TR) Kibrarn of tbe Museum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded hy private subscription, in 1861. Tho’sift ode Vai al nsZ. Melunicher Une ya Hoeidellerg) No. 7772 USAITEER er 2R.ı%0. Ba Feb ur.ı881: ? f NATORHISTORISCH-MEDICINISCHEN VEREINS ZU HEIDELBERG. en NEUE FOLGE. ZWEITER BAND. AR MIT ELF LITHOGR. TAFELN. HEIDELBERG. CARL WINTER’S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. 1880, ji en. } < Pr .s _ Leopold Weiss, Zur Flössigkeitsströmung im Auge r y aRichard Eh Der Einfluss des Lichtes auf elektrische o Spannuns &: Be aan, Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II... E Ludwig Koch, Ueber die Entwicklung des Samens von Monotropa = Hypopitys L. Geschäftliches 5; Sa schriften Karl Mays, Beiträge zur Re 15% Bauer 2 Sehnen 2 “ Askenasy, Ueber eine neue Methode, um die Vertheilung dei Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen zu bestimmen . E. Cohen, Ueber den Meteoriten von Zsadäny, Temesvar, Comitat, Verzeichnis der vom 1. ee 187 2 bis 15. EN 1878 ı eingegangenen Be”. Druckschriften . Th. Rumpf, Zur Histologie de Nerran ser er a BER > a Horstmann, Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III . . Pfitzer, Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. Ri, eschäftliches P Be : F 2 E Verzeichniss der vom 15. Mai bis 31. Decsiiher 1878 ı eingegangenen Druckschriften.a, ...7 ; ... DEAN _W. Kühne, Ueber das cralien des Birakale zum Nee 1% Horstmann, Ueber die wechselseitige Umsetzung der neutralen Fan und Kalisalze, der Oxal- und Kohlensäure = Askenasy, Ueber das Aufblühen der Gräser E Askenasy, Ueber explodirende Staubgefässe J. Steiner, Die Laryngoscopie der Thiere nebst Mittheilungen über $ - die Innervation des Stimm- und Schluckapparates . . .... Verzeichniss der vom 1. Januar bis 10. August 1879 eingegangenen s De er Geschättliches .\ 2. Hr: ee: RD BR RER: A. Horstmann, Ueber 2 Diffusionsgleichgewicht in einer Salzlösung von nicht gleichmässiger Temperatur . . . - EL RACE - _ W. Kühne und H. Sewall, Zur Physiologie des Sehepithels er N F. Benecke, Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveracen . . . ‘A. Wieler, Ueber die durchscheinenden und dunklen Punkte auf den Blättern und Stämmen einiger Hyperiaceen . . . iR 2 E. Pfitzer, Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orehideen, 350 J. Steiner, a N des ae, BES len IR Fre 365 22 Geschäftliches . . . . N : ee Verzeichniss der vom 10. et 1879 ie 1; ee 1880 einge- gangenen Druckschriften . . . 2. 4 Ueber die Verbreitung einiger Enzyme im Thierkörper. Von W, Kühne. Seit Brücke das Pepsin im Fleische und im Harn nachge- wiesen hatte, musste man sich fragen, ob die übrigen Verdauungsen- _ zyme nicht ebenfalls ausserhalb des Darmkanales in Säften und Ge- weben vorkommen. Für die amylolytischen Enzyme (die ich hier kurz Ptyalin nennen werde) besteht zwar in dieser Hinsicht kein Zweifel, aber wir wissen nicht, ob dieselben unter sich übereinstimmen und haben kaum Anlass, ihre Verbreitung auf Resorption aus den Ver- dauungsorganen zu beziehen. Da der Darmkanal ausserdem noch sehr wichtige Stoffe dieser Art in grosser Anzahl enthält und diese sämmtlich vor dem Pepsin, das nur mit freier Säure wirkt, welche es am üngewöhnlichen Platze niemals findet, durch Wirksamkeit in neu- - traler und alkalischer Lösung ausgezeichnet sind, so konnte eine Un- tersuchung über deren weitere Verbreitung im Thierkörper zugleich % über die Möglichkeit der Fortsetzung wahrer Verdauungsprocesse in Säften und Geweben entscheiden. Die folgenden Beobachtungen beziehen sich vorwiegend auf das - Trypsin, dessen Fähigkeit, Albumine bis zum Auftreten von Amido- säuren zu zersetzen, ich vor längerer Zeit nachgewiesen habe. Dass das Factum seitdem öfter nachentdeckt worden, ist bekannt und zeigt, welche Wichtigkeit der ersten Nachahmung der Eiweisszerlegung mit Verhandl, d, Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N, Serie II. 1 9 W. Kühne: den Mitteln des Organismus allgemein zugeschrieben wird. Es war daher auch eine Untersuchung über das etwaige Vorkommen dieses energischsten aller albuminolytischen Enzyme in andern Verdauungs- drüsen und -Säften, als dem Pankreas und dessen Secrete von . Interesse. , Die Methode zur Aufsuchung der Enzyme bestand in Versuchen dieselben zu isoliren oder sie in Mischungen an der specifischen Wir- kung, unter Ausschluss täuschender Nebenwirkungen (durch Bacterien u. dergl.) zu erkennen. Da aus Bacterien bisher so wenig, wie aus Hefe (vom Invertin abgesehen) specifisch wirkende Enzyme dargestellt werden konnten, waren Störungen durch solche, überdies völlig hy- pothetische, lösliche Stoffe nicht zu befürchten. Organe und Säfte wurden lebensfrisch sofort entweder mit absolutem Alkohol behandelt, entfettet und mit geeigneten Mitteln extrahirt, oder mit schwacher Salicylsäure, falls die Lösung nicht sauer sein durfte, mit Thymol und Wasser digerirt und ausgezogen. Die Salicylsäure ist zu solchen Zwecken, wie ich später erfuhr, zuerst von Erlenmeyer verwendet, das Thymol von Paquet und von Levin als Desinficiens untersucht. 1. Verdauungsdrüsen und -Säfte. 1. Sämmtliche Speicheldrüsen vom Schweine nach der Methode von Wittich, ganz so, wie Hüfner dieselbe verwendete, behan- delt, lieferten einen Körper, der zum kleinsten Theile aus Albuminen, zum grössten aus Mucin bestand. Mucin aus anderer Quelle gewonnen zeigte sich nach Alkoholbehandlung in Glycerin ebenso löslich, wie das hier erhaltene. Im unreinen Zustande haftete demselben etwas Ptyalin an, niemals eine Spur von Trypsin. Ebenso fehlten andere Eiweiss- verdauende Enzyme. Submaxillardrüsen vom Z/unde verhielten sich ebenso, nur fehlte auch das Ptyalin, oder es war Zuckerbildung aus Stärke erst nach so langer Zeit nachzuweisen, dass man an Täuschun- gen durch Organismen oder Enzymsplitter des atmosphärischen Staubes denken konnte. Filtrirter gemischter Speichel des Menschen zeigte selbst auf genuines, uncoagulirtes Eiweiss keine Spur tryp- tischer oder peptonisirender Wirkung; mit HCl v. 0,1 p. Ct. war in. 3—12 Stnnden schwache Wirkung auf rohes Fibrin zu beobachten, Ueber die Verbreitung einiger Enzyme im Thierkörper. g die entschieden rascher, als in vorher gekochten Proben verlief. In _ Uebereinstimmung mit Munk kann dies auf eine Spur von Pepsin bezogen werden. Bes. Magenschleimhaut vom Hunde und vom Schweine war frei von Ptyalin oder Trypsin, aber es würde darin ein Körper gefunden, der unter Bildung reichlicher Mengen von Leucein und Tyrosin zer- fällt. betr. Körpers war jeder Anschein tryptischer Wirkung verschwunden. Nach Vollendung dieser Zersetzung oder bei Ausschluss des Im Pylorustheile war deutlich Pepsin nachzuweisen. Seit ich erkannt _ habe, dass die Verdauung mit Spuren von Funduspepsin dieselben | Produkte liefert, wie die Pylorusverdauung, stimme ich daher den An- - gaben von Heidenhain, Grützner, Ebstein u. A. in dieser Hinsicht zu. Die anscheinende Abweichung liegt nur darin, dass das zuerst durch Neutralisation ausfüllbare sog. Parapepton neben Antial- - bumose sehr bedeutende Mengen von Hemialbumose enthält, welche zu gross sind um in der entstehenden neutralen Salzlösung gelöst bleiben zu können. Die Hemialbumose : ist auch die Ursache der schweren, pflasterartig klebenden Beschaffenheit des Niederschlages. De 3. Darmschleimhaut vom Hunde, vom Schweine und vom Affen ee u enthielt zuckerbildende Enzyme, Spuren von Trypsin und Pepsin, im E Dickdarme weniger als im Dünndarme. Das Thiry’sche Enzym, das "ieh Digestin nennen möchte, konnte mittelst der. angegebenen Me- _ thoden nicht erhalten oder an der Wirkung erkannt werden. Nach Enzymen. Im Darmsafte, der aus einer Thiry’schen Fistel 3 Monate 3 Trypsin, wohl aber constant etwas Pepsin; Digestinwirkung war mit dem Safte nicht mehr zu erzielen, obwohl die Schleimhaut des Fistel- h 4. Die Leber des Hundes lieferte in den verschiedensten Er- _ nährungszuständen nach der Alkoholbehandlung immer nur sehr zweifel- hafte Spuren eines zuckerbildenden Enzyms, niemals Trypsin oder 2 1% _ längerem Fasten verarmten die Schleimhäute nicht erkennbar an - OR E Ri re Fe er! a u; 4 + W. Kühne: Pepsin. Der Alkoholniederschlag aus Hundegalle war gleichfalls frei davon. Wo keine Wirkung auf Stärke zu bemerken war, wurde auch Glycogen nicht umgewandelt. Alkoholfällungen aus Ochsengalle fand ich, wie v. Wittich, reich an Ptyalin. Il. Säfte und Gewebe. 1. Dlut vom Rinde und vom Hunde enthielt niemals Trypsin, da- gegen reichlich Ptyalin. Pepsin wurde nur im Hundeblute gefunden, häufig in sehr bemerkbarer Menge in dem daraus durch Schlagen ge- wonnenen Fibrin und selbst bei hungernden Thieren. 2. Ohylus vom Hunde enthielt ausnahmslos viel Ptyalin (schon von Grohe beobachtet), sehr geringe Spuren Pepsin, niemals Tryp- sin. In den Lymphdrüsen des’ Mesenteriums war keins der genannten Enzyme nachzuweisen. 3. Muskeln vom Rinde und Hunde gaben sehr schwache Pepsin- und Ptyalin-Wirkung; Trypsin war darin niemals zu entdecken. 4. Gehirn vom Ochsen, vollkommen mit kaltem Alkohol und mit Aether extrahirt, gab Lösungen, welche in 2—7 Stunden aus Stärke Zucker bildeten, mit HCl 0,1 p. Ct. in 7 Stunden unverkennbare Pep- sinwirkung zeigten, aber stets frei von Trypsin waren. 5. Milz vom. Rinde und vom Hunde enthielt, ausser Spuren zuckerbildenden Enzyms, kein anderes. 6. Knochenmark vom Kalbe und vom Ochsen zeigte sich ganz frei von Enzymen. 7. Lunge vom Kalbe und vom Ochsen, genau nach Hüfner be- handelt, gab Mucin, keine Spur Trypsin, sehr geringe Mengen zucker- bildender Stoffe und Spuren von Pepsin. 8. Thymus enthielt nur geringe Spuren von Pepsin. 9, Der Inhalt einer Struma cystica zeigte nur Spuren von Ptyalin und Pepsin; eine Ovarialeystenflüssigkeit, die viel Paralbumin enthielt, wurde auffallend reich an Pepsin gefunden (Verdauung in 1"/, Stunden), sehr arm an Ptyalin und frei von Trypsin. 10. In der Niere des Hundes war kein Pepsin oder Trypsin, r, K e } F { { dl TB Be re in } } 4 we’ AR > Ueber die Verbreitung einiger Enzyme im Thierkörper. 5 Ptyalin dagegen deutlich nachzuweisen. Menschlicher Harn wurde vergeblich auf Trypsin untersucht; dagegen gelang der Nachweis des Pepsins, ebenso der des ziemlich reichlich darin enthaltenen Ptyalins. Der vorstehenden Uebersicht ist hinzuzufügen, dass in keinem der f Säfte und Gewebe ein dem Digestin ähnlicher Körper entdeckt werden konnte und dass niemals unter zuverlässigem Ausschlusse der Fäulniss bei alkalischer oder neutraler Reaction Bildung von Pepton, Leuein, Tyrosin oder einem mit Brom oder Jod sich violet färbenden Körper zu constatiren war. Demnach ist das Vorkommen von Trypsin ausschliesslich auf das Pankreas und den Darminhalt beschränkt und das anscheinende Auftreten desselben in der Darmschleimhaut, nach den Versuchen an der Thiry’- schen Fistel, auf blosse Verunreinigung der Darmoberfläche mit Pankreas- saft zurückzuführen. Der Gedanke, Eiweisszersetzungen im Thierkörper resorbirtem oder ausserhalb des Pankreas sich bildendem Trypsin zu- zuschreiben, wird damit ebenso abgewiesen, wie alle Angaben, welche das Auftreten von wahren Fäulnissprodukten, wie des Indols, von SH, u. s. w., neben den tryptischen Zersetzungsprodukten thierischer Albumine aus der Wirkung praeexistirender Enzyme herzuleiten suchen. Ganz besonders ist die Behauptung zurückzuweisen, dass es eine Fibrin- zersetzung mit Indolbildung, unter Aether, ohne gleichzeitiges Auftreten “von Fäulnissorganismen gebe, denn Bacterienentwicklung wird unter hohen Aetherschichten und in mit Aether gesättigten, wässrigen Flüssig- keiten zwar verlangsamt, aber durchaus nicht verhindert. In einge- schmolzenen, anscheinend reinen, thierischen Säften, Transsudaten u. dergl. ist ausnahmslos Trübung durch niedere Organismen mikroskopisch zu constatiren, wenn sich darin Peptone, Leuein und Tyrosin bilden. Natürlich ist hier und beim Fibrin unter Aether die Untersuchung zur Zeit der Zersetzung auszuführen, nicht beliebig später, da Bacterien ‚nicht durch Unsterblichkeit bevorzugt sind. Für die Erklärung der Bacterienfäulniss mittelst in den niederen Organismen enthaltener Enzyme fehlt endlich zur Zeit jede thatsächliche Basis, weil es noch Niemandem gelungen ist, albuminolytische Enzyme aus Bacterien zu isoliren. 6 W. Kühne: Verbreitung einiger Enzyme im Thierkörper, Die von Heidenhain neuerdings mit Recht aufgeworfene Frage was aus dem Trypsin werde, und welche Wirkungen es über die Grenze des Darms hinaus habe, bedarf sehr eingehender Bearbeitung. Unter die Haut lebender Thiere gebracht, erzeugt Trypsin, wie ich aus länge- ren Erfahrungen weiss, die entsetzlichsten Zerstörungen, andrerseits kann es aber merkwürdiger Weise ohne Schaden in’s kreisende Blut gebracht und durch den Harn ausgeschieden werden. Bei den zahlreichen Versuchen, denen das Vorstehende entnommen ist, wurde überall auch das etwaige Vorkommen der ersten digestiyen Spaltungsprodukte der Aikumine beachtet und besonders auf die Hemialbumose Rücksicht genommen. Indess wurde dieselbe nirgends gefunden und auch im Knochenmarke war nichts davon zu bemerken, während der von Bence-Jones im Harne Osteomalacischer ent- deckte, eigenthümliche Eiweisskörper, den ich in einem exquisiten Falle jener Erkrankung in grosser Menge zu gewinnen Gelegenheit fand, sich damit völlig übereinstimmend zeigte. Die neueren, sehr, wich- tigen Angaben über Peptonurie von Gerhardt u. A. sind nach den geltend gemachten Reactionen zum grössten Theile unzweifelhaft mehr auf diesen Körper, als auf Peptone im Harn zu beziehen. FA 4 ku en rn et N r Ka RS Ben un - 2 Fr 74 Ki ar klin re im Auge. « Zur Flüssigkeitsströmung im Auge. Von Leopold Weiss. Man hat die Irideetomienarbe eine Filtrationsnarbe genannt (Quaglino, v. Wecker u. A.) und liegt dieser Bezeichnung die Von stellung zu Grunde, dass die bei gewissen Zuständen zu beobachtende _ druckvermindernde Wirkung der Iridectomie darin zu suchen sei, dass x die Narbe eine für den Abfluss aus dem Augeninnern ganz besonders günstige Stelle abgibt. — Die Narbe würde darnach das Wesent- -“ iche, das Ausschneiden der Iris nur nebensächlich sein; und hat man a _ demgemiss den Rath gegeben, die Iridectomie überall da, wo man : operativ den intraoeularen Druck herabsetzen will, durch die Sclero- z tomie zu ersetzen. ö A = Die Frage nach der Bedeutung der Iridectomienarbe in Bezug auf ihre Durchlässigkeit von Flüssigkeit aus dem Augeninnern ist da- 2, ‚bei nie experimentell geprüft worden. a Zum Zweck einer solchen Prüfung wurde eine Anzahl Versuchs- thiere irideetomirt, denen dann längere Zeit (z. Th]. '/, Jahr) nachher, _ (unter Anderem) eine Lösung von Ferrocyankalium in den Glaskörper > injieirt wurde in ähnlicher Weise, wie dies früher von Knies in Kühne’s Laboratorium geschehen ist. E x Das einige Stunden nach geschehener "Injection enucleirte Auge wurde in weingeistige Eisenchloridlösung gebracht. Die auftretende _ Blaufürbung gab die Wege an, welche die Flüssigkeit genommen. 8 Leopold Weiss: Indem ich mir ausführliche Mittheilung der Versuchsresultate, insbesondere sofern sie diese spezielle Frage betreffen, vorbehalte, möchte ich mir hier nur einige Bemerkungen erlauben, die sich auf die Flüssigkeitsströmung im Augeninnern überhaupt beziehen: 1) Die Existenz des von Knies beschriebenen Abflusswegs (Virchow’s Arch. B. 65), der seinen Anfang am ligament. pectinat. nimmt und ungefähr zwischen innerem und mittlerem Drittel der Sclera nach hinten verläuft — kann ich bestätigen; als eine wichtige Ergänzung kann ich in Betreff seines Verlaufes hinzufügen, dass, er nicht „allmählig in der Sclera verschwindet“, sondern bis gegen den hinteren Pol des Auges zu verfolgen ist — immer ungefähr in der- selben Schichte der Scelera verlaufend — und hier (wie ich dies bei einigen gut gelungenen Injectionen sah) in bestimmter Entfernung vom Sehnerveneintritt rechtwinklig umbiegt und nach aussen führt. 2) Färbung der Cornea trat nicht „nur nach vorhergegangener Punction der vorderen Kammer“ ein; sie wurde fast nie vermisst. Die Kittleisten des Epithels der Descemeti sind dabei sehr intensiv gefärbt. — Ob es beim Durchgang durch die Descemet’sche Membran besondere Stellen sind, welche die Flüssigkeit nimmt, liess sich bis jetzt noch nicht entscheiden. In der Hornhautsubstanz sind es die sog. Hornhautkörperchen, welche gefärbt erscheinen, wie dies deutlich überall da hervortritt, wo die Färbung keine zu intensive ist. 3) Nach gelungenen Injectionen sieht man auch Blaufärbung längs der Wandung von ins Auge tretenden Gefässen. 4) Ein Theil der injieirten Flüssigkeit nimmt ihren Abfluss durch den Sehnerven. 5) Bei den meisten Versuchen war nur die hintere Linsenhälfte gefärbt und hier waren es nur die alleräussersten Schichten, welche lebhafte Färbung zeigten. Die Färbung betrifft die zwischen den Linsenfasern befindliche Kittsubstanz, An der hinteren Linsenkapsel sieht man nach dem Aequator zu ein sehr zierliches Mosaik von unregelmässig 6-seitigen Feldern. Es ist ganz dieselbe Zeichnung, wie man sie an der Kittsubstanz von Epithelien findet. Die Grenzlinien sind nicht gerad, sondern erschei- a ER 1 I E A re FE. 5 er, clan a Ad ii ae ee a EA re ae ET Er ; ; N Baer “ Y + 1» 7 ” n nd # » Pr ’ ER Zur Flüssigkeitsströmung im Auge. 1) 2 f nen leicht zackig. Neben diesem zierlichen Mosaik nach dem Aequator lentis zu sieht man nach dem hinteren Linsenpol zu noch ein anders- artiges, viel gröberes Maschenwerk, resp. Fachwerk, dessen Seiten Räume einschliessen, die der Lage und der Grösse nach mit den von dieser Stelle beschriebenen „lichten Kugeln“ übereinstimmen dürf- ten. Gewöhnlich wird angenommen, dass diese „lichten Kugeln“ durch £ Gerinnung einer zwischen Linse und Linsenkapsel befindlichen geringen ; Flüssigkeitsmenge entstehen. _ Wird es schon unverständlich, wie bei einer derartigen angenom- menen Gerinnung die injieirte Flüssigkeit sich nur um die „Gerinnungs- kugeln“ herum findet, so liegt es nach solchen Bildern näher, anzu- nehmen, dass es sich hier um kugelförmig anschwellende Endigungen von Linsenfasern handelt, mögen nun diese Endanschwellungen erst postmortan entstanden sein oder schon zu Lebzeiten bestanden haben. Es würde zu Gunsten dieser Auffassung sprechen, dass man auch an den nächst nach- innen von den „lichten Kugeln“ (resp. den erwähnten, von blau gefärbten Scheidewänden umgebenen Räumen) liegenden e Linsenfasern sieht. wie die blau gefärbte Kittsubstanz zwischen den Linsenfasern hier nicht — wie weiter nach innen — in Form regel- mässiger Parallelstreifen erscheint, sondern Ausbuchtungen (wie par- tiellen Anschwellungen der Linsenfasern entsprechend) zeigt. R Das hier Gesagte bezieht sich nur auf Injectionen von Ferrocyan- kaliumlösungen in den Glaskörpern von Kaninchen. Bei Ausführung der Injectionen, die mit freundlicher Erlaubniss _ von Herrn Geheim-Rath Kühne in dessen Laboratorium vorgenommen wurden, überzeugte ich mich bald, dass die Handhabung der Spritze, insbesondere das Aufziehen und Niederdrücken des Spritzenkolbens mit freier Hand zu unsicher ist. Die Spritze wurde daher in einem Mantel verschieblich an einem festen Stativ angebracht und der Spritzen- kolben mit einer Schraube heruntergedrückt. Während der Injection und nachdem die Canüle herausgezogen war, wurde immer geprüft, ob nicht neben der Canüle, resp. aus dem - Ausstichspunkt, injieirte Flüssigkeit aussickere. Davon, dass nach gelungener Injection die Injectionsmasse gleich nach vollendeter Einspritzung nur mitten im Glaskörper liegt, über- zeugte ich mich, indem ich lösliches berliner Blau injieirte. Als Bulbus gleich darnach enucleirt und das Auge geöffnet worden halber ag" Heidelberg, im Mai 1877. Der Einfluss des Lichtes auf elektrische Spannung in Metallen. 11 Der Einfluss des Lichtes auf elektrische Span- nung in Metallen. Vorgetragen von Riehard Börnstein. Dass das elektrische Verhalten von Metallen durch Lichtstrahlen eine Einwirkung erleidet, welche aus blosser Temperaturerhöhung nicht hervorgehen kann, ist durch neuere Untersuchungen zweifellos festge- stellt. Es findet solche -Einwirkung in zweierlei Hinsicht statt, näm- lich mit Aenderung entweder des elektrischen Leitungswiderstandes (und zwar Abnahme) oder der elektrischen Spannung. Die Literatur bezüglich der Abhängigkeit des Widerstandes von der Belichtung habe ich in meiner Habilitationsschrift!) S. 8 ff. zusammengestellt. Ueber ' Spannungsänderung in Folge von Belichtung haben wir Beobachtungen von Beequerel?), Grove°), Pacinotti®), Hankel°), Adams £ und Day°). 1) Der Einfluss des Lichtes auf den elektrischen Leitungswiderstand von Metallen., Heidelberg. Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung. 80, 1877. 2) Beequerel, Compt. rend. t. IX. p. 145 und p. 561. 1839. Compt. rend. t. XIII. p. 198, auch Biblioth. univ. de Geneve, nouv. ser. t. XXXV. p. 136. 1841, sowie Ann. de chimie et de phys. (3) t. IX. p. 257. 1843. Compt. - rend. t. XIV. p. 901, auch Biblioth. univ. de Geneve, nouv. ser. t. XL. p. 341. 1842. Compt. rend. t. XXXII. p. 83, auch Ann. de chimie et de phys. (5) t. XXXI. p. 176. 1851. fr 3) Grove, Rep. on the Meeting of the Brit. Assoc., Leeds, Sept. 1858, auch Phil. Mag. (4) vol. XVI. S. 426. 1858. # Pacinotti, Cimento t. XVIII. p. 313. 1863. 5) W. Hankel, Sitzungsber. der math.-phys. Kl. der K. Sächs. Ges. d. W., 1875, auch Annalen der Physik und Chemie (neue Folge), herausgeg. von Wiedemann, Bd. I. S. 402. 1877. 6) Adams und Day, Proc. Roy. Soc. vol. XXXV. No. 172. p. 113. 1876. 12 Richard Börnstein : Die vier erstgenannten Forscher untersuchten die elektrischen Vor- gänge, welche stattfanden, wenn von zwei in die gleiche Flüssigkeit getauchten Platten eines Metalls die eine belichtet wurde, während beide mit den Drahtenden eines empfindlichen Galvanometers verbunden waren. Hierbei ergaben sich bestimmte Modifikationen der chemi- schen Vorgänge unter Einwirkung der verschiedenen Lichtarten, diese Modifikationen erzeugten an der belichteten Platte einen andern elek- trischen Zustand, als an der zweiten im Dunkeln “befindlichen, und demzufolge zwischen beiden Platten einen elektrischen Strom, den man im Galvanometer messen konnte. Bei Grove, Pacinotti und Hankel finden sich auch Angaben über die Aenderungen, welche eintraten, wenn geleitete Wärme statt des Lichtes auf eine der beiden Metallplatten einwirkte. Grove fand keine Einwirkung der Wärme auf das eine von zwei in schwach angesäuertem Wasser stehenden Platinblechen; er schreibt die ganze Strahlenwirkung der durch Licht beförderten galvanischen Polarisation zu. Blaues Licht wirkte viel stärker als gelbes, rothes am Schwächsten, so dass Grove schliesst, es seien. bei diesen Vorgängen die ‚chemischen‘, nicht die ‚„Wärme- strahlen“ der Sonne wirksam, weil für letztere die Farben in umge- kehrter Reihe stehen müssten. Pacinotti theilt mit, dass von zwei in schwefelsaurem oder salpetersaurem Kupferoxyd stehenden Kupfer- platten, die belichtete stets negativ gegen die andere wurde, wenn Sonnenlicht oder wenn die Strahlen einer Petroleumlampe oder einer erhitzten Eisenplatte darauf fielen. Als er dagegen zwei kupferne Kästchen von verschiedener Grösse isolirt ineinander setzte, und Wasser von verschiedener Temperatur in den Zwischenraum und in das innere Kästchen brachte, verhielt sich das warme Kupfer positiv gegen das kälter. Hankel fand warmes Kupfer stets negativ gegen kaltes; von seinen in Wasser getauchten Kupferplatten wurde, wenn sie blank geputzt waren, beim Bestrahlen mit Sonnenlicht die belichtete negativ, dagegen trat die positive Veränderung um so stärker hervor, je mehr das Kupfer mit Oxyden und Salzen bedeckt war. Einige Volta’sche Säulen verhielten sich in entgegengesetzter Weise unter Einfluss von Belichtung und Erwärmung. Bezüglich der ausserdem von ihm unter- # f. r- - j Der Einfluss des Lichtes auf elektrische Spannung in Metallen, 13 suchten Platten aus Silber, Zinn, Messing, Zink, Platin theilt Hankel nur die Lichtwirkung mit, keine Versuche über Erwärmung. Bei allen diesen Experimenten fanden die elektrischen Ströme gleichzeitig mit chemischen Vorgängen statt, und zwar, wie einige der genannten Physiker annehmen, in Folge derselben. Es scheint aber, dass auch ohne chemische Vorgänge elektrische Ströme durch Licht hervorgerufen werden können, ähnlich wie die thermoelektrischen Ströme, deren Zustandekommen auch keiner chemischen Umsetzung bedarf. Solche Ströme, welche durch Licht in einem lediglich metallischen Schliessungskreise erzeugt werden, sind, soweit mir bekannt, bisher nur beobachtet und beschrieben von Adams und. Day in der oben ange- führten Arbeit. Dieselben geben an, dass in manchen der von ihnen untersuchten Selenstücke durch theilweise Belichtung eine Potential- differenz, und dementsprechend ein elektrischer Strom entstanden sei, und ferner, dass in den Stellen, wo die Zuleitungsdrähte aus Platin angeschmolzen waren, die Belichtung einen Strom von ‚umgekehrter Richtung ergeben habe, als einem thermoelektrischen Strom zuge- kommen wäre. Die im Folgenden mitgetheilten Beobachtungen, durch welche ich an einigen anderen Metallen die gleiche Eigenschaft nachzuweisen suchte, ergaben das nämliche Verhalten der fünf untersuchten Sub- stanzen Silber, Platin, Kupfer, Gold, Aluminium, und machen dem- nach das Analoge für die übrigen Metalle sehr wahrscheinlich. Alle benutzten Metallplatten lagen auf rechteckigen Glastafeln, deren beide Hälften von zwei verschiedenen Metallen überdeckt waren. Diese Tafeln hatten 80 und 100 mm. Seitenlänge, nur die Platten, welche Platin enthielten, hatten 45 und 70 mm. Seitenlänge. Das Silber war nach Martin’scher Methode niedergeschlagen, Platin auf Spiegel- glas eingebrannt, Kupfer, Gold und Aluminium wurde in dünnen Blättchen untersucht, wie sie vom Vergolder benutzt werden und im Handel vorkommen. Solche Blättchen kann man auf Wasser ‚legen und mit der zu überziehenden Glasplatte herausheben ; wenn man hier- auf die noch an der Platte haftenden Wassertropfen durch gelindes rer er 14 Richard Börnstein:: Erwärmen entfernt, so legt die Metallschicht sich innig an das Glas an. In der Mittellinie jeder Platte, wo die Verbindungsstelle beider Metalle war, lagen diese in einer gemeinsamen Schicht von 15—20 mm. ° übereinander. Von den Platten war Silber blau, Platin grau, Gold grün durchscheinend, Kupfer und Aluminium undurchsichtig. Eine chemische Analyse ergab im Kupfer geringe Mengen von Zinn und Spuren von Eisen, das Gold war ohne merkliche Beimischung, und das Aluminium enthielt Spuren von Eisen. Um leitende Ansätze an diese Platten befestigen zu können, waren. Stanniolstreifen an den schmalen Seiten auf das Glas geklebt. Die Schichten von Silber und Platin wurden durch aufgelegte Streifcehen von Aluminium mit dem Stanniol verbunden, während die Blätter aus Kupfer, Gold und Alu- minium auf dem Rande der Stanniolstreifen auflagen und so die Leitung herstellten. An die beiden Stanniolstreifen jeder Platte waren kupferne Drähte gelöthet, und behufs besserer Haltbarkeit die Drähte mit Co- lophoniumkitt umhüllt. Dann wurden schliesslich noch über die Ver- bindungsstellen zwischen dem Stanniol und den zu untersuchenden _ Metallschichten schwarze Papierstreifen geklebt, mit der schwarzen Seite dem Metall zugekehrt, um alle Strahlen von den Ansatzstellen abzuhalten, und so waren die Platten zur Untersuchung fertig. Die Beobachtungen geschahen an einem Multiplikator mit asta- sirttem Magnet und Spiegelablesung, welcher durch einen Commutator mit der zu untersuchenden Platte in Verbindung stand und durch diese geschlossen wurde. Durch Wenden dieses Commutators konnte das Vorhandensein jeder elektromotorischen Kraft zweifellos nachge- wiesen werden, und die Ablesungen bei entgegengesetzten Stellungen des Commutators waren immer um: den doppelten Betrag der zu be- obachtenden Ablenkung von einander verschieden. Die Ruhelage der astasirten Multiplikatornadel war constant bis auf geringe Aenderungen, die in Folge von Temperaturschwankungen eintraten. Diese Aende- rungen fanden aber so allmählig statt, dass sie mit den hier mitge- theilten Vorgängen nicht verwechselt werdey konnten, und das um so weniger, als die Ausschläge, welche aus der Wirkung der Metall- platten herrührten, in ihrer Richtung beliebig gewechselt werden Der Einfluss des Lichtes auf elektrische Spannung in Metallen. 15 konnten und wurden. Die Empfindlichkeit war derartig, dass mit einem einfachen thermoelektrischen Element aus Eisen- und Neu- silberdraht eine Ablenkung bis zu 300 mm. erzielt wurde, wenn man die Löthstelle mit der Hand erwärmte. Die Entfernung zwischen Spiegel und Skala betrug dabei etwa 2'/, Meter. Jede der erwähnten Platten wurde beim Beginn der Beobachtungen mit einem schwarzen Tuch verhüllt und in diesem Zustande belassen, bis ein etwaiger Aus- schlag im Multiplikator verschwunden war. Diese Vorsicht war nöthig, weil mitunter in den frisch verbundenen Apparattheilen Temperatur- verschiedenheiten vom Anziehen der Klemmschrauben oder von der Körperwärme des Beobachters oder dergl. entstanden waren. Zeigte dann der Multiplikator keinerlei veränderten Stand bei beiden Stel- lungen des Commutators, so wurde die Platte enthüllt und zunächst dem diffusen Tageslicht ausgesetzt, wobei mitunter schon ein geringer Ausschlag merkbar war. Derselbe nahm alsbald zu, wenn die Platte von ihrer Metallseite her mit Magnesiumlicht beleuchtet wurde. Die einfachen Ausschläge, d. h. die halben Differenzen der äussersten Ruhelagen des Magnets bei beiden Stellungen des Commutators, be- trugen unter Einwirkung von Magnesiumlicht zwischen 1 und 4 mm. Jede Platte wurde, nachdem sie diese Erscheinung gezeigt hatte, an der Verbindungsstelle der beiden Metalle mit einer Alkoholflamme “erwärmt, und dabei entstand dann eine Ablenkung, welche stets der bisherigen entgegengesetzt und meist grösser als diese war. Die Erwärmung der Platten geschah in der Regel von der Glas-Seite her, doch zeigte sich kein anderer Effekt, als man in einigen Fällen die " Alkoholflamme in direkte Berührung mit den Metallflächen brachte. Um festzustellen, dass die beim Belichten beobachteten elektrischen Ströme ihren Ursprung wirklich in der metallenen Platte hatten und nicht etwa in anderen Apparattheilen, wurden die Verbindungen zwischen Platte und Commutator mehrfach gewechselt. Dabei fand sich, dass der vom Licht hervorgerufene Strom innerhalb jeder ein- zelnen Platte immer dieselbe Richtung hatte, also auch in ihr ent- stehen musste. Von den angeführten fünf Substanzen wurden neun verschiedene 16 Richard Börnstein: Combinationen zu zweien untersucht, jede in mehreren Exemplaren, so dass im Ganzen 30 Platten aus je zwei Metallen den Beobachtungen unterworfen wurden. Bei den verschiedenen Exemplaren der gleichen Combination war soweit möglich Rücksicht darauf genommen, dass jedes der beiden Metalle an der Verbindungsstelle sowohl als obere, wie auch als untere Schicht zur Untersuchung kam, ohne dass hierin ein Unterschied bemerkt werden konnte. Nur Silber und Platin mussten, weil fest am Glase anliegend, stets als wntere Schicht dienen. Die zehnte mögliche Combination, Platin und Silber, konnte nicht herge- stellt werden. Durch Erwärmen fand sich die thermoelektrische Reihe der unter- suchten Substanzen: -- Silber, Platin, Kupfer, Gold, Aluminium —. Dabei ist die Reihenfolge der beiden ersten Metalle nach den Ergeb- nissen mehrerer anderer Forscher angenommen, direkt untersucht konnte das Verhältniss von Silber und Platin nicht werden. - Unter dem Einfluss der Lichtwirkung ordnen sich die Metalle in umgekehrter Reihe: + Aluminium, Gold, Kupfer, . Platin, Silber —, wobei wieder auf das Verhältniss zwischen Silber und Platin nur aus der Analogie geschlossen ist. Ferner wurden Platten aus nur einem Metall untersucht, die im Uebrigen auf die beschriebene Weise hergestellt waren. In einer solchen Goldplatte entstand gleichfalls ein Strom beim Belichten, und ein umgekehrter bei gelindem Erwärmen. Hier wie in den Versuchen von Adams und Day mit theilweise belichteten Selenstücken ist “A Der Einfluss des Lichtes auf elektrische Spannung in Metallen. 17 wohl anzunehmen, dass die Substanz nicht homogen war und sich darum verhielt, wie eine Combination verschiedener Metalle. Andere Platten, die nur aus Silber oder nur aus Aluminium bestanden, zeigten keine elektromotorische Kraft unter Einwirkung des Lichtes. ‚Wenn statt des Magnesiumlichtes Sonnenstrahlen unzerlegt auf die aus zwei Metallen bestehenden Platten fielen, war immer nur ein thermoelektrischer Strom bemerkbar, analog den Erscheinungen an bestrahlten Silberplatten, deren Widerstand durch volles Sonnenlicht wuchs, während er unter. Einwirkung einzelner Lichtarten abnahm (s. die oben eitirte Habilitationsschrift des Verfassers, S. 41). Erklären könnte man die vorstehend mitgetheilten Erscheinungen vielleicht entsprechend wie die thermoelektrischen Ströme. _ Wenn letztere ihren Ursprung dem Umstand verdanken, dass die Spannungs- differenz an der Contaktstelle zweier Metalle durch Erwärmung ge- ändert wird, so wäre es dementsprechend denkbar, dass auch durch Eindringen von Lichtstrahlen die Spannungsdifferenz geändert wird. Es braucht bei dieser Voraussetzung nicht angenommen zu werden, dass die Lichtwirkung an der Contaktstelle der beschriebenen Me- tallplatten durch das obere Metall hindurch auch noch das untere beeinflusse. Schon eine Belichtung der obern Schicht allein kann die Spannungsdifferenz zwischen beiden modifieiren. Hiernach kamen bei allen angeführten Versuchen gleichzeitig zwei Einflüsse der Lichtstrahlen zur Geltung. Einmal wurden Strahlen absorbirt, erhöhten die Temperatur des absorbirenden Körpers und änderten auf diese Weise indirekt sein elektrisches Verhalten. Dann aber muss es noch eine zweite Einwirkung der Strahlen geben, da die Effekte von Licht und Wärme hier wie in vielen Versuchen anderer Beobachter entgegengesetzt waren. Wenn nun die Licht- wellen in dieser zweiten Art noch anders wirken, als bei ihrer Ab- sorption geschähe, so ist die Annahme geboten, dass solche Strahlen, welche durch das belichtete Metall hindurchgehen oder doch bis zu einer gewissen Tiefe in dasselbe eindringen, hierbei direkt die be- obachteten Aenderungen in elektrischer Leitungsfähigkeit und Span- nung herbeiführen, welche von Erwärmung nicht herrühren können. Dem- Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II, 2 18 Richard Börnstein: Einfluss d. Lichts auf el. Spannung i. Metallen. nach müssten verschiedene Lichtarten um so grössere Lichtwirkung bei einem Metall erzielen, je mehr dieses für sie durchlässig ist. Insofern bei derartiger Wirkung die Strahlen einen Theil ihrer lebendigen Kraft abgeben, findet auch hier eine Absorption statt, aber verschieden von dem gewöhnlich mit diesem Wort bezeichneten Vorgang, bei wel- chem man direkte Umsetzung der Energie in Wärme annimmt. Lässt man den vorstehenden Versuch einer Erklärung für die elektrische Lichtwirkung gelten, so entsprechen die vom Licht her- vorgerufenen Ströme in mancher Hinsicht den thermoelektrischen. Man könnte dies Verhältniss vielleicht dadurch ausdrücken, dass man die Ströme, welche ohne chemische Umsetzung durch Licht entstehen, als photoelektrisch bezeichnet. Will man die an 5 Metallen (Silber, Platin, Kupfer, Gold, Alu- minium) gefundenen Ergebnisse auf die übrigen Metalle ausdehnen, so ist das Resultat dieser Untersuchung: In einem aus zwei Metallen gebildeten Kreise ent- steht ein photoelektrischer Strom, wenn die beiden Verbindungsstellen verschieden starker Einwirkung von Lichtstrahlen ausgesetzt sind. Wirkt auf die nämliche Verbindungsstelle ineinem Falle erhöhte Temperatur, undin einem andern Falle stärkere Bestrahlung, so haben diein beiden Fällen erregten Ströme, der thermoelektrische und der photoelektrische, entgegengesetzte Richtung. Heidelberg, den 3. August 1877. Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. 19 Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. Vorläufige Mittheilungen von E. Pfitzer!'). (Vorgelegt den 7. Juli und 3. August 1877.) 4. Ueber die Umdrehung der Orchideenblüthen. Schon in meiner ersten Mittheilung ?) zur ‚Physiologie der Orchideen ist erwähnt worden, dass Blüthen von Dendrobium nobile auch im Dunkeln die bekannte Drehung des Fruchtknotens um 180° vollziehen, entgegen der von Hofmeister°) — allerdings -hinsicht- lich der Ophrydeen — gemachten Angabe, nach welcher das Licht die Drehung bewirkt. Es wurde ferner die Vermuthung ausgesprochen, dass die Lage der Blüthe zur Lothlinie massgebend sei, somit die Schwer- kraft die Drehung .veranlasse. Ich habe nun inzwischen zunächst Hofmeister’s Angabe auch an Ophrydeen geprüft und auch hier gefunden, dass Blüthen von Orchis maculata und Gymnadenia conopea selbst in tiefster Finsterniss die Drehung ausführen. Nur ganz vereinzelte Blüthen bleiben ungedreht — eine Erschemung, welche aber auch an normal im Licht entwickelten Blüthenständen gar nicht selten ist. Das Licht kann somit nicht wohl als Ursache der Drehung angesehen werden — wir werden uns noch überzeugen, dass auch eine Nachwirkung früherer Beleuchtung nicht stattfindet. 1) Mittheilung 2 und 3 vergl. Flora 1877. S. 241. ?) Vgl. diese Verhandlungen I. S. 493. 3) Allgemeine Morphologie der Gewächse S. 626. 3% 90 E. Pfitzer: Um zu prüfen, welche thatsächliche Abhängigkeit von äusseren Kräften besteht, habe ich dann Blüthenstände von den genannten Arten sich im Licht, wie im Finstern in umgekehrter Stellung ent- wickeln lassen. Es wurden bei kräftigen Topfpflanzen die Inflorescenzen so umgebogen und an der Spitze befestigt, dass der mit Knospen be- deckte Theil senkrecht abwärts stand. Die Blüthenstände wurden so gewählt, dass die ältesten Knospen ganz, die meisten aber noch gar nicht gedreht waren. An diesen letzteren Knospen stand nun bei der jetzigen Richtung der Inflorescenz das Labellum schon ohne Drehung nach dem Erdboden hin. War die Drehung eine autonome, von äusseren Kräften unab- hängige, so musste sie auch an den umgekehrten Blüthenständen ein- treten. War sie eine Nachwirkung der Beleuchtung, so musste das- selbe wenigstens im Dunkeln der Fall sein. Wenn dagegen die Lage der Blüthe zur Lothlinie orientirend wirkte, so mussten die Knospen, deren Labellum jetzt schon nach unten stand, die Drehung unterlassen. Das Letztere war das Resultat der Versuche. An den ganz aus- gebildeten Inflorescenzen, die ich in Alkohol bewahre, steht, wenn ich den Blüthenstand wieder zur Normallage aufgerichtet denke, an den ältesten Blüthen die Lippe unten, an wenigen folgenden horizontal, an allen oberen, beim Beginn des Versuchs noch nicht gedrehten, oben, d. h. nach der Spitze der Inflorescenz hin. Es ist somit von entscheidender Bedeutung, welche Stellung die Blüthe während ihrer Entwicklung zur Lothlinie hat: nur wenn diese letztere nicht in die Symmetrieebene der Blüthe fällt, findet Drehung statt, und nur so lange, bis diese Coincidenz erreicht ist. Höchstens überschreitet die Blüthe, wie bei Dendrobium nobie erwiesen!), zuerst diese Endlage und nimmt sie dann durch eine entgegengesetzte Drehung ein, welches Schwanken sich wiederholen kann. | Es stimmt damit ‘vollkommen überein, dass an horizontalen Blüthenständen die Drehung, auch kleinere Bogen, als zwei Rechte macht — sie dauert nur, bis die oben bezeichnete Endlage erreicht ') Diese Verhandlungen I. S. 493. "Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. Pal ist. Inflorescenzen, welche von vorn herein senkrecht abwärts hängen, wie die von Stanhopea, zeigen überhaupt keine Drehung des Frucht- knotens, nur wenn sich der Blüthenstand schräg abwärts entwickelt, tritt dieselbe bis zur Abwärtsstellung des Labellums ein. Wenn wir uns nun eine Vorstellung von der Art und Weise machen wollen, in welcher die orientirende Kraft wirkt, so scheint auf den ersten Blick nichts einfacher, als hier eine Torsion in Folge ungleicher Lastvertheilung anzunehmen, analog wie sie De Vries') bei horizontalen, ungleich belasteten Zweigen beschrieben hat. Es spricht dafür das bei Dendrobium beobachtete Oscilliren um die Gleich- gewichtslage, ferner der Umstand, dass die Lippe im Allgemeinen den grössten und schwersten Theil der Orchideenblüthe darstellt, sowie, dass, wo dies nicht der Fall ist, oft die beiden nächst benachbarten, ur- sprünglich oberen Sepala sich ausserordentlich entwickeln (Bolbo- phyllum). Selbst dem Einwand, dass es sich nicht um die Lastver- theilung in der geöffneten Blüthe, . sondern in der Knospe handle, _ lässt sich entgegenhalten, dass der Querschnitt der Knospe im Allge- meinen ein stumpfwinkliges Dreieck darstellt, dessen breite Grund- fläche nach oben, zur Axe, gewandt ist. Denken wir uns somit die Knospe in Folge des festen Aneinanderschliessens aller Theile solid, so wird doch der Schwerpunkt jedes Querschnittes näher der Grundfläche d. h. nach oben hin liegen, somit nur ein labiles Gleich- gewicht vorhanden sein, das durch die Drehung in ein stabiles ver- wandelt werden würde. Es kommt dazu, dass vielfach der Frücht- knoten ganz excentrisch und zwar nach der Spitze jenes Dreiecks hin angefügt ist, wodurch von vorn herein die bei weitem grössere Last nach der morphologischen Oberseite der Knospe hin fällt. Das Kriterium musste in diesem Fall ein ähnliches sein, wie in Johnson’s Versuch über die Wurzelkrümmung. Wenn es sich le- diglich um die Lastvertheilung während der Drehung handelt, so muss ein in geeigneter Weise angebrachtes Gegengewicht im Stande sein, die Drehung zu hindern, eventuell in die entgegengesetzte umzuwan- 1) Ueber einige Ursachen der Richtung bilateral-symmetrischer Pflanzen- theile. Arbeit. des botan. Instit. in Würzburg. II. 1872, S. 272 ff. 23 Ä E. Pfitzer: deln, da ja die Lage des Schwerpunktes dadurch beliebig verändert werden kann. An den kleinen Blüthen der Ophrydeen, welche ihre Drehung schon ausführen, während sie noch ziemlich dicht aneinander liegen, ‚wäre es sehr schwierig, derartige Versuche ohne erhebliche Zerrungen zu machen. Ich wählte daher Knospen von Laelia erispa und Zygope- talum Mackayi, an welchen ich, theils vor beginnender Drehung, theils an Blüthen, die bereits die Symmetrieebene horizontal gestellt hatten, Glas- und Metallstäbchen von bestimmtem Gewicht befestigte. Die Stäbehen trugen seitlich einen oder zwei Kautschukringe, welche so über die Knospe gelegt wurden, dass sie keinen starken Druck aus- übten, aber doch das Stäbchen in seiner Lage vollkommen erhielten. Das Letztere befand sich an der Knospe natürlich gegenüber der Lippe, auf der Aussenfläche des ursprünglich untersten Kelchblattes, so dass der Schwerpunkt jetzt nicht mehr nach der Seite des Labellums, sondern nach der entgegengesetzten hin fiel. Es zeigte sich nun, dass Knospen von Laelia crispa, die im Ganzen etwa 5 Gramm, ohne den Fruchtknoten 3V, Gramm wogen, mit Leichtigkeit ein angehängtes Eisenstäbchen von 3 Gramm so lange hoben, bis es senkrecht nach oben stand, ein Gewicht, welches jedenfalls die Differenz der Masse der oberen und unteren Kno- spenhälfte weit übertraf. Dasselbe geschah bei Knospen von Zygope- talum, die mit dem Fruchtknoten etwa 1,6, ohne denselben 1,3 Gramm wogen, nachdem Glasstäbchen von 0,3 Gramm an ihnen befestigt worden waren. Die Drehung erfolgt somit mit activer Kraft, wie die Abwärts- krümmung der Wurzelspitzen. Eine. wesentliche Differenz dieser beiden Erscheinungen liegt aber darin, dass wir bei der Wurzelkrümmung jedesmal eine obere und untere Kante unterscheiden können, welche sich in Folge der Einwirkung der Schwerkraft hinsichtlich ihres Wachs- thums entgegengesetzt verhalten, während für die Entstehung einer Torsion die sämmtlichen peripherischen Kanten durch stärkeres Wachs- thum in einen Gegensatz zur mittleren Masse des Organs treten müssen. Wir wären hier gezwungen, anzunehmen, dass die Gravitation die Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. 93 sämmtlichen peripherischen Kanten so lange zu stärkerem Wachsthum im Vergleich mit dem centralen Strang anregt, bis eine bestimmte Kante der Blüthe senkrecht abwärts zu stehen kommt. Es bleibt jedoch dabei noch die Möglichkeit offen, dass die un- gleiche Vertheilung der Last schon auf die ganz jungen Knospen A wirkt und hier Verhältnisse hervorruft, deren Folge dann später jene ' mit activer Kraft geschehende Drehung ist. Das Hinausgehen der Dendrobium-Blüthen über die Gleichgewichtslage würde einer solchen Nachwirkung entsprechen. Entscheiden wird sich die Frage erst lassen, wenn Material zu Gebote steht, an welchem man die Knospen schon in sehr jungem Zustand beliebig belasten kann, oder aber an Inflorescenzen, welche ihre ganzen früheren Entwicklungszustände in hängender Stellung durchlaufen haben und welche man in späten Sta- dien plötzlich aufrichtet. Wenn z. B. eine Blüthenähre ihre Ent- wicklung in der Stellung vollzieht, dass das Labellum sämmtlicher Blüthen nach dem Erdboden gerichtet ist und wir erst nach Zurück- krümmung der Knospen von der Hauptaxe die Inflorescenz aufrecht oder wagrecht stellen und bei jeder Knospe dem Labellum gegenüber ein Gegengewicht befestigen, so kann von einer Nachwirkung nicht die Rede sein und es wäre allein die oben gegebene Deutung zulässig. Derartige Versuche sollen angestellt werden, sobald unser Orchideen- haus wieder Material bietet. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass das stärkere Wachsthum der zur Axe gewandten Kante des Fruchtknotens, welches die ursprüng- lich der Inflorescenzaxe anliegende Knospe etwa rechtwinklig zu dieser stellt, nicht von äusseren Kräften abhängt, sondern eine autonome Epinastie ist: es findet im Licht wie im Dunkeln, an aufrechten wie an umgekehrten Inflorescenzen statt. 5. Zur Embryoentwicklung und Keimung der Orchideen. Die Grundzüge der Embryoentwicklung der Orchideen wurden schon 1846 von Amici!) bei Orchis beobachtet, nämlich gefunden, 1) Botan. Zeit. 1847. 8. 364. Flora 1847. S, 249 (mit Abbildungen). 24 E. Päitzer: j # dass der untere Theil der Keimzelle sich zu einem vielzelligen Embryo- kügelchen, der obere zu einem mehrzelligen Faden entwickelt, welcher zur Mikropyle hinauswächst. Amici’s Figuren zeigen deutlich die kugelige Endzelle erst quer, dann deren Tochterzellen längs getheilt (a. a. O. Fig. 7. 10. 15). Die Beobachtungen von Mohl'!) und Karl Müller) fügen über den Aufbau des Embryokügelchens nichts Wesentliches hinzu. Hofmeister?) schildert den Aufbau wie folgt: Die unterste Zelle des Vorkeims — die erste des Embryo — theilt sich mittelst einer verticalen Wand in zwei wagrecht neben einander liegende Zellen. Die eine derselben entwickelt sich stärker als die andere und drängt diese zur Seite. Hierauf theilt sich die grössere beider Zellen durch» eine geneigte Scheidewand; das Embryokügelchen besteht jetzt aus drei Zellen, deren eine als Fndzelle erscheint. Durch Theilung der letzteren mittelst senkrechter Wand wird der junge Embryo vierzellig. Wieder überwiegt das Wachsthum einer der Endzellen beträchtlich das der anderen, wieder theilt sich die grössere beider mittelst ge- neigter Wand. In mehreren der Zellen des nun fünfzelligen Embryo tritt jetzt Zellvermehrung in verschiedener Richtung auf, sowohl durch Scheidewände, welche die Achse des Organs schneiden, als durch solche, die ihr parallel sind. Däs Embryokügelchen erscheint zunächst als bestehend aus einer centralen, von einer kugeligen Zellschicht allseitig umgebenen Zelle. Bei Gymnadenia odoratissima entwickelt sich bis- weilen bis zur Samenreife der Embryo nicht weiter, bei anderen Arten wird sein Bau complieirter und sowohl aus diesem Grunde, als wegen der in seinen Zellen sich häufenden körnigen Stoffe schwer zu ermit- teln. Hofmeister lässt also Alles in Allem den jungen Embryo mit einer Scheitelzelle wachsen. Schacht’s*) Abbildung der Embryo von Orchis Morio zeigt vier über’s Kreuz gelegene Zellen; auch gibt er eine Figur, in welcher !) Botan. Zeit. 1847. S. 465. 2) Ebenda 8. 737. 3) Entstehung des Embryo der Phanerogämen. 1849. 8. 5. *) Entwicklungsgeschichte des Pflanzenembryo 8. 34 ff. T. III. p. 26. 27. R> u a FERNE Sn Se a Ds | {6 j Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. 728 bei noch ungetheilter Endzelle die von der Spitze gerechnet zweite Zelle längs getheilt ist — die Zeichnungen weiter entwickelter Em- bryonen lassen die Zeilfolge nicht erkennen. Schacht‘) fand ferner, dass Listera und Epipactis gar keinen, Corallorhiza und Sturmia nur einen zwei-, beziehungsweise einzelligen Embryoträger entwickeln. Es hat dann noch 1874 Fleischer?) einige fertige Embryonen zum Theil von epiphytischen Formen untersucht. Nach ihm bestehen diese Keimlinge aus einigen Dutzenden von Zellen, welche jede Diffe- renzirung, selbst die eines Dermatogens vermissen lassen. Dem unteren Ende hängt ein gewöhnlich aus zwei Zellen bestehender Vorkeim an, _ dessen obere Zelle bei manchen Arten deutlich in die Keimlingsmasse hineinragt. Der Annahme Hofmeister’s, wonach der Embryo mit einer Scheitelzelle wachse, entspricht die Anordnung der Zellen in dem oberen Theil mancher Embryonen, deren oberes Ende sehr schmal ist, nur in geringem Grade, andere, namentlich solche mit dickerem oberen Theil schliessen diese Annahme geradezu aus. "Obwohl es stets misslich ist, aus fertigen Zuständen auf die jüngsten Stadien zu schliessen, so hat Fleischer doch hier das Richtige ge- troffen, wie die folgende entwicklungsgeschichtliche Darstellung ergibt. Es sei zuvor bemerkt, dass die Embryonen unserer Orchideen sich zwar leicht aus den Samenknospen herausdrücken lassen, dass sie dagegen in irgend vorgerückteren Entwicklungszuständen dicht mit Fetttröpfehen angefüllt sind und in Folge dessen undurchsichtig schwarz erscheinen; dabei sind die Zellwände äusserst zart. Mit den gewöhn- licher Methoden gelang es mir nicht, Durchsichtigkeit zu erzielen, dagegen sehr wohl, wenn ich die Embryonen in Chloroform aus den Samenknospen herausdrückte. Das letztere löst die Fette sehr schnell, und die Embryonen werden gläsartig hell. Da das überaus schnelle Verdunsten des Chloroforms sehr lästig ist, so empfiehlt es sich, das- selbe nach vollendeter Einwirkung durch alkoholische Aetzkalilösung zu verdrängen; man kann dann Wasser zusetzen, ohne dass das Fett 1) Ebenda 8. 60. ®) Flora 1874. 8. 419. 96 E. Pfitzer: wieder ausgeschieden wird, und die Präparate bleiben nun durchsichtig und lassen sich in Glycerin aufbewahren. Die einfachsten Embryonen fand ich bei Listera ovata. Hier zerfällt die eiförmige Keimzelle in vier in einer Längsreihe liegende Zellen, welche darauf über’s Kreuz Längswände bilden, so dass jedes Stockwerk vierzellig wird. Die Ebenen dieser Längswände fallen theils zusammen, theils sind sie um etwa 450 gegen einander verschoben, so dass die Wände des einen Stockwerks auf die Zellmitten des an- deren fallen. Am Stammende des Embryos werden dann tangentiale, zur Aussenfläche parallele Wände gebildet; die inneren Tochterzellen des am meisten entwickelten, von der Spitze gerechnet zweiten Stock- werks theilen sich wohl noch durch weitere Längswände. Auf diesem Stadium bleibt der Embryo stehen. Vollkommener sind schon die Keimlinge von Orchis latifolia. Nachdem sich durch Quertheilung der Keimzelle ein Zellfaden ent- wickelt hat, schwellen die drei, seltener die vier untersten Zellen der Reihe an, zusammen eine Kugel oder ein Ellipsoid darstellend. Sie theilen sich dann längs in derselben Weise, wie dies bei Zistera beschrieben wurde; es bilden sich so 3 bis 4 Stockwerke von je vier kreuzweise gelagerten Zellen. Da die Längswand der Endzelle häufig geneigt ist, so entsteht dadurch der Anschein einer Scheitelzelle — in Wirklichkeit ist eine solche nicht vorhanden. Alle Stockwerke sondern sich dann durch tangentiale Wände in vier centrale und vier peripherische Zellen, welche letzteren jedoch noch weiter tangential sich theilen können, also noch nicht einem :Dermatogen äquivalent sind. Die weiteren Theilungen erfolgen mit geringer Regelmässigkeit, doch stehen die meisten Wände parallel oder senkrecht zur Embryoaxe. Die dem Embryo benachbarte Vorkeimzelle, die ursprünglich vierte oder fünfte von der Spitze, fungirt als Hypophyse — sie wölbt sich in das Embryo- kügelchen hinein und schliesst dasselbe durch’eine Querwand ab. Die so hinzugekommene Zelle theilt sichnoch einmal längs oder auch über’s Kreuz. Der fertige Embryo ist eine ellipsoidische Masse, welche im oberen (vom Embryoträger abgewandten) Theil stets etwas kleinzelliger ist, als im entgegengesetzten ; im Querdurchmesser zählen wir dort etwa all a ee ae Ta Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. 97 6—8, hier 4—5 Zellen; es finden eben in jenem Stockwerk reich- lichere Theilungen statt. Die äusserste Zelllage hat eine deutliche Cuticula und viel weniger Zellinhalt, als die innere Zellmasse, so dass ‚sie als ein einheitliches Gebilde hervortritt. Von irgend welcher An- deutung einer Wurzelbildung ist dagegen nichts zu bemerken, es fehlt überhaupt, abgesehen von jener Differenz in Grösse, Inhalt und Zahl der Zellen, jetzt jede Sonderung. Analog sind die Embryonen von bletia (Laelia) autumnalis gebaut. Es gehen hier zwar von vorn herein auch nicht erheblich mehr Zellen des Fadens in die Bildung des Embryos ein, aber dieselben theilen sich sehr vielfach durch Querwände und es wird dadurch der Embryo schlank eiförmig und bedeutend vielzelliger. Auch hier ist das dem Tragfaden benachbarte Ende viel grosszelliger, als das entgegenge- setzte, in welchem letzteren auch die äusserste Zelllage sich schärfer abhebt. Auch an den fertigen Embryonen einer Anzahl anderer epiphytischer Orchideen (Laelia cerispa, Epidendum ciliare, Stan- hopea oculata) trat diese Differenz hervor. j Die am weitesten entwickelten Keimlinge zeigte mir Dendrochilum glumaceum. Hier fand ich die schlank spindelförmigen Embryonen schon in der geschlossenen Kapsel grün, und zwar war es na- mentlich das kleinzelligere Ende, welches Chlorophyll in reichlicher Menge enthielt. Schon dies deutete darauf hin, dass dieses Ende, wie bei den übrigen Monokotyledonen, als ein Keimblatt aufzufassen sei, was sich dann überhaupt auf das kleinzellige Ende der Orchideen- keimlinge übertragen liesse. Die Keimung von Dendrochilum bestätigte diese Vermuthung vollkommen. Ich habe die Keimung epiphytischer Orchideen mehrfach gut be- obachten können, wenn ich frischen Samen auf Fliesspapier aussäete, welches in einem Schüsselchen mit Sand lag, der durch einen Untersatz mit Wasser stets feucht gehalten wurde. Das Ganze stand im Warmhaus unter einer Glasglocke. Die Keimung beginnt bald nach einigen Tagen, bald erst nach 3—4 Wochen. Bei Dendrochilum glumaceum war das Erstere der Fall. An dem spitzen, dem Vorkeim zugewandten Ende des Embryos, der noch von der Samenschale um- 28 E. Pätzer: schlossen war, traten Wurzelhaare auf, welche die dünne Testa durch- brachen. Am entgegengesetzten, grünen Ende erkennt man bald eine farblose, zarte Epidermis, welche sogar, immer noch innerhalb der Samenschale, Zwischenzellräume und wohlentwickelte Spaltöffnungen bildet. Indem dann dieses Ende wachsend aus der Testa hervortritt, nimmt es eine abgeplattete Gestalt an — sein Querschnitt wird planconvex. Während nun der mittlere Theil des Embryos ziemlich stark anschwillt, richtet sich das grüne flache Ende senkrecht empor, so dass es bei vor- her horizontal dem Fliesspapier anliegenden Embryonen nun mit dem unteren, blassen, Wurzelhaare bildenden Ende einen rechten Winkel bildet; die flachen Seiten liegen dabei vorn und hinten. Wir haben eben jetzt den deutlich differenzirten Kotyledon vor, uns, bis zur Spitze grün und mit Spaltöffnungen bedeckt — er nimmt in diesem Stadium etwa Y, der Gesammtlänge des Embryos ein. An den ältesten, mir vorliegenden, etwa 2 Monate alten Keimlingen, ist er ungefähr 3mal länger als der liegende Theil und misst 1Y/, Millimeter. Die Spitze des Kotyledons hat durchaus den Charakter des Dauer- gewebes, während an seiner Basis noch starke Zellbildung und Wachs- thum stattfindet. Hier in dem Winkel zwischen Kotyledon und dem Rest des Embryo liegt auch der Heerd der weiteren Neubildungen. Es erscheint hier dem Kotyledon gegenüber eine kleine, plasmareiche Hervorragung. Dieselbe ist stark von vorn nach hinten abgeplattet, von einem deutlichen Dermatogen überzogen und in ihrem schmälsten Durchmesser etwa 4, in ihrem breitesten 6—8 Grundgewebezellen stark. Wir müssen sie als das zweite, dem Kotyledon mit der Diver- genz "/, folgende Blatt betraehten. Zwischen beiden befindet sich noch eine sehr kleine, schwache Erhöhung, der Vegetationspunkt. Der Kotyledon ist in diesem, dem weitesten der beobachteten Stadien, an seiner Basis im Querschnitt concav convex — mit seiner concaven Seite umfasst er seitlich das zweite Blatt, welches auch bald Ein- krümmung seiner Ränder nach innen zeigt. Nach dieser Darstellung wäre also der Orchideen-Embryo den übrigen monokotylen Keimlingen in sofern analog, als sein Ende den Kotyledon darstellt, während die Axe seitlich hervorsprosst. Von u HL a A De A u Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. 99 einer Hauptwurzelentwicklung ist auch bei der Keimung nichts zu bemerken — nur die Zahl der Wurzelhaare wird allmählig recht be- trächtlich. Analog verläuft die Keimung von bletia (Laelia) autumnalis und Epidendrum eiliare. Hier schwillt der Anfangs längliche oder spindel- förmige Embryo zur Birnform an — das dickere Ende ist das klein- zelligere, kotylodenare; es bildet mit Ausnahme der äussersten Zell- lage reichlich Chlorophyll und entwickelt in dieser Spaltöffnungen; am blassen Ende entstehen Wurzelhaare.. Die Embryonen werden dann fast kugelig; die am weitesten entwickelten maassen bei Epiden- drum eiliare (Aussaat 14. Juli 1877) jetzt (Anfang August) etwa einen Millimeter. Ihre Endfläche ist schief abgestutzt und in der Mitte dieser schrägen Fläche erhebt sich eben ein junges Blättchen. Ich möchte auch hier den das Letztere überragenden Theil des Keim- lings für einen sehr schwach entwickelten Kotyledon halten — ihm gegen- über würde nach dieser Auffassung dann auch hier das zweite Blatt gebildet. Die eben gemachten Mittheilungen haben wohl insofern einiges Interesse, als man bisher im Allgemeinen alle Orchideenembryonen als akotyl betrachtet hat, und als überhaupt so sehr wenige Beobachtungen über die Keimung Luftknollen bildender Formen vorhanden sind. Am meisten stimmen meine Beobachtungen überein mit den von Beer') bei Bletias verecunda gemachten. Derselbe gibt zwar an, das Kuösp- chen entstände auf dem Scheitel des Embryo, doch stimmen seine Ab- bildungen mehr zu der oben vertretenen Auffassung. Sonst liegen noch vor eine ältere Notiz von Link?) über die Keimung von Eulophia maculata und die genaue Darstellung, welche Prillieux*®) und Riviere über dieselbe Pflanze gegeben haben. Nach ihnen ent- stehen hier an dem Keimling 2—3 adventive Knöspchen, von welchen keines terminal ist — die Medianebene der gebildeten Blätter geht 1) Beiträge zur Morphologie und Biologie der Familie der Orchideen. Wien 1863, S. 6. Taf. II. f. 3. 4. 5. ?2) Icones selectae II. tab. VII. Philosophia botanica p. 310. 3%) Annales d. scienc.-naturell. 3. serie. vol. V. page 119. 30 E. Pfitzer : auch bei Eulophia durch die Längsaxe des Embryo. Bei unseren - Erdorchideen ist nach Irmisch), Fabre?) und Beer °) die Knospe terminal und das erste Blatt wird erst während der Keimung gebildet. Analog verhält sich nach Fleischer (a. a. O.) Stanhopea saccata, nach Hofmeister‘) Sobralia macrantha; — später krümmt sich hier das Keimknöllchen in einer den Flächen der jungen Blätter parallelen Ebene. Ich hoffe demnächst auch über die Keimung einer Erdorchidee eigene Beobachtungen mittheilen zu können. 6. Ueber das Aufspringen der Blüthen von Stanhopea oculata. Es ist, soweit ich habe vergleichen können, kein Fall bekannt, wo Blüthen sich ganz plötzlich, mit erheblicher Kraft, elastisch öffnen. Bei den meisten Formen löst die Spannung, welche in Folge der Ver- längerung der Innenseite der Blumenblätter entsteht, die Cohäsion der- selben ganz allmählig, sie treten mehr und mehr auseinander, und | gerade bei Orchideen habe ich gezeigt, dass vielfach mehrere Tage bis zur völligen Oeffnung der Blüthe vergehen. Ganz anders verhalten sich die Stanhopeen. Es war mir aufge- fallen, dass ihre Blüthen, so früh ich auch in das Gewächshaus kam, und obgleich sie am Abend vorher nur an wenigen Stellen schwache Spalten zwischen den Perigonblättern gezeigt hatten, doch stets vollkom- men geöffnet waren, und ich versuchte mehrfach, sie bei diesem Vorgang zu überraschen. Es gelang mir dies im Juli dieses Jahres, nachdem ich eine starke Pflanze von Stanhopea oculata bis 6 Uhr sehr stark verdunkelt hatte, um so die Erscheinung zu verzögern. Die Knospen zeigten jetzt die Kelchblätter nur in ihren mittleren Theilen noch fest verbunden; an der Basis und an der Spitze waren schmale Spalten bemerkbar. Die Concavität der Sepala nach ihrem Qüuerdurchmesser nahm gleichzeitig ab, so dass sich ihre Kanten in immer stumpfere Winkel zu einander stellten. Um 7 Uhr 20 Min. waren die in der ) Beiträge zur Biologie und Morphologie der Orchideen. 8. 5. ?) Annales d. sciene, naturell. 3. serie. vol. V. page 163. Ba. 10, 8.00, *) Bei Irmisch a. a. O. 8. 32. Taf. VI. Fig. 49. A N Kur pie a 3 Bla m a ._ ’ Beobachtungen über Ban und Entwicklung der Orchideen. 31 Mitte immer noch fest an einander liegenden Kelchblätter an ihrer Basis soweit frei geworden, dass ihre Ränder sich etwas nach aussen eoncay umbiegen konnten, um auch so dem stärkeren Wachsthum der Innenseite in der Querrichtung zu genügen. Um 7 Uhr 45 Min. sprang dann die erste Blüthe mit einem sehr hörbaren Ge- räusch auf. Die Spitzen der Sepalen schnellen mit einem Stoss etwa 5 Centimeter auseinander und bewegen sich dann so schnell, dass man mit dem Auge folgen kann, in kleinen Stössen. weiter fort. Die beiden Petalen werden dadurch frei und krümmen sich ebenfalls schnell zurück — eine Minute nach dem Aufspringen sah ich sie schon über die Horizontale hinausgegangen und nach aussen concav gekrümmt. Nach weiteren 1 bis2 Minuten hat die Blüthe das Aussehen einer vollständig geöffneten — nur die Messung zeigt, dass weitere kleine Bewegungen noch stattfinden. Bisweilen öffnet sich die Blüthe nur halbseitig, indem nur eines der dem Labellum benachbarten äusseren Perigonblätter zurückspringt, während die beiden anderen noch verbunden bleiben. Dann kann natürlich auch nur ein Petalum sich zurückschlagen, und man erhält die Möglichkeit, an dem anderen Messungen anzustellen. Die zahl- reichen rothen Flecken, mit welchen die Innenseite der Blumenblätter bedeckt ist, können dabei als Marken dienen. Ich fand nun, dass z. B. die Ränder zweier solcher Flecken, die an dem noch in der Knospenlage befindlichen Petalum 4 mm. von einander abstanden, eine Minute nach dem Beginn der Zurückkrümmung 4,5 mm. entfernt ‘ waren. Es hatte sich also diese Stelle in der genannten Zeit einen halben Millimeter verlängert; es befanden sich diese Flecken freilich auch an der nahe der Basis des Blattes gelegenen am stärksten sich krüm- menden Stelle. Die Blüthen eines Blüthenstandes folgen einander schriell, so dass nach etwa einer Stunde alle weit geöffnet waren. Indem ich bei einer Blüthe derselben Art einen Tag vor ihrer normalen Oeffnungszeit mit einer Federmesserklinge den Zusammenhang der Blumenblätter vorsichtig löste, überzeugte ich mich, dass auch jetzt schon die Spannung eine erhebliche war. Gleich nach dem elasti- 323 E. Pfitzer: Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen, schen Aufspringen standen die Spitzen der Sepalen (um 8 Uhr 48 Min.) 43, die der Petalen 35 mm. von einander ab, und stiegen diese Ab- stände dann in je fünf Minuten zunächst 3 bis 4, später etwa 2 Mil- limeter. Um 4 Uhr 28 Min. waren die ersteren 103, die letzteren 105 mm. von einander entfernt, am nächsten Morgen die Blüthe ganz geöffnet. Am Abend vor der Oeffnung abgeschnittene und in Wasser ge- stellte Blüthen zeigten ganz dieselben Erscheinungen — im diffusen Lichte gehalten öffneten sie sich eine bis zwei Stunden früher, als im Dunkeln, doch sprang auch in tiefer Finsterniss ‚die letzte Blüthe Morgens gegen halb neun Uhr in normaler Weise auf. Etwas mit den oben beschriebenen, Erscheinungen Verwandtes ist vielleicht das bekannte schnelle Oeffnen der Grasährchen, doch habe ich dasselbe nicht genauer beobachtet. Rasch, doch nicht entfernt, so energisch, wie bei den Stanhopeen öffnen sich auch die Blüthen von Asphodeline lutea. Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 33 Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. Von Prof. A. Horstmann. Vorgetragen am 3. August 1877. Im Folgenden erlaube ich mir dem Verein über die Fortsetzung einer Arbeit zu berichten, von welcher in diesen „Verhandlungen“ (N. S. I. 177) sehon vor einiger Zeit ein erster Theil unter demselben Titel veröffentlicht ist. Angeregt durch eine Bemerkung von Bunsen habe ich mir zur Aufgabe gemacht, die relative Verwandtschaft des Sauerstoffs zu Wasserstoff und Kohlenoxyd ausführlich zu studiren, »weil man für den gasförmigen Zustand am ersten einfachere Bezie- hungen zu finden erwarten darf. Ich habe damit begonnen, wie Bunsen Kohlenoxyd mit wachsenden Mengen von elektrolytischem Knallgas zu verpuffen und habe als erstes Resultat gefunden, dass die Menge des gebildeten Wasserdampfs im Verhältniss zur gebildeten Kohlen- säure stetig zunimmt. Die Vermuthung Bunsens, dass das Ver- “hältniss der Verbrennungsprodukte sich sprungweise ändere und stets durch kleine ganze Zahlen ausdrückbar sei, fand ich nicht bestätigt.') 1) Ich darf mittheilen, dass Herr Geh. Rath Bunsen diese Folgerung aus meinen Versuchen anerkennt, und dass auch ihm meine Erklärung, wie bei seinen früheren Versuchen der Schein einer sprungweisen Aenderung zu Stande gekommen sein kann, wahrscheinlich ist. Die Notizen, die zu einer direeten Controle dieser Erklärung nöthig wären, sind leider verloren. Wie ich weiter durch gütige Privatmittheilung weiss, hat Herr Geh. Ratıı Bunsen neuerdings versucht, ob die von ihm vermuthete Gesetzmässig- keit nicht hervortritt, wenn man die Gassäule in dem Eudiometer durch eine Reihe von Induktionsfunken der Länge nach gleichzeitig ent- zündet, weil hierbei die Verbrennung unter einfacheren Bedingungen statt- findet. Doch zeigte sich auch so keine sprungweise Aenderung des Verhält- nisses der Verbrennungsprodukte. Die gefundenen Zahlen schliessen sich an die meinigen an, so nahe als man bei den veränderten Umständen er- warten darf. Verhandi, d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 3 Be; h f AT en 34 A. Horstmann: Ich habe ferner gezeigt, dass aus den Versuchen des Herrn E. von Meyer (Journal für praktische Chemie [2]. 11. 273) nicht, wie derselbe glaubte, eine Bestätigung des vermeintlichen Bunsen’schen Gesetzes hergeleitet werden kann. Die erhaltenen Zahlenwerthe lassen - sich zwar meist innerhalb der Fehlergrenzen auf ganzzahlige Ausdrücke abrunden, aber es findet sich keine zusammengehörige Versuchsreihe, welche die Constanz dieser Werthe über eine gewisse Beobachtungs- strecke und den- Sprung von einem zu dem nächsten ganzzahligen Verhältniss deutlich erkennen liesse. !) In letzterer Beziehung könn- ten allein vielleicht die unten mitgetheilten 5 Versuche, die grösste „Zahl, welche in eine solche Reihe zusammengestellt werden kann, Zweifel erregen. Die v. Meyer’schen Versuche sind alle in der Art angestellt, dass Gemische von Wasserstoff und Kohlenoxyd mit variablen Sauerstoffmengen verbrannt wurden. Bei den in Rede stehenden Versuchen war das Verhältniss des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd nahezu = 1:1. Die Tabelle giebt an: 1) Die Nr. der Versuche in v. M.s Abhandlung, 2) wie viel von dem Gemisch der brennbaren Gase verbrannte (&) und 3) das Verhältniss der Verbrennungsprodukte (z = Wasserdampf durch Kohlensäure). | Nr. & Z 1a 0,236 2,88 1b... 0,303 - 3,10 lc 0,355 3,083 2a 0,385 3, 2°b. 705639. 1] Versuche des Herrn_v. Meyer. 1) Herr E. von Meyer ist später noch zweimal auf den Gegenstand zurückgekommen. Er will (Journ. f. prakt. Chemie [2] 13. 125) das Bun- sen’sche Gesetz auch bei der langsamen theilweisen Verbrennung von Wasserstoff-Kohlenoxyd-Gemischen bei Gegenwart von Platinschwamm be- stätigt gefunden haben. Gegen diese Schlussfolgerung gelten aber ganz die- selben Bemerkungen, die ich (diese Verhandlungen N.S.1. 179 fi.) gegen die im Text erwähnte Arbeit gemacht habe, nur in erhöhtem Grade, da die Fehler nach der Natur der Versuche bedeutend grösser sein müssen. Später (a. a. OÖ. 14. 125. Anm.) bemerkt derselbe, dass er zur Prüfung meiner Bedenken Versuche begonnen habe, Das Resultat derselben ist bis jetzt noch nicht veröffentlicht. | Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 535 Da die vier ersten Werthe von z nahe bei 3, der letzte nahe bei 2 liegen, so könnte man darin eine Bestätigung des Bunsen’schen Gesetzes erblicken, und wenn man trotzdem einen stetigen Verlauf annehmen will, so deuten die Zahlen jedenfalls auf einen eigenthüm- lichen Zusammenhang zwischen & und z. Wenn zwischen 30 und .40°/, der brennbaren Gase verbrannt sind, scheint z constant zu bleiben oder vielleicht ein Maximum zu erreichen, da die erste Zahl kleiner ist, als die drei folgenden. Ein solches Verhalten wäre für die theoretischen Betrachtungen, welche ich an meine Untersuchung zu knüpfen dachte, von grösstem Interesse. Ich beschloss daher, auch in der Art wie Herr von Meyer, mit Kohlenoxyd-Wasserstoff- Gemischen, eine grössere Zahl von Versuchen anzustellen, zumal ich dadurch einen doppelten Vortheil erreichen musste. Denkt man sich nämlich die sämmtlichen Beobachtungen, wie in der früheren Mit- theilung, graphisch dargestellt, so muss die alte Curve für die Kohlen- ‚oxyd-Knallgas - Versuche durch alle Curven für die neuen Beobach- tungen mit Kohlenoxyd-Wasserstoff-Gemischen geschnitten werden und zwar an Punkten, deren Abscissen aus der Zusammensetzung der an- gewendeten Gemische im Voraus bekannt sind. Denn dort, wo der zugeführte Sauerstoff eben hinreicht, um den vorhandenen Wasserstoff zu verbrennen, gehört der Versuch der alten und neuen Versuchsreihe zugleich an. Die beiden Versuchsreihen müssen sich somit gegen- seitig controliren und dabei wird das ganze Beobachtungsgebiet mit einem Curvennetz überzogen, welches die Aufgabe ausserordentlich erleichtern muss, das Gesetz aufzufinden, nach welchem sich der Sauerstoff unter die beiden brennbaren Gase vertheilt. Um mit derselben Gasmischung eine genügende Anzahl Versuche anstellen zu können, construirte ich mir aus einem Mischeylinder, wie sie bei der Massanalyse gebräuchlich sind, ‘ein Quecksilbergasometer von ca. 600 ebem. Inhalt. Das Zuleitungsrohr desselben konnte durch Quecksilber abgesperrt werden, so dass die Gase nur beim Ein- und Ausströmen mit Kautschuk, sonst allein mit Glas und Quecksilber in Berührung kamen und sich daher möglichst lange in unveränderter Reinheit aufbewahren liessen. Mit dem Wasserstoff, aus Zink und 3*# NE N 36 A. Horstmann: Schwefelsäure entwickelt, wurde das Gasometer zunächst mehrfach ausgespült, dann zu beliebigem Theile gefüllt und die Füllung mit Kohlenoxyd ergänzt. Das Kohlenoxyd wurde wie früher aus ameisens. Natron und conc. Schwefelsäure dargestellt, und zunächst über Kali- lauge aufgefangen, um Spuren von CO, oder SO, zu entfernen. In dem Gasometer wurde das Gasgemisch durch syrupsdieke Phosphor- säure, welche die Wände bedeckte, getrocknet. In einem ähnlichen kleineren Quecksilbergasometer wurde der Sauerstoff, aus chlors. Kali dargestellt, mit Aetzkali getrocknet und aufbewahrt. Die Eudiometer, von den gewöhnlichen Dimensionen, in welchen die Versuche in der gebräuchlichen Weise ausgeführt sind, wurden vor jeder Füllung mit verdünnter Salpetersäure und Wasser ausgespült und unter Erwärmen vermittelst eines trockenen Luftstroms getrocknet. Eine Füllung des grossen Gasometers reichte zu 10—12 Ver- suchen und zu den Analysen, die nöthig waren, um die Vorsichts- - massregeln für die Reinheit der Gase zu controliren und namentlich, um die Zusammensetzung der Gasmischungen, welche vermittelst der Theilung des Cylinders annähernd nach Belieben hergestellt werden _ konnte, genau zu ermitteln. Solche Analysen wurden meist vor und nach den eigentlichen Versuchen, in der Art ausgeführt, dass zuerst das Gasgemisch mit überschüssigem Sauerstoff verpufit, und aus der Contraktion dessen Zusammensetzung berechnet wurde nach den be- kannten Regeln, welche aber die vollkommene Reinheit des Gemisches voraussetzen. Dann wurde durch Absorption mit einer Kalikugel die gebildete Kohlensäure direkt ermittelt, um durch Vergleichung mit der zuerst berechneten Menge einen Massstab für die wirkliche Rein- heit des Gemisches zu gewinnen. Ich stelle im Folgenden die Re- sultate sämmtlicher Analysen zusammen zugleich mit den Mittelwerthen, welche den späteren Rechnungen zu Grunde gelegt sind. Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 37 Tabelle I. Zusammensetzung der Gasmischungen, A 1 _ — y Nr. der | nen > g Analyse 2 | Angenom- 3 Vers.- stand- Ey er) TER mene Zu- aan E Ver- | Ab- Ver- | Ab- ' sammen- Reihe. | theil. Juffung. | sorption. puffung. sorption. | setzung. Laute 1 40,60. 1 49,77: 21.48.01. N. 49,53 CO. |, 50,40. |. 50,23 | 50,79 re So I. | H. | 25,95 —.. [25,84 |* — | 25,89 Ener ee | ln I. | H. | 925,69 | 26,42 | 26,27. | 26,27. | 26,02 | 09.1 ,74,31,. |..73,58 . |, 73,78, .|1,73,78, «|, 73,98 | By HL; | 26,30. :|.:26,45 26,47 | 26,61 26,46 ‚co. | 73,70 | 73,55. | 73,53..\ 73,39 | 73,54 v.|H. | 3836 | 3831 ‘| 37,76 |\37,78 | 38,05 CO. | 61,64 | 61,69: | 62,24 | 62,22 |. 61,95 |- DIE 741560 7148,08,01,,42,13°|9.49,02 C0. |. 514 ‚|, |,,8%92 |.5787 .) 57,98 vu. | Hm. | 5447 | 5473 | 5444 | 5482 | 580 Ri: | CO. | 45,53 | 45,27 | 45,56 | 45,18 | 45,38 Fl ym. |8. | 47,38 | 1752 | anas | 47,79. 47,54 ı Co. . 52,62 | 52,48 | 59,54 | 52,21 | 52,46 em ||| |. |.75100 . REDE aa I AHEL ne re )BAB x m | 5065 |.5043 .| 50,88 | 51,02.) 50,96 "CO. | 49,35 | 49,56 | 49,12 | 4,898 | 49,04 Für die dauernde Reinheit des Sauerstoffs führe ich nur als Beispiel an, dass der Rest, welcher nach einer Versuchsreihe im Gasometer geblieben war, direct gemessen, 94,68 Volumeinheiten betrug, während sich aus der Contraktion bei der Verpuffung mit überschüssigem Wasserstoff 94,98 berechneten. Bei meinen früheren Versuchen habe ich jede einzelne Bestimmung durch eine Analyse controlirt und so jede zufällige Verunreinigung der Gase, die einen bestimmten Betrag überschritt, ausgeschlossen. Bei den neuen Versuchen ist diese zeitraubende Controle unterblıeben und 38 ! A. Horstmann: Sn man muss daher weniger gute Uebereinstimmung der Resultate unter- einander erwarten ; doch haben sich störende Unregelmässigkeiten nicht bemerklich gemacht. Von 10 Beobachtungsreihen, die ich angestellt, beziehen sich die Reihen I und X, sowie die Reihen II, III und IV auf Gemische von- nahezu derselben Zusammensetzung, so dass sich sämmtliche Beob- achtungen auf 7 wesentlich verschiedene Curven vertheilen, für welche das Verhältniss des Wasserstoffs zam Kohlenoxyd etwa von 1:3 bis 3:1 wechselt, ungefähr ebensoviel als bei den Beobachtungen mit Kohlenoxyd-Knallgasgemischen. Für grössere oder kleinere Verhält- nisse würde die absolute Menge des einen Verbrennungsproduktes zu klein und damit der Einfluss der Fehler zu gross geworden sein. Dies gilt namentlich für die Kohlensäure, wenn der Wasserstoff- gehalt gross ist, daher die IX. Versuchsreihe schon relativ grosse Un- regelmässigkeiten zeigt. Von der angewandten Menge der brennbaren Gase wurde bei- läufig 20—60 °/, verbrannt. Weiter zu gehen verbot nach unten die Grenze der Verbrennlichkeit, der ich nicht zu nahe kommen durfte, nach oben die Wiederstandsfähigkeit der Eudiometer, der ich nicht zuviel zumuthen wollte, zumal da der Endpunkt der Curve, wo die brennbaren Gase vollständig verbrannt sind, durch die Zusammen- setzung des verwendeten Gemisches bestimmt ist. Es muss dort das Verhältniss des Wasserdampfes zur Kohlensäure stets gleich dem “Verhältniss des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd vor der Verbrennung sein. In der unten folgenden Tabelle sind die Resultate sämmtlicher ’ Versuche zusammengestellt. Die Nummern in der ersten Spalte be-_ ziehen sich auf meine Laboratoriumsnotizen. In der zweiten mit & bezeichneten Spalte ist angegeben, wieviel von dem Gemisch der brennbaren Gase durch den zugeführten Sauerstoff verbrannte, d. h. es ist == Wasserdampf + Kohlensäure dividirt durch Wasserstoff + Kohlenoxyd vor der Verbrennung, oder auch durch das Volum, welches die Gase nach der Verbrennung einnehmen würden, wenn der Wasserdampf gasförmig bliebe; denn aus je einem Volum der brennbaren Gase entsteht ein Volum des betreffenden Verbrennungs- REED Zu ae u / ae; Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 39 produktes, und alle Angaben über die Menge der Gase sind auf das Volum zu beziehen. Das Verhältniss der Verbrennungsprodukte ist 'inder 3. mitz bezeichneten Spalte aufgeführt. Es bedeutet z = Wasser- dampf dividirt durch ‚Kohlensäure. Ferner ist für jede Versuchsreihe das Verhältniss # des Wasserstofis zum Kohlenoxyd in dem angewandten Gemische nach den mitgetheilten Analysen angegeben. Die Zeichen «@, P und z werden im Folgenden stets mit der hier festgesetzten Be- deutung gebraucht werden. Zu jeder Versuchsreihe gehört, wie schon bemerkt, ein Punkt der Curve auf Tafel I des ersten Theils dieser Arbeit, welche die Resultate der Versuche mit Kohlenoxyd-Knallgasgemischen wieder- gibt, der Punkt nämlich, wo dort das Verhältniss des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd gleich dem betr. Werth von / ist, da derselbe einem Versuch der neuen Reihe entspricht, bei welchem der zugesetzte Sauerstoff gerade zur Verbrennung des Wasserstoffs allein hinreichen würde. Man findet jenen Punkt leicht, wenn man bedenkt, dass auf jener Tafel die Abscissen den Wasserstoff in Prozenten der Summe der brennbaren Gase darstellen. Die Abseisse des gesuchten Punktes ist daher 100 «, wenn = P:1-+ P; die zugehörige Ordinate ist -der entsprechende Werth von z. Ich habe, für jede Versuchsreihe diese Werthe von & und z aufgesucht und in die Tabelle eingefügt mit einem Sternchen an Stelle der Nummer. 40 A. Horstmann: Tabelle II. Versuche mit Wasserstoff-Kohlenoxyd- Gemischen. Nr. | [2 | Z Y | Nr. [0 | Z $, Versuchsreihe I Versuchsreihe Ill 8 = 0,9723 | B==0,8517 7| 0972 |429 | 721 29 | 0,187 | 0,99 | 3,82 31,1.20,278. 14,19 | 7,08... |: . 27 |..0,199 | 1,03 | 4,15 15 |. 0,357 | 349 1691 | 0,260 | 1,14 | 5,80 8 | 0,11 | 3,25 . |-7,47 32 | 0,267 | 1,00 | 4,78 14 | 0,469.) 2,30 ..| ‚7,28 30 | 0,294 | 1,05 - | 5,71 5 | 0,476 | 3,12..|9,20 || 28 | 0,352 | 0,95 |.5,98 0,495. |.2,63--.| 11 || 26 | 0,586 |.0,60. | 5,51 16.\ 0,540 2,97: | 6,33. | 9 | 0,625 | 1,89 | 6,54 4 | 0,693 | 1,62 | 6,09 13 |. 0,770 1.120 | 5,99 | er "Yersuchsreihe II Versuchsreihe IV 3 = 0,3493 3— 0,3648 95 | 0,206 | 1,04 | 4,34 39 |..0,198 1 1,08 4,18 DR 3 ER a Tele hai * | 0959 | 1,18 18,75 | 42 | 0,2201 1,06 | 4,30 241 0,264 | 1,02 | 4,96 37 | 0,251 | 1,00 | 4,28 17." 0,295 | 1,07. °1 6,01. ||: * .| %0,865 1°1,18 170,86 18 | 0,395 | 0,89 | 649 || 35 0,295 | 1,04 | 5,28 ı9 | 0,484 | 0,81. 6,27 || 41 | 0,414 0,84 | 5,48 20 | 05,13 | 0,68 | 5,78 38%] 05498 1u0,71 7109.28 21 | 0,641 10,54 | 5,00 || .36 | 0,643 | 0,54 | 4,17 F d “ 2 5 } e 60 I I 2 P=0, 6142 0,220 | 1,71 0,258 1,80 -0,275 | 1,91 0,311 2,04 0,327 | 1,96 0,376 | 1,78 0,380 | 1,88 0,407 | 1,68 0,433 1,53 0,494 | 1,38 0,659 0,95 Versuchsreihe V # 3,81 | 4,43 5,00 614 6,08 6,18 6,96 6,25 5,78 6,03 4,54 Versuchsreihe VI un 0, 7247 0,194 | 2,13 0,227 | 2,08 0,279 .| 2,23 0,345 |:2,29 0,349 | 2,26 0,357 7 2,15 0,366 ,| 2,22 0,404 | 2,10 0,420 | 2,13 0,421: ! 1,98 0,444 | 1,91 0,497 | 1,63 0,653 | 1,18 3,83 3,95 4,84 6,04 5,99 5,70 6,17 6,43 7,08 6,20 | 6,32 5,67 4,90 Versuchsreihe VII B=1,2035 74 |.0,217 | 3,88 | 4,18 84 | 0,957 3,83 | 4,48 75 0,291 409 | 5,19 83 | 0,349 | 4,23 |-6,22 80 | 0,350:| 4,14 | 6,04 78 | 0,417 3,96 | 6,85 77 | 0,487 | 2,99 | 5,47 82 0,539 ‚2,80 | 5,85 * | 0,546 3,00.|.6,97 81,.\..0,591.|,3,37°: 15,07 % 76 | 0,629 | 2,24 | 5,22 s5 0,662 | 2,09 | 5,08 vr rsuchsreihe VIII = 0,9061 90 | 0,207 | 3,811 | 4,10 91 | 0,298.| 2,76. | 417 92 0,286 2,95 3,10 93 | 0,332 | 2,86 | 5,46 94 | 0,384 | 2,85 16,85 95 | 0,429 | 2,36 | 5,38 101 | 0,442 | 2,41 | 5,83 97 | .0,448 | 2,350 | 5,47 e 0,475 | 2,47 7,00 100 . 0,480 | 2,25 | 5,94 96 , 0,522 | 1,93 | 5,09 98 | 0,562 | 1,89. | 5,76 88 | 0,633 | 1,61 | 5,34 R 7 u y r 4 e- v „. > ee “. = > - a % Er ee 4 423 . A. Horstmann: ÄNT, | 07 | a | Nr. | & | Z | Y- Versuchsreihe IX Versuchsreihe X 3= 3,0308 8=1,0392. 113 | 0,220 | 7,49 | 3,00 112 | 0222 | 10,85 | 4,56 125 | 0,195 | 3,15 3,86 126 | 0,243 | 3,08 4,07 114 -|1 0,310 111,92° 1 5,7 128 | 0,249 13,48 |-4,78 1147 #0,313%1 13,31. 6,52: 119401 0818 1 3;48 | 5,45 1 1 1 D) 110 | 0,384 | 10,26 | 5,44 29 | 0,369 | 3,42 | 6,20 109 | 0,489 | :9,16 | 5,86; || 132 | 0,423 | 2,91 | 5,71 108 | 0,547 |. 7,26 | 4,86 30 | 0,485 | 2,63 | 5,92 106 | 0,638_| 621 4,91 ° | * | 0,510.| 3,73: | 7,05 105... 0,772. _|% 5,04 | 5,64 I Tas ee Se Die Folgerungen aus den Versuchsergebnissen zeigen sich noch klarer und übersichtlicher, als in der Tabelle, in der graphischen Darstellung auf Tafel II, bei welcher, entsprechend den früheren Tafeln, 100 & als Abseissen, und z als Ordinaten benutzt sind. Man findet zunächst auch hier nirgends eine Andeutung einer sprungweisen Aenderung des Verhältnisses der Verbrennungsprodukte, nocheiner Bevorzugung ganz- zahliger Werthedesselben. Ich halte dadurch die vonBunsen vermuthete Gesetzmässigkeit definitiv für beseitigt, soweit wenigstens als sie von derartigen Versuchen gestützt wurde. Jenes Verhältniss ändert sich stetig mit der Sauerstoffmenge, es zeigen aber sämmtliche Beobachtungsreihen, dass wirklich ein Maxi- mum desselben erreicht wird, wenn zwischen 30 und 40 °/, der brennbaren Gase verbrannt sind. Die Versuchsreihe I scheint aller- dings eine Ausnahme zu bilden, die aber, wie ich mit gutem Grunde sagen darf, nur die Regel bestätigt. Denn nachdem sich der Verlauf der Erscheinung bei der Versuchsreihe II anders ergeben hatte als bei I, habe ich die Reihen III und IV mit Gemischen von möglichst nahe derselben Zusammensetzung wie II angestellt, aber bei aller denkbaren Vorsicht stets dasselbe Resultat erlalten. Da nun auch alle übrigen Reihen einen ähnlichen Verlauf zeigten wie II, da dies N RLETEITTNT ES SO TRETEN SVEN TE THE * Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 43 i namentlich auch für Versuchsreihe X gilt, bei welcher das angewandte Gemisch dem der Reihe I möglichst nahe kommt, muss wohl die Reihe I mit einem Fehler behaftet sein. Da ich denselben aber nach- träglich nicht auflinden konnte, so habe ich die Reihe doch mit aufge- führt, in der graphischen Darstellung jedoch unter besonderem Zeichen. Die Vergleichung der den älteren Versuchen entnommenen Zahlen _ | mit den neuen zeigt im Ganzen eine befriedigende Uebereinstimmung. | Zwar liegen die älteren Zahlen alle etwas höher, als man nach den neuen Versuchen erwarten sollte und dies scheint auf eine ge- meinsame Ursache der Differenz hinzuweisen. Doch .dürfte dieselbe wohl darin liegen, dass die Versuche wegen der verschiedenen Aus- führung nicht streng vergleichbar sind. Die einzelnen Gasmengen vertheilen sich auf die gemessenen Gasvolume in verschiedener Weise und die Gleichungen, durch welche sich die verglichenen Grössen aus den gemessenen ergeben, haben daher verschiedene Gestalt. Desshalb müssen auch die unvermeidlichen kleinen. Fehler in verschiedener Weise auf das Resultat einwirken. Diese Fehler selbst werden ferner verschieden sein, z. B. weil die Darstellung des Wasserstoffs und Sauerstofis verschieden war, weil andere Eudiometer angewendet wurden etc. Man darf darum wohl die gefundene Uebereinstimmung befriedigend nennen. Wie alle früheren Versuche, so ergeben auch die hier besprochenen, dass der Sauerstoff zum Wasserstoff grössere Verwandtschaft hat, als zum Kohlenoxyd, d. h. es verbrennt stets relativ mehr Wasserstoff als Kohlenoxyd.') Es findet sich z immer grösser als 5, so lange nicht der Sauerstoff zur vollständigen Verbrennung ausreicht. Um ein Mass für die relative Verwandtschaft zu haben, berechnete Herr von Meyer einen sog. Affinitätscoöffieienten, welcher angeben sollte, wie- vielmal die Affinität eines Volums Wasserstoff diejenige eines Volums Kohlenoxyd gegen gleich grosse Volume Sauerstoff übersteigt. Mit !) Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass nach Bunsen (Pogg. Ann. Bd. 131 S. 166) für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Entzündung in Wasserstoff und Kohlenoxyd-Knallgas ein Unterschied in demselben Sinne besteht. Dieselbe ist bei Wasserstoff 34mal grösser als bei Kohlenoxyd. 44 A. Horstmann: den schon gebrauchten Zeichen ist der M.’sche Affinitätsco@fficient —=z:P. Damit derselbe die zugeschriebene Bedeutung wirklich hat, muss vorausgesetzt werden, dass die Menge jedes der Verbrennungs- produkte proportional sei mit der vor der Verbrennung vor- handenen Menge desjenigen Gases, aus welchem es entsteht, also der Wasserdampf mit dem Wasserstoff, die Kohlensäure mit dem Kohlenoxyd. Für diese Voraussetzung gibt v. Meyer keinen Grund an, er hat dieselbe auch nicht weiter verfolgt oder geprüft. Ich bin durch theoretische Betrachtungen, auf die ich erst später einzugehen beabsichtige, zu der Vermuthung geführt worden, dass das Verhältniss der Verbrennungsprodukte proportional sei mit dem Verhältniss der unverbrannt gebliebenen brennbaren Gase. | Bezeichnet man das letztere Verhältniss (Wasserstoff durch Kohlen- oxyd nach der Verbrennung) mit /’, so sollte danach z= y P' sein !), wenn Y eine Constante bedeutet, die man füglich auch „Affinitäts- coöfficient“ nennen kann, da durch sie die Vertheilung des Sauer- stoffs bestimmt wird. fi Die Kenntniss der Werthe von &, P und z, wie sie in obiger Tabelle II enthalten sind, genügt, um für jeden Versuch das Ver- hältniss ?’ der übrig gebliebenen Gase und das zugehörige y zu be- rechnen. Denn, da in dem Gemisch der brennbaren Gase auf 1 Volum Kohlenoxyd #5 Volume Wasserstoff kommen, so enthält ein Volüm des R) Gemisches 1 r 8 Wasserstoff und a 3 brennen &Volumtheile und zwar so, dass auf je ein Volum Kohlensäure z Volume Wasserdampf entstehen. Folglich bilden sich a 1 Wasserdampf und Keuare Kohlensäure. Da je eim Volum der Ver- ') Es sei bemerkt, dass diese Gleichung wesentlich dieselbe ist, welche J. Thomsen (Pogg. Ann. 138, 94) auf die Vertheilung zweier Säuren an eine Base, und neuerdings J. van $’Hoff (Deutsch. chem. Ges. Ber. 1877. 669) auf die Aetherbildung angewendet haben. Ich hoffe später zeigen zu können, dass sich diese beiden und die von mir untersuchte Erscheinung wirklich yon gemeinsamem Gesichtspunkte aus betrachten lassen. Kohlenoxyd. Davon ver- a u ee ee Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. - brennungsprodukte aus je einem Volum der brennbaren Gase entsteht, Bra re ER 1 1+ß 1+2 1+ß 1+2z Kohlenoxyd unyerbrannt. Setzt man das Verhältniss beider in die so bleiben Wasserstoff und & Gleichung z=yP', ein, so lautet dieselbe vollständig PET PlÜ+Z) — e@2 (1+-P), E: © (+2) —.eli4Pp) ’ und man hat schliesslich s (142) — e@(1+P) II. EN NETTER ß (i+z2) — az (1+Pß) Ich habe auf solche Weise für alle meine Versuche y berechnet und in der 4. Spalte der Tabelle II aufgeführt. Man sieht dort, dass y im Allgemeinen keinen constanten Werth hat, aber es ändert sich mit & in allen Reihen, mit Ausnahme der unsicheren Reihe I, gleichmässig und in denselben Grenzen. Während & von 0,2 auf 0,35 steigt, wächst 7 von etwa 4 bis wenig über 6, bleibt dann bis & = 0,45 nahezu .constant und nimmt von da an wieder ab bis auf etwa 5 für &= 0,65. Wenn man daher Versuche aus den verschiedenen Reihen vergleicht, für welche &@ denselben Werth hat, so findet man auch y gleich gross, trotzdem z und ? ver- schieden sind. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass 7 eher grössere Fehler zeigen muss als z, und dass die mit Sternchen bezeichneten "Zahlen aus der früheren Versuchsreihe mit den andern nicht völlig vergleichbar sind. Die vermuthete Gesetzmässigkeit findet sich also in den Beobachtungen wirklich bestätigt, aber nur in dem Falle, dass von den verschieden zusammenge- setzten Wasserstoff-Kohlenoxydgemischen derselbe Prozentsatz verbrennt. Für verschiedene Sauerstoff- mengen ist der Affinitätscoäöfficient yverschieden. Um dies deutlicher und vollständiger hervortreten zu lassen, habe ich sämmtliche Werthe von 7 als Ordinaten, mit den zugehörigen «& als _ Abseissen, in ein Coordinatennetz eingetragen und den Zusammenhang beider Grössen durch eine Curve darzustellen versucht. Die gewählte Curve ist auf Tafel IV aufgezeichnet. Sie setzt für jedes & einen be- 46 A. Horstmann: stimmten Werth für y fest. Einige passend ausgewählte dieser Werthe habe ich in die nach z aufgelöste Gleichung I eingesetzt und damit für jedes: $ eine Anzahl von Werthen für z berechnet, auf Grund der vorausgesetzten Beziehung. Mit diesen Werthen sind dann die Curven auf Tafel III construirt.!) Sie schliessen sich, wie man sieht, sämmt- lichen Beobachtungsreihen gleichgut an und b estätige nsomit die Voraussetzungen der Rechnung. Die Vertheilung des Säuerstoffs unter die brennbaren Gase erfolgt demnach wirklich nach dem aufgestellten Gesetze so, dass das Ver- hältniss der Verbrennungsprodukte@ = /asserdampf : Kohlensäure) proportional ist mit dem Verhältniss der unverbrannten Gase (P'= Wasserstoff : Kohlenoxyd) , wobei aber der Proportionalitätsfaktor 7 sich mit dem Prozentsatze der Ver- brennungsprodukte ändert, etwa in der Weise, wie es die ausgezogene Curve auf Tafel IV darstellt. Diese Curve in Verbindung mit der Gleichung z=y ', welche obiges Gesetz ausspricht, gestattet inner- halb des Beobachtungsgebietes in jedem Falle die Vertheilung des Sauerstofis mit grosser Annäherung vorherzusagen. Auch der Verlauf der früheren Beobachtungen mit Kohlenoxyd und Knallgas lässt sich selbstverständlich darnach berechnen. Er müsste durch die punktirte _ Curve auf Tafel III, welche alle andern Curven schneidet, dargestellt werden. Zur Vergleichung ist auch die Curve (ausgezogen) eingetragen, durch welche ich den wahrscheinlichen Verlauf jener Beobachtungen früher bezeichnen zu können glaubte. Dieselbe liegt etwas höher als die berechnete Curve, entsprechend dem, was oben über den Unter- schied beider Versuchsarten gesagt wurde. Doch ist die Aehnlichkeit beider Curven gross genug, um behaupten zu dürfen, dass die früheren Beobachtungen dem aufgestellten Gesetze nicht widersprechen. Es sei hinzugefügt, dass die Werthe von y, welche sich aus diesen Beobach- tungen berechnen, sich mit & ändern ganz ähnlich der Curve aut Tafel IV, nur liegen auch sie alle etwas höher, entsprechend dem Verhalten von z. ; ') Für die Reihen I und X und ebenso für II, III und IV ist je nur eine Curve gezeichnet, bei deren Berechnung =1,0392, resp. 0,3553 gesetzt wurde. en di Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. IT. 47 Nach dem Vorstehenden kann man als nächste Ursache der eigen- thümlichen Veränderungen von z, und des Maximums, welches diese Grösse zeigt, die Veränderlichkeit des Affinitätscoöffieienten 7 bezeichnen. Wäre y durchaus constant, so müsste nach dem aufgestellten Gesetz 0, denn für minimale Sauerstoffmengen wird %' = £ (und folglich 7 gleich z stetig zunehmen, von z=f für e=1, bs z=yP fü e = dem Aftinitätscoöffhieienten von Meyer’s). Man konnte aber von vorn- herein kaum erwarten, dass 7 von & unabhängig sein werde, da die Bedingungen, unter welchen die Verbrennung stattfindet, sich mit der wachsenden Sauerstoffmenge sehr erheblich ändern. Namentlich für zwei mit der Sauerstoffmenge zusammenhängende Umstände kann man einen wahrscheinlichen Einfluss auf den Affinitätscoöffhieienten vorher- sehen, erstens für die Verbrennungstemperatur und zweitens für die Menge der Verbrennungsprodukte und die damit verbundene Aenderung des Drucks und der physikalischen Eigenschaften der Gase ‚während der Verbrennung. Jedenfalls muss sich die Veränderlichkeit von y wesentlich auf physikalische Ursachen zurückführen lassen, wenn dieses auf den Namen eines Affinitätscoöfficienten im Sinne des aufgestellten Gesetzes Anspruch machen darf. Von der Menge der reagirenden Gase an sich sollte dasselbe nicht mehr abhängig sein, solange die physikalischen Umstände, unter welchen sich die Reaktion vollzieht, unverändert bleiben. Man kann die letztere Bedingung annähernd erfüllen, und das fragliche Verhalten des Affinitätscoöffieienten bis zu einem gewissen Grade durch das Experiment prüfen, indem man den nicht verbren- nenden Theil der brennbaren Gase ganz oder theilweise durch ein nicht verbrennliches Gas mit ähnlichen physikalischen Eigenschaften, z. B. durch Stickstoff, ersetzt. Es müsste dadurch zwar z verändert werden, aber 7 unverändert bleiben. Weder die Verbrennungstemperatur noch die Menge der Verbrennungsprodukte würden dadurch beein- flusst. Herr v. Meyer hat schon einige Versuche mit beigemischtem Stickstoff, aber mitfeuchten Gasen, an gestellt, welche sich dieser Folgerung günstig deuten lassen, und einige meiner Beobachtungen, die mit atmosph. Luft, statt Sauerstoff, angestellt sind, und mit trockenen Gasen, um N N eh ERS Zu na BD era Ze er # N ! > „ z*> ? a 2 3 .n - 2 48 A, Horstmann: sie den andern vergleichbar zu machen, bestätigen dieselbe vollkommen. Die von mir erhaltenen Zahlen sind in der Tabelle III zusammen- gestellt. Sie beziehen sich auf drei verschiedene Gemische (zu den Versuchsreihen VIH, IX und X gehörig), für welche das Verhältniss ' P des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd angegeben ist. Die Tabelle enthält dann, nächst der Nr. des Versuchs, die Mengen des Stickstoffs, die auf ein Volum des Gemisches der brennbaren Gase kommt; den Werth von & ohne Rücksicht auf den Stickstoff; den Werth von a, wenn der: Stickstoff zu den brennbaren Gasen hinzugezählt wird, d. i. e' = Wasserdampf -r Kohlensäure dividirt durch Wasserstoff + Kohlenoxyd + Stickstoff vor der Verbrennung; (Man findet leicht aus der Bedeutung der Zeichen, dass @’ (1 + n) =ist.) ferner den Affinitätscoöfficienten wie er gefunden wurde (7 gef.) und wie er sich aus der Curve bestimmt für & und für @' (y'); endlich die Werthe von z, wie sie gefunden wurden und wie sie sich berechnen für y (aus den Curven auf Tafel III) und für y’ (nach Gl. D. Der Sauerstoffgehalt der trockenen, kohlensäurefreien Luft wurde zu 20,95 °, angenommen. (Tabelle III auf folgender Seite.) Man sieht aus den mitgetheilten Zahlen, dass die gefundenen Werthe von y verschieden sind von den für & nach der Curve be- stimmten, und dass sie stets den zu «' gehörigen y‘ nahe kommen, Dasselbe lehrt die graphische Darstellung auf Tafel IV, wo die ge- fundenen Y, mit den entsprechenden «&' als Abseissen, eingetragen sind, und sich der Curve so eng, als man erwarten kann, anschliessen. Der Affinitätscoöfficient wird also durch Stickstoffzusatz in derselben Weise verändert, wie durch einen gleich grossen Zusatz von Wasserstoff oder Kohlenoxyd. Er wird in der, Curve um ein bestimmtes Stück nach dem Ursprung der Coordinaten zu verschoben, und je nach der Form des betr. Curvenstückes kann er dabei constant bleiben, vergrössert oder auch verkleinert werden. Den letzten Fall kann man mit atmosph. Luft nicht deutlich reali- siren. Man müsste dazu den Stickstoffzusatz von dem Sauerstoff un- abhängig machen. Entsprechend findet sich das Verhältniss der Verbrennungsprodukte AT. * 1 Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 49 Tabelle II. Versuche mit Stickstoffzusatz. | a | z berechnet R d. Curve — ——— I | für e für az gef.| für y für y' Nr. RE y gef. Versuchsreihe VIIIa. #= 0.9601 102 | 0,603 „10,320|0,199 3,74 | 5,90 | 3,98 | 2,24 | 3,05 | 2,42 104 | 0,750 0,397.0,227 4.29 6,10 4,00 218 2,80 2,29 103 | 1,130 ‚0,5990,281| 5,14 | 5,61 5,28 1,69| 1,75 |1,71 Versuchsreihe IXa. P%=3,0308 115 | 0,701 |0,37210,218| 4,37 | 6,88| 4,28 | 8,75 | 12,01 | 8,58 116 0,904 0,4790,251 5,24 6,97 a: 9,78 |.7,92. 117 | 1,155 0,612 0,284) 5,81 | 5,52 5,20 7,17 | 7,00 | 6,79 Versuchsreihe Xa. = 1,0392 123 | 0,589 |0,312/0,197: 3,70 | 5,70 | 3,94 | 2,60| 3,56 | 2,72 119 | 0,799 ‚0,424 0,235 4,73 | 6,40 | 4,50 20 3,12 251 122 | 0,986 ‚9,522 0,263 4,84 | 6,13 | 4,87 | 2,21 | 2,49 | 2,22 120 1,145 0,607.0,283 6,18 | 5,55 5,19 9,09) 2,05 | 1,96 121 1,253 0,664 0,295 5.98 | 5,23 | 5,34 | 1,78 1,786 .11.78 z durch den Zusatz von Stickstoff verändert. Die Aenderung ist -allein durch den Aftfinitätscoöfficienten bestimmt, denn es ergibt sich z stets nahezu gleich den Werthen, die man erhält, wenn man in die nach z aufgelöste Gleichung I y' an Stelle von y einsetzt. Mit grosser Annäherung wird demnach die Vertheilung des Sauer- stoffs durch das aufgestellte Gesetz in Verbindung mit der Curve der Affinitätscoöffieienten auch in dem Falle bestimmt, dass ein bei der Reaktion unbetheiligtes Gas wie Stickstoff zugegen ist, wenn nur dieses Gas “ bei der Bestimmung des Affinitätscoöfficienten zu den brennbaren Gasen hinzugezählt wir. Es kann, mit andern Worten, der unver- brannte Theilder brennbaren Gase durch ein Gas mit ähnlichen physikalischen Eigenschaften ersetzt wer- den, ohne dass sich der Affinitätscoöffieient wesentlich ändert. Damit ist zugleich bewiesen, dass unter gleichen physikalischen Bedingungen der Affinitätscoöffitient Verhandl. d, Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins, N. Serie II. 4 Gh au A FH dal SB ar Dane 9 | 17 = LA EP Be De Er RE ” u is ’ 50 A. Horstmann: constant bleibt, wenn sich die Mengen der reagiren- den Gase beliebig ändern, wie es das aufgestellte Gesetz verlangt. Was nun den Einfluss der physikalischen Bedingungen betrifft, so wird die Vermuthung eines Zusammenhanges zwischen dem Affini- tätscoöfficienten und der Verbrennungstemperatur durch Folgendes bestärkt. Bekanntlich hat Bunsen die Verbrennungstemperatur zu bestimmen versucht, für Wasserstoff und für Kohlenoxyd und zwar sowohl für die reinen Knallgase, als auch für, den Fall, dass Wasser- stoff, Kohlenoxyd oder Sauerstoff im Ueberschuss, oder auch Stick- stoff, zugemischt ist. Er fand, dass durch solchen Zusatz die Ver- brennungstemperatur stets herabgedrückt wird, weil durch die ent- wickelte Wärme das unverbrannte Gas miterwärmt werden muss. Aber schon für die reinen Knallgase ist jene Temp. bedeutend niedriger, als sie sich aus der Verbrennungswärme und den specif. Wärmen be- rechnet, in Folge der Dissociationsfähigkeit der Verbrennungsprodukte. Während daher der Prozentsatz der nicht verbrennenden Beimischung kleiner wird, nähert sich die Verbrennungstemperatur immer langsamer dem Grenzwerth für reines Knallgas. Da die chem. Natur der an- gewendeten Gase keinen erheblichen Einfluss zeigt. so kann man sämmtliche Versuche Bunsen’s’in eine Reihe zusammenstellen , um die Veränderlichkeit der Verbrennungstemperatur zu veranschaulichen.“ Ich habe daraus die punktirte Curve auf Tafel IV construirt; die . Verbrennungstemp. sind als’ Ordinaten benutzt, während die Abscissen dieselbe Bedeutung haben, wie für die Curve des Affinitätscoöfficienten. Die Curve würde, bis zur Abseisse 100 fortgesetzt, d. h. für reines Knallgas etwas unter 3000° endigen. Zu diesem Grenzwerth erhebt sie sich Anfangs schneller und später langsamer. Aber die Stei- gung beginnt gerade dort schwächer zu werden, wodie Curve desAffinitätscoöfficientenihr Maximum erreicht. Dieses Zusammentreffen spricht deutlich, wie ich glaube, für einen Zusammenhang zwischen der Verbrennungstemperatur und dem Af- finitätscoöfficienten. Ich füge hinzu, dass die schon erwähnten theoretischen Betrach- 7 VE EEE Ybe Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. 5] tungen ebenfalls einen solchen Zusammenhang ergeben. Der Affınitäts- eoöfficient sollte darnach mit der ‘Temperatur abnehmen, wie es in der That auf dem ersten Theil der Curven der Fall ist. Auf der andern Hälfte, wo diese Uebereinstimmung nicht stattfindet, ist ein- mal die Aenderung der Verbrennungstemperatur an sich geringer; ausserdem aber wird hier die Dissociation der Verbrennungsprodukte stärker und es kommt der zweite der früher erwähnten Umstände, die Menge der Verbrennungsprodukte, mehr in Betracht. Beide Umstände können vielleicht die direkte Wirkung der Verbrennungstemperatur verdecken, doch habeich bis jetzt kaum eine Vermuthung, wie dieselben in Rechnung zu ziehensein werden. Ichwillin dieser Beziehung nur bemerken, dassausser der Verbrennungstemperatur selbst, d. h. ausser der höchsten Tem- peratur während der Verbrennung, möglicherweise auch die Dauer dieser Temperatur oder die Geschwindigkeit, mit der dieselbe entsteht und wieder vergeht, auf den sog. Affinitätscoöftieienten bestimmend eiuwirkt, und dabei könnte wohl der Grad der Dissociation und die Menge der Verbrennungsprodukte, und die damit verbundenen Aen- derungen des Drucks und der physikalischen Eigenschaften der Gase während der Verbrennung in Betracht kommen. Es ist wahrscheinlich, dass noch eine Reihe von Umständen einen Einfluss auf die Vertheilung des Sauerstoffs unter die brenn- baren Gase ausüben, z. B. die Art der Entzündung 1), die Weite des Eudiometers?), der Druck. bei der Verbrennung ete. Ich glaube aber nach gelegentlichen Beobachtungen annehmen zu dürfen, dass diese Einwirkungen nur untergeordneter Art sind, dass sie das Ge- sammtbild der Erscheinung ‚ wie es sich aus der bisherigen Unter- suchung ergibt, nicht wesentlich ändern können. Ich werde, daher dieselben, vorläufig wenigstens, nicht in die Untersuchung hereinziehen. 1) Vergl. die oben angeführten neueren Versuche von Bunsen. ?) Vergl. E. v. Meyer (a. a. O.); da die betreffenden Versuche kein con- stantes Resultat ergeben haben, und da man den Einfluss der Weite des Eudiometers auf die Vertheilung des Sauerstoffs noch in keiner Weise vor- herbestimmen kann, so scheint es mir nicht gerechtfertigt, wenn Herr v.Meyer die von ihm anfänglich ebenfalls vermuthete Beziehung zwischen Verbren- nungstemp. und Aft.-Coeff. auf Grund jener Versuche bestreitet. 4* a a = 59 A. Horstmann: Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. II. Nach einer andern schon erwähnten Richtung dagegen beabsichtige ich fortzuarbeiten. Ich habe nachgewiesen, dass durch die Anwesenheit von Wasserdampf vor der Verbrennung die Menge des gebildeten Wasserdampfs vermindert, die Verbrennung des Kohlenoxyds begünstigt wird !). Einen ähnlichen Einfluss, nur in entgegengesetzter Richtung, hat, nach einigen wenigen Versuchen mit feuchten Gasen, auch das andere Verbrennungsprodukt, die Kohlensäure. Ihre Anwesenheit bewirkt, dass mehr Wasserstoff verbrennt und weniger Kohlenoxyd. Für Kohlensäure lässt sich dieser Einfluss viel einfacher und ausführlicher studiren als für den Wasserdampf, und das Interesse an diesem Studium wird durch-die vorstehenden Resultate erhöht, denn es muss danach die Wirkung eine doppelte sein, einmal eine physikalische, indem die Kohlensäure, als ein unverbrennliches Gas, wie der Stickstoff, den Affinitätscoöffiecienten verändert, und zweitens eine chemische, indem sie als Verbrennungsprodukt sich an der -Reaktion beteiligt, die Bildung neuer Kohlensäure erschwert und sogar unter Umständen selbst zu Kohlenoxyd reducirt wird. Auf diesen Einfluss sollen meine ferneren Versuche gerichtet sein. Da dieselben voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden, habe ich mir erlaubt, im Vorstehenden wieder einen Theil meiner Untersuchung zu veröffentlichen, muss mir aber dabei, wie früher, eine weitere Diskussion des Beob- achtungsmaterials bis nach Vollendung ‘der ganzen Arbeit vorbehalten, !) Die Versuche des Herrn v. Meyer sind, wieich durch gütige Privat- mittheilung weiss, sämmtlich mit feuchten Gasen angestellt. Die Vergleichung derselben mit den meinigen, soweit ich sie durchgeführt, bestätigt durchweg meine Folgerung. ee Ueber die Entwicklung des Samens von Monotropa Hypopitys. 53 Ueber die Entwicklung des Samens von Monotropa Hypopitys L. von Ludwig Koch. In der Literatur fehlt es nicht an Angaben über die Samenent- wicklung von Monotropa Hypopitys. Karl Müller !), Hofmeister?), Schacht), in neuester Zeit So‘lms-Laubach?) u. a. haben sich mehr oder weniger eingehend mit der Entwicklung des Keimlings, der Anatomie des reifen Samens und der Ovula der genannten Pflanze beschäftigt. Weniger Berücksichtigung hat die Entstehung der Samen- knospe erfahren; über deren erste Entwicklungsstadien möge daher zunächst Einiges hier Erwähnung finden. Die Bildung des Ovular-Höckers wird dadurch eingeleitet, dass in verhältnissmässig wenigen Zellen der ersten Periblemlage der Placenta tangentiale Theilungen eintreten, dass fast gleichzeitig mit jenen die über dem Theilungsheerd liegenden Zellen des Dermatogens an- 1) Karl Müller, 1847. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Pflan- zen-Embryo. Botanische Zeitung 1847, pag. 753. 2) Hofmeister, 1849. Die Entstehung des Embryo der Phanerogamen pag- 34. Taf. XII, Fig. 1—16. 3) Schacht, 1850. Entwieklungsgeschichte des Pflanzen-Embryo, pag. 127, Taf. XXI, Fig. 1—7. *)H. Graf zu Solms-Laubach. 1874. Ueber den Bau der Samen in den Familien der Rafflesiaceen und Hydnoraceen. Botanische Zeitung, 1874. pag. 358. 7 N nie ER KR A yor u; Re, Pi, f 7 en ex Kuh 7 Ps der 54 Ludwig Koch: schwellen und radiale Wände, d. h. solche, welche senkrecht auf die Aussenfläche der Placenta gestellt sind, anlegen. In der Mitte der noch sehr schwachen Ovular-Anschwellung, unter- halb des sich radial theilenden Dermatogens, finden sich in diesem Stadium vier Tochterzellen, die aus einer Periblem-Mutterzelle ent- standen sind, welche sich erst tangential, dann radial getheilt hat. Die Form jener Zellen, die dicht, ohne Intercellularräume an einander anschliessen, ist eine nahezu würfelförmige. Seitlich schliessen sich ihnen Periblemzellen derselben Lage an, die indessen nur wenige Theilungen ausgeführt haben. Sie gehen weniger in die Ovular-Bildung ein, vermitteln vielmehr den Uebergang des aus den erstgenannten vier Zellen bestehenden Füllgewebes der jungen Anlage mit dem Periblem der Placenta. Während sich das Dermatogen des Ovular-Höckers radial weiter theilt, verlieren die ursprünglich ziemlich gleich gestalteten vier Füll- zellen insofern ihre gleiche Form, als von den beiden dem Derma- togen anliegenden Zellen‘ die eine in ihrem Wachsthume überwiegt, ihre eine radiale Wand mehr schräg stellt und so nach und nach die Spitze des Füllgewebes der Ovular-Anlage einnimmt. — Jetzt besteht das junge Ovulum, im optischen Längsschnitt betrachtet, gewöhnlich aus 10—12 Dermatogenzellen. Diese umschliessen ein 2 Zelllagen starkes Füllgewebe, an dessen Spitze eine Initialzelle steht, die ihre nach dem Innern der Placenta gekehrten Wände etwa nach Art einer Scheitelzelle gestellt hat. | Sehr bald tritt auch eine leichte Krümmung des Ovular-Höckers, veranlasst durch einseitige radiale Theilung, vorzugsweise des Füllge- webes, ein, die das Ovulum zur anatropen Form überführt. Es treten ferner auch tangentiale Theilungen, d. h. solche auf, die das Füllge- webe um eine Zelllage vermehren. Endlich bildet sich in diesem Stadium der Funiculus mehr aus, der die junge Samenknospe in die Höhe schiebt und von der Pla- centa entfernt. Ferner entsteht, nahe der Spitze des Ovulums, die Anlage des Integumentes in der Art, dass, im optischen Längs- schnitt betrachtet, eine Dermatogenzelle anschwillt und durch eine = Eur ar. „= ee v Ueber die Entwieklung des Samens von Monotropa Hypopitys. 55 schräge Wand eine Zelle entstehen lässt, die in ihrer Form einer Scheitelzelle ähnelt, dagegen bei ihrer Theilung keine regelmässige Theilungsrichtung zeigt. Diese Dermategen-Anschwellung, die als Ring- wall das Ovulum umzieht, wächst später über die Spitze des Knospen- kernes noch ziemlich weit hinaus und besteht bei dem ausgewachsenen Ovulum aus einer doppelten Zelllage, an deren Spitze sich die charak- teristisch geformte Initialzelle noch vorfindet. Der Embryosack entsteht gewöhnlich aus der Initialzelle des Füllge- webes. Diese Zelle drängt schon früh — gelegentlich der Krümmung des Ovulums — auf das deckende Dermatogen und verdrängt es schliess- lich an der Spitze des Ovulums gänzlich. Aehnlich ergeht es einem Theil des Gewebes des Knospenkernes, so dass bei dem ausgewachsenen Ovulum der Embryosack sich schlauchförmig bis in die Gegend der Chalaza erstreckt. An dem Knospengrund findet sich noch ein aus nicht allzuviel Zellen bestehendes, unregelmässig gestelltes Füllgewebe vor, das nicht selten noch theilungsfähig ist und dann ein Weiterwachsen des Ovu- lums in späteren Stadien in der Art veranlasst, dass hier ein meist gebogener Fortsatz der Chalaza entsteht. Der Funiculus ist gewöhnlich vier Zelllagen stark und entbehrt jeder fibrovasalen Elemente. Aus dem Gesagten geht somit hervor, dass die Ovula-Entwicklung von Monotropa eine wesentlich einfachere ist, als diejenige der: bis jetzt hierauf genauer untersuchten Phanerogamen. Nach Warming!) zeigen die entstehenden Samenknospen von Ribes nigrum u. a. tiefer gehende Theilungen der periblematischen Schichten der Placenta. Es spielt ferner die subepidermidale Zellschicht, gegenüber den tiefer liegenden Zellpartien, insofern eine besondere Rolle, als aus ersterer der eigentliche Nucleus, aus letzterer der primäre Ovular-Höcker, später der Funiculus entsteht. Bei dem verhältnissmässig einfachen Ovulum von Monotropa fällt jene Differenzirung weg, da die ganze Anlage !) Warming, Bemerkungen über das Eichen. Botanische Zeitung 1874, Nr. 30. 56 Ludwig Koch: . hier der subepidermidalen Schicht entstammt, in. tiefer liegenden Par- tien dagegen meistens keine oder höchstens nur unbedeutende Thei- lungen auftreten. Auch die weitaus stärkeren Ovula von Oenothera biennis zeigen nach Kny !) bei ihrer Anlage tiefer gehende Theilungen der perible- matischen Schichten der Placenta. Ferner entsteht der Embryosack bei Oenothera nicht wie bei Monotropa direkt unter der epidermi- dalen Schicht des Ovular-Höckers, sondern einige Zellen tiefer. Uebereinstimmender verhält sich die Anlage des Integumentes. Wie das erste Integument, nach den vorliegenden Mittheilungen von Kny, Warming u. A., in der Regel aus dem Dermatogen ent- steht, so auch das einzig vorhandene von Monotropa. Unter den in der Literatur vorhandenen Abbildungen des ausgewachsenen Ovulums von Monotropa erscheinen diejenigen Hof- meister’s?) als die exaktesten. Schacht‘) gibt mehr Umrisszeichnungen,- die Zeichnungen Müller’s®) sind die am wenigsten vollkommenen. Gehen wir jetzt zur Betrachtung des Embryo selbst über. Müller’) hat den äusserst kleinen Keimling von Monotropa wohl gesehen, aber für „die Stammaxe der Pflanze“ gehalten, als Embryo selbst dagegen das ganze Endosperm angesehen. Hofmeister‘) erkannte den Irrthum Müller’s und sagt von dem kleinen Keimling, dass er aus zwei halbkugeligen Zelien bestehe, an denen sich noch der schlauchförmige Vorkeim befinde. Solms-Laubach’) endlich bestreitet die Zweizelligkeit des Embryo und theilt demselben fünf Zellen zu; auch deuten dessen Zeichnungen auf einen abnormen em- bryonalen Bau hin. !) Kny. Wandtafeln für den botanischen Unterricht. 2te Abtheil. pag.53. 2) a.a. O. Taf. XII, Fig. 1—16. ®) a.a. O. Taf. XXI, Fig. 1—%. *) a.a. O. Taf. VII, Fig. 23—34. & 5) a. a. O. pag. 754. 6) a. a. O. pag. 36. ?) a. a. O. pag. 358. it ee ne Durass ne ee Ueber die Entwicklung des Samens von Monotropa Hypopitys. 57 Um auf diese widersprechenden Angaben näher eingehen zu können, möchte ich, anknüpfend an die Anatomie der Samenknospe , zunächst die Entwicklung des Keimlings von der Eizelle an schildern. Nach der Befruchtung wächst die Eizelle in einen fadenförmigen Vorkeim aus, der zunächst keinerlei Theilungen zeigt und an seiner wachsenden Spitze so ziemlich die Gesammtmenge des Proto- plasmas enthält, das sich von der Keimzelle aus nach und nach hier- hergezogen hat. Schon vor dessen Austreiben sind in dem Embryosack selbst Veränderungen in der Art vorgegangen, dass derselbe sich in der Mitte bedeutend erweitert und hier die erste Endospermwand durch Theilung angelegt hat. Dieser folgen rasch zwei weitere Quer- wände, und zwar erscheinen diese an den Enden der eiförmigen An- ‚ schwellung des Embryosackes. Sie theilen nach der Chalaza wie der Mikropyle hin zwei ziemlich gleiche Partien des Embryosackes ab, die, wie schon hier gesagt werden soll, steril bleiben und nicht in die „Endospermbildung eingehen. In der nach der Mikropyle liegenden sterilen Partie befinden sich Eizelle und Vorkeim. Letzterer geht mit Leichtig- keit durch die Endospermwand durch und gelangt nach der nächst höheren, später fertilen, Endospermzelle, in welch’ letzterer inzwischen auch eine Längstheilung stattgefunden hat. Hier beginnt nun sein Ende kugelig anzuschwellen, und wird zunächst die Embryonal- _ kugel von dem Vorkeim durch eine Querwand abgetheilt. Alsdann folgen, ziemlich rasch hintereinander, zwei senkrecht aufeinanderstehende meridiane Wände und in jedem der so entstandenen Quadranten zeigen sich dann die normalen äquatorialen Theilungen. Zum Schluss wird noch, als» Hypophyse, dem Embryo eine Zelle des Vorkeims zugetheilt. Während dieser Vorgänge ist durch das Wachsthum des Vorkeims ‘der Embryo ‚an die nächst höhere Querwand des Endosperms vor- geschoben worden, Er durchbricht indessen diese Wand nicht mehr, sondern drängt sie nur gegen die Mitte der nächsten Zelle in der Art hin, dass sie über der Keimkugel etwa in einen spitzen Winkel gebogen erscheint. Ein ähnliches Bild entsteht in der bereits durchwachsenen unteren Zelle dadurch, dass die Längswand des Endosperms, an ihrer Ansatzstelle an der oberen Querwand, seitlich zurückgedrängt 58 Ludwig Koch: erscheint, ferner, dass symmetrisch mit jener Längswand eine weitere Endospermwand gestellt ist, die entweder einer Neubildung oder vielieicht der Spaltung der ursprünglichen Längswand seitens des durchgehenden Keimschlauches ihr Entstehen verdankt. Jenen Wänden schliesst, in dem reifen Samen, der Keimling stellenweise so dicht sich an, dass er, be- sonders bei nicht genügend aufgehellten Präparaten, nur schwer sichtbar ist. Die ersten Stadien der Keimentwicklung von Monotropa sind nach dieser Darstellung ziemlich genau übereinstimmend mit den Angaben Hofmeister’s. Mit der vorgerückten Ausbildung des Endosperms und der hierdurch bedingten Undurchsichtigkeit der Ovula scheint Hofmeister weniger auf die fundamentalen Theilungen des Embryo, deren Gesetzmässigkeit ja damals noch unbekannt war, ge- achtet und nur die äquatoriale Wand gesehen zu haben. Daher die‘ Angabe, der Embryo sei zweizellig. Genauer, gegenüber Solms- Laubach, der dem Embryo eine eckige Gestalt gibt, erscheint mir die entsprechende Zeichnung Hofmeister’s '), nach welcher der im Endosperm liegende Keimling eine runde Form besitzt. Wenn endlich Solms-Laubach den Embryo als aus fünf Zellen aufgebaut schildert, so scheint mir das daher zu kommen, dass demselben die Existenz der zweiten meridianen Wand entgangen ist. Mit der Annahme einer solchen würde die Zahl fünf sich auf die richtige Zahl neun erhöhen. 5 Der Keimling von Monotropa entwickelt sich nach meinen Beobachtungen vollständig entsprechend dem von Hanstein festge- stellten dicotylen Entwicklungstypus. Er entspricht einem dicotylen Keimling, der nicht über die ersten charakteristischen Kreuztheilungen hinausgekommen ist. | Ueber die weitere Ausbildung des Samens ist wenig mehr nach- zutragen.. Während sich das Endosperm in dem mittleren Theil des Embryosackes ausbildet, fallen dessen sterile Partien — also die nach der Chalaza wie der Mikropyle hin schon früh abgetheilten Stücke des Embryosackes — zusammen und bilden zur Zeit der Samen- 1) a. a. O. Taf. XII, Fig. 16. u asia’ a | . Ueber die Entwicklung des Samens von Monotropa Hypopitys. 59 reife strangartige Anhängsel des Sameneiweisses. Ueber dem letzteren findet sich die aus den wenigen, das Sameneiweiss umkleidenden Zellen entstandene Testa, deren Zellen stellenweise zusammengefallen, deren Membranen verkorkt sind und eine braune Färbung angenom- men haben. Aehnlich den sterilen Endospermpartien gehen nach der Chalaza wie der Mikropyle liegende Partien der Samenknospe zu Grunde. Einestheils ist das der Auswuchs, der sich, wie oben erwähnt, häufig an dem Knospengrund bildet, anderntheils der langgestreckte Funiculus, sowie das ebenfalls nicht unbedeutend in die Länge ent- wickelte eine Integument. Diese Theile fallen zusammen und lösen sich gelegentlich von dem etwa in der Mitte des Ovulums liegenden En- dosperm los. Das letztere selbst besitzt eine eiförmige Gestalt und ist im Längendurchmesser nicht über 4, im Querdurchmesser nicht über 2 Zelllagen stark. Die Längswände des Endosperms liegen endlich nicht in einer Ebene. Die Wände der. oberen Partie sind gegenüber den unteren Endospermwänden um etwa 90 Grad gedreht. Proskau, pflanzenphysiologisches Institut der königl. landw. Akademie im Juli 1877. GONE, Geschäftliches. Geschäftliches. Als ordentliche Mitglieder wurden in den Verein aufge- nommen die Herren: Dr. Braun, Dr. Cohnstein, Buchhändler Köster, Professor Üzerny. | | Alle Sendungen bittet man wie bisher an den Schriftführer Prof. Alex. Pagenstecher richten und aus den gedruckten Verzeichnissen der Eingänge die Bestätigung und den Dank des Vereins entnehmen zu wollen. “ di HF e er Fr, I ah NER R be I N > IR Th a) au Br 'ah lerk \ Fir An A.“ er Verzeichniss d. v, 1. April bis 1. Aug. 1877 eingeg. Druckschr. 61 R Verzeichniss der vom 1. April bis 1. August 1877 eingegangenen Druck- schriften. Der Zoologische Garten, 1876. 7—12. Frankfurt a. M. Soci6t6 entomologique de Belgique. Serie II. 35—40.. R Sitzungsberichte der - naturwiss. Gesellschaft „Isis“ in Dresden, 1876, A 3 Jan. — Dez. | Dar! | , Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam: a Verslagen en Mededelingen,. II. Jeeks. X. 2 Proces Verbaal 1875/76. ! Br "Bulletin de l’Acadömie Imp. des seiences de St.-P&tersbourg. XXIII. 2.4. ; R Nuovo giornale botanico italiano. IX. 2. 3. X Sitzungsberichte der K. Akad. d. Wissenschaften in Wien, 1877. 8—19. cr Bulletin de la societ@ des seiences de l’Yonne. 50. | Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Aussig. no i Giornale della soeietd di Letture econom. seient. di Genova I. 3—7. ' ’ E H. Wild, Annalen des physik. Cantrslohsafratöhrnns zu Petersburg. | % Schriften des Vereins zur Verbreitung naturw. Kenntnisse in Wien. 17. en # Bulletin de la societ6 Vaudoise des sciences naturelles % Lausanne. Y 25. XIV. 77, | 3. Jahresbericht des naturw. Vereins zu Osnabrück. 1874/75. | Leopoldina, XII, 5—14. 5 Soeietö nationale des sciences naturelles de Cherbourg. Compte rendu in de 1. s&ance extraord. 30. Dez. 1876. . Acadömie des seiences et lettres de Montpellier, mömoires, VII. 3, ‘ Abhandlungen herausgeg. v. naturw. Vereine zu Bremen. V. 2, 62 Verzeichniss d. v. 1. April bis 1. Aug. 1877 eingeg. Druckschr. Bulletino della societd entomologiea italiana. IX, 1. (Firenze) Rendi- conti della stessa. 1876 Dez. 1877. 1. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften von C. G. Giebel. N. F, XII. XIV. Halle, Bulletin de la Soc. Impe@r. des naturalistes de Moscou. 1876. 3. 4. Archiv des Vereins d. Freunde d. Naturg. in Mecklenburg. XXX. Jahresbericht der Zoolog. Seetion des Westphäl. Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst, Münster. 1876/77. Deutsche Seewarte. Monatl. Uebers. der Witterung. Mai 1876. Jan. bis März 1877, Hamburg. Jahresbericht d. physikal. Vereins zu Frankfurt a. M. 1875/76. _ Meteorologische Beobachtungen in Dorpat. 1875. A. v. Oettinger und K. Weihrauch. Sitzungsbericht d. K. Ak. d, Wissenschaften zu München. Math.-phys. 01,-1876. IH. 1877..1. Notizblatt des Vereins für Erdkunde, L. Ewald. Darmstadt. LITE. XV. Ballasrat school of mines. Report. 1875/76. Verhandlungen der phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg. X. 3 u. 4. Verhandlungen der K.K. geologischen Reichsanstalt zu Wien. 1877. 1—5. Bulletino della societä Adriatica di scienze naturali in Triesto I, III. Schriften der naturf, Gesellschaft in Danzig. N, F. VI. Vom Reale Comitato Geologico di Roma: Cenni sul lavoro della carta geologica. Bollettino VII. 1—12. Annual Report of the Museum of comparative Zoology at Harvard College. Cambridge, Massachusetts. . Von der Dorpater naturforschenden Gesellschaft: Sitzungsbericht. IV. 2. Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. VII. 5. VII. 1—3. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft zuBerlin. XXVIII. u. XXX, 77, Verslag van het Naturkundig Genootschap te Groningen. 1876, Memoires de la soeciet@ des sciences physiques et naturelles de Bor- desuz. I. 1. Verzeichniss d. v. 1. April bis 1. Aug. 1877 eingeg. Druckschr. 63 Washington, 'Surgeon General’s office, eireular Nro. 9 (Transport of sick and wounded by pack animals), J. Schulze, Prospekt für Errichtung eines Sanatoriums in Syrakus, Verhandlungen der physikal.-medizin. Gesellschaft in Würzburg. N. F. XI. 1 und 2, Mittheilungen des Vereins der Aerzte in Steiermark. 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Jahresbericht des Vereins für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns zu Linz 1877.* Von Konyglige Norske Universitet Christiania: E. Schönberg: Om Tverlejets Behandling og skulderfodslen 1875. Korpslaege Vedeler: Retroversion og Retroflexion of den usvangre Livmoder 1876. J. Sparre Schneider: Enumeratio inseetorum Norvegieorum fase. III. IV. 1876/77, Forhandlinger : Videnskabs-Selskabet ; Christiania. Aar 1875. \ NY EN Berekning om Simdhedstilstanden og Medieinalf rholdane)% 1872773. | 4 BaRTEAL Tabeller over de Spedalske i Norge 1875, "Oversigt over Sindsygedsylernes Virksamhed 1874/75. | ir Sitzungsberichte der naturforsch. Gesellschaft zu Leipzig. 187 PERL it, en > Bulletin de la sociöt6. d’histoire naturelle de. Colmar. 16 u, 1. = 24. Bericht des naturhistor. Vereins in Augsburg \ Beiträge zur Kenntniss des Baues der Sehnen. 65 Beiträge zur Kenntniss des Baues der Sehnen. Nach einem Vortrage, gehalten am 15. Februar von Karl Mays. Die Meinungsverschiedenheiten über den Bau der Sehnen erstrecken sich vorwiegend auf die Gestalt der in denselben enthaltenen zelligen Elemente und deren Derivate, auf die Frage, ob in den Sehnen ge- wisse Räume präformirt sind, in denen die ernährenden Säfte strömen, welches, falls dies der Fall ist, deren Gestalt und wie sich die zelligen Elemente zu ihnen verhalten; endlich ist auch die Frage nach den in der Sehne enthaltenen elastischen Elementen noch nicht endgültig entschieden. ; Es ist mir durch einige für die Sehne bis jetzt weniger oder noch nicht gebrauchter Methoden gelungen, einige Beiträge zur Klärung dieser Fragen liefern zu können, und ich möchte die Hauptergebnisse meiner Untersuchungen hiermit zur allgemeinen Kenntniss bringen, indem ich mir die genauere Ausführung vorbehalte. Als Object dienten mir fast ausschliesslich die Sehnen des Frosches und zwar unter diesen vorwiegend die Beugesehnen der Zehenglieder. Zur möglichsten Isolation der zelligen Elemente leisteten mir Goldpräparate die besten Dienste. Die Sehne wurde nach der Re- duction zerfasert und in Glycerin untersucht. An solchen Präparaten erkennt man folgende Verhältnisse: Die zelligen Elemente der Beugesehnen der Frösche sind im Wesentlichen in zwei Gruppen zu trennen: erstens in im allgemeinen quadratische, zweitens in langgestreckte Elemente. Jede Art dieser Zellen ist auf Verhandl. d. Heidelb. Naturhist -Med. Vereins. N. Serie U. 5 66 Karl Mays: bestimmte Strecken der Sehne im Allgemeinen beschränkt, jedoch so, dass zwischen den quadratischen auch langgestreckte vorkommen, während da, wo die letzteren sich finden, fast nie quadratische getroffen werden. Die Gestalt der. quadratischen Zellen ist eine platte, wie man sich am besten überzeugt an Zellen, die Fibrillenzügen in der Art aufliegen, dass der Kern in reinem Profil erscheint. Letzterer springt dann vor, während die übrigen Theile der Zelle sich dicht an die darunter liegenden Fibrillenzüge anschliessen. Die übrigen Theile der Zelle sind eine hyaline Membran und darauf liegendes, ebenfalls platt ausgebreitetes Protoplasma. Der Ausdruck quadratisch ist für die Platte nur im Allgemeinen geltend; es kommen verschiedene, unregel- mässige Formen vor. Die Zellen sind in Reihen angeordnet, oder in grösseren Complexen; ihre Begrenzung gegen einander wird durch eine schmale Kittleiste hergestellt, die sich mit Gold violett färbt. Die seitliche Begrenzung der Zellen ist oft eine verwischte. In Betreff des von Boll für die Sehnenzellen als characteristisch beschriebenen Gebildes, des elastischen Streifens, schliesse ich mich denjenigen an, die denselben als ein Kunstproduct betrachten; Gerinnungen im Kern scheinen mir am häufigsten dieses Gebilde vorzutäuschen. Für die An- sicht Waldeyers, der den Boll’schen Streifen als Kantenansicht von Nebenplatten deutet, konnte ich bei den Froschsehnen keine Anhalts- punkte finden; ich halte die Zellen vielmehr für einfache Endothelien. Die langgestreckten Elemente in der Sehne stellen entweder ein- fache Spindeln dar, die manchmal einen ebenfalls langgezogenen Kern und spärliches Protoplasma besitzen, oder sie sind hyalin. Oder aber diese Elemente sind ebenfalls in Reihen angeordnet, deren Mittelglieder oblong sind und deren Endglieder spitz auslaufen. An den Mittel- gliedern dieser Reihen sind die Kerne häufig so gestellt, dass sie an den sich zugewandten Enden der Zellen gelegen sind, jedoch scheint dies Verhältniss nicht so häufig zu sein wie in den Sehnen im Schwanze der Nager. Für elastischer Natur halte ich mit vielen andern Beobachtern die basalen Platten der endothelartigen Zellen; ob ausserdem noch strukturlose elastische Häute in der Sehne enthalten sind, konnte ich ra Toy Beiträge zur Kenntniss des Baues der Sehnen. 67 mit Bestimmtheit nicht erkennen. Elastische Fasern kommen in den Sehnen in wechselnder Menge vor; sie ziehen sich immer auf lange Strecken hin. Ausserdem kommen in den Sehnen der Frösche anorganische und zwar Kalkablagerungen vor in der Form von eigenthümlichen, sehr glänzenden Kalkstäbchen. Dieselben werden durch Kochen der Sehne in destillirtem Wasser oder durch Einlegen in Kalilauge sehr deutlich sichtbar gemacht. Ihre Länge ist verschieden, ihre Breite nahezu gleich. Sie sind nicht in allen Sehnen vorhanden; am häufigsten finden sie sich in der Sehne des Musculus sternoradialis, wo sie manchmal so dicht gedrängt liegen, dass man, wenn man die Sehne gekocht hat, an manchen Stellen ausser diesen Gebilden gar nichts weiter erkennen kann. Um die Sehne ?n foto zu untersuchen, empfiehlt sich am meisten eine lprocentige Eisenvitriollösung, in der dieselbe, dem Thier entnommen, sofort untersucht werden kann. Die Sehne wird durch dieses Reagens aufgehellt, ohne zu quellen; ihre fibrilläve Struktur bleibt deutlich und die Zellen treten äusserst scharf hervor. Details der letzteren, nämlich Protoplasma und Kern jedoch erst nach einiger Zeit. Durch solche Präparate wird die Form der Zellen, wie sie an zerzupften Goldpräparaten zu sehen ist, bestätigt; sie machen auch hier vollständig den Eindruck von platten Zellen, die sich direct auf gewölbte Fibrillenzüge auflegen. Das Protoplasma breitet sich nahezu über die ganze Platte aus, der Kern ist sehr gross und zeigt häufig ein deutliches Kernkörperchen. Die Reihen der Zellen liegen nicht dicht nebeneinander, sondern es bleiben zwischen ihnen Züge, die nur eine fibrilläre Struktur er- kennen lassen. Um die Kittleisten der Zellen zu färben, kann man aus dem Eisenvitriol die dem Berliner Blau ähnliche Verbindung durch rothes Blutlaugensalz darstellen. Man legt die Sehne am besten zuerst in eine !/, procentige Lösung dieses Salzes einige Minuten, wäscht sie sodann etwas ab und bringt sie in eine 1procentige Eisenvitriollösung. Die Untersuchung geschieht in letzterer oder in Canadabalsam. [1 E3 68 Karl Mays: An Eisenvitriolpräparaten erkennt man ebenfalls, dass die soeben beschriebenen Zellen nur an beschränkten Stellen der Sehne vor- kommen; an den übrigen sieht man spindelförmige Figuren, die den Eindruck von Lücken machen; in denselben findet sich häufig ein Kern, der oft deutlich wandständig gelegen ist und manchmal auch etwas Protoplasma. Andere der Lücken erscheinen leer. Die Lücken hängen öfters durch helle Linien untereinander zusammen oder mit den spitz zulaufenden Endzellen der Reihen der platten Zellen. Wahr- scheinlich entsprechen viele der an der zerzupften Sehne wahrgenom- .menen spindelförmigen Figuren dem Inhalt dieser Räume und sind als eine dieselben auskleidende Membran zu betrachten, der, gegen das Lumen zu, häufig “Kern und Protoplasma anliegt. Dass diese Figuren wirklich Räumen entsprechen, wird bestätigt durch die Bilder, die man erhält, wenn man Indigkarmin in das Blut der Frösche infundirt. Bei diesem Verfahren findet man nämlich ganz scharf eontourirte spindelförmige Figuren, die häufig unter einander zusammenhängen; ausserdem sieht man etwas unregelmässige Abschei- dungen, die in ihrer Vertheilung sehr an die Anordnung der platten Zellen erinnern. Diese Ausscheidungen scheinen in Räumen gelegen zu sein, die von den platten Zellen austapezirt werden.‘ Für diese Vermuthung spricht der Querschnitt, wovon sogleich. Auf dem Längs- schnitt erkennt man ferner noch Ausscheidungen in Form feiner Punkte und Striche in grösserer Anzahl und unregelmässiger Vertheilung; diese liegen wahrscheinlich interfibrillär. An einem Band des Knie- gelenks erhielt ich auch bei der Indigkarmininfusion eine sehr schöne Kittleistenzeichnung. Auf Querschnitten erhält man bei dieser Methode die sternför- migen anastomosirenden Figuren gefüllt. Zwischen diesen tritt der Farbstoff in kleinen und etwas grösseren Punkten auf. Betrachtet man den Querschnitt der Sehnen von Thieren, an denen keine Infusion vorgenommen ist, so stellt sich heraus, dass derselbe nicht nur an verschiedenen Sehnen, sondern äuch an verschiedenen Stellen einer Sehne sehr verschieden ist. Bald sind wirklich anasto- mosirende sternförmige Figuren vorhanden, bald fehlen die Anastomosen, =, Beiträge zur Kenntniss des Baues der Sehnen. 69 bald ist der ganze Querschnitt nahezu homogen und nur einzelne kleine kreisförmige Figuren darin eingesprengt, so dass die Sehne nicht an allen Stellen aus ganz abgegrenzten Bündeln bestehen kann. In den sternförmigen Figuren sieht man häufig Kerne, über deren Lage man aber für gewöhnlich nicht in's Klare kommt. Bringt man aber den Schnitt zur Quellung, so werden aus den sternförmigen Figuren weite Lücken, und der Kern bleibt immer an einem Grenz- eontour dieser Lücken haften. Endlich finden sich in dem Sehnenquerschnitt häufig feine Pünktchen, die zum Theil wohl elastischen Fasern entsprechen, zum Theil aber sicher auch den Kalkstäbchen, wenn keine Säure angewandt wurde. Für den Bau der Sehnen scheint mir aus diesen Befunden her- vorzugehen, dass in denselben verschiedeie Räume existiren, die für die Saftströmung bestimmt sind. Ein Theil dieser Räume ist spindel- förmig und auf dem Querschnitt rund, ein anderer Theil ist auf dem Querschnitt sternförmig und zieht sich auf dem Längsschnitt auf längere Strecken hin. Fast alle Räume enthalten wandständige Zellen, und zwar liegen diese direct auf den Fibrillenzügen, die entweder einfach auseinanderweichen und sich wieder vereinigen, bei den spindelförmigen Lücken, oder die dadurch, dass sie gegen das Lumen vorspringen, den sternförmigen Querschnitt desselben bedingen. In manchen der spin- delförmigen Räume jedoch fehlt Kern und Protoplasma. Es ist möglich, dass diejenigen Stellen der Sehnen, die ausschliess- lich spindelförmige Räume enthalten, spätere Entwicklungsstadien dar- stellen, so dass, wenigstens bei den Beugesehnen der Zehen der Frösche, in einer Sehne verschiedene Entwicklungsstadien repräsentirt wären, so dass da, wo die früheren sich finden, das Wachsthum der Sehnen von Statten gehe. Die Saftströmung dürfte derart sein, dass sie zuerst in die eben beschriebenen Räume eindringt, von da durch die Wände der Räume an der Stelle der Kittleisten in’s Gewebe übergeht, um sich interfibrillär zu verbreiten. 70 E. Askenasy: Ueber eine neue Methode, um die Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen zu bestimmen. Von E. Askenasy. Unsere Kenntnisse über das Wachsthum der Pflanzen, die lange Zeit nur sehr oberflächlicher Art waren, haben in den letzten Jahren namentlich durch die Arbeiten von Sachs, eine gesicherte Grundlage erhalten. Man kann das Wachsthum von zwei Gesichtspunkten aus be- trachten, je nachdem man untersucht, wie dasselbe unter möglichst constanten äusseren Bedingungen verläuft, oder wie es durch Aende- rungen der letzteren beeinflusst wird. Wir werden es in diesem Auf- satze hauptsächlich vom ersten Gesichtspunkte aus studiren und dabei zunächst allein das Längenwachsthum berücksichtigen, das auch. bei den bisherigen Untersuchungen vorzüglich in’s Auge gefasst worden ist. Die bisherigen Untersuchungen über das Wachsthum unter con- stanten äusseren Bedingungen waren besonders auf folgende Punkte gerichtet. Mar hat ermittelt, wie gross der gesammte Längenzuwachs ist, welchen einzelne wachsende Pflanzentheile (Stengel, Wurzeln, Blät- ter) in gleichen aufeinanderfolgenden Zeiträumen zeigen und welchen Veränderungen derselbe in längeren Zeitperioden unterliegt. Man hat ferner die Lage und Ausdehnung der Region, innerhalb deren Wachs- thum stattfindet, für verschiedene Pflanzentheile näher festgestellt und den Verlauf des Wachsthums in einzelnen Theilen derselben näher untersucht. Man verfuhr dabei in der Weise, dass man einen wach- senden Pflanzentheil durch Auftragen von Theilstrichen in Strecken von gleicher Länge theilte und dann nach Verfluss einiger Zeit er- Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Tbeilen. 71 mittelte, ob eine solche Strecke einen Längenzuwachs erfahren hatte und wie gross der Betrag desselben war. Auf diese Art hat z. B. Sachs gefunden !), dass die Länge der wachsenden Zone bei den Wurzeln der Saubohne, Viceia Faba, 9—10 mm. beträgt, und dass, wenn diese Zone in Strecken von 1 mm. Länge ge- theilt war, die Zuwachse, welche die einzelnen auf einander folgenden Strecken in einem Zeitraume von 6 St. zeigten, eine sehr verschiedene Grösse besassen. Sie nahmen von dem Vegetationspunkte an bis zur fünften oder. sechsten Strecke, die also ursprünglich 5—6 mm. von ersterem entfernt war, zu und dann wieder ab, bis sie für die zehnte Strecke gleich null wurden. Ausserdem hat Sachs das, Wachsthum einer ursprünglich 1 mm. langen nahe am Vegetationspunkt liegenden Querzone in gleichgrossen auf einander folgenden Zeiträumen verfolgt. ?) Er fand, dass die Grösse des Zuwachses einer solchen Zone für gleiche Zeiträume anfangs zunimmt, ein Maximum erreicht und dann wieder abnimmt. Er bezeichnet diese Erscheinung als „grosse Periode des Wachsthums einer solchen Querzone*®) und bemerkt, dass die ver- schiedene Grösse des Zuwachses, welchen einzelne aufeinander folgende gleichlange Querzonen eines wachsenden Theiles m demselben Zeitraume erfahren, darauf beruht, dass diese Querzonen ein verschiedenes Alter besitzen und folglich auch in verschiedenen Phasen ihrer grossen Periode sich befinden ?). 1) Arbeiten des bot. Inst. in Würzburg. Bd. I. S. 424. 2) Arbeiten des bot. Inst. in Würzburg. Bd. I. S. 426. 3) Sachs, Lehrbuch d. Botanik. 4. Aufl. S. 788 ft. *) Sachs bezeichnet mit dem Ausdruck „grosse Periode des Wachsthums“ auch eine andere Erscheinung, die an vielen Pflanzenorganen beobachtet wird, nämlich die, dass der gesammte Längenzuwachs eines Organs für gleiche Zeiträume unter gleichen äusseren Bedingungen anfangs eine Zu- nahme zeigt, ein Maximum erreicht und dann eine Abnahme erkennen lässt. Aber obwohl diese Erscheinung unzweifelhaft eine gewisse Analogie mit der grossen Periode einer Querzone besitzt, so muss doch hervorgehoben werden, dass beiden eine wesentlich verschiedene Ursache zu Grunde liegt. Die grosse Periode einer Querzone beruht darauf, dass die Wachsthumsfähig- keit dieser Zone, d. h. ihre Fähigkeit neue Substanz zwischen die bereits vorhandenen Theile einzuschalten, mit fortschreitendem Alter anfangs zu-, dann abnimmt und schliesslich ganz erlischt. (Man denke sich dabei die 12 E. Askenasy: Wenn dies der Fall ist, so folgt nothwendig, dass man das eine, die verschiedene Wachsthumsgeschwindigkeit benachbarter Querzonen, aus dem andern, der grossen Periode des Wachsthums einer einzelnen Querzone, ableiten kann. Diese Aufgabe bildete den Ausgangspunkt für meine Untersuchungen. Die Methode, die ich zur Lösung der- selben angewandt habe, ist nicht absolut neu, da Nägeli bereits vor längerer Zeit in einem speciellen Falle ein ganz ähnliches Verfahren benutzt hat. Zu dem Zwecke, den ich im Auge hatte, schien es mir zunächst nothwendig, den Verlauf der grossen Periode des Wachsthums bei “ einer Querzone möglichst genau und vollständig kennen zu lernen. Ich habe dies zunächst bei Wurzeln zu erreichen gesucht, fand jedoch bald, dass man hierbei die gewöhnliche Methode, wo man durch Auf- tragen von Marken eine gewisse Strecke nahe am Vegetationspunkte abgrenzt und den Zuwachs derselben in gleichen aufeinander folgenden Zeiträumen misst, nicht verwenden kann, weil es nicht möglich ist, auf diese Weise eine Strecke von derjenigen Kleinheit abzugrenzen und zu messen, wie dies zu dem angestrebten Zwecke nothwendig ist. So wurde ich veranlasst, zu meiner Untersuchung solche Organe zu verwenden, bei denen wir in der Nähe des Vegetationspunktes von der Natur selbst gegebene begrenzte Strecken vorfinden. Bekanntlich zerfallen sehr viele Pflanzentheile in der Längsrich- tung in deutlich gesonderte Glieder, die im erwachsenen Zustande un- ursprüngliche Länge der Querzone so gering, dass das Wachsthum aller Theile innerhalb derselben während der ganzen Dauer der grossen Periode als gleichförmig angesehen werden darf). Die grosse Periode ganzer Stengel und Wurzeln beruht dagegen darauf, dass die nach einander am Vegetations- punkt neu angelegten Querzonen oder Stengelglieder im erwachsenen Zu- stande eine verschiedene Länge erreichen, also eine verschiedene Wachsthums- energie (nach Sachs) besitzen. Beide Erscheinungen weichen auch in ihrem äusseren Verlauf von einander ab. Die grosse Periode der Querzone einer Wurzel hat unter gleichen äusseren Bedingungen einen ziemlich regelmässigen und constanten Verlauf, dagegen fand ich an Wurzeln von Zea-Mais, dass der Verlauf der grossen Periode des Wachsthums der ganzen Wurzel grosse Unregelmässigkeiten und bei verschiedenen Individuen nur geringe Ueber- einstimmung zeigte. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 73 gefähr die gleiche Länge besitzen. Bei den niedern Pflanzen, ins- besondere denjenigen Algen, die aus einer einfachen Zellreihe bestehen, stellt jede Zelle ein solches Glied dar. Auch bei vielen Algen, deren Thallus aus einem Zellkörper besteht, wird die fortwachsende Spitze von einer einfachen Zellreihe gebildet und die aus jeder primären Zelle entwickelten Zelleomplexe’ bilden im erwachsenen Zustande deut- lich von einander gesonderte Glieder von nahezu gleicher Länge. Bei den beblätterten Pflanzen endlich gliedert sich der Stamm in Stengel- glieder (Internodien und Blattknoten). In allen genannten Fällen sind die Glieder vollständig ausgewachsener Theile von ungefähr gleicher Länge; nach dem Vegetationspunkt hin nimmt ihre Länge ab; am kürzesten ist jedes Glied unmittelbar nach seiner Anlage. Man er- kennt daher sogleich, wie man bei einem gegliederten Pflanzentheil die Längenausdehnung der Zone bestimmen kann, innerhalb deren Wachsthum stattfindet. Diese erstreckt sich nämlich so weit, als die aufeinander folgenden Glieder noch eine Zunahme in ihrer Grösse er- kennen lassen. Man sieht auch leicht ein, dass die Längendifferenz der aufeinander folgenden noclr wachsenden Glieder, je nach der Grösse des Zuwachses, den diese in demselben Zeitraum erfahren, verschieden sein.muss. Die Art und Weise aber, wie man aus dieser Differenz die Vertheilung der Grösse des Zuwachses in der wachsenden Zune ableiten kann, wird sich am Besten an einem concreten Beispiele nach- weisen lassen. Ich wähle dazu die Nitella flewilis Ag.'). Der Stamm von Nitella besteht aus langgestreckten Internodial- zellen, die durch flache Blattknoten getrennt sind. Beide werden ‚gebildet, indem eine stetig fortwachsende Scheitelzelle sich durch Quer- wände theilt und so nach unten Segmentzellen abscheidet. Jede Segmentzelle zerfällt durch eine Querwand in zwei gleichgrosse Zellen. Die. obere wird zum Blattknoten, indem sie durch Längswände in mehrere Zellen zerfällt, aber nicht weiter in die Länge wächst, so dass der Blattknoten im erwachsenen Zustande in der Mittellinie die- selbe Länge von 0,02 mm. besitzt, wie bei seiner ersten Anlage. !) Unsere Bemerkungen über Nitella beziehen sich mutatis mutandis auf alle gegliederten Pflanzen, 74 E. Askenasy: Mitunter nimmt seine Länge in der Mittellinie sogar etwas ab, was wohl auf Zerrung, in Folge des sehr starken Querwachsthums, beruht. Die untere der beiden Zellen der Segmentzelle wird zur Internodialzelle. Sie hat ursprünglich dieselbe Länge wie die Blattknotenzelle, streckt sich aber weiterhin, ohne sich zu theilen, so dass sie im erwachsenen Zustande 30—40 mm. lang wird, also bis auf das 2000fache ihrer "ursprünglichen Länge anwächst. Die aneinander gereihten Internodial- zellen, aus denen der Stamm einer Nitellapflanze besteht, haben, wenn sie ausgewachsen sind, ungefähr dieselbe Länge; sie weichen darin frei- lich unter sich oft um mehrere Millimeter ab. doch ist diese Ver- schiedenheit für unsere weiteren Betrachtungen ohne Bedeutung. Auch unmittelbar nach der Anlage haben diese Zellen immer die gleiche Länge von ca. 0,02 mm. Wir setzen nun noch voraus, dass die Zeit, ‚die von der ersten Bildung einer Internodialzelle bis zur Abscheidung der nächstoberen neuen Internodialzelle verfliesst, immer gleich bleibt. Da der Stamm von Neitella continuirlich weiter wächst und also eine lange Periode gleichmässigen Wachsthums besitzt, so erscheint diese Voraussetzung bei gleichen äusseren Bedingungen, also namentlich bei gleicher Temperatur, ohne weiteres als berechtigt. Das gleiche gilt von einer weiteren Voraussetzung, die wir machen wollen, nämlich, dass jede Internodialzelle, die (in aufeinander folgenden Zeiten) in derselben Entfernung vom Scheitel gelegen ist, in demselben Zeitraum den gleichen Zuwachs erfährt, m. a. W., dass die Vertheilung der Wachsthumsintensität (die Definition dieses Wortes geben wir später) in dem wachsenden Theile des Stammes von Nitella während eines längeren Zeitraums dieselbe bleibt. Man kann dies auch in folgender Weise ausdrücken. Wir nehmen an, dass die grosse Periode des Wachsthums einer jeden neu gebildeten Internodialzelle von ihrer An- lage ab bis zum Erlöschen des Wachsthums identisch verläuft. Ich nehme nun an, wir messen die Länge der Internodien einer Nitella unmittelbar nachdem die oberste jüngste Internodialzelle durch Theilung einer primären Segmentzelle angelegt worden ist. Die bei- folgende Figur soll unter II das Resultat der Messungen veranschau- lichen. Wir finden die Länge der obersten Internodialzelle (1) = a ER 0 N EEE 7 Ber - ’ a N Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 75 a mm., die der zweiten (2) = b mm., die der dritten (3) = cmm u.s. f£ Lassen wir nun einige Zeit verstreichen und denken wir uns in die Zeit versetzt, wenn eben 1. II. IH. eine neue Internodialzelle über der rg vormals ersten gebildet worden ist. 1" 2| DIN | Dieser Zustand ist unter III dar- gestellt. Die jetzt eben gebildete 1 & abi Ware | oberste Internodialzelle 1‘ hat nach dem er Gesagten dieselbe Länge „, b | 310 gu q a wie die oberste Internodialzelle 1° in II. Diese ist jetzt zur zwei- ten Zelle geworden und hat nun dieselbe Länge b wie die Zelle 2" in I. Denn wenn wir uns in den € Arnd IIySie Zeitpunkt 1 versetzen, der ebensoweit hinter II zurückliegt als II hinter III, so hat auch jetzt die oberste Internodialzelle 1’ dieselbe Länge a wie 1° und 1“. .Diese Zelle 1° wird aber in II zur Zelle 2". Sie wächst demnach in dem Zeitintervall zwischen I und II von ihrer ursprünglichen Länge a bis zur Länge b heran. Folglich muss nach den früher gemachten Voraussetzungen die Zelle 1° in II, die genau ‚dieselbe Entfernung vom Scheitel der Pflanze hat, wie die Zelle 1" in I, in dem Zeitintervall zwischen II und III, das ebensoviel beträgt wie das zwischen I und II, auf dieselbe Länge b heranwachsen. Auf dieselbe Art kann man nachweisen, dass die dritte Zelle (3°) in III dieselbe Länge haben muss wie die dritte Zelle (3” in II) u. =. f. Ebenso weist man nach, dass auch in einem entsprechenden Zeitpunkt IV die von oben nach ünten aufeinander folgenden Zellen dieselben Längen a, b, c, d u. s. f. haben müssen. Wir haben also, wenn wir jedesmal die von oben nach unten folgenden Zellen mit 1, 2, 3 u. s. f. bezeichnen: ae EU FEEH Fn: u 5 za — zu = url 5) | | ZU EWE 76 E. Askenasy: Wir finden somit, dass nachdem eine neue oberste Internodial- zelle eben gebildet ist, die von oben nach unten aufeinander folgenden Zellen gleicher Ordnung dieselbe Länge haben, wie unmittelbar nach- dem ihre Vorgängerin angelegt wurde. Die erste Internodialzelle von der ursprünglichen Länge a hat nach Ablauf des zu Grunde gelegten Zeitraums zwischen I und II die Länge b, nach einer doppelt so langen Zeit die Länge c, nach der dreifachen Zeit die Länge du. s. f. Nehmen wir diesen Zeitraum, der zwischen der Abscheidung zweier neuer Internodialzellen (Glieder) verstreicht, als Zeiteinheit an — ich werde dafür und zwar bei allen gegliederten Pflanzentheilen den Aus- druck Plastochron gebrauchen —, so gibt uns die Länge der aufein- ander folgenden Internodialzellen unmittelbar die grosse Periode des Wachsthums einer solchen Zelle. Die absolute Dauer eines Plasto- chrons ist uns zwar zunächst unbekannt, die Kenntniss desselben ist aber an sich für die Bestimmung des Verlaufes der grossen Periode ohne Bedeutung. Wir haben bisher der Einfachheit halber angenommen, dass die Messungen gerade in. dem Zeitpunkt vorgenommen wurden, wo die Bildung der obersten Internodialzelle eben stattgefunden hatte. In Wirklichkeit wird man, wenn man irgend eine Nitellapflanze unter- sucht, nur selten und zufällig gerade auf diesen Zeitpunkt treffen. Vielmehr wird in den meisten Fällen seitdem bereits mehr oder we- niger Zeit verstrichen sein und die Länge der obersten Zelle etwas zugenommen haben. Die früher gefundenen Beziehungen bleiben aber dabei doch in Geltung; denn der Zeitraum, der zwischen dem Moment liest, wo die oberste Internodialzelle eine gewisse Länge erreicht hat, und demjenigen, wo die nächste neugebildete oberste Zelle zu dersel- ben Länge herangewachsen ist, ist, wie man leicht einsieht, gleich der Zeit, die zwischen der Neubildung” zweier Internodialzellen yer- streicht, also gleich einem Plastochron. Entsprechend der grösseren Länge der obersten Internodialzelle sind in dem zuletzt betrachteten Fall auch die andern nach unten hin auf diese folgenden Internodial- zellen länger, als die Zellen derselben Ordnung in dem zuerst be- trachteten Falle. Ihre Längen geben uns die grosse Periode des u 7222 2 Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 17 Wachsthums für eine etwas längere Strecke, als die der eben ange- legten Internodialzelle. Wir haben uns früher die Aufgabe gestellt, aus der grossen Pe- riode des Wachsthums einer in der Nähe des Vegetationspunktes lie- genden Querzone die Grösse des Zuwachses zu bestimmen, den auf- einander folgende Strecken von gleicher Länge, in die man die wachs- thumsfähige Region getheilt hat, während eines und desselben Zeit- raums erfahren. Diese Aufgabe können wir jetzt für Nitella in sehr einfacher Weise lösen. Wir fanden, dass jede Internodialzelle wäh- rend eines Plastochrons zur Länge der nächsten unteren Zelle heran- wächst; die Differenz der Längen beider Zellen giebt uns also den Längenzuwachs für die obere Zelle während des genannten Zeitraums. Die Internodialzellen sind aber von ungleicher Länge. Wir haben hier also ganz denselben Fall, wie wenn wir auf der wachsthumsfähi- gen Region einer Wurzel nicht gleich lange Strecken, sondern solche von ungleicher Länge aufgetragen hätten. Da das Wachsthum in den kleinsten Theilen des wachsenden Organs vor sich geht, so ist es, von anderem abgesehen, zunächst eine Function der Länge des wachsen- den Theiles '). Wir müssen demnach, um die von ursprünglich un- 1) Sachs bemerkt in dem Aufsatz über das Wachsthum der Haupt- und „Nebenwurzeln (Arb. d. bot. Inst. in Würzburg, Bd. I, S. 427), dass der Zu- wachs, den eine ursprünglich 1 mm. lange Querzone während ihrer grossen Periode in je 24 Stunden erfährt, nicht eine Function der Länge, sondern des Alters, d. h. des verschiedenen Entwickelungszustandes der Querzone ist. Diese Bemerkung ist mir nicht ganz verständlich. Der Zuwachs, den irgend eine im Wachsthum begriffene Querzone einer Wurzel oder eines andern eontinuirlich wachsenden Organs unter gleich bleibenden äusseren Bedin- gungen während eines bestimmten Zeitraums erfährt, hängt ab: 1) von ihrer Länge, 2) von ihrer Entfernung vom Vegetationspunkt. (Wir sehen dabei von Aenderungen im Gesammtwachsthum des ganzen Organs ab). Für Quer- zonen, deren Entfernung vom Vegetationspunkt nicht sehr verschieden ist, die sich also nahe in derselben Phase ihrer grossen Periode befinden, z. B. für zwei benachbarte Querzonen einer Wurzel, deren absolute Länge gering ist, ist der Zuwachs für einen kurzen Zeitraum einfach der Länge der Quer- zone proportional. Fasst man die Zuwächse ins Auge, die eine bestimmte, unterhalb des Vegetationspunktes abgegrenzte Strecke während ihrer grossen Periode in gleichen aufeinander folgenden Zeiträumen erfährt, so entspricht hier dem Alter der Qnerzone (d.h. der Zeit, die seit ihrer Anlage verstrichen 78 E. Askenasy:: gleichen Strecken erfahrenen Zuwachsgrössen mit einander vergleichen zu können, diese auf ursprünglich gleiche Längen zurückführen. Dies geschieht im vorliegenden Falle, indem wir mit der Länge einer Zelle „in die Differenz ihrer Länge von derjenigen der nächst unteren divi- diren. Die so erhaltenen Zahlen geben also an, um welchen Theil ihrer ursprünglichen Länge eine Internodialzelle während eines Plasto- chrons zunimmt, oder m. a. W., sie geben uns den Längenzuwachs ‘ einer Längeneinheit innerhalb der Internodialzelle für diese Zeit. Ich bezeichne diesen Zahlenwerth mit dem Ausdruck „mittlere Wachs- thumsintensität!)“. Wenn ich also bei einem Exemplar von Nitella, für die in der Entfernung von 0.89 — 4.32 mm. von der Spitze des Scheitels gelegene, also 3.33 mm. lange Internodialzelle, für die Wachs- thumsintensität den Werth 3.2 finde, so heisst dies, dass unter An- nahme gleichförmigen Wachsthums ein darin liegendes mm. während eines Plastochrons einen Zuwachs von 3.2 mm. erfährt, also nach Ablauf desselben eine Länge von 4.2 mm. erreicht. Wir haben hierbei ein gleichförmiges Wachsthum der ganzen Internodialzelle angenommen. Im Allgemeinen aber werden Strecken von derselben Länge, die an verschiedenen Stellen der Internodialzelle liegen, während eines Plasto- chrons verschieden grosse Zuwachse erfahren, und der auf die oben angegebene Weise berechnete Werth der Wachsthumsintensität stellt nur die durchschnittliche Grösse des Zuwachses in mm. dar, den ein lmm. langes Stück der Internodialzelle während eines Plastochrons erfährt. \ ist) eine bestimmte Länge und dieser auch eine bestimmte Entfernung vom Vegetationspunkt. Der Zuwachs für einen solchen Zeitraum kann daher in diesem Falle als eine Function der Länge oder des Alters ausgedrückt werden. Nur ist der Ausdruck für diese Function hierbei von mehr compli- eirter Natur. Man kann ihn annähernd durch nachfolgende Formel: wieder- ‚geben, wenn man mit z den absoluten Zuwachs für irgend einen Zeitraum, mit 1 die Länge, zu der die Querzone im Anfang dieses Zeitraumes erwachsen ist, bezeichnet: z = Ao-+Aıl + Azl? + Asl? +... Die Coefficienten der geraden Potenzen von e, die höher sind als 1, können dabei negativ sein; hierin würde die Erscheinung, dass bei steigender Länge die Zuwächse doch abnehmen, ihren Ausdruck finden. 1) Man müsste noch hinzufügen „für ein Plastochron‘“, doch habe ich diesen Zusatz der Kürze wegen in der Folge meist weggelassen. Y in Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 79 Wenn man die Grösse des Zuwachses derselben am Anfang des Plas- tochrons 1 mm. langen Strecke während eines kürzeren Zeitraums, dem Bruchtheile eines Plastochrons, bestimmen will, so könnte man meinen, es genüge zu diesem Zweck, den Zuwachs für ein Plastochron mit jenem Bruchtheile zu multiplieiren. In dem oben angeführten Fall würden wir dann, wenn wir die Dauer eines Plastochrons zu 48 Stun- den annehmen, den stündlichen Zuwachs für die genannte Strecke == 3.2 Y,s; = 0,067 mm. erhalten. Man sieht aber leicht ein, dass dies nicht der wahre Werth desselben sein kann. Denn nach dem früher Gesagten ist .der Zuwachs für einen gleichen Zeitraum pro- portional der Länge der Strecke, die im Wachsthum begriffen ist. Diese Länge beträgt-aber in dem obigen Beispiel am Anfange des Plastochrons 1 mm.; der oben gefundene Werth von 0,067 mm. für den stündlichen Zuwachs ist also = 0,067 dieser Länge; am Ende des Plastochrons ist die Länge der Strecke = 1 + 3.2 mm. = 4.2 mm. rr .067 und der stündliche Zuwachs würde dann nur 5 > 0.016 derselben ausmachen. Wir wollen nun das Plastochron in eine Anzahl gleicher kleiner Zeiträume theilen und nehmen an, wir wollen die Grösse des Zuwachses für jeden solchen Zeitraum so bestimmen, dass dieser immer den gleichen proportionalen Theil der ganzen am Anfang jedes Zeit- raums vorhandenen Länge der wachsenden Strecke» ausmacht. Wir wollen das Verhältniss zwischen dem Zuwachse (als Theil der jedes- mal vorhandenen Länge gemessen) und der Dauer des Zeitraums (die wir uns als Bruchtheil des Plastochrons bestimmt denken) mit dem Worte Wachsthumsgeschwindigkeit bezeichnen. Wir erhalten dann die Grösse des Zuwachses (im obigen Sinn), wenn wir die Wachsthums- geschwindigkeit mit der Dauer des Zeitraums multiplieiren. In dem ‘oben als Beispiel gewählten Fall will ich die Wachsthumsgeschwindig- keit für 1 Stunde mit dem Buchstaben a bezeichnen. Dann beträgt 1 a der stündliche Zuwachs a ° 48° also 48 der ganzen jeweils am An- fang ‘einer Stunde vorhandenen Länge der wachsenden Strecke. Es würde also eine Strecke, die am Anfang des Plastochrons eine Länge 80 E. Askenasy: von 1 mm. besitzt, nach einer Stunde die Länge von 1 mn. # 48 erlangen, nach zwei Stunden hätte sie die Länge (i + 15) (i + =) q 2 — (\ -+ 2) mm., nach 48. Stunden d. h. nach einem Plastochron a \48 ; die Länge von ne -F Fey Diese Länge ist aber = 4.2 mm. Wir a haben also (1 #5 — = 4.2 mm. Hieraus ergiebt sich a = (Num. (iu 12) —. 1). 48 = Num. C > —_ ee 1) 0.930352 487 21.456; Allgemein haben wir, wenn wir den Zuwachs für irgend einen Zeitraum, den m. Theil eines Plastochrons, so bestimmen wollen, dass derselbe immer den gleichen proportionalen Theil der Länge der gan- zen am Anfange jenes Zeitraums vorhandenen wachsenden Strecke ausmacht, und mit a die Wachsthumsgeschwindigkeit bezeichnen, die m log. 4.9 m. Beziehung (\ a m) — 4.2, woraus & — (Nm. —— —ı Wenn wir den Zeitraum sehr klein nehmen, so wird m sehr gross. a nı Bekanntlich nähert sich aber der Ausdruck (1 + =) bei wachsen- dem m immer mehr einem bestimmten‘ Werthe, nämlich der Grösse e*, wo e die bekannte Zahl 2.71828 ... die Grundzahl des natürlichen Logarithmensystems ist. In dem oben behandelten Fall haben wir also, wenn wir einen unendlich kleinen Zeitraum zu Grunde legen, e® = 4.2 und erhalten hieraus a — log. nat. 4.2 = 1.435. Diese Grösse gibt uns also die Wachsthumsgeschwindigkeit, welche die be- trachtete wachsende Strecke in jedem Moment besitzt; wir wollen sie kurzweg als „Wachsthumsgeschwindigkeit* bezeichnen. Sie ist, wie man sieht, von dem Werth, den wir oben für a unter Annahme eines gleichen proportionalen Zuwachses, am Anfang jeder Stunde erhalten haben, nur wenig verschieden. Wir sind in dem von uns gewählten Beispiel von einer ursprünglichen 1 mm. langen Strecke ausgegangen. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 81 Für eine Strecke, die ursprünglich K mm. lang ist und während eines Plastochrons za S mm. heranwächst, haben wir S = Ke#, folglich a x und a = log. nat. S — log. nat. K. Selbstverständlich gilt diese Formel auch für irgend einen andern Zeitraum als ein Plasto- chron, für den man den Zuwachs also z. B. durch direkte Messung der Länge des wachsenden Theils am Anfang und am Ende bestimmt hat. Auf die eben dargelegte Weise erhalten wir einen bestimmten Werth für die Wachsthumsgeschwindigkeit einer Internodialzelle, wäh- rend eines Plastochrons. In Wirklichkeit ändert sich aber dieser Werth für dieselbe Internodialzelle fortwährend. Denn er hängt von . ihrer Entfernung vom Vegetationspunkt (oder ihrem Alter) ab, die sich während des Wachsthums fortwährend ändert. Man kann zwar aus der verschiedenen Wachsthumsgeschwindigkeit benachbarter Internodial- zellen das Gesetz dieser Aenderung ermitteln. Wir unterlassen es aber . näher hierauf einzugehen. Der Begriff der Wachsthumsgeschwindigkeit hat überhaupt mehr eine theoretische als praktische Bedeutung. Man’ sieht leicht ein, dass man, um zu ermitteln, an welcher Stelle inner- halb der in Wachsthum begriffenen Region einer Pflanze die grösste Wachsthumsgeschwindigkeit liegt, und ob irgend eine Strecke dieser Region eine grössere Wachsthumsgeschwindigkeit besitzt als eine andere, “ebensogut den absoluten Zuwachs, den man in irgend einem Zeitraum beobachtet, zu Grunde legen kann, wie die aus demselben berechnete Wachsthumsgeschwindigkeit. Aber ich bin der Ansicht, dass der Be- griff der Wachsthumsgeschwindigkeit wesentlich zu einer klareren und genaueren Erkenntniss des Wachsthums beiträgt und dass in dieser Hinsicht die Einführung desselben in die Pflanzenphysiologie einen entschiedenen Nutzen gewährt. Aus der Länge der Internodialzellen eines Stammes von Nitella können wir auch leicht den gesammten Längenzuwachs bestimmen, den eine ganze Nitellapflanze während eines Plastochrons erfährt. Da nämlich während dieses Zeitraums eine neue Internodialzelle (und eine Blattknotenzelle, die wir weiter nicht berücksichtigen wollen) neu ge- bildet wird, ausserdem jede Internodialzelle zur Länge der benachbarten Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie. IL. 6 Av 82 E. Askenasy: unteren Zelle heranwächst, so brauchen wir. nur die Länge der obersten Internodialzelle und die sämmtlichen von uns ermittelten Längendiffe- renzen zu addiren, um den gesammten Längenzuwachs einer Nitella während eines Plastochrons zu erhalten. Diese Grösse ist aber, wie man ohne Weiteres einsieht, gleich, der Länge einer Internodialzelle im erwachsenen Zustande. Der Gesammtzuwachs während eines Plasto- chrons hängt also nur von dieser ab. Er ist ganz unabhängig von der absoluten Dauer des Plastochrons. Ich wende mich nun zu den speciellen Ergebnissen meiner Mes- sungen an Nitella flexilis. Ich führte dieselben im November 1873 an Pflanzen aus, unmittelbar nachdem diese aus einem bei Heidelberg fliessenden Bache entnommen waren. Die unteren Internodien, bis zur Länge von 5 mm., wurden an einem in Millim. getheilten Metallmaass- stab gemessen. An dem letzten gemessenen Internodium wurde der Stamm durchschnitten, der abgeschnittene obere Theil desselben in Alkohol, dann in Essigsäure gelegt und hierauf die Messung der oberen Internodien mit Hülfe des Microscops durchgeführt. Die Aenderung, welche die Länge der Internodien durch Anwendung der genannten Reagentien erleidet, ist nicht so gross, um für die Zwecke dieser Untersuchung in Rechnung gezogen werden zu müssen. Die Zellen werden aber dabei so durchsichtig, dass man ohne weitere Behand- lung, allenfalls nach Entfernung einiger Blattstrahlen, die Länge auch der jüngsten Internodien und der Scheitelzelle unter dem Microscop messen kann. Ich benutzte bei meinen Messungen bis auf 0,5 mm. Länge herab Hartnack’s Obj. 4, Ocul. 4, von da ab dasselbe Ocul. und Obj. 7. Im ersten Fall gingen 60, im zweiten 180 Theilstriche des angewandten Ocularmicrometers auf 1 mm. Bei den Messungen wurde die Länge der Zellen immer in der Mittellinie gemessen. Stärkere Vergrösserungen hätten keinen Nutzen gewährt, denn die grössere Schärfe der Messung, die mit Hülfe derselben sich hätte er- zielen lassen, wäre ohne Bedeutung gegenüber dem.Fehler, der daraus entsteht, dass, die Querwände der Zellen, auf die bei der Messung eingestellt ihr zur Verticalen verschieden geneigt sind. Die Grösse dieses Fehlers lässt sich schwer genauer bestimmen. Er ist nur bei Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 83 den jüngsten obersten Zellen von Bedeutung, kann hier aber einen erheblichen Bruchtheil der gemessenen Länge erreichen. (Siehe Tabelle Seite 84 und 85.) Ich will an die Tabelle I, welche die Resultate meiner Messungen an 17 Exemplaren von Nitella flexilis enthält, einige Bemerkungen: anfügen. Wie man aus der Tabelle ersieht, zeigt die Vertheilung der Wachsthumsintensität bei sämmtlichen untersuchten Exemplaren eine gleichmässige Anordnung. Die Wachsthumsintensität steigt von den jüngsten Internodialzellen an, erreicht ein Maximum und nimmt wei- terhin ab. Nur die jüngsten Internodialzellen einiger Exemplare ver- halten sich abweichend, indem deren Wachsthumsintensität grösser ist, als die der nächsten unteren Zellen. Ich bin der Ansicht, dass dies lediglich auf jene Fehler in der Bestimmung der Länge der Zellen zurückzuführen ist, die ich schon früher erwähnt habe. Man braucht in der That nur einen Fehler von einem Theilstrich des Ocularmiero- meters anzunehmen, um diese Unregelmässigkeiten zu beseitigen. Wir sind bei unseren früheren Erörterungen von einigen Vor- aussetzungen ausgegangen. Zwei derselben, über die gleiche Länge der Internodialzellen unmittelbar nach ihrer Anlage und im erwachsenen Zustande, können durch direete Beobachtung verifiecirt werden. Wir haben aber noch ferner angenommen, dass der Zeitraum, in welchem “eine neue oberste Internodialzelle gebildet wird, das Plastochron, unter gleichen äusseren Bedingungen immer gleich bleibt, und dass dabei die Wachsthumsintensität (also auch die Wachsthumsgeschwindigkeit) eines Punktes, der eine bestimmte Entfernung vom 'Scheitelpunkt der Nitella besitzt, immer denselben Werth behält. Auf diese Voraus- setzungen gestützt liessen wir während eines Plastochrons jede Inter- nodialzelle zur Länge der nächst unteren heranwachsen. Es fragt sich nun, wie wir vorzugehen haben, um zu prüfen, ob die beiden letzten Voraussetzungen wirklich begründet sind. Man kann die Prüfung ihrer Richtigkeit in nachfolgender Weise vornehmen. Man misst an einer lebenden Nitellapflanze die Länge der Internodialzellen, indem man mit der untersten Zelle, in der noch Längenwachsthum stattfindet, an- fingt. Angenommen man hätte folgende Längen für die von unten 6* 834 E. Askenasy: Ta- Nitella flexilis vom. 5 12) II. IN. & ILäne.| Di. | = | 5 | 2. [Läng.|Die.| = |S | E. [bäng.| Die.| = || € = | mm. | mm. Else mm. | mm. | mm. | > = | mm, | mm, | mm LE = | mm s. | 0.02 0.02 0.04 0.03 0.03 P.Z. | 0.03 | ‚0.06 1 | 0.02| 0.05/2.5 0.06 0.03 0.05.1.6 11.0 ' 0.09] 0.07, 0.091.3 0.8 0.15 2 | 0.07 0.091.3 0.8 | 0.15} 0.08 0.14 1.8 11.0 + 0.19] 0.16) 0.694.2 |1.7' 0.33 3 | 0.16) 0.2911.8 11.0 | 0.33] 0.22 0.4312.0 11.1 | 0.43| 0.85! 7.1584 [2.2 1.20 4 | 0.45| 2.8816.4 |2.0 | 0.80 0.65 5.3518.2 12.2 | 1.10] 8.0 120.0 [2.5 11.3) 9.22 5.1 3.33110.67'3.2 11.4 | 4.15] 6.0 113.0 12.2 11.2 | 7.12]28.0 | 3.5 0.1210.1/37.20 6 114.0 119.5 11.4 0.9 18.2 119.0 114.5 |0.76.0.62 26.1 131.5 | 4.5 10.14] 168.8 7 133.5 | 1.5 0.04.0.04 51.7 |33.5 | 7.0 10.21/0.20 59.7 136.0 8 [35.0 40.5 | vı. vum. | vImM. h Intn. | Läng. | Dit. |< | E. |Läng. | Dift. | « E.: | Läng. |"Die.. | +4" | 2m un - mm = | mm. mm. mm. > mm. mm. | mm. ER . mm. = A nn u # s |oo| | | 002] 002 | 0.02] 0.03 0.03 P.Z. | | 1 | 00) 0.07 35 0.06 | 0.03 0.04 1.3 0.07 | 0.02 | 0.06 |3.0| 0.07 2 | 0.09| 0.09|1.0| 0.17| 0.07| 0.11 16 | 0.16| 0.08| 0.0610.7| 0.17 3 I 0.18| 0.28\1.5| 0:37} 0:118| 0.21112 | 0.36] 0.14| 0.19}14| 0,23 4 | 0.46 | 1.90 4.1| 0.85] 0.39| 2.51 6.4 | 0.77| 0.33| 1.0 |3.0| 0.68 = 5 I 2.36 | °9.64141| 3.23] 2. 111:.)42, |73.691 13319227941 2203 6 112.0 1185 11515. 14.0 |25.0 |1.8 [17.7 | 85 |180 |2.1| 1055 7 [30.5 |145 ‚4 45.8 139.0 | 6.0: 0:15:|.56.7 126.518.5.10.3 37:2 8 145.0 | 45.0 | 39.0 B; xu XIII XIV Intn.| Läng. | Diff. | < E. [Läng.| Diff. | E. [Läng.|Dif. | = | E. mm. i au 8 \ men | uns Rn: > zaul are un. e mm. S. 0.02 | 0.02 0.02| _ | 0.02] 0.02 0.02 P.Zz. | 0.03 | 0.05 1 | 0.05| 0.06 |1.2| 0.12] 0.02| 0.04 | 2.0 | 0.06| 0.021 0.04 2.0| 0.06 2 | 0.11| 0.15 1.4]| 0.251| 0.06| 0.06| 1.0 | 0.14|' 0.06| 0.09|1.5| 0.143 3 | 0.26|. 114 44| 0.53] 0.12| 0.19 1.6 | 0.28| 0.15, 0.22|1.5| 0.31 4 1 14 | 71 131) °1951.031r) 1.91) &0 |.0611. 037 15914312078 5 1-85 1220 .2:6110.51 2322| 9.28] 4.2 | 2.851 1.96. 7.541 3.87.2088 6120-5. | 3.5;10:1141.0.111.5: 117.0. | 1:5,1144 4]: 95 118571137222 7 1340 285 | 5.0 | 0.2 |42,9 |28.0 |11.0 |0.4|40.2 0) 33.5 39:0.) 90 0.2 Bemerkungen zur Tabelle. In der ersten Columne links sind jedesmal die P.Z. die primäre Segmentzelle, die später in eine Blattknoten- und eine Internodialzelle zer- gibt die erste Columne [Länge], die Länge jeder Zelle in mm., die zweite [Diff.) die Differenz intensität. Bei den 4 ersten Exemplaren folgt dann eine. Columne W.G. mit der auf die im E. gibt die Entfernung der Basis jeder Zelle vom obersten Punkte des Scheitels, also die zwischen je zweiInternodialzellen [deren Länge eirca 0.02 mm. beträgt] berücksichtigt sind. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Tbeilen. ‚85 ne 11:a«d: 20. November 1873. NEN IERTET, VIE ET Aa] UNERFSIREEEFTTEREREFFERT Läng.|Difk.| = | © | n. [LängJDbie. | = | 2 mm, | mm. = Be | mm. | mm. | mm. = |mm. ED A 008 | 0.03] 0.04 ' 0.04 0.02 0.05 2,5 0.08] 0.04 0.06 1.5 | 0.10 0.07, 0.101 1.4 | 0.9 | 0.17] 0.10| 0.15, 1.5 | 0.22 0.17) 0.25) 1.5 | 0.9 | 0.36] 0.25| 1.57, 6.2 | 0.49 0.42 1.99) 4.7 | 1.7 | 0.80| 1.82, 8.181.4.5 | 2.33 2.41 10.09 4.2 | 1.6 | 3.23]10.0 21.5 | 2.1512.35 12.5 116.0 | 1.38 0-8 |15.7 181.5 | 7.5 | 0.2 143.9 285 12.5 | 0.44 0.4 ‚44.3 39.0. 113.0 | 0.3 182.9 41.0, H] 52.0 | | 2: IX. x. RIES a: "Länge. | Di. | = | © [Ltn| me || = [tTin| me || e ad BL mm. | = mm mm. mm: = | mm. mm. mm. | 2 mm E31: EEE F 3 | Fury SSHCTRRIGE 0.02 | | 0.021 0.03, 0.03] 0.03 0.05 0.03 |. _ 1.006 0.05 | 0.06 12 | 0.12I 0.02 | 0.04 |2.0| 0.071 0.03 | 0.08|2.7| 0.09 0111:0414113| 0.251| 0.06| 0.12|2.0| 0151 0.11| 0.0|09| 0.22 0251 0.97139| 052] 0.18) 0419!11| 035} 021| 039|19| 0.45 122158 |47| 1.76| 0.37 | 148 |40| 0.74| 0.60| 3.18 |5.3| 1.07 1.0. 1185 |2.6| 8.78] 1.85| 8.15 44 | 2.61| 3.78 12.22 | 32| 487 25.5 25 0.1343 ]|100 |145 |1.4 12.63] 16.0 |22.0 |1.4 | 20.9 28.0 |- | 24.5 | 12.0 | 0.5 13721 138.0 95 !0.2|589 | 36.5 | 40. [04 47,5 SUN! R' XV. | xvI. Läng. | Die. | | ®. [tin | oem | 4 | E |tän| Deal m mm. | mm.) > | mm mm. | mm! | £ | mm. | mm. |), mm. | & | mm. ee — = = —- 0.03. | 0.03 | 0.02 | 0.02 | 0.02 | 0.02 0.03 | 0.06 | | | 0.06 0.08.13 0.14 | 0.02 0.04 2.0. 0.06] 0.02 | 0.04 2.0 | 0.06 0.14 023/16 0.30| 006| 0.13 22| 0.14] 0.06) 010117, 0.14 0.37 | 1.81149| 0.69 | 0.19| 027|14| 0351 0.16 | 0.28|11.7| 0.32 2.18 11.32 |5.2 284| 046| 2.94 64| 0.83|.0.44 2.39 5.4| 0.78 135 /19.0 |i1.4164 34. 113.6 ’40| 4251| 2.83 | 10.67 3.8| 3.63 32.5 11.5 0.3/48.9 I17.0 124.0 114/213 1135 |135 |101171 44.0 41.0 1. 10.21 62.3 | 37.0 | 54.2 48.5 | 32.0 | Nummern der Internodialzellen von oben gezählt angegeben. S. bedeutet die Scheitelzelle. fällt. Sie war nur bei 4 Exemplaren [III, IX, XII u, XV] vorhanden. Bei jedem Exemplar dieser Länge von derjenigen der nächst unteren Zelle, die dritte [W.-I.] die Wachsthums- Text näher beschriebene Art berechneten Wachsthumsgesehwindigkeit, Die letzte Columne Länge jeder Zelle + der Länge sämmtlicher oberer Zellen, wobei auch die Blattknotenzellen 86 E. Askenasy: nach oben aufeinander folgenden Zellen gefunden: 1) 33 mm., 2) 14 mm., 3) 3.3 mm., 4) 0.5 mm. Man wartet nun, bis die zweite Zelle, die in diesem Falle 14 mm. lang war, zur Länge von 33 mm. herangewachsen ist. Waren die obigen Voraussetzungen richtig, so muss jetzt die Länge der Zellen von unten nach oben dieselbe Reihenfolge zeigen, wie bei der früheren Messung, nämlich 33, 14, 3.3, 0.5. Man kann bei einem derartigen Versuch die Länge der jüngeren oberen Inter- nodien nicht bestimmen, da dieselben bei Nitella nicht ohne - Zer- störung der Pflanze gemessen werden können, man darf aber mit einiger Sicherheit schliessen, dass wenn die unteren Internodien die ihnen nach der Voraussetzung zukommende Länge besitzen, dies auch bei den oberen der Fall sein wird. Man erkennt, dass man bei diesem leicht anzustellenden Versuch zugleich die absolute Zeitdauer eines Plastochrons erfährt und bestimmen kann, inwieweit diese unter glei- chen äusseren Bedingungen dieselbe bleibt. Ich selbst habe übrigens bei Nitella diesen Versuch bisher noch nicht angestellt, hauptsächlich weil es nicht leicht ist diese Pflanze unter ganz normalen Verhältnissen zu cultiviren. Nach dem eben Gesagten wird man bei einer Nitellapflanze, die immer dieselbe Vertheilung der Wachsthumsintensität in ihrer wachs- thumsfähigen Region behält, jedesmal nach Ablauf eines Plastochrons Internodialzellen von derselben Länge und in derselben Ordnung auf- einander folgend wiederfinden. Bestimmt man aber die Länge der Zellen derselben Pflanze in irgend einem zwischenliegenden Zeitpunkte, so wird man dafür andere Werthe finden, und demnach müssen auch die aus diesen abgeleiteten Zahlenwerthe für die Wachsthumsintensität verschieden sein. Untersucht man nun verschiedene Pflanzen, so wird man natürlich im Allgemeinen ebenfalls verschiedene Längen für die Internodialzellen und verschiedene Werthe für die Wachsthumsintensität erhalten, selbst wenn die untersuchten Exemplare sämmtlich dieselbe Vertheilung der Wachsthumsintensität besitzen. Es ist nun wichtig, die Grenzen festzustellen, innerhalb deren sich diese Verschiedenheiten bewegen können, da man nur mit Berücksichtigung derselben ent- scheiden kann, ob und wie weit verschiedene Exemplare von Nitella in der Vertheilung der Wachsthumsintensität von einander abweichen. da a a Fr di CET RE N N: EEE EEE WE N N GENE re, VE EL GR Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 87 Die oberste Internodialzelle ist am kürzesten, gleich nachdem sie angelegt wurde, am längsten, unmittelbar bevor die nächste oberste Internodialzelle abgeschieden wird. Wenn sie ihre grösste Länge er- reicht hat, sind auch die (von oben gezählt) zweite, dritte, ‚vierte und sämmtliche folgenden Internodialzellen, die noch in Wachsthum begriffen sind, am längsten ; wenn sie am kürzesten ist, haben auch alle nach unten folgenden Zellen ihre geringste Länge. Da nun die erste Zelle zur zweiten, die zweite zur dritten wird, gleich nachdem sie das Maximum ihrer Länge erreicht hat, so folgt hieraus, dass das Maximum der Länge der ersten Zelle gleich ist dem Minimum der Länge der zweiten, das Maximum der zweiten gleich dem Minimum der dritten u. s. f. Dies muss sich nun auch bei Untersuchung zahl- reicher Exemplare von Nitella zeigen, da man bei diesen alle mög- lichen Längen der Zellen zwischen dem Maximum und dem Minimum antrefien muss. Wir. geben hier eine Tabelle, wo die Längen aller Zellen in der Reihenfolge von oben ab unmittelbar nebeneinander ge- stellt sind, so dass die Längen der Zellen gleicher Ordnung der sämmt- lichen 17 Exemplare, die wir untersucht haben, unter einander zu stehen kommen. (Siehe Tabelle Seite 88.) In den beiden untersten Zielen haben wir die Maxima und Mi- nima, die wir für die Länge der Zellen fanden, aufgezeichnet. Wie man sieht stimmen dieselben bei den jüngeren Zellen ziemlich gut zu der oben aus theoretischen Gründen abgeleiteten Regel, dass das Längenmaximum der oberen Zellen dem Längenminimum der nächst unteren gleich sein muss. Wir dürfen allerdings keine vollständige Uebereinstimmung erwarten. Denn man darf wohl von vornherein annehmen, dass verschiedene Individuen derselben Pflanzenart, wie in andern Stücken, so auch in der Art ihres Wachsthums nicht völlig mit einander übereinstimmen, sondern grössere oder geringere Ver- schiedenheiten zeigen. Ausserdem haben wir Grund zu vermuthen, dass manche äussere Umstände auf die Vertheilung der Wachsthums- intensität von Einfluss sind; sie scheinen namentlich das Wachsthum der älteren Theile zu beeinflussen. Man sieht auch leicht ein, dass irgend eine zufällige Schädlichkeit oder Störung, die das Wachsthum 88 E. Askenasy: Tabelle II. E Nitella flexilis. Länge der Internodialzellen in mm. Selen Io Be Wesel B..C16, | alas: 1.0.02 | — |0.02 0.07 |0.16|0.45| 3.33 | 14.0 | 33.5 |35.0 | II. 0.04 | — 0.03 0.08 |0.22 0.65) 6.00 19.0 33.5 40.5 [IIL.| 0.03 | 0.03 | 0.07 |0.16 | 0.85 | 8.00 | 28.00 |31.5 36.0 — ] IV. 0.03 | — |0.02| 0.07 |0.17,0.42| 2.41 |12.5|28.5 41.0 V. 0.04 | — |0.040.10|0.25 1.82 | 10.00 31.5 | 39.0 152.0 v1.|0.02 | — 0.02 |0.09|0.18 0.46| 2.36 |12.0|30.5 | 45.0 VII. 0.02 | — 0.03 0.07 0.18 0.39| 2.90 |14.0 | 39.0 |45.0 VII.|0.03 | — !0.02 0.08|0.14,0.33| 1.33 | 8.5! 26.5 [35.0 Ix.| 0:02 | 0.03 | 0.05 |0.11 10.25 |1.22| 7.00 |25.5/28.0| — X.|0.03 | — |0.02|0.06|0.18,0.37| 1.85 | 10.0| 24.5 | 36.5 X1. 0.03 .| — |0.03|0.1110.210.60| 3.78 | 16.0| 38.0 |47.5 XII. 0.02 [0.03 0.05 0.11, 0.26,1.40| 8.50 30.5 34.0| — XII.|0.02 | — |0.02|0.06|0.12/0.31| 2.22|11.5|28.5|33.5 XIV. 0.02 | — | 0.02 | 0.06 0.15 0.37| 1.96| 9.5 | 28.0 |39.0 xvV.|0.03 | 0.03 |0.06 | 0.14 | 0.37 2.18 | 13.50 |32.5|44.0| — 0 xv1.|0.02 | — [0.021 0.06,0.19 0.46| 3.40 |17.0|41.0 |48.5 XVII. 0.02 | — 0.02) 0.06 |0.16 0.44| 2.83 |13:5 | 37.0 [32.0 mittel 0.026 0.03 | 0.03 0.08|0.20 0.74, 4.59 |17.3|33.3 41,6) == | max. 0.04 | — |0.06 |0.14|0.37 2.18|13.50 32.5 |44.0| — (&2, min.) 0.02 |. — -| 0.02 |0.06 [0.12,0.31| 1.33| 85.24.51 —) 22 einer Zelle trifft, ohne dem. der andern nachtheilig zu sein, bewirken muss, dass diese Zelle von der obenerwähnten Regel abweicht. So fällt z. B. das mit III bezeichnete Exemplar in Bezug auf die Länge der Zellen ganz aus dem Rahmen der übrigen heraus. Diese Ab- weichung lässt sich aber durch die Annahme erklären, dass bei diesem Exemplar aus irgend einem Grunde eine Verzögerung in der Theilung der primären Segmentzelle stattgefunden hat, denn wenn man hier die | oberste erste Internodialzelle zur zweiten macht u. s. f., so sind die Längen der Zellen durchaus nicht mehr als abnorm zu bezeichnen. Wenn wir aus den an einer grösseren Anzahl von Exemplaren ge- | machten Beobachtungen die mittlere Länge für jede erste, zweite, dritte u. s. w. Zelle bestimmen (wie dies in der obigen Tabelle ge- schehen ist), so können wir daraus auch eine mittlere Vertheilung der Wachsthumsintensität ableiten. Eine Anzahl anderer Exemplare würde Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 89 uns dieselbe mittlere Länge der Zellen geben. Letztere ist somit eine charakteristische Eigenschaft der untersuchten Pflanzenart. Da die Länge der Zellen bestimmter Ordnung einer Nitella, wie wir eben gefunden haben, zwischen gewissen Maximal- und Minimal- werthen liegen muss, so folgt daraus, dass auch die Grösse der Wachs- thumsintensität dieser Zellen in gewisse Grenzen eingeschlossen sein muss. Wir wollen hier nicht näher auf diesen Gegenstand eingehen, sondern beschränken uns darauf, zu untersuchen, welches die oberste und die unterste Lage derjenigen Zelle, welche die stärkste Wachsthumsinten- sität besitzt und die wir- Principalzelle nennen wollen, bei einer und derselben Nitellapflanze, oder bei verschiedenen Nitellapflanzen mit der gleichen Vertheilung der Wachsthumsintensität sein kann. Wir gehen von einer Nitellapflanze aus, bei der die Principalzelle gerade eine bestimmte Lage hat und verfolgen nun die Aenderungen, welche die Wachsthumsintensität der unmittelbar über derselben gelegenen oberen Zelle während des weiteren Wachsthums erfährt. Die Wachs- thumsintensität dieser oberen Zelle nimmt allmählich zu, in dem Masse, als sie durch das Wachsthum der oberen Zellen nach unten rückt, bis sie die Grösse derjenigen der unteren Zelle erreicht. Letztere verliert damit ihre Eigenschaft als Principalzelle, während die von uns speciell in’s Auge gefasste Zelle an ihre Stelle tritt. Diese behält “nun den Rang als Principalzelle, indem sie immer weiter nach unten rückt, bis sie die Lage erreicht, welche die frühere Principalzelle ein- nahm, als sie ihren Vorrang einbüsste. Dann muss auch unsere Zelle den Vorrang an ihre obere Nachbarin abgeben. Aus dieser Darstel- lung folgt unmittelbar, dass bei der höchsten Lage der Principalzelle die untere Querwand in derselben Entfernung vom Scheitelpunkt liegt, wie die obere Wand bei der tiefsten Lage. Wir geben nun eine Zu- sammenstellung über die Lage der Principalzelle der 17 von uns ge- messenen Nitellen, wobei wir noch die Grösse der Wachsthumsintensität beifügen: 90 E. Askenasy: Entf. vom Schp. er W.-Int. TE: 0.3 — 0.8 6.4 11. 0,4 — L1 82° I. 0.3 — 12 8.4 IV. 034-2703 4.7 V: 0.2 — 0.5 6.2 MI. 0.44=70.8 4.1 v1. 0.4 —.0,8 6.4 VII. 09.17.20 5.4 IX. 0.5 — 1.8 4.7 x 0.7 — 2.6 4.4 ar 0.4‘— 1.1 5.3 XN. 0.5 — 19 5.1 XI. 0.3 — 0.6 6.0 XI. 0.3 — 0.7 4.3 RN. 0.7 — 2.9 5.2 XVl. 0,9. 0.8 6.4 AV 0.3 — 0.8 5.4 Wir finden bei V die höchste Lage für die Principalzelle, sie liegt hier zwischen 0.2 und 0.5 mm. vom Scheitelpunkt ab, bei XV die tiefste in der Entfernung von 0.7—2.9 mm. vom Scheitel. Die - untere Querwand der Principalzelle bei V ist also 0.5 mm. vom Scheitel entfernt, die obere Wand derselben Zelle bei XV 0.7 mm. Man sieht, dass beide annähernd gleich weit vom Scheitel entfernt sind. Wenn die Prineipalzelle nahe ihrer höchsten oder tiefsten Stelle liegt, muss, wie man leicht erkennen wird, die absolute Grösse der Wachsthums- intensität am geringsten sein; dagegen muss letztere ihren höchsten Werth erreichen, wenn die Zelle die mittlere Lage zwischen beiden Extremen einnimmt. Auch damit stimmen die von uns gefundenen Werthe der Wachsthumsintensität im Grossen und Ganzen, wenn auch mit einigen Ausnahmen. Alle unsere bisherigen Betrachtungen bezogen sich auf das Wachs- thum unter constanten äusseren Bedingungen, worunter namentlich eine u > 1. u Ed na nn 1 a aa de at Dede zus al Lt a U nid u ana 1 um u A nl ann U a m m a Lan aus u 0. 5 Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen, 91 constante Temperatur mit inbegriffen ist. Wir haben demgemäss das Plastochron als einen Zeitraum von bestimmter und gleicher Dauer angenommen. Bekanntlich ist aber der Zuwachs, den irgend eine Strecke der wachsenden Region einer Pflanze während eines gleichen Zeitraums erfährt, bei verschiedenen Temperaturen verschieden gross. Folglich ist auch die absolute Zeitdauer eines Plastochrons (d. h. der Zeit, innerhalb deren der über der obersten Internodialzelle gelegene Theil einer Nitella einen Zuwachs gleich der Länge dieser Internodial- zelle erfährt) bei verschiedenen Temperaturen verschieden. Wir haben indessen schon früher bemerkt, dass der gesammte Längenzuwachs einer Nitella während eines Plastochrons gleich ist der Länge einer erwachsenen Internodialzelle und nur von dieser letzteren Grösse ab- hängt. Da nun aber, soviel. bekannt ist, die Verschiedenheit der Temperatur keinen Einfluss auf die Länge der Glieder von gegliederten Pflanzen ausübt, so muss auch der gesammte Längenzuwachs einer Nitella während eines Plastochrons immer dieselbe Grösse haben, einerlei unter welcher Temperatur auch die Pflanze wachsen mag und wie verschieden demgemäss auch die absolute Zeitdauer eines Plasto- chrons sei. Wir sehen hieraus, dass die Zeit, innerhalb deren eine bestimmte kurze, in der Nähe des Vegetationspunktes liegende Strecke einen bestimmten Zuwachs erfährt, durch höhere oder niedere Tem- peratur in demselben Maasse verlängert oder verkürzt wird, wie die- jenige Zeit, in welcher die gesammte in Wachsthum begriffene Region der Pflanze einen bestimmten Zuwachs erfährt. Oder der Zuwachs der genannten Strecke in einem bestimmten Zeitraum ändert sich für verschiedene Temperaturen proportional mit dem gesammten Längen- zuwachs der Pflanze in demselben Zeitraum. Dieser Satz macht es aber im höchsten Grade wahrscheinlich, dass überhaupt der Zuwachs, den irgend eine kurze Strecke der in Wachsthum befindlichen Region während eines bestimmten Zeitraums erfährt, immer denselben propor- tionalen Theil des gesammten Längenzuwachses der Pflanze während desselben Zeitraums ausmacht, unter welcher Temperatur auch das Wachsthuin erfolgen mag. . Folglich stehen auch die Zuwächse irgend welcher Strecken der wachsthumsfähigen Region für denselben Zeit- 99 E. Askenasy : raum, unter jeder Temperatur, in demselben Verhältniss zu einander. Hieraus folgt aber weiter, dass wenn man nach unserer Methode die Vertheilung der Wachsthumsintensität einer Pflanze bestimmt, man immer dasselbe Resultat erhalten muss, und die Temperatur, in der sich die Pflanze bis zur Messung befand, dabei gleichgültig ist. Somit hat die auf irgend eine Weise ermittelte Vertheilung der Wachsthums- intensität eine allgemeine, von der Temperatur ganz unabhängige Be- deutung. Ich habe trotz der zahlreichen Messungen von verschiedenen ge- gliederten Pflanzentheilen, die ich ausgeführt habe, bisher noch keine solche Messungen vorgenommen, die speciell darauf hingezielt hätten, die Richtigkeit des eben als höchst wahrscheinlich aufgestellten Satzes zu erweisen. Doch habe ich gelegentlich Pflanzen derselben Art zu verschiedenen Zeiten des Jahres untersucht und ich habe dabei wenig- stens keine Thatsachen beobachtet, die für einen Einfluss der Tempe- ratur auf die Vertheilung der Wachsthumsintensität sprechen. Dagegen, habe ich schon vor einigen Jahren zahlreiche Versuche über die Ver- theilung der Wachsthumsintensität bei verschiedener Temperatur an Wurzeln von Zea Mais angestellt, wobei die wachsende Region auf die bekannte Art durch Auftragen von Theilstrichen in Strecken von je 1 mm. Länge getheilt war. Die Versuche fanden bei Temperaturen von 10-—25° C. statt: die Resultate, die ich erhielt, sprechen ent- schieden für die Richtigkeit des obigen Satzes. Nach diesem Satze müssen auch Pflanzen, die bei wechselnder Temperatur wachsen, doch jederzeit dieselbe Vertheilung der Wachsthumsintensität zeigen, falls nicht die Temperaturschwankungen an sich irgend einen speciellen Einfluss auf das Wachsthum ausüben, was nach den bekannten Ver- suchen von Pedersen') nicht anzunehmen ist. Wie wir früher bemerkt haben gibt die nach unserer Methode berechnete Wachsthumsintensität nur den durchschnittlichen Zuwachs einer in der Internodialzelle einer Nitella gelegenen Strecke. Wenn nun auch anzunehmen ist, dass die Wachsthumsintensität innerhalb der !) Arbeiten des bot. Inst, in Würzburg. Bd. I, S. 563. 7 Re N \ Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen, 93 jüngeren Internodien der Nitella wenigstens keine grossen Verschieden- heiten zeigt, so ist dagegen eher wahrscheinlich, dass innerhalb der älteren Internodien die Wachsthumsintensität eine ziemlich verschiedene ist. Es ist sogar möglich, dass bei diesen nur noch ein kleiner Theil wirklich an Länge zunimmt, während im übrigen Theile das Wachs- ‚hum ganz aufgehört hat. Um die Vertheilung der Wachsthumsinten- sität innerhalb eines Internodiums kennen zu lernen, muss man eine besondere Untersuchung vornehmen, etwa in der Art, dass man das- selbe durch Auftragen von Theilstrichen in eine Anzahl gleicher Theile theilt und deren Zuwachs während eines gleichen Zeitraums bestimmt. Natürlich können auch von der Natur gegebene Abtheilungen eines Internodiums, wenn solche vorhanden sind, zu demselben Zwecke be- nutzt werden. Immerhin erfährt man so nur den Zuwachs einer Strecke von einer gewissen Länge, man kann aber nicht bestimmt sagen wie sich die Vertheilung der Wachsthumsintensität innerhalb der Strecke verhält. Wenn es also z. B. auch wahrscheinlich ist, dass das Wachs- thum innerhalb einer 1 mm. langen Querzone einer Wurzel bis zu einer gewissen Grenze ziemlich gleichmässig erfolgt, so können wir doch ohne eine besondere Untersuchung nicht sagen, bis auf wie kleine Theile der Strecke hinab sich diese Gleichmässigkeit erstreckt. Obwohl wir so durch die Messung der Länge der aufeinander “folgenden Glieder nicht den wirklichen Zuwachs, den jeder kleinste Theil der wachsenden Region einer Pflanze in einem bestimmten Zeit- raum erfährt, erhalten, so ist doch diese Methode von grosser Be- deutung für die Kenntniss des Wachsthums einer jeden Pflanze. Denn wir erhalten dadurch die grosse Periode des Wachsthums eines Gliedes, den Längenzuwachs, den ein Glied von bestimmter Länge in einem bestimmten Zeitraum zeigt. Dies ist aber eine unter gleichen äusseren Bedingungen constante und für jede Pflanze characteristische Grösse. Ueberhaupt können wir unsere Methode zur Bestimmung der grossen Periode des Wachsthums aller Pflanzentheile anwenden, die in regelmässiger Folge am Vegetationspunkt entstehen. So z. B. können wir damit eine nähere Einsicht in Bezug auf das Wachsthum der Blätter als Ganzes gewinnen, indem wir die Massverhältnisse der u de I Kae 94 E. Askenasy: Blätter verschiedenen Alters ermitteln, die an der Stammknospe auf- einander folgen, wiewohl bekanntlich das Wachsthum der einzelnen Theile eines Blattes nach ziemlich complicirten Gesetzen erfolgt. Ebenso können wir auf demselben Wege den Verlauf des Dieckenwachsthums der Stämme und Wurzeln näher erforschen. Wir wollen zum Schluss noch einige Erläuterungen zu den gra- phischen Darstellungen des Wachsthums von Nitella geben, die wir diesem Aufsatze beifügen. Fig. 12 stellt die grosse Periode des Wachsthums einer Inter- nodialzelle von Nitella, nach den Messungen von Nro. I (d. Tab. I), vor. Die Abscissen repräsentiren die Zeit, je 10 mm.- entsprechen einem Plastochron, dessen absolute Dauer ich bisher nicht "bestimmt habe. Als Ordinaten sind die Längen der aufeinander folgenden In- ternodien in zehnfacher Vergrösserung aufgetragen und ihre oberen Enden durch eine Linie verbunden. Fig. 1 ist eine graphische Darstellung der Vertheilung der Wachs- thumsintensität von Niitella nach den Exemplaren I—IV der Tab. I. Als Abseissen sind unten die Längen der Internodien in zehnfach ver- grössertem Massstab aufgetragen, jeder verticale Strich entspricht einem Blattknoten. Bei einer graphischen Darstellung der Wachsthums- intensität war es nöthig, irgend eine willkürliche Annahme über die Vertheilung derselben innerhalb des Internodiums zu machen, deren thatsächlicher Bestand uns nicht bekannt ist. Ich habe angenommen, dass die Wachsthumsintensität hier, wie bei den Querzonen der Wur- zeln von Phanerogamen, allmählich von der Grösse, die sie in einer Internodialzelle besitzt, auf die der andern übergeht; nicht, weil ich. der Ansicht bin, dass die Vertheilung der Wachsthumsintensität in den Internodien von Nitella in der That nach diesem Gesetze erfolgt, sondern weil damit die mittlere Wachsthumsintensität der verschiedenen - Internodien in einfachster Art zur Anschauung gebracht wird. Ich habe demgemäss auf die Mitte eines jeden Internodiums die zehnfache Grösse der Wachsthumsintensität in mm. als Ordinate aufgetragen und die Scheitel der Ordinaten durch eine Linie verbunden. Somit stellen die Ordinaten den zehnfachen Zuwachs vor, den 1 mm. des zu- | e ee An es ee ee ie ee Be 2 Mei ee u ei I La N a a re Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 95 gehörigen Internodium (im Durchschnitt) während eines Plastochrons erfährt, oder den wirklichen Zuwachs von 1 cm. in derselben Zeit. Die abnorme Wachsthumsintensität, die sich aus den Messungen der aller- jüngsten Internodien mancher Exemplare ergibt, wurde hierbei nicht berücksichtigt. Man könnte bei der graphischen Darstellung auch von der Annahme ausgehen, dass die Wachsthumsintensität für das ganze Internodium dieselbe ist, dann müsste man dieselbe Ordinate für die ganze Länge des Internodiums festhalten, und es würde von Internodium zu Internodinm eine plötzliche Aenderung dieser Ordinate eintreten. Streng genommen müsste unter allen Umständen bei jedem Blattknoten die Ordinate — (0 werden, da die Wachsthumsintensität hier in der That = 0 ist, doch würde die Andeutung dieses Verhältnisses die Zeichnung sehr unübersichtlich machen. Die Curve der wirklichen Vertheilang der Wachsthumsintensität irgend eines Pflanzentheils, bei dem die Wachsthumsintensität innerhalb der Internodien selbst grosse Unterschiede zeigt, wie dies z. B. bei den meisten Stämmen von Phanerogamen, vielleicht auch bei Nitella selbst der Fall ist, "würde eine sehr complieirte Wellenlinie darstellen. Fig. 2 entspricht ganz der Fig. 1, nur dass hier, statt der mitt- leren Wachsthumsintensität, die durchschnittliche Wachsthums- geschwindigkeit zehnfach vergrössert in mm. als Ordinate auf ‘die Mitte des Internodiums aufgetragen wurde. Bei den verschiedenen Gruppen von Pflanzen, die zu den Algen gezählt werden, finden wir eine grosse Mannigfaltigkeit der Art des Längenwachsthums. : Man macht, wie ich hier einschalten will, viel- fach einen scharfen Unterschied zwischen dem Wachsthum, das mit Bildung neuer Zellen verbunden ist, und demjenigen, das nur auf Streckung schon vorhandener beruht. Es ist nun ganz richtig, dass bei vielen Algen die Bildung neuer Zellen nur auf einen ganz be- stimmten Theil der Pflanze beschränkt ist. Bei andern dagegen, wie z. B. den Fucaceen, manchen complieirter gebauten Phaeosporeen und Florideen, findet man keine solche strenge Trennung. Die Bil- 96 E. Askenasy: dung neuer Zellen dauert in manchen Gewebeschichten noch fort, während sie in andern schon aufgehört hat. Bekanntlich findet man dasselbe bei Moosen und Gefässpflanzen. Auf jeden Fall halte ich mich für vollkommen berechtigt, das mit Querfächerung der Zellen verbundene Längenwachsthum und dasjenige, bei dem nur Strecküung der Zellen stattfindet, unter dem allgemeinen Begriffe des Längen- wachsthums zusammenzufassen. Wir wollen nun die Hauptformen des Längenwachsthums bei den Algen kurz hervorheben. Bei vielen einfachen Fadenalgen finden wir ein allgemeines und unbegrenztes Längenwachsthum sämmtlicher Zeilen, aus denen der Faden besteht, so z. B. bei den Oseillarien, den Con- jugaten, Ulothricheen u. a. Dem gegenüber sehen wir, dass bei allen höher organisirten Algen das Wachsthum nur an einer bestimmten Stelle continuirlich fortdauert, die dort erzeugten Zellen aber mit fortschreitendem Alter die Fähigkeit in die Länge zu wachsen ein- büssen. Solche Algen besitzen also einen Vegetationspunkt. Dieser kann entweder nach zwei entgegengesetzten Seiten, oben und unten Gewebe absondern, also intercalar liegen, wie z. B. bei manchen Phycochromaceen, den Draparnaldien und vielen Formen von Phaeo- sporeen, deren Wachsthum neuerdings von Janczewski') beschrieben worden ist. Oder er liegt an dem oberen Ende des Thallus; bekannt- lich die allgemein verbreitete Art des Wachsthums der höher organi- sirten Algen. Unter den Algen mit apicalem Vegetationspunkt zeichnet sich eine Anzahl Formen dadurch aus, dass bei ihnen das Längen- wachsthum auf die oberste Zelle des Thallus, also auf eine Strecke von sehr geringer Länge beschränkt ist. Hierher gehören u. a. die Oladophoreen, die Sphacelararieen, auch einige einfach gebaute Florideen, z. B. Callithamnion floridulum. Auch die fadenförmigen Vorkeime der Laubmoose wachsen in dieser Weise. Es mag bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, dass auch die Vorkeime von Batracho- spermum (die Chantransien) und diejenigen von Lemanea (nach den Zeichnungen von Sirodot?) ein ausschliessliches Längenwachsthum 1) M&m. de la soc. de Cherbourg 1875. ?) Annales des sciences nat, Bot. Serie V, Form. XVI. ae a a ee Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 97 der Scheitelzelle zeigen, während die daraus hervorgehende neue Ge- neration ein über zahlreiche Gliederzellen sich erstreckendes Längen- wachsthum besitzt, sich also hierin ähnlich verhält, wie die beblätterte Moospflanze ihrem Protonema gegenüber '). Bei der Mehrzahl der höher organisirten Algen , z. B. allen Fucaceen und fast allen Florideen, erstreckt sich das Längenwachs- thum über eine längere Strecke und über eine grössere Anzahl von Zellen. Wie früher erwähnt, hat schon Nägeli das Längenwachs- . thum einiger Florideen, der zu den Callithamnieen gehörigen Ptero- thamnion Plumula und floccosum, auf Grund ganz derselben Voraus- setzungen, wie wir sie unserer Methode zu Grunde gelegt haben, näher untersucht ?). Es war ihm indessen mehr darum zu thun, den Verlauf des Wachsthums der einzelnen Zelle als die Vertheilung der Wachs- thumsintensität auf die ganze in Wachsthum begriffene Region kennen zu lernen. Er mass die Länge einer bestimmten einzelnen Zelle, die jeweils an der Basis des Internodiums gelegen war. Je zwei solcher Zellen waren durch zwei andere Zellen von einander getrennt. Nägeli fand aus seinen Messungen an Pterothamnion floccosum°), dass die Wachsthumsintensität, die er mit dem Ausdruck Increment bezeichnet, vom obersten Glied bis etwa zum 9. oder 12. wächst und von dort nach unten stetig abnimmt. Er bestimmte auch die Vertheilung der Wachsthumsiitensität innerhalb der einzelnen Zellen, indem er dabei von dem mittleren seitlichen Porus der Zelle ausging und den Zuwachs des über und unter demselben gelegenen Theiles der Zelle ermittelte. Er fand, dass anfangs das Längenwachsthum hauptsächlich vom unteren Theile ausgeht. Nach und nach nimmt aber die Wachthumsintensität des oberen Theiles zu, bis sie die des unteren erreicht und schliesslich !) Einige Exemplare der weiterhin ausführlicher beschriebenen Callitham- nion scopulorum Ag. besassen Rhizoiden. Diese zeigten Längenwachsthum nur in ihrer Scheitelzelle. Aehnlich verhalten sich auch Rhizoiden anderer Florideen, wie ich aus einigen Abbildungen in den Schriften von Cramer und Kützing ersche. ®) Nägeli undCramer, Pflanzenpbysiologische Untersuchungen, Heft I, Seite 54. Sy Kar Q.; B.: 59; Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 7 98 ‘ E. Askenasy: übertrifft. Daraus folgt, dass die Gliederzellen dieser Pflanze und wohl auch die der andern Florideen keine gleichförmige Wachsthumsinten- sität besitzen, sondern sich den Internodien der Phanerogamen ähnlich verhalten !). | Ich selbst habe nur ein Callithamnion und eine Polysiphonia, die beide aus Ostende stammten und in Glycerin aufbewahrt waren, auf ihre Wachsthumsweise untersucht. Das Callithamnion, das ich als ©. scopulorum Agardh bestimmt habe, besitzt eine Scheitelzelle, die sich durch abwechselnd nach rechts und links geneigte Querwände theilt und so Gliederzellen abscheidet, die sich nicht weiter theilen, sondern lediglich durch Streckung in die Länge wachsen. Diese ab-: wechselnd geneigten Wände, welche die Scheitelzelle nach unten be- grenzen, legen sich seitlich an die Wände derselben an; sie nehmen übrigens später durch ungleiches Wachsthum der Längswände der Gliederzellen eine fast genau horizontale Lage an. Von den Glieder- zellen sprossen Aeste aus, von denen manche zur Längsaxe des Astes transversale Querwände besitzen, während andere, deren Wachsthum ausgiebiger und länger dauernd zu sein scheint, ähnlich nach rechts und links geneigte Wände besitzen. wie der Hauptstamm der Pflanze. Doch ist der Unterschied beider Arten von Aesten nicht scharf aus- gesprochen. Die Aeste können wiederum Aeste zweiter Ordnung er- zeugen. Nachfolgende Tabelle enthält das Resultat unserer Messungen. Bei Messung der Länge der oberen Zellen wurde auf die Mitte der schiefen Scheidewand eingestellt. Gemessen wurde unter dem Mikro- skop mit dem Ocularmikrometer. (Siehe Tabelle Seite 100 u. 101.) Wie man aus der obigen Tabelle ersieht, liegt bei (©. scopulorum der Ort des Gliedes mit der stärksten Wachsthumsintensität nahe am Scheitel, von da ab nimmt diese nach unten hin stetig ab. Die älteren Zellen sind in ihrer Länge sehr verschieden und lassen darin keine 1) Nach den Messungen Nägeli’s an den Zellen von Pt. Plumula (a. a O., 8. 61) zeigt derjenige Theil der Zelle, an dem der Seitenstrahl sitzt, nur kurze Zeit ein stärkeres Längenwachsthum. Er hört bald auf in die Länge zu wachsen, während der Theil der Zelle, der über und unter ihm liegt, sich noch beträchtlich verlängert. Man kann hierin eine Annäherung an das Verhalten der Blattknoten bei Phanerogamen und Characeen erblicken. re. Vertheilung der Wachsthnmsintensität in wachsenden Theilen. 99 regelmässige Folge erkennen; man muss daraus schliessen, dass das Wachsthum der Zellen im späteren Alter nicht mit derselben Regel- mässigkeit wie in der Jugend vor sich geht. Man beobachtet diese Erscheinung an allen Gliedern, deren Wachsthum längere Zeit anhält. Aus den Zahlen der Tabelle könnte man schliessen, dass das Längen- wachsthum der Gliederzellen von Callithamnion scopulorum etwa vom 30. bis 40. Gliede ab völlig still steht. Das ist indessen in Wirk- lichkeit nicht der Fall. Die unteren Zellen eines jeden Astes scheinen nämlich in ihrem Wachsthum dauernd gegen die oberen zurückzubleiben. Bei längeren und älteren Aesten findet man aber, dass die älteren Glieder noch viel länger sind, als die längsten, die in der obigen Tabelle vorkommen. Immer nimmt zwar die Wachsthumsintensität nach unten hin stetig ab, es erscheint mir aber doch hier, wie bei manchen andern Florideen (so den Ceramien und Polysiphonien) zweifelhaft, ob auch bei den ältesten Gliederzellen das Längenwachs- - thum wirklich ganz aufgehört hat; d. h. ob die Wachsthumsintensität, die sich immer mehr der O nähert, hier diesen Werth wirklich erreicht. Die grosse Unregelmässigkeit in der Länge der älteren Zellen macht, dass dieser Punkt sehr schwer zu entscheiden ist. Fig. 11 gibt eine graphische Darstellung der Vertheilung der Wachsthumsintensität in einem Sprosse von Callithamnion scopulorum (I der Tabelle III). Unten sind die Längen der Gliederzellen in hundertfach vergrössertem Massstabe aufgetragen. Der zehnfache Werth der Wachsthumsintensität, die aus den Längensummen von je drei Gliederzellen abgeleitet wurde, ist in mm. als Ordinate auf die Mitte von je drei zugehörigen Gliederzellen aufgetragen. Wir geben nachstehend noch das Resultat unserer Messungen an einer Polysiphonia, deren Speciesnamen wir nicht bestimmen konnten. Die Tabelle bedarf keiner besonderen Erläuterung. Die Bedeutung der Columnen ist dieselbe, wie in den andern Tabellen. (Siehe Tabelle Seite 102.) Die beblätterten Stämme der Moose und Gefässpflanzen zerfallen alle in ähnlicher Weise, wie die Stämme von Nitella in Internodien, die durch Blattknoten von einander getrennt sind. Die Blattknoten 7* 100 E. Askenasy: Callithamnion 0.206 mm. Länge der Zelle der Hauptaxe, an der der Ast sitzt Länge der Zelle der Hauptaxe, an der der Ast sitzt = 0.117 mm & I. Ast von 35 Zellen. Il. Ast von 34 Zellen. = ze ee —n mm S | Entf | B & Länge. | Differ. Hagen & Länge. | Differ. | Entf. Oo = |W.-Int., v. Sch. u | W.-Int. ., seh el RE mm. | mm. en 5 mm. mm. N : zu 2% 3 Dar. S. 35 0.019 | | 0.019 25 0.014 0.014 1 2 | | 2 | | 2 2 | 3 3 2.5 ) 0.086 \ 0.019 | 0.58 0.055 3.5 ) 0.047 0.017 0.36 0.061 } 4 25 |) | 3.5 5 35 | | 4 | 6 4 0.055 | 0.026 0.47 0.110 4 0.064 |. 0.017 0.26 0.125 7 4.5 4.5 8 5 | | | 5 | 9 5 0.081 0.033 | 0.40 0.191 5 0.081 0.038 0.47 0.206 10 6.5 | | 6.5 11 6.5 | | | 7 | | 12 7.5 ) 0.114 | 0.058 0.42 0.305 8 0.119 | 0.023 0.19 0.325 13 9.5 | 8 14 10.5 | 8.5 | 15 11 0.172 0.042 | 0.24 0.477 9 0.142 0.039 0.27. | 0.467 16 11.5 10 17 13.5 | | 11 | | 18 13.5 ) 0.214 | 0.025 | 0.12 0.691 11.5 ) 0.181 0.002 0.01 0.648 19 14 12 20 14 | | 12 | 21 15 0.239 0.055 | 0.24 0.930 9 0.183 0.000 0.00 | 0.831 22 16 10 | 23 19 | 11.5 | 24 18 0.294 —_ _ _ 14:9,9)0.185 0.089 0.48 | 1.004 25 16 15.5 26 14,5 | | 15.5 | | 27 14 0.2 im -- 18 0.272 | 0.089 0.14 | 1.286 28 13 16° . 29 10.5 | 19 | 30 ıl 0.192 — _ — 21 0.311 - _ — 31 11 22.5 32 | 10 | 19 | | 33 10 0.172 She _ 135 ) 0.306 a Er ne. 34 12 | 3 7 h 0.106 —_ — = S. bedeutet auch hier die Scheitelzelle.. In der mit Thstr. bezeichneten Columne Gliederzelle kamen, angegeben, während die folgende Columne die Länge je dreier wurde. Die Bedeutung der übrigen Columnen ist dieselbe wie in der Tabelle 1. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 101 DR TI: x scopulorum 4g. III. Ast von 25 Zellen. IV. Ast von 59 Zellen. ——— m — — nn A — & Länge. | Differ. | Enit & Länge. | Difter. | _. = | | W.-Int. |v. Sch. I) - | W.-Int. | v. Sch. > mn. mm. | BEE g mm | mm. | - | mm. 4 0.022 | 0.092 | 3.5 _ 0.019 | | 0.019 2 25 | ! 2_ 3 | 2,5 0.036 0.015 0.42 0.058 3.2 0.048 | 0.014 | 0.29 0.067 : 3.2 | 3 | 4 | | | 3.2 0.051 0.025 0.49 0.109 4 0.062 | 0.016 | 0.26 | 0.129 en 4.8 | | 4.2 5 | 5.5 | 0.076 | 0.033 0.43 0.185 5.2 0.078 | 0.037 0.47 | 0.207 5.5 6.2 67 | 63 | 7.5 0.109 | 0.042 0.39 0.294 8 0.115 | 0.041 | 0.36 0.322 8 9 | 9.2 | 9,2 | 10 0.151 0.051 0.34 0.445 9.8 0.156 | 0.097 | 0.24 0.478 12.2 10.3 : | 14.2 | | 12 | | 2 0.2022 | — _ 0.647 19.5 0.193 | 0.055 | 0.28 | 0.671 14 | | 2 EN e 15. 0.200 | 0.059 0.29 0.847 | 16 0.248 — N En 0,919 16.2 | 8.5 16 | | 8 | | 14.5 0.259 - _ 1.106 8 0.136 | 0.056 | 0.41 | 1.055 16 10 \ | | | 15.5 | 12 ( | 10.5 0.233 — — 1.339 12.5 0.192 0.102 0.53 1.247 16 is ' s 19 0.294 | 0.075 0.26 | 1.541 I 22 | | 22.5 | 22 0.369 | 0.020 0.05 1.910 23.5 23 | | 23.5 0.389 0.083 0.21 | 2.299 27 | | 29 ' | | 29 0.472 = gt 1: | 29] | | | 29 | | | ss ) oa | — an | | 25 | | | 23.5 | | | 22 0.392 I Ale ET u | 2 N | 21 | 205 I 0.33 | — r 2 20 | f 19 | | 18 0.318 = = 8 18 | 18 | | 20.5 De - = 15 | 20.5 } 19 0.303 - — _ | 21.5 | ist die Anzahl der Theilstriche des Ocularmierom. io mm., welche auf jede soleher Zellen in mm. enthält, die auch den weiteren Rechnungen zu Grunde gelegt \ 102 E. Askenasy: Tabelle IV. Polysiphonia sp. E Länge. | Differ. I ern Er E | Länge. | Differ. | nt. an @) mm. mm | | mm. (6) am. mm. mm. S.I 0.07 0.07 1 | | 3l 92 Ba 3 | J0.012 | 0.001 | 0.08 | 0.019 | 33 Bi 0.049 | 0.34 | 0.574 4 | 34 Re AR | 6 | J)0.013 | 0.003 | 0.23 | 0.032 | 36 |] J0.195 | 0.015 | 0.08 | 0.769 74 3 8 | 38 | 9 | )0.016 | 0.002 | 0.12 | 0.048 | 39 | J0.210 | 0.023 | 0.11 | 0.979 10 40 ) 11 41 12 are 0.002 | 0.67 | 0.066 | 42 [0.233 0.016 | 0.07 | 1.212 3 43 14 | 44 15 [0.030 0.007 | 0.23 | 0.096 | 45 [0.249 0.063 | 0.27 | 1.461 16 1 46 17 47 18 | |0.037 | 0.010 | 0.27 | 0.133 | 48 | |0.312 — — 1.773 19 | 49 | 20 50 N 211 |0.047 | 0.017 | 0.39 | 0.180 | 51 | JO.311 — _- - 22 52 23 | 53 24 [0.064 0.017 | 0.27 | 0.244 | 54 | J0.346 — — — 25 55 26 | 56 | 27 | |0.081 | 0.022 | 0.27 | 0.325 | 57 | J0.325 a — 28 | | 58 | | 29 | 59 | | | 301 10.103 10.043 | 9.42] 0.428160 0)0 273 2° — — — Das Glied an dem der Ast sass war 0.142 mm. lang. bilden den Stamm durchsetzende Querplatten, die nach oben und unten durch Ebenen begrenzt werden, die durch die obere und untere Grenze der Ansatzstelle des Blattes gehen. Letztere ist nicht immer scharf zu bestimmen, doch gibt sich auch in solchen Fällen die obere und untere Grenzfläche des Blattknotens an der abweichenden Beschaffen- heit des Zellgewebes zu erkennen, Während die Blattknoten nach a VEN, EURE NRZTUAN Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 103 ihrer Anlage nur wenig in die Länge wachsen, strecken sich die Inter- nodien der meisten Gefässpflanzen auf das Vielfache, oft Hundert- und Tausendfache ihrer ursprünglichen Länge. Bei manchen Pflanzen strecken sich die Internodien allerdings nicht erheblich, während die Blattknoten, oder genauer gesagt, die Ansatzstellen der Blätter verhältnissmässig stark in die Länge wachsen, Ueber das Längenwachsthum dieser Pflanzen ist indessen wenig bekannt !). Wenn ein Stamm eine grössere Länge erreicht und aus zahl- reichen Internodien besteht, so stimmen diese, namentlich wenn man nicht den ganzen Stamm, sondern begrenzte Theile desselben in’s Auge fasst, in ihrer Länge ziemlich überein. Doch kommen hierin auch starke Verschiedenheiten vor und wir wollen die wichtigsten Verhält- nisse, die auf die Länge der Internodien von Einfluss sind, hier kurz besprechen. Sachs hat darauf aufmerksam gemackt ?), dass die zuerst gebildeten erwachsenen Internodien der meisten Stämme kurz sind, die folgenden länger werden, dann ein längstes folgt, dem nach der Spitze hin kürzere und immer kürzere folgen. Diese Regel gilt be- sonders von Stämmen mit begrenztem Wachsthum. Bei Stämmen mit sehr lang dauerndem oder unbegrenztem Längenwachsthum ist das Längerwerden der erwachsenen Internodien natürlich auch zu beobach- ten, dann folgt aber eine lange Reihe Internodien von nahezu gleicher Länge, die spätere Abnahme der Länge, von der es mir übrigens zweifelhaft ist, ob sie ganz allgemeine Geltung hat, ist hier nicht immer zu constatiren. Das allmähliche Erstarken der Pflanze, das länger und dicker Werden der Internodien ist namentlich bei Keimpflanzen sehr deutlich zu beobachten, auch bei Aesten sind gewöhnlich, wenn auch nicht immer, die untersten basalen Internodien kürzer, als die darauf folgenden. Bei solchen Sprossen, deren Wachsthum durch regelmässige Ruheperioden unterbrochen wird, wie bei den sich all- jährlich durch Knospen abschliessenden Zweigen unserer Bäume findet eine periodische Zu- und Abnahme der Länge der Internodien an !) Vergl. Hofmeister. Handbuch der physiolog. Botanik. I. Band, 2. Abth. S. 419. 2) Lehrb. d, Botanik. $. 793. 104 E. Askenasy: demselben Stamme statt. Für die Anwendung unserer Methode haben diese Unterschiede in der Länge der erwachsenen Internodien keine so grosse Bedeutung, wie man wohl meinen könnte, denn sie sind, wenn man sich so ausdrücken darf, meist von anderer Ordnung, als die Grössenunterschiede der im Alter aufeinander folgenden nicht er- wachsenen Internodien und sie können mit diesen im Allgemeinen nicht verwechselt werden. Natürlich kann die Nichtberücksichtigung der Längen- unterschiede, welche die Internodien im erwachsenen Zustande zeigen, bei der Bestimmung der Wachsthumsintensität nach unserer Methode zu irrigen Schlüssen führen. Wenn die erwachsenen Internodien eines Stammes noch nicht ihr Maximum der Länge erreicht haben, also noch im Zunehmen sind, so kann man wohl ein noch nicht ganz erwach- senes Internodium irriger Weise als erwachsen ansehen, weil es ebenso lang oder länger ist, als die nächst älteren. Ebenso kann man, wenn man einen Spross untersucht, dessen erwachsene Internodien bereits an Länge abnehmen, ein Internodium irrthümlich noch als im Wachs- thum begriffen ansehen, das schon zu wachsen aufgehört hat. Man kann sich aber vor solchen Irrthümern dadurch bewahren, dass man mehrere Sprossen von verschiedenem Alter, die also eine verschiedene Zahl von Internodien bereits gebildet haben, -vergleichend untersucht. Bei Pflanzen mit zahlreichen Zweigen findet man gewöhnlich, dass die Zweige in Bezug auf die Länge der Internodien, wie in Bezug auf die Dicke des Stamms u. a. Verschiedenheiten zeigen, die mit- unter eine beträchtliche Grösse erreichen. Bei manchen monopodial verzweigten Pflanzen findet man eine regelmässige Abnahme der Länge der Internodien, wenn man diejenigen der Hauptaxe mit denen der Zweige zweiter Ordnung, diese mit denjenigen dritter Ordnung ver- gleicht. Ausserdem wird die Länge der Internodien durch manche äussere Einwirkungen verändert. Man findet mitunter an demselben Stamme einzelne Internodien, die sehr kurz bleiben, während die darüber und darunter befindlichen die normale Länge besitzen. Diese Erscheinung wird wohl meistens durch Störungen in der Ernährung, namentlich durch mangelhafte Zufuhr von Wasser zu den wachsenden Theilen Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 105 veranlasst. Auch bilden Individuen, die auf kräftigem und fruchtbaren Boden stehen, längere und dickere Internodien, als solche, die sich unter minder günstigen Verhältnissen befinden. Endlich hat, wie be- kannt, die Intensität des Lichtes, unter welchem die Pflanze aufwächst, einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Länge der Internodien, Bei den nachfolgenden Untersuchungen über das Wachsthum der Pflanzenstämme habe ich mich lediglich auf die Bestimmung der Wachs- thumsintensität des Internodiums als Ganzes beschränkt. Es scheint mir ein Hauptvorzug der von mir angewandten Methode zu sein, dass sie gestattet, den: Verlauf der grossen Periode auch für die allerjüng- sten Internodien zu ermitteln und die Vertheilung der Wachsthums- intensität bis ganz in die Nähe des Vegetationspunktes festzustellen, worüber bisher nichts bekannt war. Die Vertheiluug der Wachsthums- intensität innerhalb der Internodien ist dagegen schon vor längerer Zeit von Grisebach!) und Münter?), bei zahlreichen Pflanzen in neuerer Zeit auch von Sachs?) in einigen Fällen untersucht wor- den. Diese Untersuchungen, die durch Auftragen von Theilstrichen und Ermittlung des Zuwachses gleich langer Strecken ausgeführt wurden, konnten natürlich nur an Internodien angestellt werden, die bereits eine gewisse Länge erreicht hatten. Ich“ will versuchen, hier mit wenig Worten eine kurze Darstellung der Hauptresultate dieser Versuche zu “geben. Nur selten zeigen die Internodien während der ganzen Dauer ihrer Entwicklung ein gleichförmiges Wachsthum, so dass alle Theile derselben während eines gleichen Zeitraums einen gleichen Längen- zuwachs erfahren. Doch soll nach Grisebach*) das Wachsthum aller sehr jungen Internodien gleichmässig sein und dieser Zustand immer dem spätern ungleichmässigen Wachsthum vorangehen. In den meisten Fällen dauert das Wachsthum an einem der beiden Enden !) Grisebach in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte 1843, p- 267 ff. 2) Münter in Bot. Zeitg.. 1843. 3) Sachs, Lehrbuch. 4, Aufl. S. 791. #) A. a. O. 8. 283. 106 E. Askenasy: des Internodiums noch fort, während es im übrigen Theil desselben bereits erloschen ist. Wenn am oberen Ende am längsten ein Zuwachs stattfindet, so kann man dies Wachsthum mit Grisebach als centri- petales !), wenn am’ unteren, als centrifugales bezeichnen. Der erstere Fall scheint der häufigere zu sein. Von diesem am längsten wach- senden Ende ab, das man als intercalaren Vegetationspunkt bezeichnen kann, nimmt die Wachsthumsintensität am Internodium in einem be- stimmten Zeitraum erst zu, erreicht in einiger Entfernung davon eih Maximum und nimmt dann wieder ab. Der Uebergang der Wachsthums- intensität findet hier von Querzone zu Querzone allmählich statt, ganz so wie bei den Wurzeln. Wenn die Zone, die am oberen oder unteren Ende des Internodiums lange Zeit wachsthumsfähig bleibt, sehr kurz ist, so pflegt man (nach dem Vorgange Grisebach’s) von einem „intercalaren Wachsthum® zu sprechen. Grisebach unterscheidet diese Art des Wachsthums als besondern Wachsthumstypus. Derselbe geht aber durch allmähliche Uebergänge in den gewöhnlichen Typus des centripetalen oder centrifugalen Wachsthums über, wobei das fast gleichförmige Wachsthum, das man bei manchen Internodien beobachtet, als das entgegengesetzte Extrem bezeichnet werden kann. Bei manchen Internodien, wie z. B. bei Vils vinifera, dauert nämlich das Wachs- thum an dem einen Ende des Internodiums nur wenig länger, als in den übrigen Theilen desselben. Die richtige Interpretation, namentlich der Grisebach schen Untersuchungen wird wesentlich dadurch erschwert, dass bei Anstel- lung derselben nicht beachtet wurde, dass der Zuwachs einer bestimm- ten Strecke eines Internodiums nicht allein von der Wachsthums- geschwindigkeit dieser Strecke, sondern auch von der Dauer des Wachsthums abhängt: Sachs hat zuerst auf diesen Umstand auf- merksam gemacht und gezeigt?), dass z. B. die Lage, welche man für den Ort des stärksten Wachstliums bei Wurzeln findet, wesentlich von dem Zeitraum abhängt, nach dessen Verlauf man die Messung 1) A. a. O. 8. 279. ?) Sachs, über das Wachsthum der Haupt- und Nebenwurzeln. Arb. d. bot. Inst,. in Würzburg. Bd. I, S. 422, Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 107 des Zuwachses der auf der Wurzel aufgetragenen Strecken vornahm. Grisebach führte seine Messungen in den meisten Fällen nach län- geren Zeitzwischenräumen, nach mehreren Tagen, aus. Daher sind die von ihm erhaltenen Resultate in Bezug auf den Zuwachs an verschie- denen Stellen des Internodiums wesentlich durch die lange Dauer des Versuchs beeinflusst. So könnte der Uebergang von centrifugalem in centripetales Wachsthum, den Grisebach mehrfach bei Internodien beobachtet hat !), auf eine ähnliche Weise zu erklären sein, wie die von Sachs beobachtete Verschiebung des Ortes des stärksten Zu- wachses bei Wurzeln. Man wird zu dieser Vermuthung namentlich durch Vergleichung der Resultate Münter’s, dessen Messungen meist nach kürzeren Zeiträumen ausgeführt wurden, mit denjenigen Grise- bach’s veranlasst. -Auch die Darstellung, die Hofmeister?) von dem Wachsthum der Internodien gibt, scheint mir wegen Nichtberück- sichtigung des eben hervurgehobenen Umstandes nicht durchweg zu- treffend zu sein. Ich habe meine Untersuchungen an den Stämmen phanerogamer Pflanzen in der Weise vorgenommen, dass ich die unteren Stengel- glieder bis auf 3—4 mm. Länge hinab am Massstab abmass. Von dem obersten Theile des Stammes wurde dann ein axiler Längsschnitt angefertigt und an diesem die Länge der Glieder mit angemessenen . Vergrösserungen ermittelt. Dabei ist es zweckmässig, auch die seit- lichen Schnitte aufzubewahren, um diese in zweifelhaften Fällen mit zur Bestimmung der Länge verwenden zu können. Die Schnitte lagen bei dem Messen auf dem Objectträger in Wasser; ich habe es hier nicht nöthig gefunden, irgend welche chemische Reagentien anzuwenden. Ich bestimmte jedesmal die Länge der Strecke, die zwischen der oberen Insertionsstelle des unteren Blattes und der oberen Insertionsstelle des oberen Blattes lag, die Zahlen in den Tabellen geben also jedesmal die Länge von Internodium -+ Blattknoten ®). Die Messungen bieten ) 22.8..0. 8. 286. 2) Hofmeister, Handb. d. phys. Bot. Bd. I. 2. Abth. 8. 419. ®) Ich bezeichne diese Strecke mit dem Namen Stengelglied oder Glied, Vergl. Hofmeister, Handb. d, phys, Bot. Bd. I. 2, Abtb, 8. 419. 108 E. Askenasy: in der Regel keine besonderen Schwierigkeiten, doch bewirkt die An- wesenheit von Axelknospen, Haaren u. dgl., dass man mitunter auch bei der Einstellung nicht ganz genau die oberste Insertionsstelle eines Blattes trifft, wie denn überhaupt die Messung der Länge von Stengel- gliedern niemals so genau sein kann, wie die einzelner Zellen. Man sieht auch leicht ein, dass sich nicht alle Stengel gleich gut zu sol- chen Untersuchungen eignen. Am besten geeignet sind Stämme mit in Wirteln stehenden Blättern, dann auch solche mit der Blattstellung /„. Dagegen würde die Messung der Gliederlänge an Stämmen mit mehr complieirter schraubenliniger Blattstellung sich nur mit grosser Mühe durchführen lassen. Wir geben in den folgenden Tabellen (5 —-10) die Resultate un- serer Messungen an einigen Stämmen von Phanerogamen. Bemerkungen zu den Tabellen 5 — 10. Die Bedeutung der verschiedenen Columnen ist dieselbe, wie bei Tabelle 1. S bezeich- net den Theil des Stammes, der über der jüngsten Blattanlage liegt, den Stammscheitel oder Vegetationskegel. In der Columne, die mit E. oder Entf. von S bezeichnet ist, ist die Entfernung von der Scheitel- spitze bis zur Basis des betreffenden Stengelgliedes angegeben. Die jüngsten Glieder habe ich öfters nicht einzeln, sondern nur paarweise gemessen ; da ich von unten mit den älteren Gliedern zu messen an- fing, so blieb dann am oberen Ende des Stammes zuweilen ein unpaares Glied übrig, z. B. bei Elodea canadensis IV. Die Wachsthums- intensität. die man für jedes Paar erhält, wenn man mit der Länge des Paares in die Differenz vom nächsten dividirt, ist ungefähr die dop- pelte derjenigen, die sich für einfache Glieder ergeben würde (s. u.), wir haben darum die Hälfte der ersteren Grösse in Klammern darüber gesetzt. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 109 Allen drei Pflanzen !), auf die sich die obigen Tabellen beziehen, ist gemeinsam, dass sich bei ihnen das Wachsthum über eine sehr grosse Anzahl von Gliedern erstreckt. Das Längenwachsthum des einzelnen Gliedes dauert also bei ihnen sehr lange, wenn auch der Zuwachs zuletzt nur schwach ist. Bei Myriophylium sind etwa 25 bis 30 Stengelglieder im Wachsthum begriffen. Der Theil des Stam- mes, welcher in die Länge wächst, ist 50—100 mm. lang. Bei Elodea erstreckt sich die wachsthumsfähige Zone auf 40--50 Glieder und 20—30 mm. Länge. Bei Aippuris sind aber noch viel mehr Glieder in Wachsthum begriffen ; vielleicht hört hier überhaupt das Wachs- thum eines Gliedes nie ganz auf, so lange die Pflanze lebt. In der Tabelle XI geben wir die Längen der älteren Glieder zweier Pflanzen von Hippuris vulgaris von einer Länge von 2 mm. ab, die etwa dem 20.— 25. Gliede, vom Vegetationspunkte ab gezählt, zukommt. 1) Ich untersuchte Hippuris vulgaris und Elodea canadensis im Sommer 1876, die Pflanzen waren im Heidelb. botan. Garten eultivirt; Myriophyllum vertieillatum, das ich im Sommer 1877 untersuchte, wurde frisch aus dem Neckar entnommen, (Siehe Tabelle XI Seite 130). 110 E. Askenasy: | Glied. Ss SQ PUDDM. 0.34 VDODODONDDNDHHMHOSS Sei DE FO Fe a sl Saukauuwmsosnn ROSS W AUT AAT Don pi ou Dosswbnuuanbonpman&ın ODOOOODDDDDHHHHMHHOOo—ng 111 1158 20.5 26.7 30.2 37.6 Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 111 belle V. canadensis. IV. N Länge. | Differ. | | H. Länge. | Difer. |, | E. mm. mm. mm. mm. mm. Se) mm. 0.13 | —_ —_ 0.13 a _ 0.14 902,1. — — |/.0135 > 20) —_ = = 711. 108:) = 0.05 | 0.01 | 0.20 0.19 0.05 ! 0.01 | 0.2 0.20 an 110.08) _ _— | —_ — 0.06 | 0,01 | 0.17 0.25 0.06 | — = 0.26 er — | (0.07) _ u 0.07 001 | 0.14 0.32 0.06 | — _ 0.32 2 2.2 12(0.06) _ — | — (008 | — 008 | 001 | 0.12 | 040 0.06 001 | 0.417 0.38 2 — |(00) | — ee EU 0.09 , 0.01 | 0.11 0.49 0.07 | 0.01 | 044 0.45 0.017 — _ 0.54 = er (0.06) | — 0.05 |; 0.01 | 0.20 0.59 0.08 | 0.01.| 0.12 | 0.58 0.06 | 0.01 | 0.17 0.65 Hk zZ — Re — 0.72 0.9 | — | — 0.62 0.07 | 0.02 | 0.29 0.79 10:08 = 0.09 Er 0.88 0.09 | 0.01; 0.11 | 071 0.09 | 0.03 | 0.33 0.97 a a BR (IT) 0.12 | 0.01 | 0.08 1.09 0.10 | 0.01 | 0.10 | 0.81 0.13 | 0.05 ! 0.39 1.22 _ —_ (0.13) = 0,13. 1.098. 17.26 1.40 0.11 | 0.08 | 027 |-. 0.92 0.46 | 1.67 | 3.6 1.86 0.06 | 0.02 0.33 | 0.98 913... 237 1.3 3.99 0.08 | 0.02 | 0.25 | 1.06 5.0: | 22 0.44 9.0 0.10 | 0.01 0.10 1.16 7 0.5 0.07 | 162 0.18.12.0,03. 1%. 0.277 1:21.27 er ee 23.9 0.14 | 0.04 Bar Eat 77 1.0 0.13 31.6 0.18 | 0.08 0.17 1.59 8.7 Sr nr. 40:3 0.21 | 0.06 | 0.29 1.80 87 | 18%| 021 | 49.0 0.27 | 0.06 0.22 207 St. 10:5 a = 59.5 033 | 0.10. 0.30 2.40 9.2 2.3 0.25 | 68.7 0.43 | 0.15 | 0.33 2.83 115 & 2 80.2 0.58 | 0.20 , 0.34 3.41 90 2 = 89.2 0.78 | 0.05 | .0.06 | 4.19 | 0.83 7 | = | 5.02 | | 073 040 | 0,55 5.75 | 113 | 027 | 0.24 6.88 | 140 | 0.15.) v1 8.28 155 | 0.12 | 0.08 9.83 | | 1.67 | 0.06 | 0.04 » 11.50 1.73 | 0.17 | 0.16 | 1823 19 | — — 151 19 | 03 0.16.1120 ah —i | 4 19.2 . 2.2 0.5 023 | 21.4 27 0.3 0.11 241 3,0 = = 27.1 30 | 0.2 0.07 | 30.1 a8 pr) les 112 E. Askenasy : Ta- Elodea canadensis. Rn. RL sa 2 a en a er | a [m ee re Se en ee Ss. 014 — een 21 more one 2 3 [0050011020 038 [0 001 020! .o10 [08 | ZZ los oe ao re | = 0:35 | 0.05 0010.20 0.23 6 007. — | — | 032 [005,001 0.17, 031 | 0.06 0.01 017, 0:29 5 0.06 001 0.17. 038 lo.or| — - 0.38 o07| — | Z -036 10 007)001 014) 045 |007|001 014) 045 [007 — — | 043 12 [008 — | — | 088 c 001012| 053 | 007 — | — | 050 14 0.08 001,0 12, 081 }0.09|002 022, 0.02 | 007,001 |034| 037 16 0.09 10.01,0.11 0.70 [0.11 0.05 0.45 0.73. | 0.08 — | — | 0.65 18 1010 002.020 080 |0.16 015/094, 080 0.07 0010.14) 0.22 a 0.12 0.02 0.17 0.92 0.31 081 2.61 1.20 0.08 0.04 0.50 0.80 22 [014,002 014. 1.06 [1.12 1.11 ,0.99| 232 | 013 0.03 0:25 092 24 016/005 0sı| 122 [a2 0.67 0.30, 4.55 0.15 0.05 0.33, 1.07 26 |oaı looeloss| 143 [25 0» 031| 75 | 020107 0835| 1.27 > 029 |0.08,028, 1.72 138 | — — 113 | 027 014 052) 154 ” 0.37 0.22 0.60 2.09 3.7 Ei 15.0 0.41 0.26 0.63 1.95 3 0.59 0.61 11.03 2.68 ul BR RE 2.62 0.80 0.87 3.88 lee 1,36 1. 10.74 3.98 36 20 |10 050, 59 |- | - | =, — |237 0m 08 635 jo | ZZ. [injomam zu Bo = I Zeh u ann, u 12 ‚0.25 177 Sichel 47 0.7 0.15 17.8 11 [59 05 10.081286 | | — | — 1 [54 |16 1030/82 0 Sa ee 23.65 | 1. Jesolo ea N See Vertheilung der Wachsthumsintensität in waghsenden Theilen. 113 belle VI. Länge von je 2 Stengelgliedern. IV V - Länge. | Difler. | wıa | E. Länge. | Difler. | wj | E. mm. | mm. | en | mm. mm. ımm. >‘ mm 0.13 = = 0.13 0.14 BER 0.14 0.02 _ u 0.15 = 2 = GE Er 2 Ir —— 0.05 0.01 0.20 0.19 0.05 0.01 0.20 0.20 — — — = Zr | Pe = — 006 | 001 | 017 | 03 0.06 —_ - 0.26 En er u 2r ET = = = 0.07 0.01 0.14 0.32 0.06 —: u 0.32 ur gi EN Br = =. — — 0.08 0.01 | 0.12 0.49 0.06 0:08€ 1:-0.17 0.38 Br af nd = — rn = 0.09 | 001 ! 011 | 049 0.07 0.01 0447279045 — = — — TE = == == 0.10 0.03 0.30 0.59 0.08 0.01 0.12 0.53 le Zu — = — u ‚013 ! 008 |. 02 | 0.2 0.09 near 2.0.02 rs => en — ee u — 0.16 0.05 | 0.31 0.88 Bea ee ei — es 021 | 0.10 | 0.48 | 1.09 0.10 0.01 0,10 0.81 a= ER a — Ze Tem ==: = 0.31 2.28 7.03 1.40 0.11 0.03 0.27 0.92 ie u ws — = 2.59 9.61 Sa 3.99 014 | 007 | 050 | 1.06 021 loun lo» | ıı 032 ' 016 | 090 | 159 048 | 028 | 058 | 207 Hr 0.76 | 060 |.om.| 2.8 136 ! 02 |015 | 49 | 156 on |loR | 55 253 0609 | 09 | 838 2 041 | 013 | 1150 38 | 0m 08 | 11 | | 41 | 08 | 020 | 12 43 | 11 |02 | Aaı © |,o4 | 007 | »ı | | Verhandl. Fr EEE Vereins. N. Serie II. 8 | a Se 114 E. Askenasy: Tabelle VII. Hippuris vulgaris. I. II. E Länge. | Diter. | „,_, | #atfern- | Länge. | Difter. | Er | Entfernung mm. mm Kan mm mm. Be 5:1. 0.08 17 = 0.08 | 0.08 — 0.08 1 0.03 1. — — 944 0.033 — = 0.013 2 [0.053 — — 0.14 | 0.033 — — 0.146 RE a ea re en, 4 10.03 | 0.01 | 0.33 | 0.20 I 0.033 | 0.003 | 0.10 0.212 5 10.04 | — _— 0.24 | 0.036 _ = 0.248 6 0.04 | — —— 0.28 | 0.036 | 0.04 | 0.11 0.28 7 0.04 | — | — 0.32 | 0.04 0.01 0.25 0.32 8 1 0.04 | 0.01 | 0.25 0.36 | 0.05 0.01 0.20 0.37 9 0.05 | 0.01 \ 0.20 0.41 | 0.06 0.03 0.50 0.43 10 | 0.06 , 0.02 | 0.33 0.47 | 0.09 0:03 4,.0.53 0.52 1% 0.08 | 0.03 | 0.38 | 0.55 | 0.14 0.13 0.93 0.66 12 0.11.0806] 055,.70.65675:0727 0.35 1.3 0.93 13 | 0.17 | 0.08 | 0.47 | 0.83 [| 0.62 0.61 0.95 1.55 1441.0:231.0.17 1.0.68 1.08: 1.23 BETT 0.63 2.78 15.10.42 | 0.35 |) 0.23 1.50 | 2.0 0.4 0.20 4.8 16 0.77 | 0.28 | 0.36 2.27 1 2.4 0.2 0.08 7.2 17 1.05 -1::0.32:] 0302373232.7 2.6 0.6 0.23 9.8 18 1.370,43.) 031 4.69 | 3.2 0.7 0.22 13.0 19 1.8 0.5 0.28 6.5 3.9 0.6 0.15 16.9 20 | 2.3 0.6 0.26 8.8 4.5 ——u — 21.4 21 2.9 0.3 04021..1717 4.5 0.5 0.11 25.9 22 13.2 0.3 0.09 | 14.9 5.0 0.5 0.10 | 30.9 23 12.D — —_ 18.4 5.9 — — 36.4 24 | 3.5 0.5 0.14 | 21.9 53 0574110. 001 25 14.0 — — 25.9 6.0 nn — 47.9 26 :14:0., |03° 10.127299 6.0 0.5 0.08 | 53.9 237.145 0.3 0.11 | 34.4 6.5 0.5 0.08 | 60.4 28 | 5:0 .— — 39.4 7.0 | 1.0 0.14 |: 67.4 29 15.0 0.5 0.10 | 44.4 8.0 0.5 0.06 | 75.4 30. 15.5 — e 49,9 8.5 — — 83.9 31 |5.5 |0.5 [0.09 | 55.4 33.18.07 | la ner 33 6.0 05 0.08 | 67.4 34 [6.5 |0.5 | 0.08 | 73.9 35. .1-7:0- 31.0.9 10,07:| 80.9 | 36: 1.7.02 170.8 0.07 | 88.4 | 37 18.0 — — 96.4 358 | 8.0 — = — a ee III: EV Länge. | Difler. |, Be Länge. | Difler.| ., ee mm. mm | mm. mm. | mm. | | mm. 0.13 | 0.13 0.11 0.11 0.028| — 0.158 | - 0.028 | 0.02 | 0.07 | 0.138 0.028 | — 0.186 | | ' (0.05) 0.028 | 0.005 | 0.18 | 0.214 | ) 0.061 0.06 | 0.10 | 0.199 0.033 0.003 | 0.09 0.247 | (0.04) 0.036| — | — | 0.283 | \ 0.067 0.05 | 0.08 | 0,266 0.036 | 0.003 | 0.08 0.319 | ' (0.07) 0.039| — | — | 0.358 | ) 0.072 | 0.011 | 0.15 | 0.338 0.039 0.003 0.08. 0.397 | } (0.22) 0.042 0.008 0.19, 0.439 | ) 0.083 | 0.037 | 0.44 | 0.421 0.050 | 0.011 0.22 0.489) 0.056 0.008 | 0.14 0.477 0.061 0.006 0.10 0.550) 0.064 0.011 0.17 | 0.541 0.067 | 0.016 0.24 0.617! 0.075 0.008 | 0.11 | 0.616 0.083 0.007 0.08 | 0.700 | 0.083 0.017 0.20 | 0.700 0.090 | 0.032 0.36 | 0.790 | 0.10 0.03 | 0.30 | 0.80 0.122 | 0.034 | 0.28| 0.912| 0.13 [0.04 | 0.31 | 0,93 0.156 0.024 | 0.15 1.0681 0.17 |0.04 | 0.24 | 1.10 0.18 |0.04 |0.22 -1.248| 0.21 [0.06 | 0.29 | 1.31 0.22 |0.06 |0.27| 1.47 0.27 0,08 .| 0.30 | 1.58 0.28 |0.09 |0.32| 1.75 0.35 | 0.08 | 0.23 | 1.93 0.37 |0.13 |0.35 | 2.12 0.43 |0.17 | 0.40 | 2.36 0.50 0.15 |0.30| .2.62 0.60 |0.15 | 0.25 | 2.96 0.65 [0.28 |0.43| 327 0.75: 0.38 [0:51 | 13.71 0.93 0.30 0.32 4.20 1.13 |0.37 | 0.33 | 4.84 1.23 |0.52 |0.42 5.43 1.50 0.48 | 0.32 | 6.34 1.75 [0.45 |0.26| 7.18 1.98 |0.37 | 0.19 | 8.32 2.2 10.5 |0.23| 94 2.35 0.35 | 0.15 | 10.67 27 |04 0.15 12.1 27.902 0.08 | 13.4 341.-.10.0.>17023..15,3 3.3 3104 0.14 | 16.3 3.3 |0.7 10.16 19.0 s3 [05 | 0.15 19.6 45 [05 !0.11[|23.5 338 104 0.11 |23.4 5.0 1|1.0 |0.20| 28.5 4.2 — — 127.6 6.0 |10 +0.171|34.5 42 |0.3 0.07 | 31.8 710 10.5 10.07 |41.5 25-7:02 0.04 | 36.3 75 |1.5 0.20 49.0 2.710 0.21 | 41.0 90. — | — |58.0 7 111.0:8 0.09 | 46.7 90 105 |0.17167.0 6.2 105 0.08 | 52.9 10.5 — | — 1775 6.7 408 ..| 0.12: |59.6 2:3 ,92.2 0.16 | 67.1 87 |18 0.21 | 75.8 10.5 10.5 | 0.05 | 86.3 | 11.04 — | — [973 B. Askenasy: ONNNSOTOSPBPRPRPPOGDND H DUADOSOBOASAÄANO HR m Wwioe \ VI Difter. | Si | "entfern. ab Bier ul} Kotfern, mm. ü mm. mm. | mm. mm. | Ken 0.08 | 0.08 (0.10) | 0.031 | 0.111 0.011 | 0.20 | 0.156 | (0.05) | ‚ (0.08) 0.061 | 0.006 | 0.10 | 0.172 0.011.016 | 0.233 | (0.12) (0.08) | 0.067 | 0.016 | 0.24 | 0.239 0.005 , 0.06 | 0.301 (0.16) ' (0.05) 0.083 | 0.027 | 0.33 | 0.322 0.008 | 0.10 | 0.384 | 0.050 | 0.011 | 0.20 | 0.372 0.003 | 0.07 | 0.428 | 0.061 | 0.03: | 0.50. | 0.433 10.009 | 0.19 | 0.475 | 0.090 | 0.07 | 0.78 | 0.523 0.011.1' 0.201.05312].0:26 .0.25 7140.9421160.683 | 0.005 | 0.07 | 0.598[0,31 |0.37 | 1.2 0.993 0.0171. 0.15.2 :0.6707.0.78. 10.33.21 707110 17730 0.028 |-0.34 | 0.753] 1.33 |0.47 | 0.35 | 3.10 0.033 | 0.30 | 0.864] 1.80 |0.45 | 0.25 | 4.90 0.036:.11.0.25%| 1.01 72%5 10:45 11.020. 97.53% B.RS AO IT CH TO FT 0.06 | 0.29 | 1.40 [3.0 0.07. 1.0.26. 1.67 13.1 0.13. 1°0.28%). 2.01.1323 3.2 3.2 0.15 | 0.32 | 2.48 N I 0.28 | 0.45 | 3.10 A N Rn 0.27 "0.30 |.4.00 |3.2 10.3 0.09 | 28.7 :0.40.-): 0,34 8.17 :13.5 [0.5 0.04 | 32.2 10.33 |:0.21 | 6.74 |4.0 —. 2 808 0.4. ‚0.21.1:8,6° 13:7..|05 0.14 | 39.9 0.5 0,22.) 10.9.) 14:35 10:5 1 01021 244 0.6 BIERAE Een: 0.11 | 48.8 0:2 7170.06: MELDE 0 0.06 | 94.0 0,2.,1160.11-.920:78.18:5°..02 0.04 59.5 0.5: 10,19 0247 6.413.710 0.05 | 65.2 02 : 0.04-729.2 6.0 [02 0.03 | 71.2 — 5] 6.2 0.8 1043.1774 — st 0.14 | 84.4 10.3 10.06 |43.3. |80 = Du DDrA 9.2 0.04 | 48.3 0.8 | 0.15 |53.5 | 1.0 0.17 | 59.5 | 0.2 0.03 | 66.5 0.3 0.04 | 73.7 | 0.7 0.09 | 81.2 _ —. 189.4 Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 117 vo. 2 Länge. | Differ. =) mm. | mm. Year S. 0.12 1 (0.02) 2| \ 0.064 0.003 | 0.05 3li ' (0.02) 4 | 0.067 0.003 | 0.04 5 | | (0.14): 6 0.070 | 0.020 0.29 7 | ' (0.12) 8 0.090 | 0.022 | 0.24 | 9 0.056 | — = 10 0.056 0.019 0.34 11 0.075 ' 0.019 0.25 12 0.094 | 0.034 | 0.36 13 0.128 0.052 0.41 14 0.18 |0.05 | 0.28 | 15 0.23 | 0.09. | 0.39 | 16 0.32 10.16 | 0.50 | 17 0.48 |0.22 | 0.46 | 18 0.70 |0.32 | 0.46 | 19 1.02 0.43 | 0.42 20 145 |0.30 | 0.23 | 21 1.75 |0.45 | 0.26 | 32 39. 50,7 0.32 | 23 2.9 04, 7.0.14 24 3.3 a 25 4.2 03:217°0.07 26 4.5 0.2 0.04 27 4.7 = — 28 4.7 103 0.06 29 7.06 0.14 30 DT OLE RE TA 31 6.5 0.7: ’FenH 32 a aa ie BR 0.25 33.9.0 |9,7 0.30 2 A a _ 35 | 36 37 38 39 Entfern, v. Sch, mm. VIII. Länge. | Difter. WA (en mm. mm. mm. 0.12 0.12 (0.03) 0.067 | 0.005 | 0.07 | 0.187 (0.04) 0.072 | 0.006 | 0.08 | 0.259 (0.03) 0.078 | 0.005 | 0.06 | 0.337 ' (0.05) 0.083 | 0.009 | 0.11 | 0,420 < | (0.17) 0.092 | 0.031 | 0.34 | 0.512 0.056 0.011 | 0.20 | 0.568 0.067 | *— Rn 0.635 0.067 | 0.005 | 0.07 0.702 0.072 | 0.022. 0.31 | 0.774 0.094 ' 0.012 0.13 | 0.868 0.106 | 0.016 , 0.15 | 0.974 0.122 | 0.011 | 0.09 | 1.096 0.133 0.011 | 0.08 | 1.229 0.144 | 0.034 | 0.24 | 1.373 0.178 0.016. 0.09 | 1.551 0.194 | 0.056 0.29 | 1.74 0.25 10.04 | 0.16 | 1.99 0.29 0.08 | 0.28 | 2.28 0.37 |0.11 | 0.30 | .2.65 0.48: .0.10,.7.0915. 13213 0.58 |0.22 | 0.38 | 3.71 0.8 0.2 | 0.25 | 4.51 1.0=.2| 0:3 1.0.30: | 45.51 13 104 0.31 | 6.8 1.2°110,6 0.35 | 85 2.3821°1.3 0.52 | 10.8 3.5 1.0 0.29 | 14.3 45 113 0.29-| 18.8 5.8 1.2 0.21 24.6 71.0",170.9 0.03 | 31.6 72 — — 5388 6.7 1.8 0.27 45.5 8.5 4,2 0.14 | 54.0 9.7- |2.8 0.29 | 63.7 12.5 — — 176.2 ne. 118 E. Askenasy: Tabelle VIII. 10, } Hippuris vulgaris je 2 Glieder. I 1. S 0,08 = = 0.08] 0.08 = —_ 0.08 ee ee ı [sense 0231 ao nor : 008 2 0.28 0.07 0.08) 0.28 0.29 Le el a el as a 5 0.11 0.08 0.73 0.47 0.15 0.26. 1.73 0.53 1] ee va a le ee la yel HL _ u _ — — —. | — 15 242| 1.68| 0.691 4.69] 5.8 2.6 0.45 | 13.0 20 4.1 2.0 0.49 8.79| 8.4 el 0.13 | 21.4 De —z — —— — — 22 .| 6.12] 0.9. 0.15) 149 1.95 |a5 10.16 9209 30 110,5 1.0 0.10 | 49.9 1165 en > 83.9 31 a3 u se I er 3 er Aa 32 | 11.5 1,0 0.09, 61.4 Ir 2) ya u 33 Ur NEN Br E zäh RR a BR 34 [12.5 2,0 0.16 | 73.9 ua OR Be er 35 4 Fr Fr ur Fir E 13 ME 36 114.5 1.5 0,10 | 88.4 A u IR 3 Fi 7 3 - a r rn Be > 7 - BEN. \ Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 119 Iyuk 1072 = äng iffop. | | Entfern. x PS. FR nkrern, s Länge. Differ. wı. Y. Sch. Länge. | Differ. wi. v Sch mm. mm. | mm. mm. | mm. mm. El Rt a A ei! = Er Gr 0,028 138 004002 lee er — 2. na = 0.06 | 0.01 | 0.17: 0.20 0.01 | 0.17, 0.3 _ _ — _ EN 1s$ ie 0,07 aM 410,07 0.01| 0.14) 0.32 = 2 u ee ZN = 0.07 | 0.01 1.0.14 | 0.34 E a en 0.08 | 0.04 | .0.50 | 0.42 0.04 | 0.44 | 0.49 er — De Be | a ar 0.12 0.04| 0.33 | 0.54 0.62 = ge 22 = =) H> je>) © > ee 0.16 | 0.07.| .0.44| 0.70 0.11) 0.65, 0.79 ae eier ee ı— | —_ 0,231 ,0.45.| 0,68 | 0,93 |-0.12| 0.43 | 1.07 a ee = — |. —.':f.0.38 | .0.24| .0.63| 1,31 0.25) 0.62| 1.47 — SAN — | 0.62 | 0.41) 0.66 | 1.93 — 1.03 | 0.85 | 0.82| 2.96 1.01 | 0,89 | 8.27 _ = — — — | — | 188 | 1.60) 0.85) 4.84 1.79| 0.83 | 5.43 u — u en 3.48 |: 1.57| 0.45 | 8,32 26,1 8.95: 111.85 1.0.47.|: 9,38 BE —_ en De Pe ee | -- 5.05 | 1.15| 0.28 | 13.37 28. | 5.8 2.5 | 0.43:115.2 = ei le 2a: — _ — lo 6.2 1.8..1..0.293 149.57 Bei 8:3. 17.2771.0,33-523:5 = e _ 2 31 ar nn _ 8.0 0.7 :) 0.09 | 27.57 32 111.0 | 3.5 | 0.32| 34.5 — — NG EN = —_—ı 8.7 1.7... 0.20: 36,3 34 |14.5 3.5 | 0.24 | 49,0 _ —_ u 35 = = li ri 1ORA 2.5 | 0.24 | 46.7 36 | 18,0 — —- 67,0 — — lo | —_ 37 2 _ — [12.9 3.3 | 0.26 | 59.6 33| — Te Br Rn ro a RT 3 Pr —_ — . 116.2 5.3 | 0.33 | 75,8 a > —_ 1° ni = > ER 41 a — met 7.4.4915 — | —: 1973 120 E. Askenasy: IV’ vI = Länge. | Differ. | Entfern. | Länge. | Ditfer. En ntfern. ” mm. mm, x mm. nm. nm. nm. Rs? 0.10 == = 0.10 0.08.17 = 0.08 1 = — = — 0.03. De} 0.11 2 | 0.056 | 0.011 | 0.20 |' 0.156] — ng: == — 3 nr u en 4 0.06.1:.0.07.1°047| 207 4 | 0.067 |0.011| 0.16| 0.223] — | — Sa En 5 == == a7 —E 0.07 | -0.01 | 0.14 | 0.24 6 | 0.078 | 0.005 | 0.06 | 0.301] — SE: == — 7 I er "TE 0.08) 0.03 | 0.37 | 0.32 8 | 0.083 | 0.007 | 0.08] 0.384 | — = — — 9 Ew er FE = 0.11| 0.14) 1.27| 0.43 10 | 0.09 0.03 0.33 | 0.48 = Se ee En 11 = — = = 0.25 | 0.84 3.36 | 0.68 12 | 0.12 |0.03 0.25 | 0.60 >= u are; —— 13 n nr 2 7: 1.09| 2.04 | 1.87 | 1.77 14 | 0.15 ‚| 0.10 0.66 | 0.75 =: IE =E wi: IE Ir = — = 3.13 | 1.82, 0.58| 4.90 16| 025 [0.14 | 056 10 | — ı — | - | — 17 = Er — = 4.95| 1.15| 0.24 | 9.85 18 | 0.39 |0.22 | 056| 140 | — — | — _ 19 == = — == 6.1 |. 0.3 0.05 | 15.95 20 | 0.61 | 0.48 0.79| 2.01 == — == — 21 — == _ — 6.4 IE — 22 22 | 1.09 | 0.98 0.90 | 3.10 u = — 23 = = E— 35: 6.4 11 0.17 | 28.7 24 | 2.07 |1.40 0.68 | 5.17 Fr == 75 = 25 —, = —_ — 7.5 0.4 0.05 | 36.2 26 | 3.47 | 1.63 0.47 | 8.64 a = = — 27 — = — —. 7.9 2.0 0.25 | 44.1 88. 1°"5:10 19.0 0:39.113.74 | 4 — _ — EN — | = = 9.9 1.3 | 0.13 | 54.0 2 rl 0.202074 | — | -— | - | — 31 == — N a 11.2 1.0 | 0.09 | 65.2 32 | 8.5 0.9 0.11 29.2 — E= — — 33 = — een 12.2 28 | 0.23 177.4 34 | 9.4 0.5 0.03 | 38.6 — _ — I 35 = —— — = 15.0 Ger == 192.4 36 | 9.7 1.5 0.16 | 48.3 — — — 37 == — — a = — —; u: 38 | 11.2 3.0 0.27 | 59.5 — — — — 39 = — — — — = — — 40 | 14.2 1.5 0.11 | 73.7 = N = — 41 _ — —— = = > — _ all a a Glied, spousam am, 2 Länge. mm. 0.12 0.06 0.07 0.07 0.09 | 0.11 0.17 0.31 0.55 | v. Sch. mm. 0.12 Länge. mm. 0.12 — 0.07 0.07 0.08 0.08 | 0.09. 0.12 | _— 0.14 0.20 0.25 0.32 0.44 0.66 1.06 1.8 3.0 5.8 " SVIEL Differ. mm. a 16) ei ol So is N o > oO ei o Entfern. v. Sch. mm. 0.12 0.19 0.26 0.34 0.42 0.51 0.65 0.77 0.97 1.23 1.55 1:99 2.65 3.71 m tv E. Askenasy. Tabelle IX. Myriophyllum vertieillatum. Glied. I. II. FR SO S Entfern. x a E s Entfern. | Differ, E Sa Länge. De ja v. Sch. _ mm. = mm. mm. = mm - mn. u no »- oO ooouPwovme nn — Se) (sb) in [29 ESS ag So av we co o au ou Dvv DD Io au eu (eo) 0.0837] =. Iime2).| 70:08 0.050 | ae ne 0.042 |0.011 0.26 | 0.17 0.053 0.005 0.09 0.22 0.058 0.009 | 0.16 | 0.28 0.067 0.016 0.24 0.35 0.083 |0.017| 0.20 | 0.43 0.10 10.02 0.20 0.53 0.12 0.02 10.17 .0.65 0.14 !0.06 [0.43 | 0.79 0.20 [0.07 !0.35 | 0.99 0.27 [o.11 0.41) 1.26 0.38 |0.24 | 0.63 1.64 0.62 0.38 0.61 | 2.26 1.00.10.82 |0.82 | 3.26 1.82 RB 41 Ei 0.08 Be | 0.012, 0.36 | 0.14 0.005 0.11 | 0.19 10.017|0.31| 0.24 10.016 0.24 | 0,31 0.025 0.30 | 0.39 0.042, 0.39, 0.50 (0.05 10.83| 0.65 10.09 |0.45 | - 0.85 10:18 | 0.62 |. 1.14 0.30 |0.64 | 1.61 1070 [0.91 | 2.38 11.33 [0.90 3.85 6.65 10.15 14.65 | 19.65 11.2 -/0.201: 125.65 12.3 | 0,32.) 32,85 o 3 S D Sr | — | 42835],82. 115% 10.418] 31.38 12.0° |21| 51.85] 9.7 03. |0.03 | 41.08 12.0 |0.47| 68.35 .— - 76.85 12.5 10.20 89.35 11.5 ‚0.10 104.35 — — |. 120.8 — | — — us = SO SeES o2o9 DD m Om. ——— ee ———————————————————————————————— a a (I) a CD co an ea DD = 0 Ion) [S m -I Qu eife er) a nn m Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen, 193 "3 a Be u Ir. IV. BL E Länge. | Differ. r. Entfern; Länge. | Differ, Entfern. RE RE Na Bra 4 nm, |Wlnt BR ass. u 2 7908.1.0,07 I = | N 0007 1| 0.042 0.008 0.19 0,12 Br 20,10), Be zei 20 ee 0.017 0.20) 0.45 3 |} 0.100 10.017) 0.17) 022|'000| — | — 0.20 4 | 0.050 0.0171 0.34| 0.27 | 0.050 10.017 0.34) 0.25 5| 0.067 0.016 0.24 ' 0.34 | 0.067 0.016 0.24 0.32 6| 0.083 .0.017| 0.20 -0.42 | 0.083 |0.017 0.20| 0.40 7 | 0.100 | 0.025 0.25. 0.52 | 0.100 |0.033| 0.33) 0.50 -8| 0.125 0.045] 0.36 0.64 | 0.133 | 0.067, 0.50| ° 0.63 9| 0.17 /0.05 | 0.29! 0.1] 0.20 10.08 |0.40| 0.85 10| 022 0.091041) 1.03] 028 014 050) A141. 11 | 0.31 0.414 | 045) 1342| 0.42 [0.25 | 0.60] 1.53 | 045 [0.35 |0.8| 1709| 0.7 [045 |o.er| 2.20 13| 0.80 10.70 0.87 2.59 | 1.12 |0.88 | 0.79| 3.32 Bern 13110117 007310,0 24 6 2.055118 2150.65 1..5.5,92 15 26 211.1-..|:042): 67 | 13.3.. 14.9 :|:0.58| © 8.6 46| 37 15 1041| 104 | 52 |15 |029| 138 171:52 [08 | 0.45| 15.6 6.7 |2.3 | 0342| 205 18160 115 1025| 21.6 | 9.0 - 10.7... 0.08] 295 13) 75 105 0.07) 291 | 97 [os |.o.08| 392 20| 80 "|05 |0.06| 371 | 105 |30 | 029| 297 a1| 85. 1.0. |042| 456 | 135 -|05 | 0.04| 632 295 17214:081| 0.18: 58.41 215 14.0. 15 4.5.:1:0.461677.2 2331105 115 1014| 656 | 155 [3.0 |019| 97 211120 [1.5 | 0142| 7.6 | 185 is 1 251 135 05 | 004 9A A a = 36 | 14.0 — | 105.1 BURN 72. ee 27 | 13.5 ee ee 2 124 E. Askenäsy: V. Bar u VI. 3 Länge. eh Entfern. | Länge. KR | Entfern. S | DOSE Er 0.09:-47°0:108. 9, a0 1 = lee IE a — (0.07) — 2 -— 0 | ı 0.083 |0.012| 0.44 | 0.19 3:170.150 . — |: — 04 — | —- 109 — 4 — — 1(0.25)| — 110.095 | 0.055) 0.58.|- 0.28 5 | 0.117 |0.058| 0.50 0.36 | 0.067 |0.016| 0.24 0.55 6 n = (03 0.083 0.017) 0.20 | 0.43 7 | 0.175 0.1383] 0.76| 0.54 | 0.100 |0.017| 0.17 | .0.53 8s| 0.133 0.042) 0.32) 067 | 0.17 0.025] 0.21 | 0.65 9| 0.175 |0.095| 0.521 084 | 0.142 | 0.033] 0.23) 0.79 10 | 0.27 |0.16\059| 1111| 0.175 |0.067| 0.38 | 0.96 11| 0.43 10.34 | 0.79| 154| 0.242 |0.058| 0.24| 1.20 12 | .0.77: 11.08 | 1.40| 2.31 |: 0.300 | 0.117| 0.39 | . 1.50 13] 1.85. |1.65 | 0.89] A16| 0.417 |0.150| 0.36 | 1.92 1a; BB. DDR 0.567 0.233] 0.41 | 2.49 15.1.2 5.6.7 94.1 1.0.20) 243,0 0.80 |0.33 | 0.41 | 3.29 16 | 6.7 12.5..0.37.. 199 | «.1.13:7)0.57. 1. 0.50. 2.48 | 92 113 |o4al 2aı |. 17.13 1076| 612 18] 105 -|25 |024| 396 | 30 or |023| 912 19| 13.0 05 |0.04| 526 | 37° [1.4 | 0.38] 12.8 20 | 135 15 |0.11| 662 | 51 109 | 0.18| 17.9 21 |:15.0 © 14.0..|,0.07:)°.812 ]:6.0 4:0, | 0.17093.98: 2|160 10 006 972 | 7.0. 25 |0.36| 30.9 231170. — | — |,1142 | 95.8.5. | 0.37 | 20,4 J4 =: a RATEN 18.0:° 24.5 21.0.1283 2353| — | — 1,-.) = 175% [8.5.10.24-| 67.9 26 — Be — 18.0 _ — | 85.9 m bar nn =. n Glied. aoapodeaın | oie e) Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 195 R VIL. ee Länge. | Difer. un. Br Länge. mm. ' mm. mm. mm. 0.070: — | — 0.07 | 0.095 — — (0.21) —_ — 0.083 | 0.035 0.42, 0.15 || 0.087 Pr — ‚(0.06 3 Er — \ 0.118 | 0.015 0.13) 0.27 [| 0.108 0.058 | 0.017) 0.29) 0.33 | 0.067 0.075 0.017 0.23) 0.41 | 0.087 0.092 | 0.017 0.30, 0,50 | 0.108 0.12 0.028 0.35 0.62 | 0.133 0.16 10.04 1035| 078| 045 0.20 0.04 | 0.20) 0.98 | 0.225, 0.24 |0.09|037| 122| 031 033 1014/02) 15| 02 0.47 1021 045| 2.02| 0.62 0.68 [0.27 0410| 2.70| 0.90 0.95 1070072. 3.65| 1.30 1.65 |0.721044| 530| 2.20 2.37 11.33 1056| 7.67 | 2.9 Br LORPEIEN 11.301438 7 11 !038| 161 | a6 58 17 1029| 219 | 63 25 |35 |0ar/ 94 | 77 11.0 02 |0.02| 104 | 80 12° 113: | 04817 94.6- I 90 12.5 105 |0.02| 641 | 105 13.0 135 07] za | 125 165 15 |0.09' 98.6 | 132 18.0 |2.0 |041| 111.5 | 15.0 20.0 — 14931. 0 VII, Differ. ! | Entfern. ' W.-Int. v. Sch. a, 7100 en 33 2 REN 0.0211 0.22 | 0.18 u 0.046 0.43| 0.29 0.020) 0.30° 0.36 0.0211 0.24| 0.45 0.025 0.23! 0.56 0.042 0.32. 0.69 0.050 0.29. 0.86 0.085 0.38 1.09 0.11 | 035, 1.40 0.20.10.48| 1.82 0.28 | 0.45) - 2.44 040 1044| 334 0.90 | 0.691 4.64 10.75 1.0.32 | 6.84 0.85 | 0.29| 9.79 108 |0.21| 13.6 11.70.37 482 14 0.22| 24.5 10.3 | 0.04 | 32.2 11.0 1012| 202 11.5 |047| 192 12.0 | 0419| 59.7 10.7 | 0.06 | 72.2 118 |044| 854 14.0 | 0.27. 100.4 115 [0.08! 1194 E. Askenasy : Tabelle X. 'Myriophyllum vertieillatum je 2 Stengelglieder. Entfernung v. Sch. mm. Länge. mm. Entfern. v. Sch. mm. Jan pvomrm elle e) —ı 0.08 037. — 0.28 er RE ee) MEER 3 WIUHTT, an ud 5 > > Ze SR I Sn Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 197 III. In Glied. Länge. | Differ. | ‚Entfernung Länge. Difter.. Entfern. mm. mm. | ini: Ey mm. | mm. | kn N S.| 0.083 | ER RE 00 0.0701 — | — 0.07 1 Le un | 6 a 2 Rt: er 2 0.092 |0.018, 0.20 5 VOELZ 0.083 0.017. 0.20 0.15 3 r22 Er We u RL Ras Su 4 0.100 0.050 0.50 | 0.27 0.100 0.050 0.50 0.25 5 = — |-.| — -- a == 6 0.150 10.075 0.50 | 0.42 0.150 0.083 0.55 |. 0.40 7 —- |-| — - Il. |- — 8 0.225 |0.165 0.73 0.64 0.233 10.247| 1.06 | 0.63 9 ER RA TE 28 Fr ex: bo: er 10 | 0.39: 1057 |ı46| 1083| 048 losı |197| 1 a a ne a ee —- |-1-| 18 1.63. 2.9. -|078 15 104 85 7.2 085 | 138 or Pe FD a APR Wr a 18 | 11.2 4 3 | 0.38! 21.6 | 15.7 14.5 :\0.29 | 29,5 19 e = = BR one en 20 |15.5 125 Jo.ıs| 37.1 | 202 |7.3 |0.36| 49.7 21 2 EZ ar ae = E. Askenasy:! 128 v. vI. Glied. | Länge. | Difter. Entfernung | Länge. | Difter. nn ' W.-I v. Sch. W.-I. |v.Sch mm. mm, | mm. mm. mm, mm. Bel 10:092 7 en 0.09 | 0.108 rn OR 171 0er Das re ee 2 EUREN EL An 0.083 | 0.012 |0.14 | 0.19 3°44.082.0010:047|0.17.| 0 324 = ee N: 4 a ee —_ 0.095 | 0.055 |0.58 | 0.28 5.1 .0.1.19.10:058|:0,50: 2 036.1 &2 en I, 6 — | = 0.15 0.07 10.47 | 0.43 71.0.1753 |0.133\\0.76.)° »Dss4 2 — ı-|- 8 ER = 0.22 0.10 10.45 0.65 97:1. 0.308 .10.392| 1.97°| 0.84. —_-— | 1— 10 _ Zu = 0.32 0.22 10.69 0.97 11.21 .0.70 114.989 2.74) Ss a er sl erenanee 12 _ 2m u Z— 0.54 0.44 /0.81| 151 15341.2.629:6.482) 2.27. a 16 a RR 14 Se ED “a 0.98 | 0.95 [0,97 | 2.49 18191 ee: 107 SON 16 Zah = 1.93 | 2.77 |1.44 | 4.42 17.1189 7.6: 110.481 298 2. Sen 18 a lee — 4.7 AT 1.0.87 1992 19°]123.52%15.0- [0.239 0527 5 er 20 ER = ss | 42 [0.48 |17.92 28.5 1415 1\0.16.|; 81.2 = a a 22 N LA ne 13.0 9.5 10.73 30.92 93 | 33.0 er 0 D = — | 24 ER RR | a8 22.5 100 |0.44 153.42 DEN SE AN a le 96 ee 2 32.5 = SER Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 199 j re: a Glied. Länge. | Differ. nnkenmg Länge. | Differ. Entfern. W.-I. | v. Sch. W.-I v. Sch. j mm. mm. mm. mm. | "mm. mm. f a 0.07 RE 0.09 | 1 ar SE u ar TER IE Be 2 | 0.083 |0.035| 0.42 0.15 0.087 10.021 0.24 0.18 > eu se ur — u __ RA 4 | 0.118 |0.012|0.10 | 027 | 0.108 10.046 0.43 | 0.29 5 EB ER PR. EST RA BE ATEN EN 6 | 0.13: |0.09 | 0.69 0.40 | 0.154 |0.086| 0.56 0.44 7 = ni er Br‘ = ai E 8 | 0.22 [0.14 | 0.64 0.62 0.24 | 0.16| 0.67 0.68 9 = ee 4 zn = 10 | 0.36 0.21 | 0.58 0.98 0.40 | 0.33] 0.82 | 1.08 11 Re ne er ER nt — LER Kar 12 | 0.57 0.58 11.02| 155 | 0.73 | 0.79|1.08| 1.81 13 er a RS ar de re 3% 14 | 115 11.45 ‚1.26 2.70 1.52: | 1.98| 1.30 3.33 15 EL TER 2). ai. 2 BEN Pal Ra 16 | 2.60 13.47 !1.33| 530 | 350 |3.2510.93| 683 17 WAR De EN Ar a 18 | 6.07 4.43 10.73) 11.37 | 6.76 | 4.15/0.61| 13.58 19 EI N TR RR ae BUN et 1 Bis: 180,10 rg 10.9 4.8 |0.44| 24.5 2 a a ES a N gi 22 1185. 5.2 10981 %Aa | 157 |38 1024|. 400 23 be na Sr z ae N Er | I 24 I93.7 1.8 1024| 641 19.5 6.2 10.32 | 59,7 25 8 TAN © ER Be ta ER FR 26 129.5: 18.5 | 0.29| 93.6 | 25.7 | 8.3 |0.32| 85.4 27 138.07 | | u Bar | 3204| — |— | 1194 ° | | | Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie. I. 9 er 130 E. Askenasy: Tabelle XI. ‚ Hippuris vulgaris, ältere Stengelglieder, Länge in mm. Glied.!) 1: II. 107732100, 2.0 ae Ra 29, E 22 3 rer 25 Le 3.0 DE Zl. 3.0 E12 2: 22 ESF BY) 32 EN 34 a ll 4.2 OS 9 4.2 1 4.5 1 ; 4.7 ET ° 4.7 EN Ele 4.7 DR SEEN 6:0 4.7 Is 6h 5.2 1 EEE 0) 5.0 IST AREARL ET 537 IHREN BIT 5.7 DORT Hi DRS. 6.7 DE SRBHNEE 7.0 Zar Hr 2.5 ee Eee, 2 ZB ERLDN 2 bie DR 82 re ED 8.5 le RE I. Mir Shr DI ee 122 BU N 13.7 813.17. 60 14.0 32 „al 4.91: 14.7 35 A 2A 0 a 14.5 34 „is5,N. 15.0 35 Tod ER) 3. — 16:7 De alt AO 11.0 FO 155 40. ER 5 . : ; : 213.0 J: 10% Glied.“ Tänge Diff. W.-Int. Glied. Länge. Diff. W.-Int. 1— 5 11.8 6.3 0.53 15 12.7 5.8 0.47 6—10 18.1 8.3 0.46 6—10 18.5 4.8 0.26 11—15 26.4 8.2 0.31 11--15 23.3 4.0 0.17 16—20 34.6 173 0.50 16—20 21.3 8.3 0.30 21—25 51.9 21.6 0.42 21—25 35.6 16.7 0.47 26—30 73:5 0.7 0.01 26-30 52.3 22.9 0.44 31—35 74.2 —_ _ 31—35 75.2 En = 36-40 67.9 — — ı) Von oben gezählt. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 131 Man sieht, dass das Wachsthum dieser älteren Glieder in sehr unregelmässiger Weise stattfindet; eine Zunahme der Länge mit fort- schreitendem Alter ist aber doch unverkennbar. Vergleicht man die Summen der Längen von je 5 Gliedern mit einander, so ergibt sich bei I auch eine ziemlich regelmässige Abnahme der Wachsthums- intensität mit dem Alter. Jedenfalls hat bei Zippuris die wachsthums- fähige Region eine Länge von 20—30 cm. Alle drei Pflanzenarten, deren Gliedlängen in den obigen Tabellen aufgezeichnet sind, zeigen in der Vertheilung der Wachsthumsintensität zwar eine im Grossen und Ganzen regelmässige Anordnung, insofern, als ein langsames Ansteigen derselben, wenn man sich vom Scheitel der Pflanze entfernt, dem dann bei weiterer Entfernung ein allmäh- liches Herabsinken folgt, deutlich hervortritt. Wenn man aber die einem einzelnen Gliede zukommende Wachsthumsintensität in’s Auge fasst, so findet man von einem zum andern grosse und unregelmässige Schwankungen in der Grösse derselben. Diese Unregelmässigkeiten können bei den allerjüngsten Internodien durch Ungenauigkeiten der Messung veranlasst sein, da hier zu den bei Nitella erwähnten Ur- sachen derselben noch die Schwierigkeit der genauen Bestimmung der oberen Insertionsstelle sehr junger Blätter hinzukommt. Sie finden sich aber auch bei älteren Gliedern, deren Länge mit hinreichender Genauigkeit gemessen werden kann, und sie nehmen, wie aus den Zahlen der Tabelle 11 für Hippuris hervorgeht, mit fortschreitendem Alter immer mehr zu. Diese Unregelmässigkeiten in der Vertheilung der Wachsthumsintensität müssen also in der That ihren Grund in Unregelmässigkeiten des Wachsthums der einzelnen Glieder haben. Ein Glied einer der drei von uns hier besprochenen Arten muss dem- nach, wenn es ein gewisses Alter erreicht hat, bald schneller, bald langsamer, zeitweise wohl auch gar nicht wachsen. Diese Schwankun- gen im Verlauf des Wachsthums scheinen aber bei jedem Gliede unabhängig von denen benachbarter Glieder stattzufinden. Daher mag es kommen, dass man für die Vertheilung der Wachsthumsintensität am Stamm einen regelmässigeren Verlauf bekommt, wenn man zu deren Berechnung ‚nicht die Länge eines Gliedes, sondern die Summe 9* 132 E. Askenasy : der Längen je zweier zu Grunde legt und den Zuwachs entsprechend auf die Bildungszeit von je zwei Gliedern bezieht. Ich habe für jede der drei genannten Pflanzen auch eine Tabelle gegeben, wo immer die Summe der Längen je zweier Glieder angeführt ist, dann die Dif- ferenz der Längen jedes solchen Paares und die daraus berechnete Wachsthumsintensität. Da hierbei immer die Zeit der. Anlage von je zwei Gliedern zu Grunde gelegt wird, diese aber ungefähr das Doppelte der Zeit beträgt, die zur Anlage eines erforderlich ist, so muss auch die zugehörige Wachsthumsintensität ungefähr doppelt so gross sein, wie die aus der Differenz der Längen einzelner Glieder berechnete. Bei unseren Messungen von phanerogamen Stämmen wurde immer Blattknoten -- Internodium zusammen gemessen; beide zusammen bilden eben das Stengelglied. Da aber der Verlauf der grossen Periode des. Wachsthums für beide offenbar sehr verschieden ist, indem das Längenwachsthum des Blattknotens sehr früh’ erlischt, lange bevor das Internodium eine erhebliche Länge erreicht hat, so können die Zahlen, die wir dürch Zusammenwerfen beider für die Wachsthums- intensität des Stengelgliedes erhalten haben, kein durchweg getreues Bild der grossen Periode des Internodiums (im strengen Sinne) geben. Dies gilt besonders für die jüngsten Stengelglieder, d. h. für den Anfang der grossen Periode des Internodiums; während für etwas spätere Zustände, wo die Länge des Blattknotens gegen die des Inter- nodiums nicht in’s Gewicht fällt und vernachlässigt werden kann, die grosse Periode des Wachsthums für Stengelglied und Internodium nahe zusammenfällt %). Ich hebe dies hier besonders hervor, weil man ohne Berücksichtigung dieses Umstandes sich leicht eine falsche Vorstellung von der Grösse der Wachsthumsintensität am Scheitel der Pflanze bildet. Da nämlich die Wachsthumsintensität der jüngsten Stengel- glieder bei Hlodea, Myriophyllum und Hippuris. wie auch in man- chen andern Fällen verhältnissmässig gering ist, so könnte man meinen, 1) Es steht natürlich nichts im Wege für solche Pflanzen, an denen sich die untere Grenze des Blattknotens genau bestimmen lässt, nach unserer Methode auch den Verlauf der grossen Periode für Blattknoten und Inter- nodium gesondert zu erhalten, wie dies für das letztere bei Nitella von uns ausgeführt worden ist. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 153 dass auch die Wachsthumsintensität desjenigen Theiles des Stammes, der über dem jüngsten Blattwirtel bis zur Spitze liegt, ebenso klein oder noch kleiner sei. Dem ist aber ‚nicht so. Wir wollen diesen Theil des Stammes, der über dem jüngsten Blattwirtel liegt und dessen Länge wir in den Tabellen bei S. angegeben haben, als Stammscheitel bezeichnen. Der Längenzuwachs, den der Stammscheitel während eines Plastochrons erfährt, ist gleich der Länge eines eben angelegten Stengel- gliedes. Wir erhalten demnach die Wachsthumsintensität des Stamm- scheitels, indem wir mit der Länge desselben in die Länge des ersten Gliedes dividiren. Die Zahlen, die man nun auf diese Weise für die Wachsthumsintensität des Stämmscheitels erhält, sind beträchtlich grös- ser, als die für diejenige der jüngeren Stengelglieder der Pflanze !), Ich erkläre mir diese Thatsache eben aus dem abweichenden Verlauf der Wachsthumsperiode für Internodium und Blattknoten. Eine unmittelbare Folge davon ist, dass die Stengelglieder ver- hältnissmässig rasch nach einander angelegt werden, ihre Länge aber dann eine Zeit lang fast stationär bleibt, oder nur ganz wenig zunimmt, bis erst weit später wieder ein beträchtliches Längenwachsthum der- selben folgt *). Ich habe diesen nicht unwichtigen Punkt nur im Vor- beigehen berührt, weil ich das mir vorliegende Material nicht für ganz ausreichend halte, um die Frage über die: Wachsthumsintensität des Stammscheitels vollständig aufzuklären. Ich behalte mir vor, auf diesen Gegenstand nach weiteren Untersuchungen nochmals zurückzukommen. Wenn wir die obigen Tabellen näher in’s Auge fassen, so finden wir, dass, abgesehen von den Unregelmässigkeiten in der Grösse der Wachsthumsintensität der Glieder einer und derselben Pflanze, die Vertheilung der Intensität bei verschiedenen Individuen auch in ihrer allgemeinen Anordnuug wesentliche Verschiedenheiten erkennen lässt. Bei einigen .sehen wir, dass die Stengelglieder von der Spitze ab lang- !) Natürlich will ich damit nicht sagen, dass der Stammscheitel eine gleichmässige Wachsthumsintensität besitzt; ich halte es vielmehr für wahr- scheinlieh, dass diese nach der Scheitelspitze hin abnimmt und am obersten Punkte des Scheitels am geringsten ist. ®?) Vgl. Hofmeister, Handb, d. phys. Bot. I. Bd, 2. Abth, S, 421. N 134 a E. Askenasy: sam an Länge. zunehmen, während bei andern deren Länge von einer gewissen Grösse ab viel rascher zunimmt. Dem entsprechend finden wir auch, dass das Maximum der Wachsthumsintensität im letzteren Fall absolut grösser ist und der Spitze des Stammes näher liegt, als im ersten Fall. Bei Elodea canadensis gehören zur ersten Categorie die Exem- plare I, III und IV, zu der zweiten II und V. So beträgt die Länge des von oben gezählt 30. Stengelgliedes bei I. 0,20 mm., bei III. 0,23 mm., bei IV. 0,33 mm., dagegen bei II. 1,7 mm., bei V. 9,2 mm. Das Maximum der Wachsthumsintensität hat folgende Grösse und Lage: Max. d. W.-I. Entf. v. Scheitelp. I. 1.0 2.09 — 2.68, I. 1.03 1.95 — 2.62, 16 0.79 2.07 — 2.83, I 2.61 0.89 — 1.20, v£ 7.03 1.09 — 1.40. Aehnliches finden wir bei Zlippuris. Hier bilden III, IV., V. und VII. eine Gruppe, I., II., VI. und VII. die andere. Die Länge des 20. Stengelgliedes beträgt bei III. 0.37 mm., bei IV. 0.43 mm., bei V. 0.34 mm., bei VIII. 0.18 mm., dagegen bei I. 2:3 mm., bei II. 4.5 mm., bei VI. 3.2 mm., bei VII. 1.45 mm. Die Lage und Grösse des Maximums der Wachsthumsintensität ist folgende: Max. d. W.-I. Entf. v. Scheitelp. II. 0.89 2.2 — 3.27 mm,, IV. 0.85 1.932,96 7, . 0.90 2.01. 5.102055 VI. 0.93 5.51 — 8.5 9 T. 1.83 0.66 — 1.08 „ I. 3.51 0.55 — 0.94 , VI. 3.36 0.43 —0.68 „ i VII 1.15 1.00—155 , | Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 135 Die Vertheilung der Wachsthumsintensität zeigt bei den verschie- denen Exemplaren von Myriophyllum eine etwas grössere Ueber- einstimmung, . wie sich aus nachfolgender Tabelle ergibt, wo wir die Längen der Stengelglieder unmittelbar unter einander gestellt haben, doch findet man auch hier bei I., II, III, IV. und V. ein etwas rascheres Ansteigen der Länge als bei VI., VII. und VII. Tabelle XI. Myriophyllum verticillatum, Länge der Glieder in mm. 1 I | I I w) | 4 Be 3 9, 10. 41. | 1.| 0.03 I1.| 0.05 Ill. 0.04 | IV. 0.04 v. 0.05, v1..0.04 | VI. 0.04 VIIL' 00.4 0.04 | 0.05 0.05 0.06 | 0.03 0.04 0.05 0.04 0.05 0.04 ‚0.04 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.06 0.06 0.05 ' 0.06 0.05 0.06 ‚0.07 , 0.08 | 0.14 0.07 0.08 0.10 0.05 0.05 0.07 0.08 | 0.10 0.07 | 0.08 , 0.10 0.06 | 0.08 | 0.09 0.07 | 0.08 0.10. 0.06 0.08 | 0.09 0.07 10.09.0411 | 10.45 020 0.29, ‚0.12, 0.14 0.20 0.12 | 0.17 0.22) 0.13 0.20 | 0.28 0.13 | 0.17 | 0.27. 0.12 | 0.14 | 0.17 ‚0.12 | 0.16 0.20 0.43 0.17. 0% 1.47 | 0.62 ‚0.80 1.12 1.85 ya 0.77 0.27 0.38 0.31 | 0.45 0.42 0.67 10.43 10.77 0.24 | 0.30 , 0.42 0.24 0.33 | 0.47 0.31 0.42 0.62 I: | on 26. nnonnom SE VII 0. vI1L.' 0.90 Dale la Te opNDNnNDeo ne DO ST EBD Eee vor nwnoon 113 a Donspnnn en PROSONDN nn amnamomme DO OO D DL NS OoOOoDO ANNOonanon PETE in ben TE [0 DT en n1oooananno Bere erz ? ooooounon seoNnNmnono onrbomnmoin EN ITS — bi Sp ao ROOD nom Ueber Grösse und Lage des Maximums der Wachsthumsintensität gibt folgende kleine Tabelle Auskunft : Entf. v. Scheitelp. Max. d. W.-I., 0.91 0.82 0.87 0.79 1.40 0.76 0.74 0.69 1.61 — 2.335 mm., ebenso 2.26— 3.26 „ 1.79— 2.59 „ 2.20—3.32 „ 1.54— 2.31 „ 442 —6.12 „ 2.70 — 3.65 3.34 — 4.64 9.35 — 3.35 mm. 136 ' E. Askenasy: Diese charakteristischen Unterschiede in der Vertheilung der Wachsthumsintensität können eine doppelte Ursache haben. Sie können veranlasst sein durch die Variabilität einzelner Individuen in Bezug auf diese Vertheilung, oder sie können durch äussere Einwirkungen bedingt sein. Wir werden in der That weiterhin ‚einen Fall kennen lernen, wo durch abnorme äussere Einflüsse der Längenzuwachs der jüngeren Stengelglieder im Verhältniss zu dem der älteren "stark be- einträchtigt wird, wodurch dann eine abnorme Vertheilung der Wachs- thumsintensität bewirkt wird. Um die Grenzen der individuellen Variation in Bezug auf die Vertheilung der Wachsthumsintensität fest- zustellen, müsste man Messungen \der Stengelglieder einer grösseren Anzahl von Pflanzen, die unter möglichst denselben äusseren Bedin- gungen erwachsen sind, ausführen. Es wäre dabei auch nothwendig, sich zu vergewissern, dass die Pflanzen, die man untersuchen will, sich in ganz gesundem und kräftigem Zustande befinden. Dies geschieht am besten dadurch, dass man, ehe man an die Bestimmung der Länge der Stengelglieder geht, erst das Gesammtlängenwachsthum des Stam- mes einige Tage hindurch beobachtet. Von den, diesem Aufsatz beigefügten Curvenzeichnungen beziehen sich mehrere auf die eben behandelten Pflanzen. Fig. 14 gibt eine Darstellung der grossen Periode eines Stengelgliedes von Myriophyl- lum verticillatum (II. der Tab. IX). Die zehnfachen Längen der auf- einander folgenden Glieder sind jeweils in einer Entfernung von 10 mm;, die also einem Plastochron entspricht, als Ordinaten aufgetragen. Fig. 6 und 7 sind eine graphische Darstellung der Vertheilung der Wachsthumsintensität im Stamm von Myriophyllum verticillatum (nach I. und I. von Tab: IX). Als Abseissen sind die Stengelglieder in zehnfach vergrössertem Maassstab unten gezeichnet und darauf die zugehörige Wachsthumsintensität mit 10 multiplieirt in mm. als Ordi- nate aufgetragen. (Vergl. die Erläuterung zu Fig. 1.) Bei Fig. 8 sind unten die Längen von je zwei Gliedern (in 10f. Maassstab) markirt, und darauf als Ordinate die Hälfte der Wachsthums- intensität, wie sie sich aus der Differenz jedes solchen Paares ergibt, mit 10 multiplieirt, in mm, als Ordinate aufgetragen (nach V von Tab. X). Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 137 Fig. 9 und 10 stellen die Vertheilung der Wachsthumsintensität von Hippuris vulgaris und Elodea canadensis dar; sie sind ganz . in demselben Maassstab gezeichnet wie Fig. 6 und 7. Aristolochia Sipho. (Siehe Tabelle XIII folgende Seite.) Der Stamm von Arzstolochia Sipho zeichnet sich dadurch aus, dass sein Längenwachsthum auf wenige Stengelglieder beschränkt ist. Da diese selbst aber eine beträchtliche Länge erreichen, so hat die Region des Stammes, innerhalb deren Längenwachsthum stattfindet, ebenfalls eine beträchtliche Länge (etwa 40 bis 50 cm). Aehnlich verhalten sich die meisten Schlingpflanzen. Die mitgetheilten Mes- sungsresultate ergeben eine ziemlich regelmässig verlaufende Aende- rung in der Wachsthumsintensität bei der einzelnen Pflanze, sowie eine befriedigende Uebereinstimmung in der Vertheilung derselben bei verschiedenen Individuen. Da die Stengelglieder an der Stelle des Stammes, wo im Durchschnitt die grösste Wachsthumsintensität sich findet, bereits ziemlich lang sind, so kann es nicht überraschen, dass die Lage des Stengelgliedes mit der stärksten Wachsthumsin- tensität bei verschiedenen Exemplaren ziemlich verschieden ist, wie sich aus nachfolgender Tabelle ergibt. | Max. d. W.-Int. Entf. v. Scheitelp. 1. 2.92 11.5 — 35.5 mm. I. 72 KaReT oe, II. 3.0 u 1, EV. 2.96 20.6 — 73.0 ,„ Vv. 4.38 5.5 — 20.0 ,„ VI: 3.65 12.2 — 46.0 ,„ v1. | 3.65 13.83 — 44.0 ,„, VIH. BEE 5.4 — 19.4 „ IX. 3.00 11.1 — 36.0 „ Wenn man von II absieht, ist die höchste Lage des Stengelglieds mit dem Maximum der Wachsthumsintensität = 4.6 — 12.1 mm., die niederste 20,6 — 73.0 mm. Zwischen 12.1 und 20.6 mm. vom 138 E. Askenasy: Tabelle XII. Aristolochia Sipho !). Y % j: 8 TIL. = | Läng. | Dit. | + | E. |[Läng.| Dit. | + | E. [Läng.| Die. |=# | .E. oO mm. mm. = | mm. mm. mm. > mm. mm. mm. > mm. Ss] 0.031 — | — 0.03] 0.05 °— | —| 0.05| 0.03 — | —| 0.03 ı| 0.10 0.07/0.70| 0.13] 0.07) 0.081.14 0.12] 0.12) 0.030.251 0.15 2| 0.17‘ 0.2011.18| 0.301 0.15! 0.181.201 0.27| 0.15 0.33|2.20| 0.30 3| 0.37) 0.461.24| 0.67| 0.33) 0.471.444 0.60) 0.48) 0.44|0.92| 0.78 4| 0.83] ı1.672.01| 1.50| 0.800 2.0 |25| 14| 0.92] 1.982.15| 1.70 5| 25| 5.012001 4201| .2.8| 202 72) 22| 29| 46 11.59] 46 6| 75 | 16.5 |2.20| 11.5 | 23.0 \115.0 15.0 | 27.2 | 7.5 | 22.5 |3.00| 12.1 7 | 24.0 | 70.0 12.92) 35.5 [138.0 | 96.0 0.7 |165.0 | 30.0 | 89.0 |2,96| 420 s| 94.0 126.0 |1.341129.5 [234.0 24.0 0.1 399.0 [119.0 | 89.0 |0.75 161.0 9 [220.0 | 45,0 |0.20/349.0 [258.0 | — | — | — [208.0 | 14.0 [0,07[369.0 10 $65.0 | 45.0 10.1761.0 1 — ae re II 4310,00 0 El — 1-1 - 13401 — 1-1 0 — Br - IV, N» VI. = [Läng. | Dift. 4 | E. [Läng. | Dit | | E. |[Läig.| Die |; | 8 I mm. | mm. 2 | mm. mm. mm. = | mm. mm. mm. = mm. See | ee os 0.03 — | —| 0.03 1| 0.07 0.030.43) 0.07| 0.08| .0.091.12) 0.11| 0.10| 0.080.380 0.13 2 0.101 0.09710.7 0.17| 0.17| 0.160.94| 0.28] 0.18| 0.2711.50) 0.31 3] 0.17) 0412.41| 0.34| 0.33] 0.89/2.70| 0.61] 0.45| 0.5211.16) 0.76 4| 0.58] 0.9211.55| 0.92] 1.22| 2.4812.03| 1.83] 0.97) 1.43]1.47| 1.73 54.1.5. 2.7 11:80)°.2.491 -8.7:1:10.812.991 5.551 2.24 58.2 237 72218 6| 42 | 9.8 |%33| 6.6 | 14.5 | 63.5 |4.38| 20.0 | 8.1 | 25.9 |3.26| 12.2 7| 14.0 | 38.0 |2.71| 20.6 | 78.0 | 99.0 |1.27| 98.0 | 34.0 |124.0 |3.65| 46.0 Ss | 52.0 \154.0 12.96 73.0 [177.0 | 34.0 |0.19]275.0 |158.0 | 74.0 0.47 204.0 9 [206.0 | 96.0 0.47279.0 [211.0 | 21.0 [0.10/486.0 [232.0 | 11.0 0.05 436.0 10 1302.0 |, — | — 1581.0 [282.0 | — | =, — 143.0 | 7.0.10.031679,0 1235.01 —- !'—| — — — ı —_ | — 500.1. — I —iT & VH. VIII, IX. S|Läng.| Dit. | | =. [Läne.| Die. || = |Läne|De|H| 8 = mm. mm. | = mm. mm. mm. = mm. mm. | mm. = mm. Al 0.05 — | — 0.051 0.02 — _ 0.02] 0.03) — — | 0.03 1 0.10) 0.1311.20| 0.15| 0.101 0.03|0.30| 0.12! 0.08| 0.101.253) 0.11 2| 0.23 0.421.861 0.38| 0.13 0.251.92| 0.25] 0.18] 0.3712.06/| 0.29 31 0.65 0.43/0.66° 1.03] 0.38) 1.122.95 0.63] 0.55 0.45 0.82) 0,74 4| 1.08 2.4212.24|. 2.11l .1.50| 1.7511.17|) 2.13| 1.00) 1:3511:35] 1.74 5 3.5 4.1. 134 229:6 3.25) 10.753.001 5.4 2.351 4.651.938 44 :6| 82 | 21.8 |2.66| 13.8 | 14.0 | 66.0 4.71) 19.4 | 7.0 | 18.0 2.57] 111 7 | 30.0 108.0 3.6 | 44.0 | 80.0 | 23.0 0.29] 99.0 | 25.0 | 75.0 3.00 - 36.0 8 |138.0 154.0 |1.12)182.0 |103.0 145.0 11.41/202.0 [100.0 106.0 1.06'136.0 9 o92.0 | — | — [474.0 [248.0 | — | — 470.0 1206.0 | — | — 342.0 10 971.0 16 se an 7 Ze er 2 ee IT. BEER un 22 Po er un a ie, = Een DE ee ı) Ich untersuchte Sprossen der Pflanze aus dem bot. Garten. in Heidelberg in Anfang Juli 1877. Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 139 Scheitel liegt also der Mittelpunkt für das Glied mit der grössten Wachsthumsintensität. Ich habe die Länge der erwachsenen Stengelglieder bei einer Anzahl Sprossen von Aristolochi« Sipho gemessen, zu einer Zeit, wo das Längenwachsthum derselben bereits vollständig erloschen war. Die nachstehende Tabelle enthält das Resultat dieser Messungen : Tabelle XIV. Aristolochia Stipho. Länge der erwachsenen Stengelglieder in mm. von unten nach oben gezählt. Astv.l. Glied. RS KIN. | Iv.|v. | vo. |vo.\vm|ıe.| x | x 1 er 28 | 52| 30|° 95| .25 a 2232| 24 28 2 |228| 97| 199| 2024| 150| 232| 99| 135| 115) 90| 75 3 | 254| 174 su 320| 272| 272| 161| 249| 206 226 |195 4 | 260| 165| 291| 343| 326| 290| 205| 243| 232| 252 295 5 |1.276| 154 293 | 310| 309 | 282| 265 | 251| 2836| 235223 6 | 2388| 164| 229| 327| 321) 178| 290| 238| 248) 252220 7 | 216! — | 176| 280| 248| 102| 195) .195| 171| — |200 8 | — | — |180| 244| 2576| 82| 165| 155| 154) — |207 9! — | — |! 187| 210| 262| 84: 2083| — | — | — 119 Be BOB Zeh ei — | — u Bu) = | 17183] 307.059, 1] — on 2|-|- |—- |-1309| #01— | —|—- | - | — 3|- | - | —|- | 226: 4| — 1 — | — |- I 14 .\— | —- I I1—- |)10| 831 -— |=| —- || — 5 | —-1- + —- |—- |- 44 - I —I1—- | —- | Mit Ausnahme von I bezeichnet bei allen andern 1 das erste (basale) Stengelglied eines jeden Astes. Man ersieht aus dieser Tabelle, dass ein jeder Ast mit kürzeren -Stengelgliedern beginnt, wobei namentlich das unterste basale Stengel- glied sich durch besondere Kürze auszeichnet. Dann folgen längere Stengelglieder, deren Länge ein Maximum erreicht, auf dem sie sich einige Zeit erhält, worauf sie weiter nach oben hin wieder abnimmt; früher oder später hört die Endknospe des Zweiges auf zu wachsen und vertrocknet. Bei VI. sieht man, dass die letztgebildeten Stengel- glieder im erwachsenen Zustande oft sehr kurz sind; bei diesem Zweige hatte das Längenwachsthum längst aufgehört. Man erkennt, 140 E. Askenasy : dass, wenn man diesen Umstand nicht beachtet, man aus der Messung eines solchen Exemplars ganz ‚falsche Schlüsse in Bezug auf die Vertheilung der Wachsthumsintensität ableiten könnte. Fig. 15 der beigefügten Tafeln ist eine graphische Darstellung der grossen Periode eines Gliedes von Anristolochia Sıpho. Dabei sind die Stengelglieder in natürlicher Grösse als Ordinaten aufgetragen. Ta- Galium I. u. II. =, EEE 7 A Hi mg ni 2 en Bei a ie Pre te = [Läng.|Dif.| = | E. |Läng. | Diff. | + E. |Läng. |Dif.| = |.E. Oo mm. mm. | = | mm. mm. mm. = mm. mm. mm. | = mn. | | | Frag S.| 0.04) — | — |, 0.04] 0.047 — | — | 0.05| 0.03) — | — | 0.8 1] 0.04 0.01 0.25, 0.08] 0.053/0.014| 0.26 | 0.10| 0.05) — | — | 0.08 2| 0.05 0.05 1.00. 0.13 0.067 0.008 0.12) 0.17] 0.05'0.04 |0.80 | 0.13 3| 0.10 | 0.10 1.00 | 0.23] 0.075 .0.055| 0.73 | 0.241 0.09 0.09 1.00 | 0.22 4| 0.20 0.35 /1.75, 0.43| 0.13 0.09 |0.69| 0.37| 0.18 0.74 4.11, 0.40 5| 0.55 12.45 4.45 | 0.98| 0.22 0.31 1.41) 0.59| 0.92 |4.28|4.65 1.32 6| 3.0 /7.0 12.33| 3.98] 0.53 10.74 |11.40| 1.12| 5.2 |8.8 |1.69| 6.5 710.0 ‚5.0 |0.50 13.98] 1.27 [2.93 |2.31| 2.39]140 |2.0 |0.14 |20.5 81150 |7.5 /0.50/29.0 | 42 |6.3 |/150| 6.6 [16.0 | — | — [36.5 9122.5 3.0 |0.13/515 [10.5 15.0 10.48/17.1 ]16.6 |0.5 10.08) — 10155 | — | — | — 155 120 10.131326 |165 | — | — | — IE Zr. ee er 5105,05 RR ee a1 Zn lag) Sr ea ee ger En N RE En a ee E IV. v. vı. = | Läng. | Dif.| = | E. [Läng.|Dit | 4 | E. | Läng.| Dit | Hl o mm. mm. = mm mm. mm. = mm. mm. | mm. | = mm. S.1 0.047) — | — | 0.05] 0.050 — | = | 0.05] 0.067) — | — | 0.07 1| 0.050 0.017 0.34 0.10| 0.041.0.09 0.22 | 0.09| 0.060 0.015|0.25 | 0.15 2 | 0.067.0.023 0.34 0.17 | 0.050 0.033) 0.66 , 0.14 | 0.075/0.025| 0.33 | 0.20 3| 0.09 0.09 1.00 | 0.26 | 0.083|0.057| 0.69 | 0.22] 0.10 /0.08 10.8 | 0.30 4| 0.18 0.35 11.94 | 0.44| 0.14 0.13 |0.93| 0.36| 0.18 0.20 |1.11| 0.48 5| 0.53 11.97 3.72) 0.97 | 0.27 0.31 |1.15| 0.63| 0.38 0.65 |1.71| 0.86 6125 5.5 |2.2 | 3.47| 0.58 10.67 |1.16| 1.21| 1.03 12.97 |2.88| 1.89 7|80 80 |10 |11.5 | 1.25 [3.45 |2.76| 2.46| 40 15.2 |1.30| 5.89 8116.0 | — | — 275 |47 |6.3 |134| 72 |92 43 /0.47)151 91157 |— | — | — [110 127 |0.25|182 |j135 12.2 1|0.16|286 10147 ı— | — | — 1137 |13 )0.09|31.9 {15.7 |0.8 | 0.05 144.3 111150 | — — | —. 1150 |10 10.071469 [165 | — | — | — 121160 | — | — | — 1160 05 10.03|629 115.5 |— | —| — is = 24 2 allen. Ks — ee ?) Ich untersuchte @alium Mollugo im Laufe des Monats October 1877, "Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 141 Fig. 5 ist eine Darstellung der Vertheilung der Wachsthumsin- tensität im Stamme von Aristolochia Sipho, nach Tabelle 13, I., V. und VII. Die Stengelglieder sind in natürlicher Grösse als Abseissen unten gezeichnet; in der Mitte eines jeden ist die zehnfache Wachs- thumsintensität in mm. als Ordinate angesetzt. belle XV. Mollugo }). 2 VII. VIII IX. = | Länge. |Dif.| < | E. |Läng. | Dif.| E. |Läng.|Dif.| = | E. S imm. mm. |! z mm. mm. \ mm. | > ı mm, mm. | mm. = | mm. | | | | | | S1 0.037] — | — |:0:04| 0.067) — | — | 0.07| 0.058) — :| — | 0.06 11.0.0506 — °— | 0.09] 0.050 0.025| 0.50 | 0.12] 0.050 — | — | 0.11 2| 0.045 0.017.0.38 | 0.14| 0.075.0.008 0.11) 0.19] 0.042.0.020 0.48 | 0.15 31 0.062.0.078 1.26. 0.20] 0.083.0.137 1.65 | 0.27| 0.062.0.030 0.48 | 0.21 4| 0.14 0.21 !1.50| 0.34| 0.22 0.41 |1.86| 0.49 | 0.092.0.088 0.96 | 0.30 5| 0.35 11.12 |3.20| 0.69| 0.63 11.77 |281| 1.12] 0.18 0.20 |1.11| 0.48 61 1.47 13.83 |261| 216124 15.1 1212| 3.52] 0.38 |0.72 |1.89| 0.86 7153 67 1126| 75 |75 165 \087 1110 !ı1 32 !291| 1.96 81120 0.5 0.041195 [140 35 |025 250 |43 52 |1.21| 63 9 [12.5 110 Be 32.0 117.5 35 [0201425 |95 135 10.371158 101135 05 /0.041455 B10 |— | —| — [130 3.2 |0.25|28.8 lo |- | -| - [85 ı— | —, — [162 0.8 0.05 |45.0 ea: 7) — 87 =) — 170, | ol ee I 85 | ee ee Er ET er i 2. ZT. XII =| Länge. |Dif.| < | E. | Länge. | Dif.| = | E. | Läng.| DIE | 4 | E. © mm. | mm. | = | mm mm. | mm. | = | mm. mm. | mm. | > mm. sn — |— |-| - [0050 — | “si 0.05] 0.067 — | —| 007 1l/ 0.070 — | — | 0.07] 0.050 0.008 016 01010060 — | -| 0m - 2] 0.050 .0.017.0.34 0.12| 0.058 0.020 0.34 | 0.16 | 0.050. 0.017 0.34 0.17 3: 0.067.0.053 0.79 0.19 0.078.0.092)1.18 0.24] 0.067 0.033/0.49| 0.24 4| 0.12 0.11 0.92) 0.31| 0.17 0.15 0.88. 0.41! 0.10 | 0.05 [0.50 0.34 5| 0.23 0.65 2.83) 0.54| 0.32 0.58 |1.81| 0.73| 0.15 | 0.15 11.00) 0.49 6| 0.88 3.02 3.55, 1.42| 0.90 2.10 |2.33, 1.63] 0.30 | 0.22 0.73] 0.79 7| 39 |6.6 11.69} 5.32] 3.0 15.7 1.9 | 4.63] 0:52 | 1.18 12.27) 1.3 81105. 13.7 10.351158 | 8.7 |40 |0.46 133 | 17 |6.5 13.82] 3.0 91142 | — | — 1300. [12.7 |25 :|0.20|26.0 | 82 j123 1.501112 101142 |— —| — [152 28 /0.18/412 [205 | 25 0.121317 11145 |— | —| — [80 | — | -- 192 930 | — | —1547 Ba Ze oo | — | — „2.0 ae 3B)42 |-|Ii-| —- | —|- | - | —- 27 ».— |-| — 13. RT Be PN EEE er erh. 1880 Sn 142 E. Askenasy: R XI. zIV. XV. = | Läng: |Dif.| 4 | E. |Läng. | Diff. | = E. | Läng. | Difl.| E. > mm. | mm. > | mm. mm. mm, > mm. mm. mm. = mm. | — /1— !-| — [0062 — | —| 0.06] 0.070 — | — | 0.07 11/1 0.103 — —| 0.10] 0.067) — | —| 0.13] 0.050 .0.017| 0.34 | 0.12 2| 0.0450.022.0.49 0.14| 0.050 0.025.0.50 0.18| 0.067 0.093 1.39 | 0.19 3] 0.067.0.043/0.64 0.21] 0.075) 0.0751.00 0.25] 0.16 0.19 i1.19| 0.35 4| 0.11 0.11 11.00. 0.32] 0.15 | 0.12 0.80 0.40 | 0.35 10.65 |1.86 | 0.70 5| 0.22 10.17 [0.77 0.54 | 0.27 | 0.35 11.22) 0.67| 1.0 134 |3.40| 1.70 6] 0.39 10.53 11.36| 0.931 0.6 | 0.8 1133| 127] 44 |5.8 11.09| 6.10 7| 0.92 11.28 11.39) 185| 14 | 3.7. |2.64|2.67110.2 [3.3 |0.32 | 16.30 81 22 13.9. 11.77 405 78.1- | 9.9 11:94 7.8 113.5. .2:5° 10.191 2980 9| 61 [6.6 11.08110.2° [15.0 110.0. |0.67/22.8 |16.0 12.0 |0.12|45.8 10|12.7 |3.3 10.261 22.9 950 | 5.7 1023478 1180 3.5 10.19) 63.8 11|16.0 13.0 [0.19] 38.9 [30.7 — | —|785 B15 |— | — | — 12] 19.0 11.5. |0.08| 57.9 126.0 — | 7) 120 |— | -|ı — 131205 | — | —| — 40 _ || - 235 ı—- | | — 141175 1 — !—|I — 19.0 — 1-1! —. B1.5 a XI, XIIL, XIV. und XV. waren kräftigere Sprossen. Galium Mollugo ist in Bezug auf das Wachsthum der Nitella ‚exilis ähnlich. Das Längenwachsthum findet in etwa S—10 Gliedern statt, in einem Theile des Stammes, der 20 —40 mm lang ist!). Die Sprossen von Galitum Mollugo zeigen in Bezug auf Länge und Durch- messer der Stengelglieder grosse Verschiedenheiten. Durchweg findet man, - dass die Aeste kürzere und dünnere Stengelglieder besitzen, als der Hauptstamm; bei den an den Aesten stehenden Zweigen zweiter Ordnung sind die Stengelglieder wiederum schwächer als bei den Aesten. Man tindet die kräftigsten Exemplare unter den Stämmen, die oben Blüthen tragen, während die mehr rasenartig wachsenden Triebe, die nach der Blüthezeit, also im Herbst und Winter allein vorhanden sind, übrigens auch zu jeder Zeit vorkommen, kürzere und dünnere Stengelglieder besitzen. Wir haben die Triebe der letzteren Art bei unseren Messungen benutzt; auch sie zeigen viele Abstufungen in Bezug auf Länge und Dicke der Glieder. Wir geben hier noch einige Messungen erwachsener Stengelglieder einiger kräftiger Sprossen von Galium Mollugo. 1) Dies gilt'nur für die untersuchten Exemplare. Bei sehr kräftigen Sprossen ist die wachsthumsfähige Region beträchtlich länger. ve - Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 143 Tabelle XVI. Tabelle über die Länge (in mm.) der erwachsenen Internodien von Galium Mollugo. V. unten | Sch | Ast von I. | Ast von I. Ast von IV. . oben gez. I II. | BRHrK IWG , VI. VI; Glied. | f zue samen b 1 | 50.0 |b. 36.0 |b. 25.0 55.0 |b. 49.0 42.0 3, 2 | 46.5 | 20.5 | 20.0 | 53.0 | 35.0 | 32.0 | 51.5 3 48.5 19.0 27.0 47.0 26.5 |: 355 48.5 ‚4 50.5 24.5.7 22.0 56.5 18.5 38.0 43.5 5 46.0 23.3764 18.0 44.5 18.0 38.5 34.0 6 39.0 18.0 12.5 38.5 26.0 34.5 24.0 7 32.0 11.5 wächst 36.5 24.0 26.5 20.0 8 36.0 wächst | BEerLet: 25.5 13.5 23.0 | 24.0 9 | Weiteres | weiter. 23.0 4.5 13:98 |. 270 10 | Insecten 21.5 wächst 3.5 20.5 11 zerstört. 16.0 WPueR wächst 15.0 12 14.0 weiter. 10.5 13 4.0 3.5 | wächst wächst weiter, weiter. oberste In- ternodien | schwächer. Mit b. ist das basale Stengelglied bezeichnet. Man erkennt aus dieser Tabelle, dass bei alten Sprossen die Länge der erwachsenen Glieder von unten nach oben abnimmt. Bei den Aesten sind die untersten Glieder die längsten; nach oben nimmt die Länge ab. Das basale, unterste Glied ist hier im Gegensatz zu Aristolochia Sipho das längste. ') Wenn wir die obige Tabelle 15 näher betrachten, so finden wir in den zahlreichen von uns untersuchten Exemplaren eine gewisse Ueber- einstimmung in Bezug auf die Vertheilung der Wachsthumsintensität, daneben sehen wir aber auch hier ein bald rascheres bald langsameres Ansteigen der Länge der Stengelglieder und finden dem entsprechend für verschiedene Individuen in derselben Entfernung vom Scheitelpunkt ziemliche Abweichungen in der Grösse der Wachsthumsintensität. Dies geht noch deutlicher aus nachfolgender Tabelle über die Länge der Glieder der von uns gemessenen Exemplare hervor. In Be- zug auf die etiolirten Pflanzen verweisen wir auf das weiter unten Gesagte. ') Diesist indessen nur bei den weiter oben am Stengel stehenden Aesten der Fall. E. 144 Askenasy: Tabelle XVII. Galium Mollugo, Länge der Glieder in mm. 3a Tee Ne. | Sa. I. | 0.04 0.05| 0.10 0.20) 0.55| 3.00110.00| 15.0 22.5 25.5 — | — 11. 10.05! 0.07| 0.08 0.13! 0.22] 0.53| 1.27) 4.2 10.5 15.5| 17.51 18.0 III. 10.05] 0.05| 0.09) 0.18) 0.92) 5.20 14.00| 16.0 16.0 16.0 — — IV. 0.05 0.07! 0.09) 0.18 0.53| 2.50| 8.001 16.0 15.7 14.7, 15.0 16.0 v. 10.04] 0.05! 0.08: 0.14| 0.27 0.58| 1.25) 4.7 11.0 13.7| 15.0) 16.0 VI. - | 0.06 0.07) 0.10 0.18| 0.38) 1.03) 4.00) 9.2 13.5 15.7| 16.5 15.5 VII |0.05| 0.05) 0.06| 0.14| 0.35) 1.47| 5.30 12.0| 12.5 13.5) 14.0) 14.2 vıll. |0.05| 0.07| 0.08 0.22| 0.63 2.40) 7.50] 14.0 17.5 21.0) 18.5 18.7 IX. | 0.051 0.041 0.06 0.09 0.18 0.38 1.10 4.3) 9.5: 13.0) 16.2| 17.0 Me — 10.051 0.07 0.12) 0.23 0.88, 3.90) 10.5 14.2 14.2) 14.5) 14.5 XI. 10.051 0.06| 0.08| 0.17| 0.32) 0.90) 3.00] 8.7 12.7 15.2] 18.0) 14.0 X11. - | 0.05| 0.05! 0.07| 0.10) 0.15| 0.30] 0.52] 1.7 8.2 20.5] 23.0] 22.0 XIII — 0.051 0.07| 0.11 0.22) 0.59 0.92| 2.2| 6.1) 12.7| 16.0) 19.0 XIV. 10.07) 0.05! 0.07| 0.15 0.27| 0.60| 1.40) 5.1 15.0 25.0) 30.7 26.0 XV. 0.05 0.07| 0.16 0.35 1.0 | 4.40 10.20| 13.5 16.0 18.0] 21.5 22.0 I. a. 0.06| 0.08| 0.12) 0.16| 0.28 0.53, 2.80 13.5 30.5! 26.7| 22.0 17.5 An II. a. 0.05 0.07 0.10 0.18 0.34 1.33) 6.60 17.5 23.2| 22.0 17.5 10. 'oljgtiotinte Ill. a. — |0.05| 0.08! 0.13! 0.25! 0.55) 4.5 | 28.5! 30.7) 21.5! 20.5) 22. S s. Tab. iv. a.| — |0.07| 0.12) 0.28] 2.07] 25.5183.5 | 25.7| 20.5|12.5|10.5| — ! 3° Wir wollen hier noch eine Tabelle über die Lage desjenigen Stengelgliedes, das die grösste Wachsthumsintensität zeigt und den Betrag der letzteren beifügen. Grösse der W.-1. 4.45 2.31 4.69 3.72 2.76 2.88 3.20 2.81 2.91 3:55 2.33 3.82 177 2.64 3.40 Entf: v. 0.43 — 1.12 0.40 0.44 1.21 0.86 0.34 0.49 0.86 0.54 0.73 1.30 1.85 1,97 0.70 1.32 — 4.00 — — 1.40 Scheitelp. 0.98 mm. 2.39 I) ” 0.97%, 2.46 189 © 0.69 „ RR 1.965, 1.42 1.63 3.0000 höchste Lage, tiefste Lage, Vertheilang der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 145 Ich habe einige Versuche über das Wachsthum etiolirter Sprossen von Galium Mollugo angestellt. Es wurden dazu Stöcke der Pflanzen im Freien ausgegraben, in Töpfe gesetzt und dann in einen dunkeln Raum gebracht. Ich benutzte dazu einen eisernen Kasten, der in einem geheizten Zimmer stand. Die Temperatur im Kasten war ziem- lich gleichförmig und schwankte nur zwischen 11—14° R. Ich be- absichtigte bei meinen Versuchen die absolute Dauer eines Plastochrons unter den angegebenen Bedingungen zu bestimmen und die Verthei- lung der Wachsthumsintensität an etiolirten Sprossen zu. ermitteln. ‚ Zu dem ersten Zweck wurde an kräftigen etiolirten Sprossen von Pflanzen, die sich schon S— 10 Tage im Dunkeln befanden, der Längenzuwachs der Stengelglieder für je 24 Stunden ermittelt. Ein bereits völlig erwachsenes Glied, wurde als 1 bezeichnet und dann die Länge aller darüber befindlichen Glieder des Sprosses nach je 24 Stunden gemessen. Die jüngsten Glieder konnten erst gemessen werden, wenn sie eine Länge von 1—2 mm. besassen. Die Resultate dieses Versuchs sind in den nachfolgenden Tabellen enthalten. (Siehe Tabelle XVIII Seite 147, Tabelle XIX Seite 148 u. 149.) Aus diesen Tabellen ergibt sich die Dauer des Plastochrons für etiolirte Pflanzen von Galium Mollugo bei 12—14° zu durch- schnittlich 48 Stunden. Innerhalb dieses Zeitraums kehrt nämlich dieselbe Anordnung der Länge der aufeinander folgenden Stengel- glieder wieder. So sehen wir Tabelle 18 bei I., dass am 25. November - die von oben nach unten aufeinander folgenden Stengelglieder 4, 3 und 2 folgende Längen in mm. hatten: 3.0—12.5—20.0, am 27. November waren die Längen der Glieder 5, 4 und 3 = 2.5 — 13.2 — 24.7 und am 29. November die der Glieder 6, 5und4 = 2.5 —13.3— 530.5. Man sieht, dass nach je zweimal 24 Stunden die Anordnung der Längen nahezu dieselbe ist, namentlich, weun man die fortgehende Steigerung der Länge der Glieder im Dunkeln mit in Betracht zieht. Die zu diesem Versuche benutzten Sprossen hatten an ihrem unteren, im Licht erwachsenen Theile, sehr kurze Glieder von 10 —12 mm. Länge (vergl. Tabelle 20). Nachdem sie in's Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie LI. 10 146 E. Askenasy:: Dunkle gebracht worden waren, nahm die Länge der erwachsenen Glieder schrittweise zu und erreichte im Maximum 30mm., also das. dreifache der Länge im normalen Zustande. Der 2. Versuch (Tab. 19) sollte auch über den Verlauf des Wachsthums bei niederer Temperatur (5—8° R.) Aufschluss geben; er kann nicht als gelungen bezeichnet werden, weil bei den meisten Exemplaren während des Versuchs ein starkes Nachlassen des Längen- wachsthums eintrat, so dass die Pflanzen bei dem späteren Wieder- versetzen in eine Temperatur von 12—14° R. nicht mehr das frühere Mass des täglichen Längenzuwachses zeigten. Dagegen ist dieser Ver- such wohl geeignet, die Veränderungen zu zeigen, die in dem Längen- wachsthum der Sprossen bei längerem Verweilen im Dunkeln eintreten. In diesem Fall erfolgt zunächst eine Verringerung des gesammten täglichen Längenzuwachses. Ausserdem beobachtet man aber immer eine sehr merkwürdige Veränderung in der Vertheilung der Wachs- thumsintensität, und dem entsprechend in der Anordnung der Länge, der auf einander folgenden Glieder. Während das Wachsthum der älteren Glieder fortdauert und nur mässig beeinträchtigt wird, wachsen die jüngeren Internodien weit schwächer, als sie normaler Weise wachsen sollten, oder ihr Wachsthum steht auch ganz still. So ergiebt sich eine ganz andere Vertheilung der Wachsthumsintensität, wie dies nachstehende Tabelle über die Länge der Stengelglieder von 4 etio- lirten Sprossen beweist. (Man vergleiche auch die vier letzten Zeilen von Tab. 17.) (Siehe Tabelle XX Seite 150.) Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 147 Tabelle XVII. Versuch über das Wachsthum von etiolirtem Galum Mollugo im Dunkeln bei 12—14° R. Temperatur. 1. Länge in mm. Zuwachs in 24 St. in mm. bis November. November. nn EEE EEE ___ eeeEmEEEEB Tr Se GI. - 235. SEESRan..: 28. 29.730. Here 28,099: 30, KITTS HUT _ == _ —_ — —_ — _ 27 520 04 21.23 31:57 21,58 = _ 12 03 — _ — =.2522027 247 37.267 — Hi #5 :20 — —_ 4 027700 13.2° 2357 7805: #0. 62 105. 685 — 5 _ 752 22:5,7605.13.3.,,— _ 1.0 ER 6 _ — — — 250 — 2 u — == _ Ges.-Zuw. in 24 St.: 12.9 12.0 16.0 14.1 — II. 1 Es 5) Ar Ey ge —_ — a 2 em e in 4 DE 92197 24.5725.072522 252, 3.5.0.9,20227 = — 3 57 .10402244 229073027 302 en Ar a 4 20 45 95 17.2 282 32.0 29 29:02 7.40 61.02 3:8 5 — _ 1240 2,4.000.8.35599 — — nr, 95:7 043,%0. 6 E —— — _ NT — —_ _ — 0.2 Ges.-Zuw. in 24 St.: 14.1 132 145 165 49 III. 1 9 95 — _ = — = _ — -- - 27165. 1127172, — _ — | == _ — 1422 195,7250. 12158 21.7 = 53577050 4 3005272.07212:102 18.0222.3:7235 4.07 502 2.64..2.30%7 1.2 5 — POSEII5X HE 180 u a a He ln 6 — _ — _ 3.0226:6 _ —_ —_ — 3.6 7 — _— — _ _ 1.2 _ — _ _ _ Ges.-Zuw. in 24 St.: 10.0 80 104 96 113 iv. 1. °10,5: 11,0%, — _ —_ _ 05 — —_ _ _ 2= 17.3 18.2718:5,.185 — _ 0.27.03: — - - e#119.:182, 92.7 .24.8°.250: -— 6.4. 45, 725.202, — 4 30: 57.10.5160 210 — 21 - 4.83%. 5:17 He 5 —_ 0022700 — — 1272.1,87.20 0 6 E= _ —_ 1.672716 7, — _ _ -— _ _ Ges.-Zuw. in 24 St.: 106 10.8 94 172 — V. 1,51205-14.9;" = — — —_ 02 °— _ _ — DR 22052 917. 22.0. 22.05, — 1.2.5030 — _ _ 5200. 313T 1952050028 27,.207 513.8 1200 4 OB 02% 1E001907782 2:75 135 a8 Ale D _ _ Lt 0 — — Lu 225 6 _ _ _ _ A 222 — _ _ -— 0,5 Ges.-Zuw. in 24 St.: 88 76. 63 72 65 Askenasy: 4 « 4r 148 a 9%. Versuch über das Wachsthum von Vom. 30. Nov. — 4. Dec. bei 132 — 14° R. am: Glieder 6— 8 R. 2 U Länge der 12 — 14° R. 12 — 14° R. nn Dee. Dec. Dec. , Nov, Gl. -30. 9. 10. 11. 12. 14. (388) 8. > 1. u al Kinn Biakle) Zul. ao onNn- mnoa Ss] | mar um ln Harn Diade) IV. We mm O0 aQmca ar Han uHıd . . ed 149 Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. } belle XIX. etiolirttem Galium Mollugo im Dunkeln. Vom 4—10. Dec. bei 6— 8’ R. Zuwachs der Glieder in 24 St. bis: 6— 8" R. 12 — 14 R. 12 — 140 R. — | TE [U uunggiiismee -— —mnnn Dec. Dec. Dee. (36°8t.) Are | | |Ss-Äs ann | I1S5%© Sana a Pe AR |Ilass geltch., IIlsass Tee: il Erg Ho BIER | ISas | ME | lAss | Se teRte) |Ser-- | anr san || an lem || 16.1 15.2 17.1 44 43 6.0 6.5 6.7 6.2 42 43 19 3.2 Zuw. in 24 St.: II. 10.6 114 82 2.3 0.8 1.2 19 14 09 02 47 23 33 Zuw. in 24 St.: LIE. Zuw. in 24 St.: 10.6 17.5 12.6 45 3.2 3.0 4.0 4.4 4.8 2.5 10.5 8.4 13.8 IV. 2 D. 12 1. 1.745 53 2.2 15.38 16.5 12.1 412,7 42 34 3,6 2.5 Zuw. in 24 St.: 150 E. Askenasy: Tabelle XX. Galium Mollugo etiolirt. | I. Gemessen am 29. November. II. Gemessen am 30. November. 3 (I. vom Vers. Tab. 18.) (III. vom Vers. Tab. 18.) = FT j Entf. m ] Entf. > Länge. | Differ. | w,_int. | Y- Sch.| Länge. | Differ. W.-Int. | ” Seb. mm. mm. mm. mm. mm. mm. SAD DES | _ 0.08 | 0.00) = 007 1 0.062 , 0.021 | 0.34 0.15 0.050 0.025 0.50 0.12 2 0.083 | 0.037 | 0.45 | 0.23 0.075 ı 0.025 | 0.33 0.19 3 0.12 0.04 0.33 | 0.35 0.100 | 0.08 0.80 0.29 4 0.16 | 0.12 0.79. 1.2051 0.18 | 0.16 0.89 0.47 5 0:28..17.0.25.17. 0.897 1.7.0.79 0.34 | 0.99 2.91 0.81 6 0:537.,7.827 4852,82 1:33 5.27 3.96 2.14 7 UT Kepler 6.6 10.9 1.65 8.7 Sr nl3.5r E70 1.26 17.6 17.5 5. 0.33 | 26.2 9721730:.52 12 — 48.1 2 == 49.4 10 | 26.7 — —- — 20 | — — — 119,229 u — I En — 12 1175 (etiolirt.) — _ 10.0 (etw. etiol.) — = 13 9.0 =... — 8.0 _— | — — 14 | 10.5 u 375 9.0 le — 1524 711.7 11.7 I — 16 113.5 — I _ 2 0 By BE nn — — 17 eo) re el re — | | 0 — —_ III. Gemessen am 14. December. | IV. Gemessen am 14. December. 3 Ueber 4 Wochen im Dunkeln. Ueber 4 Wochen im Dunkeln, = Entf. ; Entf. © Länge. | Differ. W.-Int. | *; Sch.| Länge. Difter. a Sch. mm. mm. mm. mm. mm mm. | | Sy a a a ae ROAD 0 | Do 210 2 0.045 ' 0.038 | 0.84 0.15 0.067 | 0.050 | 0.7 0.16 3 0.083 | 0.047 | 0.57 0.23 0:117.4 :0,163 1° 1.39 0.28 4 0.13 0.12 0.92 0.36 0.38 7.1.79, 126.02 0.56 5 0.25 0.30 1.20 0.61 2.07 712343 | 11.3 7] 2.68 6 0.55 3.95 7.18 1:16..02552 2280 0.31. | 281 7 4.5 24.0 5.33 | 5.66 | 33.5 — 201.010 8 128.5 22 1.0.08 134.16 157 | — en 911307 u = a a = 10 | 215, a — 4 1,18.0° 1 ee 11 | 20.5 — —_ — 10.5 (etw.etiol.) — == 1270222 a — San — — 13 122.2 A nu. > a m | _ 14 | 14.2 (etiolirt.) — _ = = — — 15 AR pe — — == — _ 16 8.0 a _ —- — —_ _ 17 8.5 _ — _ — - —— — 18 alılaa, _ u — = —_ == i Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 151 Die mit etiolirt bezeichneten Stengelglieder sind die ersten, die durch abweichende Färbung die Einwirkung der Lichtentziehung er- kennen lassen. Man sieht aus der Tab. 20, dass die beiden ersten Sprossen I und II, die noch in der Vollkraft ihres Wachsthums ab- geschnitten und gemessen wurden, sich in der Vertheilung der Wachs- thumsintensität von normalen am Lichte erwachsenen wesentlich nur darin unterscheiden, dass ihre Glieder, nachdem sie die Grösse er- wachsener am Lichte gebildeter erlangt haben, noch fortfahren zu wachsen, bis sie die Länge erreicht haben, die für den etiolirten Zustand characteristisch ist. Die Wachsthumsintensität der jüngeren Stengelglieder zeigt keinen characteristischen Unterschied gegen die der im Lichte wachsenden Sprossen. Man- kann daraus schliessen, dass die Einwirkung des Lichtes auf das Wachsthum sich erst fühl- bar macht, wenn die Glieder eine gewisse Länge erreicht haben. Dagegen weicht die Anordnung der Wachsthumsintensität bei den Sprossen III u. IV, die viel länger im Dunkeln verblieben waren, sehr stark von derjenigen normaler Pflanzen ab; wie dies nach dem früher bemerkten auch zu erwarten war. Wenn nämlich die jüngeren Stengelglieder im Längenwachsthum gegen die älteren zurückbleiben, "so muss nothwendigerweise die Stelle der stärksten Wachsthumsinten- sität stark gegen die Spitze des Stammes hin verschoben werden und diese zugleich eine abnorme Grösse erreichen. Die Zahlen für die Wachsthumsintensität bei III und IV dürfen übrigens nicht als eine wirkliche Darstellung der Zuwachsgrössen der zugehörigen Glieder angesehen werden, da nicht anzunehmen ist, dass diese Sprossen noch längere Zeit fortgewachsen wären, ihr Wachsthum vielmehr augenscheinlich im Erlöschen begriffen war. Diese abnorme Art des Längenwachsthums kann nicht eine directe Folge des Lichtmangels sein, denn auch die Sprossen I u. II waren vollständig etiolirt; alle ihre noch im Wachsthum begriffenen Glieder waren im Dunkeln gebildet. Ich glaube vielmehr, dass diese Abnor- mität durch die ungenügende Zufuhr von Nährstoffen veranlasst wird, die bei einem längeren Aufenthalt im Dunkeln nothwendig eintreten‘ muss, und ich schliesse daraus, dass wenn einem wachsenden Spross 152 E. Askenasy: eine ungenügende Menge von Nährstoffen zugeführt wird, die älteren noch wachsenden Stengelglieder diese für sich in Anspruch nehmen, so dass für die jüngeren nichts oder nicht genug übrig bleibt und diese demnach in ihrem Wachsthum gehindert werden. Folgende Figuren der Curventafeln beziehen sich "auf Galium Mollugo. Fig. 16 giebt eine graphische Darstellung der grossen Periode eines Gliedes nach dem Exemplar XI der Tab. 15. Die Länge der Glieder ist zehnfach vergrössert. Fig. 13 stellt in demselben Massstab die grosse Periode eines etiolirten Sprosses (nach I, Tab. 20) dar. Fig. 3 ist die graphische Darstellung der Vertheilung der Wachs- thumsintensität im Stamme nach den Exemplaren VII, IV und I der Tab. 15. Unten sind die Stengelglieder in zehnfacher Vergrösserung aufgetragen, darauf der zehnfache Werth der Wachsthumsintensität als Ordinate in mm. construirt. Vergl. die Erläuterung zu Fig. 1. Unten ist auch noch die Länge der Glieder vom Exemplar III, Tab. 15 verzeichnet, nicht aber die zugehörige Curve der Wachsthumsintensität. Fig. 4 stellt in derselben Weise und nach demselben Massstab die Vertheilung der Wachsthumsintensität in den etiolirten Sprossen I u. H der Tab. 20 dar. Da die Wurzeln der Gefässpflanzen einem sehr einfachen Wachs- thumstypus angehören, und ihr Wachsthum wohl bisher am meisten und genauesten untersucht worden ist, so wäre es sehr interessant ge- wesen, auch bei ihnen die Vertheilung der Wachsthumsintensität nach der in diesem Aufsatz dargelegten Methode zu bestimmen. Ich glaubte ein passendes Object hierzu an den Wurzeln von Zea Mais gefunden zu haben; hier lassen sich nämlich die Ursprungszellen der grossen Gefässe (g. g. in Sachs Lehrb. Fig. 122, S. 166), die übrigens an Keimwurzeln von Zea Mais.bis weit in die älteren Theile der Wurzel hinauf dünnwandig und mit Saft erfüllt bleiben, bis nahe an den Ve- ED ra RR ENG Tea . r “ Br; en ! e Vertheilung der Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen. 153 getationspunkt verfolgen. Man konnte meinen, dass durch Messung der Längen dieser Zellen die Anordnung der Wachsthumsintensität der Maiswurzel nach unserer Methode bestimmt werden könnte. Es ergab sich jedoch aus einer Anzahl Messungen an mehreren Keimwurzeln, dass diese Zellen von der Spitze der Wurzel ab nach ‚oben zwar an Länge fortdauernd zunehmen, diese Zunahme aber nicht stetig und regelmässig, sondern öfter in unregelmässigen Sprüngen erfolgt, so dass ich annehmen muss, dass diese Zellen, wenn sie an- gelegt werden, (d. h. aufhören sich zu theilen) eine ungleiche Länge oder auch eine ungleiche Wachsthumsenergie besitzen, ihnen somit eines der Erfordernisse abgeht, die bei Anwendung unserer Methode vorausgesetzt werden müssen. Es ist aber wohl möglich, dass man bei andern Wurzeln Zellen finden wird, die zu dem erwähnten Zwecke besser geeignet sind. - 1 le I 154 E. Cohen: Ueber den Meteoriten von Zsadäny, Temesvar Comitat, Banat. Von E. Cohen. Von Herrn Dr. A. Babesiu erhielt ich ein Stück des am 31. März 1875 zu Zsadäny im Temesvar Comitat, Danat gefallenen Meteoriten mit der Bitte, denselben einer mikroskopischen Untersuchung zu unterziehen. Zugleich übergab mir derselbe freundlichst etwa , Gramm des von den Erzen vollständig befreiten Silicatgemenges, so dass ich in den Stand gesetzt war, auf chemischem Wege die Resul- tate der mikroskopischen Untersuchung zu controliren und zu er- gänzen. Ueber die Methode, nach welcher die Trennung der- Silicate und der Erze ausgeführt wurde, wird Herr Dr. Babesiu einer schrift- lichen Mittheilung gemäss seiner Zeit berichten. Die Oberfläche des Meteoriten bildet, soweit dieselbe noch vor- handen ist, eine zusammenhängende bräunlichschwarze Schmelzrinde von’ etwa Y, bis /, Millimeter Dicke, welche scharf begränzt erscheint und nirgends in das Innere des Steins eindringt. Auf einer ange- schliffenen Fläche erkennt man, dass Nickeleisen und die später be- schriebenen Kugeln nicht mit eingeschmolzen sind. Daher erheben sich auch über dem matten, durch zahlreiche feine Knötchen rauhen Grund der Rinde grössere Knoten mit schimmerndem Glanze; sie werden augenscheinlich durch metallische Verbindungen hervorgerufen, die nur schwach an ihrer Oberfläche verändert sind. Von einer Riefung oder von Sprüngen ist auf der Kruste nichts wahrzunehmen. Nach alledem Ueber den Meteoriten von Zsadäny. 155 scheint sie einer verhältnissmässig nicht allzu hohen Temperatur ihre Entstehung zu verdanken. An dem Bruchstück waren noch drei grössere Flächen erhalten, von denen zwei unter stumpfem Winkel zusammen- stiessen ; die dritte, an einer Seite eingedrückte, bildete mit den anderen spitze Winkel. Die eine der Bruchflächen besass demgemäss eine spitz keilförmige Gestalt, die andere hatte etwa die Form einer nach der kürzeren Diagonale durchschnittenen flachen Ellipse. Alle natür- lichen Kanten waren vollkommen abgerundet. Makroskopisch erkennt man die folgenden Bestandtheile: 1. Eine feinkrystallinische lichtgraue Grundmasse. Nur vereinzelt treten aus ihr grössere Körner mit muschligem Bruch und Glasglanz hervor; die meisten sind wasserklar, einige wenige honiggelb. 2. Körner von der Farbe des Magnetkies (Troilit?) und Körner oder Blättchen von Nickeleisen. Auf einer angeschliffenen Fläche erscheint letzteres reichlicher und in grösseren Partien vorhanden, als auf der Bruchfläche, und die Umrisse sind höchst unregelmässig zer- hackt. Es rührt dies wohl von der mechanischen Wirkung beim Schleifen her, durch welche die feinen Partikel gleichsam ausgewalzt werden. Das Eisen ist gewöhnlich von Rostflecken umgeben, die secundärer Entstehung sein müssen, da ursprüngliches freies Eisenoxyd zusammen mit metallischem Eisen in Meteoriten jedenfalls nicht vor- kommen kann. Die metallischen Verbindungen nehmen mehr ihrem Volumen, als ihrer Zahl nach untergeordneten Antheil an der Zu- sammensetzung des Meteoriten. 3. Zahlreiche dunkelgraue krystallinische Kugeln mit rauher Ober- fläche und schwach fettartigem Glanze auf dem Bruch; erst nach längerem Glühen vor dem Gebläse liessen sich einige an der Oberfläche unvollkommen schmelzen, wobei sie rissig wurden und ein schlackiges- Aussehen erhielten. Auf der angeschliffenen Fläche besitzen sie meist rundliche, seltener elliptische Umrisse, vereinzelt auch die Gestalt einer nach der längeren Axe getheilten Ellipse. Ihre durchschnittliche Grösse beträgt kaum "/, Millim.; doch fand sich eine Kugel mit einem Durchmesser von 3", Millim. Hie und da kann man schon mit scharfer Lupe eine excentrisch strahlige oder verworren strahlige Struc- 156 ; E. Cohen: tur erkennen. Aus der Bruchfläche des Meteoriten ragen die Kugeln fast alle unverletzt hervor und bekunden dadurch ein sehr festes Ge- füge; auch gelingt es leicht, sie aus der Grundmasse herauszulösen. Dünnschliffe liessen sich nur mit besonderer Sorgfalt herstellen und wurden nicht hinreichend durchsichtig, um an allen Stellen eine sichere Bestimmung zu gestatten. Nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung sind besonders zwei Arten von Kugeln zu unterscheiden. Die eine besteht aus schmalen Säulen eines rhombischen Minerals, welches man für ein enstatitartiges halten muss. Zuweilen kann man eine doppelte Theilbarkeit beobachten : eine vollkommnere parallel der Längsrichtung und eine weniger voll- kommene senkrecht zu ersterer, welche aber wohl nicht als Spaltung, sondern als Absonderung aufzufassen ist. Mit beiden fallen die Haupt- schwingungsrichtungen zusammen. Ausser wenigen winzigen Poren. wurden keine Einschlüsse wahrgenommen. Zwischen den schmalen Leisten oder auf breiteren Spalten liegt eine trübe Substanz, von welcher sich nicht entscheiden lässt, ob sie ein Zersetzungsprodukt ist, oder sich von aussen eingedrängt hat. Bezüglich ihrer Structur zeigen diese Kugeln ähnliche Mannigfaltigkeiten, wie sie von Tschermak'!) und Drasche?) aus den Meteoriten von Gopalpur und Lance ab- gebildet wurden. Einige sind regelmässig excentrisch strahlig, andere verworren strahlig; wiederum andere von oblonger Gestalt bestehen aus kurzstengligen, parallel angeordneten Individuen. Eine Kugel zerfällt in zwei gleiche Hälften, deren eine excentrisch strahlig, die andere parallel stenglig struirt ist, so dass die Säulen etwa unter 45 Grad auf einander stossen. Einige aus sehr kleinen rhombischen Tafeln zusammengesetzte Kugelschnitte scheinen ebenfalls aus dem enstatitartigen Mineral zu bestehen, welches hier senkrecht zur Längs- ausdehnung getroffen wurde. !) Die Meteoriten von Shergotty und Gopalpur. Sitz.-Ber, d. k. Akad. der Wiss. zu Wien LXV. Febr. 1872. 2?) Ueber den Meteoriten von Lance. Tsehermak, Mineralog. Mittb, 1875. Heft 1. Die meisten der auf Tf. IV. gegebenen Abbildungen liessen sich für den vorliegenden Meteoriten reproduciren, Ueber den Meteoriten von Zsadäny, 157 Die anscheinend grössere Hälfte der Kugeln ist gröber struirt, als die soeben beschriebenen. und erweist sich als ein Aggregat farbloser runder oder eckiger Körner, die ebenfalls durch eine trübe Substanz getrennt werden. Die lebhaften rothen oder grünen Interferenzfarben, die rauhe Schlifffläche, das Fehlen von Spältungsdurchgängen und der Vergleich mit grösseren Individuen in der Grundmasse lassen die Be- stimmung als Olivin sicher erscheinen. Die Grösse der Körner ist zu- weilen eine so gleichartige, ihre Vertheilung eine so regelmässige, dass man passend den von Drasche gemachten Vergleich mit einem „facettirten Fliegenauge‘‘ wählen kann. Nur durch ein Exemplar vertreten fand ich eine Kugel, die im gewöhnlichen Licht und bei nicht allzu starker Vergrösserung aus einem einheitlichen wasserklaren Mineral zu bestehen scheint mit einigen Poren und opaken Körnchen. Erst im polarisirten Licht erkennt man an der zarten Aggregatpolarisation die feine verworren fasrige Structur. Von dem enstatitartigen Mineral unterscheidet sich das vorliegende unverkennbar, ohne dass es möglich wäre, auch nur eine Vermuthung über seine Natur zu äussern. Viele Kugeln treten besonders scharf hervor und zwar bald durch einen Hof von Eisenoxydhydrat, bald durch einen Kranz feiner opaker Körnchen, bald durch eine schmale lichte Zone, welche letztere sich aus winzigen, optisch verschieden orientirten, farblosen Körnern zu- sammensetzt. Metallische Einschlüsse sind in den meisten Kugeln spärlich vorhanden oder fehlen ganz, und nur in wenigen treten sie reichlich auf. Aus den beiden erwähnten Mineralien — einem farblosen rhom- bischen Pyroxen und Olivin — setzt sich auch der grösste Theil der Grundmasse zusammen; nur treten dieselben hier häufig in erheblich grösseren Individuen auf), so dass sie öfters eine sichere Bestimmung zulassen. Am Ölivin kann man sogar — wenn auch selten — einzelne Flächen beobachten. An Einschlüssen sind beide arm: im meist trüben 1) Tschermak hebt (l. e. $S. 20) für den Meteoriten von Gopalpur gerade die umgekehrten Grössenverhältnisse der Krystallfragmente in den Kugeln und in der Grundmasse heıvor. 158 E. Cohen: rhombischen Augit erkennt man an einzelnen Stellen opake Körner und farblose, entweder stabförmige oder langgestreckten Tropfen ähn- liche, parallel angeordnete Mikrolithe; in einigen Olivinen Poren. Sie sind hier, wie äuch in den anderen Gemengtheilen, zumeist wohl leer; wenn auch einige wenige Flüssigkeit zu enthalten scheinen, so mahnt doch die höchst unsichere Beobachtung um so mehr zur Vorsicht, als Sorby ') ausdrücklich hervorhebt, niemals Flüssigkeitsporen in Meteoriten gefunden zu haben, Ob hie und da auftretende Aggregate winziger farbloser Körnchen ebenfalls Olivin sind, liess sich nicht sicher entscheiden. Als accessorisch muss man ein drittes Mineral bezeichnen, welches vollkommen durchsichtig, rein und von unregelmässiger Begrenzung ist. Von dem oben erwähnten rhombischen Augit unterscheidet es sich durch das Fehlen von Spaltungsdurchgängen, vom Olivin durch die glatte Schlifffläche, von beiden durch deutlichen Pleochroismus ohne Absorption. Der eine Ton ist farblos, der andere ein meist fleckig vertheiltes lichtes Roth mit schwachem Stich ins Bräunliche. Die allerdings unsichere optische Orientirung deutet auf ein rhombisches Mineral. In ganz ähnlicher Weise tritt Hypersthen in einem Gabbro von der Ostküste von Süd- Afrika auf?) und man kann das vorliegende Mineral wohl ebenfalls für Hypersthen, also für einen eisenreichen rhombischen Augit halten. Die in der Grundmasse eingebetteten metallischen Verbindungen lassen sich unter dem Mikroskop recht gut an dem bläulichschwarzen oder röthlichgelben Schimmer im reflectirten Licht unterscheiden ;; auch fehlt dem Troilit der Hof von gelblichbraunem Eisenoxydhydrat, der das Nickeleisen meist umgiebt. Nicht selten umschliesst letzteres Körnchen von Troilit. Zwischen allen diesen Gemengtheilen liegt eine trübe, nur selten !) On the structure and origin of meteorites. Nature April 5, 1877, S. 496. ?) Vgl. E. Cohen: Erläuternde Bemerkungen zu der Routenkarte einer Reise von Lydenburg nach den Goldfeldern ete. Jahresber. d. geogr. Ges. in Hamburg 1875, S. 220. Aus I " . ae .. ! u b 5 Ueber den Meteoriten von Zsadäny. 159 schwach durchscheinende Substanz, welche mit der in den Kugeln erwähnten identisch zu sein scheint. Mit Hülfe der Klein’schen Quarz- platte erkennt man in ihr winzige doppelbrechende Fragmente, aus ‚welchen sie vielleicht ganz besteht ; jedenfalls habe ich nie mit Sicher- heit apolare Stellen beobachtet. Die Schmelzrinde wurde, -selbst als Pulver in Canadabalsam ein- gelegt, nicht einmal durchscheinend. Der Meteorit von Zsaddny gehört nach obigem also zu den typischen Chondriten, die nach Tschermak') „mehr oder weniger tuffähnliche Massen sind, bestehend aus Gesteinskügelchen und einer pulverigen oder dichten gleich zusammengesetzten Grundmasse“. Tschermak erklärt sich ihre Entstehung durch die Vorstellung, „dass diese Meteormassen zuerst aus starren Theilen bestanden, welche durch gegenseitige Reibung Staub und kleine Kügelchen erzeugten, aus welchen sich die meteorische Masse wieder zusammenballte“ ?). Wenn auch diese Erklärung für die Bildung der Hauptmasse des vor- liegenden Meteoriten recht wohl annehmbar ist, so scheint es mir doch nicht zutreffend, dieselbe Art der Entstehung auch auf alle Kü- gelchen auszudehnen. Es wäre dann jedenfalls sehr auffallend, dass letztere in den meisten Fällen wenigstens nur aus einer Mineralspe- cies bestehen, und sich nicht öfters unter ihnen wirkliche Gesteins- fragmente, also Aggregate verschiedener Mineralien finden. Für die Erklärung der excentrisch strahligen Structur mancher Kugeln ist wohl nicht die Annahme einer secundären Formveränderung noth- wendig, wie sie Gümbel hervorhebt ®); die Structur kann sicherlich auch als das Resultat ursprünglicher Erstarrung angesehen werden. Einstweilen halte ich immerhin die Ansicht Sorby’s*) für die an- nehmbarste, dass sich der excentrisch strahlige Aufbau durch eine 1) Die Trümmerstructur der Meteoriten von Orvinio und Chantonnay 8. 3. Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien LXX Nov. 1874. 2) Die Meteoriten von Shergotty und Gopalpur 1. c. S. 24. 3) Ueber die Beschaffenheit des Steinmeteoriten vom Fall am 12. Febr. 1875 in der Grafschaft Jowa N.-A. Sitz,-Ber. d. Akad. d. Wiss. zu München III, Dec. 1875 S. 325. 1. c. 8. 496. 160 E. Cohen: unregelmässige, von der Peripherie ausgehende Abkühlung erklären lasse. Vielleicht wird eine sichere Entscheidung der Frage ermög-- licht, wenn erst eine grössere Zahl eingehender und zuverlässiger Untersuchungen der Tuffe und verwandter terrestrischer Bildungen vorliegen, als es bis jetzt der Fall ist. Sowohl bezüglich der mineralogischen Zusammensetzung als in structureller Beziehung stimmt der Meteorit von Z/sadäny sehr gut mit denen von Lance, Gopalpur und Pultusk überein; nur enthal- ten die beiden letzteren nach den Analysen von A. Exner und vom Rath wahrscheinlich noch einen feldspathartigen Gemengtheil, wäh- rend in dem von Zsadany accessorisch ein hypersthenähnliches Mine- ral auftritt. In dem Pultusker Meteoriten, von welchem ich einen Dünnschliff aus den Fuess’schen Sammlungen vergleichen konnte, fand ich auch einen 0.6 Millim. langen und 0.2 Millim. breiten rec- tangulär begrenzten Durchschnitt mit schiefer optischer Orientirung und Zwillingsstreifung und eine aus monoklinen oder triklinen Säulen zusammengesetzte Kugel, welche man beide für Feldspath halten kann. Der mikroskopischen Untersuchung gemäss bestehen also die Silieate des Meteoriten von Zsaddny aus Olivin und aus zwei Varie- täten der rhombischen Augite.e. Um wenigstens annähernd das quan- titative Verhältniss zu erfahren, in welchem die beiden Mineralien vorhanden sind, und besonders um zu entscheiden, ob die vorherrschende Varietät der rhombischen Augite sich mehr dem Enstatit oder mehr dem Bronzit nähere, wurde noch eine Partialanalyse mit dem oben- erwähnten, von Dr. Babesiu erhaltenen Material ausgeführt. Nach 36-stündigem Maceriren mit concentrirter Salzsäure waren 20.17, nach nochmaligem 12-stündigen Maceriren weitere 1.77 Procent in Lösung gegangen, einschliesslich der mit Kalilauge von dem unzersetzten Rück- stand getrennten Kieselsäure. ;i Der durch Salzsäure zersetzbare Antheil ergab die unter I, der unzersetzbare die unter II folgende Zusammensetzung: ä RES“ 2 . B Ueber den Meteoriten von Zsadäny. 161 I 11 Ia ITa Kieselsäure 9.91 42.96 44.56 56.71 Thonerde 1.76 2.32 Eisenoxydul 3.90 10.01 17.54 13.21 Kalk 1.34 1.77 Magnesia 8.43 19.69 37.90 25.99. In I wurden Thonerde und Kalk nicht bestimmt, da sie nur in Spuren vorhanden waren. Berechnet man beide Mischungen auf 100, so erhält man Ia und lIa und hieraus die Sauerstoffquotienten RO 185 dur L == 1.004 1 le 77.093. °C Während der unlösliche Rückstand demgemäss sehr gut mit der allgemeinen Formel der rhombischen Augite (RO,SiO,) übereinstimmt, zeigt der lösliche Theil eine erhebliche Abweichung von der Zusammen- setzung des Olivins (2RO,SiO,). Diese Abweichung wird durch den Ueberschuss an Kieselsäure bedingt, deren indirecte Bestimmung durch den Gewichtsverlust nach der Behandlung des Rückstandes mit Kali- lauge nicht sehr, zuverlässig ist. In der That ist auch die Summe der Kieselsäure von I und II um 1.57 Proc. höher, als die Gesammt- kieselsäure der Silicate, welche von Herrn Dr. Babesiu an dem gleichen Material zu 51.30 Procent ermittelt wurde. Geht man von der letzteren aus und zieht von derselben die direct bestimmte Kiesel- säure aus II ab, so ergeben sich für den löslichen Antheil 8.34 Proc., und der Sauerstoffquotient RO:SiO, wird 1.906 :1, also fast genau gleich dem des Olivin. Wenn man voraussetzt, dass nur letzterer durch die Salzsäure zerlegt worden sei, so würden nach obigen Daten die Silicate im Meteoriten etwa zu ®, aus einem Pyroxen, zu \/, aus Olivin bestehen; doch können der Natur der Arbeit nach quantitative Trennungen, die auf Löslichkeitsbestimmungen in Säuren beruhen, selbstverständlich nur approximative Schätzungen sein!). Dagegen 1) Nach dem Resultat der Analyse und der mikroskopischen Schätzung scheint im vorliegenden Fall allerdings nicht viel Enstatit (Bronzit) in Lö- sung gegangen zu sein, da dessen Menge sonst viel zu gross ausfallen würde. Dass aber nicht alle Enstatite in Säuren unlöslich sind, ergaben Versuche Verhandl, d. Heidelb. Naturhist,-Med. Vereins. N. Serie II. 11 162 E. Cohen: erweist sich durch die Untersuchung der vorherrschende rhombische Augit entschieden als eine eisenreiche Varietät, nämlich als ein soge- nannter Bronzit; denn selbst wenn man 10 Proc. eines sehr eisenreichen Hypersthens in Abzug bringen wollte —- und diese Menge erscheint nach dem mikroskopischen Befund viel zu hoch —, so bliebe noch ein sehr erheblicher Eisengehalt übrig. In dem Olivin verhalten sich die Aequivalente von MgO : FeO wie 3.89 :1, also annähernd wie 4:1, ein Verhältniss, welches oft in meteorischen Olivinen gefunden worden ist '). Neben dem oben beschriebenen unzweifelhaften Meteoriten waren zu Zsadäny auch Stücke von ganz abweichendem Habitus aufgelesen worden, welche man ebenfalls für Meteorite gehalten hatte. Sie besitzen eine poröse, verschlackte Oberfläche von matter dunkelgrauer Farbe, die stellenweise metallisch oder pechartig glänzt. Der Bruch erscheint rein krystallinisch und gleicht dem eines fein- körnigen trachytischen Gesteins. Makroskopisch lassen sich nur stark vorherrschende weisse oder graue eckige Quarzkörnchen und dunkel- graue bis schwarze Partikelchen erkennen. - Die Untersuchung der Dünnschliffe ergab ein unerwartetes Re- sultat. Dieselben stimmen nämlich im wesentlichen so genau mit den durch Basalt veränderten Sandsteinen überein, welche Zirkel be- schrieben hat?), dass man die vorliegenden Stücke nur für sandstein- artige Gebilde halten kann, welche durch Hitze verändert wurden. mit vollständig frischen Stücken der Varietät von Kjörrestad in Norwegen. Nach 4östünd. Maceriren mit rauch. Salzsäure hatten sich 13 Proc. zersetzt, die aus 52.62°%, Kieselsäure und 47.38°/0 Basen bestanden. Da dies Ver- hältniss annähernd dasselbe ist, wie das von G. vom Rath für den Enstatit von Kjörrestad ermittelte (Mon.-Ber. d. k. Akad. d. W. zu Berlin 26. Oct. 1876), und der Rückstand sich u. d. M. als durchaus unverändert erwies, so scheint der Enstatit als solcher unter Abscheidung von Kieselsäure gelöst zu werden, nicht eine Extraction von Basen stattzufinden. "; Vergl. Rammelsberg, Handbuch der Mineralchemie 1875 S. 429. ?) Mikromineralogische Mittheilungen, Erste Forts. Jahrb. f. Mineral. etc. 1872 8..7. ‚ UHREN, F . . v E. Cohen : Ueber den Meteoriten von Zsadäny. 163 Damit ist allerdings der tellurische Ursprung nicht unzweifelhaft er- wiesen, aber doch in hohem Grade wahrscheinlich gemacht, Einer- seits sind meteorische Massen von gleicher oder auch nur ähnlicher Zusammensetzung nicht bekannt, andrerseits können leicht Kunstpro- dukte vorliegen, indem Sandsteine als Unterlage für Kochgeräthe oder als Feuereinfassung von wandernden Schmieden und Kesselflickern benutzt wurden. Die weissen und grauen Körner erweisen sich unter dem Mikro- skop alle als Quarz von sehr unregelmässiger Form, wie sie klastischen Fragmenten vorzugsweise zukommt. Derselbe ist sehr reich an Poren, die häufiger zu Reihen, als zu Haufen geschaart sind; die Poren scheinen zum Theil wenigstens mit Flüssigkeit erfüllt zu sein, obwohl ich keine beweglichen Bläschen beobachtet habe. Ausserdem sind viele Körner rissig und reich an trüben, sehr feinen Flocken, welche sich auch bei starker Vergrösserung nicht auflösen. Die dunkelgrauen bis schwarzen Partikel bestehen aus einer apo- laren, die Quarzkörner verkittenden Substanz, augenscheinlich einer Glasmasse. Sie ist zum Theil dicht erfüllt mit Gasporen allein, zum Theil enthält sie neben diesen braune flockige Eisenverbindungen oder nur letztere. Die Gasporen häufen sich öfters derart an, dass das Glas bei schwacher Vergrösserung undurchsichtig und schwarz wird. Sie sind alle rund, und da auch jegliche sonstige Fluctuationserschei- nungen fehlen, so hat bei der Schmelzung keine nachweisbare Bewe- sung stattgefunden. Hie und da werden auch Quarzkörner durch eine chalcedonähnliche Substanz mit Aggregatpolarisation verkittet. — 1 N; 164 Geschäftliches. Geschäftliches. In der Sitzung vom 2. November wurde Herr Geheimerath Kühne wieder zum Vorsitzenden, Herr Prof. Alex. Pagen- stecher wieder zum Schriftführer, nach Wegzug des Herrn Prof. W. Lossen, in dessen Stelle Herr Buchhändler Köster zum Rechner erwählt und die bisherige Redactionscommission durch Acclamation bestätigt. In den Verein wurden aufgenommen: Herr Baron von Osten-Sacken, Herr Dr. v. Scherff, Herr Dr. Heuck, Herr Dr. Cuntz, Herr Prof. Caspary und Herr Maurer. Der Verein verlor durch Wegzug die Herren: Dr. Gross, Prof. Klein, Prof. W. Lossen, Prof. Börnstein. Alle Sendungen bittet man wie bisher an den Schriftführer, Prof. Alex. Pagenstecher, zu richten, aus den gedruckten Verzeichnissen die Bestätigung und den Dank des Vereins und aus der Uebersendung der Verhandlungen das Eintreten auf den T’auschverkehr entnehmen zu wollen. Verz. d. v1. Aug. 1877 bis 15. Mai 1878 eingeg. Druckschr. 165 Verzeichniss der vom 1. August 1877 bis 15. Mai 1878 eingegangenen Druck- schriften. Würtembergische Naturwiss. Jahreshefte 33, 1 — 3, Fraas: Aötosaurus ferratus, Festschrift zur Feier des 400 jährigen Jubiläums der Eberhard-Karls-Universität. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde zu Zwickau: 1876. Deutsche Seewarte. Monatl. Uebers. der Witterung. October 1876. Jan, bis 1. Octob. 1877, Hamburg. Bulletin de la societe des sciences hist. et nat. de 1’Yonne. 1877. 31. 32. Auxerre, Annuario della Societä dei Naturalisti in Modena. Ser. II, anno X—XII, VII. Jahresbericht der Grossh. Badisch. meteorologischen Centralstation Carlsruhe. 1876, Recueil des me&moires et des travaux nah par la Soc. Botanique du Gr. D. de Luxembourg, nro H—III. 1875—76. F. v. Müller: Seleet Plants readily eligible for industrial culture or _ naturalisation in Victoria, Giornale della soc, di Letture di Genova. I. Fasc. 8—12, 1877. I. 1—3. Berichte über die Verhandlungen der naturforsch, Gesellschaft zu-Frei- BueE.1.’B. ZI; Compte rendu de la Soeiete entomologique de Belgique. II, Ser. 41—50, Bulletino della societa entomologiea italiana, IX, 2—4, X.1. Firenze. Leopoldina. XII 35 — 24, XIV. 1—8, 166 Verz. d. v. 1. Aug. 1877 bis 15. Mai 1878 eingeg. Druckschr. Verhandlungen der K.K. geolog. Reichsanstalt zu Wien. 1874, 2—6, 1877. 7 — 18. Philadelphia Academy of natural sciences Proceedings. 1876. 1--3, Boston American academy of arts and’ sciences Proceedings, n. s. IV, St. Louis Academy of science transactions. II. 1—3,. From U. S. Geol. and Geogr. Survey by Mr. F. v. Hayden: Miscell, publications IV. Porter and Coulter: Synopsis of the Flora of Colorado. Reports 1 — 3 of the survey of the territories. Preliminary report of the survey of Wyoming. Schriften des naturw. Vereins für Schleswig-Holstein. II. 2. Kiel. Bulletin de la societ€ Vaudoise des sciences naturelles. XV. 78. Lau- sanne, Jahresbericht des Lesevereins d. deutschen Studenten Wien’s, 1876/77. Der Zoologische Garten, XVIII. 1— 3. Frankfurt a.M. Anzeiger für die Aerzte Deutschlands. 2. Leipzig. Boston society of natural history. XVIII, 3, 4. Memoirs Vol. II p. IV, 5. Hyatt, North american poriferae. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. XXIX. 2—4. Berlin. 62. Jahresbericht der naturforsch. Gesellschaft in Emden. 1876. Von der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. Jahres- bericht 1876/77, Katalog der Bibliothek. Annales de la societe d’agrieulture de Lyon. VII. 18X5. Sitzungsberichte d. naturw. Gesellschaft Isis in Dresden. 1877, Jan. — März, Juli — December, Vom ärztlichen Verein in Frankfurt a./M.: Statistische Mittheilungen, Jahresbericht über die Verwaltung des Medieinalwesens u. s, w: Von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a./M. Bericht 1875/76. Abhandlungen XI. 1. Annales de la societ€ malacologique de Belgique X. Bruxelles. Proces-verbaux. July 1876 — July 1877. H. Scheffler: Die Naturgesetze, I. und II. Nuovo giornale botanico italiano. Pisa, IX. 4 X. 1 und 2. Verz. d. v. 1. Aug. 1877 bis 15. Mai 1878 eingeg. Druckschr. 167 Verhandlungen des botan. Vereins der Provinz Brandenburg, XVII. Berlin. 1876. Zehnjährige Mittelwerthe nebst neunjährigen Stundenmitteln v. K. Weih- rauch. Dorpat. (Ergänzungsheft zu Bd. II d. Dorpater meteorol. Beobachtungen). Bullettino della societä Adriatica di scienze naturali in Trieste, Vol. III. nro 2 und 3. Bulletin de la Soc. Imper. des naturalistes de Moscou. 1877. — 3. VI. Jahresbericht der Oberhess. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen. Correspondenzblatt des Zoolog. Mineral. Vereins in Regensburg. XXX. Bulletin de l’Academie Imper. des sciences de St. - P&tersbourg. XXIV. E. Bessels: U. S. Arctie expedition, steamer Polaris, Vol. I. Physical Observations. Sitzungsberichte der Kais. Königl. Acad. der Wissenschaften in Wien. 1877. 20 — 22,24 — 28. 1878, 1—11. Mittheilungen der naturforsch. Gesellschaft in Berm 18753 — 76. Verhandlungen der Schweizerischen naturf. Gesellschaft. 58 u. 59. 54. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur zu Breslau. Rendieonti del Reale Instituto Lombardo di scienze e lettere a Milano. Ser. I. IX. | | Von U. S. Geologieal Survey, durch Herrn F. V. Hayden: Ninth annual report. r J. Leidy: Contributions to the extinet Vertebrate fauna of the W. Territories, Miscellaneous publieations: 1. H. Gannett: List of elevations. 2. H. Gannett: Meteorologieal observations 1872. 4. Porter and Coulter: Synopsis of the flora of Colorado. 5. Jackson: Deseriptive catalogue of the photographs of the U. S. G. survey. 8. Elliot Coues: Fur bearing animals, Bulletin of the united states entomologieal eommission. 1 u, 2: 168 Verz. d. v. 1. Aug. 1877 bis 15. Mai 1878 eingeg. Druckschr, Catalogue of the publications of the U. S. Geol. and Geogr. survey of the territories. Matthews: Ethnography and philology of the Hidatsa Indians. Transaetions of the Edinburgh geological society. III. 1. Bericht über die Thätigkeit der St.-Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft. 1875/76. Royal Society of New-South-Wales: Rules and list of Members. 1877. Sydney. Exchanges and presentations, Smithsonian report. 1877. Proceedings of the American association for the -advancement of science. XXV. meeting held at Bufiulo. 1877. H. Wild: Repertorium für Meteorologie. V. 2. Die Temperaturverhältnisse des russischen Reichs. I. Annalen des physik. Central-Observatoriums zu Petersburg. Jahrg. 1876, Publications de I’Institut Royal Grand-Ducal de Luxembourg, Section des sciences naturelles, XVI. Siebenter Jahresbericht des naturw, Vereins zu Magdeburg. Berichte des naturw.-medizin. Vereines in Innsbruck. VI. 1. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a./S. 1877. Verhandlungen des naturw. Vereins zu Hamburg-Altona. N. F. 1. Sitzungsberichte der K. bayr. Akad. der Wissenschaften zuMünchen, math.-phys. Cl. 1877. II. III. Verhandlungen der phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg. N. F. XI. 3.4. Jahresbericht der naturf. Gesellschaft in Graubünden. N. F, XX. Sitzungsberichte der phys.-medizin, Sozietät 'zu Erlangen. 9. Sechster Bericht des bot. Vereins in Landshut. Acta Horti Petropolitani. V. 1. Verhandlungen des N aturh.-Vereins der preuss,. Rheinlande u. West- phalsng, N. EB: 311,32. 1V..;@. Abhandlungen der naturhist. Gesellschaft zu Nürnberg. VI. Archives neerlandaises des sciences exactes et natur. Harlem. XII. 2—5. Katalog zur Hallerausstelluug in Bern. Em. Blösch: Die Hallerausstellung. Verz. d. v. 1. Aug. 1877 bis 15. Mai 1878 eingeg. Druckschr. 169 Jahresbericht der Lese- u. Redehalle der deutschen Studenten in Prag’ 1876/77. Mittheilungen aus dem naturw. Vereine v. N.-Vorpommern u. Rügen. IX. Verslagen en Mededeelingen d. Koninklijke Akad. van Wetenschappen, Amsterdam. Afd. Naturkunde, IL R. T. XI. Von derselben: Processen-verbaal. 1876/77. Me&moires de la societ€ des sciences physiques et naturelles de Bor- deaux. 2. 9. LI. Memoires de l’Academie des seiences, inseript. et bell. lett. de Toulouse. 7. S. VIIL KX. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1877. Proceedings of the Royal Soc. of London XXV. 175—178. XXVI 179— 182. Von der Royal Society of New-South-Wales in Sydney: Russel: Climate of N.-S.-W. Report of the Couneil of education for 1876. Journal and Proceedings of the R.S. X. 1876, Robinson: The progress and resources of NEE WEHLSRT. Ridley: Kämilar6i and other australian languages. 1875. Annual report of the department of mines. 1876. Rae: Report on the Railways. L’Empire du Bresil & l’exposition universelle de 1876 & Philadelphie, Von der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften in Marburg: Sitzungsberichte. 1876, 1877, Speek: Untersuchungen über die Wirkung des veränd, Luftdrucks auf den Athemprocess. C. Müller: Untersuchungen über einseitig freischwingende Mem- branen, E. Hess: Ueber die zugleich gleicheckigen und gleichflächigen Polyeder. Der Zoologische Garten, 1877. 4—.6. Frankfurt. Correspondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. XXII. | rk 170 Verz. d. v. 1.Aug. 1877 bis 15. Mai 1878 eingeg. Druckschr, Von der Ungar. Königl. naturwissensch. Gesellschaft zu Budapest: Stahlberger: Die Ebbe und Fluth in der Rhede von Fiume, Krenner: Die Eishöhle von Dobschau. Horväth: Monographia Lygaeidarum Hungariae. Hermann: Ungarns Spinnenfauna, I. I. Bartsch: Rotatoria Hungariae. Kerpely: Ungarns Eisenerze (ung.). Kosutäny: Ungarns Tabak (ung.). . Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno 274 (1876/77). Memorie 1.1 9.) "Transunti: IL I.)2m4, Rom I. Bericht des naturw. Vereines in Aussig a. d. Elbe. Memoires de l’Acad&mie des sciences et lettres de Montpellier. Scien- ces. TE, Memoires de la Soc. nat. des sciences naturelles de Cherbourg. XX, Annales de la Soc. entomologique de Belgique. XX. Bruxelles. | Mittheilungen des naturw. Vereines für Steiermark. 1877. Graz, Sitzungsberichte der naturforsch. Gesellschaft zu Leipzig. IV. 2—10. 8. Jahresbericht des naturw. Vereins zu Magdeburg. | Vom Naturhist. Verein in Augsburg: Caflisch, Exeursionsflora. Zeitschrift für die gesammt. Naturw. v. C. G. Giebel. III. F. I. Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. XXIX u, XXX. Verhandlungen der Naturf. Gesellschaft in Basel. VI. 3. Bollettino del R. Comitato geologieo d’Italia. VIII. 1877. Roma. Bericht über die Sitzungen der Naturf. Gesellschaft zu Halle für 1876. Atti della Soc. Veneto-Trentina di seienze nat. in Padova. V. 2.1877. XXIV. u. XXV. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Cassel. Legrand, la nouvelle soci&t& Indo-Chinoise. Paris. 1878. Notizblatt des Vereins für Erdkunde in Darmstadt. II. F. 16. Verhandlungen des naturforsch. Vereins in Brünn. XV. 1. 2. Abhandlungen, herausgegeb. v. naturw. Vereine zuBremen. V.3. 4, Beil. 6, die Valenztheorie v. Dr. O. Hergt. Zur Histologie der Nervenfaser und des Axencylinders. 171 Zur Histologie der Nervenfaser und des Axencylinders. Vorläufige Mittheilung von. Dre. Th. Rumpf. Ewald und Kühne 1) haben vor längerer Zeit in dem Nerven- mark ein neues Scheidensystem nachgewiesen aus zwei ineinderge- steckten Röhren bestehend, von welchen die äussere das Nervenmark von der Schwann’schen Scheide trennte, während die innere den Axencylinder umhülite. Zwischen beiden liessen sich noch einzelne Ver- bindungsbalken desselben Gewebes nachweisen. Die Untersuchung durch die Verdauungsmethoden ergab, dass diese Scheiden ihrer chemischen Natur nach dem Horngewebe zugehören. Ich kann den von Ewald und Kühne zur Darstellung dieser empfohlenen Methoden zwei neue hinzufügen. Die erste beruht auf der Entfernung der Fette des Markes durch Chloroform, das Tizzoni ?), ohne genauere Details anzugeben, in einer vorläufigen Mittheilung empfohlen hat. Die Schwierigkeit bei Ver- wendung desselben beruht darin, dass Chloroform sich nur schlecht mit wässerigen Flüssigkeiten mischt und so nur langsam in den Nerven eindringt. Man kann dieses Eindringen durch vorhergehendes kurzes Entwässern der Nerven in Alkohol beschleunigen. Indessen war es - wünschenswerth, die Wirkung dieses letzteren möglichst auszuschliessen, die auch vermieden werden konnte, indem gut zerzupfte Nerven im !) Verhandlungen d. naturhistorisch - medicin. Vereins zu Heidelberg: „ Ueber einen neuen Bestandtheil des Nervensystems. Neue Folge, Bd. I. 2) Centralblatt f. d. medicinischen Wissenschaften. 1878. Nr. XIII. Verhandl. d, Heidelb, Naturhist.-Med, Vereins, N. Serie HH. 12 -.1723 Dr. Th. Rumpf: Lauf von 24 Stunden ihre Flüssigkeit an das Chloroform abgaben, das dadurch ein milehiges Aussehen annahm: Bei weiterer Verfolgung der Chloroformwirkung zeigte sich, dass ein Theil des Markes, das Cerebrin, von diesem erst bei höheren Temperaturen gelöst wird. Es wurde desshalb der entwässerte Nerv, in eine Glasröhre mit Chloro- form eingeschlossen, im Wasserbad 15—30 Minuten auf der Siede- temperatur des Wassers erhalten. Nach dem Erkalten war zum Aus- waschen des Chloroforms wieder längeres Liegen in Wasser nothwendig. Die Entmarkung mit Chloroform hat vor der bequemeren Alkohol- Aetherbehandlung den Vorzug, dass bei ihr auch ohne nachträgliche Entfernung des Axencylinders durch die Verdauung die innere Horn- scheide oder Axencylinderscheide neben dem Axencylinder sichtbar ist. Während dieser sich als spiralförmig gewundenes Gebilde darbietet, folgt die Axencylinderscheide diesen Krümmungen und Einbiegungen nicht, sondern umhüllt dieses gebogene Gebilde als weiterer nur in kaum sichtbarem Grade den Contouren des Axencylinders folgender Mantel. Um diese beiden centralen Gebilde, durch den Hohlraum für das Nervenmark von ihnen getrennt, folgt nun die äussere weit- maschige Scheide, wie sie von Ewald und Kühne als der Schwann’- schen Scheide anliegend beschrieben ist. Die zweite Methode betrifft wesentlich die Darstellung der äussern Scheide ; sie besteht in der Untersuchung der frischen Nerven- fasern unter Einwirkung von destillirtem Wasser. Seit lange ist es bekannt, dass unter der Einwirkung dieses Reagens Strömungs- erscheinungen des Markes auftreten, das nach dem Schnittende der Faser sich ergiesst und hier austritt. Boll!) und Ranvier?), welche denselben in nenerer Zeit wieder einige Aufmerksamkeit zugewendet haben, beziehen diese Vor- gänge im Mark einzig auf eine primäre Veränderung dieses. Entgegen dieser Anschauung möchte ich einen Theil dieser Erscheinungen auf eine Quellung des Axencylinders beziehen, der mit der fortschreiten- !) Die Zersetzungsbilder d. markhaltigen Nervenfaser. Archiv f. Anat. u. Physiol. anat. Abth. 1877. $. 288. ! ?j Ranvier, lecons sur l’histologie du systeme nerveux, Paris, 1878. = 48 g,” Zur Histologie der Nervenfaser und des Axencylinders. 173 den Entleerung der Scheiden als ein stark gequollenes centrales Ge- bilde hervortritt. Untersucht man Nerven, die gut zerzupft 24 Stunden in destillir- tem Wasser gelegen haben, so ist: der breite Axencylinder, wie er sich bei direeter Beobachtung auf dem Objeetträger darbot, nicht mehr vorhanden; man sieht statt dessen in der Faser ein weit schmäleres, hie ‚und da gestreiftes oder gefaltetes Gebilde, das vielfach von einer feinkörnigen Masse umgeben, an einzelnen Stellen auch durch grössere Markreste verdeckt ist. Das Ganze umschliesst eine innerhalb der mehr oder weniger weiten Schwann’schen Scheide gelegene und von dieser deutlich unterschiedene Hülle, die die ganz gleiche, meist nur etwas regelmässigere Zeichnung aufweist, wie sie sich nach der Alkohol- Aetherbehandlung an der sogenannten äusseren Hornscheide darbietet. Diese Darstellung der äussern Scheide dürfte um so wichtiger erscheinen, als der Verdacht nahe lag, dass jene maschige Zeichnung, wie sie sich nach der Behandlung mit siedendem Alkohol und Chloroform darbietet, einer durch die hohe Temperatur bedingten Schrumpfung ihre Entstehung verdanke. Der Axencylinder tritt bei dieser Behand- lung, wie schon erwähnt, nicht hervor. In den mit Alkohol und Aether oder Chloroform entmarkten Nerven zeigt sich dieser als ein gleichmässiges, feingranulirtes Gebilde ohne irgend nachweisbare fibrilläre Streifung. Behandelt man den entmarkten Nerven mit dem Millon’schen Reagens, so färbt sich bei einiger Vorsicht derselbe dunkelroth und die mikroskopische Unter- suchung lässt in den hellroth gefärbten Scheiden den dunkleren Axencylinder erkennen. Noch deutlicher tritt die Färbung an solchen Axencylindern hervor, die aus den Scheiden hervorragen und um die auch eine innere Scheide sich nicht mehr nachweisen lässt. Die übrigen Eiweissreagentien erwiesen sich in ihrer Färbekraft viel zu wenig in- tensiv. Doch dürfte die Färbung mit dem Millon’schen Reagens zur Erklärung der Eiweissnatur des Axencylinders genügen. Bei der weiteren Untersuchung zeigte sich, dass unter den Ge- bilden, welche sich nach den verschiedenen Behandlungsmethoden als Axencylinder darbieten, wesentlich unterschieden werden muss. 12 # 174 Dr. Th. Rumpf: Während wir in dem frischen oder mit indifferenten Reagentien behandelten Nerven den Axencylinder als Eiweisskörper von löslicher Form vor uns haben, ist derselbe nach der Behandlung mit Alkohol und Aether, Chloroform sowie der Einwirkung von Chromsäure, Mül- ler’scher Flüssigkeit ein unlösliches Coagulat. Von Lösungsmitteln für den frischen Axencylinder ist uns bis jetzt nur die Galle bekannt, deren Einwirkung Kühne auch bei seinen Untersuchungen über den Sehpurpur gedenkt. Der coagulirte Axencylinder des entmarkten Nerven löst sich, wie ich constatiren konnte, nicht in ihr. j ; Ausserordentlich rasch wirken zwei weitere Reagentien auf den frischen Nerven, destillirtes Wasser und Kalilauge von 0,1°/,. Bei beiden tritt zunächst eine beträchtliche Quellung des Axencylinders auf, der im Lauf einiger Stunden die vollständige Auflösung folgt. Der mit Alkohol und Aether entmarkte Nerv zeigt unter der Einwirkung von destillirtem Wasser keine Veränderung; in Kalilauge findet eine Quellung des Axencylinders Statt, ohne dass jedoch selbst nach län- gerem Liegen in dem Reagens eine Auflösung folgte. Auch die übrigen Coagulate werden in keiner Weise gelöst. Unter der Behandlung mit Essigsäure von 2°/, erleidet der Axencylinder des frischen sowohl, als des entmarkten Nerven eine be- trächtliche Quellung; eine Lösung erfolgt jedoch nicht. Erst nach längerem Kochen mit der Essigsäure wird, wie schon Kölliker an- gibt, der Axencylinder des frischen Nerven gelöst, während sich die- ser im Alkohol-Aether-Nerven noch‘ deutlich als unregelmässig gequol- lene Masse in der innern Hornscheide nachweisen lässt. Salzsäure von 0,1°/, wirkte nur sehr langsam auf den Nerven ein; nach 24stündiger Einwirkung sind nur die am meisten zugäng- lichen Axencylinder des frischen Nerven gelöst, während eine Einwir- kung auf den Alkohol-Aether-Nerven gar nicht zu constatiren ist. Von wesentlicher Bedeutung wurde für uns ein anderes Reagens, zu dessen Anwendung die vielfach vermuthete Aehnlichkeit des Axen- eylinders mit der Muskelfibrille Veranlassung gab. Doch wirkt die 5—10°, Kochsalzlösung, das bekannte Lösungsmittel für deren Zur Histologie der Nervenfaser und des Axencylinders. 175 - chemisch wichtigsten Körper, das Myosin nur schrumpfend auf den Axencylinder. Gelöst wird derselbe erst bei einem Gehalt von ®/,°/, NaCl und weniger. Bei ersterem bedarf es zur Lösung meist 48 Stunden, bei geringerem Gehalt kürzerer Zeit. Nach dieser Löslichkeit des frischen Axencylinders in den soge- nannten physiologischen Kochsalzlösungen lag es nahe, den frischen Nerv unter der Einwirkung von Lymphe zu untersuchen. In dieser lässt sich nach 24 Stunden eine beträchtliche Quellung und nach 48—72 Stunden gleichfalls Lösung constatiren. Ganz dieselben Erscheinungen wie ausserhalb des Körpers treten auch am Nerven in situ auf, wenn derselbe doppelt durchschnitten, also von Centrum und Peripherie getrennt im Körper der Einwirkung der Lymphe unterliegt. Auch hier beginnt der Process mit einer Quel- lung, die nach 24 Stunden ziemlich beträchtlich ist. Dieser gequollene Axencylinder wird ebensowenig wie der durch Kalilauge und Essigsäure gequollene durch siedenden Alkohol und Aether zum Schrumpfen ge- bracht. Der Quellung folgt die allmähliche Auflösung, die selbstver- ständlich je nach der Menge der Gewebsflüssigkeit und der leichten Zugänglichkeit verschieden lange Zeit dauert. Beim Frosch findet sich nach 4—5 Tagen in einem nicht zu langen doppelt durchschnittenen Stück keine Spur eines Axencylinders mehr. Nach 3 Tagen sieht man hie und da noch geringe Reste. In einem längeren Stück bedarf es zur Auflösung des von dem Schnittende sehr weit entfernten gequollenen Axencylinders längerer Zeit. Diese Thatsachen dürften für unsere Auffassung von der Ernährung des Axeneylinders von einiger Bedeutung sein. Denn da der mit dem Central- organ in Verbindung stehende Nerv lange Zeit gar keine, wenigstens keine degenerativen Veränderungen eingeht, das periphere Stück hinge- gen erst im Lauf längerer Zeit einem langsamen stückweisen Absterben anheimfällt, so folgt, dass sowohl vom centralen als vom peripheren Endorgan aus eine ständige Ernährung des Axencylinders Statt hat!). 1) Auf die Bedeutung dieser und der vorhergehenden Beobachtungen habe ich schon auf der Versammlung südwestdeutscher Neurologen und Ir- renärzte in Wildbad hingewiesen, 176 Dr. Th. Rumpf: Zur Histologie der Nervenfaser. Der mit siedendem Alkohol und Aether oder Chloroform behan- delte Axencylinder wird weder durch Kochsalzlösungen noch durch Lymphe gelöst. Das Gleiche ist auch der Fall mit dem nur durch längere Einwirkung von kaltem Alkohol und Aether entmarkten Ner- ven oder nach Liegen in Chromsäure oder Müller ’scher Flüssigkeit. Ebenso entsteht aber auch ein unlösliches Coagulat des Axeneylinders durch höhere Temperaturen. Die Gewinnungstemperatur ist für die Untersuchungsflüssigkeiten verschieden: in Kochsalzlösungen von !/; °/, bei */, stündiger Einwirkung von 50° C., in destillirtem Wasser bei 510-520 C. In ihrem Volumen vergrösserte Axencylinder sind schon mehrfach in Begleitung acut entzündlicher Processe beobachtet worden, wurden jedoch wesentlich auf eine Hypertroplie bezogen. Friedrich Schultze (Vir- chow’s Archiv, Bd. 73, Jahrg. 1878) ist bis jetzt wohl der Einzige, der in ihnen ein Vorstadium des Zerfalls sieht. Heidelberg, den 15. Juli 1878. Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 177 Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III Von Professor A. Horstmann. » (Hierzu eine Tafel.) In zwei Abhandlungen, welche ich früher schon unter dem gleichen Titel in diesen „Verhandlungen“ (Bd. I, S. 177 u. Bd. I, S. 33) ver- öffentlicht habe, sind Versuche beschrieben, bei welchen im geschlos- senen Eudiometer Gemische von Wasserstoff und Kohlenoxyd verbrannt wurden mit einer Sauerstoffmenge, welche zur vollständigen Verbren- nung nicht hinreichend war. Es sollte dabei die Vertheilung des Sauerstofis unter die beiden brennbaren Gase ermittelt werden, um daraus auf die Gesetze der chemischen Verwandtschaft Schlüsse ziehen zu können. Meine bisherigen Beobachtungen haben in der That ge- wisse Gesetzmässigkeiten ergeben, durch welche die Vertheilung des Sauerstoffs beherrscht wird und sie haben wahrscheinlich gemacht, dass die Vertheilung modifieirt wird, wenn die Verbrennungsproducte (Wasser- dampf und Kohlensäure) schon vor der Verbrennung zugegen sind. Für Wasserdampf lässt sich dieser Einfluss nur schwierig weiter ver- folgen, als es durch meine bereits mitgetheilten Versuche geschehen ist. - Der Einfluss der Kohlönsäure dagegen konnte leicht näher untersucht werden durch Versuche, wie sie im Folgenden beschrieben sind. Die Versuche sind, wo nichts Besonderes bemerkt ist, in ganz ähnlicher Weise ausgeführt wie früher. Ich kann mich daher auch bei der Mittheilung der Ergebnisse derselben Bezeichnungen bedienen wie in den vorhergehenden Abhandlungen. Die Zusammensetzung der Gasmischungen vor der Verbrennung wird in der Art angegeben: wer- den, dass die Summe der Volume der brennbaren Gase (Wasserstoff 178 A. Horstmann: und Kohlenoxyd) als Einheit genommen, mit 9 das Verhältniss der- selben (Wasserstoff : Kohlenoxyd), und mit & die doppelte Menge des vorhandenen Sauerstoffs in der gewählten Einheit, bezeichnet wird. «& bedeutet demnach zugleich denjenigen Bruchtheil der brennbaren Gase, der wirklich verbrennen kann, und die Menge der entstehenden Verbrennungsproducte. Für Gasmischungen, welche Wasserstoff und Sauerstoff als Knallgas enthalten, ist ausserdem & gleich dem Volum des Wasserstoffs. 2 Mit z wird das Verhältniss der Verbrennungsproducte (Wasserdampf: Kohlensäure) bezeichnet, ferner mit 5’ das Verhältniss der unverbrannten Mengen der brennbaren Gase (Wasserstoff : Kohlenoxyd) nach der Verbrennung, und mit 7 der Quotient z: P‘, welcher unter dem Namen des Affinitätscoefficienten bei der Discussion der Ver- suche, wie früher, von Bedeutung ist. Enthält die Gasmischung ausser Wasserstoff, Kohlenoxyd und Sauerstoff noch, einen Zusatz eines andern Gases, so ist das, Volum desselben gleichfalls in der gewählten Einheit angegeben. Als Mass für die relative Sauerstoffmenge im Verhältniss zur Gesammtmenge der anderen Gase dient bei solchen Mischungen &' = «:1+n, wenn n die Menge jenes zugesetzten Gases ist. Mit der hier festgesetzten Bedeutung werden die eingeführten Zeichen im Folgenden stets gebraucht werden. Alle Angaben über die Menge der angewendeten Gase beziehen sich dabei auf das Vo- lum unter gleichem Druck und gleicher Temperatur. Den früheren Beobachtungen parallel operirte ich zuerst mit Ge- mischen von Knallgas und Kohlenoxyd und stellte mit denselben ge- legentlicb auch Versuche ohne Kohlensäurezusatz an, welche ich bier vorab mittheilen will zum Vergleich mit meinen älteren und mit den inzwischen von anderer Seite veröffentlichten gleichartigen Versuchen. Meine Beobachtungen sind mit denselben Eudiometern angestellt, welche schon bei den Versuchen mit Kohlenoxyd -Wasserstoffgemischen ge- dient haben, und möglichst gute Vergleichbarkeit mit letzteren wurde überhaupt angestrebt, u. a. namentlich dadurch, dass auch das elek- trolyt. Knallgas in grösserer Menge vorräthig entwickelt, und im Gaso- ur » WE, 37V Verbrennungserscheinungen bei Gasen, III. 179 meter mit Phosphorsäure getrocknet wurde, während es bei den älteren Versuchen aus dem Entwicklungsapparat über Schwefelsäure direct in das Eudiometer gelangte. Die Differenz, welche sich früber zwischen den Knallgas-Kohlenoxydversuchen und denjenigen mit Kohlenoxyd- Wasserstoffmischungen zeigte !), ist durch die gebrauchte Vorsicht in der That wesentlich kleiner geworden, wie man sich in der folgenden Ta- belle I überzeugen kann. Ich habe darin die Werthe des Verhältnisses z zusammengestellt, 1) wie sie bei den in Rede stehenden Versuchen gefunden wurden, 2) wie sie sich für gleiche & nach den älteren Ver- suchen mit Knallgas und Kohlenoxyd durch Interpolation ergeben ’?), 3) wie sie sich nach den Versuchen mit Kohlenoxyd-Wasserstoffge- mischen nach den aufgestellten Beziehungen berechnen °). In der gleichen Weise finden sich in den Tabellen II und III die Versuche von Bunsen*) und von Lothar Meyer’) mit Knallgas und Kohlenoxyd mit meinen beiden älteren Versuchsreihen verglichen. Man kann aus der Vergleichung ersehen, wie weit derartige Versuche, nach verschiedenen Methoden und von verschiedenen Beobachtern an- gestellt, untereinander übereinstimmen. Bei Bunsens Versuchen ist die Entzündung des Gasgemisches auf besondere Art bewerkstelligt. Es scheint nicht, dass dadurch die Werthe von z merklich verändert werden. Einige weitere gelegentliche Beobachtungen will ich noch voraus- schicken, welche die Grenze der Verbrennlichkeit betreffen. Bunsen‘) hat bestimmt, wie viel Sauerstoff, Wasserstoff oder Kohlensäure man zu einem Volum Wasserstoffknallgas hinzufügen darf, ohne dessen Ent- zündlichkeit zu vernichten. Da für Kohlenoxyd und für Gemische der genannten Gase derartige Bestimmungen nicht vorliegen, so darf ich wohl einige Beobachtungen mittheilen, bei welchen zufällig die Ver- 220. Bd, II.8.'48, 2) A. 2.0, Bd. 1, S, 181. 3) A. a. O. Bd. II, S. 46. *) Gasometr. Methoden. 2. Aufl. 1877, S. 353. 5) Ber. d. d. chem. Ges. 1877, Bd. X, S. 2117. 6) Gas. Methoden 1. Aufl. 1857, S. 260. 180 A, Horstmann: Tabelle I. Neue Versuche mit Knallgas-Kohlenoxyd. Nr. Z des Vers, 2 T 1 3 TBARZES 1 0,157 | 0,43 — == 25 0,212 0,76 0,87 0,79 27 0,571 1,74 1,83 1,73 14 0,468 2,22 2,44 2,30 24 0,468 2,20 2,44 2,30 $) 0,527 2,69 2,86 2,64 4 0,569 3,01 3,18 2,90 13 0,573 as 3,27 2,98 26 0,7417 4,61 — 4,37 Tabelle IT. Versuche von Bunsen. Nr. . En zZ des Vers. 4 1 2 3 1 0,214 0,85 0,88 0,76 2 0,251 1,08 IT 0,96 3 0,291 1,28 1,36 1,21 4 0,284 1,29 1.85 1517 5 0,339 1533 1,63 1,54 nA& 0,415 1,83 2,10 2,00 Tabelle III. “Lothar Meyer’s Versüuche.)) —————__ ee — Nr. eu Z en Vers. 1 2 3 1 0254. |, 1.00 10, 213 0,98 2 04276... 4,18 1.27 512 5 0,393 1,81 1,97 1,87 6° 221,.°.0,407 2,21 2,04 1,95 7 0,527 2,28 2,86 2,64 1) Nr. 3 und 4 sind hier nicht vergleichbar. ei A u - el > y Az ’ USL>-, Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 181 brennlichkeitsgrenze überschritten wurde, und die wenigstens eine an- genäherte Bestimmung derselben gestatten. Ich stelle dieselben mit den Bunsen’schen für H und CO, in folgender Tabelle IV, die wohl ohne Weiteres verständlich ist, zusammen. In der vorletzten Spalte derselben sind die betreffenden Werthe von & (bez. «') aufgeführt, damit man bei den anderen Versuchen, bei welchen jene Grössen aus- schliesslich als Maass. für den Sauerstoffgehalt dienen, die Entfernung von der Verbrennlichkeitsgrenze beurtheilen kann. Tabelle IV. Ein Volum Wasserstoffknallgas mit | Nr. rn, = a (bez. a‘) B2128.6077 1760327 Ges. Zug: | 3,37 = — | 83,37 | 0,165 verbrennt. —_ 3,93 - —_ 3,93 | 0,145 verbr. nicht. — — _ 2,82 2,82 | 0,191 verbrennt. a — 2,88 2,88 0,188 verbr. nicht. 1 3,58 Fa 3,58 | 0,157 verbrennt. EL u 4,38 | 0,132 verbr. nicht. au | — 0,76 2,02 2,78. | 0,194 verbrennt. xt - 0,76 2,68 3,44 | 0,162 verbr. nicht, u7 0,97 — 1,65 2,62 0,202 verbrennt. 0,97 Ze 2,04 3,02 0,181 verbr. nicht. Für Kohlenoxyd scheint die Verbrennlichkeitsgrenze nicht sehr verschieden von der für Wasserstoff. Aber es ist auffallend, dass sie bei Vers. Nr. 57 für ein Gemisch von etwa ”/,;, H und ?/, CO, noch dieselbe zu sein scheint, wie für reine CO,, während sie doch für reinen Wasserstoff bedeutend höher ist. Dies hängt wahrscheinlich mit der Reduction der Kohlensäure und der damit verbundenen Wärmeab- sorption zusammen, welche in derartigen Gemischen eintritt (siehe w: unten). Die Versuche, welche den eigentlichen Gegenstand dieser Mitthei- lung machen, lassen sich leider trotz ihrer geringeren Anzahl nicht so leicht übersichtlich darstellen und discutiren, als die früheren, weil F} 182 A. Horstmann : die Versuchsbedingungen häufiger variiren. Ich werde zunächst in mehreren Gruppen das Beobachtungsmaterial zusammenstellen und da- nach die Beziehungen der Versuche untereinander und zu den früheren Beobachtungen und Betrachtungen untersuchen. Wie schon erwähnt, sind die Versuche einer ersten Gruppe an- gestellt mit Gemischen von elektrolyt. Knallgas und Kohlenoxyd, welchen Kohlensäure in wechselnder Menge zugesetzt wurde. Die Mischungen wurden anfangs in einem kleinen getheilten und calibrirten Queck- silbergasometer angestellt, wie ich es in einer andern Arbeit (diese Verh. Bd. I, S. 472) kurz beschrieben habe, und in welchen die Zu- “ sammensetzung bei der Herstellung der Mischung unmittelbar gemessen werden konnte (Vers. 4—6 mit Mischung A., Vers. 9 und 10 mit Mischung B., Vers. 12 und 13 mit Mischung C.), später in einem grösseren ähnlich eingerichteten Gasometer ohne Theilung, wo dann die Zusammensetzung nachträglich ermittelt werden musste (Vers. Nr. 14 bis 24 mit Mischung D). Dies konnte leicht dadurch erreicht werden, dass man nach dem Versuch überschüssigen Sauerstoff hinzufügte und vollständig verbrannte. Aus der Contraction lässt sich die Zusammen- setzung der Mischung berechnen unter der Voraussetzung, dass dieselbe nur reines Knallgas und Kohlenoxyd enthält, und durch Absorption der gebildeten Kohlensäure lässt sich die Reinheit controliren. Es fand sich für die Mischung D in 100 Volumtheilen bei Versuch Nr. : 14 17 21 24 aus der Contr. Contr. Contr. Contr. CO, Abs. Vol. Kohlenoxyd 43,10;, 43,01; _ 43,08; 43,18; 43,09. Als Mittelwerth wurde angenommen, dass die Mischung D aus 43,09 Vol. Kohlenoxyd und 56,91 Vol. Knallgas mit 18,97 Sauerstoff be- steht, welch’ letzterer hinreicht, um 0,4682 von der Summe der brennbaren Gase zu verbrennen (e). Die Mischung wurde, wie auch alle folgenden, im Gasometer durch Phosphorsäure getrocknet. Die früher beschriebene Art des Gasometerverschlusses schützte vor Verunreinigung während der Dauer aer Versuchsreihe, wie die Kohlensäureabsorption bei dem letzten der angestellten Versuche (Nr. 24) bestätigt. Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 183 Die Kohlensäure wurde stets aus Kreide und conc. Schwefelsäure für mehrere Versuche vorräthig bereitet und ebenfalls in einem Quecksilbergasometer der erwähnten Art in Berührung mit Phosphor- säure aufbewahrt. Die Menge der zugesetzten Kohlensäure, in der festgesetzten Einheit ausgedrückt, wird im Folgenden stets mit r be- zeichnet werden. Die Tabelle V enthält für jede der angewendeten Knallgas-Koblen- oxydmischungen den Werth von & und dann in aufeinanderfolgenden Spalten mit entsprechender Ueberschrift: die Kohlensäuremengen r, nach deren Grösse die Versuche geordnet sind; die relativen Sauer- stoffmengen @' = «@: 1 + T; ferner die Werthe von y und z, bei deren Berechnung die zugesetzte Kohlensäure zu derdurch Verbrennung gebildeten hinzugefügt wurde aus Gründen, die später zu besprechen sind. Die chemische Wirkung wachsender Kohlensäuremengen wird daher durch die Veränderlichkeit von z nicht _ rein zur Anschauung gebracht. Um dieselbe für sich allein zu zeigen, ist in der letzten Spalte angegeben, welcher Bruchtheil des vorhandenen Kohlenoxyds bei den einzelnen Versuchen verbrennt. Dieser mit v bezeichnete Bruchtheil ist, wie man sieht, stets am grössten bei den zur Vergleichung beigefügten Versuchen ohne Kohlensäure. Der CO,-Zusatz macht ausnahmslos die Menge des verbrannten Kohlen- oxyds kleiner, ganz so, wie es meine früheren vorläufigen Versuche ') vermuthen liessen. Die Versuchsreihe mit der Mischung .D gibt ein Bild, wie diese Wirkung von der Menge der zugesetzten Kohlensäure abhängt. Die Menge des verbrannten Kohlenoxydes vermindert sich anfangs sehr rasch, später langsamer und scheint schliesslich wieder etwas zu steigen. Die Aenderung erfolgt, wie man sich durch gra- phische Darstellung überzeugt, durchaus stetig und nicht sprungweise. Ich will hier gleich ein- für allemal bemerken, dass auch bei den fol- genden Versuchsreihen nirgends eine sprungweise Aenderung sich an- nehmen liess oder gar gefordert wurde ?). 1) A. a. O. Bd. 1, 8. 186. 2) Vgl. a. a. O. Bd. I, S. 188 u. Bd. II, S. 42, und E. v. Meyer, J. pr. Ch. (2) 18, 290. 184 A. Horstmann: ’ fi Tabelle V. Electrolyt. Knallgas und Kohlenoxyd mit Kohlensäure. Nr. | r | a' | | NS — S Mischung A. « = 0,5694 = 0,569 8,01” ıj% Gar 0,330 6 0,186 0,450" Pe Ss 0,200 0,384 0,411 1,15 7,36 0,135 Mischung B & = 0,5274. a 0,597 2,69 6,20 0,303 10 1,079 0,254 0,42 | 3,43 0,109 Mischung C. & = 0,5729. 13 N 3:11. 2015,649 0,326 12 | 0,773 | „. 0,323 0,65 | 5,79 | 0,101 Mischung D. « = 0,4682. 14 —_ 0,468 9.99. 1X3,90% ee 94 Ber 0,468 290 | ..B 0,275 1 0,073 |. 0,436 1,84 4.,.3.6,52 0,220 97 0,195 0,392 1.314 7 oT 15 0,371 0,342 0,88 5.28: | - 0,143 18 0,424 032959..°-0,81. = 15,88 0,132 233 0,652 0,283 0,56 4,10 0,120 16 0,941 0,241 N a ee = 19 1,162 0,216 0,3877 „22,61 0,113 30 1,216 0,211 0,31... or 0eb 22 1,420 | 0,193 0,27 1,92 0,123 Die beiden nächsten Versuchsreihen sind mit Gemischen aus Kohlenoxyd und Wasserstoff, welchen Sauerstoff und Kohlensäure im Eudiometer zugesetzt wurde, angestellt. Da bei den oben mitgetheilten Versuchen das Verhältniss $ des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd nahe gleich 1 ist, so habe ich für die jetzigen Versuche jenes Verhältniss möglichst verschieden von 1 gewählt und zwar der Vergleichung halber möglichst nahe dem grössten und kleinsten Werthe bei meinen früheren ee Ar Ep. Verbrennungserscheinungen bei Gasen, III. 185 Versuchen mit Kohlenoxyd - Wasserstoffgemischen. Die Mischungen wurden wieder in dem grossen Quecksilbergasometer für eine ganze Versuchsreihe vorräthig bereitet, mit Phosphorsäure getrocknet und durch Verpuffen mit überschüssigem Sauerstoff und Absorption der ge- bildeten Kohlensäure wie früher analysirt. Es fand sich für die Mischung E in 100 Volum bei Vers. ARE. 28 32 35 En u —,—, I aus der Contr. CO,Abs. Contr. Contr. CO,Abs. Vol. Kohlenoxyd 74,62 74,38 75,14 74,72 74,39 im Mittel 74,65 °/, Kohlenoxyd, woraus sich # = 0,3396 berechnet, und für die Mischung F in 100 Vol. bei Vers. Nr. 36 40 43 — —— Tr aus der Contr. CO,Abs. Contr. Contr:. CO,Abs. Vol. Kohlenoxyd 25,93 25,10 25,50 25,51 25,16 im Mittel 25,45%, Kohlenoxyd, woraus sich 5 = 2,929 berechnet. Ich hätte gern auch den Sauerstoff der Mischung im Gasometer zugefügt, so dass derselbe bei allen Versuchen einer Reihe im gleichen Verhältniss vorhanden und nur die,Kohlensäuremenge variabel ge- wesen wäre. Allein es würde dadurch nöthig geworden sein, die Ab- Sorption der Kohlensäure nach der vollständigen Verbrennung heran- zuziehen, zur Gewinnung der nothwendigen Daten für die Zusammen- setzung, statt zur Controle für die Reinheit der Mischung. Die Analyse wäre complieirter und zugleich weniger sicher geworden. Ich habe daher vorgezogen den Sauerstoff, wie die Kohlensäure, im Eudiometer erst zuzusetzen und dabei direct zu messen. Es wurde stets soviel Sauerstoff genommen, dass, wie bei den Versuchen mit Knallgas, etwa die Hälfte der brennbaren Gase verbrennen konnte. Bei diesem Ver- hältniss war einerseits für den Zusatz von Kohlensäure genügender Spielraum gegen die Grenze der Verbrennlichkeit hin offengelassen und doch blieb andererseits ein hinreichender Ueberschuss der brennbaren Gase unverbrannt, um die Wirkung der Kohlensäure nicht zu beengen. Es gelingt nicht leicht, eine vorherbestimmte Zusammensetzung eines Gasgemisches im Eudiometer genau zu treffen. Darum schwankt der Sauerstoffgehalt bei den folgenden Versuchen nicht ganz unerheb- 186 A, Horstmann: lich. Um bei der Beurtheilung der Versuche den Einfluss dieser Schwankungen übersehen und eliminiren zu können, habe ich mit jeder der Kohlenoxyd-Wasserstoffmischungen zwei Versuche ohne Kohlensäure- zusatz mit absichtlich verschiedenen Sauerstofimengen angestellt und daraus für die anderen Versuche durch Interpolation berechnet, wie sich das Resultat ohne Kohlensäurezusatz gestaltet haben würde. Ich ‘fand für die Mischung E, für welche # = 0,3396 ist, bei Vers. Nr. 35; @ = 0,482; z = 0,70; v — 0,380; Nr. 28; & = 0,572; z = 0,56; u = 0,49%. Aus der Curve, welche das Ergebniss der Versuchsreihen II, III und IV meiner zweiten Mittheilung wiedergiebt, und für welche im Mittel P = 0,3553 ist, findet sich u —= 04192, 2 00 ZEN TE RA Man sieht, dass gute Uebereinstimmung besteht. Entsprechend den Werthen von £ sind die z etwas kleiner, die u etwas grösser bei den Versuchen wie nach der Curve, die Art der Abhängigkeit von «@ ist aber die gleiche. Man darf d&her erwarten, dass man für naheliegende « die Menge des verbrannten Kohlenoxyds mit hinreichender Genauig- keit nach jenen beiden Versuchen bestimmen kann. Für die Mischung F, für welche # = 2,929 ist, fand sich NN 6. —WA0TE 7 == 993; 070,195 Nr. 40 53e: = 0,5575 2 = 355, u. 0,239. Zum Vergleich kann die Curve für die Versuchsreihe IX, für welche # = 3,031 ist, dienen. Dieselbe giebt e: = 0,507: z = 9,1754 = 0,201; e = 0,557, 2°= 8,07; u — 0,278. Die Uebereinstimmung ist hier nicht so gut, doch deuten auch hier die gefundenen z eine Richtung an parallel der Curve, und ich habe die Versuche desshalb in derselben Weise wie oben zur Berechnung der v für naheliegende & verwenden zu dürfen geglaubt. Da die gefundenen v kleiner sind als die nach der Curve bestimmten, während dieselben den Werthen von # gemäss grösser sein sollten, so sind auch die berechneten Mengen des verbrannten Kohlenoxyds wahrscheinlich etwas zu klein. Pi Verbrennungserscheinungen bei Gasen. 11T. 187 Die folgenden Tabellen VI enthalten die Versuche mit den Mischungen E und F, und zwar in den drei ersten Spalten, nach den Nr. der Versuche, die auf die Zusammensetzung der Gasmischungen vor der Verbrennung bezüglichen Werthe von «&, r und «@'; und in den drei folgenden das Ergebniss der Verbrennung ausgedrückt durch z, y und v. Dann foigt, mit v, bezeichnet, die Menge des Kohlen- oxydes, welche, nach den oben angeführten Versuchen durch lineare Interpolation berechnet, ohne Kohlensäurezusatz bei gleicher Sauerstoffmenge verbrannt sein würde, und endlich, in der letzten Spalte, die Differenz vy—v, welche gestattet, die chem. Wirkung der Kohlensäure bei den einzelnen Versuchen ohne Rücksicht auf die variable Sauerstofimenge zu vergleichen. Tabelle VI. BEREIT BER RG Nr. IE me | v, |n-% Mischung E (Kohlenoxyd und Wasserstoff, # = 0,3396) mit Sauerstoff und Kohlensäure. 35 .| 0,482 |» — — | 0,70 | 5,83 | 0,380 | — = 8 105753| — | — |056|1455 | 00 | — | — 32 | 0,555 |0,102| 0,504 | 0,49 | 5,25 | 0,455 | 0,467 | 0,012 33 | 0,536 |0,192| 0,449 | 0,43 "5,51 | 0,423 | 0,446 | 0,023 31 | 0,478 0,479, 0,323 | 0,24 | 4,03 | 0,349 | 0,377 .| 0,028 34 | 0,564 0,740 | 0,324 | 0,22 | 6,29 | 0,436 | 0,479 | 0,043 30 | 0,545 |1,037| 0,267 | 0,17 | 3,50 | 0,419 0,456 | 0,037 29 | 0,504 |1,509, 0,201 | 0,13 | 2,57 | 0,367 | 0,407 | 0,040 Mischung F (Kohlenoxyd und mit Sauerstoff und Wasserstoff, f = 2,929) Kohlensäure. = RT PR TR > ER ER E 40 105571 — | .— | 8,55 | 6,80 |+0,229| — er 41 | 0,614 |0,111| 0,553 | 4,50 | 6,92 |+0,081) 0,274 | 0,193 37 | 0,518 0,181) 0,439 | 4,19 |'6,97 —0,181| 0,198 | 0,379 38 0,564 0,399 | 0,403 | 2,02°\ 6,69 |-0,316 0,235 | 0,541 39 0,524 |0,804| 0,290 | 0,98 | 4,21 —0,519| 0,204 | 0,713 44 | 0,456 |1,193| 0,208 | 0,59 | 1,88 |—0,622| 0,151 | 0,773 42 | 0,526 |1,720| 0,193 | 0,40 | 1,48 —0,466| 0,205 | 0,661 Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins, N. Serie H. 13 188 A. Horstmann: Man sieht zunächst bei den Versuchen mit der Mischung E, dass die Menge des verbrannten Kohlenoxydes herabgedrückt wird, wie bei den zuerst mitgetheilten Versuchen. Die Differenz v,—v ist überall positiv, sie wächst anfangs rasch mit der Kohlensäuremenge und scheint dann constant zu werden oder langsam abzunehmen. Die Wirkung ist Jedoch viel schwächer als bei den Knallgasmischungen. Denn dort sank die Menge des verbrannten Kohlenoxyds von ca. 27 °/, auf 11 °/,, d. i. um ca. 16 °/, und hier nur um ca. 4 °/,. Wie sich später zeigen wird, hängt dies damit zusammen, dass die Mischung E zu etwa °/, aus Koh- lenoxyd und nur zu '/, aus Wasserstoff besteht, während die Knallgas-: mischungen gleichviel von den beiden brennbaren Gasen enthielten. Bei der Mischung F, welche umgekehrt nur ca. !/, Kohlenoxyd und ®/, Wasser- stoff enthält, ist dem entsprechend die Wirkung der Kohlensäure viel grösser. Es verbrennen schon bei dem kleinsten Kohlensäurezusatz von dem vorhandenen Kohlenoxyd nur 8,1 statt 27,4, und bei allen andern Versuchen mit grösseren Kohlensäuremengen verbrennt gar kein Kohlenoxyd, es wird im Gegentheil Kohlensäure durch den überschüssigen Wasserstoff zu Kohlenoxyd redueirt. Man erkennt dies daran, dass die Contraction bei der Verbrennung grösser,ist, als das dreifache Volum des vorhandenen Sauerstoffs. Die Gleichung für die Menge des verbrannten Kohlenoxydes liefert desshalb einen negativen Werth, welcher der absoluten Grösse nach gleich ist der Menge der reducirten Kohlensäure. In der obigen Tabelle sind demgemäss die durch Reduction erzeugten Kohlenoxydmengen als negativ verbrannte mit Minuszeichen bezeichnet. : Die Differenz vy—-v, die natürlich bei solchen Versuchen algebraisch zu nehmen ist, hat trotzdem dieselbe Bedeutung wie oben und lässt erkennen, dass auch hier die Wirkung der Kohlensäure anfangs rasch, später langsamer zu- nimmt bis zu einem Maximum, um darauf wieder. etwas abzunehmen. Die Thatsache, dass Kohlensäure durch Wasserstoff in hoher Tempe- ratur redueirt werden kann, ist nicht neu und das angeführte Resultat daher nicht unerwartet 9). Es lag im Gegentheil von vornherein im 1) Vergl. Bunsen, Ann. Chem. Ph., Bd. 85, $. 152. u Wr Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 189 Plan meiner Untersuchung, den Ueberschuss von Wasserstoff und Kohlen- säure so zu steigern, dass Kohlenoxyd nicht mehr verbrennen kann und schliesslich Versuche anzustellen ohne Kohlenoxyd, nur mit Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlensäure, um zu erfahren, wie sich das Ergebniss bei der Reduction der Kohlensäure an die anderen Resultate anschliesst. Zwei Versuchsreihen letzterer Art habe ich aus- geführt. Es fand sich dabei stets die Contraction grösser als das Drei- fache des Sauerstoffvolums, es wurde folglich stets ein Theil der Kohlensäure reducirt. Bei der ersten dieser Versuchsreihen wurde der Vorrath der drei Gase getrennt in Gasometern aufbewahrt und erst im Eudiometer gemischt und gemessen. Ich habe dabei angestrebt, die Mengen von Wasserstoff und Kohlensäure in der Art variiren zu lassen, dass die Summe beider Gase im Verhältniss zum Sauerstoff möglichst gleich gross blieb. Die in der folgenden Tabelle VII aufgeführten Werthe von «* zeigen, wie weit dies ‚gelungen ist. Diese Tabelle stellt das Ergebniss der Versuche dieser Reihe in ähnlicher Weise dar, wie die früheren. Sie enthält zunächst & und r, wobei jetzt natürlich das Volum des Wasserstoffs allein die Einheit bildet, da vor der Ver- brennung gar kein Kohlenoxyd vorhanden ist; ferner nach «', die Werthe von z und y,. bei deren Berechnung jetzt nur noch solche Kohlensäure in Betracht kommen kann, welche schon vor der Ver- brennung vorhanden war. In der letzten Spalte findet sich, mit 0 bezeichnet, die Menge der redueirten Kohlensäure als Bruchtheil der Gesammtmenge r, welche bei diesen Versuchen als Maass für die chem. Wirkung dienen kann. Die zweite der Versuchsreihen ohne Kohlenoxyd ist angestellt mit einer Mischung von Wasserstoff und Sauerstoff von constanter Zusammensetzung, welche durch Verbrennen ohne Kohlensäurezusatz leicht analysirt werden konnte. Es fand sich bei Vers. Nr.. 51-. 16,90: % Sauerstoff, Vers. Nr. 58 16,85 „, im Mittel 16,875 °/, Sauerstoff, woraus sich der für alle Versuche gleiche Werth von & zu 0,4060 berechnet. Das 13 + ’ ’ A. Horstmann: 190 Ergebniss dieser Versuchsreihe enthält die Tabelle VIII, welche ganz ebenso eingerichtet ist wie die vorhergehende. Tabelle VII. Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlensäure. Nr. | a r | a' zZ ER | 0 47 | 0,868 | 0,242 | 0,296 | 9,08 | 3,66 | 0,750 48 |. 0,390 °|0459 | 0,973 1.4.16 | 3,307. ,.0.B30 19 | 0,495 | 0,850 | 0,68 | 1,62 | 3,24 | 0,396 so os 1 | 0,354. 17.0967 1 Ar 5078 55 | 0,669 | 1,549 | 0,262 «| 0,63 | 1,73 | 0,193 45 | 0,741 | 1,739 | 0,270 |’ 0,82 ‚| 2,85 | 0,192 46 | 0,784 | 2,060 | 0,256 | 0,52 | 23,92 | 0,089 Tabelle VIII. Mischung G (Wasserstoff und Sauerstoff, &=0,406) mit Kohlensäure. Nr. r a! Z y M) 56 0,099 0,369 31,38 5,14 0,843 53 0,193 0,340 15,53 5,56 0,812 54 0,394 0,291 4,84 3,69 0,652 59 0,808 0,224 1,47 1,67 0,391 57 1,007 0,202 0,94 0,83 0,276 2 1,054 0,198 0,85 0,68 0,250 Aus den beiden letzten Versuchsreihen kann man schliessen, dass ein um so grösserer Bruchtheil der Kohlensäure redueirt wird, je kleiner deren Gesammtmenge ist und je mehr der Wasserstoff über- wiegt. Unter den günstigsten Umständen wurden bis 84 °/, reducirt. Eine eingehende Vergleichung der im Obigen mitgetheilten Ver- suche mit Kohlensäure untereinander und mit den früheren ähnlichen Versuchen ohne Kohlensäure ist wohl nur in der Art möglich, dass Verbrennungserscheinunger bei Gasen. II. 191 man sämmtliche Resultate unter gemeinsamen theoretischen Ge- sichtspunkten zusammenzufassen sucht. Da nun für die früheren Ver- suche ein Gesetz aufgestellt wurde, welches mit der Erfahrung befriedigend harmonirte, so wird man jetzt zunächst zu untersuchen haben, ob und wie jenes Gesetz auch bei Gegenwart von Kohlensäure angewendet werden kann und ob es event. durch die Erfahrung auch hier bestätigt wird. Jenes Gesetz verlangte, dass in dem Gasgemische, welches bei der Verbrennung entsteht, das Verhältniss der Mengen von Wasserdampf und Kohlensäure proportional sein solle dem Verhältniss der nicht verbrannten Mengen von Wasserstoffund Kohlenoxyd. Dabei waren aber früher Wasser- dampf und Kohlensäure als Verbrennungsproducte aus den ent- sprechenden brennbaren Gasen entstanden, während jetzt Kohlensäure schon vor der Verbrennung gegenwärtig ist. Um das Gesetz auf den jetzigen Fall anwenden zu können, ist daher die An- nahme nöthig, dass die Kohlensäure an dem resultirenden chem. Gleichgewicht in derselben Weise betheiligt sei, ob dieselbe zugesetzt wird oder durch Verbrennen ent- steht. Unter dieser Annahme hat der Proportionalitätsfactor 7 (der „Affinitätscoefficient“), welcher für sämmtliche Versuche in obigen Tabellen berechnet und mitgetheilt wurde, dieselbe Bedeutung hier wie früher und es kann desshalb einfach durch Vergleichung der Werthe von 7 über die Gültigkeit jenes Gesetzes entschieden werden. Der Affinitätscoefficient darf nun, wie sich gezeigt hat '), nicht als völlig unabhängig von den Versuchsbedingungen angenommen werden. Derselbe ändert sich vielmehr mit der relativen Menge des Sauerstoffs. Ich habe nicht versucht, diese Abhängigkeit in algebraischer Form durch eine Gleichung wiederzugeben, sondern nur in graphischer Dar- stellung durch eine Curve, wobei « als Maass für die Sauerstoffmenge, als Abscisse, benutzt wurde. Die früher mitgetheilte Curve war ziemlich willkürlich zwischen den Punkten hindurch gezogen, welche die aus den Versuchen berechneten Affinitätscoefficienten darstellten. Diese ı) A. a. O. Bd. II, S. 45, 192 A. Horstmann : Punkte liegen über ein ziemlich weites Gebiet zerstreut, weil die be- nutzten Werthe von 7 durch eine Reihe von Rechnungsoperationen entstehen, welche die Fehler der direct beobachteten Grössen erheblich vergrössern. Schlägt man z. B. den wahrscheinlichen Fehler der ge- messenen Gasvolume auf 0,2 °;, an, so wird im Durchschnitt der wahrscheinliche Fehler von 7 mindestens 3 °/, und in demselben Maasse wachsen die Grenzen der wirklichen Fehler. Man wird daher über- haupt nicht viel mehr erlangen. können als ein ungefähres Bild der Abhängigkeit des Affinitätscoefficienten von der relativen Sauerstoff- menge. Ich habe trotzdem im Hinblick auf die vorzunehmende Ver- gleichung versucht, die Gestalt der Curve in einer etwas mehr metho- dischen Weise zu bestimmen, indem ich zunächst für eine Anzahl von Abseissenpunkten Mittelwerthe der zugehörigen Ordinaten aus benach- barten Beobachtungen der verschiedenen Reihen aufsuchte und durch diese erst eine möglichst anschliessende Curve mit stetiger Krümmung hindurchzog. Die so erhaltene Curve ist von der früheren nicht wesent- lich verschieden und sie muss selbstverständlich nach ihrer Entstehung in derselben Weise und so gut wie die alte, oder besser, die ange- näherte Vorausberechnung der Versuchsergebnisse ermöglichen. Für die ‚folgende Vergleichung war es vortheilhaft, dass die Curve mit Be- nutzung des Versuchs Nr. 1 dieser Mittheilung (Knallgas und Kohlen- oxyd ohne Kohlensäure, 7 = 2,83 für « = 0,157) in der Richtung der kleiner werdenden & gegen früher etwas verlängert werden konnte, wobei freilich jener vereinzelten Beobachtung ein übermässiges Gewicht beigelegt wurde. Die Tabelle IX giebt für bestimmte & die Werthe von y nach der neuen Curve und diese selbst, die im Folgenden „die Mitteleurve für y“ genannt werden soll, ist in Fig. 1 graphisch dar- gestellt. Daneben sind in dasselbe Coordinatennetz die sämmtlichen Werthe des Affinitätscoefficienten eingetragen, aus welchen. dieselbe abgeleitet ist, so dass man beurtheilen kann, wie weit.die Curve als Ausdruck der Beobachtung gelten darf. Ich will dazu noch bemerken, dass die betheiligten Beobachtungen zwölf verschiedenen Reihen ange- hören und dass die grössten Unregelmässigkeiten, welche die graphische Darstellung zeigt, daher rühren, dass diese Reihen untereinander nicht 7 Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 193 völlig vergleichbar sind. Die grössten der dargestellten Werthe von y gehören z. B. sämmtlich den älteren Versuchen mit Knallgasgemischen an. Die Versuche der einzelnen Reihen für sich allein ordnen sich meist viel regelmässiger, als es nach der Gesammtdarstellung, wo auch die allen Versuchen einer Reihe gemeinsamen Fehler zum Vorschein kommen, scheinen mag. Derselbe Umstand macht sich bei den Ver- suchsreihen dieser Mittheilung fühlbar, wesshalb hier darauf hinge- wiesen wurde. Tabelle IX. a | y a Y 0,15 2,68 0,45, | 612 0.20. | 3:80 0.50%» LM FBRB 025 | 483 055 |, 5,64 0,30 5,65 060 | 5,38 0,35 6,16 0,65 5,11 Mr BO WEn.aS A 3 Die „Mitteleurve für 7“ hat man nach dem Vorstehenden als eine Zusammenfassung der Ergebnisse sämmtlicher Versuche mit Wasserstoff, Kohlenoxyd und Sauerstoff in Bezug auf den Affinitätscoefficienten zu betrachten und mit ihr sind daher die Affinitätscoefficienten zu ver- gleichen, welche sich für die Versuche mit Kohlensäurezusatz ergeben. Zu diesem Zweck müssen aber zunächst die zugehörigen Abseissen er- mittelt werden, mit Rücksicht auf die zugesetzte Kohlensäuremenge. Ich habe nun in meiner früheren Mittheilung gezeigt 2), dass durch Zusatz von Stickstoff der Affinitätscoefficient in derselben Weise geändert wird, wie durch einen gleich grossen Zusatz von einem der beiden brennbaren Gase (Wasserstoff oder Kohlenoxyd).. Man hat mit andern Worten bei Gegenwart von Stickstoff als Abseisse statt & den kleineren Werth von &' zu nehmen, welcher die relative Sauerstoffmenge darstellt, bezogen auf die Summe der brennbaren Gase plus Stickstoff als Einheit. Der Affinitätscoefficient erscheint dadurch in der Curve nach — De nr !) A. a. ©. Bd. II, 8. 49. N 194 A. Horstmann: . dem Coordinatenursprung hin verschoben, um.se mehr, je grösser der Zusatz ist, und dabei in seiner Grösse entsprechend der Form der Curve geändert. Etwas ähnliches gilt nun offenbar auch für den Zusatz der Kohlensäure. Die Versuche sind in obigen Tabellen in jeder Reihe nach steigendem Kohlensäurezusatz geordnet und für alle Versuche einer Reihe, mit Ausnahme der vorletzten in Tabelle VII, sind die sonstigen Bedingungen nahezu gleich. Man kann daher den ungefähren Zusammenhang zwischen Affinitätscoefficient und Kohlensäuremenge un- mittelbar beurtheilen, und man erkennt, dass die y für die kleinsten r so gross bleiben wie bei den zur Vergleichung beigesetzten Versuchen ohne Kohlensäure, oder etwas zunehmen, um dann für grössere r sehr rasch zu sinken, ganz ähnlich wie es nach der Gestalt der Curve und nach den Erfahrungen mit Stickstoff zu ‚erwarten war. Ich mache besonders darauf aufmerksam, dass nach der Form der Mitteleurve y durch den Zusatz eines Gases grösser werden muss, sobald für den correspondirenden Versuch ohne Zusatz & grösser ist als etwa 0,5 und sobald durch den Zusatz y nicht über das Maximum der Curve, welches etwa bei 0,4 liegt, hinausgeschoben wird und dass diesesGrösserwerden unter solchen Umständen in der That sich mehrfachan den Versuchen constatiren lässt. Man vergleiche Vers. Nr. 5 und 6 gegen 4 und Nr. 21 und 17 gegen 14 und 24 in Tabelle V, Vers. Nr. 41 und 37 gegen 36 und 40 in Tabelle VI. Weniger deutlich zeigt sich die Erscheinung in Tabelle VI bei der Mischung E, wo überhaupt 7 die grössten Unregelmässigkeiten zeigt. Auf die Möglichkeit dieser Erscheinung wurde aus der Form der Curve für 7 schon bei den Versuchen mit Stickstoffzusatz ge- schlossen ?). Was die absoluten Werthe der gefundenen Y betrifft, so kann man gleichfalls ohne Weiteres sehen, dass wenigstens die grösseren sich nicht zu weit von der Curve entfernen. Die kleinsten aber sind viel kleiner, alsy ohne Kohlensäurezusatz überhaupt gefunden wurde. Wie sich dieses Ergebniss mit der Curve vereinigen lässt, 1) A. a. 0. Bd. II, 8. 48. Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 195 kann man nur beurtheilen, wenn man für jedes y die zugehörige Abseisse wirklich ermittelt hat. Wenn nun die Kohlensäure sich genau wie der Stickstoff verhielte, so wäre die Ermittelung der Abseissen leicht. Man hätte, wie aus dem Gesagten hervorgeht, die Kohlensäure den brennbaren Gasen zuzuzählen und die doppelte Sauerstoffmenge in dieser vergrösserten Einheit aus- zudrücken. Man fände so als Abseissen die schon in den Tabellen aufgeführten Werthe vn « = «:1-+ r. Es ist aber von vorn- herein mehr als zweifelhaft, dass die Kohlensäure auf den Affinitäts- eoefficienten denselben Einfluss habe wie der Stickstoff oder die beiden brennbaren Gase, und die Bedenken gegen diese Annahme werden durch die Versuche der Tabelle VII unterstützt. Die Zusammen- setzung der dort verwendeten Gasmischungen wechselt, wie bemerkt, in der Weise, dass die Kohlensäuremenge zu- und gleichzeitig die Wasserstoffmenge abnimmt, so dass ihre Summe möglichst nahe gleich bleibt. In Folge davon nimmt y deutlich ab, während es gleich bleiben müsste, wenn Wasserstoffund Kohlensäure den- selben Einfluss hätten. Die Vertauschung von Wasserstoff gegen Kohlensäure wirkt demnach so, als ob die Menge der nicht verbrennenden Gase vermehrt würde. Ich habe nun früher ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Stickstoff und die beiden brennbaren Gase, mit welchen er ohne Aenderung des Affinitätscoefficienten vertauscht werden kann, nahezu die gleichen physikalischen Eigenschaften haben. Es war dabei vor- züglich an die speeifische Wärme gedacht. Denn ich hatte die Ver- muthung aufgestellt und begründet, dass der Affinitätscoefficient un- mittelbar von der Verbrennungstemperatur abhänge resp. von derjenigen Temperatur, bei welcher sich der beobachtete Zustand herstellt, und nur mittelbar von & oder «', sofern nämlich jene Temperatur durch die relative Menge der Verbrennungsproducte, durch die Verbrennungs- wärme und die specifische Wärme bedingt sein muss. Die specifische Wärme der Kohlensäure, bei constantem Volum bezogen auf die Volum- einheit, wie sie hier in Betracht kommt, ist etwa um die Hälfte grösser als diejenige des Wasserstoffs, Kohlenoxyds oder Stickstofts. 196 A. Horstmann: Dieser Unterschied kann demnach eine Wirkung hervorbringen in dem Sinne wie sie die Versuche der Tabelle VII zeigen. Soweit die specif. Wärme massgebend ist, müssen 2 Volum Kohlensäure denselben Einfluss auf den Affinitätscoefficienten haben, wie 3 Volum jener anderen Gase. Der gesuchte Werth der Abseissen wäre darnach €" =«@:1+ kr. Um zu entscheiden, ob durch diese Betrachtung die Uebereinstim- mung der in Rede stehenden Affinitätscoefficienten mit der Mittelcurve besser gemacht wird, kann man entweder die gefundenen 7 neben jene Curve mit @' und «“ als Abseissen in ein Coordinatennetz eintragen, oder aber man kann umgekehrt diejenigen Abscissenwerthe ermitteln, welche nach der Mitteleurve den gefundenen 7 zukommen müssten, und diese mit @’ und «‘ vergleichen. Auf letzterem Weg wird am Besten deutlich, dass nicht alle Versuche zu dieser Vergleichung tauglich sind. Denn für alle solche Werthe von y, welche sich nicht weit von dem Maximalwerthe der Mittelcurve entfernen, kann man nur sagen, dass sie dem oberen Theil jener Curve zugehören. Aber näher lässt sich die zugehörige Abscisse nicht bestimmen, weil sich in jenem ganzen oberen Theil 7 kaum so viel ändert als der wahrscheinliche Fehler der beobachteten Werthe beträgt. Man muss sich daher für den gegen- wärtigen Zweck auf die Versuche mit kleineren , welche zu dem steiler abfallenden Stück der Mitteleurve gehören, beschränken und da dies “zugleich diejenigen mit grösserem Kohlensäurezusatz sind, für welche also der betrachtete Einfluss am stärksten hervortreten muss, so eignen sich dieselben in doppelter Beziehung am Besten zu der ge- suchten Entscheidung. DR Für alle Versuche, welche nach dem Gesagten in Betracht kommen, sind in folgender Tabelle X die gefundenen y, nach ihrer Grösse ge- ordnet ohne Rücksicht auf die verschiedenen Versuchsreihen, zusamınen- gestellt. Daneben in der nächsten Spalte stehen die Werthe von «, welche nach -der Mittelecurve zu den betr. y als Abscissen gehören müssten. Für die kleinsten 7 unter 2,8 konnten diese Abscissen nur durch Extrapolation gefunden werden, indem man das Curvenende geradlinig verlängerte. Die betr. Zahlen sind eingeklammert zum Zeichen ihrer geringeren Zuverlässigkeit. Nr.. | y 18 | 5,33 15 | 5,28 50 | 4,77 39 | 421 23 |- 4,10 3ı1® 4,03 54 | 3,69 47 | 3,66 30* | 3,50 10 | 3,42 16 | 3,38 48 | 3,30 49 | 3,24 46 | 2,92 45“| 2,85 19 | 2,61 29*| 2,57 20 | 23,15 21,9 2" EB EN OR NS 59 | 1,67 42 | 1,48 57 | 0,83 52 0,68 Vergleicht man die „& nach der Curve Verbrennungserscheinungen bei Gasen, III, 197 Tabelle X. a | SP: F Bat + Fi 3 9 | n. d. Curve | 0,276 | 0,286 | 0271 | 0,81 1680 0,274 0,3501. | 0,284 0,88 1680 0,247 0,262 | 0,221 0,96 1530 0,220 | 0,237 | 0,202 | 0,98 1380 0213 | 0,237 | 0,222 | 0,56 | 1350 0,211 0,278 | 0,291 0,29 1350 0,194 0,255 | 0,190 4,84 1230 ' 0,193 0,270 0,206 9,08 1230 | 0,185 0,213 | 0,929 | 0,17 1170 0,183, 1 0.201. | + 0,187 | 043 1160 0,179 0,194 0,182 0,41 1150 1.0,176 ‘| 0,237 | 0,174 | 4,16 1150 | .0,174 | 0,218 | 0,164 Y,62.,# 00.1140 0,160 | 0,192 | 0,162 | 0,52 1040 0,157 0,205 | 0,169 0,62 1030 (0,147) | 0,171 |- 0,160 0,33 (970) (0,144) | 0,154 0,163 0,13 | (940) (0,127) | 0,166 0,155 0,31 | (860) (0,118) | 0,150 0,140 0,27 (800) (0,115) | 0,164 0,131 0,59 | (780) (0,108) | 0,201 0,156 0,63 | (750) ' (0,105) | 0,183 0,125 1,47 | (740) | (0,097) | 0,147 0,121 0,40. | (690) (0,073) | 0,162 0,107 | 0,94 | (550) (0,064) | 0,157 0,103 0,85 (500) “ mit den entsprechen- den «', welche man nach den Nr. der Versuche in den früheren Tabellen finden kann, so zeigt sich ohne Ausnahme, dass die letzteren zu gross sind. Das Gleiche lehrt übersichtlicher die Fig. 2, wo neben dem betr. Stück der Mitteleurve die y der Tabelle X mit den zugehörigen «' als Abseissen graphisch dargestellt sind. Die dar- stellenden Punkte liegen alle auf derselben Seite der Curve, 198 A. Horstmann: nach rechts davon entfernt. Ein Unterschied in diesem Sinn war zu erwarten für den Fall, dass nicht &’ sondern «'' der richtige Werth der Abseissen ist, weil @' nach seiner Entstehung kleiner ist als @. Aber die in der Tabelle X in der dritten Spaite auf- geführten Werthe von «'' sind, wie man sieht, ebenfalls noch aus- nahmslos grösser als die „@ nach der Curve* und dem entsprechend liegen in Fig. 3, wo die @' als Abscissen zur graphischen Darstellung der gef. 7 benutzt sind, die darstellenden Punkte immer noch alle auf einer Seite, rechts, von der Mittelcurve. Sie sind freilich bedeutend näher herangerückt, als in Fig 2. Man könnte sogar, mit Rücksicht auf die allgemeine Unsicherheit der Werthe von y und auf die durch den Kohlensäurezusatz veränderten Bedingungen bei den in Rede stehenden Versuchen, mit der erreichten Annäherung zufrieden sein, wenn nicht die gemeinsame Richtung aller Abweichungen auf eine gemeinsame Ursache derselben hinwiese. Jeden- falls kann man diese Annäherung als ein Argument für die Richtigkeit des Gedankens betrachten, auf welchen sich die Berechnung von «@" stützt, dass nämlich der Affinitätseoeffieient unmittelbar nur von der Verbrennungstemperaturabhänge. Esliegt daher nahe, die noch bleibende Abweichung durch den Umstand zu erklären, dass der Kohlensäurezusatz noch in anderer Weise auf die Verbrennungs- temperatur einwirken muss. Der Kohlensäurezusatz vermindert, wie gezeigt wurde, die relative Menge des verbrannten Kohlenoxyds, vermehrt entsprechend die Menge des verbrannten Wasserstoffs und bewirkt sogar häufig die Bildung von Wasserdampf durch Reduction der Kohlensäure. Da nun, für gewöhn- liche Temperatur wenigstens, de Kohlensäurebeiihrer Bildung mehr Wärme entwickelt als Wasserdampf, so muss durch jene Wirkung zugleich die Verbrennungswärme erniedrigt werden und es könnte darin die Ursache der gesuchten Abweichung zu suchen sein. Allerdings wechselt äuch bei den Versuchen ohne Kohlensäure das Verhältniss der Verbrennungsproducte je nach der Zusammensetzung der angewendeten Mischungen. Der vermuthete Ein- “ fluss müsste demnach auch dort vorhanden sein, wo sich nichts davon u Verbrennungserscheinungen bei Gasen. IIT. 199 bemerklich machte. Es war aber immerhin denkbar, dass der Einfluss in jenem Falle zwischen Unregelmässigkeiten der Beobachtung ver- schwindet, während derselbe hier zu gross ist um übersehen zu werden. Ich habe versucht, in dieser Beziehung Aufschluss zu gewinnen, und was ich gefunden, scheint mir gut genug, um zu rechtfertigen, dass ich die angestellten Betrachtungen im Folgenden mittheile. Nach den gegebenen Definitionen bedeutet z das Verhältniss des Wasserdampfs zur gesammten Kohlensäure, & die Summe der neu entstandenen Verbrennungsproducte und r die Menge der zuge- setzten Kohlensäure. Daraus folgt die Menge des entstandenen Wasser- z(£e +nv) Sn auf 1 Volum der Verbrennungsproducte kommt, gleich p gesetzt wird. dampfes — «p, wenn die Menge des Wasserdampfes, die ß Z k Ist keine Kohlensäure zugesetzt, so hat man einfach er mp. Bei den verschiedenen Versuchsreihen, welche zur Construction der Mittel- curve gedient haben, schwankt z in ziemlich weiten Grenzen. Aber nach der Voraussetzung kann dieselbe streng genommen nur für einen bestimmten Mittelwerth von z giltig sein. Dieser Mittel- werth soll mit z, und das entsprechende p mit p, bezeichnet werden. Ist nun in irgend einem Falle mehr oder weniger Wasserdampf ent- ° standen, so dass p von p, verschieden ist, und bedeutet ce die Wärme- menge, welche weniger frei wird, wenn ein, Volum Wasserdampf statt ein Volum Kohlensäure entsteht, so ist & (p — Po) © die Wärme- menge, welche in dem betr. Falle weniger frei wird, als nach Obigem bei der Construction der Mitteleurve vorausgesetzt wurde. Auf die Verbrennungstemperatur muss eine solche Verminderung der entwickelten Wärmemenge denselben Einfluss haben, als ob bei der Verbrennung noch eine bestimmte Menge n eines Gases von der specifischen Wärme s beigemischt gewesen wäre, welche gerade die weniger entwickelte Wärme zu ihrer Erwärmung auf’ die wirklich stattfindende Verbrennungstemperatur t verbraucht hätte. Die Menge des Gases, welche dazu erforderlich, ist durch die Gleichung bestimmt “ (p—Pp) ec = nSsit. 200 2 A. Horstmann: Ich mache nun mit Rücksicht auf den vermutheten Zusammenhang die Annahme, dass der Zusatz einer so bestimmten Gasmenge, wie auf die Verbrennungstemperatur, so auch auf den Affinitäts- coefficienten denselben Einfluss habe, als die ent- sprechende Verminderung der entwickelten Wärme. Es ist dann leicht, für diese Verminderung eine Correction an den Ab- scissen der y anzubringen. Man hat die Gasmenge n, nachdem die specifische Wärme s gleich der des Wasserstoffs oder Kohlenoxyds gesetzt ist, zu behandeln wie einen Zusatz von Stickstoff und findet demnach die für die verminderte Wärmeentwickelung corrigirte Abeisse 77 a'' 1 "N (PP) Was die numerischen Daten für die Correetion betrifft, so hat d'' — [' nee 1 3 en ee Ye a a' x St man zunächst die Verbrennungswärmen, bezogen auf die gleich grossen Volume der Moleculargewichte für CO ='66810 Cal. und für H, 58700 Cal. und folglich die Differenz beider e = 8110 Cal. Ferner ist die specif. Wärme s, den Versuchsbedingungen gemäss für constantes Volum und gleichfalls bezogen auf die Moleculargewichte, für Wasserstoff —= 4,82 und für Kohlenoxyd = 4,88. Ich setze daher im Mittel s = 4,84. Die Verbrennungstemperatur lässt sich mit hinreichender Genauig- keit aus Beobachtungen von Bunsen!) bestimmen, welche ich schon früher ?) graphisch dargestellt habe in einer Form, in welcher sie jetzt unmittelbar benutzt werden können. Es hat nämlich die relative Menge des Sauerstoffs in den verbrannten Gemischen in derselben Weise als Absceisse gedient wie bei der graphischen Darstellung, von y. Ich nehme nun als actuelle Verbrennungstemperatur diejenige, welche nach der aufgezeichneten Temperaturcurve dieselbe Abseisse hat, wie das be- treffende y nach der Mitteleurve. Dies entspricht der Voraussetzung, dass durch den Einfluss der zugesetzten Kohlensäure die Verbrennungs- temperatur soweit herabgedrückt sei, als in einem Gemisch ohne Kohlen- 1) Gas. Method., 2. Aufl. 1877, S. 325. ’) A. a. O., Bd. II, S.. 50 und Fig. 4 auf Taf. I. - Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 901 säure mit einer relativen Sauerstoffmenge gleich „x nach der Curve“. Die ermittelten Temperaturen sind in der Tabelle X für die dortigen Versuche mitgetheilt. Für die kleinsten 7 musste die Temperatureurve gleichfalls über die Betrachtungen hinaus geradlinig verlängert werden ‚und zwar bei denselben Versuchen, bei welchen auch „«& nach der Curve* nur durch Extrapolation sich bestimmen liess. Die Annäherung an die Wahrheit ist für den gegenwärtigen Zweck jedenfalls gut genug. Ob wirklich einige der angewendeten Gasmischungen mit Verbrennungs- temperaturen bis zu 500° noch entzündlich sind, mag zweifelhaft sein. Doch erinnere ich daran, dass Bunsen!) auf directerem Wege die Verbremnlichkeitsgrenze für Knallgas mit Sauerstoffüberschuss zu 743° berechnet. Das Verhältniss der Verbrennungsprodukte z schwankt bei den Versuchen ohne Kohlensäure ungefähr zwischen 0,5 und 12. Bei der Construction des betr. Stücks der Mitteleurve sind jedoch kleinere Werthe von z in viel grösserer Anzahl benutzt. Man muss daher an- nehmen, dass dieselbe beiläufigam Genauesten gilt für einen Mittelwerth zo = 1,8, woraus sich der Mittelwerth von p ergiebt p, = 0,643. Nimmt man nun für irgend einen bestimmten Werth von & den grössten Werth von z, z. B. aus den Versuchen ohne Kohlensäure mit der wasserstoffreichsten Mischung für & = 0,2 — z = 10,5, werd Be 0,913, EEE N welt 0, und t = 1250° und man findet die corrigirte Abseisse für das betreffende y ae" = 02:1 + 0,079 = 0,186. Nach der andern Seite hat man, als kleinsten Werth, bei den wasser- stoffärmsten Mischungen mit Knallgas für & = 02 z=08. Es wird p = 0,445, kleiner als py; folglich verbrennt weniger Wasser- stoff und wird mehr Wärme entwickelt, als bei Construction der Mittel- eurve vorausgesetzt ist. Man findet @'' = 0,2: 1 — 0,050 = 0,211. Nach der Mitteleurve aber hätte man i für + & =.0:186 0,2 0,211 a 3,30 4,04. 1) Gas. Meth., 2. Aufl., S. 339. 309 A. Horstmann: Da diese Unterschiede nach verschiedenen Richtungen gehen und kaum die Fehlergrenzen von Y überschreiten und da bei den meisten Ver- suchen ohne Kohlensäure die Abweichungen bedeutend kleiner sind als bei den hier berechneten extremen Fällen, so darf man allerdings zu- geben, dass dieselben neben der Unsicherheit von y verloren gehen können. Dieselbe Rechnung habe ich nun für alle Versuche der Tabelle X durchgeführt. Es lässt sich ohne Weiteres voraussehen, dass dabei in vielen Fällen die Correction bedeutend grösser ausfallen muss. Denn bei vielen jener Versuche besteht die ganze Menge der Ver- brennungsproducte aus Wasserdampf und ausserdem wird noch Kohlen- säure durch Wasserstoff reducirt, so dass p grösser als 1 wird. Es stellt sich in der That heraus, dass die Correction in fast allen Fällen so viel beträgt, als ohne Kohlensäure nur bei den angeführten äussersten Fällen und häufig zwei- bis dreimal so viel, und ferner, dass fast überall p grösser als p, und folglich @'“ kleiner als &” wird. Die Ver- minderung der entwickelten Wärme, welche der Kohlensäurezusatz bewirkt, kann also nach den gemachten Voraussetzungen wirklich die beobachteten Abweichungen nach Grösse und Richtung hervorgebracht haben und durch die entsprechende Correction werden dieselben zum grössten Theil beseitigt. In der Tabelle X sind die «'' für sämmt- liche Versuche aufgeführt. _Man sieht, dass sie viel besser mit den „& nach der Curve“ übereinstimmen, als die «@”. Ausgenommen sind unter 25 Versuchen nur drei mit Sternchen bezeichnete, aus der Versuchsreihe mit der Mischung E, welche auch ‚sonst, wie schon be- merkt, grosse Unregelmässigkeiten zeigt. In der Fig. 7 sind die «'' als Abseissen für die graphische Darstellung benutzt und da erkennt man noch deutlicher, dass die darstellenden Punkte (die Kreuzchen) nicht nur näher an die Curve herangerückt, sondern auch untereinander dichter zusammengedrängt sind. Mit andern Worten, es beträgt im Allgemeinen die Correction am meisten gerade bei den Beobachtungen, welche für @'nocham Weitestenvonder Curve abstanden. Die graphische Darstellung wie die Tabelle weisen zwar noch immer vorwiegend kleine Abweichungen in derselben 2 + an Se rn ee han Ken ” di Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 903 Richtung auf wie früher; «‘’ ist meistens noch grösser als „a nach der Curve“. Indess wird der Unterschied deutlich bemerkbar erst dort, wo die Mitteleurve über die Beobachtung hinaus (punktirt) verlängert ist, wo die „«& nach der Curve“ nur durch Extrapolation bestimmt werden konnten. Jene kleine Divergenz, welche auch für &'' noch bleibt, kann daher ebensogut von der Mitteleurve herrühren als von den andern Beobachtungen; denn die Curve stellt, nach dem früher Gesagten, den wahren Verlauf der Abhängigkeit zwischen @ und y nur in roher Annäherung dar. Man darf demnach mit der erreichten Uebereinstimmung vollkommen zufrieden sein. Die angestellte Vergleichung ergiebt also, dass die Affinitäts- eoeffiecienten für die (bisher betrachteten) Versuche mit Kohlensäure, berechnet nach dem früher aufgestellten Gesetz, an die Mittelcurve für y, welche das Ergebniss der Versuche ohne Kohlensäure darstellt, sich gut an- schliessen, resp. dieselbe fortsetzen, wenn man auf die zugesetzte Kohlensäure, auf deren specifische Wärme und auf die Verminderung der Wärmeentwickelung, welche der Zusatz bewirkt, in der angegebenen Weise Rücksicht nimmt. Dadurch wird zunächst bewiesen, dass die Veränderlichkeit des Affinitätscoeffieienten mit grosser Wahrscheinlich- keit auf die wahre Ursache zurückgeführt wurde. Man wird kaum mehr zweifeln dürfen, dass in der That der Affinitätscoefficient hauptsächlich von der Verbrennungstemperaturabhängt und von andern Umständen nur, soweit dieselben auf die Verbrennungstemperatur Einfluss haben. Nach den An- gaben über die Verbrennungstemperaturen in Tab. X kann man sich ein ungefähres Bild von der Art jener Abhängigkeit machen. Der Affinitätscoefficient nimmt mitsteigender Temperatur zu, soweit wenigstens als die bisher betrachteten Versuche reichen. Auffällig ist dabei, dass für die niedrigsten Temperaturen der Affinitäts- coefficient kleiner als 1 wird. Dies bedeutet, dass umgekehrt wie bei hohen Temperaturen, relativmehr Kohlenoxydals Wasser- stoff verbrennt. Wegen der Grenze der Entzündlichkeit lässt sich Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med, Vereins, N. Serie II, 14 re 204 A. Horstmann: dieses Resultat durch Versuche mit plötzlicher Verbrennung ohne Kohlen- säure nicht bestätigen. Ich möchte aber daran erinnern, dass nach E. von Meyer!) bei der langsamen Oxydation durch Vermittlung von Platinmohr in gewöhnlicher Temperatur ebenfalls die Affinität des Sauerstoffs gegen Kohlenoxyd viel grösser zu sein scheint als gegen Wasserstoff. Durch die Uebereinstimmung zwischen der Mittelcurve für y und den Beobachtungen ist, wenn man die Berechtigung der Voraussetzungen anerkennt, durch welche dieselbe herbeigeführt wurde, ferner bewiesen, dass das chemische Gleichgewicht bei den jetzigen Ver- suchen sich nach demselben Gesetze herstellt, wie bei den. früheren Versuchen ohne Kohlensäure. Nach jenem Gesetz sollte nach der Verbrennung das Verhältniss z des Wasserdampfes zur Kohlensäure- bei constantem Affinitätscoeffieienten proportional sein dem Verhältniss des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd. Dies findet in der Tabelle X darin seinen Ausdruck, dass die dort aufgeführten beobachteten Werthe von z ganz regellos in ziemlich weiten Grenzen schwanken (von 0,13 bis 9,08), während die zugehörigen Werthe von y, in Folge der variablen physikalischen Bedingungen mit @'"' stetig abnehmen. Davon machen, wie hervorzuheben ist, auch diejenigen Versuche keine Ausnahme, bei welchen Kohlensäure reducirt, statt: Kohlenoxyd verbrannt wird, bei welchen sich also das chemische Gleichgewicht gewissermassen durch den entgegengesetzten Vorgang herstellt. Die Giltigkeit des Gleichgewichtsgesetzes kann man für die Ver- suche der Tabelle X nicht dadurch verificiren, dass man deren Er- gebniss mit Hilfe des Gesetzes und der Mittelcurve voraus berechnet, denn die Absceisse des Affinitätscoeffiicienten, die man dazu wissen müsste, lässt sich für die Verminderung der Wärmeentwickelung erst corrigiren, wenn das Resultat des Versuchs bekannt ist. Man könnte darum vielleicht Bedenken tragen, dieselbe anzuerkennen, zumal sich die obige Beweisführung auf zum Theil unsichere Voraussetzungen 1) J. f. pr. Ch. (2) 12, 8. 150. Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 305 stützt. Es ist deshalb ein günstiger Umstand, dass man bei den noch nicht diseutirten Beobachtungen mit grösseren Werthen von y auf jene Correction keine Rücksicht zu nehmen braucht. Bei diesen Versuchen ist im Allgemeinen die Menge der zugesetzten Kohlensäure, und folglich auch der Betrag der Correctionen, kleiner als bei den vorherbesprochenen, und gleichzeitig ist an sich schon deren Einfluss auf den Werth von y aus oben angeführten Gründen verschwindend klein. Ich habe die y für die in Rede stehenden Versuche mit «' als Abscissen in Fig. 4 unter besonderem Zeichen neben der Mittelcurve graphisch dargestellt. Man überzeugt sich dort mit einem Blick, dass eine kleine Verschiebung der darstellenden Punkte parallel mit der Abscissenaxe, wie sie die Correetion für die verminderte Wärmeentwickelung fordern könnte, gar keinen merklichen Unterschied in der Lage derselben gegen die Curve hervorbringen würde. Man darf darum ohne Bedenken diese Correction vernachlässigen und sich zur Ermittlung des theoretischen Werthes von y nach der Mitteleurve mit «’' als Abseisse begnügen, welches aus den Daten über die Zusammensetzung der Gasmischung vor der Verbrennung berechnet werden kann. Der Fehler, den man dadurch begeht, ist weit kleiner als die möglichen Beobachtungsfehler. Die Vorausberechnung der Versuchsergebnisse aus der Zusammen- setzung der angewendeten Gasmischungen gestaltet sich ganz ähnlich wie bei früherer ähnlicher Gelegenheit }). Man findet zunächst als Ausdruck des Gleichgewichtsgesetzes unter Berücksichtigung des Kohlensäure- zusatzes, an Stelle der Gleichung I, mit den oft gebrauchten Zeichen EN a re (k+n(ı+z2) - (e+n’ worin h = 1 Es die Menge des Wasserstoffs und k = 1 Fe; die Menge des Kohlenoxydes in der ursprünglichen Mischung der brennbaren Ia, Gase bedeutet. Ist kein Kohlenoxyd vorhanden, so wird demnach k=0undh = 1. Löst man die Gleichung Ia nach z auf, so ergiebt sich 1) A.2.0.B, 2, S. 45. 14* 206 A. Horstmann : —p+V4ga+p worin ln = m e ae p und je = q gesetzt wurde. Hat man darnach z gefunden, so lassen sich leicht auch die andern Grössen, welche in den früheren Tabellen als Maass für die chem. Wirkung der Kohlensäure gedient haben, berechnen. Der Bruchtheil des vorhandenen Kohlenoxyds, welches verbrennt, wird a SIEH, und bei den Versuchen ohne Kohlenoxyd, der Bruchtheil der vorhandenen UV Koblensäure, welcher reducirt wird RE za Tre Die bei der Rechnung benutzten auf die Zusammensetzung der Gas- misehungen vor der Verbrennung bezüglichen Werthe von «@, $ und r sind den weiter oben mitgetheilten Tabellen entnommen und die Werthe von 7, wie schon angedeutet, nach der Mitteleurve für @” als Abseisse- bestimmt. Die Rechnung wurde für alle Versuche dieser Mittheilung, die nicht schon im Obigen discutirt sind, durchgeführt und das Ergebniss in der Tabelle XI zusammengestellt, georduet nach den verschiedenen Versuchsgruppen und innerhalb derselben nach steigendem Kohlensäure- zusatz, wobei auch die entsprechenden Versuche ohne Kohlensäure mit aufgenommen sind. Die Kohlensäuremengen r sind, nach den Nr. der Vers., in der ersten Spalte der Tabelle nochmals angegeben. Die folgenden Spalten enthalten neben den berechneten, jeweils die gefundenen Werthe von y, z und v oder 0, wie aus der Ueber- schrift der einzelnen Spalten ohne Weiteres verständlich ist. Eine oberflächliche Einsicht in die Tabelle muss schon, wie_ ich glaube, lehren, dass die Uebereinstimmung zwischen Rechnung und Beobachtung sehr befriedigend ist. Betrachtet man näher zunächst das Verhältniss von z, so sieht man die Differenz zwischen den be- rechneten und beobachteten Werthen nur in seltenen Fällen 5 °/, übersteigen. In einem Falle (bei Vers. Nr. 56, wo z = 31,38) beträgt Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 207 Tabelle XI. erLL. %; e gef. | ber.| gef. | ber. gef. | ber. 4| — I6,11 15,44 2,87 3,01| 0.341 | 0,330 | gen 6 [0,186 17,16 6,1511,70 1,78| 0,216 | 0,200 | , = | . Di 5 10,384 1,36 6211,12 1,15 | 0,153 | 0,135 S | > E: D 9 Z [5.20 5,74 2,69. 2,58 | 0,308 | 0,311 |äisch. B.| S 13 | — [6,42 5,52]3,11| 2,90| v,326 | 0,344 |. [< | 3 Misch. C.| 3 12 10,773 5,79 5,11|0,65, 0,64] 0,101 | 0,110 = r Em be ! P 2.2 S 14,24| — [5,86 6,03lp,21| 2,23 | 0,274 | 0,272 = = 21 0,073 |6,52 6,28[1,84| 1,81 | 0,220 | 0,224 > ) es 3 | ). 17 |0,195 |6,27 /6,22[1,31| 1,31] 0,173 | 0,174 : | 35 5,83 5,96|0,70| 0,70 | 0,380 | 0,379 28 | — [4,55 5,52|0,56| 0,59] 0,490 | 0,484 a = 32 10,102 15,25 5,97|0,49. 0,50 | 0,455 | 0,450 Ei 2 33 [0,192 [5,51 6,30|0,43| 0,44| 0,423 | 0,419 2 34 |0,740 [6,29 '5,16|0,22| 0,22 | 0,436 | 0,440 Hz | 1.4 | \B EE | 5 36 | — 16,78 5,85|9,43 8,49 |+0,191 |+ 0,210 = 40 | — 16,80 5,60 8,55 | 7,52 |+ 0,229 |+ 0,258 te 2 41 \0,111 [6,92 5,7514,50| 4,14 1+0,081 +0,18 EN E 37 [0,181 [6,97 16,33)4,19| 4,00 [0,181 —0,161 S 38 |0,403 [6,69 6,18[2,02| 1,98 |—0,316 0,298 Nr. | r 7 z | ss gef. | ber. | gef. | ber. gef. ber. 56 |0,099 |5,14 6,18|31,38 36,58] 0,843 | 0,865 RN 82 53 [0,193 [5,56 5,84l15,53116,12| 0,812 | 0,819 | ° 2 "r33 | | - jsa | z | u. sie allerdings mehr als 15 °/,. Aber selbst da darf man mit der erreichten Annäherung zufrieden sein, einmal weil der grosse Werth von z auch besonders grosse Fehler bedingt, und zweitens weil der Versuch zu denjenigen gehört, bei welchen sich das chem. Gleichgewicht 208 A. Horstmann: durch Kohlensäurereduction herstellt, durch den entgegengesetzten Vorgang als bei den Versuchen, welche der Rechnung zu Gründe liegen. Bei dieser Uebereinstimmung zwischen Theorie und Beobachtung bestätigen die Versuche der Tabelle XI mit besonderer Deutlichkeit, dass, dem Gleichgewichtsgesetze entsprechend, das Verhältniss z des Wasserdampfes zur Kohlensäure bei constantem Affinitätscoefficienten proportional ist dem Verhältniss 9’ des Wasserstoffs zum Kohlenoxyd. Denn z variirt bei diesen Versuchen mehr als je zuvor (von 0,22 bis 31,38). während gleichzeitig der Quotient =2z: P' nur verhältnissmässig unbedeutende Schwankungen zeigt, die zum grössten Theil durch Beob- achtungsfehler, zum kleineren Theil durch veränderte physikalische Um- stände erklärt werden können. Das Gl e ichgewichtsgesetz gibt demnach, namentlich wenn man dessen Giltigkeit auch für die Versuche der Tabelle X anerkennt, das Verhältniss des Wasserdampfs zur Kohlensäure nach der Verbrennung mit befriedigender Annäherung wieder, während.das- selbe in Folge der wechselnden Zusammensetzung der Gasmischungen vor der Verbrennung um mehrals das 200fache seines Betrages sich ändert. Noch befriedigender wird in der Tabelle XI die relative Menge des verbrannten Kohlenoxydes und der reducirten Kohlensäure durch die Rechnung wiedergegeben. Der Unterschied zwischen den beob- achteten und berechneten Werthen beträgt im äussersten Falle kaum mehr als etwa 3 °%, der gesammten Menge jener Gase. Durch diese Uebereinstimmung kann man sich davon überzeugen, dass der ver- schiedene Einfluss der Kohlensäure bei verschiedener Zusammensetzung der angewendeten Mischungen von der Theorie richtig vorausgesagt wird. Die Menge des verbrannten Kohlenoxyds muss nach dem Gleichgewichtsgesetzdurch den Kohlensäure- zusatz stets herabgedrückt werden und zwar umso mehr, je grösser der Wasserstoffgehalt der betr. Mischung ist, am wenigsten also bei der Mischung E mit ca. 25 0/, Wasserstoff, mehr bei den Knallgasmischungen, bei welchen der Wasserstoff nahe an 50 %, von der Gesammtmenge der brennbaren Gase beträgt, und Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 309 am meisten bei der Mischung F mit ca. 75 °/, Wasserstoff, ganz im Einklang mit dem schon hervorgehobenen thatsäch- lichen Befunde. Der gesetzliche Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung der Gasmischungen vor und nach der Verbrennung wird im Allgemeinen durch die mitgetheilten Gleichungen in wenig übersichtlicher Weise dargestellt. Es ist deshalb wohl nicht unerwünscht, dass die Tab. XI noch weitere Veranlassung giebt, jene Gleichungen in vereinfachter Form für einen speciellen Fall mit der Erfahrung zu vergleichen. Nach der angeführten Gleichung ist die Menge des verbrennenden Kohlenoxyds Man erkennt daraus, dass dieselbe gleich Null sein muss, d. h. dass gar kein Kohlenoxyd verbrennen kann, sobald Ganz ist. Eliminirt man mit Hilfe letzterer Gleichung z aus der Gleichung Ia und löst dann diese nach r auf, so findet man diejenige Kohlen- säuremenge, welche nach der Theorie gerade hinreicht, um alles Kohlenoxyd vor der Verbrennung zu schützen: «ak er Diese Kohlensäuremenge muss demnach um so grösser sein, je grösser die Menge des vorhandenen Sauerstoffs und Kohlenoxyds, und je kleiner die des Wasserstoffs ist. Sobald die Wasserstoffmenge h gleich oder grösser als die doppelte Sauerstoffmenge & wird, ergiebt sich r, unendlich gross oder negativ, d. h. sobald der vorhandene Sauerstoff mehr als hinreichend ist, um allen vorhandenen Wasserstoff zu verbrennen, giebt es keine noch so grosse Kohlensäuremenge mehr, welche das Kohlenoxyd vollständig vor Verbrennung schützen könnte. Die Mischungen mit Knallgas, für welche h = «, stehen auf der Grenze, auf welcher eine unendlich grosse Kohlensäuremenge eben noch den gewünschten Erfolg haben würde. Dies gilt für jeden möglichen Werth von y, welches zwar streng genommen noch von r abhängig ist, aber seiner Entstehung nach nicht negativ werden kann. 310 A. Horstmann: Für die Versuche mit der Mischung F in der Tabelle XI, für welche h kleiner als & ist, lässt sich r, nach obiger Gleichung annähe- rungsweise berechnen, wenn man y als constant betrachtet. Man begeht dadurch nach dem früher Gesagten keinen erheblichen Fehler. Bei Versuch Nr. 41 war.z. B. &,= 0,614, 7 == 0111,” —1r05326 und y nach der Mitteleurve = 5,75. Mit dem gleichen Werth von y finde sich darnach die Kohlensäuremenge, für welche v = 0, d.h. welche gerade hinreicht, um alles Kohlenoxyd vor Verbrennung zu be- wahren, rg = 0,207. Das stimmt gut zu dem wirklichen Ergebniss des Versuchs, bei welchem durch die Kohlensäuremenge 0,111 die Menge des verbrannten Kohlenoxyds schon von.0,274 auf 0,081 herab- gedrückt ist. Bei Versuch Nr..37 war & = 0,518, r = 0.181, c‘' = 0,408 und y nach der Mitteleurve = 6,33, woraus sich unter der gleichen Voraussetzung r9 = 0,092 ergiebt, d. i. kleiner als die wirklich zugesetzte Kohlensäuremenge. Die letztere schützt darum in der That nicht nur das vorhandene Kohlenoxyd vollständig vor Verbrennung, sondern sie wird selbst theilweise zu » Kohlenoxyd redweitt. Die Theorie sagt auch diese Reduction der Kohlensäure vorher, wenn man nur voraussetzen darf, dass dieselbe, falls es zur Herstellung des gesetzlichen Gleichgewichtes erforderlich, vom chemischen Stand- punkt aus möglich ist. Denn nach der obigen Gleichung wird die Menge des verbrannten Kohlenoxyds negativ, sobald r grösser als r, wird und das kann nicht anders gedeutet werden, als dass nicht Kohlenoxyd verbrennt, sondern dass Kohlenoxyd entsteht durch Reduction von Kohlensäure. Man sieht an dem Minuszeichen, welches auch in den früheren Tabellen zur Bezeichnung einer durch Reduction erzeugten Kohlenoxydmenge benutzt wurde, dass Reduction statt Oxydation überall da nur erfolgt, wo die Theorie es gestattet und verlangt. Bei den Versuchen mit der Mischung E und mit den Knallgas- mischungen, wo nach dem Gesagten r nicht grösser werden kann als r,, erfolgt stets noch Oxydation. Bei der Mischung F liegt der Punkt, wo die Oxydation in Reduction übergeht, zwischen den Versuchen Nr. 41 und 37, nach der Theorie wie nach der Beobachtung. Endlich bei Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 211 den Versuchen ohne Kohlenoxyd wird überall Kohlensäure redueirt, weil das chem. Gleichgewicht nach dem aufgestellten Gesetze stets notlıwendig eine bestimmte Menge Kohlenoxyd erfordert. Die Versuche, bei welchen Kohlensäure reducirt, statt Kohlenoxyd verbrannt wird, haben noch ein besonderes Interesse gerade darum, weil bei denselben der chemische Vorgang gewisser- massen- der entgegengesetzte ist, als bei den andern und namentlich bei den Versuchen ohne Kohlensäure, welche zur Construction der Mitteleurve für 7 gedient haben und mit dieser der theoretischen Berechnung zu Grunde gelegt sind. Es wurde bei der Vergleichung der berechneten mit den beobachteten Resultaten mehrfach hervorge- hoben, dass jene Versuche mit Kohlensäurereduction keine Ausnahme von dem allgemeinen Verhalten er- kennen liessen, dass dieselben vielmehr ebenso gut mit der Theorie übereinstimmten, wie alleübrigen. Diese Thatsache zeigt, dass durch die plötzliche Verbrennung bei den aus- geführten Versuchen von verschiedenen Anfangszuständen aus durch entgegengesetzte Reactionen Endzustände herbeigeführt werden, welche von dem gleichen Gesetz beherrscht sind, und darausfolgt weiter, dass diese End- zuständeeinem chem. Gleichgewichtentsprechen. Dieser Nachweis ist von Wichtigkeit, weil man von vornherein wohl daran zweifeln kann, ob sich ein solches Gleichgewicht bei der kurzen Dauer der Reaction während der plötzlichen Verbrennung wirklich herstellen kann. Auf directerem Wege kann man jenen Nachweis nicht führen, weil nicht zwei Gasmischungen hergestellt werden können, welche durch die entgegengesetzten Vorgänge zu identischen Endzuständen führen. Die dazu erforderlichen Bedingungen für die Zusammensetzung solcher Mischungen lassen sich nicht alle gleichzeitig erfüllen. Durch die, mitgetheilten Versuche und Rechnungen glaube ich nachgewiesen zu haben, dass der Einfluss der zugesetzten Kohlen- säure dem entspricht, was sich nach dem aufgestellten Gesetze theore- tisch vorhersehen lässt. Nach demselben Gesetze müsste dem Wasser- dampf ein ganz analoger Einfluss zukommen, und in der That hat 212 A. Horstmann : sich bei früheren Versuchen !) schon gezeigt, dass die Gegenwart von Wasserdampf vor der Verbrennung stets die Menge des verbrennenden Wasserstoffs- herabdrückt, wenn auch der Zusammenhang nicht viel weiter verfolgt werden konnte. Es ist demnach wohl erlaubt, aus der Analogie zu schliessen, dass überhaupt ein Zusatz von Wasserdampf bei entsprechenden Versuchen die gesetzliche Wirkung ausüben würde, so gut wie die Kohlensäure. Eine Vorbedingung für diesen Schluss ist erfüllt, indem bekanntlich nach anderweitigen Beobachtungen fest- steht, dass Wasserdampf durch Kohlenoxyd bei hoher Temperatur eventuell reducirt werden kann. Das Resultat der plötzlichen Verbrennung istdem- nach bei sämmtlichen angestellten Versuchen ein Ge- mischvon Wasserstoff, Wasserdampf, Kohlenoxydund Kohlensäure in einem Gleichgewichtszustand, welcher sich stets von einem und demselben Gesetze beherrscht zeigt, wie die ursprünglichen Gasmischungen auch be- schaffensein mögen, ob darin jene vier Gaseschonvor- handen, oder ob dieselben ganz oder theilweise durch die Verbrennung, oder auch durch gegenseitige Ein- wirkung während der Verbrennung, erstentstanden sind. Dieses Ergebniss nöthigt, wie ich glaube, zu einer ganz bestimmten gemeinsamen Vorstellung über die Natur der untersuchten Verbrennungs- erscheinungen. Die Verbrennung selbst muss als ein mehr mebensächlicher Vorgang aufgefasst werden, durch welchen allein die Vorbedingungen für die eigentlich in Betracht kommenden Reactionen sich herstellen. Diese Reactionen sind die beiden reciproken Umsetzungen zwischen Kohlensäure und Wasserstoff einerseits und Wasserdampf und Kohlen- oxyd andererseits. Das entstehende chemische Gleichgewicht entspricht den Intensitäten, mit welchen sich -diese entgegengesetzten Reactionen zu vollziehen streben, und welche nach dem aufgestellten Gesetze von den relativen Mengen der vier reagirenden Körper abhängig sind: Die Reactionen vollziehen sich aber nur bei den hohen Temperaturen, Verbrennungserscheinungen bei Gasen. IIl. 913 _ welche die Verbrennung erzeugt. Unterhalb einer bis jetzt nicht sicher bekannten Temperaturgrenze hört die wechselseitige Einwirkung auf. Die Beobachtung liefert daher diejenige Zusammensetzung der Gas- mischung, welche sie in dem Moment besass, als bei der Abkühlung nach der Verbrennung jene Temperaturgrenze überschritten wurde. Die für verschiedene Umstände ermittelte Zusammensetzung der resultirenden -Gasmischung deutet, wie gezeigt wurde, auf eine Ver- schiedenheit des chemischen Gleichgewichtes je nach der Verbren- nungstemperatur. Dies beweist ohne Zweifel, dass daschemische Gleichgewicht überhaupt von der Temperatur abhängt. Man wird aber nicht wohl annehmen dürfen, dass der Zustand, in welchem sich die wieder erkaltete Gasmischung befindet, das Gleich- gewicht für die Verbrennungstemperatur selbst darstellt, schon desshalb nicht, weil im Allgemeinen bei dieser Temperatur die reagirenden Körper zum Theil noch dissociirt sind. Aber wenn selbst bei-jener höchsten Temperatur ein Gleichgewicht von der Art, wie es beobachtet wird, möglich wäre, so ändern sich doch der Voraussetzung gemäss mit sinkender Temperatur die Bedingungen des Gleichgewichtes. Es muss deshalb während der Abkühlung stets wieder von neuem Um- setzung stattfinden, so lange dies überhaupt möglich ist. Da die Ab- kühlung sehr rasch erfolgt und die Umsetzungen zur Herstellung des augenblicklichen Gleichgewichtszustandes ohne Zweifel eine gewisse end- liche, wenn auch sehr kurze Zeit erfordern, so wird die Mischung schliesslich in einem Zustande bleiben, welcher dem chemischen Gleich- gewicht für eine mittlere Temperatur entspricht, zwischen der überall gleichen unteren Grenze der möglichen Einwirkung und der höchsten Verbrennungstemperatur, welche je nach der Zusammensetzung der ur- sprünglichen Mischung verschieden ist. Es wäre in mehrfacher Hin- sicht von grossem Interesse, jene wechselseitige Einwirkung der genannten Gase bei constanter Temperatur unter sehr viel einfacheren Bedingungen zu studiren. Ich sehe jedoch vorläufig keinen Weg, solche Versuche mit den beschränkten Mitteln meines Privatlaboratoriums zur Ausführung zu bringen. Die entwickelten Vorstellungen von der Natur der untersuchten 214 A. Horstmann: Erscheinungen führten durch theoretische Betrachtungen zu dem Ge- ° setze des chemischen Gleichgewichtes, welches ich ohne. weitere Be- gründung in die Untersuchung einführte, zunächst nur in der Absicht, die vielfach variirten Versuche unter gemeinsamen Gesichtspunkten zu ordnen. Es wäre wohl nicht möglich gewesen, aus den beobachteten Erscheinungen durch Induction allein allgemeinere Gesetzmässigkeiten abzuleiten. Jetzt aber, nachdem sich gezeigt hat, dass das aufgestellte Gesetz ein hinreichend treues Bild der beobachteten Erscheinungen zu geben vermag, darf ich dasselbe als Resultat der Erfahrung aussprechen: Bei der gegenseitigen Einwirkung von Wasserdampf, Kohlensäure, Wasserstoff und Kohlenoxyd in hoher Temperatur stellt sich ein chemisches Gleichgewicht her, derart, dass das Verhältniss des Wasserdampfes zur Kohlensäure gleich ist dem Verhältniss des Wasser-. stoffs zum Kohlenoxyd, letzteres multiplicirt mit einem Factor, dem sog. Affinitätscoefficienten, welchernicht mehr von der relativen Menge der reagirenden Körper abhängt, welcher sich aber ändert mitder Temperatur , bei welcher die Reaction vor sich geht. In Bezug auf die theoretische Begründung dieses Gleichgewichts- gesetzes seien mir zum Schlusse einige Bemerkungen gestattet. Seit Berthollet betrachtet man das von den relativen Mengen der reagirenden Körper abhängige Gleichgewicht als eine Folge der sog. chemischen Massenwirkung. Man hat aus der Physik, speciell aus der Gravitationslehre, die Annahme als selbstverständlich auf die chemischen Erscheinungen übertragen, dass die Kräfte den Massen, von welchen sie ausgehen, proportional sein müssen. Gesteht man diese Annahme vor- läufig zu und sucht nach dem entsprechenden mathematischen Ausdruck für die Bedingungen des chemischen Gleichgewichtes bei reciproken Umsetzungen, so findet man, dass* zwei verschiedene Ansichten darüber vorhanden sind, welche Massen als wirksam in der einen oder andern Richtung zu betrachten sind. Der älteren, noch vielverbreiteten An- sicht liegt, stillschweigend wenigstens, die dualistische Auffassung zu Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 215 Grunde, dass, für unsern speciellen Fall ausgesprochen, der Wasserstoff im Wasserdampf und das Kohlenoxyd in der Kohlensäure noch die- selben Eigenschaften haben und sich an dem chemischen Gleichgewicht in derselben Weise betheiligen, wie in freiem Zustande. Danach ständen die gesammten Massen der beiden Gase, die sich mit Sauerstoff ver- binden können und zum Theil damit verbunden sind, einander gegen- über in dem Streben, den vorhandenen Sauerstoff an sich zu reissen. Diejenige Vertheilung dieses Sauerstofis, welche dem. Gleichgewicht entspräche, müsste so beschaffen sein, dass das Verhältniss von Wasser- dampf zu Kohlensäure gleich wäre dem Verhältniss jener Gesammt- mengen von Wasserstoff und Kohlenoxyd, multiplieirt mit einem „Affinitätscoefficienten“, welcher das Verhältniss der Verwandtschaft gleicher Mengen der beiden brennbaren Gase zu Sauerstoff dar- stellen würde *). Nach dieser Auffassung hat E. von Meyer?) aus seinen Versuchen Affinitätscoefficienten berechnet, und dieselbe hat A. Chizynski °) auf die Vertheilung von Phosphorsäure zwischen Chlor- caleium und Chlormagnesium angewendet und J. Thomsen) für die Vertheilung von Natronhydrat zwischen Schwefelsäure und Salpeter- oder Salzsäure geprüft und verworfen. Die zweite neuere Ansicht, wieder für unseren speciellen Fall ausgesprochen, geht dahin, dass nicht einfach Wasserstoff und Kohlen- oxyd um den im ganzen vorhandenen Sauerstoff streiten, sondern dass Kohlensäure und freier Wasserstoff, Wasserdampf und freies Kohlen- oxyd sich umzusetzen streben, dass also der freie Wasserstoff und das freie Kohlenoxyd an dem Kampfe in anderer Weise sich betheiligen, als der Wasserstoff im Wasserdampf und das Kohlenoxyd in der Kohlen- säure, die bereits mit Sauerstoff gesättigt sind. Danach stehen die Massen der reagirenden Körper sich paarweise, so wie sie sich umzu- 1) Drückt man die relativen Mengen der reagirenden Körper in Mole- eulargewichten aus, so ändert der Affinitätscoeffieient entsprechend seinen Zahlenwerth und bezieht sich auf den Fall, dass je ein Moleculargewicht vorhanden ist. Dies gilt auch überall im Folgenden, ?) J. pr. Ch. [2] 10. 273. ®) Ann. Chem. Ph. IV. Suppl. Bd. 226. *) Pogg. Ann. 138. 65. 216 A. Horstmann: setzen vermögen, einander gegenüber, indem die Intensität, mit welcher sich jede der beiden entgegengesetzten Reactionen zu vollziehen strebt, proportional ist mit den Massen beider daran betheiligten Körper. Gleichgewicht tritt ein, wenn die beiden Intensitäten gleich sind. Diese Auffassung, welche zuerst von Guldberg und Waage!) ausge- sprochen wurde, führt zu dem Gesetz des chemischen Gleichgewichtes, welches mit meinen Beobachtungen übereinstimmt. Der Affinitätscoeffi- cient ist dabei anzusehen als das Verhältniss der Intensitäten, mit welchen sich die beiden entgegengesetzten Reactionen zu vollziehen streben, wenn von jedem der reagirenden Körper eine Masseneinheit vorhanden ist. Dasselbe Gesetz ist schon früher von andern Forschern an andern reciproken Reactionen geprüft und bestätigt worden ?). Es wurde dabei auch zum Theil in anderer Weise theoretisch begründet. Lemoine°). und später J. van t’Hoff*) nahmen an, dass das chemische Gleich- gewicht entstehe, weil die beiden entgegengesetzten Reactionen sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten vollzögen, mit Geschwindigkeiten, welche für jede Reaction mit der Menge der beiden betheiligten Körper proportional seien. Gleichgewicht tritt danach ein, wenn diese Mengen so beschaffen sind, dass die Geschwindigkeiten gleich gross werden. Man erhält auf diesem Wege denselben mathematischen Ausdruck für die Gleichgewichtsbedingungen wie vorher, nur mit dem Unterschied, dass jetzt der „Affinitätscoefficient* genannte Factor das Verhältniss der Geschwindigkeiten bei gleichen Mengen der reagirenden Körper bedeutet. Auch diese Ableitung setzt die Abhängigkeit von der Menge der reagirenden Körper für die Geschwindigkeiten, wie die Berthollet- sche oder Guldberg’sche für die Kräfte, als selbstverständlich voraus. Eine zureichende Begründung durch Thatsachen oder auch nur durch 1) Etudes sur les affinitds chimiques. Christiania 1867. 2) Namentlich von J. Thomsen an den schon erwähnten Versuchen. “ — Ebenso von Jellet an Alkaloidsalzen durch Polarisationsversuche. 3) Ann. chem. ph. [4] 27, 289. *) Dt. Chem. Ges. Ber. 1877, S. 669. du re han a ar a a ee I Vs ee m Ar % a u. « , Verbrennnngserscheinungen bei Gasen. Ill. 917 I deutliche Analogieen kann ich für beide Voraussetzungen nirgends finden. Aber abgesehen davon scheint mir die Anwendung derselben auf das chemische Gleichgewicht schwer vereinbar mit den allgemein anerkannten Ansichten über das Wesen chemischer Erscheinungen. Wir müssen uns vorstellen, dass der chemische Vorgang zwischen kleinsten discreten Theilchen sich vollziebt und es mag sein, dass die dabei thätigen Kräfte den Massen der Atome und Molecüle proportional sind, obgleich wir. dafür bis heute keine festen Anhaltspunkte haben. Wir wissen aber, dass sich die Wirkung jener Kräfte nur auf äusserst kleine Ent- fernuugen erstreckt und es ist deshalb unwahrscheinlich, namentlich bei Gasen, dass die Masse von mehreren oder gar allen Moleculen bei der Wechselwirkung zweier einzelnen derselben soll betheiligt sein. Die Moleculartheorieen haben in der That auch eine neue Erklärung des chemischen Gleichgewichtes zu Tage gefördert, welche jenem Ein- wurf nicht’ ausgesetzt ist. Diese von L. Pfaundler herrührende Er- klärung nimmt bekanntlich an, dass chemische Reaction nur dann stattfindet, wenn in Folge der Wärmebewegung die betheiligten Mole- cüle unter geeigneten Umständen innerhalb der Wirkungssphäre "der chemischen Kräfte sich begegnen, und dass das sogenannte chemische Gleichgewicht ein stationärer Zustand ist, bei welchem zwei mögliche entgegengesetzte Reactionen in gleicher Zeit sich gleich oft vollziehen. Wenn man beachtet, dass die Häufigkeit einer Reaction in einem be- stimmten Sinne nach dieser Auffassung abhängen muss von der Wahr- scheinlichkeit, dass die betreffenden Molecüle überhaupt zusammentreffen und dass diese Wahrscheinlichkeit mit der Zahl der vorhandenen Mole- cüle jeder Art proportional sein muss, so kann man wieder zu demselben mathematischen Ausdruck für die Gleichgewichtsbedingungen gelangen, wobei aber jetzt der Factor, der als Affinitätscoefficient bezeichnet wurde, das Verhältniss der Wahrscheinlichkeiten für beide entgegen- gesetzte Reactionen bedeutet, dass bei dem Zusammentreffen zweier Molecüle diejenige Reaction, welche zwischen denselben möglich ist, auch wirklich stattfindet. Näheres über den Affinitätscoeffieienten kann man bis jetzt aus der Pfaundler’schen Erklärung ebensowenig erfahren, als aus den 218 A. Horstmann: vorher erwähnten Ableitungen des Gleichgewichtsgesetzes. Es steht zwar nirgends der Annahme etwas im Wege, dass jener Factor, unter welcher Bedeutung er auch auftritt, von der Temperatur abhängig sei, wie es die Beobachtung gelehrt hat. Aber eine solche Abhängigkeit wird auch nirgends gefordert und noch weniger ergeben sich An- deutungen über die Art derselben. Um in dieser Beziehung Aufschluss zu erhalten, muss man auf die Theorie des chemischen Gleichgewichtes zurückgreifen, welche ich vor einiger Zeit bei anderer Gelegenheit vorgeschlagen habe. Diese Theorie ruht zwar im Grunde auf der Voraussetzung, dass das Wesen des chemischen Gleichgewichtes der Pfaundler’schen Vorstellung ungefähr entspricht. Sie kommt aber über alle die Schwierigkeiten, welche sich einer mathematischen Ent- wickelung jener Erklärung in Folge unserer Unbekanntschaft mit der Natur der molecularen Vorgänge entgegenstellen, hinweg, indem sie sich ohne alle weiteren Hypothesen auf ein ganz allgemeines Prineip der mechanischen Wärmetheorie stützt. Nach diesem Princip muss bei dem chemischen Gleichgewicht, wie bei jedem stationären Zustande eines Mole- ceularsystems, die Entrop ie in Bezug auf die möglichen Veränderungen ein Maximum sein. Die Entropie ist eine von Clausius so benannte Grösse, welche von dem Zustand der reagirenden Körper abhängt. Dieselbe kann für den vorliegenden Fall, wo ausschliesslich gasförmige Körper an der Reaction betheiligt sind, berechnet werden, wenn man nur voraussetzt, dass die Gasgesetze bis zu den hohen Reactions- temperaturen giltig bleiben. Als Bedingung dafür, dass die Entropie durch die möglichen Umsetzungen einen Maximalwerth annimmt, findet man auch auf diesem Wege das oben ausgesprochene Gleichgewichts- gesetz. Der Factor aber, welcher jetzt an der Stelle des Affinitäts- coefficienten steht, ist eine Function der Temperatur. Man findet Q nämlich-y = Ce ART, worin e die Basis der natürlichen Loga- rithmen, A das mechanische Wärmezquivalent und R die Constante des Gay-Lussac-Mariotte’schen Gesetzes bedeuten; ferner © die Aenderung der Entropie und A die Wärmemenge, welche entwickelt wird, wenn je 1 Moleculargewicht Wasserdampf und Kohlenoxyd sich 3, R z N % 1 s Verbrennungserscheinungen bei Gasen. III. 919 in Kohlensäure und Wasserdampf umsetzen. Sofern diese Wärmemenge als Maass des Affinitätsunterschiedes von Wasserstoff und Kohlenoxyd gegen Sauerstoff betrachtet werden kann, verdient 7 auch hier den Namen eines Affinitätscoefficienten. T endlich bedeutet die (absolute) Temperatur, bei welcher sich das Gleichgewicht herstellen soll. Da für Gase C und Q in erster Annäherung von der Temperatur unab- hängig angesehen werden dürfen, und da @ positiv ist, so muss nach obigem Ausdruck Y mit steigender Temperatur zunehmen. Dies ist in der That nach den Versuchen der Fall, so lange die Verbrennungs- temperatur nicht zu hoch wird. Die Form der Abhängigkeit im Einzelnen an den Beobachtungen wiederzufinden, kann man natürlich nicht er- warten, da sich die theoretische Betrachtung auf viel einfachere ‘Ver- hältnisse bezieht, als sie in Wirklichkeit bei den angestellten Versuchen obwalteten. Namentlich ist auf die Dissociation von Wasserdampf und Kohlensäure keine Rücksicht genommen, welche gerade bei den höchsten Temperaturen ohne Zweifel das Versuchsergebniss modificiren muss. N. Heidelberg, November 1878. Verhandl. d. Heidelb, Naturhist.-Med. Vereins, N. Serie II. 15 E. Pfitzer: to [I oO Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. von B. Pfitzer. (Vorgelegt den 8. November 1878.) 2 7. Zur Kenntniss der Bestäubungseinrichtungen der Orchideen. Bekanntlich führen die Pollenmassen vieler Orchideen besondere Bewegungen aus, welche die Verbringung des Pollens auf die Narbe erleichtern. Diese Bewegungen beruhen meistens auf dem stärkeren Austrocknen der einen Seite des Stielchens, Zufuhr von Wasser be- wirkt die entgegengesetzte Bewegung; so bei unseren Orchis-Arten, unter den tropischen Formen bei zahlreichen Gattungen der Gruppe Vandeae. Nur einmal beobachtete Darwin!) starke Rlastieität des Stiel- chens, nämlich bei Rodriguezia secunda, bei welcher Form er jedoch Genaueres nicht angeführt hat. Das Gleiche fand ich dann bei Me- sospinidium sanguwineum Ldl. und verläuft hier der Vorgang wie folgt: Die überhängenden vielblüthigen Inflorescenzen dieser Art haben die Eigenthümlichkeit, dass die Blüthenknospen in der Reihenfolge von der Spitze der Inflorescenz nach deren Grunde aufblühen, so dass die oberste Knospe die zuerst geöffnete ist, eine Erscheinung, die übrigens auch bei anderen überhängenden Orchideenblüthenständen vorkommt. Wenn somit Insecten, auf. deren Hilfe die Pflanze durchaus angewie- sen ist, wie dies bei überhängenden Inflorescenzen wohl meist ge- schieht, auf deren Spitze auffliegen und nun aufsteigend weiter vor- 1) On various contrivances etc. $. 159. Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. 231 schreiten, so kommen sie stets von den längst geöffneten zu den frischeren Blüthen. Selbstbestäubung ist ganz unmöglich, da die Pollinien unter einem häutigen Deckel und auch nach dessen Ent- fernung noch ganz fest liegen, während die Narbe weit davon und tief verborgen ist. Von den drei Sepalen sind die unteren beiden verwachsen und zurückgekrümmt, das obere bildet ein breites Schutzdach über den übrigen Blüthentheilen, ebenso wie die unter ihm dachförmig zusam- ' mengeneigten beiden oberen Kronblätter. "Die Lippe ist fleischig, ge- rade vorgestreckt und nur wenig länger als die Petalen. Die sämmt- lichen letztgenannten drei Organe bilden ein Dreieck, dessen untere Seite einen guten „Landungsplatz“ für die Insecten abgibt. Im Hin- tergrunde des Dreiecks sieht man die der Lippe nahezu parallele und am Grunde mit ihr verwachsene Columna, vorn durch den Deckel der Pollinien abgeschlossen, seitlich mit zwei Paaren flügelartiger Anhänge besetzt. Die Lippe hat zwei hoch erhabene Rippen, welche sich eng an diese Flügel anschliessen, so dass nur ein äusserst enger Zugang zur Narbenhöhlung frei bleibt. Die Seitenwände des Labellumgrundes sind nach innen eingebogen und stelien zwei Rinnen dar, welche der Columna parallel verlaufen. Der Eingang, durch welchen die Pollinien auf ihrem Wege zur Narbe passiren müssen, ist so eng, dass kaum beide Pollenmassen allein, ohne den Stiel hindurch können: in der aufrechten Stellung, welche das ganze Pollinium in der Blüthe hat, übertrifft dasselbe den Eingang vielfach im Durchmesser. Einige Tage nach Oeffnung der Blüthe beginnt eine reichliche Ausscheidung von Nectar, der sowohl in dem Haupteingang als in den beiden oben genannten Rinnen sich ansammelt. Wenn nun ein Insect seinen Kopf oder Rüssel in die Mittelöffnung einführt, so berührt es unfehlbar eine halbmondförmige, dunkler gefärbte Stelle am oberen Rande des Eingangs, und sofort sitzt das Pollinium dem Insect auf. Wir können den Vorgang leicht mit einer Bürste oder Pinsel nachahmen. Eine schmale dreieckige unterseits klebrige Platte heftet sich auf den berührenden Gegenstand ; auf der rückwärts gelegenen schmalen Basis des Dreiecks sitzt der ge- 15,* 3323 E. Pfitzer: Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. meinsame Stiel der beiden Pollenmassen und legt sich, sobald das Insect die Blüthe verlässt, sofort dem klebrigen Plättchen parallel nach vorn an, so dass es dasselbe berührt. Diese Bewegung beruht auf hoher Elastieität der Stelle zwischen Stiel und Plättchen; so oft man den ersteren in die Höhe hebt, schnellt er losgelassen wieder im Augenblick in die alte Lage zurück. Eintauchen in Wasser ist ohne Wirkung. Die so ganz nach vorn übergelegten Pollenmassen können nun mit einiger Mühe in den engen Eingang zur Narbenhöhlung hinein- gezwängt werden. Doch wird dies in der Natur gewiss misslingen und gerade dabei kommt der Pflanze die Elastieität des Stielchens zu Nutzen. Sobald die Stellung des Insectes nicht so ist, dass gerade beide Pollenmassen in den Eingang hineingebracht werden, legt sich das ganze Pollinium zurück und schnellt wieder in seine alte Lage, sobald die Blüthe verlassen wird; vielleicht gelingt dann bei der näch- sten oder einer weiteren, welche das Insect besucht, die Einführung. Befruchtung einer Blüthe mit ihren eigenen Pollen wäre nur möglich, wenn ein Insect zweimal dieselbe Blume besuchte, ohne inzwischen die Pollinien an anderen Blüthen abgestreift zu haben. Bei Zycaste aromatica Ldl., L. Skinneri Ldl. ist an den Pol- linien nur die Rückseite des ziemlich frei liegenden Plättchens klebrig, so dass dasselbe sich dem Insect überhaupt erst anheftet, wenn dasselbe zurückgehend die Blüthe verlässt, wodurch ebenfalls die Kreuzung verschiedener Blüthen begünstigt wird. Geschäftliches, 86) td > Geschäftliches. In der Sitzung vom 8. November 1878 wurde der bisherige Vorstand wieder gewählt und die Redactionscommission durch Acclamation bestätigt. In den Verein wurden aufgenommen die Herren: Professor Bütsehli, Prof. Fürstner, Dr. Steiner, Dr. Ulrich. Wieder eingetreten sind die Herren: Dr. Hadlichu. Dr. Koch, ausgetreten die Herren: Dr. Cuntz, Dr. Herrmann, Dr. Pauli, Pfarrer Schmetzer, Dr. v. Scherff, Dr. Schridde. Alle Sendungen bittet man wie bisher an den Schriftführer, Prof. Alex. Pagenstecher, zu richten, aus den gedruckten Verzeichnissen die Bestätigung und den Dank des Vereins, so- wie aus Uebersendung der Verhandlungen das Eintreten auf Tauschverkehr entnehmen zu wollen. Den wegen Ausfüllung von Lücken in den übersandten Schriften an den Verein gekommenen Gesuchen ist man, soweit Exemplare der Hefte der Verhandlungen vorhanden waren oder beschafft werden konnten, nachgekommen. Der Verein war zu seinem grossen Bedauern nicht im Stande, allen Wünschen ge- recht zu werden. 294 Verz. der v. 15. Mai bis 31. Dec. 1878 eingeg. Druckschr, Verzeichniss der vom 15. Mai bis 31. December 1878 eingegangenen Druck- schriften. Annales de la Soeiete geologique de Belgique. II. III. Bruxelles. IX. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns zu Linz: Sitzungsberichte der K. K. Academie der Wissenschaften in Wien. 1878. 12—25. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde zu Zwickau 1877. IV. Jahresbericht der Gewerbeschule zu Bistritz in Siebenbürgen. VI. Jahresbericht des westfälischen Provinzial-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Münster. Bulletin de la Societe Imperiale des naturalistes de Moscou. 1877. 4. Bulletino della Societä entomologica Italiana. X, 2—3. Firenze, Verhandlungen der K. K. zoologisch-botanischen Gesellschaft n Wien. 1877. XXVU. Von Biblioteca nazionale di Firenze, Pubblicazioni del R. Istituto di studi superiori: Medizina, Chirurgia e Farmacia I; Scienze fisiche e naturali I; G. Cavanna, studi e ricerche sui Pienogonidi I, Des- erizione di aleuni Batraci; Lista di opere pubblicate dai professori della sezione di scienze fisiche e naturali. Von der Dorpater naturforsch. Gesellschaft: Sitzungsberichte IV. 3. Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- u. Kurlands VII, 4, VIII 1—3. Leopoldina.. XIV. 9—22. Halle. Bulletin de l’Acad&mie Imp£eriale des sciences de St.-Petersbowrg. RXV. 24 u, 2: Schriften der naturforsch. Gesellschaft in Danzig. N. F. IV. 2. Würtembergische naturwissenschaftl. Jahreshefte. XXXIV. 1—3. Compte rendu de la Societe entomologique de Belgique. Ser. II, 51—57. Bruxelles, Deutsche Seewarte. Monatliche Uebersicht der Witterung. Dee. 1876. Nov. u. Dec. 1877. Hamburg. Sitzungsberichte d, K. Böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften in Prag. 1877, Transactions of the Academy of science of St.-Louis. II. 4. re a Dar, 7 VER ED SE a AT Verz. der v. 15. Mai bis 31. Dec. 1878 eingeg. Druckschr. 225 Giornale della societä di letture e conversazione seientifiche di Genova. II. 5-9. Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt aM. 1876/77. Atti della R. Accademia dei Lincei. Transunti II. 5. u. 6. Roma. Verhandlungen der physikal.-mediein. Gesellschaft in Würzburg. XI. IX. Jahresbericht der Grossh. Badischen meteorolog. Centralstation in Carlsruhe. 1877. 25 u. 26. Jahresbericht der naturhistor. Gesellschaft zu Hannover. Annuario della Societä dei Naturalisti in Modena: Tognoli, Lepidot- teri. Rendiconto 21. Febr. 1878. Zeitschrift der deutschen zoologisch. Gesellschaft. XXX. 1—3. Berlin. Boston society of natural history: Proceedings XIX, 1 u. 2. Memoirs a.3V, 5, Schriften der physikal.-öconom. Gesellschaft zu Königsberg. XVI. ZVLEL. 1 V, Bericht des Vereins für Naturkunde in Fulda. Meteorol.-phänolog. Beobachtungen aus der Fuldaer Gegend. 1877. Vom Verein für Naturkunde in Cassel, Mittheilung. Uebersicht der “Pilze bei Cassel von Dr, H, Eisenach. Proceedings of the Davenport Academy of natural sciences. II. 1. Bulletin de la soeiet® Vaudoise des seiences naturelles. 2. Ser. XV. 79 u. 80. Lausanne. Proceedings of the American Academy of arts and seiences. Boston. 1877. United States Report of the commissioner of Agriculture for 1876. Washington, Philadelphia Academy of natural sciences Proceedings. 1877, Sitzungsberichte der K. Bayer. Academie der Wissenschaften in München. Math.-Phys. Cl. 1878. 1 u. 2. 27. Verslag van het Natuurkundig Genootschap te Groningen. 1877. Schriften d. Vereins z. Verbreit. naturwiss,. Kenntnisse in Wien. XVIII. 15 u. 16. Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. 1873/75. Nuovo giornale botanico itajano. X. 3. Pisa, Correspondenzblatt des zoolog.-miner. Vereins in Regensburg. XXXI. Verhandlungen der K.K. geolog. Reichsanstalt zu Wien. 1878. 1—13. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 31. N. Brandenburg. F. V. Hayden. United States Geolog. Survey of the territories. Re- port VII. Bulletino della societd Adriatica di scienze naturali in Trieste. IV. 1. Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a./S. 1878. Proceedings of the natural history society of Glasgow. IIL 2. Mömoires de l’Academie des sciences ‘et lettres de Montpellier. Sect. de Mödeeine. V. 1. | Neunzehnter Bericht der Philomathie in Neisse. Annales de la Soc. malacologique de Belgique. XI. Bruxelles, 63. Jahresbericht der naturforsch. Gesellschaft in Emden. Nuovo giornale botanico italiano, diretto da T. Caruel. X. 4. Pisa. 9926 Verz. der v. 15. Mai bis 31. Dec. 1878 eingeg. Druckschr. Vierteljahrsschrift der naturforsch. Gesellschaft in Zürich, 21 u. 22, Bericht über die Thätigkeit der St.-Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft. 1876/77, Bulletin de la societe des sciences historiques et naturelles de l’Yonne. 33. Auxerre. Mömoires de la societ@ des sciences physiques et naturelles de Bor- deaux: LI Ser. -IIE72, Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. 19. Berlin. Schriften des naturw. Vereins für Schleswig-Holstein. III. 1. Kiel, Sechster Bericht der naturw. Gesellschaft zu Chemnitz, Jahresberichte des naturw. Vereins in Elberfeld. V. Bulletin of the Museum of compar. Zoology, Harvard College, Cam - bridge, Massachusetts. V. 1—17. XXV. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur nebst Verzeichnisse der Aufsätze, Fortsetzung. Breslau. Bulletin de la societe d’histoire naturelle de Colmar. XVII. u. XIX, Ad. Wasseige (Li@ge): Du crochet mousse artieul£. Deuxiöme observation cesarienne. Der Zoologische Garten. XX, 1—6. Frankfurt. - Rendiconti del Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere,. S. II. X. Milano. > Jahresbericht über die Verwaltung des Medicinalwesens u, s. w. der Stadt Frankfurt a/M. XXI Annales de la societe d’agrieulture, histoire naturelle et arts utiles de Lyon. IX, Von der Societ@ Hollandaise des seienees & Harlem: Archives N£erlan- daises des sciences exactes et naturelles. XIII. 2—3. Von der Acad&mie Royale des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique. Bruxelles, Annuaire 1877/78. Bulletins 41—45, Meteorologische Beobachtungen angestellt in Dorpat III. 1. Von der Schweizer. Naturforsch. Gesellschaft m Bern: Actes de la Soeiet€ Helvetique reunie & Bex, Mittheilungen Nr. 933—936. — te u Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. (Im Auszuge mitgetheilt) von W. Kühne. 1. Wird der Nerv eines stromprüfenden Froschschenkels der oberen Strecke eines frei hängenden, mit Curare vergifteten M. Sar- torius angelegt und dieser durch Benetzung des Querschnittes erregt, so zuckt der Schenkel kräftig. Mit Ausnahme des NH, und des con- centrirten Glycerins erzeugt Alles, was vom Muskelquerschnitte primäre Zuckung hervorruft, regelmässig auch secundäre; ebenso wirken das Anlegen des Schnittes mit der Scheere, Unterbindung und localisirte elektrische Reizung des Muskels. Der Nerv des secundären Schenkels kann ohne wesentliche Aen- derung des Erfolges in beliebiger Weise, auch in querer Richtung mit dem Plexus sacralis oder mit der Kniegegend, mit einer dem eigenen Querschnitte nahen oder fernen Strecke, auch in beliebigem Abstande vom primären Reizorte dem Muskel angelegt werden ; liegt er der Muskelfaserung parallel, so tritt secundäre Zuckung nur ein, wenn die unterliegenden Muskelfasern an der Contraction theilnehmen. Aus dem Sartorius durch vorsichtiges Abreissen zu gewinnende Fleisch- streifen, welche nicht breiter sind als der Nerv, genügen zu dessen secundärer Erregung vollkommen. An nicht vergifteten Muskeln sind die Erscheinungen dieselben. Alle secundären Wirkungen bleiben aus, wenn der Reiz primär versagt. 9. Die secundäre Zuckung ist sowohl von gedehnten, wie von contrahirt verbliebenen Muskeln bei jeder erneueten directen Reizung Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med, Vereins, N. Serie H. 16 238 W. Kühne: zu erhalten, ferner wenn der Nerv zwischen 2 fest gegeneinander ge- pressten Sartorien liegt; gehindert wird sie durch Einschalten dünner Stanniol- oder Goldblättchen, nicht durch dünne Bäusche in Salzwasser getränkten Fliesspapiers. Sehr erregbare Nerven bringen ihren Muskel zum Zucken, wenn sie den gereizten Sartorius nur in einem Punkte, mit dem Gipfel einer Schlinge berühren, während Nerven gewöhnlicher, mittlerer Er- regbarkeit auch dann nicht reagiren, wenn sie in ähnlicher Weise an 2 Punkte möglichst derselben Muskelfasern angelegt sind. Die Er- regung von irgend welchen Stellen des Muskels mittelst unpolarisir- barer Vorrichtungen abzuleiten fand ich bei allen Arten directer, am Querschnitte angebrachter Muskelreizung unmöglich; nur in einigen seltenen Fällen wurde die Ableitung mittelst zweier sich fast berüh- render feiner Drähte aus amalgamirtem Zink wirksam gefunden. 3. Wird der Nerv quer zur Muskelfaserung auf den First des über ein feines Glasstäbchen gehängten Sartorius gelegt, dessen Enden mit 2 durch denselben Schnitt erhaltenen Querschnitten herabhängen, so ist die auf gleichzeitige Reizung derselben erfolgende secundäre Zuckung besonders kräftig, während es zu beiden Seiten des Aequa- tors Stellen giebt, welche schwache oder gar keine secundäre Wir- kungen zeigen. Aehnlich verhält sich ein um einen stärkeren Glasstab geschlun- gener Sartorius bei elektrischer Reizung des mit den Elektroden her- gestellten Schlusses des Muskelringes. 4. Auf directe elektrische Reizung entstehen secundäre Zuckun- gen niemals, so lange die primären minimal oder mässig sind; es be- darf dazu immer verhältnissmässig bedeutender Erregung. Zu secun- dären Einzelzuckungen ausreichende elektrische Reize geben in rascher Folge angewendet secundären Tetanus von sehr geringer Dauer; durch Verstärkung der primären Reizung ist jedoch, auch in Abwesenheit wirksamer Stromschleifen, kräftiger secundärer Tetanus von grösserer Stätigkeit zu erzielen. 5. Werden die Plex. saer. zweier Gastrocnemien dem Sar- forius in verschiedenem Abstande vom Querschnitte und dazu parallel f ir rt Era ker z— r BE, BELA win . ri rs A ; f E Byr‘ EM r . ee Pr. Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 999 angelegt, so liefern die auf Benetzung desselben secundär erregten Muskeln am Myographion einfache Zuckungscurven, deren Erhebungs- punkte, entsprechend dem von Bernstein gemessenen langsamen und veränderlichen Verlaufe der Schwankungswelle im primär erregten Muskel, auf der Abscisse verschoben sind. Erhebliche Verspätung der Zuckung des Muskels, dessen Nerv dem gereizten Sartoriusquerschnitte am fernsten gelegen, ist häufig noch bemerkbar, wenn dieselbe, was garnicht selten vorkommt, die stärkere ist. Die myographische Zeichnung der secundären Contraction hat, unabhängig von der Anlegungsweise des Nerven, die Gestalt einfacher Zuckungscurven, falls die primäre Erregung durch schnelles Benetzen des Muskelquerschnittes erzeugt worden, weicht aber in mehr oder weniger verwickelter Weise davon ab und zeigt Superponirungen nach manchen Reizungen durch Scheerenschnitte. 6. Der frische Querschnitt des Sartorius, ohne Berührung des Längsschnittes mit einem Nerven belegt, erzeugt nicht constant secun- däre Zuckung, während Schrägschnitte öfter wirksam sind. Die etwas unsicheren Versuche glücken besser, wenn das andere Muskelende durch Scheerenschnitte von einer gewissen Geschwindigkeit und Neigung ge- reizt wird, als nach momentaner Berührung desselben mit Flüssig- keiten, in letzterem Falle, bei regelrechtem oberen Querschnitte vor- zugsweise wo der untere diesem nicht parallel ist?). 7. Ein dem nervenlosen Ende des unverletzten Sartorius quer angelegter oder auf den regelrechten Querschnitt dieser Region sorg- fältig angeklebter Nerv geräth in secundäre einfache oder in tetanische Erregung, wenn der Nery des Sartorius entsprechend gereizt wird; im letzteren Falle ist die secundäre Wirkung allenfalls durch Elektri- eitätsleiter von den natürlichen Enden, von anderen Punkten dieses Muskels selten übertragbar. 8. Wird der Nery eines von seinen mit nackten Querschnitten versehenen Enden her durch NH, Dämpfe zur stärksten Verkürzung gebrachten Sartorius, gereizt, so erzeugt der Muskel noch kräftige 1) Augenblicklich (im März) finde ich alle regelrechten Quersehnitte von Muskeln frisch eingefangener Frösche bei jeder Reizungsweise secundär wirksam. 16 * 230 W. Kühne: secundäre Zuckung oder secundären Tetanus, so lange er selbst noch Spuren von Bewegung zeigt. Viele andere zur Schädigung der contractilen Substanz versuchte Mittel, wie Dehnung, Ermüdung, erhöhte Temperaturen, welche jedoch die markhaltigen Nerven nach bekannten Erfahrungen schonen, Gifte und Reagentien ergaben noch deutliche primäre neuromuskuläre Be- wegungen, zur Zeit, wo directe wie indirecte primäre Reizungen keine secundären Zuckungen mehr erzeugten. 9. Vom Nerven aus durch NaCl- oder Glycerinwirkung oder vom Rückenmarke durch dessen directe Reizung oder von den sensiblen Wurzeln her reflectorisch tetanisirte Muskeln gaben wohl secundäre Zuckungen, aber niemals secundären Tetanus. In Uebereinstimmung mit den von E. Hering und Friedrich am Frosche angestellten Beobachtungen fand ich den heftigsten Strychnintetanus der Kaninchen-- muskeln unfähig secundären Tetanus am Froschschenkel zu erzeugen; es kam im besten Falle nach heftigeren secundären Eingangs- zuckungen zu schwach wühlenden Bewegungen. Durch elektrische Reizung erhielt ich leicht starken secundären- Tetanus von Präparaten, denen gar kein Strom zugeführt wurde, in- dem ich einen vibrirenden Quecksilberunterbrecher in den Kreis des eigenen Nervenstroms am primären Schenkel einschaltete. Selbstver- ständlich geschah die Ableitung vom Nerven- Quer- und Längsschnitt mittelst unpolarisirbarer Elektroden und wurden Ungleichartigkeiten im Kreise durch das vollkommene Ausbleiben jeder Erregung bei stromloser Ableitung des primären Nerven ausgeschlossen. Du Bois-Reymond’s Beobachtung, dass der mit Heiden- hain’s mechanischem Tetanomoter erzeugte rhythmische Tetanus auch secundären Tetanus gibt, fand ich bestätigt, ferner die Angabe von Morat und Toussaint, dass der vom Nerven her elektrisch erzeugte Tetanus aufhört secundär zu wirken, bevor die primäre Muskelleistung myographisch Veränderungen erkennen lässt. 10. Matteucci’s Angabe, dass ein erregter Schenkel unter die mit dem Rückenmarke noch verbundenen Nerven eines andern Frosches gelegt, Reflexzuckungen erzeuge, fand ich für unsere Frösche h ” Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. . 231 so wenig zutreffend, wie die weitere Ausführung, dass Erregung der Peripherie einzelner vom Plex. sacr. abgezweigter, nach dem Cen- trum hin durchschnittener Stämme Reflexe bewirke. 11. Von den Ureteren, dem Darme, dem Magen'), der Harnblase des Kaninchens, des Hundes, der Katze, sowie von dem auf elektrische Reizung sich kräftig contrahirenden Darme des Schleys erhielt ich keine Wirkung auf den Froschschenkel; ein Froschnerv auf die ent- blösste Iris eines Kaninchens, dessen Halssympathicus gereizt wurde, ge- legt, blieb unerregt. Dagegen erwiesen sich die rothen und die farb- losen Kaninchenmuskeln zu jeder secundären Wirkung fähig, gleichmässig unvermögend aber zu secundärem Tetanus während arhythmischer Rei- zung ihrer Nerven mit NaCl oder mit Glycerin. 12. Die heftigsten Zuckungen und der stärkste durch elektrische Reizung erzielbare Tetanus sind unvermögend die zwischen den be- treffenden Muskeln ın sitw verlaufenden normalen Nerven secundär zu erregen. Nach Durchschneidung des N. ischiadicus unterhalb des Ab- ganges der Oberschenkeläste, bei Reizung des Plex. sacr. unter Um- ständen in der Wade oder am Fusse bemerkbare Zuckungen, die erweislich nicht von Stromschleifen oder unipolaren Wirkungen her- rühren, sind auf die nach dem Schnitte vorübergehend steigende Er- regbarkeit des peripheren Nerven zu beziehen und verschwinden oft wieder, wenn die Wunde mit grosser Sorgfalt geschlossen und die normale Lage im Innern wieder hergestellt worden, während die kleinste Verschiebung oder das geringste Klaffen der Wunde sie zurückkehren lässt. Werden die Nerven des Sartorius und anderer Muskeln, mit- telst der von Tiegel und Gergens näher beschriebenen Influenz- methode, oder in anderer Weise unipolar, aber localisirt gereizt, so gerathen einzelne Fasergruppen, von welchen dann allein secundäre Wirkung auf angelegte Nerven zu erzielen ist, in maximalen Tetanus, während vollkommener Ruhe ihrer unmittelbaren Nachbarschaft und anderer Regionen, deren Nerven durch die contrahirten Stellen ver- 1) Uebereinstimmend mit Matteucci’s Angaben über die Unwirksam- keit des Darmes und des Magens, — vergl. Matteucci. Cours d’Electro-Phy- siologie S. 130, | 2332 W. Kühne: laufen. Demselben merkwürdigen Verhalten begegnet man bei jeder Art directer Muskelreizung; es war mir sogar unmöglich, von dem einen Zipfel des am nervenlosen Ende gespaltenen Sartorius mittelst elek- trischer Reizung auf den anderen zu wirken, bevor nicht nachweis- bare Stromschleifen störend eingriffen. Dies und das Vorerwähnte braucht nicht zu beruhen auf unzureichender Erregbarkeit der im Muskel angelangten Nerven, denn ich fand es bei dem Zweizipfelver- suche auch unmöglich, die nicht direct erregte Muskelhälfte in Be- wegung zu setzen, wenn ich der andern gereizten Abtheilung den sehr erregbaren Stamm des aus dem Hilus weit herausragenden eigenen Nerven in günstigster Weise anlegte. Wurde der letztere dagegen auf einen zweiten Sartorius gebracht und dieser allein vom Querschnitte erregt, so zuckten beide Muskeln. | Das in gewissem Sinne an Immunität erinnernde Ausbleiben se-- cundärer Erregung an en situ befindlichen Nerven einfach durch Neben- schliessung mittelst umliegender Muskeln oder indifferenter leitender Gewebe zu erklären, halte ich nicht für berechtigt: es verbietet dies schon der Umstand, dass allseitiges Einpacken des Nerven in zuckende Muskeln gewöhnlich ein weit besseres Mittel zu kräftigen secundären Erregungen ist, als blosses Anlegen; ferner die geringe Dämpfung, welche durch Umhüllen der zur secundären Contraction gebräuchlichen Präparate mit Massen von Froscheingeweiden zu erzielen ist, endlich du Bois-Reymond’s Beobachtung secundärer Wirkung durch zwischen- gelegte ruhende Muskeln oder durch die Froschhaut hindurch. Ich selbst sah Gastrocnemien wirksam, deren ganze Länge mit einem dem secun- dären Nerven zum Polster dienenden 1 Ctm breiten Bausche aus 16 La- gen in Salzwasser getränkten, starken Fliesspapiers bedeckt worden. Wird trotz alledem der normal gelagerte Nerv auch nach Ersetzung des natürlichen durch den künstlichen, zu secundärem Tetanus be- sonders geeigneten, rhythmisch elektrischen Reiz nicht mit erregt, so bleibt kaum eine andere, als die schon vor längerer Zeit von du Bois-Reymond bei anderem Anlasse angedeutete Vorstellung übrig, nach welcher die Schwankungswellen in den die Nerven berührenden Muskelfasern mit solchen Phasendifferenzen und interferirend ver- Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven, 233 laufen, dass die Ausgleichung der elektrischen Spannungen in den letzteren allein geschieht. Muskelsäulen, gebaut aus hinreichend kurzen Muskelfasern mit geregelter, vom ersten bis zum letzten Elemente successiv verlaufender Innervation würden unter der Vor- aussetzung, dass jedes Element von demselben Ende her innerviren werde, ein gefährlich elektrisches Eingeweide sein: so bedenkliche Organe sind unsere Muskeln nicht, am wenigsten in der natürlichen auf andere Zwecke gerichteten Anordnung und mit der physio- logischen, arhythmischen Innervation, aber sie werden es bis zu einem nicht unerheblichen Grade, je mehr wir sie entfalten und je weniger wir bei ihrer Reizung zeitlich und örtlich der Natur folgen. Mit dieser Betrachtung wird auch ein anderes als das bis jetzt versuchte Verständnis der dem NaÜl- und Glycerintetanus mit dem natürlichen und reflectorischen gemeinsamen Unfähigkeit zu secundärem Tetanus möglich. Den Glycerintetanus wenigstens, dazu nur für zu schwach zu halten, verbietet mir die kolossaie und oft sehr continuirliche Erhebung, welche ich Muskeln während secundärer Un- wirksamkeit zeichnen sah, die vorher und nachher auf rhythmisch- elektrischen Reiz ihres Nerven vortrefflichen secundären Tetanus bei viel geringerer Leistung gaben. Da die vom Glycerin- und NaÜl- Reiz vor dem Tetanus auftretenden und zuweilen selbst in den Inter- missionen des Starrkrampfes vorkommenden Einzelzuckungen secundäre Zuckungen hervorrufen können, ist nicht an einen zu trägen, für Nervenerregungen ungeschickten Verlauf der Schwankungswellen, son- dern wieder an Interferenzen derselben d. h. an den Ausgleich der electrischen Differenzen im Innern des Muskels zu denken. Wie die Nervenfasern von dem eindringenden chemischen Reize ganz ungleich- zeitig erfasst werden, so antworten darauf auch die einzelnen Muskel- fasern in höchst ungeregelten Intervallen und der Erfolg ist das eigen- thümliche Wühlen, das man an allen derartig tetanischen Muskeln in der Regel, nöthigenfalls mit der Lupe erkennt. Ich zweifle kaum, dass dieses auch die Ursache des von Bernstein beim Na0l-Tetanus bemerkten, mit dem natürlichen übereinstimmenden Muskelgeräusches ist, welches in seiner schwierigen Definirbarkeit von den Tönen rhyth- 234 W. Kühne: misch tetanisirter Muskeln noch mehr abweicht, als in der Tonhöhe. Mit dieser Betrachtung hört der wegen seiner Aehnlichkeit mit natürlichen Zuständen besonders beachtenswerthe chemische Tetanus nicht auf, zu den discontinuirlichen Vorgängen zu zählen, denn die arhythmische Contraktion ist weit entfernt, mit gedehnten Zuckungen oder sog. Con- traktur zusammenzufallen. Festzuhalten bleibt aber, dass diese Zu- stände, ganz so wie es Brücke für die willkürlich anhaltende Muskel- bewegung erläuterte, weitere Unterschiede vom elektrischen Tetanus, als die der Reizfrequenz aufweisen. Die nahe liegende Ausdehnung dieser Erfahrungen auf die Frage nach der Natur der so viele Zeichen des Tetanus an sich tragenden systolischen Contraction, raubt, wie kaum zu sagen nöthig, dem Fehlschlagen des secundären Tetanus vom Herzen die ihr meist zugeschriebene Bedeutung und lässt die secundäre systo- lische Contraction nur als Eingangszuckung erscheinen; es gibt also keinen Grund, die Zusammenziehung des Ventrikels nicht für tetanisch zu halten. Es kann der Versuch gemacht werden, in den secundär unwirk- samen Fällen Beweise für Tetani von so grosser Reizfrequenz zu fin- den, dass die elektrische Schwankung im Muskel nahezu continuirlich würde, was eine Annäherung an den Zustand der Contractur enthielte. Dass diese Art bis zu einer gewissen Grenze gestreckter Zuckungen keine entsprechende secundäre Wirkung aufweist, dürfte bekannt sein und nach den in $ 11 erwähnten Beobachtungen entbehrt dieselbe jener überhaupt. Seit Brücke s Andeutungen über eigenthümliche, mit dem Rheonom zu erhaltende, im zeitlichen Verlauf veränderte Zuckungen, kann man solche weder für die natürlichen Verhältnisse noch für normale Muskeln im Allgemeinen abweisen, und ich bin sehr geneigt die ersichtlich etwas trägen Glycerinzuckungen des Curare- muskels, sowie die dem NH,-Tetanus vorangehenden Einzelzuckungen, denen ich vor 20 Jahren irrthümlich secundäre Wirkung zugeschrieben, dahin zu rechnen. Dergleichen aber allgemein für den chemischen Tetanus geltend zu machen, scheint mir im Widerspruche mit dem lebhaften Flimmern der davon betroffenen Muskeln. Um den letzten Fall secundärer Unwirksamkeit nicht unberührt Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 235 zu lassen, wär& noch des auffallenden Erlöschens des secundären Te- tanus vor dem Nachlassen des primären zu gedenken. Hier greifen offenbar Ermüdung und die ohne sichere Grenze in’s Absterben über- leitenden Processe ein: der Muskel fängt an zu flimmern, und innere elektrische Abgleichungen beeinträchtigen die zuvor dem Nerven zu statten gekommenen; ausserdem wird der Tetanus mehr und mehr zur Contractur. Am Sartorius treten diese Veränderungen ausser- ordentlich leicht ein, bei Belastungen so leicht, dass man ohne längere Vertrautheit mit diesem Muskel in Zweifel gerathen wird, ob du Bois’ am Gastroenemius geführter Nachweis, dass der an aller Bewegung durch Dehnung gehinderte Muskel secundär wirke, für ihn Geltung habe. Erwägt man die ausserordentlich verschiedene Be- schaffenheit der die Muskeln zusammensetzenden Fasern, so verlieren die genannten an einem so feinen Reagens, wie der secundären Wir- kung, vor allen andern Kennzeichen bemerkbar werdenden Aende- rungen alles Ueberraschende; man muss vielmehr erstaunen, dass der normale Muskel überhaupt der bekannten Regelmässigkeit bezüglich der secundären Erregung fähig ist. 13. Vom Nerven secundäre (nicht paradoxe) Wirkungen auf andere Nerven oder gar auf den Muskel zu erzielen, ist bekanntlich Niemandem geglückt. Das zweifellos negative Resultat aller nach dieser Richtung geschehenen Anstrengungen sollte uns um so mehr vor Augen bleiben, als wir aus du Bois’ fortgesetzten Arbeiten wissen, dass die elektromotorische Kraft des Nerven die des Muskels übertrifft und als wir durch Bernstein bei der Erregung eine der des Muskel- stromes ausserordentlich überlegene Schwankung des Nervenstromes kennen gelernt haben. Vollends muss das Missglücken aller secundären Wirkung vom Nerven auf den Muskel heute Eindruck machen, da wir aus E. Hering’s jüngster Veröffentlichung erfahren, dass der ent- nervte Sartorius nicht allein auf Nebenschliessung zu seinem eigenen, schwachen Strome kräftig reagirt, sondern auch im stromlosen Zustande zum Zucken zu bringen ist, wenn man ihm einen andern stromgebenden Sartorius mit Längs- und Querschnitt anlegt. 236 \W. Kühne: Bis zu diesem Augenblicke scheint über das Versagen secundärer Wirkungen vom Nerven aus, noch Manches, z. B. die Umgebung der Axencylinder mit Markhüllen, die geringe Masse des Nerven u. dergl. beruhigt zu haben. Indess verhindern ja die Markhüllen den Nerven nicht durch die schwache Schwankungswelle des Muskels erregt zu werden, und selbst dann nicht, nachdem der Muskel auf einen schmalen Streif von Nervendicke redueirt worden. Ein mässig dicker Frosch- nerv wird nicht erregt, wenn man ihn dem stärkeren, gereizten Olfac- torius eines grossen Hechtes anlegt, welcher marklose Nerv nach Beobachtungen von Dr. Steiner und mir mächtigen Längs-Querschnitt- strom und gereizt vortreffliche negative Schwankung zeigt, Erscheinun- gen von ebenso unerwarteter Beständigkeit, wie die bei Fischen im Allgemeinen nicht vorausgesetzte, aber bei dieser Gelegenheit bemerkte beträchtliche Ueberlebenszeit der Nerven und Muskeln des Kopfes: Derselbe Nerv oder ein Bündel mehrerer Olfactorii sehr erregbaren schmalen Muskelstreifen ringsum angeschmiegt und gereizt, bringen diese ebensowenig aus der Ruhe, wie der kolossale N. trigeminus der Barbe seine Erregung auf einen ihm angeklebten M. Sartorius oder N. ischiadicus des Frosches zu übertragen vermag. Damit treten wir vor lauter Thatsachen, welche der Annahme erregender Wirkungen der im gereizten Nerven bekannten elektrischen Schwankungswelle wenig günstig sind. 14. Secundäre Erregungen von Muskel zu Muskel zu erzielen, ver- mochte ich seither so wenig, wie Andere vor mir: auch die schmal- sten erregbaren Fleischstreifen blieben in Ruhe, wenn sie anderen direct oder indirect gereizten Muskeln von grosser Masse unmittelbar oder mittelst zweckentsprechender Leitungen zugänglich gemacht wur- den. Wegen der bekannten der des Nerven nachstehenden Erreg- barkeit des Muskels für elektrischen Reiz ist das Fehlschlagen dieses Versuches weniger bedenklich, als das des $ 13 berichteten und im Einklange mit Hering’s wichtiger Beobachtung, dass der zwar ganz wie der Nerv auf Schluss seines eigenen Stromes reagirende Muskel, im Gegensatze zum Nerven darnach keine Oeffnungserregung zeigt. Da das Anlegen des leitenden Bogens an Längs- und Querschnitt Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 937 gleichbedeutend ist mit positiver Schwankung, indem der die ganze intrapolare Strecke des Gewebes jetzt durchsetzende Strom darin erst entsteht, wie in einer Säule, nachdem dieselbe geschlossen, so liegt in der Schliessungszuckung Reaction auf positive Schwankung, im Ausbleiben der Oeffnungszuckung Indolenz gegen negative vor. Geht man von einem präexistirenden Muskelstrome aus, so ist dessen Schwankung in der Phase des Reizzustandes, wo die Welle die zu Erregungen für besonders geeignet erachtete Steilheit besitzt, nur eine negative und würde wol selbst dann noch unvermögend zu secundärer Muskelerregung bleiben, wenn sie, was nicht zutrifft, bis O sänke. Dass mit dieser Ueberlegung Bedenken gegen die Annahme vom ur- sächlichen Zusammenhange des im Muskel fortlaufenden Reizes mit dem absteigenden Theile seiner eigenen elektrischen Schwankungswelle entstehen, wird ausserdem zu erwägen sein. Eigene Beobachtungen, die ich in Folge der Mittheilungen He- ring’s anstellte, veranlassen mich, seiner Deutung der von mir ehe- dem untersuchten Zuckungen des Sartorius auf Benetzung des Quer- schnittes beizutreten, nachdem mir eine solche allerdings schon zur Zeit, als Herr du Bois-Reymond mir seine Erfahrung, dass jener Muskel dabei wie eine Schlange zurückschnelle, zum Geschenk gemacht, vorgeschwebt hatte, aber unberücksichtigt geblieben war, weil ich nicht auf den Gedanken kam, dass die unwirksamen Flüssigkeiten, wie Wasser und manche Lösungen von Metallsalzen hinreichend schlechte Leiter seien, und nicht auf die vielspäter von du Bois gefundene momentane Polarisation bei der, wie ich wusste, unwirksamen Berührung des Muskels mit Quecksilber oder Platin verfiel. Zur Bestätigung der schönen Beobachtungen Hering’s erlaube ich mir folgenden Versuch anzuführen : ich tauche den hängenden Sartorius so tief in Salzwasser ein, dass er nicht mehr herausschnellt, ziehe ihn wieder empor, bis der Querschnitt gerade noch am Flüssigkeitsspiegel haftet und lege der inneren Muskelfläche eine meisselartig zugeschärfte, gekrümmte Thonwalze an, welche mit dem anderen Ende nach unten reicht. Eine ähnliche Thonelektrode steigt heberartig aus dem Salzwasser, also vom Querschnitte nach abwärts. Wird der Kreis durch plötzliches Empor- 238 W. Kühne: 3 heben irgend welcher leitenden Flüssigkeit gegen die freihängenden Thon- zapfen geschlossen, so zuckt der Muskel entweder heftig und unter- bricht die Leitung, oder er geräth nach einer schwächeren Anfangs- zuckung in die von Hering beschriebene dauernde Unruhe, die nach Oefinung des Kreises ohne kenntliche Zuckung sogleich verschwindet. Ein anderes Verfahren ist dieses: man nimmt 2 von Querschnitten begrenzte Sartoriusstücke, klappt jedes um die Fascienfläche zusammen und legt sie, je mit einem Doppelquerschnitte und dem Aequator, in fortlaufender Reihe zwischen 3 Thonwalzen, von welchen die erste und dritte, nichts zwischen sich fassenden, später durch Salzlösung in leitende Verbindung zu bringen sind. Auf Schluss an dieser Stelle erfolgt überall Zuckung und oft eine grosse Reihe von Contractionen, indem die Muskeln sich theilweise mit dem Aequator losziehen, sich darauf wieder strecken und nach Art einer Zunge rhythmisch gegen die Thonflächen lecken. Umkehren eines der Präparate oder Ein- schalten eines vierten Thones und eines dritten entgegengesetzt ge- richteten Muskels hebt den Erfolg auf. Leider habe ich bis jetzt vergeblich versucht, irgendwie stromlos eingeschaltete Muskeln, durch einen oder mehrere wirksam angeordnete andere zum Zucken zu bringen, aber ich kann Hering’s Versuch der Erregung eines unverletzten Sartorius durch geeignetes directes Anlegen eines zweiten mit Längs- und Querschnitt für Curaremuskeln bestätigen. 15. Wie durch den eigenen Strom ist der Muskel unter Umstän- den auch durch den des ruhenden Nerven zu erregen. Ich habe zwar beim Anlegen eines kurz umngekrümmten Froschischiadicus mit Längs- und Querschnitt gegen Querschnitt und Oberfläche des Sartorius keine Zuckung erfolgen sehen, aber es ist mir dies ausgezeichnet geglückt mit dem Olfactorius des Hechtes, nicht nur bei directer Berührung, sondern auch nach Einschaltung der im vorigen $ erwähnten, nicht metallischen Leitungen. Es ist zweckmässig, den Muskel nur mit einer Ecke des Querschnittes und mit einer Kante des natürlichen Längsschnittes zwischen die Thone zu kleben, oder schmale Muskel- streifen zu nehmen, an welchen der Versuch übrigens auch mit einem Bündel von 3--6 Froschnerven gelingt. Die Oefinungszuckung bleibt Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 939 hier ebenfalls aus. Einschalten der Nerven in umgekehrter, den Muskel- strom compensirender Richtung hebt den Erfolg auf, und ebenso bleibt alle Wirkung aus sowohl bei unmittelbarer wie bei mittelbarer Her- stellung des Kreises, wenn man die Nerven stromlos anordnet oder durch in Salzlösung getränkte Baumwollenfäden von gleichem Wider- stande ersetzt. Man kann daher nur sagen, dass der Strom des Nerven innerhalb gewisser Widerstandsgrenzen, wo der Muskelstrom allein zur Erregung nicht genügt, die Erregung durch Summirung mit jenem bedingt. Unverletzte oder stromlos eingeschaltete Muskeln durch geeignete rasche Berührung mit Längs- und Querschnitt mark- loser Olfactorii oder mittelst der Ströme von Frosch- oder Fischnerven zum Zucken zu bewegen, missglückte, falls jeder Verdacht gegen die Mitwirkung der stark alkalischen Fischlymphe auszuschliessen war. 16. Ungemein wirksam erweist sich der Hechtsolfactorius zur Erregung des Froschnerven auch ohne Betheiligung des Eigenstromes dieses. Der Froschnery braucht nur irgendwo mit dem @Querschnitte und einem Punkte der Oberfläche des über ein Glasstäbchen ge- krümmten Riechnerven rasch berührt, oder selbst stromlos mittelst Thonleitungen dazu eingeschaltet zu werden, um heftige Schliessungs- und Oeffnungszuckungen auszulösen, während alle derartigen Versuche mit 2 Froschnerven unter Voraussetzung gleicher Widerstände nur einschlugen, wenn: beide in gleichem Sinne stromgebend combinirt wurden. 17. Schon du Bois versuchte, ob der gereizte Nerv mit dem frischen Querschnitte auf den des Muskels wirke. Da die markführen- den Nerven am Querschnitte nur in den seltensten Fällen Axencylinder, sondern meistens Markkappen und Pfröpfe veränderten Markes vor- strecken, war von dem Versuche kaum etwas zu erwarten. Um das Mark steifer und den Muskelquerschnitt weniger veränderlich zu machen, habe ich die Durchschneidung unter eiskalten Salzlösungen vorgenommen, worin es mit einer ganz reinen Scheere z. B. sehr gut glückt, Muskel- stücke nach Art des Kautschuks gleich wieder zusammenkleben zu lassen. So wenig wie auf sich selber reagirten die verletzten Nerven und Muskeln nach dem Verkleben auf einander. Mit dem Olfactorius 240 W. Kühne: in dieser Weise oder in Luft versuchte Berührungen am Froschmuskel ergaben kein anderes Resultat. 18. Die bis jetzt zur künstlichen Wirkung des Nerven auf den Muskel ersonnenen Mittel führten nur zu dem $ 13 angeführten physio- logisch wenig verwerthbaren Factum einer unter gewissen Umständen erfolgenden Betheiligung des Stromes ruhender Nerven an der Muskel- erregung; ob ausserhalb der stromgebenden Strecke irgend welche Nervenerregung hinzukomme, fand ich für den Erfolg gleichgiltig. Fragt man nach dem Grunde des Fehlschlagens aller künstlichen neu- romuskulären Erregung, so kann nur geantwortet werden mit dem Hin- weise auf die natürliche, gegenwärtig kaum nachzuahmende Verbindungs- weise der Nerven und Muskeln. Wie ich fand, gibt es 1) nur distincte Endigungen des motorischen Nerven in einem oder mehreren sehr klei- nen Gebieten der Muskelfaser, 2) nur Endigungen mit directer Be- rührung der nervösen und contractilen Theile unter Ausschluss des Nervenmarkes. Dies liess sich vielleicht noch nachahmen, indem man den Olfactorius mit einem Rissende, das einem feinen Pinsel gleicht, unmittelbar auf den soeben angefertisten Muskelquerschnitt schleifte und den Nerven erregte. Allein auch Das schlug fehl. Dürfte man hier unmittelbare Berührung nach Art der im Leben vorhandenen voraussetzen, so würde die Annahme, dass die von mir gefundenen in- tramuskulären Axencylinder von wesentlich anderer Beschaffenheit, als die Olfactoriusfasern oder als die Axenkörper der motorischen Stämme seien, unabweislich. Angesichts der rapiden Veränderungen mancher entblössten Gewebe noch am Gefrierpunkte, der hier auch nicht hilft, kann indess von dieser Consequenz einstweilen abgesehen und dafür um so mehr Gewicht auf die Gestalt und Anordnung der hypolemmalen Nerven, welche sich schwerlich ersetzen lassen, gelegt werden. Inner- vationshypothesen, sowohl die von der Schwankung präexistenter Nerven- ströme, als die von chemischen Wirkungen ausgehenden können sich natürlich mit gleichem Rechte auf die Unmöglichkeit, normales leitendes und contractiles Gewebe künstlich zur Berührung zu bringen, berufen. Dass die hypolemmalen Fortsetzungen des Nerven, sei es in Form der gestreckten Endfasern der Amphibien oder in Gestalt der End- RE , x Au Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 941 platten in den Nervenhügeln mit den Axencylindern epilemmaler Fasern oder der Nervenstäimme im Wesentlichen und folglich unter sich über- einstimmen, bleibt, ehe Beweise vorliegen, selbstverständlich Hypothese; und die Chemie des Axencylinders, die darüber zu urtheilen berufen scheint, gewährt wenig Aussicht auf baldige Entscheidung dieser Frage, wenn man die keinem andern Gebiete der Histologie in solchem Maasse, wie diesem entgegenstehenden Schwierigkeiten erwägt. Voraussicht- lich wird indess die Entscheidung von dort allein niemals kommen, denn ich hätte heute schon Differenzen der Reactionen von Art zu Art in derselben Ordnung und für einzelne Fasern desselben Individuums geltend zu machen. Kann man Hoffnungen in dieser Richtung über- haupt schon hegen, so würde ich dieselben an die $ 13 erwähnte Er- fahrung der Uebereinstimmung des elektromotorischen Verhaltens mark- loser Nerven mit dem der gewöhnlichen markhaltigen knüpfen. 18. Von allen Innervationshypothesen sind keine so interessirt an der Gestalt der motorischen Nervenendigung, wie die neuroelektrischen. Da ich für dieselben mit verantwortlich gemacht werde, habe ich versucht, die zwei Typen der Verästelungsweise hypolemmaler Nerven- fortsätze als Platten und als Terminalfasern so vollständig und genau, wie es mir möglich war, festzustellen, um zur Erkenntniss des allen Gemeinsamen oder zu der äussersten, den Charakter der Endigung be- wahrenden Reduction zu gelangen. Von den Wirbellosen, wo zwar der Uebergang des Nerven zum Muskel am leichtesten zu constatiren, das Verhalten der zarten Nerven- fibrillen zur Sohle der Nervenhügel aber noch ganz dunkel ist, war zunächst abzusehen, ebenso, mit Ausnahme der Rochen, von den Fischen, bei denen man bis jetzt über Andeutungen markloser Termi- nalfasern ohne Hügel und Sohle nicht hinausgekommen ist. Herr Borel, welcher den Fischmuskeln unter Heranziehung der neueren Methoden im hiesigen Laboratorium viel Zeit und Mühe opferte, ver- mochte bei den Knochenfischen auch zu keinen klareren Anschauungen zu gelangen, constatirte aber bei den Stören Abwesenheit der den Rochen eigenthümlichen Platten, die man ihnen hätte zutrauen können. Nach meiner letzten von den Platten der Reptilien gegebenen 242 W. Kühne: Darstellung kam es besonders auf Feststellung des Endgeästes bei den Amphibien an, deren Verhältnisse durch das Wegfallen des Hügels und der Sohle die einfacheren sind. Dank der ausgezeichneten von Cohnheim erfundenen Versilberungsmethode für Muskeln ist es hier verhältnissmässig leicht, zuverlässige Präparate, an welchen nichts über- sehen werden kann, in hinreichender Zahl zu beschaffen, um über ein sehr grosses Material zu gebieten. Ich habe drei Vertreter der Gruppe untersucht, Jana, Triton und Salamandra und bei den letzteren eine erfreuliche Vereinfachung der vom Frosche bekannteren Verhält- nisse gefunden, bei den Tritonen insofern die „Endbüsche“ meist auf eine einzige epilemmale Nervenfaser reducirt sind, bei Salamandra noch durch die gänzliche Abwesenheit der auch bei Triton sehr kleinen und sparsamen Endknospen. Es gibt also motorische Nerven- endigungen, welche blos aus markfreien und kern- losen, direct und ohne jedes Zwischenglied zwischen Sarkolemm und contractilem Gewebe gebetteten End- fasern bestehen. Da der Astreichthum der Endbüsche die Complication des hypo- lemmalen Geästes befördert, so stellt dieses bei Triton und Salaman- dra das vereinfachte Schema des beim Frosche vorkommenden dar. Gefunden wurde als einfachste Form diese > worin der stärkere Balken den letzten epilemmalen, markführenden Nerven, die vier winklig abgehenden die intramuskulären, der Muskelfaserung meist an- nähernd parallelen Endfasern darstellen, und wenn ich sagen sollte, wie weit diese, häufig so een modifieirte Form noch reducirbar sei, so würde ich dieses Zeichen 7—- dafür setzen. In der langen Zeit, während wel- cher ich dem Gegenstande immer wieder meine Aufmerksamkeit zuwandte, ist mir keine Nervenendigung vorgekommen, welche diese Figuren nicht enthalten hätte, niemals etwa die einfache f Form, und ausnahms- los endlich jene unsymmetrische Abzweigung nach Art des Bajonetts, niemals in Gestalt der Stimmgabel. Das hieraus entstehende Bild ge- knickter Stäbe ist unter allen Umständen so charakteristisch, dass man ein mikroskopisches Präparat, in welchem jede andere Spur des Ge- webes verwischt worden, daran mit Sicherheit als das einer motorischen Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 243 Nervenendigung erkennen würde. Der Verlauf der aus den genannten Theilungen hervorgegangenen Endfasern bewahrt im Allgemeinen den Parallelismus, es sind aber Neigungen der Fasern gegeneinander, be- sonders am Ende nicht selten, während ein Hinwenden oder kurzes Umbiegen des Endes gegen die Muskelsubstanz, vom Sarkolemm zur Muskelfaseraxe niemals vorkommt. Aus dem anatomischen Verhalten der Endfasern geht eine auf den Ablauf in sie gelangender Erregungswellen einflussreiche Eigenthüm- lichkeit hervor, welche von Bedeutung für die Muskelerregung sein wird: es können in den nirgends fehlenden gleichgerichteten Parallel- fasern keine Wellen ohne Phasendifferenz nebeneinander fortschreiten. Die durch die Maasse des kurzen Stückes an den knickförmigen Ab- zweigungen gegebene Verspätung der Welle im entfernteren Aste ist in den meisten Nervenendigungen eine offenbar recht übereinstimmende, womit jedoch Einrichtungen für grössere Verzögerungen, die bei ge- wissen Nervenerregungen belangreich sein könnten, nicht ausgeschlossen sind. In Erwägung des von Bernstein gefundenen ausserordentlich steilen, fast senkrechten Abfalles der elektrischen Schwankungswelle im Nerven, müssen die Entfernungsdifferenzen der durch parallelen Ver- lauf zusammengehörigen Endfasern von der nächsten Wurzel auch gross genug erscheinen, um beträchtliche elektrische Spannungsdifferenzen zwischen je 2 durch Senkrechte zu verbindenden Punkten zu ermög- lichen. Zwischen diesen Punkten, denen vollends entgegengesetzte Vor- zeichen zuzuschreiben sind, wenn die Schwankungswelle im Sinne Bern- stein’s den Nervenstrom umkehrt, liegt aber Muskelsubstanz, durch welche der Ausgleich der Spannungen geschehen muss, was für die Er- regung Bedeutung haben kann. Da die Muskelfaser im Leben nicht die ausgeprägt prismatische Form besitzt, die ihr Manche nach Querschnitten gehärteter Präparate unberechtigter Weise zuschreiben, sondern ausser kreisförmigen und elliptischen höchstens stark abgerundete polygonale Querschnitte zeigt, so fallen die zwischen den hypolemmalen Nervenfasern vorhandenen Strombahnen grösster Dichte, welche vermuthlich die ein- zigen zur Muskelerregung genügenden sind, hinreichend tief unter das Sarkolemm, um die Erregung benachbarter Fasern noch mehr zu er- Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med, Vereins, N. Serie II, 17 EP FE A ie Di 244 W. Kühne: schweren, als es Sarkolemm, Bindegewebe und Lymphe ohnehin schon thun dürften. 19. Es blieb noch über die Frage zu entscheiden, ob die für alle höheren Wirbelthiere mit Einschluss des Menschen gültige motorische Nervenendigung in Gestalt von Nervenhügeln mit gelappten Endplatten ebenfalls auf das soeben erörterte Schema zurückzuführen sei? Ich meine darauf eine bejahende Antwort geben und diese Einrichtung, deren höchste labyrinthische Verwicklung, obschon für andere Zwecke bestimmt, in der nervösen Platte der elektrischen Organe zu suchen wäre, als eine Vervollkommnung bezeichnen zu dürfen. Meine Untersuchungen beziehen sich vorwiegend auf die Reptilien, in deren von Rouget gefundenen Nervenhügeln ich auch die Platte zuerst auffand. Es giebt bei diesen Thieren, wie ich es gleich anfäng- lich beschrieb, auch sehr lang gestreckte flache Nervenhügel mit spär- licher Sohle und einem Nervengeäste, das schon damals von mir als dem der Batrachier sehr verwandt bezeichnet wurde, und das gewisser, hier nicht zu erörternder Eigenthümlichkeiten wegen besonders an das des Erd- salamanders und der Tritonen erinnert. Ausgezeichnet ist es vor den Formen des Frosches hauptsächlich durch die buchtigen, mit kurzen Läpp- chen oder Buckeln besetzten Ränder der Aeste. Geht man deren Ur- sprunge nach, so zeigt sich nicht nur jenes vorhin geschilderte un- symmetrische Entspringen der Endäste mit Knicken, sondern noch eine andere auf dieselbe Bedeutung zurückzuführende Einrichtung, bestehend in bogenförmig gegeneinander und in sich zurückrankender Krümmung der Aeste, deren seitliche oder endständige Prominenzen so nahe zu- sammenrücken, dass sie nur sehr schmale Muskelbrücken zwischen sich fassen. Alle Uebergänge dieser Faserung, von der einfachsten, welche in einer einzigen um die Fläche gebogenen, mit Buckeln versehenen Schleife zu bestehen scheint, bis zur mehr circumseripten und laby- rinthischen Platte in Hügeln von kreisförmiger, elliptischer und oblonger Basis kommen vor. Das einfachste Schema würde also hiermit das entwickeltere mit dieser Figur = zu bezeichnen sein. Die breiteren in so merkwürdiger Weise ineinander verschränk- ten Lappen der höchst entwickelten Platte sind im Wesentlichen nur Ur- Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. 245 sprungsflächen der genannten kleineren Läppchen, Knöpfe oder Stempel und diese gehen, soweit sich dies an den schwierig zu gewinnenden Quer- schnitten gehärteter Objecte feststellen liess, von den im Hügel die Wölbung einnehmenden Platten radiär zur Muskelfaseraxe angeordnet an die Basis des Hügels, wo sie den Muskelcylinder am Mantel berühren. Am Umfange der Hügelbasis sind es die Platten wieder selbst oder einzelne Aus- wüchse, welche sich flach gegen die contractile Substanz legen. Das Schema der Anordnung im Durchschnitte dargestellt ist dieses also wiederum eine Berührung von Punkten des Muskels mit Nerven ungleichen Abstandes von der nächsten Wurzel. Der Unterschied in den beiden Typen der motorischen Nervenendigung liegt demnach nicht etwa in Abweichungen von der Einrichtung zur Erzeugung der Phasen- differenzen, sondern hinsichtlich der höher entwickelten Formen in der vorwiegenden Verwendung der äussersten Enden als Erregungsstellen, in der Kürze der dazwischen genommenen Muskelstrecken, in der Ein- schränkung des innervirten Muskelareals und in der grossen Zahl der zur Verwendung kommenden Berührungsstellen, wie man sagen wird, in dem Reichthum sehr gedrängt stehender Elektroden. Dazu kommt als etwas Neues die Ausfüllung der Zwischenräume mit Kernen und feingekörnter Masse, welche vornehmlich die Enden der Nerven frei lässt. Könnte von dieser Materie starke negative Polarisation erwiesen werden, so wäre die Einrichtung von überraschendster Vollkommenheit und ganz darnach beschaffen, einen Fleck auf der Oberfläche des contrac- tilen Cylinders mit einem Regen kleiner elektrischer Schläge zu treffen, von dem in der Nachbarschaft nichts mehr zu spüren wäre. 20. Nach den vorhandenen Beschreibungen der Nervenendigung im elektrischen Organ von Torpedo besteht kein wesentlicher Unter- schied zwischen dieser und den motorischen Endplatten: in beiden ist das nämliche Princip nervöser Endverästung eingehalten. Auch der von Ciaccio auf der peripheren Plattenfläche gefundene Be- satz mit kleinen nagelförmigen Fortsätzen findet ein Abbild in den von der motorischen Plattenwölbung zur Basis reichenden kurzen Stempeln. Stellt diese Nervenendigung die motorische + oder Er- regungsplatte in ihrer vollendetsten Form dar, so kann sie nicht 17 * 946 W. Kühne: Ueber das Verhalten des Muskels zum Nerven. zugleich der Apparat sein, mittelst dessen das sie enthaltende Organ elektrische Wirkungen nach aussen erzielt, da der von ihr repräsen- tirten elektrischen Bürste gerade überwiegend locale Wirkungen vorgeschrieben sind. In Uebereinstimmung mit der von Babuchin gefundenen Entwicklung der elektrischen Organe bleibt deren wirksamster Bestandtheil in demvon der Platte erst innervirten Gewebe zu suchen, und dieses würde nach demselben Autor umgewandelte Muskelsubstanz sein, eine von zarten Zellen durchsetzte, der Disdiaklasten beraubte Masse, deren Identificirung mit dervon Engelmann nach einer Anregung Dar- win’s im Muskel angenommenen Leitsubstanz nichts im Wege steht. Giebt es eine solche, so sind ihr auch die elektrischen Eigenschaften und die Schwankungswellen eines Muskels zuzuschreiben und da diese in den merkwürdigen von Babuchin entdeckten muskulösen Vorstufen des elektrischen Organs ausschliesslich endständig und sämmtlich vom centralen Orte her erzeugt werden können, weil eben nur hier der Nerv zutritt und endet, so muss es auch im entwickelten Organe, in welchem sich hierin nichts geändert hat, so sein. Damit hätten wir das Element der kurzgliedrigen Muskelsäule und Wer möchte bezweifeln, dass deren Bestandtheile nur in geregelten Intervallen successiv nach der Peripherie fortschreitend erregt werden, seit Bilharz die einzige Nervenfaser entdeckte, welche das ganze elektrische Organ des Malop- terurus mit so regelmässig abzweigenden Aesten versorgt, dass an irgendwelche Inconstanz des nur von der Nervenleitungszeit gere- gelten F'ortschreitens der Innervation von Platte zu Platte gar nicht zu denken ist! W echsels. Umsetzung der neutr. Kalk-u.Kalisalze der Oxal-u. Kohlensäure. 247 Ueber die wechselseitige Umsetzung der neu- tralen Kalk- und Kalisalze der Oxal- und Kohlensäure. Von Professor A. Horstmann. Ueber die wechselseitige Umsetzung der neutralen Kalk- und Kalisalze der Oxal- und Kohlensäure habe ich in den letzten Jahren eine grosse Zahl (über 200) von Versuchen gemacht. Dieselben haben zwar nicht zu dem angestrebten Resultate geführt, aber doch zu einigen an sich interessanten Ergebnissen, die ich mir erlaube, dem Verein im Folgen- den mitzutheilen. Dieselben können vielleicht bei zukünftigen ähnlichen Versuchen von Nutzen sein. Meine Absicht bei Anstellung der Versuche war, eine Folgerung zu befestigen, welche ich aus meiner Theorie des chemischen Gleich- gewichtes (Liebig’s Ann. Bd. 170. S. 193) gezogen habe, die Folge- rung nämlich, dass feste Körper keine chemische Massen- wirkung ausüben können. Diese Folgerung hat sich bisher stets gut bewährt, namentlich wo gasförmige mit festen Körpern in Wechselwirkung treten. Für den Fall, dass flüssige (gelöste) Stoffe an dem Vorgang betheiligt sind, sprechen die Thatsachen nicht ganz so deutlich. Ich konnte zur Bestätigung der Theorie u. a. die wechsel- seitige Umsetzung zwischen den Baryt- und Kalisalzen der Schwefel- säure und Kohlensäure anführen, bei welcher nach Versuchen von .Guldberg und Waage!) das chemische Gleichgewicht nur von dem Verhältniss der Kalisalze in der Lösung und nicht von ) Guldberg u. Waage veröffentlichten neuerdings Versuche von S. Wleugel über die Wechselwirkung zwischen Salzsäure, Oxalsäure, Chlor- 248 A. Horstmann: den Mengen der festen Barytsalze abzuhängen scheint. Dieser Schluss ergiebt sich indess bei jenen Versuchen nur nebenbei, und bei andern Beobachtungen über Massenwirkung in ähnlichen Fällen (von Debus, von A. Chizinsky) fehlt der unentbehrliche Nachweis, dass sich dieselben wirklich auf einen Zustand des chemischen Gleichgewichtes beziehen. Ich hielt es darum nicht für überflüssig, in einem ähnlichen Falle die Massenwirkung noch näher zu untersuchen. Die Umsetzung zwischen den Kalk- und Kalisalzen der Oxal- und Kohlensäure schien mir in mehrfacher Beziehung für solche Ver- suche besonders geeignet. Vor allem liess sich das Resultat der Ver- suche, die ja in grosser Anzahl ausgeführt werden sollten, leicht und rasch mit genügender Sicherheit ermitteln. Wenn man die ganze Menge der reagirenden Körper, nachdem dieselben die gewünschte Zeit hindurch auf einander gewirkt hatten, durch Dekantation in zwei gewogene Theile theilte, deren einer den gut abgesetzten Nieder- schlag, deren zweiter möglichst viel von der klaren Flüssigkeit ent- hielt, und wenn man durch Titration in dem einen Theil die Oxals. mit Chamäleon, in dem andern die kohlens. Salze alkalimetrisch be- stimmte, so genügte jede dieser Bestimmungen für sich, um das Re- sultat der Umsetzung zu ermitteln, da die Gesammtmenge aller ein- zelnen Bestandtheile aus der Zusammensetzung vor der Reaction be- kannt war. Jene beiden leicht und rasch auszuführenden Bestimmungen controlirten sich somit gegenseitig und gestatteten gröbere Versuchs- fehler auszuschliessen. Die Umsetzung zwischen kohlens. Kali und oxals. Kalk, wie auch die umgekehrte zwischen oxals. Kali und kohlens. Kalk geht nach H. Rose’s Beobachtung schon bei gewöhnlicher Temperatur vor sich. Dies ist ein weiterer Vorzug, denn die Anwendung höherer Tempe- raturen würde bei der nothwendig langen Dauer mancher Versuche kalium und oxalsaurem Kalk, bei welchem das chemische Gleichgewicht sich gleichfalls als unabhängig von dem einen betheiligten festen Körper er- weist. Die Beschränkung, unter welchen sie nach ihren theoretischen Be- trachtungen dieses Resultat gelten lassen, dürfte nach meiner Theorie nicht bestehen. J. prakt. Chem. Bd. 19. S. 69. Wechsels. Umsetzung der neutr. Kalk- u. Kalisalze der Oxal- u. Kohlensäure. 249 die Schwierigkeiten erheblich steigern. Die geringe Geschwindigkeit, mit welcher sich solche Reactionen vollziehen, bildet überhaupt die grösste Schwierigkeit der Untersuchung. Ich versuchte desshalb schneller zum Ziele zu kommen, indem ich die festen Körper nicht vor dem Versuch trocken darstellte, sondern dieselben als frisch ent- standene Niederschläge der Einwirkung der löslichen Salze darbot. Mein Verfahren war daher ähnlich, wie bei den Arbeiten von Debus und Chizinsky. Ich goss Lösungen zusammen von Chlorcalcium, kohlens. Kali und oxals. Kali, in solchem Verhältniss, dass stets ein Ueberschuss der Kali-Salze unzersetzt übrig blieb. Es war freilich ein Uebelstand bei diesem Verfahren, dass Chlorkalium in die Flüssig- keit kam, von dem erst nachzuweisen wäre, dass es auf das chemische Gleichgewicht keinen Einfluss ausübt. Dagegen war ein grosser Vor- theil, dass, bei Anwendung von Lösungen der genannten Salze mit be- kanntem Gehalte, die Mengenverhältnisse der reagirenden Körper leicht beliebig geregelt werden konnten, Ich werde im folgenden die angewendeten Mengen von Chlorcal- cium, kohlens. Kali und oxals. Kali in Aequivalenten angeben, bezogen auf eine nahezu normale Salzsäure, mit welcher die Lösungen jener drei Salze verglichen waren: Das Chlorcaleium durch Chlorbestimmungen als Chlorsilber, das kohlens. Kali acidimetrisch, das oxals. Kali durch Vermittlung einer Oxalsäure-Lösung, die zugleich acidimetrisch und mit Chamäleon titrirt wurde. Der wahrscheinliche Fehler der Angaben wird etwa 4—5 Zehntel Aequivalent betragen. Der Zustand des Systems der reagirenden Körper zu irgend einer Zeit nach der Mi- schung kann durch eine einzige Angabe, z. B. durch die Menge des vorhandenen kohlens. Kalkes in Aequivalenten, charakterisirt werden. Da aber, wie erwähnt, das chemische Gleichgewicht von dem Verhält- niss des kohlens. Kalis zudem oxals. Kali in der Lösung ab- hängen soll, so habe ich bei jedem der anzuführenden Versuche neben der Menge des kohlens. Kalkes, den Gehalt der Lösung an kohlens. Kali in Procenten der Gesammtmenge jener beiden Kalisalze nach der Fällung mitgetheilt. Die Gesammtmenge der Flüssigkeit betrug bei den mitgetheilten Versuchen zwischen 150 und 250 cbem. Bei den 250 A. Horstmann: direct verglichenen Versuchen ist jedoch die Verdünnung immer gleich. Die Versuche bestätigten nun die Voraussicht, dass die frisch ent- standenen Niederschläge sehr leicht und schnell von den lös- lichen Salzen angegriffen und eventuell umgewandelt werden. Es scheint, sich sogar in kürzester Zeit ein chemisches Gleichgewicht herzustellen. Dieses Gleichgewicht ist aber jedenfalls kein Defini- tives, es ändert sich nachträglich wieder mit dem Zu- stande des Niederschlages. Dass der physikalische Zustand frisch entstandener Niederschläge sich nachträglich ändern kann, ist eine bekannte Thatsache. Be rthelot glaubt sogar die dabei auftretende Wärmeentwickelung beobachtet zu haben. Auch dass solche Aenderungen des physikalischen Zustandes auf das chemische Gleichgewicht von Einfluss sein können, liess sich im Allgemeinen aus der Theorie ersehen. Dieser Einfluss war aber in dem vorliegenden Falle so unerwartet gross, dass dadurch die Ver- suche für den angestrebten Zweck werthlos wurden. Ich führe zunächst einige Versuche von kürzester Dauer an, um den Erfolg der Einwirkung auf den frisch entstandenen kohlens. Kalk zu zeigen. Die Glaskolben, in welchen die Reaction vor sich ging, wurden bei diesen Versuchen nur während der ersten halben Stunde öfter umgeschüttelt und dann solange ruhig stehen gelassen (eirca fünf Stunden) als nöthig war, um die Flüssigkeit hinlänglich klar abziehen zu können. Bei Versuch Nr. 1 wurden in (Aequivalenten) 45,0 Chlorcaleium mit 51,6 kohlens. Kali und 49,9 oxals. Kali zu- sammengebracht und zwar in der hier angeführten Reihenfolge. Man darf daher annehmen, dass beim Zugiessen des oxals. Kalis alles Calcium als kohlens. Kalk sich im Niederschlag befand. Dadurch bestimmt sich der „Anfangszustand“ von welchem die Einwirkung beginnt. Daneben stelle ich als „Endzustand“ das Ergebniss der Analyse nach Beendigung des Versuchs. Nr. 1. Anfangszustand: 45,0 kohlens. Kalk; 11,7°/, kohlens. Kali; Endzustand: 4,1 kohlens. Kalk; 84,1°/, kohlens. Kali. Man sieht, dass der kohlens. Kalk von gallertartiger Be- Wechsels. Umsetzung der neutr. Kalk- u.Kalisalze derOxal-u. Kohlensäure. 251 schaffenheit, wie er unter den obwaltenden Umständen bei Zimmer- temperatur sich abscheidet, durch das oxals. Kali zum grössten Theile nach 5 Stunden in oxals. Kalk umgewandelt ist. Ich füge gleich einen Parailelversuch bei, welcher zeigt, dass eine andere Modification des kohlens. Kalkes bei Weitem weniger leicht angreifbar ist. Ver- such Nr. 2 ist mit derselben Mischung in derselben Weise angestellt, wie Nr. 1, mit dem Unterschiede, dass Chlorcaleium und kohlens. Kali in der Siedhitze unter Schütteln zusammengebracht und das oxals. Kali erst nach völliger Abkühlung hinzugegossen wurde. Der Anfangs- zustand war daher quantitativ auch derselbe wie bei Versuch Nr. 1, aber der kohlens. Kalk war diesmal als krystallinisches Pulver der Einwirkung des oxals. Kalis ausgesetzt. Nach fünfstündiger Dauer dieser Einwirkung (wie bei Versuch Nr. 1) fand ich aber: Nr. 2. Anfangszustand: wie Nr. 1. Endzustand: 43,5 kohlens. Kalk; 14,2 %, kohlens. Kali. Im Gegensatz zu dem ersten Versuch war diesmal nur sehr wenig von dem kohlens. Kalk in oxals. Kalk umgewandelt. Ich führe noch zwei weitere Versuche von derselben Dauer, aber mit andern Mengenverhältnissen an, um zu zeigen, dass der kohlens. Kalk von gallertartiger Beschaffenheit ebensoleicht umgewandelt wird durch kleinere Mengen von oxals. Kali und auch, wenn schon von An- fang an oxals. Kalk zugegen ist. Die ursprünglichen Salze führe ich in der Reihenfolge an, in welcher sie gemischt wurden. Versuch Nr. 3. Angewendet: 45,0 Chlorcaleium; 82,6 kohlens. Kali; 20,0 oxals. Kali. Anfangszustand: 45,0 kohlens. Kalk; 65,3 kohlens. Kali. End- zustand: 26,1 kohlens. Kalk; 98,1°/, kohlens. Kali. Versuch Nr. 4. Angewendet: 67,5 Chlorcaleium; 41,3 kohlens. Kali; 59,9 oxals. Kali. Anfangszustand: 41,3 kohlens. Kalk; 0°, kohlens. Kali; Endzu- stand 9,2 kohlens. Kalk; 95,1°/, kohlens. Kali. In beiden Fällen war nach fünf Stunden (wie bei Versuch Nr. 1) fast alle Oxalsäure im Niederschlag. Es geht aus diesen Versuchen hervor, dass bei dem chemischen 252 A. Horstmann: Gleichgewicht über dem gallertartigen kohlens. Kalk nur eine sehr kleine Menge, vielleicht gar Nichts, von oxals. Kali in Lösung sein kann. Das wird bestätigt durch einen Parallelversuch zu Nr. 3 mit den gleichen Mengenverhältnissen, bei welchem aber zu dem Chlor- caleium zuerst das oxals. Kali und danach das kohlens. Kali gebracht wurde. Der Anfangs entstehende oxals. Kalk war dabei nach fünf Stun- den nur verhältnissmässig wenig angegriffen. Versuch Nr. 5. Anfangszustand: 25,0 kohlens. Kalk; 100°), kohlens. Kali; Endzustand: 29,5 kohlens. Kali; 92,2°/, kohlens. Kali. Allerdings hat wie man sieht, eine kleine Zunahme des kohlens. Kalkes (aus oxals. Kalk) stattgefunden. Aber dieselbe Umwandlung macht sich nach einiger Zeit auch bei den zuersterwähnten Versuchen bemerklich, sobald nur aller kohlens. Kalk eine widerstandsfähigere Beschaften- heit angenommen hat, wie die folgenden Versuche von längerer Dauer beweisen. Die Analyse wurde bei diesen Versuchen erst ausgeführt, nachdem die betheiligten Körper während 2 resp. 4 Tagen aufeinander eingewirkt hatten. Dabei war die Zusammensetzung der angewendeten Mischungen stets dieselbe wie bei den Versuchen Nr. 3 u. 5, mit welchen ich sie hier zusammenstelle, in zwei Reihen, je nachdem zu- erst kohlens. Kali oder oxals. Kali zu dem Chlorcaleium hinzugesetzt wurde. | Zu dem Chlorcalcium kam zuerst A mn Sue en rm —— kohlens. Kali. oxals. Kali. ee ee re Nr. | Kohlens. fo Kohlens. Nr | Koblens. | °/o Kohlens. "| Kalk. Kali. "| Kalk. Kali. Anfzustd. | — | 45,0 | 65,3 et) 100,0 Nach5Stund.| 3 | 26,1 98,1 5 29,5 | 92,2 „ 2Tagenı 6 34,5 83,5 8 37,3 | 784 »„ 4Tagen| 7 36,9 79,2 9 41,1 72,1 Man sieht, dass nach Verlauf der ersten fünf Stunden der Zustand sich in beiden Reihen in demselben Sinne ändert, da- durch, dass sich der kohlens. Kalk durch Umwandlung von oxals. Kalk vermehrt — im Gegensatz zu der umgekehrten Umsetzung bei Wechsels. Umsetzung der neutr. Kalk-u. Kalisalze der Oxal-u. Kohlensäure. 253 der ersten Einwirkung, welche bei der ersten Reihe und bei den andern angeführten Versuchen beobachtet wurde. Aber weiter muss bei der Vergleichung der nebeneinander ge- stellten Versuchsreihen noch auffallen, dass stetsmehr kohlens. Kalk bei den Versuchen der zweiten Reihe sich findet, wo doch nach der Reihenfolge der Mischung im ersten Moment weniger kohlens. Kalk erzeugt wurde, als bei den entsprechenden Versuchen der ersten Reihe. Dieselbe Beobachtung habe ich noch öfter gemacht bei Versuchen mit gleichen Mischungsverhältnissen, gleicher Dauer und gleicher Behandlung. So z. B. bei den unter Nr. 10 u. 11 angeführten Versuchen, bei welchen 45,0 Chlorcalcium in wechselnder Reihenfolge mit 72,3 kohlens. Kali und 29,9 oxals. Kali zusammengebracht wurden, und die Einwir- kung je 24 Stunden dauerte. Anfangszustand. Endzustand. Nr. 10. 45,0kohls. Kalk; 41,4 °/okohls. Kali | 22,2 kohls. Kalk ; 87,1°/o kohls. Kali. Nr.11.15,1kohls. Kalk; 100°/okohls. Kali | 25,9 kohls. Kalk ; 80,9°/o kohls, Kali. Aehnlich wie hier ergab die Analyse noch in vielen andern Bei- spielen bei demjenigen von zwei sonst ganz gleich angestellten Versuchen, bei welchem oxals. Kali vor kohlens. Kali zu dem Chlorcaleium ge- gossen wurde, meist eine grössere Menge kohlens. Kalk im Nie- derschlag, manchmal nahezu die gleiche wie im umgekehrten Falle, . niemals aber eine kleinere Menge. Diese sonderbare Erscheinung steht offenbar im Zusammenhang mit der verschiedenen Widerstandsfähigkeit des kohlens. Kalkes in seinen verschiedenen Modificationen. Man muss nach den mitgetheilten Beobachtungen annehmen, dass stets in der ersten Zeit nach der Mischung möglichst viel Oxalsäure in den Nieder- schlag geht, sei es direct bei der Fälluug, sei es durch Umwandlung des zuerst entstandenen gallertartigen kohlens. Kalkes. Gleich- zeitig jedoch beginnt langsam die entgegengesetzte Umwandlung des vor- handenen oxals. Kalkes in krystallinischen kohlens. Kalk. Es scheint nun, dass letztere Umwandlung einen Vorsprung gewinnen kann, dadurch, dass Anfangs gar kein oxals. Kali in der Lösung oder kein kohlens. Kalk in der gallertartigen Modification vorhanden ist, weil sie in diesem Falle nicht durch den umgekehrten Vorgang in der ersten Zeit verdeckt 254 A. Horstmann: und überwogen wird. Dazu kommt vielleicht noch hinzu, dass auch der oxals. Kalk wiederstandsfähiger ist nach längerem Stehen oder wenn er aus kohlens. Kalk entstanden ist, als frisch nach der Fällung. Aus den mitgetheilten Beobachtungen geht jedenfalls hervor, dass auf dem eingeschlagenen Wege nicht das zu erreichen ist, was eigent- lich durch die veränderte Reihenfolge bei der Mischung bezweckt werden sollte, — nämlich dem chemischen Gleichgewicht von zwei verschiedenen Anfangszuständen durch entgegengesetzte Reactionen sich zu nähern. Einem endgültigen stabilen Gleichgewicht, wie es allein in Betracht kommen kann, nähern sich die ange- führten Versuche alle von derselben Seite durch Umwand- lung von oxals. Kalk in kohlens. Kalk. Ich versuchte nun den erwähnten Zweck dadurch zu erreichen, dass ich für die umgekehrte Reaction von der krystallinischen Modification des kohlens. Kalkes, wie sie durch Fällen in der Siedhitze entsteht, ausging. Diese Modi- fication wird nach einem schon mitgetheilten Versuche nicht gleich im ersten Stadium der Einwirkung zum grössten Theil in oxals. Kalk umgewandelt, aber die Umwandlung in diesem Sinne schreitet bei längerer Versuchsdauer langsam fort. Es blieb zu untersuchen, ob die- selbe bei einem bestimmten Grade der Umsetzung Halt macht, und ob der Grenzzustand derselbe ist, welchem auch die umgekehrte Reac- tion zu strebt. Um trotz der langsamen Einwirkung diesen Zustand rasch zu er- mitteln, vermischte ich nicht die ganze Menge des kohlens. Kalis auf einmal in der Siedhitze mit dem Chlorcaleium, sondern in einer Reihe von Parallelversuchen nur einen wechselnden Bruchtheil desselben, und brachte den Rest zugleich mit dem oxals. Kali erst nach längerem Stehen und völligem Erkalten hinzu. Die Versuche sind angestellt mit 45,0 Chlorcalecium, 49,3 kohlens. Kali und 49,7 oxals. Kali. Für den Anfangszustand ist angenommen, dass nur die durch heisse Fällung erzeugten Mengen von krystallinischem kohlens. Kalk im Niederschlag seien, da ja nach den mitgetheilten Beobachtungen der gallertartige kohlens. Kalk, der etwa entstand, sogleich in oxals. Kalk umgesetzt Wechsels. Umsetzung der neutr. Kalk-u. Kalisalze der Oxal-u. Kohlensäure. 255 wurde. Als Endzustand ist das Resultat der Analyse nach 18tägiger Einwirkung angegeben. Anfangszustand. Endzustand. Nr. 12. 24,6 kohls. Kalk; 48,4%/okohls. Kali. | 10,0 kohls. Kalk; 77,00/o kohls. Kali. 0 ee BE Ta nn; „14.148 „ ee ” Ne, LORD, Ir 61085 :9,9 ,,, ala nend.5 TR D5DNTe,, Se hy 1. ER RZ NO, BRETT TE TBB a I len Die Menge des kohlens. Kalkes hat, wie man sieht, überall abge- nommen und dem entsprechend war der Gehalt der Lösung an kohlens. Kali gestiegen. Nun hatte sich bei anderen Versuchen, bei welchen kein heissgefällter krystallinischer kohlens. Kalk vorhanden und anfangs alle Oxalsäure im Niederschlag war, gezeigt, dass durch Umwandlung von oxals. Kalk in kohlens. Kalk der Gehalt der Lösung an kohlens. Kali abnehmen konnte bis auf 70°/, und weniger, wie z. B. Versuch 17 beweist. Dieser Versuch ist angestellt mit 45,0 Chlorcaleium, 29,9 oxals. Kali und 72,3 kohlens. Kali, welche in der angeführten Reihenfolge zusammengebracht wurden. Dauer 10 Tage (Vgl. Versuch Nr. 11). Nr. 17. Anfangszustand: 15,1 kohlens. Kalk; 100°/, kohlens, Kali. Endzustand: 34,0 kohlens. Kalk; 67,0°/, kohlens. Kali. Nach diesem und anderen Versuchen mit ähnlichem Resultat war "zu erwarten, dass das chemische Gleichgewicht eintreten würde, wenn die Lösung etwas weniger als 70 kohlens. Kali, auf 30 oxals. Kali ent- bielte, und zwar, nach den Eingangs erwähnten theoretischen Betrach- tungen, unabhängig von der Menge der festen Körper im Niederschlag. Danach hätte jedoch bei einem Theil der Versuche obiger Reihe der Gehalt an kohlens. Kali abnehmen müssen, bei allen aber weniger zunehmen dürfen, als es in Wirklichkeit geschehen ist. Daraus folgt ent- weder, dass die vermutheten Gleichgewichtsbedingungen nicht der Wahr- heit entsprechen oder, dass bei den verglichenen Versuchen die Be- dingungen für den chemischen Vorgang nicht identisch sind. Die folgenden Beobachtungen scheinen mir unzweideutig für letzteren Schluss zu sprechen. Bei den Versuchen Nr. 18 und 19 sind 67,5 Chlor- caleium mit 72,3 kohlens. Kali und 29,9 oxals. Kali in der angeführten 256 A. Horstmann: Reihenfolge zusammengebracht worden. Bei Nr. 19 wurde jedoch das Chlorcaleium mit dem kohlens. Kali in der Siedhitze vermischt und das oxals. Kali erst nach völligem Erkalten hinzugefügt. Im Anfangs- zustand waren daher 67,5 kohlens. Kalk von krystallinischer Beschaffen- heit im Niederschlag. Bei Versuch Nr. 18 dagegen wurde das oxals. Kali unmittelbar nach dem kohlens. Kali in das Reactionsgefäss ge- bracht zu dem frisch in der Kälte entstandenen gallertartigen kohlens. Kalk, so dass nach den mitgetheilten Erfahrungen sofort alle Oxal- säure in den Niederschlag gehen, und in der Lösung ausschliesslich kohlens. Kali bleiben musste. Die Einwirkung geht demnach hier, wenn man von dem ersten Stadium absieht, vom entgegengesetzten An- fangszustand aus in entgegengesetzter Richtung als bei Versuch Nr. 19. Anfangszustand. Endzustand. Nr.18. 37,6kohls.Kalk; 100°/okohls. Kali. | 49,7 kohls. Kalk; 65,1"/o kohls. Kali. ”„ 19. 67,5 „ be] 13,8 ” ” ” 44,9 ”„ „ 79,0 ” „ ek Wie man sieht, laufen die beiden entgegengesetzten Vor- gänge sozusagen an einander vorbei, anstatt zu ein und dem- selben Gleichgewichtszustand zu führen und diese Thatsache ist hier, bei den gleichen Quantitätsverhältnissen, nur so zu deuten, dass die einwirkenden Körper in beiden Fällen nicht chemisch identisch sind. Ich will ein weiteres Beispiel anschliessen, wo ein ähnlicher Unter- schied in der chemischen Beschaffenheit, in etwas anderer Weise her- vorgerufen, beobachtet wurde. Parallel mit dem oben angeführten Ver- such Nr. 15 habe ich einen andern Nr. 20 angestellt, der nur darin verschieden war, dass 9,9 kohlens. Kalk nicht durch Erhitzen, son- dern durch 5tägiges Stehen und Schütteln bei Zimmer- temperatur krystallinisch gemacht wurden, ehe man den Rest des kohlens. Kalis und das oxals. Kali hinzufügte. Ich stelle die beiden Versuche hier nebeneinander. Anfangszustand. Endzustand. Nr. 15. 9,9kohls. Kalk; 77,3°/o kohls.Kali.| 5,5 kohls. Kalk; 85,9°/o kohls. Kali. » 20.99 „ „78 „ „ 10,5 „ „ 76,1 Aa 2092 ae Man’ erkennt, dass sich bei den verglichenen Versuchen die End- zustände von dem Anfangszustand, welcher in quantitativer Beziehung Wechsels. Umsetzung der neutr.Kalk-u. Kalisalze der Oxal-u. Kohlensäure. 257 für beide identisch ist, nach entgegengesetzter Richtung entfernen und daraus folgt, dass durch die verschiedene Art der Erzeugung des krystallinischen kohlens. Kalkes ein Unterschied in den chemischen Eigenschaften der reagirenden Körper hervorgerufen worden ist. Ich bemerke dazu, dass bei Versuch Nr. 20 die Veränderung in demselben Sinne stattgefunden hat, wie bei Versuch Nr. 17 und ähnlichen. Es scheint demnach die chemische Beschaffen- heit der reagirenden Körper dieselbe zu sein, was für künftige Ver- suche zu beachten wäre. Die beobachteten chemischen Unterschiede hängen ohne Zweifel grösstentheils von der Beschaffenheit des kohlens. Kalkes ab, von dem es ja bekannt ist, dass er je nach der Temperatur bei der Fällung in verschiedenen Modificationen auftreten kann. Aber allem Anschein nach können auch in der Beschaffenheit der gelösten Körper Ver- schiedenheiten vorkommen, welche sich in ähnlicher Weise bemerklich machen. Das folgende Beispiel möge dies darthun. Als 25,6 Chlorcaleium zu einer Lösung gebracht wurden, welche schon gemischt 36,5 kohlens. Kali und 20,0 oxals. Kali enthielt, fand sich nach 24 Stunden im Niederschlag: Bei Vers. Nr. 21: 11,2 kohlens. Kalk, als die Lösungen der Kali- salze unmittelbar vor dem Versuch gemischt waren und bei * Vers. Nr. 22: 10,0 kohlens. Kalk, als die gemischte Lösung der Kali- salze vor dem Zusatz des Chlorcaleium 7 Tage gestanden hatte. Wie hier, so fand sich noch in mehreren Versuchsreihen die Menge des kohlens. Kalkes im Niederschlag grösser, wenn das Chlorcaleium mit einer frisch bereiteten Mischung der Lösungen der Kalisalze zu- sammengebracht wurde, als wenn die gemischte Lösung vorher längere Zeit gestanden hatte. Ein solcher Unterschied kann nur da- her rühren, dass sich die chemische Beschaffenheit der gelösten Kali- salze (vielleicht ihr Krystallwassergehalt?) mit der Zeit durch gegen- seitige Einwirkung ändert. Aus den mitgetheilten Beobachtungen erwuchsen für die geplante Untersuchung unerwartete Schwierigkeiten, denn einer bestimmten qualitativen Beschaffenheit der reagirenden Körper müsste man sicher 258 A. Horstmann: sein, um den Einfluss der Quantitätsverhältnisse studiren zu können, und gerade über die qualitative chemische Beschaffenheit verbreiteten die Versuche immer neue Zweifel. Man wird nun freilich nach allen Ana- logieen annehmen dürfen, dass allmählich, nach genügend langer Zeit, alle jene Unterschiede verschwinden werden, und dass sich schliesslich ein Gleichgewichtszustand zwischen chemisch-identischen Körpern her- stellen wird, obgleich dem noch ein weiteres Hinderniss entgegen- steht. Es zeigte sich nämlich bei einer ganzen Reihe von Beobach- tungen, dass die Umwandlung des oxals. Kalkes in kohlens. Kalk viel langsamer und schwieriger vor sich ging bei allen solchen Versuchen, bei welchen die zugesetzte Menge des oxals. Kalis grösser war als diejenige des Chlorcalciums, bei welchen daher alles Calcium als oxals. Kalk in dem Niederschlag sein kann. Die Anwesenheit einer gewissen Menge kohlens. Kalkes, und zwar in der Form, in welcher derselbe bei der Umwandlung entsteht, scheint so- mit eine Vorbedingung für die Umwandlung selbst zu sein, oder doch dieselbe wesentlich zu begünstigen. Diese Erschei- nung, welche bekanntlich in der Chemie durchaus nicht vereinzelt da- steht '), erhellt z. B. aus folgenden Beobachtungen. Bei Versuch Nr. 23 und 24 wurden 45,0 Chlorcaleium mit 49,9 oxals. Kali und darauf mit 51,6 kohlens. Kali versetzt, so dass im Anfang der Niederschlag keinen kohlens. Kalk und die Lösung 91,3°/, kohlens. Kali enthielt. Man hatte nun bei Versuch: 1) Es ist sehr auffallend, dass man diese Erscheinung, die hauptsäch- lich bei der Krystallisation übersättigter Lösungen genau bekannt ist, nicht nur bei dem Wechsel des Aggregatzustandes unter den verschiedensten Um- ständen, sondern auch bei den verschiedenartigsten chemischen Vorgängen wiederfindet. Die betr. Zustandsänderungen, die an sich möglich sind, gehen nur dann vor sich, oder doch nur sicher und schnell, wenn eine minimale Menge der Stoffe bereits in dem neuen Zustande vorhanden ist. Sollte dem nicht ein allgemeineres Gesetz der Molekularmechanik zu Grunde liegen? Und sollte darin nicht eine Erklärung zu suchen sein für die Entstehung compliejrterer Verbindungen im Organismus, oder vielleicht sogar für die Entstehung der Organismen selbst, die sich ja, soviel wir wissen, ganz analog nur dann entwickeln können, wenn Keime vorhanden sind, welche selbst von gleichartigen Gebilden herstammen. Wechsels. Umsetzung der neutr. Kalk- u. Kalisalze der Oxal-u. Kohlensäure. 259 Nr. 23 Endzustand nach 4 Tagen 0,4 kohlens. Kalk, 90,4 °/o kohlens. Kali. Rn '' 3 N a 9, Dr 1. 88,4 „, % . Vergleicht man diese Resultate z. B. mit Versuch Nr. 9, so muss schon auffallen, dass hier nach viel längerer Zeit viel weniger kohlens. Kalk im Niederschlag ist, trotzdem die Lösung mehr kohlens. Kali enthält. Die fragliche Erscheinung wird aber noch deutlicher durch den Vergleich mit dem Versuch Nr. 25, bei welchem 48,0 Chlor- caleium mit 44,7 oxals. Kali und darauf mit 54,3 kohlens. Kali zu- sammengebracht wurden, so dass die Menge des Chlorcaleium wenig grösser war, als diejenige des oxals. Kalis. Nach 22 Tagen wurde die Analyse ausgeführt. Nr. 25. Anfangszustand: 3,3 kohlens. Kalk; 100°/, kohlens. Kali; Endzustand: 13,7 kohlens. Kalk; 79,6 °/, kohlens. Kali. Dieser Versuch unterscheidet sich in Bezug auf die quantitativen Verhältnisse nur wenig von dem vorhergehenden und doch ist nach gleich langer Einwirkung viel mehr Kkohlens. Kalk im Nieder- schlag, weil schon im Anfang eine kleine Menge dieses Körpers vorhanden war. In mehreren ähnlichen Versuchsreihen habe ich, wie hier, be- obachtet, dass die Widerstandsfähigkeit des oxals. Kalkes gegen die Einwirkung des kohlens. Kalis plötzlich abzunehmen schien, sobald die Menge des oxals. Kalis soweit gesteigert wurde, dass aus dem Niederschlag alle Kohlensäure verdrängt werden kann. Ich will noch einen Versuch anführen, welcher zeigt, dass das Hinderniss, welches in solchen Fällen der Umwandlung entgegensteht, durch mechanische Mittel, z. B. durch häufiges heftiges Schütteln, beseitigt werden kann, ähnlich wie bei der Krystallisation übersättigter Lösungen, und dass dann die Ein- wirkung ebenso weit geht, als bei andern Versuchen, wo kohlens. Kalk von Anfang an vorhanden ist. Versuch Nr. 26 wurde in grösserem Mass- stab ausgeführt, in einer Flasche mit eingeschliffenem Glasstöpsel, in welcher man 90,3 Chlorcaleium mit 99,8 oxals. Kali und 154,9 kohlens. Kali zusammenbrachte. Danach befand sich im Anfang nur oxals. Kalk im Niederschlag und die Lösung enthielt 94,2 kohlens. Kali auf 5,8 oxals. Kali. Nach verschieden langer Dauer der Einwirkung, die Verhandl, d. Heidelb, Naturhist.-Med. Vereins. N. S. II. 18 960 A. Horstmann: Wechsels. Umsetzung der neutr. Kalk- u. Kalisalze. durch möglichst starkes und häufiges Schütteln unterstützt wurde, ergaben Proben der klaren Flüssigkeit Folgendes: Nach 1 3 12 30 Tagen enthielt die Lösung 93,9 93,3 69,1 70,3 kohls. Kali. Der Niederschlag enthielt nach 30 Tagen 31,2°/, kohlens. Kalk. An dem Aussehen des Niederschlags konnte man deutlich erkennen, dass nach 4—5 Tagen eine Veränderung desselben vor sich ging, wie sie auch aus den mitgetheilten Zahlen folgt. Der Niederschlag setzte sich nach dieser Zeit viel rascher ab und dichter zusammen, wie es der kohlens. Kalk im Gegensatz zum oxals. Kalk zu thun pflegt. Die Umwandlung des oxals. Kalkes in kohlens. Kalk trat demnach auch hier nicht sofort ein, aber doch schon viel früher als bei oben ange- führten anderen ähnlichen Versuchen, wo nicht so stark und häufig ge- schüttelt wurde. Es scheint sogar, dass die Einwirkung bis zu einem definitiven Gleichgewicht (mit eirca 70°/, kohlens. Kali in der Lösung) vorgeschritten ist, da von 12—30 Tagen keine wesentliche Verände- rung mehr bemerkbar ist. Ich glaube, dass dauernde möglichst starke Bewegung, womöglich durch Maschinenkraft, bei künftigen Versuchen über das chemische Gleichgewicht zwischen festen und gelösten Körpern unvermeidlich ist, wenn man zu sichern Resultaten kommen will. Heidelberg, März 1879. Ueber das Aufblühen der Gräser. 961 Ueber das Aufblühen der Gräser. Von Dr. E. Askenasy. (Mit Tafel.) Man hat lange Zeit nur sehr ungenaue Kenntnisse darüber ge- habt, wie das Aufblühen und die Befruchtung, die Uebertragung des Pollens auf die Narbe, bei den Gräsern, insbesondere bei den Getreide- arten, stattfindet. Erst in neuerer Zeit haben Körnicke und Del- pino hierüber richtige Angaben gemacht !). Im Jahre 1873 hat dann Godron in den Memoires de la Soc. des sciences nat. de Cherbourg sehr ausführliche und sorgfältige Beobach- tungen über das Blühen der Gräser veröffentlicht, wobei er die Ge- treidearten besonders eingehend behandelte. Neuerdings hat auch Wilson einige Beobachtungen über denselben Gegenstand mitgetheilt?). Ich will hier die Art, wie Weizen und Roggen aufblühen, nach den Angaben Godron'’s, die ich bei meinen Beobachtungen vollkommen bestätigt gefunden habe, kurz beschreiben, da dies zum Verständniss - des Folgenden nothwendig erscheint. Ich setze dabei den Bau der Blüthe als bekannt voraus. Der Weizen blüht wie alle Gräser zu einer bestimmten Zeit auf, vorausgesetzt, dass die Temperatur ein gewisses Minimum (nach Go- dron 16° C.) überschreitet. Die Blüthezeit liegt von 4'/,—6!/, Uhr Morgens und das Aufblühen findet am reichlichsten um 5 oder 5'/, Uhr statt. Die Spelzen treten auseinander, wobei die Bewegung hauptsächlich von der unteren Spelze ausgeht, bis sie einen Winkel von etwa 45° miteinander bilden. Dann werden die drei Antheren durch das rasche Wachsthum der Filamente emporgehoben. Gleich- !) Die Beobachtungen Beider sind mir nur aus dem Referat in Herm. Müller: Befruchtung der Blumen durch Insecten, 8. 87, bekannt. 2) Sie sind mir nur aus dem Referat in Just’s Bot. Jahresber. f. 1875, S. 903, bekannt geworden. 18* 262 Dr. E. Askenasy: zeitig biegen sich die ursprünglich gerade gerichteten Narben rasch um, so dass sie seitlich über den Rand der Spelzen hervorragen. Die verlängerten Filamente vermögen nicht mehr das Gewicht der Anthe- ren zu tragen; diese kippen daher um und biegen dabei die Filamente ebenfalls nach aussen um. Kurz vor dem Umkippen zeigen die An- theren nahe an ihrem Scheitel beiderseits einen kurzen Spalt, der sich weiterhin bis an die Basis verlängert, wobei in kurzen Zwischen- räumen der gesammte Pollen in kleinen Quantitäten entleert wird. Je nach Umständen kann dabei (am Anfang) etwas Pollen auf die eigene Narbe der Blüthe fallen, oder nicht; im letzteren Falle ist diese also auf die Befruchtung durch den Pollen anderer: Blüthen angewiesen. Das Aufblühen des Roggens findet unter ganz ähnlichen Erschei- nungen statt, wie das des Weizens. Die Blüthezeit fällt von 6—7 Uhr Morgens, das Minimum liegt niedriger, bei 14° C. Bei dem Roggen ebenso, wie beim Weizen und anderen ährentragenden Gräsern öffnen sich diejenigen Blüthen zuerst, die auf etwa ?/,Höhe der Aehre von der Basis dieser abstehen, von da schreitet das Aufblühen nach unten und oben vor. Wenn die Aehrchen mehrblüthig sind, so blühen die einzelnen Blüthen des Aehrchens ihrem Alter entsprechend von unten nach oben auf, es können bei dem Weizen z. B. an der Stelle der Aehre, wo das Aufblühen begonnen hat, schon zwei Blüthen in jedem Aehrchen aufgeblüht sein, weiter oben und unten erst eine. Ich wurde zur Beobachtung des Aufblühens der Gräser hauptsäch- lich durch die Angaben über die rasche Verlängerung der Filamente veranlasst; eine nähere Untersuchung der Umstände und Ursachen dieses raschen Wachsthums schien mir einigen Werth für die Pflanzen- physiologie zu besitzen. Bei den von mir im Juni und Juli d. J. an Roggen und Spelz angestellten Beobachtungen ergab sich zunächst der wichtige Umstand, dass man bei solchen Grasblüthen, die zum Auf- blühen reif sind, zu jeder Tageszeit das Auswachsen der Filamente bis zu ihrer vollständigen Länge veranlassen kann, wenn man die bei- !) Bald nachdem der Pollen entleert ist, beginnen die Spelzen sich wie- der zusammen zu schliessen. Die ganze Zeit des Offenseins der Blüthe be- trägt normalerweise nur !/4 Stunde bis 20 Minuten. Ueber das Aufblühen der Gräser. 363 den Spelzen der Blüthe auseinander biegt. Diese beiden Spelzen wirken hier somit als eine Hemmungseinrichtung. Dem Bestreben der Filamente, sich in die Länge zu strecken, das in letzter Instanz auf der endosmotischen Anziehung der im Zellsaft ihrer Zellen gelösten Stoffe zum Wasser beruht, wirkt der elastische Druck der Spelzen entgegen, der wesentlich von dem Gewebe der Einfügungsstelle der- selben ausgeht. Wenn die Staubfüden der Gräser unter natürlichen Verhältnissen zu einer bestimmten Zeit auswachsen, so ist dies eine Folge davon, dass die Spelzen der Blüthen zu einer bestimmten Zeit auseinanderweichen. Letzteres ist die primäre, ersteres die secundäre Erscheinung. Man bemerkt auch leicht, dass die Spelzen besonders darauf eingerichtet sind die Antheren festzuhalten und so das Aus- wachsen der Filamente zu verhindern. Bei dem Roggen z. B. ist der Querschnitt der Blüthe fast ein gleichseitiges Dreieck. An der einen Spitze desselben liegt der Mittelnerv der unteren Blüthenspelze, die beiden Hälften derselben sind zwei Seiten des Dreiecks, während die gegenüberliegende Seite von der oberen Blüthenspelze gebildet wird, deren eingeschlagene Ränder sich an die innere Seite der beiden Hälf- ten der unteren Blüthenspelze anlegen. Innerhalb des Dreiecks liegen die drei Antheren dicht zusammen und werden von den Spelzen fest umschlossen. Bei Weizen und Spelz sind die Spelzen viel breiter, die untere Blüthenspelze ist kahnförmig, ohne scharfen Kiel. Hier wird der feste Schluss dadurch bewirkt, dass die obere Blüthenspelze eben- falls kahnförmig ist und in die Höhlung der unteren hineinpasst. Ich habe nun das Auswachsen der Filamente bei Spelz, Roggen und an- deren Secalearten oft beobachtet und suchte dabei die Geschwindig- keit des Längenwachsthums festzustellen. Ich verfahr in der Weise, dass ich nach dem Auseinanderbiegen der Spelzen den Fruchtknoten mit den an dessen Basis befestigten Staubgefässen aus der Blüthe herausnahm (wobei sich die Narben sofort seitlich umbogen), die Lo- diculae entfernte und das Ganze auf einen in mm getheilten Mass- stab brachte, wo dann die Verlängerung der Staubfäden bequem be- obachtet werden konnte. An die Basis des Fruchtknotens wurde ir- gend ein Gegenstand gelegt, der das Ausgleiten verhinderte. Man kann 264 Dr. E. Askenasy :: dann die Verlängerung der Staubfäden am besten beobachten, indem man die Lage der Basis der Anthere in aufeinanderfolgenden Zeiten am Massstab abliest. Während des Wachsthums der Filamente reissen die Antheren von der Spitze nach unten hin auf. Dem Aufreissen geht ein deutliches Aufspannen der Aussenwand der Anthere voraus, das oft mit eigenthümlich zuckenden Bewegungen verbunden ist. Im Folgenden theile ich einige Messungen über das Längenwachsthum der Filamente mit. Es wurde jedesmal nur ein Filament gemessen. Secale cereale. 5... Jun 79, 6. Juni 79. Temp. 24° C. Zeit. Länge d. F. Zeit. Länge d. F. V.-M. V.-M. 700 am 3 mm 1020140 3 mm 15, 6,5, 15, 4,8, Be ER 22, 12% 175 7,6:5 26, 13% % 18, 9° 30, 1a 0% \ 20, BER, RR ug 99... a wuchs noch bis 15, mm. Secale ereticum. 4. Juli. Temperatur 20° C. Zeit. Länge d. F. Zeit. Länge d. F. V.-M. V.-M. 1001 3,5 mm ı1b 5m 2,3 mm 23% DIR 7, 5 » 25 Gen 12% Ins 27 SER EoW 147825 298 10.25 20, 132 „. SIR ENG BE 30 08 ORTEN 5002: ER Ueber das 5. Juli. Temperatur 18° C. Zeit. Länge d. F. Zeit. Länge d. F. N.-M. N.-M. 3h 42,5n 3,5 mm 5h 7m 3 mm 4 , er 19, 42 , 46 66°, Br Bl 48 „ BB, 23, 82 , BO RB 26, 10,5 „ Ba ENBN., 29, Ss, 54 „ 12,8 » 7. Juli. Temperatur 17,6° C. Zeit. Länge d. F. ı2h 33 3,5 mm E38 43, 1935, 48, 13:57 53, 1 58, 14,5. „ IX, 14 3 Triticum Spelta. 17. Juni. Temperatur 20° C. Zeit. Länge d. F. Zeit. Länge d. F. N.-M. N.-M. 6h 2,5m 3,5 mm zu 3 mm Dr, 66 „ 40, AR 7,5, gu 46, ge 108; 8.5 15% 105 , 21. Juni. Temperatur 21° C. Zeit. Länge d. F. N.-M. 4b 19m 4 mm 14, 7-4 16, Een Aufblühen der Gräser. DD oa 366 Dr. E. Askenasy: Ah Tem 10,2 mm 91,5m 11 95 , Tee Aus den obigen Zahlen ersieht man, dass das Längenwachsthum ..der Staubfäden am Anfang der Messung, der aber natürlich nicht mit dem Beginn auch nur der letzten raschen Streckung zusammenfällt, am raschesten ist und gegen das Ende hin langsam wird, bekanntlich eine bei wachsenden Pflanzentheilen allgemeine Erscheinung. Die Ge- schwindigkeit des Längenwachsthums während der Hauptverlängerung des Fadens dürfte wohl die grösste sein, die bisher überhaupt beob- achtet wurde !), sie beträgt in den meisten Fällen mehr als 1 mm per Minute und steigt mitunter bis zu 1,5 mm per Minute, Dabei muss man noch berücksichtigen, dass der wachsende Theil hier im Verhält- niss zum Zuwachs eine geringe Länge besitzt; in den obigen Beispielen sehen wir, dass das Filament in 10 Minuten auf das drei- bis vierfache seiner ursprünglichen Länge heranwächst. Auch können die von uns gefundenen Zahlen keineswegs als Maximalwerthe angesehen werden; es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Herausnehmen des Fruchtknotens mit den Staubgefässen aus der Blüthe die Geschwindigkeit des Längen- wachsthums der letzteren etwas beeinträchtigt. Ich habe unverletzte Blüthen bisher nicht untersucht, weil diese sich zu exacten Messungen weniger gut eignen. Wenn man die Spelzen solcher Blüthen ausein- ander biegt, die noch nicht völlig reif zum Aufblühen sind, so erfolgt die Streckung der Filamente auch, aber viel langsamer. Bei noch jüngeren Blüthen strecken sich die Filamente unter diesen Umständen gar nicht. In Folge der früher erwähnten regelmässigen Folge im Aufblühen der Aehrchen bei Weizen und Roggen kann man diese Uebergänge an derselben Aehre leicht verfolgen. Ausser Roggen und Spelz habe ich noch einige andere Gräser untersucht (Alopecurus 1) Man hat auch sonst noch beim Oeffnen der Blüthen ein ziemlich rasches Wachsthum mancher Theile beobachtet, und es ist möglich, dass dies auch in anderen Fällen auf Entfernung einer Hemmung beruht. Vergl. die Angaben Pfitzer’s über das Aufspringen der Blüthen von Stanhopea ocu- lata (diese Verhandlungen, II. Bd. S. 30). Ueber das Aufblühen der Gräser. 967 is agrestis, Bromus mollis, Avena fatua). Auch bei diesen konnte ich durch Auseinanderbiegen der Spelzen das Wachsthum der Filamente veranlassen; doch war es hier immer langsamer als bei Roggen und Spelz. Will man hier ebenfalls den Fruchtknoten mit den Staub- gefässen aus der Blüthe herausnehmen, um die Längsstreckung der Staubfäden zu beobachten, so ist es zweckmässig, diese in einem dampf- gesättigten Raume zu halten, da die zarteren Filamente dieser Gräser leicht vertrocknen. Die Staubfäden vom Spelz und Roggen haben bei Blüthen, die zum Aufblühen reif sind, eine Länge von 2—5 mm, wovon etwa 1 mm zwischen den beiden unteren Fortsätzen der Anthere liegt. Im er- wachsenen Zustande erreichen sie bei dem Spelz eine Länge von etwa 12, beim Roggen von ca. 15 mm. Ihr Durchmesser beträgt etwa 0,12—0,15 mm und erscheint nach der Streckung nur unbedeutend verringert. Sie bestehen zum grössten Theil aus etwas langgestreckten Zellen, die der Länge nach in parallele Reihen geordnet sind und mit planen Querwänden an einander grenzen, auf dem Querschnitt einen polygonalen Umriss zeigen und von aussen nach innen an Grösse des Durchmessers abnehmen. Diese Zellen sind alle dünnwandig mit Aus- nahme der Epidermiszellen, deren äussere Wand etwas stärker ver- diekt ist. Im Centrum liegt ein Gefässbündel mit drei oder vier Ge- fässen, Ring und Spiralgefässen. Der Inhalt der Zellen des Staub- fadens erscheint feinkörnig, schwach gelblich gefärbt, und nimmt bei Behandlung mit Jod eine tief braungelbe Farbe an. Auffallenderweise konnte ich bei Roggen und Spelz darin keine Stärke nachweisen, während die Filamente anderer Gräser, selbst nachdem sie ausgewachsen sind, reichlich Stärke enthalten. Ich habe es leider versäumt, zu untersuchen, ob die Filamente von Spelz und Roggen Glycose führen. Die Zellen der Filamente sind von etwas ungleicher Länge, so ins- besondere auch die der Epidermis. Indem ich aber eine ganze Längs- reihe von Zellen der Epidermis vom oberen bis zum unteren Ende des Staubfadens durchmass (nach Behandlung mit Essigsäure), konnte ich brauchbare Durchschnittswerthe erhalten, die für die nähere Kennt- niss der Art des Wachsthums einiges Interesse besitzen. In folgender 368 Dr. E. Askenasy: Tabelle sind die Resultate der mikrometrischen Messungen je einer Zellreihe der Epidermis von drei verschieden langen Staubfäden von Triticum Spelta enthalten. Die Zahlen beziehen sich auf Theilstriche des Ocularmikrometers, deren jeder = "so mm. Sie sind in der Reihenfolge von oben nach unten aufgeführt. Oben und unten wird der Staubfaden durch kleinzelliges nicht wachstbumfähiges Gewebe be- grenzt. Triticum Spelta. Länge der Epidermiszellen. I. II. 11. Junges Filam. Halb erw. Filam. Fast erw. Filam. Ges. L. 1,9 mm Ges. L. 4,2 mm Ges. L. 8,35 mm a1 (5) 88 17 (10) 88 19 22 95 18 18 83 13 22 68 19 26 53 15 26 68 13 29 93 16 35 57 16 35 - 61 11 28 50 14 33 64 18 29 56 18 30 52 I 28 12 11 28 76 15 23 5l 15 32 65 , 15 19 89 Ueber das Aufblühen der Gräser. 269 Junges Filam. Halb erw. Filam. Fast erw. Filam. Ges. L. 1,9 mm Ges. L. 4,2 mm Ges. L. 8,8 mm 8 25 49 12 28 46 I 26 BERN Durchschn. Länge 67. 6 34 10 23 12 20 32 Durchschn. Länge 13. 38 235 26 Durchschn. Länge 27. Man erkennt aus dieser Tabelle, dass die durchschnittlichen Längen der Zellen sich ungefähr so verhalten, wie die ganzen Längen der zugehörigen Filamente. Die betreffenden Zahlen sind 13:27:67 und 1,9:4,2:8,8. Hieraus folgt, dass während des letzten raschen Längenwachsthums, auf welches allein sich unsere Untersuchung be- zieht, keine Quertheilungen der Zellen erfolgen. Ferner ergibt sich aus den Zahlen der Tabelle, dass alle Zellen des Staubfadens während der letzten Streckung desselben ziemlich gleichmässig und gleichzeitig in die Länge wachsen, das Wachsthum also nicht etwa zonenweise vorschreitet. Eine interessante Erscheinung ist das Verhalten der im Centrum befindlichen Gefässe während des Längenwachsthums des Staubfadens. Diese werden nämlich dabei der Länge nach vollständig auseinander gezerrt und zwar in unregelmässiger Weise, so dass man stellenweise einzelne Ringe oder schraubige Umläufe der Verdickungs- leiste nahe bei einander liegen sieht, worauf dann ein leerer Zwischen- raum folgt, dann wieder einzelne Windungen u. s. f., zum deutlichen Beweis, dass die Gefässe bei diesem Längenwachsthum sich vollständig passiv verhalten. Während des Wachsthums nehmen die Zellen des Staubfadens selbstverständlich Wasser auf. Ich fand, dass dies Wasser hauptsächlich von der Anthere herrübrt. Wenn man nämlich bei ei- nem aus der Blüthe herausgenommenen Fruchtknoten mit drei Staub- 270 Dr. E. Askenasy: gefässen an einem von diesen die Anthere theilweise abschneidet,, so bleibt der zugehörige Staubfaden kürzer, als die zwei anderen; dagegen gelingt‘ es mitunter, wenn man ein Staubgefäss an der Basis vor- sichtig loslöst,, dieses zur vollständigen Länge auswachsen zu sehen. Man kann solche an der Basis losgelöste Staubgefässe auf einem Ob- jeetträger in Wasser liegend unter einem Deckglase wachsen lassen und sie dabei unter dem Mikroskop bei stärkerer Vergrösserung be- obachten. Man sieht dann, wie das Ende des Staubfadens mit grosser Geschwindigkeit durch das Gesichtsfeld vorüberzieht. Ich konnte da- bei feststellen, dass auch in kurzen Zeiträumen (Secunden) das Wachs- thum mit grosser Gleichmässigkeit stattfindet. — Die Menge Wasser, die ein Filament während des Längenwachsthums aufnimmt, lässt sich nach den früheren Angaben über Länge und Durchmesser annähernd zu Y,—*/, mgr bestimmen. Ein vielen Kindern wohlbekannter Versuch besteht darin, eine Roggenälhre mehrmals zwischen den Lippen durchzuziehen, wobei die heraushängenden Staubgefässe abgestreift werden. Nach einiger Zeit kommen dann aber wieder frische Antheren zum Vorschein. Bei die- sem Versuch werden die Spelzen etwas aus ihrer normalen Lage ge- bracht und diese Veränderung reicht hin, um die Filamente zum Wachsthum zu veranlassen. Der Versuch gelingt ebensogut, wenn man die Aehre zwischen zwei Fingern hin- und herzieht, wie dies schon Wilson angibt. Dass Wachsthum überhaupt durch mechanischen Widerstand ver- langsamt, ja zum Stillstand gebracht werden kann, unterliegt keinem Zweifel; man weiss auch schon durch Versuche, dass wachsende Pflan- zentheile einen beträchtlichen Gegendruck zu überwinden vermögen. Doch ist aus diesen Versuchen nicht zu ersehen, in wie weit das Wachsthum dabei gegenüber dem unbeeinflussten Zustande verlang- samt wurde, und ob nach Entfernung des Widerstands zunächst ein rascheres Wachsthum eintrat. Die Staubfäden der Gräser, welche nach Entfernung der Hemmung in so rasches Wachsthum übergehen, behalten diese Fähigkeit ziemlich lange bei. An abgeschnittenen und in Wasser gestellten Halmen von Secale ereticum fand ich, dass Ueber das Aufblühen der Gräser. 971 Blüthen, die schon am ersten Tage zum Aufblühen reif waren, nach drei Tagen beim Auseinanderbiegen der Spelzen ebenso schnell ihre Staubfäden auswachsen liessen, wie am ersten Tag. Aus Beobach- tungen im Freien glaube ich schliessen zu dürfen, dass, wenn durch ungünstiges Wetter das Aufblühen verhindert wird, die Staubfäden die Eigenschaft auszuwachsen eine Woche und länger behalten. Ausser dem eben besprochenen Auswachsen der Staubfäden ist auch das spontane Auseinanderweichen der Spelzen bei dem Aufblühen der Gräser eine in mehrfacher Beziehung interessante Erscheinung. Da ich dieses indessen bisher nicht näher untersucht habe, will ich mich hier nur auf wenige Bemerkungen beschränken. A. P. de Candolle hat bekanntlich zuerst solche Blüthen, die sich nur ein- mal öffnen, um sich dann für immer zu schliessen, von den sich pe- riodisch öffnenden und schliessenden unterschieden. Er nannte die ersteren ephemere, die letzteren equinoctiale Blüthen. Die Grasblüthen gehören zu der ersten Abtheilung. Sie sind besonders ausgezeichnet durch die kurze Dauer ihres Offenseins'), sowie durch die ziemlich hohe Lage des für das Aufblühen erforderlichen Temperaturminimums. Godron hat nach seinen Beobachtungen eine Tabelle angefertigt, worin er die tägliche Zeit des Aufblühens und die erforderliche Tem- peratur für eine ziemlich grosse Anzahl von Gräsern angibt”?). Leider sind Godron’s Temperaturangaben nicht ganz unanfechtbar, denn nach der Bemerkung S. 140 seines Aufsatzes wurden sie erhalten, in- dem er ein Thermometer an einem Stocke von der Höhe der Inflo- rescenz befestigte und daran die Temperatur bestimmte, ohne Rück- sicht darauf, ob der Himmel bewölkt war oder nicht, was er auch im einzelnen Fall nicht angibt. Nun sind die Temperaturgrade, die ein in der Sonne hängendes Thermometer angibt, verschieden je nach dessen Construction, und sie geben keinen Aufschluss über die Tem- !) Nach den Angaben Godron’s (a. a. ©. 8. 191) bleibt die Blüthe von Aegilops ovata, falls sie nicht befruchtet wird, bis zum anderen Morgen offen. Es ist mir nicht bekannt, ob sich andere Gräser in diesem Falle ähn- lich verhalten. 2) A. 2.0. 8. 141. 272 Dr. E. Askenasy: peratur, welche den benachbarten Inflorescenzen zukam. Manche der von Godron angegebenen Minima erscheinen auch ziemlich hoch für die entsprechende Tageszeit. Dagegen dürften seine Angaben über Temperaturminima für Getreidearten, da sie auf wiederholten Beobachtungen bei verschiedenartigem Wetter beruhen, eine grössere Sicherheit besitzen. Wenn bei unseren Getreidearten (insbesondere bei Weizen) die Temperatur zu der regelmässigen Zeit des Aufblühens unter dem Minimum liegt, später aber höher steigt, so wird, wie Godron angibt, das Aufblühen um einige Stunden verspätet. Ich selbst hatte Gelegenheit zu beobachten, dass Aehren von Spelz, die ich um 6 Uhr Morgens abgeschnitten hatte, und die in Folge des kalten Wetters nicht aufgeblüht waren, nach dreistündigem Stehen im wärmeren Zimmer ihre Blüthen öffneten. Falls aber die Temperatur längere Zeit unter dem Minimum verharrt, öffnen sich die Blüthen gar nicht und die Befruchtung erfolgt in der geschlossenen Blüthe. Bei der zweizeiligen Gerste finde ich, dass in hiesiger Gegend die Mehrzahl der Blüthen sich nicht öffnet (wegen zu hoher Lage des Minimum ?). Dasselbe haben auch Wilson und Delpino beob- achtet. Godron brachte abgeschnittene Halme von Gräsern Abends in einen dunklen Raum, er fand, dass sie trotzdem am nächsten Tag aufblühten, die Blüthezeit trat aber später ein als unter normalen Verhältnissen und das Blühen war weniger reichlich. Ich selbst brachte Achren von Spelz Nachmittags und Abends in einen Raum mit einer Temperatur von 29—30° C. und konnte dadurch einzelne Blüthen zum Oeffnen veranlassen, ich beobachtete aber unter diesen Umständen nie ein so reichliches Aufblühen, wie zur normalen Blüthezeit. Wil- son bemerkt (nach dem oben angeführten Referat), die Getreidearten könnten zu jeder Stunde des Tages und bei jedem Wetter ihre Blü- then öffnen. Wenn sich diese Behauptung auf spontanes Aufblühen bezieht, so ist sie unrichtig, wovon sich Jeder leicht überzeugen kann. Während man 'z. B. zur Zeit der Roggenblüthe von 6—7 Uhr Mor- gens immer viele Blüthen, die im Aufblühen begriffen sind, sehen kann, wird man später am Tag vergeblich nach solchen suchen. Aus dem eben Angeführten darf man wohl den Schluss ziehen, Ueber das Aufblühen der Gräser. 273 dass die Ursache, warum die Gräser unter normalen Verhältnissen zu ganz bestimmten Tagesstunden aufblühen, wahrscheinlich in dem Zu- sammenwirken von Licht und Temperatureinflüssen zu suchen ist'). Die nähere Erkenntniss der Art dieses Zusammenwirkens kann aber nur aus einer eingehenden besonders darauf gerichteten Untersuchung hervorgehen. 1) Vergl. übrigens die Bemerkungen in Pfeffer’s Physiologischen Untersuchungen, S. 109. 274 Dr. E. Askenasy: Ueber explodirende Staubgefässe. Von Dr. E. Askenasy. Mit einer Tafel. Man bezeichnet diejenigen Staubgefässe als explodirende, die nach erlangter vollständiger Ausbildung plötzlich aus ihrer nach vorn um- gekrümmten Lage nach hinten zurückschnellen und dabei den Pollen aus der aufreissenden Anthere als kleine Wolke entlassen. Solche Staubgefässe kommen vor bei sämmtlichen Urticeen (wie ich aus den Abbildungen in Weddel’s Monographie, Arch. dw Musee IX, ersehe), ferner bei Morus, Celtis tetrandra und Sponia macro- phylla‘). Ich habe nur die von Parietaria erecta, Urtica dioica und Pilea serpyllifolia näher untersucht, hauptsächlich diejenigen der erstgenannten Pflanze, die wegen ihrer Grösse besonders für Be- obachtungen geeignet sind. Die männlichen und die Zwitterblüthen von Parietaria erecta besitzen einen aus vier nach unten mehr oder weniger zusammenhän- genden Sepalen bestehenden Kelch, vier vor diesen stehende Staubge- fässe und ein in der Mitte der Blüthe befindliches Pistill, das bei den männlichen Blüthen rudimentär bleibt. Die Staubgefässe haben län- gere, etwas breite Staubfäden, die auf dem Querschnitt hinten flach, vorn convex sind. Die Staubfäden setzen sich hinten etwas unterhalb der Mitte dem Rücken der Anthere an. Letztere ist vorn in ihrer Mittellinie tief eingefurcht. In der erwachsenen Blüthe ist das Fila- 1) Vgl. Deipino, Ult. osservaz. Parte II. 8. 39. Ueber explodirende Staubgefässe. 975 ment vollständig umgekrümmt. Die Anthere umfasst die Basis des Filaments, indem diese in die eben erwähnte Furche hineinpasst, so dass der äussere Rand der beiden Antherenfächer ungefähr in gleicher Linie mit der hinteren Fläche des Filaments liegt. Hinten liegt der Staubfaden dem Sepalum an, das sich etwas über ihn hinwölbt, wäh- rend vorn die Rückseite der Anthere an den Fruchtknöten stösst; in den Zwitterblüthen ist um die Zeit, wenn die Antheren reif sind, die Narbe längst abgefallen. Die Gestalt des Filaments ist sehr eigenthümlich. Man bemerkt schon mit blossem Auge, namentlich an bereits explodirten und zu- rückgekrümmten Staubgefässen, dass sich auf der Vorderseite des Filaments zahlreiche quere gewölbte Leisten oder Rippen befinden. Solcher Leisten zählt man an jedem Filament 15—20, zwischen ihnen liegen entsprechende Einsenkungen. Die Leisten verlaufen bis nahe an den Rand des Filaments; sie sind übrigens in Bezug auf Höhe und Länge ziemlich ungleich. Auf dem Längsschnitt erkennt man, dass auch der innere Bau des Staubfadens manche Eigenthümlichkeiten aufweist '). Hinten zeigt uns der Längsschnitt einige langgestreckte schmale Zellen, dann folgt das Gefässbündel, das in der Mediane des Filaments, aber etwas nach dem Rücken zu liegt. Nun folgt eine Schicht grosser polyedrischer, parenchymatischer Zellen, aus denen der ganze vordere Theil des Filaments und die Rippen bestehen. Ganz aussen trifft man wieder eine einfache Zellschicht etwas lang- gestreckter schmaler Zellen, welche als Epidermis die ganze Vorder- seite des Filaments überkleidet. Der Bau der männlichen Blüthen von Urtica dioica und Pilea serpyllifolia ist dem der Zwitterblütke von Parietaria ähnlich. Bei den männlichen Blüthen von TU. diowca ist das Rudiment eines Pi- stills vorhanden, an welches die Rückseiten der vier Antheren sich anlegen; bei Pilea, wo kein solches oder nur ein sehr winziges Ru- diment sich findet, stossen die beiden medianen umgekrümmten An- theren unmittelbar mit ihrer Rückseite aneinander, während die beiden 1) Vgl. die Abbildungen der Tafel. Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. S. II. 19 276 Dr. E. Askenasy: seitlichen sich beiderseits an sie anlegen, wodurch die Blüthe auf dem Querschnitt die Gestalt eines länglichen Rechtecks erhält. Auch die Fila- mente der beiden Pflanzen sind ähnlich gebildet, wie die von Parve- taria. Nur sind hier die Unterschiede der verschiedenen Gewebe- schichten weniger auffallend, auch sind die Rippen weniger regelmässig gebildet. Bei Parietaria erecta und Urtica dioica enthalten die parenchymatischen Zellen des Vordertheils viel Chlorophyll- und Stärke- körner, welche dagegen bei Pilea serpyllifolia fehlen. Wenn man an einem sonnigen Tage vor einem Busch von Parieta- ria erecta mit vollkommen entwickelten Blüthen steht, kann man leicht das spontane Explodiren der Staubgefässe beobachten. Man sieht dann — auch bei ganz ruhiger Luft —, wie an einer Blüthe plötz- lich ein Staubgefäss sich erhebt und mit einem Ruck zurückschnellt; gleichzeitig reisst die Anthere in zwei Längsrissen auf und der Pollen stäubt wolkenartig hervor. Gewöhnlich schnellt nach dem ersten Staub- gefäss bald auch das zweite, dritte und vierte zurück. Nicht selten vergeht aber längere Zeit zwischen dem Losschnellen der einzelnen Staubgefässe derselben Blüthe; man trifft daher auch einzelne Blüthen an, bei denen nur ein oder zwei Staubgefässe explodirt sind, die übri- gen aber noch die ursprüngliche Lage besitzen. Ich habe dies spon- tane Losschnellen sowohl bei Parietaria erecta, wie bei Urtica di- oica wiederholt beobachtet. Auffallend ist, dass Medicus!) dagegen ein solches freiwilliges Losschnellen nie gesehen hat, ja sogar dasselbe gegenüber den Angaben von Stähelin (aus dem Jahre 1721) und von Albr. v. Haller (aus dem Jahre 1742) ausdrücklich in Abrede stellt. Nach Medicus sollen sich die Staubfäden von Parietaria officinalis allmälig emporheben, zurückkrümmen und die Staubbeutel herabhängen lassen, die erst dann bei Berührung den Pollen plötzlich ausstreuen. Dagegen bemerkt er, dass bei anhaltender Hitze die Staubfäden von Parietaria officinalis und lusitanica auf Berührung zurückschnellen, nicht aber nach Regen oder Thau. Ich finde, dass 1) Medicus, Pflanzenphysiologische Abhandlungen. Leipzig 1803. S. 40, 46, 64 und 69. Ueber explodirende Staubgefässe. 977 die Staubfäden von Parietaria immer für Berührung empfindlich sind, wenn auch nicht immer in gleichem Masse, und habe ein allmäliges Zurückkrümmen nie beobachten können. Möglich ist aber, dass die Staubgefässe bei kühler Witterung sich anders verhalten, als im Som- mer, wo ich sie beobachtet habe. Man kann die Empfindlichkeit der Staubfäden von Parietaria erecta oder Urtica dioica gegen Berührung jederzeit beobachten, wenn man mit einer Nadel oder einem Messer die Antheren von der Basis des Staubfadens, die sie umschliessen, zu entfernen sucht. Sie schnellen dann sogleich zurück. Schon ziemlich junge Blüthen ver- halten sich in dieser Weise; doch ist, wie schon erwähnt, die Empfind- lichkeit bei verschiedenen Blüthen verschieden. Die Staubgefässe von Pilea serpyliif. sind hierin am empfindlichsten; schon eine leise Be- rührung der Blüthe bewirkt, dass die Antheren auseinanderweichen, aufreissen und dann die Staubfäden zurückschnellen. Man kann die Staubgefässe der genannten Pflanzen auch jederzeit durch Erwärmen zur Explosion veranlassen, z. B. wenn man bei Sonnenschein den Focus eines Brennglases darauf richtet oder einen heissen Körper in ihre Nähe bringt. Ebenso lassen erwachsene Blüthen ihre Staubfäden momentan zurückschnellen, wenn sie in Alkohol oder heisses Wasser gelegt werden. Das plötzliche Losschnellen der Staubfäden bei den Urticaceen ist eine so auffallende Erscheinung, dass sie schon frühzeitig bemerkt werden musste. Nach Medicus!) findet sich die erste Nachricht davon bei Johann Bauhin um das Jahr 1600. Auch ist die Er- klärung des Vorgangs durch die Wirkung des gespannten elastischen Gewebes der Vorderseite des Staubfadens so naheliegend, dass sie ebenfalls schon sehr früh ausgesprochen wurde, wie ich aus nachfol- gendem Citat in Treviranus Biologie V. Bd., S. 214 ersehe: „Diese Erscheinung wurde weiter von Smith (Philos. Transact. 1788) unter- sucht, der sie aber mit Haller bloss für die Wirkung der Elastieität erklärte. Die Staubfäden der Parietaria werden seiner Meinung 1) A. a. 0. 8. 60. 19* 278 Dr. E. Askenasy: nach durch die Kelchblätter in einer so gekrümmten Lage erhalten, dass, sobald der Kelch sich entfaltet oder gewaltsam geöffnet wird, die elastischen Staubfäden aufspringen und ihren Samenstaub aus- streuen.“ Die eigenthümlichen Rippen an der Vorderseite der Staub- fäden von Parietaria wurden ebenfalls schon frühzeitig beschrieben. Sie werden schon erwähnt und abgebildet von Erdmann in Uste- ri’s Annalen der Botanik (16. Heft. S. 17) im Jahr 1795, welcher bemerkt: Die Staubgefässe sind aus lauter Ringen wie eine Gänse- gurgel zusammengesetzt und daher zur elastischen Bewegung ganz ge- schaffen. Erdmann bemerkte auch schon, dass die Zwitterblüthen von Parietaria officinalis wegen des frühzeitigen Abfallens der Narbe sich nicht selbst befruchten können. Der Bau der Staubgefässe von Parietaria wird ferner in Schkuhr’s Bot. Handb., Leipzig 1808, 4. Theil, S. 326 beschrieben und abgebildet, wo die Rippen als „schwammige Gelenke“ bezeichnet werden, die nach der Oeffnung des Kelchs durch ihre Schnellkraft die Staubgefässe zurückschlagen lassen. Auch in vielen andern descriptiven botanischen Werken wird der Bau der Staubfäden in den Abbildungen angedeutet. Die meisten andern Schriftsteller, die den Gegenstand berühren, sprechen sich über die Ursache der Erscheinung in derselben Weise aus wie Smith in der oben citirten Stelle, so um nur die Neuesten zu nennen, Weddel in seiner Monographie des Urt., Baillon (in der mir nicht zugänglichen Schrift des mouvem. dans les org. sex. Paris 1856 und in Hist. des pl. T. II. S. 497), Delpino, (Ulter. osserv. Part. II. S. 39). Diese Erklärungsweise von Smith u. A. ist nun zwar nicht unrichtig, sie trägt aber nicht allen Umständen Rechnung, die wenigstens bei Parzetaria in Betracht kommen. Schon im Jahr 1815 hat Nasse in Reil und Autenrieth, Archiv für Physiologie, 12. Bd., S. 258 einen Aufsatz über den Einfluss der Wärme auf die Staubgefässbewegungen einiger Pflanzen veröffentlicht, worin er nachweist, dass die Staubgefässe von Parietaria officinalis durch höhere Temperatur zum Explodiren gebracht werden. Auch beobachtete er das Explodiren bei Benetzung der Blüthen mit Wein- geist, Schwefelnaphtha oder einem ätherischen Oel. Er bemerkt dann Ueber explodirende Staubgefässe. 979 weiter $S. 278: „Man hat das Zurückschnellen der Staubgefässe durch die Annahme zu erklären gesucht, die Kelchblätter hielten die Staub- gefüsse in der gekrümmten Lage und erst dadurch, dass jene beim Eintritt der vollen Entwickelung der Blume sich ausbreiteten oder sonst entfernt wurden, bekämen diese die Freiheit sich nach ihrer Neigung auszustrecken. Allein man kann die Kelchblätter von reifen Glaskrautblumen von den Staubgefässen abnehmen oder selbst ganz wegnehmen und dennoch verlassen die letzteren ihre gekrümmte Lage nicht, wenigstens nicht gleich und nicht in der Ordnung, in welcher man jene Blätter weggenommen hat. Es ist demnach nicht ein äusse- res mechanisches Hinderniss, was jene Befruchtungstheile bis zu einem gewissen Zeitpunkt ihrer Entwickelung in der Ruhe des Pflanzen- zustandes erhält; sondern die plötzliche Aeusserung einer pflanzenthier- artigen Thätigkeit, welche auf der Höhe ihres Lebens einen Augen- blick lang an ihnen sichtbar wird, erfolgt desshalb nicht eher, weil die innere Eigenschaft, woraus sie hervorgeht, bei ihnen nicht früher zur vollen Entwickelung gelangt.* Durch die Art wie Nasse die Erscheinung erklärt, wird sich heutzutage gewiss Niemand befriedigt erklären. Er hat aber auf eine Unvollständigkeit in der früher er- wähnten Erklärungsweise hingewiesen. Dies wird durch folgenden Versuch noch deutlicher. Man kann nämlich die Staubgefässe von Parietaria mit Hilfe einer Präparirnadel oder eines Messers vollständig frei aus der Blüthe herausnehmen und sie behalten ihre gekrümmte Lage zunächst bei. Erst nach Verlauf von 1—2 Minuten, selten nach einem längeren Zeitraum, trennt sich die Anthere von dem unteren Theil des Staubfadens, den sie bis dahin umfasste, los, und das Zurück- schnellen erfolgt; es geschieht mit solcher Gewalt, dass das Staubge- fäss dabei auf eine ziemliche Entfernung von der Stelle, wo es lag, fortgeschleudert wird. Bei Urtica dioica und Pilea serpyllif. gelang es mir dagegen nicht, Staubgefässe aus der Blüthe herauszunehmen ohne dass sie zurückschnellten. Da nun herausgenommene Staub- gefässe bei Parietaria erecta zunächst in ihrer gekrümmten Lage verharren, so kann die Hemmung, die der elastischen Spannung . des Gewebes der Vorderseite des Staubfadens entgegenwirkt, nicht 380 Dr. E. Askenasy: allein durch den Druck der andern Blüthentheile veranlasst sein. Wo diese Hemmung liegt, ist leicht festzustellen. Wenn man einen gekrümmten in der Blüthe befindlichen oder frei präparirten Staubfaden oberhalb der Ansatzstelle der Anthere abschneidet, schnellt derselbe sofort zurück, während die Anthere an der Basis des Staubfadens hängen bleibt. Hier liegt also zunächst die Hemmung für den Staubfaden. Sie beruht nicht allein auf einem blossen Druck der Fächer der Anthere gegen denselben. Denn man kann diese öffnen, so dass der Pollen herausfällt, ohne dass der Staubfaden sofort zurückschnellt!). Es muss demnach ein wirkliches Anhaften, Ankleben stattfinden. Die Stelle des Staubfadens, an wel- cher die Anthere anhaftet, liegt unmittelbar unter dem Orte, wo die ersten Querleisten beginnen. Sie ist kenntlich durch den farblosen Inhalt der Zellen und durch eine glatte etwas glänzende Beschaffenheit der Oberfläche. Das Anhaften ist aber nur temporär. Man muss an- nehmen, dass es durch den starken Druck, dem die Antheren in der Blüthe ausgesetzt sind, veranlasst wird, jedoch nach Entfernung dieses Druckes noch einige Zeit anhält. Dann aber beginnt sich die Anthere vom Filamente zu lösen, damit erhält der Zug, den der gespannte Staubfaden ausübt, das Uebergewicht und das Losschnellen erfolgt. Ich glaubte anfangs, dass dieses immer nach kurzer Zeit erfolgende Losschnellen frei präparirter Staubgefässe durch das Austrocknen der Anthere verursacht wird, es erfolgt aber auch, wenn man die Staub- gefässe in einen dampfgesättigten Raum, ja selbst ganz unter Wasser bringt. Wenn Staubgefässe, in Alkohol oder heisses Wasser gebracht, sofort explodiren, so müssen wir annehmen, dass diese Medien zunächst eine Zusammenziehung der Anthere und damit eine Loslösung dersel- ben vom Filament bewirken, wodurch dann das Zurückschnellen ver- anlasst wird. Wahrscheinlich wirkt Erwärmung in ähnlicher Weise, 1) Ueberhaupt steht das Aufreissen der Antherenfächer, das allerdings in der Regel durch die Erschütterung beim Zurückschnellen des Staubfadens erfolgt, nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit diesem. Man kann bei jungen Blüthen die Staubfäden zum Zurückscehnellen veranlassen, ohne dass die Antheren aufreissen. Ueber explodirende Staubgefässe. 281 wenigstens halte ich es nicht für wahrscheinlich, dass hierbei eine Steigerung der elastischen Spannung des Fadens mit im Spiel ist. Wenn man Blüthen von Parietaria in 6procentige Kochsalzlösung legt, so schnellen einzelne Filamente sogleich zurück, andere, manchmal denselben Blüthen angehörige, nicht. Hier findet neben der Zusam- menziehung der Antheren auch gleichzeitig eine Turgescenzverringe- rung des Fadens statt und je nach der Intensität und Schnelligkeit der beiden Vorgänge muss das Resultat ein verschiedenes sein. Wenn übrigens die Blüthen einige Stunden in einer solchen Lösung gelegen haben, verlieren die Staubfäden derselben die Eigenschaft, zurückzu- schnellen, sie setzen dann sogar dem Versuch, sie zurückzukrümmen, einen gewissen Widerstand entgegen (in Folge der Steifheit der Zell- häute?). Auch wenn man abgeschnittene Blüthen von Parietaria liegen lässt, so dass sie langsam austrocknen, erfolgt meistens, aber nicht in allen Fällen, ein Zurückschnellen der Staubfäden , jedenfalls aus einem ähnlichen Grunde, wie bei dem Einlegen in Kochsalzlösung. Wir können somit das Resultat unserer Untersuchung in den Satz zusammenfassen: das Explodiren der Staubgefässe von Parieta- ria beruht darauf, dass eine Hemmung entfernt wird und damit das turgesceirende elastische zusammengedrückte Gewebe der Vorderseite des Staubfadens seiner Spannung freien Lauf lassen kann. Die Hem- mung liegt zunächst dort, wo die Anthere den Staubfaden umfasst ; das Anhaften der Anthere am Staubfaden wird durch den Druck ver- anlasst, dem das ganze Staubgefäss zwischen Sepalum und Frucht- knoten ausgesetzt ist, hält aber auch nach Entfernung dieses Druckes noch eine kurze Zeit an. er 03 SER Fig... Fig. 10. Dr. E. Askenasy: Ueber explodirende Staubgefässe. Erklärung der Figuren. Längsschnitt durch eine Blüthe von Parietaria erecta, schwach vergr. Querschnitt durch eine solche Blüthe. Vergr. !/a5. Querschnitt durch eine Anthere von Parietaria erecta mit dem von ihr umfassten Filament; aussen ein Kelchblatt. Vergr. !/so. Längsschnitt durch eine junge Blüthe von Urtica dioica. Vergr. !/as. Längsschnitt durch eine ältere Blüthe derselben Pflanze. Vergr. 1/5. Längsschnitt durch eine Blüthe von Pilea serpylif. Vergr. 1/as. Ein zurückgeschlagenes Staubgefäss von Parietaria erecta. Vergr. Y/as. Die punktirte Linie deutet das Gefässbündel an. Lärgsschnitt durch einen Staubfaden derselben Pflanze. Vergr. ?/ıso. Der Schnitt traf das Gefässbündel nicht, das gerade an der Grenze des langgestreckten und des parenchymatischen Gewebes liegt. Längsschnitt durch einen Staubfaden von Pilea serpyllif. Vergr. "/ıso. Längsschnitt durch einen Staubfaden von Urtica dioica. Vergr. t/ıso. Die punktirten Linien deuten die Lage des Gefässbündels an. Anm. Da es nicht möglich ist, von frischen erwachsenen Blüthen Längsschnitte anzufertigen, ohne dass die Staubfäden losschnellen, wurden die Längsschnitte von etwas jüngeren, in Alkohol gelegten Blüthen bereitet. Sie zeigen die Lage der einzelnen Theile in der erwachsenen Blüthe richtig an, mit nur kleinen Abweichungen. So berühren sich z. B. die Antheren von Pilea mit ihrer Rückseite. .) 4 Die Laryngoscopie der Thiere etc. 383 Die Laryngoscopie der Thiere nebst Mittheilungen über die Innervation des Stimm- und Schluckapparates. Von Dr. J. Steiner in Heidelberg. (Mit Tafel.) I. Die Laryngoscopie der Thiere. Die Laryngoscopie ist ungewöhnlich lange ausschliesslich beim Menschen geübt worden; erst spät ging man dazu über, sie auch bei den Thieren in Anwendung zu bringen. Wie viel oder wie wenig Nutzen dem Laryngologen bisher aus der Erweiterung seines Gebie- tes erwachsen sein möge, kommt nicht in Betracht gegenüber dem Fortschritte, der jedesmal mit der experimentellen Behandlung einer Erscheinung gewonnen ist. Ebenso hier; denn nur durch die beliebige Einführung dieser und jener Lähmung, wie sie am Thierversuch geschaffen werden kann, wird der Laryngologe die ganze wünschenswerthe Erkenntniss erlangen. Den ersten hierhergehörigen Versuch verdanken wir G. Schmidt), welcher die Katze als sehr geeignetes Object für Laryngoscopie em- pfiehlt. Die Beschreibung des Katzenkehlkopfes und seine Erfahrungen über die Veränderungen, welche das Spiegelbild desselben nach den verschiedenen Lähmungen der zugehörigen Nerven und Muskeln gewährt, bilden eine sehr schätzenswerthe Bereicherung unserer Kenntnisse. ') G. Schmidt, Die Laryngoscopie an Thieren. Tübingen 1873. 284 Dr. J. Steiner: Es folgten sehr bald Schech’s gleiche Beobachtungen und Ver- suche am Hunde). Beide Forscher empfehlen ihre Thiere neben practischen Zwecken auch zu Demonstrationen der Stimmritze und der Phonation für die entsprechenden Vorlesungen. Um den Erfolg von partiellen Vagusdurchschneidungen?) auf den Kehlkopf des Kaninchens controliren zu können, ging ich an den Versuch, die Laryngoscopie auch für dieses Thier einzuführen. Es stand durchaus nicht. von vornherein fest, dass dieser Versuch gelingen müsste; im Gegentheil erschienen die Aussichten wenig günstig, da G. Schmidt’s gleiche Bemühungen gescheitert waren „wegen der Schmalheit des Schlundkopfeinganges, der Tiefe der Mundhöhle, der Kleinheit des Kehlkopfes und der durch diese Dimensionen bedingten Kleinheit des anwendbaren Kehlkopfspiegels“. Es ist mir nun geglückt, alle die genannten Schwierigkeiten zu überwinden. Man befestigt ein Kaninchen mittlerer Grösse mit dem Rücken nach oben auf das gewöhnliche Kaninchenbrett, von dem sämmtliche zur Fixirung des Kopfes angebrachte Vorrichtungen entfernt werden. Auf die eine Seite des Thieres (ich wählte regelmässig aus Gründen der Bequemlichkeit dessen linke Seite) stellt man in der Gegend des Kopfes einen gewöhnlichen Metallhalter auf, an welchem einer der gebräuchlichen Metallringe in beliebiger Höhe festgeschraubt werden kann. Der Durchmesser desselben darf die Dimensionen der Längs- axe des Kopfes nicht überschreiten, allenfalls darf derselbe etwas ge- ringer sein. Dieser Ring wird nun genau auf den Kopf des Thieres eingestellt, welcher an dessen hinterer Umfassung dadurch befestigt werden kann, dass man dort die Ohren an ihrer Wurzel mit einem Bande festbindet. Weiter wird ein dünner, aber fester Faden um die 1) Ph. Schech, Experimentelle Untersuchungen über die Functionen der Nerven und Muskeln des Kehlkopfs. Zeitschrift für Biologie. Bd. IX. S. 258. 1873. ?) Vgl. Ueber partielle Vagusdurchschneidung ete. Du Bois-Rey- mond's Archiv 1878. Die Laryngoscopie der Thiere etc. 285 oberen Schneidezähne gelegt, die Schnauze an demselben bis unter die vordere Umfassung des Metallringes gehoben, der Faden über den Ring geschlagen und an dessen hinterer Umfassung dort festgebunden, wo schon die Ohren befestigt sind. Nun wird der Ring und damit der Kopf des Thieres so weit gehoben, bis der Hals möglichst gestreckt ist, wobei man darauf zu achten hat, dass derselbe gegen den Rumpf eine mässig abfallende krumme Linie bildet. Hierdurch erhält, wie ich glaube, der Schlundkopfeingang seine möglichste Weite. Endlich wird noch der Unterkiefer recht weit vom Oberkiefer entfernt, indem man den ersteren mit einem an den unteren Schneidezähnen befestigten Faden nach unten zieht, welcher unr das Brett gebunden wird. Das Thier athmet in diesem Zustande ganz ruhig und normal, es macht freilich im Anfang einige heftige Bewegungen, findet sich aber bald in diese ungewohnte Situation. Der Kehlkopfspiegel, den ich benutzte, war von kreisrunder Ge- stalt, einem Durchmesser von 13 mm. und aus dünnem Glas gefertigt. Als Lichtquelle diente entweder eine Petroleumflamme oder die Gas- flamme eines Argand’schen Brenners. Ihr Licht fällt auf einen schwach gekrümmten Concavspiegel, der in einem Stativ verschiebbar befestigt vor dem Thiere aufgestellt wird. Um den Mund des Thieres genügend weit zu bekommen, zieht _ ein Assistent mit einem kleinen Wundhaken die rechte Wange des Thieres (von innen her) nach aussen; der Beobachter fasst die Zunge mit den Fingern der linken Hand, zieht dieselbe kräftig nach aussen und führt mit der rechten Hand den Spiegel in den Rachen, wobei der Stiel des ersteren von selbst die linke Wange nach aussen drängt und die Mundhöhle erweitert. Man kann bald den Assistenten ent- behren, wenn man gelernt hat, mit einem Finger der Hand, welche die Zunge hält, die rechte Wange nach aussen zu drängen. Auf diese Weise gelingt es häufig, ein Spiegelbild des Kehlkopfes zu bekommen, wenn der Kehlkopfspiegel eben an den weichen Gau- men angelegt worden ist; nicht selten erhält man das Bild schon, wenn der Spiegel eben noch an den letzten Backenzähnen steht. In schwierigeren Fällen muss man den Spiegel aber in den Racheneingang 286 Dr. J. Steiner: hineinführen, um dann allmälig nach oben auftauchend, das Kehlkopf- bild zu erhalten. Wie schon Schmidt es für die Katze gethan, möchte ich eben- falls hier darauf aufmerksam machen, dass man auf eine richtige Stellung des Kopfes und der Zunge zu achten hat; namentlich darf der Zug auf letztere nicht zu gross sein; man läuft sonst Gefahr, arte- facte Spiegelbilder des Kehlkopfes zu bekommen. 1. Normales Spiegelbild des Kaninchenkehlkopfes. Im Spiegelbild erblickt man den Kehldeckel, der bogenförmig ge- schweift ist und auf der Höhe des Bogens jedesmal eine leichte In- cisur besitzt. Vor und unter dem Kebldeckel sieht man die Stimm- ritze; um dieselbe in ihrer ganzen Ausdehnung zu übersehen, ist es öfters nothwendig, den Spiegel in der entsprechenden Richtung zu drehen. Die Stimmritze besitzt bei den Kaninchen eine von Mensch, Katze und Hund sehr abweichende Form: sie hat durchaus die Ge- stalt eines Kelches mit der grössten Breite im vorderen, mit der ge- ringeren im hinteren Theile (s. Tafel, Fig. 1), eines Kelches, dessen Oefinung vom Kehldeckel geschlossen wird. Der vordere kelchförmige Abschnitt ist die Glottis vocalis, der hintere Abschnitt, in dem die Ränder parallel zu einander stehen, ist die Glottis respiratoria. An dem Uebergange dieser beiden Ab- theilungen ineinander kann man als scharf abgesetzte Ecken die Pro- cessus vocales der Giessbecken-Knorpel unterscheiden. Wie auch schon Longet!) angiebt, nehmen beim Kaninchen die Glottis vocalis und Glottis respiratoria je die Hälfte der ganzen Stimmritze ein. | Die Länge der Stimmritze, am ausgeschnittenen Kehlkopf gemes- sen, beträgt 5mm, die Breite in deren vorderem weitesten Theile ca. 31/,, im hinteren Abschnitt ca. 2 mm (beide Messungen nach dem Augenmass ausgeführt). Bei ruhiger, normaler Athmung sind die Bewegungen der Stimm- !) Physiologie des Nervensystems. Uebers. v. Hein. Bd. 2. S. 243. Die Laryngoscopie der Thiere etc. 287 bänder ausserordentlich rasch, ihre Excursionen sehr ausgiebig, und man beobachtet deutlich, wie sie sich bei jeder Inspiration von der Medianebene entfernen, bei jeder Exspiration sich derselben wieder nähern. Die Giessbeeken-Knorpel machen die Bewegung mit. Die Farbe von Kehldeckel und Stimmbändern ist gelblich weiss, die der übrigen sichtbaren Theile, z. B. Aryepiglottis-Falten, grauröthlich. Etwaige weitere Details sind bei der Kleinheit des Objectes nicht aufzufassen; Taschen- und Stimmbänder sind nicht von einander zu unterscheiden. Sehr auffallend und eigenthümlich ist, dass die Stimmbänder nach vorn nicht im spitzen Winkel, sondern im Bogen zusammenfliessen, was ebenso im Spiegelbild, wie am ausgeschnittenen Kehlkopfe zu sehen ist. Will man den Kehlkopf während der Phonation sehen, so ist es bei der bekannten grossen Indolenz der Kaninchen nothwendig, einen sensiblen Nerven, am einfachsten wohl den N. ischiadicus, electrisch zu reizen. Wie man sonst schon die Stimmgebung des Kaninchens mit allgemeiner Unruhe des Thieres verbunden sieht, so ist es hier noch besonders der Falle. Es ist deshalb schwer, die Configuration der Stimmritze während der Phonation deutlich zu sehen; doch glaube ich, dass die beigegebene Fig. 2 den Zustand möglichst getreu wieder- gibt: die -Stimmritze wird fast zu einer feinen Linie und bleibt nur in ihrem vordersten Theile etwas weiter. ‚2. Durchschneidung beider Nn. laryngei inferiores. An demselben Thiere wurden nach Aufnahme des normalen Spie- gelbildes die beiden unteren Kehlkopfnerven durchschnitten. Die Ath- mung erfährt nach deren Durchschneidung keinerlei Veränderung, nur hört man öfters das bekannte eigenthümliche Sägegeräusch. Das Spiegelbild des Kehlkopfes hat die Form der Fig. 3: die beiden Bänder haben sich gegen die Medianebene hin einander ge- nähert; sie haben sich gewissermassen coulissenartig vor die Stimm- ritze geschoben; die beiden Processus vocales berühren sich fast in der Mittellinie; die ganze Stimmritze ist also bedeutend enger gewor- den und die Ränder der Glottis respiratoria, die vorher parallel wa- ren, stehen jetzt in nach hinten divergenter Richtung; die Glottis vo- 2883 Dr. J. Steiner: calis behält ihre nach vorn divergenfe Form, nur hat sich ihre Breite bedeutend verringert. Die Bewegungen der Stimmbänder haben vollkommen aufgehört, doch kann man deutlich sehen, wie ihre inneren freien Ränder von dem Luftstrom in Schwingungen versetzt werden, die wohl die Ursache jenes Sägegeräusches sein mögen. Lässt man auf die Durchschneidung der beiden unteren Kehlkopf- nerven die der beiden Nn. vage am Halse folgen, so treten mit dem veränderten Mechanismus der Athmung auch besondere Erschei- nungen im Kehlkopfe auf: bei jeder Inspiration schliesst sich die Stimmritze, indem die beiden Stimmbänder, wie Ventile, gegen einan- der klappen ; bei jeder Exspiration wird die Stimmritze wieder breiter (sie erscheint erheblich breiter, als nach doppelseitiger Recurrens- durchschneidung), indem der Exspirationsstrom die Stimmbänder pas- siv auseinanderdrängt. Es ist jetzt das Verhältniss eingetreten, wel- ches Longet"!) schon als Folge der Durchschneidung beider Nn. recurrentes beschrieben hat. 3. Durchschneidung beider Nn. laryngei superiores. Nach Durchschneidung dieser beiden Nerven konnte eine Verän- derung an der Stimmritze nicht beobachtet werden. 4. Durcehschneidung sämmtlicher vier Kehlkopfsnerven. Die Veränderung nach völliger Lähmung des Kehlkopfes ist in Fig. 4 dargestellt; man sieht, dass die Form der Stimmritze dieselbe ist, wie im Normalzustande, nur ihre Dimensionen haben sich insoweit verändert, als sie in ihrer ganzen Ausdehnung an Breite erheblich eingebüsst hat. Diese Verbreiterung ist wohl die Folge des Ausfalles der Innervation des M. ericothyreoideus, der seinen motorischen Nerven vom N. laryngeus superior erhält. 5. Spiegelbild des todten Kaninchens. Dasselbe Kaninchen wird in der bisher innegehabten Stellung ge- tödtet; die Betrachtung seines Kehlkopfes zeigte genau dasselbe Bild, 1) A. a. 0. 8. 240. Die Laryngoscopie der Thiere etc. 289 wie nach Durchschneidung sämmtlicher vier Kehlkopfsnerven. Dieses Resultat hätte man voraussehen können; ich habe es wohl auch ver- muthet, habe aber trotzdem den Versuch ausgeführt, weil ich Veran- lassung hatte, an die Möglichkeit zu denken, dass die die Configura- tion der Stimmritze bestimmenden Muskeln noch anderswoher könnten innervirt werden. Das ist also nicht der Fall. Schon oben ist bemerkt worden, wie sehr die Stimmritze des Kaninchens sich von der des Hundes und der Katze unterscheidet. Um dem Leser den Vergleich sofort zu ermöglichen, habe ich die Stimmritzen jener beiden Thiere neben die des Kaninchens gesetzt (Fig. 5 und 6). Diese Differenz giebt uns wohl eine Erklärung für die Thatsache, dass der Umfang der Stimme des Kaninchens ein so geringer ist und dass Kaninchen im Allgemeinen wenig zur Stimmgebung geneigt sind. Die Laryngoscopie am Kaninchen kann ich weder für chirurgi- sche Operationen und Medicamentapplicationen, noch für Studien über Phonation empfehlen: die Gründe dafür ergeben sich aus dem schon oben Gesagten. Dagegen möchte ich sie für die Vorlesungen em- pfehlen, um die Stimmritze am Lebenden und namentlich die die ver- schiedenen Athemphasen begleitenden Stimmbänderbewegungen zeigen -zu können. Ist doch das Kaninchen auf den verschiedenen Labora- torien am meisten im Gebrauch und bei seiner Indolenz ein leicht zu behandelndes Thier, was man von Katze und Hund nicht sagen kann. Die Anatomie des Kaninchenkehlkopfes s. C. Krause, Anatomie des Kaninchens. S. 142. II. Innervation des Stimmapparates. Zu normaler Stimmbildung ist bei den stimmbegabten Säugethie- ren neben anderweitigen Bedingungen zunächst die Integrität der Kehl- kopfnerven, der Nn. laryngöi, nothwendig; namentlich sind es die 290 Dr. J. Steiner: Nn. laryngei inferiores, denen als Innervatoren fast sämmtlicher Kehlkopfsmuskeln bei jener Function eine hervorragende Rolle zuer- kannt werden muss. Und die Durchschneidung dieses Nerven auf bei- den Seiten vernichtet die Stimme für immer. Aber dieser Satz ist nicht ohne Ausnahme: das erwachsene Ka- ninchen behält nämlich trotz der Durchschneidung beider Nn. recur- rentes oder Nn. vagı am Halse seine normale Stimme. Diese Beob- achtung, welche ich bei Gelegenheit meiner laryngoscopischen Unter- suchungen zuerst gemacht hatte, war so überraschend, dass ich im ersten Augenblick an eine Täuschung bei der Durchschneidung jener Nerven denken konnte. Das war aber durchaus nicht der Fall und die Wiederholung des Versuches an mehreren Thieren überzeugte mich von der Richtigkeit der ersten Beobachtung, dass die Stimme des Kaninchens trotz doppelseitiger Durchschneidung der unteren Kehlkopfsnerven erhalten bleibt. Bei der bekannten Indolenz jener Thiere ist es aber schwer, sie zur Erzeugung von Tönen zu veranlassen. Nach Mancherlei, was ver- sucht worden ist, bleibt als sicheres Mittel hierzu immer nur der alte Weg, die Gefühlsnerven direct, z. B. im Nervus ichiadicus, electrisch zu reizen. Doch möchte ich hierbei aufmerksam machen, dass man die Thiere durch dieses Hilfsmittel nicht zu häufig nach einander zur Stimmgebung zwingen darf, weil es sonst an sich versagt. Die nächste Vermuthung, die sich zur Erklärung der auffallenden Erscheinung darbot, war die, dass die Innervation des M. cricothyreoi- deus, welche vom N. laryngeus superior ausgeht, wahrscheinlich im Stande sei, eine zur Stimmbildung noch ausreichende Verengerung der Stimmritze zu veranlassen. Aber das Kaninchen behielt seine Stimme auch, wenn sämmtliche vier Kehlkopfnerven durchschnitten waren. Der weitere Weg für die Untersuchung war nun von selbst vor- geschrieben: es wurden zunächst die sämmtlichen sogenannten äusse- ren Kehlkopfmuskeln, die Mm. sternohyoideus und sternothyreoideus durchschnitten, ohne dass die Stimme ausblieb. Erst die Durchschnei- dung des M. hyothyreoideus machte der Stimmbildung ein Ende. Bleiben die eben genannten Muskeln unversehrt und trennt man den Die Laryngoscopie der Thiere etc. 991 Kehlkopf von seinen rückwärts gelegenen Verbindungen mit dem M. constrietor pharyngis inferior, indem man den innervirenden Nerven, den N. pharyngeus vagt, durchschneidet, so bleibt auch hierbei die Stimme aus. Es ist also nach Ausschaltung sämmtlicher inne- rer Kehlkopfsmuskeln eine Stimmbildung beim Kaninchen möglich, wenn die Mm. hyothyreoideus und cons trictor pha- ryngis inferior noch in Function sind; die Lähmung ei- nes dieser beiden Muskeln aber hebt definitiv die Stimm- bildung auf. Die Möglichkeit einer Stimmbildung bei Erhaltung jener beiden Muskeln, deren Beziehungen zum Kehlkopfe nur rein nachbarliche sind, ist dadurch gegeben, dass einerseits der M. constrietor pharyn- gis inferior sich an den Schildknorpeln inserirt und bei seiner Con- traction namentlich den hinteren Theil der Stimmritze verengert, wäh- rend andererseits der M. hyothyreoideus bei seiner Contraction den vorderen Theil des Schildknorpels an die Giessbecken-Knorpel annähert und dadurch ein Aneinanderlegen der schlaffen Stimmbänder bewirken wird, weil dieser Muskel am Schildknorpel an einem Punkte des letz- teren inserirt ist, der vor seiner Drehungsaxe um den Ringknorpel liegt. Auf diesen Einfluss des M. hyothyreoideus hat schon J. Ro- senthal zur Erklärung einer anderen Thatsache aufmerksam ge- macht !). Es müssen also beide Muskeln zusammenwirken, um die nöthige Verengung der Stimmritze in ihrer ganzen Ausdehnung zu erzeugen. ‚Ist einer der beiden Muskeln ausser Function gesetzt, so bleibt der entsprechende Theil der Stimmritze so weit, dass die Luft durchpas- siren kann, ohne die Stimmbänder in Schwingungen zu versetzen. Diese ganze Art der Verengung der Stimmritze ist offenbar nur unter der Voraussetzung möglich, dass die betreffenden Knorpel selbst noch bei alten Thieren einen hohen Grad von Elasticität besitzen. Die Erhaltung der Stimme nach Durchschneidung der An. re- currentes haben Magendie und Longet ?) auch schon beijungen 1) J. Rosenthal, Die Athembewegungen etc. Berlin 1862. S. 216. 2) A. a. O. S. 236 und 237. Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med,. Vereins. N. Serie I. 20 393 Dr. J. Steiner: Hunden, Katzen und Kaninchen gesehen und Letzterer diese Erscheinung aus der Thatsache erklärt, dass die Mm. ericothyreoidei vom N. laryn- geus superior innervirt werden. Die Prüfung dieser Erklärung durch Lähmung der Nn. laryngei superiores hat er nur bei jungen Hunden ausgeführt, so dass ihm der wahre Sachverhalt beim Kaninchen ent- gehen musste. Desselben Autors Angabe, dass bei jungen Hunden und Katzen nach Lähmung der Nn. recurrentes die Stimme erhalten bleibt, kann ich bestätigen, ebenso, dass sie nach Trennung bei Nn. laryngei superiores verschwindet. Das Verhältniss ist also bei diesen Thieren ein anderes, als beim Kaninchen, und der Unterschied dürfte darin zu suchen sein, dass die Kehlkopfknorpel von Hund und Katze nach Vollendung des Jugendzustandes eine Starre erhalten, wie sie den erwachsenen Kaninchen nicht eigen ist. II. Innervation des Schluckapparates. Bei den zahlreichen Durchschneidungen der Kehlkopfnerven, die ich in den mitgetheilten Versuchen auszuführen hatte, sah ich so oft Schluckbewegungen auftreten, dass ich Veranlassung nahm, durch elec- trische Reizung mich von dem Vorhandensein von Schluckfasern im N. laryngeus superior zu überzeugen. Rhythmische Schluckbewegun- gen auf Reizung des centralen Endes der oberen Kehlkopfnerven hatte zuerst Bidder!) bei Katzen und Hunden gesehen. Unbekannt mit jenen Versuchen, haben Waller und Pre&vost?) dieselben Bewe- gungen auf Reizung des centralen Endes des N. laryngeus superior beim Kaninchen beobachtet; sie geben ferner an, dass die Schleim- hautgegenden, von denen aus durch Vermittlung des genannten Nerven Schluckbewegungen ausgelöst werden können, sind die Epiglottis, die Aryepiglottis-Falten und namentlich die die Cartil. corniculata be- kleidende Schleimhaut. 1) Reichert’s u. Du Bois-Reymond’s Archiv 1865. p. 492, ?) Compt. rend. 1869. II. 480. Die Laryngoscopie der Thiere etc. 993 Versuche, die ich über denselben Gegenstand angestellt habe, führten mich zu derselben Erkenntniss, dass im N. laryngeus superior bei Hunden, Katzen und Kaninchen sensible Fasern enthalten sind, deren centrale Reizung refleetorische Schluckbewegungen hervorruft. Das Vorhandensein von Schluckfasern gerade in diesem Nerven, der zum Digestionsapparat zunächst nur wenig in Beziehung steht, erschien mir auffallend genug, um den N. laryngeus inferior, der gerade die ausgesprochenste Beziehung zum Digestionsrohr hat, auf Schluckfasern zu prüfen. Thatsächlich findet man nun beim Kanin- chen die Reizung des centralen Recurrensendes von den gleichen Schluckbewegungen gefolgt, wie die des N. laryngeus superior. Es liegt weiter auf der Hand, dass auch die centrale Reizung des Vagus- stammes am Halse, in dem die Recurrensfasern zum Gehirn aufsteigen, Schluckbewegungen wird auslösen müssen, eine Voraussetzung, die ich durch den Versuch habe bestätigen können. Doch ist zu bemerken, dass die Anzahl der Schluckbewegungen, welche man bei Reizung des N. recurrens oder des Vagusstammes für gleiche Zeiten und gleiche Reizstärke erhält, stets geringer ist, als bei Reizung des N. laryngeus superior. Um das Verhältniss zu zeigen, mögen die folgenden Ver- suchsresultate, die ich am Kaninchen erhalten habe, hier ausführlich mitgetheilt werden. Die Thiere wurden zweckentsprechend befestigt; die drei Nerven, nämlich der N. laryngeus superior und recurrens auf einer Seite, sowie der Vagus der anderen Seite durchschnitten und nach dem Centrum hin mit einem Faden befestigt, um an demselben die Nerven nach einander über ein Paar Kupferelectroden zu brücken, die durch einen Du Bois’schen Schlüssel zu der secundären Spirale des In- ductoriums führten, in dessen Hauptkreis sich eine N o @’sche Thermo- säule befand; ab und zu auch ein Daniell (s. f. S. Nr. ]). Man ersieht aus diesem Versuche, wie schon oben angegeben wurde, dass die Reizung des oberen Kehlkopfnerven wirksamer ist, als die des Vagus oder des N. recwrrens. Es erschien mir weiterhin interessant, zu untersuchen, in welcher Weise die Anzahl der Schluckbewegungen mit der Dauer der Reizung sich verändert. 20° 594 Dr. J. Steiner : I. Kaninchen. Es folgen Schluckbewegungen in 20 Secunden auf Reizung des » I RITTER | Yasız ‚Laryngeus Schlitten- | superior | abstand | 10 7 Re 20 7 | 12 . I HANSE 12 ei | 7 Var H Für diesen Zweck wurde die bisherige Versuchsweise nur so abgeän- dert, dass die Reizung 20 Secunden anhielt, die Zählung aber geson- dert für die ersten und zweiten 10 Secunden angestellt wurde. II. Kaninchen. Es folgen Schluckbewegungen in 20 Secunden (& 10 Secunden) auf Reizung des | | N. recurrens Vagus Lary RE an superioı abstand. Aa Tn.1.02) su. 6 20 a0. 1 7u.4 5 Al a 8uD5 10 Pause von 10 Minuten. 4u.2 AU N OR 10 III. Kaninchen. DT Sl ANEEe 3 230 ==) | ES A | FE a! Biken | Haus!s | 10 WER = | | | 522 20 2 | n Es | cs IV. Kaninchen. "32 S SE*8 | | 208 2 Au) | 1.7270 | 7 4 ...| 15 ee ü | | u ER» Ba DE RB 1 En | Sau. oa 10 s Eu Die Laryngoscopie der Thiere etc. 295 Wie zu erwarten war, ist die Anzahl der Schluckbewegungen in dem zweiten Stadium geringer, als in dem ersten. Es handelt sich offenbar um eine Ermüdung, deren Sitz man allerdings nicht bestimmen kann, aber es ist wahrscheinlich, dass alle die einzelnen Systeme des Reflexapparates in Folge der fortdauernden Inanspruchnahme ermüdet werden. Was den Effect der Reizung des centralen Vagusendes auf die Schluckbewegungen betrifft, so sind es zweifellos, wie schon oben be- merkt, zunächst dieselben Fasern, die wir im Recurrens reizen und die durch den Vagusstamm zum Centrum aufsteigen. Doch wäre es möglich, dass daneben im Vagusstamm Nervenfasern verlaufen, die nicht durch den Recurrens austreten, deren Enden vielmehr im Magen oder Darm zu suchen wären. Um dies zu prüfen, wurde bei eröffnetem Thorax und künstlicher Athmung der Vagus in der Brusthöhle unterhalb des Abganges seiner Herz- und Lungenzweige gereizt. Aber die Reizung war hier ebenso erfolglos, wie eine zweite, die ich innerhalb der Bauchhöhle an der Cardia ausführte, indem ich um dieselbe die Electroden herumlegte und demgemäss die Vagi beider Seiten gemeinschaftlich in Erregung versetzte. Es sind sonach die Schluckfasern des Vagusstammes iden- tisch mit jenen des Recurrens, denen wir dort nur auf ihrem Wege zum Gehirn begegnen und wir könnten uns in Zukunft auch mit der Reizung des Vagusstammes begnügen, um Schluckfasern im Recurrens aufzusuchen. Waller und Pr&vost geben in der oben erwähnten Unter- suchung an, dass sie ab und zu beim Kaninchen auch vom Recurrens aus Schluckbewegungen hätten hervorrufen können, dass das Resultat aber unsicher wäre, wesshalb sie diesen Versuchen keine Bedeu- tung beilegen möchten. Sie sagen darüber!): „Le nerf recurrent contribue aussi par ses rameaux sensitifs aux fonctions reflexes de la deglutition, probablement par les branches, qwil envoie & la partie superieure de lesophage. L’exeitation dlectrique de ce nerf 1) A. a. O. 8. 482, 296 Dr. J. Steiner: nous a souvent donne des mouvements rhythmiques de deylutition et un arret du diaphragme en exwpiration, mais ces phenomenes sont moins nets et moins constants que par l’ewcitation du nerf larynge superieur.“ Die Reizung des Vagus hat mir in den vielen Versuchen, die ich hierüber angestellt habe, niemals versagt; die Reizung des Recurrens ist in der That nicht unfehlbar und hatte mich in der gleichen Zahl von Fällen etwa zwei Mai im Stich gelassen; aber da ich die Identi- tät der Fasern im Vagus mit denen des Recurrens nachgewiesen hatte, so konnte es sich bei den beiden erfolglosen Recurrens-Reizungen nur um irgend eine Variante handeln, die aufzufinden sehr wünschenswerth sein musste. Wenn man beim Kaninchen beide Nn. recurrentes durch- schneidet, so findet man entgegen der landläufigen Lehre nicht immer Lähmung des Halstheiles des Oesophagus eintreten, sondern es pflanzt sich als Fortsetzung einer eingeleiteten Schluckbewegung eine peristal- tische Welle über den Oesophagus wie im normalen Zustande fort; der Oesophagus ist aber vollkommen gelähmt, wenn man dazu beide Vagi am Halse durchschneidet. Das kann nicht anders sein, als dass unterhalb der Durchschneidungsstelle der Vagi aus dem Vagus Zweige austreten, die mit Umgehung des Recurrens zum Oesophagus gelangen. Und das ist in der That der Fall. Wenn man den Oesophagus bloss- legt (links von der Luftröhre) und ihn scharf betrachtet, womöglich mit Hilfe einer Loupe, so sieht man sehr häufig einen feinen Nerven- faden unabhängig vom Recurrens aus der Tiefe des Thorax herauf- steigen, der ziemlich genau auf der Mitte des Oesophagus liegt. Dieser Zweig ist grösstentheils auf der linken Seite zu finden, findet sich aber auch rechterseits auf der Trachea in der Nähe des rechten Recurrens verlaufend, wenn er linkerseits fehlt. Lässt man die Durchschneidung dieses Zweiges, auf welcher Seite auch immer er sich befinden mag, auf die Durchschneidung beider Recurrenten folgen, so ist der Oeso- phagus definitiv gelähmt. Es muss also dieser Zweig eine erhebliche Anzahl der motorischen Fasern für den Oesophagus enthalten. Das Vorkommen dieses von einem der beiden Recurrenten unab- hängigen Zweiges, den ich als kamus Oesophagi magnus, im Gegen- Die Laryngoscopie der Thiere etc. 997 satz zu den kleinen Oesophagusästen bezeichnen möchte, ist ziemlich constant, inconstant ist nur die Seite, auf welcher er sich befindet. Beim Meerschweinchen scheinen die gleichen Verhältnisse vorhanden zu sein, denn auch hier sah ich noch peristaltische Bewegung des Oesophagus nach Durchschneidung eines Vagus und eines Recurrens; erst als auch der andere. Vagus durchschnitten wurde, hörte die Peristaltik des Oesophagus auf. Und dieser Ramus Oesophagi magnus enthielt auch die Schluck- fasern, wenn sie dem Stamme des Recurrens selbst gefehlt hatten. Hingegen waren in diesem Falle sämmtliche motorische Zweige für den Oesophagus in den beiden Recurrensstäimmen enthalten. Endlich be- obachtete ich auch Schluckfasern zugleich in beiden Recurrensstämmen und dem RKamus magnus. Es kommen offenbar bei den verschiedenen Individuen vielfache Variationen in der Vertheilung der angegebenen Fasern im Recurrens und dessen Zweigen vor, aber in keinem Falle habe ich dort Schluck- fasern fehlen sehen. Damit glaube ich die Existenz von Schluckfasern im Recurrens des Kaninchens sicher gestellt zu haben. Obwohl, wie schon bemerkt, die Reizung des Vagusstammes nie- mals erfolglos gewesen ist, finde ich, dass A. Chauveau bei Reizung des centralen Vagus am Kaninchen irgendwelche Bewegungen am Oeso- phagus niemals hat entdecken können !). Aber Chauveau hatte seine Versuche an zwei Kaninchen angestellt, die eben durch Verblutung getödtet worden waren. Unter solchen Umständen ist das negative Resultat ohne Bedeutung. Nachdem auf diese Weise die Thatsache der Anwesenheit von Schluckfasern im Recurrens des Kaninchens festgestellt war, kehrte ich zu den Thieren zurück, bei denen im Laryngeus superior Schluck- fasern in Menge gefunden worden waren (Hund, Katze), um zu prüfen, ob auch bei ihnen der Recurrens Schluckfasern führe. Aber selbst die stärksten Reizungen vom Vagus oder Recurrens der beiden ge- nannten Thiere waren, abgesehen von dem Einfluss auf die Athem- bewegungen, auf die Schluckbewegungen wirkungslos. 1) Compt. rend. 1862. I. 664, und Journal de la physiologie V. S. 220. 298 Dr. J. Steiner: Ist das Zufall oder stehen wir hier vor einer gesetzmässigen Er- scheinung? Diese Frage war nur dadurch zu entscheiden, dass eine grössere Reihe von Thierarten dem entsprechenden Experimente unter- zogen werden. Es bot sich Gelegenheit, neben den bisher untersuchten Hund, Katze, Kaninchen, bei Meerschweinchen, Schaf, Rind und Fuchs zu experimentiren. Bei allen diesen Thieren finden sich reichlich Schluckfasern im N. laryngeus superior; im Recurrens aber nur beim Meerschweinchen, Schaf und Rind; dem Fuchs fehlen sie, wie dem Hund und der Katze. Das Resultat eines Meerschweinchenver- suches mag hier zur Erläuterung mitgetheilt werden. Die Versuchs- bedingungen sind dieselben, wie in den Kaninchenversuchen. V. Meerschweinchen. Es folgen Schluckbewegungen in 20 Secunden (& 10 Secunden) auf Reizung des m ' Laryngeus N. recurrens a | Vagus | SER | bume IOZUFI6 FEED TEO 12 A BE Boa RE = SU 0) ? 2 Bu 2 3rU.6 ab u. zu E Es stehen also auf der einen’ Seite mit Schluckfasern im Recur- rens: Kaninchen, Meerschweinchen, Schaf und Rind; auf der andern Seite ohne Schluckfasern im Recurrens: Hund, Katze und Fuchs. Wenn wir nach gemeinsamen Merkmalen für die eine und die andere Gruppe der genannten Thiere suchen, so bemerkt man bald, dass die eine nur Pflanzen-, die andere nur Fleischfresser enthält. Die Anzahl von Vertretern dieser beiden Gruppen, an denen ich zu experimentiren Gelegenheit hatte, ist freilich nicht gross, aber die schon hier be- merkte Constanz der Erscheinung veranlasst mich das Verhältniss zu verallgemeinern und anzunehmen, dass die Schluckfasern im Recurrens bei allen Carnivoren fehlen, dagegen bei sämmtlichen Herbivoren vor- handen sind. Die Laryngoscopie der Thiere etc. 299 . In Bestätigung dieses Satzes finde ich bei zwei weiteren Ver- tretern der Herbivorengruppe, entsprechend meiner Voraussage, eben- falls Schluckfasern im Recurrens, die von ganz unbetheiligter Seite schon vorher aufgefunden worden waren. In der schon oben erwähnten sehr eingehenden Untersuchung von Chauveau finden sich bei Durch- sicht der Protocolle Schluckwirkungen auf Reizung des centralen Endes des Vagus beim Pferd, Esel und, wie nachträglich angemerkt, bei der Kuh. Er schliesst!): „Chez le cheval, le tronc du pneumogastrique contient, dans la region cervicale, des fibres centripetes distribudes par les recurrents & la portion tracheale de l!esophage. L’exeita- tion de ces fibres provoque des contractions rflexes Energiques de cette portion du tube esophagien.“ Seine Deutung der beobachteten Erscheinung als einfacher Oesophaguscontraction ist nicht richtig, denn aus dem entsprechenden Protocolle geht hervor, dass Chauveau bei den genannten drei Thieren dieselbe Erscheinung vor sich gehabt hat, die ich als Schluckbewegung beim Kaninchen etc. gesehen habe, an die sich, wie immer, eine peristaltische Welle des Oesophagus an- schliesst. In Chauveau’s Protocoll heisst es nämlich: „La tetanı- sation (de Üwsophage) n'est pas tout ü fait permanente; la mem- brane charnue se reläche un instant & certains moments, d’une maniere periodique.“ An derselben Stelle fährt Chauveau fort: „Ühez le chien, ces fibres centripetes abandonnent le tronc de pneumogastrique dans la region gutturale et non & lwsophage par les nerfs esophagiens superieurs.* Aber der Beweis für diese Ansicht ist in der ganzen Arbeit nirgends zu finden; sie wird nur verständlich durch die Kennt- niss der Angaben, welche Chauveau über die Nerven des Oesophagus bei mehreren Thieren macht. Danach wird nur beim Kaninchen der Halstheil des Oesophagus vom Recurrens motorisch versorgt, während beim Pferd, Esel, Hund, Hammel und Rind der obere Theil des Oeso- phagus seinen Hauptnerven vom Ramus pharyngeus und zum geringeren Theil vom ZLaryngeus externus, welche einen an der Seite des Oeso- 1) A. a. 0. S. 347. 300 Dr. J. Steiner: phagus bis zum Thorax herablaufenden Zweig des Oesophagus zu- sammensetzen, zu erhalten pflegt '). Ich kann die Angaben Chauveau’s dahin erweitern, dass auch beim Meerschweinchen der Halstheil des Oesophagus vom Recurrens motorisch versorgt wird, denn Reizung dieses Nerven verursacht kräf- tige Contractionen jenes Theiles der Speiseröhre. Es scheinen also bei diesen beiden Thieren (Kaninchen, Meerschweinchen) die Innerva- tionsverhältnisse der Speiseröhre identisch zu sein. Da Chauveau die Schluckfasern im Recurrens des Kaninchens übersehen hat, dessen Beziehung zum Oesophagus eine andere ist, als bei den übrigen Thieren; dieselben aber beim Pferde beobachtet, dessen obere Oesophagusnerven denselben Verlauf darbieten wie beim Hunde, in dessen Recurrens sich keine Schluckfasern vorfanden, so betrachtet er die Anwesenheit von Schluckfasern im Recurrens von Pferd und Esel als Ausnahme, vindieirt aber den oberen Oesophagusnerven des Hundes centripetale Schluckfasern, ohne sich von deren Anwesenheit wirklich überzeugt zu haben. Uns aber legt diese Folgerung die Verpflichtung auf, nachzuholen, was Ohauveau unterlassen hat, nämlich zu untersuchen, ob sich beim Hunde in jenem oberen Oesophagusnerven Schluckfasern vor- finden (d. h. also neben den Fasern, die schon im N. laryngeus su- perior beschrieben worden sind). Sollte sich diese Voraussetzung be- stätigen und dasselbe Verhältniss sich bei den übrigen Fleischfressern ebenfalls auffinden lassen, so hätten wir es mit einer Variation im Ver- laufe von Nerven zu thun, die für die Physiologie, vor der Hand wenig- stens, kein weiteres Interesse bieten würde: es würde eben nur ana- tomisch interessant sein, dass Schluckfasern zum Oesophagus bei den Herbivoren durch den Recurrens, bei den Carnivoren durch jenen oberen Oesophagusnerven gelangen. — Doch die an Katzen angestell- ten Versuche zur Prüfung der angeregten Frage haben ergeben, dass ') Chauveau schien nicht zu wissen, dass die Nerven des Oesophagus beim Hunde schon in derselben Weise von F. Wild (Zeitschrift für ration, Med. Bd. V. 1846, 8. 83) beschrieben worden sind. ri, „TEBREEN Die Laryngoscopie der T'hiere etc. 301 dem nicht so ist, dass thatsächlich in jenem oberen Oesophagusnerven Schluckfasern nicht nachzuweisen sind. Wir haben es sonach nicht bloss mit einer einfachen anatomischen Varietät zu thun, sondern mit der interessanten Erscheinung, dass bei den Herbivoren zum Oeso- phagus durch den Recurrens centripetale Fasern treten, deren Rei- zung Schluckbewegungen auslöst und dass diese Fasern den Carnivoren fehlen. Endlich möchte ich noch von den erfolglosen Bemühungen be- richten, den Ausbreitungsbezirk der Schluckfasern im Recurrens des Kaninchens durch Reizung der Oesophagusschleimhaut zu ermitteln: es ist mir bei Reizung der Schleimhaut des Kaninchenesophagus nie- mals gelungen, Schluckbewegungen zu erhalten. Ueber die vergeblichen Bemühungen hat in ähnlichem Sinne, wie ich hinterher gesehen habe, auch schon F. Wild!) sich zu beklagen Gelegenheit gehabt. Trotzdem liess sich nachweisen, dass die Schluckfasern im Oesophagus enden müssen und nicht etwa mit den Fasern für die inneren Kehlkopfsmuskeln in den Kehlkopf eintreten, um dort die entsprechenden Fasern aus dem N. laryngeus superior zu verstärken. Denn verfolgt man den Recurrens bis zu seinem Eintritt in den Kehlkopf, präparirt ihn dort frei und reizt ihn electrisch, so bleibt die Reizung erfolglos, um sofort wirksam zu werden, wenn man die Reizung tiefer unten am Trachealtheil des Nerven ausführt. Daraus folgt, dass der Recurrens die Schluckfasern aus dem Oesophagus aufgenommen haben muss. Um eine noch breitere Unterlage für die Erklärung jener Diffe- renz in den beiden Thierreihen zu gewinnen, habe ich auch die Vögel in den Bereich der Untersuchung gezogen und bei der Taube gefunden, dass im N. laryngeus superior reichlich Schluckfasern enthalten sind, denn es genügt eine mässige electrische Erregung dieses Nerven, um eine überaus grosse Zahl von Schluckbewegungen zu erhalten; bei stärkerer Reizung sind sie kaum zu zählen. Dagegen fehlen solche Schluckfasern im Recurrens und Vagusstamm in gleicher Weise, wie bei den Carnivoren. 1, A. a. 0. S. 90. 302 Dr. J. Steiner: Wenn wir nun zur Erklärung der gefundenen Thatsache über- gehen, so müssen wir zunächst daran erinnern, dass der Oesophagus, wenigstens bei den Säugethieren, diejenige Abtheilung des Digestions- rohres ist, welche offenbar ausschliesslich den Zweck hat, die in die Mundhöhle aufgenommenen Nahrungsmittel zum Magen zu transpor- tiren. Diesen Transport bewerkstelligt der Oesophagus in vorzüglicher Weise durch die Contractilität seiner eigenen Wandungen mittelst der sogenannten peristaltischen Bewegung, die im Oesophagus der Säuge- thiere die Eigenthümlichkeit besitzt, niemals selbstständig als solche aufzutreten, sondern immer nur im Gefolge einer Schluckbewegung und gleichsam als Fortsetzung dieser letzteren. Daher wird irgend ein fester Körper, den man direct in den Oesophagus eines Säuge- thieres bringt, nicht früher weiterbefördert, als bis das Thier eine Schluckbewegung macht‘, der sich eine den Oesophagus ablaufende peristaltische Welle anschliesst. Bei den Vögeln ist das Verhältniss insofern erweitert, als neben der durch den Schlingact eingeleiteten peristaltischen Welle dem Oesophagus die Fähigkeit gegeben ist, selbstständige, vom Schlingact unabhängige peristaltische Bewegungen auszuführen, die entweder spontan auftreten, oder durch locale me- chanische Reizung hervorgerufen werden können; F. Wild hat dess- halb den Oesophagus des Vogels einen „wahren Darm“ genannt. Es vermag also der Oesophagus der Vögel eine doppelte, jener der Säuge- thiere nur eine einfache Bewegung auszuführen, zu welcher er den Im- puls sogar von einem andern Orte her erhalten muss. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet ist der Oesophagus der Vögel ein viel vollendeterer Apparat; jener der Säugethiere von geringerer Güte. In der Mitte zwischen beiden steht offenbar der ÖOesophagus der Herbivoren, der durch seine Schluckfasern jeder Zeit aus sich selbst jenen Impuls zu seiner Bewegung anzuregen vermag. Diese Verschiedenheit der Bewegung des Oesophagus steht offen- bar in Beziehung zu den Mitteln, durch welche die verschiedenen Thierarten befähigt sind, ihre Nahrung vor dem Import in den Oeso- phagus, in kleinere Portionen zu theilen. Hierbei ist zu erinnern, dass die Säugethiere sämmtlich vortreffliche Kauwerkzeuge (Zähne und Die Laryngoscopie der Thiere etc. 303 starke Kiefer) besitzen, mit deren Hilfe sie ihre Nahrung immer zu zerkleinern pflegen; die Vögel müssen ihre Nahrung im Ganzen, un- zerkleinert, schlucken. Endlich aber ist zu bemerken, dass die Geschwindigkeit und Energie der Oesophagusbewegung bei den Vögeln eine viel geringere ist, als bei den Säugethieren, — ein Umstand, der die oben erwähnte grössere Vollkommenheit des Vogelosophagus wieder beeinträchtigt, — denn bei jenen ist der Oesophagus aus glatten, bei diesen aus quergestreiften Muskeln zusammengesetzt. Und der Oesophagus der Vögel soll trotz der geringeren Energie seiner Be- wegungen die grössere Arbeit verrichten, unzerkleinerte Nahrung weiter zu befördern! Sollte dieser Transport in regelmässiger Weise vor sich gehen, so musste sich hier eine besondere Vorrichtung ent- wickeln, die ich eben in der Fähigkeit des Vogel®sophagus, selbst- ständige peristaltische Bewegungen zu erzeugen, verwirklicht sehe. Geniesst z. B. eine Taube Erbsen, so können dieselben, wenn die erste auf den Schlingact folgende peristaltische Bewegung des Oesophagus nicht ausreichend war, um dieselben bis in den Kropf zu transportiren, durch weitere selbstständige Thätigkeit des Oesophagus nach ihrem Bestimmungsort hin gelangen. Dass solches Steckenbleiben der Nah- rung im Oesophagus vorkommt und dass die Hilfe in der eben ent- wickelten Weise eintritt, hat F. Wild!) direct bei einer Gans be- obachten können. Bei den Säugethieren werden die Nahrungsmittel immer erst ordentlich zerkleinert und es können die kleinen Portionen Stück für Stück durch die dem Schlingact folgende peristaltische Bewegung des Öesophagus leicht bis in den Magen geschafft werden. Dazu kommt noch, dass bei den Carnivoren das Volumen ihrer Nahrung im All- gemeinen ein geringes ist, da ihre wesentliche Nahrung, das Fleisch, alle Nahrungsstoffe gewissermassen in concentrirtester Form enthält. Anders aber ist es bei den Herbivoren: sie besitzen zwar auch die kräftigen Kinnladen, die scharfen Zähne und die kräftige Oeso- phagusbewegung, aber ihre Nahrung ist sehr massig, von bedeutendem 1) A. a. O. 8. 106. 304 Dr. J. Steiner: Volumen und es kann wohl kommen, dass ein so grosser Bissen nicht durch die eine dem Schlingact folgende peristaltische Oesophagusbe- wegung nach dem Magen befördert werden kann, sondern Gefahr läuft, im Oesophagus stecken zu bleiben, der ja ohnmächtig ist, aus sich selbst eine Bewegung zu erzeugen. Da treten als vermittelnde Factoren die Schluckfasern des Oesophagus compensirend auf und er- zeugen indirect jene noch nöthige Bewegung der Speiseröhre. Das sind die Vorstellungen, die ich mir über den Werth der Schluckfasern im Oesophagus der Herbivoren gebildet habe. Um den Gang der Untersuchung nicht zu unterbrechen, habe ich es oben unterlassen, den Werth der im N. laryngeus superior vor- handenen und im Kehlkopf endigenden Schluckfasern zu discutiren. Diese Fasern finden sich bei Säugethieren und Vögeln; sie sind offen- bar Wächter am Eingang zum Athmungsapparat, um Speisetheile, die beim Hinabgleiten in den Oesophagus sich in den Kehlkopf zu verirren drohen, durch Auslösung von Schluckbewegungen wieder auf den richtigen Weg, in den Oesophagus, zu führen. Sie theilen diese Function mit den ebenfalls im Kehlkopf enden- den Exspirationsfasern, welche dorthin gerathene Speisetheile durch Vermittlung von Hustenstössen zu entfernen bestrebt sind. Aber zu husten vermögen nicht alle Warmblüter (wie z. B. die Kaninchen), aber zu schlucken vermögen sie alle, wenn die Kehlkopfschleimhaut gereizt wird. Es haben demnach die Schluckfasern für die angedeutete Function eine viel allgemeinere Bedeutung, als die Exspirationsfasern und vielleicht sind es bei den Thieren, wo beide Fähigkeiten, Schlucken und Husten, vorhanden sind, nur zwei aufeinander folgende mit der gleichen Aufgabe betraute Wachtposten. Selten genug für jenen Zweck sind die Hustenstösse und dass sie so selten sind, mögen wir, ohne es zu empfinden, dem ersten Posten, den Schluckfasern, zu verdanken haben. Als Anhaltspunkt mag die von mir gemachte Beobachtung dienen, dass von Kaninchen und namentlich Tauben, wenn beiderseits die Vagi am Halse durchschnitten sind, auffallend häufig Schluckbewe- gungen gemacht werden. Man wird daher diesen Schluckfasern fernerhin mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, als es bisher geschehen ist. Die Laryngoscopie der Thiere etc. 305 Erklärung der Spiegelbilder der Tafel (halb vergrössert). Normale Stimmritze. Fig. 1. Fig. 2. Phonation. Kanin- Fig. 3. Durchschneidung beider Nn. recurrentes. chen. Fig. 4. = sämmtl. Kehlkopfsnerven. \ Fig. 5. Normale Stimmritze der Katze nach G. Schmidt. Fig. 6. = 2 des Hundes (eigene Aufnahme). Anm. Die Hamuli epiglottiei sind in den Figuren fortgelassen. 306 Verz. der v. 1. Januar bis 10. August 1879 eingeg. Druckschr. Verzeichniss der vom 1. Januar bis 10. August 1879 eingegangenen Druck- schriften. Der Zoologische Garten. XIX. 7—12, Frankfurt a. M. H. Wild, Annalen des physikal. Centralobservatoriums Petersburg ELSE. H. Wild, Repertorium für Meteorologie. VI. 1. Soeiete Murithienne zu Sion: Guide du Botaniste en Valais. 1872. Guide du Botaniste sur le Grand St,-Bernard 1868. Bulletins 2—6. M&moires de la soeieteE des sciences physiques et naturelles de Bor- Asa,“ Il." 0. III 1878. Nuovo giornale botanico italiano. Pisa XI. 1—3. Actes de la Societe Helvetique des seiences naturelles A Bex. Atti della R. Accademia dei Lincei. Roma, Ser, III. II. 1, 2. III. 1—6,. Acta Horti Petropolitani. V. 2. Petersburg. Roumequöre: Revue mycologique. I. 1. Paris. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. XXX. 4. XXXT. 1. Berlin. Bulletin de l’Acad&mie Imper. des sciences de St.-Petersbourg. XXV. 3. Verhandlungen des naturw. Vereins Hamburg-Altona. N. F. II. II. Annual Report of the Curator of the Mus. of compar. Zoology at Harvard College 1877/8. Cambridge, Massachusetts. Mittheilungen d, naturf. Gesellschaft in Bern 1877. XI. Bericht des naturh. Vereins in Passau 1875/7. Proeös-verbaux de la soeiete malacologique de Belgique. VII. Bruxelles. Verz. der v. 1. Januar bis 10. August 1879 eingeg. Druckschr. 307 Verhandlungen der physik.-med. Gesellschaft in Würzburg. N. F. XII. Sitzungsberichte der math.-phys. Classe der K. bayr. Akad. der Wissen- schaften zu München. 1878. 4, 1879.11. Annuario della societä dei Naturalisti in Modena. XII 2. XII. 1. 2. Mittheilungen aus dem naturw. Verein von Neuvorpommern u. Rügen in Greifswald. X, Sitzungsberichte der phys.-medizin. Sozietät zu Erlangen. X, Verhandlungen der K.K. geolog. Reichsanstalt zu Wien. 1878. 14—18. 1879. 1—9. Jahresbericht der naturf. Gesellschaft Graubündens. N. F.XXI. Chur. Nachrichten v. d. K. Gesellschaft der Wissenschaften d. Georg- Augusts- Univers. Göttingen 1878. Von der Senckenberg. naturf. Gesellschaft zuFrankfurt a.M. Bericht 1876—78. Abhandlungen XI. 2, 3. Bericht über die Sitzungen der naturf. Gesellschaft zu Halle. 1877. Bericht über die Thätigkeit des Offenbacher Vereins für Naturkunde. 37:, 18: Verhandlungen der naturforsch. Gesellschaft in Basel. VI. 4. Von Royal Society of N.-S.-Wales, Sydney: Journal XI. Railways of New-South-Wales, constructing and working 1876. Clarki. Remarks on the. sedimentary formations of N.-S.-Wales. “ Mittheilungen des Vereins der Aerzte in Steiermark, 1876/77, Graz. Berichte über die Verhandl, d. naturf. Gesellschaft zu Freiburg i./B. VIE.2, Bulletin de la societ& Imp£riale des naturalistes de Moscou. 1878. 1—4. Proceedings of the American Academy of arts and sciences, XIII. 2, 3. Boston, XVI. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde. Giessen. Berichte des naturw.-medic. Vereines in Innsbruck. VII. 2.3. VII. 1. Transaetions of the Wisconsin-Academy. III. Madison. Wise. Giornale della societä di letture di Genova. I. 10—12. III. 1—6. Compte rendu de la sociöt@ entomologique de Belgique. Serie II. 58— 65. Bruxelles, Verhandl. d. Heidelb, Naturhist.-Med. Vereins, N. Serie II. 21 308 Verz. der v. 1. Januar bis 10. August 1879 eingeg. Druckschr. Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien, 1878, 27—28; 1879, 1—9. 11—14. Leopoldina. 1878, 23. 24; 1879, 1—12. Halle. Bericht über die Thätigkeit des akademisch naturw. Vereins zu Leipzig. Schriften des Vereines zur Verbreitung naturw. Kenntnisse in Wien, Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, 51. Red. von Prof. Dr. Giebel. Halle, Archives du Musee Tayler, Haarlem, IV. 2—6. V. 1. Archives N&erlandaises des sciences exactes et naturelles. Haarlem. XIII. 4—5, Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. XVI, Programm des internationalen medieinischen Congresses zu Amsterdam. Bullettino scientifico redatto dai dottori Ach, de Giovanni, Le Maggi, G: Z0ja, Pavia. TI, Verardini, Recherches sur la cause de souflle utero-placentaire 1878, trad. p. van den Bosch. Verardini, Lettre sur la cause de souffle utero-placentaire 1879, trad. p. van den Bosch. Van den Bosch, Description d’un monstre double. Atti della societd Veneto-Trentina di scienze natural. Padova. 1878. Abhandlungen, herausgegeben vom naturw. Verein zu Bremen. VI. 1. Jahrbuch des naturh. Landes-Museums von Kärnthen. Klagenfurt. XIII. Bullettino della soc. Adriatica di seienze naturali in Trieste. IV. 2, Statistische Mittheilungen über den Civilstand der Stadt Frankfurta.M. 1878, Transaetions and Proceedings of the Royal Society of Victoria. Mel- bourne. XIII. XIV. Annales de la societ6 entomologique de Belgique. Bruxelles. XXI. Bulletin of the Museum of comparative Zoology. N. Cambridge. V. 8.9. Berichte über die Verhandl. der naturf. Gesellschaft in Freiburg i./Br. Notizblatt des Vereins für Erdkunde u, verwandte Wissensch. zu Darm- stadt. IH. E. XV. Meteorol.-phaenolog. Beobachtungen aus der Fuldaer Gegend. 1878. Vors, der v. 1. Januar bis 10. August 1879 eingeg. Druckschr. 309 Mömoires de l’Acadömie des sciences, inseriptions et belles lettres de Toulouse. 7. Ser. X. Deutsche Seewarte zu Hamburg. Monatl, Uebersicht der Witterung; Schluss v. Jahrg. I u. II; 1878 Jan. — Mai. Bullettino della soeietä entomologica Italiana. Firenze. X, 4. XI. 1—2, Resoconti della societä entomologiea Italiana. Nov. 1878. März 1879, Catalogo della Collezione dei insetti Italiani del R, Museo di Firenze. Coleoturi 2. Jahresbericht des akademischen naturw. Vereines in Graz. 2-4, Mittheilungen des naturw. Vereines für Steiermark in Graz. 1878, Bulletin de la soeiet@V audoise des sciences naturelles. Lausanne. 25. XVL $1. Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam, Verslagen en Mededelingen, If deeling Naturkunde, II Recks, XII, XIII; Processen Verbaal 1877/78. Verhandlungen des Vereins für naturw. Unterhaltung zuHamburg. III. Göteborg’s Kongl. Vetenskaps och vitterhets Samhälles Handlingar., 19..26: Berichte des naturw. Vereines an d. K. K. technischen Hochschule zu Wien. 1—3, Sitzungsberichte der naturw, Gesellschaft „Isis“ in Dresden, 1878. Juli—Dezbr. "Bericht über die Sitzungen der naturf. Gesellschaft zu Halle a./S. 1878, Jahresbericht des Westphäl. Provinzial- Vereines für Wissenschaft und Kunst zu Münster. VII. Von d. K. Sächs, Gesellschaft d. Wissensch. zu Leipzig: Berichte über die Verhandl. der math. physik. Cl. 1875, 2—4. 1876. 1877, 1878, Sitzungsberichte V, Jahresbericht der Jablonowskischen Gesellschaft 1878, Von Smithsonian Institution. Washington. 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Vereines in Innsbruck. VIII. 2. 3. Verhandlungen der physiol. Gesellschaft zu Berlin. III, Annales del Museo nacional do Mexico. I, 5. Archiv des Vereins der Freunde der Naturg. in Mecklenburg. 32. Erster Jahresb. der naturw, Gesellschaft zu Elberfeld. Verhandlungen des böhm, Vereins der Provinz Brandenburg zu Berlin. XX, Bullettino della Soc. Veneto-Trentina di scienze naturali. Padova, 1879, I. Jahresber. d. Mannheimer Vereins für Naturkunde. 1874-- 1877. Jahreshefte d. naturw. Vereins für das Fürstenthum Lüneburg. VI. X. Jahresbericht des Vereines für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns, Linz, Jahresberichtt d, naturhis, Vereins von Wisconsin. Milwaukee 1878/79, 312 Verz. der v. 1. Januar bis 10. August 1879 eingeg. Druckschr., Bulletin of the Museum of Compar. Zoology ad Harvard College. Cam- bridge, Massachusetts. Von d. K. Norwegischen Universität zu Christiania: Forhandlinger. Videnskabs-Selskabet i Christiania. 1876 — 1878. Fortegnelse over Separat-Aftryk af Christ. Vid. Selsk. Forhandlinger, Register til Christ. Vid. Selsk. Forhandlinger 1868 — 1877. Norges officielle Statistik: Berekning om Simdhedstilstanden og Me- dieinalforholdene in Norge 1874—1876. Oversigt over Sindsygedsylernes Virksamhed 1876—1877. Tabeller over de Spedalske i Norge 1876. Sars, Bidrag til Kundskaben om Norges arktiske Fauna: Mollusca, Weihrauch, Meteorologische Beobachtungen, angestellt in Dorpat 1876. Jahresbericht der naturhistor. Gesellschaft zu Hannover 1876 — 1878. Verhandlungen d. K. K. zool.-botanischen Gesellschaft zu Wien. XXVIIL Bollettino del R. Comitato Geologico d’Italia. Roma IX. Vom zoolog. mineralog. Verein in Regensburg. Correspondenzblatt XXXII, Abhandl. XI, v. Ammon, Gastropoden des Hauptdolomites u. Plat- tenkalkes. 78ste Verslag van het natuurkundig Genootschap te Groningen. 23. u. 25. Jahresbericht der Pollichia. Dürkheim 1877. 10. Jahresbericht der Grossherz. Badischen meteorolog. Centralstat ion Carlsruhe. Der Zoologische Garten. XX, 1—6. Frankfurt aM. Geschäftliches. In den Verein wurden aufgenommen die Herren: Werner, Professor Rosenbusch, Dr. Stüler, Dr. Kast, Dr. Bernth- sen. Herr Dr. Kurth ist wieder eingetreten. Für den Schriftverkehr bleiben die bisherigen Mittheilungen in Geltung. 313 Ueber das Diffusionsgleichgewicht in einer Salz- lösung von nicht gleichmässiger Temperatur. Von A. Horstmann. Herr Ch. Soret hat nach einer neuerlichen Mittheilung!) die interessante Beobachtung gemacht, dass in einer anfänglich homogenen Salzlösung die gleichmässige Vertheilung des Salzes, die sonst das Endziel aller Diffusionsvorgänge ist, gestört werden kann, wenn die Temperatur nicht an allen Orten in der Lösung gleich ist. Herr Soret brachte homogene Salzlösungen in aufrechtstehende Glasröhren, erwärmte die- selben am oberen Ende längere Zeit (9—23 Tage) auf höhere Tem- peratur (ca. 78°), während das untere Ende Zimmertemperatur behielt, und bestimmte darnach in verschiedenen Theilen der Röhre den Salz- gehalt. Er fand für die beiden untersuchten Salze (Chlornatrium und Kaliumnitrat) kleinere Salzmengen in den heisseren Theilen der Lösung als in den kälteren. Die Unterschiede nahmen mit der anfänglichen Concentration der angewandten Lösungen zu und betrugen bis zu 7 Prozent des Salzgehaltes. Man muss daraus schliessen, dass unter den angegebenen Versuchsbedingungen das Diffusionsgleichgewicht in den verschieden warmen Theilen der Lösung eine ver- schiedene Concentration erfordert. Herr Soret weist darauf hin, dass diese Thatsache mit dem von Herrn Fick ?) aufgestellten und bisher gut bewährten Elementargesetze der ') Arch. sc. Gen. (5) XI, p. 48. ”) Pogg. Ann. 94, p. 59. Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 22 314 A. Horstmann: Diffusion in Lösungen nicht ohne Weiteres vereinbar ist. Er sucht darum den mathematischen Ausdruck jenes Gesetzes so zu ergänzen, dass derselbe auch die neuen Beobachtungen umfasst. Zu einer physi- kalischen Erklärung der beobachteten Erscheinung giebt er jedoch keine Andeutung. Die Soret’schen Versuche haben mich nun darauf aufmerksam gemacht, dass gewisse Hypothesen über die Constitution von Salz- lösungen), die man bereits früher aus andern Gründen gemacht hat, die gleiche Erscheinung zur nothwendigen Folge haben müssen. Wenn man nämlich annimmt, dass mit steigender Temperatur in dem Zustande des gelösten Salzes eine Veränderung vor sich geht, die den Charakter der Dissociationserscheinungen hat, d. h. eine Veränderung, die sich nur auf einen von der Temperatur abhängigen Bruchtheil der vorhan- denen Salzmenge erstreckt, während der Rest unverändert bleibt, so folgt aus dem Fick’schen Gesetze für das Diffusionsgleichgewicht bei ungleichmässiger Temperatur der Lösung eine ungleichmässige Vertheilung des Salzgehaltes, sobald die Diffusionsconstanten des Salzes in seinen beiden Zuständen nicht zufällig gleich sind. Um das nachzuweisen sei der Einfachheit halber vorausgesetzt, dass Unterschiede der Temperatur und der Concentration nur in der Längsrichtung der betrachteten Flüssigkeitssäule stattfinden, nicht aber in den darauf senkrechten Schichten. In die Längsrichtung werde die Abseissenaxe der x gelegt. Dann wird das Fick’sche Gesetz aus- gedrückt durch die Gleichung 1) m=—k n q dt. Darin bedeutet: m die Salzmenge, welche in dem Zeitelement dt in der Richtung der abnehmenden Concentration durch den Querschnitt q hindurchgeht; ferner u die Concentration im Punkte x, durch welchen der betrachtete Querschnitt gelegt ist; und endlich k die sog. Diffu- sionsconstante, welche von der Natur der Lösung und von der Tem- ') Das Nähere über solche Hypothesen sehe man bei Alex. Naumann im I. Bd. von Gmelin-Kraut’s Handbuch der Chemie. EN RL & 4 T E27] » u Ir u v Diffusionsgleichgewicht in Salzlösung von ungleichmässiger Temperatur. 315 peratur abhängt, aber stets einen positiven von Null verschiedenen Werth hat. Die Verschiedenheit der Concentration in benachbarten Ä du : Querschnitten, gemessen durch das „Concentrationsgefälle“ 3 wird ’ nach jenem Gesetze als Ursache der Diffusionsbewegung angesehen. Wenn daher nicht eine weitere Bedingung hinzukommt, so hört die a = (0, d.h. sobald die Concentration überall Bewegung auf, sobald G: gleich ist. Ich will beiläufig bemerken, dass Herr Soret die Bedeutung dieser Gleichgewichtsbedingung gegenüber seinen Versuchsresultaten nicht ganz klar gestellt hat. Nach der üblichen Definition bedeutet die als Con- centration bezeichnete Grösse u in obiger Gleichung die Gewichtsmenge des Salzes in der Volumeinheit der Lösung, während Herr Soret die Gewichtsmenge des Salzes in der Gewichtseinheit der Lösung bestimmt hat, die mit g bezeichnet werden mag. Beide Grössen hängen so zusammen, dass u = sg, wenn S das specifische Gewicht der Lö- sung bedeutet. Da nun dieses specifische Gewicht mit steigender Tem- peratur abnimmt, so müsste g in wärmeren Theilen der Lösung grösser sein, als in kälteren, wenn u überall constant sein soll. Der Unter- schied könnte bei Soret’s Versuchen nach den Angaben von Ger- lach und Kremers 2—3°/, des Salzgehaltes betragen. Aber die Störung der gleichmässigen Vertheilung des Salzes, die sich auf diese Weise ergiebt, hätte den entgegengesetzten Sinn als bei jenen Ver- suchen und kann desshalb nicht zur Erklärung derselben herangezogen werden. Es scheint mir überdies zweifelhaft, ob die obige Definitiy von u in dem Ausdruck für das Fick’sche Gesetz in aller Strerfä richtig ist, ob man nicht vielmehr mit gleichem oder grösserem Rechte g an die Stelle von u setzen darf. Dadurch würde an der Theorie der Diffusion in gleichmässig warmen Lösungen nichts geändert, aber die angedeutete Ursache für eine Störung der gleichmässigen Salz- vertheilung in ungleich warmen Lösungen fiele weg, da g von der Tem- peratur unabhängig ist. Für das Folgende ist es jedenfalls erlaubt an- zunehmen, dass die Concentration nicht von der Temperatur abhänge. 22 # 316 A. Horstmann: Was nun die Zustandsänderungen von dem erwähnten Charakter betrifft, welche auf die Salzvertheilung in ungleich warmen Lösungen von Einfluss sein müssen, so lassen sich deren mehrere anführen. Es gehört hieher z. B., wenn das Salz noch in der Lösung nach bestimmtem Verhältnisse mit sog. Krystallwasser chemisch verbunden ist, und wenn diese Verbindung mit steigender Temperatur allmälig in ein niedrigeres Hydrat oder wasserfreies Salz und Wasser zerlegt wird; oder wenn die Lösung complicirtere, polymere Salzmoleküle enthält, die in höherer Temperatur mehr und mehr in einfache Molekeln zerfallen; oder auch wenn eine partielle Wechselzersetzung zwischen dem gelösten Salz und dem Wasser, oder zwischen mehreren gleichzeitig gelösten Salzen statt- findet, die bei der Erhöhung der Temperatur zunimmt und bei der Abkühlung wieder verschwindet, u. s. w. Irgend ein ähnlicher Disso- ciationsvorgang werde in einer Lösung vorausgesetzt. Von der Com- plieation, welche durch die Zersetzung eines Salzes selbst in zwei ver- schiedenartige Bestandtheile herbeigeführt würde, soll vorläufig ab- gesehen werden. Es soll einfach angenommen werden, dass die Lösung das Salz in zwei (oder mehr) verschiedenen Modificationen enthalte, die in einander übergehen können, die sich aber in der Lösung unabhängig von einander bewegen. Man habe es z. B., um die Ideen zu fixiren, mit wasserfreiem Salz und mit einer Krystallwasserverbindung desselben zu thun. Es bezeichne u die Gesammtconcentration, d. h. die Gesammt- menge des Salzes in der Volumeneinheit der Lösung, gewogen in einem bestimmten Zustande (z. B. als wasserfreies Salz). Von dieser Ge- sammtmenge befinde sich in einer Schicht der Flüssigkeit, die x zur Abseisse hat, der Theil u = «u im ersten Zustande (wasserfrei), und der Rest u = (1-e«)u im zweiten Zustande (als Hydrat), wobei & einen ächten Bruch bedeuten soll, dessen Werth sich mit der Temperatur ändert. Die Temperatur, welche durch die Art der Er- wärmung von aussen bestimmt wird, ist bei stationärem Zustande für jeden Querschnitt als constant gegeben zu betrachten. Daher hat auch c für jeden Querschnitt einen bestimmten unveränderlichen Werth. Wenn irgendwo durch die Diffusionsbewegung die Menge der einen oder andern Modifikation des Salzes geändert wird, so soll sich sofort Diffusionsgleichgewicht in Salzlösung von ungleichmässiger Temperatur. 317 das richtige Verhältniss durch die entsprechende Umwandlung (Auf- nahme oder Abgabe von Krystallwasser) wiederherstellen. Diese An- nahme ist zulässig, so lange die Geschwindigkeit der Umwandlung gross ist gegen die Geschwindigkeit der Diffusion. Die Diffusionsconstanten des Salzes in seinen beiden Zuständen seien k, und k,. Dann gehen nach dem Fick’schen Gesetze durch den Querschnitt q in dem Zeitelement dt die Salzmengen hindurch: d } m = —k ee q dt im ersten Zustande und du, Ä i m = — k, 2 q dt im zweiten Zustande. Soll Gleichgewicht eintreten, d. h. soll der Salzgehalt sich nirgends mehr ändern, so darf durch keinen Querschnitt mehr Salz hindurchgehen. Es muss m, + m, = 0 sein oder du, du, 9 73% Er An 2) k, dx + k, dx == 0. du, di j a 3 : = und FE können mit Rücksicht auf die oben gegebene Bezie- dx hung zwischen u,, u, und u nicht beide gleichzeitig Null werden, wenn nicht gegen die Voraussetzung & von x unabhängig ist. Die beiden Differentialquotienten müssen daher entgegengesetztes Vorzeichen haben, damit die Gleichung 2) befriedigt werden kann. du, _ du, Es muss k, re k, ix machten Voraussetzungen führen demnach nicht eigentlich zu einem ; oder m = — m, sein. Die ge- Gleichgewicht, sondern vielmehr zu einem stationären Zustande. Das Salz strömt in seinen beiden Modificationen nach entgegengesetzten Richtungen. Durch jeden Querschnitt gehen aber gleichgrosse Salz- mengen in jeder Richtung, so dass sich nirgends die Gesammtconcen- tration ändert. und jede der beiden Modificationen wandelt sich während der Bewegung allmälig in die andere um, so dass in jeder Schicht auch das Verhältniss beider gleich bleibt. Die Gesammtconcentration muss sich aber unter diesen Umständen von Schicht zu Schicht ändern, wie man erkennt wenn man in der 318 A, Horstmann: Gleichung 2) u, und u, durch u und & ausdrückt. Man erhält da- durch n du _ __ ulk) de dx ek, + (1—o)k, dx’ d = kann nur Null werden dadurch, dass kk = k, wird. Die Con- centration muss in verschieden warmen Schichten der Lösung verschieden sein, sobald die Diffusionsconstanten der beiden Modifi- kationen des Salzes nicht gleich sind. Nimmt man den Versuchen entsprechend an, dass die Temperatur am oberen Ende der Flüssigkeit höher sei, und dass das Salz mit stei- gender Temperatur mehr und mehr in denjenigen Zustand übergehe, der als der erste bezeichnet wurde (d.h. in dem gewählten Beispiel, wasserfrei wird), und setzt fest, dass x von unten nach oben positiv de d — positiv und das Vorzeichen von = dx dx hängt nur noch von der Differenz k,—k, ab. In unserem Beispiele gerechnet werden soll, dann ist wäre wohl k,>k, zu nehmen, da für das wasserfreie Salz mit kleinerem Molekulargewicht eine grössere Diffusionsgeschwindigkeit Se ee lu wahrscheinlich ist. In diesem Falle wäre = negativ, d. h. die Con- centration würde vom oberen heisseren Ende nach unten hin zunehmen. Ausserdem folgt aus der Gleichung 3) noch, dass unter sonst ganz gleichen Umständen die CGoncentrationsunterschiede um so grösser werden, je grösser der gesammte Salzgehalt ist. Näher lässt sich die Vertheilung des Salzes in der Lösung nicht bestimmen, so lange nicht @, k, und k, als Functionen von x bekannt sind. Man könnte nun für eine bestimmte Art der Erwärmung berechnen, wie sich die Temperatur in der Flüssigkeitssäule von Schicht zu Schicht ändert, und man kennt für & die Grenzen, in denen es sich bewegt, und nach Analogie auch ungefähr die Art, wie es von der Tem- peratur abhängt. In Bezug auf die Diffusionsconstanten aber ist man fast ganz auf willkürliche Annahmen hingewiesen, welche erst nach- träglich an ihren theoretischen Folgen durch die Erfahrung geprüft werden können. Eine solche Annahme, welche sich wohl nicht allzu- Ditfusionsgleichgewicht in Salzlösung von ungleichmässiger Temperatur. 319 weit von der Wahrheit entfernt, und welche gestattet den Zusammen- hang zwischen der Vertheilung des Salzes und dem Grade der Disso- ciation in der Lösung noch einen Schritt weiter zu verfolgen, wird durch die Gleichung 3) selbst nahe gelegt. Dieselbe lässt sich nämlich schreiben 1 du 17.00; uk Tarp k, 1 wenn ER P3=> 5 gesetzt wird. Wenn man daher annimmt, dass das Verbältniss der beiden Diffusionsconstanten k, :k, von der Tem- peratur, resp. vonx unabhängig sei (oder auch wenn man dafür einen constanten Mittelwerth setzt), so wird auch p von x unabhängig, und die Gleichung lässt sich integriren, ohne dass die Beziehung zwischen ce und x bekannt zu sein braucht. Man erhält zunächst iogu= n— 2 log (& + p) und daraus ergiebt sich nach der Integration, wenn mit u‘, «' und u',a' die Werthe von u und «& für zwei Querschnitte von verschiedener Tem- peratur bezeichnet werden, u’ a i 4) ar en Denkt man sich jetzt die Temperatur der betrachteten Querschnitte so gewählt, dass in dem einen bei der höheren Temperatur alles vor- handene Salz sich im ersten (wasserfreien) Zustande befindet und in dem andern alles im zweiten Zustande (als Hydrat), so ist @' = 1 und &' = 0 und u‘ SEAMD u” 1-+p oder einfacher, wenn man p wieder durch k, und k, ausdrückt, " _K u‘‘ Ei: In zwei Schichten, deren jede das Salz ausschliesslichin ei- nemder beiden möglichen Zustände enthält, verhaltensich die Concentrationen umgekehrtwie die Diffusionsconstanten des Salzes in den betreffenden Zuständen. Dabei ist jedoch zu be- 320 A. Horstmann: achten, dass die Diffusionsconstanten nicht für die Temperaturen jener Schichten zu nehmen sind, sondern beide für eine und dieselbe sonst beliebige Temperatur (etwa für einen passenden Mittelwerth). Er- setzt man p schon in der Gleichung 4) durch solche bestimmte Werthe der Diffusionsconstanten k, und k,, so erhält man 5) | v2 keit ak dla) ul Tg Bee und erkennt auch an dieser Gleichung eine einfache physikalische Be- deutung. Wenn nämlich in einer Salzlösung mit den vorausgesetzten Eigen- schaften die Temperatur, und folglich auch «, überall gleich ist, die Con- centration aber nicht, so findet Diffusionsbewegung statt, und es geht durch einen Querschnitt q in dem Zeitelement dt die Salzmenge hindurch du, du, n=n tm =— (K. ve + Kan g.dt; oder wenn man u, und u, durch u und & ausdrückt, du mike k 10) | { | 1 +k (1-e) dx dt Der Vergleich mit Gleichung 1) zeigt, dass die Diffusionsconstante k des Salzes, die man ohne Rücksicht auf die Dissociation durch pas- sende Versuche auf Grund des Fick’schen Gesetzes findet, die Be- deutung hat k=ke+k (1-e). Es ist k die mittlere Diffusionsconstante des Salzes bei der herr- schenden Temperatur und bei dem durch & bestimmten Mengenver- hältniss der beiden Modificationen. Mit wechselnder Temperatur ändert sich darin sowohl & als k, und k,. Denkt man sich aber die Werthe von k, und k, für eine bestimmte Temperatur festgehalten während & variirt, so erhält man für wechselnde Dissociationsgrade die mittlere Diffusionsconstante bezogen auf gleiche Temperatur. Mit dieser Definition lässt sich die Gleichung 5) aussprechen: die Con- centrationen in zwei ungleich warmen Schichten der Lösung verhalten sich umgekehrt wie die auf gleiche Temperatur bezogenen mittleren Diffusionsconstanten in jenen Schichten. Ich will hierzu noch Folgendes bemerken: Wenn in einer Lösung Diffusionsgleichgewicht in Salzlösung von ungleichmässiger Temperatur. 391 bei dem vorausgesetzten Dissociationsvorgange auch das Lösungsmittel betheiligt ist, so ist anzunehmen, dass die relative Menge desselben neben der Temperatur, auf den Grad der Dissociation einwirkt. Wenn z. B. wieder ein Salz sich wasserfrei und als Krystallwasserverbindung in wässeriger Lösung befindet, so wird nach den Gesetzen der Disso- ciation, bei gleicher Temperatur, in concentrirteren Lösungen mehr wasser- freies Salz, und in verdünnteren durch den Einfluss der grösseren Wasser- menge mehr Hydrat gebildet werden. In solchen Fällen hängt demnach der Grad der Dissociation, der durch & gemessen wird, von der Con- centration ab, und nach dem oben Gesagten muss dann auch die mittlere Diffusionsconstante des Salzes, die durch Versuche bei constanter Temperatur bestimmt wird, mit der Concentration sich ändern. Es bietet sich dadurch eine Aussicht, die mittlere Diffusionsconstante bei gleicher Temperatur für verschiedene Dissociationsgrade zu beobachten und damit die Concentration in ungleich warmen Theilen einer Lösung zu vergleichen. Bekanntlich ist eine Abhängigkeit der Diffusionsconstanten von der Concentration in neuester Zeit für mehrere Salze nachgewiesen worden, und obgleich ich es im Ganzen für verfrüht halte, die gemachten Voraus- setzungen auf bestimmte Salze zu übertragen, so kann ich doch nicht umhin, darauf aufmerksam zu machen, dass u. A. auch für das Chlor- natrium eine Zunahme von k mit wachsender Concentration mit aller Sicherheit von Schuhmeister !) festgestellt wurde. Dieses Verhalten würde gleichzeitig mit den Soret’schen Beobachtungen an Chlornatrium eine Erklärung finden durch die Hypothese, dass die Kochsalzlösung bei den Temperaturen jener Versuche eine Krystallwasserverbindung im Dissociationszustand enthielte, und dass dieser Verbindung eine kleinere Diffusionsconstante zukomme als dem wasserfreien Salz. Ueber die Berechtigung letzterer Annahme lässt sich augenblicklich noch kaum etwas sagen, aber auf die Annahme einer Krystallwasser- verbindung in der wässerigen Lösung des Chlornatriums haben schon andere Anzeichen hingewiesen ?), freilich erst bei Temperaturen unter 1) Sitzb. der Wiener Akademie der Wissenschaften. II. Abth., Bd. 79. ?) Vergl. Fr. Rüdorff, J.-B. für Ch. 1861, 56. De Coppet, J.-B. für 1871, 30. 323 A. Horstmann; Null Grad, und bei — 5° krystallisirt das Kochsalz aus gesättigter Lösung mit 2 Mol. Wasser verbunden. Vielleicht eröffnet sich hier ein neuer Weg zur Erforschung der Constitution von Salzlösungen. Man übersieht leicht, dass man zu ganz ähnlichen Resultaten kommt, wenn man mehr als zwei Modifikationen des Salzes gleichzeitig in der Lösung annimmt. Aber der verwickeltere Fall, dass ein ge- löstes Salz dissociirt wird in Bestandtheile die nicht untereinander oder mit dem Lösungsmittel identisch sind, wie z.B. bei der schon erwähn- ten Spaltung in Säure und Basis, bedarf noch einer Erörterung. Hält man sich speciell an letzteres Beispiel, so lässt sich die Sache so ansehen, als ob beide Bestandtheile des Salzes je in zwei verschiedenen Modi- ficationen, im freien Zustande und zu Salz verbunden, sich in der Flüs- sigkeit bewegten, und auf jeden Bestandtheil kann die obige Betrach- tung angewendet werden. Bezeichnet man mit u die Gesammteöncen- tration der Säure in einer Schicht der Lösung, mit u = «u den freien Theil derselben und mit u, = (1—e«)u den verbundenen Rest; ferner. mit v, v, = Pv, , = (1—-P)v die entsprechenden Grössen für die Basis, wobei $ wie & ächte Brüche sind, die sich als Functionen der Temperatur von Schicht zu Schicht ändern sollen; endlich mit k,, ku und k, die Diffusionsconstanten des Salzes, der Säure und der Basis, so erhält man analog der Gleichung 2) als Bedingung für den von der Zeit unabhängigen Gleichgewichtszustand die beiden Gleichungen: du, VL RB Eu, tk def 2; ö) d d Su Be ky re +k Fer 0 Denkt man sich darin die Menge von Salz, Säure und Basis in Aequi- valentgewichten ausgedrückt, statt in der gleichen Gewichtseinheit, so wird u, = v,, da das Salz aus äquivalenten Mengen von Säure und Basis besteht. Man erhält daher durch Subtraction du dv? 7 kh—- =k.. ) dx h dx Aus diesen Gleichungen folgt wieder wie früher, dass weder Säure noch Basis gleichmässig in der Lösung vertheilt sein können, so lange Diffusionsgleichgewicht in Salzlösung von ungleichmässiger Temperatur. 393 nicht die drei Diffusionsconstanten einander gleich sind. Säure und Basis strömen zu Salz verbunden nach einer Richtung, und im freien Zustande nach der andern. Die im freien Zustand sich bewegenden Mengen von Basis und Säure sind nach Aequivalentgewichten unter- einander gleich und auch gleich der in Aequivalentgewichten ausgedrückten Salzmenge, die denselben Querschnitt in entgegengesetzter Richtung passirt. Dadurch bleibt die Gesammtmenge der Säure sowohl als der Basis überall gleich, während durch Umsetzung in dem einen oder an- dern Sinne auch das Mengenverhältniss von Salz, Basis und Säure un- geändert erhalten wird. Die Gleichung 7) spricht aber als Bedingung für einen solchen stationären Zustand aus, dass die Concentration der freien Säure sich nicht in derselben Weise von Schicht zu Schicht ändern darf, wie die Concentration der freien Basis, wenn nicht die Diffusionscon- stanten beider gleich sind. Von diesem Ausnahmefall abgesehen, können demnach Säure und Basis nicht überall in äquivalenten Mengen vor- handen sein. In der Lösung eines Salzes, welches in der angenom- menen Weise sich zersetzt, wird durch die ungleichmässige Erwärmung nicht nur die gleichmässige Concentration gestört, sondern auch die Neutralität. Durch diesen Umstand müsste sich daher die Zer- setzung bemerklich machen lassen. Ich füge noch bei, dass ähnliche Betrachtungen sich auf eine Lösung _ anwenden lassen, welche zwei Salze in partieller Wechselzersetzung be- griffen enthält, wenn man annehmen darf, dass der Grad dieser Zer- setzung sich mit der Temperatur ändert. Bei ungleichmässiger Er- wärmung muss auch hier die Zersetzung sich durch eine ungleichmässige Vertheilung der gelösten Salze verrathen. Nach solchen Richtungen beabsichtige ich einige Versuche anzustellen. Heidelberg, im October 1879. 324 Zur Physiologie des Sehepithels. Von W. Kühne und H. Sewall aus Baltimore. (Vorgetragen in der Sitzung am 4. Juni.) Im Jahre 1845 hat Brücke von Abramis Brama eine Erfüllung des Retinaepitheliums mit kreideweissem Pigmente als Pseudotapetum beschrieben. Nach einigen späteren Andeutungen von FH. Mäller scheint ein solches retinales Tapetum mehreren Fischen zuzukommen; wir fanden es auch beim Kaulbarsch, bei Blieca Björkna, bei Blic- copsis abramo-rutilus und bei Alburnus bipunctatus. Hebt man die Netzhaut eines im Dunkeln gehaltenen Bleys ab, so zeigt sich der Augengrund zu mehr als ?*/, von einem kreidigen, kaum gelblichen Breie bedeckt. Hinter demselben liegt etwas braunes Pigment, nach dessen Entfernung die vordere, rein schwarze Fläche der Chorioidea sichtbar wird. Durch Auflösen der Epithelzellen in Galle und Abschlämmen des Bodensatzes gelingt es, die undurchsich- tigen weissen Körnchen, woraus derselbe besteht, zu isoliren und aus einem einzigen Auge in hinreichender Menge zu erhalten, um damit sämmtliche Verbindungen herzustellen und alle Proben auszuführen, die sie als Guanin kennzeichnen. Dasselbe ist, weil es amorph ist, nicht mit dem krystallinischen Guaninkalk der Argentea, dessen Zu- treten auch leicht vermieden wird, zu verwechseln; beim Verbrennen auf Platinblech hinterlässt es kaum wahrnehmbare Spuren Asche. Die Untersuchung grösserer Mengen erwies mit Sicherheit die Abwesenheit von Xanthin, Hypoxanthin und Carnin. Das Fuscin der Abramisretina fanden wir in alkalischen Flüssig- keiten, besonders beim Erwärmen mit schwacher Natronlauge, viel löslicher als das der bis jetzt darauf untersuchten Thiere und nach dem Ausfällen mit Säure am Lichte leichter bleichend. Im oberen tapetirten Theile des Auges scheint das zwischen den Guaninkörnchen vorkommende Fuscin nur amorph zu sein, während es in dem unteren W. Kühne und H. Sewall: 325 braunen Theile der Retina, wo die Epithelien kein Guanin enthalten, längliche, an Krystalle erinnernde Formen aufweist. Durch Belichtung wird das beim dunkel gehaltenen Bley vorwie- gend in den Kuppen angehäufte, in kleinerer Menge nur bis in die sehr langen Basen der Epithelzellen reichende Fuscin allmählich, unter Hinterlassung eines durch hellbräunliche Färbung gerade noch merk- lichen Rückstandes, in die Bartfäden bis an die Stäbchen- und Zapfen- innenglieder, stellenweise bis an die Membrana limit. ext. getrieben. Hierauf wird in den Kuppen erst der Kern und das weisse undurch- sichtige Guanin in Gestalt feinster Körnchen und einzelner grösserer Concremente sichtbar, während die zuvor von Guanin rein weiss ge- färbten und zwischen den Wurzeln der Zapfenaussenglieder am stärk- sten davon erfüllten Epithelfortsätze sich weisslich-braun färben. Nach etwa einstündiger Lichtentziehung findet man den Epithelbart wieder weiss, die Kuppen braun und undurchsichtig. Dieselben Thatsachen, welche wir als Gründe für das ausschliess- liche Vorkommen des Fuscins im Protoplasma der Epithelien besitzen, zwingen auch zu der Annahme, dass das Guanin des Pseudotapetums nur in den Zellenleibern und nicht ausserdem noch frei oder in einer Kittsubstanz abgelagert sei. Um so mehr muss es auffallen, dass keine einzige Beobachtung Andeutungen über Bewegungen des Guanins er- gab, während das Fusein in den von jenem vollgepfropften Basen und Fortsätzen der Zellen beim Wechsel von Licht und Dunkelheit hin- und herwanderte. Da wir in der belichteten Netzhaut niemals auf epitheliale Fäden stiessen, die nur Fuscin und kein Guanin ent- halten hätten, so muss man entweder annehmen, dass das Protoplasma mittelst seiner inneren Umwälzungen nur eine Art von eingesprengten Körnchen von der Stelle zu rücken vermöge, oder nur einen Theil des Protoplasma und zwar denjenigen, in welchem sich die Fusein- theilchen von Anfang an befinden, für beweglich halten, den guanin- haltigen für erstarrt oder für unverschiebbar; doch wollen wir anderen von der Verwerthung der amöboiden Bewegungen auf die phototrope Epithelreaction gänzlich absehenden Auffassungen nicht vorgreifen. An den nahe hinter der Iris, bis wohin das Tapetum reicht, ge- 396 Zur Physiologie des Sehepithels. spaltenen Augen haben wir die Verschiebungen des Fuseins innerhalb der guaninhaltigen Zellen auch in den peripherischen Theilen der Netz- haut vollkommen ausgeprägt gefunden; dagegen zeigten sich gar keine Differenzen in Dunkel- und Hellaugen bezüglich der Lage des Fuseins in dem gesammten guaninfreien unteren Abschnitte, wo die braunen Nadeln und Körnchen unter allen Umständen nur in den Basen und bis zu den Innengliedern der einfachen Zapfen in den Zellfortsätzen, nicht in den hier sehr hohen Kuppen auftraten. Gleichzeitig mit dem Vorrücken des Fuscins entwickelt sich im Abramisauge das bekannte Haften des Epithels an der Stäbchenzapfen- schicht, so dass die belichtete Retina nicht anders vom Augengrunde zu trennen ist, als durch Zerreissen der Epithelzellen, indem die Kuppen an der Chorioidea bleiben und das meiste Guanin sammt dem Fusein der Retina folgt. Hiermit ist immer eine festere Verklebung des Epithels auch an der Chorioidea verbunden. Beide Erscheinungen sind offenbar unabhängig von dem Wandern des Fuscins, da sie an dem nicht tapetirten Netzhautabschnitte, dessen Fuscin unbeweglich ist, nicht minder ausgeprägt sind; auch fanden wir jenes Haften in dem- selben Grade und in gleicher Abhängigkeit vom Lichtwechsel beim Karpfen und beim Aal!) entwickelt, deren Epithelbärte schon im Dun- keln weit nach vorn mit Fusein gefüllt sind, das nach Belichtung nur etwas reichlicher zwischen die Innenglieder der Sehzellen, beim Aal freilich fast bis zur M. limitans ext. tritt. Die Retina des Bleys stellt im eröffneten Auge keine glatte Membran von allmählich nach vorn abnehmendem Durchmesser dar, sondern zeigt sich mit zahlreichen Verdickungen versehen, die von vorn als leichte Wulste oder als radiäre Falten erscheinen. Wir sahen diese Wulste constant kräftiger hervortretend und mehr concentrisch, weniger ra- diär angeordnet in der Dunkelretina als nach Belichtung und diesen Unterschied an mikroskopischen Durchschnitten des gehärteten Auges ') Die Netzhaut des Aals besitzt nicht allein ein reiches, mit starken Sinus in der Papille des Sehnerven zusammenhängendes Gefässnetz, sondern erstaunlicher Weise auch zahlreiche Blutgefässe in der äusseren Körnerschicht, die z. Tb. unmittelbar vor der M. limitans ext. liegen. W. Kühne und H. Sewall: 3937 so ausgebildet, dass man von jedem Präparate schon nach dem ma- kroskopischen Anblicke sagen konnte, welches von dunkel gehaltenen und welches von belichteten Fischen stammte. Mikroskopisch sind die Verdickungen an den letzteren zwar auch bemerkbar und geben sich als Stellen mit breiterer Stäbchenzapfenschicht zu erkennen, deren hintere Grenze geradlinig und der des Epithels und der Chorioidea parallel verläuft, während die vordere Grenze die M. limit. ext. und mit dieser alle vorderen Schichten der Retina gegen den Glaskörper etwas vorbaucht ; aber während die Enden der guanin- und fuscinhaltigen Epi- thelfäden hier nur einen leichten, das streckenweise verlängerte Deck- epithel bezeichnenden Bogen nach vorn bilden, sieht man die Zone der Epithelbärte im Dunkelauge bedeutend weiter vortreten und die Zellen so verlängert, wie wenn die sich runzelnde Retina die gesammte Schicht der Sehzellen sammt deren epithelialer Bekleidung gedehnt hätte. Das weisse Guaninlager hinter der Stäbchen-Zapfenschicht bietet die lang erwünschte Gelegenheit, den Sehpurpur in situ mit grösster Deutlichkeit zu sehen. In der That erkennt man die schöne Stäb- chenfarbe leicht durch die Pupille des Abramisauges als violetten Schein, wenn man in dasselbe bei passender Stellung zu mässigem Tageslichte von unten nach oben blickt. Wird das Auge an dem todten Fische kurze Zeit besonnt, so erscheint die Pupille in sehr hellem ' Perlgrau, so wie es Brücke schon beschrieb. Nach hinreichender Belichtung im Leben findet man die Pupille bei ähnlicher Beleuchtung schwarz und nur unter den für das Augenleuchten günstigsten Be- dingungen hellbraun. In dem des vorderen Abschnittes mit Iris und Linse beraubten Auge des Dunkelfisches sieht der Grund wie von tief violetter Lackfarbe übergossen aus, soweit das Tapetum reicht. Am Lichte geht die schöne Farbe schnell in blasses Strohgelb über, zum Zeichen, dass nicht das weit hinten liegende Fusein der Epithelkuppen, sondern das weisse Guanin der Basen und Fortsätze das Licht durch die Stäbchen und Zapfen zurückwirft. Nach Belichtung im Leben ist die Farbe des Augengrundes je nach dem Grade des Verlustes an Sehpurpur und des Vorschreitens der Fuseinkörnchen hellbraun bis chocoladefarben. 328 Zur Physiologie des Sehepithels. Vom Epithelgrunde abgezogen bildet die Netzhaut des Bleys, wie die der meisten Fische, eine tief violette, kaum als purpurn zu bezeichnende Haut von ausserordentlich vergänglicher Färbung am Lichte. Die Absorption ist hier noch in dünneren Schichten eine wesentlich andere, als in den bis jetzt darauf untersuchten selbst in- tensiver gefärbten Netzhäuten anderer Thiere. Vor der Natronflamme sieht die Abramisnetzhaut schwarz aus und zeigt im objectiven Spectrum des Sonnenlichtes starke Absorption von D bis C, deut- liches Grau von C bis B, sehr geringe Absorption im Violet. Das Maximum der Absorption liegt zwischen E und D, sehr nahe bei D. Dem entsprechend wird dieser Sehpurpur am schnellsten von dem letzteren, am wenigsten zum Grün neigenden gelben Lichte gebleicht und von dem reingelben, orangen und rothen schneller, als von indigo- blauem, am langsamsten durch violettes Licht. Im Allgemeinen an gleichem Lichte mindestens 3mal schneller bleichend als der Sehpurpur des Frosches ist der Abramispurpur im violetten und indigoblauen Lichte beständiger als jener. In diesem Theile des Spectrums ver- schwindet die Stäbchenfarbe wie durch Verdünnung, ohne in Gelb um- zuschlagen, aber die darin bis zum hellsten Lila gebleichten Fisch- netzhäute werden am gemeinen Tageslichte, sowie in allen Theilen des Speetrums von E bis A vor der Entfärbung noch erkennbar gelb. Da der Purpur auch im isolirten und eröffneten Auge dem Lichte ungemein schnell weicht, muss es besonders auffallen, dass lebende Bleye trotz weiter Pupille mindestens 20 Minuten direkter Besonnung bedürfen, um den Purpur zu verlieren. Gleich darauf getödtet gewin- nen sie die Färbung im Dunkeln nicht wieder, im Leben dagegen schon in erheblichem Grade nach 20—30 Minuten. Die Neogenese ist also, wie so viele Lebensprocesse bei den Fischen, mit dem Ge- sammttode abgeschnitten, intra vitam aber sehr energisch. Andeutungen der Anagenese sind dagegen deutlich wahrzunehmen, wenn man frisch isolirte und eröffnete Augen des Dunkelfisches an der Sonne rasch ausbleicht bis ein Zipfel der Netzhaut umgeklappt keine Purpurfarbe mehr zeigt und die Rückseite nach halbstündigem Verweilen im Dun- keln wieder betrachtet. „ide geir Mittheilungen aus dem botanischen Institut der Universität Heidelberg. 1. Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. Von Dr. F. Benecke. (Vorgelegt von Prof. Pfitzer den 2. Juli 1380.) Die Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen-Blüthe ist bis heute eine recht beschränkte zu nennen. Von der geringen Anzahl von Untersuchungen, welche über einzelne Gattungen und Species an- gestellt worden sind, haben einige kein positives Resultat ergeben; andere, von verschiedenen Forschern unternommen, lieferten wider- sprechende Ergebnisse. Die Bearbeitung dieser Aufgabe wurde unter- nommen, theils um die einander entgegenstehenden Ansichten zu prüfen, theils um noch nicht behandelte Gattungen zu untersuchen. Da die Arbeit erst im Frühjahr begonnen wurde, so musste mit dem gerade zu Gebote stehenden Material vorlieb genommen werden, jedoch wird beabsichtigt, diesen Gegenstand weiter zu verfolgen. Die bisher unter- suchten Species sind: Chelidonium majus L., Eschscholtzia cali- Forniea Cham., Bocconia cordata W. und Papaver somniferum L., über welche Nachfolgendes mitgetheilt werden kann. 1. Chelidonium majus L. Nach Hofmeister (Allg. Morphol. d. Gewächse, pag. 474) ent- steht das Androeceum, indem zuerst zwei Paar Staubgefässe alter- nirend mit den inneren Kronblättern auftreten, darauf zwei Paare vor Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 23 330 F. Benecke: den inneren Kronblättern. Diesen zwei Agliedrigen Kreisen sollen 24gliedrige zusammengesetzte Wirtel folgen. Das Diagramm, in eine Formel gebracht, wäre also: S2C2 +2 A? +22 +24 - 24 ...602). Nach Payer (Organog., pag. 220) ist die Entstehungsweise der ersten acht Staubgefässe ebenso, wie es Hofmeister angegeben hat, aber diesen ersten acht Staubgefässen sollen zwei unter sich und mit den ersten alternirende Sgliedrige Wirtel folgen, von welchen beiden der erstere dreifach zusammengesetzt ist in der Art, dass zwei Staub- fäden zuerst mit den letzten zwei verdoppelten alternirend auftreten, dann zwei wiederum in alternirender Stellung und schliesslich ein Agliedriger Kreis, dessen Glieder mit den zuletzt gebildeten vier eben- falls alterniren. Payer’s Diagramm formulirt wäre also: S2C2+2 A2?+2?+2+2+4+36 (2). Eichler (Blüthendiagr. II. Theil, pag. 191) hält es für wahır- scheinlich, dass das Diagramm Aehnlichkeit mit dem von Eschscholtzia californica hat, dass sich vier mit den vier Kronblättern alternirende Staubgefässe zuerst zeigen und dass mit diesem 4zähligen Kreise mehrere 6zählige alterniren, welche aus zwei einfachen und zwei ver- doppelten Staubgefässen gebildet werden. Die Verdopplung findet beim ersten 6zähligen Kreise vor den inneren Kronblättern statt. Vorkommen soll es nach Eichler, dass die Staubgefässe in 12 ein- gliedrigen radiirenden Zeilen stehen. — Um das von Eichler für wahr- scheinlich gehaltene Diagramm durch eine Formel wiederzugeben, muss die Zeichensprache etwas erweitert werden. Da, wo sechs Staubgefässe vorhanden sind, welche aus vier dadurch entstanden sind, dass sich zwei verdoppelten, soll dieses dadurch angegeben werden, dass zu dem Zeichen 4? zwei einzelne Punkte treten, die durch ihren Ort andeuten sollen, wo die Staubgefässe nicht verdoppelt sind. Das Eichler’sche Diagramm wäre danach folgendermassen zu formuliren: S2 02 +2 A4+.42+4+.4°6(2) Nach den angestellten Untersuchungen entsteht zuerst ein 4zähliger, mit den Kronblättern alternirender Kreis; darauf — möglicherweise Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. 331 auch gleichzeitig — ein ebenfalls 4zähliger zweiter, mit dem ersten alternirend. In die Lücken zwischen diesen acht Staubgefässen stellen sich die Glieder eines dritten Szähligen Kreises, dem schliesslich ein vierter 6 zähliger folgt. In diesem stehen zwei einzelne Staubgefässe vor den beiden inneren Kronblättern, die übrigen vier paarweise vor den äusseren. Dieses Resultat lieferte die überwiegende Mehrzahl der Fälle. In vereinzelten Fällen schien der dritte Kreis aus nur vier Staub- gefässen zu bestehen, die dann alle vor den Kronblättern standen. In einem Falle waren zwei diagonal sich gegenüber stehende Staub- gefässe des ersten Kreises verdoppelt. In einem andern stimmte die linke Seite des Diagramms mit dem gefundenen normalen überein, rechts aber war anscheinend das vor dem äusseren Kronblatt stehende Staubgefäss des zweiten Kreises höher eingefügt als die zwei sonst vor demselben stehenden des dritten Kreises. Da jedoch die Blüthe schon ziemlich entwickelt war, so durfte man wohl annehmen, dass das einzelne Staubgefäss sich durch jene zwei hindurchgeschoben hatte. Das gefundene Diagramm weicht von Hofmeister’s, Payer’s und Eichler’s Angaben bedeutend ab, besonders darin, dass vor allen Kron- blättern ein einzelnes Staubgefäss steht. Dem Hofmeister’schen Diagramm widerspricht schon die Thatsache, dass eine so hohe Anzahl von Staubgefässen, wie sie jenes erfordert, nicht in den fertigen Blüthen angetroffen und auch nie angelegt wird. ; Ob der “dritte Kreis durch Verdopplung entstanden ist, kann nicht gesagt werden. Thatsache ist, dass je zwei Glieder dieses Kreises vor den äusseren Kronblättern genähert gefunden wurden. Wollte man daraus Verdopplung folgern , so würde aber zwischen dem zweiten und dritten und ebenso zwischen dem dritten und vierten Kreise die Alternation gestört sein. Diese Annäherung lässt sich aber viel besser erklären durch die langgestreckte Form der Anlage. Dieser Streckung entsprechend stehen schon die Staubgefässe des ersten Kreises zu je zwei vor den äusseren Kronblättern, obwohl jedes unbedingt für sich gebildet wird. Wenn sich nun die Staubgefässe des dritten Kreises in die von den zwei ersten Kreisen gebildeten Lücken einstellen, so 23 * 332 F. Benecke: wird davon die Folge sein, dass die vor den äusseren Kronblättern stehenden Staubgefässe dieses Kreises paarweise genähert erscheinen. Die Entwicklung der Staubgefässe der einzelnen Kreise erfolgt in relativ sehr kurzer Zeit. Daher gelingt es schwer, Zustände zu treffen, aus denen sich schliessen liesse, ob die Staubgefässe des ersten und zweiten Kreises gleich alt sind oder die des ersten älter, und ob die Staubgefässe des dritten und vierten Kreises durch Dedoublement entstehen. Diese Frage konnte zur Zeit vollends nicht entschieden werden. Die Zählung der Staubgefässe in fertigen Blüthenknospen ergab, dass in 24 Knospen vorhanden waren: bei 1 17 Staubgefässe, a AR N a) ? 62 h Ale be Br list y Pau LE! 5 Die Varietät mit zerschlitzten Kronblättern weicht in der Anzahl der Staubgefässe nicht wesentlich von diesen Zahlen ab. Als das der Mehrzahl der Fälle entsprechende Diagramm von Ohelidonium majus wird nach diesen Beobachtungen das folgende anzunehmen sein: sSs2 C2+2 A4+4+3+6 &Q2). 2. Eschscholtzia californica Cham. Nach Hofmeister (a. a. O0. pag. 473) entstehen die Staubgefässe in 2gliedrigen Wirteln, und zwar entstehen die ersten entweder alter- nirend mit den Kronblättern oder der erste ist dem älteren Kronblatt- paare opponirt. Letzteres ist weniger häufig. In beiden Fällen «ent- stehen die übrigen Staubblätter in vom ersten Wirtel aus seitwärts fortschreitender Aufeinanderfolge, die vorhandenen Lücken zwischen den zwei oder vier ersten Staubblättern ausfüllend, so dass 12gliedrige Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. 333 einander opponirte Wirtel gebildet werden». Eine Formel lässt sich danach kaum geben. Eichler (a. a. O. pag. 190 u. 191) tritt der Hofmeister’schen Ansicht der seitwärts fortschreitenden Aufeinander- folge entgegen. Er bemerkt nach der von Hofmeister gegebenen Figur (oder auch nach eigenen Untersuchungen ?), dass « Eschscholtzia californica regelmässig 12 Staminalzeilen zeigt, zu drei und drei über den Kronblättern; bald alle mit je drei Gliedern, bald nur die Seiten- zeilen über den äusseren Petalen mit drei, die übrigen mit zwei oder auch die über der Mitte der inneren Kronblätter mit nur je einem Glied, so dass also die Gesammtzahl der Staubgefässe von 26 bis 36 varürt>. Er deutet das Diagramm entsprechend folgender Formel: Se SEE a ae ee ee DE 03} Die Untersuchung ergab, dass die von Eichler schon bezweifelte seitwärts fortschreitende Aufeinanderfolge nicht stattfindet. Zuerst wurden vier mit den Kronblättern alternirende Staubgefässe gefunden, darauf tritt vor den älteren Kronblättern je ein Paar in der Art auf, dass die Annahme von Dedoublement gerechtfertigt erscheint, und gleichzeitig ein einzelnes vor jedem inneren Kronblatt. Diese erste Entwicklungsfolge stimmt mit der von Eichler gegebenen Erklärung durchaus überein und ebenso ist zu bestätigen, dass weiter alternirende sechszählige Kreise sich anschliessen. Nicht aber darf angenommen werden, dass die paarigen Staubgefässe des dritten und der folgenden Kreise auch durch Verdopplung gebildet werden, vielmehr treten sie entschieden einzeln in den gebildeten Lücken auf. Nie wurde gefun- den, dass die ersten Staubgefässe vor den Kronblättern entstehen. Dass bei derselben Pflanzenspecies solche Verschiedenheiten obwalten, wie Hofmeister angibt, dass nämlich die ersten Staubgefässe bald mit den Kronblättern alternirend, bald ihnen opponirt auftreten, ist über- dies schon @ priori recht unwahrscheinlich. Payer (a. a. O. pag. 219) untersuchte Eschscholtzia erocea Benth. (ob er auch E. cali- fornica untersuchte, geht aus Payer’s Abhandlung nicht hervor) und fand, dass die Staubgefässe in 6gliedrige Kreise angeordnet sind. Die vier ersten Staubgefässe werden von den entsprechenden des dritten 334 F. Benecke: Kreises bald überdeckt und sind in Folge dessen vielleicht von Payer übersehen worden. Die Möglichkeit aber, dass sich Eschscholtzia crocea anders verhält wie die allerdings ihr sehr nahestehende Hsch- scholtzia californica, ist nicht ausgeschlossen. Da Eschscholtzia crocea nicht zur Verfügung stand, war es nicht möglich, diese Frage direkt zu beantworten. Nach Eichler sind 26 bis 36 Staubgefässe vorhanden. Diese Angabe stimmt aber mit seiner Diagramm-Erklärung nicht überein, denn danach muss die Anzahl nach Subtraction von vier durch sechs dividirbar sein, welchen Anforderungen weder 26 noch 36 entspricht. Auch können nach dieser Erklärung nicht alle 12 Staminalzeilen 3 gliedrig sein. Es wurden entweder 22 oder 28 Stamina angelegt gefunden, so dass dem ersten 4gliedrigen Wirtel drei oder vier 6zählige folgen. Aus der beobachteten Zahl der Staubblätter in den ausgebildeten Blüthenknospen geht hervor, dass sich mitunter noch ein fünfter 6zähliger Wirtel anschliesst. In den überwiegend meisten Fällen aber waren nur vier solche Wirtel vorhanden, so dass also danach die nor- male Anzahl 28 wäre. Die Zählung der Staubgefässe in 26 fertigen Blüthenknospen, bei welchen übrigens die Stellung der Organe noch verhältnissmässig deut- lich zu erkennen ist, ergab folgendes Resultat: 4 Knospen hatten je 22 Staubgefässe, 1 » » „ 23 » 1 » » n„ 27 n li mn » m 28 n eg » 2) » era aRSy SR ; 1 ” » „ 31 ’ 1 ” » nn 92 » 2 » 2] b) 34 2 Bei Zahlen, die dem Diagramm nicht entsprechen, also sich nicht auf 22, 28 oder 34 belaufen, waren die überzähligen Staubgefässe meist auffallend schwach ausgebildet. Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. 335 Das Diagramm von Eschscholtzia californica wäre nach dem Mitgetheilten übereinstimmend mit dem von Eichler aufgestellten theoretischen, jedoch mit dem Vorbehalt, dass vom dritten Kreise an die Annahme der Verdopplung nur vom phylogenetischen Standpunkte aus gerechtfertigt ist. Die Formel wäre: $2 02 +2 A4 +4? 4.42 +47 1.42.6(2). Drei abnorme Blüthen seien hier noch beschrieben. Eine Blüthe besass fünf Kronblätter. Aller Wahrscheinlichkeit nach war ein äusseres Kronblatt verdoppelt worden. Die Stellung der Staubgefässe vor den zwei inneren und dem einfach gebliebenen äusseren Kronblatt war die gewöhnliche, aber vor den zwei anderen, vermuthlich aus einem äusseren Kronblatt hervorgegangenen Petalen war Vermehrung der Staubgefässe in der Weise eingetreten, dass vor jedem dieser zwei Kronblätter die Stamina so standen, wie sie im normalen Diagramm vor einem äusseren Kronblatt stehen. Auch die Gliederzahl jedes einzelnen Staub- blattkreises wurde hierdurch um eins erhöht. In einem anderen Falle waren sechs Kronblätter vorhanden. Vier bildeten die normale Krone; zwei standen unmittelbar vor den äusseren Kronblättern. Gegen die Annahme von serialem Dedoublement sprach die Stellung, indem je zwei über einander befindliche Petalen sich die Oberflächen nicht zuwandten, wie es beim serialen Dedoublement zu sein pflegt. Will man die Abnormität mit der Umwandlung von Staub- gefässen in Kronblätter erklären, so ist dabei merkwürdig, dass die Staubgefässe des ersten Kreises nicht von dieser Metamorphose berührt warden, sondern erst zwei des nächsten Kreises. Im dritten Falle wurden Blüthen mit drei Kronblättern gefunden. Am Ort des vierten wurde ein Staminodium angetroffen. Die Staub- gefässe dem Staminodium gegenüber standen regelrecht, vor demselben war die Stellung abweichend, konnte aber nicht erkannt werden. Anlhangsweise sei weiter der Bildung der Narben Erwähnung ge- than. Eichler (a. a. ©. pag. 192 u. 193) sucht die von Lindley u. A. aufgestellte Ansicht, dass die Placenten die allein fruchtbaren Carpelle seien, welche Ansicht sich theilweise darauf stützt, dass 336 F. Benecke: Esehscholtzia californica vier Narben entwickelt, von denen zwei über den Placenten stehen und zwei mit diesen alterniren, dadurch zu entkräften, dass die Carpelle Narben entwickeln sollen, «mit einem Mittellappen und je zwei oder mehreren Seitenzipfeln, von denen die einander zugekehrten mitsammen zu einem den Placenten superpo- nirten Abschnitt verwachsen». Es soll hier nur hervorgehoben werden, dass von dieser Verwachsung thatsächlich nichts zu sehen ist, sondern dass die Mitten der Carpelle zunächst einfache Narben bilden und dass dann über den Placenten einheitliche Höcker entstehen, die sich zu zwei weiteren Narben entwickeln. 3. Bocconia cordata W. Nach Angabe von Payer (a.a. 0. pag. 219) stehen die Stamina meist in vier 6gliedrigen alternirenden Wirteln.. Vom ersten Kreise sollen zuerst zwei mit den Kelchblättern alternirende Staubgefüsse auf- treten, darauf vor den Kelchblättern je ein Paar. Die normale Anzahl der Staubgefässe wäre danach 24, die Formel: I: CD ANLAGE TE Diese Angabe wurde durchaus nicht bestätigt gefunden. Richtig ist nur, dass zunächst zwei Staubgefässe mit den Kelchblättern alter- nirend auftreten. Darauf aber entsteht vor den Kelchblättern nicht je ein Paar, sondern nur je ein einzelnes. Mit diesen zwei 2glied- rigen Kreisen alternirt alsdann ein dritter 4Azähliger, und an diesen schliessen sich vier bis fünf 4zählige alternirende Kreise an, von denen in der Regel beim ersten, also beim vierten Staubblattkreis, meist auch beim siebenten Verdopplung angetroffen wurde. Für diese Verdopplung sprechen entwicklungsgeschichtlich aufgefundene That- sachen. Beim fünften Kreise wurden zuweilen einzelne, in einem Falle alle Glieder verdoppelt beobachtet; wenigstens waren die betreffenden Fälle nur durch diese Annahme mit den übrigen in Uebereinstimmung zu bringen. Vom achten Kreise wurden häufig nur zwei vor den Kelch- blättern stehende, also mit den Carpellen alternirende Staubblätter ge- funden. Es gelang nicht, Zustände zu beobachten, welche die Staub- Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. 337 gefüsse mit Einschluss des fünften und Ausschluss des sechsten Staub- blattkreises enthielten, so dass von diesen zwei Kreisen nicht sicher nachgewiesen ist, ob sie zwei 4zählige Kreise darstellen oder einen 8zähligen; aber die deutliche Vierzähligkeit des vorhergehenden und des folgenden Kreises, sowie die Thatsache, dass diese acht Staubge- fässe des fünften und sechsten Kreises nicht durch Verdopplung ent- stehen, ferner die zuweilen auftretende Verdopplung einzelner Glieder des fünften Kreises sprechen für die Annahme zweier 4 zähliger Kreise. Die Ausbildung der Staubgefässregion ist eine sehr variable, weil einmal die Verdopplung oft ganz, oft theilweise unterbleibt, mitunter (bei sonst einfachen Staubblättern) ganz auftritt, oft ein, zwei oder drei Glieder betrifft. Das Diagramm schien daher beim ersten Anblick oft unregelmässig, im Allgemeinen aber liess es sich doch auf das normale zurückführen, und das, was zuerst die richtige Anschauung hemmte, wurde dann stets zur Stütze der obigen Ansicht. So waren z. B. in einem Falle im siebenten Kreise, der vier Paare enthalten soll, nur sieben Staubgefässe anzutreffen, aber eins war ungewöhnlich breit ent- wickelt. Besonders hervorgehoben zu werden verdient folgender Fall, der zweimal angetroffen wurde. Das erhaltene Bild liess nach dem zweiten Staubblattkreis vier 6zählige Wirtel wahrnehmen. Ein Staubgefäss des ersten dieser vier Wirtel zeigte Neigung zur Verdopplung. Hier- von abgesehen war das Diagramm vom dritten Staubblattkreise an ganz das von Eschscholtzia californica. Da alle anderen Fälle für Vier- zähligkeit sprachen, so musste unbedingt der Versuch gemacht werden, auch dieses Diagramm auf Vierzähligkeit zurückzuführen, und es ist dieses in einer Weise möglich geworden, welche durch folgende Formel ihren Ausdruck finden soll: S2 A2-42+44+4.4°+4°+.4°2+4°7G 02). Es sei noch bemerkt, dass eine junge Anlage angetroffen wurde, die vier Kelchblätter und eine Anzahl Staubgefässe, deren Anordnung eine unregelmässige war, zeigte. So schön es wäre, die starke Nei- gung zum Dedoublement auch auf die Kelchblätter übertragen zu sehen, 338 F. Benecke: war doch die Annahme, dass in dem betreffenden Fall zwei Blüthen- anlagen verwachsen waren, viel wahrscheinlicher und zwar wegen der lang- gestreckten Form der Anlage, der Deckung der Kelchblätter und der grossen Anzahl der Staubgefässe. Die ersten Staubblätter sind bei ihrer Entstehung breiter, als die übrigen, so dass es mir zuerst wahrscheinlich war, dass diese Anlagen rudimentäre Kronblätter seien, aber die Weiterentwicklung war dieser Annahme nicht günstig. So viel lässt sich mit Sicherheit behaupten, dass sich jene Anlagen, falls sie sich nicht zu Staubblättern ausbilden, in der vollendeten Blüthe auf jeden Fall vorfinden müssten. Dieses aber ist thatsächlich nicht der Fall, den Kelchblättern folgen unmittel- bar Staubgefässe, schuppenartige Gebilde sind zwischen beiden nicht vorhanden. Die Zählung der Staubgefässe in 24 Blüthenknospen ergab: 1 Knospe mit 23 Staubgefässen Ba a WO ee „28 a BE AREN O0 RR 39 5 4 gs S Su „34 ' ar, 35 R NE n re 4 Die Diagrammformel ist: SLEC0OALF2H+LFLEFLH+AFE FLO). 4. Papaver somniferum L. Ueber die Papaver-Arten berichtet Payer (a. a. O. pag. 220), dass die Staubgefässe so zahlreich seien, dass man nur die acropetale Entstehungsfolge constatiren könne. Schmitz bemerkt dazu (die Fa- miliendiagramme der Rhoadinen, pag. 111), dass Payer's Abbildungen ausserdem noch zeigen, «dass der Anlage der einzelnen Staminalhöcker Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. 339 die Ausbildung eines Ringwalles vorhergeht, aus welchem erst die einzelnen Staubgefässanlagen hervorsprossen». Hofmeister theilt (a. a. 0. pag. 474) Folgendes mit: «Bei den Arten von Papaver, in deren Blüthen die Blattgebilde in 3gliedrigen, gegen einander ver- schobenen Wirteln stehen, wie Papaver somniferum, bracteatum, orientale, erscheinen die ersten Staubblätter in den Interstitien der sechs Kronblätter; und von da schreitet die Anlegung von Staubblättern gegen die sechs Längsstreifen der Blüthenaxe über der Mittellinie jedes Petalum vor. Nachdem so ein erster, vielzähliger (bei Pap. somnif. 15- bis 30zähliger) Staubblattwirtel gebildet ist, entsteht mit ihm alter- nirend ein zweiter gleichzähliger, und so fort in steter Alternation bis zur Erreichung der Vollzahl der Stamina.> Es wurde vorzugsweise P. somniferum untersucht. Zunächst ist gegen Hofmeister einzuwenden, dass die Blüthen hier in der Regel nicht 3-, sondern 2zählig sind. Zu bestätigen ist, dass nach An- lage von Kelch und Krone sich ein Ringwulst erhebt, auf dem die Staubgefässe entstehen. Bisher konnte ferner, obwohl bereits sehr viele Blüthenknospen untersucht wurden, nur festgestellt werden, dass sich zuerst mit den Kronblättern alternirend je 1 oder 2 Staubgefässe zeigen. In den nächst älteren Zuständen, die bis jetzt erlangt werden konnten, waren dann schon ausser den vier erwähnten sehr zahlreiche Staub- gefässe angelegt, und, obwohl auch diese nicht regellos gestellt zu sein scheinen, sind die erhaltenen Resultate doch noch nicht übereinstimmend genug, um Bestimmteres aussprechen zu können. Die Anordnung der Staubblätter in alten Zuständen lässt die ursprüngliche nicht erkennen. Die Stamina stehen später so dicht, dass sie durch gegenseitigen Druck sechseckige Form annehmen und starke Verschiebungen stattfinden. Die Formel wäre vorläufig: I A HE En rel En Go, Zum Schluss sei eine Vergleichung der vier Diagramme versucht. Die Diagramme von Chelidomium majus, Eschscholtzia califor- nica und Papaver somniferum stimmen in Kelch und Krone überein und auch darin, dass der Krone ein 4zähliger, mit ihr alternirender Staubblattkreis folgt. Bei Bocconia cordata trefien wir zwei Kelch- 340 F. Beneeke: Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen. blätter an, keine Krone, dagegen zunächst. zwei zweizählige und einen vierzähligen Staubblattkreis. Hiernach erscheint mir die Annahme gerechtfertigt, dass bei Doc- conia an Stelle der sonst vorhandenen vier Kronblätter Staubblätter treten, wie es z. B. auch bei einer Varietät von Capsella Dursa pastoris und bei Ulematis im Vergleich zu Atragene geschieht. Alle vier Diagramme lassen in der Staubblattregion Vierzähligkeit erkennen: Ohelidonium: S2C2 +2 A4+4 +8 +6 KEN): Eschscholzia: SP C2 +2 A 4 +4? + 4.24 4°+ NIEREN Bocconta : SA a u ea +4+4°+46G (2). Papaver:: S202+2A4+ (00): Desshalb darf man sie vielleicht zusammenfassen zu: s2C0C2+2A4+"+4 +4 NG (mi). Die fortgesetzte Untersuchung wird zeigen, ob dieses den vier unter- suchten Species gemeinsame Diagramm an Berechtigung gewinnt, ob es für die betreffenden Gattungen Gültigkeit behält und schliesslich, ob vielleicht das Familiendiagramm der Papaveraceen ebenso zu fassen ist. 341 3, Ueber die durchscheinenden und dunklen Punkte auf den Blättern und Stämmen einiger Hyperiaceen. Von A. Wieler. (Vorgelegt von Prof. Pfitzer den 6. August 1880.) In seiner vergleichenden Anatomie ') macht De Bary darauf auf- merksam, dass die Entstehung der Oellücken von Hypericum noch nicht genügend bekannt ist, da sich hier zwei Ansichten schroff gegenüber stehen. Nach Martinet’) sollen die Oellücken auf Iysigenem, nach Frank°) auf schizogenem Wege entstehen; De Bary hat die Sache selbst nicht untersucht, neigt sich aber der ersteren Ansicht zu. Auch Martinet und Frank haben sich wenigstens mit ihrer Entwicklung nicht eingehend beschäftigt. Der erstere behauptet, dass die Oellücken analog seien den Oelbehältern von (itrus, und nimmt deshalb auch für sie Iysigene Entstehung an; Frank knüpft seine Bemerkungen über My- pericum an seine Beobachtungen über Myrtus communis an. Betrachte man Blätter von Myrtus im durchfallenden Lichte unter Glycerin, so sähe man die Oelbehälter mit den in ihnen liegenden Oeltropfen, und zwar könne man, entsprechend den Entwicklungszuständen der Oellücken, Oeltropfen jeder Grösse beobachten. Da nun Frank für Myrtus schizo- gene Entstehung nachgewiesen hat, so glaubt er solche auch für alle Pflanzen, bei denen dieselben Erscheinungen auftreten, also auch für ') pg. 218. °) Ann. des Sciences Naturelles. V. Serie, XIV. T. pg. 207. 3) Beiträge zur Pflanzenphysiologie, pg. 126. 3429 A. Wieler: Hypericum, annehmen zu dürfen. Frank stützt seine Ansicht durch zwei beigegebene Figuren, die Oellücken von Aypericum darstellen. Die erste Figur zeigt die Viertheilung einer die anstossenden Zellen an Grösse übertreffenden Zelle. In der zweiten Figur sind diese vier Tochterzellen im Auseinanderweichen begriffen und haben bereits zwi- schen sich einen Intercellularraum gebildet. Weiter jedoch hat Frank die Entstehung nicht verfolgt. Im Anschluss an die Oellücken erwähnt De Bary die dunklen Punkte als ihrer Entstehung und Natur nach vollständig unbekannt. Nach Martinet sollen sie auf dieselbe Weise entstehen wie die hellen, also auf Iysigenem Wege. «In den Blättern einiger Hypericum-Arten», sagt De Bary, «bestehen sie aus kugeligen, lockern Aggregaten runder Zellen, der Farbstoff liegt anscheinend auch zwischen ihnen.» Die Meinungsverschiedenheiten über die Entwicklungsweise der Oellücken und der dunklen Punkte rechtfertigen eine eingehende Be- schäftigung mit diesem Gegenstande. Die Oellücken kommen bei allen untersuchten Aypericum-Arten vor. Bei H. calyeinum und teirapterum finden sie sich auf den Laub- blättern, bei MH. perforatum und pulchrum auf den Laub-, Kelch- und Kronblättern. Auf den letzteren erreichen sie in Folge des starken Wachsthums des Blattes eine langgezogene Form. Dass diese in der That von dem Wachsthum herrührt, geht aus der Anordnung der Epi- dermiszellen in Längsreihen hervor. Auf den Blättern aller angeführten Arten sind die Drüsen mit blossem Auge sichtbar; bei H. calycınum erscheinen sie freilich sehr klein. Auch beider Hypericum sehr nahe stehenden Gattung Androsemum sind — freilich mit blossem Auge nicht wahrzunehmende — Oellücken vorhanden. Nicht so allgemein wie das Vorkommen der Oelbehälter ist das der dunklen Punkte. Bei Hypericum pulchrum erscheinen sie als rand- ständige Knöpfchen auf den Kelch- und Kronblättern. Bei H. per- foratum sind sie über die ganze Pflanze zerstreut, treten also am Stengel, den Laub-, Keleh- und Kronblättern, selbst bei den Staub- gefässen auf. Die Narbe trägt roth gefärbte Haare. In der Zeit des Auftretens verhalten sich die beiden Arten von Durchschein, u. dunkle Punkte a. Blättern u. Stämmen einig. Hypericaceen. 343 Punkten ebenfalls verschieden. Die Oellücken werden im Laufe des Wachsthums des Blattes successive angelegt, so dass man auf einem Laubblatte alle Entwicklungsstadien derselben sehen kann. Am Vege- tationspunkt war nichts von ihnen zu entdecken. Die dunklen Punkte entstehen äusserst früh. Auf sehr jungen Blättern findet man bereits intensiv gefürbte Anlagen. Bei.den randständigen Knöpfehen von H. pulehrum wurden sehr verschieden alte Zustände an ein und demselben Kronblatt beobachtet, von ungefärbten bis dunkelgefärbten. Sie ent- stehen hier basipetal. Die Gestalt der Oellücken ist, abgesehen von denen der Kron- blätter (S. 2), sowohl von der Fläche, als auf dem @nerschnitt ge- sehen, rundlich. Im ausgewachsenen Zustande reichen sie bei /. per- foratum von einer Epidermis bis zur anderen; die Lücke ist von einer Schicht nach dem Intercellularraum hin. abgerundeter Zellen ausge- kleidet, an welche unmittelbar die Epidermis stösst. Diese nimmt Theil an der Bildung eines im Uebrigen aus Grundgewebezeilen bestehenden Ringes, der die Anlage umgiebt. Die Zellen desselben zeichnen sich durch ihre tafelföürmige Gestalt aus, stehen jedoch in keiner genetischen Beziehung zu den auskleidenden Zellen. Die Anlage geschieht bei 4. perforatum im Pallisaden- oder Schwammparenchym unmittelbar unter der Epidermis; jede Anlage ist also mindestens auf einer Seite von * dieser begrenzt. Bei #. calycinum entstehen die Anlagen auch in der mittleren Schicht des Blattes. — Querschnitte durch die kanal- artigen Lücken der Kronblätter zeigen dasselbe Bild, wie solche durch die Oellücken der Laubblätter. Die dunklen Punkte sind rund oder länglich (bei H. perforatum). Auf der Fläche der Kronblätter nehmen sie vielfach auch kanalartige Gestalt an, während die dem Rande nahestehenden durchgehend rund sind. Die Knöpfchen bei 4. pulchrum sind ebenfalls rund. Von der Fläche ist über den inneren Bau nicht viel wahrzunehmen. Man kann einen Ring beobachten, wie er auch bei den Oellücken vor- handen ist. Die Epidermiszellen, welche diese dunklen Punkte bedecken, sind meistentheils anders gestaltet als die übrigen. Während diese wellige Ausbuchtungen zeigen (meist 5—7), haben jene eine geradlinige 344 A. Wieler: Begrenzung. Die Querschnitte zeigen ein Bild, welches dem der aus- gebildeten Oellücken analog ist. Der centrale Intercellularraum ist von einem gefärbten Inhaltskörper erfüllt, die auskleidenden Zellen führen im Zellsaft einen rothen, gelösten Farbstoff. Die Entwicklung der Oellücken wurde an jungen Laubblättern von H. perforatum studirt. Wern man dieselben längere Zeit in Alkohol liegen lässt, so verschwinden mit dem Chlorophyll auch die Inhaltskörper der Oellücken. Vermittelst Kali und Essigsäure lassen sich alsdann die Blätter ausserordentlich durchsichtig machen, so dass man die Entwicklung der Lücken bequem von der Fläche verfolgen kann. Die Entwicklung beginnt mit dem Auftreten einer Zelle, welche die übrigen Parenchymzellen bedeutend an Grösse übertrifft. Zuerst tritt in ihr eine Theilwand senkrecht zur Blattfläche auf, dann folgen zwei, welche auf jener senkrecht stehen; die Zelle ist jetzt in vier Tochterzellen zerfallen. Durch Auftreten von Zellwänden in radialer Richtung vergrössert sich die Zahl der Zellen, sie steigt in der Flächen- ansicht auf 6 oder 8, in älteren Stadien zuweilen noch höher. Die Zellen runden sich nach dem Centrum des Behälters ab und weichen unter Bildung eines Intercellularraumes auseinander. Mit dem Wachs- thum der Oellücke dehnen sich die inneren Zellen tangential aus und nehmen, wie Messungen ergaben, an absoluter radialer Höhe ab. Diese auskleidende Zellschicht ist auch an den ältesten Zuständen noch vor- handen, wie Flächenschnitte von alten Blättern zeigen. Die Untersuchungen auf dem Querschnitt ergeben, wie zu erwarten war, dieselbe Entwicklung. Die Entstehung der dunkeln Punkte von ZH. perforatum von der Fläche zu beobachten, war wegen der dunkeln Färbung. unmöglich; auch das Entfärben lieferte in dieser Beziehung nur ungünstige Re- sultate. Nach langem Liegen in Alkohol verloren die dem Rande nächsten Punkte zwar etwas von der dunklen Färbung, doch war der feinere Bau noch immer nicht zu erkennen. Auch auf Querschnitten gelang es nicht, die Bildungsweise zu verfolgen. Diese ungünstigen Resultate mit den Laub- und Kronblättern legten den Gedanken nahe, Durchschein. u. dunkle Punkte a. Blättern u. Stämmen einig. Hypericaceen. 345 die Entwicklung an den randständigen, dunklen Anhängen der Kron- blätter von Z/. pulchrum zu studiren. Hier war jedoch weder auf den farblosen noch auf den entfärbten Anlagen ein Intercellularraum zu entdecken. Nach der Entfernung des Farbstoffes durch Salpetersäure blieben gelbgefärbte Inhaltskörper einzeln oder zu mehreren übrig, die nicht durchgängig in der Mitte, stets jedoch innerhalb einzelner Zellen lagen. Diese Anhänge bestehen demnach nur aus einem Aggregat gefärbter Zellen; nur in ihrem Farb- stoff scheinen sie übereinzustimmen mit den dunklen Punkten auf der Blattfläche von H. perforatum. Vielleicht haben die dem Rande nahe liegenden bei H. perforatum ein und dieselbe Bildung wie die rand- ständigen Knöpfchen bei A. pulchrum. Obgleich es somit unmöglich war, die Entwicklung der auf den Blattflächen der Hypericaceen vorkommenden dunklen Punkte genau zu verfolgen, so zeigt doch der Querschnitt der letzteren die grösste Ana- logie mit demjenigen der Oellücken, und wird die Annahme, dass beide im Wesentlichen denselben Bau besitzen, noch durch Folgendes unter- stützt. In den langgezogenen Lücken auf den Kronblättern von 7. perforatum sieht man sehr häufig den Inhaltskörper zum Theil hell und klar, zum Theil ganz dunkel gefärbt, und enthalten dann die Zellen, welche das letztere Stück des Inhaltskörpers umgeben, auch gelösten ruthen Farbstoff. Es giebt somit vollständige Uebergänge zwischen den hellen und dunklen Gebilden und darf darum wohl auf die Iden- tität auch der Entstehung beider geschlossen werden. Ueber die Natur der in den Intercellularräumen enthaltenen, stark lichtbrechenden Substanz wurde noch das nachstehende festgestellt. Behandelt man Blätter mit alkoholischer Anilinlösung, so färben sich die Inhaltsmassen roth, bei lange fortgesetzter Einwirkung dieser Lösung verschwindet die Färbung wieder, da die Inhaltskörper in Al- kohol löslich sind, wie sich bei langem Liegen der Blätter in Alkohol zeigt. Kocht man Kronblätter mit Wasser, so verschwinden die Inhalts- körper der Lücken. Dieselben färben sich nicht mit Eisenoxydlösung und Kupferacetat. Diese Erscheinungen sprechen dafür, dass die Massen ätherisches Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie 1I. 24 346 A. Wieler: Oel sind, und diese Ansicht findet in dem Umstande eine Stütze, dass die zwischen den Fingern geriebenen Laubblätter einen aromatischen Geruch ausströmen. Eine eigenthümliche Erscheinung nimmt man wahr, wenn man senk- recht zur Oberfläche durchschnittene Kronblätter in Wasser, Ammoniak oder Kali bringt. An den durchschnittenen Oellücken kann man be- obachten, wie die Inhaltsmassen austreten, ohne ihr Volumen zu ver- grössern, und meistens Kugelgestalt annehmen. Bei Einwirkung von Kali beobachtet man, wie die ursprünglich homogenen Massen sich trüben, ihre Structur ändern und zum Theil schliesslich sich in zahl- reiche kleine Kugeln auflösen. Auch diese Erscheinung spricht für ein ätherisches Oel. Stellt man sich z. B. eine Emulsion von Cassiaöl und Wasser her, setzt darauf zu einem Tropfen derselben Kali, so sieht man unter dem Mikroskop ähnliche Structuränderungen der Oelmassen ; eine Auflösung derselben in Kügelchen konnte jedoch nicht beobachtet werden. In verdünntem Glycerin treten die Massen nicht aus — das Aus- treten kann daher vielleicht durch Gewebespannung erklärt werden. Lässt man die Inhaltsmassen in Wasser austreten und behandelt sie dann mit Salpetersäure, so färben sie sich intensiv gelb, ändern sich sonst jedoch nicht. Ueber die Inhaltskörper der dunklen Drüsen ist nicht viel zu » sagen. Auf Querschnritten des Stammes erscheinen sie als Aggregate scharfkantiger Stücke. Kali gegenüber verhalten sich diese Inhaltsmassen ebenso wie die der Oellücken. Das Austreten findet nicht mehr statt, wenn die Blätter längere Zeit in Alkohol gelegen haben. Alkohol und Wasser scheinen den Inhaltskörper nicht zu verändern. Ob der Farbstoff der gefärbten Inhaltskörper derselbe ist, wie er sich in den umgebenden Zellen gelöst findet, ist schwer zu entscheiden. Wenn die Drüsen verletzt sind, so werden beide Farbstoffe von Wasser und Alkohol gelöst. Unverletzte Drüsen werden durch Wasser gar nicht, durch Alkohol nicht vollständig entfärbt. Der Farbstoff der randständigen Zellenaggregate von H. pulchrum Durchschein. u. dunkle Punkte a. Blättern u. Stimmen einig. Hypericaceen. 347 scheint derselbe zu sein wie in den dunklen Drüsen von H. per- foratum. Durch Kochen mit Glycerin färbten sich die Farbstoff führenden Zellen von H. pulchrum hellroth, sie durch fortgesetztes Kochen ganz zu entfärben, gelang nicht. Auch für 7. perforatum wurde eine Ver- minderung der Intensität der Färbung wahrgenommen. Chlorkalk entfärbt, wenn auch sehr langsam, den Farbstoff, doch macht er die Präparate undurchsichtig. | Salpetersäure entfärbt bei längerer Einwirkung die Zellen voll- ständig. Die Präparate leiden jedoch an grosser Undeutlichkeit. Wäscht man das mit Salpetersäure entfärbte Blatt aus, so färben sich die Zellen wieder braun, in Glycerin gelegt aber bleiben sie farblos. Kali verwandelt den rothen Farbstoff in einen grünen; durch Ein- wirkung von Essigsäure wird das Roth wieder hergestellt. Bei einem zufällig bereiteten alkoholischen Auszug der Kronblätter von H. perforatum fiel dessen lebhafte hellrothe Fluorescenz auf. In einer concentrirten Lösung ist dieselbe so bedeutend, dass die Flüssig- keit die Farbe von Siegellack annimmt, wenn man das Gefäss gegen einen dunkeln Gegenstand hält. Die Fluorescenz findet in allen Farben des Speetrums statt. Der Farbstoff gehört also zu der ersten der von Lommel') aufgestellten Classen, nämlich zu den Körpern, «bei wel- chen jeder erregungsfähige homogene Lichtstrahl das ganze Fluorescenz- spectrum hervorruft». Bei durchgehendem Lichte ist die Flüssigkeit gelb. Das Absorptionsspectrum zeigt einen doppelten Streifen im Gelb, einen dunklen von der Grenze des Orange und des Gelb bis zur D-Linie und einen etwas schwächeren rechts von D. Ein anderer Absorptions- streifen liegt im Grün in der Mitte zwischen D und b. Von der Linie G an ist der Rest des Speetrums absorbirt; nach dem Roth zu ist dieses Band abgeschattet. Mit steigender Concentration der Lösung oder grösserer Dicke ihrer Schicht nehmen die Absorptionsstreifen an Breite und Intensität zu. Bei genügend dicker Schicht wird das ganze Spectrum bis auf das Roth absorbirt; in diesem tritt noch ein !) Ueber Fluorescenz, Wiedemann, Annalen der Physik und Chemie. Neue Folge. Bd. 111. 21 * 348 A. Wieler: schwacher dunkler Streifen auf, der ungefähr an der Stelle des Ab- sorptionsbandes des Chlorophylis liegt und vielleicht von einer kleinen Beimengung dieser Substanz herrührt. Schüttelt man die alkoholische Lösung mit Benzol, so löst das letztere einen gelben Farbstoff auf. Das Spectrum desselben zeigt eine geringe Absorption im Blau. Das Spectrum der mit Benzol ausgeschüttelten alkoholischen Lö- sung ist nahezu dasselbe, wie das der ursprünglichen alkoholischen Lösung. Ein alkoholischer Auszug aus den Laubblättern von H. perforatum zeigt ausser den Absorptionsstreifen des Chlorophylis noch die beiden charakteristischen schwarzen Ränder des Kronblattauszuges im Gelb und Grün. Ein Aetherauszug der Kronblätter ist in kleinen Massen bei durch- gehendem Lichte farblos, in concentrirterem Zustande gelb, bei auf- fallendem Lichte fluoreseirt er roth, wie die alkoholische Lösung, und hat dasselbe Spectrum wie diese. Der gelbe Farbstoff ist nach Abguss der Aetherlösung noch in den Kronblättern vorhanden. Die letzteren zeigen, frisch durch den Spectralapparat betrachtet, die charakteristischen Absorptionsbänder der Lösung nicht. Zerdrückt man eine dunkle Drüse eines in Alkohol liegenden Kron- blattes, so tritt sofort in dem Tropfen die lebhafte Fluorescenz auf. Setzt man zu dem alkoholischen Auszuge Kali, so färbt sich der- selbe grün, auf Hinzufügung von Essigsäure nimmt er seine frühere Farbe wieder an. Dieselbe Erscheinung kann man an den dunklen Drüsen wahrnehmen. Alle diese Erscheinungen sprechen dafür, dass der lebhaft roth fluorescirende, gelbe Farbstoff aus den rothen Zellsaft führenden Zellen der Kron- und Laubblätter stammt, mag er nun ein Theil desselben oder ein Zersetzungsproduct sein. Die einzige Angabe, die über die optischen Eigenschaften des Farbstoffs aufzufinden war, ist in einer Arbeit von T'hos. Palmer!) !) The various Changes caused on the Spectrum by different Vegetable- Coloring Matter. The Monthly Mieroscopieal Journal Vol. XVII. — Vgl. ausser- Durchschein. u. dunkle Punkte a. Blättern u. Stämmen einig. Hypericaceen. 349 über spectralanalytische Beobachtungen gegeben. Nach ihm ist das normale Hypericin röthlich orange. (Was er unter normal versteht, erwähnt er nicht.) Bei Behandlung mit Säure wird das Hypericin roth; wenn die Lösung mit Oel hergestellt wird, behält sie die natürliche Färbung. Das Spectrum, welches die Oellösung liefert, unterscheidet sich von dem, welches die mit Säure versetzte Oellösung giebt, da- durch, dass die Absorptionsbänder im Gelb und Grün weiter nach rechts gerückt und bedeutend intensiver sind. Nach dem Blau hin sind sie abgeschattet. Die Absorption im brechbareren Theile des Spectrums reicht bis fast zur Linie b, nach der zu das Band abgeschattet ist; dasselbe Band ist im Spectrum der Oellösung weniger intensiv. Das Spectrum der mit Säure versetzten Oellösung soll fast mit dem des normalen Hypericins übereinstimmen. Es ist auch beinahe mit dem von mir gefundenen Spectrum identisch, nur dass bei diesem die Streifen im Gelb und Grün nicht abgeschattet sind; die Lage ist die gleiche. Palmer erklärt das Spectrum der Oellösung aus der Gegenwart des gelben Farbstoffes der Kronblätter. Diese Ansicht ist wohl kaum halt- bar, da die gelbe Lösung, welche man durch Schütteln der alkoholi- schen Lösung mit Benzol erhält, nur ein Absorptionsband im Violett liefert. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass auf den Laubblättern von H. calyeinum, perforatum und pulchrum, ferner auf denen von An- drosemum ein Wachsüberzug wahrgenommen wurde. dem in chemischer Hinsicht A. Buchner, Ueber das Hypericum perforatum in Buchner’s Repertorium für Pharmacie. 1830. XXXIV. 8. 217 — und Marquart, Die Farben der Blüthen. 1835. $. 59. 82. 350 Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen. Von E. Pfitzer.- 8. Uebersicht des allgemeinen Aufbaus der Orchideen. (Vorgelegt den 5. Juli 1880.) Das nachstehende Schema soll»nur die Ergebnisse meiner Studien über den Aufbau der Orchideen kurz zusammenfassen — eine ein- gehende Darstellung, in welcher auch Embryologie, Keimung, Ver- zweigung, Distichie, Stellung der Wurzeln u. s. w. zu behandeln sein werden, wird am Ende dieses Jahres erscheinen. Die angeführten Arten sind nur als typische Beispiele genannt — meistens gehört eine grosse Zahl von Formen zu jeder einzelnen Abtheilung. I. Monopodiale Orchideen !,. Die Hauptaxe wächst an der Spitze un- begrenzt fort, die Blüthenstände beschliessen besondere, nur Schup- penblätter tragende Seitenaxen. A. Formen mit Laubblättern. 1. Knospenlage der Laubblätter einfach gefaltet (duplicativ). a) Laubblätter dorsiventral, flach, meistens stumpf und un- symmetrisch endend, rechtwinklig zur Hauptaxe ausge- breitet. «@. Internodien sehr verlängert, Stamm kletternd: Zsme- ralda Cathcartı Rehb. P. Internodien ganz kurz, Stamm aufrecht. aa) Laubblätter zahlreich, schmal mit parallelen Rän- dern: Vanda tricolor Ldl. !) Vergl. Botan, Zeitung 1880. S. 139. 192, Be Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 351 bb) Laubblätter wenige, breit eiförmig: Phalenopsis Schilleriana Rehb. cc) Laubblätter aus schmalem Grunde gegen die tief ausgerandete Spitze verbreitert: Angrecum_ alei- corne Ldl. b) Laubblätter dorsiventral, meistens spitz endend, durch Drehung der Spreite der Hauptaxe parallel gerichtet. ec. Internodien und die dem Substrat angepressten Laub- blätter verlängert: Sarcanthus pallidus H. D. P. Internodien und die dem Substrat angepressten Laub- blätter sehr verkürzt; Habitus fast an Lebermoose er- innernd: Dichea echinocarpa Ldl. y. Internodien verkürzt, Laubblätter verlängert und sichel- förmig gebogen, scheinbar reitend: Saccolabium obli- quum Ldl. c) Laubblätter äquilateral mit senkrechter Spreite, wirklich reitend. ce. Stamm verlängert, dünn mit dicht gedrängten kurzen, fleischigen Blättern: Aeranthus distichus Rchb. P. Stamm kurz, aus gestauchten Internodien bestehend, mit wenigen relativ grossen Blättern (Irideen-Habitus) Sarcochilus montanus Ldl. d) Laubblätter drehrund, mit mehr oder weniger tiefer Furche Deu auf der Oberseite. e. Stämme kletternd, aus langen Internodien gebildet: Vanda teres Ldl. P. Stämme aufrecht, Internodien ganz kurz: Aerides mi- tratum Ldl. 2. Knospenlage der Blätter gedreht (convolutiv), Internodien ver- längert, Stämme kletternd: Vanilla aromatica Sw. B. Formen ohne Laubblätter, auch an der Hauptaxe nur Schuppen bildend. 1. Internodien verlängert, ganze Pflanze kletternd, grün: Vanilla aphylla Bl. E. Pfitzer: 2. Internodien ganz verkürzt, von den dicht gedrängten, spiralig gestellten Schuppen zwiebelartig umgeben: Aeranthus funa- lis Rechb. II. Sympodiale Orchideen. Das Wachsthum der Hauptaxe erlischt früh, meistens aın Ende einer Vegetationsperiode, während ein Seiten- spross die Fortentwicklung übernimmt. A. Formen mit Laubblättern. 1. Inflorescenzen lateral, an besonderen, nur Schuppenblätter tragenden Axen — Hauptaxe nur durch das Erlöschen des Wachsthums begrenzt: Pleuranthe Sympodialen. a) Typisch kein Internodium der Hauptaxe wesentlich anders entwickelt, als die übrigen (Homoblastae). c. Knospenlage der mit überwiegend starker Mittelrippe versehenen Blätter einfach gefaltet (duplicativ). aa) Inflorescenzen in den mittleren und oberen oder nur in den oberen Blattachseln der Hauptaxe. «a. Laubblätter dorsiventral, flach, verhältniss- mässig kurz. n) 0) p) s) Stämme schlank cylindrisch, Internodien verlängert, Laubblätter zahlreich, den Stamm kreuzend: Dendrobium nobile Ldll. Sonst ebenso, Laubblätter durch Drehung dem Stamm parallel: D. pulchellum Roxb. Internodien dünn, Knoten knollig ange- schwollen: D. erassinode Ldl. Stämme aus schlankem Grunde knollig anschwellend, nach oben wieder dünn cy- lindrisch: D. erumenatum Ldl. Stämme schlank cylindrisch, mit wenigen Laubblättern nahe der Spitze: D. gra- eilicaule Ldl. Stämme aus schlankem Grunde keulenför- mig, pahe der wenige Laubblätter tragenden Spitze am dieksten: D. densiflorum Wall. Dr b7 Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 353 t) Ebenso bei seitlich zusammengedrücktem flachem Stamm: D. sulcatum Ldl. u) Stämme in langeiförmige, dicke Knollen v) w) x) mit wenigen Laubblättern an der Spitze umgewandelt: D. speciosum Sm. Ebenso mit breiten, seitlich zusammenge- drückten Knollen: D. compressum Läl. Knolle fast kugelig, Blätter schmal, fleischig: D. Tattonianum. Knolle von oben nach unten abgeplattet, unregelmässig: Aggeianthus marchan- tioides Wight. y) Nur ein vertical gestelltes dorsiventrales z) Laubblatt auf kurzem eylindrischem Stamm (Habitus von Masdevallia): D. longi- colle Ldl. Anhang: Fin Internodium wesentlich be- vorzugt, Uebergänge zu den typisch hetero- blastischen Formen. &' Bevorzugtes Internodium dünn, lang cylindrisch, mit wenigen Blättern an der Spitze: Eria strieta Lal. ß' Zweierlei Triebe: Die einen schlank- eylindrisch, mit der Inflorescenz nahe der Spitze, die anderen aus einem knollig angeschwollenen Internodium mit einem Laubblatt darauf bestehend: Dendrobium nitidissimum Lchb. y‘ Alle Triebe wie die knolligen und laub- blatttragenden der vorigen Form, In- florescenz nahe der Spitze der Knolle: Eria rosea Ldl. 5. Laubblätter scharf dreikantig, mit vertiefter Oberseite. 354 79%: O0. ee. E. Pfitzer: n) Wuchs gedrängt, schuppentragende Basal- stücke der Sympodialglieder ganz kurz: Oneidium triquetrum Ldl. 0) Wuchs durch die sehr verlängerten Basal- stücke der Sympodien kletternd: O0. syl- vestre Ldl. Laubblätter äquilateral mit senkrechter Spreite, reitend. n) Stämme verlängert, Blätter kurz, dicht gedrängt, fleischig: Dendrobium anceps Roxb. 0) Ebenso mit zarten durchscheinenden Blät- tern: Lockhartia elegans Hook. p) Stämme ganz kurz, Blätter relativ lang (Irideen-Habitus): Oncidium vridifolium Ldl. Laubblätter drehrund, auf der Oberseite ge- furcht. n) Blattspreiten lang, an schlankem, eylin- drischem Stamm zahlreich: Zria pannea Ldl. o) Blattspreiten lang, an oben und unten schlankem, in der Mitte knollig ange- schwollenem Stamme zahlreich: Dendro- bium junceum Ldl. p) Blattspreiten zu kurzen zurückgekrümmten Spitzen redueirt: D. uncatum Ldl. q) Blattspreiten lang, an cylindrischem, stark verzweigtem Stamme einzeln, scheinbar die Stammäste fortsetzend: D. teretifo- lium R. Br. Laubblätter dickfleischig, polsterartig, einzeln an den Enden der Aeste des stark verzweigten Stammes. Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 355 n) Spreiten noch deutlich von oben nach unten abgeplattet: Dendrobium lingui- forme Sw. 0) Spreiten spindelförmig, warzig, gurkenähn- lich: D. cueumerinum Mac Leay. bb) Inflorescenzen aus tiefen Blattachseln am Grunde des Stammes, jedoch noch oberhalb der Laubtriebe hervorbrechend. ac. Laubblätter dorsiventral,. flach, meistens sehr verlängert. n) Blätter derb, mit parallelen Rändern, meist unsymmetrisch endend. «' Stämme sehr verlängert, aufrecht, von Vanda-artigem Habitus: Grammato- phyllum speciosum DI. P' Stämme kurz, cylindrisch: Oymbidium Mastersü Griff. y' Stämme kurz, dickknollig: ©. gigan- teum Wall. o) Blätter zart, sehr dünn, die ganze Pflanze einem kleinen Grasbüschel ähnlich: Phy- matidium sp. p) Blätter zart, bogennervig, meist breit ei- förmig und spitz: Bollea ce«lestis Kechb. PP. Laubblätter äquilateral, senkrecht (Irideen- Habitus): Maxillaria iridifolia Behb. P. Knospenlage der vielrippigen Blätter gedreht (con- volutiv). aa) Stämmeschlankeylindrisch: Zimatodes gracilisLdl. bb) Stämme aus schlanker Basis keulenförmig an- schwellend, Ohysis aurea Ldl. ce) Stämme zu meterlangen, spindelförmigen Knollen umgestaltet: Uyrtopodium punctatum Ldl. dd) Stämme in kurze, nahe dem Grunde breiteste, E. Pfitzer: wie bei den vorigen fast über und über Laub- blätter tragende Knollen verwandelt: Catasetum barbatum Ldl. ee) Ebenso, Laubblätter wenige an der Spitze der eingeschnürten Knolle: Zimatodes rosea Ldl. ff) Ebenso, Knollen von oben nach unten plattge- drückt, halb unterirdisch: Dletia florida R. Br. gg) Stämme zu unterirdischen, kriechenden Rhizomen umgebildet: Uyrtopera sanguinea Ldl. hh) Stämme aus wesentlich einem, stark angeschwollenen Internodium gebildet: Preptanthe vestita Fichb. b) Ein Internodium der Hauptaxe typisch wesentlich ab- weichend, meist knollig ausgebildet (Heteroblastae). «. Knospenlage der mit überwiegend starker Mittelrippe versehenen Blätter einfach gefaltet (duplicativ). aa) Inflorescenzen höher an der Hauptaxe entsprin- gend, als die Laubtriebe. cc. Inflorescenz typisch in der Achsel des unter- halb der Knolle obersten Blattes. n) Blätter flach, dorsiventral, mit allmäh- lichem Uebergange der Niederblätter in spreitentragende Laubblätter, auf der Knolle Blattspreiten. «' Sympodialglieder ganz kurz, Wuchs gedrängt: Odontoglossum crispum Ldl. Sympodialglieder verlängert, starr; < ß die einzelnen Knollen über einander erhebend: Rodriquezia rigida Kchb. - Sympodialglieder verlängert, zu einem dünnen kletternden Rhizom mit schein- bar seitlichen Knollen verbunden: On- cidium zebrinum Kehb. ö‘ Ebenso mit windenartig schlingendem RP TE Eee a can ‚Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 357 PP. y7- Rhizom: Oncidium convolvulaceum Ldl. o) Blätter flach, dorsiventral — unterhalb der Knolle nur Scheidenblätter, auf ihr Laubblätter: Oncidium sarcodes Ldl. p) Nur ein flaches, dorsiventrales, dick- fleischiges Laubblatt auf der Knolle. «' Knolle gross, normal: Oncidium pul- vinatum Ldl. ?' Knolle sehr klein, Blatt gross, senk- recht aufgerichtet: Oncidium ÜCaven- dishianum Batem. q) Blätter äquilateral, senkrecht, reitend, eins auf der Knolle, einige darunter: Trizeuxis falcata Ldl. r) Das einzige auf der Knolle stehende Laub- blatt drehrund, gefurcht: Oncidium Ce- bolleta Sw. s) Unter der Knolle die Laubblätter, auf ihr nur kleine Schuppen: Jonopsis pani- culata Ldl. Inflorescenz typisch in der zweiten Blatt- achsel unter der Knolle stehend. Unter dieser nur Niederblätter, auf ihr ein Laub- blatt. n) Laubblatt breit, eiföürmig: Trichopilia tortilis Ldl. 0) Laubblatt schmal, fleischig, fast dreikan- tig: Trichopilia hymenantha Rchb. Inflorescenz aus tieferen, weiter von der Knolle entfernten Blattachseln entspringend. Auf der Knolle nur ein Laubblatt, unter ihr spreitenlose Niederblätter: Palumbina candıda Rehb. 358 E. Pfitzer: bb) Inflorescenzen theils unterhalb, theils oberhalb des ce) Laubtriebs an der Hauptaxe entspringend. Unter der Knolle nur Niederblätter, auf ihr meistens ein Laubblatt. ee. Knollen relativ gross, Wuchs gedrängt: Bol- bophyllum recurvum Ldl. PP. Knolle relativ gross, Wuchs in Folge ver- längerter Sympodialstücke kletternd: D. Thouarsiı Rechb. yy. Knollen klein, Blatt senkrecht gestellt, flei- schig, über '/, Meter lang, breitelliptisch : B. Beccarit Rehb. dd. Knollen klein, Blatt dickfleischig, klein, kreis- rund: D. lichenastrum Müll. ge. Knolle noch nicht erbsengross, mit winzigem Blatt, wickelartig, anscheinend zweizeilig an- geordnet: B. sp. von Borneo. £C. Knollen abgeplattet, winzig, in eine Reihe gestellt und durch ein fadendünnes Rhizom verbunden, Blätter anscheinend rudimentär: B. minutissimum Müll. Infloresceenzen an der Hauptaxe unterhalb des Laubtriebs entspringend; letzterer meistens in der obersten Blattachsel unter der Knolle. ac. Blattfolge allmählich, die Niederblätter suc- cessiv in Laubblätter übergehend. n) Wuchs gedrängt: Mazillaria virguncula Rehb. 0) Knollen einander fast berührend; das Sym- podium erhebt sich schräg über die Unter- lage: M. pretexta Fechb. p) Wuchs durch lange senkrechte Basalstücke der Sympodialglieder steif aufrecht, Knollen weit von einander entfernt: M. sp. A. H. Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 359 q) Blätter grasartig schmal: Masrillaria tenuifolia Ldl. PP. Blattfolge unterbrochen, unter der Knolle nur Niederblätter, auf ihr meistens ein ein- ziges Laubblatt. n) Wuchs gedrängt: Maxillaria porphyro- stele Rchb. N 0) Wuchs durch lange Basalstücke der Inter- nodien kriechend: M. marginata Fenal. P. Knospenlage der meistens deutlich vielrippigen Blätter gedreht (convolutiv). aa) Infloreseenz an der Hauptaxe höher eingefügt, als der Laubtrieb. ac. Inflorescenz dicht an der Knolle: Caalia Bau- eriana Ldl. PP. Inflorescenz ziemlich tief unterhalb der Knolle: Zygopetalum Mackaü Hook. bb) Inflorescenz an der Hauptaxe tiefer eingefügt, als der meist in der obersten Blattachsel unter der Knolle stehende Laubtrieb. | «c.. Blattfolge allmählich: Anguloa uniflora A. et Pav. PP. Blattfolge unterbrochen: Lacena bicolor Ldl. 2. Inflorescenzen terminal, jede genügend kräftige Hauptaxe begrenzend. Blüthen selbst seitenständig, nur als Pelorien terminal. Acranthe Sympodialen. a) Typisch kein Internodium der Hauptaxe anders entwickelt als die übrigen (Homoblastae). «. Knospenlage der Laubblätter einfach gefaltet (dupli- cativ). aa) Blätter dorsiventral, flach. ac. Laubblatttragende Internodien gestreckt, Blät- ter relativ kurz. n) Die meisten Knoten mit Laubblättern. 360 0) E. Pfitzer: «' Stämme kletternd: Zpidendrum radı- cans Pav. P' Stämme aufrecht, kräftig: Epidendrum cnemidophorum. Iechb. y' Stämme sehr dünn, Blätter schmal, grasartig: Isochilus linearis R. br. ö' Stämme sehr dünn, fadenartig, Blätt- chen nicht grösser als Laubmoosblätter, Pflanze kriechend: Podochilus densi- forus DI. Laubblätter gegen die Stammspitze zu- sammengedrängt, der grösste Theil des kräf- tigen Stammes nur Niederblätter tragend. c'‘ Stamm aufrecht, cylindrisch: Epiden- drum (Cattleya) amethystoglossum Lchb. ?' Stamm nach der Spitze hin keulen- förmig verdickt: Dletia (Schomburg- kia) tibveinis Lechb. y' Stamm ebenso, seitlich abgeplattet: Bletia (Lela) erispa Lchb. 0’ Stamm zur langeiförmigen Knolle um- gebildet: Dletia (Lelia) autumnalis Rehb. &' Stamm eine kugelige Knolle: Dletia (Leka) speciosa H. B. K. © Der knollenförmige Theil des Stammes wesentlich aus einem Internodium ge- bildet. 7 Wuchs dicht gedrängt: Epiden- drum cepiforme Ldl. 17T Wuchs durch lange Basalstücke der Sympodialglieder kriechend: E. po- /ybulbon Iechb. Kr A a u in Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 361 n'‘ Sympodialglieder eine scheinbare zick- zackartig gebogene Hauptaxe bildend, an der die Blätter dem Substrat an- gedrückt zweizeilig zu stehen scheinen: Sophronites cernua Ldl. &' Zweierlei Triebe — die laubblatttragen- den keulenförmig, steril, die blühenden langeylindrisch ohne Laubblätter: Zpe- dendrum Stamfordianum Batem. p) Typisch nur ein Laubblatt am Ende des zarten cylindrischen Stammes. «@' Nur ein kleines Stück jedes Sympodial- gliedes auf dem Substrat, der grösste Theil aufrecht, Wuchs gedrängt: Pleu- rothallis bicarinata Ldl. P' Der grösste Theil jedes Sympodialglie- des dem Substrat angeschmiegt, nur — nt ein kurzes Stück aufrecht, Wuchs krie- chend: Pl. spieulifera Ldl. Kriechender und aufrechter Theil jedes Sympodialgliedes sehr kurz, das lange Laubblatt fast allein über den Boden erhoben: Masdevallia polysticta Rehb. = ö' Wuchs wickelartig, wie bei o) 77, Zwergformen: Lepanthes Nummula- ria Ldl. PP. Laubblätter tragende Internodien verkürzt, nur die Hochblätter tragenden verlängert. Blätter relativ lang. n) Die meisten Knoten Laubblätter tragend: Oypripedium barbatum Ldl. o) Nur zwei stumpfdreieckige, in der Form an Gingko erinnernde Blätter: Oypri- pedium japonicum Thunb. Verhandl. d. Heidelb.: Naturhist.-Med, Vereins. N. Serie HI. 25 362 E. Pfitzer: p) Nur ein herz- oder eiförmiges Laubblatt an einem kleinen unterirdischen, aus meh- reren Internodien bestehenden Knöllchen : Pogonia diseolor B1.2 bb) Laubblätter äquilateral, senkrecht, reitend. «@c. Internodien verlängert, Blätter kurz (Habitus von Lockhartia): Zpidendrum vesicatum Ldl. #P. Internodien verlängert, Blätter lang, spitz: Epidendrum equitans Ldl. Yy. Internodien ganz kurz, Blätter lang (Irideen- Habitus): Malaxwis (Oberonia) iridifolia Rehb. cc) Laubblätter drehrund, gefurcht. ec. Internodien verlängert, mit vielen Laubblät- tern: Epidendrum teres Rehb. 3P. Internodien verlängert, ein gekrümmtes, an- scheinend den Stamm fortsetzendes Laub- blatt: Dletia (Drassavola) nodosa Kechb. yy. Internodien verkürzt, ein kurzes aufrechtes Laubblatt, Wuchs kriechend: Leptotes bicolor Ldl. ööd. Ebenso, zwergartig, von dicht rasenförmigem Wuchs: Masdevallia triaristella Iechb. ?- Knospenlage der Laubblätter gedreht (eonvolutiv). aa) Ohne Wurzelknollen. cc. Internodien verlängert, mit zahlreichen Laub- blättern. n) Laubblätter zart, glatt, graugrün, aus breitem Grund verschmälert, mit deut- licher Mittelrippe: Thunia alba Kchb. 0) Laubblätter weich, glatt, netzaderig, oft buntfarbig: Goodyera discolor Ldl. p) Laubblätter fest, gefaltet, lebhaft grün: Sobralia macrantha Ldl. Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen. 363 q) Laubblätter ebenso, zu wenigen gegen das Ende des eylindrischen Stammes: Sobralia sessilis Ldl. bb) Mit Wurzelknollen: Orchis latifolia L. b) Ein Internodium jedes Sympodialgliedes typisch anders entwickelt, als die übrigen, meist knollig (Heteroblastae). ce. Knospenlage der Blätter einfach gefaltet (duplicativ). aa) Blätter dorsiventral, flach. ac. Laubtriebe nur aus den grundständigen Nieder- BP. blättern der Sympodialglieder hervorbrechend. Ein Internodium knollig. n) Wuchs dicht gedrängt: Ziparis longipes Ldl. 0) Wuchs durch lange Internodien unter der Knolle kriechend: Ce@logyne fimbriata Ldl. Laubtriebe auch aus den Blattachseln ober- halb des schlank knolligen Internodiums ent- stehend: Ponera violacea Rehb. bb) Ein einziges drehrundes Laubblatt, welches, wie bei ‚Juncus conglomeratus, das lange Stengelinter- nodium anscheinend fortsetzt und die Inflorescenz zur Seite drängt: Ceratostylis gracilis Bl. P. Knospenlage der Blätter gedreht (convolutiv). aa) Laubtriebe nur aus den unterhalb der Knolle vor- handenen Niederblattachseln hervorbrechend. a0. Alle Triebe gleich: Cxlogyne testacea Ldl. PP. Zweierlei Triebe — die einen mit Laubblättern ohne Blüthenstand, die anderen mit verküm- merten Laubblättern und Inflorescenz: C«lo- gyne eristata Ldl. bb) Laubtriebe durch Verschiebung auf die Spitze der Knolle gelangend: Crelogyne (Pholidota) arti- culata Fechb. 364 E. Pfitzer: Beobachtung über Bau und Entwicklung der Orchideen, B. Formen ohne Laubblätter, bleich gelb oder röthlich. Inflorescenz endständig. 1. Pflanze kletternd, mit verlängerten Internodien: Galeola altıssima Kchb. Pflanze aufrecht, mit echten Wurzeln: Neottia nidus DD avis L. 3. Pflanze aufrecht, wurzellos: Epipogon Gmelini Rich. 365 Zur Wirkung des Curare. Von J. Steiner. (Im Auszuge mitgetheilt.) Die rasche Lähmung der intramuskulären Nervenenden durch das Curare ist und wird von allen Seiten anerkannt; ob auch die mo- torischen Nervenstämme gelähmt werden, ist bisher immer noch be- zweifelt worden. Bezold’s myographische Versuche hatten zwar eine Verzögerung der Leitung in den motorischen Stämmen nachgewiesen, aber es war nicht unmöglich, dass diese Verzögerung Folge der Anämie ist, in welche die Stämme gerathen , wenn durch Gefässunterbindung die Blutzufuhr von dem betreffenden Beine abgeschnitten war. Ent- sprechende Kontrollversuche ohne Vergiftung mussten deshalb erst den Einfluss jener Anämie auf die Leitung der Erregung feststellen, wenn die Bezold’schen Versuche beweiskräftig bleiben sollten. Es gibt indess noch eine andere Methode, um eine etwaige Al- teration auch der Nervenstämme durch das Gift nachzuweisen; das ist die Bestimmung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der negativen Schwankung, einer Function, welche mit dem Vorgange der Erregung durchaus identisch ist. Die Bestimmung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der negativen Schwankung geschieht mit Hülfe des Rheotoms von Bernstein, das für unsere Zwecke in der vom Erfinder angegebenen Weise gehand- habt worden ist. Nachdem die mit 0,05 Gramm Curare vergifteten Frösche (sub- kutane Injektion des Giftes) eirca 4 Stunden in der feuchten Kammer 366 J. Steiner: gelegen hatten, begann der Versuch, um .die Geschwindigkeit der ne- gativen Schwankung in den Hüftnerven zu bestimmen. Unerwarteter Weise fand ich nun eine Geschwindigkeit von 28 Meter in der Se- kunde, vollkommen gleich also mit den Bestimmungen von Bernstein für den normalen Froschnerven. Dagegen ergab sich bei weiterer Untersuchung, dass die Dauer der negativen Schwankung in den vergifteten Nerven erheblich verlängert war. DBezeichnet man die Dauer mit , so fand ich dafür folgende Werthe: Versuch [7% I NER 92 001 Sekunden; TRIERER RED0DL 20 DIE Ne ROLE IV Re en ee 10 also # = 0,00134, während die Dauer von #* im normalen Nerven — 0,00070—0,00080 Sek. beträgt. Was lässt sich aus der Verlängerung der Dauer der negativen Schwankung folgern? Zunächst ist zu bemerken, dass der Hüftnerv ein gemischter Nerv ist, insofern als er aus motorischen und sensiblen Nervenfasern zusammengesetzt ist. Da sich die negative Schwankung doppelsinnig fortpflanzt, so ist die negative Schwankung, welche man bei Reizung des Hüftnerven erhält, offenbar die Summe der Schwan- kungen aus den motorischen und sensiblen Fasern. Nun aber wissen . wir aus früheren Versuchen, dass sicher die motorischen Nerven- enden in den Muskeln zu einer Zeit gelähmt sind, wo es die sensiblen nicht sind, und dass, da die Lähmung wohl von der Peripherie auf- steigt, wenn überhaupt eine Lähmung der Stämme jemals eintritt, die der motorischen Fasern früher wird eintreten müssen, als in den sen- siblen Nerven. Wenn dieser Fall nun wirklich eintritt, so wird das Rheotom offenbar eine normale Fortpflanzungsgeschwindigkeit der ne- gativen Schwankung bieten können, ohne indess damit auszusagen, dass beide Faserarten intakt sind. Wenn wir nun neben normaler Fort- pflanzungsgeschwindigkeit eine grössere Dauer der Schwankung finden, so heisst das offenbar, dass eine Faserart — und nach unserer obigen Auseinandersetzung können es nur die sensiblen Fasern sein —, Zur Wirkung des Curare. 367 dass also die sensiblen Fasern intakt sind, während die Geschwindig- keit in den motorischen Fasern verzögert ist und sich um die Zeit der Verzögerung der Schwankung der sensiblen Fasern anschliesst , sodass die Dauer der Schwankung des Hüftnervenstammes ver- grössert sein muss. Hiermit glaube ich also den Nachweis geliefert zu haben, dass 4 Stunden nach der Vergiftung die Leitung der Schwankung in den motorischen Nervenfasern redueirt ist, und zwar auf einen Werth, der sich leicht berechnen lässt aus der Geschwindigkeit der Leitung im Hüftnervenstamme, ihrer Dauer und der normalen Dauer der Schwan- kung. Bezeichnet man die Geschwindigkeit m't G, so bekommt man folgende Werthe: Versuch G Te ER UN rt, LATS: Meier: 13 RER MEERE RENTE SETELRR TE 1 SEES DT a a NE ee: et DER N Da die Leitung der Erregung und die der negativen Schwankung im Nerven identische Vorgänge sind, so beweist unser am Rleotome gefundenes Resultat die Richtigkeit auch der myographischen Versuche von v. Bezold. Andrerseits erhalten wir hierdurch einen weiteren Beweis für die Identität der Erregung und der negativen Schwankung im Nerven. — Unerwarteter Weise bietet nun das Rheotom die wei- tere Möglichkeit und offenbar den einzigen Weg, um auch das Ver- halten der sensiblen Nervenfasern während der Vergiftung mit Curare untersuchen zu können. Denn finden wir jemals im Hüftnervenstamm selbst eine Herabsetzung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Schwan- kung, so muss man nothwendigerweise daraus folgern, dass dann auch die sensiblen Nervenfasern angegriffen sind. In den folgenden Versuchen, welche die specielle Untersuchung der sensiblen Fasern beabsichtigten, erhielten die Frösche 0,033 Gramm des Giftes und blieben 24 Stunden in der feuchten Kammer liegen. Nach dieser Zeit in derselben Weise wie oben untersucht, fand ich für G des Hüftnerven folgende Werthe: 368 J. Steiner: Zur Wirkung des Curare. Versuch G N a We eabigneieter: LTE RER: 0 TE REIHE DIR: ve A. oh SB ehue TV: 0 at 2 RO AED EN SALATE me ar DIR Es ist also G herabgesetzt; das heisst aber, dass nun auch die sensiblen Fasern in ihrer Leitungsfähigkeit beeinträchtigt sein müssen. Da auch D immer noch vergrössert gefunden wurde, so muss man folgern, dass um diese späte Zeit noch immer keine totale Lähmung in den motorischen Fasern eingetreten ist, wodurch weiterhin wahrscheinlich gemacht wird, dass in den motorischen Nerven die Affeetion niemals zu einer totalen Lähmung führt. Es werden also durch das Curare sowohl motorischer, wie sen- sibler Nerv afficirt; dass die Affection später in den letzteren eintritt, ist kein principieller Unterschied. Hiermit ist nun ein letzter Ein- wand gegen die Identität von motorischen und sensiblen Nervenfasern aus dem Wege geräumt. 369 Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). Von Dr. Adolf Schmidt, Dozent an der Universität Heidelberg. Einleitung. Die kleine badische Amtsstadt Wiesloch liegt an der südwest- lichen Ecke des Odenwaldgebirges, 12 km. südlich von Heidelberg, und somit auch vom Neckarfluss, welcher das Gebirge von Ost nach West durchschneidet und bei Heidelberg die Rheinebene erreicht. Das Hauptmassiv des Odenwalds liegt nördlich vom Neckar und besteht aus grossentheils an Hornblende reichen, granitischen Gesteinen, an welche sich nach Süden hin ein dünner Streif von Dyasschichten und sodann der mächtig entwickelte Buntsandstein anlegt, in welchem dort hauptsächlich das Neckarbett eingeschnitten ist. Der Buntsand- stein zeigt ein schwaches Einfallen nach Süden und ist bei Nussloch, etwa 9 km. südlich von Heidelberg, von dem Muschelkalk conform überlagert. Der Muschelkalk erstreckt, sich von da südlich bis Wies- loch und enthält in seiner oberen Abtheilung die Wieslocher Zinkerz- lagerstätten. Diese liegen, wie die der vorliegenden Arbeit beigegebene Uebersichtskarte (Taf. IX) zeigt, einerseits zwischen Wiesloch und Nuss- loch, am westlichen der Rheinebene zufallenden Gebirgsabhang, andrer- seits östlich von Wiesloch, zwischen Alt-Wiesloch und Baierthal, im Gebirge, und zwar hauptsächlich im sogenannten „Kobelsberg“. Man unterscheidet daher zwei getrennte Abbaufelder, nämlich das westliche oder „Hesselfeld“ und das östliche oder „Baierthaler Feld“, welches letztere den Kobelsberg einschliesst, 370 Adolf Schmidt: Die „Hessel* oder „Hässel* heisst ein sich von Wiesloch nach Norden ziehender hügeliger Landstrich, welcher dort das breite Rhein- thal nach Osten begrenzt, nach Norden allmählich ansteigt und in dem etwa 120 m. über die Rheinebene und mehr als 240 m. über den Meeresspiegel sich erhebenden „Ludwigsberg* unweit Nussloch gipfelt. Hier befinden sich sämmtliche Baue aus früheren Jahrhunderten, sowie die jetzt noch in Betrieb befindlichen der Altenberger Gesellschaft, genannt „Actiengesellschaft «Vieille Montagne» für Bergbau und Zink- hüttenbetrieb“. Der „Kobelsberg“ im Baierthaler Feld liegt mit seinem Gipfel 229 m. über dem Meere, 2 km. von der Rheinebene ab, zwischen dem Ludwigsberg und dem Dorfe Baierthal. In seinen ziemlich steil abfallenden südwestlichen Abhängen, in der Nähe von Alt-Wiesloch, befinden sich die Erzlagerstätten, auf welchen früher die „Badische Zinkgesellschaft* Abbau trieb, und welche jetzt der „Rheinisch-nas- sauischen Bergwerks- und Hütten- Actiengesellschaft zu Stolberg bei Aachen“ angehören. Ueber die Wieslocher Lagerstätten sind schon früher einige Ar- beiten erschienen, nämlich: „Das Vorkommen des Galmeis bei Wiesloch.“ Inaugural-Disser- tation von Dr. Gustav Herth. Heidelberg. 1851. Broschüre. „Ueber die Umgegend von Wiesloch“ von C. Holzmann in G. Leonhard'’s „Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntniss des Grossherzogthums Baden“. Heft I. 1853. p. 69. „Ueber das Vorkommen des Galmeis bei Wiesloch“ von O. Hof- finger; ebenda. p. 75. „Ueber das Alter des Wieslocher Bergbaus“ von Rohatzsch, im „Bergwerksfreund“ XVI. Nr. 20; auch abgedruckt in Leonh. Beitr. Heft IL .p. 111. Ferner finden sich Bemerkungen über den Wieslocher Bergbau in dem Aufsatz „Zur Geschichte des Bergbaus in Baden“ von G. Leonhard, in Leonh. Beitr. Heft IH. p. 121. Endlich ist zu er- wähnen eine ausführlichere Abhandlung, betitelt: „Die Galmeilagerstätten der Umgegend von Wiesloch“ von Carl Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 371 Clauss; gedruckt im „26. Jahresbericht des Mannheimer Vereius für Naturkunde“. 1859. p. 36. Seit der Veröffentlichung der letztgenannten Arbeit, also seit mehr als 20 Jahren, ist Nichts mehr über den Gegenstand erschienen. Seit- dem hat aber der dortige Bergbau eine bedeutende räumliche Aus- dehnung genommen, und es sind neue Aufschlüsse gemacht worden, welche auch auf die früher bekannten ein neues Licht zu werfen ge- eignet sind. Hiezu rechne ich ganz vorzugsweise die Auffinduug grösse- rer Massen von Zinkblende, welche früher bei Wiesloch fast gar nicht vorkam, in den neueren Bauen im Kobelsberg. Ich will daher im Folgenden die Zinkerzlagerstätten bei Wiesloch von Neuem einer Besprechung unterziehen, und zwar nach demselben Plane, welchen ich in meinen früheren Abhandlungen über ähnliche Gegenstände befolgt habe, mit folgender Eintheilung des zu behandeln- den Gegenstandes. Eintheilung. A. Die Mineralien und Erze. B. Geognostische Verhältnisse. C. Beschreibung der Lagerstätten. D. Entstehung der Lagerstätten. E. Geschichte des Bergbaus. Einen grossen Theil des Materials zu den Abschnitten B, C und E verdanke ich der gütigen Unterstützung der beiden Bergbau-Gesell- schaften und ihrer Beamten, insbesondere des Bergwerks - Direktors C. Pörting in Immekeppel bei Bensberg, des Direktors Wilhelm Fischer in Bensberg, des Inspektors Otto Hoffinger und Ober- steigers Häuser, beide in Wiesloch. Wichtige Mittheilungen über den früheren Bergbau erhielt ich ausserdem von den Herren Philipp Bronner in Wiesloch, Friedrich de Nesle in Mannheim und A. C. L. Reinhardt in Schwetzingen. Zur Vervollständigung des mineralogischen Theils hat es wesent- lich mit beigetragen, dass mir die Herren Bronner und Häuser in Wiesloch, sowie die dortige Schulverwaltung die Benützung ihrer reichhaltigen Spezialsammlungen, und Herr Professor Rosenbusch 372 Adolf Schmidt: die der Heidelberger akademischen Sammlung gestattet haben. Den Herren Professoren Benecke und Cohen in Strassburg verdanke ich die Einsichtnahme des Manuskripts des vor Kurzem erschienenen Il. Hefts ihrer „Geognostischen Beschreibung der Umgegend von Heidel- berg“. Einen Theil der für die vorliegende Arbeit nothwendigen chemischen Analysen hat die Rheinisch-nassauische Gesellschaft für mich ausführen lassen, theils in ihrem Centrallaboratorium durch Herrn H. Jammes, theils in ihrem Laboratorium zu Bensberg durch Herrn C. Zörnig. Für die von mir selbst ausgeführten chemischen Untersuchungen hat mir Herr Professor Stengel dahier sein Laboratorium zur Verfügung gestellt. A. Die Mineralien und Erze. In den Wieslocher Frzlagerstätten treten folgende Mineralien auf: 1. Zinkblende. . Bleiglanz. . Markasit. . Zinkspath. . Zinkblüthe. . Brauneisenerz. 180) . Eisenoker. . Pyrolausit. sa ı oa u Pr . Cerussit. 10. Pyromorphit. 11. Bleivitriol. 12. Antimonoker. 13. Schwerspath. 14. Gyps. 15. Kalkspath. 16. Bitterspath. 17. Realgar. 18. Thon. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 373 1. Zinkblende. Die Zinkblende, welche bei Wiesloch fast nur im südlichen Theil der Baue im Kobelsberg vorkommt, dort aber eine reiche Lagerstätte bildet, erscheint fast nie deutlich krystallisirt. An einem einzigen der mir vor Augen gekommenen Stücke konnte ich braune mikroskopische Kryställchen erkennen von der Combination 0, O0», ®0. Im All- gemeinen zeigt sie sich nur derb mit theils kryptokrystallinem, theils phanerokrystallinem Gefüge. a) Kryptokrystalline Blende. Mineralogische Beschreibung. Die kryptokrystalline Blende ist, der Menge nach, die weitaus überwiegende. Sie ist bald aphanitisch, bald undeutlich körnig oder „steinig“ ausgebildet und ganz undurchsichtig. Der Bruch ist halbmuschlig bis uneben, glanzlos; die Härte —= 4, an frischen Stücken bisweilen etwas höher. Die Farben sind sehr verschieden, hauptsächlich isabellgelb, rothbraun, dunkelgrau, mit allen Uebergängen zwischen diesen Farben. Der Strich auf Por- zellan zeigt dieselben Farben etwas heller. Auch der Ritz mit dem Messer ist entsprechend gefärbt, aber stets mehr oder weniger wachs- artig glänzend. Diese kryptokrystalline Blende tritt bei Wiesloch nie anders auf als mit ausgezeichnet lagenförmigem Aufbaue und wird als '„Schalenblende“ bezeichnet. Sie steht derjenigen von Raibl in Kärn- then, welche insbesondere Kersten in Pogg. Ann. Neue Folge. Bd. LXIII. p. 132. genauer beschrieben hat, sehr nahe. Die Wieslocher Schalenblende besteht aus vielen sehr dünnen, oft papierdünnen, gewellten und verschieden gefärbten Lagen von kryptokrystalliner Blende. Von den Lagen gehen gewöhnlich 10 bis 15 auf 1 cm. Dicke. Die meisten und besonders die dicksten Lagen besitzen gelbe und braune Färbungen in allen Abstufungen zwischen graugelb und röthlichbraun, bald dunkler bald heller, ohne regelmässige Abwechslung. Dazwischen sind einzelne dünne Lagen von dunkelgrauer bis schwarzer Farbe und grauem Strich. Die Lagen schliessen meist dicht aneinander an mit etwas verschwommener Begrenzung und haften so fest aneinander, dass die ganze Masse beim Zerschlagen sich nicht 374 Adolf Schmidt: nach den Lagen ablöst, sondern mit halbmuschliger Oberfläche quer durch die Lagen bricht. Dies bezieht sich indessen nur auf die frische Blende. Hat aber ein Stück Jahre lang an der Luft gelegen, so wird es nicht allein rauher von Ansehen und blasser von Farbe, sondern es zeigt dann auch mehr oder weniger starke Neigung, sich nach den gewellten Lagen, also „schalig“ abzulösen, und dann erst fängt diese Blende an, den Namen „Schalenblende“ zu verdienen. Sehr kleine, theils mikroskopische, theils mit freiem Auge noch erkennbare, drusige Hohlräume, weiche sich häufig in der Blende- masse finden, sind stets mit Bleiglanzkryställchen ausgekleidet oder erfüllt. Ausserdem füllt Bleiglanz nicht selten in gewissen dickeren und körnigen Lagen vorhandene, scharf begrenzte Lücken, welche die bei ihrer Bildung in krystalliner Form sich anlagernde Blende zwischen ihren Körnern gelassen hat. Die Gestalt der kleinen Blei- glanztheilchen lässt oft das Unten und das Oben erkennen, indem der untere Theil den unregelmässig zackigen Krystallisationslücken der Blende entspricht, während der obere rechtwinklige Durchschnitte zeigt, gemäss der nach Oben freien, krystallinen Ausbildung des Bleiglanzes. Dies beweist, dass sich zwischen der Blende abwechselnd Bleiglanz ab- gesetzt hat, was auch dadurch bestätigt wird, dass der Bleiglanz bis- weilen dünne zusammenhängende Lagen in der Blende bildet. An manchen etwas verwitterten Stücken sind die Bleiglanztheilchen heraus- gefallen oder auf andere Weise entfernt worden, so dass nun an solchen Stücken sich zackig begrenzte Zwischenräume zwischen zwei Blendelagen befinden. Dass diese Räume früher mit Bleiglanz erfüllt gewesen, erkennt man einerseits an der Gestalt der in der oberen der beiden angrenzenden Blendelagen gelassenen Eindrücke, andrer- seits daran, dass, wenn man ein solches Stück durchschlägt, der Blei- glanz im Innern desselben oft noch erhalten ist. Auch dünne Lagen, bis etwa '/; mm. stark, von reinem Markasit, zum Theil von fasrigem Gefüge, finden sich gelegentlich in der Schalen- blende, concordant eingelagert. Die Schalenblende bleibt auch in ziemlich dünnen Schliffen undurchsichtig. Eigentliche Dünnschliffe sind wegen überaus bröckliger Die Zinkerzlagerstätten von Wiesloch (Baden). 375 Natur des Materials nicht herzustellen. Dünne Splitter sind ganz un- durchsichtig. In sehr feinem Pulver, in Canadabalsam eingelegt, finden sich, insbesondere nach vorherigem Erhitzen auf 400 bis 500°, zwischen dem im Allgemeinen auch hier undurchsichtig bleibenden Material, zahl- reiche einzelne durchscheinende bis durchsichtige Körnchen, theils farb- los, theils röthlichgelb, oder röthlichbraun, theils grünlichgelb, aber stets etwas getrübt durch feine, schwarz erscheinende, oder rothbraune Interpositionen und durch zahlreiche, unregelmässig verlaufende Sprünge und Risse. Diese durchscheinenden Theile zeigen sich zwischen zwei Niceols ohne Ausnahme isotrop. Wir haben es daher mit der ge- wöhnlichen tesseralen Blende zu thun, eine Thatsache, auf welche uns schon die Eingangs dieser Beschreibung erwähnte Krystallisationsform hingewiesen hat. Breithaupt (Berg. u. hm. Ztg. XXI. 25) und Reuss (Sitzungsb. d. Wien. Akad. XLVII. 1, 13) halten die strahlige Schalenblende für hexagonal, d. i. Wurtzit. Andrerseits erwähnt Breit- haupt (Journ. f. pr. Chem. 1838. Bd. 15. p. 334) der „schaligen dodekaödrischen Zinkblende*, welche er ebenda (p. 334) auch als „Schalenblende“ bezeichnet. Arten des Vorkommens. Die wie beschrieben beschaffene Schalenblende tritt nun in zweierlei Formen auf: 1. ebenlägig: die Lagerung ist horizontal und die Lagen, ob- gleich kleinwellig, doch im Ganzen genommen über fast ebene Flächen ausgebreitet, und, trotz ihrer Dünne, auf nach ganzen Metern zu be- messende Entfernungen zusammenhängend und von annähernd gleich- bleibender Beschaffenheit. Zu oberst liegt an vielen Stellen eine 1 bis 3 em. dicke Lage von Bleiglanz, nach Oben frei auskrystallirt, und selbst wieder theilweise überdeckt von einem später zu beschreibenden, phanerokrystallinen Gemenge von Blende und Kies; 2. stalaktitisch: ein bedeutender Theil der aufgefundenen Schalen- blende ist in Gestalt grosser Stalaktiten, bis zu 15 cm. dick und nicht selten 30 bis 40 cm. lang. Gefüge und Farben sind vollkommen iden- tisch mit denen der ebenlägigen Blende. Auch hier kommen dünne Lagen von Bleiglanz und von Eisenkies vor, sowie zu äusserst eine dicke, unregelmässige Lage oder häufiger einzelne grosse Krystalle 376 Adolf Schmidt: von Bleiglanz. Der Bleiglanz ist meist wieder von einer dickeren Lage von phanerokrystalliner Blende theilweise oder ganz überzogen. Manche dickere Stalaktiten sind ausnahmsweise aus vielen dünnen zu- sammengesetzt, die in eine gemeinschaftliche Hülle aus demselben Stoffe eingeschlossen sind. Gewöhnlich aber bestehen auch die dickeren nur aus je einem Individuum. Die meisten dieser Stalaktiten besitzen in ihrem dickeren Theile einen Kern von theilweise zersetztem Markasit. Oft besteht das ganze dickere Ende derselben aus Zersetzungsprodukten von Kiesen. Diese Beobachtung erklärt die seltsame Thatsache, dass die Stalaktiten fast nur lose im Thon liegend, nicht etwa am Gestein anhaftend, gefunden werden. Der Markasit war die älteste und ursprünglich unmittelbar am Gestein anliegende Bildung, an welche sich erst die Blende an- setzte. In Folge der späteren Zersetzung des Kieses mussten sich daher die Stalaktiten vom Gestein loslösen. Beim langsamen Nieder- sinken durch den Thon haben sie sich fast alle mit ihrem oberen schwereren Theile nach Unten gekehrt, und werden in dieser Stellung aufgefunden. Chemische Zusammensetzung. Die Wieslocher Schalen- blende war bisher noch nie analysirt worden. Auf meinen Wunsch hat die Rheinisch-nassauische Gesellschaft in ihrem Centrallaboratorium zu Stolberg durch Herrn H. Jammes eine sorgfältige Analyse aus- führen lassen, welche folgendes Resultat ergeben hat: EEE N ERS ER ya 3 2) 1 a RR oe ax I A PORN, Br FOR, Ss en 27:76 SDN Se RS AS N SON Wnlosich"" 20,042 99:62. Nach Angabe des Herrn Directors Fischer, welcher das Material Die Zinkerzlagerstätten von Wiesloch (Baden). 377 zu dieser Analyse zu liefern die Güte hatte, enthielt dasselbe unge- wöhnlich viel eingemengten Bleiglanz, woraus sich der hohe Pb-Gehalt erklärt. Die ganz hellfarbigen Lagen der Schalenblende, welche aller- dings schwierig abzusondern sind, enthalten sehr wenig Pb, und auch dieses wenige dürfte von den oft vorkommenden mikroskopischen Blei- glanzdrusen herstammen. Der gefundene S genügt nicht zur Sättigung der gefundenen Mengen von Zn, Pb, Fe, von dem Sb ganz abgesehen. Zieht man aber die dem Zn und Fe entsprechende S-Menge von der gefundenen ab, berechnet sodann die dem S-Ueberschuss entsprechende Pb-Menge und zieht letztere von der ganzen Pb-Menge ab, so verbleibt ein Ueber- schuss an Pb, welcher mit dem gefundenen Sb ziemlich genau einer Verbindung PbSb entspricht. Es erscheint daher sehr wahrscheinlich, dass das Sb dem Bleiglanz zugehört und in demselben, wie in manchen andern Bleiglanzen, einen Theil des S vertritt. Eliminirt mau demgemäss aus der obigen Analyse Pb, Sb und den zur vollständigen Sättigung des Pb noch nöthigen Theil des S, so ergibt sich die eigentliche Blendemasse als zusammengesetzt aus: In Procenten. DE RE 3 Du di 66:06 vet, nt 0:46 E69 .278 4007, 0:09 SR TR 32:70 ALOE. LO 0:13 Unlölih . 042 0:53 78:32 99:97. Das analysirte Material bestand also aus ungefähr 78'3 °/, Blende und 21:7 %, Bleiglanz. Ein Theil des geringen Fe-Gehaltes könnte möglicherweise dem Bleiglanz zugehören. Verhalten beim Erhitzen. Bei vorsiehtigem Erhitzen ganzer Stücke von Schalenblende bis zu schwacher Rothgluth entwickelt die- selbe empyreumatische Gerüche, und es gehen in derselben bleibende Veränderungen vor, welche sich unter dem Mikroskop beobachten lassen. Die rohe Blende, welche dem freien Auge glanzlos erscheint, Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 26 378 Adolf Schmidt: zeigt im frischen Bruch unter dem Mikroskop im reflectirten Licht einen wachsartigen Glanz, ähnlich demjenigen, welcher schon makroskopisch im Ritz bemerkbar ist. Beim Erhitzen \verschwindet dieser Glanz stellenweise. Dabei entwickelt sich zuerst, bei nur etwa 400°, ein schwacher, trocken-aromatischer, später ein fettiger oder öliger Geruch, ohne dass dabei ein bemerkbares Destillat auftritt. Bei der hellgefärbten Blende überwiegt der aromatische, bei der schwarzgrauen der fettige Geruch. Gleichzeitig treten bleibende Farbenveränderungen ein. Die gelben und braunrothen Blendelagen werden trübe und grau, jedoch so, dass die einzelnen Lagen theils durch noch schwache Reste der Färbungen, theils durch blosse Lichtschattirungen erkennbar bleiben. Dass die Entfärbung nicht etwa von oberflächlicher Oxydation herrührt, geht daraus hervor, dass die Veränderung schon weit unterhalb der Rothgluth, und nicht allmählich, sondern fast plötzlich eintritt, dass haselnussgrosse Stücke, durch Erhitzen entfärbt und dann zerschlagen, sich auch im Innern verändert zeigen, dass endlich eine Bildung von Zinkoxyd selbst unter dem Mikroskop nicht zu erkennen ist. Die isabellgelbe Farbe verschwindet meist vollkommen, die braunrothe da-., gegen niemals ganz. Letztere scheint daher hauptsächlich von einem Eisengehalt herzurühren. Die schwarzgrauen Lagen, die sich in rohem Zustand unter dem Mikroskop als innige Gemenge erweisen von graugelber Blende mit einer schwarzen Masse, in welcher fein vertheilter krystalliner Blei- glanz erkennbar ist, werden nur wenig lichter als vorher und bleiben die dunkelsten; ihr Strich bleibt dunkelgrau. Ausserdem wird die Blende beim Erhitzen stellenweise drusig- porös, besonders auffallend in der Nähe des Bleiglanzes, welcher zum Theil selbst löcherig wird. Mikroskopische Drusenräume, welche vor- her mit schwarzer Masse angefüllt erschienen, zeigen sich nach dem Erhitzen mehr oder weniger entleert und mit Bleiglanzkryställchen oder mit einem theils matten, theils glänzenden schwarzen Ueberzug dünn ausgekleidet. Diese letzteren Erscheinungen treten vorzugsweise in den schwarzgrauen Lagen auf, aus welchen an manchen Stellen sogar der grössere Theil der ganzen Masse verschwindet. Bisweilen fallen dabei Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 379 lose, mikroskopische Bleiglanzkryställchen aus, welche vorher in der bei der Erhitzung verflüchtigten Substanz mussten eingeschlossen ge- wesen sein. Zu obigen Veränderungen tritt noch eine weitere im mechanischen Verhalten der Blende. Während frische Blende stets nur quer zu ihren Lagen bricht, ist die erhitzte, ähnlich wie die etwas verwitterte, ge- neigt, parallel zu den Lagen zu spalten, und, wenn man das Erhitzen zu rasch ausführt, springen oft zuerst einzelne Lagen auseinander, und einen Augenblick später verknistert bisweilen die Blendemasse selbst in kleine eckige Stückchen, was bei vorsichtigem Erhitzen nicht eintritt. Das Verknistern in Stücke zeigt sich hauptsächlich bei solchen Blende- theilen, welche in höherem Grade als die übrigen beim Erhitzen matt und löcherig werden und einen mehr fettigen Geruch entwickeln. Der Glanz, der beim Ritzen mit dem Messer auftritt, geht der Blende durch Er- hitzung, ja selbst durch längeres Glühen selten ganz verloren. Es scheint mir daher nicht wahrscheinlich, dass derselbe durch diejenigen Stoffe ver- ursacht sei, welche sich bei Erhitzung verflüchtigen. Allerdings wäre es denkbar, dass diese Stoffe sich nur zersetzen und glänzende Rück- stände in feiner Vertheilung hinterlassen, wie dies nach Obigem in den kleinen Hohlräumen thatsächlich zu beobachten ist. Allein der schwarze, zum Theil glänzende Ueberzug in den Hohlräumen könnte auch Schwefel- blei sein, und da auch andere natürliche Schwefel-, wie auch Chlor- verbindungen in Folge ihrer Geschmeidigkeit im Ritze glänzend er- scheinen, so mag auch bei Blenden ein wenn auch nur geringer Grad dieser Eigenschaft die Ursache des Glanzes sein. Ich habe mir viele Mühe gegeben, die beim Erhitzen aus der Blende entweichenden Stoffe zu isoliren. Allein dieselben scheinen zu gering an Gewicht zu sein und zu schwer kondensirbar; denn ich bin dabei zu handgreiflichen Resultaten nicht gelangt. Eine längere Behand- lung mit Wasser, mit Aether, mit Terpentinöl, theils mit, theils ohne Anwendung von Wärme, erzeugte keine auch nur mikroskopisch erkenn- bare Veränderung, ebensowenig eine messbare Gewichtsverminderung, und die so behandelte Blende verhält sich nach sorgfältiger Reinigung beim Erhitzen wie die frische. Beim Erhitzen von 16 gr. getrock- 26* 380 Adolf Schmidt: neten Blendepulvers wurden als Destillat nur einige Wassertropfen erhalten, mit einem ziemlich penetranten, etwas aromatischen Geruch, welchen die Glasröhre nach dem Verdunsten des Wassers einige Wo- chen lang beibehielt. Da beim. Erhitzen von Stücken so scharfe Gerüche nie auftraten und andrerseits gepulverte Blende schon bei geringer Erhitzung etwas schweflige Säure entwickelt, so ist zu vermuthen, dass der bei diesem Versuch aufgetretene penetrante Ge- ruch von einer schwefligsauren Verbindung herrührte Mit dem von reiner schwefliger Säure hatte derselbe keine Aehnlichkeit. Durch scharfes Glühen erleidet die Schalenblende einen Gewichtsverlust von höchstens 0,67 °o. Aus allen angestellten Versuchen geht hervor: a) dass die Wieslocher Schalenblende geringe Mengen flüchtiger Stoffe, wahrscheinlich organischer Natur und vielleicht zu den mine- ralischen Oelen gehörig, eingeschlossen enthält; b) dass diese Stoffe sich vorfinden, theils in äusserst feinen Poren und Kanälen zwischen den mikroskopischen Blendekörnern (Ursache des Zerbröckelns der Dünnschliffe), theils in grösseren, zum Theil schon mit der Loupe erkennbaren Hohlräumen, theils zwischen einzelnen Lagen und letztere zusammenkittend (daher tritt die Parallelspaltung erst nach dem Erhitzen oder Verwittern auf); c) dass diese Stoffe, oder die durch ihre Zersetzung beim Er- hitzen entstehenden, sich unterscheiden lassen als: 1. sehr leicht flüchtige, schon bei etwa 400° C. entweichende, trocken aromatisch riechende, welche die hellgelbe Farbe der Blende zu bedingen scheinen, sowie auch die Lebhaftigkeit und Klarheit der übrigen Farben, und als 2. weniger leicht, doch immerhin unterhalb Rothgluth sich ver- flüchtigende, dabei fettig riechende Stoffe, welche zwischen manchen Blendelagen und in mikroskopischen Drusenräumen und Spalten vor- zugsweise als Begleiter des Bleiglanzes auftreten und das Verknistern und Löcherigwerden der Blende beim Erhitzen veranlassen. Erhitzungsversuche mit anderen Blenden. Im An- schluss an obige Versuche habe ich einige Zinkblenden von anderen Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 381 Fundorten geprüft, z. B. schwarze, grosskrystalline Blende von Freiberg (Sachsen); dunkelbraune und grosskrystalline von Pribram (Böhmen); durchscheinende, grüne, körnige Blende, sowie auch fast durchsichtige, gelbgrüne Krystalle von Granby (Missouri). In allen Fällen entwichen beim Erhitzen riechende Gase. Bei den dunklen Blenden war der Geruch mehr fettig oder ölig und die Masse verknisterte zu kleinen Stücken, änderte aber kaum ihre Färbung. Die Licht durchlassenden, grünen Blenden entwickelten einen mehr trocken aromatischen Geruch, zersprangen wohl mit Heftigkeit in mehrere Stücke, ohne jedoch klein zu zerknistern, und die Farben wurden verändert. Die gelbgrünen, durchsichtigen Krystalle von Missouri wurden klarer und glänzender und nahmen eine sehr schöne, pomeranzengelbe Farbe an, welche bei fortgesetzter und schliesslich auf Rothgluth gesteigerter Hitze sich nicht weiter veränderte, ein Beweis dafür, dass der gelbe Farbstoff der Blenden nicht immer flüchtiger Natur ist. Cadmium vermochte ich in dieser Blende keines nachzuweisen, dagegen eine nicht unbedeutende Menge von Eisen. Bei keiner der untersuchten Blenden reagirten die entweichenden Gase auf Lackmuspapier. Bei einigen mit fettem Geruch waren schwache Dämpfe sichtbar und ein kaum erkennbarer, fleckiger Beschlag, welcher beim Erhitzen unter Abgabe desselben Geruchs verdampfte oder schon nach wenigen Minuten von selber verschwand. Dass sich auch dann, wenn nichts dergleichen sichtbar wird, ein wenn auch schr geringes Destillat bildet, dürfte daraus hervorgehen, dass die Gläser, in welchen solche Erhitzungsversuche vorgenommen wurden, meist längere Zeit einen schwachen Geruch beibehalten. Erhitzungsversuche mit gepulvertem Material führen fast nie zu einem deutlichen Resultat, weil sich da sofort etwas schweflige Säure entwickelt, deren scharfer Geruch die Beobachtungen stört oder gänzlich verhindert, vielleicht auch ein Theil der flüchtigen Stoffe schon vorher beim Pulvern entwichen ist. Kiesblende. An einzelnen Stellen im Wieslocher Blendelager ist eine dunkel grünlichgraue bis grauschwarze, kryptokrystalline Blende von grauschwarzem Strich, in derben, knolligen Massen gefunden worden. 382 Adolf Schmidt: Sie enthält viele unregelmässig gestaltete kleine Hohlräume, welche, wie das Mikroskop zeigt, mit einem krystallisirten Kies dünn ausge- kleidet sind. Bei starker Vergrösserung sieht man feine Kiesschnürchen und einzelne Kieskryställchen auch in der scheinbar homogenen Haupt- masse. Eine Analyse des Herrn H. Jammes, Chemiker der Rhein.- nass. Gesellsch., ergab: A De N re erde PD er A RRNAT, 1 SE ae Au 123) Mar a DI ee N AL Te nn ikeme loslich RT TR ER er LS SA Seth 7 Re ed a SD: EN ern Me Unloösiich” 22 ae: 1:96 98:73. Das Ganze besteht hiernach in der Hauptsache aus etwa 563 ZnS, 36:6 FeS,, 2:2 As,S,. Wenn man die Masse pulvert, so zerreibt sich die Blende zu einer äusserst feinen, etwas fettigen und fast salbenartigen, grauschwarzen Masse, während der härtere Kies gröber bleibt und unter dem Mikro- skop als gelblichweisse Körner erkannt wird. Durch nachheriges Schlämmen lassen sich beide Bestandtheile in der Hauptsache mecha- nisch von einander trennen und ergeben dabei annähernd obige Ge- wichtsverhältnisse von Blende (ZnS) und Kies (FeS,). Das Ganze ist daher, wenngleich dem Auge homogen erscheinend, nur als ein sehr inniges Gemenge von Zinkblende mit As-haltigem Eisenkies zu betrachten. Da die erwähnten Hohlräume häufig mit weissem, As-haltigem Eisensulfat erfüllt sind, so,lässt sich hieraus auf die leichte Zersetzbarkeit des Kieses schliessen, woraus sich wieder vermuthen lässt, dass derselbe Markasit sei. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 383 Die Knollen dieser unreinen Blende sind in den mir bekannten Stücken mit dünnlagiger Schalenblende überzogen, stellenweise ohne scharfe Grenze, mit anscheinend allmählichem Uebergang aus der einen Masse in die andere. b) Phanerokrystalline Blende. Während die kryptokrystalline Schalenblende die Hauptmasse der Wieslocher Blendeablagerung bildet, tritt die phanerokrystalline Blende nur in untergeordneter Menge auf. Sie zeigt keinen dünnlagenförmigen, sondern stets massigen Aufbau und bildet meist einen in sich gleich- artigen, 5 bis 20 mm. dicken Ueberzug über der Schalenblende, ist daher jüngerer Entstehung als letztere. Sie tritt in zwei Varietäten mit wesentlich verschiedenen Eigenschaften auf. Beide sind dunkel gefärbt, die eine ist grau und durchscheinend, die andere undurch- sichtig, schwarz und mit Kies vermengt (phanerokrystalline Kiesblende). Die graue krystalline Blende erscheint dem unbewaffneten Auge als körnig, stellenweise zu faseriger Ausbildung geneigt, dunkel- grau, mit dunkel pomeranzgelben Partieen, in dünnen Splittern gelb durchscheinend. Der Strich ist bisweilen fast kreideweiss, häufiger graulichweiss oder hell gelblichgrau. Der Ritz ist etwas glänzend. Die Härte ist merklich geringer als die der Schalenblende und dürfte 3 '/, .kaum je erreichen. Trotz ihrer vorwiegend dunklen Farbe ist diese Blende chemisch fast frei von Eisen. Beim Erhitzen auf etwa 500° tritt rasch eine Entfärbung der vorher dunklen Theile ein, und die ganze Masse erscheint dann fast gleichmässig gelblichgrau bis graugelb, mit glasartigem Perlmutterglanz. Gleichzeitig entwickelt sich ein mehr öliger als aromatischer Geruch. Unter dem Mikroskop zeigt sie sich als Gemenge von einestheils reiner, durchscheinender, glasglänzender, hell gelblichgrauer, und von anderntheils undurchsichtiger, metallisch glänzender, dunkel stahlgrauer Blende. Die stellenweise auftretende, makroskopische Faserstructur erweist sich unter dem Mikroskop als eine nur scheinbare und her- vorgebracht durch annähernd parallele Risse in der sonst körnigen Masse, 3834 Adolf Schmidt: Dünnschliffe sind schwer herzustellen, weil auch diese Blende beim Schleifen zerbröckelt. Auch sie besteht aus einzelnen schwach zu- sammengehaltenen Körnern. Allein diese Blende ist in nicht sehr dünnen Schliffen schon genügend durchsichtig. Die Körnchen des in Canadabalsam eingelegten feinen Pulvers sind grösstentheils durchsichtig, theils farblos, theils bräunlich oder gelbgrün, alle etwas getrübt durch unregelmässig vertheilte, dunkle Interpositionen und durch feine Sprünge. Im Schliff wie im Pulver verhält sich die Blende optisch isotrop und gehört also ebenfalls ins tesserale System. Die phanerokrystalline Kiesblende findet sich bisweilen als dicker Ueberzug über den äussersten Bleiglanzlagen der Schalen- blende. Sie ist schwarz, matt oder schwach fettglänzend, ganz undurch- sichtig und gibt einen grauschwarzen Strich. Das Mikroskop zeigt im reflectirten Licht ein inniges Gemenge von schwarzgrauen, krystal- linen Blendekörnern und von sehr porösem, gelblichweissem Kies, welcher letztere jedenfalls den dunklen Strich verursacht. Diese Blende gibt beim Erhitzen auf etwa 500° einen fettigen Geruch, beim schwachen Glühen viel Schwefel, vom Kies herrührend. Nach längerem Glühen ergibt die mikroskopische Untersuchung, dass sich der Kies in eine blauschwarze, gesinterte Masse (Fe S) verwandelt bat, während die Blende, deren körnigkrystallines Gefüge jetzt viel deutlicher hervortritt, abgesehen von einer geringen Erhellung der Farbe, unverändert geblieben ist. Da diese phanerokrystalline Kiesblende die Schalenblende über- zieht, so ist sie als jünger als letztere zu betrachten, während die oben beschriebene, kryptokrystalline Kiesblende älter ist. Beachtenswerth ist, dass in den Kiesblenden die Blendetheilchen selbst schwarz gefärbt sind, während schwarze Blende bei Wiesloch sonst nicht vorkommt. Pseudomorphosen von Blende nach Bleiglanz kommen selten vor und nur als Umhüllungs-Pseudomorphosen („Perimorphosen® Kenn- gott’s). Grosse oktaödrische Bleiglanzkrystalle sind mit einer Hülle von grünlichgrauer, subkrystalliner Blende überzogen, und der Blei- glanz ist theilweise aus der Hülle entfernt worden. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 385 2. Bleiglanz. Bleiglanz kommt zwar in allen Theilen der Lagerstätten vor, aber in im Ganzen nur geringer Menge und unregelmässig in den Zinkerzen vertheilt. Nach Mittheilungen des Herrn Dir. Fischer fielen aus dem Blendehaufwerk 1 bis 2°/, Bleiglanz, aus dem Galmeihaufwerk merk- lich weniger. Der Silbergehalt beträgt meist nur 20 bis 25 gr. in 100 kgr. Bleiglanz und steigt in seltenen Fällen bis 30 oder höchstens 35 gr. Während der Bleiglanz in der frischen Blende stets scharf aus- krystallisirt ist, erscheint er im Galmei mit unregelmässigen, gerundeten Umrissen, oft sogar in losen und etwas mürben Knopern, und grossen- theils zersetzt. Der Bleiglanz tritt, seiner ursprünglichen Gestalt nach, in dreierlei Weise auf: a) als grosse Krystalle von 1 bis 2 cm. Durchmesser, stets reine Oktaöder. Unter den zahlreichen von mir durchgesehenen Stufen, welche aus den Wieslocher Erzlagerstätten stammen, fand ich kein ein- ziges Stück, an dessen Bleiglanz-Oktaödern auch Hexaöder- oder andere Flächen wären erkennbar gewesen. Die grössten und oft fast frei aus- gebildeten Krystalle sitzen an den Blendestalaktiten und sind zum Theil, zusammen mit den letzteren, von phanerokrystalliner Blende umgeben. Der krystallisirte Bleiglanz ist daher jünger als die Schalenblende, "älter als die phanerokrystalline Blende; b) als grosskrystalline Lagen, Plattenund Schnüre, meist 1 bis 2 cm. dick, sowohl zu oberst auf der Schalenblende und dann oft von phanerokrystalliner Blende überdeckt, als auch, theils fest um- schlossen, theils lose, im Galmei; auch dieser Bleiglanz ist okta@drisch, was leicht daran erkannt werden kann, dass die Spaltungsriebtung niemals mit äusseren Begrenzungsflächen der krystallinen Masse parallel läuft, daher diese Begrenzungs- und Ausbildungsflächen keine hexaö- drischen sein können ; c) in feiner Vertheilung in und zwischen den Lagen der Schalenblende, wie oben beschrieben. Auch hier, soweit dies zu con- statiren ist, besitzt der Bleiglanz einen oktaödrischen Charakter. Nach Herrn Ph. Bronner’s Untersuchungen ist der meiste 386 Adolf Schmidt: Wieslocher Bleiglanz sehr reich an Antimon, was durch die oben auf- geführte Schalenblendeanalyse bestätigt wird. Nach letzterer muss, wenn die von mir darüber angefügten Beträchtungen als zutreffend angenommen werden, der in dieser Blende eingemengte Bleiglanz etwa 12!/,°/, Sb enthalten. Verhalten beim Erhitzen. Wie mit den Blenden, so habe ich auch mit einer Reihe von Bleiglanzen von verschiedenen Fundorten Erhitzungsversuche angestellt. Verschiedene Glanze verhalten sich dabei sehr verschieden. Viele entwickeln gar keine, andere nur spurweise, wieder andere recht kräftige Gerüche, welche niemals aromatischer, sondern stets fettiger Art sind, in’ einem Fall (bei in Sandstein ein- gewachsenem Glanz von S.-W.-Missouri) terpentinartig unter Dampf- entwicklung. Bei vielen scheint der Grad des Verknisterns mit der Geruchsentwicklung in Zusammenhang zu stehen. Dies ist indessen keineswegs durchgängig der Fall. | Bei allen von mir untersuchten Glanzen aber besteht ein Zu- sammenhang zwischen der Geruchsentwicklung und der Oxydirbarkeit. Starkriechende Bleiglanze lassen sich bis zum Glühen erhitzen ohne gelb zu werden und schweflige Säure zu entwickeln; sie laufen nur an, manche in prachtvollen Farben, bleiben aber glänzend. Je schwächer der Fettgeruch, desto rascher und leichter werden die Glanze oxydirt. Dies weist mit Bestimmtheit darauf hin, dass die entweichenden Gase chemisch reducirende sind, wobei zunächst an Kohlenwasserstoffe ge- dacht werden kann. Da sich solche Bleiglanze bisweilen bei längerem Erhitzen nicht oxydiren, so ist kaum zu bezweifeln, dass ein Theil der redueirenden Einmengungen auch nach dem Erhitzen in dem Mineral zurückbleibt, daher nicht oder schwer zu verflüchtigen ist. In dieser Weise verhält sich der mit der frischen Wieslocher Blende vorkom- mende, krystalline und krystallisirte Bleiglanz. Auch solcher, welcher mit verwitterter Blende und im Galmei auftritt, gibt meist noch fettig riechende Gase ab, wenn auch in weniger auffallendem Maasse. Zersetzung. Der Bleiglanz ist oft zersetzt und zerfressen, nur selten in der frischen Schalenblende, dagegen fast immer an den Sta- laktiten und im Galmei. Er r P*- AU. “ Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 337 Am oberen Ende der losen Stalaktiten sind oft Bleiglanzlagen durch Auflösung entfernt. Von den einzelnen Kıystallen, welche theils aussen an den Stalaktiten sitzen, theils sich in den letzteren einge- schlossen finden, sind die kleineren oft gänzlich herausgelöst, die grösseren rundum angefressen. Die lösende Wirkung war meist stärker in der Mitte der Oktaöderflächen. Die Kanten sind verhältnissmässig weniger angegriffen. Bisweilen sind Krystalle gänzlich ausgehöhlt und innen mit Zersetzungsproducten besetzt, während der grössere Theil der äusseren Flächen mit Kanten und Ecken noch vorhanden ist. Die Ursache dieser Erscheinung ist leicht einzusehen, wenn man frische Bleiglanzkrystalle oder krystalline Massen zerbrochen unter dem Mikro- skop betrachtet. Man erkennt dann, dass manche Krystall-Individuen im Innern nicht massiv sind, sondern theils aus getrennten, parallelen Fasern oder Blättern, theils aus einem grossmaschigen Strickwerk be- stehen. Es scheint, dass sich bei der Entstehung der Krystalle zuerst ein grösseres Skelet gebildet hat, dessen am äusseren Krystallumfang gelegene Maschen bisweilen zuerst ausgefüllt wurden, um Flächen zu bilden, während das Innere in skeletartigem Zustand verblieb. Bei so struirten Krystallen bieten sich den zersetzenden Einwirkungen, so- bald sie einmal an einer Stelle durch die dichtere Schale hindurch- gedrungen sind, viel grössere Angriffsflächen; die Wirkung geht im Innern rascher vor sich und der Krystall wird ausgehöhlt. Mitten im Galmei findet man bisweilen Umrisse von Bleiglanz- krystallen, welche im Innern gänzlich aus hellgefärbten Zn- oder Pb- Carbonaten bestehen und von welchen nur eine dünne, dunkelgraue Rinde von etwas PbS-haltendem Pb-Carbonat zurückgeblieben ist und jetzt allein die Lage und den Umfang des ursprünglichen Krystalls andeutet. Der im Galmei eingeschlossene grosskrystalline Bleiglanz ist stets von einer mehr oder weniger dicken Rinde von schwarzen, grauen oder weissen Zersetzungsprodukten begrenzt. Letztere sind hauptsächlich Gemenge von Pb-Sulfat und -Carbonat. Heisse Kalilauge löst nicht nur das Sulfat, sondern auch den grössten Theil des Carbonats ohne grosse Schwierigkeit auf. Kocht man eine mit Zersetzungsprodukten 388 Adolf Schmidt: umkleidete Bleiglanzmasse längere Zeit in Kalilauge, so besitzt dieselbe nachher entweder eine reine Oberfläche, oder sie bleibt bedeckt mit einer gelbrothen, porösen, erdigen Masse, welche beim Glühen eine lebhaft rothe Farbe annimmt, von verdünnten Säuren wenig angegriffen, in heisser concentrirter Salzsäure aber langsam gelöst wird unter Ab- scheidung feinflockiger Kieselsäure. Diese gelbrothe Erde hält als Basis weder Al, noch Zn, sondern nur Fe, ist also ein Eisensilikat, und zwar, wie sich aus seiner Farbe schliessen lässt, entweder ein inniges Gemenge von einem Silikat des Eisenmonoxyds mit Eisensequi- oxyd oder dessen Hydrat, oder wahrscheinlicher ein Silikat des Eisen- sequioxyds. Letzteres scheint mir deshalb wahrscheinlicher, weil die Substanz von verdünnten Säuren nicht angegriffen wird. Dieselbe rothe Erde, mit vollkommen entsprechenden chemischen Eigenschaften, findet sich auch, und zwar in etwas grösserer Menge, als Zersetzungsprodukt der Blende, im braunen Galmei eingesprengt- Ihrem ganzen Vorkommen nach muss sie als ein Nebenprodukt der Zersetzungsvorgänge betrachtet werden, und sich gebildet haben ent- weder aus dem Fe-Gehalt des Bleiglanzes und der Blende, oder da- durch, dass die Zersetzung dieser Mineralien durch die Einwirkung von Fe-Sulfatlösungen erfolgt ist (vgl. Abschnitt D). 3. Markasit. Der mit der Schalenblende zusammen vorkommende Eisenkies ist, soweit meine Beobachtungen reichen, ausschliesslich der rhombische, d. i. Markasit. Er bildet Lagen von fasrigem oder stängligem Ge- füge, oft papierdünn und nur unter dem Mikroskop genauer erkennbar, bisweilen aber auch dicker, bis zu 50 mm. Ich habe bis 5 Lagen, mit Blende und Glanz abwechselnd, an einem Handstück getroffen. Ausserdem bildet er meist den Kern des obersten Theils der Blende- stalaktiten und erscheint dann nicht stänglig ausgebildet, sondern als verworrene, krystalline Masse, oder porös mit kleinen Drusen, welche mikroskopische Kryställchen von der gewöhnlichsten, tafelartigen Ge- stalt des Markasites enthalten. Sein Auftreten in der „Kiesblende“ wurde oben erwähnt. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 389 Wie der meiste Markasit verwittert er sehr leicht, und nur. wenige der gefundenen Stalaktiten enthalten noch frische Kieskerne. Bei den meisten ist der Kies fast gänzlich zersetzt, und es finden sich an seiner Stelle theils erdige oder pulverige graue Gemenge von weissem, etwas As und viel Wasser haltigem Eisensulfat, mit Schwefel und mikro- skopischen Theilchen unzersetzten Kieses, theils haarförmige oder wollige Massen von reinem, farblosem oder weissem, ebenfalls wasserreichem Eisensulfat. In ganz frisch verbliebenen Kiesen ist es mir nicht gelungen, Arsen nachzuweisen, wohl aber in den Zersetzungsprodukten an anderen Stücken. Es dürfte daher die Zersetzbarkeit solcher Kiese mit ihrem Arsengehalt etwas zu thun haben. Nach früher Gesagtem ist der in der Kiesblende enthaltene Markasit als As-haltig zu betrachten. Die Kiesblende wurde unter Wasser in recht frischem Zustande gefunden. Seit die Stücke an der Luft liegen, hat die Zersetzung begonnen und in kleinen Hohlräumen finden sich Sulfate abgesondert. Die Grubenwasser vom Kobelsberg haben, so lange sie ohne Wei- teres in den Bach abgeführt wurden, dort das Absterben vieler Fische veranlasst und man hat dies ihrem aus den Kiesen stammenden Arsen- gehalt zugeschrieben. Nach Mittheilungen, welche mir Herr Dr. Wei- gelt, Director der landwirthschaftlichen. Versuchsanstalt zu Ruffach im Elsass, über diesbezügliche von ihm angestellte Versuche gemacht hat, scheint es indessen sicher, dass arsenige Säure und arsenigsaure Alkalien, bis zu "Yo °/oo in Wasser gelöst, selbst sehr empfindlichen Fischen, wie Forelle und Schleie, keinen grossen Schaden zufügen, dass aber Eisensulfat denselben sehr schädlich ist. Es dürfte daher letzteres Salz es sein, was bei Wiesloch die erwähnten schlimmen Folgen s. Z. veranlasste. 4. Zinkspath. Der.bei Wiesloch vorkommende Galmei, bisher vorwiegend der Gegenstand des dortigen Bergbaubetriebs, ist fast ausschliesslich Zink- spatlı (Smithsonit). Doch bestehen nur manche wasserhelle, mikro- skopische Kryställchen aus fast reinem Zinkearbonat. Die Hauptmasse 390 Adolf Schmidt: des Galmeis enthält dagegen stets kleinere oder grössere Mengen, manchmal bis gegen 50°/,, von Eisencarbonat und bildet alle Ab- stufungen sehr wechselnd zusammengesetzter „Eisenzinkspathe“. Diese Spathe treten auf als: a) Krystalle; b) Zinkglas; ec) körniger Galmei; d) metasomatische Bildungen. a) Krystalle. Der krystallisirte Zinkspath besitzt zum einen Theil einen rhom- boädrischen, zum andern Theil einen skalenoödrischen Habitus. Die rhomboöädrischen Krystalle stellen ihrerseits zwei ver- schiedene Typen dar. Der eine Typus entspricht dem einfachen Grund-Rhomboäder (R), welches, soweit meine Beobachtungen reichen, dort stets nur für sich, nicht aber in Combinationen deutlich erkennbar auftritt. Die Krystalle sind gelblich oder grünlichgrau, durchscheinend, bis 3 mm. dick, und stets an Ecken und Kanten abgerundet. Die Ursache dieser Abrundung lässt sich an manchen grösseren Krystallen deutlich erkennen. Es haben sich nämlich haufenartige Aufsätze mit etwas unregelmässig ge- stalteten, jedoch im Ganzen concentrischen Umrissen und mit lagen- förmigem Aufbau auf den einzelnen Rhomboäderflächen angesetzt. Diese _ Krystalle sitzen auf dicken Ueberzügen von „Zinkglas* (s. unten) in Drusen des braunen Galmei und sind selber im Bruch glasartig, indem sie nach glasglänzenden, gekrümmten Spaltungsflächen brechen. Der andere rhomboädrische Typus zeigt ein sehr spitzes Rhom- boöder (4 R), dessen bisweilen quergestreifte Flächen, nach den Spitzen hin, sich mehr und mehr zu einander neigen, daher in dieser Rich- tung gekrümmt erscheinen und in einem stumpferen Rhomboöder (wahr- scheinlich 2R) endigen. Diese Krystalle sind meist durchsichtig, farblos oder bräunlich gefärbt, vollkommen scharfkantig. Sie sind sehr klein, höchstens 1 bis 2 mnı. lang und ihre Gestalt ist nur mit der Loupe deutlich erkennbar. Sie bilden oft zusammenhängende Auskleidungen von grossen Drusen im braunen Galmei und sitzen auf dünnen Braun- eisensteinlagen auf oder bilden dicke Umhüllungen von feinen Schwer- spathnadeln. 0 ad a Fa A a er Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 391 Die Krystalle mit skalenoöädrischem Habitus stellen meist ein reines spitzes Skaleno@der (R,) dar. Nur einzelne zeigen eine Zu- schärfung durch ein Rhomboäder (2 R). Sie erreichen eine Länge von 5 mm., sind aber stets mehr oder weniger abgerundet. Wenn quer durchgebrochen, zeigen sie einen dünn lagenförmigen Aufbau, und be- stehen aus abwechselnden theils farblosen, durchsichtigen und glas- glänzenden, theils rauhen, porösen, undurchsichtigen, okergelben Lagen. Aussen sind sie bald grünlichgrau, bald gelblichweiss, oder mit einer dünnen, schön gelben Okerhaut überzogen. Die Spitzen erscheinen oft angefressen und dann, in Folge ihrer Lagenstruktur, wie blättrig. Bis- weilen besteht der ganze innere Kern aus gelbem Oker. Sie sind, auch in dem farblosen Theil ihrer Masse, stark eisenhaltig und sitzen im braunen Galmei auf Brauneisenerz auf. Alle diese Verhältnisse deuten auf eine öfter unterbrochene Bildungsthätigkeit, in deren Ruhe- perioden die jeweils äusserste Lage des Fe-haltigen Zinkspathes zer- setzt wurde, unter Wegführung von ZnCO, und Zurücklassung von Fe,(OH),, über welchem sich in einer späteren Absatzperiode eine neue Schicht ZnCO, ansetzte. Auch. dieser Oker enthält merkliche Mengen von Eisensilikat. b) Zinkglas. Der Zinkspath. tritt ferner auf als grosskrystalline Masse, soge- nanntes „Zinkglas*. Das glasähnliche Aussehen ist verursacht durch lebhaften Glasglanz und grosse, oft muschlig gekrümmte, Bruch- und Spaltungsflächen. Das Zinkglas ist durchsichtig bis durchscheinend; farblos oder milchweiss, oder grünlich, seltener bräunlichgrau bis gelb. Das Gefüge ist entweder grosskörnig oder stängelig bis faserig. Auch das farblose ist stark eisenhaltig und wird beim Glühen braun- gelb. Das Zinkglas bildet, in grösseren Hohlräumen des braunen Galmei, bis 2 cm. dicke, mamellare oder traubige Ueberzüge, oder grosse rundliche Tropfen, deren Gestalt oft stumpfen Rhomboedern ähnlich sieht. Meistens finden sich mehrere Lagen übereinander, durch dünne Okerlagen von einander getrennt. Die Oberfläche ist immer rauh, gelblich angehaucht, oder mit einer Okerlage bedeckt. Alles 393 Adolf Schmidt: dies deutet hier ebenfalls auf stattgefundene abwechselnde Neubildung und oberflächliche Zersetzung. Die Mamellen sind bisweilen facettirt und seidenglänzend. Letzteres rührt von enge zusammengedrängten, mikroskopischen Krystallflächen her. In einem Bau der Vieille Montagne im mittleren Theil des Hessel- feldes, etwa 70 oder 80 m. nördlich von dem auf der Karte Taf. IX mit „Nr. 1° angedeuteten Schacht, hat sich im grauen Galmei ein schön eitron- bis wachsgelbes, z. Th. auch grünlichgelbes Zinkglas gefunden, ‚welches im N. Jahrb. f. Min. 1858, p. 289 von Blum be- schrieben wurde und nach der dort aufgeführten Analyse Long’s 3-36°, Cadmium-Carbonat enthielt. Dies war indess ein nur be- schränktes Vorkommen. Das gewöhnliche Wieslocher Zinkglas, auch wenn schön gelb gefärbt, ‘enthält kein Cd in leicht nachweisbarer Menge. Das Zinkglas sitzt theils auf gewöhnlichem, körnigem Galmei, theils auf Brauneisenerz auf, bisweilen auch auf zersetztem und zer- fressenem Bleiglanz. Es gehört zu den jüngsten Bildungen. e) Körniger Zinkspath. Das dritte und ökonomisch wichtigste Vorkommen des Zinkspaths ist als körniger Zinkspath, welcher unter dem Namen „Galmei“ den Hauptgegenstand der bergmännischen Gewinnung bildet. Derselbe ist . feinkrystallin bis kryptokrystallin und tritt in Form von Schnüren und gewellten Platten, sowie auch lagenförmig und massig auf. Er enthält stets grosse und kleine, unregelmässig gestaltete Hohlräume, meist flach, mit welligen oder traubig-stalaktitischen Oberflächen, so- wie grössere und kleinere Kıystalldrusen. Man unterscheidet drei Hauptvarietäten, den „rothen* oder besser „braunen“, den „grauen“ und den „weissen“ Galmei. Der graue Galmei ist gewöhnlich mineralogisch homogen und dem äusseren Aussehen nach sowohl mikroskopisch als makroskopisch von einem gewöhnlichen bläulich aschgrauen Kalkstein von feinkörni- gem Gefüge kaum zu unterscheiden. Als äussere Unterscheidungsmerkmale können ausser dem Gewicht bezeichnet werden die stets bemerkbare Porosität des Galmeis und Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 393 dessen meist lagenförmiger, nicht selten ganz dünnlagiger Aufbau, mit vielen flachen, mit traubigen Bildungen ausgekleideten, Hohlräumen zwischen den einzelnen Lagen. Der braune Galmei ist von sehr wechselnder Beschaffenheit und Farbe; bald dicht, bald porös; bald krypto-, bald phanerokrystallin; bald gelblichbraun oder gelb, bald röthlichbraun oder braunroth. Er ist theils lagenförmig, theils massig aufgebaut, immer aber drusig. Die mikroskopische Prüfung ergibt, dass die innersten Theile dichter Massen aus einem homogenen Aggregat von braunrothen Kry- stallkörnern bestehen. In der Nähe der Drusen geht dieses Aggregat über in ein Gemenge von fast farblosen Körnern mit ausgeschiedenen Theilchen von Eisenoker und Brauneisenerz. Letzteres nimmt mit Annäherung an die Drusen an Menge und an Dichtigkeit zu. Die Drusen selbst sind mit einer bisweilen ausgezeichnet dünnlagenförmig struirten, einen oder mehrere Millimeter dicken, Auskleidung von sehr dichtem, kieseligem Brauneisenerz versehen, über welcher erst die kry- stallisirten Mineralien, insbesondere Zinkspath und Schwerspath auf- sitzen. Es scheint hier von den Hohlräumen aus eine, mit Umkry- stallisirung verbundene, Zersetzung des ursprünglichen, homogenen Eisen- zinkspaths stattgefunden zu haben unter Abscheidung von Brauneisen- erz, welches oft auch den unveränderten rothbraunen Eisengalmei ' gangartig durchsetzt. Wie später unter „Kalkspath“ zu erwähnen sein wird, sind ähnliche Umbildungen, mit Ausscheidung von kieseligem Eisenerz, auch in den Kalksteinen vor sich gegangen. Die ebenfalls vorkommenden dickeren, gangartigen Adern und damit verbundenen Inkrustirungen von Drusen, im braunen Galmei dürften auch theilweise späteren Infiltrationen zu verdanken sein. Sie beweisen jedenfalls, dass ein Theil des Eisenerzes, in seiner jetzigen Lage, jünger ist als der braune Galmei. Letzterer ist, nach Obigem, ein sehr wechselndes Gemenge von eisenhaltigem Zinkspath, mehr oder weniger kieseligem Brauneisenerz und Oker. Der weisse Galmei kommt nur ‘in untergeordneter Menge vor. Er ist graulichweiss bis hellgrau, von sehr verschiedenen Härtegraden, nicht selten leicht zerreiblich. Obgleich dem blossen Auge homogen Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 27 394 Adolf Schmidt: erscheinend, erweist er sich bei mikroskopischer Untersuchung als ein inniges Gemenge von farblosen Zinkspathkryställchen und feinerdiger Zinkblüthe. Dementsprechend gibt er beim Erhitzen viel Wasser ab. Er brennt sich gelblich oder bräunlich. Chemische Zusammensetzung des Galmeis. Die verschie- denen Wieslocher Galmeisorten sind mehrfach analysirt worden. Ich will einige der dabei erhaltenen Resultate hier zusammenstellen : Weisser | Grauer ß ec Galmei. | Galmei. Brauner Galmei. Sorten. Clauss. |Clauss, Clauss. Wandesleben. Zn 50:91 43:60 33:78 27:30 | 40:59 bis 46:72 Fe 1712 2:66 4:55 10:08 1-13 bis 358 Mn 0:35 2:30 2:51 | 2:03 | nicht bestimmt. Ca 0:43 1:00 9:07 9:28 Spur bis 0:40 CO, + H,O 31:30 3420 3480 37:60 ! 30:48 bis 34:02 SiO, | - . | ; köst 2:71bis 969 Al,O, 2:60 3:00 3:90 \ 5:90 1-34 bis 3-39 Wandesleben fand (nach Leonh. Beitr. Heft I, p. 71) in dem von ihm untersuchten Galmei auch 0:0046 bis 0:0053 %/, As und 0:027 bis 0:035 Cd. Das Vorkommen des Cd in grösserer Menge war bis jetzt auf den oben (unter ‚‚Zinkglas“‘) erwähnten Fundpunkt beschränkt. Ich habe mehrere Galmeisorten auf Cd untersucht, u. A. auch eine schön grünlichgelb gefärbte, konnte aber nur geringe Spuren von Cd nachweisen. Wandesleben beschäftigte sich angelegentlich mit der Unter- suchung, ob nicht Zn an SiO, gebunden im Galmei vorkomme, „er- hielt jedoch stets verneinende Resultate‘. Das Zn findet sich, wie ich durch eigene Prüfung bestätigt habe, im Galmei ausschliesslich an Kohlensäure gebunden, wogegen das Fe theils als Carbonat, theils als Silikat, und im braunen Galmei auch zum Theil als freies oder hydrirtes Oxyd vorhanden ist. Die Gegenwart der eingemengten Oxyde ist stets mikroskopisch, bisweilen schon mit dem freien Auge erkennbar. Mangan ist in allen Galmeisorten vertreten. In der braunen, besonders in der Nähe von Drusen, sind die Oxyde desselben als kleine schwarze Pünktchen in der Masse ausgeschieden. An manchen Stellen | I.BrA HZ Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 395 in den nördlichen Abbaufeldern der Hessel sind die Manganoxyde bisweilen so angehäuft, dass der Galmei eine grauschwarze Farbe an- nimmt. Der Zinkgehalt ist dabei nicht vermindert. Derselbe erreicht z. B. bei einem „schwarzen Galmei“ vom „Postweg- Stollen“ die Höhe von 44249. Um zukünftige Forscher, welche sich die Wieslocher Schulhaus- sammlung ansehen, vor Irrthum zu bewahren, will ich hier anfügen, dass in dieser Sammlang einige nicht etikettirte Galmeistücke mit hübschen Willemit-Drusen sich befinden. Diese Stücke stammen aber, nach Herrn Ph. Bronner’s Versicherung, von Moresnet bei Aachen. Bei Wiesloch ist noch niemals freies Zinksilikat in irgend welcher Gestalt gefunden worden. d) Metasomatische Bildungen. Unter diesem Titel will ich alle, theils pseudomorphen, theils metamorphen Bildungen zusammenfassen, bei welchen der Zinkspath entweder als Erzeugniss einer chemischen Umwandlung oder als Um- hüllungsmaterial auftritt. Hierher gehören die Bildung von Zinkspath aus Blende, die Pseudomorphosen von Zinkspath nach Kalkspath, die Umwandlung von Kalkstein in Galmei, und die genetisch wichtigen krystalloiden Hohlräume, welche im Wieslocher Galmei in grosser Zahl vorhanden sind. Zinkspath nach Blende. In der Sammlung im Schulhause zu Wiesloch finden sich, in Drusen einiger Stücke von braunem Gal- mei, abgerundete Krystalle von tetraödrischer Gestalt bis 3 mm. dick, welche jeweils aus einem Kern von porösem Oker und aus einer dicken Hülle von glasigem Zinkspath bestehen und als Pseudomorphosen nach Blende gedeutet werden können. Umwandlungen von Blende in Zinkspath mit noch er- haltenen Blenderesten finden sich bisweilen im Galmei. Die bleiben- den Reste zeigen stets, dass die Blende Schalenblende oder die dieselbe umhüllende krystalline Blende war, welche letztere oft noch verhältniss- mässig gut erhalten ist. Solche Umwandlungen sind etwas ganz Ge- wöhnliches in der Nähe der Blendeablagerung im Kobelsberg und in 97 %* 396 Adolf Schmidt: dieser Ablagerung selbst. Dieselben treten sowohl an der ebenlägigen Schalenblende auf, als auch an der stalaktitischen. Eine kurze Be- schreibung einiger in dieser Hinsicht charakteristischer Stücke, wie sie zu Dutzenden in den Wieslocher Sammlungen liegen, dürfte hier wegen ihres genetischen Interesses am Platze sein. Manche Stalaktitenstücke bestehen oben (d. h. am dickeren Theil) aus unversehrter Schalenblende, sind weiter unten äusserlich in Galmei verwandelt, und die Spitze ist gänzlich zerfressen und grossentheils durch Auflösung entfernt, während sich Zinkspath in vorhangähnlichen Bildungen unten angesetzt hat. Die auf und in der Blende sitzenden Bleiglanzkrystalle sind dabei an manchen Stücken nur wenig angegriffen, an andern stark zerfressen und an der Oberfläche löcherig. Die oft gewundenen Läufe der Flüssigkeiten, welche die Auflösung der Blende bewirkt haben, sind an manchen Stalaktiten deutlich zu verfolgen. Es fand also hier die Veränderung der Blende durch herabträufelnde Lösungen zu einer Zeit statt, als der betroffene Stalaktit noch am Dache festhing. Andere Stücke zeigen ihre Veränderungen hauptsächlich am oberen, dicken Theil. Die dünnen Kies- und Bleiglanzlagen sind da theil- weise oder ganz aus der Blende entfernt, und die Blendelagen selbst sind, unter Ausscheidung von Eisenoker, in röthblichgrauen Zinkspath oder in gelblichweisse Zinkblüthe verwandelt. In grösseren Hohl- räumen finden sich traubige und zuckerkörnige Bildungen oder seltener sehr kleine Kryställchen von Zinkspath. Hier hat die Veränderung erst nach dem Abbrechen des Stalaktiten stattgefunden; sie ist vom dicksten Theil, wo sich früher die leicht zersetzbaren Kiese befanden, ausgegangen und vorzugsweise ins Innere vorgeschritten, während die äussere Stalaktitenschale, welche aus phanerokrystalliner Blende be- steht, weniger angegriffen und oft nur mit einer dünnen Okerschicht bedeckt erscheint. Durch weiteres Fortschreiten dieses Vorgangs sind manche Stalak- titen gänzlich ausgehöhlt, so dass stellenweise nur 1 bis 2 mm. dicke, concentrische Schalen geblieben sind, welche aber selbst umgewandelt sind und theils aus compaktem, krystallinem, grauem oder braunem Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 397 Galmei mit Okerüberzug, theils aus porösem weissem Galmei und aus Zinkblüthe bestehen. Ueber dem Oker hat sich wieder mehr oder weniger Zinkglas angesetzt. Die Zersetzung der Stalaktiten im All- gemeinen hat, nach allem eben Gesagten, begonnen, als die Stalaktiten noch hingen, und auch nach deren Ablösung fortgedauert. Die zer- setzende Flüssigkeit kam also zunächst von Oben und hat sich nachher auf der Sohle der Hohlräume ausgebreitet und ihre Wirkungen dort fortgesetzt. In Folge dessen ist auch die ebenlägige Schalenblende oft in ähn- licher Weise umgewandelt und besteht dann aus abwechselnden, fast ebenen Lagen von braunem oder grauem Galmei, von Bleiglanz, von gelbem Oker und von dichtem Brauneisenerz. Der durch direkte Umwandlung der Blende entstandene Galmei ist von demjenigen, welcher durch Auflösung und Wiederabsatz sozu- sagen neugebildet ist, Jeicht dadurch zu unterscheiden, dass der letztere den dünnlagenförmigen Aufbau des ersteren nicht besitzt und dass seine stalaktitischen Bildungen nicht rund im Querschnitt sind, sondern stets eine gewunden plattenförmige, d. i. vorhangartige Gestalt besitzen, welche an der Blende und ihren ohne Ortsveränderung entstandenen Umwandlungserzeugnissen nicht zu beobachten ist. Umwandlung von Kalkspath in Zinkspath. Pseudo- ‘ morphosen von Zinkspath nach Kalkspath, von Wiesloch stammend, sind von Blum, Pseud. II. Nachtr. p. 112, beschrieben worden. Sie „zeigen die Form R,, — 2 R, mit untergeordneten Flächen von — 1!) Rund &R des Kalkspaths*. In ihrem mehr oder weniger hohlen Innern enthalten sie ein zelliges oder poröses Aggregat von Zinkspath. Aus einem ähnlichen Aggregat bestehen auch die Hüllen selbst, welche von grünlich-grauer Farbe sind und in manchen Fällen mit einer dünnen Okerschicht umkleidet. Sie sitzen in Drusen des braunen Galmeis. Andere Pseudomorphosen finden sich mehrfach in den Wieslocher Sammlungen, in bis 2 cm. langen, z. Th. hohlen Individuen, welche meist gelblichbraun oder auch bräunlichroth gefärbt sind und ein- ache Skalenoöder (R,), seltener grosse Rhomboöder (— ', R) dar- 398 Adolf Schmidt: stellen, Gestalten, welche sich zu Wiesloch auch am unveränderten Kalkspath in Drusen des Muschelkalks vorfinden. Da die erwähnten Pseudomorphosen sich im Galmei selbst be- finden, so wird hiedurch angedeutet, dass sich an nicht wenigen Stellen der Kalkstein mitsammt seinen Drusen in Galmei umgewandelt habe. Dass solche Kalksteinumwandlungen stattgefunden haben, wird durch andere Beobachtungen bekräftigt. Denn nicht nur enthält der die Erzlagerstätten umgebende Kalkstein mehr oder weniger Zink, sondern man findet auch stellenweise grössere Massen Muschelkalk mit den darin eingeschlossenen Versteinerungen in Galmei verwandelt unter Einbusse der Schichtung. In den die Kobelsberger Galmei-Lagerstätten unmittelbar über- lagernden Kalksteinschichten fand ich, in einer Probe von phanero- krystallinem Gefüge, neben 0:47°/, Fe und 026%, Mg, auch 0:032°/, Zn; in einer andern kryptokrystallinen von etwas „speckigem‘‘ Ansehen, neben 0:69 °/, Fe, 0'246 °/,, also nahezu '/,; °/, Zn. Den Zinkgehalt der umgebenden Kalksteine hat schon Clauss bemerkt (26. Jahresber. d. Mannh. V. f. Naturk. p. 51). Mit vorschreitender Umwandlung wird der Kalkstein stets porös, und fast immer gelblich oder ganz gelb gefärbt von ausgeschiedenem Eisenoxydhydrat. Er sieht dann einem durch chemische Umwandlung entstandenen Dolomit sehr ähnlich, und Stücke davon besitzen, wegen ihrer bedeutenden Porosität, auch kein sehr auffallend hohes Gewicht. Es ist daher leicht erklärlich, dass derartige Vorkommnisse in Wies- loch z. Th. für Dolomit angesehen werden. Eine in Bensberg aus- geführte Analyse eines solchen „Dolomit“ ergab 41:39 °%, Zn und nur 0:95°/, Mg, war also thatsächlich ein ungewöhnlich poröser, durch fein eingemengten Oker gelb gefärbter Galmei. Die Dolomitisirung der Kalksteine und die Umwandlung: derselben in Galmei müssen nach Obigem als verwandte und unter ähnlichen Bedingungen statthabende chemische Vorgänge angesehen werden, mit welchen u. A. ein Porös- werden des Gesteins verbunden ist, und, sofern dasselbe Eisen enthält, eine Abscheidung des letztern in Form von gelbem Oker, welcher in- dessen meistens in der Masse vertheilt bleibt und dieselbe gelb färbt. Ang Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 399 Ich werde auf diesen Gegenstand bei Besprechung des Dolomits zurück- kommen. Den wichtigsten und schlagendsten Beweis einer in grösserem Massstab erfolgten Umwandlung von Ca-Carbonat in Zn-Carbonat liefern die zahlreich vorkommenden Vererzungen verschiedener Muschelkalkversteinerungen. Sowohl in der Heidelberger akademischen Sammlung, als auch ganz besonders in den beiden Wieslocher Samm- lungen bei Herrn Ph. Bronner und im Schulhause, finden sich ganze Schubladen voll Handstücken und ausserdem noch grössere Blöcke von Muschelkalk, weicher mitsammt seinen Versteinerungen, wie z. B. terebratula vulgaris, lima striata, lima obtusifolia, mytilus eduli- formis, encrinus liliüformis, etc., mit trefilicher Erhaltung ihrer äussern Gestalt, mehr oder weniger vollständig in Galmei umgewan- delt ist. In der die Versteinerungen umgebenden und deren Abdrücke zeigenden Masse sind, nach früheren chemischen Untersuchungen des Herrn Bronner, welche durch die meinigen vollkommen bestätigt wurden, oft kaum Spuren von Ca zurückgeblieben. Der Eisengehal® ist darin ein sehr schwankender, wie im übrigen Galmei, und daher auch die Farbe dieser Vererzungen sehr verschieden. Bei vielen ist die ursprüngliche graue Farbe des typischen Muschelkalks genau er- ‘halten, so dass die Masse nur durch ihr grösseres Gewicht und, bei Beschauung mit Loupe oder Mikroskop, durch poröse oder zellige Struktur mit häufig mamellaren oder traubigen Bildungen von dem gewöhnlichen Kalkstein äusserlich zu unterscheiden ist. In andern Fällen ist die Masse graugelb, okergelb, bräunlichroth, rothbraun. Die Porosität ist weitaus am stärksten in den okergelben Partien, welche in Folge dessen oft zerdrückbar oder sogar leicht zerreiblich‘ sind, und unter dem Mikroskop sich als lose Aggregate von rhom- boödrischen Körnern zeigen, welche von theils eingeschlossenem, theils die Körner umgebendem Oker gefärbt sind. Nicht selten sind die kleinen Hohlräume in den umgewandelten Gesteinen mit Kalkspath angefüllt, welcher sich durch sehr verdünnte Säuren herauslösen lässt, ohne dass der Galmei dabei bedeutend angegriffen wird, 400 Adolf Schmidt: Aus solchen lockeren, körnigkrystallinen Aggregaten bestehen bis- weilen auch die Muschelschalen. Meist jedoch sind letztere, einerlei von welcher Farbe der umgebende Galmei ist, kreideweis oder schwach gelblich, mit erdigem bis steinigem Bruchansehen, und chemisch aus reinem, eisenfreiem Zinkcarbonat, mit nur Spuren vom Calcium, bestehend. Die Muschelkerne sind theils voll und von derselben Be- schaffenheit wie die die Muschel umhüllende Masse, oder sie sind von traubigem Zinkspath unvollständig erfüllt. Einige Stücke in Herrn Bronner’s Besitz zeigen den compakten, unveränderten Encrinitenkalk, übergehend in feinkörnigen, porösen und zerreiblichen Galmei, welcher noch unangegriffene graue Encriniten- stiele eingeschlossen hält, ein Beweis, dass die Umwandlung des Kalk- steins früher erfolgte als die der in demselben enthaltenen Petrefakten, Krystalloide Hohlräume. Als unvollendete pseudomorphe Bildungen, gleichsam als unausgefüllte Pleromorphosen lassen sich die im Wieslocher Galmei und in den damit vermengten Eisensteinen über- aus zahlreich auftretenden krystalläbnlichen Hohlräume oder negativen Krystalle betrachten, welche nur von früher darin eingeschlossen ge- wesenen und durch Auflösung daraus entfernten Körpern herrühren können. Bei oberflächlicher Betrachtung des Galmeis fallen an vielen Stücken diese Hohlräume nicht sofort auf, weil ihre Umrisse oft durch innere, meist traubige Ansätze von Zinkspath oder Eisenstein theils unregelmässig geworden, theils gänzlich verwischt sind. Ist man aber durch genauere Untersuchung von Stücken, welche diese krystalloiden Hohlräume mit grösster Deutlichkeit und in Längen bis zu 3 cm. zeigen, auf ihr Vorkommen aufmerksam geworden, so lässt sich kaum mehr ein Handstück von Galmei finden, in welchem sie nicht, theils klein, theils gross, theils ziemlich regelmässig gestaltet, theils mehr oder weniger verzerrt, zu erkennen wären. Ihre Gegenwart ist in der That so allgemein, dass man sie im Wieslocher Galmei beinahe als wesentliches Merkmal betrachten könnte. Sie sind ganz regellos ge- lagert, durchkreuzen den Galmei in allen Richtungen und sind von demselben allseitig umschlossen. Die Krystalle, welche sich. früher in Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 401 diesen Räumen befanden, müssen daher zwar im Einzelnen für älter als die sie unmittelbar umschliessende Galmeimasse, im Ganzen aber als gleichzeitig mit dem Galmei gebildet, angesehen werden. Die Untersuchung, von welchen Mineralien diese Hohlräume früher erfüllt waren, bietet nicht geringe Schwierigkeiten, weil die meisten derselben die Regelmässigkeit ihrer ursprünglichen Gestalt durch In- krustationen und theilweise Ausfüllungen mit traubigen Bildungen braunen körnigen Zinkspaths und von grosskrystallinem, weissem Zink- glas, sowie auch z. Th. von Eisenoker, mehr oder weniger verloren haben, weil ferner die Endigungen meist schlecht ausgebildet und nur selten im Bruch gut zu erkennen sind, und weil endlich die Mineralien, an welche überhaupt hiebei zunächst gedacht werden kann, wie Kalk- spath, Aragonit, Zinkvitriol, Anglesit, Gyps und Schwerspath, in sehr verschiedenen Ausbildungsweisen vorkommen und mehrere derselben sehr ähnliche Durchschnittsumrisse zeigen können. Die Hohlräume sind säulenförmig, am häufigsten etwas gedrungen, seltener lang- gestreckt, und im letzteren Fall sich nach den Enden etwas zuspitzend, wodurch oft eine nadelähnlighe Gestalt erreicht wird. Ausnahmsweise treten auch tafelförmige Räume auf. Im Durchschnitt zeigen sie sechs- seitige Umrisse, an welchen zwei parallele Seiten einander genähert und daher länger ausgebildet sind. Die sechs Winkel erscheinen auf den ersten Blick nicht auffallend von einander verschieden, also von annähernd 120° zu sein. Bei genauerer Besichtigung besonders gut erhaltener und günstig durchgebrochener Räume lässt sich erkennen, dass die beiden sich gegenüberliegenden Endwinkel eines etwas ge- streckten Durchschnitts, stets etwas verschieden, bisweilen spitzer, oft aber auch stumpfer sind als die vier übrigen. Diese letztere Beobachtung schliesst, für die in Frage stehenden Krystalle, nicht nur den Kalkspath von der Betrachtung aus, sondern auch Zinkvitriol, Anglesit, Schwerspath und Aragonit, welche alle an den sechsseitigen Durchschnitten ihrer gewöhnlicheren, platt säulenförmigen Combinations- formen Endwinkel (Prismenwinkel) besitzen von weniger als 120°. Von obigen Mineralien ergibt nur der Gyps, und zwar in Krystallen, welche die Combination —P, »®P®, »P besitzen und nach —P ge- 402 Adolf Schmidt: streckt sind, Durchschnitte, welche der obigen Beschreibung entsprechen. Da nun auch zur Hauptaxe geneigte Endigungen an manchen deut- licheren Individuen dieser negativen Krystalle erkennbar sind, sowie häufig schwalbenschwanzförmige Gestalten, so zweifle ich nicht daran, dass die meisten krystalloiden Hohlräume im Wieslocher Galmei von vorhanden gewesenen Gypskrystallen herrühren. Auch die nicht seltenen linsenförmigen Durchschnitte und gekrümmten Flächen deuten auf Gyps. Andere weniger häufige Hohlräume jedoch, welche Abdrücke darstellen theils von tafelförmigen, theils von nadelähnlichen Krystallen mit zur Hauptaxe senkrechten Endigungen, also von rhombischem Habitus, entsprechen ihrer ganzen Form nach so genau den im Fol- genden zu beschreibenden Wieslocher Schwerspathkryställchen, dass ich einen Theil der Hohlräume diesem Mineral zusprechen möchte, obgleich ich nicht verkenne, dass es etwas schwierig ist zu erklären, wie der Schwerspath aus dem Galmei herausgelöst werden konnte. Senfft (Kryst. Felsgemengtheile, p. 326) hat indessen gezeigt, dass Schwerspath von huminsauren und quellsauren Alkalien unzersetzt auf- gelöst wird. Auch haben sich an andern Orten krystalloide Hohl- räume, von Schwerspath herrührend, vorgefunden. Breithaupt er- wähnt z. B. solche in Eisenkiesen (Paragenesis, p. 245). An einzelnen Stücken habe ich in dem den Galmei begleitenden Eisenerz und im rothen Thon negative Aragonitkrystalle beobachtet, speerförmig, bis 3 cm. lang, radial gruppirt, Combination «@P, oPo; Endigung nicht erkennbar. 9 Zinkblüthe. Zinkblüthe erscheint als kreideweisse oder graulichweisse, seltener als gelblichweisse, formlose Masse, stets sehr porös, oft erdig und zer- reiblich, seltener fest. Sie tritt am häufigsten als Begleiter des grauen und des weissen Galmeis auf und sitzt stets zu äusserst als Jüngstes Umwandlungsprodukt, oft mit ganz allmählichen Uebergängen. Dies zeigt sich sowohl an den Kobelsberger Stalaktiten als am eben- lägigen Galmei der Hessel, dessen dünne Lagen z. Th. durch schwach zusammenhängende Zinkblüthe von einander getrennt sind. An manchen Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 403 Punkten im Hesselfeld, wo die Lagerstätten der Erdoberfläche beson- ders nahe liegen, fand sich Zinkblüthe mit weissem Galmei in grösseren Massen angehäuft, stellenweise zu Tage tretend. 6. Brauneisenerz. Limonit oder Brauneisenerz kommt in der Umgegend von Wies- loch in ansehnlicher Menge vor, in Klüften des Wellenkalks und des Hauptmuschelkalks, in letzterem gelegentlich, wie z. B. im nordöstlichen Theil des Kobelsbergs, auch in Gestalt von Bohnerz. In den Zinkerzlagerstätten ist der Limonit ein steter Begleiter des braunen Galmeis, besonders reichlich im nördlichen Theil des Hesselfelds, am Ausgehenden der Lagerstätten, wo er den Galmei ver- tritt und nach der Tiefe in denselben übergeht durch allmähliche Zu- nahme seines selten ganz fehlenden Zinkgehalts. Er erscheint mit verschiedenen gelben, braunen bis fast schwarzen Farben und mit den verschiedensten Graden von Dichtheit und Härte. Bisweilen ist er thonig und geht in rothe und gelbe Thone über. Die dichten Varietäten enthalten stets etwas Kieselsäure, welche an das Eisen gebunden ist, wie aus der sehr schweren Zer- setzbarkeit dieser Eisensteine bei Behandlung mit Säuren hervorgeht. Nach vollständiger Zersetzung durch längeres Kochen mit Salzsäure bleibt ein an Menge geringer farbloser Rückstand von körniger Kiesel- säure, welche unter dem Mikroskop durchsichtig und mit einzelnen Kryställchen von Schwerspath vermengt erscheint. Untersucht man die in verschiedenen Stadien der sehr langsamen Zersetzung erhaltenen Lösungen auf Zink, so findet man, dass die zuerst und leichter lös- liche Masse (hauptsächlich Oxyd) bedeutend mehr Zn enthält als das zuletzt und äusserst schwierig sich zersetzende Eisensilikat; ein Beweis, dass, bei Gegenwart von Eisen, geringe Mengen von Kieselsäure keine Neigung haben, sich mit Zn zu verbinden, woraus vielleicht die Ab- wesenheit des freien Zinksilikats im Wieslocher Galmei zu erklären ist. Dagegen dürften in den Eisensteinen, welche viel reicher an Kieselsäure sind als der Galmei, neben dem Fe auch Spuren von Zn an Kieselsäure gebunden sein. 404 Adolf Schmidt: Die Arten des Vorkommens des Brauneisenerzes, wie solche im früher Gesagten mehrfache Erwähnung gefunden haben, deuten auf ver- schiedenartigen Ursprung dieses Minerales hin. 1. Da wo es im Kalkstein, in Thonen und im Galmei als Infil- trationsprodukt auftritt, scheint es hauptsächlich von zersetzten Kiesen herzustammen. In den Kobelsberger Lagerstätten sind noch heute an- sehnliche Mengen von nur theilweise zersetztem Markasit vorhanden. 2. Bei Besprechung der Umwandlung der Blende in Galmei wurde der Limonit als gleichzeitig erfolgendes Zersetzungsprodukt angeführt. Da die meiste jetzt noch vorhandene Blende nur geringen Eisengehalt zeigt, stammt wahrscheinlich nur ein verhältnissmässig kleiner Theil der vorhandenen Eisenerze aus dieser Quelle. 3. Die oben gegebene Beschreibung des braunen Galmeis ergibt, dass Brauneisenerz auch durch Veränderung des Eisenzinkspaths und zwar in nicht ganz unbedeutender Menge, entstanden sein kann, sowie auch durch ähnliche Veränderungen in eisenhaltigen Kalksteinen. Die wichtigste Quelle der Eisensteine waren aber jedenfalls die Markasite. 7. Eisenoker. Gelber, brauner, oft auch schön ziegelrother Oker, obgleich selten in grösseren Mengen angehäuft, ist nichtsdestoweniger in den Erzlager- stätten sehr verbreitet, einerseits als dünner Ueberzug in Hohlräumen des Brauneisensteins und des braunen Galmeis, andrerseits in dem letzteren und in krystallin regenerirten Kalksteinen innig eingemengt. Ausserdem ist Eisenoker ein nie fehlender Begleiter des in Drusen aus- krystallisirten Zinkspaths, welcher fast immer auf Oker aufsitzt und sehr häufig auch von demselben gefärbt ist. Etwas verwitterte und trüb gewordene Kryställchen sind stets mit einer dünnen Okerhaut überkleidet. Aus alledem geht hervor, dass der Oker zum Theil schon vor und bei dem Auskrystallisiren des Zinkspaths abgeschieden wurde, zum Theil durch spätere Zersetzung der gebildeten Kryställchen. In gleicher Weise findet er sich als Ueberzug über Zinkglas, ob- gleich hier selbst wieder von jüngeren Zinkglaströpfehen oder Lagen überdeckt. y Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 405 Auch bei der Umwandlung der Blende tritt er auf, und zwar vorzugsweise dann, wenn das Produkt der Umwandlung nicht brauner, sondern grauer Galmei war. Der mit den Zinkerzen zusammen vor- kommende Oker ist stets mehr oder weniger zinkhaltig und geht bis- weilen in eigentliches Zinkerz über. In einer Probe wurden 12'49°/, Zn nachgewiesen. Ein nicht geringer Theil des vorhandenen Okers verdankt seine Entstehung einer oberflächlichen Veränderung des Brauneisenerzes. Dieses ist immer äusserlich von Oker umgeben mit allmählichem Ueber- gang in denselben. Bei dickeren Limonitmassen ist die Umwandlung in Oker oft auf kleinen Spalten und Kanälen ins Innere vorgedrungen und hat sich da an weniger dichten Stellen mit unregelmässiger Um- grenzung ausgebreitet, meist sackartige Okerpartien bildend. Manche Stücke zeigen mehrere Lagen von dichtem Eisenerz, deren jede oben mit einer dünnen Okerlage bedeckt ist, andeutend, dass der Absatz des Eisenerzes ein unterbrochener war und in den Ruheperioden eine äusserliche Umwandlung desselben in Oker stattgefunden hat. 8. Pyrolusit. Dünne schwarze Ueberzüge von Pyrolusit finden sich nicht allein vielfach in den Eisensteinen und im braunen Galmei, sondern auch bisweilen am verwitterten Kalkstein. Seltener sind kleine derbe Massen zwischen braungelben Zinkspathkryställchen in Drusen. Dass der be- sonders im nördlichen Hesselfeld auftretende schwarze Galmei einer Einmengung von Pyrolusit seine Färbung verdankt, wurde schon oben erwähnt. Ueberhaupt finden sich nur da einigermassen erhebliche Mengen dieses Minerals, wo auch Zinkerz vorhanden ist, am häufig- ‚ sten im rothen und braunen Galmei, und es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der meiste in den Lagerstätten oder deren Nähe auftretende Pyrolusit, gleich einem Theil der Eisenerze, unmittelbar aus dem, nach den mitgetheilten Analysen, stets Mn-haltigen Galmei herstammt, und durch Lösungs- und Oxydationsvorgänge aus demselben abgeschieden wurde, wie solches auch aus anderen Mn-haltigen Gesteinen oft geschieht. 406 Adolf Schmidt: 9. Cerussit. | Cerussit tritt bei Wiesloch in seinen gewöhnlichen Formen als Zersetzungsprodukt des Bleiglanzes auf. Letzterer ist dann von einer Hülle von Schwarzbleierz, mit Schwefelblei und Bleisulfat vermengt, umgeben. Dieses Gemenge geht nach aussen in eine poröse, hell- graue Masse über, welche ebenfalls noch Sulfat enthält, und über dieser sitzen an manchen Stellen grössere oder kleinere wasserhelle Cerussitkrystalle, die niemals einzeln aufgewachsen, sondern stets zu mehrfachen Zwillingen vereinigt und- überdies noch so durcheinander geschoben sind, dass ihre krystallographische Gestalt nicht zu erkennen ist. Cerussit ist zu Wiesloch auch als Umhüllungspseudomorphose nach Bleiglanz vorgekommen (Blum, Pseud. d. Min., IV. Nachtr. p. 98). Bleiglanzokta@der sind von Aggregaten kleiner Cerussitkryställchen um- kleidet. Zwischen Glanz und Cerussit befindet sich ein Zwischenraum und in einzelnen Fällen ist der Bleiganz aus der Cerussithülle gänzlich entfernt. 10. Anglesit. Wie der Cerussit, so ist auch das mit ihm auftretende Bleisulfat selten deutlich krystallisirt: In seinem unmittelbaren Zusammenvor- kommen mit in Zersetzung begriffenem Bleiglanz und mit Cerussit ist die Gegenwart des Bleisulfats meist nur chemisch nachzuweisen. Wo es abgesondert und krystallisirt auftritt, erscheint es als jüngere Bil- dung, ausser aller Verbindung mit Bleiglanz, vielmehr auf den jüngsten Zinkerzbildungen, insbesondere auf dem Zinkglas aufsitzend, in Drusen des braunen Galmeis. Solche Krystalle sind theils glänzend, durch- scheinend und farblos, theils matt und weisslich, säulenförmig ausge- bildet, aus vielen aneinandergewachsenen dünnen Individuen zusammen- gesetzt und daher theils stark gestreift nach &P, theils faserig und oft an den Enden zerfasert, also ohne deutliche Ausbildung domatischer oder basischer Endflächen. Sie erreichen eine Länge von l cm. 11. Pyromorphit. Pyromorphit findet sich in geringer Menge in der Nähe zersetzten Bleiglanzes, theils mit theils ohne Cerussit. Während letzterer meist Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 407 als Zersetzungsprodukt und in Berührung mit Bleiglanz auftritt, ist der Pyromorphit stets gewandert und auf gänzlich heterogener Masse, insbesondere auf körnigem oder krystallisirtem Zinkspath als leichter Anflug oder in äusserst feinen, gelblichen, durchscheinenden, dünn säulenförmigen Kryställchen abgesetzt, die nicht selten zu strahligen Büscheln gruppirt sind. Eine hübsche Stufe letzterer Art mit bräun- lichgelben, fast durchsichtigen Krystallen findet sich in der akade- mischen Sammlung zu Heidelberg. Die zwar dünnen, aber scharf aus- gebildeten, etwas flachgedrückten hexagonalen Prismen sind über 1 cm. lang und sitzen auf einer grauen, aus zusammengefügten Kryställchen bestehenden Kruste von Zinkspath über gelbem, olkrigem Galmei. Der Pyromorphit ist eine der spätesten Bildungen in den Lagerstätten und ohne Zweifel durch Einwirkung phosphorhaltiger Infiltrationen, von verwesenden Organismen herrührend, auf die Bleierze entstanden. 12. Antimonoker. Nach übereinstimmenden Mittheilungen von Herrn Ph. Bronner und Öbersteiger Häuser sind früher, sowohl in der Hessel als im Kobelsberg, röthliche bis schwefelgelbe Thone vorgekommen, welche mit Antimonoker innig vermengt und durch denselben gefärbt waren. Bei dem starken Antimongehalt und der häufig eingetretenen Zersetzung des Bleiglanzes hat ein solches Vorkommen nichts Befremdendes. 13. Schwerspath., Das überaus häufige Auftreten von feinvertheiltem Schwerspath im Wieslocher Galmei erschien mir bei der ersten Entdeckung auf- fallend, da ein solches Zusammenvorkommen meines Wissens bis jetzt nicht: beobachtet wurde. Bei näherer Untersuchung ergab sich in- dessen, dass die die Erzlagerstätten überlagernden Muschelkalkschichten zwar geringe, aber doch leicht nachweisbare Mengen von Bariumcarbonat enthalten, und sunach, wie der Gyps, so auch der Schwerspath in genetische Beziehungen zum Galmei gebracht werden kann. Tafeln. Grössere, farblose, durchsichtige Tafeln von Schwer- spath, bis 5 mm. lang und 4 mm. breit. sieht man nicht selten in 408 Adolf Schmidt: Drusen des Galmeis auf krystallisirtem Zinkspath‘ oder auf braunem Galmei aufsitzen. Man möchte diese Tafeln ihrer Association wegen für Kieselzinkerz ansprechen. Bei chemischer Untersuchung erweisen sie sich aber in’ allen Fällen als Schwerspath. Sie zeigen auch die ge- wöhnlichsten Kombinationen des letzteren, und zwar entweder: oPw ; oP2, Po; oder: Po, Po. Die Krystalle von der zuletzt an- geführten Kombination sind gewöhnlich sehr dünn, bisweilen wie Papier. An einzelnen Stufen lässt sich beobachten, dass Schwerspathtafeln, mit vollkommener Beibehaltung der Flucht ihrer brachypinakoidalen Flächen, in vorhandene Aggregate von Zinkspathkryställchen hinein- gewachsen sind und die in diesem Aggregate gelassenen Zwischenräume vollständig erfüllt haben. Sie sind sogar in solche Zwischenräume mit Vorliebe hineingewachsen, so dass ein und derselbe Schwerspath- krystall, der zum Theil mit freier domatischer Endigung ausgebildet, zum Theil in Zinkspathaggregate hineingewachsen ist, sich innerhalb der letzteren viel weiter vorwärts erstreckt als an den Stellen seiner freien Ausbildung. Legt man eine solche Zinkspath-Schwerspath-Druse in erwärmte Salzsäure, so löst sich der Zinkspath auf und die Schwer- spathtäfelchen fallen heraus. Bei Betrachtung der letzteren unter dem Mikroskop erkennt man die scharfen Eindrücke der Zinkspathrhom- bo@derchen in den Flächen und an den dadurch seltsam gezackt er- scheinenden Rändern der Schwerspathtafeln. Dieser farblose und tafel- förmige Schwerspath ist also jüngerer Entstehung als der krystallisirte Zinkspath. Nadeln. Weit häufiger als in grösseren Tafeln tritt aber der Schwerspath in Gestalt dünner Nädelchen auf. Ich wurde auf dieses Vorkommen zuerst dadurch aufmerksam gemacht, dass in manchen Zinkspathdrusen sich Bildungen vorfinden, welche sich nicht treffender beschreiben lassen, als wenn man sie vergleicht mit Stangen von kry- stallisirtem Kandiszucker. Ihre Hauptmasse besteht aus Krystallaggre- gaten von Zinkspath, welche Aggregate, obgleich von rauher und sehr unregelmässiger Umgrenzung, durch eine im Allgemeinen geradlinige Längenausdehnung auffallen. Sie sind stangenförmig. Bricht man Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 409 eine solche Stange quer durch, so sieht man in der Mitte einen dünnen, oft erst mit der Lupe erkennbaren, Kern von nahezu derselben bräun- lichgelben Farbe wie die der dicken Zinkspathumhüllung. Löst man den Zinkspath durch Salzsäure auf, so bleibt ein feines, höchstens , mm. dickes und bis zu 1 cm. langes Nädelchen zurück, durchschei- nend bis durchsichtig, gelblich gefärbt, welches in Königswasser ge- kocht seine Färbung ganz oder grösstentheils verliert. Unter dem Mikroskop erweisen sich solche Nädelchen nach ihrer Krystallisation und Spaltbarkeit als scharf ausgebildete Schwerspathkrystalle von der Kombination: Po, Po, oPn, P»; nach Po in die Länge gezogen und oft sich nach dem Ende etwas zuspitzend. Die Zuspitzung, welche schon mit freiem Auge oder wenigstens mit der Lupe er- kennbar ist, zeigt sich unter dem Mikroskop als nicht fortlaufend, sondern absatzweise hergestellt. Die Nadeln erscheinen als Parallel- aggregate dünnerer Nädelchen, und die Zuspitzung ist dadurch her- vorgebracht, dass die äusseren Individuen einer Gruppe kürzer sind als die inneren. Auch etwas dunkler gefärbte und trübe Kryställchen erscheinen bei starker Vergrösserung in ihrer Hauptmasse durchsichtig, nur ent- halten solche unregelmässig vertheilte, mikroskopische Einschlüsse von hydrirtem Eisenoxyd. Da diese Schwerspathnadeln mit krystallisirtem Zinkspath um- kleidet sind, müssen sie älterer Entstehung sein als dieser und folglich auch älter als die oben beschriebenen grösseren, farblosen Tafeln von Schwerspath. Auf dieses Vorkommen von mikroskopischem Schwerspath einmal aufmerksam gemacht, unterwarf ich die Lösungsrückstände verschie- dener Wieslocher Galmei-, Eisenstein- und Kalkstein-Proben einer mikro- skopischen Prüfung und fand in keinem der Kalksteine, dagegen in den verschiedensten Galmeisorten, insbesondere in den okerigen, sowie auch in Eisensteinen, bald mehr bald weniger Schwerspathnädelchen eingemengt. Das Auftreten dieses Minerals ist also hier nicht als ein blos zufälliges, sondern als ein mit der Entstehung des Galmeis in Zusammenhang stehendes zu betrachten. Da die den Galmei über- Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. S. II. 28 410 Adolf Schmidt: lagernden Kalksteine auch Spuren von Strontium enthalten, mögen manche dieser Nädelchen dem Cölestin angehören. 14. Gyps. Oben wurde schon nachzuweisen versucht, dass die krystalloiden Hohlräume im Galmei vorzugsweise von Gyps herrühren, welcher aber jetzt gänzlich verschwunden ist. An einem Stück braunen Galmeis von der Hessel habe ich kleine verwirrte Aggregate von dicksäulenförmigen, mit zarter Längsstreifung versehenen Gypskryställchen bemerkt, welche auf Brauneisenerz auf- sitzen und dasselbe durchdringen. Stellenweise ist der Gyps theilweise aus dem Erz herausgelöst und entfernt. Es ist dies das einzige mir vorgekommene Stück, dessen Beschaffenheit auf die Art der Entstehung der krystalloiden Hohlräume unmittelbar hinweist. An letzteren habe ich allerdings eine Längsstreifung nicht. beobachtet; doch ist leicht einzusehen, dass eine solche schon durch die zartesten Inkrustationen verdeckt werden muss. Andere jetzige Gypsvorkommnisse sind selten, unbedeutend und von jüngster Entstehung. Auf der Oberfläche der Schalenblende kommen bisweilen flache, mit dem klinodiagonalen Pinakoid an der Blende an- liegende, farblose Gypstäfelchen vor. In der Wieslocher Schulsamm- ° lung finden sich einzelne Stücke eines zersetzten, thonigen Kalksteins mit flachen Drusen kleiner, undeutlicher, graulichweisser Gypskrystalle, flach säulenförmig, längsgestreift, zum Theil von blättrigem Ansehen. mit deutlich klinoödrischer Endigung, selten zu Zwillingen ver- wachsen. 15. Kalkspath und Kalkstein. Eine für die Entstehungsweise des Wieslocher Galmeis, wie ich später zeigen werde, bedeutsame Thatsache ist das fast gänzliche Fehlen des Kalkspaths in den Erzen der Lagerstätten, obgleich dieselben von Kalksteinen rings umgeben sind und in diesen Kalksteinen, krystalli- sirter und krystalliner Kalkspath keine Seltenheiten sind. Wie an andern Orten so ist auch bei Wiesloch der graue Muschel- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 411 kalk gelegentlich von hellfarbigen grosskrystallinen Kalkspathadern durchzogen und es finden sich mehrere Centimeter lange spitze Kalk- spathskalonöder in Drusen auskrystallisirt. Solche Adern und Drusen- füllungen sind in vielen Fällen nicht als reine Infiltrationen zu be- trachten, sondern zum Theil als Erzeugnisse einer Umkrystallisirung des Kalksteins, als ein durch Lösungen angegriffener und mit gross- krystallinem Gefüge regenerirter Kalkstein. Dies geht daraus hervor, dass sich zwischen diesen Neubildungen und dem unveränderten Muschel- kalk keine irgendwie scharfen Grenzen ziehen lassen. Wenn man einen solchen umkrystallisirten Kalkstein in Säuren löst und den unlöslichen Rückstand unter dem Mikroskop betrachtet, findet man darin die gleichen Bestandtheile wie in dem bei Auflösung des unveränderten Kalksteins erhaltenen Rückstand, hauptsächlich Kieselthon, vermengt mit Theilchen von rothem oder bräunlichem Eisenkiesel. Daneben finden sich aber in dem Rückstand des umkrystallisirten Gesteins noch kleine Asphaltkügelchen, welche in dem Rückstand von der unveränderten Masse nicht zu erkennen sind. Hier liegen also, wenn auch weniger deutlich hervortretend, dieselben Erscheinungen vor, welche ich in meiner Schrift über „Die Blei- und Zinkerzlagerstätten von Südwest-Missouri“ p. 34 beschrieben habe. Auch hier hat sich der im ursprünglichen grauen Kalkstein äusserst fein vertheilte orga- - nische Farbstoff bei der Umkrystallisirung zu erkennbaren Kügelchen angesammelt, ein Zeichen, dass mit der Strukturveränderung des Ge- steins ein Sublimationsprozess einherging und dass vermuthlich während derselben eine erhöhte Temperatur herrschte. Die Farbe solcher um- krystallisirter Kalksteinpartieen *ist stets hell, oft von etwas ausge- schiedenem Oker gelblich gefärbt. Die chemische Untersuchung einer Probe ergab nur 0:97 °/, Mg, kein Zn, kein an CO, gebundenes Fe, 14-26 °/, kieseligthoniger Rückstand. Aehnliche Vorkommnisse sind auch in der Umgebung der Raibler Lagerstätten von Prosepny beobachtet worden (Jahrb. der k. k. geol. R. A. 1873. XXIII. p. 337). Wo der Kalkspath bisweilen in den Erzen selbst auftritt, erscheint er stets als jüngste und wahrscheinlich ganz neuzeitliche Bildung, und nicht in skalenoödrischer, sondern, soweit meine Beobachtung reicht, 28 * 413 Adolf Schmidt: nur in rhomboödrischer Gestalt, theils in einzelnen Krystallen, theils als zusammenhängende Krusten, auf Blende sowohl als auf krystallinem und krystallisirtem Zinkspath aufsitzend. Die Krystalle sind bisweilen milchweiss und undurchsichtig, meist von der Form —2 R, seltener in flachen, verdrückten und etwas gewundenen, dicht zusammenge- drängten Rhomboädern, dem sogenannten „Papierspath*“ etwas ähnlich. In alten Bauen, welche wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert herrühren, sind reichliche Tropfsteinbildungen angetroffen worden. 16. Bitterspath und Dolomit. Der gewöhnliche Muschelkalk hält, auch in der Nähe der Erz- lagerstätten, sehr wenig Magnesium. Ein grauer krystalliner Kalkstein, mit vielen undeutlich gewordenen, aber weiss gebliebenen Muschelein- schlüssen und mit Flecken von hellem Kalkspath und gelbem Eisen- oker, also augenscheinlich etwas verändert, unmittelbar über dem Deck- stein der Kobelsberger Lagerstätten liegend, ergab mir nur 0:26°/, Mg. Eine zu Bensberg ausgeführte Analyse des kryptokrystallinen grauen Kalksteins der erzführenden Schicht ergab 071°, Mg. In dem an Encriniten reichen krystallinen Deckstein der Erzlagerstätten, der so- genannten „oberen Encrinitenschicht“, im Kobelsberg wurde 5:04°/, Mg gefunden. Der Muschelkalk findet sich indessen, und zwar auch fern von den Erzlagerstätten, oft örtlich dolomitisirt, womit die Annahme einer braungelben Färbung und eines meist feinen und gleichmässigen, körnig- krystallinen, mehr oder weniger porösen Gefüges verbunden ist. Solche Veränderungen gehen gewöhnlich vof Schichtungs- oder Kluftflächen aus und verbreiten sich allmählich ins feste Gestein. Die auf diese Weise entstehenden Gesteinsübergänge sind bisweilen so rapid, dass sie schon an grösseren Handstücken deutlich erkennbar sind. Eine qua- litative Untersuchung eines solchen Stückes, welches den Uebergang von grauem Kalkstein in gelben Dolomit zeigt und .einem Steinbruch oberhalb des Postwegstollens in der Hessel entnommen ist, also nicht aus der unmittelbarsten Nähe einer Lagerstätte stammt, ergab im gelben Theil bedeutende Mengen, im grauen dagegen nur Spuren von Mg. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 413 Zink war in keinem der beiden Theile vorhanden, obgleich der er- wähnte Steinbruch nur wenige hundert Schritte von dem nächsten Erz- vorkommen entfernt ist. Es liegt also hier eine ganz unzweifelhafte Dolomitisirung vor und zwar ohne alle Beziehungen zu dem Erzvor- kommen. An manchen Orten sind die Poren eines durch Dolomitisirung porös gewordenen Kalksteins durch spätere Infiltration wieder mit Kalk- spath vollständig ausgefüllt, so dass wieder ein ganz dichtes Gestein entsteht, welches aber unter dem Mikroskop leicht als ein Gemenge von weissem Kalkspath mit gelbem Bitterspath zu erkennen ist und aus welchem sehr verdünnte kalte Salzsäure zuerst nur Ca auszieht unter sehr lebhaftem Brausen. Später wird das Brausen viel ruhiger, die aufsteigenden Bläschen kleiner, und wenn man nun die Flüssigkeit entfernt und durch frische Säure ersetzt, findet man, dass sich nun- mehr, ausser Ca, auch grosse Mengen von Mg und etwas Fe auflösen. Die Hauptmasse des Fe löst sich aber erst beim Erhitzen mit starker Säure unter Abscheidung von flockiger Kieselsäure. Es ist also auch hier, wie beim braunen Galmei, das Fe zum Theil an SiO, gebunden und als kieseliges Eisenerz mechanisch den Spathen beigemengt. In unmittelbarer Nähe der Erze tritt die Dolomitisirung in grö- sserem Massstab auf und ist da auch meistens mit einer gleichzeitigen ‚Aufnahme von Zink verbunden. Wie oben schon angeführt, bewirkt die Ersetzung des Ca durch Zn äusserlich ganz die gleichen Verände- rungen im Kalkstein wie die Ersetzung des Ca durch Mg. Beide Vorgänge scheinen unter Umständen Hand in Hand gegangen und bald der eine, bald der andere vorwiegend gewesen zu sein, wie aus mehr- fachen Untersuchungen solcher Umwandlungserzeugnisse hervorgeht. So hat Herr Jammes, im Centrallaboratorium der Rhein. Nass. Gesell- schaft, ein solches Erzeugniss, welches ich dem nördlichen Theil der westlichen Lagerstätte im Kobelsberg entnommen hatte, analysirt; und schon früher Clauss (26. Jahrb. d. Mannh. Ver. f. Naturk. p. 52) umgewandelte Theile des an Encriniten reichen Kobelsberger Decksteins untersuchen lassen. Stellt man die dabei erhaltenen Ergebnisse zu- sammen mit den oben angeführten, die theils von Herrn Zörnig in 414 Adolf Schmidt: Bensberg, theils von mir selbst erhalten wurden, so ergibt sich folgende Uebersicht des Gehalts an Mg, Zn und Fe in verschiedenen kalkigen Gesteinen aus unmittelbarer Nähe der Erzlagerstätten: Aeusserlich wenig Aeusserlich stark veränderte Massen. veränderte Massen. BR Sehen mAh IN Dockstoiia führen- | „Deck- ee „Erzführender | ‚? ET de lan. über dem Kalk.“ (obere Enerini- Kalk.“ | Deckstein. - tenschicht). Zörnig. | Zörnig, | Schmiat, Schmidt. | Jammes. | Zörnig. | Clauss. Clauss. | | Ca | | 16:56 26:83 | 24:03 Ms 0:71... 5.04 | | 0:26 | 10:18 0:95 Soon 207 Zn | ' 0:24 | 0:03 9-15 | 41-39 | - 0:46 | 2-83 Fe 0:69 0:47 0:91 4:37 Mn | | | | Spur | 0:90 Pb | 0:09 | Spur Da ein eigentlicher Dolomit (reines Bitterspathgestein) etwa 13°, Mg enthält, so ist aus obigen Analysen des veränderten Decksteins und erzführenden Kalkes ersichtlich, dass der Dolomitisirungsgrad dieser Gesteine stellenweise dem höchsten, der überhaupt erreichbar ist, nicht sehr ferne steht. Denn Dolomite oder überhaupt CaMg-Carbonate mit mehr als 13%, Mg kommen bekanntlich in der Natur nicht vor, und dieser Gehalt wird, selbst im krystallisirten Bitterspath, nur selten voll- kommen erreicht. Aus obiger Zusammenstellung lässt sich ausserdem erkennen, wie sehr der Gehalt'an Mg und an Zn in den den Erzlagerstätten nahe- liegenden Schichten wechselt, und dass keine Beziehungen zwischen beiden Gehalten bestehen und folglich die Aufnahme von Zn und die Dolomitisirung als zwar ähnliche, aber von einander unabhängige, ört- lich beschränkte Vorgänge aufzufassen sind. Die Erzeugnisse solcher zweifacher Umwandlungsvorgänge lassen sich kurz als „Zinkdolomite“ bezeichnen. Manche Schichten des Wieslocher Muschelkalkes, theils oberhalb, theils unterhalb des Erzvorkommens, sind stellenweise von dünnen Schnüren und von mehrere Centimeter dicken Adern von bläulichgrauer, u Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 415 dolomitischer, meist körnig krystalliner Masse durchzogen, welche sich bei mikroskopischer wie chemischer Untersuchung als ein Gemenge von reinem Kalkspath mit eisenhaltigem, aber meist zinkfreiem Bitterspath ergibt. Auch aus diesem Gestein zieht verdünnte, kalte Säure zuerst Ca aus, und die Masse zerfällt dabei in graubraune Körner, welche sich bei fortgesetzter Einwirkung langsam auflösen und aus einem Carbonat von Mg, Fe und Ca bestehen. Der Kalkspath bildet also das Binde- mittel der Bitterspathkörner im Gestein. Dieses Verhalten einerseits und andrerseits der Umstand, dass sich in grösseren Drusen, in der Mitte dickerer Stellen solcher Adern, reiner, grosskrystalliner Kalk- spath abgesetzt und bisweilen die Drusenräume gänzlich ausgefüllt hat, machen es wahrscheinlich, dass auch bei diesen Vorkommnissen der Kalkspath nicht gleichzeitiger Entstehung mit dem Bitterspath, sondern erst später in vorher gebildete, lockere krystalline Aggregatmassen des letzteren infiltrirt worden ist. 17. Realgar. Realgar und Auripigment sind nur an einer Stelle, in der Nähe des früher erwähnten Vorkommens von cadmiumreichem Zinkglas, an- getroffen worden, in einer Kluft des die Erze überlagernden Kalksteins. Der Realgar bildet in den mir zu Gesicht gekommenen Stufen . mehrere Centimeter lange, etwa 2 mm dicke Prismen, die radial grup- pirt an den Kalksteinwänden anliegen. Die Spaltbarkeit ist sehr deut- lich, dagegen sind keine bestimmten Krystallflächen erkennbar. Das Auripigment tritt dicht bei dem Realgar als dicker, traubig- schaliger Ueberzug über dem Kalkstein auf. Beide Mineralien sind von später hinzukrystallisirtem Kalkspath umgeben. Ihr Vorkommen steht in keiner erkennbaren Beziehung zu den Erzlagerstätten. Doch können sie füglich als gewanderte Zer- setzungsprodukte arsenhaltiger Markasite betrachtet werden. 18. Thon. Weisse, gelbe, rothe und graue Kieselthone kommen allenthalben in den Erzlagerstätten vor, theils für sich, theils in den Erzen und 416 Adolf Schmidt: Eisensteinen innig eingemengt und bei der Auflösung als Rückstand verbleibend. Selbst viele äusserlich rein aussehende Zinkspathkryställ- chen hinterlassen einen solchen Rückstand. In verschiedenen Wies- locher Galmeisorten wurde von 3 bis gegen 20°/, Kieselthon nachge- wiesen, in den dortigen Eisenerzen steigt er bisweilen sogar auf gegen 30°/,. Dies weist entschieden darauf hin, dass solche Thone bei der Erzbildung eine Rolle gespielt haben, jedenfalls zu ungefähr gleicher Zeit mit letzteren müssen in ihre gegenwärtige Form und Lage ge- bracht worden sein. | Unter dem Mikroskop erscheinen die Thone, wie auch die erwähnten Rückstände, als hauptsächlich bestehend aus einem Gemenge von farblosen, durchsichtigen Quarzsäulchen, bisweilen an beiden Enden zugespitzt, meist jedoch rundlich und schlecht ausgebildet, mit undurch- sichtigen, weissen oder grauen, schuppig-körnigen Aggregaten von Thon. Dazwischen finden sich die färbenden Stoffe, welche beim schnee- weissen Thon fein vertheilte Zinkblüthe, beim grauen organische Bei- mengungen sind. Die Farbe der rothen, gelben und braunen Thone rührt zwar vorzugsweise von nur beigemengten, mehr oder weniger wasserhaltigen und sich roth brennenden Eisenoxyden her; doch ist in diesen Thonen auch ein Theil der Quarz- und Thonpartikel selber hellroth bis braun gefärbt. Stellenweise sind auch kleine Spaththeil- , chen zu erkennen. Die chemische Untersuchung der verschiedenen Thone hat in fast allen einen kleinen Gehalt an Ca, bis etwa 1°/, ergeben, Spuren von Mg und mehr oder weniger Zn. Doch sind manche unrein gelbe und manche, den Kalkstein unmittelbar überkleidende, graublaue Thone frei von Zn. Der ganz weisse, stark Zn-haltige Thon wurde in grösserer Menge nur unmittelbar über derbem Zinkerz abgelagert gefunden. An erzfreien Stellen der Wieslocher Baue ist der Thon meist fein und zart und von grauer Farbe. Wo der Thon hellgelb, roth oder braun gefärbt ist, wird er stets auch Zn-haltig und bildet, unter steter Zunahme des Eisen- und Zinkgehalts, Uebergänge in okrigen Kieselthon mit beispiels- weise 12°, Zn (in einer untersuchten Probe) und endlich in die ver- schiedenen, stets mit Kieselthon innig vermengten oxydischen Zinkerze. ” Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 417 In der Blende beträgt der thonige Rückstand gewöhnlich weniger als '/;%- Uebergänge ausKalkstein. Die Thone zeigen, ausser diesen Uebergängen in Zink- und Eisenerze, auch solche in Kalkstein. Dies ist hauptsächlich mit den grauen oder unrein gelben der Fall. Der Kalkstein verwandelt sich in der Nähe von Klüften und Hohlräumen, insbesondere wenn dieselben erzführende sind, in eine graue oder grau- gelbe, thonig-kalkige, sektile Masse von sehr feinem Korn und speckigem Ansehen, welche Masse selber wieder an ihrer Aussenfläche in kalkigen Kieselthon verwandelt ist. Dies ist eine bei vielen Kalksteinen der verschiedensten Gegenden und Formationen ganz gewöhnliche Erschei- nung, welche durch die allmähliche Auslaugung des Kalks verursacht wird. Dieser Vorgang hat naturgemäss eine Concentration des in dem Gestein vorhandenen Thongehalts zur Folge und läuft in eine Erzeu- gung von Mergel und schliesslich von kalkfreiem Kieselthon aus. Ursprung. Da die Blende bei ihrer Auflösung einen nur sehr geringen Rückstand hinterlässt, so kann der Ursprung der in den Galmei- ablagerungen in so grossen Mengen auftretenden Thone nur in der eben erwähnten Umwandlung der Kalksteine gefunden werden. Aus der in Abtheilung C dieser Arbeit folgenden näheren Beschreibung der Wieslocher Lagerstätten wird hervorgehen, dass der Galmei zu nicht geringem Theil in Thone infiltrirt erscheint, dass folglich die Thon- bildung der Galmeibildung theilweise muss vorangegangen sein. Der starke Thongehalt des Galmeis selbst deutet auf beständige Thon- absätze während der Erzbildung, und endlich liegen auch Be- weise vor, dass die Thonbildung nach Absatz des Galmeis fort- dauerte. Der Galmei ist nämlich auch da, wo er in grösseren, festen Massen vorkommt, fast immer durch eine wenig oder kein Zink hal- tende, graue Thonlage vom Kalkstein getrennt, und zwar nicht allein unten, sondern auch an den vertikalen und oft stark gewellten und stellenweise hohl ausgewaschenen Wänden, also unter Umständen, welche keine andere Deutung zulassen als die, dass sich der Galmei an wellig ausgewaschene, feste Kalksteinwände ansetzte und dass die zwischen beiden befindliche und allen Windungen der Berührungsfläche folgende 418 Adolf Schmidt: Thonlage erst nachträglich durch Auslaugung des Kalksteins entstanden sei. Den gleichen Beweis liefert ein anderes Vorkommen hinsichtlich des Bleiglanzes. Ein ehedem scharfeckiges Stück Kalkstein ist in Blei- glanz eingeschlossen und grossentheils in eine thonige Masse verwandelt unter starkem Verlust an Volum und unter Einbusse seiner scharf- eckigen Gestalt, welche aber noch als Abdruck in dem umgebenden Bleiglanz deutlich zu erkennen ist. Diese beiden Beispiele zeigen, dass die Thonbildung aus Kalkstein auch nach Ablagerung der Erze noch fortdauerte. Dieselbe muss daher als ein neben der Erzbildung in unabhängiger Weise einhergehender Vorgang betrachtet werden. Verschwemmung. Die wenigsten der in den Lagerstätten vor- handenen Thone finden sich noch ganz an dem Ort ihrer Entstehung, sondern sie sind theils in Hohlräumen und Spalten zusammengeschwemmt, theils auf geringere oder grössere Entfernungen fortgewaschen worden. Diese letzteren zeichnen sich durch Gleichmässigkeit von Farbe und Korn aus. Sehr feine und gleichartige Thone (so dass sie als Maler- farben dienen könnten), meist von kaffeebrauner Färbung, finden sich oft, in Drusen des braunen Galmeis, zwischen und über den Zinkspath- kryställchen abgesetzt. Päaragenesis der Wieslocher Mineralien. Schwefelverbindungen. Aus den obigen Ausführungen er- gibt sich, dass, im Allgemeinen betrachtet, die Schwefelverbindungen, Markasit, Blende und Bleiglanz, wo sie überhaupt auftreten, die ältesten Mineralien der Wieslocher Lagerstätten waren und sich unmittelbar an den Kalkstein angelagert haben. Von diesen Sultiden selbst kann keines als das durchgängig ältere oder jüngere betrachtet werden. Sie haben sich abwechselnd und in unregelmässiger Reihenfolge ge- bildet. Doch scheint bei diesen wechselnden Ansätzen der Markasit fast immer den Anfang gemacht zu haben, und wo Markasit in grösse- ren Massen oder dickeren Lagen auftritt, ist er stets das älteste dieser Mineralien. Später setzte sich Blende, innig vermengt mit Kies, als krypto- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 419 krystalline Kiesblende ab. Dann folgte die Schalenblende, deren Bil- dung bisweilen noch von Markasitabsätzen unterbrochen wurde. Zu der Schalenblende gesellte sich von vorneherein auch Bleiglanz, theils innig vermengt, theils zwischengelagert. Der Bleiglanzabsatz nahm aber mit der Zeit verhältnissmässig zu, der der Blende dagegen ab. Als Abschluss der Bildung der Schalenblende findet sich stets eine dicke Lage oder einzelne grosse Krystalle von Bleiglanz. Damit war aber auch die Erzeugung des Bleiglanzes erschöpft, und die späteren Absätze geschwefelter Erze sind frei davon. Diese späteren Absätze, welche man als Erzeugnisse einer zweiten Bildungsperiode auffassen kann, stehen ihrer Masse nach weit zurück hinter den Erzeugnissen der Schalenblendeperiode. Sie unterscheiden sich äusserlich von den letzteren durch zwar oft recht feinkörniges, doch stets noch als phanerokrystallin zu bezeichnendes Gefüge und durch graue bis schwarze Färbungen. Sie bestehen zuerst wieder aus innigen Gemengen von Kies und Blende, und zuletzt aus reiner kry- stalliner Blende von massigem Aufbau. Für die Altersfolge der Schwefelverbindungen lässt sich daher folgende Reihe aufstellen: Markasit, Kiesblende, | ältere oder Schalen- Schalenblende, | blendeperiode. » Bleiglanz, Krystalline Kiesblende, | Jüngere Periode der phanero- Körnige Blende, | krystallinen Bildungen. Oxydische Mineralien. Die oxydischen Mineralien sind, wo sie überhaupt bei Wiesloch mit den Sulfiden zusammen vorkommen, stets später gebildet und zum Theil nachweislich aus jenen entstanden. Aus den vielen im vorliegenden Abschnitt mitgetheilten Beobachtungen ergeben sich folgende fünf getrennte paragenetische Reihen (ungefähr gleichzeitige Bildungen sind durch Klammern zusammengezogen). 1. Markasit, Limonit, Eisenoker. 420 Adolf Schmidt: 2. Blende, Gyps (negative Krystalle), Schwerspath-Nadeln, Körniger Galmei, Limonit, Eisenoker, Pyrolusit, | Zinkspathkrystalle, Zinkglas, | Schwerspathtafeln, Zinkblüthe. 3. Bleiglanz, Bleisulfat, Cerussit, Antimonoker, \ Pyromorphit. 4. Kalkstein, Dolomit, Poröser Galmei, Kalkspath. 5. Kalkstein, Thon, Zn-haltige Eisenthone, Verwaschene Thone, Feinste Farbthone. Diese fünf Reihen lassen sich, nach den vorausgegangenen Dar- stellungen, so miteinander parallelisiren, wie das folgende Schema an- gibt, in welchem annähernd gleichzeitige Bildungen der verschiedenen Reihen wagrecht neben einander gestellt sind. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 421 Kalkstein. | Markasit. Blende. Bleiglanz, & ? Gyps (neg. Kryst.) Dolomit ER & JS), op Poröser" Limonit. Ren mer psna del Eisenthone. Galmei. ) Körniger Galmei, Limonit. Bleisulfat, Verwaschene y Eisenoker, a | Eisenoker. \ z ) Thone. | Pyrolusit. Antimon- oker. Feinste Zinkspathkrystalle, | Farbthone. Zinkglas. | Schwerspathtafeln, ) ı Kalkspath. | Zinkblüthe Pyromorphit, | | B. Geognostische Verhältnisse. 1. Allgemeine Geognosie der Umgebung der Lagerstätten. Die geographische, topographische und geognostische Lage und Beschaffenheit der Gegend zwischen Heidelberg und Wiesloch und die- jenige der Wieslocher Erzfelder in der Hessel und im Kobelsberg wurden in der „Einleitung“ in allgemeinen Zügen dargestellt. Wenn man sich die das Rheinthal begrenzende Hügelreihe von Norden nach Süden durch eine lothrechte Ebene durchschnitten denkt, so erhält man den in Fig. 1, Taf. XI, dargestellten Durchschnitt der Schichtenfolge von Heidelberg über Leimen und Nussloch nach Wiesloch. Der bei Heidelberg den Granit und das Rothliegende überlagernde Buntsand- stein beherrscht das ganze Gebiet von da bis Nussloch und senkt sich etwas südlich von letzterem Orte unter den Muschelkalk, aus dessen verschiedenen Abtheilungen der westliche Gebirgsabhang zwischen Nuss- loch und Wiesloch zusammengesetzt ist, d. h, der Ludwigsberg und 499 Adolf Schmidt: die ganze sogenannte Hessel. Da der Buntsandstein sich von Heidel- berg nach Süden auf eine Entfernung von nahezu 10 Kilometer er- streckt und dessen Mächtigkeit etwa 400 Meter beträgt, so muss hier das allgemeine Einfallen der Schichten, aus diesen Daten berechnet, annähernd 2° betragen. Die Gliederung des Muschelkalks ist in diesem südwestlichen Theil des Odenwald-Gebirges im Allgemeinen die folgende (vgl. Benecke und Cohen. Geognostische Beschreibung der Umgegend von Heidel- berg. Heft IM): Unterer Muschelkalk oder „Wellenkalk“. a) Wellendolomit, ohne scharfe Grenze gegen den Röth des Buntsandsteins, besteht aus Dolomiten, zu unterst zellig, dann dicht und dünnplattig, mit blaugrauen Mergeln wechsellagernd, dann krystallin und diekbankig, zu oberst knollig und in die welligen Kalksteine über- gehend. Versteinerungen: Gervillia socialis, Myophorien, Lima, Pecten, Trochiten. Grösste Mächtigkeit 30—40 m. b) Eigentlicher Wellenkalk, bestehend zu unterst aus 35—40 m. blauen welligen Kalken, mit einzelnen Thonschichten mit lima lineata; darüber folgt eine etwa 0:3 m. dicke, fossilreiche Bank von festem, splitterndem, blauem Kalkstein, die Spiriferinen- bank, mit vielen spirfera hirsuta, sp. fragilis, ferner ostrea und lima ;, darüber wieder 12—25 m. welliger Kalk, in dessen obersten Schichten sich Einlagerungen einer Art von Schaumkalk befinden, einem tiefblauen, oft oolithischen Kalkstein, welcher an der Luft braun und porös und zuletzt mulmig und leicht zerreiblich wird, und Bruch- stücke von Muscheln und Crinoideen enthält. c) Bituminöse Mergel und Schiefer, abwechselnd mit festen Lagen von je 2—4 cm. Dicke. ‘ Ganze Mächtigkeit 5—6 m., mit myophoria orbicularis, gervillia costata, etc. Mittlerer Muschelkalk oder „Anhydritgruppe“. Diese umfasst bei Wiesloch: Dolomitische Kalke, ebenflächig, blaugrau, durch Verwitte- rung gelb werdend; stellenweise etwas bituminös und beim Zerschlagen Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 423 einen entsprechenden Geruch von sich gebend, „Stinkkalk“ der Berg- leute. Rauchwacken, zellige Kalke und Dolomite nebst ausgelaugten Brekzien. Bituminöse Mergel, dünnschiefrig, oft mit grauen Hornstein- knollen. Die Lagerungsfolge und Mächtigkeit dieser Gesteine bei Wiesloch kann wegen zu schwacher Vertretung und Mangel an Aufschlüssen nicht angegeben werden. Oberer oder Haupt-Muschelkalk. Diese Schichtengruppe zerfällt bei Wiesloch in zwei Abtheilungen, nämlich den Trochitenkalk und den darüberliegenden Nodosuskalk, welche sich im Allgemeinen dadurch unterscheiden, dass der erstere hauptsächlich aus diekeren, festen Kalksteinbänken besteht, welche zum Theil zahlreiche Encrinitenstielglieder (Trochiten) enthalten, während der Nordosuskalk zumeist von dünnplattigen Kalksteinen und dazwischen gelagerten Thonschichten gebildet ist, keine Trochiten enthält, dagegen durch Amonites nodosus paläontologisch charakterisirt ist. a) Trochitenkalk, dem die Erzablagerungen fast ausschliess- lich angehören, umfasst zu unterst feste, oft knollige Kalkbänke, darüber theils wulstige Plattenkalke mit eingeschalteten Thon- lagen, fossilreich, die Platten oft mit vielen Cordula gregaria bedeckt, theils auch harte, blaue, fossilfreie Kalksteine mit Kalk- spathdrusen und knolliger Oberfläche, darüber die eigentlichen Trochitenschichten mit zahlreichen Stielgliedern von Enerinus liliiformis (die spezielle Gliederung dieser hauptsächlich erzführenden Schichten wird im zweiten Theil dieses Abschnittes behandelt werden). Gesammtmächtigkeit des Trochitenkalks 30 bis 40 m. b) Nodosuskalk begreift zu unterst dünnplattige, dunkelblaue Kalke mit pecten diseites, Disciteskalk, mit von Muscheln her- rührenden Hohlräumen, die mit braunem Bitterspath erfüllt sind; dann dünnschiefrige Thone, ausser dem amonites nodosus auch ger- villia socialis, myophoria vulgaris, pecten discites, terebratula vul- 424 Adolf Schmidt: garis enthaltend; zu oberst einige dicke Kalkbänke, aussen oft rauh und zerfressen, ebenfalls reich an obigen Muscheln, deren Schalen hier stellenweise in Chalcedon verwandelt sind. Die Gesammtmächtigkeit des Nodosuskalks beträgt bei voller Aus- bildung 40 bis 50 m. Die an anderen Orten auftretende oberste Abtheilung des Hauptmuschelkalkes, aus theils rauhen dolomitischen, theils thonigen und glaukonitischen Kalken bestehend, ist in der unmittelbaren Umgegend von Wiesloch nicht‘ beobachtet worden. Die horizontale Verbreitung der beschriebenen Schichten- reihe in der Nähe der Wieslocher Lagerstätten ist auf der Ueber- sichtskarte, Taf. IX, dargestellt durch Verzeichnung der geognostischen Grenzen im Allgemeinen und durch Beifügung (innerhalb dieser Grenzen) von verschiedenen Buchstaben, welche den jeweiligen geognostischen Charakter angeben, wie B (Buntsandstein), W (Wellenkalk), A (An- hydritgruppe), T (Trochitenkalk), N (Nodosuskalk), K (Keuper), L (Löss).. W + A bezeichnet einen stark gestörten Bezirk mit vermengten Gesteinen der Wellenkalk- und der Anhydritgruppe; T + N einen solchen mit Gemengen von Trochiten- und Nodosuskalk. Die auf diesem Kärtchen verzeichneten geographischen, topogra- phischen, geognostischen und bergmännischen Dinge wurden für die vor- liegende Arbeit besonders zusammengestellt unter Benützung der Karte von Benecke und Cohen, derjenigen von Clauss und einer An- zahl von Situationsplänen und von älteren und neueren Grubenrissen, welche mir von den beiden Bergwerks-Gesellschaften zur Verfügung gestellt wurden. Die Zusammenstellung bot ansehnliche Schwierigkeiten, weil die verschiedenen zu bergmännischen Zwecken angefertigten Pläne und Karten einzeln unvollständig sind, und weder unter sich, noch mit der Benecke-Cohen’schen Karte vollkommene Uebereinstimmung zeigen. Ich habe einzelne erheblichere Widersprüche durch eigene Messungen, weniger bedeutende durch Ausgleichung zu heben gesucht. Der Inhalt des Kärtchens liegt daher wohl in keinem Punkte der Wahr- heit sehr ferne. Dasselbe darf aber andrerseits nicht als das Ergebniss einer genauen Aufnahme der Gegend, sondern nur als eine annähernd Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 425 richtige Skizze angesehen werden, deren einziger Zweck ist, einen Ueberblick über die für die Beurtheilung der Lagerstätten wichtigsten Verhältnisse zu gewähren. Mit Ausnahme einer kleinen durch Buntsandstein (B) bedeckten Fläche bei Nussloch und einer solchen mit Keuper (K) bei Wiesloch gehört die ganze von der Karte dargestellte Fläche den verschiedenen Gliedern (W, A, T, N) des Muschelkalks an. Nur ist die östliche Hälfte dieser Muschelkalkgesteine mit einer Decke von Löss (L) überkleidet, welche an manchen Stellen im Kobelsberg eine Mächtigkeit von 20 bis 25 m. erreicht. Dass aber die Muschelkalkschichten in im All- gemeinen unveränderter Folge und Lagerung unter dem Löss fortsetzen, das beweisen einerseits mehrfache auf der Karte nicht angedeutete kleinere Entblössungen auf den Höhen östlich von Nussloch und in dem an Baierthal vorüber nord-südlich streichenden Angelbachthal, andrer- seits die durch den Bergbau im Kobelsberg gelieferten Aufschlüsse. Nusslocher Spalt. Durch die ganze Muschelkalkformation zieht, den westlichen Abhängen des Ludwigsberges und der Hesse] ent- lang, ein dem Rheinthal parallel nord-südlich streichender Bruch oder Spalt, von welchem östlich die Verbreitung der verschiedenen Abthei- lungen eine etwas verschiedene ist als westlich davon, wie solches das Kärtchen deutlich zur Anschauung bringt. Zerklüftungen, welche in den südöstlich von Nussloch befindlichen Sandsteinbrüchen, in der nördlichen Verlängerung der Bruchlinie lie- gend, erkennbar sind, zeigen, dass der Spalt, wenn auch vielleicht nur auf eine kurze Strecke, sich bis in den Buntsandstein hinein erstreckt. Im südlichen Theile der Karte dürfte der Umstand, dass der Löss (L) gegen den Keuper (K) ziemlich genau in der Richtung der Bruchlinie abgeschnitten ist, eine Fortsetzung des Spalts auch in den Keuper hinein vermuthen lassen. Die Gegend östlich vom Spalt. Im Osten dieses grossen Bruchs kann die Schichtenlagerung als eine im Ganzen normale be- trachtet werden. Denn obgleich grössere Aufschlüsse fehlen, so lassen sich doch, aus den an der Oberfläche liegenden Gesteinsstücken und aus gelegentlichen kleinen Anbrüchen, von dem bei Nussloch gut auf- Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins, N. Serie H. 29 426 Adolf Schmidt: geschlossenen Buntsandstein ab in südlicher Richtung, fast alle einzelnen Gruppen der Muschelkalkschichten in regelrechter Folge nachweisen, nämlich der untere Wellenkalk mit der Spiriferinenbank am nördlichen Abhang des Ludwigsbergs, der Schaumkalk am Signal auf der Hessel und im Schlangengrund, die bituminösen Orbicularismergel an letzterem Ort, die Anhydritgruppe (A) und der Trochitenkalk (T) im südöstlichen Theil der Hessel, der Trochitenkalk ausserdem in den Stollen und Bauen im Kobelsberg, endlich der Nodosuskalk (N) unmittelbar nördlich von Alt-Wiesloch und an mehreren Punkten in dem Hügel südlich vom Kobelsberg. Ueberall auf dem ganzen Gebiete, wo kleine Aufschlüsse vorhanden sind, zeigen die Schichten eine concordante Lagerung mit schwachem Einfallen nach Süden, wie das ganze Gebirge südlich von Heidelberg. Andrerseits ist das Gebiet nicht frei von örtlichen Störungen. Insbesondere finden sich auf der Oberfläche des sanft ansteigenden öst- lichen Theils des Schlangengrunds alle möglichen Muschelkalkgesteine durcheinander und zum Theil mit Resten von Löss vermengt. Es scheint hier ein durch innere Auslaugung entstandenes Senkungsgebiet vorzu- liegen, zu dessen Entstehung ein dem obenerwähnten parallel laufender zweiter Bruch den ursprünglichen Anlass mag geboten haben, was da- durch angedeutet ist, dass der östlich angrenzende Kobelsberg ein steiles Ansteigen und eine geregeltere Schichtenfolge zeigt. Zum Ab- fluss der Wasser diente und dient noch heute das vom Schlangengrund nach Süden ziehende Thälchen, welches beim Carl-Stollen in das breitere Thal der Leimbach einmündet. Aehnliche Veränderungen und Stö- rungen haben auch auf dem flachen Rücken der Hessel, besonders an dessen südlichem Ende, Platz gegriffen, wie dort unternommene Schür- fungen und Schachtanlagen dargethan haben. Aeltere Aufzeichnungen, welche mir Obersteiger Häuser zur Verfügung gestellt hat, ergeben, dass dort das „verstürzte Gebirge“ eine Mächtigkeit von 15 bis 20 m. besitzt. Der erst neuerdings, zu Ende 1879, einige hundert Schritte nördlich von Alt-Wiesloch von der Rhein.-nass. Gesellschaft bis zu 28 m. niedergebrachte Versuchsschacht, Nr. 53, (auf der Karte ange- geben) durchteufte zuerst mehr als 20 m. gelblichen Thon mit zahl- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 427 reichen losen Blöcken und Brocken von Kalkstein, welcher, nach seinen petrographischen und paläontologischen Kennzeichen, theils dem Nodosus- kalk, theils dem Trochitenkalk angehört. Unter diesen losen Massen lag eine 1:5 m. mächtige, gebrochene Schicht von galmeihaltigem Braun- eisenstein, etwas nach Westen abfallend, darunter in ähnlicher La- gerung 3 bis 6 m. festere, gelbe, schwach bituminöse, dolomitische Bänke (Stinkkalk), welche dann durch nach Osten fallende, abwechselnde Lagen von blauem Thon und von 3 bis 4 cm. dicken Kalkplatten ab- geschnitten wurden. Nachdem man in letzteren noch etwa 4 m. weiter abgeteuft hatte, gelangte man ins Wasser, was die vorläufige Einstel- lung der Arbeit zur Folge hatte. Aus einer Vergleichung dieser Ge- steinsfolge mit der oben angegebenen allgemeinen Schichtenfolge der Gegend geht mit grosser Wahrscheinlichkeit hervor, dass die dolomi- tisch bituminösen Gesteine Reste von Schichten der Anhydritgruppe darstellen, während die östlich fallenden thonigen Schichten schon zum obersten Theil der normal gelagerten Wellenkalkgruppe dürften zu rechnen sein. Jedenfalls zeigt das ganze Auftreten der verschiedenen Gesteine, dass hier nicht nur Auslaugungen und Zusammenbrüche, son- dern auch grössere Rutschungen der gebrochenen oberen Schichten stattgefunden haben. Ueberhaupt sollen an solchen Punkten, wo der frühere Bergbau in die Nähe von Berührungsstellen des Wellenkalks mit den höheren Muschelkalkschichten gelangt ist, die beiden durch „Verstürzungen‘“ getrennt gewesen sein. Auch in den südlichen Abhängen des sonst viel fester beschaffenen Kobelsbergs fanden sich in einzelnen Schächten unter der mächtigen Lössdecke bis zu 7 m. dicke Anhäufungen von losen Kalkstein- und Thonmassen. Bei allen bergmännischen Arbeiten in der Umgegend von Wies- loch wurde die Beobachtung gemacht, dass die Fallrichtung der oberen in ihrer Lagerung gestörten Gesteinsschichten im Allgemeinen dem Abfallen der Bodenoberfläche entspricht. Die Schichten fallen immer den Thälern und Bodeneinsenkungen zu und sind in diesen Richtungen bewegt worden. Dieser Umstand deutet mit Bestimmtheit darauf hin, dass als nächste und hauptsächlichste Ursache der dortigen Schichten- 29 * 428 Adolf Schmidt: störungen langsame Auslaugungen und Verwaschungen durch Gewässer zu betrachten sind, welche in den noch jetzt vorhandenen Thalfurchen ihren Abfluss fanden. Die Gegend westlich vom Spalt. Etwas anders haben sich die Verhältnisse in dem Gebirgsstreifen gestaltet, welcher westlich vom Nusslocher Spalt gelegen ist und augenscheinlich in Folge der Spaltung von der normalen inneren Hauptmasse des Gebirges abgetrennt wurde und jetzt den Abhang desselben dem Rheinthal entlang bildet. Zwar folgen sich auch hier die geognostischen Schichtengruppen im Ganzen in regelrechter Ordnung. Anschliessend an den Buntsandstein, welcher sich nach Süden zu noch etwas über den Ort Nussloch hinaus erstreckt, finden wir in dem Viereck (W + A), soweit es sich bei den da gänzlich mangelnden Aufschlüssen erkennen lässt, ein Gemenge von Gesteinen, hauptsächlich des unteren und zum Theil auch des mittleren Muschelkalks, sodann einen schmalen Querstreifen der Anhydritgruppe (A), weiter südlich den Trochitenkalk und endlich den Nodosuskalk in bedeutender Entwicklung und bis Wiesloch reichend. Die Schichten zeigen aber hier, ausser dem schwachen Einfallen nach Süden, ein viel bedeutenderes nach der Rheinebene zu. Die Gesteinsmassen sind durch- gängig stark verbrochen. Selbst die verhältnissmässig noch gut erhaltenen Kalksteinschichten des Hauptmuschelkalks sind nicht nur von Nord nach Süd, sondern stellenweise auch in ost-westlicher Richtung zer- spalten, und einzelne Gesteinsmassen haben sich in so unregelmässiger Weise gesenkt, dass das Fallen ihrer Schichten nach Osten, also dem dort gewöhnlichen gerade entgegen gerichtet ist. Diese Verhältnisse sind in den Steinbrüchen und Bergwerken zwischen Nussloch und Wies- loch deutlich zu beobachten, beziehungsweise früher zu beobachten ge- wesen. Die zwischen und über den losgelösten Gesteinsmassen durch den Bergbau aufgeschlossenen, eingeschwemmten oder nur verschwemmten Thonlagen senken sich hier allgemein nach Westen, während östlich vom Nusslocher Spalt die Verschwemmungsrichtung thoniger Massen stets eine südliche oder südöstliche ist. Das offenbar am stärksten gestörte Gebiet ist das auf der Karte mit W + A bezeichnete Viereck bei Nussloch. . Dort finden sich Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 429 auf den Höhen und den oberen Theilen der Abhänge nur dolomitische Gesteine, und zwar die zelligen Dolomite, die dolomitischen Mergel und Knollenkalke der Gruppe des „Wellendolomit“, in regelloser Ver- mengung, wozu sich nach Süden hin nicht allein Stücke von Schaum- kalk gesellen, sondern auch Stinkkalk und die weichen, eisenreichen Zellendolomite und zelligen Kalksteine, welche schon der Anhydrit- gruppe zugehören dürften. Der eigentliche Wellenkalk ist dagegen auf den Höhen gar nicht mehr bemerklich. Er ist dort zerstört und in die untern Theile der Hügelabhänge hinabgespült worden, wo man ihn in kleinen, meist mergelig gewordenen Stücken, mit dolomitischen Knollenkalken vermengt, beobachten kann. Ueber das ganze Gebiet dieses Vierecks finden sich ausserdem einzelne grossentheils entfärbte Buntsandsteinstücke zerstreut und deuten darauf hin, dass die zer- störenden Wirkungen bis zum Sandstein hinabgedrungen sind und dass an dieser Stelle die darüberliegende Decke von Gesteinen der Muschel- kalkformation eine nur schwache sein und festere Schichten kaum mehr enthalten kann. Die nächste Ursache aller dieser Störungen ist wohl auch hier hauptsächlich in grossartigen Auslaugungen zu suchen, welche dem Rheinthal entlang stattgefunden haben. Da die welligen Kalk- steine des unteren Muschelkalks, welche östlich vom Spalt eine so grosse Ausdehnung besitzen, hier fast ganz verschwunden sind, so lässt sich schliessen, dass die Auslaugungen vorzugsweise diese Gesteine be- troffen haben. Wenn man annehmen wollte, dass die Anhydritgruppe, wie jetzt noch an andern Orten, so auch früher bei Wiesloch grössere Mengen von Salz, Gyps und Anhydrit geführt habe, welche jetzt nicht mehr vorhanden seien, so könnte man auch das Verschwinden dieser Gesteine mit als Störungsursache betrachten. Doch liegt hiefür kein direkter Beweis vor und die ebenso schwache Entwicklung dieser Gruppe östlich vom Spalt scheint mir eher auf das Gegentheil hinzuweisen. Was vom unteren und mittleren Muschelkalk in den Rheinthalabhängen zurückgeblieben ist, besteht überwiegend aus dolomitischen Gesteinen, und da solche schwieriger löslich sind als rein kalkige, so deutet auch dieser Umstand auf Auslaugungen als Hauptursache der da erfolgten 430 Adolf Schmidt: Störungen hin. Im Einklang damit steht die auch in der Hessel be- obachtete Thatsache, dass sich an der seitlichen Berührungsfläche zwi- schen dem östlich vom Spalt sich erhebenden Wellenkalkrücken und den gesunkenen Schichten des Hauptmuschelkalks stets lose Massen, insbesondere Thone mit Kalksteinbrocken befinden, mit nach Westen geneigten Rutschungen. Die Hauptmuschelkalkschichten selbst sind in der Nähe des Wellenkalks aufgerichtet, sie sind thonig und mürbe, speckig, oder, wie der Bergmann sagt, „schwartig“ geworden, sie nehmen zugleich an Mächtigkeit rasch ab und keilen sich meist nahe der Oberfläche gänzlich aus. Die Gesteinsbewegungen waren also offen- bar keine plätzlichen, sondern sie sind mit einer langsamen innern Veränderung und Massenverminderung Hand in Hand gegangen. Der Hauptmuschelkalk ist nicht jäh hinabgesunken, sondern er hat sich an dem Wellenkalkmassiv langsam hinabgesenkt und ist von dem den Wellenkalk westlich vom Spalt zerstörenden Lösungsmittel selber an- gegriffen, an der Angriffsstelle verändert und in seiner Mächtigkeit verringert worden. Die Dickschichtigkeit und Sprödigkeit seiner Massen hat endlich eine Zerspaltung und ein rascheres Ablaufen des Wassers bewirkt und ihn dadurch vor weiterer Zerstörung bewahrt. Wenn sonach die örtliche Auslaugung als die wirksamste Ursache der Zerklüftung und Zerstörung angesehen werden muss, so scheint sie doch nicht die erste und einzige Ursache derselben gewesen zu sein. Obgleich die Zerklüftung sich nach der Tiefe meist schon in den unteren Lagen des Trochitenkalks verläuft, so hat man doch an einigen Stellen der Hessel, z. B. in der Nähe des auf der Karte mit „Nr. 1* bezeichneten Schachtes, Klüfte abwärts bis mehrere Meter in den Wellenkalk hinein verfolgt, ohne ihr Ende zu erreichen. Schür- ungen und Schächte auf der Höhe der Hessel und um den Gipfel des Ludwigsbergs haben auch an diesen Orten mit galmeihaltigem Eisen- stein erfüllte Klüfte im Wellenkalk erschlossen. Ueberdies reicht auch der grosse Nusslocher Spalt, wenigstens in seiner horizontalen Er- streckung, durch den Wellenkalk hindurch. Kurz, es ist erwiesen, dass auch der Wellenkalk, obgleich in weit minderem Grad und ge- ringerer Häufigkeit als der Hauptmuschelkalk, selber zerklüftet ist und , da er ee ET Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 431 dass manche der den Trochitenkalk durchsetzenden Klüfte in den unterlagernden Wellenkalk hinabsetzen. Die Anfänge der Zerklüftung haben also auch den Wellenkalk betroffen. Die Ursache der beginnen- den Kluftbildung muss daher eine tiefer liegende gewesen sein und dürfte mit der Hebung des Odenwaldgebirges, beziehungsweise der Senkung der dasselbe südlich umgebenden Gesteine, überhaupt mit der Entstehung des allgemein südlichen Einfallens der Schichtenreihe jener ganzen Gegend (welche Ursache diese Entstehung auch habe) in Zu- sammenhang zu bringen sein. Wenn, nach Obigem, die anfängliche Ursache der Kluftbildungen in allgemeineren Gesteinsbewegungen zu suchen ist, die Ursache aber der so stark entwickelten örtlichen Zerklüftung in Veränderungen des obersten Wellenkalks und etwa der Anhydritgruppe, so erscheint es wenig überraschend, dass manche Klüfte vom Wellenkalk bis in den Nodosuskalk hinaufreichen, während viele andere nur den Trochiten- kalk durchsetzen, welcher, als die der stärksten Störungsursache am nächsten liegende Schichtengruppe des Hauptmuschelkalks, dementspre- chend am stärksten durchklüftet ist. Die auffallend geringe Verbreitung des Wellenkalks westlich vom Nusslocher Spalt erklärt sich aus den obigen Betrachtungen von selbst. Wenn es hauptsächlich die Auslaugung des Wellenkalks war, welche das örtliche Sinken der höhern Schichten veranlasst hat, so mussten die Ausbisse der Wellenkalkschichten ganz vorzugsweise der Zerstörung preisgegeben gewesen sein und in ganz hervorragender Weise ein solcher Theil dieser Ausbisse, welcher an einer Seite das Rheinthal berührt, an der andern durch einen in den Wellenkalk selbst ein- dringenden Spalt von der Hauptmasse des Gebirges getrennt, also von drei Seiten den Einwirkungen der Verwitterung und des Wassers un- mittelbar ausgesetzt war. Daher das fast gänzliche Verschwinden des Wellenkalks von der Oberfläche in dem Gebirgs-Streifen westlich vom Spalt, und die so sehr bedeutenden Störungen in diesem Streifen, und insbesondere in dem Viereck (W -- A). Um die geschilderten geognostischen Verhältnisse auf der Ost- und Westseite des Nusslocher Spalts anschaulich zu machen, gebe ich 432 Adolf Schmidt: in Fig. 2, Taf. XI, einen idealen westöstlichen Durchschnitt durch die untere Hessel nach dem Kobelsberg. Die allgemeine Wirkung des den Hesselrücken durchschneidenden Spalts und der darauf folgenden Auslaugungen auf die Lage der dem Rheinthal entlang im Westen des Spalts liegenden Gesteinsschichten ist in dieser Skizze erkennbar. Dieselbe zeigt auch, wie es zugeht, dass an der Oberfläche Trochiten- kalk und Nodosuskalk in einer, das Streichen kreuzenden, geraden Linie, also seitlich, aneinanderstossen, was bei Betrachtung der Karte auffallen muss. Der Nodosuskalk (N) ist auf der Ostseite des Spalts durch Denudation entfernt; auf der Westseite des Spalts ist er zwar erhalten, aber gesunken und stark zerklüftet, und wahrscheinlich gerade deshalb erhalten, weil auch in die Quere zerklüftet. Das Fallen der Schichten westlich vom Spalt beträgt nach Süden zu kaum einen Grad, also weniger als das normale, ein Um- stand, welcher sich aus der an den Ausbissen des Wellenkalks erfolgten starken Auslaugung und der in Folge dessen eingetretenen verstärkten Senkung der nördlichen Gebietstheile zur Genüge erklärt. Das Fallen nach Westen hin ist, den gestörten Verhältnissen ent- sprechend, ein sehr wechselndes. Es steigt in der Nähe der Wellen- kalkgrenze stellenweise bis 20°, und mag an den meisten Stellen im Durchschnitt etwa 8° betragen. Unmittelbar östlich vom Spalt im Hesselfeld ist kein genügender Aufschluss vorhanden, um das Fallen zu beurtheilen. Es ist jeden- falls ein sehr schwaches. Aus den geognostischen Verhältnissen lässt sich da auf ein südliches Einfallen von annähernd 2° schliessen, da nach dem früher Gesagten hier ein im Ganzen normaler Lagerungs- zustand kann angenommen werden. Im Kobelsberg ist das Fallen der Schichten ebenfalls fast genau südlich (etwas nach SSO.) und beträgt in den bis jetzt aufge- schlossenen Theilen etwa 6°, im westlichen Theil etwas weniger, nach Osten hin etwas mehr. Keuper. Die Keuperformation (K) ist am südlichen Rande der Uebersichtskarte durch zwei kleine Flächenstücke vertreten, das eine östlich, das andere nordwestlich von der Stadt Wiesloch, in un- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 433 mittelbarer Nähe derselben gelegen. Diese beiden Stücke sind aber ihrem geognostischen Charakter nach gänzlich von einander verschie- den. Das östliche, welches weiter nach Osten hin unter dem Löss verschwindet, gehört dem untersten Keuper, der Lettenkohlengruppe, an, welche hier in anscheinend normaler Weise den Hauptmuschelkalk überlagert. Dagegen besteht das nordwestliche Stück aus den bunten Mergeln und Sandsteinen des oberen Keupers, welcher erst 2 km. südöstlich davon in grösserer Ausdehnung und in regelrechter Lagerung auftritt. Dieses Stück ist daher hier isolirt. Da nun die allgemeine Fallrich- tung der Schichten eine südliche ist, so beweist dieses auffallend weit nördliche Auftreten einer isolirten Partie des oberen Keupers, dass sich die Keuperformation früher viel weiter als jetzt nach Norden er- streckte und jedenfalls einen grossen Theil der Hessel und wohl auch einen Theil des Kobelsbergs bedeckte. Wir werden später sehen, dass dieser Umstand mit der Entstehung der Erzlagerstätten in Verbindung gebracht werden kann. 2. Spezielle Geoegnosie der Erzlagerstätten. Das Vorkommen von Galmei, Bleiglanz und Eisenerzen in jener weiten Einsenkung, welche zwischen dem Neckarthal im Norden und einer Linie Karlsruhe-Pforzheim, als südliche Begrenzung, das Oden- waldgebirge von den nördlichsten Vorhügeln des Schwarzwaldes ab- trennt, ist in der dort reichlich vertretenen Muschelkalkformation eine sehr verbreitete Erscheinung, während im Buntsandstein derselben Gegend neben Eisenerzen nur gelegentlich Kupfermineralien auftreten. Clauss erwähnt im 26. Jbr. d. Mannh. Ver. f. Naturk. p. 38 und 39, galmeiführende Klüfte in den Muschelkalkbrüchen am südwest- lichen Abhang des Steigbergs bei Untergrombach, zwischen Bruchsal und Karlsruhe; ferner mit Galmei, Bleiglanz und Brauneisenerz erfüllte Spalten und Hohlräume im Muschelkalk in der sogenannten „Silber- helde“ oder „Silberhelle“ bei Bruchsal (s. Bruchsaler Gefäll- und Güter- buch von 1627); ferner Galmeiablagerungen am westlichen Abhang des Kallenbergs bei Eschelbronn im Schwarzbachthal nördlich von 434 Adolf Schmidt: Sinsheim, sowie bei Maisbach und Schatthausen nordöstlich von Wies- loch. Wenn nun auch an einigen Punkten, wie z. B. vor wenigen Jahren bei Maisbach, recht hübscher Galmei gewonnen worden ist, so hat sich doch keines dieser Vorkommnisse als auf die Dauer ergiebig erwiesen. In der Umgegend von Wiesloch, wo allein grössere Anhäufungen reicherer Erze aufgefunden wurden, finden sich auch ausserhalb dieser viele kleine unbauwürdige Erzbildungen, nicht allein im Hauptmuschel- kalk, sondern auch im Wellenkalk. Eine Anzahl von Versuchsschächten, welche in der Nähe des Gipfels des Ludwigsbergs und nordöstlich da- von „am Eisenbuckel* (s. d. Karte) niedergebracht wurden, haben im Wellenkalk Klüfte erschlossen, welche meist nord-südlich streichen und mit eisenreichem Galmei, in Brauneisenstein übergehend, erfüllt sind. Diese Ablagerungen sind aber unbauwürdig, theils wegen ihrer ge- ringen Mächtigkeit, theils wegen ihres hohen Eisengehalts, welcher bei der Verhüttung der Erze die Retorten zerstört und daher die Dar- stellung des Zinks aus diesen, überdies nicht sehr gehaltreichen, Erzen zu einer gewinnlosen oder gar verlustbringenden macht. Als bauwürdig haben sich bisher ausschliesslich die Erzablage- rungen im Hauptmuschelkalk gezeigt und in diesem nur diejenigen, welche der unteren Abtheilung desselben, dem Trochitenkalk, und ins- | besondere den „eigentlichen Trochitenschichten“ (wie sie oben genannt wurden) angehören, welche mehrere besonders versteinerungsreiche Lagen enthalten, die von früheren Autoren als „Encrinitenschichten“ bezeichnet worden sind. Die spezielle Gliederung des Trochitenkalks bei Wiesloch ergibt sich aus der folgenden Zusammenstellung der einer- seits in der Hessel, andrerseits im Kobelsberg durch den Bergbau er- schlossenen Schichtenreihen. Die Angaben bezüglich der Hessel sind im Wesentlichen diejenigen, welche Hoffinger in Leonhard’s Beitr. zur geogn. Kenntn. d. Gr. Baden. I. Heft. Taf. II. veröffent- jicht ‚hat, jedoch in einzelnen Punkten von Hoffinger selbst be- richtigt. Sie beruhen auf Beobachtungen, welche beim Abteufen des Schachts Nr. 1 (s. Karte) gemacht wurden und welche sich später z Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 435 als ziemlich allgemein gültig für die Hessel erwiesen haben. Die an- gegebene Schichtenfolge im Kobelsberg ist eine durch Mittheilungen von Obersteiger Häuser und durch eigene Beobachtungen ergänzte, gedrängte Wiedergabe der von Clauss im 26. Jbr. des Mannh. Ver. f. Naturk. p. 40 und 41 gegebenen Beschreibungen und stellen speziell die im Friedrich-Stollen (s. Karte) angetroffenen Verhältnisse dar. Ich habe versucht diese beiden Schichtenfolgen sowohl unter sich als auch mit der von Benecke und Cohen gegebenen Eintheilung zu parallelisiren, wie folgt: Eintheilung Schichtenfolge bei Wiesloch. von — FRE ar In der Hessel | Im Kobelsberg Cohen. (nach Hoffinger). (nach Clauss und Häuser). | | 0°6 m. Dammerde. 0:-3—0'5 m. Dammerde. 6—22 m. Löss. 1-2—1'5 m. Sand. —— m ——— 36 m. fester Kalkstein mit | 2:4—3°0 m. dünngeschichtete, z Lagen von gelbem Letten.. _ gelblichgraue, zuweilen dolo- a 0-3 m. blauer schiefriger Kalk. mitische, thonige Mergel, = 0-9 m. petrefaktenreicher Kalk meist zerbrochen und ver- 2 mit ammonitesnodosus, pecten, schwemmt. - gervillia, nautilus bidorsatus. | 0'9—4'5 m. graue Kalkschichten, zZ je 3—9 cm. stark, wechselnd mit gelben Mergelthonen. 2:4 m. Wechsel von je 0'3 m | 0:3—6°0 m. dunkelgraue, bis dicken Schichten von festem, 0'3 m. starke Kalkschichten diehtem, blaugrauem Kalk- mit Thonmergeln wechselnd, = stein und von blauem Letten. | 1'5—3°0 m. krystalline, graue, B 0°9 m. dichter röthlicher Kalk- | häufigmit Braunspathschnüren o stein, wahrscheinlich Dolo- durchzogene, je 6—27 cm. 2 mit. starke Kalkschichten, > 4-2 m. blauer Kalkstein mit Lettenablösungen, in deren Contakt der Kalk grau und schwartig (speckig) ist. 456 Adolf Schmidt: Eintheilung Schichtenfolge bei Wiesloch. von ; Bone In der Hessel | Im Kobelsberg Banen (nach Hoffinger). (mach Clauss und Häuser). mit enerinus hilüformis; Gal- 24—30 cm. starke Encri- mei führend. nitenschichten, beste- hend entweder aus gelblich- bis röthlichgrauem, porösem, stark dolomitischem Kalkstein, oder aus krystallinem, hell- grauem Kalkstein, mit Kalk- spath- u. Braunspathschnüren | durchzogen. 015 m. „Blättchen“, drei dichte blaugraue Kalkschich- ten, je 6—10 cm. dick; Gal- mei führend und stellenweise ganz durch Galmeilagen oder galmeihaltige Thone ersetzt. 36—7°5 m. dichter, dunkel-., 3—6 m. „erzführender blauer Kalkstein ohne Ver- Kalk“, dichte, graue oder steinerungen, sog. „Klotz“; graublaue Kalkschichten, je Spalten mit Galmei angefüll. 12—30 em. dick, mit vielen Kalkspathdrusen. 0:9 m. Enerinitenschichten, Gal- | 1'5—4'8 m. gelblichgraue oder mei führend. röthliche, mit grauen Thon- mergeln wechselnde, oft ver- witterte Encriniten- ' sehichten, die obersten Lagen bis 1 m., die unteren 30—36 em. dick. Eigentliche Trochitenschichten. 015 m. dichter Kalkstein, Gal- _ 2’4—6'0 m. blaugrauer Kalkstein m. Enerinitenschicht | 0'5 m. „Deckstein“, zwei je = [eb] 234 mei führend. mit graublauen Letten und or 0.9 m. blauer Lettenod. Mergel. Mergeln wechselnd. > & 9-O m. fester, grauer Kalkstein. | o. = En 2, 10'2 m. Dolomit; Kluft darin > 5' mit etwas Galmei. | 55 1’2 m. Dolomitbrekzie. Obige Zusammenstellung zeigt, dass die Hoffinger’schen und Clauss’schen Angaben nicht nur im Allgemeinen nahe überein- Stimmen, sondern dass sich sogar die wichtigsten der einzelnen Schichten parallelisiren lassen. Dass bei einer solchen Detaillirung der Schichten- reihe merkliche Abweichungen stattfinden, ist, mit Hinsicht auf die er- heblichen Entfernungen der beiden Beobachtungsorte von einander, an Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 437 und für sich wenig befremdend und erscheint hier um so erklärlicher, als die Schichten in dieser Gegend bedeutende chemische und mecha- nische Veränderungen erlitten haben, wie im Vorhergehenden nach- gewiesen wurde. Dass die obersten der in beiden Bergbau-Distrikten aufgeschlosse- nen Schichten dem Nodosuskalk zuzurechnen sind, schliesse ich eines- theils aus dem Vorkommen des ammonites nodosus im „petrefakten- reichen Kalk“ der Hessel, anderntheils aus der Uebereinstimmung der diesbezüglichen petrographischen Beschreibungen von Hoffinger, Clauss und Benecke. In Einklang damit steht auch der Um- stand, dass der Schacht Nr. 1 auf der Karte im Oberflächengebiet des Nodosuskalks (N) liegt oder vielmehr zur Zeit, als er noch existirte, dagelegen war. Unter diesen Schichten folgen in der Zusammenstellung einige wenig übereinstimmende Schichten, deren Zugehörigkeit, bei dem Mangel an paläontologischen Angaben, als „unsicher“ bezeichnet werden muss, obgleich in denen des Kobelsbergs das Vorkommen von Braunspath, welcher in den untersten Lagen des Nodosuskalks häufig auftritt, als Veranlassung genommen werden könnte, dieselben theilweise zum Nodosuskalk zu ziehen. Nach Benecke wird der obere Abschluss des Trochitenkalks gewöhnlich durch eine wenig mächtige Kalkschicht gebildet, welche sowohl Trochiten als ammonites nodosus enthält und durch spirifer fragilis charakterisirt ist. Diese Schicht scheint aber weder von Hoffinger, noch von Clauss beachtet worden zu sein. Dass dieselbe wirklich vorhanden ist, wenigstens in der Hessel, ist zweifellos. Denn sie ist in dem Steinbruch, in welchem der „Nuss- locher Stollen“ (s. d. Karte) angesetzt ist, über den obersten Encri- nitenschichten liegend, zu beobachten, worauf schon Benecke und Cohen aufmerksam gemacht haben. Die grösste Uebereinstimmung zeigen die Verhältnisse in beiden Grubenfeldern bezüglich der eigentlichen Trochitenschichten. Es ist da zunächst die durch ihr krystallines Gefüge und ihren Reichthum an Trochiten leicht erkennbare „obere Encrinitenschicht“, welche in beiden Feldern den „Deckstein* der Lagerstätten bildet, 438 Adolf Schmidt: Sie ist auch in der Hessel meist mit Bitterspathschnüren durchzogen. Die darunter folgenden „drei Blättchen“, lose übereinander liegende dünne Kalksteinlagen, treten auch im Hesselfeld auf, wurden aber von Hoffinger mit dem „erzführenden Kalk* oder „Klotz“ vereinigt und von ihm nicht besonders erwähnt. In dem kryptokrystallinen, festen, blaugrauen „erzführenden Kalk“ finden sich in beiden Feldern die weitesten und reichsten mit Galmei erfüllten Spalten. Die unter diesem liegenden „unteren Encrinitenschichten“ sind von sehr wechselnder Mächtigkeit, im Kobelsberg besonders stark entwickelt, aus mit Mergeln wechselnden Kalklagen zusammengesetzt, in einigen von welchen die Trochiten ebenso stark angehäuft sind, als dies in den oberen Encrinitenschichten der Fall ist. Darunter folgt die sehr ungleich beschaffene untere Abtheilung des Trochitenkalks und endlich im Hesselfeld Dolomite und Brekzien, welche Benecke und Cohen als wahrscheinlich zum mittleren Muschelkalk (Anhydritgruppe) gehörig bezeichnet haben. Die über dem Deckstein und die unter dem erzführenden Kalk liegenden Schichten sind mehr thonig und mehr mit Thonen und Letten durchlagert als die dazwischen liegenden vorzugsweise erz- führenden Gesteine. Sie sind daher auch zäher als letztere und haben in Folge dessen einen festeren, innern Zusammenhang bewahrt. C. Beschreibung der Erzlagerstätten. 1. Lage und Gestalt derselben. Die grösseren bauwürdigen Erzansammlungen finden sich nur in dem ,„erzführenden Kalk“ und in den darüberliegenden „Blättchen‘“ und dem ‚‚Deckstein“. In diesen Schichten selbst aber sind die Erz- ablagerungen hauptsächlich angehäuft innerhalb’ gewisser Bezirke von verschieden grosser horizontaler Ausdehnung und von unregelmässiger Umgrenzung. Diese Bezirke sind durch weit weniger erzreiche und nicht abbauwürdige Gebirgstheile von einander getrennt und können Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 439 daher als einzelne „Lagerstätten“ bezeichnet werden, um so mehr als die in diesen Bezirken vorhandenen Erzmittel stets mehr oder weniger untereinander zusammenhängen. Solcher Lagerstätten sind bei Wiesloch bis jetzt fünf aufgefunden und ganz oder theilweise abgebaut worden. Sie sind in ihrer Lage und horizontalen Umgrenzung auf der Ueber- sichtskarte Taf. IX schraffirt eingetragen und mit den Nummern I, I, III, IV und V bezeichnet. Die einer jeden gegebene Umgrenzung habe ich nach einer Anzahl älterer und neuerer Grubenrisse der dor- tigen Bergbaugesellschaften mit möglichster Genauigkeit festgestellt. Bei der Unregelmässigkeit ihrer Umrisse kann man diese Erzab- lagerungen nur in die Klasse derjenigen Lagerstätten einreihen, welche man als „Stöcke‘‘ bezeichnet, und da die Gesammtmächtigkeit der erz- haltigen Schichten nur etwa 5 bis 7 m., die horizontale Ausdehnung der einzelnen erzreichen Bezirke aber eine weit grössere ist, so sind diese Wieslocher Erzlagerstätten den sogenannten „liegenden Stöcken‘* beizuzählen. Die auf der Karte verzeichneten Umrisse ergeben, dass die Lager- stätten mit ihrer grössten Längenerstreckung im Allgemeinen nord- südlich streichen und dass sie sich fast durchgängig nach Süden hin zuspitzen. Die Lagerstätten I, II und III liegen im westlichen Ab- hang der Hessel, westlich vom Nusslocher Spalt, und bilden in ihrer . Gesammtheit denjenigen Bergbaubezirk oder dasjenige Abbaufeld, welches das „Hesselfeld‘“ genannt wird. Die Zinkerze sind hier fast aus- schliesslich Galmei. Die Lagerstätte I ist die nördlichste und kleinste, unweit Nussloch, im nördlichen Ausgehenden des Trochitenkalks gelegen. Sie streicht ziemlich genau von Nord nach Süd und ist etwa 140 m. lang und bis 70 m. breit. Sie wird noch jetzt von der Altenberger Ge- sellschaft (Vieille Montagne) bebaut durch den auf der Karte ange- deuteten ‚‚Nusslocher Stollen‘, dessen Mundloch in einem grösseren Steinbruch im Trochitenkalk angesetzt ist. Die Schichten scheinen im Steinbruch fast horizontal zu liegen. In der Grube aber zeigt es sich, dass dieselben steigen und fallen, sich winden, vielfach verbrochen sind und gegen Osten hin stärker und stärker ansteigen. 440 Adolf Schmidt: Die wenig südlicher gelegene Lagerstätte II ist die ausge- dehnteste und war früher auch die reichste von allen. Ihre grösste Längenausdehnung von Nord nach Süd beträgt etwa 600, die grösste Breite 300 m. Sie läuft im Norden in eine schmale Zunge aus, in welcher allein noch jetzt Bergbau getrieben wird mittelst des „Post- weg-Stollens‘‘ (s. Karte) der Vieille Montagne. Der Hauptkörper spaltet sich gegen Südwesten in einen nördlichen und einen südlichen Schenkel und läuft in zwei weitgetrennten Spitzen aus. Die ganze Gestalt hat den Anschein, als seien hier zwei grosse Lagerstätten der gewöhnlichen Form seitlich zusammengeflossen und ausserdem noch im Norden mit einer kleineren dritten. Der südliche Schenkel ragt noch in dasjenige Oberflächengebiet hinein, in welchem der Trochitenkalk vom Nodosuskalk überdeckt ist. Er wurde früher von den Gebrüdern Reinhardt und später von der Badischen Zinkgesellschaft mittelst Schächten abgebaut, während der nördliche Schenkel und der grössere Theil des Mittelkörpers schon im Muthungsgebiet der Vieille Montagne liegen und von dieser theils durch Schächte, theils durch den ‚Max- Stollen‘ ausgebeutet wurden. Die Schichten sind auch hier gewellt und verbrochen. Im Durch- schnitt steigen sie vom Mundloch des Max-Stollens etwa 2° gegen Westen bis etwa 150 m. von der Wellenkalkgrenze, gegen welche hin sie stärker und stärker aufgerichtet werden. Letzteres ist in dem jetzt noch befahrbaren Postweg-Stollen in sehr auffallender Weise zu beobachten, wo die Schichten zuletzt 30 bis 40° ansteigen. Dies habe ich an einem vom Bergbau erreichten Punkt gesehen, welcher nur noch etwa 8 oder 10 m. unter Tage liegt, so dass man annehmen muss, dass die Schichten in kurzer Entfernung davon zu Tage aus- streichen, um im Osten und jenseits des grossen Spalts dem Wellen- kalk Platz zu machen. Der erzführende Kalk ist ebenda in seiner Mächtigkeit auf nur 1 m reduzirt und scheint sich nach Oben aus- zukeilen. Die Erze fehlen fast ganz und der sonst krystalline Deck- stein ist „schwartig‘“ geworden, d. h. zersetzt, thonig und weich. In Folge des Mangels an Erz wurde der Betrieb in dieser Richtung nicht fortgesetzt. In diesen nördlichen Theilen der Lagerstätte werden ru 3 nd En die ml mal a Zn Zu Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 441 bisweilen auch ost-westlich streichende, weite Klüfte angefahren, welche mit gelben und rothen Thonen mit losem Kalkstein und Galmei- Brocken erfüllt sind und welche daher jünger sein müssen, als die Erzbildung. Die zahlreichen Schächte, welche auf den mittleren Körper und auf die beiden Schenkel der Lagerstätte abgesunken waren, hatten bei den verschiedensten Lagen nicht sehr verschiedene Tiefen, von 18 bis höchstens 24 m. bis zu den Erzbauen, woraus hervorgeht, dass die erzführenden Schichten dort annähernd der Oberfläche parallel liegen. Wenn man die auf der Karte skizzirten Höhenlinien betrachtet, so wird man bemerken, dass gerade da, wo der Erzstock sich gabelt, auch an der Oberfläche eine thalartige Einsenkung vorhanden ist. Augenscheinlich haben bei der allmählichen Herausbildung der jetzigen Gestalt der Bodenoberfläche die Erze, ihrer geringeren Löslichkeit wegen, den auslaugenden und auswaschenden Gewässern grösseren Widerstand geleistet ais der umgebende Kalkstein. Auch diese Umstände zeigen, dass nach der Ablagerung der Erze mancher- lei und bedeutende Veränderungen in dem Erdreich Platz gegriffen haben. Die Lagerstätte III liegt südwestlich von II in einem ganz flachen Gebirgsvorsprung. Sie hat einen fast elliptischen Umriss, mit . einem schmalen Fortsatz nach Süden. Sie streicht ziemlich genau von Nord nach Süd und ist etwa 430 m. lang und an der weitesten Stelle 150 m. breit. Ihre Haupterzmasse wurde s. Z. von der Vieille Mon- tagne, die Erze des südlichen Fortsatzes von der Badischen Zink- gesellschaft mittelst Schächten gewonnen. Diese Schächte erreichten die Erze schon bei Tiefen von 15 bis 18 m. und die Schichten zeigten ein westliches Einfallen von etwa 5° innerhalb der Lager- stätte. Die beiden übrigen Lagerstätten IV und V liegen östlich vom Nusslocher Spalt und weitab von den oben beschriebenen in den süd- westlichen Abhängen des Kobelsbergs und in demjenigen Muthungs- und Abbaufeld, welches man als „Baierthaler Feld‘ bezeichnet. Auf dem breiten, flachen Rücken der südlichen Hessel, welche die Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 30 442 Adolf Schmidt: westliche Gruppe von Lagerstätten (I, II, III) von der östlichen (IV, V) scheidet, sind zu verschiedenen Zeiten und an den verschiedensten Stellen östlich und westlich vom Spalt Versuchs-Schächte abgeteuft worden, jedoch ohne dauernd günstigen Erfolg. Zwar wurde fast überall Galmei oder zinkhaltiger Brauneisenstein in den erzführenden Schichten angetroffen. Allein entweder waren die Erze zu arm oder die Ablagerungen zu geringfügig, um bauwürdig zu sein, ein Resultat, welches sich auch bei dem vor Kurzem erfolgten Abteufen des oben besprochenen Schachts Nr. 53 (s. Karte) ergeben hat. Westlich vom Spalt wurden zwar einzelne kleinere Erzbuzen abgebaut, allein grössere zusammenhängende Lagerstätten wurden auch hier nicht auf- gefunden. Die Lagerstätte IV besitzt im Umriss eine nahezu birnförmige Gestalt mit nach Süden gerichteter Spitze und eine Ausdehnung in nord-südlicher Richtung von etwa 300, in ost-westlicher von etwa 180 m. Ihre südliche Spitze war früher durch den „Carl-Stollen“ (s. Karte), ihr Hauptkörper ist durch den jetzt noch theilweise offenen „Friedrich-Stollen“ aufgeschlossen. Ausserdem waren eine Anzahl von Schächten auf dieselbe niedergebracht. Sie ist von der Badischen Zinkgesellschaft vollständig abgebaut worden. Die Zinkerze waren auch hier nur Galmei. Die Lagerung der Schichten ist da eine sanft gewellte mit im Ganzen süd-süd-östlichem Einfallen, welches von 1 bis 8° wechselt und durchschnittlich 5 bis 6° beträgt. Hier, wie auch stellenweise in der Hessel, ist ein Zusammenhang zu bemerken zwischen der Reich- haltigkeit der Erzführung und der Mächtigkeit der erzführenden Schichten. Wo viel Erz ist, sind trotz der ganz ungleichen Vertheilung des letzteren die dasselbe enthaltenden Schichten meist im Ganzen mächtiger als an tauben Stollen. An einzelnen reichen Punkten der Lagerstätte IV steigert sich die meist nur 3 bis 6 m. betragende Mächtigkeit dieser Schichten bis gegen 10 m. Auch dies deutet auf bedeutende Volum- verminderungen hin, welche diese Schichten seit Ablagerung der Erze erlitten haben und von welchen die reinen Kalksteine stärker betroffen wurden als die erzhaltigen. Der stets stark dolomitische Deckstein FRE WED. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 443 (vgl. d. Analysen unter „Dolomit“ in Abth. A) ist dabei meist nur wenig angegriffen und erhält sich in fast gleicher Mächtigkeit. Allein stark sind solche Veränderungen in den darüber liegenden Kalkstein- schichten und in dem darunter liegenden „erzführenden Kalk“. Die Lagerstätte V liegt etwa 150 m. östlich von IV an dem ziemlich steilen, südlichen Abhang des Kobelsbergs. Das zwischen beiden liegende, fast taube Gesteinsmittel ist an der Erdoberfläche durch eine thalartige Einsenkung angedeutet, welche in ähnlicher Weise gekrümmt ist, wie die sich gegenüberliegenden Begrenzungslinien der beiden Erzablagerungen. Die Lagerstätte V besitzt eine langgezogene, gekrümmte Gestalt, nach Westen convex, und eine Längenausdehnung, soweit bis jetzt bekannt, von mindestens 400 m. von Nord nach Süd. Die Breite derselben ist sehr verschieden, etwa 130 m. an der weitesten Stelle des nördlichen Hauptkörpers und 50 bis 80 m. im südlichen Theil. Auch das Fallen der Schichten ist sehr wechselnd. Es beträgt im nördlichen Theil 2 bis 5° nach Süden. Im südlichen Theil verändert es sich in ein südöstliches und wird bedeutend stärker, 5 bis 10° und darüber. In Folge dieses Fallens liegt der südliche Theil 25 bis 30 m tiefer als der nördliche und im Wasser. Während die abgebauten Zinkerze des nördlichen Theils fast ausschliesslich aus Galmei bestan- den, enthält der südliche eine 3 bis 4 m. mächtige, ebenfalls stock- förmige Blendeablagerung. Diese Erze wurden von der Rheinisch- nassauischen Gesellschaft abgebaut, der nördliche Haupttheil voll- ständig, der Blendestock zum Theil, wobei das Wasser durch den Felix Elvin- oder Maschinenschacht (auf der Karte mit A/ bezeichnet) zu Tage gehoben wurde. Wegen zu niedriger Zinkpreise ist der Betrieb vorläufig eingestellt. Das Lager war beim Verlassen desselben in voller Mächtigkeit vorhanden und schien sich nach Süd-Osten hin auszudehnen. 2. Innere Beschaffenheit der Lagerstätten. Innerhalb der auf der Karte dargestellten Umgrenzungen der einzelnen stockartigen Lagerstätten bestehen die erzführenden Schichten 50 * 444 Adolf Schmidt: keineswegs ausschliesslich aus Erz. Vielmehr sind dieselben auch da vorwiegend Kalkstein, welcher aber hier bauwürdige Erzansammlungen in reichlicher Menge enthält. Diese Ansammlungen sind theils gross, theils klein, meist von ganz unregelmässiger Gestalt und durch Schnüre und erzerfüllte Spalten und Schichtfugen mehr oder weniger unter- einander zusammenhängend, gleichsam zusammengeflossen. Man kann sie im Allgemeinen als „Buzen“ bezeichnen, und es würde sonach jeder der fünf beschriebenen Erzstöcke in seiner Hauptmasse aus untereinander zusammenhängenden Erzbuzen bestehen. Die auf Taf. X gegebene „Skizze der Erzlagerstätte IV“ mit den beiden dazu gehörigen Vertikalschnitten nach den in der Planskizze angegebenen Linien ab und cd mag einen Begriff geben von der in dieser Lagerstätte vorhandenen Erzvertheilung, welche als typisches Beispiel der Wieslocher Galmeilagerstätten angesehen werden kann. Diese Skizze ist eine vergrösserte und, mit Hilfe des mir zu Gebote stehenden Materials an Grubenkarten, verbesserte und ergänzte Auf- lage der schon der Clauss’schen Arbeit beigegebenen Skizze. Clauss hat eine grössere Anzahl von Vertikalschnitten nach zwei Schnitt- richtungen veröffentlicht, welche manches Belehrende bieten und deren Studium (auf Taf. II zum 26. Jb. d. Mannh. Ver. f. Naturk. 1859) ich solchen, die sich besonders dafür interessiren, empfehlen kann. Mein Vertikalschnitt ab entspricht einem der Clauss’chen Schnitte. Nur erscheint meine Darstellung in Folge der dabei ausgeführten Projection des schiefen Schnittes auf eine ost-westliche Vertikalebene in allen ihren Theilen etwas verkürzt. Mein zweiter Schnitt cd be- ruht auf Verwendung einer Aufnahme, welche von Clauss nicht benützt und überhaupt noch nicht veröffentlicht wurde. Zur bessern Örientirung habe ich auf der Planskizze einen Feldweg, sowie den Anfang des Friedrich-Stollens und einige Schächte angedeutet. Schacht. Nr. 32 und der Friedrich-Stollen sind auch auf der Uebersichtskarte Taf. IX zur Vergleichung der Lage angegeben. Buzen und Züge. Die Planskizze und die dazu gehörigen Durchschnitte auf Taf. X lassen erkennen, dass der ganze Erzstock aus z. Th. vereinzelten, meist aber zusammengeflossenen Buzen be- u Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 445 steht. Der grössere Theil dieser Buzen ist aber sehr in die Länge gezogen, und zwar am häufigsten in der Richtung von Nord-West nach Süd-Ost. Das Erz bildet zahlreiche in dieser Richtung gestreckte schmale Züge, welche, wie die Aufrisse zeigen, unregelmässig linsen- förmige Querschnitte besitzen und durchgängig der Schichtung parallel liegen. Diese Erzzüge zeigen sehr verschiedene und oft rasch wech- selnde Abmessungen. Ihre Breite beträgt zwischen 1 und 12 m.; ihre Höhe oder Mächtigkeit (in den Vertikalschnitten ersichtlich) an den dicksten Stellen bis zu 5m.; ihre Länge von 10 bis über 100 m. Sie sind durch Quer- und Seitenzüge mit einander verbunden. Oft verlaufen sie ineinander und bilden dann grössere, sehr unregel- mässig gestaltete Erzkörper, welche ebenso unregelmässige Körper von mehr oder weniger taubem Gestein seitlich umschliessen innerhalb der erzführenden Schicht. Von solchen Einschlüssen sind in der Skizze eine Anzalıl erkennbar, sowohl kleine, welche gänzlich von Erz um- schlossen sind, als auch grössere, welche meist mit dem den ganzen Stock umgebenden Gestein noch zusammenhängen. Die Vertikalschnitte ab und cd zeigen auch, dass die Erzkörper an keiner Stelle so mächtig sind, dass sie gleichzeitig den Deckstein und das Sohlgestein (beides Encrinitenschichten) des durch die punk- tirten Linien angedeuteten „erzführenden Kalks“ berühren. Sie . schliessen sich ihrer Lage nach der Gesteinsschichtung an und ver- breiten sich von den Schichtfugen aus nach Unten und Oben im Ge- stein. Ihre grösste horizontale Ausdehnung bildet immer die Ver- längerung einer Schichtenfuge. Sie folgen hauptsächlich den beiden Begrenzungsflächen des erzführenden Kalks, am häufigsten der oberen, zwischen der oberen Encrinitenschicht und den sogenannten „Blättchen“; seltener der unteren, noch seltener den Zwischenfugen des erzführenden Kalks selbst. Manchmal springen sie von einer höheren Schichtfläche plötzlich einer Spalte nach in eine tiefere hinab und folgen dann dieser letzteren. Der Schnitt ed zeigt dies in auffallender Weise. Die einzelnen Kalksteinschichten sind niemals in ihrer vollen Mächtig- keit da vorhanden, wo die flachen Erzkörper auftreten, sondern wo Erz ist, fehlt ein entsprechendes Volum des Kalksteins, d. h. das Erz 446 Adolf Schmidt: vertritt den Kalkstein in räumlicher Beziehung, ein Um- stand, welcher genetisch wichtig ist. An manchen Stellen verschwin- den eine oder mehrere Kalksteinschichten gänzlich auf kurze Strecken und sind ersetzt durch die erzreichen Ausfüllungsmassen der Lagerstätten. Die Ausfüllungsmasse der ihrer Gestalt nach beschriebenen Buzen und Züge besteht nicht ausschliesslich aus Galmei, sondern theil- weise und oft sogar vorwiegend aus rothem Thon oder thonig kieseligem Eisenerz, welche jedoch stets mehr oder weniger zinkhaltig sind. Diese verschiedenen mineralischen Stoffe sind aber nicht ganz regellos mit einander vermengt. V ielmehr ist, vornehmlich in den Buzen und Zügen von grösserer wagrechter Ausbreitung, eine gewisse Ordnung in ihrer Ablagerung und in ihren gegenseitigen Lagerungsbeziehungen zu beobachten. Die Ausfüllungsmassen sind nämlich stets unten am reichsten an Galmei und werden nach oben hin mehr eisenhaltig und thonig. Es lassen sich in dieser Hinsicht an diesen Ablage- rungen ein unterer, ein mittlerer und ein oberer Theil unterscheiden, deren jeder einen wesentlich verschiedenen Charakter der Ausfüllungs- masse aufweist. Das reichste und festeste Erz, stellenweise von grauer, doch meist von rother bis rothbrauner Farbe, liegt immer zu unterst und be- steht aus vielen welligen Lagen, getrennt theils durch parallele Ab- lösungsfugen, theils durch flache, nicht selten mit Thon erfüllte Hohl- räume. Die Dicke der welligen Lagen ist bald 2 bis 3 cm., bald nur 1 bis 2 mm. Eine vollständige Ablösung einer Lage von der anderen ist gewöhnlich nur auf ganz kurze Erstreekungen von wenigen Centimetern möglich, weil sich überall Stellen vorfinden, an welchen die einzelnen Lagen einander berühren und ineinander fliessen, so dass das Ganze meist leichter in die Quere bricht als parallel zu der Lagerung. Dieser reine und massive Galmei ist von sehr wechselnder Mächtigkeit, häufig etwa 1 m., bisweilen 2 m. und darüber. Derselbe wird durch Bohren und Schiessen in grossen Stücken gewonnen, deren jedes aus einer grösseren oder geringeren Anzahl von zusammen- haftenden Lagen besteht. Er wird demgemäss als „Stückerz‘‘ be- zeichnet. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 447 Der nächst höhere mittlere Theil der Galmeilagerstätten be- steht aus '/), bis mehrere cm. dicken, sich vielfach kreuzenden Schnüren von gleichfalls festem Erz, mit grossen Zwischenräumen, die mit rothem Thon oder Letten ganz oder theilweise erfüllt sind. Der Ausdruck „Schnüre“, obgleich für derartige Vorkommnisse gebräuch- lich, ist, sowie auch der Ausdruck ‚Adern‘ für dickere Schnüre, ein sehr wenig bezeichnender. Denn diese Vorkommnisse sind fast ohne Ausnahme. plattenförmig, und man würde daher besser „Platten“ statt „Adern“ und „Blätter“ statt „Schnüre“ sagen, wenn man nicht im Deutschen zu sehr daran gewöhnt wäre, mit diesen ersteren Ausdrücken Gestalten zu bezeichnen, welche nicht nur flach und parallelflächig, sondern auch ebenflächig sind. Letzteres ist wohl der Grund, wes- halb man die so ungeeigneten Ausdrücke „Adern“ und „Schnüre“ für plattenförmige Mineralkörper, welche entweder gewellt oder un- regelmässig verbogen sind, beibehalten hat und in diesem Sinne sind dieselben auch hier angewendet. In dem mittleren Theil der Wieslocher Galmeilager sind nun die unteren Partieen meist grossmaschig; die sich kreuzenden Schnüre oder Blätter sind dick, fest und ziemlich gerade; die Zwischenräume scharfwinkelig. Der Galmei ist hier theils in etwas ausgetrocknete Thone, *#heils in zerklüftete und verbrochene Kalksteinmassen infiltrirt worden und hat Blöcke der letzteren umhüllt, welche dann erst später in rothe Thone verwandelt wurden. In manchen Hohlräumen finden sich noch jetzt veränderte und nach Aussen thonig werdende Kalksteinblöcke, welche keine scharfen Kanten mehr besitzen, ob- gleich die Hohlräume, in welchen sie liegen ohne sie auszufüllen, scharfeckig sind. Nach oben hin werden die Galmeischnüre dünner und unebener und der ganze Lagerstätteninhalt erzärmer und thon- reicher. Im oberen Theil der buzenförmigen Lagerstätten ist der Thon weitaus überwiegend. Er enthält dünne rnd mehr gewellte Erzschnüre, grossentheils zerbrochen, und zahlreich concretionäre Erzknöllchen von sehr wechselndem Umfang, nämlich von haselnussgrossen unregel- mässig gestalteten Knopern abwärts bis zum feinsten, innig in den 448 Adolf Schmidt: Thon eingemengten Grus. Diese Masse muss zur Abtrennung des Thones vom Erz einem besonderen Aufbereitungs- oder Wasch-Prozess unterworfen werden und heisst daher „Wascherz“ oder „Waschlager“. An den meisten Punkten geht dieses Wascherz nach oben und oft auch seitweise über in fast erzfreien Eisenthon, welcher eine Schicht von mehreren Centimetern Dicke bildet und die ganze Ablagerung nach oben abschliesst. Der Galmei löst sich grösstentheils leicht von den Kalkstein- wänden und der Sohle ab und ist häufig durch eine graue oder gelb- liche Lettenlage vom Kalkstein gänzlich abgetrennt. An vielen Stellen aber ist dies nicht der Fall und der Galmei haftet da fest am Kalk- stein und geht in denselben über. An solchen Stellen finden sich dann die im mineralogischen Theil beschriebenen, in Galmei umgewandelten Versteinerungen als Beweis, dass hier der Galmei nicht durch äussere Anlagerung, sondern durch einen Umwandlungsprocess aus Kalk- stein entstanden ist. Der so entstandene Galmei lässt sich meist leicht von dem anders gebildeten gewöhnlichen unterscheiden durch seine grössere Porosität, durch deutlicher krystallines Gefüge, durch die gelben Flecken und Pünktchen von ausgeschiedenem Eisenoker, sowie auch durch das Fehlen des dem übrigen Galmei eigenthümlichen, wellig- lagenförmigen Aufbaues. s Ganz weisser, mit Zinkblüthe vermengter Thon fand sich nur an einzelnen Punkten in grösseren flachen Vertiefungen auf der Ober- fläche des festen grauen Galmeis. Der Bleiglanz ist im Galmei un- regelmässig vertheilt, meist in losen, oft zerfressenen und zersetzten Stücken. Blende ist selten im Galmei. Wo sie in geringer Menge darin vorkommt, ist sie in Zersetzung begriffen und geht in Gal- mei über. Sie zeigt lagenförmigen Aufbau und stalaktitische Ge- stalten. Klüfte. Mit den beschriebenen, sich vorzugsweise horizontal ausdehnenden Buzen und Zügen stehen fast vertikale Klüfte in Ver- bindung, von denen ich diejenigen der Lagerstätte IV in den beiden Vertikalschnitten auf Taf. X angegeben habe. Auch in der zugehörigen Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 449 Planskizze ist die Lage dieser Klüfte durch einzelne dicke, gerade Linien angedeutet, wobei indessen zu bemerken ist, dass diese Klüfte nur die die Erze über- oder unterlagernden Kalksteine durchsetzen, nicht aber die Erzbuzen selber. Letztere stellen in vielen Fällen nur seitliche Erweiterungen von mit Erz erfüllten Klüften dar. Das Streichen dieser Klüfte ist ein nicht völlig, aber doch annähernd paralleles, und zwar NW.--SO., bis fast genau N.—S. Sehr be- merkenswerth ist es hierbei, dass in den Lagerstätten des viel stärker zerklüfteten und anders fallenden Hesselgebiets die Haupterzklüfte eben- falls nordsüdlich streichen. Dies deutet darauf hin, dass die Entstehung derselben in eine Zeit fällt, in welcher die bedeutendsten Stö- rungen in der Hessel noch nicht eingetreten waren. Die Er- streckung dieser Klüfte in der Streichrichtung beträgt von 20 bis gegen 100 m. Auch einige ost-westlich streichende Querklüfte sind auf der Skizze bemerklich ; diese sind aber seltener. An beiden Enden ziehen sich alle diese Klüfte keilförmig zusammen und verlieren sich im festen Gestein. Ueber die Ausdehnung der Klüfte nach oben sind die Ansichten verschieden. Clauss gibt an, sie seien in der Regel bis unter den Löss zu verfolgen, was von Fischer und Häuser entschieden be- stritten wird, welche der Meinung sind, dass dieselben sich meist nicht weit über die obere Encrinitenschicht hinaus erstrecken. Der Bergbau _ ist denselben nur selten genügend weit gefolgt, um diese Frage mit Sicherheit zu entscheiden. Nach unten schliessen sich die Klüfte ge- wöhnlich rasch unterhalb des erzführenden Kalks, meist schon in den unteren Encrinitenschichten oder um weniges tiefer. Doch reichen im Hesselfeld wenigstens, wie schon oben erwähnt, einige grössere Spalten bis in den Wellenkalk hinab. Nach der Ausfüllungsmasse dieser Klüfte unterscheidet man „Thon- klüfte* und „Erzklüfte“. Die Thonklüfte sind verhältnissmässig selten. Sie sind mit zartem, grauem oder gelblichem Thon oder mit sandigen Letten er- füllt und enthalten entweder keinen Galmei oder nur geringe Mengen davon in Gestalt einzelner Nester und Nieren und räumlich beschränk- ter Imprägnationen. 450 Adolf Schmidt: Die weit häufigeren Erzklüfte sind überall eisen- und zink- haltig, obgleich nicht überall bauwürdig. Sie sind erfüllt theils mit rothem bis braunem zinkhaltigem Letten, theils mit zinkreichem Braun- eisenstein und Oker, theils mit rothem oder braunem Galmei, letzteres insbesondere in der Nähe der Erzbuzen. Diese drei Arten von Aus- füllungsmasse finden sich oft in verschiedenen Theilen einer und der- selben Kluft. Die Letten werden in solchen Klüften mit der Teufe reicher an Eisen und Zink und gehen zuerst in zinkreichen Braun- eisenstein und sodann in der oberen Encrinitenschicht in braunen Galmei über. Die Klüfte sind in den höheren Schichten oft nur wenige cm. weit, erweitern sich aber plötzlich mit ihrem Eintritt in den „erz- führenden Kalk* und bilden da, besonders an ihren Durchkreuzungs- stellen mit den Schichtfugen einzelne Erznester, welche sich gewöhn- lich in die Fugen selbst hineinziehen; oder sie vereinigen sich mit den oben beschriebenen, grossen, linsenförmigen Buzen und Zügen. Häufig zeigen sich Erzklüfte unterhalb eines Buzens fortgesetzt und beweisen dadurch, dass der Erzbuzen selber in solchen Fällen nur als eine seitliche Verbreiterung des Klufterzes unter Verdrängung des Kalksteins zu betrachten ist. Bei einer der in dem Vertikalschnitt ed dargestellten Erzansammlungen ist dies sehr gut erkennbar. Der Galmei ist innerhalb des erzführenden Kalks am reichsten und am reinsten und wird nach unten zu nicht selten freier von Eisen und grau. Während also der Zinkgehalt in den Kluftausfüllungen nach unten beständig zunimmt, erreicht der Eisengehalt gewöhnlich in der Nähe der oberen Encrinitenschicht (Deckstein) sein Maximum und nimmt von da nach unten und meist auch nach oben hin ab. Die Verunreinigung des Galmeis durch Thon hängt mit der Be- schaffenheit des umgebenden Kalksteins zusammen. Im festen, frischen Kalkstein ist der Galmei selbst fest und rein. Sind dagegen die Wände des anstehenden Kalksteins verändert, weich, thonig, so ist auch der Galmei durch Thon verunreinigt und weniger fest. Diese Thatsache spricht für die Richtigkeit der im ersten Abschnitt entwickelten An- sichten über den Ursprung der Thone und über die Gleichzeitigkeit der Thonentstehung und der Galmeibildung. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 451 Zu den Thonklüften und den Erzklüften tritt, vorzugsweise in den stark gestörten Gebieten der Hessel, noch eine dritte Art von Klüften, welche oft mehrere Meter weit sind, keine bestimmte Streich- richtung verfolgen, wahrscheinlich alle bis unter den Ackerboden herauf- reichen und mit verschiedenartigen und wechselnden Gemengen von losen Gesteinsmassen, Thonen, Mergeln, Brocken von Kalkstein, von Eisenstein und von Galmei angefüllt sind. Diese sind, wie ihr Inhalt zeigt, von weit jüngerem Alter. Ihre Entstehung ist der fortgesetzten Wirkung der im Abschnitt B besprochenen Störungsursachen zuzu- schreiben. Sie stehen mit der Genesis der Erzlagerstätten in keinem ursächlichen Zusammenhang. Das Letztere kann füglich auch von den Schlünden und Ka- nälen gesagt werden, welche Clauss in seiner Abhandlung beschrie- ben und abgebildet hat und welchen derselbe Autor eine sicherlich unverdiente genetische Bedeutung beigelegt hat. Diese Hohlräume, welche bisweilen einen Durchmesser von 1'/; m. erreichen, kommen hauptsächlich unterhalb der oberen Encrinitenschicht vor und sind in den festen Kalksteinen glatt ausgewaschen. Sie stellen ein in Kalk- steinen allerorts ganz gewöhnliches Vorkommniss dar. Dass sich darin bisweilen Stücke von Galmei eingeklemmt finden, beweist, dass diese Schlünde weit späterer Entstehung sind als die Erzlagerstätten. Besondere Verhältnisse in der Hessel. Ganz ähnlich wie in der auf Taf. X dargestellten Laagerstätte IV im Kobelsberg ist auch im Allgemeinen das Verhalten der Erze in den Lagerstätten des Hesselfeldes.. Einige besondere dortige Vorkommnisse will ich hier kurz erwähnen. Im mittleren Theil der Lagerstätte II hat die Vieille Montagne bedeutende Massen des sonst nicht vorwiegenden grauen Galmeis, ver- bunden mit viel prächtigem Zinkglas, aufgefunden und abgebaut; und etwas südlich davon, in dem damals Reinhardt’schen Gebiete, fand sich in der Thaleinsenkung eine grosse Anhäufung von weissem Galmei, stellenweise zu Tage ausgehend. In den alten Grubenrissen des Hesselfeldes fehlen die zur Anfer- tigung von Skizzen über die dortige Erzvertheilung nöthigen Angaben. 453 Adolf Schmidt: Dagegen gebe ich auf Taf. XI eine Darstellung des südlichen, Blende führenden Theils der Lagerstätte V, um eine Vergleichung zu ermöglichen zwischen der Art des Vorkommens von Galmei einerseits und von Blende anderseits. Besondere Verhältnisse im Blendestock., Die allge- meinen Lagerungsverhältnisse in der Lagerstätte V wurden bereits oben beschrieben. Im nördlichen, Galmei führenden Theil derselben, dessen süd- licbe Hälfte auf Taf. XT noch mit angegeben ist, traf der Bergbau durch- gängig dieselben Verhältnisse und Vorkommnisse an, wie in den andern Galmeibezirken. Wie bei der Lagerstätte IV, so schien sich auch bei V der Erzstock in südöstlicher Richtung, mit dem Fallen der Kalk- steinschichten, zusammenzuziehen, und, seiner allgemeinen Gestalt nach, in eine Spitze auszulaufen. Fine Untersuchung des in dieser Richtung gelegenen Feldes führte aber zur Auffindung einer grösseren Anzahl von Erzklüften und von Thonklüften mit etwas Galmei, welche alle ein annähernd paralleles Streichen von NW. nach SO. zeigten. In der gleichen Richtung senkten sich die Kalksteinschichten in zunehmendem Grade, so dass ihr Fallen sich allmählich auf 5 bis 10° steigerte. Die verschiedenen angetroffenen Klüfte sind auf der Skizze Taf. XI an- gegeben. Nur wenige derselben erwiesen sich als bauwürdig. Auch von dem südöstlichsten Buzen des Galmeigebiets liefen zwei solche parallele Erzklüfte südwärts und wurden bergmännisch verfolgt. Die östliche dieser beiden Klüfte keilte sich bald aus. Dagegen führte die weiter westlich gelegene zur schliesslichen Entdeckung des Blende- Vorkommens. Zwar nahm auch in dieser Kluft das Erz zuerst ab, so dass dieselbe in einiger Entfernung vom Galmeistock nur noch mit gelblichem 'Thon erfüllt war mit gelegentlichen Eisenerz- und Galmeinestern. Erst etwa 40 m. vom Galmeistock wurde der Thon schwarz und mit Wasser durchtränkt und innig vermengt mit in Zersetzung begriffenen Schwefel- metallen. Gleichzeitig traten an die Stelle der Limonit- und Galmei- nester solche von Markasit und Zinkblende. Die Kluft erweiterte sich innerhalb der Begrenzungsflächen des erzführenden Kalks und es zeigten sich nun grössere Ansätze von Eisenkies und Blende zuerst nur dicht unter dem „Deckstein“ (obere Enerinitenschicht). Bei weiterem Vor- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 453 schreiten nahmen die Kiese zu und bildeten grössere zusammenhängende Massen am Deckstein, und unter dem Kies setzte in allmählich zu- nehmender Menge die Schalenblende ein, den Kalkstein verdrängend, Die Ablagerung nahm sowohl an Mächtigkeit als an horizontaler Aus- breitung zu und führte zuletzt zu einem liegenden Stock von Schalen- blende, welcher eine wechselnde Mächtigkeit bis zu 4 m. besass und einen beträchtlichen Theil des erzführenden Kalks räumlich ersetzte und verdrängte. Die fortgesetzte Ausbeutung dieses Erzstocks ent- hüllte die in der Skizze Taf. XI dargestellten Verhältnisse, welche, wenn man von dem Charakter des Erzes absieht, ganz die gleichen sind wie in den oben beschriebenen Galmeistöcken. Auch diese Lager- stätte zeigt ganz unregelmässige Umrisse. Rundliche Massen von erz- führendem Kalk sind seitlich umschlossen, ganz oder nur theilweise, von den abgelagerten Erzmässen. Die Mächtigkeit der Erze ist, was auf der Planskizze nicht ersichtlich sein kann, eine sehr wechselnde von 1 bis 4 m. Es finden also auch hier Verdrückungen und Ein- schnürungen statt, so dass die Lagerstätte als aus zusammenhängenden Buzen bestehend angesehen werden muss, welchen Eindruck man schon aus dem allgemeinen Ansehen der Skizze gewinnt. Endlich be- sitzen die zwischen den Kalksteinmassen hindurchgehenden, langge- streckten Buzen oder „Züge“ auch hier ein annähernd paralleles Strei- . chen von NW. nach SO. Die Ausfüllungsmasse dieses südlichen Theils der Lagerstätte be- steht fast nur aus Schwefelverbindungen. Zu unterst liegt überall eine dicke Schicht massiver Schalenblende von derim Abschnitt A beschriebenen Beschaffenheit, mit dünnen Zwischenlagen von Bleiglanz und Eisenkies, in wagrechter Stellung. Den oberen Abschluss dieser festen Erzmasse bildet gewöhnlich eine 1 bis 3 cm. mächtige Lage von Bleiglanz, an dessen Ober- fläche grosse oktaödrische Krystalle hervorragen: Diese selbst sind bis- weilen umgossen und bedeckt von dem als „Kiesblende“* bezeichneten kry- stallinen Gemenge. Die Blende löst sich in der Regel leicht vomGestein ab, Zu oberst und am Dach haftend fand sich örtlich, besonders in der Nähe der Klüfte, ein bald dickerer (bis 2 m.), bald dünnerer Ansatz von Markasit, grossentheils in stark zersetztem Zustand und 454 Adolf Schmidt: dann in ein zerreibliches graues Gemenge von Sulfaten und Sulfiden verwandelt: Der mittlere Theil des Lagers, zwischen der Sohle aus Schalen- blende und dem Kiesdach, war theilweise oder ganz erfüllt von einer schwarzgrauen, vollständig durchwässerten und breiigen Masse, einem Ge- menge von Thon, Sulfiden von Fe, Pb und Zn, und gelösten Sulfaten der- selben Metalle. In dieser Masse fanden sich auch die beschriebenen Blende- stalaktiten, bisweilen an der Kiesdecke haftend, meist aber lose und die Spitze nach oben gekehrt, Umstände, welche in Abschnitt A erklärt wurden aus dem mineralogischen Aufbau der Stalaktiten und dem zersetzten Zustand der Kiese: Herr Direktor Fischer hatte die Güte, mir folgende Analyse mitzutheilen, welche s. Z. von den festen Bestandtheilen einer, an Schwe- felmetallen besonders reichen, Breimasse gemacht wurde, aus der vom Galmeistock herüberziehenden Uebergangskluft: AR Ph ES TR ERBE RT, SDI-S NAT INS tn Fa I er er BT 6: RAT A ET Unlöslich? 17.2: 3:26 Verlust . 2... 638, 100:00. Hieraus würde sich etwa 35°, ZnS, 2%, PbS und 45°, FeS berechnen lassen. Diese Sulfide, insbesondere das FeS, muss man sich aber zum Theil in Sulfate verwandelt denken, wodurch auch der grosse „Verlust“ erklärlich erscheint, welcher in ausser Acht gelassenem Sauer- stoff besteht. Diese Analyse würde von grösserem Werth sein, wenn sie sich auf eine, wenn auch nur annähernde, Bestimmung der Sulfat- Mengen ausgedehnt hätte. In ihrer jetzigen Gestalt dient sie nur dazu, zweifellos festzustellen, dass der besprochene schwarze Brei grossen- theils aus einem Gemenge feinvertheilter Schwefelmetalle bestand, Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 455 In der Skizze Taf. XI habe ich eine gekrümmte Linie einge- zeichnet als „Grenze des Wasserspiegels“. Diese Linie umschliesst den tieferen Theil der Lagerstätte, in welchem sich die geschwefelten Erze befinden. Nach dieser Linie hin fallen die Schichten sowohl von Norden als auch von Westen her. Das Einfallen von Norden ist der Richtung nach das normale; dagegen ist dasjenige von Westen her eine örtliche Erscheinung. Die Stärke des Einfallens ist bedeutend und beträgt z. B. an der Stelle zwischen dem westlich von der Wasser- grenze liegenden langgezogenen Galmeibuzen und dem innerhalb der Wasserlinie liegenden Blendestock etwa 30°. Es liegt daher die Vermuthung nahe, dass sich die Blende in einer muldenförmigen Ein- senkung abgelagert habe. Die Richtigkeit dieser in praktisch berg- männischen Kreisen herrschenden Ansicht ist durch die bisherigen Aufschlüsse nicht bewiesen worden, indem die Blendeablagerung, so- weit sie bis jetzt abgebaut ist, sich in den entgegengesetzten Richtungen, also im Süden und Osten, nicht wieder gehoben, vielmehr bis zuletzt ein im Allgemeinen südsüdöstliches Fallen beibehalten hat. Da dieses vorwaltend südliche Fallen das normale des ganzen geognostischen Ge- bietes ist, so hat die Anschauung von dem Vorhandensein einer Blende- Mulde nur geringe Wahrscheinlichkeit für sich, wenn auch anderer- seits die Möglichkeit des Vorhandenseins einer solchen keineswegs aus- . geschlossen ist. Innerhalb der angegebenen „Grenze des Wasserspiegels“ liegt alles Erz unter Wasser und die Gewinnung desselben war s. Z. nur mög- lich durch beständiges Auspumpen desselben durch den Maschinen- schacht M. Die auf der Skizze gegebenen Andeutungen, bezüglich der Art des an jedem Punkt vorkommenden Erzes, zeigen, dass diese Wassergrenze auch die Scheidelinie darstellt zwischen den oxydischen und den geschwefelten Erzen. Erstere liegen über, letztere unter Wasser. Diese bemerkenswerthe Thatsache muss natür- lich zu der Vermuthung führen, dass die jetzige chemische Verbin- dungsart der in den Erzen enthaltenen Metalle mit der Lage über oder unter Wasser in einem inneren Zusammenhang stehe, und eine Ansicht über die Entstehung der Wieslocher Erze, welche nebenbei auch diesen 456 Adolf Schmidt: Umstand ins Licht setzen kann, wird daher einen höheren Grad von Glaubwürdigkeit verdienen, als eine Ansicht, welche diesen Punkt auf einfache Weise aufzuklären nicht im Stande ist. D. Entstehung der Lagerstätten. 1. Frühere Ansichten. Von früheren Autoren, welche über die Wieslocher Erzlagerstätten geschrieben haben, sind nur Dr. Herth und Direktor Clauss auf die Genesis derselben näher eingegangen. Bei Beurtheilung der von denselben hierüber ausgesprochenen Ansichten ist zu berücksichtigen, dass das Vorkommen von Blende bei Wiesloch früher unbekannt war. Der Blendestock im Kobelsberg war noch nicht aufgefunden und das Auftreten von Blende-Einschlüssen im Galmei (Clauss spricht nur von „unbedeutenden Spuren“) war übersehen worden; ein Umstand, welcher sich sehr leicht daraus erklärt, dass dieses Auftreten kein sehr häufiges und auch der Menge nach geringes ist, dass die im Galmei eingeschlossene Blende stets theilweise zersetzt ist, dass sie auch ver- möge ihrer hellen Farbe, ihres kryptokrystallinen Gefüges und ihrer lagenförmig stalaktitischen Gestaltung von dem ganz ähnlich beschaf- fenen dortigen Galmei nicht so ganz leicht zu unterscheiden ist ohne genauere mineralogische oder chemische Untersuchung. In Folge dieser Unbekanntschaft mit dem Blendevorkommen waren die beiden genannten Autoren darauf hingewiesen, die Entstehung des Galmeis durch un- mittelbaren Absatz zu erklären, während jetzt seit der Entdeckung der Blende auch die Entstehung durch Zersetzung der letzteren nothwendig ins Auge gefasst werden muss und in Anbetracht vieler in den vor- hergehenden Abschnitten erwähnter Beobachtungen sogar ohne Weiteres als das Natürlichere erscheint. Herth’s Ansichten. Dr. Herth hat von dem zur Zeit seiner Untersuchung fast allein möglichen Standpunkt in seiner eingangs eitirten Schrift, p. 27 bis 34, einige beachtenswerthe Bemerkungen über den in Rede stehenden Gegenstand gemacht. Dieselben beziehen sich nur Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 457 auf die Hessel; die Kobelsberger Lagerstätten waren damals noch un- bekannt. Er sagt p. 27: „Was die Entstehung der Muschelkalkformation der Hessel be- trifft, so ist solche das Erzeugniss eines ruhigen, neptunischen Nieder- schlags. Die Zerklüftungen und Schichtenfaltungen, welche die ganze Formation der Hessel zeigt, muss also durch eine spätere Wirkung erfolgt sein.“ Ferner heisst es p. 31: „Die Bildung des Galmeis in Stöcken etc. lässt sich nur auf neptunischem Wege erklären. Es waren das Zink, sowie sein beständiger Begleiter, das Eisen, als Carbonat im Wasser gelöst. Beide müssen, nach ihrem innigen Zusammenvorkommen, in welchem das Zink als eisenschüssiger Galmei, der Brauneinsenstein als zinkhaltiges Eisenerz sich stets durchdringen, als sekundäre und gleich- zeitige Bildungen betrachtet werden, während der Bleiglanz für das Wieslocher Vorkommen als eine ältere Formation betrachtet werden muss,“ Bezüglich des Metallgehalts der erzabsetzenden Wasser bemerkt Herth, dass das Eisen aus dem anstehenden Gestein ausgezogen und sich zunächst als Carbonat wieder abgesetzt haben könne, während er den Zink- und Bleigehalt der Erze „plutonischen Einflüssen“ zuschreibt, über deren vermuthlichen Charakter er sich indessen nicht weiter auslässt. Die Bezeichnung des Galmeis und der Eisenerze als „sekundäre ‚Bildungen“ bedeutet wohl nur, dass dieselben nicht gleichzeitig mit dem Muschelkalk entstanden, also in Hinsicht auf denselben epigen sind. Dass der Bleiglanz älter ist als beide, ist eine sehr richtige und genetisch bedeutungsvolle Beobachtung. Dagegen steht der An- sicht bezüglich des Ursprungs des Eisens die Thatsache entgegen, dass der Eisengehalt der angrenzenden Gesteine noch jetzt vorhanden ist, ja dass er in den veränderten Kalksteinen in der Nähe der Erzlager- stätten nicht etwa vermindert, sondern vielmehr bedeutend vermehrt erscheint. Die Ansichten von Clauss. Dieser Autor erwähnt, dass er früher an eine Entstehung des Galmeis durch Zersetzung von oxydirter Blende mittelst kohlensauren Kalks geglaubt und mit der bei Wiesloch vorkommenden Schwefelquelle in Verbindung zu bringen gesucht habe, Verhandl. d. Heidelb. Naturhist,-Med. Vereins. N. Serie H. 31 458 Adolf Schmidt: dass er aber diese Ansicht aufgegeben, weil die Gegenwart von Blende „kaum mehr nachweisbar“ sei und Gyps fast gänzlich mangele (welcher letztere, wie schon Monheim gezeigt hat, bei obiger Zersetzung ent- stehen muss). Um seine neugewonnene Anschauung auseinanderzusetzen, be- ginnt Clauss damit, nachzuweisen, dass die zu oberst liegenden Kalk- steinschichten selber das Material zur Dolomit- und Erzbildung ent- halten, nämlich beträchtliche Mengen von kohlensaurer Magnesia, 0:7 bis 1:3°, Eisenoxyd, etwas Zinkoxyd und Spuren von Bleioxyd. „Es bedurfte nur eines Auslaugungsprozesses und der nöthigen Zeit, um die löslicheren (!) Bestandtheile in grösseren Quantitäten zu extrahiren.“ Dies geschah, nach Clauss, durch die auch jetzt zahlreich vorhan- denen Quellen, „deren Kohlensäuregehalt ziemlich erheblich ist“. Diese Quellen extrahirten aus den oberen Schichten Mg, Fe, Zn, Pb, drangen in die darunterliegende, durchklüftete Encrinitenschicht und verwandelten diese in Dolomit, womit gleichzeitig eine Aufnahme von Zn, Fe, Mn und Pb in den entstehenden Dolomit verbunden war. Die kohlensäure- reichen Gewässer suchten sich nach unten einen Abfluss, welcher theils durch vorhandene Spalten geschah, theils durch die durch Gesteins- auflösung entstandenen Schlünde und Kanäle. Die so eirculirenden Gewässer setzten nun ihren Metallgehalt ab. Hierüber heisst es: „Durch die pseudomorphen Bildungen des kohlensauren Zinkoxyds nach Kalk- spath ist nachgewiesen, dass dieses Zinksalz schwerer löslich in kohlen- säurehaltigem Wasser ist als kohlensaurer Kalk, und so konnte die Auflösung und Fortführung des kohlensauren Kalks durch jene Ge- wässer gleichzeitig eine Ausscheidung des in ihnen gelösten kohlen- sauren Zinkoxyds bewirken, wodurch zahlreiche Absätze übereinander entstanden, welche die lamellenartigen Galmeiablagerungen hervorbrach- ten.“ Auf gleiche Weise wurde auch kohlensaures Eisenoxydul gleich- zeitig abgesetzt, welches sich aber grösstentheils durch Einwirkung sauerstoffhaltiger „Meteorwasser“ in Eisenoxydhydrat verwandelte. Die Entstehung des Bleiglanzes wird sodann folgendermassen zu erklären versucht: „Die in den Meteorwassern gleichzeitig enthaltenen schwefel- sauren Salze wurden durch mit ihnen eingedrungene und in den bitu- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 459 minösen Kalkschichten sich darbietende, organische Stoffe zu Schwefel- lebern reducirt, welche ohne Zweifel sodann die Umwandlung des (ge- lösten) kohlensauren Bleioxyds in Schwefelblei bewirkten“. (Letztere Anschauung stützt sich offenbar auf den bekannten Bischof’schen Versuch. Lehrb. d. chem. u. phys. Geol. I. p. 558.) Diesen Clauss’schen Auseinandersetzungen ist entgegenzuhalten, dass es unbegreiflich erscheint, wie kohlensäurehaltige Wasser Carbonate von Mg, Fe, Zn und Pb aus dem auch nach Clauss’ eigenen An- gaben viel leichter löslichen Kalkstein „in grösseren Quantitäten* extra- hiren konnten. Auch werden für die Entstehung der eisenhaltigen Erze oxydirende, für die damit vermengten Bleierze gleichzeitig reducirende Einwirkungen verlangt. Der fast durchgängig zersetzte Zustand des im Galmei eingeschlossenen Bleiglanzes ist gänzlich übersehen. Auch habe ich im Früheren gezeigt, dass die Kalksteine nur in der Nähe der Erzlagerstätten einen kleinen Zinkgehalt besitzen, in einiger Ent- fernung davon aber nicht mehr, woraus hervorgeht, dass dieser Zink- gehalt kein ursprünglicher ist und dass er von den Lagerstätten in den Kalkstein gekommen ist und nicht, wie Clauss meint, aus dem Kalk- stein in die Lagerstätten. Die neuere Entdeckung der Blende und ihrer oben beschriebenen Umwandlungen und Vergesellschaftungen lässt überdies die frühere "und, wie mir scheint, mit Unrecht aufgegebene Ansicht von Clauss als die weitaus natürlichere erscheinen. Die von Clauss selbst da- gegen erhobenen Einwände sind durch die in neuerer Zeit viel häufiger beobachteten Blendereste im Galmei und durch die im Abschnitt A gegebene Aufklärung über die früher nicht beachteten krystalloiden Hohlräume (Gyps) vollständig gehoben. Diese ältere Ansicht von Clauss stimmt auch im Wesentlichen mit den werthvollen Untersuchungen Monheim’s, mit Prose pny’s Beobachtungen zu Raibl, mit den meinigen in Missouri, und mit vielen ähnlichen, die an anderen Orten gemacht wurden, überein, ein Um- stand, auf welchen ich ganz besonderen Werth lege. Denn die Wissen- schaft wird nicht gefördert, wenn jeder, der eine Lagerstätte unter- sucht, sich bemüht, in derselben möglichst neue Dinge zu entdecken 31* 460 Adolf Schmidt: und für deren Entstehung möglichst neue Theorien aufzustellen. Viel- mehr können Ergebnisse von allgemeinem und dauerndem wissen- schaftlichem und praktischem Werth nur dadurch erzielt werden, dass jeder neue Forscher vertrauenerweckende frühere Untersuchungsresul- tate durch an anderen Orten gemachte Beobachtungen ähnlicher Art zu bestätigen, zu ergänzen und zu verallgemeinern bestrebt ist. 2. Genetische Ergebnisse der vorliegenden Abhandlung. Alle Thatsachen, auf welche ich eine Theorie der Entstehung der Wiesiocher Erzlagerstätten stützen kann, sind in den früheren, vor- zugsweise beschreibenden Abschnitten mitgetheilt worden. Es handelt sich daher hier nur noch um geeignete Zusammenstellung und Ver- werthung jener Thatsachen zu dem bezeichneten Zweck. Die Beobachtung, dass die unregelmässig gestalteten Galmeikörper die Kalksteinmasse in den Schichten räumlich vertreten, beweist, dass Kalkstein entfernt worden ist, um Erzen Platz zu machen, dass also der Kalkstein früher als der Galmei vorhanden war. Die sonach epi- gene Entstehung des letzteren kann auf zweierlei Weise erfolgt sein, entweder durch allmähliche Verdrängung oder durch Bildung von Hohl- räumen im Kalkstein und nachherige Ausfüllung derselben mit Galmei. Die beschriebenen Umwandlungsvorgänge einerseits und die an andern Stellen bemerkbare leichte Ablösung des Galmeis vom Kalkstein andrer- seits ergeben, dass beide Arten der epigenen Entstehung in den Wies- locher Galmeilagerstätten eingetreten sind. Die erstere ist eine nur örtliche und ausnahmsweise und ist ebenfalls von Hohlräumen ausge- gangen; die letztere ist die gewöhnliche. Was die Spaltenausfüllungen anbetrifft, so gehören diese selbstverständlich zu den nach letzterer Art gebildeten Ablagerungen. Die Blende erfüllt gleichfalls Spalten und Hohlräume und löst sich fast überall leicht vom Nebengestein ab, ist also auch epigen und in vorher gebildeten Räumen abgesetzt. Sonach ist diese Bildungs- weise der Lagerstätten für den Galmei die vorwiegende, für die Blende und ihre Begleiter die ausschliessliche gewesen, und wir haben dem- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden), 461 gemäss zunächst zu betrachten die Entstehung der Hohlräume, sodann die Ablagerung der geschwefelten und endlich die Bildung der oxydi- schen Erze in und nahe bei diesen Hohlräumen. a) Entstehung der Hohlräume. Ueber die Spaltenbildung und deren Ursachen habe ich mich im Abschnitt B mit einiger Ausführlichkeit ausgelassen und die Anfänge derselben, insbesondere die der tiefergehenden Spalten, auf die Hebung des Odenwaldgebirges zurückgeführt. Letztere wird mit der Bildung des Rheinthals in Verbindung gebracht und gewöhnlich in die Tertiär- zeit gesetzt. Obgleich mir keine überzeugenden Gründe vorzuliegen scheinen, weshalb die Hebung der das obere Rheinthal begrenzenden Gebirge nicht schon viel früher langsam begonnen haben sollte, so ist es andrerseits unzweifelhaft, dass die Bewegung, wenn auch schon früher begonnen, jedenfalls in der Tertiärzeit nicht nur fortgedauert, sondern gerade dann ihre bedeutendsten Einwirkungen auf die Ge- staltung der Oberfläche ausgeübt hat. Mit der allmählichen Heraus- bildung des Rheinthals traten bei Wiesloch die oben beschriebenen Auslaugungen, insbesondere im Wellenkalk und vielleicht in der An- hydritgruppe ein, und bewirkten örtliche Senkungen und kleinere aber zahlreichere Zerklüftungen in den darüberliegenden Schichten, Diese Zerklüftung hatte ihrerseits wieder ein Durchfliessen der Gewässer durch die Kalksteine und die Entstehung von Hohlräumen durch Auf- lösung zur Folge. Alles dieses setzt die Möglichkeit eines regelmässigen Wasserablaufs voraus, welcher erst dann erfolgen konnte, als die Bil- dung des Rheinthals schon bedeutend vorgeschritten war. Die Fertig- stellung dieser Hohlräume kasn jedenfalls erst in der Tertiärzeit erfolgt sein. Also sind auch die Erzlagerstätten keinesfalls von vor- tertiärem Alter. Die Bildung mancher der grösseren, flachen Hohlräume scheint durch einen mit der Hebung des Gebirges verbundenen Horizontal- schub vorbereitet worden zu sein. Denn es ist mehrfach, insbesondere im Kobelsberg, die Beobachtung gemacht worden, dass bei ost-westlich streichenden Schichtfalten die Erze mehr am südlichen Abhang der 462 Adolf Schmidt: Antiklinorien angehäuft sind als an dem, dem Schub und der Hebung zugekehrten, nördlichen. Damit hängt vielleicht auch die meist nach Süden hin zuge- spitzte Gestalt der Lagerstätten zusammen. An den obersten Theilen der Südschenkel solcher Antiklinorien konnten leicht Querbrüche entstehen, in welchen sich die auswaschenden Gewässer mehr nach der Seite verbreiten und in ost-westlicher Richtung ausgedehntere Hohlräume erzeugen mussten. Solche Querbrüche finden sich, z. B. im nördlichen Haupttheil der Lagerstätte IV. (Taf. X), durch die gegenseitige Lage der erzleeren Zwischenmittel in der 'That ange- deutet. Es wurde erwähnt, dass kleine erzerfüllte Hohlräume in fast allen Gliedern der Muschelkalkformation jener Gegend vorkommen. Dass die Hohlräume sich aber ganz vorzugsweise in der oberen Encriniten- schicht und dem darunter liegenden, dickgeschichteten Kalkstein ge- bildet haben, kann nur durch ihre verhältnissmässig stärkere Zerklüf- tung veranlasst worden sein, deren Entstehung im Früheren auf zwei Ursachen zurückgeführt wurde, nämlich ihre Nähe am Hauptsitz der Auslaugung und ihre weniger thonige, festere und sprödere Beschaffen- heit im Vergleich zu derjenigen der nächst höheren und tieferen Ab- lagerungen. b) Entstehung der geschwefelten Erze. Aus den dem Abschnitt A. angefügten paragenetischen Bemerkungen erhellt, dass die geschwefelten Erze im Allgemeinen als die ältesten anzusehen sind und dass sie sich in wechselnder Reihenfolge in zwei deutlich zu unterscheidenden Absatzperioden gebildet haben. Ihr lagen- förmiger Aufbau deutet auf oft unterbrochene Bildung und ist in dieser Hinsicht den Jahresringen der Bäume vergleichbar. Ihr Auftreten in Gestalt grosser Stalaktiten beweist, dass sie durch wässrige Infiltration von oben in die Hohlräume ge- bracht worden sind. Dies kann nur in solchen Zeiten geschehen sein, in welchen die besagten Hohlräume wasserleer waren. Da sich nun diese oft recht weiten Räume nur bei einigermassen kräftigem Wasser- a Fa „er - Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden), 463 durchfluss gebildet haben können, so ist jedenfalls eine bedeutende Verminderung dieses Wasserzuflusses der Erzbildung vorausgegangen, vielleicht im Zusammenhang mit der allgemeinen Hebung. Da aber die geschwefelten Erze jetzt völlig unter Wasser liegen, so müssen sie sich seit ihrer Entstehung wieder gesenkt haben, und aus ihrem grossen- theils unverwitterten Zustand geht hervor, dass diese Senkung sehr bald nach ihrer Bildung eingetreten sein muss. Diese Betrachtungen weisen uns hin auf eine Annahme von Hebungen und Senkungen ent- weder des Wasserspiegels oder wahrscheinlicher des Bodens. Der Ab- satz der geschwefelten Erze muss zur Zeit einer vorübergehenden Hebung, bei sehr geringem und nur von oben her erfolgendem Wasser- zufluss, stattgefunden haben. Die infiltrirten Lösungen waren sehr dünne und schwache. Sonst hätten sie auch Stalagmiten bilden müssen, deren keine aufgefunden wurden, und hätten nicht nach ihrem Abtropfen noch so dünne, gleich- mässige, wagrechte Absätze bilden können, aus welchen die ebenlägige Blende besteht. Dass die ältere oder Schalenblende kryptokrystallin, die jüngeren Absätze aber phanerokrystallin sind, zeigt eine Abnahme der Concentration, d. h. des Metallgehalts, der infiltrirten Lösungen an, und das nur örtliche Auftreten der jüngeren phanerokrystallinen Bildungen deutet gleichzeitig auf eine spätere Verminderung des Zu- . Husses hin, alles dies zusammen also auf eine allmähliche Erschöpfung der erzbildenden Thätiekeit. Wie früher erwähnt trat die’ Erschöpfung der Bleiglanzniederschläge schon mit dem Schluss der Schalenblende- periode ein. Die Reinheit der Wieslocher Sulfide von Thon und Sand und die Abwesenheit von Kalkspath oder dessen Spuren beweisen, dass die Auflösung von Kalkstein während des Absatzes der geschwefelten Erze fast gänzlich aufgehört hatte, was bei dem schwachen Wasserzufluss nicht zu verwundern ist. Ueber den Ursprung und Charakter der metallführen- den Lösungen lassen sich nur Vermuthungen aufstellen. Es ist dies bekanntlich der noch dunkelste Punkt in der Entstehungsgeschichte der Erzlagerstätten überhaupt. 464 Adolf Schmidt: Bezüglich des Ursprungs des Metallgehalts so vieler in der äusse- ren Erdrinde zirkulirender Wasser gibt es zweierlei Ansichten, deren eine eine Extraktion von, besonders in krystallinen Gesteinen, vor- handenen Metallspuren annimmt, die andere ein Gelöstsein der Metalle von Anfang an im Quell- wie im Meerwasser und eine ewige Zirku- lation, mit gelegentlichem Absatz in festen Verbindungen, späterer Zersetzung und Wiederauflösung unter veränderten Umständen, und abermaligem Niederschlag an andern Orten. Wahrscheinlich sind beide Ansichten richtig, für manche Fälle die eine, für andere Fälle die andere. Die erstere Ansicht kann indessen nur auf die Angabe einer Urqueile Anspruch machen. Sobald die Metalle einmal extrahirt sind, fallen sie nothwendig unter den Einfluss der allgemeinen Wasserzirkulation und die zweite und umfassendere Anschauung wird auch hier als Ergänzung unvermeidlich. Da die Wieslocher Lösungen unzweifelhaft von oben kamen (wie dies nach meiner Ansicht für recht viele Erzlagerstätten der Fall war), dürfte es als nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass beim allmählichen Zurücktreten des Keuper- oder Liasmeeres im Meerwasser enthaltene metallische Stoffe durch die reduzirende Einwirkung verwesender Or- ganismen in den Uferablagerungen als Schwefelverbindungen fixirt, später wieder oxydirt und durch atmosphärische Gewässer in die unter- lagernden Kalksteine geführt wurden. Was den Charakter der Lösungen anbetrifft und den chemischen Vorgang, durch welchen die Wieslocher Sulfide niedergeschlagen wurden, so lässt sich einerseits ein Niederschlag aus beliebigen Lösungen mit- telst gasförmigen oder gelösten Schwefelwasserstofis oder gelöster Schwefelalkalien, andererseits eine Reduktion gelöster Sulfate durch Zusammentreffen mit Lösungen von organischen Stoffen vermuthen. Schwefelwasserstoffhaltige Quellen kommen noch jetzt südlich von Wiesloch vor. Sie entströmen theils dem Lias, theils dem Keuper, und da nach früher Gesagtem eine dereinstige Ueberdeckung der dor- tigen Erzgegend durch Keuper (und vielleicht sogar durch Lias) sehr wohl angenommen werden kann, so erhält die erste Annahme hierdurch eine Stütze. Andrerseits deutet das im Abschnitt A beschriebene Ent- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 465 weichen von reducirenden Gasen aus Bleiglanz und Blende beim Er- hitzen derselben auf eine Reduktion von Sulfaten durch organische Stoffe hin. Für die Entscheidung dieser Frage sind sichere Anhalts- punkte in den Wieslocher Verhältnissen nicht gegeben. ce) Entstehung der oxydischen Erze. Das wichtigste oxydische Erz ist bei Wiesloch der Galmei. Im Abschnitt A haben wir zwei Arten der Galmeibildung kennen gelernt, . welche, nach den dort gegebenen mineralogischen Beschreibungen, ganz zweifellos beide in den Wieslocher Lagerstätten zur Wirkung gekommen sind, nämlich die Bildung dieses Minerals durch Zersetzung von Blende und diejenige durch Umwandlung von Kalkstein. Neben diesen muss aber noch eine dritte als möglich in Betracht gezogen werden, die Bildung durch unmittelbaren Absatz. Galmei durch Zersetzung von Blende. Aus den im mineralogischen Theil mitgetheilten Beschreibungen von Stufen, welche die Zersetzung der Blende zeigen, geht hervor, dass diese Zersetzung an den hängenden Stalaktiten begonnen hat, und zwar durch Lösungen, deren Lauf an den Stalaktiten selbst zu verfolgen ist; dass aber die meisten Stalaktiten bald sich müssen losgelöst haben, worauf die Zer- setzung in noch stärkerem Masse sich fortsetzte und hauptsächlich ins Innere eindrang. Da die Blendestalaktiten fast immer mittelst des zuerst gebildeten, leicht zersetzbaren Markasites an das Dach geheftet waren, so ergibt sich als sehr wahrscheinlich, dass es die herabträufeln- den Zersetzungsprodukte des Markasites selbst waren, welche hier die Zersetzung der Blende bewirkten; eine Einwirkung, welche man auch schon anderswo beobachtet hat. Dies wird noch dadurch bekräftigt, dass bei allen Blende-Zersetzungen, gemäss obigen Beschreibungen, stets ansehnliche Mengen von Eisenoker auftreten, welche bei dem geringen Eisengehalt der Blende nicht ausschliesslich aus dieser her- rühren können, um so weniger als das Endprodukt der Zersetzung zumeist stark eisenhaltiger brauner Galmei war, welcher sich vorhang- förmig an die Stalaktiten angehängt hat. Da bei Zersetzung der Eisenkiese, nach Senfft’s Untersuchungen, 466 Adolf Schmidt: nicht nur Eisenvitriol und freie Schwefelsäure, sondern auch Sulfate von Eisensesquioxyd auftreten, so können diese Erzeugnisse leicht oxydirende Einwirkungen ausüben, abgesehen von sonst vorhandenem Sauerstoff. Die fast überall in dem Galmei bemerkbaren krystalloiden Hohl- räume, von früheren Gypskrystallen herrührend, zeigen, dass die Blende, grösstentheils wenigstens, zuerst in Zinksulfat muss umgewandelt worden sein, welchessich dann mit Caleiumcarbonat, sei es in Lösung oder fest, in Galmei und Gyps umgesetzt hat, wie solches auch an anderen Orten nachgewiesen worden ist. Daraus erklärt sich auch die Abwesenheit des Kalkspaths im Galmei. Diese Umsetzung lässt sich leicht auch künstlich bewirken. Wenn man sehr feines, am Besten durch Fällung erhaltenes Caleiumcarbonat mit einer etwas Fe-haltigen Lösung vor Zn-Sulfat übergiesst und, sei es bei Gegenwart von Kohlensäure oder ohne dieselbe, einige Tage stehen lässt, so erkennt man nachher, bei Prüfung des Erzeugnisses unter dem Mikroskop, dass sich der feine, flockige Kalk in undeutlich krystalline Körnchen und knollige Zusammenhäufungen von braungelber, und zum Theil schön honiggelber Farbe verwandelt hat, vermengt mit kleinen weissen, monoklinen Säulchen und feinen Nädelchen von Gyps. Zieht man sodann den Gyps durch wiederholtes Kochen mit Wasser aus, so bleibt ein gelbliches, unter dem Mikroskop krystallin erschei- nendes Pulver zurück, welches sich bei chemischer Untersuchung als ein etwas Fe-haltiges Zn-Carbonat ausweist. Beachtenswerth ist, dass hiebei der Zinkspath (welcher doch auch häufig krystallisirt vorkommt) körnigkrystallin, also galmeiartig, dagegen der mit ihm vermengte Gyps (welcher doch auch häufig derb vorkommt) in Gestalt von Kry- stallen auftritt, wie beides bei der natürlichen Entstehung des Wies- locher Galmeis der Fall war. Die Farbe ist ungefähr dieselbe wie die des in reichlicher Menge vorkommenden bräunlichgelben Galmeis der Lagerstätten. Da bei Gegenwart von Bariumearbonat, welches ich in den Wies- locher Kalksteinen nachgewiesen habe, durch ähnliche Umsetzung Bariumsulfat entstehen muss, so erklärt sich hieraus das so häufige Vorkommen von feinen Schwerspathnadeln im Galmei. w® se Zi > Aa A Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 467 Die Umwandlung oxydirter Blende in Galmei durch gelöstes Ca- Carbonat setzt eine vorherige Auflösung des letzteren aus den Kalk- steinen voraus, wovon wieder, nach früheren Ausführungen, eine Thon- bildung die unausbleibliche Folge muss gewesen sein. Ein Theil des vorhandenen Thons steht daher mit dem Galmei in genetischem Zu- sammenhang. Wenn die Caleiumlösungen den gleichzeitig entstehenden Thon in Suspension mit sich fortführen, so werden die Erze, welche sich mit Hilfe solcher Lösungen bilden, durch Thon verunreinigt. Deshalb enthält auch der aus Blende entstandene Galmei in allen Theilen der Lagerstätten wechselnde Mengen vön feinem Thon, ob- gleich die Blende, nach der jetzt noch vorhandenen zu schliessen, fast frei davon war. Galmei durch Umwandlung von Kalkstein. Ueber diesen Gegenstand wurde im Abschnitt A Ausführliches mitgetheilt. Diese Umwandlung ist, wie auch die Dolomitisirung, eine nur örtliche und sozusagen zufällige Erscheinung und hat vorzugsweise die schon von Anfang an weniger dichte obere Enerinitenschicht betroffen. Da manche der in Galmei umgewandelten Kalksteine, besonders wenn sie ein un- gleichmässig- und grossporöses Gefüge besitzen, ebenfalls krystalloide Hohlräume, wenn auch meist weniger deutliche enthalten, so lässt sich annehmen, dass die Umwandlung an besonders günstigen Stellen schon durch die Galmei bildenden Sulfatlösungen bewirkt worden sei. Die meisten dieser Gesteine besitzen aber ein mehr gleichförmiges und fein- poröses, dolomitähnliches Gefüge ohne Krystallräume, und diese müssen ihre Umwandlung der Einwirkung von schon gebildetem und in kohlen- saurer Lösung befindlichem Zn-Carbonat auf den Kalkstein zu ver- danken haben. | Ein innerer genetischer Zusammenhang zwischen der Dolomitisirung und Galmeibildung besteht bei Wiesloch ebensowenig als in Missouri und an andern Orten. Während in Süd-West-Missouri die dort in weit grösserem Massstabe aufgetretene Dolomitisirung, auf theils un- mittelbare, theils mittelbare Weise, Räume schaffte für die Ablagerung der Erze und daher wenigstens die äussere Gestalt und Ausdehnung der Lagerstätten wesentlich mitbestimmte, hat dieselbe bei Wiesloch 468 Adolf Schmidt: nicht einmal diesen bloss äusserlichen Einfluss aufzuweisen. Die oben aufgeführte Analyse eines Zinkdolomits mit 41%, Zn und kaum 1%, Mg (also den ursprünglichen Gehalt des Gesteins an Mg kaum über- steigend), deutet an, dass der eigentlichen Dolomitisirung auch nicht wohl eine die Aufnahme von Zn nothwendig einleitende Bedeutung kann zugeschrieben werden. Galmei durch direkten. Absatz. Dass ein geringer Theil des jetzt vorliegenden Galmeis durch Auflösung schon vorhandenen Galmeis und direkten Wiederabsatz an andern Stellen der Lagerstätten, kurz durch „Wanderung“ in seine jetzige Gestalt und Lage gebracht worden sei, darüber kann schon deshalb kein Zweifel sein, weil un- trügliche Beweise da sind, dass die Wanderung des Galmeis auch in der Neuzeit noch fortdauert. Wie schon Clauss in seiner Abhand- lung p. 54 bemerkt hat, wurden wiederholt in alten Bauen nicht nur mit Galmei verkittete Brekzien, sondern auch mit Galmei und Eisen- stein überzogene hölzerne und eiserne Geräthschaften, sowie solche Ab- sätze auf alter Zimmerung vorgefunden. Die jüngsten Galmeibildungen, insbesondere das Zinkglas und die meisten Zinkspathdrusen sind jedenfalls diesem gewanderten Galmei zuzurechnen. Zinkglas in grösserer Menge ist auch nur da vorge- kommen, wo, wie z. B. an einzelnen Stellen der Hessel, spätere Aus- waschungen, Bodensenkungen und Brüche stattgefunden haben, wes- halb das Zinkglas nicht selten Bruchstücke des gewöhnlichen Galmeis überzieht und verkittet. Eine andere Frage ist es, ob die ersten und ursprüng- lichen Erzabsätze, welche nach Obigem mindestens zum Theil Schwefelverbindungen waren, nicht zu einem andern Theil schon von Anfang an aus Galmei bestanden. Diese Frage kann mit ziemlicher Bestimmtheit in verneinendem Sinne beantwortet werden. Für die Ansicht, dass die ganze Hauptmasse der oxydischen Wieslocher Zink- erze durch Umwandlung aus Blende, und zwar aus Schalenblende, entstanden sei, sprechen folgende Umstände: 1. die Aehnlichkeit in der allgemeinen Gestalt der fast ausschliess- lich Galmei führenden Lagerstätten einerseits und des fast ausschliess- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden), 469 lich Blende führenden südlichen Theils der Lagerstätte V andererseits, wie sich aus einer vergleichenden Betrachtung der Skizzen auf Taf. X und XI ergibt; 2. die Aehnlichkeit in der Art und Vertheilung der Ausfüllungs- massen der Lagerstätten. So wie der Blendestock in V zu oberst aus Kies- und Blendestalaktiten, in der Mitte aus thonigen und halbzer- setzten Massen, zu unterst aus fester lagenförmiger Blende besteht, so ist auch in den Galmeistöcken der obere Theil am reichsten an Eisen, der mittlere thonig mit Galmeischnüren, wie sie sich durch Zersetzung von Stalaktiten unter diesen Umständen bilden müssen, und zu unterst liegt der oft noch deutlich als lagenförmig zu erkennende, festeste und reinste Galmei; 3. die gänzliche Abwesenheit von direkt abgesetztem Galmei im Blendestock ; 4. die im Galmei noch vorkommenden Reste von Blende, welche eine unverkennbare Aehnlichkeit besitzen mit den halbzersetzten Stalak- titen, welche sich im Blendestock finden ; 5. die fast allgemeine Verbreitung der krystalloiden Hohlräume und der Schwerspathnadeln im Galmei; 6. die durchgängig angegriffene, zerfressene Beschaffenheit des im Galmei eingeschlossenen Bleiglanzes und dessen Vorkommen darin als zerbrochene und getrennt eingehüllte Massen und Knopern; 7. der Umstand, dass bei der Lagerstätte V die Grenze des Wasser- spiegels mit der Grenze der Blende genau übereinstimmt, so dass an- genommen werden muss, dass es nur die beständige Bedeckung mit Wasser ist, welche die im südlichen Theil der Lagerstätte vorhandene Blende verhindert hat, sich in Galmei zu verwandeln. Diese Umstände sind hinsichtlich ihrer genetischen Bedeutung von so übereinstimmender Art und in ihrer Gesammtheit in solchem Grade beweisend für das ursprünglich ausschliessiiche Vorhandensein von geschwefelten Erzen in den Wieslocher Lagerstätten, dass mir irgend eine andere Anschauung hierüber kaum mehr möglich er- scheint. e Ueber Ursprung und Entstehung der Eisensteine und Thone, des 470 Adolf Schmidt: Bleisulfats und Cerussits, des Pyromorphits und der Zinkblüthe wurde schon im Abschnitt A das Nöthige bemerkt. E. Geschichte des Bergbaus. Der Bergbau der Umgegend von Wiesloch ist ein sehr alter, und wurde mit sehr wechselnden Erfolgen betrieben. Der Gegenstand der Gewinnung war zu verschiedenen Zeiten ein verschiedener, und zwar bald Eisenerze, bald silberhaltiger Bleiglanz, bald Galmei, wozu neuer- dings noch die Zinkblende getreten ist. Bevor ich auf die geschichtliche Entwicklung dieses Bergbaus ein- gehe, will ich hier einige bekannte allgemeine Thatsachen kurz an- führen, deren Kenntniss zum Verständniss des Folgenden nothwendig ist. Obgleich das metallische Zink einzelnen Chemikern schon zu An- fang des 16. Jahrhunderts scheint bekannt gewesen zu sein (H. Kopp, Gesch. d. Chem. 1845. IV. p. 120), geschieht die metallurgische Dar- stellung desselben (nach Gurlt, Bergbau und Hüttenkunde. Essen. 1877. p. 29) erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie wurde zuerst bei Bristol in England betrieben und 1798 nach Deutschland ver- pflanzt. Die Gewinnung und Verwendung des Galmeis ist aber viel älter. Derselbe wurde früher gebrannt und mit Kupfer oder Kupfer- erzen zusammen verschmolzen, um Messing und Bronze zu erhalten, oder er wurde zu dem gleichen Zweck, in gebranntem Zustand und in Fässer verpackt, in den Handel gebracht. Diese Benützung des Galmeis (Cadmia) kannten bereits die Griechen und Römer (Kopp, Gesch. d. Chem. IV. p. 113). Manche römische Kaisermünzen halten gegen 20°, Zink. Noch älter ist das geschmiedete Eisen, welches die Aegypter schon kannten mehrere Tausend Jahre v. Chr. (Gurlt, p- 9) und welches die Assyrer reichlich benützten (Percy, Iron and Steel, London. 1864. p. 874). Die Römer erzeugten dasselbe u. A. auch an verschiedenen Orten in Germanien. Steiermark (Noricum) lieferte schon 300 v. Chr. vorzügliche Schwerter (Gurlt, p. 12). Das häufige Vorkommen von Brauneisenstein in der Umgegend Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 471 von Wiesloch, theils mit den Zinkerzen, theils ohne dieselben, und zwar oft in der Nähe der Erdoberfläche, lässt eine frühere Eisen- erzeugung auch da als möglich erscheinen. Bronn sagt in Mone’s „Badisches Archiv“. Karlsruhe 1827. II. p. 84: „In der Hässel bei Wiesloch finden sich zahllose halbverschüttete Tagebaue, welche bis in ein Thoneisensteinlager niedergingen, jetzt aber noch als trichter- förmige Vertiefungen erscheinen, 20—25 Fuss tief“. Auch G. Leon- hard (Beitr. III. p. 123) erwähnt die „Hunderte von Pingen“*, welche sich auf der Höhe der Hessel vorfinden, und sagt, dass noch 1829 ein alter Schacht geöffnet war, in welchem Brauneisenstein und etwas tiefer auch Bleiglanz anstanden. Beide Autoren, wie auch später Herth, glaubten, dass bei diesem- Abbau Bleiglanz der Haupt- gewinnungsgegenstand gewesen sei. Da aber der Bleiglanz sich erst in grösserer Tiefe zeigt, so erscheint es als nicht ganz unwahrschein- lich, dass diese Baue ursprünglich auf zu Tage ausgehende, mit Brauneisenstein erfüllte Klüfte angesetzt waren und dass man zunächst den Eisenstein selbst abbaute. Diese Vermuthung gewinnt indessen nur dadurch einige Bedeutung, dass sie durch folgenden Umstand unter- stützt wird. Nach vielen übereinstimmenden Berichten wurden früher beim alten Juden-Gottesacker zu Wiesloch grosse alte Schlackenhalden ge- sehen. Herth (In.-Diss. p. 14) gibt eine Analyse dieser Schlacken, welche danach etwa 18 °/, SiO,, 64 °/, FeO, und ausserdem nur MnO, Al,O, und CaO enthalten. Er schliesst aus dem hohen Eisengehalt, welchen Schlacken aus Eisenhohöfen in der Regel nicht zeigen, auf die Irrigkeit der schon damals auigetretenen Ansicht, dass diese Schlacken von einer Eisenerzeugung herrühren. Er übersieht dabei aber, dass die grossen Hohöfen, welche jetzt fast eisenfreie Schlacken liefern, erst im laufenden Jahrhundert aufkamen (Gurlt, Bb. u. Hk. p- 26) und dass die ältesten Spuren von Roheisenerzeugung überhaupt nicht weiter zurückzuverfolgen sind als in’s 14. Jahrhundert (Percy, Iron and Steel. London 1864. p. 878), wogegen Schmiedeisen und stahlartige Erzeugnisse seit undenklichen Zeiten bekannt gewesen sind. Letztere wurden unmittelbar aus Erzen durch Reduktion ohne Schmel- 472 Adolf Schmidt: zung, durch die sogenannten Rennprozesse dargestellt, bei welchen gerade solche eisenreiche Schlacken fallen, wie die bei Wiesloch ge- fundenen. Andrerseits sind Schlacken vom Bleierzschmelzen ausnahms- los Pb-haltig, und zwar enthalten sie meist über 2 °/, davon, während in den alten Wieslocher Schlacken (nach Herth, Diss. p. 14) sowohl Pb als Zn völlig abwesend sind. Es scheint mir daher im höchsten Grade wahrscheinlich, dass jene Wieslocher Schlacken nicht vom Blei- schmelzen, sondern von einem alten Eisenbetrieb herrühren. Ueber die Zeit, wann ein solcher Betrieb stattgefunden, lässt sich allerdings mit Bestimmtheit nichts angeben, weil die Benützung der Rennprozesse bis in die neueste Zeit hereinreicht. Sie mögen zum Theil den Römern zuzuschreiben sein, welche, nach Leonh. Beitr. III, p. 117, auch bei Pforzheim Eisenerze verschmolzen haben; zum andern Theil mögen sie von dem im 17. Jahrhundert betriebenen Eisenschmelzen her- rühren. Die Geschichte des Wieslocher Bergbaues, soweit sie auf etwas festerer Grundlage beruht, theilt sich in drei verschiedene und durch längere Stillstände getrennte Betriebs-Perioden, nämlich: 1. die Arbeit auf Silber und Blei im 8. bis 11. Jahrhundert; 2. die Gewinnung von Galmei zur Messingdarstellung und die Eisenerzeugung im 15. bis 18. Jahrhundert; 3. die Gewinnung von Galmei und Blende zur Darstellung von Zinkmetall im 19. Jahrhundert. 1. Periode. Der alte Bergbau auf Silber und Blei. Gurlt sagt in seiner schon oben citirten, mit viel Sorgfalt und Sachkenntniss ausgearbeiteten kleinen Schrift „Bergbau und Hütten- kunde“ auf Seite 15: „Karl der Grosse schenkte 786 seinen Söhnen Ludwig und Karl die Ortschaften Aschau und Wiesloch mit allen dazu gehörigen Regalien, unter denen Goldwäschen am Rhein und die Berg- werke besonders aufgeführt werden“. Da Aschau mit seinen früheren Goldwäschereien am Inn in Oberbaiern liegt und ungefähr um die an- gegebene Zeit die Unterwerfung Baierns durch Karl d. Gr. fällt, so trägt diese Angabe keineswegs den Stempel des Unwahrscheinlichen an sich. ur Be Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 473 Doch ist es mir, trotz eifriger Nachforschungen in Sammlungen karo- lingischer Urkunden, nicht gelungen, die Quelle, aus welcher dieselbe geschöpft ist, ausfindig zu machen. Wiesloch ist ein sehr alter Ort und wird in mittelalterlichen Ur- kunden erwähnt als „Wezinloch*, „Wizenloch“, „Wizzinloch* u. dgl. Es wird zuerst als Dorf, lat. „villa“, bezeichnet, wurde 965 zum Marktflecken erhoben und scheint um die Mitte des 11. Jahrhunderts Besitzthum des reichen Klosters Lorsch (Lauresheim, Lauresham) ge- wesen zu sein und speziell der zu diesem Kloster gehörigen Probstei Abrinisberg auf dem jetzigen „Heiligenberg* bei Heidelberg unter- standen zu haben. Die Urkundensammlung des Klosters Lorsch, Codex Laures- hamensis, Mannheim 1768, gibt im Band I hierüber mancherlei Auf- klärung. Nach p. 80 wurde der „Aberinesberk* von König Ludwig dem Kloster „Lauresham“ geschenkt am 18. Januar 882. Nach p. 126 gestattete Kaiser Otto der Grosse durch Urkunde vom 8. Mai 965 dem zum „eoenobium Sancti Nazarii in Lauresheim“ gehörigen Dorf „Wezinloch“ einen öffentlichen Markt und bestimmte die Einkünfte daraus „ad servitium Sti Michaelis in Abramesberg seu sancti Nazarii in Lauresham“. Diese Gewährung wurde, nach p. 139, am 14. Januar 987 von Otto III. und, nach p. 191, im Jahr 1067 von Heinrich IV. . urkundlich bestätigt. In letzterer Urkunde heisst es: „in villa quadam Wezenloch ejusdem coenobii propria“. Wiesloch war also damals Eigenthum des Lorscher Klosters. Auf Seite 216 sind die von ver- schiedenen Ortschaften an das Kloster zu Abrinisberg zu zahlenden jährlichen Abgaben aufgeführt und ‚darunter in Bezug auf Wiesloch Folgendes: „In festo sancti Remigii de Wezenloch persolvuntur I talenta et dimidium de curtibus, in festo autem sancti Martini et in pascha de hubariis III talenta persolvenda sunt. De monte autem ubi argentum foditur I marca et de mercato XX marcae.* Das Datum fehlt hier. Das diesen Notizen in der Sammlung nachfolgende Dokument ist aber von 1095, woraus man entnehmen kann, dass die in den Notizen erwähnten Verhältnisse schon vor diesem Jahre vor- lagen. Damit übereinstimmend bemerkt Bronn in Mone’s Bad. Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins N. Serie II. 32 4TA Adolf Schmidt: Archiv II, p. 84: „Alte Leute erinnern sich, dass der Ort (die Hessel) sonst der Silberberg geheissen (B. citirt hier: Bronner, Bad. Landw. Verhdl. II, 31—34), und alte Chroniken berichten, dass bei Wiesloch schon im Jahr 1070—1080 ein Berg gewesen, wo man auf Silber gegraben“. Die obigen Lorscher Urkunden finden sich auch aufgenommen in Marquard Freher’s „Originum Palatinorum Commentarii Appendix. Heidelbergae 1599. Da in der selbst weiteren Umgebung von Wiesloch niemals Spuren anderer silberhaltiger Mineralien aufgefunden worden sind, so konnte die in den Kloster-Notizen angedeutete Silbergewinnung nur den silber- haltigen Bleiglanz zum unmittelbaren Gegenstand haben. Nun ist aller- dings der in den dortigen Zinkerzlagerstätten vorkommende Bleiglanz {nach Abschnitt A d. Bl.) recht arm an Silber; allein, wie Rohatzsch (Leonh. Beitr. II, p. 111) zutreffend bemerkt, stand das Silber zu Ende des 11. Jahrhunderts in so hohem Werthe, dass auch ein ge- ringer Gehalt der Erze lohnend sein konnte. Dem mag noch bei- gefügt werden, dass die Arbeitslöhne damals niedrig waren, dass überdies, wie aus den Lorscher Urkunden ebenfalls ersichtlich, das Kloster auf seinen Gütern Leibeigene besass und dass endlich auch das Blei einen höheren Werth hatte und die Kosten decken half. Vielleicht war ausserdem der Bleiglanz in oberen Teufen etwas reicher an Silber. Derselbe hatte jedenfalls nach Bronn’s Beschreibung der 1827 noch findbaren Reste um die alten Pingen eine verschiedene Krystallisationsform (Hexaöder) als der in den tieferliegenden Galmei- massen vorkommende (nur Oktaäder). Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass die 1851 ent- deckten und von Herth (In.-Diss. p. 12) und G. Leonhard (Beitr. III. p. 123) beschriebenen alten Baue hauptsächlich von diesem Betrieb auf Silber im elften Jahrhundert herstammen, wenn man sie nicht zum Theil den Römern zuschreiben will. Die Gänge waren sehr zahlreich, enge und unregelmässig. Herth vergleicht sie in ihrer Gesammtheit einem „Bienenhaus“. Sie waren durch den massigen Galmei getrieben, welcher selber soweit möglich unberührt blieb, ja Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 475 oft als Versatz benützt wurde, woraus auf eine frühe Zeit zu schliessen ist, in welcher die Kenntniss des Werthes dieses Minerals noch nicht sehr verbreitet war. Derjenige Galmei, welcher nothwendig gefördert werden musste, blieb am Tage unbenützt liegen und Stücke davon waren sogar noch 1851 über die ganze Hessel verbreitet. Aus G. Leonhard’s Angaben (Beitr. III, p. 123) lässt sich ver- muthen, dass man bei diesem frühen Bergbau zuerst zahlreiche kleine Schächte auf der Höhe der Hessel, vielleicht in frühester Zeit zuerst auf Eisenstein, jedenfalls aber später auf den diesem schon in geringer Tiefe beibrechenden Bleiglanz niederbrachte und später die kleinen Nester und Schnüre von Bleiglanz in den über 100 Fuss tief liegenden Galmeiablagerungen entdeckte und abbaute und dadurch diese Ab- lagerungen für den Galmeibergbau späterer Jahrhunderte aufschloss. - Dass es sich bei dem alten Bergbau in den Galmeilagerstätten selbst um den Bleiglanz handelte, geht aus einer Beobachtung Herth’s hervor, welcher die alten Baue selber befahren hatte. Er sagt (In-Diss. p. 27): „Bleiglanzadern sind von den früheren Bergleuten völlig ausge- beutet; nur hier und da findet man im Dachgestein, besonders unter dem verschütteten Gestein, ein Galmeierz mit eingesprengtem Bleiglanz, mit welchem es ganz verwachsen ist“. Bei dem spärlichen Vorkommen des Bleiglanzes im Galmei und ‚dessen Armuth an Silber konnte dieser Bergbau mit dem Sinken des Silber- und Bleiwerthes und dem Steigen der Arbeitslöhne nicht fort- bestehen. Wann derselbe aufgehört, ist nicht bekannt. Die Bemerkung in Mone’s Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins I, p. 43, dass der Bergbau im 15. Jahrhundert noch im Gange war, ist durch nichts gerechtfertigt, da über eine Fortdauer jenes frühen Bergbaues keinerlei Nachrichten vorhanden sind. Die ‘Sage von einem früheren Silberbergbau in der Gegend erhielt sich aber. Widder (Beschr. d. Pfalz 1786, I, p. 234) spricht davon und fügt bei: „Wo dieses Bergwerk gewesen, weiss man nicht. Wenigstens wird von vielen Jahrhunderten her keine weitere Meldung davon gethan“. Die spätere Auffindung der alten Baue hat gezeigt, dass dieses Bergwerk im süd- lichen Theil der Hessel, in der Nähe des Schachtes „Nr. 1“ (s. Karte), 32% 476 Adolf Schmidt: gelegen war und sich nicht nur über den ganzen südlichen Theil der Lagerstätte II verbreitete, sondern noch weit darüber hinaus, voraus- gesetzt, dass die von Leonhard (Beitr. III, p. 124) angeführten Ab- messungen der alten Baue, nämlich 600 m. nach Südosten, 300 m. nach Süden und Südwesten und westlich bis jenseits der Heidelberger Strasse, als richtig angenommen werden. Nach diesen letzteren Angaben müssten sich die Baue nach Süd- Osten hin bis in den Wellenkalk hinein erstreckt haben, entweder als Versuchsbaue oder zum Zweck des Abbaus der sporadisch darin vor- kommenden kleinen Bleiglanznester. Jedenfalls ist, wenn auch obige Zahlen etwas übertrieben sein sollten, eine grosse Ausdehnung der alten Baue unzweifelhafte Thatsache. Was das Alter dieser Baue an- belangt, so scheint Leonhard sich der Ansicht hinzuneigen, dass ein Theil derselben vom Galmeibergbau des 15. Jahrhunderts herrühre. Da aber, wie ich im Folgenden zeigen werde, die hierauf bezüglichen Dokumente des 15. Jahrhunderts nur von Galmeigewinnung bei Nuss- loch sprechen, halte ich die Meinung Herth’s für die richtigere, welcher auf die, gerade in den von Leonhard als jünger betrachteten Theilen dieser Baue vorgefundenen, bedeutenden Tropfsteinbildungen und deren durchweg rein weisse Farbe, mit Recht aufmerksam macht, als Beweise, dass die Gruben von sehr hohem Alter und seit ihrer , frühen Betriebseinstellung nicht mehr betreten worden sind. 2. Periode. Gewinnung von Galmei, Bleiglanz und Eisenstein im 15. bis 18. Jahrhundert. Obgleich die Verwendung des Galmeis zur Herstellung von Messing und Bronze und daher auch die bergmännische Gewinnung dieses Erzes schon in Zeiten der Griechen und Römer stattgefunden hat, so finden sich doch nirgends Andeutungen, dass die Wieslocher Lagerstätten zu diesem Zweck seien früher ausgebeutet worden als im 15. Jahrhundert, womit freilich nicht bewiesen ist, dass dies nicht dennoch schon früher geschehen ist. Die obigen Ausführungen zeigen indessen, dass man im 11. Jahrhundert bei Wiesloch den Galmei noch zur Seite warf, also entweder dort den Werth desselben noch nicht kannte oder, was Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 477 wahrscheinlicher, das unscheinbare Gestein, in welchem sich die Blei- glanznester befanden, noch nicht als Galmei erkannt hatte. Dagegen sind Urkunden vorlanden, welche die Gewinnung des Wieslocher Galmeis in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts nachweisen, und da die metallurgische Darstellung von metallischem Zink zu jener Zeit noch nicht gebräuchlich war, so konnte der damals gewonnene Galmei nur. zur Messing- und Bronzeerzeugung gedient haben, wie es (nach Gurlt, Bb. u. Hk. p. 23) noch im 16. Jahrhundert mit dem schlesischen Galmei geschah. Nach Mone’s Zeitschr. f. d. G. d. Oberrheins. I. 1850. p. 44, finden sich in dem Pfälzer Copialbuch des Karlsruher Archivs Nr. 14, Bl. 249—267, Bemerkungen, welche darthun, dass im Jahr 1468 Jacob Bargsteyner, Bürger zu Amberg, ein ausgedehntes Privi- lesium zum Bergwerksbetrieb in den pfälzischen Landen erhielt, im Jahr 1472 zum Obermeister, Bergvogt und Bergwerksbereiter ernannt wurde, und am 28. Januar 1474 im Namen des Pfalzgrafen Friedrich ein schriftliches Uebereinkommen wegen der Galmeigewinnung mit „Conrat Mürer zu Wissenloch“ abschloss. Der Wortlaut dieses Uebereinkommens ist an genannter Stelle der Zeitschrift, sowie auch in der Herth’schen Arbeit über Wiesloch, p. 9, mitgetheilt und be- sagt, Mürer solle dem Pfalzgrafen „zweihundert thonnen gutter und -lutter galmey gewinnen uss dem berg zu Nussloch“ gegen einen Lohn von 1 Gulden auf je vier „thonnen“. Die „thonnen“ werden als Pulver- oder Rheinfischfässer erklärt. Ferner erhielt Mürer zwei Gulden Entschädigung für Licht und für andere Nebenausgaben, und die Erlaub- niss, alles zum Bergbau nothwendige Holz vom Berge zu nehmen. Auch wird angedeutet, dass man beabsichtige einen Schacht auf den Galmei abzuteufen, „dadurch den galmey mit mynder cost uss dem berg zu gewinnen wer“. Es lag demnach auch der damals gewonnene Galmei nicht an der Oberfläche. Dennoch war bis dahin nur Tagebau darauf getrieben worden. Auch geht aus Obigem hervor, dass hier, wie zu jener Zeit allgemein, der Galmei in Fässer verpackt in den Handel kam. Der Ausdruck „uss dem berg zu Nussloch“ zeigt, dass der damalige Gal- 478 Adolf Schmidt: meibergbau jener Gegend bei Nussloch, also im nördlichen Theil der Hessel, stattgefunden hat, woraus man mit Wahrscheinlichkeit schliessen kann, dass die reichen Lagerstätten in der südlichen Hessel, in welchen der frühere Silberbergbau war betrieben worden, nicht bekannt waren, was wieder beweisen würde, dass dieser Silberbergbau schon längere Zeit vorher musste völlig eingestellt gewesen sein. Durch eine spätere Urkunde vom 5. April 1476, welche ebenfalls in Mone’s Zeitschr. I. p. 45 wörtlich aufgeführt ist, verlieh der Pfalzgraf an Hans Oluge, Bergmeister aus Freiberg, und an Vit, Schmelzer aus Goslar, geineinschaftlich das Recht zum Bergbaubetriebe bei Nussloch mit Erbstollengerechtigkeit und unter Befreiung von allen Abgaben mit einziger Ausnahme des Zehnten von dem gegrabenen Erze. Auch in dieser Urkunde ist, soweit sie die Umgegend von Wies- loch betrifft, nur von Nussloch die Rede. Die nähere Bezeichnung des Erzes scheint absichtlich vermieden, wahrscheinlich weil die beiden Unternehmer nicht allein den Galmei, sondern auch etwa aufzufindende andere Erze sich zu Nutzen zu machen beabsichtigten. Ob die beiden Genannten von dem ihnen verliehenen Rechte Ge- brauch gemacht haben und mit welchem Erfolge, darüber liegen keine Nachrichten vor. Ebensowenig ist über die bergmännische Thätigkeit im ganzen 16. Jahrhundert etwas bekannt. Wohl aber finden sich . auf das 17. und 18. Jahrhundert bezügliche Notizen, Briefe und Ur- kunden, auf deren Vorhandensein Oberbergrath Caroli in Karlsruhe mich aufmerksam zu machen die Güte hatte, unter den alten Akten des Karlsruher General-Landes-Archivs. Aus dieser Quelle habe ich über das Wieslocher Bergwesen dieser beiden Jahrhunderte folgende Nachrichten geschöpft. Im Jahr 1605 belehnte Pfalzgraf Friedrich den Dr. Jur. Johann Schöner mit dem Abbau von Eisenschlacken, Eisenstein und anderen Mineralien auf Wieslocher, Nusslocher und Baierthaler Gemarkung. Die Erwähnung von Eisenschlacken beweist, dass die sehr eisen- reichen Schlacken vom Rennbetriebe damals schon vorhanden waren und dass man dieselben, gleich den Eisenerzen, auf Roheisen zu verschmelzen beabsichtigte. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 479 Die Eisenerzeugung wurde indess, wie es scheint, erst etwa 50 Jahre später ernstlich in Angriff genommen. Vom Jahr 1653 nämlich sind Aufzeichnungen vorhanden, in welchen „Bergknappen“, „Berg- werke“, „Eisenbergwerke“ erwähnt werden. 1654 wurde die Ab- führung von Wieslocher Eisenerz nach Mossbach (auch „Mosbach“) genehmigt, zum Zweck eines Probeschmelzens auf der dortigen „Schmelz- hütte“; 1661 die Einrichtung einer Schmelzhütte bei Wiesloch nach dem Muster derjenigen zu Mosbach. Schriftstücke von 1662 beziehen sich auf das Wieslocher Erzschmelzen und den Eisenverkauf. Die Eisendarstellung scheint aber bald wieder ein Ende genommen zu haben. Wenigstens ist in den späteren Urkunden nicht mehr davon die Rede. Dagegen trat mit Ende des 17. Jahrhunderts die Blei- und Silber- gewinnung und bald darauf auch die Galmeigewinnung wieder in den Vordergrund. Es wird angeführt, dass vom 15. Juli 1699 bis 15. Juli 1702 im Nusslocher Bergwerk 24,000 Centner Erz gewonnen wor- den, und an einer anderen Stelle, dass 9000 Centner nach dem Pochen und Waschen 4500 Centner schmelzwürdiges Erz ergeben und daraus 1125 Centner Blei erfolgen, was, den Centner zum Werth von 5 f. berechnet, die Summe von 5625 f. ausmache; dass ferner 1 Centner Blei 3 Loth Silber hält, das Loth zu 1 f. Das „f“ bedeutet ohne Zweifel „florin“, d. i. Gulden. Der angegebene Gehalt an Ag ent- spricht etwa 0:094°/,, während der Gehalt desjenigen Bleis, welches in neuerer Zeit aus dem im Galmei gefundenen Bleiglanze zu erhalten ist, sich nur auf 0:03 bis 004°, Ag berechnet. Somit ist die Ver- muthung, dass der früher in oberen Teufen gewonnene Glanz silber- reicher war, bestätigt. 1707 wird von Holzabgaben an die „Herrschaftliche Schmeltz zu Wiesenloch“ geschrieben, ohne jedoch anzugeben, ob diese Schmelze eine Eisen- oder Bleischmelze war. 1716 erhält J. H. Stirezzi, welcher zuerst als ehemaliger „Berg- hauptmann“ (vermuthlich Nassauischer), später als „Bergmeister“ be- zeichnet wird, eine Concession zur Gewinnung von Erzen, worunter in erster Linie Galmei genannt ist. In der Belehnungsacte ist auch von 480 Adolf Schmidt: zum Galmeibergwerk gehörigen „Schmelzhäusern® die Rede. Aus spä- teren Urkunden geht jedoch hervor, dass Stirezzi seinen Galmei in geröstetem Zustand an ein Schmelzwerk des Grafen von Nassau- Weilburg Exc. abführen liess. Die „Schmelzhäuser“ werden daher wohl nur zum Rösten des Galmeis und vielleicht zum Schmelzen der Blei- erze gedient haben. Von Nov. 1716 bis Febr. 1717 förderte der Ge- nannte 496 Centner Galmei. Bald darauf scheint er in Geldverlegen- heiten gekommen zu sein, wurde wegen Zehntendefraudation mit Arrest bedroht, und führte endlich einen hartnäckigen Streit mit einem eben- falls Bergbau treibenden Baron von der Lippe. Etwa um’s Jahr 1740 muss er gestorben sein; denn 1741 verkaufte seine Wittwe Marie Antonetha Styretzin das Bergwerk an Münzmeister Melchior Wunsch und Handelsmann Joh. Caspar Sorgenfrey. 1746 hatte die Familie des letzteren einen Process mit dem Öbersteiger und Schichtmeister des Nusslocher und Wieslocher Galmeibergwerks, Merkel. Während bei allen obenerwähnten Vorgängen seit Anfang des 18. Jahrhunderts es sich vorzugsweise um Galmei handelte und als Ort stets Nussloch an erster Stelle genannt wurde, kam nun 1751 ein Frankfurter Kaufmann, Isaac de Bassompiere, darum ein, das Wieslocher „Bley- und Eyssen “-Bergwerk wieder in Gang zu setzen. In der Belehnungsurkunde heisst es aber „Blei- und andere Erze auf Wieslocher Gemarkung“, woraus hervorgeht, dass es hiebei hauptsächlich auf das Blei abgesehen war. Die Dauer dieses Bergbaus war aber eine kurze. Schon 1752 erfolgte eine Anfrage der kurfürst- lichen Hofkammer an das Oberamt Heidelberg, ohne Zweifel zum Zweck der Einziehung des Zehnten, ob Bassompiere noch arbeite. Der Name kommt in den späteren Acten nicht mehr vor. Dagegen fand ich einen Probirschein von einem Probirer „Reyhl“ von 1768, worin gesagt wird, ein Centner Erz halte 56 Pfund Blei und 1 Loth fein Silber. Da letzteres einem Gehalt von 0:03°/, Ag im Bleiglanz oder 0:05°/, in dem daraus erhaltenen Blei entspricht, so erkennt man hieraus eine bedeutende Abnahme des Ag-Gehalts gegenüber den obigen Angaben vom Jahr 1702. Dies mag mit eine Ursache von Bassom- piere’s Misserfolg gewesen sein. Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 481 Den Nusslocher Galmeibergbau nahm mit Anfang des Jahres 1770 ein „Printz Johann zu Pfaltz-Birckenfeld“, auch „Printz Joann von Bürkenfeld, Hochfürstl. Durchlaucht“ ge- nannt, in die Hand, gerieth aber schon beim Schürfen mit den Sorgen- frey’schen Erben in Streit wegen eines Schachts auf dem „Schnecken- berg“, Gemeinde Nussloch. Der Bericht der Bergeommission über diese Angelegenheit lautet zu Gunsten des Prinzen und befürwortet dessen Belehnung, gegen welche die Sorgenfrey’schen Erben wahrschein- lich Einsprache erhoben hatten. Die Commission sagt u. A., dass der Prinz „schon ansehnliche Ertze gefördert, nicht minder den Bergbau stark betrieben, auch ein Poch- und Waschwerk anlegen und die auf der Halde liegenden alten Galmei und Blei Ertze pochen und waschen zu lassen sich geäussert haben“. Die Belehnung erfolgte am 28. März 1770 durch Pfalzgraf Karl Theodor zu Mannheim. Im November desselben Jahres wird mit dem Prinzen ein Vertrag wegen Holzbezugs abgeschlossen. 1772 erhält derselbe das „Privilegium eine Gold und Silber Scheiderey zu Nussloch aufzurichten®. 1776 beklagt sich die Gemeinde Nussloch über die Schäden, welche durch die Berg-, Schmelz- und Hammerwerke angerichtet werden, was jedenfalls auf einen nicht unbedeutenden Betrieb hindeutet. Der „Prinz Johann“ lebt auch in der mündlichen Ueberlieferung der Nusslocher Bergleute heute noch fort, obgleich keiner mehr weiss, wer dieser Prinz gewesen und zu welcher Zeit sein Bergbau stattfand. In dem Magazin der Cigarrenfabrik der Firma „Löwe und Eschelmann“ zu Nussloch wird eine grosse Sandsteintafel aufbewahrt, auf welcher ein Bergmann, ein Hüttenwerk und ein felsiger Berg in erhabener Arbeit ausgehauen und sorgfältig bemalt sind, mit der Jahreszahl 1776 und einer in erhabenen römischen Lettern ausgeführten Inschrift: „Johannis Freude“. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass diese ziemlich kunstvoll hergestellte und trefflich erhaltene Tafel von dem früheren Bergbau des Prinzen herrührt und ursprünglich am Eingang eines Stollens oder eines Schacht- gebäudes einer „Johannis Freude“ benannten und 1776 eröffneten Zeche muss angebracht gewesen sein. Sie liefert sonach den Beweis, dass in jenem Jahre der Grubenbetrieb des Prinzen Johann noch in voller 482 Adolf Schmidt: Blüthe stand. Trotzdem muss dieser Betrieb, möglicherweise in Folge der obenerwähnten Streitigkeiten mit der Gemeinde, kurz nach dieser Zeit eingestellt worden sein. Denn nur um 10 Jahre später veröffent- lichte Widder seine Beschreibung der Pfalz (1786) und spricht darin mit keiner Silbe von einem stattfindenden Galmeibergbau, weder bei der ausführlichen Besprechung der Stadt Wiesloch, noch bei derjenigen des Marktfleckens Nussloch. Er führt zwar ein noch vorhandenes „Pochwerk“ an, welches im Jahre 1771 in einer Entfernung von "/, Stunde von Nussloch sei angelegt worden. Da er aber nicht angibt, wozu dasselbe dient, lässt sich annehmen, dass es zu jener Zeit über- haupt nicht mehr im Betrieb war. Offenbar lag der Bergbau der ganzen Umgegend von Wiesloch gegen Ende des 18. Jahrhunderts völlig dar- nieder. Aus allem bisher Angeführten lässt sich mit ziemlicher Sicherheit entnehmen, dass, seit der früher erfolgten Einstellung des ausgedehnten und tiefgehenden Bergbaus auf Bleiglanz im 11. Jahrhundert, auf der Höhe der südlichen Hessel bei Wiesloch hauptsächlich nur auf Eisen- stein und den in geringer Tiefe demselben beibrechenden Bleiglanz und nur gelegentlich und in untergeordnetem Maasse auch auf Galmei ge- baut wurde; dass die Galmeigewinnung vorzugsweise in der nörd- lichen Hessel auf Nusslocher Gemarkung stattfand, und zwar bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts nur durch Tagebau, später, insbe- sondere im 17. und 18. Jahrhundert, auch durch Tiefbau. Die Wieder- auffindung der reichen Galmeiablagerungen in der südlichen Hessel blieb dem jetzigen Jahrhundert vorbehalten. 3. Periode. Bie neuere Zinkerzgewinnung. Nach einem über 30 Jahre dauernden völligen Stillstand des Wieslocher Bergbaus wurden Anfangs der 20er Jahre dieses Jahr- hunderts von Neuem Schürfversuche in der Gegend angestellt (Leonh. Beitr. III. p. 122). Dieselben hatten aber so wenig Erfolg, dass schon 1827 Bronn in Mone’s Bad. Archiv II. p. 84 sagen konnte, dass „ehemals“ auf Zink gebaut wurde, „jetzt aber die Werke verschüttet‘ seien. Dagegen regte sich gerade zu dieser Zeit wieder das Interesse "ii Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 483 an den Eisenerzen der Gegend. Aus alten Acten der grossherzog- lichen Direktion der Forste, Berg- und Hüttenwerke ist ersichtlich, dass zwischen 1824 und 1840 eine Reihe von Schurfscheinen auf dortigen Eisenstein von A. H. Thorbecke & Co. (Mannheim), Benckiser (Pforzheim), Meixner, v. Gemmingen und Andern gelöst und dass auf den Höhen östlich von Nussloch bis gegen Schatt- hausen hin sowohl Thoneisenstein, als auch 1 bis 3 m. mächtige Bohn- erzlager wirklich abgebaut worden sind. Der Galmei schien in zeit- weilige Vergessenheit gerathen zu sein. Erst im Jahr 1845 entdeckte man beim gewöhnlichen Steinbruch- betrieb auf Kalkstein in der Hessel zufällig eine bis 3 Fuss mächtige Galmeiablagerung (Leonh. Beitr. III. p. 122). Dieser Fund war ohne Zweifel die Veranlassung, dass 1846 Kaufmann Adolf Reinach in Frankfurt im Verein mit Bergverwalter Zentner in Heidelberg, welcher letztere früher Schwerspathbergbau bei Schriesheim betrieben und dann in Nassau und am Niederrhein Gruben verwaltet hatte, aus- gedehntere Versuchsarbeiten in der nördlichen Hessel aufnahm. Reinach gab das Geld und Zentner leitete den Betrieb. Zu Ende 1847 liessen auch die Gebrüder Reinhardt, Privatleute in Mannheim, den südlichen Theil der Hessel bergmännisch untersuchen. Alle diese Arbeiten hatten zuerst nur geringen Erfolg, wurden in den Re- volutionsjahren 1848 und 1849 eine Zeit lang ganz unterbrochen, nachher aber wieder fortgesetzt, und zwar von den Gebr. Reinhardt mit genügend günstigen Aussichten, dass sie 1850 den Bergingenieur Gsund als Betriebsführer anstellten und in Gmelin’s Laboratorium zu Heidelberg durch G. Herth den hohen Zinkgehalt der aufgefundenen Erze chemisch bestimmen liessen. Am 22. Februar 1851 fand durch dieselben die glückliche Ent- deckung der obenerwähnten alten Strecken und Gänge statt, welche durch eine mächtige und reiche Galmeiablagerung hindurchgetrieben waren und in welchen sogar ein grosser Vorrath schon gewonnenen Galmeis als Versatz angehäuft war. Mit dieser Entdeckung der Gebr. Reinhardt nahm der Wieslocher Bergbau einen plötzlichen Aufschwung. Sie veranlasste zunächst den Kaufmann Reinach, welcher bis 484 Adolf Schmidt: dahin in der nördlichen Hessel hatte arbeiten lassen, sein Operations- feld nach Süden zu verschieben und den an die Reinhardt’schen Baue nördlich angrenzenden Bezirk zu muthen und zu untersuchen, wobei sich eine bedeutende Ausdehnung der reichen Lagerstätte nach Norden herausstellte. Ende Dezember 1852 verkaufte Reinach seinen Theil an die „Actiengesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb Vieille Montagne (Altenberg)‘“, welche zahlreiche Gruben und Hütten in Preussen, Belgien, Frankreich, Schweden, Algerien und Sardinien betreibt, unter einer General-Direktion zu Angleur, Station Chänee, in Belgien steht und in Deutschland gewöhnlich kurzweg als „Alten- berger Gesellschaft‘ bezeichnet wird. An diese ging sonach mit Be- ginn des Jahres 1853 der Bergbau in der nördlichen Hessel über. Das Hesselfeld war nunmehr in getheiltem Besitz und ist es bis heute geblieben. Die Grenze zwischen den beiden getrennten Con- cessionen habe ich, um Unklarheiten in der Karte zu vermeiden, nicht in dieselbe eingetragen. Sie beginnt in der Ausbiegung, welche die Heidelberger Strasse etwa 1 km. nördlich von Wiesloch nach Westen hin macht, zieht sich zunächst an der Südseite und nachher, sich nörd- lich wendend, an der Ostseite der Lagerstätte III hin, so dass letztere, mit Ausnahme ihres südlichen Ausläufers, ganz in die nördliche Con- cession fällt. Sie folgt sodann annähernd der Westgrenze des Süd- schenkels der dort gespaltenen Lagerstätte II bis über den Schacht „Nr. 1“ hinaus, wendet sich sodann nach Osten, den Hauptkörper der Lagerstätte II durchschneidend, bis in die Gegend des Signals auf der Höhe der Hessel und von da wieder in nordöstlicher Richtung in den fast erzleeren Wellenkalk hinein. Sonach gehört die Lagerstätte 1, die grössere nordwestliche Hälfte von II und fast das Ganze von III zur nördlichen Concession (Altenberger Gesellschaft); die kleinere, aber früher sehr reiche, südöstliche Hälfte von II, der südliche Fortsatz von III und die ganze südliche Hessel mit ihren kleineren, zerstreuten Erzfunden zur südlichen Concession (zunächst Gebr. Reinhardt). Der letzteren Concession wurden durch weitere Belehnungen noch der ganze Südabhang des Kobelsbergs angeschlossen mit den Lagerstätten IV und V, wogegen die Altenberger Gesellschaft sich mit der Hoch- Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 485 fläche des Kobelsbergs belehnen liess, welche sich aber nicht ergiebig zeigte. Es erscheint zweckmässig, die weitere Entwicklung des Gruben- betriebs in den beiden Concessionen getrennt zu verfolgen. Die nördliche Concession blieb stets in den Händen der Altenberger Gesellschaft, welche mit der unmittelbaren Lei- tung des Wieslocher Betriebs zuerst den Berginspektor Daub betraute. Es wurde 1853 der Maxstollen angelegt, welcher bis 1864 in Be- nützung blieb und, neben einer Anzahl von Schächten, dazu diente den Antheil der Gesellschaft an der Lagerstätte II auszubeuten, während gleichzeitig auch III abgebaut wurde. Die Arbeiterzahl betrug damals zwischen 300 und 400 Mann und die Gesammtförderung aus den beiden genannten Lagerstätten 68 Millionen kgr. Galmei. Damit waren aber die Haupttheile dieser Lagerstätten erschöpft und das Erzeugniss nahm ab. Seit 1870 führte Inspektor O. Hoffinger unter der Oberaufsicht des Grubendirektors zu Immekeppel bei Bensberg (Rheinpreussen), jetzt C. Pörting, die Leitung des Betriebs. Die Belegung wurde auf 30—40 Mann eingeschränkt. 1873 wurde der nördliche Theil des Concessionsfeldes näher untersucht, der Nusslocher Stollen ange- setzt und der Abbau der Lagerstätte I begonnen, welcher noch jetzt fortdauert. 1877 erfolgte die Anlage des Postwegstollens. Die Ge- sammtförderung aus diesen beiden Stollen von 1873 bis 1830 betrug gegen 10 Millionen kgr. Galmei mit einem Zinkgehalt von 50—-70 °; im gebrannten Erze. In diesem Jahre geschah eine weitere Vermin- derung der Belegschaft auf 22 Mann und das Erzeugniss beträgt gegen- wärtig etwa 100,000 kgr. monatlich. Von dem ganzen Erzeugniss sind etwa 20—30 °/, Stückgalmei, das übrige ist feinerer Waschgalmei, welcher aus den thonigen Fördermassen, dem sogenannten „Waschlager“, durch Aufbereitungsprozesse erhalten wird. Die Aufbereitung geschieht mittelst Trommeln, Setzmaschinen und Gräben in der westlich vom Alten- berger Zechenhaus (s. d. Karte) in der Rheinebene gelegenen Erzwäsche. Die gereinigten Erze werden zunächst gebrannt. Zu diesem Zweck besitzt die Gesellschaft beim Zechenhaus erbaute Röstöfen, und zwar 486 Adolf Schmidt: für den Stückgalmei einen Schachtofen, welcher 7—10,000 kgr. in 24 Stunden mit 12—1500 kgr. Steinkohlenverbrauch durchsetzt, und für den Waschgalmei zwei Doppelflammöfen, deren jeder in 24 Stunden etwa 5000 kgr. mittelst 15—1800 kgr. Steinkohlen zu brennen im Stande ist. Die Verarbeitung der gebrannten Erze auf Zinkmetall erfolgt an den niederrheinischen Hüttenwerken der Gesellschaft, theils zu Flöne in Belgien durch Lütticher Oefen, theils zu Berge-Borbeck in Rheinpreussen durch Schlesische Oefen. Das südliche Concessionsfeld wurde von den Brüdern Anton Christian Ludwig und Philipp Jakob Reinhardt von Mannheim, nachdem dieselben zu Anfang 1851 die Entdeckung der reichen Lagerstätte II gemacht hatten, mit Eifer in Betrieb ge- nommen unter der Direktion von A. C.L. Reinhardt. Die Spezial- leitung führte, nachdem Gsund entlassen war, zuerst Bergingenieur Ruprecht, später Schneider und Hoffinger. Als Obersteiger fungirte der gr. bad. Berg- und Hüttenpraktikant C. Holzmann, dem im Juli 1852 August Häuser folgte.e Man brachte zunächst eine Anzahl von communizirenden Schächten auf die reiche Lager- stätte II nieder und baute dieselbe ab; man trieb 1853 in den West- abhang des Kobelsbergs einen Versuchsstollen, welcher schliesslich zur Auffindung der Lagerstätte IV führte; man errichtete eine Setzwäsche am westlichen Ende der Wieslocher Vorstadt. Die Gebrüder Rein- hardt beschäftigten im Jahr 1853 etwa 140 Arbeiter und erzielten ein monatliches Erzeugniss von über 400,000 kgr. Galmei. Sie er- bauten auf dem sogenannten Jungbusch in Mannheim eine Zinkhütte, in welcher von März 1853 bis Juni 1855 über eine Million kgr. Galmei und Zinkblüthe, meist Stückerz, zur Verhüttung kam. Schon mit Beginn des Jahres 1854 vereinigten sich mit den Gebr. Reinhardt einige bedeutende Kapitalisten in der Absicht, eine grössere Actiengesellschaft zu gründen zum Zweck der erfolgreichen Fortführung des Reinhardt’schen Betriebes. Die thatsächliche Con- stituirung einer solchen erfolgte aber erst im Dezember 1855 unter dem Namen „Badische Zinkgesellschaft“ mit dem Sitz in Mannheim. Zu den hervorragenderen Theilnehmern gehörten ausser Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 487 den Gebr. Reinhardt unter Andern: J. R. Bischoffsheim in Brüssel, F.P. Buhl und L. A. Jordan in Deidesheim, B. H. Gold- schmidt in Frankfurt, Friedrich Reiss in Mannheim. Carl Clauss wurde als technischer Direktor, W. Rimpler als Inspektor, August Häuser als Obersteiger angestellt. Der Betrieb erfolgte nicht nur in der Hessel, sondern auch im Kobelsberg, wo 1856 der Friedrichstollen, 1858 der Carlstollen an- gelegt wurden, um die Lagerstätte IV auszurichten und abzubauen. Letzteren Stollen liess man 1860 wieder eingehen. Die Wieslocher Wäsche wurde 1857 verbessert und vergrössert, und um das gewaschene Material an Ort und Stelle brennen zu können, baute man 1864 vier Flammöfen ein, welche in 24 Stunden 10- bis 12,000 kgr. Röstprodukte lieferten. Am Mundloch des Friedrichstollens errichtete man 1857 einen Schachtofen zum Brennen des Stückgalmeis mit einer täglichen Erzeugungsfähigkeit von 15—17,000 kgr. gebrann- tem Galmei. Die Mannheimer Zinkhütte dagegen wurde, als nicht rentirend, eingestellt und 1857 veräussert. Den gebrannten Galmei liess die Gesellschaft zum Theil auf ihrer Hütte zu Steinfurt verarbeiten, zum Theil an verschiedene niederrheinische Werke verkaufen. 1856 bis 59 waren die Ergebnisse des Grubenbetriebs überaus günstige. Mit einer Belegschaft von mehr als 200 Mann erzielte man 1856: über 3 Millionen kgr., 1857: 4,700,000 kgr., 1858: 8,720,000 kgr. völlig gereinigten und verhüttbaren Galmei. Davon waren 55 bis 60 °/, durch Aufbereitung von thonigem feinem Galmei, sogenanntem Waschlager, erhalten worden. 100 kgr. Waschlager ergaben beim Verwaschen etwa 20 kgr. reinen Galmei. Mit der allmählichen Erschöpfung des Hesselfeldes wurde der Hauptbetrieb mehr und mehr in den Kobelsberg verlegt und die Lager- stätte IV abgebaut, aus welcher schon 1858 der weitaus grössere Theil der gewonnenen Erze stammte. Dennoch ging in den Jahren 1860 bis 63, bei dem Mangel neuer ergiebiger Aufschlüsse, die Erzeugung von Jahr zu Jahr zurück, so dass sich der Verwaltungsrath der Ge- sellschaft zu Anfang 1864 entschloss, die Gruben einstweilen zu ver- pachten. Die Badische Zinkgesellschaft kam später nicht mehr dazu, 488 Adolf Schmidt: ihren Betrieb wieder in eigene Hand zu nehmen. Nach 13jähriger Verpachtung der Gruben liess sie Ende 1877 ihren Besitz versteigern, vertheilte den Erlös an die Actionäre und löste sich auf. Die Pächterin und spätere Käuferin der Gruben der Bad. Zink- gesellschaft war die früher sogenannte „Eschweiler Gesellschaft“, jetzt „Rheinisch-nassauische Bergwerks- und Hütten-Ac- tien-Gesellschaft“, welche ihren Sitz zu Stolberg bei Aachen hat, bedeutende Grubenbezirke und Hüttenwerke am Niederrhein besitzt und gegenwärtig unter der Generaldirektion von Alph. Fetis steht. Diese Gesellschaft übernahm den Betrieb der südlichen Wieslocher Concession durch Pachtvertrag am 1. April 1864. Der Grubendirektor Wilhelm Fischer zu Bensberg (Rheinpreussen) wurde unter Beibehaltung seiner Thätigkeit zu Bensberg auch mit der Direktion der Abtheilung Wies- loch beauftragt. Die Leitung des eigentlichen Grubenbetriebs verblieb, wie bei den früheren Gesellschaften, dem erfahrenen und durch lange erspriessliche Dienstleistungen bewährten Obersteiger A. Häuser. Die bergmännischen Arbeiten wurden im Wesentlichen auf den Kobelsberg beschränkt. Die Lagerstätte IV wurde vollständig abge- baut, ebenso der Galmei führende nördliche Theil von V. Die För- derung geschah durch den Friedrichstollen. Als man bei weiterer Ausfahrung in südöstlicher Richtung in’s Wasser kam, wurde 1868 und 1869 der gegen 70 m. tiefe „Felix-Elvin-* oder Maschinenschacht (M auf der Karte) niedergebracht und mittelst 300 m. langem Quer- schlag mit dem Stollen verbunden. In den Schacht wurde eine Wasser- haltung mit Dampfbetrieb eingestellt, welche im Sommer 3—4, zur Winterzeit 6—8 bad. Cubikfuss Wasser pro Minute zu heben hatte, um die Grube wasserfrei zu erhalten. So konnte 1870 auch der Blende- stock angefahren und zum Theil ausgebeutet werden. Die Gesellschaft beschäftigte 50—60 Mann, womit ein durchschnittliches Erzeugniss von 250- bis 300,000 kgr. verhüttbares Erz monatlich erzielt wurde. Da- von waren 20 bis 30°), Stückgalmei und Stückblende. Das Uebrige wurde durch Aufbereitung auf der in der Wieslocher Vorstadt gelegenen Wäsche aus dem unreinen Grubenklein (Waschlager) gewonnen. Die Aufbereitung des Galmeiwaschlagers bestand in einfachen Ba a Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden). 489 Läuterarbeiten mittelst Trommeln und liegenden Herden mit Wasser- brausen, um den beigemengten Thon zu entfernen. Mit Kalkstein ver- mengter Galmei wurde durch Walzen zerkleinert und durch Setzarbeit vom Kalkstein getrennt, wozu continuirlich wirkende Harzer Setzkästen dienten. Das Blendewaschlager wurde in Läuter- und Separationstrommeln gereinigt und nach verschiedenen Korngrössen von 2 bis zu 30 mm. gesondert, sodann gesetzt. Alles Gröbere musste, bevor es diesem selben Verfahren unterworfen werden konnte, durch Steinbrecher und Walzenwerk zerkleint werden. Die von der Wäsche abgehenden Schlämme wurden in Teichen aufgefangen, ausgeschlagen, in getrocknetem Zu- stand mit etwas Sand vermengt und so zur Herstellung von Ziegel- steinen verwendet. | Das Gesammterzeugniss an Erzen betrug 1864—1876: 24 Millio- nen kgr. Galmei und 8 Millionen kgr. Blende, daneben etwas weniges (etwa 1°%,) Bleiglanz mit 68—70°, Pb und 20—30 gr. Ag in 100 kgr. Glanz. Das Brennen des Galmeis geschah bei Wiesloch. Die Blende aber wurde roh auf die Zinkhütte der Gesellschaft zu Stolberg verbracht, erst dort geröstet und, gleich dem zu Wiesloch gebrannten Galmei, auf Zink verarbeitet. In Folge des starken Sinkens der Zinkpreise stellte die Rheinisch- nassauische Gesellschaft im März 1877 ihren Wieslocher Betrieb einst- weilen vollständig ein, obgleich die Blendelagerstätte noch in ihrer vollen Mächtigkeit vorhanden und ein ansehnlicher Theil des Con- cessionsfeldes noch fast unberührt war. Dass die Gesellschaft nicht beabsichtigt, den Wieslocher Betrieb auf immer aufzugeben, hat die- selbe dadurch bewiesen, dass sie zu Ende desselben Jahres, bei Ge- legenheit der Auflösung der Bad. Zinkgesellschaft, den bis dahin nur gepachteten Grubenbesitz durch Ersteigerung an sich brachte, dass sie die Offenhaltung des Friedrichstollens angeordnet hat und, als im Jahre 1879 die Zinkpreise sich wieder zu heben schienen, den im Früheren mehrfach erwähnten Versuchsschacht Nr. 53 bei Alt-Wiesloch ab- teufen liess. Verhandl. d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. Serie II. 33 490 ; Adolf Schmidt: Was die Zukunft des Wieslocher Bergbaus anbetrifft,' so lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen, dass im Hesselfeld zwar der jetzige schwache Betrieb noch Jahre lang wird fortgesetzt werden können, dass aber dieses einstens so reiche Feld in der Haupt- sache als erschöpft zu betrachten ist. Dagegen liegt im Baierthaler Feld nicht nur der Blendestock in ungeschwächter Mächtigkeit und mit bis jetzt noch ungekannter Ausdehnung vor, sondern es bieten auch insbesondere die südöstlichen Ausläufer und Vorhügel des Kobelsbergs, in der Nähe des Dorfes Baierthal, wie mir scheint, ein hoffnungsvolles Feld zu weiteren Unternehmungen. Ich habe in den vorstehenden Darstellungen mehrfach darauf hin- gewiesen, dass in der Umgegend von Wiesloch das Vorhandensein der reicheren Lagerstätten meist schon an der Erdoberfläche durch Boden- anschwellungen angedeutet erscheint. Die Verhältnisse am Kobelsberge zeigen, dass selbst die Lössbedeckung diesen Zusammenhang zwischen Teufe und Oberfläche nicht ganz hindert oder verwischt. Ausserdem geht aus obigen Beschreibungen hervor, dass die bauwürdigen Lager- stätten bis jetzt nur in, im Allgemeinen, südlich abfallenden Vor- hügeln angetroffen wurden und in geognostischer Beziehung in der Nähe des Ausgehenden des Trochitenkalks. Da nun dieses Ausgehende, wie einzelne kleine Aufschlüsse im oberen Angelbachthal beweisen, sich quer über die südöstlichen Ausläufer des Kobelsbergs unfern Baierthal hinüberzieht in der Richtung auf Schatthausen, so treffen in diesen Vorhügeln alle Umstände zusammen, welche für das Vor- handensein nicht etwa nur von Blende, sondern, wegen der Höhe der Lage, von dem als Erz geschätzteren Galmei, berechtigte Hoft- nungen erwecken müssen. Geschäftliches. 491 Geschäftliches. In den Sitzungen vom 7, November 1879 und vom 5. No- vember 1880 wurde Herr Geheimerath Kühne wieder zum Vor- sitzenden, Herr Professor Alex. Pagenstecher wieder zum Schriftführer und Herr Buchhändler Köster wieder zum Rech- ner gewählt. Die Redactionsconmission wurde beide Male zusammenge- setzt aus den Herren Professoren Jul. Arnold, Horstmann, Knauff, Pfitzer und Dr. Carl Mittermaier. Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen die Herren Dr. Greiff, Dr. Kreglinger, Dr. Thost, Dr. Zacher, Dr. Krukenberg. Der Verein verlor durch den Tod Herrn Dr. Mezger, durch Wegzug die Herren Professor Erb, Dr. Hadlich, Dr. Heuck, Dr. Stüler, Dr. Cuntz, Dr. Kast, Dr. Kuhnt, Dr. Kreglinger. Sendungen bittet man wie bisher an Professor A. Pagen- stecher richten, für die Empfangsbestätigung und Weiteres das früher (p. 223) Gesagte gefällig beachten zu wollen. 33*+ 4923 Verz. d. v. 10. Aug. 1879 bis 1. Nov. 1880 eingeg. Druckschr. Verzeichniss der vom 10. August 1879 bis 1. Nov. 1880 eingegangenen Druck- schriften. Mittheilungen des Vereins der Aerzte in Steiermark, Graz. XV. XVI. Rendiconti del Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere, Milano. SIE XL, ' Jahresbericht des westfälischen Prov.-Vereins f, Wissensch, u. Kunst z, Münster, VIII. Correspondenzblatt des Zoologisch-Mineralog. Vereins zu Regensburg. XXXIH. Von der Soc. nationale des sciences naturelles de Cherbourg: Memoires. XXI. Catalogue de la Bibliotheque. XIX. Bericht der Oberhessischen Ges. f. Natur- u. Heilkunde zu Giessen, Von der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat: Sitzungs- berichte V. 1.2. Archiv für Naturkunde Liv-, Esth.- u. Kurlands. I. S. VIII. 4. II, S. VIII. 3 u. 4 (Karte). Bericht der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau. 1873 —79, Bulletin de la Soeciete des sciences medicales du Grand Duche de Luxem- bourg. 1879, Giornale della societä di letture e conversazioni seientifichi a Genova, ul. 7—12. IV. 1—4. Jahresbericht der Gewerbeschule zu Bistritz. V. VI. Bulletin de la soc. des science. histor, et nat. de !’Yonne. Auxerre. 32, 33. Bulletin des travaux de la Soc. Murithienne du Valais & Sion, 1877—79, Von der deutschen Seewarte zu Hamburg: Archiv I. 1878. Monatl. Uebersicht der Witterung, 1878 Jan.—Nov. 1879 Jan.—März. 1880 Jan. Febr. Apr. Mai. Journal de l’Ecole polytechnique a Paris. 1845—80. Cah. 47. T. 28. Jahresbericht der naturhist, Gesellschaft zu Hannover. 27— 28. Verz. d. v. 10. Aug. 1879 bis 1. Nov. 1880 eingeg. Druckschr. 493 Verslag van het natuurkundig Genootschap te Groningen, 78, 79, Abhandlungen XI u. Correspondenzblatt 32 des Zool.-Mineral,. Vereins z, Regensburg. Verhandlungen der k. k. Zool.-bot. Gesellschaft in Wien. 28. 29. Compte rendu de la soeiet6 entomologique de Belgique & Bruxelles. S. I. 66—72. Annales XXII. Verhandlungen des Naturhistor. Vereins d. preuss, Rheinlande u. West- phalens zu Bonn. 35. 1. 2. 36. 1. Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden 1878—79. Von der K, B. Akad. d. Wissenschaften zu München: Sitzungsberichte d. math.-phys. Classe 1879 2—4. 1880 1—4. Buchner: Beziehungen der Chemie zur Rechtspflege: Baeyer: Die chemische Synthese, Zittel: Geologischer Bau der libyschen Wüste. Gümbel: Geognostische Durchforschung Baierns. Bulletino della societd Adriatica di scienze naturali in Trieste. V, Ad. Wasseige. Essai pratique et appröciation du forceps du Dr. Tarnier. Trois nouvelles observations de laminage de la tete fcetale. Fibromyome kystique de l’uterus; Grossesse; Hysterotomie. Bulletin of the Museum of Compar. Zoology at Harvard College, N. Cambridge. V. 11—16. VI. 1—7. VII. 1. Report 1878/79. Bericht der Philomathia zu Neisse. XX, Bericht des botanischen Vereins zu Landshut. VII. Acta horti Petropolitani. Petersburg. VI. 1—2. Annuario del Circolo di seienze mediche e naturali di Sassari. I. 2. Bulletin de ’Acad&mie Imp. deSt. Petersbourg. XXV. 4. 5. XXVL 1.2. Von R, Accademia dei Lincei. Roma. Anno 276. Transunti III. 7. IV. 1—7. Memorie III. IV. Journal of the Royal Mieroseopical Society. London. II. 4— 7. III. 1—5. Von der Soeiete Imp£riale des naturalistes de Moscou: Bulletin 1879. 1880. 1. Nouveaux m&moires. XIV. Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a. M. 1877—78, Jahresbericht des Vereins für Naturkunde zu Zwickau. 1878. 1879, 494 Verz. d. v. 10. Aug. 1879 bis 1. Nov. 1880 eingeg. Druckschr. Jahresbericht über die Verwaltung des Medicinalwesens zu Frankfurt a. M. XXU. XXIH, Bericht üb. d. Thätigk. d. St. Gallisehen naturw. Gesellsch. 1877 —78, Proceedings of the Royal Society of London. 184—205. M. Snellen, le tel&met&orographe Dolland. Publications de linstitut Royal Grand-Ducal de Luxembourg. XVII. M&moires de l’acad&mie de Montpellier, Sciences IX. 2. 3. Mödeeine V, 2. Memoires de la Societ@ des sciences phys. et nat. de Bordeaux. III. 2-3. IV. 1. Transactions and proceedings of the R. soc, of Victoria at Melbourne. RV.EXNI: Jahresbericht des naturhistorischen Vereines „Lotos“. Prag. 1878. Nuovo giornale botanico Italiano diretto da T. Caruel, Pisa. XI. 4. XI. 1—3. Chemiker-Zeitung, Cöthen. III. 44 u. 45. IV. 40. Verhandlungen der physiolog. Gesellschaft zu Berlin. 1879 —1880, 1—8; 10—12; 14—18, 1880—1881. 1. Anzeiger d. Kais. Akad. d. Wissenschaften zu Wien. 1879. 10. 15— 27. 1880. 1—4. 6—15. 17—22, Leopoldina, Halle a. S. XV. 135—-24. XVL 1—18,. Festschrift zur Feier des 100jähr. Bestehens der Naturf.-Gesellschaft zu Halle a. S. H. Wild, Repertorium für Meteorologie, Petersburg, VI. 2. Proceedings of the American Academy of arts and sciences, Boston, DD. ME Proceeding American Association for the advancement of science, St. Louis Meeting. XXVIL. (F. W. Putnam, Permanent Secretary, Salem, Mass.) Zeitschrift der deutschen Geolog. Gesellschaft zu Berlin. XXXI. 2—4. XXXI. 1—2. Mittheilungen aus dem Naturw. Vereine v. Neuvorpommern und Rügen, Greifswald. XI Von der Schlesischen Gesellsch. f. vaterländ. Cultur zu Breslau: Jahres- bericht 56. Generalsachregister v. 1804—1876. Statut. Verz. d. v. 10. Aug. 1879 bis 1. Nov. 1880 eingeg. Druckschr. 495 Mittheilungen des Vereins f. Erdkunde zu Halle a. S. 1879, Vierteljahrsschrift d. Naturf.-Gesellschaft zu Zürich, 23, Bericht des Naturw.-Mediz. Vereins in Innsbruck. IX. X. Von der Kön. Ungarischen Naturw. Gesellschaft in Budapest: Herman, Ungarns Spinnenfauna III. Hidegh, Chem. Analysen Ungarischer Fahlerze. Szinnyei, Bibliotheca hungariea histor. natur. et matheseos, Heller, Catalog d. Bibliothek d. Gesellschaft. Von der Natural History Society zu Boston: Memoirs III. I. 1—3. Proceedings XIX, 3 u. 4. XX. 1-3. Oceasional papers III, Crossby, Geology of eastern Massachusetts. Von der Naturf.-Gesellschaft zu Emden: Jahresbericht 64. Kleine Schriften XVIII, Prestel: Höchste u. niedrigste Temperatur, Bullettino della Societd entomologiea Italiana a Firenze. XI. 3. 4. SIE 4.2; v Attı: VI.-2, Bullettino della Societd Veneto-Trentina di seienze naturali, Padova. 1879. Dez. 1880. März, Juni. Verhandlungen der K. K. Geologischen Reichsanstalt zu Wien. 1879, 1880. 1—11. Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg. XXV. Sitzungsberichte der Naturw. Gesellschaft Isis in Dresden, 1879, Schriften des Naturw. Vereins für Schleswig-Holstein zu Kiel. II. 3. Nachrichten v. d. K. Ges. d. Wiss, d. Georg-Aug.-Universität zu Göttingen, 1879, Archivos de Museu naeional do Rio de Janeiro. II. IH. 1. 2. Annuario d. societä dei Naturalisti in Modena XIII. 3.4. XIV. 1—3. Von d. Senckenbergischen Gesellsch. zu Frankfurt a. M. Berieht 1878/79. Abhandlungen XI, 4. - Von .d, Gesellsch, z. Beförder, d. gesammt. Naturw. zu Marburg: Sitzungs- berichte 1878. 1879. Abhandlungen XI. 4—6, Supplemente 1—4, Von d. Physik,-Mediz. Soeiet. zu Erlangen: Verhandl. 1865—1870, Sitzungsberichte 7 u. 11, Verhandlungen d. Physik. Medizin, Gesellsch. in Würzburg. N. F,XV. Annalen d. Physikal. Central-Observatoriums zu Petersburg. 1878, I, H. 496 Verz. d. v. 10. Aug. 1879 bis 1. Nov. 1880 eingeg. Druckschr. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 1874-79, | Der Zoologische Garten, Frankfurt a M. XX, 7—12. XXI 1-6. Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar, Donaueschingen. III. Vom Verein der Freunde d. Naturgeschiehte in Mecklenburg zu Neu- brandenburg: Archiv 33. Inhaltsverzeichniss und Register, XVII. 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I. 1—12. II. 1 (1—3). Seientifie proceedings, N. S. I. 1—3. II. 1—6. ebes ‚Leipräüg: Lich. Anstv. Waßneru. nn FAT de Eh all E 5 ‚4% " - EN Hm on I ni Fra excl NN] Pa D-_. 99 EE a a De DIE | b « | LER EHER 2 Ga BE I AT ARE | | Ali il Ho - 1 = Freiee Ä } wänh- un w KEG kl N = is! ı] | :7l7 PTIIHR H all A EEE: = f; I! a a ED a EI 1 (2 We Male] 1 SEE z ae N N: ‚SENEIN \ N LEER. SHOT N Bi an = s i" 2 MIeore ee Auen ENTER WIEN I I IN = HIER TAU EN ICH 1 ı ! E E 1; 1 IE LT DL TIERE ee I] | Pr; 1 e F f SS n BEI I ES Fill] BE ] i | E Ei ® I es LI || #1 - Zi BIRUEI Da I x | | Rl= jl j! 1 B ze - EHESECHES i Ge 2 R. er u. j P A ” j r F Er D Rn BER 933 a En tk Fe Act Alba Be FA er“ Da. nz R a BE a } a N TR Eee j WAL “. EE sy, a a . DEF vw 8 Aueh 6 2) «Fi Peer u + ” “ " y ehr & ”» "Z - > r sieh ee Yaturkistor.med.VereinHBand Tafel 3. N. ib BARZERRZUBETI ST ee ALL ee (MER! el BRZERBRADEE NND. IH ® zrmznsurserso, sn Mil Ir ZEBERZIENZ ll BEIFSN I BESRERE Jl RRRISTDEE: HHttH Eee Dez: Free Sss Se ee ee Zara Fe - 4” N TALRL ErREeRE / NR 3 N Al + TansEsSun BER 2 1 I nf Mes | | EN fi x ı 1 = I z - - BE ansaa. Ei > sununnn le Erg Eururee { zn (none ug Heidilbe ü TinAnst -Waßner & Pebes,lei 1 N: Sau) Irzdirg'sagag y ausensuy an] “ = B 8 ; rl (TIT| SLTLTe Bene. ‚EEEFEERE Hab HH FEAR An -; ea EREERSDBEN: >; dee FEFFEEBeRH EIER FH Bo Anm je au BERN... Fasz BERBRBER A rer Pe E = ] BBzE BE Bla: SE Basen Barmen lee Ba BES ET ee er ern Er Ar Br s PRL L ie. u VER Be = 2 . Fa j A anna EEE EEREENEENANENANUNEREERENEUNHURNNENERERNNERNSENEN Bi 3 asien Biin BERNNENSGENEEENEEn nn BERHRHERERFENENENn.: HEREEmRunEE: - BHRNRBEREEE BEERIONBEun E; EHRRINSEREn E EREERRaABEEnE 3 NENEEIIBEREEn 5 EIIEREREN i EEIaRes: a PEREIBERN: & Pe a a ee Talea 22 Nee Bi S 7 SITEFBARFEReEEEREREDEDeENENE m ie ZEhERFEEREBENEFNEFRE BEI NER N TR TR .ö DERRERZEM EE 3 EBESENEEZEN | BB! RR Base (ee UBER}: SP, J Kipm Fig.3. ae | F. j" Ya & Debes, Tepng Carl Winter's. Universitätsbuchhandhung in Heidelberg. ©. Winter, Heidelber$ . Naturlist med Verein 1.Ba Taf. VII. — ae DEE en — en —— mn ——: | I I | 2 4, | | | 6 | 5. | I I | ar et a Fa er n Carl Winter's Universitätsbuchhimdlung in Heidelberg + Tieh. Anst.v. 0 Welsbadher Darmstadt BEN dwigsber \2a0T u dM. 7 Die \Hessel { ebersichtskarte 3 der rzfelder bei Wiesloch Masstab 1: 20 000 Kar dr f Ne ae 1 BArZ aturhist. med. Verein _IL Ba. Skizze der Erz - Lagerstätte IV imKobelsberg bei Wiesloch. Gez.von Dr. Adolf Schmidt, 1880. W. 0. Nach Grubenrissen 32, Masstab 1:2000. = —Z Das Schraffirte ist Erz. OR EZ Se N VL ——. SS u —— — Horizont des Friedr. Sollen Mundlochs Vertikal Schnitt nach c.d. 1:2000 n.Gr. r mann Lich Anst v. € Welsbacher Darmstadt Carl Winter's Universitätsbuchhandlung in Heidelberg = a WER VEN Naturhist. med. Verein I Ba. m s > Taf. XI Skizze des südlichen Theils der Erz - Lagerstätte V im Kobelsberg bei Wiesloch Gez.von Dr Adolf Schmidt 1880 Nach Grubenrissen im Besitz von Obersteiger Haüser in Wiesloch. Masstab 1: 2000 ve Was ig So \_ass- Fig.1. Idealer geognost. Durchschnitt des Gebirges südlich von Heidelberg Königsstuhl (568" aM.) Ludwigsberg (240’°) u Reupen SPS LATE Deimen (15) Diessloch 139 m u.a M. ; loch 126m ee een IT Endlerrund Bm. unnanee nn Eig. 2. Geognost Durchschnitt des Gebirges östlich von Wiesloch Masstab: horizontal 1: 20.000. vertikal 1: 8000 Ko T ne Fran Kal —— Wieslode 15" U. M 5 ; Alt-Weesloch Die Hessel Lich. Anst vw. CWelzbacher Darmstade Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung in Heidelberg VERHANDLUNGEN NATURRISTORISCH-MEDICINISCHEN VEREINS HEIDELBERG. | NEUE FOLGE. ’ZWEITER BAND. ERSTES HEFT, MIT EINER LITHOGR.- TAFEL. | HEIDELBERG. CARL WINTER’'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. 1877. a er ‘ ae # 4 Are, KEN an I, ET Inh alt. % ‘ m ‚Kü ihtne,: Ueber die Yorbieitüng, einiger Enzyme. im Thirkömer eh Leopold Weiss, Zur Flüssigkeitsströmung im Auge he Sons . Re nr Richard Börnstein, Der Einfluss des Lichtes auf ‚elektrische Span- “ E nung in Metallen . ER a | E Püttzer, Beobachtungen über Bau En ntwicklung der. schien a . we Horstmann, Ueber Verbrennungserscheinungen bei Gasen. 1, un % fi Ludwig ‘Koch, Ueber die Entwicklung des Samens von ir X ' Hypopitys L. fe a Ken Be RA EZ. _ Geschäftliches ae EN Verzeichnis der vom 1. April bis D August 1877 eingegangenen Druck- “ ‚schriften . e [OA CE Winter" 'sche Buchdruckerei. n Dar: ar RR “4 : Pe = 'e | ARNO EDER TEN | 0. ERBIDELBERG.: % A ehe £ h “ . . . ; 2 B \ r ER NEUE FOLGE. _ - L Bi $ : eo Bu x :SZWEITER BAND. iS BL j ZWEITES HEFT. RT Re rt ® $ i 5 R MIT VIER LITHOGR. TAFELN. - [3 ‘ ” & [2 ® E CARL WINTER’S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. - . = . er. 2. 1878. P 3 I r 2 3 . " „x | S HEIDELBERG. . : T s \ > N »* Inhalt. a : ; > Seite. Karl Mays, Beiträge, zur Kenntniss des, Baues der Sehnen -. BR E. Askenasy, Ueber eine neue Methode, um die Vertheilung -der " Wachsthumsintensität in wachsenden Theilen zu bestimmen 1.270 ‘ E. Cohen, Ueber den Meteoriten von Zsadäny, Temesvar, Comitat, Banatan m 0 a ee ER Geschäftliches . NN Verzeichnis der vom & ae 1877 bis 15. Mai 1878 eiigegangenen . Druckschriften . . 2. DI a a 8 aa ae 165 °. TE Er i # r 1a c.F.W inter’sche Buchdruckerei.. i BT DES, ge | /MATURHISTORISCH-MEDICINISCHEN VEREINS ZU # a Pr | | > ER HEIDELBERG. _ ZWEITER BAND. | DRITTES HEFT?” MIT EINER LITHÖGR. TAFEL. NEUE FOLGE. ' ! a Re Te —- | CARL WINTER’S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. | ei HEIDELBERG. | > . R 1879, . i / - j e ’ nn SEE EEE u A \ n £ f . . > - . en äftliches Een, TH A RR a Ru Ri . Mel, >. ( " Verzeichniss. der vom 2: Mai bis 317: December 18 2 D\ s DR + % Druckschriten =, TE ” 4 Euct, CR. Winter'sche Buchdruckerei. \ vw h j “ L Nu >, Le £ pi 3 at n. ir re a“ a 2 AA ‚a ragen u. = Ex .® “ 2 «, b, ee er u - * e i _ - ” “ ‘ E « Er U * 3 Re a .: Bas ee A ZWEITER BAND. TEE . TE. ” . — . . « . = - > . Be ’ 4 _ “ E ‚ e IR a - e . Ri, “= > 2 . - R - : ‚VIERTES HEFT. : RR . z x ler: 25% Mr S Er, Di ” MIT ZWEI LITHOGRAPHIRTEN TAFELN. - > .. gr 2 * f E - 2 u‘ . } i , Al . e. F u j Br r . r- e . E € * Me Be > Vale le ti ir 3 - n R\: = B7 . ö j - e . 7 . - = FR a . Er“ Be te ‘ ». - “ „, .. . . . ze F.. Kur 7 A .. . -r - u = M 1 > x 1 RER, HEIDELBERG: u - Bi , CARL WINTER’S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. eLr: Be’ tr Fra ’ Mi ER 1879. + ET er RE N =, . L -’i% [7 ’. y * p ; ‘ .. u... v Pin u. “ } y. . 4 eg 9% r > E y. Y U ERRELITY - . . ” x ; ” 23 dd 5 z = N . [2 et u . — & e Be hu r dx ® Lu “ a WER 4 ? & 5 . -\ A & a4 % = & 1 NATURHISTORISCH MEDIGINISCHEN TERBINS e u FOLGE. = en, ce ’ e i ". S Re = \; “ar rr ye= - n. A - 3 D Ä % 3 ’. i “ “ U Sat Ra . J .. ? » . Ds in ’ ” “ en x ®, 7% un j ‘ 5 * - A » „ - . » N . e'.. 3 Pr x 5 BR 2 ; ” E ‘ RR . 8 => ” » — 9“ ö . 5 0) ri ‚ » / - . , ‘ * . \ & “ ® „ . . f) a ı y © » > x . . - E . . » Eis 2 3 . x x F 2 Kar er + = R F % EUER eg ö 2% e . . ® E ; >, 5 ; ns Be WW. Kü ühne, Ueben das Yerhalen: des; Muskels zum \ Nerven. 3 - A. Horstmann, "Ueber die wechlälbeitige Umsetzung der neutralen Kalk-- und. Kalisalze, der Oxal- und Kohlensäure 21 BR 1 BR E. Askenasy, Ueber das Aufblühen der. Gräser N Rewer ca a, E. Askenasy, Ueber explodirende Staubgefässe RE TE A ha J. Steiner, Die Laryngoscopie der Thiere rtehst Mittheilangen über die Ih n nervation des Stimm- und Schluckapparates ET 2 ak Verzeichniss der vom 1. Januar bis 10. August 1879 eingegangenen Druck-- Far). SChriEn 3 ra ee Pa ana N x Her ehafllichess". u. ee ee ae = 3 . : y - .— a — A ; R 2 -€, F, Winter'sche Buchäruckerei. * a . ; . ni & v . ® s ü RE vw . 5 E Fi a En ” _ er a ne En RER un FEN 2 Bein ö | R ee - Er 247 261 ER a7 23. or 307 2 | NEUE FOLGE. ZWEITER BAND. » = FÜNFTES HEFT. . Schluss. MIT ‚DkES£ LITHOGR. TAFELN. i HEIDELBERG. CARL WINTER'S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. 1880. N Kae eh SRRLEr Inhalt. A. Horstmann, Ueber das Diffusionsgleichgewicht in einer Salzlösung von nicht gleichmässiger Temperatur NEE REITEN e W. Kühne und H. Sewall, Zur Physiologie des Sehepithels | F. Benecke, Zur Kenntniss des Diagramms der Papaveraceen A. Wieler, Ueber die durchscheinenden und dunklen Punkte auf den Blättern und Stämmen einiger Hyperiaceen 53 Pfitzer, Beobachtungen über Bau und Entwicklung der Orchideen J. Steiner, Zur Wirkung des Curare* + 2.8. Adolf Schmidt, Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden) . Gesehäftliches DACH ar re ee Verzeichniss der vom 10. August 1879 bis 1. November. 1880 einge- gangenen Druckschriften . Di RER NR DM RAR €. F. Winter’sche Buchdruckerei. 3 Seite.’ 313 324 329 u An 4 N Aare t { Te m ety The AKNIINORMENNY 3 2044 106 304 579 Date Due