spitze häufig abgerundet. Die Aehrehen und Blüten sind kleiner als bei der echten plicata, die Zahl der Blüten (bei jener bis 12) zähle ich hier bis 10. Die gleichförmig bleichen Aehrehen werden bei der Reife etwas ockerfarbig und zur Spitze der einzelnen untern Spelzen violett angeflogen. Bei Lyck bisher nur der einzige von mir erwähnte Standort bekannt. Selbst habe ich bei Lyck bisher noch keine Bastarde zwischen diesen beiden Arten gefunden, besitze aber von Prof. Haussknecht aus Osterfeld in Thüringen Exemplare, die ich wegen der abweichen- den Merkmale für Bastarde halten muss. 14. G. plicata X fluitans. Verzweigung und Grösse der Aehrchen wie bei @. fluitans, aber die untern Quirläste bis 4, beide Balgklappen stumpf, untere Spelze länglich, stumpflich, der erste Seitennerv vom Mittelnerv ist länger oder ebenso lang oder kürzer als der zweite nach aussen folgende, auch öfter etwas dünner, obere Spelze wie bei @. fHluitans. 106 C. Sanio: Osterfeld mit @. plicata 1874, Haussknecht! 15. @. fluitans X plicata. Im Habitus der @. plicata ähnlich, die Blüten kleiner als bei fuitans, grösser als bei plicata, Klappen an der Spitze abgerundet, untere Spelze breiter länglich, stumpf, der erste Seitennerv vom Mittel- nerv ist ebenso lang oder kürzer als der zweite, obere Spelze spa- telförmig-lanzettlich, auch im übrigen der obern Spelze von Huitans ähnlich. Ausser den 7 Nerven der palea inferior kommen noch 4 kurze Nebennerven vor, nämlich zwischen dem Mittelnerv und dem ersten Seitennerv und zwischen diesem und dem zweiten Seitennerv. Ich habe diese Ancomalie auch schon bei @. plicata, nie aber bei fuzitans beobachtet. Osterfeld in Thüringen mit @. fluitans, 1374, Haussknecht! 16. Bei der Seltenheit von Bastarden unter den Gräsern wird es von Interesse sein, hier einen zu beschreiben, der wenigstens bei Focke, Pflanzen-Mischlinge nicht aufgeführt ist und vielleicht ander- weitig schon Veranlassung zur Aufstellung einer neuen Art gegeben hat. Am 3. Juli 1886 durch die Dallnitz streifend, fand ich so ziem- lich in ihrer Mitte auf trockenem Sandboden unter lichtem Holze einen Agrostis-Horst, der mir wie A. vulgaris erschien, aber bei näherer Besichtigung zu A. canina zu gehören schien. Es stellte sich heraus, dass das Gras ein Bastard von 4. vulgaris und canina sein müsse. Endlicher genera plantarum No. 810 hat bei Agrostis nur 2 Sec- tionen, nämlich Agrostis Kunth und Anemagrostis Trin. = Apera Pal. Beauv. Koch teilt die Gattung Agrostis mit Ausschluss von Apera in 2 Sectionen, nämlich 1. Yilfa Beauv. mit überall flachen Blättern und vorhandener Palea superior, 2. Trichodium Mich. mit zusammengefaltet- borstlichen Wurzelblättern und meist fehlender Palea superior. A. Gray in seiner bot. of north. unit. stat. 5. ed. nennt die Abteilung Vilfa Agrostis. Bei einer einlässlichen Musterung der 11 Species meines Herbars glaube ich, dass die Zahl der Sectionen um eine vermehrt werden müsse. Koch Syn. hat in den Gattungscharakter von Agrostis sehr kurze Haarbüschel an der Basis der Spelzen aufgenommen. Nicht überall sind diese Haarbüschel, die übrigens an der Basis der pa- lea inferior nicht ohne Ordnung entspringen, sondern in 2 Bündel angeordnet aus der Basis der Nebenrandnerven der palea inferior (nervi juxta marginales) ihren Ursprung haben, übrigens kurz, manch- mal äusserst kurz sind, vorhanden. Bei Agrostis alba L. und ver- treillata Will. fehlen sie und mögen diese beiden Arten mit glatter 5-nerviger palea inferior und deutlicher palea superior den Koch’schen Namen Vilfa behalten. Bei Agrostis vulgaris With. mit 2 subfloralen winzigen Haarbüscheln ist die palea inferior glatt und 3-nervig. Ich betrachte sie als eigene Seetion, Kuagrostis. Bei Trichodium ist die Zahlenyerhältnisse der Flora Preussens. II. 107 palea inferior 5-nervig, der Mittelnerv aber kurz und früh als Granne sich loslösend. Die Aussenseite der Palea inferior ist überdies reichlich . mit kleinen, nach vorne gerichteten Häkchen besetzt, die aus eiförmiger oder ovaler Basis plötzlich in eine meist kurze, eingekrämmte Spitze übergehen. Die Diagnose meines Bastardes nun zeigt, dass sich derselbe in die Merkmale von A. vulgaris und canina geteilt habe. Agrostis vulgaris X canına Sanio. Foliis omnibus planis, ligula brevi, palea inferiore oblonga, a margine involuta, truncata, 5-nervia, nervis 4 lateralibus percur- rentibus, satis validis, sed non prominentibus, mediano debiliore, a quarta parte inferiore in aristam genieulatam, scabram, palea fere dupla longiorem secedente, uncinulis paleae inferiori extus insidentibus, ovalibus, apice abrupte mucronato incurvo terminatis, palea superiore minima, pellucida, apice obsolete trilobata, lodieulis lineari-oblongis, apiee uncinatis, cuspidato-apiculatis; pilis subfloralibus in binos fas- eienlos e basi nervi juxtamarginalis ortos, congestis, satis brevibus, diametrum basalem paleae aequantibus. 17. Carex vitilis Fr, ist von Dr. F. Heidenreich schon vor Jahren bei Tilsit im Schilleningker Walde aufgefunden (Schrift. d. Phys.- Oekonom. Gesellschaft Königsb. XXI! (1881) [S. 36. Red.] nach Abro- meit). Mit Heidenreichs Exemplaren übereinstimmend fand sie Dr. H. v. Klinggräff bei Neuenburg in Westpreussen (H. v. Klinggräff, einige Berichtigungen etc. a. a. OÖ. S. 201). Nach Treviranus in Ledebour Fl. ross. IV p. 281 sind sowohl ©. Persoonii Koch wie vitilis Fr. Varietät der ©. canescens L,. die er unter dem Namen, ß alpestris Trev. beschreibt mit der Definition „spiculis brevioribus brunnescentitus, superioribus approximatis“. Ich habe Preussische Exemplare nicht gesehen, kann aber die auf dem Retyezat in Siebenbürgen von Dr. v. Borbas gesam- melten und mir mitgeteilten gleichfalls nur tür Formen der Ü©. canescens L. ansehen. Noch weniger ist als Art zu halten 18. Silene parviflora (Ehrh.) Pers. —= 5. Otites (L.) Sm. ß parviflora (Ehrh.), die nach Abromeit Heidenreich 1871 auf der Kurischen Nehrung am Sandkruge gegen- über Memel aufgefunden. Nach einem Exemplare meines Herbars hat sie in demselben Jahre Dr. P. Magnus während seiner Östseereise auf der Kurischen Nehrung aufgefunden (25. 7. 1871). 19. Typha latifolia L. Von dieser Art sind zwei Varietäten als Arten unterschieden, nämlich 7. elatior Boreau = elata Boreau Fl. du centre 3. ed. IH p. 733! und 7. glauca Godron Fl. de Lorraine nach Rohrbach „über die europäischen Arten der Gattung :7ypha“ in Verh. des Bot. Vereins für Brandenb. ete. Xi S. 81! T. elatior boreau (dem Namen eata Boreau aus Gründen der Priorität und der Zweckmässigkeit vorzuziehen) unterscheidet sich nach 108 C. Sanio: dem Autor durch schmälere, grüne Blätter, aneinander grenzende oder von einander entfernte Kolben, von denen die weiblichen schliesslich wie bei 7. /atifolia L. schwärzlich werden und durch die lineal-lanzett- lichen Narben, die bei der ächten /atifolia L. lanzettlich geformt sind. Rohrbach 1. ce. p. 76! lässt bei seiner 7. Zatifohia 2 elatior (Boreau) das Merkmal der grünen Blätter aus, stellt die Breite der Blätter auf 5-10 mm und die Länge des weiblichen Kolbens auf höchstens 10 cm fest. Wie Boreau hält er das Merkmal der von einander etwas entfernten männlichen und weiblichen Kolben für nicht durchschlagend- Ich möchte dazu bemerken, dass dieses Merkmal, falls es auch manch- mal ausbleiben sollte, das augenfälligste ist und deshalb immerhin besonders hervorzuheben. Die Narben finde ich spatelig-Jänglich oder spatelig-lineal, einfach lanzettlich oder spatelig-lanzettlich oder lan- zettlich-lineal. Finden wir nun bei der Hauptform der T. latifoha denselben Wechsel in der Form der Narben, so werden wir aus dieser bei 7. /atifolia überhaupt kein Merkmal machen, sondern sie nach der These von dem relativen Werte der Merkmale bei den einzelnen Spe- cies in der Diagnose weglassen. Bei Lyck ist die 7. Zatwfolia L. Haupt- form sehr häufig an See- und Flussufern in Torflöchern und Gräben. Die var. elatior Boreau ist viel seltener und meist einzeln in Torflöchern am kleinen Sellmentsee, ebenso auf dem Bruche zwischen dem kleinen und grossen Sellmentsee, in einem Torfsumpfe an der S.0.-Ecke des Milchbuder Forstreviers im Torfloche. Diese Form würde nach Rohr- bach schon zur Hauptform gehören, da die Breite der Blätter (trocken) 11--12 mm und die Länge des 2 Spadix 10,5—12,5 cm beträgt. T. glauca Godron unterscheidet Rohrbach ]. c. p. 81 durch den kastanienbraunen weiblichen Kolben, der bei der Reife fast ebenso aussieht wie die Kolben der Hauptform der 7. Zatifolia im Spätherbste schliesslich werden. Die Narben giebt Rohrbach lineal an und die Farbe der Blätter als blaugrün. Diese Varietät ist mir vermutlich schon sehr lange bekannt gewesen, nämlich entweder seit 1541 oder 42, wo ich auf dem Bruche am Lycker Seechen ein ganzes Torfloch da- von erfüllt fand. Diese Erinnerung (ich war damals 9 oder 10 Jahre alt) entschwand meinem Gedächtnisse vollständig und tauchte erst empor, als ich ähnlich gefärbte 7. Zatifolia im Ableitungsgraben des srössern Tatarensees im Baranner Forste 1833 auffand. Nach der Erinnerung suchte ich nun 1884 auf dem Bruche am Lycker Seechen und fand richtig noch ein Exemplar höchst wahrscheinlich in dem- selben nun schon fast verwachsenen Torfloche vor. Dieses Exemplar, am 10. September gesammelt, also nahezu reif, besteht aus 2 unmit- telbar auf einander folgenden weiblichen Kolben, der männliche fehlte bereits ganz. Der untere Kolben misst S3 mm, der obere 92 mm. Der obere Teil der Narben, die dem Kolben seine Farbe äusserlich er- teilen, ist braun (man kann sagen kastanienbraun), der innere Teil Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 109 dagegen fulv („fahlgelb“). Die Form der Narben ist durchgehend schmal, schmal linealisch oder lanzettlich-linealisch oder lineal-lanzett- lich oder länglich oder linealisch. Kein Wunder also, dass Godron auf solche Fxemplare hin hier eine besondere Species annahm. Die blaugrünen Blätter haben in trockenem Zustande als grösste Breite 7 mm. Bei den Exemplaren aus dem Baranner Forste massen die einfachen Kolben 99 mm, 129 mm, 130 mm, bei 2 Exemplaren mit doppelten, unmittelbar aufeinander folgenden, ein Continuum darstellen- den Kolben fand ich die Masse von unten nach oben 158-150 mm und 115-495 mm. Die Farbe der fast reifen Kolben ist ebenso wie bei dem Exemplare vom Lycker Seechen, die Form der Narben aber verschieden, im allgemeinen schmal, aber mit eingemengten breiten, selbst lanzettlichen Narben. Darnach ist auf die Form der Narben bei dieser Varietät ebenso wenig wie bei der Hauptform oder der var. elatior Gewicht zu legen. Es bleibt mithin als Unterscheidungsmerk- mal von der Hauptform der 7". latifolia die kastanienbraune Farbe der © Kolben, die auch kürzer sind als bei jener, Eine dritte Varietät wächst hier in der Umgebung von Claussen auf dem Rosinskoer Bruch und besonders schön im grossen Krack- steinsee gegenüber dem Dorfe Claussen. Am letzteren Standorte sam- melte ich sie mit Hilfe des Herrn Reetors Hundrieser, der den Kahn besorgte und auch die Leitung desselben übernahm. Im allgemeinen ähnelt diese Varietät der Hauptform, hat einen langen weiblichen Kol- ben und dem Anscheine nach einen unmittelbar auf diesen folgenden männlichen. Die Farbe des weiblichen Kolbens ist ockerbraun, indem die Narben diese Farbe zeigen, häufig ist aber der obere Teil der Narben dunkler, graubraun. Der Stich ins graubraune tritt namentlich bei schräger Ansicht und bei einzelnen Stücken mehr hervor. Ausser- dem sind die Narben, die bei der Hauptform und bei v. gdauca einen Schimmer der Andeutung von Glanz zeigen, durchaus matt. Die Form der Narben ist spatelig-lanzettlich oder spatelig-länglich, lanzettlich oder spatelig-lineal. Die Farbe der schmälern Blätter (an der brei- testen Stelle 9—10 mm breit) ist blaugrün. Beide Standorte habe ich am 31. August 1834 aufgefunden. Bereits 1834 von mir als var. pal- Iida unterschieden. Darnach scheidet sich 7. /atifolia L. bei Lyck wie folgt: T. latifolia L. foliis latioribus, inflorescentia longioribus, glaueis axi spadicis foeminei squamuloso, ebraeteato, masculi pilis stamina excedentibus, paucis, albidis obsesso, granulis pollinis tetraädrice conjunctis, pilis perigonialibus stigmatibus paullo brevioribus, stigma- tibus variis lJanceolatis usque anguste linearibus. a. foliis latis, spadice masculo foemineo longo contiguo, stigma- tibus fuligineis, micantibus, auetumno denique brunneis. ##elatior Boreau. 110 C. Sanio: Foliis angustioribus, (glaucis), spadice masculo a foemineo sueto breviore satis remoto, stigmatibus fuligineis, micantibus. b. glauca Godron. Foliis latis, spadice masculo foemineo, sueto breviore, Gontiguo, stigmatibus castaneis, micantibus. e. pallida Sanio Foliis angustioribus, spadice foemineo longo, stigmatibus brun- nescenti ochraceis, nonnunguam passim vel supra totum spadiecem apice griseo brunnescentibus, opacis. Seite 146! fügt Abromeit der Flora Ostpreussens einige neue Arten hinzu, nämlich: 1. Nasturtium anceps DC. —= N. barbaraeoides Tausch [besser Loripa barbaraeoides (Tausch)]|') am Frischen Haff zwischen Rosenort und Klenau, 22. 7. 1881 Seydler; am Treideldamm zwischen Damm- krug und Holstein, 5. 7. 1884 Caspary; am linken Dangeufer bei 1) Zur Gattung Koripa ziehe ich jetzt, wie es auch Neilreich Fl. von Nieder- Oesterreich II. S. 743! gethan, auch Cochlearia Armoracia L. als Roripa Armoraeia (L.). In Betracht, dass man den Meerrettig manchmal zerstreut und einzeln auf trockenen leh- migen (bei Sarken), selbst auf kiesigen, trockenen (zwischen Windmühle und Sybba) Aeckern findet, müsste man annehmen, dass er manchmal hier selbst reifen Samen bildet; indes erklärt sich dieses Vorkommen leichter und natürlich dadurch, dass Wurzelstücke aus der Küche auf den Kehrichthaufen gelangt und dann auf die Aecker ausgefahren seien. Sonst setzt man ihn zum Gebrauche auf tiefliegende (also auch tiefgründige), etwas feuchte, humusreiche Stellen, und so war es wohl auch in Kossewen, wo in der Nähe eines kleinen „Teiches“ auch Petasites ofieinalis wächst. Wahrscheinlich wurde ebenda auch der Meerrettig ausgesetzt, der dann an den Rand des Teiches gelangte und dort verwilderte. Allerdings ist auch eine andere Erklärung möglich. Nach der Schlacht bei Prostken ergriffen die Tataren den Pfarrer von Östrokollen, Baranowski, und schleppten ihn unter arger Miss- handlung mit sich. Da es nicht zu bezweifeln ist, dass sie den nach Norden ab- ziehenden Preussen zunächst nachzogen, so mögen sie das erste Bivouak an jenem Teiche, jetzt bei Kossewen gelegen, aufgeschlagen und dort den Meerrettig, den sie als Nahrungsmittel mit sich führten, verstreut haben. Baranowski wurde gerettet oder losgekauft und erhielt vom Kurfürsten jene „6 Hufen Uebermaass Wald als Entschädigung für das Uebermaas von Leiden, die er ertragen.“ In Erinnerung vielleicht legte er den Hof seiner neuen Besitzung an diesem Teiche an. Der Meerrettig hat sich aber erhalten, wenigstens bis zu der Zeit des letzten dort gebürtigen Besitzers Herın Dolenga, dessen Gast ich zuweilen (1851--60) war und gelegentlich die Schenkungsurkunde des Kurfürsten zur Kenntnisnahme vor- selegt erhielt. Möglich, dass Caspary einst, Samen des Meerrettig petionirend, auf irrige Insinuationen hin das Vaterland des Meerrettig nur nach dem Schwarzen Meere verlegte, während er vom nordischen Europa als einheimisches Gewächs an- gesprochen worden ist. In grösserer Menge erschien er bei Lyck auf einem fetten Acker gegenüber dem Kreislazarette (gewiss durch Anpflanzung) und hat sich hier am Wegrande auch erhalten. ©. J. v. Klinggräff, Fl. von Preussen S. 42! rechnet ihn zu der preussischen Flora mit demselben Zwange, wie viele andere Pflanzen. die wahrscheinlich ursprünglich nicht da waren, sondern einwanderten, während die Verfasser der Flora der Provinz Preussen, Patze, Meyer, Elkan $. 394! ihn als ein nur cultivirtes Gewächs aufführen. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. ul Kl. Tauerlauken, Kreis Memel, Knoblauch. Ist sehr leicht mit Koripa amphibia (L.) v. Llongisiligua Godr. Zyratifolia macrostyla Sanio im „Ersten Nachtrage zur Florula Lyecensis“ in Verh. d. Bot. Vereins für Brandenburg XXI. S. 40! zu verwechseln, so bei Klinggräft, Vegetationsverhältnisse S. 64, bezüglich des Standortes am Statzer (nicht Stotzer) See bei Lyck. Durch die scharf hervortretende, zu- sammengepresste Randung ist die echte A. barbaraeoides von dieser Varietät der &. amphibia mit gar nicht oder unbedeutend abgesetzter Randung der Schötchen leicht zu unterscheiden. 2. Euphorbia duleis L. Im Kreise Allenstein bei der Oberförsterei Purden, Jagen 110 fand am 21. 8. 1882 Frl. Winkler ein einziges Exemplar. #. duleis ist bisher nur von Thorn bekannt gewesen, wo- hin sie aus dem südlichen Polen durch die Weichsel gelangen konnte. Fehlt im nördlichen Polen. Ist also für Ostpreussen, das überhaupt an Euphorbien arm ist (bei Lyck nur #. Helioscopia L., gewiss auch ursprünglich durch den Ackerbau eingeschleppt), nicht zu erwarten. Andererseits scheint bei dem in den sechziger und siebenziger Jahren zunehmenden Interesse für Herbarien die Gattung Zuphorbia besonders als Köder ausersehen gewesen zu sein. So wächst z.B. Z. Oyparissias L., die sicher bei Lyck fehlte, ganz natürlich im Schlosswalde! Andere Arten, deren Namen ich mir nicht gemerkt, obwohl ich sie bestimmt hatte, brachten mir Dr. Embacher (7) vom Lycker Gymnasium und Stadtschullehrer Gzekaj. Mithin sind bezüglich der E. duleis, wie der übrigen erst die 30 Klinggräff’schen Beobachtungsjahre abzu- warten, bevor man bezüglich der Naturalisation zu festen Resultaten gelangt ist. 3. Xanthium italicum Moretti am Frischen Haff bei Camstigall und am Alten Lochstädter Tief, 13. 9. 1881, Caspary. 4. Salvia verticillata L. am Bahnkörper bei Löwenhagen, Caspary ; Pusehdorf, Phoedovius; zwischen Stallupönen und Eydtkuhnen, Dr. Meyer; am rechten Passargeufer bei Braunsberg, Seydler. 5. Myrica Gale L. westlich bei Prökuls (Kreis Memel) von Knob- Jauch aufgefunden, 1884. 6. Carew pulicaris L., im Kreise Memel an mehreren Stellen, Knoblauch, 1884. 7. Potamogeton densus L. bei Königsberg in einem Graben zwischen Cosse und Dammkrug, 1834, Abromeit. Ferner folgende, die, wie Abromeit meint, mir bei Abfassung der Zahlenverhältnisse hätten bekannt sein können.!) 3. Dianthus prolifer L. östlich vom kleinen Czerwonkasee im 1) Ich bemerke dazu, dass ich 1880 auch nicht im geringsten daran dachte, diese Zahlenverhältnisse zu verfassen und ebenso wenig Gelegenheit hatte, das Herbarium horti regiomontani, in dem ich 1854 auf Veranlassung Prof. E. Meyers etwas mich umgesehen hatte, zu revidiren. 112 C. Sanio: Kreise Allenstein 1878, Bethke; im Kreise Neidenburg am Nordufer des Laysser und Kosnosees (Rosenbohm), 1880; zwischen Layss und Przykop, 1881 (Abromeit); Nordrand des Belaufs Terten im Forst- revier Napiwoda 1381 (Abromeit); im Kreise Osterode am Ostufer des Niski-Sees {soll wohl heissen Niesky) nach Preuss; zwischen Persing und Sellwa (Preuss), zwischen Walkmühle und Wissokisee (Preuss), am Ostufer des Kleinen Kernos-Sees (Preuss). 9. Acer Pseudo-Platanus 1. im Kreise Allenstein in der Ober- försterei Neu-Ramuck südlich von der Oberförsterei Lansker Ofen, Oberförster Volkmann 1880, im Kreise Osterode 18852 im Klonauer und Dölaner Walde (Volkmann, Preuss). 10. Vieia pisiformis L. vor vielen Jahren von Leo Meier bei Wehlau entdeckt (Hb. Eysenhardt ex E. Meyer ohne Namen), vgl. Patze, Meyer, Elkan, Fl. d. Prov. Preussen S. 534! 1875 fand sie Caspary am Abhange des Alleufers unter Bäumen und Büschen mit V. dumetorum und Lathyrus niger am Rosenstege bei Kl. Nuhr bei Wehlau; an der Angerapp bei Insterburg (Stud. Collin). 11. Vieia tenuifolia Roth, Wenn eine Pflanze vorher gar nicht auf den Feldern zu sehen war, wie bei Lyck vor 1859, dann 1859 massenhaft an sehr weit auseinander liegenden Stellen auftaucht und darauf wieder ganz verschwindet, so ist anzunehmen, dass sie mit fremder Saat, die allgemein aus derselben Stelle bezogen wurde oder gar durch Aussaat plötzlich verbreitet wurde. Wenn sie nun aber bald wieder verschwindet, so hatte sie gar keine Anziehung zu den Vegetationsbedingungen der Gegend, denn so gründlich arbeitet nie- mand, dass nicht hier und da Exemplare sich hätten retten können, wie dies jeder Landwirt, der Jahr aus Jahr ein mit Kornblumen, Rittersporn und Rade kämpft und doch schliesslich ein blumiges Feld . als Rückstand erzielt, es weiss. Dasselbe gilt gewiss von dem Stand- orte bei Sensburg, den Patze, Meyer, Elkan anführen, und denen, die Abromeit selbst hier S. 148 erwähnt. Die Praetension Abromeits nach dieser Beobachtung, dass V. tenurfolia Roth nunmehr nach solchen Be- weisen als heimisches Gewächs zu betrachten sei, muss ich also zurückweisen. 12. Potentilla mixta Nolte bei der Mühle Öpukel im Belaufe Powalzin (Forstrevier Ratzeburg) im Kreise Ortelsburg (Caspary 1875); im Malschöwer Torfbruche im Kreise Neidenburg, (Rosenbohm 1880). 13. Alyssum montanum L. um Nimmersatt bei Memel von Weiss schon seit langer Zeit entdeckt. 14. Epilobium tetragonum L. Die Beschreibungen beider Floristen, der Verfasser der Flora der Prov. Preussen, Patze, Meyer, Elkan S. 511! und K. C. J. v. Klinggräff, Flora von Preussen S. 141! sagen nichts über die Stolonen, die bei vollständigen Exemplaren ein gutes Merkmal abgeben. Aus dem Mangel dieses Merkmals könnte man Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 113 schliessen, dass die in Preussen gefundenen Exemplare entweder zu E. Lamyi F.Schultz oder zu £. tetragonum L. (= #. adnatum Griseb.) sehören, bei denen ich meist die kurzen Ausläufer mit Rosette ver- misse. Da nun bei #. tetragonum L. die unteren Blätter breit sitzend und breiter herablaufend sind, die beiden preussischen Floren aber versichern, dass die unteren Blätter sehr kurz gestielt (v. Klinggräff) oder sitzend, zuweilen sehr kurz gestielt seien (Patze, Meyer, Elkan), so ist anzunehmen, dass v. Klinggräff bei Abfassung seiner Flora das echte Z. tetragonum L. gar nicht gesehen, Patze, Meyer, Elkan da- segen zwei Arten vor Augen gehabt haben. Ob nun diese zweite Art E. Lamyi F.Schultz oder £. chordorrhizum Fr. Summa veget. (— E&. virgatum Fr. Novit. fl. suec. p. 113! = E. obscurum Schreb. nach Crepin fl. de Belgique 2. ed. p. 102!) sei, ist aus der Diagnose nicht zu ermitteln.» Klinggräff, Vegetationsverhältnisse S. 89! nennt diese zweite Art £. virgatum Fr. nach Koch Syn., wonach sie identisch wäre mit der Stolonen bildenden 2. chordorrhizum Fr. Für diese zweite Art giebt er sowohl ost- als westpreussische Standorte an, während er ebenda für E. tetragonum L. nur westpreussische kannte. Abromeit behauptet, dass nach Patze, Meyer, Elkan das echte E. tetragonum L. in der Umgebung von Pillau gefunden sei, wo sie Stud. R. Schultz 1883 wieder gefunden habe. Es muss doch sehr be- fremden, dass Dr. Abromeit bei an sich so schwierigen Entscheidungen ein Citat macht, das bei Patze, Meyer, Elkan durchaus nicht zu finden ist, falls nicht einer der Autoren in seinem Handexemplare nach- träglich eine handschriftliche Bemerkung mit Tinte oder Bleifeder ‘ gemacht, was aber doch hätte angeführt werden müssen. Welcher Art die von ihm angegebenen neuen Standorte in Ostpreussen ange- hören, ist nicht ersichtlich; da er aber angiebt, dass er E. tetragonum v. adnatum Griseb. (— E. tetragonum L.) zwischen Crantz und Grenz 1834 gefunden habe, so ist anzunehmen, dass die ersteren Standorte zu E. chordorrhizum gehören, während das Vorkommen des EA. tetra- gonum L. durch seinen Fund für Ostpreussen gesichert ist. 15. Circaea intermedia Ehrh. in Ostpreussen bereits gefunden: Kreis Allenstein im Buchwalder Forste, 1870, Bethke; Kreis Brauns- berg, Schlucht an der Passarge bei Fehlau, 1878, Seydler; Kreis Heiligenbeil, zwischen Lokehnen und Fedderau, 1882, Seydler; Land- kreis Königsberg, in einer Schlucht bei Ottenhagen, 1882, Seydler; Kreis Osterode, am Schlossberge bei Döhringen, 1882, Preuss. 16. Aster Tripolium L. Russendamm in Pillau, 1868 vom Pharma- ceut Ganswindt aufgefunden; zwischen Wogram und Alt-Pillau, Bethke 1830, Abromeit 1882; Ballastplätze von Königsberg, nach Patze, Meyer, Elkan, Fl. d. Prov. Preussen S. 285! Memel an der Vordermoole, Abromeit, von Kannenberg bei Memel bereits gesammelt. 17. Carduus nutans L. nach Patze, Meyer, Elkan, Fl. d. Prov. Abhandl, des Bot. Vereins f, Brandenb, XXXII. 8 114 C. Sanio: a Preussen 5. 317! bei Memel (Kannenberg), Königsberg am Pregeldamm (— Treideldamm) nach Holstein (Patze, Meyer, Elkan); Pillau Plan- tage (Patze, Meyer, Elkan); ebenda auf dem Russendamm 1878 von Caspary gefunden. Walterkehmen bei Gumbinnen (Zornow 1870), Mühlhausen bei Hermsdorf (Zornow), Kreis Osterode bei Heidemühl 1882 (Stud. Preuss). 18. Orobanche coerulescens Stephan bei Willd. von mir beigefügt. Siehe das nähere in der Aufzählung der in Ost-Preussen fehlenden Arten der preuss. Flora S. 117. 19. Litorella lacustris L. im Pilzenteiche bei Brasnicken bei Königsberg, Caspary 1869. 20. Aristolochia ÜOlematitis L. in Ost-Preussen: an Zäunen in Germau 1828, Gereke; am Alleufer bei Kukehnen bei Friedland 1864, Pfitzer; Tharau im Kreise Pr. Eylau, seit 60 Jahren. vom Pfarrer Ellinger beobachtet, Caspary 1869; auf dem Domberge bei Frauen- burg, Seydler 1867; bei Frauenburg am Wege nach Rautenberg, Seydler 1875; in Kiewitten bei Heilsberg, Seydler 1871, und zwischen den Scheunen in Heilsberg selbst, in Osterwein, Kreises Osterode, Preuss 1882. In Lyck wuchs sie im Garten meines Vaters am Zaune, der später an dieser Stelle durch einen Stall ersetzt war; wegen starker Beschattung durch den Stall und einen emporgewachsenen Eichen- baum in meiner Erinnerung ohne Blüten, früher aber vom Vater mit Blüten gesehen; im Garten des Nachbars, Herrn Eberhardt, an einem Strauche in der Sonne und deshalb reichlich blühend. Von dieser letzteren Stelle holte ich selbst die Exemplare für die 4 Gymnasial- herbare, die ich von Sexta bis Tertia angelegt. Nach der Angabe meines Vaters hatte ihm der anfangs der dreissiger Jahre in der hiesigen Apotheke stationirte Provisor Ernst, von dem mein Vater sagte, dass er alle (d. h. hier vorkommenden) Pflanzen mit lateinischen und deutschen Namen kannte, diese Pflanze benannt und als sehr selten bezeichnet. Wahrscheinlich durch Ernst, der im Garten meines Vaters seine Blumenbeete hatte, wurde dieses Gewächs dem damals mit der Abfassung seines Pflanzenkalenders (der Lycker krautigen Pflanzen) beschäftigten Gymnasiallehrer W. Menzel mitgeteilt und gelangte so in den Ptlanzenkalender von W. Menzel und in das käuf- liche Herbarium Lycker Pflanzen nach diesem Pflanzenkalender. Damit kam es auch in die Hände eines der Autoren der Flora der Provinz Preussen und wurde in dieser Flora von Patze, Meyer, Elkan als ein- heimisch aufgenommen. Jedenfalls ursprünglich zum medicinischen Gebrauche angepflanzt gewesen (vgl. Ascherson, Fl. d. Prov. Branden- burg S. 5981), jetzt wohl durch A. Serpentaria so ersetzt, dass z. B. Ettingshausen in seinen Medicinalpflanzen sie gar nicht einmal erwähnt. Nach Hagen, Preussens Pflanzen Il. S. 225! auch beim adeligen Gute Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. 1. 115 Buchwalde im Gebüsch, am Rande der Anhöhe (Kreises Allenstein ?). So mag denn diese Pflanze als eine auch in Ostpreussen durch Ver- wilderung heimisch gewordene Pflanze betrachtet werden, bei Lyek, wo sie jetzt ganz verschwunden ist, ist sie es nicht gewesen, sondern offenbar ein Rückstand medieinischer Nutzung. 21. Potamogeton decipiens Nolte nach Caspary P. lucens X prae- longus im Kreise Heilsberg im Leimangelsee bei Schwuben (Caspary 1879), Kreis Berent im Sobbonschsee (Caspary 1873), im Stabitzsee im Kreise Deutsch-Krone (Caspary 1878), im Skottausee bei Neiden- burg (Abromeit 1881). 22. Allium acutangulum Schrad. zwischen Wehlau und Senkel- krug auf Pregelwiesen (Rosenbohm 1875), auf den Pregel- und Menge- wiesen bei Puschdorf (Phoedovius 1880); auf Pregelwiesen am Poeten- stege bei Königsberg (Stud. Schultz 1882). Als zweifelhaft will Abromeit folgende, in Ostpreussen früher beobachtete Arten ausscheiden: 1. Scorzonera purpurea L nach Patze, Meyer, Elkan, Fl. d. Prov. Preussen S. 329 von Kugellan für Osterode angegeben. Klinggräff Vegetationsverhältnisse sagt „angeblich bei Osterode“. Ich liess sie deshalb auch weg. Dass Hensche sie in einem weggeworfenen frischen Strausse von Feldblumen in Kukebmen Kreises Heiligenbeil gefunden, beweist auch nicht im geringsten, dass sie dort wachse, um so weniger, als solche rotblühende Compositen ja auch als Zierblumen eultivirt werden. So fand ich z. B. Hieracium aurantiacum L. als verstreutes Unkraut im Garten von Neu-Woszmitzen nahe der Stadt Nikolaiken, jedenfalls ein Rückstand einer Cultur im Garten, obwohl es angeblich auf den Dzubieller Wiesen wachsen sollte, wo ich es bei 2maligem Suchen nicht wiedergefunden. 2. Phyteuma nigrum Schmidt, nach Patze, Meyer, Elkan, Fl. d. Prov. Preussen S. 354! von Kugellan bei Osterode gesammelt, ist dort in neuerer Zeit nicht wiedergefunden worden, soll aber vor län- gerer Zeit nach Caspary von Dr. Hilbert bei Rastenburg in einem Exemplare gefunden worden sein. Als Varietät hat sie indes für die Zahlenverhältnisse vorläufig keine Bedeutung. 3. Epipogon Gmelini Rich. wurde 1836 vom Gutsbesitzer Wagner in einem seitdem abgeholzten Wäldehen bei Paddeim bei Labiau ge- funden. Das einzige, seitdem nicht wieder gefundene, also wohl völlig ausgegrabene Exemplar befindet sich im Herb. regimont. Dass an anderen Stellen noch mehr vorhanden sein wird, ist nicht zu bezweifeln, um so weniger, als in der Nähe von Labiau so grosse Waldungen noch und bleibend vorhanden sind. 4. Gagea arvensis (L.) Schult. wurde nach Patze vom Apotheker Weiss-Caymen bei Fischhausen gefunden. Ich sehe nicht ein, wes- halb dieser Standort zu streichen wäre, da ja zwischen der Weichsel- g* 116 ©. Sanio: flora und Fischhausen eine Wasserverbindung besteht und durch Winde heruntergespülte Zwiebeln statt in die Oeffnung bei Pillau nach Fisch- hausen konnten verschlagen sein. 5. Veronica prostrata L. Die von Abromeit erhobenen Zweifel gegen das Indigenat dieser Pflanze erscheinen mir nicht hinreichend, um eine Streichung zu genehmigen. Die über das Speciesrecht seit Bentham in De Candolle’s Prodromus bestehenden Zweifel kann ich selbst nicht beseitigen, da mir hinreichende Materialien, namentlich auch Exemplare mit guten Früchten fehlen. 6. Juncus silvaticus Reichard wird auch von Abromeit für Preussen angezweifelt, da die im Provinzialherbarium befindlichen Exemplare entweder zu jung seien oder zu J. articulatus L. gehören. Indes in Anbetracht, dass einer der Autoren der Flora Preussens von Patze, Meyer, Elkan, nämlich Prof. Ernst Meyer Monograph der Gattungen Juncus und Luzula gewesen und die Kunst auch „zu junges Mate- rial“ zu untersuchen nach der mir selbst gegebenen Anweisung zu schliessen, sehr wohl verstand, so dürfte es doch geraten sein, diese Art der preussischen Flora beizufügen. Nach allen den vorausgehenden Bemerkungen fehlen aus der Flora Preussens der ostpreussischen folgende bisher nur in West- preussen gefundene Arten: Olematis recta, Batrachium confusum, Adonis vernalis, Epimedium alpinum, Fumaria Vaillantü, F. densiflora, Nasturtium ofhicinale, Roripa austriaca, Cardamine hirsuta, Sisymbrium Loeselü!), Brassica nigra?), Aldrovandia vesiculosa, Spergularia media, Cerastium brachypetalum, Elatine Alsinastrum, Lavatera thuringiaca, Acer campestre, Impatiens parviflora, Ononis spinosa, Medicago minima, Melilotus dentatus, Tetra- gonolobus siliquosus, Ornithopus perpusilus, Vicia tenuifolia, Lathyrus tuberosus?), L. heterophyllus, L. pisiformis, Rubus thyrsoideus, R.radula, 1) Abromeit hat es in seiner Aufzählung (a. a. 0.”S. 150) ausgelassen, ohne (lies vorher motivirt zu haben. Bei Lyck stellte sich in der Nähe des Bahnhofes zuerst (1878) Sisymbrium Irio X Loeselii Sanio in Hb. et sched. und dann (1880) $. Loeselii L. ein. Nachdem ich sie festgestellt, verschwanden sie kurz anal Den Bastard habe ich im Tauschwege verbreitet. 2) Von Abromeit nicht abgemeldet, ebensowenig Bunias ae welche letztere von Seydler am Passargeufer bei Braunsberg, von Stud. Knoblauch in der Umgegend Memels gefunden worden- ist, (Bericht über die 24. Versammlung; des preuss. bot. Vereins in Pr. Stargard 1885 in der ersten Beilage zur Nr. 238 der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1885 S. 3292); |Schr. Phys.-Oek. Ges. XXVIL, S. 23, 25. Red.]|. Auch bei Königsberg nach Caspary eingeschleppt. (Bericht über die 21. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Osterode 1882 in der ersten Beilage zur Nr. 236 der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1882); [|Schr. Phys.-Oek. Ges. XXIII Sitzber. S. 26. Red.]. °) Lathyrus, tuberosus ],. fand mein Schulfreund Julius Mentzel, Stud. theol (frühzeitig als Gymnasiallehrer in Hohenstein gestorben) bei Dirschau 1853 oder 1854. Derselbe war, von mir unterstützt, seinem Vater behilflich bei Verfassung Zahlenverhältuisse der Flora Preussens, I. 117 Potentilla Fragariastrum, P. verna, Prunus Uhamaecerasus, Corrigiola lito- ralis, Sedum reflexum, S. villosum, Eryngium campestre, Falcaria Rivini, Bupleurum longifolium, Silaus pratensis, Oaucalis daucoides, Lonicera Perichymenum, Galium silvaticum, Dipsacus laciniatus, D. pllosus, Scabiosa suqveolens, Artemisia scoparia, Tragopogon major, Scorzonera purpurea, Lobelia Dortmanna, Uampanula sibirica, Ligustrum vulgare, Gentiana campestris, Omphalodes scorpioides, Nonnea pulla, Verbascum Blattarva, Linaria Blatine, Veronica austriaca, V. Buxbaumü, Melampyrum_ silva- ticum, Orobanche caryophyllacea,!) O. ramosa, O. Öervariae, Stachys ger- manica, Lysimachia nemorum, Androsace septentrionalis, Plantago mart- tima, Schoberia maritima, Atriplex nitens, Kumes ucranicus, Passerina annua, Thesium intermedium, Euphorbia platyphyllos, E. duleis, E. palustris, E. lucida, E. exigua, Parietaria ofhicinalis, Populus alba, Echinodorus (Alisma) parnassifolius, E. natans, Ruppia rostellata, Zostera nana, Anacamptis pyramidalis,?) COephalanthera grandıflora, Galanthus nivalis, Anthericum Liliago, Juncus silvaticus, J. obtusiflorus, J. Tenageia, Blysmus rufus, Scirpus setaceus, 8. supinus, Carex supina,?) O. tomentosa, Panicum sanguinale, Calamagrostis litorea, Stipa pennata, S. capillata, Poa bulbosa, Glyceria maritima, Lolium multiflorum, Hor- deum secalinum. Es fehlen also aus der Flora Westpreussens 102 Species in Ost- preussen, nach Abromeit nur 81, ein Beweis, wie ungenau seine Be- rechnungen sind, trotz etwaiger einzelner Fehler in meiner Auf- fassung, die sich dochzbei einem so zerstreuten, wüsten Gebiete leicht erklären, auch entschuldigen lassen. Abromeit (a. a. ©. S. 151) kann es nicht billigen, dass sowohl Klinggräff wie ich, selbst den Weichselanteil der Bromberger Flora zur preussischen hinzugefügt haben. Den Vorschlag einer solchen Vereinigung und Abtrennung eines Stückes Westpreussens zu Gunsten der 2. Auflage des Lycker Pflanzenkalenders, Lyck 1856, auf dessen Titel dieser seinen Namen ebenfalls Mentzel schrieb. Ein Exemplar dieser Species hatte ich erhalten und auch Dr. 0. J. v. Klinggräff brieflich angemeldet. Derselbe wollte davon nicht Notiz nehmen, bis später Heidenreich diese Pflanze ebenda auffand. 1) Orobanche coerulescens ist neuerlich von Vanhöffen bei Wehlau aufge- funden (Bericht üb. d. 25. Versamml. d. preuss. bot. Vereins in Insterburg in der Beilage zur Nr. 237 des Abendblattes der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1886, |Schr. Phys.-Oekonom. Ges. XXVIIL S. 68. Red.] 2) Von Praetorius bei Konitz entdeckt (vgl. Sanio Zahlenverhältnisse, Nach- trag!); von Grütter bei Oisbusch (vgl. Bericht üb. d. 25. Versamml. d. preuss. bot. Vereins in Insterburg 1886 in der Beilage zu Nr. 237 des Abendblattes der Köniesb. Hartung’schen Zeitung 1886), [Schr. Phys.-Oekonom. Ges. XXVII S. 65. Red.| %) Ahromeit reeitirt hier die auch andererseits beigebrachte Praetension, dass Carex supina identisch sei mit C. obtusata Liljeb, Bei C. obtusata ist bas Blatt am vande eben, die Früchte eingedrückt gestreift, bei, C. supina ist das Blatt am vande umgerollt, die Früchte glatt. Dazu die Sectionsverschiedenheit, d. h. die Simplieität der androgynen Aehre bei C. obtusat«! 118 C. Sanio: der Posener Flora machte seiner Zeit, als ich in Berlin noch studirte und an seinen Dismembrations-Anratungen Anteil nahm, Dr. P. Ascher- son. Allerdings glaube ich selbst, dass es am besten sei, sich genau an die politischen und Verwaltungs-Grenzen zu halten, da wir für diese Karten haben, für floristische Abrundungen aber nicht. Aus diesem Grunde habe ich den Bromberger Anteil auch besonders abgetrennt, wobei ich indes bemerken muss, dass ich dabei 2 Species, nämlich Herminium Monorchis und Cardamineimpatiens ausgelassen habe. Ich habe also nichts dagegen, wenn Abromeit den Zathyrus heterophyllus aus der preussischen Flora, die Potentilla canescens, Campanula bononiensis und Herminium Monorchis, die noch nicht in Westpreussen aufgefunden sind, aus der westpreussischen ausscheidet. Dass aber Klinggräffs Angaben, nachdem er die Vereinigung vollzogen, unrichtig seien, wie Abromeit behauptet, lässt sich doch nicht sagen, umgekehrt, hätte er auf seinem proclamirten Fusse die Bromberger Novitäten weggelassen, so hätte er Fehler begangen, die seine Annexion aufhoben. Indem Abromeit zur Flora von Westpreussen übergeht, macht er zunächst, nachdem er die Arten erwähnt, die ich als „neu“ für Westpreussen zwar hinzugefügt, aber nicht selbst gefunden habe (meine ganze Arbeit war ja eine litterärische, bestrebt, die überall zerstreuten Materialien zusammenzulesen, was gewiss sehr verdienst- lich und mühsam gewesen), seine Bemerkungen über Arten, deren Vorkommen in Westpreussen mir unbekannt geblieben, obwohl es zum Teil bereits vor dem Erscheinen meines Aufsatzes bekannt geworden: 1. Hieracium pratense Tausch. Dass das H. pratense Fl. bor. auch in Westpreussen längst bekannt sei, ist mir nicht entgangen, zumal ich selbst ein Exemplar von Paleschken bei Marienwerder durch Klinggräff erhalten hatte. Dieses 7. pratense ist aber H. collinum Gochnat und zu ihm gehört H. foribundum Wimm. als Varietät. Beide sind gekennzeichnet durch die rauchfarbigen Griffeläste. Das H. pratense Tausch ex Fries hat aber dottergelbe Griffeläste und ist eine zwar leicht zu unterscheidende, aber auch im Getümmel des Sammelns leicht zu übersehende Art, die sich von #. praealtum \ill., dem es durch die gelben Grifteläste und die hellgelben Blüten ähnlieh ist, durch die auffällig grössern Köpfe und längern Zungenblüten unterscheidet. Ich verweise demnach Abromeit auf meine Ausein- andersetzung im ersten Nachtrage zur Florula Lyecensis in den Ver- handlungen d. Bot. Vereins für Brandenb. XAIl S. 39! 2. Onobrychis viciaefolia Scop. ist nach Abromeit für eingebür- gert zu betrachten. Derselbe führt eine Anzahl Fundorte an, die iclı hier nieht wiederholen mag. Doch muss ich bemerken, dass diese Pflanze leicht heimisch wird, von Saatfeldern sich auf die Chaussee- böschungen ausbreitet und hier- festen Fuss fasst. So bei Lyck an den Chausseeböschungen vor Schedlisken und an andern Stellen. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 119 Dass die ursprüngliche Pflanze Lycks am Seeufer vor Sybba von der angehaueten Form, wie sie sich wohl in Westpreussen findet, ver- schieden sei, habe ich schon im Ersten Nachtrage zur Florula Lyc- censis a. a. OÖ. S. 42! angegeben. Trotz dem Alter des Standortes und der Verschiedenheit der var. procumbens Stev., die dazwischen wächst, liegt es doch, wenn man weiss, das Lyck eine belgische An- siedlung von Liege ist, nahe, zu vermuten, dass auch der Standort von Sybba durch Cultur der Esparsette in den ersten Zeiten der An- siedlung entstanden sei. 3. Asperula cynanchica L. fand Caspary im Wäldchen von Rondzen bei Graudenz im Sommer 1881. 4. Cardamine impatiens L. Bei Abfassung der Zahlenverhältnisse standen mir für Westpreussen nur die von Klinggräff angeführten bei- den Standorte im Bromberger Gebiete zur Disposition. Nach Abro- meit entdeckte sie Dr. H. v. Klinggräff für Westpreussen in der grossen Schlucht in den Zatoken bei Osche (Kr. Schwetz) 1881. 1882 fand sie Lehrer Finger auf einer Insel im Schlosssee bei Lessen. 5. Arnica montana L. fand Dr. H. v. Klinggräff zahlreich im Stadtwalde von Lautenburg und in Wäldern an der Chaussee nach Montowo 1880. Dazu sind hinzuzufügen die weiteren Standorte im Kreise Strassburg, wo sie Cand. Valentin 1886 auffand (Bericht üb. d. 25. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Insterburg 1886 in der Beilage zu No. 237 des Abendblattes der Königsb. Hartung’schen . Zeitung 1886 [Schr. Phys.-Oek. Ges. XXVIII S. 59, 60. Red.]). Ausserdem sind folgende neue Phanerogamen für die Flora West- _ preussens nach Abromeit (1882—84) und meinen Notizen entdeckt worden: 1. Astragalus Hypoglottis L. war bisher nur für Lyck bekannt, wo ich ihn zuerst im Jahre 1845 an den kiesig-sandigen Uferab- hängen des Lycker Sees nach Sybba hin sammelte und 1846 und 1847 sicher wieder fand. Dass ich ihn in den fünfziger Jahren an diesem Standorte mehrmals gesucht, ist sicher, er war aber hartnäckig verschwunden. Die Beweidung dieser Stelle und nicht etwa Ent- wendung ist Ursache dieses Fehlens gewesen, denn 1838 fand ich ihn an derselben Stelle wieder. Ausserdem fand ich ihn vor Abfassung der Florula Lyccensis noch in der Dallnitz und im Seligger Walde. In der Dallnitz fand ich ihn in den siebenziger Jahren an 2 Stellen, an einer sogar reichlich, wieder, indes durch Urbarmachung sind diese Standorte, der eine ganz, der andere fast ganz, ausgerottet. 1386 endlich fand ich ihn im Baranner Forste an 2 Stellen. Im Jahre 1888 (5. 7.) entdeckte ihn Dr. H. v. Klinggräff in Westpreussen am hohen Ufer des Garczin-Sees bei Berent und teilte mir Exemplare mit. [Vgl. Schrift. Naturf. Ges. Danzig N. F. VII Heft 2 5. 249. Red.] 2. Saliw myrtilloides L. im Sommer 1882 von Dr. Hohnfeldt am 120 ©. Sanio: Gogoliniecsee bei Battlewo Kreises Culm zuerst für Westpreussen ent- deckt. Bestätigt wurde der Standort 1885 von Stud. Preuss und » Caspary. 1884 fand Caspary diese Weide in dem mittleren Spha- snetum bei Zalesie im Kreise Culm. In demselben Kreise constatir- ten sie Scharlok und Rosenbohm in 2 Sphagneten südlich von Gotters- feld. So Abromeit. Im Kreise Schwetz fand sie Lehrer Grütter an 6 Standorten (Bericht üb. d. 24. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Pr. Stargard in der 1. Beil. zu Nr. 238 der Königsb. Har- tung’schen Zeitung 1885 [Schrift. Phys.-Oek. Ges. XXV S. 31, 32, 38. Red.]). Der Verfasser des Berichts in der Hartung’schen Zeitung be- merkt zu der Einreihung zweier Standorte von Sensburg in Ost- preussen, die Dr. Hilbert entdeckt, dass nunmehr von dieser zierlichen Weide 13 Standorte in Preussen bekannt seien, von denen indes nur 3 auf Östpreussen kommen. Ich zähle eigentlich 14. Abro- meit vermehrte diese Zahl auf 20 durch seine Untersuchungen im Kreise Ortelsburg (Bericht üb. d. 25. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Insterburg 1886 in der Beilage zu Nr. 237 des Abend- blattes der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1836 [Schr. Phys.-Oekon. Ges. XXVIU S. 53, 54, 55. Red.]. Kommt gern in schwimmenden Sphagneten vor. 3. Epipogon Gmelini Rich. wurde von Abromeit 1883 im Kreise Neustadt an folgenden Standorten aufgefunden: 1. in einer bewaldeten Schlucht bei Strebielin, 2. in einer Schlucht des Cedronthales bei Neu- stadt, 3. im Belauf Nadolle (Forst Darslub) westlich vom Zarnowitzer See, 4. im Belauf Sobiensitz (Forst Darslub) am „Schlossberge“ öst- lich vom Zarnowitzer See, 5. im Belauf Mechau (Forst Darslub), Jagen 100 bei Werbelin. 4. Potamogeton Berchtoldi Fieber in einem Tümpel bei Tannsee bei Neuteich 25. 8. 1883, Preuschoff im Herb. regim. Vgl. Bericht über die 22. Versammlung des preuss. bot. Vereins in Marienburg 1883 in der ersten Beilage zu Nr. 240 der Königsberger Hartung’schen Zeitung [Schr. Phys.-Oek. Ges. XXV S. 101. Red.]. 5. Potamogeton marinus L. im Tuchlinkosee bei Smolsin Kreises Karthaus 1884 Dr. Lange. Caspary verteilte in der 25. Versammlung des preuss. bot. Vereins 1356 nach dem Berichte in der Beilage zu Nr. 237 des Abendblattes der Königsb. Hartung’schen Zeitung ?. ma- rinus L. vom Ostufer des Glembokisees. [Vgl. Schr. Phys.-Oek. Ges. AXVIN S. 70. . Red.] 6. Elymus europaeus L. in einer Schlucht des Cedronthales bei Neustadt 1883, 4. 8., wo er auch von Stud. Lemcke 1884 bestätigt wurde. 7. Gladiolus paluster Gaud. bei Thorn in der Sluszowoer Forst zwischen Kuchnia und Pieczenia von Stud. Preuss ein Exemplar auf- gefunden. Bisher durch den Bromberger Anteil vertreten gewesen. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. al 8. Najas minor All. Durch ein Versehen hatte ich in den Zah- lenverhältnissen a. a. 0. S. 69 unter den Westpreussen fehlenden Phanerogamen N. minor All. ausgelassen, woraus zu folgern gewesen wäre, dass sie bereits dort aufgefunden sei. Indes ist sie seitdem von Caspary in den Weichselbrüchen gelegentlich einer Untersuchung der Gewässer der Kreise Culm und Thorn gefunden worden (vgl. Be- richt üb. d. 22. Versammlung d. preuss. bot. Vereins in Marienburg 1283 in der ersten Beilage zu No. 240 der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1883), [Schr. Phys.-Oek. Ges. AXV S. 108. Red.] 9. Anacharis canadensis (Rich. et Mich.) Planchon (Zlodea cana- densis Rich. et Mich.) findet sich in Westpreussen nach Caspary in den Altwässern und Brüchen der Weichsel (vgl. Bericht über die 22. Ver- samml. des preuss. bot. Vereins 1883 in der 1. Beilage zu No. 240 der Königsb. Hartung’schen Zeitung 1885), [Schr. Phys. -Oek. Ges. XXV S. 110. Red.] In den Seen bei Lyck hat sich die Anacharis canadensis seitdem bedeutend vermehrt und viele sind vor ihr besetzt. Auch nimmt sie mit Torflöchern (so namentlich auf dem Rosinskoer Bruche, neuer- dings auch auf den Lyckflusswiesen an der Dallnitz) und Flüssen (Lyckfluss) vorlieb. Bei Grabnick fand ich sie im Grossen Grabnick- see hinreichend und im Grossen Sawindasee. Aus letzterem See zog ich sie aus einer Tiefe von 8—10 Fuss in bedeutender Verlängerung her- aus und mit einem so penetranten Fischgeruche aus dieser Tiefe, wie ich ihn bei Pflanzen nie bemerkt hatte. Ich erinnere mich über- haupt nicht recht, bei hiesigen Wasserpflanzen, vielleicht mit Aus- nahme der Sitratiotes aloides, bemerkbaren Fischgeruch gefunden zu haben, wohl aber bei Harpidien aus Torflöchern und auch bei man- chen Ackermoosen. Eine ausgezeichnete Varietät fanden wir 1838 in flachem Wasser im Grossen Grabnicksee an einer moderigen Stelle, mit kurzem niederliegenden Stengel, der um diese Zeit (25. 7.) sich noch nicht bewurzelt hatte, was später jedenfalls geschehen muss, da ich wenigstens eine junge Wurzel, an der Wurzelhaube kenntlich! zwischen den Blättern aufgefunden habe. Der Stengel ist mit breiten, kurzen, elliptischen, stumpfen, dicht geschindelten Blättern besetzt und bietet ein noch merkwürdigeres Aussehen dar, wie die krause Aydrilla verticillata lithuanica. Meist ist diese diehte Anordnung der Blätter am ganzen Stengel vorhanden, nur selten weichen die untern etwas auseinander. Ich bezeichne diese Varietät als Anacharis canadensis v. latifolia (Casp.) **repens m. Im Lycker See fand ich eine gleich- falls kurze, aber aufrechte Form in flachem Wasser zwischen Ross- garten und der Kleinen Mühle” (24. 9. 1881), bei der die Blätter etwas länger sind (länglich-eliptisch) und zwar dieht, aber doch nicht so fest geschindelt stehen, ausserdem im untern Teile ein wenig ausein- 122 C. Sanio: anderrücken. Ebenso im Lycker See am Birkenwäldehen 1889! Ich halte diese für die echte Elodea latifolia Casp. in Pringsheims Jahrb. I S. 467! Die beiden Beobachtungen bei Grabnick machte ich in Gesell- schaft und durch die hilfreiche Vermittelung des Herrn Pfarrverweser Bylda in Grabnick (seit Juli 1889 ebenda Pfarrer geworden), der auf dem grossen Grabnicksee den guten Kahn selbst dirigirte, während wir auf dem grossen Sawindasee die Excursion wegen eines starken Leckes von €. 2 Quadratzoll bald aufgeben mussten. Ausführlicher verbreitet sich Abromeit über die Entdeckung der Euphrasia verna Bell. im Brück’schen Moor im Kreise Neustadt. (Dr. H. v. Klinggräff: Vorläufiger Bericht über die Ergebnisse einiger im Sommer 1883 gemachten botanischen Exeursionen in den Küsten- gegenden Westpreussens; Bot. Centralblatt 1833 No. 47 S. 251 u. 252.) Ohne weitere Angaben ist es Abromeit zweifelhaft, ob Klinggräff darunter mit Sonder (auch Dreyer nach Fries, Summa veget. Scand. p. 196) die 2. litoralis Fr. oder die echte #. verna Bell. verstan- den habe. Nach Willdenow (spec. pl. II p. 194!), der Bellardis Dia- gnose „foliis ovato-lanceolatis, dentatis, bracteis flore longioribus“ reeitirt, ist die Z. verna Bell. cine Varietät von Z. Odontites L. Dass diese Z. verna nur eine Ackerpflanze sei, muss ich bestreiten; ich besitze aus Schleswig (Langballigau, Salzwiesen leg. Hansen) Exem- plare durch Baenitz, während ich sie beiLyck zwar nur einmal, aber wie ich glaube reichlich im Getreide auf den lehmigen Stadtfeldern nahe der Stradauner Chaussee am 20. Juli 1870 sammelte. Von der var. serotina Lam. unterscheidet sie sich wesentlich nur durch die Länge der Bracteen, da auch bei dieser Exemplare von der Breite der Blätter bei var. verna vorkommen. Von der E. hitoralis Fr. besitze ich von Svanland auf Hästö (Blekinge) am Meere gesammelte Exem- plare, einfach, klein, dünn, nach der Länge der Deckblätter eher zur var. serotina Lam. zu rechnen, von dieser aber durch die kürzern, zum Teil länglich-ovalen, länglichen, zum Teil eiförmigen, an der Spitze abgerundeten Kelchlappen verschieden. Bei var. serotina Lam. sind die Kelchlappen dreieckig-lanzettlich, spitz, bei var. verna Bell. dagegen verschieden, schmal oder linealisch-lanzettlich, dreieckig-lan- zettlich, selbst dreieckig-eiförmig, spitz, spitzlich, selbst abgerundet. Demnach ist die #. lioralis bei dem Schwanken der Merkmale bei var. verna eine zwar durch Merkmale von #. serotina und verna unter- schiedene Form, aber doch nur wie jene Varietät der E. Odontites L. Linne bezeichnete als Z. Odontites L. offenbar diejenige Varietät, welche Lamarck als Z. serotina unterschied. Es geht dies aus .der Note „foliis linearibus“ hervor. Dagegen dürfte seine 8 wegen der Note „latifolia“ die var. verna Bell. sein. Somit ist also Fries’ #. l- toralis eine neue Varietät. Fries dagegen (Summa veg. Scand.) iden- tifieirte die Odontites rubra Pers. == E. Odontites L. mit ©. serotina Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 123 Lam. und hielt die Zuphrasia verna Bell. für identisch mit der E. hitoralis Fr. H. v. Klinggräff (einige Berichtigungen zu der Berichti- sung des Herrn Dr. J. Abromeit, Schriften der naturforschenden Ge- sellsch. Danzig N. F. Bd. VI Hft. 3 S. 201) hat seitdem die Mitteilung gebracht, dass seine Z. verna nach R. v. Uechtritz in Breslau die #. litoralis Fr. sei. Bei dieser Gelegenheit will ich die Entdeckung einer neuen Zuphrasia aus der Section Euphrasium erwähnen. Schon im vorigen Jahre war ich von Herrn Prediger Bylda, Verweser des zum Kreise Lyck gehörigen, westlich gelegenen Kirclspieles Grabnick, er- sucht, ihm bei der botanischen Prüfung dieses Terrains behilflich zu sein. Aher erst in diesem Jahre (1883) konnte ich soviel Musse finden, um dorthin 7 Excursionen auszuführen. Das Kirchdorf Grabnick ist etwa 1°/, Meile von Lyck entfernt, der Weg zum Teil langweilig und botanisch armselig, indes sind doch auch blaue Seen dazwischen, Fernsichten auf Wälder, und das letzte Fünftel des Weges ist sogar anmutig. Am 5. September machten wir die Exeursion nach einem Bergstocke, der zu den Dörfern Grabnick, Lepacken und Rogallen ge- hört, südlich von Grabnick gelegen und meist mit Birken bewachsen ist und dazwischen Brüche oder Wiesen enthält, die ich leider am 31. Mai unter Wasser fand. Dieser Wald heisst der Krzakawy-Wald und wird wahrscheinlich noch manche Seltenheiten in der Folge auf- weisen. Einer der Hügel, im Lepacker Anteile gelegen, mit kurzem Heidekraut bewaclısen, zeigte zwischen demselben eine ziemliche Menge einer kleinblütigen Zuphrasia, die ich zu Hause nach Litteratur und Herbarium als die echte EZ. oficinalis L. var. gracelis Fries Hall. (ef. Fr. Novit. fl. suec. e. 2 p. 198!) = E. oflicinalis var. strieta Wahlberg (ex Fries) erkannte. Diese auffällige Varietät ist durch die kleinen Blumen und die zusammengezogenen aufrechten Aeste sogleich kennt- lich. Fries sagt in den Novitiis nichts über die Form der Blattzähne, in der Summa veget. Scand. p. 195! giebt er an, dass die Zähne auf jeder Seite dreikerbig seien. Dieses ist die #%. mierantha Reichb. fl. serm. exc. I p. 358! Bei unserer Pflanze sind die Zähne entweder spitz, spitzlich, selbst kerbig abgerundet — v. gracilıs Fr. ex Summa veget. — E. micrantha Reichb. 1. c., oder sie sind zugespitzt, stachel- spitzig (var. Friesi mihi). Die Krone ist weisslich, im Schlunde gelb, Ober- und Unterlippe an den Nerven violett gestreift (nach trockenen Exemplaren). Koch Syn e.2 p. 628 bat von diesen Formen die var. mierantha (Reichb.) unter seine Var. 8 alpestris untergebracht ; die var. Friesii ist ihm unbekannt geblieben, da die BE. nemorosa Reichb. fl, germ. exc. p. 358 nicht hierher gehört. Zwei Arten sind in Westpreussen (nach Abromeit) nicht wieder- gefunden worden, die früher für dasselbe angegeben waren, nämlich: l. Hypericum hirsutum 1. von Schmidt für Oliva angegeben und von Klinggräff gesehen, deshalb von mir gezählt. 124 C. Sanio: 2. Adenophora Lilifolia (L.) von Nowieki für den Grabier Wald bei Thorn angegeben, aber in seinem Herbarium nicht zu finden. Von mir deshalb nicht mitgerechnet, obwohl dieser Grund mir jetzt nicht stichhaltig erscheint. Nach diesen Beobachtungen fehlen der westpreussischen Flora aus der Gesamtflora Preussens folgende 48 Arten: Thalictrum simplex, Arenaria procera, Stellaria Frieseana, Cerastium silvaticum, Gypsophila panieulata, Genista pilosa, Oytisus ratisbomensıs, Trifolium spadiceum, Lathyrus luteus, Geum canadense Murr , Agrimonia pilosa, FPotentilla canescens, Rosa villosa, Cotoneaster integerrimus, Trapa natans, Bulliarda aquatica, Cenolophium Fischeri, Contoselinum tataricum, Asperula Aparine, Galum silvestre, Bidens radiatus, Cirsium rivulare, Matricaria discoidea, Tragopogen floccosus, Hieracium pratense, Oampanula bononiensis, Adenophora hilifolia, Cassandra (Uhamaedaphne) calyculata, Veronica prostrata, Utrieularia neglecta, Samolus Valerandi, Hydrilla vertieillata, G’ymnadenia cucullata, Herminium Monorchis, He- leocharis ovata, Scirpus pungens, Eriophorum alpinum, Carex brizoides, O©. loliacea, OÖ. microstachya, O. globularis, C. fulva, Calamagrostis subu- lata Dumortier, ©. varia, acutıflora, ©. Hartmaniana, Sesleria coerulea, @lyceria remota Fr. Schliesslich lasse ich eine Uebersicht über die Zugänge zur Ge- samtflora Preussens, zur ost- und zur westpreussischen, seit der Ver- fassung der Zahlenverhältnisse folgen: Preussen Ostpreussen Westpreussen (Mentannea gina u — — 75 GerommsphaeumsEı na — — = Montia lamprosperma Cham. . . . —- — = Matricaria discoidea DC!) . . . . —_ — = Oalamagrostis subulata Dumort.. . . — — Gypsophla paniculata L.. . . . . -- = Lathyrus luteus (L.) Kittel . . . . == — Aldrovandia vesiculosa L. : . . . — "— Alisma parnassifolium L. . .. . —- Zu Batrachium confusum (Godron) . . = —= DBavatera ihuringiacas, 2... — == Lonicera Periclymenum L. . . .. — = Prunus Uhamaecerasus Jacd. . . . - — Roripa austriaca (Crantz) Bess. . . = —. Sadumallosunsalian. — _- Allium acutangulum Schrad. . . . Er - ER Alyssum montanum U. Sehe bahn: En — !) Nach P. Ascherson (briefl.) in Westpreussen bei Danzig und Laskowitz Kr. Schwetz gefunden. [Ve]. Schriften der Naturf. Ges. Danzig N. F. VII Heft 2 S. 164; Schriften der Phys.-Oek. Ges. Königsb. XXVIII S. 65. Red.] Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. 125 Preussen Ostpreussen Westpreussen Aristolochia Olematitis L.. -: : : . ni — Bnsduus nulans li, na nn... Sn — Carex pulicaris L. . ars ur — Circaea intermedia Ehrh. ee a _ Epiüobium tengonumalEn N Bi: > Gagea arvensis (L.) Schult. . . . . Er = Haovella lacustrisL.. ........- Er, — Memıcn Galelu .. . .... ae ai == Orobanche coerulescens Stephan Mr se — Eoramogeton densusl..: : .» . . . SEN —_ malenslla minta Nolte. . . : . . tee — Roripa barbaraeoides (Tausch) , . . er — Selva wertieillat, In 20.2.0... 0. 2 — Xanthium üalicum Moretti . . . He — 1 Anacharis canadensis (Rich. et Mich.) = TS _ Baeamontona lu. . -...... . Me a _ Asperula eyxnanccalL. . .... Bea eier — Cardamine impatins L. . - . . . et Se — Bommsseuropaeus I. .... 0... 2% ee — Epipogon Gmelini Rich. . . . . . Er ee — Bradiohus paluster U... .» . . . .. en er — Damsemimor Al... . .....0..- ne ER — Onobrychis viciaefolia Scop. . . . - os ER — Potamogeton Berchtoldi Fieber . . . SR m _ P. marinus L. . a ni A — Salise myrtilloides B* EN) is ex = Die Striche — zeigen Novität, an, ei Punktirung .... Vorhan- densein. Zieht man Bromberg ausschliessend von der Gesamtflora Preussens den Lathyrus heterophyllus ab und die Orobanche arenaria nach Caspary zu, so hat man die alte Zahl 1189. Füst man dazu Anacamptis pyra- midalis (L.) Rich. (vgl. Sanio, Zahlenverh. Nachtrag S. 95), so resul- tiren 1190. Dazu 15 für Preussen neue — 1205. Zählt man zu den 1066 Species Ostpreussens nach den Zahlen- verhältnissen (bei den Rosaceen schon nach Klinggräffs Vegetations- verhältnissen um eine vermehrt) die 23 neuen Zugänge hinzu, so hat Östpreussen 1089 Phanerogamen. Dazu Juncus atratus nach den Zahlenverhältn. Nachtrag S. 93 = 1090. Zieht man von den 1138 Species Westpreussens nach den Zahlen- verhältnissen die 4 Bromberger, die in Westpreussen noch nicht ge- funden sind, ab, so erhält man 1134, dazu nach dem Nachtrag in den Zahlenverhältnissen S. 93 2 Arten, nämlich Anacamptis pyramidalis, Najas flexilis == 1136. Dazu 24 Arten als Zugänge zu den Zahlen- 126 C. Sanio: verhältnissen, machen 1160 Species für Westpreussen. Endlich Casparys Orobanche arenaria — 1161. Da unter den 1138 Arten Westpreussens nach den Zahlenverhältnissen I. die damals fehlende Najas minor sich befindet, so ist dieselbe von der endlichen Gezamtzahl abzuziehen, es bleiben also 1160 Species für Westpreussen. Lycek, den 25. Mai 1889. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. Inhaltsverzeichnis. Einleitung Sn Di Als an eier Veranlassung zu der Abfassung der Zahlenverhältnisse Unsicherheit der Pflanzennamen 5 Fehler, für die der Autor namen Methode der Erforschung: einer Flora Jährliche Veränderungen in dieser Flora . Freiheiten in der Aufnahme zweifelhafter Species Betrachtungen über das Indigenat Allmähliche Einwanderung von Pflanzen Ausstellungen des Dr. Abromeit wegen Roripa austriaca mai Dealer a ee Von Abromeit empfohlene Streichungen 5 Callitriche stagnalis Scop. v. Wirtgeni Sanio Bemerkungen über Entscheidungen bei Species, Varietäten and Bnssemmilen vom Verfasser Ueber een Ueber Ajuga-Arten . Abromeits Unterscheidung der Flora en ion tiere. Abromeits Rat, Oxalis strieta und Ophrys 0 aus der Flora ZU | entfernen, wird zurückgewiesen . Abromeits Bemerkungen über eine elnzem von mir eenmendr Arten werden erörtert . Abromeit erhebt den sn wann enmnnanlässteme; der. Or ohanche bauten die nach Caspary O. arenaria Walp. sei . Die neuen Entdeckungen in der FloraPreussens Sandler rien Hvah net Neue oder kritische Arten der Flora Preussens werden hinzugefügt oder auch erörtert vom Verfasser i Montia lamprosperma erörtert Centaurea nigra erörtert Crataegus Osyacantha L.mit seinen Yarieiäten anstnhnkan een Die var. Celsianus Bose für Preussen als neu hinzugefüst . Calamagrostis subulata Dumort. als neue Species für Preussen beschrieben Calamagrostis rigens Lindgren als Varietät von (Ü. /anceolata nebst den übrigen Varietäten der letzteren Art beschrieben . 6 Glyceria plicata Fr. B nemoralis Uechtr. wird mit den ilonarer Manna- Glycerien Proiiäsens beschrieben Ein neuer Grasbastard, Agrostis vulgaris ee canina ed beschriehen nebst Bemerkungen über die Gattungen von Agrostis Carex vitilis Fr, wird als Varietät erwähnt £ N: Typha latifoliia L. mit 2 für Species gehaltenen Vanenen) de T. elatior Boreau und 7, glauca Godron beschrieben 124 Seite 128 ©. Sanio: Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. II. Zur Flora Ostprenssens werden ueue Arten hinzugefügt e R Angezweifelte Arten Ostpreussens werden gesichtet oder ausgeschieden In Ostpreussen fehlende Arten der Gesamtflora Preussens . Abromeits Angriff gegen die Zuzählung eines Stückes von Bit zu West- preussen wird erwähnt Vermehrung der Flora Westpreussens Beh den nen von men Vermehrung: der Flora Westpreussens nach Abromeit und meinen Notizen Erörterung der Kuphrasia litoralis a die von H. v. Klinggräff in Westpreussen entdeckt wurde . 5 Einführung einer für Preussen 'n neuen E Uplrasia-Varietät, der E. Yorke durch den Verfasser ; Unsichere Species Westpreussens ah bin ; Aufzählung derjenigen Species Preussens, welche Nesnnnasin aha. Uebersicht über die neuen Entdeckungen in Preussen, Ost- und Westpreussen, tabellarisch sms Berechnung der Zaldlenmentellansge ds: Page. Banane. Ost- und les inmarsseng unter Zugrundelegung der Schrift des Verfassers über die Zahlenverhältnisse der Flora Preussens . 125 Bemerkungen über einige Potentillen und andere Pilanzen Ost- und Westpreussens im Anschluss an den vorstehenden Aufsatz. Von P. Ascherson. Bei Durchsicht des Manuseripts der „Zahlenverhältnisse der Flora Preussens II“ konnte mir nicht entgehen, dass die seit 1884 erfolgten Zugänge zur Flora der ehemaligen Provinz Preussen!), der heutigen Provinzen Ost- und Westpreussen, wegen unzureichender Litteratur- benutzung keineswegs vollständig verzeichnet seien. Ich machte den Verfasser hierauf aufmerksam; indes während er sich 1881 eine Er- sänzung seines litterarischen Materials gefallen liess (vgl. Abh. 1881 S. 56, 1890 S. 59), hat er es diesmal aufs bestimmteste abgelehnt, von der ihm zur Verfügung gestellten Litteratur Gebrauch zu machen bezw. eine Ergänzung von meiner Seite zuzulassen; auch die ihm brieflieh mitgeteilten Notizen hat er nur in vereinzelten Fällen (S. 85, 124) benutzt. Nach dem auch für unsere Verhandlungen geltenden - eigentlich selbstverständlichen Grundsatze, dass die Autoren für den sachlichen Inhalt ihrer Aufsätze verantwortlich sind, hätte ich mich nun dabei beruhigen und dem Verfasser die Vertretung des Satzes (S. 55) überlassen können, dass es bei einer Darstellung der Zahlen- verhältnisse einer Flora „weniger darauf ankomme, dass die ganze Litteratur benutzt werde, als dass die Einriehtung der Uebersicht verständlich und vollständig sei.“ Indes kam dabei das Interesse un- serer Leser in Frage, die in dem vorstehenden Aufsatze ein Bild der neueren Entdeckungen in der Flora unserer Nachbarprovinz erhalten, das jedenfalls an Vollständigkeit, hie und da auch an Richtigkeit zu wünschen lässt. Es wäre vielleicht geraten gewesen, das Erscheinen der zusammenfassenden Darstellung der Forschungen des Preussischen Botanischen Vereins abzuwarten, die seitens dieses Vereins in Bear- beitung begriffen und deren Veröffentlichung in naher Zukunft in Aus- sicht gestellt ist Die ausserordentliche Unübersichtlichkeit der bis- herigen Berichte ist mit vollem Rechte von Dr. H. v. Klinggräff (Schr. der naturforsch. Ges. Danzig N. F.?) VI Heft 3 S. 199) gerügt ) Im Folgenden mit „Gesamt-Preussen“ bezeichnet. 2) Weiterhin abgekürzt „Danz. Schr.“ eitirt. Abhandl. des Bot. Ver, f. Brandenb, XXXII, 9 130 P. Ascherson: worden. In den beiden letzten bisher erschienenen Berichten für 1887 und 1888 ist dieser Uebelstand allerdings schon grösstenteils abgestellt. Indes habe ich es vorgezogen, dem Sanio’schen Aufsatze meine Er- gänzungen gleich mitzugeben, da ich durch die von mir redigirten Berichte der von der Deutschen Botanischen Gesellschaft eingesetzten Commission für die Flora von Deutschland, welche ungefähr mit dem- selben Zeitabschnitt beginnen, der den Ausgangspunkt von Sanios Dar- stellung bildet, einigermassen mit dem Gegenstande vertraut geworden bin und die Lücken meiner Kenntnis durch zahlreiche mit der dankens- wertesten Bereitwilligkeit gemachte briefliche Mitteilungen des Herrn Dr. Joh. Abromeit in Königsberg, der nach dem Tode des auch um die Flora Preussens so hochverdienten R. Caspary die Leitung der floristischen Veröffentlichungen des Preussischen Botanischen Vereins übernommen hat, ausgefüllt wurden. Dass ich im Interesse des Lesers diese Ergänzungen bis auf die Gegenwart weiterführe, wird so wenig Anstoss erregen als das gleiche Verfahren des Herrn Abromeit in seiner oben erwähnten „Berichtigung“. Aus der Unkenntnis der erst nach Abschluss seiner Arbeit veröffentlichten oder selbst erst festge- stellten Thatsachen kann Herrn Sanio selbstverständlich für den Zeit- raum von 1889—90 so wenig ein Vorwurf gemacht werden wie für 1881 — 84. In der Anordnung der hier mitgeteilten Thatsachen und Betrach- tungen bin ich vom Gange der Sanio’schen Arbeit abgewichen: die Art, wie der Verfasser seine eigener, von einem auf verschiedenen Ge- bieten der botanischen Wissenschaft mit so hervorragendem Erfolge thätigen Forscher jedenfalls beachtenswerten Beobachtungen — be- achtenswert auch da, wo man mit seinen Schlussfolgerungen nicht einverstanden ist — in eine polemisch-referirende Besprechung des Abromeit’schen Aufsatzes einflechtet, ist nichts weniger als übersicht- lich und auch das S. 126 und 127 angehängte Inhaltsverzeichnis ge- nügt nicht, um eine gewünschte Notiz aufzufinden. Ich ziehe es da- her vor, statt dem verschlungenen Gange dieser Darstellung zu folgen, meine Bemerkungen in der Folge des De Candolle’schen Systems zu geben. Dass ich hie und da Fragen berühre, die mit dem Sanio’schen Aufsatze nur in losem Zusammenhang stehen, wird hoffentlich beim Leser Entschuldigung finden, ebenso, dass ich in einigen Fällen von Meinungsverschiedenheiten zwischen Sanio und anderen Botanikern auch mein Eintreten für die von Ersterem vertretene Ansicht motivire. Von neu angegebenen Bastarden, „petites espeves“ und unzweifelhaft neu eingeschleppten oder verwilderten Pflanzen will ich dabei, mit einigen mir zweckmässig scheinenden Ausnahmen, absehen. Die nach- weislich oder vermutlich eingeschleppten Pflanzen sind mit 7 bezeichnet. Ramunculus (Batrachium) confervoides Fr. Neu für West- und Gesamt-Preussen: Im See von Garezunko, Kreis Berent, Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 131 von Caspary schon 1873 (Schr. Kgl. phys.-ök. Ges. Königsberg!) XXVII [1886] S. 43) und auf seiner letzten Reise auch im Kreise Schlochau im See von Siehts, Glinko- und Schelinken-See (a. a. 0. XXIX [1888] S. 90) gefunden. TRanunculus Steveni Andrzj. (S. 83). Mit der Ansicht Sanios, welcher diese in neuerer Zeit so viel besprochene Form nicht speci- fisch von R. acer L. trennen will, stimmt die des besten Kenners der Gattung, unseres correspondirenden Mitgliedes J. Freyn, insofern überein, als dieser (in A. Kerner Schedae ad floram exsice. Austr. Hung. V [1888] S. 45), die breitzipflige Form mit kurzem, schief auf- steigendem Rhizom und kurz und gerade geschnäbelten Carpellen (R. acris Jord. Observ. VI. [1846] nee L.) als eine Uebergangsform zwischen dem wahren R. Steveni Andrz). (= R. Frrieseanus Jord., später vom Autor in Z. nemorivagus umgetauft) mit langem, horizontal krie- chendem Rhizom und kurz und gerade geschnäbelten Früchtehen und dem typischen R. acer L. betrachtet. Als eine dritte Form, von der zweiten nur durch den hakenförmigen Schnabel der Früchtchen ver- schieden, betrachtet er den Z. vulgatus Jord. Ausserdem variiren diese Formen nach Freyn auch in der Breite der Blattzipfel; die breit- zipfligsten Formen wurden in Siebenbürgen früher für R. constantino- politanus D’Urv. gehalten, später von Schur als R. malacophyllus beschrieben. Minder breitzipflig ist der typische A. Frieseanus (— R. stregulosus Schur). Alle drei sind in Frankreich weit verbreitet und die gemeinsten Formen der acer-Gruppe; sie erscheinen als einhei- misch in Osteuropa erst wieder im östlichen Karpatengebiet und im _ südwestlichen Russland, von wo (Wolhynien) R. Steveni zuerst von Andrzejowski beschrieben wurde. In Mitteleuropa, speciell in ganz Deutschland (inel. eisleithanisch. Oesterreich und Schweden), hält Freyn, wie die competentesten früheren Beobachter, namentlich: unser unvergesslicher R. v. Uechtritz, den R. Steven‘ für nicht ein- heimisch, sondern für eingeschleppt (wohl stets mit französischem Grassamen). Von diesem Verdacht ist auch der Standort bei Zoppot unweit Danzig wohl nicht frei, wo R. Steveni ‘von Th. Bail (Schr. XIV [1875] S. 9, Danz. Schr. IV. Heft 4 [1880] S. 66) schon 1874, also 10 Jahre früher als er von J. Scharlok bei Grau- denz gefunden wurde, angegeben worden ist. Auf der Etikette der Bail’schen Exemplare, welche ich wie mein seliger Freund R. v. Uechtritz für den typischen £. Steveni halte, ist nämlich von „an- stossendem Promenaden-Terrain“ die Rede. Seitdem ist noch ein westpreussischer Standort bekannt geworden, der Rain am Bahndamm bei Falkenhorst, Kr. Schwetz, M. Grütter (Schr. XXIX [1888] S. 95, 96), wo die Gesellschaft von Urepis nicaeensis Balb. (a. a. O. S. 18) auf 1) In Folgendem stets mit „Schr.“ bezeichnet, g% 132 P. Ascherson: die französische Herkunft des Grassamens deutet. £. Steveni findet sich ferner (gleichfalls sicher eingeschleppt) bei Stettin, da die von Herrn K. Seehaus (Verh. Bot. Ver. Brandenb. XX [1878] S. XXX VI) auf Wiesen neben der Oberwiek, auch an der Pölitzer Chaussee angege- bene RR. acer pseudolunuginosus von Heırn Freyn in meinem Herbar ohne Reserve für AR. Steven‘ erklärt wurde. Die von meinem Freunde K. Bolle ursprünglich unter diesem Namen (Verh. Bot. Ver. Brandenb. VII [1865] S. 17) beschriebene Pflanze aus dem Charlottenburger Schloss- garten stimmt wegen des ausdrücklich hervorgehobenen nicht kriechen- den Rhizoms mit den oben erwähnten Uebergangsformen (&. Steveni Jord.) überein, unterscheidet sich aber durch den hakenförmigen Schnabel der Carpelle und ist sehr breitzipflig, wie die Form, die Freyn unter dem Namen „A. Steveni var. pseudolanuginosus Bolle“ sah (schon wegen dieser ungenauen Bezeichnung kann es kein Original gewesen sein), und welche nach ihm mit R. malacophyllius Schur identisch ist. Die Beziehungen dieser Form zu Ä. Steven! und ER. Frieseanus sind Bolle s. Z. nicht entgangen. Uebrigens findet sich in der Berliner Flora auch der ganz typische R. Steveni mit langem, kriechendem Rhizom. Herr E. Jacobasch legte in der Sitzung unseres Vereins vom 11. April 1890 Exemplare aus dem Schönhauser Schlossgarten vor, die er am 18. Mai 1584 gesammelt, aber.erst durch Vergleich mit von Herrn Scharlock erhaltenen als hierher gehörig erkannt hat. Die Blattzipfel sind mässig breit, Früchte noch nicht entwickelt. +Epimedium alpinum L. {S. 58, 59). Ungeachtet aller Freiheit in der Beurteilung von Indigenatsfragen, die mit Sanio (S. 57, 59) im allgemeinen zuzugestehen ist, muss ich doch dieser Pflanze das Bürgerrecht in der Flora Preussens, das ihr dieser bereits in unseren Abhandlungen 1881") S. 60, 61 vindieirte, mit Abromeit (Berichtigung des Sanio’schen Aufsatzes über die Zahlenverhältnisse der Flora Preussens, Schr. XXV 18834?) S. 141) aufs entschiedenste bestreiten. Sie ist dort nicht mehr eingebürgert als z. B. bei uns im Elysium bei Buckow oder in der Provinz Schleswig-Holstein in Neu- werk bei Schleswig. Sie ist an allen diesen Orten sicher ursprünglich angepflanzt und zeigt nirgends eine nennenswerte Tendenz sich aus- zubreiten. Es ist wohl nicht consequent, dass Verfasser (1831 S. 56, 57) der Viola odorata L. und Vicia sativa L. das Bürgerrecht abspricht, während er es dem Zpimedium zubilligt. Ich sehe nur den Unterschied, dass Viola schön und Veeia nützlich, Kpimedium aber keins von beiden ist und dass die erstgenannten beiden an zahlreichen Orten vorkommen und gewiss niemals aus der preussischen Flora verschwinden werden, während es um Zpimedium geschehen wäre, wenn die beiden Danziger Fundorte, von denen es sich im Königsthale allerdings schon seit 1825, 2) Weiterhin nur mit „1881“ eitirt. 2) Der Titel dieser Abhandlung ist bei den weiteren Citaten weggelassen. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 133 also etwa 7 Decennien!) erhalten hat, in Ackerland oder Bauterrain verwandelt würden. Von den beiden von Sanio aus der Lycker Flora zum Vergleich herangezogenen Fällen passt offenbar nur der von Alnus incana, deren „Indigenat“ (Sanio gebraucht unzweckmässiger Weise diesen Ausdruck gleichbedeutend mit „Bürgerrecht“, das auch eine ein- sewänderte Pflanze erwerben kann) er selbst in Abrede stellt, obwohl diese zwei Weisserlenbüsche doch sicher auch schon eine Reihe von Decennien in der Milehbuder Forst stehen. Der „kritische Geist“ des Verfassers, der zu einsichtig ist, um nicht die bedenklichen Conse- quenzen zu bemerken, und zu ehrlich, um dies nicht einzugestehen, „sträubt sich“ daher mit Recht gegen seine eigene Entscheidung, die seradezu eine Prämie aussetzen würde auf die in früheren Jahrzehnten so viel geübte kindliche, oder richtiger gesagt, kindische Praxis, die Artenzahl einer Localflora durch uneingestandene oder nur halb zuge- standene künstliche Nachhülfe, welche die heutige jüngere Generation mit einem aus Manzonis bekanntem Roman „I promessi sposi“ ent- lehnten, von dem verstorbenen Vatke zuerst auf botanische Verhält- nisse übertragenen kräftigen Ausdruck als Ansalben?) bezeichnet, zu erhöhen. Unser alter Buek hat z. B. durch Vornahme derartiger Manipulationen manche von ihm entdeckte wirklich echte Seltenheit der Frankfurter Flora disereditirt. Sein Schüler in diesem Punkte, der nun auch schon seit einem Menschenalter in kühler Erde ruhende Cantor Schäde, hielt dies Verfahren für so berechtigt, dass er es sogar auf einer Versammlung unseres Vereins zur Nachahmung em- pfahl?). Dass diese Praxis leider auch heut noch nieht ausgestorben ist, beweisen einige Angaben aus unserem speeiellen Vereinsgebiete, und zwar von „Prenzlau“, die ich zu meiner nicht gerade angenehmen Ueberraschung in der vor einigen Wochen erschienenen 16. Auflage der mit Recht so hoch geschätzten Flora von Deutschland meines verehrten Collegen Garcke fand: Geum strietum Ait. (S. 146); dann Agrimonia pilosa Ledeb. „in der Grossen Heide“ (S. 155), zwei Rosa- ceen, die bisher in Deutschland mit Sicherheit nur aus Ostpreussen bekannt sind®). Die Früchte beider sind zwar mit Klettvorrichtungen versehen, es wäre aber doch wunderbar, wenn sie zufällig — ohne Zwischenstationen zwischen Weichsel und Oder — nach der Ukermark 1) Bei Schleswig eben so lange (1827 zuerst erwähnt); bei Buckow sicher noch länger, da Zpimedium doch sicher aus der Zeit der Frau v. Friedland (7 1803) oder aus den nächstfolgenden zwei Jahrzehnten stammt. 2) Da hieririt die esoterische Bedeutung dieses Wortes enthüllt ist, empfehle ich dasselbe seiner Kürze halber zur Bezeichnung einer derartigen dolosen Berei- cherung einer Localflora. >) Verh. Bot. Ver. Brandenb. IX [1867] S. VILL. %) 0. J. v. Klinggräff sah ein von Klatt unweit Stuhm bei Heidemühle sesammeltes Exemplar, konnte es aber dort nicht auffinden (H. v. Klinggräfft, Danz. Sehr. V. Heft 2 S. 113). 134 P. Ascherson: verschleppt worden. Durch diese Gesellschaft wird leider auch der Dritte im Bunde, Bidens radiatus Thuill. (S. 226), obwohl eine von mir längst für unser Gebiet vermutete und ebenso eifrig als bis jetzt ver- seblich gesuchte Art, in hohem Masse verdächtig. Da diese drei Pflanzen in der Flora von Tilsit zusammen vorkommen, so ist mir wahrscheinlich, dass dies „Schalauen in der Ukermark“ aus direct vom Memelstrom bezogenem Samen seinen Ursprung genommen hat. +Fumaria densiflora DC. (S. 62). Auch bei dieser Pflanze möchte ich mich gegen die Entscheidung Sanios erklären, der derselben das Bürgerrecht in der preussischen Flora zugesteht. Adventivpflanzen, zu welchen ja die Ballastpflanzen in erster Linie gehören, können un- möglich als eingebürgert gelten, so lange sie die Stätte ihres ersten Auftretens noch nicht verlassen haben. Selbst wenn sie an einer der- artigen Oertlichkeit eine lange Reihe von Jahren hintereinander be- obachtet werden, so rührt dies häufiger von stets erneuter Einschlep- pung als von Selbstaussaat her. In diesem Fall reicht also schon das Ausbleiben weiterer Zufuhr in Folge veränderter Handels-Conjuneturen aus, um sie zum Verschwinden zu bringen. Dass dies bei #. densi- fora der Fall gewesen, wird durch den Umstand wahrscheinlich, dass die Epoche ihres Verschwindens annähernd mit der Einführung des jetzigen Schutzzolltarifs zusammenfällt, der auf die Danziger Schifffahrt bekanntlich nicht gerade die günstigste Wirkung ausgeübt hat. Allein selbst wenn eine Pflanze sich an einer Ballaststelle ete. durch Selbst- aussaat erhalten sollte, so muss sie selbstverständlich der Vernichtung anheimfallen, sobald diese Oertlichkeit ihrer ursprünglichen Bestim- mung’ entzogen wird. Dies Schicksal hat z. B. sowohl den berühmten Port Juvenal bei Montpellier getroffen, wie sein bescheidenes Abbild, wie mein geistreicher Freund Bolle (Verh. Bot. Ver. Brandenb. II [1860| S. 157) den nur noch der älteren Generation erinnerlichen Seeger’schen Holzplaiz in Berlin genannt hat, an dessen Stätte sich jetzt die Prachtbauten der Bismarck- und Roonstrasse erheben. Selbst von der von E, Bünger (Abhand. Bot. Ver. Brandenb. XXVI [1584] S. 203 ff.) geschilderten Schuttstelle beim Bahnhofe Bellevue hat die Bebauung schon jetzt nur noch spärliche Reste übrig gelassen. Pflanzen, welche sich von einem derartigen Terrain noch nicht weiter verbreitet haben, sind und bleiben mithin stets „unsichere Cantonisten“, tStisymbrium Irio x Loeselii Sanio (8. 116). Diese Pflanze wurde mir von Herrn K. Scheppig, der sie vom Autor erhalten hat, vorgelegt; ich teile aber die Meinung dieses meines alten Freundes, dass sie in nichts Wesentlichem von 8. Zoeseli verschieden ist und ebensowenig irgend ein dem 8. Irio eigenes Merkmal besitzt. Wie unwahrscheinlich die Annahme ist, dass zuerst ein früher noch gar nicht beobachteter Bastard, doch vermutlich in einer Mehrzahl von Exemplaren, ohne die Eltern und dann erst einer der vermeintlichen Bemerkungen üher einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 135 Erzeuger eingeschleppt sein sollte, hätte doch einem so scharfen Denker wie Sanio nicht entgehen sollen. t@ypsophila pannticulata L. (S. 83) und jSilene Otites (L.) Sm. subsp. parviflora (Ehrh.) Ledeb. (S. 107). Das Indigenat dieser Pflanzen bei Memel ist mir stets zweifelhaft gewesen, seitdem ich dieselben 1871 von meinem Freunde und jetzigen Collegen P. Magnus erhalten, der beide dort bei Gelegenheit der ersten Pommerania-Reise sammelte. Ich musste mir sagen, dass es höchst unwahrscheinlich gewesen sein würde, dass eine so auftallende Pflanze wie die erstgenannte, die un- mittelbar der Stadt gegenüber an der Spitze der Kurischen Nehrung in Menge wächst, den früheren Beobachtern hätte entgehen können. Eher könnte man dies von der Silene annehmen, deren Unterschiede von der typischen 8. Otites (L.) Sm., zu der sie ja auch Rohrbach (Monogr. d. Gatt. Sılene [1868] S. 200) als Form zieht, wenig auf- fallen. Indes für diese ist die Einschleppung nach der Art des Auf- tretens an dem Fundorte, der bis jetzt der einzige geblieben ist, noch sicherer festgestellt. Dies ergiebt sich aus der Mitteilung eines guten Kenners der Memeler Flora, des Lehrers Kremp, der sich (Schr. XV [1874] S. 83) folgendermassen über diese Indigenats-Frage ausspricht: „Diese Pflanze | Silene parviflora] ist erst seit wenigen Jahren hier am Sandkruge auf der Nehrung, der Dangemündung gegenüber, aufge- taucht, hat sich aber ganz wider mein Erwarten nun schon 4 Jahre erhalten [zuerst wurde sie im Juli 1869 durch Dr. Reidemeister gesammelt und dem Dr. Heidenreich in Tilsit mitgeteilt, der sie als S. parviflora erkannte; vgl. Oesterr. Bot. Zeitschr. 1871, S. 165 und _ Schr. XII [1871] S. 118. Aschers.] und, wie es scheint, durch Samen vermehrt, Klima und Boden scheinen ihr also zuzusagen. Einge- schleppt ist sie jedenfalls durch Schluff [diluvialen Thonmergel], mit welchem man den fliegenden Sand der Nehrung in dem Bereiche des Sandkruges festzulegen beabsichtigt und in dünner Schicht überfahren hat. Nirgends anderswo in der Umgegend habe ich die Pflanze be- merkt, selbst 5. Otites taucht hier nirgend auf; wir haben hier nur 5. nutans und S. tatarıca. Woher aber die Schluffmasse gekommen, habe ich nicht ermitteln können; sicherlich, oder doch höchst wahr- scheinlich, ist sie durch Schiffe als Ballast hergebracht worden. Wie lange die Pflanze noch ausdauern wird, ist abzuwarten. Vielleicht thut sie es der @ypsophila panniculata nach, die hier noch immer in üppigster Fülle wuchert, so massenhaft sie auch von Spaziergängern abgerissen und abgeschnitten wird. Sie findet sich sowohl in der Gegend des Leuchtturms, also auf der Ostseite des Haffs, als auch auf der Nordspitze der Nehrung, ‘vom Sandkruge bis zum äussersten Ausläufer der Nehrung, also auf der Westseite des Haffs, und hat sich auch selbst ausgesät. Höchstens seit 10 Jahren ist sie hier, früher auch nicht eine Spur davon, also gleichfalls eingeschleppt, 136 P. Ascherson: nicht angepflanzt.“ Letztere Bemerkung richtet sich gegen die der An- .gabe, dass die Pflanze schon 1858 von dem damaligen Pharmaceuten Eduard Schmidt in der Plantage unweit des Leuchtturms bei Memel gesammelt sei, von Caspary hinzugefügte Vermutung, dass dieselbe, die allbekannte „Schleierblame“ der Gärten, dort ursprünglich ange- pflanzt und dann verwildert sei (Schr. XlI [1871] S. 118). Das spätere Auftreten dieser Gypsophila in verschiedenen Adventivfloren Deutsch- lands (auch in den Umgebungen Berlins, vgl. Bünger (a. a. O. S. 205), Taubert (a. a. O. XXVIII [1886] S. 24), Behrendsen (a a. O0. AXX [1888] S. 283), lässt die Vermutung Kremps, dass die Pflanze durch den Verkehr (wohl mit Getreide) eingeschleppt sei, völlig gerechtfer- tigt erscheinen. Derselben Herkunft ist vielleicht auch die Sı/ene und hat nun auf dem ursprünglich kahlen, von andern Pflanzen noch nicht occupirten „Schluff“ eine günstige Ansiedlungsstätte gefunden. Bei Köpenick (vgl. Taubert a. a. O.) ist zwar nicht diese, aber eine an- dere Unterart der S. Otites, 8. wolgensis (Willd.) Otth als Adventiv- pflanze gefunden. Für die Verbreitung der @ypsophila hat sich übri- gens auch eine andere Möglichkeit ergeben: beim Bahnhof Güldenhof (Marten!) und an einigen anderen Orten bei Inowrazlaw findet sie sich in Folge früheren Anbaus, der als Wollwaschmittel zu benutzen- den Rhizome wegen, verwildert (Spribille, Progr. K. Gymn. Inowr. Ostern 1883 S. 8). Die Voraussicht Kremps hat sieh übrigens im vollen Masse bewahrheitet. 1834 wurden beide Pflauzen bei Gelegen- heit der 23. Versammlung des Preuss. Bot. Vereins am Sandkruge noch am 6. October „höchst verbreitet“ gefunden (Schr. XXVI [1885] S. 1) und Gypsophila von E. Knoblauch vom Leuchtturm bis zur „Hollän- der Mütze“, selbst noch bis zur Posthalterei Immersatt (21 km nörd- lich von Memel, nur 800 m südlich von Nimmersatt, dem nördlichsten Dorfe des Deutschen Reichs) angetroffen. Ganz analog ist das von Sanio mit Stillschweigen übergangene, 1881 von Caspary constatirte Vorkommen einzelner Exemplare am Frischen Haff bei Haffstrom un- weit der Pregelmündung (Abromeit S. 146). Am Königsberger Kai- bahnhof, einer an Adventivpflanzen reichen Loealität, findet sie sich seit Jahren (Abromeit briefl.). Es fehlt bei Memel auch nicht an an- deren Adventivpflanzen derselben Herkunft: Punias orientalis L. (siehe oben 8. 116); Salvea vertieillata L. (Knoblauch Schr. XXVII [1886] S. 31). tlImpatiens parviflora DC. Findet sich auch in Ostpreussen, in der Nähe von Königsberg, wo sie selbstverständlich als Flüchtling aus dem Botanischen Garten anzusehen ist (Abromeit briefl.). Bei der an so vielen Orten beobachteten raschen Ausbreitung dieser Pflanze (eins der frappantesten Beispiele wurde in unserer Nähe beobachtet, wo der früher kahle, sandige (aber schattige und etwas feuchte) Ab- hang unter dem Schützenhause bei Eberswalde seit 1887, wo sie Herr Buchholz zuerst bemerkte, vollständig davon üverzogen ist!!) ist zu Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 137 erwarten, dass sie den Vorsprung, den sie in Westpreussen durch ihre einige Decennien früher erfolgte Ansiedlung erlangt hat, in Ostpreussen mit der Zeit einholen wird. Genista pilosa L. (S. 60). H. v. Klinggräff (Danz. Schr. VI Heft 3 S. 200, vgl. oben S. 61) sagt von dieser Art, (1.) wie von den übrigen a. a. O. erwähnten, 2. Samolus Valerandi L., 3. Betula nana L., 4. Thymelaea Passerina (L.) Coss. et Germ., 5. Potentilla sterilis (L.) Gke., 6. Anthe- rieus Liliago L. und T. Tetragonolobus siliquosus (L) Rth., die allein oder doch in Bezug auf ihre damals letzte Beobachtung auf der Au- torität zweier verstorbener westpreussischer Botaniker, des Oberlehrers v. Nowicki in Thorn (3. 4. 7.) und des Apothekers Kuhnert in Rosenberg (1. 2. 3. 5. 6.) beruhn, dass dieselben als preussische Bürger selten müssen, so lange die beiden Verstorbenen nicht als Fälscher entlarvt seien. Hiergegen ist zu bemerken, dass allerdings die Zuver- lässigkeit v. Nowickis ausser Frage steht, dass aber die Glaubwürdig- keit Kuhnerts doch in sehr bedenklichem Lichte erscheint, da fast sämtliche oben erwähnte Pflanzen in seinem eigenen, jetzt in dem Botanischen Garten in Königsberg aufbewahrten Herbar nicht mit Fundorten aus Preussen versehen waren (Abromeit S. 137). Er hätte demnach von diesen Seltenheiten „das letzte noch vorhandene Pröb- chen“ (vgl. G. Oertel bei Beckmann Abhandl. Bot. Ver. Brandenb. XXX [1888] S. 77) weggegeben. Schade, dass der „Vogelfang mit Berliner Blau“ damals noch nicht erfunden war. Dem Verlangen Abromeits (S. 137, 138) gegenüber, eine solche nur an einer oder we- nigen Localitäten wenn auch völlig zweifellos gefundene Pflanze nach deren Vernichtung oder sogar schon dann, wenn die Pflanze längere Zeit nicht wiedergefunden worden ist, zu streichen, muss ich dem Widerspruche Sanios (S. 56, 57) beistimmen, da dies Verfahren, wie dieser mit Recht andeutet, zu den grössten Missständen führen müsste. In den seltensten Fällen ist die Localität so eigenartig, dass man mit einiger Sicherheit die Möglichkeit verneinen könnte, dass die Pflanze anderwärts noch wiedergefunden werden könnte. Beträfe es selbst einen Waldbaum, wie Taxus baccata L., so kann man auch bei uns in der Provinz Brandenburg nicht mit Gewissheit behaupten, dass er nicht in einer unserer grösseren Forsten in der Verborgenheit ve- setiren könnte. Die Abromeit’sche Praxis würde ferner, um in der Evidenz zu bleiben, eine pflanzenpolizeiliche Ueberwachung aller sehr seltenen Pflanzen in kurzen Fristen erfordern, welche vielleicht zur Aufrechterhaltung der Tradition nützlich wäre, andererseits aber gerade Gelegenheit zur Ausrottung marcher Seltenheit bieten könnte. Wächst nun eine solche Pflanze unglücklicher Weise mit Vorliebe an dar Ur- barmachung besonders ausgesetzten Stellen, auf fruchtbaren Wiesen ete., so würds sich in manchen Fällen ein Berlicke- Berlocke-Spiel entwickeln. So hätte z. B. Anacamptis pyramidalis (L.) Rich., die 138 P. Ascherson: auf den Rudower Wiesen bei Berlin meines Wissens zum letzten Male vor etwa 30 Jahren gefunden worden ist, aus der märkischen Flora gestrichen werden, 1872, nach der Auffindung auf den Wuhlewiesen bei Köpenick durch Herrn G. Lehmann wieder aufgenommen werden müssen, und wäre von Neuem zu streichen, falls, was leicht möglich, dieser beschränkte Fundort umgeackert würde. Tetragonolobus siliquosus (L.) Rth. Vgl. S. 137 und 158. Vieia tenuifolia Rth. (S. 112). Die Behauptung Sanios, dass, weil er diese Art bei Lyck nur als unbeständig hospitirend beobachtet, das- selbe von sämtlichen Fundorten in Ostpreussen anzunehmen sei, scheint mir durch nichts begründet. Wenn auch die „Plantagen zwischen Pillau und der Badeanstalt“ (Abromeit 1882) etwas bedenklich er- scheinen, so befindet sich doch darunter auch der Fundort im Walde bei Eiehmedien unweit Rastenburg, wo ein so einfahrener, vorsich- tiger und zuverlässiger Beobachter wie Körnicke die Pflanze, behufs deren Bestimmung er eingehende Untersuchungen anstellte, ohne irgend einen Verdacht gegen ihr Indigenat aufführt, (Schr. VIIL [1867] Seal, Dil) Lathyrus pisiformis L. Diese Art wird von Abromeit (S. 146) irrtümlich unter den von Sanio (1881) der ostpreussischen Flora hinzugefügten aufgeführt. In der That ist sie erst 1881, und zwar bisher nur an einem Standorte auch in der östlichen Provinz gefunden: Westabhang des Seeabflusses zwischen Kommusin und För- sterei Terten, Kr. Neidenburg Abromeit (Schr. XX1ll [1882] S. 48.) TFPotentilla digitato-flabellata A.Br. et Bouche (S. 82). An der Identität der bei Tilsit beobachteten sicherlich adventiven, seitdem im nordöstlichen Deutschland und auch in Gesamt-Preussen an zahlreichen Fundorten beobachteten Pflanze mit P. intermedia L. der russischen und skandinavischen Floristen halte ich mit R. v. Uechtritz (vgl. Sitzber. des Botanischen Vereins Brandenb. ÄXIV [1882] S. 76) fest, eine Ansicht, die schon Heidenreich (Oesterr. Bot. Zeitschr. 1872 S. 81 ff. vgl. a. a. O. 1871 S. 166 ff.) vertreten hatte und der jetzt auch Abromeit (briefl.) zustimmt. Es scheinen übrigens bei Tilsit und anderwärts verschiedene, wenn auch sicher zusammen- gehörige Formen vorgekommen zu sein, von denen die von Heidenreich (a. a. OÖ.) ausführlich besprochene später von Zimmeter (Die europ. Arten der Gatt. Potentilla |1884] S. 10) mit dem Namen P. Heiden- reichüi belegt wurde. Ich lasse dahingestellt ob es dieselbe ist, die Sanio 1881 (S. 67) für P. canescens Bess. erklärte, was mir bekannt- lich (vgl. v. Seemen, Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. XXIV [1882] S. 72) anfangs ebenfalls begegnet ist, obwohl Heidenreich (a. a. ©. 1871 8. 168, 169) die Unterschiede von dieser Art treffend angiebt. Auf den Widerspruch aufmerksam gemacht, dass er dieselbe Pflanze jetzt S. 82 als P. digitato-flabellata, S. 124 als P. canescens aufführe, an der ersten Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens, 139 Stelle als nicht hinlänglich gesichert betrachte, an der letzten aber unbedenklich mitzähle, hat er sich doch zu keiner Aenderung ver- standen. Ueber die 1881 S. 67, 1890 S. 118 erwähnte Bromberger P. canescens bemerke ich, dass das von Kühling gesammelte, im Berliner Herbar vorhandene Beleg-Exemplar entschieden den Ein- druck einer Gartenpflanze macht; auch deutet der von Kühling selbst (Schr. VII [1866] S. 9 angegebene Fundort „Bromberger Bahnhof“ auf Verwilderung hin, was man nach der bei ©. J. v. Klinggräff (Veget.-Verh. der Prov. Preussen [1866]!) S. 86) gemachten Angabe bei Bodzanowo [jetzt Brenkenhoff] nicht vermuten würde. Ob dieser Fundort noch jetzt Geltung habe hat Dr. Prahl, der seit kurzem nach Bromberg versetzt wurde, zu ermitteln sich bemüht. Bis jetzt blieben seine Nachforschungen auf dem (seit 24 Jahren durch den Bau der Strecken nach Thorn und Inowrazlaw wesentlich umgestalteten) Bahnhofsterrain ohne Ergebnis. P. verna L. (S. 79) und P. opaca L. Abromeit (S. 142) erklärt sich gegen die von Zimmeter kurz vorher vorgeschlagene, von der bisher allgemein, auch in den für die deutsche Flora massgebenden Werken von Koch und Garcke?) angenommenen abweichende An- wendung dieser Namen, „so lange Zimmeter den wissenschaftlichen Nachweis, der auch durch Züchtungs- und Kreuzungsversuche zu führen ist, schuldig bleibt.“ Was derartige Versuche in einer rein historisch-kritischen Frage, bei der die Abgrenzung der betreffenden Arten bisher kaum Gegenstand der Discussion geworden ist, beweisen sollen, ist mir nicht verständlich. Diese Nomenclaturfrage ist in neuester Zeit mehrfach von hervorragenden Kennern der europäischen Fiora behandelt worden, und da eine wie mir scheint für die Beur- teilung derselben nicht unwichtige Thatsache, die ich bereits vor fast zwei Deeennien ermittelt zu haben glaube, nicht berührt worden ist, halte ich es für geboten, auch meine Ansicht darzulegen. Zimmeter (Die europ. Arten der Gattung Potentilla |1884] S. 17) führt aus, dass P. verna L. Spee. Plant. ed. I eine Colleetivart sei, von der Linne in der ed. Il dieses Werkes P. aurea und P. opaca getrennt habe. Da Linne nun unter P. verna Spec. II nicht die seit- her in Mitteleuropa z. B. in Kochs Synopsis allgemein so bezeichnete Pflanze, sondern, wie Ruprecht (Diatr. in Fl. Petropolit [1845] p. 61, 62, Flora Ingrica [1860] p. 316) neuerdings zuerst wieder‘) 1) In der Folge V.-V. abgekürzt. >) Abromeit führt auch meine Flora von Brandenburg I. 8. 194 (1860) an, hat aber nicht beachtet, dass ich bereits am Schluss dieses Werkes’S. 935 (1864) für die Jetzt von Zimmeter befürwortete Anwendung des Namens P. verna L. mich erklärt habe. >) Wahlenberg (Flora Carpat. [1814] p. 156) identifieirt zwar P. verna L. mit P. salisburgensis Haenke, hält aber die „planta Germaniae septentrionalis foliis contractis fere crenatis“, womit offenbar P. verna Koch syn. gemeint ist, für eine l’orm derselben Art. 140 P. Ascherson: geltend machte, die P. aurea firma Gaud. — P. sabauda DC. [Koch und Garcke begreifen diese Pflanze mit unter P. alpestris Hall. fil. bez. P. salis- burgensis Haenke, die aber nach Zimmeter a.a. 0. S.25 zu P. villosa (Ortz.), P. maculata Pourr., P. aurea“'crocea Gaud. gehört, die er als Kalkgebirgsform!) von der Urgebirge bewohnenden P. sabauda trennt. Aschers.] verstanden habe, so sei in ersterer P. opaca L. zu suchen. Die bisher allgemein wie z. B. in Kochs Synopsis als P. opaca be- zeichnete Pflanze sei dagegen (a. a. O. S. 16) mit dem ältesten Namen P. rubens Crtz. zu bezeichnen [genau genommen P. rubens (Crtz.) Zimm, da Grantz (Stirp. austr. [1769] p. 71 sq.) sämtliche Potentilla- Arten unter Fragaria aufführte, diese speciell p. 75 als Fragaria Rubens. Aschers.]. Zum Verständnis des Folgenden halte ich es für zweckmässig, Linnes Originalbeschreibung der Potentilla opaca abdrucken zu lassen, um welche Art sich der Streit vorzugsweise dreht, da eigentlich von keiner Seite in Abrede gestellt wird, dass Linne in Species plantarum ed. Il unter P. verna in erster Linie die in Schweden meist häu- figere sabauda verstanden habe. In den Amoenitates Academicae IV (1760) findet sich p. 274 in der Centuria I. plantarum unter No. 35 Folgendes: POTENTILLA /(opaca) foliis radicalibus quinatis cuneiformibus serratis, caulinis suboppositis, ramis filiformibus decum- bentibus. Quinquefolio similis enneaphyllos hirsuta Dauh. pin. 325 prodr. 139. Quinquefolium minus repens lanuginosum luteum. Bauh. pin. 325. Quinquefolium 1V flavo flore, 2 species Olus. hist. 2. p. 106 £. 106. Habitat in Helvetia, Baldo, Austria, Bohemia. Deser, Radix nigra, fibrosa, e cujus capitulo fibrae nigrae fo- liorum rudimentis obvallatae. Peduncu/i plures, digitales, villosi, Foliis quinatis, raro septenatis, rarius novennatis: Folvolis euneiformibus, retusis, profunde serratis secundum totam fere longitudinem , exterioribus sensim minoribus, villis vagis albis praesertim subtus adspersis, viridibus nec nitidis. Caules multi, spithamaei, filiformes, virides, villis raris longis, dracteis latis, bifidis, oppositis, foliolis 5 saepe in uno, sessilibus. Petala emarginata, flava. Pistilla pilosa. Similis P. vernae, sed Caulis viridis, villosior. Folia radicalia septenata, magis villosa, majora; Caules magis filiformes, Radix atra. 1) Die Hoch-Vogesen, deren Pflanze Zimmeter hierher zieht, sind indes Gra- nitberge (vgl. Kirschleger Fl. d’Als. III [1862] p. 16). Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 141 Gegen Zimmeters Nomenclatur trat nun ausser Abromeit, der seinen Widerspruch nicht weiter motivirt, und Gremli (Neue Beiträge zur Flora der Schweiz [1887] S. 95, 96), der ebenfalls ohne Motivi- rung zwar die Voranstellung von P. rubens (Crtz.) Zimm. annimmt, die P. verna Koch syn. aber als P. verna „auct.“ bezeichnen und den Namen P. opaca .ganz fallen lassen will, zunächst in ausführlicher Därlegung W. OÖ. Focke auf (Abhandl. Naturw. Verein Bremen X S. 415—419 Jan. 1839). Derselbe macht zunächst den principiellen Vorschlag, von derartigen Untersuchungen, was Linne oder ein anderer Autor ursprünglich mit diesem oder jenem Namen gemeint habe, überhaupt abzustehen und die Nomenclatur einer „anerkannten Mono- graphie“ (in diesem Falle Lehmanns Revisio), falls in einer be- stimmten Verjährungsfrist (30 oder 50 Jahre) kein Widerspruch er- hoben werde, als massgebend anzuerkennen. Abgesehen von der historischen Gerechtigkeit, die bei der Durchführung dieses Vorschlages in manchen Fällen verletzt werden würde,!) scheint mir die Fest- setzung von Normen, welche Monographie als „anerkannt“ zu gelten habe und wie der Widerspruch beschaffen sein müsse, um berück- sichtist zu werden, so schwierig, dass eine Annahme dieses Vor- schlages wohl schwerlich zu erwarten steht.?) Es wird ja mitunter vorkommen, dass ein solcher Widerspruch, in irgend einer wenig ver- breiteten Publication vorgetragen, ungehört verhallt Wäre nun das Aufsuchen und Ausgraben eines derartigen verschollenen Widerspruches gestattet, so wäre man gegen den jetzigen Zustand um nichts ge- bessert. Was nun P. opaca L. betrifft, so zieht Focke das erste und dritte der oben angeführten Linn@’schen Synonyme zu P. opaca Koch, das zweite dagegen zu P. verna Koch syn.; er findet aber in Linnes Beschreibung der 7. opaca nichts, was auf /”. verna Koch syn. deutete. Dagegen glaubt er allerdings, dass Linne seine 7. opaca mit einer an- deren Art (vielleicht /. Nestleriana Tratt. [== thuringiaca Bernh. var. vergl. Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. XXIV [1882] S. 76 Aschers.]) ver- wechselt haben müsse, da er sie in Amoen. Acad. IV p. 433 als Schweizer Alpenpflanze angebe. Er bleibt indes dabei, dass /. opaca L. e potiori der P. opaca Koch entspreche und findet auch, dass die Fest- haltung des Namens P. verna für P. verna Koch syn. sich rechtfertigen 1) Ein so schreiendes Unrecht wie z. B. das erst auf mein Andringen in den letzten Jahrzehnten abgestellte, dass Carexz praecox Schreb. (1771) allgemein unter dem Namen (©. Schreberi Schrk. ging, während C. verna Vill. als €. praecox Jacg. (1778) bezeichnet wurde, obwohl Jaequin selbst Schreber als Autor eitirt, seine Pilanze also einfach falsch bestimmt hat, kann meiner Meinung nach niemals durch eine noch so lang bemessene Verjährungsfrist geheiligt werden. -) Ebensowenig halte ich den Vorschlag der Autoritätsbezeichnung für die erste kenntliche Beschreibung (nicht für den Namen), den Focke a. a. 0. S. 419 macht, für praktisch durchführbar. 142 P. Ascherson: lasse, da Linn& diese Pflanze doch mit unter seiner /. verna verstanden und nirgends die P. verna Fl. Suec. (= P. sabauda DC.) ausdrücklich von der in Mitteleuropa verbreiteten Form getrennt und für den Typus seiner Art erklärt habe. Den Namen P. minor Gil. (1782), welchen ich nach Ruprecht bisher auf /. verna Koch syn. nec L. Fl. Suee. bezogen habe, verwirft Focke, weil Gilibert keine neue Art auf- stellen wollte, sondern seiner Meinung nach ?. verna L. mit einem ihm pädagogisch zweckmässiger erscheinenden neuen Namen belegte. Diesen den Gilibert’schen Namen gegenüber, die häufig, namentlich in Fällen, wo der Linne’sche Speciesname später zur Bezeichnung einer Gattung verwendet wurde, die Priorität haben, ausgeübten Ostracismus kann ich nicht billigen und befinde mich dabei in guter Gesellschaft; hat doch z. B. Maximowiez den Namen Filipendula hexapetala Gil. wiederhergestellt. Derartige Namens-Aenderungen galten zu dieser Zeit und noch viele Jahrzehnte später keineswegs als unberechtigt, bis sich allmählich eine strengere Anwendung des Prioritätsprinzipes Geltung verschaffte. Ich sehe also nicht ein‘, weshalb man gerade diesen allerdings auch mir nicht sympathischen Autor, der sich, ohne eigene nennenswerte Leistungen, als Frondeur gegen die damals herr- schende Linne’sche Schule zur Geltung zu bringen suchte und daher diese willkürliche Namensänderung en gros und prinzipmässig betrieb, für ausser dem Gesetz erklären will. Ich werde indes weiterhin ander- weitige Gründe anführen, die mir die Anwendung des Namens /. minor Gil. für /. verna Koch syn. zu verbieten scheinen. Zimmeter (Beitr. zur Kenntn. der Gatt. Potentilla. Sep.-Abdr. aus d. Programm der K.K. Oberrealschule in Innsbruck für 1883—8% [1889] S. 31) verteidigt nun gegen Focke (und Celakovsky, der dem Ersteren in der Oest. Bot. Zeitschr. AXXIX [1889] S. 201 einfach bei- stimmt) seine Nomenclatur durch folgende Argumentation. Linne unter- scheide nur 2 Arten, /. verna und opaca, seine Nachfolger aber deren drei, P. maculata, verna und opaca. JP. verna L. sei nach der Diagnose (genauer nach der Beschreibung in Linnes Flora Sueeiva ed. II. [1755] p- 177 no. 455 Aschers.) und dem Linne’schen Herbar — P. sabauda DC. (oder wenn man, wie bisher üblich, die P. vllosa (Crtz.) Zimm. nicht als Art trennt, für die Focke den Namen /. maculata Pourr. wegen der P. villosa Pall. (1814), die 45 Jahre jünger als Fragaria villosa Crtz., indessen 70 Jahre älter als Potentilla villosa Zimm. ist, voranstellt, /. maculata auct.); es bliebe also für P. opaca L. noeh die Wahl zwischen P. verna auct. und opaca auct. (rubens Zimm.). Die definitive Entscheidung könne nur das Linne’sche Herbar geben „und es wäre in dieser Frage gewiss von Wichtig- keit, wenn ein Botaniker die Gelegenheit hat, in dasselbe Einsicht zu nehmen, darüber berichten würde, welche Pflanze als P. opaca aufliegt“. Die Beschreibung Linnes scheint ihm aber wegen der Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 143 folia quinata, raro septenata, rarius novenata mehr für P. verna zu sprechen, da bei P. opaca Koch die Grundblätter gewöhnlich 7—9, mitunter selbst 11-, äusserst selten 5zäblig, bei P. verna Koch syn. aber in der Regel 5-, aber nicht zu selten 7- und 9zählig seien. Ausser- dem sei letztere viel verbreiteter als rudens, die nur im südlichsten Schweden und aueh da sehr selten vorkomme. „Meiner Ansicht nach sind die Diagnose, Standort der fraglichen Pflanze und Herbar Linnes massgebender als ein Citat zweier wenig gelungenen und noch dazu vertauschten Abbildungen!) (Clusius)“. Hiergegen sieht sich Celakovsky veranlasst, in sehr eingehen- der Darstellung (Sitzber. Kgl. böhm. Ges. Wissensch. 1389 [erschienen 1890] S. 452—459) wiederum die Focke’sche Ansicht zu vertreten. Ich will nur die neuen bez. von Focke abweichenden Darlegungen hervorheben. Zunächst sei /. opaca L. nicht von /. verna L. Spee. ed. I getrennt, sondern eine völlig neue, unter obiger Sammelart nicht einmal „latent gewesene“ Art, da keins ihrer Synonyme unter letzt- genannter vorkomme. Sodann sei Zimmeters von der Verbreitung her- genommenes Argument hinfällig, da Linne seine 7. opaca überhaupt nicht aus Schweden angebe; dagegen könne ihm die in diesem Lande keineswegs seltene 7. verna Koch syn. unmöglich ganz unbekannt ge- blieben, müsse also unter /. verna mit verstanden sein. Ferner seien die Diagnosen und Beschreibungen von /. opaca L. und Fragaria rubens Crtz. (der der Autor ebenfalls 5zählige Blätter zuschreibt!) so über- einstimmend, dass sich schwer begreifen lasse, weshalb Crantz an der Identität seiner Pflanze mit JPotentilla opaca L. zweifelte. Der einzige Unterschied, dass Crantz seiner Pflanze rote, Linne der seinigen srüne Stengel zuschreibe, wolle wenig heissen, weil die Rötung der Stengel bei P. rubens keineswegs eonstant sei. Celakovsky sucht ferner (gegen Focke!) auch das von Linne an zweiter Stelle citirte Quingue- Folium minus repens lanuginosum luteum des C. Bauhin, welches dieser Autor auf Clusius’ Quinguefolii quarti prima species gründet, ebenfalls als 7. rubens zu deuten, da sich Bauhbin nur nach der (in der Rar. stirp. Pann. hist. vertauschten!) Abbildung gerichtet habe. Die folia quinata hat Linne nach Öelakovsky der Beschreibung und Ab- bildung des Clusius entnommen, obwohl ihm selbst mindestens ein, vermutlich aus Oesterreich von Mygind oder Jacquin erhaltenes Herbarexemplar seiner opaca vorgelegen haben müsse. Die Bezeich- nung dieser Art als Schweizer Alpenpflanze sei nicht durch Verwech- selung mit einem Exemplar der 7. Nestleriana zu erklären, sondern diese unrichtige Standortsangabe von C. Bauhin (Prodr. 1. e.) ent- I!) Tu Ölusius’ Rariorum aliquot stirp. per Pannoniam, Austriam et vicinas quasdam provincias observatarum histor. (1583), p. 428, 429 sind allerdings die Abbildungen von Quinquefolii IV Ta und 2a species vertauscht, in Rariorum plant. histor. (1601) IE p. CVI aber wieder richtig bezeichnet. 144 P. Ascherson: nommen. Nur die Angabe am Monte Baldo giebt Celakovsky Preis, obwohl Bertoloni (Fl. Ital. V p. 279) P. opaca auct. dort angiebt; möglicherweise liege eine Verwechselung mit /. baldensis Kern., einer rauhhaarigen Form der /. maculata, vor. „Doch wenn auch die Pflanze des Baldo zweifelhaft bleibt, so kann dies an der bereits hinreichend begründeten Deutung der /. opaca L. als P. opaca Koch nichts ändern. Wäre nur die Deutung aller Linn@’schen Arten aus Diagnose, Syno- nymen und Standorten so klar und sicher wie diese.“ In Betreff der P’. verna bemerkt Celakovsky, dass /. verna L. spec. II immer noch eine Colleetivart sei, die wie die auch in dieser Ausgabe von Linne eitirten Synonyme (Quinquefolium minus repens luteum Bauhin pin. 325 und Pentaphyllum s. Quinquefolium minus Tabern. ie. 123 beweisen, ausser der von Linne an erster Stelle eitirten F}. Lapp. no. 212 (= /’. maculata) auch die /. verna Koch syn. umfasse. Diese Colleetivart sei nun zuerst auf die letztere restringirt worden, vielleicht von Villars (1789), der diesen Namen im Koch’schen Sinne gebrauche, für diese Restrietion habe ebenfalls das Prioritätsprineip zu gelten. Auch sei der Name 7. verna jedenfalls für diese Art, eine wahre Frühlingspflanze, passender als für 7. maculata, welche in alpinen Höhen, ihrem eigentlichen Standort, nicht vor dem Juni blühe. Man könne zwar auch, ohne Unrichtiges auszusagen, für letztere den Namen PP. verna fl. suec. gebrauchen, aber dann behandle man Linne nur als schwedischen Floristen und ignorire seine Meinung in dem systema- tischen Hauptwerk, der Spee. pl Die Beibehaltung der bisherigen Nomenclatur (vor Zimmeter) für P. verna und opaca sei mithin völlig correct und biete dabei den Vorteil, dass die immerhin unerwünschte Verschiebung der althergebrachten Nomenclatur vermieden werde. Nach Kenntnisnahme dieser Ausführungen kann ich meinem trefflichen Freunde Celakovsky nur in zwei Punkten beistimmen, die beide für die Entscheidung der Nomenclatur-Fragen ohne ent- scheidende Bedeutung sind, nämlich darin, dass das Vorkommen der /. opaca Koch und /. verna Koch syn. in Schweden für die Beurteilung der Frage, welche unter 7. opaca L. zu verstehen sei, ohne Belang ist und dass Linn@ die irrtümliche Bezeichnung der letzteren als Alpenpflanze von C. Bauhin entlehnt hat, der vermutlich die Pflanze nicht selbst sammelte, sondern mit unrichtiger Fundortsangabe erhielt. In allen übrigen Fragen haben mich seine Ausführungen nicht über- zeugt. Zunächst erscheint es mir nicht richtig, dass /. opaca in der P. verna L. spec. 1 nicht einmal latent vorhanden gewesen sei, da keins der für erstere citirten drei Synonyme in der ersten Ausgabe der Speeies plantarum genannt sei. Direct ist dies allerdings nicht ge- schehen, wohl aber indirect. Linne eitirt nämlich in Speec. I!) seinen 1) Auch noch in Spec. II, obwohl dies letztere Citat eigentlich ungenau ist, Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 145 eigenen Hortus Cliffortianus (1737) p. 194, dessen Potentilla spec. no. 9 mit der ?. verna L. Spec. I zusammenfällt. In diesem Werke findet sich aber das später in Amoen. Acad. und Spec. II unter P. opaca eitirte Synonym (Quinguefolium minus repens lanuginosum luteum C. Bauh. Es ist dies gerade derjenige Name, über dessen Deutung Focke und Öelakovsky verschiedener Ansicht sind, indem ersterer darin 2. verna Koch syn., letzterer /. opaca Koch zu finden glaubt. Da Bauhin keine Beschreibung giebt, sondern einfach nur die Quinguefolit INT 1a species des Clusius eitirt, so ist Celakovskys Behauptung, dass dar- unter die in der Rar. stirp. Pann. Hist. p. 418 fälschlich so bezeich- nete Abbildung gemeint sei, in keiner Weise zu begründen. Der Aus- druck „lanuginosum“ spricht vielmehr entschieden für das Gegenteil, da Clusius von den Blättchen seiner Species la sagt „mollique lanu- sine pubescentibus, sed non incana sunt ut illa“ | Pentaphyllum vulgare und P. elatius, womit jedenfalls ?. argentea L. (Pentaphyllum .alterum vulgare Dod.) und vielleicht /. canescens Bess. gemeint sind. Aschers.]. Diese „mollis lanugo“ deutet auch darauf hin, dass die Deutung Fockes als P. verna Koch syn. nicht die richtige ist; denn diese Bezeichnung passt schlecht auf die „etwas steifen und borstlichen, aufrecht abstehenden Haare“, welche Koch (Deutschlands Flora Ill [1831] S. 533) und ähnlich Neilreich (Flora von Nieder-Oester- reich [1859] S. 911) und Celakovsky (Prodromus der Flora Böhmens IM. Teil [1875] S. 628) dieser Form zuschreiben, um so besser aber auf den grauen, weich anzufühlenden Sternfilz der P. are- naria Borkh. Dazu kommt noch, dass die Abbildung dieser Form (in Stirp. Pann. p. 419 fälschlich species 2a überschrieben) drei- zählige Grundblätter zeigt, die bei letzterer Art bekanntlich sehr häufig mit fünfzähligen zugleich, bei einer nach Neilreich (a. a. O0. S. 910) auch in Nieder-Oesterreich vorkommenden Form sogar ausschliesslich vorkommen; auch die Form und Zähnung der Blätt- chen passt besser zu P. arenaria, die bei ihrem häufigen Auftreten auf völlig kahlem (nicht begrastem) Boden auch nach der Blütezeit den ganzen Sommer hindurch viel mehr in die Augen fällt als ?. verna Koch. Da nun /. arenaria nach Neilreich (a. a. O.) im Wiener Becken, nach Oborny (Flora von Mähren und Oesterr.-Schlesien S. 946 [1886]) im südlichen und mittleren Mähren, nach Celakovsky (a. a. 0. S. 628, 929) in den wärmeren Thälern, wie um Prag, also gerade in den Ge- genden, wo Clusius vorzugsweise botanisirt hat, sehr gemein oder doch häufig ist, während die in den betreffenden drei Kronländern zwar noch verbreitetere /’. verna Koch syn. doch gerade an den Localitäten, wo P. arenaria überwiegt, mehr zurücktritt und mehr die botanisch un- da die Pflanze des Hortus Cliffortianus natürlich der Oolleetivart der Speec. I ent- spricht. Abhandl, des Bot. Ver, f. Brandenb, XXXII, 10 146 P. Ascherson: interessanteren kühleren Wald- und Berggegenden bewohnt, so erklärt es sich, dass letztere Art von Clusius nicht beachtet wurde, wogegen ich der von Neilreich (a..a. 0. S. 910) ausgesprochenen Identification der Species la mit P. arenaria beistimme. Ich kann deshalb nicht mit Öelakovsky über den Scharfbliek, den Linne durch Aufnahme dieses Synonyms bewiesen, staunen, sondern sehe darin nur einen Beweis für die Unsicherheit des grossen schwedischen Systematikers in der Begrenzung der 7’. opaca, wenn nicht gar einen Redactionsfehler, der dann aber von den Amoenitates in die Spec. II übergegangen wäre. Die species 2a des Clusius halte dagegen auch ich wegen der roten, dünneren Stengel, der schmäleren, tiefer gesägten, stärker be- haarten Blättchen und der dunkler gelben Blüten für P. opaca Koch und ebensowenig habe ich gegen die Deutung der Bauhin’schen Quin- quefolio similis enneaphyllos hirsuta des C. Bauhin als dieselbe Art etwas einzuwenden. Vielleicht lässt sich letzteres Synonym durch das in Basel aufbewahrte Bauhin’sche Herbar belegen. Finden wir aber unter den von Linne in den Amoen. Acad. ei- tirten Synonymen der 7”. opaca neben der P. opaca Koch die I’. arena- ria Borkh. vertreten, so erhält die von Zimmeter verfochtene Dentung als /. verna Koch syn. eine wichtige Stütze in der bisher noch nicht beachteten Thatsache, dass /. opaca im Linn&’schen Herbar nur durch ein Exemplar der /. verna Koch syn. vertreten ist. Dass diese Art in Linnes Sammlung nicht fehlt, wie Celakovsky (S. 455) als möglich hinstellt, geht aus Hartmans Erwähnung (Annot. de plant. Scandin. Herb. Linn. [Ex Actis Reg. Acad. Seient. Holm. 1849 et 1851] p. 229) hervor. Hartman (und schon vor ihm Smith) identifieiren dies Exemplar unbedenklich mit /. opaca Koch; ich habe indes bei Ansicht desselben im September 1871 nicht den geringsten Zweifel gehabt, dass hier /. verna Koch syn. vorliege und habe mir die in Folge dieses Befundes nötigen Aenderungen der Nomenclatur damals in ähnlicher Weise zurecht gelegt, wie sie Zimmeter 1884 vorgeschlagen hat. Die Einwendungen, welche mir namentlich mein seliger Freund Uechtritz (ganz übereinstimmend mit Fockes Argumen- tation) machte, bewogen mich, die Veröffentlichung der unliebsamen Entdeckung zu vertagen,') bis ich selbst das litterarische Material eingehend geprüft hätte. Darüber sind nun fast 2 Decennien ver- gangen und die Frage ist auch ohne mein Eingreifen brennend ge- worden. Ich bin selbstverständlieh nicht der Ansicht, dass die Exemplare des Linne’schen Herbars unter allen Umständen für die Entscheidung 1) Indes habe ich emige Male (Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXI [1879] S. IX, Abhandl. S. 112) zur Wahrung meines Gewissens P. opaca „auct.‘ geschrieben. In den Abhandlungen XXVII (1885) S. 145 hat Herr Taubert auf meinen Wunsch bereits den Namen P. rubens (Crtz.) Zimm. angewendet. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 147 von Streitfragen über die ursprüngliche Bedeutung seiner Arten mass- gebend sind. Sehr viele Arten hat Linne lediglich aus der ihm vor- liegenden Litteratur eonstruirt und von denselben bei ihrer Aufstellung kein Exemplar gesehen bez. besessen. Bei solchen Arten ist es natür- lieh irrelevant, was er von später erhaltenen Exemplaren unter den fraglichen Namen aufbewahrt hat. Er hat sich bei Bestimmung von Pflanzen nach seinen eigenen Diagnosen und Beschreibungen nicht selten geirrt, was ja auch manchem späteren viel arbeitenden Forscher begegnet ist. Anders liegt aber die Sache, wenn, wie bei unserer 2. opaca, Linne bei Aufstellung einer seiner Arten Exemplare getrocknet oder lebend vor sich hatte und der Diagnose auf Grund dieser Exem- plare eine Beschreibung beigegeben hat. Alsdann muss dem Befund des Herbars, falls nicht dringende Verdachtsgründe für eine bei Lebzeiten oder nach dem Tode des grossen Forschers stattgehabte Verwechselung sprechen, für die Beurteilung des Artbegriffs das grösste Gewicht bei- gelest werden; in manchen Fällen kann das Herbar sogar gegen sämt- liche Synonyme entscheiden, nämlich dann, wenn die Authentieität des Exemplars durch die Uebereinstimmung mit der Description zu er- weisen ist. Allein in unserer Streitfrage wird dieser Anforderung nicht in erwünschter Weise Genüge geleistet. Es ist leider so manche Con- fusion dadurch entstanden, dass ein Autor A eine ihm vorliegende Pflanze für eine Species des Autors B, die ihm nur aus der Beschrei- bung oder Abbildung bekannt war, gehalten und die auch ihm zum Bewusstsein kommenden Differenzen dadurch auszugleichen versucht hat, dass er in seine Beschreibung, statt sich lediglich an das ihm vorliegende Material zu halten, einzelne Züge aus der Description des Autors B aufgenommen hat. Dieses fehlerhaften Verfahrens, das ich mit Anspielung auf eine bekannte Stelle in unserer classischen Litte- ratur als Anempfindung bezeichnen möchte, hat sich nun Linne in unserem Falle schuldig gemacht. Das Herbar-Exemplar von ?. verna Koch, welches meiner Meinung nach auch bei der Description benutzt wurde, stammte sicher von einem der in den Amoen. für P. opaca genannten Fundorte, vielleicht vom Baldo; wenn aus Oesterreich, dann schwerlich von Jaequin oder dessen Freunde Mygind, weil ersterer P. opaca erst 1767 (Observat. bot. II p. 31) als der Wiener Flora hinzuzufügende Art angiebt und Linne, der mit Jacquin_in einer lebhaften Correspondenz stand, schwerlich sieben Jahre hätte ver- streichen lassen, ehe er ihn benachrichtigte, dass eine von ihm er- haltene Pflanze neu sei. Linn‘ erkannte in diesem Exemplar sofort eine von der P. verna fl. suec. (— I. maculata) verschiedene Art, die er aber irrtümlich mit der von Clusius und C. Bauhin beschriebenen P, opaca Koch identificirte. Der scharfblickende Ruprecht hat daher nahezu den wahren Sachverhalt erraten, als er (Fl. petrop. diatr. p. 62) aussprach: „haec planta (I. verna germanica) imo Linnaeo ignota 10* 148 P. Ascherson: fuisse videtur, nisi cum P. opaca commiscuerat“. Aus einer solchen Gesamtbeschreibung, in der die unterscheidenden Merkmale der ?. verna Koch syn. und P. opaca Koch teils nicht zum Bewusstsein ge- kommen, teils absichtlich verwischt sind, sie dennoch herausfinden zu wollen, ist fast so schwierig, wie aus der neuerdings in Amerika an- gefertigten Combinationsphotographie von einem Dutzend Pferdebahn- kutschern oder Studentinnen die individuellen Züge einer bei der Auf- nahme beteiligten Person. Es erklärt sich so, dass Focke und Cela- kovsky in der Beschreibung mit demselben Rechte die P. opaca Koch zu erkennen glauben, wie Zimmeter und ich die /. verna Koch syn. Indes sind doch auch für Celakovsky nicht alle Spuren dieser Combination vernichtet, nur dass er natürlich von seinem Standpunkt für anem- pfunden hält, was mir der Natur entlehnt scheint, und umgekehrt. Während die folia novenata, foliola profunde serrata, secundum totam fere longitudinem schwer mit 7. verna Koch syn. zu vereinigen sind, widersprechen die caules virides, die villi rari der Stengel und „vagi“ der Blätter ebenso entschieden der P. opaca Koch. Die Behaarungs- charaktere scheinen mir besonders wichtig, weil sie schwerlich aus Beschreibungen und Abbildungen, sondern wohl der Natur entnommen sind!). Dass die roten Stengel kein constantes Merkmal seien, welches P. opaca Koch von den verwandten Arten sicher trennte, wusste schon Crantz (a. a. 0. p. 74), indes muss es doch sehr auffallen, dass Linne die grünen Stengel geradezu als unterscheidendes Merkmal im Gegen- satz zur /. maculata (bei der allerdings die Stengel meist gerötet [purpurascentes L. Fl. suec.] sind, daher 7. rubens Vill.!), im aus- drücklichem Widerspruch mit Clusius anführt. Ein eclatanter Wider- spruch ist es, dass in der Description folia quinata, raro septenata in der Differenz von 7. verna folia radicalia (natürlich sind auch an der ersten Stelle nur Grundblätter gemeint) septenata erwähnt worden. Die „radix atra“, auf die Celakovsky ein grosses Gewicht legt, ist ebenfalls im Gegensatz zu den squamis ferrugineis der P. verna Fl. suec. betont und bietet keinen charakteristischen Unterschied von ?£. verna Koch syn. Der Name opaca soll meiner Meinung nach (foliola villis vagis albis subtus adspersis, viridibus nee nitidis) den Gegensatz gegen die schimmernde Behaarung der 7. aurea andeuten; übrigens nennt auch Koch (Deutschl. Fl. a. a. 0.) das Grün seiner 7. verna „trüber“ im Gegensatz zu dem „lebhafteren“ Grün der IP, salis- burgensis. Wir sehen mithin, dass in der /. opaca L. von Anfang an nicht weniger als drei jetzt allgemein unterschiedene Arten vermengt waren, P. arenaria, verna Koch syn. und opaca Koch. Sie sind auch sämt- 1) 7 Blättehen werden an dem Linn@’schen Exemplare durch die daneben geschriebene Notiz „heptaphyll.“ bezeugt. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 149 lich von späteren Autoren in dieser Linne’schen Art gesucht worden. Die Pflanze von Kippax in Yorkshire, welche Hudson (Flora Anglica [1762] p. 196) für dieselbe angesprochen, kann nur zu P. verna Koch syn. gehören, da nur diese Art aus der bezeichneten Gruppe in Eng- land vorkommt!) und so stimmt diese älteste Deutung factisch mit der neuesten durch Zimmeter vorgetragenen überein. Linne eitirt übrigens Hudson in Spec. II zu seiner. P. opaca und dies ist das einzige zu P. verna Koch syn. gehörige Synonym. Die von Pollieh (Hisi. plant. Palatin. II [1777] p. 68) für P, opaca L. genommene Pflanze ist 7. arenaria und die von Villars (Hist. plant. Dauph. III [1789] p. 566) dafür gehaltene die nahe verwandte /. cinerea. Der von Focke ge- rühmte „Consensus omnium von jeher“ liess mithin in den ersten drei Decennien nach Aufstellung der Art sehr viel zu wünschen übrig. Dass der Name 7. opaca L. unmöglich für die P. opaca Koch, die Linne sicher niemals zu Gesicht bekommen hat, beibehalten werden kann, scheint auch mir zweifellos. Gegen den Namen P. rubens (Crtz.) Zimm. für diese Art ist nichts einzuwenden, so lange man P. rubens All. (1786, —= P. pedata Nestl. 1811) als Subspecies der P. hırta L. und P. rubens St. Amans (1821, = P. Amansiana [F. Schultz] Zimm.) als. solche der P. verna Koch betrachtet. Wenn man aber mit Zimmeter diese petites especes mit binären Namen bezeichnet, hängt es allerdings von der Auffassung der Priorität ab, ob Fragaria rubens Crtz. (1769) eine solche gegen die bona fide zuerst als Potentilla so benannte Allionische Art beanspruchen kann. Auch ich teile (wie Focke) Zimmeters Standpunkt in dieser Frage nicht. Die Namen 7. rubens Vill. (1789) und P. rubens Mnch. (1794), welche als einfache Synonyme zu P. maculata bez. P. rupestris L. gezogen werden, kommen natürlich nicht in Betracht. Der nächst älteste Name der P. rubens (Crtz.) Zimm., P. dubia Mnch. hass. (1777) nec Sut., würde meiner Meinung nach ev. der ?. dubia (Crtz.) Zimm. = P. minima Hall. fil. nicht nachzustehen haben. Sehr viel einfacher liegt meiner Meinung nach die Frage, welche Art den Namen P. verna L. zu führen hat. Der von Focke vermisste formale Nachweis darüber, welche die unter diesem Namen vereinigten Formen von Linne als die typische betrachtet worden ist, findet sich zwar nicht in der Spec. plant., wohl aber in dem, wie wir oben (S. 144) sahen, auch in der ed. Il eitirten Hortus Cliffortianus, dessen subsidiarische Geltung in dieser Frage wohl nicht anzufechten ist. Der betreffende Artikel lautet: 1) Sehr zweifelhaft ist die auch in Nyman Conspectus Fl. Europ. p. 226 (1878) erwähnte Angabe der P. opaca „Sm.“ in Schottland, welche von Watson (Conpend. Cybele Brit. [1870] p. 501 als „error“ bezeichnet wird; doch fügt derselbe hinzu: possibly in Merionethshire (Nord-Wales). 150 P. Ascherson: 9. POTENTILLA foliis quinatis incisis, caule assurgente FT. lapp. 212. Pentaphyllum alpinum splendens, aureo flore Dauh. hast. 2. p. 398. Quinquefolium minus repens alpinum aureum Bauh pin. 323. Quinquefolium 3, aureo flore Ulus. hist. 2 p. 106. « Pentaphyllum minus, molli lanugine pubescens, flore luteo Bauh. hist. 2 p. 398a. Quinquefolium minus repens lanuginosum luteum Bauh. pin. 325. Quinquefolium 4, flavo flore, 1 spec. Olus. hist. 2 p. 106. Öreseit per Sueciam in campis et pratis siccioribus frequentis- sima. In Alpibus Lapponicis et Helvetieis vulgaris. Folia radicalia et inferiora caulis quinata sunt, at summa caulis ternata. Caulis ipse nec erectus nec procumbens diei potest, sed ascendens. Die 4 ersten Synonyme stellen mithin das dar, was Linne 1737 und jedenfalls noch 1753, beim Erscheinen der Spee. I als den Typus seiner Art betrachtete. Die Synonyme 2—4 gehören nun zu der in Spec. Il abgetrennten P. aurea L., so dass in dieser Ausgabe als typisch nur die Pflanze der Flora Lapponica übrig blieb, deren Identität mit 7. maculata miemand bestreitet. Von dieser hat nun Linne, wie Ruprecht (a. a. O.) zuerst mit Entschiedenheit betonte, in der Flora Suecica ed. IE p. 177 (wo die Art schon übereinstimmend mit Spee. Il restringirt erscheint) eine Beschrei- bung geliefert, die ebenso klar und unzweideutis ist, als man von der von P. opaca in den Amoen. gegebenen leider das Gegen- teil aussagen muss. Die „radix inferne latis squamis ferrugineis vestita, caules decumbentes non repentes, ascendentes,: purpurascentes, stipulae latae“ lassen keinen Zweifel darüber, welche Art Linne als die typische verna betrachtete. Auch der Schlusssatz im Hortus Clif- fortianus bezieht sich nur auf diese Art, die sich als verna auch im Linne’schen Herbar in einem unzweifelhaften Exemplare befindet und zu der möglicher Weise auch das noch zu erwähnende zweifelhafte zu ziehen ist. Wenn man mit Celakovsky gleichsam zwei Seelen in Linnes Brust annimmt, und es für möglich hält, dass er als schwedischer Florist anders über die Begrenzung der Art gedacht wie in dem systematischen Hauptwerk, so muss man auch die von dem schwedi- schen Floristen thatsächlich vorgenommene Restriction auf die spätere P. maculata, für die mithin der Name P. verna voranzustellen ist, gelten lassen. An dieser Feststellung würde nichts geändert, falls sich auch herausstellen sollte, dass Linne ?. verna Koch syn., die ja auch bei Upsala noch vorkommt, in seinem Herbar als /. verna auf- bewahrt hätte. Möglicherweise stammt das von Hartman (l. e. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 151 p. 94 unter 8) erwähnte zweifelhafte Exemplar,!) von dem es freilich nieht sicher ist, ob es nicht auch zu P. maculata zu ziehen ist, wo- für auch ich es gehalten habe, aus Schweden. Allein P. verna Koch syn. ist durch die oben eitirten Worte der Fl. Suec. ausgeschlossen. Die Bemerkung Celakovskys, dass der Name P. verna auf letztere besser passe als auf P. maculata, die an ihren „eigentlichen (alpinen) Standorten“ nicht vor dem Juni blühe, scheint mir nicht begründet. Linne hielt sich an die ihm jährlich in Upsala vor die Augen tre- tende, in Schweden von Gothland bis Lappland auch in der Ebene verbreitete P. maculata, die dort, wie er selbst (Flora Suee. II]. e.) angiebt, „cum Tulipa et Anemone nemorosa“ gleichzeitig blüht. Sagt doch auch Fries, der diese Art mit Unrecht von P. verna Fl. Suec. unterscheidet (Novitiae Fl. Suec. ed. II [1823] p. 162), von derselben: „sed etiam in Gothlandia ubi vernalis est.“ Die unter & verzeichneten Synonyme des Hortus Cliffortianus, die also eine abweichende, untypische Form bezeichnen, stellen sämtlich die Clusius’sche species 1a dar, gehören also zu P. arenaria. Die wirklich zu P. verna Koch syn gehörigen Synonyme sind von Linne erst in den Species plant. ed. I hinzugefügt: Quinquefolium minus repens luteum Bauh. pin. 325 und Pentaphyllum s. Qu. minus Tabern. ic. 123. Schon dieser Umstand, abgesehen von den soeben erörterten näheren Rechten der P. maculata, macht es misslich, die ?. verna L. auf die P. verna Koch syn. zu restringiren. Materiell spricht auch gegen diese Restriction, dass die Beschränkung des Linne’schen Namens auf diesen Formenkreis sich so allmählich und mit solchen Schwankungen vollzogen hat, dass weder Focke noch Celakovsky mit Sicherheit einen Autor namhaft machen können, der diese Re- strietion auf ?. verna Koch syn. zuerst vollzogen habe. Die Schuld an dieser, von 1760 bis ungefähr 1800 herrschend gewesenen „insu- perabilis et immedicabilis eonfusio“, welches Haller’sche Urteil Crantz, ein Gegner Linnes, mit Wohlgefallen (l. ec. p. 74) wiederholt, trägt hauptsächlich die P. opaca I. mit ihrer in sich und teilweise mit der „combinirten“ Beschreibung widersprechenden Synonymie; ferner der Umstand, dass die wichtigsten Synonyme der der Beschrei- bung der P. opaca L. eigentlich‘ zu Grunde liegenden P. verna Koch syn. unter P. verna L. stehen blieben; da Linn& selbst sich über diese Art im Unklaren befand, musste er bei seinen Nachfolgern noch grössere Confusion hervorrufen. Dazu kam dann noch, dass für die drei in Deutschland verbreiteten frühblühenden Potentillen P. arenaria, P. verna Koch syn. und P. opaca Koch nur die beiden Linne’schen Arten P. verna und P. opaca zur Verfügung standen. Dass P. opaca Koch den beiden ') Hartman sagt: De cetero cum P. verna sensu Kecent. convenit, pars vero caulis infima minus et patenter pilosa est, quasi in P. maculata. 152 P. Ascherson: anderen ferner steht als diese unter einander, hat nur Crantz deutlich er- kannt, der (l. e. p. 74) ausdrücklich unter seiner Fragaria verna Potentilla arenaria und P. verna Koch syn. vereinigt: Habitus ad vias pulveru- lentus, in montibus viridis. Häufiger haben die Floristen des östlichen Deutschlands P. arenaria geradezu als P. verna aufgeführt; dies ist z. B. von Willdenow (Prodromus FI. Berol. [1787] p. 177) geschehen. Die P. opaca desselben Werkes entspricht nach den im Herb. Will- denow no. 99 63 noch vorhandenen Belegen der P. opaca Koch; eine P. verna Koch syn. ist überhaupt nicht im Herbar dieses letzten Be- arbeiters der Spec. plantarum vorhanden, dagegen finden sich unter P. verna (no. 99 64 ) ausser /. arenaria und P. opaca Koch noch P. maculata!) und sogar P. thuringiaca Bernh. sowie ein Original-Exem- plar von P. collina Wib., ganz identisch mit den von Focke (Abhandl. Naturw. Ver. Bremen X Tafel VII) abgebildeten. Willdenow hat also unter 7. verna alles Mögliche und Unmögliche verstanden, nur gerade für P. verna Koch syn. lässt sich dieser Nachweis wenigstens aus dem Herbar nicht führen. Umgekehrt führte Pollich (I. e.) P. are- naria als opaca auf. Villars, den Focke und Celakovsky wenn auch mit Zweifel als ersten Gewährsmann der P. verna Koch syn. aufführen, ist hierfür besonders ungeeignet, da bei ihm die Grenzen der P. verna unbestimmt und schwankend gezogen sind. „Die P. filiformis Vill. Delph. 3. 564, die P. serotina und rotundifolia, welche dieser Schriftsteller selbst, jedoch zweifelnd, als Abarten der P. verna ansah, lassen sich ohne Ansicht von Original-Exemlparen nieht ausmitteln“ Koch a. a. O. S. 532. „L’absence d’etiquettes dans l’herbier de Villars ne nous a pas permis de fixer la synonymie des P. rubens, rotundifolia, serotina, Jiliformis?) qui, d’apres nos observa- tions sur les potentilles du Dauphine se rapportent aux P. alpestris ou verna“. Grenier in Godr. et Gren. Flore de France I [1848] p. 528. Ich denke, diese Citate bedürfen keines Commentars! Erst all- mählich brach sich die correete Unterscheidung der drei erwähnten Potentillen Bahn,”) wenn sich auch leider für zwei derselben, ?. opaca 1) P. salisburgensis Haenke, sowie P. filiformis und P. rubens Vill. werden in Willdenows Spee. plant. II p. 1104 zu P. verna gezogen; ebenso P. subacaulis Wulf. bei Jacq. (= P. Tommassiniana F.Schultz). 2) Diese (wenigstens P. jiliformis DC. Fl. franc. V. p. 542) wird ]. ec. sowohl unter P. verna als unter P. alpestris als Synonym aufgeführt. Von dieser, sowie von P. rubens Vill. finden sich übrigens im Willdenow’schen Herbar Exemplare, die vermutlich authentisch sind und beide zu P. maculata gehören. ®) Für unsere märkische Flora geschah dies nicht vor dem Jahre 1815. F. Walter (Verz. der auf den Friedl. Gütern cult. Gewächse 8.43) sagt zu P. in- cana: „Diese Pflanze, welche hier häufig wächst, scheint bisher mit P. verna ver- wechselt zu sein. P. verna findet‘ sich hier nicht so häufig und hat ein grünes, freudiges Ansehen, dahingegen ist diese P. incana ganz bestäubt und grau.“ In den als Anhang dieses Werkchens beigegebenen Adnotat. quaed. ad floram berol. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 153 Koch und verna Koch syn., unberechtigte Namen eingebürgert haben. Sicher identisch mit /. verna Koch syn. ist P. verna Smith Fl. Bri- tann. (1800) p. 550 schon aus dem Grunde, weil keine andere Form aus dieser Gruppe in Grossbritannien vorzukommen scheint. Der Hudson’sche Fundort von dessen P. opaca (s. oben $. 149) ist von Smith für P. verna erwähnt. Uebrigens hat über den Umfang der P. verna bei den Schriftstellern des 19. Jahrhunderts nieht entfernt der „Consensus omnium“ geherrscht, wie er annähernd für P. opaca Koch zuzugeben ist. Wahlenberg (vgl. oben S. 139) brachte schon in seiner Flora Lapponica (1810) p. 146 die Rechte der ?. verna L. Fl. suec. in Erinnerung, die dann von Ruprecht seit 1845 mit Entschie- denheit, wenn auch mit mässigem Erfolg, verfochten wurden. P. are- naria wurde noch vielfach, selbst von Koch (Deutschlands Flora Iil S. 534), als Form der verna betrachtet, und erst in der Synopsis ed. 1. (1837) p. 217 unter dem neuerdings nicht mit Unrecht wieder von Celakovsky verteidigten Namen P. cinerea Chaix!) abgetrennt. Dann hat Döll (Rheinische Flora [1843] S. 771) nicht nur arenaria, sondern auch opaca Koch wieder zu verna gezogen und Neilreich (Flora von Nieder-Oesterreich [1859] S. 910, 911) sogar die alte Linne’sche Col- leetiv-Art 7. verna Spec. I nahezu in ihrem ganzen Umfange (nur mit Ausschluss der P. aurea L.) wiederhergestellt. Wie soll denn nun P. verna Koch definitiv heissen? Diese Frage C. S. Kunthii sagt A. v. Chamisso p. 10: „Sub Potentilla verna nostra duae latent species aut insignes varietates. Nempe P. incana Flor. der Wetterau II p. 248 pilis stellatis, incana, et P. verna L. pilis simplieissimis raris, laete viridis; haec - apud nos rarior. Celeberrimus Willd. superiorem plantam, sub P. verna sua in- tellexisse videtur.“ 1) Ich stimme meinem berühmten Freunde jetzt darin bei, dass die Unter- schiede zwischen P. cinerea Chaix (1789) und P. arenaria Borkh. (1800) nicht erheb- licher sind als die zwischen manchen zu P. verna Koch gerechneten petites especes. Ich habe nur um die deutsche Pflanze zweifellos zu kennzeichnen, in Obigem letz- teren Namen gebraucht. Der Vergleich der einschlagenden Litteratur hat mir übrigens gezeigt, dass für P. arenaria Borkh. eigentlich der Name P. incana F]. Wett. zu gebrauchen wäre, da Gärtner, Meyer und Scherbius (Oek.-techn. Fl. der Wett. II [1800] S. 248 die Art unter letzterem neuen Namen aufführen, den Borkhausen’schen aber nur als Synonym hinzufügen, ganz so wie es Villars (l. c. p. 567) mit P. cinerea Chaix gemacht hat, die er zu seiner P. opaca L.? zieht. Dass viele Autoren Moench als ersten Autor der P. incana eitiren, beruht jedenfalls auf der Voraussetzung, dass der Marburger Botaniker diese Art in seinem Methodus (1794) aufgestellt habe, wie der sonst so genaue Koch (Deutschl. Fl. a. a. O., sogar mit Uebertragung der Seitenzahl aus Fl. Wett.!) auch geradezu eitirt. In der That führt Moench aber P. incana erst im 1802 erschienenen Supplementum dieses Werkes p. 278 auf und citirt die Flora der Wetterau! Nach W enderoth (Fl. Hass. [1846] S. 160) ist übrigens die Moench’sche, an Felsen bei Kaldern angegebene Pflanze von P. incana Fl. Wett. — P. arenaria Borkh. verschieden und wird von ihm als P. varıa Yy subtomentosa bezeichnet, gehört also zu den Formen der P. verna Koch syn. Dem Namen P. incana (Lam.) Zimm. — P. velutina Lehm. (nach Fragaria incana Lam. 1778) kann ich ebenfalls nicht, mit Zimmeter, die Priorität zugestehen. 154 P. Ascherson: ist der schwierigste Punkt der ganzen Untersuchung. Am einfachsten würde sich die Sache erledigen, wenn man mit Zimmeter den Namen P. opaca L. auf dieselbe übertragen könnte, wozu ich 1871, wie be- merkt, selbst geneigt war. Jetzt halten mieclı weniger Opportunitäts- gründe, wie die von Gremli verfochtenen, als vielmehr das Bedenken ab, der /. opaca L., dieser unglücklichsten aller systematischen Neu- schöpfungen des grossen nordischen Pflanzenkenners unter den Arten dieser Gattung, welche der Vergessenheit anheim fallen sollte, ein im- merhin anfechtbares Dasein zu fristen. P. verna Koch syn. ist P. opaca L, ja, aber mit Ausschluss sämtlicher Synonyme (ausser dem erst in Spec. Il hinzugefügten Citat aus Hudson), aller sicheren Fund- orte und eines Teils der Beschreibung, dagegen mit Hinzufügung der beiden Synonyme aus Tabernaemontanus und C. Bauhin, die Linne bis zuletzt unter /. verna aufgeführt hat. Was da noch übrig bleibt, das Herbar-Exemplar und ein Teil der Beschreibung, scheint mir unzu- reichend, um eine sichere Nomenclatur in einer so umstrittenen Frage darauf zu gründen. Nicht besser begründet wäre /”. opaca Huds. (1762), da bei dieser die von Linne übernommenen Synonyme auszuschliessen und die ‘7. verna Huds. hinzuzufügen wäre. Wie schon oben S. 142 erwähnt, habe ich bisher für ?. verna Koch syn. den Namen P. minor Gil. gebraucht. Indes die Identifi- cation dieser Pflanze mit dieser Art, die ich 1864 bona fide annahm» erscheint mir nunmehr, bei vervollständigtem pflanzengeographischen Material, unwahrscheinlich oder mindestens sehr zweifelhaft. Zwar. giebt”"Gorski (Eichwald, Naturh. Skizze von Littauen‘, Volhynien und Podolien [1830] S. 162) P. verna „L.“ als in Russisch - Littauen häufig bei Wilna an; ebenso soll diese Art in Polen nach Rostafinski (Abh. Zool.-Bot. Ges. Wien XXII [1872] S. 199) „überall häufig“ und in den Baltischen Provinzen Russlands nach Klinge (Flora von Esth-, Liv- und Curland [1882] S. 570) „häufig“!) sein. Allein alle diese Angaben verdienen wenig Vertrauen, weil die Unterscheidung der P. arenaria Borkh. in diesen Gebieten viel später als in Deutschland er- folgt und deren Verbreitung nicht genügend festgestellt ist. Es ist daher wahrscheinlich, dass sich die Angaben der „P. verna“ zu einem grösseren oder geringeren Teile auf diese Art, z. T. wohl auch auf P. rubens (Crtz) Zimm. beziehen. Die Seltenheit der P. verna Koch syn. in Gesamt-Preussen (vgl. oben S. 79) giebt in dieser Hinsicht zu denken. Es ist allerdings nicht unwahrscheinlich, dass sie vielleicht noch an einzelnen Orten im Süden Westpreussens aufgefunden wird. Die An- gabe” Kühlings bei Polnisch-Czersk [jetzt Brahnau] unweit Bromberg (Schr. VII [1866] S. 9) ist nicht unwahrscheinlich, zumal sie neuer- 1!) Die Vorgänger dieses Schriftstellers, Wiedemann und Weber (Beschrei- bung der phanerog. Gewächse Esth-, Liv- und Curlands [1852] S. 273) drücken sich viel vorsichtiger aus. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 155 dings auch bei Inowrazlaw gefunden wurde (Spribille in Beil. zum Pro- gramm d. Kgl. Gymn. zu Inowr. 1889 S. 17). Der Fundort auf der Wester- platte bei Danzig verdient allerdings für die Verbreitung dieser Art kaum Beachtung, da sie dort doch wohl eingeschleppt ist. Aus Polen sah ich P. verna Koch syn. bisher nur aus dem südwestlichsten Landes- teile; zufällig habe: ich sie dort selbst an dem einzigen von mir in die- sem Lande besuchten Orte, bei Czestochöw (dem Fundorte der für einen Bastard dieser Art geltenden P. poloniensis Zimmeter (Europ. Potent. S. 11 unter no. 77) gesammelt und besitze sie ausserdem noch aus dem Minoga-Thale zwischen Iwanowice und Maszkow (R. Fritze! vgl. dessen Angabe in Abh. Bot. Ver. Brandenb. XI [1869] S. 134). Dagegen be- sitze ich ?. arenaria von Losice (Karo!); Rostafinski, der sie ausser- dem bei Warschau an mehreren Orten angiebt, vermutet selbst, dass sie weiter verbreitet sei. Aus den Baltischen Provinzen sah ich bis- her nur P. arenaria von Riga, am Wege nach Bauske Schweinfurth! und P. maculata (Dorpat Ledebour! als P. verna; Reval Russow!'). Vermutlich beziehen sich die Angaben der P. verna im Norden dieser Provinzen vorzugsweise, wenn nicht ausschliesslich auf letztere Art, die auch allein von P. v. Glehn (Arch. f. Naturk. Liv-, Esth- und Kur- lands Il. Serie Band II S. 536 [1860]) bei Dorpat angegeben wird, die im Süden auf die erstere, vielleicht auch auf P. rubens (Crtz ) Zimm., die schwerlich auf den auch Klinge allein bekannten Fundort bei Riga beschränkt sein wird. Aus Russisch-Littauen sah ich bisher noch keine Art dieser Gruppe; da aber P. arenaria bei Lyck vorkommt (ich besitze sie von Sanio!), so ist kaum zu erwarten, dass sie bei dem nur etwa 120 km entfernten Grodno fehlt. Die ziemlich nichtssagende Beschreibung von Giliberts P. minor (Exereitia phytologica [1792] p. 362°), scheint doch diese Art wegen der folia subhirsuta auszu- schliessen; die calycis foliola exteriora purpurascentia deuten auf ?. rubens (Crtz.) Zimm. Wohin die p. 365 erwähnte abweichende Form mit 3zähligen, lebhaft grünen, kerbig gezähnten Blättern gehört, mögen Botaniker entscheiden, die den angegebenen Fundort beim Schloss Stanislawa in der Nähe von Grodno künftig besuchen werden. Sollte aber auch wider Erwarten P. verna Koch syn. sich aus der Ge- send von Grodno nachweisen lassen, so würde doch, falls dort auch P. rubens (Crtz.) Zimm., die nach Sanio (Florula Lyecensis in Linnaea AXIX p. 204 [1. Juni 1858] ebenfalls bei Lyck vorkommt) gefunden ') Die von meinem verehrten Freunde in dessen Flora der Umgebung Revals (Arch. Naturk. Liv-, Esth- und Kurlands II. Ser. III. Bd. S. 70 |1862] aufgeführte P. alpestris ist die typische, die eben dort erwähnte P. verna eine kleine (wohl durch den dürren Standort verkümmerte) Form der P. maculata. 2) Von der Flora Lithuanica inchoata dieses Autors ist der 1782 erschienene zweite Band, in der nach Ledebour Fl. Ross. II p. 55 diese Art zuerst (in Coll. V p. 251) beschrieben ist, in Berlin nieht vorhanden. 156 P. Ascherson: wird, nicht festzustellen sein, welche von beiden Gilibert gemeint hat. Herbarexemplare seiner littauischen Pflanzen dürften schwerlich existiren. Ein anderes Synonym der P. verna Koch syn. ist mir wenigstens nicht bekannt geworden. Wollte man nun den Namen einer der in diesen Formenkreis gezogenen petites especes in erweitertem Sinne gebrauchen, so bietet sich uns als älteste die oben (S. 152) schon er- wähnte ?. serotina Vill. dar. Allein nach dem dort Gesagten scheint mir die Identification dieser Form keineswegs über allen Zweifel er- haben, es wäre denn, dass irgendwo sichere Villars’sche Exemplare vorhanden sind, wovon mir nichts bekannt ist. Ausserdem würden manche daran Anstoss nehmen, dass unsere charakteristische Frühlings- pflanze den Namen serotina!) führen sollte. Dasselbe Bedenken würde auch den nächst jüngeren?) Namen P. aestiva Hall. fil. [1818] treffen, obwohl allerdings gerade die P. verna Koch syn. von ihren Verwandten am häufigsten im Sommer und Herbst blühende Formen darbietet, deren durchaus abweichende Tracht zuweilen selbst erfahrene Beobachter irre führen kann. Immerhin würde diese Amplification weder für die Anhänger des weiteren noch für die des engeren Artbegrifis die Bil- dung eines neuen Namens für die typische Form der P. verna Koch syn. entbehrlich machen. Der Name P. serotina (Vill.) sensu latiori N. N. forma typica würde jeden stutzig machen, wenn er auf die ge- wöhnliche ?. verna Koch syn. bezogen werden sollte. Ich halte es daher für zweckmässiger einen neuen Namen vorzuschlagen, und zwar will ich sie P. Tabernaemontani nennen, da dessen Synonym das älteste von den von Linne eitirten ist, seine Abbildung (ich verglich nur die 1613 in Frankfurt erschienene deutsche Ausgabe des „Kreuterbuchs“, wo diese Pflanze S. 363 als „XIII klein Fünfffinger- kraut, Quinguefolium minus XIII“ abgebildet ist), abgesehen von der von Linne (Fl. Suee. 11. 1. e.) mit Recht gerügten aufrechten Haltung ziemlich charakteristisch ist und die Bezeichnung der Blätter als „grass- srün“ die in der Pfalz ebenfalls vorkommende ?. arenaria ausschliesst. Es ergeben sich mithin folgende Veränderungen gegen die No- menclatur, welche mein in diesem Punkte sehr conservativer Freund Garcke noch in der 16. Auflage seiner allgemein verbreiteten Flora von Deutschland [1890] S. 150, 151 angewendet hat: P. salisburgensis Haenke wird P, verna L. fl. suec. Provernonl.(2. 1%) » P. Tabernaemontani Aschers. 1) Villars giebt übrigens (a. a. OÖ. p. 564) die Blütezeit gar nicht an und hat den Namen dem von ihm eitirten Synonyme von Morison, Quwinquefolium alpi- num repens serotinum entnommen. Auch Zimmeter (in Potonies Illustr. Flora von Nord- und Mitteldeutsch]. 4. Aufl. [1889] S. 381) giebt an, dass seine u. a. auch bei Eberswalde vorkommende P. serotina im Frühjahr blüht! 2) P. incana Much. (vgl. oben S. 153) kann wohl nicht ernstlich in Betracht kommen. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 157 P. arenaria Borkh. wird P. cinerea Chaix subsp. incana (Fl. Wett.) Aschers. P. opaca 1. » F. rubens (Crtz.) Zimm. P. sterilis (L.) Gke. (S. 60). Vgl. oben Genista püosa L. (S. 137). Epilobium „tetragonum L.“ Nach Abromeit (briefl.) findet sich an den zahlreichen von ihm unter diesem Namen aufgeführten Stand- orten (nicht nur der bei Kranz) E. adnatum Gris., mit Ausnahme der Rosenbohm’schen aus dem Kreise Neidenburg, die eher zu E. ob- scurum (Schreb.) Retz. gehören dürften. Diese Art wird übrigens von dem Monographen der Gattung nach von ihm gesehenen Körnicke- schen Exemplaren ebenfalls bei Kranz angegeben (Haussknecht, Monographie der Gattung Zpdlobium [1884] S. 115), sowie in West- preussen am See bei Montken unweit Stuhm, nach Exemplaren meines Herbars, die C. J. v. Klinggräff gesammelt hat (in V.-V. S. 89 als virgatum aufgeführt). EZ. adnatum, auch von Haussknecht als solches anerkannt, besitze ich von meinem seligen Freunde C. J. v. Klinggräff aus der Marienwerder’schen Niederung. Auf Z. Lamyi F.Sehultz, welches in Schweden und Dänemark, sowie nach Hauss- knecht (a. a. 0. S. 107) in Pommern (Stettin) vorkommt, wäre so- wohl in Preussen als in Brandenburg zu achten. In letzterer Provinz fand ich diese Art bisher nur als Adventivpflanze beim Bahnhof Belle- vue 1884!! (vgl. Bünger a. a 0. S. 20. Oallüriche pedunculata DC. (S. 43, 44). Die von Sanio als diese west- und südeuropäische Art „festgestellte“ Pflanze aus der Sächsisch- Böhmischen Schweiz halte ich für ©. kamulata Kütz., welche Bestim- - mung von dem Monographen der Gattung, Herrn F. Hegelmaier, nach Einsicht der mir übersandten Probe bestätigt wurde. Lythrum Hiyssopifolia L. (S. 83). Es scheint mir kein genügen- der Grund vorhanden, diese allerdings erst an einem einzigen Fund- ort nachgewiesene Pflanze als zweifelhaft zu bezeichnen. Jedenfalls mit Bezug auf die von Sanio eitirte Notiz von H. von Klinggräff “versichert Caspary (Schr. XXVil [1886] S. 47): „der [damalige] Semi- narist Erich Sich [jetzt Lehrer in Mocker, Kreis Thorn] hat [1883] 1884 und 1885 in einem Graben seines Heimatdorfes Gremboczyn, Kreis Thorn, Z. Hyssopifolia L. gefunden und dem Vorsitzenden wiederholentlich mitgeteilt.“!) Spribille giebt bei Inowrazlaw, das von Gremboczyn in der Luftlinie etwa 40 km entfernt sein dürfte (Progr. Königl. Gymn. 1888 5. 18, 1889 S. 17), zusammen neun Fundorte an. Es wäre daher sehr auffällig, wenn die in kleinen Exemplaren allerdings leicht zu übersehende, an ihren Fundorten nicht selten je nach den Feuchtigkeitsverhältnissen Jahre lang aussetzende Pflanze gerade an der Grenze der Provinzen Posen und Westpreussen Halt 1) Wie mir Herr Sich brieflich mitteilte, hat er dasselbe dort auch noch 1889 beobachtet. 158 P. Ascherson: machte. Aus ähnlichen Gründen halte ich es für wahrscheinlich, dass der verloren gegangene einzige gesamtpreussische Fundort des Tetra- gonolobus siliquosus (L.) Rth. beim Schlosse Dybow nächst Thorn (siehe oben S. 137) mit der Zeit durch Auffindung eines oder mehrerer neuer ersetzt werden wird. Liegt doch der nördlichste Fundort, an dem Spribille (a. a. OÖ. 1888 S. 14) die Pflanze bis jetzt beobachtete, an der Chaussee zwischen Suchatowko und Buezkowo östlich von Argenau [ehem. Gniewkowo] von dem nächsten Punkte der westpreussischen Grenze nur 5!/, km entfernt. Montia lamprosperma Cham. (8. 83). Ich darf wohl bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass ich diese Art zuerst für das deutsche Florengebiet und zwar aus Hinterpommern (Bartin Doms! P. Sydow!) und Westpreussen (Rüben bei Neustadt Klinsmann!) nachgewiesen habe {Botan. Zeitung AXX [1872] Sp. 294). Bald darauf erhielt ich von Prof. Caspary das Material des Königsberger Botanischen Gartens zur Ansicht und erkannte darin die von dem verstorbenen Garten- inspeetor Gereke bei dieser Stadt schon mehr als ein halbes Jahr- hundert früher gesammelten Exemplare als zu derselben Art gehörig (vgl. Caspary Schr. XIII [1872] S. 19, XV [1874] S. 94); Prof. Th. bail suchte sie auf meine Veranlassung an der Saspe bei Danzig wieder auf und legte sie auf der 13. Versammlung des Preuss. Bot Vereins in Konitz vor (Schr. XV S. 94). Bei Königsberg und über- haupt in Ostpreussen ist sie seither nicht wieder gefunden (Abromeit briefl.). Eine Novität für die Flora der beiden preussischen Provinzen ist diese Art insofern nicht, weil bisher noch keine andere Montia in Gesamt-Preussen gefunden ist, sie also mit der von den früheren preussischen Floristen als M. fontana bezeichneten zusammenfällt. Auch in den baltischen Provinzen Russlands ist M. lamprosperma ver- mutlich die einzige die Gattung vertretende Art, wenigstens habe ich nur diese aus Livland (Hinzenberg Lucas!) und Esthland (Reval v. Glehn!) gesehen, was ich schon in der Botan. Zeit. a. a. O. mit- teilte. -Die dortigen Floristen (vgl. Klinge a. a. O. S. 482) scheinen. aber diese Angabe übersehen zu haben, wie auch den von mir noch einige Jahre früher gelieferten Nachweis einer seltenen Gramineen- Art für ihr Gebiet: Glyceria remota (Fors.) Fr. (— Poa lithuanica Gorski') bei Iluxt im südöstllichen Kurland (vgl. Körnicke Schr. VIII 11867] S. D. In dem erwähnten Artikel sprach ich mich auch für die speeci- fische Trennung von Montia minor Gmel. und M. rivularis Gmel. aus und bin auch jetzt noch derselben Ansicht. Ich habe seitdem mit Prof. L. Celakovsky zwischen dem Petzer Kretscham und St. Peter im böhmischen Riesengebirge im Hochsommer bereits blühende einjährige 1) Klinge (a. a. O. 8. 75) eitirt dies Synonym irrtümlich unter FPoa Chuizi Vill., ohne aber den Fundort anzugeben. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 159 Exemplare der letzteren Form gefunden. Ferner sammelte ich gleich- falls im Juli diese sonst stets Wasser bewohnende Pflanze in dem da- mals völlig trockenen Bette des der Elbe bei Apollensdorf unweit Wit- tenberg zufliessenden Bächleins. In beiden Fällen war die Pflanze, auch abgesehen von der Samensculptur, sofort von M. minor, die zu dieser Jahreszeit schon völlig abgestorben ist, zu unterscheiden. Cenolophium Fischeri Koch. Diese stattliche Dolden-Pflanze ist bekanntlich im Memelthale, das sie bis in die nördlichsten Ver- zweigungen des Deltas (Kr. Heidekrug: Russ. H. v. Klinggräff; zwi- schen Brionisehken und Colonie Bredszall 1885 Knoblauch, Schr. XX VI [1886] S. 27) bewohnt, schon seit den ersten Decennien dieses Jahr- hunderts gesammelt, in den älteren preussischen Floren aber als Peucedanum ofjicinale aufgeführt worden. Nachdem ich vor 35 Jahren im Herbar meines Freundes Bolle ein Exemplar aus Russisch-Littauen gesehen, vermutete ich dessen Identität mit dem vermeintlichen ost- preussischen P. oficinale und wies dieselbe an einem von C. J. v. Kling- sräft erhaltenen Exemplare auf Grund der gemeinsam mit meinem Commilitonen, dem damaligen stud. phil. C. Sanio vorgenommenen Untersuchung nach (vgl. C. J. v. Klinggräff V -V. S. 94). Die Pflanze ist neuerdings auch an den Ufern des zweiten gesamtpreussischen Hauptstroms, also auch für Westpreussen, aufgefunden worden, ist also sicher auch im Weichselgebiet Polens zu finden (Rostafinski Abh. Zool.-Bot. Ges. Wien XXII [1872] S 190 vermutet sie nur für das Niemen- [Memel-] Gebiet). Herr G. Froelich-Thorn sammelte sie 1374 daselbst auf der Wiese bei Ziegelei Wiesenburg (Przysiec); sie wurde aber erst 1881 von Caspary erkannt (Schr. XX11i [1882] S. 81). Seitdem ist sie allerdings noch nicht wiedergefunden, doch steht ihr Indigenat ausser Zweifel. Die Thorner Exemplare zeigten breitere Blätter als die Tilsiter. THeracleum Sphondylium L. (8.80). Mit dem Vorkommen dieser Pflanze in Paleschken hat es nach einer brieflichen Mitteilung des Dr. H. v. Klingzgräff-Langfuhr am 7. Mai 1890 folgende Bewandtnis: „Das H. Sphondyluum zeigte mir mein verstorbener Bruder im Jahre 1876. Es stand in einigen wenigen Exemplaren auf einem schon melırere Jahre alten Rasenplatze im Garten und erhielt sich daselbst, da es mein Bruder immer schonen liess, mehrere Jahre. Später, nach seinem Tode ist es gänzlich verschwunden. Wie es dahin gekommen, wusste er nicht, meinte aber, dass es höchst wahrscheinlich mit fremdem Gras- oder Blumensamen eingeschleppt sei. Von einer absichtlichen Aussaat kann nicht die Rede sein. Das Vorkommen von H. Sphondylium bei Bromberg hat mein Bruder wahrscheinlich nur nach der Angabe Kühlings aufgenommen (und ich habe es ihm nachge- schrieben), denn in seinem Herbar finden sich keine Bromberger Exemplare und ich habe auch nie solche gesehen.“ 160 P. Ascherson: Von den drei Vermutungen Sanios, dass eine „Ansalbung“ statt- gefunden (wenn das Wort „Insinuation“ allerdings nicht dem ge- wöhnlichen Sprachgebrauch entsprechend so zu deuten ist), dass die von Dr. C. J. v. Klinggräff vermeintlich verwendeten Samen der Pflanzen von Bromberg stammten und dass Dr. H. v. Klinggräff das Kühling- sche H. Sphondylium von Bromberg gesehen habe, hat sich also keine bestätigt. Zu erwähnen wäre noch, dass Dr. C. J. v. Klinggräff auf der Versammlung des Preuss. Botan. Vereins zu Braunsberg am 18. Mai 1869 ein angeblich von dem Primaner Kohts-Danzig bei Terespol Kr. Schwetz gesammeltes Exemplar des typischen A. Sphondylium vorlegte (Schr. X [1869] S. 16). Auch hier könnte eine Ver- schleppung durch Eisenbahnverkehr stattgefunden haben; da der Name Kohts indes bei den Botanikern Preussens vor 20 Jahren un- gefähr den Klang hatte wie bei den Mitgliedern unseres Vereins der Name G. Oertel (vgl. oben S. 137), so hat Dr. H. v. Klinggräff (Danz. Schr. V Heft 2 S. 122) diese Angabe mit Recht ganz mit Still- schweigen übergangen. Uebrigens bedarf die Angabe Kühlings (Schr, Vil [1886] S. 11), dass H. Sphondylium L. bei Bromberg ebenso häufig sei als HZ. sibiricum L. sehr der Bestätigung. Bei einer halbtägigen Exeursion in das Brahethal bei Mühlthal (zu Ritschls und Kühlings Zeit Smukalla genannt) im Juli 1888 habe ich dasselbe nicht bemerkt, und wenn auch ich, dessen Aufmerksamkeit auf andere Dinge ge- richtet war, es übersehen haben könnte, so doch schwerlich der mich begleitende Herr Spribille, der bei Inowrazlaw nur H. sibiricum an- giebt. Freund Prahl wird auch hierüber bald Gewissheit schaffen. Bisher hat er über das Vorkommen dieser Pflanze von allen jetzt in Bromberg wohnhaften Beobachtern nichts erfahren, welche das 4A. sı- biricum als daselbst häufig kennen. Kühling hat sein Verzeichnis nach meiner Flora von Brandenburg angeordnet, meines Wissens die einzige aussermärkische Localflora, in der meiner Arbeit diese Ehre erwiesen wird. In diesem Werke habe ich allerdings die beiden Heracleum-Formen getrennt, es war mir aber damals noch nicht klar geworden, dass H. Sphondylium eine mehr westliche, H. sibiricum (oder, wie ich es damals nannte, 7. Sphondylium b) discoideum |Fl. Prov. Brandenb. I S. 255] = b) conforme Mnch. [als Art] a. a. O. S. 937) eine östliche Form ist, die sich bei uns mög- lieherweise grösstenteils ausschliessen. Die Verbreitung der beiden Formen in der Provinz Brandenburg ist auch jetzt noch nicht genü- gend festgestellt und wäre ihre Beachtung den Vereinsgenosser dringend zu empfehlen. Hoffentlich hat diese Aufforderung besseren Erfolg als die von mir in gleicher Sache schon ‘vor einem Viertel- jahrhundert (Verh. Bot. Ver. Brandenb. VIII [1866| S. 128) erlassene. ÜOentaurea nigra L. (S. 84). Ich will einem Pflanzen - Unter- sucher und -Kenner wie Sanio gegenüber die richtige Bestimmung des Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 161 einen von ihm bei Lyek gefundenen Exemplars nicht bezweifeln; in diesem Falle war dasselbe aber ebenso sicher eingeschleppt wie die neuerdings bei Königsberg gefundene Adventivpflanze. Das indigene Vorkommen in den Baltischen Provinzen Russlands, obwohl auch noch von Klinge (a. a. O. S. 315) angegeben, scheint mir ebensowenig ver- bürgt und ebenso. unwahrscheinlich als das bei Danzig. In Deutsch- land geht sie als einheimische Pflanze nach Nordosten nicht über das Bergland an der Weser hinaus, findet sich aber nieht eben selten mit Grassamen verschleppt; eine Anzahl derartiger Fundorte aus der mär- kischen Flora hat R. Büttner (Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXV [1883] 3. 42) verzeichnet. +Cirsium rivulare (Jacgq.) Link auch in Westpreussen und zwar auf Rieselwiesen nördlich vom Bahnhof Schwarzwasser, Kr. Preuss. Stargard, Hohnfeldt 1885 (Danz. Schr. VI 3. Heft [1886] S. 98). Es ist indes kaum zu bezweifeln, dass die Pflanze dort nicht, wie in Ostpreussen, ursprünglich ist, sondern dass sie bei der Anlage der Kunstwiesen mit dem dabei verwendeten Grassamen eingeschleppt wurde. Jedenfalls ist die Pflanze dort aber vor der Hand bleibend angesiedelt. Das Vorkommen ist mithin völlig übereinstimmend mit dem derselben Pflanze bei Conraden unweit Reetz, welches ich vom Entdecker, unserem verdienstvollen Mitgliede Herrn F. Paeske (vgl. Abh. Bot. Ver. Brandenb. XV [1874] S. 39) geführt, selbst kennen lernte.) Schon mehrere Jahre früher war mir ein ähnliches Vor- kommen aus einem Gebiete bekannt geworden, wo aus pflanzen- geographischen Gründen ein ursprüngliches Vorkommen, das in West- - preussen und der nördlichen Neumark wenn auch unwahrscheinlich doch nicht unmöglich wäre, unbedingt ausgeschlossen ist. Mein zu früh verstorbener Freund Prof. Hermann Müller sandte mir 1870 von Kunstwiesen der Boker Haide bei Lippstadt dieselbe Art (Ascherson in Verh. Naturh. Verein Preuss. Rheinl. u. Westf. XXXII [1875] S. 350). Hier war die Herkunft des verwendeten Grassamens aus Schlesien nach- gewiesen, der auch für Conraden und Schwarzwasser wahrscheinlich ist, besonders da sich an letzterer Stelle auch der in Schlesien ver- breitete (allerdings auch in Westpreussen beobachtete) Senecio erraticus Bertol. vorfand. Das ebendaselbst gefundene Zrucastrum Pollichii Sch. u. Spenn. (S. 89) ist eine jetzt schon zu weit verbreitete, sich häufig fest ansiedelnde Adventivpflanze, um einen Schluss auf seine nächste Herkunft zu gestatten. Das erst seit 1884 bekannte Vorkommen des Cirstum canum (L.) M.B. auf den Hainwiesen bei Luckau!! (vgl. Verh. Bot. Ver. Brandenb. XXVI [1884] S. XXIV) wird jetzt von dem Ent- decker, Herrn Prof. R. Bohnstedt, in demselben Lichte betrachtet. Ich konnte mich im Juli 1889 unter seiner freundlichen Führung über- !) Herr Paeske hat 1889 daselbst auch €. oleraceum X riwulare entdeckt! Abhandl. des Bot, Ver, f, Brandenb. XXXII, 11 162 P. Ascherson: zeugen, dass die Pflanze einzelne Schläge ganz dicht überzieht, wäh- rend sie sich von dort aus über die benachbarten Wiesen nur verein- zelt verbreitet hat. Sie hat jetzt auf den Stellen ilıres ersten Auf- tretens so überhand genommen, dass die Besitzer dieselben, wie mir Herr Bohnstedt ganz kürzlich mitteilte, um das Cirsium auszurotten, teilweise umgegraben haben; eine Massregel, die vermutlich nicht zum Ziele führen dürfte. Scorzonera purpurea L. (S. 115). Die Vermutung Abo dass die Blütenköpfe, welche Hensche in einem weggeworfenen Strausse von Feldblumen bei Kukehmen fand, von in der Nähe wildgewachsenen Exemplaren stammten, scheint mir kaum von der Hand zu weisen. Gewiss ist der sichere Nachweis dieser Art für Ostpreussen, an dessen Westgrenze ihre Verbreitung schwerlich Halt machen wird, nur eine Frage der Zeit. Der Vergleich mit Aleracium aurantiacum L. ist durchaus unzutreffend. Diese Art wird bekanntlich sehr häufig als Zierpflanze eultivirt und verwildert sehr leicht, so leicht, dass für alle zahlreichen Fundorte in den norddeutschen Küstenländern von Hannover bis Hinterpommern das Indigenat immer noch eine offene Frage ist. Scorzonera purpurea L. dagegen findet sich schwerlich in anderen als botanischen Gärten und dürfte auch dort der Cultur grosse Schwierigkeiten bereiten. Die Lebensbedingungen beider Cichoriaceen haben also so wenig etwas gemein als ihre Farbennuancen, die in der That an die entgegengesetzten Enden des Spectrums gehören. TPhyteuma nigrum Schmidt (S. 115), das von dem früher sehr zu Reductionen geneigten Celakovsky als eigene Art betrachtet wird, jedenfalls eine sehr bestimmt abgegrenzte Verbreitung besitzt, ist in der ganzen norddeutschen Ebene östlich der Elbe und in Schlesien nicht einheimisch, sicher also auch nicht in Preussen. Es tritt aber neuerdings öfter, wohl mit (thüringischem ?) Grassamen eingeschleppt, auf künstlich angelegten Rasenplätzen auf (vgl. Ascherson, Sitzber. Bot. Ver. Brandenb. XX [1878] S. 84). Vielleicht ist das vereinzelte Auftreten in Preussen auf diese Art zu erklären. Scopolia carniolica Jacg. Das Vorkommen dieser Art in dem littauischen Teile Ostpreussens, worauf Abromeit neuerdings aufmerk- sam machte, bietet einen charakteristischen Beleg für die S. 58 vorge- tragenen, mir durchaus zutreffend erscheinenden Betrachtungen Sanios. Sie findet sich daselbst in den Grasgärten und an Zäunen der Dörfer, deren Bewohner meist ihre Anwendung nicht mehr kennen, oder doch nicht zu kennen vorgeben. Dagegen ist in den östlichen Karpaten- ländern, namentlich in Siebenbürgen, wo die Pflanze ebenfalls vielfach in Dorfgärten zu finden ist, die medieinische Anwendung noch wohl bekannt und gelang es den Bemühungen meines Freundes Prof. A. Kanitz in Klausenburg zu ermitteln, dass auch das heutige Landvolk ihr noch eine Wirkung als Liebeszauber zuschreibt. Der rumänische Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 163 Name Matragun, den Scopolia wie die verwandte Atropa Belladonna bei den Bewohnern Siebenbürgens und der Moldau führt, lässt ver- muten, dass die Anwendung der Pflanze zu reellen und phantastischen Zwecken in Folge von Handelsbeziehungen mit Griechenland, wo man die Mandragora-Arten (wie auch im Orient — den Dudaim der Bibel) in ähnlicher Weise gebrauchte, vielleicht schon in der altelassischen Zeit aufgekommen ist. Aus den Karpatenländern ist dann die Pflanze entweder durch die alten Preussen und Littauer schon bei ihrer Ein- wanderung in das Pregel- und Memelgebiet mitgebracht worden, oder sie hat sich von Stamm zu Stamm, jedenfalls aber noch in vorchrist- licher Zeit dorthin verbreitet. Ein derartiger Fundort ist auch in der Nähe unseres Gebietes, bei Günthersdorf unweit Grünberg in Schlesien, angegeben, wo die Pflanze von O. Seiffert vor mehr als 40 Jahren gefunden (Weimann, Pflanzenverzeichnis in Dr. E. Wolff, die Trauben- kur. Grünberg 1852, S. 83), seit den 32 Jahren, wo Herr Th. Hell- wig um Grünberg botanisirt, aber nicht mehr beobachtet wurde (briefl. Mitteil. desselben). Ausführlicher habe ich den Gegenstand in den Sitzungsber. der Ges. naturf. Freunde Berlin 1890 S. 59 ff. behandelt. TVeronica persica Poir. (= V. Buxbaumü Ten.) wurde seit 1887 an einem Feldwege vor dem Sackheimer Thore bei Königs- berg beobachtet (Willutzki nach Abromeit Ber. D. Bot. Ges. VI [1888] S. CVIH und briefl.- Mitt.), ist also bis jetzt nur Adventiv-Pflanze, hat aber nach den anderwärts gemachten Erfahrungen (vgl. z. B. Vatke, Verh. Bot. Ver. Brandenb. XIV [1872] S. 38 ff.) alle Aus- sicht, sich in Ostpreussen, ebensowohl als es in Westpreussen, wo Patze, Meyer und Eikan diese Pflanze noch nicht kennen, mehrere Decennien früher geschehen ist, einzubürgern, wird daher wie /mpatiens parviflora hier ausnahmsweise erwähnt. TSalvia vertieillata L. (S. 111) ist in Ostpreussen offenbar eine erst seit kurzem eingeschleppte Adventivpflanze, deren Aussichten auf bleibende Ansiedelung jedenfalls viel geringer sind als die der Vero- nica persica. Dagegen ist sie im Weichselthale offenbar ein alter An- siedler (vermutlich ohne Vermittelung des Menschen) und ebensowohl eingebürgert wie z. B. Lavatera thuringiaca L. Utricularia neglecta Lehm. Neu für Westpreussen: Im Spital- See, Kr. Tuchel, 1882, K. Brick, nach R. v. Uechtritz’ Bestimmung ;!) bei Grünchotzen und Briesen, Kr. Schlochau, 1889, R. Schultz (Abro- meit briefl.). Samolus Valerandi L. (S. 60). Vgl. oben Genista pilosa L. (S. 137). Thymelaea Passerina (L.) Coss. et Germ. (S. 60; vgl. oben S. 137) !) In der ersten Aufzählung (Danz. Schr. Heft S. 40) ist diese Bestimmung mit einem Fragezeichen versehen, das in der zweiten (a. a. O. Heft 3 [1886] S. 42) weggelassen ist. 11* 164 P. Ascherson: ist 1888 von dem sehr eifrigen und scharfsichtigen Beobachter Lehrer M. Grütter in Luschkowko, Kr. Schwetz in einer Parowe (Schlucht) der hohen Weichselufer nördlich von Luschkowo gefunden (Schr. XXX [1889] S. 55, 67). Leider ist auch dieser Fundort dureh Bodencultur gefährdet (Abromeit briefl.). Buphorbia duleis Jaeq. (S. 111). Ich halte es für durchaus wahr- scheinlich, dass diese Art bei Purden im Kreise Allenstein einheimisch ist; dass Pflanzen an so weit vorgeschobenen isolirten Fundorten nur spärlich auftreten, hat nichts Ueberraschendes. Bei Centaurea nigra L. ist das vereinzelte Vorkommen für Sanio kein Grund, das Indi- senat zu beanstanden, wozu es bei mir dieses bestätigenden Verdachts- srundes allerdings nicht erst bedarf. Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Botaniker namentlich Ostpreussens auf die nahe verwandte Z. an- gulata Jaecq. aufmerksam machen, die in Polen eine viel grössere Ver- breitung als EP. duleis besitzt und nördlich bis Losice bei Siedlee (F. Karo!) bekannt ist, deren Auffindung in Ost- oder auch Westpreussen also immerhin nieht unmöglich wäre. Salix myrtilloides L. (S. 119). Die Auffindung neuer preussischer Standorte hat mit dem Jahre 1886 begreiflicher Weise ihren Abschluss noch nicht erreicht. 1887 kamen noch die westpreussischen Kreise Tuchel mit zwei Fundorten und Strassburg mit einem hinzu (Schr. XXIX [1883] S. 101), 1883 noch einer im Kreise Schwetz (a. a. O. XXX [1889] S. 68). Auch in Ostpreussen wurden 1887 noch zwei neue Fundorte im Kreise Ortelsburg und einer im Kreise Sensburg aufgefunden (Schr. XXIX [1883] S. 22). Ueber die unter so merk- würdigen Umständen erfolgte Entdeckung in der Provinz Posen vgl. Spribille, Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXXI (1889) S. 252. TElodea canadensis (Rich.) Casp. ist S. 121 irrtümlich unter den Novitäten für Westpreussen aufgeführt. „Auch in Westpreussen ver- breitet ex Klinggr. jun. a. a. 0. S. 158“ Sanio 1881 S. 64! Die Be- hauptung Sanios (S. 58), dass sich diese Pflanze „vom Königsberger Botanischen Garten aus über die meisten Gewässer Preussens ver- breitet“ habe, ist unbewiesen und unbeweisbar. Sie ist allerdings schon 1867 in Festungsgräben von Königsberg gefunden worden (Caspary bei Bolle in Verh. Bot. Ver. Brandenb. [1867] S. 137), für welchen Fundort der Ursprung aus dem Botanischen Garten wahr- scheinlich ist. Fast gleichzeitig (vielleicht auch einige Wochen früher) wurde sie aber auch (am 17. August 1867) im Danziger Stadtgraben bei der Roten Brücke von Klatt aufgefunden!), dem die Bestimmung dieser (von ihm für eine einheimische gehaltenen) Wasserpflanze be- !) Die bisher unveröffentlichten Einzelheiten über die ersten das Auftreten der Pflanze in Gesamtpreussen betreffenden Wahrnehmungen verdanke ich einer brieflichen Mitteilung Abromeits. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 165 greiflicher Weise viel Kopfzerbrechen machte. 1869 sammelte sie Th. Bail ebenfalls bei Danzig in der Schuitenlake und im Juni 1870 wurde sie von den Teilnehmern an der 8. Versammlung des Preuss. Botan. Vereins schon zahlreicher in den Festungsgräben angetroffen (Schr. XI [1870] S. 108). Im August 1871 traf Caspary die Pflanze zwischen Herren-Grebin und Rostau (Landkreis Danzig) und hörte, dass sie dort drei Jahre früher, also 1868 zuerst aufgetreten sei. In die west- preussischen Gewässer ist sie also schwerlich von Königsberg aus ge- langt, sondern wohl durch die lebhafte Binnenschiffahrt vom Oder- gebiete aus. Damit stimmt, dass sie mir von Landsberg a. W. zuerst 1869 vom Lehrer Tangermann-Zehden zugesandt wurde. Dagegen ist von dem nächst Königsberg ältesten Fundort in Ostpreussen, dem Gute Plicken Kr. Gumbinnen, dessen damaliger Besitzer John Reiten- bach stets für Botanik das regste Interesse zeigte, wo dieser die Pflanze 1869 schon sammelte (Abromeit briefl.), anzunehmen, dass sie von dortiger Cultur aus sich weiter verbreitete oder absichtlich ver- breitet: worden ist. Alisma parnassifolium L. (S. 82). Bei dieser Art kann ich der etwas kleinlichen Aengstlichkeit nicht beistimmen, mit welcher Abro- meit (S. 145) die von Kühling 1863 im Brzezynica-See bei Gr. Wus- dzyn (Kr. Bromberg) entdeckte Pflanze nachträglich aus der Flora Westpreussens ausgeschlossen hätte, falls sie nicht 1882 bei Pniewitten Kr. Kulm von Caspary aufgefunden worden wäre (vgl. Sitzber. Botan. Ver. Brandenb. XX [1882] S. 60; Schr. XXIV [1883] S. 87). Nach Kühling (Schr. V [1864] S. 151) ist der ersterwähnte Fundort nur 20 Ruten (etwa 80 m) von der westpreussischen Grenze entfernt. Wenn also auch Abromeit den Buchstaben des Rechts für sich hat, so darf eine Pflanze in einem derartigen Falle doch in der Flora des Nach- bargebiets nicht unerwähnt bleiben und kann wohl ebenso gut in beiden Gebieten gezählt werden als in dem hie und da realisirten Falle, dass der Fundort selbst von der Grenzlinie durchschnitten wird (Prunus COhamaecerasus bei Wygoda in den Kreisen Inowrazlaw [Posen] und Thorn [Westpreussen] Spribille!! Zedum palustre am Wilden Hornsee auf dem Schwarzwald vgl. Ber. Deutsch. Bot. Ges. IV [1886] S. CLXXXVI und V [1887] S. CXIV, wo der einzige vorhandene Busch von der [dort glücklicher Weise nicht materiell bezeichneten] Badisch-Württem- bergischen Grenze halbirt wird). Potamogeton salicifolius Wolfg. (S. 83). Zu dieser in Deutsch- land ausserdem nur im Schallsee an der Grenze von Lauenburg und Meklenburg angegebenen!) Form gehört von preussischen Fundorten " nur der in der Memel bei Tilsit. „Die Gedminner Pflanze aus der Minge sowie die von Prof. Luerssen 18389 an den Mündungen des !) Nolte ms. bei H. G. Reichenbach, Ernst Ferd. Nolte [1881] 8. 21. 166 P. Ascherson: Skiewithstroms gesammelte gehören zu Unterformen des ?. lucens L. und zwar zu P. longifolius Gay und P. macrophyllus Wolfg. (leiztere Form verhält sich zu ersterer wie die Form cornutus zu acuminatus Schum.)“ (Abromeit briefl.). P. marinus L. (S. 120) wurde in Westpreussen zuerst 1883 vom Lehrer K. Lützow-Oliva in einem kleinen See zwischen Tockar und Zalense bei Seefeld, Kr. Karthaus gesammelt (Danz. Schr. N. F. VI Heft 3 [1886] S. 114). Lützow sandte mir die Pflanze unter zahl- reichen anderen unbestimmten; nachdem ich sie als P. marinus L. erkannt, erfuhr ich, dass Dr. Lange dieselbe Pflanze allerdings ein Jahr später ganz in der Nähe im Graben zwischen den Seen Tuch- linek und Glemboki!) gesammelt habe (vgl. Ber. D. Bot. Ges. IV [1886] S. CKAAXVIN. Später im Sommer 1886 sammelten sowohl Lützow als Caspary dieselbe Art im See Glemboki, der mithin nicht, wie Caspary irrtümlich vermutete, mit dem kleinen unbenannten See, in dem Lützow P. marinus 1883 zuerst auffand, 1886 aber wegen des niedrigen Wasserstandes vermisste, identisch ist. Vgl. Lützow a. a. ©. Heft 4 [1887] S. 99, 102, Caspary (Schr. XXVIII [1887] S. 70). Herr Lützow fand diesen Potamogeton in demselben Herbst auch noch im ‘Kreise Neustadt im Grossen See bei Wahlendorf und im Biala-See (a. a. 0. S. 99, 102). Angeblich auch iin Schloss-See bei Lessen Kr. Graudenz (Finger a. a. O. S. 126). Ophrys muscifera Huds. (S. 79). Das Vorkommen dieser Art in der preussischen Flora scheint mir doch nicht genügend verbürgt. Sie wurde zuerst von Hagen (Chloris Borussiea [1810] p. 337) in der Nähe von Königsberg beim Kranz-Krug und Quednau aufgeführt. Diese gewiss unrichtige Angabe wird von Patze, Meyer und Elkan, den jedenfalls zuständigsten Beurteilern, einfach mit Still- schweigen übergangen. C. J. v. Klinggräff (Flora von Preussen [1849] S. 401) hält dieselbe zwar auch für zweifelhaft, das Vor- kommen in der Provinz aber doch für wahrscheinlich, weil sie in den russischen Ostseeprovinzen vorkomme. Nach Wiedemann und Weber?) (a. a. OÖ. S. 532) beschränkt sich dies Vorkommen indes auf das !) Dieser Name (poln. gteboki) bedeutet bekanntlich „tief“ und ist die Wurzel des in der Provinz Brandenburg für Seen und nach ihnen benannte Ortschaften mehrfach vorkommenden Namens Glambeck, der nur durch „Volksetymologie“ an das deutsche Bek, Bach anklingt. 2) Die Angabe von Klinge „Zerstreut“ (a. a. O. S. 163) lässt diesen Sach- verhalt nicht erkennen. Ueberhaupt macht dies Werk nur selten ein Zurückgehen auf die ältere Litteratur entbehrlich, obwohl eine für pflanzengeographische Zwecke ausreichende Genauigkeit in diesen und vielen anderen Fällen leicht ohne Aufwand vieler Worte zu erzielen gewesen wäre. Auch für die Baltischen Provinzen wäre eine Zusammenstellung der Funde der letzten 4 Jahrzehnte dringend erwünscht. Herr Klinge würde sich den Dank aller Interessenten erwerben, wenn er diese von ihm 1882 in Aussicht gestellte Arbeit in nicht zu langer Frist liefern wollte. Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 167 srösstenteils silurischen Kalkboden bietende Esth- und nördliche Liv- land, wo also ganz andere Verhältnisse obwalten als in Preussen. In Pommern findet sich ©. muscifera nur westlich der Oder, in der Provinz Brandenburg ist O. ‚fuciflora (Seg.) Rehb. nur im Havelge- gebiete bei Rheinsberg gefunden; aus Posen und Schlesien ist keine Ophrys-Art bekannt und für Polen sind die 150 Jahre aiten Angaben von solchen völlig unglaubwürdig (vgl. Rostafinski a. a. O. S. 115). Man kann also wohl sagen, dass die Gattung in weitem Umkreis um die beiden preussischen Provinzen zu fehlen scheint. Körnicke (Sehr. VII [1867] S. 11) erwähnt indes, dass ihm ein 1866 während des österreichischen Krieges in Graudenz eingezogener Apotheker, Na- mens Harnisch mitgeteilt habe, er habe ein Exemplar dieser Orchi- dee in der Festungsplantage daselbst gefunden, aber es stehen lassen. Der Standort wäre nicht ungeeignet, wie aus der nachfolgenden Mit- teilung des Herrn J. Scharlok hervorgeht, die in extenso wiederzu- geben ich mir nicht versagen will; bedenklich aber ist, dass diesem nunmehr seit einem halben Jahrhundert dort ansässigen Veteranen das Vorkommen der Pflanze völlig unbekannt geblieben ist: „In früheren, vielleicht erst 1—2 Jahrhunderte verflossenen Zeiten bildete die Weichsel zwischen Sartowitz, Schwetz und Elisenthal, Klinezkowo südlich und zwischen Bingsdorf und Sibsau nördlich, ein grosses Ueberschwemmungsgebiet, in welchem die, vielleicht als „graut Ens“!) (grosse Insel) übrig gebliebene Bank des baltischen Hochrückens den Fluten widerstanden hatte, die dann südlich und nördlich so abgedämmt wurden, dass der eigentliche Weichselstrom westlich von der graut’ Ens’, worauf Graudenz, Stadt und Festung er- baut sind, nebst noch einigen ländlichen Ortschaften, und östlich ein immer mehr austrocknendes altes Ueberschwemmungsgebiet übrig ge- blieben ist, welches, wenn die Dämme nicht brechen, nur noch die Schneeschmelzwässer von dem östlichen baltischen Höhenzuge erhält. Nördlich der Stadt Graudenz, so ziemlich an der höchsten Stelle des alten baltischen Höhenzugrestes, ist die Festung Graudenz erbaut auf einem Gebiet, in welchem eine Mergel und Kies führende Lehm- schicht stärker vertreten ist, als die hier und da vorbrechende Sand- schicht. Als die Franzosen die Festung belagerten, liess L’Homme de Courbiere den dieselbe umgebenden Wald „rasiren“. Seit jener Zeit ist die sogen. Festungsplantage scheinbar aus den alten Wurzel- und Samenresten, und nur unterstützt: von etwas Kiefern-Ansamung, aufgewachsen und bietet eine Mischung von Laub- Gesträuch und -Bäumen und Nadelholz, welches nicht blos durch viele !) Eine halsbrechende „Volks - Etymologie“! Der slawische Ursprung des Namens der durch die heldenmütige Verteidigung Courbieres, des „Königs von Graudenz“, in der preussischen Geschichte so ruhmreich genannten Festung kann nicht bezweifelt werden. Ascherson. 168 P. Ascherson: Pfade, sondern auch dadurch gangbar erhalten wird, dass die sehr dicken Bäume herausgehauen werden. In den Festungsmäauern wuchsen Asplenium Ruta muraria ]ı. und Ceterach oficinarum Willd., scheinen aber durch botanische Raub- möven ausgeräubert zu sein. In der Plantage selbst wächst von Bemerkenswertem: Pirus torminalis Ehrh. (ein älterer Baum und vielleicht ein oder zwei jüngere), Zrvum pisiforme Peterm., Potentilla recta L., vielleicht schon durch Verschattung untergegangen, ZLiba- notis sibtrica Koch; an helleren, luftigen Stellen am Rande: Gentiana cruciata L., Bromus erectus Huds., Campanula sibirica L, Alyssum calycinum L., Arabis Gerardi Bess., Viola collina Bess., nebst einer Masse hier gemeiner Sachen, oder wuchsen vielmehr, da es dem alten Menschen besser passt, im Garten zu ziehen, zu beobachten, am Mikroskop Blütenstaub zu untersuchen, zur Zeit Entwicklungsreihen einzulegen und dann an den langen Abenden litterarisch thätig zu sein, als noch die in früheren Jahren sehr gründlich durchforschte Gegend ambulando unsicher zu machen. Ophrys muscifera Huds. habe ich daselbst, so viel ich weiss, nicht gefunden, wüsste auch nicht, dass sie ein Anderer dort ge- funden hätte.“ Epipogon aphyllus (Schmidt) Sw. (S. 115). Neuerdings auch in Ostpreussen wiedergefunden: Taberbrücker Forst, Kr. Mohrungen, Frau Magda Gers (Schr. XXX [1889] S. 68). In Westpreussen auch im Kreise Karthaus im Walde über dem Stillen See, 1884 H. v. Klinggräff (Danz. Schr. VI Heft 3 S. 77). Gagea arvensis (L.) Schult. (S. 115). Die Vermutung Sanios, dass dies Zwiebelgewächs die Nogat (oder Elbinger Weichsel?) herab- getrieben, nach Fischhausen verschlagen, dort noch lebensfähig ange- kommen sei und auch einen geeigneten Platz zur Ansiedelung ge- funden habe, erfordert das Zusammentreffen einer ganzen Reihe von möglichen, aber wenig wahrscheinlichen Umständen. Viel näher liegt die Möglichkeit, dass die Pflanze, die ja, wie der Name sagt, häufig auf Ackerland vorkommt, mit Feldfrüchten eingeschleppt wurde, sich aber an dem unpassenden Standorte (Wiese) nicht lange erhielt. Sie findet sich übrigens bei Tolkemit (Landkreis Elbing), hart an der Grenze von Ostpreussen (Preuschoff Danz. Schr. VIl Heft 2 [1880] S. 180), sodass ihre Auffindung innerhalb dieser Provinz nur eine Frage der Zeit scheint. Anthericus Liliago: L. (S. 60). Vergl. oben Genista pilosa L. (S. 137). Juncus tenuis Willd. Neu für West- und Gesamt-Preussen: Weidengebüsch an der Eisenbahn zwischen Dragass und Ober-Gruppe Kr. Schwetz, 12. September 1886 M. Grütter. Caspary in Sitzber. Phys.-Oek. Ges. XXVII (1886) S. 36, Schr. XXVIM (1887) S. 63, 66: Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 169 „Eine Pflanze, die neuerdings an zu zahlreichen neuen Fundorten be- merkt wurde, als dass nicht der Verdacht der Einwanderung sich auf- drängen sollte, obwohl man bei ihrer geringen Auffälligkeit das In- digenat meist nicht mit Sicherheit bestreiten kann. Von Interesse ist, dass diese Pflanze 1889 auf einem typischen Adventivterrain, dem Zü- richer Vorbahnhofe (E. Wilezek!) beobachtet wurde“ (Ascherson in Potonie, Naturw Wochenschr. V [18290] S. 160). Die Beschaffen- heit des Preussischen Fundortes spricht kaum gegen Einschleppung. Die Pflanze besitzt übrigens, worauf mich Herr C. Beckmann auf- merksam machte, einen ganz vorzüglich wirkenden Verbreitungs- apparat. Die Zellen der verschleimten Aussenschichten der Samen- schale quellen bei Anfeuchtung mächtig auf und sprengen dadurch die Kapsel, aus der die Samen als Froschlaich ähnlicher Klumpen hervor- treten und dann von vorüberlaufenden Tieren und von Menschen ab- gestreift werden können. Auf einer Excursion, die ich mit den ver- ehrten Freunden Beckmann und Buchenau am 13. August 1839 von Bassum nach Nienstedt machte, sahen wir nach einem heftigen Gewitterregen den dort wie gewöhnlich mitten auf einem Landwege zahlreich wachsenden J. tenuis überall mit diesen Klumpen besetzt. Ichynchospora fusca (L.) R. et Schult. Neu für West- und Gesamt-Preussen: Bei Grünchotzen und Briesen Kr. Schlochau 1889, R. Schultz! (Abromeit briefl.) Scirpus Dwuvalii Hoppe. Neu für West- und Gesamt- Preussen: Haffufer auf der Frischen Nehrung bei Kahlberg, Kalmuss (Danz. Schr. VlI Heft 2 S. 229). Diese auch von H. v. Klinggräft, F. Pax und mir gebilligte Bestimmung des Finders wurde von Caspary bestritten, der die Pflanze (Ber. D. Bot. Ges. V [1887] S. LAXXIV) für 8. pungens Vahl erklärte, von Abromeit indes (Schr. XXX [1889] S. 56) wiederum bestätigt. Carex sparsiflora (Wahlenb.) Steud. (= ©. vaginata Tausch). Neu für Ost- und Gesamt-Preussen, aber nicht für die Deutsche Tief- ebene, wie E. Knoblauch (Schr. XXVIIl [1887] S. 71) behauptet, da sie Ernst H. L. Krause schon etwas früher (Arch. Fr. Naturg. Mecklenb. XL [1886] S. 95) als von seinem Vater, dem gleichfalls für Botanik lebhaft interessirten Gymnasialdireetor Dr. K. E. H. Krause, schon vor Jahren bei Warnemünde gesammelt angegeben hatte. Zu- erst fand sie E. Knoblauch 1884 und 1885 an 8 Fundorten im Kreise Memel, doch wurde die in letzterem Jahre lebend in den Königsberger Garten versetzte Pflanze weder von ihm noch von Prof. Caspary be- stimmt. Im folgenden Jahre 1886 sammelte sie Abromeit im Friedrichs- felder Forst Kr. Ortelsburg und erkannte sie zuerst als diese bis zu Krauses Veröffentlichung in Deutschland nur aus der subalpinen Region des Harzes und der Sudeten bekannte Art, deren Vorkommen indes 170 P. Ascherson: namentlich in Preussen erwartet werden konnte, da sie aus den russi- schen Ostseeprovinzen längst bekannt ist. ©. fulva Good. (©. Hornschuchiana Hoppe). Neu für Westpreussen: Piasnitzbruch hei Zarnowitz Kr. Neustadt, von Dr. H. v. Klinggräff (Danz. Schr. VI Heft 2 S. 31) und Abromeit 1883 als ©. distans L. gesammelt (Schr. XAXV [1884] S. 66), später von Caspary als ©. fulva erkannt (Schr. XXVII [1887] S. 68). Panicum sanguinale L. (S. 62). In der diese Art betreffenden Indigenatsfrage (vgl. Abromeit S. 138) möchte ich mich insofern auf Sanios Seite stellen, als mir der Grad der Einbürgerung dieser Art an den beiden bisher bekannten Fundorten in Westpreussen (Gymna- sialgarten in Thorn, Terrassen des Cadettenhauses in Kulm, zu denen nach Abromeit (briefl.) 1889 noch ein dritter, an Strassen in Neuen- burg Kr. Schwetz [Grütter] gekommen ist) nicht von dem in der Provinz Brandenburg, wo die Pflanze ebenfalls vorwiegend auf Garten- land vorkommt, verschieden scheint. Dies ist auclı die Ansicht zweier Schriftsteller, die beide aus eigener Anschauung über die preussische und speciell westpreussische Flora urteilen: F. Körnicke (Körnicke und Werner, Handb. des Getreidebaues I [1885] S. 282), der wenigstens nur an einem Teil der preussischen Fundorte die Pflanze für zufällig ein- seschleppt hält, und F. Hellwig, eines geborenen Westpreussen (Eng- lers Jahrb. VII Heft 5 [1836] S. 384). Bekanntlich wird dies Gras auch als Getreide (Bluthirse, Himmelthau) angebaut, doch ist diese haupt- sächlich in slawischen und slawisch gewesenen Ländern (z. B. in unserer Nähe in der Görlitzer Heide) betriebene Cultur wie die der Hirse (P. mihiaceum L.) und des Spelz (Triticum Spelta L.) in Rück- sang befindlich (vgl. Körnicke a. a. 0. S. 283). Die Verbreitung als Unkraut des eultivirten Bodens scheint mit dem früheren Gebiete dieser Cultur und der Zeit, seitdem sie aufgehört, in keinem direeten Zu- sammenhang zu stehen; wohl aber zeigt sich bei dieser Pflanze wie bei vielen anderen ursprünglich Mittel-Europa fremden Segetal- und Ruderalpflanzen, dass ihr Gebiet, ebenso wie das einheimischer Arten, eine bestimmte, hauptsächlich wohl durch klimatische Einflüsse be- dingte Begrenzung besitzt, und dass diese Begrenzung und ebenso die Intensität der Besiedelung für derartige Gewächse, auch wenn sie aus derselben Heimat stammen, eine verschiedene sein kann. So ist P. verticillatum L. wie P. sangwinale L. ein tropischer Kosmopolit; aber während letzteres bei uns ein völlig eingebürgertes Unkraut ist, hat ersteres (mit Einschluss des nicht als Art zu trennenden P. ambiguum Guss., vgl. Taubert Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXX [1888] S. 279) im nordöstlichen Deutschland stets das Ansehen eines Gartenflüchtlings. Trotzdem scheint es weiter nach Norden vorzudringen. Schon in Schleswig-Holstein (vgl. Ascherson Abh. Bot. Ver. Brandenb. XXIX [1887] S. 146) scheint der Grad der Einbürgerung beider Pantcum- Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- und Westpreussens. 171 Arten kaum verschieden, nach Prahl, Fischer-Benzon und E.H.L. Krause, Krit. Flora der Provinz Schleswig-Holstein u. s. w. I. S, 244 ist P. sanguinale neuerdings nur bei Hamburg auf Baggerland unbeständig (Sonder, Flora von Hamburg 1851 S. 36, gab es auf Aeckern an mehreren Stellen an), dann als Gartenunkraut in Lübeck und Heide, P. vertieillatum aber (S. 245) bei Hamburg, Lübeck und Deezbüll bei Tondern auf Schutt und als Gartenunkraut gefunden; letzteres ist also allein in Schleswig beobachtet. Fries (Summa Veget. Scand. I [1846] p. 80) erwähnt P. verticillatum im südlichen und mittleren Schweden als „Advent. sporad.“, während er P. san- guinale gar nicht aufführt. Seitdem sind beide in Dänemark gefun- den (Lange, Haandb. i den danske Flora 4 Udg. S. 59, 61 |1886]), und zwar P. vertieillatum „mit Grassamen eingeführt und verwildert, aber selten“, P. sanguinale „mit fremdem Samen eingeführt“. Auch Klinge (a.a.0.S.57) kennt P. vertieillatum von zwei sichern Fund- orten, während P. sangwinale für die Baltischen Provinzen zweifelhaft istr(ara. ©. 3:56). THordeum secalinum Schreb. (S. 62). Um das preussische Bürger- recht dieser Danziger Ballastpflanze steht es noch weit ungünstiger als um das der Fumaria densiflora (vgl. S. 134). Von diesem Grase ist überhaupt nicht erwiesen, dass es länger als wenige Jahre hindurch beobachtet wurde. Ueber den Fundort im Grebiner Walde bei Danzig, wo der verstorbene Klinsmann angeblich dieselbe Art gesammelt hat, kann ich einen überraschenden Aufschluss geben. Dieser Wald!) liegt eine beträchtliche Strecke stromaufwärts von Danzig zwischen Weichsel und Mottlau, etwa 12 km von der Eisenbahnstation Praust im O.-N.-O.-Richtung. Da mir nun das Vorkommen der Salzwiesen- pflanze Hordeum secalinum in einem wenigstens 30 km von der Küste entfernten Walde höchst unwahrscheinlich erschien, vermutete ich eine unrichtige Bestimmung und zwar dachte ich an das nicht ganz un- ähnliche Waldgras 4. (Elymus L.) europaeum All. Das durch die Güte des Herrn Director Conwentz mir aus dem Westpreussischen Provinzial-Museum zur Ansicht mitgeteilte Klinsmann’sche Exemplar erwies diese Vermutung als zutreffend. Im Jahre 1843, in dem laut Etikette dies Exemplar aufgenommen ist, wäre diese Art für Gesamt- Preussen neu gewesen. Patze, Meyer und Elkan (Flora der Provinz Preussen [1850] S. 33) bezeichnen sie als noch in Preussen zu finden, ohne zu wissen, dass sie bereits mehrere Jahre unerkannt aus diesem Gebiete im Herbar ihres Freundes Klinsmann lag. Seitdem 1) Nach ©. J. v. Klinggräff (V.-V. S. 168) war es damals zweifelhaft, ob die Pflanze nicht mit diesem Walde ausgerottet sei. Da indes in den Schr. Phys.-Oek. Ges. XXIII [1882] S. 45 ein Grebiner Wald erwähnt wird, so war die Ausrodung wohl nur partiell und die Pflanze könnte vielleicht noch wieder aufgefunden werden. 172 P.Ascherson: Bemerkungen über einige Pflanzen Ost- u. Westpreussens. ist sie zuerst für Ostpreussen im Frisching-Forst (vgl. C. J. v. Kling- sräff a. a. O) und viel später auch für Westpreussen (vgl. S. 120) nachgewiesen worden. Zu dem dort angeführten Fundorte im Kreise Neustadt ist noch ein solcher im Landkreise Elbing hinzuzufügen: Relhberge bei Tolkemit 1836 Kalmuss (Danz. Schr. VI Heft 4 [1887] S. 41). Nach den vorstehend besprochenen Thatsachen möchte ich, aus der 8. 116, 117 aufgestellten Liste der 102 westpreussischen Phanero- samen, die in Ostpreussen fehlen, folgende 10 streichen: Zpimedium alpinum, Fumaria densiflora, Impatiens parviflora, Vieia tenuifolia, La- thyrus pisiformis, Potentilla Fragariastrum, Veronica Buxbaumit, Eu- phorbia dulcis, Anthericum Liliago, Hordeum secalinum; dagegen fol- gende 6 hinzufügen: Batrachium confervoides, Lythrum Hyssopifolia, Gagea arvensis, Juncus tenuis, Bhynchospora fusca, Scirpus Duvalü. Aus der S. 124 aufgestellten Liste von 47 Blütenpflanzen Ostpreussens, die in Westpreussen fehlen, würde ich folgende 5 streichen: Potentilla canescens, Cenolophium Fiischeri, Cirsium rivulare, Utricularia neglecta, Öarex fulva; dagegen 2 hinzufügen: Potamogeton salicifolius und Carex sparsiflora. Die numerischen Ergebnisse eingehender zu prüfen habe ich keine Veranlassung, da sowohl die Discussion der Arten- als der Heimatrechte (ich würde alle nachweislich eingewanderten Arten aus- schliessen) für mich andere Zahlen liefern würde. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. Ein Beitrag zur Kenntnis der Torfmoose. Von K. Warnstorf. Hierzu Tafel I und 1. Die grossen Schwierigkeiten, welche sich der Beurteilung der unzähligen Formen dieser natürlichen Sphagnumgruppe entgegenstellen, sind auch zugleich die Ursache, weshalb gewisse Typen derselben von den Bryo- und Sphagnologen älterer und neuerer Zeit ganz verschieden aufgefasst und beurteilt worden sind. Es ist deshalb bisher auch noch nieht möglich gewesen, eine Verständigung über die Formenreihen ge- wisser Artentypen in dieser Gruppe unter den zumeist dabei interes- sirten Sphagnologen zu erreichen. Wenn ich es nun in Nachfolgendem unternehme, auf Grund umfassender anatomischer Untersuchungen Prof. Russow’s und meiner eigenen Studien die Verhältnisse ge- wisser Typenreihen der Üuspidata klar zu legen, so verbinde ich da- mit einzig und allein den Zweck, unsere Kenntnisse der Torfmoose zu erweitern und dadurch einen möglichst sicheren Grund für die rechte Würdigung bestimmter Artentypen dieser Gruppe zu legen. Da Sphagnum molluscum Bruch (1825), 8. Lindberg Schpr. (1858) und S. riparium Ängstr. (1864) gegenwärtig allgemein als gute Arten anerkannt sind, so will ich sie vorläufig von der Discussion aus- schliessen und mich in erster Linie mit denjenigen Formen beschäf- tigen, welche bisher entweder dem S. cuspidatum Ehrh. oder neben diesem dem 8. recurvum P.B. zugerechnet wurden. Um ein Urteil über das Ehrhart’sche $. cuspidatum zu ge- winnen, ist man, weil eine Diagnose vom Autor nicht publieirt worden ist, einzig und allein auf das in den Decaden unter No. 251 ausge- gebene Original beschränkt. Ueber das im Berliner Museum befind- liche Exemplar lässt sich Folgendes sagen: „Rinde des Stengels 2—3schiehtig, Zellen ziemlich weit, diekwandig und vom Holzkörper deutlich abgesetzt. Stengelblätter gross, gleichschenkelig-dreieckig, breit gesäumt, Saum nach unten stark verbreitert, hyaline Zellen nicht durch Quer- 1774: K. Warnstorf: wände geteilt, gegen die Spitze fibrös, aber ohne Poren, höchstens in der unteren Blatthälfte mit Membranver- dünnungen in den oberen Zellecken. Astblätter der ab- stehenden Zweige lang-lanzettlieh, röhrig-hohl, weit herab am Rande umgerollt, breit (bis 10-zellreihig) gesäumt, ausser an der gestutzten Spitze nicht gezähnt. Faserbänder weit nach innen vorspringend; Hyalinzellen beiderseits fast ganz porenlos. Chlorophylizellen im Querschnitt gleichschenkelig-trapezisch und beiderseits freiliegend.“') Auch Limpricht hat seinerzeit ein ihm von K. Müller zur Verfügung gestelltes Original Ehrharts untersuchen können und äussert sich hierüber in „Zur Syst. d. Torfm.“ (Bot. Centralbl. Jahrg. 1882, No. 19) wie folgt: „S. cuspidatum Ehrh. und S. lazifolium K. Müll. besitzen beide eine Stengelrinde von 2 (3) Lagen grosser, nicht ver- diekter Parenchymzellen, die sich von den benachbarten sehr kleinen und dickwandigen Zellen des Holzcylinders abgrenzen. Die chloro- phyliführenden Zellen der Astblätter liegen beiderseits frei und bilden im Querschnitt ein Paralleltrapez, von dessen beiden ungleichen Seiten die längere an der Blattaussenfläche liegt. Mit der von Ehrhart aus- gegebenen Pflanze stimmen die Beschreibungen von Nees, Bryol. germ. I, p. 23 und K. Müller, Syn. I, p. 96 völlig überein. Der kräf- tige Stengel schliesst mit einem deutlichen Astschopf ab; die Stengel- blätter sind aufrecht, faserlos und gegen die Spitze nicht eingerollt. Der Perichaetialast ist 3 em lang und bis zur Mitte mit locker ge- stellten faserlosen Blättern besetzt, die durchgängig aus beiderlei Zellen gebildet werden. Als K. Müller sein $. laxifolium aufstellte, legte er das Hauptgewicht auf das Vorhandensein von Spiralfasern in den Keleh- und Stengelblättern, und da diese Verdickungserscheinungen an 5. cuspidatum fehlten, so erhob er das 8. cuspidatum var. plumosum Nees zur eigenen Art.“ Mit dieser Darlegung steht offenbar eine Be- merkung Limprichts über 8. varvabile Warnst. in seinem I. Artikel „Zur Syst. d. Torfm.“ (Bot. Centralbl. Jahrg. 1881, No. 36) im Wider- spruch; hier heisst es nämlich: „Als K. Müller (1849) sein S. laxı- Folium aufstellte, übertrug er im guten Glauben den Namen $. cuspe- datum Ehrh. auf diejenige Pflanze, welche wir in letzter Zeit (nach Lindberg) S. recurvum P.B. uns zu nennen gewöhnt haben.“ — Was K. Müller unter $. cuspidatum Ehrh. verstanden, geht unzweifelhaft aus einer handschriftlichen Notiz im Bridel’schen Herbarium hervor, In Enveloppe 11 befindet sich auf Blatt 8 unter No. 1 eine Probe des echten $. recurvum, welches Bridel als 8. pentastichum bezeichnet und wobei K. Müller bemerkt: $. pentastichum — $. cuspidatum Ehrh.?) !) Vergl. Warnstorf, Revision d. Sph. i. d. Bryoth. eur. pp. in Hedw. 1888, Heft 11 u. 12, 2) Vergl. Warnstorf, Die Torfm. i. Königl. Bot. Mus. in Berlin (Bot. Centralbl. Jahrg. 1882, No. 3—5). Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphugna. 175 No. 2 auf demselben Blatt, von Bridel als 8. recurvum bestimmt und von K. Müller mit $. acutifolium Ehrh. identifieirt, ist 8. Girgensohnii Russ. Man sieht hieraus zur Genüge, dass weder Bridel noch K. Müller von dem $. recurvum eine richtige, klare Vorstellung hatten. Abge- sehen aber hiervon geht auch aus der Diagnose K. Müllers zu 8. cus- pidatum Ehrh. Syn. I, p. 96 hervor, dass er jedenfalls unter diesem Namen das 8. recurvum P.B. beschrieben; in derselben heisst es näm- heb: „Ramis.,......, comalibus superioribus in coma densa positi. brevissimis dense et squarroso-foliosis obtusis,“ und in einer Anmer- kung zu 8. pulchricoma C Müll. Syn. I, p. 103 vergleicht er diese Art, welche übrigens mit 8. recurvum identisch ist, mit seinem 8. cuspida- tum, indem er sagt: „Ss. cuspidato quam maxime simile“. Die Be- schreibung, welche Nees in Bryol. germ. I, p. 23 von 5. cuspidatum Ehrh. giebt, lässt aus dem Passus: „Mit lanzettförmig-pfriemenförmigen, schlaff abstehenden, im Trockenen welligen Blättern“ vermuten, dass auch ihm eine Form von $. recurvum bei der Beschreibung zu Grunde gelegen hat, worauf auch Fig. 9 auf tab. IV hinzudeuten scheint, welche mehr einem blassen $. recurvum als 8. cuspidatum ähnlich sieht. Hierbei will ich gleich bemerken, dass auf tab. Ill unter Fig. 8* ein S. capilifolium Ehrh. abgebildet ist, welches wegen seiner rotbrauuen Kapseln höchst wahrscheinlich nicht, wie Nees meint, zu S. acutifolium gehört, sondern gleichfalls eine Form und zwar eine grüne Waldform von 8. recurvum darstellt. Hiernach ist es wohl kaum gerechtfertigt, wenn Limpricht behauptet, dass die von Ehrhart ausgegebene Pflanze mit den Beschreibungen von Nees und Müller völlig übereinstimme, oder aber man müsste annehmen, dass Ehrhart in seinen Decaden auch Formen von S. recurvum als 8. cus- pidatum ausgegeben habe, was ja allerdings bei der damals herrschen- den ungenügenden Untersuchungsmethode sehr wohl entschuldbar wäre Das von mir im Berliner Museum untersuchte Original Ehıharts stimmt weder mit der Nees’schen noch Müller’schen Beschreibung über- ein, sondern deckt sich vollkommen mit der Diagnose Schimpers in Syn. ed. II, p. 831, in welcher nur die Bemerkung über den Rand- saum der Astblätter: „Folia ramulorum ..... peranguste lim- bata“ auf S. recurvum bezogen werden kann, weshalb die Stelle in der Beschreibung des S. recurvum: „Folia ramulorum ..... late limbata“ hier ihren Platz finden muss. Auch die Limpricht’sche Beschreibung in Kryptogamenfl. v. Deutschl. S. 129 exel. var. mollissi- mum Russ. ist vollkommen congruent mit dem von mir als 8. cusp«- datum Ehrh. angesehenen Formenkreise. Damit aber jeder Zweifel über den Umfang dieses Formencom- plexes beseitigt wird, will ich nachstehend etwas eingehender die ana- tomischen Verhältnisse desselben beleuchten. Alle hierher gehörigen Formen, ganz gleich, ob sie ausserhalb des Wassers wachsen oder 176 K. Warnstorf: z. T. oder ganz untergetaucht sind, besitzen eine mehrschichtige, aus 2—3 Lagen mittelweiter, schwächer oder stärker verdickter Zellen gebildete Stengelrinde, welche ohne Ausnahme von den dickwandigen, viel engeren Zellen des Holzeylinders gut abgegrenzt ist.‘) Nur bei unentwickelten oder degenerirten Formen, z. B. f. monoclada Klinggr., besteht die Rindenschieht aus einer einzigen Zellenlage. Die Stengel- blätter bilden in ihrer Grundgestalt ein gleichschenkeliges Drei- eck, welches nach oben entweder spitz zuläuft oder etwas gestutzt und gezähnt ist. Der nach oben meist eingerollte Rand ist stets breit durch sehr enge, getüpfelte Zellen gesäumt, und der Saum verbreitert sich gegen die Blattbasis oft so, dass mitunter in der Blattmediane über dem Grunde nur Raum für wenige zwischengeschobene breitere Hyalinzellen bleibt; letztere zeigen öfter einzelne Querteilungen und sind im apicalen Teile fast immer mit Fasern und auf der Innenseite mit Löchern oder Membranlücken versehen. Bei jugendlichen oder deformirten, im Wasser vegetirenden Individuen sind die Stengelblätter nach Form und Zellenbau entweder den Astblättern noch ganz ähn- lich oder doch von ihnen noch wenig differenzirt. Der Saum bleibt bis zum Grunde gleichbreit und die Hyalinzellen sind bis zur Blatt- basis fibrös. Es findet hier dasselbe Verhältnis statt, wie bei Jugend- formen anderer Sphagnumgruppen. Solche Formen müssen ein für allemal bei der Beurteilung einer bestimmten Formenreihe als nicht massgebende Faetoren ausgeschlossen sein, da alle Spkagna ohne Ausnahme dasselbe Verhalten zeigen, nämlich in ihren unentwiekelten Formen nicht oder wenig differenzirte Stengel- und Astblätter zu besitzen. Die Astbüschel vollkommen entwickelter Pflanzen bestehen aus 4—5 Aestchen, von denen bei Formen auf trockneren Standorten 2 stärkere abstehen, die übrigen, wenig schwächeren mehr oder weniger dem Stengel angedrückt sind; bei Wasserformen erreichen sämtliche Aeste fast gleiche Stärke und stehen vom Stengel ab, sodass die ganze Pflanze dadurch unter Wasser ein durchaus federartiges Aussehen er- hält (var. plumosum Nees und plumulosum Schpr.). Die Blätter der beiderlei Aeste sind nur hinsichtlich ihrer Grösse in etwas verschieden, zeigen aber sonst in ihrer Form und in ihrem anatomischen Baue vollkommene Uebereinstimmung, weshalb Russow mit vollem Recht diese Typenreihe zu seinen „Aegurfolia“ der Uuspidatumgruppe zählt. Sie sind aus verschmälertem Grunde lang-lanzettlich, hohl, an der verhältnismässig breit-gestutzten Spitze gross gezähnt und trocken !) Neuerdings sind von meinem Freunde Gravet in den Markzellen einer Form des S. euspidatum und S. recurvum Faseranfänge beobachtet worden, welche auch ich gesehen habe und die als „Markfasern“ zu bezeichnen sind. Ob und inwieweit diese Verdiekungserscheinungen für die Cuspidatumgruppe von systema- tischem Wert sind müssen weitere Beobachtungen lehren. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 177 ohne Glanz. Das Verhältnis ihrer Breite zur Länge wechselt zwischen 1:4 bis 1: 10. Ebenso schwankt die Breite des Saumes zwischen 4 bis 15 Reihen enger Zellen. Die Seitenränder sind meist weit herab eingerollt, so dass die Blattfläche mitunter fast röhrenförmig hohl erscheint. In seltenen Fällen zeigen die Ränder der oberen Blattpartie zahnartige Vorsprünge, so besonders bei der f. serrata und truncata Schliephacke. Entweder bleiben die Blätter im trockenen Zu- stande steif und ohne alle Undulation, so besonders -bei den unter- setauchten Formen, oder sie sind wellig-kraus wie bei manchen recur- vum-Formen; eine Neigung, sich sichelförmig einseitig zu krümmen, ist ebenfalls nicht selten zu beobachten (var. falcatum Russ.). Fine ähnliche Blattserratur, wie sie bei gewissen Formen des S. cuspidatum vorkommt, findet sich auch bei dem 8. serr atum Austin (Bull. of the Torrey Club VI, p. 145), welches der Autor, sowie auch später Lesquereux zu $. cuspidatum als var. serratum stellen. K. Müller zieht diese Art neuerdings (Sphagnorum nov. deser. Flora 1887) zu seinem $. Trinitense (Syn. 1, p. 102, 1849), wobei er be- merkt, dass er nur in der Diagnose versäumt habe, die Zähnelung der Blätter besonders anzugeben. Da ich durch die zuvorkommende Güte Sehliephackes vor kurzer Zeit in den Stand gesetzt worden bin, eine Originalprobe Müllers von der Insel Trinidad leg. Crüger 1847 zu untersuchen, so lasse ich nachfolgend eine ausführliche Beschreibung dieser Art folgen. Pflanze zart, einem zierlichen 8. cuspidatum var. plumulosum Schpr. habituell ganz ähnlich. — Stengel sehr dünn, Rinde desselben 1- und 2schichtig; Zellen wenig weiter als die gelblichen, weiten, diekwandigen Zellen des Holzeylinders. Stengelblätter gross, schmal gleichschenkelig- dreieckig, an der gestutzten Spitze gezähnt; Rand- saum breit, bis zum Blattgrunde fast gleichbreit und sehr klein ge- zähnt; am oberen Rande häufig umgerollt. Hyalinzellen verlängert- rhomboidisch, alle durch eine schräg verlaufende Wand geteilt, bis zur Blattbasis mit Fasern; aussen nur mit sehr kleinen Poren in den oberen resp. oberen und unteren Zellecken. — Blätter der beiderlei Aeste pach Form und anatomischem Bau nicht differenzirt, alle sehr lang und schmal, fast linealisch und flach, durch 4—6 Reihen enger Zellen gesäumt und am Rande bis zur Basis gezähnt; Zähne gegen die breit- gestutzte und gezähnte Spitze grösser und diehter. Hyalinzellen wie in den Stengelblättern, aber nur in sehr vereinzelten Fällen eine Zelle durch eine Querwand geteilt; Poren auf der Aussenseite nur in den oberen resp. oberen und unteren Zellecken, sehr klein. — ChlorophyliI- zellen im Querschnitt breit-rechteckig bis fast quadratisch oder kurz gleiehschenkelig-trapezisch, meist beiderseits mit nach aussen ge- wölbten freiliegenden Aussenwänden, in der Mitte zwischen die innen und aussen gleichmässig convexen Hyalinzellen gelagert, alle Wände Abhandl. des Bot. Ver. f. Brandenb. XXXIL. 12 178 K. Warnstorf: dünn, nirgends verdickt. — Die Pflanze macht den Eindruck einer guten Art, welche zwar gewissen Formen des $. cuspidatum nalıe kommt, aber durch die Serratur der Siengelblätter, deren Hyalinzellen sämtlich durch eine Querwand geteilt sind, specifisch verschieden zu sein scheint. Ein sicheres Urteil über dieselbe wird erst dann abge- geben werden können, wenn das Moos in reichlicheren Exemplaren untersucht werden kann. Dem 5. Trinitense sehr ähnlich ist das 8. Naumanni C. Müll. aus Queensland (Moreton Bay) leg. Naumann 1875, welches aber nach einer Originalprobe im anatomischen Baue von $. cuspidatum var. plumulosum gar nicht verschieden ist. — Mit 8. cuspidatum stimmen ferner vollkommen überein 8. Bernieri Besch. in Hrb. Mus. Paris (1879) von Nord-Madagaskar, S. Gabonense Besch. in Hrb. Mus. Paris (1883) und S. falcatulum Besch. in Bull. de la Soc. bot. de France 18°5 p. LXVII (Syn.: S. Spegazzinil Schlieph. in Hrb.). Letzteres ist eine Form mit verhältnismässig breiten, kürzeren, häufig einseitig- sichelförmigen Astblättern, deren Innenseite zahlreiche ringlose Löcher in fast allen Zellecken zeigt, wie sie in ähnlicher Weise bei S. recur- vum gefunden werden. — Anders verhält es sich mit dem 8. Fitz- geraldi Ren. et Card. (Rev. bryol. 1885, p. 46) aus Florida. Die auf faulenden Stämmen und modernden Palmblättern vegetirenden überaus zarten Pflänzchen verraten durch ihren Habitus augenblicklich, dass sie zur Ouspedatumgruppe gehören. Ihre flachen, verhältnismässig breiten und kurzen Blätter (l. : br. = 1 : 3--4) sind an der Spitze breit gestutzt und gezähnt und ihre Seitenränder erscheinen etwa bis zur Mitte herab serrulirt. Die Stengelblätter sind schmal, lang, fast lanzettlich, bis zum Grunde schmal gesäumt und ihre 1- bis 2mal geteilten Hyalinzellen mit Fasern versehen. Diese Art steht jedenfalls dem 8. Trinitense am nächsten. Es würde mich hier zu weit führen, näher auf diese zierliche schöne Art einzugehen; auf etwas möchte ich an dieser Stelle aber aufmerksam machen, was den Autoren bei der Untersuchung der Sporen entgangen zu sein scheint. Dieselben sind sehr gross und messen im Durchschnitt 0,033 mm; im mikro- skopischen Bilde erscheinen sie breit-gerandet und die Tetraederflächen zeigen netzartig verzweigte Leisten, wie solche in ähnlicher Weise bei gewissen Fossombronia- und Riccia-Arten vorkommen. Bisher hat man die Cuticula der Tetraödersporen bei den Sphagnen nur glatt, gekör- nelt oder papillös beobachtet. Doch zurück zu Sphagnum cuspidatum. Die Hyalinzellen der Astblätter sind eng und lang-rhomboidisch; die bei normal entwickelten ausgebildeten Formen vorkommenden zahlreichen Faserbänder springen weit nach innen vor und in der Regel finden sich nur auf der Blatt- aussenseite in den oberen und unteren Zellecken in den oberen ?/, der Blattfläche überaus kleine, nur bei Tinetion und starker Ver- Die Cuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 179 grösserung wahrnehmbare Poren. Seltener zeigt auch die Innenseite besonders in der apicalen Hälfte grössere, unberingte Löcher wie bei S. recurvum. Immerhin muss man sagen, dass in dieser Formenreihe der Ouspidatumgruppe die Bildung der Poren in den Astblät- tern mit am spärlichsten auftritt. Alle hierher gehörigen Formen sind zweihäusig. Die g' Aeste sind rostbraun und die Tragblätter der Antheridien sind weder nach Form noch Bau von denen steriler Aeste verschieden. Die Frucht- äste erreichen mitunter eine beträchtliche Länge, besonders bei Wasser- formen, wo die Vegetationsperiode auch im Hochsommer nicht unter- brochen wird. Die oberen Fruchtastblätter sind sehr gross, breit-oval und oben meist zu einem kurzen, ausgerandeten Spitzchen plötzlich zusammengezogen; die Seitenränder erscheinen durch enge, getüpfelte Zellen sehr breit-gesäumt, der basale Blattteil besteht meist nur aus gleichartigen, breiten, langgestreckten, rechteckigen Chlorophylizellen, welche im Querschnitt quadratisch, rhombisch oder rechteckig und sleichmässig, aber nicht sehr stark verdickt erscheinen; die oberen >/, bis ®/, des Blattes bestehen aus beiderlei Zellen, von denen die hyalinen schmal, lang und etwas gewunden sind; gegen die Spitze sind vereinzelte oder zahlreiche derselben mit Fasern, sowie innen mit Poren oder Membranlücken versehen. Die Chlorophylizellen der Stengelblätter sind im Querschnitt breit-trapezisch und ebenso wie die der Astblätter mit der längeren, parallelen Seite auf der Blattaussenseite gelegen. Ihre Wände sind ausserordentlich stark verdickt, und ihr Lumen erscheint sehr eng und dreieckig-oval Auch die auf der Aussenseite des Blattes liegenden Wände der Hyalinzellen sind merkwürdig diek, wogegen die Wände der Innenfläche ausserordentlich dünn und mitunter ganz resorbirt sind. Die grünen Zellen der Astblätter zeigen mit wenigen Aus- nahmen im Qnerschnitt eine trapezische Form, deren Wände stets sleiehmässig und wenig verdickt sind; von den beiden parallelen Seiten liegt die längere an der Aussenfläche; fast immer liegen die Chlorophylizellen beiderseits frei; nur selten wird die eine oder an- dere Zelle durch sich stärker vorwölbende Hyalinzellen auf der Innen- seite vollkommen eingeschlossen. Betrachtet man das S. cuspidatum Ehrh. innerhalb des vor- stehend gezogenen Rahmens nach den hervorgehobenen Gesichts- punkten, so wird man sich bald überzeugen, wie dieser Formencom- plex sich in der Ouspidatumgruppe eigenartig von ähnlichen und nahe verwandten Typenreihen absondert und — was die Hauptsache ist — thatsächlich durch‘ keine Uebergangsformen mit diesen verbunden ist. Gewiss schwanken die besprochenen Merkmale wie Rindenzellen, Stengelblätter, Breite des Saumes der Astblätter u. s. w. mehr oder weniger alle, indessen nur innerhalb der von der Natur gezogenen 12% 180 K. Warnstorf: Grenzen. Diese Grenzlinien zu erkennen und zu bestimmen, dazu haben Prof. Russow und ich über ein Jahr lang die umfassendsten Studien gemacht, deren’ Resultate in diesen Blättern niedergelegt sind. Da alle Autoren älterer und neuerer Zeit den Umfang des &. cuspidatum anders fassen, so muss dasselbe von jetzt ab als 8. cus- pidatum (Ehrh.) Russ. et Warnst. bezeichnet werden. In „Zur Syst. d. Torfm.“ (Flora 1886) beschreibt Röll einen Formencomplex der Ouspidata als 8. cuspidatum Ehrh. z. T. Pl. erypt. wie folgt: „Vom Habitus des 8. recurvum P.B. oder der Acutrifolba ; niedrig bis mittelgross, meist bleichgrün bis bleichbräunlich, meist etwas starr, selten schwimmend oder untergetaucht. Stengel dick, Aeste kräftig, Astblätter lanzettlich, nicht wellig oder gekräuselt, meist mit wenigen kleinen Rindenporen, Stengelblätter kleiner (als bei 9. intermedium), dreieckig-oval und zur Hälfte gefasert, wie bei S. intermedium Hoffm. oder gross, den Astblättern ähnlich, faserlos oder bis zum Grunde gefasert. Rinde 1-3schichtig, ziemlich deut- lich, aber oft nur auf einer Seite des Stengels ausgebildet.“ Was für Formen Röll eigentlich hier unter seinem 8. cuspidatum zusammen- fasst, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Wenn manche dieser Formen den Acutifolien ähneln und keine gekräuselten Ast- blätter besitzen sollen, so kann man diese Bemerkungen nur auf eine gut differenzirte Varietätengruppe des 8. recurvum, nämlich auf var. parvifolium Sendt. beziehen, welche 1871 von Klinggräft als var. tenue, in neuerer Zeit von ©. Jensen in Hvalsö als var. angustifolium unter- schieden wurde. Dass Röll zu dieser Formengruppe auch var. Köllıt Sehlieph., die ich zufällig genauer kenne, stellt, macht meine ausge- sprochene Vermutung zur Gewissheit. Andererseits beweist aber auch var. sirietum W., die zu var. mollissimum Russ. gehört und welche ebenfalls diesem Formenkreise zugewiesen wird, dass Röll das 8. eus- pidatum var. mollissimum Russ., welches von dem wahren $. cuspe- datum ausserordentlich verschieden ist, mit einbegreift. Ich will mich an dieser Stelle weder mit var. parvifolium Sendt. noch mit var. mollissimum Russ. eingehender beschäftigen, da ich später auf diese beiden Formencomplexe zurückzukommen gedenke. Von dem $. cuspidatum Ehrh. z. T. unterscheidet Röll ausserdem noch ein 8. lawifolium G.Müll. z. T., zu welchem er aber var. deflecum W. (1884) und majus Russ. (1865) rechnet, welche von 8. lawifolium oder dem wahren s. cuspidatum ganz verschieden sind und einem besonderen Typus angehören. Erwähnt sei beiläufig nur, N var. deflexum m. mit var. majus Russ. zusammenfällt. Es ist wirklich unbegreiflich, mit welcher Leichtigkeit Röll mit den Formen dieser schwierigen Sphagnumgruppe umspringt. Was ist aber auch einfacher als das: Man 2 ohne grosse Serupel die Cuspidata (im engeren Sinne) beliebig in 5 verschiedene, aber dennoch Die CUuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 181 durch Zwischenformen verbundene Reihen, definirt dieselben so wenig eingehend, sondern so allgemein wie möglich und sucht dann das zahllose Heer der Varietäten und Formen in diesen 5 ganz willkürlich gezogenen Kreisen einigermassen schicklich unterzubringen. Will diese oder jene Form in den einen oder anderen Kreis nicht recht hinein- passen, so verschlägt das nichts; durch die innigen verwandtschaftlichen Beziehungen, in denen alle Formen der Ouspridata unter einander naclı Rölls Ansicht stehen, ist es ganz dem subjectiven Ermessen des Einzel- nen anheimgegeben, welchen Platz er dieser oder jener Form gerade anweisen will. Wie damit aber in der Systematik jeder Willkür Thor und Thür geöffnet wird, braucht wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. Man erschrickt vor dem chaotischen Durcheinander in der Cuspidatumgruppe, wie sie uns Röll in „Zur Syst. d. Torfm.“ zeichnet. Nur unter Zuhilfenahme der Originale dürfte es möglich sein, hier, wie bei den Acutifolien, Klärung zu schaften. Leider stehen mir dieselben nicht zu Gebote, und so wird sich die kritische Sichtung nur auf eine Minderzahl der von Röll aufgeführten Varie- täten und Formen beschränken müssen. In allerneuester Zeit versucht nun Röll in einem Artikel „Die Torfmoos-Systematik und die Descendenz-Theorie“ (Bot. Centralbl. 1889, No. 37 und 38) seine Ansicht über die Verwandtschaftsverhält- nisse der Sphagna besonders gegen Russow zu verteidigen und den Vorwurf des letzteren, dass seine Systematik keine logische, den wirk- liehen in der Natur obwaltenden Verhältnissen entsprechende sei, zu- rückzuweisen.. Ob ihm dies gelungen, darüber mag sich jeder Sphagno- loge selbst ein Urteil bilden und die Röll’sche Arbeit lesen. Erwähnen will ich nur, dass Röll in der Cuspidatumgruppe zwei neue Formen- reihen: 9. pseudo-recurvum und S. brevifolium einführt und dieselben durch nichts weiter begründet als dass er sagt: „Den alten Namen S. recurvum Pal. werde ich auf die Varietäten majus, squarrosulum und teres beschränken und die beiden von mir als drevifolia und longi- ‚folia unterschiedenen Reihen von 9. recurvum einstweilen als S. brevi- folium und 5. pseudo-recurvum bezeichnen.“ Da Röll in Syst. der Torfmoose aber die Varietäten majus, squarrosulum und teres ebenfalls unter seinen „drevifolia“ aufführt, so ist die eitirte Stelle vollkommen unverständlich. Jedenfalls meint er, dass er nur die übrigen Varie- täten von 9. recurvum, die drei genannten ausgeschlossen, vorläufig 8. brevifolium nennen wolle. Das S. pseudo-recurvum ist aus sehr heterogenen Formen, unter denen eine Anzahl isophyller Jugend- formen, zusammengesetzt und deshalb von vornherein ein totgeborenes Kind, Doch wenden wir uns nun einem zweiten Formencomplex in der Cuspidatumgruppe, dem 8. recurvun: P.B. Prodr. Aeth. p. 88 (1805) zu. 182 K. Warnstorf: Bereits in den Sphagnolog. Rückblieken (Flora 1884) pflichte ich der Ansicht Limprichts (Syst. der Torfm. 1. Art. Bot. Centralbl. 1882, No. 19) bei, wenn er nachweist, dass das durch Lindberg, Braithwaite u. a. in die sphagnologische Litteratur wieder einge- führte 8. intermedium Hoftm. (Deutschl. Fl. II S. 22 [1796]) auf keinen Fall für das S. recurvum P.B, wie wir es heut aufzufassen gewöhnt sind, substituirt werden könne, da aus der überaus dürftigen Diagnose Hoffmanns: „Ramis deflexis, foliis ovatis oblongis concavis acutis Dill. Muse. t. 32, fig. 2A“ nimmermehr gefolgert werden könne, dass er in der That darunter denjenigen Formencomplex verstanden habe, welchen wir nach Schimpers Vorgang unter $. recurvum begreifen. Trotzdem versucht Röll neuerdings diesen Hoffmann’schen Namen auf eine von ihm selbst begründete Formenreihe der Cuspidata zu über- tragen, obwohl er weiss, wie er ganz naiv zugesteht, dass die Hoft- mann’sche Pflanze eine ganz andere sei. In „Zur Syst. der Torfm.“ (Flora 1886) beschreibt Röll die Formenreihe, welche er als 8. intermedüum Hoffm. bezeichnet, wie folgt: „Niedrig bis mittelgross, locker, zart und weich, meist bleich oder etwas gebräunt, gar nicht oder nur schwach gekräuselt (bezieht sich wohl auf die Blätter der Aeste!), Astblätter mittelgross, poren- los, Stengelblätter meist gross und lanzettlich zugespitzt, schmal ge- säumt, zur Hälfte oder bis zum Grunde gefasert. Stengelrinde meist nicht abgesetzt.“ Aus dieser Beschreibung geht wohl zur Genüge hervor, wie schwach es mit diesem 8. intermedium Hoftm. im Röll- schen Sinne bestellt ist; das einzig Bemerkenswerte in der Diagnose sind die „meist grossen, lanzettlich zugespitzten, schmal gesäumten, reichfaserigen Stengelblätter“, welche indessen nur bei noch nicht voll- kommen zur Entwicklung gelangten isophyllen Formen dieser Gruppe angetroffen werden. Was von solchen Entwicklungszuständen der Sphagna zu halten sei, darüber habe ich mich a. a. O. schon früher hinlänglich geäussert. Uebrigens gesteht Röll bei var. Schimperi und var. fidbrosum Schlieph. aus dem Moor bei Unterpörlitz (Thü- ringen) selbst, dass diese Formen jugendliche, noch nicht vollkommen ausgebildete Individuen sein möchten. - Wahrscheinlich ist es um die 3 anderen Röll’schen Varietäten dieser Formenreihe macrophyllum, molluscum und Schliephackeanum nicht besser bestellt, wenigstens geht aus der Beschreibung hervor, dass auch sie mehr oder weniger isophylle Formen irgend einer Formenreihe der Cusyxdata im engeren Sinne sein müssen. Also auch mit dem Röll’schen $. intermedium Hoffm. ist es nichts, deshalb fort mit ihm. Diejenige Formenreihe dagegen, welche Röll unter 8. recurvum P.B. z. T. versteht, gehört wohl in der grössten Anzahl seiner Varietäten (es werden nicht we- niger als 27 beschrieben) zu dem auch von Russow und mir unter Die Cuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 183 diesem Namen aufgefassten Formencyklus. Zur Charakteristik des- selben sei nachstehend Folgendes hervorgehoben. Alle zu dem recurvum-Typus gehörigen Formen sind mehr Sumpf- als Wasserbewohner und aus diesem Grunde anatomisch bestimmt von den vorherrschend im Wasser lebenden Formen des S. cuspidatum Ehrh. verschieden, wenngleich nicht geleugnet werden soll, dass bei ersterem mitunter auch schwimmende und bei letzterem reine Sumpf- formen angetroffen werden, welche aber das allgemeine Gesetz über die Lebensbedingungen beider Gruppen nicht umzustossen vermögen. Im allgemeinen kann man recurvum-Formen schon meist. habituell verhältnismässig leicht von solchen dem S. cuspidatum zugehörigen unterscheiden, da sie meist durch kürzere, kürzer zugespitzte, trocken ‚sehr häufig stark wellige Blätter von den länger zugespitzten, meist weniger welligen Blättern der cuspidatum-Formen differenzirt sind. Allein darauf ist in keiner Weise Verlass, um so weniger, als gewisse Cuspidatumformen ganz die Kräuselung der Blätter des 8. recurvum und manche im Wasser vegetirenden Formen des letzteren ganz und sar den Habitus des ersteren annehmen. Beide Formenkreise sind einzig und allein mit Sicherheit nur durch ihren anatomischen Bau auseinander zu halten. Ist dieser genau fixirt und weiss man, inner- - halb welcher Grenzen beide variiren, so wird man auch nicht überall Uebergangsformen zu sehen glauben, die thatsächlich nur scheinbar existiren. Kommen wirklich Individuen in anscheinend gut ent- wickeltem Zustande vor, welche sich in die beiden Gruppen charak- teristischen Merkmale teilen, so sind diese entweder als Bastarde oder als hemiisophylle Formen aufzufassen. Bastardbildung ist hier gerade um so eher vorauszusetzen, als sehr häufig beide Typen wirr durcheinander wachsen und dann merkwürdiger Weise sich habituell so ähnlich werden, dass man sie nur durch die genaueste Unter- suchung zu unterscheiden vermag. Es ist deshalb bei der Untersuchung eines cuspidatum- oder recurvum-Rasens die grösste Vorsicht geboten, da es leicht möglich ist, dass man das eine Mal zufällig einen Stengel von dieser, das andere Mal einen solchen von jener herausgreift und darnach den ganzen Rasen bald für cuspidatum, bald für recurvum erklärt. Bis jetzt bin ich nur verhältnismässig auf wenige Rasen ge- stossen, welche scheinbar kräftig entwickelte Pflanzen von S. recurvum zu enthalten schienen, aber im anatomischem Bau mit diesem nicht übereinstimmten, Die Astblätter waren gross, stark wellig, schmal gesäumt und zeigten ganz die Form und die Porenbildung von . re- curvum. Die Stengelrinde war 2—3schichtig, vom Holzkörper deut- lich abgesetzt und ihre Zellwände etwas weniger verdickt als die Holzzellen, ganz so, wie man den Bau der Rinde bei S. cuspidatum antrifft. Die Stengelblätter ähnelten nach Grösse, Form und Zellnetz ebenfalls ganz denen von cuspidatum; sie waren gleichschenkelig-drei- 184 K. Warnstorf: eckig, an der Spitze etwas gestutzt und klein gezähnt, der breite Saum verbreiterte sich gegen die Basis nur wenig, und die Hyalin- zellen zeigten sich in der apicalen Hälfte, mitunter auch bis gegen den Blattgrund, reichfaserig. Diese Formen besitzen also die Ast- blätter des 8. recurvum und die Stengelblätter von 8. cuspidatum, weshalb sie nicht mit Unrecht den Namen 8. recurvum X cuspi- datum tragen würden. Ich bin indessen keineswegs sicher, dass die mir vorliegenden Rasen in diesem Falle richtig gedeutet sind; es wäre immerhin möglich, dass auch sie noch in die Kategorie der hemii- sophyllen. Formen von S. recurvum zu rechnen wären, weil ich Ur- sache zu haben glaube, dass bei den Typen der Cuspidatumgruppe nicht nur, sondern auch in anderen Sphagnumgruppen gerade die Porenverhältnisse der Astblätter sehr charakteristische Merkmale für gewisse Typen abgeben. Es scheint mir deshalb geraten, solche, wie die in Rede stehenden Formen, trotz der grossen, reichfaserigen Stengelblätter dennoch zu 9. recurvum zu stellen, da die Porenbildung in den Astblättern mit diesem übereinstimmt. Aus diesem Grunde ist auch das 8. fallax v.Klinggr. nur eine der recurvum-Reihe zuge- hörende Wasserform. Die var. Winteri m. (Hedw. 1884) dagegen ist unzweifelnaft eine noch nicht bis zur vollkommenen Differenzirung der Ast- und Stengelblätter fortgeschrittene Form von 8. recurvum ‘und muss des- halb eingezogen werden. Manche Stengel sind noch vollkommen iso- phyll, andere dagegen nur noch am unteren Teile, während oben sich schon mehr die Form der normalen dreieckigen Stengelblätter heraus- gebildet hat. Die bei den isophyllen Individuen noch lang vorge- zogene, breit-gestutzte und grob gezähnte Spitze der letzteren ist hier bereits viel kürzer, schmaler gestutzt und kleinzähniger; die Hyalin- zellen sind nur noch in der oberen Hälfte fibrös, und der Saum fängt an, sich bereits am Grunde etwas zu verbreitern. Gerade diese Form ist deshalb für die Entwicklungsgeschichte äusserst lehrreich. In welchem Umfange Russow und ich gegenwärtig den Formen- complex des S. recurvum auffassen, darüber wird im speciellen Teile dieser Arbeit Aufschluss gegeben werden. Hier sei es mir nur ge- stattet, auf die bei S. recurvum vorkommenden Porenverhältnisse etwas näher einzugehen. Die Innenseite der Astblätter ist stets mit zahlreichen grösseren oder kleineren, meist unberingten Löchern ver- sehen, welche besonders die Zellecken bevorzugen. Auf der Aussenseite finden sich in der apicalen Hälfte entweder nur kleine Poren in den oberen resp. oberen und unteren Zellen oder ausser diesen noch vereinzelte ebenso kleine oder grössere, vollkommen oder unvollkommen beringte Löcher in den seitlichen Zellecken oder zu mehreren in Die Cuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 185 Reihen an den Commissuren. In der unteren Hälfte, beson- ders in der Nähe der Seitenränder, werden die Poren in den oberen Zellecken (Spitzenlöcher Russows) in den aller- meisten Fällen grösser. Mitunter finden sich hier in der oberen Zellpartie sogar 1-53 grosse Löcher und ausser- dem noch in einer oder zwei seitlichen Ecken je 1 grosse Pore. Diese Löcher decken sich fast immer mit Innen- poren ganz oder z. T., wodurch das Blatt an solchen Stel- len vollkommen perforirt wird. Ausser Spitzenlöchern auf der Blattaussenseite besitzen nur var. parvifolium Sendt. und mollissimum Russ. in der oberen Partie des Blattes zahlreiche kleine, starkringige Löcher, während bei den übrigen Hauptformen dieselben entweder ganz fehlen oder sehr sparsam auftreten. Von diesem Bau weichen die Blätter der hängenden Zweige sehr oft nicht unerheblich ab. Abgesehen da- von, dass hier die Hyalinzellen gegen die Blattspitze immer erheblich weiter sind als in den Blättern abstehender Aeste, sind die Spitzenlöcher aussen in der oberen Blatthälfte fast ohne Ausnahme grösser; ja, bei gewissen Formen er- weitern sich dieselben zu grossen Membranlücken, ganz ähnlich wie bei 8. rparium Ängstr. und nehmen dann mit- unter !, des oberen Zellraumes ein. Statt einer Mem- branlücke finden sich mitunter 2 oder 3 grössere Löcher in der oberen Zellpartie und ausserdem noch 1 oder 2 Poren in den seitlichen Ecken. Meist decken sich diese grossen Spitzenlöcher auch mit Innenporen. Diese Differenzirung der beiderlei Astblätter hinsichtlich ihrer Porenbildung ist besonders schön bei var. parvifoliun Sendt. und mollissimum Russ. ausgeprägt. Selbstverständ- lich kann man sich über diese Porenverhältnisse nur dann vollkommen orientiren, wenn man Tinctionsmittel und eine starke Vergrösserung anwendet. Dem Cuspidatum-Typus wurde bisher nun noch eine Formengruppe zugerechnet, auf welche zuerst Russow (Beiträge 1865 S. 58) als 8. cuspidatum 5 majus aufmerksam gemacht, die aber, wie mir der Autor selbst mitgeteilt, von ihm mit Formen vereinigt werden ist, welche dem Formencomplexe des 8. odtusum Warnst. zugehören. Nach den sorgfältigsten Untersuchungen eines sehr reichhaltigen Materials sind Russow und ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass die von Russow früher vereinigten Typen: 8. cuspidatum 8 majus ex parte, sowie S. obtusum mn. als besondere Artentypen der Cuspidatumgruppe angesehen und von 5. cuspidatum Ehrh. sowohl als auch von S. recurvum P.B. speeifisch getrennt werden müssen. Vorläufig die dem Gesetze der Priorität entsprechende Benennung des ersten Formencomplexes ganz 186 K. Warnstorf: bei Seite lassend, sei es mir gestattet, in Nachfolgendem die ausge- sprochene Forderung zu begründen. Der majus-Typus schliesst sich habituell sowohl als auch in man- cher Beziehung hinsichtlich seines anatomischen Baues mehr an 8. cuspidatum an, während das 8. obtusum sich mehr an 8. recwrvum anlehnt. Alle Formen, welche dem ersteren angehören, sind durch folgende Merkmale charakterisirt: Die Rinde des Stengels ist 2—3-, seltener bis 4schichtig und vom bleichen oder gelblichen Holzkörper mehr oder weniger deutlich abgegrenzt; die Wände der Rindenzellen sind in der Regel wenig dünner als die des Holzeylinders und besonders da, wo im Querschnitt 3 Ecken zusammenstossen, deutlich verdickt; nur die Aussenwände der peripherischen Lage sind dünnwandiger. Die Stengelblätter sind stets gross, dreieckig zungenförmig und mit einem breiten, sich rach unten stark verbreiternden Saume enger, getüpfelter Zellen versehen. Die Hyalinzellen in der äussersten Spitze besitzen meist beiderseits resorbirte Membranen, weshalb die abgerundete Spitze in den meisten Fällen ausgefressen erscheint. Unter derselben zeigen sich fast aus- nahmslos Fasern oder Rudimente derselben und oft sind die Mem- branen auf der Innenseite mit grossen Lücken, seltener aussen mit Poren in den oberen und seitlichen Zellecken in der apicalen Blatt- hälfte versehen. Die Blätter beiderlei Aeste weichen nur hinsichtlich ihrer Grösse von einander ab und stimmen sonst im anatomischen Baue vollkommen mit einander überein. Trocken zeigen die der ab- stehenden Aeste bald mehr, bald weniger Kräuselung; ihre Spitze ist verhältnismässig schmal gestutzt und gezähnt, der Rand durch 2—5 Reihen enger Zellen gesäumt und nur gegen die Spitze umgerollt. Die Innenfläche ist entweder ganz porenlos oder es finden sieh in der apicalen Hälfte vereinzelte unberingte Löcher in den seitlichen Zell- ecken. Die Aussenfläche dagegen zeigt ausser starkbe- ringten kleinen Löchern in den oberen resp. oberen und unteren Zellecken zahlreiche, in einer oder 2 Reihen ste- hende, bald beringte, bald unberingte Poren mit scharfen Contouren in der Wandmitte oder zu beiden Seiten der Chlorophylizellen, deren Durchmesser im Mittel 0,006 — 0,007 mm beträgt. Oefter entstehen durch Vereinigung mehrerer solcher Löcher grössere, oft 4fach so grosse Membranlücken besonders gegen die Blattspitze hin, wo diese Löcher wegen der viel engeren Hyalin- zellen meist nur in einer Reihe auftreten und leichter mit einander verschmelzen können. Bei Wasserformen, deren Köpfe sich höchstens nur über den Wasserspiegel erheben, sind diese eigentümlichen Poren auf der Blattaussenseite in den untergetauchten Stengelteilen viel- fach weniger zahlreich ausgebildet, finden sich dann aber stets in Die Cuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 187 normaler Weise in den Blättern der Schopfäste. Diese Erscheinung kann nicht auffallen, da die Zeit ihres Lebens unter Wasser vege- tirenden Astblätter dieser zahlreichen Löcher zur Wasseraufnahme nicht bedürfen, indem sie fortwährend mit ihrem Lebenselement in Contact stehen. Anders bei den Formen, welche nur periodisch, be- sonders im Herbst und Winter, im Wasser leben; hier findet man diese zahlreichen Löcher auf der Aussenseite der Astblätter überall, am oberen und unteren Teile der Pflanze. Diese zahlreichen, immer seharf umgrenzten Poren auf der Aussenseite der Blätter finden sich so bei keinem anderen Typus der Cuspridatum-Gruppe wieder und Russow und ich nehmen deshalb keinen Anstand, diesen Formencom- plex als Artentypus zu betrachten. Die Frage ist nur, wie derselbe zu benennen sei, ohne Prioritätsrechte zu verletzen. Jedenfalls war Russow der Erste, welcher diese eigenartigen Poren auf der Blatt- aussenseite gesehen und gewürdigt hat, denn in Beitr. S. 58 sagt er von seinem 9. cusprdatum 8 majus, wozu er irrtümlich als Synonym S. riparüum Ängstr. eitirt: „Die Astblätter sind schmal, eilanzettlich in eine lange Spitze ausgezogen, ziemlich locker gestellt, im trockenen Zustande wenig gekräuselt, die hyalinen Zellen derselben nicht selten mit zahlreichen, kleinen Löchern, die in der Mitte der Wand stehen, oder mit grossen, unregelmässigen Lö- chern zwischen den Fasern verisehen.“ Wenn, nun auch in der Diagnose nicht gesagt wird, dass diese Löcher sich immer nur auf der Aussenseite der Blätter vorfinden, so ist es doch. besonders wenn man die übrigen Angaben des Autors mit berücksichtigt, un- zweifelhaft, dass Russow den von mir geschilderten Formencomplex mit unter seine var. ö majus begriffen hat. Da aber nach seinen eigenen Mitteilungen von ihm auch Formen des S. ohtusum Warnst. einbezogen worden sind, so könnte man ev. diesen Typus als 8. majus (Russ. ex part) bezeichnen.) Dieser Name wäre aber nichtssagend und entspräche auf keinen Fall dem Wesen dieser Formenreihe. Aus diesem Grunde hat Russow auch nicht eingewilligt, ihn so zu nennen, obgleich ihm dadurch das ‚Recht seiner Priorität verloren geht. In zweiter Linie käme das S. mendocinum Sull. et Lesq. in Sulliv. Icon. muse. Suppl , p. 12 (1874) in Betracht, welches, wie ich bereits in „Revision der Sphagn«“ (Hedw. 1838, Heft 11 u. 12) nachgewiesen, unzweifelhaft dem Formenkreise des 8. majus angehört. Ueber eine Originalprobe dieses Mooses sage ich a. a. O. Folgendes: „Die Rinde des Stengels erwies sich 2—3schichtig und war vom gelblichen Holz- eylinder deutlich abgesetzt. Die Stengelblätter waren gross, dreieckig- zungenförmig bis zungenförmig, an der abgerundeten Spitze schwach gezähnelt oder zart ausgefasert; der breite Randsaum war nach unten meist stark verbreitert; die Hyalinzellen zeigten im apicalen Blatt- 2) Dies thut Jensen in De danske Sphagnum-Arten S. 106 (1890). 188 K. Warnstorf: teile öfter bis zur Mitte herab zahlreiche Fasern und auf der Aussen- seite zahlreiche kleinere oder grössere Poren in der Nähe der Commis- suren. Die Astblätter waren sehr gross, breit-lanzettlich, an der schmal gestutzten Spitze gezähnt, am Rande breit gesäumt, und die Hyalinzellen zeigten auf der Blattaussenfläche zahlreiche, meist stark beringte Poren in Reihen an den Commissuren, seltener in der Zell- mitte. Kurz der ganze anatomische Bau dieses Mooses stimmte voll- kommen mit dem S. cuspidatum var. majus Russ. überein.“ Wenn nun auch zugegeben werden muss, dass Sullivants Dia- gnosen im allgemeinen nicht genügen, um gewisse seiner Arten vor Verwechselungen zu bewahren, so wird man doch nicht umhin können, auf Grund der Prüfung eines Originals diesem Typus diesen Namen zu belassen, um die Sphagnologie nicht unnötig mit neuen Namen zu belasten, welche ev. später doch aus Prioritätsrücksichten wieder ein- gezogen werden müssten. In diesem Falle ist die Originalpflanze aus- schlaggebend für die Benennung, ähnlich wie es sich mit S. molle Sulliv., compactum DC., euspidatum Ehrh., embricatum Horusch. verhält. Das $. laricinun Ängstr. in Oefvers. V.-Ak. Förh., 21 p. 197, exel. synon. (1864), in Rabenh. Bryoth. n. 712, welches auch in den Formenkreis des S. mendocinum gehört, kann bei der Frage, wie dieser Typus nach dem Gesetz der Priorität zu benennen sei, nicht in Betracht kommen, da Angstroem diese Form wegen der zahlreichen Poren auf der Blattaussenseite, der z. T. einseitswendigen Beblätterung der Aeste, der mehrschichtigen Rinde u. s. w. irrtümlicherweise für das 8. /arz- cinum Spruce (1847) gehalten hat. Ebenso dürfte kaum dem $. cu- spidatum var. Dusenü Jensen (1885 in litt.) die Priorität gebühren, ob- gleich nicht zu leugnen ist, dass Jensen der Erste gewesen, welcher die Charaktere dieses Artentypus voll und ganz erkannt und gewürdigt hat. Limpricht vereinigt in Kryptogamenfl. v. Deutschl. S 132 (1886) den Formenkreis des 8. mendocinum mit 8. obtusum Warnst., was aber nicht gerechtfertigt erscheint, da, wie ich nachweisen werde, der von S. obtusum einen Typus für sich bildet. — Röll sind in „Zur Syst. d. Torfm.“ (Flora 1886) die Eigentümlichkeiten des in Rede stehenden Formencomplexes ganz entgangen, denn er stellt var. majus Russ. mit ein paar nichtssagenden Bemerkungen ohne jede Kritik in den Kreis S. lasifolium GC. Müll., obwohl er von letzterem sagt: „Astblätter länger lanzettlich, meist etwas wellig, mit wenigen kleinen Poren.“ Ich muss gestehen, dass ich diesen eigenartigen Typus der Ouspidata erst in der neuesten Zeit in seinem ganzen Umfange und Formenreichtume richtig habe würdigen lernen, wozu Prof. Russow in Dorpat nicht wenig 1) Irrtümlicherweise bezeichnet Russow in Sphagno]. Studien (Sitzungsber. der Naturforscher-Ges. i. Dorpat Jahrg. 1889, S. 99) diesen Formenkreis als 8. Dusenii (Jens.) Russ. et Warnst.; nach Jensen, De Danske Sphagnum-Arten S. 106 muss es heissen: S. Dusenii C.Jensen 1883 in litt. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphugna. 189 beigetragen, indem er mir alle von ihm gesammelten Formen desselben in liebenswürdigster und zuvorkommendster Weise übersandte, wofür ihm öffentlich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszu- drücken ich nicht unterlassen kann. — Der letzte bisher zweifelhafte Typus in der Cuspidatum-Gruppe umfasst das 8. obtusum Warnst. Bot. Zeit. 1877, S. 478, welches von Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. S. 132 mit 8. recurvum ver- einigt, von Röll aber als besonderer Formencomplex in „Zur Syst. d. Torfm.“ (Flora 1836) mit dem neuen, ganz ungerechtfertigten Namen 8. Limprichtii belegt wird.!) Damals vor 12 Jahren fielen mir bei der Untersuchung besondeis die grossen, stets stumpfen, zungen- förmigen Stengelblätter dieser Formenreihe auf, und ich gründete dar- auf den Artentypus. Andere Eigentümlichkeiten, so vorzugsweise die auf der Blattaussenseite auftretenden ausserordentlich kleinen, nie scharf umgrenzten Löcher, waren mir entgangen, weil ich erst in neuerer Zeit angefangen habe, Tinetionsmittel anzu- wenden, wodurch allein. diese winzig kleinen, verschwommenen Löcher sichtbar gemacht werden können; aber auch vielleicht in dem Falle, dass ich Blätter tingirt hätte, würde ich dieselben doch kaum bemerkt haben, da ich früher bei ungenügender Vergrösserung gearbeitet habe. In „Die europ. Torfm.“ (1881) S. 62 stelle ich das 8. odtusum als Sy- nonym zu 8. speciosum Russ. — 9. riparium Angstr., was darin seinen Grund findet, dass ich das Wesen des S. riparium wegen Mangels authentischer Exemplare damals nicht vollkommen erkannt hatte. Aber auch später noch, z. B. in der Sphagnoth. eur., habe ich irr- tünnlicherweise amblyphylle Formen von $. recurvum als 8. obtiusum ausgegeben. Aus dieser Selbstkritik ist wohl am besten ersichtlich, wie schwer es oft ist und wie viele Jahre eingehender Studien es oft bedarf, bevor eine gut charakterisirte Formenreihe in der Sphagnologie nach allen Seiten erkannt wird. Das Verdienst, mehr Licht über den Formenkreis des S. odbtusum verbreitet zu haben, gebührt in erster Linie Limpricht, welcher zuerst auf die in der Aussenseite der Astblätter hier vorkommenden kleinen Poren aufmerksam gemacht hat. Leider sind ihm die Verschiedenheiten in der allerdings ähnlichen Poren- bildung zwischen 8. obtusum und 8. mendocinum Sull. entgangen; im- merhin aber hat er anıegend gewirkt, diese Verhältnisse einer neuen sewissenhaften Prüfung zu unterziehen. Wie schon beiläufig erwähnt, schliesst sich die Formenreihe des S. obtusum habituell noch am meisten dem 8. recurvum an, dessen Wohnorte, periodisch überschwemmte Sümpfe, es auch teilt. Kräftige, dem 5. riparium nahekommende Formen sind die häufigeren Erschei- nungen, während zierlichere Gestalten von der Stärke eines gewöhn- I!) Wird von Röll im Bot. Centralbl. 1889 no. 38 5. 339 wieder eingezogen und dafür S. obtusum Warnst, anerkannt. 190 K. Warnstorf: lichen S. recurvum seltener auftreten. Die Rinde des Stengels ist 2-, 3-, seltener bis 4-schichtig, ‚gewöhnlich sehr unregelmässig am Stengel- umfang entwickelt und bald deutlich, bald sehr undeutlich von den sehr diekwandigen Zellen des bleichen Holzeylinders abgegrenzt, ganz ähnlich wie bei S. recurvum. Wie bei diesem, so sind auch bei 8. ob- tusum die Wände der Rindenzellen ausserordentlich diekwandig und porenlos. Die Stengelblätter sind stets verhältnismässig gross, drei- eckig-zungenförmig bis zungenförmig, und am Rande mit einem aus sehr engen, getüpfelten Zellen gebildeten, breiten, nach unten stark verbreiterten Saume versehen. Die breite, abgerundete Spitze erscheint durch beiderseitige Resorptionserscheinungen stets etwas ausgefasert; die Hyalinzellen sind stets faserlos und ihre Membranen nicht selten auf der Innenseite resorbirt. Die Blätter der hängenden und abstehenden Aeste stimmen in ihrem anatomischen Baue vollkommen überein; die der ersteren sind nur kleiner. In ihrer Gestalt ähneln die Blätter ganz denen des 8. recurvum oder ripardum und sind auch wie diese meist schmal (2--5zellreihig) gesäumt und nur unter der schmal gestutzten und gezähnten Spitze umgerollt. Trocken sind die Blätter entweder mehr oder weniger gekräuselt oder fast eben und zeigen dann mitunter Neigung zur Einseitswendig- keit. Die Hyalinzellen sind auf der Blattinnenseite besonders in der apicalen Hälfte in der Regel mit ringlosen Löchern in den seitlichen Zellecken versehen, welche indessen manchmal fast ganz fehlen. Auf der Aussenseite zeigen sich meist in den oberen, resp. oberen und unteren Eeken sehr kleine beringte Löcher und ausser diesen in sehr versclhiedenem Grade sehr kleine, meist 0,002 mm diam. messen- de, stets unberingte, mit verschwommenen Contouren ver- sehene Poren, welche nur durch intensive Tinction der Zell- membranen siehtbar werden. Dieselben treten am häufigsten in der basalen Hälfte in der Nähe der Seitenränder auf, verbreiten sich in seltneren Fällen über die ganze untere Blatthälfte und finden sich nur ausnahmsweise auch in der apicalen Blatthälfte. In engeren Hyalinzellen stehen diese eigen- tümlichen Löcher, welche in ähnlicher Weise, soweit mir bekannt, nur bei dem 8. foridunum Card. (8. eribrosum Lindb.) aus Florida wieder- kehren, in einer Reihe in der Mitte der Zellwände, in weiteren Zellen im unteren Blattteile gewöhnlich in 2 Reihen in der Nähe der Chloro- phylizellen. Wie ich sehon angedeutet, sind dieselben nur bei starker Tinetion der Blätter und bei etwa 600facher Vergrösserung deutlich wahrnehmbar. Sehr selten erreichen diese Löcher annähernd die Grösse wie bei S. mendocinum, zeigen aber auch dann die eigentümlichen ver- schwommenen Contouren, die diesem Typus eigen sind. Auf der Blatt- innenseite sind die Chlorophyllzellen in den meisten Fällen gut ein- geschlossen wie bei 8. recurvum, während 5. mendocinum fast immer Die Cuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 191 beiderseits freiliegende Zeilen besitzt wie 5. cuspidatum; die ersteren erscheinen im Querschnitt deshalb dreickig, die letzteren dagegen parallel-trapezisch. Von 8. recurvum var. 8. amblyphyllum Russ. in litt., mit welchem schwächliche Formen leicht verwechselt werden können, ist S. odtusum mit Sicherheit nur durch die kleinen ver- schwommenen Löcher auf der Blattaussenseite zu unterscheiden. In „Zur Syst. d. Torfm.“ beschreibt Röll sein 8. Limprichtit, welches sich z. T. wenigstens mit $. odtusum decken dürfte, wie folgt: „Zart und niedrig bis robust und sehr hoch, meist grünlich und bleich. Astblätter nur wenig gekräuselt, eiförmig-lanzettlich, mit wenigen kleineren Poren im oberen Blattteile; Stengelblätter gross oder klein, zungenförmig, oben abgerundet und kurz gefranst, breit ge- säumt, meist faserlos. Holzeylinder bleich, Rinde nicht deutlich vom Holzkörper getrennt.“ Trotzdem dieser Röll’sche Formenkreis im apica- len Teile der Astblätter nur wenige, kleinere Poren besitzen soll, stellt der Autor hierher auch das 8. laricinum Ängstr., das, wie wir gesehen haben, auf der Blattaussenfläche stets zahlreiche Poren besitzt. Der Ausdruck „mit wenigen kleineren Poren im oberen Blattteile“ lässt mich übrigens vermuten, dass Röll die von mir ausführlich beschrie- benen sehr kleinen Löcher auf der Aussenseite der Blätter überhaupt nicht gesehen hat. Bei diesen, die Röll’sche Arbeit charakterisirenden tiefen, inneren Widersprüchen muss es jedem Einzelnen überlassen blei- ben, wie er sich etwa beim Studium der Sphagna hier durchzuarbeiten vermag. -Russow und ich haben, nach Rölls Ausspruch in seinem „Arten- typen und Formenreihen bei den Torfmoosen“ betitelten Elaborat: (Bot. Centralbl. 1883 no. 23—26), die Tendenz seiner Arbeit „Zur Syst. d. Torfm.“ (Flora 1885 u. 1886) gar nicht begriffen, weil wir beide auf die Urhaltbarkeit vieler seiner mit besonderen Namen belegten Formen- reihen aufmerksam gemacht. Nun, ich glaube, wer Russows und meine neuesten Schriften über Sphagna gelesen hat und auch die Röll’schen Arbeiten über diesen Gegenstand kennt, der wird sich selbst ein Urteil bilden können darüber, ob der Grund, weshalb wir die ganze Tendenz in der Röll’schen Auffassung bekämpfen müssen, in unserem schwachen Begriffsvermögen oder aber in der aller gesunden Syste- matik Hohn sprechenden Art und Weise liegt, wie Röll die Torfmoose auffasst. Dem $. obtusum am nächsten verwandt ist der riparium-Typus, welchem wohl gegenwärtig von keinem Sphagnologen mehr das Arten- recht abgesprochen wird. Derselbe gehört unstreitig zu den statt- lichsten und schönsten Typen nieht nur Europas, sondern überhaupt und ist in manchen histologischen Merkmalen so charakteristisch, dass alle hierher gehörigen Formen ohne weiteres mit Sicherheit zu be- stimmen sind. Der Stengel ist stets verhältnismässig stark; die Holzzellen des- 192 K. Warnstorf: selben sind bald sehr eng und dickwandig, bald weiter und dünn- wandiger. Wie bei allen. Ouspidatis im engeren Sinne ist die Bildung besonderer Rindenzellschichten grossen Schwankungen unterworfen. Mitunter sind die peripherischen Zelllagen von den genau ebenso weiten und starkwandigen Holzzellen absolut nicht zu unterscheiden; nicht selten aber erhält man auch Querschnitte, wo 2—3, ja 3—4 Lagen des Stengelumfanges sich sofort durch ihre Grösse von den nächstge- legenen inneren Holzzellen deutlich abheben. In diesem Falle zeigt die innerste Rindenzellenlage die weitesten, die äussere die engsten Zellen Bevor man zu der Ueberzeugung gekommen, dass gerade bei den Ouspidatis das Vorhandensein oder Fehlen besonderer Rindenzellen des Stengels bei der Beurteilung gewisser Typen wenig oder gar nicht ins Gewicht fällt, konnte man noch darüber rechten, ob das wahre S. riparium Angstr. mit seiner doppelten Rindenzellenschicht wirklich mit 8. spectabile Schpr., welches keine Stengelrinde be- sitzen soll, identisch sei oder nicht. — Ausserordentlich charakteristisch sind die Stengelblätter des 8. röparium, welches dadurch allein schon stets mit Sicherheit zu erkennen ist. Im Umriss dreieckig-zungen- förmig bis zungenförmig und in ihrer Grösse schwankend, bildet die mehr oder weniger tief ausgefaserte, 2spaltige Spitze ein untrügliches Merkmal. Die grossen, weiten, rhombischen Hyalinzellen der Spitze werden sehr frühzeitig vollkommen resorbirt, wodurch jedenfalls aueh die äussersten Chlorophylizellen, resp. deren Teilwände insofern in Mitleidenschaft gezogen werden, als dieselben dort, wo die sie ver- bindende Membran hyaliner Zellen verloren gegangen, z. T. abbrechen ; weiter nach unten, wo die Hyalinzellen wieder enger und die grünen Zellen consistenter sind, besitzen die letzteren auch mehr Widerstands- kraft und bleiben, trotzdem auch hier noch die Hyalinzellen beiderseits resorbirt sind, gleichsam als Blattskelett stehen und veranlassen die Fransen des ausgefressenen inneren Randes; die beiden Seitenteile der Spitze dagegen sind durch den breiten Saum enger Chlorophyllzellen am festesten gewebt und bleiben desbalb als zwei etwas nach einwärts gebogene Zinken stelıen. Diese eigentümlich gebaute Spitze der Sten- gelblätter spielt jedenfalls bei der Wasseraufnahme durch die hängen- den Aestchen eine wichtige Rolle. Da die Blätter des Stengels stets straff zurückgeschlagen sind, so kommt die hohle Innenfläche derselben nach aussen und die nach unten gekehrte, sich leicht an den Rändern einrollende Spitze kann eins oder das andere der dünnen, langen hängenden Aestehen umfassen und mit diesem auf diese Weise in den innigsten Contact treten. Sobald also die hängenden Zweige Gelegen- heit haben, Wasser emporzuziehen, wird dasselbe von hier aus leicht durch die gefranste, nach unten gekehrte Spitze der Stengelblätter in diese übergeführt werden können. Letztere bilden aber am Grunde mit der äusseren Stengelwandung einen hohlen Raum, in welchen das Die_Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 193 von der Blattspitze aus den hängenden Aestchen aufgesogene Wasser tritt und nun vorläufig hier aufgesammelt und festgehalten wird. Da nun, wie bekannt, die peripherischen Zellenlagen des Stengels sehr wenig hygroskopisch sind, so bedürfen sie längerer Zeit der Einwir- kung des Wassers, bevor sie ihre Turgescenz erlangen. Es ist deshalb einleuchtend, wie gerade die zurückgeschlagenen Stengelbläter hier be- sonders geeignet sind, als Wasserreservoire für den Stengel zu dienen. Der über der Basis sich stark verbreiternde Saum der Stengel- blätter lässt in der Mitte des Blattes nur Raum für wenige Reihen langer, verhältnismässig schmaler Hyalinzellen, welche gegen die Blatt- spitze hin allmählich kürzer und weiter werden und endlich in die sehr weiten rhombischen Zellen übergehen, welche die bereits erwähnten Resorptionserscheinungen zeigen. Fasern und Poren zeigen die Blätter nie. Nur bei noch nicht vollkommen entwickelten Pflanzen kommen mitunter in den mittleren seitlichen Hyalinzellen der Stengelblätter Faseranfänge vor, und die Blattspitze ist noch nicht durch Resorption der Zellmembran zerrissen. Allein nicht nur die Stengel- sondern auch die Astblätter zeigen mancherlei Eigentümlichkeiten. Die der sterilen abstehenden Aeste sind verhältnismässig gross, wenig hohl, aus breit- ovalem Grunde lang zugespitzt, und nur an der sehr schmal gestutzten und klein-gezähnten Spitze schwach umgerollt. An locker beblätterten Zweigen sind die Blätter trocken stark wellig; sind dagegen die Blät- ter dieht gelagert, so zeigen sie nur schwache Undulation und die Blattspitze erscheint zierlich-hakig zurückgebogen. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass die Astblätter aller riparıum-Formen im trockenen _ Zustande einen mehr oder weniger deutlichen Glanz bezitzen. Der Blattsaum wird aus 3—5 Reiben enger Zellen gebildet. Die Blatt- spitze besteht stets aus engen, grünen Zellen, während die übrigen Teile des Blattes aus beiderlei Zellen zusammengesetzt sind. Die Hyalinzellen der apicalen Hälfte sind auf der Innenseite entweder mit grossen oder kleinen runden Löchern versehen, welche meist ver- schwommene Contouren besitzen, z. T. in den Zellecken, z. T. in der Mitte der Zellwände auftreten und nur durch starke Tinetion der Blätter sichtbar gemacht werden können. Gegen die Seitenränder der Blatt- mitte resp. der basalen Blatthälfte finden sich häufig in den oberen Zellecken vereinzelte oder zahlreicher verteilte Membranlücken, welche sich entweder ganz oder nur teilweis mit ähnlichen Resorptionslöchern auf der Aussenfläche der Blätter decken und auf diese Weise an diesen Stellen das Blatt vollkommen perforiren. Aussen finden sich im oberen Blattteile gewöhnlich nur überaus kleine Löcher in den oberen und.unteren Zellecken, seltener auch solche in der Mitte der Zellen in Reihen; letztere erinnern dann sehr an diejenigen bei S. od- tusum, besonders da sie ebenso klein und verschwommen sind wie hier. Statt der erwähnten grossen Lücken in den oberen Zellecken finden Abhandl, des Bot. Vereins f, Brandenb. XXXII. 13 194 K. Warnstorf: sich häufig 2—3 grosse oder noch mehr kleinere Löcher, letztere bis- weilen auch in mehreren Reihen über die ganze Zelle verteilt. Im allgemeinen herrscht die Tendenz vor, dass auf der Innenseite die Poren in der apicalen, auf der Aussenseite in der basalen Hälfte zahl- reicher auftreten. In den Blättern der hängenden Zweige, welche stets sehr schmal gesäumt sind, sonst aber in ihrer Gestalt denen der abstehenden Aeste ganz ähneln, sind die Hyalinzellen im oberen Blattteile stets weiter und zeigen die Resorptionserscheinungen beider Blattseiten in den oberen Zellecken viel häufiger; oft nehmen dieselben das ganze obere Drittel oder sogar die obere Hälfte der Zellen ein. Sie finden sich öfter in der ganzen apicalen Hälfte bis zur Spitze, öfter aber nur mehr nach der Blattmitte zu, vornehmlich gegen die Seitenränder hin. In demselben Masse wie sich diese grossen Membranlücken in den oberen Zellecken an Zahl vermindern, in demselben Masse ver- mehren sich beiderseits grössere oder kleinere ringlose, nicht scharf umgrenzte Löcher in den Zellecken oder in der Wandmitte. Es ist klar, dass dieses eigentümliche Porensystem die Blätter der hängenden Zweige besonders für die Wasseraufnahme befähigen muss. Beiläufig sei noch bemerkt, dass besonders die Blätter abstehender Zweige in der unteren Hälfte in der Mitte 1—2 starke Längsfalten zeigen, die Hyalinzellen über dem Blattgrunde vereinzelte schräg verlaufende Quer- wände besitzen, und dass sämtliche hyaline Zellen stark gefältelt sind. Obgleich es längst bekannt ist, dass S. riparium zweihäusig ist, so habe ich dennoch bisher in der mir zugänglichen Litteratur nirgends eine Angabe über die g' Aeste und ihre Tragblätter gefunden. Das hat gewiss darin seinen Grund, dass die 3' Pflanzen im allgemeinen selten zu sein scheinen, woher es auch kommt, dass fruchtende Rasen zu den Seltenheiten gehören. Schon Ängström, dieser scharfsichtige Beobachter, sagt in der Diagnose zu seinem $. riparium: „Amentula mascula non vidi.* Nach langem Suchen in dem mir von Russow freundlichst übermittelten reichen Material habe ich endlich diese ' Pflanzen sehr zahlreich aufgefunden. Die 3 Aeste können sehr leicht übersehen werden, da sie sich weder durch Gestalt noch Färbung von den sterilen Aesten besonders augenfällig abheben. Die Antheridien sitzen am oberen Teile der Aestehen, welche hier gewöhnlich schwach bräunlich erscheinen, mitunter aber auch fast ebenso bleich bleiben wie die übrigen Aeste; sehr bald verlängern sich die 3' Amentula über dem antheridientragenden Teile in eine dünne, locker und klein- beblätterte flagellenartige Spitze. Höchst eigenartig und von den übrigen Blättern sehr abweichend sind die 3 Tragblätter gebaut. Aus verschmälertem Grunde verbreitern sich dieselben nach oben bedeutend und laufen dann plötzlich in eine kurze Spitze aus. Ihre Hyalinzellen sind im basalen Teile meist fast ganz faserlos und zeigen nirgends auf beiden Blattflächen eine Spur von Poren. Der unten überaus Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 195 schmale, sich hier fast ganz verlierende Saum verbreitert sich gegen die Spitze allmählich und wird dort aus etwa 6 Reihen enger Zellen ge- bildet. Die Blattinnenseite zeigt in der Mitte eine besondere Aus- höhlung, worin die Kugeln der Antheridien gebettet sind. Die Chloro- phylizellen dieser Vertiefung sind besonders gebräunt und diese sowohl wie auch die Membranen der Hyalinzellen werden durch Methyl-Violett nicht gefärbt, eine Erscheinung, die mir übrigens auch schon bei <' Tragblättern in der Acutifoliumsgruppe begegnet ist. Das 8. riparium zeichnet sich also als besonderer Artentypus in der Ouspidatumgruppe auch durch die ausgezeichnet differenzirten Tragblätter 3 Aeste aus. Die sehr grossen, breit-ovalen Fruchtastblätter sind zum grössten Teile aus Chlorophylizellen gewebt, welche zumeist in der oberen Hälfte vereinzelte sehr enge, schlauchförmige Hyalinzellen ohne Fasern und Poren zwischen sich erkennen lassen; die Spitze selbst besteht aus sehr kleinen, rhombischen bis rhomboidischen, stark verdiekten Chloro- phylizellen. Die Tetraödersporen messen durchschnittlich 0,025 mm diam. und sind auf der Oberfläche mehr oder weniger gekörnelt; Mikrosporen habe ich bei dieser Art noch nicht beobachtet. Hinsichtlich der Chlorophylizellen in den Astblättern abstehender Zweige ist zu bemerken, dass dieselben im Transversalschnitt in der Regel parallel-trapezisch erscheinen, auf der Aussenseite zwischen die hier fast ganz flachen Hyalinzellen geschoben und auf keiner Blatt- seite von den innen sehr stark convexen Hyalinzellen umschlossen werden. Seltener sind sie dreieckig und werden dann innen von den zusammenstossenden Wänden der hyalinen Zellen gut eingeschlossen. Wie bei allen Ouspidatis, so ist auch beim riparium-Typus der Formenkreis ein sehr grosser. Ängström unterscheidet bereits zwei Varietäten: silvaticum und apricum. Nach einem Originale, bei Lyeksele (Lappland) gesammelt, welches ich der Güte Limprichts verdanke und das aus dem Milde’schen Herbar stammt, ist Var. silvatieum nur eine sehr zierliche, schwächliche grüne Form, welehe ganz den Eindruck (soweit nämlich die wenigen von 8. fimbriatum durchsetzten Stengel ein Urteil gestatten) einer Jugendform macht, worauf auch der Umstand hin- deutet, dass die Stengelblätter in vereinzelten Hyalinzellen Fasern zeigen und der Saum der Seitenwände nach unten wenig verbreitert ist. Die Var. apricum war in dem mir zugänglichen Exemplar nur in einem einzigen kopflosen Stengelfragment vertreten, welches in- mitten von 8. cymbifolium und recurvum lag; daraus eine richtige Vor- stellung von dieser Var. zu bekommen, war vollkommen unmöglich. Im Jahre 1883 veröffentlichte C. Jensen in Cat. des pl. eine var. squarrosulum, welche aber in den Rahmen eines von Russow neuerdings aufgestellten Formenkreises, nämlich zu var. aguwaticum gehört. Die var. Dusenii Schlieph. (1886 in litt.), eine ‘sehr kräftige Form mit dieken, rund- und diehtbeblätterten Aesten, mit kaum oder wenig 13% 196 K. Warnstorf: undulirten Blättern, deren Spitzen nur zurückgekrümmt sind, gehört in die Formenreihe der var. {eres Russ. Andere mir durch Russow bekannt gewordene Formen sind: var. speciosum und coryphaeum mit einem grossen Heer von Formen und Subformen, über welche Russow in nächster Zeit selbst ausführliche Mitteilungen zu machen gedenkt. Es ist wirklich erstaunlich, welchem grossen Wechsel in der äusseren Gestaltung auch das bisher als formenarm angenommene S. riparium unterworfen ist. Das 9. recurvum var. immersum Schlieph. et Warnst. (Sphagnoth. europ. no. 181) gehört unzweifelhaft als f. immersa in den Formenkreis des 5. recurvum var. amblyphyllum Russ. und kann nicht, wie Limpricht in Kryptogamenfl. v. Deutschl. S. 134 angiebt, zu 9. riparium gezogen werden. Ein ebenso ausgezeichneter Typus wie 8. riparium ist das 8. Lind- bergii Schpr., welches nur dem nördlichen Teile Europas, sowie den subalpinen und alpinen Regionen der Gebirge Mitteleuropas angehört. Da dasselbe sattsam bekannt, so kann ich mich auf nur wenige allge- meine Bemerkungen beschränken. In Bezug auf Grösse, Färbung und Habitus ist dieses schöne Sphagnum je nach dem Standort im Wasser, ' in Sümpfen oder auf trockenen Localitäten sehr veränderlich. Die f. robusta Warnst. ist überaus stattlich, grossblättrig, und die locker ste- henden Astblätter sind mehr oder weniger wellig und neigen zur Ein- seitswendigkeit; f. zenella Limpr. dagegen ist eine zarte, meist grüne Form etwa von der Stärke eines schwächlichen 8. recurvum oder &. cuspidatum; f. immersa Limpr. ist ganz untergetaucht und zeigt einen mehr oder weniger federartigen Habitus mit laxer Astbeblätterung; auch die f. odesa Limpr. schwimmt im Wasser, ist aber sehr dieht- ästig und dicht-anliegend beblättert; die f. compacia Jimpr. wächst auf trockenen Stellen und ist ebenfalls sehr diehtästig; dazu wachsen die Pflanzen in sehr gedrängten, niedrigen Rasen. An Wasserformen bleibt der Holzeylinder des Stengels grün, ist sonst aber bräunlich bis dunkelbraun. Die 3—4schichtige Rinde ist stets vom Holzeylinder sehr gut abgesetzt, und ihre Zellwände werden von innen nach aussen dünnwandiger. Die grossen, zurückgeschlagenen, aus verschmälerter Basis nach oben verbreiterten, an der breit: abgerundet-gestutzten Spitze schön gefransten Stengelblätter ähneln in Gestalt und in den zahlreichen Resorptionserscheinungen in den Hyalinzellen der oberen Blatthälfte sehr denen des $. fimdriatum, wodurch 8. Lindbergiü in der Ouspidatum- gruppe einzig dasteht!). Diese resorbirten Hyalinzellen erstrecken sich meist in der Blattmediane bis gegen den Blattgrund, woselbst durch eine grosse, breite Gruppe enger Zellen an beiden unteren Blattseiten 1) Nur das $. cuspidatulim K.Müll. besitzt im oberen Drittel der Stengelblätter ebenfalls beiderseits resorbirte Membranen der Hyalinzellen. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 197 pur Raum für wenige Reihen hyaliner Zellen in der Mitte beider gelassen wird. Faseranfänge findet man, ausser mitunter in einzelnen Zellen über dem Grunde, sonst niemals in den Hyalinzellen. Die Astblätter ähneln in ihrer Form am meisten denen gewisser Formen des 8. recur- vum, sind trocken wenig oder nicht wellig und zeigen einen deutlichen Glanz; vielfach neigen sie zur Einseitswendigkeit, stehen aber nur selten deutlich fünfreihig; an sehr compaeten Formen, welche der Sonne ausgesetzt sind, liegen in den Schopfästen die Blätter öfter so dicht an, dass die Aeste hier vollkommen stielrund sind; an Sumpf- formen dagegen stehen die Blätter besonders in den Köpfen mit dem apicalen Teile mitunter fast sparrig ab (f. sqguwarrosa Limpr.). Zell- netz und Porenbildung stimmen fast ganz mit 8. recurvum oder cus- pidatum überein. An der inneren Blattfläche treten in der oberen Blatthälfte stets mehr oder weniger zahlreiche, ringlose, grössere oder kleinere Löcher auf, welche die Zellecken bevorzugen und nur durch Tinetion der Blätter sichtbar werden. Bei schwimmenden Formen finden sie sich äusserst spärlich, an ausserhalb des Wassers vegetiren- den viel häufiger. Die Rückseite zeigt gewöhnlich nur kleine Löcher in den oberen und unteren Zellecken; selten finden sich gegen die Spitze vereinzelte kleine, beringte Poren in den seitlichen Zellecken oder grosse, runde Löcher in der Wandmitte in der Nähe der Seiten- ränder, welche sich dann meist mit Innenporen decken und vollkom- mene Querperforationen der Blattfläche erzeugen. Die Blätter der hängenden Zweige stimmen in Form und Zellenbau ganz mit denen der abstehenden überein, nur dass sie etwas kleiner sind. Der Blütenstand des 8. Lindbergeü ist polyoeeisch, da die Pflanze ein- und zweihäusig vorkommt. Die Antheridien werden sowohl an den stärkeren, abstehenden, als auch an den dünneren, hängenden Zweigen gefunden Der die Antheridien tragende obere Teil der J' Aeste ist meist etwas dunkler braungefärbt und die g' Tragblätter sind ausgezeichnet differenzirt; sie sind klein, eiförmig und besitzen eine sehr kurze, gestutzte, plötzlich zusammengezogene Spitze; der Saum ist rings breit, die in der apicalen Hälfte rhombischen bis rhom- boidischen, öfter ein- bis zweimal geteilten Hyalinzellen zeigen Fasern, aber nur sehr vereinzelte Poren in den Zellecken, in der basalen Hälfte sind sie faserlos; alle hyalinen Zellen zeigen eine lange Längsfalte in der Mitte. Dieselbe Form und denselben Bau zeigen auch die g' Trag- blätter hängender Aeste. Später verlängern sich die 3 Amentula und wachsen in eine lange, dünne, locker beblätterte Spitze aus, deren Blätter denen der sterilen Zweige vollkommen gleichen. Man hat, wie ich glaube, diesen 3 Tragblättern der Sphagnen bisher zu wenig Auf- merksamkeit geschenkt, und doch sind sie, wie auch 8. Lindbergiüi wieder beweist, für gewisse Arten ausserordentlich charakteristisch. 198 K. Warnstorf: Die Fruchtastblätter sind insofern bemerkenswert, als sie sowohl hinsichtlich ihrer Form als auch im anatomischen Baue des apicalen Teiles mit den Stengelblättern grosse Aehnlichkeit zeigen. Dieselben sind sehr gross, stark eingerollt und faltig, nach oben stark verbreitert und daher spatelförmig. In der basalen Hälfte finden sich nur Chlo- rophylizellen, während in der oberen Hälfte beiderlei Zellen auftreten; gegen die breit-zugerundete Spitze werden die Hyalinzellen viel weiter, fast rhombisch, sind durch Querwände häufig geteilt, und ihre Mem- branen sind beiderseits vollkommen resorbirt, weshalb der ganze obere Blattrand ausgezeichnet fransig erscheint. Die Chlorophylizellen der Astblätter sind: im Querschnitt drei- eckig-oval, auf der Aussenseite zwischen die fast flachen Hyalinzellen gelagert und hier stets freiliegend; innen werden dieselben durch die eine Strecke mit einander verwachsenen convexen Hyalinzellen in der Regel gut eingeschlossen; ganz ebenso wie bei 8. recurvum var. pul- chricoma (K.Müll.). Schliesslich noch einige Worte über das auch zur Ouspidatum- gruppe gehörige 5. m olluscum Bruch. Meines Wissens hat Limpriecht zuerst die Stellung dieser überaus zierlichen charakteristischen Art erkannt. Allerdings weichen sowohl Stengel- wie Astblätter besonders in ihrer Form von den übrigen Artentypen dieser Gruppe nicht unbe- deutend ab. Indessen stimmen Gestalt und Lagerung der Chlorophyll- zellen, sowie die Porenbildung in den Astblättern noch am meisten mit gewissen Typen der Cuspidata überein. Die grünen Zellen sind im Querschnitt stets dreieckig, auf der Aussenseite zwischen die hier flachen oder fast flachen Hyalinzellen gelagert und dort stets freilie- send; innen sind die hyalinen Zellen ausserordentlich stark gewölbt und da, wo sie mit ihren Wänden über den grünen Zellen dicht zusam- menstossen, schliessen sie die letzteren vollkommen ein; geschieht das nicht, so werden die Chlorophylizellen auch auf der Innenfläche nicht eingeschlossen, und sie erscheinen dann im Transversalschnitt parallel- trapezisch. Was die Porenbildung der Astblätter betrifft, so finden sich auf der Innenseite in der apicalen Hälfte bald nur, vereinzelte srössere Löcher in den oberen Zellecken, bald zahlreiche grosse, schwach beringte oder unberingte, nur durch Tinetion wahrnehmbare Poren in allen Zellecken, ähnlich wie bei 8. recurvum, und ausserdem in den oberen Ecken der Hyalinzellen über dem Blattgrunde eine oder meh- rere grosse runde Oeffnungen. An der Aussenfläche finden sich stets kleine, nach unten allmählich grösser werdende Poren in den oberen, mitunter auch in den unteren Zellecken, resp. in fast allen seitlichen Ecken, welche letztere in der Spitze stark-, gegen die Basis schwach- ringig und grösser werden. Sehr häufig ist die Membran innerhalb eines Porenringes nicht resorbirt, also ein eigentlicher Porus nicht vorhanden (Pseudoporen Russows). Die Zahl der Innenporen ist sehr schwankend, Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 199 die der Aussenporen constanter. Die Spitzenlöcher der Blattaussen- seite erinnern lebhaft an ähnliche Verhältnisse bei 9. recurvum. 8. mol- luscum findet deshalb unzweifelhaft am besten in der Uuspidatumgruppe seinen Platz. Der dünne, bleiche oder gelbliche Holzeylinder des Stengels wird von 2—3 Lagen mittelweiter, mit dünnen oder etwas stärkeren Wänden versehenen Zellen, welche aussen porenlos sind, umschlossen. Die Stengelblätter sind gross, dreieckig-oval bis zungenförmig, gegen die Spitze umgerollt und mit einem breiten, nach unten verbreiterten Saume versehen. In der apicalen Hälfte sind die Hyalinzellen fast ohne Ausnahme mit zahlreichen Fasern versehen und die Porenbildung beider Biattflächen ist den Astblättern conform. Der Hals der Retortenzellen der Astrinde ist stets verhältnis- mässig weit nach aussen gebogen, allein die Oeffnung desselben ist nicht immer, wie allgemein behauptet wird, orangegelb, son- dern wohl meistens, ebenso wie bei anderen Arten, ungefärbt oder schwach gelblich. Die mit zahlreichen Spiralfasern ausgesteiften Hyalinzellen der Astblätter springen, soweit sie die mit den Seiten- wänden der Chlorophylizellen verwachsenen Innenwände der hyalinen Zellen durchziehen, viel weiter ins Lumen der letzteren hinein als in den freien Aussenwänden derselben. Der Blütenstand dieser Art galt bisher allgemein für zweihäusig; das Moos kommt aber auch einhäusig vor, so dass 8. molluscum polyoecisch ist. Die g' Aestchen sind anfänglich kurz, dick und hell- oder dunkelgelb gefärbt; da nun die 9 Tragblätter nach Form und Bau ganz den übrigen Astblättern - gleichen, so sind diese 9' Amentula später bei der Verlängerung der- selben gar nicht‘ mehr von sterilen Aestchen zu unterscheiden. Aus diesem Grunde ist es oft sehr schwer, bei S. molluscum den wahren Blütenstand zu constatiren. Die Fruchtastblätter sind gross, eiförmig und in eine kürzere oder längere Spitze auslaufend, welche nicht sel- ten entweder nur aus diekwandigen, engen Chlorophylizellen oder ausser diesen aus vereinzelten engen, schlauchförmigen, faserlosen Hyalinzellen besteht, welche der Spitze mehr Festigkeit verleihen und sie gegen Einreissen schützen. Bei oberen Fruchtastblättern mit kurzer Spitze fehlen diese Chlorophylizellen der letzteren ganz, und die ganze Blattfläche ist aus beiderlei Zellen gewebt, deren Hyalin- zellen in der oberen Hälfte fast rhombisch werden und vereinzelt durch 1 oder 2 Wände geteilt sind; meist sind diese Hyalinzellen reich- faserig und mit ähnlichen Poren auf beiden Blattflächen versehen, wie bei den Stengel- und Astblättern. Gegen die Seitenränder gehen die Zellen allmählich in einen sehr engzelligen breiten Saum über. Im allgemeinen ist 8. molluseum eine verhältnismässig sehr bestän- dige Art; die bisher aufgestellten Varietäten sind nur als Wuchsformen anzusehen, welche mehr oder weniger vom Standort abhängig sind. 200 K. Warnstorf: Im Wasser bildet sich die 20—25 em Länge erreichende, entferntästige, grau- oder gelbgrüne f. immersa Schpr., deren Fruchtäste oft mehrere cm lang werden und weit unter dem Schopfe stehen; den Gegensatz hierzu bildet die f. compacta W., welche in sehr gedrängten Rasen auf trockenen Standorten wächst, sehr dichtästig ist und niedrig bleibt; f. gracilde W. ist eine überaus zierliche, schwächliche Form mit sehr kleinen, lockerstehenden Aesten und Astblättern von feuchten Stand- orten, dagegen f. robusta W. eine viel kräftigere, grössere Form; f. suberecta Grav. ist homalo- bis anoklad, f. siricta Röll anoklad; die Formen recurva und contorta Röll sind fast drehrund beblättert, f. acuw- tifolia Röll soll eine niedrige, in den Köpfen braunrote Form sein mit langen, allmählich zugespitzten Aesten; f. longifolia Lindb., Brebissonti Husnot und confertulum Card. sind zweifelsohne mehr oder weniger Jugendformen mit noch nicht vollkommen difterenzirten Ast- und Stengelblättern. Uebersicht der Arten in der Cuspidatumgruppe. A. Lanceolata: Astblätter lanzettlich, länger oder kürzer zuge- spitzt und an der schmal- oder breitgestutzten Spitze gezähnt; am oberen Rande, seltener weiter herab umgerollt. a. Fimbriata: Stengelblätter nach oben verbreitert, an der breit-abgerundeten Spitze fransig. 1. 8. Lindberagii Schpr. b. Zrosa: Stengelblätter dreieckig-zungenförmig bis zungen- förmig, an der Spitze eingerissen zweispaltig. 2. 8. riparium Ängstr. 6. Triangularia: Stengelblätter dreieckig bis dreieckig-zun- genförmig, an der Spitze nicht eingerissen zweispaltig. a. Stengelblätter gross, gleichschenkelig-dreieckig, im oberen Teile fast immer mit Fasern; Saum der Astblätter 4—15 Zellenreihen breit; Poren der Blattaussenseite sehr klein und fast ausschliesslich in den oberen Zellecken, Innenporen 'fehlend oder in den Zellecken in der apicalen Hälfte, sehr selten fast bis zum Blattgrunde; Chloro- phylizellen im Querschnitt paralleltrapezisch, beiderseits frei. 3. 8. cuspidatum (Ehrh.) Russ. et Warnst. B. Stengelblätter gross, dreieckig-zungenförmig, gegen die Spitze in der Regel mit Fasern; auf der Aussenseite der Astblätter mit zahl- reichen, in einer oder mehren Reihen "stehenden, durchschnittlich 0,006 mm diam. messenden, beringten oder unberingten Poren mit scharfen Contouren; Chlorophylizellen im Querschnitt trapezisch, beiderseits freiliegend. 4. S. mendocinum Sull. et Lesg. y. Stengelblätter allermeist kleiner, gleichseitig- bis kurz gleich- Die Ouspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna, 201 schenkelig-dreieckig, mit spitzer oder stumpfer Spitze, meistens faser- los; Saum der Astblätter 2—4 Zellenreihen breit. Poren auf der Aussenseite im mittleren Teile und in der basalen Hälfte in der Nähe der Seitenränder in den oberen Zellecken grösser und sich zumeist mit Innenporen deckend, oft auch hier zu mehreren in einer Zelle; Innenporen gewöhnlich sehr zahlreich auf der ganzen Blattfläche in allen Zellecken; Chlorophylizellen im Querschnitt in der Regel drei- eckig und innen gut eingeschlossen. 5. 8. recurvum (P.B.) Russ. et Warnst. ö, Stengelblätter ziemlich gross, dreieckig-zungenförmig, stets faserlos; auf der Aussenseite der Astblätter mit äusserst kleinen, etwa 0,002 mm diam. messenden verschwommenen Löchern, welche nur durch Tinetion sichtbar werden und bald nur im basalen Teile, beson- ders gegen die Seitenränder hin, bald (aber seltener) in der ganzen Blattfläche in 1 oder 2 Reihen in der Zellwand auftreten; Chlorophyll- zellen im Querschnitt meist dreieckig und innen gut eingeschlossen. 6. S. odbtusum Warnst. B. Ovalia. Astblätter ei- oder länglich-eiförmig, mit sehr kurzer, schmal gestutzter und klein gezähnter Spitze, am ganzen Rande umgerollt. 71. 8. mollusceuwm Bruch. Beschreibung der Arten. 1. $S. Löndbergii Schpr. Entwicklungsgesch. S. 67, Taf. 23 und 27, Fig. 47 (1858). Synonym: S. cuspidatum var. fulvum Sendt.; Rabenh. Deutschl. Krypto- gamenfl. Il, S. 75 (1848). Sammlungen: i Berggr., Musc. Spitzb. exs. n. 163. Braithw., Sph. Brit. exs. n. 49. Breutel, Muse. frond. n. 24. Kerner, Flora exs. Austro-Hung. n. 330. limpr., Bryoth. Sil. n. 100. Rabenh., Bryoth. Eur. n. 301, 701. Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 136, 176. Pflanze sehr kräftig oder gracil; im Wasser durchaus grün, sonst gebräunt oder, besonders in den Köpfen, schmutzig-violett. Holzkörper meist gebräunt, seltener grün. Rinde des Stengels 3—4schichtig, vom Holzeylinder stets deutlich abgesetzt; Zellen mittelweit, von innen nach aussen dünn- wandiger und porenlos. Stengelblätter gross, zurückgeschlagen; aus schmälerem Grunde nach oben verbreitert und an der breit-abgerundeten Spitze, mitunter auch an den oberen Seitenrändern zerrissen-gefranst. Saum 202 K. Warnstorf: gegen die Basis stark verbreitert; Hyalinzellen nach oben allmählich kürzer und weiter werdend, die oberen rhombisch und vielfach geteilt, in der apicalen Hälfte und in der Mitte über dem Blattgrunde beider- seits resorbirt; nur die hyalinen Zellen unmittelbar über der Basis bisweilen mit Faseranfängen. Im Bau und in der Form denen von S. fimbriatum sehr ähnlich. Astbüschel 4—5ästig, bald entfernt, baldı dichter bis sehr dicht gestellt; meist 2 stärkere Aestchen chend, die übrigen, wenig schwächeren, hängend ; Richtung der ersteren en hama und anoklad, bald locker, bald dicht und drehrund beblättert; Blätter der beiderlei Aeste ausser durch ihre Grösse nicht differenzirt; die der ersteren ei-Janzettlich, an der schmal gestutzten Spitze gezähnt, mit ziemlich breitem Saume, nur an der Spitze am Rande umgerollt, trocken nicht, oder schwach wellig, aber mit deutlichem Glanze; öfter fast deutlich fünfreihig. Hyalinzellen mit zahlreichen Fasern; auf der Innenfläche, besonders in der apicalen Hälfte, bald mit zahlreichen, bald spärlichen runden, ringlosen Löchern in allen Zellecken, seltener fehlen die Poren fast gänzlich; auf der Aussenseite meist nur mit sehr kleinen Poren in den oberen und unteren Zellecken, gegen die Spitze ausserdem mitunter vereinzelte beringte Löcher in den seitlichen Eeken und in der Mitte gegen die Seitenränder mit einzelnen grösseren Poren, welche sich z. T. mit Innenporen decken; kurz, Porenbildung Saalhan wie bei 8. recurvum. Chlorophyllzellen im Querschnitt dreiekig-oval, auf der Aus- senseite zwischen die hier fast flachen Hyalinzellen gelagert und frei- liegend, auf der Innenseite durch die eine Strecke miteinander ver- wachsenen Wände der stark gewölbten Hyalinzellen gut eingeschlossen. Blütenstand polyoeeisch; Antheridien an abstehenden und hän- genden Zweigen; g' Aestehen im Antheridien tragenden Teile meist etwas dunkler braun gefärbt und sich später an der Spitze verlängernd; 3 Tragblätter gut differenzirt, klein, eiförmig, mit sehr kurzer, gestutzter, klein-gezähnter, plötzlich zusammengezogener Spitze. Saum rings breit, die rhomboidischen bis rhombischen Hyalinzellen der api- calen Hälfte hin und wieder geteilt und mit Fasern, aber mit wenigen Poren versehen; in der basalen Hälfte faserlos; alle hyalinen Zellen mit einer Längsfalte in der Mitte. Fruchtastblätter sehr gross, faltig, aus schmälerem Grunde nach oben verbreitert und an der breit gestutzten Spitze zerrissen-gefranst, ähnlich wie die Stengelblätter; im basalen Teile nur aus Chlorophylizellen, in der oberen Hälfte aus beiderlei Zellen gewebt, deren Hyalinzellen beiderseits resorbirte Mem- branen zeigen. Sporen durchschnittlich 0,023 mm diam., gekörnelt. Diese Art, welehe vorzugsweise in den nördlichen Breiten Kuro- pas und Nord-Amerikas heimatet, ist von Spitzbergen und von vielen Punkten Lapplands, Finnlands, Schwedens und Norwegens bekannt (vergl. Die Ouspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 203 Dusen, Om Sphagnaceernas utbredning i Skand.). Ausserdem kommt sie aber auch in Schottland und in der subalpinen Region des Riesen- sebirgs, Salzburgs und Steiermarks vor. Aehnliche Resorptionserseheinungen in den Stengelblättern wie bei 8. Zindbergiüi finden sich auch bei dem schönen 9. cuspi- datulum K.Müll. aus Ostindien. Die Pflanze ähnelt habituell sehr einem zierlichen 8. recurvum, besitzt aber grosse, breite, zungenförmige oder dreieekig-zungenförmige Stengelblätter, welche im oberen Drittel beiderseits resorbirte Hyalinzellen zeigen und an der breit-abgerundeten Spitze zerrissen-gefranst sind wie bei 8. fimbriatum. 2. S. riparium Ängstr. in Öfvers. V. Ak. Handl. 21, S. 198 (1864). Synonyme: S. cuspidatum y speciosum Russ. Beitr. S. 97; Figg. 3, 49, 64 (1865). . speciosum v. Klinggr. (1872.) . spectabile Schpr. Syn. ed. 2, S. 834 (1876). . variabile & speciosum (Warnst.) Europ. Torfın. S. 62 (1881) . cuspidatum subsp. riparium (Ängstr.) Lindb. Hvitmossor S$. 69 (1882). Sammlungen: Brotherus, Musc. Fenn. exs. n. 45. Rabenh., Bryoth. Eur. n. 707, 1350. Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 108, 180. Warnst., Samml. europ. Torfm. Serie I, n. 88; Serie Il, u 1738—191. Eine der schönsten und stattlichsten Arten der Gattung. Pflanzen meist sehr kräftig, seltener zierlich und schwächlich, im Schatten durchaus grün, im Lichte bleich und öfter in den Köpfen schön gelb; habituell an 8. sguarrosum oder recurvum erinnernd. Holzkörper dick und bleich oder gelblich. Rinde des Stengels fehlend oder aus 2—4 Lagen, vom Holz- cylinder deutlich abgesetzter, mehr oder weniger diekwandiger poren- loser Zellen bestehend. Stengelblätter gross, zurückgeschlagen, dreieckig-zungenförmig bis zungenförmig, an der abgerundeten Spitze durch Resorption der obersten weiten Hyalinzellen zerrissen zweispaltig, mit breitem, nach unten stark verbreitertem Saume; Hyalinzellen stets faserlos. Astbüschel bald entfernt, bald dicht stehend, 4—bästig; abstehende Aeste lang bis sehr lang oder kürzer, entweder drepano-, homalo- oder ano- bis orthoklad. Blätter derselben gross, breit ei- lanzettlich, lang und schmal zugespitzt, an der schmal gestutzten Spitze klein gezähnt und nur hier am Rande umgerollt, schmal ge- säumt; trocken mehr oder weniger gekräuselt und mit zierlich zurück- gekrümmten Spitzen; Glanz schwächer als bei 8. Zindbergi. Innen- fläche in der apicalen Hälfte entweder mit grossen oder kleinen ARM 204 K. Warnstorf: ringlosen Löchern z. T. in den Zellecken, z. T. in der Wandmitte; gegen die Seitenränder der Blattmitte resp. der basalen Hälfte häufig in den oberen Zellecken mit. vereinzelten oder zahlreicheren grossen Membranlücken, welche sich entweder ganz oder teilweis mit ähnlichen Resorptionserscheinungen auf der Aussenseite decken; letztere ausser- dem fast immer nur mit kleinen Löchern in den oberen resp. oberen und unteren Zellecken, seltener auch mit solchen in der Zellmitte in Reihen; letztere dann sehr an solche bei S. odtusum erinnernd; statt der grossen Lücken in den oberen Zellecken häufig 2-3 grosse oder mehr kleine Löcher. Membranlücken in den oberen Zellecken der Blätter hängender Zweige stets zahlreicher, !/, bis !/, der ganzen Zelle einnehmend; oft in der ganzen apicalen Blatthälfte, bald mehr nur in der Mitte, besonders gegen die Seitenränder hin, ausserdem beiderseits in sehr verschiedenem Grade mit grösseren oder kleineren ringlosen, oft verschwommenen Löchern. Chlorophyllzellen im Querschnitt meist parallel-trapezisch, seltener dreieckig, auf der Aussenseite zwischen die hier fast flachen Hyalinzellen geschoben und dort freiliegend; letztere innen stark gewölbt, und die grünen Zellen meist nicht einschliessend. Zweihäusig; g' Aeste im Antheridien tragenden Teile schwach bräunlich, später sich an der Spitze über dem fertilen Teile verlängernd; g Tragblätier gut differenzirt, aus schmälerem Grunde nach oben verbreitert und dann fast plötzlich in eine kurze Spitze auslaufend; Saum unten schmal und sich nach oben stark verbreiternd; Hyalin- zellen im basalen Teile meist ganz ohne Fasern und in der ganzen Blattfläche beiderseits ohne Poren. Fruchtastblätter breit-oval, zum grössten Teile nur aus Chlorophylizellen gewebt, denen in der oberen Hälfte vereinzelte enge, schlauchförmige Hyalinzellen zwischen- gelagert sind, letztere stets faser- und porenlos. Tetraädersporen durchschnittlich 0,025 mm diam., gekörnelt. Liebt besonders tiefe Waldmoore, kommt aber auch auf besonnten, trockeneren Stellen vor. In Nord-Europa: Lappland, Finnland, Skan- dinavien, Dänemark sowie in Liv- und Esthland sehr verbreitet, seltener in Nord- und Mitteldeutschland. Aus Ost- und Westpreussen von ver- schiedenen Punkten bekannt; Pommern: Swinemünde (Ruthe); Branden- burg: Landsberg a. d. Warthe; Neuruppin (Warnstorf); Grunewald b. Berlin. Sachsen: Johann-Georgenstadt (Röll); Dresden (Schiller); Brocken (Mönkemeyer); Iser- und Riesengebirge; Fichtelgebirg: Ru- dolfstein (Molendo, Wicke); Rhön; Salzburg; Pinzgau; Steiermark; Tatra (Chalubinski). Ausserdem ist mir diese Art auch aus Grön- land: Neuherrenhut (Spindler); aus New Hampshire: Crawfords Notch, White Mountains (Faxon), sowie aus Nordwest-Amerika: Kotzebue Sound (Seemann in Hrb. Mitten) bekannt geworden. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 205 3. S, cuspidatum (Ehrh.) Russ. et Warnst. in Sitzungsber.. d. Dorpater Naturforscher-Ges. Jahrg. 1889. Synonyme: S. cuspidatiforme Breutel in Flora 1824, S. 437. S. hypnoides (Braun) Bruch in Flora 1825, S. 629. 5. laxifolium K.Müll. Synops. I, S. 97 (1849.) S. Bernieri Besch. Mss. in Erb, Par. (1879). S. variabile Warnst. z. T. Europ. Torfm. S. 69 (1831). S. Gabonense Besch. Mss. in Hrb. Par. (1883). ? 8. Naumannü K.Müll. in Englers Bot. Jahrb. 5. Bd. 1. Hft. S. 87 (1883). S. falcatulum Besch. in Bull. de la Soc. bot. de France S. LXVI (1885). S. Spegazzini Sehlieph. in Hrb. Sammlungen: Braithw., Sph. Brit. exs. n. 50—52. Crome, Samml. deutsch. Laubm. n. 5 nach Lindb, Ehrhart, Pl. erypt. n. 251. Funck, Crypt. Gew. Fichtelgeb. n. 347 nach Lindb. Gravet, Sph. Belg. n. 37, 38, 40—40. Jack, L. et St., Krypt. Badens n. 222—224, 571. Limpr., Bryoth. Sil. n. 197 a. b. nach Limpr. H. Müller, Westf. Laubm. n. 232, 233. Rabenh., Bryoth. Eur. n. 210, 211 (exel. 211c), 609, 716b (exel. 716). Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 49, 50, 96—99, 115—119, 182, 183, 196. - Warnst., Samml. eur. Torfm. Ser. I, n. 96; Ser. II, n. 196. Erb. eritt. Ital. n. 1214 nach Limpr. Wasserliebend und häufig ganz untergetaucht. Pflanze bald kräftig, bald zart, von verschiedenartigem Habitus, grün, bleich, gelb- srün oder gebräunt; Rasen weich oder etwas starr. Holzeylinder meist bleich, seltener gelblich oder schwach rötlich. Rinde des Stengels fast immer deutlich abgesetzt, aus 2—3 Lagen mehr oder weniger diekwandiger, porenloser Zellen bestehend; Markzellen selten mit Faseranfängen. Stengelblätter gross, gleichschenklig-dreieckig, an der Spitze meist schmal gestutzt, gezähnt und am Rande umgerollt; Saum breit und in der Regel nach unten stark verbreitert, seltener fast gleichbreit; Hyalinzellen im apicalen Teile, mitunter auch weiter herab mit Fasern und zahlreichen Membranlücken auf der Innenseite; nur gegen die Basis vereinzelt mit schräg verlaufenden Querwänden. Astbüschel je nach dem Standorte der Pflanze bald entfernter, bald diehter, meist 4ästig, Aestchen alle mehr oder weniger abstehend, die hängenden wenig schwächer als die übrigen. Astblätter meist lang lanzettlich-pfriemenförmig, an der verhältnismässig breit-gestutzten Spitze gezähnt und gewöhnlich am Rande weit herab umgerollt, daher 206 K. Warnstorf: oft röhrig-hohl. Saum 4—15 Zellenreihen breit, im oberen Teile mit- unter gezähnt, trocken nicht, schwach oder stark gekräuselt, glanzlos, nie fünfreihig, locker oder dichter gelagert, häufig einseitswendig. Hyalinzellen mit stark nach innen vorspringenden Fasern, nur bei unentwickelten Wasserformen häufig z. T. faserlos, dann mitunter auch die Chlorophylizellen vorherrschend. Poren auf der Innenseite ent- weder ganz fehlend oder sparsam im apicalen Blattteile oder zahl- reich auf der ganzen Blattfläche, grösser oder kleiner, unberingt, in den Zellecken und nur durch Tinetion wahrnehmbar, aussen immer nur mit sehr kleinen Löchern in den oberen resp. oberen und unteren Zellecken. Chlorophyllzellen im Querschnitt gleichschenklig-trapezisch, auf der Aussenseite zwischen die hier fast flachen Hyalinzellen ge- lagert und beiderseits freiliegend; hyaline Zellen stärker econvex. Zweihäusig; d' Aeste im Antheridien tragenden Teile rost- farben; 9 Tragblätter nicht differenzirt. Fruchtastblätter sehr gross, breit-eiförmig, oben zu einem gestutzten, gezähnelten Spitzchen zusammengezogen; im unteren Drittel meist nur aus Chlorophylizellen, darüber aus dimorphen Zellen gewebt, gegen die Seitenränder all- mählich in einen breiten, aus engen Zellen gebildeten Saum über- gehend; Hyalinzellen im apicalen Teile in der Regel mit Fasern und grossen Löchern auf der Innenflächke. Kapseln verhältnismässig klein, die Mikrosporogone sehr klein. Tetraädersporen braungelb, 0,025--0,035 mm diam., schwach gekörnelt; Mikrosporen polyedrisch, 0,0ı2 mm diam. 8. cuspidatum ist ein Kosmopolit und im nördlichen, sowie mittleren Europa in Wald- und Torfsümpfen häufig; es kommt selbst in der alpinen Region der Gebirge, im Allgäu z. B. bei 1400, in Kärnten nach Breidler noch bei 2100 m vor. Die Hauptformen sind: 1. Var. falcatum Russ. Beitr. S. 59 (1865). Je nach dem Standorte von wechselnder Grösse; ganz unter- getauchte oder nur mit den Köpfen aus dem Wasser hervorragende Formen lang und kräftig, solche am Rande der Moore und Sümpfe niedriger und zarter; Färbung bald dunkel-, bald graugrün, bald gelb- grün oder gebräunt. Astbüschel entfernt oder dicht gedrängt, meist 4ästig, von denen die hängenden Aestchen wenig schwächer und auch vom Stengel meist in einem spitzen Winkel abstehen; im unteren Teile meist locker und kraus beblättert, die in der Regel dieht und rund beblätterte Spitze sichelförmig gekrümmt; Astblätter schmal- oder breiter lanzettlich, an der ziemlich breit- gestutzten Spitze gezähnt, am Rande weit herab umgerollt, trocken entweder wellig kraus oder fast nicht undulirt, aber sichelförmig einseitswendig: — Die gemeinste Form! Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 207 -f. mollis Warnst. Samml. europ. Torfm. n. 95, 96 (1888). Syn.: Var plumulosum Schpr. Synops. ed. Il p. 832. Rasen bleich oder gelbgrün, meist niedrig und ausserhalb des Wassers, trocken sehr weich, Astbüschel meist sehr dieht stehend und die Blätter an der unteren Asthälfte meist stark gekräuselt. Hierher gehört auch Var. polyphyllum Schlieph. mit sehr diehten Astbüscheln und daher sehr zahlreichen Stengelblättern. Desgleichen sind hierher zu stellen Var. uncinatum Sendt. mit stark sichelförmigen Blättern und $. hypnoides (Braun) mit fast ganz einfachen, astlosen, niedrigen Stengeln, deren Blattrichtung auffallend an Aypnum uncinatum er- innert; letztere Form ist sicher nur ein Jugendzustand der f. mollis. Die sf. erispula Warnst. ist eine zarte Form mit stark welligen Blättern, welche der Pflanze besonders in den Köpfen ein sehr krauses Aus- sehen verleihen; ob hierher auch f. recurva Röll (Syst. d. Torfm. Flora 1886) gehört, vermag ich nicht zu sagen. f. rigida Warnst. Rasen dicht oder lockerer, gewöhnlich im Wasser und nur mit den Köpfen hervorsehend, mitunter aber auch auf trockenen Stellen. Rasen trocken mehr oder weniger starr. Astblätter meist nur am Grunde der abstehenden Zweige etwas wellig, sonst sichelförmig oder, besonders in den Schopfästen, dicht an die Aeste gelagert, wodurch dieselben dann drehrund erscheinen. Hierher gehört sf. pungens Grav. (1884) mit fast stehenden, rund beblätterten Schopfästen, sf. gracilis Warnst. mit sehr zierlichen, langen, dünnen, entfernten und sichelförmig herabgebogenen abstehenden Zweigen, sf. robusta Warnst., eine sehr kräftige, grossblättrige Form mit schwach sichelförmig gebogenen Blät- tern und Astspitzen. 2. Var. submersum Schpr. Monogr. et Syn. ed. 1. Pfianze schwimmend oder der obere Teil über Wasser, hell- oder schmutzig-dunkelgrün oder in den Köpfen gebräunt, schlank und schmächtig oder auch kräftiger; Astbüschel entfernt; Aestchen alle mehr oder weniger abstehend, die stärkeren sichelförmig abwärts ge- richtet oder fast wagerecht und starr abstehend; bald mehr, bald weniger nach der Spitze verdünnt, Blätter trocken nicht oder nur am Grunde der Aeste schwach wellig, meist anliegend oder aufrecht ab- stehend, nicht sichelförmig. Bildet den Uebergang von var. falcatum zu var. plumosum. 3. Var. plumosum Bryol. germ. I, S. 24; Taf. IV, Fig. 9 (1823). Ganz untergetaucht; Färbung bald lichter, bald dunkelgrün; Astbüschel dieht oder entfernt, sämtliche Aestchen fast wagerecht vom Stengel abstehend, beim Herausziehen aus dem Wasser sich nach oben 208 K. Warnstorf: oder unten riehtend; Blätter sehr lang pfriemenförmig, breit-gesäumt, an der oft breit-'gestutzten Spitze und öfter auch am oberen Rande gezähnt; Chlorophylizelien in der Spitze, mitunter aber auch in der übrigen Blattfläche vorherrschend und die hyalinen Zellen dann nur teilweis mit2Fasern; trocken steif aufrecht-abstehend, nieht wellig. Diese Form besitzt ein durchaus federartiges Ansehen und muss stets unter Wasser, ähnlich wie Charen, aufgelegt werden, damit die Aeste ihre natürliche Lage und Richtung behalten! Hierzu gehören: f. serrata Schlieph. Beitr. 1865 und f. truncata Schlieph. in litt. 1883 mit am oberen Rande gezähnten Astblättern; letztere Form besitzt ausserordentlich breit-gestutzte und grossgezähnte Astblätter. Zum Teil sind alle hierher gehörigen Formen Entwickiungszustände der var. plumosum, wofür auch die bis zum Grunde gleichbreit gesäumten und fibrösen, den Astblättern oft noch sehr ähnlichen Stengelblätter, sowie die unvollkommene Astbildung sprechen. (Vergl. Warnst. Spha- snoth. Eur. n. 183.) 4. Var. monocladum v. Klinggr. in litt. Hedw. 1882, S. 2. Pflanze vollkommen untergetaucht, grün und sehr schlaf. Stengelrinde meist einschichtig, deutlich abgesetzt. Stengelblätter sehr gross, entweder aus breit-ovaler bauchiger Basis in eine lange, Breit- gestutzte 5—8 zähnige Spitze auslaufend oder gleichschenklig-drei- eckig, mit breit-gestutzter und gezähnter Spitze; Zellnetz bis unter die Mitte aus fast lauter langen, schmalen Chlorophyllzellen, welchen nur hin und wieder einige wenig weitere, leere oder fibröse Hyalin- zellen zwischengelagert sind, bestehend; letztere gegen den Blatt- grund viel weiter und meist regelmässig mit Fasern versehen. Aeste einzeln oder zu zweien; die unteren bis 10 em lang und secundäre Aestehen entwickelnd, nach oben allmählich kürzer werdend und ein- fach. Astblätter sehr gross, den Stengelblättern ähnlich, aus breit-ei- förmiger Basis in eine lange, breit-gestutzte und gezähnte, trocken sparrig-abstehende und gedrehte Spitze ausgehend; Zellnetz wie in den Stengelblättern; Chlorophylizellen in der Mitte und am Grunde der Astblätter innen meist gut eingeschlossen, gegen die Spitze beider- seits freiliegend. Bisher nur in Westpreussen im Karpionki- See bei Wahlendorf (Kr. Neustadt) in Gesellschaft von ZFontinalis dalecarlıca von l.ützow gesammelt. Offenbar eine degenerirte Form, welche aber trotzdem so eigen- tümliche Charaktere besitzt, dass ich ihr in der Ouspidatumgruppe einen sesonderten Platz anzuweisen geneigt wäre und sie als einem beson- deren Artentypus dieser Gruppe zugehörig betrachten möchte. Bevor aber nicht Sumpfformen mit ähnlichen Astblättern gefunden werden, Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna, 209 welche normale Ausbildung aller ihrer Teile erkennen lassen, so lange mag diese Form hier ihren Platz finden. Dem 8. plumosum Bryol. germ. kann sie unmöglich untergeordnet werden. (Vergl. Warnst. Sphagnoth. Eur. n. 99.) 5. Var. miquwelonense (Ren. et Card. ex p.) Warnst. (1888). Renauld et Cardot, Rev. des Sph. de l’Amerique du Nord (1837). Pflanze sehr kräftig, oben grün oder bleich und schmutzig-bräun- lich, trocken etwas starr, habituell mitunter an 8. riparium erinnernd. Stengel dick, Rinde desselben entweder deutlich 2—4schichtig oder von dem bleichen, grünlichen oder stellenweis rötlichen Holzkörper nicht zu unterscheiden; Zellen an einer Seite des Umfangs enger und diekwandig, auf der entgegengesetzten Seite weiter und mit dünneren Wänden. Stengelblätter gross, gleichschenkelig-dreieckig‘, spitz oder stumpf, mit breitem, nach unten stark verbreitertem Saume; Hyalin- zellen entweder ganz faserlos oder gegen die Blattspitze mit Fasern und auf der Aussenseite mitunter mit grossen, rundlichen oder läng- lichen Membranlücken. Astbüschel dicht oder entfernt, 4—Dästig; Aeste entweder sämtlich fast von gleicher Stärke und mehr oder weniger alle abstehend oder 1—2 schwächer und fast dem Stengel an- liegend. Die stärkeren Zweige diek, bald länger, bald kürzer, spitz zulaufend oder stumpflich, gleichmässig locker beblättert. Astblätter sross, breit-ei-lanzettlich, länger oder kürzer zugespitzt, nur unter der gestutzten und gezähnten Spitze oder weit herab umgerollt; Saum bis 8 Zellenreihen breit; trocken bis zur Astspitze meist stark wellig und mit gedrehten Spitzen, seltener weniger undulirt und fast einseits- wendig. Hyalinzellen eng und lang (in der Spitze öfter nur mit Chloro- phyilzellen), mit stark gefalteten Membranen; auf der Innenseite besonders in der apicalen Hälfte mit zahlreichen kleinen, meist be- ringten Poren in den Zelleeken; aussen entweder nur mit sehr kleinen Löchern in den oberen resp. oberen und unteren Ecken oder auch mit solehen an den Commissuren, in der basalen Hälfte vereinzelt, grösser und sehwachringig in den seitlichen Eeken. Chlorophylizellen drei- eckig- bis trapezisch-oval, innen entweder gut eingeschlossen oder beiderseits frei. Diese in Nord-Amerika auf der Insel Miquelon von Delamare gesammelte Form ist aus Europa bisher nur aus England: Lancashire, Whiteley Dean 1883 leg. G. A. Holt bekannt und dem 8. Torreyanum Sulliv. am nächsten verwandt. Obgleich letztere bisher für Europa auch nicht sicher festgestellt sein dürfte, lasse ich dennoch nach- stehend eine vollständige Beschreibung folgen. 6. Var. Torreyanum (Sulliv.) Syn.: 8. Torreyanum Sull. in Mem, Amer. Acad. Arts and Se., New Ser. 4, S. 174 (1849). Von allen bekannten Formen die robusteste, ganz untergetaucht Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb, XXXII, 14 210 K. Warnstorf: oder nur mit den Köpfen über Wasser; Färbung grün, graugrün oder gebräunt; trocken sehr starr. Stengel sehr lang und diek, öfter innen hohl. Rinde 2- bis 3- (4-)schichtig, vom bleichen oder schwach bräun- liehen Holzeylinder deutlich abgesetzt, Zellen mittelweit, starkwandig und porenlos. ‘Stengelblätter gross, breit- gleichsehenkelie dr zugespitzt oder stumpf, mit breitem nach unten verbreiterten Saume; Hyalinzellen in der Mitte über der Basis weit, mehrfach geteilt und mitunter mit Faseranfängen, im apicalen Teile meist mit Fasern und innen öfter mit Resorptionserscheinungen. Astbüschel bald gedrängt, bald entfernt, meist 4ästig, alle fast von gleicher Stärke und auch die schwächeren mehr oder weniger abstehend; Aeste sehr dick, länger oder kürzer, häufig an der Spitze sichelförmig. Astblätter sehr gross, aus breit-eiförmiger Basis lang-pfriemenförmig und durch die weit umgerollten Ränder röhrig-hohl; Saum bis 15 Zellenreihen breit; trocken nicht gekräuselt und meist mehr oder weniger sichelförmig. Hyalinzellen eng und langgestreckt mit zahlreichen, nach innen stark vorspringenden Faserbändern; auf der Innenseite entweder fast ganz porenlos oder mit zahlreichen kleineren oder grösseren ringlosen Löchern in fast allen Zellecken, aussen höchstens nur mit sehr win- zigen Poren in den oberen oder unteren Zellecken. Chlorophylizellen im Querschnitt dreieckig-oval bis trapezisch, auf der Innenseite durch teilweise Verwachsung der benachbarten Hyalinzellen entweder gut eingeschlossen oder beiderseits frei. Nord-Amerika: New York, Essex County leg. Dr. Torrey; Insel Miquelon leg. Dr. Delanıare. Mass. Newton; Essex County; Bog on Blue Hill, Milton leg. Faxon.!) f. plumosa Warnst. besitzt wagerecht abstehende, locker beblätterte Aeste, wodurch diese Form ein federartiges Aussehen erhält, ähnlich wie var. »lumosum Bryol. germ. 4. 5. mendocinum Sull. et Lesq. in Sull. Icon. muse. Suppl. S. 12 (1874). Synonyme: 8, Zaricinum Ängstr. non Wils. in Öfvers. V.-Ak. Förh., 21, S. 197 (1864). Rab. Bryoth. Eur. n. 712. S. controversum Ängstr. in Hb. Geheeb. S. cuspidatum 5 majus Russ. ex p. Beitr. S. 58 (1865). D. riparium **fallax Sanio in litt. 1879. 8. cavifolium 5 lapponicum Warnst. Europ. Torfm. S. 90 (1881). 8. porosum Schlieph. et Warnst. Sphagnol. Rückbl. in Flora 1884. 5. cuspidatum var. deflexum et erıspulum Warnst. Hedw. 1884. S. lawıfolium var. Dusenü C. Jens. in litt. (1885). ı) Nach H. Boswell ist das S. Torreyamum Sull. auch in England in der Nähe von Whitehurch, Shropshire gefunden worden. (Trimen’s Journ. of Bot. Vol. XI, 1882, S. 380.) Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 311 S. cuspidatum var. Nawaschinü Schlieph. in litt. (1887). S. obtusum var. Dusenü (Jens.) Samml. eur. Torfm. n. 97 (1888). S. Dusenii C.Jens., 1888 in litt. in De danske Sphagnum-Arter (1890) S. 106. 8. Dusenü {Jens.) Russ. et Warnst. in Sitzungsber. d. Dorpater Naturforscher-Ges. (1889). S. majus (Russ.) Jensen in De danske Spagnum-Arter (1890) S. 106. Sammlungen: Rabenh., Bryoth. Eur. n. 211e. z.T., 712, 716, 717, 952. Warnst., Samml. eur. Torfm. Ser. I, n. 97; Ser. II, n. 192. Wasserliebend, meist nur mit den Köpfen oder dem oberen Teil über Wasser. Habituell 8. cuspidatum var. falcatum am ähnlichsten; Pflanze meist kräftig bis robust, graugrün bis bräunlich, nicht selten die Schopfäste dunkel-violett angehaucht. Rinde des Stengels 2—-3schichtig, vom bleichen, grünlichen oder gelblichen Holzkörper abgesetzt, Zellen mittelweit, diekwandig und porenlos. Stengelblätter gross, gleichschenkelig-dreieckig oder dreieckig- zungenförmig bis zungenförmig, an der meist abgerundeten Spitze schwach gezähnelt oder zart ausgefasert; Randsaum breit und nach unten meist stark verbreitert. Hyalinzellen im apiealen Teile meist mit Fasern, auf der Innenseite öfter mit Membranlücken und aussen entweder porenlos oder mit einzelnen bis zahlreichen Poren an den Commissuren resp. in der Wandmitte. Astbüschel dicht oder entfernt, meist 4ästig; 2 stärkere Aestchen abstehend, die schwächeren meist schräg vom Stengel ab- wärts gerichtet, locker beblättert. Blätter der abstehenden Zweige sross bis sehr gross, breit-lanzettlich, an der schmal gestutzten Spitze gezähnt und hier umgerollt; Saum bis 6 Zellenreihen breit; trocken nicht oder mehr oder weniger wellig. Hyalinzellen eng und lang mit zahlreichen, nach innen stark vorspringenden Faserbändern. Auf der Innenseite entweder fast ganz porenlos oder im oberen Blattteile mit einzelnen Löchern in den Zellecken. Aussenporen sehr zahlreich, in der apicalen Hälfte gegen die Spitze in einer Reihe in der Wandmitte und hier mitunter in grosse, unregelmässige Membranlücken über- gehend, in der unteren Hälfte meist in 2 Reihen in der Nähe der Chlorophylizellen oder in der Zellmitte, durchschnittlich 0,006—0,007 mm diam, stets mit scharfen Contouren, bald mit, bald ohne Ringe. Chlorophyllzellen im Querschnitt in der Regel trapezisch und beiderseits freiliegend, seltener dreieckig und innen von den stärker sewölbten Hyalinzellen eingeschlossen. Zweihäusig; d' Aeste im Antheridien tragenden Teile braun, 3 Tragblätter nicht differenzirt. Fruchtastblätter breit-eiförmig, unten meist aus Chlorophylizellen, in den oberen ?/, bis °/, aus dimorphen Zellen gewebt; Hyalinzellen mit zahlreichen Fasern und 14% 219 K. Warnstorf: innen mit runden Löchern oder grossen Membranlücken. Fruchtast im Querschnitt mit 1—2 Reihen erweiterter diekwandiger Zellen. Mikrosporogone auf zarteren, schwächeren Pflanzen, Mikrosporen polyedrisch, 0,012 mm diam.; Makrosporen in grösseren Kapseln auf kräftigeren Pflanzen, gelbbraun, 0,036—0,03s mm diam., ganz glatt. Das Moos liebt schattige Waldmoore und kommt häufig mit 8, recurvum untermischt vor, weshalb bei der Untersuchung solcher Misch- rasen, in denen beide Arten gleiche Färbung und gleichen Habitus zeigen, Vorsicht geboten ist. Bisher ist mir dasselbe von folgenden Standorten Europas bekannt geworden: Lappland: Lycksele (Ängström); ausserdem an vielen anderen Punkten v. Brotherus und bei Woroninsk v. Kihlman gesammelt; Finn- land: Sihtipudas und Vutasoari (Brotherus); bei Moskau leg. Nawa- schin; Gouv. Wilna: Soty (Schafnagel); in Liv- und Esthland sehr ver- breitet und in zahlreichen Formen (Russow); Dänemark: Seeland, Hvalsö (C. Jensen); Ostpreussen: Lyck (Sanio); Pommern: Swine- münde (R. Ruthe); Brandenburg: Grunewaldsümpfe bei Berlin (Warn- storf und Sydow), Teufelsfenn bei Spandau (Bünger); Finsterwalde (Arth. Sebultz); Westfalen: Handorf bei Münster (Wienkamp); Bayern: Algäu bei Sonthofen 1100 m (Holler); Württemberg: „Gr. Moor“ bei Rohrdorf unweit Leutkirch (H. Huber); Füramooser Ried (Herter); Anderlsee bei Innerkrems auf der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten 2100 m; Steiermark: Salzriegelmoor am Lasaberg bei Stadl 1870 m; Koralpe an der Kärntner Grenze 1450 m; Zlamalmmoor bei Mitterndorf, Bez. Aussee 1350 m; Moorgrund am Turracher See 1770 m (Breidler); Belgien: Graben ls Zundert olland) und Nieuw- maer, Prov. Antwerpen (Van den Broeck). ie auch bei dieser Art von Russow in den letzten Jahren ge- sammelten und unterschiedenen Formen wird er demnächst selbst publieiren. Nur einige Formen, welche bereits 1885 von Jensen in litt. beschrieben wurden, mögen hier erwähnt sein. 1. Var. fallas mit mehr oder weniger sichelförmig gebogenen Schopfästen und verlän- gerten, gewöhnlich etwas einseitswandigen Astblättern. 2. Var. majus (Russ.) Pflanze unter Wasser, sehr verlängert (bis 50 em lang) ohne oder mit wenigen hängenden Aestchen; Aeste wagerecht abstehend, mit bis 10 mm langen, weichen, aufrecht abstehenden Blättern; Hyalinzellen verlängert und oft mit sehr wenigen Poren auf der Aussen- seite. Die äussersten Astblätter oft ganz oben z. T. aus Chlorophyli- zellen gewebt, ohne dazwischen liegende Hyalinzellen, ähnlich wie bei 8. cuspidatum var. plumosum Bryol. germ. (Jensen in litt. 1885). 3. Var. deflecum (Warnst.) Ganz grün oder die Schopfäste schwach bräun- lich. Abstehende Aeste in und unter dem Schopfe verlängert, dünn- spitzig und straff zurückgeschlagen; Blätter ein wenig verlängert, trocken oft etwas zurückgekrümmt. Die Cuspidatumgruppe der europäischen Sphagna. 213 5. $. recurvum (P.B.) Russ. et Warnst. Sitzungsber. d. Natur- forscher-Ges. in Dorpat (1889). Synonyme: S, intermedium Hoffm. (ex p.) Deutsch. Fl. Il, 5. 22 (1795) nach Lindberg, Braithw. u. a. pentastichum Brid. Sp. muse. 1. S. 16 (1806) et Hb. S. acutifolium B capillifolium Ehrh. Bryol. Germ. I, S. 20, Taf. II Ri258 (823): (05 [3 - . rufulum K.Müll. in Linnaea Bd. 38, p. 548 (1874) Hb. Kew. . flexuosum Doz. et Molkenb.!) in Prodr. Fl. Batav. S. 76 (1851) nach Lindberg. S. Mougeotil Schpr. in Moug. et Nest. Stirp. erypt. Vog.-Rhen. 1306 (1854). 5. subeuspidatum et longifolium Schpr.?) (Bolivia leg. Mandon). S, cuspidatum « f. typieum, B recurvum, y mollissinum Russ. Beitr. (1885). S. curvifolium Wils. Mss. Hunt. in Mem. Lit. Phil. Soc. March. S. 233 ex p. (1867). S, fallax v. Klinggr. Topogr. Fl. Westpr. S. 128 (1880). S. vartabile var. 1. intermedium (Hoffm.) ex p. Warnst. Europ. Torfm. S. 60 (1881). S. Limprichtü var. parvifolium (Sendt.) Röll, Syst. d. Torfm. Flora 1886. S. drevifollium et 8. pseudo-recurvum Röll ex p. Bot. Centralbl. 1889 n. 38. S. Serrae K.Müll. in litt. 1889. Sammlungen: Braithw., Sph. Brit. n. 47. Crome, Samml. deutsch. Laubm. n. 4 z. T. Funck, Deutsch. Moose n. 9. Gravet, Sphagnoth. Belg. n. 15—35, 36 z. T. Jack, L. et St., Krypt. Badens n. 221. Limpr., Bryoth. Sil. n. 196 nach Limpr. S S. pulchricoma K.Müll. 1. ec. S. 102 (1849). S S 1) Ob das S. flexuosum Doz. et Mlkb. aus Holland wirklich in den Formen- kreis des S, recurvum gehört, erscheint mir zweifelhaft, da die Autoren demselben einen Seidenglanz der Astblätter zuschreiben; sie sagen in der Diagnose aus- drücklich: „Planta pallide viridis, sicca ex albido flavescens, mollis, sericeo- nitida.“ Das wahre $. recurvum besitzt einen eigentlichen seidenartigen Glanz der Astblätter niemals; denselben kenne ich nur an 8. sericeum K.Müll. und, wenn auch in schwächerem Grade, bei S. elegans K.Müll. ») In Flora 1852 $. 380 erwähnt Sauter in einem Beitrage zur Flora von Salzburg ebenfalls ein 8. longifolium, aber ohne Autornamen; es dürfte deshalb ohne Ansicht der Sauter’schen Pflanze schwer sein zu sagen, was für eine Form er unter diesem Namen verstanden hat, 214 K. Warnstorf: Moug. et Nestl., Stirp. erypt. n. 1306. Rabenh., Bryoth. Eur. n. 202, 209, 708, 715, 1148a et b. Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 46, 48, 87-95, 109-114, 177—179, 181. Warnst., Samml. eur. Torfm. Ser. I, n. 89—94; Ser. II, n. 194 u. 19. Sumpfliebend, selten ganz unter Wasser! Pflanze bald kräftig, bald zarter bis sehr gracil; Färbung grün, bleich, gelbgrün bis gebräunt, selten in den Köpfen rötlich oder schmutzig- violett. Holzkörper bleich, grünlich, gelblich oder auch rötlich. Rinde des Stengels fehlend oder 2—4schichtig und deutlich gesondert; Zellen eng bis mittelweit und sehr starkwandig, ebenso wie die Holzzellen. Stengelblätter allermeist klein, gleichseitig- bis kurz-gleich- schenkelig-dreieckig, spitz oder stumpf, mitunter fast kurz-zungenför- mig und dann an der Spitze mit einzelnen Membranlücken und etwas ausgefasert. Saum breit und nach unten stark verbreitert; Hyalinzellen im oberen Teile meist faserlos, seltener mit Fasern und einzelnen Löchern oder Membranlücken innen. Astbüschel entfernt oder dichter, 4—Ödästig, 2 stärkere Aest- chen abstehend, die schwächeren meist dicht dem Stengel anliegend. Blätter der abstehenden Zweige grösser oder kleiner bis sehr klein, breit- oder schmal-ei-lanzettlich, mit nach innen ausgeschweiften Seitenrändern und oben in eine kürzere oder längere, schmal gestutzte, gezähnte und am Rande umgerollte Spitze auslaufend; Saum allermeist schmal, 2—4 (sehr selten 5—6) Zellenreihen breit; trocken stärker oder schwächer wellig verbogen bis ganz glatt und dachziegelig anlie- send oder steif aufrecht abstehend, selten etwas einseitig-sichelförmig, aber mitunter ausgezeichnet 5reihig; glanzlos. Hyalinzellen eng und lang, mit zahlreichen, nach innen stark vorspringenden Faserbändern; auf der Innenfläche fast immer, besonders in der apicalen Hälfte mit zahlreichen grösseren oder kleineren unberingten Löchern in den Zell- ecken, aussen mit kleineren oder grösseren Poren in den oberen resp. oberen und unteren Zellecken, gegen die Seitenränder dieselben fast immer grösser und nicht selten mehrere in der oberen Zellpartie; die- selben sich hier meist mit Innenporen ganz oder z. T. deeckend und dadurch vollkommene Querperforationen in der Blattfläche erzeugend; ausserdem mitunter im apicalen Teile mit sehr kleinen, öfter unvoll- kommen, aber stark beringten Poren an den Commissuren, welche dann zuweilen in Reihen auftreten. Blätter der hängenden Zweige viel kleiner, entweder im anatomischen Baue mit den übrigen übereinstimmend oder gut differenzirt; im letzteren Falle dann in der apicalen Hälfte oder gegen die Seitenränder aussen mit grossen Mem- branlücken in den oberen Zellecken, ähnlich wie bei 8. reparıum. Chlorophyllzellen im Querschnitt meist dreieckig und innen gut eingeschlossen, seltener trapezisch und beiderseits freiliegend. Die Ouspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 215 Zweihäusig; g' Aeste im Antheridien tragenden Teile rostrot bis dunkelbraun; g' Tragblätter difterenzirt, breit-länglich-eiförmig, mit kurzer zusammengezogener Spitze. Fruchtastblätter gross, breit-eiförmig, mit aufgesetzter Spitze ; in der basalen Hälfte nur mit breiten, langen, reetangulären Chloro- phylizellen, in der oberen Hälfte mit dimorphen Zellen, gegen die Seitenränder allmählich enger und einen nicht abgesetzten breiten Saum bildend; Spitze selbst meist nur aus kleinen, diekwandigen Chlorophylizellen gewebt; Hyalinzellen in der Regel ohne Fasern und Poren. Sporen dimorph; Mikrosporen polyedrisch, 0,012 mm diam., Makrosporen schwefelgelb, mit Membranfalten oder rostbraun, ohne Falten und gekörnelt, durchschnittlich 0,025 mm diam. In ganz Europa eins der gemeinsten und verbreitetsten Sphagnen; es liebt Wald- und Wiesenmoore, kommt aber auch in Torfsümpfen und verlassenen Thontümpeln vor. Eine der vielgestaltigsten und darum schwierigsten Arten, welche oft nur durch die genaueste ana- tomische Untersuchung und Vergleichung recognoseirt werden kann. Scheint ebenso wie S. cuspidatum ein Weltbürger zu sein! Hauptformen sind: 1. var. pulchrum Lindb. in Braithw. The Sphagn. (1880). Synonyme: 8. Zaricinum Spruce (Schpr. Un. it. in. erypt. Cheshire: Carrington Moss (1865 leg.). 9. recurvum var. guinguefarium Warnst. in litt. ad. Brotherus (1885). Sammlung: Braithw. Sph. Brit. n. 48. Pflanze kräftig, schön grüngelb oder gebräunt, in den Köpfen goldgelb bis dunkelbraun. "Stengel dick, Holzkörper meist gelblich oder rötlich; Rinde 2—3schichtig, in der Regel vom Holzeylinder deutlich abgesetzt, Zellen sehr dieckwandig. Stengelblätter breit-gleich- seitig-3eckig, spitz oder stumpflich, faserlos oder gegen die Spitze mit Faseranfängen, Hyalinzellen öfter innen mit Resorptionserschei- nungen. Abstehende Aeste dick, entweder kurz und nach oben wenig verdünnt oder länger und deutlich zugespitzt, in sehr verschiedenen Richtungen vom Stengel abstehend; dicht oder locker beblättert; Blätter breit-ei-lanzettlich, mit kurzer, schmal gestutzter und gezähnter, am Rande umgerollter Spitze, feucht aus- sezeichnet fünfreihig, trocken mehr oder weniger undulirt oder auch fast gar nicht wellig, meist nur mit der äussersten Spitze auf- recht abstehend bis zurückgekrümmt. Poren auf der ganzen inneren Blattfläche in ailen Zellecken, unberingt, aussen nur mit sehr kleinen Löchern in den oberen resp. unteren Zellecken, ausserdem noch im apicalen Teile mit einzelnen grösseren beringten Poren in den Zell- ecken; Blätter der hängenden Zweige kleiner, aber in Bezug auf Form und Porenbildung mit den übrigen übereinstimmend. Chlorophyll- 216 K. Warnstorf: zellen im Querschnitt 3Beckig-oval, durch die innen eine Strecke mit einander verwachsenen Hyalinzellen gut eingeschlossen. Eine ausgezeichnete Formengruppe, welche sich von allen übri- gen durch die breit-ei-lanzettlichen, plötzlich kurz-zugespitzten, feucht Dreihigen Astblätter gut unterscheidet. Bisher nur aus Schweden und England bekannt. Ausserdem erhielt ich das Moos in verschiedenen Formen durch Cardot und Renauld aus Nord-Amerika, auf der Insel Miquelon von Delamare gesammelt, ebenso von Faxon aus New Hampshire. 2. var. amblyphyllum Russ. als subsp. in Sitzungsber. d. Natur- forscher-Ges. in Dorpat, Jahrg. 1889. Synonyme: 8. pulchricoma K.Müll. (1849). S. Serrae K.Müll. in litt. (1889). Sammlungen: Gravet, Sphägnoth. Belg. n. 19—21, 31, 32, 34—36. Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 87, 91, 92, 94, 95, 109, 110, 112, 11378 18 Piianze bald kräftig, bald zierlich, grün, bleich oder gelblich, je nach dem Standort von sehr verschiedenem Habitus. Rinde des Sten- gels entweder deutlich vom grünen, bleichen oder gelblichen Holzkörper abgesetzt oder fehlend. Stengelblätter klein, dreieckig-zungenförmig bis zungenförmig, an der abgerundeten Spitze beiderseits mit Resorp- tionserscheinungen in den Hyalinzellen und dadurch mehr oder weniger gefranst, aber nicht tief zweispaltig; meist faserlos, selten im apiealen Teile mit Fasern. Astblätter trocken mehr oder weniger undulirt, länger zugespitzt, Porenbildung in den Blättern der beiderlei Aeste meist wenig verschieden, Aussenseite fast nur mit Spitzenlöchern, die Löcher gegen die Seitenränder hin in den Blättern der hängenden Zweige oft grösser. Dieser Formencomplex ist ebenso formenreich wie der folgende und ebenso häufig wie dieser. Hauptsächlich durch die an der Spitze abgerundeten, mehr oder weniger gefransten Stengelblätter von dem folgenden Formencomplex verschieden. Kräftige Formen sind mit Vorsicht von 9. obtusum zu unterscheiden, man beachte bei letzterer Art die auf der Blattaussenseite überall sehr kleinen Spitzenlöcher und die in den Zellwänden in Reihen stehenden, überaus winzigen, nicht scharf contourirten Löcher. — Eine sehr schöne Form ist das S. pulchricoma K.Müll. aus Brasilien, welches als f. pulchricoma (K. Müll.) hier einzureihen ist. Die Stengelblätter sind dreieckig-zungen- förmig, an der breit-abgerundeten Spitze beiderseits mit zahlreichen Membranlücken versehen und erscheinen daher hier gefranst. Die Astblätter sind ausserordentlich stark und zierlich wellig, sowie an der Spitze stark spiralig gedreht; die Chlorophylizellen sind gleichseitig- Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. FAT dreieckig-oval und werden innen stets durch die eine Strecke mit ein- ander verwachsenen Hyalinzellen eingeschlossen. Auch das 8. rufulum K.Müll. aus Sikkim (Hb. Kew) gehört in den Formenkreis der var. amblyphyllum. Der Ansicht Russows, dass derselbe den Wert einer Subspecies habe, kann ich mich nicht anschliessen, da, wie var. dimorphum Schlieph. beweist, mitunter auch Formen gefunden wer- den, welche an demselben Stengel sowohl spitze als auch stumpfe Stengelblätter zeigen. Folgende von Gravet in litt. aufgestellte Varie- täten und Formen gehören ebenfalls hierher: Var. majus Angstr. f. vulgaris et f. pallens, var. defleeum Grav. f. pallida. Eine ganz untergetauchte Form mit wagerecht abstehenden, ver- hältnismässig kurzen Aesten und wenig oder nicht welligen Blättern, welche habituell einem 8 cuspidatum ähnlich sieht, ist f. emmersa Schlieph. et Warnst. (Sphagnoth. Eur. n 181). Var. sguarrosulum Schlieph. et Röll ist ebenfalls eine ambly- phylle Form. 3. Var. mucronatum Russ. als subsp. in Sitzungsber. d. Natur- forscher-Ges. in Dorpat (1839). Synonyme: $. fallax v.Klinggr. 8. curvifohum (Wils.) Hunt z. T. leg. Cheshire 1872. "Hrb. Geheeb. Sammlungen: Gravet, Sphagnoth. Belg. n. 16, 18, 22, 28, 33. Warnst., Sphabnotlı. Eur: n. 46, 89, 90, 91, 9, 109, MOSsEbL, 114, 177, 178. Warnst., Samml. eur. Torfm. n. 89--91. In Grösse, Habitus und Färbung ebenso veränderlich wie vorige und von dieser nur durch die Form der Stengelblätter verschieden. Letztere meist gleichseitig- bis gleichschenkelig-dreieckig; im ersteren Falle spitz, an der Spitze in der Regel ohne alle Resorptionserschei- nungen und die Hyalinzeilen meist faserlos, seltener im apicalen Teile mit Fasern; im letzteren Falle grösser, an der öfter gestutzten Spitze Sezähnt, nicht selten mit nach unten nicht so stark verbreitertem Saume und die Hyalinzellen häufig bis unter die Mitte herab fibrös. Ast- blätter bald stärker, bald schwächer undulirt, sehr selten, besonders bei untergetauchten Formen, ganz steif. Porenbildung wie bei voriger. Eine ebenfalls sehr verbreitete Formenreihe! Formen mit ver- längerten gleichschenkelig-dreieckigen Stengelblättern, welche an der Spitze gestutzt, sehr reichfaserig sind und einen nach dem Grunde oft wenig verbreiterten Saum zeigen, sind mehr oder weniger als noch in der weiteren Entwicklung begriffene hemiisophylle Formen der var. mucronatum, keineswegs aber als Uebergangsformen zu 9. cuspidatum zu betrachten, wogegen der Bau der Stengelrinde, der schmale Saum der Astblätter und die Porenbildung in den letzteren sprechen. Zu solchen Formen sind z. B. zu zählen das 8. fallax Klinggr. Das- 218 K. Warnstorf: selbe ist eine schwächliche, lang- und dünnästige Wasserform mit hemiisophyllen Stengelblättern, nicht abgesetzter Stengelrinde und lan- gen, wenig welligen, im anatomischen Bau aber sonst mit 8, recurvum übereinstimmenden Astblättern. Ferner gehört hierher var. laxum Schlieph. et Röll — Ausseıdem sind diesem Formencomplex unter anderen zuzurechnen: var. Zeres Schlieph. et Röll, var. rigedum Schlieph. et Röll (ganz mit Thonpartikeln überzogen resp. von denselben durch- drungen); var. fallas Warnst. (Unterpörlitz leg. Röll), var. deflexum Grav. (Louette-St.-Pierre leg. 12 Aug. 1885); var. pendulum Grav.; var. elegans Grav. — Von var. pulchrum Lindb. ist mucronatum durch länger zugespitzte, nie ausgezeichnet fünfreihig stehende Astblätter sofort zu unterscheiden. — Eine der kräftigsten Formen, welche ich bis- her sah, ist f. riparioides m. Dieselbe ragt mit der oberen Hälfte ausser Wasser und ist fast: ebenso stattlich wie 8. riparium. Der Stengel ist dick, und die 2—3 Rindenlagen sind z. T. deutlich vom Holzkörper gesondert. Die abstehenden Aeste sind diek, lang und dichter oder lockerer mit grossen, besonders in den Köpfen stark welligen Blättern besetzt, deren Porenbildung mit dem recurvum-Typus übereinstimmt, nur sind die Spitzenlöcher auf der Blattaussenseite in der basalen Hälfte gegen die Seitenränder hin meist nicht viel grösser als die übrigen; in den ziemlich grossen, kurz-gleichschenkeligen Stengelblätttern findet sich meist keine Spur von Faserbildung, nur selten sind gegen die Spitze Andeutungen von Fasern. Ich erhielt das Moos von Holt aus England, der es in Abbots Moss (Clieshire) sammelte. Am weitesten vom recurvum-Typus habituell,entfernt ist zweifels- ohne n. 114 der Sphagnoth. Eur. Die von mir unter dem Namen $. variabile subsp. cuspidatum (Ehrh.) var. majus Russ. ausgegebenen Exem- plare sind einem kräftigen 8. cuspidatum var. plumosum Bryol. Germ. sanz ähnlich und können nur durch sorgfältige mikroskopische Unter- suchung richtig untergebracht werden; ich lasse nachstehend eine ausführliche Beschreibung dieser Form, welche ich f. flurtans subf. strictifolia nenne, folgen: Rinde des Stengels 2—3schichtig, deut- lich vom Holzkörper abgesetzt, engmaschig. Stengelblätter gleichseitig- bis gleichschenkelig-dreieckig, zugespitzt, mit nach unten verbreitertem Saume, faserlos. Sämtliche Aeste dick und lang, 2—3 stärkere steif wagerecht abstehend oder schräg abwärts gerichtet, 2 wenig schwächere hängend. Astblätter sehr dicht über einander gelagert, steif, ohne Spur von Undulation, lang-lanzettlich, schmal gesäumt, an der schmal gestutzten Spitze gezähnt und am Rande umgerollt. Hyalinzellen bis zur Spitze fast gleichweit, nur oben kürzer. Poren auf der Innenseite wenig zahlreich in den Zellecken, in der unteren Blatthälfte meist ganz fehlend; aussen fast in allen oberen Zelleecken und besonders in der Nähe der Ränder mit grossen ringlosen Löchern auch z. T. in Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphugna. 219 den übrigen Ecken. Chlorophylizellen 3eckig bis trapezisch , in der oberen Blatthälfte meist beiderseits frei, in der unteren gewöhnlich gut eingeschlossen. Wurde in Tümpeln der Dresdener Heide im März 1882 von Gerstenberger gesammelt. Das 8. eurvifolium Wils. Mss. Hunt in Mem. Lit. Soc. Manch. 3. ser. S. 233 (1867) wird von Schimper, Lindberg, Limprieht u. s. w. immer als Synonym zu 8. laricinum Spruce eitirt. Eine von mir untersuchte Probe, von Hunt in Cheshire 1872 gesammelt, ist ein Gemisch von S. recurvum v. mucronatum und 8. tenellum Klinggr. Es scheint demnach, als sei Hunt derselbe Fehler passirt wie Angström, der auch das wahre 8. laricinum mit Formen aus der Ouspidatumgruppe verwechselt hat. 4. Var. parvifolium (Sendt.) Warnst. in Flora 1885, S. 374. Synonyme: S. intermedium (Hoffm.) Lindb. var. angustifolium C. Jensen in litt. (1884). 8. recurvum var. majus f. tenella Grav. in litt. Var. lanceolatum Russ. (1885). Var. Abrosum Schlieph. (Unter-Pörlitz leg. Röl). 5. brevifolium Röll z. T. Bot. Centralbl. 1889, n. 38. 8. recurvum P.B. subsp. angustifolium (Jens.) Russ. in Sitzungsber. d. Naturforscher-Ges. in Dorpat (1889). 8. angustifolium subsp. n. Jensen in De danske Sphagnum-Arter (1890) S. 104. Sammlungen: Gravet, Sphagnoth. Belg. n. 15, 17, 29, 30. Jack, L. et St, Kryptog. Badens n.- 221. Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 48, 179. Warnst., Samml. eur. Torfm. Ser. I; n. 92—94. Pflanze meist sehr gracil, bleich- bis gelbgrün, gebräunt oder, besonders in den Köpfen, schön rötlich-braun. — Holzkörper bleich, grün, gelblich oder rötlich. Rinde des Stengels allermeist vom Holzeylinder nicht oder undeutlich abgesetzt. Stengelblätter sehr klein, meist gleich- seitig-dreieckig mit stumpfer, etwas ausgefaserter Spitze, in der Regel faserlos. Astblätter klein, schmal-lanzettlich, häufig gar nicht wellig, sondern dieht anliegend und nur die äusserste Spitze öfters zurück- gekrümmt, seltener schwach oder deutlich wellig. Die der abstehenden Aeste innen mit zahlreichen runden, unberingten Löchern in den Zell- ecken, auf der Aussenseite gegen die Spitze mit kleinen, starkringigen, z. T. unvollkommen beringten Löchern an den Commissuren, ausserdem mit grossen Spitzenlöchern in der Nähe der Seitenränder; Blätter der hängenden Zweige fast ohne Ausnahme in der apicalen Hälfte beider- seits mit grossen Membranlücken in den oberen Zellecken und dadurch gut von den übrigen Astblättern differenzirt. Eine durch die auf der Blattaussenseite gegen die Spitze bald 920 K. Warnstorf: zahlreich, bald weniger häufig an den Commissuren auftretenden klei- nen, starkberingten Poren sehr ausgezeichnete Formengruppe, welche bei vielen Formen so kleine, nicht undulirte Astblätter aufweist, dass man dieselben habituell für ein S. acutifolium halten zu müssen glaubt. Manche Formen sind von der folgenden Formenreihe schwer zu unter- scheiden, besonders wenn die stumpfen, kleinen Stengelblätter an der Spitze Fasern zeigen; in diesem Falle entscheidet die Stengelrinde, welche bei var. parvifolium fast immer fehlt oder doch aus engen, starkwandigen, vom Holzkörper undeutlich abgesetzten Zellen besteht. Hierher gehören folgende Formen: a. f. tenuis (v.Klinggr. 1872). Synonyme: 8, recurvum var. squamosum Ängstr. in Sphagnoth. belg. n. 30. — Var. gracile Grav. 1. c. n. 29. — Var. capitatum 'Grav. in litt. — Var. Broecki Card. in Rev. bryol. (1834). — Var. imbricatum Russ. in litt. (1888). Die zierlichste Form von 8. recurvum und habituell $. acutifolum oft zum Verwechseln ähnlich. Meist in lockeren oder dichteren Pol- stern oder in Moorwaldsümpfen zwischen Polytrichum strietum und anderen Sphagnen eingesprengt; grün oder gelblich-grün, seltener in den Köpfen schwach gebräunt. Trocken etwas starr und fragil. Ast- blätter sehr klein, schmal-lanzettlich, trocken entweder dicht anliegend oder mit der oberen Hälfte zierlich zurückgebogen, fast gar nicht wellig, seltener teilweis einseitswendig und fast sichelförmig. Einige Subformen sind: sf, capitata Grav. — sphaerocephala Russ. Köpfe dicht und rund. sf. brachyclada (Russ.) Aeste kurz, entweder an der Spitze etwas sichelförmig oder fast wagerecht abstehend. sf. crispula (Russ.) Schopfäste stielrund beblättert und nach verschiedenen Richtungen sichelförmig gekrümmt, ähnlich wie bei 8. contortum Nees. Die zarteste mir bis jetzt vorgekommene Form der sf. brachyclada ist f. subdtiis (Russ.), welche mit einer kurzästigen zierlichen Form von 9. Warnstorfii grosse Aehnliehkeit hat. b. f. Warnstörfii C. Jensen Sept. 1884 in litt. Synonyme: 8. recurvum var. Röllii Schlieph. Nov. 1884 in litt. S. recurvum var. rubello-fulvum Russ. 1886 in litt. In lockeren bis 20 cm hohen Rasen. Pflanzen meist schön lieht- braun, in den Köpfen nicht selten rötlich, ebenso wie der Holzkörper des Stengels und der Aeste. Astblätter besonders an den Schopfästen zierlich wellig-gekräuselt; auf der Aussenseite im apicalen Teile in der Regel mit zahlreichen, mitunter in Reihen stehenden, kleinen, stark beringten Poren. Die Uuspidatnm-Gruppe der europäischen Sphagna. 221 Eine beachtenswerte schöne Form, welche im allgemeinen seltener zu sein scheint als vorige. Dänemark: Hvalsö (Jensen); Russland: Livland, Lobbineem (Rus- sow); Deutschland: Thüringen, Unter-Pörlitz (Röll). 5. Var. mollissimum Russ. Beitr. 1865, S. 61. Synonyme: 8. recurvum var. brevifolium Lindb. Braithw. The Sphagn. (1880). S. recurvum subsp. balticum Russ. in Sitzungsber. d. Naturforscher- Ges. in Dorpat (1889). S. subcuspidatum Schpr. ex p. (Bolivia leg. Mandon). S. laricinum Angstr. ex p. S. balticum Russ. in litt. Jensen in De Danske Sphagnum-Arter (1890) S. 100. Rasen bald dicht, bald locker, meist weich, lichtbraun oder gelb- srün. Pflanze zart bis kräftig. Rinde des Stengels in der Regel 2schichtig und vom Holzkörper rings oder teilweis gut abgesetzt, ähnlich wie bei S. cuspidatum. Stengelblätter kleiner oder grösser, dreieckig-zungenförmig, zungenförmig oder aus verschmälertem Grunde oval, selten zugespitzt und am oberen Rande umgerollt; Hyalinzellen im apicalen Teile mehr oder weniger fibrös, innen mit Poren und in der abgerundeten Spitze beiderseits mit Membranlücken; seltener faser- los. Astbüschel entweder gedrängt oder entfernt. Blätter der abste- henden Zweige ei-lanzettlich, verhältnismässig klein, an der breit- sestutzten Spitze gezähnt und an den schmal gesäumten Rändern ziem- - lien weit herab umgerollt; trocken fast gar nicht wellig, dicht anlie- send oder mehr oder weniger einseitswendig. Innenporen sehr zahl- reich in allen Zellecken; aussen mit nach den Seitenrändern an Grösse zunehmenden Spitzenlöchern und in der oberen Hälfte mit kleinen beringten Löchern in den Zellecken oder in Reihen an den Commissuren; Poren der Blätter hängender Zweige ähnlich, nur auf der Aussenseite meist mit grösseren Löchern in den oberen Zellecken. Chlorophyll- zellen meist gleichseitig-dreieckig, innen durch die z. T. mit einander verwachsenen Hyalinzellen gut eingeschlossen. Eine besonders dem Norden Europas eigentümliche Form, welche sieh mitunter schwer von der vorigen unterscheiden lässt; Ängström hat sie sogar z. T. als sein $. Zaricinum verteilt, mit welchem sie nicht selten in engster Gemeinschaft wächst und dann letzterem auch habituell sehr ähnlich ist. Mit var. parwifolium teilt sie die ganz ähnliche Porenbildung auf der Aussenseite der Astblätter, welche, wie bei keiner anderen recurvum-Form, häufig Neigung zur Einseitswendig- keit zeigen; sie unterscheidet sich aber meist gut durch 2schichtige, vom Holzkörper deutlich gesonderte Stengelrinde sowie durch die im apicalen Teile in der Regel fibrösen, porösen und stumpfen Stengel- 2232 K. Warnstorf: blätter. Das wahre 9. Zarieinum Ängstr., welches in den Formenkreis des S. mendocinum gehört, ist, ausser durch die bedeutendere Grösse aller Teile, durch die auffallend andere Porenbildung auf der Blatt- aussenfläche verschieden. Auch der Formenkreis dieser Varietät ist ein ziemlich grosser ; einige bereits unterschiedene Formen sind folgende: f. euryclada W. Rasen locker, Stengel schlank mit entfernt ste- henden Astbüscheln und bogig abwärts gerichteten abstehenden Aesten. f. dasyclada Warnst. Syn. 8. recurvum v. compactum Warnst. in litt. In höheren oder niedrigeren, überaus dichten, compaeten Rasen mit sehr gedrängten Astbüscheln. Hierzu die Sf. homaloclada Warnst. mit fast wagerecht abstehenden kurzen Aesten und sf. anoclada Warnst. (Syn. S. recwrwum v. strietum Warnst. in Flora 1882; var. erecium in litt. ad Brotherus). Abstehende Aeste mehr oder weniger aufstrebend. | f. delicatula Warnst. Pflanzen etwa von der Stärke eines zarten 5. molluscum mit kurzen, abwärts gerichteten, wenig ge- krümmten Aesten. Bisher sah ich var. mollissimum von verschiedenen Punkten Lapp- lands und Finnlands leg. Brotherus; auf Äland sammelte sie Bomansson, in Norwegen Kaurin und Hagen bei Galdhö (Kristians Amt) in einer Meereshöhe von circa 1800 m; sehr zahlreich wurde sie von Russow in Liv- und Esthland aufgenommen; Hunt fand sie in England (Cheshire) und in Schottland bei Loch Kandor (Aberdeenshire). Aus (Grönland besitze ich sie von Jacobshorn leg. Berggren 1870. 6. 8. obtusum Warnst. 1877 ex p. (Russow in Sitzungsber. d. Naturforscher-Ges. in Dorpat 1889). Synonyme: 8. cuspidatum var. majus Russ. z. T. Beitr. S. 58 (1865). S. recurvum var. obtusum Warnst. z. T. Limpricht in Krypto- gamenfl. v. Deutschl. S. 132 (1886). 8. Limprichtü Röll z. T. in Flora 1886. Sammlungen: Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 45. Warnst., Samml. eur. Torfm. Ser. H, n. 193. In Sümpfen, oder z. T. im Wasser! Stengel meist sehr kräftig bis robust und dann von der Stärke eines S. riparıum, oben grün, selbgrün bis gebräunt. Rinde des Stengels ungleichmässig 2—3sschichtig und meist undeutlich vom dicken Holzeylinder abgesetzt, mitunter scheinbar fehlend. Stengelblätter mittelgross bis gross, dreieckig-zungenförmig bis zungenförmig, an der abgerundeten Spitze durch die beiderseitige Resorption der Membranen hyaliner Zellen durchlöchert und gefranst, Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 223 aber nie tief zerrissen-zweispaltig; Saum nach unten stark verbreitert; Hyalinzellen fast ohne Ausnahme faserlos. Astbüschel je nach dem Standorte senähert oder entfernt. 4—-5ästig; 2—3 stärkere Aestchen bogig abstehend, die übrigen hän- eend. Blätter der beiderlei Aeste ausser durch Annas Grösse nicht ver- schieden; die der stärkeren Zweige gross, breit-lanzettlich, mehr oder weniger lang zugespitzt, an der schmal-gestutzten Spitze gezähnt und am Rande. umgerollt, schmal gesäumt; Hyalinzellen mit zahlreichen, nach innen stark vorspringenden Faserbändern, auf der Blattinnenfläche meistens fast ganz porenlos, seltener mit ringlosen Löchern in den Zellecken des apicalen Teiles; auf der Aussenseite entweder ohne Spitzenlöcher oder mit überaus kleinen Poren in den oberen Zellecken, ausserdem aber stets mit kleinen, etwa 0,002 mm diam. messenden, selten etwas grösseren, immer undeutlich eontourirten Löchern in einer oder mehrerer. Reihen in der Nähe der Chlorophylizellen oder im der Zellmitte, welehe nur durch starke Tinetion sichtbar gemacht werden können. Dieselben finden sich bald nur in der basalen Blatthälfte in der Nähe der Seitenränder, bald im ganzen unteren Blattteile, bald in der ganzen Blattfläche; Porenbildung in den Blättern hängender Aeste ebenso. Trocken sind die Blätter schwach glänzend, entweder dicht anliegend und gar nicht wellig oder zeigen, besonders bei locker beblät- terten Formen, eine schwache Kräuselung. Chlorophyllzellen im Querschnitt dreieckig-oval, auf der ‚Blattaussenseite zwischen die hier fast flachen Hyalinzellen gelagert und freiliesend; innen durch die zum Teil mit einander verwachsenen Hyalinzellen gut eingeschlossen. Zweihäusig; 3 Aestchen im Antheridien tragenden Teile rost- braun; Tragblätter länglich-eiförmig, an der kurzen Spitze gestutzt, gezähnt und am Rande umgerollt, viel kürzer als die der sterilen Zweige; Chlorophylizellen unter der Blattmitte gelbbraun. Hyalinzellen auf der Blattaussenseite nur mit kleinen Spitzenlöchern und sehr ver- einzelten beringten Poren in den seitlichen Zellecken. F;ruchtast- blätter wie bei 8. recurvum. Sporen von zweierlei Art. Mikrosporo- sone auf besonderen schwächlicheren Pflanzen in Fruchtrasen ein- gesprengt; Mikrosporen polyedrisch, 0,012—0,013 mm diam. Durch den ganzen nördlichen und mittleren Teil Europas ver- breitet, aber viel seltener als S. recurvum. — Finnland leg. Lackstroem und Brotherus; Äland leg. Bomansson; Liv- und Esthland häufig leg. Russow; Gouv. Wilna: Kunlany leg. Schafnagel; Dänemark: Hvalsö auf Seeland leg. Jensen; Pommern: Wierschutziner Moor leg. H. v. Klinggräff, Swinemünde leg. Ruthe; Brandenburg: Arnswalde, Neu- ruppin, Grunewaldsümpfe bei Berlin leg. Warnstorf, Finsterwalde leg. Schultz; Sommerfeld leg. Warnstorf; Prov. Sachsen: Brietzer Moor bei Salzwedel leg. Schliephacke; Böhmen: Böhm. Leipa am Schiess- 224 K. Warnstorf: niger Teich leg. Schmidt; Bayern bei Metten leg. Liekleder; Nieder- Oesterreich: Gross Gerungs; Steiermark: Deutsch Landsberg und Schladnitzgraben bei Leoben, 6-700 m leg. Breidler. Belgien: Esschen (Prov. Antwerpen) leg. Van den Broeck. Einige unterschiedene Formen sind: Var. pseudo-Lindbergiüü (C. Jens.) in Cat. d. pl. que la soe. bot. d. Copenh. u. s. w. S. 23 (1883). Synonym: 8. intermedium var. pseudo-Lindbergü C.Jens. Von allen Formen die robusteste, so kräftig wie ein stattliches S. riparium, Astbüschel bald dichter, bald entfernter, abstehende Zweige lang und dick, im oberen Teile des Stengels bogig oder straff zurückgekrümmt; Astblätter gross, dieht gelagert, mehr oder weniger Sreihig, trocken wenig wellig; Poren auf der Innenfläche fast ganz fehlend, aussen hauptsächlich im basalen Teile gegen die Seitenränder hin mit kleinen verschwommenen Löchern in der Wandmitte oder in der Nähe der Chlorophylizellen in mehreren Reihen. Dänemark: Seeland bei Hvalsö leg. C. Jensen. Russland: Liv- und Esthland leg. Russow. Var. aguaticum Warnst. Pflanzen weniger kräftig als vorige, meist nur der oberste Teil ausser Wasser. Astbüschel entfernt, abstehende Aeste zierlich sichel- förmig abwärts gekrümmt, locker beblättert, Blätter gross, trocken besonders an den Schopfästen deutlich wellig. Dänemark: Seeland bei Hvalsö leg. C. Jensen. Russland: Liv- und Estland leg. Russow. Var. tenellum Warnst, Hedw. 1884, S. 121. Nicht stärker als ein gewöhnliches 8. recurvum. Pflanzen bleich gelb-grün oder grün, in lockeren Rasen in Sümpfen. Astbüschel bald sehr genähert, bald entfernter. Abstehende Aeste viel dünner, kürzer und bogig abwärts geneigt; dicht beblättert, Blätter kleiner, trocken fast gar nicht wellig, mit abgebogenen Spitzen, teilweis mehr oder weniger einseitswendig. Poren auf der Innenfläche fast ganz fehlend, auf der Aussenfläche in der basalen Hälfte oder überall mit den charak- teristischen kleinen Poren in der Nähe der Chlorophylizellen oder in der Wandmitte. Brandenburg: Neuruppin leg. Warnstorf; Finsterwalde leg. Schultz. f. sphaerocephala Warnst. Kurz- und dichtästig, Köpfe dicht und kugelig; Poren auf der ganzen Blattaussenseite sehr zahlreich, im apicalen Teile in einer Reihe, in der unteren Hälfte meist in 2 Reihen. Brandenburg: Neuruppin, Sümpfe am Molchow-See leg. Warnstorf. Var. teres Warnst. Pflanzen kräftig, trocken etwas starr; gegen die Spitze die Ast- Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 295 büschel sehr gedrängt und einen dieken, rundlichen Schopf bildend , abstehende Aeste lang und nach der Spitze allmählich sehr verdünnt, dieht anliegend rund-beblättert, Blätter nur mit den Spitzen oder mit der oberen Hälfte aufrecht-abstehend bis fast sparrig, hier etwas un- dulirt. Innenporen fast ganz fehlend; auf der Aussenseite mit kleinen Spitzenlöchern und besonders in der basalen Hälfte mit den charak- teristischen kleinen verschwommenen Löchern in der Wandmitte oder in der Nähe der Chlorophylizellen. Brandenburg: Finsterwalde leg. Schultz. In Syst. d. Torfm. Flora 1886 zieht Röll zu seinem 8. Limprichtii folgende Formen: Var. pseudo- Lindbergü Jens., ambiguum Schlieph., rodustum Limpr. in litt., odtusum Warnst., gracile Röll, teres Röll, sguarrosulum Röll. larieinum Röll, molle Röll, parvifolium (Sendt.) Warnst., tenellum Warnst. Hedw. 1884, S. 121, porosum Schlieph. et Warnst. Wie bereits erwähnt, gehört var. parvifolium einem eigenen Formencomplex des 8. recurvum an, var. porosum ist eine Form von S. mendocinum; zu 8. obtusum gehören sicher var. pseudo- Lindbergii und tenellum, ob die übrigen, kann ich wegen Mangels an authentischen Exemplaren nicht entscheiden. 7. 8. molluscum Bruch in Flora 1825, S. 633—635. Synonyme: S. tenellum (Ehrh.) Lindb. in Oefvers. V.-Ak. Förh., 19, p. 142, n. 13 (1862). S. nanum Brid. in Hrb. - Sammlungen: Blandow, Musei frond. n. 205. Braithw., Sphagnoth. Brit. n. 11, 12. Brotherus, Musei Fenn. n. 100. Breutel, Muse. frond. n. 25. Gravet, Sphagnot. Belg. n. 69, 70. Limpricht, Bryoth. Sil. n. 150. Müller, H., Westf. Laubm. n. 226. Moug. et Nestl., Stirp. erypt. n. 808. Rabenh., Bryoth. Eur. n. 213, 1150, b, e, d. Warnst., Sphagnoth. Eur. n. 35, 84, 132, 133, 191—194. Warnst, Samm]. eur. Torfm. Ser. Il, n. 108. Rasen sehr weich, bald dicht, bald locker, oben grau oder schön gelbgrün, seltener in den Köpfen blassrötlich, im Wasser bis 25 cm lang; Pflanzen stets sehr zart. Rinde des Stengels 2—3schichtig, aus engen oder mittel- weiten, dünnwandigen, porenlosen Zellen gewebt. Holzkörper bleich, grüulich oder gelblich. Stengelblätter gross, dreieckig-oval bis fast zungenförmig, gegen die schwach gezähnte Spitze häufig am Rande umgerollt, trocken Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXXII, 15 226 K. Warnstorf: seidenglänzend; Saum ziemlich breit, nach unten mehr oder weniger verbreitert; Hyalinzellen in der Regel bis zur Mitte, seltener weiter herab fibrös, auf der Blattinnenseite gegen die Spitze mit grossen Löchern oder Membranlücken in den oberen Zellecken, aussen mit kleinen Poren in den oberen und seitlichen Eeken, ähnlich wie in den Astblättern. Astbüschel bald entfernt, bald sehr genähert, 2—4ästig, ent- weder 1—2 Aeste abstehend und die übrigen hängend. oder alle ab- stehend ; sämtliche Aeste verhältnismässig kurz, locker oder dicht an- liegend rund beblättert. Astrindenzellen mit weit abgebogenem Halse, Oeffnung derselben ungefärbt oder gelblich gesäumt Blätter ab- stehender Zweige klein, breit-oval oder verlängert eiförmig, am schmal- gesäumten Rande weit umgerollt und an der schmal-gestutzten Spitze klein gezähnt, sehr hohl, nie deutlich einseitswendig, trocken nicht wellig; obere Hyalinzellen breit-rhombisch, alle reichfaserig, Fasern weit nach innen vorspringend; Poren auf der Blattinnenfläche fast nur in den oberen, seltener auch in den unteren, sowie in den seitlichen Zellecken, gross, schwach oder unberingt, in den basalen Zellen in den oberen Ecken mit einem oder mehreren grossen Löchern, auf der ganzen Aussenfläche mit kleineren Löchern in fast allen Zellecken, welche nach unten allmählich grösser und schwachringiger werden; die Spitzen- löcher sich im apicalen Teile ganz oder teilweis mit Innenporen deckend. Poren in den Blättern hängender Aeste in Mehrzahl aus der Aussenfläche in allen oberen Zellecken, seltener vereinzelt auch in den seitlichen Ecken. — Chlorophylizellen im Querschnitt drei- eckig bis trapezisch, auf der Aussenseite zwischen die hier flachen Hyalinzellen gelagert und freiliegend, innen von den hoch gewölbten hyalinen Zellen gut eingeschlossen oder auch freiliegend. Polyoecisch; 3 Aeste kurz und dick, später sich verlängernd, schön gelb oder gelbbraun; Tragblätter nach Form und Structur denen steriler Aeste ganz ähnlich; Fruchtastblätter gross, ei- förmig, hohl, an der gestutzten Spitze klein gezähnelt, am breit-ge- säumten Rande umgerollt; die oberen aus beiderlei Zellen gewebt, die Hyalinzellen im apicalen Teile des Blattes rhombisch, alle oder nui z. T. mit Fasern und ähnlichen Poren auf beiden Seiten wie die Stengelblätter, mitunter hin und wieder geteilt; die Spitze der unteren Blätter meist nur mit diekwandigen, engen, kurzen Chlorophylizellen. Kapseln klein, zur Reifezeit gelbbraun, entdeckelt urnenförmig; Te- traödersporen schwefelgelb, glatt, durchnittlich 0,038 mm diam. Mi- krosporen bisher noch nicht beobachtet. Hinsichtlich des Formenkreises, den diese schöne, zierliche Art beschreibt, vergleiche man, was ich in der Einleitung hierüber gesagt. — Sie liebt besonders Heidemoore, kommt aber auch auf Thonuntergrund gern in Gemeinschaft von $. molle Sulliv. vor. Scheint in höheren Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 997 Breitengraden seltener zu werden; ihr Hauptverbreitungsbezirk liegt in den zahlreichen Heidemooren Belgiens, Hollands, sowie des west- liehen Deutschlands. Im bayrischen Algäu sammelte sie Dr. Holler im Kematsrieder Moor bei Vorderjoch in einer Höhe von 1160 m; nach Limpricht kommt sie im Riesengebirge und in Oberbayern noch bei 1400 m vor; Breidler sammelte sie in Steiermark auf der Koralpe bei 1450 m und Pfeffer in Graubünden sogar bei 1970 m Meereshöhe. Gesehen habe ich Exemplare aus Lappland und Finnland (Brotherus); Äland (Bonansson); Schweden (Collinder); Norwegen (Kaurin, Hagen, Ryan); Dänemark : Seeland (Jensen); England (Curnow, Hunt, Stabler, C. E. Braithwaite): Belgien (Van den Broeck, Gravet, Dreesen); Frank- reich (Pierrot, Camus); Hannover (Beckmann); Oldenburg (F. Müller); Rheinprovinz (Römer, Zickendrath); Westfalen (H. Müller); Thüringen (A. Braun, Schliephacke); Sachsen (Rabenhorst); Brandenburg (Warn- storf, Schultz); Schlesien (Limpricht); Böhmen (Schmidt); Bayern (Waltber, Huber, Holler, Schliephacke); Hessen (Roth) ; Württemberg (Herter); Steiermark (Breidler). Aus Nord-Amerika ist mir diese Art von der Insel Miquelon (Delamare) bekannt geworden. In „Hvitmossor“ p. 25 sucht Lindberg nachzuweisen, dass das S. molluscum Bruch 8. tenellum Ehrh. heissen müsse; er stützt sich dabei auf den Umstand, dass in der Swartz’schen Sammlung, welche im Petersburger Herbar aufbewahrt wird, ein Ehrhart’sches Exemplar dieser Art mit der Etikettirung „S. tenellum mihi, prope Oderbruck“ (?) liege. Es ist nicht zu zweifeln, dass diese Angabe Lindbergs richtig ist; allein bewiesen ist damit noch immer nicht, dass Ehrhart wirk- ‚lich diese charakteristische Art von ähnlichen Aıten, z. B. von zarten Formen des 8. subsecundum oder 8. recureum (mollissimum) sicher unterschieden hätte. Nach dem damaligen Standpunkte der Wissen- schaft war es einfach unmöglich, weil man die Sphagna sowohl wie auch die übrigen Moose nur vorzugsweise nach ihrem Habitus, nicht aber hinsichtlich ihres anatomischen Baues unterschied. Die ältere Litteratur (aueh G. F. Hoffmann, Deutschl. Fl. 2, S. 22) kennt nur ein $. zenellum Persoon. Nun hat zwar Persoon (nach Lindberg) selbst brieflich an Mougeot et Nestler, die Herausgeber der Stirp. erypt. Vog.-Rlıen., das S. molluscum Bruch als identisch mit seinem 8. tenel- um erklärt, wie aus einer Anmerkung zu no. 808: „Testante cel. Per- soon in litt. species a suo 9. tenello vix ac ne vix diversa“ hervorgeht; allein die Bryol. Germ. (1823) beschreibt und bildet unter S. tenellum Pers. entweder 8. sgarrosulum Lesg. oder eine zierliche sparrblättrige Form von 8. subnitens Russ. et Warnst. ab. Nach Limpricht soll in den älteren Herbarien unter diesem Namen $. sguarrosulum Lesg. liegen. Entweder haben Nees und Hornschuch das wahre 8. tenellum Pers. (molluscum) nicht gesehen, oder Persoon hat unter diesem Namen auch zierliche Formen anderer Species verteilt, trotzdem er das in den 15* 228 K. Warnstorf: Stirp. erypt. unter no. 808 ausgegebene Exemplar für sein 8. tenellum erklärt. Das letztere ist mehr als wahrscheinlich, da auch er, wie alle Bryologen zu Anfange dieses Jahrhunderts, die Sphagnen nach äusserlichen Merkmalen beurteilt. Wenn demnach zufällig in alten Herbarien als $. tenellum Ehrh. $. molluscum liegt und Persoon zu- fällig letzteres mit seinem S. tenellum identifieirt, so ist damit das Verdienst Bruchs, dieses Torfmoos so beschrieben zu haben, dass es vor Verwechselungen mit anderen ähnlichen Arten bewahrt blieb, keineswegs aufgehoben, sondern man muss in diesem Falle sich ent- schieden an die Bruch’sche Beschreibung halten und das Moos nach ihm benennen. Zum Schluss lasse ich noch ein Verzeichnis derjenigen exotischen Arten aus der Ouspidatumgruppe folgen, welche von mir bisher unter- sucht wurden und die ich-als wohlbegründete Species betrachten muss. l. S. macrophyllum Bernh. in Bridel, Bryol. univ. I, p. 10, n. 8 (1826). : Nord- Amerika. 2. 8. floridanum (Aust.) Cardot in Revision des Sphaignes de ’Amerique du nord (1887). Synonyme: 8. macrophyllum var. floridanum Aust. in Bull. Torr. Bot. Club, 7, n. 2, p. 15 (1880). — $. cribrosum Lindb. in Hvit- mossor p. 74 (1882). — 9. serratum Aust. in Hrb. Kew. Nord- Amerika. 3. 8. sericeum K.Müll. in Bot. Zeit. 1847, p. 481. Synonyme: 8. Holleanum Doz. et Molkenb. in Bryol. jav. Fase I—X| (1854—56). Ss. seriolum K.Müll. in Flora 18837. Java und Sumatra. 4.8. elegans K.Müll. in Flora 1887. Helms, Neuseeländ. Laubm. n. 45. Neuseeland. 5. 8. irinitense K.Müll. in Synops. I, p. 102 (1849). Synonym: 8. serratum Aust. in Bull. Torr. Bot. Club 6, n. 28, p. 145, n. 10 (1875) nach K. Müller in Flora 1887. Westindien: Insel Trinidad. 6. 8. planifolium K.Müll. in Flora 1887, p. 415. Afrika: Kongogebiet. 7. 8. FitzgeraldiRenauld in Lesq. et James Man. of the Moss. of North America p. 23. — Renauld et Cardot in Rev. bryol. 1885, p. 46. Florida. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 2239 8. 8. convolutum Warnst. nov. sp. Synonym: 8. kypnoides Schpr.? in Hrb. Kew. Das $. hypnoides Schpr. ist eine untergetauchte, unentwickelte Form, welche wahrscheinlich hierher gehört. Afrika: Cap, Tafelberg. 9. 8. Weberi Warnst. nov. Sp. Samoa. 10. S. cuspidatulum K.Müll. Linnaea Bd. 38, S. 549 (1874). Synonym: S. cuspidatum Mitten in Muse. Ind. or. S. 156 n. 1284 nach K. Müller. Ostindien. 11. S. lanceolatum Warnst. nov. sp. Neuseeland. Neuruppin, im April 1889. 230 K. Warnstorf: Erklärung der Figuren. Tafel I. e 35 Vergrösserung der Blatttypen > Fig. 1—6. Sphaynum Lindbergii Schpr. 1. Fruchtastblatt; 2. Stengelblatt; 3 und 4 Astblätter abstehender Zweige; 5 und 6. g' Tragblätter. Fig. 7—12. $. riparium Ängstr. 7 und 8. Stengelblätter; 9 und 10. Astblätter abstehender Zweige; 11 und 12. 5‘ Tragblätter. Fig. 13—31. $. cuspidatum (Ehrh.). 13. Fruchtastblatt.; 14a und b. Asthblätter abstehender Zweige; 15. Oberer Teil eines Astblattes von var. serrulatum Schlieph.; 16. Stengelblatt derselben var.; 17. Stengelblatt von var. /runcatum Schlieph.; Stengelblatt von var. sub- mersum (Sphagnoth. Eur. n. 115); 19 und 20. desgl. von var. submersum; 21a und b. Astblätter abstehender Zweige von var. submersum; 22a und b. Ast- blätter abstehender Zweige von var. plumosum; 23. Stengelblätter dieser var.; 24a und b. Astblätter abstehender Zweige von var. miquelonense; 25. Stengel- blatt dieser var.; 26. Stengelblatt von var. Torreyanım; 27a und b. Stengel- blätter von var. monocladum; 28. Astblatt dieser var.; 29a und b. Astblätter von S. Naumanii; 30. Astblatt abstehender Zweige von var. Torreyanum; 31. Stengelblatt von $. Naumanii. Fig. 32—34. S. mendocinum Sull. et Lesg. 32. Fruchtastblatt; 33a, b, c, d. Astblätter abstehender Zweige; 34a, b, ce, d, e. Stengelblätter. Fig. 35—46. recurvum (P. B.). 35, 36a und b. Fruchtastblätter von var. mucronatum; 37a. Stengelblatt von var. pulchrum; 37b. Stengelblatt von var. amblyphyllum ; 37ec. Stengelblatt von var. mucronatum; 37d, e, f. Stengelblätter von var. parvifolium; 38a, b, e. Stengelblätter von var. mollissimum; 39a und b. Stengelblätter von S. pulehri- coma K.Müll.; 40a und b. Astblätter abstehender Zweige von var. pulchrum ; 40c und d. Astblätter hängender Zweige derselben var.; 41a und b. Ast- blätter abstehender Zweige von S. pulchricoma; 42a und b. Astblätter abste- hender Zweige von var. mucronatum; 43a und b. Astblätter abstehender Zweige von var. parvifolium; 443, b, ec. Astblätter abstehender Zweige von var. mol- lissimum; 45a und b. desgl.; in Hb. Gravet sub $. /aricinum Angstr. leg. Sept. 1865. 46a, b, c, d, e. Stengelblatttypen von var. Winter: Warnst. Fig. 47—50 $. obtusum Warnst. 47a, b, c, d. Stengelblätter; 48a, b, c, d. Astblätter abstehender Zweige; 49a, b, e. desgl. von var. pseudo-Lindbergii Jensen; 50a und b. 3‘ Tragblätter. Fig. 51—53. S. molluscum Bruch. 51a, b, e. Fruchtastblätter; 52a und b. Astblätter abstehender Awsies 532, b, e, d. Stengelblätter. Fig. 54—58. Fitzgeraldi Ren. et Card. 54. Fruchtastblatt; 55a und b. Stengelblätter; 56a, b, c. Astblätter; 57a und ee . g‘ Tragblätter; 58. Spore T- Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. - Fig. Die Cuspidatum-Gruppe der europäischen Sphagna. 231 Tafel II. > 600 Vergrösserung 7. a. Astblattquerschnitt von Sphagnum Lindbergii. b «. Desgl. von S. riparium aus dem mittleren Teile. b B. Desgl. von $. riparium aus dem apicalen Teile. ce. Tingirte Zellen aus dem oberen Teile eines Astblattes abstehender Zweige des S. riparium von innen gesehen. d. Tingirte Zellen aus dem mittleren Teile eines Astblattes abstehender Zweige in der Nähe der Seitenränder von aussen gesehen. e. Tingirte Zellen aus dem mittleren Teile in der Nähe der Seitenränder eines Astblattes hängender Zweige mit den beiderseitigen grossen Membranlücken in der oberen Partie der Hyalinzellen. f. Astblattquerschnitt von S. cuspidatum var. submersum. &. Desgl. von $. cuspidatum var. plumosum. h «, ß. Desgl. von S. cuspidatum var. miquelonense. i a, B, y. Desgl. von $. cuspidatum von monocladum. k. Querschnitt durch ein Stengelblatt von 8. cuspidatum var. polyphyllum Schlieph. l @, ß. Astblattquerschnitte von $. mendocinum. m. Tingirte Zellen. aus einem Astblatte abstehender Zweige des $. mendocinum mit den charakteristischen Poren auf der Aussenseite. o. Astblattquerschnitt von 8. recurvum var. pulchrum. p- Desgl. von $. recurvum. q. Desgl. von S. recurvum var. mucronatum, r. Desgl. von S. recurvum var. parvifolium. s. Desgl. von 8. recurvum var. mollissimum. t. Tingirte Zellen aus einem Astblatte abstehender Zweige des S. obfusum mit den sehr kleinen, verschwommenen Poren auf der Aussenseite. u. Astblattquerschnitt von S. obtusum. vı«, ß, y. Astblattquerschnitte von S. molluscum. w. Astblattquerschnitt von S. Fitzgeraldi. Anmerkung: Sämtliche Astblattquerschnitte sind so gestellt, dass stets der Aussenrand nach unten liegt. Anemone nemorosa var, coerulea DC. Von P. Ascherson und P. Prahl. Von der blaublühenden Form unserer „weissen Busch-Anemone“ ist bisher in der floristischen wie in der gärtnerischen Litteratur nicht viel der Rede gewesen. Es ist anzunehmen, dass, nachdem einmal die Aufmerksamkeit auf dieselbe gelenkt, sie sich, wie die „weiss- früchtige Blaubeere“, deren Merkmale und Verbreitung mein verehrter Freund und College P. Magnus mit mir zum Gegenstande der Nach- forschung gemacht,!) zwar nicht als eine alltägliche Erscheinung, aber doch als viel weiter verbreitet herausstellen dürfte, als man kisher annahm. Doch lassen wir zuerst das Wort meinem Freunde Prahl, dessen Güte ich die in der Pfingst-Versammlung zu Freienwalde (vgl. oben S. X) vorgelegten Exemplare — die ersten, die mir zu Gesicht kamen — zu verdanken habe. Derselbe schreibt: „Im November 1889 erhielt ich von einem jüngeren schleswig’schen Botaniker, Herrn K. Bock iv Mühlenbrück, Kreis Flensburg, eine An- zahl von Pflanzen, welche derselbe in der Landschaft Angeln gesammelt hatte. Es befand sich darunter eine Anemone nemorosa L., deren beim Trocknen leider gänzlich verblichene Kelchblätter nach der beigegebenen Beschreibung in frischem Zustande eine blaue Farbe hatten, welche von tiefem Azurblau allmähliche Uebergänge zur weissen Farbe der Hauptform zeigte. Hiernach handelte es sich um A. nemorosa var. coerulea DC. fl. france. Ich hatte diese Pflanze lebend nie gesehen und besass nur 1 Individuum davon, welches K. T. Timm am 2. Mai 1375 mit 7 anderen im Niendorfer Gehege bei Hamburg gefunden hatte. (Vgl. C. T. Timm Kritische und ergänzende Bemerkungen die Ham- burger Flora betreffend (Verh. naturw. Verein Hamb.-Altona für 1877 Hamb. 1878 S. 25). Seiner Beschreibung nach — auch an diesem Exemplar war die Blütenfarbe ganz verblichen — war das Blau des Kelches der lebenden Pflanze ein so tiefes, dass er im ersten Augen- !) P. Ascherson und P. Magnus: Die weisse Heidelbeere (Paccinium Myr- tillus L. var. /eucocarpum Hausm.) nicht identisch mit der durch Sclerotinia baccarum (Schroet.) Rehm verursachten Sclerotienkrankheit. Ber. D. Bot. Ges. VII (1889) S. 337. Anemone nemorosa var. coerulea DC. 233 blick Aepatica triloba Gil. vor sich zu sehen glaubte. Später ist die Pflanze dort nicht wieder beobachtet worden. Ich bat Herrn Bock mir im Frühjahr d. J. lebendes Material senden zu wollen; derselbe ist dieser Bitte in dankenswerter Weise nachgekommen. Ich erhielt im April eine grössere Anzahl von blühenden Stengeln und war überrascht über die Schönheit der Blüten, deren Farbe von einem tiefen Himmel- blau wie bei A. triloba oder Violettblau, wie etwa bei Pulsatilla patens allmähliche Uebergänge zur Farbe der Hauptform zeigte. Auf der Aussenseite waren die Kelchblätter meist bläulich-weiss, oft aber, wie auch bei der Hauptform, rötlich überlaufen. Die Pflanzen waren durchweg in allen Teilen kleiner als die Hauptform, ihre Höhe betrug selten über 12 cm, Stengel, Blätter und namentlich die Hüllblätter waren bei den tiefblau blühenden Exemplaren mehr oder weniger röt- lich überlaufen. Bei vorsichtigem Trocknen hat sich die Farbe der Blüten gut erhalten. Da Herr Bock mir fast nur abgepflückte Stengel gesandt hatte, so bat ich ihn um eine neue Zusendung vollständiger Exemplare und erhielt diese zu Anfang Mai; leider waren dieselben aber in der Blüte schon zu weit vorgeschritten, so dass die Kelchblätter während des Transports fast alle abgefallen waren, ich konnte mich aber doch überzeugen, dass die schöne blaue Farbe sich bis zum Abfallen der Kelchblätter, wenn auch vielleicht ein wenig abgeblasst, erhielt. Ich habe diese Exemplare in meinen Garten gepflanzt, wo sie wenigstens zum Teil ihre Früchte zur Reife gebracht haben. Der Standort dieser interessanten Pflanze ist eine hochgelegene Wiesenstrecke unmittelbar südlich von der Bondenau!), einem der beiden Zuflüsse des Träsees, aus welchem die Treene hervorgeht, zwischen Mühlenbrück und Grosssoltbrück in Angeln. Früher soll dieselbe nach Bock dort viel häufiger gewesen sein, jetzt ist sie durch die Cultur und namentlich durch das Abplaggen des Rasens zum Zweck des Auf- setzens von Erdwällen (Knicks) sehr eingeschränkt; sie wächst noch zahlreich auf einer etwa 50 [_|m grossen Fläche und in beschränkter Anzahl etwa 400 Schritt davon entfernt auf einer durch Erdwälle von dem Hauptstandort abgetrennten Wiesenparcelle; ausserdem finden sich noch hin und wieder vereinzelte Exemplare. Der Boden ist vorwiegend lehmig, z. T. auch humusreicher und lehmhaltiger Sand und macht die Stelle den Eindruck der Urwüchsigkeit. Hin und wieder macht sich in Gräben die Bildung von Eisenocker bemerkbar, doch ist die Eisen- ı) Bäche und z. T. auch kleinere Flüsse werden, wie vielleicht nicht allgemein bekannt ist, in Schleswig-Holstein mit Au (dänisch Aa) bezeichnet, so die Königsau und Wiedsu in Schleswig, die Pinnau und Krückau in Holstein, die Delvenau und deren Zuflüsse Steinau und Linau in Lauenburg [sowie die Ilmenau, Wipperau und (erdau im Lüneburgischen und noch im Mindenschen die Bastau und Grosse Aue. Ascherson]. 234 P. Ascherson und P. Prahl: haltigkeit des Bodens wohl nicht, wie Timm a. a. 0. zu vermuten scheint, die Ursache der blauen Blütenfarbe, da neben der blaublühenden auch die gewöhnliche Form von Anemone nemorosa dort vorkommt und letztere anderwärts auf entschieden eisenhaltigem Boden sich aus- schliesslich findet.“ Die nachfolgende Uebersicht der diese Form betreffenden Litte- ratur kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen; diese wurde auch bei nicht unbeträchtlichem Zeitaufwande in Sachen des Vaccinium Myrtillus L. var. leucocarpum Wender. (1846) nicht erreicht. Die älteste mir bekannt gewordene litterarische Erwähnung findet sich in der von De Candolle bearbeiteten dritten Ausgabe von La- maäarcks Flore francaise. In dem im Jahre XllI der republikanischen Aera (1805) erschienenen IV. Bande findet sich p. 884 eine Anemone nemo- rosa y coerulea, die nach Dufour im Departement des Landes ziem- lich gemein sein soll und schön blaue Kelche besitzt. Sie dürfe des- halb aber nicht mit A. apennina L. verwechselt werden, von der sie, wie Pritzel in seiner bekannten Monographie von Anemone (Linnaea XV [1841] p 652) bemerkt, durch das kriechende Rhizom und die nur 6 betragende Zahl der Kelchblätter leicht zu unterscheiden ist. Der letzterwähnte Autor führt sie als ß coerulea auf und fügt das Vor- kommen bei Dachslanden (in der Nähe von Karlsruhe in Baden) hin- zu, von welchem Fundort er im Fürnrohr’schen Herbar von Zeyher gesammelte Exemplare sah. Ein Jahr später erwähnt sie L. Reichen - bach in seiner Flora Saxonica S. 409 als var. ec. coerulea. Ausser- dem finde ich sie von floristischen Werken nur in Lejeune et Gour- tois, Compend. Fl. Belgieae!) Il (1831) p. 209 aber ohne besondere Benennung aufgenommen, ebenso in Garckes Flora von Nord- und Mitteldeutschland, seit der 6. Auflage (1863). Dagegen kommt diese Form, worauf mich Freund K. Bolle aufmerksam machte, in der leitenden britischen Gartenzeitschrift neuerdings mehrfach vor. In Gardeners’ Chronicle XIX (1883) p. 509 (21. Apr.) kündigt A. D. Webster die Einsendung blauer, purpurroter und weisser Blumen der Busch-Anemone aus Penrhyn Castle, Nord-Wales an. Eine Woche später, am 28. April (p. 532) bemerkt C. C. Wolley Dod in Llandud- no (einem bekannten an der Nordküste von Wales gelegenen Seebade), es gebe eine hübsche aber seltene unter dem Namen Zobinsoniana bekannte Varietät der Anemone nemorosa, bei der die blaue Farbe nicht durch das Durchscheinen eines auf der Aussenseite befindlichen Fleckes entstehe, sondern dem Kelchblatt selbst angehöre. Während die Exem- plare mit roten Kelchen (var. purpurea J. E. Gray, Bolle) in der Qultur 1) Dies Werk behandelt, was wohl nicht überflüssig zu bemerken ist, die Flora des ganzen Königreichs der Niederlande, wie es vor 1830 bestand; die Be- schreibung des Namens Belgien auf die ehemaligen spanischen bezw. österreichischen Niederlande datirt erst von diesem Jahre. Anemone nmemorosa var. coerulea DC. 235 weiss würden, bliebe diese Robinsoniana constant, sei indes schwierig und capriciös in der Cultur. Er habe sie nicht wild beobachtet, sondern ein bei Llanrwest (dieser für einen Nichtkymrer unaussprechliche Orts- name deutet selbstversiändlich ebenfalls auf eine Localität in Wales) gesammeltes Exemplar gesehen und gehört, dass sie stellenweise in Cornwall nicht selten sei. Der Redacteur Maxwell Masters bemerkt hierzu, dass er einen Stock der gewöhnlichen weissblühenden Form 1881 aus einem Walde in der Umgebung Londons und zwar auf dem linken Themseufer (Middlesex) in seinen Garten verpflanzt habe, wo derselbe 1883 blassblaue Blüten entwickelte. Vor Erledigung der letzten Correetur erhalte ich von unserem verdienstvollen Veteranen, Herrn K. Seehaus- Stettin unter Beifügung eines getrockneten, die blaue Farbe noch sehr schön zeigenden Exem- plares noch die Mitteilung, dass er diese Form im Frühjahr 1888 von Sassenhagen bei Stargard i. P. erhalten habe, wo sie eine junge Lehrerin, Fräulein Boek im Gutspark und auf anstossenden, von der Krampohl durchflossenen Wiesen aufgefunden hat. Der Boden ist dort quellig und die Quellen zeigen den bekannten Ockerabsatz. Ich empfehle diese Pflanze und ihr Verhalten in der Cultur!) der Aufmerksamkeit: der Leser und schliesse mit einer geographischen Uebersicht der mir bis jetzt bekannt gewordenen Fundorte: Frankreich: Dep. des Landes Dufour bei De Candolle a a. O. England: Cornwall Wolley Dod a. a. O. Wales: Penrhyn Castle 1883 Webster a. a. O. Llanrwest Wolley Dod a. a. O. - Niederlande: Van Hall nach Lejeune et Courtois a. a. O. Belgien: Flora von Spa Lejeune nach Lejeune et Courtois a. a. O. Deutschland: Schleswig-Holstein (inel. Hamburg) Niendorfer Gehege 2. Mai 1875 Timm a. a. O0. Mühlenbrück bei Flens- burg 1889 C. Bock vgl. oben. Baltisches Gebiet: Sassenhagen bei Stargard i. P. 1888 Fräulein Boek. Obersächsisches Gebiet: Schieritz bei Dresden G. Rei- chenbach 1 Expl. 1842 und L. Reichenbach a. a. ©. Oberrheinisches Gebiet: Dachslanden Zeyher nach Pritzel a 200: Wo und von wem die oben erwähnte Form Zobinsoniana beschrieben ist, und ob sie anders definirt ist als die var. coerulea DC. habe ich bisher noch nicht ermittelt. Sie findet sich, jedenfalls aus England eingeführt, wie mir Bolle mitteilte, in neueren Stauden- katalogen und dürfte wohl auf diesem Wege auch in den Berliner Botanischen Garten gelangt sein. 1) Vergl. auch die Beobachtungen von E. Jacobasch an Hepatica triloba Gil. (Abh. Bot. Ver. Brandenh. 1889 S. 253). Zur Variabilität der Eiche in der Mark. Von C. Bolle. (Vorgetragen in der Sitzung vom 13. December 1889.) In dem öfters genannten, gegenwärtig aber wohl nur von Wenigen gelesenen classischen Buche von Burgsdorfs: „Die einheimischen und fremden Eichenarten“ dem zweiten Teil seiner „Vollständigen Ge- schichte vorzüglicher Holzarten“, wird zum erstenmal, abgesehen von den etwas derb realistischen Aufzählungen älterer Chronisten, den Wachs- tumverhältnissen der Eiche, auch als märkischer Baum, grössere Auf- merksamkeit gewidmet. Dessenungeachtet vermag der Verfasser jener überaus schätzenswerten und bisher unübertroffenen Monographie von den zwei Hauptarten, die er mit voller Deutlichkeit unterscheidet, nur eine überaus geringe Zahl von Varietäten”als vorhanden aufzuführen: von der Stieleiche (Quercus pedunculata) als var. b. die weissbunte Stieleiche, auch scheckigte Eiche genannt; von der Wintereiche (®. sessiliflora) die feinblättrige oder Raseneiche, auch schmalblättrige Stein- eiche genannt. Von beiden bildet er die Blätter anschaulich ab. Soweit war man bei uns als 1787 geschrieben wurde. In Willdenows Berlinischer Baumzucht, 1796, sehen wir uns hinsichtlich des hier in Rede stehenden Gegenstandes weit weniger gefördert, als von der überaus reichen Kenntnis und von dem hohen wissenschaftlichen Standpunkt dieses hervorragenden Schriftstellers zu erwarten gewesen wäre. Wenn er schwieg, dürfen wir uns da wun- dern, dass spätere Floristen, selbst die eminentesten unter denselben, dem Variiren der Eiche gegenüber etwas wie Gleichgültigkeit an den Tag legen ? Eine von Willdenow beobachtete Thatsache verdient indes hier angeführt zu werden. „Ich sah“ lauten seine Worte, „im hiesigen Tier- garten eine junge Steineiche, deren Blätter fast ganz ohne Einschnitte, länglich stumpf waren, Sie behielt diese Blätter nur einige Jahre; nachher hat sie sie ganz verloren.“ Also eine nichts weniger als constante Abänderung. Ausschliesslich nur eine solche ist eben dem Autor auch von der Stieleiche bekannt geworden. „Ich bemerkte ein- mal unter vielen eine mit dreilappigen Blättern, die die grösste Aelın- Zur Variabilität der Eiche in der Mark. 237 lichkeit mit der schwarzen Eiche hatte. Nach einigen Jahren waren aber die Blätter wie gewöhnliche geformt.“ Es war also nur ein erster, endgültig;misslungener Anlauf zur Neubildung gewesen, den Willdenow hatte belauschen können. Von Berlin nach Thüringen, von dem uns so lieben Nachfolger Linnes auf dem Throne der Pflanzenkunde, zu dem uns nicht minder vertrauten, als Forstbotaniker und als Ornitholog so bedeutenden Bech- stein übergehend, begegnen wir bei ihm bereits, wenn auch nicht einer um sehr Vieles erweiterten Anschauung, so doch einer grösseren Lust und Liebe zum Gegenstande. Bechstein kennt, 1810, von der Stieleiche neun, von der Steineiche vier Varietäten, unter denen auch Burgsdorfs Raseneiche. | Hayne,, in seiner dendrologischen Flora der Umgegend Berlins (1822), macht zuerst eine zweifellos rein märkische und, wie anzu- nehmen, beständige Eichenspielart bekannt. Ein Baum unseres Grune- walds, von ihm zuerst aufgefunden, zeigt den Typus der Steineiche mit abweichender, die Normalform indes nicht allzusehr verleugnender Blattbildung. Der Genannte gab davon eine Abbildung, ohne indes für sie einen besonderen Namen creirt zu haben, welcher letztere Umstand hauptsächlich dazu beigetragen haben mag, den Hayne’schen Fund bald wieder der Vergessenheit zu überliefern. Inzwischen ist das Jahrhundert in seinem Verlauf vorwärts geschritten. Es steht in den dreissiger Jahren. Loudon, der mit Recht berühmte englische Dendrolog, veröffentlicht sein noch heut mustergültiges Arboretum et fruticetum britannicum. Wie wird uns - da klar, wie unendlich viel der Botaniker von Fach doch dem fein- gebildeten Gärtner, dem eifrigen Cultivateur schuldet, dessen weiter Blick auf das Gebiet, in dem Natur und Menschenwitz sich begegnen, dessen Sammelfleiss im Aufspeichern des Materials in ausgiebigster Weise zur Bereicherung der Wissenschaft beigetragen haben. Nicht weniger als 23 Varietäten beider Eichenarten treten uns bei Loudon entgegen, während eine kleine Zahl anderer ausserdem noch ange- deutet wird. Was aber werden Sie sagen, wenn ich Ihnen ausspreche, dass dieser anscheinend grosse Reichtum, mit den Errungenschaften der Gegenwart verglichen, fast wie Armut erscheinen dürfte. Meine Herren, in den uns nahe gelegenen Späth’schen Baum- schulen bei Britz, zur Zeit unbedingt den reichhaltigsten des euro- päischen Continents, erreicht die Zahl der vorhandenen Eichenspiel- arten eine in der That überraschende Höhe. Auf jenem weiten Areal, einem beträchtlichen Bruchstück der Rudower Wiesen, wo eine Welt exotischer wie heimischer Gehölze über den melancholischen Grab- stätten seltener vaterländischer Florenbürger emporwächst, befinden sich, dem Katalog des laufenden Jahres zufolge, nicht weniger als 46 238 C. Bolle: Spielarten unserer deutschen Eiche, wovon der Stieleiche 38, der Stein- eiche 8 angehören. Wohl zu merken: diese alle im Handel; eine kleinere Supplementzahl daneben noch in jüngeren Sämlingen oder Veredlungen versuchsweise angepflanzt. Staunt man nicht mit Recht über einen so verschwenderischen Formenüberfluss bei einer Baumgestaltung, die sonst in gefesteter Ruhe und unangetasteter Stabilität, der überwältigenden Mehrzahl der Indi- viduen nach, unsere Gaue beschattet? Fast alle jene so zahlreichen Abweichungen vom Typus stehen indes in der Natur nur als verein- zelte Erscheinung da. Allein die Kunst des Gärtners hat sie, noch dazu meist auf ungeschlechtlichem Wege, zu vermehren gewusst. Was sonst in wenig betretener Wildnis als kaum samenbeständig, wenn auch noch so oft, wenn auch an noch so vielen Stellen entstanden, sich nach dem Absterben des Einzelbaums wieder verloren haben würde, das bevölkert nun mehr oder weniger zahlreich Garten- und Parkanlagen. Lassen wir einmal die Civilisation zurückweichen, die Naturkräfte allein wieder obwalten, so wird unaufhaltsam diese bunte Mannichfaltigkeit verschwinden, um erst in weiteren Zwischenräumen gleiche abnorme Typen hie und da neu zu erzeugen. Dass die Natur auch in der Gegenwart, auch in unserer Nähe nicht müde wird, dem ehernen Bestand der Species gegenüber, gleich- sam in spielender Laune Modificationen zu schaffen, in denen allein das Prineip der Individualität, dieses aber in hervorragender Weise zur Geltung kommt, das soll heut durch eine objective Thatsache mehr vor Ihnen bestätigt werden. Versetzen wir uns auf eine Inselscholle des Tegeler Sees; es ist diejenige, die ich selbst bewohne und bebaue. An dieser pflanzenreichen Stätte ist in jüngster Zeit eine ganz absonderliche Eichenform freiwillig erschienen, die sich dem Kreise der sogenannten Lorbeereichen an- schliesst. Dieselbe stellt sich in so fremdartiger Verkleidung dar, dass man geneigt ist, als nächste Vergleichungsobjecte geographisch fern- liegende Arten, so die Nordamerika angehörigen @. imbricaria, laurifolia, heterophylla, anzufülıren, obwohl es, trotz des abweichenden Laubes, nichts als eine abändernde Steineiche ist, mit der wir zu thun haben. Die Blätter sind lanzettförmig, mit scharf vorgezogener Spitze, nach unten zu schmal keilförmig in den Blattstiel verlaufend und zwar letzteres in meist unsymmetrischer Weise. Sie erscheinen zwar nicht oder doch nur selten als vollkommen ganzrandig, nähern sich jedoch einer der- artigen Gestaliung vermöge eines äusserst schwachen und im ganzen unregelmässigen Gelapptseins, welches ihr Rand zeigt. Dabei ist die Textur ziemlich lederartig. Mit einem Wort: ein Eichenblatt, das sich der Lorbeerform nähern will, als habe die Nymphe Daphne bei seiner Entstehung Patendienste geleistet. Dabei durchaus nichts Monströses in der Tracht des Baumes. Zur Variabilität der Eiche in der Mark. 339 Wer ihn im Sommer ansieht, wäre wohl geneigt, ihm a priori eine leichte Hinneigung zum Immergrünbleiben zuzuschreiben. Nichts Irr- tümlicheres. Es erfolgt nämlich im Herbst schon frühzeitig die Um- färbung des Laubes ins Braune. Gefunden wurde diese Spielart von mir in tiefster Buschwildnis der Trerra adentro von Scharfenberg im Jahre 1887. Da das noch zarte Stämmchen im Druck stand, ist es im Herbst 1888 an eine passendere Stelle versetzt worden, an der es den Vorzug hatte im Laufe des verflossenen Sommers von meinem gelehrten Freunde, Professor Ascherson gesehen und seiner Aufmerksamkeit gewürdigt zu werden. Der Wuchs des Bäumchens wird jetzt die Mannshöhe nur wenig über- schreiten. Sein Alter dürfte auf etwa 10—12 Jahre abzuschätzen sein. Wie es Eichenvarietäten giebt, die sich in höchst augenfälliger Weise habituell unterscheiden, ja uns fast wie Species anmuten, so treten wieder andere einander sehr nahe, so dass sie in leisen Nüancen zusammenzufliessen scheinen. Ein Beispiel jener Ersteren mag u. a. die Varietät pectinata sein. Dagegen nähert sich im vorliegenden Falle die so- eben beschriebene Scharfenberger Form ausserordentlich der gleichfalls lorbeerblättrigen var. Zouetti, die französischen Ursprungs sein soll. Dies ist in so hohem Grade der Fall, dass ich Bedenken trage, der meinigen einen eigenen Namen zu geben. Unterschiede zwischen Beiden liegen indes in der bei Zouetti mehr zum Ganzrandigen hinneigenden Blattform, die auch an ihrer Oberfläche weit stärkeren Glanz zeigt.') Ebenfalls der hier Abgehandelten nahe verwandt dürfte die als !) Es erscheint mir doch unumgänglich, die hier Leschriebene Scharfeuberger Form, die unter der Reihe der ganzblättrigen Steineichen immerhin eine selbst- ständige Stellung einnimmt, durch eine eigene Benennung systematisch zu fixi- ren. Nichts liest wohl näher, als sie mit dem Namen ihres Entdeckers zu be- zeichnen, meines langjährigen, geistreichen und formgewandten Freundes Karl Bolle, des Forschungsreisenden, „der vieler Menschen Städte gesehen und Sitten erkannt hat“ und doch mit heisser, treuer Liebe an der märkischen Heimat festhält, in welcher er sich an landschaftlich reizvoller und durch grosse Erinnerungen geweihter Stätte aus einer verwüsteten Flur ein kleines Paradies geschaffen hat. Ihm, dem so viele Zweige der Natur-, Erd- und Heimatskunde, nicht am wenigsten aber die Gehölzkunde so viel verdauken, möge dies Erzeugnis seines eigenen Grundes und Bodens gewidmet sein. Allerdings hat sich zur Zeit, wo diese Zeilen in die Presse gehen, die forma Bolleana Aschers. schon als ein vorübergegangenes Stadium in der Entwicklung des ersten Einzelwesens, welches dieselbe vertrat, her- - ausgestellt. Im Sommer 1890 entwickelte der betreffende Strauch Blätter, die zwar noch ungewöhnlich langgestreckt, doch grösstenteils die Tendenz zur Fiederlappung unverkennbar an sich tragen. Doch wurde bereits ein zweites kleineres Exemplar gefunden, das in nahezu identischer Form die oben beschriebene Blattgestaltung wiederholt. Hoffentlich wird es gelingen die f. Bolleana durch geeignete Vermehrung constant zu erhalten. Bemerkenswert erscheint, dass, wie mir Bolle versichert, die (0. Louetti das Laub im Winter vollkommen abwirft, während es bei der f. Bolleana constant, wenn auch vertrocknet sich bis zum Frühjahr erhält. _ P. Ascherson. 240 C. Bolle: Neuheit bei Herrn Rat Späth befindliche var. @iesleri, von ihm selbst durch diesen Namen ausgezeichnet, sein, eine ebenfalls neuere, ich weiss nicht ob Züchtung, ob Entdeckung, des verdienstvollen Hofgärt- ners Herrn Giesler zu Glienicke bei Potsdam. Sie wird beschrieben mit meist sehr langen, schmalen, teils oberflächlich gelappten, teils ganzrandigen Blättern. Ihr gleichfalls märkischer Ursprung ist über jeden Zweifel hinweg. So stehen wir denn der ausserordentlichen Mannichfaltigkeit, deren Eventualität Mutter Natur dem gewaltigsten und jetzt auch dem nationalsten unserer Waldbäume zu Teil werden liess, als auch auf heimischem Boden spontan sich entwickelnd, gegenüber. Zum Stadium einer eigentlichen Rassenbildung, wie es u. a. der Steineiche Süd- frankreichs mit grossen und süssen Eicheln geschehen ist, und wie auch die Pyramideneiche sich darstellt, hat hier indes auch nicht die geringste Annäherung stattgefunden. Es sei mir vergönnt, noch auf ein Paar andere Formen von gleich heimischer Herkunft hinzuweisen. Ausschliesslich gehört bis heut dazu eine Gestaltung, die lange nur durch einen einzigen, im hiesigen botanischen Garten anscheinend wild aufgewachsenen jetzt hohen Stamme vertreten war, der jene Abholzungen überstanden hat, deren - trübseliger Schauplatz diese altberühmte Stätte botanischer Studien so lange gewesen ist. Diese von mir @. pedunculata var. leptobalanos genannte Varietät beruht allein auf der Fruchtbildung, welche eine sehr lang gestielte, dem Volumen nach kleine, sonst auf- fallend schmal ceylindrische Eichel darbietet. Ein zweiter Standort dieser rarissimen Form ist im vorigen Herbst bekannt geworden. Es hat sie nämlich ein glücklich begabter, durch das Beispiel seines aus- gezeichneten Vaters zu liebevoller und scharfer Naturbeobachtung an- geleiteter Knabe, der junge Erwin Friedel, auf dem Königsplatze dicht neben der Siegessäule, in Gestalt eines sicher angepflanzten Baumes, aufgefunden. Von der allbekannten Pyramideneiche, @. ‚fastigiata Lmek., deren deutscher Mutterstamm bei Babenhausen im Grossh. Hessen steht, habe ich, durch Vergleichung von Umfang und Alter mit dem approxima- tiven Datum der Einführung des Baumes bei uns, an anderer Stelle nachgewiesen, dass auch sein, sei es auch nur sporadisches Erwachsen auf Berliner Boden eine Thatsache darstellt. Am Saume des Tiergartens, dort wo etwas von dem wilden Waldwuchs dem früher Schickler’schen Park einverleibt war, befand sich der ohne Zweifel urwüchsige Standort dieses merkwürdigen Baumes. Da die vielem Pflanzenwuchs in und um Berlin verderblich gewordene Bauwut der Gegenwart auch jenen abgelegenen Winkel des Tiergartens, — derselbe befand sich nahe bei der Kgl. Porcellanfabrik und unweit des sogenannten „Neuen Hofjägers“, östlich vom Stadtbahnhof — nicht verschont hat, so mögen Einzelnheiten Zur Variabilität der Eiche in der Mark. 241 der äusseren Erscheinung des Baumes wenigstens in der Erinnerung fortleben. Meine Aufzeichnungen darüber lauten: „Steht auf dem jetzt Ende’schen Grundstücke mit anderen Eichen zusammen, deren Höhe und zum Teil auch Stärke mit ihren Dimensionen übereinstimmen. Sie ist, der Wildheit des Orts und ihrer Grösse ge- mäss, offenbar nicht als etwas Besonderes gepflanzt worden. Sie ist die einzige dieser Eichen gewesen, deren Laub über Winter (1879—80) sitzen blieb. Als Pyramideneiche macht sie sich auch dem Laien so- fort kenntlich, denn ihre Aeste steigen in ausserordentlich spitzem Winkel aufwärts. Sie teilt sich in 4 Meter Höhe in zwei senkrechte Hauptäste, von welchen der pyramidale Kronenbau ausgeht. Die Höhe kann auf gut 22 Meter geschätzt werden. Stammumfang am Boden: 2,25 Meter. Stammumfang in Mannshöhe: 1,65 Meter. Durchmesser am Boden: 0,72 Meter Die genaueren Masse”sind durch Herrn G. Fintelmann jun. genommen worden.“ In Scharfenberg ist ferner ganz vereinzelt @. decipiens Bechst., augenscheinlich ein Bastard unserer beiden Eichen, wahrgenommen worden.!) Angepflanzt befindet sich daselbst auch die var. geltowiensis, zu sessilifiora gehörig und durch schmale, am Rande seicht eingeschnit- tene, etwas blasig aufgetriebene Blattform charakterisirt. Diese, aus der Kgl. Landesbaumschule hervorgegangen, stellt ihr Name allein schon unter die speciell märkischen Abänderungen. Sie hat gerade wegen der fast monströsen Beschaffenheit der Belaubung ziemlich weite Ver- breitung gewonnen und wird als verkäuflicher Gartenbaum selbst in französischen Katalogen aufgeführt. Erwähnenswert erscheint ferner noch eine bisher namenlose Varietät der Steineiche, deren Laub sich durch einen überaus lebhaften Glanz vorteilhaft auszeichnet. Sie wird nicht unverdient den Namen splendida tragen und ist, wildwachsend, auf der Insel Scharfenberg zu Hause. Ebendaselbst zeigt als vollkommener Gegensatz zu dieser ein anderer Baum gleicher Species ungewöhnlich glanzlose, mattgrüne Belaubung. ° In nur geringer Entfernung von den Grenzen der Mark zeigen sich noch andre unserer Sphäre zugehörige Eichenformen. Es steht bei Koschnöwe im Trebnitzer Kreise Schlesiens eine wohl 100° hohe Eiche, deren Krone sich so gelb belaubt, wie dies nur mit der bekannten Varietät Concordia der Fall sein kann. Aus Aussaaten von derselben sollen manchmal noch prachtvoller goldgelb gefärbte Sämlinge hervor- gehen. Man verdankt ihre Kenntnis dem geistreichen Forstästhetiker v. Salisch. Eben dieser beobachtete ausserdem auf seinem Gute Postel bei Militsch eine Steineiche von schönem Pyramidenwuchs, ein überaus interessantes Seitenstück zur @. fastigiata unserer Gärten, deren Platz im Formenkreise der Stieleiche ist. !) Vergl. Sitzungsber. Bot. Ver. Brandenb. XVII 1875 S. 99. Abhandl, des Bot. Vereins für Brandenb. XXXII, 16 242 €. Bolle: Doch kehren wir nach kurzer Abschweifung über die Provincial- grenze zum pflanzenreichen Sande unserer engeren Heimat zurück. Wenn wir schüchtern versuchten die Natur daselbst bei einem Akt ihres productiven Waltens gleichsam in flagranti zu belauschen, so müssen wir noch mehr über die Variabilität, deren die Eiche hier in biologischer Hinsicht fähig ist, staunen. Ich brauche den seeumgürteten Umkreis meines Heims nicht zu verlassen, um mich von diesem Pbä- nomen in verschwenderischem Masse überrascht zu fühlen.. Da sind Eichbäume, die ihren Wuchs in der verschiedensten Weise entwickelt haben: kurzstämmige mit weit ausgebreiteter Krone und hochauige- schossene schmalkronige, sowie andere mit domförmigem Wipfel. Da giebt es welche, deren Laubentfaltung im Frühling, Anderen voraus, in wohl 14 Tage betragenden Abständen erfolgt. Bei Einigen tritt das Blattwerk mit hell’ eitrongelber Färbung in dies Evolutionsstadium ein. Welche Verschiedenheit dazu in der herbstlichen Entlaubung der Zeit und dem Farbenspiel nach! Während einerseits frühzeitiges Vergilben, ja selbst Braunwerden des Laubes schon eine Folge der ersten herbstli- chen Nachtfröste ist, vegetirt der Blätterschmuck anderer in unangetas- teter Frische bis tief in den November, ja bis in den December hinein. Es giebt Pyramideneichen, die das dürre Laub im Winter abwerfen, an- dere, die es bis zum Frühling bewahren. Die Eicheln endlich variiren vielfach hinsichtlich ihrer Gestalt und ihrer Grösse; bei der Steineiche insbesondere habe ich sie sich bald grösser bald kleiner zeigen, ja in den Umrissen sich in auffälliger Verkürzung fast der Kugelform nähern sehen. Es bliebe noch übrig, was bisher versäumt wurde, dieselben auf ihren Geschmack zu prüfen. Vielleicht fände man selbst ganz oder doch ziemlich essbare darunter, wie dies unserem verehrten Mitbürger, Pro- fessor Virchow, bei ähnlichen Versuchen am Rhein geglückt ist. Statt der Menschen sind nun wie von Alters her zahme und wilde Tiere, unter dem Hausgeflügel insbesondere neben den Puten, die Enten, welches von letzteren noch durch Ilse!) bezweifelt wurde, Eichelfresser geblieben. Dies alles sehe ich auf kleinem Raum um mich herum; aber was ich zu meinem Bedauern nicht mehr erblicke, das sind jene riesigen Feld- eichen, von vielfacher Klafterweite im Umfang, die als Zeugen längst entschwundener Vorzeit und als wahre Wunder der Vegetation bis vor wenigen Decennien noch die Feldmark von Scharfenberg schmückten. Leider bin ich zu spät gekommen, um sie vor jenem gefährlichen Werk- zeug in der Hand eines baumfrevlerischen Vandalismus, vor der Axt, zu schützen. Sie gehören der Vergangenheit, ja was am schmerz- lichsten ist, einer noch frischen Vergangenheit an, und das Gedächtnis ihrer Grösse wird mit dem Heimgange Einzelner aus der älteren Gene- ration Berlins in das Grab sinken. Nur Wenige leben noch am See, !) Verh. Bot. Ver. Brandenb. III, IV. (1861, 1862) S. 37. Zur Variabilität der Eiche in der Mark. 243 welche einst die grossen Raubvögel, den Reiher und den Cormoran, auf ihren Wipfeln rasten und buntfarbige oder fast sagenhaft gewor- dene Höhlenbrüter: die -Mandelkrähe, die Hohltaube, den Schwarz- specht, die Baumente in ihren Astlöchern nisten sahen. Unzerstörbar aber und jetzt auch von Menschenhand ungestört waltet die Natur auf jenem Scoglio des weiten Havelbeckens ihres Amtes. Allerorts spriesst die Eiche daselbst massenhaft und fast unkrautartig wieder auf, mit wie ohne Hülfe des Menschen und, dank- bar sei es anerkannt, auch des Hähers. Sie scheint hier einen ihr vor anderen Orten zusagenden Boden gefunden zu haben. Der grosse Friedrich wusste wohl was er that, als er mit dem ihm in kleinen, wie in grossen Dingen eigenen Takte die zu seiner Zeit forstfiskalische Insel Scharfenberg, wie aktenmässig festgesetzt, zur Eichencultur be- stimmte hatte. Nachsechrift. Nicht mit Stillschweigen sei übergangen, dass W. Lasch dem Gesenstande obiger Betrachtung schon vor Jahrzehnten seine volle Auf- merksamkeit zugewandt hat. Man vergleiche: Die Eichenformen der märkischen Wälder, besonders um Driesen. (Botan Zeit. 1857 S. 409.) Der Verfasser führt hier in sehr lehrreicher Weise von beiden einheimi- schen Quercusarten eine lange Reihenfolge von Abweichungen vom Typus auf, die seiner Beobachtungsgabe Ehre machen, ohne dass die von ihm gegebenen Beschreibungen die Unterschiede gerade sehr plastisch ‚hervortreten liessen. Es sind zahlreiche Zwischenformen darunter,, vermöge welcher durch Individuen von höchst wahrscheinlich hybridem Ursprunge, @. pedunculata und sessiliflora ineinander überzugehen scheinen. Dass dadurch der specifischen Dignität beider nahegetreten werde, verneint Lasch mit einer Bestimmtheit, der wir von ganzem Herzen beipflichten. Ganzrandige Blattformen hat er nicht wahr- genommen, wohl aber Blattwerk von mehr lederartiger Consistenz (seine Varietät crassifolia). Die Varietät microcarpa, welche er von (). pedunculata aufstellt, dürfte unserer Zeptobalanos nahestehen. Eine‘ ähnliche Form ist, nach Ausweis seines Herbars auch von A. Braun und zwar im Badischen beobachtet worden. Weitere Notizen über den gleichen Gegenstand hat Herr Professor Magnus in den Verhandlungen unseres Botanischen Vereins vom Jahre 1882") geliefert. Er handelt hierbei von spontan in der Jungfernheide und auf der Pfaueninsel auftretenden Formen, auf welche letztere er zuerst durch Herrn Hofgärtner Reuter, den Genius loci, aufmerksam gemacht worden war. Jedermann weiss, dass die Pfaueninsel eine wunderbar schöne 1) Sitzungsber. 8. 83. 16* 244 0. Bolle: Zur Variabilität der Eiche in der Mark. und grandiose Eichenvegetation auf ihrem Boden entfaltet. Wie sich dort aus diesem! Baumgeschlecht wahrhaft kolossale Zeugen längst entschwundener Jahrhunderte erhalten haben, so verdienen daselbst nicht minder verschiedene freiwillige Abweichungen vom Normaltypus die Aufmerksamkeit des Botanikers. Letztere haben den Vorzug genossen, sich unter den Augen eines nicht minder warmen Pflanzen- freundes als scharfsichtigen Beobachters, des Herrn Hofgärtners Reuter, entwickeln zu dürfen. Eine kleine Sammlung getrockneter Exemplare, die mir durch die Gewogenheit eben dieses werten Freundes ganz neuerdings zukömmt, liefert für eben Gesagtes ausgiebigen Beweis. Verdientermassen erwähnt seien hiervon die folgenden Spielarten: Von @. pedunculata: Blätter von fast lederartiger Textur, mit nur wenigen regel- mässigen, grossen und tiefen Einschnitten, deren Lappen sich am oberen Ende vollkommen abrunden. Eicheln mit 2 Zoll langen Stielen, ungewöhnlich klein, die Cupula nur um ein weniges überragend. Der Blattform nach ein Analogon der amerikanischen @. obtusiloba Mchx. Von ©. sessiliflora: 1. Mit ausnehmend langem Blattstiel, in welchen sich die Blatt- substanz ganz schmal und keilförmig verliert. Blatt tief eingeschnitten, mit fast spitz zu nennenden Lappen. 2. Blätter goldgelb gescheckt. 3. Blätter über zolllang gestielt, am Grunde in stumpfem Winkel unsymmetrisch ansetzend, am Rande nur schwach gelappt, sehr gross. 4. Blätter ganz schmal lanzettförmig, bis zu einem halben Fuss in die Länge gezogen, zum Teil schmal- und langlappig, zum Teil dem Ganzrandigen sich nähernd, mit vielen Zwischenformen; sehr allmählich in den Stiel sich verschmälernd. Der Blattform nach ein Analogon der @. imdricaria Mchx. Der Stamm, dessen Laub sich durch eine derartige bizarre Blattbildung auszeichnet, ist jetzt, zufolge einer .durch Herrn Hofgärtner Reuter gemachten Messung 12 Fuss hoch. Es ist dies, Magnus zufolge, die von Reuter var. Darwin? genannte Varietät. Einige Blütenmissbildungen. Udo Dammer. (Vorgetragen in der Sitzung am 14. März 1890.) In Folgendem lege ich einige von mir in den letzten Jahren be- obachtete Blütenmissbildungen vor, welche wohl einigen Anspruch auf allgemeineres Interesse machen dürften. Dieselben gehören den ver- schiedensten Gruppen teratologischer Bildungen an. 1. Synanthie zweier Blüten von Betonica orientalis, verbunden mit Meiotaxie im Androeceum. Synanthie bei Labiaten gehört zu den selteneren Erscheinungen. Masters!) erwähnt nur Galeopsis ochroleuca und Betonica alopecurus. Eine kurze Beschreibung einer von mir am 19. Juli 1883 im Kgl. Botanischen Garten zu Berlin gefundenen derartigen Missbildung an -_B. orientalis dürfte deshalb einiges Interesse haben. Von den beiden letzten Halbquirlen einer Inflorescenz von B. orientalis war der eine normal entwickelt, d. h. er bestand aus einem aus vier Blüten gebildeten Wickel. Von diesen vier Blüten waren die beiden älteren vollständig ausgebildet, die beiden jüngeren dagegen nur rudimentär vorhanden. Der diesem Halbquirl correspondirende opponirte Wickel zeigte dagegen folgende Bildung: Das Tragblatt war mit den beiden Vorblättern der beiden ersten Blüten am Grunde verwachsen, diese beiden Vorblätter selbst waren bis auf die äusserste Spitze, welche allein von jedem frei war, verwachsen. Sie trugen in ihren. Achseln je eine Blüte, welche mit einander verwachsen waren. Ausser diesen beiden verwachsenen waren noch vier Hochblätter mit je einer mehr oder minder verkümmerten Blütenknospe vorhanden. Von den beiden verwachsenen Blüten waren die Kelche zu einer einzigen achtzähnigen Röhre verwachsen. Die Nervatur liess aber er- kennen, dass sowohl der hintere als auch der vordere Zahn in der Mediane aus je zwei Zähnen gebildet war, d. h. es waren die benach- barten Kelchzähne beider Blüten paarweise zu einem Zahne verschmolzen. !) Masters Pflanzen-T'eratologie. Deutsche Ausgabe, S. 64. Leipzig, Haessel 1886. 246 U. Dammer: In dieser gemeinschaftlichen Kelchröhre befanden sich zwei nor- mal entwickelte Blumenkronen mit je einer Oberlippe und je einer tief dreispaltigen Unterlippe, welche aber in der ganzen Länge der Blumen- kronenröhre und mit den benachbarten Rändern der Oberlippen mit einander verwachsen waren. Der Querschnitt der Blumenkronenröhren glich also einer liegenden Acht (»). In der linken Blüte befanden sich drei Staubblätter, zwei hintere und ein vorderes. Das zweite vor- dere, der benachbarten Blüte zunächst gelegene Stamen war dagegen vollständig abortirt. Die rechte Blüte hatte normal zwei hintere und zwei vordere Stamina. Das Gynaeceum war in beiden Blüten normal ausgebildet: zwei in zwei Klausen zerfallende Carpiden mit einem cen- tralen Griffel in jeder Blüte. Diese Monstrosität hat also nichts mit der von Michalet!) be- schriebenen Synanthie bei B. alopecurus zu thun, da hier keine Pelorien- bildung, wie in jenem Falle, vorliegt. Ob dieselbe mit der von Masters eitirten Synanthie bei Galeopsis ochroleuca übereinstimmt, muss unent- schieden bleiben, da Masters diese Art nur in einer Liste aufführt. Interessant ist an der von mir gefundenen Missbildung einmal die Verwachsung der beiden Hochblätter unter sich und mit dem Trag- blatte des ganzen Wickels, sodann die vollständige Verschmelzung der beiden Kelche in eine einzige Röhre, verbunden mit Connation je zweier benachbarter Kelehzähne; endlich die blosse Verwachsung der beiden Corollen an den benachbarten Teilen, d. h. an den benachbarten Flächen der Röhren und an den resp. Rändern der Oberlippen. Die Unter- drückung des einen Stamen ist nicht weiter auffällig, da bekanntlich Unterdrückungen im Androeceum bei Synanthie häufig sind. Die Unter- drückung gerade des rechten Stamen in der linken Blüte entspricht ganz den theoretischen Forderungen. Der Ansicht Morrens?) dagegen, dass die Richtung, in welcher die Verwachsung der Organe bei Synanthie stattfindet, centripetal sei, widerspricht die hier beschriebene Missbildung vollständig. Im Gegen- teile sehen wir, dass dieselbe im vorliegenden Falle ausgesprochen centrifugal ist. Wir beobachten hier zu äusserst vollkommenes Inein- ander-Aufgehen der correspondirenden Kreise (Hochblätter, Kelche), dann lose Verwachsung (Corolle), endlich normale Entwicklung der in- neren Kreise. Man sieht also auch hieraus wieder, wie vorsichtig man mit der Verallgemeinerung teratologischer Beobachtungen sein muss. 2. Petalodie des Kelches bei Dicentra spectabilis. Am 20. Mai 1889 fand ich in einem Privatgarten einen Blüten- zweig von Dicentra spectabilis, an welchem eine Blüte statt zwei, vier 1) Bull. de la Soc. Bot. Fr. vol. VII, p. 625. 2) C. Morren in Bull. Ac. Belg. XV, XVII, XIX, XX bei Besprechung von Synanthie von Calceolaria. { Einige Blütenmissbildungen. 247 gespornte Blumenblätter besass. Eine genauere Untersuchung ergab, dass hier die beiden Kelchblätter, welche gewöhnlich klein sind und frühzeitig abfallen, vollständig die Gestalt und Farbe der Petalen des äusseren Kreises angenommen hatten. Petalodie des Kelches ist im allgemeinen keine häufige Erschei- nung, doch tritt sie bei Gamosepalen immer noch häufiger auf als bei Dialysepalen. Masters!) führt für letzere Ranunculus auricomus, Rubus caesius und Carum Carvi an. Bei Dicentra spectabilis ist diese Miss- bildung meines Wissens noch nicht beobachtet worden. Interessant ist an dem vorliegenden Falle, dass die umgevildeten Teile vollständig die eigentümliche Gestalt der äusseren Petalen angenommen und mit dieser Aenderung der Form auch die längere Dauer an der Blüte erlangt hatten. Alle übrigen Blütenteile waren vollständig normal entwickelt. Ueber und unter der monströsen Blüte befanden sich durchaus normale Blüten. 3. Petalodie der Stamina bei Rudbeckia californica. Petalodie der Stamina ist bei Compositen eine äusserst seltene Erscheinung. Bisher wurde dieselbe meines Wissens nur zweimal be- obachtet: von Göschke?) an Dahlia variabilis und von Massa- longo?°) an Gaillardia Drummondl. Auf dem Staudenstück des Berliner Botanischen Gartens befindet sich seit einer Reihe von Jahren ein kräftiges Exemplar von Audbeckia californica. Dasselbe fiel mir im Jahre 1888 durch seine eigentümlichen stark ausgebildeten Strahlenblüten auf. Bei näherer Untersuchung fand ich, dass in zahlreichen Blüten die Stamina petaloid ausgebildet waren. Zum Teil waren diese petaloiden Gebilde, an welchen ich nie Antheren oder auch nur Antherenanlagen beobachten konnte, nur kleine, gerade, schmal-lanzettliche Blättehen, welche nur wenig aus der kurzen Blumen- kronenröhre hervorragten. Zum Teil aber erreichten sie eine bedeutende Grösse, 15 und mehr Millimeter Länge, bei etwa 3 Millimeter Breite. Sie waren dann meist etwas gekrümmt. An den Strahlenblüten dieser Art trat oft auch noch eine Zerschlitzung der Blumenkrone auf, welche soweit gehen konnte, dass die Blüte zweilappig wurde. Ganz die gleichen Missbildungen, Petalodie der Stamina und Spaltung der Blumenkrone, beobachtete ich bei Heliomeris spec. 4. Abortion der Stamina bei Philadelphus coronarius L. In einem Privatgarten in Friedenau fiel mir im vorigen Jahre ein Strauch von Philadelphus coronarius auf, welcher sich dadurch aus- I), Le, p. 323, 2) In Masters, ]. c. p. 329, tab. fig. 20 a—e. ») Nuovo Giornale Botan. Italian. vol. XX. No. 2, Apr. 1888, p. 269, tab. XIII fig. 20 und 21. 248 U. Dammer: Einige Blütenmissbildungen. zeichnete, dass die Petalen nicht flach ausgebreitet, sondern seitlich eingebogen waren, dabei eine viel geringere Breite und derbere Consi- stenz besassen. Ich erfuhr, dass dieses Exemplar, welches jedes Jahr sehr reichlich blüht, stets diese Eigentümlichkeit zeige. Ausser dieser Abweichung fiel mir aber noch auf, dass die Blüten in den allermeisten Fällen rein weiblich waren. Nur hin und wieder fand sich eine Blüte mit einigen wenigen Staubfäden, welche aber meist nur rudimentär oder auch petaloid ausgebildet waren. Der sehr kräftig entwickelte Fruchtknoten trug entweder eine Anzahl (meist vier) freie Griffel oder einen einzigen, nur an der Spitze etwas gespaltenen Griffel. In der Litteratur konnte ich diese Monstrosität bei Philadelphus nicht er- wähnt finden. Besonders merkwürdig waren viele dieser Blüten noch dadurch, dass sich auf der Aussenseite des Fruchtknotens eine oder mehrere Narben ausgebildet hatten (laterale Pleivstigmatie). Chantransia chalybaea (Lyngh.) Fr. var. marchica m. Von P. Hennings. Auf der am 1. Juni d. J. stattgefundenen Wanderversammlung zu Freienwalde fand ich in einem kalten, sehr rasch fliessenden Bache in Falkenberg die am Grunde desselben flutenden Pappelwurzeln mit schwarzgrünen Ueberzügen einer Alge bedeckt. Dieselbe wurde von mir an Ort und Steile als eine Uhantransia-Art erkannt. Die mikro- skopische Untersuchung ergab, dass die Räschen nicht wie bei den übrigen Arten der Gattung stahlblau, violett oder purpurrot, sondern chlorophyligrün gefärbt sind und im trockenen Zustande eine schiefer- sraue Färbung annehmen. Herr Dr. P. Richter in Leipzig, dem ich die Alge in getrockneten Exemplaren übersandte, erklärte dieselbe an- fänglich für ©. chalybaea (Lyngb.) Fr. var. muscicola Kg., mit welcher sie allerdings die grösste Aehnlichkeit besitzt. Das schmutzig-olivenfarbige Aussehen der Räschen, die chloro- phyligrüne Färbung des Zellinhaltes, die ungemein dicht- und fest- polstrigen, mit einander verschmolzenen, an der Oberfläche glatten, nicht ausstrahlenden Räschen unterscheiden sie besonders von der. Varietät muscicola Kg. Die einzelnen Fäden sind sehr schwach und einseitig verzweigt, die Zellen 3—4 mal so lang als breit, die Aeste meistens angedrückt, seltener bogig abstehend. Letzteres wird wohl nur durch das dichtere Wachstum bedingt. Im Einverständnis mit Herrn P. Richter habe ich die Alge als var. marchica zu O©. chalybaea (Lyugb.) Fr. gestellt, und wird dieselbe in der nächsten Lieferung von Hauck u. Richter „Phykotheka uni- versalis“ fasc. VII. ausgegeben werden. Im Algen-Herbar von A. Braun, worin besonders die Öhantransia- Arten aus der Flora Badens zahlreich vertreten, finde ich aus der Mark keine Art eingelegt und ist mir nicht bekannt, dass hier 250 P. Hennings: Chantransia chalybaea (Lyngb.) Fr. var. marchica m. eine solche beobachtet worden sei. — Im Sommer 1889 entdeckte ich in einem Bache am Eingange des Waldes bei Buckow die ©. pygmaea Kg., welche in senfkorngrossen Polstern einzelne Kieselsteine bedeckte. — Diese Art war mir bereits von Kiel her bekannt, wo ich sie 1880 unter ähnlichen Verhältnissen auffand und sie von Herrn Professor Dr. Engler bestimmt wurde. — Zweiter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der im Botanischen Garten zu Berlin beobachteten Ustilagineen und Uredineen. Von P. Magnus. (Vergl. Abhandlungen Jahrg. XXIX (1887) S. 5—12.) Seit der ersten Veröffentlichung sind wieder, namentlich durch Herrn P. Sydow, einige Ustilagineen und Uredineen im Berliner Bota- nischen Garten gefunden worden, die bisher dort nicht beobachtet worden waren. Da es ein grosses Interesse hat möglichst vollständig die Arten, die an der beschränkten Localität auftreten, zu kennen, da es noch besonders wichtig ist zu verfolgen, auf welchen Wirtspflanzen unsere einheimischen Arten im Botanischen Garten auftreten, gebe ich hier diesen Nachtrag. Die Nummern, unter denen die Arten aufgeführt sind, beziehen sich auf die eitirte Mitteilung. Die neuen bisher noch nicht beobachteten Arten werden ohne Rücksicht auf die systematische Stellung unter neuen Nummern aufgeführt. ‘3e. E. Rostrup hat in: Nogle Undersögelser angaaende Ustilago Carbo (Overs. over d. K. D. Vidensk. Selsk. Forh. 1890) diese Art nach den Verschiedenheiten der Sporenkeimung in 5 Arten zerteilt, von denen 4 im Berliner Botanischen Garten gesammelt sind: a) U. Avenae (Pers.) Rostr. auf Avena sativa, A. tatarica und A. tata- rica var. nigra P.Mgns. ß) U. Tritici (Pers.) Rostr. auf Triticum vulgare P.Mgns. y) U. Jensendi Rostr. auf Hordeum distichum Juli 1887 P. Mgns. 6) U. perennans Rostr. auf Arrhenatherum elatius P.Mgns. 5b. U. violacea (Pers.) auf Silene maritima 1887/88 P.Sdw. (Mycotheca Marchica No. 2320). 7b. D, receptaculorum (DC.) auf Scorzonera humilis ist jetzt zu bezeichnen als (7. Scorzonerae (Alb. et Schwein.) Schroet., da Schroeter mit Recht in der Kryptogamen- Flora von Schlesien Bd. Ill S. 274 die Ustilago auf Scorzonera von der auf Tragopogon als Art unter- scheidet und abtrennt. 9b. Boudier hat mit Recht in Societe mycologique de France Tome Ill 1887 p. 150 die auf Veronica hederifolia wachsende Schroeteria als 252 12b. 23. 28b. 30b. 35b. 36h. 39h. 44b. P. Magnus: eigene Art von der auf den anderen Veronica-Arten wachsenden un- terschieden auf Grund der geringen Grösse der Sporen, ihres leichten Auseinanderfallens im reifen Zustande, und weil der Pilz nur im Funiculus des Samens auftritt. Ich kann das auf Grund vor- genommener Nachuntersuchung für die Berliner Pflanze bestätigen. Boudier, der die durch die Algengattung Geminella, die Turpin schon 1828 aufgestellt hatte, notwendig gewordene Aenderung des Namens in Schroeteria Wint. nicht zu acceptiren scheint, nannte sie 1. c. (@eminella Decaisneana Boudier. Da aber die Gattungs- bezeichnung Schroetera Wint. nunmehr angenommen werden muss, so muss sie in unserer Liste unter dem Namen Schroe- teria Decaisneana (Boud.) Magnus aufgeführt werden. Uromyces Rumicıs (Schum.) auf Rumex arifohius September 1887, P.Sdw.; auf R. stenophyllus September 1887 P.Sdw.; auf R. saliei- " folius August 1888 P.Mgns.; auf R. marztimus August 1889 P.Sdw.; auf R. erispus August 1889 P.Sdw.; auf R. dentatus August 1889 P. Sdw. Puceinia Malvacearum Mont. auf alien plebeja Juli 1887 P.Mgns. P. Iridis (DC.) auf Iris gracilis Sepierahet 1887 P.Sdw.; auf /. virginiana August 1887 P.Sdw. P. Tanaceti Balsamitae (DC.) auf Pyrethrum: tanacetifohum Sep- tember 1887 P.Sdw.. Sydow hat diesen Pilz in seiner Mycotheca Marchica No. 1618 als Puccinia Tanaceti DC. ausgegeben. Da aber die Teleutosporen in der Mitte kaum eingeschnürt, am Grunde nur abgerundet (nicht verschmälert), am Scheitel nur verdickt (nicht stark : verdiekt kappenförmig) und der Stiel derselben oft kurz ist, kann ich sie nur für’ ?. Tanaceti Balsamitae (DC.) erklären, deren Auftreten auf dieser Wirtspflanze sehr interessant ist und wahrscheinlich im Berliner Botanischen Garten ‚selbst von Tana- cetum Balsamita aus sich vollzogen hat. P. Porri (Sdw.)3auf Allium sphaerocephalum August 1888 P.Mens.; auf A. globosum August 1839 P.Sdw. P. Asparagi DC. auf Asparagus caspicus September 1887 P.Sdw.; auf A. maritimus September 1887 P.Sdw. P. flosculosorum (Alb. et Schwein.) (== P. Heeracii [Schum.]) auf Öentaurea atrata August 1883 P.Sdw.; auf ©. Eindressii October 1889 P.Sdw.; auf Leontodon hastilis August 1888 .P.Mgns.; auf Hreracium cornigerum August 1888 P.Sdw.; auf Kaldfussia Mülleri Schultz Bip. September 1889 P. Sdw. P. graminis Pers. auf Elymus Engelmanni September 1°87 P.Sdw.; auf E.striatus A.Rehder; auf Z. sabulosus A.Rehder. — In der Mycotheca Marchica No. 218 hat Sydow diese Art laut Angabe der Etikette auf Zeersia oryzoides aus dem Berliner Botanischen Ustilagineen und Uredineen im Berliner Botan. Garten. II. Nachtrag. 253 Garten ausgegeben. An meinem Exemplare ist aber die Wirts- - pflanze Triticum repens. 45b. P. Rubigo vera (DC) 1. das Aecidium auf Anchusa ochroleuca August 1888 P.Sdw. 2. Uredo und Puceinia auf Akerochloa bo- realis September 1889 P.Sdw.; auf H. australis September 1887 P.Sdw. 4Tb. P. Poarum Niels. auf Poa Kitaibelii Juni 1887 P.Sdw.; auf P. pratensis Juni 1887 P.Hgs. 12b. Aecidium Mespili DC. auf Orataegus grandiflorus August und Sep- tember 1887. 13. Melampsora Circaeae (Schum.) Wint. P.Hgs. 1887 auf aus dem Tier- garten bei Berlin geholten Exemplaren der Oircaea Lutetiana L. 30. September 1837 P.Hgs.; auf C. intermedia Elırh. Juni 1889 P.Sdw. (in P. Sydow Uredineen No. 137 als auf ©. Zutetiana aus- gegeben). 74. Puccinia Liliacearum Duby auf Ornithogalum umbellatum Mai 1888 P.Sdw. Sie wurde von P. Sydow von dieser Localität in der Myeotheca Marchica No. 2022 als Uromyces Ornithogali (Wallr.) fälschlich ausgegeben. 75. Doassansia punctiformis (Niessl) Schroet. (— D. Niessliüi de Toni in Journal of Mycology IV. p. 17) auf Dutomus umbellatus August 1888 P.Sdw. Da Niessl bereits 1872 in seinen „Beiträgen zur Kenntnis der Pilze“ S. 16 diese Art als Protomyces punctiformis beschrieben hat, so muss dieser Speciesname beibehalten werden, gleichgiltig in welche Gattung man den Pilz stellt. Gehört nun dieser Pilz zur Gattung Doassansia, so muss der Name der von Winter in der Revue mycologique 1856 p. 207 aufgestellten D. punctiformis auf Lythrum Hyssopifolia aus Melbourne umgeändert werden und will ich dieselbe Doassansia Winteriana P. Magns. zum Andenken des Verstorbenen nennen. 16. P. Bistortae DC. auf Polygonum Bistorta 29. September 1889 P. Hs. 17. P. Lampsanae (Schultz) Schroet., Aecidium und Uredo auf ZLamp- sana communis 30. April 1890 P.Magns. 18. Chrysomyxa Rhododendri (DC.) dBy. auf dem frisch eingeführten FRrhododendron hirsutum in dem neuen Alpinum des Botanischen Gartens 1. Mai 1890 P.Hgs. 79. Uromyces Schroeteri de Toni (= U. verruculosus Schroet.), die Uredo auf den im Garten cultivirten Silene Morisii, S. trinervia, 8. vesiculifera und 8. apetala September 1889 P.Sdw. Die Uredo- sporen ähneln sehr denen, die auf Melandryum album so häufig auftreten, von denen Schroeter in seinem Uromyces verrucolosus die dazu gehörigen Teleutosporen nachgewiesen hat. Wie bei dieser Art, sind sie braun, von länglich ovaler Gestalt, mit kleinen zarten Stacheln besetzt und haben drei Keimporen, die 254 P. Magnus: Ustilagineen u. Uredineen i. Berl. Bot. Garten. II. Nachtrag. etwas näher dem oberen Pole liegen. Ich kann sie daher — we- nigstens einstweilen, — trotzdem die Nährpflanzen nicht gerade sehr nahe dem Melandryum album verwandt sind und trotz der wesentlich anderen, namentlich weit starreren, durchaus nicht weich krautartigen Beschaffenheit des Laubes derselben — nicht von dem Uredo des Uromyces Schroeteri de Toni speeifisch ab- trennen. Da die Stengel dieser einjährigen Arten nach der Samen- reife ausgerissen und weggeworfen wurden, wurden vielleicht des- halb die Teleutosporenlager nicht angetroffen. Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. Von K. Warnstorf. Der Einblick, welehen ich im Jahre 1888 in die Flora von Brüsen- walde gethan, liess in mir bald den Wunsch rege werden, dieses so- wohl landschaftlich als botanisch interessante Gebiet öfter und zu ver- schiedenen Jahreszeiten zu besuchen, um einerseits bisher nicht gesehene Punkte zu exploriren, andrerseits die Vegetationsverhältnisse zu ver- schiedenen Zeiten im Jahre studiren zu können. Da der Vorstand unseres Vereins auf einen von mir gestellten diesbezüglichen Antrag wie immer in bereitwilligster Weise einging und mir zweimal Beihülfen zu den Reisekosten gewährte, so benutzte ich im Jahre 1889 die Pfingstferien und im darauffolgenden Jahre einen Teil der Osterferien, um meine angefangenen Beobachtungen und Untersuchungen in dortiger Gegend fortzusetzen, resp. zu vervollständigen. Da seit einigen Jahren Löwenberg a. d. Nordbahn mit Templin durch eine Secundärbahn verbunden ist, so wählte ich bei beiden Ausflügen diesmal nicht die etwas unbequeme Tour über Lychen, sondern die mir noch unbekannte über Templin. Der Bahnhof Löwenberg liegt von dem gleichnamigen Orte etwa !/, Meile entfernt. An der Chaussee, welche zur Bahnstation führt, sammelte ich im April d. J. auf Lehm- und Mergelboden Barbula Hornschuchiana in Frucht. Der nächste Zug, mit welchem ich nach Templin weiterfahren wollte, ging erst nach etwa 3 Stunden ab, und so konnte ich es mir nicht versagen, einen kurzen Abstecher nach Liebenberg, einer Besitzung der Grafen zu Eulenburg zu machen. Leider musste ich es mir versagen, den alten, prachtvollen Park dort zu besuchen, sondern der vorgerückten Zeit wegen mich begnügen, einen Blick auf die unweit Liebenberg gelegene „Grosse Lanke“ zu werfen. In einem von nicht unbedeutenden Höhen eingefassten Thalkessel liegen hier dieht bei einander ausser diesem noch drei andere kleinere Seen, die „Kleine Lanke“, der „Papen- see“ und der „Moddersee“. Auf einer weit in die Gr. Lanke in der Richtung von Norden nach Süden einspringenden Landzunge finden sich ı) Vergl. Warnstorf, Ein Ausflug nach der Ukermark in Verh. d. Bot. Ver. für Brandenb., Jahrg. 1888 $. 288—298. 256 K. Warnstorf: nach Aussage eines auf dem Gutshofe angestellten „Meiers“, welcher mich in zuvorkommender Weise zu orientiren sich bemühte, noch Ruinen einer Burg aus der Raubritterzeit, welche gegenwärtig von Gebüsch und Kiefernwald überwuchert sind. Hätte ich nicht Eile gehabt, so würde ich nicht versäumt haben, diese in der Vorzeit rings vom Wasser umgebene Landzunge zu besuchen, so aber konnte ich nur am Ufer der Gr. Lanke Tussilago farfara und an den zum See abfallenden sandigen Gehängen einige wenige Moose notiren. Von Templin aus liegt Brüsenwalde 2 Meilen genau nördlich; diese Entfernung legte ich zu Fuss zurück und zwar über Gandenitz und Mahlendorf. Anfänglich führt der Weg durch gut angebaute Acker- flächen, deren Boden z. T. Lehm oder Mergel aufweist. Vor Gandenitz fällt das Hochplateau zu einem langen schmalen Thale ab, welches sich in einem Bogen von dem langen schmalen Netzower See erst in nord-, dann in südwestlicher Richtung über Gandenitz bis Alt-Placht fortzieht und hier das sich in nordwestlicher Richtung bis Lychen fort- setzende Seebecken des Platkow- und Zenz-Sees erreicht. Da, wo der Weg allmählich vor Gandenitz abwärts führt, wird der Boden sehr sandig und unfruchtbar, dasselbe gilt von dem jenseits Gandenitz bis zur Templiner Forst sich hinziehenden Plateau. Auf dieser Tour be- merkte ich bald hinter Templin dicht am Wege Zgwisetum pratense, unter Roggen Vicia villosa, an alten Pappeln Barbula latifolia und pulvinata, auf Ausstichen Pleuridium alternifolium und Barbula vinealis var. eylindrica (Tagl.). In Gandenitz selbst fielen mir auf der Kirchhofs- mauer Veronica Teucrium und Stachys recta auf und hinter dem Dorfe an den alten Birken am Wege war das häufige Auftreten von ÜCetraria sepincola bemerkenswert. Etwa !/, Meile hinter Gandenitz beginnt der Wald; derselbe ist anfänglich aus schönen Buchen und Kiefern gemischt und bildet die Templiner Stadt-Heide. In diesem Teile bedeckte das schöne Aypnum Ürista-castrensis teilweis den humosen Waldboden, während aım Grunde alter Kiefern neben sterilem Dieranum montanum das in der norddeutschen Tiefebene bisher nur von 2 Punkten bekannte D. fuscescens var. falcifolium Braithw. vorkam; nach D. strictum Schleich. welches ähnliche Standorte liebt, suchte ich vergebens. An Phanerogamen verdienen erwähnt zu werden Hieracium murorum, Genista germanica und £inctoria, Lathyrus montanus u. Ss. w. Der Teil der Boitzenburger Forst, welcher alsbald vom Wege nach Mahlendorf durchsehnitten wird, besitzt gar keinen Laubwald, sondern nur jüngere und ältere Kiefern- bestände. Hier wurden bemerkt Aubus saxatilis, Pirola chlorantha und Lyeopedium annotinum; charakteristisch war an einzelnen Stellen das häufige Auftreten von Juniperus communis in Prachtexemplaren. Von Brüsenwalde aus besuchte ich nun im Juni 1889 zuerst den unweit Thomsdorf gelegenen sogenannten Konower Werder im Karwitz- See, welcher zwar bereits zu Meklenburg gehört, den kennen zu lernen Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 257 ich mir aber nicht versagen zu sollen glaubte, da er landschaftlich sowohl wie auch botanisch mit zu den interessantesten Punkten der dortigen Gegend gehört.!) Der Karwitz-See besitzt an seinem Südrande, da, wo er die Grenze zwischen Meklenburg und Brandenburg markirt, z. T. hohe, steile, mit Buschwerk bestandene Ufer, an welchen wiederum die charakteristischen erratischen Blöcke auftreten. Dieselben liegen hier nieht nur in grosser Zahl wild durcheinander gewürfelt am Lande, sondern setzen sich auch bis weit ins Wasser hinein fort. Interessante steinbewohnende Moose fanden sich hier fast gar nicht und auch die nach Norden gerichteten Abhänge boten ausser einigen Aubusarten wenig Bemerkenswertes. Das Vordringen am Seeufer durch Gebüsch und über Granitblöcke war überhaupt mit grossen Schwierigkeiten verknüpft und musste, da ersteres zuletzt geradezu undurchdringlich wurde, end- lieh ganz aufgegeben werden. Auf der Höhe bestelit der Boden aus fettem Lehm; hier gedieh vorzüglich Weizen, und unter diesem zeigte sich in zahlreichen Exemplaren Papaver Rhoeas, der Klatschrosenmohn. Der Konower Werder selbst ist eine breite, etwa !/, Meile in den Kar- witz-See in der Richtung von Osten nach Westen einspringende Land- zunge, welche fast überall mit Buchen bestanden ist. Dieselben bilden teilweis sehr alte, teilweis noch jüngere Bestände. Die zahlreich zer- streut liegenden erratischen Blöcke boten wider Erwarten nichts Be- sonderes; nur Dicranum longifolium fand sich an einem derselben in kümmerlichen Räschen. Allein das Vorkommen von Hordeum euro- paeum, Sanicula europaea, Vicia silvatica, Rubus Bellardi, Bromus asper u. s. w. gab der Laubwaldflora ein besonderes Gepräge. An dem nach Süden abfallenden etwas lichteren Teile der Halbinsel fanden sich Hypericum montanum, Lathyrus niger und das in Meklenburg bisher nur dort beobachtete Trifolium rubens; an dem Ostrande des Wal- des, von wo aus der „Werder“ von der Landseite her nur zugänglich ist, gedieh Lathyrus silvester in zahlreichen üppigen Exemplaren. Ein anderer Punkt, den ich besuchte, ist der in der Nähe des Gr. Babrow-Sees und des Dammfeldes gelegene, kuppelartig sich er- hebende „Blocksberg“ Derselbe ist mit diehtem Unterholz, z. T. aus Pirus communis bestehend, und mit hochstämmigen Kiefern bestanden. An krautartigen Pflanzen finden sich hier Genista tinctoria, Onobrychis viciaefolia, Trifolium alpestre, Silene nutans, Peucedanum Oreoselinum und das seltene P. Cervaria. In der Nähe eines Steinblocks am Süd- rande des Blocksberges sonnte sich ein Riesenexemplar von Tropido- notus Natris (Ringelnatter), wie es mir bisher in solcher Grösse noch ) Diese Oertlichkeit ist erst in den letzten Jahrzehnten von einem Meklenbur- gischen Botaniker explorirt worden, der (ein sonderbares Zusammentreffen!) ebenfalls den Namen Konow führt. Seine Beobachtungen sind in der „Flora von Feldberg“ von K. Arndt (Archiv der Fr. der Naturg. in Meklenb. XXXV (1881) S. 54—87) mitgeteilt. P. Ascherson. Abhandl. des Bot. Vereins für Brandenb. XXXII. 17 258 K. Warnstorf: nicht vorgekommen; dasselbe war mindestens meterlang und zeigte eine der Länge entsprechende Leibesstärke. Bei meiner Annäherung war das schöne Tier leider zu schnell unter dem Steine verschwunden, bevor ich seiner habhaft werden konnte; es hätte einer Schlangen- collection in einem Museum alle Ehre gemacht. Dieses nützliche Reptil kommt in der Brüsenwalder Gegend überhaupt ausserordentlich häufig vor, was bei dem steten Wechsel von Wald und Wasser nicht zu verwundern ist. Ganz besonders zahlreich sah ich das Tier in allen Stadien der Entwicklung in den Sägespähnen der Brüsenwalder Mühle, deren Betrieb als Schneidemühle wegen Wassermangels seit einigen Jahren eingestellt worden ist. Ferner besuchte ich noch den zwischen Mahlendorf und Warthe gelegenen Steutz-See, an dessen z. T. abschüssigen Ufer wiederum die charakteristischen Granitblöcke einer Moräne aus der Diluvialzeit in grosser Zahl wild durcheinander gelagert sich vorfanden. Ausser Aed- wigia ciliaris, welche manche Blöcke in grossen schwellenden Rasen bedeckte, sammelte ich hier Orthotrichum Lyellii und leiocarpum und zum ersten Male die sonst nur an Laubbäumen vorkommenden Ulota crispa und crispula. Einzelne Steine waren mit Drachythecium populeum v. amoenum (Milde) bedeekt und hin und wieder zeigte sich @rimmia apocarpa in schönen reichfruchtenden Rasen. An dem von Kiefernwald umsäumten Südrande des Sees traf ich Lycopodium Selago, sonst aber wenig Erwähnenswertes an. Weiter will ich noch einiger Pflanzen gedenken, welche sich auf den zur Brüsenwalder Mühle gehörenden Wiesen zwischen dem Buch- werder und dem Küstrin-See vorfinden. Hier stehen nämlich bunt durcheinander Zeracium pratense, Pilosella und Auricula und zwischen den Eltern finden sich die Bastarde Z. Pilosella X pratense sowie H. Piosella X Auricula, welche ich in zahlreichen Exemplaren auf- nehmen konnte. Endlich habe ich noch einen Blick in die den Südrand des lan- gen, sich bis nach Boitzenburg erstreckenden Haussees einfassende Jungfernheide gethan. Am Eingange derselben sind die zum See ab- fallenden Höhen mit jungen Buchen, dahinter mit steil in die Höhe strebenden alten Exemplaren von Picea excelsa bestanden. Unter ersteren fiel mir das massenhafte Auftreten von Mercurialis perennis unter letzteren das den Waldboden in grossen Rasen bedeckende Zu- rhynchium striatum auf, zwischen welchem hin und wieder fruchtende Pflanzen von Mnium affıne eingesprengt waren. Auf einem Stein am Ufer fand sich das in unserer Gegend seltene Amblystegium irriguum mit jungen Früchten vor und an den Ufergehängen unter Buchen be- merkte ich Plagiothecium Roesei in Gesellschaft von Webera cruda. In den nun folgenden jungen Buchenbeständen fand sich wenig bo- tanisch Bemerkenswertes vor; dagegen war das Schwarzwild hier so zahl- Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 239 reich, dass ich beim Suchen nach Moosen auf dem feuchten Waldboden wiederholentlich von den schwarzen Borstentieren aufgeschreckt wurde. Nach etwa 1'/,stündigem Marsche endlich gelangt man in den schön- sten Buchenhochwald, welcher allmählich in den Boitzenburger gräf- lichen Park übergeht. Hier stehen tausende von gleichalterigen herr- lichen Bäumen, wie sie gewiss in Deutschland zu den Seltenheiten gehören. Kerngesund, ohne Knorren und Risse, erheben sich die Stäm- me säulenartig 15--20 m hoch, ehe die Astbildung beginnt und sich die majestätischen Kronen ausbreiten. Nie werde ich den hoch erhe- benden Eindruck vergessen, den dieses Stück deutschen Waldes auf mein Gemüt ausgeübt. — Selbstverständlich war der Boden hier mit stellenweis einen grünen Teppich bildenden Waldpflanzen, wie Asperula odorata, Phegopteris Dryopteris, Aspidium Filie mas u. s. w., bedeckt; an einer Stelle in der Nähe eines Erlenbruchs fand sich Dromus sero- finus und an einer Lichtung blühte ein vereinzeltes Exemplar von Dianthus Armeria. Der Haussee bietet geographisch besonderes Interesse, weil er auf der Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee liegt. Sein östlicher Abfluss geht zur Uker und steht durch diese mit der Oder in Ver- bindung, sein westlicher wendet sich zur Havel und steht also mit der Elbe in Zusammenhang. In der Nähe des Nordufers vor Hardenbeck war der Seegrund auf weite Strecken mit Uhara ceratophylla bedeckt und Potamogeton decipiens, sowie Janunculus divaricatus waren nicht selten. Bei dieser Gelegenheit will ich nicht versäumen, Herrn Forst- meister Schmidt in Boitzenburg, dessen Bekanntschaft ich auf meiner letzten Tour zu machen Gelegenheit hatte, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen dafür, dass er in liebenswürdigster Weise mir gestattete, die seiner, Aufsicht unterstellten Waldungen überall ungehindert zu betreten. Auch Herrn’ Förster Hennig in Mahlendorf, welcher mir in zuvorkommendster Weise bei der Exploration des Küstrinsees hülf- reiche Hand leistete, sage ich an dieser Stelle meinen besten Dank. Verzeichnis der beobachteten Pflanzen.') A. Phanerogamen. Thabietrum minus (L.) Koch. Wald zwischen Küstrin- und Kiensee. 1) Die früher bereits von anderer Seite veröffentlichten Fundorte von Gefäss- pflanzen sind mit den Namen ihrer ersten Entdecker bezeichnet (G. Oberlehrer Ger- hardt in Prenzlau +; Gr. em. Lehrer K. Grantzow in Prenzlau, in dessen 1880 erschienener Flora der Ukermark (ausser K.) sämtliche übrigen Beobachter eitirt sind; H. Lehrer Heiland in Lychen; K. Prediger Konow in Fürstenberg (s. oben S. 257); P. Landgerichts-Präsident a. D. F. Peck in Görlitz). P. Ascherson. 17% 260 K. Warnstorf: Pulsatilla pratensis (L.) Mill. : Zwischen Gandenitz und Mahlen- dorf am Waldrande; zwischen Thomsdorf und Funkenhagen. Ranunculus divaricatus Schrk. im Haussee. R. arvensis L. Lehmäcker am Wege nach Thomsdorf. Actaea spicata L. Abhänge am Gr. Babrowsee. Papaver Rhoeas L. Aecker zwischen Thomsdorf und dem Kono- wer Werder unter Weizen. Dentaria bulbifera L. Konower Werder. Alyssum calycinum L. Am Wege nach Thomsdorf. Thlaspi arvense L. Hutung am Blocksberge. Viola palustris L. Ufer des Kiensees. V. odorata L. Buchwerder. Polygala vulgaris L. weissblühend. Trift bei Brüsenwalde. Tunica prolifera (L.) Scop. Abhänge zwischen Mahlendorf und der Brüsenwalder Mühle. Dianthus Armeria L. Jungfernheide. Silene nutans L. Blocksberg. Sagina apetala L. Aecker bei Brüsenwalde. Malva Alcea L. Thomsdorf. Hypericum montanum L. Konower Werder. Geranium columbinum L. Aecker am Gr. Babrowsee; zwischen Brüsenwalder Mühle und Mahlendorf. Rhamnus cathartica L. Wiesengräben bei der Brüsenwalder Mühle. Frangula Alnus Mill. Ebendort. Genista tinctoria L. Am Wege zwischen Gandenitz und Mahlen- dorf; am Wege nach Thomsdorf; Blocksberg. @. germanica L. Zwischen Gandenitz und Mahlendorf. Trifolium alpestre I. Konower Werder. T. rubens L. Ebendaselbst. (K.) T. medium L. Blocksberg. T. hybridum L. Hutung am Blocksberge. Coronilla varıa L. Park bei Mahlendorf; Blocksberg; Chaussee nach Lychen häufig. Onobrychis viciaefolia Scop. Blocksberg; an der Chaussee nach Hardenbeck (Joh. Warnstorf). Vicia silvatica L. Konower Werder. (K.) V. cassubica L. Blocksberg; am Warther Wege; Konower Werder. V. Oracca L. Blocksberg in einer sehr kräftigen, steifen Form! V. villosa Rth. Saatfelder zwischen Templin und Gandenitz; um Brüsenwalde häufig. V. tetrasperma (L.) Mnch. Am Wege vor dem Konower Werder. (K.) Lathyrus sivester L. Konower Werder. (K.) L. vernus (L) Bernh. Ebendort. Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 261 L. niger (L.) Wimm. Blocksberg; Abhänge am Gr. Babrowsee; Konower Werder. (G.) Rubus Bellardi Günther. Konower Werder sehr häufig, hier auch eine Form mit 4—5zähligen Blättern. R. Radula W. u. N. Ebendort. R. Jensenii J. Lange. In den Laubwäldern um Brüsenwalde ist eine Brombeerform ver- breitet, welche in vieler Beziehung mit der Beschreibung vorstehender Art in Focke, Synopsis Rub. S. 392 übereinstimmt, in manchen Punkten aber abweicht, so dass ich nicht anstehe, sie nachstehend näher zu kennzeichnen. Schössling verhältnismässig schwach, bogig überhängend, rundlich Dkantig, nicht bereift, mit zahlreichen, geraden, langen, schwachen, fast gleichförmigen, rechtwinkelig aufsitzenden Stacheln, sparsamen Haaren und vereinzelten Drüsenborsten besetzt. Blätter meist 3zählig oder selten fussförmig 4—5 zählig mit durchaus sitzer.den Seitenblättchen, beiderseits grün, aber behaart; Endblättchen etwa 4 mal so lang wie sein Stiel, breit herzeiförmig, grob ungleich doppelt gesägt. Blüten- zweise dicht behaart, mit geraden, geneigten Pfriemenstacheln und Stieldrüsen; mit 3zähligen Blättern besetzt. Blütenstand kurz dolden- rispig, Blütenstiele dicht-haarig, mit geraden, schwachen Stacheln und Drüsenborsten; Kelchzipfel ei-lanzettlich, dieht filzig, mit Drüsenborsten. * Krone gross, rosenrot. Kronenblätter rundlich-eiförmig, aussen und am Rande behaart; Staubgefässe die grünlichen Griffel nicht oder kaum überragend; Staubgefässe weisslich. Eine ähnliche Form “ sammelte ich vor Jahren im Stadtbusch bei Sommerfeld, welche Focke seinerzeit als in den Formenkreis des A. Jensenü gehörig betrachtete, die von ihm aber in der Syn. Rub. S. 393 irrtümlicher Weise als bei Neuruppin vorkommend angegeben wird. R. berolinensis Ernst H. L. Krause in Verh. d. Bot.-Ver. für Bran- denb. Jahrg. XXVII 1885 (S. 16). Hierher muss ich eine Brombeerform ziehen, welche in mancher Beziehung der vorigen nahe steht, doch andrerseits von ihr in wesent- lichen Punkten abweicht. Die Schösslinge sind kräftiger und ausser mit zahlreichen, geraden, pfriemlichen Stacheln mit zahlreichen Haaren und Drüsenborsten besetzt. Die Blätter sind meist 4—5zählig, seltener dreizählig mit gelappten Seitenblättchen und beiderseits grün; das Endblättchen ist sehr gross, meist rundlich-herzförmig mit vorgezogener Spitze, ganz so, wie Krause es beschreibt. Die Blüten sind rötlich und die Staub- gefässe überragen etwas die grünlichen Griffel. So im Laubwalde an der Chaussee nach Boitzenburg. R. Warnstorfii Focke. Ob und wann Focke diese von mir hier bei Ruppin auf dem 262 K. Warnstorf: Weinberge gefundene Pflanze irgendwo beschrieben, habe ich nicht erfahren. Es ist aber dieselbe Pflanze, welche er in Rub. sel. unter no. 77 ausgegeben und die von mir in Verh. d. Bot. Ver. Jahrg. XXI, (1879) 8.154 ausführlich beschrieben worden ist. Die bei Brüsenwalde und Warthe an Steinmauern häufig vorkommende Pflanze hat weniger stark blaubereifte Schösslinge und fast sitzende, häufig 2lappige oder 2 zählige Seitenblättehen, stimmt aber sonst in der Bewehrung der Schösslinge, in der Bekleidung und Zusammensetzung der Rispen, sowie im Blüten- bau gut überein. R. Warnstorfiöi x caesius. Schössling kräftig, fast stielrund, niederliegend, blau-bereift, mit schwachen, geraden, pfriemenförmigen Stacheln und fast ohne Stiel- drüsen. Blätter gross 3- oder fussförmig 4- und 5zählig; Blättchen in der Form wie bei A. Warnstorfii, eingeschnitten doppelt gesägt. Blüten- standachse unten kahl, nach oben behaart, ungleich nadelstachelig und sparsam drüsenborstig; Blüten in Doldentrauben, welche aus den Blatt- achseln entspringen. Kronen etwas grösser als bei A. caesius, aber kleiner als bei A. Warnstorfil; Kronenblätter weiss, aussen nicht behaart oder mit vereinzelten Härchen besetzt. Am Blütenstande und in der schwachen Bewehrung der Schöss- linge an R. caesius, in der Form der Blättchen an A. Warnstorfii erinnernd. Brüsenwalde: Am Wege nach Saugarten vor dem Walde. ? R. nemorosus Hayne. Hierher rechne ich fraglich eine Form, welche auf dem Damm- felde bei Brüsenwalde in Schlehdornhecken häufig auftritt. Dieselbe besitzt hochbogige, schwach bereifte Schösslinge mit gleichförmigen, am Grunde zusammengedrückten, wenig geneigten und gekrümmten Stacheln, welche nie Haare oder Stieldrüsen tragen. Die Blätter sind fast durchweg fussförmig 5zählig mit kurz gestielten Mittelblättchen ; Stiel des eiförmigen, plötzlich zugespitzten Endblättchens fast von der halben Länge des letzteren; Blattflächen oberseits ganz kahl, unterseits graufilzig. Blüten blassrot, in wenigblütigen Doldentrauben in den Blattachseln der Blütenzweige entspringend; letzterer mit özähligen Blättern, unten wenig, oben stärker behaart, ähnlich bestachelt wie die Schösslinge, ohne Drüsenborsten wie die Blütenstiele und Kelche. R. horridus Schultz Fl. Starg. Suppl. S. 30. Brüsenwalde: An einem zu einem Torfbruch führenden Graben unweit Rosenow in zahlreichen Sträuchern. Diese Pflanze ist durch folgende Merkmale ausgezeichnet: | Schösslinge stumpflich 5 kantig, bogig niedergestreckt, schwach bereift, mit zahlreichen, fast geraden oder wenig_geneigten, am Grunde etwas zusammengedrückten Stacheln, Haaren und Stieldrüsen besetzt. Blätter meist 5zählig, mittlere Blättchen kurz, Endblättehen 3 mal Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 263 so lang gestielt; letzteres rundlich-herzförmig, plötzlich kurz zugespitzt, alle oben wenig behaart, unten graufilzig. Blütenzweige dicht nadel- stachelig, haarig und drüsenborstig, mit 3zähligen, oben häufig 3lappigen Blättern besetzt. Rispe aus vielblütigen, unten aus den Achseln der Blätter entspringenden Doldentrauben zusammengesetzt; Blütenstiele dicht stachelig, behaart und drüsig. Kronenblätter schön rosenrot, aussen behaart, rundlich-eiförmig, Staubgefässe die grünlichen Griffel nicht oder wenig überragend. Eine schöne Pflanze, welche ich lebend in der Mark hier zum ersten Male sah. R. eaesius L. var. digitato-gquinatus m. Blätter meist fussförmig-5zählig, seltener 3- oder 4zählig mit tief geteilten Seitenblättchen. Brüsenwalde: Im Walde vor der Brüsenwalder Mühle. R. Idaeus 1. var. @neisus m. Schössling schwach, hoch bogig aufstrebend, dicht filzig, bereift, mit zarten violetten Nadelstacheln und kurzen Stieldrüsen besetzt. Blätter dreizählig, tief eingeschnitten gezähnt, das Endblättchen 3-, die Seitenblättchen 2lappig; unterseits nicht weiss-, sondern graufilzig. Biüten unfruchtbar. Eine ganz eigenartige und, soweit mir bekannt, bisher noch nirgends erwähnte Form. Brüsenwalde: Im Walde am Wege, der vom Jungfernsee nach dem Dammfelde führt. R. caesıus X Idaeus. Brüsenwalde: In Hecken auf Ackerrainen beim Konower Werder zahlreich. R. saxatilis L. Wald zwischen Gandenitz und Mahlendorf. Fragraria elatior Ehrh. Brüsenwalder Mühle auf Grasplätzen. Potentilla mixta Nolte. Viehtrift in Brüsenwalde; Dammfeld. P. procumbens Sibth. Ebendort; auch in Kiefernsehonungen. (Gr.) P. procumbens X recta Warnst. = P.- suberecta Zimm. Torf- bruch nördlich von Brüsenwalde unter den Eltern. Poterium Sanguisorba L. Blocksberg. Rosa dumetorum Thuill. Dammfeld. Pirus communis L. Blocksberg. (Gr.) Epilobium montanum L. Wald zwischen dem Gr. und Kl. Babrow- see; Düsterbachthal. Circaea alpina I. In feuchten Laubwäldern häufig. (Gr.) Sanicula europaea L. In Laub- und feuchten Kiefernwäldern sehr verbreitet. (Gr.) Peucedanum Oervaria (L.) Cuss. Blocksberg. P. Oreoselinum (L.) Mnch. Ebendort. Heracleum Sphondylium L. var. elegans (Jacq.) Im Walde vor Thomsdorf. Conium maculatum L. Brüsenwalder Gutshof. (Gr.) 264 K. Warnstorf: Hedera Helix L. Konower Werder. (K.) Viscum album L. Sehr zahlreich auf Chausseepappeln zwischen Templin und Zehdenick. Linnaea borealis L. Wald nach Aalkasten. Tussilago Farfara L. Liebenberg an der Gr. Lanke. +Rudbeckia hirta L. Brüsenwalde. (Joh. Warnstorf.) Filago germanica L. var. canescens und /utescens Jord. Aecker bei der Brüsenwalder Mühle, letztere weniger häufig. (Joh. Warnstorf.) Anthemis tinctoria L. Aecker bei Lychen häufig. (H) Orepis biennis L. Thomsdorf. Hieracium praealtum Vil. Am Wege nach Thomsdor. H. pratense Tausch. Wiesen bei der Brüsenwalder Mühle. H. Pilosella X pratense und Plosella X Auricula. Unter den Eltern auf Wiesen bei der Brüsenwalder Mühle. A. murorum L. Wald zwischen Gandenitz und Mahlendorf. A. boreale Fr. Abhänge am Gr. Babrowsee. Phyteuma spicatum L. Düsterbachthal. Pyrola rotundifolia L. Erlenbruch am „Hölzernen Krug.“ P. chlorantha Sw. Wald zwischen Gandenitz und Mahlendorf am Wege nach Warthe. P. minor L. Wald zwischen Brüsenwalde und Thomsdorf. P. uniflora L. Wald nach Warthe zu. (P.) Chimophila umbellata (L.) Nutt. Kiefernwald zwischen Gandenitz (Gr.) und Mahlendorf. Monotropa Hypopitys L. In Wäldern sehr verbreitet. Vinca minor L. Kiefernwald nach Aalkasten zu. Veronica Teuerium L. Kirchhofsmauer in Gändenitz. Lamium Galeobdolon (L.)Crtz. Konower Werder; Jungfernheide. (Gr.) Stachys recta L. Kirchhofsmauer in Gandenitz; Schreibermühle bei Lychen. Utricularia vulgaris L. Bucht am Karwitzsee zwischen Thoms- dorf und dem Konower Werder; Torfsumpf zwischen Hardenbeck und Boitzenburg. Mercurialis perennis L. In Laubwäldern gemein. (Gr.) Potamogeton alpinus Balb. Düsterbach bei der Brüsenwalder Mühle. P. praelongus Wulfen. Küstrinsee bei Mahlendorf. (H.) . lucens L. Ebendaselbst. . decipiens Nolte. Haussee. . compressus 1. z. T. Küstrinsee bei Mahlendorf. (H.) . acutifolius Lk. Mit den vorigen. (H.) . obtusifolius M. et K. Waldsumpf bei Förster Henne, an der Chaussee mit Nitella flexilis. Orchis latifolia L. Schmalblättrige Form auf der Viehtrift in Brüsenwalde. asus) nellisi is Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 265 O. maculata L. Sümpfe am Jungfernsee. (Gr.) Neottia ovata (L.) Bluff und Fingerhuth. Wiesen am Gr. Babrowsee. Polygonatum ofiicinale L. Konower Werder. Convallaria majalis L. Ebendort. Gagea silvatica (Pers.) Loudon. Buchwerder häufig. (H.) Juncus squarrosus L. Trift in Brüsenwalde. J. obtusiflorus Ehrh. Quellige Wiesen am Netzower See zwischen Templin und Gandenitz am Eingange des Waldes nach Warthe zu. Seirpus Tabernaemontani Gmel. Am Kl. Babrow- und Haussee. Carex praecox Schrb. Sonnige Abhänge am Küstrinsee bei Mah- lendorf. ©. leporina var. argyroglochin Hornem. Am Kiensee. ©. diandra Rth. Viehtriften bei der Brüsenwalder Mühle; am Kl. Babrowsee. ©. silvatica Huds. Düsterbachthal; Jungfernheide; Konower Werder. Ö. kirta var. hirtiformis Pers. Viehtrift in Brüsenwalde. Calamagrostis lanceolata Rth. Wald zwischen dem Kl. Babrow- und Jungfernsee; zwischen Brüsenwalde und Aalkasten. Melica uniflora Retz. In Laubwäldern sehr verbreitet. (Gr.) Bromus serotinus Beneken. Abhänge am Gr. Babrowsee, Jung- fernheide. B. asper Murr. Konower Werder. B. erectus Huds. Grasplätze im Park zu Mahlendorf. Brachypodium pinnatum (L.) P.B. Mahlendorf; Konower Werder. B. silvaticum (Huds.) P.B. erw. in allen Laub- und Nadelwäldern häufig. — Nicht selten kommt eine höhere, bis meterhohe Form mit aufrechter Aehre vor, die ich auch schon einmal hier bei Ruppin sammelte. Hordeum europaeum (L.) Allg. Konower Werder. (K.) | B. Gefässkryptogamen., Lycopodium Selago L. Ufer des Steutzsees. L. annotinum L. Wald zwischen Gandenitz und Mahlendorf mit Fruchtähren. Wald beim Jungfernsee. L. complanatum L. Wald bei Aalkasten. Equisetum pratense Ehrh. Am Wege zwischen Templin und Gan- denitz; var. ramulosum Ruprecht. Abhänge am Gr. Babrowsee. E. silvaticum L. Konower Werder. Osmunda regalis L. Torfmoor nördl. von Brüsenwalde (H.) in einem kümmerlichen Exemplare. Asplenum Ruta muraria L. Nordseite der Kirchenruine in Brüsen- walde. (H., Joh. Warnstorf.) Phegopteris Dryopteris (L) Fee. Wald zwischen Gandenitz (P.) und Mahlendorf; Düsterbachthal; Konower Werder; Jungfernheide ge- mein. (Gr.) P. polypodioides Fee. Wald bei Aalkasten. (Joh. Warnstorf.) 266 K. Warnstorf: 6. Zellkryptogamen. a. Laubmoose. Andreaea petrophila‘ Ehrh. Auf erratischen Blöcken der Stein- mauern in Brüsenwalde € fr. Zweiter sicherer Standort in der Mark! Acaulon muticum (Schrb.) K.Müll. Zwischen Templin und Gan- denitz am Wege; Aecker bei der Brüsenwalder Mühle. Phascum bryoides Dicks. Brachäcker vor dem Haussee rechts von der Chaussee und bei der Brüsenwalder Mühle. Pleuridium alternifolium (Brid.) B.S. Zwischen Templin und Gandenitz; an Wegrändern am Eingang des Waldes zwischen Haussee und Warthe in grossen, dichtgedrängten Rasen. Dieranum montanum Hedw. Zwischen Gandenitz und Mahlendorf am Grunde alter Kiefern sehr häufig, aber steril. Wird von Apotheker Fick in Pecks Flora von Templin (Verh. d. Bot. Ver. für Brandenb. Jahrg. VIII 1266 (S. 6) bei Gerswalde am Kl. Karautzen fruchtend an- gegeben. Wenn diese Bestimmung richtig, so ist das bis jetzt die ein- zige Localität, wo” das in der Mark am Grunde alter Kiefern häufig vorkommende Moos fertil beobachtet worden ist; ich kenne es im Fruchtzustande bis gegenwärtig nur aus der subalpinen bis alpinen Re- gion höherer Gebirge. D. flagellare Hedw. Gandenitzer Heide; in einem kleinen Spha- gnumsumpfe am Waldrande nach Förster Hennig in prachtvollen hohen Rasen auf faulenden Holzstämmen. D. longifolium Hedw. Spärlich auf einem erratischen Block im Konower Werder. D. fuscescens Turn. var. falcifolium Braithw. (Limpricht, Kryp- togamenfl. v. Deutschl. S. 360). Mit D. montanum zwischen Gandenitz und Mahlendorf in der Templiner Forst; dritter Fundort in der Mark! D. scoparium Hedw. var. recurvatum Schultz. Auf Waldboden unter Buchen vor Förster Hennig an der Chaussee. In der Tracht sehr an D. majus erinnernd! In demselben Waldbezirke fand sich auch die g' Pflanze von D. scoparium in dichtgedrängten, bis zur Spitze rot- filzigen, etwa 4—5 cm hohen Rasen. Dieselbe ist zierlich und schmächtig, besitzt ausgezeichnet einseitig sichelförmig gekrümmte Blätter und weicht dadurch sehr vom gewöhnlichen Typus des D. scoparium ab. Auch hier bei Ruppin habe ich früher schon eine ganz ähnliche Form mit endständigen 3' Blüten beobachtet; darnach scheint die g' Pflanze von D. scoparium in der That, wie bereits Juratzka in Laubmoosfl. v. Oesterreich-Ungarn angiebt, stets zarter zu sein als die @ Pflanze. Die bei dieser Art ausserdem vorkommenden knospenförmigen, im Wurzelfilze der 2 Ptlanzen nistenden g' Pflänzchen suchte ich bisher vergebens. Fissidens bryoides Hedw. Abhänge am Gr. und Kl. Babrowsee; Waldboden vor Förster Hennig an der Chaussee; Ufer des Steutz-Sees. Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 267 F. osmundoides (Sw.) Hedw. Am Buchwerder auf den torfhal- tigen Viehtriften steril. Pottia truncatula (L.) und P. intermedia (Turn.) Fürn. Auf Brach- äckern vergesellschaftet. Barbula convoluta Hedw. c.fr. Waldboden am Jungfernsee. (Joh. Warnstorf.) B. Hornschuchiana Schultz. Brachäcker in der Nähe des Haus- sees mit Funaria fascieularis; sonniger Sandhügel ebendort links von der Chaussee. Sehr zahlreich und auch stellenweis in Frucht an der Chaussee zwischen Löwenberg und dem Bahnhofe (Kr. Ruppin). B. vinealis Brid. var. eylindrica (Tayl.) Boulay. Am Wege zwischen Templin und Gandenitz; an Wegrändern am Eingange des Waldes zwischen Haussee und Warthe in Gesellschaft von Pleuridium alterni- Folium. B. fallax Hedw. Chausseeränder im Walde vor Förster Hennig. Syntrichia papillosa (Wils.) Jur. Selten auf erratischen Blöcken der Steinmauern in Brüsenwalde. S. latifolia Bruch. In ausgedehnten ziemlich hohen Rasen an einer Pyramidenpappel am Wege zwischen Templin und Gandenitz. S. pulvinata Jur. An einer Pyramidenpappel auf dem Brüsen- walder Kirchhofe und an Steinen der Kirchhofsmauer. Eucalypta vulgaris Hedw. Auf Erde zwischen den Steinen der Steinmauern. Zygodon viridissimus (Deiks.) Brid. An alten Buchen zwischen dem Kl. Babrow- und Jungfernsee und am Kiensee. Ulota erispa (Hedw.) Brid. und D. crispula Bruch. Auf errati- schen Blöcken am Steutzsee. — Diese beiden Arten scheinen bisher vorzugsweise nur an Laubbäumen, seltener an Coniferen (vergl. Jurutzka, Laubmoosfl. v. Oesterr.-Ungarn, S. 196) beobachtet worden zu sein. Allein da auch U. phyllantha Brid. nach Schimper und Milde ausser auf Laubbäumen an Felsen vorkommt, so dürfte das Vorkommen der- selben auf Granitblöcken nicht weiter überraschen. Es giebt überhaupt eine nicht unbeträchtliche Anzahl Moose, welche ebensogut auf orga- nischem wie anorganischem Substrat gedeihen; ich erinnere z. B. an Dieranoweisia ceirrata, Syntrichia pulvinata, latifolia und papillosa, Ortho- trichum Lyellii, leiocarpum, affine u. S. w. Örthotrichum leiocarpum Br. eur. Am Ufer des Steutzsee auf erra- tischen Blöcken. 0. Lyeltii Hook. et Tayl. Ebendaselbst. O. Schimperi Hammar. An alten Weiden am Wege nach 'Thomsdorf. Grimmia pulvinata (L.) Sm. var. odtusa (Brid.) Br. eur. Unter der Hauptform mit sehr kurz geschnäbeltem Deckel. Auf erratischen Blöcken der Steinmauern in Brüsenwalde. 268 K. Warnstorf: @. deeipiens (Schultz) Lindb. Ebendort in ausgedehnten Rasen, aber steril. Rhacomitrium heterostichum (Hedw.) Brid. In zahlreichen Frucht- rasen auf Blöcken der Steinmauern. K. fasciculare Brid. In einem sterilen Rasen ebendort. R. canescens (Dill. Hedw.) Brid. Auf einem dürren Sandhügel an der Chaussee beim Haussee. Funaria fascicularis (Dieks.) Schpr. Brachäcker an der Chaussee nach Boitzenburg in der Nähe des Haussees und bei der Brüsen- walder Mühle. Webera cruda (Schrb.) Schpr. Abhänge am Gr. Babrow- ‚und Haussee. Mnium stellare Reichh. Abhänge am Haussee. M. serratum (Schrb.) Brid. Waldboden unter Buchen vor Förster Hennig an der Chaussee; Hohlweg zwischen Haussee und Warthe. M. afııne Bland. c.fr. Waldboden unter Tannen am Haussee. M. undulatum Neck. e.fr. Düsterbachthal; unter Gebüsch am Gr. Babrowsee. Neckera pumia (L.) Hedw. Häufig an Buchen in den Laub- wäldern, aber nur steril bemerkt. N. crispa (L.) Hedw. An Buchen im Walde vor Förster Hennig steril. N. complanata (L.) Hüb. Mit den vorigen an gleichen Standorten. Homalia trichomanoides (Schrb.) Schpr. Abhänge am Gr. Babrowsee. Leucodon sciuroides (L.) Schwgr. efr. Buchen am Jungfernsee. Pterigynandrum filiforme (Timm.) Hedw. Am Grunde alter Buchen in den Waldungen um Brüsenwalde nicht selten; dritter Standort in der Mark! Camptothecium lutescens (Huds.) Br. eur. Innerhalb der Ruine auf dem Brüsenwalder Kirchhofe. Scleropodium illecebrum (Schwgr.) Br. eur. Schattige feuchte Abhänge am Gr. Babrowsee; neu für Brandenburg! -- Diese vorzüglich Südeuropa angehörige Art fand bisher ihre Nordgrenze bei Münster in Westfalen leg. Wienkamp; sie ist aus Deutschland ausserdem aus der Rheinprovinz, aus Hessen und Baden bekannt. Die Brüsenwalder Pflanze bildet auf schattigem Waldboden unter Buchen lockere, grüne Rasen, deren kurze, stumpfe und gekrümmte Aeste entweder locker oder dicht rund-beblättert sind. Die Blätter sind hohl, oval, kurz zu- gespitzt und das Spitzchen ist nach aussen zurückgebogen; die Rippe ist verhältnismässig dünn und endigt über der Blattmitte; das Zellnetz ist ausser an der Spitze und am Blattgrunde lang- nnd engmaschig und der Rand zeigt nur in der Spitze schwache Serratur. — Das Vor- kommen dieser schönen, charakteristischen Art bei uns in Norddeutsch- land ist für die geographische Verbreitung derselben sehr interessant; dieselbe besitzt nunmehr einen Verbreitungsbezirk, welcher sich von Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 269 Algier über Spanien und Frankreich bis nach Grossbritannien und von Italien über einige Punkte Süddeutschlands, der Rheinprovinz und Westfalens bis zur Meklenburger Grenze erstreckt. Burhynchium striatum (Sehrb.) Br. eur. Sehr zahlreich auf Wald- boden unter Tannen am Haussee; Düsterbachthal. E. piliferum (Schrb.) Br. eur. Innerhalb der Ruine auf dem Kirchhofe in Brüsenwalde; unter Gebüsch am Gr. Babrowsee. E. speciosum Schpr. Ufer des Küstrinsees bei Mahlendorf. E. Schleicher‘ (Brid.) H.Müll. e.fr. Abhänge am Gr. Babrowsee häufig. E. rusciforme (Weis.) B.S. Brüsenwalder Mühle. Brachythecium sericeum Warnst. nov. Sp. In dichtgedrängten grünen oder bleichgrünen, ausgezeichnet seidenglänzenden Rasen; habituell noch am meisten an Homalo- thecium sericeum, Brachythecium laetum oder an ein schwächliches 2. glareosum erinnernd. Stengel kriechend, unterseits bis gegen die Spitze hin unterbrochen büschelförmig rot-wurzelhaarig; unregelmässig ein- fach oder teilweis doppelfiederästig. Aeste aufstrebend, gerade, an der Spitze nicht sichelförmig gekrümmt, dicht anliegend rund-beblättert. Blätter aus verschmälertem, etwas herablaufendem Grunde breit-lanzett- lich, allmählich in eine längere oder kürzere Spitze auslaufend; am oberen Rande schwach eingebogen und nur hier deutlich klein- gesägt. Rippe verhältnismässig schwach, in der Regel bis über die Blattmitte fortgesetzt; zu beiden Seiten derselben mit je einer starken, mitunter aber auch noch mit einer viel zarteren Längsfalte. Zellen lang und schmal, am Grunde, besonders an den Blattflügeln, mit einer deutlich von dem übrigen Zellnetze abgesetzten Gruppe zahlreicher quadratischer oder kurz-reetangu- lärer Zellen. Blätter trocken dicht anliegend, steif aufrecht, nicht einseitswendig, feucht aufrecht-abstehend. — Einhäusig; g' Blüten mit zahlreichen Antheridien; Hüllblätter breit-oval mit kurzer Spitze, rippenlos. Kapsel auf kurzem, ganz glattem Stiel, übergeneigt; ent- leert etwas gekrümmt; Deckel gewölbt, spitz. Aeussere Peristomzähne in der unteren Hälfte rotbraun und papillös eng-quergestrichelt, obere Hälfte entfärbt, dicht mit langen Papillen besetzt; inneres Peristom fast von gleicher Länge, Fortsätze auf der Mittellinie klaffend, viel schwächer papillös; Wimpern einzeln, ohne Knoten und Anhängsel. Ring schmal, 2—3zellreihig; Sporen dunkelgrün, papillös, rund, 0,023 — 0,025 mm diam. Perichaetialblätter lanzettlich, rippenlos, nicht gezähnt oder nur gegen die Spitze mit; vereinzelten Zähnen. Brüsenwalde: Auf der Wurzel einer alten Buche am Jungfernsee jn ausgedehnten Rasen. Diese Pflanze findet ihre nächsten Verwandten in B. salebro- sum, B.ligusticum De Not. und B. jueundum De Not., welche drei 270 K. Warnstorf: Arten ebenfalls einhäusig sind und glatten Kapselstiel besitzen. Von B. salebrosum weicht dieselbe durch die nur gegen die Spitze gezähnten Blätter mit am Grunde vom übrigen Zellnetze deutlich abgesetzten Gruppen quadratischer Zellen ab; bei B. salebrosum gehen die langen Zellen der Blattmitte ganz allmählich in kürzere, weitere Maschen des Blattgrundes über. Ausserdem zeigen die Blätter von B. salebrosum im trockenen Zustande nie diese Steifheit, wie bei B. sericeum, sondern sind lockerer und mehr oder minder einseitswendig; durch diese eigentümliche steife Beblätterung erinnert das Moos auch an ein kräftiges HZomalothecium, von welchem es aber augenblicklich durch eine echte Drachytheciumkapsel unterschieden werden kann. Von dem ihm ebenfalls ähnlichen . Zaetum ist es durch einhäusige Blüten und viel länger zugespitzte Blätter verschieden. Da ich BD. igusticum und jucundum, zwei seltene italienische Arten, nicht kenne und vergleichen konnte, so vermag ich nicht zu sagen, in welchem Verhältnisse die Brüsenwalder Pflanze zu diesen beiden Arten steht. B. glareosum Br. em. cfr. Abhänge am Haussee. B. refleeum (Starcke) Br. eur. e.fr. Am Wege nach Warthe (Joh. Warnstorf). B. populeum (Hedw.) Br. eur. var. amoenum (Milde). Ast- blätter mit stark eingerollten Rändern! Erratische Blöcke im Düster- bachthal und am Steutz-See. Plagiothecium Roesei (Hpe.) B.S. Abhänge am Gr. Babrow- und Haussee, Amblystegium irriguum (Wils) Br. eur. Auf einem Steine am Ufer des Haussees mit jungen Früchten. A. riparium (L.) Br. eur. Brüsenwalder Mühle (Joh. Warnstorf). Hypnum Sommerfeltü Myr. Abhänge am Gr. Babrowsee. H. arcuatum Lindb.!) Chausseeränder im Walde vor Förster Hennig. H. Orista castrensis L. Templiner Stadtheide zwischen Gandenitz und Mahlendorf auf Waldboden häufig; auf einem bemoosten erra- tischen Block am Steutzsee. H. stramineum Dicks. In einem kleinen Sphagnumsumpf am Waldrande vor Förster Hennig. Hylocomium loreum (L.) Br. eur. Waldboden am Jungfernsee häufig. H. brevirostrum (Ehrh.) Br. eur. Konower Werder auf Waldboden. 1) Es mag bei dieser Gelegenheit hier gleich die Notiz Platz finden, dass im Juni d.J. Hypnum reptile Mich. am Grunde eines alten Baumstumpfes bei Ruppin zwischen Molchow und Stendenitz vom Gymuasiallehrer Osterwald mit Früchten aufgefunden und von mir als solches erkannt worden ist. Bisher war diese Art in der norddeutschen Tiefebene nur aus Preussen bekannt. Weitere Beiträge zur Flora der Ukermark. 271 b. Torfmoose. Sphagnum subsecundum Nees. Sümpfe am Kiensee. 5. contortum Schultz (8. larieinum Spr.). Brüche bei Brüsenwalde (Joh. Warnstorf). c. Lebermoose. Riecia sorocarpa Bisch.!) Brachäcker bei der Brüsenwalder Mühle. Frullania dilatata (L.) Nees. Häufig an Buchenstämmen und auf Steinen am Steutzsee. Lepidozia reptans Nees. Auf nacktem Waldboden unter Buchen verbreitet und auch e.fr. Geocalyx graveolens (Schrd.) Nees. Im Laubwalde an der Chaussee nach Boitzenburg auf nacktem Waldboden mit voriger, teilweis auch schön fruchtend; zweiter sicherer Standort in der Mark! Lophocolea bidentata (L.) Nees. Sehr häufig an den Chaussee- rändern im Walde vor Förster Hennig. L. cüspidata Limpr. ce.fr. Waldboden unter Buchen vor Förster Hennig, L. minor Nees. An ähnlichen Standorten wie vorige und an Abhängen am Gr. Babrowsee. Oephalozia divaricata (Sm.) Spruce. An Steinmauern auf dem zwischen den Steinen gelagerten Sande; Grabenränder am Waldsaume nach Förster Hennig. Blepharostoma trichophylla (L.) Dmri. Auf nacktem Waldboden mit Geocaly& in Frucht. Jungermannia esccisa (Dicks.) Lindb. An Grabenrändern auf Sand- boden mit Cephalozia divaricata. J. bierenata Schmidel. An Steinmauern in Brüsenwalde in grossen Rasen mit Üephalozia divaricata. | Plagiochila asplenoides (L.) N. et M. var. Reterophylla Nees. Eine kleine, niederliegende Form mit an der Spitze z. T. ausgerandeten, nicht gezähnten Blättern. Abhänge am Gr. Babrowsee. d. Charen. Ohara ceratophylla Wallr. Sehr häufig im Küstrinsee in der Nähe des Südufers bei Mahlendorf, ebenso im Haussee. Ü. contraria A.Br. Ebendaselbst. Nitella flexilis Ag. Waldsumpf bei Förster Hennig a. d. Chaussee. Neuruppin, im August 1890. 1) tiecia Hübeneriana Lindenb. wurde von mir im Spätherbst v. J. am Rande von Feldtümpeln bei Ruppin und von Brandt bei Treuenbritzen beobachtet. Neu für die Mark. Ueber Formen von Carex panniculata x remota. Von K. Beckmann und E. Figert. Die von Weihe als Oarex Boenninghausiana!) in Flora IX. 2 S. 743 beschriebene und von Schwarzer richtig als eine Hybride der ©. panniculata und remota erkannte Segge ist keineswegs selten unter den Stammeltern zu finden und wird gewiss noch in mancher Local-Flora anzutreffen sein. Sie liebt schattige, quellige Stellen, kommt in Gebüsch, an Gräben und Teichen, seltener auf Wiesen vor. Obgleich in den meisten Merkmalen der ©. remota näherstehend, zeichnet sie sich doch vor beiden Stammeltern sofort aus. Sie bildet grosse Rasenstöcke von etwas gespreiztem Wuchse und dunkelgrüner oder schwach grauschimmernder Farbe. Die kräf- tigen Blütenstengel überragen bei weitem die Blätter und erreichen eine Höhe von ',,—1 m; unten sind sie stumpf-dreikantig oder rund- lich und glatt, oben scharfkantig und sehr rauh, wie bei ©. panniculata. Die Blätter sind etwas rinnig, 2—3 mm breit, aber verhältnismässig kurz. Der Blütenstand ist eine unterwärts mehr oder weniger unter- brochene Aehre von 8—12 cm Länge, aus 5—12—15 Aehrchen zusam- mengesetzt. Sehr oft aber sind einige der untern Aehrchen rispig zusammengesetzt und verlängert, so dass der Gesamtblütenstand eher eine Rispe genannt werden könnte. (Eine in dieser Beziehung sehr extreme und robuste Form, welche in ihrem Blütenstande, den breiten Blättern und starken Stengeln fast ganz an Ü. panniculata erinnert und nur durch die langen Tragblätter der uns bisher allein bekannt gewesenen typischen ©. Boenninghausiana und die weiten Abstände der untern Rispenteile der ©. remota sich nähert, kommt bei Falkenburg unweit Syke (Hannover) vor.) Die Deckblätter sind etwas kürzer als die Schläuche, breithaut- randig und wie bei ©. panniculata am Rande zerfasernd; die Farbe ist grauweisslich oder blassgelb. Die Schläuche gelangen nie zur Ent- wieklung, scheinen aber in Form und Farbe der C. remota näher zu stehen. Antheren und Pollen haben wir niemals entwickelt gefunden. 1) Die Schreibart ‚‚Doenninghauseniana‘ wurde erst durch Reichenbach (Flora serm. exc. p. 58 (1830) als Pignea) eingeführt. Ueber Formen von Carez panniculata X remota. 23 Demnach ist die vorstehend beschriebene Form als ©. Boenning- hausiana Whe. forma per-remota und die mit den stark zusammen- gesetzten Aehrchen als subforma composita zu bezeichnen. In diesem Jahre entdeckten wir fast gleichzeitig (am 11. Juni in einem quelligen Erlengebüsch bei Bienowitz, Kreis Liegnitz, und am 14. Juni auf einer Wiese bei Osterbinde unweit Bassum, Kreis Syke) je einen Rasen von einer Oarex-Hybride, welche sich gleichfalls als eine Combination der C©. remota und panniculata herausstellte, aber von vorstehender Hybride wesentlich abweicht. Beide Stöcke stimmen fast völlig mit einander überein und ist diese Form durch nachstehende Merkmale charakterisirt: Pflanze dichtrasig, hellgrün, meist sterile Stengel treibend. Blü- tenstengel nur 30—65 cm hoch, aufrecht, nur unten beblättert, unteres Drittel dreikantig-rundlich, oberwärts scharfkantig rauh. Blätter ziem- lich flach, meist 2 mm breit. Blütenstand eine kurze, 4—6 cm lange, unterwärts lockere Aehre bildend. Aehrchen 6—9 an der Zahl. Das unterste Aehrehen wird durch ein laubartiges Tragblatt gestützt, das aber sehr selten den Gesamtblütenstand überragt. Das Tragblatt des zweiten Aehrchens ist nur noch borstenförmig und kaum von der Länge des zugehörigen Aehrchens. Die Aehrchen der Liesnitzer Pflanze sind einfach, die der Bassumer im unteren Teile etwas zusammengesetzt; die untern enthalten vorherrschend © Blüten und sind eiförmig, die obern gedrängt stehenden fast nur g' Blüten und sind schmal-lanzettlich. Die Deckblättchen sind helibräunlich, am Rande mehr oder weniger weisshäutig und nicht zerfasernd. Die nicht zur vollen Entwicklung gelangenden Schläuche sind länglich mit einem deutlich zweizähnigen Schnabel versehen, an der innern Seite vertieft, an der äussern gewölbt, wie bei U. remota. Demnach weicht die Pflanze in mehreren Punkten von der erst beschriebenen Form ab und steht im allgemeinen der U. panniculata näher. Diese letztere Form ist, wie uns Herr Professor Ascherson unter Beifügung eines Exemplars der fraglichen Pflanze gütigst mit- teilt, bereits im Jahre 1866 von H. Zabel in Neuvorpommern im Buddenhäger Walde bei Wolgast gefunden und als ©. Boenninghausiana ausgegeben. Nach obiger Beschreibung ist dieselbe als ©. Boenninghausiana Whe. forma per-panniculata zu bezeichen. Auch von dieser Form fand sich in diesem Jahre bei Glogau in Schlesien eine subforma composita, bei denen die 4--5 unteren Aehrchen zusammengesetzt und verlängert sind. Bassum und Liegnitz im August 1890. BED Me LE. Ken re 2 a - ie Zieh x ende ER WAR Aslerlagn “ ar ErT % sen n eh. 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