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Sechster Band. Vierte Abtheilung. VOGEL. Von Hans Gadow, Ph. D.,M. A. secturer für Morphologie der Wirbelthier rickland -Curator der Universität Cambridge und (8. 1—90, Taf. 1— 24) von Dr. Emil Selenka. Professor der Zoologie an der Universität Erlangen. E I. Anatomischer Theil. Mit 59 Tafeln und mehreren Holzschnitten. — IR Leipzig. RN ©. F. Winter’sche Verlagshandlung. 18591. I Zur Vermeidung von Missverständnissen und Enttäuschungen sei Folgendes bemerkt. Die vorliegende Bearbeitung der Anatomie der Vögel ist nach und nach entstanden; sie wurde begonnen und fortgesetzt zu einer Zeit, als keines der gebräuchlichen „Systeme“ wissenschaftlichen Forderungen ent- sprach. Mit dem Fortschreiten des Werkes ergab sich die Unhaltbarkeit mancher althergebrachter Verbände und neue wurden versuchsweise ein- geführt, ohne dass sie anderen später folgenden Gruppirungen hinderlich sein sollten. Es war beabsichtigt, in diesem Bande eine Beschreibung des Baues der Vögel zu geben, damit daraus ein System abgeleitet werden könnte. Es wurden daher diejenigen Organe ausführlicher behandelt, welche taxo- nomisch verwendbar erschienen, oder wenigstens von Anderen in dieser Beziehung für wichtig gehalten wurden. Versuchsweise Andeutungen des sich ergebenden Systems finden sich besonders am Ende der zusammen- fassenden Schilderung und der Sichtung des taxonomischen Werthes der einzelnen Organe. Die grosse Zahl der Literatur- Nachweise scheint die oft gehörte Klage kaum zu rechtfertigen, dass die Vogelanatomie ein wenig bebautes Feld sei; im Gegentheil, sie erfreut sich jetzt grösserer Zuneigung denn je, vielleicht weil die Erkenntniss sich Bahn gebrochen, dass der Vogel nicht nur aus Schnabel, Klauen und Schwungfedern besteht. Te f Lo We) Roy 1% 1) AULEBENE A nv f TE TE = write: a Ye as I Ri ns 2 4 > ar Io Ki it: > T Br Ir 2, Sechster Kreis. “oscel: Aves., I. Einleitung. 1. Name.. Aus dem Althochdeutschen fugal oder fokal hat sich das mittel- und neuhochdeutsche Wort Vogel gebildet. Es liegt darin der- selbe Wortstamm, den wir im gothischen Wort fugls, im dänischen fugl, im holländischen vogel, im schwedischen fagel, und im englischen fowl wiederfinden. Aus dem Stamme pat „fliegen“ sind folgende Worte, die ebenfalls ‚Vogel“ bedeuten, hervorgegangen: putica (altbulgarisch), tica (serbisch), ptica (russisch), ptak (polnisch), ptäk (böhmisch). Das Wort pakschin (Sanskrit) bedeutet der Geflügelte, abgeleitet. von pakscha, Flügel; dasselbe bezeichnet das ungarische Wort madär und das lithauische paüksztis. Aus dem griechischen oıwvos (ein Vogel, aus dessen Flug man weissagte) ging das lateinische avis und das fran- zösische oiseau hervor. Italienisch heisst Vogel uecello, englisch bird. Dem griechischen vovıs, devisos entlehnte unsere Wissenschaft das Wort Ornithologie, Vogelkunde. 2. Geschichte. In der Geschichte der Ormithologie haben wir zweien Methoden nachzugehen, die meist fremd neben einander herlaufen: der Systematik und der Anatomie. Wenn die Systematiker durch Beschreibung neuer Arten, durch zahlreiche Abbildungen und reiche Beobachtungen über Biologie unsere Wissenschaft mächtig förderten, so liefern die ‚Anatomen meist nur vereinzelte, spärliche Beiträge zur innern Anatomie. Der Arbeiten, welche umfassend beide Seiten beleuchten, sind nur sehr wenige, dagegen die Zahl der einzelnen Arbeiten ungemein gross. Erst in neuerer Zeit gehen beide Methoden der Forschung immer mehr Hand in Hand, so dass wir auch immer mehr in dem Systeme die organische Verwandtschaft der Reihe der Vögel wiedererkennen. Die Vögel bilden eine so abgeschlossene Gruppe in der Reihe der > . . * . * . . . . 2 Wirbelthiere, sie zeigen eine so auffallende Uebereinstimmung in ihren : Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 1 ) Vögel. ; A Formen und bieten dem im Freien beobachtenden Auge .ine solche. Monotonie, heben sich zugleich so schroff von allen andern Thieren ab, dass über die Grenzen dieser Abtheilung kein Zweifel obwalten kann und nie geherrscht hat. Auch die fossilen Ueberreste ordnen sich, mit nur vereinzelten Ausnahmen, den Typen noch lebender Formen unter. Ehe die Zoologie als Wissenschaft begründet war, hatte man wohl die Fledermäuse den Vögeln zugerechnet; dieser grobe Irrthum wich aber den ersten flüchtigen wissenschaftlichen anatomischen Untersuchungen. Schon die Omithologen, welche das Alterthum aufzuweisen hat, sprechen einige fundamentale Charaktere der Klasse auf’s Klarste aus, welche den Typus dieser Gruppe und ihre ganze Natur schlagend kenn- zeichnen. Aristoteles, der- Vater der Naturgeschichte und auch der Ornithologie, nennt treffend die Vögel Aırod« und rreoorre, zweifüssig und geflügelt. Den Schnabel, von dem wir bei Monotremen und Schild- kröten analoge Formen antreffen, hat er nicht als Unterscheidungsmerkmal aufgeführt, wie denn überhaupt die griechische Sprache kein Wort besitzt, welches einen solch allgemeinen Sinn deckte. Nicht mit methodischer Strenge, sondern in ungebundener Weise behandelt Aristoteles, was eigene Beobachtungen im Freien, was Nachrichten der Vogelsteller, Hirten und Landleute darboten, und so bilden denn seine Angaben über A fen halt, Gewohnheit, Lebensweise, Nestbau, Eierlegen das Hauptthema, während die anatomischen Thatsachen leichter überschritten werden. Dennoch ist nicht zu verkennen, dass die Aufgabe dieses umfassende Geistes die Bearbeitung des ganzen Thieres war, und da gab es denn bei der Grundlegung unserer Zweigwissenschaft in allen Richtungen zu thun. Aristoteles giebt uns nicht ein Verzeichniss der ihm bekannter Vögel; von den 140 Arten, die er erwähnt, sind einige gar nicht wieder zuerkennen, weil sie meist nur gelegentlich angeführt werden, währent die Mehrzahl durch die eine oder andere Eigenthümlichkeit charakteristisel gestempelt ist. — Im Darmkanale constatirt jener Forscher eine Aus sackung des Oesophagus zum Kropfe bei Huhn, Rebhuhn und Taube während bei Raben und Krähen nur eine en der Speiseröhre zu finden sei. Nach Bemerkungen über die verschiedenen Gestalten de; Magens wird der Darmanhänge, der proc. vermiformes, gedacht, die be kleinen Arten ganz zurückträten und reducirt seien. Angeblich typisch: Verschiedenheiten in der Lage der Gallenblase, Notizen über Capaeitä und Ausdehnbarkeit der Lungen, Lage der Fortpflanzungsorgane in beideı Geschlechtern, Art der Begattung, der Mangel eines äusseren Ohres oberflächliehe a eallen über Entwickelung im Ei — mit diesen Studieı begründet Aristoteles die Ornithotomie. 0 Um die eigentliche Systematik bemühte er sich weniger und erwähn nur, dass man die Vögel verschiedenartig eintheilen könne, nä 1. nach den Füssen, ob die Zehen verwachsen seien oder nicht; 2. macl der Nahrung, ob = sich von Fleisch, von. Würmern, Mücken und In sekten oder aber von Früchten nähren; 3. nach dem Aufenthalte, je mach Rn Be SE ee 20 Einleitung. 3 dem sie auf dem Lande, oder an Flüssen, Seen und Meeren, oder endlich im Wasser lebten — ohne dass er selbst eins dieser Eintheilungs- prineipien ausgebeutet hätte. Dagegen unterscheidet er deutlich Raub- vögel, Tauben, Spechte, Sperlingsvögel, Hühner. — Soweit Aristoteles seine Beobachtungen selber anstellte, sind seine Nachrichten in hohem Grade zuverlässig; was er von Anderen überliefert erhalten, enthält vieles Irrthümliche. Erst vier Jahrhunderte später finden wir in Plinius Seeundus von Verona einen namhaften Ornithologen wieder. Allerdings erscheint er wesentlich als Uebersetzer der Werke Aristoteles’, indem er noch seine eigenen Bemerkungen über Wahrsagung aus dem Fluge der Vögel hinzu- fügt, den früher aufgestellten Gruppen noch die Papageien, die Singvögel ufd das Geflügel zustellt und die Zahl der Arten um 6 bereichert. Wie anerkannt, besteht des Plinius Hauptverdienst darin, dass er des Aristoteles Werk aus dem Griechischen in das vielverbreitete Lateinische übertrug. $ \ Ganz ausschliesslich den Charakter eines Auszugs aus den Werken des Aristoteles und Plinius trägt die Polyhistoria des Solinus. Bemerkenswerther sind Oppian (im dritten Jahrhundert unserer Zeit- rechnung), der in seinen poetischen Beschreibungen der Jagd Mancherlei über Vögel erzählt, und Aelian, der in seinem griechisch geschriebenen Werke über die Natur der Thiere mehrere biologische Sonderbarkeiten der Vögel, wie Dankbarkeit und Anhänglichkeit gegen den Menschen, bespricht, auch einige neue Vögel aus Indien beschreibt. In den nächsten Jahrhunderten verlieren sich die Spuren unserer Zweigwissenschaft ganz. Auch die dürftigen Beschreibungen des spa- nischen Bischofis Isidor von Sevilla im siebenten Jahrhundert, der neben seiner Geschichte der christlichen Dogmen und der Päbste auch der Zoologie und Ornithologie -seine Aufmerksamkeit schenkte, bestehen fast nur in einem Namensverzeichnisse der bei den Alten aufgeführten „grösseren“ und „kleineren“ Vögel. — Um’s Jahr 1000 gelangten die Werke Aristoteles’ durch den persischen Arzt Avicenna zu den Arabern, während Langolin in dürftigen Gesprächen die lateinischen und deutschen Namen von Haushühnern, Lerchen und Sperlingsvögeln zusammenstellte. Albertus Magnus (1195—1280) ist der Erste unter den Deutschen, welcher in der Ornithologie etwas Zusammenhängendes geleistet hat. Sein Thierbuch, in lateinischer Sprache abgefasst, weckte den Sinn für unsere Zweigwissenschaft auf’s Neue. Er bespricht die Vögel, denen er auch die Fledermäuse zuzählt, in alphabetischer Reihenfolge, indem er mit den aus Aristoteles entlehnten Thatsachen allerlei richtige und irrige Kenntnisse verschmilzt, welche ihm von den Arabern und Russen über- liefert wurden. Gleichzeitig mit ihm war es der Enkel Barbarossa’s, der Kaiser Friedrich II., der, ein wahrer Förderer der Wissenschaft, des Aristoteles ji 4 Vögel. Werke in’s Lateinische übersetzen liess, zugleich aber auch eigene Aufzeichnungen über Naturgegenstände und besonders Vögel machte, die uns in seinem Werke de arte venandi cum avibus, leider nur fragmen- tarisch, erhalten sind. In diesem Buche, das ganz aus eigenen Beob- achtungen entsprungen ist, erhalten wir manche wichtige Aufschlüsse, als z. B. über die Lufthaltigkeit vieler Knochen der Vögel, über die Breite des Brustbeinkammes vom Kranich für die Aufnahme der Luftröhre, über die Analogie des knochigen Vorsprungs im Vogelflügel mit dem Daumen der Säugethiere u. s. f£. Auch werden die Lungen und Mägen der Hühner, Reiher und Raubvögel beschrieben, und manche guten Lehren finden wir eingeflochten über die Art der Beobachtungen und Planmässig- keit von Beschreibungen. Mit dem funfzehnten Jahrhundert treten wir in einen neuen Abschnitt der Ormithologie. Schneidet auch die Erfindung der Schusswaffe alle weiteren Beobachtungen ab, welche die Falkenjagd involvirte, so wird das Studium der Ornithologie durch die Bekanntschaft mit den Vögeln, welche aus dem neu entdeckten Amerika nach Europa gelangten, und durch die Buchdruckerkunst mächtig gefördert. In den Uebersetzungen des Crescentius und Albertus Magnus erscheinen zugleich die ersten, sehr winzig gehaltenen Holzschnitte von Vögeln. In diese Zeit fällt auch die kleine, eompilatorische Arbeit des Gysbert Longolius (1507 geboren), Dialogus de avibus, und das wichtigere Werk des Engländers G. Turner (1500 geb.), das eine kurze Naturgeschichte der merkwürdigeren, von Aristoteles und Plinius beschriebenen Vögel liefert. Von hoher Bedeutung ist die Wirksamkeit des Franzosen Pierre Belon du Mans (1517—1564), der, durch classische Studien vorbereitet, durch Umgang mit höheren Ständen und durch Reisen von grosser Ge- wandheit des Geistes, ein wahrer Förderer der Wissenschaft erscheint. Mit grosser Selbstständigkeit und Umsicht das Alte prüfend und von Ballast reinigend, bereichert er die Ornithologie durch: Rath und That. Scharfsinnig vergleicht er das Skelet der Vögel mit dem anderer Thiere, besonders des Menschen, und hebt die Einheit im Aufbau des Knochen- gerüstes der verschiedenen Thiere hervor. Ohne sich an eine streng systematische Behandlung zu binden, ohne die Arten nach den Ge- schlechtern abzuhandeln, stellt er doch im Allgemeinen das Verwandte zusammen, und von seinen 144 Abbildungen entsprechen wohl ein Drittel den billig zu stellenden Anforderungen, während er die gespenstischen Abbildungen, wie sie nach der Beschreibung der Alten vielfach gegeben wurden, nieht mit aufnimmt. Belon gebührt das Verdienst, eine auf Grund anatomischer Verwandtschaft gegründete, natürliche Classification an- gebahnt zu haben; dafür zeugt der von ihm ausgesprochene Gedanke, dass die Lebensweise, der Bau der Füsse ete. keine bestimmenden Momente für die Eintheilung abgäben, sondern vielmehr die anatomischen Merkmale. 47 Jahr alt ward Belon durch Meuchelmord der Wissenschaft geraubt. Einleitung, 5 Weit mehr beeinflusst von dem zu jener Zeit herrschenden Ge- schmacke, der Vorliebe für litterarische und grammatische Untersuchungen, schrieb Conrad Gessner (1516 — 1565) sein Historiae animalium liber tertius de avium natura. Seinem Zeitgenossen Belon, dessen wissen- schaftlichen Reichthum er nicht unbenutzt liess, steht er in Genauigkeit der Beschreibungen, Richtigkeit der Holzschnitte, Eleganz der Darstellung nach. Mit treuem Gedächtnisse und einer scharfen Kritik ausgerüstet, reprodueirt er aber Alles, was bis dahin in der Ornithologie geleistet war, zieht die Thiere aller Gegenden in den Kreis der Darstellung und lieferte eine Menge guter selbstständiger Beschreibungen und Zeichnungen, welche letztere er trotz seiner Armuth von einem Holzschneider auf eigene Hand anfertigen liess. Er selbst zeichnete vortrefflich und seine Figuren sind, mit Ausnahme derer, welche er von seinen Correspondenten erhielt, ganz charakteristisch. Gessner kennzeichnet 188 Arten, auf 220 Abbildungen dem Auge veranschaulicht, und von jedem Vogel führt er in strenger Durchführung nach einander Namen, Vaterland, körperliche und geistige Eigenschaften, Jagd, Fang und Zähmung, Nutzen zur Nahrung und Mediein, Philologisches und Antiquarisches auf. Die alphabetische Ord- nung, in welcher dieser unermüdliche Forscher die Vögel bespricht, hat man ihm zum Vorwurfe gemacht; doch übernimmt er selbst die Recht- fertigung dafür, da er selbst nur beabsichtige einen Thesaurus zu geben, mit den Worten: alphabeticum autem ordinem secutus sum, quoniam omnis tractatio nostra fere grammatica magisquam philosophica est. Kränklich und mit schwachen Augen versehen ward er 1565 von der Pest hinweggeraftt. Wenige Jahre nachher wandte Coiter, Professor zu Nürnberg, seine Aufmerksamkeit den anatomischen Verschiedenheiten der Vögel zu. Er meldet uns von der Dicke der Diplo@ im Schädel der Nacht-Raubvögel, von dem hormigen Ringe, welcher ihr grosses Auge stütze, vom Trommel- fell’ der Vögel, dem ein einziger kleiner Gehörknochen, analog dem Hammer des Menschen, anhänge; er beschreibt, wie die Hirnhemisphären ganz glatt, das kleine Gehirn sehr gross sei u.s. f. In den anatomischen Beschreibungen einiger Hauptformen der Vögel wird uns berichtet von den Luftröhren, der Anheftung der Lungen an Rippen und Brustwirbel, von den Löchern der Lunge und von den verschiedenen Formen der Zunge. In seinen Figuren giebt Coiter das Skelet und die Zunge vom Papagei (Ohrysotis amazonica), Skelete vom Staar, Kranich und Cormoran, sowie den Schädel von Picus viridis und dem Wendehalse mit dem Zungenbein in situ. Was Albertus und Gessner in Deutschland, das wurde Wotton (1492 — 1555) in England. Bei seiner Beschreibung der Vögel hat er besonders Aristoteles im Auge, dessen Eintheilung er im Ganzen adoptirt. Die einzelnen Kapitel überschreibt er mit einem generischen Namen, der von dem ausgezeichnetsten Individuum entlehnt wird, und nach einander reiht er das Vollkommnere an das Unvollkommnere; die 6 Vögel. Fledermäuse warf er zuerst aus der Abtheilung der Vögel heraus und stellte sie zu den Säugethieren. Wotton ist der grosse Systematiker Englands. Nicht von der Tiefe und Gelehrsamkeit wie Gessner, compilirt Ulyss. Aldrovandi (1527 geboren) in seinen Büchern über Ornithologie die anatomischen Beobachtungen mehrerer Gelehrten. Er selbst machte keine tiefe Studien, liefert aber doch manche neue Daten. So giebt er eine Beschreibung der Muskeln des Agwla chrysaötos, der Beweglich- keit des Oberschnabels der Papageien durch die Muskeln und der auf- fallenden Grösse ihrer Schädelhöhle. Auch Mittheilungen über die Ge- schlechtsorgane des Huhns, Knochen des Schwans, Eingeweide der Ente etc. findet man in seinem umfassenden aber sehr weitschweifigen Werke, sowie einige derb gehaltene Illustrationen von anatomischen Theilen des Cormorans und Kranichs. Die Beschreibung eines Strauss- skelets entlehnte er von Ambroise Pare. Im Allgemeinen scheint er sich Wotton, besonders aber Aristoteles anzuschliessen, dessen Ein- theilung er, oft in dichotomischer Methode, ausführt. Strausse und Fleder- mäuse, die ihm abweichende Eigenschaften zu besitzen schienen, bringt er zusammen in eine besondere Abtheilung. Sein ganzes Vermögen ver- wendete er zu einem Naturalienkabinet, ähnlich wie es vor ihm Gessner schon gethan hatte. Im Alter erblindete er. Nicht Alles was er ge- schrieben, ist gedruckt worden. Vom Ende des 16. Jahrhunderts an folgen sich die Untersuchungen in ununterbrochener Reihenfolge, indem die umfassenden Werke der erwähnten Ornithologen ein Fundament und Anregung zu weiteren For- schungen boten. Der Anatom von Padua, Fabrieiusab Aquapendente, der berühmt geworden ist durch die Entdeckung der Klappen in den Venen, beschäftigte sich eingehend mit der Anatomie der Vögel. Die Geschlechtsorgane des Huhns und die Entwickelung im Ei untersuchte er von Neuem, und am Verdauungskanal entdeckte er die blinde Tasche an der Kloake, deren Bedeutung noch heute räthselhaft, und die seit- her als Bursa Fabricii bekannt ist. Auch der Mechanismus der Athem- bewegung und die Betheiligung der Rippen-Apophysen hierbei, das Schwimmen und Fliegen der Vögel werden von ihm besprochen. J. Casserius (1545—1616), Arzt in Piacenza und später Nachfolger von F. ab Aquapendente auf dem Lehrstuhle in Padua, ist der Ver- fasser eines kleinen Werkes über Stimm- und Hörorgane, die in Wort ‘und Bild ziemlich gut beschrieben werden. In der wissenschaftlichen Bewegung des 17. Jahrhunderts findet auch die Ormithologie vielfache Bearbeitung. Den Forschungen Scaliger’s und Gassendi’s über Eingeweide der Vögel, den Beschreibungen Fabricius de Hilden’s vom Knochensysteme folgen die bedeutenden Untersuchungen Harvey’s (1578—1657), des Schülers von Fabr. ab Aquapendente, über die Structur und Physiologie des Vogelherzens, Bedeutung der Nieren, deren Function er richtig erkannte, und über Einleitung. 7 mehrere andere Organe. Harvey beobachtete auch zuerst, dass die Oeffnungen in den Lungen die Communication herstellen mit grossen membranösen Luftzellen, die in Brust und Bauch gelegen seien und die Function von Luft-Reservoiren hätten. Ueber Bedeutung der Milz schrieb sein Anhänger und Freund Georges Ent (1604—1689). Der neapolitanische Professor Severinus berichtet uns über die Eingeweide der Vögel und die Bildung ihrer Füsse, und zwar schreibt er der Gestaltung derselben die Fähigkeit, auch während des Schlafens zu stehen, zu. Von grossem ornithologischen Werth ist das Werk Johnston’s (1603 geboren) über die Naturgeschichte der Thiere. Die Bedeutung liegt darin, dass Johnston, nach den Mustern von Gessner und Aldrovandi, in eleganter Weise fast Alles resumirt, was bis dahin auf diesem Gebiete geleistet war, so dass das Werk bis auf Linne die höchste Bedeutung bewahrte. Seine Figuren sind Kupferstiche. — Die günstige Form der Vogelknochen für den Luftbewohner, die als hohle Röhren grösste Festig- keit und Leichtigkeit mit einander paaren, wurde von dem grossen Galilei auseinandergesetzt. Aus dieser Zeit stammen die Studien über Respirationsorgane der Wasservögel von Bartholin (1655 — 1738), der durch die Entdeckung des Lymphsystems berühmt geworden ist, ferner die Beobachtungen C. V. Schneider’s über Drüsen im Gaumen und den Mangel einer lamina cribrosa ossis ethmoidalis beim Vogel. Andere, vereinzelte Beob- achtungen verdanken wir Robert Boyle, Cornelius Consentinus, Hunter, Regner de Graaf, Robert Hooke und Commelin; und Thomas Willis (1622—1675) widmet in seinem Buche über die Anatomie des Gehirns auch dem Vogelhirne ein Kapitel; er giebt das Fehlen eines corpus callosum an, deutet die corpora quadrigemina als eigenthümliches, accessorisches Gehirn. Nicolas Steno gab Beobachtungen über Speichel- drüse und Pankreas der Vögel, später auch eine recht detaillirte Be- schreibung des ganzen Muskelsystems des Adlers, ohne jedoch irgend vergleichende Momente heranzuziehen aus der menschlichen Anatomie. Malpighi (1628—1694) untersuchte von Neuem die Entwickelung im Ei. Swammerdam überliefert uns seine Beobachtungen über den Mecha- nismus der Athembewegung. Nach dem Zeugnisse Birch’s wies er auch die Lymphgefässe des Vogels von Neuem nach und schickte ein Präparat nach England, in welchem diese Gefässe von ihm selbst präparirt und blosgelegt waren. Mehrere der eben erwähnten und Viele der folgenden Gelehrten waren Aerzte, die die Ornithologie mit einzelnen anatomischen Resultaten be- schenkten welche gewöhnlich bei- Zuratheziehung des Vogelkörpers zum Zwecke der Vergleichung mit dem menschlichen Leibe nur gelegentlich gewonnen wurden. So theilt uns Needham Untersuchungen über die Lungen der Vögel mit, sowie über Entwickelung von Ente und Huhn im Ei, Richard Lower über das Herz und dessen Valvulen, Oliger 8 Vögel. Jacobaeus über die Eingeweide des Storchs, Papageis, Spechts, Reihers. Der Däne Olaus Borrich verarbeitete die Resultate Severinus’ und begleitete seine guten Beschreibungen mit einigen Abbildungen; Bartholin, der Sohn des gleichnamigen früheren Zoologen, erklärt in seinem kleinen Buche über die Structur des Diaphragma’s, dass dieser Muskel beim Vogel nur durch Häute und einzelne Muskelfasern repräsen- tirt sei; Mittheilungen über den Bau des Verdauungskanales des Huhns und das Fehlen einer Harnblase bei allen Vögeln verdanken wir Conrad Peyer, einem schweizer Arzte. Willushby,.dessen Werk erst nach seinem Tode von Ray heraus- gegeben wurde, erscheint als reiner Systematiker. Sein System ist ganz künstlich, indem er die Vögel nach Sitten, Nahrung u. dergl. eintheilt. Bemerkenswerth sind ferner die Beobachtungen von Muralt über Skelet und Haupteingeweide des Adlers, sowie die Entdeckung der glan- dula pinealis (beim Milan), Wepfer’s Beschreibung des Athemmechanis- mus, Cornelius van Dyh’s rohe Abbildungen von mehreren Vogel- skeleten. Tieferen Studien gab sich Blasius, Arzt und Professor zu Amsterdam, hin über die Eingeweide der Vögel, die auch Nehemjah Grew in rn Notizen bespricht. In dem Streben, physiologische Functionen ie mathematische For- meln zurückzuführen, erforscht Borelli, Professor in Pisa und später in Florenz, den Flugmechanismus der Vögel; er fand dabei zuerst einen besonderen Knochen auf, die Furcula. Redi (1626—1697), der das Entstehen von Thieren aus faulenden leblosen Stoffen widerlegte, macht einige Bemerkungen über den Er- nährungskanal in einem Werke, welchem auch eine Arbeit über den Albatross von Fr. Lachmund angehängt ist. Abbildungen vom Gehirn der Vögel finden wir bei Samuel Collins, bei Wolfgang Wedel von Neuem eine Beschreibung des Brustbeins vom Schwan, welches die Luft- röhre beherberge. Während in dieser Zeit die deutschen Gelehrten ihre Beobachtungen auf dem Felde der Ornithologie in den Ephemeriden und andern Werken niederlegten, verleibten die Engländer ihre Resultate mehreren periodischen Schriften allgemeineren Umfanges ein. Einen Wendepunkt in der Geschichte der Omithologie bezeichnet das Auftreten Ray’s (1628—1705). Er dachte seit langer Zeit einmal wieder an die Bemeisterung des vorhandenen Stoffes und arbeitete mit des etwas Jüngeren Willughby’s Hülfe ein Werk über Vögel aus, in welchem er Aristoteles’ Gedanken zu Grunde legt, in der Weise, dass er seine eigenen Entdeckungen, wo diese nicht mit Aristoteles’ Aussage über- einstimmen, in ehrfurchtsvoller Scheu gegen diesen Polyhistor als Aus- nahmen von der Regel ansieht. Die neuen Ansichten, welche er rege macht, sind höchst fruchtbringend gewesen, wie z. B. der Ausspruch, dass alle Thiere den Keim des Jungen in einer Eihülle trügen, so dass Einleitung. 9 also kein so grosser Unterschied existire zwischen der Nachkommenschaft der eierlegenden und lebendiggebärenden Thiere. Die Fabelthiere, aber auch den Menschen, entfernt er aus seinem Systeme, das in origineller, streng methodischer Weise ausgeführt ist und dadurch von hoher Be- deutung wurde. An ihn schliesst sich Linne& in seiner Eintheilung der Vögel eng an. Die Ornithologie nur durch einzelne, zerstreute Daten bereichernd, lehrt Allen Moulen die Oeffnung der Eustachischen Trompete im Gaumen kennen, untersucht Leeuwenhoek (1632—1723) unter dem Mikroskope die Samenfäden und Blutkörper der Vögel, beschreibt Hovius den Kamm im Vogelauge als eine einfache Falte der Gefässhaut, unterwirft Martin Lister die Lymphgefässe einem erneuten Studium, entdeckt Scheuchzer die Nebennieren. Wichtige anatomische Thatsachen trugen auch Mor- gagni, Emmanuel Swedenborg, Menghini, J. Daniel Meyer, Herissant, Ferrein und viele andere Anatomen bei, deren Namen alle zu nennen hier schon zu weit führen würde. Bemerkenswerth ist noch die von Salerne bewerkstelligte Ueber- setzung von Ray’s Synopsis, die in der neuen Form durch neue Figuren erläutert wird, welche aus Reaumur’s Kabinet abgezeichnet waren; noch unbekannt mit der Manier des Ausstopfens, hatte man die Vögel damals, um sie für Sammlungen aufzubewahren, ausgeweidet, bei mässiger, die Farben nicht schädigender Hitze getrocknet und mit starken aro- 'matischen Stoffen bestreut. Nachdem Marsiglius uns mit einer Fauna der Donau, Catesby mit einer Fauna von Florida, - Virginien, Carolina, der Insel Bahama bekannt gemacht, nachdem Albin und George Edwards (1693—1733) sich durch die eolorirten Abbildungen einheimischer und ausländischer Vögel besonders verdient gemacht hatten, nachdem der vielgereiste Frisch (1666-1743) auf 256 Tafeln in höchst charakterischen Figuren die Avifauna Deutschlands, Sepp in gleicher Weise die der Niederlande herausgegeben hatten, — da legte auch Linne& (1707—1778) in seinem System der Natur ein ‚System der Vögel nieder. Linne& theilte die Vögel in sechs Ordnungen, in Accipitres, Picae, Anseres, Grallae, Gallinae und Passeres, zu deren Begründung er die Gestalt des Schnabels in’s Auge fasst. In der zehnten Auflage seines Systema naturae finden wir auch die Füsse, Gestalt der Maxillen, Zunge, Nasenlöcher, Schwanz, Flügel, Nestbau und Lebensweise bei der Ein- theilung verwerthet. Offenbar machte er sich auch die Eintheilungen früherer Ormnithologen zu Nutze, und seine Eintheilungen sind, wie die Jener, aus dem äusseren Habitus und dem. physiognomischen Total- eindrucke entnommen, so dass die Diagnosen weitschweifig werden, oft Fremdartiges zusammenfassen und Verwandtes trennen. Sein Haupt- verdienst um die Naturwissenschaften, die Methode einen Riesenschritt weiter geführt zu haben, ruht zum grossen Theil auch in seinem System der Ornithologie. Seine Einführung einer binären Nomenklatur, die 10 Vögel. Begründung einer festen allgemeingültigen Benennung bestimmter Organe und Theile der organischen Gebilde, endlich die Registrirung in Klassen, Ordnungen, Familien, Gattungen und Arten consolidirten auf's Neue die Naturwissenschaften, welche die methodischen Wissenschaften zar 2&oynv genannt zu werden verdienen. — Kaum hatte Linne sein System in einigen Ausgaben seinen Zeitgenossen vorgelegt, als Klein (1685 —1759) sich diesem Meister entgegenstellte und in seinem Systeme ganz andere Wege einschlug. Die Form der Füsse, von Ray und Linne als untergeordnete Charaktere festgestellt, wählt er bei Bestimmung der Gruppen als Hauptmomente. Sein System ist arbiträr, wie manche Unbestimmtheiten zeigen; so stellt er den dreizehigen Specht zu den Vierzehern, indem er sich damit tröstet, dass in’s Innere der Natur kein Mensch dringen könne. Gleichwohl ist er als Förderer der Ornithologie zu ehren. — Künstlicher noch erscheint das System Möh- ring’s, der unter Anderm jedoch das Verdienst hat, die Aufmerksamkeit auf den, wenngleich untergeordneten, klassifieatorischen Werth der Art der Befiederung an den Beinen gelenkt zu haben, die früher von Friedrich II. allerdings schon einmal hervorgehoben, wenn auch nicht ausgebeutet war. — Scopoli (1723—1788) unterschied endlich die Beine der Vögel nach der Art der Schildbedeckung: er trennt die tibiae reticu- latae von den tibiae scutatae seu annulatae. Brisson (1723— 1806) verdanken wir vorzügliche, wenngleich schmucklos trockene Beschreibungen von 1500 Vogelspecies, die auf mehr als 500 Kupfern veranschaulicht werden. Auf Anatomie und Biologie ist von ihm keine Rücksicht genommen. Seine von Hernandez und Mar- gratff entlehnten Beschreibungen sind wie diese selbst dürftig. Die Anarchie, welche seit Linn&’s Tode auf dem systematischen Boden der Naturwissenschaften eingerissen war und welche im aller- ausgedehntesten Maasse die Ornithologie betraf, zeigt uns eine natürliche Tendenz zum Bessern, ohne dass diese in entsprechender Weise wirklich gefördert worden wäre. Eine Unzahl von Systemen finden wir nach Linne aufgestellt, indem bald dies, bald jenes äussere Merkmal in den Vordergrund geschoben, der innere Bau aber ganz vernachlässigt wurde; die Fortschritte der Anatomie und vergleichenden Anatomie spiegeln sich nicht in der ÖOrnithologie wieder, wie es in den andern Zweigen der Zoologie der Fall gewesen ist. Im Gegensatz zu der intensiven Forschungsweise Linn&’s, ganz von Jeglichem Systeme sich lossagend, schildert Buffon (1707 — 1778) in beredter Sprache die Naturgeschichte der Vögel. Die Geschichte der Vögel ist Buffon’s Hauptwerk, und in Methode und Stil, im ganzen Ensemble am originellsten. Ohne sich auf Details oder anatomischen Bau einzulassen, indem ihm diese Art der Arbeiten schon die Schwäche seines Augenlichts nicht gestattete, flieht er wohl manches Neue ein, wie z. B. über Veränderungen im Federkleide bei Alten und Jungen oder Männchen und Weibchen, wie es zu gleicher Zeit Levaillant für manche aus- Einleitung. 11 ländische Vögel that. Aber waren die meisten der bisherigen umfassenden ÖOrnithographieen nur ein nacktes Register, so gab Buffon eine Natur- geschichte der Vögel, in beredter Sprache Sitten und Vaterland schildernd, und zwar mit gleicher Gewandheit als Treue der Darstellung. Hatte Ray die Raubvögel nach der Länge der Flügel unterschieden, so dehnte Silberschlag diese Eintheilung auf alle Vögel aus und wählte Längen-Verschiedenheiten der Flügel als Haupteintheilungsprineip. Ebenso waren die Modificationen, welche Scopoli in Linn&’s System eintrug, nicht erfolgreich. Fruchtbarer ist die Eintheilung John Latham’s (1740—1837) gewesen, welcher den sechs von Linn& aufgestellten Ord- nungen drei hinzufügte: Die Tauben, eine von Brisson entlehnte Ab- theilung, die Strausse, die Moehring zuerst als brachypterae abgesondert hatte, und endlich die Urinatores Moehring’s. Latham’s Arbeiten sind aber auch höchst wichtig geworden durch die vielen neuen darin be- schriebenen Arten, die er von seinen englischen Landsleuten aus allen Theilen der Erde, zumal den Colonien, zugebracht erhielt. Bei der Ein- reihung der Arten übte er nicht immer die nöthige Kritik, indem er z. B. alle Linn&’schen Gattungen ohne Veränderung annahm. In physiologischer Richtung arbeitete Haller (1708—1777). Ihm ver danken wir wichtige Untersuchungen über das Gehirn, über Entwickelung des Hühnchens im Ei und andere Arbeiten, welche in’s Gebiet der ver- gleichenden Anatomie hinüberstreifen. Kritisch und sich fernhaltend von kühnen Hypothesen und Schlüssen, hält er sich an die Analyse. Aus Haller’s Schule ging Bonnet (1720—1793) hervor; dieser suchte, wie Leibnitz schon früher, zu beweisen, dass die Natur keine Sprünge mache, sondern eine stetige Entwickelungsreihe in den Thierformen dar- stelle (Palingenesie); in diesem Sinne unternabm er seine vergleichend anatomischen und embryologischen Studien. Von anatomischen Forschungen sind wichtig die Entdeckungen von P. Camper (1722—1789) und W. Hunter (1718—1793), welche Forscher fast gleichzeitig die Pneumatieität der Vogelknochen entdeckten, ferner Vieq d’Azyr (1748—1793), der Skelet und Muskeln der Vögel ver- gleichend anatomisch bearbeitete; so ausgezeichnet dieses Forschers eigne Untersuchungen sind, so weitschweifig ist er in seinen Compilationen. Anatomische und systematische Verbesserungen verdanken wir J. F. Blumenbach (1752 — 1840). Dieser stellte ein neues System auf, dem sich auch Batsch (1761—1802), Jac. Hermann und Treviranus anschlossen. J. M. Bechstein (1757— 1822) übertrug dagegen in La- tham’s System die seitdem aufgefundenen neuen Resultate, auch selbst viele eigene Beobachtungen einflechtend. Wenn schon Daubenton (1716—1800) den Plan gefasst hatte, den zoologischen Abbildungen eines Buffon auch zootomische. Figuren beizu- fügen, so führte Georges Cuvier (1769 — 1832) diesen Gedanken aus, . indem er damit in die rhapsodische Bearbeitung der Ornithologie eine festere Grundlage gab. 13 Vögel. Eingehend und grösstentheils mit Glück vergleicht J. Geoffroy Saint-Hilaire den Vogelschädel mit dem Schädel der Krokodile. Seine teleologischen Erklärungen sind als eine brauchbare Methode nicht ohne Erfolg geblieben. Geleitet von philosophischen Gedanken, erkennt J. B. v. Spix (1781—1826) in dem ganzen Thierreiche eine fort- schreitende Entwickelung. In den letzten Decennien hat sich die Ornithologie einer allgemeineren Bearbeitung erfreut. Die Werke der Forscher dieser Zeit, die in den folgenden Blättern besonders Besprechung finden sollen, ist zahllos, und die Namen dieser Ormithologen zu nennen, würde der hier beschränkte Raum nicht gestatten. Sie gehören zum grössten Theile noch der Gegen- wart und noch nicht der Geschichte an. Ueber Anatomie haben umfassendere Arbeiten geliefert H. L. Barkow, A. A. Berthold, H. D. de Blainville, E. Blanchard, J. F. Brandt, H. und A. Milne Edwards, N. Guillot, C. G. Giebel, E. Home, T. H. Huxley, O. Köstlin, J. F. Meckel,' J. Müller, C. L. Nitzsch, R. Owen, W. Kitchen Parkeı, H. Pfeiffer, F. Platner, J. J. Prechtl, A. Retzius, E. Geoffroy Saint-Hilaire, F. H. Stannius, F. Tiede- mann ete. ete.; über Entwiekelungsgeschichte K. E. von Baer, P. Coste, Gegenbaur, Pander, Rathke, Reichert, C. F. Wolff u. v. A.; über Systematik und Biologie J. B. Audebert, J. J. Audubon, J. M. Bech- stein, Bewick, J. H. Blasius, C. L. Bonaparte, Borkhausen, C.L. und L. Brehm, Desmarest, Fr. Faber, O. Finsch, Th. Forster, C. L. Gloger, J. Gould, G. R. Gray, G. Hartlaub, W. Jardine, J. Illiger, A. Keyserling, H. Kuhl, R. P. Lesson, F. Levaillant, Lichtenstein, Lorenzi, Manetti, A. G. Melville, Bl. Merrem, B. Meyer, J. A. Naumann, Neuwied, Nilsson, H. G. L. Reichen- bach, E. Rüppel, Sauvages, H.'R. Schinz, H. Schlegel, "P-E. Scelater, H. E. Striekland, J. R. und Ed. Susemihl, W. Swainson, C..J.’Temminck, F. A L’ Thienemann, Wanni, LE. DIWFER16R, J. Wagler, A. Wagner, Wiedemann, A. Wilson, Wirsing, J. Wolf und sehr viele Andere. 3. Literatur. Eine vollständige Aufzählung der ganzen so ausserordentlich grossen Literatur über Vögel findet man in dem Werke von Carus und Engelmann, Bibliotheca zoologiea. Leipzig, 1861. 2 Bde. 8., und in Engelmann, Bibliotheca historico-naturalis, Bd. 1 (der einzig erschienene). Leipzig, 1546. Es erschien mir zweckmässiger und nützlicher, die in der folgenden Bearbeitung zugezogenen Werke immer nur gelegentlich zu eitiren. So mögen hier nur die grösseren und umfassenderen Werke jedesmal am Anfange eines Hauptabschnittes genannt werden. Zeitschriften. Naumannia, Archiv für die Ornithologie, vorzugsweise Europa’s. Organ der deutschen Ornithologen-Gesellschaft, unter Mitwirkung vieler Ornithologen herausgegeben von Eduard Baldamus. 1849— 1857. “ Journal für Ornithologie. Ein Centralorgan für die gesammte Ornithologie. Herausgegeben von Jean Cabanis. Jahrgang 1— 16 (vom achten an als Fortsetzung der ‚„Naumannia‘“). Oassel, 1853 — 1868. Anatomischer Bau. 13 The Ibis, a Magazine of general Ornithology. Edited by Philip Lutley Selater. Vol. L-VL London, 1859—1864. — New Series. Edited by Alfr. Newton. Vol. I-III. London, 1865 — 1868. Rhea, Zeitschrift für die gesammte Ornithologie. Im Verein mit ornithologischen Freunden herausgegeben von F. A. Thienemann. Bd. I. 8. Leipzig, 1846—1849. (Nur dieser eine von poetischen Ergüssen begleitete Band ist erschfenen.) Anatomie. Fried. Tiedemann, Zoologie zu seinen Vorlesungen entworfen. Theil II und III. — Auch unter dem Titel: Anatomie und Naturgeschichte der Vögel. Theil Iund II. Landshut. 8. 1810, 1814. (Dies sorgfältig durchgearbeitete Werk enthält auch eine sehr vollständige Aufzählung der älteren Literatur.) J. A. Naumann, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, nach eigenen Erfahrungen ent- worfen. Auf’s Neue herausgegeben von dessen Sohne J. F. Naumann. 12 Theile, mit 342 illuminirten und 8 schwarzen Kupfertafeln. 8. Leipzig, 1822 — 1844. (Enthält auch vortrefflliche anatomische Bemerkungen von Nitzsch, sowie in den letzten Bänden auch von R. Wagner.) R. Owen, Artikel „Aves“ in Todd’s Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Vol. I. London, 1836. 8. p. 265—398. (Diesem übersichtlichen und doch an anatomischen Details reichen ausgezeichneten : Artikel sind auch eine Anzahl Holzschnitte beigefügt.) TI, Anatomischer Bau. Allgemeine Beschreibung. Die Vögel bilden eine gut charakterisirte Gruppe in der Reihe der Wirbelthiere. Um eine Einsicht in die Organisation des Vogelkörpers zu erlangen, können wir uns von einigen allgemeinen Gesichtspunkten leiten lassen, zu welchen das Studium der Ormithotomie und vergleichenden Anatomie hingeführt hat. Der ganze Bau des Vogels weist auf den Luftbewohner hin. Mit der relativen Leichtigkeit seines Körpers ist zugleich eine grosse Festig- keit der Theile gepaart, welche die Flugbewegung, die energischste Art der Locomotion, ausführen. Der Brustkorb mit den unter einander ver- bundenen Rückenwirbeln bildet den festesten Theil des Skeletes, auf ihn stützt sich der starke Schultergürtel und auf diesen endlich die zu Flügeln umgewandelten vorderen Extremitäten. Verkümmern diese Flugorgane, so ist auch der Schultergürtel redueirt. Nie dienen die vorderen Ex- tremitäten zum Stehen oder Ergreifen, sondern sie haben sogar in der verkümmerten Form, bei den Straussen, die Function, durch raschen Flügelschlag die Vorwärtsbewegung des Körpers zu unterstützen, während sie bei den Pinguinen als Ruder gebraucht werden, welche das Wasser schlagen; nur bei einigen Straussen finden wir die Flügel mit Dornen bewaffnet. Das Brustbein, dessen grosse Flächenausdehnung den ganz eigenthümlichen Athemmechanismus des Vogels bedingt, schliesst nach unten und hinten den Rumpf wesentlich ab. Ein Zwerchfell, das, die Brusthöhle von der Bauchhöhle hermetisch abschliesst, findet sich allein bei Apteryx; aber auch hier dient dasselbe nicht als Athemmuskel, ebenso wie sich beim Vogel die Bauchmuskeln bei der Athmung nur wenig 14 Vögel. betheiligen. Das Becken ist oben mit den Wirbeln fest verbunden, ganz allgemein sehr weit und unten offen, um den überraschend grossen Eiern den Durchtritt freizulassen. Ein nach unten geschlossenes, dafür aber unverhältnissmässig weites Becken treffen wir allein in der Familie der Strausse an, deren plumper Skeletbau überhaupt nicht mehr die Gracilität der fliegenden Vögel besitzt. Die hinteren Extremitäten, welche allein dem Körper zur Stütze dienen, entspringen weit hinter dem Schwerpunkte des Vogelleibes, sind nach vorn gerichtet und tragen lange, ausgebreitete Zehen als sichere Stütze des Körpers. Die Beine sind allgemein lang, indem auch die Fusswurzel und die Metatarsalknochen mit zu der Bein- bildung herangezogen sind, zwar so, dass statt zweier Tarsalgelenke nur ein &inziges Intertarsalgelenk ausgebildet ist. Die bedeutende Länge des Halses ersetzt den Mangel der Beweglichkeit in den Rückenwirbeln; sie erscheint besonders geboten für das Ergreifen der Nahrung, sowie für das Putzen der Federn und Einfetten derselben mit dem Sekret der Bürzeldrüse. Den Centraltheil des Knochensystems bildet die Reihe der Wirbel- körper, auf welche sich beim Vogel sowohl oben als wie unten ein knochiges Rohr legt. Das obere, aus den Neurapophysen zusammen- gesetzt, erweitert sich vorn zur Hirnhöhle und birgt das Centralnerven- system (die Homologa an der unteren Seite der Wirbel, die Hämapophysen sind rudimentär); das untere Rohr, von den Rippen gebildet, umfasst die Eingeweide; beide Rohre sind durch die einlagernden Weichtheile voll- kommen ausgefüllt (Taf. 1, Fig. 1, 2 und 3). Der Verdauungstractus beginnt mit dem langen Oesophagus oe, welcher sich zu einem Kropf erweitert, dann in die Brust-Bauchhöhle eintritt, zu dem kleinen Drüsen- oder Vormagen pv und dem grossen Muskel- magen v sich erweitert und als Darm : in verschiedenen Windungen bis zum After verläuft. Unfern dem After zeigt der Darm zwei symmetrische Ausstülpungen 9, die rudimentären oder langen processus vermiformes oder Blinddärme, und unmittelbar vor der Afteröffnung erweitert er sich zu einer Kloake X, die eine räthselhafte sackförmige Tasche, die sog. bursa Fabrieii, trägt. Dicht unterhalb des Magens befinden sich die Ausführungs- gänge der Leber h und des Pankreas »; und an den Magen legt sich die Milz an. Vom Oesophagus trennt sich die Luftröhre ir ab, die sich schon oberhalb des Herzens gabelt und in die rechte und linke Lunge pl führt; die Lungen, an Rippen und Rückenwirbeln befestigt, besitzen immer häutige sackartige Ausstülpungen, die mehr oder weniger weit in die Leibeshöhle sich erstrecken, sich meist auch in einzelne Knochen fortsetzen (Taf. 1, Fig. 5«—e). Die paarigen, grossen und weichen Nieren liegen in einer Vertiefung des Beckens, ihre Ausführungsgänge münden in die Kloake. Die Geschlechtsorgane der Männchen sind symmetrisch, die der Weibchen unsymmetrisch ausgebildet, indem zuweilen wohl zwei Eier- stöcke, aber fast immer nur ein einziger, linker Eileiter ov vorhanden ist. Die Ernährung des ganzen Organismus wird geleitet und regulirt durch Anatomischer Bau. 15 das Blutgefässsystem mit dem Herzen als Centralorgan und dem Lymph- gefässsystem. In ganz merkwürdiger Weise erscheinen die Ernährungsorgane den Luftbewohnern angepasst, indem bei den mannigfachsten Bewegungen des fliegenden Vogels der Schwerpunkt des Körpers doch nur wenig verrückt wird. Zwar ist jede Bewegung des auf langem Halse sitzenden Kopfes begleitet von einer Veränderung des Gleichgewichtszustandes; zugleich ist aber der Kopf sehr leicht durch die ausnahmslose Lufthaltig- keit seiner Knochen (eine Eigenschaft, die auch andere Skelettheile besitzen können). Ferner ist die Kaubewegung des zahnlosen, leichten hornigen Schnabels redueirt auf das schwächere Enthülsen und Beissen, dafür aber der Kropf und besonders der im Unterleib liegende Magen um so kräftiger entwickelt, und während der leichte Kopf beweglich bleibt, ist der schwere Magen unverrückbar von seiner Stelle. Nicht minder charakteristisch ist für den Vogel die Umbildung der Geschlechtsorgane. In rascher Folge wird ein Ei nach dem andern ent- wickelt und abgelegt, während der Abort der Copulationsorgane und das Wegfallen des Eileiters der rechten Seite dem Vogel insofern besonders zugute kommen, als er nicht mit starken Vertheidigungswaffen versehen ist, so dass im Allgemeinen der flinke und rasch fliegende Vogel die grösste Chance der Erhaltung des Lebens und seiner Art hat. — Das gegen Kälte schützende und den Flug bedingende Federkleid, die Aus- breitung der Lungenbläschen zwischen die Eingeweide, die Lebhaftigkeit des Stoffwechsels und der hohe Grad thierischer Wärme stimmen har- monisch mit der übrigen Bildung und weisen ebenso auf def\ Luft- bewohner hin. ; Alle jetzt lebend bekannten Formen zeigen eine auffallende Ueberein- stimmung im Bau; eine jurassische Art knüpft aber auf’s Deutlichste die Reihe der Vögel an die Saurier an, während die Strausse und Dinornen wahrscheinlich eine Rückbildung des fliegenden Vogels zum Erdbewohner repräsentiren, die, wie die Erfahrung lehrte, nicht lebensfähig sind, in- dem seit der Diluvialzeit eine Menge generisch streng geschiedener Formen ausgestorben sind oder der Ausrottung entgegensehen. Das Skelet. Ist merkwürdig durch seine rapide Entwickelung und den leichten eleganten Mechanismus, der sich harmonisch in allen seinen Theilen darstellt. Die Knochensubstanz selbst ist reicher an erdigen Bestandtheilen als in den andern Klassen der Wirbelthiere, daher fester. In allen nicht soliden Knochen herrscht eine laminöse Textur vor der fibrösen vor; die Knochen, in welchen das Mark durch Ausbreitung der Luftsäcke verdrängt wird, erscheinen besonders weiss, die mit Mark erfüllten, also auch von Fett durchtränkten sehen matter aus. Das dunkelbraune Periost, welches die Knochen von Gallus morio Temminck umgiebt, lässt die Knochen schwarz erscheinen; die Farbe liegt aber nur in dem Periost selber, denn auch die Aponeurosen werden dort von einer gleichen dunkeln Membran umkleidet. 16 Vögel. Die Substantia spongiosa oder Diploö, welche zwischen der äussern tabula externa uud der innern tabula vitrea des Knochens liegt, kann entweder eine sehr gesetzmässige Anordnung zeigen, soweit sie nämlich statische Zwecke erfüllt, oder sie erscheint als ein unregelmässiges feines Fadennetz, wenn sie nur zur Stütze des Markes dient. Die letzteren zarten, spinnewebartigen Fasernetze betrachten wir als Ueberbleibsel der Auflösung der Knochensubstanz im Verlaufe der Entwiekelung und messen ihnen eine untergeordnete Rolle bei. Die architektonisch angeordnete Spongiosa, auf welche Hermann Meyer*) aufmerksam machte, hat nach dieses Autors Betrachtungen den Zweck, bei geringster Masse des Knochens die grösste Widerstandsfähigkeit zu erzielen. Diese Widerstandsfähigkeit ist auf zweierlei Weise erreicht. 1) In den Röhrenknochen sondern sich, von der innern Wand, in einiger Ent- fernung von den Enden, Knochenlamellen los, welche im Gelenkkopfe mit ihrer scharfen Kante gegen die sog. substantia dura stossen und diese stützen, indem sie die Function von Strebepfeilern übernehmen, und es wird auf diese Weise der auf dem Gelenkkopf lastende Druck auf das ganze Endstück des Knochens vertheilt. Diese stützenden Blätter sind nun nicht isolirt freistehend, sondern unter einander durch dünne rundliche Stäbchen verbunden, so dass ein Ausweichen eines einzelnen Blattes unmöglich ist. Wo die Angriffs- (Druck- oder Zug-) fläche sich mehr erweitert, da durchkreuzen sich mehrere soleher Plättehenzüge und es entsteht eine maschige Spongiosa, die halb- oder allseitig (bei axial stehendem Gelenkkopf) widerstandsfähig ist. Vergl. den schematischen Querschnitt durch den untern Gelenkkopf des Humerus vom Strauss (Taf. 1, Fig. 4). Eine analoge Anordnung findet man in den grossen Öberschnäbeln der Pfefferfresser und Nashornvögel, welche solche (durch- brochene) Knochenblätter innen von der Schnabelwurzel in flachen, nach vorn immer steiler gestellten Bogen gegen die untere Schnabel- fläche ziehen und dieser zur Stütze dienen (Taf. 14, Fig. 8). — 2) Eine andere Anordnung treffen wir im Schädel an, und zwar tritt sie am eclatantesten bei den Eulen hervor. Die Diplo@ besteht hier ebenfalls aus Lamellen, die, unter der Lupe uneben und vielfach fein durchbrochen erscheinend, im Ganzen parallel mit der innern oder äussern Knochen- tafel laufen. Aus Querschnitten des Schädels nach verschiedenen Rich- tungen ergiebt sich jedoch, dass diese Lamellen, welche unter einander wieder durch dünne Stäbchen verbunden sind, die Form von Gewölben nachahmen, und zwar ruhen die Fusspunkte derselben wieder in den- jenigen Stützbogen, welche repräsentirt werden durch die starken, in die Hirnhöhle zwischen die drei Abtheilungen des Gehirns vorspringenden Leisten. Ein Blick auf die treu nach der Natur wiedergegebenen Zeich- nungen auf Taf.1, Fig.5 u. 6 veranschaulicht diese wunderbare Architektonik, *) Der Knorpel und seine Verknöcherung, in Müller’s Arch. f. Anat. 1849. p. 328. Ferner besonders: Die Architektur der Spongiosa. Ebenda. 1867. p. 616 u. f, Schädel. 17 welche in fast allen Vogel-Schädeln wiederzuerkennen ist, aber wohl nirgends sich so rein darstellt als in dem Schädel der Eulen. Bei der Pneumaticität der Schädelknochen werden wir auf diesen Gegenstand noch einmal zurückgeführt. — Eine dritte ganz heterogene Art eines Stützapparates finde ich u. a. im Femur des Strausses. An der Innenseite dieses Röhrenknochens verlaufen eine Anzahl von kräftigen, in’s Lumen vorspringenden Leisten, welche Abschnitte von steilen Spiralbändern dar- stellen, eine Bildung, wie sie an die spiraligen Verdiekungen der Zell- wandungen bei den Pflanzen erinnert oder an die bei Brückenbauten verwendeten Eisen von T-förmigem Querschnitte. Es verdient bemerkt zu werden, dass alle diese aufgeführten regel- mässigen Anordnungen der Knochensubstanz wohl zwar typische sind, sich unter dem Einflusse anderer Bildungen aber oft verwischen oder “ganz zurücktreten. So ist in der Nähe des Gehörorgans die Diploö selbst bei den Eulen unregelmässig und in den Gelenkköpfen ganz kleiner Knochen von den erwähnten Stützapparaten nichts mehr zu sehen. Schädel. Den Vogelschädel richtig zu deuten, bietet sich neben der vergleichend anatomischen Betrachtung nur eine Hilfsquelle dar, die Entwickelungsgeschichte. Pflegen auch einige der Gesichtsknochen durch deutliche Nähte oder Gelenke für immer getrennt zu bleiben, so bildet die Gehirnkapsel beim erwachsenen Vogel einen einzigen Knochen, an dem keine Spur von Nähten mehr zu entdecken ist. Gleichwohl ist es von der grössten Wichtigkeit, Lage und Ausdehnung der einzelnen, den Schädel componirenden Knochen genau zu kennen, weil so allein die Morphologie desselben erkannt werden kann und damit zugleich manche Zweifel der Systematik zur befriedigendsten Lösung zu gelangen scheinen. Wenngleich also die Entwickelung des Schädels auf ein späteres Kapitel verschoben werden muss, so mag es doch erlaubt sein, bei den nach- folgenden Beschreibungen einzelne Stadien der Schädelentwickelung ein- zuflechten, soweit sie für die Deutung des ausgebildeten Schädels leitende Gesichtspunkte abgeben. Beim Studium des Vogelschädels bietet sich ausser dem Umstande, dass überhaupt die Knochen sehr frühe mit einander verwachsen, noch die Schwierigkeit, dass nicht sowohl die funetionell oder morphologisch verwandten Knochen, wie z. B. die einzelnen Theile des Hinterhauptes, immer zuerst unter einander verschmelzen, wie es bei den übrigen Wirbel- thieren im Allgemeinen der Fall ist, sondern dass oft ganz heterogene Knochen, wie z. B. ein Theil des Schläfenbeines und die Hinterhaupts- schuppe schon bei beginnender Ossification und früher mit einander sich vereinigen als die einzelnen Theile des Hinterhauptbeines unter sich. Zugleich zeigt sich aber bei den verschiedenen Familien auch häufig eine verschiedene Art der Verwachsung, sowie der Ausdehnung der Ver- knöcherung, und grade in dieser Beziehung bietet die Klasse der Vögel grosse Verschiedenheiten dar. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 2 18 Vögel. Das Hinterhauptsbein, os oceipitale, besteht aus dem Körper, den zwei Seitentheilen und der paarig oder unpaar ossifieirenden Schuppe. Zwei zum Schläfenbein ge- hörige Knochen finden bei diesem Erwähnung, obwohl sie regelmässig viel früher mit dem Hinterhaupte als mit dem eigentlichen os petrosum verschmelzen. Der Körper, os oceipitale basilare s. basioccipitale, der beim Embryo als eine Ossifieation rings um das vordere Ende der Chorda dorsalis erscheint, stellt ein langgezogenes, gleichschenkliges Dreieck dar, dessen Basis sich von oben über den Keilbeinkörper legt und mit diesem ver- wächst, dessen abgestumpfte Spitze ohne Ausnahme das Hinterhauptsloch, wenn auch nur in geringer Ausdehnung, umgrenzen hilft und die mittlere Partie des unpaaren Gelenkhöckers bildet (Taf. I. bo). An die Seiten des Dreiecks schliessen sich an die Seitenstücke, ossa oceipitalia lateralia (ossa occ. externa s. condyloidea oceipitis; ex-occipitals Owen). Besitzt der Körper niemals Löcher zum Durchtritt von Nerven oder Gefässen, so wird ein jedes der viereckigen Seitentheile durchbohrt von drei Löchern, einem median gelegenen für den Austritt des Nervus hypoglossus, einem mittleren für den Nervus vagus und accessorius und einem äusseren, der Gefässen zum Durchtritt dient (Taf. 2, Fig.5, 6 u.7). sie umgrenzen das Hinterhauptsloch unten und seitlich, bilden die Seitentheile des Gelenkhöckers (und zwar etwa die Hälfte seiner Masse), kommen aber nie zu gegenseitiger Berührung. Zu einem Ring geschlossen wird das Hinterhaupt durch die Schuppe, oceipitale superius (squama oce., supra-occipitale, ausgebreiteter Spinalfortsatz), welche entweder aus einem Verknöcherungspunkte ossi- fieirt, wie bei der Taube, Schwalbe ete., oder aus zweien, wie z. B. beim Huhn. Sehr häufig aber berührt die Schuppe die ocec. lateralia nicht, in- dem sich jederseits ein Knochen davorschiebt, der dann den Rand des Hinterhauptsloches mitbilden hilft, ein Knochen, der zuerst von Rathke bei der Natter gesehen, von Parker später als mastoideum gedeutet wurde; aber erst Huxley“) erkannte die richtige Bedeutung des Knochens, indem er zugleich dessen Homologon beim Menschen nachwies. Letzterer nannte ihn epi-otic bone, ein Name, der lege artis in os epohicum umzu- modeln ist, gebildet nach dem griechischen Worte Zrrwris. Bei der Be- trachtung des Schläfenbeins kommen wir auf diesen Knochen zurück. Das Hinterhaupts- oder Grundbein giebt das Mittel zur Verbindung zwischen Schädel und Wirbelsäule ab; es trägt den medialen einzigen. Condylus, der in einer entsprechenden Vertiefung des Atlas spielt. Dieser Gelenkkopf (Taf. 1—14 C) liegt gewöhnlich der Schädelbasis fest an, nur bei den grösseren Straussen, besonders den fossilen Dinornis-Arten, ist er deutlich gestielt (Taf. 4, Fig. 7C). Seine Form variirt von einer Halbkugel, wie bei den meisten Vögeln, bis zur querelliptischen oder *) Leetures on the elements of comparative anatomy. On the elassifieation of animals and the vertebrate skull. London, 1864, 8. p. 154 w £, Schädel. 19 Nierenform, wie bei Straussen und allen Gallinae mit Ausnahme von Tinamus, wo er sphärisch ist. Gewöhnlich ist er sehr klein, bei den Gallinae, Wasservögeln und Straussen relativ am grössten. Im Einvernehmen mit der freien Beweglichkeit des Kopfes auf dem Atlas ist das Hinterhauptsloch, foramen magmım fm, sehr gross; seine Ebene steht (bei wagerechter Stellung des Schädels) horizontal und schaut direct nach unten bei den Raubvögeln, Passerinen, Tauben; nach unten und hinten ist es gerichtet bei den meisten Hühnern, den Spechten, vielen sog. Sumpf- und Schwimmvögeln; ziemlich senkrecht steht es bei den Papageien, Enten, bei Platalla, Ciconia, Otis, Pelecanus leucocephalus ete., und endlich bei Bohlen, Pelecanus thajus, Phalacrocorax carbo u. a. schaut es sogar ein wenig nach oben. Umgekehrt ist bei den Schnepfen die hintere Schädelwand durch die exorbitante Entwickelung der Augen so sehr heruntergedrückt und der Clivus (der hintere Theil der Schädelaxe bis zum Türkensattel herauf) so steil gestellt, dass das Hinterhauptsloch sogar ein wenig nach vorn sieht (Taf. 4, Fig. 1/im). Etwas Allgemeines lässt sich hier kaum aufstellen, nur dies lässt sich begründen, dass in der Regel die steilere Stellung des Hinterhauptsloches bei den Wasser- vögeln zu finden ist, indem hier zugleich (grade wie bei den schwimmen- den Säugethieren) die Scheitelbeine am stärksten horizontal sich neigen. Ferner harmonirt mit der wagerechten Stellung des foramen magnum immer eine beträchtliche Grösse desselben, und vice versa. Während bei Vögeln mit nahezu senkrechtem Hinterhauptsloch eine Drehung des Kopfes wesentlich von den Halswirbeln ausgeführt wird, so besteht die Wendung des Kopfes bei solchen mit horizontalem Hinterhauptsloch wesentlich oder allein auf einer Rotirung auf dem Atlas, und in letzterem Falle kann ‚eine Zerrung des Riückenmarkes nur durch die bedeutende Grösse des for. magnum verhindert werden. Im ersten Falle ist der Gelenkkopf gross und nierenförmig, im letzteren klein und halbkugelförmig. Zuweilen findet sich zwischen oce. superius und den ossa parietalia jederseits eine Lücke, welche nur durch Bandmasse ausgefüllt ist. Solche Fontanellen, wie sie Meckel richtig nennt, trifft man an bei manchen sog. Sumpf- und Wasservögeln, als den meisten Gänsen und Enten, Phoenicopterus, Mormon, Alca, Cinclus, Charadrius, Recurvirostra, den Schnepfen, Kranichen, dem Löffelreiher und Ibis, während sie bei nahe verwandten Arten, wie Uygnus, Grus, fehlen. Alle echten Tauben, der Dodo, manche Eulen und Papageien be- sitzen ein kleines rundes Loch in der Hinterhauptsschuppe, das foramen supra-occipitale Parker’s, welches Owen jedoch bei Didunculus und Goura vermisste. Mit Unrecht wird es als Fontanelle aufgeführt; es ist vielmehr ein Gefässloch. Eigenthümlich ist dem Carbo cormoranus und 0. graculus, aber auch nur diesen beiden, ein an dem occip. superius durch Bandmasse ver- bundener,; dreieckig in nach hinten gerichteter Knochen, 2 * % Vögel. welcher die Ansatzfläche der den Kopf bewegenden Muskeln soz. ver- grössert; er ist ein Sehnenknochen und gehört nicht zum Schädel. An der Basis des Condylus findet sich oft eine kleine mediale foss«a subcondyloidew (Alphonse Milne-Edwards), welche während der stärksten Flexion des Kopfes auf dem Halse den Körper des Atlas auf- nimmt. Das hintere Keilbein, os sphenoides s. sphenoideum (sphenoideum posterius A utt.) zerfällt beim jungen Vogel in fünf Knochen. Der bei allen Vögeln sehr grosse Körper, basisphenoides (bs), deckt das vordere untere Drittel des occip. basılare, mit diesem ver- wachsend, während es nach vorn in das Rostrum sphenoides verlängert ist (Taf. 4, Fig. 6, 7, 10, 11R), das sich bei den straussartigen Vögeln in seiner grössten Ausbildung zeigt (Taf. 3, Fig. 2—3). Das basisphenoides, welches schon sehr frühe, lange vor dem Grundbein, verknöchert, entsteht immer aus vier Össificationscentren, zwei oberen, die Kölliker*) und Huxley **) pre-sphenoidale nannten, die ich als basisphenoides superius deute, und zwei untere, welche Huxley para-sphenoids nennt, die man besser als basisphenoides inferius ansieht. Für die letzteren führte schon Parker***) den neuen Namen basi-temporale ein, der jedoch nicht gut gewählt ist; denn die Ossificationspunkte derselben entsprechen, wie Parker selbst richtig aufführt, den Lingulae des menschlichen Schädels. Diese basisphenoides inferius sind bei den Reptilien ebenfalls nachgewiesen, erhalten aber beim Vogel eine ganz spezifische Bedeutung: Als zwei in der Mittellinie verwachsende und seitlich bis zum margo tympanicus aus- gedehnte, sehr dünne Knochenplatten decken sie von unten einen grossen Theil des basisphenoides superius, des petrosum, der occipitalia lateralia und basılare zu, indem sie zugleich die Decke abgeben für die Eustachi- schen Trompeten und die aus dem Grunde der sella turcica tretenden Knochenröhren, welche die Arteriae carotis internae umhüllen. Die Ränder des basisphenoides inferius verwachsen sehr frühe schon auf’s Innigste mit den genannten Knochen, welche von ihm überdeckt werden; nur seitlich wird der freie untere Paukenrand immer von ihm gebildet, während es nach vorn die Oeffnungen der Tubae Eustaehii umgrenzt, die beide ge- wöhnlich einen einzigen gemeinschaftlichen, medialen knöchernen Eingang haben, zuweilen aber auch, bei breiten und durch Diplo@ stark aus- einandergetriebenen Schädeln, weit getrennte knöcherne Eingänge besitzen. Für gewöhnlich sind die Tuben zu knöchernen Röhren geschlossen; nur beim Albatross, Ardea, Balaeniceps, Dinornis, zum Theil auch bei Dromaeus Novae Hollandiae, sind sie offen, bilden also nur eine knöcherne Rinne, deren untern freien Rand dann das basisphenoides inferius bildet *) Berichte der Königl. Zool. Anstalt. Würzburg, 1849. 4. p. 40. **) Lectures on the Elements of Comparative Anatomy. — On the Classification of Animals and on the Vertebrate Skull. London, 1864. p. 219. ***) On the Osteology of Balaeniceps rex (Gould), in Transaet. Zool. Soc. Lond. Vol. IV. 1862. p. 269—351. Schädel. 1 (vergl. Buchstabe E in Taf. 3, Fig. 1, 3 u. Taf. 8, Fig. 11). — Die in die Hirnhöhle schauende Fläche des basisphenoides superius stützt die Hirn- basis; von ihm wird auch der Türkensattel gebildet mit Ausnahme der vordern Sattelleiste, die dem vordern Keilbeinkörper angehört und, je nachdem letzterer verknöchert ist oder nicht, knöchern oder knorpelig ist (vergl. Taf. 2, Fig. 5—11 und Taf. 3, Fig. 1). Zwischen. basisphenoides superius und inferius findet sich, ohne irgend eine Ausnahme, ein Luft- raum eingeschlossen, der mit der Paukenhöhle eommunieirt und in welchem die knöchernen Carotiden-Kanäle verlaufen, gehalten durch viele kleine Knochenbälkchen (Taf. 1, Fig. 6 W und Taf. 4, Fig. 3 DD‘). Für das Rostrum sphenoides habe ich bisher nie besondere Össifieations- punkte entdecken können; der Schnabel ist am stärksten und grössten bei den Straussen, besonders Dinornis (Taf. 4, Fig. 6, 7, 10, 11 u. Taf. 5, Fig. 2, 3 R), relativ klein bei den Gallinae, Passeres u. a. Gewöhnlich wird die Spitze des Rostrums als ‚vorderer Keilbeinkörper“ angesehen *). Zur Artieulation mit den Flügelbeinen entspringen bei vielen Vögeln oberhalb, unterhalb oder an der Basis des Rostrums ein Paar Flügelfort- sätze, die man processus pterygoidei ossis sphenoidis (ppt) nennen kann — die basi-pterygoid processes der englischen Autoren (Taf. 4, Fig. 6, 11). Sie finden sich bei den Straussen, Eulen, Lamellirostres u. v. a., und ihr Vor- kommen oder Fehlen ist zwar meistens für ganze Familien charakteristisch, aber nicht immer. So fehlen z. B. diese Fortsätze dem Albatross und sämmtlichen Verwandten (den Longipennes) mit vielleicht einziger Aus- nahme von Procellaria, wo sie sogar sehr gross sind. Bei Caprimulgus und einigen andern berühren diese Fortsätze die Flügelbeine nicht und zwischen ihnen ist nur eine Sehne ausgespannt. Die Flügeltheile, os alisphenoides (nieht alae temporales), machen den wesentlichen Theil der hintern Augenhöhlenwand aus (Taf.2, Fig. 9—11as). Ganz charakteristisch liegen” sie unmittelbar an und vor dem petrosum und dem Austritte des zweiten und dritten Astes des Nervus trigeminus. Sie sind stets ossifieirt und meistens ganz vollkommen. Unten ruhen sie auf dem basisphenoides sup., lateralwärts stossen sie an das os sguamosum, petrosum und auch zuweilen an das os mastoideum, vorn an das os orbito- sphenoides, oben an das os frontale, sehr selten aber an das os parietale, indem das Schuppenbein dieses zurückdrängt. Das vordere Keilbein, das ich os heloides (os sphenoideum anterius Autt.) nenne**), scheint im Vogelschädel eine ganz andere Lage zu haben als bei den übrigen Wirbel- *) Vergl. die exacten Studien O. Köstlin’s. Der Bau des knöchernen Kopfes in den vier Klassen der Wirbelthiere. Mit 4 Tafeln. Stuttgart, 1844. 8. — Ferner C. G. Carus, Lehrbuch der vergleichenden Zootomie. 1834. IL. p. 186 u. f£ — R. Wagner, Lehrbuch der Zootomie. Leipzig, 1843—1845 (3 Lieferungen). p. 517 u. f£ — M. J. Weber, Die Skelete der Haussäugethiere und Hausvögel. Bonn, 1824. **) Einzig und allein das Bedürfniss, für diesen Knochen einen eigenen Namen zu haben, hat mich zur Aufstellung eines neuen Namens veranlasst. Ganz abgesehen davon, dass sich 22 Vögel. thieren (Taf. 2, Fig. 11ps). Denkt man sich aber die vordere Partie der Hirnkapsel in einem Säugethierschädel beiderseits zusammengedrückt bis zur Berührung der rechten und linken Wand, so erhält man ungefähr das Modell für den Vogelschädel: die foramına optica fallen zusammen und der Türkensattel steht auf der vordersten Grenze der Hirnhöhle, während die kleinen Keilbeinflügel (os aliheloides), das os basiheloides und efhmoideum zu einem medialen Septum zusammenschrumpfen, das nur mit der hintern Kante (os heloides) noch an die Hirnhöhle herantritt. Zu- gleich aber ist das basisphenoides nach vorn in einen Schnabel ausgezogen, der dem ganzen Septum zur Basis dient, indem er (von hinten nach vorn gezählt) mit dem basiheloides und ethmoides auf’s Innigste schon sehr frühe verschmilzt. Die Abbildungen von jugendlichen Schädeln auf Tafel 2 u. 3 veranschaulichen das Gesagte. Cuvier nannte das aliheloides „sphenoide anterieur“, Geoffroy „entosphenal“, Hallmann „os innominatum“, Agazziz (und auch Owen früher) „ethmoide eranien“, Owen (später) „ento-sphenoid“, Huxley „orbito-sphenoid“, andere Autoren „alae orbitales“ u. s. f. Gleichwohl ist die Homologie dieses Knochens mit dem kleinen Flügel des menschlichen Keilbeins auf’s Deeiseste ausgeprägt durch das foramen opticum, welches er umgiebt. Lateralwärts stösst das aliheloides jederseits (falls es über- haupt ‚ossifieirt, was nicht immer der Fall ist) an das alisphenoides, welcher Knochen durch das foramen ovale charakterisirt ist, oben an das frontale, vorn stösst es mit dem gleichnamigen der andern Seite zu- sammen und verschmilzt mit diesem zu einem Septum, das vorn bis an das Riechbein reicht, unten ruht es auf dem basihelordes. Ist so das os aliheloides im Vogelschädel relativ sehr gross, indem es den vordern mittleren Theil der Gehirnkapsel und einen grossen Theil des Interorbitalseptums bildet, so tritt das basiheloides (sphenoideum basilare anterius der Autoren) sehr zurück. Die Schädelhöhle nur zum kleinen Theil berührend, sofern es die vordere Leiste des Türkensattels und die nächstgelegene Partie formt, bildet es im Allgemeinen den mitt- leren Theil des Augenhöhlenseptums, hinten und oben an das os aliheloides angrenzend, vorn an das os ethmoides, unten ruhend auf dem Körper und Schnabel des basisphenoides. basi- und aliheloides bleiben bei vielen Vögeln durch’s ganze Leben häutig oder verknöchern nur sehr unvollständig; immer aber geht die Össification sehr spät vor sich. So fliegen die Tauben aus, ehe das aliheloides verknöchert ist, beim Huhn und Emu aber hat es schon eine be- trächtliche Grösse erreicht, ehe die Ossification auch an das alisphenoides mit solchen Ausdrücken, wie sie nach der alten Nomenklatur, die zufälligerweise vom Menschen hergenommen ist, resultiren, als z. B. os basisphenoides posterius superius, gar nicht operiren lässt, so hat die Entwickelungsgeschichte des Wirbelthierschädels genügend die Selbstständig- keit dieses Knochens gezeigt. Da er zugleich dem hintern Keilbein morphologisch verwandt ist, wähle ich mit Willen einen ähnlich auslautenden Namen, von #4og Nagel, Zwickel, Keil, und eidog Gestalt, hergeleitet. Schädel. 33 herantritt. Sehr unvollständig auch beim erwachsenen Vogel bleibt das Septum bei den Rallen, Wasserhühnern, Passerinen, Sylviaden, dem Cormoran und Nashornvogel (Taf. 14, Fig. 8); ziemlich unvollständig bei den Tagraubvögeln, Tauben, Hühnern, den kleineren Reiherarten, den Albatrossen; sehr vollständig ist es bei den Papageien, Spechten und den meisten sog. Klettervögeln, den Straussen, Ciconia, Balaeniceps, Didus, Palapteryx. Zellig und dick aufgetrieben bei Caprimulgus americanus, Strix flammea u. a. Zwischen alisphenoides und aliheloides treten nach vorn in die Augen- höhle immer eine Anzahl Nerven durch, deren jeder für gewöhnlich sein besonderes foramen besitzt. Zuweilen aber, und besonders wenn die _Verknöcherung beider genannter Knochen unvollständig bleibt, schmelzen diese Nervenlöcher mit dem foramen opticum zu einem gemeinsamen „foramen lacerum anterius“ (Owen) zusammen. Die hier austretenden Nerven sind: der erste Ast des frigeminus (V), der opticus (II), trochlearis (III), oculomotorins (IV) und abducens (VI). Der Nervus olfactorius (I) verlässt die Schädelhöhle da, wo frontale und aliheloides zusammentreffen ; er verläuft dann ausserhalb des Septums auf der Vereinigungslinie der zwei erwähnten Knochen nach vorn, bisweilen zum Theil knochig über- brückt (Taf. 1, Fig. 6; Taf. 2, Fig. 2; Taf. 4, Fig. 3). Die Seitenbeine, ossa parietalia (vgl. die Schädel auf Taf. 2p), bilden das hintere Schädel- dach. Medianwärts treffen sie immer zusammen, hinten werden sie von dem oceipitale superius, vorm von den ossa frontalia begrenzt. Sie sind nie sehr gross, meist leicht gewölbt und nach aussen convex, wie bei den Passerinen, Tauben, Otus vulgaris; seltener flach wie bei Strix flammea, Didus, Dinornis u. a. Die sie trennende Naht erhält sich lange, nämlich noch bis nach der Verwachsung der vier Hinterhauptstücke. Die Stirnbeine, ossa frontalia (Taf. 2 und 3f), sind, abgesehen von dem Zwischenkiefer, die grössten Knochen des Vogelschädels. Jedes derselben bildet 1) den grössten Theil der obern Schädeldecke, 2) nach vorn und abwärts sich einbiegend einen nicht unbedeutenden Theil der hintern Augenhöhlenwand, 3) nach vorn sich verschmälernd und bis zur Nasengegend verlängert die Decke der Augenhöhlen und die Ansatzfläche für die Schnabelwurzel. Sie treffen in dieser Ausdehnung, von hinten nach vorn, mit den os parietale, mastoideum, allermeist auch dem os sgquamosum, dem os ali- sphenoides, aliheloides, ethmoides, Tacrymale, nasale, mazxillare und inter- mazxillare jederseits zusammen. Die verschiedenen Entwickelungsstadien lehren, dass anfangs die vordere Kante des frontale mit den Nasen- und Zwischenkieferbeinen nicht zusammentrifft, indem die obere horizontale Platte des Riechbeins sie von einander trennt — eine Anordnung, welche sich bei den Straussen und wie es scheint auch den (Caprimulgidae 24 “Vögel. zeitlebens erhält; bald aber wachsen die Stirnfortsätze des nasale und intermaxillare über das Riechbein herüber, legen sich auf dasselbe auf und verwachsen endlich mit ihm und dem vordern Theile der Stirnbeine (vergl. Taf. 2, Fig. 8; Taf. 3, Fig. 2). Zum Stirnbeine gehört noch ein anderer Knochen jederseits, der den processus orbitalis posterior darstellt, dessen besonderes Knochencentrum zuerst von Owen nachgewiesen ist. Nur beim Emu bleibt dieses durch’s ganze Leben vom frontale getrennt (Taf. 5, Fig. 7 f'). Die Stirnbeine tragen, wie bei Säugern die Hörner, so bei den Vögeln die hornartigen Vorsprünge, welche den Kopf des Helmcasuars (Taf. 5, Fig. 6), Perlhuhns (Taf. 6, Fig. 12) ete. auszeichnen. Eine sehr merkwürdige sexuelle Verschiedenheit findet sich noch im Schädel der Hollenhühner, indem nur im männlichen Schädel die frontalia zu einem Höcker aufgetrieben sind, auf dem der Federbusch steht. Eigenthümlich sind vielen Wasservögeln zwei tiefe, halbmondförmige Gruben auf dem die Augenhöhlen überdachenden Theile des frontale; es sind die fossae supraorbitales (superorbital glandular depressions Owen), die oft in der Mittellinie nur noch durch eine scharfe Knochencerista ge- schieden sind (Taf. 9). Bei Phoenicopterus sind die Eindrücke schwach, bei einigen Enten (A. moschata, spectabilis ete.) fehlen sie, bei andern sind sie ziemlich deutlich (A. bernicla z. B.). Am grössten und tiefsten finde ich sie beim Albatross, Alca impennis, Uria grylle u. s. f., wo im Grunde der Knochengrube vielfache Durehbohrungen des hier sehr dünnen os frontale zu finden sind. Es ist das der Uebergang zu Tinamus, wo der ausserhalb der Grube liegende Theil des frontale in eine Anzahl Schilder zerfällt, welche nur durch Bandmasse verbunden sind (Taf. 6, Fig. 3). Knochen welche das Gehörorgan umschliessen, ossa periotica (Huxley). Das os petrosum oder Felsenbein der Autoren nannte Cuvier „rocher“ und sah es als Homologon des Felsentheils des menschlichen os temporum an. Zwei Knochen nehmen aber noch an der Bildung des Labyrinthes Theil, welche lange verkannt wurden, weil sie sehr frühe, schon während der Ossifieation, mit den Knochen des Hinterhaupts verwachsen und sich so der Beobachtung entziehen; es sind dies 1) die ossa mastoidea, die sich schon beim nestjungen Vogel mit den occipitalia lateralia bis zum vollkommnen Verschwinden einer Naht vereinigen und 2) zwei Knochen, die ich nach Huxley’s*) Vorschlage ossa epotica (epi-otie bones Huxley) nenne, welche schon ganz frühe mit der Hinterhauptschuppe verschmelzen. Die letztgenannten Knochen sammt dem rocher Cuvier’s entsprechen aber erst der pars petrosa des menschlichen Schläfenbeins, und so schlägt Huxley für das rocher Cuvier’s den neuen Namen pro-oticum vor, um durch den Namen petrosum die Gefahr einer Verwechslung mit dem *) Lectures 1. c. Schädel. 25 petrosum der Säugethiere zu vermeiden. Gleichwohl behalten wir hier den alten eingebürgerten Namen bei. Obwohl Function, Form und Lage dieses petrosum der Vögel eine und dieselbe Sprache reden, so ist grade dieser Knochen allermeist ver- kannt worden und ifs bibliography — wie Parker mit Recht sagt — is frightful. Durch einige Nervenlöcher ist seine Lage genau gekenn- zeichnet, denn an seinem vordern Rande liegt stets das foramen ovale (dessen hintere oder untere Hälfte es begrenzt), am hintern Rande die fenestra ovalis, in welche der einzige Gehörknochen, die Columella, sich legt. Fenestra ovalis und fenestra rotunda, die beiden einzigen Einführungs- gänge in das Labyrinth, bezeichnen die Verwachsungslinie von petrosum und oceipitale laterale, und indem das petrosum nach innen in die Hirn- höhle weit vorspringt, stösst es oben und hinten mit den os parietale und epoticum, unten und vorn mit dem basisphenoides zusammen (Taf.2, Fig. 9); sein vorderer Rand zieht quer durch die Mitte derjenigen Schädelgrube, welche die Vierhügel aufnimmt. Die vordere oder obere Begrenzung des foramen ovale wird lateralwärts von dem alisphenoides, medianwärts von ‘dem basisphenoides gebildet, so dass dieses für den Austritt des 2. und 3. Astes des Nervus trigeminus bestimmte Loch von drei Knochen gebildet ‚wird. Nur bei Tinamus ist das for. ovale durch eine Knochenleiste in zwei Löcher getheilt, wie es sonst nur noch von Fischschädeln bekannt ist. Allgemein werden von dem petrosum die oberen drei Viertel der Cochlea, der innere Gehörgang und der obere (vordere) Theil der fenestra ovalis, der vordere vertikale sowie der äussere halbzirkelförmige Kanal und endlich der untere Theil des hintern vertikalen halbzirkelförmigen Kanals gebildet (Taf. 2, Fig. 12 pt). Das Zitzenbein, os mastoideum (Taf. 2, Fig. 10m u. 12m), wurde von Cuvier als „occipital externe“, von Hallmann als dem mastoideum des Menschen gleichwerthig betrachte. Huxley nennt es mastoid, später aber „opisthotic.‘ Es ist ziemlich klein und verschmilzt, wie es zuweilen bei den Reptilien geschieht, so bei den Vögeln immer, schon frühe mit dem os ocecipitale laterale. Auch bei einigen Säugethieren *) verschmelzen sie nicht (wie doch sonst allgemein der Fall ist) mit dem petrosum, son- dern nur mit dem oceipitale, ebenso bei den Krokodilen, Schlangen und Batrachiern, während sie bei den Schildkröten isolirte und durch Nähte . getrennte Knochen bleiben. Im alten Vogelschädel ist das mastoideum unten mit dem petrosum und basisphenoideum inferius, vorn mit dem os sguamosum, oben mit dem parietale, hinten mit dem epoticum und oceipitale laterale verwachsen. Vom Gehörorgan beherbergt es den untern Theil der Cochlea bis zur fenestra rotunda und fenestra ovalis; ebenso entwickeln sich aus ihm die Knochenröhren, in welchen die Arteria carotis interna verläuft; endlich trägt es, nebst dem petrosum und squamosum, zur Bildung der innern und hintern Paukenflur bei. #) Bei Plecotus vespertilio und Molossus. 26 Vögel. Das os epotieum*) bildet den mittlern Theil des hintern vertikalen halbzirkelförmigen Kanals (Taf. 2, Fig. 12ep). Schon sehr frühe ver- knöchernd ,‚ drängt es sich zwischen oceipitale superius, o. laterale und os parietale, zwar so, dass es von aussen deutlich zu sehen ist. Bei den Hühnern aber wird es von aussen von dem occip. superius vollständig zugedeckt. Wird häufig der obere Rand des Hinterhauptslochs nur durch das occ. superius gebildet, wie beim Huhn, den Raubvögeln, Tauben, Enten, Reihern, Totanus u. a., so wird dasselbe zuweilen durch die rasche Entwickelung des epoticum in seiner Ausbreitung gehindert, wie z. B. bei den Passeres und Schwalben, so dass das epoticum jederseits an der Um- srenzung des foramen magnum theilnimmt (Taf. 2, Fig. 5, 6, 7, 13ep). In den ersteren Fällen ist das epotieum von aussen gar nicht zu sehen oder erscheint nur als ein kleiner Knochen; in den letzteren Fällen ist aber gewöhnlich ein jeder derselben grösser als die ganze Hinterhaupt- schuppe, bei den Passeres wohl zehnmal so gross. Beim Huhn, Reiher, Enten, Totanus ossifieiren die oceipitalia superiora, deren Verknöcherungs- punkte sich meist sehr nahe liegen oder sogar in einen verschmelzen, viel früher als die epotica; bei den Passeres und Schwalben finde ieh eine ungefähr gleichzeitige Verknöcherung. Unter sieben nestjungen Schwalben- schädeln (Horundo rustica), aus zwei Gelegen stammend, zeigte einer noch keine Spur einer Verknöcherung, ein anderer Spuren von Verknöcherung in den epotica, in einem dritten war nur die Squama des Hinterhaupts ossifieirt, und die übrigen vier Schädel wiesen schon die knöcherne An- lage der mittleren Squama und der seitlichen epotica auf (Taf. 2, Fig. 6 und Taf. 3, Fig. 10). Dass Knochen, welche die Gehörkapsel mitbilden, an der hintern Schädelwand von beiden Seiten nach der Mittellinie so nahe zusammen- rücken, ist für den Vogelschädel eigenthümlich. Besonders in den kleineren Arten liegen die hinteren halbzirkelförmigen Kanäle nur einen oder ein Paar Millimeter von einander entfernt, während sie z. B. bei den Enten 1—2 Centimeter auseinander stehen (vergl. Taf. 4, Fig. 3). Dass das epoticum ein gesonderter, functionell zu den Ohrknochen gehöriger Knochen ist, erscheint sehr wahrscheinlich. Es frägt sich nur, ob nicht vielleicht die äussere Knochenlamelle zum oceipitale superius zu rechnen sei, indem dieses dann aus 3 oder 4 Ossifieationspunkten ent- stehe. So sehr ich auch an dieser Annahme festzuhalten suchte, konnte ich doch keine Bestätigung derselben finden, weder an frischen oder getrockneten jugendlichen oder embryonalen Schädeln, noch an horizontal geführten mikroskopischen Querschnitten: immer konnte ich eine ring- förmige Verknöcherung (des os epoticum) um den halbzirkelförmigen Kanal nachweisen, welche bis an die äussere Schädelfläche reichte, *) H, Stannius führt an, dass die Oceipitalia lateralia einen Theil des Gehörlabyrinthes mit aufnehmen; dieser Theil ist jedenfalls dem os epoticum entsprechend. — Lehrbuch der vergleich. Anatomie der Wirbelthiere von H. Stannius. Berlin, 1846. p. 263. Schädel. 97 zugleich aber getrennt war von der Hinterhauptsschuppe (Taf. 3, Fig. 10). Wäre das „os epoticum‘ dennoch ein Theil der Hinterhauptsschuppe, so würde damit beim Vogel das Homologon des epoticum, wie es die übrigen Wirbelthiere besitzen, fehlen (vergl. Huxley, Lectures, p. 154). Und so kämen wir denn zu dem höchst auffallenden Resultate, dass bei vielen Vögeln das Hinterhauptsloch zum Theil auch von einem Öhrknochen be- grenzt wird, während es bei andern (z. B. den Hühnern) nicht der Fall ist. Die vorgerückte Jahreszeit schneidet mir die Gelegenheit ab, ein grösseres Material von jugendlichen Vogelschädeln zusammenzubringen und diese Untersuchung zu Ende zu führen; bei der Entwickelung des Schädels werde ich aber die Gelegenheit ergreifen, diese Frage fort- zuführen. Das Schuppenbein, os squamosum (Schläfenschuppe), liegt jeder- seits am Schädel hinter dem alisphenoides (Taf. 2, Fig. 10, 11; Taf. 3, Fig. 2 sg). Es ist gewöhnlich sehr gross, und während das »etrosum fast nur auf der Innenseite des Schädels zu sehen ist, so scheint das sguamosum die Function eines Deckknochens zu haben, indem es sich über die Ränder des angrenzenden petrosum, parietale, alısphenoideum und mastoideum (falls es dieses erreicht) von aussen herüberlegt. An der Unterseite bildet es entweder alleın oder in Verbindung mit dem alisphenoides die foss« glenoidalis für das Quadratbein. Fälschlich nannte es Cuvier „temporal“, Owen „mastoid.“ Für gewöhnlich bildet das Schuppenbein den äussern Rand der hinteren Augenhöhlenwand, oft aber stossen alisphenoides und Schuppenbein in diesem Rande selbst zusammen, so dass bei der Vorder- ansicht des Schädels das squamosum kaum zu sehen ist (Taf. 2, Fig. 11; Taf. 3, Fig. 1). Die Schuppe bildet einen hintern und bisweilen (aber dann meist in Gemeinschaft mit dem alisphenoides) einen vordern Fortsatz; beide schliessen die Schlafgrube, foss@ temporalis, ein. Der hintere, processus zygomaticus, ist sehr stark bei den Straussen, Hühnern, Papageien; bei den sog. . Sumpf- und Wasservögeln ist er schwach, und bei den Enten fehlt er ganz. Der vordere, processus orbitalis posterior, zu dessen Bildung ge- wöhnlich auch das alisphenoides beiträgt (wie bei den Straussen, Hühnern, Pinguinen ete.) und der selten von der Schuppe allein gebildet wird, ver- bindet sich bei den Papageien mit dem Thränenbein (Taf. 14). Zuweilen ver- einigen sich auch die Spitzen beider Fortsätze so dass die Schläfengrube zu einem Loche geschlossen wird, so bei vielen Hühnern und einigen Papageien (P. amazoniceus z. B.). Bei Tetrao urogallus zerfällt der vordere Fortsatz in mehrere, durch Sehnen verbundene Knochen (Taf. 6, Fig. 10). Sehr lang sind sie bei den Zamellirostres, indem sie mehr oder weniger weit dem hintern Fortsatz des Thränenbeins entgegenkommen, bei Den- drocygna arenata mit diesem verwachsend; am längsten bei den Papageien, wo sie allermeist mit dem Thränenbein verschmelzen und so die knöcherne Umgrenzung der Augenhöhle unten zu einem Ringe schliessen. Ganz ähnlich bei Tinamus, indem jedoch dieser untere Knochenbogen der 28 „ Vögel. Augenhöhle in viele einzelne, durch Sehnen verbundene Stücke zerfällt (Taf. 6, Fig. 1—3), eine Bildung, die schon bei Tetrao urogallus angedeutet ist (vgl. Taf. 6). Das Riechbein, os ethmoides (Siebbein) (Taf. 2, Fig. 8, 10; Taf. 3, Fig. 2e), nimmt, wie schon erwähnt wurde im Gegensatz zum Säugethierschädel, nicht an der Bildung der Gehirnkapsel Theil; es ist nicht mehr ein „cranialer“, sondern ein „facialer“ Knochen. Im Allgemeinen ist es sehr ausgebildet und besteht aus einem oberen horizontalen und einem vertikalen, das Septum mitbildenden Theile; jener liegt unter den hintersten Enden der Nasalia und zwischen den Nasenfortsätzen des Stirnbeins, trägt in dieser Be- ziehung also zur Festigkeit des Augenhöhlendaches bei; der senkrechte Theil, welcher beim Strausse, Alca, Buceros, den Kukuken, Caprimulgidae, Eulen, Papageien und sehr vielen andern diek und hohl ist, schliesst das knöcherne Interorbitalseptum nach vorn ab. An der Grenze des verti- kalen und horizontalen Theiles (deren Querschnitt T-förmig ist) zieht sich jederseits eine Furche, seltener ein Kanal (beim Reiher z. B.) hin, in welchem der Nervus olfactorius ruht. Nur allein beim Apteryx findet sich eine Art Lamina ceribrosa ausgebildet, sonst tritt der Riechnerv stets durch ein einfaches rundliches Loch in die Nasenhöhle ein. Gewöhnlich von der Mitte der pars perpendieularis entspringt häufig jederseits ein processus lateralis, der sehr stark bei den Schnepfen, Möven, Tauben, Platalea, vielen Hühnern, Passeres u. a., der bei Anas, Anser, Cygnus, Colymbus, Podiceps u. a. aber fehlt.. Der knöcherne Theil dieses Seitenfortsatzes ragt entweder frei in die Augenhöhle oder er verwächst mit dem Thränen- bein wie bei den Raben z. B., oder er bildet endlich eine vollkommne undurchbrochene vordere Augenhöhlenwand, verschmelzend mit allen um- gebenden Knochen, wie z.B. bei Buceros. Sehr weit nach aussen breiten sich die mächtig entwickelten Seitenfortsätze des Siebbeins bei den Raben aus, so dass sie das Thränenbein nach vorn drängen, dasselbe nach rechts und links seitlich überragend, und zwar verwachsen sie beim Kolkraben (©. corax) mit dem Thränenbein innig, bei den kleineren Raben legen sie sich aber nur fest hinter und auf dieses an, ohne mit dem Thränenbein zu verschmelzen, so dass sie bei der Maceration meist verloren gehen. — In ganz jungen Schädeln liegt das ethmoides auf der obern Schädelfläche frei zu Tage; bald aber wird es von den processus frontales der Nasenbeine überwachsen und überdeckt. Nur bei den Straussen, und wie es scheint auch bei Caprimulgiden, wird es nicht in dieser Weise zugedeckt, und bleibt auch in alten Schädeln von oben zu sehen. Die vordere obere Ecke des Riechbeins verschmilzt regelmässig mit den hintern Zipfeln der processus frontales ossis intermazillaris. Das Pflugschaarbein, os vomeris (Vomer), ist im ausgewachsenen Vogelschädel ein unpaarer Knochen, der gewöhnlich den hintern Theil der Nasenhöhle und die Schädel. 99 Choanen in zwei Theile theilt. Meist hat er die Gestalt eines Stäbchens, welches auf dem Rostrum des Keilbeins oder auf den Gaumenbeinen ruht; oft trifft er mit der Maxilla zusammen; bald ist er frei, bald verwachsen (Taf. 2—14 V). In Lage, Grösse und Form ist er den allerweitesten Veränderungen unterworfen. Bald erscheint er als ein wichtiges Element im Mechanismus der Oberkieferbewegung, bald ist er zu einem nadelknopfgrossen werth- losen Knöchelehen redueirt, bald fehlt er und ist nur häutig; ein andermal giebt er eine kräftige Stütze für den Oberschnabel ab oder erfüllt die Function eines Septums, wenn das Keilbein nur schwach ausgebildet ist, und so fort. Zeigt der Vomer innerhalb einiger grosser Gruppen in seiner Form und Lage die grösste Constanz, so varürt er bei andern Gruppen von Art zu Art. Bei der Betrachtung des Oberkiefer- Gaumenapparates kommen wir hierauf noch einmal zurück. & Insoweit der Vomer eine Stütze ist, geeignet, die Hebelverrichtung der relativ schwachen Jochbögen und Gaumenbeine zu verstärken, gilt die Regel Goodsir’s, dass der Vomer da am stärksten sei, wo die Gaumenbeine schwach sind und vice versa. Giebt es hiervon auch eine Menge Ausnahmen, so lassen sich diese doch gewöhnlich auf eine andere plausible Weise erklären, ohne dass wir genöthigt würden, dem Vomer eine andere fundamentale Bedeutung unterzulegen als die einer Stütze. So findet man bei manchen Wasservögeln, welche einen sehr dieken und langen Schnabel haben wie der Albatross, starke Palatina und einen starken Vomer. Et exceptio affirmat regulam. Ueber die verschiedenen typischen Formen des Vomer siehe unter „Kiefergaumenapparat.“ Die Flügelbeine, 0554 pterygoidea (0554 commumicantia, Verbindungsbeine Wiedemann), sind zwei freie, mehr oder weniger starke, kurz stabförmige Knochen, die jeder- - seits mit dem hintern Ende auf dem Quadratbein, mit dem vordern auf dem Gaumen- oder Keilbein, oder auf beiden artieuliren (Taf. 2—14pt). Berühren sie das Keilbein, so trägt dieses ein Paar Facetten, die, ge- wöhnlich gestielt, entweder hinten auf dem Keilbeinkörper ruhen wie beim Strauss (Taf. 5, Fig. 2, 3), oder an der Basis des Keilbeinschnabels wie bei den Eulen und vielen anderen, oder, mehrnach vorn gerückt, auf diesem selbst. Jedes Flügelbein besitzt nun eine ähnliche Facette, die in einen kleinen Sehnenfortsatz zusammenschrumpft, wenn Flügel- und Keilbein sich nicht ganz berühren sondern nur durch eine Sehne in directer Verbindung stehen, wie es am Schädel der Caprimulgidae der Fall ist. Solche vorderen, nahe der Basis des Rostrum entspringenden processus pterygoidei amteriores finden sich bei den Eulen, Tauben, Hühnern, Enten, Schnepfen (nicht bei Oedienemus), Procellaria (nieht bei Diomedea) u. v. a. ' 30 Vögel. Die Gaumenbeine, ossa palatina, sind zuerst von Vieq d’Azyr Gaumenbögen genannt, von Herissaut aber zuerst als die Homologa des os palatinum des Menschen gedeutet. Es sind zwei lange dünne, parallel nebeneinander her laufende Knochenplatten, die hinten auf Keil- oder Flügelbein, oder beiden zu- gleich articuliren, vorn aber stets mit dem Zwischenkiefer, oder auch der Maxilla verwachsen. Auch hinten können sie verwachsen sein, ent- weder direet oder durch Vermittelung des zwischen ihnen gelegenen Vomer. Nach der Mundhöhle zu sind die hintern Theile gewöhnlich schaufelföürmig eoncav, und nach aussen und hinten besitzen sie oft einen langen Muskelfortsatz (Taf. 1, Fig. 9y). Die Gaumenbeine bilden den grössten Theil der Gaumenfläche und umgrenzen die innern Nasenlöcher (Choanen) nach aussen und hinten. In beträchtlicher Ausdehnung sind ihre hintern Enden direct mit einander verwachsen beim Cormoran (Taf. 8, Fig. 6), Balaeniceps, Caprimulgus u. a.; für gewöhnlich sind sie aber ganz von einander getrennt. Bei den Hühnern sind sie schmal und stielförmig und am schwächsten entwickelt, bei den Papageien stark und senkrecht gestellt (Taf. 14); beim Strauss und Casuar stellen sie dünne, breite, wellige Knochenplatten dar, die mit den Flügelbeinen fest verwachsen sind; beim dreizehigen Strauss sind sie aber in gewöhnlicher Weise eingelenkt (vgl. Taf. 4 u. 5). Gewöhnlich liegen sie dicht neben einander; bei den Passeres und Straussen sind sie jedoch weit von einander entfernt; in allen Schädeln der Nacht- raubvögel sind sie stark nach aussen ausgebogen. Der Oberkiefer, os mazxillare, Maxilla, ist gewöhnlich ein kleiner Knochen, welcher einen Theil des untern Kieferrandes des Oberschnabels bildet, zum geringen Theil auch an der Bildung des Nasenhöhlen-Bodens beiträgt und immer mit Nasen-, Joch-, Gaumen-, Zwischenkieferbein, oft auch mit dem Vomer und Thränenbein, verwachsen ist. Gewöhnlich von der Form einer schlanken dreiseitigen Pyramide (mit einer äussern, innern und untern Fläche), dessen vordere Spitze sich in das Intermaxillare tief einsenkt, der nach hinten einen Jochfortsatz, nach oben den meist winzigen Nasen- fortsatz abgiebt. Seine relative Grösse ist sehr verschieden; bei den Hühnern ist er ein unbedeutendes, leicht zu übersehendes Knöchelchen, das nur noch durch die gekrümmten processus palatini die Aufmerksamkeit erregt (Taf. 6); bei den Reihern hingegen (Taf. 3, Fig. 1, 2) ist er nächst dem Intermaxillare der stärkste Knochen des ganzen Schädels! Die nie fehlenden Fortsätze, welche die Maxilla nach innen und hinten schickt, sah Nitzsch für Muscheltheile, Goodsir für ethmoidal Neurapophyses, Parker für Zurbinals oder später mit dem eigentlichen Maxillenkörper zusammen für prevomers*) an. Aber schon Meckel hatte *) W. K. Parker, On the Osteology of Gallinaceous Birds and Tinamus. (1862.) Plates XXXIV—XLI. p. 149—241; in: Transact. Zool. Soc. London. Vol.V. Part.3. London, 1864. 4. u Schädel. EN sie 1825 richtig als Fortsätze des Oberkiefers bezeichnet. Huxley nennt sie mawillo-palatine processes; nach der usuellen und gemeinverständlichen Nomenklatur müssen sie aber den Namen erhalten von demjenigen Knochen, mit welchem sich, sehnig oder knochig, verbinden, und dieses sind die Gaumenbeine. Wir nennen sie daher processus palatini masillae, Die obere Verbindung der Maxilla mit den Nasenbeinen ist fast aus- nahmslos; bei Struthio, Dromaeus und Rhea, aber nur bei diesen dreien, schiekt die Maxilla sogar einen langen processus nasalis nach oben, während diese Knochenbrücke im Uebrigen stets von den Nasenbeinen gebildet wird. ‚Die Verbindung mit dem Jochbeine ist nur bei den Papa- geien eine gelenkige, sonst immer eine innige Verwachsung; bei den Papageien würde das Jochbein, wenn es mit der Maxille verwachsen wäre, nicht die weiten Excursionen zulassen, welche der Oberschnabel bei der Auf- und Abwärtsbewegung macht; im Einvernehmen damit ist hier der Oberschnabel auftallender Weise dann auch nur sehnig mit dem Schädel verbunden, so dass er bei längerer Maceration abfällt. Der den knöchernen Gaumen bildende Theil der Maxille ist am grössten bei den Straussen; hier, ist er in breiter Linie mit den Gaumen- beinen verwachsen. Bei Khea, auch bei Dromaeus Novae Hollandiae, ist ausnahmsweise diese pars palatina mazillae vielfach durchlöchert (Taf. 4, Fig. 11; Taf. 5); sehr breit ist sie auch bei Podargus und Caprimulgus. Die knöcherne Gaumenplatte wird entweder von dem Maxillenkörper, dem vordern "Theil der Gaumenbeine, den proc. palatini mazillae und den Zwischenkiefern gebildet, oder von den ersten drei, oder den ersten beiden allein. Auch der Vomer kann (wie bei den Falken) daran Theil haben. In den meisten Fällen existirt jedoch ein mittlerer Hiatus oder Spalte, die von den Choanen bis in die Nähe der: Schnabelspitze reicht; häufig verschmelzen aber die proc. palatini mazxillae in der Mittellinie unter einander und mit dem Vomer, so dass der lange Spalt dann in eine vordere und hintere Hälfte zerfällt (Taf. 3, Fig. 3); durch Ausbreitung der Zwischenkiefer und der Maxillen kann endlich der vordere Spalt auch noch ganz überbrückt werden. Ueber das Typische in diesen Bildungen sehe man unter ‚„Kiefer-Gaumenapparat.“ Das Thränenbein, 05 lacrymale (vorderer Augenhöhlenfortsatz Wiedemann, prefrontal Mel- ville) (Taf. 2—141), stellt gewöhnlich einen beträchtlichen, selten abortiven, am vordern und äussern Rande der Augenhöhle gelegenen, stets mit einem Loch versehenen Knochen dar, der in Grösse, Gestalt und Ver- bindung grossen Verschiedenheiten unterliegt, welche wir unter sechs Gesichtspunkte zusammenfassen können. 1) Es verwächst mit Stirn- und Nasenbeinen (häufiger Fall). 2) Es verwächst nur mit den Stirnbeinen und artieulirt mit den Nasenbeinen (Drosseln, Lerchen). 3) Es verschmilzt mit den Nasenbeinen und artieulirt mit den Stirnbeinen (Vanellus). 4) Es verwächst gar nicht und ist mit 32 Vögel. Stirn- und Nasenbeinen nur sehnig verbunden, so dass es bei der Maceration leicht verloren geht (Reiher). 5) Es verwächst mit der Maxilla (Balaeniceps, Podargus). 6) Es verschmilzt mit dem Riechbein [Raben *)]. In verschiedenen Fällen kann es auch noch mit den Gaumenbeinen artieuliren wie beim Strauss, oder mit dem Jochbogen wie bei Balaeniceps, Otis, Ardea cinerea, Corvus, den Papageien und Raubvögeln. In der einfachsten Form besteht das Thränenbein aus einer kleinen Knochenplatte, welche in einer Ebene liegt mit dem obern Schädeldache, wie beim Haushuhn. Meistentheils besitzt es aber einen langen, nach unten gerichteten Fortsatz, der in verschiedenen Fällen (ähnlich wie beim Krokodil) den Jochbogen erreicht; es ist der processus orbitalis anterior der Autoren, welcher, wie oben erwähnt wurde, mit dem processus orbitalis posterior des os squamosum und alisphenoides bei den Papageien, einigen Schnepfenarten, nach Stannius’ Angabe auch bei einigen Enten, nach Wiedemann beim Schwan, eine untere Augenhöhlenbrücke bildet. Bei Psittacus erythacus bleiben beide Fortsätze weit von einander getrennt; ebenso bei den meisten Enten, wo das Thränenbein durchweg sehr breit und lang ist. . Bei vielen Vögeln trennen sich vom T'hränenbein einige kleine Knochen, die gleichwohl zu ihm gehören, obgleich sie nur durch Bandmasse mit einander verbunden sind. Bei den Adlern, Falken und Habichten findet sich ein solcher Knochen, bei Struthio camelus, Psophia erepitans, Perdix jwwanica drei bis vier; sie dienen dem Auge zum Schutze und finden sich da nur, wo die frontalia« in der Augengegend stark eingeschnürt sind oder das Augenhöhlenseptum durch seine Ausdehnung in die Breite die Augen nach aussen drängt. Beim Casuar und Nandu bleiben diese processus orbitales superiores deutlich vom Stirnbeine entfernt; beim Strausse tritt ihrem Ende ein processus lacrymalis ossis frontalis nahe, ohne sie jedoch zu berühren. Bei Sterna zerfällt der Jochfortsatz des Thränen- beins in mehrere ossa infraorbitalia, welche auf und parallel dem Joch- bogen gelegen sind. Aehnliche Knochen, die aber auch wohl dem Thränenbein zuzuzählen sind, beschrieb Brandt bei Haliaötos, Puffinus, Diomedea (Taf. 8, Fig. 11y), Tachypetes. — Die oben erwähnten ossa supra- orbitalia von Tinamus robustus gehören, wie es scheint, zu dem frontale. Die Thränenbeine treten immer deutlich hervor. Bei einigen Hühnern und Wasservögeln sind sie am kleinsten, bei den Lamellirostres, Tag- raubvögeln, Papageien, Straussen sehr gross und meist aufgeschwellt und dann immer pneumatisch. Sie empfangen die Luft aus der Nasenhöhle und ihre foramina pneumatica liegen medianwärts, also ganz versteckt; nur beim Kranich sind sie leicht auch von aussen zu sehen. Auffallend sind die in dieser Beziehung vorkommenden Anomalien, indem z. B. nach *) Vergl. Nitzsch, Ueber die Familie der Passerinen (aus dessen handschriftlichem Nach» lasse von 1536 mitgetheilt von C. Giebel), in: Zeitschrift f. d. gesammt. Naturwissensch. von Giebel und Heintz, Jahrg. 1862. 19. Band. pag. 389—408. 5 Schädel. 33 Nitzsch’s Angabe einmal das rechte Thränenbein eines Trappenschädels kein einziges, das linke hingegen zwei Luftlöcher enthielt. Die Nasenbeine, ossa nasalia (ethmoido-frontalia Goodsir) (?— 14), sind stets deutlich und gewöhnlich ziemlich gross. Von einem mittleren Theile schickt ein jedes Nasenbein drei Fortsätze ab, einen processus intermazillaris, der sich seitlich an die hintern Zwischenkiefer-Fortsätze legt und das Nasen- loch also oben begrenzt, einen absteigenden und nach vorn sich wenden- den processus mazxillaris, welcher sich mit der Maxilla vereinigt und das Nasenloch hinten begrenzt, und endlich einen hintern processus frontalis, der sich auf die horizontale Platte des Riechbeins legt und mit diesem und den Stirnbeinen verwächst. Beide letztere Fortsätze fehlen bei Struthio, Rhea und Dromaeus, wie schon oben ausgeführt worden ist, die letzteren fehlen den Papageien. So finden wir die nasalia im Allge- meinen verschmolzen mit dem frontale, ethmoides, maxillare und inter- mazillare, zuweilen auch mit dem lacrymale. Das Letztere trifft ein bei den Tauben, Eulen, Grus, Scolopax u. a., indem nasalia, frontalia und laerymalia zusammen einen aufgetriebenen Sinus bilden, und in diesem Falle bohren sich die zugespitzten processus frontales des Zwischenkiefers immer tief in die Frontalregion ein. Die Nasenbeine berühren sich gegen- seitig nur in den hintern, das ethmoides überlagernden Enden, übrigens sind sie von den schmalen Frontalfortsätzen des Zwischenkiefers getrennt. Einen absteigenden Ast, der den Geruchsnerv aussen begrenzte, be- sitzen die Vögel ebensowenig wie die Chelonier (mit Ausnahme von Hydromedusa, Chelone planiceps und pulchriceps); aus diesem Grunde läugnet Goodsir die nasalia beim Vogel ganz und hält die hier als Nasenbeine beschriebenen ‘Knochen für „ethmoido-frontalia.“ Zwischen Jochbogen, Thränenbein und absteigendem Ast des Nasen- beins findet sich gewöhnlich ein dreieckiger Raum eingeschlossen, der dann ganz abgeschlossen wird, sobald der absteigende Fortsatz des Thränenbeins den Jochbogen erreicht. Es treten durch diesen Raum mehrere Blutgefässe, und bei Dalaeniceps ist derselbe sogar bis auf einige Gefässlöcher ganz geschlossen. Der Zwischenkiefer, os intermazillare, i, (premazilla der englischen Autoren) bildet den vordern und grössten Theil des Oberschnabels und bestimmt dessen Form, unter- liegt also den grössten Formverschiedenheiten; immer aber ist er von ansehnlicher Grösse. Ursprünglich ist er aus zwei Knochen gebildet, deren jeder drei Fortsätze trägt: den processus maxillaris, der einen Theil des untern Schnabelrandes bildet und mit dem Oberkiefer verschmilzt, den processus palatinus, der die knöcherne Gaumenplatte mitbilden hilft, sich auch wohl mit den vordern Gaumenbeinenden vereinigt, oft aber auch ganz fehlt, und endlich den processus frontalis, der mit dem gleich- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 3 34 Vögel. namigen der andern Seite die Schnabelfirste bildet und zu den vordern Stirnbeinenden hinaufzieht, mit welchen er entweder artieulirt (alle Papageien) oder fest verwächst (alle andern Vögel). Im letztern Falle ist er dicht vor der Verwachsungsstelle dünn wie ein Blatt, dabei sehr fest und federnd, so dass er dein ganzen Oberschnabel, wenn dieser durch den Gaumenapparat von unten in die Höhe gedrückt wird, eine Exeursion in vertikalem Sinne gestattet. Diese biegsame Stelle liegt gewöhnlich hinter den Nasenlöchern; bei den Kolibris und Schnepfen (4, 1%) liegt aber diese Beugestelle des Schnabelrückens weit vor den Nasenlöchern, so dass nur die Spitze des Schnabels beweglich ist, so dass die Thiere die Schnabelspitze allein bewegen können, ohne den Schnabel ganz zu Öffnen. Bei Charadrius und Ibis finden sich beide Beugungspunkte zugleich. Bei Rhea findet sich die merkwürdige Ausnahme, dass die Stirnfort- sätze des Zwischenkiefers nicht mehr die Stirnbeine erreichen, indem die Nasenbeine den hintern Theil des Schnabelrückens bilden. Wenn eine Gaumenplatte ausgebildet ist, so ist diese gewöhnlich von einer medialen und zwei lateralen Längsfurchen durchzogen, während die äussern Schnabelränder immer scharfkantig vorspringen (8, 7). Nur selten ist die Gaumenplatte ganz flach wie bei Caneroma, Buceros, Upupa u. a. Im Schädel von Rhea und Caprimulgus sind zwei Drittel der ganzen Platte und des Zahnrandes von der Maxilla gebildet; bei den Lamellirostres ist etwa die Hälfte des Zahnrandes maxillar; der übrige Theil des Ober- schnabels gehört dem Zwischenkiefer an. In Dalaeniceps gehören neun Zehntel des Oberschnabels dem Intermaxillare zu. Bemerkenswerth ist bei den Straussen die theilweise Ueberdeckung der Maxilla durch die Zwischenkiefer von aussen, die bei Khea am aus- giebigsten ist. An der Schnabelspitze verwachsen die beiden Zwischenkiefer schon sehr frühe; die Nasenfortsätze derselben bleiben aber meist durch’s ganze Leben getrennt, bis auf die hintern Zipfel, die fast immer innig ver- schmelzen. Die verschiedenen Formen des Oberschnabels, welche mit der Lebens- weise in engem Zusammenhange stehen, finden später nähere Betrachtung. Das Paukenbein, os tympanicum, wird gewöhnlich als mit dem Quadratbein verwachsen aufgeführt, und die Beobachtungen zweier Autoren, welche allein bis jetzt das Paukenbein der Vögel als einen besonderen, nicht mit dem Quadrat- bein verwachsenen Knochen aufgezählt haben, scheinen ganz unbekannt geblieben zu sein. Schon im Jahre 1825 beschrieb Meckel*) ein Knöchelchen am Vogelschädel mit den Worten: .... weil bei mehrern Vögeln, namentlich *) System der vergl. Anat. Theil IL, Abth. IL p. 179, Schädel. 35 Hühnervögeln, sich im, hintern Theile des Trommelfellumfangs ein, ihm (dem tympanicum) analoger, wenngleich kleiner Knochen befindet, . der endlich mit dem Felsenbeine verwächst. Meckel hält diesen Knochen für den hintern Theil des fympanieum, indem sein vorderer Theil mit dem Quadratbein verwachse. Bei Parker*) finden wir ferner im Jahre 1862 die Erklärung, dass er 1845 einen kleinen Knochen beim Pfau, später auch beim Truthahn und Rebhuhn (bei letzterem jedoch nicht constant) vorgefunden habe, der erst später von ihm als Zympanicum erkannt sei. Von ihm ent- springe der obere hintere Trommelfellsaum. Dass beide Beobachtungen auf ein und denselben Knochen gehen, ist kaum zu bezweifeln; dass aber Parker die Entdeckung Meckel’s übersehen hat, gleichwohl aber den Knochen ebenso beschrieb, spricht nur für die Richtigkeit der Beobachtung. Da es mir nicht gelungen ist, junge Schädel der genannten Vögel zu bekommen, so kann ich leider obigen Bemerkungen nichts hinzufügen. Die Vermuthung Parker’s, dass bei jungen Spechten ein V-förmiges iympanicum sich finden werde, muss ich aber negiren: der U-förmig gebogene Vorsprung, der sich hier über das Trommelfell legt, gehört zur obern und äussern Hälfte dem os squa- mosum, zur untern Hälfte dem basisphenoides posterius an, und ist sicher- lich kein gesonderter Knochen, wie mich junge Spechtschädel aus ver- schiedenen Entwickelungsstadien belehrt haben. An den zahlreichen andern Schädeln von Embryonen und nestjungen Vögeln, welche ich untersucht habe, konnte ich niemals einen gesonderten Knochen finden, der auf ein Zympanicum hindeutete. Nur einmal sah ich an dem Schädel eines fast reifen Embryos von Anas moschata einen kleinen, den hintern Theil des margo tympanicus bildenden Knochen, der vielleicht für das iympanicum zu halten ist (2, 14ty). Für den ent- wickelungsgeschichtlichen Theil werde ich Gelegenheit suchen, Weiteres hierüber mitzutheilen. Nach den vorliegenden Beobachtungen wird der margo tympanicus bei den Hühnervögeln gebildet vom os quadratum, squamosum, tympanicum (oceipitale externum?) und basisphenoides inferius; bei den übrigen Vögeln vom os basisphenoides superius, squamosum, oceipitale laterale und basi- sphenoides inferius, oder aber der letzt- oder vorletztgenannte Knochen erreichen nicht den Paukenrand. Das Quadratbein, 05 quadratum (Gelenkbein Wiedemann, tympanicum der Autoren), welches immer am 05 squamosum artieulirt, stellt den Knochen dar, auf welchen sich der Oberkiefer-Gaumenapparat stützt und durch dessen Bewegung nach vorn und hinten der Oberschnabel auf- und abbewegt wird. Zu- gleich artieulirt an seiner untern Gelenkfläche der Unterkiefer. *) On tlıe Osteology of. Gallinaceous Birds and Tinamus, in Transact. Zool. Soc. London. |. c. 3*+ 36 Vögel. Indem die Function des Quadratbeins eine so ausgesprochene ist, bietet es in seiner Form keine so grosse Verschiedenheiten dar. Platt- gedrückt, von ungefähr viereckiger Form, schaut seine eine Seite nach vorn und innen, die andre nach hinten und aussen. In der Mitte ist es gewöhnlich etwas eingeschnürt und nach unten zuweilen deutlich drei- kantig, indem die nach vorn und aussen gerichtete Kante zu einer Fläche sich ausdehnt. Die vordere innere Kante trägt einen processus orbitalis zum Ansatz von Muskeln, der in den verschiedenen Familien grosse Veränderungen darbietet; bei den sog. Schwimm- und Wasservögeln pflegt er sehr lang und von schlanker Form zu sein, bei den Tagraubvögeln ist er scharf zugespitzt, bei Dinornis gerundet, beim Dodo abgestumpft und bei Caprimulgus, wo die Bewegung des Oberkiefers auf ein Minimum redueirt und der Jochbogen mit dem Quadratbein nicht mehr gelenkig verbunden, sondern mit ihm verwachsen ist, fehlt er sogar ganz. Vier oder fünf gesonderte Gelenkflächen sind am Quadratbeine zu unterscheiden. Die obere Gelenkfläche, welche sich stets in das os squamosum, meist zugleich auch in das occipitale laterale einsenkt,‘ in welchem Falle wir zwei gesonderte Flächen unterscheiden können, steht nicht genau senkrecht zur Schädelaxe, sondern richtet sich nach aussen und vorn; nur bei den meisten Drevipennes, Gallinae, bei Pezus, Bhynchotis und einigen andern treffen wir einen einfachen rundlichen Gelenkkopf an. An der untern Seite liegen zwei oblonge Convexitäten, mit gewöhnlich je zwei Gelenkhöckern, zur Articulation mit dem Unterkiefer. Auf der äussern Kante nahe dem untern Rande liegt die Gelenkfläche für das Quadrat-Jochbein und nach innen und vorn springt eine kleine Gelenk- fläche vor für die Aufnahme des Flügelbeins. Die Frage, welchem Schädeltheile der Säuger das Quadratbein homolog sei, ist in verschiedener Weise beantwortet worden, ohne bis heutigen Tags zum Abschlusse gelangt zu sein: 1. Herissaut hielt den ramus ascendens des Unterkiefers der Säuger für das Homologon des Quadratbeins der Vögel. 2. Tiedemann und Platner sehen das Quadratbein an als einen vom 05 squamosum abgelösten Theil. 3. Geoffroy St. Hilaire betrachtet den processus stylordeus der Säuger für sein Homologon. 4. Oken, Cuvier, Blainville, Spix, Meckel, Carus, R. Wagner, Hallmann, Stannius, Owen, Peters u. A. deuten es als os tympanicum. 5. Reichert, OÖ. Schmidt, Köstlin, Huxley, Parker geben an, dass der incus der Säuger dem Quadratbein homolog sei. Nachdem nunmehr durch Meckel und Parker dem os tympanicum sein Platz an dem Hinterrande des äussern Ohrlochs angewiesen ist, so erscheint vorderhand nur die sub 5 aufgeführte Ansicht annehmbar, ob- wohl Peters (Monatsbericht der Königl. Akademie der Wiss. zu Berlin, 21. Nov. und 5. Dee. 1867; p. 725—729; p. 779—782 mit einer Tafel) an der Richtigkeit dieser Deutung zweifelt. Erneuten entwickelungs- Schädel. 37 geschichtlichen Studien, anzustellen an Schädeln der Monotremen und der vier niedern Wirbelthierklassen, bleibt die vollständige Lösung dieser Frage noch vorbehalten. - Die Hauptformen des Quadratbeins finden bei Betrachtung der Muskeln nähere Erörterung. Der Kiefer-Gaumenapparat. Die Bewegung des Oberschnabels in vertikaler Richtung, wie sie fast allen Vögeln zukommt, geht vom Quadratbein aus. Die Sicherheit in der Führung ist besonders dadurch erreicht, dass zu gleicher Zeit zwei Paar Knochenbalken, welche nur auf den Quadratbeinen stehen, nach vorn verlaufen und an vier neben einander und in einer Ebene liegende Punkte des Oberschnabels angreifen, den sie gleichzeitig von unten in die Höhe drücken (8, 12). Die äusseren Stützen, nach vorn convergirend, bestehen aus dem os quadrato-jugale, jugale und dem processus zygomaticus mazsillae (3, 1), welehe Knochen zusammen, obgleich stets dünn, dennoch ziemlich steif und fest sind, indem sie durch lange Schuppennähte ver- bunden werden, so dass oft Maxilla und Quadratjochbein sich berühren. Die inneren Stützen, welche nach vorn divergiren, machen immer auf dem Rostrum des Keilbeins Station, indem entweder die Gaumenbeine oder die Flügelbeine oder beide zugleich auf demselben hin und her gleiten können. Die Convergenz der äussern und die Divergenz der innern Stützbalken lässt diesen Mechanismus, der vom Quadratbein aus in Bewegung gesetzt wird, als einen höchst gesicherten erscheinen. Verschiedenheiten in der Lebensweise, die differenten Formen des Schnabels, verlangen nun vielfache Modifieationen dieses Grundtypus, die von Parker und später von Huxley*) übersichtlich zusammengestellt worden sind. Mit einigen Veränderungen geben wir hier die Eintheilung des letztgenannten Forschers wieder. A. Strausse. Vomer sehr gross. Die hintern Enden der Gaumen- oder die vordern der Flügelbeine artieuliren mit den processus pterygoidei posteriores des Keilbeinkörpers. Oberer Gelenkkopf des Quadratbeins einfach. 1. Die processus palatini masillae artieuliren mittels Facetten auf dem Vomer, der weder die Flügel- noch Gaumenbeine berührt. Struthio (4, 10). 2. Die Gaumenbeine sind kurz und articuliren mit dem Vomer. Die processus palatini mazxillae sind gross, dünn, gefenstert und berühren den Vomer nicht. Rhea (4, 11). 3. Die processus palatini mazillae gross, meist undurchbohrt, solid mit Vomer und Zwischenkiefer verwachsen. Der lange Vomer articulirt hinten mit den Gaumen- und Flügelbeinen. Dromaeus, Casuarius, Dinornis (3, 8). 4. Ebenso, aber der Vomer verwachsen. Apteryx (4, 6). *) On the classification of birds, in: Proceed. Zool. Soc. London. 8. 1567, 38 Vögel. B. Tinamus. Zwischenstufe. 5. Vomer breit, vorn mit den breiten proc. palatinı maxillae ver- einigt wie bei Dromaeus, aber er nimmt die hintern Enden der Gaumenbeine und die vordern Enden der Flügelbeine auf, welehe mit dem Rostrum des Keilbeins artieuliren. Proc. ‚pterygoidei posteriores des Keilbeins sind vorhanden. Oberer Gelenkkopf des Quadratbeins einfach (6, 2). C. Gaumen- und Flügelbeine artieuliren mit einander, und ersteres allein oder mit dem Flügelbeine zusammen artieulirt an dem Rostrum des Keilbeins. Die übrigen Vögel, die Carinatae Merrem’s (mit Ausnahme von Tinamus) begreifend. 6. Vomer gross oder klein, stets aber vorn zugespitzt, hinten zwischen den Gaumenbeinen das Rostrum umfassend. Gaumen- und Flügelbeine sind direct mit einander und mit dem Rostrum artieulirt. Die processus palatini mazillae, gross und lamellen- artig, legen sich unter die Palatina und verwachsen mit diesen, lassen aber eine Spalte zwischen sich, so dass eine dünne Messerscheide von den Choanen entlang dem Vomer ohne Hinderniss bis zum Schnabelende geführt werden kann. Die proc. posteriores externi des Gaumenbeins (1, 9y) sind schwach oder gar nicht ausgebildet. Die Grallae, Gallinae und Natatores z. Th. gehören hierher, die Huxley Schizognathi nennt (2, 5). 7. Vomer vorn abgestutzt, hinten tief gespalten auf dem Rostrum. Die Palatina tragen lange, hintere und äussere proc. musculares. Die proc. palatını mazillae erweitern sich in freistehende Enden, die weder unter einander noch mit dem Vomer verwachsen. Das Nasenseptum häufig knöchern und der Raum zwischen ihm und dem Zwischenkiefer mit spongiösen Knochen ausge- füllt. — Diese Bildung, unter welcher Huxley die Aegithognathi zusammenfasst, ist von Nitzsch schon für die Passerinen als charakteristisch bezeichnet worden (2, 6 . Vomer klein oder fehlend, wenn er vorhanden, ist er vorn zugespitzt. Die proc. palatıni mazxillae sind in der Mittellinie direet oder durch Vermittlung des ossifieirten Nasenseptums vereinigt. Desmognathi Huxley (3, 3). Hat es mit dieser schematischen Eintheilung im Allgemeinen seine Richtigkeit, so trüben doch zahlreiche Uebergänge und Ausnahmen die Durchsichtigkeit dieser Darstellung. Erinnern wir uns z. B., dass bei den Hühnern der Vomer bald nur mit dem Rostrum des Keilbeins in Berührung steht, mit dem er durch Bandmasse verbunden ist, bald aber auch ganz abortiv ist und die Verknöcherung auf ein Minimum reducirt; ferner dass bei den Falken der Vomer hinten mit den Gaumenbeinen, vorn zugleich mit den unter einander verwachsenen proc. palatini mazillae articulirt, während bei den Geiern der Vomer nicht ossifieirt und die proc. pal, max. nicht mit einander verschmelzen; ferner dass bei einigen [oe] Schädel. 39 Eulen (z. B. Strix flammea) der knöcherne Vomer gross und mit den Gaumenbeinen verwachsen, bei andern (S. passerina) kaum mit blossem Auge erkennbar und mit den Gaumenbeinen nur sehnig verbunden ist; erinnern wir uns, dass zwar bei den allermeisten Ardeidae die proe. pal. max. unter einander verwachsen sind, zuweilen (bei Ardea cinerea) aber auch nicht ganz zur Berührung kommen; dass die Procellariiden im All- gemeinen grosse proc. pterygoidei ossis sphenoidis tragen, während sie bei Procellaria gigantea fehlen u. s. w. — so können wir den obigen Gruppen nicht, wie es Huxley thut, einen die Verwandtschaft der Vögel be- zeichnenden Werth beilegen, sondern nur einen typischen, d. h. Aus- nahmen gestattenden. Und was von so vielen andern, einzeln betrachteten Charakteren zu sagen ist, gilt gewiss auch hier: für einzelne Gruppen und Familien ist die Form des Gaumenapparates höchst constant und bezeichnend, wie in den Passerinen, Lamellirostres, Grallae, innerhalb andern Gruppen variirt seine Form in auffallendster Weise, wie bei den Rasores (Gallinae), Raptores, Straussen. Der Unterkiefer, mandıbula (os maxillare inferius), von V-förmiger Gestalt, wird aus 9 oder 10 einzelnen paarig symmetrischen Knochenstücken zusammengesetzt (8, 2, 10), dem hinteren, mit dem Quadratbein artieulirenden os articulare, dem hintern unteren os angulare, dem inneren 05 operculare, dem äussern und oberen os coronoideum und dem vordern, die Unterschnabel-Spitze bildenden os dentale; letzteres ist V-förmig, unpaar. Gewöhnlich verwachsen alle diese Knochen innig mit einander; oft aber bleiben, wie bei den Grallae, Lamellirostres u. a., die Knochen, welche an das dentale stossen, zum Theil durch Nähte getrennt, und bei Caprimulgus zeigte Nitzsch*), wie sich jederseits zwischen dem Zahn- stück und den Seitenstücken eine beweglich gelenkartige Verbindung erhält. Der Meckel’sche Knorpel erhält sich sehr lange. — Bildet häufig jede Seitenhälfte, jeder Ramus des Unterkiefers eine vollständig ossifieirte Platte, so lassen oft auch die eben erwähnten Nähte Lücken zwischen sich, die durch Bandmasse ausgefüllt sind. Man kann dies folgender- massen zusammenstellen: Unterkieferäste eine feste Platte bildend, ohne rückbleibende deut- liche Nähte und ohne Löcher .... Papageien, Tagraubvögel, die meisten Hühner und Reiher ete. (Taf. 14). Unterkieferäste mit rückbleibender Naht .... Enten, Schwäne, Oiconia ete. (Taf. 10). Unterkieferäste mit einem Loch, welches mit dieser Naht zusammen- hängt .... Eulen, die meisten Sänger, Möven, Wasserhühner, viele Reiher etc. (2, 4). « *) Osteographische Beiträge zur Naturgesch, der Vögel. Mit 2 Kupfertafeln, 8. Leipzig, 1811. Tafel 1. 40 Vögel. Unterkieferäste mit einer hinteren (am os angulare gelegenen) Lücke .... Scolopax, Larus, Rhynchops, Tantalus, Porphyrio, Notornis, Didus, Dinornis, die Brevipennes und Procellaridae, Tetrao ete. Unterkieferäste mit zwei Lücken .... Alca, Uria (besonders grosse bei Uria Brumichü), Otis, Tetrao, einige Wasserhühner. Bei Casuarius, wo, wie bei allen Drevipennes, die Knochen nicht so bestimmte Formen aufweisen und manchfachen individuellen Schwankungen unterliegen, zerfällt das Loch des Unterkiefers oft in mehrere oder die Unterkieferäste bilden auch wohl einfache, undurchbrochene Knochen- platten. Das vordere os dentale entsteht aus einem Stücke; die Symphyse ist aber sehr verschieden lang: bei Grus und Ciconia beträgt sie ein Drittel der Länge des Unterkiefers, bei Phoenicopterus und Apteryx fast die Hälfte, bei Rhamphastos und Duceros gegen zwei Drittel. Auch bei Numenius liegen die beiden Aeste gegen ?/s ihrer Länge an einander, ohne jedoch anders als in ?/s ihrer Länge mit einander verwachsen zu sein. In vielen Fällen sind die ossa dentalia des Unterkiefers nur in der vordersten Spitze mit einander vereinigt, so beim Pelikan, den Schwalben u. v. a. Bei Rhymchops setzt sich der Symphysentheil nach unten scharf ab (8, 1). Das os coronoideum bildet oft nach oben einen vorspringenden Fort- satz, den processus coronoideus. Er ist am stärksten entwickelt bei den Hühnern, Enten, dem Flamingo, den Schnepfen. Gewöhnlich ist er nur schwach angedeutet. Der processus angularıs posterior Owen ist meist schwach entwickelt; bei den Hühnern, besonders bei Tetrao aber sehr stark, wo kräftige Muskeln an ihm inseriren, welche ein weites Oeffnen des Schnabels möglich machen, so dass die Nahrung, zum Theil aus Tannenzapfen bestehend, bequem ergriffen und gehalten werden kann. Beim Auerhahn ist zugleich der Oberschnabel — wie Nitzsch nachgewiesen hat — nur sehr wenig aber doch noch deutlich beweglich. Der processus angularis internus Owen ist stets deutlich. Die Gelenkfläche, die bei den Bändern näher zu beschreiben ist, ist entweder einfach oder zerfällt in zwei getrennte Pfannen. Ein eigenthümlicher Knochen, der bei einigen Vögeln in der Mitte des Unterkiefers auf dem obern Rande ruht und klappenartig beweglich ist, wurde von Nitzsch bei Fulica atra, von Stannius bei Porphyrio und Gallinula chloropus beschrieben, im letztern Falle war er knorpelig. Der Unterkiefer ist meistens pneumatisch und erhält seine Luft für gewöhnlich aus der Paukenhöhle, und zwar bald durch eine membranöse Röhre, welche in das einwärts vom Kiefergelenke liegende foramen pneu- maticum führt, bald durch ein röhrenförmiges Knöchelehen (Siphonium), das vom untern Rande des Gehörganges ausgeht und zwischen Quadrat- bein und occipitale laterale eingekeilt ist. Nach Nitzsch, der dasselbe entdeckte, findet es sich bei allen Singvögeln, Papageien, Charadrius. Schädel. 41 Selten tritt die Luft aus den Luftsäcken des Halses in den Unterkiefer ein, wie es z. B. von Owen beim Pelikan beschrieben worden ist. Die Muskeln und Sehnen, welche vom Schädel an den Unterkiefer gehen, zeigen häufig Össificationen und Sesambeinchen. Die sehnige Verknöcherung zwischen Jochbogen und Unterkiefer nannte Nitzsch Metagnatlnum. Unter- wie Oberschnabel zeigen die wunderbarsten Formverschieden- heiten. Als das Hauptgreiforgan passen sie sich der Lebensweise und Nahrung an und stehen in nächster Beziehung zu den Verdauungsorganen. Ihre Hauptformen müssen bei der Betrachtung der äussern Bedeckungen abgehandelt werden. Alphonse Milne-Edwards*) nennt den vom Hornschnabel um- hüllten Theil des Unterschnabels: region mentionnere, den Zwischenraum zwischen den Seitenästen cadre sublingual. In Bezug auf die Lufthaltigkeit der Schädelknochen hatte man es lange bei dem bewenden lassen, was Camper und Hunter darüber beobachteten; hatte schon Galilei und Borelli früher die Lufthaltigkeit einiger Vogelknochen beschrieben, so bezog Camper diese Eigenschaft auf eine Erleichterung des specifischen Gewichts des Vogelkörpers, wäh- rend Hunter diese Lufthaltigkeit allein mit der Athmung zusammen- brachte, indem er zugleich den direecten Zusammenhang der Lufthöhlen der Knochen mit den Lungen nachwies. Vrolik**) zeigte, dass beides zugleich der Fall ist, dass die hohlen Stammesknochen gleichsam Luft- reservoire sind, während z. B. die Luft, die in den Schädel gelangt ohne durch die Lungen gegangen zu sein, nur Verminderung des specifischen Gewichts bezwecken könne. Für die Schädelknochen zeigte endlich Nitzsch richtig, dass die Luft in dieselben auf drei verschiedenen Wegen eingeführt wird: 1) durch den Mund und die Choanen, 2) durch die Eustachische Trompete, 3) durch die Luftsäcke. Aber nur ausnahmsweis finden sich alle drei Bildungen zugleich: die sub 2 aufgeführte Communi- cation wird aber constant gefunden und fehlt nie. Demnach sind alle Vogelschädel lufthaltig, aber in ganz verschiedener Ausdehnung, von der mächtig entwickelten Diploe des Tetrao wrogollus, der Nashornvögel, bis herab zu den kleinen Sängern und dem Apteryx. Bald ist Unterkiefer, Oberschnabel, Thränenbein und die ganze Hirnschale lamellär aufgetrieben (Tetrao, Buceros), bald nur die unteren Schädeltheile luftführend (häufigster Fall), oder endlich nur in der Nähe des Ohres die Diploe stärker entwickelt und lufthaltig (Apteryx, kleine Sänger). Wenn *) Recherches anatomiques et paelontologiques pour servir a l’histoire des oiseaux fossiles de France. 4. — Erscheint gegenwärtig in Lieferungen und enthält ausser den fossilen Vögeln auch die Osteologie und Myologie lebender Typen. ##) Ger. Vrolik, Camper’s und Hunter’s Gedanken über den Nutzen der Röhrenknochen bei Vögeln; in: Reil’s Archiv f. Physiol. Bd. 6; 1805. p. 469—490. — Dasselbe separat: De gedachten van Camper en Hunter over het nut der holle beenen. Amsterdam, 1803. 8. 27 page. 43 Vögel. der Oberschnabel, wie es häufig sich findet, luftführend ist, com- munieirt doch diese Lufthöhle niemals mit der Schädelhöhle, vielleicht mit einziger Ausnahme der Nashornvögel: in den übrigen Fällen, selbst da wo das Federgelenk zwischen Schnabel und Schädelkapsel festgelegt und unbeweglich ist, sind die beiden erwähnten Lufthöhlen deutlich von einander geschieden (auch bei den Pfefferfressern, wo der Oberschnabel eine weite Lufthöhle befasst), indem das os frontale beide trennt. Der Schnabel, falls er pneumatisch ist, erhält (mit der erwähnten Ausnahme) allein durch die Choanen Luft; die Schädelkapsel meist allein durch die Tuba Eustachii oder selten zugleich durch eine Luftzelle, die Oella infraocularis nach Nitzsch*). Auf dem erstgenannten Wege gelangt die Luft sogleich in die Schädelbasis, die stets Diploe entwickelt, und damit beiderseits unter das Trommelfell und kann nun durch die von hieraus in die Diploe der Schädelkapsel führenden Löcher sich verbreiten. Zugleich soll nach Nitzsch durch die Cella infraoeularıs die Luft direet unter das Trommelfell und in die Höhlen der Hirnschale treten können. Der Löcher, welche die Luft aus der Trommelhöhle weiterführen, sind 1) ein vorderes unteres und grösseres, 2) eine ganze Anzahl kleinerer höher gelegener Löcher. Ist die Lufthaltigkeit des Schädels sehr reducirt, fehlen die letzteren. Beispielsweise sei erwähnt, dass bei Podiceps nur die Basis Cramıı hohl und lufthaltig ist; bei Fulica, Sterna und Verwandten geht die Diploe bis in die ossa squamosa und Rostrum des Keilbeins bis in’s ethmoides, das oft blasig aufgetrieben ist, so dass das Septum zwischen den Augen pneumatisch wird. Eine solche ‚vordere Stirnhöhle“ communieirt bei vielen Passeres mit der grossen „Basilarhöhle“ noch durch einen Gang beiderseits längs des Orbitalrandes verlaufend, selten zugleich auch noch durch einen mittlern obern in der Richtung der Stirnnaht, also dann auf vier verschiedenen Wegen; es bleiben bei diesen Vögeln nur über dem Gehirn ein Paar kleinere oder grössere Stellen übrig, die nicht pneu- matisch sind, indem hier tabula vitrea und externa sich fast aufeinander legen. In sehr vielen Vögeln ist aber die Hirnschale durchaus lufthaltig;; das gilt für fast alle Raubvögel, die Papageien, Pfefferfresser, Raben, Ziegenmelker, Pelikane, Tauben, viele Hühner ete. Bemerkenswerth sind die knöchernen Choanen-Rohre, die bei den Nashornvögeln sich in die Schnabeldiploe hinein erstrecken; in andern Fällen liegen die Choanen in der Maxilla und zwar zwischen processus Jugalis und processus palatımıs dieses Knochens. Der letzterwähnte Fort- satz ist oft dick angeschwollen und birgt dann eine Höhle, welche Nitzsch als Antrum Highmori bezeichnete. Zugleich kann man die Regel entnehmen, dass die „Magnirostres“ auch alle ‚„Levirostres“ sind; nicht *) Nitzsch, Commentatio de respiratione animalium. Vitebergae, 1808. p. 11.— Auch: Osteografische Beiträge. Leipzig, 1811. p. 17. Schädel. 43 aber auch umgekehrt, denn viele sehr kleine Vögel haben pneumatische Oberschnäbel. Wenn die Gaumenbeine pneumatisch sind (was sehr selten der Fall, da sie die Funetion solider, stützender Pfeiler zu erfüllen haben), so empfangen sie die Luft aus der Maxilla, mit der sie verwachsen; eigne äussere Oeffnungen besitzen sie nie. Die Flügelbeine sind noch seltener pneumatisch, wie bei Storch und Auerhahn; hier tragen sie ein foramen pneumatienm neben der Gelenkfläche für's Quadratbein. Woher sie ihre Luft erhalten, ob vielleicht durch eine häutige Röhre, “ist unbekannt. Das Quadratbein ist meist pneumatisch, nicht so bei Schnepfen, Podiceps, einigen Krähen, Caprimulgus. Das foramen pneumaticum liegt sewöhnlich am Schläfenfortsatze, gegen den Gehörgang zugewendet und die Luft tritt in dasselbe aus der Paukenhöhle. Der Unterkiefer ist nicht allein dann pneumatisch, wenn es der Ober- schnabel ist, sondern noch viel häufiger als dieser. Das foramen pneu- maticum des Unterkiefers liegt auf dem einspringenden hintern Fortsatze, der apophyse styloide Herissant’s. Solche Luftlöcher entdeckte schon Camper beim Strausse und Reiher. Auch bei den Hühnervögeln, wo überhaupt der pneumatischen Knochen wenige sind, findet man meistens an dieser Stelle kleine Löcher von Nadelstichgrösse, die mit nur noch unbedeutenden Höhlen in Verbindung stehen: so beim Auerhahn, Birk- hahn und Pfau. Allgemein fast fliessen linke und rechte Unterkieferhöhle nicht zusammen; das scheint nur der Fall zu sein bei grossschnäbligen Vögeln, wie Papageien, Kalaos, Nashornvögeln. Nitzsch beschreibt noch ein ‚„Röhrenbeinchen, Siphomum“, eine kurze knochige Röhre, durch welche bei vielen Vögeln die Luft aus der Paukenhöhle in die Unterkinnlade geleitet wird. Dieses Siphonium, das in andern Fällen einen membranösen und nicht verknöchernden Leitungs- weg darstellt, sitzt mit dem obern Ende am untern Rande des Gehör- ganges fest und passt mit der untern Oeffnung genau auf das Luftloch des Unterkiefers. Solch knöchernes Röhrchen besitzen z. B. die Raben, Würger, Sitta ewropaea, Certhia, Pirol, Seidenschwanz, Staare, Drosseln, Lerchen, Schwalben ete.; den sog. Raub-, Sumpf-, Schwimm- und Hühner- vögeln scheint es zu mangeln. Inwieweit der Vogelschädel Anhalte darbietet zur Stütze der „Wirbel- theorie“ des Schädels, ob — nach der unregelmässigen Verknöcherung des sphenoides anterius zu schliessen — dieser letztgenannte Knochen nicht vielleicht als ein ‚„Sinnesknochen‘“ zu betrachten sei*): diese Fragen müssen im entwickelungsgeschichtlichen Theile wieder aufgenommen werden. Die typischen Bildungen des Schädels in den einzelnen Familien werden im systematischen Theile besprochen werden. *), Vergl. Halbertsma, De beteekenis der kleine vleugels van het wiggebeen. Neder- landsch Tydschrift voor Geneeskunde. Jaarg. 1862. p. 65. 44 Vögel. Wirbelsäule. An der Wirbelsäule der Vögel können wir fünf Regionen unter- scheiden: die der Halswirbel, Rückenwirbel, Lendenwirbel, Kreuzbein- wirbel und Schwanzwirbel. Es ist nicht ganz leicht, diese Regionen scharf abzugrenzen und mit den Abschnitten der übrigen Wirbelthiere zu parallelisiren, und von den verschiedenen Deutungen kann ich mich im Allgemeinen nur der Meckel’schen anschliessen. Unter Halswirbeln begreifen wir mit Owen alle vorderen Wirbel, welche keine oder rudimentäre Rippen besitzen. Meist sind die Rippen der letzten zwei Halswirbel ziemlich lang, die letzte trägt auch häufig einen processus uneinatus; gleichwohl haben wir sie nicht den Rücken- wirbeln zuzuzählen, wenn sie nicht das Brustbein erreichen und also keine Sternalrippen tragen. Brustwirbel nennen wir alle folgenden rippentragenden Wirbel, obwohl das os ihium stets die 1—4 hinteren überlagert und mit ihnen verwächst. Es folgen dann 1—5 Lendenwirbel. Während C. G. Carus*) die Lendenwirbel der Vögel mit Stillschweigen übergeht, Stannius**), Merrem, Blumenbach ihr gewöhnliches Vorkommen leugnen, Andere ausnahmsweise nur dem Sperber einen Lendenwirbel zugestanden und aus der Existenz desselben die schnelle Seitwärtsbewegung dieses Vogels beim Fluge erklären, so weist Barkow***) mit Recht bei Discussion dieser Frage auf das Verhalten des Rückenmarks und den Durchtritt der Nerven hin, und hiernach fehlen Lendenwirbel bei keinem Vogel. „Es ergiebt sich das daraus — so geht unser Verf. fort — dass ein Lumbar- Nervengeflecht vorhanden ist, aus dem wie beim Menschen der Nervus cruralis und Nervus obturatorius entspringen, welches zwischen dem letzten Intercostal-Nerven und dem Plexus ischiadieus liegt. Der Theil des Rücken- marks, welcher vorzugsweise die Wurzeln zum Lumbar-Nervengeflecht hergiebt, ist unzweifelhaft als Lendentheil des Rückenmarks zu betrachten und dem entsprechend müssen die Wirbel, welche jene Nerven durch- lassen, als Lendenwirbel angesehen werden 7).“ Demnach sind die *) Lehrbuch der Zootomie. Leipzig, 1818. 8. p. 140. #=%) Lehrbuch der vergl. Anat. der Wirbelthiere. 1846. p. 250. ###) Syndesmologie der Vögel. Ein Glückwunsch der königlichen Universität zu Greifs- wald zum 17. October 1856, dem Tage ihres vierhundertjährigen Jubiläums dargebracht von der königlichen Universität zu Breslau. Erste Abtheilung. Mit 3 lithographirten Tafeln. Breslau. Fol. pag.7 u.f. +) Weiter sagt Barkow: „Dass beim Menschen der untere Theil des Rückenmarks über- ‘haupt nur zu einem geringen Grade der Entwickelung gelangt, gar nicht bis in den Sacral- Kanal niedergeht, und die unvollkommnen Bildungen nicht als Ausgangspunkte bei der Bestimmung für die vollkommneren angesehen werden dürfen. Bei den mehrsten andern Wirbelthieren erreicht der untere Theil des Rückenmarks einen weit höheren, bei den Vögeln der oberste Theil der Pars sacralis den höchsten Grad der Ausbildung in dem gesammten Thierreiche. Daher kommt es, dass dieser Theil noch den hintersten Zweig zum Lumbar- Nervengeflecht abgiebt, während dagegen beim Menschen alle Kreuzbeinnerven aus dem Lenden- theile ihren Ursprung nehmen.“ Wirbelsäule. 45 Lendenwirbel characterisirt durch die stark entwickelten Querfortsätze, während die vordersten Kreuzbeinwirbel keine oder ganz rudimentäre Querfortsätze tragen und beim skeletirten Vogel also auch leicht von jenen zu unterscheiden sind. Durch den Mangel der (Querfortsätze an den vordersten Lendenwirbeln entsteht eine fovea ischiadica, welehe den Plexus ischiadicus aufnimmt. — Cuvier und Tiedemann sprechen sich dahin aus, dass die Lendenwirbel mit dem Kreuzbein verwachsen seien, und auch Meckel hatte die durch Knochensubstanz vereinigten Wirbel der Beckengegend das Lendenheiligenbein genannt; dass diese An- schauungsweise bei den neueren Zoologen so wenig Anklang gefunden hat, liegt wohl darin, dass bis jetzt die Grenze der Lumbalwirbel nicht genügend definirt war. Die bedeutende Zahl der „Beckenwirbel‘“, die Bildung des Rückenmarks und der Austritt seiner Nerven, Gestalt und Verknöcherungsweise des in longitudinaler Axe vergrösserten Beckens, Alles spricht laut dafür, dass auch beim Vogel die Lendenwirbel nicht fehlen. Als Sacral- oder Kreuzbeinwirbel sind die noch übrig bleibenden, mit dem Becken verwachsenen Wirbel zu betrachten. Die hinter ihnen folgenden Wirbel sind endlich die Schwanzwirbel. 1) Die Halswirbel. Die Halsregion ist bei allen Vögeln sehr lang, im Allgemeinen etwa so lang als die übrigen Regionen zusammenge- nommen, auch wohl über doppelt so lang. Zugleich gilt des Aristoteles Wort: avibus quibus longa sunt erura, collum longum; .... natura enim instrumenta ad offieium, non offieium ad instrumenta accommodat. Kurz- halsige Vögel besitzen die kürzesten und wenigst zahlreichen Halswirbel, langhalsige Vögel die längsten und meisten. Ihre Gesammtzahl schwankt von 9 (einige Sänger) bis 25 (Schwan). Der Atlas oder erste Halswirbel ist immer klein und niedrig, von ringförmiger Gestalt. Er bildet die fossa condyloidea, im welcher der Gelenkkopf des Schädels spielt, jedoch nicht allein; denn der processus odontoideus des zweiten Halswirbels (morphologisch der Körper des Atlas) hilft mit seiner obern Spitze diese Gelenkgrube erst vervollständigen. Zu- gleich ist der Zahnfortsatz links sowohl als rechts umgrenzt von einer läng- lichen Fläche am Atlas, mit denen er artieulirt. Aussen trägt der Atlas zuweilen (viele Reiher z. B.) jederseits einen Muskelfortsatz. Gefässlöcher für die Vertebralarterien finden sich nur ausnahmsweise, wie z. B. bei manchen Klettervögeln (Spechten). Der Atlas hat keinen Dornfortsatz. Der Epistropheus oder zweite Halswirbel ist relativ lang; er be- sitzt, wie schon V. Coiter*) angiebt, einen Zahnfortsatz; seitlich von ihm die processus obliqwi inferiores. Der proc. spinosus ist stets deutlich, eine starke Leiste; eine andre Leiste erhebt sich an der vordern Seite zur Insertion von Beugemuskeln des Halses, der processus spinosus anterior. *) Secunda vertebra, praeter processus aliis attributos, in superiori eorporis sui parte eönsequitur quid ephippio undequaque simile, ceui ineumbit primae vertebrae corpus. 46 Vögel. Die übrigen Halswirbel tragen vorn eine Gelenkfläche, welche seitlich halbmondförmig ausgeschweift ist und in welche die Gelenkfläche des davor liegenden Halswirbels hineinpasst, die in entgegengesetzter Richtung ausgeschweift ist, d. h. von vorn nach hinten. Durch diese Art der Einlenkung sind die Vögel befähigt, den Hals nach allen Rich- tungen zu bewegen. Die Körper der Wirbel sind am hintern Ende schwach convex, am vordern concav. Ein jeder Wirbel trägt zwei obere und zwei untere proc. obliqui, die aber fast perpendieulär stehen: Die oberen sind grösser und tragen nach innen und hinten gerichtete Gelenk- flächen, die superficies articulares, in welche die Fortsätze des darüber liegenden Wirbels aufgenommen werden. Deutliche proc. transversi finden sich bei Raubvögeln; in andern Familien werden sie vertreten durch zwei vordere, nach unten schauende Dornen am Wirbelkörper, wie bei Hühnern, Wasservögeln, Raben*) und Raubvögeln, die zumal an der mittleren Halsregion stark vorspringen und die Kopfschlagadern in einer fossa zwischen sich nehmen; bei einigen Reihern schliessen sich sogar diese Dornen zu einem Loch. .Processus spinosi treten nur an den obern und untern Halswirbeln stark hervor, während sie an den mittleren schwache Erhabenheiten bilden, die oft gespalten sind, besonders bei den sog. Sumpfvögeln.. Vom dritten Halswirbel incl. an finden sich kurze rudi- mentäre Rippen (Pleurapophysen), von denen die vorderen am frühesten verschmelzen mit den Wirbelfortsätzen und so einen knöchernen Kanal bilden, durch welchen die Wirbelarterie, Vene und der aufsteigende Ast des Nervus sympathicus geht. Von diesen Rippen entspringen hintere lange Muskelfortsätze. Die Rückenmarkslöcher sind rundlich und bei den Raubvögeln am weitesten, indem zugleich die Wirbelsäule bei diesen Thieren am kräftigsten entwickelt ist. Am längsten und schwächsten sind die Halswirbel bei den langhalsigen Sumpfvögeln, seitlich zusammen- gedrückt. Fast immer besitzen die letzten zwei Halswirbel rudimentäre Rippen. 2) Schon Vieq d’Azyr verstand unter Brustwirbeln alle die, an welchen Rippen eingelenkt sind, gleichgiltig ob die hinteren mit dem Kreuzbein verwachsen. Wie oben erwähnt, scheidet man aber besser diejenigen Wirbel von der Brustregion ab und rechnet sie den Halswirbeln zu, deren Rippen das Brustbein nicht erreichen, die also keine Sternal- rippen besitzen. Varietäten sind sehr häufig, indem rechts, links oder beiderseits eine Sternalrippe mehr oder weniger vorkommt. Die Zahl der Rückenwirbel ist nie sehr gross, stets geringer als die der Halswirbel; ihre Form ist gedrungen, bei Aptenodytes stark abgeflacht und comprimirt, beim Strausse von rundlichem Querschnitt. Die processus spinosi posteriores *) H. A. Bernstein, De Anatomia Corvorum. Dissert. inaug. zootomiea. Vratislaviae, 1853. 8. pag. 30 u. f. — Ferner: E. F. Gurlt, Anatomie der Hausvögel. Mit fünf litho- graphirten Tafeln. In: Magazin für die gesammte Thierheilkunde. Bd. XIIL u. XIV; auch als Separatabdruck. Berlin, 1849. 8. pag. 6b u. f. Wirbelsäule. 47 sind kräftig entwickelt, bilden lange vorspringende Leisten, die unter einander verschmelzen oder durch Bandmasse verbunden sind, so dass die Bewegung auf ein Minimum redueirt oder ganz gehindert ist, und auf diese Weise bieten die Brustwirbel eine feste Stütze für den beweglichen Brustkorb. Die mittleren, auch wohl noch die hinteren Brustwirbel dienen den starken Muskeln zur Insertion, welche den untern Theil des Halses beugen: sie tragen demgemäss bei solchen Vögeln, deren Kopf und Hals besonders kräftige Bewegungen auszuführen hat (wie die Papa- geien, Hühner, Raubvögel, Spechte, einige Schwimmvögel), lange pro- cessus spinosi anteriores, welche die Ansatzfläche der Muskeln vergrössern. Die processus transversi sind stets breit und stark, können wie die Brust- wirbel selbst mit einander verwachsen, zumal in der hinteren Region. Wirbelkörper wie Querfortsatz zeigen eine Gelenkfläche für die Rippe. Die Einlenkung kommt im Allgemeinen mit der der Halswirbel überein. — Bei. Raubvögeln verschmelzen oft die beiden letzten Brustwirbel voll- kommen mit einander, während alle andern frei bleiben; bei allen Vögeln bleibt aber letzter Brust- und erster Lendenwirbel von einander deutlich unterschieden. — Einige Geier und Tauben besitzen nur 4 oder 5 Brust- wirbel; die gewöhnliche Zahl ist 5—8, bei den Straussen finden sich 9—10, bei den Schwänen 11. — Ein Rückenwirbel mit dem Becken ver- wachsen findet sich bei fast allen Singvögeln und Hühnervögeln, manchen Sumpf- und Schwimmvögeln ete.; zwei mit dem Becken verschmolzene Brustwirbel zeigen die meisten Raubvögel und Papageien, manche Sumpf- vögel; drei solcher rippentragender Wirbel bei einigen Papageien, einigen Schwimmvögeln; vier bei Anas fusca, Cygnus musicus, atratus und gibbus, Pelecanus onoerotalus. 3) Die Zahl der Lendenwirbel schwankt von 1 bis 5. Immer sind sie mit dem Becken knochig verbunden. 1 Lendenwirbel wurde abnormer Weise von Barkow bei Psittacus garrulus gefunden; 2 Lendenwirbel treffen wir an bei Singvögeln, Papageien, Schwimmvögeln ete.; 3 ist die häufigst vorkommende Zahl; 4 besitzen viele Raubvögel, Watvögel ete.; d Lendenwirbel wies Barkow nach bei Casuarius nov. Hollandiae, Grus argala, Dicholophus eristatus, Aptenodytes demersa. 4) Das Kreuzbein besteht aus einer grossen Anzahl von Wirbeln, die man nur bei jugendlichen Individuen noch als solche zu erkennen vermag; bei alten Thieren verwachsen sie meist zu einem Stücke, so dass hier nur aus der Zahl der Gruben zwischen den Querfortsätzen auf die Wirbelzahl geschlossen werden kann; beim Pfau erhalten sich die einzelnen Wirbel selbstständig. An allen Sacralwirbeln sind die Quer- fortsätze deutlich, die vordern kurz, die hintern lang, unter einander und mit den Darmbeinen verwachsen. Nach unten zu ist das Kreuzbein stets ausgehöhlt zu zwei Gruben, in welchen die Nieren eingebettet liegen. - Die unteren Kreuzbeinlöcher sind gross, die oberen klein oder fehlen so- gar ganz. Weiteres siehe unter „Becken.“ 48 Vögel. 5) Die Sehwanzwirbel sind insgemein von den vor ihnen liegenden Beckenwirbeln durch den Besitz von obern (hintern) und untern (vordern) Dornfortsätzen zu erkennen, sowie durch ihre Beweglichkeit und Artieu- lation. Letzteres Merkmal ist jedoch weniger ausgeprägt, denn die hintere Verwachsungsstelle des Beckens mit den Wirbeln kann sich sowohl von dem letzten oder den letzten beiden Beckenwirbeln zurückziehen, als auch auf 1—2 der vordern Schwanzwirbel ausdehnen. Alle Schwanz- wirbel, mit Ausnahme des letzten oder der letzten beiden, haben einen Rückenmarkskanal. Der Körper dieser Wirbel trägt oben und unten eine Gelenkfläche, einen beträchtlichen processus spinosus posterior, der bei den Hühnervögeln gablig sich theilt, häufig auch einen unteren proc. spinosus anterior und endlich jederseits einen proec. transversus, der um so kräftiger ist, je grösser die Schwanzfedern und Steissmuskeln sind. Während bei Säugern und Amphibien die letzten Schwanzwirbel ganz redueirt sind, zeigen sie sich bei den Vögeln gross und stark. Zumal steht die Bildung des letzten Schwanzwirbels in innigster Beziehung zur Entwickelung der Steuerfedern, zur Grösse und Function des Schwanzes, und deshalb hat die Form des letzten Schwanzwirbels auch systematischen Werth. Sehr gewöhnlich verschmilzt der letzte mit dem vorletzten, das beweisen die Querfortsätze (welche dem letzten Schwanzwirbel stets fehlen) und die Wirbel junger Vögel, wo die Verwachsung noch nicht vollkommen; oft erhält sich auch die Spur der Verwachsung, falls eine solche statt hat, durch das ganze Leben. Beim Pfefferfresser verwachsen die letzten 3 Schwanzwirbel. Von den stark in die Breite gezogenen, aus zweien Wirbeln ver- wachsenen hintern Schwanzwirbeln des Pfaus, Spechts, der Bartvögel - finden sich nun alle Abstufungen zu dem noch kräftigen hintern Schwanz- wirbel der Tagraubvögel bis zu den verkümmerten Dornfortsätzen und Wirbelkörpern des Casuars, der Anas histrionica, Crex pratensis ete. Beim Storch setzt sich der Wirbelkörper in einen hintern Stachel fort, während allermeist nur ein oberer, zuweilen auch ein unterer Dornfortsatz so kräftig ausgebildet sind, dass Giebel*) sie als „obere und untere Dornplatte‘“‘ bezeichnete. Die Zahl der Wirbel kann in den einzelnen Regionen sehr schwanken; es erscheint das bei dem graecilen, rasch sich entwickelnden Knochensystem der Vögel nicht so auffallend. Besonders variirt die Zahl der Rücken- wirbel, indem sowohl nach vorn als nach hinten ein Wirbel hinzukommen oder wegbleiben kann, je nachdem dieser eine Rippe gewinnt oder ver- liert. So z. B. finde ich unter vier Skeleten von Psophia crepitans bei zweien 17 Hals- und 9 Rückenwirbel, bei den beiden andern 18 Hals- und 8 Rückenwirbel; in drei Fällen stützten sich ferner die Sternalrippen des letzten Dorsalwirbels auf die Sternalrippe des vorhergehenden Wirbels, *) 0. G. Giebel, Der letzte Schwanzwirbel des Vogelskeletes; in: Zeitschr. f. d. ges. Naturwissensch. 6. Bd. 1855. p. 29-39. Wirbelsäule. : 49 während im vierten Falle alle Sternalrippen das Brustbein berührten. Dergleichen Verschiedenheiten sind Regel, und Huxley beschenkt aus ähnlichen Gründen die vordern Schwanzwirbel, falls sie mit dem Kreuz- beine verwachsen sind, mit dem Namen Uro-sacral-Wirbel; so findet man bei jungen Casuaren 9, bei erwachsenen 7 deutliche Schwanzwirbel, in- dem der vorderste mit dem os ilwuım, der vorletzte mit dem letzten ver- schmilzt. Bei allen Vogelembryonen ist ihre Zahl noch grösser. Bänder. — Zwischen allen Wirbelkörpern der Vögel findet sich ein Gebilde, der Meniscus intervertebralis,*) ein Analogon des Annulus fibrosus der Säugethiere, der sich wahrscheinlich als Abhebung von der vorderen Fläche des Wirbelkörpers entwickelt. Zu beachten ist dabei, dass auch die Weichtheile zwischen den Wirbeikörpern nicht als Reste der Chorda dorsalis mehr zu betrachten sind, indem diese im Lauf der Entwickelung zu Grunde geht. Der Meniscus nun kann sich zu einer ‚ringförmigen Leiste redueiren (hückenwirbel von Anas boschas), oder aber er verwächst mit den betreffenden Wirbelkörperflächen, in den verschieden- sten Graden der Ausdehnung, regelmässig am vordern Umfange beginnend. Und so bleibt denn bald der dorsale Theil frei (die drei letzten freien Rückenwirbel von Gypaetus barbatus), bald tritt vollkommene Verwachsung ein (bei den Schwanzwirbeln). Zwischen allen beweglich verbundenen Wirbelkörpern findet sich dem nach als intercaläres Stück ein scheiben- förmiger Faserknorpel mit centraler Oeffnung, der entweder frei beweg- lich oder ganz oder theilweise mit den einander zugewandten Wirbelkör- perflächen verwachsen ist. Im ersten Falle ist es ein Meniscus, im letztern sprechen wir von einem Annulus fibrosus. Die Knorpelscheibe, die mit dem Ausschnitt des Atlas verbunden ist, stellt den ersten Meniscus dar (das Ligamentum transversum atlantis der Säuger). — Ligamentum suspensorium corporum vwertebralium nennt Jäger das Band, welches zwischen den einander zugewandten Wirbelkörpern im Innern der Gelenkhöhle ausgespannt ist. Es durchzieht die centrale Veffnung des Meniscus und liegt genau in der Körperaxe, nimmt somit die Stelle der embryonalen Chorda dorsalis ein. Das erste und vorderste hieherzurech- nende Ligament ist das Lig. suspensorium dentis epistrophei, eine Homo- logie, welche Barkow**) entging. Die Ligy. capsulare atlantico- occeipitale und caps. atlantico-epistrophicum odontoideum sind als die zwei Hälften der ersten ‚Wirbelkörper-Gelenkkapsel zu betrachten. Von Bändern sind ferner aufzuführen die Membranae obturatoriae intervertebrales posteriores zwischen den Rändern der Halswirbel- bogen, die bei Duceros so auffallend kurz sind; das Ligamentum nuchae, ein dünnhäutiges, sehniges Band, welches zwischen den Muskeln *) Vergl, Gustav Jäger, Das Wirbelkörpergelenk der Vögel, aus: Sitzungsber. der mathem.-naturwiss. Classe der kaiserl. Akad. der Wissensch. Bd. XXXIII, Jahrgang 1858, pag. 527 u. £. #*) Syndesmologie der Vögel. Bro un, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 4 50 Vögel. der rechten und linken Seite des mittlern und untern Theils auf der Rückenseite des Halses liegt und sich an den Spinis der Halswirbel inserirt, bei Pipra strigillata, Pieus tridactylus, Columba domestica, Huhn und Pfau u. a. aber von Barkow vermisst wurde; die Ligg. elastica interspinalia profunda und das Lig. elasticum interspinale superficale, welches letztere jedoch den meisten Vögeln fehlt. Zumal die drei letztgenannten sind es, welche den Hals in S-förmiger Gestalt erhalten, ohne dass Muskeln dabei thätig sind; sehr schwach sind diese Ligamente z. B. beim Schwane, der dafür aber seinen Hals kerzengrad aufrichten und wieder schlangenförmig winden kann: hier ist ganz den Muskeln der Spielraum überlassen. Endlich führen wir noch auf die Ligg. capsularia obligua, welche jeden vberen schiefen Fortsatz mit dem unteren des vorhergehenden Wirbels verbinden. Das Lig. trans- versum Atlantis kann verknöchern, wie es Cacatua sulphurea zeigt, ferner Picus tridactylus und aurulentus, wo noch von diesem Bande eine Verlängerung ausgeht, welche den Condylus des Hinterhaupts von hinten kapselartig umfasst, sodass hier dem Ausweichen des Gelenkkopfes beim Hacken mit dem Schnabel entgegengewirkt ist. Auch die andern Bänder können verknöchern, so bei vielleicht allen Arten des Genus Buceros, wo Atlas und Epistropheus fast vollständig verschmolzen sind. Rippen. Alle Vögel besitzen wahre und falsche Rippen. In typischer Weise sind die wahren Rippen aus drei Stücken zusammengesetzt: dem Dorsal- theil (eigentliche Rippe) mit dem hamulus costalis s. processus uncinatus und dem Sternaltheile. Alle diese Theile können gelenkig an einander und an Wirbeln und Brustbein verbunden sein, meist aber verwachsen die hamuli costales mit dem Dorsaltheil der Rippen vollkommen; ferner ver- schmelzen die letzten, hinteren Dorsalrippen meist mit der Unterfläche des os ilium. — Die falschen Rippen bestehen entweder in kurzen Dorsal- rippen, die weder hamuli costales noch Sternalrippen besitzen (vorderste Rippen), oder aber in Sternalrippen, denen das Dorsalstück fehlt (hinterste Rippen). Die Dorsalstücke sind ziemlich breit, seitlich comprimirt, mit vorderm und hinterm scharfen Rande. Jede Rippe heftet sich nur an einen Wirbel mit Capitulum und Tubereulum, und zwar befindet sich zwischen Kopf und Höcker ein weiter Ausschnitt, sodass besonders der „Hals“ des Rippenkopfes eine beträchtliche Höhe erreicht. Das Capitolum artieulirt am obern Theile des Wirbelkörpers (nie an zwei Wirbeln zugleich, wie etwa bei Säugethieren), das Tuberculum an der Spitze des processus trans- versus desselben Wirbels. Am hintern Rande, in der Mitte oder im untern Drittel erheben sich nach oben und hinten die hamuli costales, Gebilde die aus eignen Knochen- kernen entstehen und meist mit der Rippe knochig zusammenwachsen, in seltnern Fällen nur durch Bandmasse verbunden bleiben wie bei Brustbein. 51 Aptenodytes. Diese Rippenhaken, die den hinteren und vorderen Rippen fehlen, legen sich mit dem hintern freien Ende über und auf die folgende Rippe; ihre Bedeutung ist leicht zu errathen: sie erzielen eine grössere Festigkeit des Brustkorbes, sind demnach bei allen Vögeln, deren Brust- muskeln kräftig entwickelt’ sind, besonders lang und stark (Raubvögel), während sie bei den Sumpfvögeln nur schwach sind. Die ossa sternocostalia, die den verknöcherten Rippenknorpeln der Reptilien homolog sind, sind kürzer als die Dorsalrippen, besonders die vordern kurz stabförmig. Ihr Sternalende ist dick und trägt zwei Tuberkel oder Köpfe, die durch ein Ligamentum capsulare mit dem Fortsatze des Brustbeins sich verbinden. Das hintere obere Ende der Sternalrippe ist ungefähr in rechtem Winkel mit den Dorsalrippen gelenkig verbunden, in der Weise, dass eine grosse Excursion des Brustbeins in sagittaler Rich- tung ebenso leicht wie sicher ausgeführt werden kann. Erreichen die vordern wahren Rippen mit ihren Sternaltheilen stets das Brustbein selbst, so findet man dagegen häufig, dass die letzte oder die letzten zwei oder drei Rippen sich auf die Sternaltheile der vorher- gehenden Rippe stützen. Die Zahl der Rippen schwankt zwischen 6 bis 12. Die vordersten 2 oder 3 schreiben wir den Halswirbeln zu, da sie sich nicht mit dem Brustbein verbinden; dagegen erreichen die hinteren Rippen bisweilen keinen Wirbel. So findet man besonders bei der hintersten Rippe am hintern Rande anliegend ein kurzes Rippenrudiment, das bei der Skele- tirung des Vogels leicht verloren gehen kann. Den zu diesem Stücke gehörigen Wirbel können wir deshalb schon als Lendenwirbel ansehn. Bei den Straussen, den nicht fliegenden Vögeln, finden sich die kippen redueirt: sie sind klein aber zahlreich, beim Strausse und neu- holländischen Casuar 9, beim indischen Casuar 11. Dabei ist die Zahl der falschen Rippen beträchtlich, nämlich vorn und hinten je 2—3. Bänder. — Die hauptsächlichen Ligamente sind ein Ligamentum capsulare, das den Rippenkopf mit dem Wirbelkörper verbindet; das Lig. transversum externum, zwischen Tuberkel der Rippe und pro- cessus transversus ausgespannt; das Lig. triangulare, welches jeden proec. uneinatus mit dem Hinterrande der entsprechenden Rippe verbindet und ein Lig. capsulare, das die zusammenstossenden Enden der Dorsal- und Sternalrippen zusammenhält. Das zweiköpfige Sternalende jeder Brustbeinrippe ist mit dem Sternum ebenfalls durch Capsulargelenke ver- bunden. Eine bandartige Haut dehnt sich ferner von der Spitze jedes proc. unecinatus zum vordern Rande der dahinter liegenden Rippe aus. Das Brustbein (Taf. XV u. XVL.) der Vögel bietet grosse Verschiedenheiten dar, sowohl in der Form als in der Art der Entwickelung. Im rohen Umrisse erscheint es als eine viereckige, nach unten (aussen) convexe Platte, welche meist eine senk- 4* 53° Vögel. rechte Crista oder Brustbeinkamm trägt, die Crista sterni. -Nach aussen ist das Brustbein schildförmig gewölbt, die Innenfläche ist concav. In einigen Fällen tritt eine Schlinge der langen Trachea in die Crista ein. Während der obere Rand zur Befestigung und Stütze des Schultergürtels abgestutzt erscheint, der äussere die doppelten Facetten zur Articulation der Sternalknochen trägt, ist der hintere häufig durch Ausschnitte unter- brochen, welche bei den hühnerartigen Vögeln sehr tief sind, bei gut fliegenden aber meist (jedoch nicht immer) fehlen. In anderen trägt das Brustbein an Stelle der Ausschnitte Löcher und Lücken, die mit Faser- haut überzogen sind. Im Vergleich zu den übrigen Wirbelthierklassen kann es immer sehr gross genannt werden, denn es bedeckt den vordern centralen Theil des Thorax und dehnt sich, zumal bei Vögeln von grosser Flugkraft, über einen grossen Theil der Abdominalhöhle aus, bisweilen bis zu den ossa pubis hin. Der Brustbeinkamm sowie die vier Kanten zeigen interessante typische Verschiedenheiten bei den einzelnen Familien und Ordnungen, die hier nur flüichtige Betrachtung finden können, im systematischen Theile aber schematisch zusammengestellt und genauer werden bespro- chen werden. Tiefgreifende physiologische und biologische Verhältnisse, denen wir noch nicht immer nach Wunsche nachgehen können, zeigen aber auch hier wieder, oft plötzlich inmitten einer verwandten Formen- reihe, Ausnahmen, die eine Uebersicht sehr erschweren und die man secundär nennen mag, indem sie einen durchgehenden Formentypus modifieiren. Im grossen Ganzen hat das Brustbein dreierlei Functionen zu erfüllen: das Packet der Eingeweide nach unten zu unterstützen, die Athmung zu erleichtern und endlich den kräftigen vordern Extremitäten einen sichern Stützpunkt (auf indireetem Wege) zu bieten und die Haupt- flugmuskeln zu tragen. Im Allgemeinen werden wir demnach bei hoch- und gewandt-fliegenden Vögeln ein gedrungenes Brustbein mit weit vorspringender Crista, die je die Ansatzfläche für die stärksten Flug- muskeln darbietet, finden, bei schlechten Fliegern einen schwachen oder auch gar keinen Brustbeinkamm, bei gehenden und watschelnden Vögeln ein langes, wenn oft auch schmales Brustbein, das die Eingeweide tragen hilft und dessen hintere Fläche nicht von Muskeln überdeckt ist, — zu- gleich ein Hinweis auf seine Function beim Athmen. Merkwürdig ist auch die Verschiedenheit in der Entwickelung, indem sich nach Parker*) bei den Straussen, mit Ausnahme von Rhea, nur zwei Ossificationscentren zeigen, die Pleurostea jenes Autors, gerade wie sie sich auch bei den *%) W. Kitchen Parker. 4 Monograph on the Structure and development of the schoulder-girdle and sternum in the Vertebrata. Birds. p. 142—191 aus: The Kay Society. London 1868. fol. — Da der Verfasser weder Gegenbaur, Untersuchungen z. vergl. Anat. der Wirbelthiere. II. Heft. 1865. 4., noch Harting’s frühere Arbeit: Z’appareil Episternal des oiseaux, in: Natuurkundige Verhandelingen, witgegeven door het prov. Ütrechtsch Genoot- schap von Kunsten en Wetenschappen. Nieuwe reeks. 1. 3. 1864. 4., gehörig berücksichtigt hat, so sind die Resultate Parker’s mit Vorsicht zu gebrauchen. Brustbein. 53 Krokodilen und Lacerten vorfinden, während bei den andern Vögeln sich noch ein mittleres „Lophosteon“, das ohne Analogon bei den übrigen Thier- klassen ist, im jugendlichen Zustande zeigt, im dritten Grade der Häufigkeit auch wohl noch ein „.Metosteon“ hinter jedem Pleurosteon, wie bei Krähen und Hühnern; bei Tıwmix und vielleicht auch Tinamus noch ein „Coracosteon“; bei Dicholophus endlich ein medianes hinteres „Urosteon“. Rhea zeigt ausserdem noch zwei „Proostea“ vor den Pleurosteu — das sind aber auch alle bisher bekannten Knochencentren im Brustbein des Vogels. Ein ‚„Metosteon“ scheint auch bei Stellio unter den Reptilien, ein „FProosteon“ bei einigen Mammalien ausgezeichnet; die übrigen Centra sollen den Vögeln eigen sein. Der vordere Rand des Brustbeins besitzt stets zwei längliche Gruben zur Gelenkverbindung mit den ossa coracoidea, und zwischen ihnen treffen wir häufig einen Fortsatz an, die spina sternalis (apophyse Episternale Cuwvier).. An die Seitenränder, zumal den vordern Theil, sind die ossa sternocostalia eingelenkt, und da sich das Brustbein hier verdickt, so entstehen so viel Doppelgruben (oder selten einfache Gruben) als oss«a sternocostalia an das Brustbein herantreten. Das vordere Ende des Seiten- randes geht in einen äussern vorderen Fortsatz aus, den processus lateralis anterior (proc. costalis autt.), der stumpf oder spitz ist. Ein ähnlicher, minder stark entwickelter proec. lateralis posterior entspringt von dem hin- tern Ende des Seitenrandes. Der hintere Rand bietet die grössten Ver- schiedenheiten dar: gradlinig, stark gekrümmt; einfach oder mit tiefen Ausschnitten, die dann durch Bandmasse ausgefüllt sind. Am einfachsten ist das Brustbein ausgebildet bei den straüss- artigen Vögeln. Es fehlt ein Kiel vollkommen, indem zugleich die grossen Pectoralmuskeln schwach und klein sind. Die Form ist ziemlich verschieden bei den einzelnen Gattungen (wie sich überhaupt innerhalb der Ordnung der Strausse die jähesten Unterschiede vorfinden), immer aber ist es breitgezogen, relativ klein, plump und schwerfällig. Bei Apteryx und dessen nächsten fossilen Verwandten, bei Casuarius und Rhea findet sich am vordern Rande zwischen den Coracoid-Gelenkgruben keine Spina, bei erstgenannten sogar eine tiefe Grube; der Hinterrand zeichnet sich bei Aptery& durch die tiefen, meist unsicher contourirten Einschnitte aus. Der Rippenrand ist besonders stark verdickt (XV, 3). *) Ausser den früher genannten Arbeiten ist noch hervorzuheben: R. Owen, Beobachtungen über die Anatomie der Tukane. Mit Zusätzen und einem Nach- trage von Rud. Wagner. C. L. Nitzsch, Vergleichung des Skelets von Dicholophus eristatus mit dem Skelettypus der Raubvögel, Trappen, Hühner und Wasserhühner. In Abh. d. Nat. Ges. zu Halle. I. Band. p. 53 —58. Guilelmus Velten, De avibus ex sterni conformatione celassificandis. Dissert. zool. Bonnae. 8. 1861. H. Burmeister, Anatomie der Coraeina scutata. Halle. 1856. 4. Mit I Tafel. De Fremery, Speeimen zoologicum sistens observationes, praesertim osteologicas, de Casuario noyae Hollandiae, 1819, 8. Mit guter Abbildung von Skelet und Brustbein, 54 Vögel. Ganz im Gegensatz zu dieser Form finden wir das Brustbein der Falken und Adler ausgebildet. Gross und stark, mit kräftigem Kiele, nahezu viereckig, mit jederseits einem kurzen Einschnitte am hintern Rande, der sich auch zum Loch schliessen kann. Etwas Besonderes bietet Gypogeranus dar (XVI, 8—9.): sein Brustbein ist auffallend diek, aber gleichwohl leicht durch die Pneumatieität, der vordre Rand mit starker Apophyse, der ganze hintere Theil zugespitzt wie die Spitze einer geschnittenen Gänsefeder. Das ganze Brustbein ohne Löcher oder tiefere Einschnitte. Von gedrungenerem Bau, fast quadratisch in der Aufsicht ist das Brustbein des @ypaötus barbatus (XVI, 10) mit starkem, dieken Kiel, jederseits nahe dem angulus posterior ein grosses foramen (Fonta- nelle), das bei zunehmendem Alter sich aber stark verkleinern kann. Bei den echten Geiern (XVI, 12) findet man ein ähnliches Brustbein, ebenfalls ein Rechteck darstellend, anderthalbmal so lang als breit. Der Kiel ist weniger hoch als der der Falken und Adler und die Knochenplatten dünn; der hintere Rand zeigt eine mediane Spitze, die bei den verschie- denen Arten mehr weniger deutlich ausgesprochen. Die beiden Foramina links und rechts verengen sich, wie allgemein so auch hier, mit zuneh- mendem Alter. Der hintre Rand des Brustbeins und seine verschieden- artige Gestalt hat Eyton mit Unrecht veranlasst, hienach allein die Abtheilung der Geier zu classifieiren.*) — Grosse Conformität in Bezug auf das Sternum zeigen die Arten des Genus Strix (XVI, 14). Von quadratischem oder kurz oblongem Umrisse, zeigt dasselbe hinten zwei symmetrische flache Ausschnitte. Der Kiel springt wenig vor und erreicht lange nicht den hintern Rand. Otus (XVI, 15) dagegen besitzt zwei sehr tiefe hintere Einschnitte. Die lebenden Repräsentanten der über dreihundert Arten umfassenden Gruppe der Papageien**) sind durch eine Menge eigenthümlicher Bildungen gekennzeichnet, wodurch sie eng unter einander verbunden und zugleich scharf gegen die übrigen Abtheilungen abgegrenzt erscheinen. Zu diesen charakteristischen Gebilden gehört auch das Brustbein, das bei den differentesten Papageiarten nur relativ kleine Verschiedenheiten dar- bietet, wenn wir es vergleichen mit den Brustbeinformen andrer Familien, 2. B. der der Raubvögel. Bei Cacatua Philippinarum treffen wir ein ver- längertes Brustbein an mit fast parallelen und nur am hintern Theile divergirenden Seitenrändern. Der Kiel ist dünn, aber stark vorspringend, nach vorn in eine lange Apophyse verlängert, welche sich zwischen die Coracoidbeine ausdehnt. Fontanellen oder Einschnitte fehlen und der Hinterrand bildet genau einen Viertel-Kreisbogen. Eine gut begrenzte Abtheilung ist die der Passeres, im engeren Sinne genommen. Wenn man, wie es ohne Zweifel richtig ist, die Gat- *) In: W. Jardine, Contributions to ornithology for 1849. *%*) Brustbeine der hier besprochenen Typen siehe auf Tafel II—XIV, besonders in der Znsammenstellung auf Tafel XV—X VI Brustbein. 55 tungen TZrochilus, Upuwpa, Merops, Prionites, Alcedo, Buceros, Coracias, Colius, Caprimulgus, Cypselus und verwandte Formen ausscheidet, behalten wir noch eine grosse Zahl von Gattungen übrig,*) die, wie in andern Charakteren so auch in Gestalt des Sternums, auffallende Ueber- einstimmung zeigen. Die Passeres besitzen ein langgezogenes, aus einer sehr dünnen, nicht pneumatischen Platte bestehendes Brustbein, dem sich ein starker, nach hinten gleichmässig abfallender’ Kiel aufsetzt. Die vordre Spitze des Kieles bildet einen rechten oder spitzen Winkel, während an seiner Vereinigungsstelle mit der Brustbeinplatte eine starke Apophyse (Episternum Owen) nach vorn vorspringt, die in ihrer Bildung sehr merk- würdig und zugleich charakteristisch ist: zwei nach links und rechts im rechten oder stumpfen Winkel divergirende Spitzen bilden eine Gabel, von deren Mitte eine dünne Leiste in den Brustbeinkiel überfliesst. Die Ge- lenke für die Rabenschnabelbeine sind tief und stossen in der Mitte zu- sammen. Die Seitenränder, bis zum vordern Drittel convergirend, von da ab nach hinten stark divergirend, zeigen je fünf Gelenkflächen, die dicht hinter einander liegen, zur Aufnahme der Sternalrippen. Ausge- zeichnet ist der hintere Rand durch zwei tiefe schmale Einschnitte, welche die hintere Hälfte des Brustbeins in drei Stücke theilen, in einen mittlern breitern und zwei seitliche Partieen; die freien Enden derselben sind immer deutlich verbreitert. Die Modificationen von all diesen Bildungen sind selbst bei den verschiedensten Arten der Gruppe der Passeres unbe- deutend, soweit es bislang untersucht ist. Von sehr vielen, besonders australischen Formen ist der Skeletbau leider noch gar nicht bekannt. Je ne saurais — so ermahnt Blanchard — trop signaler ce fait 4 Vat- tention des naturalistes et surtout des voyageurs qwi croient suffisant de recueillir les depowilles. Einen ganz andern Typus bietet das Genus Uypselus. Zuerst ist der Kiel noch mächtiger entwickelt, weit vorspringend, einen sehr spitzen vordern und untern Winkel bildend.. Das „Episternum“ ist nur klein und von stumpfer Gestalt. Auf der Innenseite ist ein grosses foramen pneumaticum gelegen. Einschnitte oder Löcher sind nicht vorhanden. — Mit Recht hat man schon lange die Thurmschwalben von den echten Schwalben entfernt und zusammengestellt mit den Ziegenmelkern, denen sie sich ohne Frage zunächst anschliessen. Allerdings bekommen wir dann eine Formenreihe, welche relativ grosse Verschiedenheiten darbietet; das kann aber keineswegs hindern sie als eine natürliche Gruppe zusammen- zufassen, und man kann hoffen, dass das Studium ausgestorbener Arten noch die Kette andeuten werde, durch welche die Thurmschwalben mit den Ziegenmelkern verbunden sind. — Caprimulgus europaeus be- sitzt ein kurzes und hinten verbreitertes Brustbein, mit ganz unbedeuten- dem mittleren Episternaltheil, während der hintere Rand zwei breite Ein- *) Fringilla, Loxia, Alauda, Parus, Sturnus, Corvus, Paradisea, Certhia, Motaeilla, Turdus, Lanius, Muscicapa, Pipra, Tanagra, Hirundo etc. 56 Vögel. schnitte besitzt. Der Kiel ist sehr hoch, vorn und unten spitzwinklig vorragend. Nur wenig verschieden von diesem Thiere ist der Steatornis caripensis aus den Höhlen des tropischen Amerika’s: der Kiel ist schwächer, das ‚„Episternum‘ deutlich abgesetzt und der Umriss der Brustbeinplatte ein mehr quadratischer. — Als einen dritten Typus kann man noch das Brustbein von Podargus humeralis hinzufügen, denn hier finden sich sehr tiefe hintere Einschnitte, die bis nahe zu den Rippengelenken heran- treten. Auch der mittlere Theil besitzt noch zwei Einschnitte (XVI, 30). Ausserordentlich uniform erscheint hingegen das Brustbein der Kolibris, einer Familie, welche zu den Macrochires (Cypselidae und Caprimulgidae) die nächste Verwandtschaft zeigt. Sie haben ein dünnes, schmales Brustbein mit rauher Oberfläche und nach hinten divergirenden Seitenrändern. Da diese Thiere den grössten Theil des Tages sich auf ihren Flügeln schwebend in der Luft zu erhalten haben, so sind dement- sprechend die Peetoralmuskeln stark und der Kiel, der denselben haupt- sächlich zur Insertionsfläche dient, gross und höher als das Sternum breit ist. Der mittlere Episternaltheil fehlt aber ganz und die Rabenschnabel- beine artikuliren auf dem vordern Rande, ohne in Gelenkpfannen einge- senkt zu sein. Der hintere Theil der Brustbeinplatte ist gerundet und besitzt weder Einschnitte noch Löcher. Vorn an der Basis des Kieles findet sich ein grosses foramen pneumaticum, das auch in der Zeichnung auf Taf. XVI, Fig. 27 durch einen dunkeln Fleck über dem Kiele auge- deutet ist. — Diese von Campylopterus pampa entlehnte Beschreibung passt auf alle Kolibris, und Blanchard*), der eine gute Anzahl Skelete untersuchen konnte, fand bei den verschiedenen Arten nur leichte Nüancen im Verhältnisse der Länge des Brustbeins zur Breite und in der Höhe des Kieles. So nähert sich das Brustbein der Kolibris dem der Uypselidae durch die äussere Form, das rudimentäre „Episternum“ und die ausser- ordentliche Grösse des Kammes, unterscheidet sich aber von jenen be- sonders durch die Beschaffenheit des vordern Randes und der vordern seitlichen Winkel. Etwas ganz Besonderes bietet das Brustbein des Wiedehopfs dar, obwohl es dem der Fringilliden einigermassen ähnelt, nur dass es noch zwei kleine scharfe Dornen am Hinterrande trägt (XVI, 51) und dass das Episternum einen seitlich comprimirten, vorn gerundeten Vorsprung dar- stellt. Auch ist die vordere Ecke des Kammes gerundet und nicht spitz. — Wie schon Striekland**) richtig angiebt, schliesst sich der Gattung Upupa zunächst das Genus Irrisor an, und wenigstens von I. erythro- rhynchus ist bekannt, dass er ein Brustbein habe gleich dem des Wiede- hopfs. Es wäre interessant, auch die Gattungen Fregilupus und Falculia *) Recherches sur les caracteres osteologiques des oiseaux. In: Annales des Sec. nat. Zoologie. IV. Serie. Tome XI. 1859. p. 109. **) On the Structure and Affinities of Upupa and Irrisor, In: The Annals and Magazine of Nat. Hist, Vol, XII, 1843. p. 238. Brustbein. 57 (von Madagaskar) in ihren osteologischen Charakteren, zumal in Bezug auf das Brustbein, zu untersuchen ! Von ganz eigener Form ist das Brustbein der Meropidae: das Episternum ist dreispitzig, die Seitenränder tragen nur vier Gelenkflächen, in welche sich die Sternalrippen hineinlegen, und der Hinterrand zeigt jederseits zwei tiefe und breite Einschnitte. Zugleich fällt der freie untere Rand des Brustbeinkamms nicht gleichmässig ab, sondern er beschreibt eine Wellenlinie, indem sein ‘vorderer Theil eine convexe, .die hinteren zwei Drittel eine concave Linie beschreiben. Das Brustbein von Momotus Briss. (Prionites Illig.) wird wahrscheinlich etwas ganz Aehnliches auf- weisen, doch bislang ist noch nichts darüber bekannt geworden. Als eine besondere Gruppe werden schon seit langer Zeit die Alce- didae oder Eisvögel betrachtet, und findet man auch in dem Brustbein dieser über die ganze Erde verbreiteten Formenreihe frappante Ueberein- stimmung. Der mittlere Episternaltheil ist einfach, mit einem foramen pneumaticum an der innern Fläche versehen, während der Vorderrand der Brustbeinplatte nicht nur nicht einen Vorsprung, sondern sogar einen deut- lichen Ausschnitt hat. Die Seitenränder sind concav und tragen in der ‘vordern Partie vier Gelenkgruben, der Hinterrand mit zwei Paar Aus- schnitten. Auf der Innenseite im obern Viertel pflegt noch ein medianes Luftloch zu liegen. — Ganz eng an diese Beschreibung schliesst sich das Genus Todus, eine Verwandtschaft, welche schon von Cuvier richtig angegeben ist. Das Brustbein von Galbula, Capito und Bucco schliesst sich hier zunächst an; jedoch ist es nur wenig gewölbt, die hintern Einschnitte gehen tiefer, ferner ist die mittlere hintere Partie der Platte nicht abge- stumpft, sondern gleichmässig nach hinten zugespitzt, während die seit- lichen hintern Aeste sehr dünn und allein der laterale am freien Ende stark verbreitert ist. Zu gleicher Zeit sind die Cristen, welche die Ansatz- flächen der Peetoralmuskeln scheiden, deutlicher und länger. Die Picidae, Yungidae und Picumnidae bilden, wie erwähnt, eine natürliche Gruppe, wie es schon die Beschaffenheit des Brustbeins andeutet. Die allgemeine Form, die Gestalt des Kieles, die Bifurcation des Epister- nums sind die bestimmenden Charaktere. — Auch das Brustbein der Rhamphastidae könnte man diesem Typus zuzählen, nur dass die Contur der Gelenkpfannen für die Rabenschnabelbeine abweicht, dass weniger Sternalrippen existiren und die seitlichen hinteren Aeste nicht divergiren, sondern einander parallel laufen oder sogar ein wenig conver- giren. Dasselbe gilt von den Musophagidae, deren Brustbein aber zwei kurze, hintere seitliche Aeste trägt. Lherminier will eine Aehn- lichkeit zwischen dem Sternum der Nachtraubvögel und der Musophagidae finden, diese ist jedoch nur sehr oberflächlich. Das Brustbein von Coracias bietet uns eine neue Eigenthümlichkeit. Betrachtet man den hinteren Rand, so bemerkt man zwei Paar nicht allzutief reichender Einschnitte, sodass auch hier wieder fünf hintere Aeste 58 Vögel. gebildet werden, von denen der mittlere conisch zugespitzt, das innere Paar ziemlich schmal, das äussere aber am freien Ende sehr stark ver- breitert ist. Der Kiel ist hoch, nach hinten bis zum Rande der Brust- beinplatte reichend. Dass sich die Gattung Eurystomus hier unmittel- bar anschliesst, war zu erwarten; wie es scheint, gehören aber auch die Coliidae hieher. Ueber Beschaffenheit ihres Brustbeins ist noch nichts bekannt. — Nahe verwandt den eben aufgeführten Formen ist das Brust- bein der Trogonidae; jedoch ist das Episternum abgestumpft und. die äusseren Aeste endigen in einer Scheibe von elliptischer Gestalt, was besonders in der Profilansicht zu Tage tritt. — Nur eine genaue anato- mische Untersuchung genannter Thiere, verbunden mit den Charakteren der Hautbedeckung und der Lebensweise, kann die Stellung derselben im Systeme endgültig entscheiden. Die Gruppe der Kukuke zeigt uns einen neuen Typus. Vorerst bei Uuculus gen. ist das Brustbein relativ klein, nicht viel länger-als breit; der mässig starke Kamm reicht bis zum hintern Rande, welcher nur ein Paar breiter und flacher Einschnitte darbietet. Phoenicophaeus und Piaya hingegen haben zwei Paar Einschnitte; bei Centropus Menebikiüi ist das Sternum breiter, bei Crotophaga schmaler, im Uebrigen schliessen sich die zwei letztgenannten dem Genus Cuculus an. Vier hintere Ineisuren zeigt auch Diplopterus aus Brasilien, zugleich ein Loch in dem Episternum grade wie Merops und Upupa. Das Sternum der Nashornvögel ist kräftig ausgebildet, trägt einen starken Kiel und besitzt eine Anzahl Luftlöcher, die auf der innern Seite in der Medianlinie gelegen sind. Der hintere Theil ist verbreitert, mit zwei Einschnitten geziert, sodass drei hintere Loben entstehen, von denen der mittlere fast doppelt so breit als die seitlichen. Eine Aehn- lichkeit mit dem Brustbeine des Kukuks ist nicht zu verkennen. Ob der Euryceros Prevostii Less. von Madagaskar hieher gehört, ist noch nicht genau untersucht; wahrscheinlich ist die Frage mit Nein zu beant- worten. Bei den Hühnervögeln findet sich ein langes starkes Brustbein mit hohem Kamme und zwei paar hinteren tiefen Einsehnitten. Pferocles und einige andre Gattungen nähern sich mehr den Tauben durch die Flachheit dieser Incisuren. Wie im ganzen Skeletbau so auch in der Form des Brustbeines kann man in der Ordnung der Hühner sieben Familien unterscheiden*) von denen die Tetraonidae, Pteroclinae und Hemipodimae gewisse Verwandtschaften mit den Tauben zeigen, während in den Gallinae s. s. oder den Phasianinae nebst den Oracinae sich der Typus der Hühnervögel am grellsten und reinsten darstellt; auf der andern Seite leiten die Megapodünae zu den Rallen, und die Tinaminae zu den Straussen hinüber. Ist bei letzteren auch das Brustbein ganz dem * W.K. Parker. On the Osteology of Gallinaceous Birds and Tinamus, in: Transact. Zool. Soc, London. .4. Vol. V Part 3. London. 1864. p. 149-241. Pl. XXXIV— XLI. Brustbein. 59 der echten Rasores ähnlich, so erinnert der Schädel, zumal der Gaumen- apparat, sofort an den Typus der straussartigen Vögel. Einen sehr hohen, vorn ausgeschweiften Kamm trägt das schmale Brustbein der Tauben. Von den fünf hinteren Fortsätzen, gebildet durch zwei Paar Ausschnitte, sind die äusseren bei weitem die kürzeren, während die innern mit ihren T-förmig verbreiterten freien Enden mit dem mittlern Theile verschmelzen können, sodass die inneren Einschnitte zu umschlossenen Löchern umgeformt werden. Beim nicht fliegenden _ Didus erscheint das Brustbein einfach und ohne Incisuren oder Löcher; der Kamm ist niedrig und dick, das ganze Knochenstück aufgetrieben und pneumatisch (IV, 4). Das Brustbein der Grallae (Grus, Chionis, Charadrius, Scolopaz etc.) ist in der Regel lang, ohne Ausschnitte (Psophia) oder auch mit einem oder zwei Paaren; in letzterem Falle sind die äusseren seitlichen Fort- sätze kürzer. Das sog. Episternum ist meist gablig ausgeschnitten, jedoch nicht immer deutlich. Häufig macht die Luftröhre vielfache Windungen, welche entweder unter der Haut, — wie bei Otis, besonders aber bei Psophia wo sie bis gegen den After reieht, — oder in dem ausgehöhlten Brustbeinkamm selbst liegen- kann. In letzterm Falle sind aber die Knochenplatten, welche die Luftröhre umschliessen, zum Theil Episternal- gebilde. Sehr langgestreckt, am Hinterrand mit einem oder zwei Paar Aus- schnitten versehen, ist das Sternum der Reiher und Störche (Ciconiae). Der Manubrialfortsatz ist entweder gar nicht vorhanden oder nur sehr unbedeutend entwickelt. Grosse Verschiedenheit treffen wir aber an in der Dicke und Pneumaticität, indem das Brustbein von Ardea, Botaurus, Nyeticorae und Caneroma sehr dünn, das vom Reiher sehr dick und zellig ist, mit Ausnahme der hintern Partie. Zwei Ausschnitte oder Löcher tragen die langen, von parallelen oder hinten ein wenig divergirenden Seitenrändern begrenzten Brustbeine der Lamellirostres. Ein sog. Episternum ist bisweilen vorhanden; der Brustbeinkamm ist vorn ausgeschweift, zuweilen dick aufgetrieben und stark spongiös durch die Luftröhre, welche schlingenförmig oder gewunden in demselben eingebettet liegt. Bei den Steganopodes (Pelikan, Sula, Tachypetes, Plotus, Phaeton, Phalacrocorax) treffen wir ein breites Sternum an, dessen hinterer Rand abgestutzt, ganz ohne oder jederseits nur mit einem seichten Ausschnitte versehen ist. Aehnlich ist das Brustbein der Longipennes (Rhynchops, Sterna, Larus, Sturmvögel) gebaut; der hintere Rand trägt immer zwei Paar Ausschnitte, von denen der innere grösser ist. Abweichungen finden sich bei Diomedew, wo das Brustbein so lang als breit, und die seitlichen Hinterecken weiter nach hinten vorspringen als die busen- artig eingezogene Mitte. Die Episternal- Apophyse ist zum Theil stark entwickelt. | 60 Vögel. Die Genera Colymbus, Podiceps, Aptenodytes, Uria, Alca und verwandte Formen, welche man unter dem Namen Urinatoreszusammenfasst, haben ein langgestrecktes schmales, mit starkem Kamm versehenes Brustbein; bei Alca impennis ist der Hinterrand ganz; bei anderen Alken und bei Colym- bus liegt jederseits ein Ausschnitt, bei Colymbus ein Loch. Zwischen den beiden Ausschnitten findet man bei Podiceps eine mediale Einbucht. Welcher Werth nun den einzelnen hier berührten Verschiedenheiten zuzumessen ist, darüber lässt sich streiten. Im grossen Ganzen können wir für die einzelnen Familien je eine typische Form des Brustbeins auf- stellen, die jedoch auffallende Modificationen darbieten kann; und dass diesen oft nur ein minimaler Werth beizulegen ist, lehrt folgende kurze Betrachtung. In der Reihe der Wirbelthiere, vom Amphioxus bis hinauf zum Men- schen, finden sich alle möglichen Uebergänge von einem membranösen, knorpligen und knöchernen Skelet. Bald folgen diese drei Zustände während der Entwicklung des Thieres auf einander, bald geht der Knochen direet aus dem membranösen Skelete hervor; bei keinem Wirbel- thier aber ist das Skelet ganz knöchern, sondern immer bleiben einzelne Theile membranös und knorpelig. Schon daraus geht mit Evidenz hervor, dass jede Beschreibung eines Skeletes, in dem nicht zugleich auch auf die Bänder und Knorpelgebilde Rücksieht genommen ist, unvollkommen sein muss und für das Studium der Morphologie und vergleichenden Anatomie von untergeordnetem Werthe. Thun sich aber, bei einer Bearbeitung im letzteren Sinne, schon in den sog. Hautknochen der Fische Gegenschwie- rigkeiten auf, die nur durch ein sorgfältiges Studium überwunden werden können, so drängen ‚merkwürdige Verknöcherungen, die grade für die Vögel charakteristisch sind, auch wieder zur Vorsieht: Muskeln können in Sehnen, Sehnen in Knochen übergehen, während auf der andern Seite echte Skelettheile (wie z. B. der Vomer) ganz oder zum Theil membranös bleiben können. Auch der Episternal-Apparat ist in letzterer Beziehung interessant und ein schlagendes Beispiel: Wir treffen bei allen Vögeln eine Anzahl Ligamente zwischen Brust- bein und Schultergürtel an, welche aus dem Gesichtspunkte der ver- gleichenden Anatomie als ein zusammengehöriges Ganze erscheinen, es ist das sogenannte Episternum mit den umgebenden Partieen, ein Gebilde das weder mit dem eigentlichen Brustbein verbunden, viel weniger aber noch dem Schultergürtel zuzurechnen ist. Das lehrt zumal seine vollkom- menste Ausbildung in der Klasse der Reptilien. Beim Crocodil, wo die Clavieula fehlt, besteht der Episternalapparat in einem langen schlichten Knochen, bei den Sauriern hat er aber eine T-förmige Gestalt, indem die Clavieulen die beiden vordern Arme errreichen; bei den Seinken und einigen Eidechsen bildet er ein Kreuz. In dieser vollkommensten Form besteht das Episternum aus zwei medialen. Stücken, von denen das ‚Episternalapparat. bl hintere mit dem Vorderrande des Brustbeins in Verbindung tritt, und aus zwei seitlichen, welche mit den Claviculen mittels Bandmasse vereinigt sind. Auch bei den Mammalien, besonders den mit Schlüsselbeinen ver- sehenen, findet sich das Analogon hievon: so bei den Monotremen, einigen Beutelthieren, einigen Inseetenfressern etc. als ein T-förmiger Knochen; als ein Rudiment von zwei fibrösen Membranen, ausgespannt zwischen Sehlüsselbeinen und Manubrium, beim Menschen.*) Harting wies nach, dass sich auch bei allen Vögeln ein Gebilde findet vergleichbar mit dem Episternum der Saurier, jedoch bleibt es zum grossen Theile, oft sogar total membranös. Eine Össification des Episternalapparates findet sich beim Vogel zuerst und am häufigsten in dem hintern und mittlern Blatte am Vorderrande des Brustbeins zwischen den Coracoiden: das ist . der Manubrialfortsatz nach Owen, der oft, wenn die Össifieirung auch auf die Seitenblätter übergeht, eine Gabelspitze aufsetzt. Wo die beiden Schlüsselbeine zusammenstossen, da liegt der zweite Verknöcherungspunkt, oft zu einer Knochenplatte auswachsend, die bei den verschiedenen Arten die verschiedenstenFormen zeigt und auch mit demBrustbeinkiel verwachsen kann. Der Episternalapparat von Dromaeus Novae Hollandiae schliesst sich dem der Saurier am nächsten an, nur dass er gauz und gar ligamentös bleibt und keine Spur von Verknöcherungen darbietet (vergl. Taf. XVII. Fig. 1). Bei Sfruthio camelus hingegen fehlt der mittlere Theil ganz, während die Seitentheile vollkommen ossifieirt sind mit einziger Ausnahme zweier kurzer Ligamente, die zum Vorderrand der Sternums laufen; die vorderen Theile, dieser Knochenplatten stehen mit dem Schulterblatt in direeter Verbindung. Fihea americana bildet eine Zwischenform zwischen beiden genannten Straussgattungen. Das vordere Stück ist össifieirt, das hintere Stück aber lang und ligamentös. So finden sich hier im Allge- meinen dieselben 4 Stücke des Episternums wie bei den Sauriern, es ist nur ihre Form verändert. Auch innerhalb der Gruppe der Vögel zeigen sich sehr verschiedene Arten der Ausbildung, welche mit der Ausbildung des Schultergürtels im engen Zusammenhange stehen. Als wesentlichste Unter- schiede erscheinen folgende. Sind die Arme des Gabelknochens stark gekrümmt (Raubvögel z. B.), so stehen die Seitenstücke horizontal; sind die Arme lang und wenig gebogen (Hühner und meiste andere Vögel), so stossen die Seitenstücke im spitzen Winkel zusammen. Ferner sehr unterschieden ist die Annäherung der Furcula an das Brustbein; sind beide verschmolzen, geschieht das allein durch Vermittlung des Episternums; ja selbst wenn ein guter Raum zwischen beiden bleibt, pflegt das untere Mittelstück des Episternums noch Össificationen aufzuweisen. Letzteres verknöchert am häufigsten und erscheint gewöhnlich im erwachsenen Thiere als „apophyse episternale“ nach Cuvier, besser pars posterior episterni oder episternum *) Vergl. C. Gegenbaur. Ueber die episternalen Skelettheile und ihr Vorkommen bei den Säugethieren und beim Menschen, in: Jenaische Zeitschrift f£. Mediein. 1864. p. 175. 62 Vögel. posterius. Dieser Theil fehlt nur sehr selten, so z. B. bei Schwalben, Kolibris, Cypselus; in einigen Fällen, bei Tauben und den grösseren Lophyrus-Arten, ist er auf einen kleinen Tuberkel reducirt. Während diese Apophyse bei den Hühnern stark ausgebildet ist, so zeigt aus- nahmsweise das Weibchen von Meleagris gallopavo da, wo beim Männchen ein starker zugespitzter Knochenfortsatz liegt, eine wohl ebenso starke Verdickung, die aber nicht knochig, sondern ligamentös und aus Binde- gewebsfasern besteht ohne Spur von Knorpel. Dies einzig dastehende Factum zeigt zugleich, dass das Episternum nicht zu dem eigentlichen Brustbeine gehöre. Unterschiede von Art zu Art können ziemlich gross sein. Eine pars fwreularis ist endlich noch bei sehr vielen Vögeln, beson- ders bei Fringilliden ete., bei Podiceps, Alca ete. ossifieirt. Die partes laterales sind entweder nie verknöchert oder doch nur aus- . nahmsweise als individuelle Eigenthümlichkeit. So wurde eine solche unregelmässige Ossification von Harting 1. c. bei Larus glaueus be- schrieben. Eine übersichtliche Zusammenstellung der hier aufgeführten Haupt- verschiedenheiten findet man in den Figuren auf Taf. XV. Schultergürtel. Der Schultergürtel der Vögel besteht jederseits aus der langen säbel- förmigen, auf den Rippen lagernden Scapula, dem Coracoidbein (oder schlechthin Coracoid genannt), und den Schlüsselbeinen oder Ula- vicula, hier beim Vogel auch Furcula oder Gabelknochen genannt nach der V-förmigen Gestalt, welche dureh Verwachsung der beiden Knochen gewöhnlich zu Stande kommt, unter Hinzunahme einer dem Episternal- apparate zugehörenden medianen und sagittal gestellten Knochenplatte. Die Deutung, welche den Gabelknochen mit der Clavieula anderer-Wirbel- thiere parallelisirt, hat nicht immer die Herrschaft gehabt, vielmehr hatte man die Clavicula der Säuger in unserm Coracoid gesucht und die Furcula als einen hier neuhinzukommenden Knochen betrachtet. So erhielt dieser Knochen einen neuen Namen, und Bartholin, Blumenbach, Tiede- mann, Nitzsch, und auch Cuvier anfangs, traten dieser Ansicht bei, bis letzterer endlich in der Furcula des Homologon der Clavicula der Mammalien fand, das vermeintliche Schlüsselbein der Vögel aber als eine ausgebildete Form des processus coracoideus der Säugethierscapula an- sprach. Eine ähnliche Deutung hatte übrigens auch Belon getroffen, wenn er ausdrücklich die Gabel für ein Schlüsselbein, unsre Coracoid- beiue für Theile des Schulterblattes hielt. Diese Ansicht bekräftigten die Untersuchungen von Geoffroy St. Hilaire, Meckel, Cuvier und Pfeiffer,*) besonders aber von Gegenbaur,**) der aufs Klarste zeigte, *) Hermann Pfeiffer, Zur vergleich. Anatomie des Schultergürtels und der Schulter- muskeln bei Säugethieren, Vögeln und Amphibien. Inaugural. Abhandl. der medieinischen Facultät zu Giessen vorgelegt. Mit 1 Tafel. Giessen. 1854. 4.- ’ **) Untersuchungen z. vergl. Anat. d. Wirbelthiere. II. 1865. p. 27—28. Schultergürtel. 63 dass das Coracoid oder Rabenschnabelbein als kein selbständiger Knochen anzusehen ist. Nach Gegenbaur kann man auch beim Vogel nur zwei Stücke annehmen, indem Scapula und Coracoid aus einer gemieinschaft- lichen Grundlage hervorgehen und — nach des Autors erschöpfender Darstellung — selbst zu einer Zeit, da sie schon eine periostale Knochen- schicht besitzen, noch ein einziges „primitives Skeletstück“ bilden. Die vorkommende Verwachsung beider Stücke hatte Borelli schon früher auf den Wahrscheinlichkeitsschluss geführt, dass sie als ein einziges Knochen- stück aufzufassen seien. Die Beobachtung Bruch’s,*) dass jede Clavieula der Vögel als ein secundärer Knochen sich entwickle, wurde von Gegen- baur dahin modifieirt, dass doch ein dünner Knorpelstreif vor der Ver- knöcherung der Fureula auftritt, dass die Furcula somit nicht ganz sowie ein secundärer Knochen sich entwickelt, sondern eine vermittelnde Zwi- schenstufe zwischen den zwei Arten der Entwicklung bildet (Jenaische Zeitschr. I. p. 13). Die Oeffnung, welche von den Enden dreier Kno- chen, der Furcula, Scapula und des os coracoideum umschlossen wird, heisst das foramen triosseum. Die Scapula. — Das Schulterblatt ist ein langer schmaler und platter Knochen von säbelförmiger Gestalt, welcher mit der Wirbelsäule parallel laufend auf den Rippen lagert und oft bis an den vordern Rand des Darmbeines reicht. Bei allen Vögeln ist es zugleich gebogen oder in der Mitte geknickt, am stärksten beim Eisvogel, Specht und Kolibri. Vorzüglich lang und schmal erscheint es bei Podiceps, Wasserhuhn, Rohr- dommel; breit und stark bei Raub- und Hühnervögeln, am breitesten bei Aptenodytes. Weder eine Spina noch ein Spinalfortsatz ist zu unter- scheiden. Bei Thieren von bedeutender Flugkraft wie z. B. Cypselus reicht die Scapula bis zur letzten Rippe, während sie beim Emu nur bis über die zweite Rippe nach hinten hinausragt (Taf. V.). Nach vorn verdickt sich das Schulterblatt und trägt an dem Vorderrande zwei Fortsätze: den inneren processus furcularıs, der sich an den Gabelknochen und das Rabenschnabelbein anlegt, und den äussern dickern, mit Knorpel über- zogenen processus humeralis, welcher die hintere Hälfte der Gelenkfläche für den Oberarm bildet. Zwischen den Enden der drei Schulterknochen liegt das ansehnliche foramen triosseum. Die Gestaltverhältnisse dieses Knochens sind sehr einfach beim Vogel. Bei Besprechung der Muskeln wird sich ergeben, dass man am besten den dorsalen-medianen Rand der Scapula als der Spina der Säugerscapula entsprechend betrachtet, wenn man überhaupt eine solche Parallele ziehen will. Das Rabenschnabelbein oder Coracoid (das Hakenschlüsselbein oder die Clavieula vieler früherer Autoren), entspricht dem processus cora- coideuss au der Scapula der Säugethiere, gehört daher eigentlich *) Zeitsehr. für wissensch. Zool. IV. p. 371. 64 Vögel. zur Scapula. Das paarige Coracoid ist der stärkste Knochen des Schultergürtels, gradgestreckt, breit, mit unterem verbreiterten und überknorpelten Ende jederseits sicher eingelassen in eine Quergrube anı vordern Brustbeinrande, von welchem es nach vorn, oben und aussen ent- springt. Im spitzen Winkel ist es zugleich mit Scapula und Clavieula vereinigt und bildet auf diese Weise vornehmlich die Stütze für das Luft- ruder, den Flügel: denn entspringen vom Brustbein die kräftigsten Flug- muskeln, so stützt dasselbe auch zugleich das Coracoid, das die Gelenk- pfanne für den Humerus mitbildet; Gelenkkapsel und Muskelinsertion sind daher fest zu einander gelegt und gestatten nur eine ganz geringe Verschiebung, sodass die Muskelkraft ungeschwächt bleibt. In der Mitte erscheint das Coracoid dünner, das obere Ende breitet sich wieder aus zu drei Fortsätzen: der tuberositas fwreularis, die diek und kulpig ist und an welche der Ast des Gabelknochens sich anlegt; der fuberositas scapu- laris mit einer Gelenkfläche für die Secapula und der tuberositas humeralis, die zwischen beiden ebengenannten Höckern liegt und den Kopf des Oberarms aufnimmt. Zwischen den ersten zweien ist noch der obenerwähnte Äusschnitt aufzuführen. — Am kräftigsten sind die Coracoide bei Apteno- dytes entwickelt, auch bei den Raptores, besonders den Tagraubvögeln, welche letztere sich auch noch die stärkere Entwicklung eines besonderen Knochenfortsatzes auszeichnen, der sich ebenfalls mit der Gabel verbindet. Lang und schwach sind die Coracoide bei den Passeres, im Allgemeinen auch bei den COiconiae, Pelikan, ausserordentlich dick und kurz beim Albatross und besonders den Straussen. Nicht immer sind die beiden Coracoide ganz symmetrisch gestellt; bei Dromaeus verlängert sich der sternale Falz des rechtseitigen Coracoids gewöhnlich weit hinter, bei einem Göttinger Skelet vor jenem des linken, und die unteren Enden der Rabenschnabelbeine greifen hier also über einander, wie es übrigens in geringerer Ausdehnung auch bei Aguwila und Ardea der Fall zu sein pflegt. Es stellt das wieder eine Einrichtung dar, welche bei den Repti- lien verbreitet ist, bei den Vögeln jedoch sich verseltent. Die Fureula oder Clavieula (von früheren Forschern meist als ein den Vögeln eigenthümlicher Knochen angesehen) entsteht, unabhängig yom primären Schultergürtel, aus Knorpelgewebe. Wie bei Säugethieren, so erscheint er auch hier als der variabelste Theil des Schulterapparates. Aus zwei dünnen Knochen zusammengesetzt, bildet die Furcula beim erwachsenen Vogel meist einen U- oder V förmig gebogenen Knochen, dessen freie Enden sich an die innere Fläche des obern Fortsatzes des Coracoids und den Fortsatz des Schulterblatts anlegen; in andern Fällen bleiben beide Stücke getrennt oder verwachsen durch Vermittlung des Episternums (siehe oben); endlich kann dieser Knochen nur noch durch Bandmasse angedeutet sein. — Bei den Papageien kann die Fureula bald ganz, bald theilweise fehlen, oder vollkommen ausgebildet sein. Nach Nitzsch’ Angaben fehlt sie ganz beim Genus Platycercus; nach Vigors bei Psittaeus mitratus, Platycercus eximius und Psittacula galbula; nach Sehultergürtel. 65 Kuhlmann*) bei Ps. pullarius; nach Stannius bei Phittacula passerina. Owen führt an, dass sie allen Erdpapageien (Pezophorus gen.) mangele oder doch in rudimentärem Reste vorhanden sei; durch Pfeiffer ward jedoch nachgewiesen, dass grade bei der Gattung Platycercus, welcher allgemein eine Fureula abgesprochen wurde, noch ein Rest dieses Kno- chens zu finden sei, und so sind vielleicht auch in andern Fällen falsche Angaben über Fehlen der Fureula auf Rechnung einer unvorsichtigen Skeletirung zu schreiben. — Bei Nashornvögeln und Eulen ist ein Ueber- gang hergestellt: zumal bei letzteren sind die episternalen Enden nur durch Weichtheile vereinigt. — Bei der Beurtheilung des Schulterskelets der Strausse stossen wir auf weit auseinandergehende Meinungen. Bei allen Gattungen dieser Abtheilung der Drevipennes besteht im erwachsenen Zustande der Schultergürtel jederseits aus einem einzigen Knochen, der die Pfanne des Schultergelenkes trägt; der schmale dorsale Ast dieses Kno- chens ist unbestritten das Homologon der Scapula, aber der centrale theil- weise mit dem Vorderrande des Brustbeins artieulirende ist verschieden- artig gedeutet worden. In allen Fällen kann man einen innern und einen äussern Theil unterscheiden, von denen letzterer zweifellos dem Coracoid der übrigen Vögel gleichzustellen ist, während der innere, in sehr variab- lem Maasse bei den einzelnen Straussgattungen ausgebildet, entweder für einen Theil des Coracoids oder der Scapula, oder als ein eigenthümlicher Knochen zu betrachten ist, der nicht bei Säugern, wohl aber bei den teptilien sich wiederfindet. Bei Struthio ist dieser mediane Fortsatz bis nahe an das Sternum entwickelt, ja er verschmilzt hier schon frühe auch mit dem Sternalrande des Coracoides, liegt dann aber nicht in demselben Niveau wie dieses, sondern weiter nach unten und vorn. Mit Cuvier hatten alle Anatomen diesen Fortsatz als Clavieula betrachtet, während Cuvier selbst später dem Strausse die Clavieulen absprach (Lec. d’anat. eomp. ll. Edit. 1835. I. p. 360) und den früher also gedeuteten Knochen als Acromialfortsatz, pointe acromiale, erklärte. Dass es die Clavicula nicht sei, beweist die Bildung bei Dromaeus, dem einzigen straussartigen Vogel welcher deutliche Claviculen besitzt (Taf. 17), zugleich aber noch ein Coraeoidbein mit dem nämlichen inneren Fortsatze, wie er bei Struthio vorkommt. Auch bei Rhea ist dieser Fortsatz sehr deutlich, indem er durch einen tiefen Ausschnitt vom Coracoid geschieden ist, und nach d’Alton’s Angabe kann durch Vereinigung des Endes dieses Fortsatzes mit der grösseren Coracoidplatte eine Lücke oder Loch zu Stande kom- men, das dann dem bei Struthio vorhandenen entspricht. Auch beim in- dischen Casuar ist der Fortsatz noch deutlich, weniger beim Apteryz. Nach Meckel’s und Gegenbaur’s Angabe trifft man solche Durchboh- rung noch bei andern Vogelgruppen an, z. B. Aguila fulva und leucoce- phala, Sarcorhamphus gryphus, Buteo vulgaris, Strix bubo, flammea, aluco. *) De absentia furculae in Psittaco pullario et de regione animalium vertebratorum hume- rali praeeipue avium. Dissert. med. Kiliae. 1842. 8. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 5 66 Vögel. Fehlt also — wie man ohne Frage richtig schliesst — allen straussartigen Vögeln, auch dem Apteryx, bei dem Owen fälschlich eine Knochenleiste als Clavieula ansieht, welche ein unterhalb des Schultergelenks das Cora- coid durchsetzendes Loch median begrenzt, eine Furcula mit einziger Aus- nahme des Dromaeus, so frägt sich nun weiter, ob man den besprochenen inneren Fortsatz als Acromion oder sogen. „inneren Haken“ aufzufassen hat, oder als ein neues Gebilde, das an den Schultergürtel der Reptilien erinnerte. Wahrscheinlich das Letztere. Herr Studiosus A. J. Vrolik, weleher zur Lösung dieser Frage einen Straussembryo in meinem zooto- mischen Laboratorium untersuchen konnte, fand nämlich, dass der innere Theil (die Fureula früherer Autoren) sich nicht allein durch die dunklere Farbe und weichere Beschaffenheit vor dem eigentlichen Coracoideum und der Secapula unterscheide, sondern auch durch einen besonderen Ossi- fieationspunkt;*) während jedoch das sternale Ende frei und noch nicht mit dem äussern Theile des Coracoids verwachsen war, ging die Knorpel- substanz des innern und äussern Theiles an der oberen vorderen Seite ohne sichtbare Grenze (wie Querschnitte unter dem Mikroskope erwiesen) in einander über. Zur definitiven Entscheidung der vorliegenden Alter- native ob der innere Theil ein besonderer Knochen sei oder nicht, müsste man Thiere untersuchen, welche jünger oder älter sind als das hier be- trachtete das dem Auskriechen nahe war, und welche besser erhalten sind. Der Hauptzweck dieses elastischen, federnden V-förmigen Knochens ist der, jener Kraft einen Widerstand zu leisten welche die Humeri ein- wärts zu drücken strebt. Wo also die Flugkraft sehr gross, da finden wir starke Schlüsselbeine, die zugleich in rechtem oder stumpfem Winkel zusammentreffen; so zeigen es beispielsweise die Tagraubvögel, während eine Furcula bei den Straussen und kletternden Vögeln ganz fehlen kann. Wenn man die stark ausgebildete Fureula gutfliegender Vögel zerbricht, können diese nicht mehr fliegen. Es sei endlich erwähnt, dass das von Kuhl bei Psittacus pullarius beschriebene Band welches den Schlüsselbeinen entsprechen sollte, nicht als Vertreter der Fureula zu betrachten ist sondern zum Episternalapparat gehört. Dies geht schon daraus hervor, dass ein solehes Band auch bei den übrigen Papageien mit ausgebildeter Fureula sich vorfindet. Ueber- dies wurde von Pfeiffer eine rudimentäre knöcherne Furcula bei Ps. pullarius und eximius nachgewiesen! Nach Münster’s Angabe **) soll bei einer in der Beschreibung nicht determinirten Kolibri-Art jede Spur eines Gabelkknochens fehlen, ein Resultat das als sehr unwahrscheinlich durchaus angezweifelt werden muss. Von Bändern der Schulterknochen sind folgende zu erwähnen: das Ligamentum coraco-capsulare, das von der tuberositas furcularis *) Nachträglich finde ich bei Meckel über Rhea americana eine ähnliche Angabe; nur glaubt M. fälschlich, dass dieser Ossificationspunkt die Clavieula anzeige. **) Ueber d. Abwesenheit der Fureula ete. in: Zeitschr. f. d. ges. Naturw. herausgg. v. d. naturw. Vereine f. Sachsen u. Thüringen. Halle. Jahrg. 1853. Januar. pag. 18. Arm. 67 des Corocoids zum processus furcularıs der Scapula reicht; das Liga- mentum coracoideo-scapwlare externum zwischen Oberarmfortsatz des Coracoids und Oberarmfortsatz der Scapula ausgespannt; das Lig. coracoideo-scapulare inferius, vom Coracoid zum innern Fort- satz der Scapula reichend. Das os coraciodeum wird noch durch das Lig. capsulare mit dem Brustbeine verbunden; die Fureula durch das Lig. coraco-furculare und Lig. furcuwlo-scapulare mit den beiden andern Schulterknochen. Die übrigen breiten und langen Bänder, die in den Lehrbüchern als zum Schultergürtel gehörend aufgeführt werden, gehören zum sog. Episternalapparate. Der Arm ist schwächer entwickelt, als man nach der Kraft dieses Gliedes erwarten sollte. Im Vergleich zu den übrigen Wirbelthierklassen erscheint die vordere Extremität des Vogels in ihrer Function beschränkt, da die Be- wegung ihrer Theile nur darauf hinauskommt sich in einer bestimmten Ebene zu strecken und wieder zu falten. Während so der Flügel in horizontaler Richtung leicht eingeklappt und ausgespannt werden kann, so gestatten die Gelenkverbindungen der einzelnen Armknochen in verti- calem Sinne keine Bewegung, sodass die Steifigkeit des Flügels beim Fluge in der Beschaffenheit und Form der Knochen selbst ihren Hauptgrund hat. Wie bekannt ist, dient der Arm nur zur Stütze für das Luftruder, dessen grosse Ausdehnung auf hechnung des Hautsystems niederkommt. Die den Arm componirenden Knochen sind, nach distaler Richtung aufgezählt: Der Humerus oder Oberarmknochen; der Unterarm, bestehend aus Radius und Ulna; die zwei Carpalknochen; die drei Metacarpalkno- chen; endlich die Finger. Der Humerus, den Aristoteles brachium nennt während er den übrigen Theil als ala bezeichnet, ist ein starker langer Knochen, der besonders durch die Form seiner beiden Enden charakteristisch ist. Das Schulterende ist breit und etwas von oben nach unten und von innen nach aussen gebogen. Das obere Gelenkende springt nicht zu einem dicken runden Kopfe vor, son- dern bildet eine längliche Gelenkkuppe, die ohne Einschnürung oder Hals in den Körper des Knochens übergeht. Die Axe dieses Gelenkkopfes liegt oft rechtwinklig gegen die Axe des Humerusrohres (besonders bei den Passeres und kletternden Vögeln), bald in spitzem Winkel; beträgt der Winkel unter 30°, so fehlt constant ein Humeroscapularknochen. Vor dem Gelenkkopfe liegt ein tuberculum superius, welches in eine lange hohe rauhe Leiste übergeht, die Crista humeri superior (die Spina tubereula majoris beim Menschen), die zuerst schief nach aussen und hinten, dann im Winkel geradezu distal verläuft, um sich hier langsam zu verlieren oder auch scharf abzusetzen; die Bauchfläche dieser hohen Leiste dient dem Musc. pectoralis major zum Ansatz. Vor der Leiste sieht man ein Di 68 Vögel. Loch, das foramen pneumaticum, das bei den Vögeln deren Humerus nicht lufthaltig ist, wie Strausse und Pinguine, in einem tiefen Eindrucke reprä- sentirt wird. Durch eine Rinne vom Gelenkkopf geschieden liegt hinter diesem ein tuberculum inferius, das ebenfalls in eine Crista tubereuli in- ferior ausläuft. Das Mittelstück oder der Körper des Humerus ist glatt, eylindrisch, nur von einer starken Crista durchzogen, verjüngt sich zu- gleich nach dem distalen Ende, das etwas plattgedrückt und nach aussen gebogen erscheint. Nicht weniger charakteristisch ist das untere (distale) Ende des Humerus geformt: es trägt eine Trochlea, ein dickes Gelenk- scharnier das in zwei Abtheilungen zerfällt: ein grösseres inneres Gelenk von sphärischer Form für die Ulna, und ein äusseres von verlängerter Gestalt für den Radius, so zwar angeordnet, dass der Radius bei der Biegung einen grösseren Kreis beschreibt als die Ulna. Diese Streckung liegt aber nicht genau in einer Ebene welche senkrecht steht zur Aussen- fläche des Humerus, wie man nach Martins’*) Angaben erwarten sollte. Die vordere und hintere Vertiefung am Oberarm zur Aufnahme des processus anconeus der Ulna bei Beugung und Streckung des Vorderarmes sind bei der so beschränkten Bewegung nur unbedeutend, wie schon Goiter mit den Worten angiebt: Verum vathmides, sive sedes unteriores posterioresque non sumt ita profundae ut in nobis. Auch das untere Ende trägt ein tuberculum internum und ewternum. Nicht immer steht die Länge in directem Verhältnisse mit der Flug- kraft; denn wenn der Humerus beim Strauss und Pinguin auffallend kurz ist, beim gutfliegenden Albatross ausserordentlich lang, so treffen wir ebenso bei Oypselus und Trochilus einen kurzen Oberarm an, der freilich in seiner Weise auch wieder den guten Flieger kennzeichnet durch seine Dieke, die Grösse seiner Muskelfortsätze und die daraus folgende Ver- breiterung seiner Enden. Bei den Schwalben ist hingegen der Oberarm relativ länger, hat aber nicht die starken Muskelfortsätze wie jene. Sehr merkwürdig ist das Oberarmbein der Pinguine gestaltet. Der Knochen ist kurz und plattgedrückt, mit vorderm und hinterm scharfen Rande, ruderartig. Bei Colymbus, Uria, Alca und Procellaria findet sich eine Annäherung an diese Bildung; indessen ist der Humerus hier doch länger und schmäler. Unter allen Vögeln ist der Humerus am längsten beim Albatross, zu- gleich dünn und fast ganz grade. Bei den Hühnervögeln ist er kurz und stark gekrümmt, am kräftigsten bei Huhn und Fasan, am schwächsten bei Pfau und Truthahn. Im Durchschnitte ist der Humerus von zwei Drittel Körperlänge. Die Raubvögel zeigen einen starken und langen Oberarm, der an den Körper gelegt das Becken noch überragt, während er bei den Passeres und kletternden Vögeln gar nicht oder nur eben den Beckenrand erreicht. *) Ann. Se. nat. Vl Ser. Zool. Tome VilI. 1857. p. 64. os -humeroscapulare. 69 Bänder. — Das Schultergelenk wird durch eine sehr weite und lockere Kapsel und fünf Haftbänder gebildet, wovon vier vom vordern Ende des Coracoids, das fünfte vom Schulterblatte zum Oberarm gehen. Dieses sind das Ligamentum capsulare humeri, das Lig. humero-coracoi- deum anterius superius zum tuberculum minus humeri und das Lig. humero-coracoideum anterius inferius und Lig. coraco-humerale zum Zuberculum majus desselben Knochens, und endlich das Lig. humer o- scapulare, zwischen processus humeralis scapulae und caput humeri aus- gespannt. *) Als eine hierhergehörige Bildung ist noch zu nennen der Humeroscapular-Knochen. Ist eine Bildung der Gelenkkapsel und gehört in die Reihe der in der menschlichen Anatomie als Sesambeine bekannten Gebilde. Er wurde zuerst von Nitzsch beschrieben, dann von Heusinger**) u. A., bis endlich Gustav Jäger in einer vergleichend anatomischen Unter- suchung***) endgültig diesem Knochen seine richtige Deutung gab und sein Vorkommen bei einer Anzahl Formen besprach. Am Schultergelenk finden sich immer Vorrichtungen die den Zweck haben, gewisse Muskeln über das Gelenk hinwegzuleiten und ferner die Gelenkkapsel in ihrer Lage zu erhalten. Ist ein Humeroscapularknochen vorhanden, so übernimmt er diese beiden Functionen; fehlt er aber, so übernimmt die Spannung der Kapsel die Sehne des Musculus pectoralis tertius, hauptsächlich durch Ver- wachsung der Scheide dieses Muskels mit der Kapsel, zugleich auch wohl der Musculus triceps brachii, der durch einzelne Faserzüge den hinteren Theil der Kapsel gespannt erhält. Alle diese Verhältnisse lassen sich aber auf die verschiedene Entwickelung einer Anzahl regelmässiger in der Faserkapsel des Gelenkes verlaufender Faserzüge der Kapselbänder zu- rückführen. Das Hinüberführen der genannten Muskeln über das Gelenk wird aber nothwendig gemacht durch die Form der das Gelenk consti- tuirenden Knochentheile, vorzüglich des Humerus. In der Ordnung der Raubvögel kommt allgemein ein Humeroscapular- knochen vor; er stellt ein kleines Körperchen dar mit knöchernem Kerne und knorpeliger Peripherie, das mit seiner Basis in der Kapsel sitzt. Es tritt dieser Knochen in dieser Ordnung nur zu dem zweiköpfigen Muse. deltoideus in nähere Beziehung, dessen Sehne am Humeroscapulare ein Schleimbeutelehen bildet und endlich an der Crista humeri sich inserirt. Bei den Passeres ist unser Knochen sehr gross, von der Form eines seitlich zusammengedrückten Kegels; bei Caprimulgus fehlt er, und an *) Eine gute Zusammenstellung der Bänder in: Bernstein, De Anatomia Corvorum. Dissert. med. Vratislaviae. 1853. 8. *#) In: Archiv f. Physiol. 1820. Bd. 6. p. 544—46. *%%) Tas os humeroscapulare der Vögel in: Sitzungsberichte d. mathem.-naturw. Classe der kais. Akad. d. Wiss. Wien, 8. Jahrg. 1857. Bd. XXIII, p. 387 u, f. 70 Vögel. seiner Stelle befindet sich blos ein kleiner konischer Knorpelkörper, der sowohl nach aussen über die Kapsel als auch nach innen in die Höhle des Gelenkes prominitt. Hühner und Tauben haben gar keinen Humeroscapularknochen. Ge- wöhnlich tritt der Humeroseapularknochen, falls ein solcher vorhanden, mit drei Weichgebilden in Beziehung, mit der Gelenkkapsel, mit dem Musculus deltoideus und M. pectoralis tertius; bei den Tauben, wo er fehlt, werden diese Funetionen auf folgende Weise ausgeführt: zuerst wird hier die Kapsel an dem Oberarmknochen zurückgestreift durch eine Anschwel- lung des Bandes; eine zweite Anschwellung des Bandes ertheilt hier der Sehne des Musculus pectoralis tertius eine bestimmte Richtung; die dritte funetionelle Beziehung, dem M. deltoideus zum Ursprunge zu dienen damit dieser auch bei ausgestreektem Flügel Rotation bewirke, fällt hier weg, weil der M. pectoralis tertius die Rotation so kräftig ausführt, dass für den M. deltoideus blos noch die Adduction übrig bleibt, die Rolle aber welche der Humeroscapularknochen bei andern Formen für diese (erste) Portion des M. deltoideus übernahm, wird hier vom Humerus selbst über- nommen, indem das dicke Tuberculum eristae humert die leichte Kniekung bei der Abduction unterstützt. Da die hier erwähnten Einrichtungen alle auf eine sichere Bewegung des Humerus hinauslaufen, so kann man erwarten, an diesem selber ein Fehlen oder Vorkommen des os humeroscapulare abzulesen; und das ge lingt auch ohne Schwierigkeit. Denkt man sich nämlich eine Linie ge- legt durch die Axe des Oberarms und eine zweite mitten durch den Ge lenkkopf, so sehen wir, dass der Winkel den diese zwei Linien mit einander bilden, bei Vögeln ohne Humeroscapularknochen zwischen 10—25° liegt, bei den mit einem kleinen Humeroscapularknochen ver- sehenen Raubvögeln aber schon zwischen 35 — 50° schwankt, bei den Passeres (mit grossem Schulterkapselknochen) 65— 80° gross wird, bei Pieus sogar 97° beträgt. Mit Zunahme dieses Winkels rückt zugleich der Ansatzpunkt der vordersten Fasern des M. deltoideus nach vorn, der sich damit zugleich immer senkrechter stellt gegen die Humerusaxe. Bei Betrachtung der Schultermuskeln werden wir noch einmal den Mechanismus zur Bewegung des Humerus besprechen. Unterarm. Er besteht immer aus zwei Knochen, dem Ellenbogenbeinoder Ulna und der Speiche oder Radius. Beide Knochen kommen in Gestalt und Function wesentlich mit denselben Knochen des Menschen und der Säugethiere überein. . Die Elle ist allgemein stärker als die Speiche und liegt bei gestreck- tem Flügel nach hinten, bei zusammengefaltetem Flügel nach aussen. Beide liegen also vor einander und artikuliren in der Weise, dass eine Pronation oder ‚Supination nicht möglich ist; beide wären auch hier nicht am Platze, weil grösste Festigkeit und Resistenz der vordern Extremitäten für die Unterarm. yöl Flugbewegung nothwendig sind. Hinter dem Gelenke pflegt die Ulna zu einem Ellenbogenknorren, Olecranon, ausgezogen zu sein, der gewöhnlich allerdings sehr kurz, bei Cypselus und einigen anderen ganz ansehnlich ist. Die Gelenkfläche für den Kopf des Humerus stellt einen halbmondförmi- gen Ausschnitt dar; das distale Endstück ist kolbig und trägt eine schief abgeschnittene, rollenförmige Gelenkfläche, auf welcher beide Handwur- zelknochen ruhen. Eine kleine halbmondförmige Vertiefung bezeichnet die Stelle, wo das obere Ende des Radius sich an die Ulna anlegt nahe der humeralen Gelenkfläche. Der Körper der Ulna ist eylindrisch und glatt, oben etwas gebogen. Die Speiche ist ungleich schwächer als das Ellbogenbein. Neben der obern, rundlichen Gelenkvertiefung trägt sie nach innen gegen die Ulna zu eine convexe, mit Knorpel überzogene Gelenkfläche, eörcumferentia artieularis, welche sich in eine Vertiefung jener legt. Der Körper des Knochens ist rundlich und glatt. Das platte untere Endstück bildet eine walzenförmige convexe Gelenkfläche, auf die eine Vertiefung des radialen Handwurzelknochens passt. Auch die innere Fläche des Handwurzelendes des Radius legt sich an eine Vertiefung der Ulna. Im obern zweiten Fünftel des Radius, ulnarwärts, findet man bei den Nachtraubvögeln einen knochigen Bogen angeheftet der Muskeln zum Ansatze dient, besonders dem Muse. extensor metacarpi radialis brevis. Das Verhältniss zwischen den beiden Knochen des Unterarms zu ein- ander und zum Oberarmbein ist nicht überall das nämliche. Bei schnell- und hochfliegenden Vögeln tritt gemeiniglich die Speiche gegen die Elle zurück, wie es die Schwalbenskelete lehren; bei den straussartigen Vögeln sind beide etwa gleich stark. Am weitesten von einander abgebogen sind die Unterarmknochen bei den Hühnervögeln, und zwar ist die Ulna am stärksten gekrümmt und zugleich in ganz charakteristischer Weise abge- plattet (am geringsten bei Penelope, Orax, Truthahn und Pfau). Stark von einander abgebogen sind auch die Unterarmknochen der Tauben; doch ist hier die Ulna drehrund. — Bei den Schwalben ist der Unterarm dop- pelt so lang als der Humerus, und das stuft sich ab durch die Tagraub- vögel, Papageien, Nachtraubvögel, Sumpfvögel bis herab zu den Hühnern, Lamellirostres und Urinatores, wo beide Glieder gleich lang oder der Humerus sogar etwas länger, bis endlich im extremsten Falle bei den Straussen der Humerus den Unterarm an Länge weit übertrifft (V, 1, 4, 10). Aehnlich wie der Oberarm, so weichen auch die Vorderarm- knochen der Pinguine vom gewöhnlichen Typus ab. Sie sind platt, breit, haben ferner ganz grade Gelenkflächen, es fehlt ein Vorsatz der Ulna, der mit der Gelenkfläche der Speiche zusammen der vordern Gelenk- erhabenheit des Oberarmes entspräche. Sind auf diese Weise Ulna und Radius nur locker mit einander verbunden, so wird die Steifigkeit des Armes durch die Geradheit der Gelenkflächen restituirt. — Annäherungen an diese Bildungen findet man bei anderen Urinatores, bei Podiceps, Colymbus, Mormon, Uria, Alca. 72 Vögel. Folgende Bänder ziehen vom Oberarm zum Unterarm: das Liga- mentum capsulare cubiti, vom processus cubitalis humeri zum Olecranon, proe. coronoideüs ulmae und zur tuberositas radi. Das Lig. laterale cubiti externum den äusseren Humeruskopf mit dem Capitulum radü verbindend. Das Lig. laterale cubiti internum, zwischen innerm Humeruskopfe und dem tubereulum wlnae intermum. Ferner das Lig. annmlare radii, oberhalb des Olekranons entstehend, das capitulum radii umfassend, am tubereulum intermum wlnae inserirend. Das Lig. eubiti teres, vom vom capitulum radır zum obern Ende der Ulna. Das Lig. transversum, zwischen capitulum wlnae und unterm Theile des Radius ausgespannt, verbindet beide Knochen und beschränkt, wie es scheint, die Supination der Speiche. Bei einigen Vögeln, sehr deutlich bei den Nachtraubvögeln, findet man unten am äussern Rande der Speiche einen kleinen rundlichen Knochen, der von der Sehne des Musculus extensor plicae alaris anterior longus um- fasst wird. Tiedemann beschreibt ihn (fälschlich als Handwurzelkno- chen) bei der Ohreule, Heusinger bei Eulen und beim Bergfink, Meckel beim Sperber, der Hausschwalbe, dem Pfau. Dieser Knochen sowie die sogenannte Brachial-Patella, welche bei manchen Vögeln vor- kommt und als ein Sesamknochen, nicht als ‚freies Olekranon“ (mit wel- chem es zum Theil physiologisch übereinstimmt ohne mit ihm homolog zu sein) aufzufassen ist, findet bei Aufzählung des Muskeln nähere Er- wähnung. Die Handwurzelknochen. Die Hand der Vögel ist, verglichen mit der der verwandten Wirbel- thierklassen, auffallend in die Länge entwickelt, in der Breite dagegen sehr redueirt. Das Letztere beweisen vorerst die Carpalknochen, deren nur zwei an der Zahl sind, grade so viel wie beim Krokodil, nur dass bei diesem doch noch Spuren von andern Carpalknochen — wenn auch nur im knorpligen Zustande — sich finden, während die Handwurzel des Vogels zu jeder Zeit nur aus zwei neben einander liegenden Knochen entsteht und besteht. Fälschlich rechnete Tiedemann den an dem untern Rande der Speiche hangenden Sehnenknochen des langen Flug- hautspanners zur Reihe der Carpalknochen. Der vordere oder Speichenhandwurzelknochen, os carpi radiale, lenkt sich mit dem grössten Theile der Gelenkfläche der Speiche und Elle und dem Metacarpus durch einfache Gelenkflächen ein; der zweite oder Ellen- bogenhandwurzelknochen, os carpi ulnare, legt sich durch platte Flächen nur zum kleinen Theil an die Ulna und die Mittelhand. Beide zusammen bilden aber eine vertiefte Gelenkfläche, welche den einfachen gewölbten Gelenkkopf des Metacarpus aufnimmt. Stets sind die beiden Handwurzelknochen dick und kurz, das 0s carpi radiale von rundlicher Contur, das os carpi ulnare dreieckig oder halb- mondförmig; ersterer springt nicht über Radius und Metacarpus hervor und heraus, während dagegen der zweite fast frei von unten aufliegt, Hand. 73 Der Carpus ulnaris ist gewöhnlich viel grösser (Pinguin, Alca) oder etwas grösser (Raubvögel) als der Carpus radialis; bei Uria, der Trappe u. a. ist letzterer stärker. Nach Meckel sollten dem neuholländischen Casuar die Handwurzelknochen total fehlen. Da die Carpalknochen so zwischen Vorderarm und Metacarpus ge- legt sind, dass sie die Bewegung der Hand insgesammt auf Abduction und Adduction redueiren, die eben nöthig sind, um den Flügel zu falten und auszudehnen, so erscheint die Hand im Zustande der Pronation des Flügels fixirt. Rotation, Auf- und Abwärtsbewegung des Flügels können vom Handgelenke nicht ausgeführt werden, sondern diese Partie leistet bei dem Drucke der Luft von unten her während des Flügelschlages den kräftigsten Widerstand durch ihre Unbeweglichkeit in verticaler Richtung. Zwischen Handwurzelknochen und Vorderarm findet man folgende Bänder: die zwei starken Ligamenta obliqua carpi ulmaris, welche vom processus styloideus (gelegen an der innern Seite) des Köpfehens der Elle zum tubereulum posterius carpi ulnarı ziehen; das Lig. posticum ulmare carpi ulnaris vom proe. styloideus wulnae hinten zum carpus ulnaris; das Lig. ulnare carpi radialis, ein kurzes Band, das über -die zuerst genannten beiden Bänder springt und der Innenfläche des carpus radialis sich inserirt; das Lig. ulnmare carpıi radialis internum, ein sehr kräftiges Band, innen am Ellenbogenbein, da wo es der Speiche anliegt entspringend, innen zum Rande der superficies radialis des Spei- chenhandwurzelknochens; das kurze, starke Lig. radiale externum carpi radialis, aussen vom Speichenkopfe zum tuberculum superius carpi radialıs; das kurze Lig. radiale internum carpi radialis, innen vom Speichenkopfe zum innern Rande der superficies radialis carpi radialıs. Endlich ist noch aufzuführen das Band zwischen den beiden Handwurzel- knochen, das Lig. carpi internum. i Die Mittelhandknochen. Bei Tiedemann findet man nur zwei Metacarpal- oder Mittelhand- knochen aufgeführt; den vom ersten Metacarpale gebildeten Abschnitt der zu einem Stücke verschmelzenden Mittelhand sieht er mit Wiedemann als Apophysis pollicaris (processus metacarpt pro pollice Schneider) an. Erst Cuvier, von Baer und Gegenbaur deuteten die Hand der Vögel richtig und auf folgende Weise. Bei manchen Vögeln bleibt das Metacarpale I an seinem distalen Ende eine Strecke weit frei und ist dann auch am verschmolzenen Meta- carpus beim erwachsenen Thiere noch leicht als selbstständiger Skelet- theil zu unterscheiden z. B. bei Struthio, deutlicher noch bei Colymbus, in welch letzterem es eine beträchtliche Länge erreicht. Die drei Meta- carpalia nehmen aber immer ulnarwärts an Länge zu, das dritte nach aussen gekrümmt und mit seinem distalen Ende — grade wie mit den: obern Kopfe — gegen das Capitulum des zweiten Metacarpus gelehnt und mit ihm verwachsend. An der Basis sind daher immer alle drei 74 Vögel. Mittelhandknochen vollkommen verwachsen; der kürzere Metacarpus I endet frei, bei Pelecanus bassanus findet sich sogar eine Lücke zwischen Daumen und Mittelhandknochen, wodurch die Selbständigkeit des Dau- mens als besonderer Knochen schon angedeutet wird; die längeren beiden anderen verwachsen, ein Loch bildend, auch wieder an ihren distalen Enden. Wie Gegenbaur zeigt,*) ist im Vergleich zur Hand der Rep- tilien beim Vogel der 4. und 5. Metacarpalknochen weggefallen, d. h. der Ausfall hat an der Ulnarseite stattgefunden, so dass die Vogelhand aus dem (radialwärts gelegenen) Daum, dem zweiten und dritten Finger be- steht. Bei einigen Vögeln trägt der I. Metacarpus einen Dorn, was schon Nitzsch bestimmte, den radialwärts gelegenen Finger als Daum zu be- zeichnen. — Dass zweiter und dritter Metacarpalknochen als besondere Knochen zu betrachten sind, wurde schon von Heusinger am Flügel einer zwei Tage alten Taube nachgewiesen wo beide noch nicht ver- schmolzen waren. Die längliche Lücke zwischen zweitem und dritten Mittelhandknochen ist gewöhnlich einfach, bei manchen Hühnern, bei Oriolus, Loxia, Stuwrnus u. a. wird sie durch einen knöchernen Vorsprung in zwei Theile getheilt, einen Vorsprung, den Heusinger sogar einmal bei einem alten Huhne als isolirtes Knochenstück antraf. Im Skelete der Lamellirostres und Grallae finden wir den dritten Metacarpalknochen relativ am dünnsten und kleinsten im Verhältniss zum zweiten, umgekehrt bei Raub- und Hühnervögeln. Am unvollkommensten ist die Mittelhand im Casuarius novae Hollandiae und Apteryx ausgebildet. Die Mittelhandknochen sind hier ganz eng an einander gelegt und aufs Innigste verwachsen. Sehr merkwürdig ist das andere Extrem das uns im Archaeopteryx vorliegt; hier haben wir sicher mit vier Mittelhandkno- chen zu thun, von denen die ersten zwei Klauen trugen. Wahrscheinlich waren der Carpalknochen hier auch nur zwei. Der Mittelhandknochen wird durch mehrere Bänder in Lage erhal- ten, theils durch solche die vom untern Ende des Unterarms kommen, theils durch die welche von den Carpalknochen entspringen. In typischer Ausbildung finden sich folgende Bänder. Das Ligamentum wulmare internum metacarpi, ausgespannt zwischen proec. styloideus ulnae und der auf der Vorderseite der Mittelhand, da wo Metacarpus II und III von einander reichen, gelegenen tuberosi- tas muscularis. Das Lig. ulmare externum metacarpi, zwischen tuberculum ulnae und einem Tuberculum auf der Dorsalseite der Basis des Metacarpus. Das Lig. radiale metacarpi innen vom Speichenkopfe entspringend, setzt sich neben dem zuerst angeführten Bande an der tuberositas muscularis fest. Das Lig. transversum ossis carpi radialis et metacarpi zwischen tuberculum inferius ossis carpi radialis und erstem *) Untersuchungen z. vergl. Anat. d. Wirbelthiere. I. Heft. Carpus und Tarsus. Mit 6 Tafeln, Leipzig 1864. 4. p. 41. t - Hand. 75 Metacarpalknochen. Das äussere gleichnamige Ligament, zwischen tubereulum superius carpi radialis und Metacarpus I. Das Lig. intermum ossis carpti radialis et metacarpi von der innern Fläche des carpus radialis zur tuberositas muscularıs. . Das Lig. externum ossis carpi ulnaris et metacarpi zwischen carpus ulnaris und tubereulum ulnare ossis metacarpi. Endlich das innere Ligament gleichen Namens, aussen vom proc. uneinatus ossis carpi ulnarıs zur tuberositas muscularis metacarpi. Die Finger. Die allermeisten Vögel besitzen drei Finger, wie schon Belon es richtig abbildete: den Daumen (pollex), den grossen Finger (digitus index Illiger) und den kleinen Finger (dem Mittelfinger der menschlichen Hand entsprechend). Der Archaeopteryc besass vier Finger (Ill, 5); bei den Straussen werden die Fingerknochen rudimentär. Alle Finger sind nur der Beugung und Streckung fähig mit Ausnahme des Daumes, welcher ein wenig pronirt und wieder supinirt werden kann. Der erste Finger, auf dem os metacarpi I artieulirend, besteht ge- wöhnlich aus zwei Gliedern, einem Basalgliede und dem Endgliede oder der „Sporenklaue‘“, so genannt wegen des Dorms den er öfters trägt. Das zweite oder Endglied kann ganz fehlen, und fälschlich glaubte Merrem dass es bei jungen Vögeln immer nachgewiesen werden könnte. Zwei Daumenglieder besitzen im Allgemeinen die Tagraubvögel, Hühner- vögel, die meisten sog. Sumpf- und Wasservögel, Uypselus ete.; aus einem Gliede besteht der Daum der Passeres, Picae, Charadrius spinosus. Bei letzterem ist er in einen langen graden starken Stachel ausgezogen, eine Bildung welche auch bei Scolopax, Penelope auctummnalis, Palamedea cornuta, Oygnus u. a. angedeutet ist. Wahrscheinlich ist, dass man noch bei einer grossen Anzahl Vögel ein zweites Daumenglied finden wird; an Skeleten ist gewöhnlich durch unvorsichtige Präparation das Endglied verloren gegangen. Freilich kann man auch an dem Basalgliede allein meistens noch errathen ob ein zweites Glied darauf gesessen, je nachdem es noch eine freie gerundete Gelenkfläche trägt oder aber spitz endet; jedoch ist dieses Merkmal nicht zuverlässig, indem das zweite Glied ausserordentlich klein und schmal und mit dem ersten nur durch feine Fasern verbunden sein kann, deren Spuren am Skelete nicht mehr zu finden sind. Im Gegensatz dazu endet das erste Glied bisweilen, namentlich bei Lestris, Larus, Uria, Mormon, Grus, Ciconia in einer starken Ausbreitung. Während der kleine (ulnarwärts gelegene) Finger niemals, der grosse nur bisweilen mit einem Nagel versehen ist,*) so findet dies beim Daumen häufig statt. Bei vielen Tagraubvögeln, Hirundo den meisten Hühnern, vielen Sumpf: und Schwimmvögeln ist das zweite Daumenglied ein „Nagelglied‘“. \ x *) Bei Casuarius orientalis und novae Hollandiae, Rhea, Struthio, Palamedea cornuta. 76 Vögel. . Der zweite Finger ist immer der längste; es besteht aus mehreren Gliedern welche über dem zweiten oder mittleren Metacarpalknochen stehen. Nach Coiter, Viecq d’Azyr, Merrem, Blumenbach, Cuvier u. A. wird der grosse oder Zeigefinger stets aus zwei Phalangen zusammengesetzt, nach Wiedemann, Tiedemann u. A. aus dreien — eine noch schwebende Frage, welche durch Untersuchungen an Embryonen und jugendlichen Thieren zu lösen ist. Das erste oder Basalglied ist das längste und stärkste, stark comprimirt, nach oben oder vorn keil- förmig der Länge nach zugekantet; aussergewöhnlich breit und von zwei Oeffnungen durchbohrt erscheint es bei Caprimulgus, Sterna, Larus, Phae- ton. Die Brücke zwischen den beiden Löchern ist übrigens schon bei den meisten andern Vögeln, namentlich Sumpf- und Wasservögeln, ange- deutet, sodass wir in dieser Durchbrechung nichts besonderes suchen dürfen. Das zweite Glied ist immer viel kürzer und schwächer, ganz plattgedrückt oder dreikantig und endet mehr weniger spitz, bei Apteno- dytes (IX, 8 und 11), Procellaria, Pelecanus, Larus u.a. aber etwas verbrei- tert. Das dritte Glied existirt vielleicht nicht immer ; wenn es vorhanden wie bei Anser, Cygnus, Anas, Mergus, Colymbus, Scolapax, Grus, Struthio, ist es immer sehr klein. Beim Nanduskelet ist der Finger, wie es scheint, eingliedrig. — Ueber die vermuthliche Zusammensetzung des Hand des fossilen Archaeopterye aus dem Sohlenhofer Schiefer siehe Taf. III, Fig. 5. Der dritte Finger ist klein, nach Tiedemann stets zweigliedrig, eine Angabe die mehrfach bezweifelt ist, da man an Skeleten nur ein Glied unterscheiden kann. Nicht selten ve der dritte Finger so dem zweiten an dass er ein Stück mit ihm zu bilden scheint. Bänder. — 1) Das Ligamentum pollicare verbindet den Daumen mit dem ersten Metacarpalknochen. 2) Das Lig. anterius ossis meta- carpi et primae phalangis digiti secundi innen vom Tuberculum articularis metacarpi zum tub. articulare der ersten Phalanx des grossen Fingers. Das Lig. internum und das Lig. posterius desselben Namens. Das Lig. interosseum digitorum zwischen erster Phalanx des zweiten und zwischen drittem Finger ausgespannt, und endlich die Ligg. capsu- larıa, die einzelnen Phalangen verbindend. 3) Der kleine Finger wird durch das Lig. capsulare mit dem Metacarpus, durch das Lig. inter- osseum mit der ersten Phalanx des Zeigefingers verbunden. Das Becken bildet eine, mit der Wirbelsäule fest verwachsene, Stütze für die hintere Extremität. Was das Vogelbeeken besonders kennzeichnet, ist seine starke Längenausdehnung. Schon bei Betrachtung der Wirbelsäule ist eingehend besprochen, wie individuelle Verschiedenheiten die Grenzen der Ausdehnung des Beckens nach vorn und hinten verwischen; denn bei schwachen und jungen Individuen kommt es vor, dass vorderer wie hinterer Beekenrand sich je mit einem Wirbel weniger vereinigen als es im Allge- meinen der Fall zu sein pflegt, während bei starken und alten Thieren im Becken. 77 Gegentheil ein Brustwirbel und zwei Schwanzwirbel mehr mit dem Becken verwachsen können als typisch geschieht, sodass die Länge des Beckens bei ein und derselben Art im Maximum um fünf Wirbellängen variiren kann, ein Resultat welches meines Wissens nur bei den Reptilien, und auch hier nicht einmal in diesem Umfang und dieser Allgemeinheit, ge- wonnen ist. Auch bei den Schädelknochen, dem Schultergürtel, dem Epi- sternalapparat, dem Brustbeine zeigte sich schon deutlich, dass Abände- rungen von Art zu Art oder von Individum zu Individum in der Reihe der Vögel nichts Auffälliges sind, und das kann in der That nicht Wun- der nehmen wenn man sich erinnert, wie der Process der Ossification, bei der rapiden Entwickelung des Vogelkörpers von der Furchung des Eis bis zur Geschlechtsreife, bis auf das jugendliche Alter ausgedehnt ist und auch noch bei dem Vogel lange nachdem er ausgeflogen statthat. Eine fernere Eigenthümlichkeit des Vogelbeckens ist die Ausdehnung und Lagerung der einzelnen Knochenstücke welche es zusammensetzen, des os ilium oder Darmbeins, des os pubis oder Schambeins und des 08 ischii oder Sitzbeins. Nur bei den Straussen vereinigen sich die Scham- beine der rechten und linken Seite zu einem unteren Bogen; in allen andern Fällen bleiben sie getrennt und bilden ein sogenanntes offenes Becken (vergl. pag. 14 oben). Beim jungen Vogel sind die einzelnen Beekenknochen, welche in der Gelenkpfanne für den Femur zusammen- treffen, noch geschieden, mit zunehmendem Alter verwachsen sie vollkom- men, und diesem Umstande ist es zuzuschreiben dass man früher jede Beckenhälfte mit einem neuen Namen belegt hatte; man nennt es auch wohl jetzt noch das os innominatum, den unbenannten Knochen. Das os ilium oder Hüftbein tritt allein mit der Wirbelsäule in Be- rührung; nur bei Struthio und Casuarius treten die Querfortsätze der vor- dersten Kreuzbeinwirbel auch mit den Sitz- und Schambeinkörpern in directe Verbindung. Die Darmbeine überdecken von oben und hinten die letzten 1—4 Brustwirbel, die Lendenwirbel und Kreuzwirbel, kommen aber gewöhnlich nieht in der Medianlinie zusammen. Von oben gesehen ist jedes Hüftbein durch eine Crista transversa in eine vordere pars glutaea und eine hintere p. renalis getheilt. Jene ist concav und dient den Glu- taeen zur Ansatzfläche; sie bildet den obern Theil des Acetabulums, des obern Theils für die Gelenkfläche des Femur, vor welchem das os pubis, hinter welchem das os ischü gelegen ist. Die partes renales hingegen sind von oben convex, von innen concav um die Nieren in den cava renalia aufzunehmen. Der Margo internus des Renaltheiles tritt mit den Quer- fortsätzen der hinteren Beckenwirbel in Verbindung und geht dann in die spina «lei posterior über; der Margo externus, der als die Fortsetzung der Orista transversa beschaut werden kann, bildet den processus ischiadieus ; nach vorn schliesst der Renaltheil des Hüftbeines mit dem Sitzbeine das foramen ischiadicum ab, durch welches der Nervus ischiadieus und die Schenkelsehlagader durchtreten. Sehr lang und gross ist dieses Loch bei 78 Vögel. den Lamellirostres und andern sog. Schwimmvögeln, oval bei den Rasores, Passeres, Oiconiae ete., fast rund bei den Raubvögeln. Die Verbindung des Beckentheils der Wirbelsäule mit den Darmbeinen erfolgt theils durch Synostose, theils durch Symphyse, theils durch Sutur. Lendenwirbel und Hüftbein sind, mit Ausnahme eines gleich zu erwähnen- den Falles, durch Verknöcherung verbunden, Hüftbein und Kreuzbeinwirbel durch Synostose oder Sutur. Bei Aptenodytes fand Meckel aber die beiden Hüftbeine gar nicht verwachsen mit den Wirbeln; es sind hier auch wirklich die Darmbeine mit den Querfortsätzen der Lendenwirbel durch die -Symphyses ileolumbares, mit dem vorderen grössten Theil der Kreuzbeinwirbel durch Sutwrae vleosacrae, mit den Querfortsätzen der letzten Saeralwirbel durch Symphyses ileosacrae verbunden. Was also bei andern Vögeln allgemein nur in dem jugendlichen Alter vorkommt, erhält sich bei den Pinguinen das ganze Leben hindurch. Das Schambein ist bei allen Vögeln lang und schmal bandartig gestaltet; es steigt jederseits nach hinten und aussen, im hintern Theile meist wieder nach innen, sodass beide Schambeine sich einander nähern, beim Strauss sich sogar erreichen und so das geschlossene Becken bilden. Sie bilden den vordern Rand des Acetabulums, oben mit dem Hüftbeine, innen mit dem aufsteigenden Aste des Sitzbeines zusammenstossend. Durch die Vereinigung mit dem Sitzbeine wird das foramen obturatorium gebildet, hinter welchem zuweilen, beim Kolibri z. B., noch ein anderes foramen oblongum durch eine zweite Vereinigung der beiden Beckenknochen zu Stande kommt. Bei andern Vögeln, wie der Storch, ist das os pubis mit dem os isch“ nur in der unmittelbaren Nähe der Gelenkpfanne ver- bunden, welche stets unvollständig und hinten und innen nicht knochig, sondern nur durch ein starkes Band geschlossen ist. Das Sitzbein bildet den untern Rand der Gelenkpfanne, und ist nach hinten und unten gerichtet; vorn wo es die Gelenkpfanne mitbildet, ist es schmal, nach hinten aber wird es allmählig breiter. An den untern freien Rand befestigen sich Bänder und Muskeln. Der obere Rand ver- einigt sich vorn mit dem Schambein und bildet mit diesem zusammen vor und unter der Gelenkpfanne für den Femur das foramen obturatorim Ss. ovale, das hier im Vergleich zu den verwandten Thierklassen klein ist; am grössten ist es noch bei den Raubvögeln. Zuweilen verbindet sich das Sitzbein ganz nach hinten mit dem Schambein während der übrige Theil des Randes frei bleibt: dann entsteht ein zweites längliches Loch, das foramen oblongum genannt, welches im lebenden Vogel durch Band- masse überspannt ist. Der vordere Theil des Sitzbeins ist etwas ausge- höhlt und unterstützt die Gedärme. Den Theil des Sitzbeins, welcher das foramen ischiadicum vom foramen obturatorium trennt und den untern Theil des scharfumrandeten Acetabu- lums bildet, kann man den ramus ascendens ossis ischii nennen. Charakteristisch für das Vogelbecken ist sein Verhalten zu den aus Becken. 79 Lenden- und Kreuzwirbeln tretenden Nerven. Schon Girgensohn*) weist darauf hin, dass das Rückenmark sich in der Beckengegend (den obersten Kreuzbeinwirbeln) der Natur des verlängerten Markes nähere, und wirklich liegt es hier in einer Erweiterung des Rückenmarkkanals, die Barkow als untere Schädelhöhle ansieht, während er die Nerven- anschwellung mit dem gewiss nicht gut gewählten Namen „Cerebrum in- ferius“, „Cerebrum ischiadicum“, „Cerebrum lumbo-sacrale“ beschenkt. Betrachten wir das Vogelbecken von der Abdominalseite, so lassen sich drei Gruben unterscheiden, die nach den Nervenplexus welche sie aufnehmen, als vordere Fovea lumbaris, als mittlere Fovea ischiadica und als hintere Fovea pudendalis bezeichnet werden können. Es gesellt sich diesem häufig noch eine hintere Fläche hinzu, das Planum coccygeum. 1) Die Fovea lumbaris wird vorn durch die letzten rippentragenden Wirbel, hinten durch den Querfortsatz des letzten Lendenwirbels begrenzt. Da die Lendenwirbel stets kräftige, die ersten Kreuzbeinwirbel aber sehr schwache Querfortsätze tragen, so ist die hintere Grenze sehr deutlich. 2) Die tiefe Grube, die hinter der Linea arcuata liegt welche der Quer- fortsatz des letzten Lendenwirbels mit dem Darmbeinflügel bildet, be- zeichnet deshalb die Fovea media s. ischiadica, in welcher der Plexus ischiadieus gelegen ist. Im Umfang bietet sie grosse Verschiedenheiten dar, ist bald nach hinten gut begrenzt (Strix flammea, Alcedo ispida, Ci- conia), geht aber in andern Fällen ohne Abgrenzung in die hintere Grube über (Podiceps, Colymbus, Cuceulus camorus). 3) Die Fovea pudendalis, in der auch die hinteren grösseren Nierenlappen gelegen, umfasst zugleich den Plexus nerveus pudendo-haemorrhoidalis, welcher durch den hintersten aus der Fovea ischiadica hervorkommenden Nervenzweig und die kleinen durch die Foramina sacrali« der hintern Kreuzbeinwirbel hervortretenden Zweige gebildet wird. „Diese Grube erstreckt sich entweder ohne weitere besondere Abgrenzung bis an das hintere Ende des Heiligbeins, oder der hintere Rand des foramen ıschiadieum des Beckens verlängert sich zu einer mehr oder weniger scharf vorragenden Linie, welche in den geringeren Graden sich ohne das Heiligbein zu erreichen verliert, in den höheren Graden entweder weiter nach hinten oder nach vorn sich bis an den Querfortsatz eines der hintern Heiligbeinwirbel fortsetzt. In diesem Falle erhebt sich der hinter dieser Linie nach oben am Heiligbein liegende Raum zu einer nach der Abdominalseite hin vorragenden Fläche, welche Planum anale s. coccygeum genannt werden kann.“ **) Betrachten wir das Becken (sammt der Wirbelsäule) von oben, so fallen folgende Bildungen in die Augen: 1) Die Fovea vleolumbaris dor- salis. Indem beiderseits die Crista ılıwm medianwärts nur schwach sich abhebt, bleibt zwischen ihr und den Spinae lumbares eine ziemlich breite Grube, deren Boden die Dorsalflächen der unter einander verschmolzenen *) Das Rückenmarks-System. Riga 1828. 8. pag. 101. **%) Barkow, Syndesmologie. p. 13. 80 Vögel. Lendenwirbelbogen bilden (Uypselus, Caprimulgus, Hirundo, Alauda, Colius ete.). 2) Erheben sich die medianen Ränder des Hüftbeines mehr sodass eine Rinne entsteht, dann sprechen wir von einem Suleus ileolumbalis dor- salis (Passeres, Urinatores besonders). 3) Ein vorn offenes Cavum ileo- lumbale dorsale entsteht, wenn die medianen Darmbeinränder beiderseits die Lendenwirbel überwachsen und entweder mit diesen, oder über diesen verschmelzen. In beiden Fällen bleibt zwischen dem überdachenden Theil der Darmbeinflügel und dem Lendenwirbelbogen eine vorn offen, hinten aber geschlossene Höhle (Raubvögel, Papageien, Ctconiae, Lamellirostres ete.). 4) Auf ähnliche Weise entstehen die Oanales vleolumbales, nur dass die Rinnen vorn wie hinten offen sind. Zwischen dem obern Dach und den Lendenwirbelbogen bleibt zugleich jederseits der Spinae lumbares ein Kanal, dessen vordere Oeffnungen gewöhnlich viel weiter sind als die hinteren. Weit und ungefähr gleich gross sind vordere wie hintere Oeff- nungen bei den meisten Rasores oder Hühnervögeln, auch bei Buceros; relativ sehr klein sind die hinteren Löcher bei Strix aluco, Psittacus Macao. Sehr lange Kanäle mit kleinen hinteren Oeffnungen haben Mergus albellus und serrator, Anas clypeata, boschas, moschata. Die medianen Darmbeinränder lassen immer den grössten Theil der- jenigen Wirbel welche die hintere Anschwellung des Rückenmarks enthal- ten, frei; ja meistens bleibt auch die ganze Rückseite der hintern Kreuz- beinwirbel unbedeckt von ihnen. Wenn die medianen Ränder sich aber nach aussen und oben abheben von den Spinae sacrales, mit denen sie verwachsen, so entsteht eine Fovea vleosacra; das zeigt Bucerosa byssinicus, Aptenodytes demersa, am deutlichsten Plotus melanogaster. Die Foramina intertransversaria sacralia interna bilden eine Reihe von Veffnungen welche zwischen den eigentlichen Querfortsätzen der Kreuz- beinwirbel liegen. In breiteren Becken findet man wohl noch jederseits eine zweite äussere Reihe von Foramina intertr. sacr. interna, die zwischen äusseren Enden der Querfortsätze der Kreuzwirbel und der Verwachsungs- linie von Kreuz- und Darmbein gelegen sind. Alle diese Oefinungen ver- kleinern sich oder verschwinden sogar mit zunehmendem Alter, indem z. B. bei Nunmmida meleagris anfangs 5, später 3 solcher Löcher jederseits zu sehen sind. — Am vollkommensten und grössten sind die Foramina inter- transversaria sacralia externa bei den Grallae und Steganopodes; bei den Raptores, Rasores und den sog. Klettervögeln fehlen sie gänzlich oder sind nur temporär vorhanden. Die For. int. saer. interna sind viel allge- meiner. Zuweilen schmelzen die äussern und innern zusammen; so be- sitzt Aptendoytes demersa zwei F. ileosacralia commumia, auf welche nach vorn noch drei einfache Löcher folgen; Zringa maritima hat 8 innere, 5 äussere Sacrallöcher und nach hinten noch ein Foramen teosacrale commnune. Bänder. Ausser den, das Foramen obturatorium und Foramen rotundum schliessenden Bändern ist noch zu erwähnen das schmale Liga«- mentum Poupartii, vom vorderm untern Rande des Hüftbeins zum Vögel. s1 Schambein herabsteigend, da wo es sich zur Gelenkpfanne wendet. Ein anderes breites Band entspringt vom Hinterrande des Scham- und Sitzbeins und inserirt sich an die Querfortsätze der ersten Steisswirbel. Die hintere Extremität, die ausschliesslich zum Tragen des ganzen Körpers bestimmt ist, besteht aus einer Reihe von Knochen, die sich mit denen der vordern Extremitäten parallelisiren lassen. Auf den kurzen Oberschenkelknochen folgen die neben einander gelagerten Tibia und Fibula, welche jedoch am distalen Ende kein Gelenk tragen; das Gelenk ist vielmehr mitten in den Tarsalknochen hin- ‘ eingelegt, kann also ein „Intertarsalgelenk“ oder Tarso-tarsalgelenk ge- nannt werden, indem das obere Stück des Tarsus, grade wie bei Sauriern, Krokodilen und Schildkröten, schon früh mit dem untern Ende der Tibia, das untere Stück aber mit dem obern Ende der drei Metatarsalknochen verwächst. Letztere zusammen bilden den „Lauf“ oder das Os tarso-me- tatarsi. Die Zehen endlich articuliren an den Gelenkrollen des Laufes. (II, 9; VL.7 — 8.) Der Oberschenkel oder Femur ist bei allen Vögeln stark und relativ kurz. Die Apophysis superior zeigt einen kleinen Kopf, der abgerundet und oben ein wenig plattgedrückt, in der Mitte mit einer Vertiefung versehen ist, welche dem Ligamentum teres zur Insertionsfläche dient. Fast in rechtem Winkel ent- springt vom Körper der kurze Hals, der, wie der Rollhügel (Trochanter), auch mit Knorpel überzogen ist, weil er zum Theil mit auf der Gelenk- pfanne ruht. Vom stark entwickelten Rollhügel läuft vorn eine Linea aspera auf dem Körper des Knochens hinunter. Einen dem Trochanter minor der Säugethiere analogen Fortsatz kann man beim Vogel nicht unterschei- den, wohl aber eine fossa trochanterica, beiderseits gelegen zwischen Caput und Trochanter. Die Apophysis inferior ist verbreitert und trägt nach hinten. zwei Gelenkköpfe, die durch eine tiefe Fossa intercondyloidea ge- schieden werden. Der innere Gelenkkopf oder Condylus, auf welchem allein die Tibia artieulirt, ist nicht so lang oder reicht nicht so weit herab als der äussere, der durch eine Rinne wieder in zwei Stücke zerfällt, das innere mit der Tibia, das äussere mit der Fibula articulirend. Die Vor- derseite des untern Kopfes besitzt ferner noch zwei Leisten, zwischen welche sich die Patella einlagert; sie sind am stärksten bei den Straussen und vielen Sumpfvögeln, bei den Urinatores und Lamellirostres am schwächsten. Das Röhrenstück des Oberschenkels oder der Körper ist eylindrisch, ein wenig nach vorn gebogen. Der Oberschenkel ist ausnahmslos kleiner als der Unterschenkel, relativ am kürzesten bei den sog. Sumpfvögeln; an diese reihen sich die Strausse, dann folgen die Trappen, dann die Schwimmvögel, und am längsten ist er bei den Hühnern, Raub- und Klettervögeln. Am dicksten und massigsten erscheint er bei den Straussen, denen sich die Tagraub- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4, 6 83 Vögel. vögel, Nachtraubvögel zunächst anreihen. Sehr stark gekrümmt ist der Femur der Urinatores und Rasores. Durch drei Bänder wird der Oberschenkelknochen an das Becken befestigt: das starke Ligamentum capsulare femoris, das rings vom Rande der Gelenkpfanne entspringt und sich rund herum um den Rand der Gelenkfläche des Femurkopfes inserirt; das Lig. teres, ein sehr kurzes Band, welches das in der Gelenkpfanne befindliche Loch ver- schliesst, um sich in der oben erwähnten Grube anzuheften; das Lig. ileo-sacrale verstärkt die Gelenkkapsel; es verläuft vom untern vordern Rande des Darmbeins über die Gelenkkapsel weg zum Halse des Femurs. Der Unterschenkel oder die Ossa ceruris werden aus zwei Röhrenknochen zusammengesetzt, der Tibia und Fibula, und einem Theile des Fusswurzelknochens. Die Embryologie hat bewiesen, dass die Tibia des Beines dem Radius des Arms, ebenso die Fibula der Ulna homolog sei. Die Tibia oder das Schienbein ist der Hauptknochen des Beins, da die Fibula nur als griffelförmiger Fortsatz erscheint, der grossentheils mit der Tibia verwachsen oder auch nach unten frei endet, also nicht den Fusswurzelknochen erreicht. Das Caput tibiae, das bei Jungen ein besonderes Knochenstück als Epiphyse darstellt, besitzt zwei Condylen zur Gelenkung mit dem Femur, welche durch eine mediale Eminentia in- tercondyloidea in die Cavitates glenoidales geschieden werden. Vorn unter den Gelenkflächen sind zwei Oristae tibiae ausgeprägt, scharfe Kämme, die durch eine Grube getrennt werden; an sie inseriren sich die Bänder der Kniescheibe und von ihr entspringen mehrere Muskeln. Bei Podiceps und den Tauchern erheben sich diese Leisten zu einem langen Knochenvorsprunge, der weit nach oben über das Kniegelenk vorragt. An der äussern Gelenkfläche liegt ferner eine Superfieies glenoidalis ‚pero- naea; an sie legt sich das obere Ende des Wadenbeins an. Der untere Kopf des Unterschenkels, der bei allen Vögeln von der Pars superior ossis tarsi gebildet wird, trägt zwei grosse, von den Seiten her abgeplattete Condylen, beide geschieden durch eine mittlere Fossa intercondyloidea, die an der Vorderseite sozusagen in eine Vertiefung ausläuft zur Aufnahme einer Erhabenheit der Fusswurzelknochen. Nach aussen liegt öfters eine knöcherne Schleife oder Tubulus, durch welchen die Sehne des Musculus extensor digitorum commumis läuft. Der Körper der Tibia ist lang, rund- lich oder besonders im obern Theile dreikantig, bei Podiceps und Ver- wandten seitlich, bei vielen andern Vögeln (zumal Wasservögeln) in sagit- taler Richtung zusammengedrückt. Das Knochenstück, welches aus der Verwachsung der Tibia und des obern Tarsalknochens entsteht, nennt man Os tarso-tibiale. 4 Der zweite Knochen, das Wadenbein oder die Fibula, ist immer nur rudimentär und kürzer und dünner als das Schienbein. Das obere Ende ist kolbig und es legt sich aussen an den Gelenkkopf der Tibia, Hintere Extremität. 83 geht auch mit in die Bildung des Kniegelenkes ein; nach unten verdünnt es sich sehr und endet zugespitzt und frei, ohne die Fusswurzel zu be- rühren und eine Gelenkung mit ihr zu bilden. Der Kopf ist seitlich zu- sammengedrückt und mit einer obern und einer innern Gelenkfläche ver- sehen, jene mit der äussern Rolle des Femur, diese mit der äussern seit- lichen Superficies glenoidalis peronaea der Tibia artieulirend. Immer liegt der ganze Knochen hart an dem Schienbein, mit diesem zum Theil verwachsend. Auf den obern Kopf folgt gewöhnlich eine Lücke, dann eine längere Verwachsungsstelle, wieder eine Lücke und dann eine letzte Vereinigung; die untere Spitze bleibt meistens frei. Reicht das Wadenbein im Allgemeinen bis an die Mitte des Schienbeins herab, so erreicht es bei den Hühner-, Wasser- und Sumpfvögeln zwei Drittel seiner Länge, geht aber bei Raubvögeln und Urinatores wohl bis fast ans untere Ende desselben. Die Länge des Vogelbeines hängt hauptsächlich von der Grösse des Unterschenkels ab, in zweiter Linie von der Länge der Mittelfussknochen, während der Oberschenkel nie sehr lang wird. Im Allgemeinen gilt ferner die Regel, dass, je länger der Unterschenkel, desto kürzer das Waden- bein. Am kürzesten ist der Unterschenkel bei den Rasores und den Gän- sen, am ansehnlichsten bei den Sumpfvögeln. Die Patella oder Kniescheibe ist, wie es Flourens nachgewiesen hat, nicht als ein Theil der Tibia, sondern einzig und allein als ein in die Sehne des Mus- culus extensor cruris eingeschaltetes Sesambein zu betrachten; sie ist nicht, wie man früher wohl meinte, ein ‚Oleeranon Tibiae“. Eine Kniescheibe kommt beinahe allen Vögeln zu; nach Meckel’s Angabe fehlt sie aber sicherlich bei Colymbus stellatus, wahrscheinlich auch bei Ü. rufogularis und Puffinus arcticus. Beim Strausse soll die Kniescheibe in zwei Stücke zerfallen, beim Apteryx bleibt sie knorpelig. Die schwierige Beschaffung des nöthigen Materials hat die Lösung dieser Fragen noch immer hinaus- geschoben; man bedarf zu dieser Untersuchung frischer Thiere, da bei der Skeletirung dieser Sehnenknochen nur zu leicht verloren geht. Die Kniescheibe stellt meist einen kleinen rundlichen, schmalen oder halbmondförmigen Knochen dar, der an der Vorderseite rauh von Sehnen- ansätzen, hinten aber glatt und mit Knorpel überzogen ist. Nach unten zu wird sie an den beiden vordern Höckern des Schienbeins durch Sehnen befestigt, welche bei alten Individuen verknöchern können: so kann sie also mit der Tibia vollkommen verwachsen, und diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass besonders die früheren Anatomen allen oder doch vielen Vögeln die Kniescheibe vollkommen absprachen. Bei Podiceps stellt sie einen langen pyramidalen Knochen dar, der mit einer breiten Fläche auf dem äussern Schienbeinhöcker liegt, vorn in der Oberschenkel- inne articulirt und durch ein Band am Kopfe des Wadenbeins befestigt ist. Wie Meckel und Nitzsch, zeigten, wird bei Podiceps eigentlich 6* 34 Vögel. nicht die Patella rotirt, sondern die Tibia dreht sich auf jener. Um den ganzen Fuss von innen nach aussen zu drehen (ein Mechanismus der beim Schwimmen des Vogels von Bedeutung ist) dreht sich die Tibia nicht nur um den innern Condylus des Femurs, sondern auch um die durch Muskeln festgehaltene Patella in der Weise, dass ihre vordere Fläche nach aussen, die innere Leiste nach vorn und damit zugleich des Os tarso- metatarsı sammt den Zehen nach aussen gedreht wird. Obwohl die Patella hier also dicht dem Tibialfortsatze anliegt, und man bei Betrachtung des ge- trockneten Skeletes versucht werden könnte, zu glauben, dass beide eine feste Synehondrose bilden, so ist doch diese Verbindung beweglich und lässt eine deutliche Rotation zu. Am Kniegelenke liegen folgende Bänder. — Das Ligamentum laterale genu externum, ein starkes Band vom Condylus extermus femoris zur äussern Fläche des Capitulum fibulae. Von ihm geht ein dünnes Band nach innen zu dem Faserknorpel, der zwischen Femur und Fibula liegt; diese Portion zieht, bei der Beugung des Unterschenkels, den Faserknorpel nach hinten. Das Lig. laterale genu internum, vom innern Gelenkkopf des Femur zur innern Fläche des Condylus in- ternus tibiae. Da wo das Band über das Gelenk geht, giebt es eine dünne Portion ab, die in das Gelenk eindringt und sich mit dem innern halb- mondförmigen Faserknorpel verbindet, den es bei der Beugung des Knies nach hinten zieht. Das Lig. poplitaeum steigt aus der fossa poplitaea des Femur herab zum hintern Rande. des Schienbeinkopfes. Das Lig. eruciatum genu anticum wendet sich aus der fossa poplitaea nach aussen und vorn zum vordern Gelenkkopfrande der Tibia. Das Lig. cruciatum genu posticum ist ein starkes kurzes Band, das ebenfalls in der Kniekehlengrube vom Condylus internus femoris entspringt und sich in der Cavitas glenoidalis interna des Schienbeins inserirt. Von den Faserknorpeln zwischen den Condylen des Ober- und Unter- schenkels oder den Cartilagines lunatae ist zuerst ein innerer auf- zuführen; er ist sehr gross, durch zwei Bänder zwischen den zwei Ge- lenkflächen der Tibia befestigt. Man unterscheidet eine Adhaesio cormu antiei cartilaginis lumatae internae und eine Adh. ce. postiei c. |. internae. Nach Tiedemann geht auch noch zum hintern Horn des Faserknorpels ein Band, welches in der Kniekehlengrube entspringt, um sich um das Lig. cruciatum genu posticum herumzuschlagen. Die Cartilago lunata externa des Kniegelenkes liegt in einer Grube zwischen Condylus exter- nus femoris und dem Capitulum fibulae. Sowohl auf diesem Faserknorpel als auf der Gelenkfläche des Wadenbeins ruht der äussere Kopf des Ober- schenkels. Der Faserknorpel selbst ist durch ein Band hinten und durch ein zweites Band vorn an dem Capitulum fibulae befestigt. — Die beiden andern dünnen, noch hierhergehörigen Bänder wurden schon oben be- sprochen. Nach vorn sind endlich beide Faserknorpel durch ein Lig. transversale commune unter einander verbunden. Fuss. ° 85 Das breite und starke Lig. patellae, das zum Theil knorpelig ist oder auch bei alten Vögeln vollkommen verknöchert, heftet den Margo inferior patellae an den obern Rand der zwei Schienbeinhöcker. Waden- und Schienbein werden durch drei Bänder zusammengehal- ten: Das Lig. capsulare capituli fibulae, ausgespannt zwischen Capi- tulum fibulae und der Superficies glenoidalis peronaea tibiae. Das Lig. tibio-fibulare vom Capitulum fibulae und der innern Seite der Crista externa tibiae. Das Lig. interosseum ist ein schmales Zwischenknochen- band zwischen Fibula und Tibia, das sehr früh verknöchert. Die Fusswurzelknochen, Ossa tarsi, sind lange Zeit verkannt gewesen. Bekanntlich bildet der zwischen dem Unterschenkel und den Zehen gelegene Knochenabsehnitt des Vogelfusses ein grösseres, für die Vögel sehr charakteristisches Stück, das man seit Cuvier als Tarsus plus Metatarsus ansah. Bis vor Kurzem war man jedoch zweifelhaft, ob mit dem aus mehreren parallelen Knochen gebildeten Metatarsus der ganze eigentliche Tarsus, oder nur ein Theil des Tarsus verwachse, bis Gegenbaur in seinen oben eitirten ‚„Unter- suchungen‘ die Frage dahin entschied, dass die eine untere Hälfte des Fusswurzelknochens mit dem Metatarsus verwachse, dass die obere Hälfte aber mit der Tibia sich innig und sehr frühe schon verbinde. Beide Stücke sind platt, scheibenförmig (III, 9; IV, 9). Das untere Stück bleibt bei verschiedenen Vögeln ganz verschieden lange getrennt. So beschreibt Owen den Lauf eines jugendlichen Strausses, wo die Verwachsung mit dem aus drei Stücken gebildeten Metatarsus noch nicht erfolgt war; auch bei älteren Individuen vom fossilen Dinornis erassus war eine deutliche Grenzmarke zwischen der „Tarsalepiphyse“ (Owen) und dem Os metatarsı zu sehen. Auch in dieser Beziehung stehen unter den Vögeln die Strausse den Reptilien am nächsten. Das obere Stück des Tarsus (welches dem bei den Eidechsen und einigen Schildkröten vorhandenen, aus vier primordialen Theilen zusam- mengesetzten Stücke entspricht) verschmilzt beim Vogel immer etwas zei- tiger als das untere; aber auch dieses verschmilzt noch so lange es knorpelig ist. Das. Os tarsi superius trägt an der freien untern Seite zwei, mit vorspringenden Seitenrändern versehene Condylen, welche die Fossa in- tercondyloidea einschliessen. Das Os tarsi inferius trägt zwei Gelenk- gruben, die durch eine, zwischen die Condylen des obern Tarsalknochens eingreifende Leiste getrennt werden. An der hintern Fläche bemerkt man zwei Fortsätze, die man dem Höcker des Fersenbeins des Menschen ver- gleichen kann, denn an sie setzt sich die sog. Achilles-Sehne. Von Bändern sind für das Intertarsalgelenk zu nennen: das Liga- mentum capsulare ossis tarsi, das rings beide Tarsalknochen mit ein- ander verbindet. Das Lig. externum, ein langes starkes Band, das an der Aussenfläche des Condylus externus des Unterschenkels entspringt und 86 Vögel. sich an dem obern äussern Rande des os tarsi inferius inserirt. Die Funetion und Wirkung dieses Bandes ist vorzüglich beim Storche gut zu studiren, wo die Gelenkfläche des obern Tarsalknochens sehr deutlich elliptisch ist. Ist das Bein gestreckt, wie z. B. beim Ruhen des Thieres auf einem Beine, dann liegt der „Lauf“ an der flachen untern Seite des elliptischen Tarsalgelenkes; wird der Lauf nach vorn gehoben oder das Intertarsalgelenk geknickt, gleitet er mit der obern Gelenkfläche über die Spitze oder den stärkst gekrümmten Theil des elliptischen Gelenkes weg, indem zugleich das Lig. externum verlängert und damit stärker gespannt wird; geht die Knickung weiter, so nähern sich die Ansatzpunkte jenes Bandes wieder, sobald nämlich der Lauf auf der vordern und obern flacheren Krümmung des elliptischen Intertarsalgelenkes ruht. Dasselbe gilt, wenn das Bein aus der geknickten Lage in die gestreckte überge- führt wird. Da nun der Lauf nach hinten nur gestreckt und nur nach vorn gebogen werden kann, so wird, wenn das äussere Band am stärk- sten gespannt ist oder also der Lauf in der Verlängerung der grossen Axe der Ellipse des besprochenen Gelenkes liegt, der kleinste Muskelzug nach vorn oder hinten genügen, um den Lauf in die ganz geknickte oder in die ganz gestreckte Lage einschnappen zu lassen, wie ein Taschen- messer. Soll der Fuss z. B. geknickt werden, so bedarf es erst der Muskelkraft, um den Lauf bis auf den stärkst gekrümmten Theil des Ge- lenkes des Os tarsi superius zu erheben, von da ab übernimmt das gespannte Band die Vollendung der Knickung, und ebenso bei umgekehrter Bewegung. Hierin ist der Grund des komisch gravitätischen Einherschreitens des weissen Storches und andrer Stelzvögel zu suchen; ebenso erklärt sich daraus, dass diese Thiere nicht ‚laufen‘ können, mit Ausnahme des schwarzen Storches, welcher wohlbemerkt nur bei stark geknicktem Intertarsalgelenk läuft; ferner erläutert die obige Beschreibung, wie alle diese Thiere auf einem Beine ruhend schlafen können, ohne ihre Muskeln anzustrengen. Das starke Lig. anticum ist ausgespannt zwischen der Fossa inter- condyloidea ossis tarsi superioris und Tuberculum intercondyloideum ossis tarsi inferioris. | | Zwischen den äussern Gelenkköpfen der Torsalknochen liegt ein Faserknorpel, Cartilago semilunaris, dessen concaver Ausschnitt nach vorn gerichtet ist. An ihn tritt eine Portion des Lig. externum. Die Achillessehne zeigt häufig Verknorpelung oder Verknöcherung; es entsteht dann ein Os sesamoideum, das hinter dem Intertarsalgelenke aufliegt (VI, 4). Die Mittelfussknochen, Ossa metatarsi. Schon lange weiss man, dass der sogenannte Laufknochen der Vögel aus mehreren parallelen Knochen entsteht, wie es auch bei er- wachsenen Thieren von Aptenodytes, an dem theilweisen Getrenntbleiben dreier Metatarsalstücke und den zwischen ihnen sich erhaltenden Meta- tarsalinterstitien vermuthet werden kann (IX, 10). Tiedemann als erster Mittelfussknochen. 37 Beobachter hierüber giebt nur zwei constituirende Knochen an, welche beim Embryo erkannt werden könnten, bis endlich K. E. von Baer diese Ansicht dahin corrigirte, dass der Mittelfuss ebensoviele knorpelig präfor- mirte Stücke aufweise als Zehen existiren (III, 9; V, 12—13; VI, 7—8). Die gewöhnliche Zahl der Zehen ist vier. Beim Embryo sind diese vier Stücke anfangs von gleicher Länge; sehr bald aber hält das innere erste Metatarsale in der Entwickelung nicht mehr gleichen Schritt mit den an- dern, es bleibt vielmehr kurz und rudimentär. Wo eine gemeinschaftliche Schwimmhaut für alle Zehen existirt — und das ist der Fall 1) bei allen Vogelembryonen in gewisser Periode der Entwickelung, 2) bei einigen Vögeln wie z. B. dem Pelikan durchs ganze Leben auch im erwachsenen Zustande — da ist die Innenzehe sammt den drei anderen Zehen nach vorn gerichtet, und beim Pelikan wie den Alken berührt zugleich der Metatarsus den Boden. (IX, 1). Hier bleibt der innere Metatarsalknochen neben dem zweiten liegen und die primitiven Verhältnisse dieser Skelet- theile sind hier am reinsten bewahrt, während für gewöhnlich in der Weiterentwieklung das erste Metatarsale hinter das zweite gedrängt wird, beim erwachsenen Thiere folglich. an der Hinterseite des Laufes als ein kurzer kleiner Knochen unten am zweiten Metatarsale artieulirt. Rück- bleibende Spuren einer Verwachsung des Metatarsus aus drei Längskno- chen stellen sich sogar auch in der Form desselben beim herangewachsenen Vogel dar: hier ist der Lauf eine schmale Knochenplatte welche am un- teren Ende im Querschnitt vorn-convex und sichelförmig, am obern Ende vorn-concav sichelförmig erscheint. Die Entwicklungsgeschichte erläutert diese Gestalt, da im Wachsthum das mittlere der drei gleichlangen Meta- tarsalia sich oben zurück-, unten aber vordrängt. Von den Deutungen, welche früher der „Lauf“ der Vögel oder das Os tarso-metatarsi erfahren, sind folgende bemerkenswerth. Belon nennt ihn los donne pour jambe aux oyseaux, correspondant a notre talon. Coiter bezeichnet ihn als os tertium, quod tibiam ordine seqwitw. Aldrovandi nennt ihn pars, quae in homine proportione respondet tarso; Steno das os quod supplet vices ossium tarsi et metatarsi. Vieq d’Azyr fasst ihn als los du metatarse auf und vergleicht ihn mit dem os du canon. Merrem nennt ihn Fersenbein, Herrmann os farsi, Cuvier Pos unique qui represente le tarse et le metatarse, Wiedemann Fusswurzelknochen. Bei Besprechung des Os tarsi inferius wurde schon der beiden Tuber- cula erwähnt, an welche sich die der Achillessehne des Menschen analoge Sehne inseritt. Von diesen Knochenhöckern, die sehr stark werden können und sich bei Podiceps sogar zu einem Bogen vereinigen mit drei Löchern zum Durchgange von Sehnen (durchbohrter Fortsatz, Wiedemann), ziehen nach unten zwei Leisten herab, und diese schliessen eine hintere Rinne am Metatarsus ein, in welcher ein Paket starker Sehnen der Beugemuskeln der Zehen eingebettet liegt; am höchsten sind die Leisten und am tiefsten die Rinne bei den mit grossen Zehen und starken Krallen bewaffneten 88 Vögel. 2 Raubvögeln, im Gegensatze dazu ist die Rinne seicht und die Leisten kaum ausgebildet bei den Passeres. Das untere Ende des os tarso-meta- tarsi trägt gewöhnlich nach vorn und unten drei Fortsätze mit rollen’ oder rinnenförmigen Gelenkflächen, auf denen die ersten Glieder der drei letzten Zehen artieuliren. Zwei tiefe Incisurae intercondyloideae, zwischen welchen die Sehnen der Fingerbeuger hervortreten unter die Planta pedıs, trennen diese drei Gelenkköpfe (VI, 8). Nach hinten und innen liegt am Metatarsale II das kurze Met. I, gewöhnlich auf jenem articulirend; auf diesem Mittelfussknochen sitzt der Daumen. Fälschlich betrachtete Tiedemann das Met. I als „erstes Daumenglied‘“. Bei kletternden Vögeln sind nur zwei Condylen nach vorne gewendet; bei den Nachtraubvögeln ist der Condylus des Metatarsale IV nach aussen gerichtet und von kuppenförmiger Oberfläche, so dass diese Thiere im Stand gesetzt sind die äussere Zehe nach vorn und nach hinten zu stellen. Der Strauss besitzt nur zwei Gelenkhöcker für die beiden einzigen Zehen. Die relative Länge des Os tarso-metatarsi variirt sehr. Ausser- ordentlich langgestreckt und dünn ist es bei den sogenannten Sumpf- vögeln; ihnen schliessen sich die Strausse an, dann einige Raubvögel (Seeretair, Sperber, XU); kurz erscheint es schon bei den Rasores (VI), den Lamellirostres (VIII), und am kleinsten wird der Laufknochen bei den Papageien (XIV) und Urinatores (IX). Die Zehen. Die Zahl der Zehen schwankt von zwei bis fünf. Die meisten Vögel haben drei vordere und eine hintere Zehe, und in diesem Falle besteht die innere Zehe oder der Daumen aus zwei, die zweite Zehe aus drei, die dritte aus vier und die äussere vierte Zehe aus fünf Phalangen oder Gliedern (IX, 4); es sind das Zahlen wie sie bei den meisten Reptilien wiedergefunden werden. Die kleinste dieser vier Zehen ist immer der Daumen, am längsten ist im Allgemeinen die dritte Zehe. Bei andern Vögeln, den sog. Klettervögeln zumal, treffen wir vier Zehen an von denen die erste und letzte nach hinten gerichtet ist. Einige Vögel besitzen nur drei vordere Zehen, z. B. Trappe, Kasuar, Austernfischer, Albatros, Pinguin ete.; hier ist die Phalangenzahl, von innen nach aussen gerechnet, drei: vier: fünf. Beim Strauss finden sich nur zwei vordere Zehen; (1V.,.9; V41,>8,11412). Die einzelnen Phalangen sind, mit Ausnahme der Endglieder oder Phalanges ungwieulares, einander sehr ähnlich. Das centrale Ende nennen wir die Basis der Phalangen, das distale Ende das Capitulum; beide tragen Gelenkflächen. Die Basis jeder Phalanx trägt zwei Gelenkhöcker, das Tuberculum superius et inferius, zwischen denen eine Fossa articularıs transversa gelegen ist; der Körper der Phalangen ist rundlich oder deprimirt, plantarwärts ein wenig concav; das Capitulum besitzt zwei Condyli laterales, beide geschieden durch den Suleus longitudinalis, Die Zehen. Pneumatieität. 89 Zehenphalangen sind meist nach unten (plantarwärts) gebogen und von der Seite zusammengedrückt, comprimirt, am deutlichsten bei den Raub- vögeln, am schwächsten bei den Schwimmvögeln; bei Podiceps und einigen andern sind die Nagelglieder aber deprimirt und zum Theil sogar nicht, wie sonst der Fall ist, distalwärts spitz ausgezogen, sondern am Ende verbreitert (IX, 4). Bänder. — Das erste Glied des Daumens ist mit dem Metatarsale I durch ein Ligamentum superius und ein Lig. inferius verbunden, während die vorderen Zehen durch Ligamenta lateralia (externum et internum) an dem rollenförmigen Gelenkfortsatze des Metatarsus gehalten werden. — Die Basen der Zehen werden unter einander durch Ligg. transversa zusammengehalten; alle übrigen Phalangen sind mit einander verbunden durch Ligg. capsularia digitorum pedis, und durch je zwei Seitenbänder, das Lig. externum und internum. Die fibrösen Scheiden und Querbänder, welche die Rinne am ersten Gliede jeder der drei vorderen Zehen zum Loche schliessen, werden bei Behandlung der Fussmuskeln abgebildet und hier im Zusammenhange mit jenen besprochen werden (XXIV). Pneumatieität. Schon bei Betrachtung des Schädels (pag. 41 u. f.) wurde vor- läufig auf die zwei Wege hingewiesen, auf welchen die Luft in die Knochen der Vögel eindringt. Es kann auch hier dieser Gegenstand noch nicht ganz erledigt werden, weil er in nächster Beziehung steht zum Respirationsapparate. Nur eine übersichtliche Aufzählung der wiehtigeren pneumatischen Höhlen soll hier zunächst Raum haben; die Illustrationen dazu werden beim Athmungsapparate beigegeben. Der grösste Theil der pmeumatischen oder lufthaltigen Knochen erhält die Luft direkt aus den Lungen. Die Entwickelungsgeschichte beweist, wie einzelne Bläschen der Lunge beim Embryo sich erweitern, sich zwischen die Eingeweide drängen und später auch in die Knochen selbst, sobald diese nur fertig gebildet sind und das Mark absorbirt wird, hineinwachsen. Nur in den Schädel tritt die Luft auch noch auf einem andern Wege ein: obne durch die Lungen gegangen zu sein, gelangt sie hier durch die Choanen und durch die Eustachische Trompete zwischen die Diploe. Schon a priori lässt sich annehmen, dass diese Schädel-Lufthöhlen nieht mit den Höhlen, die von der Lunge und deren Luftsäeken gebildet werden, communieiren, und das ist auch nicht der Fall. Die Schädel-Lufthöhlen stellen ein „partikuläres Lufthöhlen-System“ dar, welches nicht den Zwecken der Athmung dient, sondern lediglich Er- leichterung des speeifischen Gewichts bewirkt, während das Lungen- lufthöhlensystem der Rumpfknochen, wie es scheint, sowohl Verringerung des Gewichts des Vogelkörpers zur Folge hat, als auch bei der eigent- lichen Athmung eine Rolle spielt; denn wenn der Vogel einathmet, so wird der Sauerstoff der Luft, welche durch die Lungen in die grossen 90 Vögel. Luftsäcke eingezogen wird, noch nicht so weit absorbirt sein, dass die Luft beim Ausathmen nicht noch brauchbar wäre, wenn auch in geringerem Grade als atmosphärische Luft. Die pneumatischen Knochen erkennt man am skeletirten Vogel an dem Foramen pneumaticum, bei einiger Uebung aber auch schon am äussern Ansehn: da sie mark- und fettfrei sind, erscheinen sie nämlich weisser und heller von Farbe, als die soliden oder mit Mark gefüllten. Zuweilen, wie an den Schädelknochen, am Brustbein, sind die Wände der Luftknochen so dieht und so dünn, dass man ihre inneren Knochen- leisten und Scheidewände durchschimmern sieht. Das sicherste Kriterium bietet aber immer das Luftloch selbst. Gewöhnlich sind die Luftöffnungen an verdeckten Flächen und in versteckten Vertiefungen zu suchen, wie es gerade die Verbindung mit den häutigen Luftsäcken erheischte. Zudem sind die Oeffnungen häufig sehr klein, und man darf sich die Zerlegung des Skeletes und die voll- kommene Lösung der Knochen nicht verdriessen lassen, will man die Eintrittsorte alle finden. Die Luftlöcher sind alle rundlich oder oval, mit glattem und ge- rundetem Rande; ihre Weite steht in directem Verhältnisse mit der Grösse der Knochen und der Geräumigkeit der Höhle, in welche sie führen; doch kommen von dieser Regel einige Ausnahmen vor. Theils führen glatte Löcher direet in die Lufthöhlen, theils kommt unter dem Loche eine Grube zu Stande mit siebartiger Durchlöcherung. Die inneren Lufthöhlen bieten mancherlei Verschiedenheiten dar. Zuweilen ist der pneumatische Knochen eine geräumige glattwandige Höhle, gewöhnlich ist das Innere jedoch von stützenden Lamellen und Säulchen durchzogen, so dass der Qerschnitt die Structur des Knochen- schwammes zeigt, oder es erstreckt sich der pneumatische Theil eines Knochens nur auf eine Partie desselben, während das übrige Stück von Mark erfüllt ist. So findet es sich bei manchen Vögeln auch noch im Alter, und es leuchtet ein, dass bei jungen Vögeln sich zu gewisser Zeit solche hemipneumatische Knochen vorfinden müssen; denn erst wenn der Knochen ziemlich oder ganz fertig gebildet ist, weicht allmählig das Mark zurück und macht der Luft Platz. Muskulatur. Wichtigere Arbeiten über Musculatur der Vögel. Vieq. d’Azyr, Memoires pour servir & l’Anatomie des Oiseaux, in: Mem. Acad. Sc. Paris 1772, 1773, 1774, 1778. Merrem, Blasius, Vermischte Abhandlungen aus der Thiergeschichte. Göttingen. 1781. 40%. — Der weissköpfige Adler. pag. 110—162. Taf. III—V. Wiedemann, Von den Muskeln des Schwans, in dessen Archiv für die Zoologie und ver- gleichende Anatomie. Bd. 2. 1802. Tiedemann, F., Anatomie und Naturgeschichte der Vögel. I. Band. 1810. Meckel, J. E., System der vergl. Anatomie. Dritter Theil. 1828, Muskulatur. 91 Schoepss, C. G., Beschreibung der Flügelmuskeln der Vögel, in: Archiv für Anatomie und Physiologie. 1829. Owen, R., Artikel „Aves“ in: Todd’s Cyelop. of. Anat. Vol. I. 1835. Cuvier, G., Lecons d’Anatomie comparee. Tome I. 1835. Alton, E. d’, De strigum musculis commentatio. Halis. 1837. 40. Owen, R., On the Anatomy of the Southern Apteryx, in: Transactions Zool. Soc. London. 4°. Vol.. II: Part IV. .(1837;) Gurlt, E. F., Anatomie der Hausvögel. 1848. 8°. — Als Abdruck aus: Magazin für die gesammte Thierheilkunde. Bd. XIII u. XIV. Rolleston, G., On the homologies of certain Muscles connected with the Shoulder-joint, in: Trans. Linnean Soc. Vol. XXVI. 1868. 49% pag. 609—629. Tab. 47. Rüdinger, Die Muskeln der vordern Extremitäten der Reptilien und Vögel, in: Naturkundige Verhandelingen v. d. Hollandsche Maatschappy d. Wetenschappen te Haarlem. II. Ver- zameling. 25. deel. 1868. 4°. Magnus, H., Physiologisch-anatomische Studien über die Brust- und Bauchmuskeln der Vögel, in: Archiv f. Physiol. 1869. p. 207—235. Taf. VIII. Andere Arbeiten von speciellerem Interesse sind im Texte eitirt. Bei einer vergleichenden Myologie handelt es sich darum, sowohl zusammengehörige Muskelgruppen als auch die einzelnen Muskeln in den fünf Klassen der Vertebraten zu vergleichen, also die Entwickelung des complieirteren Muskelbaues aus den einfacheren Gruppirungen zu verfolgen und umgekehrt den complieirten Muskelbau auf den einfacheren zurück- zuführen, sowie die vollkommnerrn Bildungen unter einander und die Abhängigkeit der einzelnen Muskeln von einander zu prüfen, wobei die Entwickelung des Skeletes leitende Gesichtspunkte abgiebt. Wenn es auch nieht im Plane dieses Buches liegt, beim Studium der Muskulatur über die Gruppe der Vögel hinaus zn gehen, und wenn andererseits diese Beschränkung eine durchsichtige Anschauung trüben musste, so ist doch die morphologische Bedeutung der einzelnen Muskeln nicht ausser Acht gelassen, und wenigstens da, wo die Homologie eines Muskels fraglich schien, Lage, Form, Innervirung und Function genauer berücksichtigt, soweit die vorliegenden Arbeiten dazu Gelegenheit boten und die Zeit ein eigenes Studium zuliess. Im Allgemeinen lässt sich zeigen, dass die Muskulatur der Vögel in Form und Gruppirung eine typische Uebereinstimmung besitzt mit der Muskulatur der sog. höheren Wirbelthiere, besonders der Reptilien, und des- halb kommt man bei der Deutung der Muskeln in den meisten Fällen mit dem Studinm der Lage und Funetion aus. Wo aber ein Muskel in Ursprung und Ansatz vom allgemeinen Plane bei den höheren vier Vertebratenklassen abweicht, da müssen Function, Art der Innervirung, das relative Niveau, die Entwickelung und die Bildung des Skeletes und seiner Gelenke berücksichtigt werden. Verschiebungen von Ursprung und Insertion sind eine häufige Erscheinung beim Vogelmuskel; dennoch gelingt es meistens leicht, die Muskeln der Vögel mit denen verwandter Thierklassen zu parallelisiren, wenn man nur den Satz vor Augen behält, dass die Muskeln stets nach den in den Gelenken der Knochen vor- gezeichneten Bewegungsrichtungen gruppirt sind. Wenn z. B. Pronation und Supination der Hand, wofür sich an bestimmten Stellen Muskeln 92 Vögel. vorfinden, durch veränderten Bau des Gelenkes in ihren Exeursionen beschränkt werden, so verschieben sich auch die Muskeln, verkümmern zu Bändern oder übernehmen ganz differente Functionen. So schrumpfen bei den Straussen die Muskeln des rudimentären Armes zum Theil zu Hautmuskeln zusammen. Umgekehrt bei Complieirung der Bewegung der Skelettheile entstehen nicht plötzlich neue Muskeln, sondern schon vorhandene Muskeln theilen sich. Ein Beispiel hierfür bietet der grosse vordere Flughaut spannende Muskel mancher Lamellirostres oder der Musculus biceps der Tauben, die nicht, wie typisch, eine, sondern zwei Endsehnen abgeben, welche zu zwei verschiedenen Knochen laufen und also bei Contraction zwei heterogene Bewegungen ausführen. Im Ganzen herrscht jedoch in der Muskulatur der Vögel grosse Uebereinstimmung, und nur wenn wir die Extreme, die aber durch manche Uebergänge verbunden sind, neben einander stellen, zeigen sich namhafte Verschiedenheiten. Je nach dem Grade der Thätigkeit ver- kümmern oder vervollkommnen sich die einzelnen Muskeln. Besonderes Interesse bietet die Muskulatur der vorderen Extremität, deren stutzender Skelettheil sehr abweicht von dem verwandter Thier- gruppen. Gleichwohl ist die Aehnlichkeit mit Thieren, die laufende vordere Extremitäten haben, in die Augen springend, und auch bei den strauss- artigen Vögeln, wo der Arm verkümmert, finden sich am Schultergürtel und Oberarm dieselben Muskeln wie bei den Reptilien und den gut fliegenden Vögeln, während freilich Unterarm und Hand eine sehr ver- einfachte Muskulatur darbieten. Bei der Wahl der Namen, welche den einzelnen Muskeln beizulegen sind, stösst man auf manche Schwierigkeit. Der kürzeste Weg, um zu einer anschaulichen Vergleichung der Muskeln in den ersten vier Wirbel- _ thierklassen zu kommen, erscheint vorderhand der, die in der mensch- lichen Anatomie gebräuchlichen und gang und gäben Namen aufzunehmen — wo es irgend angeht. Denn weder von den zutretenden Nerven, noch von der Function, noch von der Lage lässt sich ein Name gewinnen, der für alle Muskeln bei den Wirbelthieren nun auch wirklich gut passte. Das Ziel der vergleichenden Myologie ist aber, die Modificationen von gewissen Grundtypen in den Muskelbildungen zu erkennen, und dazu bedarf man einer leichtverständlichen, einheitlichen Nomenklatur. Freilich erscheint bei einer solchen durchgehenden gleichen Benennung der Name eines Muskels nur als ein Stempel, der ein für alle Mal allen morpholo- gisch gleichen Muskeln aufgedrückt ist, und wird zum conventionellen Zeichen degradirt. Die bisher herrschende, zum Theil entsetzliche Ver- wirrung in den Namen fordert laut dazu auf, eine möglichst einheitliche Sprache zu benutzen, und auf das theoretische nomen et omen in diesem Falle zu verzichten, so lange noch die Theorie selbst fehlt. 95 I. Muskeln der Wirbelsäule *). a. Rücken- und Halsgegend**). a. Dorsale Fläche. Sacrolumbalis et Cervicalis ascendens. Longissimus dorst. . Transversus colli. . Longus colli. Biventer cervicis. Spinalis dorsi. . Multifidus spinae. . Obliquo- spinales. . Interspinales. 10. Interarticulares. 11. Obliquo-transversales. 12. Scaleni. 13. Levatores costarum. 14. Complexus. 15. Trachelomastoideus. 16. Recti capitis postiet. 17. Intertransversales. 18. Rectus capitis lateralıs. wo Hi NDR Ne) $. Ventrale Fläche. 19. Longus colli anticus. 20. Recti capitis antıcı. b. Schwanzgegend. 21. Levator caudae. i 22. Adductor caudae superior et inferior. 23. Quadratus coceygis. 24. Depressor coceygis. 1, Sacrolumbalis. Kann sich vom vorderen Beckenrande bis zum vorletzten Halswirbel hinaufziehen. Stets erhält er noch Fasern von den hinteren Rippen und den daran grenzenden Processus transversi der ersteren Dorsalwirbel, auch *) Die Zahlen der Muskeln sind zugleich auch auf den lithographirten Tafeln gebraucht, so dass sie als Erklärung der Tafeln benutzt werden können. Nur Taf. XVIII hat eine eigene Bezeichnung. — Der Kürze wegen ist das Wort ‚‚Husculus‘‘ immer weggelassen. **) Die Kaumuskeln werden im Anfang des nächsten Abschnittes abgehandelt werden. 94 Vögel. < % wohl noch des letzten Halswirbels.. Bündel gehen an die mittleren oder zugleich die vorderen 3 — 4 Rippen, welche demnach bei der Con- traction des Muskels nach hinten gezogen werden. Auch vom Querfort- satze des letzten Halswirbels kommt häufig ein als „musculus accessorius ad sacralumbalem“ bezeichnetes Bündel. Als Cervicalis ascendens oder Cervicalis descendens des Menschen und anderer Thiere kann man denjenigen Theil des Saerolumbalis be- trachten, weleher von den äusseren Rippenflächen und den angrenzenden Querfortsätzen der ersten Rückenwirbel entspringend sich an die hinteren Processus obligwi der vier bis sechs unteren Halswirbel bis zum zweiten Rückenwirbel inserirt, und welcher auf Taf. XVIII. Fig. 1, 1** angegeben ist. Diese Muskelpartie ist innig mit dem Sacrolumbalis verschmolzen ; sie streskt den unteren Theil des Halses. 2, Longissimus dorsi. Dieser Muskel entspringt gemeinschaftlich mit dem Saerolumbalis am vorderen Rande des Os ilium und den Dornfortsätzen und Querfortsätzen der letzten Rückenwirbel. . Beim Apteryx entsteht er von der inneren oder medianen Hälfte des vorderen Darmbeinrandes, ferner noch von einem starken Bande, das von dem 6ten bis Sten Rückendorn kommt, endlich vom Processus transversus des Sten bis 6ten Dorsalwirbels. Der Verlauf des Muskels ist unre&elmässig. Bei Apterye weicht 1) die von den Rückendornen kommende Partie etwas aus einander und die Insertion dieser Faserzüge findet an den hinteren Gelenkfortsätzen der ersten drei Rückenwirbel statt, indem zugleich accessorische Fasern vom Spinalis dorsi aufgenommen werden. 2) Die von den Querfortsätzen entspringenden Bündel neigen sich medianwärts und heften sich eben- falls an die hinteren Proc. obligwi der vor ihnen gelegenen Wirbel, und zwar im hinteren Theile des nächsten, weiter vorn des zweitnächsten Wirbels (XVIH, 1, m*). 3. Transversus eolli, Grand transversaire. 'Cuvier p. 282. Intertransversalis cervieis. Meckel p. 294. Obliqguus coli. Owen. Apteryx. p. 282. Dieser Muskel erscheint als eine Fortsetzung des Longissimus dorsi, mit dem er vielleicht zusammen als ein Muskel beschaut werden kann. Er geht von den Querfortsätzen der vorderen Brustwirbel zu den Processus obligqwi der unteren Halswirbel. Das Fleisch der Muskelbäuche (fasciculi obligwi) ist mit starken Sehnenfasern durchwebt. Nahe der sehnigen Insertion sind mit ihm noch Bündel des Longus colli posticus verbunden. Muskeln der Wirbelsäule. 95 4. Longus colli posticus, Dieser Muskel ist wahrscheinlich anzusehen als eine Fortsetzung und Abtheilung des Longissimus dorsi. Am kräftigsten scheint er ausgebildet beim Aptery&. Er entsteht hier mit langen aber starken Sehnen von den Dornen der mittleren Rückenwirbel, nämlich des vierten bis sechsten (XVIII, 3, 0), und inserirt sich in neun Portionen: das erste Bündel (0 1) tritt mit dem Longissimus dorsi zusammen (m**); das zweite bis achte Bündel inserirt sich an den Processus obliquwi des zwölften bis sechsten Halswirbels; das neunte Bündel (0 9) nimmt accessorische Fasern (0*) auf vom siebenten bis dritten Halswirbeldorn und setzt sich an den breiten Dorn des zweiten Hals- wirbels. Innig verschmolzen mit dem Longus colli posticus Cuvier, ist der Biventer cervieis oder Digastrieus der Autoren. Der Uebersicht halber führen wir letztgenannten Muskel besonders an, aber im Anschluss an den Longus colli posticus, welcher bei Cuvier Spinalis dorsi, bei Meckel Cervicalis ascendens heisst. 5. Biventer cervicis, Biventer cervicis, Tiedemann. p. 282. Digastrique, Cuvier. p. 283. Zweibüuchiger Nackenmuskel, Meckel. p. 295 — 97, Biventer, d’Alton. p. 8, nr. 2. Er ist beim Vogel stark entwickelt und stellt einen sehr langen, dünnen, schmalen Muskel dar, der gewöhnlich vom letzten Halswirbel- dorn und dem ersten oder ersten beiden Rückendornen entspringt. Sein Ursprung ist sehnig, darauf folgt ein langer fleischiger Bauch, dann wieder eine Sehne, welche oben in einen zweiten kürzeren fleischigen Bauch übergeht. Er befestigt sich endlich in der Mitte der oberen Crista des Hinterhauptes, so dass also die beiden zweibäuchigen Nackenmuskeln den Kopf nach hinten zu wenden und aufzurichten im Stande sind. Am ansehnlichsten scheint der Muskel beim Pinguin; Meckel fand ihn platt, durchaus fleischig vom ersten Beckenwirbel und vorderen Hüft- beinrande bis zum Hinterhauptsbeine laufend, und ganz oberflächlich liegend, während er sonst zwischen den übrigen Rückenmuskeln versteckt zu liegen pflegt. Im Gegensatz dazu spricht ihn Cuvier (Lecons I, 237) dem Reiher ganz ab, während Meckel ihn beim Löffelreiher, Flamingo und Storch deutlich sah. Mit einer langen Sehne entsteht der Biventer von den letzten Rückenwirbeln beim Strauss. In der hinteren Hals- und vorderen Rücken- gegend geht er in einen Muskelbauch über, auf den beim dreizehigen 96 Vögel. Strauss eine sehr kleine Sehne, dann ein sehr starker und weit längerer Muskelbauch folgt, der bis zum Hinterhaupt hinauf reicht. Bei Struthio fand Meckel ihn dünn, von allen Brustwirbeln entspringend und die Sehne sich längs dem ganzen fleischigen Theile bis zum Hinterhaupte sich fortsetzend. Vielleicht ist ein Theil von Meckel’s Beschreibung noch auf den hier als Longus colli posticus beschriebenen Muskel zu beziehen. Bei den Papageien ist ausnahmsweis der vordere oder obere Muskel- bauch länger als der hintere. Auch ist er hier nicht so stark als man nach der Grösse des Kopfes erwarten sollte. Kräftig entwickelt ist er jedoch bei den Raubvögeln und besonders den Urinatores, am schwächsten bei den Hühnervögeln, der Gans, dem Cormoran. Beim Huhn kommt der untere Bauch vom ersten und zweiten Rücken- wirbel; der Muskel endet am Hinterhaupte, neben dem Complexus. 6. Spinalis dorsi. Liegt unter dem vorigen. Beim Apteryx, wo er kräftig entwickelt ist, entspringt er mit zwei dünnen Sehnen (XVII, 3, ». 1 und ». 2) vom achten und siebenten Rückendorn, die sich muskulös verbreitern und in zwei Bündeln oder Zacken endigen: die hintere Zacke ist wieder ge- spalten und heftet sich mit langen Sehnen an die ersten beiden Rücken- dornen, die zweite Zacke geht zum kleineren Theil ebenfalls noch zum ersten Rückendorn, vereinigt sich aber zum grössten Theile mit der- jenigen Portion des Longissimus dorsi (m), welche an den hinteren Processus obliguus des letzten Halswirbels zieht. An die drei Insertionssehnen des Spinalis dorsi heften sich auch Fasern des folgenden Muskels. Der Muskel streckt den Hals. 7. Multifidus spinae, Eine Anzahl von Muskelbündeln entspringen von den Processus transversi der (fünf) letzten Rückenwirbel und gehen, nach vorn und innen gerichtet, mit mehreren (3 — 4) flachen Sehnen an die Dornen der mittleren (des siebenten bis dritten) Rückenwirbel, während sehnige Fasern zugleich mit der Sehne des Musculus spinalis dorsi an die beiden ersten Rückendornen treten (XVIIL, 3, q.). Bei vielen Autoren findet man den Muskel gar nicht erwähnt. Andere nennen ihn Semispinalis dorsi oder ziehen ihn mit dem Spinalis dorsi zusammen. Als Fortsetzungen und Homologa des Multifidus sind vielleicht auf- zufassen die Obliquo-transversales, Muskelbündel, welche vom Querfortsatz eines Wirbels zum hintern Gelenkfortsatz des vorhergehenden Wirbels gehen. . Muskeln der Wirbelsäule. 9% S. Obliquo - spinales, Von den Dornen aller Rückenwirbel entstehen sehnige Muskeln, welche sich schräg nach aussen wenden und an die hinteren Processus obligwi und transversi der vier bis sechs vorderen Rückenwirbel, und an die hinteren Processus obliqui der letzten beiden oder letzten drei Hals- wirbel ziehen. Dieser Muskel liegt unter dem Multifidus spinae. Bei den Vögeln, wo die Beweglichkeit des Rückens durch Verwachsung der Wirbel un- möglich gemacht ist, schrumpft er zu dünnen Sehnen oder Knochenfäden zusammen. Dasselbe gilt natürlich zugleich von den übrigen Bewegern des Rückens. Vielleicht sind die Obliquo-spinales homolog, d. h. morplologisch gleichwerthig den Interspinales der Halsgegend, so dass erstere als modi fieirte Zwischendornmuskeln aufzufassen wären. 9, Interspinales, Diese Muskeln sind beim Vogel nur schwach entwickelt; in der Rückengegend fehlen sie oder sind zu Bändern zusammen geschrumpft; und in der Halsgegend findet man die Domfortsätze vom zweiten bis vorletzten oder letzten durch nur wenig ausgebildete Zwischendornmuskeln verbunden. 10. Imterarticulares, Diese kurzen Muskelbäuche entspringen vom hinteren Processus obliquus eines jeden Wirbels, und treten an den vorderen Fortsatz gleichen Namens des dahinter gelegenen Wirbels. 11. Obliquo - transversales. Aussen an den Interarticulares liegen Muskelbündel, welche zwischen den Processus transversi und den hinteren Processus obligui jedes davor gelegenen Wirbels ausgespannt sind. Owen glaubt, dass diese Museuli obliquwi-transversales den Muskelbündeln des Multifidus spinae des Nackens homolog seien. 12. Scaleni. Die Levatores costarum und die Scaleni sind homologe Muskeln. Wollte man sie deshalb auch unter einem Namen zusammenfassen, so wäre die erstere Benennung zu wählen. Die Scaleni sind zuerst von Magnus genauer beschrieben und damit die widersprechenden Angaben früherer Autoren erklärt. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4, 7 98 Vögel, 1) Bei Cuculus, Strigidae, Psittacini, Corvini, Larus fehlt der Scalenus vollkommen. Dafür entspringt vom Processus transversus des drittletzten Halswirbels ein kräftiger Muskel, der zur ersten falschen Rippe zieht, und das wiederhohlt sich am folgenden Wirbel. Ueber die freie Spitze der ersten falschen Rippe geht dieser erste Levator costae auch wohl noch hinaus und bildet dann den Musculus teres inter primam et secundam costam Tiedemann’s. 2) Ein Scalenus primus existirt bei den Tagraubvögeln, Motaecilla, Sterna ete. Bei den Kaptores entspringt er vom Processus transversus des drittletzten Halswirbels vor dem Levator primus, und geht als langer dünner Muskelbauch an der ersten Rippe vorbei zum ebenerwähnten M. teres, an den er sich anheftet. Bei Motacilla entsteht er vom Processus transversus des fünftletzten Halswirbels und setzt sich an den Levator primus an. Ebenso bei Sterna, wo er aber sehnig an die erste Rippe tritt (Magnus). So ist die Function der Scalent beim Vogel, verglichen mit der bei den Säugern, sehr reducirt. Der Muskel ist gerade stark genug, die kleinen falschen Rippen zu heben, ohne dass seine Wirkung auch auf die wahren Rippen von Einfluss sein könnte. Die Scaleni Tiedemann’s sind demnach zum Theil Scalenus, zum Theil Levatores costarum. Cuvier spricht dem Vogel die Scaleni ganz ab. 13. Levatores costarum. Wie die bei den Scaleni beschriebenen Levatores costarum der ersten und zweiten Rippe‘, verhalten sich auch die übrigen Rippenheber. Sie entspringen vom JProcessus transversus eines Wirbels und gehen schräg nach hinten zum vorderen Rande der folgenden Rippe. Am deutlichsten sind sie in den vorderen Intercostalräumen, während die Fasern nach hinten zu mehr und mehr in die Intercostales externi über- gehen. 14. Complexus, Splenius capitis, Tiedemann p. 282. Der dwrchflochtene M., Meckel p. 297. Complezus, Owen p. 291 in Todd’s Cyelopaedia. Complexus, d’Alton p. 7. Entspringt fleischig von den Gelenk- und Querfortsätzen des dritten bis fünften Halswirbels, und inserirt sich im Verlauf immer breiter wer- dend, schräg links und rechts vom Diventer an der Hinterhauptsleiste. Wirkt der Muskel links und rechts zugleich, so richtet er den Kopf auf, wirkt er nur halbseitig, so bewegt sich der Kopf zugleich ein wenig seitlich. Beim Pinguin kommt der starke breite Muskel nur vom dritten und vierten Halswirbel. DBei den Straussen ist er relativ stark entwickelt. XVII, 1, y). Muskeln der Wirbelsäule. 99 15. Trachelomastoideus, Flexor capitis lateralis, Tiedemann p. 284. Trachelo-mastoideus, Owen, On the Anatomy of the Sou thern Apteryz, p- 285. Ist ein Seitenbeuger des Kopfes. Er entspringt mit drei Portionen von der vorderen Fläche und von den Gelenk- und Querfortsätzen des zweiten bis vierten Halswirbels, zuweilen vom zweiten bis sechsten. Er inserirt sich in der Nähe der äusseren Ohröffnung unten am Hinterhaupte, zieht und neigt also den Kopf seitwärts. 16, Recti capitis postici, Rectus capitis posticus major et minor, Tiedemann p. 283. - - - ich AR - d’Alton p. 8 etc. Der grössere und stärkere dieser beiden Muskeln entsteht von den Dornfortsätzen des ersten und zweiten, seltener der ersten drei Halswirbel (Apteryx), und inserirt sich neben und unter dem Complexus an der abstei- genden Leiste desHinterhauptsbeines. Die Muskeln ziehen, wenn sie beider- seits wirken, den Kopf nach hinten; einer allein dreht den Kopf auf dem Atlas schräg nach hinten. Der kleinere hintere kommt fleischig vom Dornförtsatze des Atlas, und inserirt sich am Hinterhaupte, unter dem Complexus. Er wirkt wie der Rectus capitis postieus major, mit dem er auch öfter verschmolzen ist. 17, Intertransversales anteriores et posteriores cervicis. Diese Muskelbündel stellen starke, mit Sehnenfasern durchwebte Fleischbrücken dar, welche zwischen den Querfortsätzen je zweier Hals- wirbel liegen. Sie bewegen den Hals seitlich und zwar zugleich nach vorn oder hinten, je nachdem die Intertransversales anteriores oder posteriores in Wirkung treten. Eine Scheidung im vordere und hintere Muskelbündel ist gleichwohl nur künstlich zu machen, da diese Portionen mehr oder weniger mit ein- ander verschmelzen. Sie stehen auf der Grenze der dorsalen und ven- tralen Halsmuskeln. Als Fortsetzung und Homologon der Intertransversarü tritt auf der 18. Rectus capitis lateralis. Er muss morphologisch entschieden mit den Intertransversaru zu- sammengefasst werden. Er entspringt von der Dorsalfläche der Processus transversi des sechsten, fünften oder vierten bis zweiten Halswirbels, und inserirt sich seitlich an der Schädelbasis. mm 100 Vögel: 19. Longus colli. Der untere hintere Theil dieses Muskels kommt fleischig von den Dornfortsätzen der vorderen (ventralen) Fläche der oberen Rückenwirbel. Bei seinem Austritte aus der Brusthöble spaltet er sich in mehrere Por- tionen, welche sich sehnig an die dornigen Höcker der Halswirbelkörper ansetzen. Die letzte Portion lässt sich bis zum Epistropheus verfolgen. Zwischen den Muskelzügen rechts und links bleibt eine Rinne, in der die einfache oder doppelte Kopfschlagader aufwärts steigt. Sehr stark sind diese Muskeln bei den Schwimm-, Tauch-, Raub- und Hühnervögeln. Der obere Theil des Longus coli kommt mit 4 — 6 Portionen von den dornigen Höckern der vorderen Fläche des dritten bis achten Halswirbels. Alle diese fleischigen Portionen vereinigen sich und setzen sich mit starker Sehne an den vorderen Theil des Atlas; sehnige Portio- nen gehen zugleich an den zweiten bis dritten Halswirbel. Der ganze Muskel beugt den Hals. Contrahirt er sich einseitig, so wird der Hals nach vorn und seitlich bewegt. E 20. Recti capitis antici. Als Fortsetzungen und morphologisch gleichwerthige Gebilde des Longus colli sind «weifellos zu betrachten der Rectus capıtis anticus major und minor. Der erstere grössere Muskel entsteht mit mehreren (fünf) Sehnen aus den Insertionssehnen des Longus colli und inserirt sich an der Schädel- basis; der kleinere dreieckige entspringt von der Ventralfläche der ersten (3 — 5) Wirbelkörper und geht gleichfalls an die Schädelbasis. Die Schwanzmuskeln der Vögel lassen sich typisch auf sechs zurückführen, von denen der eine leicht als Homologon der Musculi inter- spinales der Hals- und Rückenwirbel erkannt wird, während ein zweiter, der Musculus femoro-coceygeus oder M. ceruro-coccygeus bei der Gruppe der Beinmuskeln besprochen ist. Die übrigen vier entspringen vom Becken oder -den vorderen Schwanzwirbeln, und gehen zu den hinteren Sehwanzwirbeln und der Basis der Steuerfedern. Durch diese Muskeln kann das Steissbein nach oben, zur Seite, und nach unten bewegt werden. Die Steuerfedern sind vorzüglich an der terminalen Schwanzplatte befestigt, _ welch letztere aus zwei oder drei Wirbeln verschmolzen ist, und werden bei Drehung derselben ebenfalls mit bewegt. Uebrigens gehen auch Muskeln an die Federkiele selbst. 21. Levator coccygis. Er liegt auf der Dorsalseite und entspringt fleischig von dem hinteren äusseren Theile des Kreuzbeins, auch wohl zum Theil noch vom Sitz- Muskeln der Wirbelsäule. 101 bein, um sich zumal an den Dornfortsätzen , theils auch an den Quer- fortsätzen der Steissbeinwirbel zu inseriren. Eine Partie des Muskels geht zugleich dorsal an die Basis des Knochen-Endstückes. Wenn die Muskeln beiderseits zugleich wirken, so heben sie den Schwanz mit der Spitze nach oben. Wirkt der Muskel nur auf der einen Seite, so wird der Schwanz seitlich und nach oben gezogen, stellt sich also schief. Steno und Merrem beschreiben bei den Raubvögeln noch einen zweiten Hebemuskel des Schwanzes, der als Theil des Levator eoceygis beschaut werden kann. 22, Adduetor caudae superior et inferior, Einseitig wirkend ziehen diese beiden Muskeln den Schwanz seit- wärts und zugleich ein wenig dorsalwärts; wirken sie alle zusammen, so breiten sie die Schwanzfedern in Gestalt eines Fächers aus. Der Adductor caudae swperior oder Pubo-coceygeus kommt breit fleischig vom hinteren Rande des Schambeins und setzt sich ]) an die ventrale Fläche der knöchernen Schwanzplatte, 2) an die Federschäfte des äusseren Rectrices. Der Adductor caudae inferior oder Ischio-coceygeus entspringt von der Tuberositas ischiadieca und von den Processus transversi der vorderen Steisswirbel, und geht zu den Seitenflügeln der Schwanzplatte und der bandartigen Haut, in welcher die Steuerfedern liegen. 23, Quadratus coceygis, Kommt von den Processus transversi der Steisswirbel und inserirt sich an die Federschafte der Rectrices, die er von einander trennt und ein wenig hebt. 24. Depressor coceygis, Dieser an der Ventralseite gelegene Muskel entspringt von der Ventralfläche der vorderen Steisswirbel-Körper, auch wohl noch der hin- teren Kreuzwirbel-Körper, und inserirt sich an den ventralen Dornen der letzteren Steisswirbel und am Körper der terminalen Schwanzplatte. Die Muskeln ziehen das Steissbein mit den Federn ventralwärts. Im Allgemeinen sind beim Vogel die Muskeln der dorsalen Fläche viel kräftiger ausgebildet, als die der unteren; eine Ausnahme findet man bei den Spechten, wo der Depressor coceygis beim Klettern den -stützenden Schwanz gegen den Baum drückt, und sich deshalb sehr stark zeigt. 102 Vögel. II. Bauch- und Rippenmuskeln. 25. Obligqwus abdominis extermus. 26. Obliqgwus abdominis internus. 27. Rectus abdominis. 28. Intercostales externi et intermi. 29. Triangularis sterni. 30. Transversus abdominis. 31. Quadratus lumborum. (Sterno-costalis superior.) Athmung und Flug sind beim Vogel vollkommner entwickelt als an- derswo; deshalb sind die Muskeln am Brustkasten auch entweder ent- schiedene Flugmuskeln oder deutlich Athemmuskeln, während z. B. bei Säugethieren ein und derselbe Muskel beide Functionen zugleich über- nehmen kann. Zu den Respirationsmuskeln rechnen wir erstens Muskeln, welche den Thorax erweitern, die Rippenheber; zweitens die Verengerer des Thorax oder Compressoren der Brust-Bauchhöhle. Die Zahl der ersteren ist bei weitem die grösste, und zu ihnen ge- hören die Scaleni, Levatores costarum, Serratus anticus major et minor, Sternocostalis superior, Triangularis sterni, Coraco-sternalis (der freilich nieht immer Zacken an die Rippen abgiebt), Intercostales externi et intermi, endlich alle Heber des Sternums. Zu den Zusammenpressern und Ver- engerern des Thorax und der Lungensäcke sind nur die Bauchmuskeln und zum Theil der Levator scapulae zu zählen. Ueber den Athmungsmechanismus sei vorläufig erwähnt, dass der Thorax mit einem Blasebalg verglichen werden kann. Die Coracoide und die Fureula bieten für das Brustbeinschild den Dreh- oder Angelpunkt dar, und die Bewegung geschieht durch Entfernung des hinteren Brustbein- randes von der Wirbelsäule. Diese Bewegung wird durch die Rippen ausgeführt, und dem ent- sprechend zeigen diese an ihren Enden Ginglymi, Gelenke, in denen die Bewegung um eine transversale, in den Costo- Vertebral-Gelenken aber um eine von vorn nach hinten laufende Axe geschieht. Starke Kapsel- bänder hindern eine Bewegung in anderer Richtung. Indem das Inter- costalgelenk zugleich eine Bewegung der Rippenstücke. nach aussen zu- lässt, so ist die Gesammtbewegung der Rippen eine starke Hebung, ver- bunden mit mässiger Rotation nach aussen. 25. Obliquus abdominis externus, Er liegt am oberflächlichsten von den Bauchmuskeln, seitlich an der Brustbauchhöhle. Man kann in seiner Ausdehnung eine Portio thoracica Bauch- und Rippenmuskeln. 105 und eine P. abdominalis unterscheiden. Die erste entspringt fleischig mit 4 — 6 Zacken von den Proc. uneinati und den Rippen und überdeckt die Verbindungsstellen von Rippen und Brustbeinrippen und damit auch die Intercostalmuskeln, welche in keiner Beziehung zu ihr stehen. Die Bauchportion, deren Fasern nach hinten und unten laufen, überdeckt einen Theil des Obl. abd. internus, Rectus und Transversus und inserirt sich bald sehnig bald fleischig am vorderen Rande des Schambeins. Medianwärts treten die Sehnenplatten beider Portionen in der Linea alba zusammen; doch pflegt dieser sehnige Theil mit den darunter liegenden Bauchmuskeln ganz innig verwachsen zu sein. Von den Bauchmuskeln ist er der einzige, der eine ausgesprochene Wirkung auf die Rippen ausübt: er zieht dieselben nach hinten und innen, fungirt also deutlich als Respirationsmuskel, wobei ihm zumal die Seitenränder des Brustbeins als Punetum fixum dienen. Im Vereine mit den anderen Bauchmuskeln comprimirt er zugleich die Bauchhöhle und die darin gelegenen Luftsäcke. Lage und Verlauf der Bauchmuskeln weichen wesentlich von denen der Säugethiere ab. Beim Vogel wirkt allein der Obligwus abdominis extermus auf die Rippen und den Thorax, und dieser schwache Muskel genügt, die Depression der Rippen herbeizuführen, während die übrigen Bauch- muskeln unter kräftigem Druck ausschliesslich die Function als Bauch- presse haben. ; 26. Obliquus abdominis internus, Unter dem äusseren schiefen Bauchmuskel liegt der innere, der die Seitenwand der Bauchdecke bekleidet, indem er den Raum zwischen letzter Rippe und Os pubis ausfüllt. Nach Magnus soll ausnahmsweise der Quadratus humborum bei Cucnlus fehlen, dafür aber die Insertions- linie des Obliquus abd. internus hier auf den ganzen unteren Rippenrand ausgedehnt sein; in den übrigen bekannten Fällen entspringt er nur von den unteren drei Vierteln der letzten Rippe und zwar an der Innenseite, so dass er, in seiner Lage mit den Intercostalmuskeln verglichen, unter den letzteren gelegen ist. Umgekehrt kann er sich aber auch bis auf die vorletzte Brustbeinrippe hinaus erstrecken, wenn nämlich die hinter der letzten. Brustbeinrippe gelegene Costa fhuctuans sehr kräftig und gross ist, wie z. B. bei Colymbus; er bildet dann sozusagen einen Musculus inter- costalis zwischen der letzten freien Rippe und der voraufgehenden. Wenngleich seine Fasern direct von Rippe zu Schambein und schief von vorn nach hinten verlaufen, so ist seine Hauptwirkung nicht sowohl ein Herabziehen der Rippen, als vielmehr ein Zusammendrücken der Bauchhöhle. 27, Rectus abdominis. Dieser nie fehlende, mit den Intereostalmuskeln in gleichem Niveau gelegene Muskel gehört der unteren Bauchgegend an. Er kommt vom 104 Vögel. hinteren Brustbeinrande und läuft zur medianen Hälfte des Schambeins. Die Muskeln der linken und rechten Seite verschmelzen gewöhnlich in der Medianlinie vollkommen; zuweilen bleibt jedoch ein schmaler sie trennender sehniger Zwischenraum übrig. Er comprimirt die Bauchhöhle. Er ist aussen vom Obligwus abdomi- nis externus, innen vom Obliquus abdominis internus bedeckt und liegt mit den Intereostalmuskeln in gleicher Höhe; mit den letzteren ist er auch homolog, d. h. morphologisch gleichwerthig. Inscriptiones tendineae, die bei den Säugethieren die Wirkung des Muskels verstärken, sowie eine aus den beiden schiefen Bauchmuskeln gebildete Scheide für den Musculus rectus abdominis, welche ein Aus- weichen nach rechts und links verhindert, — von allen diesen Bildungen ist an dem so kurzen Rectus der Vögel nichts mehr zu sehen. 28, Imtercostales externi et interni. Die Intercostales externi der wahren Rippen werden durch die Processus uncinati in obere und untere Portionen getrennt. Sie entsprin- gen vom hinteren Rippenrande und deren Hakenanhang, und inseriren sich am vorderen Rande der nächstfolgenden, und zwar so, dass ihre Faserung von oben und vorn nach hinten und unten zieht. — Zwischen den Brustbeinrippen kann man nur eine Schicht unterscheiden, und zwar erscheint sie den Intercostales externi homolog. Die Interappendieulares stellen eine dünne Schieht vor, die zumal in den vorderen Räumen ent- wickelt ist. Tiedemann (pag. 302) deutet sie als Intertransversarti interni, wogegen aber d’Alton und Magnus gute Gründe beibringen. Zum grössten Theile sind sie sehniger Natur, und pflegt ein. fleischiges Muskelbündel nur an den vorderen Brustbeinrippen ausgebildet zu sein. Die Intercostales interni der Rippen bestehen in einer nur schwa- chen Schicht, deren Faserung von oben und hinten nach unten und vorn zieht. Ihre vorderen Fasern verschmelzen zuweilen mit dem Triangularis sterni, der der inneren Brustwand anliegt und mit dem die I. interni auch analog sind. Dass auch die Intercostales interni, sowie die externi, Rippen- heber sind, zeigte Magnus (l. c. p. 218). 29, Triangularis sterni. Sternocostalis, Tiedemann p. 300. Ein kräftiger Muskel, der an der Innenfläche der Brustbeinrippen liegt. Er entspringt beiderseits von der inneren, der Leibeshöhle zuge- kehrten Fläche des oberen seitlichen Brustbeinfortsatzes und geht in 3 bis 5 Zacken an die vordersten Brustbeinrippen. Die Zahl der Zacken ist bei Columba, Gallus, Anas, Psittacus, einigen Adlern ete. nur drei; Larus, Vanellus zeigen vier; Picus, Sterna fünf; Turdus sechs. Der Muskel zieht die Sternalrippen, und damit auch die eigentlichen Rippen nach vorn, hilft daher zur Erweiterung der Brusthöhle. Muskeln der vorderen Extremität. 105 30, Transversus abdominis, . Er ist der tiefste der Bauchmuskeln. Dorsalwärts wird er vom Obligwus abd. internus, nach vorm vom Obliquus abd. externus und Rectus überdeckt. Er entsteht fleischig von der unteren Hälfte des Schambeins und geht ungefähr bis zum vorderen Drittel des Bauches hinauf. „Seine Fasern setzen sich halbmondförmig an eine Sehne an, welche mit dem Peritoneum fest zusammenbängt und in der Mittellinie mit der der anderen Seite verschmilzt.“ Zuweilen (wie auch Meckel, Tiedemann und Cuvier angeben) entstehen einzelne Zacken dieses Muskels von der Innenseite der unteren Rippen, so bei Gallus, Motacilla, Cuculus, Vanellus, Haematopus, Larus; nicht bei den Raubvögeln. 31. Quadratus lumborum, Alle Autoren bis auf Tiedemann und Magnus erwähnen dieses Muskels nicht. Freilich ist er auch nur ein kleiner dreieckiger Muskel, der vom Darmbeinkamme und dem Dornfortsatz des vordersten, mit dem Ilium verwachsenen Wirbels zur letzten Rippe geht, die er ein wenig nach hinten zieht. Mit dem dorsalen Rande des Obliguwus abdominis internus und dem Darmbeine schliesst er ein Dreieck ein, das, von keinem Muskel be- deckt, dieSchenkelgefässe und Luftsäcke passiren lässt. Anhangsweise sei hier noch eines Muskels erwähnt, den ich mor- phologisch nicht deuten konnte. Sterno-costalis superior mennt Magnus |. c. einen Muskel, der bei Passeres, Columba, Gallus, Anas, nicht aber bei den Tag- und Nachtraubvögeln, Picus, Larus, vorhanden ist. Als schmaler Bauch zieht er vom Processus lateralis superior stermi zur letzten Halsrippe hinüber, an deren hinterer Fläche er sich ansetzt. Es repräsentirt dieser Muskel vielleicht nur die fehlende Brustbeinrippe. Er zieht die Rippe nach oben, und gehört dadurch zu den Respirationsmuskeln. III. Muskeln der vorderen Extremität. a. beweger des Schultergürtels. a. Zur Scapula treten ea. Von der Wirbelsäule: 2, Cueullaris. . Rhomboideus. . Levator scapulae. PP. Von den Rippen: 35. Serratus major et minor. ß. Zum Coraeoid. 36. Coracosternalis. Sn IN % WU 106 37. 38. 39. 56. Vögel. -b. Beweger des Humerus. «. Von der Scapula aus. Teres. Infraspinatus. Subscapular:s. ß. Vom Coracoid und der Fureula. Coracobrachialis longus. Coracobrachialis brevis. . Deltoides major. . Deltoides minor. . Subelavius. y. Vom Rumpfe. . Latissimus dorsi. do. Vom Brustbeine. . Pectoralis major. . Pectoralis minor. c. Flughautspanmer. Tensor membranae anteriorıs alae longus. . Tensor brevis membranae anterioris alae. Tensor membranae posterioris alae. d. Beweger des Vorderarms. a. Beuger. . Biceps brach. Brachialis internus. ®- Strecker. Triceps. %. Pronatoren: . Pronator brevis. . Pronator longus. Flexor profundus interior gallinaceorum. d. Supinatoren. . Supinator. e. Beweger von Hand und Fingern. a. .Extensoren. . Extensor carpi radialıs. . Extensor metacarpi radialıs longus. Muskeln der vorderen Extremität. 107 59a. Extensor carpi radialıs. 60. Extensor carpi ulmarıs. 61. Extensor digitorum communis longus. 62. Extensor digiti indieis proprius longus ei brevis. 63. Extensor pollieis. Brebeuser, 64. Flexor carpi ulnaris. 65. Flexor carpi radialıs. 66. Flexor digitorum sublimis. 67. Flexor digitorum profundus (longus). 68. Adductor manus. 69. Interossei. 70. Abductor digiti minim. y. Kurze Daumenmuskeln. 71. Flexor pollieis brevis. 72. Extensor pollicis brevis. 3. Abductor pollieis brevis. 74. Abductor pollicis brevis secundus. 32, Cucullaris. Le Trapezoide, Vieq-d’Azyr. Der Aufzieher des Schulterblattes oder Trapezius, Merrem p. 154. Kappenmuskel, Wiedemann II. 2. p. 84. Der oberflächliche Ein- und Rückwärtszieher, Meckel p. 306 — 807. Dieser platte und breite Muskel, dessen transversal laufende Fasern sich distalwärts in zwei Partien spalten können, kommt von den unteren drei Halswirbel- und einer Anzahl bis allen Brustwirbeldornen; in ver- einzelten Fällen steigt seine Ursprungslinie nach vorn bis zum Hinter- hauptsbein des Schädels hinauf, häufiger nach hinten bis zum oberen Ende der vorletzten oder drittletzten Rippe und dem vorderen Rande des Os ilium hinab. Er inserirt sich 1) am oberen Ende der Furcula und 2) am dorsalen medialen Rande der Scapula, mit Ausnahme einer kleinen Stelle am hinteren Ende, welche frei bleibt. Bei guten Fliegern rückt die Ursprungslinie weiter und weiter nach hinten, bei schlechten Fliegern nach vorn. Der Muskel zieht das Schulterblatt und die Fureula-Aeste gegen die Wirbelsäule und hält dieselben fest, fixirt also damit die Ursprungsstellen des Teres major, Infraspinatus, Deltoideus_ete. Der Kappenmuskel ist ausgespannt und füllt den Raum aus zwischen der Wirbelsäule, dem lateralen Theile der Fureula und dem Schulterblatte. Mit den vorderen Fasern geht er fast rechtwinklig nach aussen, mit seinen unteren nach vorn und aussen; der Ursprung vom Darmbein ist immer 108 Vögel. sehnig. Bei Falco buteo und tinnuneulus beschreibt Schoepss, bei. Oedi- enemus crepitans Rüdinger ein Zerfallen des Muskels in zwei Abthei- lungen, eine vordere kleine und eine hintere grössere. Bei Vultur fulvus fehlt eine solche Trennung, ist aber sonst sehr häufig. Gerade wie die zwei Partieen des Latissimus dorsi, ebenso werden auch die beiden Stücke des Cucullaris wohl stets durch eine Sehnenplatte unter einander zu- sammengehalten. Vergleichen wir den Cucullaris mit dem gleichnamigen Muskel der Säugethiere, sozeigt zwar die Spaltung in eine vordere und hin- tere Partie eine ähnliche Anordnung wie bei letzteren, doch aber fehlt beim Vogel der Hals- und Kopftheil vollständig bis auf die wenigen unten erwähnten Ausnahmen. Gewöhnlich entspringt der Kappenmuskel allein von den Rücken- dornen und dem letzten Halswirbeldorn in continuirlicher Flucht, so z. B. bei Corvus corone und Otis von den ersten acht, beim Häher von den ersten sechs rippentragenden Wirbeln. Auch hier lässt sich, wie bei Strix u. a., ein schmaler an die Furcula tretender Theil vom hinteren grösseren Theil des Muskels leicht abtrennen, wenn mol in seinem Ur- sprunge, so doch nahe der Insertion. Deutlicher ist diese Trennung bei Struthio camelus. Hier entspringt die hintere Partie von den beiden letzten Hals- und zwei ersten Rücken- dornen, um am ersten Achttheil des Schulterblattrandes und oben am Fureularaste sich zu inseriren; die vordere Partie inserirt sich schmal an der Furcula, breitet sich aber gegen den Hals zu fächerförmig aus, bis auf ein Viertel der Halslänge hinaufsteigend, und verliert sich hier als Hautmuskel. Aehnlich beim Pinguin, wo nach Schoepss die hintere Portion von den vier ersten Rückendorneu sehnig entspringt, sogleich fleischig wird und sich an die vordere Hälfte des Schulterblattrandes setzt; die vordere Portion, innig mit der hinteren zusammenhängend, in- serirt sich an der ganzen oberen Hälfte des vorderen Fureularrandes, ist dick und lässt sich bis an das Hinterhaupt verfolgen. Der letztere Theil ist wieder deutlich Hautmuskel. Auch bei den Rasores ist der Cucullaris noch weit nach vorn ge- rückt: seine Ursprungslinie liegt in den letzten 5 — 4 Halswirbeldornen und den ersten 4 — 3 Rückendornen. Bei den Papageien entspringt der hintere Theil von der letzten freien Rippe und dem Darmbeinrande; er inserirt sieh hier zugleich am ganzen medialen Schulterblattrande. : Der Kappenmuskel ist in seiner oberen Partie gewöhnlich frei, während seine untere grössere Hälfte vom Latissimus dorsi bedeckt ist. Unter ihm liegt der 33. Rhomboideus. Musculus secundus scapulae, Aldrovandi I. p. 66. Le rhomboide, Vieq d’Azyr ll. pag 630. Rautenmuskel, Wiedemann. Muskeln der vorderen Extremität. 109 Rhomboideus major Rhomboideus minor Rhomboideus, Meckel pag. 307. Dieser platte viereckige Muskel liegt hart unter vorigem, ist aber immer kleiner als dieser. Er entspringt sehnig von den Processus spinosi der fünf hinteren freien Rückenwirbel und geht zu den hinteren zwei Dritttheilen des medianen Schulterblattrandes. Seine Fasern sind von der Medianlinie aus schräg nach hinten und aussen gerichtet. Der Muskel zieht das Schulterblatt gegen die Wirbelsäule und zu- gleich etwas nach vorn. Zuweilen kann er in zwei Portionen zerlegt werden, so dass u. A. Tiedemann einen Ah. major und minor als gesonderte Muskeln auf- führt. Es gilt das besonders von der Taube, wo die vordere Partie des starken Rhomboideus von den ersten beiden Rückendornen entspringt, und den vorderen Rand der hinteren Partie bedeckend, an das zweite Zehntel des medialen Scapularrandes zieht. Die hintere Portion entspringt dagegen vom zweiten his sechsten Rückendorn und geht zum vierten bis letzten Zehntheil des Schulterblattrandes. Noch stärker als bei der Taube erscheint er beim Pinguin. Vom ersten bis sechsten Rückendornen zieht die Muskelplatte hinüber an die hinteren vier Fünftel des Scapularrandes. Aehnlich wie der Cucullarıs, so entspringt auch der Rhomboideus bei den. Hühnern ziemlich weit vorn, und zwar weiter als bei gut fliegenden Vögeln. So entsteht er bei Falco buteo und Tinmuneulus mit dem Rhom- boideus in gleicher Höhe, bei Corvus corone um zwei, bei Corvus glanda- rius um drei Wirbel tiefer. Bei letzterem reicht seine Ursprungslinie aber zugleich auf alle Rückenwirbel zurück und auf den vorderen Rand des Hüftbeins, so dass sein Ursprung hier mit dem des Cxcullaris zum Theil zusammenfällt. Dagegen beim Huhn entspringt er von den zwei bis drei letzten Halsdornen und den ersten vier bis drei Rückendornen, und seine Fasern laufen an die hinteren zwei Drittel des oberen Scapular- randes. Bei Psittacus erythacus kommt der Muskel vom Processus obligwus des letzten Halswirbels und den Dornfortsätzen des ersten bis sechsten Rückenwirbels. Die Fasern laufen nach hinten und aussen und treten an die hintere grössere Hälfte der Scapula. Beim Strausse entspringt der Rrhomboideus sehnig vom breiten Dorn eines Rückenwirbels, wird in der Mitte fleischig und inserirt sich so an das vierte Fünftheil des oberen Schulterblattrandes. Sehnig-muskulös entsteht er beim Casuar von einer Rippe, gedeckt vom hinteren Abschnitte des Cucullarıs, und tritt an das hintere Ende der Seapula. Tiedemann pag. 303. Nr. 2 und 3. \ 34, Levator scapulae, Levator scapulae, Tiedemann p. 305. Nr. 4. Dieser Muskel ist beim Vogel eigenthümlich gebildet. Gewöhnlich entspringt er von den Processus transversi der beiden letzten Halswirbel 110 Vögel. und von den ersten beiden Rippen. Es vereinigen sich die zwei bis fünf nicht scharf abgegrenzten Zacken zu einem platten rautenförmigen Muskel, der sich am hinteren Drittel auf der inneren ventralen Schulter blattfläche inserirt. Die Wirkung des Muskels ist, das Schulterblatt nach vorn und ein wenig nach oben zu ziehen. In Folge seines Ursprunges von den Rippen zeigt der Levator scapulae eine wesentliche Abweichung vom Schulterblattheber der Säuger und des Menschen; denn während er hier von den Querfortsätzen der oberen Halswirbel entspringt, so entsteht er beim Vogel entweder von den Rippen und Querfortsätzen der unteren Halswirbel und oberen Brustwirbel, oder von deren Rippen allein. Bei der Trappe finden sich nur zwei Muskelbäuche. Das erste ent- springt vom hinteren Rande der zweiten Rippe und inserirt sich an der Mitte des dritten Viertels der inneren Schulterblattfläche, das hintere geht vom hin- teren Rande der dritten Rippe dicht unter ihrer Verbindung mit dem Wirbel zum letzten Viertel der inneren Schulterblattfläche. Bei Struthio camelus kommt der vordere Kopf fleischig vom oberen Viertel des hinteren Randes der zweiten Rippe; ihm schliesst sich eine Sehne vom Querfortsatz desselben Wirbels an. Der zweite Kopf ent- springt vom zweiten Viertel des hinteren Randes derselben Rippe, und inserirt sich mit dem ersten zusammen an der Mitte der inneren Fläche des Sehulterblatts. Ein dritter hinterer Kopf des Levator scapulae verläuft vom mittleren Fünftel des hinteren Randes der dritten Rippe zum Anfang des letzten Fünftels der Scapula. — Beim Casuar fehlt nach Rüdinger’s Angabe dieser Muskel vielleicht ganz, Ausschliesslich von der zweiten, dritten und vierten Rippe entspringt der Schulterblattheber bei den Tauben; im Uebrigen pflegt der erste der drei Köpfe von Querfortsatz und Rippe des ersten oder zweiten oder dritten Wirbels, die anderen beiden von den zwei darauf folgenden Rip- pen zu entspringen. Doch finde ich beim Reiher, wo der Levator scapulae sehr kräftig entwickelt ist, zwei Zacken von den Querfortsätzen der zwei letzten Halswirbel kommend, drei andere Köpfe von den hinteren Rändern der ersten drei Rippen. 35. Serratus anticus. Unterer Rippenschulterblattmuskel, Wiedemann. Serratus magnus Costo - scapularıs Dieser Muskel ist der Antagonist des Cueullarıs, Rhomboideus und Levator scapulae, denn er zieht das Schulterblatt nach unten und hinten. Er entspringt mit drei bis fünf Zacken, welehe an ihrem Ursprunge in die Zacken des Obliguus abdominis externus eingreifen, von den Flächen der ersten bis sechsten vorderen Rippe, um sich am äusseren Schulter- blattrande zu inseriren, Tiedemann p. 304. Muskeln der vorderen Extremität. 111 Oft bildet der Muskel ein zusammenhängendes Ganze, oft zerfällt er in zwei Abtheilungen, wovon die vordere als Serratus anticus minor auf- zufassen wäre. Ist der letztere abgetrennt und mehr oder weniger selbst- ständig, so entsteht er von der ersten Rippe, geht nach oben und vorn, und gelangt dann meistens zwischen die Portionen des Subscapularis zum Schulterblatte, indem die Sehne des Serratus anticus minor eine Trennung des Subscapularis in zwei Theile bewirkt. Beim Strausse geht diese vor- dere Partie jedoch über den Subscapularıs hinweg, ohne ihn zu berühren. Wir führen im Folgenden einige Beispiele an, wo die Muskeln getrennt, und wo sie verschmolzen sind. Zwei mehr oder weniger scharf getrennte Serrati amtici trifft man an beim Pinguin; der vordere Muskel kommt von der ganzen äusseren Fläche der letzten Halsrippe und vom unteren Theile der ersten wahren Rippe, und setzt sich an das zweite und dritte Fünftel des lateralen Schulterblattrandes, während die hintere Muskelpartie mit vier Köpfen von vier Rippen entspringt und sich an die letzten zwei Fünftel des Sehulterblattrandes inserirt. Beim Huhn entsteht der Serr. ant. minor zweiköpfig von den zwei vorderen falschen Rippen, der Serr. ant. major dagegen mit drei Köpfen von den Nebenrippen der vierten bis sechsten Rippe. Der gewöhnlichste Fall ist wohl der, wo die vordere Muskel- partie vom unteren Theil der letzten Halsrippe und zugleich der ersten wahren Rippe entspringt und in ihren Verlaufe den Subscapularis dureh- setzt; die hinteren drei Muskelzacken kommen dann von der dritten bis sechsten Rippe oder deren Nebenrippen. Bei Sula bassana kommt der Serratus anticus minor von der letzten Hals- und der ersten eigentlichen Rippe. Er ist hier sehr kräftig und durchsetzt sehnig, gerade wie bei Diduneulus und den Tauben, den Subscapularis mitten in dessen fleischiger Partie. Verschmolzen sind beide Sägemuskeln bei vielen Raubvögeln, so zwar, dass eine Trennnng nur künstlich erzielt werden kann. Nach Meckel (a. a. O. p. 309) ist das Homologon des Serratus anticus minor vielleicht in dem Muskel zu suchen, welcher vom Grunde des Coracoids an die ersten Brustbeinrippen und an das Brustbein selbst tritt, dem Schlüsselbeinmuskel der älteren Autoren. Dieser ‚„Coraco-sterna- lis“ wird aber von demselben Nerven innerrirt als der Coracobrachialis superior, kann also füglich nicht als Serratus angesehen werden. 36. Coraco - sternalis., Subelavius, Tiedemann p. 305. Kleiner vorderer Sägemuskel, Meckel p. 309. Pectoralis minor, Retzius. Pectoralis minor? Rüdinger. Subelavius, Schoepss. Dass dieser Muskel nicht dem Subelavius der Säugethiere homolog sei, geht aus der Beschreibung des hier als Subelavius aufgeführten Muskels 112 Vögel. hervor. Der Subelavius der Säuger kann er aber auch schon deshalb nicht sein, weil des Os coracoideum nicht dem Schlüsselbeine, sondern dem Processns coracoideus der Mammalien entspricht. Ebensowenig kann man ihn als Pectoralis secundus deuten, denn dieser ist beim Vogel mit dem Pectoralis major verwachsen. Wofür ist er zu halten? Wahrschein- lich für einen Theil des Coracobrachialis superior, denn einmal tauscht letztgenannter Muskel mit dem Coracoto-Stern beinahe immer Faserzüge aus, so dass beide Muskeln zusammengenommen als ein längerer Muskel sich darstellen, der auf dem Coracoid Station macht, oder der vom Co- racoid sich über das Brustbein hin ausgedehnt hat, dann aber werden auch beide von ein und demselben Nerven innerrirt. Es entsteht dieser Muskel vom lateralen unteren Theile des Coracoids und zieht nun entweder 1) zum Processus lateralis anticus sterni (so bei Tauben und Hühnern, Sula), oder aber 2) zugleich auch zu den ersten vier Sternalrippen (bei Raubvögeln, Passeres, Papageien). Im letzteren Falle ist er fächerförmig getheilt, wie dies beim Casuar besonders schön zu sehen ist. Uebrigens ist er bald sehr schwach, bald ziemlich kräftig, und als Regel kann durchgehends gelten, dass da, wo er klein ist, dafür der Sterno-costalis desto kräftiger entwickelt scheint und vice versa. Es herrscht zwischem ihm und dem Sterno-costalis ein Wechselverhältniss bezugs der Ausbildung, was auch ganz plausibel, indem beide die gleiche Funetion haben, nämlich die Aufgabe, die Sternalrippen nach vorn zu ziehen; beide sind Levatores costarum und der eine kann durch kräftigere Entwiekelung die Functionen des unvollkommen - ausgebildeten anderen übernehmen. Der Coraco-costalis wirkt übrigens auch auf das in geringem Maasse bewegliehe Coracoid, das er gegen das Sternum zieht, und bei Tauben und Hühnern, wo die Rippenzacken des Muskels fehlen, ist dies seine Hauptwirkung. Gewöhnlich erscheint er allerdings als vorderer Rippenheber. Beim Adler, Bussard ete. inseriren sich die von den vier ersten Sternal- rippen kommenden Zacken am äusseren Rande des Coracoids, der in einer Vertiefung im vorderen äusseren Brustbeinrande entspringende Theil setzt sich an die breite Seite des Coracoids. Bei Falco tinnunculus fin- den sich sechs fächerförmig vom Coracoid ausgebreitete Köpfe, wovon fünfe den ersten fünf Sternalrippen angehören, der,sechste auf dem Brust- beine entspringt. Mit vier Zacken inserirt er sich beim Casuar an die äusseren Rippen- flächen; das Os coracoideum wird aber nicht von ihm erreicht, wo- gegen er beim Strausse, wo der Muskel kurz aber breit ist, und beim Huhn und der Taube nicht mehr mit den Rippen zusammenhängt. Nach Schoepss entspringt der Muskel bei Fulica atra ebenfalls hauptsächlich vom vorderen und äusseren Vorsprunge des Brustbeines und geht zum hinteren äusseren Theile der oberen Fläche des Haken- schlüsselbeins. Ausserdem kommt von den ersten drei Brustbeinrippen Muskeln der vorderen Extremität. 1 ein kleiner, vom vorigen zu trennender Muskel, der sich an den äusseren hinteren Vorsprung des Coracoids setzt. 37. Teres (major). Suprascapularis Teres major Infraspinatus, Meckel, Rüdinger. Teres major, Retzius. Ist ein an der äusseren Schulterblattfläche entstehender Muskel, der die zwei hinteren Drittel der Scapula einnimmt. Die starke Sehne des kräftigen Muskels inserirt sich an den unteren Humerushöcker an den Innenrand des Foramen pneumaticum, dieht neben dem Ursprung eines Kopfes des Triceps. — Der Teres major zieht den Oberarm nach hinten gegen das Schulterblatt und rotirt ihn etwas nach innen. Beim Strausse entspringt der Muskel von den ersten drei Vierteln des lateralen Schulterblattrandes, zum Theil auch von der äusseren Fläche der Scapula.. Er bedeckt den Serratus unmittelbar, welcher hier den Subscapularis nicht durchbohrt, sondern über ihm liegt. Von den hinteren drei Fünfteln der sehr breiten Scapula geht der Teres major beim Pinguin an die untere Humeruserista. Zwischen seiner Sehne und der des Latissimus dorsi liegt der obere Oberarm-Kopf des Triceps. Tiedemann. 38, Infraspinatus, Schulterarmmuskel, Wiedemann. Humero-scapularıs parvus, Tiedemann p. 310. Supraspinatus oder Teres minor? Meckel. r Infraspinatus, Retzius. Supraspinatus, Rüdinger. Stellt einen schwachen, dicht dem Schultergelenk aufliegenden Muskel dar, der von der äusseren vorderen Fläche der Scapula in der Nähe des Gelenkes, zugleich mit der Gelenkkapsel zusammenhängend, entspringt und sich über und ausserhalb dem Foramen pneumaticum am medialen Tubereulum des Humerus anheftet. — Der Muskel hilft den Arm gegen den Rumpf ziehen. Ungewöhnlich stark ist der Infraspinatus beim Pinguin. Er entspringt hier vom zweiten Fünftel der äusseren Schulterblattfläche und tritt an den Humerus an die untere Seite seines Gelenktheiles. Beim Casuar ist der Muskel ziemlich schwach, bei Strauss und Trappe soll er nach Schoepss’ Angabe gänzlich fehlen. 39. Subscapularis, Levator humeri, Tiedemann p. 309. Deltoides externus, Schoepss. Dieser Muskel zieht den Arm gegen den Rumpf und rotirt den Hu- imerus um seine Längsaxe. Er besteht gewöhnlich aus zwei, durch die Bronn, Klassen des Thier-Reichs, VI, 4, Ss 114 Vögel. Pars anterior musculi serratı majorıs getrennten Abtheilungen, von denen die dorsale am lateralen Schulterblattrande, die untere von der ventralen Fläche des Schulterblatts entspringt. _ Beide Portionen ziehen vereinigt um die Fossa azxillaris herum und heften sich mit einer kurzen Sehne am unteren hinteren Theile des Tubereulum mediale humeri, nahe dem An- satzpunkte der Gelenkkapsel fest. Indem der Subscapularis in der Fossa axillaris heraustritt, nimmt er häufig noch ein accessorisches Bündel vom Os coracoideum auf. Der obere Theil entsteht bei Papageien von der vorderen Hälfte des lateralen Schulterblattrandes, der untere Theil nur von der vorderen Hälfte der ventralen Schulterblattseite.. Die Sehne beider Köpfe ver- bindet sich mit der Sehne des Musculus coracobrachralis longus und setzt sich an den unteren Oberarmbein-Höcker. Aehnlich beim Huhn. Ungetheilt ist der Muskel beim Strausse, stark entwickelt bei den Raubvögeln, am kräftigsten beim Pinguin. 40, Coracobrachialis loneus, = Pectoralis minimus, Tiedemann p. Coracobrachialis, Meckel. Nr. 17. Schoepss. Subelavius, Retzius. Coracobrachialis oder Pectoralis tertius? d’Alton. Pectoralis tertius oder Coracobrachialis? Rüdinger. Entspringt vom vorderen Seitenrande des Sternum und der äusseren Fläche des Coracoids und inserirt sich mit starker Sehne auf dem Tuber- culum majus s. inferius humeri. — Der Muskel kann den Oberarm nach hinten ziehen, scheint aber hauptsächlich bei Rotation desselben um seine Längsaxe in Betracht zu kommen. Der Muskel ist sehr verschieden gedeutet. Ursprung, Ansatz und Innervirung sprechen vereint dagegen, dass er dem Pectoralis minor des Menschen homolog sei, und nur eine flüchtige Betrachtung seiner Lage unter dem Pectoralis major konnte ihm diese Deutung verschaffen. Meckel hält ihn für den Coracobrachialis, wogegen Retzius aber die Bemerkung wendet, dass er ja in die Subclaviculargrube einträte, zwischen Schlüsselbein und Coracoid; er sei deshalb das Homologon des mensch- lichen Subelavius, und wenn seine Insertion auch anders ausfalle als beim Menschen, so setze er sich bei anderen Säagethieren, wie bei Ornithor- rhyngus, doch ebenfalls an das vordere Ende des Humerus. Mit diesem Raisonnement ist jedoch die gewünschte Homologie noch nicht erwiesen, und abgesehen davon, dass dem Subelavius der Vögel schon sein Platz angewiesen ist unter dem Pectoralis major, so bestimmt den Muskel die Art des Nervenzutrittes entschieden als Coracobrachialis. (Vergl. Taf. XXIL.) Auch Ursprung und Ansatz leiten unmittelbar auf diesen Namen hin, Muskeln der vorderen Extremität. 115 Der Coracobrachialis longus variirt bei den verschiedenen Arten nur in untergeordneter Weise. Bei den Kaptores, Corvini, Psittaci, Sterna, Larus etc. erscheint er gefiedert, bei Agelajus ist er ungefiedert und be- sitzt einen ausgebreiteten Sehnenspiegel auf seiner oberen Fläche. Ferner entspringt er oft vom Os coracoideum allein (Oriolus galbula, Motaeilla, Fringillidae, Rasores ete.), oft von Coracoid und Brustbein zugleich (Aleedo, Falco). Der Muskel bedeckt den grössten Theil des Coraco-sternalis, und seine Insertionslinie am Coracoid grenzt an den Subelavius. Seine Wir- kung fällt zum Theil mit der des Pectoralis major zusammen, zugleich ist er ein kräftiger Auswärtsroller des Oberarms. Frühere Autoren bezeichnen unsern Muskel als Attollens humeri oder als Depressor humeri. Ebenso abweichend sind die Angaben über seinen Verlauf, so dass man wirklich Mühe hat, den Coracobrachialis longus in den vorliegenden Beschreibungen wiederzuerkennen. Durch die theil- weise Verwechselung mit dem Coracobrachialis brevis und die verschie- denen Benennungen, deren er sich zu erfreuen hat, ist Missverständnissen nun vollends Thür und Thor geöffnet. 41, Coracobrachialis brevis, Die älteren Beschreibungen dieses Muskels sind sämmtlich mangel- haft und verwirrt, viele sonst ausführliche Arbeiten nennen ihn nicht ein- mal. Cuvier spricht nur allgemein von zwei Muskeln, die am Os cora- coideum entspringen und am Humeruskopfe sich inseriren; das sind die beiden hier als Coracobrachiales beschriebenen Muskeln. Tiedemann führt einen Deltoideus minor und Levator humeri auf, die zum Theil we- nigstens dem Coracobrachialis brevis entsprechen. Auch Gurlt, Wiede- mann, Merrem, Aldrovandi erwähnen den Muskel nicht. Der Muskel kann aus vier Portionen entstehen, nämlich von der Seapula, dem Coracoid, dem oberen Rand des Sternums und mit einzelnen Fasern vom Ligamentum sterno-fureulare und Coraecoid. Diese Muskelzüge setzen sich nun entweder zu einem gemeinsamen Muskelbauch vereinigt an das Capus humer:i dieht hinter der Insertion des Coracobrachialis lon- gus an, oder die Sternalportion geht, von der Scapularportion getrennt, selbständig an den Humerus hinan, ebenso wie die vereinigten Scapular- und Coracoidportionen. Tritt — so raisonirt Magnus p. 217 richtig — der Muskel in zwei Insertionsportionen geschieden unter dem Os coracoideum hervor, so entspricht er, so lange man ihn nicht genauer untersucht, den vorhin erwähnten Muskeln Tiedemann’s, dem Deltoides minor und dem Levator humeri. Inserirt er sich dagegen nur mit einer Endschne, so ent- spricht er bei oberflächlicher Betrachtung dem Coracobrachialis Gurlt's; übrigens findet sich auch bei Gallus, das den Untersuchungen dieses Autors zu Grunde liegt, die Sternalportion bei Vorhandensein nur einer Endsehne. Die Hauptportion des Coracobrachialis brevis kommt erst zum Vor- schein, wenn man das Sternum mit seinen Anhängen vom Rumpf trennt 8* 116 Vögel. und von innen betrachtet; man sieht dieselbe dann vom oberen Sternalrand dicht neben der Basis des Episternums entspringen und schräg nach oben und aussen aufsteigen, wobei sie verstärkende Fasern aufnimmt vom Liga- mentum sterno-fureulare und dem Coracoid. Im Weiterverlauf treten noch eine zweite kleinere Portion vom Coracoid hinzu, die dicht unter dem oberen kolbigen Ende entspringt, und endlich eine dritte Portion vom äusseren Scapularrande. Die einfache oder doppelte Insertion dieser vier Portionen ist oben besprochen. — Die Wirkung des Muskels fällt mit der des Coracobrachialis longus zusammen. Bekanntlich ist der Coracobrachialis bei den meisten Wirbelthieren einfach; mit der starken Ausbildung von Arm- und Schultergürtel spaltet er sich beim Vogel. 42, Deltoideus major, Deltoides major, Tiedemann p. 308. Deltoides, Meckel. Deltoideus major, Rüdinger. Der Deltoideus zerfällt beim Vogel, ähnlich wie bei Säugethieren und Reptilien, in mehrere getrennte Portionen, von denen die grössere äussere als Deltotdeus major, die innere kleinere als Deltoideus minor bezeichnet wird. Der Deldoideus major kommt 1) von der äusseren Fläche des vor- deren Schulterblattendes und 2) zugleich vom seitlichen oberen Gebelende oder auch wohl der ganzen, nach aussen gewendeten Fläche des Os humero-scapulare, falls nämlich ein letzteres vorhanden ist. Im Absteigen wird er breiter und inserirt sich weit herunter an der rauhen Leiste, welehe vom oberen Oberarmhöcker ab distalwärts nach aussen zieht. — Seine Wirkung ist Rotation und Abduction des Oberarms. Gemeinsam mit dem Pectoralis major wirkend, zieht er den Arm direet nach aussen. Ausserordentlich stark ist der Muskel bei Corvus. Er entspringt hier theils vom oberen Ende der Furcula, dem inneren Vorsprunge des Cora- coids und vorn von der äusseren Fläche und dem vorderen Rande der Scapula, und dieser Theil setzt sich an den äusseren Knorren des Hu- merus. Der zweite stärkere Kopf entsteht vom Os humero-scapulare und inserirt sich fleischig an die obere Oberarmbeinfläche. Nach Schoepss geht unten noch ein kleiner sehniger Kopf, der sich auf dem letzten Viertel des Oberarmes mit dem unteren Ende des ersten Kopfes verbindet, an den äusseren Höcker des unteren Gelenktheiles des Oberarmes. — Aehn- lich bei den Raubvögeln. Der Papagei besitzt kein Os humero-scapulare, der Muskel ist hier nur einfach. Er entspringt vom ersten Drittel des Schulterblattrandes, zum Theil auch von dem Bande zwischen dem inneren Vorsprunge der Seapula und dem vorderen Vorsprunge des Coracoids. Er setzt sich an die obere Fläche des Humerus, von da an, wo die obere Crista humeri aufhört, bis etwa zur Mitte des Oberarmes. — Aehnlich bei der Taube, der Trappe, Fulica atra. | Muskelu der vorderen Extremität. 117 Schon oben wurde angedeutet, dass ein Fehlen oder Vorhandensein des Humeroscapularknochens entscheidend ist für die Form des Deltoi- deus major. Es verhält sich damit folgendermassen. Wenn ein Os humero-scapulare, sei es im knochigen oder knorpligen Zustande, vorhanden ist, dann tritt der Deltoideus major stets mit diesem und der Schulter-Gelenkkapsel in Beziehung. Ueberall, wo der Humero- scapularknochen fehlt, da treten die Fasern des Deltoideus in sehr spitzem Winkel an den Humerus heran, und bei Abduction des Oberarms wird dieser Muskel durch das bei diesen Vögeln weit nach vorn gerückte Tubereulum cristae humeri gekniekt. Das schroffe Vorspringen dieses Tuberculum verhindert, dass der Muskel dieser Knickung ausweichen und so in seiner Functionirung beeinträchtigt werden kann; eine andere be- sondere Vorrichtung ist somit hier nicht nöthig. Hierher gehören die Schwimmvögel, Reiher, Tauben, Hühner. Ganz anders bei den Raub- vögeln und besonders den Spechten und Passeres. Bei diesen nimmt der Ansatz des Deltoideus beinahe die ganze Länge des Humerus in Anspruch, und ferner treten die vorderen Fasern fast unter rechtem Winkel an den Oberarm. Würden diese von der gewöhnlichen Ursprungsstelle des M. deltoideus abgehen, so würden bei der Abduction des Oberarms diese Fasern so ausserordentlich verkürzt, dass sie keine Wirkung mehr ausüben könnten. Ihr Ursprung ist aber an eine Stelle verlegt, wo die Bewegung vor sich geht, und somit erhält sich nicht nur ihre zu einer gehörigen Functionirung nöthige Lage, sondern auch die Richtung der Fasern zum Knochen. (Jäger, Os humero-scapulare der Vögel, p. 32.) Die hintere von den Knochen der Schulter entspringende Partie des Deltoideus muss aber zum Behufe einer gehörigen Functionirung bei ab- dueirtem Arm eine Knickung erleiden, und diese wird durch den Humero- seapularknochen hervorgebracht. 43. Deltoideus minor, Deltoideus minor, Tiedemann p. 309. Deltoideus inferior, Schoepss (Nr. 20). Coracobrachialis proprius seu pectoralis medius, Rüdinger (p. 89). Entspringt vom Schultergelenktheil des Coracoids, gelangt — zum Theil verdeckt von der Sehne des langen Biceps-Kopfes, mit der er auch etwas verbunden ist — über die Schultergelenkkapsel und heftet sich neben dem oberen Humerushöcker fest. Dieser Muskel hebt den Oberarm und entfernt ihn vom Rumpfe. Am stärksten ist der Muskel bei den Papageien, Raubvögeln, der Trappe entwickelt, wo er ziemlich breit wird und mit seiner Insertions- fläche bis zwischen die beiden Sehnen des Pectoralis major herabsteigt (XXII, 4), dagegen ist er bei den Passeres, Grallae, Rasores, Gyrantes viel kürzer und sich inserirt oberhalb der Sehnen des grossen Brustmuskels. Beim Pinguin entspringt der Deltoideus minor nach Schoepss’ Mit- theilungen auffallenderweise vom oberen Drittel der Fureula und giebt sogar 118 Vögel. Muskelfasern an den Tensor membranae amnterioris longus ab. Letzteres seschieht aber auch deutlich beim Strausse. 44, M. subelavius. Pectoralis secundus der Autoren. Deltoides maximus, Schoepss (Nr. 21). Subcelavius, Rolleston. Pectoralis tertius, Jäger (Sitzungsber. d. math.-naturw. Classe d. Kais. Akademie d. Wiss. Wien, 1857. — Das Os humero- scapulare der Vögel). Als Musculus subsclavius bezeichnen wir den Muskel, der unter dem grossen Brustmuskel liegt, aus dem von Körper und Kamm gebildeten Winkel des Brustbeins und allermeist auch von einem Theil der Mem- brana coracoclavicularis entspringt, am Coracoid in die Höhe steigt und auch von diesem her Muskelfasern erhält, sehnig durch das Foramen triosseum geht unter Bildung einer .bursa mucosa, hier eine leichte Knickung erleidet, über die Gelenkkapsel hinzieht und sich am Tubereulum crıstae humeri inserirt. Die Wirkung der Sehne ist Rotation beigeschlossenem Flügel; Ad- duction bei geöffnetem Flügel; oder, wenn diese gehindert wird, Er- hebung. Die Sehne dieses Muskels zieht, wie erwähnt wurde, über die ganze Breite der Kapsel hinweg; um sie in ibrer Lage zu erhalten, sind sowohl am Humeroscapularknochen (falls dieser vorhanden) als an der Gelenk- kapsel Vorrichtungen zum Behufe ihrer Leitung angebracht. Je länger der Weg ist vom Foramen triosseum, das als Punctum fieum gedacht werden muss, bis zur Insertion am Humerus, desto stärker und com- plieirter sind diese Vorrichtnngen; ist der Weg ein kurzer und gerader, und ändert er sich bei der Abduction des Oberarmes nicht in seiner Richtung und Länge, wie bei Colymbus, Eudytes, Anas, Mergus, Anser, Ardea, Ciconia, so bedarf es keiner Vorrichtung zur Erhaltung ihrer Lage. Jäger fasst diese verschiedenen Fälle folgendermassen zusammen. „Wenn die Sehne vom Foramen triosseum in gerader Richtung am vor- deren Umfang der Gelenkfläche hin nach aussen zieht, wie bei Picus, so genügt die einfache, vom Humeroscapularknochen abgehende Falte um die Sehne über die Gelenklinie hinweg zu leiten. Geht die Sehne, leicht die Convexität des Gelenkkopfes tangirend, zu ihrem Ansatzpunkt, wie bei den Raubvögeln, so erfordert sie auch in diesem Falle keine be- sonderen Vorrichtungen, da sich bei der Abduction ihre Richtung wenig verändert und die bei diesen Vögeln stärkere Scheide durch ihre Ver- wachsung mit der Kapsel hinreichenden Schutz gewährt. Wenn die Sehne aber an dem hinteren Umfang des Gelenkkopfes hinreicht, um zu einem weit nach rückwärts liegenden Punkte des Humerus zu gelangen, wie bei Caprimulgus, den Scolopaeiden, Lariden und Ralliden und in noch Muskeln der vorderen Extremität. 119 höherem Maasse bei den Tauben und Hühnern, so erfordert dies Vor- kehrungen, damit die Sehne nicht zwischen den hinteren Umfang des Humerus und die Gelenkfläche der Scapula hineingeräth.“ Diese Vor- kehrungen aber bestehen in Bändern mit Rinnen, Anschwellungen und Knochenkörperchen. — Zugleich hilft der Subelavius die Lage der Gelenk- kapsel, über welche er streicht, erhalten. Dies geschieht durch die Ver- wachsung der Scheide dieses Muskels mit der Kapsel. ‚Der Theil der Kapsel, der weiter nach hinten liegt, ist bei allen den Vögeln, denen der Humeroscapularknochen gänzlich fehlt, verhältnissmässig klein, und nicht so schlaff wie bei den anderen Vögeln, und wird meist dadurch in seiner Lage erhalten, dass er sich durch einzelne Faserzüge mit der Sehne des M. triceps brachü verbindet, die ihn dann gespannt hält.“ Dass dieser Muskel nicht als Pectoralis secundus bezeichnet werden dürfe, vielmehr dem Subelavins des Menschen homolog sei, ward von Rolleston auf indireetem und direetem Wege auseinandergesetzt. Nach Rolleston’s Beschreibung, von deren Richtigkeit sich Jeder beim Los- präpariren des Subelavius überzeugen kann, ist der Nerv für diesen Muskel homolog mit dem Nerven des menschlichen Subelavius. „The nerve to the bird’s pectoralis secundus (unser Subelavius) comes, in the Accipiter Nisus, from the anterior factors and lower aspect of the brachial plexus; and the nerve corresponding to the external respiratory of Bell comes off from the dorsal surface of the same part of the plexus, just as the subelavius and external respiratory do in Man, whilst the nerve to the great depressor pectoral muscle comes off lower down, amd does not send any branch to the pectoralis secundus, which, if it were the homologue of the pectoralis minor, it would do... The nerve to the last muscle (unser Subelavius) is the first one given off from the front of the plexus, and it gives no bramck to any other musce.... The nerve to the pectoralis major of tho Sparrow- Hawk is gwen off from a point lower down in the plexus.“ Vergleicht man die Ursprungsfläche des Subelavius der Vögel mit der der Sänger und Reptilien, so befremdet die breite Insertion auf dem Brustbeine, wie sie bei den Vögeln sich findet. Doch ist auch hier keine Schwierigkeit, die Homologie anzuerkennen, denn beim Emu ist die Sternalportion des Subelavius schon sehr klein, und beim Strausse, wo doch .ein deutlicher Subelavius vorhanden ist, fehlt die Sternalportion total. So kann der Sublavius vom Sternum, Coracoid und Scapularrande kom- men. Das ist der Fall beim Emu, dem Apteryx, den Raptores und auch den Rasores, nur dass bei den letzterwähnten der Coracoidtheil sehr klein, dafür ein Scapulartheil des Deltoideus desto kräftiger ist, welcher allein bei den Hühnervögeln vorkommt und hier vom oberen vorderen Rande der Scapula und einem kleinen Theil des Coracoids entspringend sich sehnig inserirt innerlich und zunächst der Sehne des Subelavius. — Beim Strausse und ebenso bei Rhea fehlt die Sternalportion des Subelavius, bei der Haustaube dagegen entspringt er nur vom Sternum, während bei Di- duneulus strigirostris, wo dieser Muskel ausserordentlich kräftig ausge- 120 Vögel. bildet ist, wieder zahlreiche Fasern vom Coracoid und der Membran zwi- schen Fureula und Coracoid entstehen. Der Subelavius ist ein gefiederter Muskel, denn von zwei Seiten tre- ten Muskelfasern gegen eine mittlere Sehne heran. Ist demnach die Ver- kürzung des ganzen Muskels in der Längsrichtung minder ausgiebig, als der Fall sein würde, wenn die Fasern mit der Endsehne in gleicher Flucht verliefen, so ist dafür der Zug der Subelavius-Sehne, welche den Flügel heben soll, desto kräftiger. Am grössten finde ich den Muskel bei Didunculus ausgebildet; dem- nächst folgt der Pinguin, die Tauben, Hühner und Enten, Papageien, Wasserhühner. Rei den Raubvögeln ist er ziemlich klein und viel kürzer, beim Strausse entsteht er von Coracoid, hinterem Fureularrande und der Membran zwischen den beiden letzterwähnten Knochen. Sobald der Muskel stark ist, entstehen seine Fasern auch von der Brustbeinplatte und dem Brustbeinkamme, und die äussere Umgrenzungslinie des Subelavius pflegt dann durch eine schwache knochige Leiste auf dem Brustbeine ange- deutet zu sein. Bei Sula bassana entspringt der Subelavius sozusagen mit drei Köpfen, von denen der schmälste vom inneren Fusspunkte des Coracoids, der zweite in breiter Fläche fächerförmig von dem nach vorn ausgezogenen Brustbeinkamme entspringt, während der dritte von der Membrana coracoelavieularis und zum kleineren Theile auch von der Platte entsteht, in welcher sich die beiden Furcularäste vereinigt haben. 45, Latissimus dorsi autt, „Ist in Form, Ursprung und Insertion sehr constant gebildet. Er be- steht immer aus zwei Stücken, die jedoch ausnahmslos durch eine Muskel- fascie mit einander verbunden sind, welche beide gemeinschaftlich um- giebt. Die vordere Portion entspringt gewöhnlich sehnig von den Dorn- fortsätzen des ersten bis vierten Rückenwirbels, die zweite kommt sehnig von den Dornfortsätzen des fünften und sechsten Rückenwirbels und vom vorderen Rande des Darmbeinkammes. Beide Muskeln laufen, fast recht- winklig zur Wirbelsäule, als breite flache Platten nach aussen über die Scapula hinweg, vereinigen sich mehr oder weniger innig und setzen sich etwas innerhalb der oberen Leiste des Humerus an. Immer geht der hintere nahe seiner Insertion ein wenig unter dem vorderen weg. — Der Latissimus zieht den Oberarm gegen das Schulterblatt ein- und rückwärts, hilft also den ausgebreiteten Flügel zusammenlegen. Beim Strausse ist der Latissimus der stärkste Muskel des Flügels. Die vordere und stärkste Partie kommt vom dritten bis fünften Rücken- dorn, bedeckt fleischig das ganze Schulterblatt und geht an die oberen zwei Drittel des inneren und oberen Randes des Humerus. Der hintere Theil entspringt sehnig vom sechsten bis achten Rückendorn und dem oberen Theil des vorderen Hüftbeinrandes; er wird erst über der vierten Rippe fleischig und geht in eine runde Sehne über, die sich über der vorigen ansetzt. Muskeln der vorderen Extremität. 121 Ausnahmsweise ist der Latissimus beim Pinguin an seinem Ursprunge ungetheilt. Seine Ursprungslinie reicht von dem letzten oder den beiden letzten Halswirbeldornen und den acht Brustwirbeldornen bis auf den vorderen Theil des Hüftbeinrandes. Im Verlaufe bilden sich in der Achselhöhle zwei runde Sehnen, welche durch einen langen, oben am Halse des Schulterblatts befestigten, mit nur enger Oeffnung versehenen Faserring hoch oben an den Humerus treten. 46, 47. Musculus pectoralis major et minor, Der sog. FPectoralis major des Vogels ist homolog den beiden Brust- muskeln der Säuger zusammengenommen. Seine Ursprungsfläche ist daher sehr erweitert. Die Ursprungsfläche des grossen Brustmuskels hat ungefähr die Ge- stalt eines U, dessen Schenkel den kräftigen Musculus subelavius um- fassen. Der eine dieser Schenkel ist länger, und wird repräsentirt durch den Kopf des Os coracoideum, den äusseren vorderen Rand der Fureula, ferner die zwischen Sternalkiel und Fureula (zum Episternum gehörige) aus- gespannte Membran und die Seitenfläche des Brustbeinkammes (soweit letzterer nicht vom Subelavius bedeckt wird); die kürzere Schenkelfläche wird gebildet durch den Körper und Aussenrand des Brustbeins und auch wohl noch durch die letzten Costalrippen. (Man vergleiche Fig.5 auf Taf. 22, wo die Ursprungsfläche des Pectoralis major sich rechts und links um den Subelavius breit ausdehnt, so weit als andere Muskeln diesen V-förmigen Raum abgrenzen. In Fig. 3 auf Taf. 22 ist der Subelavius sehr klein und die Gestalt der Ursprungsfläche dadurch grösser und un- regelmässiger geworden). Nach vorn und aussen convergiren die Fasern des dieken Muskel- bauches und treffen in einer oder in zwei Sehnen zusammen. Im ersten Falle inserirt sich die Sehne an dem oberen äusseren Höcker und der Crista des Humerus, im letzteren Falle findet sich neben dieser Insertion noch eine in die Sehne des Diceps übergehende und zum unteren Hu- merushöcker gerichtete zweite Insertionssehne (XXII, 4, Pectoralis I*). Vom vorderen oberen Rande des Muskels lösen sich zwei Muskelbündel los, die — ähnlich wie auch beim Menschen kleine Bündel zur Fascia brachii des grossen Brustmuskels gelangen — als Musculi plicae alarıs anteriores, longus et brevis, bezeichnet werden, und wegen der besonderen Function, die sie erlangen, auch besonders besprochen werden sollen. Der Muskel zieht den Oberarm kräftig nach unten, und er ist einer der vorzüglichsten Muskeln, welche beim Fliegen wirken. Nach Cu vier wiegt der Pect. major gewöhnlich mehr als alle übrigen Muskeln zusammen. Nach Prechtl betragen beim Raubvogel beide grosse Brustmuskeln zusammen !/a des Körpergewichtes — Zahlen, aus denen man auf die Gewalt die- ses Muskels schliessen kann. 192 Vögel. Beim Apteryx stellt der Muskel zwei sehr dünne dreieckige Lager von Muskelbündelchen dar von je 3 Linien Breite am Ursprunge. Er inse- rirt sich am ersten Drittel des Humerus. Auch beim Strausse ist der Pectoralis major noch sehr unvollständig. Sehnig vom Seitenrande des Sternums entspringend geht er als dünne, theils sehnige Schicht zum Oberarm, um sich an dessen schwach entwickelte laterale Leiste zu setzen. Beim Casuar geht sein Ursprung von Os coracoideum, Sternum und der Aponeurose des Musc. obliguus abdominis externus aus. Bei bei- den letztgenannten Thieren ist eine Trennung in eine Pars clavieularıs et sternalis nur künstlich auszuführen und nicht so deutlich als beim Apteryx oder bei Thieren mit sehr kräftig entwickeltem grossen Brust- muskel, wo solch eine Spaltung deutlicher wird. Es wurde oben erwähnt, dass der Brustmuskel des Vogels durch Verschmelzung des Pectoralis major und minor entstanden sei. Dies nachzuweisen, braucht man nur die Brustmuskeln junger Vögel zu stu- diren, wo die Trennung in eine äussere grosse und tiefere kleinere Portion noch leicht zu erkennen ist. Ausserdem wird der ganze Brustmuskel des Vogel von zwei aus einem Stamme kommenden Nerven durchsetzt, welche in Form und Lage den Nerven des Pectoralis major und Pectoralis minor bei Säugethieren entsprechen. Die Analogie gipfelt sich im Pectoralis von Mus decumanus, wo beide Brustmuskeln ebenfalls vereinigt sind. Vergl. Taf. XXII, Fig. 6. Nachträglich habe ich gefunden, dass bei Pelecanus beide Brustmuskeln ganz vollkommen getrennt bleiben, indem nur die Sehnen derselben zusammenfliessen. 48, Tensor longus (patagii mempranae anterioris alae). Spanner der vorderen Flügelhaut, Tiedemann p. 317 etc. Dieser Muskel zeigt mehrerlei Abänderungen. In einfachster Form ist er eine schwache Abzweigung des Pectoralis (major); in anderen Fällen scheint er auch Fasern vom Deltoideus major in seine Faseia auf- zunehmen, und endlich kann er, wie weiter unten angegeben ist, ver- stärkende Fasern vom Musculus biceps brachiüi erhalten. Das Fleisch des Muskels stellt einen nur kurzen Bauch dar und geht in eine lange Sehne über, in die ein, in selteneren Fällen zwei elastische Bänder eingeschaltet sind. Die abgeplattete Sehne inserirt sich an der Radialseite des Carpus meist an einem Os sesamordeum oder Sehnenknochen, welcher wiederum sehnig mit dem ersten Metacarpalknochen verbunden ist. Die Flügelfalte ist eine Hautduplicatur. Wenn man die beiden Hautplatten von einander präparirt, findet man die Sehne des langen Flughautspanners in der Umschlagsstelle der zwei Blätter gelegen, und zwar liegen die gelben, elastischen, spindelförmigen Sehnenbäuche locker zwischen den Hautblättern, während die bläulichen, vorherrschend aus Bindegewebsfasern bestehenden dünneren Sehnenpartieen innig mit der Muskeln der vorderen Extremität, 123 umgrenzenden Haut verwachsen sind. Wird nun der Flügel gestreckt, so dehnt sich allein die aus elastischen Fasern zusammengesetzte Partie bis auf’s Dreifache ihrer Länge aus, während die bläulichen und mit der Haut inniger verwachsenen Sehnen die Puncta fixa abgeben. Beim Zu- sammenfalten des Flügels schnurrt die gelbe Sehnenpartie wieder auf ihre frühere Länge zusammen. Die wenig oder gar nicht ausdehnbare Endsehne giebt immer einige Faserstränge in die umgebende Haut ab; ja bei Üygnopsis eygnoides ver- liert sie sich ganz iu der Haut und tritt nicht mehr bis an die Hand- knochen. Dafür inserirt sich hier die gemeinschaftliche Sehne des Maus- culus extensor metacarpi radialis Tongus und brevis an das erste Metacarpale. Oefters zweigt sich vom Biceps ein Muskelbauch ab, dessen Sehne in die des langen vorderen Flughautspanners übergeht. Solche ver- stärkende Faser finde ich bei den Tauben, Recurvirostra, Fulica atra. Der Muskel erscheint mehr oder weniger selbständig, je nachdem er mit dem Pectoralis locker oder innig zusammenhängt. So entspringt er häufig fleischig von Fureula und Coracoid; in anderen Fällen zweigt er sich sehnig vom Brustmuskel ab (Papagei). Weniger nach seiner Form als nach seiner Funktion ist von ihm getrennt der 49, Tensor brevis (patagii membranae anterioris alae), Der kurze muskulöse Theil ist mit dem des vorigen Muskels innig verschmolzen, so dass beide zusammen als ein vom Pectoralis abge- zweigtes Bündel betrachtet werden können; die Sehne ist jedoch selbst- ständig und läuft radialwärts an der Beugeseite des Oberarms zum Vorderarme, wo sie sich gegabelt oder gespalten zuerst mit einem Sehnen- spiegel des Musculus extensor carpı radıialıs longus (5. externus) verbindet, und dann als breite Sehne in die Fascıa antibranchui s. Vagina cubiti übergeht. Der kurze Spanner der vorderen Flügelhaut hält erstens während der Ruhe den Unterarm gebeugt; zweitens verstärkt und sichert er die Wirkungen der unter seiner Fascie gelegenen Extensoren der Hand. Beim Pinguin fehlt dieser Muskel. 50. Tensor membranae posterioris alae. Tensor membramae posterioris alae, Tiedemann p. 316. — Rüdinger p. 91. Musculus plicae alarıs posterioris, Schoepss p. 79. Dieser Spanner der hinteren Flügelfalte entspringt mit einer, ge- wöhnlich mit zwei, seltener mit drei Zacken von den mittleren Rippen, geht an die Hautduplicatur, welche zwischen Oberarm und Rumpf aus- gespannt ist und verliert sich nahe den Schulterfedern. 124 { Vögel. Vicqg d’Azyr nennt diesen Spanner ‚„ume portion du grand dorsal“ und auch Tiedemann spricht ihn für einen Zweig des Latissimus dorsi an, eine Deutung, deren Richtigkeit durch die Analogie beim Menschen schon gezeigt werden kann. Auch beim Menschen hängen häufig Sehnen- fasern des Latissimus mit der Fascia azxillarıs und brachialis zusammen, und zwar sind dies gerade die Fasern, welche von den untersten Rippen entstehen (Rüdinger). Dem Pinguin und den Straussen fehlt der Muskel ganz. Der hintere Flughautspanner erhält beim Huhn noch ein verstärken- des Bündel, welches von demjenigen Rückendorn entspringt, der zwischen den Schulterblattenden lieg. Ihm kommt vom Ellenbogengelenk noch ein anderes Muskelbündel entgegen, dessen Sehnenfasern aber zugleich bis in die Achselgrube hinaufziehen. Den letzteren Muskel findet man auch bei Otis tarda und Fulica atra; er kann morphologisch nur wohl einem echten Hautmuskel der übrigen Wirbelthiere gleichgestellt werden, 51. Biceps. Le biceps, Vieq d’Azyr 1773. p. 570. Zusammenleger des Flügels, Merrem p. 155, Nr. 3. Biceps, Cuvier p. 268, Tiedemann p. 3ll, Heusinger p. 184, Meckelp.322, Schoepssp. 135, Nr. 24, d’Alton p. 22, Nr. 22, Rüdinger p. 9. Der Musculus biceps brachii geht allermeist mit zwei Köpfen vom Coracoid und Humerus aus. Die wenigen Ausnahmen von dieser typi- schen Bildung haben Veranlassung zu den merkwürdigsten Verwechse- lungen und Irrthümern gegeben, obgleich sonst der Muskel überall deut- lich und durch seine Lage schon scharf genug gekennzeichnet ist. Der Biceps kommt unter dem grossen Brustmuskel hervor und setzt sich sehnig entweder an den Radius oder an Ulna und Radius zugleich, in letzterem Falle ist die Sehne gewöhnlich gespalten, wie es z. B. Haema- topus, Podiceps minor zeigen. Die Fascie des Muskels und der Sehne pflegt auch noch mit dem Deltoideus minor zu verschmelzen. Ferner geht bei vielen Vögeln vom Diceps ein Muskelkopf nach der vorderen Flügel- falte und dieses Bündel kann direkt mit der menschlichen Aponeurose verglichen werden. — Er beugt den Unterarm. Der Casuar besitzt nur einen einfachen schwach entwickelten Biceps. Er entspringt vom Coracoid mit dünner runder Sehne und geht am oberen Drittel des Humerus in einen Muskelbauch über, der sich sehnig mus- kulös am Radius inserirt. Ganz ähnlich beim Strausse, nur dass hier der Ursprung vom Coracoid zweiköpfig. Nur vom Coracoid soll nach Schoepss der DBiceps bei der Trappe kommen. Er kommt sehnig unter dem Pectoralis hervor, wird fleischig und bleibt es bis nahe dem Ellenbogengelenk. Er inserirt sich an beide Unterarmknochen. Muskeln der vorderen Extremität. 125 In den meisten Fällen ist der lange (vom Coracoid kommende) Kopf mit dem kurzen (vom Humerushöcker entspringenden) innig ver- bunden durch eine Sehnenplatte, die sich zwischen beiden ausspannt. Gewöhnlich entstehen beide Köpfe sehnig; bei den Raubvögeln und Wasser- hühnern ist jedoch der fleischige Ursprung des kurzen Kopfes die Regel. Als häufigstes Vorkommen kann noch die Insertion an Ulna und Radius zugleich aufgeführt werden, unter Spaltung der Endsehne. Die Theilung der Endsehne ist am ausgedehntesten bei den meisten sog. Sumpf- und Schwimmvögeln; ja bei Seolopax und Himantopus zer- fällt sogar der ganze Muskel in zwei Bäuche, die leicht von einander getrennt werden können. Auch bei den Enten beginnt die Spaltung ziemlich frühe. Bei den Grallae finden sich zwei Köpfe; doch pflegt der kürzere nur als Sehne noch vorzukommen. Bei Uria und Mormon ist er einköpfig, beim Pinguin fehlt er total. Vorder- und Unteram sind hier zum Ruder gesteift durch Abplattung der Gelenkflächen, und die geringe Bewegung im Ellenbogengelenk wird besorgt durch einen kleinen Beugemuskel. Diese kurzen Skizzen ergeben das Resultat, dass im Allgemeinen der Grundtypus in der Anordnung des Beugemuskels, wie er beim Menschen und den Säugern vorkommt, gewahrt ist. Besonders unterscheidet sich der Biceps dadurch, dass er vom Humerus, den einen sehnigen Kopf auf- nimmt und distalwärts sich meist mit zwei Endsehnen an Ulna und Radius festsetzt, von denen die Ulnarsehne wohl meistens die stärkere ist. Ein Blick auf die Modificationen in Ursprung und Insertion lehrt aber zugleich, dass das Resultat der Bewegung für den Biceps immer in gleicher Weise die Beugung des Unterarms bleibt, also Faltung des Flügels, während der Ansatz variirt; das erste Moment ist ein wesent- liches, das zweite ein untergeordnetes. Die Frage, ob der zur Ulna gehende Kopf des Biceps, der doch zugleich auch vom Oberarm entspringt, nicht vielleicht zum Brachialis internus zu rechnen sei, wird durch die angeführten Uebergänge verneint. 52, Brachialis internus, Flexor parvus ulnae, Wiedemann p. 89. Brachialis internus, Tiedemann p. 312, Nr. 2, Der kleine Beuger, Meckel p. 325. brachialis internus, d’Alton p. 25, Nr. 23, - - Rüdinger p. 100. Von den beiden Beugern des Unterarms ist der bandartige, trapez- förmige Brachialis internus der schwächere. Er stellt einen kleinen Muskel dar, der im Ellenbogengelenk seine Lage hat und aus der Grube des Humerus zur Ulna oder zum Radius zieht. i Die einzige Ausnahme von dieser Regel scheint beim Pinguin ge- funden zu sein: da bei diesem Thiere der Biceps fehlt, ist dafür erstens 126 Vögel. der Brachialis internus ziemlich stark entwickelt und setzt sich zweitens nicht an der Ulna, sondern am Radius fest. - Bei den übrigen Vögeln unterscheidet er sich nur durch seine Grösse und Dicke. So inserirt er sich z. B. bei der Taube am oberen Fünftel der Ulna, bei Fulica atra am zweiten Sechstel des freien Ulnarrandes. Beim Casuar stellt er einen kleinen viereckigen Muskel dar, welcher in unmittelbarer Nähe des Ellenbogengelenkes vom Humerus entspringt und sich am oberen Rande der Ulna befestigt. Im Vergleich mit anderen Klassen der Wirbelthiere zeigt sich der Brachialis internus der Vögel kurz und schwach. Es ist unwahrscheinlich, dass der Ulnarkopf des Biceps dem Bra- chialis internus noch zuzurechnen sei, wenn auch der Ursprung desselben am Humerus liegt. 53. Triceps brachii. Anconaeus longus - brevis Strecker des Vorderarms, Meckel p. 331. Triceps, Schöpss p. 130, Nr. 23. Extensor antibrachü, d’Alton p. 25, Nr. 21. Triceps brachiü, Rüdinger p. 105. Dieser Muskel zieht gewöhnlich mit zwei, ihrer gansen Länge nach getrennten Partieen an der Hinter- oder Innenfläche des Humerus herab. Er streckt den Unterarm. Der lange Kopf entspricht dem Anconaeus longus der Säuger. Er entspringt vom Halse des Schulterblattes, läuft abwärts und inserirt sich mit starker Sehne an den Proc. anconaeus der Ulna. r Der kürzere Kopf ist zu beschauen als Homologon des zweiten und zugleich des dritten Kopfes des Anconaeus der Säuger. Meistens mit zwei, bei den Raubvögeln mit drei Zacken nimmt er seinen Ursprung von der inneren Fläche und dem kleinen Höcker des Oberarms, hart neben oder selbst noch am distalen Rande des dort gelegenen Foramen pneumaticum. Auch diese Portion setzt sich an den Höcker der Ulna und streckt, wie der lange Kopf, den Unterarm. Die Ursprungssehne des langen Kopfes ist ziemlich häufig in zwei divergirende Schenkel gespalten, von denen der laterale in der Nähe der Gelenkpfanne, der mediale dicht daneben, aber mehr von der oberen Schulterblattfläche entsteht. Im Weiterverlauf gesellt sich diesem bei den Raubvögeln noch ein breites sehniges Band zu, welches entweder hart an der Insertionssehne des Latissimus dorsi gelegen ist oder sogar mit dieser innig’verschmilzt. Es functionirt dieses rechtwinklig zum Triceps-Kopf tretende. Band als ein Fixirungsband und kann sicherlich nicht als Ur- sprungskopf gedeutet werden, um so weniger, da es überall nur bei Raubvögeln und Straussen vorzukommen scheint, und da ausserdem noch zwei kurze Köpfe des Triceps existiren, Tiedemann p. 314 — 15. Muskeln der vorderen Extremität. 127 In der Nähe des Ellenbogengelenks vereinigen sich die fast ganz, sehnig gewordenen Köpfe mit einander; jedoch geht die Sehne des langen Kopfes nieht vollständig in die des kurzen Kopfes über, sondern beide werden vielmehr mittels einer dünnen Sehnenplatte parallel neben einander und in gewissem Abstande in Verbindung gehalten. Auch im Ansatzpunkte am Oleeranon findet keine vollständige Verschmelzung der beiden erwähnten Sehnen statt. Die untere Sehne des Triceps wird im Ellenbogengelenke oft noch verstärkt und gekräftigt durch ein Sesambein, das bei Uria knorpelig ist, bei Mormon im Innern einen Knochenkern trägt. Sehr häufig finden sich Muskelfasern, welche von der hinteren Fläche des Humerus zur Sehne des Triceps und zur Gelenkkapsel ziehen, wie das besonders bei den Raubvögeln deutlich zu sehen ist. Diese Gebilde sind nicht wie es manche Autoren wollen, als dritter Kopf des Triceps anzusehen, sondern als accessorische und verstärkende Fasern. Von der hier aufgeführten typischen Bildung des Triceps finden sich Ausnahmen. So besteht der Triceps beim Casuar nur aus zwei Köpfen: der lange geht vom Schulterblatte aus, gelangt an der lateralen Fläche der Sehne des Latisimus dorsi, mit diesem sich verbindend, herab und nimmt den an den oberen zwei Dritteln des Humerus entspringenden kurzen Kopf auf; beide heften sich vereinigt an den Ulnarfortsatz (Rüdinger). In anderen Fällen ist endlich eine Spaltung in zwei Köpfe ganz undeutlich geworden, so dass dann nur ein grosser Muskel die von zwei Seiten zusammenlaufenden Fasern aufnimmt. Beim Strausse kommt der längste Kopf vom zweiten Zehntel des unteren Schulterblattrandes und ein wenig von der Sehulterblattfläche. Der zweite entsteht von der ganzen Länge des Humerus und ist von vorigem durch die Sehne des Latissimus getrennt, auch bekommt dieser Theil noch Fasern von der vorderen Fläche des Oberarms. Ausserdem laufen noch accessorische Fasern vom Humerus zur Zriceps- Sehne und Gelenkkapsel. Der Triceps des Pinguins bietet die Eigenthümlichkeit, dass die Muskelbäuche kurz und die Sehnen dafür desto länger sind. Auch bier ist die Ursprungssehne des langen Kopfes (sowie auch bei Trappe u. A.) durch einen zweiten dreieckigen, von der oberen Schulterblattfläche — nach Meckel auch vom hinteren Ende der Fureula — kommenden Kopfe verstärkt. 54, Pronator brevis, Der kleine Speichenbeuger, Wiedemann p. 89. Pronator primus, Tiedemann p. 312, Nr. 3. Beuger des Vorderarms, Meckel p. 326. Pronator brevis, Schoepss p. 137, 128 Vögel. Pronator brevis, d’Alton p. 26, Nr. 26. Pronator brevis, Rüdinger p. 113. Der flache, bandartige Pronator teres ist der kürzere der beiden Pronatoren. Er entspringt sehnig vom Humerus, dicht am oberen Ende des Ligamentum mediale cubiti, geht dann in einen Muskelbauch über, der sich sehnig-muskulös am oberen Drittel des Radius ansetzt. Er pronirt die Speiche etwas und zieht sie zugleich gegen den Hu- merus an. Es ist kaum ein Grund vorhanden, um den Muskel als Pr. brevis zu bezeichnen. Die Homologie der Muskeln übersichtlich zu lassen, ist die Beibehaltung der alten Namen wünschenswerth, wo diese sich nur einigermassen mit der Morphologie eines Muskels vertragen. Bei Corvus geht der Muskel bis etwas über die Mitte des Radius herab, beim Papagei an das zweite und dritte Fünftel des freien Speichen- randes, bei der Taube ans zweite bis fünfte Sechstel, bei der Trappe ° und bei Fulica atra an das zweite Viertel der Speiche. Beim Pinguin ist er nur durch eine schwache Sehne angedeutet, die vom Humerus schräg über das Ellenbogengelenk zum oberen Theil des Ulnarrandes des Radius zieht. Beim Strausse und Casuar ist er endlich mit dem Pronator longus vereinigt. 55. Pronator longus. Pronator secundus, Tiedemann p. 312. Beuger des Vorderarms, Meckel p. 326. Pronator longus, d’Alton p. 26, Nr. 25. Pronator II, Rüdinger p. 113. Von den beiden Pronatoren, die überall bei den Vögeln deutlich entwickelt sind mit Ausnahme der Strausse und des Pinguins, ist der Pronator longus der tiefere. Er entsteht abwärts vom Condylus internus humeri am medialen Rande des Ellenbogengelenk-Bandes, und schräg nach aussen gerichtet, tritt er muskulös zur Mitte und zum distalen Ende des Radius an dessen Beugeseite. Der lange Beuger ist meistens stärker entwickelt als der, kurze; er wirkt gerade so wie dieser. Im Allgemeinen lässt sich noch sagen, dass beide Pronatoren am längsten sind bei den Hühnervögeln, kurz aber mit starken Muskel- bäuchen bei den sog. Sumpfvögeln, am schwächsten bei den Urinatores. Der Pinguin besitzt endlich nur zwei Sehnen, welche den beiden Prona- toren homolog sind, und bei den Straussen sind beide zu einem einzigen Beuger verschmolzen. 56. Flexor profundus interior gallinaceoruni. Kurzer Beuger der Ulna, Wiedemann p. 9. Zweiter Vorwärtswender, Meckel p. 328. Vögel. 112) Die Muskelfasern verlaufen im Ganzen quer, jedoch sind die vom Schambein kommenden ventralwärts und kopfwärts, die des Brusttheiles ventral- und caudalwärts (also mehr denen des M. obliquus extermus ähnlich) gerichtet. Sämmtliche Fasern gehen auf halbem Wege zur Mittellinie ‘plötzlich in eine Aponeurose über, welche sich dann in der Mittellinie mit der der andern Seite verbindet, und nach vorn hin am distalen Rande des Sternums inserirt. Innervation durch Aeste aus 4 oder 6 Spinalnerven, diese verlaufen sämmtlich an der Aussenfläche des M. transversus. Der letzte oder caudalste Nerv gehört dem Plexus cruralis an und läuft gewöhnlich eine weite Strecke am Innenrande des Schambeines lang, ehe er in den Muskel eintritt. 22. M. transverso -analis. (Taf. 15b, Fig. 3, 5.) M. levator ami M. transversus ossium pubis M. transverso-cloacalis Gervais et Alix p. 16. - - - Watson p. 71. Aufheber des Afters. Tiedemann $ 430. Dieser Muskel ist subeutan gelagert an der Bauchseite, zwischen den ventralen Beckenknochen und dem After. Er besteht aus einer dünnen, oft ziemlich breiten Muskelplatte, die aponeurotisch vom disto-caudalen Rande der Beckenknochen entspringt und mit schräg disto-ventraler Faserrichtung in der Mittellinie des Bauches mit dem entsprechenden Muskel der andern Seite verschmilzt, weiter eaudalwärts aber sich an den Rändern der Analöffnung festheftet, wobei sie dann häufig mit dem Sphincter ani verschmilzt. Ausdehnung und Ursprung des M. transverso-amalis wechseln jedoch . sehr bei den verschiedenen Vögeln. Am breitesten fand ich seine In- sertion, nämlich so wie eben beschrieben, bei den Hühnern und bei Spheniscus demersus, bei letzterem ist sein Ursprung gemäss der Kürze des Beckens, auf die Enden der Processus transversi des 2. bis 5. Schwanz- wirbels beschränkt; er bedeckt natürlich das hintere Ende des M. caudi- tio-flexorius. Häufig (Chauna, Domicella, Picus) kommt er vom Hinter- und Seiten- rande der Spina caudalis ossis ilei nebst dem benachbarten Theile des Os ischü, und wenn dann, wie bei diesen Vögeln, der M. caud. ü. flex. nur auf das Becken beschränkt ist, so bildet der M. transverso-analis gewissermassen seine Fortsetzung. Bei den Lamellirostres entspringt er häuptsächlich vom Os ischii und angrenzenden Theile des Os pubis. Innervation durch Zweige aus dem Plexus pudendus, in Verbindung mit den ersten caudalen Spinalnerven. Funetion. Die beiderseitigen Muskeln zusammen wirken als ein Theil der Bauchpresse und als Levatores ani. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. ) N Gurlt p. 20. 130 A. Muskeln des Stammes. Vergleichung. Der M. transverso-analis ist dem M. transversus perinaei s. transverso-analis der Säugethiere homolog. Bei den Eidechsen ist ein ganz ähnlicher Muskel vorhanden, während er bei den Crocodilen und Schildkröten sich noch nicht von der ventralen Schwanzmuskulatur (M. ischio-caudalis) differencirt hat. 23. M. recetus abdominis. (Taf. 21, Fig. 1; 23b, 8.) Par secundum Musculorum abdominis. Aldrovandi. M. rectus (abdominis). Steno. — Merrem p. 151, No. 1. - - - Wiedemann p. 80. - - - - Tiedemann $ 232. - - - - Owen, ee p- 286. - Magnus p. 232. - - - - Selenka p. 105, No. 27. - Gadow No. 3. - - - - Watson p. 74. Gerader Bauchmuskel. Meckel, System p. 504, No. 4. - Archiv p. 249, No. 23. Le grand droit de Vabdomen. Gervais et Alix p. 17. = u - Alix p. 383. Bildet die medio-ventrale Muskulatur des Bauches, mit longitudinalem Faserverlauf. Er wird nach Aussen vom M. obliquus externus, nach Innen vom M. obl. internus und vom M. transversus bedeckt. Er entspringt meistens aponeurotisch vom Hinterrande der letzten Sternalrippe, und von den Seitenrändern des freien Brustbeines bis zu dessen distalem Ende. Die Aponeurose geht sehr bald in eine platte Muskelschicht über, deren Fasern hauptsächlich longitudinal verlaufen, zugleich aber etwas zur Mittellinie convergiren. Bald jedoch wird der Muskel wieder aponeurotisch und befestigt sich am Vorderrande der distalen Hälfte des Os pubis. In der Mittellinie verschmilzt seine Aponeurose mit der der anderen Seite, und bildet so die breite Linea alba. An seinen lateralen Rand heftet sich der dünne M. obligwus internus abdominis an, ohne ihn mit einem inneren und einem äusseren aponeurotischen Blatte scheidenartig einzuschliessen, wie es bei den Säugethieren der Fall ist. Bei den Spheniscidae ist der M. rectus am stärksten entwickelt. Er besteht bei ihnen nach Gervais et Alix, und Watson aus zwei Theilen. Der innere oder tiefere entspringt vom gesammten Innenrande des hintern Ausschnittes im Sternum und inserirt sich aponeurotisch an der Mittellinie und dem distalsten Ende des Schambeines. Der äussere oder er. Theil hat eine ähnliche Insertion, aber kommt mit vier Zacken von der Aussenfläche der 4.—7. oder 3.—6. Rippe, nahe ihrer Sternalverbindung. Inseriptiones tendineae sind in der Regel nicht vorhanden, ausser bis- weilen bei den KRatiten. So beschreibt Meckel zwei sehr deutliche Vögel. 131 Inseriptionen bei Struthio in der Verlängerung der beiden letzten (kurzen) Rippen. Bei Apteryc sind zwei bis drei ziemlich deutliche Queraponeurosen vorhanden. Bei Rhea und Casuarius konnte ich ihr Vorkommen nicht mit Ge- wissheit feststellen. Straussen-Embryonen machen es wahrscheinlich, dass wenigstens die eine der sogenannten Inseriptionen (d. h. eine breite, quergerichtete muskellose Partie) durch den Dottersack hervorgebracht wird. Siehe die Abbildung von Struthio, Taf. 23b, Fig. 8. Innervation durch Aeste aus den 4 oder 5 letzten präcruralen Spinalnerven; dieselben durchbohren den M. obliquus internus und liegen dann in der Reetusaponeurose und in dem Muskel selbst eingebettet. Function. Der gerade Bauchmuskel wirkt hauptsächlich als ein Theil der Bauchpresse; ausserdem in geringem Grade als Depressor des Brustbeines, also als ein Athemmuskel. d. Schwanzmuskeln. 24. M. levator eoceygis. (Taf.18b, Fig.4 u.5; 20, 23b, Fig.3; 24, Fig.1.) Par primum musculorum uropygü. Steno. Les deux releveurs dw cocey@. Vieq d’Azyr p. 274, No. 1. Interepineux sacro-sus-caudien. Cuvier p. 287, No. 1. Grosser Schwanzheber. Merrem p. 161, No. 62, No. 1 u. 2. Levator coccygis. Wiedemann p. 82. E - Tiedemann $ 225. z - Selenka p. 100, No. 21. 5 = Gadow No. 6. 5 - Watson p. 69. Levator caudae s. spinalis caudae. Gurlt p. 19. Schwanzheber und Zwischendornmuskeln. Meckel, System p. 299; Archiv p. 247, No. 17. Levator caudae. Owen, Apteryx p. 286. Sacro-coceygien sup£rieur \ lien 15; Transversaire epineux Bildet die dorsale Muskulatur des Schwanzes. Er entspringt bei den Ratiten von der Spina iliaca, dabei manchmal weiter auf das Os dei und das Os ischii übergreifend; ferner von den Dornfortsätzen der ersten 3— 4 Schwanzwirbel. Insertion an den Seitenflächen der Dorn- und an den Dorsalflächen der Querfortsätze der folgenden Schwanzwirbel. Funetion. Hebung, resp. nur Seitwärtsziehung des Schwanzes. Bei den Spheniscidae scheint er jederseits in zwei Theile zu zerfallen, die von Gervais und Alix unnöthiger Weise als selbständige Muskeln beschrieben worden sind. (Watson). 9# 132 A. Muskeln des Stammes. Die vordere stärkere Portion (sacro-coceygien superieur) entspringt von den Dorn- und Querfortsätzen der letzten 4 Sacralwirbel und von den be- nachbarten Theilen der Ossa «lei et ischis; die Sehnen dieses Muskels in- seriren sich an den Basen der Endplatte des Schwanzes und der nächsten drei vorhergehenden freien Wirbel. Die zweite hintere Portion (transversaire epineux) besteht aus kürzeren Fasern die von den Querfortsätzen der meisten Schwanzwirbel sich zu den Dornfortsätzen der letzten Wirbel erstreeken. — Auch bei den meisten übrigen Vögeln kann man den gesammten Muskel in mehrere auflösen. So fand ich bei Mergus serrator sechs bis sieben Bündel, entsprechend der Zahl der freien Schwanzwirbel. Das vorderste und medialste war am kürzesten und entsprang von der Dorsalfläche der letzten 3—4 Sacralwirbel und inserirte sich mehr- köpfig an den Dornfortsätzen des 1. und 2. Schwanzwirbels. Der zweite Theil entsprang neben dem ersten und heftete sich an den 2.— 4. Dornfortsatz. Der dritte Theil kam vom Os ischi und den gegenüberliegenden Querfortsätzen und ging zum 5. und 6. Dorn. Die folgenden Theile von den Enden der Querfortsätze der 1.—5. Schwanzwirbel zu den Dornen des letzten freien oder 6. Wirbels und der Endplatte. Vergleichung. Dieses Verhalten, verbunden mit dem Umstande, dass diese Bündel durch die dorsalen Aeste der caudalen Spinalnerven innervirt werden, beweist, dass der M. levator coccygis die gesammte dorsale Spinalmuskulatur der Wirbelsäule im Gebiete des Schwanzes repräsentirt. Sie ist von der des Rückens durch die starke Ausbildung des Beckens getrennt worden. 25. M. depressor ceoceygis. (Taf. 15b, Fig. 5 ete.) Abaisseurs du cocceye. Vieq d’Azyr p. 274. Niederzieber des Schwanzes. Merrem p. 162. Innerer Niederzieher des Steissbeines.. Wiedemann p. 82. Depressor coccygis. Tiedemann $ 224; Selenka p. 101, No. 24; Gadow, Ratiten p. 21; Watson p. 67. Ohne Namen. Meckel, System p. Depressor caudae. Gurlt p. 19, Owen, Apteryx p. 286. Coceygien inferieur. Gervais et Alix p. 16. Bildet die Muskulatur auf der Ventralseite der Schwanzwirbel. Ent- springt fleischig von den Ventralflächen der Querfortsätze der letzten Sacralwirbel und der meisten folgenden freien Schwanzwirbel. Die ein- zelnen Bündel, die aber ähnlich wie die des M. Levator coceygis innig mit einander verwachsen können, inseriren sich an den Ventralflächen der nächstfolgenden Wirbelkörper. Vögel. 133 Bisweilen kann man (Mergus) eine tiefere, unmittelbar den Wirbeln aufliegende, und eine mehr oberflächliche, oder ventralste Schicht unter- scheiden. Die erstere zerfällt in die eben beschriebenen 4 — 6 Bündel, während die zweite sich an der Basis der Endplatte des Schwanzes be- festigt. Unter den Ratiten besitzt Apteryx einen vollständig entwickelten Depressor. Bei S£ruthio ist er auf die letzte Hälfte des Schwanzes be- schränkt; bei Rhea und Casuarius schien er ganz zu fehlen, oder nur durch einige undeutliche Faserzüge angedeutet zu sein. Innervation durch die ventralen Zweige der caudalen Spinalnerven. Funetion: Herabziehung des Schwanzes. 26 u. 27. Mm. pubi-coccygei. Taf. 18b, Fig. 5.) A. M. pubi-cocceygeus externus + internus. Moteurs lateraux du coccix. Vieq d’Azyr p. 274, No. 2. Oberer, grosser, und unterer ausdehnender Schwanzmuskel. Merrem m>.162,2N0r27u7 2: Pubo -+ ischio- coccygiens. Cuvier p. 287, No. 5 u. 6. Sitzbein Schwanzmuskel. Meckel, Archiv p. 248, No. 18; System 85192. Adductor caudae inferior. Owen, Apteryx p. 286. Adductor caudae superior et inferior. Selenka p. 131, No. 22. L’ischio-pubio-coceygien. Gervais et Alix p. 16. Ischio- pubo-coccygeus. Watson p. 67. B. M. pubi-coceygeus externus. M. pubi-coccygeus. Tiedemann $. 226. 00 - - Wiedemann p. 82. are, - Gurlt p. 19. M. pubo-coceygeus externus. Gadow, No. 7. C. M. pubi-coceygeus internus. M. ischio-coceygeus. Tiedemann $ 227; Gurlt p. 19. Depressor coceygis lateralis internus. Wiedemann p. 82. M. pubo-coccygeus internus. Gadow, No. 8. 26. M. pubi-coceygeus externus. (Fig. 15b, Fig. 5 ete.) Dieser Muskel wird nur von der Haut und dem M. transverso-analis bedeckt. Er entspringt bei Rhea und Casuarius fleischig-sehnig von den ven- tralen Flächen der Enden der Querfortsätze der ersten drei Schwanz- wirbel und dem distal-caudalen Ende der Ossa ischiüi et ilei. Er geht dann quer über den lateralen Theil des M. caud. il. flex. fort, und in einem Bogen zum distalen Rande des Os pubis, woselbst seine Fasern sieh mit 134 A. Muskeln des Stammes. denen des M. obliquus et transversus abdominis vermischen. Bei Struthro ist er ganz mit dem M. pubi-coceyg. internus vereinigt. Die schwach entwickelte Steuerfedern besitzenden Carinaten zeigen ein dem bei Rhea beschriebenen ähnliches Verhalten. Bei den übrigen Carinaten ist der Ursprung (oder Insertion) auf die Ventralfläche der Wurzeln der äusseren 2—4 Steuerfedern beschränkt. Innervation zusammen mit dem M. pubi-coce. int. Function. Spreizung der äusseren Schwanzfedern und Herabziehung des Schwanzes, wenn die beiderseitigen Muskeln zusammen wirken. Anderseits Seitwärtsziehung des Schwanzes. Vergleichung. Die beiden Mm. pubi-coceygei zusammen entsprechen dem M. abductor coceygis s. M. coceygeus der Säugethiere. Bei den Reptilien kann man ihn unvollkommen mit Theilen des M. ischio-et pubr- caudalis vergleichen. 27. M. pubi-coceygeus internus. (Taf. 25b, Fig. 5.) Innerster, eine breite und dünne Schicht bildender Schwanzmuskel auf der Seite des Bauches. Er entspringt im allgemeinen von der Ventralfläche der Querfortsätze und der Körper der letzten freien Wirbel und der Endplatte des Schwanzes. Er inserirt sich, fächerförmig ausgedehnt, an der Innen- oder Ventral- fläche des distalen Theiles des Scham- und benachbarten Sitzbeines, in- a er sich zwischen die distale Grenze des M. obturator und des M. /transversus abdominis schiebt. Nach Aussen wird er vom langen Kopfe des M. caud. il. fem., vom M. pubi-coceyg. externus und vom M. transverso- analis bedeckt, während er nach Innen dem Feritoneum aufliegt. Innervation durch den Plexus pudendus, und den damit verbundenen Ischiadieusast. Funetion. Seitwärtsziehung und Herabziehung des Schwanzes, verbunden mit Ausbreitung der Steuerfedern. — Die speciellen Verhältnisse dieses Muskels sind die folgenden. Bei den Ratiten, Crypturidae, Sphenis- cidae ete., gemäss der schwachen Entwicklung der Steuerfedern, gilt das oben Gesagte. Bei den meisten Carinaten ist er gewöhnlich mit den Schwanzfedern verbunden, mit Ausnahme der äusseren Paare. Bei Lamellirostres, Megalocephalon, Penelope ist er an den Wurzeln der 4.—5. inneren Steuerfedern befestigt, während nur wenige sehnige Züge zur Schwanzplatte gehen. — Bei Picus viridis fand ich ihn nur am ventralen Seitenrande der sehr stark entwickelten Endplatte befestigt; ähnlich bei vielen Singvögeln. 28. M. ilio-coceygeus. (Taf. 18b, 4.) M. Ileo-coccygien. Cuvier p. 237, No. 4. Quadratus coceygis. Selenka p. 101, No. 23. Vögel. 135 Zum System der ventralen Schwanzmuskulatur gehört auch der M. ilio-coccygeus, da er wie der M. pubi-coceygeus durch Aeste aus dem Plezus pudendus innervirt wird, trotz seiner dorsalen Lage. Er erscheint nach Wegnahme der Haut auf der dorsalen Seite des Schwanzes, seitlich neben dem M. levator caudae. Er entspringt fleischig von der dorso-medialen Fläche des distalen Ilium, und von der Dorsalfläche der Querfortsätze der meisten Schwanzwirbel. Er inserirt sich an der Dorsalfläche der 4.5. äussersten Steuerfedern, welche er spreizt und hebt. Bei Picus viridis setzt er sich nur an die beiden äussersten Steuer- federn. Der M. ilio-coceygeus und die Mm. pubi-coceygei gehören eigentlich nieht zu den echten (spinalen) Schwanzmuskeln, da sie am Becken in- seriren und aus dem Plexzus pudendus innervirt werden. Sie bilden da- her den Uebergang von den Muskeln des Stammes zu denen der Ex- tremitäten - Gürtel. B. Muskeln der Extremitäten. «. Becken und hintere Extremität. Die Muskeln der hinteren Extremität der Vögel lassen sich mit haupt- sächlicher Berücksichtigung der Innervation, in zweiter Linie auch nach Ursprung und Insertion in folgende Gruppen zusammenfassen. I. @ebiet des Plexus eruralis. A. Vom Becken zum Oberschenkel. a. Von der Aussenfläche des präacetabularen Ilium zur Aussen- fläche des proximalen Femurdrittels . Mm. ilio-trochanteriei. - b. Von der latero-ventralen Fläche des präacetab. Ilium, zur Innenfläche des proximalen Endes des Femurschaftes . M. iio- femoralis internus. B. Zum Unterschenkel. a. Vom Becken. Vom dorsalen Kamme des präacetabularen llium, zur Patella, oder zur Crista int. capit. tibiae . M. sartorius s. iio-tibialis internus. Vom grössten Theile der Linea ilio-dorsalis, zur Patella . M. iio- tibialis externus. Von der Spina pubica zum Knie, oder über dieses hinweg zu denelansen-Zehenbeugemn .°. ... »...,.,. Me ambiens. b. Vom Oberschenkel . . . . ... 2... M. femori-tibials. I II. @ebiet des N. obturator. Diese Muskeln sind postacetabular, entspringen von den ventralen Beekenknochen, und inseriren am Femur, 136 B. Muskeln der Extremitäten. a. Mit proximaler Insertion. Von der Visceralfläche der Membrana ischio-pubica und von den benachbarten Knochen . . . . .......M. obturator. Von den Rändern des Foramen abturatum . Mm. accessorü M. obturatoris. b. Mit distaler Insertion, an der Hinterfläche des Femurschaftes; bandförmiger Muskel, vom latero-ventralen Rande der Ossa ischü et pubis . » 2 2 2 20.20. M. pubi-ischio-femoralis. III. &ebiet des Plexus ischiadieus. A. Vom Becken zum Oberschenkel, oder zur Patella. a. Oberflächlichste Lage, von der ganzen Linea latero-dorsalis ossis lei . MM. tlio-tibialis externus (pt) (medius et posterior). b. Tietste Lage. Kleiner dreieckiger Muskel, von der Dorsalfläche des Processus acetabularis ossis tet, zur Aussenfläche des proximalen Femur- schaftes - . 2.2 2.0 .0...M. tio-femoralis externus. B. Vom Becken zum Collum tibiae s. fibulae. a. Zur Fibula. Vom grössten Theile der Aussenfläche des postacetabularen Ilium, durch eine Sehnenschlinge zur Tuberositas fibulae . . M. dio-fibularis. b. Zur Tibia. Von der Spina ilio-caudalis und von den Schwanzwirbeln zum Collum tibiae, oder auch zum Caput internum M. gastroenemii M. caud-:lio- flexorius. Vom latero-ventralen Rande des Os ischü zum Collum tibiae M. ischio-flexorius. IV. Gebiet des N. isehiadieus. Die Muskeln inseriren am Tarsometatarsus, oder an den Zehen, (aus- genommen der M. popliteus. Hierzu hauptsächlich Taf. 24 u. 24a. I Gebiet des Ramus IN. ischiadici. (Derselbe geht durch die Schlinge für den M. ilio-fibularis.) A. Mit Insertion auf der Dorsalfläche. a. Von der Tibia. Insertion am proximalen Theile des Os tarsometatarsi . M. tibi- alıs antieus. Insertion an den Phalagen der II. — IV. Zehe.. M. extensor digitorum commumis. b. Vom Os tarso- metatarsi. Zum »Hallux' UP 8 union wu FeieMientensorshalliacıs: Zur I11.-Zehe . 2x Sa er abdücter dag: It Vögel. 137 Zur II. Zehe . . ....%....M. extensor proprius dig. IIT. M. extensor brevis dig. Ill. Zur IV. Zebe :. 20.20.0202 5°M. extensor brevis dig. IV. B. Mit Insertion auf der Plantarfläche. Auf der Aussen- Vorderseite des Schenkels liegend, von der Crista tibiae, eine Sehne zum Hinterrande des proximalen Os tarso-metatarsi, die andere zur Sehne des M. flex. perforatus Ai BEL. 2000 2.20... M. peroneus superficialis. Von der Fibula zur Ber Crista des Os tarso-metatarsi M. peroneus profundus. II. Gebiet der nicht durch die Schlinge gehenden Rami N. ischiadiei. A. Vom Caput fibulae zum Collum tibiae . . .» . . M. popliteus. B. Insertion am proximalen Ende des Os tarso-metatarsi. Oberflächliche Masse. Die Endsehne bildet den Tendo Achillis, welcher sämmtliche Beugersehnen umschliesst; eigentlicher Plantarflexor des Laufes, (also Strecker!) . M. gastrocnemnus. Sehr schlanker Muskel, vom vorigen bedeckt, von der Hinter- und Innenfläche des Caput tibiae, zur proximalen Innenkante des Zarso-melatarsus - = 2 2 «=... 0. 0. M. plantarıs. C. Insertion an den Phalangen. a. Lange Zehenbeuger; entspringend vom Ober- und Unterschenkel. Mittlere, vom M. gastrocnemius bedeckte Masse. Die Endsehnen werden am Fusse von den Endsehnen der tieferen Beuger durchbohrt. . M. flex. perforatus dig. II—IV. Die Endsebnen durchbohren die des vorigen, und werden selbst von denen des folgenden (tiefsten Beugers) durchbohrt M. flex. perforans et perforatus dig. II et II1. Tiefste Lage. Die Endsehnen durchbohren die der beiden vorigen Muskeln . . . . M. flex. perforans s. profundus. M. flex. hallueis longus. b. Kurze Zehenbeuger. Entspringend vom Tarsometatarsus, oder von der Sehne des Flexor profundus. Insertion an der I. Zehe M. flex. hallueis brevis. _ Ye BE 7- M. adductor dig. 11. - en EEE M. flex. brevis dig. III. = ee M. adduetor [ Ä M. abductor el Es erwies sich als rathsam, von der oben gegebenen Gruppirung der Fxtremitätenmuskeln bei der Behandlung im Texte mehrfach abzuweichen. So sind z. B. die kurzen Zehenmuskeln der Plantar- und der Dorsal- seite zusammen behandelt worden. Die vom Becken entspringenden 138 B. Muskeln der Extremitäten. Muskeln sind dagegen mehr nach einem vergleichend anatomischen Plane geordnet worden. Die im Texte angenommene Ordnung ist demnach folgende. A. Vom Becken und vom Femur entspringende Muskeln. l. Das System der Mm. ilio-femorales. a. Von der Dorsalfläche des präacetabularen Iium . Mm. ilio- trochanterici. M. vlio-femoralis extermus. b. Von der Ventralflächke. . . . M. ilio-femoralis internus*). II. Das System des M. ilio-tibialis. IM. ilio - tibialis internus s. a. Von der Spina pubica zum Knie, oder zu den langen Zehen- beugern (Oberflächliche, mediane Lage) . . M. ambiens. b. Vom Ilium (Oberflächliche laterale Lage) zur Innenfläche des Knies. . . . . . .. M. sartorius. zur Vorder- und Aussenfläche des Knies . M. ilio- tibialis anterior, medıus, posterior. e. Vom Femur zur Patella und Tibia . . . MM. femori-tibialıs. (Tiefere Lage.) II. Vom postacetabularen Ilium zur Fibula. DT. iio-fibularıs. IV. System der vom Schwanze und vom distalen Beckentheile entspringenden Muskeln. Insertion am Femur . . 2 2.2... M. caud-il. femoralıs. Insertion am Femur und am Unterschenkel . . M. caud. il. flexorius s. MM. ischio- flexorius V. Vom Ischium zum Trochanter externus. | M. ischio- femoralis. VI. System der vom N. obturator innervirten Muskeln. a. Insertion am Trochanter - » » . 2. 2... _M. obturator. Mm. accessor. m. obt. b. Insertion an der Hinterfläche des Femurschaftes . M. pub- ischio- femoralis. B. Vom Femur und vom Unterschenkel entspringende Muskeln. a. M. popliteus. b. Dorsalflexoren der Zehen. ce. Plantarflexoren. C. Vom Tarsometatarsus entspringende Muskeln. a. Dorsale kurze Zehenmuskeln. b. Ventrale kurze Zehenmuskeln. *) Eigentlich nicht zu diesem System gehörig. Vögel. 139 29—31. Das System der dorsalen Mm. ilio-femorales. (Taf. 18a, 23, 23b.) Die hierzu gehörigen Muskeln entspringen von der dorsalen oder Aussenfläche des grössten Theiles des präacetabularen und acetabularen Ilium, sie erstrecken sich daher caudalwärts bis auf den Antitrochanter. Sie inseriren auf der Aussenfläche des breiten Trochanter extermus und etwas distal von letzterem, am Schafte des Femur. Die gesammte Masse zerfällt in zwei Gruppen, von denen wir die präacetabulare, gewöhnlich wieder aus 3 Muskeln bestehende als Mm. iio-trochanterici der eaudalsten transversal gelagerten, im Texte als M. ilio-femoralis externus aufgeführten gegenüberstellen. Die erste Gruppe wird hauptsächlich von Nerven aus dem COrural plexus versorgt, jedoch nicht ausschliesslich, da die hintere Partie, der M. iio-trochantericus posterior genannte Theil bisweilen zusammen mit dem M. iio-femoralis externus seinen Nerven aus dem Plexus ischiadieus erhält. Diese doppelte Innervation deutet auf einen älteren, indifferenten Zustand, in welchem beide Muskelgruppen noch nicht von einander ge- schieden waren. Diese Vermuthung wird durch das Verhalten der Muskulatur der Reptilien bestätigt, da bei letzteren nur ein einziger die vier Muskeln der Vögel repräsentirt. Er entspringt von der Seitenfläche der vorderen Hälfte des Ilium und inserirt sich in beträchtlicher Aus- dehnung an der Aussen- und Hinterfläche des Femur; mithin ist sein Insertions- oder dorsales Ende bei den Vögeln verkürzt, d. h. proximal- wärts verlegt worden. Ausserdem, und dies ist für unsere Auffassung sehr wichtig, wird der M. ilio-femoralis wenigstens bei den Crocodilen und Sehildkröten vom Plexus cruralis und vom Pl. ischiadicus aus in- nervirt. — Ueber die Benennung, resp. Vergleichung der vier bei den Vögeln vorhandenen Muskeln ist, wie die aufgeführte Synonymie zeigt, viel ge- stritten worden. Die meisten Anatomen hielten die präacetabulare Gruppe für den Mm. glutaei der Säugethiere homolog. Man kann aber nur durch ganz oberflächliche Vergleichung zu diesem Schlusse gelangen, denn erstens entspricht fast der ganze Haupttheil des menschlichen Iium nur dem mittleren in Höhe des Acetabulum und caudalwärts von demselben liegenden Iliumtheile der Vögel, während das präacetabulare Ilium des Vogelbeckens eine den Vögeln specifisch zukommende Bildung ist. Ferner entsprechen dem Begriffe echter Mm. glutaei Muskeln, die zwar vom llium entspringen, und am Trochanter externus s. major, oder in dessen Nähe inseriren, aber ausschliesslich dem Ischiadieus-Gebiet angehören. Die Mm. ilio-trochanterici der Vögel sind demnach als letzteren eigenthümliche, bei den Säugethieren nicht vertretene, Muskeln aufzufassen, während nur der M. ilio-femoralis externus, über dessen Auffassung fast Einstimmigkeit herrscht, einem echten M. ylutacus, und zwar den Um. glutaei medius et minimus des Menschen entspricht. 140 B. Muskeln der Extremitäten. Der M. ilio-femoralis internus benannte Muskel gehört nicht zu dem Systeme der vorigen Muskeln, sondern hat sich höchst wahrscheinlich aus dem M. quadratus lumborum der Reptilien ($S. Gadow, a. a. O.) differeneirt. Aus diesem M. quadr. lumborum der Reptilien scheinen der M. quadr. lumb. und der M. psoas + M. iliacus des Menschen hervor- gegangen zu sein. « Der Beweis dieser Ansicht ist im Morphol. Jahrbuch Bd. VII. p. 418 gegeben worden. Der M. ilio-femoralis internus der Vögel entspricht nach Ursprung, Insertion und Innervation dem M. iliacus des Menschen. Wenn nun der M. il. fem. int. der Vögel vom Quadr. lumb. abzuleiten ist, so folgt, dass er zu den Mm. ilio-trochanterici in keiner genetischen Beziehung stehen kann, da letztere zweifellos aus dem M. ilio-femoralis der Reptilien abzuleiten sind. Meine in der „Muskulatur der Ratiten“ p. 24 ausgesprochene Ver- muthung in Bezug auf die Entstehung der M. ilio-trochanterici ist dem- nach falsch. In Verbindung hiermit macht die Benennung des dem M. iliacus. entsprechenden Muskels grosse Schwierigkeit, denn indem wir unserem Prineipe folgend, den Muskel nach Ursprung und Insertion be- nennen (M. ilio-femoralis, und zwar internus, im Gegensatze zu den übrigen), giebt man falschen Vermuthungen über seine Verwandtschaft Raum. Einen anderen, correkten, Namen zu finden ist mir nicht gelungen. 29. Mm. ilio-trochanteriei. I. M. ilio-trochantericus posterior. M. primus femoris. Aldrovandi. M. quintus femoris. Steno. Moyen fessier. Vieq d’Azyr p. 272. No. 4. - - Cuvier p. 500. - - Gervais et Alix p. 31. 2 - Alix p. 450. (Glutaeus magnus. Wiedemann p. 9. - - Tiedemann. $ 285. Glutaeus mazximus. Gurlt p. 27. Mittlerer Gesässmuskel, oder erster Heber des Oberschenkels. Meckel, System p. 352. No. 1; Archiv p. 261. No. 2. Glutaeus medius. d’Alton p. 32. - - Owen, Apteryx p. 290; Cyclopaedia p. 295. - - Selenka p. 139. No. 76. - - De Man p. 120. No. 2. - - Quennerstedt p. 14. - - Neander p. 10. - - Watson p. 108. M. iliacus externus posterior. Gadow No. 9. Il. 7. ilio-trochantericus anterior. M. secundus femoris. -Aldrovandi. Liiliaque anterieur. Vieq d’Azyr p. 275. No. 5, Vögel. 141 Iliacus minor; kleiner Hüftmuskel. Merrem p. 159. lliaeus anterior. Wiedemann p. 9. Glutaeus medius. Tiedemann $ 2586; Gurlt p. 27. Vorderer oder kleiner Gesässmuskel. (pt.) Meckel, System p. 353. No. 2 Zweiter Heber des Oberschenkels. Meckel, Archiv p. 261. No. 3. Petit fessier. Cuvier p. 908. - - Gervais et Alix p. 31. - - Alix p. 430. Glutaeus alter s. minor. d’Alton p. 32. - - - (pt.) Owen, Cyelopaedia p. 295. Glutaeus minimus. Owen, Apteryx p. 291. - - Selenka p. 140. No. 77. - - de Man p. 120. No. 3. - - Watson p. 108. Glutaeus minor. Quennerstedt p. 12. - - Neander''p. 10. M. iliacus externus anterior. Gadow No. 11. III. M. ilio-trochantericus medius. M. tertius femoris. Aldrovandi. Petit fessier. Vieq d’Azyr p. 273. Nr. 6 Glutaeus minimus. Tiedemann $ 287. Vorderer oder kleiner Gesässmuskel. (pt.) Meckel, System p. 353. No. 2. Dritter Heber des Oberschenkels. Meckel, Archiv p. 261. No. 4. Glutaeus minor. Owen, Cyelopaedia p. 29. Accessory to the glut. minim. Owen, Apteryx p. 291. Glutaeus quartus. Owen Comp. Anat. II. p. 100. = - Selenka p. 140. No. 77. - - de Man p. 120. No. 3. M. iliacus externus medius. Gadow No. 10. Breit fleischig von dem grösseren Theile der Aussenfläche des präa- cetabularen Ilium, daher grossentheils vom Sartorius und dem M. tio- tibialis bedeckt. Diese Muskelmasse zerfällt verschiedentlich in 2 bis 5 getrennte Muskeln, deren starke, platte Sehnen am proximalen Ende des Femurschaftes inseriren. | Bei der grossen Mehrzahl der Vögel besteht der Complex aus 3 Muskeln. 1. Ilio-trochanterieus posterior. Stets am stärksten entwickelt. Ent- springt fleischig vom grösseren Theile der Aussenfläche des präacetabularen Ilium, am medio-dorsalen Kamme beginnend, andererseits vom Margo anterior bis zur Höhe des Acetabulum sich erstreckend. — Die zahl- reichen Muskelfasern treten zu einer breiten kurzen und sehr starken Sehne zusammen, die, über den vorderen Rand des Trochanter major hinweglaufend, an von der Sehne des M. glutaeus anterior bedeckt und gekreuzt, auf der Mitte der Trochanteraussenfläche inserirt. Bis- — 142 B. Muskeln der Extremitäten weilen wird das Ende der Insertionssehne auch von der des M. obtwrator internus bedeckt (Casuarius). II. llio-trochantericus anterior. Schräg pyramidenförmig; fleischig vom lateralen Theile des Ilium und zwar bis an die ventrale Kante des- selben reichend; bisweilen, bei sehr geringer Entwicklung des Muskels, auf die ventrale Kante beschränkt. Insertion. Die feste, platte Sehne setzt sich aus einer oberfläch- lichen nach aussen gerichteten und einer tieferen, dem M. ilio-trochanterieus medius zugekehrten Sehnenschieht zusammen; sie inserirt distal neben der Sehne des M. il. troch. medius, rotirt daher den Oberschenkel nach vorn und innen. III. Zlo-trochanterieus medius. Dieser Muskel ist meistens von den beiden vorigen bedeckt und viel schwächer als diese. Er entspringt zwischeu ihnen, entweder von dem Mitteltheile der Aussenfläche des Ilium (Rhea), oder von der Mitte des ventralen Randes (Caswarius); bei Struthio erstreckt sich sein Ursprung, vom /l. troch. posterior bedeckt, bis auf die dorsale Kante. Er inserirt auf der Aussenfläche des Trochanter major, zwischen der Sehne des /I!. troch. posterior und der des /I. troch. anterior; bisweilen ist diese Insertion etwas von dem mittleren Kopfe des M. femoro- Iıbialis überwachsen (Casuarius). Dieser mittlere Muskel ist bedeutenden Variationen unterworfen in Bezug auf seine Ausbildung und Selbständigkeit. Bei Struthio ist der Muskel und seine Sehne der Länge nach mit dem Jlo-troch. anterior verwachsen. Bei den Columbidae sind sie alle drei mit einander verwachsen. Bei Sula bassana bilden sie nur eine Masse, mit einer gemeinsamen, breiten Endsehne. Selbständig und dem Il. ext. posterior an Grösse wenig nachgebend ist er bei Rhea. Sehr klein ist er bei Casuarius, Larus, Pelecanus, besonders bei Spheniscus und Colymbis; ferner bei den Hühnern, Störchen, bei Didunculus, Papa- geien, Rhamphastus, bucorvus, Momotus, Eurystomus. Er fehlt den Lamellirostres, Tag- und Nachtraubvögeln; Alca, Ardea, Phoenicopterus, Grus; Orex, Numenius, Totanus, Pterocles, Corythaiz, Podargus, Oypselus. (Taf. 24, 1.) Bei Chauna chavaria waren die drei Muskeln selbständig entwickelt, sogar noch mit der Andeutung eines kleinen vierten Muskels. Innervation. Aus der mittleren Gruppe des Plexus eruralis. Der hintere Theil des Il. troch. posterior erhält ferner bei einer Anzahl der verschiedensten Vögel Zweige von dem den M. ilio-femoralis externus versorgenden Ischiadieusaste; so z. B. bei Oasuarius, Colymbus, Chauna, Cieonia, Spizaetos. Bei anderen dagegen scheint diese Ischiadicusinner- vation nicht vorhanden zu sein (Lamellirostres, Rhea, Pterocles). cf. Inner- vation des Il. fem. e«t. Funetion. Die 11. trochanterici heben den Oberschenkel etwas, ver- bunden mit einer Rotation nach innen. Vögel. 143 30. M. ilio-femoralis externus. M. tertius femoris. Aldrovandi. Le muscle pyramidal. Vieq d’Azyr p. 273, No.8; Cuvier p. 508. Pyramidenförmiger Muskel. Merrem p. 158. No. 5. Pyramiden- oder birnförmiger Muskel. (M. pyriformis). Tiedemann $ 288; Gurlt p. 27. Oberer Zwillingsmuskel, oder eigentlicher Auswärtszieher: Meckel p- 354. No. 4. Auswärtszieher des Oberschenkels. Meckel, Archiv p. 262. No. 5. Glutaeus externus. Owen, Apteryx p. 29. - - Selenka p. 139. No. 75. - - De Man p. 120. No. 1. Glutaeus (maximus). Quennerstedt p. 13. - - Neander p. 11. Abducteur superieur de la cwisse. Milne Edwards. M. glutaeus anterior. Gadow No. 21. Dieser sehr kleine und flache Muskel ist von dreieckiger Gestalt, und entspringt mit breiter, fleischiger Basis von der Seitenfläche des Ilium in Höhe des Acetabulum. Sein Ursprung erstreckt sich stets bis auf die Linea dorsalis ilei. Nach vorn wird er vom M. ilo-trochant. posterior be- grenzt, den er theilweise bedeckt. Nach hinten grenzt er an den M. ilo- fibularis. Er selbst wird vom M. iio-tibialis bedeckt. Seine platte, ziem- lich starke Sehne kreuzt die des M. il. troch. post. und inserirt ungefähr in der Mitte der Aussenfläche des Trochanter externus oder etwas weiter distalwärts. Der Muskel hält daher hauptsächlich das Femur am Becken fest und zieht es etwas nach aussen. Innervation. Ein kleiner Nervenast zweigt sich beim Austritt des Plezus ischiadieus aus dem Becken vom Hauptstamme ab, steigt auf- und auswärts, um die Hinterfläche des Antitrochanter sich herumwindend, und verbreitet sich dann in dem Muskel, zugleich die Kapselbänder am Acetabulum versorgend. Ein Theil der Nerven geht bei Casuarius weiter und inserirt den benachbarten Theil des M. ilio-trochant. post. (Siehe dort.) Bei Rhea maerorhyncha und Rh. Darwini wurde nur die hintere Hälfte des Tlio-fem. ext. vom Ischiadieusnerven versorgt, während die vordere, dem llio-trochant. post. benachbarte einen Nerven aus dem Cruralgebiet erhielt; der betreffende Nerv trat zwischen dem Ilio-troch. post. und dem Anti- trochanter aus. Der Ilio-troch. post. erhielt in diesem Falle keinen Ischiadieusnerven. Bei Rhea americana gehört der Ilio-fem. ext. ausschliess- lich dem Ichiadieusgebiete an. Das typische Verhalten zeigt der Ilio-fem. ext. bei Larus, Alca, Phoem- copterus, Ciconia, Ardea, Phalacrocorax, Lamellirostres, Gallus, Orex, Spizaetos. Modifieationen: Bei starker Entwieklung des Il. fem. ext. bedeekt er einen Theil des Nlio-trochant. post. (Casuarius, Pelecanus, Chauna, Grus ete.) und kann dann 144 B. Muskeln der Extremitäten. auch anderseits auf die Vorderfläche des Processus acetabularis übergreifen. Er wird hingegen von /lo-troch. post. bedeckt bei Penelope. DR: Häufig ist er nur sehr schwach entwickelt, und dann bisweilen völlig, mit dem Il.-troch. post. verwachsen. Domicella, Platycercus, Pandion, Hoaliaetos, Corythaiz, Procellaria, Puffinus, Thalassidroma, Colymbus, Passerinen. Bei manchen Vögeln ist er auf wenige Muskelfasern und seine Sehne redueirt: Sula, Eudocimus Pterocles, Columbae, Bubo, Podargus, Rhamphastus. Bei Ducorvus abyssinicus ist er fast nur durch eine starke Sehne repräsentirt, die dann nur als eine Art Ligamentum capsulare fungirt. Er scheint endlich ganz zu fehlen, oder ist nur durch einige aponeu- rotische Züge angedeutet bei Spheniscus, Pelargopsis, Eurystomus, Momotus, Oypselus, Didunculus. — Es ist nicht immer möglich, festzustellen, ob der Il. fem. ext. vollständig fehlt, oder ob er ganz (Sehne und Muskel) mit dem llio-troch. post. vereinigt ist, da letzterer, wie erwähnt, häufig Nerven aus dem Ischiadicusgebiet erhält, mithin die Innervation nicht entscheidend ist. 31. M. ilio-femoralis internus. M. undecimus femoris. Steno. Le muscle qwi tient lieu du pectine. Vieq d’Azyr p. 279, No. 5. Flechisseur profond de la cwisse. Vieq d’Azyr p. 275, No. 1. Flexor femoris profundus. Wiedemann p. 98. - - - Tiedemann S. 292. Iliaque. Cuvier p. 505. Darmbeinmuskel. Meckel, System p. 353, No. 3. Dritter Heber. Meckel, Archiv p. 261, No. 4. Tliacus internus. d’Alton p. 33. - - Gurlt p. 27. - - Owen, Apteryx p. 291. - - Selenka p. 140, No. 78. = De Man p. 121, No. 4. Pectineus. Watson p.a02: Ein schwacher, aber durchaus fleischiger, lang rautenförmiger Muskel, der gewöhnlich von der Mitte des ventralen Randes des präacetabularen Ilium, nicht weit vom Acetabulum, entspringt, zugleich auf die Aussen- fläche des Ilium übergreifend. Er inserirt fleischig auf der Innen-Hinterfläche des Femur, etwas distal vom Collum femoris. Funetion. Er hebt und addueirt den Oberschenkel etwas, und rotirt ihn auswärts, repräsentirt also auf der Medianseite die I/lo-trochanterici. Innervation durch einen kleinen Ast aus der Mittelgruppe des Crural- . plexus. Der mit x bezeichnete starke und lange Nerv schlingt sich bogen- förmig zwischen dem Collum femoris und dem Muskel um letzteren herum und begiebt sich dann an der Innenfläche des M. femori-tibialis internus entlang zur Innenfläche der Knieregion. — Seine stärkste Ausbildung 4 UM Vögel. 145 scheint der Muskel bei Struthio zu erreichen, denn sein Ursprung erstreckt sich vom dorsalen bis zum ventralen Rande des Darmbeines, begrenzt vom M. ilio-trochanterieus amterior et posterior. Bei Rhea, Apterya und besonders bei Casuarius ist-er dagegen sehr klein. Stark und lang ist er bei Orex, Porphyrio, Phoenicopterus und Papa- seien; besonders breit distal, beinahe am Ende des ersten Femurviertels inserirt er bei Larus, Totanus, Alca, Ardea; bei letzterer ist er sehr dünn, ähnlich bei Didunculus. Sehr kurz ist der ganze Muskel bei den Stegano- podes, Spheniscidae, vielen Coceygomorphen und Raubvögeln. Als abnorm sei erwähnt, dass er auf beiden Seiten bei einem gut erhaltenen Exemplar von Bucorvus abyssinicus fehlte; dafür waren die Mm. accessorü obturatoris sehr stark entwickelt. Bei einem Platycereus flaviventris fehlte der Muskel auf der linken Seite. Die Vergleiehung dieses Muskel ist zusammen mit den vorher- gehenden Muskeln (S. 140) angestellt worden. 32. M. ambiens. (Taf. 23e, 25.) M. tertius tibiae. Aldrovandi. M. quindecimus femoris. Steno. Le cerural gräle. Vieq d’Azyr p. 278, No. 1. Langer Beinmuskel. Merrem p. 160, No. 1. Graeilis. Wiedemann No. 97. - Tiedemann $ 296. - Owen, Cyelopaedia p. 296. - Gurlt p. 28; Gegenbaur, Vergl. Anat. 2. Aufl. p. 717. de Man p. 145, No. 85. - Selenka p. 145, No. 85. - Quennerstedt p. 30. - Neander p. 19. - Watson p. 115. Un petit muscle grele u Crural droit AI Guy rn 206.0:0:528 Vorderer gerader Schenkelmuskel. Meckel, System p. 365 No. 5. Oberflächlicher Schenkelstrecker oder gerader Schenkelmuskel. Meckel, Archiv p. 267, No. 2. Innerer gerader oder schlanker Schenkelmuskel (innerer Kopf, bei Casuarius) Meckel, Archiv p. 269, No. 5. M. ambiens. Sundevall, 1855 p. 137. - - Garrod. — Forbes. — - E Gadow, No. 15. Le erural interne, Gervais et Alix p. 31. Accessoire iliaque dw flechisseur perfore. Alix p. 442. Der M. ambiens, wenn typisch entwickelt, ist von etwas abgeplattet spindelförmiger Gestalt. Er ist der medianste der vom Becken zum Knie Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 10 146 B. Muskeln der Extremitäten. tretenden Muskeln. Er entspringt fast allgemein mit kurzer halb fleischiger Sehne von der Aussenfläche und Spitze der Spina pubica, geht dann, frei dem M. fem. tibialis anliegend, bald in eine lange, rundliche Sehne über, die zwischen dem Insertionstheile des M. sartorius und der Patella hin- durch in einer Rinne zur Aussenseite des Kniegelenks tritt, dann von den Ursprüngen des M. fl. perforans et perforatus III und des fl. perforatus II bedeekt wird, später den lateralen Ursprung des M. peroneus superficialis durehbohrt und schliesslich den einen Ursprungskopf des M. flex. perforatus, II oder I/II bildet. Dieses typische Verhalten zeigt der Muskel bei: Struthio, Rhea americana, Ihea macrorhyncha, Apteryx; bei allen Lamell:- rostres, inel. Chauna, Rasores und Pterocles, bei allen Tagraubvögeln, den Alectorides, Grallae, Laridae, Colymbus, Spheniscus, Cueuliden und Musophagiden. Bei den folgenden Familien ist sein Auftreten ein wechselndes: Störche, Tauben, Papageien und Procellariidae (Tubinares). Bei den Störchen scheint er nur Abdimia sphenorhyncha und Xeno- rhynchus senegalensis zu fehlen. Bei den übrigen Pelargidae ist er zwar vorhanden, aber äusserst schwach, bisweilen, wie bei Ciconia, beinahe fadenförmig und kaum functionell; ähnlich schwach bei Phoenicopterus. Unter den Papageien fehlt er der grössern Anzahl (Cacatua, Orysotis, Eclectus, Melopsittacus, Platycercus, Palaeornis, Trichoglossus), ist aber vor- handen bei Ara, Psittacus, Nestor, Stringops ete.. Von den Tauben haben ihn die Treroninae nicht; Didunculus und die übrigen besitzen ihn. Der Muskel fehlt vollständig den Eulen, Cypselomorphen oder Macrochires, den ‚Coccygomorphen“ (mit Ausnahme der Cuculiden und Musophagiden), den Piei und Passeres, den Herodii, Aleidae und Podicipidae. Bei den folgenden Vögeln fand ich ein Verhalten des Muskels, welches die Erklärung desselben erleichtert: Bei Colymbus arcticus entsprang der Muskel mit ungefähr °/, Cm. Breite, nicht von der Spina pubica, sondern ziemlich distal, von der postacetabularen Region des Os pubis; er erstreckte sich bandförmig bis in die Nähe des Kniegelenkes und theilte sich dort 1) in eine rundliche Sehne, welche das typische Verhalten zeigte und sich zum Flexor perforatus begab, und 2) in eine breite Sehne, die an der Innenkante der Basis der hohen Patellar-crista inserirte. Etwas ganz ähnliches erwähnt Garrod von Sula. Die von mir untersuchte Sula bassana zeigte dieses Verhalten nicht. Bei Spheniscus demersus erstreckte sich der fleischige und dicke Ursprung von der Spina 1.5 Cm. weit auf das Os pubis; die Sehne endete typisch. Aehnlich bei Crew. Während bei Rhea americana und R. macrorhyncha ein typischer M. ambiens vorhanden, fand ich bei einer Rh. Darwini auf beiden Seiten, bei einer anderen aber nur auf der linken Seite, dass der spindelförmige Bauch einige aponeurotische Fasern zum M. fem. tib. med. schickte, während seine erst rundliche Sehne sich dünn und fächerförmig zusammen mit der des M. fem. tib. med. auf dem Innen-Rande der Patella aus- breitete; das Knie wurde durchaus nicht passirt. Vögel. 147 Bei R. maerorhyncha entsprang der sonst typische Muskel von der dorso-lateralen Fläche der Spina und zugleich mit Muskel- und Sehnen- fasern von der Ventralfläche der starken Cruralvene; dass distale Drittel der Ambienssehne war auch hier durch Aponeurose mit der Fascie des M. fem. tib. verbunden. Bei Struthio entspringt er mit kurzer fleischiger Sehne mit möglichst wenig Fläche vom latero-ventralen Rande des präacetabularen Ilium, dort wo die Ursprünge der Mm. ilio-trochantericei medius et anterior zusammenstossen. Die Sehne zeigte das typische Verhalten. — Bei Casuarius entspringt er mit 4—5 Cm. Breite von der Spina an, vom lateralen Rande fast des ganzen ersten Drittels des Os pubis; seine breite, platte Sehne verbindet sich schon in Höhe des letzten Femurdrittels mit der Sehne des M. femoro-tibialis medius. Innervation. Aus dem vorletzten Nervenaste des Mitteltheiles des Pl. eruralis, zusammen mit dem M. femori-tibialis internus und einem Theile des fem. tib. medius. Funetion. Inserirt der M. ambiens nur an der Patella, so streckt er den Unterschenkel; eine Adduction wird kaum in Betracht kommen. Wenn er dagegen einen der Köpfe des M. /lexor perforatus bildet, so beugt er die zweite und dritte Zehe. Hierdurch wird es dem Vogel er- möglicht, seine Zehen um so fester um den als Sitz dienenden Ast zu schlingen, je mehr das Knie sich in der Beugung befindet, in anderen Worten, wenn der Vogel „bockt“. Dieser Nutzen kann aber nicht der einzige sein, ist vielmehr nach Prof. Owen’s Vorgang von allen folgenden Autoren mit Ausnahme Sundevall’s übertrieben. Sundevall bemerkt ganz richtig, dass dieser Muskel nicht den Zweck hat, schlafenden Vögeln das Festhalten auf dem Zweige zu erleichtern, da er gerade bei so ausgesprochenen „Insessores“ wie Coceygomorphen und Passerinen fehlt, andererseits den meisten Schwimmvögeln zukommt. Wahrscheinlich steht er in engem Zusammenhang mit der Art und Weise des Gehens der Vögel. Ob diese Verschiedenheit des Gehens, Laufens, Hüpfens und Kletterns aber Ursache oder Folge der verschiedenen Ausbildung des M. ambiens ist, kann ich nieht entscheiden. Wir können zwischen folgenden Arten der Fortbewegung durch die Füsse unterscheiden. 1) Gehen und Laufen: Beobachten wir ein Huhn, so sehen wir, dass bei aufgehobenem und gebeugtem Beine die Zehen zusammengelegt und etwas gebeugt werden; natürlich um das Anstossen an die Uneben- heiten des Bodens u. s. w. zu verhindern. Kurz vor dem Niedersetzen und völliger Streckung des Fusses werden die Zehen gespreizt und gestreckt. 2) Schwimmen. Spreizung und Streckung der Zehen beim Aus strecken des Beines; Faltung und Beugung bei Anziehung, Verkürzung und Vorwärtsbewegung der Extremität. 3) Hüpfen. Beide Beine werden zugleich auf den Boden gesetzt; die Zehen werden kaum zusammengelegt. 10* 148 B. Muskeln der Extremitäten. 4) Klettern. Beim typischen Kletterfusse sind die I. und IV. Zehe nach hinten gerichtet, oder zwei der Vorderzehen sind miteinander ver- wachsen. Bei kletternden Vögeln befinden sich die Zehen gewöhnlich in Spreizung und Extension, so lange das Bein nicht ruht, so zu sagen umhersucht. Es ist klar, dass Spreizung und Streekung der Zehen bei den mit einem M. ambiens versehenen Vögeln nur möglich, oder leichter ist, bei Streckung des Beines, da dann der Ambiens am wenigsten gezerrt wird. Der M. ambiens fehlt den hüpfenden und kletternden Vögeln, ferner solehen, die wie Üypselus und die Schwalben ihre Füsse.nur zum Anklammern gebrauchen. Er ist dagegen entwickeltbei den laufenden, schreitenden, schwimmenden und Raubvögeln. Als Ausnahmen sind in Betracht ziehen die Storch- artigen, bei denen der Muskel entweder schon sehr schwach, beinahe nutzlos geworden, oder ganz rückgebildet ist. Dies macht auch sein Nichtvorbandensein bei den Reihern erklärlich, vielleicht noch mehr, weil diese Vögel meistens sehr geschickte Kletterer sind. Von den Tauben und Papageien hat die Mehrzahl den Muskel verloren. Von den Schwimmvögeln haben ihn die Alken und Steissfüsse verloren. Ganz unerklärlich ist das Fehlen eines typischen Ambiens bei Rhea Darwini. Seine Abwesenheit bei den Eulen, mit ihrem dem der Tagraubvögel sonst so ähnlichen Gebrauch der Füsse macht es wahrscheinlich, dass die Eulen sich aus einer Gruppe entwickelt haben, die wie die Macrochires den Muskel bereits verloren hatten. Eine andere Ausnahme von der oben gegebenen Erklärungsweise für Vorhandensein oder Fehlen des Ambiens machen viele Genera der Passerinen, die wie die Bachstelzen äusserst geschickte Läufer sind. Vergleichung. Der M. ambiens ist, wie sein Verhalten bei den Ratiten und bei den Reptilien zeigt, eine oberflächliche, mediane Portion des M. femori-tibialis, (also gewissermassen ein zweiter M. rectus femoris internus), die in sofern ihr ursprüngliches Verhalten bewahrt hat, als sie noch von den Beckenknochen selbst entspringt, während die Hauptmasse, der M. femori-tibialis, das Becken selbst ganz verlassen, und ihren Ur- sprung distalwärts d. h. auf das Femur verlegt hat. Wegen der grossen Verschiedenheiten des M. ambiens bei Vögeln und Reptilien ist es unmöglich, einen besseren, allgemein passenden, Namen zu finden. Den Säugethieren fehlt ein solcher Muskel, und bei den Amphibien ist er gemäss dem einfachen M. ilio-tibialis noch nicht entwickelt. Vögel. 149 33. M. ilio-tibialis internus s. sartorius. (Taf. 23, 23a u. b.) M. quartus tibiam movens. Aldrovandi. M. primus femoris. Steno. Le couturier. Vieq d’Azyr p. 272. No. 1; Cuvier p. 524. - Gervais et Alix p. 30. - Alix p. 438. Ausstreckender Schienbeinmuskel. Merrem p. 159. No. 1. Sartorius. Wiedemann p. 9. - Tiedemann $ 29; Gurlt p. 28. - Owen, Apteryx p- 292. - Quennerstedt p. 23. - Neander p. 15; Selenka p. 142. No. 82. -. de Man p. 125. 11. - Gadow No. 13. - Watson p. 109. Rectus femoris. Reid p. 143. Der Sartorius ist der vorderste der vom llium zum Knie gehenden Muskeln. Er entspringt vom proximalsten Theile des präacetabularen llium, ist bandförmig und inserirt an der Innenseite des Knies. Ursprung. Mit sehr verschiedenen Modificationen. Gewöhnlich vom proximalen und dorsalen Rande des Ilium halbsehnig entspringend, erstreckt sich sein Ursprung häufig auf den Dorsalfortsatz des letzten und vorletzten freien Rückenwirbels und wird dann etwas vom M. latissimus dorsi bedeckt. Bei Didunculus beschränkt sich sein Ursprung hauptsächlich auf den letzten Rückenwirbel. Bei anderen erstreckt sich der Ursprung weiter rückwärts, den dorsalen Iliumkamm entlang und bedeckt dann einen oft bedlähtenden Theil der Mm. ilio-trochanteriei. Die überdeckende Portion ist gewöhnlich nur aponeurotisch und der fleischige Ursprung ist auf den proximalen, vordersten Theil beschränkt (Casuarius). Bisweilen ist diese Aponeurose sehr dünn, oft kaum vorhanden, sodass der Muskel entweder von der De entspringt, oder häufiger von einem sehnigen Zuge, der sich vom latero-proximalen Theile des Iium zum Femur erstreckt, entlang dem freien Rande des vordersten M. ilio- trochantericus (Podargus). Diese Verkürzung des Sartorius durch eine Distalwanderung des Ursprungs ist noch deutlicher bei Bubo und Colymbus, wo der Muskel nur vom latero-ventralen Rande des präacetabularen Ilium entspringt und daher, besonders bei Colymbus, ganz median von den IT. troch. Selecen ist. Bei Chauna chavaria überdeekt der Ursprungstheil des Sartorius den des Zlio-tibialis ext., beide Muskeln sind aber in ihrem ferneren Verlaufe weit von einander getrennt. Eine vollständige Treiäung ist auch bei Pele- camus, Sula, Larus und Alca vorhanden, während sonst beide Muskel mehr oder weniger mit einander verwachsen sind. 150 B. Muskeln der Extremitäten. Ein eigenthümliches Verhalten zeigt dieser Muskel bei Rhea; er ent- springt 1) etwas fleischig von der vorderen dorsalen Kante des Ilium, dem letzten Rückenwirbel und seiner Rippe; 2) mit einem sehnigen Kopfe von einem kleinen Theile des lateralen Iliumrandes, daselbst vom vor- dersten Kopfe des M. iho-tibialis bedeckt; 3) mit einen kleinen sehnigen Kopfe von der Spina pubica. Ein Zerfallen des Sartorius der Länge nach in mehrere Theile zeigen Phoenicopterus roseus und ruber. Der Muskel besteht hier aus 3 von ein- ander getrennten Theilen, welche alle aponeurotisch vom dorsalen Rande des vordersten Theiles des Ilium entspringen. Der innerste oder medialste inserirt an der Innenfläche des Caput tibiae, der vorderste an der Vorder- fläche der Patella, der hinterste, dritte, entspringt bei Ph. ruber vom letzten Dorsalwirbel und vom /lium, und inserirt am proximalsten, vorder- sten Theile der Patella. Ein solcher Zerfall des Muskels scheint nur bei Phoenicopterus vorzukommen; Ciconiidae und Lamellirostres zeigen ihn nicht. — Häufig verwächst der Sartorius der Länge nach mit dem M. iio- tibialis (Coceygomorphae, Columbae). Insertion. Der Sartorius inserirt sehnig fleischig gewöhnlich an der Innenseite des Caput tibiae und zugleich an der Patella; bisweilen nur an der Patella, oder nur an der Orista tibiae (Spizaetos). Bei Colymbus inserirt er an der Innen- Vorderfläche der ganzen grossen Tibio - patellar- crista. Diese Modificationen des Ursprunges und der Insertion des Sartorius sind beträchtlichen Schwankungen selbst bei nahe verwandten Arten unterworfen. Innervation. Durch den vordersten Theil des Plexus eruralis; die betreffenden Aeste treten zwischen dem M. ilio-trochanterieus anterior und dem M. sartorius in den Muskel; der Hauptast geht als N. cutaneus weiter zur Aussenfläche des Oberschenkels. Funetion. Hebung des Oberschenkels und zugleich Streckung des Unterschenkels. Vergleichung. Der M. iko-tibialis internus entspricht dem M. sar- torius der Säugethiere, während er dem in mancher Beziehung sehr ähn- lichen M. pubi-tibialis der Eidechsen nicht verglichen werden darf. Die Reptilien besässen demnach keinen dem M. sartorius homologen Muskel, wie dieser auch bekanntlich beim Menschen bisweilen fehlen kann. Nach dem Verhalten der Nerven zu schliessen, scheint er mit den Mm. ilio- femorales und mit den Mm. ilio-tibiales externi zusammen ein grosses System zu bilden. Dieses System wird bei den Amphibien durch den noch ungetheilten M. ilio-tibialis repräsentirt. Dieser differeneirte sich in eine tiefere und in eine oberflächliche Masse. Die tiefe zerfällt wiederum in eine kurze, proximale (Mm. iio-trochanteriei), und in eine längere, d. h. am Knie inserirende (M. femori-tibialis — M. ambiens). Die ober- flächliche theilt sich bei fortschreitender Differeneirung der Insertion und Zugrichtung in einen an der Medianseite der Tibia ansetzenden (M. sar- Vögel. 151 torius s. tio-tibialis internus) und in einen mehr lateralen Muskel (M. ilio- hıbialıs externus Ss. proprius, No. 54). 34. M. ilio-tibialis. (Taf. 23a u. b.) A. Der ganze Muskel-Complex. M. primus tibiam movens. Aldrovandi. M. secundus femoris. Steno. Latissimus femoris. Wiedemann p. 94. Latissimus femoris — Tensor fasciae latae.. Tiedemann $ 295. Tensor fasciae latae. d’Alton p. 33. Tensor fasciae et caput longum MM. bieipitis femoris. Gurlt p. 28. Rectus femoris et tensor fasciaee Quennerstedt p. 24. - - JENE - Neander p. 16. B. Die einzelnen Theile. I. M. ilio- tibialis anterior. M. rectus femoris. Owen, Apteryx p. 292. - - - Selenka p. 142, No. 83. - - - de Man p. 124, No. 10. - - Watson p. 110. M. vlio-tibialis anterior externus. Gadow No. 14. ll. M. iio-tibialis medius. M. du fascia lata.. Vieq d’Azyr p. 272, No. 2; Cuvier p. 523. M. tensor fasciae latae. Meckel, System p. 360, No. 1; Gadow No. 22. Auswärtswender und äusserer Beuger. Meckel, Archiv p. 259, No. 1. Schenkelbindenspanner. Meckel, Archiv p. 259, No. 1. Tensor vaginae. Owen, Apteryx p. 292. - - Selenka p. 142, No. 84. - - de Man p. 124, No. 9. Tenseur dw fascia lata. Gervais et'Alix p. 110. Tensor fasciae femoris. Watson p. 111. Ill. M. vio-tibialis posterior. Grand fessier. Vieq d’Azyr p. 272, No. 3; Cuvier p. 528. Grosser Gesässmuskel (hinterer Theil.) Meckel, System p. 361, No. 1; Archiv p. 259, No. 1. Grand fessier. Gervais et Alix p. 30. — Alix p. 480. M. glutaeus posterior. Gadow No. 22. Die äussere, oberflächliche Lage der Muskulatur des Oberschenkels wird von einer breiten, oft nur dünnen Muskelmasse gebildet, die drei verschiedene Muskeln repräsentirt. Da sie hinsichtlich ihrer Ausbildung in Zahl und Ausdehnung die grösste Mannigfaltigkeit zeigen, so wollen wir zuerst ihr typisches Verhalten feststellen. Dieses finden wir bei den 152 B. Muskeln der Extremitäten. Hühnern und Kranichen. Die Muskellage entspringt aponeurotisch vom ganzen dorso-lateralen Rande des präacetabularen und acetabularen Tlium, ferner mehr fleischig vom correspondirenden Kamme des postace- tabularen Ilium, dabei etwas auf das distale Ende des Ischium über- greifend, welcher Theil dann vom M. caud. il. flexorius bedeckt wird. — Die Muskelfasern dieser breiten Schicht convergiren nach dem Knie zu, erreichen dasselbe aber nicht, sondern heften sich mit einer starken Aponeurose auf dem Endtheile des tiefer liegenden M. fem. tib. fest, ver- stärken mithin dessen zur Patella tretende Sehne. Innervation. Der präacetabulare Theil wird von einem Nerven versorgt, der der mittleren Gruppe des Cruralplexus angehört, zwischen dem Sartorius und dem M. il.-trochant. anterior hindurch in den Muskel eintritt; ein feiner Zweig dieses Astes ist in die mittlere, acetabulare Portion der Muskelplatte verfolgbar. Der postacetabulare Theil erhält einen mehrtheiligen starken Ast aus den Plexus ischiadicus. Der Nerv tritt unmittelbar hinter dem Antitrochanter hervor. Funetion. Der gesammte Muskel streckt den Unterschenkel; sein vorderer Theil hebt dabei den Schenkel, während der hintere ihn etwas nach Aussen zu ziehen scheint. Vergleiehung. Der vom Cruralplexus versorgte Theil entspricht dem M. ilio-tibialis anterior der Reptilien, beim Menschen ist davon nichts als der Tensorfasciae übrig geblieben. Der dem /schiadicus-Gebiete an- gehörige Theil scheint theilweise dem Glutaeus maximus zu entsprechen. Wir wollen im Folgenden die drei Portionen als Iho-tbialis anterior, Ilio-tibialis medius oder Tensor fasciae, und Iho-tibialis posterior oder Glutaeus maximus bezeichnen. Die hauptsächlichsten Verschiedenheiten sind folgende: Erstens in Bezug auf die Insertion. Die ganze Muskelmasse ist distal verkürzt und inserirt bereits auf der Mitte des M. femoro-tibialis, ohne also das Knie zu erreichen (Ciconia, 1bis, Tauben, Raubvögel, Papa- seien); oder sie reicht ziemlich bis zum Knie (die meisten Sumpf-, Hühner-, Schwimm- und Singvögel). Der M. ilio-tibialis anterior ist dabei gewöhnlich der längere. Bei Podiceps, nicht Jedoch bei Colymbus, ist fast nur der mittlere, dem M. llo.-tib. mediws entsprechende Theil entwickelt; dieser ist aber sehr breit und inserirt sich an der Zatella, auch durch Verwachsung an der Hinteraussenfläche des M. gastrocnemius, dabei bis zur Mitte des Unterschenkels herabreichend. Bei den Sphenis- ciden inserirt sich der mittlere und der sehr redueirte hintere Theil zu- sammen mit dem M. femoro-tibialis an der Aussenseite der Patella und am oberen Ende der Crista tibiae anterior externa. I. Häufig sind der IKo-tib. und der Sartorius mehr oder weniger mit einander verwachsen, so besonders bei Pterocles, Columbae, manchen Coccygomorphen (Rhamphastus, Podargus). Bei Steganopoden, Lariden, Alken und Chauna hingegen ist der /l.-tkb. vom Sartorius durch eine grosse Vögel. 153 Lücke getrennt; diese ist natürlich hauptsächlich dadurch hervorgebracht, dass entweder der Sartorius nur mit geringer Ausdehnung vom Ilium entspringt, oder dass der /lio-tibialis anterior sich auf den dem Acetabulum näheren Theil des Ilium beschränkt. Auch bei den Lamellirostren und den Sumpfvögeln bleiben beide Muskeln meistens getrennt. Am weitesten nach vorn reicht der Il.-tb. bei Colymbus, denn er entspringt ausser von dem ganzen lliumknorren auch noch von den Dorsal- fortsätzen der letzten drei Rückenwirbel, auch inserirt er nicht am M. femoro-tibialis, sondern direet an der Basis der Aussenkante der hohen Orista tibio- patellarıs. Hingegen fehlt der M. ilio-tib. anterior ganz bei Phoenicopterus. Ganz frei und bandförmig ist er bei Ducorvus, entspringend vom Vorder- (proximal) Rande des Ilium. Ganz allgemein ist der llio-tb. an seinem Hinterrande mit dem Mittel- theile, dem Tensor fasciae, verwachsen, doch lässt er sich bei manchen Sumpfvögeln, wie Grus, Crex, Numenius leicht davon trennen. Bei Rhea ist er fast ganz vollständig, und entspringt mit zwei Köpfen. Der eine kommt mit platter Sehne zusammen mit dem ventro-distalen Ursprunge des Sartorius (siehe dort) vom lateralen Iliumrande, der andere plattsehnig von einem kleinen Theile vor dem Processus acetabularis. Beide Köpfe sind durch eine vom dorsalen Iliumkamme kommende Apo- neurose mit einander verbunden. II. Der M. vko-tibialis medius oder M. Tensor fasciae. Diese mittlere Masse ist weniger Variationen unterworfen. Sie beschränken sich auf Reduction des musculösen Theiles, indem Ursprung und Insertion apo- neurotisch werden. Dieser Theil muss aus folgenden Gründen als eigener Muskel betrachtet werden. Obgleich der mittlere Theil der Innervation noch zum M. il.-tib. anterior gehört, ferner gewöhnlich mit demselben untrennbar vereinigt ist, so ist er doch bei manchen, wie z. B. bei den Ratiten vom /Il.-tib. ant. ge- trennt, hingegen mit dem Glut. post. vereinigt. Dass er in solchen Fällen wirklich in dem als einheitlich erscheinenden Glut. post. enthalten ist, wird am sichersten durch die Innervation aus dem Cruralgebiet erwiesen. III. Ilo-tibialis posterior oder Glutaeus posterior. Entspringt fleischig vom laterodorsalen Kamm des postacetabularen Ilium, und zwar vom grösseren Theile desselben bei den Ratiten, Hühnern, Tauben, Pterocles, den meisten Sumpfvögeln, Ardea, Alectoriden, Phoenicopterus, Lamellirostres, Colymbus, Podiceps, Cuculiden, Rhamphastus, Pici und Capı- toniden, und Passerinen. Bei Struthio und Casuarius, ferner bei einigen Rasores und bei COrypturus reicht er auf die Aussenfläche des distalen Ischium, daselbst dann vom M. caud-il. flexorius bedeckt. Sehr klein, mit seinem Ursprunge auf den Processus acetabularis beschränkt ist er bei den Steganopoden, Spheniscidae, Alken, Möven, Sturmvögeln, Papa- geien, Raubvögeln (ausgenommen Cathartes), bei Upupa, bei deu Coccygomorphen mit Ausnahme der Cueuliden, Ramphastidae und Coraciidae. Bei den meisten Coceygomorphen, ferner bei Ciconia, Ohauna, Sterna, den 154 B. Muskeln der Extremitäten. Eulen, und manchen Papageien ist sein Vorhandensein nur dadurch nachzuweisen, dass ein schwacher Nerv aus dem Ischiadicus sich zu der Hinterfläche der den Schenkel deckenden Muskelmasse begiebt. Bei Buceros und Podargus endlich scheint ein @lutaeus posterior wirklich ganz zu fehlen. - 35. M. femori-tibialis. (Taf. 23a, b, e.) Der’Tl. und II Theil. M. secundus tibiam movens. Aldrovandi. M. sedecimus femoris. Steno. Le muscle erural (Vaste externe et interne.) Vieq d’Azyr p. 276, No. 1. Innerer grosser Muskel. Merrem p. 159, No. 2. Cruralis oder eigentlicher Schenkelmuskel. Wiedemann p. 9%. M. eruralis cum vasto externo et interne. Tiedemann $ 297. Unterschenkelstrecker. Meckel, System p. 368, No. 7. . Tiefer Unterschenkelstrecker mit dem äusseren grossen Oberschenkel- muskel. Meckel, Archiv p. 268, No. 3 u. 4; p. 269, No. 6 u. 7. Le triceps erural. Cuvier p. 523. Extensor eruris anterior. d’Alton p. 34. Rectus femoris et vastus externus. Gurlt p. 26. Oruraeus et vastus externus. Owen, Cyelopaed. p. 296; Selenka p. 144, No. 89; de.Man p. 127, No. 15. Oruraeus. Owen, Apteryx p. 293. Cruralis et vastus externus. Quennerstedt p. 28. - Ar - Neander p. 18. M. femoro-tibialis. Gadow No. 17. Extensor eruris. Watson p. 115. Der; Il.-Theil, M. qwintus tibiam movens. Aldrovandi. M. sepdecimus femoris. Steno. Le droit interne (?) Vieq d’Azyr p. 278, No. 4. Hinterer grosser Muskel (?) Merrem p. 159, No. 3. Pectus femoris internus. Wiedemann p. 98. - - - Tiedemann $ 298. Gracilis, oder innerer gerader Schenkelmuskel. Meckel, System p. 367, No. 6; Archiv p. 269, No. 5. Vastus internus. Owen, Apteryx p. 294. = - de Man p. 128, No. 16. E - Quennerstedt p. 80. - - Neander p. 19. - - Alix p. 436. Crural interne, Gervais et Alix p. 31. Alix. Vögel. 155 M. rectus femoris internus. Gadow No. 16. Graciis Watson p. 115. Als M. femori-tibialis fassen wir alle die Muskeln zusammen, die vom Femur entspringen und, mit oder ohne Hülfe der Patella am Caput tibiae inseriren. Der ganze Complex zertällt mehr oder weniger deutlich in drei Muskeln und wird nach Aussen und vorn vom M. ilio-tibialis ex- ternus, an der Innenseite theilweise vom Sartorius, eventuell auch vom Ambiens bedeckt. I. Die äussere und vordere Masse (M. femori-tibial. ext.) ent- springt mit zwei kurzen dicken Köpfen; der äussere ziemlich von der ganzen Aussenfläche des Femur, am Trochanter externus beginnend; der mittlere (vom äusseren durch die Insertion des M. ilio-trochant. anterior getrennt), von der ganzen Vorderfläche des Femur. Beide Köpfe ver- “einigen sich sehr bald vollständig zu der dicken, die Muskulatur auf der Vorder- und Aussenseite des Schenkels bildenden Masse, und endigen mit einer sehr breiten, starken Sehne, die sich an der Patella, und mit Hülfe des Lig. patellare, auch an dem proximalen Rande des Tibia- kopfes inserirt. II. Die mittlere Masse (M. fem.-tib. medius), welche direct zur Patella tritt, wird gewöhnlich durch den M. ilio-tibialis anterior verstärkt, \ dessen flache Sehne seiner Oberfläche auflagert und mit ihr verschmilzt. Der äussere Theil wird in ähnlicher Weise durch den M. glutaeus posterior und Tensor vaginae verstärkt. (Siehe M. glut. post. s. «lio-tib. ext. med.) Häufig ist der äussere Muskel verhältnissmässig selbständig, besonders in seinem distalen Theile, und inserirt dann selbständig direct an der Aussenkante der Crista tibiae (Tauben, Papageien, Hühner, Sumpfvögel, Lamellirostres). Bei den Raubvögeln, Möven, Alca, Sula, AÄnser und den Passerinen sind der äussere und mittlere Theil stark verwachsen. Kurz, nur die letzten ?/, des Femur einnehmend, und dann sehr selb- ständig, ist der äussere Kopf bei den Hühnern, noch kürzer bei vielen Sumpfvögeln. In solchen Fällen, wo der äussere Theil selbständig ist, und sich nicht auf das proximale Drittel des Femur erstreckt, entspringt der mittlere Theil mit den beiden oben beschriebenen, von der Sehne des M. vlio-trochant. ant. getrennten Köpfen. Wir haben daher folgende Stadien bei diesem Muskel; 1) Ein Muskel, entspringend von der Aussen- und Vorderfläche des Femur, und inserirend an der Tibia. 2) Theilung in a. einem äusseren, von der Aussenfläche zur Tibia, b. einen mittleren (vorderen), von der Vorderfläche zur Patella. 3) Theilung in a. von der ganzen Aussen- und Vorderfläche, zur Patella, b. von der distalen Aussenfläche, zur Tibia. 156 B. Muskeln der Extremitäten. Il. (M. femori-tibialis internus.) Dieser Muskel ist meistens ganz selbständig, von stumpfwinklig dreieckiger Form, und entspringt vom Hinterrande des Femur, nach den Condylen zu allmählig seinen Ur- sprung mehr auf die Innenfläche verlegend. Er inserirt mit einer sehr selbständigen Sehne an der Innenecke der Crista tibiae; nur bei den Raubvögeln und bei den Steganopoden scheint er mit dem mittleren vorderen Theile des M. femori-tib. verwachsen zu sein. Bei Bucorvus und Grus beschränkt sich sein Ursprung nur auf die distale Hälfte des Schenkels. Bei Penelope supereiliosa entsprang er von der ganzen Länge des Femur und zeigte Andeutung eines Zerfallens der Länge nach in zwei Theile, besonders an der Sehne. Bei Lanius bentet war der ganze Muskel stark entwickelt und erhielt an seinem proximalsten Theile einen dünnen spindelförmigen, halbsehnigen Kopf von der Spina pubica. Es ist dieser Verstärkungskopf wahrscheinlich das Ueberbleibsel des den Passerinen verloren gegangenen Ambiensmuskels. Bei den Ratiten ist der M. femori-tib. int. am stärksten entwickelt, und zerfällt in mehrere Theile. Bei Rhea, Casuarius und Apterys besteht er aus zwei Theilen: einem proximalen, von der ganzen Länge des Femur entspringenden, und einem distalen, viel kleineren, der von der ganzen Innenfläche des Cond. int. fem. kommt (Rhea) oder sich auf das distale Femurdrittel ausdehnt (Struthio); beide Muskeltheile sind mit Ausnahme ihrer Sehnen etwas mit einander verwachsen. Eine ausserordentliche Ausbildung erreichen diese Muskeln bei den Ratiten. Sie zerfallen in drei. Der äussere Theil entspringt von der Aussenfläche des Femur, greift proximal bei Struthio sogar noch auf den Antitrochanter über. Weniger bei Rhea, mehr bei Struthio, am meisten bei Casuarius, ent- springt er ferner vom Hinterrande des Femur; bei Casuarius erstreckt sich dieser Ursprung auf den ganzen Hinterrand vom Trochanter bis nahe zum Condylus externus. Der Muskel umschliesst bei Casuarius den zweiten Theil vollständig scheidenartig, zumal da er sich mit seiner dieken Fleischmasse schräg distalwärts um den Schenkel zur Vorder- fläche des Kniegelenkes herumwindet; seine Sehne ist dem Suleus inter- condyloideus eingelagert und geht mit Hülfe der Patella zur Orista ant. tibiae. Der zweite Theil entspringt fleischig von den proximalen °/, der Aussen-, Vorder- und Hinterfläche des Femur, und wird bei Casuarius vom vorigen scheidenartig umschlossen. Bei Sfruthio und Rhea hat er ausserdem noch einen inneren Kopf, der die vordere Muskelmasse des Schenkels bildet; er kommt von der Vorder-Oberkante des Trochanter (medianwärts von der Sehne des M. ilio-troch.), und von der Vorderfläche des Femur; beide Köpfe vereinigen sich bald. Dieser zweite Theil ent- spricht dem mitleren Theile der Carinaten; er endigt in eine kurze Sehne. die über den Condyl. ext. herübergeht, theilweise als Ursprung für den lateralen Kopf des M. peroneus superfieialis dient, und an der Orista ext. Vögel. 157 tib. inserirt. Diese Sehne ist von den übrigen getrennt, bei Casuarius sogar vom äusseren Theile des Patellar-Complexes scheidenartig umhüllt. Ein dritter Theil bildet die Innenmasse der Schenkelmuskulatur, und entspringt, median von der Insertion der Mm. ilio-trochant., sehnig fleischig von der Vorderfläche des Femurhalses und vom grössten Theile der Vorder-Innenseite des Femur. Bei Struthio kommt er mit ungefähr 1 Cm. breiter Fleischsehne von dem unmittelbar den Innen- und Mittel- rand der Gelenkpfanne bildenden Rande des Os pubis; er ist schmal und spindelförmig, läuft mit starker Sehne an der Innenfläche des Schenkels lang, und inserirt am Innenrande der Crista tibiae bei Rhea macrorhyncha und Struthio. Dieser Muskel ist demnach einem verkümmerten M. ambiens sehr ähnlich; jedoch ist ein typischer M. ambiens bei Struthio vorhanden. Bei Rhea macrorhyncha endigt der Muskel mit langer, ziem- lich rundlicher Sehne am Caput cerist. tib., lateral am Sartorius und Ambiens. Bei Rh. Darwini dagegen ist er viel fleischiger, und endigt mit einer sehr breiten, flachen Sehne, die breiter werdend, sich allmählig auf der Patella verliert. Bei Rh. macrorhyncha gingen in der Mitte des Muskels einige aponeurotische Züge zum Ambiens, bei Rh. Darwini da- gegen vom Ambiens zu dem in Rede stehenden Muskel. Ferner ist zu bemerken, dass bei Ah. Darwini (micht bei Rh. macrorhyncha und Ih. americana) dieser dritte Theil vom vorderen (cephalic) Rande des Acetabulum entsprang, sodass er einen Theil des Lig. capsulare bildete, ohne jedoch mit dem Lig. teres zusammen zu hängen. Bei Casuarius zerfällt der „dritte Theil“ sogar wiederum in zwei. Der innere davon spaltet sich in Höhe der Mitte des Schenkels in eine breite, platte Sehne, die lateral an der des Sartorius und median von der des M. femoro-tib. internus vorbei, zum Innenrande der Patella tritt; eine andere Sehne ist viel schwächer, rundlich, und geht ebendahin, aber median von der Sartoriussehne. Es ist diese medialste Sehne auf Taf. XXI. fig. 1, Ratiten-Musku- latur, mit 55 III bezeichnet, und kann entweder zum M. fem.-tib. internus, oder zum fem.-tib. medius gerechnet werden. Innervation. Der äussere und mittlere Theil (I. und II.) wird vom mittleren Cruralgebiet aus innervirt; die starken Nerven treten zwischen den beiden Köpfen des mittleren Theiles ein. Der M. fem. tib. int. (III. Theil) wird zusammen mit dem M. ambiens und, bei den Ratiten, auch noch mit dem medialen Theile des M. fem. tb. medius versorgt. Function. Der M. fem. tib. medius + externus sind die Hauptstrecker des Unterschenkels, während der M. fem. tib. int. den Unterschenkel zu ab- dueiren und zugleich dem Oberschenkel etwas zu nähern scheint. Vergleichung. Der gesammte M. femori-tibialis entspricht zum grössten Theile dem M. extensor eruris quadriceps der Säugethiere, und zwar enthält er den Cruralis und die beiden Vasti, vielleicht auch einen Theil des Rectus femoris, sofern dieser nicht besser dem M. ambiens der Sauropsiden zu vergleichen ist. 158 B. Muskeln der Extremitäten. 36. M. eaud-ilio-femoralis. (Taf. 23, 23a, b, e.) M. sextus femoris. Steno. Le deuxieme abducteur de la cwisse Yioy Ay pe M. eruro- coxygien Schwanzhüftmuskel. Merrem p. 158, No. 2. M. erwro-coccygeus + adductor primus femoris. Wiedemann p- 96 u. 98. Adductor primus femoris -—- erwro-coccygeus. Tiedemann $ 225 u. 8 290, Birnmuskel. Meckel, System, pp. 355—357, No. 5. Birnenförmiger Muskel. Meckel, Archiv, p. 263, No. 8. Le femoro-caudien ou cruro-coceygien. Cuvier p. 288, No. 8, Gemellus superior + inferior. Gurlt p. 20 u. 27. Adductor longus femoris. Owen, Apteryx p. 291. Abaisseur superieur de la cewisse. Milne Edwards. Triceps adductor femoris (third head). Reid p. 143. Femoro-caudalis + Caput pelwinum m. femoro-caudalis Adductor longus. Selenka p. 141, No. 81. - - de Man p. 123, No. 8. Femoro-caudal + Accessory-femoro-caudal. Garrod. Femoro-coccygien. Gervais et Alix p. 32. - - Alix p. 433. M. caudi-ischio-ilio-femoralis. Gadow, No. 24. Adductor longus femoris + Orwro-coccygeus Watson p. 105. \ Sundevall. Hierzu kommen noch die kleinen Hülfsmuskeln, in der Literatur meistens ohne Namen: Ohne Namen: Meckel, System, p. 356, No.5 und p. 357, No. 7; Archiv p. 265, letzter Absatz vor No. 10, und p. 262, No. 6. a R | Owen, Apteryx p. 292, 291. Dieser Muskel erstreckt sich vom Schwanze und Ihum zum Femur und wird nach Aussen vom M. ilio-fibularis und dem M. :lio-flexorius bedeckt. Der Nerv. und die Art. ischiad. laufen ebenfalls lateral über ihn hin, nahe seiner Insertion, während die Femoral-Vene an seiner Innen- seite verläuft, ibn Belinach von M. pubi-ischio-femoralis trennt. Der M. caud. il. fem. ist äisserst grossen Schwankungen in seiner Ausbildung unterworfen. Wir beginnen mit seiner Schilderung bei den Ratiten, da er hier dem vermuthlich ursprünglichen Verhalten am nächsten kommt. Bei Rhea und Dromaeus entspringt er fleischig, von den hintersten Ursprüngen des M. glutaeus post. und dem M. caud. il. flexorius bedeckt, von dem distalen Os ischü und von den Querfortsätzen der ersten vier Vögel. 159 Schwanzwirbel; von dort erstreekt sich sein Ursprung auf die ganze Seitenfläche des Ilium bis nahe zum Antitrochanter, soweit das Ilium von dem Ursprunge des M. :vlio-fibularis freigelassen wird. Insertion mit breiter Ausdehnung am Hinterrande des zweiten Femur- viertels an der Linea aspera, unter vorheriger inniger Verwachsung mit dem M. accessorius caud. il. flex. Bei Struthio, Casuarius und Apteryx zerfällt der ganze Muskel bei mächtiger Ausbildung in 1) einen mehr proximalen, breiten Kopf (Caput iliacum), der von der Seite des präacetabularen Ilium und von der Membrana ischio-iliaca entspringt, 2) einen distalen, oder mehr lateralen, schlankeren Theil, entspringend von den Schwanzwirbeln. Die Insertion ist durch eine platte, nur ungefähr 2 Cm. breite Sehne vermittelt, die sich am Ende des ersten Femurdrittels befestigt, und ganz von M. «acces- sorius des M. caud. il. flex. getrennt ist. Ausserdem findet sich bei den meisten Ratiten (nicht bei Struthio) und bei CUrypturus ein sehr kleiner Muskelkopf, der vom Hinterrande des Antitrochanter selbst entspringt, und lateral vom N. ischiadicus ver- läuft. Bei Struthio findet sich gewöhnlich ein anderer kleiner Kopf, der als eine Abspaltung vom vorderen, proximalen Rande des Haupttheiles zu betrachten ist; er verläuft dementsprechend medial vom N. ischiadicus. Diese oben beschriebene Theilung des genannten Muskels in eine Pars caudalis und eine Pars ıliaca ist bei den Carinaten weiter durchgeführt, und zwar mit allen möglichen Variationen. Carinaten. I. Fall. Der Muskel besteht aus einer Pars caudi- femoralis, und einer Pars :lio-femoralis. Die erstere ist gewöhnlich schlanker, und selbstverständlich länger als die andere, und entspringt von den Querfortsätzen einiger Schwanzwirbel; sie läuft dann unter dem Ursprunge des M. caud-ilio-flexorius, und über dem distalen Ende des Os ischiü durch, und inserirt mit geringer Ausdehnung am Hinterrande des Femur, gewöhnlich nahe dem Ende des ersten Drittels. Die Pars ilio-femoralis ist gewöhnlich auf die letzte Hälfte, oder das mittlere Drittel der Seitenfläche des Ilium beschränkt, greift aber bisweilen (Colymbus, Penelope, Talegalla, Peristera) auf die benachbarten Theile des Ischium über. Beide Köpfe (P. iliaca und P. caudalis) verbinden sich mit einander. Einen solchen doppelten, mithin wirklichen M. caud- ilio- femoralis besitzen die Rasores, Orypturus, Lamellirostres, Procellarüdae, Sterna (sehr schwach), Colymbus, Spheniscus, Aptenodytes, ete. lI. Fall. Nur die Pars caudi-femoralis ist, und zwar als ein dünner Strang, entwickelt, während die Pars ilio-femoralis ganz verloren gegangen ist: Passeres, Piei, fast alle Coccygomorphae, Psittaci, Raptores, Striges, Ardeidae, Ciconia, Steganonodes. II. Fall. Nur die Pars ilio-femoralis ist vorhanden, während die Pars caudalis fehlt: Podiceps, Pavo, Meleagris, Otis, Dicholophus eristatus, Serpentarius, Phoenicopterus. 160 B. Muskeln der Extremitäten. IV. Fall. Der Muskel ist völlig verschwunden, dies ist jedoch selten, z. B. bei Dicholophus Burmeisteri und Leptoptilus. Diese 4 Formen sind durch Zwischenstufen verbunden, die bisweilen durch sehr nahe verwandte Vögel repräsentirt werden. So besitzen z. B. Oedienemus supereiliaris und Oed. bistriatus, ausser der Pars ihiaca die Pars caudalıs, obgleich sehr schwach ausgebildet, während bei Oed. grallarius die letztere ganz fehlt (Garrod). Der den Otidinae nahe ver- wandte Dicholophus eristatus hat die Pars caudalis eingebüsst, D. Bur- meisteri beide. 22 Bei Alca torda fand ich nur die P. caudalis entwickelt, während nach Garrod beide Theile vorhanden sein sollen. Bei Ciconia, den Strigess und den Cathartidae ist die allein vor- handene P. caudalıs äusserst schwach entwickelt, und fehlt ganz bei Leptoptilus. Grosse Verschiedenheit herrscht bei den kleineren Grallae, während ausserdem bei Charadrius plwvialis und bei Vanellus eristatus die Pars iliaca, hinsichtlich ihres Vorkommens überhaupt, variirt. Für weitere Angaben möge die folgende Tabelle dienen. Vögel. 161 Uebersicht der Entwicklung des M. caud-il.-femoralis.*) Der Muskel besteht aus: I. Pars caudalis II. P. caudalis allein. | II. P. iliaca allein. IV. Der Muskel fehlt. | + P. iliaca, Ratitae | | Orypturi | Rasores | Pawo Meleagris | Pterocletes | | Golumbae | Lopholaemus antarc-, ticus Didunculus Grallae pt: | Glareola ı Scolopacinae Numenius Tringinae Haematopus | Strepsilas Himantopus Parra Crex Oedienemus supercilio- | sus | Oedicnemus grallarius, - bistriatus Otis Charadrius. ..... | Eupodotis Vanellus | Dicholophus cristatus ’ | Grus Eudocimus Ibis Platalea Ciconiinae Phoenieopterus Sterninae Larinae Uriinae Procellariidae Bulweria Ardeinae Steganopodes Colymbus Podizeps Spheniscus Aptenodytes Lamellirostres Raptores Serpentarius Striges Psittaci Gentropus Coceygomorphae (pt.) Guira Piei Phoenicophaes Cypselomorphae Corythaix Passeres Dicholophus Burmei- steri Leptoptilus Den eigentlichen Grund für diese Mannigfaltigkeit anzugeben ist uns noch nicht möglich. Man könnte sich versucht fühlen, das Fehlen der Pars caudalis und das Verschwinden des gesammten Muskels bei Serpen- tarius, Dicholophus, Phoenicopterus, Leptoptilus und den Otidinae mit der *) Die abweichenden Genera und Species sind durch liegende Schrift hervorgehoben. Bronn, Klassen des Thier-Keichs. v1. 4. 14! 163 B. Muskeln der Extremitäten. langbeinigen Statur dieser Vögel in Verbindung zu bringen. Dem stehen aber Pavo, Meleagris und besonders Podiceps im Wege. Innervation. Durch einen starken Ast aus dem Pl. ischiadieus. Ein Theil dieser Nerven tritt sofort nach Verlassen des Beckens in der Muskel ein, während der Haupttheil zwischen dem Muskel und dem Os ischii weiter geht, und sich dann in mehrere Zweige theilt, deren hinterster die Pars caudalis versorgt, während die anderen die Mm. caud-i.-flex. et isch.-flex. innerviren. Funetion. Dieser Muskel zieht den Oberschenkel nach hinten an den Stamm und zugleich etwas nach aussen, den Schwanz aber schräg ab- und seitwärts. Durch die direete Verbindung des Oberschenkels mit dem Schwanze wird die wippende Bewegung desselben bei schreitenden Hühnern hervorgebracht. Wirken die beiderseitigen langen Muskelköpfe zugleich, so wird durch diese der Schwanz abwärts gezogen. Die Wirkung des Muskels ist demnach eine ziemlich zusammengesetzte. Vergleichung. Als Adduector femoris kann der Muskel nur phy- siologisch aufgefasst werden, nicht aber anatomisch, da die eigentlichen Adductores hauptsächlich dem Obturatorgebiete angehören. Bei den Amphibien entspringt der entsprechende Muskel nur von der Schwanzwirbelsäule, zeigt also das älteste Verhalten. Bei den Reptilien greift sein Ursprung schon gemäss der stärkeren Ausbildung des Beckens auf das llium über und wird zu einem M. caud-ilio + caudi-femoralis. Bei den Vögeln ist der Ursprung noch mehr verkürzt, kopfwärts verlegt worden und kann der Muskel vom Ischium und Ilium entspringen, während sein ursprünglicher vom Schwanze kommender Theil ganz häufig auf- gegeben ist. Er entspricht dem M. pyriformis der Säugethiere. 37. M. caud-ilio-flexorius. (Taf. 23, 23a, b, ce.) M. sextus tibiam movens: Aldrovand. M. tertius femoris. Steno. Le muscle qwi tient la place du demi-membraneux ou du demi-nerveuz. Vicg PAZyr MP. 272. Neo Hinterer Anzieher des Beines. Merrem p. 159. No. 4. Flexor eruris posterior. Wiedemann p. 96. Flexor eruris tertius s. posterior. Tiedemann $ 301. Le musele demi-nerveux. Cuvier p. 524. Schienbeinbeuger. Meckel, System p. 362. No. 3; Archiv p. 269. No. 8. Semitendinosus. Owen. - Selenka p. 143. - de Man p. 126. No. 15; Quennerstedt p. 26. - Garrod. Watson p. 113. Demi-tendineux. Gervais et Alix p. 32. E Alix p. 441. M. caudi-iio-flexorius. Gadow No. 25. Vögel. 163 Der M. caud-i.-flex. ist wegen seiner grossen Formverschiedenheiten ‘und wegen seiner häufigen Verbindung mit benachbarten Muskeln, sehr schwer zu beschreiben. Am vollständigsten entwickelt ist er bei den Ratiten, Hühnern und meisten Wadvögeln. Meistens von bandförmiger Gestalt, entspringt er zweiköpfig von den Querfortsätzen der ersten drei Schwanzwirbel, und vom Seitenrande des linken Iliumtheiles; er bedeckt von aussen, und kreuzt daher, den langen Kopf des M. caud-il.-flex. nebst dem M. ischio- flexorius, und erstreckt sich, medial vom N. ischiadiceus, in die Kniekehle. Hier theilt er sich; sein Haupttheil geht als ein oblonger, fleischiger Muskel zur Linea aspera des distalen Femur, während sein zweiter Theil im rechten Winkel abwärts sich zum Caput femorale internum des M. gastroenemius begiebt. Durch veränderte Zugrichtung hat sich eine starke Zwischen- sehne in dem Muskel ausgebildet, und da die Richtung dieser Sehne mit der Fortsetzung derjenigen des zum Gastroenemius absteigenden Theiles zusammenfällt, so hat es den Anschein, als ob die am Femur inserirende Portion ein accessorischer Kopf des ganzen Muskels sei, daher seine Be- nennung als M. accessorius semitendinosi. Diese Auffassung scheint mir unrichtig zu sein. Wir haben den sogenannten Accessorius als die femo- rale Insertion, und nicht als einen femoralen zweiten Ursprungskopf zu betrachten. Die Gründe hierfür ergeben sich aus folgender Betrachtung. Bei Rhea und bei Casuwarius bildet der vermeintliche Accessorius eine Muskelplatte, die von den ganzen letzten zwei Dritteln des Femurhinter randes sich schräg zum Rande des Hauptmuskels begiebt; ihre Fasern eon- vergiren aber nicht etwa distalwärts (wie zu erwarten wäre, wenn der Ur- sprung des „Accessorius“ sich am Femur befände), sondern die beider- seitigen Fasern bilden einen nach dem Acetabulum hin geöffneten stumpfen Winkel. Ein analoges Verhalten zeigt der bei den Crocodilen als M. caudi-femoralis beschriebene Muskel, welcher vom Schwanze entspringt und erstens am Femur in der Nähe der Trochanteren, und zweitens mit einer langen Sehne am Tibiakopfe: inserirt. Es ist zu vermuthen, das ursprünglich der M. caud.-i.-flew. vom Ilium und Schwanze entspringend, sich beinahe an der ganzen Hinter- fläche des Femur, vom Trochanter bis zur Kniekehle — inserirte, vielleicht in direeter Verbindung mit denjenigen Muskeln an der Beugeseite des Unterschenkels, aus denen sich später unter Anderen der M. gastroene- mius entwickelte. Später hätte sich dann die in dem Winkel zwischen Femur und Becken liegende Muskelpartie rückgebildet, in anderen Worten, die Insertion am Femur wurde auf das distale Viertel redueirt; so z. B. bei Phoenieopterus und Corythaix, oder nur auf das letzte Fünftel (Ardea), oder die Insertion wurde noch mehr beschränkt, und das so- genannte Accessorius scheint als rundlicher kräftiger Muskelbauch, der in der Regio intercondyloidea inserirt ist, resp. zu entspringen scheint (Struthio). Der „Accessorius“ und der Ursprungskopf des mittleren Kopfes des Gastro- enemius fallen dann zusammen, und es hat den Anschein, als ob der M. Eh 164 B. Muskeln der Extremitäten. cand.-i.-flex. sich am Hinterrande des Gastroenemius inserirte (Larus, Chauna). Eine Zwischenstufe zu diesem von dem ursprünglichen Ver- halten findet sich bei Corythaix. In anderen Fällen kann der M. caud.-il.-flex. seine Verbindung mit dem Femur ganz aufgeben; der ‚Accessorius ist dann nicht etwa ganz verschwunden, wie dieser Fall gewöhnlich aufgefasst wird, sondern er bildet den nun als selbständigen Muskel erscheinenden mittleren femoralen Kopf des M. gastroenemius. Der M. caud. il.-flex. selbst inserirt sich dann mit platter Sehne dicht unterhalb des Tibiahalses an der Tibia ohne Verbindung mit dem M. gastroenemius. Ein Theil des früheren ‚Acces- sorius“, eigentlich das Insertionsende des M. caud-iio-fleworius ist dem- nach schliesslich zum Ursprungstheile eines anderen Muskels geworden. Prof. Selenka’s Vermuthung, dass der ,M. accessorius“ ein Theil des M. gastroenemius sei, ist demnach in gewissem Grade richtig. Endlich kann der genannte M. caud.-i.-flex. rückgebildet werden, und spurlos verschwinden. Sehr häufig sind der M. caud.-il-flex. und der M. ischio-flex in der Nähe des Unterschenkels mit einander durch ein apeneurotisches Band verbunden, so z. B. bei vielen Rasores, Co- Jumbae, Psittaci, Steganopodes, Ratitae ete Ist die Femoral- Insertion aufgegeben, so inseriren beide Muskeln mit gemeinschaftlicher Sehne an der Tibia. Als Verschiedenheiten des Ursprungstheiles des M. caud.-il.-flex. seien hervorgehoben, erstens: bei vielen Vögeln ist er auf das Ilium beschränkt, während der caudale Kopf obliterirt ist; so z. B. bei Larus, Ardea, Grus, Phoenicopterus, Crex, Colymbus, Corythaix, Podargus, Domicella; zweitens: er entspringt vom Ilium und dem Schwanze: Eudocimus, Numenius, Rasores, Pterocles, Bucorvus, Rham- phastus ete. Bisweilen erstreckt sich der Ursprung auf das benachbarte Ischium, nachdem der caudale Theil verloren gegangen (Cieonia). Bei Rhea und bei Spheniscus dagegen entspringt er fast nur vom Schwanze. Alle erdenklichen Stufen betreffend diese Verkürzung und Verschieden- heiten des Ursprunges des Muskels sind vorhanden. Die hauptsächlichsten Formverschiedenheiten des Muskels sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst; die abweichenden Genera sind durch den Satz hervorgehoben. Vögel. 165 Uebersicht der Entwieklung des M. caud-il.-flexor. I. Insertion am Femur (,M. | | . . | .,, II. Insertion an der Tibia | accessor.‘* vorhanden) und mit - = r Tibia | | absteigender Sehne am Cap. | und am M. gastrocnemius; | Ill. Der ganze Muskel fehlt. med. gastrocnem. | (M. accessor. fehlt). l IBOSSETES BEI A ne ars Dierurus BIcptyre rn Picus Picoides Steatornis Caprimulgus a Cypselinae Coceygomerphae. . . . . Trogon ‚ Galbula Alcedininae Psittaci | WRNamteS te Vest Gehlren rs N E.| - Raptores Serpentardus Striges Grallae Laridae Ardeinae Giconlinae Phoenicopterus | Rasores | Golumbae Grypturi Ratitae IR) a ELONIE RE me ae: Phalacrocnrax 2, u 732,7. | Fregata Sula ı Pelecanus Proeellara 2 . u 22. 2.” \"Tubinares | ı Lamellirostres | ‚ Alca | | Uria | \ Golymbus | | Spheniscus Mithin ist erstens der M. caud.-il.-flex. typisch entwickelt bei der überwiegenden Mehrzahl der Vögel; kurz gefasst, bei den Passeres, den meisten „Pieariae“ und bei sämmtlichen Hühner-, Tauben-, Wadvögeln und den Ratiten. Die Ausnahmen ergeben sich aus dem zweiten und dritten Falle. Zweitens: Der Muskel hat seine Verbindung mit dem Femur ver- loren, oder was dasselbe, es fehlt der sogen. M. accessor. semitendinosi bei Dierurus, Pieus, Picoides, Trogon, Galbula, Alcedininae und bei allen „Sechwimmvögeln“ mit Ausnahme der Möven und von Procellaria. Drittens: Der Muskel fehlt gänzlich bei den Cypselinae, bei den Tag- und Nachtraubvögeln (ausgenommen Cathartes undSerpen' tarius) und bei Fregata. 166 B. Muskeln der Extremitäten. Als bemerkenswerth ergiebt sich ferner aus dieser Zusammenstellung, dass einzelne Familien in sich grössere Verschiedenheiten aufweisen, als im Vergleiche zu anderen benachbarten Gruppen, z. B. Dierurus, die Steganopodes, Tubinares. Innervation des Haupttheiles durch einen Nervenast aus dem hinteren Theile des Plexus ischiadicus, zusammen mit dem M. ischio-flexo- rius; der femorale Accessorius dagegen erhält einen Zweig aus dem hinteren Stamme des N. ischiadieus; es ist aber wahrscheinlich, dass dieser Zweig nur äusserlich mit dem N. ischiadieus verbunden ist, während seine Wurzel nicht weit von der des Hauptzweiges des M. caud.-il.-flex. zu suchen ist. Function, siehe beim folgenden Muskel. Vergleichung. Der M. caud-il.-flex. entspricht dem Flexor tibialis externus der Reptilien und dem M. semitendinosus der Säugethiere. Vin : ; : es 38. M. ischio-flexorius. (Taf. 23, 23a, b, ce.) KR M. septimus tibiam movens. Aldrovand. M. quatuor decimus femoris. Steno. Demi-nerveux (?). Vieq d’Azyr p. 277. No. 3 (pt.). Biceps (pt... Vieq d’Azyr 1774. p. 507. No. 3. Kleiner Lendenmuskel (?). Merrem p. 158. No. 4. Flexor eruris tertius. Wiedemann p. 97. Flexor eruris quartus. Tiedemann S$ 302. M. demi-membraneux. Cuvier p. 523. Ohne Namen. Meckel. System p. 364. No. 4. — Archiv p. 270. No. 9. | Flexor eruris tibialis. d’Alton p. 34. Semimembranosus. Gurlt p. 29; Selenka p. 144. (pt.) Quennerstedt p. 27. - (pi) Neanderp. 17. - De Man p. 127. No. 14; Garrod. - Watson p. 113. Le droit interne. Gervais et Alix p. 32. - Alix p. 442. M. ischio-flexorius. Gadow No. 26. Dieser bandförmige, schmale Muskel Jäuft gewöhnlich parallel mit dem vorigen an dessen hinteren und inneren Rande; er ist demnach der am weitesten nach hinten gelegene aller vom Becken zum Unterschenkel tretenden Muskeln. Am einfachsten ist er bei den Vögeln, welche keinen M. caud.-il.-flex. besitzen. Der M. ischio-flexorius entspringt dann dünn und flach von der Aussenfläche des latero-distalen Ischium, wo dasselbe sich mit dem Scham- beine verbindet, und inserirt sich mit platter Sehne an der Hinter- oder an der Innenfläche bisweilen an der Crista anterior des Tibiahalses. Vögel. 167 Dieser Muskel ist wohl bei allen Vögeln vorhanden, obgleich bis- weilen sehr redueirt, z. B. bei Podiceps, einigen Tauben und bei Pterocles. Die Verschiedenheiten betreffen seinen Ursprung und seine Insertion. So entspringt er vom mittleren Drittel des Sitzbeines, daher mit seinem Ursprunge proximal, anstatt wie gewöhnlich distal von dem des M. caud.- il.-flex. liegend bei Alca, Colymbus, Numida, Corythaix; am weitesten proximal, d. h. bis zum distalen Rande des Foramen obtwratum hinauf- reichend, bei Rhea, nicht aber bei den anderen Ratiten. Häufig greift sein Ursprung auf einen kleinen Theil des benachbarten Schambeines über. Bei Phoenicopterus hat er eigenthümlicher Weise zwei Köpfe; der proximale ist der breitere und kommt vom Sitzbein, der distale bei weitem schmalere, vom Schambein. Am merkwürdigsten ist dieser Muskel bei den Spheniscidae, denn er setzt sich aus zwei verschiedenen Köpfen zusammen, von denen, der eine vom distalen Ende des Schambeines und einem Theile des Ischium entspringt, während der andere in fächerförmiger Ausdehnung von- der Aponeurose der Seitenfläche der Bauchmuskeln entspringt. Jedenfalls ist dieser zweite Kopf eine ventralwärts ausgedehnte Vergrösserung des ältesten, typischen Theiles. Beide vereinigen sich erst in der Nähe der Kniekehle und inseriren sich ganz selbständig etwas oberhalb der Sehne des M. ischio-tibialis an der Crista tibiae interna. Die Insertion des M. ischio-flexorius wird nur durch seine Verbindung mit dem M. caud.-il.-flex. eomplieirt. Hat der letztere Muskel keine femo- rale Verbindung, so begeben sich die Endsehnen dieses Muskels und des M. ischio-flex., mehr oder weniger vereinigt, zum Tibiahalse; ist dagegen der sogen. M. accessorius entwickelt, so inserirt sich der M. ischio-flex. entweder, wie gewöhnlich, am Tibiahalse, ohne jegliche Verbindung mit dem anderen Muskel und dem M. gastroenemius (Ardea, Chauna, Ciconia, Phoenicopterus, Corythaix, Rhamphastus, Bucorvus, Podargus etc.) oder der M. ischio-flex. verbindet sich mit dem M. caud.- il-flex. in dem Winkel, wo beide mit dem ‚Accessorius‘‘ zusammentreffen ; beide Muskeln inseriren sich dann sehnig erstens an der Tibia, und zweitens am mittleren Kopfe des M. gastrocnemius. Sehr häufig sendet der M. ischio-flex. eine kurze Sehne zu diesem Gastroenemius-Kopfe, auch wenn der erstere Muskel nicht mit dem M. caud.-il.-flex. verbunden ist. Diesem Verhalten ist demnach nur ein sehr geringer Werth beizulegen. In Wirklichkeit finden sich bei nahe ver- wandten Vögeln die verschiedensten Combinationen dieser Muskeln. Wahrscheinlich hat der M. caud.-i.-flex. dadurch, dass er sich vorher mit dem M. isch.-flex. verband, seine tibiale Insertion bewerkstelligt; so ist dann auch die Möglichkeit einer Verkümmerung seines femoralen Theiles, des „Accessorims“ erklärt. | 1685 B. Muskeln der Extremitäten, Innervation zusammen mit dem M. caud.-il.-flex. aus dem hinteren Theile des Plexus ischiadieus. Funetion. Ist der Muskel nur an der Tibia inserirt, so addueirt und beugt er den Unterschenkel; ist er aber ausserdem mit dem M. gastroenemius und dem M. caud.-il.-flex. verbunden, so ist seine Wirkung eine sehr complieirte und fällt zum grossen Theile mit der des vorigen Muskels zusammen: erstens Niederziehung (Adduction) des Oberschenkels mit Hülfe der femoralen Insertion; zweitens Beugung des Unterschenkels; drittens Nachhintenziehen des Ober- und des Unterschenkels; viertens Unterstützung des Tendo Achillis. Vergleichung. Der M. isch.-flex. der Vögel entspricht dem Flexor tibial. internus der Reptilien und dem M. semimembranosus der Säugethiere. 39. M. ilio-fibularis. (Taf. 23, 23a, b, c.) M. octavus tibiam movens. Aldrovand. Biceps. Viecgq d’Azyr p. 277. No. 3. - Cuvier p. 523; Quennerstedt p. 25. - Neander p. 16; Selenka p. 143; de Man 126. Nr. 12. Zugespitzter Wadenbeinmuskel. Merrem p. 159. No. 5. Flexor eruris anterior. Wiedemann p. 9. Flexor eruris primus anterior. Tiedemann $ 29. Aeusserer oder Wadenbeinbeuger. Meckel. System p. 361. No. 2. - - - - Archiv p. 271. No.10. Flexor eruris fibularis. d’Alton p. 34. Caput breve bieipitis femoris. Gurlt p. 34. DBiceps flexor eruris. Owen. Pulsator. Sundevall. Biceps femoral. Gervais et Alix p. 32. - - Alix p. 440. Biceps eruris. Garrod. Biceps femoris. Watson p. 112. M. ilio-fibularis.. Gadow No. 27. Der M. :ilio-fibularis wird nach aussen nur vom Glutaeus posterior be- deckt, wo dieser fehlt, liegt er subeutan. Seine Medianfläche liegt dem N. ischiadicus und den grossen Gefässen unmittelbar auf. Er entspringt vom grösseren Theile des Margo latero-dorsalis des postacetabularen Ilium. Der Muskel spitzt sich gleichmässig zu und geht in der Nähe des Unter- schenkels in eine runde, starke Sehne über; diese läuft, begleitet von einem der Hauptstäimme des N. ischiadicus durch eine Sehnenschlinge *), *) Diese Sehnenschlinge liegt an der Aussenseite der Kniebeuge und ist folgender- massen gebaut: Sie besteht gewöhnlich aus drei Schenkeln, von denen die beiden Hauptschenkel zu- sammen von der Aussenfläche des Condyl.-ext.-fem., unmittelbar proximal vor dem Ligam. genu laterale ex»t. entspringen. Von dem äusseren Sehnenschenkel entspringt fleischig ein Vögel. 169 und inserirt, zwischen dem äusseren und mittleren Kopfe des M. gastro- cnemius durchtretend, an der Tuberositas fibulae, ungefähr in der Höhe des Endes des ersten Tibiafünftels. Bei Struthio allein sendet die Endsehne des M. ilio-fibularıs, bevor sie durch die Schlinge tritt, einen erst fleischigen, aber bald aponeurotisch werdenden Arm zum äusseren Hinterrande des äusseren Gastrocnemius-Kopfes. Die Variationen dieses Muskels beschränken sich lediglich auf die Ausdehnung seines Ursprunges. Er ist sehr stark und entspringt vom ganzen Kamme des postacetabularen Ilium bei den Störchen, bei Phoenicopterus, den Grallae, Papageien, Tauben (auch Diduneulus). Etwas kürzer, weniger distal herabweichend, aber unter Verwachsung mit dem rudimentären M. glutaeus posterior vom Antitrochanter, bei Larus. Vom grössten Theile des postacetabularen Iliumkammes, aber nicht vom Antitrochanter, bei den meisten Coccygomorphen, auch bei Colymbus. Von den ersten ?/, des postacetabularen Kammes, und mit dem rudimentären Glut. post. verwachsen, von der Aponeurose des letzteren, bei Chauna. Von der ersten Hälfte des Kammes, vom Antitrochanter an, bei den meisten Hühnern, Lamellirostres, Steganopodes, Alca, Spheniseus und Raubvögeln. Von den ersten °/, bei Ardea, Grus, Anser domesticus. Bei Corythaix persa war der Muskel doppelt; eine Hälfte entsprang fleischig von der lateralen Fläche des Ilium hinter dem Antitrochanter; die zweite fleischig von der starken Tuberosität in der Mitte des postace- tabularen Ilium. Innervation durch einen viel verzweigten Ast, der den N. ischia- dieus gleich nach dessen Austritte aus dem Becken verlässt und dicht hinter dem Antitrochanter in den Muskel eintritt. Function. Indem die Endsehne durch die Sehnenschlinge eine neue Richtung erhält (beinahe im rechten Winkel geknickt wird), zieht der M. ilio-fbularis den Unterschenkel nicht einfach an den Stamm, son- dern beugt und hebt er ihn, dadurch dass er ihn dem Oberschenkel nähert. grosser Theil des Cap. ext. m. gastrocnemü. Der dritte Schenkel geht als breiteres aber kürzeres Sehnenband rechtwinklig von der Ursprungssehne des inneren Kopfes des M. per- Foratus dig. IV zum äusseren Schenkel ab, und wird nach aussen vom M. flew. perforans et perforatus II bedeckt. Die Entstehung dieser Schlinge (von de Man Bicepsband genannt), ist wohl so zu er- klären, dass der M. ikio-fbularis ursprünglich mehr von der acetabularen Region des Beckens entsprang, und dass seine Endsehne demnach über die Vorderfläche des Kniees ging, ähnlich wie jetzt der. M. ilio-tibialis; als dann später der M. .J.-Aib. zugleich mit der Ausdehnung des Beckens seinen Ursprung weiter caudalwärts verlegte, somit in einer anderen Zugrichtung wirkte, zog seine Endsehne (vielleicht in eine Sehnenscheide auf dem Knie eingebettet), diese sehnige Scheide distalwärts herab und bildete sie gewissermassen zu einer Rolle aus. Ohne diese Sehnenschlinge würde der Muskel bei seiner jetzigen Lage den Unterschenkel nur an das Becken ziehen, nicht aber strecken können, 170 B. Muskeln der Extremitäten. Vergleiehung. Der M. iko-fibularis findet sich in ganz ähnlicher Ausbildung auch bei den Amphibien und Reptilien, während er bei den Säugethieren sich in den M. biceps eruris und vielleicht einen Theil des. Glutaeus mazximus umgebildet hat. 40. M. ischio-femoralis. (Taf. 23a, b.) M. quartus femoris. Aldrovandi. M. duodeeimus femoris. Steno. Le muscle qui tient la place du quarre. Vieq d’Azyrep. 273. No. 10. Rotator femoris. Wiedemann p. 97. Obturator externus. Tiedemann $ 289. - Watson p. 107. Zweiter Niederzieher, oder viereckiger Meckel System p. 357. Schenkelmuskel, oder äusserer Hüft- No. 6. beinlochmuskel. Archiv p. 265. No. 10. Le carre de la cwisse. Cuvier p. 503; Milne-Edwards. (remellus superior. d’Alton p. 32. Glutaeus maxımus. Coues p. 168. (uadratus femoris. Gurlt p. 27. - - Selenka p. 140. No. 79. - - De Man p. 122. No. 6. Pyramidalis. Owen, Apteryx p. 291. Kuhlp. 79. Pyriformis. Quennerstedt p. 19. Neander p. 13. Le carre. Gervais et Alix p. 32. — Alix p. 432. M. ischio-femoralis. Gadow. No. 23. Der M. ischio femoralis ist der tiefstliegende der am proximalen Femur inserirenden Muskeln. Lateral wird er entweder von dem breiten, proxi- malen Kopfe des M. caud. il. fem. oder, wenn dieser nicht vorhanden, vom M. ilio-fibularis bedeckt. Auf seiner Aussenfläche gehen der N. ischiadieus und der zum M. ischio-flexorius und zum M. caud.-i.-flexorius tretende Nerv hinweg. Er ist von länglich viereckiger Gestalt und entspringt stets fleischig, gewöhnlich von dem das Foramen oblongum begrenzenden Theile des Os ischi, ferner von der dieses Foramen schliessenden Membran. In den meisten Fällen erstreckt sich sein Ursprung auf den distalen Rand des Foramens. Sehr häufig breitet sich sein Ursprung auch auf die angren- zenden Partien des Ilium aus, soweit dieses vom M. ilio-kbularis frei- gelassen ist; hauptsächlich so bei den Tag- und Nachtraubvögeln, den Störchen und einigen Hühnern. Während er bei den meisten Passerinen und Coceygomorphen sich weit auf den distalen Theil des Ischium erstreckt, ist er auffallend kurz bei den meisten Möven, \ Vögel. 171 Alea, Spheniseus, Enten, Phoenicopterus. Es kommen jedoch häufig grosse Verschiedenheiten in der Ausdehnung des Ursprunges dieses Muskels bei nahe verwandten Familien vor, sodass eine allgemeine Regel sich nieht aufstellen lässt. Bei Rhea entspringt er vom proximalen Theile der Membrana ischio-pubica, nicht vom Os ischii selbst (gemäss der eigen- thümliecben Beckenformation). Bei Casuarius und Apteryx dagegen ist er auf den proximalen Theil des Os ischit beschränkt. Bei Struthio entspringt er vom ersten Drittel des Os ischü, und distal, von einem grossen Theile der Membrana ischio-tliaca. Insertion: mit kurzer dieker Sehne, die des Obturator kreuzend, zur Aussenfläche der Trochanter. Bei Casuarius sind beide Sehnen mit einander verwachsen. Innervation. Durch einen Ast aus dem Plexus ischiadieus, der sich sehr früh vom N. ischiadieus nach dessen Austritt aus dem Becken ab- zweigt. Function. Zieht den Oberschenkel nach aussen und rückwärts an den Stamm, also Abduction. Vergleiehung. Der M. ischio-femoralis hat sich aus dem M. pub.- isch.-fem. post. der Reptilien entwickelt; er scheint dem M. quadratus femoris, ausserdem vielleicht wegen seiner Angehörigkeit zum Ischiadieus- Gebiet den Gemelli der Säugethiere zu entsprechen. „Das Verhalten des Gemelli zum Obturator internus ist so aufzufassen, dass die Gemelli auf der Aussenfläche des Beckens liegen gebliebene Portionen eines Muskels vorstellen, der zwischen beiden hindurch seinen Ursprung auf die Innenfläche des Beckens ausgedehnt hat.“ (Gegen- baur.) Vergl. auch M. obturator und dessen Mm. accessorü. 41. M. obturator. (Taf. 23c, Fig. 2.) M. qwintus femoris. Aldrovandi. M. decimus femoris. Steno. L’ikaque interne. Vieq d’Azyr p. 275. Ihiacus internus. Wiedemann p. 98. z - Tiedemann $ 29. Dritter Anzieher, Einwärtszieher Meckel, System p. 359. No. 10 oder nen Archiv p. 265. No. 11 u. 12. Obturateur interne. Cuvier p. 503. Obturatorius. d’Alton p. 33. Obturator intermus. Owen, Apteryx p. 292; Reid p. 145; Gurlt p- 28. - - Garrod. - - Quennerstedt p. 14. - - Neander p. 12. = - Watson p. 108. Abducteur interne de la cwisse. Milne-Edwards. 172 B. Muskeln der Extremitäten. L’obturateur externe. Geravis et Alix p. 81. Alix p. 434. M. obturator. Gadow. No. 19. Ein starker Muskel, der bei den Carinaten von der Visceralfläche der Membrana ischio-pubica (Membrana obturatoria) von den einander zu- gekehrten Seiten der Ossa ischii et pubis, und von einem oft beträchtlichen Theile der Visceralfläche des distalen Theiles des Os ischii entspringt. Die Fasern dieses gestreckt dreieckigen Muskels convergiren zu einer runden Sehne; diese tritt durch das Foramen obturatum aus dem Becken, und auf dem kürzesten Wege zur Aussenfläche des Trochanter externus, woselbst sie gewöhnlich von der des M. ischio-femoralis gekreuzt und bedeckt wird. — Die Modificationen dieses wichtigen Muskels hängen unmittelbar mit der Form des präacetabularen Beckens zusammen. Er ist daher kurz bei den Störchen, Reihern, Raubvögeln, und wegen des schwachen Os pubis hauptsächlich auf das Sitzbein beschränkt; hingegen breit und lang bei den Lamellirostres; stark und dick bei den Kletter- vögeln (z. B. Papageien); sehr kurz bei Alea. Grosse Verschiedenheiten zeigt er bei den Ratiten, entsprechend dem verschiedenen Bau ihres Beckens. Bei Rhea entspringt er fleischig von der ganzen ventralen durch die Verwachsung der beiderseitigen Oss«a ischüi gebildeten Fläche und von der Membrana obturatoria. Bei Struthio von der distalen Vereinigung der Ossa isch et pubis, mit seinem lateralen Rande auf die ganze Aussenfläche des Os pubis bis zum Foramen obturatum sich erstreckend, während sein medialer Rand von der Verein Scham- und Sitzbeines an schräg unter der Membrana \ischio-pubica durchkriechend, von der ventralen Fläche des ganzen dreikantigen Sitz- beines entspringt. Die Membran ist daher, mit Ausnahme des proximalen Drittels distal durch den Muskel hernienartig ausgestülpt; der Muskel liegt demnach mit seinem proximalen Drittel innerhalb, mit den übrigen zwei Dritteln ausserhalb des Beckens. Bei Casuarius sind zwei, durch eine Zwischenfascie auf dem Os ischii, völlig getrennte Obturator-Muskeln vorhanden. Der laterale entspricht dem der Carinaten und entspringt von den ganzen einander zugekehrten Visceralflächen der Ossa ischii et pubis, aber nicht von der Membran. Seine Sehne ist mit der des M. ischio-femoralis verwachsen. Der zweite Theil, der bei Rhea nur durch eine dünne median auf das Os ischü übergreifende Schicht dargestellt wird, ist bei gleicher Dieke breiter als der laterale Theil; er entspringt hauptsächlich von den einander zugekehrten Rändern der Ossa ischü et ilei und der zwischen beiden ausgespannten Membran. Innervation durch den ventralen Zweig der Obturatorgruppe. Funetion. Zieht den Oberschenkel einwärts und nach hinten, und rollt ihn etwas. Vergleichung. Der M. obturator der Vögel entspricht sicherlich nicht dem M. pub.-isch.-fem. int. der Reptilien, da letzterer Muskel zwar von der Visceralfläche der ventralen Beckenknochen entspringt, aber nicht Vögel. 173 durch das Foramen obturatum, sondern nach vorn um den Rand des Ilium, zwischen Os pubis und der Spina anterior ossis lei, herum austritt und sich am Trochanter internus inseritt. Vielmehr hat sich der M. obtwrator aus dem M. pub.-isch.-fem. eat. der Reptilien entwickelt; wir müssen aber annehmen, dass er, wie bei letzteren Thieren, von den sich gegenüberstehenden und von den Ventral- flächen der Ossa pubis et ischii entsprang, dann aber, vielleicht durch Ent- wicklung mehr oberflächlicher Muskeln gedrängt — mit seinem Ursprung ins Becken hineinwanderte, und so auf dessen Visceralfläche gelangte; dass dann aber die bei den Vögeln jederseits in ihrer Längsausdeh- nung nahe aneinander gerückten ossa pubis et ischii durch eine vom Ace- tabulum her sich entwickelnde Membran (die Fascia obturatoria Owen’s, s. Membrana ischio- pubica der Vögel) mit einander verbunden wurden. So wurde dann dieser Muskel zum grössten Theile ins Innere des Beckens verlegt und nur sein Insertionstheil tritt, nahe dem Acetabulum, zwischen Ischium und Pubis heraus und inserirt am Trochanter externus, bewahrt also das ursprüngliche Verhalten. Eine ähnliche Entwicklung ist für den Obturator internus der Säuge- thiere anzunehmen, welchem der M. obtuwrator der Vögel entspricht. 42. Mm. accessorii m. obturatoris. (Taf. 23 e, Fig. 3.) D’accessoire de Viliaque interne. Vieq d’Azyrp. 273. No.9. Ohne Namen erwähnt: Meckel, Archiv p. 266. No. 13; System p- 350 bei No. 10. — Gemellus. Owen, Apteryx p. 292. Kuhl, Beiträge p. 79; Watson p. 108. Obturator externus. Quennerstedt p. 15. - - Neander p. 12. z - De Man p. 127. No. 5. Pyramidal(?). Alix p. 483. Mm. accessorü M. obturatoris. Gadow No. 20, Von den Rändern des Foramen obturatum und dem Hinterrande des Acetabulum entspringen bei den meisten Vögeln 1—3 sehr kleine Mus- keln, die in der Nähe des Trochanter externus inseriren. Bisweilen entspringt ein Muskel vom Vorderrande des Foramen ob- turatum, dort wo die Ossa pubis et ischii zusammenstossen. Er wird nach aussen von der Sehne des M. obturator bedeckt, verwächst theilweise mit demselben und kann dann als Verstärkung desselben betrachtet werden, oder auch als die ausserhalb des Beckens entspringenden Fasern des M. obturator (Pelecanus, Totanus, Pterocles). Häufig rückt dieser kleine Muskel mit seinem Ursprunge distalwärts auf den vom Os pubis gebildeten Rand des Foramens und inserirt un- mittelbar distal neben der Sehne des Obturator-Muskels, mit dem er dann gewöhnlich nicht verwachsen ist (Gallus, Ardea, Ciconia, Ibis, Phoentcop- 174 B. Muskeln der Extremitäten. terus, Grus, Sula, Talegalla, Platycercus). Ein zweiter Muskel entspringt von dem vom Os ischii gebildeten Rande des Foramen, wobei dann ent- weder der vom Os pubis entspringende Muskel auf wenige Fasern be- schränkt ist, und die Insertion proximal neben der Sehne des Obturator, häufiger näher dem Hinterrande des Trochanter (Larus, Lamelliros- tres), oder beide Muskeln sind entwickelt (Raubvögel, Penelope, Bucorvus). Bei Struthio sind 3 kleine Muskeln vorhanden, zwei ent- springen vom Os pubis, der dritte vom Os ischü. Der letztere geht mit einer ziemlich langen Sehne über der des Obturator hinweg — zur ge- meinsamen Insertionsstelle der Mm. iiaci externi und des M. glutaeus anterior. Bei KRhea entspringen die ziemlich fleischigen mit einander ver- wachsenen Muskeln vom Os pubis nahe der Spina pubica; Casuarius be- sitzt nur einen, er begiebt sich vom Os pubis zur Hinteraussenfläche des Trochanter. Bei den Piei, Coceygomorphae, Cypselomorphae und Passeres sind diese Muskeln nicht selbständig entwickelt. Innervation durch kleine Zweige aus dem N. obturatorins. Funetion. Diese kleinen Muskeln heben und abdueiren den Ober- schenkel ein wenig, wirken auch wohl wie ein Ligamentum capsulare. Vergleichung. Die als Mm. accessorit M. obturatoris beschrie- benen Muskeln entsprechen dem vom N. obturatorius innervirten Theile des M. pub.-isch. externus der Crocodile. Bei den Säugethieren sind sie dem M. obturator externus vergleichbar. 43. M. pub-ischio-femoralis. (Taf. 23a, b.) M. septimus femoris. Steno. Le premier addueteur de la cwisse. Vieq d’Azyr p. 278. No. 2. (nieht le deuwieme, wie Tiedemann angiebt). Kurzer Lendenmuskel. Merrem p. 158. No. 4. Abductor secundus femoris. Wiedemann p. 97. - - - Tiedemann $ 291 (= adductor mag- nus hominis). Unterer äusserer + innerer Anzieher. Meckel, System p. 358. No. 8 u..9. Anzieher. Meckel, Archiv p. 264. No. 9. Abducteurs (pt.). Cuvier p. 506; Gervais et Alix p. 31; Alix p- 459. Adduetor internus et externus. d’Alton p. 33. Adductor femoris longus et add. fem. magnus. Gurlt p. 28. Adductor magnus. Owen, Apteryx p. 292. E - Selenka p. 141. No. 80. - - De Man p. 123. No. 7. - er Watson p. 106. Adductor magnus (et brevis). Quennerstedt p. 20. : - - Neander p. 14. M. pubo-ischio-femoralis. Gadow No. 18. Vögel. 175 Dieser Muskel besteht bei der Mehrzahl der Vögel aus zwei breiten, flachen Schichten, von denen die innere, mediale gewöhnlich von der proximalen Hälfte der Ossa pubis et ischii entspringt und am distalen Drittel des Femur inserirt, während die äussere, laterale weiter distal von den ventralen Beckenknochen kommt, dagegen eine mehr proximale In- sertion am Femur hat. | Das ursprüngliche Verhalten scheint das folgende zu sein: die in- nere Schicht entspringt von der Ventral- oder Seitenkante des Scham- beins, unmittelbar hinter dem Foramen obturatum beginnend, dann schräg über die Membrana ischio-pubica hinweg auf die Seitenkante des /schium übergreifend. Insertion an der Hinterfläche des distalen Femurdrittels und am Condylus internus. Die äussere Schicht entspringt von der Ventralkante des mittleren Drittels des /schium, theilweise vom inneren Theile überdeckt, und inse- rirt, mit Ausnahme der Condylenregion, an den distalen zwei Dritteln der Femurhinterfläche. Der Ursprung ist häufig nur aponeurotisch, besonders bei den Hüh- nern und bei Rhea, während der Muskel distal fleischiger wird und häufig beträchtlich anschwillt. Dieses wahrscheinlich dem ursprünglichen nahe kommende Verhalten zeigt der Muskel bei den Sumpfvögeln, wie Ardea, Crex, Totanus; bei Sphenisceus, und bei Raubvögeln. | Bei vielen, wie z. B. bei Pelecanus, Larus, Chauna, Ciconia, Ibis, Phoenicopterus, Numenius, Bubo, Buteo, Rasores, Corythaix u. s. w. ist der Ursprung vom Schambein auf einen kleinen Theil dieht hinter dem Foramen obturatum beschränkt. Bei anderen wieder ist der Ursprung vom Schambein völlig oder fast ganz aufgegeben, und der innere sowohl, als auch der äussere Theil entspringen vom Sitz- bein (Ratiten, Colymbus, Sula, Lamellirostres, Tauben, Papageien, Bucorvus, Rhamphastus, Passerinen). Dagegen entspringt der Muskel mehr vom Scham- als vom Sitzbein bei Alea und bei den Tubinares; bei Cypselus ausschliesslich von der ersten Hälfte des Schambeins. Auch in Bezug auf die Ausdehnung des Ursprunges vom /schium herrschen grosse Verschiedenheiten. So entspringt z. B. der innere Theil bei Pterocles vom ersten Drittel, bei Platycercus von den ersten °/,, der äussere Theil von den letzten ?/,, respective vom mittleren Drittel des Ischium. Bei den Tubinares dehnt sich der Ursprung auf das ganze Schambein aus, bei den Möven und bei Sula aber auf den gesammten Ventralrand und einen Theil der Seitenfläche des Sitzbeines, besonders auf den distalen Theil. Bei Störchen, bei Phoenicopterus, Nume- nius, Bucorvus u. s. w. bleibt dagegen mindestens die distale Hälfte des Scham- und Sitzbeines frei. Während, wie bemerkt, der Muskel gewöhnlich aus zwei getrennten Theilen besteht, sind dieselben häufig mehr oder weniger mit einander ww 176 B. Muskeln der Extremitäten. verwachsen; diese Verschmelzung scheint vom hinteren unteren Rande aus- zugehen (Casuarius). Kaum zu trennen waren die beiden Theile bei Domicella; ganz einheitlich endlich bei Bucorvus und Cypselus, und zwar mit ihren Ursprüngen bei ersterem auf das proximale Drittel des Ischium, bei letzterem auf die proximale Hälfte des Os pubis be- schränkt. — Eine andere Eigenthümlichkeit des Muskels besteht darin, dass der Insertionstheil der inneren Schicht nicht immer am Condylus in- - ternus endigt, sondern sich an dem mittleren Kopfe des M. gastroenemius anheftet; bisweilen ist diese Verbindung, wie bei Peristera, nur durch einige Fasern bewerkstelligt; inniger jedoch ist sie bei Pelecanus, Spheniscus, Chauna undRhamphastus, während ferner bei Pelar- gopsis beide Muskeln fest verwachsen waren, also ineinander über- zugehen schienen. Wenn diese Verbindung mit dem Gastroenemius-Kopfe nicht secundär ist, so haben wir dieselbe als einen Rest des primitiven Zustandes auf- zufassen, in welchem die Sonderung der vom Becken bis zu den Zehen sich erstreckenden Muskelmasse am Knie in eine proximale (pelvi-femo- rale) und distale (femoro-digitale) noch nicht eingetreten war. Innervation durch einen Ast (N. obturatorius) des distalen Haupt- theiles des Plexus eruralis. Dieser Haupttheil spaltet sich vor dem Fo- ramen obturatum in 8 Theile; der schwächste versorgt die Mm. accessorü obturatoris, der innerste den M. obturator, während der dritte Ast durch das Foramen nach aussen und in den M. pubi-ischio-femoralis tritt. Function. Adduction und Beugung des Oberschenkels. Vergleiehung. Der M. pubi-ischio-femoralis der Vögel entspricht theilweise dem M. pub. isch. fem. externus der Reptilien, und zwar so, dass er eine oberflächliche, ganz ausserhalb des Beckens gebliebene Schicht dieses Reptilienmuskels bildet. — Bei den Säugethieren ist er mit dem M. «adductor longus, vielleicht auch noch mit dem Add, brevis zu vergleichen. 44. M. popliteus. (Taf. 24a.) Le muscle poplite. Vieq d’Azyr p. 514. Poplitaeus. Wiedemann p. 9. Popliteus. Tiedemann $ 303. - Owen. - Quennerstedt p. 36. E Neanderp. 21. - Gadow No. 28. - Watson p. 116. Kniekehlenmuskel. Meckel, System p. 369. No. 2; Archiv p. 292: N07d4: Le poplite. Gervais et Alix p. 33. Der Kniekehlenmuskel ist klein, rautenförmig, und wird erst nach Wegnahme sämmtlicher hinterer Unterschenkelmuskeln sichtbar. Er ist Vögel. 77 durchaus fleischig, entspringt von der der Tibia zugekehrten, hinteren Fläche des Fibulahalses. Seine Fasern gehen schräg ab- und einwätts, etwas divergirend, und inseriren sich breit fleischig an der Hinterseite der Tibia, etwas unterhalb des Collum. — Ausserordentlich klein ist der M. popliteus bei den kletternden Vögeln, auch bei Cuculus, wahrscheinlich ganz fehlend bei Psittacus, Pieus und Cypselus. Dagegen ist er recht ansehnlich bei Caprimulgus, Strix, Buteo, Gallus, Numenius. Schwach bei Anser, Grus, Fulica, Larus, Colymbus, Ciconia, Serpentarius. Innervation. In die Mitte des Muskels tritt ein starker, sich mehr- fach spaltender Nerv ein, der sich von dem N. ischiadicus abzweigt; ferner erhält der Muskel bisweilen (deutlich bei den Ratiten) einen Seitenzweig aus dem den äusseren Kopf des tiefen Zehenbeugers versorgenden Nerven. Hiernach zu urtheilen, scheinen der M. popliteus und der M. flexor pro- fundus genetisch zusammenzugehören. Diese Vermuthung wird durch das Verhalten des M. interosseus cruris der Reptilien unterstützt, und zwar so, dass der erstere die tiefere und proximale, der zweite die mehr oberflächliche und distal inserirende Portion einer ursprünglich ungetrennten Muskelmasse bildet. Funktion: geringe Drehung, verbunden mit Herabziehung der Fibula. 45. M. tibialis antieus. M. secundus anterior pedem movens. Aldrovand. M. undeeimus circa tibiam et fibulam. Steno. Le tibial anterieur. Vieq d’Azyr. 1774. p. 510. No. 2. Anzieher des Fusses. Merrem p. 164. No. 4. Tibialis antieus. Wiedemann p. 99.“ - - Tiedemann $ 306. r - Owen. - - Neander p. 22. - - Quennerstedt p. 38. = - De Man p. 135. No. 26. - - Gadow No. 31. - - Watson p. 48. Le tibial ou jambier anterieur. Cuvier p. 939; Alix p. 448. Vorderer Schienbeinmuskel. Meckel, System 370. No. 1; Archiv Pr 242 No.;L: SS) Levator pedis. d’Alton p. 36. Der M. tibialis anticus bildet die vordere, unmittelbar dem Knochen aufliegende Masse des Unterschenkels, und wird seitlich zum grossen Theile vom M. peroneus superficialis bedeckt. Er besteht aus zwei deut- lichen, starken Köpfen, deren einer mit starker Sehne vom Vorderrande des Oond. ext. femoris kommt, worauf er zwischen Orista tibiae und Fibula, und unter der Ambienssehne hindurchtritt. Der andere Kopf entspringt _ Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 2 178 B. Muskeln der Extremitäten. mehr fleischig am zweiten Theile der Vorder-Aussenfläche der Tibia-erista und vereinigt sich dann mit dem femoralen Kopfe zu einem dicken, spindelförmigen Muskel. Dieser geht bald unterhalb der Mitte des Unter- schenkels in eine starke Sehne über, die unter dem Ligam. transversum kurz oberhalb der Malleoli durchtritt, und dann auf der Dorsalfläche des proximalen Sulcus anterior ossis metatarsi sich inserirt. Ausser durch das eben erwähnte Querband wird der 7. tibialis antieus, zusammen mit dem M. extensor digitorum, noch durch eine von der Vorderinnenkante der Tibia ausgehende und schräg am Fibula-Rudiment sich befestigende Fascie an die Tibia gedrückt, und zusammengehalten. Bisweilen ist die Insertionssehne doppelt (Chrysotis); es kann dann der M. extensor brevis digit. IIl. zwischen beiden Endsehnen entspringen (Podargus), oder die Endsehne des M. eztensor digitorum tritt zwischen ihnen hindurch (Rhea, Struthio); am auffallendsten ist diese Theilung der Sehne bei den Eulen, wo der ganze Muskel nahezu doppelt erscheint. Innervation durch zahlreiche, kurze Zweige aus dem N. peroneus. Funktion. Dorsalflexion oder Hebung des Mittelfusses, ermöglicht dureh das Lig. transversum. Dieser Muskel entspricht dem M. tibialis antieus der Säugethiere und Reptilien. 46. M. extensor digeitorum communis. M. primus anterior pedem et digitos movens. Aldrovand. M. duodeeimus circa tibiam et fibulam. Steno. L’eztenseur commun des doigts. Vieq d’Azyr p. 282. No. 3. Schienbeinmuskel. Merrem p. 161. No. 5. M. extensor digitorum communis. Wiedemann p. 100. - - Tiedemann $ 308. - (Juennerstedt p. 39. - Neander p. 23, Gadow No. 32. - - Watson p. 126. Extensor digitorum longus. Owen Apteryx p. 297. - - - De Min pP: 185.- N0. 2% L’extenseur commun des doigts. Gervais et Alix p. 33; Alix & p. 453. Der gemeinschaftliche lange Zehenstrecker liegt in der Tiefe, lateral- wärts vom M. tibialis anticus und dem M. peroneus swperfieialis, medial- wärts vom vordersten Kopfe des M. gastrocnemius bedeckt. Er ist ge- wöhnlich doppelt gefiedert und entspringt von der Aussen- und Vorder- fläche der Crista tibiae bis herab zur Mitte der Tibia. Bisweilen greift er wie bei Rhea auf die Patella und seitlich auf die Fibula über. Er geht sehr bald in eine rundliche Sehne über, die medial neben der des M. tibialis anticus durch das Lig. transversum, weiter abwärts Vögel, 197 aber allein durch eine tiefere, meist verschmälerte Brücke hindurehtritt, dann auf der Dorsalfläche des Tarsalsuleus von einem gewöhnlich fibrösen Querbande niedergehalten wird und sich dann oberhalb der Malleoli ent- sprechend der Anzahl der Vorderzehen theilt, um endlich an den Basen der Zehenphalangen inserirend, als Dorsalflexor oder Strecker der Zehen zu wirken. Er inserirt gewöhnlich an mehreren Phalangen derselben Zehe; beiRhea z. B. an der 1., 2. und 3. Phalange der zweiten Zehe, an der 2., 3.,,4. der dritten, und an der letzten oder 5. der vierten Zehe. M. Watson beschreibt das Verhalten bei den Spheniscidae folgendermassen: Die gemeinsame Endsehne spaltet sich in 3 oder 4 Sehnen, von denen die innerste zur 2., die äusserste zur 4. Zehe tritt, während die übrigen zur 3. Zehe gehen. — Die Sehne der zweiten Zehe sendet zwei seitliche Bänder der Basis phal. LI. und inserirt sich schliesslich an der Endphalanx. Die anderen Sehnen befestigen sich ebenfalls an den Endphalangen der 3. und 4. Zehe, nachdem sie ebenfalls seitlich Bänder zu den Basen der - übrigen Phalangen abgegeben haben. Aehnlich verhält es sich mit den meisten Vögeln; Verschiedenheiten sind häufig, aber unwichtig. Die hauptsächlichsten Verschiedenheiten dieses Muskels, der keinem Vogel fehlt, betreffen die Spaltung der Insertionssehne; dies hängt natürlich zum grössten Theile von der Zahl und Stellung der Zehen ab. So sind beim zweizehigen Strauss nur 2 Enddsehnen vorhanden. Bei den Vögeln mit Wendezehe, z. B. Eulen und Pandion theilt sich die Hauptsehne in zwei, die eine geht zur zweiten Zehe, die andere spaltet sich wieder für die dritte und die vierte oder Wendezehe. Con- traction des Muskels bewirkt Streckung der drei Zehen. Etwas verschieden ist das Verhalten bei den ebenfalls die 4. als Wendezehe benutzenden Ramphastiden und Cuculinae; die Hauptmasse der ungetheilten Sehne seht zur Mittelzehe und sendet kurz vor der Zehenwurzel je eine kurze Sehne zur zweiten und zur vierten Zehe; da an letzterer die Insertion der Sehne mehr an der der Mittelzehe zugewendeten Seite sich befindet, bewirkt Contraction des Gesammtmuskels Streckung der zweiten und dritten, aber Streckung und Adduction verbunden mit Vorwärtswendung der vierten Zehe. Bei den Paarzehern haben wir zwischen Spechten und Papageien zu unterscheiden. Bei den Spechten inseriren sich drei Endsehnen nur an den Endphalangen der II, III. und IV. Zehe; die für die IV. Zehe be- stimmte Sehne geht durch eine besondere verknöcherte Schlinge, die mit der der II. und III. Zehe zusammenhängt: ferner liegt die Sehne der IV. Zehe in einer Furche am Ende des Metat. IV, wodurch bewirkt wird, dass die entsprechende Zehe, die bekanntlich bei den Spechten rück- wärts gerichtet ist, proximal gebeugt, d. h. gleichfalls gestreckt wird. Die Papageien sind die einzigen Vögel, bei welchen der M. extensor digitorum eine Sehne zum Hallux sendet, mithin ein ext. dig. commumnis im vollsten Sinne ist. Nach Abgabe dieser Hallux-Sehne spaltet sich der 12* 180 B. Muskeln der Extremitäten. Rest in eine rechte und eine linke Hälfte, deren jede kurz vor den Zehen- wurzeln abermals sich theilt, und zwar so, dass die Mittel- oder dritte Zehe zwei Sehnen empfängt. Die Heftzeher zeigen kein vom gewöhnlichen abweichendes Verhalten, nur insofern als die für die beiden verwachsenen Zehen bestimmten End- sehnen mehr oder weniger vereinigt sind. Als Regel erscheint es, dass, je freier und gespreizter die Zehen sind, desto eher oder mehr proximal sich die Endsehne theilt, während diese Theilung näher zur Zehenwurzel rückt, je mehr die Zehen selbst mit einander vereinigt sind. Innervation durch einen Zweig aus dem I. Stamme des N. ischia- dieus, zusammen mit dem M. tibialis anticus und M. peroneus superficialis. Vergleiehung. Dieser Muskel entspricht dem M. extensor digitorum pedis longus der Säugethiere und Reptilien. 47. M. peroneus superfieialis. M. quartus posterior pedem movens. Aldrovand. M. decimus eirca tibiam et fibulam. Steno. L’accessoire des flechisseurs des doigts du pied. Vieg d’Azyr 1774. p- 510. No. 1. Innerer Beinmuskel. Merrem p. 160. No. 2. Extensor tarsi externus. Wiedemann p. 9. M. tibialis postieus. Tiedemann 8305; Carus, Erläuterungstafeln. Langer oberer Wadenbeinmuskel. Meckel, System p. 384. (innerer stärkerer Kopf von No. 2.) Langsehniger Sohlenmuskel. Meckel, Archiv p. 273. No. 4. Moyen peronier. _Arvier p. 542. Peroneus medius. Owen, Comp. Anat. II. p. 108. Soleus et peromeus longus. Gurlt p. 30. Peroneus longus. Owen, Cyelopaedia p. 297; Apteryx p. 296. - - Quennerstädt p. 36. = - Neander p. 21. - - De Man p. 134. No. 24. - - Watson p. 123. Peroneus longus s. commumicans. Nitzsch, in Giebels Zeitschrift X. 1857. p. 24 u. 240. Long peromier. Gervais et Alix p. 34; Alix p. 450. M. peromeus superficialis. Gadow No. 29. Der M. peroneus superficialis bildet die vordere, äussere Masse .der Unterschenkelmuskulatur. Er entspringt gewöhnlich fleischig von der Crista anterior et lateralis des Tibiakopfes, bei starker Entwicklung aber auch vom Fibularkopfe. Bei den Ratiten erstreckt er sich proximal auf das Ligam. femori-fibulare, hauptsächlich aber auf die Patella und auf das Lig. tibio-patellare, nebst der Orista tibiae. Vögel. 181 Die Ursprungssehne des mehr tibialen Theiles trennt sich unterhalb der Tibiamitte als starkes Sehnenband von der der Tibia zugekehrten Innenfläche des Muskels los, und schlägt sich tibialwärts um, dabei den M. tibialis anticus und den M. extensor dig. communis scheidenartie um- gebend; sie heftet sich fest am letzten Viertel der äusseren ibikkanie oder auch an der Perone. Insertion. Bereits in Höhe der Mitte des Unterschenkels geht der Muskel in eine breite selır starke Sehne über, die sich schräg um die Tibia und Fibula herum zur Hinterseite der Tibia wendet, und dann breiter, dicker und faserknorpelig werdend, in den hinterm Suleus inter- malleolaris tibiae eingebettet, an der hinteren proximalen Tarsuskante sich befestigt. Diese faserknorpelige Sehne wird von den Sehnen mehrerer Zehenbeuger durchbohrt (nämlich vom Flexor hallueis longus, Flexor pro- fundus und Flexor perforans et perforatus III), bildet daher für diese Sehnen ein Sustentaculum. Mit Hülfe dieser Sehne streekt der Muskel die Fusswurzel. Von grosser Wichtigkeit ist ferner eine mehr rundliche Sehne, welche oberhalb des Malleolus externus tibiae von der Hauptsehne sich abzweigt, dann lateral über den äusseren Malleolus läuft, wobei sie durch einen Bandapparat (Retinaculum m. peronei) in ihrer Lage gehalten wird; schliesslich verbindet sie sich auf der Hinterfläche der Fusswurzel mit der Sehne des M. flexor perforatus dig. III. Der M. peroneus pro- fundus trägt demnach zur Zehenbeugung bei. Innervation aus dem Stamme I (N. peroneus superficialis) des N. ischiadieus. Dieser Muskel ist bei den meisten Vögeln in der eben beschriebenen Ausbildung vorhanden; er fehlt jedoch gänzlich den Eulen, ferner bei Pandion, Cypselus, Pelargopsis, Bucorvus, während er bei Momotus, Eurystomus, Podargus, Corythaix das gewöhnliche Ver- halten zeigt. Bei letzteren ist er jedoch, wie auch bei Caprimulgus, Cueulus, bei den Spechten, Papageien, den Tagraubvögeln (ausser Gypo- seranus) und Tubinares äusserst klein, bisweilen schwächer als der M. peroneus profundus s. brevis. Bei einigen Papageien (Chrysotis) scheinen die beiden Peronei nur durch einen, aber sehr starken Muskel repräsentirt zu sein; derselbe entspringt spindelförmig von der äusseren Ecke der Crista tibiae, faserfleischig von der ganzen Fibula, und von der peronealen Seite der Tibia; die starke Endsehne heftet sich an den Kopf des Metatarsus, ohne vorher eine Sehne an die des M. perforatus III zu senden, und ferner ohne Theil an der Bildung eines Sustentaculum zu nehmen. Ein ähnliches Insertionsverhalten zeigt der sonst sehr ansehnlich ent- wickelte Peroneus superfieialis bei Podiceps, denn er endigt an der Fersenkapsel, ohne eine Sehne zum Flexor perforatus III abzugeben. Recht stark ist der Muskel bei den Lamellirostres, Rasores, und bei 182 B. Muskeln der Extrmitäten. den langbeinigen Vögeln, wie Numenius, Otis, Grus, Ciconia und Gypogeranus s. Serpentarius. Vergleichung. Dieser Muskel ist dem Peroneus longus der Säuge- thiere und einem Theile des Peron. anterior der Reptilien homolog. 48. M. peroneus profundus. M. tertius anterior pedem movens. Aldrovand. M. tredeeimus circa tibiam et fibulam. Steno. Le peronier. Vieq d’Azyr p. 282. No. 4. Wadenbeinmuskel. Meckel, System p. 372. No. 2; Archiv p. 273. No, 2. Peroneus. Wiedemann p. 101. - Tiedemann $ 307. - d’Alton p. 36. Le court peronier. Cuvier p. 942. - - Gervais et Alix p. 34. Peroneus tertius. Gurlt p. 30. - brevis. Quennerstedt p. 37. - - Neander p. 22. De Man p. 135. No. 29. - - Watson p. 118. Peronier lateral. Alix p. 450. Peroneus profundus. Gadow No. 30. Der tiefe Wadenbeinmuskel erscheint nach Abtragung des Peron. superficialis. Er ist ein gewöhnlich kleiner, gegliederter Muskel, der Beischig von der vorderen und äusseren Fläche der Perone und von benachbarten Theilen der Tibia, in der Regel vom vorletzten Viertel des Unterschenkels a Die Ansdeimuns des Ursprunges variirt jedoch ungemein. Insertion. Der Muskel geht in eine starke, rundliche Sehne über, welche am äusseren Malleolus durch ein Rehnaciih peronei tritt und sich dann an der proximalen Ecke des mittleren oder hintersten der drei Tarso- Metatarsalknochen inserirt. Funktion. Schwache Dorsalflexion, und Einwärtsdrehung (Pronation) des Tarsus. Dieser Muskel ist besonders stark entwickelt bei sämmtlichen klettern- den Vögeln, und wenn der M. peroneus superficialis fehlt; ferner bei den Raubvögeln, Coceygomorphae s. Picariae, Lamellirostres, Cypselus, Podargus, Oseines. Recht schwach dagegen ist er bei Aptenodytes, Uria, Mormon, Alca, Larus, Pelecanus, Ibis. Er fehlt ganz bei Ardea, Ciconia, Phoenicopterus, Ds (nicht bei Grus), Pterocles, haha: Ne et Ken rt Aue a =. Vögel. 183 Bei den Tauben und Hühnern ist sein Vorkommen schwankend, so fand ich ihn wohl entwickelt bei Talegalla, Euplocamus, Crax und bei Gallus domestieus, während er bei Penelope, Gallus bankiva und Pterocles fehlte. Bei Casuarius, Struthio und Po- diceps war es nur durch einen kleinen sehnigen Strang repräsentirt, der faserig etwas unterhalb der Tibiamitte von der Aussenkante der Fibula entsprang und an der Fibula herablief, um unter allmählicher Verbreitung auf der Vorder-Aussenfläche des Tibiaendes zu verstreichen. Innervation durch den N. peroneus profundus zusammen mit dem M. tibialis anticus und dem M. extensor digitorum. Vergleichung. Dieser Muskel entspricht dem M. peroneus brevis der Säugethiere und einem Theile des M. peron. anterior der Reptilien. 49. M. gastroenemius. M. primus posterior pedem et digitos movens. Aldrovand. M. septimus circa tibiam et fibulam. Steno. Les museles jumeaux. " Vieq d’Azyr p. 283. No. 1. Grosser Wadenmuskel Merrem p. 160. No. 5. (rastroenemus. Wiedemann p. 101. - Tiedemann $ 304. - Quennerstedt p. 32. - Neander p. 20. - De:Man p. 129. No. 17. - Gadow. No. 33. - Watson p. 116. Les gastroenemiens. Cuvier p. 539. Wadenmuskel oder Fussstrecker. Meckel, System p. 373. No.3, Archiv p. 273. No. 3. Gastroenemius internus -- externus. Owen, Apteryx pp. 294—99. Gastroenemien et soleaire tibial. Gervais et Alix pp. 34—89. Gastroenemien (jumeau externe et interne + soleaire tibial). Alix p. #51. Der M. gastroenemius ist der mächtigste aller Beinmuskeln; er nimmt oberflächlich die ganze Innen-, Hinter- und Aussenseite des Unterschenkels ein und ist gewöhnlich aus 3 Bäuchen zusammengesetzt. Diese drei Theile gehen je in eine sehr breite Sehne über, welche sich dann etwas unter- halb der Mitte des Unterschenkels vereinigen und sich schliesslich an der Hinterfläche des Laufes inseriren. Die Pars externa entspringt sehnig-fleischig von der hinteren Aussenfläche des Cond. ext. femoris, von den beiden Armen der Sehnen- schlinge des M. ileo-fibularis, dem Lig. femori-fibulare externum, und reicht proximal auf die Endsehnen des M. ilio-tibialis -und M. femori-tibialis. Der ganze Kopf liegt neben dem M. peroneus superficialis, und bildet demnach die laterale oberflächliche Muskelmasse des Unterschenkels. Bis- 184 B. Muskeln der Extremitäten. weilen spaltet sich diese Masse in einen hinteren (vom Condylus ent- springenden) und einen vorderen Theil (Pterocles). Die Pars interna, oder Caput tibiale, die ganze auf der Innen- seite des Unterschenkels befindliche Muskulatur, entspringt von der Innen- fläche des Caput et collum tibiae, dabei oft auf die Insertionen des M. sar- torius, den Innenrand der Patella und die Orista tibiae übergreifend und dort mit dem M. peroneus superficialis verwachsend. Bei den Klettervögeln, besonders bei den Papageien erstreckt sich der Ursprung über den grösseren Theil der hinteren Schienbeinfläche. Die Pars media oder Cap. femorale posterius ist grossen Verschieden- heiten unterworfen. Sie wird von der Pars externa durch die Insertions- sehne des M. ilhio-fibularis, und durch die Stämme I und II des N. ischia- dieus getrennt, während sie von der Pars interna durch die Sehnen der Mm. caud. il. flex. et isch. flex. geschieden wird. Diese Pars media ist zum grossen Theile schon in Verbindung mit der femoralen Partie des M. caud. il. flex. beschrieben worden, da beide sich wahrscheinlich aus einer ursprünglich einheitlichen Muskelmasse differeneirt haben, welche vom Rumpfe zum Fusse sich erstreckte, dann nach Entwicklung der Knie- beuge am Knie Station machte, und so unter vielen Veränderungen in eine proximale Hälfte (nämlich den M. caud. il. flex.) und in eine distale (den mittleren Gastroenemius-Kopf) getrennt wurde. Dieser mittlere Kopf entspringt stets von der Hinterfläche des Femur in der Regio intercon- dyloidea, und vereinigt seine Sehne unterhalb der Unterschenkelmitte mit der Pars interna s. cap. tibiale. Je nach dem Verhalten des sogen. M. access. des M. caud. il. flex. können wir folgende Hauptfälle unter- scheiden. I. Der mittlere Gastroenemiuskopf ist mit dem M. accessor. eng ver- wachsen, d.h. beide sind noch nicht getrennt, und die absteigende Sehne des M. caud. il. flex. bildet die Fortsetzung des Gastrocnemiuskopfes und des M. access. zugleich: Grus, Ardea, Larus, Crex, Eudocimus, Cieonia, Chauna, Rhamphastus, Podargus, viele Passeres ete. II. Der M. access. ist zwar vorhanden, aber vom Gastrocnemiuskopfe getrennt, meistens jedoch indireet mit ihm durch die absteigende Sehne verbunden: Papageien, Tauben, Didunculus, Pterocles, die meisten Hühner, Rhea, Struthio, Schwimmvögel. Bei Phoenicopterus, Corythaix, Bucorvus ist die Trennung unvollständig. III. Der M. access. oder der femorale Theil des M. caud. ıl. flex. fehlt, mithin ist die pars media des M. gastrocnemius frei: Tag- und Nacht-Raubvögel; Steganopodes, Spheniscidae, Alca, Pelar- gopsis etc. Bei Cypselus, aber nicht bei Podargus, scheint der mittlere Gas- troenemiuskopf zu fehlen. Pe On PN Vörel. 185 Für specielleres Verhalten vergleiche man die Beschreibung des M. caud. il. flex. nebst der dort gegebenen tabellarischen Uebersicht. Insertion und Wirkung. Die starke und breite Sehne des ge- sammten M. gastroenemius ist dem Tendo Achillis zu vergleichen. Die Sehne wird faserknorpelig und bildet auf der Hinterfläche des Tarso-Tibial- gelenkes (eigentlich Intertarsalgelenkes) eine Kapsel; darauf befestigt sie sich auf dem inneren und dem äusseren Hinterrande des Os farso-meta- tarsi, sodass sämmtliche Sehnen des langen Zehenbeugers in eine feste Scheide eingeschlossen, und in dem Sulcus posterior des Tarsus eingedrückt werden. Der Mitteltheil der Sehne geht weiter zur Volarseite der Zehen und befestigt sich schliesslich in mannigfaltiger Weise an verschiedenen Phalangen der Vorderzehen, sodass die Sehnen der langen Zehenbeuger von den Insertionsenden scheidenartig umschlossen werden. Der M. gastrocnemius bewirkt demnach Streekung des Laufes und Plantarflexion der Vorderzehen. Innervation. Die pars externa wird aus dem Stamm III des N. ischiadieus, die pars interna et media durch den Stamm II versorgt. In die pars media können ausserdem bisweilen die distalen Zweige des eigen- thümlichen Ruge’schen Astes verfolgt werden, z. B. bei den Ratiten und bei Uria. Vergleichung. Der gesammte hier als M. gastroenemius be- schriebene Muskel entspricht wohl dem M, triceps swrae des Menschen; im einzelnen können wohl die pars externa et media dem M. gastrocnemius, die p. interna dem soleus, obgleich nur höchst unvollkommen verglichen werden. Vielleicht aber fehlt ein M. soleus den Vögeln und die pars in- terna entspricht keinem Muskel beim Menschen. 50. M. plantaris. La grele plantaire. Vieq d’Azyr 283. No. 2. Plantaire. Cuvier 539. Plantaris, vielleicht hinterer Schienbeinmuskel. Meckel, System 375. No. 4. Ohne Namen. Reid pp. 144—145. Soleus. Owen 29. Jambier posterieur. Gervais et Alix 35. - - Alix 452. Plantaris. De Man 130. No. 18. - Gadow No. 40, - Watson 119. Der M. plantaris ist ein sehr dünner, schlanker Muskel, der in der Tiefe zwischen den beiden Hauptköpfen des M. gastrocnemius, und lateral neben der Insertionssehne des M. ischio-flexorius liegt. Er entspringt ge- wöhnlich mit kurzem fleischigen Kopfe von der Hinter-Innenfläche des 186 B. Muskeln der Extremitäten Cap. et collum tibiae, unmittelbar unterhalb des Lig. laterale genu intermum. Er geht dann schon in Höhe des Anfanges des zweiten Tibiadrittels in eine dünne Sehne über, welche medial neben dem Tendo Achillis, theilweise von diesem bedeckt, zusammen mit und medial neben der Sehne des M. peroneus superficialis am Sustentaculum inserirt. Bei einigen Vögeln entspringt der Muskel weiter proximalwärts, nämlich von der Hinterfläche des Condylus internus femoris, doch kann dies durehaus nicht so häufig sein als Meckel angiebt, denn ich fand rein femoralen Ursprung nur sehr selten, z. B. bei Corythaix, bestätigt. Bei allen Tag- und Nacht-Raubvögeln, bei den Papageien, bei Cypselus, Bucorvus und bei Pterocles fehlt der M. plantaris gänzlich, doch ist er bei Podargus, Ramphastus, den Spechten, Eisvögeln, Coracias, Momotus, Didunculus, den Hühnern, Sumpf- und Schwimmvögeln, vorhanden und stark entwickelt. Bei den Ratiten entspringt er ebenfalls vom Tibiahalse, ist aber bisweilen bei Struthio auf eine sehr schwache, fadenförmige Sehne redueirt. Funktion dieses Muskels ist, die Capsel des Fersengelenkes beim Strecken des Fusses zurück- oder anzuziehen, um Quetschung der langen Zehenbeuger-Sehnen zu verhüten. Innervation durch einen Zweig aus dem zweiten Stamme des N. ischiadieus, zusammen mit dem M. flexor profundus und dem M. popliteus. Vergleiehung. Entspringt der M. plantarıs vom Femur, obgleich vom inneren Condylus, so ist er beinahe vollständig dem gleichnamigen Muskel des Menschen homolog. Bei den Reptilien ist ein solcher Muskel in dem noch ungetheilten Flex. long. dig. enthalten. 51. Mm. flexores perforati dig. II. III. IV. Diese drei Muskeln gehören genetisch eng zusammen, und könnten als ein dreifacher Muskel aufgefasst werden. Ihre drei Sehnen sind jedoch vollständig von einander getrennt während ihres ganzen Verlaufes, dass eine getrennte Behandlung gerechtfertigt erscheint. Zur Orientirung über den ganzen Complex diene die Angabe, dass er erst nach Abtragung des M. gastrocnemius und der Mm. perforantes et perforati dig. II et III frei erscheint; er bildet demnach mit Ausnahme des M. flexor profundus die tiefste Masse auf der Beugeseite des Unter- schenkels. Der Ursprung der drei Muskeln, welche auf die verschiedenste Weise mit einander verwachsen sein, bisweilen sogar mit einander ge- tauscht haben können, ist ein sehr mannigfaltiger. Ursprungsstellen sind nämlich das Lig. genu laterale s. externum, die Patellensehne, die Ambiens- sehne, die Schlinge für den M. iho-fibularis, das Collum fibulare nebst 5 EN Vögel. 187 benachbarten Theilen der Tibia, der Cond. ext. fem. und schliesslich die Regio intercondyloidea. In Bezug auf die Endsehnen diene zur leichteren Erkennung, dass die Sehne des M. perforatus dig. III die der IV. Zehe gewöhnlich scheiden- artig umgiebt, mit ihr auf der Innenhinterseite das Intertarsalgelenk passirt, dabei nur von der Sehne des M. gastrocnemius bedeckt, und schliesslich unterhalb des Gelenkes eine starke Sehne von der des M. peroneus superficialis erhält; hiedurch ist sie leicht zu erkennen. Die End- sehne des M. perforatus dig. LI tritt dagegen in der Tiefe über das Ge- lenk, gewöhnlich durch einen eigenen verknöcherten Canal. Insertion. Die Endsehnen der durchbohrten Zehenbeuger heften sich an die Basen der ersten Phalangen der Vorderzehen. Sie werden dabei von den tieferliegenden Sehnen des M. flexor profundus und der Mm. perforantes et perforati durchbohrt. Die Wirkung der Mm. perforati ist Beugung verbunden mit Zusammen- ziehung der Vorderzehen. Innervation aus dem Stamme III des N. ischiadieus. Vergleichung. Bei den Cypselidae ist die gesammte Gruppe der drei Mm. perforati und der zwei perforantes et perforati nur durch zwei vom äusseren Theile des M. gastroenemius bedeekte Muskeln ver- treten, und selbst diese sind nur schwach entwickelt. Diese ganze Gruppe scheint weder bei Reptilien noch bei Säuge- thieren selbstständig vorhanden zu sein, muss demnach als den Vögeln eigenthümlich betrachtet werden. Der M. flexor perforatus II et IV kann vielleicht aus einem Theile des Flex. long. dig., der Flex. per- foratus III aus dem Peroneus posterior der Reptilien abgeleitet werden. 51°. M. flexor perforatus digiti 11. Le flechisseur du doigt interne. Viegq d’Azyr p. 289. No. 3. Flechisseur commum (ou perfore) |pt.| Vieq d’Azyr (?); Cuvier 558. Flexor profundus phalangis I, digiti interni Wiedemann p. 109. s - = - - Tiedemann- S$ 313. - - - - - De Man p. 133. No. 21. Einer der Spulmuskeln (?) Meckel, System pp. 382/86. No. 2. Flexor communis quattuor digitorum s. sublimis (pt.) d’Alton p- 37. Flexor digiti secundi et tertü brevior (pt.) Gurlt p. 31. Flexor perforatus (pt.) Reid p. 144. Flexor perforatus s. longus digitorum (pt.) Owen. Flechisseur perfore, couche profonde (pt.) Gervais et Alix p. 36. Flechisseur de la deuxieme phalange du deuzxieme doigt. Alix p- 460. 188 B. Muskeln der Extremitäten. Flexor digitorum sublimis. Quennerstedt p. 42. - - - Neander p. 25. M. perforatus digiti II. Gadow No. 36. Flexor perforatus digiti interni. Watson p. 120. Der M. perforatus dig. II ist der am meisten nach hinten und am tiefsten eingebettete der drei durchbohrten Zehenbeuger. Sein Ursprung ist ein sehr wechselnder, wie aus den folgenden Angaben zu ersehen ist. 1) Von der Sebne’des M. ambiens, gewissermassen dessen Fort- setzung bildend: Rhea, Talegalla. 2) Von der Ambienssehne und zugleich aus der Regio intercondy- loidea: Spheniseidae, Anas, Ibis, Didunculus. 3) Nur aus der Regio intercond. Dies scheint der häufigste Ursprung zu sein: Phoenicopterus, Euplocamus, Bucorvus, Cory- thaix, Corvidae. 4) Zweiköpfig, und zwar aus der Kegio intercond. und vom Liy. genu externus: Ramphastus, Bubo. 5) Hauptsächlich vom Lig. gemu ext.: Casuarius. 6) Vom Lig. genu ext. und vom Collum tibiae: Pterocles. 7) Vom Caput fibulae und vom Condyl. ext. fem.: Chrysotis. 83) Vom Collum fibulae, dem femoralen Aste der Schlinge für den . MM. ilio-fibularis, und von der Ambienssehne: Penelope. Gewöhnlich sind diese Ursprünge kaum mit Genauigkeit festzustellen, da die Köpfe der durchbohrten Zehenbeuger häufig mit einander und mit benachbarten Theilen verwachsen sind. Bei Struthio fehlt der Muskel, entsprechend der nicht vorhandenen zweiten Zehe. In Bezug auf Pandion vergleiche man den M. flex. perforutus et perforams dig. IT. Insertion gewöhnlich an den Seiten und Plantarflächen der zweiten Phalange; dabei wird die Endsehne von den tiefer liegenden des M. /l. profundus und des M. perforans et perforatus durchbohrt. 5lb. M. flexor perforatus digiti II. Le flechisseur commun (ou perfore) [pt... Vieq d’Azyr p. 283. No. 3. - - Cuvier p. 558. Zusammenzieher der Zehen (pt.) Merrem p. 161. No. 7. Flexor perforatus digiti medii. Wiedemann p. 103. - - - - Tiedemann $ 310. - - - - Watson p. 121. Langer Zehenbeuger, äusserer Kopf. Meckel, Archiv p. 277 No. 4. Einer der Spulmuskeln. Meckel, System pp. 382—386. No. 2. Vögel. 189 Flexor communis quattuor digitorum s. sublimis (pt.) d’Alton p. 37. Flexor digiti secundi et tertii brevior (pt.) Gurlt p. 31. Flexor perforatus 5. longus digitorum (pt.) Owen. Flexor perforatus digitorum (innerer Kopf) De Man p. 131. No. 20. Flechisseur perfore couche profonde (pt.) Gervais et Alix p. 36. Flechisseur de la deuxieme phalange du doigt interne (Struthio); du dorgt troisieme (Ardea) Alix pp. 457 et 460. Flexor digitorum sublimis (pt.) Quennerstedt p. 42; Neander p. 29. Flexor perforatus digiti III. Gadow No. 37. Der M. flex. perforatus dig. III erscheint nach Fortnahme der Mm. perforantes et perforati, und liegt medial von der Sehne des M. ilio-fibularis, und zwischen den Hauptstämmen des N. ischiadieus. Er entspringt in mannigfacher Weise, wobei er wie die beiden anderen durehbohrten Beuger theilweise die Fortsetzung der Ambienssehne bilden kann. 1) Zweiköpfig vom Lig. genu ext., von der Ambienssehne, und vom Cond. ext. fem.: Struthio, Rhea. 2) Zweiköpfig vom Cond. ext. fem. und vom Caput tibiae, anstatt von der Ambienssehne: Casuarius. 3) Zweiköpfig; vom Cond. ext. femoris und dem Lig. tibio-patellare; ferner aus der Regio intercondyloidea: Euplocamus, Bucorvus, Ramphastus. 4) Zweiköpfig aus der Regio intercondyloidea, und mit dem zweiten Kopfe von der Ambienssehne und von der Schlinge für den M. ihio-fibularis: Pterocles, Diduneulus. 5) Vom Lig. genu ext., der Ambienssehne, und aus der Regio intercond.: Phoenicopterus, Talegalla, Ibis. 6) Aus der Regio intercond., hauptsächlich aber als Fortsetzung des Ambiens: Corythaix. 7) Nur als Fortsetzung des Ambiens, daher einköpfig: Pandion. 8) Fast nur aus der Regio intercond.: Spheniscidae, Lamelli- rostres, Penelope, Bubo, Corvidae. Insertion. Die Sehne passirt das Fersengelenk oberflächlich, nur vom Tendo Achillis bedeckt, aber von der des M. perforatus dig. IV scheidenartig umschlossen; unterhalb des Gelenkes wird sie durch eine Sehne des M. peroneus superficialis verstärkt (siehe dort) und inserirt sich gewöhnlich an der Basis phal. II. dig. III. Bisweilen ist die Endsehne mit der benachbarter Muskeln verbunden. So verbindet sie sich bei den Ratiten oberhalb des Fersengelenkes durch ein kurzes queres Vineulum mit der Sehne des M. /l. perforans et per- foratus dig. III. — Eine ähnliche Verbindung dieser beiden Sehnen findet sich bei Pterocles auf der Mitte des Zurso-metatarsus. 190 B. Muskeln der Extremitäten. 5le. M. flexor perforatus digiti IV. Le flechisseur commun (ou perfore). Vieq d’Azyr 283. No. 3; Cuvier 558. Flexor perforatus digiti externi. Wiedemann p. 104. - - - - Tiedemann S$S 311. - - Watson p. 121. ae zihänenger, innerer Kopf. Meckel, Archiv 277. No. 4. Einer der Spulmuskeln. Meckel, System 382/86 No. 2. Flexor communis quattuor digitorum s. sublimis (pt.) d’Alton p. 37. "lezor perforatus (pt.) Reid p. 144. Flexor sublimis s. perforatus digiti quarti. Gurlt p. 31. Flexor perforatus of the outer toe s. longus digitorum (pt.) Owen. Flexor perforatus digitorum (äusserer Kopf) De Man 131. No. 20. Flechisseur perfore, couche profonde (pt.) Gervais et Alix p. 36. Flechisseur superfieiel du doigt externe (ou quatrieme doigt) Alix pp: 455 et 460. Flexor digitorum sublimis. Quennerstedt p. 42, Neander p. 25. Flexor perforatus digiti IV. Gadow No. 38. Der M. perforatus dig. IV. erscheint nach Entfernung der Mm. per- forantes et perforati und des mittleren Gastrocnemiuskopfes. Er liegt zwischen den beiden Hauptstämmen des N. ischiadieus, und medial vom M. io-fibularis. Er entspringt: 1) Bei der Mehrzahl der Vögel aus der Regio intercondyloidea, z. B. bei: Spheniseidae, Lamellirostres, Phoenicopterus, Penelope, Pterocles, Diduneulus, Chrysotis, Rham- phastus, Bucorvus, Corythaix. 2) aus der Regio intercond. und vom Lig. genu externum: Bubo. 3) aus der Regio intercond., vom Lig. genu ext. und von der Am- bienssehne: Talegalla. 4) vom Lig. ext. genu und von der Schlinge für den M. :dio- fibularıs: Pandion. 5) Hauptsächlich vom Condylus ext. fem.: Corvidae. 6) Zweiköpfig; mit dem einen Kopfe vom Cond. ext. fem. und mit dem anderen vom Lig. genu ext., der Sehnenschlinge und der Ambienssehne: Ratitae. Insertion. Die Sehne des M. perforatus dig. IV. ist die hinterste oder oberflächlichste am Fersengelenk, nur vom Tendo Achillis bedeckt, und umschliesst gewöhnlich die der dritten Zehe scheidenartig. Sie in- serirt nicht nur an der Basis der ersten oder zweiten Phalange, sondern häufig an allen vier Phalangen der vierten Zehe. Vögel, 191 52a. M. flexor perforans et perforatus digiti II. M. tertius posterior eircum tıbiam et fibulam. “Steno. Le flechisseur perfore (pt.) Vieq d’Azyr p. 283. No. 3. Le muscle perforant et perfore (pt.) Cuvier p. 558. Zusammenzieher der Zehen (pt.) Merrem p. 161. No. 7. Flexor perforatus digiti interni. Wiedemann p. 102. - - - - Tiedemann $ 309. Zweiter hinterer Kopf. des durchbohrten und durehbohrenden Zehenbeugers. Meckel, Archiv p. 276. No. 3. Erster hinterer Kopf des durchbohrten und durchbohrenden Zehen- beugers. Meckel, System p. 380. No. 1. Flexor digitorum sublimis s. perforatus (pt.) Gurlt p. 31. Flexor perforatus s. longus dig. (pt.) Owen, Apteryx p. 295. Flechisseur perfore, couche superficielle (pt.) Gervais et Alix p. 37. Flexor digiti II et LLI (perforans et perforatus) |pt.| Quennerstedt p- 40. - - - - - Neander 24. Flexor perforatus digitorum (äusserer Kopf) De Man p. 131. No. 20. “ Flexor perforans et perforatus digiti Il Gadow No. 34. Flexor perforatus et perforans digiti interni. Watson p. 122. Dieser gewöhnlich schmale und nur in seinem oberen Drittel fleischige Muskel wird gewöhnlich vom Cap. ext. m. gastroenemüt bedeckt; er ent- springt meistens vom Lig. femori-fibulare externum und den benachbarten Theilen, wie vom Cap. fibulare und von der Sehnenschlinge des M. :ilo- fibularis. Bisweilen, z.B. bei Euplocamus (nicht bei Talegalla und Penelope) und Pterocles entspringt er von der Hinterfläche des Cond. ext. oder aus der Regio intercondyloidea; bei Diduneulus nur vom Cap. fibulare. Häufig ist er mit dem Kopfe des M. perforans et perforatus III innig verwachsen, z. B. bei Cypselus, Picus, bei den Papageien und be- sonders bei Bucorvus. — Der Muskel geht sehr bald in eine platte Sehne über, die, ohne mit anderen verbunden zu sein, zwischen dem Tendo Achillis und den tiefen Beugersehnen eingebettet, und lateral neben der dünnen Sehne des M. plantaris abwärts geht. Den Fersenknorpel passirt sie gewöhnlich in einem eigenen Canal in ziemlicher Tiefe (Ratiten, Didunculus, Rhamphastus, Chrysotis ete.) und inserirt sich schliesslich an den Plantar- und Seitenflächen des Capitulum der ersten oder zweiten Phalange der II. Zehe. Sie durchbohrt in Höhe der Zehenwurzel die Endsehne des M. perforatus und wird darauf von der für die zweite Zehe bestimmten Endsehne des M. profundus durehbohrt; daher der Name. 192 B. Muskeln der Extremitäten. Entsprechend der nicht vorhandenen zweiten Zehe fehlt dieser Muskel bei Struthio und zwar ohne eine Spur übrig gelassen zu haben. Sehr eigenthümlich ist aber sein Verhalten bei Pandion, denn er scheint hier den M. flex. perforatus dig. II in sich aufgenommen zu haben. Er ent- springt nämlich zweiköpfig: vom Cond. ext. fem. oder dem dortigen Liga- mentum und seine lange Sehne verbindet sich mit der des anderen aus der Regio intercondylordea kommenden Kopfes, während sie oberflächlich und lateral das Intertarsalgelenk passiren. Die vereinigte Sehne verhält sich dann als wenn sie nur dem M. perforans et perforatus II angehörte. Innervation aus dem Stamm II des N. ischiadieus zusammen mit dem Cap. ext. gastroenemi und dem M. flexor perforans et perforatus dig. I11. 52b. M. flexor perforans et perforatus digiti III. M. sextus eirca tibiam et fibulam. Steno. Flechisseur perforant et perfore (pt.) Vieg d’Azyr 284. No. 4. Le muscle perforant et perfore (pt.) Cuvier p. 553. Fingerschliesser. Merrem p. 161. No. 8. Flexor perforans et perforatus digiti medii. Wiedemann p. 102. - - - - - Tiedemann $ 314. - - Watson. p. 123. Zi eiter Be Kopf ar durchbohrten Beugers. Meckel, System p- 380. No. 1. Erster - FE - - Meckel, Archiv p- 276. No. 3. Flexor digitorum sublimis s. perforatus (pt.) Gurlt p. 31. Flexor perforatus (pt.) Reid p. 144. Flexor perforatus s. longus digitorum (pt.) Owen. Der besondere Beuger des ersten Gliedes der dritten Zehe. Carus, Erläuterungstafeln. Flexor digiti IT et III (perforans et perforatus) |pt.| Quennerstedt p- 40. - - - Neander p.24, Elchisehr perfore, couche supanakiele (pt.) Gervais et Alix p. 37. Flechisseur de la troisieme phalange du doigt interne (Struthio) troi- sieme. Alix pp. 457 et 460. Flexor perforans et perforatus digiti medii. De Man p. 134. No. 23. M. flexor perforans et perforatus digiti 111. Gadow No. 35. Flexor perforans et perforatus digiti medü. Watson p. 123. Dieser Muskel wird lateral vom vorigen und dem (Cap. ext. m. gastro- cnemii bedeckt; er ist ebenfalls von platter, schmaler Gestalt, nur in der oberen Hälfte fleischig und entspringt häufig zugleich mit dem vorigen, dabei theilweise mit ihm verwachsen. Vögel. 193 Er entspringt vom Cap. tibiae et fibulae, oder nur von der Crista tibiae bei vielen Hühnern und Sumpfvögeln, bei Didunculus, Rham- phastus, Bucorvus, Corythaix ete.; vom Ligam. femori-fibulare und von der Patellarsehne bei Ratiten, Phoenicopterus, Talegalla, Pterocles, Pandion, Bubo; vom Cond. ext. fem. und vom Cap. fibulae bei den Corvidae; aus der Regio intercondyloidea bei manchen Papageien, z. B. bei Chrysotis. Bei Ibis entspringt er von der Crista anterior tibiae und der proximalen Hälfte der Fibula. Seine lange, schmale Sehne ist häufig, z. B. bei Ratiten und Hühnern, auch bei Pterocles oberhalb des Intertarsalgelenkes durch ein kurzes Vineulum mit der Sehne des M. flex. perforatus dig. ILI. ver- bunden; sie geht dann als oberflächlichste oder kürzeste des vom Tendo Achillis umschlossenen Sehnencomplexes, von der Sehne des M. flex. perfo- ratus dig. III. zugleich mit der des M. flex. perforatus dig. 11. scheiden- artig umhüllt, über das Gelenk, geht dann aber auf der Hinterseite des Tarsus in die Tiefe, durchbohrt die Sehne des M. flex. perforatus dig. ILL, wird später von der des M. flex. perforatus durchbohrt, und inserirt sich gabelig an der Basis und am Capitulum der I. und III. Phalange der dritten Zehe. Diese Insertion variirt jedoch. Innervation wie bei dem vorigen Muskel aus dem N. ischiadieus. Vergleiehung. Wie durch den Ursprung, die Insertion und durch die Innervation angedeutet, gehören dieser und der vorige Muskel genetisch eng zusammen. Es ist ferner nicht unwahrscheinlich, dass sie als die tiefere Schicht einer Muskelmasse zu betrachten sind, zu der ursprüng- lich auch das Cap. externum m. gastroenemii gehörte. Vielleicht entsprechen sie dann, obgleich nur sehr unvollkommen dem M. soleus der Säugethiere. — Ebensowenig sicher fällt ein Vergleich mit dem Flexor accessorius des Menschen aus. — Bei den Reptilien endlich ist der Flex. perforans et perforatus in einem Theile des noch indifferenzirten Flex. longus digitorum enthalten. 53a. M. flexor profundus s. perforans. M. secundus posterior digitos movens. Aldrovandi. M. octavus posterior circa tibiam et fibulam. Steno. Le flechisseur perforant. Vieq d’Azyr p. 284; Cuvierp. 558. Zweiköpfiger Muskel. Merrem p. 161. Flexor profundus s. perforans trifidus. Wiedemann p. 104. Flexor profundus s. perforus trifidu. Tiedemann $ 312. Durchbohrender oder tiefer durehbohrender Beuger. Meckel, System p. 386—390 No. 3. Archiv 278/79 No. 5. Flexor profundus s. perforans Ä Flexor communis IV. dig. s. sublimis pars post. u Flexor digitorum longus s. perforans. Gurlt p. 31. Flexor perforans digitorum. Owen Cyclop. p. 297; Apteryx p- 295; De Man p. 130 No. 19; Watson p. 124. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 115) 194 B. Muskeln der Extremitäten. Flexor digitorum communis profundus. Quennerstedt p. 45; » Neander p. 27. Flexor perforans. Reid p. 144. Flechisseur profond, Gervais et Alix p. 35. Flechisseur profond, perforant ou commun des trois doigts propre- ment dits. Alix p. 459. Flexor profundus, Garrod, Proc. Zool. Soc. 1872 p. 363; Gadow No 39. Der MM. flexor digitorum perforans bildet mit dem M. flex. hallueis long. die tiefsten Muskeln auf der Hinterseite des Unterschenkels. Er entspringt im einfachsten Falle beinahe von der ganzen Hinter- fläche der Tibia und Fibula als ein doppelt gefiederter Muskel, bisweilen z. B. bei den krähenartigen Vögeln, mit einem zweiten Kopfe von der Aussenfläche des Cond. ext. fem. Am stärksten ist er bei den Nacht- raubvögeln entwickelt, denn er entsprivgt mit 3 Köpfen: 1. von den proxi- malen zwei Dritteln der Innenfläche der Tibia, 2. mit einem dickeren Kopfe von der Tibia-Hinterfläche, 3. von nahezu der ganzen Fibula. — Seine Sehne durchbohrt dann das faserknorplige oder knöcherne Susten- taculum als tiefste aller das Intertarsalgelenke passirenden Sehnen, läuft dann im hintern Sulcus des Os tarso-metatarsi in der Tiefe weiter und spaltet sich nahe vor den Zehenwurzeln in 3 Sehnen, die sich dann an den Endgliedern der drei Vorderzehen inseriren. Dieses eben beschriebene Verhalten ist nur bei den Oscines und bei Upupa zu finden. Bei allen anderen Vögeln verbindet sich die Endsehne des M. /lex. profundus in, mannigfaltiger Weise mit der des M. flex. hallueis. Hierüber hat Garrod umfassende Untersuchungen angestellt. Schon oberhalb des Intertarsalgelenkes wird die Sehne des M. /lex. dig. prof. von der des M. flex. hallueis longus begleitet. Am Intertarsalgelenk angelangt, durch- bohren entweder die beiden Sehnen das Sustentaculum und die knöcherne am proximalen hinteren Ende des Os tarso-metatarsi befindliche Masse, wobei dann die Sehne des M. flex. hallueis stets die oberflächliche ist, oder nur die Sehne des M. flex. dig. profundus durchbohrt den Knochen und die des M. flex. hallucis liegt mehr lateral und wird von der ersteren durch die nach hinten vortretende Knochenleiste getrennt. Ungefähr äuf der Mitte des Os tarso-metatarsi geht die Sehne des M. flex. hallucis, um zur I. Zehe zu gelangen, schräg über der anderen hinweg und giebt auf dieser Kreu- zungsstelle ein sehniges distalwärts gerichtetes Band, oder Vinceulum an die tiefer liegende Sehne ab. Eine Folge dieser Verbindung ist, dass durch Contraction des M. flexor hallucis auch die Vorderzehen gebengt werden können, während anderseits Contraction des M. flex. dig. prof. keinen Einfluss auf die erste oder Hinterzehe hat. Nach Ausbildung des Vineulum und der dadurch hervorgerufenen Vereinigung der Sehnen der beiden tiefen Zehenbeuger, welche ‘eine über- raschende Mannigfaltigkeit aufweist, können wir folgende Typen aufstellen. Vögel. 195 I. Kreuzung der beiden Sehnen, mit einfachem Vinceulum: Rasores und Columbae, Cuceulinae und Musophaginae, Psittaci, Striges, und fast alle Sumpfvögel. Bei den Reihern ist das Vinculum entweder nur sehr schwach, oder es fehlt gänzlich, sie bilden demnach einen Ueber- gang zwischen diesem und dem VII. Typus. II. Das Vineulum ist sehr stark und bildet die direete Fortsetzung der Sehne des M. /lex. hallueis, während dagegen der Hallux nur eine verhältnissmässig schwache, nun als Seitenzweig erscheinende Sehne er- hält: Apteryx, Nothura, viele Schwimmvögel, z. B. Spheniscidae. III. Die meisten Tagraubvögel bilden eine Mittelstufe zwischen den beiden ersten Fällen. IV. Als einen aus dem zweiten ableitbaren Typus möchte ich das Verhalten der tiefen Zehenbeuger bei den Vögeln auffassen, welche ent- weder wie Rhea, Struthio, Casuarius und Dromaeus die erste Zehe ganz verloren haben, oder bei welchen, wie bei Phoenicopterus, Pterocles, diese Zehe sehr klein ist. Der M. flex. dig. prof. und der M. flex. hall. longus sind vollständig entwickelt, aber ihre beiden End- ‚sehnen verbinden sich miteinander etwas unterhalb des Intertarsalgelenkes zu einer einzigen Sehne, die sich dann entsprechend der Anzahl der Vor- derzehen spaltet, ohne jedoch einen Zweig an die erste oder Hinterzehe abzugeben, für welche doch der eine Muskelkopf ursprünglich bestimmt war. V. Die beiden Hauptsehnen sind miteinander eug zu einer einzigen verbunden, die sich dann in vier theilt. Die Kreuzung findet nicht unter- halb, sondern schon oberhalb des Intertarsalgelenkes statt: Coracias, Buceros, Bueorvus; Steatornis, Podargus, Caprimulgus, Cypselus; Cathartes und Sarcorhamphus. Etwas sehr ähnliches fand ich bei Pelargopsis und bei Chrysotis. Auf diesen Typus ist auch das bei Momotus, Dacelo gigantea und Merops apiaster gefundene Verhalten zurückzuführen. VI. Mit Vineulum; aber die Sehne des M. flex. dig. profundus ist ungespalten und inserirt nur an der dritten Zehe, während die erste und zweite, und die vierte von der Sehne des M. flex. hallucis gebeugt werden. Diese höchst eigenthümliche Anordnung scheint sich bei allen Pie: und ihren nächsten Verwandten, den Rhamphastidae, ferner bei Megalaema und Galbula zu finden, also bei den Paarzehern mit Ausnahme der Papa- geien und Kukuke. VII. Die Sehnen kreuzen sich unverbunden und ganz frei von ein- ander: Alle Passeres nebst Upupa, und einige Reiher. Ausserdem ist die Anordnung der Sehnen bei den Trogons höchst _ merkwürdig. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass Ueber- gänge zwischen diesen sieben Typen vorhanden sind (s. Holzschnitte). Innervation aus dem Stamm II des N. ischiadieus. Vergleichung. Der M. flex. dig. profundus s. perforans entspricht dem Flex. long. dig. der Säugethiere und einem Theil des gleichnamigen Muskels der Reptilien. 196 B. Muskeln der Extremitäten. Tinnunculus alaudarius. Die Sehne des M. flexor hallueis ist rück- und einwärts gezogen, um das durchschnittene Vinculum zu zeigen. In - Typus der Passerinen. Buceros Thinoceros. S 7 BESSER IV Trogon puella, Momotus lessoni. Apteryx mantelli. Gallus Cankua. ° Die sieben Holzschnitte zeigen die hauptsächlichsten Modificationen der Endsehnen des M. flexor perforans von der Plantarseite. (Nach Garrod, Proc. Zool. Soc. 1875.) Vögel. 197 53b. M. flexor hallueis longus.*) Flexor hallueis longus. Gurlt p. 31. - - - De Man p. 133. No 22. - - - Garrod P. Z. S. 1872 p. 363. Flexor digitorum communis profundus (pt.). Quennerstedtp. 45. Le flechisseur profond dw pouce. Alix p. 459. Flexor perforans digitorum (pt... Watson p. 124. Der M. flex. hallueis longus entspringt gewöhnlich einköpfig von der Hinterfläche des Cond. ext. fem. oder aus der Regio intercondyloidea. Zwei- köpfig dagegen mit dem einen Kopfe von der Aussenfläche des Cond. ext. und mit dem anderen von der Kegio intercondyloidea bei den krähen- artigen Vögeln. Bei den Eulen, wie bei Bubo, ist der letztere Kopf spindelförmig, während der andere zusammen mit der Ursprungssehne des M. flex. perforatus Il von der Poplites und der Hinterfläche des Caput hbiae entspringt. — Am stärksten ist der Muskel bei den Vögeln, welche eine grosse Hinterzehe besitzen, hauptsächlich also den Raubvögeln und Papageien; ausserordentlich stark fand ich ferner die beiden tiefen Zehenbeuger bei Cypselus, wo sie die Hauptmasse der Muskeln auf der Beugeseite des Unterschenkels bilden. Schwach ist der Muskel dagegen in der Regel bei den dreizehigen und Vögeln mit sehr kleiner Hinterzehe. Die Sehne des M. /lex. hallucis longus geht stets oberflächlich von der des M. flex. dig. über das Intertarsalgelenk. Das Verhältniss beider Sehnen zu einander, ihre äusserst wechselvolle Verbindung und ihre In- Sertionen sind zusammen mit dem vorigen Muskel beschrieben worden. Innervation aus dem Stamm II des N. ischiadicus. Vergleichung. Der M. flex. hall. longus und der M. flex. dig. profundus bildeten wahrscheinlich einst eine Masse (wie noch jetzt bei den Reptilien), von welcher sich erst später eine Pars femoralis s. posterior absonderte, die sich dann zum selbständigen Beuger der Hinterzehe aus- bildete. Die Verbindung beider Endsehnen durch das Vineulum halte ich für ein Ueberbleibsel des ursprünglichen Verhaltens und nicht für etwas seeundär erworbenes. Dem entsprechend hätten die Passerinen den höchst entwickelten Fuss. — Beide Muskeln entsprechen den gleichnamigen beim Menschen, und können als M. flexor digitorum communis s. profundus s. perforans zu- sammengefasst werden. 54. M. extensor hallueis brevis. M. primus anterior tarsi. Aldrovandi. M. primus circa 05 quod supplet vices ossium tarsi et metatarsi. Steno. L’abducteur du doigt oppose. Vieq d’Azyr (1805) p. 288. *) Dieser Muskel ist von vielen Anatomen zusammen mit dem vorigen beschrieben worden. 198 B. Muskeln der Extremitäten. Extensor hallueis. Wiedemann p. 106. - - Tiedemann $ 315. - - d’Alton p. 39; Owen p. 297, Quenner- stedt p. 48. - - Neander p. 28. - - Gadow No 41. LD’extensor propre du pouce. Cuvier p. 553. Esxtensor of the thume. Reid p. 145. - digitorum brevis (pt.). Gurlt p. 32. - brevis hallueis. De Man p. 138; Watson p. 126. - ungwis. Garrod, Proc. Zool. Soc. 1872, p. 363. L’extenseur du pouce. Alix p. 447. Dieser Muskel ist ein gefiederter; er entspringt, wenn gut entwickelt, von der Vorder- und Innenfläche des proximalen Os tarsometatarsi 11, vom Ursprunge des M. flexor hallucis brevis durch die Crista interna jenes Knochens geschieden. Insertion an der Dorsalfläche der Basis phal. I. dig. I. Innervation durch den N. peroneus profundus. Stark entwickelt ist dieser Muskel in der Regel bei den Vögeln, welche eine grosse Hinterzehe besitzen, also besonders die Raubvögel, Hühner, Steganopoden, Reiher, einige Klettervögel (Cory- thaix, Bucorvus), Apteryx. Es finden jedoch viele Ausnahmen statt, wie der Muskel z. B. bei Picus ausserordentlich klein ist, und bei den Papageien sogar fehlen kann. Bei Talegalla entsprang er von der Vorderfläche des oberen Theiles des Suleus metatarsi, weiter abwärts dann von der Innenfläche des Tarsus und zuletzt von der Hinter-Innenfläche des kurzen Os metatarsi I. Bei Pandion ist er gleichfalls stark, sogar zweiköpfig; hauptsächlich von der Vorderfläche des Tarsometatarsus kommend, dabei die Insertionssehnen des M. tibialis anticus umgebend. Seine eigenen beiden Sehnen ver- schmelzen bald in eine und sind an der Basis der Endphalange des Hallux inserirt. Ist die Hinterzehe sehr klein, wie bei Pterocles und vielen Sumpf- vögeln, so erhält sich bisweilen doch noch ein schwacher, aber ziem- lich langer Muskel, der bei Pterocles sogar noch von der Hinter-Innen- fläche der oberen zwei Drittel des Tarsus entspringt. — Bei Spheniscus ist der Muskel bedeutend verkürzt, und kommt nur von der tibialen Hinter- fläche des kurzen Os metatarsi I. — Bei Phoenicopterus endlich sind die kurzen Strecker und Beuger des Hallux nur durch einige schwache, das Os metatarsi T umgebende Muskelfasern angedeutet. Vergleichung. Dieser Muskel entspricht dem Ext. hallucis pro- prius der Säugethiere und Reptilien. y L. 7 u Vögel. 199 55. M. extensor proprius digiti III. Le muscle pedieux (pt... Vieq d’Azyr (1774) p. 516. No. 2. Ezxtenseur propre du doigt medius. Milne Edwards. Ohne Namen. Meckel, System p. 377 (2); Archiv p. 275. No. 2 (?). Extensor brevis digitorum. Owen, Apteryx p. 297. Dorsal du troisieme doigt. Gervais et Alix p. 37. Le court extenseur dw troisieme doigt. Alix p. 446. M. extensor longus digiti III. Gadow. No. 42. Extensor proprius digiti III. Watson p. 123. Dieser gewöhnlich doppelt gefiederte Muskel liegt im dorsalen Sulcus des Tarso-metatarsus, wird demnach von den Sehnen der Streckmuskeln der Zehen bedeckt. Er entspringt, wenn stark entwickelt, fleischig vom oberen oder proxi- malen Drittel des Tarsus, und zwar von dem mittleren der drei Knochen, sein proximales Ende liegt lateral neben der Insertion der Sehne des M. tibialis anticus, und wird bisweilen von den beiden Peroneal- Nerven durchbohrt: bei den Ratitae, den meisten Schwimmvögeln, Phoe- nicopterus, vielen Hühnern, Bucorvus, Corythaix, Bubou.s. w. Bei den Ratiten erhält er ausserdem Muskelfasern von der ihn unmittelbar bedeckenden Sehne des M. ext. dig. communis. Häufig ist der Muskel kürzer, und entspringt dann nur von den letzten zwei Dritteln des Tarsus (Talegalla) oder nur von der distalen Hälfte (Pandion, Spheniseus). Am schwächsten, manchmal ganz fehlend, scheint er bei den Papageien zu sein. Insertion entweder an der Dorsalfläche der Basis phal. /. dig. ILL, oder mehr an der Aussenseite der Basis einer der folgenden Phalangen. Bei Rhea verband sich seine Sehne auf der Zehenwurzel mit der mitt- leren Sehne des M. extensor communis. Der Muskel wirkt demnach als Strecker der Mittelzehe. Innervation durch Zweige aus dem N. peroneus profundus. Vergleichung. Dieser Muskel entspricht unvollkommen den dorsalen Mm. interossei der Säugethiere. Er ist wahrscheinlich als ein herabge- wanderter Theil, oder auch als die selbständig gewordene tiefere und distale Masse eines ursprünglich weiter distal mit seiner Muskulatur bis nahe zu den Zehen herabreichenden M. extensor communis longus zu be- trachten. 56. M. extensor brevis digiti II. Strecker der Mittelzehe. Meckel, Archiv p. 279. No. 2. Mittlerer kleiner Strecker für die Mittelzehe.e Meckel, System p. 378. No. 4. M. ext. brevis dig. Ill. Gadow No. 43. Dieser kleine Muskel wird meistens übersehen bei Beschreibung der kurzen Zehenstrecker. | 200 B. Muskeln der Extremitäten. Er entspringt ziemlich fleischig von der Dorsalfläche des distalen Viertels oder Fünftels des Tarsometatarsus. Fibularseits wird er von der Sehne des M. ext. proprius s. medius dig. III. begrenzt; von der Dorsal- seite her von den Endsehnen des M. ext. dig. communis umfasst. Bei älteren Vögeln ist er häufig in ein Sesambein umgewandelt, ohne dass muskulöse Elemente übrig geblieben sind. Sehr kurz ist er bei Ciconia und Serpentarius, bei welchen er auf das distale 9 resp. 12t*! des Metatarsus beschränkt ist. Er fehlt bei Cypselus. Er inserirt mit breiter, kurzer Sehne am proximalen, dorsalen Rande der Basis phal. I. dig. III. Innervation aus dem N. peroneus profundus. Vergleichung. Dieser Muskel ist wohl als ein tibial- und distal abgesonderter Theil des vorigen Muskels aufzufassen. Dem entsprechend ist er häufig mit dem M. ext. proprius verwachsen, besonders wenn, wie bei Papageien, Raubvögeln und Singvögeln der letztere Muskel selbst nur schwach entwickelt ist. Ganz selbständig von einander und wohl entwickelt sind beide bei den Ratiten. Die kurzen Zehenmuskeln, besonders der Beugeseite, sind bei den Vögeln viel zu spärlich entwickelt, als dass sie auf die äusserst mannig- fachen und zahlreichen Muskeln des Reptilienfusses zurückgeführt werden könnten. Da bei letzteren gewöhnlich vier Schichten kurzer Zehenbeuger vorhanden sind, während bei den Vögeln nur eine, höchstens zwei fest- gestellt werden können, so würde jede genauere Vergleichung sich nur auf höchst unbestimmte Analogien beschränken müssen. Dagegen lassen sich Reptilien- und Menschenfuss viel eher in Harmonie bringen. 57. M. extensor brevis digiti IV. Anzieher des äusseren Fingers. Merrem p. 161. No. 9. - der vierten Zehe. Meckel, System 378. No. 5; Archiv p. 279. No. 1. Eztensor proprius digiti externi. d’Alton p. 40. Adductor digiti quarti. Owen p. 297. - - - Quennerstedt p. 50. - - - Neander p. 30. Extensor digitorum brevis (pt... Gurlt p. 32. LD’adducteur du doigt externe. Alix p. 446. Estensor brevis digii IV. Gadow No. 44. Vom M. ext. brevis dig. III durch den N. peroneus superficialis und den M. ext. proprius dig. III. getrennt. Er entspringt bei den Ratiten, bei Numenius, Otis, Serpentarius nur von der Dorsalfläche des distalen Drittels des Tarsus; bei den Lamellirostres, bei Podiceps, Colymbus, Grus, Fulica, Ciconia, Hühnern, Raubvögeln und Cuculus meistens aus dem Sulcus anterior des Tarsus nahezu in dessen ganzer Ausdehnung. Bisweilen, z. B. bei Spheniscus und Buteo nur vom proximalen Ende. Vögel. 201 Bei den Papageien ist sein Muskeltheil entweder verkümmert, oder untrennbar mit dem M. ewtensor dig. 111. proprius verwachsen; das Loch für die Endsehne ist jedoch nebst dieser vorhanden, ohne dass eine Wir- kung constatirt werden kann. Bei den Spechten fehlen Muskel und Sehne gänzlich. Seine Sehne inserirt sich mit einem lateralen Arme dorsal an der Basis phal. 1. dig. IV., während ihr Hanpttheil durch eine manchmal knöcherne Brücke im Spatium intertarsale externum hindurch geht und sich dann an der der dritten Zehe gegenüberliegenden Fläche der Basis phal. I. befestigt. Der Muskel bewirkt demnach Adduction und Dorsal- flexion oder Streckung der vierten Zehe. Innervation durch den N. peroneus superficialis. Vergleichung. Dieser Muskel zusammen mit dem vorigen und dem folgenden entspricht dem M. extensor digitorum brevis der Säugethiere. 58. M. abduetor digiti II. M, secundus posterior tarsi. Aldrovand. Abducteurs dw, doigt dw pied. (pt.) Vieq d’Azyr p. 289. No. 2. Abduetor digiti intern. Tiedemann $ 319. - - - d’Alton p. 40. - - - Meckel, System p. 378 (?). Esxtensor digitorum brevis. (pt.) Gurlt p. 32. Abduetor digitt II. Quennerstedt p. 49. - a2: Neander'p.:29. L’abducteur du deuxieme doigt. Alix p. 447. Adductor digiti II. Gadow. No. 45. Entspringt von der Tibialseite des distalen Tarsus, dabei meistens mehr auf die Hinterfläche übergreifend; bei Bubo jedoch war der Ur- sprung mehr dorsal. Insertion an der Seiten- (Innen-)fläche der Basis phal. I. dig. I1., die zweite Zehe wird demnach tibialwärts gezogen, mithin abducirt in Bezug auf die dritte Zehe. — Bei Rhamphastus scheinen kurze Muskeln für die zweite Zehe zu fehlen; auch bei Psittacus, Picus und Pro- cellaria konnte ich keinen Abductor II auffinden, wohl aber bei Cu- culus. Bei Casuarius bildet der Muskel den Uebergang von den dor- salen zu den plantaren kurzen Zehenmuskeln; er entspringt nämlich von der Innenfläche des letzten Tiarsusfünftels stark fleischig, dabei dorsal- wärts übergreifend, zugleich aber auch mit vielen Fasern von der Plantar- seite, woselbst er mit dem M. adductor dig. II verwachsen ist. Der erste Theil inserirt erstens dorsal an der Basis phal. I. dig. Il., zweitens an der tibialen Fläche derselben Phalange, und wird vom N. peroneus pro- fundus aus innervirt. Der zweite, kleinere und mehr fibulare Bauch schickt eine selbständige Sehne schräg unter der vorigen hindurch, eben- falls zur Basis phal. 1., wird aber aus dem hinteren Nervenstamme zu- sammen mit den plantaren kurzen Zehenbeugern innervitt, 202 B. Muskeln der Extremitäten. Bei Rhea ist der mehr plantare Theil auf Kosten des dorsalen stärker entwickelt und wird demgemäss nur vom N. peroneus aus innervirt. Bei Struthio fehlt der Muskel natürlich. Während der Muskel bei Rhea die zweite Zehe nur plantar beugt, bewirkt er bei Casuarius ausserdem noch Abduction. Vergleichung. Das Verhalten der Innervation lässt vermuthen, dass der M. abductor dig. II. ursprünglich aus zwei getrennten, verschie- denen Nervengebieten angehörigen Muskeln bestand, deren dorsaler ent- weder wie bei Rhea, verschwand, oder seinen Ursprung auf die Plantar- fläche des Tarsus verlegte. 59. M. flexor hallueis brevis. M. primus posterior tarsi. Aldrovand. M. sextus circa os tarsi. Steno. Le flechisseur dw doigt posterieur. Vieq d’Azyr p. 289. No.1. Flexor hallueis. Wiedemann p. 106; Tiedemann $ 316; d’Alton p. 39; Quennerstedt p. 48; Neander p. 48; Gadow. No. 50. Le flechisseur du pouwce. Cuvier p. 558. Daumenbeuger. Meckel, System p. 301. No. 1. Flexor pollicis. Owen, Cyclopaedia p. 297. Flexor halluecis brevis. | A en No. 28. Le court flechisseur dw pouce. Alix p. 447. Entspringt gewöhnlich als ein dünner Muskel am Hinter-Innenrande des proximalen Endes des Tarsometatarsus. Seine lange Sehne windet sich um die Hinterkante des Os metatarsi 7 herum, am Malleolus des II! Tarsale vorbei, und inserirt sich an der Dasis phal. I. dig. I., sie beugt demnach diese Zehe und zieht sie zugleich etwas an die zweite. Innervation zusammen mit den kurzen Zehenbeugern. Bisweilen ist dieser Muskel doppelt, z. B. bei Bubo: Beide Köpfe entspringen am oberen Ende des Tarsus; die Sehne des mehr fibular gelegenen ist die tiefere und beugt die erste Zehe etwas einwärts, während die des mehr tibialen Kopfes die andere plantarwärts kreuzt. Weniger ausgesprochen war diese Trennung bei Talegalla. Der Muskel entsprang von den oberen drei Vierteln des Tarsus; in der Mitte des Tarsus theilte er sich in zwei Sehnen, die sich dann kurz vor ihrer Insertion an der Plantarseite des (ap. phal. I. wieder vereinigten. Zwischen die beiden Sehnen trat die Sehne des M. flexor hallucis longus, so dass durch dieses Verhalten der kurze Beuger des Hallux in einen Flexor per- foratus dig. /. verwandelt wurde. Eine ganz ähnliche Durchbohrung be- obachtete ich bei Bucorvus und Crex, aber nicht bei Eupiocamus und Numida; bei letzterer war nur die oberflächliche Sehne vorhanden, während die tiefere oder dorsal von der des langen Beugers verlaufende fehlte. Bei Ibis dagegen war nur die tiefere von beiden entwickelt. Vögel. .203 Ist die Hinterzehe verloren gegangen oder sehr klein, so ist auch der betreffende Muskel rückgebildet, jedoch war er bei Pterocles noch ziemlich gut entwickelt. Recht stark und lang fand ich diesen Muskel bei Cueulus und Psittacus, ferner bei Numenius, Fulica, Grus, Ciconia, Strix, Buteo und auch bei Caprimulgus. Bei Picus dagegen ist er äusserst schwach, obgleich vom proximalen 5'°' des Metatarsus entspringend. Bei den dreizehigen Ratiten und bei Struthio sehe ich mit Meckel eine starke, ganz fleischlose Sehne für das Ueberbleibsel des kurzen Beugers an. Sie entsprang bei Struthio von der Innen-Hinterseite des oberen Endes des Tarsometatarsus, verschwand aber schon oberhalb der Mitte dieses Knochens, dabei ausserhalb der Fortsetzung des Tendo Achillis liegend. Stärker war sie bei Casuarius ausgebildet; sie kam breitsehnig vom vorderen medialen Vorsprunge des Malleolus internus tibiae, ging wie ein starkes Ligament über das Gelenk und verband sich dort mit dem vom Caput des Tarsometatarsus II kommenden zweiten, mehr faserigen Theile. Ausserhalb des Tendo lief sie dann ganz frei am Tarsus herab, und inserirte allmählig unterhalb der Tarsusmitte an dessen Plantar-Innen- fläche. Meckel fand sie bis zu den Phalangen hinabgehend. Dieser Muskel entspricht dem gleichnamigen des Menschen. 60. M. adduetor digiti LI. Adduetor digiti interni.- Wiedemann p. 106. - - - Tiedemann $ 318. - - - d’Alton p. 40. - - - Gurlt p. 32. Kurzer Anzieher, bei Rhea. Meckel, System p. 379; Archiv DE21 0 Nor 1: Adducetor digiti II. Quennerstedt p. 49. - oe Neanderp.29. L’adducteur du deuxieme doigt. p. 447. Abductor digiti II. Gadow. No. 46. Von der Plantarfläche des Tarsus, und zwar bei Phoenicopterus, Bubo, Pandion, Buecorvus am proximalen Ende beginnend, bei den Hühnern und den Ratiten auf das distale Ende beschränkt. Die Sehne, welche demnach lang oder kurz sein kann, geht durch das Spatium in- tertarsale internum zur Fibularseite der Basis phal. I dig. Il; sie bewirkt Plantarflexion und Anziehung an die Mittelzehe. Innervation zusammen mit dem vorigen Muskel. Bei Corythaix waren die kurzen Beugemuskeln der zweiten Zehe ganz rudimentär, dasselbe schien bei Ibis, Rhamphastus, Psittacus, Pieus, Cuculus, den Passerinen und einigen anderen Vögeln der Fall zu sein. 204 B. Muskeln der Extremitäten. 61. M. flexor brevis digiti Ill. Ohne Namen. Meckel, System p. 388; Archiv p. 278/279. Erwähnt, obne Namen. Garrod, Proc. Zool. Soc. 1872, p. 361/362. M. flexor brevis digiti III. Gadow. No. 49. Lumbricale. Haswell. S. No. 74 des Literaturverzeichnisses. Dieser eigenthümliche kurze Muskel entspringt von der dem Knochen zugekehrten Fläche der Sehne des M. flexor digitorum profundus, ober- halb der Dreitheilung derselben, wird allmählig breiter und fleischiger, und inserirt sich sehnig hauptsächlich an der faserigknorpeligen Gelenk- rolle und Kapsel, die sich zwischen dem Malleolus und der ersten Pha- lange der dritten Zehe befindet. Der Muskel wirkt mithin indirekt als Volar-flexor der dritten Zehe. Meckel hält ihn mit Recht für einen herabgerückten Theil des durch- bohrenden Zehenbeugers und meint, er ziehe die Gelenkrolle nebst Kapsel nach hinten, um sie dadurch gegen Quetschung zu schützen. Da beide Muskeln dem Gebiete des II!” Ischiadieusstammes angehören (wenigstens bei Casuarius, während bei Rhea der M. flexor brevis dig. III zu- sammen mit den benachbarten kurzen ventralen Zehenmuskeln innervirt wird) so steht der Meckel’schen Vergleichung nichts im Wege, zumal da der kleine Muskel wegen seines Ursprunges kein echter kurzer Zehen- muskel sein kann. Auf der Volarseite haben die Vögel überhaupt, wie die zweite und vierte Zehe zeigen, keine direkten kurzen Beuger, sondern nur Adductoren und Abductoren, während für die Volarflexion die langen Beuger bestimmt sind. Dieser Muskel wird gewöhnlich bei Beschreibung der Zehenmusku- latur übersehen, kommt allerdings nieht allen Vögeln zu. Ich fand ihn bei den meisten. Vögeln, am besten entwickelt bei Ratiten, Numenius, Crex, Larus, Colymbus, Cueulus, Cypselus, Caprimulgus. Bei Corythaix, Psittacus, Buteo, Serpentarius, Gallus, Columba, Fuliea, Grus, Podiceps war er nur sehr schwach. Bei Bucorvus entsprang er von der fibularen Seite der Sehne des M. flexor profundus, und inserirte sich am proximalen Ende der dicken Gelenkrolle der vierten Zehe, anstatt der dritten; ein correspondirender Muskel für die zweite Zehe war nicht vorhanden. Bei Anser, Procellaria, Uria, Ciconia, Phoenicopterus, Strix, Bubo, Chrysotis, Picus suchte ich ihn vergeblich: Vergleichung. Dieser kleine Muskel entspricht einem der Um. lumbricales der Säugethiere. Bei den Reptilien sind solche Muskeln sehr zahlreich entwickelt und bilden die zweite plantare Schicht der kurzen Zehenbeuger. 62. M. adduetor digiti IV. M. adduetor digiv IV. Gadow. No. 47. Diesen Muskel, der nicht in der Literatur erwähnt ist, habe ich nur bei sehr wenigen Vögeln gefunden: Bei Rhea (nicht bei den übrigen Vögel. 205 Ratiten gesehen) entspringt er als ein sehr dünner Muskel fibular neben dem M. abductor dig. II und ist theilweise mit dem ihn lateral begrenzen- den M. abductor dig. IV verwachsen. Seine Sehne geht durch das Spa- tium intertarsale externum zur Tibialseite der Basis phal. I und addueirt die Aussenzehe neben geringer Plantarflexion. Bei Bucorvus entsprang er vom distalen Ende des Tarsus; bei Rhamphastus war er noch kürzer und nutzlos. Innervation zusammen mit den andern kurzen Zehenbeugern. 63. M. abductor digiti IV. M. tertius posterior tarsi. Aldrovand. Wiedemann p. 106. Tiedemann $ 317. - - - d’Alton p. 40. - - - Owen p. 297. - - - Gurlt p. 32. - - - Watson p. 129. Abzieher der vierten Zehe. Meckel, Archiv p. 280. No. 4. Abductor digiti IV. Neander p. 30. - - - .Gadow. No. 48. Flexor interosseus. Garrod 1872, p. 363. Plantaire du quatrieme doigl. Gervais et Alix p. 38. L’abducteur du quatrieme doigt. Alix 447. Dieser Muskel ist am besten bei den Ratiten entwickelt und besteht bei ihnen aus zwei ziemlich breiten Köpfen, die durch eine starke Zwischen- sehne mit einander verbunden sind. Der obere halbgefiederte Kopf ent- springt von der hinteren und äusseren Fläche des proximalen Tarsusviertels und wird daselbst vom Tendo Achillis umschlossen; darauf wird er zu einer Sehne, die nur spärliche Muskelfasern von der Hinter-Aussenkante des Tarsus erhält, unterhalb der Tarsusmitte den Tendo wieder durch- bohrt und nun ausserhalb desselben verläuft. Dann schwillt er wieder bedeutend an, entspringt von der ganzen Aussen-Hinterfläche des Knochens als doppelt gefiederter Muskel und inserirt mit kurzer Sehne an der Aussen- fläche der Basis phal. I dig. IV. Er bewirkt Abduction nebst geringer Plantarflexion der Aussenzehe. Innervation zusammen mit den plantaren kurzen Zehenmuskeln. Bei den meisten Carinaten scheint der Muskel den distalen Kopf verloren zu haben und da der Ursprung des anderen Kopfes meistens auf den proximalen Theil des Metatarsus beschränkt bleibt, so ist der Muskel gewöhnlich recht schmal und langsehnig. Am stärksten ist er bei den Papageien, bei Cueulus und Cypselus, da der Ursprung sich nahezu auf die ganze Länge des Laufes ausdehnt. Bei Picus ist er auf _ das mittlere, bei Caprimulgus auf das distale Drittel beschränkt, scheint bei letzterem daher den proximalen Kopf verloren zu haben. Abduetor digiti extern. 206 B. Muskeln der Extremitäten. Die kurze Zehenmuskulatur ist. demnach folgendermaassen ange- ordnet. I. Zehe II. II. IV. Strecker .. | Nr.54. Extensor 58. Abductor (pt) 55. Extensor 57. Extensor | proprius brevis 56. Extensor brevis Halter... 60. Adductor 62. Adductor Spreizer .. 58. Abductor (pt) ; N 63. Abductor Beuger ... 59. Flexor 60. Adductor 61. Flexor Der Abductor dig. IV repräsentirt vielleicht den etwas modifieirten kurzen Beuger der äusseren Zehe, so wie der Adductor dig. II den der zweiten. Da der Abductor dig. II wahrscheinlich, wie früher mitgetheilt, den Strecker enthält, so kommen wir zu dem Schlusse, dass jede der 4 Zehen ursprünglich je einen Strecker, Beuger, Spreizer und Zusammen- falter besass, wie das auch in allerdings complieirterem Maasse bei den Reptilien der Fall ist. Der Hallux bat dann wegen seiner Sonderstellung, und die 3. Zehe wegen ihrer Mittelstellung die Adductoren und Abductoren eingebüsst, während die Streckmuskulatur der Mittelzehe weiter ausge- bildet ist. Von diesen typischen Muskeln werden am häufigsten rudi- mentär oder gehen ganz verloren die der 2. Zehe, besonders aus leicht begreiflichen Gründen bei den Heft- und Paarzehern. Da die myologischen Verschiedenheiten der hintern Extremität in Folge von Garrod’s weitgehenden Untersuchungen von manchen Orni- thologen als für die Classifieirung der Vögel von grosser Bedeutung ge- halten werden, so möge hier eine Besprechung der Schlüsse folgen, welche man aus den auf Seite 161 und 165, und aus der auf Taf. XXV gegebenen Uebersicht betreffend einige der am meisten veränderlichen Muskeln des Schenkels ziehen kann. Vor allem ist zu bedenken, dass die vollständige Zahl der Muskeln, ausgedrückt durch Garrod’s Formel ABXY + Ambiens das dem ur- sprünglichen nächststehende Verhalten ist, indem alle anderen Combi- nationen, wie ABX, AX,A u. s. w. aus jener durch Reduction hervor- gegangen sein müssen, während umgekehrt die Muskeln X und Y sich weder aus A noch aus AB differenzirt haben können. Von vorn herein sollte man annehmen, dass laufende, scharrende und kletternde Vögel die grösste numerische Entwicklung ohne besondre einheitliche Specialisirung der Muskeln aufweisen, da alle diese Vögel ihre Füsse in ausgiebiger und wechselnder Weise gebrauchen. Anderseits erwarten wir die grösste Reduction bei den einseitig entwickelten, hoch specialisirten und fast ausschliesslich ein Flugleben führenden Gruppen. Da finden wir denn Vollständigkeit (ABXY) d. h. den Besitz einer doppel- köpfigen Zurückziehung des Oberschenkels, eines complieirt wirkenden Vögel. 2307 addueirenden Beugers und des M. ambiens bei den typischen Renn- und Scharrvögeln, aber auch bei den Tauben, Cueulinen und vielen Sumpfvögeln. Da nun ein dem als ursprünglich angenommenen ähnliches Verhalten, wenn bei einer Anzahl von Gruppen gefunden, nicht nothwendig Verwandtschaft bedeutet, so folgt für die Repräsentanten von ABXY auch nichts weiter, als dass sie, unabhängig von einander, gewisse gemeinsame Charaktere entwickelt oder ererbt haben. Starke Reduction findet sich bei den Cypselinae und Trochilinae. Wenn die letzteren auch mit den Sfriges und die Raptores mit Fregata, ferner Canceroma mit Steatornis in Bezug auf ihre „myologische Formel“ übereinstimmen, so kann dies bei der sonstigen Verschiedenheit dieser Vögel auf keine Verwandtschaft hindeuten, sondern es muss diese Re- duction, resp. Specialisirung ihrer Beinmuskulatur auf gleichen oder wenigstens auf ähnlichen Lebensverhältnissen beruhen. Es ist hier auch nicht ausser Acht zu lassen, dass ausser den auf Tafel XXV erwähnten Muskeln stets noch andere vorhanden sind, die wie der M. ischio-flexorius und der M. ilio-fibularis auf den Unterschenkel, oder wie der M. ischio- femoralis und M. pubischio-femoralis auf den Oberschenkel — ähnliche Wirkungen ausüben. Um die Verschiedenheiten der Muskulatur zu er- klären, d. h. auf die Lebensverhältnisse zurückzuführen, müsste man alle Muskeln nicht nur im einzelnen, sondern auch in ihrer Gesammtwirkung betrachten, denn es ist klar, dass kraft bestehender Correlation kein Muskel ausfallen kann, ohne eine ganze Reihe von Veränderungen der übrigen hervorzurufen. Diese sich hiermit dem vergleichenden Anatomen stellende Aufgabe ist aber bisher noch ungelöst und kaum für den Men- schen genügend bearbeitet worden. Wir wollen wenigstens versuchen, den Nutzen einiger Muskeln der Vögel analytisch zu bestimmen. Hierzu geeignet sind die auffälligsten Formen: Schwimmer im weitesten Sinne, Stelzenfüsser mit langen Beinen und Vögel mit entschieden kurzen Beinen; die entsprechenden Formeln seien daneben gestellt: Schwimmer mit ABX, AXY, AX, A, BX Podiceps, ABXY Procellariinae, fehlt BXY, XY. Stelzenfüsser mit ABXY, BXY, AXY, XY, fehlt A, AX, ABX. Kurzfüsser mit A, AX, AXY, fehlt! XV, BXY, ABXY: Hieraus scheint zu folgen für die Schwimmer, dass alle (ausser Podiceps) den Muskel A, ferner mit Ausnahme der sehr specialisirten F'regata, den Muskel X besitzen. A und X sind demnach für das Schwim- men wichtige, obgleich entbehrliche Muskeln, während B und Y weniger Bedeutung haben. Für die langbeinigen Vögel sind die Muskeln X + Y unentbehr- lich, von denen wiederum Y der bedeutendere ist. Dieser Schluss wird 208 B. Muskeln der Extremitäten. bekräftigt durch die entschieden kurzbeinigen Vögel, da bei diesen die Combination XY nicht vorkommt, während A und AX wie bei den Schwimmern vorherrschend sind. Man möchte nun glauben, dass wenigstens eine regelrechte Reduction durch die verschiedenen Gruppen verfolgbar sei, woraus sich dann ihre Verwandtschaft schliessen liesse. Die ganze Gruppe der Steganopodes hat z. B. den Muskel B verloren; Sula und Phalacrocorax haben dann noch Y, und Fregata auch noch X eingebüsst. Phaeton würde hiernach die geringste, F'regata die so weit bekannt höchste Specialisirung inner- halb der Gruppe bedeuten, nur sind sie beide gegenüber Sula und Carbo die besseren Flieger. Wie Phaeton ferner zeigt, geht die Entwicklungs- reihe nicht durch das Stadium ABX, hat also wahrscheinlich weniger Verwandtschaft mit den Lamellirostres und Colymbidae, als mit den Pelargi und Herodi, wie dies auch in vielen anderen Charakteren angedeutet ist. — Dicholophus Burmeisteri (XY) hat jedenfalls die Pars iliaca m. caud. il. fem. (B) verloren, die noch bei seinem nächsten Verwandten D. eristatus und dem ihnen nahe stehenden Grus erhalten ist. Platalea und Ibis sind myologisch niederern Standpunktes als einer- seits Phoenicopterus und anderseits die übrigen Pelargi; zugleich folgt, dass der Flamingo (den wir zu den storchartigen Sumpfvögeln und nicht zu den Lamellirostres rechnen) näher Platalea als den typischen Störchen steht; die Combinationen BXY und AXY konnten nicht aus einander, wohl aber unabhängig aus ABXY entstehen. Verlust des M. ambiens finden wir im Vergleich zu den übrigen Wad- . vögeln bei den Reihern, deren meist specialisirte Form dann Cancroma sein würde. Die stark redueirte Formel A der Üypselinae und Trochilinae möchte man geneigt sein mit Hülfe von AX und AY als Mittelstufen auf die Caprimulginae AXY zurückzuführen; die Combination AY findet sich aber überhaupt nicht, und anstatt AX zeigt das einzige noch in Betracht kommende Genus Sieatornis die Formel XY. Die grundverschiedenen Verbindungen XY und A enthalten also Genera, die sich aus der beiden gewiss gemeinsamen Form AXY in verschiedener, selbständiger Richtung entwickelt haben. Derartige Betrachtungen können also von taxonomischem Werthe sein, jedoch auch irre leiten. Myologische Formeln können allenfalls den Ausschlag geben für anzunehmende Verwandtschaft zweifelhafter Genera, wie bei Dicholophus eristatus und Phoenicopterus, aber die zahl- reichen (mit liegender Schrift gedruckten Ausnahmen) zwingen uns, der- artigen Merkmalen keine grosse Bedeutung beizumessen. al us Vögel. 209 Beifolgende Tabelle erleichtert die Vergleichung der Muskulatur der Vögel mit der anderer Wirbelthiere. Die Namen sind die im Bronn’schen Werke gebrauchten. Es fehlen mithin den Vögeln ein M. gracilis, ad- ductor magnus und tibialis posticus, während die Säugethiere eines M. ambiens, der Mm. ilio-trochanterici und des Flexor perforatus digitorum entbehren. . No, im Text Vögel | Reptilien Urodelen Mensch 29 M. ilio-trochanterici aa Re, 30 7 B ilio-femoral. ext. ilio-femor. int. ambiens sartorius ilio-tibial, anter. med. poster, , ,” femori-tibialis caudilio-femor. caud. il. flex. ischio-fexorius ilio-fibularis ischio-femoralis obturator Mm. accessorii obtu- ratoris pub. isch. femor. 0 popliteus tibialis anticus ext. dig. comm. peroneus superfic. peroneus profund. gastrocnemius plantaris fl. perforati dig. II, + EN. fl. perforans- et per- foratus dig. II, IIL flex. profundus flex. halluc. long. ext. hall. brevis ext. propr. dig. III Die wenigen Muskeln des stark umgeänder- ten Vogelfusses lassen sich nur sehr un- vollkommen mit den zahlreichen. kurzen Zehenmuskeln der übrigen Wirbelthiere vergleichen. ext. brev. dig. III, IV abd. dig. IL flex. hall. brev. adduct. dig. II flex. brev. dig. IH adduct. dig. IV abd. dig. IV Bronn, Klassen des Thier - Reichs, N ilio-femorales quadrat. (pt.) ambiens N) | ilio-tibialis \femori-tibialis \f caud. il. fem. \ caud. femor. flex. tib. ext. flex. tib. int. ilio-fibularis pub. isch. fem. ext. pub. isch. fem. ext. I I ıpb. isch. tib. \interosseus cruris ‚tibial. antie. ext. dig. ped. long. | '? peroneus antic. | | ” \gastrocnemius lex. long. dig. (pt.) | 2 | flex. long. dig. + pe- roneus poster. ? | er | ‚? flex. digitorum 'ext. hall. proprius 2te plantare Schicht der kurzen Beuger VI. 4. lumborum pub. isch. fem. poster. \79a fem. tars. fih. 6Sa il. femor. (pt.) 63a pubisch. fem. int. (pt.) 66a ilio-extensorius (pt.) 58a caud. pub. isch. tb. (pt.) (pt.) 65a caudali-femoral. 58a caud. pub. isch. tib. (pt.) 59 a ischio- flexorius 67a il. fem. fibul. 62a pub. isch. fem. ext. (pt.) N) 62a pub. isch. fem. ext. (pt.) 64a ischio-fem. 61a pb. isch. tib. + | pb. tik. ‚72a fibulae tibialis 17a femori-tibialis 73a femori - digiti| I—V fs0a fem. fibular. 69a fem. fib. dig. I—V + Tdafem. fib. metat. I—IIL 82a tarso-dig. (pt.) | 66a ilio-extensorius| M. glutaeus medius et minimus ilio-psoas und pecti- neus rectus femoris’? sartorius tensor fasciae latae glutaeus maximus extensor cruris qua- driceps pyriformis semitendinosus semimembranosus biceps + glut. max. (pt.) quadratus femoris u. gemelli ? obturator internus obturator externus adductor et brevis sracilis longus popliteus tibial. antic. ext. dig. ped. long. peroneus longus peroneus brevis gastrocnemiuss + \ soleus? plantaris 0 soleus ? flex. long. dig. flex. hall. long. ext. hall. proprius Mm. interossei dor- salis (pt.) flex. hall. brev. 2 ext. breyis digitorum lumbricales (pt.) 14 210 140. 141. 142. 143. der B. Muskeln der Extremitäten. ?. Schultergürtel und vordere Extremität. Albertina Carlsson, Beiträge zur Kenntniss der Anatomie der Schwimmvögel. 5 Taf. K. Svenska Vet. Akad. Hanglingar. Bd. 9, No. 3, 1884. (Eine ausgezeichnete, die Mus- keln und Nerven der Extremitäten von Eudyptes, Alca, Mergulus und Mormon behan- delnde Arbeit.) M. Fürbringer, Ueber das Schulter- und Ellenbogengelenk bei Vögeln und Reptilien. Morphol. Jahrb. XI, 1885, p. 119—121. ——— Ueber Deutung und Nomenclatur der Muskulatur des Vogelflügels. Morphol. Jahrb. XI, p. 122—126. (Giebt eine gedrängte Zusammenfassung der Hauptergebnisse der Mono- graphie Fürbringer's, soweit Vergleichung der Schultermuskeln in Betracht kommt. — Die im Texte gebrauchten Namen und die Anordnung der Schultermuskeln sind dieser höchst wichtigen Arbeit entnommen. — — Monographie der Schulter und der Flugmuskeln der Vögel. 4°. 1585 mit vielen Tafeln. (Dieses umfangreiche, erschöpfende Werk ist leider noch im Druck begrilfen (Juni 1885), jedoch bin ich Herrn Prof. Fürbringer für Benutzung seines Literaturverzeichnisses, und für viele Rathschläge betreffend die vorliegende Bearbeitung der Vogelmuskulatur zu grossem Danke verpflichtet. Die J,ehre von den Muskeln, Nerven und Knochen der Vorderextremität der Vögel erhält durch diese Monographie eine vollständige Abrundung, mit steter Rücksichtnahme auf taxonomische Ergebnisse. Die Muskeln des Schultergürtels und des Flügels lassen sich unter Voraussetzung, dass die Innervation die besten genetischen Finger- zeige giebt, folgendermaassen eintheilen. “und I. Gebiet der Cerviealnerven und des N. vago-accessorius. M. ceucullaris dorso-cutaneus + cueull. propatagialis. II. Gebiet der Nn. thoraciei superiores*). zu Fureula und Scapula: . . M. rhomboideus A. Von den Process. spinal. superfieialis. cervie. et dors. zur hinteren Hälfte der Secapula: . M. rhomboideus profundus. B. Von den Rippen zur Scapula. (Gruppe der Serrati s. Thoraci-seapulares.) a. Von den Halsrippen und Seiten der Rippen zum Dorsalrande der. Scapula pr 20.20. M. serratus profundus. b. Von den ersten Ba zum Ventralrande der Scapula M. serrat. superficialis anterior, e. Von den Proc. uncinatis mehrerer Rippen zur hinteren Hälfte der Seapüla, rast ei ER M. serrat. superfic. posterior. d. Von den Rippen zum Metapatagium M. serrat. metapatagialis. \ *) Betreffend die Eintheilung des Nervenplexus vergl. Fürbringer, Morphol. Jahrh. V, den Abschnitt Nervenlehre in diesem Werke, Vögel. 211 III. Gebiet der Nn. thoraeciei inferiores. Vom Proe. lateral. antieus sterni zum Basaltheile des Coracoids M. sterno-eoracoideus. IV. Gebiet der Nn. brachiales superiores. A. Von den Proc. spinos. dorsales und vom Ilium. Zur Crista tubere. maj. humeri . . . ... M. latissimus dorsi : anterior, posterior —+- pars metapatagialis. B. Vom Schultergürtel zum Humerus. a. Vom Os humero-scapulare, Scapula, Clavieula und Coracoid zur Crista superior humeri . . . . . MM. deltoideus major. b. Von Basis Scapulae et Clavieulae zum Tubere. majus s. supe- tias humerk. . 2... ..-%2 0.2. 2... MM. delioideus minor: e. Zum Propatagium .. . . . . M. deltoideus propatagialıs. C. Von der Seapula zum Tubere. inf. s. minus humeri. (Subscapularis-Gruppe.) a. Vom Basaltheile der Scapula . . . . M. scapuli-humeralis anterior. b. Von der hinteren Hälfte der Scapula . M. scapuli-humeralis posterior. c. Vom Coracoid und der Scapula . Mm. subcoraco-scapulares. a. Pars coracoidea . . . 2°... M. subcoracoideus. ß. Pars scapularis interna . . MM. subscapularis internus. y. Pars scapularis externus . . MM. subscapularıs extermus. Die distale Fortsetzung der Nn. brachiales superiores bildet der N. radialis mit der dorsalen oder Streekmuskulatur des Vorderarmes und der Hand. Siehe VID. V. Gebiet der Nn. brachiales inferiores. A. Grösstentheils von der Ventralfläche des Sternum. a. Oberflächliche Masse. «. Zur Crista superior s. peetoralis humeri . M. pectoralis, pars thoracıca. 8. Zum Tensor propatagiü . . . . . M.pectoralis, pars propatagialıs. y. Brust-Bauchhaut-Muskel . . . . . M. pectoralis, pars abdominalıs. b. Tiefe Masse. Vom Sternum zum Tubere. super. eristae humeri M. supra- Ki coracoideus. B. Vom Coracoid zur oberen Armbeinleiste . . M. coraco-brachialis anterior. C. Vom Coracoid zur unteren Armbeinleite . M. coraco-brachialis % posterior. 14* 22 B. Muskeln der Extremitäten. VI. Flughautspanner. Die Muskeln der vorderen und der hinteren Flughaut setzen sich aus Theilen mehrerer Muskeln zusammen, und zwar aus M. deltoideus | | M. peectoralis es | M.“bicops M. propatagialıs. | M. eueullaris | = Un M. metapatagialis. . latissimus dorsi j ; VII. Gebiet des N. medio-ulnaris. Beugemuskeln. Diese Muskeln bilden die distale Fortsetzung der Gruppe V, im Be- reiche des Armes und der Hand. A. Mit Insertion am Unterarm. Von Coraecoid- und Humerus zum distalen Theile des Radius und der Uma . . . 2 0, MM. Diceps"brachil. Vom distalen Theile des Humerns zum proximalen Theile der | Umamesre 20.20... M. brachialis inferior. Vom Epicondylüs Iefag hum. zum Radius Mm. entepicon- dylo-radiales (Pronatores). Vom Epieondylus internus hum. zur Uma _M. entepicond. ul- naris. “ B. Mit Insertion am Os carpi ulnare. Vom Epieond. int. humeri . . . M. flexor carpi ulnaris s. entepieondylo-carpalis. C. Mit Insertion am Metacarp. I, II. Von der Radial-Volarfläche der Ulna . M. ulni-metacarpalis ventralis. D. Mit Insertion an den Phalangen. Von der Entepieondylo-ulniearpal-Sehne zu Phal. I dig. II M. flexor digitorum sublimis. Von Volarfläche der Ulna zu Bas. phal. II dig. II und Bas. Mess 20.20. M. flexor digitorum profundus. Von Melscaıp.. Ir + III zu Phal. II dig. UM. interosseus dorsalis. Von Radialfläche des Metae. II zu Bas. phal. I dig. II M. ab- ductor indicis. Von Volarfläche des Metac. I zu Bas. dig. I M. flexor pollicis. Von der Sehne des M, extens. metac. radial. zu dig. I M. ab- ductor pollieis, Vögel. 213 VIII. Gebiet des N, radialis. Streekmuskeln. A. Mit Insertion am Unterarm. Von Seapula und Humerus zum Olecranon s. Proc. anconaeus Dina nen er nen. Matrieensbrachin. Vom Epicondy Ingexternus um. zur Ulna M. ectepicondylo-ulnaris. # ne { „ zum Radius M. ectepicondyl.radialis. B. Mit Insertion am Metacarpus. Vom Epicondylus extern. hum. zu Metac. I M. extensor meta- carpi radialis. » » Metac. II+IlI M. exien- sor metacarpi ulnaris. Von Dorsalfläche der distalen Ulna zum Metac. III M. ulni- metacarpalis dorsalis. Vom proximalen Theile des Radius und der Ulna zum Metae. I M. extens. s. abductor pollicis longus. „ ” 2] C. Mit Insertion an den Phalangen. Vom Radius zum Cap. phal. I und Bas. phal. II dig. I M. extensor indieis longus. Vom Epicondyl. ext. zur Bas. phal. I dig. I und Phal. I dig. II M. extensor digitorum communis. Vom Metacarp. II zum Pollex M. extensor pollieis brevis und M. adductor pollicis. Von Metac. II + Ill zu Phal. Il dig. II 97. interosseus pal- manris. Von Metac. III zu Bas. phal. I dig. III M. flexor digitı ILL. Die im Texte angenommene Reihenfolge der zu Gruppe VII und VIII gehörigen Muskeln ist topographisch: A. Muskeln, welche den Oberarm umgeben. | M. biceps. ETzuser der Fonderarms M, brachialis internus. IE Strecker des Vorderarms. .... . .24......M. triceps. B. Muskeln, welche den Vorderarm umgeben. I. Mit Insertion an Radius oder Ulna. a. Entspringend vom Cond. int. humeri( Mm. entepieondylo radiales. (Pronatoren, Beuger)| M. entepicondylo-ulnaris. b. ERRDNnEEN“ vom Cond. ext. hum. [ M, ectepicondylo-ulnaris. (Strecker) a ectepicondylo-radialıs. I. MitInsertionam Os carpiulnare: M. flexor carpi ulnaris s. 5 entepicondylo-carpalis. 214 B. Muskeln der Extremitäten. Ill. Mit Insertion am Metacarpus. a. Ventralläce . . . 2.2... M. ulni-metacarpalis ventralis. | M. ulni-metacarpalis dorsalis. M. extens. metacarp. radıalıs. b. Dorsalfläche \ar. extens. metacarp. ulnaris. IV. Mit Insertion an den Phalangen. een M. flexor digitorum sublimis. \M. flex. dig. profundus. M. extensor digitorum communis. b. Extensoren . . . 2... IM.extens. s. abduct. pollieis longus. M, extensor indieis longus. C. Muskeln, welche auf die Hand beschränkt sind, (Kurze Fingermuskeln.) M. abduetor indicıs. M. flexor pollieis. M. abductor pollieis. | M. interosseus dorsalıs. I. Gebiet des N. ulnaris M, interosseus palmaris. (a extensor pollieis brevis. | adductor pollicis. M. flexor digiti III. II. Gebiet des N. radialis nr 64. M. eueullaris. Der ganze Muskel. Hautmuskel des Halses (Subeutaneus colli). Wiedemann p. 69. » „ » „> „ - Tiedemann S 100. Oueullaris. Fürbringer; Carlsson p. 17. Oberflächliche Lage. Hautmuskel des Halses (Subeutaneus colli), Wiedemann p. 69. : 7 5; n »„. .‚Liedemann 3 10. Constrietor coli. Owen; Watson p. 58. Paucier du cou (plan superficiel). Gervais et Alix p. 39. Tiefere Lage. Sterno-cervicalis. Owen, Apteryx p. 278, Pl. XXXI b. Panniculus carnosus (first portion). Reid p. 1389; Watson p. 54. Cucullaris (pt). Sehöpss; Selenka p. 108. Paucier du cou (plan profond). Gervais et Alix p. 39. TEN Vögel. 215 Dritter Theil. Dermo-spinalis. Owen. Tenseur de la membrame awillaire. Gervais et Alix p. 38. Dorsal cutaneous muscle. Watson p. 53. M. cueullaris, pars propatagialis. Fürbringer. Dieser Muskel hat bei den Vögeln physiologisch wenig mit der Mus- kulatur des Schultergürtels zu thun. Er entspringt im allgemeinen sub- eutan von der dorsalen Mittellinie in der ganzen Ausdehnung des Halses, vom Kopfe an und kann bisweilen einen Theil des M. rhomboideus super- fieialis bedecken; er inserirt an der Brust. Gewöhnlich zerfällt er in zwei, obgleich schwer trennbare Theile. l. Die oberflächlichste, äusserst dünne Lage besteht aus transversal verlaufenden, ringfürmig geordneten Zügen, die unmittelbar unter der Haut des Halses gelegen, von dieser selbst und vom hinteren Winkel des Unterkiefers entspringen. Im mittleren und hinteren Drittel des Halses, d. bh. näher dem Thorax, sind sie untrennbar mit dem tieferen Theile vereinigt, während sie an den Seiten und an der Ventralfläche des Halses. durch ihre quere Richtung leichter vom tieferen Theile geschieden werden können. Da die Muskelfasern in der dorsalen und ventralen Mittellinie verschmelzen, so umgeben sie den Hals ringförmig und wirken als Con- strietor colli. II. Der tiefere Theil ist lang, ziemlich breit und hat longitudinalen Faserverlauf. Er entspringt subeutan vom Processus postorbitalis (dieser ist stark entwickelt bei den Spheniscidae, Tubinares und Lamel- lirostres und wird bei letzteren vom Os parietale gebildet) und von der dorsalwärts sich erstreckenden Crista. Ist eine solche zugleich mit dem Processus wenig oder nicht entwickelt (Tauben), so entspringt der Muskel dünn und flach in verschiedener Ausdehnung von den Seiten- flächen der Scheitelbeine. Seitwärts strahlt der Ursprung manchmal auf die Gegend hinter und unter dem Ohre aus, oder bis an und theilweise auf den M. stylo-hyoideus und auf die Muskeln der Zungenbeinhörner (z. B. Rhea, Struthio, Apteryx); bei einer solchen seitlichen Entfal- tung findet sich dann Verwebung mit den semiceutanen Hyo-sternal- muskeln. Die rechte und linke Hälfte stossen häufig auf der Dorso-Medianlinie zusammen. Dann divergiren die beiderseitigen Muskeln und sind, am Halse berabsteigend, vom Constrietor colli bedeckt, theilweise mit ihm verwachsen, jedoch sind sie stets an der verschiedenen Faserrichtung zu erkennen. Der longitudinale Muskel nimmt bei Procellaria und Struthio ungefähr die mittleren zwei Drittel der Halsseiten ein, ist also von dem der anderen Seite ventral und dorsal weit getrennt; nur am letzten Theile des Halses sind sie einander genähert, wenn nicht ver- einigt, indem sie dort breiter werden (Spheniscidae). Dorsalwärts verlieren sie sich aponeurotisch an der Haut, bilden daher mit der ober- 216 B. Muskeln der Extremitäten, flächlichen Lage den Uebergang zu den semieutanen Hautmuskeln (nicht zu verwechseln mit den glatten, nicht quergestreiften wahren Hautmuskeln). Verwachsungen mit dem dorsalwärts ausstrahlenden Halstheile des M. rhomboideus superfieialis sind häufig. Ventralwärts schlingen sich die Cueullarisfasern mit dem Constrietor colli um den Oesophagus und um die Trachea und werden bei Vorhandensein eines Kropfes durch diesen ausgebaucht, sodass sie die Vorderseite des Kropfes netzartig umgeben, mithin durch ihre Contraction eine Wirkung auf den Kropfinhalt aus- üben können. Die am meisten brustwärts gelegenen Züge inseriren sich am ganzen Vorderrande der Fureula. III. Hierzu kommt bei manchen Vögeln (z. B. Passeres, Pieci, Psittaci) noch ein dritter Theil (Pars propatagialis, Fürbringer). Der- selbe besteht aus einigen Zügen, die vom Cueullaris sich mit den anderen den Theilen des M. propatagialis (s. d.) verbinden, oder auch direct auf die Flughaut ausstrahlen können *). Innervation durch Zweige der meisten Cervicalnerven, und nach Fürbringer, ähnlich wie bei den Reptilien, auch noch durch einen oft äusserst feinen, aber niemals vermissten Zweig des N. vago-accessorius. Funktion. Ausser der eventuellen Wirkung auf den Kropf bewirkt Zusammenziehung des ganzen Muskels Faltung der Haut des Halses, mit- hin wird auch die Stellung der Federn beeinflusst, was besonders bei Machetes pugnax und einigen Paradiesvögeln, wie Drepanornis und Epimachus stärkere Entwicklung des Muskels bedingt. Vergleichung. Es ist leicht, in dem oben beschriebenen Muskel den M. sterno-eleido-mastoideus + M. eueullaris der Säuger zu erkennen, da alle Bedingungen für eine solche Vergleichung vorhanden sind, nur ist bei den Vögeln der Rückentheil des Cucullaris im Gegensatz zum Menschen nicht entwickelt, da bei letzterem der Cueullaris sich vom Hinter- haupte über alle Hals- und Brustwirbel erstreckt. Bei den Amphibien ist eine Differenzirung in Constrietor colli, M. sterno-cleido-mastoideus und M. eueullaris kaum vorhanden, also wenig von dem vermuthlich ursprüng- lichen Verhalten verschieden, indem bei den Urodelen der M. capiti- dorso-seapularis (Bronn, Amphibien p. 117) dem Cucullaris zusammen mit dem M. sterno-cleido-mastoideus des Menschen zu vergleichen ist. Besser entspricht der hier beschrieben® Muskel dem Cueullaris der Kro- kodile, theilweise dem M. capiti-dorso-clavieularis + episterno-cleido- mastoideus der Saurier (Reptilien p. 626); bei den Schildkröten ist er zum M. capiti-plastralis geworden. *) Benachbarte Fasern des Gucullaris können auch auf die Rückengegend ausstrahlen und hierbei die muskulöse Grundlage für die Spinal-Federflur-bilden; dieser Cuc. dorso-cuta- neus kann sich mit einer ähnlichen von hinten ihm entgegenkommenden Aberration des Latiss’ dorsi verbinden, und so mit demselben einen langen vom Kopf bis zum Becken sich erstrecken- den Muskelzug (Viallane’s F’ronto-iliacus) darstellen. (Fürbringer.) Vögel. 217 65a. M. rhomboideus superfieialis. Trapezoide. Vieq d’Azyr 1772 p. 630. No.1. Trapeze. Cuvier; Gervais et Alix p. 21. Aufzieher des Schulterblatts. Merrem p. 154. No. 9. Kappenmuskel s Cueullaris. Wiedemann p. 84. Tiedemann $ 242. Schöpss p. %. Selenka p. 107. No: 32. A A De Man p. 103. Oberflächlieher Ein- nn Rückwärtszieher. Meckel, System 306.2 20031; Trapezius. Watson p. 76; Weldon p. 641. Rhomboides pt. (eueullaris). Fürbringer, Morph. Jahrb. V. Rhomboides superficialis. Fürbringer, Morph. Jahrb. XI und Monographie. Rhomboideus inferior. Weldon p. 641. wid Dieser platte, gewöhnlich wenig sehnige Elemente char Muskel erscheint nach en der Haut, da er nur zum geringen Theile vom M. latissimus dorsi bedeckt wird. Er entspringt fleischig von den Dornen der letzten Hals- und der darauf folgenden Rückenwirbel und inserirt sich, ebenfalls fleischig, mit geringer Spaltung am dorsalen Theile der Furcula und am dorso-medialen Rande des grössten Theiles der Scapula. Seine Fasern sind dabei etwas schräg gerichtet, und zwar etwas caudalwärts, d. h. nach aussen und hinten im vorderen, etwas kopfwärts, d. h. nach vorn und aussen im vorderen Theile. Die mittlere Portion, wenn vorhanden, hat einen queren Verlauf. Im speciellen zeigt der Muskel manche, jedoch nur unerhebliche Ver- schiedenheiten. Er besteht aus einer zusammenhängenden Platte bei Spbeniscidae, Ardea, Heliornis, Oedienemus, Parra, Treron, Caloenas, Buceros, Eurystomus, Rasores, mit gewöhnlich nach vorn und aussen gerichteter Faserung. Er zerfällt in einen vorderen, kleineren Theil, der sich hauptsächlich an der Fureula und am basalen Ende der Seapula inserirt, und in einen hinteren Theil, der ausschliesslich zu letz- terem Knochen geht. Diese beiden Theile können, wie bei Tantalus, Halieus, Sterna scheinbar ganz getrennt sein und nur an der Scapula zusammenstossen, sind aber doch durch Aponeurose oder Fascie verbun- den. Bei den Raptores ist die Trennung gering, der vordere Theil “u ‚der bei weitem kleinere. Kopfwärts erstreckt sieh der Ursprung in den meisten Fällen nur auf den letzten Halswirbel, auf die beiden letzten bei Caloenas, Eury- stomus, Parra, Eudyptes chrysocome; noch weiter kopfwärts „ ” „ ” „ ” ” ” ” Be - (bis auf die 3—4 letzten Halswirbel) reicht er bei Tantalus und bei 218 B. Muskeln der Extremitäten, den Rasores; in solchen Fällen wird er vom M. cueullaris bedeckt. Hingegen ist er nur auf die Rückenwirbel beschränkt bei Buceros und Halieus. Caudalwärts reicht der Muskel meistens bis zum 3. und 4. Rücken- wirbel, selten bis in die Nähe des Beckenrandes, wo er dann aponeuro- tisch wird. Auch die Insertion wechselt in ihrer Ausdehnung an der Scapula, indem sie auf die basale Hälfte oder das erste Drittel beschränkt ist (Buceros, Spheniscidae), sich anderseits bis nahe an das Ende der Scapula erstrecken kann (Ardea, Parra, Heliornis). Bei Paradisea und Corvus ee der Muskel einheitlich von den 3 letzten Hals- und ersten Rückenwirbeln. Bei Struthio besteht er nur aus einem Theile, der von den beiden letzten Hals- und den beiden untern Rückenwirbeln kommt und sich nur am basalen Achtel der Scapula und oben an dem das rudimentäre Pro- coracoid vorstellenden Vorsprung inserirt. Was Selenka als vorderen Theil beschreibt, der sich gegen den Hals hin fächerförmig ausbreitet, ist wohl besser als M. cueullaris (Panniculus carnosus) aufzufassen. Dasselbe gilt in Bezug auf Sehöpss’ Beschreibung beim Penguin. Bei Apteryx entspringt der Rhomb. superf. nur von den letzten Halswirbeln und inserirt sich an der Vereinigung der Scapula mit dem Coracoid; ein hinterer Theil ist demnach nicht entwickelt. Innervation durch Zweige von den Nn. thoraciei superiores, welche sich gewöhnlich dorsalwärts von den beiden unten zum Plexus brachialis gehörigen Nervenstämmen abzweigen. Funktion. Annäherung der Scapula an die Wirbelsäule. Wirkt der hintere Theil allein, so zieht er die Scapula zugleich etwas rück- wärts. Vergleichung. Dieser Muskel, der bei den Vögeln passend als M. spini-scapularis bezeichnet werden kann, ist als ein oberflächlicher Theil des Rhomboideus der Säuger zu betrachten, daher nicht, wie bisher fast allgemein geschehen, mit dem Cuecullaris zu verwechseln. Zurück- führung auf Amphibien und Reptilien ist schwierig, da er wohl mit dem wahren Cueullaris eine noch nicht differenzirte Masse bildet, jedoch lässt er sich nach Fürbringer mit der gleichnamigen Bildung der Croeodile homologisiren. 65b. M. rhomboideus profundus. Rhomboide. Vieq d’Azyr 1772, p. 680; Cuvier; Gervais et Alix p. 21. Rautenmuskel (rhomboideus). Wiedemann p. 82. ? „ „ Meckel, System P- 307. ”„ „ Schöpss P- 92. „ Y ' Selenka p. 105. No. 33. Be u a en Vögel. 219 Rautenmuskel (rhomboideus). De Man p. 104. $ Ft Watson p. 77; Carlsson p. 17. Rhomboideus major et minor. Tiedemann $ 243. $ 244. Rhomboides pt. (rhomboideus). Fürbringer Morph. Jahrb. V. Rhomboideus profundus. Fürbringer Monograph. Rhomboideus superior. Weldon p. 641. Wie der Name andeutet, von schräg viereckiger Gestalt, da der Mus kel gewöhnlich vom letzten Halswirbel und von den ersten Rückenwirbeln entspringt und mit schräg nach hinten und auswärts gerichteten Fasern an der zweiten Hälfte des dorsalen Randes der Scapula inserirt. Er ist meistens ganz fleischig und wird zum grössten Theile vom M. latissimus dorsi und vom M. rhomb. superficialis bedeckt, mit dessen Faserrichtung die seinige sich kreuzt. Der Muskel besteht entweder aus einem Theile, oder aus einem . vorderen und hinteren; die sonstigen Variationen betreffend Ausdehnung des Ursprungs und der Insertion sind nicht von Belang. Er ist einfach und entspringt von den Dornen des letzten Hals- und der ersten 3—4 Rückenwirbel bei Ardea purpurea, Sterna, Parra, Heliornis, Oedienemus, oder nur von den 4 ersten Rückenwirbeln bei Tantalus, Treron, Eurystomus. Bei Halieus und Gallus ist er verhältnissmässig nach vorn gerückt, denn er entspringt mit einer dünnen Aponeurose von den beiden letzten Hals- und 3 ersten Rücken- wirbeln; seine Fasern sind sehr schräg gerichtet und inseriren sich an den letzten drei Vierteln der Scapula, wobei sie ganz vom Rh. superfic. bedeckt werden. Einen ähnlichen sehnigen Ursprung, zugleich eine ebenso breite Insertion zeigte Parra. Bei Treron und Caloenas _ war er auf die ersten 4, bei Paradisea und Corvus auf die ersten 5 Rückenwirbel beschränkt, kann dann auch (Garrulus glandarius) bis an das Ilium reichen. Zuweilen zerfällt der ganze Muskel in zwei Theile; dies ist z. B. bei Columba angedeutet, wo sich der Ursprung auf die ersten beiden und die folgenden 4 Rückendornen erstreckt. Dieser Zerfall in zwei Theile geht am weitesten bei Buceros: der vordere Theil (Rhomb. minor Tiedemann’s) geht vom letzten Hals- und den beiden ersten Rückenwirbeln zum Mitteldrittel der Scapula; der hintere Theil ist in seinem Ursprunge vom vorderen weit getrennt, indem er vom 5. und 6. Rückendorn zum letzten Sechstel der Scapula zieht. Am breitesten ist die Ursprungslinie beiSpheniscidae, Rasores, Raptores, Psittaci, am schwächsten bei den Ratiten. Bei Struthio z. B. beschränkt er sich auf zwei Rückendornen und auf das 4. Fünftel der Scapula. Beim Casuar, nach Meckel, entspringt er sehnig mus- kulös von einer Rippe, gedeckt vom hinteren Abschnitte des Rhomb. sup., und tritt an das hintere Ende der Scapula. Bei Apteryx werden Rhom- boidei von Owen als feblend angegeben. Insertion meistens an der letzten Hälfte des dorso-medialen Randes der Scapula (Ardea, Caloenas, Treron, Corvus, Paradisea) \ 220 B. Muskeln der Extremitäten. oder an zwei Dritteln dieses Knochens (Sterna, Tantalus, Gallus, Psittacus) oder an den letzten drei Vierteln (Spheniseidae, Halieus, Parra, Oedienemus, Eurystomus). Besondere Ausnahmen machen Bucorvus und die Ratiten, wie oben erwähnt. Innervation durch Rami thoraeiei superiores, zusammen mit dem Rhomboid. superf., die zu letzteren tretenden Zweige durchbohren dabei den Rh. profundus. Funktion. Der Muskel zieht das Schulterblatt schräg kopfwärts gegen die Wirbelsäule. Vergleichung. ‚Der Rh. profundus stellt eine secundäre Differen- zirung des Serratus profundus dar, die bei manchen Vögeln (z. B. meh- reren Ratiten) noch keine volle Selbstständigkeit gewonnen, bei anderen (z. B. Piei und Capitoniden) noch weiter gehende Sonderungen und Zerfallbildungen erkennen lässt.“ Fürbringer. Der M. rhomboid. ent- spricht ziemlich genau dem des Menschen, nur dass er bei letzterem mehr vom Halse entspringt. Bei den Amphibien und Reptilien ist er wohl in deren M. oceipito- und thoracieo-suprascapularis enthalten. 66a. M. serratus profundus. Anzieher des Schulterblattes. Merrem p. 154. Costo-scapularis superior. Wiedemann p. 87. Levator scapulae. Tiedemann $ 245. Selenka p. 109. No. 34. De Man p. 104; Fürbringer, Morph. Jahrb. V. a er Watsonp.79; Weldonp 641; Carlssonp.17. Schulterheber. Meckel, System p. 307. 4 Schöpps p. 97: L’angulaire. Gervais et Alix p. 20. Serratus profundus. Fürbringer. Der gewöhnlich als M. levator scapulae beschriebene Muskel besteht aus 2-5 nicht scharf von einander geschiedenen Bündeln. Die vorderen entspringen sehvig oder fleischig von den Querfortsätzen oder von den Rippen der letzten Halswirbel, die hinteren dagegen entfernen sich mehr und mehr von der Wirbelsäule und kommen von den Hinterrändern der Rippen selbst, indem sie sich dem Sternum nähern. Jeder dieser Muskel- theile ist band- oder bündelförmig; ibre Flächen überdecken einander. Sie inseriren sich nahe am Dorsalrande der den Rippen zugekehrten Fläche der Scapula in verschiedener Ausdehnung. Die speciellen Verhältnisse sind folgende: Der Muskel besteht nur aus 2—3 Bündeln bei Paradisea, sie kom- men von den beiden letzten Halsrippen und von der ersten Brustrippe und inseriren sich am Anfang des letzten Viertels der Scapula. Bei Otis und Oedienemus kommen nur 2 Zacken von den ersten Brustrippen und gehen zur letzten Hälfte der Scapula. k Y Vögel. 991 Meistens sind 3 Theile vorhanden, die von den ersten 3 Rippen kom- men und sich an verschiedenen, auf einander folgenden Stellen der Sca- pula, meistens an ihren letzten zwei Dritteln anheften (Struthio, Cieco- nia, Tantalus, Leptoptilus, Columbae, Sterna, Fratereula, Spheniscidae), oder sie kommen vom Proc. transv. des letzten Hals- wirbels und von den beiden ersten Rippen (Anser, Gallus). 4 von den ersten 4 Rippen kommende Zacken: Eurystomus. 4 von Rippen und Hals: Halieus, einige Spheniscidae. 4—5 Zacken: Parra, Heliornis und besonders Ardea. Der erste Zacken kommt vom Proc. transv. des vorletzten Halswirbels und geht zur Mitte der Scapula, der zweite vom letzten Halswirbel, die drei hinteren von den Rippen zur letzten Hälfte der Scapula, wobei sie von der Inser- tion des Rhomboideus bedeckt werden. Beim Casuar vermisste Rüdinger den Muskel gemäss der starken Rückbildung des ganzen Schultergürtels. Schwankungen in Bezug auf die Zahl der Ursprungsbündel sind sehr häufig, besonders in der unteren Halsgegend, indem diese Bündel hier leicht aponeurotisch werden und auch ganz verschwinden können, wie auch die kurzen vorderen das Sternum nicht erreichenden Rippen grossen Schwankungen in ihrer Ausbildung unterliegen. Innervation durch Nn. thoracici superiores zusammen mit den Rhomboidei. Funktion. Zieht die Scapula kopfwärts und an den Rumpf, ver- bunden mit geringer Dorsalbewegung. Die Bezeichnung des Muskels als Heber des Schulterblattes passt eigentlich nur auf die Säuger, besonders auf den aufrecht gehenden Menschen. Vergleichung. Rüdinger bemerkt ganz richtig, dass in Folge ' seines Ursprungs von den Rippen dieser Muskel eine wesentliche Ab- weichung vom Levator scapulae der Säuger bietet, da er bei letzteren von den hinteren Zacken der Querfortsätze der ersten 4 Halswirbel ent- springt. Er entspricht dagegen ziemlich genau dem M. collo-scapularis der Reptilien, wenn man die Länge des Vogelhalses in Beiracht zieht. — Der Serrat. prof. (Levator secapulae der Autoren) zeigt im Gegensatze zu den Reptilien namentlich bei den Carinaten eine gewisse Vereinfachung, die z. Th. dadurch entstanden ist, dass ein Theil von ihm sich als be- sonderer Muskel (Rhomboideus profundus) differenzirt und abgetrennt hat (Fürbringer). . 66b. M. serratus superficialis s. thoraci-scapularis. I. Pars anterior. Costo-scapulaire. Vieq d’Azyr 1772 p. 629; Cuvier. Costo-scapularis inferior. Wiedemann p. 87. Costo-scapularis. Tiedemann $ 247. 222 B. Muskeln der Extremitäten Kleiner Brustmuskel oder vorderer sägeförmiger Muskel. Meckel, System p. 3808. No. 7; Sehöpps p. 96. Serratus maynus anticus (first portion). Owen, Apteryx p. 288. Serratus anticus (pt). Selenka p. 110. No. 35. e 5 s De Man p. 105; Carlsson p. 18. Grand dentelE anterieur. Gervais et Alix p. 20. Serratus anticus minor. Watson p. 78. | Serratus superficialis, pars anterior. Fürbringer. - Il. Pars posterior. Sous-scapulaire. Vieq d’Azyr 1772, p. 632. | Grand dentele. Cuvier. | Rückwärtszieher des Schulterblattes.. Merrem p. 154. Serratus. Wiedemann p. 87. | Serratus magnus. Tiedemann $ 246. | h. 5; Fürbringer, Morph. Jahrb. V. | # 5 Weldon p. 641. j Grosser, vorderer Sägemuskel. Meckel, System p. 308. No. 6. | R si 5 Schöpss p. 9. | Serratus magnus antieus (middle and posterior portion). Owen, Apteryx p. 288. Serratus antieus (pt.). Selenka p. 110. No. 35. * Be r De Man p. 105. Grand dentele posterieur. Gervais et Alix p. 20. Serratus anticus major. Watson p. 77. Serratus superficialis, pars posterior. Fürbringer. III. Pars metapatagialis. Fürbringer. (pt.) Tensor membranae posterioris alae. Wiedemann; Tiede- mann $ 267. » „ „ „ „ Rüdinger p. 91. „ „ „ = „. Selenka p. 123. No. 50; Carlsson p. 18. (pl.) M. plicae alaris posterioris. Schöpss p. 79. Besteht bei den meisten Vögeln aus zwei Theilen, von denen häufig noch ein dritter zur Haut gehender Muskel sich differenzirt. I. Der vordere, bei weitem kleinere Theil, entspringt mit zwei Zacken von der ventralen Hälfte der beiden ersten Rippen, und zwar ge- wöhnlich von der letzten freien (oder Halsrippe) und der ersten wahren Brustrippe, geht als schmaler Muskel aufwärts und gelangt zwischen den beiden als M. subscapularis internus und externus unterschiedenen Theilen des M. subcoraco-scapularis (S. 240) hindurch ungefähr zur Mitte oder zum zweiten Viertel des Ventralrandes der Scapula, d. h. seine Sehne bedingt die Trennung des M. sub-coraco-scapularis (Sula, Diduneulus, Columba, Paradisea ete.). Vögel. 293 Il. Der hintere, stärkere Theil entspringt mit drei bis fünf Zacken von der Aussenfläche und von den Process. uncinatis der folgenden Rip- pen, und zwar so, dass seine flachen Ursprungszacken zwischen die des M. obliquus abd. ext. eingreifen. Er inserirt fleischig in verschiedener Ausdehnung an der letzten Hälfte oder dem letzten Drittel des Ventral- randes der Scapula. Meistens hängt der vordere mit dem hinteren Theile durch eine dünne Fascie zusammen; selten sind beide, wie z. B. bei vielen Raubvögeln und bei Rhamphastus mit einander verschmolzen. Die speciellen Verhältnisse ergeben sich aus folgender Tabelle: | Theil Ursprung Insertion era eBa I 2 Bündel, von 1. u. 2. Brustrippe. Basales Ende der Scapula. Corvus WEGE | IL 4 en x Letztes Achtel „ Coracias l Ir: von letzter langer Halsrippe, selbstständig vorwärts zum Bueeros | Ende des ersten Drittels der Scapula. 1 DER DR zur letzten Hälfte. We | al rs von 2 freien Rippen zum ersten Drittel. J II 3—4 „, von 4 Brustrippen ss letzten 27%, Caloenas Halieus } DIE) TV, von 2 freien Rippen zum ersten Drittel. 'Parra Hand; von ersten 3 Brustrippen zum distalen Drittel. Jedi u - ; an a RN von 2 freien Rippen Heliornis f s | = er . . zum basalen Ende. = = Bud iee von 4 Brustrippen Sterna | Tantalus 29, von 2 freien Rippen zum basalen Ende. IU.r3 “ von 3 Brustrippen zum letzten Viertel. Bei den Spheniscidae entspringt der vordere Theil mit 3 Bündeln von der 2. bis 4. Rippe, distal neben den Proc. uneinat. und heftet sich an das basale Drittel des Ventral-Aussenrandes der Scapula. Der breitere Theil besteht ebenfalls aus 3 Bündeln, die von der 4. bis 6. Rippe’ kom- men, nahe deren Verbindung mit den Sternalenden (nur bei Pygosceles taeniatus mit 2 Bündeln von der 4. und 5. Rippe) und inserirt sich am Aussenrande des Hinterendes der Scapula. Bei Casuarius (Rüdinger) „hängen beide Theile zusammen, ent- springen von je einer Rippe und heiten sich, nach vorn und oben ziehend, an den unteren Schulterblattrand. Seine Wirkung kann nur darin be- stehen, das Schulterblatt nach abwärts und hinten zu bewegen.“ Bei Struthio durchbohrt der Vordertheil den M. subscapularis nicht, sondern geht über ihn hinweg. Bei Apteryx besteht der ganze Muskel aus 3 'Lheilen. Der vor- derste kommt von der letzten freien Halsrippe, der mittlere von der zweiten wahren Brustrippe, und beide gehen zum Unterrande der basalen zwei Drittel der Sceapula. Der hinterste Theil ist der kleinste, kommt vom Proc. unein. der dritten Brustrippe und geht zum letzten Theile des Schulterblattes. 224 B. Muskeln der Extremitäten. Ill. Pars metapatagialis. Dieser Theil ist nach Fürbringer als aberrirende zur Haut gehende Lage des Serrat. post. aufzufassen. Er entspringt mit zwei oder drei, selten mit nur einer Zacke zusammen mit den Bündeln der Pars post. serrati von den Rippen, heftet sich an die Hautduplicatur zwischen Oberarm und Rumpf und verliert sich an . den oberen Schwungfedern zweiter Ordnung. Der Muskel ist demnach ein Theil des weiter unten als M. metapatagialis zusammengefassten Flug- hautspanners. Er findet sich bei Gallus, Anser, Cygnus, Fulica, Otis, Psittacus, Raptores, Corvidae u. s. w., fehlt aber den Spheniscidae, Tubinares, Ratitae. Innervation durch einen der Nn. thoraeciei superiores, der gewöhn- lich den ersten zwei oder drei den Plexus brachialis bildenden Spinal- nerven angehört. Der Ast theilt sich in zwei Zweige, deren vorderer erst den M. serratus profundus innervirt, diesen dann durchbohrt und weiter zum M. serrat. superficialis geht. Der hintere Zweig versorgt nur den letzteren Muskel. Funktion. Der vordere Theil zieht die Scapula rückwärts und herab, oder die Rippen dorsalwärts, wenn man die Scapula als Punetum fixum betrachtet (Watson). Aehnlich herab und rückwärts wirkt er bei Casuarius. Da er bei den meisten übrigen Vögeln weiter abwärts ent- springt, so zieht er das Schulterblatt ventral und etwas vorwärts (kopf- wärts), ist demnach Antagonist der Rhomboidei. Der hintere Theil zieht das Ende der Scapula sternalwärts. Vergleichung. Der Serratus superficialis gehört mit dem S. pro- fundus genetisch zusammen. Der hintere Theil entsprieht unbedingt dem Serrat. anticus major des Menschen. Meckel hielt den vorderen Theil für das Homologon des Pectoralis minor s. Serrat. antie. minor des Men- schen; dem steht aber entgegen, dass letzterer Muskel von Nn. thoraeie. inferiores s. anteriores versorgt wird, ausserdem sich am Proc. coracoides inserirt. Wahrscheinlich ist der vordere Theil des Vogelmuskels als eine selbstständig gewordene Portion des ganzen Serratus magnus aufzufassen, ähnlich wie bei den Reptilien der M. thoraci-scapularis superficial. (= hin- terer Theil) und der M. thoraci-suprascapularis profundus (= vorderer Theil). Die entsprechenden Muskeln der Schildkröten sind der M. testo- scapularis und bei den Amphibien der M. thoraei-scapularis. 6%. M. sterno-eoraeoideus. Le clavieulaire court. Vieq d’Azyr. Rückwärtszieher der Schlüsselbeine.e Merrem. M. elavieularis externus. Wiedemann. M. subelavius. Tiedemann $ 248. E er Schöpss. Ohne Namen, oder vielleicht kleiner vorderer Sägemuskel. Meckel, System p. 308. No. 8. | Vögel. 995 FPeetoralis minor. ketzius. Subelavius s. pectoralis minor. Rüdinger p. 89. Serratus antieus minor. Owen, Apteryx p. 288. Coraco-sternalis. Selenka p. 111. No. 36. r r De Man p. 105; Carlsson. Sterno-coracoideus. Fürbringer, Morphol. Jahrb. V, XI und Monographie. Entspringt fleischig von der Aussen- und Vorderfläche des Process. lateralis antic. sterni, meistens auch von der Aussenfläche der Brustbein- enden der ersten zwei bis fünf Brustrippen. Dieser Theil wird dann von der Pars thoracica des M. obliqg. abd. bedeckt. Der platte, mehr oder weniger länglich viereckige Muskel inserirt sich fleischig sehnig an der Innenfläche des basalen (unteren) Endes des Coracoids; die von den Sternalrippen kommenden Züge heften sieh aber häufig an die Aussen- fläche des mit dem Sternum artieulirenden Endes des Coracoids, wie z. B. bei Colymbus (Taf. XVIlla, Fig. 1) zu sehen ist. Hierdurch erscheint der ganze Muskel bisweilen mehr oder weniger gespalten (Colymbus, Fulica) in einen äusseren oder costi-coracoideus, und in einen inneren oder sterno-coracoideus. Während der M. sterno-coracoideus stets von dem seitlichen, vorderen Brustbeinfortsatzee kommt, fehlen die von den Rippen entspringenden Zacken manchmal, z. B. bei den Hühnern, Tauben, bei Sula, auch bei Struthio und Apteryx, wo er dann sehr klein ist. Zwei solehe Zackenbündel hat Colymbus, 3 Fulica, 4 fächer- förmige Rippenzacken besitzen die meisten Raubvögel und Papa- geien, 5 Faleo tinnunculus und dieCorvidae. Beim Casuar be- steht der Muskel aus 4 von den äusseren Rippenflächen kommenden Zacken, die sich an den lateralen Rand des Brustbeines anheften; da das Coraeoid nieht erreicht wird, so ist der Muskel zu einem Üosti-sternalis geworden (Rüdinger). Innervation dureh den feinen N. sterno-coracoideus, der die Nn. thoraeiei inferiores s. anteriores vertritt. Er löst sich neben oder gemein- sam mit dem N. supracoracoideus vom Plexus ab und geht zu seinem Muskel, in welchem er sich mit mehreren Zweigen verbreitet (Für- bringer). Funktion. Tiedemann glaubte, dass der Muskel die Ossa cora- coidea nach aussen zöge, daher ihre gegenseitige Annäherung hindere. Meckel meinte, dass er das Coracoid herab-, das Brustbein und die Rippen heraufzöge. Rüdinger schliesst richtiger; da die vorderen Rip- pen viel beweglicher mit dem Sternum verbunden sind als das Brustbein- ende des Coracoids eingelenkt ist, so wird die Wirkung auf die Rippen grösser sein als die auf die Coracoidea. Der Muskel erscheint deshalb in seiner Funktion als vorderer Rippenheber. Die Vergleichung dieses Muskels mit dem anderer Wirbelthiere hat, wie die oben angeführte Synonymie zeigt, grosse Schwierigkeiten Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 15 ’ 226 B. Muskeln der Extremitäten, gemacht. Aeltere Anatomen, wie Tiedemann, bielten ihn für den Sub- clavius der Säuger, da sie bekanntlich die Ossa coracoidea mit der Fur- cula verglichen, während in Wirklichkeit das Coracoid der Vögel dem Proc. coracoideus des Menschen entspricht. Meckel’s Ansicht, der Mus- kel sei etwa ein Theil des Serratus, ist wegen der verschiedenen Inner- vation unwahrscheinlich. Rüdinger rieth, den Muskel entweder als Pectoralis minor oder als einen M. proprius der Vögel anzusehen. Der Peet. minor des Menschen (manchmal auch Serrat. anticus minor ge- nannt) entspringt zackig in verschiedener Ausdehnung von mehreren Rippenaussenflächen und befestigt sich convergirend am Proc. corac.; er wird innervirt von einem N. thoracieus anterior. Alles dies stimmt ziem- lich für eine Vergleichung; es wäre dann bei den Säugern nur der Rippen- theil des im Frage stehenden Muskels entwickelt wie bei Casuarius, während der Ansatz zusammen mit dem verkürzten Coracoid auf die Schultergegend verlegt werde. Fürbringer giebt in seiner Monographie eine genaue Ausführung, dass der M. sterno-coracoideus incomplet homo- log dem Subelavius der Säuger sei mit veränderter Innervation; er ent- spricht im Wesentlichen der gleichnamigen Bildung der Saurier. Die morphologische Bedeutung des M. sterno-coracoideus ist leicht zu erkennen. Er bildet die vordere Fortsetzung der auf S. 123 und 125 beschriebenen Mm. appendiculares costarum und des M. costi-sternalis, ist demnach vom System der Intereostalmuskeln ableitbar, wenn man die durch Auftreten des Schultergürtels bedingten grossen Veränderungen berücksichtigt. 68. M. latissimus dorsi. Grand dorsal. Vieq d’Azyr 1772, p. 631. + n Cuvier; Gervais et Alix p. 21. Hinterer anziehender Armmuskel und Rückwärtszieher des Arms. Merrem p. 153. No. 7, 8. Latissimus dorsi und spinalis brachü. Wiedemann pp. 84, 85 Latissimus dorsi. Tiedemann $ 252. „ „ Heusinger p. 183. 53 r Meckel, System p. 318. „ * Schöpss p. 108. ” » Reid P- 141. „ + Nitzsch-Giebel. Owen, Apteryx p. 288. Selenka p. 120. No. 45. De Man p. 109. Fürbringer, Morphol. Jahrb. V. Haswell, Proceed. Lin. Soc. New South Wales 1880, p. 306 ff., 1883 p. 115; id. Journal Anat. Phys. 1883 p. 219. Gadow (Pterocles, Tauben), Proc. Zool. Soe. 1882, p. 321. Vögel. 227 Latissimus dors. Watson p. 87. ® 2 Weldon p. 641; Carlsson p. 19. Breiter Rückenmuskel (Rückwärtszieher des Oberarms). Prechtl $ 42. Latissimus dorsi + teres major. Haughton (Dromaeus p. 496), Rhea p. 503e, Fig. 35. Pars metapatagialis (Fürbringer) — pt. Tensor membranae posterioris alae und M. plicae alaris posterioris der Autoren. Der M. latissimus dorsi erscheint als oberflächlichster Muskel nach Fortnahme der Rückenhaut und besteht aus zwei dünnen, flachen Thei- len, die jedoch wohl immer durch eine Fascie mit einander verbunden sind. Hierzu kommt häufig noch eine Pars metapatagialis. I. Der vordere Theil entspringt mit wechselnder Ausdehnung von den Dornen des ersten oder der ersten beiden Rückenwirbel, bedeckt den Rbomboideus, geht mit transversaler Faserrichtung dorsalwärts über die Scapula hinweg und inserirt sich zwischen dem langen und kurzen Kopfe des M. triceps an der Innenfläche der Crista tubereuli majoris humeri. II. Der hintere Theil ist in der Regel der längere und schwächere, jedoch bei Parra, Ardea, Gallus, Tubinares, Coracias der brei- tere und stärkere. Er entspringt gewöhnlich von den letzten Rücken- dornen und vom Vorderrande des Iliumkammes, kann sich auch mit dem Ursprunge des Sartorius verweben. Die Fasern convergiren zur schräg aus- wärts und vorwärts gerichteten dünnen Sehne, die sich dann proximal und ventral von der Insertion des vorderen Theiles am Humerus be- festigt. Ist der Ursprung des hinteren Theiles auf den unteren Theil des Rückens beschränkt (Sterna, Oedienemus, Parra, Anas, Columbae*), Buceros, Eurystomus, Coracias), so entsteht zwischen beiden Mus- kelbälften ein mehr oder weniger ausgedehnter dreieckiger Raum, der gewöhnlich durch Fascie ausgefüllt wird; dieselbe ist jedoch kaum er- kennbar bei Buceros, Eurystomus, Psittaei, Larus. Bei Halieus, Heliornis, Ardea, Leptoptilus, Ciconia, Colymbus, Tantalus, Phoenicopterus, Uria, Mormon, Cypselus sind beide Theile gleich breit und stossen zusammen. Verhältnissmässig am schwächsten entwickelt ist der ganze M. lat. dorsi nach Meckel bei den Hühnervögeln, Tauben, bei der Gans, Ente, Rhea, Apteryx, dann folgen die Raub- und Sing vögel. Starke Ausbildung zeigen ausser Cypselus die Sumpfvögel und besonders *) Als speciell charakteristisch für die Tauben gab Haswell das Fehlen der hinteren Portion des Lat. dorsi an. Bei Carpophaga, Teron, Chalcophaps, Ptilopus, Oa- loenas besteht er jedoch wie gewöhnlich aus zwei Theilen, indem der hintere ebenso wie bei Raubvögeln und vielen anderen vom Vorderrande des Ilium und auch vom letzten freien Rückendorn entspringt und mit einer Sehne sich typisch am Humerus inserirt. Das Fehlen der hinteren Portion scheint auf wenige Formen (wie Columba livia, C. oenas, Phap 3) beschränkt zu sein und kann kaum ein systematisches Merkmal für die Tauben abgeben. 15* 228 B. Muskeln der Extremitäten. ‚die Penguine. Bei letzteren entspringt der Vordertheil mit einer breiten, platten Sehne von den Dornen des 2.—6. Rückenwirbels, manchmal auch noch von den beiden letzten Halsdornen (Eudyptes); die Fasern con- vergiren zu einer schmalen Sehne, die durch eine selinige Schlinge*) am Axillarrande der Scapula geht, um sich am hinteren Rande des Humerus- schaftes zu inseriren, nahe dem unteren Rande der Fossa für die Insertion des M. triceps. Der hintere Theil ist vom vorderen ganz getrennt und entspringt ver- mittelst einer dünnen Aponeurose von den letzten drei Rippen und vom vorderen Iliumkamme; Insertion durch eine Sehne, welche durch dieselbe Schlinge wie die des anderen Theiles geht, etwas proximal von letzterem ; manchmal sind beide Endsehnen zu einer vereinigt (Pygosceles). Bei Struthio kommt die vordere stärkere Partie vom 3. bis 5. tückendorn, bedeckt fleischig die ganze Scapula und geht zum mittleren Drittel des inneren und oberen Humerusrandes. Der hintere Theil kommt vom 6.—8. Rückendorn und vom Darmbeinrande, wird erst über der 4. Rippe fleischig und heftet sich mit einer runden, langen Sehne an die Innenseite der Crista tubereuli majoris humeri., Bei Apteryx dagegen ist der Vordertheil kleiner als der hintere, beide gehen zur Hinter-Innenseite des proximalen Endes des Oberarmes. Ill. Die Pars metapatagialis trägt zur Zusammensetzung des M. tensor metapatagialis bei oder bildet diesen allein, wenn ein ähnlicher Muskelzug des Serratus superfieialis fehlt. — Diese Pars metapat. löst sich vom Seitenrande der hinteren Portion des M. lat. dorsi als ein un- deutliches Bündel ab, welches mit einer Sehne sich am Bauche des M. anconaeus longus anheftet und so auf die hintere Flughaut spannend wirkt (Phoenicopterus, Leptoptilus, Ciconia [Weldon], Larus, Co- racias, Falco). Bei Sphenisceidae, Ratitae, Grus leucogera- nus, Co]ymbus, Psittaci, Cypselus scheint der Muskel zu fehlen. Bei Rhea ist der Ursprung des vorderen Theiles über die ersten 3 Rückendornen ausgebreitet und inserirt sich breit am 2. Sechstel der Hinteraussenfläche des Humerus. Der hintere Theil ist schmaler, kommt von der Mitte der beiden letzten Brustrippen und geht mit selbstständiger, rundlicher Sehne viel weiter proximal zum Humerus. Bei Dromaeus entspringt nach Haughton der hintere Theil von der vierten Rippe, der vordere Theil (Haughton’s Teres major) von der letzten Hälfte der Scapula; beide gehen mit vereinigter Schne zum Hu- merus. Der vordere Theil wäre demnach von den Dornfortsätzen auf die Scapula gewandert und so verkürzt, wenn nicht etwa ein vorderer Theil *) Diese Schlinge (abgebildet in Watson, Taf. X, Fig. 4 und in diesem Werke Taf. XXa, Fig. 4), durch welche die beiden Sehnen des M. lat. dorsi treten, besteht aus einem Ligamente, welches 1—2 Cm lang ist und am Axillarrande der Scapula, nahe der l’ossa glenoidalis befestigt ist Das distale Ende dieses Bandes wird von den beiden Sehnen (durchbohrt; die betrefienden Oeffnungen sind mit Synovialmembran ausgestattet (Schöpss, Watson) Vögel. 229 bei Dromaeus ganz fehlt und der hier beschriebene wirklich der Teres major ist. Dies deutet, wie auch bei Säugern vorkommt, die Verwandt- schaft des M. teres major mit dem Lat. dorsi an. Innervation durch Zweige der Nn. brachiales superiores. Ein oder seltener zwei Nerven, die meistens früher als der N. axillaris vom Stamme abgehen, also zur mittleren Region des Armplexus gehören. Sie biegen dann dorsalwärts um und treten nahe an der Wirbelsäule in die beiden Haupttheile des Lat. dorsi mit je einem Zweige ein. Funktion. Der gesammte Muskel zieht den Oberarm gegen das Schulterblatt ein- und rückwärts, legt also den ausgestreckten Flügel zu- sammen (Tiedemann). Bei den Spheniscidae trägt er in Folge seiner Stärke bedeutend zur Ruderbewegung der Vorderextremität bei. Prechtl beschreibt die Funktion dieses Muskels sehr ausführlich wie folgt: „Da die Insertion des M. latiss. dorsi sich weit distal auf den Arnı erstreckt, so wirkt der Muskel an einem langen Hebelarm. So beträgt z. B. bei einem Adler die Entfernung des distalen Endes der 1!/, Zoll langen Anheftung des breiten Rückenmuskels von der Gelenkfläche oder dem Umdrehungspunkt 2!/, Zoll. Die Hauptfunktion dieses Muskels ist die Hebung des Rumpfes von hinten nach vorn während des Nieder- schlages des Flügels. Denn während dieser Niederbewegung erhält der Oberarm und der Flügel durch die Wirkung und Gegenwirkung des grossen und kleinsten Brustmuskels, des grossen und kleinen Deltamuskels, dureh den Schulterblattmuskel und selbst durch die Reaction des Rückenmuskels gegen die Gelenkpfanne oder den Rumpf eine feste Lage; indem sich nun der Oberarm niederbewegt, folglich die Insertion des breiten Rücken- muskels sich im Verhältniss dieser Bewegung vom Rücken entfernt, auch während dieser Bewegung dieser Muskel der vorwärts treibenden Kraft des Flügels, welche diesen in der Horizontalebene im Gelenke zu drehen strebt, entgegenwirkt, muss sich nothwendig durch die Contraction dieses Muskels, dessen Angriffspunkt hauptsächlich gegen das Darmbein hin liegt, der Rumpf oder der hintere Theil des Rückens heben; was man auch deutliel sieht, wenn man den Oberarm festhält und den breiten Rückenmuskel zusammenzieht. - Diese Wirkung wird ganz besonders unterstützt durelı die Steifheit des Rückens, welche den Vögeln eigenthümlich ist, indem sich die Rückenwirbel mit dem Darmbein als eine steife Knochenfläche verbinden. Die Wirkung dieses Muskels ist es hauptsächlich, welche dem Vogel im Fluge die horizontale Lage giebt. Denn der Schwerpunkt des Vogel- körpers liegt hinter der Linie, welche beide Flügelgelenke verbindet, bei- läufig gegen die Mitte des Rumpfes zu; wenn sich daher der Vogel von der Erde zu heben anfängt, so hängt in dem ersten Augenblick sein Leib stark nach hinten, aber nach dem ersten Flügelschlage hat er durch die erwähnte Wirkung des breiten Rückenmuskels bereits die horizontale Lage erlangt. Bei langhalsigen Vögeln, die durch die Ausstreekung des Halses den Schwerpunkt mehr den Flügelgelenken nähern, ist daher auch dieser 230 B. Muskeln der Extremitäten, Muskel bedeutend schwächer, als bei anderen mit kürzerem Halse, wie den Falken.“ Soweit Prechtl’s geistreiche Auseinandersetzung, nur stimmt sie nicht immer mit dem anatomischen Befunde überein, denn die kurzbalsigen Tauben sind sehr gute Flieger und haben den hinteren Theil des Latiss. dorsi durchaus nicht stark entwickelt, anderseits ist der ganze Muskel recht stark bei den doch recht langhalsigen Sumpf- und vielen Wasser- vögeln. Für Prechtl’s Anschauung spricht hingegen, dass bei den sehr langhalsigen Reihern, die bekanntlich beim Fliegen den Hals Sförmig zusammenziehen und daher den Schwerpunkt weiter nach hinten verlegen, der Muskel sehr stark ist. Vergleichung. Der Muskel entspricht mit unbedeutenden Aende- rungen dem gleichnamigen (M. latiss. dorsi s. dorso-humeralis) der übrigen Wirbelthiere. Fürbringer bemerkt, „dass die Pars anterior vielleicht aus einem ursprünglichen Teres major, wie er bei vielen Reptilien existirt, hervorgegangen ist, während die Pars posterior den eigentlichen Lat. dorsi darstellt. Ein eigentlicher von der Scapula kommender Teres major wurde nur bei Rhea gefunden. Dass die Aberrationen zur hinteren Flughaut oder direkt nach vorn neben der Rückenkante zum Ende des Halses (Lat. dorsi dorso-cutaneus) dem Latissimus-System zugehören, wird vor Allem durch die Innervation sicher erkannt. Die letztere Aberration dient der Spinalflur als Unterlage und kann mitunter mit dem Cucullaris dorso- cutaneus (siehe dort) zu einem langen Muskelzuge verbunden sein. Bei einigen Vögeln, besonders Rasores, existiren beide Aberrationen des Latiss. neben einander.“ 69. M. deltoideus major. Le grand releveur de Uhumerus. Vieq d’Azyr. Achselheber. Merrem p. 154. No. 14. Le deltoide. Cuvier. Aeusserer Oberarmstrecker. - Wiedemann. Deltoides. Meckel, System p. 310. No. 1. Deltoideus major + minor. Tiedemann $ 253 und $ 254. Deltoideus major. Rüdinger; Heusinger p. 183. ss se Selenka p. 116. No. 42. x » De Man p. 107; Carlsson p. 20. s z Fürbringer, Morph. Jahrb. XI. Deltoideus superior. Sehöpss p. 117. No. 18. Grosser deltaförmiger Muskel. Prechtl $ 36. Deltoid. Forbes, Tubinares p. 30. Deltoideus s. azillarıs. Fürbringer, Morphol. Jahrb. V. Deltoide posterieur. Gervais et Alix p. 23. Sous-Epineus et deltoide posterieur. Alix p. 394—96. Tensor patagii longus (superficialis part.).,. Watson p. 88. et Vögel. 231 Die allgemeinen Verhältnisse dieses aus verschiedenen, sehr grossen . Wechseln unterworfenen Theilen zusammengesetzten Muskels sind die folgenden: I. Ein mehr kopfwärts gelegener oder vorderer Theil entspringt haupt- sächlich vom Os humero-scapulare, ferner indirekt durch das Ligament des Os hum. seapul. von der Vorderaussenfläche der Scapula nahe dem Gelenk; Insertion an der Hinteraussenfläche der Crista pectoralis humeri, welche sich vom oberen Höcker des Humerus an diesem Knochen ab- wärts erstreckt. Dieser Theil wird von Alix als M. sous-£pineux aufge- fasst. Hierzu kommt meistens noch eine längere Portion (Petit rond — Teres minor, Alix), welche direkt von der Scapula dicht hinten neben der Glenoidalfossa entspringt und sich an der Aussenfläche des Humerus- schaftes, distal von der Insertion der vorderen Hauptportion, inserirt. II. Der zweite, weiter hinten gelegene Theil (M. deltoide posterieur, Alix) entspringt vom oberen Ende der Clavicula, vom oberen Vorder- rande der benachbarten Theile der Scapula und häufig auch vom Innen- vorsprunge des oberen Endes des Coracoids. Die Insertion dieser zweiten Portion erstreckt sich auf die ganze Crista des Humerus, oder auch weiter herab bis an dessen äusseren Condylus. Alix giebt vier Modificationen für den ganzen Muskel an: 1. Dem ersten Theil fehlt der „Petit rond‘“: Passeres, Corvus. 2. Das Os humero-scapulare fehlt, und daher entspringt die Hauptpor- tion des I. Theiles direet von der Scapula: z. B. Rasores. 3a. Der II. Theil (M. deltoide post. Alix) dehnt seine Insertion von der Crista humeri auf die ganze Hinterfläche des Humerus bis an den Condyl. ext. aus: Passeres, Columbae, Cracidae, Tina- midae. 3b. Der II. Theil beschränkt sich mit einer Insertion auf die Crista deltoidea humeri: Alle übrigen Vögel. 4. Der I. und II. Theil hängen entweder untrennbar zusammen und sind sehr schwach entwickelt (Psittaci) oder sie sind noch theil- weise trennbar und besser entwickelt (Raptores). Im speciellen verhält sich der Muskel nach Schöpss wie folgt: Am stärksten ist er bei den Tagraubvögeln entwickelt. Er ist zwei- köpfig. Der eine Kopf entspringt von der oberen Fläche des vorderen, innerem Ursprunges des Schulterblattes, der andere vom Os humero-sca- pulare. Er geht, allmählich breiter werdend, zur oberen Fläche des Ober. armes und setzt sich theils an die innere Fläche der oberen Spina, theils an die obere Fläche des Oberarmes, ungefähr bis zur Mitte von deren Länge. Bei den Eulen ist der Muskel viel schwächer. Bei Gallus entspringt er hauptsächlich von dem Bande zwischen dem inneren und vorderen Ursprunge des Coracoids und dem Anfange des oberen Scapularrandes, zum Theil auch von diesen beiden Knochen selbst. Er setzt sich an die proximale Hälfte der Oberfläche des Armes. 232 B- Muskeln der Extremitäten. Bei Fulica atra ist er sehr stark, obgleich hier das Os humcero- scapulare fehlt und der Muskel nur einköpfig und zwar vom vorderen Sechstel der oberen Seapularfläche entspringt. Er inserirt sich am zweiten Viertel des Humerus. Bei Psittaeus fehlt das Os humero-scapulare ebenfalls. Der Muskel ist einfach und schwach. Er entspringt vom ersten Drittel des oberen Schulterblattrandes und zum Theil auch von dem vorderen Lig. coraco-scapulare. Seine Insertion erstreckt sich vom distalen Ende der Crista pect. humeri bis fast zur Mitte des Oberarmes herab. Aehnlichen Ursprung hat der Muskel von Otis und Columba, setzt sich aber bei ersterer an die proximale Hälfte, bei letzterer an das dritte Viertel des Armes. Sehr starke Entwickelung zeigen die Corvidae und Paradiseidae. Ursprung mit zwei Köpfen. Der schmälere, längere kommt von der Hinterfläche des oberen Endes des Coracoids, vom Ober- ende der Fureula und von der Dorsalfläche der Scapula. Der viel brei- tere und stärkere zweite Kopf entspringt fleischig vom .Os humero-scapu- lare. Beide Theile vereinigen sich schon in Höhe letzteren Knochens und inseriren sich theils an der Aussenfläche des ganzen Humerus, theils mit einer starken Sehne oben am Tubere. ext. humeri (De Man). Bei Struthio fehlt ein Os humero-scapulare. Der Muskel ist aber doch stark. Er entspringt hauptsächlich von der oberen Hälfte. Seine Insertion erstreckt sich auf die ganze Länge des Humerus. Bei den Spheniscidae ist der Deltoideus major sehr schwach. Er kommt als dünner länglicher Streifen von der oberen Fläche des vordersten Theiles der Seapula und setzt sich proximal von der Insertion des Latiss. dorsi und distal von der des Supracoracoideus, also zwischen beiden, an den Anfang des hinteren Oberarmrandes. Er wird von Gervais und Alix als ein oberflächlicher Theil des Tensor patagii longus erwähnt. In Bezug auf die Stärke des Muskels bemerkt Meckel, dass er am schwächsten bei den Spheniseidae ist, etwas stärker bei Uria, Mor- mon, Ardea, dann folgen Podiceps und Halieus, dann Gallus und Anser. Am stärksten ist er bei den Passeres und Raptores diurni. Man ersieht aus den obigen Beschreibungen, dass das Fehlen oder Vorhandensein des Os humero-scapulare für die Form des Deltoideus major entscheidend ist. Dieser daher wichtige Knochen wurde von Nitzsch Os humero-capsulare benannt, späterhin aber mit Os humero- scapulare bezeichnet oder sogar als accessorische Scapula aufgefasst. Seine Natur und sein Vorkommen wurden von G. Jäger genau unter- sucht (siehe Literaturverzeichniss No. 80). Es ist ein Sesambein. Es liegt am hinteren, äusseren Theile des Schultergelenkes, dieht neben dem Humeruskopfe, über welchen es gleitet, und wird in seiner Lage erhalten durch zwei starke Ligamente, von denen das eine zur Scapula, das andere zum Coracoid geht. Das erstere Ligament kann als Sehne des vorderen oder ersten Theils des M. deltoid. aufgefasst werden und ist unmittelbar am Hinterrande der Fossa glenoidalis befestigt. Das andere Ligament Vögel. 233 inserirt sich ebenfalls am Rande der Fossa, bedeckt die Sehne des Supra- coracoideus und presst sie gegen den Kopf des Humerus. Die Form dieses Sesambeins wechselt sehr. Bei den Raubvögeln ist es ein pyramidenförmiger Knochen, dessen Grundfläche der Gelenkkapsel aufsitzt, dessen Körper und Spitze aber zum Ursprunge des Deltamuskels dient. Bisweilen ist es nieht verknöchert, sondern besteht aus fibrösem Knorpel (Phoenicopterus) oder es kann ganz fehlen, wie bei Rati- tae, Rasores, Ardea, Fulica, Psittacus. Selenka fasste nach Jäger den Einfluss des Os humero-scapulare folgendermaassen zusammen: Wenn ein Os hum. scap., sei es in knochigem oder knorpeligem Zu- stande, vorhanden ist, so tritt der Deltoideus major stets mit diesem und der Schulter- Gelenkkapsel in Verbindung. Ueberall wo der Knochen fehlt, treten die Fasern des Deltoideus in sehr spitzem Winkel an den Humerus heran, und bei Abduetion des Oberarmes wird dieser Muskel durch das bei diesen Vögeln weit nach vorn gestreckte Tubereulum eristae humeri gekniekt. Das schroffe Vorspringen dieses Tuberculum verhindert, dass der Muskel dieser Knickung ausweichen und so in seiner Funktion beeinträchtigt werden kann; eine andere besondere Vorrichtung ist somit hier nicht nöthig. Hierher gehören die Schwimmvögel, Reiher, Tauben, Hühner, Papageien, Strausse. Ganz anders bei den Raubvögeln und besonders den Spechten und Passeres. Bei diesen nimmt der Ansatz des Deltoideus beinahe die ganze Länge des Humerus in Anspruch und ferner treten die vorderen Fasern fast unter rechtem Winkel an den Oberarm. Würden diese von der gewöhnlichen Ursprungsstelle des Deltoideus abgehen, so würden bei der Abduction des Oberarmes diese Fasern so ausserordentlich verkürzt, dass sie keine Wirkung mehr ausüben könnten. Ihr Ursprung ist aber an eine Stelle verlegt, wo die Bewegung vor sich geht, und somit erhält sich nicht nur ihre zu einer gehörigen Funktion nöthige Lage, sondern auch die Richtung der Fasern zum Knochen. Die hintere von den Knochen der Schulter entspringende Partie des Deltoideus muss aber zum Behufe einer gehörigen Funktion bei abdueirtem Arm eine Knickung erleiden und diese wird durch den Humero-Seapularknochen hervorgebracht. Wohl nie fehlt eine vom-Deltoid. major herzuleitende Pars propata- gialis; dieselbe wird beim M. propatagialis besprochen werden. Innervation durch einen Ast aus dem N. radialis, der den Nn. brachiales superiores zugehört. Der Ast entsendet auch einen Zweig zum Deltoideus minor und ein anderer durehbohrt und innervirt die Pars pro- patagialis. Funktion des Deltoid. major besteht in Rotation nach oben und vorn, nebst Abduction des Oberarms, welcher daher von der Brust entfernt wird, besonders wenn der Deltoideus gemeinsam mit dem Peetoralis major wirkt. Nach Prechtl ist er vermöge seiner der Wirkung des Pectoralis entgegengesetzten Lage und des langen 234 B. Muskeln der Extremitäten. Hebelarmes, an dem er wirkt, der Antagonist des Brustmuskels, indem er nicht nur die Grösse des Niederschlages begrenzt, sondern auch den Oberarm und somit den Flügel in der gehörigen Lage gegen die Hori- zontalebene während eines Niederschlags erhält, indem er dem Proniren des Brustmuskels supinirend entgegenwirkt, und vermöge des Schulter- kapselbeins die Bewegung des Oberarmgelenkes in der Gelenkkapsel re- gulirt. Er wirkt auch antagonistisch gegen den Latiss. dorsi. Vergleiehung. Dieser Muskel entspricht unbedingt dem Deltoid. maj. der Säuger. Bei den Anuren ist er als Episterno-eleido-acromio- humeralis, bei Urodelen als procoraco-humeralis, bei Sauriern als cleido- humeralis + dorsalis scapulae oder Deltoid. scapularis + elavieularis be- schrieben worden. Seine bei den Vögeln noch ziemlich deutliche Tren- nung in mehrere Theile ist bei den Reptilien und Amphibien vollständig. ‘0. M. deltoideus minor. Le petit releveur de "humerus. Vieq d’Azyr 1773 p. 567. Levator humeri. Tiedemann $ 255 (?) „ .2 Heusinger p. 183. No. 7. Deltoideus externus. Schöpss p. 120. No. 19. Kleiner deltaförmiger Muskel (Vorwärtszieher des Oberarmes). Prechtl $S 39. Deltoideus minor. De Man p. 108. Mi ” Fürbringer; Carlsson p. 20. Accessoire coracoidien du sus-spineux. Alix p. 399 (?) Die meisten Beschreibungen dieses Muskels sind so verwirrt, dass nur die wenigen oben angeführten Literaturnachweise mit einiger Sicher- heit gegeben werden können. Ein gewöhnlich schmaler und länglicher Muskel, der nach vorn oder kopfwärts vom Delt. major liegend, von diesem ganz getrennt ist. Er entspringt vom basalen Ende der Seapula und vom Innenrande des dor- salen Endes der Clavieula, läuft dorsal und nach vorn über das Schulter. gelenk hinweg und inserirt sich am Tubercul. majus humeri zwischen den Insertionsenden der beiden Theile des Delt. major. Im speciellen gilt folgendes. Bei Corvus und Paradisea ent- springt der schwache, längliche Muskel fleischig vom Processus elavieu- laris scapulae, im Foramen triosseum dicht neben dem Lig. scapul. co- raco-clavieulare und begiebt sich zwischen dem Dorsalende des Coracoids und der Endsehne des Supracoracoideus zum Tubere. majus hum., wo er sich dicht neben der Sehne des letzteren Muskels inserirt (De Man). Bei den Raubvögeln entspringt er von dem Bande, welches das obere Ende der Clavieula und den äusseren vorderen Höcker des Cora- coids mit dem inneren Gelenkfortsatze der Scapula verbindet (also Lig. scapul.-coraco-elavieul.) und von der äusseren und vorderen Fläche dieses Fortsatzes selbst; also von der inneren Fläche des kurzen Kanales, der Vögel. 235 durch den oberen Fortsatz des Coracoids nach vorn und aussen, nach hinten durch das vordere Ende des Schulterblattes, nach innen durch die Clavieula gebildet wird. Der Muskel ist schmal, aber ziemlich lang, be- deckt den Endtheil des M. supracoracoideus (Subelav. der Autoren) und inserirt sich am proximalen Viertel der oberen Humerusleiste (Schöpss). Beim Papagei und Huhn ist er stark entwickelt, besonders bei ersterem. Er kommt nicht nur vom Ligam. coraco-clavie., sondern auch von der ganzen oberen Fläche des äusseren, vorderen Höckers des Cora- coids; er setzt sich an den vorderen Rand der oberen Humerusleiste. Bei Struthio entspringt er vom äusseren Rande des Procoracoids. Er ist durch die lange Sehne des M. biceps vom Delt. maj. getrennt. Er bedeckt die Sehne des M. supracorac. und geht etwas weiter herab als diese an die innere Fläche der äusseren Humerusleiste. Innervation zusammen mit dem Deltoid. major aus dem N. radialis. Funktion. Der Arm wird nach oben und vorn gezogen, also von der Brust entfernt. Vergleiehung. Gehört, wie der Verlauf des Nerven lehrt, un- zweifelhaft zum Deltoides-System. “la. M. seapuli-humeralis anterior. L’humero-scapulaire. Viegq d’Azyr 1773 p. 569. Schulterarmmuskel. Wiedemann p. 86. a Prechtl S 41. Humero-scapularis parvus. Tiedemann $ 297. ” Heusinger $ 184. ae oder Teres minor? Meekel, System p. 312. No. 6. = 5 Schöpss B...107, Teres minor, Reid - 142; Nitzsch-Giebel. Subscapularis (inferior ER Macalister p. 16. Infraspinatus. Retzius, Selenka p. 113. No. 38. a De Man p. 106; Carlsson p. 19. Teres minor s. Infrascapularis. Gurlt p. 21. Le petit rond. Gervais et Alix p. 22. Supraspinatus. Rüdinger p. 86. 5 Watson p. 8. ri Weldon p. 643. Infraspinatus. Fürbringer, Morphol. Jahrb. V. Scapulo-humeralis anterior. Fürbringer, Monographie. Dieser dreieckige, dem Schultergelenk dieht anliegende Muskel ist kleiner als der Humero-scap. posterior, mit dessen Vorderrand er zusammen- stösst und erscheint nach Fortnahme des M. subscapularis, des M. sub- coracoideus und der vorderen Portion des Lat. dorsi. Er entspringt fleischig von der Aussenfläche des basalen Drittels oder Viertels der 236 B. Muskeln der Extremitäten. Scapula, hauptsächlich gegen den unteren Rand hin, zugleich auch vom Lig. humero-scapulare; er inserirt sich mit einer kurzen Sehne am Tubere. inferius s. minus s. mediale des Humerus, nahe dem Foram. pneumatic., aber etwas weiter nach aussen und hinten von dem Ansatze des Hum. scap. posterior. Recht stark entwickelt ist der Muskel bei Corvus, Paradisea, Upupa, indem sein Ursprung sich auf das proximale Drittel, bei Lepto- ptilus sogar auf die Hälfte des Schulterblattes erstreckt. Bei den Sphe- niscidae ist er zwar auch stark, aber er entspringt nur von der Aussen- fläche des ersten Viertels der Scapula — mit Ausnahme dessen proximalen Theiles.. Seine Sehne verbindet sich mit der des M. subeoracoideus und des M. subscapularis zu einer gemeinsamen, die sich dann am Innenrande des Luftloches des Oberarmes anheftet (Watson). Klein ist er bei Raub- und Hühnervögeln, auch bei Casuarius und Apteryx; er kommt bei letzterem vom ersten Viertel des Unterrandes der Scapula. Bei Struthio und Otis wird er von Schöpss als fehlend angegeben. Dasselbe fand ich bei Strutbio, denn der zwischen dem Gelenk und dem proximalen Ursprunge des Hum. scap. posterior war frei vom Muskel. Bei Rhea soll er von der ‚„Unterfläche des ganzen Acromion und von oberen Ende“, bei Dromaeus zusammen mit dem Hum. scap. post. von proximalen Unterrande der Scapula einen Zoll breit entspringen (Haughton). Innervation zusammen mit dem Hum. scap. post. Der Nerv läuft um den Axillarrand der Scapula und tritt dann in den Aussenrand des Muskels ein. Funktion. Er begrenzt die Erhebung und Umrollung des Ober- armes als Antagonist des M. supracoracoideus; zugleich nähert er mit dem M. subeoracoideus den Arm dem Rumpfe. Vergleichung. Der Humero-scapularis, correeter Scapuli-humeralis genannt, ist mit dem Subscapularis verwandt, da sie beide am Tuberc. minus humeri sich inseriren, während der Hum. scap. post. weiter ab- wärts, aber ebenfalls vom Anconaeus longus sich anheftet. Muskeln, die dem Infraspinatus und Supraspinatus der Säugethiere genau entsprechen, fehlen den Vögeln, wie ja auch die Vogelscapula nur eine Rippenfläche (Fossa subscapularis des Menschen) und eine Aussenfläche (Fossa infra- spinata) besitzt, während der Haupttheil des Dorsalrandes der Scapula der Spina scapulae entspricht. “1b. M. scapuli-humeralis posterior. Sus-scapulaire. Vieq d’Azyr 1772 p. 631. Schulterblattmuskel. Merrem p. 154; Prechtl $.38. Ober-Schulterblattmuskel. Wiedemann p. 37. Supra-scapularis (Infraspinatus + teresmajor). Tiedemann $256. ® 3 he Heusinger p. 184. Vögel. 237 Suprascapularis. Gurlt p. 21. Untergrätenmuskel. Meckel, System p. 312. No. 5. Infraspinatus s. teres major. Schöpss p. 105. Infraspinatus. Reid p. 141; Owen, Apteryx p. 288. Watson p- 56. Teres major. Retzius; Selenka p.113. No.37; DeManp.105. % ei Fürbringer, Morph. Jahrb. V; Carlsson p. 19. Teres minor. Macalister p. 16. Le grand rond. Gervais et Alix p. 22. Page . Alix p. 394. Scapulo-humeralis posterior. Fürbringer. Dorsalwärts bedeckt vom Cueullaris und vom vorderen Theile des Lat. dorsi. Der Oberrand liegt parallel neben dem Hinterrande des Seap. humeral. anterior; der Unterrand bildet die hintere Begrenzung der Achselhöhle. Der breite dreieckige Muskel kommt vom unteren Rande und von der Aussenfläche der letzten Hälfte der Seapula und inserirt sich mit einer starken Sehne distal neben der Innenfläche des Tubere. minus s. inferius des Humerus, nahe dem Foramen pneumaticum. Zwischen dieser Endsehne und der des Latiss. dorsi liegt der obere Humeralkopf des M. triceps. Der Muskel ist nur geringen Variationen unterworfen, indem sein Ursprung sich auf die letzte Hälfte der Scapula bei Cieonia, auf zwei Drittel (Passerinae) oder auf drei Viertel (Spheniseidae) ausdehnt. Ist das Schulterblatt sehr breit, so ist dies gewöhnlich ein Zeichen, dass der Muskel wie bei den Spheniscidae auch von der Aussenfläche ent- springt. Bei Struthio-Embryonen beschränkt er sich auf den Unterrand und auf die Aussenfläche der mittleren drei Fünftel der Scapula, lässt also das proximale und distale Ende frei. Er fehlt vielleicht bei Dro- maeus. Innervation durch Nn. brachiales superiores, die sich bald aus dem zusammengetretenen Hauptstamm des Armplexus ablösen, und als zwei oder drei Nn. subscapulares (Fürbringer) die Mm. scapuli-hume- rales und sub-coraco-seapulares versorgen. Funktion. Zurückziehung des Armes an den Leib nach Beendi- gung des Niederschlages des Flügels, verbunden mit geringer Rotation. Vergleichung. Der Muskel entspricht dem gleiehnamigen der Croeodile, dem Dorsalis seapulae der Saurier und Amphibien; er ist aber nach Fürbringer dem Teres major der Säugethiere nicht zu vergleichen. 238 B. Muskeln der Extremitäten. 72. Mm. sub-coraco-seapulares. Die Gruppe des M. sub-coraco-scapularis besteht aus drei ziemlich selbstständigen Muskeln. Fürbringer unterscheidet I. Pars coracoidea, s. M. subcoracoideus. II. Pars scapularis interna s. M. subscapularis internus. III. Pars scapularis externa s. M. subscapularis externus. Nach Ursprung und Insertion könnten diese Muskeln nebst den beiden vorhergehenden (No. 7la und b) als Coraco-sceapuli-humerales zusammen- gefasst werden, — Subscapularis Gruppe im weiteren Sinne. ‘2a. M. subeoraeoideus. Souelavier interne. Vieq d’Azyr p. 628. Vorderer anziehender Armmuskel. Merrem p. 153. Ohne Namen. Meckel, System p. 320. No. 13. Coraco-brachialis superior. Sehöpss p. 115. No. 17. Coraco-brachialis brevis. Milne-Edwards; Selenkap.115. No.41. De Man p. 106 (2. Portion); Carlsson p- 18. Coraco-brachialis. Owen, Apteryx p. 289; Watson p. 84; Gurlt. L’accessoire coracoidien du sous-scapulaire. Gervais et Alix p. 23. Coraco-brachialis externus. Fürbringer, Morphol. Jahrb. V. Sub-coraco-scapularis (Pars coracoidea) = M. subcoracoideus. Für- bringer, Morph. Jahrb. XI und Monographie. „ 2) „Der Muskel kann aus vier Portionen bestehen, die nämlich von der Scapula, dem Coracoid, dem oberen (halswärts gerichteten) Rand des Sternum und mit einzelnen Fasern vom Lig. sterno-fureulare entspringen. Diese Muskelzüge setzen sich nun entweder zu einem gemeinsamen Muskel- bauch vereinigt an das Caput humeri nicht weit von der Insertion des Coracobrachialis posterior an, oder die Sternalportion geht, von der 'Sca- pularportion getrennt, selbstständig an den Humerus hinan, ebenso wie die vereinigten Scapular- und Coracoidportionen. Tritt, so raisonnirt Magnus (op. eit. p. 217) richtig, der Muskel in zwei Insertionsportionen geschieden unter dem Os coracoideum hervor, so entspricht er, solange man ihn nicht genauer untersucht, dem M. deltoides minor und dem Le- vator humeri Tiedemann’s. Inserirt er sich dagegen nur mit einer Endsehne, so entspricht er bei oberflächlicher Betrachtung dem Coraco- brachialis Gurlt’s; übrigens findet sich auch bei Gallus die Sternal- portion beim Vorhandensein auch nur einer Endsehne. — Die Hauptportion des Coracobrachialis brevis kommt erst zum Vorschein, wenn man das Sternum mit seinen Anhängen vom Rumpf trennt und von innen betrach- tet; man sieht dieselbe dann vom oberen Sternalrand dicht neben der Basis des Episternums entspringen und schräg nach oben und aussen Vögel. 239 aufsteigen, wobei sie verstärkende Fasern aufnimmt vom Ligam. sterno- fureulare und dem Coracoid. Im Weiterverlauf tritt noch eine zweite, kleinere Portion vom Coracoid hinzu, die dicht unter dem oberen kolbigen Ende entspringt, und endlich eine dritte Portion vom äusseren Scapular- rande. Die einfache oder doppelte Insertion dieser Portionen ist oben besprochen.“ Selenka. In der Achselhöble liegt der Muskel dem Innenrande des Supracora- coideus an. Dorsalwärts ziehen über ihn die Axillargefässe und Nerven hin, wie über den benachbarten M. coracobrach. longus s. posterior s. internus. Im speciellen ist das Verhalten dieses Muskels bei den verschiedenen Vögeln folgendes. Bei Corvus, Garrulus und Paradisea entspringt ein Theil von der Binnenseite und dem Vorderrande des Sternum und von der Innen- fläche des benachbarten Coracoidtheiles; ein anderer Theil kommt vom Proc. fureularis des Coracoids und der Scapula. Beider Theile Sehnen inseriren sich vereinigt dicht am Caput humeri etwas proximal von der Sehne des Subscapularis. Bei den Raptores scheint er wenig entwickelt; er wurde von Schöpss bei Buteo und Haliaetos vermisst, während er bei Falco tinnuneulus als schlanker, dünner Muskel vom unteren Theile des Lig. sterno-celavieulare kommt. Bevor er den Humerus erreicht, verschmilzt er mit dem M. supracoraeoideus. Aehnlich verhält er sich in Ursprung und Insertion bei Fuliea, Ardea, Anser. Sehr stark ist er bei Tauben und Hühnern. Bei den Tauben kommt der vordere Theil vom proximalen Ende der Fureula nahe dem Coracoid; der untere Theil ent- springt von der ligamentösen Sterno-Clavicularmembran; beide Theile in- seriren sich selbstständig. Bei den Rasores und Tinamus ist der Muskel eintheilig, aber ungemein stark. Sein Ursprung ist hauptsächlich auf den Vorderrand und die benachbarte Innenfläche des Sternum verlegt und erstreckt sich auch auf den Episternalvorsprung; er vereinigt sich dann mit dem M. supracoracoideus. Bei den Spheniseidae kommt er mit starker Sehne ebenfalls vom Vorderrand und der Innenfläche des Sternum, ausserdem von der Innen- fläche der starken Sternoclavieularmembran und von der sternalen Hälfte des Coracoids; die Endsehne vereinigt sich mit der des Humero-scapul. anterior und inserirt sich am tubereul. inferius, neben dem inneren Rande des Luftloches am Humeruskopfe. Bei Struthio fehlt der Muskel, bei Apteryx kommen zwei schmale Streifen von der Hinter-Innenfläche des Coracoids und gehen einer hinter dem anderen zum proximalen Drittel des Humerus. Innervation durch einen Zweig, der sich mitunter von dem starken den Supracoracoideus versorgenden Nerven ablöst, ehe dieser über das 240 B. Muskeln der Extremitäten. Coracoid geht; die genauen Untersuchungen Fürbringer’s zeigen aber, dass der betreffende Zweig zum N. subscapularis gehört. Funktion. Zieht den Oberarm etwas herab und an den Rumpf, ähnlich wie der Supracoracoideus, anderseits kann er den Arm etwas nach innen rotiren und würde insofern dem letzteren Muskel entgegen- wirken. Vergleichung. Selenka hält diesen Muskel für einen selbstständig gewordenen Theil des bei vielen anderen Wirbelthieren einfachen Coraco- brachialis. Dafür sprieht allerdings seine Iunervation, auch wird diese Auffassung durch die beim Vogel so stark entwickelten Ossa coracoidea und damit verbundenen Veränderungen unterstützt. Er wird von Für- bringer als ein vorderer Theil des M. sub-coraco-scapularis aufgefasst. 2b. M. subscapularis. Sousclavier externe. Vieq d’Azyr 1772 p. 628. Vorderer anziehender Armmuskel. Merrem. Sous-scapulaire. Cuvier; Gervais et Alix p. 22. Unter-Schulterblattmuskel (Subscapularis).. Wiedemann p. 89; Schöpss p. 128. No. 22. u a Meckel, System p. 321. ? Deltoideus externus. Schöpss. Subscapularis. Reid p. 142. 5 Rüdinger p. 87. 3 Macalister (superior posterior) p. 16. H Hauglhton pp. 497a, 504. is Gurlt p. 22. E Selenka p. 113. No. 39. H. Watson p. 85; Carlsson p. 18. Coraco-brachialis brevis (1. Portion). De Man p. 106. Sub-coraco-scapularis (Pars scapularis interna + externa) = Sub- scapularis internus et externus. Fürbringer. Der Subscapularis ist in seinem Ursprungstheil vom unteren Rande des Seapulo-humeralis posterior durch die Insertion der Pars anterior M. ser- rati superf. getrennt. Dieser Theil und der Scapul. humeral. post. liegen dorsal, der Subeoracoideus ventral vom Subscapularis. Der ganze Muskel besteht nach Rüdinger’s deutlicher Beschreibung aus zwei durch die Pars anterior m. serrati superficialis getrennten Ab- theilungen, von denen die obere (Subscap. extern.) vom lateralen Rande des Schulterblattes, die untere (Subscap. intern.) von der ventralen Fläche der Scapula entspringt. Vereinigt ziehen beide um den hinteren unteren Theil des Schultergelenkes ‚herum, und heften sich mit einer kurzen Sehne an den unteren hinteren Theil des Tubereulum mediale s. minus humeri, nahe an dem Ansatzpunkte der Gelenkkapsel. Während dieser Muskel Vögel. 241 aus der Fossa axillaris heraustritt, nimmt er ein accessorisches kleines Bündel vom Os coracoideum auf. Die speciellen Verhältnisse sind folgende. I. Der obere Theil (Subscapul. externus) ist gewöhnlich der kleinere und entspringt bei Haliaötos, Columba, Psittaeus, Corvus, Gar- rulus vom zweiten Fünftel, bei Buteo vom ersten Drittel, bei Faleo tinnuneulus, bei Ardea, Anser und bei den meisten Wasser- vögeln von der basalen Hälfte des lateralen oder vorderen Randes der Scapula, greift auch auf deren Aussen-, oder auf die Innenfläche über. Bei Fulica atra ist der Ursprung auf das erste Viertel, bei Sphenis- ciden und Hühnern auf das erste Fünftel oder noch mehr beschränkt, II. Der untere, grössere Theil (Subscapul. internus) reicht vom oberen Theile des Coracoids an gewöhnlich auf die erste Hälfte (Haliaötos, Corvus, Columba, Leptoptilus) oder auf die ersten zwei Drittel (Buteo, Falco). Am sehwächsten ist der ganze Muskel bei den Spheniscidae, bei den Rasores, bei Upupa, bei Dromaeus und Casuarius. & Bei Struthio kommt er von der basalen Hälfte der inneren Schulter- blattfläche, ausserdem vom Procoracoid, und zwar von den oberen drei Vierteln der Brusthöhlenfläche desselben. Bei Rhea entspringt er von der Innenfläche und vom Unterrande der ganzen Scapula, ist also, ob- gleich in anderer Weise, wie bei Struthio stark entwickelt. Bei Dro- maeus und Casuarius ist er dagegen mit seinem Ursprung auf einen kleinen Theil des Schulterblattes nahe dem Gelenk beschränkt. Weder bei diesen beiden Ratiten, noch bei Struthio wird er, wie sonst allgemein, vom Serratus durchbohrt. Innervation zusammen mit dem Subcoracoideus. Funktion. Der Oberarm wird herabgezogen und dem Rumpfe ge- nähert. Ausserdem wird der Arm nach innen rotirt, zusammen mit dem Subeoracoideus, sodass insofern der Subscapularis Antagonist des Coraco- brachialis posterior ist. Vergleiehung. Der Muskel entspricht dem Subcoraco-scapularis der Amphibien und dem Subscapularis der Reptilien und Säugethiere. 73. M. peectoralis. I. Pars thoracica. Depressor alae. Borelli Grand pectoral. Vied d’Azyr 1772 p. 623. No. 1; Cuvier. e e Gervais et Alix p. 24; Alix p. 399—401. Pectoralis major. Merrem p. 152; Wiedemann p. 82; (Grosser Brustmuskel.) Tiedemann $. 249. » „ Meckel p. 315. No. 8; Schöpss p. 108. No. 15; Prechtl $ 35. „ » Reid p. 140; Rolleston p4. » „ De Man p. 109; Watson p. 80. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 16 242 B. Muskeln der Extremitäten. Pectoralis major et minor. Selenka p. 121. No. 46 u. 47. Pectoralis. Fürbringer, Morpholog. Jahrb. V; Monographie; Carlsson p. 26. Il. Pars propatagialis (Fürbringer). Tensor patagit membran. ant. alae. Selenka No. 48 und 49 (partim). Sehne vom Pectoralis major zum Tensor brevis patag. amt. De Man p. 110. Verstärkendes Sehnenbündel vom Pect. major. De Man p. 111. Tensor membranae anterioris alae, Theil a und b. Heusinger p. 185: No. 19. Langer und kurzer Muskel der vorderen Flügelfalte.e Schöpss No. 2 und 3 (partim). Spanner des Windfangs. Prechtl $ 69 (partim). Ill. Pars abdominalis (Fürbringer), Subeutaneus abdominalis. Wiedemann; Tiedemann $ 100. NG.D, 2 i Watson p. 55. Subeutaneus thoracis. Tiedemann $ 100. No.4; Prechtl $ 71. Ohne Namen erwähnt. Schöpss p. 112. Dermo-humeralis. Owen p. 24. Panniculus carnosus (second portion). Reid p. 139. Muscle des parures. Gervais et Alix; Alix p. 401. a x Watson p. 81. I. Pars thoracica. Der grosse Brustmuskel erscheint nach Fortnahme der die Brust be- deckenden Haut und bildet den grössten Theil des sogenannten Brust- fleisches. Seine Ursprungsfläche hat ungefähr die Gestalt eines U, dessen Schenkel den M. supraeoracoideus umfassen. Der längere dieser Schenkel wird gebildet durch den äusseren vorderen Rand der Clavieula, die zwischen Sternaltheil und Clavieula ausgespannte Membran, und durch die Seitenfläche des Brustbeinkieles, so weit dieselbe nicht vom Supracora- coideus benutzt wird. Die kürzere Schenkelfläche wird gebildet dureh den Körper und Aussenrand des Brustbeines, soweit dasselbe vom Supra- coracoid freigelassen wird, und durch die Sternalrippen nahe ihrer Inser- tion vom Sternum. ’ Die vorderen, von der Clavieula kommenden Fasern sind schräg, die folgenden transversal, die vom Kiele kommenden mehr und mehr schräg gerichtet, während endlich die vom Hinter- und Seitenrande des Brust- beines entspringenden Fasern fast longitudinal verlaufen. Meistens reicht der Ursprung des Pectoralis zusammen mit dem Brust- kamm bis an den caudalen, hinteren Rand des Sternums, erreicht jedoch der Kamm den hinteren Rand nicht, wie bei Neophron, Buteo ete., Vögel. 243 so erstreckt sich die Ursprungslinie schräg zum hinteren, äusseren Winkel oder Fortsatz des Brustbeines und lässt medianwärts den distalen Theil der Brustbeinfläche frei (meplat Blanchard’s und Alix’s). Endigt der caudale Theil des Sternums in Fortsätzen, d. h. werden sogenannte Aus- schnitte gebildet, so entspringt der Muskel von den die Ausschnitte fül- lenden Membranen. Man muss jedoch nicht denken, dass der Pectoralis sämmtliche nicht vom Supracoracoideus in Anspruch genommene Theile der Brustbeinfläche benutzt. Dies geschieht nur dort, wo der laterale Rand des Supracoraeoideus dem Brustkamme parallel läuft, während sonst, wo der Supracoracoideus eine mehr dreieckige Ursprungsfläche besitzt, zwischen dieser und dem distalsten oder caudalsten Ursprungstheile des Pectoralis eine dreieckige Fläche auf dem Brustbein frei gelassen wird, über welche der Pectoralis hingleitet (Alix). Insertion. Sämmtliche Fasern convergiren nach der Schulter zu und treffen in einer oder in zwei Sehnen zusammen. Im ersteren Falle inserirt sich die Sehne am oberen äusseren Höcker und an der Crista superior des Humerus, im letzteren Falle findet sich neben dieser Insertion noch eine in die Sehne des Biceps übergehende und zum unteren Humerus- höcker gerichtete zweite Insertionssehne (Taf. XXII, Fig. 4, pectoralis*). (Selenka.) « Bei den Spheniseidae endigen die von der Clavicula kommenden Fasern in eine Sehne, die sich an der ganzen Länge des vorderen oder radialen Randes der Flügelknochen inserirt, ausserdem in eine aponeuro- tische Scheide sich ausbreitet, welche die verschiedenen Blutgefässe und Nerven der Oberarmgegend bedeckt. Der Haupttheil des Muskels endigt in eine Vförmige Sehne, die sich an einer eigenen länglichen Vertiefung auf der Innenfläche des Humerus, zwischen dem vorderen Rande und dem Kopfe desselben, inserirt. Bei Apteryx stellt der Muskel zwei sehr dünne dreieckige Lagen von Muskelbündelchen dar von je 1 Cm. Breite am Ursprung, und inserirt sich am ersten Drittel des Humerus. Auch bei Struthio ist der Pecto- ralis sehr unvollständig; er entspringt sehnig vom Seitenrande des Stammes und setzt sich an dessen schwach entwickelte laterale Leiste. Bei Ca- suarius kommt er vom Coracoid, Sternum und von der Aponeurose des M. oblig. abdom. ext. Bei beiden letztgenannten Vögeln ist eine Tren- nung in eine Pars elavieularis et sternalis nur künstlich auszuführen — und nicht so deutlich als bei Apteryx oder bei Vögeln mit sehr kräftig entwickeltem Brustmuskel, wo solch eine Spaltung deutlicher wird. (Selenka.) Die Trennung in eine äussere grosse und tiefere kleine Portion ist leicht bei vielen jungen Vögeln zu erkennen, bleibt aber erhalten bei den Steganopoden. Bei Plotusz. B. entspringt der oberflächliehste, grössere Theil vom Sternum und vom Aussenrande der Furcula und inserirt sich mit rundlicher Sehne distal neben der Anheftung des ersten Theiles, eben- falls an der Crista humeri. 16* 244 B. Muskeln der Extremitäten. Dasselbe Verhalten zeigt der Muskel ausserdem nur noch bei Phae- ton, Sula, Pelecanus, bei den Stoephen, Cathartidae und Tubinares. Bei Phalacrocorax ist die Trennung nicht deutlich. (Garr od.) Innervation. Ein gleich in zwei (resp. drei) getheilter oder bei Carinaten mit sehr kräftigem Pectoralis, zwei Nerven (Taf. XXII, Fig. 6), welche gleich auf den N. coraco-brachialis internus folgend, sich vom Plexus ablösen und im Pectoralis, inelus. in den zum M. propatagialis tretenden Bündeln desselben sich verbreiten. (Fürbringer.) Funktion. „Dieser Muskel ist der grösste und stärkste des Vogel- körpers, jedoch in seiner Struktur weniger dicht und sehnig als die Arm- muskeln. Es scheint, dass wenigstens bei mehreren Vögeln das Gewicht dieses Muskels mehr beträgt, als vielleicht nöthig ist, um nämlich den Schwerpunkt des Körpers mehr nach unten und gegen die Brust zu bringen. Auch steht seine Grösse in Beziehung zu der Ausdauer, deren mehrere Vögel im Fluge bei gleichmässigem Flügelschlage fähig sind. Sein Gewicht beträgt bei Raubvögeln beiläufig '/,, (oder von beiden zu. sammen !/,) des ganzen Gewichtes. Bei den essbaren Vögeln, besonders bei Schwimm- und Hühnervögeln, ist der Muskel bedeutend grösser (be- trägt bei der Saatgans !/,, des ganzen Gewichtes), indem zugleich seine Textur weniger dicht und stark ist als bei den fleischfressenden Vögeln. Die grösste Masse des Brustmuskels drängt sich nach vorn an dem vorderen Theile des Brustbeins zusammen, dessen Kamm auch hier am höchsten ist: diese Lagerung bringt also den Schwerpunkt des Vogels mehr nach vorn und unten. Der Muskel bewegt den Oberarm nach unten und bewirkt den Nieder- schlag des Flügels. Da die Hauptportion desselben vermöge ihres An- griffes an der Leiste den Oberarm oder den Flügel nach vorn zu drehen strebt, so wirkt die zweite Anheftung am unteren Theile des Humerus- kopfes dieser Tendenz entgegen, indem dadurch der ganze Muskel mehr in der Richtung des Niederschlages wirkt.“ (Prechtl.) Bei den Penguinen wird durch die Insertion an der vorderen unte- ren Crista des Humerus Rotation des Armes bewirkt, die, verbunden mit der rückwärts und nach unten gerichteten Adduction, die eigenthüm- liche Schraubenbewegung hervorbringt, mit welcher diese Vögel unter Wasser schwimmen können. L Vergleichung. Dieser Muskel entspricht dem Peetoralis major + “ minor der Säugethiere. Dies wird durch seine Innervation und durch die vorhin beschriebene häufige Spaltung in zwei Theile bewiesen, wie denn auch bei Säugethieren (z. B. bei Mus deeumanus) beide Brustmuskeln vereinigt sein können und darin ein sehr vogelähnliches Verhalten zeigen. (Selenka.) Die Aehnlichkeit wird noch grösser, wenn wie bei manchen Fledermäusen, z. B. Pteropus, eine Crista sterni entwickelt ist. Die Reptilien und Amphibien besitzen einen ähnlichen Muskel, der natürlich beim Vorhandensein eines Episternums zum grossen Theil Vögel. 245 von diesem entspringt; fehlt dagegen der Sternalapparat gänzlich, wie bei den Schildkröten, so entspringt der Muskel von der Innenfläche des Plastrons; feblt der ganze Schultergürtel und die vordere Extremität, so fehlt auch damit, wie bei den Schlangen, die Bedingung für einen solchen Muskel. II. Pars propatagialis. Von der Aussenfläche des Pectoralis, dort wo sein Muskeltheil in die Endsehne übergeht, lösen sich bei den meisten Vögeln ein oder zwei Zipfel ab, deren Sehnen in mannigfaltiger Weise zur Bildung des M. pro- patagialis (siehe S. 253) beitragen. Ein Theil verbindet sich mit dem Tensor patagii longus der vorderen Flügelfalte. Er entspringt fleischig vom Vorderrande der Clavicula oder von dem dort entspringenden Theile des Pectoralis (Raubvögel, Pen- guin) oder er löst sich gleich in Form einer platten Sehne von der des Pectoralis ab (Corvus, Psittacus, Gallus, Otis). Er fehlt bei Struthio. Ein zweiter Theil verbindet sich mit dem Tensor patagii brevis und entspringt dicht neben dem vorigen. Fleischig, nicht vom Peetoralis zu trennen ist er bei Tagraubvögeln, nur sehnig bei den Eulen, Tau- ben, Singvögeln. Er fehlt den Papageien, Hühnern und Pen- guinen. Innervation durch einen Zweig der den Pectoralis versorgenden Nerven. Funktion. Spannung der zwischen Ober- und Vorderarm ausge- spannten Hautduplicatur. III. Pars abdominalis (Taf. XVIII?, Fig. 3, d, h). Dieser Bauchhaut- und Brusthautmuskel besteht meistens für sich, d. h. er ist vom Pectoralis getrennt, von dem er aber nach Fürbringer’s Untersuchungen abzuleiten ist. Er besteht häufig aus zwei Theilen, von denen der Subeutaneus thoracis mit dünnen Fasern von der den grossen Brustmuskel seitlich bedeckenden Haut und gleichfalls von dem das Knie umgebenden subeutanen Gewebe entspringt. Die Fasern vereinigen sich zu einem flachen Bande, welches sich allmählich der Aussenfläche des Pectoralis anheftet und so zur oberen Crista des Humerus gelangt. Der zweite Theil (Subeutaneus abdominalis) bildet eigentlich die cau- dale Fortsetzung des vorigen, indem er als ein glattes von der Haut der Kniegegend entspringendes Bündel dem Obliquus abdom. ext. aufliegend sich am Ventralrande der distalen Hälfte des Schambeines vermittelst einer breiten Sehnenhaut inserirt. Bei den Spheniseidae sind beide Theile vereinigt. Sie bilden ein flaches Band, welches vermittelst einer starken Faseie vom distalen Ende des Schambeines entspringt, dann weiter vorn durch Fasern von der 246 B. Muskeln der Extremitäten. Kniegegend her verstärkt wird und sich mit Hülfe des Pectoralis am Humerus inserirt. Innervation durch einen Zweig des den Pectoralis versorgenden Nerven. Funktion. Der vordere Theil spannt die Haut an der Seite der Brust, zur Steifung und Festhaltung von längeren Federn, die sich von der Seite abwärts bewegen und durch diese Sträubung eine Erweiterung des Windfanges nach unten bilden, der beim Niederschlagen des Flügels das Ausweichen der Luft unter der Schulter nach vorn verhindert (Prechtl). Er sträubt auch die bei manchen Paradiesvögeln (wie Pa- radisea und Seleucides) so ausserordentlich entwickelten Zierfedern auf den Seiten der Brust. Der hintere Theil sträubt die Bauchfedern. Ausserdem unterstützt der ganze Muskel den Pectoralis. «4. M. supracoracoideus. Pectoral moyen. Vieq d’Azyr 1772 p. 624; Cuvier. Mi u, Gervais et Alix p. 24. Mittlerer Brustmuskel. Merrem p. 152. No. 2. Pectoralis minor. Reid p. 141. 5; 5 Nitzsch-Giebel (Upupa, Coracias, Pa- pageien). Pectoralis minor s. medius. Wiedemann p. 83. Re 5 2 Tiedemann $ 250. Y. 25 Heusinger $ 183. se Brustmuskel. Meckel, System p. 317. No. 11. (Pectoralis secundus.) Haughton (Emu, Rhea). Forbes (Tubinares); Weldon (Phoe- nicopterus et Leptoptilus). Deltoides maximus. Schöpss p. 124. No. 21. Kleiner Brustmuskel (Umroller des Oberarms). Prechtl $ 40. Pectoralis medius s. secundus. Owen, Apteryx p. 289. Subelavius. Rolleston p. 624. ” ” Selenka, Bronn p. 118. No. 44, und Archiv Neerland. 1870 p. 48 ft. r De Man p. 109. Pectoralis tertius. Jäger Literatur, No. 80. Pectoralis major (partim?). Rüdinger p. 89. Sus-Epineux -+- accessoires du sus-Cpineux. Alix p. 396—399. Pectoralis medius. Watson p. 82. Supracoracoideus. Fürbringer, Morphol. Jahrb. V und Mono- graphie; Carlsson p. 25. Dieser Muskel ist ein doppelt gefiederter, d. h. von zwei Seiten treten Muskelfasern an eine mittlere Sehne. Er entspringt hauptsächlich aus dem vom Kamm und Körper des Brustbeines gebildeten Winkel (wird Vögel. 247 daher ganz vom Pectoralis bedeckt), ferner auch von einem Theil der Membrana coraco-elavieularis; er steigt dann an der Innen-Vorderfläche des Coracoids in die Höhe, erhält von diesem Knochen häufig noch Muskelfasern und geht dann sehnig durch das Foramen triosseum, er- leidet hier, geschützt von einem Schleimbeutel, eine leichte Kniekung, zieht über die Gelenkkapsel hin und inserirt sich am Tubereul. superius ceristae humeri. Dabei kann die Endsehne manchmal (Passeres, Rap-- tores, Charadrius) vom Lig. coracoideum des Os humero-scapulare gehalten werden. Dieser Muskel ist grossen Verschiedenheiten in der Ausdehnung seiner Ursprungstheile unterworfen, und da diese von systematischem Werthe zu sein scheinen, so sei eine ausführliche Beschreibung gestattet. Die laterale Grenze des Ursprunges von der Sternalplatte ist in der Regel durch eine etwas erhabene, am Coracoid beginnende Linie ange- deutet. Sie convergirt entweder mit der Crista sterni und schliesst mit letzterer einen nach der Clavicula hin geöffneten dreieckigen Raum ein, oder sie läuft mit der Crista sterni parallel, oder endlich sie entfernt sich mehr und mehr von der letzteren, sodass der Ursprung des Muskels seine grösste Breite nach dem hinteren oder abdominalen Rande des Sternums zu erreicht. Der Muskel entspringt Die erhabene Linie | convergitt. | läuft parallel. | divergirt. von der ganzen Länge der Crista | Raptores (pt.) ' Lamellirostres (pt.) Cypselinae Rasores Rhinochaetus | Trochilinae Tinamus \ Psophia ' Caprimulginae || Numenius \ Psittaci | Vanellus u. s. w. | Columbae || Spheniseidae | Opisthocomus | | von den ersten zwei Dritteln, || Ciconia | , Upupa oder von der Hälfte || Platalea | Phoenicopterus | | Scopus | || Ardea Larus Grallae (pt.) | | Cygnus bewicki || Steganopodes || Sarcorhamphus Neophron Striges \ Steatornis vom ersten Drittel | Raptores | Passeres (pt.) | Passeres Golymbidae Piei Tubinares | | Coceygomorphae gar nicht oder nur wenig vom | Struthio Sternum Rhea 248 Muskeln der Extremitäten. Das specielle Verhalten des Muskels ist folgendes: Haliaötos, Buteo. Der Muskel ist verhältnissmässig schwach, vier- theilig, entspringt 1) vom Coracoid, 2) vom vordersten Theile der Sternal- unterfläche und von der oberen, d. h. vorderen Hälfte der Crista, 3) von der Crista sterni und vom Ligam. coraco-sternale, 4) vom Ligam. sterno- clavieulare. Falco tinnunculus. Zweitheilig, 1) vom Coracoid, von der Vorder- endfläche des Sternum und vom zweiten Fünftel der Crista; der zweite stärkere Theil kommt vom ersten Fünftel der Crista und von den Sterno- elavieul. und Coraco-clavieular-Membranen. Corvus und Paradisea. Vom ersten Viertel der Sternalunterfläche, vom Innenrande des Coracoids und etwas von der Crista sterni. Psittaci. Der Muskel ist sehr gross, er kommt vom zweiten Theile des hohen Brustkammes und von der Sternalplatte, erreicht aber deren untersten oder hintersten Rand nicht, während dies bei den Cypselo- morphae der Fall ist, ausserdem erhält er bei Papageien einen „acces- soire scapulaire‘‘ (Alix), der von dem Proc. fureularis des Coracoids entspringt. Bei den Rasores incl. Tinamus ist der Muskel zweitheilig. Der grössere Theil entspringt hauptsächlich vom Brustkamm, vom inneren bei den Hühnern sehr tiefen Ausschnitt des Brustbeines und von der Sterno- clavieular-Membran. Der kleinere Theil (accessoire, Alix) wird vom ersteren ganz bedeckt, entspringt hauptsächlich von der zwischen Sternum, Clavicula und Coracoid ausgespannten Membran, mit wenigen Fasern auch vom Margo anterior sterni. Die Sehnen beider Theile bleiben ge- trennt. Otis. Zweitheilig, aber mit gemeinsamer Endsehne; erstens vom Coracoid und zweitens mit weiter Ausdehnung von dem Kamme und der Fläche des Brustbeines und von der Sterno-elavicul.-Membran. Leptoptilus, Phoenicopterus. Ein Theil von der ganzen Coraco-clavieular-Membran und von den ersten drei Vierteln des Sternums und des Kammes, der andere Theil von der oberen Hälfte des Coracoids. (Weldon.) Bei Sula entspringt er nach Selenka mit drei Köpfen, von denen der schmalste vom inneren Fusspunkte des Coracoids, der zweite in breiter Fläche fächerförmig von dem nach vorn ausgezogenen Brustkamme entspringt, während der dritte von der Membrana coraco-elavic. und zum kleineren Theile auch von der Platte entsteht, an welcher sich die beiden Fureularäste vereinigt haben. Spheniscidae. Der Muskel ist sehr gross; er kommt von der ganzen Ventralfläche des Humerus und vom Kamme, soweit diese nicht vom Ursprunge des Pect. major eingenommen werden, ausserdem kommt er von der Sterno-clavicular-Membran. Beide Theile sind mehr oder weniger deutlich, besonders bei Spheniscus demersus, von ein- ander getrennt, was an die bei den Rasores geschilderten Verhältnisse Vögel. 249 erinnert. Insertion nicht am Tuber, sondern an der Aussenfläche des platten Humerus. Bei Struthio und Apteryx besteht der Muskel nur aus einem Bündel, dessen Endsehne sich auf der Humeruserista anheftet und dessen Ursprung sich fächerartig auf dem Coracoid ausbreitet. Bei Rhea erstreckt sich der Ursprung am Coracoid herab bis auf das Sternum. Bei Dromaeus erreicht der Muskel das Sternum nicht, breitet sich aber auf das Procoracoid, die hier vorhandene Clavieula und auf die Coraco-clav.-Membran aus. Ueber die Insertionssehne des Supracoracoideus verdanken wir Jäger (Das Os humero-scapulare der Vögel) und auch Selenka aus- führliche Untersuchungen. „Die Sehne dieses Muskels zieht über die ganze Breite der Gelenk- kapsel der Schulter hinweg; um sie in ihrer Lage zu erhalten, sind so- wohl am Humero-scapularknochen (falls dieser vorhanden) als an der Gelenkkapsel Vorrichtungen zum Behufe ihrer Leistung angebracht. Je länger der Weg ist vom Foramen triosseum, das als Punetum fixum ge- dacht werden muss, bis zur Insertion am Humerus, desto stärker und complieirter sind diese Vorrichtungen; ist der Weg ein kurzer und gerader und ändert er sich bei der Abduction des Oberarmes nicht in seiner Riehtung und Länge, wie bei Colymbus, Eudytes, Anas, Anser, Mergus, Ardea, Ciconia, so bedarf es keiner Vorrichtung zur Er- haltung ihrer Lage.“ (Selenka.) Jäger fasst diese verschiedenen Fälle folgendermaassen zusammen. „Wenn die Sehne vom Foramen triosseum in gerader Richtung am vor- deren Umfang der Gelenkfläche hin nach aussen zieht, wie bei Picus, so genügt die einfache, vom Humeroscapularknochen abgehende Falte, um die Sehne über die Gelenklinie hinwegzuleiten. Geht die Sehne, leicht die Convexität des Gelenkkopfes tangirend, zu ihrem Ansatzpunkt, wie bei den Raubvögeln, so erfordert sie auch in diesem Falle keine besonderen Vorrichtungen, da sich bei der Abduction ihre Richtung wenig verändert und die bei diesen Vögeln stärkere Scheide durch ihre Ver- wachsung mit der Kapsel hinreichenden Schutz gewährt. Wenn die Sehne aber an dem hinteren Umfang des Gelenkkopfes hinreicht, um zu einem weit nach rückwärts liegenden Punkte des Humerus zu gelangen, wie bei Caprimulgus, den Scolopacidae, Laridae, Rallidae und in noch höherem Maasse bei den Tauben und Hüh- nern, so erfordert dies Vorkehrungen (Bänder mit Rinnen, Anschwel- lungen und Knochenkörperchen), damit die Sehne nicht zwischen den hinteren Umfang des Humerus und die Gelenkfläche der Scapula hinein- geräth. Der Theil der Kapsel, welcher weiter nach hinten liegt, ist bei allen den Vögeln, denen der Humeroseapularknochen gänzlich fehlt, verhältniss- mässig klein und nicht so schlaff wie bei den anderen Vögeln und wird 250 B. Muskeln der Extremitäten. meist dadurch in seiner Lage erhalten, dass er sich durch einzelne Faser- züge mit der Sebne des M. triceps brachii verbindet, die ihn dann ge- spannt bält.“ Funktion. Rotation des Oberarmes bei geschlossenem, Adduction bei geöffnetem Flügel; oder wenn diese gehindert wird, Erhebung. Prechtl führt diese Verhältnisse sehr ausführlich aus: ‚Dieser Muskel schlägt oder rollt das nach der Vollendung des Niederschlages an den Leib gezogene Oberarmbein um, es zum Theil um seine Axe von aussen nach innen drehend, zum Theil hebend, weshalb die Gelenkfläche des Oberarmkopfes mit der Axe des Armes unter einem Winkel nach hinten umgebogen ist, weil sonst bei dieser Umrollung der Gelenkkopf aus dem Gelenke treten müsste. Die Lage dieses Muskels unten im Winkel des Brustbeinkammes hat einen doppelten Vortheil: den einen, dass sein Ge- wicht den Ballast nach unten und nach der Brust vergrössert; den zweiten, dass seine Contraction während der Umrollung und Hebung des Ober- arms auf den Rumpf hebend wirkt, während dieser Muskel, wenn er an der Schulter befestigt, von oben nach unten wirkte, einen Druck von oben nach unten hervorbrächte, sodass also bei dieser Einwirkung wäh- rend dieser Bewegung, welche die Hebung des ganzen Flügels vor einem neuen Niederschlage bewirkt, der Druck nach abwärts vermieden wird.“ Innervation durch einen der Nn. brachiales inferiores. Der be- treffende Nerv löst sich sehr früh von dem Hauptplexus ab und geht auf einem besonderen Wege durch das Foramen resp. die Incisura coracoidea oder Membrana coraco-elavicularis zu seinem Muskel. Ueber die Vergleichung des M. supracoraecoideus ist viel gestritten worden. Vieq d’Azyr beschrieb ihn als dritten oder mittleren Pecto- ralis, betrachtete ihn aber als einen den Vögeln eigenthümlichen Muskel. Meckel hielt ihn für einen Theil der Deltoidei, Owen für einen Pecto- ralis. Rolleston und Selenka suchten seine Homologie mit dem Sub- clavius der Säugethiere zu beweisen. Rolleston stützte sich dabei hauptsächlich auf das Verhalten der Innervation, da der unsern M. supra- coracoideus versorgende Nerv dem N. subelavius des Menschen homolog sei. Selenka führt aus, dass der breite Ursprung vom Brustbein, wo- durch sich dieser Muskel der Vögel von dem Subelavius der Säuger haupt- sächlich unterscheide, bei Hühnern schon sehr klein und bei den meisten Ratiten ganz verschwunden sei, sodass es keine Schwierigkeit gebe, die Homologie anzuerkennen. Alix glaubt, dass dieser Vogelmuskel dem Supraspinatus der Säuger entspricht, da er durch das Foramen triosseum tritt und sich an der Tuberositas externa humeri inserirt. Eine Uebergangsstufe von den Säugern zu den Vögeln wird nach Alix durch das Verhalten des Muskels bei den Monotremen gegeben; bei diesen ist der als Supraspinatus auf- zufassende Muskel wegen des Fehlens einer Fossa supraspinata scapulae auf die mediane oder einwärts schauende Fläche des Scapularhalses be- schränkt. Bei den Vögeln hätte sich dann der Muskel im Zusammen- Vögel. 251 hange mit dem Flugvermögen ungeheuer entfaltet und seinen Ursprung auf das Coracoid, die Clavieula und das Sternum ausgedehnt. Diese An- sicht Alix’s ist sehr wohl vereinbar mit dem Verhalten des Supracora- coideus der Reptilien. Nach Fürbringer ist der Muskel „keiner menschlichen Bildung direkt zu vergleichen, zeigt aber die nächsten Beziehungen zur Supra secapularis-Gruppe (Supra- und Infraspinatus) der höheren Säugethiere,“ Der genauere Beweis für diese Ansicht findet sich in der oft erwähnten Monographie. ‘5. Museulus eoraco-brachialis anterior. Le muscle qui correspond au coraco-brachial. Vieg d’Azyr 1775 p. 568. No. 5. Deltoideus inferior. Scehöpss p. 122. No. 20 (partim). Deltoides minor. Heusinger p. 185. No. 6. Coraco-brachialis proprius 5. pectoralis medius. Rüdinger,p. 89. Deltoideus minor. Selenka p. 117. No. 43. Coracobrachtalis anterior s. externus. Fürbringer. Ueber diesen Muskel herrscht grosse Verwirrung, da er meistens mit dem wirklichen Deltoideus minor verwechselt wurde. Er entspringt nahe dem Schultergelenk vom vorderen Vorsprunge des Coracoids, geht, zum Theil von der Sehne des langen Bicepskopfes bedeckt, über das Schultergelenk und inserirt sich an der Aussenfläche der oberen Armbeinleiste, etwas distal vom Tubere. ext. dicht neben der Insertion des Pector. major, der übrigens den ganzen Muskel überdeckt. Ist der Muskel stark entwickelt, so erstreckt sich seine Insertion etwas weiter distal vom Tubere. ext. auf die Armbeinleiste, sodass sie von den beiden Endsehnen des Pect. major theilweise umfasst wird; be- sonders deutlich ist dies beim Papagei und bei den Raubvögeln. Ist der Muskel dagegen schwach (Corvus, Columba, Gallus, Fu- lica), so inserirt er sich proximalwärts von den Sehnen des Pect. major, also näher dem Humeruskopfe. Schöpss’ Angabe, dass der hier als Corac. brach. anterior beschriebene Muskel ‚auffallender Weise vom oberen Drittel der Clavieula entspringt und einen Theil an den Spanner der vorderen Flügelfalte abgiebt und sich an die innere Fläche des vor- deren Armbeinrandes inserirt“, beruht auf einer Verwechslung mit dem wirklichen Deltoideus. Innervation durch einen der Nn. brachiales inferiores; der feine Nervenast geht meistens zwischen dem N. pectoralis und dem N. biceps vom Stamme des N. brachialis longus ab. Funktion. Hebung des Oberarmes und Entfernung desselben vom Rumpfe. Vergleichung. Dieser Muskel gehört nach Fürbringer zu dem System der echten Coraco-brachiales, hat daher nichts mit den Deltoid- muskeln (Nn. brach. superiores) zu thun. 252 3 B. Muskeln der Extremitäten. “6. M. coraco-brachialis posterior. Le petit pectoral. Vieq d’Azyr 1772 p. 625; Cuvier. Kleiner Brustmuskel. Merrem p. 152. No. 3. Pectoralis minimus. Wiedemann p. 83. i ” „ TiedemannS 251. „ + Heusinger p. 183. „ . Prechtl $ 37. Coracobrachialis inferior. Meckel, System p. 319. No. 12. Pectoralis tertius. Sehöpss p. 113. No. 16. Coraco-brachialis s. Pectoralis tertius s. minor. Rüdinger p. 80. Coraco-brachialis. Reid p. 141; Gervais et Alix p. 23; Alix p- 393. Subelavius. Retzius. Pectoralis minor s. tertius. Owen, Apteryx p. 289. Coraco-brachialis longus. Selenka p. 114. No. 40; De Man p. 106; Carlsson p. 2b. Coraco-brachialis internus. Fürbringer, Morph. Jahrb. V. Pectoralis minor: Watson p. 85. Coracobrachialis posterior s. internus. Fürbringer, Monographie. Der Coracobrachialis posterior liegt mit einem Dorsalende den Axillar- gefässen und dem Brachialplexus an. Er ist pyramidenförmig, häufig ge- fiedert, entspringt fleischig von der Seitenfläche des Coracoids und er- streckt sich häufig sehnig sternalwärts auf das Lig. sterno-coracoideum und auf die Aussenfläche des Proc. antie. lateral. stern. Der Muskel läuft in eine starke Sehne aus, die sich am Tuberc. inferius s. mediale des Humerus, unmittelbar über dem Luftloche, inserirt. Während die Insertion nur geringen Schwankungen unterworfen ist, wechselt die Ausdehnung des Ursprunges sehr. Die Ursprungsfläche am Coracoid wird dorsalwärts durch die laterale Crista des Coracoids be- grenzt, wo der Muskel mit dem Ursprunge des M. supracoracoideus zu- sammenstösst; seine ventrale Grenze wird durch eine etwas erhabene Linie auf der Mitte der Coracoid-Aussenfläche angedeutet. Nur vom Coracoid entspringt er bei Paradisea, Oriolus, Mota- eilla, Fringilla, Corvus, Garrulus, Columba, Otis, Fulica, -Strutbio und zwar von nahezu den sternalen drei Vierteln dieses Knochens bei Tauben und Hühnern. Bei den meisten übrigen Vögeln, z. B. Lamellirostres, Raptores, Psittaeci, Uria, Spheniscidae, gehen seine Ursprungsfasern auf das Lig. sterno-coracoid. und von dort auf die Aussenfläche des Proc. antie. lat. sterni über, zugleich scheint der Muskel dann weniger weit nach der Sehulter hin am Coracoid hinaufzurücken. Bei Struthio ist er nur klein, auf die Coracoid-Sternalgegend beschränkt, und ist höchstens von einem Fünftel der Grösse des Pectoralis major. Bedeutend grösser als letzterer Vögel. 253 Muskel ist er dagegen bei Rhea. Bei Raubvögeln, Papageien und Singvögeln von mittlerer Grösse erreicht er seine stärkste Entwicklung bei den Sumpf- und Schwimmvögeln, vorzüglich aber bei Hühnern und Tauben. Innervation durch einen Nerven, der sich vom distalen und hin- teren Theile des zusammengetretenen Plexus dicht oberhalb des Nerven für den Pect. major abzweigt und direet an die Innenfläche seines Mus- kels geht. Er gehört also zum Gebiete der Nn. brachiales inferiores (s. Taf. XXL, Fig. 6). Funktion. „Dieser Muskel kann nach Verhältniss seiner Länge nur wirken, wenn der Oberarm vom Leibe absteht oder zum Niederschlage ausgebreitet ist; er dreht dann den Oberarm von vorn nach hinten oder supinirt vermöge des Hebels des unteren Höckers, an dem er sitzt; er wirkt also beim Niederschlage mit dem Brust- und Deltamuskel (Deltord. major) für den Zweck der gehörigen Richtung des Oberarmes zusammen, diese Richtung genau regulirend, damit die Flügelfläche in dem bestimmten Winkel zur Horizontalebene und zur. Vertikalebene sich abwärts bewege. Dass dieser Muskel verhältnissmässig klein ist zu den Muskeln, mit denen er in Wirkung steht, ist hier von keiner Bedeutung, denn schon Vieq d’Azyr bemerkt von demselben, dass er, dem Mittelpunkte der Bewegung so nahe gelegen, eben darum geeignet sei, die Wirkung von grösseren und stärkeren Muskeln zu dirigiren, deren Insertion weiter entfernt ist.“ (Precht!.) Vergleichung. Er entspricht nicht dem M. coracobrachialis des Menschen, der vom Proc. coracoideus zum Schafte des Humerus geht. Besser zu vergleichen ist er einem zweiten M. coracobrachialis, der bei vielen Säugethieren sich am Tubere. int. humeri befestigt und bei den Monotremen, die ein Sauropsiden ähnliches Coracoid besitzen, sehr stark und vogelähnlich entwickelt ist. Dass er nicht als ein Pectoralis minor, sondern als Corac. brachial. aufzufassen ist, hat Selenka (Lite- ratur No. 121) ausgeführt. Bei den Amphibien und Reptilien ist er in dem ebenfalls als Coraco-brachialis beschriebenen Muskel zu erkennen. 7. M. propatagialis. Le grand (et le petit) extenseur de la membrane externe de Vaile. Vieq d’Azyr 1773 p. 568. No. 3 und 4. Langarmiger Muskel. Merrem p. 156. Tensor membranae anterioris ala. Wiedemann p. 85; Tiede- mann $ 267. 2 =, Heusıinzer 1.4185... No. 19. os der vorderen Flughant, Meckel p. 387 —345. Spanner des Windfangs. Prechtl $ 69. Langer Muskel der vorderen Flügelfalte. Schöpss p. 82. No2 Kurzer ;- 86. No. 3. „ ” » „ 254 B. Muskeln der Extremitäten. M. accessorius ad bicipitem. Nitzsch. Tensor longus + et brevis (patag. membran. anter. alac). Selenka No. 48 und 49. Tensor patagii longus + brevis. De Man p. 110. No. 15 und 16. Garrod, Liter. No. 56; Proc. Zool. Soc. 1876 p. 508—-512 und Taf. 48—51. Forbes, Tubinares p. 25—283 und Taf. IV mit ausgezeichneten Abbildungen; Carlsson p. 20 und 21. Tensor patagii longus. Watson p. 88. Tenseur marginal de la membrane anterieure de Vaie. Gervais et Alix p. 23. Oleido-metacarpien = Tenseur marginal. Alix p. 402. No. 1. Oleido-epicondylien = Tenseur moyen Alix p. 403. No. 2. M. propatagialis. Fürbringer. Die vordere Flughaut ist eine zwischen der Vorderseite des Ober- und Unterarmes ausgespannte Hautduplicatur. Diese Flughaut wird von einem oder zwei zum grössten Theile seh- nigen Muskeln gespannt, die als Tensor longus und brevis unterschieden werden. Beide entspringen von der vorderen Schultergegend. Der 7. longus inserirt sich am Carpus*), der 7. brevis inserirt sich gewöhnlich nahe dem Ellenbogengelenk an der Faseia antibrachii s. Vagina eubiti und an der Ursprungssehne des M. extensor carpi radialis longus. Der ganze Muskel setzt sich aus folgenden Theilen zusammen und ist dabei der grössten Mannigfaltigkeit unterworfen: Il. Pars propatag. m. deltoidei. Dieser Theil fehlt nie. Er entspringt meistens vom dorsalen Ende der Clavieula und dem benachbarten Fort- satze der Scapula oder des Coracoids, oder auch wie theilweise bei Spheniscus und ganz bei Struthio, von der Oberfläche des Deltoideus major selbst. Bald nach seinem Ursprunge theilt sich der gewöhnlich starke Muskelbauch in zwei, von denen der vordere hauptsächlich den Tensor longus bildet, der andere, wenn vorhanden, zur Bildung des Ten- sor brevis beiträgt. II. Pars propatag. m. pectoralis, ist bei den meisten Vögeln vorhanden. Er löst sich in verschiedener Weise entweder direkt vom Pectoralis selbst ab, oder er entspringt mehr selbstständig vom Vorderrande der dorsalen Hälfte der Clavieula, oft auch noch vom Coracoid. Er trägt ebenfalls zur Bildung des langen und kurzen Spanners bei (vergl. S. 245). II. Pars propatag. m. bieipitis. Entspringt als dünner Muskelbauch vom proximalen Theile des M. biceps, läuft dann durch die proximale *) In Betreff des bei einigen Vögeln im distalen Theile der Endsehne des Tensor longus eingebetteten Sesambeines vergl. S. 72 zweiter Absatz. Vögel, 255 Portion des Patagiums und inserirt sich sehr bald in schräger Richtung an der zur Handwurzel gehenden Sehne des Tensor longus. Nach Garrod ist das Vorhandensein oder Fehlen dieses Biceps- Bündels ein sehr constantes Merkmal nahe verwandter Vögel. Es ist vorhanden bei: Es fehlt bei: Rasores (ausser Cracinae) Ratitae Columbae Tinamus Opisthocomus Cracinae Rallinae- Palamedea Charadriinae Otis Laridae Cariama Aleidae Sula Tubinares (ausser Oceanites?) Pelecanus Grus Herodii Phoenieopterus Pelargi Lamellirostres Cathartidae Colymbinae Serpentarius Podieipinae Raptores Phalacrocorax Striges Pbaöton Musophaginae Plotus Cueulinae Caprimulginae. Psittaci Piei “Cypselomorphae Passeres. IV. Pars propatag. m. cucullaris. Nur bisweilen vorhanden (s. S. 216). Wir ersehen aus dem Obigen, dass sich vier sehr verschiedene Mus- keln an der Bildung der vorderen Flughautspanner betheiligen können. Das Verhalten dieser letzteren Muskeln selbst ist folgendes. A. M. propatagialis longus. Dieser fehlt nie. Wenn man die beiden Hautplatten der vorderen Flugbaut von einander präparirt, so findet man die Sehne des langen Flughautspanners in der Umschlagsstelle zwischen beiden Blättern gelegen, und zwar liegen die gelben, elastischen, spindel- förmigen Sehnenbäuche locker zwischen den Hautblättern, während die bläulichen, vorherrschend aus Bindegewebsfasern bestehenden dermalen Sehnenportionen innig mit der angrenzenden Haut verwachsen sind. Wird nun der Flügel gestreckt, so dehnt sich allein die aus elastischen Fasern zusammengesetzte Partie bis auf das Dreifache ihrer Länge aus, während die bläulichen und mit der Haut innig verwachsenen Sehnen die Puncta fia abgeben. Beim Zusammenfalten des Flügels schnurrt die gelbe Sehnenpartie wieder auf ihre frühere Länge zusammen. Die wenig oder gar nicht ausdehnbare Endsehne giebt immer einige Faserstränge an die umgebende Haut ab; ja bei Cygnopsis eygnoides 256 B. Muskeln der Extremitäten. verliert sie sich ganz in der Haut und tritt nicht bis an die Handknochen, während sonst die abgeplattete Endsehne sich an der Radialseite des Carpus, meistens an einem Sesambeine inserirt, das wiederum sehnig mit dem ersten Metacarpalknochen verbunden ist. (Selenka.) B. M. propatagialıs brevis. Dieser Spanner fehlt nur den Sphenis- cidae, Apteryx, Casuarius und Dromaeus. Das einfachste Verhalten zeigt dieser oft recht complieirte Spanner bei den Piei, Capitoninae, Rhamphastinae und bei Indicator (Holzschn. Fig. 1). Er entspringt vom Dorsalende der Clavicula und vom Pectoralis, der kurze Muskelbauch verwandelt sich bald in eine Sehne, welche auf der Radialseite des Oberarms zwischen den beiden Flughautlagen eingeschlossen herabsteigt und sich an der Ursprungssehne Em.rad.l. £ Fig. 1%). Rhamphastus. Fig. 2. Cueulus. Linker Arm, Aussenansicht. Fig. 3. Musophaga. Fig. 4. Upupa. P: Sehne vom Pectoralis zum Tensor pro- patagialis brevis. des M. extensor metacarpi radial. longus inserirt, etwas distalwärts vom Tubereul. condyl. ext. humeri. Bei den Passeres sendet die Endsehne von der Stelle ihrer Ver- einigung mit dem Ext. metacarpi noch eine ziemlich starke, oberflächlich *) Fig. 1—7 nach Garrod. Vögel. 2357 gelegene Sehne an der Basis des Tubereulum, von welchem die Sehne des Ext. metac. entspringt. Dieses Arrangement findet sich nach Gar- rod bei sämmtlichen Passeres, nur Atrichia rufesceens und Me- nura superba zeigen ein den Spechten ähnliches Verhalten, das wahr- scheinlich durch die Verschmelzung der beiden Humeralsehnen des Tensor und des Ext. metac. zu erklären ist. Sehr einfach ist die Endsehne auch bei den Cueulinae (Fig. 2); sie läuft direkt zur oberflächlichen Faseia ulnaris, ohne sieh mit dem Humerus oder mit den Unterarmmuskeln zu verbinden. Musophaginae (Fig. 3), Bucerotinae, Upupinae (Fig. 4). Die Endsehne spaltet sich in zwei Arme, deren einer direkt zur Ulnar- faseie geht, während die andere direkt zum M. ext. metac. geht. Es ist dies mithin ein zwischen den Pici und Cuculinae stehendes Ver- halten. Galbulinae, Meropinae, Todinae. Halb Passerin, halb wie bei Upupa, indem Muskel-, Ulnar- und Humerusverbindung der dreigespal- tenen Sehne besteht (Fig. 6). Trogon: eine leicht erklärbare Modifieation des Typus von Me- nura, Picidae etc. Coraciinae zeigen complieirtere Verhältnisse (Fig. 5). Es sind zwei parallele Sehnen vorhanden, von denen die eine sich wie bei Fig. 5. Coracias. Fig. 6. Urogalba. Fig. 7. Patagona gigas. Upupa, während die andere sich mehr wie bei den Passeres verhält. Momotus ist ähnlich, nur fehlt an der vorderen, mehr distalen Sehne der sich auf dem Ext. metac. distalwärts erstreckende Zug. -Caprimulginae stimmen mit den Meropinae überein, sind aber sehr verschieden von den übrigen „Cypselomorpben“, nämlich den Cypse- linae und Trochilinae. Bei den beiden letzten erstreckt sich der dicke fleischige Ursprungsbauch bis zu einer Sehne, die vom Tubereulum des äusseren Humeruscondylus kommt und dann an der Radialseite des ‚Vorderarmes entlang laufend sich an der Handwurzel inserirt (Fig. 7). Raptores. Vergl. Taf. XIX, Fig. 5; XX, 2; XXI, 4 und 5; XXII, 2. Der Muskel entspringt meistens mit kurzem Bauche zusammen mit dem Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 7 258 B. Muskeln der Extremitäten. Tensor longus; seine Sebne geht direkt zur Vagina cubiti und zum proxi- malen Theile des Ext. metac. longus, entweder ohne sich besonders zu spalten (Aquila), oder es können wie-bei Astur (Taf. XXI, Fig. 4) verwickeltere Verhältnisse durch Entsendung von Verankerungen an be- nachbarten Theilen eintreten. — Spaltung in mehrere längere Sehnen findet sich bei Scops, weniger bei Strix flammea. Reeurvirostra ist auf Taf. XXI, Fig. 5 abgebildet. Fuliea: Endsehne nur zum Extensor metacarpi radialis. Bei Columba, Gallus, Otis, Psittacus, Haliaötos geht die Endsehne zum Extensor metacarpi rad. longus und zur Vagina eubiti. Tubinares zeigen nach Forbes ein höchst verwickeltes Verhalten, indem die Sehnen des Tensor longus und brevis auf die verschiedenste Weise mit einander und mit den Muskeln und Knochen am oberen Ende des Unterarmes verbunden sein können. Vergl. Holzschn. Fig. 8. Im Ellenbogenwinkel befinden sich bisweilen, wie z. B. bei Dio- medea, ein oder zwei Sesam- beine. Funktion. Der M. pro- patagialis brevis hält während der Ruhe den Unterarm gebeugt; bei ausgebreitetem Flügel hält er den mittleren Theil der Flug- —G haut gespannt, und zwar bei = i jedem vom Oberarme mit dem Diomedea exulans. Vorderarme gebildeten Winkel, da die Duplicatur vermöge der sie durchkreuzenden Sehnenfasern sehr elastisch ist. «S. M. metapatagialis. Une portion du grand dorsal. Vieq d’Azyr 1772 p. 632. No. 5. Tensor membranae posterioris alae. Wiedemann p. 85; Tiede- mann S 267. 3 % 6; „ Rüdinger p. 91. 5 ” x „“r.Selenka No. 50. Spanner der hinteren Flughaut. Meckel. M. plicae alaris posterioris. Schöpss p. 79. No.1. M. coraco-brachialis brevis (pt.). Milne-Edwards, Ossem. fossil. M. expansor secundariorum. Garrod, P. Z. S. 1876 p. 193/94 und 199. 5 i; Forbes (Tubinares, p. 29). M. metapatagialis. Fürbringer. Die hintere Flughaut, das Metapatagium, wird durch eine Duplicatur der Haut gebildet, die sich zwischen dem Rumpfe und der Innenfläche Vögel. 259 des Oberarmes befindet. Diese Falte wird beim Fluge durch einen Mus- kel gespannt, der ein- oder mehrtheilig sein kann. Ein Theil ist die vom Serratus superficialis abgesonderte Portion (s. S. 222), oder sie wird durch einen vom Latiss. dorsi entsendeten Theil gebildet (S. 225), es können aber auch die beiden erwähnten Muskeln zugleich zur Bildung des Flug- hautspanners beitragen. Dazu kommt noch bei vielen Vögeln ein dritter Theil (der Expansor secundariorum Garrod’s); derselbe ist nach Für- bringer theilweise ein dieker echter Hautmuskel, da seine Fasern glatte sind und keine Querstreifung zeigen, mithin vom System der Mm, eutanei veri abzuleiten sind. I. Pars metapatagialis m. serrati (s. 8. 222). II. Pars metapatagialis m. latiss. dorsi (s. S. 228). III. M. expansor secundariorum (Beschreibung nach Garrod). Dieser eigenthümliche, oft complieirt zusammengesetzte kleine drei- eckige Muskel entspringt an der Schulter in der Mitte von einer Sehne, die sich von der Innenseite der Scapularportion der Fossa glenoidalis zur Mitte der Sterno-coracoid-Artieulation erstreckt, mithin senkrecht zum ausgestreckten Oberarm steht. Diese Ursprungssehne ist lang und dünn, läuft häufig über eine fibröse Rolle am Axillarrande des M. scapuli- humeralis, begleitet die Axillargefässe und Nerven am Hinter-Innenrande des Humerus und inserirt sich nahe am Ellenbogen an den letzten zwei oder drei Schwungfedern zweiter Ordnung, woselbst allein muskulöse Fasern vorhanden sind. Dieses Arrangement ist am deutlichsten bei den Störchen und bei Chauna und findet sich bei den meisten Vögeln. Bei den meisten Rasores (Tetrao, Francolinus, Rollulus, Pha- sianus, Euplocamus, Gallus, Ceriornis und Pavo) entspringt die Sehne nicht von dem oben beschriebenen Scapuli-sternal-Bande, son- dern vereinigt sich theilweise mit dem Axillarrande des M. scapuli-hume- ralis und theilweise an einer Zwischensehne des M. subcoracoideus. Dies verleitete Milne-Edwards wahrscheinlich dazu, den Expansor secund. für einen Theil seines M. coraco-brachialis brevis zu halten. Bei Francolinus Clappertoni, Coturnix, Odontophorus, Ortyx, Eupsychortyx und Numida kommt die Sehne entweder nur vom Axillarrande des Seapuli-humeralis, oder sie erhält ausserdem einige Züge von der Scapula, verbindet sich aber nicht mit dem Subecoracoideus. Bei Argus giganteus verbindet sich die Sehne mit einem drei- eckigen Bündelchen des Humero-seapularis posterior. Crax zeigt sehnigen Ursprung von der Scapula. Störche und Chauna besitzen auch noch eine vom Axillarrande des Coraco-brachialis posterior kommende Sehne. BeiEnten und Gänsen verbinden sich die beiderseitigen Ursprungs- sehnen am Thorax und verbreitern sich ventral vom Oesophagus und dorsal von der Trachea. Bei Cygnus findet sich das zuerst für die Störche beschriebene Verhalten, oder die Sehne kommt wie auch bei Sareidiornis von der Scapula. 17* 260 B. Muskeln der Extremitäten. Oceanites, ein Genus der Tubinares, unterscheidet sich nach Forbes von allen Vögeln dadurch, dass der Expansor secund. nahe dem Arme sehnig vom Pectoralis major entspringt und sich späterhin in zwei Sehnen theilt, deren eine zu den Scapularfedern, die andere wie gewöhn- lich mit fleischigen Fasern zu den letzten Schwungfedern geht. Die folgende Garrod entnommene Tabelle zeigt die Entwicklung des M. expansor secundariorum, > Muskel verhält sich wie | Der Muskel zeigt besonder Der Muskel verhält sich wie | Der Muskel zeigt besondere Der Muskel fehlt. bei Ciconia. Abweichungen. I ut > RI Tinamidae | Rasores ' Columbae (oder schwach) Rallinae Otis, Grus, Cariama Charadriniae Laridae (pt.) Pelargi Steganopodes Phoenicopterus Herodii (pt.) Egretta Serpentardus Cancroma Falco Raptores (pt.) Polyborus | Striges Tinnumeulus Cathartidae Psittaci Musophaginae Passeres Cuculinae Cypselomorphae Coraeüinae | Piei Lamellirostres (pt.) Lamellirostres (pt.) Alcidae Oceanites Tubinares Spheniscidae. Fürbringer (Morph. Jahrb. XI, p. 125) bemerkt über den Expansor secund. folgendes bei Beschreibung des Caput eoracoideum des Triceps: „Das Caput coracoideum (Anconaeus coracoideus) ist im Vergleich zu der Bildung bei den Sauriern ausserordentlich redueirt und stellt eine in der Brusthöhle auf sehr mannigfache Weise entstehende, meist aber von einem mitunter recht umgebildeten Lig. sterno-coraco-scapulare ausgehende schlanke Sehne dar, die im Metapatagium resp. zwischen Haut und Anco- naeus humeralis verläuft und im distalen Bereiche des Oberarms in einen bei Schwimm- und Sumpfvögeln, so wie bei Aceipitres noch nachweisbaren, meist aber sehr zarten (oft nur aus wenigen Muskelfasern bestehenden, mitunter (wie bei Pelecanus auch einen leidlich dicken) Muskelbauch übergeht, der von einem feinen Zweige des N. anconaeus versorgt wird und an der Ulna inserirt. Bei der Mehrzahl der Vögel ist dieser Muskelbauch vollkommen reducirt. Die Sehne hat sich dagegen in der Regel erhalten und mit der glatten vom N. eutaneus superior innervirten, vornehmlich an den hinteren Armschwingen inserirenden und oft recht ansehnlich entfalteten Hautmuskulatur in Verband gesetzt. — Vögel. 261 So ist seeundär eine einheitlich erscheinende Bildung entstanden, die von neueren Autoren als Expansor secundariorum bezeichnet wurde.“ 79. M. biceps brachii. 1. M. biceps brachüü. 9 Le bicep. Vieq‘d’Azyr 1773 p. 570; Cuvier. WB = Zusammenleger des Flügels,p. 155. No. 3. Nat Au) Zweiköpfiger Armmuskel. Wiedemann; Prechtl S 49. A Biceps. Tiedemann $ 255; Beusinser p. 184. 4; Meckel, System p. 322; d’Alton p. 22. Y Rüdinger p. 99; Selenka p. 124. No. 5l; De Man pr It. Fürbringer; Carlsson p. 26. Bicaps brachial. Be et Alix; Watson p. 102; Alix p. 405. Flexor antibrachii longus s. biceps en Schöpssp. 135. No. 24. II. Pars propatagialis (s. M. propatagialis p. 254). Der M. biceps liegt auf der vorderen Fläche des Oberarmes und ent- springt mit zwei Köpfen. Der lange Kopf kommt sehnig vom oberen Ende des Coracoids und häufig auch vom benachbarten Theile der Cla- vieula. Der kurze Kopf entspringt sehnig vom unteren Höcker des Ober- armes. Beide Köpfe vereinigen sich, nachdem sie unter dem grossen Brustmuskel hervorgetreten und inseriren sich mit einer starken, langen Sehne an der Vorderfläche der Ulna und des Radius nahe dem Ellen- bogengelenk, wobei die Sehne gewöhnlich gespalten ist. Die Fascie des Muskels und der Ursprungssehne ist bisweilen mit dem M. coracobrachialis anterior s. externus verschmolzen. Der bei vielen Vögeln zum Tensor patag. longus tretende Muskelkopf ist beim M. propatagialis beschrieben worden. Der Humeralkopf (frein humeral ou inferieur, Alix) fehlt bei No- thura; dafür findet sich aber ein Muskelbündel (frein coraco-humeral ex- terne), welches sich von der tiefen Fläche des Biceps etwas unterhalb des Caput humeri ablöst und in weiter Ausdehnung an der Vorderfläche des Humerus von der Crista peectoralis bis nahe zum Condylus inserirt. Auch bei Otis soll der Humeralkopf nach Schöpss fehlen, während der andere sich wie gewöhnlich an Radius und Ulna inserirt; dasselbe ist bei Uria und Mormon der Fall. Ebenfalls nur vom Coracoid entspringend, aber am Radius inserirend, findet sich der Biceps bei den Ratiten. Der Muskel fehlt bei den Spheniscidae. Bei den meisten übrigen Vögeln ist der Muskel zweiköpfig; jedoch wechselt die Stärke der beiden Köpfe sehr, indem einer von ihnen, ge- wöhnlich der Humeralkopf mehr oder weniger sehnig sein kann (Grallae). Die Theilung der Endsehne ist am ausgedehntesten bei den meisten sogen. Schwimm- und Sumpfvögeln, was, wie z. B. bei Scolopax und Himan- 262 B. Muskeln der Extremitäten. topus nach Meckel zur Zweitheilung des gesammten Muskels füh- ren kann. Innervation durch einen der Nn. brachiales inferiores. Funktion. Der Biceps zieht den Vorderarm "an und ist Antagonist der beiden Streckmuskeln. Durch die Wirkung dieser Muskeln wird dem Vorderarme gegen den Oberarm bei Entfaltung des Flügels eine beliebige Lage gegeben, nämlich die Neigung beider Arme gegen einander unter beliebigem Winkel. (Prechtl.) Vergleichung. „Besonders unterscheidet sich der Biceps der Vögel von dem der Säugethiere dadurch, dass er vom Humerus den einen sehnigen Kopf aufnimmt und distalwärte sich meistens mit zwei End- sehnen an Ulna und Radius festsetzt, von denen die Ulnarsehne wohl meistens die stärkere ist. Ein Blick auf die Modificationen in Ursprung und Insertion lehrt aber zugleich, dass das Resultat der Bewegung für den Biceps immer in gleicher Weise die Beugung des Unterarmes bleibt, also Faltung des Flügels, während der Ansatz variirt; das erste Moment ist ein wesentliches, das zweite ein untergeordnetes. Die Frage, ob der zur Ulna gehende Kopf des Biceps, der doch zugleich auch vom Oberarm entspringt, nicht vielleicht zum Brachialis internus zu rechnen sei, wird durch die angeführten Uebergänge verneint.“ (Selenk.a.) Den Amphibien fehlt ein soleher Muskel; er tritt erst bei den Reptilien und zwar als Coraco-antibrachialis auf. 80. M. braehialis inferior. Le court flechisseur de Vavant bras. Vieq d’Azyr p. 572. ah „in: &ervaisset..Alixip, 52 Eee (Flexor parvus ulnae),. Wiedemann p. 89. Brachialis internus. Tiedemann p. 312. No. 2. + ” d’Alton p. 25. No. 23. x 7 Rüdingerp. 100; Heusingerp.184. No.11. : " Selenka p. 125. No. 52. „ » De Man No. 18. „ » Watson p. 91. a, e Carlsson p. 27. Kleiner Beuger. Meckel p. 325. No. 2. Kurzer Beuger des Vorderarmes. Schöpss p. 141. No. 28. (Flexor brevis antibrachtit.) Innerer Armmuskel (Einzieher des Vorderarmes). Prechtl $ 47. Brachialis inferior. Fürbringer. Der untere oder distale der beiden Beuger des Unterarmes ist ein meistens ganz fleischiger, trapezförmiger platter Muskel, der von der nach vorn und unten gerichteten Fläche des distalen Theiles des Humerus, etwas oberhalb des inneren Gelenkknorrens entspringt und sich in schräger Richtung ventral über den Kopf des Radius hinwegziehend, an der vorderen Vögel. 263 und theilweise radial-ventralen Fläche des proximalen Theiles der Ulna, aber etwas unterhalb oder distal von deren Gelenkknorren, inserirt. Das Insertionsende des Muskels liegt demnach medio-ventral vom Ursprunge des Supinator und endigt oberhalb der ulnaren Insertion des Biceps dorso-lateral von dem Pronator brevis. (Taf. XX, Fig. 2 und 4.) Dieser Muskel zeigt ein ziemlich übereinstimmendes Verhalten bei den meisten Vögeln; Verschiedenheiten beziehen sich auf die Ausdehnung des Ursprungs und der Insertion. Die einzige wichtige Ausnahme machen die Spheniscidae; da bei diesen der Biceps fehlt, so ist der Brachialis inferior stark entwickelt. Er entspringt vom distalen Drittel des Hume- rus, läuft über das Humero-radial-Gelenk und inserirt sich in einer Ver- tiefung des Vorderrandes des Radius, unmittelbar distal vor dessen Kopfende. | Innervation durch einen vom N. radialis gegenüber dem Ellen- bogengelenk abgegebenen Zweig, also wie der Biceps und Coracobrachialis externus dem Gebiete des N. brachialis longus inferior angehörend. Funktion. Der Brachialis inferior ist der Beugemuskel des Vorder- armes bei Einziehung des Flügels und hierbei Hülfsmuskel des Biceps, um den Vorderarm hinreichend nahe an den Oberarm einzuziehen. Vergleichung. Der Brachialis inferior entspricht dem Brach. in- ternus der Säugethiere, nur entspringt er bei letzteren von einem viel grösseren Theile des Humerus. Der Muskel der Penguine wird von Ger- vais und Alix dem Supinator externus der Crocodile verglichen; die Insertion am Radius lässt sich aber wohl durch die starke Umänderung des Armes dieser Vögel in ein Ruderorgan, zusammen mit dem Fehlen eines Biceps erklären. — Bei den Urodelen und Reptilien entspricht er dem als Humero-antibrachialis inferior beschriebenen Muskel. — Jeden- falls gehört der Brachialis mit dem Biceps eng zusammen, sodass der eine als die distale, der andere als proximale Portion der Beugemusku- latur des Vorderarmes aufzufassen, wie auch durch den humero-ulnaren Theil des Biceps angedeutet ist. S1. M. triceps eubiti s. anconaeus. Le grand extenseur du coude. Vieq d’Azyr p. 571. Extenseur de Vavant bras. Cuvier. Ohne Namen. Merrem p. 155. No. 1 und 2. Langer äusserer und innerer Ellenbogenmuskel. Wiedemann pp. 86—89. Anconaeus longus, brevis et brevissimus. Tiedemann $$ 264, 265, 266. Der lange, kurze und kleinste Ellenbogenknorrenmuskel (Anco- naeus longus, brevis et quartus). Heusinger p.185. No.16,17,18. Strecker des Vorderarmes. Meckel p. 331. No. 9. 4 "Schöpss p. 190. No. 23. ” » ” 264 B. Muskelu der Extremitäten. . Langer, kürzerer und kleinster Strecker. Prechtl 8 43, 44, 45. Triceps extensor cubiti and anconeus. Reid p. 142. Triceps brachü. Selenka p. 126. No. 53. 3 h De Man No. 19. u 55 Forbes (Tubinares) p. 30; Carlsson p. 21. Triceps extensor cubiti. Watson p. 9%. La longue portion du triceps brachial, le vaste externe et le waste _ interne. Gervais et Alix pp. 25 und 26. Triceps brachial. Alix p. 404. Anconaeus (scapularis —+- coracoideus). Fürbringer, Morphol. Jahrb. XI. Der Triceps brachialis besteht bei den meisten Vögeln aus drei in der Regel von einander getrennt bleibenden Theilen, nämlich eine P. sca- puli-eubitalis und 2 P. humero-cubitales (ext. et intern.). Der lange Theil (P. scapuli-eubitalis) entspringt vom Halse der Sca- pula und zwar von deren Axillarrand, von wo die Fasern sich auf die innere und äussere Fläche erstrecken können; eine Aponeurose wird stets an den Hinterrand des Humerus entsendet. Der Muskelkopf liegt auf der Innen-Hinterfläche des Humerus und geht in eine starke Sehne über, läuft über eine seichte rollenartige Vertiefung des hinteren distalen Endes des Humerus und inserirt sich selbstständig an der Aussenfläche des Ole- cranon oder Proc. anconaeus ulnae. Der kürzere Theil (P. humero-cubitalis) entspringt meistens mit zwei durch die Insertion des Humero-scapularis anterior gesonderten Köpfen; der eine kommt von der Innenfläche des Gelenkkopfes des Humerus, der andere, stärkere, vom Tubereulum minus, nahe dem Foramen pneuma- tieum des Humerus und von der unteren Crista desselben. Dieser Theil endigt in eine Sehne und dann in eine breite Aponeurose, welche sich ebenfalls am Oleeranon und ferner an der Gelenkkapsel inserirt. Die Endsehnen beider Theile sind in der Nähe des Ellenbogen- gelenkes durch eine dünne Sehnenplatte parallel neben einander und in gewissem Abstande in Verbindung gehalten. Eine Verschmelzung der Sehnen findet jedoch nirgends statt. Bisweilen findet sich in der Sehne des Humero-cubitalis ein Sesambein, die sogenannte Brachialpatella (vergl. S. 72). Häufig wird der Humero-eubitalis durch zahlreiche Muskelfasern ver- stärkt, die von der Hinterfläche des grössten Theiles des Humerus bis zur Gelenkkapsel herab entspringen und sich an die Sehne des Muskels ansetzen. Dieser verstärkende Theil des Triceps wird von Selenka nur als accessorisch, von Tiedemann als Anconaeus quartus s. Ext. anti- brachii brevissimus, von Alix als Vaste externe beschrieben. Er findet sich am deutlichsten und längsten bei den Tag-Raubvögeln; ist kürzer bei den Gänsen, Hühnern, Tauben, sehr schwach bei manchen Eulen und fehlt den Passeres wohl ganz. . Vögel. 265 Bei Casuarius entspringt der lange Kopf von der Scapula, gelangt an der lateralen Fläche der Sehne des Latiss. dorsi, mit dieser sich ver- bindend, herab und nimmt den an den oberen zwei Dritteln des Humerus entspringenden kurzen Verlauf; beide heften sich vereinigt an das Ole- eranon. (Rüdinger.) Bei Struthio kommt der längste Kopf vom zweiten Zehntel des unteren Schulterblattrandes und ein wenig von der Schulterblattfläche. Der zweite entsteht von der ganzen Länge des Humerus und ist vom vorigen durch die Sehne des Latiss. dorsi getrennt, auch bekommt dieser Theil noch Fasern von der vorderen Fläche des Oberarmes. Ausserdem laufen noch accessorische Fasern vom Humerus zur Triecepssehne und zur Gelenkkapsel. Ein breites sehniges Band, welches mit der ihm benach- barten Insertionssehne des Latiss. dorsi häufig verschmilzt und recht- winklig zum langen Kopfe des Triceps tritt und diesen fixirt, findet sich auch bei den Raubvögeln; er ist nach Selenka als Fixirungsband und nicht. als Ursprungskopf gedeutet worden. Bei den Spheniscidae sind die Ursprungsbäuche des Triceps kurz, die Sehnen aber desto länger. Es sind nach Watson vier selbstständige Köpfe vorhanden. Der stärkste kommt von der Medianfläche des dorsalen Endes der Clavieula, dicht hinter dem Ursprunge des Tensor patag. longus, ferner vom Proc. acromialis der Scapula und vom Coraco-clavieular-Liga- ment. Die Endsehne vereinigt sich mit der des zweiten Theiles, der vom Axillarrande der Scapula dicht neben der Endsehne des Lat. dorsi ent- springt. Der dritte Theil kommt von der Fossa trieipitalis humeri (nahe dem Foram. pneumatie., welches aber diesen Vögeln fehlt), der vierte vom ganzeu Hinterrande des Humerus. Die Sehnen der beiden ersten Köpfe vereinigen sich zuerst dieht hinter dem Schultergelenk, dann tritt noch die dritte Sehne hinzu; hierauf Spaltung in eine äussere und eine innere Endsehne. Die innere nimmt die meisten Muskelzüge des vierten Kopfes auf und inserirt sich an einem Fortsatze des proximalen Endes des Hinterrandes der Ulna; sie enthält ein Sesambein. Die äussere End- sehne erhält ebenfalls einige Muskelzüge des vierten Theiles und inserirt sich an der Aussenseite des Olecranon; sie enthält ebenfalls ein Sesam- bein. Innervation durch Zweige des N. musculo-spiralis. Funktion. Die beiden Haupttheile wirken gemeinschaftlich zur Streekung des Vorderarmes; auch kann der Vorderarm unabhängig von seiner Lage zum Oberarm gestreckt werden. Der accessorische Humeral- theil entfernt oder streckt den Vorderarm ausserhalb der Flugbewegung und vertauscht mit dem kurzen Beuger der Elle (Flex. profundus gallina- ceorum) die Lage der Einlenkung des Oberarmes mit dem Vorderarm zur Unterstützung der Bänder, (Precht!l.) Vergleichung. Die Pars scapuli -eubitalis entspricht dem Caput longum (Anconaeus longus) des Triceps des Menschen; die P. humero- - eubitalis ist dem Anconaeus brevis s. externus und dem Ancon. internus, 266 B. Muskeln der Extremitäten. der „accessorische Theil“ endlich vielleicht dem inneren Theile des Ancon. quartus s. parvus zu vergleichen. Auch bei den Amphibien und Reptilien finden sich ganz ähnliche Muskeln. 82. Mm. entepieondylo-antibrachiales. A. Entepicondylo-radiales. I. Pronator sublimis s. brevis. Le muscle qui tient kieu du pronateur rond. Vieq d’Azyr. Kurzer Speichenbeuger. Wiedemann p. 89. Pronator primus s. brevis. Tiedemann $ 260. Beuger des Vorderarms. Meckel p. 326. Pronator brevis. Schöpss p. 137. No. 25; d’Alton p. 26; Rüdinger p. 113. 7 R Selenka p. 127. No. 54; Carlsson p. 22. Kurzer Niederzieher des Vorderarms. Prechtl $ 49. Pronator sublimis. De Man p. 112. Pronator teres. Gervais et Alix; Watson p. 102. II. Pronator profundus s. longus. Le radial externe. Viegq d’Azyr. Langer Speichenbeuger. Wiedemann p. 8). Pronator secundus s. longus. Tiedemann $ 261; Rüdinger p. 113. Beuger des Vorderarms. Meckel p. 326. Pronator longus. d’Alton p. 26; Schöpss p. 158. No. 26. 35 3 Selenka p. 128. No. 55. Langer Niederzieher. Prechtl $ 50. Rond pronateur profond. Alix. Pronator profundus. De Man p. 112. B. Entepicondylo-ulnaris. Flexor brevis ulnae. Wiedemann p. 9. > e r Tiedemann $ 263; Heusinger p. 185. No. 15. Ohne Namen. Meckel p. 328. No. 5. s Flexor profundus interior gallinaceorum. Schöpss p. 144. No. 30. 2 a 5 ER, Selenka p. 128. No. 56. Kurzer Beuger der Elle. Prechtl 8 48. Ancone interne. Alix p. 408. A. Mm. entepieondylo-radiales. [ Die Vögel besitzen zwei Pronatoren, welche beide von der Gegend des inneren Condylus des Humerus entspringen und sich am Vorderinnen- nur nun. Vögel. 267 rande des Radius inseriren. Wir unterscheiden zwei ganz getrennte Muskeln: 1. Pronator sublimis. Er ist der am meisten oberflächlich gelegene. Er entspringt mit einer länglichen Sehne dicht oberhalb des Condyl. int. humeri, neben dem Ursprung des Brachialis inferior, geht in einen platten Muskel über, der sich an der Vorderinnenfläche des Radius inserirt, und zwar am proximalen Drittel mit Ausnahme des obersten Endes bei Anser, Buteo, Falco, am zweiten Viertel bei Otis und Fulica, am zweiten und dritten Viertel bei Corvus, Paradisea, Gallus, Psittacus, am zweiten bis fünften Sechstel bei Columba, aber nur auf das zweite Achtel beschränkt bei Haliaätos. Beim Penguin ist er durch eine schwache Sehne angedeutet, die von der inneren Fläche des mit der Ulna articulirenden Oberarmtheiles entspringt, schräg über das Ellenbogen- gelenk nach unten und vorn herabsteigt und sich am oberen Theile des Ulnarrandes der Speiche inserirt (Schöpss); von Gervais et Alix und von Watson wird der Muskel dagegen als fehlend angeführt, eine An- gabe, die von Meckel herrührt. a 11. Pronator profundus. Entspringt entweder gemeinschaftlich mit der Sehne des P. sublimis (Rasores) oder mit selbstständiger Sehne von einem zweiten Tuberculum des Cond. int. humeri (Columbae, Passeres, Psittaci, Raptores). Er inserirt sich fleischig an der Beuge- und Ventralseite des Radius, distalwärts vom P. sublimis und neigt mit seinem distalen Theile mehr auf die Ulnarseite .des Radius. Die Insertion erstreckt sich bis auf die Mitte des Radius bei den Rap- tores, auf das zweite und dritte Drittel bei Gallus, Fulica, Psit- tacus, noch weiter, nämlich bis ans Ende des Radius bei Columba. Während er meistens bedeutend länger und stärker ist als der P. subli- mis, ist er kürzer als letzterer bei Corvus und Paradisea, indem er sich etwas höher als dieser ansetzt und kaum die Mitte des Radius er- reicht. Beim Penguin ist er ebenfalls nur durch eine Sehne vertreten und inserirt sich am Ulnarrande des Radius. Bei Ratiten sind beide Muskeln zu einem vereinigt und zwar ist er sehr schwach bei Dromaeus, sehr stark bei Struthio, indem er sich beinahe an der ganzen Länge des Radius inserirt. B. M. entepieondylo-ulnaris. Nur bei den Rasores, mit Einschluss der Tinamus findet sich ein Muskel, der zusammen mit dem Pronat. longus vom Condyl. int. hu- ineri entspringt, ventral vom Pronator brevis verläuft, d. h. diesen bedeckt und sich ungefähr am zweiten und dritten Sechstel der Ventralfläche der Ulna inserirt. — Die beiden Pronatoren sind im Allgemeinen stark entwickelt bei den Raptores und Rasores, Psittaei, Piei, Columbae, Passeres, schwach bei den Wasser- oder echten Schwimmvögeln, kurz und dick bei den Sumpfvögeln. 268 B. Muskeln der Extremitäten. Funktion. „Beide Muskeln wirken gemeinschaftlich; sie wirken nicht oder nur sehr wenig pronirend (da Arm und Hand des Vogels sich in Pronationsstellung befinden), sondern sie ziehen mittelst des Radius den Vorderarm nach abwärts, damit die Flügelfläche im Niederschlage die steife Ebene erhalte. Denn da der Widerstandspunkt im Flügel von der Einlenkung des Vorderarmes in den Oberarm bedeutend weit hinaus- liegt, folglich der Luftwiderstand auf diese Einlenkung mit einem langen Hebel nach aufwärts wirkt, so würde ohne die Gegenwirkung dieser Muskeln, welche das Lig. humero-eubitale unterstützen, ein Umschlagen des äusseren Flügels nach oben unvermeidlich» sein. Je schneller oder energischer daher der Niederschlag, desto mehr werden diese Muskeln in Anspruch genommen.“ (Prechtl.) | Der dritte Theil beugt etwas, und wirkt im Uebrigen antagonistisch mit dem distalen Theile des Triceps. Innervation durch Zweige des N. medianus. Vergleiehung. Während bei den Säugethieren meistens nur ein Pronator (P. teres) entwickelt ist, finden sich bei den Vögeln mit Aus- nahme der Ratiten deren zwei, bei den Rasores sogar drei, wenn wir den ihnen eigenthümlichen Muskel als aus den Pronatoren hervorgegangen auffassen. Eine Andeutung bietet vielleicht der M. ulni-radialis s. Pro- nator quadratus der Saurier und mancher Säugethiere.. Bei den Uro- delen und Schildkröten ist die Pronatormuskulatur als Humero-radialis volaris, bei den Anuren als Humero-antibrachium medialis, bei den Sauriern als Epitrochleo-radialis beschrieben. 83. M, eetepieondylo-ulnaris. Le flechisseur profond de Vavant bras. Vieq d’Azyr 1773 p. 573. No. 8; Cuvier. Ohne Namen. Merrem Fig. 3, V. Kurzer Ellenbogenstrecker. Wiedemann p. 91. Unterer kurzer oder vierter Ellenbogenstrecker. Meckel p. 329. No. 6. Flexor antibrachii profundus. Schöpss p. 142. No. 29. » » ji Gurlt p. 23. No. 6. > ;; Watson p. 62. Ancone. Alix p. 407. Anconaeus quartus. De Man p. 115. (Von Tiedemann, Prechtl und Selenka nicht erwähnt.) Dieser Muskel wird vom M. ext. carpi ulnaris bedeckt. Er entspringt mit einer starken Sehne zusammen mit der des Ext. digit. communis vom Tubereul. ext. s. ectepicondylus und inserirt sich fleischig an der Radialfläche der Ulna und zwar an deren proximalem Drittel (Corvus, Paradisea), an der ersten Hälfte (Columba, Striges) oder noch weiter (Buteo, Falco, Psittacus, Columba, Fulica). Am stärksten Vögel. . 269 ist er bei den Rasores, da er fast die ganze Länge der Ulna bean- sprucht. Klein ist er dagegen bei den echten Schwimmvögeln Uria, Carbo, Podiceps. Er scheint nach Gervais, Watson und Meckel den Penguinen ganz zu fehlen, wird aber von Schöpss erwähnt. Bei Struthio ist er in der Mitte seines Verlaufes mit dem Ext. metacarpi ulnaris verwachsen und inserirt sich an den ersten beiden Fünfteln der Ulna. (Meckel.) Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Beugung des Vorderarmes. Vergleiehung. Dieser Muskel entspricht höchst wahrscheinlich dem Anconaeus quartus der Säuger. Der Einwurf, dass der Vogelmuskel vom Ext. dig. comm. und vom Ext. metacarpi ulnaris bedeckt ist, wäh- rend diese Muskeln bei den Säugethieren neben einander gelageıt sind, wird dadurch gehoben, dass nach Alix die Monotremen einen echten Aneonaeus besitzen, der mit dem „Vaste interne‘ (vergl. M. Trieeps) ver- bunden ist, also nicht frei wie bei den Vögeln und ausserdem in Ueber einstimmung mit den Vögeln vom Ext. metaec. s. carpi ulnaris bedeckt wird. 54. M. ectepicondylo-radialis, Le court supinateur. Vieq d’Azyr p. 573. EULT * Cuvier. Er Br Gervais et Alix p. 26; Alix p. 407. Anleger des Vorderarmes. Merrem p. 155. Aeusserer Speichenbeuger. Wiedemann p. 90. Supinator. Tiedemann $ 262. 5 Schöpss p. 140. No. 27. Supinator brevis. Heusinger p. 185. No. 14. i; ei Selenka p. 129. No. 57; De Man No. 22. A 4; Watson p. 93; Carlsson p. 23. kückwärtswender. Meckelp. 330. No. 8 und No. 7. Antagonist der Niederzieher. Prechtl $ 51. Entspringt mit einer rundlichen Sehne vom Tubere. super. s. ext. des äusseren Condylus des Humerus. Der Muskel wird zum grössten Theile nur von der Alaraponeurose bedeckt und inserirt sich fleischig an der Dorsalfläche des proximalen Theiles des Radius, und zwar am ersten Drittel bei Corvus, Para- disea, Raptores, Grallae, an den ersten zwei Dritteln bei Rasores, Psittacus, Struthbio, dagegen nur am oberen Fünftel bei Mormon, Podiceps, Garrulus. Diese Verschiedenheiten sind jedoch kaum von generischem Werthe. Bei den Spheniscidae entspringt er mit dünner, flacher Sehne vom distalen Theile des Humerus, dicht neben dem äusseren Lig. hum. eubit. und inserirt sich in einer Vertiefung auf der Aussenfläche des Ra- dius neben der Sehne des Ext. carpi radial. longus. 270 B. Muskeln der Extremitäten. Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Der Muskel wirkt als Antagonist der beiden „Pro- natoren‘“, jedoch kann seine supinirende Wirkung nur sehr beschränkt sein; wahrscheinlich hebt er den Unterarm etwas. Vergleiehung. Entspricht dem Supinator brevis der Säugethiere, dem Humero-radialis dorsalis der Anuren und Reptilien. Ein Supinator longus scheint den Vögeln zu fehlen. 85. M. flexor earpi ulnaris s. entepicondylo-earpalis, Le eubital interne. Vieq d’Azyr 1775 p. 573. No. 6. .s ” s Cuvier. Ausdehner des Armes, + Regierer der Armfedern. Merrem p- 155. No. 6 und 7. Langer Ellenbogenbeuger. Wiedemann p. 22. Flexor carpi ulnaris. Tiedemann $ 272. » y Y Heusinger p. 189. No. 26. „ „ ö Selenka p. 133. No. 64. „ „ 3 HRüinger,p. 158: nn Watson p. 95; Carlsson p. 29. er Bien dogs Meckel .. 336. No. 6. Langer Beuger der Handwurzel, + M. reetor remigum secundi ordınis. Schöpss p. 154. No. 35, und p. 85. No. 4. Antagonist des langen Mittelhandstreckers. Prechtl p. 54. Oubital anterieur. Gervais et Alix p. 29. Metacarpien palmaire interne. Alix p. 412, pl. I, fig. 2. No. 15, 16, 174 Entspringt vom medialen Rande des Cond. int. humeri mit einer Sehne, die häufig ein Sesambein enthält, mit dessen Hülfe sie über eine kleine Vertiefung auf der nach unten race Hinterfläche der Basis des Oleeranon glitscht. Der gestreckte Muskel läuft auf der Volarfläche der Ulna lang und inserirt sich mit einer starken Sehne an der grossen Apophyse des Os earpi ulnare. Vom ulnaren Rande des Muskels löst sich sehr häufig. ein starkes Muskelbündel ab, dessen Züge in schräger Richtung an eine Sehne treten, die sich gleichfalls am Os carpi ulnare inserirt, weiter distalwärts aber bis auf das Os metacarpale III verfolgbar ist. Hierdurch erhält es den Anschein, als ob der Muskel zwei Endsehnen besässe; die Spaltung oder Loslösung tritt oft schon ziemlich weit proximalwärts ein (Caprimulgus, Halieus, Heliornis), tehlt jedoch bei Columba. Mit dem freien Rande der zweiten Sehne hängen zahlreiche, in Dreiecksform geordnete elastische Sehnenzacken zusammen, an denen die Schwungfedern zweiter Ordnung befestigt sind. Der ganze Muskel wird von einer aponeurotischen Fascie bedeckt, die sich vom inneren Condylus des Humerus zum Carpale ulnare ersireckt und ne ae | 5 - i 2 Vögel. 271 dort zur Bildung der Bänder der Handwurzel beiträgt; sie verschmilzt einerseits mit dem Periost der Ulna, andererseits ist sie, nachdem sie sich um den Flex. carpi ulnaris herumgeschlagen, an der Fascie des Flex. phal. I dig. II befestigt*).. Das erwähnte, die Schwungfedern haltende Band ist wahrscheinlich aus einer Verdiekung dieser Aponeurose ent- standen. Sehr stark ist der als Regierer der Armschwingen beschriebene Mus- kel bei Parra und Numida, dabei ziemlich selbstständig, ähnlich bei Passeres, Heliornis, Halieus, Tantalus, Raptores, Struthio, Oedienemus. Schwach muskulös oder gar nieht entwickelt und mehr _ durch die Aponeurose selbst vertreten bei Columba. Bei Podargus fand ich, dass der Haupttheil des ganzen Muskels direkt zum Os cap. uln. ging, während von seinem Bauche zwei starke aufeinander folgende Muskelbündel abgegeben wurden, die sich selbstständig an den Schwung- federn inserirten. Bei den Spheniscidae ist der ganze Muskel nur durch eine Sehne repräsentirt, ein Regierer der Schwingen fehlt natürlich mit diesen. Innervation durch einen Zweig des N. ulnaris. Funktion. Precht] beschreibt die Funktion des Hauptmuskels und ferner die Wirkung auf die Federn sehr genau. Der Flex. carpi ulnaris hält nach ihm den Vorderarm mit der Mittelhand in jedem stum- pfen Winkel fest und wirkt ausserdem der zu starken Streekung der Mittelhand entgegen, was um so nothwendiger ist, als die auf die Hand- und Fingerknochen aufgelegten Federn beim Niederschlage des Flügels einen Druck nach vorwärts erleiden, der die Mittelhand horizontal nach vorn oder aus ihrer Einlenkung mit dem Vorderarm zu drehen sucht. In Bezug auf die zwischen Humerus und Carpus ausgespannte Sehne sagt Prechtl folgendes: „Von dieser Sehne laufen nach aufwärts an die Scheiden der Flügelfedern, welche unmittelbar auf der Elle des Vorder- arms aufgelegt sind (die Fächerfedern, d. h. Remiges secundarii) kleine Sehnen, und zwar eine an jede Scheide, sodass diese Federn durch die Sehnen abwärts oder dem Luftwiderstande entgegen niedergezogen werden. Auch die Duplicatur der Haut, welehe nach der Länge der Ulna mit den Scheiden dieser Federn verbunden ist, steht durch Sehnenfasern mit jenem Muskel in Verbindung. Vermöge dieser Einrichtung, auf welche eine be- sondere, der relativen Wichtigkeit des Zweckes entsprechende Sorgfalt aufgewendet erscheint, hat es der Vogel in der Gewalt, die dem Vorder- arm aufgelegten Federn beim Niederschlage des gestreckten Flügels in *) In genetischem Zusammenhange hiermit steht wahrscheinlich auch der Regierer der Handschwingen. (Rector remigum primi ordinis, Schöpss p. 89. No. 5; Merrem No. 6). Er entspringt vom distalen Gelenktheile der Ulna, und zwar von der äusseren Fläche derselben, bildet besonders bei Struthio ein starkes Faserbündel, verläuft subeutan, nimmt . noch häufig nur sehnige Fasern auf von der äusseren Leiste der Hinterfläche des Ulnarmittel- handknochens und umfasst mit seiner Endsehne die Kiele der Handschwingen. YVergl. auch den Flex. digiti II. 272 B. Muskeln der Extremitäten. beliebigem Grade niederzuziehen, sodass dadurch die Flügelfläche nicht nur eine auf die Richtung des Niederschlags senkrechte Ebene bildet, sondern auch eine solche gebildet werden kann, welche mit der vorigen einen kleinen Winkel macht. Ausserdem hält jene Sehne noch vermöge ihrer Befestigung an der Handwurzel die Mittelhand niederwärts, wirkt also der Tendenz des Luftwiderstandes, die Hand beim Niederschlage nach aufwärts zu drehen, entgegen. Dies ist um so nothwendiger, als wegen der nach aussen gebogenen oder gewölbten Form des Flügels die Mittelhand mit dem Vorderarm in Bezug auf die Horizontalebene einen stumpfen Winkel machen muss und die Hebelwirkung des Luftwider- standes des äusseren Flügels-auf das Gelenk der Mittelhand bedeutend ist. Er wirkt in dieser Beziehung als ein starkes Band. Aus diesen Funktionen erklärt sich die starke sehnige Beschaffenheit dieser Muskeln.“ Vergleiehung. Der Haupttheil des Muskels entspricht ziemlich genau dem Flexor carpi ulnaris der Säugethiere, dem Humero-earpi-ul- naris der Saurier und dem Humero-ulnaris volaris der Urodelen. 86. M. ulni-metacarpalis ventralis. Kleiner Mittelhandstrecker. Wiedemann p. 93. Ezxtensor metacarpi ulnarıs. Tiedemann $ 270. 2} Heusinger p. 188. No. 24. Taeler ee der Hand, innerer Speichenbeuger. Meckel P3\337. . No: 7, Adductor metacarpi. Schöpss No. 34. m Watson p. %. ee der Mittelhand. Prechtl $ 57. Flexor carpi radialis. De Man p. 117. No. 30. Ein stumpf dreieckiger Muskel, dessen eine kürzere Seite breitfleischig in verschiedener Ausdehnung von der Radial- und Volarfläche der Ulna entspringt. Die starke, gewöhnlich kurze Sehne schlägt sich am Hand- gelenk nach aussen um, indem sie schräg distal und radialwärts über eine Rinne des Os carpi radiale läuft, wobei sie von den Sehnen der Strecker der Mittelhand bedeckt wird. Sie inserirt allgemein an der äusseren proximalen Ecke des Metac. II. dicht neben dem Metac. I. Der ganze Muskel wird demnach auf der Volarseite vom Flexor dig. super- fieialis und vom Flexor profundus bedeckt und gekreuzt. In Bezug auf die Ausdehnung des Ursprungs von der Ulna herrschen grosse Verschiedenheiten. Der Muskel entspringt von mehr als dem dritten Viertel bei Raub- vögeln. Vom vierten Fünftel: Gallus, Numida, Columba, Otis. Ungefähr vom mittleren Drittel: Corvus, Garrulus; Struthio- Embryo. vi 3 F Vögel. 275 Vom distalen Drittel, mit Ausnahme des Endes: Halieus, Parra, Heliornis. Von der distalen Hälfte, mit Ausnahme des Endes: Oedienemus, Tantalus, Psittaeus. Am weitesten proximal, nämlich vom zweiten und dritten Fünftel der Ulna entspringend fand ich ihn bei Bubo, ähnlich bei Podargus und SAD SIOUlENE! noch weiter aufwärts Pech er nach Heusinger bei Strix flammea und Scops. Ganz zu fehlen scheint der Muskel bei den Sphenisciden, va stens wird er weder von Gervais et Alix, noch von Watson be- schrieben; letzterer konnte die Angabe von Schöpss nirgends bestätigen, dass der Muskel bei Spheniseus demersus durch eine schwache Sehne vertreten wird, die vom distalen Theile der Innenfläche der Ulna entspringt, über das Os carpi radiale läuft und sich „an den oberen und inneren Theil des ersten Zeigefingergliedes inserirt“. Innervation durch den N. medio-ulnaris. „Funktion dieses Muskels ist jener der Niederzieher des Vorder- arms analog; er zieht die Mittelhand oder die Schwinge niederwärts, dem Luftwiderstand entgegen, indem er dabei etwas pronirt, folglich dem äusseren Flügel eine etwas nach vorn gewölbte Stellung giebt. Er dient also zur Unterstützung oder Vervollständigung der Wirkung der langen Sehne des Antagonisten des Mittelhandstreckers (des M. Nr. 85), indem er, je nach der Stärke oder Energie des Niederschlages, mehr oder weniger in Anspruch genommen, die Stellung der Mittelhand nach ab- wärts sichert.“ Prechtl. _ Vergleichung. Der Muskel entspricht vielleicht dem Flexor earpi radialis s. radialis internus der Säugethiere. 87. M. ulni-metacarpalis dorsalis. Le cowrt flechisseur de los metacarpe. Viegq d’Azyr p. 577. No. 3. Flexor metacarpi brevis. Tiedemann $ 273. Watson p. 9%. 5 $ Heusinger p. 190. No. 27. Unterer Theil des äusseren Ellenbogenmuskels. Meckel p. 335. No. 4. Kurzer Beuger der Mittelhand. Schöpss p. 156. No. 36. 2 5 5 R Prechtl $ 56. Flexor carpi radialis. Selenka p. 134. No. 65. Court flechisseur de la main. Milne-Edwards. Le ceourt adducteur de la main. Gervais et Alix p. 28. Court flechisseur du metacarpe. Alix pl. II, fig. 2. no. 21. Second ou eourt cubital posterieur, ou court adducteur de la main. Alıx p. 140. Bronn, Klassen des Thier-Reichs, VI. 4, 18 ] 2) I) 274 B. Muskeln der Extremitäten Dieser Muskel entspringt mit einer starken Sehne von der lateralen dorsalen Kante des distalen Theiles der Ulna dicht neben dem kurzen Bande, welches die Sehnen der radialen Extensoren in ihrer Lage erhält. Der Muskel schwillt schnell zu einem runden Bauche an, der sich dann, lateral vom Os carpi ulnare vorbei ziehend, mit fleischiger Basis an der Ulnarfläche des zweiten Fünftels des Metacarpale III inserirt. Gewöhn- lich zeigt der Muskel Andeutung einer Trennung in einen längeren, ven- tralen und in einen kürzeren dorsalen Theil (Ibis, Fulica, Otis, Parra, Bucorvus, Podargus ete.); noch deutlicher ist diese Spaltung bei den Hühnern, vollständig bei den Papageien. Häufig giebt er Ursprungsfasern an den Flexor brevis digiti III ab (Bucorvus, Tag- und Nachtraubvögel), gewöhnlich aber sendet er Sehnen an die Hand- Schwungfedern. Die Insertion erstreckt sich weit abwärts am Metacarpale III bei den Raubvögeln, über die ganze Länge dieses Knochens und sogar bis zum dritten Finger bei den Tauben. Auch bei einigen Spheniscidae findet sich starke Ausbildung, so soll er bei Eudyptes chrysolophus, E. chrysocome, Spheniscus demersus an der ganzen Länge der Mittelhand inseriren. Am schwächsten dagegen scheint er bei den Passerinen zu sein, so entspringt er bei Corvus und Garrulus nur vom Ös carpi ulnare und geht als schwaches Bündel zum ulnarwärts schauenden Vorsprunge des proximalen Theiles des Metacarpale III; ist mithin durch Distalwanderung seines Ursprunges verkürzt. Bei Struthio giebt Schöpss an, dass der Muskel von der Ulna entspringt und sich fleischig am Os carpi ulnare und an der proximalen Hälfte des Metacarpale inserirt. Er zeigt also ein dem bei Corvus ge- _ fundenen ganz entgegengesetztes Verhalten. Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Zieht die Hand an den Unterarm, unterstützt daher den Extensor metacarpi ulnaris. Vergleiehung. Dieser Muskel entspricht vielleicht einem distalen, vollständig gewordenen Theile des M. extensor metacarpi ulnaris. Ss. M. extensor metacarpi ıHnaris, 777 Le long radial. Vieq d’Azyr 1773 p. 575. No. 1. Le radiel. Cuvier. Hinterer äusserer Handspanner. Merrem p. 156. Mittelhandstrecker. Wiedemann p. %. Extensor metacarpi radialis longus. Tiedemann $ 268. (Langer Speichen-Mittelhandstrecker.) > ; % 3 Heusinger p. 187. No. 22 + No. 21. Schöpss 145. No. 31. 2) „ „ „ Vögel. % 6) Extensor metacarpı radialis longus. Selenka p. 130. No. 59. (Langer Speichen-Mittelhandstrecker.) Carlsson p. 22. y; N Mn Y De Man No. 23. 2“ e* „ Watson p. 9. Langer Speichenstrecker. Meckelp. 333. No. 1. Langer Mittelhandstrecker. Prechtl $ 52. Extensor metacarpilongus. d’Alton p. 27. No. 28. Le long supinateur. Gervais et Alix p. 26. ER 33 Alix p. 408. Extensor carpi radialıs. Selenkap. 129. No. 58; Carlsson p. 22. Extensor carpi radialis brevis. Selenka p. 130. No. 59a. Dieser lange Muskel entspringt vom Tubere. sup. des Condyl. ext. humeri und zwar liegt sein Ursprung am weitesten proximal von allen vom äusseren Humerusknorren kommenden Muskeln. Gewöhnlich besteht er aus zwei Köpfen; der eine ist sehnig und kommt vom besagten Tubere. sup. Der andere, fleischige entspringt etwas ventralwärts und proximal vom ersten. Beide mehr oder weniger spindelförmige Köpfe ziehen, sub- eutan gelegen, auf der Vorderfläche des Radius lang und gehen in Mitte des Vorderarmes in zwei Sehnen über, von denen die des dorsalen oder äusseren Kopfes die andere erst scheidenartig umgiebt und schliesslich mit ihr zu einer verschmilzt. Die gemeinsame Endsehne geht nun an der äusseren Fläche des unteren Gelenkkopfes (des Radius über eine eigene Rinne und unter einem Bande durch und inserirt sich an dem Ursprunge des Metae. 1. Der Ursprungstheil des dorsalen oder mehr sehnigen Kopfes ist häufig (Astur, Strix, Ardea) mit dem Tensor propatagialis brevis verwachsen (Taf. XXI, Fig. 4). Bei den Eulen ist die Trennung beider Köpfe eine vollständige; die Sehnen vereinigen sieh erst nahe an der Handwurzel; bei Psittacus dagegen sind beide Köpfe nur mit Mühe zu trennen und ihre Muskelzüge erstrecken sich bis unterhalb der Mitte des Vorderarmes. Bei Gallus ist die Trennung undeutlich; die Endsehne des ventralen Kopfes verbin- det sich eigenthümlicher Weise mit der des Abductor s. Extensor pollieis longus. Auch bei Columba, Corvus, Paradisea, Oriolus scheint wie bei Gallus nur ein Kopf vorhanden zu sein, jedoch deutet dann eine sehnige Linie oder doppelte, kurze Ursprungssehne das gewöhnliche Ver- halten an. _ Bei Struthio dagegen ist die Trennung bedeutend; der fleischige Kopf entspringt ziemlich hoch vom Humerus, nämlich von dessen distalem Sechstel, ein Verhalten, welches Meckel, Heusinger und Alix bewog, diesen Theil als Supinator longus aufzufassen. : Bei den Spheniscidae besteht der Muskel nach Watson nur aus einem Theile und zwar entspringt derselbe etwas fleischig vom Humerus und inserirt sich mit ganz selbstständiger, mit keinen anderen verbundener Sehne am Radialrande des Metae. 1. 1% 976 B. Muskeln der Extremitäten. Innervation durch einen Zweig vom N. radialis. Bei Ardea stellaris fand de Man, dass der betreffende Nervenzweig zuerst den eimen Kopf innervirte, diesen dann durchbohrte und schliesslich sieh in dem zweiten Kopfe verlor. Dies und Vergleichung des Muskels bei ver- schiedenen Vögeln spricht dafür, dass beide hier beschriebenen Köpfe als Theile eines Muskels und nicht als Resultat der Verwachsung zweier verschiedener Muskeln aufzufassen sind. Funktion. „Der Muskel streckt die Mittelhand, mithin auch die Schwinge. Der Mittelhandknochen macht durch diese Streckung mit der Ulna einen stumpfen Winkel; kann jedoch auch bei mehreren Vögeln zur seraden Linie mit letzterer gestreckt werden. Vermöge seiner Anheftung hinter dem Humerusknorren sucht er bei seiner Contraction oder bei dieser Streckung den Oberarm dem Vorderarme zu nähern, wogegen der Streck- muskel des Vorderarmes (Triceps) wirkt, durch welche Reaction nicht nur die Steifheit der Streckung verstärkt wird, sondern auch bei der Streckung der Mittelhand der Ellenbogenwinkel beliebig vermindert werden kann.“ Precht!. Vergleichung. Dieser Muskel würde dem hadialis externus (lon- gus -+ brevis) s. Extensor carpi radialis des Menschen ziemlich genau entsprechen, wenn er an der Basis des Metac. II + III inserirt wäre. Die selbstständige Insertion des Radial. ext. brevis könnte allerdings als bei den Vögeln verloren aufgefasst werden. Selenka hebt die Schwierig- keit durch die Annahme, dass der Ext. radialis der Säuger beim Vogel mit seiner Insertion auf die Daumenseite gerückt erscheint, dass durch diese einfache Verschiebung der Insertion auch die. Funktion modifieirt wird, dies Alles werde erklärlich, wenn wir uns erinnern, wie die Ex- tensoren der Säuger und Reptilien beim Vogel überhaupt übereinstimmend mit der hier geforderten Verrichtung fast allgemein zugleich zu Ab- und Adductoren geworden sind. Alix vergleicht den Muskel dem Supinator longus der Säuger. Er erinnert daran, dass der Supinator longus der Eidechsen mit zwei ge- trennten Köpfen vom Humerus entspriogt und sich am Radius inserirt, während bei einigen Säugern (wie z. B. bei Tarsius, Halmaturus) der Supinator longus sich entweder am Metacarpus oder am Carpus inserirt. 9. M. extensor metacarpi ulnaris. . Le long flechisseur du metacarpe. Vieq d’Azyr p. 575. No.5 Cubital interne. Cuvier. Hinterer innerer Handspanner. Merrem p. 156: (?) Oberer oder langer Mittelhandbeuger. Wiedemann p. 91. Flexor metacarpi radialis. Tiedemann $ 271. .: r E Heusinger p: 188. No. 25. Aeusserer Ellenbogenmuskel. Meckelp. 335. No. 3. nn Denn uch eu ii ee ee Sees Vögel. {NO} SI 1 Abductor metacarpi. Schöpss p. 150. No. 33. Langer Mittelhandbeuger. Prechtl $ 55. Extensor carpi ulnaris. Selenka p. 131. No. 60. De Man No. 24; Watson p. 9; Carlsson p. 23. Le ceubital posterieur. Gervais et Alix p. 27. GEN 12,3 a Alix p. 409. Entspringt dicht neben dem Ext. dig. ecommunis und dem Anconaeus quartus ganz nach aussen vom Cond. ext. humeri mit einer langen Sehne; sein breiter rundlicher Muskelbauch begleitet den des Flex. earpi ulnaris und liegt der Aussenfläche der Ulna an. Seine gewöhnlich lange, rund- liche Endsehne läuft an der äusseren Fläche des distalen Endes der Ulna in einer Rinne von einem Haftbande fixirt, nach aussen von der Sehne des Ext. dig. comm. und inserirt sich am ulnaren Rande des Metae. II oder an dem Ursprunge des proximalen Theiles des Metac. III, Dieser Muskel ist verhältnissmässig geringen Wechseln unterworfen, die sich meistens auf die Stärke eines fleischigen Bauches beziehen; der- selbe reicht z. B. bei Psittacus, Columba, Gallus, Fulica bis nahe an das Handgelenk. Bisweilen erhält er, wie bei Fuliea und Scops, eine dünne, aber breite verstärkende Sehne vom proximalen Drittel des Aussenrandes der Ulna. Bei Struthio ist er in seiner oberen Hälfte mit dem M. ectepicondylo-ulnaris verwachsen, doch so, dass die beiden Sehnen von einander trennbar sind; er schiekt an die unteren drei Viertel des Radialrandes der Ulna starke Fleischfasern und setzt sich an den Anfang des Ausschnittes zwischen dem zweiten und dritten Metacarpale. Bei den Spheniseidae wird der Muskel nur durch eine Sehne reprä- sentirt; dieselbe entspringt wie gewöhnlich vom Humerus, läuft zwischen Radius und Ulna lang und inserirt sich an der Mitte des Ulnarrandes des Metacarpale Il. | Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Zieht die Mittelhand gegen den Vorderarm bis zu einem Winkel von etwa 45° und dient zur Einziehung des äusseren Flügels oder der Schwinge nach dem Flügelschlage, indem er zugleich die Mittelhand vermöge ihrer Einlenkung an den Handwurzelknochen so stellt, dass die Schwinge so unter den Fächer gezogen wird, dass sie, dem Leibe ge- nähert, eine beinahe senkrechte Lage erhält, den Mittelhandknochen nach unten gekehrt. (Prechtl.) Von einer Streekung kann nicht die Rede sein. Vergleighung. Dieser Muskel kann nur einem der Extensoren der Säugethiere verglichen werden; die eigenthümliche Bildung des Hand- gelenkes und die Pronationsstellung der Hand der Vögel hat den Muskel aus einem Extensor in einen Flexor umgewandelt. Er entspricht nach Ursprung, Insertion, Innervation und Lagerung dem M. extensor carpi ulnaris s. ulvaris externus des Menschen; er ist im Humero carpi-ulnaris der Saurier wiederzuerkennen. „ 2) ” 2785 B. Muskeln der Extremitäten, 90. N. flexor digitorum sublimis. L’extenseur grele de la partie qui tient lieu de doigt. Vieq d’Azyr p. 972. ? L’adducteur de la premiere phalange. Cuvier. Fingerspanner (?). Merrem p. 157. Oberer oder langer Mittelbandbeuger. Wiedemann p. 91. Vorderer Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers. Heusinger p. 191. No. 32. Oberflächlicher langer Fingerbeuger. Meckel p. 346. No. 3. (Flexor digitorum superficialis.) v 7 ; Schöpss p. 161. No. 39. Flexor digitorum sublimis. Selenka p. 135. No. 66. AN „ = De Man No. 31. ;. sl Watson p. 99; Carlsson p. 27. Le et palmaire und flechisseur de la premiere phalange du second doig. Gervais et Alix p. 29. Alix p. 416. (Tiedemann und Prechtl erwähnen diesen Muskel nicht.) Der oberflächliche Beuger der Finger wird von einer starken aponeu- rotischen Faseie bedeckt, welche nach Abtragung der Haut auf der Volar- fläche des Unterarmes erscheint. Sie erstreckt sich vom Cond. int. humeri längs der Volarfläche der Ulna zur Handwurzel, wo sie sich mit einem Zipfel am proximalen Rande des Os carpi ulnare ansetzt, während der übrige Theil volarwärts an demselben Knochen sich befestigt. Der be- treffende Muskel entspringt im allgemeinen von der dem Knochen zuge- kehrten Fläche dieser eigenthümlichen, gewöhnlich starken Sehne; die Insertionssehne des Muskels löst sich von letzterer etwas oberhalb der Handwurzel ab, um dann etwas volarwärts in einer eigenen Rinne über das Os carpi ulnare, dabei von Bändern in ihrer Lage gehalten und darauf an der Mittelhand herab sich zur Radial-Vorderfläche des Phal. I dig. II zu begeben. Der Muskel und das Humero-carpal-Band sind grossen Verschieden- heiten unterworfen. Ist das Sehnenband sehr stark, wie bei Anser, Carbo, Mormon, Uria, Tubinares, Heliornis, Otis, Oediene- mus, Tantalus, Parra, Raptores, Corvidae, so ist der Muskel schwach und dünn; bisweilen wie bei Procellaria und Spheniscus ganz rudimentär, die Endsehne bleibt aber gewöhnlich erhalten und geht zum Index. Ist dagegen das aponeurotische Band sehr schwach ent- wickelt, wie bei Gallus und Numida, so ist der Muskel auf dessen letztes Drittel beschränkt und vereinigt sich bisweilen mit der Sehne des Interosseus dorsalis. Der Ursprung des Muskels ist in verschiedener Ausdehnung auf die tiefe Fläche des Sehnenbandes beschränkt bei den Schwimm-, Sumpf- und Tagraub-Vögeln, oder seine Fasern entspringen auch von den i 4 | ö [ 1 ' Vögel. 279 sich an die ganze Länge der Ulna zwischen M. flex. dig. profundus und M. flex. carpi ulnaris anheftenden Theile der Aponeurose (Bubo, Po- dargus, Caprimulgus). Bei Parra chaleoptera war das Sehnen- band sehr stark, der Muskel schwach und ging nicht bis zu den Pha- langen, sondern verlor sich am Os carpi ulnare und etwas weiter abwärts auf und in den dortigen Aponeurosen. Die Insertion wechselt; jedoch scheinen die Verschiedenheiten von geringer Bedeutung zu sein. Am häufigsten (Rasores, Raptores) inserirt sich der Haupttheil der Endsehne an einer kleinen Anschwellung auf der Radialvorderfläche der Basis phal. I dig. II, während der Rest sich schräg weiter distalwärts auf derselben Phalanx verliert. Zwischen diesen beiden Insertionstheilen tritt die Endsehne des M. flex. profundus hindurch, welche die von ihr perforirte Sehne des M. flex. sublimis schon im Bereiche des Metacarpus begleitet hatte. Bei Psittacus und Columba setzt sich die Endsehne bis zur Basis phal. II fort. Für Otis giebt Schöpss Insertion an der Basis phal. 1 an. — Eine Insertion der Endsehne am Daumen scheint nieht vorzukom- men, wohl aber erstrecken sich Sehnenzweige des Humero-carpal-Bandes bis auf die Metacarpalia und den Daumen. Bei Struthio fehlt der Muskel sowohl als auch ein zwischen Humerus, Ulna und Carpus aus- gespanntes Band. Innervation durch einen Zweig des N. medio-ulnaris. Funktion. Geringe Radialstreckung, verbunden mit einer leichten Rotation des zweiten Fingers. Das elastische Humero-carpal-Band lässt den Flügel in der Ruhe in zusammengefalteter Stellung, indem die Handwurzel und indirekt der Vorderarm schräg gegen den Oberarm gezogen werden. Durch die Ela- stieität dieses Bandes wird eine andernfalls nöthige, während des Ruhe- zustandes wirkende Muskelkraft erspart. Dass anderseits bei Streckung des Flügels dieses selbige Sehnenband bedeutend zur Straffhaltung des Armgerüstes beiträgt, ist leicht begreiflich. Ihre wegen der oberfläch’ lichen Lagerung leicht durehführbare Durchschneidung würde den ange- legten Flügel etwas herabsinken lassen, hauptsächlich aber seine straffe Streekung verhindern; die Durchschneidung des Bandes bietet demnach einen vorzüglichen, einfachen Ersatz für die grausame Verstümmelung der am Fortfliegen zu verhindernden Vögel. Vergleiehung. Entspricht mit Modificationen dem M. flexor digi- torum sublimis s. perforatus der Säuger und theilweise der oberflächlichen Beugemuskulatur der Reptilien und Amphibien. 91. M. flexor digitorum profundus. L’extenseur interne du doig. Viegq d’Azyr p, 572. LD’adduetewr interne de la deuzxieme phalange. Cuvier. Strecker des zweiten Fingergliedes. Wiedemann p. 92. 280 B. Muskeln der Extremitäten. Strecker des zweiten und dritten Gliedes des zweiten Fingers Tiedemann $ 276. Vorderer Strecker des Daumens und zweiten Gliedes des zweiten Fingers, Heusinger p. 192. No. 33. Tiefer langer Fingerbeuger (Flexor profundus). Meckelp.347. No.4. 1 „. a Schöpssp.163.N0.40, Vorwärtswender = grossen Fine, Prechtl 8:52; Flexor communis. Reid p. 142. Flexor digitorum profundus. Selenka p. 136. No. 67. r 4 * De Man No. 32. a Watson p. 98; Carlsson p. 27. Flächisshir la derniere phalange du abe doigt. Gervais et Alix p. 29 Flechisseur de la seconde phalange du second doigt. Alix p. 417. Entspringt fleischig mit verschiedener Ausdehnung, dicht neben der Insertion des M. brachialis- inferior beginnend, von der Volarfläche der Ulna, und zwar gewöhnlich vom mittleren und proximalen Drittel der- selben (Schwimm-, Sumpf-, Hühnervögel), oder nur vom oberen Drittel bei Bubo, Podargus, Caprimulgus, dagegen von mehr als den mittleren drei Vierteln bei Heliornis, fast von der ganzen Länge der Ulna bei Struthio. Bei Corvus, Garrulus und Paradisea entspringt der Muskel mit zwei durch den M. brachialis internus geschie- denen Köpfen; mit dem einen vom ersten Viertel der Volarfläche, mit dem anderen vom Anfange des hinteren oder freien Randes der Ulna. Beide Köpfe vereinigen sich bald zu einem bis unterhalb der Mitte des Vorder- armes fleischigen Muskel. (De Man.) Aehnlich doppelköpfig, aber von der ganzen proximalen Hälfte der inneren oder Volarfläche der Ulna ent- springt er nach Schöpss bei Papageien. Insertion. Ungefähr in Mitte des Vorderarmes geht der Muskel in eine lange Sehne über, welche volarwärts vom M. Ulni-metacarpalis ventralis liegend, dessen Sehne kreuzt und dann über eine Rinne des Os carpi ulnare läuft, wobei sie vom Lig. ulnare carpi radialis und etwas weiter abwärts zusammen mit der Sehne des M. flexor dig. superficialis durch ein vom Metac. I zum Tuber volaris basalis metac. II ausgespanntes Band niedergehalten wird. Darauf laufen beide Sehnen an der Radial- seite Metac. II herab, die des M. flexor prof. tritt durch das gewöhnlich gespaltene Insertionsende des M. flex. superfie. und inserirt sich an der Basis phal. II dig. II. Sehr häufig ist die Sehne im Bereich des Metacarpus verknöchert: Heliornis, Otis, Gallus, Aquila. Von dieser Insertionsweise machen nur wenige Vögel eine Ausnahme. Bei den Eulen giebt die Hauptsehne eine breite quergerichtete Sehne zur Basis phal. I dig. I ab. Etwas ähnliches findet bei Heliornis statt, nur geht die Daumensehne nicht direkt, sondern auf einem Umwege zum Daumen, indem sie erst distal von der Daumenwurzel abgehend wieder Vögel, j 231 aufwärts steigt, durch ein kleines Band am basalen, volaren Vorsprunge des Pollex niedergehalten wird, sodass sie um diesen Knorren wie um | eine Rolle herumläuft und im Winkel gebogen zur Radial-Volarecke der Basis des zweiten oder letzten, mit einem deutlichen Nagel versehenen Gliedes des Daumens geht. Bei Struthbio fand ich die Angabe von Schöpss bestätigt, dass sich die Endsehne des recht starken, halbgefiederten und fast von der ganzen Länge der Ulna entspringenden Muskels in Höhe der Handwurzel spaltet; eine Sehne geht zur Basis phal. I dig. I, die andere zu den Basen des I. und II. Gliedes des Index, welcher wie der Pollex einen ziemlich starken Nagel besitzt. Bei den Spheniseidae wird der Muskel nur durch eine Sehne ver- treten, die von der Innenfläche des distalen Endes des Humerus komnit. Am Vorderarme erhält sie Verstärkung von den vereinigten Bändern des Radius und der Ulna; sie inserirt sieh auf der Volarseite an der Basis phal. II dig. II. (Watson.) Innervation durch einen Zweig des N. medianus. Funktion. Streekung des Endgliedes des Index und bisweilen durch den Pollex. Prechtl giebt folgende genaue Beschreibung der Wirkung an: „Rücksichtlich der Streeckung des Index ist dieser Muskel Hülfsmuskel des M. ext. indieis proprius, indem er für diese Streckung ganz ebenso und gleichfalls wmabhängig von der Streeckung der Mittelhand wirkt. Er zieht jedoch bei dieser Streckung die beiden Finger niederwärts, sodass sie unter einander und mit der Mittelhand einen stumpfen Winkel machen, zugleich pronirt er sie oder dreht sie vorwärts, durch welche Drehung den sechs oder sieben äussersten Schwungfedern, die vermöge der Streckung entfaltet oder auseinander gezogen werden, eine schiefe oder gewölbte Lage nach vorn gegeben wird, sodass die in dem zweiten Finger- glied befestigte Leitfeder und die ersten Schwungfedern mit dem breiten Barte nach aufwärts gerichtet sind. Diese drehende Bewegung geschieht dadurch, dass das Endstück des Index, mit welchem dieser an die Mittel- hand eingelenkt ist, sich auf der Gelenkfläche des Metacarpale II etwas von oben nach unten dreht oder pronirt, während die hintere Kante des Fingerknochens sich aut der anliegenden Fläche des dritten Fingers als ein Hypomochlion bewegt; hierdurch erhalten die auf demselben unter einem kleinen Winkel aufgelagerten zwei grossen Schwungfedern gleich- falls jene Drehung und theilen sie mittelst der die Scheiden verbindenden Haut den nächstliegenden mit.“ Vergleiehung. Entspricht dem Flexor digitorum profundus s. per- foratus der übrigen Wirbelthiere, 282 B. Muskeln der Extremitäten. 92. M. extensor digitorum eommunis. Le long radial et le flechisseur de Vappendix. Vieqg d’Azyr 1778 p. 974° NO. ’18e1 9. L’abducteur commun. Cuvier 1880 I, p. 526. Grosser Daumenanleger. Merrem p. 157. 10. Zweischwänziger Daumenbeuger. Wiedemann p. 91. Flexor communis pollieis et digiti seeundi. Tiedemann $ 279. Gemeinschaftlicher Beuger des Daumens und zweiten Fingers. Heusinger p. 196. No. 37. Daumen- und Zeigefingerstrecker. Meckelp. 343. No. 1. Rückwärtswender des grossen Fingers. Prechtl $ 60. Langer gemeinschaftlicher Fingerstrecker. Schöpss p. .157. No. 37. Extensor communis digitorum. Reid p. 142. 5 h; Watson p. 9. Extensor sun communis longus. Selenka p. 131. No. 61. r r A # De Man No. 25; Carlsson p- 23. L’extenseur du pouce et de la premiere phalange du deuwieme doigt. Gervais et Alix p. 28. L’extenseur du pouce ou appendix et du second doiyt. Alix p. 413. Entspringt sehnig vom Epicondylus ext. hum. zusammen mit dem M. ectepieondylo-radialis; der langgestreckte spindelförmige Muskel ver- läuft dann auf der Dorso-radialfläche der Ulna lang, ‚ohne von letzterer Fasern zu erhalten, geht dann sehnig über das distale Ende der Ulna in einer Rinne eingebettet hinweg und wie die übrigen hier verlaufenden Muskeln von einer Scheide umgeben, dabei zwischen den Sehnen des Ext. indieis longus et brevis und des M. ext. metac. radialis gelegen; auf der Handwurzel geht die Sehne dann über der des Ext. indieis longus hinweg und spaltet sich in zwei Aeste. Der eine, viel kürzere geht in schräger Richtung zur Basis phal. I dig. I, und zwar zur Basalfläche nahe dem Ulnarrande der Phalanx. Der längere Ast geht zur Radialseite der Phal. I dig. II und zwar folgendermaassen: Die Endsehe nähert sich dem Ulnarrande des Metacarp. II, kreuzt sich zum zweiten Male mit der Sehne des Ext. indieis, läuft dann, bedeckt von den Wurzeln der Meta- carpal-Schwungfedern, in einer Rinne entlang, die sich in etwas schräger Richtung über die ganze Länge der Dorsalfläche des Metacarpale II er- streckt; an der Basis der Phal. I dig. II angelangt biegt sich die End- sehne um einen kleinen Vorsprung herum und geht schliesslich schräg zum Radialrande der ersten Phalanx des zweiten Fingers. Der Muskel ist wenigen Wechseln unterworfen. Bei Struthio fehlt die Daumensehne. Bei den Sphenisciden ist der Muskel nur durch eine Sehne repräsentirt, die sich, nachden sie die Handwurzel gekreuzt hat, an der Aussenseite des Metacarp. Il und an der Basis der zuge- hörigen ersten Phalanx inserirt. a u AN ni. = - pr 2 3 » Vögel. 283 Bei Sphenisceus demersus theilt sich die Sehne auf der Mitte der Mittelhand in zwei, von denen die untere schon auf der Mittelhand mit der Sehne des Ext. indieis proprius verschmilzt, während die obere Sehne an den Speichenraud des ersten und vielleicht auch des letzten Zeigefingergliedes geht. Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Die Daumensehne zieht den Daumen an den zweiten Finger; die andere Sehne wirkt als Abductor des grossen Fingers, indem sie denselben radialwärts hebt. Prechtl bemerkt folgendes: „Das erste Fingerglied wird vermöge seiner Bewegung auf der Gelenkfläche des Metac. II und der Seitenfläche des dritten Fingers rückwärts gedreht, sodass die vordere oder Radial- fläche des grossen Fingers aufwärts gerichtet ist, wodurch die Schwung- federn mit ihren Fahnen etwas von vorn nach hinten gedreht oder ihre schmalen Bärte nach aufwärts gerichtet werden, wodurch sie von einander entfernt, parallel neben einander (jalousienartig) zu stehen kommen. Diese Richtung erhalten die Schwungfedern unmittelbar vor der Ausstreckung des Flügels vor dem Niederschlage, wodurch bei der Bewegung des vor- her zusammengezogenen Flügels nach auswärts der Luftwiderstand ver- mieden wird, indem die Schwungfedern die Luft mit ihren scharfen, schmalen Bärten getrennt durchschneiden. Diese Wirkungsart des Muskels ist durch die feste Lage der in die Rinne des Metac. II eingelagerten Sehne bedingt und gesichert, ohne welche die Supinirung des Fingers nicht oder nur unvollkommen möglich wäre; denn nimmt man die Sehne aus der Rinne heraus und zieht in der Richtung parallel mit der Mittel- hand, so beugt sie den Finger, was sie in ihrer natürlichen Lage nicht thut. Die Daumensehne zieht den Lenkfittich ein, damit dieser bei Aus- streckung des Flügels keinen Widerstand verursache.‘“ Vergleiehung. Entspricht dem -Extensor digitorum communis >. sublimis der Säuger. Bei den Reptilien und Amphibien hört jedoch die Vergleichung auf. 93. M. extensor pollieis longus. Le radial grele. Vieq d’Azyr 1773 p. 574. No. 2. Vorderer Handanleger. Merrem p. 157. No. 4. Hülfsmuskel des Mittelhandstreckers. Wiedemann (?). Extensor metacarpi radialis brevis. Tiedemann $ 269. » » he % Heusinger p. 187. No. 23. 5 5 r ; Schöpss p. 148. No. 32. > 5 ” % Watson p. 9. Kurzer Speichenstrecker. Meckel p. 334. No. 2. Extensor pollieis longus. Rüdinger p. 131. 55 2 Selenka p. 135. No. 63. 384 B. Muskeln der Extremitäten. - Extensor ‚pollieis longus. De Man No. 27; Carlsson p. 23. Kurzer Mittelhandstreeker. Prechtl 8 53. Abducteur du ponce. Gervais et Alix p. 409; Alix p. 409. Dieser Muskel entspringt, bedeckt vom Ext. indieis, von den einander zugekehrten Flächen des Radius und der Ulna, und zwar vom proximalen Theile derselben. Hierdurch erhält der Muskel eigentlich zwei mehr oder weniger getrennte Ursprungsköpfe. Dieselben vereinigen sich zu einer Sehne, die erst die Aussen- oder Vorderfläche des Radius begleitet und dann auf der dorsalen oder Extensorseite von einem eigenen Bande ge- halten, über das Os carpi radiale läuft, um sich schliesslich an dem Vor- sprunge des Metacarpale I zu inseriren. Bei den Raubvögeln sind beide Köpfe ganz getrennt; der grössere kommt vom proximalen Drittel der Ulna; der zweite Kopf ist kürzer, d. h. er erstreekt sich nicht bis zum Ellenbogengelenk, sondern ist auf das zweite Fünftel der Länge des Radius beschränkt. Bei Psittaeus nach Schöpss vom ersten Fünftel der Ulna und vom zweiten und dritten Sechstel des Radius. Bei Gallus vom ersten Drittel der Ulna und vom mittleren Drittel des Radius. Bei Paradisea, Oriolus, Corvus nach De Man ebenfalls zweiköpfig und zwar ist der radiale Kopf der stärkere. Die Verschiedenheiten der Ausdehnung des Ursprungs sind von keinem systematischen Belang. Hingegen zeigen die Rasores, Grus, Ciconia, Lamellirostres und Steganopodes die Eigenthümlichkeit, dass die Endsehne dieses Muskels in Höhe der Handwurzel vollkommen mit der Endsehne des Ext. metac. radialis verwächst. Bei den Sphenisceidae entspringt er vom proximalen Drittel der aneinander liegenden Ränder des Radius und der Ulna, und ferner vom mittleren Drittel der Dorsal- oder Aussenfläche beider Armknochen. Die Endsehne liegt zuerst in einer schrägen Grube auf dem distalen Theile des Radius, kreuzt dann das Handgelenk und inserirt sich am Radial- rande des Metac. I. Bei zweien von drei Exemplaren von Aptenodytes longirostris fehlte der Muskel nach Watson. Innervation zusammen mit dem Extensor indieis proprius. Funktion. Dieser Muskel wirkt auf den Daumen wie die betret- fende Sehne des Ext. dig. comm., aber unabhängig vom Oberarm, sodass er sowohl als Hülfsmuskel desselben, als auch für sich zur Ausstreekung des äusseren Flügels dienen kann, ohne dass dabei eine Streckung des Ober- und Vorderarmes stattfindet, wie dieses bisweilen beim Vogel in der Ruhestellung beobachtet werden kann. (Prechtl.) Vergleiechung. Nach seiner Insertion entspricht dieser Muskel dem Abductor pollieis longus der Säuger besser als dem Extensor pollieis longus. Im Uebrigen sind beide Muskeln bekanntlich als Differenzirungen der zweiten oder tieferen Schieht der dorsalen oder Streckmuskulatur aufzufassen. _ u u a Vögel. 285 94. M. extensor indieis longus. L’extenseur externe du dot. Vieq d’Azyr 1773 p. 574. No. 3, Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers. Tiedemann S 278. Ef} Aeusserer oder hinterer Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers + Hülfsmuskel des äusseren Streckers. Heusinger p. 193. No. 35; p. 194 und p. 196. «No. 36. Eigener Strecker des zweiten Fingers. Meckel p. 344. Ne. .2. Extensor indieis proprius longus. Sehöpss p. 159. No, 38. Strecker des grossen Fingers. Prechtl $ 58. Extensor digiti indieis proprius (longus et brevis). Selenka p. 132. No. 62; Watson p. 97; Carlsson p. 24. Extensor indieis longus. De Man No. 27. Extenseur de la deuzieme phalange du doigt median.. Gervais et Alix p. 28, du deuasieme doigt. Alix p. 414. » » » „ „ Der besondere Strecker des zweiten Fingers besteht meistens aus zwei nur mit ihren Endsehnen vereinigten Muskeln. I. Der grössere, stets vorhandene Theil liegt dorsal in dem von Ulna und Radius eingeschlossenen Raume und entspringt fleischig gewöhnlich von den mittleren zwei Dritteln der dorsal- und ulnarwärts schauenden Fläche des Radius, kann aber auch Fasern von der gegenüber liegenden Fläche des proximalen Endes der Ulna erhalten. Der Muskel geht am letzten Drittel des Vorderarmes in eime Sehne über, welche über eine Rinne auf der oberen Fläche des distalen Endes der Ulna läuft; sie geht dann dorsalwärts über das Metae. II hin zur Radialseite des zweiten Fingers, ist durch Bänder an das Gelenk des ersten Gliedes niedergedrückt und inserirt sich an der Radialseite des Caput .phal. I und der Basis phal. II dig. I. Ist wie bei Lamelli- rostres, Grus, Numenius, Struthio ein drittes Fingerglied vorhan- den, so erstreckt sich die Sehne bis an die Basis desselben. Auf dem Metacarpal-Phalanx-Gelenke findet sich oft,ein Sesambein. — In der Carpalgegend wird die Sehne von der des Ext. dig. comm. bedeckt, späterhin aber wird sie zur oberflächliehsten und bedeekt ihrer- seits die Zeigefingersehne des erwähnten Muskels. Der Ursprung des Muskels dehnt sich auf nahezu die ganze Länge des Radius aus bei Corvus und Paradisea; bei den Raptores, Co- lumbae, Rasores, Grallae entspringt er ungefähr von der mittleren Hälfte, d. h. er lässt die Enden frei; er kommt nicht vom proximalen Drittel, geht dafür aber bis an das distale Ende bei Psittacus. Bei den Spheniscidae ist,er sehr schwach. U. Der zweite, kürzere Kopf entspringt vom Dorsalrande entweder des distalen Endes des Radius, vom Os carpi radiale oder von der Basis 286 B. Muskeln der Extremitäten. des Metac. II; seine Sehne verbindet sich in der Näbe des distalen Endes des Metacarpus mit der Endsehne des grösseren Theiles. Dieser Hülfsmuskel findet sieh nieht bei Corvus, Paradisea, Fuliea, Spheniscus. Bei Struthio erscheinen beide Theile zu einem verbunden zu sein. Der ganze Muskel entspringt nämlich nach Schöpss von den distalen zwei Dritteln der ulnaren Fläche des Radius, schlägt sich am Handgelenk nach aussen um, nimmt hier Muskelfasern auf zunächst von der äusseren Fläche der ‚Basis Metac. II, dann von dessen vorderem Rande und tief unten noch vom mittleren Drittel der äusseren Fläche. Er inserirt sich am Radialrande des zweiten Gliedes des Zeigefingers. "Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Dieser Muskel bewirkt Streekung der beiden Glieder der Zeigefinger. Die sechs ersten Schwungfedern werden so auseinander- gezogen, dass ihre Ausschnitte frei werden, oder so, dass überhaupt der äusserste Theil des Flügels gehörig entfaltet wird, was unabhängig von der Streckung der Mittelhand geschieht und zwar unter jedem beliebigen Winkel der Hand und des Armes, sodass die Ausbreitung der Schwinge durch diese Streekung auch bei halb eingezogenem Vorderarme erfolgt. Der kleine Hülfsmuskel kann die äussere Schwinge auch beim Sitzen des Vogels bei an den Leib gelegtem Flügel bewirken. (Prechtl.) Vergleiehung. Entspricht nur unvollkommen dem Ext. indieis proprius des Menschen, da der Muskel bei den Vögeln fast ausschliess. lich vom Radius anstatt von der Ulna entspringt. 95. M. interosseus dorsalis. L’interosseux anterieur. Vieq d’Azyr p. 577. Aeusserer Mittelhandmuskel. Tiedemann $ 283. (Interosseus externus.) . M: Heusinger p. 197. No. 39. Innerer Strecker und Abzieher des zweiten Fingers. Meckel p. 350. No. 6. Abzieher des Zeigefingers (Abductor phalangis secundae indieis). Schöpss p. 172. No. 46. Oberer Mittelhandmuskel (Vorleger der Lenkfeder). Pre.chtl $ 66. Interosseux anterieur ou abducteur du medius. Milne Edwards pl. 9, Geg&3. Interosseus. Selenka p. 137. No. 69. Interosseus II ulnaris. De Man No. 34. Interosseux dorsal. Gervais et Alix p. 30. L’adducteur dorsal du deuxieme doigt. Alix p. 419. Interosseus dorsalis. Watson p. 100; Carlsson p. 25. Beide Interossei entspringen von den einander zugekehrten Flächen der Metacarpalia II et II. Ihre Endsehnen liegen nahezn parallel anf Vörel. 287 der Dorsal- oder Aussenseite der Hand, die des Interosseus’ palmaris mehr nach dem Ulnar- oder Hinterrand zu, daher von Vieg d’Azyr Interosseux posterieur genannt. Am stärksten sind sie bei den Hühner-, Sumpf-, Schwimm- und Klettervögeln entwickelt, indem sie vom grössten Theile des Metacarpal-Zwischenraumes entspringen. Der Interosseus dorsalis liegt auf der dorsalen Fläche des Metacarpus, bedeckt von der Alaraponeurose. Er entspringt gewöhnlich von der proxi- malen Hälfte der Ränder des oben erwähnten Zwischenranmes mit etwas mehr Ausdehnung vom Metacarpale 111. Insertion. Die Endsehne verläuft zuerst am ulnaren Rande des Metacarpale II lang, kreuzt dann dorsalwärts das erste Fingergelenk und das erste Glied des zweiten Fingers, worauf sie sieh am radialen und oberen Rande der phal. II dig. II inserirt. Dies ist ein sehr gewöhnliches Verhalten, z. B. bei Raubvögeln, beiCorvus, Paradisea, Bucorvus, Columba, Otis, Fuliea ete. Bei Gallus setzt sich die Endsehne auch bis zur Spitze des End- gliedes fort, bei Struthio bis zum vorderen Rande der letzten (hier dritten) Phalanx. Bei den Spheniscidae zeigt dieser Muskel zwei individuelle Ver- schiedenheiten in seiner Ausbildung. Entweder entspringt er von der ganzen Länge des Metacarpus und inserirt an der Basis phal. IT, oder er ist auf eine muskellose Sehne redueirt, oder fehlt schliesslich ganz. Innervation durch einen Zweig des N. medianus. Funktion. Er streckt die Phalangen des zweiten Fingers und zieht letztere dabei etwas ulnarwärts. Durch Streckung der Endphalange wird die von letzterer getragene Lenkfeder vorgeschoben, sodass sie unter der nächsten Schwungfeder hervortritt. 96. M. abduetor indieis. D’addueteur de la premiere phalange. Cuvier. Strecker des ersten Fingergliedes.. Wiedemann p. 9. Strecker des ersten Gliedes des zweiten Fingers. Tiedemann. Heusinger p. 193. No. 34. Anzieher des zweiten Fingers. Meckel p. 350. No. 8. Anzieher des Zeigefingers (Adduetor phalangis primae indicis). Schöpss p. 170. No. 8. Niederzieher des grossen Fingers. Prechtl $ 61. Court extenseur du medius. Milne Edwards pl. 10, fig. 1. Vierter Interosseus. Selenka p. 137. No. 70. Interosseus IV. De Man No. 36. L’abduecteur du deuzxieme doigt. Gervais et Alix p. 29. LD’abducteur palmaire du deuxieme doigt. Alix p. 419. Abduetor digiti secundi. Watson p. 100. Abductor indieis. Carlsson p: 28. ») ” ” 2) ” » ) >88 B. Muskeln der Extremitäten. Dieser Muskel kommt fleischig von der Radialfläche des Metacar- pale II und zwar am gewöhnlichsten von dessen proximalem Drittel da- bei auf die Ventralseite übergreifend. Bei besonderer Entwicklung er- streckt sich der Ursprung auf die ersten drei Viertel (Tauben, Raub- vögel) oder wohl auch auf nahezu die ganze Länge jenes Knochens (Anser, Ibis, Psittacus), jedoch kann er, obgleich auf die proximale Hälfte beschränkt, doch recht stark sein z. B. bei Buecorvus und Po- dargus. | Bei den Spheniscidae ist er gewöhnlich schwach, häufig nur durch eine muskellose Sehne dargestellt. Von Struthio erwähnt Meckel, dass der Muskel zweiköpfig entspringt, nämlich von dem schwach ange- deuteten Vorsprunge an der Volarfläche des Metacarpale, und mit einem kleineren Kopfe etwas weiter abwärts vom vorigen. Insertion. Die kurze starke Sehne verläuft an der Innen-Vorder kante des Metacarpale II und inserirt sich am Innen-Vorderhöcker der Basis phal. I dig. I. Innervation durch einen Zweig des N. medianus. Funktion. Radialstreekung des zweiten Fingers. 97. M. flexor pollieis. Anzieher des Daumens (Adduetor pollieis). Wiedemann p. 94. Schöpss No. 43. Heusinger p. 191. No. 31. 1543 e r ee ; Pr Selenka p. 138. No. 74. Anzieher oder Einwärtszieher (Adductor pollicis). Tiedemann S 282. Öbne Namen. Meckel p. 349. No. 4. Einwärtszieher des Daumens (pt.). Prechtl $ 65. Les cowrts flechisseurs du powe. Alix p. 418. Flexor pollieis brevis. Carlsson p. 28. Gewöhnlich entspringt dieser kurze, aber fleischige Muskel von der Volarfläche des proximalen Theiles des Metacarp. I und ist dabei zwischen dem M. abductor pollieis und dem volaren basalen Knorren des Metac II gelegen. Er inserirt sich an dem volaren, hbasalen Vorsprunge des ersten Daumengliedes (Ibis, Parra, Bucorvus, Buteo). Häufig dehnt sich der Ursprung vom Metac. I auf den eben erwähnten Knorren des Meta- carp. Il aus (Hühner, Tauben), was dann zu einer Spaltung in zwei mehr oder weniger gesonderte Köpfe führen kann (Aquila). Auch die benachbarten Bänder und die sich um jenen Knorren herumwindende Sehne des Flexor dig. profundus kann als Ursprung benutzt werden (Papageien, Podargus). Bei Bucorvus war die distale Hälfte des überhaupt schwach entwickelten Muskels theilweise in den starken Vögel. 289 M. abductor pollicis aufgenommen. Bei Struthio entspringt er vom Metae. II und setzt sich an den vorderen, und nicht hinteren, volaren Vorsprung des ersten Daumengliedes. (Schöpss.) Innervation durch einen N. medio-ulnaris. Funktion und Vergleichung. Er wirkt unstreitig als Volar- zieher, zugleich aber auch etwas als Abductor vom Index, während er bei anderen Flexor und Adductor zu sein scheint. Wir vergleichen ihn dem Flexor pollieis brevis der Säugethiere. 98. M. abduetor pollieis. Innerer Daumenstrecker (Extensor pollicis internus). Wiede- mann p. 93; Schöpps No. 42. Langer Daumenstrecker. Tiedemann $ 274. ” a Prechtl S 68. Langer oder innerer Daumenstrecker. Heusinger p. 190. No. 28. (Extensor pollicis). Ohne Namen. Meckel p. 349. No. 3. Abductor pollieis brevis. Selenka p. 138. No. 75. Abduetor pollieis. De Man No. 37. L’abducteur direct de Vappendix. Court abdueteur palmaire, Alıx p- 418. Entspringt fleischig von der Ventralfläche der Sehne des M. extensor metacarpi radialis etwas proximal von dessen Insertion an dem hervor- stehenden Knorren des Metacarpale I. Der ziemlich rundliche Muskel windet sich an der Volarfläche jenes Knorrens vorbei und inserirt sich mit kurzer Sehne an dem radialen oder vorderen inneren Vorsprunge des Pollex oder etwas distal davon. (Struthio, Ibis, Parra, Bucorvus, Garrulus). Weiter, bis an die ersten zwei Drittel des Daumengliedes erstreckt sich die Insertion bei Podargus, noch weiter, bis zur Spitze, bei Gallus, Otis, Fulica, Anser. Häufig ist der Muskel doppelt, oder von einem ihm ähnlichen begleitet, der aber sehnig vom Knorren des Metacarpale I entspringt, dann fleischig wird, die Endsehne des ersteren mehr oder weniger scheidenartig umgiebt und sich dann zusammen mit ihm fleischig am Pollex inserirt. (Raubvögel, Hühner, Tauben, viele, aber nicht alle Sumpfvögel, Papageien). Innervation durch einen Zweig des N. medio-ulnaris, obgleich der Muskel, nach seinem Ursprunge zu urtheilen, eine Abspaltung des M. ex- tensor metacarpi radialis zu sein scheint. Funktion. Streckt den Pollex und zieht ihn radial und etwas ventralwärts, abdueirt ihn daher in Bezug auf den Index. Vergleichung. Der Muskel entspricht dem Abductor pollicis brevis der Säugethiere. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 19 290 B. Muskeln der Extremitäten, N 99. M. interosseus palmaris. L’interosseux posterieur, Vieq d’Azyr p. 577. Innerer Mittelhandmuskel. Tiedemann S 284. (Interosseus internus). Heusinger p. 197. No. 40, Aeusserer Strecker und Abzieher des zweiten Fingers. Meckel p. 350. No. 7. Beuger des Zeigefingers. Schöpps p. 173. No. 47. Unterer Mittelhandmuskel (Zurückzieher der Lenkfeder). Precht! SR Interosseux posterieur ou court flechisseur du medius. Milne- Edwards Pl. 9. Fig. 3. Interosseus. Selenka p. 157. No. 69. Interosseus I radialis. De Man No. 33. Interosseux palmaire. Gervais et Alix. L’adducteur du deuxieme dorgt. Alix p. 419. Interosseus palmarıs. Watson p. 101. Dieser doppelt gefiederte Muskel wird auf der Volarseite von den Sehnen des langen Fingerbeugers und von der Aponeurose des Flügels bedeckt, er liegt ferner dem M. interosseus dorsalis an und entspringt gleichfalls von den einander zugekehrten Flächen der Metacarpalia II und III, jedoch mehr von deren Volarflächen. Insertion. Die Sehne läuft anfangs auf der Dorsalfläche am Vorder- rande des Metacarpale III herab, dann am hinteren oder unteren Rand des ersten Gliedes des zweiten Fingers vorbei zum hinteren Vorsprunge der Basis phal. II (Bucorvus, Aquila, Columba, Otis, Struthio). Häufig erstreckt sich aber die Endsehne bis zum distalen Ende der hin- teren Kante der Endphalange, welche Stelle dann gewöhnlich durch eine kleine rauhe Erhöhung an der Ulnarseite nahe der Spitze des Fingers an- gedeutet ist. (Falco, Corvus, Psittacus, Gallus.) Einigen Spheniscidae (Pygosceles taeniatus und Spheniscus minor) fehlt der Muskel bisweilen individuell (Watson). Innervation durch einen Zweig des N. radialis. Funktion. Beugung der Phalangen des Index gegen einander und gegen den dritten Metacarpalknochen, mithin Abduction. Prechtl bemerkt, dass durch Rückwärtsbewegung der Endphalange die an derselben befestigte Lenkfeder zurück, und unter die nächste Schwungfeder geschoben wird. „Rücksichtlich der Vor- und Zurück- schiebung der Lenkfeder wirkt er antagonistisch zum vorigen, so wie zum Strecker des grossen Fingers (Ext. indieis longus), indem durch seine Gegenwirkung der Grad dieser Vor- und Zurückschiebung beliebig regulirt werden kann, woraus sich seine mehr sehnige Struktur erklärt.“ Vögel. 291 100. M. extensor pollieis brevis. ? D’extenseur de Vappendix. Vieq d’Azyr p. 576. No. 1. Kleiner Daumenstrecker. Merrem No. 9. Aeusserer Daumenstrecker (extensor pollieis externus). Wiedemann p. 98. „ 2) „ ” „ Schöpss No. 41. Kurzer Daumenstrecker (Extensor pollieis brevis). Tiedemann S 275. 2% e 5 n 4 Heusingerp.190. No. 29. r n. # s; H Selenka p. 138. NT Ohne Namen. Meckel p. 378. No. 1. ? Kurzer Daumenstrecker. Prechtl $ 64. Extensor pollieis. De Man No. 38. Court extenseur de Vappendiz. Alix p. 418. Ein kurzer Muskel, welcher vom distalen Rande des dorsalen Basal- knorrens des Metacarpale II fleischig entspringt, dann auf der Dorsal- oder Lateralfläche des Metacarpale I hinläuft und sich mit einer kurzen Sehne an der radialen und dorsalen Ecke der Basis phal. pollieis inserirt, zugleich aber auch am Lig. pollicare befestigt. Dies ist das gewöhnliche Verhalten des Muskels. Er fehlt wohl nur, wenn wie bei den Spheniscidae der Daumen selbst fehlt, doch ist bei den Oscines und im Allgemeinen bei den kleineren Vögeln sein Vor- handensein sehr schwer mit Sicherheit nachzuweisen, da er bei ihnen häufig rudimentär ist. So wird er bei den Corvidae von Schöps als nicht gefunden, von De Man als zweifelhaft angegeben. Recht dick und stark fand ich ihn bei Parra; auch wohl entwickelt bei Bucorvus und Podargus. Für Struthio giebt Schöpps an, dass zwei Muskeln von der äusseren Fläche des Daumens entspringen, die beide dicht neben einander verlaufen, und sich an das zweite Glied des Daumens setzen. Der vordere ent- springt höher, und zwar vom Metacarpale II, der hintere von der äusseren Fläche des Metacarpale I. Macalister erwähnt solche Muskeln nicht bei Struthio. Innervation. N. radialis. Funktion. Abduction des Pollex vom Metacarpale Il, verbunden mit geringer Dorsalstreckung. Der Muskel ist daher Entfalter der Alula (Daumenflügel), mithin Antagonist des M. adductor pollieis, hingegen nur theilweiser Antagonist des M. flexor pollieis. 101. M. adducetor pollieis. Le court flechisseur de Vappendixz. Vieq d’Azyr p. 977. No. 2. Kleiner Daumenanleger. - Merrem p. 158. 19° 299 B. Muskeln der Extremitäten. Daumenbeuger (Flexor pollieis.) Wiedemann p. 9. Schöpps No. 44. 2) ” B) »- 5; 2 Tiedemann $ 281. » i. Heusinger p. 191. No. 30. Kurzer Anzieher ar Daumens. Meckelp. nn No. 5. Einwärtszieher des Daumens (pt.) Prechtl$ 65. Flexor pollieis brevis. Selenka p. 138. No. 7: L’addueteur du pouce. . Alix p. 418. Dieser ziemlich entwickelte Muskel bildet ein langschenkliges Dreieck, - dessen schmale Basis fleischig ungefähr vom zweiten Neuntel bis Fünftel des Volar-radial-Randes des Metacarp. II. entspringt, und sich schräg an der gegenüberliegenden Fläche des Pollex, zugleich auch an den Schäften der ersten Daumenschwungfedern inserirt. Die Insertion beschränkt sich auf das distale Ende des Pollex, z. B. bei Ibis, Strix, oder sie erstreckt sich auf den grössten Theil der Länge des Pollex (Hühner und Tauben, Cormoran, Tantalus, Oedienemus), scheint dann auch auf das bis- weilen vorhandene zweite Glied überzugehen. Bei Struthio dagegen heftet sich die Endsehne an das proximale Ende der Basalphalanx. Innervation. N. radialis. Funktion und Verglieichung. Der Muskel zieht den Daumen an das Metacarpale II, faltet daher die Alula (Daumenflügel); er entspricht ziem- lich genau der schrägen Portion des M. adduetor pollieis der Säugethiere. 102. M. flexor digiti IL. Le court flechisseur du petit doigt. Vieq d’Azyr p. 577; Milne- Edwards Pl. X. Fig. 1. Anzieher des Fingers. Merrem p. 157. No. 7, Beuger des kleinen Fingers (Flexor digiti tertii),. Tiedemann S 280. R 4 ji n: 5 5; Heusinger p. 196. No. 38. „ > 4 2 5; E; Schöpss p. 175. No. 48. Abzieher des kleines Fingers. Meckel p. 351. No. 9. Beugemuskel des grossen Fingers. Prechtl $ 62. Adductor manus. Selenka p. 136. No. 68. en De Man p. 92 erwähnt. Flexor minimi digiti. Watson p. 99. L’adducteur du doigt interne. Gervais et Alix p. 29. L’adducteur du troisieme doigt. Alix p. 419. Dieser schwache Muskel entspringt im allgemeinen von der ulnar- wärts schauenden Fläche des Metacarpale III, und inserirt sich mit einer diinnen Sehne am hinteren scharfen Unspusee nahe der Basis phal. I dig. II. In Bezug auf die genauere Beschreibung dieses Muskels hefrschen in der reichhaltigen Litteratur manche mit einander unvereinbare Angaben, Vögel. 293 die wohl nur durch theilweise Verwechslung mit dem M. ulni-metacarp. dorsalis erklärt werden können. Häufig entspringt der Muskel mit zwei Köpfen, welche durch die Insertion des M. flexor metacarpi brevis von einander getrennt sind, sodass dder eine Kopf mehr vom dorsalen, der andere mehr vom ventralen Rande der proximalen Hälfte des Metacarpale III. entspringt. Beide Bäuche vereinigen sich dicht unterhalb der Insertion des Flexor metacarpi. Die Stärke dieser beiden Köpfe wechselt sehr, so ist z.B bei Gallus und Numida der mehr ventral gelegene stärker entwickelt. Das um- sekehrte findet sich bei Fulica und Parra. Bei Bucorvus kommt ein langer schmaler Kopf von der Ulnar-Ventralfläche des Metac. III, der andere bildet die Fortsetzung des Flexor metacarpi brevis; beide Köpfe vereinigen sich und der Rest des Muskels entspringt von den. distalen drei Vierteln des erwähnten Knochens. Dass der Flex. digiti Ill. Muskelzüge vom Ulni-metacarp. dorsalis erhält, demnach gewissermassen dessen Fortsetzung bildet, ist nicht un- gewöhnlich z. B. bei Raubvögeln; am innigsten ist diese Verbindung hei den Tauben. Bei den Eulen z.B. beiBubo und nach Schöpss bei Scops ist der ventrale Kopf sehr lang und entspringt nicht vom dritten, sondern vom zweiten Metacarpale. Bei Podargus ist dies nicht der Fall. Bei Trichoglossus war der Muskel auf die distale Hälfte der Mittelhand beschränkt, ähnlich bei Ibis. Einen Ursprung am äusseren Rande des unteren Gelenktheiles der Ulna, wie ihn Schöpss den Tagraubvögeln zuschreibt, kann nicht bestätigt werden. Bei den Corvidae ist der Muskel nur schwach entwickelt und, wenü überhaupt vorhanden, mehr auf den dorsal-ulnaren Rand beschränkt. Bei Strutbio kommt er in einfacher Ausbildung vom ganzen Ulnar- rande des Metacarpale III. Ausserdem erwähnt Schöpss dort einen schwachen Muskel, der als besonderer Strecker oder Anzieher des dritten Fingers zu betrachten ist: „Er entspringt sehnig an der inneren Fläche des Ligam. carpi volare und scheint auch vom Os carpi ulnare Sehnen- faseın zu bekommen. Er setzt sieh an den vorderen und inneren Ursprung des ersten Gliedes des kleinen (dritten) Fingers, den er nach innen und zugleich gegen den Zeigefinger zu ziehen, also zu strecken scheint.“ Dieser kleine Hülfsmuskel scheint bei den Spheniseidae und übrigen Carinaten durch eine Sehne repräsentirt zu sein, die sich vom Os carpi ulnare zum Hinterrande der Basis dig. IIl. erstreckt und dem Flexor digiti minimi unmittelbar anliegt. Sie wirkt nach Precht] zur Niederhaltung der Schwungfedern, mittelst der ihre Spulen umgebenden Sehnenhaut, während sie nach Tiedemann „die Stelle eines Bandes ver- tritt, welches die zu starke Extension des zweiten und dritten Fingers hindert.‘ ie 234 GC. Muskeln des Visceral-Skelets. Funktion. Ulnar-Beugung des dritten Fingers und da dieser mittelst eines breiten Bandes an das erste Glied des zweiten Fingers befestigt ist, so wird auch dieser Finger gebeugt oder vielmehr rückwärts gezogen, wodurch sich die ersten Schwungfedern unter einander schieben. Ferner wirkt dieser Muskel, dem Antagonisten des Ext. metacarpi radialis analog, zugleich als Antagonist des Ext. indieis longus, durch welche Gegen- wirkung bei der Streekung eigentlich nur seine Wirkung auf die Schwung- federn möglich wird. (Prechtl). 144. C. Muskeln des Visceral-Skelets. Duvernoy, G. L., M&moires sur quelques particularites des organs de la deglutition de- la classe des oiseaux et des reptiles: M&m. de la societt d’histoire naturelle de Stras- bourg. Tome II. Paris 1835 mit 5 Tafeln. Zungengerüst und Muskulatur sehr vieler Vögel darstellend. Kürzere Notizen in Comptes rendus de l’acad. des sciences. (Linstitut de France.) Tome II. 1836 p. 187—191. ‚ Gadow, H., On the suctorial apparatus of the Tenuirostres. Proceed. Zool. Soc. 1883 p. 62—69. Taf. XVI. Bau der Zunge nebst deren Muskeln, besonders von Nectarinia. Meliphaga, Prosthemadera, Zosterops, Trochilus, Gerthia. ‚ Giebel-Nitzsch, Die Zunge der Vögel und ihr Gerüst: Zeitschrift gesammt. Naturwiss. Bd. XI, (1858) p. 19—51. Taf. I—VIII, Schr reichhaltige Beschreibungen und Abbhil- dungen. . —____ Zur Anatomie der Papageien. Zeitschr. gesammt. Naturwiss. Bd. XIX (1862 Pag 8 p. 133—153, Taf. IIL—VII enthaltend Abbildungen der Zungen- und Kaumuskeln von Ara macao; Pionias leucocephalus; Cacatua sulphurea. 8, Herissant, M., Öbservations anatomiques sur les mouvements du bec des oiscaux: Histoire de l’acad. roy. des Sciences, annte 1748: Paris 1752; p. 345—386 „. pls. 15 - 23. Enthält sorgfältige Beschreibung und Abbildung des Kiefer-- und Gaumenmechanismus von Corvus, Pelecanus, Halieus, Anser, Anas. Buceros, Rhamphastus. . Huber, V. A., De lingua et osse hyoideo Piei viridis. Dissertat. inaugur. Stuttgardiae 1821. Vorzügliche Beschreibung erläutert durch zwei Tafeln, denen die Fig. 35, Taf. XNXIL entnommen ist. . Humboldt, Al. v., Beobachtungen aus der Zoologie und vergleichenden Anatomie, Fol. Tübingen 1806; Taf. 2 Fig. 2. Zungengerüst von Pelecanus alcatras, . Kaczander, J., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Kaumuskulatur: Mittheil. Em- bryolog. Institut. Wien. 1883, Heft 1. 2. Klein, Jac. Theod., Stemmata avium. 4° Lipsiae 1759; mit vielen sich auf alle Vogel- gruppen erstreckenden Abbildungen des Schädels, der Füsse und einzelner Zungen. . Kutorga, Stephan, De organis vocis et loquelae Psittaci erithaci. Dissert. inaug. Dor- pati Livonorum 1832. Sorgfältige, inhaltreiche Arbeit, nebst zwei schr rohen Tafeln. . Ludwig Ferdinand, Prinz von Bayern. Zur Anatomie der Zunge. Fol. München 1884, 108 S. mit 53 Tafeln. . Meckel, System der vergl. Anat. 4. Theil. Halle 1529; p. 395 —410. . Minot, Ch. S$., Studies on the tongue of Reptiles and Birds. Annivers. mem. Boston Society of nat. hist. 4°. 1880. 20 Seiten, 1 Tafel und 6 Holzschnitte. Die Struktur der Vegelzunge wird an Mimus polyglottus erläutert. . Parker, W. K., On the structure and development of the skull in the Ostrich tribe. Philos. Transact. 1866 p. 113—183, pls. 7—15. - On the structure and development of the skull of the common Fowl. Philos. “ Transact. 1869 p. 755—807, pls. $1—87. On the skull of the Acgithognathous Birds. Transact. Zoolog. Soc. 1878. Vol. X, p. 251—314, pls. 46—54. -—_ On the structure aud development of the Birds” Skull. Transact. Linn. Soc. IL. Ser. Vol. I, p. 99—154, pls. 20—27. — Vörel. 295 161. Schneider, A., Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Wirbelthiere. 4°. Berlin 1879. Der dritte Absehnitt enthält „Grundzüge einer Myologie der Wirbelthiere“. ; 162. Shufeldt, R.-W., Remarks upon the osteology of Phalacrocorax bicristatus: Science (Americ. Journal) Vol. II 1883 und verschiedene andre kleine Notizen über die Osteologie (des Cormorans in Vol. II—III, hauptsächlich den unpaarigen Knochen am Oeccipitale betreffend. Betreffend eine Vergleichung dieses Sehnenknochens vergleiche man Dollo, M.L., Cinquieme note sur les Dinosauriens de Bernissart: Bulletin du musee royal d’histoire naturelle de Belgique. Tome III, 1884 p. 129—135. 163. St. Hilaire, Geoffroy, Philosophie anatomique. Tome I. Paris 1818. De U'hyoide des oiseaux p. 148 ff.; Des pieces laryngiennes chez les oiseaux p. 246. Die 12 Tafeln enthalten unter anderen Abbildungen des Zungengerüstes von Ciconia, Anas, Garrulus, Scops. 164. Vetter, B., Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Kiemen- und Kiefern- muskulatur der Fische. Jenaische Zeitschr. Bd. VIII 1874, Taf. 14— 15; Bd. XIL, Taf. 12—14. — Ein Auszug dieser werthyollen Arbeit findet sich in Bronn’s Thierreich, Abth. Fische. 165. Waller, Rich., Description of the Woodpecker's tongue. Philos. Transact. 1716 p. 509. 166. Yarrell, W., On the structure of the beak and its muscles in Loxia curvirostra. Zoo- logical Journal Vol. IV. Als Muskeln des Visceral-Skelets werden häufig diejenigen Muskeln zusammengefasst, welche die Visceralbogen, d. h. bei den Vögeln die aus letzteren hervorgegangenen Kiefer und das Zungengerüst bewegen. Im Be- reiche des Kopfes gelegen, werden diese Muskeln hauptsächlich von Gehirn- nerven innervirt und zwar vom N. trigeminus, N. facialis, N. vago-acces- sorius und vom N. hypoglossus. Alle diese Muskeln bilden jedoch keine den Stammes- und Extremitäten-Muskeln scharf gegenüberstellbare Gruppe; ihr genetischer Zusammenhang mit derselben ist vielmehr noch deutlich erhalten. Nach den Untersuchungen von Vetter zerfallen die Muskeln des Kopfes und des Kiemenskelets der Fische in drei grosse Gruppen, von denen die beiden ersten wieder von der dritten zu scheiden sind. Erstens das System des grossen M. constrietor superficialis mit den daraus her- vorgegangenen Mm. interbranchiales, dem M. levator maxillae und dem M. trapezius der Fische. Zweitens das System der Mm. adduetores visceralium, die auf je einen Visceralbogen beschränkt sind. Beide Systeme werden versorgt durch den N. trigeminus, N. facialis, N. glosso- pbaryngeus und N. vagus. Drittens das System der ventralen Längs- muskulatur, gebildet durch die Mm. coraco-arcuales, die sich wieder in coraco-mandibularis, coraco-branchiales und coraco-hyoideus differenziren; diese Muskeln werden von den sogenannten ersten beiden Spinalnerven innervirt; dieselben entsprechen höchst wahrscheinlich dem N. hypo- glossus der höheren Wirbelthiere. Aus dem System des oberflächlichen Constrietors gingen nun, soweit wenigstens vorläufig abzusehen ist, durch die Reptilien bei den Vögeln der M. eueullaris, No. 64, nebst dem Constrietor colli hervor, zugleich aber auch der M. mylo-hyoideus, No. 105. Von dem zweiten System sind die Kaumuskeln ableitbar, aus dem dritten sämmtliche Muskeln des Zungengerüstes. Wir haben demnach bei den Vögeln drei grosse Gruppen zu unter- scheiden, die aus topographischen Gründen, wie folgt, angeordnet sind: 296 ©. Muskeln des Visceral-Skelets. . I. Muskeln, welche die oberflächliche Schicht der Seiten- Rumpf- museulatur im Bereiche des Kopfes ersetzen. Am Halse als Cucullaris nebst dem dazu gehörigen Constrietor colli und Sterno-eleido-mastoideus entwickelt, ist der vorderste zwischen den Unterkieferhälften gelegene aber noch vielfach mit dem Hinterkopfe und dem Sphincter colli verbun- dene Theil als M. mylo-hyoideus in den Dienst der Nahrungsaufnahme getreten; dies ist besonders deutlich, wenn der Muskel sich theilweise auch am Zungengerüst, dem er dicht anfliegt, befestigt, woraus schliess- lich ein M. stylo-hyoideus hervorgeht. Die Zugehörigkeit des Mylo-hyoideus zum Cueullaris zeigt sich in den betreffenden Nerven. Nach Gaskell’s neuesten Untersuchungen gehören der Facialis und Trigeminus in dieselbe Kategorie wie der N. ac- cessorius (das XI. Hirnnervenpaar), der letztere kommt aus dem Seiten- born der grauen Substanz. Dass der Cucullaris und Cleidomastoideus und Trapezius der Säugethiere und Vögel nicht nur vom Accessorius son- dem auch von ventralen Aesten cervicaler Nerven versorgt wird, deutet wohl darauf hin, dass die sogenannten Rami ventrales der cervicalen Spinalnerven ausser den aus den Vorderhörnern stammenden Elementen auch dem Accessorius homodyname Fasern enthalten, oder auch dass diese Muskeln gemischte Gebilde sind. Il. Muskeln des Zungengerüstes. Sie können definirt werden als Muskeln, welche ursprünglich, und zum grossen Theile noch, von einem Visceralbogen zu einem anderen gehen. Diese Anordnung ist aber durch das Zusammendrängen, Kleinerwerden und Verschwinden der hinteren Zungenbeinhörner und der medialen Verbindungsstücke vielfach undeut- lich geworden. Alle diese Muskeln gehören dem Gebiete des N. hypoglossus, des sogenannten XII. Hirnnervenpaares an. Die Wurzelelemente desselben stammen aus den ventralen oder vorderen Hörnern der grauen Substanz des Rückenmarkes resp. der Medutla oblongata. Dass manche der hierher gehörigen Muskeln wie der M. sterno- s. eleido-hyoideus im Bereiche des Halses auch noch von ventralen Aesten der Cervicalnerven versorgt werden, deutet ein dem ursprünglichen nahe stehendes Verhalten an. Es sind hier auch die grossen Veränderungen in Betracht zu ziehen, welche durch die Verlängerung und grosse Beweglichkeit des Halses der Vögel hervorgebracht sein müssen. Es ist klar, dass Muskeln, die bei den kurz- halsigen Reptilien und in noch höherem Grade bei den Amphibien eine direkte Verbindung von Zungengerüst und Kiefer mit der Brust herstellten, durch die Verlängerung des Halses in eine obere und eine untere Portion zerfallen konnten. So werden denn aus einem M. sterno-cleido-mandibu- laris ein sterno-cleido-hyoideus, ein hyo-mandibularis s. genio-hyoideus, genio-glossus u. s. w. Während ferner die Reptilien noch keine Tracheal- muskeln besitzen, sind solche aus-den Brust-Zungenbein-Muskeln ableitbar, wie später bei Besprechung der Respirations- und Stimmorgane gezeigt werden soll. Vögel. 297 IH. Kaumuskeln. Muskeln, die ursprünglich auf den ersten Visceral- bogen, den Kiefer-Gaumen-Apparat beschränkt waren. Ihre theilweise Befestigung (Ursprung) am Hinterkopf ist wohl erst nachträglich erworben. Sie werden vom dritten Äste des N. trigeminus und vom Faeialis innervirt. Die Entwicklung der Kaumuskulatur ist von Kaczander embryologisch beim Hühnchen studirt worden. Er kommt zu dem Schluss, dass sich entwieklungsgeschichtlich zwischen Kau- und Augenmuskeln beim Hühner- embryo ebensowenig eine verwandtschaftliche Beziehung, oder gemeinsame Anlage feststellen lässt, wie für deren Nerven eine solche eonstatirt werden konnte. Die Augenmuskeln werden deshalb bei den Sinnesorganen be- schrieben werden.*) *) W. H, Gaskell’s Untersuchungen (The structure, distribution and function of the nerves which innervate the visceral and vascular system. 'The Journal of Physiology, Vol. VII 1886) haben ein neues Licht auf die Muskulatur geworfen. Mit Rücksicht auf die embryo- logischen Ergebnisse Goette's, Balfour's, van Wijhes, Kaczanders und Schneider's Beiträge (Litteratur No. 161) scheint folgende Eintheilung der Muskeln angedeutet. I. Somatische Muskeln — Rücken + Seitenrumpfmuskeln der Autoren; parietale Muskeln, Stamm- und Leibesmuskeln Schneiders. Sie sind hervorgegangen aus den Somiten, Myotomen, Urwirbeln, und werden innervirt durch das III., IV., VI. und XII. Hirnnervenpaar und durch diejenigen Spinalnerventheile, welche wie die 4 erwähnten Hirnnerven ihre Elemente aus den vorderen (nicht gangliösen) Hörnern der grauen Substanz des Rückenmarkes und der entsprechenden Fortsetzung im Gehirne erhalten. Hierher gehören: A. Die Augenmuskeln. B. a. die dorso-laterale Rumpfmuskulatur, d. h. Muskeln des Rückens, der Körperwände und wahrscheinlich der Extremitäten. b. Das System der ventralen Längsmuskulatur, bestehend aus dem M. reetus abdominis und den Muskeln des Zungenapparates. I. Splanchnische Muskeln, d. h. wahre viscerale und enterische Muskeln. Hervorgegangen aus den Seitenplatten Goettes, van Wijhes: somatic and splanchnic layer (Somatopleura und Splanchnopleura) of the (transversely) undivided ventral portion of the mesoblast, Balfour. Innervirt durch diejenigen Muskelelemente, welche aus den Seitenhörnern entspringen (non ganglionated splanchnie roots Gaskell); also im Kopfe das V., VII. und XI. Hirnnervenpaar. Hierher gehören: A. Alle Kaumuskeln nebst den Ohrmuskeln. B. Das System des M. cucullaris (Sterno-cleido-mastoideus, Trapezius, Oonstrietor colli, Platysma, Mylohyoideus). Einige dieser Muskeln haben sich wahrscheinlich brust- wärts und ventralwärts ausgedehnt, sind dadurch nach aussen von den somatischen Muskeln gelangt und haben ein dem ursprünglichen fremdes Verhalten erworben. C. Das System des M. transversus abdominis nebst dem Diaphragma. Dies ist aber ein noch sehr zweifelhafter Punct. D. Auch die Herzmuskeln und die Muskeln der Darmwände werden der zweiten Haupt- gruppe beizuzählen sein, und zwar als Derivate der Splanchnopleura. Wir können sie den Producten der Somatopleura, nämlich den Muskeln IT A, B und © als enterische gegenüberstellen. Ihre Nerven stammen wahrscheinlich aus der Ölarke- schen Säule (ganglionated splanchnic lateral roots, Gaskell). Ist diese Eintheilung richtig, so folgt daraus, dass „Muskeln des Visceralskelets“, wie die Zungenmuskeln nicht nothwendig viscerale Muskeln der Gruppe II A, B, zu sein brauchen, Eine ganz selbständige Stellung nehmen die glatten Hautmuskeln ein, 298 C. Muskeln des Visceral-Skelets. Das Verständniss der einzelnen mit der Zunge in Verbindung stehen- den Muskeln erheischt eine vorhergehende Beschreibung des Stützappa- rates, nämlich: Das Zungenbein (Taf. XXX. und XXXL) Das knöcherne und knorpelige Zungengerüst der Vögel hat, verglichen mit dem der Eidechsen und Schildkröten, eine bedeutende Vereinfachung erfahren; es zeigt sich hierin jedoch eine höhere Differenzirung. Das ganze Gerüst besteht jetzt bei den Vögeln aus folgenden Stücken. I. Ein unpaares Mittelstück, entsprechend einer Copula des Visceralskelets. Es ist der Zungenbeinkörper oder die Copula Gegen- baur, Körper oder Basis Gurlt; Mittelstück oder eigentlicher Körper, Tiedemann; Basihyal Geoffroy, Owen, Parker, Flower w.A. Nahe seinem hinteren Ende sind die langen Zungenbeinhörner einge- lenkt; die Facetten befinden sich auf seitlichen Fortsätzen, die besonders stark hervortreten, wenn der Körper wie bei Enten, Raubvögeln, Papa- geien und Eisvögeln sehr stark und breit is. Lang und schmal ist das Basihyal bei den Wadvögeln, fadenartig lang bei den Spechten, kurz, aber sehr breit bei Platalea. II. Am hinteren Ende des Basihyal folgt ein ebenfalls stets unpaares Stück, welches einer zweiten Copula entspringt, aber nicht mehr als Träger seitlicher Elemente fungirt. Es ist der Kiel oder Stiel, Nitzsch, Gegenbaur; Queue, come moyen Cuvier; Urohyal Geoffroy, Owen, Parker; Basibranchial Parker’s spätere Bezeichnung ist nur scheinbar genetisch richtiger, da ursprünglich jede Copula zwei Visceral- bogen angehört, indem die Basalenden der Bogen an der Verbindungs- stelle je zweier Copulae artieuliren. Es wurde von Cuvier fälschlich als Analogon eines nun verschmolzenen Hörnerpaares, welches den hinteren oder Thyreoidhörnern entspräche, angesehen. Es ist ventral dem Thy- veoidknorpel des Larynx aufgelagert und an demselben dureh Bindegewebe, oder durch Muskeln befestigt. Ursprünglich ein selbständiger Knorpel, verwächst es doch häufig schon beim Embryo mit dem Basihyoid und bleibt verhältnissmässig selten beweglich wie bei Tinamus; das Ende bleibt gewöhnlich knorpelig. Es fehlt sehr selten z. B. bei Rhea, Carbo, Sula, Picus; bei Pelecanus erispus finde ich es deutlich ent- wickelt, dasselbe wird von Humboldt bei P. aleatras angegeben. II. Os entoglossum. Am vorderen Ende des Basihyal befindet sich ein nie fehlendes, ursprünglich paariges, häufig jedoch nun unpaares Stück, welches an dem rudimentär gewordenen ersten Paare der Kiemen- bogen, dem Hyoidbogen hervorgegangen ist: Os entoglossum oder Kern Nitzsch, Gegenbaur; Os linguale Gurlt; GlossohyalGeoffroy, Owen; Cerato-hyal Parker; vorderes Stick des Zungenbeins Tiedemann. Seine Doppelnatur bewahrt es bei Papageien, Geiern, Kolibris und anderen zeitlebens, oder deutet diese noch häufiger dureh ein mittleres Loch an. Vögel. 299 Dieses Stück entspricht den vorderen, wmeistens ziemlich grossen Zungenbeinhörnern der Säugethiere, ist aber bei den Vögeln wie bei den Schildkröten stark verkümmert. IV. Zungenbeinhörner. An der Seite des hinteren Theiles des Basihyal eingelenkt, erstreckt sich rückwärts auf den Hinterkopf jeder- seits ein Zungenbeinhorn. ‚Jedes besteht meistens aus zwei Stücken: 1) einem basalen oder vorderen Glied des Zungenbeinhorns Gegenbaur; Apohyal Geoffroy, Cerato-branchial oder proximal thyrohyal Parker; 2) einem oberen, End- oder hinteren Glied Gegenbaur; Ceratohyal Geoffroy; Epibranchial oder distal thyrohyal Parker. Zwischen beiden Theilen findet sich manchmal wie bei den Möven und Sturmvögeln, bei der Trappe und beim Auerhahn noch ein drittes knorpelig bleibendes Stück. Beide Hörner ‚entsprechen dem zweiten Paare der Kiemenbogen und sind bei den Reptilien und Vögeln am stärksten entwickelt, während sie bei den Säugethieren das oft schwächere hintere Paar bilden (thyrohyal Flower; cornu majus der menschlichen Ana- tomie).*) Giebel hat die Aufzeichnungen von Nitzsch die sich auf 255 ver- schiedene Arten erstrecken, zusammengestellt und durch 101 Holzschnitte nebst sorgfältigem Text erläutert. Er bemerkt, ‚dass die Form und Grösse der einzelnen das Zungengerüst bildenden Theile, ihre theilweise Ver- knorpelung, sowie ihre Verbindung mit einander die mannigfachsten Unterschiede gewährt, welche sich nicht selten bis auf die einzelnen Arten hinab verfolgen lassen und für die Umgrenzung der Familien und Gat- tungen sehr wichtige, von den Ornithologen bisher noch garnicht be- *) Die sich auf das vordere Paar der Zungenbeinhörner der Säugethiere beziehenden Namen der hier zu dreien vorhandenen Abschnitte Gerato-, epi- und stylo-hyal sind daher streng genommen nicht auf die Vogelzungenbeinhörner anwendbar. Aus dem ersten Visceralbogen wird der Unterkiefer. Aus dem zweiten (Hyoid)-Bogen wird bei: Amphibien: Reptilien: Vögeln: Säugethiere: Der Hauptbogen des Ein oft ganz ver- Os entoglossum. Das vordere Horn = Zungengerüsts. kümmertes vorderstes Cerato + epi + stylo- Horn. hyal. Aus den dritten (ersten Kiemenhogen) wird: Ein grosses, zweites Das einzige wohl Das hintere Horn Horn, entwickelte Horn. (Thyrohyal). Aus dem vierten (zweiten Kiemenhogen). Ein ‚oft grosses, drittes Nicht mehr entwickelt. Horn. Aus der Öopula zwischen dem zweiten und dritten Bogen wird bei den Vögeln das Basihyal oder der Zungenbeinkörper ; Aus der Copula zwischen dem dritten und vierten Bogen wird bei den Vögeln das Uro- hyal oder der Stiel. während bei den Reptilien und wohl auch bei den Säugethieren beide Copulae zusammen das Basihyal oder den Körper bilden. 300 C. Muskeln des Visceral-Skelets. achtete Anhalte gewähren.“ Dies gilt auch noch heutigen Tages. Es möge daher gestattet sein, Giebels in systematischer Reihenfolge ge- ordnete Ergebnisse hier mit geringer Verkürzung wiederzugeben. l. Passeres. Gerüst allgemein zart und schlank, mit pfeilförmigen aus zwei beweglichen Hälften gebildetem Kern, der in der Mittellinie meist durchbrochen ist. Körper lang und schmal mit plattem Stiel und mit fadenförmigen Hörnern. Turdus. Die beiden nirgends knorpeligen Hälften des pfeilförmigen Kernes sind ganz beweglich gegen einander und in der hinteren breiten Hälfte oval durchbrochen, der Körper an der Einlenkung der Hörner schwach erweitert, mit festem Stiel und die Hörner laufen an der Spitze in einen feinen Knorpelfaden aus. Lusciola tithys, rubecula, suecica haben einen ganz platten lamellenartigen harten Stiel, den Kern nur breiter als die Drosseln und keinen abgesetzten Hornfaden am Ende der Hörner. Sylvia. Der knöcherne unbewegliche Stiel erweitert sich mit mem- branöser Berandung spatelförmig und die Kernhälften sind in der Mittel- linie auf eine lange Strecke durchbrochen. Sehr ähnlich sind Accentor, Anthus und Motacilla. Bei den breitzungigen Schwalben ver- kürzt sich entsprechend der Kern und seine breiten vorn stumpfen Hälften klaffen in der vorderen Hälfte auseinander. H. rustica ist von H. urbica leicht durch die Form des Kerns zu unterscheiden. Musecicapaluetuosa stimmt mit Sylvia überein, aber der Kern ist nicht perforirt. Lanius wie Sylvia und mit feinen Knorpelfaden. Tiehodroma. Die lange Zunge besitzt einen doppelten Kern, mit länglichem Loch; die Hörner sind verhältnissmässig kurz. Certhia und Parus, Kern kürzer, das Loch fehlt. Panurus biarmicus weicht, wie überhaupt, von den Meisen ab und zeichnet sich durch die Breite des Kerns und ein bewegliches Gelenk in der Mitte des Körpers aus, auch die plötzlich hervortretenden Hinter- spitzen des Kerns sind characteristisch. Sittaeuropaea. Form des Kernes ähnlich dem von Panurus wegen der eingebogenen Hinterspitzen, es fehlt aber das Gelenk im Körper; sonst ähnlich Tichodroma. Conirostres folgen dem Typus der Meisen. Auch ihr Kern besteht aus zwei getrennten Hälften, knöchern und ohne Foramen; der Körper ist auffallend schmal und gestreckt mit unbeweglichem Stiel und die Hörner sind sonderbar flach. Bei Coccothraustes schlagen sich die Hörner nach oben um und treten dort zusammen. Bei Loxia trennen sich beide Kernstücke völlig und sind wie der Körper hoch und schmal. Alauda ceristata. Die vorn ganz stumpfen Kernhälften treten dort zusammen und weichen hinterwärts langspitzig auseinander. Vögel. 301 Cassicus schliesst sich den Fringillinen an, hat schmale dünne, ganz knöcherne, spitze von hinten vereinigte Kernhälften, einen schmalen dünnen langen Körper mit plattem unbeweglichem Stiel und schmale Hörner. Sturnus unterscheidet sich nur durch Grössenverhältniss von Cassieus. Corvinae weichen in allen Stücken von den übrigen Singvögeln ab. Der Zungenkern ist ziemlich breit und besteht aus knöchernen in der Mittellinie theilweise durchbrochenen Hälften, die aber stets vorn durch Knorpel vereinigt sind. Ihr Zungenbeinkörper ist sehr breit und kurz und der unbeweglich damit verbundene breite und lange Stiel ganz knorpelig, während er bei den vorigen ganz knöchern ist. Die langen Hörner enden nicht selten in einen Knorpelfaden. Caryocatactes weicht von Corvus, Pica und Garrulus durch das nahezu runde Foramen und durch breitere kürzere Zungenkernhälften ab. Menura gleicht entschieden den Singvögeln. Der Kern besteht nämlich aus zwei langen spitzigen völlig verknöcherten Hälften, welche in der grösseren Strecke ganz von einander getrennt sind. Der Körper ist ziemlich breit und sein unbeweglicher, ebenfalls breiter Theil erweitert sich spatelförmig. Die Hörner sind verhältnissmässig kurz. II. Clamatores. Caprimulgus mit weichem knorpeligem, bloss durch eine Längsfurche getrenntem Kern; der ziemlich breite Körper läuft knöchern in den unbeweglichen Stiel aus. Die Hörner sind trotz der kleinen Zunge ungemeim lang und dünn und enden als feine Knorpel- fäden. Cypselus apus. Nur der vordere Stiel des Kernes ist knor- pelig, die linken knöchern und durchbrochen, Körper und Stiel breit, Hörner kurz und dick. Upupa ebenso, aber der Stiel ist etwas dieker und breiter. Buceros erinnert durch den völlig knorpeligen, hier sehr breiten Kern am Caprimulgus, sein Körper ist kurz mit unbeweglichem knöchernen Stiel, Hörner kurz und dick. Aleedo ispida. Sehr eigenthümlich. Der knöcherne platte Kern ist herzförmig und völlig ungetheilt, ohne Loch und ohne Knorpel. Der Zungenbeinkörper beginnt stielartig schmal und erweitert sich sogleich zu einer enorm breiten dünnen Knochenlamelle, an welcher hinten ein schlanker Knorpelstiel sitzt. Die Hörner sind sehr dünn, ihr zweites Glied nur halb so lang wie das erste. Coracias’garrula. Der Zungenkern ist nur knorpelig, die Hälften mit Ausnahme einer mittleren kleinen Furche mit einander verwachsen, nach vorn zugespitzt, nach hinten jederseits in einen etwas einwärts ge- richteten Fortsatz endend. Körper breit und knöchern, nach hinten im den knorpligen Stiel übergehend. Hörner wie bei Alcedo. Prionites momota wie Buceros, aber die seitlichen, hintern Pfeil- spitzen verknöchern, während der übrige Kern knorpelig bleibt. 302 0. Muskeln des Visceral- Skelets. Colius eapensis. Der breite, stumpfspitzige, .dreieckige Kern verknöchert ganz, hat aber ein Loch; der Stiel und die Enden der feinen Hörner sind knorpelig. Cueulus. Der Kern ist im grössern vordern Theil knorpelig, im hinteren Knochen nur perforirt; der Stiel ist beweglich, gleichfalls am knöchernen Körper eingelenkt; die Hörner gehen fadenförmig hoch am Schädel hinauf. Monasa fusca ähnelt den letztern, hat aber kein Loch im Kern. III. Piei. Die Hörner der merkwürdigen Spechtzunge gehen hinten um den Schädel hinauf, biegen sich hier auf eine Seite desselben dicht neben der Mittellinie und enden auf einem Nasenloch oder in einer besonderen Grube des Schnabels. Bei. Pieus viridis (Abgebildet von Huber, rechts und links sind aber beim Druck vertauscht), gehen beide Hörner in der Nähe der Schnabelwurzel angelangt in einer sie lose umgebenden Scheide vorwärts über das linke Nasenloch. Sie liegen also unsymmetrisch. Bisweilen gehen sie zur rechten Seite wie unter Anderen Blumen- bach angiebt. Nitzsch fand dies bei einem Picus martius und P. canus und hält es bei Yunx für die Regel. Am Halse sind die ungefähr 6 Zoll langen Hörner tief herabgezogen, sodass, wie Giebel angiebt, die Zunge nur durch Anziehen dieser Biegung sich bewegt, ohne dass die Hörner in ihrer Lage auf dem Schädel sehr verrückt werden. Zieht man dem lebenden Vogel die Zunge 4 Zoll weit aus dem Schnabel, riieken die Hörnerspitzen auf dem Schädel zurück, doch nur wenig bis hinter die Augenhöhlen. Bis zur Nase reichen die Hörner auch bei den Trochilinae nicht aber bei den Nectarinien und Meliphaginen. IV. Psittaci. Wie die Zunge kurz und dick ist, so ist auch der Kern sehr kurz und breit, vorn beide Hälften meist durch einen tief zurück- reichenden Ausschnitt getrennt oder auch ein Loch umschliessend. Der Körper erweitert sich sehr und zieht seine seitlichen Vorderecken oft spitzig aus. Der lange Stiel endet meist knorpelig. An den dicken Hörnern verkürzt sich das zweite Glied bei starker Erweiterung und endet knorpelig. V. Raptores. >ehr übereinstimmend, theilweise den Raben ähn- lich. Der pfeilförmige Kern besteht aus einem Stück, welches vorn knorpelig ist und in der Mitte ein Loch enthält. Der breite starke Zungenkörper erweitert sich an der Einlenkung der Hörner stumpfeckig und zieht sich in einen langen unbeweglichen Stiel aus, der am Ende oft knorpelig ist. Die Hörner sind stark und wenig gebogen. — Bei Vultur fulvus spaltet sich der Kern in zwei breite Blätter, deren Spalt der Zungenrinne entspricht. Bei Cathartes papa besteht der Kern aus zwei knöchernen Platten, die willkürlich gegen einander bewegt werden können und der Körper steckt grösstentheils in der Zunge selbst, statt hinter derselben. Vögel. 805 VI. Striges. Der vordere Knorpeltheil des Kernes ist tief zweispitzig; das Loch liegt im einfachen Knochentheil. Bei Strix flammea ist auch ein knorpeliges Mittelstück vorhanden und der Stiel ganz knorpelig. Strix passerina weicht durch kurze, auch vorn vereinigte Kern- hälften ab. VII. Columbae. Zeichnen sich durch einen schmal gestreckt pfeil- förmigen, gänzlich knorpeligen und aus einem Stück bestehenden Kern aus; nicht minder duch den stets ganz beweglich am Körper eingelenkten Stiel, der bei einigen (Goura coronata) hinten knorpelig, bei anderen (Caloenas nicobarica) hinten knöchern ist. Körper und Hörer sind klein. VIII. Rasores. Der Kern bildet ein einfaches, vorn knorpeliges, hinten knöchernes Stück mit lang ausgezogenen Pfeilecken; meistens ohne Loch; ausser bei Pavo, Tetrao und Crax. Der Körper ist schmal und gestreckt; der dünne bewegliche Stiel meist knorpelig. Bei Phasianus colchicus haben die Hömer ein knorpeliges Mittelstück und wo sie ein- lenken, ist auch der Körper knorpelig. IX. Grallae. Otis mit einfachem pfeilföürmigem Knorpelkern wie die Tauben, zugleich einem beweglichen, knöchernen Stiel. Ardea. Kern sehr lang, schmal, einfach, knorpelig, hinten mit feinem Schlitz, Hörner mit knorpeligem End- und Mittelstück. Ciconia. Hörner lang, ohne Knorpel. Kern und Körper der Zunge entsprechend sehr verkürzt und breit; undurchbohrt, Stiel sehr klein. Bei Platalea ist der Stiel zwar vorhanden, aber auf Taf. XXX, Fig. 21 nicht gezeichnet. Glareola und Dedienemus stimmen sehr überein, denn bei beiden ist der Kern pfeilförmig, in seiner hinteren Hälfte knöchern und durch- bohrt, in der vorderen knorpelig und vereinigt. Scolopax, Tringa und Numenius schliesst sich ihnen an, nur ist der Kern viel gestreckter. Vanellus, Charadrius und Himantopus haben einen perforirten einfachen zugespitzten und ganz knorpeligen Kern. Grus. Kern knorpelig, mit grossem Loch. Zungenkörper ungemein lang und schmal, mit schmalem unbeweglichem Knorpelstiel. Rallus, Fulieca, Podoa mit lang pfeilföürmigem, ganz korpeligem Kern; bei den beiden letzten mit Loch, bei ersterem hinten mit Furche. Stiel klein und knöchern. X. Laridae, Uria, Colymbus und Eudytes haben alle viel gemeinsames. Der Kern ist lang pfeilförmig, in seiner vorderen Hälfte knorpelig, in der hinteren knöchern und enthält, ausser bei Colymbus ein Loch. Das Ende des kleinen Stiels ist knorpelig. Fast ganz mit Larus stimmt Mergus überein, der einzige Unterschied scheint der den Möven und auch einzelnen Uria zukommende Knorpeltheil zu sein, der die beiden Glieder jedes Hornes verbindet. Lestris weicht durch den nicht ein- fachen, sondern getheilten Kern von den übrigen Möven ab. 304 ©. Muskeln des Visceral-Skelets. XI. Carbo, Sula und Pelecanus. Entsprechend der sehr rück- gebildeten Zunge ist der Kern auf einen kleinen einfachen Knorpel be- schränkt, der bei Sula sogar seine Selbständigkeit verloren hat, da er in den ebenfalls kleinen Körper übergeht. Ein Stiel fehlt völlig; die Wurzeln der Zungenbeinhörner, deren jedes aus einem langen vorderen, knöchernen und einem sehr kurzen hinteren knorpeligen Theile besteht, stossen daher am Hinterende des Körpers zusammen. Procellaria gigantea lässt sich unschwer von den Steganopoden ableiten, nur ist der ganz knorpelige Kern viel grösser. Durch das Vor- handensein eines grösstentheils knorpeligen Stiels und eines ebensolchen Mittelstücks in den Hörnern ist eine grosse Aehnlichkeit mit den Möven ausgedrückt. XI. Lamellirostres. Enten, Gänse und Schwäne bilden einen Typus für sich. Der breite, häufig mit einem kleinen Loch versehene knöcherne Zungenkern endet nach vorn in einen oft ebenso langen aber schmaleren Knorpel. Ein beweglicher, am Ende weicher Stiel ist stets vorhanden. Bisweilen, wie bei Somateria ist ein deutliches, theilweise verknöchertes Mittelstück in jedem Horn vorhanden. — Von diesem Typus - lässt sich das Zungengerüst von Mergus leicht ableiten, indem nur der ganze Kern verschmälert zu denken ist. XII. Ratitae. Der Zungenkern wird durch zwei kurze dreieckige, pfeilfürmig verbundene Knorpel gebildet, die schon beim Embryo mit ein- ander verschmelzen, bei Strutbio sind sie am kleinsten. Der Zungen- körper ist kurz und geht in einen nur bei Rhea fehlenden kurzen Stiel über. Die Hörner bestehen aus je zwei Stücken und sind ebenfalls kurz. 103. I, @ruppe des M. mylo-hyoideus. (Taf. XXXII und Holzschnitte.) 103 A. M. Mylo- hyoideus anterior. M. genio-hyoidien. Vieq d’Azyr 1773 p. 585. No.1. Mylo-hyoidien. Cuvier. Duvernoy p. 5. No.l. Me 4 Gervais et Alix p. 19. | Mylo-hyoideus transversus. Tiedemann S %. No. 1. 5 4 5 Nitzsch p. 134. No. 2. Mylo-hyoideus obliquus. Kutorga p. 20. Rhomboideus juguli. Wiedemann p. 70. Querer Unterkiefermuskel oder vorderer, oberflächlicher Kiefer- Zungenbeinmuskel. Meckel p. 409. No. 2. Muylo-glossus s. transversus mandibulae. Gurlt p. 14. Mylo-hyoideus. Schneider p. 145; Gadow. ss r Watson p. 136. Dieser Muskel erscheint nach Abtragung der Haut zwischen den beiden Unterkieferästen. Er entspringt von der Innenfläche, oder auch Vöeel. 305 vom Rande des Unterkiefers mit ganz quer gerichteten Fasern, die sich in der Mittellinie mit denen der anderen Seite unter Bildung eines longi- tudinalen Sehnenstreifens vereinigen. Gewöhnlich hat der Muskel keine direkte Verbindung mit dem Zungenbein. Bei starker Entwicklung füllt er den grössten Theil des Raumes zwischen den beiden Unterkiefern aus von der Symphyse an gerechnet z. B. bei den Ratiten, Raubvögeln, Penguinen. Bei Rhea geht sein mittlerer hinterer Theil Verbindungen mit der oberflächlichen Lage des M. serpi-hyoideus ein. Bei der Gans zerfällt er durch eine apo- neurotische Masse in einen kleineren Theil, der auf den Winkel nahe der Symphyse beschränkt ist und einen grösseren, der ungefähr in der Gegend der Gaumenbeine liegt. — Bei Nectarinia splendida ist der Muskel auf die hinteren zwei Drittel der Unterkiefer beschränkt. An seinem hin- teren Rand bildet er eine Falte und inserirt sich an der weichen, quer gerunzelten Scheide, die den Basaltheil der eigentlichen Zunge umgiebt. Bei Prosthemadera entspringt er vom dorsalen Rande des Kiefers und hat keine Verbindung mit der Zunge, ist vielmehr von ihr durch Fett getrennt, während er mit dem dreieckigen M. serpihyoideus zusammen- hängt; letzterer hingegen ist ebenfalls von der Zunge getrennt. — Bei den Papageien sind zwei Theile vorhanden; der vordere (Taf. XXXII, Fig. 30 a) geht ohne Zwischensehne in den der anderen Seite über; der hintere (Fig. 30 a!, aber schlecht gezeichnet) geht schräg einwärts zur Wurzel des Os urohyal. Innervation. Durch einen Zweig des dritten Astes des N. trigeminus. Funktion. Durch Contraction des M. mylo + serpihyoideus wer- den Zunge und Larynx gegen den Gaumen gedrückt. 103B. M. mylo-hyoideus posterior. Mylo-hyoidien. Vieq d’Azyr. Serpt-hyoidien. Cuvier. r a. Duvernoy. Retrahens linguae.e Wiedemann p. /1l. Mylo-hyoideus obliquus. Tiedemann $ 90. No. 2. e er if Kutorga p. 20. er $ Nitzsch p. 135. No. 4. Heber des Zungenbeins. Meckel p. 409. No. 1. Mylo-hyoideus. Gurlt p. 14. Retracteur de Uhyoide ou serpi-hyoidien. Gervais et Alix p. 18. Serpi-hyoideus + stylo-hyoideus. Gadow p. 66, 67. Retractor linguae. Watson p. 135. Halswärts vom M. mylo-hyoideus, ebenfalls subeutan gelegen, zer- fällt dieser, grosse Verschiedenheiten zeigende Muskel, bisweilen in zwei Theile. Bronn, Klassen des Thier-Reichs, VI. 4. 20 306 6. Muskeln des Visceral-Skelets. Bei Rhea Darwini entspringen beide zusammen ven der Aussen- fläche des hinteren Ende des Unterkiefers, laufen über die nach Aussen übergreifende Insertion des M. pterygoideus, werden breiter und theilen sich in eine vordere und eine hintere Masse. Die letztere (M. serpi- hyoideus) geht mit ziemlich transversaler Richtung zur Mittellinie; ihre tieferen Züge befestigen sich am Bindegewebe der Ventralfläche des Larynx, die oberflächlichen vereinigen sich aponeurotisch mit denen der anderen Seite und strahlen zugleich auf den Hinterrand des M. mylo- hyoideus, sowie halswärts auf den M. constrietor eolli aus. Die vordere. = I e (on. Coll SS | Fig. 1. Rhea Darwini. Die Haut ist in breiten Lappen zurückgeschlagen um die ober- flächlichen Muskeln zu zeigen. Con. coll. — M. constrictor colli. M. H. a. —= M. mylo-hyoideus anterior. M. H. p. —= M. mylo-hyoideus posterior. JBR -— M. biventer mandibulae s. digastrieus; darüber hin läuft eine Vene. r. — Ramus inframaxillaris externus n. trigemini. OÖ. — ÖOhröffnung. Masse (M. stylo-hyoideus) ist schmaler, geht schräg vorwärts und einwärts und inserirt sich in dem von den beiden Zungenbeinhörnern und dem Zungenbeinkörper gebildeten Winkel; der Insertionstheil wird ventralwärts vom M. mylo-hyoideus anterior bedeckt. Dieses Verhalten zeigt der Muskel der Hauptsache nach auch bei Procellaria, bei Raubvögeln und Papageien; doch inserirt sich der Vögel. 307 M. serpi-hyoideus gewöhnlich an dem (nur selten fehlenden) Os urohyale 's. Zungenstiel. Bei den Lamellirostren ist der ganze Muskel einfach oder eine Trennung ist wie bei Procellaria nur angedeutet. Bei Nectarinia waren beide Theile ganz getrennt von einander. Der M. serpi-hyoideus ent sprang sehnig von dem hinteren oberen Fortsatz des Unterkiefers und inserirte sich theils am Zungenstiel und Zungenkörper, theils ging er in den der anderen Seite über. Der M. stylo-hyoideus war bandförmig, kam vom oberen Seitenrande des Hinterhauptes, ging dieht an der Glans pa- rotica vorbei und inserirte sich am Zungenbeinkörper. Eine so starke Ent- wicklung dieses Muskels, der seinen Ursprung dann vom Unterkiefer fort weit hinauf auf den Hinterkopf verlegt, findet sich bei den Vögeln, die, wie Spechte, Nectarinien, Kolibris ihre Zunge weit hervorstrecken können. Die zahlreichsten Verschiedenheiten der Ausbildung dieser Muskeln finden sich bei nahe verwandten Vögeln. Bei Prosthemadera fehlte ein M. stylo-glossus gänzlich; bei Zostrops sind beide Theile vereinigt und sehr schwach entwickelt. Bei Neetarinia splendida kam der M. serpi-hyoideus ausser vom Unterkiefer mit einem kleinen Kopfe vom seitlichen Hinterhauptsbein. Bei Corvus kommt der gemeinsame Ur- sprungstheil hauptsächlich von der äusserlich den M. biventer mandibulae bedeckenden Fasecie. Innervation durch einen Zweig des N. facialis, der zwischen dem M. biventer mandibulae und dem Os hyoideum hindurch nach aussen tritt und von hinten her in beide Muskeln eintritt. Funktion. Zurück- und Aufwärtsziehen der Zunge nebst Larynx. ll. Muskeln des Zungengerüstes. (Taf. XXXIL, XXXII und Holzschnitte.) 104. System des M. sterno-hyoideus. Thyreo-hyoidiens. Vieq X’Azyr; Gervais et Alix p. 18. M. laryngo-hyoidei. Tiedemann $S 90. No. 5. Hyo-thyreordeus. Kutorga p. 20. Gurlt p. 15. Thyreo-hyoideus. Nitzsch p. 136. No. 5. Thyreo-glossus. Nitzsch. Thyro-hyoid. Watson p. 136. M. ypsilo-trachealis s. depressor arteriae asperae superficialis, major, Meckel,.6. Theil, p. 284. Sterno-hyoideus. Nitzsch; Gurlt p. 15. Tracheo-sternalis. Gadow, Tenuirostres p. 68. Omo-thyreoidei. Huber. Les cerato-trachees. Cuvier. 308 C. Muskeln «des Visceral-Skelets. Cerato-trachei. Tiedemann p. 122. Tracheo-glossi. Huber. (erato-trachealis. Owen. Tracheo-hyoidien. Duvernoy. Tracheo-hyoideus. Gadow p. 62. Ein echter, an das bei den Reptilien allgemeine ursprüngliche Ver- halten anschliessender M. sterno-hyoideus ist noch beiApteryx vorhanden. Der breite Muskel entspringt vom vorderen Rande der Unterfläche des Thyreoid-Knorpels des oberen Kehlkopfes und vom ganzen Innenrande der Zungenbeinhörner. Seine Fasern sind abwärts gerichtet, verbinden sich theilweise mit denen der anderen Seite in der ventralen Mittellinie uud bilden dann eine ziemlich dieke uud breite Muskellage, welche ven- tral und seitlich die Trachea lose umgiebt, ohne jedoch an derselben be- festigt zu sein. Nahe der Brust angelangt, theilt sich die bis dahin ver- einigte Masse in eine rechte und eine linke Hälfte, deren jede sich am ganzen Seitenrande des Sternums und auch am grössten Theile des hin- teren oder caudalen Randes des Brustbeines inserirt. Die Brust- und Schultermuskeln werden natürlich von den theilweise aponeurotisch ge- wordenen, flachen Insertionstheilen des M. sterno-hyoideus bedeckt. Der Muskel wird durch Zweige des N. hypoglossus, und weiter ab- wärts von den meisten Cervicalnerven aus innervirt. Als eine mediane, innere, von dem eben beschriebenen Muskel ab- getrennte Masse ist ein Muskel aufzufassen, der bei Apteryx mit geringer Ausdehnung fleischig vom Coracoid, nahe dessen Verbindung mit dem Sternum entspringt und sich streng median- und kopfwärts gerichtet, etwas oberhalb der Theilung der Trachea in die Brnochien an der Trachea befestigt; von dort begleitet er die Trachea, an derselben seitlich be- festigt, wird im Bereich des oberen Drittels der Luftröhre sehr schwach, schwillt aber nahe dem Thyreoidknorpel wieder an und inserirt sich an dessen Seiten- und Unterfläche. Wir bezeichnen ihn als M. sterno- s. coraco-thyreoideus. Dieser Muskel wird ausschliesslich durch einen Ast des N. hypoglossus innervirt, der bis in die Brust hinabsteigend in dem Muskel verfolgbar ist. Andere das Sternum und den Schultergürtel mit der Trachea oder mit dem Zungengerüst verbindende Muskeln besitzt Apteryx nicht. Das bei diesen Ratiten bestehende Verhältniss giebt uns Aufschluss über die complieirteren Zustände bei den andern Vögeln. Aus den beideu Muskeln des Apteryx sind mehrere entstanden, von denen aber nur die mit dem Zungengerüst in Verbindung stehenden hier besprochen werden, während die übrigen, als in den Dienst der Respiration und Stimmbil- dung getreten, bei jenen Organen erschöpfend behandelt werden. Ein M. sterno-hyoideus findet sich ausser bei Apteryx bei manchen Carinaten. Bei Prosthemadera wird er jederseits durch ein schmales Band gebildet, welches im Winkel der Symphyse der Furcula entspringt und direkt, ohne andre Verbindungen einzugehen sich an der Basis des Vögel. 309 Zungenbeins und zwar mehr an dessen Dorsalseitenrand inserirt; nur wenige Fasern befestigen sich an der Wurzel der Zungenhörner. Bei Meleagris ist nur die bei Apteryx als innere erwähnte mediane Portion vorhanden. Dieselbe kommt vom Proe. lateralis anterior des Brust- beins, geht zur Seite der Trachea, wird sehr schwach und schwillt am obern Ende wieder an, um sich am Larynx und am Os urohyale zu be- festigen; ausserdem aber ist sie nahe dem Larynx an jedem der Tracheal- ringe befestigt, oder eigentlich kommt von diesen Ringen und geht zum Urohyal, den benachbarten Theilen des Basihyal und der Zungenhörner. Als eine deutliche Abspaltung des langen Muskels besitzt Meleagris noch einen, der sich vom ventralen und seitlichem Rande des Thyreoid- knorpels und vom Seitenrande des ersten Trachealringes selbständig und frei an der Seite des Halses herabzieht, in der Nähe der Schulter aber ventralwärts mit dem der anderen Seite eonvergirt und eine sehr dünne, ziemlich schlüpfrige Schicht von Bindegewebe ohne Muskelfasern bildet, die sich allmählich an der Ventralfläche des untern Endes der Luftröhre anheftet. Diese beiden langen Muskeln von Meleagris werden von einem Zweige den N. hypoglossus begleitet. Denkt man sich nun, wie das übrigens sehon bei Apteryx und Me- leagris angedeutet ist, dass die Fasern des M. sterno-byoideus und elavieulo-hyoideus im Bereich des mittleren Halsdrittels verkümmern, so zerfallen ebengenannte Muskeln je in einen obern Theil, der dann als tracheo-hyoideus und tracheo-laryngeus superior und in einen untern Theil, der als sterno- s. coraco- s. eleido-trachealis und tracheo-laryngeus inferior betrieben werden kann. Jeder derselben kann wieder in Unter- abtheilungen zerfallen. So haben wir bei Rhea folgende Muskeln: 1. Ein M. tracheo-laryngeus superior. Derselbe erstreckt sich von der Ventralfläche des Hinterrandes des Thyreoids auf die Seitenfläche des obern Drittels der Trachea. 2. Sein vorderster Theil ist ein Thyreo-glossus, s. hyoideus, denn er verbindet die Ventralfläche des Thyreoids mit dem Hinterrande des Os basihyale. 3. Von der Seitenmuskulatur der Trachea löst sich ein wohlentwickelter bandartiger Muskel ab, der sich am obern Ende des ersten Gliedes des Zungenbeinhornes befestigt, daher M. tracheo-hyoideus zu nennen ist. 4. Die Brustpartie derselben Muskelmasse ist sehr dünn geworden und verliert sich in der Haut des Halses, ohne mehr die Brust zu er- reichen. Ausserdem ist 5. ein Sterno-trachealis vorhanden und ein daraus differenzirtes Paar Syrinx-Muskeln. Bei Nyeticorax griseus besteht ein dem M. tracheo-hyoideus und thyreo-hyoideus von Rhea vergleichbares Muskelpaar, das mit einigen Zügen von der Trachea, hauptsächlich aber vom Thyreoid-Knorpel zum Basihyal geht. Die Luftröbre wird nicht von Muskeln begleitet, die be- treffenden Theile sind daher ausgefallen, und nur ein M. sterno-trachealis nebst einem primitiven Syrinxmuskel oder M. tracheo-bronchialis ist vor- handen. 310 C. Muskeln des Visceral-Skelets. Bei Cacatua roseicapillus kommt ein dünnes Muskelband vom Larynx und vom Zungengerüst; ein Theil begleitet die Luftröhre bis zu den Syrinx- und Tracheo-clavieular-Muskeln und wird wie diese nur vom N. hypoglossus innervirt; ein diekerer, mehr seitlicher Theil breitet sich bald auf der Halsbaut aus, verwebt sich dort mit den Hautmuskeln und erreicht das Brustbein oder den Schultergürtel nicht. Hauptsächlich von einem langen Zweige des N. hypoglossus versorgt, erhält er weiter unten auch Zweige aus den Cervicalnerven. Beim Grünspecht (Taf. XXXII, Fig. 35a.) kommt jederseits ein dünner Muskel vom Schultergürtel, begleitet die Trachea in ihrer ganzen Länge und stösst erst nahe dem Kehlkopfe mit dem der anderen Seite zusammen, worauf sich beide am Thyreoid und dem medianen Zungen- gerüst inseriren. — Ein zweiter Muskel kommt von der Clavicula und geht etwas seitlich von dem vorigen gerade kopfwärts als ebenfalls schmales Band und inserirt sich am Thyreoidknorpel und am Grunde des Zungen- beinhornes seiner Seite. Ein dem M. tracheo-hyoideus entsprechender Muskel erreicht bei den Spechten seine höchste Entwicklung. Er entspringt jederseits von der Trachea unterhalb des Kehlkopfes, windet sich dann mehrere Male (beim Grünspecht viermal) lose um die Luftröhre und geht dann an die Basis des Zungenbeinhornes. Bei weit herausgestreckter Zunge entrollt sich dieser eigenthümliche Muskel; seine Funktion ist Zurückziehen der Zunge. Wir können daher diejenigen Zungenmuskeln, welche entweder mit dem Brustbein und Schultergürtel, oder mit der Luftröhre und dem oberen Kehlkopfe zusammenhängen, folgendermassen zusammenfassen. 1. Gruppe. Vom Sternum zum ganzen Zungenhorn, und zum Basihyal: Sterno-hyoideus: Apteryx. Von der Clavieula hauptsächlich zum Zungenkörper: Cleido-hyoidei : Prosthemadera, Ptilotis, Pici. Dieselben Muskeln, erreichen aber die Brust nicht, sondern sind an der Halshaut befestigt: Papageien. I. Gruppe. Von der Trachea zum Zungengerüst und zwar zum Cerato-hyal: Tracheo-hyoidei: Nectarinia, Pici, Grallae, Rasores, Raptores, Rhea. Vom Larynx (Thyreoid) und theilweise auch von der Trachea zum Basihyal, Entoglossum und Urohyal: T’hyreo-hyoidei: Anser, Gallus, Rasores, Ptilotis, Rhea, Spheniscidae. Fig. 2. Rhea Darwini. Fig. 3. Rhea Darwini. Fig. 4. Rhea Darwini. zu zeigen. Vögel. 311 ! ConCon. | 2 —— en | \ Ventralansicht nach Fortnahme des M. mylo-hyoideus und des M. constrictor colli.- cg. ey ld g. h. SE... tr. h. Ir. lar. thyr. h. : 64 BREITE TE . cerato - glossus. . cerato -hyoideus. . genio -hyoideus. . stylo-hyoideus. M. tracheo-hyoideus. . tracheo -laryngeus. M. M. thyreo -hyoideus. cucullaris, Theil II. Nervus hypoglossus. N. cervicalis II. Ventralansicht der tieferen Zungenmuskeln. Th. = Thyreoidknorpel des Kehlkopfes. Ventralansicht der tiefsten Zungenmuskeln, nach Fortnahme eines Theiles der vereinigten Mm. ceratoglossi, um den Zungenbeinkörper (Os basihyale)- 312 ©. Muskeln des Visceral-Skelets. Fig. S. Fig. 9. Elgub Fig. 5. Zosterops. Nach Fortnahme der Haut und des M. mylo-hyoideus und M. con- strictor colli. el. h. = M. cleido - hyoideus. Fig. 6. Neetarinia splendida. Fig. 7. Trochilus. Schräge Dorsalansicht nach Fortnahme der Haut um die über den Kopf herumgeschlagenen Enden des M. genio- und stylo-hyoideus zu zeigen. Fig. 8. Prosthemadera. Nach Fortnahme der Haut, des M. mylo-hyoideus und des M. con- strietor colli. d.h. = Os basi-hyale oder Körper. | 9. h. = M. genio-hyoidens. u. h. = Os uro-hyale oder Stiel. e.g9. = M. cerato -glossus. el. h. = M. cleido-hyoideus. Fig. 9, Prosthemadera. Ventralansicht; die Zunge ist aber schräg ventralwärts herab- gezogen um den M. tracheo-laryngeus brevis zu zeigen. Vögel. 313 105. M. genio-hyoideus. M. genio-hyoides. Steno. Le muscle conique de Vos hyoide. Vieq d’Azyr 1773 p. 585. Protrahens linguae. Wiedemann p. 71. Mm. coniei ossis hyoidei. Tiedemann $ 90. No. 3. / N n }; A Kutorga p. 20. Tiefer Vorwärtszieher oder Kinnzungenbeinmuskel. Meckel p- 409. No. 3. Muylo-cerato-hyoidien. Duvernoy. (renio-hyoideus. Gurlt p. 15. Nitzseh: p.: 135; No. 3.:: Gadow, Tenuirostres Proc. Zool. Soc. 1883, p:* 67% Mylo-ceratoideus anterior et posterior. Nitzsch, in seiner Tatel- erklärung p. 151. (renio-ceratoideus. Huber. Protracteur de Uhyoide (genio-hyoidien). Gervais et Alix p. 18. Protractor linguae. Watson p. 155. ” » ” „ Dieser Muskel entspringt vom inneren unteren oder vom oberen Rande des Unterkieferastes, ungefähr in dessen Mitte und geht bandförmig gerade nach hinten, ventral von dem M. mylo-hyoideus anterior, aber dorsal oder in der Tiefe vom M. mylo byoideus posterior gelegen, an die vorwärtsschauende Seite der Zungenbeinhörner, um die er sich theilweise herumwindet; ihr Enddrittel ist ganz von den Muskelfasern umgeben. So verhält es sich bei vielen Vögeln, z. B. bei Corvus, Anser, Pro- cellaria, Spheniscus. Häufig jedoch (Nectarinia, Otis) zerfällt das vom Unterkiefer kommende Band in zwei, von denen das eine sich wie gewöhnlich um das Zungenbeinhorn herumwickelt, während das andere sich nur an der äussersten Spitze desselben befestigt, beide Theile sind aber von einer gemeinsamen schlüpfrigen Scheide umgeben, wodurch ihr Zusammenwirken und zwar ausschliesslich in der Richtung des Knochens, gesichert ist. Bei Prosthemadera war der Ursprung des Bandes auf die Aussenfläche des Unterkiefers gerückt. Bei den Papageien ist der Muskel ganz getheilt. Der vordere (Taf. XXXII, Fig. 30d) entspringt vorn an der inneren Fläche des Unter- kiefers und geht zum letzten Drittel des ersten langen Gliedes des Zungen- beinhorns, erstreckt sich auch wohl etwas zum zweiten, umwickelt aber bei Papageien das Zungenbeinhorn nicht so wie bei vielen andern Vögeln. Der hintere Theil (Fig. 30e) entspringt weit vom vorderen ent- fernt am unteren Rande des Unterkieferastes etwa in der Mitte seiner Länge und geht an das sehr kurze zweite Glied des Zungenbeinhornes seiner Seite. Nitzsch schlägt für diese beiden Muskeltheile die Namen M. myloceratoideus anterior und posterior vor. 314 6. Muskeln des Visceral -Skelets. Bei Rhea sind ebenfalls zwei ganz getrennte Bänder vorhanden. Das vordere entspringt aus dem Kinnwinkel und stösst in der Mittellinie mit dem der anderen Seite zusammen; es inserirt sich am Ende des ersten Gliedes des Zungenbeinhorns. Das äussere Band ist schmäler und wickelt sich um die äusserste Hälfte des letzten Gliedes des Zungenbeinhornes. Innervation durch Zweige aus dem N. hypoglossus; einige Nerven- äste kommen, aber nur scheinbar, aus dem N. glossopharyngeus. Funktion. Da der Muskel sein Punctum fixum am Unterkiefer hat, so wird durch seine Contraction die Zunge hervorgeschoben. Man kann, die besonders bei Spechten, Kolibris und Nectarinien stark von den Muskeln umwickelten Zungenbeinhörner einem Stabe vergleichen, um den eine an dem einen Ende befestigte Stahlspirale gewunden ist. Hieraus folgt, dass die Kraft, mit welcher die Zunge hervorgeschnellt werden kann, im geraden Verhältniss zur Länge der Zungenbeinhörner steht. Man vergleiche die äusserst langen, um den ganzen Kopf bis zur Nasen- wurzel reichenden Zungenbeinhörner von Pieus viridis (Taf. XILI, Fig. 1) und der Kolibris mit dem kurzen Zungengerüst von Zosterops,Ciconia, -Struthio. Vergleiehung. Dieser Muskel entspricht ziemlich dem M. genio- hyoideus der Säugethiere; anch bei den Krokodilen ist ein soleher vor- handen, ebenso bei den Schildkröten. 106. M, genio -glossus. M. myloglosse. Duvernoy p. 6. No. 5. M. genioglossus. Nitzsch. Dieses Muskelpaar scheinen nur wenige Vögel zu besitzen. Bei den Papageien entspringt es vorn dieht neben der Mittellinie der inneren Kinnfläche, wird vom M. mylo-hyoideus bedeckt und begibt sich als dün- nes Band an den Seitenrand des hinteren Endes des Os entoglossum. Nach Nitzsch fehlt es bei vielen anderen Vögeln, oder es ist, wie bei den Raubvögeln, wo es im Frenulum der Zunge vom Rachen aus durch- scheint, so schwach, dass es leicht übersehen wird. Den Penguinen, Trappen, Gänsen, Krähen, Hühnern, Spechten, Kolibris, Neetarinien scheint es in der That zu fehlen. Bei Procellaria ist der Muskel sehr dünn, liegt der Mundschleim- heit an, und erstreckt sich vom seitlichen hinteren Theile des Os ento- slossum dünner werdend und mit dem der andern Seite convergirend zum Kinn. Funktion. Zieht die Zunge nach vorn und hebt sie zugleich. Duvernoy betrachtet ihn als Beuger der Zunge und als Zurückzieher der hervorgestreckten Zunge. Innervation und Vergleichung. Dieser Muskel entspricht dem gleichnamigen des Menschen, er wird auch damit übereinstimmend vom N. hypoglossus aus innervirt; er kann demnach nicht als eine .dorsale Schicht des ihn bedeckenden M. mylo-hyoideus aufgefasst werden. Vögel. 315 107. M. cerato-glossus. Cerato-glosse. Cuvier. I: 2 Duvernoy. Cerato-glossus. Tiedemann S 91. No. 1. “ r Kutorga p. 21. 5 1 Watson p. 134. nr er Gadow p. 67. Nieder- nnd Seitwärtszieher der Zunge. Meckel p. 408. No.1. Ceratoglossus inferior s. basioglossus lateralis und superior. Nitzsch p. 136, 137. Basioglossi inferiores et superiores. Kutorga p. 21. L’hyo-glosse. Gervais et Alix p. 18. Grund-Zungenmuskel (baseo-glossus). Gurlt p. 15. Griffel- oder Zungenbein-Zungenmuskel (stylo-hyoideus). Gurlt Bi. 29. Im allgemeinen entspringt dieser stets vorhandene Muskel fleischig von der oberen Fläche des ersten Abschnittes des Zungenbeinhornes und inserirt sich mit einer langen, deutlichen Sehne am Seitenrande des Os entoglossum. Häufig zerfällt er in zwei Theile; der eine kürzere geht bei den Hühnern vom Zungenkörper (Os entoglossum) bis fast zur Spitze der Zunge, die er herabkrümmt, er liegt dann auf der Ventralseite der Zunge; der andere längere kommt vom Zungenbeinhorn und endigt sehnig am Grunde des Körpers. Auch bei Procellaria sind zwei Theile vor- handen. Der ventrale, kurze entspringt von der Unterfläche des Ento- slossum und verschmilzt bald mit dem gegenseitigen zu einer Sehne, die in der Mittellinie nahe der Spitze‘ desselben Knochens inserirt; der seitliche, längere Bauch ist rundlich, entspringt von den hinteren vier Fünfteln des ersten Hornstieles und zwar hinten von dessen Aussenfläche, vorn aber von der Ventralfläche, um dann mit einer schlanken Sehne sich seitlich an der Mitte des Entoglossum zu inseriren. Achnlich bei der Gans. Bei den Papageien (Taf. XXXI, Fig. 34; XXXUI, Fig. 36) kommt der von Nitzsch basio-glossus genannte Theil unten von der Wurzel des Horns und geht zur Unterfläche des Körpers; der andere geht zu dessen Seite. Ausserdem ist noch ein dritter Theil vorhanden, von Nitzsch als cerato-glossus superior unterschieden; er kommt von der inneren Seite des ersten Abschnittes des Hornes und geht zur oberen Fläche des Körpers; ein soleher Theil fehlt den meisten anderen Vögeln. Bei Nectarinia ist der Muskel einfach, er kommt von den oberen zwei Dritteln der Ober- und Aussenfläche des ersten Horngliedes und inserirt sieh an der Ventral- fläche des Körpers. Bei Prosthemadera erstreekt sich seine Insertion vom Körper bis zur Basis der kleinen beweglichen Knorpelstückchen, welche bei diesen Vögeln die Verlängerung des Os entoglossum bilden. Bei Rhea ist der Muskel ziemlich stark; er kommt fleischig von der 316 C. Muskeln des Visceral-Skelets. Seitenfläche des grössten Theils des ersten Horngliedes, theilweise auch von der Unterfläche des Körpers, wo er mit dem gegenseitigen zusammen- stösst, und erstreckt sich bis zur Spitze der kurzen, dreieckigen Zunge. Innervation durch den N. hypoglossus. Funktion. Wirken die beiderseitigen Muskeln zusammen, so wird die Zunge stark nach unten gezogen; einseitig wirken sie als Seitwärts- zieher, indem Körper und Zungenbeinhorn im Winkel zu einander gebogen werden und so die Spitze der Zunge dirigiren. Vergleichung. Die Säugethiere besitzen keinen M. cerato-glossus, wohl aber die Reptilien. 108. M. cerato-hyoidens. Cerato-hyoidien. Cuvier. Cerato-hyoideus. Tiedemann $ 90. No. 4. N % Kutorga p. 21. e; e: Meckelp. 409. No. 4. 4 5 Nitzsch; Gurlt p. 14. ” s Duvernoy. Ceratoidien transverse. Gervais et Alix p. 19. Cerato-transverse muscle. Watson p. 134. Ein kurzer Muskel, der fleischig von der Innenseite des ersten Stückes des Zungenhornes entspringt und mit schräg vorwärts und median gerich- tetem Verlauf an den unpaarigen Stiel des Zungengerüstes (Os urohyale) inserirt, häufig verbinden sich dabei die gegenseitigen Muskelzüge. Ver- webung mit den ventral gelegenen M. mylo-hyoideus posterior ist gewöhn- lich. — Fehlt das Os urobyale, wie bei Rhea und bei Platalea, so ist auch der Muskel nicht vorhanden, letzteres gilt aber auch bei vielen Vögeln, welche wie der Flamingo, Storch, manche Raubvögel, Prosthemadera, Nectarinia den unpaarigen Stiel besitzen. Bei Eudyptes chrysocome ist der Muskel recht lang; er kommt vom zweiten Drittel des Zungenbeinhornes und verbindet sich auf dem Urohyal mit dem Mylohyoideus. Er scheint eine den Vögeln eigenthüm- Differenzirung des M. ceratoglossus zu sein. 109. M. hypoglossus. Jederseits aus einem oder zwei Muskelchen bestehend, die von der . Unterfläche des Os basihyale entspringen und neben einander auf der Unter- und Seitenfläche des Os entoglossum sich inseriren. Sie werden durch einen Zweig des Ramus lingualis N. hypoglossi innervirt und sind höchst- wahrscheinlich als tiefere, etwas selbständig gewordene Theile des M. ce- ratoglossus aufzufassen. Vörel. 317 a. M. hyposlossus obliquus. Hyoglosse transverse. Cuvier; Duvernoy. Hyoglossus. obliquus s. parvus. Tiedemann $ 91. No, 2. ” „ ” „ Gurlt p. 15. Heber der Zunge. Meckel p. 408, No. 2. Hypoglossus obliguus. Nitzsch. Hyoidien transverse. Gervais et Alix p. 18. Transverse hyoid muscle. Watson p. 136. Jederseits ein kleiner Muskel, der vom Ceratoglossus bedeckt wird: sie entspringen nebeneinander von der unteren Fläche des Zungenbein- körpers (Basi-hyal) mit schiefen Fasern, schlagen sich um dessen Seiten- rand und setzen sich an den hinteren Seitenrand des dem Basihyal auf- sitzenden Os entoglossum oder Zungenkern. Bei Procellaria und Sphe- niscidae sind die beiden Muskelehen ziemlich transversal gerichtet, mehr länglich dagegen bei den Papageien (Taf. XXXI, Fig. 36 und XXX, Fig. 34). Bei Rhea sind diese Muskeln mit dem sie ganz bedeckenden M. ceratoglossus verwachsen. Bei Passerinen habe ich sie nicht bemerkt; bei Pelecanus und Sula, die eine sehr verkümmerte Zunge haben, scheinen sie ganz zu fehlen. Funktion. Nach Tiedemann ziehen sie die Zungenwurzel nach unten. Nach Meckel wird die Zungenspitze in die Höhe gerichtet; bei nur einseitiger Wirkung wird die Zunge um ihre Achse gedreht, so dass ihre obere Fläche naeh der Seite gewandt wird. Watson giebt für die Penguine an, dass der Muskel die Rückenfläche der Zunge wölbt nnd die Spitze herabdrückt, wodurch die grossen das Organ bedeckenden Papillen aufgerichtet werden. b. M. hypoglossus rectus. Hyoglosse droit. Cuvier; Duvernoy. Hyoglossi anterior s. rectus. Tiedemann $ 91. No. 3. Musculi linguales inferiores. Kutorga p. 21. Zungenbeuger. Meckel p. 408. No. 3. Hypoglossus rectus. Nitzsch. Liegt wie der M. hypoglossus obliquus an der unteren Fläche der Zunge. Er entspringt nahe der Mittellinie etwas vorwärts vom M.H.ob- liquus und inserirt sich nahe dem Vorderende des Os entoglossum. Am deutlichsten entwickelt bei Papageien, fehlt er sehr vielen Vögeln und ist überhaupt nichts weiter als die vordere Verlängerung des M. hypoglessus obliquus. Hiermit stimmt seine Innervation überein. 318 ©. Muskeln des Visceral-Skelets. 1II. Kaumuskeln. (Taf. XXVI und XXVIL) 110. M. digastrieus s. depressor mandibulae. Le crotaphite. Vieq d’Azyr 1773 p. 584. Mundöffner. Merrem. Schnabelöffner. Wiedemann p. 74. Niederzieher des Unterkieferss. Meckel p. 402. Mandibulae depressor. d’Alton. L’abaisseur de la machoire inferieure. Gervais et Alix p. 19. Digastrieus. Cuvier; Owen; Watson p. 130. a. Aeussere Portion. Le grand pyramidal. Herisssant p. 369. Apertor rostri pyramidalis. Tiedemann $ 362. Apertor vostri major s. externus. Nitzsch. b. Mittlere Portion. Le musele triangulaire. Herissant p. 370. Apertor rostri triangularıs. Tiedemann. c. Innere Portion. Le musele carye. Herissant p. 370. Apertor rostri quadratus. Tiedemann. Apertor vostri minor s. intermus. Nitzsch. Der Schnabelöffner ist ein ansehnlicher Muskel, der im allgemeinen von der Seiten-, Hinterfläche und Unterfläche des Occipitale laterale ent- springt und sich an der Aussenfläche des Processus angularis posterior mandibulae, und am Proc. ang. internus s. serpiformis inserirtt. Da der Muskel auf den hinter dem Gelenke liegenden Theil des Unterkiefers wirkt, so zieht er letztern nach hinten und oben, öffnet mithin den Schnabel. Der ganze Muskel zeigt bedeutende Verschiedenheit der Ausbildung, indem er entweder einheitlich bleibt oder in zwei bis drei ziemlich selb- ständige Theile zerfällt, von denen einer oder der andere wieder ganz rückgebildet oder durch eine Sehne vertreten sein kann. Die grösste Entwicklung erreicht der Muskel bei den Enten. Er be- steht aus drei Theilen. Der äussere ist die constanteste und grösste. Er entspringt breitflächig von der Grenze des Parietale und Oceipitale und vom Proc. oceip. lateralis, der nach hinten die Ohröffnung begrenzt; er geht mit senkrechter Faserrichtung zur Aussenfläche und dem hinteren unteren Rande des Os artieulare. Vöeel. 319 Der zweite Theil entspringt vorn neben dem vorigen neben der äusseren Ohröffnung und geht, hinter dem Quadratbein vorbei an die Aussenfläche des hinter dem Gelenke liegenden Theiles des Os artieulare. — Dieser Theil fehlt sehr vielen Vögeln als selbständiger Muskel, indem er dann gewöhnlich wie bei den Tag- und Nachtraubvögeln, Hühnern, Singvögeln mit dem ersten Theile vereinigt ist, oder auch, wie bei Papa- geien und Möven gar nicht entwickelt zu sein scheint. Der dritte oder innere Theil kommt bei den Enten fleisehig mit breiter Ausdehnung von der Innen- und Unterfläche des Proc. oceip. lat., kann auch auf die gegenüberliegenden Vorsprünge des Basioceipitale und des Basisphenoids übergreifen. Die Fasern des oblongen Muskels ziehen auswärts und vorwärts und inseriren sich an der hinteren Kante des Proc. angul. internus des Unterkiefers. Häufig ist diesem Muskeltheile eine starke Sehne der Länge nach ein- gelagert. Dies erklärt, wie er bei Hühnern und Raubvögeln nur durch eine Sehne vertreten ist, die dann als kräftiges, die Bewegung des Unter- kiefers fixirendes Band wirkt. — Bei den Papageien ist dieser Theil ein schwacher Muskel, der mit geringer Ausdehnung von der Spitze des Proe. oceip. lat. (s. Proc. mammillaris oeceipitis, Nitzsch) entspringt und wegen der Bildung des Unterkiefers der Papageien senkrecht nach. unten gerichtet an die innere Leiste und die hinter der Gelenkfläche befind- liche Grube am Ende des Unterkiefers geht. — Vielen Vögeln, wie den Spheniseidae, Passeres, Laridae fehlt dieser Muskel. Innervation des ganzen Muskels durch einen Zweig des N. facialis. des VII. Hirnnerven. Vergleiechung. Entspricht ziemlich genau dem hinteren Bauche des M. biventer s. depressor maxillae inferioris des Menschen; auch bei den übrigen Säugethieren und bei den Reptilien ist er vorhanden, ohne dass es jedoch zur Bildung eines inneren oder dritten Theiles kommt. 111. M. temporalis. I. Erste Portion. Le masseter. Vieq d’Azyr 1775 p. 584. Le grand releveur dw bee inferieur. Herissant p. 373. Schläfenmuskel (Temporalis). Tiedemann $ 365. No. 1. ER 5 Wiedemann p. 72; Nitzsch. Heber des Unterkiefers. Meckel p. 401. No. 1. ‚Masseter et cerotaphite. Cuvier. Temporal. Gervais et Alix p. 19. tl Watsianens 131; 320 ©. Muskeln des Visceral-Skelets. II. Zweite Portion. Kaumuskel (Masseter,. Wiedemann, Tiedemann $ 366 und 367; d’Alton. Ill. Dritte Portion. Le premier musele externe de los quarre. Cuvier. Ohne Namen. Meckel p. 401. No. 2. (Quadratomazillaris. Tiedemann $ 369. No. 5; Wiedemann p- 73. ; Watson p. 132. (uadrato- 5. tympano-mazillaris. Gurlt. IV. Vierte Portion. Le releveur propre. | Le petit pyramidal. ( Orbito-omoideus. Tiedemann $ 372. La quatrieme portion du masseter. Cuvier. Orbito-quadratus. Tiedemann $ 371. R " Nitzsch. Quadrato-mazillaris. Nitzsch. Orbito-mazillaris. Watson. Herissant p. 371. V. Aecessorische Bündel. Ohne Namen. Meckel p. 399. No. 2. Ethmo-mazillaris. Nitzsch. Spheno-masillaris. Gurlt p. 13. Orbito-mazillaris s. spheno-mazxillaris. Nitzsch. Die Muskeln der Temporalis-Gruppe sind bei den Reptilien noch durch einen einheitlichen Muskel vertreten, der erst bei den Vögeln und Säuge- thieren in mehreren Portionen und in daraus hervorgehende MAskeln mit verschiedener Wirkung sich sondert. Ihre ursprüngliche Zusammengehörig- keit ist noch durch die gemeinsame Innervirung durch Zweige des dritten Astes des N. trigeminus angedeutet. Wir unterscheiden fünf Portionen, um in Einklang mit den von W. Marshall gezeichneten Tafeln XXVI und XXVII zu bleiben. I. Portion. Entspringt breit fleischig von der Fossa temporalis und von der Vorder- und Unterfläche des Proc. squamosus, s. Proc. postorbitalis sowohl oberflächlich, als auch in der Tiefe (vom Alisphenoid), und geht schräg nach unten, um sich mit breiter Ausdehnung an der Aussenfläche des hinteren Theiles des Os dentale und am vorderen Theile des Os arti- ceulare zu inseriren. Dieser Theil ist sehr constant und wenigen Verschiedenheiten unter- worfen, die hauptsächlich die Ausdehnung des Ursprungsfeldes betreffen; beim Cormoran scheint der auf Seite 19 erwähnte eigenthümliche Sehnen- vo A Vögel. 321 knochen diesem Muskel und dem M. complexus capitis seine Entwick- lung zu verdanken.*) Die Insertion ist am ansehnlichsten bei Sumpf-, Schwimm-, und Hühner- vögeln, viel weniger bei den Raubvögeln. II. Portion. Bei manchen Vögeln ist der nach vorn gelegene Theil der oberflächlichen Temporalis-Masse ziemlich selbständig geworden. Er entspringt bei den Enten und Gänsen von der Vorderhälfte des Proe. postorbital. und inserirt sich sehnig hauptsächlich an dem zum Os artieulare gehörigen Zackenfortsatz (proc. coronoideus). — Bei Larus (Taf. XXVUI) entspringt diese Portion fleischig auch noch von der hinteren Wand der Augenhöhle, verläuft hinter und innerhalb der vorigen, durchsetzt die vom Processus orbitalis des Quadratbeines zum Unterkiefer gehende IV. und V. Portion des Temporalis und inserirt sich an der Innenseite des Unterkiefers kurz vor dem Quadratbein. Die erste und zweite Portion, die übrigens unbedingt zusammen- gehören, gehen unter dem Jochbogen (innerhalb von demselben) hindurch zum Unterkiefer und werden bei der Ente (Taf. XXVI, Fig. 6) von einer vom Thränenbein zur Spitze des Postorbitalfortsatzes, und einem zur Ver- bindung des Quadratum mit dem Jugale gehenden Ligamente bedeckt. Ein Blick auf den Schädel der Papageien zeigt, dass die ganze Orbita von einem Knochenringe umschlossen und dass auch die Schläfengrube, der Raum zwischen den Proc. squamosi und dem Proc. oceip. lateralis von Knochen überbrückt ist. Von dieser Brücke entspringt ein den Papa- geien eigenthümlicher Muskel, der subeutan gelegen aussen über den Joch- bogen hinweggeht und sich am oberen Rande und dem vorderen Theile der äusseren Fläche des Unterkiefers in breiter Ausdehnung inserirt. (Taf. XXVI, Fig. 1). Er entspricht dem M. masseter der Säugethiere und ist vielleicht entstanden zu denken als eine nach aussen gewanderte Portion des M. temporalis. Eine Erklärung seiner Lage ausserhalb des Jochbogens, von dem er keine Muskelzüge empfängt, ist damit jedoch nicht gegeben. Bei Procellaria gigantea entspringen die beiden ersten Portionen als eine vom ganzen Os squamosum, sind dort vom aponeurotischen Ur- sprungstheile des M. digastrieus s. depressor mandibulae bedeckt, gehen dann unter dem Lig. orbito-mandibulare durch zum oberen Rande und der äusseren Fläche des letzten Drittels des Unterkiefers vor dem Gelenke. Sie bedecken den Ramus II + III des N, trigeminus. Bei den Spheniscidae verhalten sich die I. und II. Portion des Temporalis umgekehrt wie bei den Enten. Ein oberflächlicher Kopf kommt von der ganzen Fossa temporalis, ein hinterer viel kleinerer (faisceau zygomatique, Gervais et Alix) entspringt mit einer starken Sehne von der Unterfläche des das Quadrato-temporal-Gelenk überhängenden Fort- *) In Bezug auf diesen Sehnenknochen vergl. die Litteratur, No. 55 Garrod, No. 13 Yarrell, No. 160 Shufeldt und Dollo. Abgebildet in Bronn, Taf. VIII Fig. 5 und 6. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Vl. 4. 9] Im 322 G. Muskeln des Visceral-Skelets. satzes; beide Köpfe vereinigen sich schliesslich, gehen unter dem Joch- bogen hindurch und inseriren sich am oberen Rande und an der Aussen- fläche des Unterkiefers vom Quadratbein bis zum Mundwinkel. III. Portion. Zwischen dieser und der ersten Portion verläuft der starke N. buceinatorius, ein Zweig des Ramus maxillaris inferior des N. trigeminus. Der Muskel entspringt bei der Gans vom ganzen Oberrande der Aussenseite des Quadratbeins, geht fast senkrecht herab, hinter dem Coro- noidhöcker vorbei und inserirt sich sehnig an demselben und fleischig an der Unterkante des Os articulare. Dieser Muskel ist von der ersten Portion bei der Gans scharf getrennt. Auch bei Papageien ist äusserliche Trennung sichtbar; bei der Ente aber nicht, theilweise, weil der Muskel von der ersten Portion be- deckt wird. Bei Larus sind nach Marshall (Taf. XXVI, Fig. 2) zwei Bündel vorhanden, das obere entspringt gleich unter dem oberen Gelenkkopfe des Quadratbeins und mit einigen Fasern noch von dem Bande, das hier Quadratbein und Schädel verbindet; es inserirt sich am Unterkiefer in ziemlich grosser Ausdehnung. In seiner ganzen Länge besitzt es einen mittleren Sehnenstreifen, an den die Fleischfasern schräg nach vorn treten, sodass das ganze Bündel ein gefiedertes Ansehen erhält. Das zweite Bündel entspringt unterhalb des ersten sehnig von der Aussen- seite des Quadratbeins ungefähr in der Mitte und inserirt sich, breiter werdend, unterhalb des ersten. Beide Theile sind miteinander vereinigt. IV. und V. Portion. Während die ersten drei Portionen eng zu- sammengehören und als Differenzirungen einer oberflächlichen Tempo- ralis-Masse aufzufassen sind, zeigen die tiefer gelegenen Theile sehr ver- wickelte Verhältnisse. Sie entspringen im’ allgemeinen von den Wänden der Augenhöhle und gehen zum Unterkiefer. Man kann vielleicht eine vordere und eine hintere Gruppe unterscheiden; die letztere ist durch das Dazwischentreten des Proc. orbitalis des Quadratbeins grosser Mannig- faltigkeit unterworfen. Die Bündel der vorderen Gruppe (M. ethmo-mazillaris Nitzsch; Temp. port. access. b, Taf. XXVI) scheinen nur den Papageien zuzukommen. Mehrere sehnige und fleischige Zipfel entspringen ganz vorn und oben aus der zum Foramen olfactorium leitenden Grube des Orbitalgewölbes, gehen dann über den vorderen oberen Theil des M. pterygoideus lateralis hinweg nach unten und inseriren sich zusammen an die Innenfläche des vorderen Theiles des Unterkiefers nahe dem Ende der Mundspalte. Bei manchen anderen Vögeln kommt ein Muskel von der Nasenscheide- wand und geht zum hinteren Ende des Gaumenbeins. Er fehlt, wie schon Meckel angiebt; den Raubvögeln. Vielleicht erweist sich als Rest eines solchen M. bins eine Sehne, welche bei Anser vom Orbitosphenoid dicht hinter der Nasenkapsel zur oberen Kante des Hinter- endes des Gaumenbeines geht. Vögel. 323 Die Bündel der hinteren, inneren Gruppe wechseln sehr. Bei der Ente sind zwei getrennte Muskeln vorhanden. Ein vorderer (petit pyra- midal Herissant, auf Taf. XXVII, Fig. 4 als 4 port. temp. b bezeichnet, — orbo-omoideus, Tiedemann) kommt von der Augenhöhlen-Scheide- wand und setzt sich mit convergirenden Fasern an den oberen Rand des Hinterendes des Flügelbeins. Ein hinterer Theil (Taf. XXVII, Fig. 4, 4 port. temp a.; Herissants rdleveur propre), entspringt hinter dem Foramen opticum aus der Augenhöble und inserirt sich am oberen Rande des Proc. orbitalis des Quadratbeins. Bei manchen Vögeln findet sich nur ein solcher M. orbito-quadratus, während der andere fehlt. Ein drittes Bündel (guadrato-mazillaris; auf Taf. XXVI, Fig. 3 fälsch- lich als „pterygoid‘“ bezeichnet) findet sich bei sehr vielen Vögeln. Es ent- springt von der untern Kante des Proe. orbitalis des Quadratbeins und inse- rirt sich am inneren Rande, nahe der Gelenkfläche, des Unterkiefers. Es hilft den Unterkiefer heben und den Schnabel schliessen. Diese drei zuletzt beschriebenen Muskeln sind jedenfalls aus einer Masse hervorgegangen, die von der Augenhöhle entspringend und sich am Unterkiefer inserirend durch den Orbitalfortsatz des Quadratbeins in eine proximale oder obere und eine distale oder untere Hälfte getheilt wurde. Ein solcher Muskel bestebt noch bei den Papageien, Raubvögeln, Möven, Hühnern. Es ist der Spheno-maxillaris von Nitzsch. Er erscheint nach Abtragung der ersten und zweiten Portion des M. temporalis, von dem er durch den II. und III. Ramus N. trigemini geschieden ist. Bei den Papageien kommt er als langer, dünner Muskel aus dem hinteren Theile der Augenhöhle, geht auswärts über die Pterygoidei hinweg nach unten, um sich mit ziem- lich dünner Sehne an eine Leiste in der Mitte der inneren Fläche des Unterkiefers anzusetzen. Als seine tiefsten von ihm abgespaltenen Theile wären dann der M. orbito-quadratus und M. quadrato-maxillaris aufzu- fassen. Bei Procellaria ist der M. spheno- maxillaris ziemlich klein; er entspringt vom Alisphenoid, welches den hintern Orbitalrand und den Proc. orbit. posterier bilden hilft, und geht in der Mitte seines Verlaufs plötzlich eonvergirend in eine dünne, aber kräftige Sehne über, die sich bald spaltet, um sich an der Innenfläche des Os articulare zu inseriren. 12. Mm. pterygoidei. Le muscle abaisseur du bee superieur Herissant 748 p. 345. Le petit muscle longuet Flügelmuskel (pterygoideus) Wiedemann p. 74. » Tiedemann $ 370. ” r Meckel p. 401. No. 3. 2% „ Cuvier. Gervais et Alix p. 19. Pterı Yaoid muscle + De asilanis Watson p. 181. Pterygoideus + Pterygoideus internus s. palato-basilaris Nitzsch. ZEF 324 ; C. Muskeln des Visceral-Skelets. Eine ansehnliche Muskelmasse, die zwischen dem Gaumen- und Flügelbeine einerseits und der Innenfläche des vor dem Gelenke liegen- den Theiles des Unterkiefers andererseits gelagert ist. — Bei fixirtem Unterkiefer wird der Oberschnabel stark nach unten und hinten gezogen, was besonders bei den Papageien deutlich ist; im andern Falle wirken die Muskeln als kräftige Schliesser des Schnabels. Die ganze Masse ist leieht in mehrere Theile zu trennen, die aber eigentlich nur in der Insertion verschieden sind. Bei den Enten und Gänsen sind vier Theile unterscheidbar. 1. Ein oberflächlichster, dünnster Theil (petit muscle longuet, H&rissant) entspringt vom hinteren Ende des Proe. artieul. int. des Unterkiefers, seht dann gerade nach vorn und wird zu einer selbständigen schlanken Sehne, die mit der den harten Gaumen bekleidenden Bindegewebsmasse verwächst und sich am hinteren, äusseren Rande des Os maxillare be- festigt. (Auf Taf. XXVI, Fig. 7 gezeichnet, aber weiss gelassen). 2. Ein tieferer, medianer Theil entspringt am hinteren, obersten Ende des Proe. artieul. int. und geht als Masse, die sich künstlich in eine oberflächliche und eine tiefere trennen lässt, zur Unterfläche der vorderen zwei Drittel des Pterygoids, und an die medianwärts schauende Fläche der hinteren zwei Fünftel des Palatinum. 3. Ein lateraler, ebenfalls kräftiger Theil kommt von der Innen- fläche des Unterkiefers und zwar vom Os artieulare, complementare und dem hinteren Ende des Os operculare; inserirt sich an den hinteren zwei Fünfteln des Palatinum und zwar an dessen auswärts schauender Fläche. 4. Tiefer, etwas kleinerer Theil, vom vorigen bedeckt, kommt vom Os artieulare und geht zu den vorderen drei Vierteln des Pterygoids, also gegenüber dem zweiten Theile. Bei den Papageien sind ebenfalls zwei Hauptportionen vorhanden, sie sind aber durch die starke Entwieklung der senkrechte, hohe Platten bildenden Gaumenbeine verändert und von einander getrennt. Der stärkere Theil (dem dritten der Lamellirostres entsprechend) entspringt als sehr starker Muskel von der äusseren Fläche der Gaumen- beine, und geht schief nach unten und hinten zum untern und hinteren Theil der Innenfläche des Unterkiefers, schlägt sich hierauf nach aussen um und belegt äusserlich hoch hinaufgehend den hinteren und grössten Theil der äusseren Fläche des Unterkiefers seiner Seite. (S. Taf. XXVI, Fig. 1-4). Dies ist der stärkste Kaumuskel der Papageien; wirkt er jederseits, so wird der Unterkiefer nach vorn geschoben, was durch das langgestellte Gelenk der Papageien sehr erleichtert wird, während der Oberkiefer vermöge seines Gelenkes mit dem Schädel herab und zurück- gezogen werden kann. So erklärt sich die raspelnde oder feilende Schnabelbewegung der Papageien. Der schwächere Theil (der zweite der Enten) entspringt von der oberen Fläche und dem inneren freien Rande des Gaumenbeins seiner Seite, und mit einer zweiten Schicht vom Flügelbein, unter dem er weg- %- Vögel, 325 geht, und inserirt sich als ein breiter rautenförmiger Muskel an die er- habene schiefe Linie der Basis eranii und des Hinterhauptes. (Nitzsch). Ein solches Uebergreifen des Muskels auf die Schädelbasis scheint auf die Papageien beschränkt zu sein. Bei den Möven (Taf. XXVII, Fig. 3) sind wie bei der Mehrzahl der Vögel, z. B. Raubvögel und Hühner, ebenfalls nur zwei als pterygoideus internus et externus aufzufassende Muskeln vorhanden. Bei den Sphenisceidae kommt der äussere Theil nach Watson vom hinteren Ende des Unterkiefers und inserirt sich an der Unterfläche des Flügelbeins und an der ganzen Aussen- und Unterfläche des Gaumen- bein. Am vorderen Ende des Gaumenbeins stossen die beiderseitigen Muskeln zusammen und sind von der mit Papillen besetzten Haut des Gaumens bedeckt. Ein anderer, etwas tiefer gelegener Muskel (M. pteryoo- mazillarıs, Watson) kommt hauptsächlich von der oberen Fläche des Pterygoids, zugleich auch etwas vom Aussenrande des Palatinum; seine Fasern ziehen horizontal nach aussen und hinten, um sich in der deut- lichen Vertiefung auf der Unterfläche des Unterkiefers dieht unterhalb des Gelenkes zu inseriren. Nervenlehre. 167. Balfour, F. M., A treatise on comparative anatomy. Vol. II, London 1881. 168. Bamberg, C. T., De avium nervis rostri atque linguae. Dissertatio. Halis. 1842. S°, 169. Berger, E., Ucber ein eigenthümliches Rückenmarksband einiger Reptilien und Amphi- bien. Sitzb. Wiener Akad. Wiss. Bd. LXXVII, 3. Abth., p. 27, 1878. 0. Bidder u. Kupffer, Untersuchungen über die Textur des Rückenmarkes. Leipzig 1857. 171. Bratsch u. Ranchner, Zur Anatomie des Rückenmarkes. Gekrönte Preisschrift. Erlangen 1855. 172. Bumm, A., Das Grosshirn der Vögel. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 38 (1883), p. 430 bis 466, Taf. XXIV u. XXV. Enthält eine sehr genaue makroskopische und mikrosko- pische Beschreibung des Grosshirns verschiedener Vögel und Abbildungen des Gehirns von Anas, Buteo, Otus, Turdus, Melopsittacus, Picus, Aegintha. 173. Burdach, Vom Bau und Leben des Gehirns. Leipzig 1819. 4. Carus, C. G., Versuch einer Darstellung des Nervensystems und Gehirns. Leipzig 1814. Mit Tafeln. 175. Collins, Samuel, A system of anatomy. 2 Vols. Fol. London 1685. Taf. 57 u. 58. Enthält Abbildungen des Hirns vom Truthahn, der Trappe, Krickente, dem Schwan, der Schnepfe und vom Cardinal. 176. Cuvier, G., Sur les differences des cerveaux, consideres dans tous les animaux & sang rouge. Soc. Philomat An. T. 177. Ebel, Observationes neurologicae ex anatome comparata. Francofurti ad Viadr. 1788. 178. Emmert, Beobachtungen über einige anatomische Eigenthümlichkeiten der Vögel. Reil und Autenrieth’s Archiy f. Physiologie. Bd. X. Halle 1811. 179. Franke, F., Einige Bruchstücke aus der Anatomie des Gehirns der Vögel. Reil und Autenrieth’s Archiv f. Physiologie. Bd. XI, 1812, p. 220-228. 180. Guillot, Natalis, Exposition anatomique de l’organisation du centre nerveux dans les quatre classes d’animaux vertöhres. Paris 1844. 151. Haller, A. v., De cerebro avium et piscium. Over de Hersenen der Vogelen en Visschen. Verhandlingen d. Maatschap. te Haarlem. 1768, p. 287 —3S6. 182. Hannover, Recherches microscopiques sur le systeme nerveux. Copenhague 1844. 183. Hay, E. A., De sinu rhomboidali in medulla spinali avium. Dissert. inaug. Halis 1844, 326 184. 190. 191. 192. Nervenlehre. Key, A. u. Retzius, G., Studien in der Anatomie des Nervensystems und des Binde- gewebes. Stockholm 1876, gr. 4°. Zweite Hälfte. Dieses monumentale histologische Werk enthält auf Taf. VIII, Fig. 22—27 Cerebrospinale Nervenfasern des Buchfinken und des Sperlings; Taf. XXXVI, Fig. 6—22 Pacinische Körperchen der Vögel. . Leuret, F. et Gratiolet, P., Anatomie compar&e du systöme nerveux. 8°. Paris 1839—1857. Nebst Atlas. 4°. . Leydig, F., Lehrbuch der Histologie der Menschen und der Thiere. Frankfurt a. M. 1857. Kieinere Mittheilungen zur thierischen Gewebelehre. Müller's Archiv 1854, p. 296-—348. Enthält unter anderen viele histologische Beobachtungen über den Bau der Verdauungsorgane, das Auge und das Rückenmark verschiedener Vögel. . Macartney, Article Aves in Ree’s Oyclopaedia. ‚ ag RR V., Esposizione anatomica delle parte relative all’ encefalo degli Uecelli. 1) Mem. Soc. "Italiana di Verona. Tome I, 1782, p- 747—767 (Schädel. Tome II, 1784, p: 237—255 (Nerven-Foramina). Tome III, 1786, p. 126—173 (Umhüllungshäute und allgemeine Anatomie des Nervensystems). 'Tome IV, 1788, p. 37—58. Tome VI, 1792, p. 106—119. Tome VII, 1794, p. 195—224 (Auge). Tome XI, 1804, p. 33—63 (Nerven). Meckel, A., Anatomie des Gehirns der Vögel. Meckel’s deutsches Archiv f. Physio- logie. Bd. 2. Mit ausgezeichneten Abbildungen und ganz vorzüglichem Text die Gans betreffend. Metzler, De medullae spinalis avium textura. Diss. inaug. Dorpati 1855. Nicolai, Th. G. J., Dissertatio inauguralis de medulla spinali avium, ejusdemque generatione in ovo incubato, Halis 1811. — Dasselbe: Ueber das Rückenmark der Vögel und die Bildung desselben im bebrüteten Ei. Reil und Autenrieth’s Archiv f. Physiologie. Bd. XI. 1812. - 3. Osborn, H. F., The origin of the corpus callosum, a contribution upon the cerebral commissures of the Vertebrata. Morph. Jahrb. XII, 1886, p. 223—251, Taf. XII u XIV (betreffend Vögel p. 244). . Owen, R., On the Anatomy of Vertebrates. Vol. II. London 1866. 8°. Mit zahl- reichen Holzschnitten. . Perrault, C., Description anatomique de huit Autruches. M&m. Acad. Sciences. Paris 16661669. Tom. 3 (1733) p. 110—174. . Remak, Öbservationes anatomicae et microscopicae de systematis nervosi structura- Berolini 1838. 7. Ritzel, Commentatio de nervo trigemino et glossopharyngeo avium. Fuldae 1813. 8”. . Schlemm, Öbseryationes neurologicae. Berolini 1834. 4°. 9. Schulgin, M. A., Lobi optici der Vögel. Zoolog. Anzeig. 4. Jahrg. p. 277—281 u. 303 --308. — Wichtige makro-mikroskopisch und embryologische Untersuchung. . Serres, E. R. A., Anatomie comparsde du ceryeau dans les quatre classes des animaux vertehres. Paris 1824. 4° Planches; ? Vols. 8°. Paris 1827. . Stieda, L., Studien über das centrale Nervensystem der Vögel und Säugethiere. Zeit- schrift f, wiss. Zool. Bd. XIX (1869), p. 1—92, Taf. I u. II. Eine der Hauptarbeiten über das centrale Nervensystem der Vögel. . Stilling, Neue Untersuchungen über den Bau des Rückenmarkes. Cassel 1859. 203. Swan, Jos., Ilustrations of the comparative Anatomy of the nervous System. London 1835. 4°. with plates. . Tiedemann, F., Anatomie und Bildungsgeschichte des Gehirns. Nürnberg, 1816. . Treviranus, G. R., Untersuchungen über den Bau und die Functionen des Gchirns. Bremen 1820. . —— Ueber die Verbreitung des Antlitznerven im Labyrinth des Ohrs der Vögel. Tiedemann und Treviranus’ Zeitschr. f. Physiologie. Bd. V, 1853, p. 94—96. Ueber die- hinteren Hemisphären des Sal der Vögel, Amphibien und Fische. ibid. Bd. IV, p. 39—68, Taf. I—IV. . Vieq d’Azyr, M£moire sur la structure du ceryeau des Animaux, comparte avec celle du ceryeau de !homme. Mem. Acad. des Sciences de Paris 1783, p. 468. Dasselbe in „Oeuvres recueillis‘ de Vieq d’Azyr. Tome VI, Paris 1805. 8°. . Wagner, R., Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. 3. Aufl. 1843. Icones physiologicae. Taf. XXVI, Fig. 5: Gehirn von Otus mit den Hirnnerren‘ "Taf. XXV II, Fig. 12: Gehirn mit den Nervenursprüngen der Gans, Vögel. 327 „Das Nervensystem umfasst jene Einrichtungen, durch welche die gesammte Organisation des Körpers zu einem harmonisch thätigen Ganzen verbunden wird. Sein Zusammenhang mit den Sinneswerkzeugen ver- mittelt ihm Zustände der Aussenwelt, die als Reize aufgenommen, in ihm Empfindungen und Vorstellungen erregen. Durch seine Verbindung mit dem Muskelsysteme überträgt es auf dieses Willensimpulse, die in ihm entstehen, und ebenso beherrscht es die Funktionen der mannigfaltigen, der Ernährung und Abscheidung dienenden Organe.“ Gegenbaur, Lehr- buch der Anatomie des Menschen. — Das gesammte Nervensystem wird in das centrale und in das peripherische eingetheilt. Das centrale Nerven- system zerfällt in das Rückenmark und in das Gehirn, während das peri- pherische aus den Gehirn- und Rückenmarksnerven nebst den zu beiden gehörigen sympathischen Nerven besteht. Rückenmark. Das Rückenmark erstreckt sich anfänglich in ziemlich gleichmässiger Dicke durch den ganzen Rückgratcanal, aber bald zeigt es an zwei ver- schiedenen Stellen bedeutende Entfaltung und zwar dort, wo die Ver- sorgung der Gliedmassen stärkere Nerven und Ganglien-Anhäufungen erfordert. So entsteht die Halsanschwellung (Intumescentia cervicalis) und die Lendenanschwellung (Intumescentia lumbalis). In der Halsan- schwellung, wo die stärkeren den Plexus brachialis zusammensetzenden Nerven abgehen, erreicht das Rückenmark seine grösste Dieke und es zeigt im Querschnitt, wie überbaupt in der ganzen Cervical und Thoracal- region eine rundliche, leicht abgeplattete Gestalt. Die Halsanschwellung erstreckt sich bei der Haustaube ungefähr auf die Strecke zwischen dem 11.—14. Spinalnervenpaar, bei der Gans entsprechend dem längeren Halse zwischen dem 17.—20.,. beim Haushuhn dem 14.—17. Nervenpaar. In der Brustregion nimmt der Durchmesser des Rückenmarkes allmählig ab und beträgt weniger als im Halstheile. In der Lumbalregion, wo die Nerven des Plexus lJumbo-sacralis austreten, ändern sich die Verhältnisse bedeutend. Die hintere Längsfurche, die im Halstheile nur eben angedeutet ist, und wie auf den Abbildungen ersichtlich, nicht tief in die weisse Sub- stanz eindringt, erreicht in der Halsanschwellung und im Brusttheile die graue, hintere Commissur, und zugleich wird die Furche auf der Ober- fläche augenfälliger. In der Lendenanschwellung weichen die beiden Hinterstränge eine kurze Strecke weit (ungefähr 3—4 Metamere) aus- einander und nähern sich weiter schwanzwärts wieder einander, sodass eine rautenförmige Spalte (Sinus rhomboidalis sacralis) gebildet wird. Die- selbe ist zum grossen Theil von einer farblos durchsichtigen gallertartigen Substanz ausgefüllt. Siehe darüber S. 335. Hinter der Sacralanschwellung nimmt das Rückenmark wieder ab und ist beim erwachsenen Vogel bis in die letzten freien Schwanzwirbel als ein feiner Faden zu verfolgen. Ein Cauda equina ist nieht vorhanden, 328 Nervenlehre. da die austretenden Spinalnerven den Wirbeleanal sofort verlassen und nicht wie bei den Säugethieren erst eine Strecke weit neben einander innerhalb des Canals langlaufen und dann erst die Wirbelsäule verlassen. Auch ein eigentliches Filum terminale, d. h. eine fadenförmige, rudimentär gewordene Endstrecke des Rückenmarkes ist nicht, oder doch nur in be- schränktem Maasse vorhanden, denn selbst im Bereiche der durch Ver- schmelzung mehrerer Wirbel entstandenen Schwanzplatte werden häufig auch bei erwachsenen Vögeln metamere Nerven abgegeben. Um die etwas schwierigen Strücturverhältnisse des Rückenmarkes leichter verständlich zu machen, möge eine gedrängte Uebersicht der An- lage und Entwicklung desselben vorausgeschickt werden. Die erste Anlage des gesammten centralen Nervensystems beginnt schon sehr früh (beim Hühnchen in der 18. Stunde der Bebrütung) als eine Wucherung oder Verdickung des äusseren Keimblattes (Medullar- platte) nach vorn in der Verlängerung der Primitivrinne. Durch Erhebung der Ränder der Platte wird die Medullarrinne gebildet, die schliesslich weiter wachsend in der Mittellinie dorsal zusammentreffen und durch Ver- einigung das primitive Medullarrohr bilden. Der vordere Abschnitt diffe- renzirt sich zum Gehirn, der hintere zum Rückenmark. Die in einen Canal verwandelte Rinne bleibt im Rückenmark als Centralcanal bestehen, am Uebergange vom Rückenmark zum Gehirn, im Bereiche der Medulla oblongata schliessen die beiden Hälften der Medullarrinne jedoch nicht zusammen, sondern bleiben als Sinus rhomboidalis oder Rautengrube offen. Die Fortsetzung des Canals, resp. der Grube erstreckt sich in das Gehirn als Aquaeduetus Sylvii, dritter Ventrikel und die beiden seitlichen Ventrikel der Grosshirnhemisphären. Die bis zum 4. Tage der Bebrütung sleichmässige Structur der Wände des Medullarrohres ändert sich nun, sodass folgende Bestandtheile unterschieden werden können. 1) Eine Lage von Epithelzellen, welche den Centralcanal auskleiden und als die am wenigsten differenzirte Masse der eingefalteten epidermalen Lage des äusseren Keimblattes aufzufassen sind. 2) Die graue Substanz; 3) die weisse Substanz; diese tritt am spätesten auf und umhüllt die graue. Ventral vom Centralcanal wird durch Verbindung und gegenseitige Kreu- zung der Fasern der weissen Substanz die vordere weisse Commissur gebildet (Commissura alba anterior), während auf der Dorsalseite eine solche Verbindung nicht auftritt. Die graue Substanz umgiebt den Central- canal nicht gleichmässig, sondern wächst jederseits nach zwei Haupt- richtungen aus, seitlich schräg nach oben und nach unten, wodurch die oberen oder hinteren und die vorderen oder unteren Hörner innerhalb der dieselben umkleidenden weissen Substanz gebildet werden. Dorsal und ventral vom Üentralcanal hängen die beiden Hälften der grauen Substanz durch die hintere und vordere Commissur mit einander zusammen. Die vordere (nicht zu verwechseln mit der vorderen weissen Commissur) besteht natürlich seit dem Auftreten der Medullarplatte, deren mittlerer Bodentheil sie ja ist, während die hintere erst durch die Schliessung der Vögel. 329 ST- ODE IS . 17. Querschnitte von Hühner-Embryonen, zur Erläuterung der Entwicklung des Rücken- marks. Fig. 3—7 in 26maliger Vergrösserung. . Schnitt durch die Mitte des Körpers, nach 20 Stunden Bebrütung. . Lumbalgegend. Ende des 4. Tages. . Postsacral. 5. Tag. Rückenmark und darunter die Chorda dorsalis. . Schnitt durch die Magengegend. 5. Tag. — M = Magen. . Schnitt in der Gegend der Medulla oblongata. 5. Tag —- Au.V. = Gehörblase. A.m.a. Arteria medullaris anterior. . Gegend des vierten Ventrikels. 5. Tag. . Sacralgegend. 8. Tag, — WS = Weisse Substanz. CC = Centralcanal. Ch = Chorda dorsalis. Allgemeine Bezeichnungen. Ch = Chorda. Me = Medullarcanal. Mf — Medullarfalte. M = Mesohlast. H — Hypo- blat E = Epiblast. Ao = Aorta. v»CA — Vena caya anterior. 4W = hintere Wurzel eines Spinalnerven. »W =- vordere Wurzel eines Spinalnerven. 330 Nervenlehre. Medullarrinne oder Vereinigung von deren Rändern entsteht. Indem nun die Seitentheile des Medullarstranges ungleichmässig und stärker wachsen als die Commissuren, überschlagen sich die der Medianlinie benachbarten Theile so zu sagen und nähern sich einander, sodass schliesslich eine tiefe vordere und eine hintere mittlere Spalte gebildet wird (Fissura me- diana s. longitudinalis anterior et posterior). Die vordere ist ziemlich weit und es berühren sich die gegenüberstehenden Theile nicht und bilden einen echten Sulcus: die hintere ist in der Regel sehr fein. Ueber die Bildung der Fissura med. posterior herrschen Meinungs- verschiedenheiten. Schon Clarke bemerkte, dass die hintere Fissur ein der vorderen nicht vergleichbares Gebilde sei. Während nämlich die vor- dere Spalte nichts weiter ist, als der Raum zwischen den abwärts gerich- teten Auswüchsen der ventralen Hälften des Markes, halten Kölliker und Balfour die hintere Fissur für den Rest des zum grössten Theile atrophirten Centraleanals. Balfour bemerkt darüber (Litteratur Nr. 167 p. 344— 345): „Indem die Wände des ursprünglich weiten Medullarcanales dorsalwärts verwachsen und indem diese Vereinigung nach innen (ventral- wärts) fortschreitet, wird der Canal auf ein sehr enges Lumen beschränkt, nämlich auf den Bodentheil. Das Epithel der Wände wird auf der Ver- einigungsstelle allmählich absorbirt. Es ist zur Zeit, wenn die Absorption beginnt, dorsalwärts weder von grauer noch von weisser Masse bedeckt: nachdem nun der Canal sich ventralwärts so zu sagen zurückgezogen, und nachdem durch die Verschmelzung der Wände die hintere Raphe gebildet worden, wächst die weisse Masse der Hinterstränge aufwärts und einwärts in ähnlicher Weise wie an der vordern Spalte; kurz darauf tritt dann die dorsale graue Commissur deutlicher auf, die vielleicht dem Epithel des ursprünglichen CUentralcanals ihre Entstehung verdankt.“ Nach der Untersuchung zahlreicher gehärteter und gefärbter Schnitte des Rückenmarkes der Taube, Ente und von Hühnchenembryonen glaube ich folgendes behaupten zu können. Das Epithel der Medullarrinne bildet durch Verschmelzung der sich berührenden Wände eine Raphe, die bei Hühnchenembryonen (Fig. 7) von acht Tagen den ganzen Medullar- raum in einen ventralen Theil, den späteren Centralcanal, und in eine längere im Querschnitt lang-elliptische Spalte theilt; später wird diese Spalte ganz geschlossen; das sie auskleidende Epithel wird aber nicht ganz absorbirt, sondern es bleiben Spuren desselben in fast allen Gegen- den des Rückenmarkes erkennbar als ein feiner unregelmässiger Streifen, der vom Centralcanal aufwärts steigt und daher in der dorsalen grauen Commissur selbst liegt. Unterdessen ist die Bildung der weissen Substanz auch dorsalwärts vorgeschritten und bildet durch die Annäherung der ‚beiden Hinterstränge eine der ventralen morphologisch vergleichbare Fis- sura posterior. Die die Wände der Hinterstränge bekleidende Pia mater (siehe dort) erleidet dadurch, wie in der vordern Spalte, eine Einfaltung, die aber nicht offen bleibt, sondern sehr schnell verwächst und daher auf Querschnitten wie ein Fortsatz der Pia mater aussieht. Derselbe Vögel. 33l verbindet sich mit der feinen vom Centraleanal aufsteigenden Raphe. Die gesammte hintere Raphe ist demnach nicht der vorderen Fissur zu vergleichen, da nur der die weisse Substanz der Vorder- und Hinter- . stränge trennende Abschnitt gleichartigen Vorgängen seine Entstehung verdankt. Aus den Vorderhörnern treten die vorderen oder motorischen Wurzeln der Spinalnerven durch den weissen Substanzmantel, während die hintern oder sensiblen Wurzeln der Nerven den Spitzen der Hinterhörner benach- bart austreten. Hierdurch wird die Masse der weissen Substanz in drei Stränge geschieden. Vorderstrang: von der ventralen Medianspalte bis zum Austritt der vorderen Nervenwurzeln; Hinterstrang: von der hinteren Medianspalte bis zum Austritt der hinteren Wurzeln; Seiten- strang: zwischen den beiden Nervenwurzeln gelegen. Aeusserlich sind diese Stränge bei den Vögeln nur undeutlich sichtbar, während sie beim Menschen durch den Suleus lateralis posterior et anterior auf der Ober- fläche des Rückenmarkes angezeigt sind. Die Formelemente des Rückenmarkes. Wir haben zwischen Stütz- substanz und Nervensubstanz zu unterscheiden. Die Stützsubstanz ist zweierlei Ursprunges. Erstens echtes Bindegewebe, welches von der Pia mater, als Fortsetzung derselben in das Rückenmark eindringt, haupt- sächlich - in den beiden Fissuren, ausserdem an zahlreichen Stellen, wie auf Querschnitten ersichtlich, von der Peripherie in die weisse und graue Substanz eindringend und dort ein Maschenwerk bildend. Die in reicher Verästelung das ganze Mark, besonders aber die graue Substanz durch- ziehenden Blutgefässe sind natürlich auch von der dem Mesoblast ent- sprungenen Bindegewebshülle ableitbar. In der Fig. 6, auf dem Quer- schnitt durch die Gegend des vierten Ventrikels eines fünftägigen Hühner- embıyos ist eines der Hauptgefässe, die Arteria medullaris anterior sicht- bar. — Zweitens ist im ganzen Rückenmark ein feines Maschenwerk von einer andern Stützsubstanz vorhanden, die sogenannte Nervenkittsub- stanz oder Neuroglia. Dieselbe ist bindegewebähnlich, besteht aus lang- gestreckten, elastischen, äusserst feinen Fasern mit zelligen Elementen, oder sie hat ein mehr körniges, bisweilen structurloses Aussehen. Wenig Sicheres ist über diese Neuroglia bekannt; es sei auf Stricker’s Hand- buch der Gewebelehre verwiesen. — Da diese Substanz nicht mesoder- malen Ursprungs ist, so kann sie kaum als modifieirtes Bindewebe im morphologischen Sinne aufgefasst werden. Es erscheint nicht unmöglich, dass sie genetisch mit dem Epithel zusammenhängt, welches den Central- canal auskleidet und als die oben besprochene Raphe in der grauen Substanz. verfolgbar ist. Dieses ursprünglich eylinderartige Epithel bildete einst die epidermale Lage der aus dem Eetoderm a Medullarplatte. Die Nervensubstanz besteht aus leitenden Nervenfasern mit Axen- eylinder, d. h. sogenannte weisse Nervenfasern, aus grauen Nervenfasern, die des Axeneylinders entbehren, und drittens aus Ganglienzellen. 332 Nervenlehre. Die weisse Substanz des Rückenmarks bildet einen Mantel um die graue. Sie besteht ausser dem allgemeinen Stützwerk, in welchem die Neuroglia aber ziemlich spärlich vertreten ist, aus markhaltigen Nerven- fasern von wechselnder Dicke. Auf Querschnitten zeigt sich, dass die . dieksten Fasern mehr nach der Mitte zu und besonders nahe dem Suleus anterior, die feinsten näher der Peripherie gelagert sind. Jede dieser Nervenfasern besteht aus einem Axencylinder, der ungefähr ein Drittel des Durchmessers der ganzen Faser beträgt, und aus einem Mantel, der Medullarscheide. Bei weitem die meisten dieser leitenden Nervenfasern laufen in der Längsrichtung und ziemlich parallel mit einander. Jedoch in den soge- nannten Commissuren finden sich auch deutliche Querfasern; besonders in die Augen fallend sind diese an der ventralen Commissur der Sacral- anschwellung, wo, dicht unter dem Centralcanal, zahlreiche weisse Nerven- fasern schräg von einer Seite zur anderen ziehen und sich dabei voll- ständig kreuzen. Viele derselben sind rechts und links weit in die graue Substanz hinein zu verfolgen, ja es scheint, als wenn sie durch die Vorder- hörner hindurch bis in die vorderen Wurzeln der Spinalnerven träten. Ihr anderes Ende verliert sich zwischen den Längsfasern der Vorder- stränge, wo sie wahrscheinlich in einen longitudinalen Verlauf umbiegen. Im Halstheile ist diese Kreuzung auf weniger Fasern beschränkt. Stieda schlägt für diese Kreuzung von Fasern den Namen Commissura trans- versa vor anstatt der älteren Bezeichnung Ü. anterior. Der Umstand, dass diese markhaltigen Fasern sich besonders in der Sacralanschwellung kreuzen, während davon in anderen Abschnitten des Rückenmarkes wenig oder kaum etwas zu sehen ist, erklärt nach Stieda, weshalb die Com- missura anterior der Autoren bald zur grauen, bald zur weissen Substanz gerechnet wird. — Da jedoch, wenigstens im Cervicaltheile ventral vom Centralcanale sowohl eine graue als auch eine weisse Commissur und Kreuzung nachweisbar ist, so empfiehlt es sich wohl (wenigstens in diesem Werke) zwischen einer Commissura anterior alba (v. w. C.) und einer vorderen grauen Commissur (v. g. ©.) zu unterscheiden. Auch dorsal vom Centralcanal befinden sich in der grauen Substanz einzelne querverlaufende Nervenfasern, am häufigsten in der Cervical- anschwellung. Die graue Substanz enthält ausser dem feinen bindegewebartigen Stützwerk und ausser zahlreich verästelten Blutgefässen sogenannte graue, marklose Nervenfasern und Ganglienzellen. Einzelne weisse markhaltige Nervenfasern sind, wie oben beschrieben, auch vorhanden. Die Ganglien- zellen sind von verschiedener Form und Grösse, in Lagerung und Anord- nung je nach den verschiedenen Abschnitten des Rückenmarkes wech- selnd. Stieda unterscheidet 3 Gruppen und beschreibt sie in folgender Weise: - 1. Die Zellengruppe des Unterhorns oder die laterale Gruppe, welche jederseits auf Querschnitten diejenige Gegend der grauen Vögel. 333 Substanz inne hat, welche als Unterhorn oder Vorderhorn bezeichnet wird. Der Ausdruck Zellengruppe bezieht sich nur auf den Querschnitt, da im ganzen Rückenmark die Zellen der grauen Substanz sich derart aus- dehnen, dass sie, der Längsrichtung des Rückenmarkes folgend, soge- nannte „Nervenzellensäulen“ bilden. — Die Zellen der lateralen Gruppe können als grosse bezeichnet werden, sind meistens vielstrahlig, d. h. jede Zelle ist mit vielen, bis zu acht Ausläufern versehen. Durch die Ausläufer wird die Form der Zellen bestimmt: sie ist rundlich oder birnförmig mit einem Fortsatz, spindelförmig mit zweien, dreieckig oder viereckig mit drei oder vier Fortsätzen, oder vieleckig. Die Zellen haben einen deutlichen Kern mit Kernkörperchen. Diese „grossen Nerven- zellen“ schwanken übrigens in ihrer Grösse je nach den verschiedenen Abschnitten des Rückenmarkes; die grössten Zellen, mit einem Durch- messer von 0,045 Mm. fand ich (Stieda) in der Intumescentia cervicalis oder sacralis, die kleinsten dieser Kategorie in dem hinter der Sacral- anschwellung befindlichen Endabschnitt des Rückenmarks. Sie hatten einen Durchmesser von 0,019 Mm.; Nervenzellen mittlerer Grösse fanden sich mit einem Durchmesser von 0,030 Mm. in den Uebergangsstellen zwischen Sacral- und Cervicalanschwellung, sowie zwischen letzterer und der Medulla oblongata. — Auch- die Menge der Zellen auf jedem Quer- schnitt ist nicht überall die gleiche; in der Cervicalanschwellung bis 30, in der Sacralanschwellung bis 25 jederseits. Zwischen den bezeichneten grossen oder vielstrahligen Zellen, welche hauptsächlich die laterale Gruppe bilden, finden sich noch vereinzelte kleinere, spindelförmige oder rundliche Nervenzellen. 2. Die centrale Gruppe, welche in der Mitte des Centraltheils der grauen Substanz seitlich vom Centralcanal bis an die Basis der Ober- hörner reicht. Bisweilen fliessen die centralen Gruppen beider Seiten über dem Centralcanal zu einer zusammen. Jede centrale Gruppe besteht aus Nervenzellen, welche durchschnittlich kleiner sind als die Zellen der lateralen Gruppe. Sie sind spindelförmig, dreieckig, viereckig mit der entprechenden Anzahl von Fortsätzen, besitzen Kern und Kernkörperchen. Die centralen Gruppen beider Seiten sind in der Sacralanschwellung, in welcher kein Centraltheil der grauen Substanz existirt, völlig von einander getrennt durch die Substantia retieularis und die gallertige Substanz. Die Zellen nehmen die Basis der Oberhörner ein und reichen mitunter ziem- lich weit in letztere hinein. — Diese Trennung beider centralen Gruppen bleibt auch da, wo ein Fortsatz der Pia mater durch eine Fissura longi- tudinalis superior herabsteigt. — In dem ganzen Rückenmark, mit Aus- nahme der Endstücke, bewahren die beiden centralen Gruppen eine ge- wisse Beziehung zu einander dadurch, dass hier und da in der Commissura posterior der Autoren, dem über dem Centraleanal gelegenen Theil der grauen Substanz, auch kleine Nervenzellen vorkommen, welche gleichsam die Gruppen beider Seiten mit einander verbinden — Im hintersten Abschnitte des Rückenmarks, wo die Oberhörner zu einer Masse zusammenfliessen, dr 334 Nervenlehre. verschmelzen auch beide Gruppen derart, dass man füglich nur von einer centralen Gruppe reden sollte. 3. Zellen der Oberhörner. Sie sind sehr vereinzelt, nach Stieda’s Ansicht gleichsam nur hinausgeschobene Vorposten der cen- tralen Gruppe. Meist sind es nur kleine spindelförmige oder eckige Nervenzellen, selten, z. B. in der Sacralanschwellung, finden sich auch vereinzelte grössere Zellen. Ausser einer vierten Gruppe ist dieser Beschreibung wenig hinzuzu- fügen. Ich bemerke jedoch, dass die Anzahl der getroffenen Zellen auf den verschiedenen Schnitten einer Serie sehr wechselt; besonders scheint dies die Hinterhörner zu betreffen und höchst wahrscheinlich fällt die Häufigkeit der Ganglienzellen mit dem metameren Austritt der Spinal- nerven zusammen. — Auf dem sehr dinnen Schnitt durch die Mitte der Saeralanschwellung eines halberwachsenen Huhnes waren jederseits un- sefähr 60 Zellen sichtbar, viele von diesen quer durchschnitten, andere allerdings eben nur berühit. 4. Die peripherische Gruppe. Als eine vierte, vielleicht selb- ständige Gruppe ist eine Anzahl von Ganglienzellen aufzufassen, . welche im Allgemeinen nicht weit von dem lateralen Längsstrang der Pia mater entfernt liegt. Es finden sich in vielen Abschnitten des Rückenmarkes eine Anzahl von verstreuten Ganglienzellen, weit ab von dem grauen Hörnern, nahe der Peripherie der Mitte der weissen Seitenstränge. Nicht auf allen Schnitten sind sie gleich zahlreich, sondern ihre Häufigkeit scheint metamerisch zu wechseln. — In der Sacralgegend erreichen sie ihre bedeutendste Entfaltung an Zahl und Grösse; sie sind in ein helleres Maschenwerk eingebettet, worin fast gar keine weissen markhaltigen Nervenfasern vorhanden sind, und welches daher sehr von der Umgebung absticht; wohl aber ist diese Gegend reich an grösseren Blutgefässen. Die ganze Gruppe rückt sehr nahe an die Peripherie, sozusagen aus der- selben heraus, da sie die Pia mater häufig etwas ausbuchtet. Sie liegt dicht neben der dann stets bedeutenden Anschwellung der Pia mater und wird durch diese von den austretenden vorderen Wurzeln der Spinal- nerven getrennt. Es sind keine Nervenfasern erkennbar, die etwa den Ganglienhaufen verlassen, um zur Bildung der Spinalnervenwurzeln bei- zutragen. (S. Taf. XL, Fig. 6, 7, 9.)- Ueber die Bedeutung dieser „peripherischen Zellengruppe“, wie man sie passend nennen kann, und die sich auch bei Crocodilen findet, sind wir noch im Unklaren. — Unter dem Mikroskop zeigt die graue Substanz ein schwer zu be- schreibendes Aussehen. Man studirt sie gut auf Querschnitten des in Osmiumsäure gehärteten Rückenmarkes; ganz vorzüglich scharfe Bilder giebt aber die Weigolt’sche Methode. (S. Fortschritte der Medizin, Bd. II. [1885] Nr. 6.) Die Grundsubstanz, welche die Ganglienzellen einschliesst, hat ein theils körniges, theils streifiges Aussehen. Besonders körnig erscheint Vögel. 335 sie in den Hinterhörnern, während sie näher dem Centraleanal und in der Peripherie der Hörner streifiger ist. Die spindelförmigen oder rundlichen Körperehen, welche sich unregelmässig zerstreut finden, gehören wohl der Neuroglia an. Die zahlreichen marklosen Nervenfasern und das binde- gewebige Maschenwerk nebst den Gefässen stellen ein schwer auflösbares Gewirr dar. Die graue Substanz ist im ganzen Rückenmark mit Aus- nahme der Sacralanschwellung von gleicher Beschaffenheit. Hier jedoch treten wichtige Veränderungen auf, die uns zur Beschreibung des Sinus sacralis führen. Auf Querschnitten kurz vor Beginn des Sinus (Taf. XL, Fig. 4) sieht man, dass die Raphe in der hinteren grauen Commissur deutlicher geworden ist. Kernhaltige Zellen umgeben das Cylinderepithel des Centraleanals und erstrecken sich dorsalwärts. Die Abgrenzung dieses medianen senkrechten Streifens gegen die centrale graue Substanz ist noch schwer. Man bemerkt, dass die feinen von rechts nach links ziehen- den Gewebsmaschen der grauen Substanz seltener, weniger dicht, ge- worden sind; die Commissurgegend gewinnt dadurch ein helleres Aus- sehen. In etwas weiter rückwärts gelegten Schnitten sieht man den kleinen Centraleanal, umgeben von seinen typischen, rosettenartig ange- ordneten Epithelzellen, in einer hellen Masse eingebettet, welche fast nur aus Zellen zu bestehen scheint. Die graue Substanz erscheint scharf abgegrenzt und nur in der Nähe der Hinterstränge verbindet sie als eine dünne über den hellen Spalt ausgespannte Brücke die beiden Hinterhörner mit einander. Gleichzeitig bemerkt man, dass die weissen Hinterstränge auseinander gewichen sind, dass also an die Stelle der die Hinterstränge vereinigenden Raphe ein breiter flacher Suleus getreten ist. Noch weiter schwanzwärts, in Höhe des eigentlichen Sinus sacralis, ist auch die letzte Spur der grauen Brückensubstanz verschwunden, die beiden Hälften der grauen Substanz und die Hinterstränge klaffen weit auseinander; diese Kluft ist überbrückt von der Pia mater und ausgefüllt von einem eigen- thümlichen Gewebe. Ich finde, dass dasselbe zum grossen Theil aus rundlicehen oder polyedrischen kernhaltigen Zellen besteht, welche zusam- men den Anschein embryonalen, indifferenten Gewebes haben. Diese Zellen haben grosse Aehnlichkeit mit dem Ependyma, d. b. der Ausklei- dung des Centralcanals und scheinen durch Wucherung derselben hervor- gegangen zu sein. Ausser diesen Zellen bemerkt man aber noch ein wirkliches Maschenwerk, in dessen Knotenpunkten Kerne liegen. Die Maschenräume scheinen mit einem farblosen Inhalte erfüllt. Näher den Seiten des Sinus sieht man dies Maschenwerk stärker werden, ob es wirklich in das Stützgewebe der grauen Substanz übergeht, konnte ich nicht mit Sicherheit ermitteln, scheint aber höchst wahrscheinlich. Jeden- falls aber wird es feiner nach der Mitte des Sinus zu und näher der Pia mater. Diese Füllungsmasse des ganzen Sinus beschrieb Stilling als aus rundlichen, polyedrischen Zellen zusammengesetzt und hielt sie für nervös. Stieda aber bestätigt Leydig’s und Metzler’s Angaben. Nach 336 Nervenlehre. Leydig (Müller's Archiv 1854, p. 834) gehört diese Substanz zum gallertigen oder embryonalen Bindegewebe. „Es bilden nämlich Zellen von eigenthümlich klarem Aussehen dadurch, dass zum Theil von ihnen feine Fasern ausgehen und sich mit einander verbinden, ein Maschen- werk, innerhalb dessen eine helle, homogene Substanz abgelagert ist, die, was abweichend erscheint, sich nicht in Essigsäure trübt. Ausser- dem durchziehen Blutcapillaren, welche dasselbe Aussehen haben wie das Maschenwerk, das Ganze.“ Stieda giebt folgende Beschreibung beim Huhn und huldigt einer mit meinen Ergebnissen nicht ganz vereinbaren Auffassung; wenigstens habe ich keine mit seinen Abbildungen (Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. XIX. Taf. I. Fig. 5, 6, 7) übereinstimmende Querschnitte erhalten können. Er sagt: „Auf Querschnitten des Rückenmarksabschnittes vor dem Sinus rhomboidalis trifft man regelmässig über dem Centralcanal, also im Centraltheil der grauen Substanz, eine von dem übrigen Gewebe scharf sich abgrenzende Stelle. Hier hat das Gewebe genau das Aussehen der im Rückenmark des Frosches als Substantia reticeularis beschriebenen Masse (vergl. Bronn, Amphibien S. 186). Die Ausdehnung der Sub- stantia retieularis ist anfangs nur gering, nimmt aber allmählich zu, so- dass sie bald einer aufrecht stehenden Ellipse gleich sieht, welche sich zwischen dem Centraleanal und der hier deutlich vorhandenen Fissura longitudinalis superior befindet. Sie besteht aus einem Netzwerk zarter mit einander anastomosirender Fäden; in den Konotenpunkten liegen Kerne; sie ist daher als ein Netz von Zellen aufzufassen, welche durch Ausläufer mit einander anastomosiren. Diese Substantia reticularis ge- winnt näher zur Sacralanschwellung an Ausdehnung, sodass — da hier der bisherige Suleus longitudinalis superior sich zum Sinus rhomboidalis erweitert — der Üentraltheil der grauen Substanz sehr redueirt wird. Die graue Substanz wird dabei so schmal, dass sie nur als dünne, über die Substantia reticularis ausgespannte Brücke die beiden Oberhörner mit einander verbindet. Schliesslich schwindet auch diese Brücke und dann stösst die Substantia retieularis direct an den im oberen Suleus befind- lichen Fortsatz der Pia mater, oder im eigentlichen Sinus rhomboidalis an das den letzteren ausfüllende gallertige Gewebe.“ Ueber dieses gallertige Gewebe sagt er (Op. eit. p. 8): „Im vor- deren Abschnitt der Sacralanschwellung wird der Fortsatz der Pia mater grösser und ragt durch die Fissura longitudinalis superior, welche die weisse Substanz der oberen Rückenmarkshälfte von einander trennt, bis an die oben erwähnte Substantia retieularis. Im Sinus rhomboidalis nun fehlt der eigentliche Fortsatz der Pia mater, statt dessen findet sich aber als Inhalt des Sinus das gallertige Gewebe, welches gewissermaassen als der vergrösserte Piafortsatz angesehen werden kann. Während nun sonst die Pia mater und ihre Fortsätze das gewöhnliche Aussehen der fibrillären Bindesubstanz haben, hat hier das gallertige Gewebe genau den Bau der bereits beschriebenen Substantia retieularis. Das Gallertgewebe färbt Vögel. 337 sich gewöhnlich in Carmin äusserst intensiv, indem die in den Maschen des Netzwerkes befindliche und durch die Einwirkung der Chromsäure geronnene Flüssigkeit den Carmin lebhaft aufnimmt. Das Gallertgewebe grenzt sich daher von der Substantia reticularis, in deren Maschen keine seronnene Flüssigkeit sichtbar ist, sehr deutlich ab.“ Stieda hält also das „Gallertgewebe“ für etwas von seiner Sub- stantia retieularis verschiedenes. Die ganze den Sinus ausfüllende Masse gerinnt zu einer.weissen undurchsichtigen Masse; auch in heissem Wasser zeigt sich stellenweise ein Dunklerwerden. Dies deutet auf Protein hin. Bei Embryonen (Fig. 7) zeigt sich auf unversehrten Querschnitten keine Spur von einem Sacralsinus. Derselbe kann daher nicht als offengeblie- bene Medullarspalte aufgefasst werden, wie es in Wirklichkeit im Bereich der Medulla oblongata der Fall ist. Dem widerspricht schon der geschlossene im Sacralsinus stets vorhandene Centralcanal. Der Sacralsinus ist demnach keine embryonale, sondern eine nachträglich erworbene Bildung inner- halb der Classe der Vögel, denn weder bei Reptilien noch bei Säuge- thieren findet sich eine solehe. — Ich vermuthe, dass die genannte den Sinus und die ganze die graue Substanz trennende Spalte ausfüllende Masse ihren Ursprung dem Ependyma, d. h. den Zellen des Central- .eanals und der Raphe verdankt. Diese Zellen wuchern gegen Ende der Bebrütung des Embryo und bilden ein dem Stützgewebe der grauen Sub- stanz ähnliches Maschengewebe, welches aber von der Neuroglia ab- - sticht, da es auf einer unausgebildeten, embryonalen Stufe stehen bleibt. - Da diese Wucherung erst auftritt, nachdem die Raphe gebildet, ausser- dem die graue und weisse Substanz aufgetreten sind und nachdem die Bluteapillaren nebst den mesodermalen echten Bindegewebszügen das - Mark durchdrungen haben, so kann es nicht befremdend sein, weshalb die Ränder der Furchen ziemlich scharf gegen die graue Substanz ab- ‚stechen, besonders nachdem die meisten die graue Commissur bildenden Fasern durch das wuchernde Centralepithel zerstört oder auseinander ge- drängt worden sind und da ‚keine nervösen Elemente, wie z. B. auch keine marklosen Nervenfasern, darin vorhanden sein können. Indem nun die Wucherung der Füllungsmasse fortschreitet, wird die ganze dorsale Hälfte des Markes nach rechts und links auseinander getrieben. Dies - wird deutlich ersichtlich durch Vergleichung der Figuren 3, 7, 9 auf Taf. XL, wo die Hinterstränge der weissen Substanz eine mehr und mehr horizontale Lage einnehmen. Ueber den eigentlichen Grund der Bildung des Sacralsinus kann man vorläufig nur vage Vermuthungen äussern. Vielleicht deutet er darauf hin, dass die dinosaurierartigen Vorfahren (wenn diese Phylogenie richtig ist) entsprechend den mächtigen hinteren Extremitäten ein viel stärker entwickeltes Mark, hauptsächlich die graue Substanz betreffend, besassen und dass nun der nicht länger nötlige Raum durch das wuchernde, nicht nervöse, auf indifferenter. Stufe stehen bleibende Central- gewebe ausgefüllt wird... Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 22 338 Neryenlehre. Der Centraleanal. Der schon oben gegebenen Schilderung der Entwickelung des Centralcanals und der ihn umgebenden Zellen ist wenig mehr hinzuzufügen. Die sein Lumen unmittelbar begrenzenden Zellen sind eylindrisch, 0.015 Mm. hoch und haben, wie auch bei den Säuge- thieren, einen feinen in den Canal hineinragenden Saum von Wimpern. Das Lumen des Canals ist erfüllt mit der cerebro-spinalen Flüssigkeit, in der ab und zu einzelne Lymphkörperchen gefunden werden. Auf den meisten gefärbten und gehärteten Schnitten ist diese eingeschrumpfte Flüssigkeit sichtbar und hat, wie Stieda bemerkt, grosse Aehnlichkeit mit dem im Rückenmark der Fische beschriebenen Reissner’schen Central- faden, der übrigens wohl auch nur ein solches Product ist. Carmin- präparate des vierten Ventrikels zeigen diese eingeschrumpfte Flüssigkeit sehr deutlich. Der Centraleanal ist von der Medulla oblongata an bis in das Schwanz- ende ganz geschlossen. Stieda beschreibt ihn als kreisrund, im Durch- messer bei der Haustaube 0.03 Mm. weit und nur im Cervicaltheile bis auf 0.04 Mm. steigend. Ich finde ihn ebenfalls rundlich im Hals- und Rückentheil, mehr aufrecht elliptisch in der Lendengegend. Auffallend gestreckt erscheint sein Durchschnitt im Sacralsinus, (vergl. Fig. 7, Taf. XL), was keiner Quetschung oder Zerrung zuzuschreiben ist. Seine Weite wechselt bedeutend in meinen Präparaten. Sehr eng, kaum er- kennbar, erscheint er häufig in dem Abschnitt zwischen Nacken- und Lendenanschwellung; weiter ist er in beiden Anschwellungen, besonders in der ersteren. Im dünnen Schwanztheile wird er unbedingt etwas weiter, sehr deutlich und rund. *) Die Anordnung der grauen und weissen Substanz untersucht man am besten an Querschnitten des gefärbten Rückenmarkes bei schwacher Vergrösserung. Die allgemeine Form der grauen Substanz mit ihren Hörnern ist übrigens schon dem unbewaffneten Auge sichtbar. Anstatt eine lange Beschreibung zu geben, sei auf die Abbildungen verwiesen, welche mehr und deutlicher als Worte erklären. — Im allgemeiuen gilt, dass die Hinterhörner den Vorderhörnern an Masse nachstehen. Der Centraltheil der grauen Substanz ist ziemlich weit im Cervicaltheile, in der Halsanschwellung und in der Brust. In der Lendenschwellung ist die centrale Masse weniger bedeutend, ausserdem durch die Füllungsmasse des Sinus auseinander getrieben, wie die Hinterstränge. Postsacral fliessen die getrennten Hälften wieder in eine Masse zusammen und auch die Hinterstiänge berühren sich wieder, sodass Schnitte dieser Gegend sehr denen aus der Halsschwellung gleichen. Weiter nach dem Schwanze zu fliessen die Hinterhörner zusammen und werden mehr und mehr un- deutlich. Im Schwanze endlich ist die weisse Substanz, die überhaupt *) Betreflend die Lage des Canals, so befindet sich derselbe im Halstheil annähernd in der Mitte der grauen Substanz, rückt von der Halsschwellung an ventralwärts und nähert sich in der Sacralschwellung dabei der ventralen Grenze der grauen Substanz am meisten, worauf er postsacral und im Bereiche des Schwanzes wieder seine centrale Lage einnimmt, Vögel. 339 von der Medulla oblongata an bebarrlich abnimmt, bedeutend reduecirt, bis schliesslich auch im Bereich der grauen Substanz das nicht nervöse Stützgewebe im Filum terminale die Oberhand gewinnt. Die Hüllen des eentralen Nervensystems (Meninges) sind binde- gewebiger Natur und stammen aus dem Mesoderm. Es werden deren gewöhnlich drei beschrieben. 1. Pia mater s. Pia meninz, weiche Hüllhaut oder Gefäss- haut. Dieselbe liest der Gehirn- und Rückenmarksubstanz un- mittelbar an und ist mit ihr untrennbar verbunden. Sie ist eine gefässführende, dünne Bindegewebeschicht, und sendet zahlreiche fein- gewebige Fortsätze und Lamellen in das Innere der weissen und grauen Substanz. Dort scheint sie mit ähnlichen, eigenthümlichen Foıt- sätzen der grauen Substanz zusammen zu treffen, sodass ein das ganze Rückenmark durchdringendes Maschengewebe, ein bindegewebiges Stütz- werk, gebildet wird, in welchem die Nervenfasern der weissen, und die Ekzellen nebat den marklosen Fasern der grauen Substanz, und die sie zusammenhaltende „Nervenkittsubstanz‘“ oder Neuroglia einge- lagert sind. Da die Pia mater mit dem Gehirn und Rückenmark innig verbunden ist, und die diese Organe ernährenden Blut- und Lymphgefässe enthält, so senkt sie sich in alle Einbuchtungen des Centralnervensystems ein. So ist sie als Doppellamelle in der ganzen Tiefe der vorderen Längsfurche zu verfolgen und zwar in der ganzen Länge der Furche. Auf Querschnitten sieht man an der Basis dieser Furche ein Gefäss, die longitudinal verlaufende Arteria medullae inferior; von derselben gehen in Zwischenräumen kleinere Arterien ab, welche in der Doppellamelle bis zum Apex der Furche, also bis an die vordere Commissur aufzusteigen und dann umzubiegen scheinen; wenigstens bemerkt man auf vielen Querschnitten dort ein querdurchschnittenes Gefäss. — Im Bereich der hinteren Furche sind die Verhältnisse etwas weniger deutlich. Die Pia mater dringt als Doppellamelle nur sehr wenig tief ein, nur so weit als der eigentliche Sulcus reicht; ein längslaufendes Gefäss scheint nicht vorhanden zu sein, aber auf einer Reihe von Querschnitten sieht man in wechselnder Entfernung von der Peripherie ein kleines Gefäss, bald nahe der Peripherie, bald nahe der hinteren Commissur, bald halb- wegs in der Mitte, während nach oben und unten eine senkrechte feine Lamelle von dem Gefäss ausgeht; auf andern Schnitten wieder reicht ein feines Septum von der Peripherie des Suleus posterior bis an die graue Substanz. Dies deutet wohl darauf hin, dass ähnlich wie auf der Ventralseite hier und dort Gefässe zwischen die beiden dorsalen Hälften des Rückenmarkes eindringen. Feinere Blutgefässe dringen von allen Seiten in das Mark ein und bilden dort ein complicirtes Netz von Capillaren, welches in der grauen Substanz am reichsten entfaltet ist, während die yeisse Substanz verhält- nissmässig arm daran ist, 22° % Pag 340 Nervenlehre. An den Nervenwurzeln setzt sich die Gefässhaut in die bindegewebigen Umhüllungen desselben (Nervenscheiden) fort. An der Medulla oblongata setzt sich die Pia mater des Rückenmarks in die des Gehirns fort, wo sie an einigen Stellen bedeutende Verände- rungen eingeht. Am vierten Ventrikel wird sie in Folge der Rückbildung des Daches zu einer die Rautengrube überspannenden Decke (Tela chorioides inferior); diese trägt, wie überall die Pia im Gehirn, einen inneren Epithelüberzug. Die Gefässe entwickeln sich zu Geflechten, welche in die Rautengrube hineinragen (Plexus chorioides ventrieuli IV); diese Adergeflechte setzen sich auch in die seitlichen Ausbuchtungen des Ventrikels fort. Am Cerebellum geht die Pia in und zwischen die Querfalten des Kleinhirns hinein. — Im Bereiche des dritten Ventrikels, wo dessen Decke auch durch eine Tela (T. chorioides superior) dargestellt wird, ragt wieder ein Gefässplexus (Pl. chor. ventr. III) in die Höhle hinein. Dieser Plexus erstreckt sich dann durch das Foramen Monroi jederseits in den Ventrikel der Grosshirn-Hemisphären als Pl. chorioides lateralis. Die zahlreichen, den Bau des Gehirns erläuternden Abbildungen machen es verständlich, wie diese Seitenplexus eigentlich nichts weiter sind, als die seitliche Ent- faltung der Tela chorioides, dem entsprechend stehen sie auch am Unter- horn des Seitenventrikels mit der äusseren Pia mater im Zusammenhang. Wie die Bedeckung der Rautengrube und des dritten Ventrikels fast nur durch die Tela chorioides hergestellt wird, so ist auch die medio-ventrale Begrenzung der Seitenventrikel, besonders in der Nähe der Fissura trans- versa (wie auf Schnitt 566 zu sehen) auf die denkbar dünnste Lage von Ependyma (Ganglien- und marklose Grundsubstanz des Rückenmarks und Gehirns) redueirt, und hier hängt wieder das Adergeflecht mit der äusseren, über die Hemisphären hinweggehenden Pia zusammen. Uebrigens ist zu bemerken, dass die verschiedenen Adergeflechte der Hirnhöhlen nirgends etwa das Gehirn mit Blut versorgen; dies geschieht ausschliesslich von der Oberfläche ber. Zweck der Geflechte, die übrigens zahlreiche Lymph- bahnen besitzen, scheint die Absonderung der cerebro-spinalen Flüssigkeit zu sein. Es ist nun noch ein eigentbümliches Gebilde der Pia mater zu er- wähnen, welches als longitudinaler Strang nahe den Austritten der vor- deren Spinalnervenwurzeiln sich hinzieht und hier und dort auf Quer- schnitten zu einer dicken Masse anschwillt. Dicht neben demselben liegt, aber innerhalb des Rückenmarkes selbst, der auf S. 333 beschriebene Haufen von Ganglienzellen. Der Strang enthält keine Nervenzellen und auch keine einzigen markhaltigen Nervenfasern, sondern besteht nur aus denselben Elementen wie die Pia mater, nur dass die Fasern ungemein fein und dicht aneinander geordnet, wellenlörmig verlaufen. Dasselbe Gebilde findet sich bei Crocodilen. Berger beschrieb dasselbe (Literatur Nr. 169 und Bronn, Reptilien S. 711) bei Eidechsen und Blindschleichen; A Äh ‚Vögel. 341 da dieselbe Beschreibung auch für die Vögel gilt, so möge sie hier wiederholt werden. „Bei den Sauriern lässt sich dieses Band schon mit freiem Auge er- kennen als ein längs verlaufender Streifen, der von dem übrigen gelb oder gelbbraun gefärbten Rückenmark durch seine weisse Farbe und seinen Glanz absticht. An dem frischen Rückenmark, sowie an dem in Alcohol gehärteten, lässt sich dieser Streif weniger deutlich wahrnehmen. Auf Quersehnitten zeigt sich, dass zwischen der Pia mater und dem Seitenstrange der weissen Substanz ein Gebilde liegt, welches sich dureh verschiedene Tinctionsmittel intensiv färbt. (Durch Weigert’s Methode z. B. braun wie das übrige Bindegewebe.) An demselben kann man eine vordere und eine hintere Kante, eine äussere convexe und eine innere ebenfalls convexe Fläche unterscheiden. Von der Innenseite der Pia mater löst sich nun vorn und rückwärts je eine Lamelle ab, welche sich an den entspreehenden Kanten des oben genannten Gebildes befestigen. Die innere Fläche dieses strangförmigen Gebildes liegt in einer seichten Rinne des Seitenstranges, ist aber mit demselben nicht befestigt. Nahe der hinteren Kante verläuft dureh die ganze Länge dieses Stranges ein Gefäss. Das Band selbst besteht aus diebt an einander geordneten, wellenförmigen, ungemein feinen Fasern, Im vorderen Theil des Rückenmarks liegt es an dessen Seitenfläche, nach hinten kommt es mehr oben zu liegen, es nimmt, wie das Rückenmark selbst, nach hinten an Dieke ab. Nach vorn tritt dasselbe durch das Foramen oceipitale in die Schädelhöhle und befestigt sich am Oeceipitale laterale.“ Bei den Vögeln, z. B. bei der Taube in der Höhe des 17. Spinal- nerven, liegt es ziemlich nahe dem Aequator des Markes, weiter schwanz- wärts aber rückt es ventralwärts und liegt in der Höhe der vorderen Nervenwurzeln (Fig. 9, Taf. XL). Die Funktion dieses Bandes ist noch unklar; morphologisch halte ich es für ein dem Ligamentum dentieulatum des Menschen entsprechendes Gebilde. 2. Die Arachnoides, Spinnewebenhaut; eine sehr zarte, durch- sichtige, ebenfalls bindegewebige Haut, welche ebenfalls das Central- nervensystem umhüllt, aber der Gefässe entbehrt. Sie dringt nicht in Furchen und sonstige Vertiefungen ein, obgleich sie mit der Gefässhaut durch ein sehr feines Netzwerk verbunden. Hierdurch wird zwischen beiden Hüllen ein von klarer, lIymphartiger Flüssigkeit, dem Liquor cerebro-spinalis, erfüllter Subarachnoidealraum gebildet; derselbe steht wahrscheinlich mit Lymphbahnen in Verbindung. 3. Die Dura mater s. dura Meninz oder harte Hirnhaut. Sie besteht aus derbem, fibrösem Bindegewebe und bildet die äusserste Hülle des Centralnervensystems. Sie zerfällt in zwei Lagen; die äussere ist _ mit den Wänden des Rückenmarkscanales eng verbunden und bildet dessen Periost; die innere, welche von ersterer durch lockeres Gewebe und durch _ der Wirbelsäule zugehörige Venenplexus getrennt ist, ist ein derbes, theil- 342 Gehirn. weise sehniges Gewebe. Zwischen diesem und der Arachnoides befindet sich der subdurale Lymphraum. Während bei den Säugethieren die ganze Dura mater mit der Periostauskleidung der Innenfläche des Schädels innig verbunden ist, löst sie sich bei den Vögeln vom Schädel ab und kann mit dem Gehirn und Rückenmark ziemlich unversehrt heraus- genommen werden. Reisst man sie dann ein und löst sie vorsichtig mit einer Pincette ab, so sieht man deutlich, dass die durchscheinenden Ge- fässe des Gehirns nicht in ihr, sondern in der tiefer liegenden Pia mater verlaufen, obgleich wenigstens die gröberen Gefässe am Innern der Schädeldecke deutliche Eindrücke hinterlassen. Die Dura mater dringt nicht in die Längsfurchen des Rückenmarkes ein, wohl aber setzt sie sich zwischen den grösseren .Gehirnabschnitten fort. So bildet sie die sagittale, zwischen die Grosshirnhemisphären sich einsenkende Grosshirnsichel (Falx cerebri) stark entwickelt bei den Säuge- tbieren, aber sehr schwach bei den Vögeln; Verknöcherungen finden sich nicht bei letzteren. Eine andere Lamelle erstreckt sich tief, fast horizontal gelegen, zwischen das Grosshirn und das Kleinhirn, das Hirnzelt (Ten- torium cerebelli) bildend.. Wo Falx und Tentorium zusammenstossen, sind die zum System der oberen Holılvene, speciell der Vena jugularis interna gehörigen Sinus sagittales eingebettet, welche das venöse Blut aus dem Gehirn abführen. Gehirn. Differenzirung der Anlage und allgemeine Beschreibung. Das Gehirn ist der vorderste, älteste und am meisten differenzirte Abschnitt des centralen Nervensystems, und geht, wie auf S. 328 beschrieben, aus der Mednllarplatte hervor. Diese schliesst sich im Bereiche des Kopfes früher als im Rumpfe. Schon sehr früh, beim Hühnchen schon am zweiten Tage der Bebrütung, erweitert sich der Kopftheil des Medullarcanals an drei aufeinander folgenden Stellen und dehnt die ebenfalls sich ver- grössernden Wände des Medullarrohrs zu den drei primitiven Hirnblasen aus: Vorder-, Mittel- und Hinterbirn. Die Vorderhirnblase sendet fast zugleich zwei seitliche Divertikel aus, welche die rudimentären Augen- blasen bilden, während die Hinterhirnblase sich - wieder in zwei aufein- anderfolgende Abschnitte theilt: Hinterhirn und Nachhirn s. Medulla oblongata. Am 30stündigen Embryo steht der Dorsaltheil des Hinterhirns noch mit der Epidermis in Verbindung, und die Spuren der künstlich vollendeten Schliessung des Medullarrobres sind noch nicht verwischt. Am dritten und vierten Tage vergrössert sich der zwischen dem beiden primären Augenblasen befindliche Theil der primären Vorderhirn- blase; er wächst nach vorn und unten, und bildet somit gewissermassen einen neuen, vordersten Abschnitt, das sogenannte secundäre Vorderhirn, oder einfach Vorderhirn, während der übrige Theil nunmehr als Zwischen- Vögel. 545 hirn (Thalamencephalon) bezeichnet wird. Das Vorderhirn wächst dann seitlich aus und bildet die beiden Grosshirn-Hemisphären, in welche sich zu gleicher Zeit nach rechts und links die Höhle der primären Vorder- birnblase erstreckt. Die gesammte Hirmanlage zerfällt demnach in fünf Abtheilungen. Der Neuralcanal, der als Centralcanal in das Rückenmark sich fortsetzt, ist dabei modifieirt wie folgt: Im Bereich der Medulla oblongata und des Hinterbirns bildet der erweiterte Canal den vierten Ventrikel. Im Mittel- hirn wird er Aquaeduetus Sylvii genannt, oder auch Iter a tertio ad ventriculum quartum, d. h. er verbindet den vierten mit dem dritten Ventrikel, welcher die Erweiterung des Canals im Zwischenhirn oder Thalamencepbalon bildet. Der dritte Ventrikel setzt sich in die beiden Seitenventrikel der Hemisphären fort; die Verbindung wird durch das Foramen Monroi hergestellt. Ursprünglich liegen die fünf Hirnabtheilungen in einer Ebene und in der Axe des Rückenmarkes. Aber schon gegen Ende des zweiten Tages ändert sich dies durch das Auftreten der Kopfbeuge. Dieselbe ensteht durch das Abwärtswachsen des Vorderhirns, wodurch auch das Zwischen- hirn in Mitleidenschaft gezogen wird. Der Drehpunkt der Beugung liegt im Mittelhirn, indem Vorder- und Zwischenhirn sich vornüber beugen, sodass ihre ursprünglich ventrale Fläche nun der gleichnamigen Fläche des Hinterbirns genähert wird, und ihr entgegen schaut. Hieraus folgt, dass in diesem Stadium der vorderste Theil in Richtung der Längsaxe des Embryos nicht mehr vom Vorderhirn, sondern vom Mittelhirn ein- genommen wird. Eine andere Krümmung, aber in entgegengesetzter Richtung, bildet später zwischen Hinter- und Nachhirn die Brückenbeuge; sie wird hauptsächlich durch stärkere Entfaltung des Bodentheils dieser Strecke hervorgerufen. Eine Nackenbeuge, d.h. ein Vornüberbeugen des ganzen Gehirns in der Gegend der Medulla oblongata von der Axe des Rückenmarkes, ist bei den Vögeln kaum angedeutet, sondern ist nur bei den Säugethieren wohl entwickelt. Auch das Hinterhirn erfährt am dritten Tage weitere Veränderungen. Seine dorsale Decke erhebt sich dureh Verdickung, und indem zugleich ‚die Seitentheile stärker wachsen, wird das Cerebellum oder Kleinhirn ge- bildet, in welches sich eine dorsale Ausbuchtung des vierten Ventrikels erstreckt. Am Gipfel des Zwischenhirns tritt eine kleine konische Erhebung auf, das Rudiment der Glandula pinealis = Epiphysis eerebri oder Zirbel- drüse. Die Mitte des Bodentheils bildet eine triehterförmige Einsenkung, das Infundibulum. Die Wände dieses Trichters erstrecken sich schräg abwärts und rückwärts, und indem sie sich mit einem dem Hirn ursprünglich fremden Gebilde vereinigen, nämlich mit der Glandula pituitaria, bilden sie den Hirnanhang s. Hypophysis cerebri. Das Mittelhirn erfährt während der ersten vier Tage die geringsten Veränderungen; seine Seitenwände erweitern sich zu den Corpora 344 Gehirn. bigemina oder Lobi optiei, wie sie gewöhnlich bei den Vögeln genannt werden. Dies wären die hauptsächlichsten Differenzirungen, wie sie in groben Zügen der Kopftheil des Medullarrohres während der ersten vier Tage der Bebrütung zeigt. — Um die höchst verwiekelten Verhältnisse des er- wachsenen Gehirns leichter verständlich zu machen, und um die Ver- gleichung des Rückenmarkes, d. h. des am wenigsten veränderten Theiles des Nervenrohres mit dem Gehirn anschaulicher zu machen, sei auf bei- folgende Tabelle verwiesen. | i Höhle | Boden Seiten | Decke des | Medullarrohres Vordere ; E won een ntcon | Weisse und graue | Hintere ; Rückenmark Bo Shaanz omnikehr Centralkanal | Zu | BR RES Epithel Hinterer Theil 8 | Medulla oblongata | des | des SEA: | Plexus chorioides 4. Ventrikels © \ = fen: = - ® se 3 ee Vorderer Theil 5 ||Pars commissuralis z ee Cerebellum des > | crura cerebelli 4. Wontrikele® | | i | | a ee = Pi ei Cortex Velum medullare |Aquaednctus Sylvii, = e ars peduncularis AR Ba ar ' mit seitlicher z > \s, Pedunculi cerehri, FE ” ad en Sylvii | Ausdehnung = | I a EIT ha die Lobi optiei | | | | Innerer Theil Poker En = = | Infundibulum der | re De = N S = 2 Hypophysis Lobi optieci Plezus chorioides 3. Ventrikel = 3 HL 3. Ventrik.; Sa Chiasma und 3 SR | Thalami optici | Corpus callosum | | Commiss. anterior 7} | || er.3l385 a triatum 5 | == | Corpus striaium Eh ee is, E | 228 |Lamina terminalis Hemisphären des Grosshirns Seitenventrikel. = | 85 || Lobi olfactorii | ap | l In Folge des ungleichmässigen Wachsthums der einzelnen Hirntheile lagern sich dieselben theilweise übereinander. Das ganze Gehirn ist in die Schädelhöhle eingeschlossen, und obgleich deren Wände und Form selbst nicht stark präformirt sind, sondern in innigem Wechselverhältniss mit dem sich formenden Gehirn stehen, so ist doch eine möglichst grosse Raumersparniss nicht zu verkennen. Die ursprünglich einfachen u verbältnisse sind bedeutend verwickelter geworden. Vögel, 345 Das Gehirn von der oberen Fläche betrachtet (Taf. XLII, Fig. 1-2), lässt folgende Abtheilungen unterscheiden. Den grössten Theil des Bildes nehmen die beiden graurötblichen Hemisphären ein; dieselben endigen nach vorn in die beiden Tubereula olfactoria. In der Mitte sind die dicht neben einander liegenden Hemisphären durch einen Längsspalt, Fissnra longitudinalis, von einander getrennt. Hinter den Grosshirnlappen, theilweise von ihnen bedeckt, liegen seitlich die Lobi optiei; zwischen diese und die auseinander weichenden Hinterränder der Hemisphären drängt sich das durch eine Anzahl von Querfurehen characterisirte Klein- hirn oder Cerebellum. In dem dreieckigen Raum zwischen Kleinbirn und Grosshirn liegt ein kleines, ovales Körperchen, die Zirbeldrüse, deren dünner Stiel in die Tiefe dringt und bis in die Decke des Zwischenhirns verfolgbar ist. Die Zirbeldrüse hängt aber so innig mit der das ganze Gehirn umgebenden Pia mater zusammen, dass es nur selten gelingt, dieselbe unversehrt freizulegen. Das Kleinhirn fällt nach hinten zu steil ab und bedeekt dabei den vierten Ventrikel vollständig, sodass von der Medulla oblongata selbst wenig zu sehen ist. Bumm, dem wir eine sehr genaue Beschreibung des Grosshirns der Vögel verdanken, bemerkt: „Die Grenze zwischen den Grosshirnlappen und den Lobi optiei ist übrigens bei den verschiedenen Vogelordnungen eine veränderliche; je nach der Länge und Breite der Grosshirnbasis wird das Corpus opticum von ihrem hinteren Rande entweder nur tangirt, oder in verschiedener Ausdehnung überlagert. Bei den Raub: und Hühner- vögeln reieht der hintere Basalrand eben noch an den vorderen Rand des Corpus optieum. Bei den übrigen Vogelordnungen schiebt sich die Grosshirnbasis mit ihrem hinteren Abschnitte über die dorsale Fläche des Corpus opticum, am weitesten bei den Singvögeln und Papageien; bei letzteren überragt sie das Mittelhirn nicht nur nach rückwärts, sondern auch seitlich.“ Im letzteren Falle ist daher von oben betrachtet, von den Lobi optiei nichts zu sehen. Seitenansicht: Vorn die Hemisphbäre mit dem Tubereulum olfac- torium, nach binten durch einen tiefen, senkrechten Einschnitt vom Cere- bellum getrennt; nach unten und hinten erscheint der Lobns optieus, vom Grosshirn durch eine schräge Furche, die Fissura transversa magna, ge- schieden. Seitlich am Crus cerebelli ist ein horizontal vorspringendes Höckerchen bemerkbar, nach Stieda das Analogon des Floceulus des Säugethbierhirns. An der Pars commissuralis und dem Nachhirn sind die Wurzeln des 5., 9., 10. und 12. Hirnnerven sichtbar. Das Gehirn von der unteren Fläche oder Hirnbasis (Taf. 42, Fig. 5) zeigt die beiden Hemisphären mit den Riechkolben, stets die Lobi optiei, die Pars commissuralis nebst Medulla oblongata und endlich eine von diesen Theilen umschlossene mittlere Masse, das Zwischenhirn. Dieses ist zum grössten Theil bedeckt vom Chiasma oder der Sehnerven- 'kreuzung, und der zwischen ibren Schenkeln liegenden Hypophysis. Die mediane, die Hemisphären trennende Fissura longitudinalis setzt sich in 346 Gehirn. eine seichte Querfurche fort, welche die Hemisphären gegen das Zwischen- hirn markirt. Die Scheidungsfurche zwischen Hemisphären und Seh- hügeln ist die schon erwähnte grosse Querfurche (Fiss. transv. magna). Auch gegen das Mittelhirn ist das Zwischenbirn durch eine und zwar scharfe nach rechts und livks und hinten ziehende Furche abgegrenzt. Aehnliches gilt von den Lobi optici. Entfernt man die Hypophysis, die übrigens fast nie unversehrt bleibt, sondern beim Herausnehmen des Gehirns abreisst und in der Sattelgrube (Sella tureica) des Keilbeins sitzen bleibt, so sieht man einen kleinen längsgerichteten Schlitz, umgeben von grauer Substanz (Tuber einereum cum infundibulo). Dicht dahinter und neben der Medianfurche, die sich in die vordere Längsfurche des Rückenmarkes fortsetzt, bemerkt man das dritte Hirnnervenpaar (Nn. oeulomotorii), schon dem Mittelhirn angehörig. Das vierte Nervenpaar (Nn. trochleares) verläuft, von der Decke des Mittelbirns kommend, im Grunde des tiefen Einschnittes zwischen dem Mittelhirn und dem Lobus optieus jederseits; der Nerv kommt erst auf der Ventralfläche zum Vor- schein. — Mittel-, Hinter- und Nachhirn sind, von unten gesehen, nicht von einander geschieden, sondern bilden ein längliches Oval. Nahe der Medianfurche, so ziemlich in der Mitte des Ovals, wird das 6. Nerven- paar (N. abducens) sichtbar und nahe dem Rande die Wurzeln des 5., 7., 9., 10. und 12. Paares. — Die Grenze zwischen Medulla oblongata und dem eigentlichen Rückenmark ist durch eine deutliche Querfurche angezeigt, durch die Wurzeln des letzten Hirnnervenpaares. Medialansichtdes Gehirns. (S. Holzschnitt Fig.1.) Die mediale Grosshirnoberfläche wird von einer weissen, strahlenförmigen Wand ge- Fig. 1. Sagittalschnitt durch das Gehirn der Hausente, vergrössert; nach Osborn, Morph. Jahrb. XII. I=N. olfactorius. — IT = N. opticus nebst dem durchschnittenen Chiasma. — lt = lamina terminalis. — acm = Vordere Commissur. — pcm = Hintere Commissur. — cal — Corpus callosum. — fm = Foramen Monroi. — pn = Epiphysis (gland. pinealis). — inf = Infundibulum. — Ahph = Hypophysis. bildet, strahlige Scheidewand genannt. Das Kleinhirn zeigt die characteristische Faltung seiner Wandungen, den Lebensbaum (Arbor vitae). Der untere, hintere, nach unten im Bogen gewölbte Theil ist die . Vögel. 347 Medulla oblongata, welehe in die dicke Pars commissuralis und dann in die Pars peduneularis übergeht. Ganz unten liegt die Hypophysis und etwas weiter nach vorn die Sehnervenkreuzung. Der mittlere Raum ist der genau in der Mittellinie getroffene dritte Ventrikel, mithin in seiner grössten Ausdehnung sichtbar. Man bemerkt dort seine ventrale Aus- buchtung in das Infundibulum; nach hinten communieirt er durch den Aquaeduetus Sylvii mit dem 4. Ventrikel, der sich nach oben weit in das Kleinhirn ausdehnt. Die Decke des 4. Ventrikels ist äusserst dünn in dem spitzen Winkel zwischen dem hintern Theil der Medulla und dem hintenübergebogenen Kleinhirn. Auch die Decke des Aquaeductus Sylvii ist dünn, ist aber an einer Stelle und zwar unmittelbar über der Aus- mündung des Aquaeduetus in den dritten Ventrikel, zur sogenannten hinteren Hirneommissur (pem) verdickt. Dieselbe besteht aus weissen Markfasern, welche querverlaufend die beiden Lobi optiei dorsal mit einander verbinden. Die Wandung des dritten Ventrikels, von der hinteren Hirneommissur bis zum Chiasma ist ebenfalls sehr schwach; in ihr liegen zwei quergerichtete Stränge, welche die beiden Hemisphären mit einander verbinden. Etwas nach vorn vom Foramen Monroi (fm), das bei den Vögeln sehr feine Corpus callosum (cal) und etwas weiter nach vorn die stärkere vordere Hirneommissur (acm). Die Strecke der Wandung des dritten Ventrikels von der vorderen Commissur bis zum Chiasma wird mit Lamina terminalis bezeichnet. Zwischen Hemisphäre und Kleinhirn endlich ist die langgestielte Zirbeldrüse (pn) sichtbar; sie ist mit dem den Gipfel des dritten Ventrikels deckenden Chorioidplexus (Tela chorioides superior) verbunden. Das Nachhirn, Medulla oblongata. (Taf. 42, Fig. 4.) Gegen den Kopf zu schwillt das Rückenmark allmählich an und zeigt dabei eine starke dorso-ventrale Abplattung, sodass der Querdurchmesser den senk- rechten überwiegt. Eine feste Grenze zwischen Halsmark und verlängertem Mark lässt sich nicht angeben, jedoch fällt mit dem Austritt der letzten Hypoglossuswurzeln eine plötzlichere Anschwellung zusammen, auch ist dort häufig eine seichte Querfurche bemerkbar. Der Centralcanal rückt näher an die dorsale Seite, die hintere Raphe verkürzt sich daher, und der Suleus longitudinalis posterior wird seichter. Schliesslich erweitert sich der Centraleanal und wird dorsalwärts nur noch von einer dünnen Lage von Marksubstanz bedeckt, bis auch diese verschwindet (der Rand dieser Lamelle bildet den Riegel, Obex), und der nun zum vierten Ventrikel eröffnete Canal nur von einem dünnen Epithel und der Pia - mater bedeckt wird. Das Epithel ist der letzte Rest der Decke des primitiven Medullarrohres. Die Gefässe der Pia mater wuchern etwas in den Ventrikel hinein, stülpen dabei die Epithellage ein und bilden so die Tela und den Plexus chorioides, das Adergeflecht des vierten Ventrikels. Das Dorsalwärtsrücken des Centralcanals ist natürlich nur ein schein- bares; es ist vielmehr das Resultat relativer Wachsthumserscheinungen. 348 Gehirn. In der Medulla bilden sich nämlich die lateralen und ventralen Theile bedeutend stärker aus als die dorsalen. Der hintere Theil des vierten Ventrikels, die Rautengrube, wird er- öffnet nach Abnahme der Tela chorioides. Er ist rautenförmig; hinten durch den Rand der Marklamelle, Obex, d. h. den Rest der markhaltigen Decke, begrenzt; an den Seiten durch weisse Stränge, die sich als die Hinterstränge in das Halsmark fortsetzen. Weiter nach vorn erheben sich aus den Seiten- und Hintersträngen die Kleinbirnschenkel, begrenzen also den Ventrikel seitlich und nach vorn, und da dieser sich weit in das Cerebellum erstreckt, so bilden dessen Innenwände das Dach der vorderen Hälfte der Höhle des Kleinhirns. Nach vorn hin wird die Ventrikeldecke durch die Valvula cerebelli gebildet. Diese Hirnklappe ist die Fortsetzung des vorderen Marksegels (ähnlich wie die Tela chorioides und die Lamina terminalis, die nicht weiter entwickelte Decke des Medullarrohres sind) und geht (wie Taf. 42, Fig. 4 und Holzschnitt Fig. 1 zu sehen) in die weisse Substanz des vorderen Wurmes über. Vergl. Beschreibung des Kleinbirns, S. 353. Der Boden der Rautengrube zeigt den Sulcus centralis, welcher die hellen, längslaufenden, aus weissen Nervenfasern bestehenden, sogenannten hinteren Pyramiden von einander trennt; seitlich von diesen sieht man zwei Hügelchen grauer Substanz, die Alae cinereae, den Calamus seriptorius bildend. Einige Querfasern, welche den Boden der Höhle kreuzen, im Niveau der Kleinhirnschenkel, deuten vielleicht die den Vögeln andern- falls fehlende Brücke an. In das Bodengrau der Rautengrube lassen sich die Wurzeln des N. vagus, glossopharyngeus und recurrens S. accessorius verfolgen, und zwar in die Alae cinereae. Etwas weiter nach vorn und seitlich die Wurzeln des N. acusticus; aus dem centralen Theil des Bodens der Rautengrube, nahe dem Suleus centralis entspringt das sechste Hirmnervenpaar (N. abducens) und aus dem Bereich der vorderen Hälfte der Grube, an der Seite, ein Theil des N. trigeminus. Seitlich von den Rändern der Rautengrube sammeln sich in dicken Strängen die ausgetretenen Wurzeln des Vagus + Accessorius + Glosso- pharyngeus und des Acustico-facialis. Nach- und Hinterhirn von der Ventralfläche gesehen. Jeder- seits neben dem Suleus longitudinalis inferior verläuft ein Bündel weisser Markfasern, welches breiter werdend in der Gegend des Austrittes des dritten Hirnnervenpaares in die Grosshirnschenkel übergeht. Sie zeigen nahe der Oberfläche durchaus keine Kreuzung, sind aber doch wohl als untere Pyramidenstränge aufzufassen. Seitlich neben ihnen liegt jeder- seits ein ähnlicher Strang, welcher ebenfalls nach vorn sich verbreiternd, sich nach oben und aussen wendet und in die Lobi optiei 8. Corpora bigemina übergeht. An der Grenze zwischen diesen Vierhügelbündeln und den unteren Pyramidensträngen treten die Wurzeln des N. abducens aus. Seitlich von den Vierhügelsträngen liegt ein drittes Bündel, nach aussen durch die Wurzeln des N. trigeminus ‚begrenzt. Aus diesem Vögel. 349 Bündel, welches A. Meckel als vielleicht der Schleife der Säugethiere entsprechend auffasst, treten die Wurzeln des N. hypoglossus, die des N. facialis, und die kleinere Wurzel des N. trigeminus aus. Das Bündel selbst, welches wir im Rückenmark unschwer als Seiten- und theilweise Hinterstrang erkennen, geht hauptsächlich in die Kleinhirnschenkel über, d. h. es bildet die Crura cerebelli ad medullam oder Corpora restiformia, die striekförmigen Körper. Seine Markfasern umschliessen dabei einige Nester grauer Substanz (Nuclei der Kleinhirnschenkel). Ein Blatt der Maıkfasern geht in die seitlichen Anhänge des Kleinhirns über (Floceuli), ein anderes in die Hirnklappe, verdiekt sich dabei, und die Fasern beider Seiten breiten sich in Blätter aus, sodass sie sich in der Mitte, gegen die Oberfläche des Kleinhirns hin ausstrahlend, zwar berühren, aber nie beiderseitig kreuzen. Diese Blätterstructur bildet die weisse Central- substanz des Kleinhirns, den Lebensbaum. — Ein dritter Theil der Mark- fasern des Schleifenbündels passirt die aufsteigenden Schenkelfasern, und ist, sich mit den Crura cerebelli ad corpora quadrigemina verbindend, vorwärts in die Grossbirnstiele (Peduneuli s. Crura cerebri) zu verfolgen. Die innere, mikroskopische Structur der Medulla lässt sich am besten an gehärteten und gefärbten Querschnitten studiren. Wir beginnen des leichteren Verständnisses halber mit dem Halsmark und verfolgen dasselbe aufwärts in die Medulla, obgleich wir uns die sich darbietenden Verhältnisse in umgedrehter Ordnung entstanden zu denken haben. Taf. XL, Fig. 2 stellt die Vertheilung der grauen und weissen Substanz im oberen Halmark der Taube dar. Sämmtliche im Texte ge- brachten Abbildungen beziehen sich auf erwachsene Haustauben und auf eine junge Hausente. Während im Rückenmark die weissen Markbündel nach aussen von der grauen Masse gelegen sind, eine vorwiegend longitudinale Richtung haben und nur verhältnissmässig wenige ihrer Fasern sich in der soge- nannten vorderen weissen Commissur kreuzen und dann seitlich schräg in der grauen Substanz auseinanderfahren — ist für die Medulla oblongata eine ganz regellos erscheinende, allseitige Durchkreuzung und Verwirrung von weissen und grauen Fasern characteristisch. Die vordere Kreuzung der weissen Fasern, wie schon im Rückenmark ersichtlich (Taf. XL), nimmt in der Medulla bedeutend zu und wird zur Pyramiden- kreuzung, Decussatio pyramidarum. Letztere ist bei den Vögeln aber viel weniger entwickelt, als bei den höheren Säugethieren. — In Folge der Vermischung weisser und grauer Fasern verliert die graue Substanz natürlich ihr zusammenhängendes Aussehen, und die Verfolgung der einzelnen, im Rückenmark deutlichen Hinter-, Seiten- und Vorderstränge in die Medulla wird beträchtlich erschwert. In der That ist bis jetzt wenig sicheres darüber bekannt, und die lückenhaften, in diesem Werke gemachten Angaben bedürfen als erste Versuche sehr der Nachsicht. Es sei auf die Holzschnitte verwiesen. Es scheint, als ob die Vorderstränge des Rückenmarkes in die Medulla als die Pyramiden verfolgbar wären, 350 Gehirn. In Fig. 6, Taf. XLI liegen dieselben zum grössten Theil jederseits neben der hauptsächlich aus grauer Substanz bestehenden Raphe. Die meisten Fasern laufen längsgerichtet, sind daher quer durchschnitten; zahlreiche Fasern aber fahren seitlich auseinander und nahe dem Boden der Rauten- grube ist eine deutliche Kreuzung wahrnehmbar. Das Wesen der Pyramidenkreuzung beschreibt Gegenbaur (Lehrb. d. Anat. d. Menschen, Aufl. I, p. 772) sehr klar: „Indem hier Fasern aus den Seitensträngen die grauen Vorderhörner durchsetzen und in die Pyramiden der andern Seiten übergehen (öder indem Pyramidenfasern schräg aufwärts in die Seitenstränge steigen) so entsteht damit eine neue Anordnung, wobei die die Kreuzung eingehenden Bündel sich den von den Vordersträngen des Rückenmarkes her ungekreuzt emporsteigenden Fasermassen anschliessen, und mit diesen lateral verdrängten Theilen zusammen die Pyramiden der Medulla oblongata bilden. Hierbei hat man sich jedoch zu erinnern, dass schon am Rückenmark in der Commissura alba eine ähnliche Kreuzung bestand, indem in derselben Vorderstrang-Seitenstrangfasern sich aus- tauschten und so dasselbe Verhalten darstellten, welches in der Pyramiden- kreuzung durch das grössere Volum der Nervenbündel nur zum mäch- tigeren Ausdruck gelangt. Die ganze Erscheinung führt aber zu einer Ueberleitung der Seitenstränge in die Pyramidenstränge des verlängerten Markes.“ — A. Meckel unterschied zwischen oberen und unteren Pyra- miden. Die unteren sind die direkte ventral verbleibende Fortsetzung der Vorderstränge, der Lage nach den Pyramiden des Menschen ent- sprechend; die oberen Pyramiden sind die von den vorderen oder unteren durch die halbmondförmige basale Ganglienzone abgetrennte, im Inneren liegende Hauptmasse. Diese reicht bis nahe an den Boden der Rauten- grube und ist dort sichtbar; zugleich findet dort ein deutlicher, obgleich spärlicher Queraustausch von weissen Fasern statt, der bei den Vögeln als einzige Andeutung der bei Säugethieren so mächtigen Brücke, Pons Varoli, anzusehen ist. Die Gruppirung der Ganglien in der Medulla. Die in der grauen Substanz gelagerten Gangliengruppen bilden Säulen, welche sich durch die ganze Länge des Rückenmarkes erstrecken und kopfwärts durch die Medulla oblongata in das Gehirn verfolgbar sind. Dies ist Jedoch mit grossen Schwierigkeiten verbunden. Wie schon auf S. 333 angedeutet, scheint die Häufigkeit der Ganglienzellen metamerisch ent- sprechend den aus ihnen entspringenden Nerven zu wechseln. Nach Gaskell (s. S. 297, Anmerkung) haben wir im Rückenmark 5 Hauptgruppen oder Säulen von Ganglienzellen zu unterscheiden. 1. Zellen der Hinter- oder Oberhörner (vergl. S. 334); an diesen scheinen die somatisch sensiblen Nerven zu entsprivgen. (S. Holzschnitt Figur 2.) 2. Die Zellen der Clarke’schen Säulen, d. h. die vermuthlichen Centren für die nicht sensiblen Nn. splanchniei, gewöhnlich die als sympathisches System zusammengefassten Nerven. (Gaskell’s ganglionated splanehnie Vögel. »91 nerves.) Diese Zellen bilden bei den Säugethieren deutliche, gegen die Wurzel der Oberhörner abgegrenzte, bei den Vögeln viel weniger bestimmt hervortretende Gruppen. Bipe 2% Fig. 2. Schematischer Schnitt durch das Rückenmark, um die verschiedenen Gruppen von Ganglien in der grauen Substanz, und die/Zusammensetzung eines Spinalnerven nehst seinem sympathischen Ganglion zu zeigen. 1. Zellen des Hinterhorns und somatisch-sensorische Nerven. 2. Zellen der Clarke’schen Säule und ganglionöse Nn. splanchnici. 3. Zellen des Seitenhorns und nicht-ganglionöse Nn. splanchniei (für die visceralen und enterischen Muskeln). 4. Zellen des Vorderhorns und somatisch-motorische Nerven. 5. Vereinzelte Zellen des Hinterhorps und sensorische Nn. splanchnici. 3. Zellengruppe der Seitenhörner — theilweise Stieda’s aecessorischen Unterhörnern (op. eit. Taf. I, Fig. 20, e.) entsprechend: Centren für die Nn. splanchniei, nach Abzug des sympathischen Systems, also Nerven für die wahren visceralen und enterischen Muskeln. (Gaskell’s non-ganglionated splanchnie nerves.) 4. Zellengruppe der Vorderhörner: Centren für die somatisch moto- rischen Nerven, d. h. für alle somatischen Muskeln. Vergl. S. 297 An. merkung. Die Ganglien dieser Gruppe sind die einzigen, in welche man bis jetzt Nervenwurzeln mit unbedingter Sicherheit hat verfolgen können, während solches von den übrigen Gruppen nur wahrscheinlich ist. 5. Jederseits eine Gruppe vereinzelter Zellen, die wahrscheinlich auch den Hinterhörnern angehören und als Centren für die sensiblen Nn. splanchniei anzusehen sind. Im oberen Halsmark, nahe der Medulla oblongata (Fig. 2) werändert sich die Form der grauen Masse. Die zwischen den Vorder- und Hinter- hörnern gelegene Partie, die Formatio retieularis, wird unregelmässig und dehnt sich seitlich aus, wie schon in Fig. 1 und 2, Taf. XL, an- gedeutet. Die centralen Gangliengruppen (2, 3 und 5) dehnen sich seitlich aus und lassen (Fig. 2, Taf. 41) eine deutliche Seitenhorngruppe erkennen, während ein jederseits über dem Centraleanal gelegener Complex (Clarke’sche Säule) sich sondert. Auf fortlaufenden Schnitten sieht man wie sich die Seitenhorngruppe vergrössert, und sich dann ventralwärts um die Vorder- 352 Gehirn. = horngruppe herumbiegend, mit der der anderen Seite zu einer halbmond- förmigen Gruppe vereinigt. Diese Gruppe ist von Stieda als umgekehrt Tförmige Basalgruppe beschrieben und abgebildet. Die centrale Ganglien- masse des Riückenmarkes, d. h. die Centren für das euterisch-viscerale System ist daher jederseits in drei Complexe geschieden, welche jedoch nur durch locale stärkere Anhäufung von Ganglienzellen deutlich er- kennbar sind, und sonst keine scharfen Grenzen zeigen. Diese Complexe sind: 1) ein centraler, jederseits dicht neben der hinteren Raphe liegend, 2) die eben beschriebene halbmondförmige, der ventralen Peripherie parallel laufende Gruppe, 3) ein im Uebergangstheile zwischen den beiden ersteren Gruppen liegender Complex, der metamerisch eine starke An- häufung von Ganglienzellen zeigt: Centren für die sensiblen Nn. splanchnicei. Die Zellengruppen der Vorderhörner (somatisch-motorisch) rücken dabei mehr und mehr dorsal- und einwärts, augenscheinlich näher an den Centralcanal, während die Zellengruppen der Hinterhörner eine seitlich- peripherische Lage einnehmen. Selr deutlich wird dieses Verhältniss im Bereich der Rautengrube. — Diese Lageveränderung beruht jedoch nicht auf einer wirklichen Wanderung der Gruppen, sondern ist relativ hervor- gebracht, erstens durch die Erweiterung des Centraleanals zur Rauten- grube, welche ähnlich wie bei Bildung des Sacralsinus beschrieben wurde, mit einem Auseinanderweichen der dorsalen Hälften der Medulla ver- bunden ist; zweitens durch die bedeutende Entwicklung der seitlichen Medullarmasse, die später, wie schon gesagt, ventralwärts umzubiegen scheint, und so die stationär bleibenden Vorderhornmassen ins Innere verlegt erscheinen lässt. Mit anderen Worten: Die Medulla oblongata zeichnet sich aus durch die Entfaltung der Centren für das viscerale System, und durch die ver- hältnissmässig geringe Ausbildung der somatischen Gruppen. Im Rücken- mark dagegen haben wir ein Ueberwiegen der somatischen Elemente, Hand in Hand gehend mit deutlicher Entwicklung der Vorder- und Hinter- hörner; während die Seitenhörner redueirt sind, und die enterischen oder visceralen Elemente — mit Ausnahme der als „peripherische Gruppe“ be- zeichneten — (Taf. XL, Fig. 9, PG) mehr central gelageıt sind. Ist diese Auffassung richtig, und bilden die vier oder fünf Zellen- säulen wirklich die Centren, aus denen die verschiedenen Eleinente ent- springen, welche die Spinalnerven und die Hirnnerven zusammensetzen, so müssen sich einige dieser Säulen sozusagen nach und nach erschöpfen, wenn wir sie vom Rückenmark kopfwärts durch die Medulla oblongata, die Pars commissuralis und die P. peduncularis verfolgen. Dies ist nun wirklich der Fall mit der Vorderhorngruppe, welche die somatisch moto- rischen Ganglien enthält. Dieselbe wird bebarrlich kleiner nach Abgabe der somatisch-motorischen Kopfnerven, vämlich des Hypoglossus (Schnitt 870), des Abducens (Schnitt 750), des Trochlearis und des Oculomotorius (Sebnitt 566). Nachdem dieser letztere Nerv das Gehirn verlassen, ist die Vorderhorngruppe erschöpft, und daher nicht weiter vorwärts im Vögel. 217388 Mittelhirn zu verfolgen. Aehnliches scheint auch von den anderen Säulen zu gelten, doch ist es bei denen viel schwerer nachzuweisen. Nur die somatisch-sensorische Säule wird sich nicht erschöpfen, denn von dieser sollten der N. opticus und der N. olfactorius ihren Ursprung nehmen. Sie sollte sich daher bis in die Lobi optici und in die Thalami optiei verfolgen lassen, also bis an das vordere Ende der primären Vorderhirn- blase. Vielleicht bildet diese Säule die Hauptmasse der Lobi und Thalami. Das Hinterhirn, Metencephalon. Die Pars commissuralis. Die Ver- theilung der weissen und grauen Substanz nebst der Gruppirung der Ganglien ist aus den Abbildungen ersichtlich, ausserdem in Anknüpfung an die Medulla oblongata, an die Pars peduneularis und an den Bau der Kleinhirnstiele beschrieben worden. Im Bereiche der Pars commissuralis entspringen ausser dem N. ab- ducens der N. acustico-facialis und ein grosser Theil des N. trigeminus. Die Nuclei dieser letzteren und der aus der Medulla oblongata entspringenden N. glossopharyngeus, N. vagus, N. accessorius und Hypoglossus werden in dem Abschnitte „Hirnnerven“ ihre Beschreibung finden. Das Kleinhirn, Cerebellum (s. Holzschnitt Fig. 1). Das Kleinhirn der Vögel entspricht dem Wurm des Säugethierkleinhirns, da Seitenlappen bei den Vögeln kaum oder gar nicht entwickelt sind. Die folgende Be- schreibung der makroskopischen Verhältnisse be’ieht sich auf die Gans, nach A. Meckel. Man kann einen vorderen und hinteren Wurm unter- scheiden. Seine ganze äussere Fläche ist mit ziemlich gleich weit aus einander stehenden Furchen bezeichnet, zwischen denen ebenso viele Wülste als Enden der Blätter von einer Seite zur anderen querüber ver- laufen, der Zahl nach ungefähr 30 bei der Gans. Am unteren mittleren Theile der beiden seitlichen Flächen des Wurmes sieht man die Furchen nach den seitlichen Auhängen (vielleicht den Floceuli entsprechend) hin convergiren, in deren Nähe die vorderen und oberen Furchen enden, und die Wülste zu einer Fläche zusammen- schmelzen, während die Furchen und Wülste der hinteren Wurmfläche zu einigen wenigen vereint in die seitlichen Anhänge übergehen, und hier, sich schneckenförmig nach aussen etwas verlängernd, eben dadurch die seitlichen Anhänge selbst bilden. Wie dies geschieht, giebt Meckel’s Figur 6 genau an. Die untere Fläche des Wurmes ist das Dach der vierten Hirnhöble, auf jeder Seite von einem breiten Pfeiler, dem ein- und ausgehenden Schenkel des kleinen Gehirns, gestützt, nach vorn bis. zum Ursprunge des vierten Nervenpaares von der Valvula cerebelli itberzogen. Dies Dach ist hoch gewölbt, denn die vierte Hirnhöhle steigt bis zur Mitte des Wurmes hinauf und bildet so die Trennung in einen vorderen und hinteren Wurm. Die ganze untere Fläche der Hirnklappe zeigt deutliche Quer- fasern, welche vorn gegen den vierten Nerven so dicht beisammen liegen, dass sie weiss erscheint, nach hinten aber, wo sie in die Höhle hinauf- Broun, Klassen des Thier-Reichs. Vl. 4. 23 354 Gehirn. steigt, weit einzelner liegen, und die graue Substanz der Hirnklappe durehscheinen lassen. Sie überzieht nach vorn zu die ganze untere Fläche des vorderen Wurmes, nach hinten aber, in der Höhle hinauf- steigend, nur dessen mittleren Theil, welcher daher auch als eine Er- habenheit in die Höhle hineinragt; jedoch erstreckt sie sich nicht bis in die Spitze der Höhle, sondern nur bis in die Mitte derselben, wo man sie bestimmt aufhören sieht. Ueber ihr, bis zur Spitze hinauf, ist die Wand der Höhle wieder rein markig, die Fasern verlaufen hier in der Richtung der Schenkel, während die Fasern der Klappe in querer Rich- tung gehen, und lassen in der Mitte eine feine flache Furche zwischen sich, welche auch tiefer unten durch die sie bedeekende Hirnklappe durchscheint. Was nun so auf der vorderen Wand der vierten Hirnhöhle im kleinen Gehirn sehr deutlich sichtbar ist, das wiederholt sich weniger deutlich auf der entgegengesetzten hinteren Wand, welche die vordere Fläche des hinteren Wurmes ist. Auch hier sieht man nach unten Quer- fasern, ähnlich denen der Hirnklappe, auch hier ist eine mittlere Scheidungs- linie sichtbar, aber alles weniger bestimmt als dort. Gleich hinter den Schenkeln des kleinen Gehirns ist die Höhle nach oben hin nur durch das schon früher erwähnte Epithel nebst dem Adergeflecht des vierten Ventrikels bedeckt, dabei aber von der Unterfläche des hinteren Wurmes überragt. Die Höhle erstreckt sich seitlich auch in die Floceuli. Im senkrechten Längsschnitt sieht man den Lebensbaum; sein Stamm sind die Kleinhirnschenkel; die weisse Markmasse geht baumförmig in ziemlich regelmässigen Aesten auseinander. Diese Aeste theilen sich wieder während der embryonalen Entwicklung, besonders nach oben hin und an der Hinterfläche des Wurmes und wachsen unregelmässig aus. Hierdurch wird eine ungefähr 15—16 (Gans), 13--14 (Huhn) betragende Anzahl von tiefen Furchen gebildet, welche das Kleinhirn von aussen betrachtet, in eine entsprechende Zahl von quer verlaufenden Blättern, Gyri, theilen. Häufig wechseln seichte mit tieferen Furchen ab. Die Zahl der Neben- furchen beträgt bei der Gans an 30, die der kleinsten Markblättehen nahe an 100. Das unterste, hinterste Blatt ragt, etwas verdickt, in die vierte Hirnhöble hinein, während die weisse centrale Substanz des Cerebellum sich nach vorn in die schon beschriebene Hirnklappe und in die Lamelle zwischen den beiden Lobi optici fortsetzt (Decke des Mittelbirns). Stieda entdeckte, dass entsprechend dem hinteren Rande der Lobi optiei sich in der Verbindungslamelle ein deutlich quer verlaufender Strang befindet, von welchem die Nervi trochleares (viertes Hirnnervenpaar) abgehen. Er bezeichnet den hinter dieser Commissur der Nn. trochleares liegenden Abschnitt der Lamelle, auf welche sich noch die graue Substanz des Cerebellum fortsetzt, als Valvula cerebelli anterior (Velum medullare anterius), den davor gelegenen, die Lobi optiei vereinigenden Abschnitt als Commissura Sylvü (Pars Sylvii s. ecommissura loborum opticorum der Autoren). — Die weisse, den Stamm nebst den Schenkeln des Kleinhirns bildende Marksubstanz ist als Oorpora restiformia und weiterhin in die Vögel. 33 Ober- und Seitenstränge des Rückenmarkes verfolgt worden (s. S. 349 und Taf. XLII, Fig. 3). Ausser diesen Crura cerebelli ad medullam lassen sich aber auch, wie Meckel und Stieda gefunden, Crura ad corpora quadrigemina nachweisen. Diese bestehen aber nur aus kleinen Faser- bündeln, die unter der Valvula cerebelli anterior nach vorn ziehen (Holz- schnitt Fig. 1). Die weisse Marksubstanz des Kleinhirns wird von einem dieken Mantel mehr oder weniger röthlich-grauer Substanz umgeben, welche hauptsächlich Ganglienzellen enthält. Die mikroskopische Zusammensetzung dieses grauen Substanzmantels ist der betreffenden der Säugethiere sehr ähnlich, worauf zuerst Stieda*) hingewiesen hat. Ein Schnitt durch die Rindenblättchen zeigt folgende 4 Theile: 1) Den Axentheil, die Markleiste, aus weissen Markfasern bestehend, dazwischen zur Stütze Bindegewebszellen. Der Verlauf der Fasern ist in Fig. 18, Taf. XLI dargestellt. 2) Eine rostfarbene Schicht, aus sogenannten Körnern zusammen- gesetzt. Die Dicke dieser Körnerschicht ist nicht überall gleich. Die Körner sind bipolare Ganglienzellen und haben beim Huhn nach Stieda nur 0,003 Mm. im Durchmesser und sind in eine sehr feinkörnige Grund- substanz eingebettet. 3) Eine einfache Lage grosser Ganglienzellen, der Purkinje’schen Schicht entsprechend. Diese Zellen sind rundlich und haben einen langen, zur Markleiste eindringenden Fortsatz, während sie nach der Peripherie zu in viele feine Ausläufer ausstrahlen, die bis an die Oberfläche ver- folgbar sind und der grauen Rinde ein äusserst regelmässig gestreiftes Aussehen geben. Der Längsdurchmesser dieser Zellen beträgt nach Stieda 0,015—0,018 Mm.; ihr Breitendurchmesser 0,012—0,015 Mm. 4) Die äussere graue Schicht, bestehend aus multipolaren kleinen Ganglien- und aus Stützzellen. Nach A. Meckel’s Beobachtung soll der Färbungsunterschied der drei Rindenschichten sich sehr nach der helleren oder dunkleren Färbung der Federn richten. Am deutlichsten fand er die rostfarbene (seine „gelbe“ Schicht) bei einem schwarzen Truthahn entwickelt. Die Valvula cerebelli anterior besteht nach Stieda’s Beschreibung zunächst aus markhaltigen Nervenfasern in querverlaufender Richtung, welche direkt die Fortsetzung der Marksubstanz des Cerebellum darstellen; darunter schiebt sich hinweg eine Schicht rostfarbener Substanz (Körner) mit den dazugehörigen Nervenzellen und der grauen Rinde. Nach vorn zu nehmen aber die Schichten allmählich ab, um schliesslich aufzuhören ; nur die queıverlaufenden Nervenfasern bleiben, um als Commissura Sylvii die Lobi optiei mit einander zu verbinden. Das Mittelhirn, Mesencephalon. Die Pars peduneularis. Mit Pars *) Litteratur No. 201 und No. 211 „Zur vergleichenden Anatomie und Histologie des Cerebellum“. Reichert’s Archiv, Jahrgang 1864, 23* 356 Gehirn. peduneularis bezeichnet Stieda „denjenigen Abschnitt der Hirmbasis, welcher als direkte Fortsetzung der Medulla oblongata in den Kern der Lobi optici hineintritt und dadurch den semeinschaftlichen Boden des Aquaeductus Sylvii und dessen seitlicher Erweiterung — der Höhlen der Lobi optiei — bildet“. — Dieser Abschnitt ist auf den Querschnitten Nr. 690, 650, 600 und 566 (Figuren 9—12, Taf. XLI) abgebildet. Der Suleus centralis des vierten Ventrikels schneidet ziemlich tief ein, und theilt die dorsale Masse der Hirnstiele in eine rechte und linke symmetrische Hälfte. Der vierte Ventrikel wird sehr breit und dehnt sich jederseits in die Lobi optiei aus, dort deren Höhlen bildend. Die Stiele der Sehhügel selbst stehen in vollem Zusammenhang mit den Hirnstielen. Die Decke des vierten Ventrikels, noch dünn in den Schnitten Nr. 690 und 650, verdiekt sich in Schnitt Nr. 600 und wird schliesslich, mit gleichzeitiger Verengerung des Ventrikels zum Aquaeductus Sylvii, zur hinteren Com- missur, P. com. in Schnitt 566. Die Ventrikeldecke geht in die der Seh- hügel über, verbindet dieselben also dorsalwärts mit einander. Der mit Commissura Sylvii bezeichnete Theil der Decke würde also auf die Schnitte zwischen 600 und 566 fallen. Die Pars peduneularis besteht nach Stieda’s zutreffender Beschrei- bung hauptsächlich aus längsverlaufenden Nervenfasern, die natürlich als Fortsetzung der Bündel der Medulla oblongata sich durch die Pars commissuralis hindurch zum Theil weiter bis in die Thalami optiei und darüber hinaus erstrecken, zam Theil in der Pars peduncularis in den Kern der Lobi optiei eintreten. „Um in den Kern der Lobi optiei ein- zutreten, machen die Längsbündel eine seitliche Biegung; hierauf beziehe ich (Stieda) den Umstand, dass in den seitlichen Abschnitten der Pars peduncularis viele schräg durchschnittene Bündel angetroffen werden“. Eine der Fortsetzung der Pyramidenstränge ähnliche Anordnung weisser Fasern liegt in Schnitt 690 noch nahe dem Suleus centralis, in Schnitt 600 sind sie wieder in die Tiefe gedrängt und weichen schliesslich ganz aus- einander, indem sie in die Faserung der Grosslirnschenkel übergehen. Am Boden der Pars peduneularis sieht man am ventralen Rande Fibrae arciformes in querer Richtung. Die graue Substanz ist in der Pars peduneularis ebenso, oder noch mehr mit der weissen vermischt, als in der Medulla oblongata. Es sind jedoch folgende allerdings gar- nicht scharf abgegrenzte Gruppen er- kennbar. 1) Nahe der Basis der Peduneuli eine grosse Anzahl Nervenzellen, die vom ventralen Rande dureli die Fibrae areiformes geschieden sind. Sie scheinen die Fortsetzung der im Bereich der Medulla als basale Gruppe (Stieda’s) beschriebenen Ganglienanhäufung zu sein. Auf den verschiedenen Schnitten kann man sie seitwärts gegen die Gangliengruppe der Lobi optiei hin verfolgen. 2) Gruppen der Ganglien der Lobi optici, deutlich dargestellt in Sehnitt 690, 650, 566; woher diese den Kern der L. optiei bildenden 2 ee ee u ee nee ir WE a A 1 a u du 5 le a Dia Ze Vögel. 357 Gruppen kommen, und ob sie überhaupt etwas mit der seitlichen Fort- setzung der basalen Gruppen zu thun haben, ist noch unaufgeklärt. Es ist nicht unmöglich (Schnitt 710 und 690 deuten dies an), dass die Hanpt- masse der Ganglien der L. optiei in seitlicher Ausdehnung aus den Zellen der Hinterhörner hervorgegangen sind, 3) Eine kleine Gruppe von Ganglienzellen, ziemlich deutlich ab- gegrenzt durch den sie umgebenden Faserverlauf. Die Gruppe liegt in Schnitt 690 an dem den Lobus opticus von den Peduneuli trennenden Einschnitt, durch welchen auch der N. trochlearis sich durehzwängt. Diese Gruppe halte ich für die Kerne der absteigenden Wurzel des N. trigeminus. Sie ist weiter vorwärts, in Schnitt 650 verschwunden. 4a) Eine Gruppe (motorisch-somatisch) nahe der Mittellinie und unter dem Sulcus centralis gelegen. Aus dieser entspringt der N. oculomotorius (Schnitt 566) und damit ist diese Säule von Ganglienzellen nach vorn hin erschöpft. Rechts und links neben dem Suleus centralis liegen viele Ganglienzellen, die aber in verschiedenen Schnitten wechselnde Anord- nung zeigen, was wohl mit ihrem metamerisch häufigeren Auftreten zu- sammenhängt. 4b) Im Schnitt 690 sieht man dicht neben dem Suleus, wo derselbe sich in die Ventrikelhöhle erweitert, jederseits eine kleine Gruppe von Zellen, welche Stieda als Kern des vierten Hirunerven (N. trochlearis) erkannt hat. Er sagt darüber: „Unterhalb der Commissur der Nervi trochleares liegt zu beiden Seiten des hier ziemlich tiefen Suleus centralis eine Anzahl vielstrahliger Nervenzellen von mittlerer Grösse, 0,030 Mm. im Durchmesser, Die sich durch ihre grössere Anzahl und ihre bestimmte Anordnung charakterisirenden Nervenzellen bedecken zum Theil die Längs- ‚bündel des Suleus centralis, zum Theil sind sie zwischen die Fasern der Bündel eingestreut. Diese Gruppen erstrecken sich nach hinten und nach vorn über die Gegend der Commissur der N. trochleares ein wenig hinaus. Von der nächsten Umgebung der Nervenzellen, unbedingt von ihnen ent- springend, ziehen Nervenfasern nach oben in die Commissar hinein, welche daher zunächst aus den aufsteigenden und dann horizontal verlaufenden Fasern gebildet wird. Die Fasern beider Seiten, indem sie in der Mitte zusammentreffen, kreuzen sich ganz vollständig, sodass die Nervenfasern ‚der linken Seite auf die rechte übergehen und umgekehrt, um jederseits die Wurzel der Trochlearisnerven darzustellen.“ Stieda bemerkt richtig, dass die Nervenzellen um den Suleus cen- tralis herum weiter nach vorn vom Trochlearisnerven abnehmen, jedoch nicht ganz verschwinden (vergl. Schnitt 600), dass sie dann abermals an ‚Zahl zunehmen, d. h. in Höhe des Wurzelaustrittes des N. oculomotorius (Schnitt 566), dann aber im Bereich des dritten Ventrikels (Schnitt 512) aufhören und der fein granulirten Grundsubstanz Platz machen. 5) Weiter seitlich vom Suleus centralis und den Wänden des Ventrikels liegen unregelmässige Gruppen von Zellen, die sich (Schnitt 690 und 560) gegen die Lobi optiei hin erstrecken, mithin auch deren Decke nahe liegen. 358 Gehirn. Die Lobi- optiei (s. Corpora bigemina der Autoren). Schulgin, No. 199, bemerkt in seiner Arbeit über die Lobi optici der Vögel Mendes. „Im Vogelhirn kann keine scharfe Grenze zwischen dem Mittel- und Zwischenhirh gezogen werden; derjenige Theil, welcher ge- wöhnlich als Zwischenhirn betrachtet wird, d. h. die zweite Hirnblase, ist eigentlich nur sein Vordertheil; der hintere Theil desselben liegt unter dem Mittelhirn und entwickelt nn: aus der Basis der dritten Blase und wird vom Mittelhirn bedeekt, welches selbst aus dem oberen Theil der dritten Blase entsteht. Die Bildung des Thalamus geschieht auf folgende Weise: am vierten Tag besteht sein Vordertheil aus einem kleinen Hügel, welcher in seinem weiteren Wachsthum die Richtung nach hinten einschlägt und zwischen dem 7. und 15. Tage allmählich vom Grosshirn bedeckt wird. Auf der Basis der dritten Blase erhebt sich zu derselben Zeit der zweite hintere Hügel des Thalamus, und wächst dem Vorderhirn entgegen, indem er sich nach den Seiten viel mehr als der Vordertheil ausbreitet und vom Mittelhirn, das zu gleicher Zeit im Wachsen begriffen, bedeckt wird. Beide Hügel, die von verschiedenen Richtungen entgegenkommen, vereinigen sich endlich und bilden den ganzen Thalamus. Zwischen dem oberen Theil der dritten Blase, dem eigentlichen Mittelhirn und dem hinteren Theil des Thalamus bleibt ein freier Raum, welcher nichts anderes ist als die Erweiterung des Aquaeductus Sylvii, oder wie wir es später nennen: Ventrieulus lobi optici. Ganglion habenulae und Commissura posterior zeigen die Grenze zwischen dem vorderen und hinteren Hügel des Thalamus. An der Stelle, wo der hintere Thalamus nicht vom Mittelhirn bedeckt wird, bildet sich die Commiss. Sylvii, um beide Theile des Mittelhirns zu vereinigen. Wir sehen also, dass der innere Theil der Lobi optiei zum Zwischenhirn ge- hört, und nur vom Mittelhirn bedeckt wird, und dass das Mittelhirn keinen anderen Repräsentanten im Vogelhirn hat, als den sogenannten Cortex lobi optiei.“ Schulgin führt dann noch weiter aus, dass der innere Theil der Lobi optici der Vögel nichts anderes sei, als das Tubereulum posterius thalami optici der Säugethiere; dass ferner der Thalamus optieus der Vögel in seinem vorderen Tbeile nur dem Tubereulum medium der Säuge- tbiere entspricht; dass das Tubereulum anterius thal. opt. der Säugetbhiere, welches die Fasern der Grosshirnrinde in sich sammelt, den Vögeln fehlt. Endlich (op. eit. p. 307) schliesst Schulgin, dass das Corpus bigeminum der Säugethiere sich aus dem Cortex der Lobi optiei gebildet bat. Daraus folgt dann nach ihm „unbedingt, dass der Gehirntheil, welchen man bei den Vögeln, Reptilien, Amphibien und Fischen als Mittelhirn bezeichnet, nur in seinem äusserlichen, oberen Gebiet als solches zu deuten ist; der innere Theil ist aber Zwischenhirn und das Ganze darf Mittel- Ziischenhien genannt werden.‘ Die mikroskopische Struktur der Decke der Lobi optici beschreibt y Vögel. 359 Stieda wie folgt: „Schnitte, welche durch die ganze Dieke der Decke geführt werden, zeigen, einerlei ob Längs- oder Querschnitte des Gehirns, stets eine sehr regelmässige. Streifung oder Schichtung. Die Schichten laufen der Krümmnng der Decke parallel. Es lassen sich, mit Ausschluss der Pia mater und des die Innenfläche des Ventrikels auskleidenden Epithels 12 Schichten zählen, welche sich an gefärbten Präparaten bereits bei schwacher Vergrösserung erkennen lassen. Die feinere Zusammen- setzung erkennt man erst mit Hülfe stärkerer Vergrösserung, wobei sich die Schichten in folgender Weise darlegen: 1) Eine Schicht äusserst feiner markhaltiger Nervenfasern, äussere Nervenfaserschicht, liegt zunächst dicht unter der Pia, dann folgt 2) eine schmale Schicht fein granulirter Grundsubstanz; 3) eine schmale Schicht sehr kleiner 0,0038 Mm. messender Zellen von Aussehen der sogenannten Körner, erste Körnerschicht. 4) Von dieser durch eine schmale Zone fein granulirter Grund- substanz getrennt, folgt 5) die zweite Körnerschicht als sehr feiner Streifen. 6) Zone fein granulirter Grundsubstanz. 7) Die dritte Körnerschicht, welche die gleiche Breite wie die erste zeigt. 8) Von der dritten Körnerschicht durch eine Zone fein granulirter Grundsubstanz geschieden, erscheint 9) die vierte Körnerschicht, welche durch ihre bedeutende Aus- dehnung besonders auffällt. 10) Hieran schliesst sich abermals eine Zone fein granulirter Grund- substanz und 1l) eine breite Schicht kleiner spindelförmiger oder rundlicher (0,014 Mm.) Nervenzellen; die Nervenzellenschicht. 12) Unter diesen befindet sich abermals eine Schicht markhaltiger Nervenfasern von demselben Aussehen wie die früher genannte: die innere Nervenfaserschicht. An diese reiht sich das Pflasterepithel des Ventrikels, dessen Kerne allein sichtbar sind. „Dieser scheinbar höchst eomplizirte Bau wird durch folgende Zu- sammenfassung vereinfacht. Die Decke besteht hauptsächlich aus mole- eularer Grundsubstanz mit Nervenzellen und enthält nur an ihrer äusseren und inneren Fläche markhaltige Nervenfasern.‘“ „Die Nervenzellen der Decke sind in fünf Schichten oder Lagen an- geordnet, von denen die zu innerst gelegene sich durch ihre Elemente (spindelförmige Zellen) von den übrigen vier, den Körnerschichten, unter- scheidet. — Nach vorn, hinten, unten und oben fliessen die genannten Zellenschichten zusammen, um zu verschwinden. Die Commissura Sylvii, welche die Decke beider Lobi optiei mit einander verbindet, besteht aus einer oberen Nervenfaserlage und einer unteren Nervenzellenlage. Die Nervenfasern verlaufen aber quer und strahlen seitlich in die innere Faserschicht der Decke des Lobus optieus aus. Die untere Lage 360 Gehirn. wird durch 0,038 Mm. grosse rundliche oder birnförmige Nervenzellen mit Kern und Kernkörperchen zusammengesetzt. Ausläufer sind an den Zellen nur höchst selten sichtbar. Im vorderen Abschnitt der Commissura Sylvii ziehen sich die Nervenzellen auch seitlich in die Decke der Lobi optiei hinein, um mit dem Aufhören der Decke auch ihr Ende zu er- reichen. — Hier im vorderen Abschnitt nehmen die Nervenfasern der Commissur bedeutend zu, strahlen aber nun nicht mehr in die Decke der Lobi optiei, sondern in den vorderen Abschnitt der Pars peduneularis hinein. Sie tiberwölben dabei den Zugang des Sulcus centralis zum dritten Ventrikel, welcher letztere sich unter der Commissur ausdehnt. Gewöhnlich bezeichnet man diesen vorderen Abschnitt der Commissur als die Commissura posterior.“ „Dass der Nervus opticus mit der äusseren Fläche der Denke der a optiei in Verbindung steht, davon giebt schon die einfache ana- tomische Präparation Kunde; er bietet die mikroskopische Untersuchung nur eine geringe Andeutung, wohin etwa der eigentliche Ursprung des N. optieus zu verlegen sei. Etwa folgendes liesse sich-sagen: Von der Pars peduneularis — wahrscheinlich ‘von den hier befindlichen Nerven- zellen — ziehen Nervenfaserbündel in die innere Faserschicht der Decke, und da diese hinten und unten mit der äusseren Faserschicht zusammen- fliesst, auch in die äussere Faserschicht. Diese äussere Schieht gewinnt von hinten nach vorn bedeutend an Mächtigkeit und lässt sich eontinuirlich in die Masse des Traetus optieus hinein verfolgen. - Hiernaeh möchte ich die Zellgruppen der Pars peduneularis (d. b. die Gruppen 1, 2 und 5 auf S. 357) als die eigentlichen _Nervenkerne des N. optieus auffassen, wobei ich jedoch eine Betheiligung der Nervenzellen der Decke keineswegs aus- schliesse, sondern nur. nicht anzugeben vermag, in welcher Weise eine Behalunz derselben statt hat.“ Schulgin (Litteratur Nr. 199) bemerkt über den a des N. optieus folgendes:- „Der N. optieus erhält seine Fasern unmittelbar aus den grossen Zellen des Cortex (Corona lobi optiei aut.), ungefähr in der Weise, wie die Fasern der Corona radiata aus dem Cortex cerebri entspringen. „Von der Basis der Lobi optiei geht in bogenförmiger Richtung eine breite Reihe von multipolaren Zellen aus, die grössten im ganzen Vogel- hirn. Diese Zellen bilden eine eompaete Masse und dienen den Fasern des N. optieus als Ursprung. - Diese Fasern treten aus dem Gebiet der Lobi optiei und richten sich nach unten, um dann, nachdem sie sich mit dem Traetus opticus vereinigt haben, zu gleicher Zeit mit demselben die beiden Lobi zu umhüllen. Die Masse der Ursprungszellen hat die Form eines flachen länglichen Kerns, und liegt, da er die Fasern des Cortex in sich aufnimmt, und zu Bleioher Zeit dieselben dem Tractus entgegen- führt, wie in ein Netz von Fasern gehüillt; wir nennen ihn Corpus opti- corum extermum. „Dieses CO, opt. ext. erhält Fasern 1 aus dem Ganglion habenulae, ja Vögel, 361 2) aus der hinteren Commissur; 3) aus dem. Bindearm (rotben Kern der Haube); 4) aus dem Thalamus opticus. Alle diese Fasern sind denjenigen entsprechend, welche im Gehirn der Säugethiere theils durch das Corpus geniculatum externum ziehen, theils sich unmittelbar mit den Fasern des N. optieus vereinigen. Sobald diese Thatsache als begründet angenommen wird, bleibt kein Zweifel übrig, dass das Corp. opt. ext. dem Corp. geni- eulatum ext. der Säugethiere homolog ist.“ Vgl. auch Bellonei, Lit. No.220. Das Zwischenhirn, Thalamencephalon. Eine scharfe Begrenzung des Zwischenhirns lässt sich nicht angeben (vergl. darüber das bei den Lobi optici Gesagte; S. 358); es erstreckt sich von den Lobi optici, deren Decke allein genetisch dem Mittelhirn angehört, bis zum Chiasma der Sehnerven und bis zur vorderen Commissur. Nach vorn hin geht das Zwischenhirn durch die Grosshirnstiele und die strahlige Scheidewand in das Vorderhirn über. Seine Ausdehnung fällt daher ungefähr mit der des dritten Ventrikels zusammen. . Auf Schnitt 512 ist dieser sehr verengt, aber indem er sich ventralwärts in das Infundibulum erstreckt, und dorsal nur durch die Tela chorioides bedeckt wird, trennt er die Masse des Zwischenhirns fast vollständig in eine rechte und eine linke Hälfte. Der basale Theil des Zwischenhirns wird durch die schon früher erwähnten Tractus optici gebildet; beide Tracetus convergiren nach vorn zu und vereinigen sich im Chiasma, aus dem dann nach stattgefundener Kreuzung der Fasern jederseits ein Nervus opticus nach vorn und seitlich abgeht. Hinter dem Chiasma erscheint der aus grauer Substanz gebildete Boden des- dritten Ventrikels als eine leichte Hervorragung (Tuber einerenm) von deren vorderem Theile ein besonderer kleiner Vorsprung, der Trichter (Infundibulum), schräg abgeht. Dicht dahinter tritt das dritte Hirnnervenpaar (Nn. oculomotorii) aus. Wie der dritte Ventrikel sich auch in das Infundibulum erstreckt, ist auf den ‚Abbildungen er- sichtlich.- Dem Infundibulum ist der Hirnanhang (Glandula pituitaria s. Hypophysis cerebri) aufgelagert; dieses Gebilde ruht in der Sattelgrube des Schädels. Die Aypophysis besteht genetisch aus zwei Pheilen wie sich auch aus, ihrem verschiedenartigen Bau. ergiebt. Der hintere Theil dieses eigenthümlichen Gebildes ist ein Bestandtheil des Gehirns, des Infundi- bulum, enthält auch, wie schon Meckel angiebt, bisweilen eine Höhle, welche. eine Fortsetzung des dritten Ventrikels ist. Dieser hintere, untere Lappen wird nach Stieda durch fein granulirte Grundsubstanz gebildet, welcher spärliche Kerne beigemischt sind. Der vordere, grössere en ist- eine. ectodermale Bildung. Noch vor. Entwieklung des knorpeligen Schädels bildet beim Embryo das Epitbel der Mundhöhle eine Einstülpung, welche gegen die Hirnbasis gerichtet, sich vorn an das Infundibulum an- legt und sich dann von. der Mundhöhle abschnürt. Darauf wird es von gefässhaltigem Mesoderm umgeben; die Epithelwand der abgeschnürten Blase sprosst in zahlreiche, kleine, sich vielfach theilende, und mit ein- 362 Gehirn. ander eommunieirende Schläuche aus. Jeder dieser Schläuche lässt nach Müller*) und Stieda eine bindegewebige Hülle erkennen, und ist mit kernhaltigen Zellen ausgekleidet, hier und da auch mit freien Zellen ge- füllt. „Einen continuirlichen Zusammenhang dieser epithelartigen Aus- kleidung mit dem Epithel des dritten Ventrikels“ wie ihn Stieda ver- muthete, aber nicht zu finden vermochte, können wir gemäss der Ent- wieklungsgeschiehte des Organs nicht erwarten. Später verschmelzen beide Lappen miteinander vollständig. — Die Hypophysis ist wahr- scheinlich das rückgebildete Ueberbleibsel eines Sinnesorgans, welches einstmals bei niederen Wirbelthieren funktionirte, wie es denn auch bei vielen Fischen und selbst bei Amphibien noch ziemlich oder sogar be- deutend entwickelt ist. Seine Funktion ist aber auch dort räthselhaft. Die Zirbeldrüse, Glandula pinealis s. Epiphysis cerebri ist vielfach Gegenstand der Untersuchung gewesen, aber erst in neuester Zeit hat man Klarheit darüber erhalten. Ahlborn**) sagte 1884 „durch den Vergleich der Epiphysis cerebri mit einer primitiven Augenblase glaube ich nun eine Reihe sehr gewichtiger Gründe für eine neue und wie es scheint richtige Deutung der Zirbeldrüse gefunden zu haben.“ De Graaf***) zeigte 1886, dass bei Reptilien die Zirbeldrüse wirklich in ihrer Struktur dem Auge wirbelloser Thiere vergleichbar sei und veröffentlichte dann seine Untersuchungen in einer umfangreichen Arbeit. Die neuesten Untersuchungen verdanken wir W. B. Spencery), der in nahezu erschöpfender Weise die Epiphysis nebst dem zugehörigen Sinnesorgane beschrieb und mit zahlreichen, äusserst sorgfältigen und schönen Abbildungen erläuterte. Er giebt auch eine die phyletische Ent- wicklung des Organs darstellende vergleichende Tatel. Die Epiphysis entwickelt sich als eine Ausstülpung des dorsalen Theiles des Thalamencephalon; die Höhle des dritten Ventrikels erstreckt sich in dieselbe. Der oberste Theil differenzirt sich bei Reptilien zu einem sehr augenähnlichen Gebilde, welches im Foramen interparietale lagert. Das Verbindungsstück des Sinnesorganes mit der Basis der Aus- stülpung wird zu einem nervenähnlichen Strange (Pinealstiel) der von Blutgefässen begleitet wird. — Bei den Vögeln erhalten sich während des embryonalen Lebens dieselben Theile, aber die dorsale Endblase (auf Schnitt 600 ziemlich gut getroffen) wandelt sich später zu einem gefäss- *) 212. Müller, W., Ueber Entwicklung und Bau der Hypophysis und des Processus infundibuli cerebri. Jenaische Zeitschr. Bd. VI. 1871, S. 354. **) 213. Ahlborn, F., Ueber die Bedeutung der Zirbeldrüse. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1884. 214. Zur Deutung der Zirbeldrüse. Zoolog. Anzeiger 1886, Juni 21. ***) 215. de Graaf, H., Zur Anatomie und Entwicklung der Epiphyse bei Amphibien und Reptilien. Zoolog. Anzeiger 1886, März 29. Bijdrage tot de kennis van den bouw en de ontwikkeling der Epiphyse bij Amphibien en Reptilien 4°. Leiden 1886. Mit 4 Taf. u. mit weitgehenden Schlüssen. f) 217. Spencer, B., The parietal eye of Hatteria. Nature 1896, May 13. 218. On the presence and structure of the pineal eye in Lacertilia. Quarterly Journ. Microsc. Science. 1886, November p. 165 ff, Taf. 14—20. 216. Vogel. 363 reichen Knäuel um und verliert seine Höblung. Da ausserdem kein Interparietal-Foranen mehr vorhanden ist, so liegt das Ende der Zirbel- drüse dicht unter der Schädelkapsel, und verwächst innig mit den Hirn- häuten. Der Stiel besteht schliesslich nur aus Blutgefässen, die natürlich an der Basis in die der Tela chorioides übergehen. Das ganze Gebilde ist demnach in hohem Grade rückgebildet. Zum Verständniss der Hauptmasse des Zwischenhirns sei auf die Schnitte 512—400 verwiesen. Auf Schnitt 512 ist noch ein grosser Theil der Lobi optici getroffen. Lateral und ventral werden sie von den wohl aus ihnen ent- springenden Traetus optiei begrenzt, medialwärts aber liegt ein starkes Bündel weisser Längsfasern, die Fortsetzung der Rückenmarksstränge(Pedunculusbahnen); das Bündel ist, wie Stieda beschreibt, anfangs rundlich, nimmt aber weiter vor- wärts (Sehnitt 460) eine sichelförmige Fig. 3. Querschnitt durch das Gehirn der Gestalt auf dem Querschnitt an. Auf Hausente, vergr., dem Schnitt 427 entspr. ; Schnitt 512 finde ich bei der Ente über "' Osborn, Morph. Jahrb. AI den Peduneulusbahbnen noch zwei rundliche Bündel quer durchschnittener Fasern, von denen die des seitlichen Bündels sehr stark sind, und die Bindearme, oder Crura cerebelli ad corpora bigemina darstellen; die Ganglienzellen unterhalb dieser Bindearme, auf Schnitt 566, würden dann dem rothen Haubenkern entsprechen. Die querdurchschnittenen Fasern oberhalb der Pedunculusbahnen und medial von den Bindearmen sind vielleicht die Längsbündel der Haube. Medianwärts von diesem Faser- system, also jederseits die Spalte des dritten Ventrikels begrenzend, liegen die Thalami optiei oder Sehhügel; sie bestehen aus feingranulirter Grund- substanz mit sehr kleinen zelligen Elementen, die nur unmittelbar neben dem Ventrikel deutlicher werden (Schnitt 460). Zwischen dem Längs- fasersystem und dem Tractus optieus derselben Seite liegt (Schnitt 460) eine rundliche Zellengruppe, schon von Stieda beschrieben. Sie besteht nach ihm beim Huhn „aus 0,0190 Mm. messenden rundlichen oder spindel-” förmigen Nervenzellen, welche vereinzelte Nervenfasern zwischen sich erblicken lassen, und wird von einem Saume markhaltiger Nervenfasern umgeben. Der Mitte zu geht der Saum in eine grosse Masse Nerven- fasern über, welche meist schräg durchschnitten oberhalb der Nerven- faserbündel liegen; offenbar gehen erstere von der rundlichen Zellengruppe aus.“ Diese Zellengruppe entspricht vielleicht dem vordersten Ende der vonSchulgin mit Nucleus peduneularis bezeichneten Ganglienanhäufung*). *) Schulgin sagt über diesen Kern: „Das Gehirn vom Papagei (Plyctolophus leuco- cephalus) zeigt eine merkwürdige Neigung gegen dasjenige der Säugethiere dadurch, dass in diesem Nucleus schon pigmentirte Zellen sichtbar werden, ähnlich denen der Substantia nigra des Menschen. Diese Zellen breiten sich über die Grenzen des Nucleus hinweg und 364 Gehirn. Das Längsbindelsystem vereinigt weiter vorwärts seine Fasern mit denen, welche vom Thalamus optieus derselben Seite kommen, zu einer weissen Masse, den Grosshirnstielen, und bildet so die Kapsel der Corpora striata. Das Vorderhirn. (Die Hemisphären und ihre Verbindungen.) Das Vorder- oder Grosshirn der Vögel ist nur von zwei Forschern genau untersucht worden. Stieda widmet ihm nur eine Seite einer makro- und mikroskopischen Beschreibung und giebt vier Gesammtabbildungen des ganzen Hirns des Huhnes, einen Querschnitt durch die Gegend der Verbindung der Thalami optiei mit den Hemisphären (Ente) und Tbeil eines mikroskopischen Quersebnittes aus dem Tubereulum olfactorium des Huhnes. A, Bumm (Nr. 172) verdanken wir eine äusserst sorgfältige, beinahe erschöpfende Beschreibung des Grosshirns der Vögel, nebst 17 Abbildungen. Er hat zu diesem Zwecke viele Arten Ile ae Ich gebe daher in diesem Abschnitt eine gekürzte Zusammenfassung seiner Abhandlung, ohne Anspruch auf Originalität, jedoch wurden seine Beschreibung und Resultate soviel wie möglich mit den in diesem Bande theilweise abge- bildeten Schnittserien des Entenhirns verglichen. Osborn (Nr. 219*)) bat das Commissurensystem, hauptsächlich das Corpus callosum, einer vergleichend anatomischen Untersuchung unter- worfen. Ihm verdanken wir nicht nur die meisten Serien von Längs- und Querschnitten, sondern auch zwei der Holzschnitte. Uebersicht des ganzen Vorderhirns. Die bei den Säugern nur embryonal vorhandene scharfe Trennung von Vorder- und Zwischen- hirn bleibt bei den Vögeln auch im erwachsenen Zustande bestehen. Eine laterale Verschiebung, wodurch bei den Säugern der laterale Rand des Thalamus opticus mit dem medialen Rand des Corpus striatum in Be- rührung tritt, kommt bei den Vögeln nicht vor. Seh- und Streifenhügel bleiben daher wie beim Embryo in einer Lage hintereinander, d. h. das Grosshirn der Vögel vereinigt in sich nur Theile, die aus dem secundären Vorderhirn (s. Tabelle auf S. 344) hervorgegangen sind, während bei den Säugern die Sehhügel in das Grosshirn hineingesohohen sind. In Bezug auf die allgemeine Form des Grosshirns vergleiche man die auf S. 345 gegebene Beschreibung und die Taf. 4 und 42, nebst Holzschnitt Fig. 1 auf S. 346. Die Massenverhältnisse verschiedener Hirntheile ergeben sich aus den Tabellen auf S. 372. Die Grosshirnbasis erscheint bei Sumpf- und Schwimmvögeln napfförmig; die Vertiefung jeder Basishälfte liegt symmetrisch. Am hinteren liegen zerstreut im unteren Theil des tegmentalen Gebietes. Die Homologie dieses Theiles mit dem der Säugethiere wird dadurch vollkommen: was über den Nucleus peduncularis liegt, ist Tegmentum (Haube), was unter demselben ist Pedunculus; der erste ist noch und erstreckt sich über °/, der Oberfläche eines Querschnittes, der zweite nimmt nur */, desselben Raumes ein.“ *) 219. Osborn, H., The oriein of the corpus callosum, a contribution upon the serehral commissures of the Vertebrates. Part II. Morph. Jahrb. Bd. XII, 4. . ia Vögel. 365 Basalrand prominirt ein ansehnlicher Höcker (auf Taf. XLU, Fig. 5, bei F. W.*) an derselben Stelle wo bei den Säugern der Lobus pyriformis liegt; bei den Papageien wird dieser „hintere Basalhöcker‘“ sehr gross und wird einem Lobus temporalis ähnlich; er nimmt bei ihnen mehr als die Hälfte der ganzen Basislänge ein, während er bei den übrigen Vogelordnungen nur '/; (Schwimm- und Sumpfvögel) oder nur !/, (Tauben, Hühner, Raub- vögel und Spechte) der ganzen Basislänge beträgt. Bei den Singvögeln ist die Grossbirnbasis platt; am medialen Rand des vorderen horizontalen Abschnittes sind zwei symmetrische keilförmige Massen sichtbar, wie solehe sonst nur noch bei den Papageien gut entwickelt sind. Von Markbündeln der Grosshirnbasis ist ausser der ventralen Abtheilung der Hirnschenkel und der strahligen Scheidewand noch das „basale Mark- bündel‘“ (B. Mb.) wichtig. Es liegt mit seinem hinteren Ende am vorderen Umfang des hinteren Basalhöckers und strahlt vorwärts zum vorderen Basisrande aus. Am entwickeltsten ist es bei Melopsittacus und giebt ein kleines Faserbüschel gegen den Riechhöcker hin ab. Aehnlich verhält es sich bei der Gans, wo Meckel es als Markbündel der Sylvischen Furche beschrieb (Taf. XLII, Fig. 5, bei F. W.). Bei Spechten, Tauben, Raub- und Hühneıvögeln ist das ganze Bündel schwach entwickelt und mehr lateral gelezen; Verbindung mit dem Riechhöcker ist nicht nachzuweisen. Bei den Singvögeln ist es theilweise vom Lobus optieus bedeckt. ‚Eine Homologie zwischen diesem basalen Markbündel der Vögel und dem Traetus optieus der Sänger, die man a priori geneigt ist, anzunehmen, dürfte nur für einen kleinen Faserantheil des ersteren zutreffen.“ Ferner hält es Bumm für wahrscheinlich, 1) dass das basale Markbündel eine Verbindung der vorderen ventralen Streifenhügelrinde mit dem sagittalen Mark herstellt, d. h. durch dessen Vermittlung mit dem Hirmschenkel selber, vielleicht auch eine solche mit dem weiter unten beschriebenen grosszelligen Kern im Streifenhügel; 2) dass ein kleinerer Theil seiner Fasern das Tubereulum olfaetorium mit in diese Verbindung aufnimnit. Das Bündel entspringt nämlich nicht etwa aus dem Basalhöcker, sondern hinter demselben aus dem Innern des Streifenhügels, vorwärts erstrecken sich einige Fasern des Bündels bis in die Riechhöcker und hängen wahrscheinlich mit den Fasern der vierten Schicht des letzteren zusammen. Im Uebrigen sei auf die Originalarbeit, S. 464 verwiesen. Die dorsale Grosshirnoberfläche und Furchen. Das Gross- birn der Vögel ist windungslos, aber häufig findet sich eine Furche, Taf. XLII, Fig. 1 — F; median von dieser liegt ein Wulst W, der bei Schwimm-, Sumpf- und Klettervögeln gut ausgebildet ist und eine Lage *), Bumm hält die mit F bezeichnete Furche im Gegensatz zu Meckel nicht für eine Fossa Sylvii, sondern nur für eine den hinteren Basalhöcker nach vorn von der übrigen Grosshirnbasis abgrenzende Einbuchtung, entsprechend der Vallecula Sylvii des Menschen. Diese Furche ist am deutlichsten bei den Papageien, Gänsen und Enten, weniger bei den Spechten, noch weniger bei Tauben, Hühnern und Raubrögeln; sie fehlt vollständig bei den Singvözgeln. 366 Gehirn. hat, wie auf Fig. 1 angezeigt ist. Der Wulst erzeugt einen Abdruck auf der inneren Schädelfläche. Bei Tauben, Raub- und Hühnervögeln sind Wulst und Furche weiter vorwärts gelagert, Fig. 2; bei den meisten Singvögeln und bei den Ratiten ist die Grosshirnoberfläche glatt, Bis- weilen (Bussard, Rebhuhn, Truthahn) ist das Grau der Oberfläche an ihrem hinteren, medialen Rande von einigen querverlaufenden Markstreifen durehzogen, die sich als Ursprungsbündel der strahligen Scheidewand nachweisen lassen. (Abgebildet bei Carus Nr. 174, Taf. IV, Fig. 18, F.) Die hintere Grosshirnoberfläche zeigt eine graue Hervor- ragung, die sich vom hinteren Umfang des hinteren Basalhöckers dorsal- wärts bis zu einer Kante erstreckt. Diese ‚Spiralkante‘‘ hebt sich als weisse Spirallinie von dem übrigen grauen Grunde ab. Taf. XLII, Fig. 2, Spk. Der ven'rale, abgeflachte Rand dient einem mattweissen Spiralband zum Ursprung, welches der strabligen Scheidewand angehört. Dorsal von der grauen Hervorragung verursacht die Anlagerung des Kleinhirns bei den Schwimmvögeln eine dreieckige Abplattung. Die mediale Grosshirnoberfläche. In der Gestaltung des Grosshirns lassen sich zwei Typen erkennen. Während bei den Schwimm- und Sumpfvögeln die dorsale Grenzlinie jeder Hemisphäre auf einem Sagittalschnitt bogenförmig abgesondert ist, die Hemisphären sich daher von binten nach vorn verflachen, ist die Grenzlinie bei den Tauben, Hübnern und Raubvögeln rechtwinklig geknickt, sodass man einen kleineren hinteren Abschnitt und einen grösseren vorderen Abschnitt unterscheiden kann. Die Spechte und Papageien neigen mehr zur ersten, die Sing- vögel mehr zur zweiten Gruppe. Am wichtigsten ist an der medialen Oberfläche der Hemisphären deren strahlenförmige Markdecke, „strahlige Scheidewand“ im engeren Sinne, Sie lässt sich einem geöffneten Fächer vergleichen, dessen Strahlen sich ventralwärts zu einem markigen Stiel, dem Markbündel der strahligen Scheidewand sammeln. Bei Schwimm-, Sumpf- und Klettervögeln ist nur die hintere Hälfte der medialen Hemisphärenfläche von der strahligen Wand bedeckt und erscheint deshalb von markweisser Farbe gegenüber dem grauen Grund der vorderen Hälfte. Bei Tauben, Hühnern, Raub- und Singvögeln erstreckt sich der Fächer so ziemlich über die ganze Medianfläche, bis an die oben erwähnte Wulstfurche; die Strahlen sind daher auf der Dorsalfläche sichtbar. Nach rückwärts erscheint das Ende der Strahlen als die auf Taf. XLII, Fig. 2 abgebildete Spiralkante und ferner am hinteren Basalhöcker als das mattweisse Spiralband. Das Mark- bündel, zu welchem sich alle Strahlen vereinigen, steigt nach vorn von der Commissura anterior zur Grosshirnbasis hinab, überschreitet diese am vorderen Rande des gleichseitigen Traetus optieus, umschlingt den Hirn- schenkel lateralwärts umbiegend, und mündet zwischen dem hinteren dorso-lateralen Rand des Thalamus und dem Lobus optieus. Vergl. Sebnitt iR Taf. XLI, Fig. 16, und Holzschnitt Fig. 3, der dem Schnitt 427 entspricht. | Vögel: 367 Das Markbündel endet nicht im Thalamus, sondern in einem Faser- zug, der zusammen mit dem Traetus optieus in das dorsale Mark des Lobus opticus einstrahlt. Das Markbündel besteht aus markhaltigen Nervenfasern, von denen die gröberen bis 8 u (= 0,008 Mm.) im Durch- messer erreichen. Zwischen den Fasern liegen stellenweise 5 u grosse Körner zerstreut. Anhäufungen von Ganglienzellen im Verlauf des Bündels, und ein Faseraustausch mit dem Hirnschenkel scheinen nicht zu bestehen. Der Fächer der Strahlenwand besteht ebenfalls aus Nervenfasern verschiedener Stärke, die sich in der äusseren, weissen Schicht der medialen Wand des Seitenventrikels ausbreiten. In dieser Wand liegt ihr letztes Ende in der Pyramidenzellenschicht, aus der man sie in senkrechten Querschnitten als Quer- und Schrägzüge in die äussere weisse Schicht treten sieht. Diese Schicht nimmt, entsprechend dem Faserzuwachs, von oben nach unten zu, bis sie schliesslich unter Verdrängung der Ganglien- schicht die ganze Breite der Ventrikelwand ausfüllt. Dorsalwärts wird die strahlige Wand immer schwächer, jemehr sie auf den Wulst der dorsalen Hirnfläche übergreift. Als Ursprungszellen dieses Theiles der Fächerstrahlen dienen die pyramidenförmigen und vielleicht auch die multipolaren Ganglienzellen der Streifenhügelrinde. Im Bereich der hinteren Ventrikelwand setzt sich die strahlige Scheide- wand aus zwei Hauptzügen zusammen. Der eine kommt von der äusseren Oberfläche, theils als Fortsetzung der äussern Faserschicht der Streifen- hügelrinde, theils aus der Ganglienzellensehieht. Der andere kommt aus der Pyramidenzellenschicht der Rinde der hinteren Ventrikelwand. Beide Systeme vereinigen sich oberhalb der Spiralkante und verursachen dort eine Vergrösserung der äusseren weissen Schicht. Nur ein kleiner Theil der vereinigten Züge läuft oberflächlich über dem Spiralwulst ventralwärts weiter, um als Spiralband zum Hauptstamm des Markbündels der Strahlen- wand zu gelangen. Die Hauptmasse biegt in der Spiralkante auf die mediale Hemisphärenfläche um, und convergirt dann zum hinteren Theil des Markbündels. Die Bedeutung der strahligen Scheidewand ist noch unbekannt. Bumm glaubt ihre Fasern dem Projectionssystem Meynert’s zuzählen zu dürfen. Dass sie weder dem Fornix noch dem Peduneulus septi pellu- eidi der Säugethiere homolog ist, hat Bumm ausführlich besprochen. Die Verbindungen der Hemisphären mit einander. a. Vordere Commissur. (Holzschnitt Fig. 1 und 3, acm.) Drängt man von oben her die beiden Grossbirnhemisphären in der Medianspalte etwas auseinander, so sieht man schon mit blossem Auge dicht vor dem Thalamus opticus ein rundes Markbündel von einer Hemisphäre in die andere ziehen, es ist der Commissura anterior der Säugethiere humolog. Sein Mittelstück liegt in der Lamina terminalis, an der Grenze zwischen Vorder- und Zwischenbirn; seine seitlichen Arme zerfahren büschelförmig in den Mandelkern (N. amygdalae). Diese Seitenarme entsprechen den Hinterarmen der vorderen Commissur der Säugethiere, nur bleibt wegen 368 Gehirn. der dürftigen Entwieklung der Rinde des hinteren Basalhöckers der Mandelkern als einziges nennenswerthes Vertheilungsgebiet der vorderen Commissur übrig. Vorderarme scheinen den Vögeln zu fehlen; dies stimmt mit der geringen Ausbildung der Riechhöcker überein. Auch Osborn hat keine Vorderarme gefunden. Fig. 1. Fig. 1. Sagittalschnitt durch das Gehirn der Hausente, vergrössert; nach Osborn, Morph. Jahrb. XII. I—N. olfactorius. — II = N. opticus nebst dem durchschnittenen Chiasma. — dt — Lamina terminalis. — acm = Vordere Öommissur. — pcem = Hintere Commissur. — cal — (Corpus callosum. — /m — Foramen Monroi. — pn = Epiphysis (gland. pinealis)., — inf — Infundibulum. — kph —= Hypophysis. b. Balken, Corpus callosum. (8. Holzschnitte Fig. 1 und 3, cal.) Das Balkenrudiment liegt am dorsalen Hinterrand der vorderen Commissur und ist bei der Gans ein selbständiger Markstrang, der ungefähr nur '/, der Dicke der Commissur beträgt. Es wurde von A. Meckel richtig beschrieben, als Balken erkannt, und sehr trefiend als Commissur der Ventrikelwand bezeichnet. Stieda hat es nicht gesehen. Bumm vergleicht es richtig mit dem entsprechenden Gebilde der Reptilien und Säugethiere und be- schreibt es. Es zeigt die Gestalt einer zierlich gestreckten Leier, deren Bogen- stück über dem hinteren dorsalen Rand der vorderen Commissur zu liegen kommt, während die seitlichen Fortsätzein ventral- dorsaler Richtung innerhalb der Ventrikel. Fig. 3. Querschnitt durch das Gehirn der Wand aufsteigen und sich in ihrem Bereich Hausente, vergr., dem Schnitt 427 entspr.; verlieren. Ueber die Ventrikelwand hinaus nach Osborn, Morph. Jahrb. XII. - R‘ hat er esnicht verfolgen können. Osborn hat dieses Gebilde kürzlich sehr genau untersucht (vergl. Lit. Nr. 193 und 219 und die Holzschnitte). Auf dem Holzschnitt, welcher Schnitt 427 entspricht, ist das Corpus callosum nebst der vorderen Commissur sichtbar. Auf Schnitt 415 war nur noch die vordere Commissur, auf Sehnitt 440 dagegen nur noch das Corpus callosum getroffen. Von seinen dorsalwärts Fig. 3. Vöeel, 269 [27 « aufsteigenden Fasern verlieren sich die vorderen sehr bald in der sehr schwach ausgebildeten medialen Ventrikelwand, die hinteren sind zahl- reicher, überbrücken das Foramen Monroi und sind daher der Commissura cornu ammonis vergleichbar. Die Dieke der medialen Ventrikelwand steht im direkten Verhältniss zur Ausbildung des Balkens. Letzterer ist sehr schwach bei den Vögeln und höheren Reptilien, aber stärker als die vordere Commissur bei Amphibien, Schildkröten und Säugethieren. Streifenhügel, Corpus striatum. Eine Verdiekung des Bodens lässt beim Embryo als Vorsprung in den Seitenventrikel den Streifenhügel hervorgehen. Er besteht zum grössten Theil aus grauer Substanz und erscheint nach Wegnahme der Ventrikelwand als eine graue hufeisen- förmig gekrümmte Masse, die ventralwärts in einen vorderen schmäleren und einen binteren breiteren Wulst endigt. In Folge der dürftigen Ent- wicklung der Grosshirnrinde ist beim Vogel der Streifenhügel dem grösseren Theil der Hemisphäre gleichzusetzen. Eine Gliederung des Streifenhügels in Nucleus lentiformis und N. caudatus, wie etwa bei den Säugern, ist nicht vorhanden, dagegen ist er auf andere Weise getheilt. An frischen senkrechten Querschnitten sieht man das Grau von zwei coneentrischen weissen Bogenlinien, einer ventralen und einer dorsalen, durehschnitten (Taf. 41, Fig. 15), d. h. das Grau des Streifenhügels ist von zwei weissen wellenförmigen Markschiehten unterbrochen. Diese gehören zu den Faser- massen der Hirnschenkel. Das Gewebe des Streifenhügels besteht 1) aus 25 « grossen Pyramiden- zellen, die im hinteren lateralen dorsalen Abschnitt liegen; 2) aus 10 bis 15 .ı grossen Pyramidenzellen, die den ganzen übrigen Theil gleichmässig bevölkern; 3) aus sehr zahlreichen Körnern von 5 « Durchmesser, die bis zu 6 und mehr in Nestern der Neuroglia beisammenliegen. Nahe der ventralen Wellenlinie findet sich ausserdem eine schmale Schicht von Spindelzellen. Im hinteren lateral ventralen Theil des Streifenhügels liegt der Mandel- kern, N. amygdalae (Taf. 41, Fig. 15). Er ist nur von einer dünnen Rindenschicht überzogen. Seine Zellen sind pyramidenförmig, von 10 bis 15 « Breite und werden gegen die Peripherie hin spindelförmig. Von Nervenfasern sind die aus dem Kern entspringenden Züge der vorderen Commissur zu erwähnen. Andere Fasern schliessen sich der Hirnschenkel- haube an, als deren dorsalstes Bündel sie durch das Zwischen- und Mittelhirn abwärts ziehen. Die Grosshirnschenkel, Hirnstiele, Crura s. pedunculi cerebri. Nach Durehschneidung der vorderen Commissur kommt diehbt unter ihr der Hirnschenkel zum Vorschein, an dem Bumm eine ventral mediale (Meckel’s unteres Bündel) und eine dorsal laterale Abtheilung unter- scheidet; letztere bildet ein die vordere Commissur einschliessendes, rinnen- förmiges Lager (Meckel’s mittleres Bündel). a. Ventrale Abtheilung. Die Fasern des Hirnschenkels zerfahren radienförmig im Streifenhügel und gehen zur Grosshirnrinde; auf diesem Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 24 (schirn. 370 schir! Wege wird ein Theil der Ausstrahlung von zwei senkrecht u sie ge- stellten Wellenlinien oder vielmehr Flächen unterbrochen. Im Stammtheil besteht jeder Schenkel aus feinsten Fasern von 1 « Durchmesser und aus feinen deutlich markhaltigen Fasern von 5 « Durchmesser. Die feinsten Fasern vereinigen sich dann zu Bündeln von 15 « Durchmesser. Diese Bündel und die Fasern von je 5 « Durchmesser bilden dann gröbere, sehon mit blossem Auge erkennbare weisse Stränge. Sobald sie die ventrale Wellenlinie erreichen, werden sie theilweise abgelenkt; ein Theil geht durch die Linien hindurch, ein anderer biegt in der Wellenlinie um und bildet dadurch die ventrale Wellenfläche, aus der sie dann wieder auftauchen und in die alte radiale Richtung einlenken. Im Niveau der dorsalen Wellenlinie erfahren die Fasern eine abermalige theilweise Ab- lenkung. Ein Theil durchsetzt die Linie ohne Unterbrechung; ein anderer Theil biegt in Richtung der dorsalen Wellenfläche in Bogenzügen um und bildet das „sagittale Mark“. Die grösste Entwicklung dieses Markes fällt in die lateralen und mittleren Ebenen des Streifenhügels. Am dorsalen Rande des sagittalen Markes richten sich seine Fasern wieder auf und streben der Streifenhügelrinde zu, in der sie sich mit den übrigen verlieren. Im ihrem lateralen Verbreitungsbezirk werden die Hirnschenkelfasern noch von einem annähernd linsenförmigen Gebiet des Streifenhügels unter- brochen, das mit seinem ventralen Rand bis auf die Contur der ventralen Wellenlinie hinabrückt. Es liegt also ungefähr zwischen beiden Wellen- linien. Dieses Gebiet enthält pyramidenförmige Ganglienzellen und zeichnet sich durch einen grossen Markreichthum aus, daher von Bumm Markfeld genannt. Ein- und austretende Fasern sind in grosser Zahl vorhanden. Es ist als eine dem Linsenkern der Säuger ähnliche Bildung anzuseben, sodass also bei den Vögeln dieser Kern zu einem redueirt wäre, gegen- über dem mehrgliedrigen Linsenkern der Säuger. b. Dorsale Abtheilung. Taf. 41, Fig. 15. Diese Fasermasse ent- springt aus dem Mandelkern, geht dann, hinter der vorderen Commissur, schräg einwärts und nach hinten in das Zwischen- und Mittelbirn, wobei es die dorsalste Lage der Hirnschenkelhaube (Tegmentum) bildet. An seinem hinteren Rand löst sich eine Abtheilung der ventralen Hirnschenkel büschelförmig im Zwischenhirn auf. Dorsal und rückwärts davon liegt die Commissura posterior. Die Grosshirnrinde. a. Die Streifenhügelrinde. Als solche bezeichnet Bumm dasjenige Gebiet der Grosshirnrinde, welches nach Abzug der Ventrikelwand und des Tubereulum olfactorium übrig bleibt. Es umfasst daher den grössten Theil der Hemispbärenoberfläche. Mikro- skopisch zeigt sie folgendes: 1) Eine äussere weisse Schicht, bestehend aus feinkörnigem Grundgewebe mit spärlichen kleinen Zellen, deren Fort- sätze ein Netzwerk bilden, und aus vielen markhaltigen Nervenfasern, welche die oben bes Ben Ausstrahlung der Hirnschenkel zusammen- ‚setzen helfen. 2) Eine Schicht mässig von Ganglienzellen bevölkert. Die Pyramidenzellen sind 10—15 u breit, andere Zellen sind vielstrahlig Vögel. 571 rundlich, bis 20 « breit, oder endlich körnig von nur 5 « Durchmesser. Diese Körner bilden im dorsalen Abschnitt der Streifenhügelrinde eine Linie, die sieh in Karmin saturirt roth färbt. b. Die Ventrikelwand ist der Theil der medialen und hinteren Grosshirnrinde, welcher die Grosshirnkammer, oder den Seitenventrikel, unmittelbar bedeckt. Sie ist allseitig geschlossen mit Ausnahme einer spaltförmigen Oeffnung hinter der vorderen Commissur. Durch dieses Foramen Monroi eommunieirt der dritte Ventrikel mit den Seitenventrikeln und tritt der Chorioidplexus in die Seitenventrikel ein, wie früher auf S. 340 beschrieben. An der dem Mittelhirn zugekehrten Fläche, im Be- reich der Fissura transversa (Schnitt 512, Taf. 41) verdünnt sich die Wand des Ventrikels zu einer äusserst dünnen Membran, die dann nur von der Pia mater und dem Ependyma, d. h. der die Binnenräume des Gehirns auskleidenden Gewebsschicht, gebildet wird. Eine ähnliche Ver- dünnung erleidet die mediale Wand, wie schon auf Schnitt 381 ersichtlich ist, noch mehr aber in weiter vorwärts gelegenen Schnitten der Fall ist. Ein Ammonshorn, d. h. eine den Säugern eigenthümliche Ein- stülpung der hintern und medialen Wand der Hemisphärenblase, ist bei den Vögeln nicht vorhanden. Die mediale Ventrikelwand besteht 1) aus einer äusseren weissen Sehicht, die sich wie die der Streifenhügelrinde verhält. Der Durchmesser dieser Schicht beträgt in seiner stärksten Entwicklung beim Coceo- thraustes 0,10 Mm., bei der Taube 0,15 Mm., bei der Ente und Eule 0,20 Mm. Die Fasern sammeln sich zur Bildung der strahligen Scheidewand. 2) Aus einer Schicht dicht gedrängter mittelgrosser Pyra- midenzellen, von 10—15 « Durchmesser. 3) Aus einer inneren zellen- freien Schicht; diese bildet einen schmalen, unmittelbar an das Ependym srenzenden Saum, der ausschliesslich aus feinkörniger Grundsubstanz zu- sammengesetzt ist. Der ventrale Saum der Ventrikelwand wird zum grössten Theil durch das „Spiralband‘“ gebildet, welches aus feinen Markfasern nebst einge- schalteten Körnern besteht. ec. Die Riechhöcker —= Tubercula olfactoria Stieda = Processus mammillares cerebri der Autoren. Sie sind kegelförmig; ihre Spitze geht in den Riechnerven, ihre Basis mittelst eines kurzen Halstheiles in die Grosshirnbasis über. Nur bei einigen Singvögeln kommen sie von der Hirmbasis selber, in einiger Entfernung vom vorderen Ende des medialen Randes, wie bei den Säugethieren, während sie bei den übrigen Vögeln an der Spitze des Grosshirns liegen. Der Seitenventrikel erstreckt sich in die Riechhöcker hinein (Taf. 41, Fig. 17). Die Riechhöcker der Vögel sind verhältnissmässig verkümmert; am besten sind sie nach Bumm bei den Schwimmvögeln, schon weniger gut bei den Sumpfvögeln entwickelt. Ihr Gewicht verhält sich zu dem des Grosshirns bei der Gans wie 1:67, bei der Schnepfe wie 1:84,5, beim Bussard wie 1:513,0. 3722 Gehirn. Die Struetur der Riechhöcker zeigt nach Stieda und Bumm folgende fünf Schichten: 1) Aeussere Schicht von Olfactoriusfasern ; diese sind marklos und liegen in allerlei Richtung durcheinander. 2) Eine fein granulirte Schicht von Grundsubstanz mit eingelagerten klumpigen Massen, dem Stratum glomerulosum Meynert’s entsprechend. 3) Eine gleichfalls fein granulirte, aber breitere Schicht, an deren innerer Grenze eine Reihe von 20 u grossen Pyramidenzellen sichtbar ist, die ihre Spitzen nach aussen gerichtet haben. 4) Eine Schicht dicht gedrängter Körner von 5 ww Durchmesser, zwischen denen man feinste markhaltige Nervenfasern in grosser Anzahl verlaufen sieht. 5) Eine Schieht von Ependymzellen, welche die Höhle auskleiden. Näher den Hemisphären verschwinden nach Stieda die peripheren Fasermassen und auch die Nervenzellenlager, sodass einfach die Grund- substanz der Tubereula mit der der Hemisphären ein Ganzes bildet. Da- gegen tritt aber an der untern Fläche der Hemisphären ein Längsbündel auf, welches sich, in die Substanz der Riechhöcker hineinziehend, in ihnen verliert. Diese Fasern gehören zu dem auf S. 365 beschriebenen basalen Markbündel. Die Massenverhältnisse des Gehirns. Das Verhältniss der Länge zur Breite und Höhe des Grosshirns, nebst dem Gewichtsverhältniss beider Hemisphären zu dem des übrigen Hirns ist für eine Anzahl von Vögeln aus der folgenden Tabelle ersichtlich. | Th a dl | II IV Querdurchmesser Längs- | Gewicht d. | durchmess. | Grosshirns Yon Bumm —ı |. =1 zumübrigen Längsdurchmesser | Vertikaler | Hirn wie untersuchte Vögel. ‚Durchmess. xl. Leuret. | Serres. | Serres. Bumm. Singvögel 0.81 0.85 | 0:58 „ul 2.79 1 Coccothraustes vulg.; Parus | | major; Passer domest. ; Stur- | nus vulg.; Sitta; Hirundo | | rustica. Spechte 0.91 — | — INT 2 Picus medius. Papageicn 1.09 1.00 0.59 2.08 2 Melopsittacus undulatus. Schwimmvögel 0.99 0.80 | 0.60 | 1.94 | 2 Anser domestic. und 2 Anas | % | domest. Sumpfvögel 0.79 0.85 | -— 1.75 2 Scolopax rusticola. Raubvögel 0.74 0.70 0.69 2 Buteo vulgaris. Hühner 0.79 oe N Ders) 2 1 Gallus, Perdix, Lagopus, Ban | Tetrao bonasia. auben 0.74 | — —_ 0.95 2 Columba domestica. Laufvögel _ 0.76 0.69 | — Be aa Vögel. 313 Sämmtliche Zahlen sind nach Bumm Reductionszahlen, die selber wieder Mittelwerthe aus mehreren Bestimmungen darstellen. Leuret bestimmte das Verhältniss des Längsdurchmessers zum Quer- durchmesser des Grosshirns (letzterer — 1 gesetzt) bei 36 Vogelarten mit 43 Exemplaren. Die oben angegebenen sind Mittelwerthe daraus. Nach Leuret ist das Grosshirn länger als breit nur bei den Papageien; bei den Schwimmvögeln sind beide Maasse ziemlich gleich und bei den Tauben und Raubvögeln sinkt die Länge anf 0,74 herab. Serres erhielt nach Messung von 31 Vogelarten etwas andere Resul- tate, den Papageien bleibt aber die hohe Stellung, während Raub- und Hühnervögel wie bei Leuret am Ende der Liste stehen; Tauben wurden nicht gemessen. Ausserdem hat Serres das Verhältniss des Längsdurch- messers zum vertikalen berücksichtigt, was um so nothwendiger war, da gerade bei den Vogelordnungen mit reducirtem geraden Durchmesser (Hühner-, Raub-, Laufvögel) der vertikale Durchmesser einen relativ hohen Entwicklungsgrad erreicht. Bumm’s Methode, das Grossbirngewicht mit dem des übrigen Hirns (Zwischen + Mittel + Hinter + Nachhirn) zu vergleichen, ist wohl die rationellste, obgleich, wie er selbst sagt, eine Fehlerquelle durch die geringe Anzahl der Einzelwägungen bedingt ist. Ausserdem weist er darauf hin, dass Mittel- und Hinterhirn, deren Entwicklung unabhängig von der des Grosshirns geschieht, bei den verschiedenen Vogelordnungen nicht unbeträchtlichen Volumenschwankungen unterworfen sind. So haben die Raubvögel das relativ grösste Mittelhirn, Singvögel das kleinste; das Gewichtsverhältniss in Spalte IV der Tabelle fällt daher bei den Raub- vögeln im Vergleich zu den Singvögeln zu niedrig aus. Wie unsicher übrigens solche Verallgemeinerungen noch sind, zeigt das von Bumm (op. eit. p. 433, Anmerkung) erwähnte Beispiel des Würgers. Bei Lanius, also einem echten Singvogel, verhält sich das Gewicht des Grosshirns zu dem des übrigen Gehirns wie 1,57:1, also wie das des Bussard, mit dem er auch durch Kürze und Breite seines Grosshirns übereinstimmen soll. In erster Reihe — nach der Intelligenz geordnet — stehen also die Singvögel und Papageien, zuletzt die tauben- und hühnerartigen Vögel. Dies stimmt mit unsern alltäglichen Erfahrungen auch ziemlich überein. Die erstaunliche Intelligenz mancher Sumpfvögel, wie Grus und Psophia ist auch bekannt. Das Grosshirn der Gänse ist, wie schon A. Meckel bemerkte, sehr hoch entwickelt. Die hohe Meinung, welche die Alten von den Gänsen hegten, kommt also dem morphologischen Ergebniss näher, als die der Neuzeit. Tiedemann und Serres geben von vielen Arten das Gewichts- verhältniss des ganzen Gehirns zu dem des Körpers. Die Maasse können nur einen sehr bedingten Anspruch auf Brauchbarkeit machen, da das Körpergewicht, besonders bei domestieirten Vögeln, so grossen Schwankungen unterliegt. 374 Gehirn. Das Gewicht des ganzen Hirns verhält sich zu dem des Körpers wie 1°x bei I Nach Nach De | Nach Tiede- Tiede- 5 an Serres. Ba Serres. Parus coeruleus 12 ' Sterna hirundo 65 | Fringilla serinus & 14 | 14 ‚ Turdus merula 67 68 » a | 15 , Cypselus apus 71 | s canaria 14 | ' Vanellus cristatus 105 70 u. 76 Parus palustris 16 AÄnas crecca 14 Fringilla coelebs 19 Columba sp. 9 Erithacus rubecula 32 23 Gallinula chloropus 91 Fring. spinus 23 Machetes pugnax 104 Fring. carduelis 24 | Anas boschas 107 Fring. cannabina 24 Ardea cinerea 112 Passer domesticus 25 Perdix sp. 179 Pica caudata ? | 27 Charadrius pluvialis 122 Garrulus glandarius & 28 3; collaris 40 Upupa epops 30 Aquila sp. 160 (?) Picus major 3 Falco sp. 102 | 202 (?) Picus viridis 28 Anas domesticus 257 Chrysotis amazonica 42 45 Gallus domesticus 2 412 | as Corvus monedula 46 Pavo cristatus 300 Falco tinnuneulus 51 ' Anser domesticus 360 467 Otus vulgaris 54 ‚ Struthio camelus | 1200 Alauda sp. 56 Zum Schluss gebe ich hier noch eine Tabelle, in der Serres das absolute und relative Gewicht des Grosshirns, des Kleinhirns und der Medulla oblongata zusammenstellt. Die mit * versehenen Arten sind von Tiedemann untersucht. Gewicht des Kleinhirns wie 1:x Gewicht des Grosshirns Kleinhirn : Grosshirn Gewicht der Medulla oblongata Medulla oblongata zum Grosshirn Corvus monedula 3.4 gr. | 0.3 lee 0.65 | 120.2 Pica caudata 9 8.7 | 0.35 | 10.6 | 0.75 5.0 » d 4.2 | 0.4 10.5 0.6 4.2 . . 09 . Chrysotis amazonica Fringilla serinus *Picus major *Picus viridis Garrulus glandarius *Upupa epops | 6 s boschas 4.2 0.7 Sr 6.0 ee ae en ee ee ee “ . f, D ua a a Vögel. 375 E 8 8 r — x Sg EB: 82 2% as 83 33 E- Se = Ss ei 23 eg © 28 5 ES = =E: == E & o 3 = = zZ = = Charadrius sp. 1.45 gr. 0.25 135.8 0.5 1:2.9 *Cypselus apus 5 Anser domesticus ft) 1.8 5 1.4 6.4 Perdix sp. 1 0.2 5 0.65 1:58 Machetes pugnax 1 02 ) 0.5 2.0 Alauda sp. 0.5 0.1 5 0.2 3 *Ardea cinerea 4.4 Anas crecca 3 0,4 4,6 0.7 2.6 *Falco tinnunculus 4 *Otus vulgaris 3.8 Gallus domesticus 2 2 0.5 4 1.0 1.0 5 d 2.15 "0.6 3.4 1.05 2.04 Vanellus cristatus { Be ar er ie an 11 0.4 2.75 0.6 1.83 Peripherisches Nervensystem. Nr. 220, 224 und 242 sind Nachträge zum Centralnervensystem. — Ausser den schon früher angeführten Arbeiten von Bamberg (168), Carus (174), Malacarne (189), Meckel (190), Ritzel (197), Swan (203), Treviranus (206), Wagner (210) und den verschiedenen Lehrbüchern vergleiche man noch: 220. 221. 222. 223. 224. Bellonei, M. J., Sui lobi ottieci degli uccelli. Atti Soc. Ita. XXVI, p. 42—47, tav. VIII. — Dasselbe als: Les lobes optiques des Oiseaux. Archives Italiennes ‘de biologie 1883. T. IV p. 21—26, 3 pl. Acconei, Nervi laringei inferiori e glossofaringei negli Uccelli. Atti Soc. Toscan. 1881. p. 162. Bonsdorff, Symbolae ad anatomiam comparatam nervorum animalium vertebratorum. 1. Nerri cerebrales Corvi cornieis: Acta societat. Scientiarum Fennicae. Tom. II. Helsingfors 1852.. Pl. VI e Vil. 2. Neıvi cerebrales Gruis cinereae. ibid. Pl. X, — Vorzügliche Beschreibung nebst Abbildungen, Budge, Ueber die Bewegung der Iris. 1855. (Ciliarganglion von Gans und Ente.) Duval, Mathias, Recherches sur le Sinus rhombhoidalis des Oiseaux, sur son d@veloppe - ment et sur la nevroglie periependymaire. Journ. de l’Anat. et de la Physiol. Paris 1577 p. 1—38, pl. I—IV. — Diese wichtige, ausführliche Arbeit war mir bei Be- schreibung des Rückenmarkes entgangen. Unsere Ergebnisse stimmen ziemlich überein. Nach Duval bildet sich der sogen. Sinus rhomb. durch Obliteration der Primitivrinne, indem nur der feine Centralcanal übrig bleibt. Die Gallertsubstanz, scheinbar reticulär, besteht aus blasigen Zellen, die mit der Pia mater in keiner Beziehung zusammen- sehören, sondern durch Umwandlung zelliger Elemente des embryonalen Medullarrohres gebildet werden. Einige Gefässe und Nervenfasern befinden sich in der Substanz. . Ferrier, D., The functions of the brain. II. ed. 8°. London 1886. (Sehnerven- Kreuzung p. 153 und 302.) . Geberg, Ueber die Nerven der Iris und des Ciliarkörpers bei Vögeln. Internationale Monatsschr. f. Anat. u. Histol. Bd. I, p. 77—52, Taf. 3. . Gudden, Ueber die Kreuzung der Nervenfasern im Chiasma nervorum opticorum. Archiy f. Ophthalmologie, Bd. XXV, 1879. S. 1—56, Taf. I. 976 Gehirnnerven. « nebst Holzschnitt und Taf. XII. 0. Jacobson, De quinto nervorum pari animalium. Dissertat. Regiomonti 1818. 1. Krause, W., Ucber die Doppelnatur des Ganglion ciliare. Morphol. Jahrb. Bd. VII. 1881. 9, Laffont, Recherches sur lanatomie et la physiologie comparte des nerfs trijumeau, facial et sympathique c£phalique chez les oiscaux. Comptes Reudus, Tome 101, p. 1286—1289. 333. MeKendrick, Observations and experiments on the corpora striata and cerebral hemi- spheres of pigeons. Trans, Roy. Soc. Edinburgh, Jan. 1873. 234. Magnien, L., Sur le ganglion genicul© chez les oiseaux. ÜComptes Rendus, Tome 100, p- 1507—1509. 935. ____ Recherches sur l’anatomie compar‘e de la.corde du tympan des Oiseaux. Gomptes Rendus, Torne 101, p. 1015—1016. 236. Marshall, Milnes, The development of the cranial nerves in the chick. (Quart.-Journ. Micr. Science. 1878. 337. Maymen, L., Recherches sur l’anatomie comparte de Ja corde du T'ympanc des oiseanx. Comptes Rendus, Tome 101, p. 1015. 238. Muck, Dissertatio anatomica de ganglio ophthalmico et nervis ciliaribus animalium. Landishuti 1815. Enthält, S. 39—59, die Beschreibung von 20 Vögeln und Abbildungen von Corvus, Meleagris, Ardea, Anser. 239. Rochas, F., Des nerfs qui ont &t& applles vidiens chez les oiseaux. Comptes Rendus, Tome 101, p. 573—515. 340. — — Du mode de distribution de quelques filets sympathiques intracraniens et de l’existence d’une racine sympathique du ganglion ciliaire chez l'oie. Comptes Rendus, Tome 101, p. 829—831. 241. — —- De leexistence chez les oiseaux d’une serie de ganglions c&phaliques, de nature sympathique, correspondant aux nerfs craniens segmentaires. Gomptes Rendus, Tome 102. p. 102S—1031. 242. Schulgin, M. A., Plylogenesis des Vogelhirns. Dissertat. Jena. 2 Tafeln. 1885. 243. Schwalbe, G., Das Ganglion oculomotorii. Jen. Zeitschr. f. Naturw. XIIL. Taf. XII his XIV. Fig. 15, Gans. 244. — — Ueber die morphologische Bedeutung des Ganglion ciliare. Sitzungsber. Jena, Gesellsch. f. Med. u. Naturw. 1878, Nov. 15. 245. ——- Lehrbuch der Neurologie. 8°, Erlangen, 1880. 246. W. C., Over den oorsprong van den nervus acusticus, Nederl. Tijdschr. voor Genees- kunde. Vel. XXII 1886 p. 526—529. Die vom Gehirn und Rückenmark ausgehenden Nerven stellen das peripherische Nervensystem vor. Sie sind die leitenden Bahnen, durch welche das centrale Nervensystem mit den peripherischen Endapparaten (Muskeln, Drüsen, Gefässe, Sinnesorgane) verbunden ist. Obgleich die Bahnen hauptsächlich aus Nervenfasern bestehen, so enthalten sie doch auch ihnen eingelagerte und mit ihnen verbundene Ganglienzellen, welche dann Nervenknoten, Ganglien bilden. Je nachdem die Nerven aus dem Gehirn oder aus dem Rückenmark kommen, werden sie als Hirnnerven (Nervi cerebrales, Kopfnerven) oder als Rückenmarksnerven (N. spinales) bezeichnet. Ein durchgreifender Unterschied besteht aber nicht zwischen ihnen. Alle Rückenmarksnerven und viele Hirnnerven besitzen nahe ihrer Austrittsstelle aus dem Central- organ ein Ganglion (Cerebrospinalganglien). Im sogenannten sympathischen System, welches hauptsächlich das Verdauungs- und Gefässsystem innervirt, liegen ausser den Ganglien des Grenzstranges sehr häufig _peripherische Ganglien, besonders an den Eingeweiden. Vögel, ae Man unterscheidet gewöhnlich zwei Hauptarten von Nervenfasern: markhaltige und marklose. Die marklosen Nervenfasern*), ihres Aussehens wegen auch blasse, graue oder gelatinöse Nervenfasern genannt, solche Fäden finden sich besonders in der grauen Substanz des Rückenmarkes, s. S. 332. Ausserhalb des centralen Nervensystems gelegen, besitzen sie noch eine g’ashelle, bindegewebige Hülle, Neuri- lemma oder Schwann’sche Scheide. Solche Fasern setzen die sympatbischen Nerven zusammen und ferner die Olfactoriusfäden. Ausser- dem auch in den cerebro-spinalen weissen Nerven, da diese stets von sympatbischen Fasern begleitet werden. Die Schwann’sche Scheide enthält in regelmässigen Abständen Kerne. Die markhaltigen Nervenfasern bestehen aus einem Axen- eylinder und einer denselben umgebenden Mark- oder Myelinscheide; solche Fasern bilden die weisse Substanz der Centralorgane und des N. optieus. Bei den cerebro-spinalen peripherischen Nerven kommt noch eine Schwann’sche Scheide hinzu. Dieselbe enthält in der Mitte der Strecke zwischen zwei Zellen die Ranvier’schen Einschnürungen, welche bis an den Axeneylinder dringen und daher die Markscheide unter- brechen. Die Fasern des peripherischen Nervensystems sind zu Bündeln ver- einigt, die von Bindegewebe umgeben sind (Perineurium); diese werden wiederum durch eine gemeinsame Nervenscheide (Epineurium) zu Nerven- strängen verbunden. In diesem Bindegewebe verbreiten sich Blutgefässe ; auch bildet es die die Nerven begleitenden Lymphbahnen. Gehirnnerven. Nr. I. N. olfaetorius. Die Struktur des Riechhöckers ist schon auf Seite 372 beschrieben worden. Daselbst wurde auch angegeben, dass die Rieehhhöcker mit den „basalen Markbündeln‘“ in Verbindung stehen, woraus zu schliessen, dass die Ursprungscentren des Riechnerven nicht in den Hemisphären, sondern wie die des Sehnerven, im Zwischen- und Mittelhirn liegen. Ob dort eine Kreuzung der Nervenbahnen besteht, ist noch unsicher. Der eigentliche Riechnerv besteht aus vielen, äusserst feinen, mark- haltigen Nervenfasern, welche jedoch der Schwann’schen Nervenscheide entbehren. Diese Fasern sind eingebettet in reichliches Stützgewebe, von dem jedoch nicht ausgemacht ist, ob es einfach aus Neuroglia besteht, oder ob darin noch viele marklose Nervenfasern enthalten sind. Jeden- falls finden sich an keiner der Nervenfaserscheiden Ranvier’sche Knoten, sodass also diese Fasern eher mit denen des centralen als mit denen *) Schwalbe, Lehrb. d. Neurologie, nennt den integrirenden Bestandtheil aller Nerven- fasern Axencylinder, der mithin auch den marklosen Nervenfasern zukommt. Diese bestehen dann nur aus solchem Cylinder und eventuell aus Neurilemm, Gehi eTven. 378 Gehirnneryeı des peripherischen Nervensystems übereinstimmen. Der Riechnerv ist daher kein eigentlich peripherischer Nerv. Die Riechnervfasern umlagern den Riechhöcker, sodass sie auf einem Querschnitt dessen äussere Schicht ausmachen; nach vorn hin bilden sie die Verlängerung seiner Spitze. Wie sie mit dem Stratum glome- rulosum, der fein granulirten Schicht der Riechhöcker verbunden sind, ist unbekannt. Jeder der beiden Riechnerven verlässt die Schädelhöhle durch einen Kanal, der im oberen und inneren Theil der Augenhöhle gelegen ist und dabei von einer Vene begleitet wird. Die markhaltigen Fasern des Riech- nerven gehen schliesslich in die Ganglienzellen der Riechschleimhaut über. (S. Riechorgan.) Nr. II. N. optieus. Am sogenannten Sehnerven unterscheiden wir folgende Theile. Der mantelartige Ueberzug der Lobi optiei sammelt sich jederseits zum Traetus opticus. Diese kreuzen sich vorwärts von der Hypophysis unter Bildung des Chiasma nervorum opticorum (Seh- nervenkreuzung) in der Weise, dass sämmtliche Fasern, welche vom rechten Lobus optieus kommen, quer über die von der linken Seite nach links gehen und umgekehrt. Im Chiasma selbst sind die Fasern, zu Bündeln vereinigt, eng durchflochten, wie z. B. in Fig. 15 und 16, Tat. XLI und in Fig. 5, Taf. XLII auf Quer- und Horizontalschnitt angedeutet ist. Die Kreuzung ist bei Vögeln wie bei Reptilien, Amphibien, Fischen (mit Ausnahme der Marsipobranchier) und den meisten Säugethieren eine vollständige. Nach vorn vom Chiasma gehen dann die beiden eigentlichen Seh- nerven ab. Auch diese sind, wie die Riechnerven von den peripherischen Sinnesnerven sehr verschieden. Sie bestehen, wie auch die Tractus optiei aus einer sehr grossen Anzahl von feinen markhaltigen Nerven ohne Scheide, zusammen mit marklosen Fasern und mit Neuroglia. Die mark- haltigen Nervenfasern gehen dann peripherisch in die Ganglionzellen der Retina über. (S. Sehorgan). Nr. II. N. oeulomotorius. Die beiden Nn. oeculorum motorii kommen an der Basis des Gehirns, dicht hinter der Hypophysis, neben einander hervor. S. Fig. 5, Taf. XLII. Sie entspringen tief im Innern, aus der somatisch-motorischen Säule (vergl. S. 351) dicht unterhalb und etwas seitlich vom Aquaeduetus Sylvii, ungefähr im Schnitt 566, Fig. 12, Taf. XLI. Jeder der beiden Nerven tritt durch ein besonderes Loch neben dem Foramen optiecum in die Augenhöhle. Er versorgt folgende Augenmuskeln: 1) Gleich nach seinem Eintritt in die Orbita‘ entsendet er, unter dem M. reetus superior gelegen, einen Ast nach oben in die untere Fläche dieses Muskels. Dann, und nach Abgabe des dicken Ramus eiliaris (s. weiter unten) zieht der Stamm des Oeulomotorius unter dem Sehnerven nach vorn und innervirt 2) durch ein Büschel feiner Fädchen den M. rectus inferior, 3) durch einen Zweig den M. reetus internus s. medialis, und 4) den M. obliquus inferior. Die NERELET ed Vögel. 379 büscheltförmige Entstehung der Nerven für den M. rect. inf. scheint nach Schwalbe für die Vögel charakteristisch zu sein. Der R. eiliaris und die Verbindung desselben mit dem R. nasociliaris des N. trigeminus wird von Schwalbe bei der Gans und bei Strix flammea folgendermaassen ge- ‚schildert. S. Fig. 2, Taf. XLIlI. „Als zweiter Ast des N. oculomotorius entsteht (nach Abgabe des Zweiges für den M. reet. sup.) der höchst ansehnliche N. ciliaris. Er geht bei der Schleiereule alsbald in eine- spindelförmige Anschwellung über, während diese Anschwellung bei der Gans gleich den Abgang des R. ciliaris vom Oculomotorius markirt und peripher allmählich abnimmt. Diese Anschwellung enthält Ganglienzellen in ansehnlicher Menge und ist demnach das sogenannte Ciliarganglion. Im ganzen übrigen Verlaufe des Oculomotorius waren keine Ganglien- zellen vorhanden. Bei der Gans war leicht nachzuweisen, dass diese Ganglienzellen des G. ciliare bis unmittelbar an den Stamm des Oculo- motorius heranreichten, sodass hier von einer Radix brevis g. eiliaris keine Rede sein kann. Aus seinem distalen Ende entwickelt sich ein kräftiger Ciliarnerv, der nun erst, also jenseits des Ganglions, einen feinen Verbindungsfaden vom R. nasociliaris aufnimmt. Letzterer kann also auch nicht als eine Radix longa des Ciliarganglions bezeichnet werden. Eine Verbindung sympatbischer Fäden mit dem Ganglion des N. oculo- motorius war ebenso wenig nachzuweisen. Ausser dem Verbindungs- zweig, welchen der Nasociliaris zum R. eiliaris n. oculomotorii entsendet, entspringt, wenigstens bei der Gans, noch ein feiner selbständiger Faden vom Nasoeiliaris (c), der als Ramus ciliaris trigemini den Augapfel gewinnt.“ Mit diesem oben geschilderten Verhalten stimmen die meisten übrigen Vögel der Hauptsache nach überein, wie Schwalbe nach Durch- musterung der betreffenden Arbeiten (besonders Muck, Nr. 238 und Bonsdorff, Nr. 222) gefunden hat. Untergeordnete Verschiedenheiten stellt Schwalbe übersichtlich zusammen: 1) Die Farbe des Ganglion ist meistens röthlich, oder gelblich weiss, Taube und Huhn. 2) Die Gestalt desselben ist meistens spindelförmig oder eiförmig; dreieckig bei Corvus monedula und Garrulus glandarius; konisch bei Corvus corax, Gallinula, Vanellus. 3) Die Grösse des Ganglion wechselt sehr; sie ist gänzlich unab- hängig von der Grösse der Augen; Eulen können z. B. ein kleines, Krähenvögel ein grosses Ganglion besitzen. Dagegen scheint die Körper- srösse von direetem Einfluss auf die relative Grössenentwickelung des Ciliarganglions zu sein. 4) Wichtiger sind die Verschiedenheiten mit Bezug auf die Art der Verbindung des „Ganglion eiliare“ mit dem N. oculomotorius. Eine Radix brevis ist vorhanden bei der Schleiereule (Schwalbe), bei allen Arten der Gattung Corvus, bei Falco tinnuneulus, Sterna hirundo (Muek und Bonsdorff). Unmittelbar dem Oculomotorius ansitzend, wie bei der 380 Gehirnnerven. Gans und ähnlich den Crocodilen, fanden dieselben das Ganglion bei Falco palumbarius, Aquila leueocephala, Meleagris gallopavo, Ardea einerea, Vanellus eristatus, Gallinula pusilla. Wechselndes Verhalten zeigt Strix aluco. Sehwalbe hält es für wahrscheinlich, dass auch beim Vor- handensein einer kurzen Wurzel Ganglienzellen bis an den Hauptstamm reichen. Budge bildet für die Ente sogar zwei kurze Wurzeln ab. 5) Die Verbindung des Ganglion mit dem N. nasoeiliaris. Meistens gilt das bei der Gans beschriebene Verhalten; bisweilen jedoch (nach Muck bei der Taube, dem Truthabn, bei Strix aluco und auch bei der Gans) senkt sich der vom Trigeminus entspringende Zweig in den vor- deren Theil des Ganglion ein, sodass man hier von einer Radix longa reden kann. Beim Kranich findet sich nach Bonsdorff ausserdem ein Verbindungsfaden zwischen dem N. abducens und dem Ramus ciliaris n. ophthalm. Bei Corvus cornix ist das Ganglion ciliare selbst an der Ver- bindung mit dem N. abducens nicht betheiligt. 6) Eine Verbindung des Ganglion mit dem Sympathicus scheint nicht vorbanden zu sein. S. darüber weiter unten. 7) Die Zahl der aus dem Ganglion zum Bulbus tretenden Ciliarnerven wechselt sehr; beim Kranich sind deren zwei vorhanden (N. eil. internus und externus); sie verlaufen an der lateralen Seite des N. optieus. Ein Stamm wurde häufig beobachtet, sieben hat Thuet (Lit. Nr. 127) bei Papageien gefunden. 8) Der von Schwalbe bei der Gans entdeckte selbständige Ramus eiliaris trigemini entspricht einem N. ciliaris longus des Menschen, der Truneus ceiliaris des Ganglions dagegen den Nn. ciliares breves, sein Verbindungszweig mit dem Nasociliaris endlich der Radix longa ganglii eiliaris des Menschen. Zu einer ganz anderen Auffassung des G. ciliare ist kürzlich Hoff- mann (Nr. 229) gekommen. Er fand nämlich, dass bei Schlangen- und Eidechsen-Embryonen der N. oculomotorius ursprünglich weder ein Ganglion, noch irgend welche Verbindung mit dem R. ophthalmieus besitzt, dass in letzterem aber ein Ganglion liegt (G. ophthalmieum). Aus dem von diesem Ganglion entspringenden R. naso-ciliaris wächst dann ein kleineres Ganglion heraus gegen den N. oculomotorius und erreicht diesen unter Bildung eines R. anastomotieus, während dieses neue Ganglion (von jetzt an G. eiliare zu nennen) sich vom R. nasociliaris soweit abschnürt, dass nur noch ein feiner Verbindungsstrang (jetzt R. ciliaris n. trigemini) übrig bleibt; dieser würde also der Radix longa entsprechen, während der R. anastomotieus eine Radix brevis darstellen würde. Hoffmann schliesst daher: „Das @. eiliare gehört nicht dem Stamm des N. oculomotorius an, es ist auch nicht einem Spinalganglion homolog, sondern es ist ent- weder als ein Ganglion des Trigeminus oder als ein sympathisches Ganglion zu betrachten, Sein spätes Entstehen, seine Abgliederung von einem, einem Spinalganglion vollkommen homologen Nervenknoten, seine Entwicklung unter Betheiligung motorischer und sensibler Elemente, seine Vögel, 381 Verbindung sowohl mit einem als eine wahre dorsale Spinalwurzel (dem Ophthalmieus) als mit einem als eine echte ventrale Spinalwurzel (dem Oculomotorius) sich entwickelnden Nervenstamm, lassen über die Natur des G. eiliare als einem sympathischen Ganglion wohl wenig Zweifel bestehen. Die alte Arnold’sche Auffassung ist demnach vollkommen richtig (dass nämlich das G. eiliare als ein Ganglion des Kopfiheiles des Sympathicus zu betrachten sei). Wie die G. ophthalmieum das vorderste Spinalganglion bildet, so stellt das G. eiliare das vorderste sympathische Ganglion vor. Seine Entwickelung ist der eines sympathischen Ganglion durchaus homolog. Schon Remak (Nr. 196) hat beim Hühnchen gezeigt, dass das G. eiliare nicht dem N. oculomotorius angehört, sondern an einem Ausläufer des G. Gasseri entsteht, welcher den beiden Aesten des Trigeminus entspricht. Retzius (Nr. 184) ist auf histologischem Wege zu dem Resultat gekommen, dass das G. ciliare dem sympathischen Nervensystem zuzurechnen sei.“ Die Verhältnisse werden noch verwickelter 1) durch das Vorhanden- sein eines Ganglion orbito-nasale (Rochas) — G. ethmoidale (Bons- dorff), welches unzweifelhaft sympathischer Natur ist, 2) dadurch dass (nach Rochas) das G. eiliare doch eine sympathische Wurzel enthält, und zwar aus der die Arteria ophtbalmiea umhüllenden Fortsetzung des Weber’schen Geflechts. Hierdurch wird die wenigstens theilweise sym- pathische Natur des G. eiliare höchst wahrscheinlich gemacht. Nr. IV. N. trochlearis s. pathetieus. Der vierte Hirnnerv ent- springt, wie auf S. 357 beschrieben und theilweise auf Fig. 9, Taf. XLI abgebildet, dieht neben dem Suleus centralis, im Bereiche des Mittelhirns. Der dünne Nerv drängt sich dann, im Gegensatze zu den übrigen Hirn- nerven ganz dorsal gelegen, zwischen Cerebellum und Lobus optieus hindurch nach der Seite und schlingt sich dann hinten um den L. optieus ventralwärts herum (s. Fig. 5, Taf. XLII), worauf er dicht neben dem Sehnervenloch durch eine feine Oeffnung in die Augenhöhle tritt und sich ausschliesslich zum M. obliquus superior begiebt. Bei diesem Ver- laufe geht der N. trochlearis dorsal über den N. opticus und kreuzt dann, ebenfalls dorsal von ihm gelegen, den N. ophthalmieus und den M. rectus internus. Nr. V. N. trigeminus. Dieser zunächst dem Sehnerven mäch- tigste Kopfnerv ist gemischter Natur, denn da er die Kaumuskeln (vergl. S. 297) innervirt, so muss er motorische Elemente enthalten, während die Hauptmasse des Nerven sensibler Natur ist. Demgemäss entspringt der ganze N. trigeminus mit zwei Portionen: 1) Die portio major, oder aufsteigende Wurzel, welche wahr- scheinlich die sensiblen (somatisch-sensorischen) Elemente enthält, ent- springt aus den Ganglienzellen des Hinterhorns (Gruppe 1, in Holzschnitt Fig. 2, S. 351) und zwar schon im Bereiche der Medulla oblongata an- fangend und von dort durch das Hinterhirn aufsteigend, bis die Nerven- fasern ungefähr in Höhe des Sehnittes 700 der auf Taf. XLI abgebildeten \n in EIVEN. 382 Gehirnnerre Serie seitlich austreten. Durch Auseinanderweichen der einzelnen Fasern und Einlagerung von Ganglienzellen wird dort ein grosses Ganglion (@. Gasseri s. semilhmatum) gebildet; dieses liegt bei den Vögeln noch theil- weise in der Schädelhöhle, theilweise in deren Wand. 2) Die portio minor, oder absteigende Wurzel enthält die moto- yischen Elemente und da diese für die Kaumuskeln, also viscerale Muskeln, bestimmt sind, so werden die Wurzelursprünge in den Gangliensäulen des Seitenhorns (Gruppe 3) zu suchen sein; sie kommen aus dem Mittel- und Hinterbirn, und zwar scheinen sie vorwärts bis zum Schnitt 670 verfolgbar zu sein; weiter abwärts in Schnitt 690, scheint ihnen die Gangliengruppe anzugehören, die ventral dicht unter dem N. IV. liegt, wo derselbe in der zwischen dem Lobus optieus und der Pars peduneularis lateral einschneidenden Furche frei hervorkommt. Die Fasern der Portio minor betheiligen sich nieht am Aufbau des Ganglion Gasseri, sondern werden nur von ihm tbeilweise umschlossen. I. Ramus primus s. N. ophthalmicus. Er ist meistens der schwächste der drei Aeste, entspringt direet aus dem Ganglion Gasseri und tritt aus dem gemeinschaftlichben Loch in einen engen knöchernen Kanal der Schädelbasis, unterhalb des N. trochlearis und N. abducens; nachdem er das Foramen ophthalmieum verlassen, tritt er oberhalb des N. optieus in die Augenhöhle, an deren Scheidewand er vorwärts läuft, dabei dorsal dem M. reetus internus des Augapfels aufliegend; er zieht dabei seitlich neben dem N. olfactorius lang, geht unter dem M. obliquus superior durch und gelangt so an den vorderen, inneren Augenwinkel. Hier theilt er sich in: ' 1) R. internus s. ethmoidalis. Dieser Ast, die gerade Fortsetzung des N. ophthalmieus, läuft dicht neben dem der anderen Seite über den Vomer und spaltet sich darauf in zwei Aeste. Der schwächere Ast durchbohrt die zellige Knochensubstanz des Zwischenkiefers und läuft an dessen Ventralfläche in einer Rinne in der Gaumenhaut nach vorn, um den Gaumen nebst der Schnabelspitze zu versorgen. Der andere, stärkere Ast läuft in der zelligen Substanz des Zwischen- kiefers vorwärts, ebenfalls bis zur Spitze, und entsendet eine grosse Anzahl feiner Nerven, welche den Zwischenkiefer durehbohren und sich auch in der Wachshaut ausbreiten; da er offenbar Tastnerv ist, so ist er bei den mit einer weichen Schnabelhaut versehenen Lamellirostres und bei den schnepfenartigen Vögeln sehr stark ausgebildet. — Sehr häufig findet sich im Bereich des Gaumens eine Verbindung der beiderseitigen Rr. ethmoidales mit einander. 2) R. externus s. nasalis. Dieser zweigt sich kurz. vor dem Austritt des Hauptstammes aus der Augenhöhle ab, geht über die rundliche, rothe Thränendrüse, giebt dabei Zweige an dieselbe und an die Niekhaut und das obere Augenlid nebst Wimpern ab, steigt dann aus der Augenhöhle heraus, indem er über das Os lacrymale geht und giebt dabei einen oder mehrere Aeste ab, welehe die Stirngegend versorgen, nebst den etwa Vögel. 385 dort vorhandenen schwellbaren Auswüchsen; er ist daher besonders stark bei den kammtragenden Vögeln, z. B. bei Hühnern, beim Puter, bei Palamedea, Ohasmarhynchus n. s. w. Darauf tritt der Rest des Nerven- stammes vor dem Thränenbein durch die äussere Nasenöffnung in die Tiefe, versorgt die etwa vorhandenen steifen Federborsten der Nase, und die obere Nasenmuschel. Kurz nachdem der N. ophthalmieus in die Augenhöhle eingetreten, und noch ehe er den N. optieus kreuzt, giebt er einen feinen Zweig an den N. oeulomotorius ab; s. dort. Der zweite und dritte Trigeminusast sind gemischter Natur, enthalten also Elemente aus der Portio major et minor. Die beiden Aeste kommen zusammen von dem unteren und äusseren Theil des Ganglion; sie gehen noch vereinigt durch ein Loch, welches zwischen dem Os petrosum, dem Basisphenoid und dem Alisphenoid gelegen ist. Darauf theilen sie sich. II. Ramus secundus s.R. maxillaris superior. Dieser zweite Ast des Trigeminus verläuft unterhalb des Augennerven uud des Aug- apfels in der Orbita als R. infraorbitalis, giebt aufsteigende Zweige an die Harder’sche Drüse, an die Conjunetiva, Nickhaut und Augenlider, und einen für die Haut unterhalb des Auges und am Mundwinkel bestimmten R. subeutaneus malae ab; diese Zweige communieiren mit dem R. naso- eiliaris des ersten Trigeminusastes. Dann geht der zweite Ast unterhalb der Nasenmuscheln weiter und wird zum N. alveolaris im seitlichen Theil des Zwischenkiefers, wobei er mehrere Rr. palatini posteriores an die warzenartigen Erhabenheiten des hinteren Theiles des Gaumens entsendet und sich schliesslich bis zur Spitze des Schnabels erstreckt. Betreffend Verbindungen dieses zweiten Trigeminusastes mit anderen Hirnnerven und mit dem sogenannten sympathischen Nervensystem ver- gleiche man die folgende Seite. III. R. tertius s. R. maxillaris inferior. Der dritte Ast ist stärker als die beiden anderen; er geht abwärts und nach aussen ge- richtet in die Schläfengrube, wo er sich in ungefähr fünf Zweige theilt, von denen die meisten die Kaumuskeln versorgen (Gruppe des M. tempo- ralis, Nr. 111 und die Gruppe der Pterygoidmuskeln, Nr. 112). Durch einen anderen Zweig wird der M. mylohyoideus anterior, Nr. 103, ver- sorgt. Der Hauptstamm tritt, nach Entsendung eines feinen Nerven- fädchens an die Parotisdrüse, in den Unterkieferkanal. Zahlreiche, den einzelnen Zahnnerven vergleichbare Zweige durchbohren dann die Unter- kieferleisten, um sich in der Haut und auf den Rändern des Unterkiefers zu verbreiten; der stärkste Zweig, der R. inframaxillaris externus tritt in Nähe des Processus eoronoideus aus. Der Rest des Stammes tritt nahe der Symphyse des Unterkiefer durch mehrere Löcher aus, die in Ver- tiefungen des Schnabels eingebettet, in besonderen Tastkolben und Ge- schmackswärzchen enden. Verbindungen des N. trigeminus mit anderen Hirnnerven und mit dem sympathischen Nervensystem: 354 Gehirnnerven. 1) Verbindung des R. I trigem. mit dem R. eiliaris des Oculomotorius, und Bildung eines Ganglion eiliare wurde schon auf 8. 379 ji! sprochen. 2) Verbindungen des N. Trigeminus mit anderen Hirnnerven durch das sympathische Nervensystem. 2a. Kurze Verbindung des R. ophthalmieus mit dem Ganglion orbito-nasale. 2b. Indireete Verbindung des R. II Trigemini nahe dem G. Gasseri durch den N. sympath. temporo-lacıymalis mit dem N. faeialis, dem G. cervicale supremum und daher auch weiter indireet mit dem N. glossopharyngeus und Vagus. Diese Verbindung wurde von Swan Superior branch of the Sympathetie genannt — Ramus recurrens trigemini, Bonsdorff, — N. temporo- lacrymal, Rochas. 2e. Direete Verbindung des R. II. Trigemivi, kurz bevor derselbe in den OÖberkiefer eintritt, mit dem Ganglion sphenopalatinum (Rochas) und daher mit dem N. sympath. carotido-cephalieus, also auch wieder mit dem G. cervicale supremum. Die Ver- bindung des R. II Trig. mit dem kleinen Ganglion, welches Rochas für das G. sphenopalatinum hält, würde dem N. spheno- palatinus —= der sogen. sensiblen Portion des N. vidianus der menschlichen Anatomie entsprechen. Entsprechend dem Fehlen eines N. lingualis des dritten Trigeminus- astes ist keine Verbindung mit dem N. facialis vorhanden, welche etwa der Chorda tympani der Säugethiere vergleichbar wäre. Die Bemerkung von Stannius, dass jener Ast im Unterkieferkanal die Chorda 0 mpani aufnimmt, kann sich nur auf Säugethiere beziehen. Nr; VI. N. abducens. Der sechste Hirnnerv entspringt wie die beiden andern Augenmuskelnerven aus der somatisch-motorischen Säule, sein Nucleus liegt aber im Bereich der Pars commissuralis des Hinterhirns. S. 8. 853 und Fig. 7, Taf. XLI. Der Nerv läuft dann gerade ventral- wärts wie der N. ei und verlässt das Gehirn, wie in Fig. 5, Taf. XLII abgebildet. Der verhältnissmässig starke Nerv tritt dann durch einen Kanal des Keilbeins etwas lateral und ventral vom Foramen opticum in die Augenhöhle ein, giebt einige feine Zweige an die Muskeln der Nickbaut ab (M. quadratus und M. pyramidalis) und innervirt dann den M. rectus externus. — Bonsdorff behauptet, dass der N. abducens mit dem Ramus ciliaris n. ophthalmiei anastomosirt und daher Fäden zum R. ciliaris externus des Ciliarganglion sendet. Eine solche Verbindung bildet er bei Corvus cornix ab, während er bei Grus einereca angiebt, dass der N. abducens einen feinen Faden entsendet, von dem ein Zweig zum Ciliarganglion, ein anderer zum R. eiliaris internus geht. Andere Anatomen erwähnen soleher Verbindung nicht. Bei Sula bassana habe ich mich überzeugt, dass sie dort nicht vorhanden ist. Nr. VIE + VII. N. faeialis + acustiens. Der N. facialis Vögel. 367 Das Markbündel endet nieht im Thalamus, sondern in einem Faser- zug, der zusammen mit dem Traetus optieus in «das dorsale Mark des Lobus optieus einstrahlt. Das Markbündel besteht aus markhaltigen Nervenfasern, von denen die gröberen bis 5 « (= 0,008 Mm.) im Durch- messer erreichen. Zwischen den Fasern liegen stellenweise 5 u grosse Körner zerstreut. Anhäufungen von Ganglienzellen im Verlauf des Bündels, und’ ein Faseraustausch mit dem Hirnschenkel scheinen nicht zu bestehen. Der Fächer der Strahlenwand besteht ebenfalls aus Nervenfasern verschiedener Stärke, die sich in der äusseren, weissen Schicht der medialen Wand des Seitenventrikels ausbreiten. In dieser Wand liegt ihr letztes Ende in der Pyramidenzellenschicht, aus der man sie in senkrechten Quersehnitten als Quer- und Schrägzüge in die äussere weisse Schicht treten sieht. Diese Schicht nimmt, entsprechend dem Faserzuwachs, von oben nach unten zu, bis sie schliesslich unter Verdrängung der Ganglien- schicht die ganze Breite der Ventrikelwand ausfüllt. Dorsalwärts wird die strahlige Wand immer schwächer, jemehr sie auf den Wulst der dorsalen Hirnfläche übergreift. Als Ursprungszellen dieses Theiles der Fächerstrahlen dienen die pyramidenförmigen und vielleicht auch die multipolaren Ganglienzellen der Streifenhügelrinde. Im Bereich der hinteren Ventrikelwand setzt sich die strahlige Scheide- wand aus zwei Hauptzügen zusammen. Der eine kommt von der äusseren Oberfläche, theils als Fortsetzung der äussern Faserschieht der Streifen- hügelrinde, theils aus der Granglienzellensehicht. Der andere kommt aus der Pyramidenzellenschieht der Rinde der hinteren Ventrikelwand. Beide Systeme vereinigen sich oberhalb der Spiralkante und verursachen dort eine Vergrösserung der äusseren weissen Schicht. Nur ein kleiner Theil der vereinigten Züge läuft oberflächlich über dem Spiralwulst ventralwärts weiter, um als Spiralband zum Hauptstamm des Markbündels der Strahlen- wand zu gelangen. Die Hauptmasse biegt in der Spiralkante auf die mediale Hemisphärenfläche um, und eonvergirt dann zum hinteren Theil des Markbündels. Die Bedeutung der strahligen Scheidewand ist noch unbekannt. Bumm glaubt ihre Fasern dem Projeetionssystem Meynert'’s zuzählen zu dürfen. Dass sie weder dem Fornix noch dem Peduneulus septi pellu- cidi der Säugethiere homolog ist, hat Bumm ausführlich besprochen. Die Verbindungen der Hemisphären mit einander. a. Vordere Commissur. (Holzschnitt Fig. 1 und 3, aem.) Drängt man von oben her die beiden Grosshirnhemisphären in der Medianspalte etwas auseinander, so sieht man schon mit blossem Auge dicht vor dem Thalamus optieus ein rundes Markbündel von einer Hemisphäre in die andere ziehen, es ist der Commissura anterior der Säugethiere homolog. Sein Mittelstück liegt in der Lamina terminalis, an der Grenze zwischen Vorder- und Zwischenhirn; seine seitlichen Arme zerfahren büschelförmig in den Mandelkern (N. amygdalae). Diese Seitenarme entsprechen den Hinterarmen der vorderen Commissur der Säugethiere, nur bleibt wegen 368 Gehirn. der dürftigen Entwicklung der Rinde des hinteren Basalhöckers der Mandelkern als einziges nennenswerthes Vertheilungsgebiet der vorderen Commissur übrig. Vorderarme scheinen den Vög eln zu fehlen; dies stimmt mit der geringen Ausbildung der Riechhöcker überein. Auch Osborn hat keine Vorderarme gefunden. WIE pem nf Fig. 1. Sagittalschnitt durch das Gehirn der Hausente, vergrössert; nach Osborn, Morph. Jahrb. XI. I—N. olfactorius. — IT = N. optieus nebst dem durchschnittenen Chiasma. — lt = Lamina terminalis. — aem — Vordere Commissur. — pem = Hintere Commissur. — cal — Corpus callosum. — /m = Foramen Monroi. — pn — Epiphysis (gland. pinealis). — inf = Infundibulum. — Aph — Hypophysis. b. Balken, Corpus callosum. (S. Holzschnitte Fig. 1 und 3, cal.) Das Balkenrudiment liegt am dorsalen Hinterrand der vorderen Commissur und ist bei der Gans ein selbständiger Markstrang, der ungefähr nur !/, der Dieke der Commissur beträgt. Es wurde von A. Meckel richtig beschrieben, als Balken erkannt, und sehr treffend als Commissur der Ventrikelwand bezeichnet. Stieda hat es nicht gesehen. Bumm vergleicht es richtig mit dem entsprechenden Gebilde der Reptilien und Säugethiere und be- schreibt es. Es zeigt die Gestalt einer zierlich gestreckten Leier, deren Bogen- stück über dem hinteren dorsalen Rand der vorderen Commissur zu liegen kommt, während die seitlichen Fortsätze in ventral- dorsaler Richtung innerhalb der Ventrikel. beim Fig. 3. Querschnitt durch das Gehirn der wand aufsteigen und sich in ihrem Bereich Hausente, vergr., dem Schnitt 427 entspr.:; verlieren. Ueber die Ventrikelwand hinaus nach Osborn, Morph. Jalırb. XII. . D u hat er esnicht verfolgen können. Osborn hat dieses Gebilde kürzlich schr genau untersucht (vergl. Lit. Nr. 193 und 219 und die Holzschnitte). Auf dem Holzschnitt, welcher Schnitt 427 entspricht, ist das Corpus eallosum nebst der voı ‚deren Commissur sichtbar. Auf Schnitt 415 war''nur noch die vordere Commissur, auf Sebnitt 440 dagegen nur noch das Corpus callosum getroffen. Von seinen dorsalwärts Bere - Vögel. 385 entspringt mit dem N. acustieus aus dem Hinterhirn in einer noch sehr unzureichend bekannten Weise, wie die zahlreichen in jüngster Zeit ver- öffentlichten Arbeiten zeigen. Wir können jedoch drei Theile unter- scheiden. | 1) Ein Wurzeleomplex (sogen. hintere Wurzel des Acustieus), der möglicherweise aus dem in Fig. 7, Taf. XLI mit V bezeichneten Ganglien- complex kommt. Dieser scheint, soweit sich an den Schnittserien ver- folgen liess, der somatisch-sensorischen Gruppe (S. 351, Nr. 1) anzu- gehören. Hieraus entspringt der sich in der Cochlea ausbreitende eigent- liche Hörnerv; derselbe ist kurz und dick, und enthält an der Stelle, wo er das Mark verlässt, ein Ganglion, welches bei den Vögeln zuerst von Stieda beschrieben wurde. Es entspricht einem Spinalganglion. 2) Eine vordere Wurzel, die vielleicht aus dem in Fig. 7 mit P be- zeichneten Complex und ausserdem aus den etwas median und ventral von P sichtbaren Ganglienzellen kommt; diese gehören vielleicht der sanglionösen Splanchn.-Gruppe an (S. 351, Nr. 2). Diese Wurzelbündel verlaufen theilweise mit dem Acustieus und gehen dann als N. vestibuli zum Vorhof des ÖOhrlabyrinthes und zu den halbkreisförmigen Canälen. Nach Treviranus (Lit. Nr. 206) verläuft dieser N. vestibuli bei vielen Vögeln in der Bahn des N. facialis; bei Ardea einerea soll auch noch eine Verbindung zwischen dem N. cochleae und dem N. intermedio- facialis stattfinden. — Der grössere Theil der Bündel der zweiten Wurzel geht als N. intermedius zum N. facialis und enthält an der Vereinigungs- stelle das Ganglion geniculatum. Dieses ist oft deutlich siehtbar, z. B. bei Corvus, Grus australasiana, G. cinerea, Gallus domestieus; ebenso häufig entgeht es aber dem blossen Auge, wie z. B. bei Gypagus, Halieus carbo, Sula bassana. Aus diesem G. geniculatum scheint der sympathische R. sphenopalatinus zu kommen. 3) Der eigentliche Faeialis, häufig als Portio dura dem Acustieus + Intermedius gegenübergestellt, kommt augenscheinlich aus den schräg ventral und median von dem mit V bezeichneten Complex gelegenen Ganglien. Diese scheinen der nichtganglionösen Säule des Seitenhorns (S. 351, Nr. 3) anzugehören. Wurzeln, die aus der Nachbarschaft des Abducenskernes oder aus diesem selbst entspringen, wie es bei den Säugethieren der Fall ist, scheinen den Vögeln zu fehlen, entsprechend den nicht vorhandenen Mus- keln des Antlitzes und des Schädeldaches. Der N. facjalis —+- intermedius tritt aus dem Felsenbein in den Fal- lopischen Canal, giebt dort den oben erwähnten N. sphenopalatinus ab und geht dann etwas gebogen, zusammen und theilweise verbunden mit dem N. sympath. temporo-laerymalis, in oder an der hinteren oberen Wand der Paukenhöble lang, dabei begleitet von der Art. carotico-cephalica; dann verlässt er im Bogen die Paukenhöhle durch eine hinter dem Qua- dratbein gelegene Oeffnung und giebt einen starkeu Ast an den M. di- gastriens (Nr. 110) und einen feinen an den kleinen M. stapedius der Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 35 386 Gehirnnerren. Columella auris ab. Der Haupttheil des Facialis geht dann hinter dem Quadratbein abwärts als ein gewöhnlich recht starker Nerv, giebt einen Zweig an den dem M. mylohyoideus zugehörigen M. stylohyoideus (Nr. 103, S, 306) ab, kreuzt lateral den N. glossopharyngens und verbindet sich schliesslich subentan beständig mit dem zweiten und dritten, auch wohl häufig mit dem ersten und vierten Cervicalnerven. Zusäimtien mit ihnen innervirt er dann die Haut des Vorderhalses und vielleicht auch den M. eonstrietor eolli (Nr. 64). Häufig erhält der Facialis in der Gegend des Quadratbeins einen oder mehrere ziemlich starke Zweige vom N. elossopharyngeus, so namentlich recht deutlich bei Grus australasiana, aber jedenfalls nicht bei Sula und bei Halieus. Verbindungen des N. facialis: 1. Dureh einen feinen, kurzen Zweig mit dem über ihn schräg hinweg- gehenden N. sympath. temporo-laerymalis, in Folge dessen indirekt mit dem Ram. II n. trigemini und mit dem Ganglion cervicale supremum. 2. Durch den sympathischen N. sphenopalatinus mit dem Ganglion gleichen Namens. Die Vagus-Gruppe. Hierher gehören das IX., X. und XI. Hirnnervenpaar. Sie sind als ein zusammengehöriger Complex von mehreren spinalartigen Hirnnerven zu betrachten, denen aber — wie bei der zusammenfassenden Besprechung am Schluss des Abschnittes „Hirnnerven“ gezeigt ist — die somatisch- motorischen Elemente fehlen. Der Glossopharyngeus und Vagus enthalten ausser einer grossen Anzahl sensibler Nervenelemente auch motorische, da sie enterische Mus- keln (Schlund, Magen, Herz) versorgen. Der Accessorius dagegen in- nervirt die Gruppe des M. eucullaris. Vergl. S. 297. Mit ziemlicher Sicherheit können wir nur folgende Ursprünge der Vagus-Gruppe behaupten. 1) Aus dem Vaguskern; dieser entspricht dem Bodengrau der Rauten- grube, s. 8. 348 und Taf. XLI, Fig. 4—6, und zwar als Fortsetzung der Clarke’schen Säulen und der ae Gruppe Nr. 5 (S. 351, Fig. 2), d, h. des basalen Theiles der Hinterhörner. 2) Aus dem Funieculus solitarius, s. Respirationsbündel. Dieses liegt seitlich vom Vaguskern, in Fig. 5 deutlich auf beiden Seiten abgebildet, in Fig. 4 nur auf der linken Seite. Es ist nach Schwalbe als eine im Halsmark entstehende aufsteigende Wurzel der Vagusgruppe zu be- trachten, da es sich (bei Säugethieren) in den Seitensträngen abwärts bis in die Höhe des vierten Halsnerven verfolgen lässt. Nach vorn hin schliessen sich seine Ausläufer den übrigen Wurzeln des Accessorius, Vagus und endlich des Glossopharyngeus an. Vögel. 387 Ob einige der in Fig. 5 und 6 ventral und lateral dicht neben dem Funie. solit. liegenden Gangliengruppen einem Nucleus ambiguus ent- sprechen, ist unbekannt. Nr. IX. N. glossopharyngeus. Die Wurzeln des N. glossopharyn- geus kommen neben denen des N. vagus aus der Medulla oblongata her- vor und treten als kurzer Stamm wie auch die des Vagus in das Foramen jugulare ein. Zwischen beiden Nerven befindet sich dort häufig eine dünne knöcherne -Scheidewand. Dann schwillt der Glossopharyngeus- _ stamm zu einem Ganglion an (G. jugul. glossophar.) und erhält Verbindungs- zweige von dem ihm benachbarten Ganglion radieis n. vagi. Darauf ver- läuft der Glossopharyngeus weiter durch das Foramen jugulare und passirt - das sympathische grosse G. cervicale supremum, mit welchem er durch | PTTEWFEEN verschiedene Zweige eng verbunden ist. Dann erhält der Glossophar. einen gewöhnlich sehr starken Ast vom N. vagus und sendet seinerseits einen kurzen Zweig an den ihn schräg kreuzenden R. temporo-laerymalis des sympathischen Systems; an dieser Stelle enthält der Stamm des Glossopharyngeus ein röthlich gelbliches Ganglion, welches dem G. petrosum der Säugethiere entspricht; es liegt häufig dieht unterhalb des G. cervicale supremum, wie bei der Krähe und bei Sula, oder ziemlich weit abwärts wie bei Grus. Das G. petrosum ist durch besondere Fasern mit dem -G. cervie. supr. und mit dem G. rad. vagi verbunden. Nun theilt sich der N. glossopharyngeus in 1. R. pharyngeus. Dieser geht theils zum oberen Ende des Schlundes und ist theils geschlängelt, theils als r. pharyngo-palatinus, durch einen dünnen Zuzug vom G. cerv. supr. verstärkt, zur Schleimhaut des oberen Schlundes und zu den Papillen der hinteren Gaumen- gegend. 2. R. lingualis. Geht zusammen mit der Art. lingualis, über dem sogen. Zungenbein hinweg zur Zungenwurzel und zu den Papillen an deren Oberfläche; ein anderer Zweig geht, unter theilweiser Vereinigung mit Vagusfasern, unterhalb des Zungenbeins zur Stimmritze mit den benachbarten Theilen der Zunge und des Larynx. Bei Gypagus papa ging ein starker Theil des R. lingualis direkt zum M. geniohyoideus (s. S. 311); wie er die dazu nöthigen Elemente aus dem N. bypoglossus erhielt, blieb mir unerfindlich. Die Verbindung zwischen Vagus- und Glossopharyngeusstamm wech- selt übrigens sehr in ihrer Lage. Bei Gypagus und bei Grus fand die Hauptverbindung am G. petrosum statt und zwar ziemlich entfernt vom G. cervic. supr., während sie bei Sula und bei Corvus dem oben geschil- derten Verhalten entsprach. Bonsdorff bemerkt, dass bei Grus cinerea das G. jugulare des Glossopharyngeus mit dem des Vagus aufs engste durch Periost und son- stiges Bindegewebe verbunden war; dasselbe fand ich bei Grus austral- asiana, bei Sula serrator und bei S. bassana. 25” er Ku Zu 388 Gehirnnerven, Nr. X. N. vaeus. Der N. vagus tritt wie der Glossopharyngeus unter Bildung eines Ganglion in das Foramen jugulare s. lacerum poste- rins (zwischen dem Os petrosum und dem Os oceipitale laterale gelegen, und ausser den Nerven der Vena jugularis den Zutritt in das Gehirn eröffnend). Das G. radieis vagi hat eine dünne Verbindung mit dem G. cervic. supr. Beim Verlassen des Foramen nimmt der Vagus den N. accessorius auf, geht dann am G. cerv. supr. vorbei, kreuzt die Art. ca- rotis und während er darauf von der V. jugularis interna begleitet wird, wird er mit dem N. hypoglossus durch einen Ast verbunden. Dann giebt er einen starken Ast an das G. petrosum, oder an den Stamm des Glosso- pharyngeus, erhält seinerseits einen langen Ast vom G. cerv. supr. und geht dann (mehrfach verbundez mit dem sympathischen Plexus ganglii- formis) zusammen mit der V. jug. int. unter der Unterkieferdrüse durch, abwärts zum Halse. Auf diesem Verlaufe ist er häufig mit dem Glosso- pharyngeus durch eine gemeinsame Bindegewebsscheide verbunden, ohne dass jedoch ein Austausch der Nervenelemente stattzufinden scheint. Am Oesophagus abwärts verlaufend, tritt er zwischen dem Plexus braehialis und der Art. carotis in die Brusthöhle. Dann unterhalb der A. subelavia zwischen dem Luftröhrenbronchus, der A. pulmonalis und der V. sub- clavia hindurch hin; dann ventral auf dem Drüsen- oder Vormagen ruhend, nähern sich die beiderseitigen Vagi einander und vereinigen sich in spitzem Winkel; von hier strahlen sie auf den Magen aus und setzen sich weiterhin in Verbindung mit dem sympathischen Nervensystem. Schon wo jeder Vagus den Bronchus derselben Seite kreuzt, werden folgende Aeste abgegeben. 1) R. reeurrens s. Jaryngeus. Versorgt das untere Ende der Luft- röhre und des Oesophagus; sein Rest tritt oberhalb (dorsal) vom Bronchus, nahe dem Ursprung der A. subelavia zum Herzen als R. cardiaecus. 2) Rr. pulmonales. Gehen, mit denen der anderen Seite eommuni- eirend, zu den Lungen und senden ausserdem neben der V. cava inferior Zweige zum Herzen. 3) Rr. hepatici. Gehen von der Stelle, wo der Vagus bei den Säuge- thieren das Zwerchfell durchbricht, zur Leber. Nr. XL N. accessorius Willisii. Dieser bei den Vögeln sehr kleine Nery entspringt zwischen den dorsalen und ventralen Wurzeln des dritten Üervicalnerven, geht dann, eng dem Halsmark anliegend, kopfwärts, er- hält dabei Wurzeln aus den beiden ersten Halsnerven und tritt durch das Hinterhauptsloch in den Schädel ein, um sich dann in das Ganglion radi- eis vagi einzusenken, aus dessen Stamm er gewiss ebenfalls Zuzüge er- hält. Darauf verlässt er den Schädel durch das Foramen Jugulare, ver- läuft theilweise zusammen mit dem Vagus, theils als feiner Zweig zum M. eueullaris (Nr, 64). Nr. XIL N. hypoglossus. Dieser Nerv verhält sich genau wie die somatisch-motorische Portion, ein echter Spinalnerv. Er entspringt, wie in Fig. 4 Taf. XLI zu schen, deutlich aus derselben Gangliensäule wie un I 0 Zr Vögel. 389 der N. abducens und N. oculomotorius und verlässt die Medulla oblongata an deren ventraler Seitenkante. Die Schädelhöhle verlässt er durch zwei getrennte Löcher im Os oceip. laterale, etwas nach vorn vom Condylus oceipitalis. Der durch das vordere Loch tretende Nerv ist der bei weitem feinere und geht zwischen Schädel und dem Sympath. cervicalis hindurch, Fig. 4. Gangl.brunei Pal Schematische ideale Darstellung der Zusammensetzung des N. vago-accessorius, N. hypoglossu und der beiden ersten Spinalneryen. Das Rückenmark ist von der ventralen Seite gesehen, die Ba nungen correspondiren mit denen des auf S. 351 und auf $. 393 gegebenen Holz- schnittes. (Nach Gaskell.) dann quer durch den M. eapitis reetus antieus und vereinigt sich darauf, der A. carotis anliegend, mit dem Hauptstamm. Der durch das hintere Loch den Schädel verlassende Zweig ist viel stärker, und sendet sofort einen dieken, kurzen Ast zum M. complexus (Nr. 6); der Rest, der un- zweifelhaft auch sympathische Elemente enthält, entspricht dem R. ventralis eines Spinalnerven, kreuzt den Sympathicus cervicalis, wobei unter Abgabe : Gehirnnerven. 390 eines R. communieans ein typisches cervicales sympatbisches Ganglion gebildet wird, und formt dann eine kurze Schlinge mit dem R. ventralis des ersten Cervicalnerven. Aus dieser Schlinge gehen nach Abgabe meh- verer Aeste an die Halsmuskeln, ein oder zwei starke Stämme ab, die sich mit einander und mit dem vorderen dünnen Nerven verbinden und so den Stamm des Hypoglossus bilden; dieser enthält mithin eine be- trächtliche Menge von Elementen aus dem ersten Halsnerven. Der Hypoglossus geht, bisweilen unter Communication mit dem Vagus, lateral über letzteren hinweg und theilt sich in zwei Hauptäste. 1) R. laryngo-lingualis. Dieser gebt zwischen dem Zungenbeinhorn und dem Larynx gerade nach vorn und versorgt sämmtliche echten Zungenmuskeln, also den M. hypoglossus, M. genio-hyoideus, M. genio- glossus, M. cerato-byoideus. Er erstreckt sich dann an der Unterfläche der Zunge weiter, vereinigt sich mit dem der anderen Seite und geht bis zur Zungenspitze. Die hier wahrscheinlich vorhandenen sensiblen Elemente erhält der Hypoglossus wahrscheinlich aus seiner zweiten Wurzel und aus dem Zuzug vom ersten-Cervicalnerven. Diese Anastomose beobachtet man sehr deutlich bei Vögeln mit dicker Zunge, wie Enten und Raub- vögel; dasselbe findet bei den Crocodilen statt. 2) R. laryngeus. Versorgt die Muskeln des oberen Kehlkopfes und die letzteren mit dem Zungengerüst und mit der Trachea und Fureula verbindenden Muskeln (s. Nr. 104). Dabei steigt der Nerv an der Seite der Luftröhre herab und innervirt schliesslich sämmtliche Muskeln des Syrinx oder unteren Kehlkopfes. Der Kopftheil des sympathischen Nervensystems. Bei Beschreibung der sympathischen Nerven des Kopfes gehen wir am besten vom Ganglion cervicale supremum aus. Dieses entspricht genau den vereinigten sympathischen Grenzstrang-Ganglien zweier spinal- artiger Hirnnerven, nämlich des N. glossopharyngeus und des Vagus. Das Ganglion erbält daher Zuzüge aus dem G. petrosum Nr. IX und aus dem gewöhnlich als Plexus gangliformis bezeichneten Ganglion des N. vagus; beide Verbindungsstücke entsprechen mithin echten Rami com- municantes. Ausserdem nimmt das G. cerv. supr. die Hauptmasse des oberen Endes des Grenzstranges auf. Aus dem Ganglion cerv. supr. werden entsendet: 1) Ein starker Ast, der sich mit dem Vagusstamm verbindet und mit ihm abwärts ziehend die Halscarotis begleitet und umspinnt. 2) Ein Ast, der sich mit dem R. pharyngeus des N. glossopharyngeus vereinigt. 3) Ein Ast zum N. hypoglossus. Ausserdem entspringt aus dem @. cerv. supr. der Kopftheil des Sympathieus, der mithin als Fortsetzung des Grenzstranges aufzu- assen ist. Wir unterscheiden zwei Hauptstämme: I. N. sympath. temporo-lacrymalis. Ausser vom G. ceıv. supr. erhält er noch einen Zuzug vom G. radieis vagi; der betreffende Zweig j * En Pa Vögel. 391 verlässt den Vagus zwischen dessen beiden Ganglien,; und läuft dann in einem eigenen Knochenkanal, horizontal, vorwärts und auswärts gerichtet, zur äusseren Mündung des Canalis Fallopiü, kreuzt dabei den Glossopha- ryngeus und geht schliesslich in den R. temporo-lacrymalis über. Dieser (von Bonsdorff als N. reeurrens r. secundi trigemini s. N. vidianus, von Magnien als N. vidianus beschrieben) kreuzt dann nahe der Mün- dung des Fallopischen Canals den N. facialis, demselben lateral aufliegend und von ihm einen wahrscheinlich aus dem G. genieulatum kommenden kurzen Verbindungsast erhaltend. Darauf läuft der ziemlich starke Nerv lateral über das G. Gasseri und erhält dabei wieder einen Zuzug, der aus dem R. maxillaris zu kommen scheint. Der zwischen dem Faeialis und Trigeminus liegende Abschnitt des N. temporo-laerymalis wurde von Swan einfach als Superior branch des Sympathicus bezeichnet. Er be- gleitet dann die A. ophtlalmiea externa, welche er mit sympathischen Fasern umspinnt. Das entsprechende Netz nennt Rochas den Plexus ophthalmieus externus oder den Weber’schen Plexus, er liegt naclı aussen "und unten vom N. optieus; er entsendet feine Zweige zur A. ophtlialmica ext., zu den Masseter-Arterien und geht zusammen wit einem feinen Aste des N. maxillaris superior (welcher Ast aber wahrscheinlich dem Sympath. carotid. eephalieus entstammt) zur Haut des Aussenrandes der Augen- höhle. Nach vorn hin setzt sich der Plexus ophthalmieus in den Pl. lacrymalis (Rochas) fort, dessen Fäden zur Thränen- und Harder’schen Drüse ausstrahblen und ebenfalls mit sehr feinen Fäden aus dem R. II des Trigeminus anastomosiren. Rochas hat ausserdem noch einen äusserst feinen Faden gefunden, der aus dem Pl. ophthalmieus nach dem Freiwerden des N. eiliaris in das G. ophthalmieum (G. eiliare) tritt, mit- hin eine sympathische Wurzel dieses Ganglions darstellt. 1I. N. sympath. earotico-cephalieus. Dieser Nerv kommt aus dem G. cerv. supr. und erhält auch wohl feine Zuzüge direkt aus dem Glosso- pharyngeusganglion. Darauf tritt er, horizontal verlaufend, in einen knöchernen Kanal, der im unteren Theile des Os oceipit. basilare und des Os sphenoideum gelegen ist; die vordere Mündung des Kanals reicht bis nahe an das Hinterende des Os pterygoideum. Bonsdorff nennt den Kanal C. pterygopalatinus; da er aber auch die A. maxillaris externa (zur A. carot. ext. gehörig) enthält, wird er von Rochas Can. caroticus genannt; besser wäre C. carot. ext., weil der eigentliche C. carot., welcher die A. car. int. aufnimmt und das Petrosum durchbohrt, hinter und nicht unter der Ohröffnung liegt. Noch innerhalb des Can. car. ext. gelegen, nimmt der N. car. ceph. einen sehr dünnen Strang auf, der in ziemlich gerader Richtung aus dem basalen Theile des N. facialis kommt, noch ehe derselbe das Petrosum verlassen; der Strang verläuft dabei tief median vom N. temporo-lacry- malis und nach vorn von der Paukenhöhle, dabei dem Petrosum und Sphenoid eng anliegend und von Kaumuskeln bedeckt. An der Vereini- gungsstelle mit dem Hauptstamm des N. car. ceph. glaubt Rochas em 3 tücke 'ksnerven. 392 Rückenmarksnerv sehr kleines Gangliön (G. caroticum) gefunden zu haben. Dort ungefähr theilt sich der N. car. ceph. in zwei lange Aeste. 1. R. superior (Nerve orbitaire ou de Harder, oder branche exterieure et superieure, Rochas; N. nasopalatinus Scarpae, Bonsdorff). Dieser Ast geht dicht an der Aussenfläche des Ali- und Orbitosphe- noids vorwärts, dann zwischen dem M. obliquus externus und der Augen- scheidewand gelegen, unten um den Augapfel herum, später zwischen der Scheidewand und dem M. rectus internus communieirt er mit dem N. ophthalmieus und strahlt im übrigen in die Harder’sche Drüse, in die Thränendrüse, in das obere Augenlid und wohl auch in die Nasengegend aus. In der Verbindung liegt ein kleines, mit blossem Auge kaum sicht- bares Ganglion, von Bonsdorff @. ethmoidale, von Rochas @. orbito- nasale genannt. 2. R. inferior (Branche interne et inferieure, Rochas; N. pterygopala- tinus, Bonsdorff). Dieser Ast geht, ebenfalls dorsalwärts vom Pterygoidknochen, nach vorn, dort wo der obere Rand des aufsteigenden Flügels des Gaumen- beins mit dem sphenoidalen Rostrum zusammenstösst. Während dieses Verlaufes werden Zweige zur Hypophysis und zum Pharynx entsendet. In der Nähe der Thränendrüse angelangt, giebt er eine Verbindung an den N. maxillaris superior ab, ehe derselbe in den Oberkiefer eintritt; dort findet sich stets ein Ganglion (G. sphenopalatinum, Treviranus,, Rochas). Die Verbindung dieses Ganglions mit dem N. maxillaris würde daher der sensiblen Portion des N. vidianus entsprechen; die ganze Länge des Nerven aber vom G. spheno-palatinum bis zum Facialis wäre dem N. petrosus superficialis major zu vergleichen. Die Endverzweigung aus dem G. sphenopalatinum geht zum Gaumendach, der Nasengrube und der Thränendrüse. Nahe dem Ursprunge des N. car. cephal. aus dem G. cerv. supr. gehen einige feine Nerven ab, die entweder selbständig zum Pharynx gehen, oder auch, unter Begleitung der Jugularvenenzweige Verbindungen mit dem Hauptstamme des N. car. ceph. eingehen können; so z. B. bei Sula. Rückenmarksnerven. Ausser früher, besonders bei der Muskellehre, erwähnten Arbeiten vergleiche man: 247. Bernard, Claude, Recherches experimentelles sur les fonctions du nerf spinal ou ac- cessoire de Willis. M&m. present p. div. savants ä l’Acad. des sciences. XI. Paris 1851. p- 3h. 248. Bischoff, L.W. Th., Nervi accessorii Willisii anatomia et physiologia. Darmstadtii 1932. p. 41 £. N. accessorius von Anser, Ciconia, Ardea, Meleagris, Columba, Chrysotis, Psit- tacus, Buteo, Ephialtes. 5 24). Gegenbaur, C., Beiträge zur Kenntniss des Beckens der Vögel. Jenaische Zeitschrift BA. VI. 1871, .p..157—220. ae y VI. 250. Haswell, W. A., Notes on the anatomy of Birds. I. The brachial plexus of birds. Proc. Linn. Soc. New South Wales III. 1879. Eingehende Beschreibung des Plexus von > Phalacrocorax, Columba, Leucosarcia, Todiramphus, Myzantha, Grallina. 23: Ihering = H. V., Das peripherische Nervensystem der Wirbelthiere. Leipzig 1871. 4°. (Plexus brachialis und lumbosacralis vieler Vögel beschrieben und theilweise abgebildet.) Vögel. 305 2. Marbach, W., De nervis spinalibus avium nonnullarum. Diss. inaug. Vratislaviae 1540. Sehr genaue Beschreibung des Plexus brachialis von Gallus, Columba, Buteo, Astur, - Strix, Geeinus, Coryus. Lizards and other Vertebrata. Transact. Linn Soc. London 1879. 254. Rochas, F. M., Sur uelques particularites relatives aux connexions des ganglions cer- vicaux du grand sympathique et & la distribution de leurs rameaux afferents et efl&rents chez l’Anas boschas. Comptes rendus; 2 mars 1885. 255. — — De la signification morphologique du ganglion cervical sup“rieur et de la nature de «uelques-uns des filets qui y aboutissent ou en &manent chez divers Vertehres, Oomptes rendus; 21 mars 1887. Der auf 5. 350— 852 vorgetragenen Anschauung über die Zusammen- setzung eines typischen und vollständigen Spinalnerven ist wenig hinzu- zufügen. Die Struktur der Nerven wurde auf 8. 376-377 besprochen. Die dorsalen und ventralen Wurzeln eines jeden Spinalnerven ent- springen aus dem Rückenmark je mit einer verschieden grossen Anzahl kleiner Wurzelehen. Innerhalb des Kanals der Wirbelsäule liegt eine Fig. 5. Schematischer Schnitt durch das Rückenmark, um die verschiedenen Gruppen von Ganglien in der grauen Substanz, und die Zusammensetzung eines Spinalnerven nebst seinem sympathischen Ganglion zu zeigen. 5. Vereinzelte Zellen des Hinterhorns und sensorische Nn. splanchnici. Anschwellung,, Cerebrospinalganglion,, welches wahrscheinlich nur den somatisch sensorischen Nervenelementen angehört, obgleich es mechanisch mit den übrigen verbunden ist. Die DE nlasein treten nun, augen- scheinlich zu einem Stamme vereinigt, aus der Wirbelsäule, indem sie entweder ihren gleichgezählten Wirbel am Vorderende durchbohren, oder indem sie durch die sogenannten Intervertebrallöcher zwischen je zwei Wirbeln austreten. Der erste Spinalnerv verlässt die Wirbelsäule zwischen dem Hinterhaupt und dem Atlas. Jeder Spinalnerv liegt daher vor, oder kopfwärts von dem ihm zugehörigen gleichgezäblten Wirbel. Unmittelbar beim Austritt aus dem Loch spaltet sieh jeder Spimalnerv in drei Aeste: _ Rr. dorsalis, ventralis und visceralis, von denen jeder Ramus dorsalis und 253. Mivart, St. George, and R. Clarke, On the sacral plexus and saeral vertebrae of 1. Zellen des Hinterhorns und somatıkehtsededrische Nerven. Acer ke Zu 2. Zellen der Clarke’schen Säule und ganglionöse Nn. splanchnici. 9 3. Zellen des Seitenhorns und nicht-ganglionöse Nn. splanchniei (für die visceralen und enterischen Muskeln), hd f 4. Zellen des Vorderhorns und somatisch-motorische Nerven. Fremen 15} I ala rc rn 594 Rückenmarksnerven. Ramus ventralis sensorische, motorische und nicht-ganglionöse, sympathische Nerven enthält. Die Rami dorsales sind meistens sehr kurz und ver- sorgen ausser Hauttheilen die dorso-spinalen Muskeln. In der Gegend des Beckens sind ihre Muskeläste natürlich verkümmert, während nur die sensiblen und die vasomotorischen Elemente entwickelt sind. Die Rami. ventrales sind in ihrer Stärke von den zu versorgenden Muskelmassen abhängig, da sie sämmtliche lateral-ventralen Muskeln zu innerviren haben. Mithin sind sie am stärksten im Bereich des Brust- und Beckenplexus. Ihnen beigesellt sind natürlich ebenfalls sensible und. Gefässnerven. Die sympathischen Nerven. Die im Bereiche des Kopfes befindlichen sympathischen Nerven sind schon im Zusammenhange mit den Hirnnerven besprochen worden. Am Rückenmark setzt sich das sogenannte sympathische System einfacher zusammen. Theilweise schon vor der Spaltung in einen R. dorsalis und R. visceralis geht ventralwärts von jedem Spinalnerven ein R. visceralis ab, der nur ganglionöse, für die Eingeweide bestimmte Nerven zu ent- halten scheint. Diese sogenannten Rami communicantes c. nervo sym- pathico besitzen stets je ein Ganglion dicht ausserhalb des Austritts- loches aus der Wirbelsäule und sind mit einander durch einen longitudinal jederseits dicht neben der Wirbelsäule verlaufenden „sympathischen Grenz- strang“ mit einander verbunden. Von diesem Strange oder vielmehr von den Grenzstrang-Ganglien gehen die für die Eingeweide bestimmten Zweige ab. Im Speciellen verhält sich dieses System sympathischer Nerven folgendermaassen. Wir gehen von dem schon früher (S. 390) erwähnten Ganglion cervicale supremum aus. Ein verhältnissmässig dünner Strang verbindet dieses Ganglion mit einem dem N. hypoglossus unmittelbar auf- liegenden Ganglion; der R. communicans des N. hypoglossus ist daher äusserst kurz. Der R. comm. des ersten und aller übrigen Halsnerven ist stark und ziemlich lang. Der Grenzstrang des Halssympathieus ver- läuft innerhalb des von den verkümmerten Halsrippen und ihren Wirbeln umschlossenen Canalis transversarius, wobei der Grenzstrang von der Arteria vertebralis begleitet wird. Vom Ganglion cervicale supremum erstreckt sich ein N. caroticus abwärts an der zugehörigen Arteria carotis, welche er mit Fäden um- spinnt. Er endigt, wie Rochas bei der Gans nachweisen konnte, in einem Grenzstrangganglion des Plexus brachialis. Häufig kann der Nerv nicht so weit herab verfolgt werden, aber dann ist er stets durch trans- versale Fäden mit einem oder mehreren der Grenzstrang-Ganglien des tiefen Halstheiles (N. sympath. cervie. lateralis) verbunden. Bei der Gans werden an der Vereinigungsstelle der transversalen Fäden mit dem N. carotieus kleine Ganglien gefunden. Wenn, wie beim Pelecan (nach Vögel. 395 Swan) und bei Botaurus stellaris die beiden Carotiden sich zu einem Stamme vereinigen, so verschmelzen die beiden Nn. carotiei ebenfalls mit einander und zeigen dann, wie Rochas hervorhebt, eine grosse Ueber- einstimmung mit dem von Gaskell und mir (Journal of Physiol. Vol. V) bei-Croeodilen als N. sympatbicus impar beschriebenen Nerven. Im andern Falle ist die Aehnlichkeit mit dem Verhalten bei gewissen Schildkröten (Chelone imbricata) nicht zu verkennen. Zwischen Hals und Brustgegend wird der Grenzstrang jeder Seite doppelt, indem die metameren Ganglia desselben durch je zwei Schlingen mit einander verbunden sind. Die eine, stärkere, ist die Fortsetzung des tiefen Halsstranges und verläuft durch die vom Capitulum und Tubereu- lum der Rippe gebildeten Oeffnung, die andere dagegen geht ventralwärts über den Gelenktheil des Capitulum. Beim Reiher sind die beiden Schlingen an der letzten praethoracalen Rippe gleich stark. Weiter nach hinten, in der Brust, ist die tiefere Schlinge stärker, in der Lumbalgegend wird die ventrale dagegen stärker, bis endlich in der Beckengegend diese allein übrig bleibt. Im Bereiche der Schwanzwirbel rücken die Grenz- stränge beider Seiten zusammen und verschmelzen mit einander. Anm Uebergange des Halses in den Thorax ist eines der Grenzstrang- sanglien stärker entwickelt und sendet einen R. cardiacus zum Herzen; seine Endverzweigungen sind mit denen des N. pneumogastrieus ver- mischt; dass sie mit ihnen anastomosiren, ist unwahrscheinlich. Das - Ganglion wird gewöhnlich, nach Analogie mit den Säugethieren, @. tho- racicum primum genannt, jedoch nicht ganz mit Recht, da es bei Croco- dilen und Vögeln nieht immer mit dem des ersten Thoracalnerven iden- tisch ist. Es wurde daher von Gaskell und mir der Name G. cardiacum vorgeschlagen. Vor den vorderen Ganglia thoraeica sammeln sich Aeste und bilden eine Art von Plexus, welchem peripherische Ganglien eingelagert sein können; dieser Plexus begleitet die Arteria coeliaca und begiebt sich mit deren Aesten zu den Eingeweiden. Weiter abwärts wird ein ähnlicher Plexus gebildet, der hauptsächlich zu den Nebennieren, den Hoden oder den Eierstöcken und zum Dünndarm geht. Andere Zweige aus den Ganglien im Bereiche des Beckens versorgen die Nieren, den Diekdarm, After und die Copulationsorgane; dabei bilden sie einen Theil des Plexus pudendus und begleiten die Verzweigungen der Art. mesenterica posterior. Halsnerven. Der 1. Spinalnerv tritt aus zwischen dem Hinterhaupt und dem Atlas. Er spaltet sich ausser dem R. eommunicans sofort in drei Aeste, von denen die obersten, R. dorsalis, den M. biventer cervicis, M. cervicalis ascendens und M. capitis portiens innerviren. Der R. ventralis geht me- dial vom R. communicans nach unten, innervirt den M. reetus capitis anticus und verbindet sich dann mit einem Aste des N, hypoglossus. 396 Rückenmarksnerven. Der 2. Spinalnerv verhält sich ganz ähnlich dem vorigen, innervirt aber ausserdem den M. eomplexus. Sein R. ventralis vereinigt sich theil- weise mit dem der schon vereinigten Aeste des ersten Spinalnerven und des N. hypoglossus. Ausserdem bilden Zweige des zweiten, dritten und vierten Cervicalnerven Scehlingen mit dem N. facialis, wie schon Swan bemerkt hat. $. die Abbildung von Sula bassana (Taf. XLIII). Die übrigen Halsnerven nebst dem Plexus brachialis sind in dem (Lit. Nr. 143) schon früher erwähnten Werke Fürbringer’s erschöpfend behandelt worden. Mit besonderer Erlaubniss des Verfassers gebe ich im folgenden eine gedrängte Zusammenfassung der die Nerven betreffenden Ergebnisse. Fürbringer’s Untersuchungen beziehen sich auf eine grosse An- zahl von Vögeln fast aller Familien, von denen viele in mehreren, Anser cinereus sogar in elf Exemplaren untersucht wurden. Die Zahl der Halsnerven richtet sich nach der Länge des Halses. Der letzte Halsnerv tritt zwischen dem letzten Hals- und ersten Dorsal- wirbel aus, der erste Dorsalnerv zwischen den beiden ersten Dorsal- wirbeln. Als erster Dorsalwirbel wird von Fürbringer und Ihering der Wirbel bezeichnet, dessen Rippen zuerst das Sternum erreichen ‚(Sternal- rippen). Die dorsalen Aeste der Halsnerven innerviren nur die Stammes- muskeln; vergl. S. 103. Die ventralen Aeste geben nur feine Zweige an den M. cueullaris (Nr. 64) ab, während ihre Hauptmasse sich in der übrigen Muskulatur sowie an der Haut und Theilen der Eingeweide des Halses verzweigt. Die beiden ersten Halsnerven geben überhaupt nicht zum M. eucullaris. Die ventralen Aeste der hinteren Halsnerven, mitunter im Verein mit dem ventralen Aste des ersten Dorsalnerven, unterscheiden sich durch ihre meist beträchtliche Stärke von den vorderen und gehen mit ihrem Haupttheile in die Zusammensetzung des Plexus brachialis ein, der die Muskeln und Hautäste für den Flügel abgiebt. Relativ kleinere Zweige gelangen zu der benachbarten Rumpfmuskulatur (Mm. sealeni ete.) und zu den Eingeweiden (durch Vermittlung der Rami viscerales s. communi- cantes cum sympathico. Plexus brachialis. (Taf. XLIV.) 1. Wurzeln des Plexus brachialis. Der Schulter- Armplexus entsteht durch‘ die Vereinigung von meist »—6, seltener 4 ventralen Spinalnerven-Aesten, von denen sich die mitt- leren (mit Ausnahme der eben erwähnten Zweige) ausschliesslich zum Pl. brachialis begeben, während die äusseren (d. h. die vorderste und die hinterste) nur theilweise in den Plexus eintreten. Nee. 8 = n . . . . . : Fürbringer bemerkt, dass eine intimere Beziehung der Anzahl dieser > Max x 1 raha a\ sır = Y .. in den Plexus eingehenden Nerven zur systematischen Stellung der bezüg- Vögel. 397 lichen Vögel oder zur geringeren oder grösseren Entwicklung des Flügels nicht nachgewiesen werden kann. Innerhalb derselben Species ist den individuellen und antimeren Variirungen ein grosser Spielraum gegeben. Meistens bilden die letzten Halsnerven den Plexus; bisweilen kommt noch der erste Dorsalnerv dazu, oder nur Halsnerven mit Ausnahme des letzten sind betheiligt. Da der Plexus somit stets an den unteren Bereich des Halses gebunden ist, so wird er je nach der Länge oder Kürze des Halses von sehr verschiedenen Spinalnerven gebildet. Cypselus apus mit dem 10.—14. Cervicalnerven und Cygnus atratus mit dem 22.—26. re- präsentiren die grössten Extreme. Am Plexus brachialis unterscheidet Fürbringer (ausser den zum Rumpfe und zu den Eingeweiden gehenden Zweigen) zwei Theile. Verg!. auch S. 210—214. 1. Complex der Nn. thoraciei superiores, für die Serratus- und Rhom- boideus-Muskeln; dorsaler Nebenplexus genannt. 2. Hauptplexus; derselbe giebt die Nn. thoraeiei inferiores ab fiir den M. sterno-coracoideus, sowie die Nerven für die Flügelmuskulatur. Die folgende Tabelle enthält Fürbringer’s Befunde über die Zu- sammensetzung des Hauptplexus aus Spinalnerven. Das Zeichen x be- zeichnet die Grenze zwischen Üervical- und Dorsalregion der Spinal- nerven; wo dieselbe mit dem Ende des Plexus zusammenfällt, ist sie nieht weiter notirt. -. ns ni — m : - 42 a el | ee le le Ir re Spinalnerv Nr.: Ms IS1S1S | »- eb. Po | pa | 54 | 34 | Pd | u “| Ba | 5 IR Mind I. ® SO BE® Struthio camelus 0°.07] 0 | 0270 Rhea americana 0)010!'0 Casuarius galeatus 81.0.1081 0 |'0 Apteryx australis | a ® Spheniscus demersus] Alca torda Colymbus arcticus | Podiceps cornutus | 1.0210 1.0 100 0 Larus ridibundus u, Re Fulmarus glacialis Puffinus obscurus Phalacrocorax carbo 7081505: 01120 Pelecanus rufescens | | r t | 0812.021,00 50 | Tadorna cornuta w] | 2 1202 702 17021. 0 ll 02.09°|:0 | 0 Anser ceinereus PH Porlor60 | 080 | 10. 70.1.0 |.0.1.0 | Öygnus atratus Reel 010)0)J0/0 & ) | Phoenicopterus ruber | | | Ciconia alba | | Ibis religiosa Grus canadensis | Otis tarda | | I0j0J010 Charadrius pluvialis 010/0'0,9x*0 Numenins phacopus 0/010j0*0 Eulabeornis philippensis Dr BUm ur 00 00 398 Rückenmarksnerven. ie Ge /=|E 6 |> ElEIS|I= | 5 |E Spinalnery Nr.: SaR®: KISIRIM IS = z SulsHs S Hemipodius pugnax DD) E Ürypturus noctivagus 12130212050 x Talegalla lathami Br E3 Argus giganteus 02202120,21202120 x F 022021502120 * | Gallus domesticus ololo!o!o Numida meleagris 071.04 0712051150 j Opisthocomus cristatus 0512021202120 E: Goura coronata 022021202 1702170 = Columba livia 2202202150 "0:0 05207 |7051%0 & 0912021202502170 070/000 * DZ 2021202120 = Psittacus erithacus 010/0)0x0 Chrysotis autumnalis 070/0/0 Gypogeranus serpentarius 021002120.20 Ken 1 0750 .0..70=0 quila audax on Tinnunculus alaudarius | Buteo vulgaris 010/0/0=0 Astur nisus Pandion haliaetus 0/0/0/0)0 | | Ketupa javanensis | Glaueidium passerinum 02120720212051%0 | Syrnium aluco j Otus vulgaris 0270517072150 Corythaix persa 9120] 20 | 202120 Guculus canorus 0u2021707 20 = Harpactes Temmincki 02202 50280 e Caprimulgus europaeus J Pr ae = \ 0) | 0100 Podargus humeralis $ h : h h De Eurystomus orientalis 010/010 Momotus brasiliensis \ o!o/olo En Todus dominicensis Merops apiaster | Buceros et 00 10, 0 Bucoryus abyssinicus 0:102]°0 % Pelargopsis javana 01010)0 e> Cypselus apus 09101010 | Megalaema australis } 01-00 Rhamphastus piscivorus Picus medins \ 0 h H : N Tacı A 010/0/0|0 | Geeinus viridis oe | Urocissa sinensis 0101010 Garrulus glandarius | » : r N 2 Corvus corone 02071202150 i Turdus pilaris ® 10.1 0.180 Frinsilla cannahina NE RE) E Emberiza citrinella Alauda arvensis | 0/0/0|/0 Nach Ihering, Lanius rufus i Upupa epops 0!o!lo|o | | Br Ergebnisse aus dieser Tabelle: Die Minimalzahl für die in den Hauptplexus eingehenden Nerven ist drei (Bucorvus abyssinicus), die Vögel. 399 Maximalzahl 6 wurde bei Charadrius und Columba gefunden. 4—5 Nerven- wurzeln sind die Regel. Individuelle Variirung, auch die der rechten und linken Seite be- treffend, ist häufig. Dies ist systematisch ziemlich unwichtig, da diese Variirungen oft mit dem schwankenden Verhalten der letzten Halsrippen, oder mit der ungleichen Ausbildung der cervieo-dorsalen Uebergangs- rippen zusammenfallen. Eine feste Grenze zwischen Hals- und Sternal- rippen ist bei den Vögeln bekanntlich nicht zu ziehen. Für bringer bemerkt in einer früheren Arbeit (Lit. Nr. 38, p. 387), dass eine gewisse beschränkte Correlation in der Ausbildung des Plexus und der angrenzen- den Rippen besteht. „Diejenigen Individuen, deren Plexus eine mehr kopfwärts oder vorwärts gelegene Entwicklung darbietet, (also namentlich die Jüngeren Thiere) zeigen meistens eine ansehnliche Entwieklung der prästernalen Rippen. Andererseits kommt bei den Exemplaren mit mehr nach hinten gebildetem Plexus beträchtliche Reduction der letzten beweg- lichen Halsrippen zur Beobachtung ... d. h. eine Art metamerischer Um- bildung der Rippen.“ Meistens repräsentirt der letzte Cervicalnerv die letzte Wurzel des Plexus. Betheiligung des ersten Dorsalnerven an der Plexusbildung wurde bei Anser, Grus, Charadrius, Numenius, Psittacus, mehreren Raubvögeln und bei Caprimulgus gefunden. Der Plexus wird nur von Cervicalnerven und dabei mit Ausschluss des letzten gebildet bei-Podiceps, Phalacro- eorax, Hemipodius, Crypturus, Talegalla, Gallus, Opisthocomus, Goura, Columba, Cuculus, Harpactes, Podargus, Momotus, Todus, Bucorvus, Pelargopsis. Die Stärke der Wurzeln ist von der Grösse und Stärke des Flügels abhängig; die mittleren Wurzeln des Plexus sind in der Regel die stärk- sten, besonders bei den kurzhalsigen Vögeln; bei den langhalsigen da- gegen liegt das Maximum der Stärke meistens hinter der Mitte des Plexus. Hinsichtlich der Umbildungen des Brachialplexus besprieht Für- bringer die Lageveränderung der Extremität. Diese Verschiebung ist bei den meisten Vögeln jetzt caudalwärts gerichtet, jedoch kommt auch kopfwärts gerichtete Wanderung vor. „Mit dieser Verschiebung gelangt die Extremität nach und nach in das Niveau immer mehr nach hinten gelegener Rumpfsegmente und damit auch in den Bereich der diesen zu- gehörenden Spinalnerven. Diese gehen unter Ausbildung neuer für die Extremität bestimmter Fasern nach und nach in den Plexus ein, während hingegen die mehr präaxialen Spinalnerven dadurch, dass ihre für die Extremität bestimmten Fasern sich rückbilden, aus dem Verbande des Plexus ausscheiden. Aus dem Zusammenwirken dieser Einverleibungen hinterer und Aus- schaltungen vorderer Plexuswurzeln resultirt eine caudalwärts gerichtete metamerische Umbildung des Plexus, die zu einer mit der Ver- schiebung der Extremität correspondirenden Lageveränderung des Plexus führt.“ Bisweilen lässt sich eine solche Verschiebung sogar jetzt noch Ü tiickenmarksnerven. 400 Rückenmark ontogenetisch nachweisen. — „In allen Fällen besteht die Tendenz, den „alten Plexus in der neuen veränderten Lage nach Möglichkeit zu imitiren, ımd daraus erklärt sich die oft zu beobachtende Gleichheit der Bildung verschieden gelagerter Plexus (imitatorische Homodynamie oder Parhomologie der Plexus.“ Verbunden mit dieser Verschiebung ist auch eine successive Schrägstellung des Plexus (dasselbe gilt vom Becken- plexus). Bei den kurzhalsigen Cypselomorphae, Piei und Passeres ver- laufen die Plexus mehr transversal, bei den langhalsigen Vögeln aber mehr schräg nach hinten. Bezüglich genauerer Nachweise und Besprechung dieser höchst inter- essanten und morphologisch äusserst wichtigen Fragen sei auf Für- bringer’s grosses Werk verwiesen. Der dorsale Nebenplexus oder Serratus-Plexus. Die diesen Plexus bildenden Zweige entstammen 2—4 Spinalnerven und zwar gewöhnlich den vorderen am Hauptplexus betheiligten. Bisweilen (Anser, Gypogeranus, Buteo, Garrulus) findet sich individuell, dass sich auch der letzte vor dem Hauptplexus gelegene Spinalnerv am Nebenplexus betheiligt. — Die Ansenbildung dieses Plexus zeigt grosse aber unwielh- tige Variabilität, kann sogar unterbleiben (Struthio, Phalacrocorax). — Die Endäste dieses Plexus, Nn. thoraciei superiores s. posteriores genannt, sind folgende: 1) N. rhomboides superficialis; geht zum gleichnamigen Muskel; vergl. S. 210; er entstammt den vordersten Wurzeln des Plexus und kann ılem N. dorsalis seapulae der menschlischen Anatomie homologisirt werden. 2) N. rhomboides profundus —+ N. serratus profundus. Sie entstammen lem mittleren Theile des Nebenplexus; ein ähnlicher Nerv findet sich bei den keptilien, nieht aber bei den Säugethieren. 3) N. serratus superfieialis. Dieser hinterste und meistens stärkste Nerv spaltet sich je nach der Entwicklung des gleichnamigen Muskels nd entspricht denselben Nerven der Reptilien und Säugethiere. Seiten- und Endzweige dieses Nerven gehen zur Pars metapatagialis. Der Hauptplexus. Die Vereinigung der Nerven zum Hauptplexus ist grossem Wechsel unterworfen. Stets verbinden sich je zwei benachbarte Nerven zu einer Ansa. Erfolgt diese Vereinigung früh (viele Coceygomorphen), so spricht Fürbringer von einem geschlossenen Plexus, erfolgt sie spät, d.h. in grösserer Entfernung von der Wirbelsäule (Ratiten), so haben wir einen offenen Plexus, und diese letztere Bildung ist als die primitivere auf- ufassen; sie ist bei niederen Wirbelthieren durchaus vorwiegend. Statt einer Beschreibung der höchst mannigfaltigen Zusammensetzung des Brachialplexus sei auf die Abbildungen verwiesen. PR Vöeel. 401 Die aus dem Hauptplexus hervorgehenden Nerven sind bestimmt für die Haut und die Muskeln der vorderen Extremität und des Brustgürtels, soweit dieselbe nicht zur Serratus-Gruppe gehören. Fürbringer theilt sie folgendermaassen ein. Vgl. auch S. 211. a. Nn. brachiales superiores. 1) N. subeoraeo-scapularis. Rein motorisch wie der nächstfolgende, mit dem er oft innige Beziehungen eingeht. Er entstammt den vorderen Wurzeln des Plexus und zweigt sich schon frühzeitig von ihm ab, oft schon bevor der Plexus geschlossen ist. Er giebt Aeste an den M. sub- eoracoideus, M. subscapularis und M. subcoraco-scapularis; er entspricht dem gleichnamigen Nerven der Reptilien und theilweise dem N. subsea- pularis des Menschen. 2) N. scapuli-humeralis. 3) N. latissimus dorsi. Entspringt peripher vom vorigen, meist dem N. axillaris gegenüber und zwar aus 2—4 Wurzeln der dorso-distalen Seite des Hauptplexus. Er theilt sich bald in zwei Aeste für die beiden Haupttheile des gleichnamigen Muskels; Nebenzweige gehen zur Pars metapatagialis und p. dorso-cutanea. Bei Rhea geht ein feiner Zweig zum M. teres major (Nr. 71b). Der ganze Nerv entspricht dem der übrigen Amnioten. 4)N. axillaris. Dieser kräftige Nerv stammt aus der 2. und 3. Plexus- wurzel, verläuft im Bogen lateralwärts, zieht hierbei am disto-ventralen Rande des Insertionstheiles des M. scapuli-humeralis posterior vorbei und tritt dann in der Nähe der Gelenkkapsel des Schultergelenkes — der er meistens einen R. artieularis abgiebt — zwischen dem M. trieeps braehii und dem Humerus nach aussen, sodass er direct an die Innenfläche des M. deltoideus major zu liegen kommt. Er inneıvirt die Mm. deltoidei nebst der Haut der lateralen Fläche der Schulter, des Oberarmes und des Propatagium. Dieser R. cutaneus axillaris kann mit einem Hautaste des N. radialis communieiren. 5) N. eutanens brachii superior s. internus minor. Dieser schwache Hautnerv entstammt den letzten Plexuswnrzeln, verläuft an der Dorsal- fläche des Oberarms, zwischen Haut und M. triceps brachii und erstreckt sich bis über die Ellenbogengegend, wobei er zahlreiche Zweige abgiebt, an die Haut der betreffenden Stelle und des Metapatagium, sowie an die glatte Muskulatur, die sieh namentlich im distalen Bereich des Oberarms zum M. expansor seeundariorum anhäuft. (Vergl. S. 258, Nr. 78.) Der Nerv entspricht dem gleichnamigen der Reptilien, und wahr- seheinlich dem grösseren Theile des N. eutaneus internus minor des Men- schen. Den Vögeln eigenthümlich ist seine Vertheilung in der glatten Muskulatur. (Fürbringer.) 6) N. brachialis longus superior s. radialis. Dieser gewöhnlich stärkste Nerv entstammt in der Regel den meisten Plexuswurzeln. Er windet sich um die Dorsalseite des Oberarms spiralig herum zur Streck- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 26 402 Rückenmarksnerven. muskulatur, Haut, nebst Federn und glatten Muskeln des Vorderarmes und der Hand. Ist der Humerus wie bei den Maerochires sehr breit ent- faltet, so verläuft der Nerv in einer tiefen Ineisura radialis, am lateralen _ Rande zwischen Crista lateralis und Processus supracondyloideus humeri. Die motorischen Aeste dieses Nerven versorgen den M. triceps und die zahlreichen auf S. 213 aufgeführten Streekmuskeln. Nach Innervation des M. triceps geht der N. radialis, vom M. deltoi- deus major bedeckt, zum Unterarm und sendet einen starken Hautast zur Aussenfläche des Unterarms und zum Propatagium. Nachdem der Haupt- stamm das Ellenbogengelenk passirt und den M. ectepicondylus radialis (Nr. 84) innervirt hat, theilt er sich. Ein oberflächlicher Ast verläuft über die Aussenfläche des M. ecetepicondylus ulnaris, versorgt diesen, den M. extensor digitorum communis und den M. extensor metacarpi ulnaris; der Rest verliert sich ulnarwärts in der Haut. Ein tiefer Ast verläuft an der Ulnarseite des Radius über den M. extensor indieis longus, innervirt den letzteren und den M. ext. poll. longus. An der Streckseite der Hand angekommen, innervirt er den M. extensor pollicis brevis, den M. adduetor pollieis, den M. interosseus pal- maris und den M. flexor dig. III. Das Verhalten der Lage des N. radialis zum M. deltoideus major (Nr. 69) ist von systematischer Bedeutung, wie für die Passeres zuerst von Nitzsch (Lit. Nr. 97) erkannt wurde. Fürbringer’s Ergebnisse mögen daher ausführlich wiedergegeben werden. „Je mehr der M. del- toides major sich distalwärts ausdehnt, um so mehr wird er den N. radialis lateral deeken und damit dessen subeutane Lage auf das distale Ende des Oberarms einschränken. Schliesslich, wenn der M. deltoides major sich nahe bis zum Ende des Humerus erstreckt, wird er mit seinen letz- ten neugebildeten Fasern den N. radialis umgreifen. Der Nerv verläuft dann nicht mehr distal von ihm, sondern durch ihn hindurch. Dies konnte ich (Fürbringer) bei Chauna, Opisthocomus, den untersuchten Columbae, Colius, Cypselidae, Capito, Megalaema, Rhamphastus, Atrichia und allen untersuchten Passeres nachweisen. Alle diese Vögel sind durch eine eminente Ausbildung des M. deltoides major gekennzeichnet. Be- inerkenswerth ist, dass der N. radialis bei den Columbae durch den Mus- kel, bei den nahe verwandten Pterocletes dagegen distal von ihm vorbei- geht; ähnlich findet sich unter den Macrochires bei den Cypselidae ein Durchtreten, dagegen bei den untersuchten Trochilidae ein Vorbeigehen, und dieselben Differenzen bieten unter den Piei einerseits die Capitonidae und Rhamphastidae, anderseits Indicator und die Pieidae, unter den Pseudoseines Atrichia und wohl Menura dar.“ „Die Art des Durehtrittes ist verschieden. Bald geht der Nerv durch einen Schlitz zwischen den Muskelfasern, bald (Chauna, Collocalia, Rham- phastus) durch einen besonders gebildeten Canal. Bei den Columbae tritt der Nerv bald ganz nahe am hinteren Rande des M. deltoides (Di- duneulus, Goura, Carpophaga), bald in einiger Entfernung von ibm, Vögel. 405 (Columba, Ptilinopus) hindurch; bei Opisthocomus trennt er einen recht breiten Theil ab; bei den Passeres liegt die Durchtrittsstelle ganz nahe am Rande des Muskels, z. B. bei Cyanocorax, bald zwischen beiden Ab- theilungen desselben.“ „Der bei Casuarius von Meckel beschriebene Durchtritt des N. ra- dialis durch eine durch ein starkes Band abgeschlossene Incisur am late- ralen Rande des Humerus ist mit den Verhältnissen bei Reptilien zu ver- gleichen, wo der N. radialis sehr oft (Chelonier, Hatteria, viele kionokrane Saurier ete.) durch einen besonderen Canal oder Einschnitt des Humerus verläuft. Den anderen Vögeln scheint diese Bildung abzugehen, mit Aus- nahme der Macrochires.“ Dies fasst Fürbringer jedoch nur als eine An- passungs-Analogie auf. Weiteres ersehe man aus dem osteologischen Abschnitt seines Werkes. b. Nn. brachiales inferiores und N. thoracieus inferior. 1) N. supracoracoideus. Dieser starke Nerv entspringt von den beiden ersten Wurzeln des Hauptplexus und geht durch das Coracoid oder die Membrana coraco-clavieularis nach aussen zu seinem Muskel. Die Art des Durchtritts des Nerven durch den Brustgürtel und seine Membran hängt mit der Existenz oder dem Fehlen eines Foramen supracoracoideum oder einer Ineisura supracoracoidea zusammen und bietet ein gewisses systematisches Interesse dar. Fürbringer fasst seine Ergebnisse wie folgt zusammen: A. Der Nerv geht durch ein Foramen am vorderen Rande des Coracoids: Casuarius Öereopsis Die meisten Aceipitres Dromaeus Palamedea Striges Apteryx Phoenicopterus Musophagidae Die meisten Impennes Platalea Leptosoma Alcidae Ibis Macrochires Colymbus Grus Wahrscheinlich auch die fos- Laridae Die meisten Limicolae silen Hesperornis, Ichthy- Tubinares Fulicariae ° ormis, Apatornis und Cnemi- Pelecanus Carpophaga ornis, B. Der Nerv geht durch eine medial von der Membrana coraco elavieularis geschlossene Ineisur. Häufig ist dies nur ein individuelles Verhalten: Struthio Otis Rhea - Numenius Impennes Acceipitres. Colymbus C. Der Nerv verläuft zwischen der Membran und dem Coracoid, ohne an letzterem einen Einschnitt zu bilden: Struthio Fast alle Anseres Eurypyga Podiceps Ciconia Tringa Steganopodes (ausser Pele- Herodii Parra canus) Dicholophus -Hemipodius 26* tüickenmarksnerven. 404 Rückenmarksneryeıi Örypturi Psittaci Pici Galli Einzelne Aceipitres Pseudoscines Opisthocomus Die meisten Coceygomorphen Passeres. Pterocles (exclus. Musophagidae und Fast alle Columbae Leptosomus) Der N. supracoraeoideus ist homolog dem gleichnamigen Nerven der Reptilien und Monotremen; den übrigen Säugethieren fehlt er, zeigt aber gewisse indirecte Beziehungen zum N. suprascapularis derselben. 2) N. sterno-eoracoideus. Dieser feine Nerv löst sich von allen Nerven des Plexus brachialis am meisten ventral ab und ist grossem Wechsel unterworfen. Er findet sich bei den Reptilien und Monotremen und ist dem N. subelavius des Menschen vergleichbar. Er repräsentirt das System der Nn. thoraciei inferiores. 3) N. eoraco-brachialis posterior s. internus. Ein ziemlich starker Nerv, der in häufigem Zusammenhang mit dem N. pectoralis aus einer oder zweien der mittleren Wurzeln des Plexus entspringt. Bei Struthio, Rhea, Sula, Pelecanus ist er schwach, bei Casuarius fast ganz verküm- mert. Er findet sich wieder bei den Cheloniern, bei den anderen Amnioten ist keine homologe Bildung nachweisbar. 4) N. pectoralis s. thoraeicus anterior. Dieser sehr starke Nerv ent- stammt zwei bis drei mittleren oder hinteren Wurzeln des Plexus und löst sich als rundlicher Nerv ab. Er verläuft nach der Achselhöhle und spaltet sich; der vordere Ast innervirt den vorderen Theil des M. pecto- ralis und den M. propatagialis; der hintere Ast versorgt ausser dem Hauptmuskel auch den abdominalen Theil. Bei den Ratiten ist der Nerv schwächlich; bei den Pterocletes, Columbae, vielen Coceygomorphen und namentlich bei den Maerochires erreicht er eine ausserordentliche Aus- bildung. Der Nerv entspricht dem der Reptilien und Säugethiere. Ein R. pecto- ralis cutaneus findet sich bei Reptilien in höherer Entfaltung und kommt nur den niederen Vögeln (Ratiten) zu, aber auch dann nur rudimentär. 5) N. coraco-brachialis anterior s. externus. Ein schwacher Nerv, der sich meistens vom N. brachialis longus inferior ablöst. Er geht dann zum distalen Ende des Tubereulum mediale humeri, dann zwischen Vorder- fläche des Humerus und Biceps-Ursprung rückwärts zum M. coraco- brachialis anterior. Der Nerv ist bei den Reptilien vorhanden und ent- spricht bei den Säugethieren theilweise deren N. musculo-eutaneus. 6) N. eutaneus brachii et antebrachii inferior. Ein schwacher Haut- nerv, den hinteren Wurzeln des Plexus entstammend. Er versorgt die Haut der medialen ventralen Fläche des Oberarms und des Propatagium, einen Theil der ventralen Vorderarmfläche und glatte Hautmuskeln. %) N. brachialis longus inferior. Dieser Nerv ist der Endast und Hauptstamm der Nn. brachiales inferiores und entstammt den meisten Plexuswurzeln mit Ausnahme der ersten. Nach Abgang des N. pectoralis tritt er in die Achselhöhle, giebt dann häufig den N. coraco-brachialis Vögel. 405 anterior ab und geht in gestreckt Sförmigem Verlauf am Humerus herab. Hierbei theilt er sich in einen R. medianus, der sich am Biceps, dem Propatagium, der Haut und den Muskeln des radialen Bereichs von Vorder- arm und Hand vertheiit — und in einen R. ulnaris, der sich mit vielen Zweigen an die Haut und Muskeln des ulnaren Bereichs von Vorderarm und Hand vertheilt. (Vergl. S. 212.) Der N. brach. long. inf. entspricht dem gleichnamigen Nerven der Reptilien und somit in der Hauptsache den Nn. musculo-eutaneus, media- nus und ulnaris des Menschen. Der Verlauf dieser Nerven bei den Vögeln ist theilweise aus den Abbildungen ersichtlich (Taf. XLIH). De Man beschreibt sie sehr genau: Der N. ulnarıs verläuft bei den Corvidae unter der Haut zur Ulnarseite am Aussenrande des Vorderarms und innervirt den M. flexor carpi ulnaris; darauf gelangt er auf die Streckseite des Vorderarmes und sendet einen dünnen Zweig zur Innenfläche des M. flexor digitorum subli- mis, geht dann, mit der Sehne dieses Muskels von dem dort befindlichen starken Band umschlossen, zur Hand, um den M. interosseus dorsalis, M. abductor indieis, M. flexor pollieis und M. abductor pollieis zu in- nerviren. Der N. medianus versorgt zuerst den M. pronator sublimis (Nr. 82), dann den M. brachialis inferior (Nr. 80). Darauf spaltet er sich. Der eine Hauptast verläuft zwischen den beiden Pronatormuskeln, versorgt dabei den M. pronator profundus und dann den M. flexor digitorum pro- fundus; der Rest begiebt sich, umschlossen von dem starken Bande des oberflächlichen Fingerbeugers als dünner Ast zur Handwurzel, an deren Beugeseite er sich mit dem anderen Hauptaste des N. medianus vereinigt. Hierbei kommt es bisweilen, wie z. B. bei Graculus carbo zur Bildung eines förmlichen Plexus. Auch ein kleiner Plexus durch Vereinigung mit dem N. ulnaris kommt an der Ulnarseite der Hand vor, wobei die Haut der Umgegend versorgt wird. Der zweite Hauptast sendet einen starken Nerven über den M. ex- tensor carpi radialis hinweg zur Haut des Flügels. Vom Pronator pro- fundus bedeckt, geht der Hauptast dann an der Radialkante der Ulna abwärts, innervirt den M. ulni-metacarpalis ventralis (Nr. 86) und begiebt sich darauf zur Hand, wo er die Haut zwischen Daumen und zweitem Finger nebst dem M. abductor pollieis, M. interosseus dorsalis und M. flex. dig. III innervirt. Die zwischen den Schulter- und Beckenplexus befindlichen Spinal- nerven, häufig Intercostalnerven genannt, verhalten sich sehr einfach. Ihre Rami dorsales innerviren die dorso-spinalen Muskeln, überhaupt die Spinalgegend; sie sind ziemlich verkümmert im Bereiche der Kreuzbein- 406 Rückenmarksnerven. gegend. Die R. ventrales sind bedeutend stärker, verlaufen zwischen je zwei Rippen, innerviren die dortigen Muskeln und hauptsächlich die Bauchmuskeln. Plexus saecralis. Zum bessern Verständniss des Beckenplexus muss eine Besprechung der osteologischen Verhältnisse der lumbo-sacralen Region der Wirbel- säule vorausgeschiekt werden. In der 1869 erschienenen Bearbeitung dieses Werkes dureh Prof. Selenka, 8. 47 und S. 77 findet sich nur wenig darüber; erst zwei Jahre später werden durch Gegenbaur’s „Beiträge zur Kenntniss des Beckens der Vögel“ (Lit. Nr. 249) die be- treffenden Theile einer umfangreichen vergleichend anatomischen Unter- suchung unterworfen. Gegenbaur unterscheidet am Sacraltheil der Vogel-Wirbelsäule mindestens drei Abschnitte, deren jeder aus mehreren Wirbeln zusammengesetzt ist. I. „Der vorderste Abschnitt besteht aus Wirbeln, welehe dureh die bedeutende Entwieklung von Querfortsätzen ausgezeichnet sind; die ersten dieser Wirbel tragen Rippen, die entweder mit Capitulum und Tubereulum, oder nur mit dem letzteren artieuliren; im letzteren Fälle fehlt der Rippen- hals.“ Kopfwärts davon schliessen sich daran Wirbel mit langen beweg- lichen Rippen, die aber, wie z. B. bei Cygnus nicht nothwendig das Sternum erreichen. Die Wirbel dieses vordersten Abschnitts wollen wir als lumbo-sacrale bezeichnen. Sie stehen mit dem vorderen Theile des Ilium dureh doppelte laterale Fortsätze in Verbindung.“ Die oberen oder dorsalen (Diapophysen, Owen), Processus transversi superiores sind allein mit den Querfortsätzen der oberen Rippen tragenden Wirbel homodynam, indess die unteren ventralen, bei der ventralen Beckenansicht sich sogleich darstellenden Fortsätze, Proc. transv. inferiores (Pleurapophyses, Owen) durch die Vergleichung sich Rippentheilen ähnlich verhalten. Sie verlieren diesen Charakter umsomehr, je weiter sie nach hinten (eaudalwärts) stehen.“ Die Zahl dieser Wirbel erscheint am höchsten bei den Ratiten; 8—9 bei Struthio; 8 bei Dromaeus; 7—8 bei Apteryx; 6--7 bei Mergus; 6 Anser, Carbo, Phoenicopterus, Grus, Oedienemus, Sarcorhamphus; 5—6: Sphenis- eus, Tinamus, Opisthocomus; 5: Rhea, Ardea, ‘Cieonia, Larus, Fulica, Gallinula, Crex, Otis, Himantopus, Colymbus, Buteo, Vultur, Menura; 4—5: Platalea, Goura, Gallus; 4: Tetrao, Crax, Penelope, Pavo, Eudo- cimus, Bucorvus, Strepera, Corvus, Pica; 3: Columba, Bucorvus, Conopo- phaga, Loxia. Il. „Im zweiten Sacralabschnitte, in welchem allgemein nur Wirbel mit einfachem dorsalem, aufwärts geriehtetem Querfortsatze vorkommen, finden sich bei Tetrao, Meleagris und Pavo 5, bei Gallus, Perdix und Crax 4. An diesem Abschnitt sind die Wirbelkörper am breitesten, aber auch am dünnsten, sodass der Rückgrateanal hier die ansehnlichste Aus- dehnung besitzt: Sacralanschwellung des Rückenmarkes. Die Querfortsätz Vögel. 407 dieser Wirbel (die wir V. seiaticae nennen wollen, obgleich gegen diese Bezeichnung manches einzuwenden ist) verschmelzen vor ihren zu den Darmbeinen tretenden Enden unter einander zu einer dünnen Knochen- platte, nur nabe an ihren Wurzeln eine Oeffnung lassend. An den breiten Becken der Tetraonen ist das am meisten ausgeprägt Durch das Fehlen der vorderen (Querfortsatzschenkel wird der zwischen den Wirbelkörpern und dem präacetabularen Theile des Ilium befindliche Raum in eine tiefe Grube verwandelt (Fovea iliaca anterior = F. secunda s. ischiadica, Barkow); der Querfortsatz des ersten Acetabularwirbels grenzt sie von der Fovea iliaca posterior ab.“ III. Der übrige Abschnitt des Sacrums kann wieder in mehrere Grup- pen von Wirbeln zerlegt werden, wenn diese auch nicht in allen Fällen gleich deutlich sind. Er besteht bei Gallus aus 5, bei Tetrao und Crax aus 7, bei Meleagris und Perdix aus 6, bei Vultur einereus aus 5 Wirbeln. IIla. Die beiden ersten Wirbel sind die beiden „primären Sacral- wirbel“; sie entsprechen den beiden einzigen, welche bei den Reptilien das lIlium tragen. Sie besitzen an ihren Querfortsätzen doppelte Schenkel; die sehr verbreiterten Enden dieser Fortsätze verschmelzen unter einander. Diese beiden Wirbel liegen bei der Mehrzahl der Vögel dicht caudal- wärts von einer durch die beiden Acetabula gelegten Querachse. Illb. Die darauf folgenden Wirbel machen den allmählichen Ueber- gang zu den Schwanzwirbeln. Sie besitzen häufig deutliche doppelte Fortsätze (Vultur, Grus). Gegenbaur selbst weist darauf hin, dass diese postacetabularen Wirbel ein sehr wechselndes Verhalten zeigen. Meistens kann man jedoch die beiden primären Sacralwirbel durch die Riebtung und die auffällige Stärke der doppelten Querfortsätze und ihr Convergiren zum Acetabulum leicht erkennen. Häufig dagegen haben die postacetabularen Wirbel (oder sacro caudalen, wie man sie nennen könnte) die ventralen Fortsätze verloren, so z. B. bei Sula, Colymbus, Larus. Hinsichtlich der Ausbildung der verschiedenen Wirbel bestehen über- haupt grosse Schwankungen. So ist z. B. bei Larus, Rissa, Chionis, Charadrius pluvialis jederseits nur ein echter Sacralwirbel, mit doppelten und starken Fortsätzen, entwickelt. Bei Chionis alba finde ich jedoch noch eine Andeutung, dass der erste der ursprünglichen beiden Wirbel seinen ventralen Fortsatz verloren und daher seinen Charakter aufgegeben hat. Bei Selenidera und bei Dromas ist ebenfalls nur ein echter Sacral- wirbel vorhanden, aber der zweite, mehr caudale, ist verloren. Bei einem Becken von Colymbus aretieus finden sich rechts zwei, links ein „Sacral- wirbel“; die ventrale Spange des ersten echten ist schwach, daher an Chionis erinnernd. Bei einem Exemplar von Colymbus glacialis sind alle ventralen Fortsätze verschwunden; ähnliches gilt von Trichoglossus multicolor. | Bei einem Exemplar von Grus canadensis finde ich rechterseits drei, links nur zwei „Saeralwirbel“, die ventrale Spange fehlt dem ersten linken; 408 Rückenmarksnerven. Y,8 Gegenbaur bildet das Becken von Grus cinerea mit jederseits drei „Saeralwirbeln“ ab. Bei einer Numida eristata sind die ventralen Spangen des ersten Sacral- oder Acetabularwirbels in der Reduktion begriffen. Bei Podargus Cuvieri dagegen ist der zweite der beiden fraglichen Wirbel im Begriff seine ventralen Seitenfortsätze zu verlieren. Gegenbaur weist ferner nach, dass ähnliche Schwankungen an der Grenze zwischen den Wirbeln der ersten und zweiten Gruppe vorkommen. Indem nämlieh der Grenzwirbel in Beziehung auf seinen ventralen Quer- (ortsatz variabel ist, kann er durch Verlust dieses Fortsatzes der Gruppe II sich assimiliren. Uebergangsstadien sind nach meinen Beobachtungen gar nicht so selten. Zwischen den beiden letzten lumbosacralen Wirbeln, der Gruppe I, tritt für gewöhnlich der Nerv aus, der mit einem Theile seiner Elemente zum Plexus eruralis, mit den übrigen zum Plexus ischiadieus geht; er wird von Ihering N. furcalis genannt. Da aber, wie oben gesagt, der letzte Lumbosacralwirbel beim Mangel von Querfortsätzen der zweiten Saeralwirbelgruppe angehören kann, so ergiebt sich nach Gegenbanr „das Verhalten des Nerven bezüglich des Verlaufes seiner beiden Aeste als ein secundäres, und wir werden für alle Fälle die Homologie dieses Nerven anerkennen dürfen“. Gegenbaur fährt dann fort: „Der letzte am Plexus ischiadieus be- theiligte Nerv, derselbe, der auch einen Ramus eommunicans pudendalis entsendet, ist für uns der wichtigste, indem er stets zwischen jenen beiden Wirbeln austritt, die, anfänglich als Acetabularwirbel bezeichnet, alsdann als primitive Saeralwirbel gedeutet worden sind. Ich habe das beim Huhn, der Trappe, der Taube und beim Bussard gefunden, also bei Re- präsentanten sehr entfernt stehender Abtheilungen, woraus die Allgemein- heit des Verhaltens wohl ohne Gefahr gefolgert werden kann. Demnach ist der letzte zum Plexus ischiadieus gelangende Nerv der eigentliche Sacralnerv.“ Gegenbaur begründet diesen Schluss durch Vergleichung mit den Reptilien. „Eidechsen wie Vögel stimmen darin überein, dass der schwache Saeralnerv meist nur einen unbedeutenden Zweig zum Ischiadicus sendet, der keine postsacralen Nervenwurzeln empfängt. Der Ischiadicus setzt sich vorwiegend aus präsacralen Wurzeln zusammen. Diese sind geringer an Zahl bei den Eidechsen, grösser bei Vögeln.“ So hätten wir denn ein Mittel, die Sacralwirbel durch den Plexus, und umgekehrt, zu bestimmen. Leider aber erleidet diese Regel zu viele bedeutende Ausnahmen, um allgemein anwendbar zu sein. Bei den fol- genden Reptilien ist der letzte zum Ischiadieus tretende Nerv wirklich intersacral: Monitor indieus, Iguana tubereulata, Lacerta, Ophryoessa, Polychrus, Phrynosoma, Agama. Bei den folgenden aber sind ein, zwei oder selbst drei postsaerale Nerven an der Zusammensetzung des Ischia- en u. ., Vögel. 409 dieus betheiligt: Crocodilus, Chamaeleon, Tejus tejuixin, Monitor arenarius, Cnemidophorus, Testudo, Emys. Vergl. Lit: Nr. 251 und 253. Die zahlreichen Ausnahmen bei den Vögeln, die nach meiner Unter- suchung von nahezu 90 Arten ungefähr 40°/, betragen, wollen wir bei den weiter unten folgenden Tabellen besprechen. Die Nervenplexus im Bereiche des Beckens zerfallen in drei Gruppen: I. Plexus eruralis s. Jumbalis; II. Pl. ischiadieus s. sacralis s. str.; III. Pl. pudendus. Die beiden ersten werden häufig als Pl. lumbo-sacralis zu- sammengefasst. Der grösseren Uebersichtlichkeit halber benutzen wir folgende Bezeich- nungen bei Beschreibung der Plexus. Denjenigen Nerven, welcher die Verbindung zwischen dem Plexus ceruralis und dem Pl. ischiadieus durch Spaltung vermittelt, nennen wir nach Ihering’s Bezeichnung N. furealis- Den letzten zur Bildung des Pl. ischiadieus beitragenden Nerven nennen wir mit Gegenbaur den N. sacralis (S), von Mivart Intersacralnerv, von Ihering N. bigeminus genannt. Für die Plexusbeschreibung nehmen wir S als Ausgangspunkt und bezeichnen von dort kopfwärts die Nerven- stämme mit a, b, e u. s. w., abwärts nach dem Schwanze zu mit «, 9, yu.s. w. Der sich wirklich intersacral verhaltende Nerv erhält einen Index, gleichgültig ob dies der Stamm S, a oder « ist*). Jeder Nerv, der sich spaltet, um zwei benachbarte Plexus zu verbinden, Ä 3 wenn e der N. facialis ist. S° bedeutet, dass der letzte zum Ischiadieusplexus tretende Nery über dem einzigen, S", dass er unter dem einzigen vorhandenen mit doppelten Querfortsätzen versehenen Saeralwirbel liegt. Geben wir endlich noch die laufende Nummer als Spinalnerv für S. an, so können wir jeden Plexus nach einer Zweifel ausschliessenden Formel aufbauen. 2. Br E a+b+ce+d+ . + f-+ g-+ h beschreibt den Becken- plexus von Chauna chavaria, d. h. der letzte zum Ischiadieus tretende Nerv ist zugleich intersacral und sendet einen Zweig zum Pl. pudendus; e‘ d. h. der 6. Nerv von unten gerechnet, ist der N. furcalis und tritt zwischen zwei lumbosacralen Wirbeln aus; es sind vier ganze Ischiadieus- wurzeln vorhanden, und an der Bildung des Pl. eruralis sind vier Stämme . : ! S wird durch einen Bruch bezeichnet, also z. B. 9 oder betheiligt. — = -a+b-+c+ > — e’ + f ist der Plexus von Domicella ® ta+b+c+ - + e‘ + f der von Eudocimus rubra. *) In der folgenden Tabelle ist der sich wirklich intersacral verhaltende Nery durch fetten Druck hervorgehoben, wenn derselbe nicht mit S, oder wie bei Falco peregrinus, Rhea americana und Rh. Darwini & mit « zusammenfällt. In ähnlicher Weise ist der N. furcalis behandelt. 410 Rückenmarksnerven. Turn nn Ae A n5|a= Eike Sa sal®z|s albjejdle|fle | = uS; Sa] e| Ig| Garrulus glandarius SHie-]- —|® 3151 5 e g Corvus Curax 2323| + Fer: a En = Ss e * Picas caudata 26 | + IE a mr > B Ss e Cracticus cassicus + rk ae \ er, S e Gymnorhina tibicen + Due Are Ss e Prosthemadera noy. Zeal. + |: ups A S e Lanius bentet + ae ar B 5 d * Alauda arvensis 27| + = 3 De e u d *Fringilla cannabiua 26 | + n E legale | zu d *2 Emberiza eitrinella 27 | + = ; oral zu al If *Upupa epops 26 | 4 = ls [Allan i : A N S d f #2 Picus major 26| 1 - N N > > i N Ener S d Rhamphastus carinatus + le “las DerüberS liegende Wir- S d bel mit schr schwachen » Sp. En Sal sale lortsätzen. Bucorrus Mn S e g ucorvus abyssinicus + de er Buceros rhinoceros + — 3 ; 2: e S = Cor : 5 | |d |g aa Ä orythaix persa IE TE a ze f 5: 3 Sacralwirbel vorhand. Pelargopsis javanica + DEM : 2 e > 2 2 2 5 Ei neh zu al If ystomus orientalis Falle 2 ellsı 2 a An ’ S d ES dr 2° lo e DeruntereSacralwirbel RE S E| f mit verschwindenden Podargus Ouvieri Sr . Eu key Fortsätzen, daher bei- 5 2 2 nahe St. Cacatua Dale Sl >| Platycereus flaviventer 0 Isa „a e 23 2 2 Domicella atricapilla 1 S : 2 d e = > 2 2 Chrysotis agilis on 8 a e Ku 2 2.152 Bubo maximus =>. ad B 8 |: 2 2 „ Indranee > 3 e| 8 a 2a Vögel. 411 2.30 | Sup Bee] ru = TER] Eu a B \ Az SEIEE Sl za @mlSjalbicidie|jf|ls ”, — u — — —— — —— Sr - —_— = —— Strix flammea 32| + n a NE 2 2 2| Pandion haliaetos + _ a er n | yi | Spizaetos orientalis -F a } = i | * Astur palumbarius 30) + — Be 2 Falco peregrinus a-+ Pe f € i. e|f . % c+ 2 27% 5 die | Cathartes atratus 0 |8° S e|. | Penelope superciliosa 0 |8° i 2 @ Talegalla Lathami + un : N 2 Crax Yarrelli 0 |8° ! ‚d ei .l& 2 2 y „ globicera + 2 1 S e Numida meleagris 0. |8 ap 2 2 Gallus bankiva 0. | 8° N da e|. Der über S liegende Wirbel 2 en sehr schwachen Fort- atzen. 2 „ var. domesticus DejS° ® : = e sa 3 Phasianus impeyanus 0.1.89 ; S e fie Euplocamus praelata + = eg 4 2 Golumba domestica 26 24 palınata 0. | S° ’ a e|. 2 | REN 1 dle| Nur 6 Wurzeln im gan- - Turtur chinensis v0. IS Eye zen Plexus. Diduneulus strigirostris 28 | -+ = a el28 3 Sacralwirbel, i 2, 2 Unterster Saeralw. mit seh Troron sp. | mehnachen Hortsätzen. Carpophaga sp. (rechts) at a a ‚kelg) |B: | | 2|| 2 BR | 3 „Saeralwirbel‘ vorhanden, > (links) + si a E ei fg h Her unterste es: | " 2 2 | 2 schwachen Fortsätzen. 2 Goura coronata 2 shi fig f 2 2 | h S Br| Grus canadensis + 3 a Son £le|= 3 Sacralwirbel. | Porphyrio sp. 0. |8° [er g E er 2 er Crex pratensis + a JBel, Br = 2 2 412 Rückenmarksnerven. — u — — — = In u; 7 m m = Sei 5 28-8 | e3js® | EZ Si S/alb/c/dje/f|g|h | Sn ea — = 7 - Parra jagana + - h = f|g Oedicnemus crepitans + = ß > f | N Mr E | gu 6) Numenius arcuatus + | rl Er 2 Scolopax rusticola + ER aı Bi g a ‚Oberer Sacralwirbel fast 2| | N 2| |2 ohne Fortsätze. Totanus calidris | DEASCHER 4.0. Sr e 3 Ihr | al, |r | Eudocimus rubra 0 |8° 5 e : | SE Fan ER S le h | Uiconia nigra I en h a —_ | 3 | 2 2 2 | Phoenicopterus ruber + S er ser & 2 | 2 2 » TOSeus + —- 2 e e S Ardea purpurea 0 Sa # Er 3 „Sacralwirbel“ vor- S : n handen. » einerea 3232| + ı |. —| . |— 2 2 2 „ Stellaris Ar S [a Ba 2 2 2 Sula bassana ar > a Es Pelecanus fuscus + -— af > E Procellaria glacialis + SA URSENF IB: Ds 2 SD *Podiceps minor 33 | + SF, L | ZU | Golymbus areticus . PS ET { a an Der über $ liegende Wirbel 2 | 2 ) mit sehr schwachen Fort- Alca torda d er S 0=SEHE | ie 2 ++ Ss | e 2. ” 33 - ee | . u! g | Uria troile ; d , | 8 DRS IR ee 2 2 > 32 P | „ „ 3 + - Ce IE S e #* Morm 'cticus on arcticus it E F A n e|f #* Mergulus alle 2|+ ES Ba Bel 4 2 | 2 Sterna sp. + SEM e|' y 2 Fo hs Larus marinus EL ‚Br elelg 2 2 2 Chauna chavaria iu San e h 2 2 5197 Mergus serrator ir St Ele 2 SEIN - Vögel. 415 | FREE | | SE | | Er lcd ei | sälsz|s|» 4 d|e fig hl ik u — ne —— _ | - Anser domestieus 3535| + . & | Allg 2 f| e - | ; | S | | le g Er Iner! | R N A einereus | + 5 BEE Anas domestica zz = i Zn | f|\g | Br 2 | == | | | | | ** Eudyptes chrysolopha 31| + = NE | 4 e\| ne | Spheniseus demersus ve 4 Er = ? + | I er j Rhea americana 34 |c+ | a Nase | ° = g| Be | 2) \ | 2 2 „. Darwini & 34au Fon Sclr i I e oder vielleicht 08°, AR S f i „ Darwini 34 |«a+ | —. 2.2 r = ? Ai 2 | 2 2| „ imacrorhyncha (links) 0.87]. L e 5 3 es (rechts)| 35 | «0 |S°| Struihio camelus 37 c+ — Dr x 24 . 1 | 2 | Öasuarius indicus 33. + [rei 10% elnlilk| | 2 2 2 Die mit * bezeichneten Arten sind von Ihering (Lit. Nr. 251), die mit ** bezeichneten A. Carlsson (Lit. Nr. 140) entnommen. 414 Rückenmarksnerven. Tabelle II. Zusammenstellung der Vögel nach dem Verhalten des letzten Sacralnerven. | S Su 5° S E a 2 a So = «+: a@0S8S a 2 2 ke = 2 3. 2 Garrulus Oracticus Fringilla Corvus Gymnorhina | Emberiza Pica Prosthemadera | Lanius Alauda | Picus Rhamphastus | Upupa Gorythaix Bucorvus Pelargopsis Buceros Eurystomus ö Bubo indranee| Spizaetos Bubo maxi- Strix Astur Cathartes mus + Pandion Cypselus Falco peregri- Podargus Oacatua und nus — Chrysotis Domicella Pionus haben | | 08 | Platycercus Turtur hat 0 S" Didunculus Treron Numida Carpophaga Gallus Goura Phasianus | Ürax Talegalla La- | Crax Yarrelli | Euplocamus thami Penelope | Scolopax Parra Porphyrio Grus Ürex Oedicnemus Totanus Numenius Eudocimus Ciconia Alca Phoenicopte- Uria | Uria rus Ardea stellaris| Ardea cinerea „ Ppurpurea, Podiceps Larus Sula Colymbus Sterna Pelecanus Procellaria Chauna Rhea ameri- Mergus cana + „ Darwini | EM) „ Darwini Anser Rhea macro- : Casarca rhyncha, „ macro- | Anas links, hat0S rhyncha Spheniscus | rechts: 0 Aus diesen Tabellen können folgende Schlüsse gezogen werden, unter Berücksichtigung der Veränderlichkeit der sacralen Wirbel. S. Holzschnitt auf S. 415. 1) Dasjenige Verhalten der letzten Ischiadicusstämme, aus dem das aller übrigen Vögel ableitbar erscheint, zeigt die Formel + - + aan. Drei mit lateral- ventralen Fortsätzen versehene Wirbel sind noch vor- handen bei Corythaix, Didunenlus, Grus, Tetrapteryx. Vögel. 415 2) Durch Assimilation des untersten Wirbels B, an die sacro-caudalen Wirbel, bleiben nur die beiden oberen als „sacrale“ Wirbel erhalten. Hieraus ergiebt sich [ + 3%. 3) Durch Assimilation des obersten Wirbels A an die Vertebrae ischiadicae, was bei der Mehrzahl der Vögel der Fall zu sein scheint, erhalten wir + = 4) Durch Assimilation des unter S gelegenen Wirbels C erhalten wir u aus dem 3. Fall + . wie häufig vorkommt. Die Reduetion der Fort- sätze dieses untersten Wirbels ist angedeutet bei Cypselus, Podargus, Treron, Goura, Carpophaga. 5) Aus + = entsteht durch Verlust der vom Pl. pudendus zum Pl. ischiadieus aufsteigenden Verbindung die Formel 0 S’. Dies deutet eine c m O Dr ‚ERe. rn B R =; S Be ie a 1 . +a en - r 5 08° -H =? Zusammenziehung des Pl. ischiadicus an, der sich gleichsam vom Pl. Mn : Su. pudendus zurückzieht. Der Nerv in der Formel = wird dann nach Ver- lust der Verbindung zu.«. Hierdurch ist eine Verminderung der Zahl der Ischiadicusstimme verursacht, und in der That besitzen alle zur Gruppe 0 S° gehörigen Vögel nur 5 Ischiadieusstämme. Die nächsten Verwandten der zu dieser Gruppe gehörigen Arten und Gattungen haben die Formel N + 5 aus der wir sie ja ableiten. Alles dies scheint eine kopfwärts gerichtete Wanderung des Beckens (nebst Verkürzung der Wirbelsäule ?) anzudeuten. Reduction der Fortsätze des oberen der vorhandenen Sacralwirbel ist häufig erkennbar. So bei einem Exemplar von Gallus bankiva, bei einem Huhn der Dorking Rasse, auf der linken Seite bei einem Pavo eristatus, bei Phasianus swinhoi, Crax Alberti und bei Megacephalon Maleo. Ich halte diesen Wirbel für den Wirbel ©. 6) Bei Rhamphastus, Colymbus, Chionis, Charadrius, Scolopax zeigt sich Reduction der Seitenfortsätze häufig an dem unmittelbar über S ge- legenen Wirbel; entspricht dieser in solehen Fällen dem Wirbel B, so führt seine selten ganz stattfindende Assimilation an Vertebrae ischiadicae 416 Rückenmarksneryen. Zusammenstellung der hauptsächlichsten Formen des Beckenplexus, mit besonderer Rücksicht auf die Stellung des N. sacralis und des N. furcalis. Die Ausbildung der echten Sacralwirbel‘ ist durch den Druck hervorgehoben. 0 —= N. obturator. x = der auf Taf. XXIIIe, Fig. 1 mit n. x bezeichnete Nery. 1. Corvus corax. 2. Bucoryus abyssinieus. 3. Corythaix persa. 4. Pelargopsis javana. 5. Podargus Ouvieri. 6. Domicella atricapilla. 7. Pandion. 8. Bubo maximus. 9. Spizaetos orient. 10. Crax globieera. 11. Pelecanus. 12. Ardea stellaris. 13. Phoenicopterus roseus. 14. Gyus canadensis. 15. Gallus bankiva. 16. Golymbus. 17. Larus marinus. 18. Chauna chavaria. 19. Casarca rutila. 20. Spheniscus demersus. Vögel, 417 D 77% \ zu der seltenen Formel + ,„, z.B. bei einem Exemplar von Euplocamus praelata und Uria troile. 7) Das bei Bubo maximus und Falco peregrinus angetroffene Ver- hältniss, « + = lässt sich durch starke Kopfwärtswanderung des Beckens erklären, ohne eingetretenen Verlust der Nervenverbindung zwischen den beiden Plexus. 85) Rhea und Casuarius zeigen eine bedeutende Assimilation post- sacraler Wirbel in Vertebrae ischiadieae, d. h. Vermehrung der Stämme des Ischiadieusplexus durch starke caudalwärts gerichtete Ausdehnung des Beckens, was vielleicht mit der vorwiegenden Entwicklung der hin- teren Extremitäten in Zusammenhang gebracht werden kann. Ein Beweis für Rückwärtswanderung ist Rh. macrorhyncha*). ‘ Vergleichung mit Reptilien deutet an, dass „ + a als das älteste 2 Verhalten anzusehen ist. Das Verhältniss + 2 würde dann zeigen, dass bei den Vögeln das Becken sich schon früh mit dem unter S gelegenen Wirbel C verband, sodass drei echte sacrale Wirbel entstanden, was dann bei Assimilation des Wirbels A auch ‚wieder auf eine stärkere Ausbildung und Vermehrung der Ischiadicusstämme herauskommt; hierbei wurden erklärlicher Weise die Seitenfortsätze der Wirbel in der Ischiadicusregion hinderlich. Die Vogelwirbel A und B würden demnach den beiden sacralen der Reptilien entsprechen. Schliesslich folgt, dass fast allgemein, d. h. bei 97 °/, der untersuchten Arten, der Wirbel B als echter Sacralwirbel vorhanden ist, und dass er stets über dem N. bigeminus liegt, ausser wenn die Verbindung zwischen Pl. ischiadieus und Pl. pudendus verloren gegangen ist. Der Vogel- wirbelB entspricht daher wahrscheinlich dem zweiten Sacral- wirbel der Reptilien und dem einzigen der Amphibien. Taxonomisch scheint sich der Beckenplexus nur in geringem Maasse verwerthen zu lassen, obgleich sich manche interessante Andeutungen daraus ergeben.-Die echten Corvidae weichen von den Austrocoraces ab; die letzteren schliessen sich an die Laniidae. Die meisten Passeres, Coecygomorphae und Cypselomorphae stimmen mit einander überein. Pandion reiht sich auch hier an die Eulen, wäh- rend Cathartes sich den sehr gekennzeichneten Hühnern anschliesst. Tauben und Papageien sind im Wechsel begriffen, wie auch ihre Myologie und Angiologie zeigen. Eine vielleicht zu vermuthende Aehnlichkeit der Caprimulginen mit den Eulen lässt sich nicht nachweisen. *) 255b. Gadow, On the anatomical differences in the three species of Rhea. Proc, Zool. Soc. 1885, p. 308—322. Broun, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4 27 418 Gehirnnerven. Störche und Flamingos haben ähnlichen Bau, auch hinsichtlich der Stellung des N. furcalis, worin sie von den Lamellirostres unbedingt ab- weichen. Die Steganopodes sind den Reihern ähnlich, und die Möven reihen sich leicht an Alea, Uria und die kleineren Sumpfvögel. Der Plexus eruralis. Der vorderste am Cruralplexus betheiligte Spinalnerv ist meistens gespalten, da er Theile der Bauchmuskeln ver- sorgt; der folgende Spinalneryv gehört ausschliesslich dem ÜUruralgebiet an, wenn der Plexus überhaupt aus 3 Stämmen besteht, was für die über- wiegende Mehrzahl der Vögel der Fall ist. 4 Stämme scheinen selten zu sein; ich fand sie nur bei Corythaix, Bubo, Crax, Numida, Phasianus, Carpophaga, Goura, Grus, Ciconia, Phoeniecopterus, Uria, Chauna, Rhea; nur bei Casuarius indieus waren der halbe 27. bis halbe 31. Spinalnerv, also 5 Stämme betheiligt. Auch nur 2 Stämme sind selten, z. B. bei Cracticus, Paradisea, Gymnorhina, Prosthemadera, Fringilla, Rhamphastus, Cypselus, Cacatua, Chrysotis, Turtur, Sula, Sterna, Mergus. Individuelle Schwankungen kamen jedoch oft vor. Der N. furealis tritt meistens zwischen den beiden letzten typischen lumbo-sacralen Wirbeln aus. Da aber nachweislich der letzte dieser Wirbel häufig durch Verlust seiner Fortsätze den V. ischiadicae assimilirt wird, so wird der zugehörige Nerv scheinbar herabgerückt und ‘gehört dann mehr dem Pl. ischiadieus an; in diesen Fällen verläuft die Verbindung schräg aufwärts zum Pl. eruralis, anstatt umgekehrt abwärts über die Knochenbrücke zum Ischiadieus. Solches Verhalten wurde bei 35 aus 76 Arten beobachtet und betraf, wie die Tabelle zeigt, hauptsächlich die Coceygomorphen, Papageien, Hühner und Sumpfvögel. Nur bei dem einen Falco peregrinus war der N. furcalis zum zweitobersten Ischiadieusstamm geworden und nur bei Phasianus impeyanus zum vorletzten interlumbo- sacralen Nerven. Der N. obturator ist ein mehrwurzeliger, sich ventral aus den Cruralstämmen ablösender Stamm, welcher dann schräg an der Innen- fläche des Beckens herabläuft, darauf den M. obturatorius versorgt, dann durch das vom Os pubis und Os ischii gebildete Foramen obturatum tritt und schliesslich die Mm. aecessorii M. obturatoris und den M. pub- ischio-femoralis innervirt. Vergl. S. 135. — Als Regel gilt, dass dieser Nerv seine hinterste Wurzel aus dem N. furcalis erhält; bei den meisten Vögeln erhält er dann nur noch eine zweite, seine vordere, aus dem Hauptstamme des Pl. eruralis. Nur bei Crax Yarrelli, einer Uria troile, manchmal bei Gallus, bei Pelecanus und Cygnus, Rhea und Struthio hatte er drei Wurzeln; bei Casuarius deutlich vier, die aus dem 28.—31. Spinal- nerven kamen. Selten ist der N. furcalis nicht mehr an dem zweiwurze- ligen N. obturator betheiligt; dies betrifft meistens Fälle, wo der N, fur- ;alis herabgerückt ist oder wo eine derartige Veränderung gerade vor sich geht (Numida, Crax, Euploeamus, Phasianus, Sula, Ciconia, Totanus, Alca, Pe Chauna). Nur einmal, bei Phoenicopterus roseus hatte der N. obturator nur eine Wurzel; sie kam aus dem praefurcalen Stamme. Vögel. 419 Das Verbreitungsgebiet des Plexus eruralis. Die oberen oder vordersten Zweige innerviren den M. sartorius; ein starker Stamm tritt dann zwischen diesem Muskel und dem M. ilio-trochant. post. (No. 29) nach aussen durch, als ein die äussere Oberschenkelfläche versorgender N. eutaneus. Ein Hautnerv für die Vorderfläche des Schenkels ist auf Taf. XXIII e, Fig. 1 abgebildet. — Aus der mittleren oder Haupt- masse des Cruralplexus werden zuerst mehrere kurze Aeste zu den Mm. ilio-troehanteriei (No. 29 + 31) entsendet. Zwischen dem M. sartorius und dem M. 29 II tritt dann ein Nerv nach aussen durch, um sieh über den M. femoro-tibialis hinweg zum M. ilio-tib. ant. ext. (No. 34, D s. Fig. 4, Taf. XXlIIe zu begeben; ihm ist ein Hautast beigemischt. — Die übrige Masse der Cruralnerven tritt, schräg distalwärts verlaufend, auf der inneren und vorderen Seite des Oberschenkels in die dort befindlichen Muskeln (M. ilio-femoralis, M. ambiens und M. femori-tibialis). Ausser dem N. obturator, dessen Gebiet und Verlauf sehon oben be- sprochen wurde, entsendet der Cruralplexus noch einen eigenthümlichen Nervenstamm. Derselbe, wie in Fig. 1 und 3 Taf. XXIIle und Fig. 6 Taf. XXIII a abgebildet, giebt gleich am Anfange einen schwachen Zweig an den kleinen M. ilio-femoralis internus (No. 31) ab, geht dann zwischen diesem Muskel und dem Collum femoris hindurch, an der Innen-Hinter- fläche des Schenkels, median vom M. pub. isch. fem. (No. 43) zur Innen- fläche des Knies, wo er sich in mehrere Aeste theilt; von diesen gehen einige zum Periost der Innenfläche des Caput tibiae und dem Lig. laterale internum, zum Periost des Condylus internus femoris und bisweilen zum oberen Theile des Cap. int. M. gastroenemii; der Haupttheil des Nerven läuft als cutaner Nerv an der Innenfläche des Unterschenkels herab. Ein solcher Nerv findet sich wohl bei allen Vögeln. Ruge (Unter- suchung über die Extensorengruppe am Unterschenkel und Fusse der Säugethiere. Morpholog. Jahrb. Bd. IV. S. 592 ff.) hat auch bei den Mono- tremen einen solchen Cruralast gefunden, der sich an der Innervation der Unterschenkelmuskeln, sowie an der Versorgung der Haut des Fusses betheiligt. Bei den Marsupialiern kommt ein solcher Nerv nicht mehr vor. Bei den Reptilien fand ich ihn nur bei Crocodilen, nicht aber bei Eidechsen und Schildkröten. Der Plexus ischiadieus. An der Bildung dieses Plexus sind ebenso häufig 5 wie 6 Wurzeln betheiligt; 7 Wurzeln fand ich nur bei Ardea, Mergus, Scolopax, Rhea und Struthio; 8 Wurzeln, die grösste bisher be- kannte Anzahl bei Casuarius. Nur 4 oder sogar nur 3 Wurzeln besass Falco peregrinus. Ein Wechselverhältniss zwischen der Zahl der Ischia- dieusstämme und denen des Cruralplexus scheint nicht vorhanden zu sein. Das Verhalten des N. furealis wurde schon oben besprochen und ist auch 420 Gehirnnerven. aus der Tabelle ersichtlich. Dasselbe gilt vom letzten Ischiadicusnerven, S, Ausser bei einigen Papageien und bei Turtur ist die Verbindung mit dem Plexus pudendus nur bei Rasores, Sumpfvögeln nebst nahen Ver- wandten und theilweise bei Rhea gelöst; ausgedrückt durch die Formel 08%, #08 oder OS. Die Verbindung zwischen diesen beiden Plexus ist übrigens häufig nur sehr dünn und lang ausgezogen. Es ist bemerkens- wert, dass in den meisten Fällen, in welchen die Verbindung sehr dünn ist, dieselbe den zum Ischiadieusstamm tretenden Stamm betrifft, nicht etwa den abwärts zum Pl. pudendus laufenden Ast; letzteres fand ich,nur selten; bei Carpophaga, Numenius, Colymbus, Uria, Spheniseus; ersteres dagegen bei den Corvidae, Laniidae, Domicella, Chrysotis, Corythaix, Bu- corvus, Numida eristata, Euplocamus, Larus, Uria, Ardea, Procellaria, Anser, also gerade bei solchen, deren nächste Art- oder Gattungsver-. wandten sich durch Verlust der Verbindung (Formel 0 S°) auszeichnen. Das Verbreitungsgebiet des Plexus ischiadieus. Die Wurzeln des Plexus vereinigen sich zu dem starken Ischiadieus- stamm. Ihering behauptet, dass nach seinen Untersuchungen, ‘die „aller- dings nicht zahlreich genug, um dieses Verhältviss als ein ganz constantes zu erweisen“, ein bemerkenswerther Unterschied zwischen Vögeln und Reptilien darin liegt, dass bei ersteren der obere Ast des N. bigeminus nur zum M. glutaeus, nicht auch in den Stamm des N. ischiadicus Fasern sendet. Es würde sich sehr schwer nachweisen lassen, ob der betreffende Ast mit dem Ischiadieusstamm nur auf eine kurze Strecke vereinigt ist und ihn dann wieder ganz verlässt. Bei Spizaätos, Gallus und Penelope war jedenfalls der eintretende Stamm stärker als der austretende. Bei den meisten Vögeln lassen sich überhaupt die beiden letzten Ischiadieus- wurzeln von den übrigen unterscheiden; sie scheiaen hauptsächlich für die Mm. caud. ilio-femoralis, caud. il. flexorius und ischio-flexorius, Mm. No. 386— 838, bestimmt zu sein, d. h. für die aus der caudalen Rumpf- Becekenmuskelmasse hervorgegangenen Muskeln. Diesen hintersten Nerven sind stets Hautäste beigemischt; einer geht zur Hinterfläche des Unter- schenkels, andere liegen der Aussenfläche des Os ischii unmittelbar auf, werden also vom M. No. 36 bedeckt, und kommen schliesslich am ventral- distalen Beekenrande zum Vorschein, um unter theilweisem Anastomosiren mit Aesten des Plexus pudendus, mit verhältnissmässig vielen Aesten die Haut der seitlichen Schwanzgegend zu innerviren (Taf. XXIII a). Diese peripberen Anastomosen erklären vielleieht die Häufigkeit, mit welcher die Verbindung zwischen Pl. pudendus und Pl. ischiadieus innerhalb des Beckens aufgehoben ist. Der Hauptstamm des N. ischiadicus tritt dicht hinter dem Antitrochanter des Ilium aus dem Beeken und giebt dann Zweige an den kleinen M. ilio- femoralis externus (No. 30; Taf. XXIILa, Fig. 1), darauf einen Zweig, nebst Hautast, an die postacetabulare Portion des M. iliotibialis (No. 34, II). Vögel. 431 Der Hauptstamm geht lateral von den Muskeln No. 36, 37, 38, 43, medial von den Muskeln No. 34 III und 39 zum Unterschenkel. Bis zur Hälfte dieses Weges besteht er aus zwei mehr oder weniger trennbaren, dem Oberschenkel und den grossen Blutgefässen parallelen Stämmen, und giebt dann einen nach dem Oberschenkel gerichteten kleinen Zweig an den M. accessorius des M. No. 37; weiter abwärts geht ein langer, dünner Nerv zur Aussenseite des Kniegelenkes, und endlich ein lateral vom Muskel No. 39 durcehtretender Hautnerv zur Hinter- und Aussenfläche des Unter- schenkels; bisweilen scheinen diesem Zweige motorische zum Cap. ext. M. gastroenemii gehende Fasern beigemischt. In der Kniekehle angekommen, theilt sich der N. ischiadieus mit grosser Regelmässigkeit in drei Theile. Der erste (Stamm ]) ist der stärkere und geht zusammen mit der Sehne des M. iliofibularis durch die auf S. 168 beschriebene Sehnenschlinge, um dann, der Aussenfläche der Fibula lateral aufliegend, nach aussen von den Muskeln No. 52a + b und dem Cap. ext. M. gastrocnemii bedeckt, die drei auf der Vorderseite des Unterschenkels liegenden Muskeln (No. 45, 46, 47) zu innerviren. Hierauf spaltet sich der Nervenstamm in zwei: Der N. peroneus superficialis läuft, zuerst mit dem N. per. profundus zu einem schwer trennbaren Doppelstrange verbunden, aussen und vorn in der von der Tibia und Fibula gebildeten Rinne liegend, nach aussen vom M. 47 bedeckt, den Unterscheukel hinab, geht näher der Fibularseite über das Lig. transversum und das Intertarsalgelenk hin- weg, durchbohrt den Ursprungstheil des M. 55, sendet einen kurzen Zweig zur Tibialseite des Metatarsus, innervirt darauf den M. 57 und endigt als Hautnerv der sich gegenüber liegenden Seiten der dritten und vierten Zehe. Der N. peroneus profundus trennt sich vom vorigen, verläuft zwischen den Sehnen der Muskeln No. 45 und 46, tritt mit der Endsehne des letzteren unter dem Lig. transversum hindurch und dann ebenfalls auf die Vorderfläche des Metatarsus, woselbst er die Muskeln No. 55 und 56, theilweise auch No. 58 innervirt. Der Rest innervirt den Malleolus, nebst Bändern der dritten Zehe, die mediane Seite der zweiten, und als Hautnerv das Interstitium der dritten und vierten Zehe. Ein dritter langer Nerv löst sich von dem Stamm I bald nach dessen Durchtritt durch die Sehnenschlinge ab und tritt zwischen dem innern und vordern Kopfe der Muskeln No. 5la -+ b nach aussen, wird von dem M. No. 52 bedeckt und läuft an der Hinter- und Aussenfläche. des M. 53 abwärts (also durch die Fibula von den beiden Peronealnerven getrennt). In eine Scheide eingeschlossen, tritt er dann über den Aussen- Hinterrand des Intertarsalgelenks und innervirt die dortigen Sehnen- scheiden, worauf der Haupttheil auf der Hinterfläche des Tendo Achillis in eine Scheide eingeschlossen, zwischen der Vereinigung der Sehnen des M. 5la und der fibularen Endsehne des M. 47 hindurchtritt. Unmittelbar dem Suleus metatarsi auf der Plantarseite und dem dort entspringenden 4223 Gehirnnerven. M. 63 aufliegend, bleibt er in der Tiefe und wird dabei seinerseits von der Sehne des M. 53 bedeckt. Er innervirt ausser dem Periost der Aussen- fläche des Metatarsus sämmtliche plantare kurze Fussmuskeln und strahlt dann auf die Plantarflächen der drei vorderen Zehen aus (Fig. 7, Taf. XXIII). Die nieht durch die Sehnenschlinge gehenden Nervenstämme des N. ischiadieus können in eine mediale und eine laterale Portion gesondert werden. Der mediale (Stamm I) löst sich sehr bald in viele Zweige auf, die zu den meisten auf der Hinter- und Innenseite des Unterschenkels liegenden Muskeln treten: No. 44 (Popliteus); 53, 50 und die Pars interna et media des M. gastroenemius. Ausserdem entsendet der Stamm II noch einen starken und langen Nerven abwärts. Er läuft neben der Sehne des M. plantaris (50) lang und liegt der hinteren medialen Kante der Tibia unmittelbar an. Er versorgt den inneren medialen und hinteren Theil der auf dem Inter- tarsalgelenk befindlichen Sehnenscheiden, hauptsächlich aber das hintere, mediale Tarsalperiost und die Haut, indem er ausserhalb der medialen, den Metatarsus hinab sich erstreckenden Insertion des Tendo Achillis lang läuft. Casuarius zeichnet sich noch durch einen fünften langen Nerven aus. Derselbe (e) entspringt ebenfalls aus dem zweiten Stamme, liegt aber in seinem proximalen Verladfe mehr lateral, indem er nur vom Cap. ext. M. gastroenemii bedeckt wird, und neben der Vena saphena lang läuft. Er giebt darauf einen kurzen Hautast zur Innenseite des Intertarsal- gelenkes ab, während sein Haupttheil an der Tibialseite das Gelenk pas- sirt und dann, ebenfalls subeutan, an der Tibialseite der muskellosen Sehne des M. 59 herabläuft und schliesslich die beiden plantaren Muskeln No. 58 und 60 innervirt. Dieser Nerv vertritt also, verglichen mit dem Verhalten der anderen Stämme von Rhea (Taff. XXIII» ‘) nach seinem Endverlaufe den dritten, langen Nerven des Stammes I auf der Plantar- seite des Metatarsus; da er aber nicht durch die Sehnenschlinge geht, so stösst die Annahme, er sei ein abgetrennter, eigentlich dem Stamme I zugehöriger Nerv, auf Schwierigkeiten. Der laterale (Stamm III) innervirt mit einem inneren absteigen- den Aste den Complex der Mm. perforati digitorum, No. 51, und mit einem äusseren Aste das Cap. ext. M. gastrocnemii und die Mm. perfo- rantes et perforati, No. 52. Der Plexus pudendus setzt sich aus den caudalwärts vom Pl. ischiadieus austretenden ventralen Stämmen der Spinalnerven zusammen; diese sind schräg distalwärts gerichtet und anastomosiren häufig mit ein- ander, und besonders am Rande des Scham- und Sitzbeines auch mit den aufder Aussenfläche des Sitzbeines herabsteigenden Aesten des Pl. ischiadieus. In Bezug auf die Verbindung des Pl. isehiadieus mit dem Pl. pudendus vergl. weiter oben. Bei Rhea verbindet sich dieser Bigeminusast mit den beiden ersten Stämmen des Pl. pudendus zu einem starken Strange, der in Folge der Vögel. 423 eigenthümlichen Verwachsung der Sitzbeine mit einander aus der Tiefe aufsteigt, um den vorderen Rand der Symphyse dieser Knochen herum- biegt und so auf die ventrale Fläche der vereinigten Sitzbeinplatte ge- langt, auf dieser Fläche lang läuft und sich zu den Seitwärtsbeugern des Schwanzes begiebt. Häufig sind alle Stämme des Pl. pudendus tief in die Nieren eingebettet. Sie innerviren die Mm. pubi-coceygei, No. 26 und 27, und den M. ileo-coceygeus, ausserdem den M. sphineter ani, den M. transverso-analis, No. 22 und die von diesen Muskeln ableitbaren Muskeln der Begattungsorgane. Auch die Haut der Analgegend wird vom Pl. pu- dendus versorgt. Die dorsalen Aeste der Spinalnerven im Bereiche des gesammten Beckens sind gemäss der völligen Reduction dorso-spinaler Muskeln sehr schwach; sie beschränken sich auf vaso-motorische und sensible Elemente. Die betreffenden Aeste treten im hinteren Abschnitte des Beckens auf dessen Dorsalfläche. Die eaudalen Spinalnerven sind schwach; im Bereiche der zur Schwanzplatte vereinigten Wirbel verschwinden sie. Ihre dorsalen Aeste innerviren den M. levator coceygis, No. 24, ihre ventralen den M. depressor coeeygis, No. 25. Sinnesorgane. Das Sehorgan ‘oder Auge. (Taf. XLV.) Ausser den allgemeinen Werken von Balfour, Cuvier, OÖ. Hert- wig, Meckel, Owen, Stannius, Tiedemann und Malacarne, Lit. No. 189 sind für die Anatomie des Auges zu erwähnen: 256. Bonsdorff, E. J., Om den olika fysiologiska hetydelsen af de sä kallade fria och med tappar (coni) förenade stafvarne (bacilli) i ögats retina: Ocfvers. Finsk. Vetensk. Soc. Förhandl. V. 1863. p. 184—185. 56a. Boll, F., Die Thränendrüse. In Stricker’s Handbuch der Gewebelehre. 257: Bruecke, E., Ueber den Musculus Cramptonianus und über den Spannmuskel der Chorioidea. Müller’s Archiv. 1846. S. 370. 258. - Ueber einen eigenthümlichen Ring an der Krystalllinse der Vögel. ibid. 1847. S 477—478. Mit Abbildungen. 259. Bruhin, Th. A., Die Iris der Vögel, insbesondere der Raub-, Sumpf- und Schwimm- vögel der deutschen Fauna, als unterscheidendes Merkmal der Arten, des Alters und Geschlechtes. Zoolog. Garten 1870 p. 290—295 (Giebt die Farbe der Iris). 260. Calori, Luigi, Origini dei nervi ottici. Mem. Accad. Scienz. Bologna. 3* Ser. T. I. 1871. p. 513—527. 1 Tar. 261. Canfield, Vergleichend anatomische Studien über den Accommodationsapparat des Vogel- i auges Archiv. f. mikrosk. Anat. XXVII. 1886. S. 121—170. 3 Taf. 262. — —— Ueber den Bau der Iris. Dissertat. 29 S. Berlin. Hirschwald. 263. Carriere, J., Die Sehorgane der Thiere vergleichend anatomısch dargestellt. s% München 1885. Mit 147 Abbildungen und 1 Taf. 264. Coues, Elliot, Bird’s-eye views. American Naturalist. 1368. p. 505 —513. 1869. p. 571—583. Eine populäre Beschreibung des Vogelauges. 265. Crampton, W., The description of an organ, by which the eyes of Birds are accommodated to the diflerent distances of objects. Ann. of Philos. Vol. I. 1813. p. 170 bis 174. Mit Taf. 266. Denissenko, .G., Ueber den Bau und die Funktion des Kammes im Auge der Vögel. Arch. mikr. Anat. XIX. p. 733— 740. 267. Desmoulins, A., Mömoire sur le rapport qu’a l’etendue des surfaces de la rötine et du nerf optique des oiseaux avec l’&nergie et la portce de leur vue. Bull. Science. Soc. Philom. 1823. p. 69—71. Sinnesorgane. , Dogiel, Ueber den Musculus dilatator pupillae. Arch. f. mikrosk. Anat. 1870 (VD) S. 69. — Neue Untersuchungen über den pupillenerweiternden Muskel der Säugethiere und Vögel. Archiv f. mikrosk, Anat. XXVII. 1886. S. 91—121. 2 Mar. ‚ Exner, $., Ueber die Function des Musculus Cramptonianus. Sitzber. K. Akad. Wiss, Bd. 85. Abth. III. 1882. Mit 1 Taf. , Geberg, A., Ueber die Nerven der Iris und des Ciliarkörpers bei den Vögeln. Internat, Monatsschr. f. Anat. u. Histol. I. p. 7—52. 3 Tafeln. . Gemminger, M., Ueber eine Knochenplatte im hintern Scleroticalsegment des Auges einiger Vögel. Zeitsch. f. wiss. Zool. 1853. p- 215—220. Mit Taf. . Giebel, €. G., Ueber den Scleroticalring, den Fächer und die Harder'sche Drüse im Auge der Vögel. Zeitsch. f. d. gesammt. Naturw. Bd. 9. 1857. p. 338—419. Mit 3 Taf. . Hannover, Entdeckung des Baues des Glaskörpers. Archiv f. Anat. u. Physiol. 1845. S. 467. — Das Auge, Beiträge zur Anatomie, Physiologie und Pathologie dieses Organes. 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Voigt's Magaz. Bd. II. 1800, p. 113—117; und Bd. IV. 1802. p. 708—110. 297. Wuerdinger, L., Ueber die vergleichende Anatomie des Ciliarmuskels. Zeitschr. f. vergl. Augenheilkunde. IV. 1886. 121—137. 298. Zeglinsky, N., Experimentelle Hereagehunest über die Irisbewegung. Arch. f. Anat. u. Phys. Phys. "Abth. 1885. S. 1—36. Taf. I. (Taube und Huhn). Das Auge der Vögel hat durch R. Leuckart (Lit. No. 282) eine so erschöpfende vergleichend anatomische Behandlung erfahren, dass die folgende Beschreibung zum grossen Theile auf Protessor Leuckart’s Werk beruht; im besonderen gilt dies von Sklera und Cornea, Chorioidea nebst Strahlenkörper und Linse. Heinrich Müller lieferte sehr genaue Untersuchungen über die Retina und über die Irismuskeln, während wir Nitzsch und Giebel die specielleren Verhältnisse von Kamm und Knochenring verdanken. Mit der Grösse der Augen wächst die Grösse des möglichen Gesichts- bildes, mithin die Sehschärfe. ‘Die Grösse der Augen der Vögel ist im Verhältniss zu denen der Säugethiere und Reptilien sehr beträchtlich. So besitzt nach Leuckart der Waldkauz Augen, die reichlich ein Drittel des gesammten Kopfes wiegen, (12.6:40 g); ähnlich verhält sich Cypselus (13:38 8). Bei der Rauchschwalbe, Hirundo rustica, wiegen die Augen (0.65) ungefähr den dreissigsten Theil des gesammten Körpers. Tiede- mann giebt folgende Verhältnisse des Gewichtes beider Augäpfel ohne Muskeln und ohne Sehnerven zu dem des ganzen Körpers: Ulula aluco wie 1:32; Falco tinnunculus 1:35; Upupa 1:45; Pica caudata 1: 72; Pieus major 1:56; Pavo eristatus 1: 326; Anser einereus 1: 567. In allgemeinen besitzen Raubvögel, besonders aber auch Nachtvögel die grössten Augen, Wasser- und Sumpfvögel die kleinsten. Die Form des Augenkörpers weicht = den Vögeln sehr bedeutend von ber Kugelform ab, wie aus den Abbildungen (Taf. XLV) ersichtlich ist. Trotzdem weicht der sagittale Durchmesser, Achse, oft nur wenig vom grössten horizontalen Querdurchmesser und dem verticalen Durchmesser ab. Es finden sich darüber Angaben von Cuvier, Soemmering, Treviranus, Müller, Leuckart. Es betragen nach letzterem: Achse od. Sagittaler Horizontaler Verticaler Durchmesser in mm Durchm. in. ınm Durchm. in mın Buhp maximus.s, 40. Wi. Kı039 41.5 35 Aquila haliaötos. . . . . . 30 33: 31 Buten- yulyarisy - -- Mir et 21 19 Anass haschas:) 22.1.7 4777.12 16 15 Ardea nycticorax . . . . . -16 22 21 Psittacus acaranga. . . . . 15 — 19 Düsstardape ve er 731029 BE 31 Struthio camelus . . . 41 45 42 Am Augapfel lassen Sch a durch Krümmung und Form von ein- ander verschiedene Abschnitte unterscheiden. Ein hinterer, der sog. Augengründ, der den zweiten Theil der undurchsichtigen Augenhaut 426 Sinnesorgane. 6 ® (Sklera) repräsentirt; ein vorderer, der von der durchsichtigen Hornhaut (Cornea) gebildet wird, und ein Verbindungstheil, der sog. Suleus corneae, der histologisch zur Sklera gehört und deren vorderen, eingeschnürten Rand darstellt. Hornhaut und Augengrund erscheinen als ellipsoidisch gekrümmte Flächen, während der Verbindungstheil einen ring- oder triehterförmigen Gürtel bildet, der die Bestimmung hat, das vordere und hintere Segment des Auges in bestimmter Entfernung auseinander zu halten und gewissen Apparaten im Innern zur Anheftung zu dienen. Die Krümmungsradien der Cornea und des Augengrundes sind ver- schieden; bei den Vögeln und Säugethieren ist die Krümmung der Cornea die stärkere. Beim Strauss betragen die betreffenden Radien 11 und 22 mm; beim Uhu 12 und 24 mm. Der Verbindungstheil ist am längsten, und dann wie das Rohr eines Opernglases ausgezogen, bei den Eulen. Er ist am kürzesten und flachsten bei den Wasservögeln und Straussen, die auch den relativ kleinsten Sagittaldurchmesser haben, ohne dass dabei jedoch die rinnenförmige Buchtung völlig verloren ginge. Auch die scharfe Begrenzung gegen den Augengrund bleibt beständig; sie wird im Ganzen sogar um so auffallender, je mehr der Verbindungstheil sich ab- flacht und dabei der Winkel, unter dem derselbe in den Augengrund übergeht, sich verkleinert (s. Auge des Schwans). Bei der Mehrzahl der Vögel repräsentirt der Augengrund übrigens weniger als eine Hemisphäre, sodass der Mittelpunkt des Krümmungsradius nach vorn in den Ver- bindungstheil emporrückt. Beim Uhu bis nahezu in die Mitte der Linse. 2. Sklera und Cornea. Die Aussenwand des Augapfels besteht aus einer bindegewebigen Membran von ziemlicher Dicke. Die Cornea ist ganz durchsichtig und farblos, während „die Sklera undurchsichtig und von gewöhnlich weisser Farbe ist. Diese undurchsichtige Haut giebt dem Auge seine charak- teristische Gestalt, verleiht ihm Festigkeit und dient den Augenmuskeln zum Ansatz. — Genetisch bildet die äussere Sklera die Fortsetzung der Dura mater-Scheiden des Sehnerven; eingelagert in diese Bindesubstanz ist Knorpel, wie bei allen übrigen Wirbelthieren ausser den Säugern; an gewissen Stellen verknöchert dagegen die Hornhaut. Die nicht knorpeligen oder nicht verknöcherten Theile der Sklera werden von viel. fach sich kreuzenden Faserzügen gebildet. Mehr radiär verlaufende Fibrae areuatae verbinden die tieferen Gewebsschichten direkt mit den mehr oberflächlichen. Von Verknöcherungen findet sich eine, von sehr unregelmässiger und wechselnder Gestalt, welehe den Durchtritt des Sehnerven umfasst und in die Sklera eingelagert ist. Dieser hintere Skleroticalring findet sich be- sonders bei den Spechten und Singvögeln, jedoch auch bei anderen, z. B. beim Thurmfalken. Er dient wahrscheinlich zum Schutze des Schnerven., Vögel. 4927 Eine andere, weit ausgedehntere und sich auf alle Vögel beziehende Verknöcherung bildet den vorderen Skleroticalring. Die ihn zu- sammensetzenden knöchernen Schuppen bilden sich divekih ohne vorher- gehende knorpelige Unterlage. Dieser knöcherne Ring in der Sklerotiea ist etwas unregelmässig kreisrund. Alle möglichen Zwischenstufen von der flachen zur kegel- förmigen und eylindrischen Gestalt kommen vor. Desgleichen wechselt ‚die Dieke und die Verknöcherung der einzelnen Schuppen. Letztere legen sich mit ihren gewöhnlich verdünnten Rändern meistens dachziegel- förmig über einander; es kommen jedoch bei den meisten Vögeln einige ' Aenderungen vor, indem eine oder häufiger zwei Schuppen die Nachbar- \ Birne mit ihren Rändern bedecken, und eine oder zwei, seltener Mechie andere von den benachbarten bedeckt werden. Individuelle Ver- schiedenheiten sind häufig.| Die einzelnen Schuppen sind unregelmässig rautenförmig, der innere Rand ist schmäler als der äussere hintere; die FE enrander ea meistens gebogen. Die gewöhnliche Anzahl der Schuppen ist 13—15; die bisher be- kannten Grenzen sind 10 und 17. Individuelle Schwankungen der Zahl bei derselben Art, oder im rechten und linken Auge sind selten und ist meistens auf Zerspaltung einer Schuppe oder auf Verwachsung zweier benachbarten zurückzuführen. Die weiter unten folgende Tabelle giebt einige der von Nitzsch gefundenen und von Giebel veröffentlichten Verhältnisse. „Wir zählen die Schuppen von der ersten unten an der Aussenseite herum nach innen bis zum Ausgangspunkte der Zählung und bestimmen dadurch die Lage und Zahl der bloss deckenden und der ganz bedeckten.“ Giebel. Man ersieht daraus, dass der Knochenring wohl kaum von systematischer Be- deutung sein kann. Die Cornea ist nach Leuckart als ein eigentbümlich modifieirtes Segment der allgemeinen Augenhaut aufzufassen. Die Schichten und Bündel der Sklera setzen sich in das Gewebe der Cornea fort, nur besitzt letztere eine viel gleichmässigere und feinere Struktur, woher ihre Durch- sichtigkeit stammt. Anstatt einer lamellösen Anordnung der Bindegewebs- elemente der Cornea finden sich bei den Vögeln die in einzelnen Lagen über einander angeordneten meridionalen Bündel bogenförmig bald nach aussen, bald auch nach innen von dem gewöhnlichen Verlaufe abbiegend, und durch ihre Kreuzung ein Maschenwerk bildend, das dann zur Auf- nahme der bandförmig zusammengefügten Aequatorialbündel dient. Die lamellöse Anordnung hat hier einer unverkennbar plexusartigen Bildung Platz gemacht. (Leuckart.) ‘Auswärts ist die Cornea von der Conjunctiva oder Bindehaut über- zogen; sie bildet die ganz durchsichtig gewordene Fortsetzung der allge- meinen Körperhaut und sitzt der Cornea fest auf. Die Innenfläche der Cornea ist von einer strukturlosen Membran, der Membr. Descemeti, überzogen. Dieselbe wird als eine Fortsetzung der 428 Sinnesorgane. -( Chorioidea betrachtet, die durch Spaltung von der Iris sich abgetrennt habe. Gewöhnlich reieht die Sklera mit ihrer Aussenfläche über den Rand der Cornea, sodass dort das Bild einer Schuppennaht entsteht. Bei grösseren Raubvögeln ist der übergreifende Saum gelegentlich 2 mm breit und wurde irrthümlicher Weise als ein besonderes Gebilde (Ligamentum annulare ecorneae) beschrieben. Dass die Corneasubstanz trotz dieser scheinbaren Naht mit dem Bindegewebsskelet der Sklera in continuir- lichem Zusammenhang steht, ist von Leuckart nachgewiesen. Beim Bussard lässt sich der direkte Uebergang der Bündel aus der Sklera in die Cornea deutlich verfolgen. Die Grösse der Cornea ist am bedeutendsten bei den Eulen; ihr Durchmesser beträgt im allgemeinen die Hälfte des äquatorialen Augen- durchmessers; etwas mehr bei Eulen, Bussard, Reiher; etwas weniger bei Schwan, Trappe, Strauss. 3. Chorioidea mit Corpus eiliare und Iris. Die Membr. chorioidea, Gefäss- oder Pigmenthaut, ist eine gefässreiche, dünne Membran, welche die Innenfläche der Sklera über- zieht und durch eingelagerte Pigmentzellen eine dunkle Färbung erhält. Sie bildet die Fortsetzung der Pia mater des Sehnerven. Sie wird dem- gemäss von dem hindurchtretenden Sehnerven durchbrochen, und da dieser sich als Retina auf der Innenfläche der Chorioidea ausbreitet, so liegt letztere zwischen Sklera und Netzhaut. Nach vorn überragt die Chorioidea die Netzhaut, indem sie bis zum Rande des Verbindungs- theiles, also bis zur Hornhaut fortzieht. Hier biegt sie in einem Winkel von der Augenwand ab und verlängert sich in einen ringförmigen Vor- hang (Iris oder Regenbogenhaut), der über die äussere Rand- fläche der Linse hinaus frei in den vorderen Augenraum hineinhängt. Durch das in der Mitte dieses diaphragmaartigen Vorhanges bleibende Loch, die sog. Pupille, sieht man auf das dunkle Pigment der Gefäss- haut, von dem die meist sehr lebhaft auf der Vorderfläche gefärbte Iris gewöhnlich auf das Grellste absticht. Soweit die Gefässhaut dem Verbindungstheil aufliegt, trägt sie den Namen des Strahlenkörpers, Corpus eiliare; die Gefässhaut legt sich dort in zahlreiche mehr oder minder stark prominirende Radiärfalten zusammen. Der Strahlenkörper stellt einen ring- oder trichterförmigen Gürtel dar, der hinter der Iris um die Linse herumgreift, und in Ver. bindung mit der Zonula ciliaris zur Befestigung derselben beiträgt. Mit der anliegenden Augenwand ist der vordere Rand des Strahlen- körpers in einem ungewöhnlich festen Zusammenhange. Theilweise ein- gelagert in diese Verbindung (Ligam. eiliare älterer Anatomen) ist der für die Accommodation des Auges wichtige M. ciliaris. S. dort. Ab- gesehen von dieser Verbindung ist die Chorioidea mit der unterliegenden Sklera bis auf die Umgebung des Sehnerveneintrittes in einem nur Vögel. 429 lockeren Zusammenhange. Wie wir durch Schwalbe erfahren haben, schiebt sich zwischen diese beiden Häute ein spaltförmiger Lymphraum der bei den Vögeln nach Art der serösen Höhlen von zwei glatten Wänden begrenzt ist, sonst aber gewöhnlich von zahlreichen Strängen und Bändern durchsetzt wird, die nicht selten zu einem förmlichen Maschengewebe (Membrana suprachorioidea) heranwachsen. Was von diesem Gewebe beim Abziehen der Getässhaut auf der Sklera sitzen bleibt, wird gewöhnlich unter dem Namen der Lamina fusca zusammen- gefasst. Die Grundlage der Gefässhaut besteht aus sehr zarten Bindegewebe- fibrillen, nebst strukturloser Zwischensubstanz; letzterer sind farblose und pigmentirte Zellen eingelagert. Von den Gefässen haben die grösseren, Arterien und Venen, eine mehr oberflächliche, d. h. äusserliche Lage; das reiche Capillarnetz liegt ausschliesslich in der inneren Schicht; diese wird auf der der Retina zugekehrten freien scharfbegrenzten Fläche von einer Lage sechseckiger Pigmentzellen überzogen. In die Oberfläche derselben senken sich die Retinastäbchen ein, sodass diese von förmlichen sog. Pigmentscheiden umfasst werden. Der Zusammenhang der Pigmentlagen mit der Retina ist ein so inniger, dass beide auch dann mit einander verbunden bleiben, wenn man die Chorioidea von der Retina ablöst. Da ausserdem die Pigmentlage zusammen mit der Retina aus der primitiven embryonalen Augenblase hervorgeht, so wird die Pigmentlage jetzt all- gemein der Netzhaut zugerechnet. — Pigmentzellen sind übrigens auch in den mittleren und auch in den äusseren, der Sklera anliegenden Schichten der Gefässhaut enthalten. Ein Tapetum lucidum fehlt den Vögeln, wird‘ aber für den Strauss von Schröder van der Kolk und Vrolick als vorhanden angegeben. Es besteht aus einer metallisch glänzenden Schicht, welche nach innen vom Pigmente der Gefässhaut liegt. Bei Embryonen von Straussen konnte ich kein Tapetum finden; die Augen der Erwachsenen leuchten im Dunkeln nicht. Der Strahlenkörper (Corpus eiliare) ist bei den Vögeln sehr entwickelt, gemäss der Ausdehnung des Verbindungstheiles. Die Innen- fläche trägt eine strukturlose Glashaut von ziemlicher Dicke, die mit dem anliegenden Cylinderepitkel als eine Fortsetzung der Retina zu betrachten ist, deren Nervensubstanz mit scharfer Grenze am Hinterrande des Strahlenkörpers aufhört. Die ganze Innenfläche desselben ist, nach Leuckart’s Beschreibung ‚mit dichtgedrängten Falten besetzt, bei den grösseren Vögeln mit mehreren Hundert, die, an ihrem Ursprung nur niedrig, in Mitte der Fläche nicht unbeträchtlich sich erheben und schliess- lich in eine mehr oder minder stark prominirende Spitze auslaufen, welche an die Linsenkapsel sich anlegt. Zwischen je zwei solcher hohen Falten bleiben meist vier oder fünf kleinere. Unverändert laufen dieselben eine mehr oder minder lange Strecke nach vorn, bis sie schliesslich verstreichen, oder mit den anliegenden höheren Fortsätzen zusammenfliessen. Immer- 450 Sinnesorgane. hin aber beträgt die Zahl der letzteren bei grösseren Vögeln mehr als Hundert. Der freie Rand derselben enthält ein stärkeres venöses Gefäss, das durch fiederförmig aufsitzende Seitenzweige mit dem gegenüber- liegenden Basalgefäss zusammenhängt (Trappe)“. - „Eine eigenthümliche Modification erleiden diese blattartigen Er- hebungen bei den Raubvögeln dadurch, dass sich der freie Rand mit einer Doppelreihe kleiner Papillen besetzt, die je eine Gefässschlinge in sich einschliessen. Es ist besonders der vordere, dem Linsenrande an- liegende Abschnitt der Fortsätze, in dem diese Wärzchen zur Ausbildung kommen (Taf. XLV) und zu einem dicht gedrängten Kamm sich zusammenordnen, der fest mit der Linsenkapsel verwächst, und zur Auf- nahme derselben einen bogenförmigen Ausschnitt hat. Auf diese Weise liegt der Linsenrand förmlich eingefasst in einer Rinne, die von den Ciliarfortsätzen gebildet ist. Am ausgesprochensten ist diese Anordnung bei den Eulen (Fig. 2, Taf. XLV) bei denen auch das die Linse nach vorn überragende Ende der Ciliarfortsätze einen warzenförmigen Vor- sprung bildet, während es sonst (auch schon bei den Tagraubvögeln) in eine platte Spitze ausläuft.“ Leuckart hält es für höchst wahrscheinlich, dass der Strahlenkörper ausser zur Befestigung der Linse ganz besonders zur Ernährung derselben und des Glaskörpers dient, zumal da diese beiden Theile des Vogelauges eigener Gefässe entbehren. Wenn aber, wie bei Fischen und Schlangen, eine besondere Arteria hyaloidea für die Ernährung von Linse und Glas- körper vorhanden ist, so fehlt der Strahlenkörper fast immer. Unzweifelhbaft zur Ernährung des Glaskörpers dient ein anderes aus der Chorioidea. hervorgegangenes Organ, der Fächer oder Kamm (Pecten). Der Fächer findet sich bei allen Vögeln, mit Ausnahme von Apteryx; bei Reptilien ist er im allgemeinen schwach entwickelt, oder er fehlt gänzlich, wie auch bei allen Säugethieren und Amphibien. Die Fische besitzen im Processus faleiformis ein dem Fächer ähnliches Gebilde. Der Fächer entsteht entwickelungsgeschichtlich als eine Bindegewebs- falte, die, nahe der Eintrittsstelle des Sehnerven, keilförmig durch eine Spalte (Chorioidealspalte) der sog. seeundären Augenblase in deren Inneres hineinragt. Diese Lamelle ist in eine von 5—30 wechselnde Zahl von dicht aneinander liegenden Falten gelegt. Die Basis der Lamelle beginnt in der Nähe des Eintritts des Sehnerven und erstreekt sieh schräg vorwärts in einem nach unten und aussen gerichteten Bogen, entsprechend der Krümmung der Innenfläche des Bulbus. Im grossen und ganzen ist der Fächer keilförmig, an der Basis am dieksten und breitesten, am dünnsten und kürzesten an der Schneide; er ragt in den Glaskörper hinein gegen die Linsenkapsel hin, dieselbe bisweilen nahezu erreichend.. Nie jedoch ist er mit ihr verbunden. Von der breiten Seite gesehen, erscheint er meistens rautenförmig. i Vösel. 481 Wie man aus Quer- und Längsschnitten sehen kann, besteht der Kamm ausser spärlichem Bindegewebe und Nervenfasern, die vom N. opticus ausgehen, nur aus feinen arteriellen und venösen Blutgefässen, die dieht aneinander liegend und vielfach verschlungen in ihm aufsteigen. Nach Carriere sind es bei der Eule (Strix passerina) fast nur Capillaren und dazwischen wenige etwas grössere Gefässe; beim Storch sind in grosser Anzahl weite, senkrecht von der Basis aufsteigende Gefässe vorhanden, welche von vertikal und stellenweise auch von hori- zontal verlaufenden Capillaren umsponnen werden. Die Wandungen der Gefässe bestehen aus verhältnissmässig sehr dickem Bindegewebe mit vielen ‚ eingelagerten, meist aber in das Lumen vorspringenden Kernen. Alle diese Gefässe entspringen nicht ausder Chorioidea, sondern aus denen des N. opticus und seiner Scheide, d. h. aus der A. und V. ophthalmiea. Pigment findet sich in grossen Körnern theils im Bindegewebe zwischen den Capillaren, theils an der Innenseite der feinen Membran, welche den Kamm nach aussen begrenzt und eine direkte Fortsetzung der Membrana hyaloidea zu sein scheint; hier liegen die Pigment- körner in kleinen Häufchen um die Kerne herum, während die Membran sonst frei von Pigment ist (Öarriere). Giebel — Nitzsch giebt folgende ausführliche Beschreibung: ‚Die Farbe des Fächers ist tiefschwarz bis blassgrau, und zwar liegt bei näherer Untersuchung der Farbstoff locker dem Fächer auf, mehr oder weniger dicht vertheilt. Auf der oberen oder Höhenkante häuft er sich stets als eigenthümlicher Besatz, der dieser Kante ein unregelmässiges bisweilen eckiges, zackiges oder gekerbtss Ansehn giebt. Aber auch dieser Besatz liegt so locker auf, dass er selbst bei vorsichtiger Präparation leicht im Glaskörper stecken bleibt, und, wenn der Fächer mit der Linsen- kapsel verbunden ist, stets an dieser fetzenweise haftet bei der Isolirung des Fächers. Die Höhe und Form des Besatzes wechselt, scheint aber bei Arten und Gattungen constant zu sein. Das Pigment auf den Falten oder den Seiten des Fächers liegt entweder bloss auf den Kanten der Falten, oder dringt auch auf deren Flächen ein.“ Ueber die Zahl der Falten giebt die Tabelle (S. 432) Aufschluss. Nach Giebel und Nitzsch kommen alle Zahlen zwischen 3 und 30 in den Falten vor, doch schwanken Arten und Gattungen gewöhnlich innerhalb beschränkter Grenzen. Viele der Schwankungen haben in der schwierigen Zählung ihren Grund; besonders sehr schwach angedeutet sind sie am niedrigen Ende des Fächers, d. h. an dem dem Sehnerven benachbarten ‚Theile. | „In einfachster Form bilden die Falten ein geradliniges Ziekzack; ihre Kanten sind scharf, ihre Berührungsfläche eben. Häufiger aber runden sich die Kanten ab und die Berührungsflächen krümmen sich dann auch gewöhnlich etwas; der Querschnitt bildet dann eine tief geschlängelte Linie. Bei breiten Falten sind bisweilen einige derselben an der Kante selbst wieder eingefaltet. Häufiger dagegen wird die Krümmung in der 452 Sinnesorgane. Mitte der Berührungsfläche stärker, winklig geknickt, knieförmig, in noch anderen Fällen krümmen oder fälteln sich die Flächen fein und unregel- mässig, oder bilden gar eine starke Stufe. Wie die gerundeten Kanten sich abstumpfen und ganz flach werden, so schärfen sich andererseits die scharfen Kanten mehr, ziehen sich aus, und die Falten erscheinen dann wie bei Aleedo ispida geflügelt, oder sie schlagen sich um wie bei Coracias garrula. Am niedrigen Ende des Fächers pflegen die Falten stets etwas schmäler zu sein, erreichen aber schnell ihre gleich- bleibende Breite, und nur die letzten des entgegengesetzten Endes werden wieder etwas kleiner. Indessen kommen auch Fächer vor, deren Falten von der Mitte nach beiden Enden gleichmässig schmäler werden. Unregel- mässige Faltenbildung, in der einige Falten plötzlich verkürzt sind, wie bei Falco peregrinus, ist eine sehr seltene Erscheinung.“ „Die Grösse der Falten steht gemeinlich in geradem Verhältniss zur Grösse des Fächers. Kurze und hohe Fächer pflegen breite und tiefe Falten zu haben, niedrige und lange Fächer dagegen schmale und kleine Falten. Entfaltet schwankt die Länge des Fächers von !/, bis 31/, des grössten Querdurchmessers seines Augapfels“ (Giebel-Nitzsch). Es unterliegt keiner Frage, dass der Fächer eine Anzahl Lichtstrahlen von der Netzhaut abhält und daher für das Sehen hindernd wirkt, jedoch wird dieser Nachtheil durch die excentrische Lage des Fächers sehr gemildert. Zahlentabelle der Fächerfalten und Ringschuppen. | Ganz Ganz Fächerfällen) Ring- , deckende | bedeckte schuppen. Schuppen. Hirundo urbica . ek a YA 55 Kiparlar.., "21 Sr a a 15—16 Bomby:cilla,;garrula;, a ei 19—20 14 1. 8 6.21 Nansillaichlons.. . (Se a 21 14 % SPInUS. #21... RN 14 14 Heiberizacnivalis‘,. Sen are 24 14 1.28 6.14 Bnolassalbnula: .. ... Sea 222 13. 14 GOrYUuS Corax. | 27 TE RA 26. 29— 30 14 1.8 6.12 RL IGDLODE Sa.35 24.77 „RP EDEL 21—2S | 14 Garrulusglandarius „u. ne 2. 22197. 28.90. 30 Caprimulgus europaeus . . ... 2—3 15 122) 5. 11 BYRSElUS ApnS ae 1. 12 15 ÜPRPSMEDODSCH 2 4... rare ren 15 —16 Aleedorspida TE ER. AB 13 il&u >) De Uoracias garrula ee | 11.12 3 Diculus canotusı, +. ne 10 (13) 12 1.6 3.1 Bios amartius:"., 2 re 16.219 3 198 4. 12 Ara macao re 7 12 RT 4. Beitfäcus pribhacas:. ee 12 14 % SINEDSIS" «2. Auer | 9—10 3 1.8 5.10 Moturstulvns 2... il 15 1.5 So Gypa&tos barbatus . . . .:°. . 11. 12. 13—14 14 1 11 Pandıonrhaliaßtos ', . Sem en 9—10 Kaleo Peregninns .... a N 14 lt I : weusubbuieo .. :. . es 1215 | 15 | Haliatos albieilla.. .. ....... || 18. 15-16 ©] 1a. 35.16 1.7 2 Vögel. 433 y Ganz Ganz Fächerfalten, | ing- | deckende | bedeckte | schuppen. | | | Schuppen. KETCUSFOMCTAGENI Fr m, u}, 16 15 | 1 | 0 Bihammasımusi sure rien 6 5627 15 | | Pe en ae 4—7 14. 15 1 | 12 od. 0 RES ee ie ee 5 16 1214 11 raze alentors sr: en 5 14 14 | Columba livia domest. . 2.2... 18 | en u 2 3 12 1011 | Ir } 4.8 | Mlei6 4.7 ANETTE a Or 14 11 ES DIT et, 16. 17—1S 15 7510 Meleagris galllpavo . . . ... 20—21 14 Phasianus colchicus . . . .. . 15 14 1. 9 | 1.10 | 11.8 5. 10 URS E Re Me a BZ 9—1l ul 128.9 | 3% al | 29. |e.10. » STOBRL EINETER 2 on... 13—15 | 15 | 26 5. 10 URN ER A N 12 | Phoenicopterus ruber . . . . . » Ö) | Platalea leucorodia. . . . .. . 9 | 1. 9 5. 11 Oedienemus crepitans . . . . . . 9. 10 15016 - | | Machetes pugnax . . . .... 16 | 15 | Haematopus ostralegus . . .» . . 11 | 15 | Soolopaz zustioola . '. . . 7... 9 | 15 | NUMEDIUSL ARSUALUS.4....041 rs.» 1 14 | 14 | ae et ie | „12.13 LT 6.9 IBATUSRGannSt A, BIT ADEM, 19 | 15 19 seat NER ESSENER Er REN BEN re BR 13—14 15 1.9 5. 14 FANSSREISUGORBIS Zr de N, 9 | 13 1. 8 4. 12 = zeinerens domestr nr ar. ee a2) 16 Öygnus musicus . 1 are (A 2 | 15 1992 8 AS Golymbuos arelieu . ... : ... . 10 | 14 8 5. 10,12 EN SET a E Re Aa a | 17 | 13 Mes 4. 12 Dromaeus noyae Hollandiae . . . . 4 15 12622 5 Seruthio camelus ;, - . = =... 11 14 18. 13. 20 Aptervz austrahs" u. 2... Wa s>l Pecten. fehlt, Die Iris ist, wie schon oben erwähnt, eine Fortsetzung der Chorioidea. Sie besteht aus einer Platte von Bindegewebe, deren Hinterwand von einer schwarzen Pigmentlage (Uvea) bedeckt ist. Diese Pigmentlage ist eine Fortsetzung des Pigments der Chorioidea. Auch die Vorderfläche der Iris ist gefärbt und zwar in der mannigfaltigsten Weise. Die Farbe ist entweder an Molekularkörnchen gebunden, oder sie rührt von verschieden gefärbten Fetttropfen her. Häufig ist die Iris äusserst grell gefärbt, wie z. B. prachtvoll gelb beim Glanzstaar; grün beim Cormoran, roth bei Chrysotis, selbst Weiss kommt vor, z. B. bei Harelda glacialis und beim grauen Papagei. Am häufigsten ist Braun und seine verschiedenen Sehattirungen. Wechsel der Farbe der Iris nach Alter und Geschlecht findet sich bei vielen Vögeln. Bei den meisten jungen Vögeln ist die Iris bräunlich und erhält erst bei den erwachsenen eine grellere Farbe. So ist sie bei Oriolus galbula, bei jungen und beim ? graubraun, beim & earminroth. Bei manchen Webern, Ploceus, beim 3 gelb, beim ? braun. Weisslich ist die Iris bei manchen Papageien (Psittacus) und bei Corvus monedula. Grau bei Grus pavonina und bei Mormon aretica; bläulich bei Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 28 454 Sinnesorgane. Falco aesalon, Picus tridaetylus, Cypselus; grün bei Strix passerina und beim Cormoran; gelb bei Cireus eyaneus, Scops, Lamproeolius, Botaurus, Pieus martius; roth bei Astur palumbarius, Nycticorax, Gallinula ehloropus; schwarz bei Cacatua. Sehlüsse von der Farbe der Iris auf die Lebensverhältnisse der Vögel lassen sich wohl nicht ziehen, wie man aus beistehenden Beispielen ersehen kann. Die Iris besitzt Muskeln, die für die Einstellung des Auges auf weitere oder kürzere Entfernung von Wichtigkeit sind; ausserdem halten sie durch Verengung der Pupille (Contraction des diaphragmaartigen Vorhanges) eine bedeutende Menge Lichtstrablen von der Retina ab, besonders die- jenigen, welche sonst dureh den Randtheil der Linse gehen würden. Die Muskulatur der Iris der Vögel und Reptilien besteht aus quergestreiften Fasern und reagirt blitzartig schnell auf Lichteinwirkung. Dass diese Muskulatur, wenigstens theilweise, dem Willen des Thieres unterliegt, kann nicht bezweifelt werden. Von den meisten Autoren werden zwei Muskeln beschrieben. Ein M. eontractor s. sphineter iridis und ein M. dilatator. Der erstere wird vom N. oculomotorius, der letztere von sympathischen Nerven (s. dort) versorgt. Diese „Ciliarnerven“ durchbohren den unteren Augengrund, steigen zwischen Chorioidea und Sklera empor, innerviren die Chorioidea und den M. eiliaris und dann die Iris. Am Ciliarmuskel bilden die Nervenfasern durch Anastomosirung und Faseraustausch ein reiches, mit zahlreichen kleinen Ganglien versehenes Netzwerk. (Leuckart.) Am stärksten ist der M. sphineter entwickelt. Er bedeckt fast die ganze Fläche der Iris, vom Ciliarrande bis zum Pupillenrande. Die ring- förmig angeordneten Muskelfasern sind am stärksten und in mehrfachen Schichten übereinander gelagert, näher dem Ciliarrande, während sie nach der Pupille zu schwächer und sparsamer werden. Nur der äusserste Rand der Iris, dem Ciliarrande benachbart, ist meistens sehr arm an Fasern, und besteht bisweilen nur aus Capillaren, wenn wie bei Eulen die Muskelfasern dort ganz fehlen. H. Müller fand den äusseren Ring der Iris, welcher meist schon durch seine Färbung oder durch die an der Vorderfläche ganz frei liegenden Gefässe ausgezeichnet ist, nicht frei von Rinpgmuskeln bei Huhn, Taube, Rabe, Distelfink, Falken. Er bestätigt aber Krohn’s und v. Wittich’s Angaben betreffend die Eulen. H. Müller theilt eine wichtige Beobachtung am Falken mit: „Es zeigt sich bei aufmerksamer Betrachtung der Irisbewegung an einem lebenden Falken, dass die Contraetion der äusseren und inneren Muskel- ringe keineswegs immer gleichförmig vor sich geht. Vielmehr ist bei der auch sonst schon beobachteten undulirenden Bewegung der Iris, welche man namentlich bemerkt, wenn man starke Aceommodationsbewegungen veranlasst, häufig einige Zeit hindurch eine starke Concentration der äusseren Partie zu erkennen. Die Weite der Pupille ändert sich dabei sehr wenig, und es erhebt sich dabei in einiger Entfernung vom Pupillar- Vögel. 435 rande eine Wulst, welcher bei seitlicher Beleuchtung einen starken Schatten wirft; ja es scheinen bisweilen die äusseren Muskelringe über die inneren sich etwas wegzuschieben. Andere Male erleidet die Weite der Pupille sehr beträchtliche Aenderungen, ohne dass die äusseren Ringe der Iris daran entsprechenden Antheil nehmen. Es hat dies den Anschein, als wenn die äussere Partie der Iris vorwiegend den accommodativen Bewegungen diente, die innerste aber der Pupillenverengung, doch will ich (H. Müller) hiermit nicht eine völlige Trennung der beiden mehr oder weniger associirten Bewegungen beanspruchen, sowie ich auch anatomisch eine scharfe Grenze der beiden Muskel-Regionen nicht bemerkt habe, wiewohl mir am lebenden Auge eine Linie den Pupillarring der Iris abzugrenzen schien.“ „Hueck hatte bereits beim Papagei bemerkt, dass beim Nahesehen der äussere rothe Ring der Iris sich unabhängig von der Verengung der Pupille, der Mitte nähert, hatte dies jedoch auf Contraction des Ciliar- körpers bezogen.“ Das Vorhandensein eines M. dilatator iridis, aus quergestreiften Muskeln bestehend, wurde von vielen Autoren (Krohn, Cramer, Donders, v. Wittich) in Abrede gestellt. Kölliker erwähnt den Dilatator beim Truthahn als äusserst ent- wickelt. H. Müller verdanken wir folgende äusserst genaue Uhnter- suchungen über diese physiologisch sehr wichtige Frage: Der Dilatator liegt als hintere Schicht der Iris dicht unter dem Pigment, und besteht aus radiär geordneten Fasern, die sich vom Ciliarrande aus nicht ganz bis zum Pupillarrande erstrecken; hier nämlich verlieren sich die Radiär- fasern, und die Ringfasern des Contraetors nehmen die ganze Dicke der Iris ein. Zwischen den Ring- und Radialmuskeln liegt das feine Nerven- geflecht. Beim Raben fand Müller den Dilatator sehr stark entwickelt, aus ziemlich dicbt neben einander verlaufenden radialen Fasern bestehend. Viel schwächer beim Hahn; die Fasern theilen sich und anastomosiren zu einer netzartigen Anordnung. Deutlich war der Muskel bei Fringilla carduelis. Bei Buteo(?) verliefen die Fasern nicht radial, sondern be- trächtlich schräg vom Ciliar- gegen den Pupillarrand, in zwei sich kreuzenden Richtungen. Am Ciliarrand schienen diese schrägen Fasern in ringförmige überzugehen, und dasselbe war vielleicht an dem vorderen Ende der Fall. Der gemeinsame Effekt der zwei sich kreuzenden Züge ist offenbar der eines Dilatators. Bei Astur palumbarius war die An- ordnung wieder etwas anders, mehr netzförmig, sodass ein Theil der Fasern mehr oder weniger transversal verlief. Bei der Taube sind nur sparsame und dünne Fasern zu finden, welehe schwer wahrzunehmen sind. Bei der Eule wurde ein weitläufiges Netz quergestreifter Fasern am äusseren Ringe der Iris gefunden. Soweit Müller. Die Anwesenheit eines quergestreiften Dilatators, obgleich in sehr verschiedener Ausbildung, scheint also die Regel zu sein, 28* Yp innesorzane. 436 Tue Leuckart bemerkt, dass der Dilatator und Sphineter bisweilen (Dohlen, Hühner) so vielfach durch Faseraustausch verbunden, dass Dogiel (Lit. No. 268) neben dem gewöhnlichen Dilatator noch einen zweiten inneren unterschieden hat, dessen Fasern den Bündeln des Sphineters in seinen verschiedenen Höhen entstammen, und schief von vorn nach hinten die ganze Dieke der Iris durchziehen. Die Form der ganz erweiterten Pupille ist rund. Ueberhaupt besitzen die meisten Vögel eine runde Pupille. Bei den Eulen ist sie dagegen ein senkrechter Spalt wie bei den Katzen; quer oval ist sie bei manchen hühnerartigen Vögeln. (Leuckart.) Für die Accommodation des Auges ist noch ein anderer Muskel von grosser Wichtigkeit. Der M. ceiliaris findet sich bei allen amnioten Wirbelthieren. Er besteht bei den Vögeln aus zahlreichen quergestreiften, ziemlich dieken Muskelfasern, welehe in die Bindesubstanz der Chorioidea eingelagert sind, im Bereiche des Verbindungstheiles der Sklera. Die Längsfasern des Muskels lagern sich in Form eines ziemlich dieken Ringes der Innenfläche des Verbindungstheiles auf, haben aber in den verschiedenen Schiehten abweichende Insertionen, sodass man danach den ganzen Muskel in drei Portionen zerfällen kann, die besonders bei den Raubvögeln (Fig. 3, Taf. XLV) scharf gegen einander sich absetzen, bei den übrigen aber mehr oder weniger innig zu einer zusammenhängenden Masse vereinigt sind. Die vorderste, kürzeste Portion (Crampton’s Muskel) entspringt am vorderen Rande des Skleroticalringes und inserirt sich an einer kleinen ringförmigen Leiste der Cornea (s. Fig. 3). An derselben Leiste befestigen sich die Fasern des Ligamentum pectinatum, wodurch die Iriswurzel und der Strahlenkörper in ihrer Lage erhalten werden. — Die zweite (Müller’s Muskel), weiter nach innen gelegene Portion des Muskels, ist länger als die vorige und erstreckt sich von der- selben Cornealeiste bis zur Mitte des Verbindungstheiles, wo sie in die Bindegewebsmasse der Choricidea übergeht. Die dritte Portion endlich (Brücke’s Muskel), ist klein and spannt sich zwischen Chorioidea und Cornea aus, ungefähr dort wo der vordere Rand des Skleralknorpels liegt. Zwischen dem Strahlenkörper und dem Müller’schen Muskel liegt der Fontana’sche Raum, von den Fasern des Lig. peetinatum durch- setzt. Contraetion der Iris durch ihren Sphineter wird diesen Raum erweitern, und dem Humor aqueus der vorderen Augenkammer erlauben, zwischen dem feinen Gebälk des Lig. pectinatum in diesen Raum ein- zudringen. Durch dieselbe Contraction des Sphineters wird ein Druck auf die Randgegend der Linse ausgeübt; dieselbe wird sicb nach vorn hin stärker wölben, auf den Humor aqueus drücken und diesen in den Fontana’schen Raum entweichen lassen. Gleichzeitig wird durch Con- traction des Ciliarmuskels, wenigstens des zweiten und dritten Theiles, die Chorioidea nach vorn gezogen, und mithin durch den von ihr um- schlossenen Humor vitreus ein gleichmässiger Druck auf die ganze hintere Fläche der Linse ausgeübt. Folglich wird sich die Linse bei Contraction "u Vögel. 457 der Iris- und Ciliarmuskeln stärker nach vorn wölben. Erschlaffung des Aufhängeapparates der Linse, nämlich Ciliarfortsätze und Lig. peetinatum, werden das Hervorwölben der Linse begünstigen, Anziehung dagegen die Linse abflachen. So haben wir denn in den inneren Augenmuskeln eine Vorrichtung erkannt, durch welche das Auge auf verschiedene Entfernungen einge- stellt werden kann; nicht durch Aenderung der Hornhautkrümmung, oder dureh Vor- und Rückwärtsbewegung der Linse, sondern durch Aenderung der Linsenbrennweite selbst. Retina oder Netzhaut. Die Retina entsteht durch flächenartige Ausdehnung des Sehnerven auf der Innenfläche der Chorioidea und bekleidet den Augengrund bis zum Rande des Verbindungstheiles. Sie ist eine ungefähr 0.2—0.3 mm dieke, volkommen durchsichtige Membran und besteht, als Fortsetzung des Sehnerven, wie dieser aus Bindesubstanz (Neuroglia) und Nervenfasern- In diese Nervenfasern sind in verschiedenen Höhen Ganglienzellen einge- schoben. Die Enden der Nervenfasern sind in Licht pereipirendes Sinnes- epithel umgewandelt. Diese Stäbchen und Zäpfchen liegen dem Pigment der Chorioidea unmittelbar an, sehen also nach aussen, d. h. sie sind vom Innenraum des Auges abgewandt. Die ganze Retina besteht aus folgenden Schichten. Die folgende Be- schreibung ist zum grössten Theile H. Müller entnommen, und bezieht sich besonders auf die Taube. Die auf Taf. XLV gegebenen Abbildungen der Retina des Sperlings sind Mikro-Photogramme. Das ganz frische Auge wurde in Müller’s Flüssigkeit gehärtet, (ein kleines Fenster wird durch die Augenwand und Retina geschnitten) dann in 30, 50, 70, 90%, und absolutem Alkohol gehärtet und entwässert; der Alkohol dann durch Terpentin entzogen, worauf das Auge 48 Stunden in hartem Paraffın bei 65° C. eingebettet und nach dem Erkalten geschnitten wird. Die Schnitt- serien werden dann auf dem Objeetglase mit Haematoxylin getärbt und darauf in Canadabalsam nebst Deckgläschen fixirt. Die vollkommen ge- lungenen Schnitte wurden unter SOmaliger Vergrösserung photographirt und endlich auf den Stein übertragen. 1. Die innere Begrenzungshaut (Membrana limitans interna) scheidet die Retina vom Corpus vitreum, und besteht aus einem glashellen Häutchen von äusserster Feinheit. Von der inneren Begrenzungs- haut erstrecken sich die sog. Radialfasern bis in die Körnerschicht. Das innere Ende der Fasern ist etwas konisch angeschwollen; gegen das äussere Ende der Fasern findet sich eine längliche, deutlich kernhaltige Anschwellung. Dieselbe liegt in der inneren Körnerschieht und löst sich in feine Fäserchen auf, die sich bis in die äussere molekulare Schicht verfolgen lassen. 438 Sinnesorgane. 3. Schieht der Sehnervenfasern. Diese bilden im Hintergrunde des Auges eine stärkere (0.01 mm), nach vorn hin allmählich an Dicke abnehmende Lage. Die einzelnen Fasern sind sehr fein, von 0.001 bis selten 0.004 mm Dieke. Diese Sehnervenfasern verlieren in der Retina ihre Markscheide beinahe vollständig, sodass sie fast nur aus ihrem Achseneylinder bestehen. Die Nervenfasern des gesammten ÖOpticus bei seinem Eintritt durch die Augenwand, breiten sich mehr oder weniger rechtwinklig allseitig aus. In dem gemeinsamen Ausstrahlungscentrum ist eine kleine trichterartige Vertiefung bemerkbar. An dieser Stelle ist natürlich kein Sehen möglich, daher Fovea coeca oder blinder Fleck genannt. 3. Sehicht der Ganglienzellen. Die betreffenden Zellen sind bei den Vögeln sehr klein, 0.006—0.012 mm, meist rundlich, und nur eine Sehicht bildend. Im Hintergrunde des Auges jedoch liegen zwei, oder auch wohl mehrere Schichten nebeneinander. Nach der Peripherie der Retina hin werden die Zellen grösser, und liegen mehr vereinzelt. Sie besitzen zahlreiche, auch verzweigte Fortsätze, und sind deutlich als Ganglienzellen mit blassen marklosen Nervenfasern zu erkennen. 4. Innere moleculare, granulirte o. reticulare (granulöse Sch. Müller) Schicht. Diese zeigt eine zarte Granulation. Die sie durchziehenden Radialfasern und die Fortsetzung der ganglionösen Fasern verursachen eine senkrechte Streifung. Ausserdem erscheinen nicht selten Abtheilungen, welche durch etwas hellere oder dunklere Beschaffenheit auffallen und durch Grenzlinien geschieden werden, die der Fläche der Retina parallel laufen, jedoch wenig markirt sind. — Die Dicke dieser ganzen Schicht beträgt 0.05—0.07 mm, 5. Innere Körnerschicht. Zum grössten Theil aus kleinen Zellen von 0.005 — 0.007 mm Durchmesser bestehend, welche in zahlreichen (10—12) Reihen über einander liegen. Sie besitzen feine fadenartige Fortsätze, durch welche sie mit den Zellen der Ganglienschicht und andererseits mit den Endorganen in Verbindung stehen. In dieser Schicht liegen die kernhaltigen Anschwellungen der oben erwähnten Radialfasern, welche gewöhnlich durch ihre senkrecht verlängerte Form leicht zu unter- scheiden sind, sowie durch den Uebergang in einen etwas stärkeren Faden (Radialfaser) an ihrer inneren Seite. Die Dieke dieser Schicht beträgt etwa 0.05 mm. 6. Aeussere moleculare, granulirte o. reticulare Schicht (Zwischenk örnerschicht, Müller). Wie die 4. Schicht aus mole- eularer Grundsubstanz bestehend. Müller beschreibt sie als eine Masse birnenförmiger Körperchen, zwischen denen fadenartige Elemente hindurch- treten. Vintschgau betrachtet diese und die folgende Schicht als Schicht von Zellen, deren äussere Reihen senkrecht verlängert sind, während die inneren Reihen in transversaler Richtung verlängert, und in Moleeular- inasse eingebettet sind. Ausserdem giebt derselbe die interessante Be- Vögel. 439 obachtung, dass bei manchen Vögeln innerhalb der länglichen Zellen eine beträchtliche Schicht kernartiger Körperehen vorhanden ist, welche von der inneren Körnerschicht durch eine sehr markirte Linie aus Molecular- masse getrennt wird. (Anmerk. von H. Müller). 7. Aeussere Körnerschicht. Bestehend aus länglichen, blassen Körperehen mit einem fadenartigen Fortsatz am äusseren und inneren Ende. Besonders die innere lage dieser Zellen zeigt deutliche Zellen- körper. Die inneren Zellen sind so aneinander geschoben, dass bauchige und fadenartige Theile abwechselnd liegen. Je eine der Zellen ist mit einem Elemente der Stäbehenschicht continvuirlich. Die Dicke dieser äusseren Körnerschicht beträgt bei der Taube etwa 0.02 mm, d. h. etwas mehr als die der 6. Schicht. 8. Aeussere Begrenzungshaut (Membr. limitans externa). Eine sehr dünne, glashelle Membran, die von der pallisadenförmig neben- einander stehenden Stäbehen und Zäpfehen durchbohrt wird, und ihrer- seits an diese Theile feine Fibrillen zu deren Befestigung aussendet, so- dass deren Oberfläche eine zarte Längsstreifung zeigt (M. Schultze). Diese Begrenzungshaut ist an senkrechten Schnitten schon in frischem Zustande ziemlich markirt; an erhärteten Präparaten tritt sie als eine dunkle Linie scharf hervor. 9. Stäbehenschieht. Hier finden sich zweierlei Elemente, Stäbchen und Zäpfchen, nebst Fortsätzen des Chorioideal-Pigments. Der Unter- schied zwischen einer inneren und äusseren Hälfte fällt auf Profilansichten sogleich in die Augen. Die Stäbchen bilden die äussere, die kürzeren Zäpfehen die innere Hälfte der Schicht. Die eigentlichen Stäbchen sind gleichmässige Cylinder von 0.02 bis 0.08 mm Länge und 0.0026 — 0.0033 mm Dicke, soweit sie in der äusseren Hälfte der Stäbcehenschicht liegen. Am inneren Ende spitzen sie sich konisch zu und gehen so in einen blassen, wenig glänzenden, weiterhin fadenartig werdenden Anhang über; dieser liegt in der inneren Schicht. Hierin findet sich an unvollkommen conservirten Präparaten öfters eine Schwellung, wie eine Höhle mit hellem Inhalt (Fig. 12, Taf. XLV). An der vorderen Grenze des Innengliedes jedes Stäbchens findet sich ein eigenthümliches, linsenartiges Körperchen eingelagert, welches ein stärkeres Lichtbreehungsvormögen besitzt, als die benach- barten Theile. Ganz ähnliche Körper finden sich in den Zäpfchen (Fig. 13, Taf. XLV). Die Zäpfehen bestehen ebenfalls aus einer inneren und einer äusseren Hälfte. Die letztere liegt zwischen den eigentlichen Stäbchen und ist von ihnen durch die geringe Dicke verschieden. Im Uebrigen aber ist die Zapfenspitze dem Stäbchen äusserst ähnlich, daher von Kölliker beim Menschen als Zapfenstäbehen bezeichnet. Die Zapfen- körper machen den grössten Theil der inneren Schicht aus; sie sind eylindrisch von 0.025—0.03 mm Länge und von 0. 001—0.005 mm Dicke. 440 Sinnesorgane. In den Zapfen liegen am Uebergange vom Körper in das Stäbelhen farbige Kügelehen. Diese entsprechen in Dicke gewöhnlich der des Zapfenkörpers; ihre gewöhnliche Farbe ist blassgelb, orange oder roth. Sie sind öliger Natur, schwimmen auf Wasser und fliessen, wenn sie aus den Zapfen entfernt sind, zu grösseren Tropfen zusammen. Eine gewisse Anzahl von Zapfen selbst ist gefärbt, und zwar zunächst am Tropfen am stärksten, weiter einwärts schwächer. Bei Tauben sind solche Zapfen im Hintergrunde des Auges von rother Farbe zu finden. Bei Hühnern finden sich gelbrothe Zapfen und zwar in ganz frischen Augen; späterhin werden fast alle Zapfen und sogar die sonst farb- losen Stäbehen gelb tingirt. Die sogenannten Pigmentscheiden sind Anhängsel der Zellen, welche zwischen Chorioidea und Retina liegen. Sie sind, von der Fläche gesehen, polygonal, von etwa 0.012 mm Durchmesser. Bei reiner Profilansicht zeigt sich der äusserste. Theil der Zelle, der Chorioidea zunächst, ziemlich farblos und scharf begrenzt, sodass an Schnitten, wo die Zellen mit der Retina in Verbindung geblieben sind, ein fortlaufender heller Saum ent- steht. Gegen die innere, der Retina zugewendete Seite der Zellen liegen die Pigmentmoleküle angehäuft und erstrecken sich mehr oder weniger tief zwischen die Stäbchenschicht, meist bis gegen die farbigen Kügelchen hin, aber nie über diese einwärts. Das Mengenverbältniss der Stäbchen und Zapfen, und das der rothen und gelben Kügelchen unter sich wechselt an verschiedenen Stellen derselben Retina. Bei der Taube überwiegen im Grunde des Auges die rothen, gegen die Peripherie die hellgelben Kügelchen, wie sich dies schon für das blosse Auge durch die hier gelbliche, dort mehr rothe Färbung an der Aussenfläche der Netzhaut ausspricht. Am vorderen Rande der Netzhaut verlieren sich die farbigen Kügelchen gänzlich. Meistens sitzen die gelben in diekeren, die rothen in dünneren Zäpfchen. Zwillingstropfen sind als Ausnahmen zu betrachten. — Bei verschiedenen Vögeln kommen auch bläuliche, grüne und farblose Tröpfehen vor. — Fovea centralis. Die Fovea liegt meistens in der Gegend des hinteren Poles des Auges; bei Raubvögeln excentrisch gegen die Schläfen- seite hin, bei Eulen soweit auswärts, dass nach H. Müller ein gemein- schaftlicher Sehakt mit der Fovea beider Augen sehr wahrscheinlich ist. Die Fovea besteht aus einer kleinen Verdünnung und Einsenkung der Retina; alle Elemente der letzteren, mit Ausnahme der Zäpfchen, fehlen dort vollkommen. In der unmittelbaren Umgebung der Fovea ist dagegen die Netzhaut verdickt durch beträchtlichere Länge der Elemente der Stäbehenschicht. Die Nervenfasern verlaufen dort bogenförmig und die Fasern der Körnerschicht sind schief gerichtet. Dies ist nach Müller am besten bei Raubvögeln sichtbar. Gelber, diffuser Farbstoff, wie etwa beim Menschen, fehlt den Vögeln; mithin ist für letztere die Bezeichnung Macula lutea, gelber Fleck, unan- wendbar. Vögel. 441 Bei vielen Vögeln kommt noch eine zweite Fovea vor. Dieselbe liegt dann noch mehr nach der Schläfenseite hin und kann bis fast an die Ora retinae rücken. H. Müller bemerkt, dass die eine Form der Fovea dem monokulären, die andere aber dem binokulären Sehen dient. Es fällt nämlich das Bild eines gerade nach vorn gelegenen Lichtpunktes nachweislich in beide Foveae zugleich. Hiernach müssen in dem Gesichts- feld der Vögel drei Stellen deutlichsten Sehens vorausgesetzt werden. (Die Fovea ist die Stelle des deutlichsten Sehens). Er sagt ferner, dass die weit excentrische Lage der binokularen Foveae eine bedeutende Vollkommenbheit des optischen Apparates im Vogelauge voraussetzen lassen. Sie weisen sodann einen günstigen Einfluss der Assymmetrie der inneren und äusseren Augenhälfte nach, sofern hierdurch allein das Sehen’in der gegebenen Art erzielt wird. Fassen wir nun die Ergebnisse neuerer vergleichender Forschung zusammen, so ergiebt sich für den Bau der Retina folgende Auffassung: Die Zäpfchen und Stäbchen, d. h. die Endglieder des lichtpereipirenden Sinnesepithels sprossen als kleine Höcker durch die Limitans externa hervor und zwar als direkte Bestandtheile und Abscheidungen der äusseren Körner. Da diese äusseren Körnerzellen deutliche Kerne besitzen, ebenso wie die der inneren Körnerschicht, und wie die der von Allen als Ganglien- zellenschicht benannte Lage, so sind diese drei Schichten als ganglionöse aufzufassen, besonders auch da die kernhaltigen Zellen oder Körner dieser drei Schichten mit einander durch Fortsätze in Verbindung stehen. — Die beiden granulirten oder molekularen Schichten bestehen, ausser den sie durchsetzenden eben erwähnten Verbindungen und den Radialfasern, aus Neuroglia (Stützsubstanz). Ausser der Membr. limitans interna und externa und der Stützsubstanz besteht die Retina demnach aus Fortsätzen der Sehnervenfasern, deren jede drei aufeinander folgende und mit ein- ander eontinuirlich verbundene Ganglienzellen enthält. Die letzte ist dann zur eigentlichen Sehzelle (mit euticularem Stäbehen oder Zäpfchen) nebst darauf liegendem Pigmentepithel) ausgebildet. Die Gesammtmasse der Ganglien wird dann als peripheres Ganglion optieum s. Ganglion retinae zusammengefasst. Die Reihenfolge der Schichten ist demnach: Glaskörper des Auges. M. limitans interna. . Nervenfaserschicht. . Innere Ganglienschicht. Innere molekuläre oder innere granulirte Schicht. . Mittlere Ganglien- oder innere Körnerschicht. . Aeussere molekuläre oder Zwischenkörner- oder äussere | granulirte Schicht. 6. Aeussere Ganglien- oder äussere Körnerschicht. Gehirnschicht. G. retinae, Schwalbe. oa ww Schzellenschicht. Limitans externa. 7. Stäbchen und Zäpfchen. Pigment, Chorioidea, Anmerkung. Viele Autoren rechnen die äussere Körnerschicht (unsere äusseren Ganglien) zur Sehzellenschicht. Vom phylogenetischen Standpunkte aus ist eine solche Scheidung jedoch nicht geboten. S 442 Sinnesorgane. Die Linse (Lens erystallina). Die Linse der Vögel ist ein ziemlich sphärischer Körper mit hohem. Brechungsindix, etwa 1.4. — Die Achsenlänge verhält sich zur Länge des Querdurchmessers ungefähr wie 1:1.35. Die Linse des Straussen ist am meisten abgeflacht (1:1.6); ihre vordere Krümmung hat einen Radius von 13, die hintere nur einen von 9 mm. Beim Schwan sind die entsprechenden Längen 5 und 4, beim Falken 9 und 7; die hintere Fläche ist also schwächer gekrümmt als die vordere. Die Linse besitzt eine glashelle, strukturlose Kapsel, die dem eigent- lichen Linsenkörper dicht anliegt und denselben mit Hülfe der ihr ver- bundenen Zonula ceiliaris im Innern des Auges befestigt. Die Hauptmasse der Linse wird von zahlreichen Lagen eoncentrischer Fasern gebildet, welche in meridionaler Riehtung verlaufen, und in der Mitte sowohl der vorderen wie der hinteren Fläche auf einander stossen. Auf der vorderen Fläche der Linse kommt ausserdem noch eine Lage von hadiärfasern hinzu. Diese zeigen (Fig. 7, Taf. XLV) alle, und allmählich Uebergänge von kurzen epithelartigen Zellen in sehr lang- gestreckte und endlich, durch Umbiegung, in die Meridionalzellen. Die Linsenfasern sind Auswüchse der Linsenzellen selbst; jede der- selben besitzt einen Kern; die Form der Fasern bei den Vögeln ist breit und flach, bandartig. Der Glaskörper (Corpus vitreum). Die gallertartige Masse, welche die hintere Augenkammer ausfüllt, scheint auf ihrer Aussenfläche von einer dünnen durchsichtigen Haut (Hyaloidea) überzogen zu sein. Ob die Gallertmasse selbst eine Struktur besitzt, ist nicht erwiesen. — Die Hyaloidea ist mit der ganzen Hinter- wand der Linse fest verbunden; der Verbindungstheil zwischen Linse und Ciliarkörper wird Zonula eiliaris s. Zinnii genannt; dieses Gebilde erscheint als Aufhängeband, welches ringförmig um den ganzen Umfang der Linse herumgreift. — Auch der Fächer wird von der Hyaloidea überzogen. — Linse, Glaskörper, Hyaloidea und Retina sind beim er- wachsenen Vogel vollkommen gefässlos. Die Augenmuskeln. (Taf. XLIII und XLV). Die 8 Muskeln des Augapfels und des dritten Augenlides entwickeln sich embryologisch aus den Resten der vorderen Kopfsomiten (vgl. S. 297). Der Augapfel selbst wird von sechs Muskeln bewegt, nämlich von vier „geraden“ und zwei „schiefen“ Muskeln. 1. M. rectus superior s. attollens entspringt fleischig von dem oberen Rande des Foramen optieum und heftet sich mit breiter, aber kurzer Aponeurose an den oberen Rand des Uebergangstheiles des Augapfels. Vögel, 443 Ueber den Ursprungstheil des Muskels läuft der R. I. des N. trigeminus und der N. trochlearis. Innervation durch den N. oculomotorius und zwar durch einen kurzen Ast desselben, der sogleich nach seinem Eintritt in die Orbita zur unteren Fläche des Muskels geht. 2. M. reetus inferior s. deprimens, entspringt fleischig von der unteren und hinteren Umgebung des Foramen opticum und inserirt sich mit ziemlich breiter Ausdehnung an dem unteren Rande des Augapfels. Er wird ebenfalls vom N. oculomotorius innervirt, und zwar durch ein Büschel feiner Aeste, die den Hauptstamm nach Abgabe des Ramus eiliaris verlassen. 3. M. reetus internus s. medialis s. adducens, entspringt nach vorn vom Austritt des Sehnerven und inserirt sich am Innenrande des Augapfels. Er wird medianwärts von der Harder’schen Drüse und vom R. I. N. trigemini, nach oben hin vom M. obliquus: superior bedeckt. Innervirt durch einen Zweig des N. oculomotorius. 4, M. reetus externuss. lateralis s. abducens, entspringt seitlich und hinten neben dem M. rectus superior und inserirt sich am hinteren Seitenrande des Augapfels. Seitlich von ihm verläuft der R. II. trigemini. Innervirt durch einen Ast des N. abducens. 5. M. obliquus superior, entspringt weit nach vorn, von der Ethmoidalwand; über seinen Ursprung zieht der N. olfactorius hin, dicht unter ihm verläuft der R. I. trigemini. Der Muskel läuft dann quer über den Insertionstheil des M. reetus internus und heftet sich sehr breit dicht nach innen und theilweise unter der Insertion des M. rectus superior an den Augapfel. Er wird vom N. trochlearis innervirt. 6. M. obliquus inferior, ein langer dünner, bandartiger Muskel, der seitlich vom M. reetus inferior entspringt und sich medianwärts neben demselben inserirt. Nach unten und aussen läuft über seinem Ursprungs- theil der R. superior des N. carotico-cephalieus (s. S. 384) hinweg. Er wird vom letzten Zweige des N. oculomotorius innervirt. Ausser diesen sechs Muskeln des Augapfels besitzen die Vögel und meisten Reptilien noch zwei, welche zur Bewegung des dritten Augen- lides dienen (Taf. XLV). 7. M. quadratus membr. nietitantis. Entspringt flach und breit unter und zwischen den Insertionen des M. rectus internus, M. obliquus superior und M. rectus superior. Er ist von trapezoider Gestalt, indem er an der Basis am breitesten ist und nach dem Sehnerven hin schmäler wird; letzterer Rand bildet eine aponenrotische Schleife für die Sehne des M. pyramidalis. Der M. quadratus wird vom N. abducens innervirt. 8. M. pyramidalis membr. nietitantis. Entspringt von der unteren inneren nasalen Wand des Augapfels, von den Insertionstheilen des M.. obliquus inferior und M. reetus inferior bedeckt. Der Muskel spitzt sich bald zu, geht median und dorsal vom N. optieus in eine runde Sehne über, welche dorsalwärts vom Sehnerven durch die Schleife des M. quadratus läuft, dann wieder abwärts geht und zwischen den Insertionen 444 Sinnesorgane. des M. recetus externus und des M. reetus inferior auf die Vorderfläche des Augapfels tritt, wo die Sehne in die durchsichtige Niekbaut übergeht. Innervation durch den N. abducens. Die Augenlider. Die eben erwähnte Niekhaut oder Blinzhaut (Membr. nietitans), bildet ein drittes Augenlid. Sie besteht aus einer durchsichtigen, bisweilen weisslichen Membran, welehe vom oberen Aussenrande des Augapfels als Duplieatur der Conjunctiva entspringt und nach unten und vorn in die lange Sehne des M. pyramidalis übergeht. Contraction des M. pyramidalis zieht die Nieckhaut vom äusseren unteren Augenwinkel her schräg zum inneren Augenwinkel über die vordere Augenfläche. Die Contraction des M. quadratus giebt der Sehne die nöthige Zugrichtung und hält sie zugleich von Bedrückung des Sehnerven ab. Wenn die beiden Muskeln erschlaffen, so zieht sich die Nickhaut vermöge ihrer elastischen Fasern wieder zurück. Ihr Gewebe besteht aus weicher Bindesubstanz mit vielen elastischen Fasern, die in verschiedenen Richtungen verlaufen. Hyalinknorpel, wie am Rande der Nickhaut der Säugethiere (dort häufig auf die sog. Plica semilunaris redueirt), findet sich bei den Vögeln nicht. Sie besitzt jedoch spärliche Blutgefässe und Nerven. Die Nickhaut ist schon von den Amphibien und Reptilien her ererbt und dient hauptsächlich zum Schutze, Blendung und Reinhaltung der vorderen Augenfläche. Die beiden anderen Augenlider sind zwei Hautfalten, die am oberen und unteren Aussenrande der Orbita festsitzen und sich mit ihrem freien Theile vorn über den Augapfel legen. Die Aussenfläche der Augenlider verhält sich wie die gewöhnliche Körperhaut, entbehrt jedoch der Drüsen und Federn. Nur am Rande des oberen und unteren Lides sind häufig Federreste entwickelt; dieselben entbehren jedoch der Falıne fast gänzlich; ist die Fahne ganz rückgebildet und bleibt nur ein feiner Schaft übrig, so erscheinen diese Reste als Wimpern, wie z. B. beim Strauss, bei Tag- und Nacht-Raubvögeln, bei Buceros, bei Chrysotis u. s. w. Häufig sind die Lidränder ganz wimperlos, wie bei Psittacus, Sula u. s. w. Die Aussenfläche der Lider kann aber dabei, wie bei Sula, mit feinen Pinseldunen und ähnlichen Federn besetzt sein. Die Innenfläche der Augenlider ist in eine Art Schleimhaut umge- wandelt und geht continuirlich auf die Aussenfläche der Hornhaut über, als Conjunctiva. Bei den meisten Vögeln ist eigentlich nur das untere Augenlid beweglich; dieses allein besitzt einen eingelagerten Knorpel (Lidknorpel, Tarsus) der sehr ansehnlich und schüsselförmig bei Raub- und Hühnervögeln und Straussen, bei Papageien aber zu fehlen scheint (Leuckart). Die Bewegung der Augenlider wird durch mehrere Muskeln bewirkt. Vögel. 445 Der M. orbieularis, Sphincter, oder Schliessmuskel läuft kreisförmig unter der Aussenhaut der Lider um die Lidspalte herum und heftet sich an den Lidknorpel an. Der M. levator palpebrae entspringt vom oberen Dache der Augenhöhle und heftet sich an den äusseren Winkel des oberen Lides. Der M. depressor palpebrae inferioris ist bedeutend stärker als der vorige, und entspringt in der Tiefe der Augenhöhle. Bei Rhea bildet der Muskel ein langes, breites Band, welches theilweise vom Ali- sphenoid, und lateral ventral neben dem Ursprung des M. rectus externus entspringt. Es inserirt sich hauptsächlich am hinteren, unteren Rande des Lidknorpels. Bei den meisten Vögeln (Hühner, Schwimm-, Singvögel) geschieht das Schliessen des Auges durch Heraufziehen des unteren Lides, und das obere Lid bewegt sich sehr wenig, oder gar nicht, wie bei den Reptilien. Selten senkt sich auch das obere Lid etwas durch Contraction des M. orbieularis, während das untere sich hebt: Eulen, Caprimulgus, Tauben. Nur in wenigen Fällen, wie beim Strauss und bei den Papageien besitzt das obere Lid grössere Beweglichkeit als das untere, wie bei den Säuge- thieren. Ueberhaupt ist der Grad der Ausbildung der drei Lidmuskeln ein sehr wechselnder. Merrem entdeckte beim Adler noch einen „Augenbrauenmuskel“. Er ist sehr dünn, entspringt von einer kleinen Hervorragung des oberen Randes der Augenhöhle und inserirt sich an dem den Tagraubvögeln eigenthümlichen Augenbrauenknochen, den er in die Höhe zu heben scheint. Die Innervation der Lidmuskeln geschieht durch den N. oculomo- torius und durch den R. I. des Trigeminus. Die Augendrüsen. Die Augendrüsen entwickeln sich als Sprossung des Epitbels der Bindehaut des Auges. Das Secret dieser Drüsen dient zum Schlüpfrig- machen und Feuchthalten der vorderen Augenfläche, und zum Fort- schwemmen von Fremdkörpern. Das Secret der Thränendrüse ist wässerig, das der Harder’schen Drüse mehr zähe und schleimig. Die Vertheilung und Fortsehaffung dieser Flüssigkeiten wird hauptsächlich durch die Be- wegung der drei Augenlider bewirkt. Die Harder’sche- oder Niekhaut-Drüse ist bei den meisten Vögeln die grössere. Sie liegt innerhalb der Augenhöhle, an der inneren, oberen Fläche des Bulbus aufgelagert, ist von gelblich-weisser Farbe, und mündet mit einem langen und weiten, meistens einfachen Ausführungs- gang am inneren Winkel des Auges, dicht unter der Nickhaut. — Diese Drüse tritt in sehr verschiedener Gestalt und Grüsse auf. Gross ist sie bei den Singvögeln, den meisten Schwimm- und Sumpfvögeln wie Larus, Charadrius, Haematopus, Platalea, Cieconia, Grus, Anseres; von mittlerer 446 Sinnesorgane. Grösse ist sie bei Raub- und vielen Klettervögeln, während sie bei Otis, Oedienemus, bei Caprimulgus, Upupa ete. und besonders bei den Hühner- vögeln recht klein ist. Häufig ist sie keulenförmig, langgestreckt und wenig abgeplattet: Raubvögel, Hühner, Tauben, Schwimmvögel, Ratiten. Unregelmässig breit und flach, in einige Nebenlappen zeıfallend, bei manchen Papageien und vielen Singvögeln, wie Cinelus, Corvus, Alauda, Fringilla, ferner bei Platalea, Larus, Sterna, Alea. Diese Unterschiede sind jedoch von untergeordneter Bedeutung, wie aus Nitzsch-Giebel’s Abbildungen dieser Drüse von 86 Arten hervorgeht. Der feinere Bau der Harder’schen Drüse ist von Mac Leod genauer untersucht worden. Er fand die Drüse bei der Ente sehr gross, 1.5 cm lang, 1.7 breit und 0.25 diek. Der ausführende Canal ist bis nahe an seine Mündung von Drüsenelementen besetzt. Das gesammte Organ ist bei den Vögeln eine zusammengesetzt tubulöse Drüse, während sie bei den Säugethieren, wie die Thränendrüse, den acinösen Typus zeigt. Sie besteht aus einer grossen Anzahl kleiner, drüsiger Schläuche, welche quirlförmig wieder in grössere Schläuche ausmünden, diese vereinigen sich dann zu dem einfachen Ausführungsgange. Die ganze Drüse ist von Bindegewebe umgeben, welches auch zwischen die ebenerwähnten secun- dären und primären Schläuche eindringt. Die Thränendrüse liegt nahe dem hinteren, äusseren Augenwinkel, an der oberen Aussenfläche des Bulbus, ungefähr zwischen dem M. rectus superior und M. externus. Diese Drüse gehört zu den zusammengesetzt acinösen und besitzt einen oder zwei kurze Ausführungsgänge, die nalıe dem äusseren Augenlidwinkel zwischen Conjunetiva und oberem Lid münden. Die wässerige Flüssigkeit läuft dann von oben und aussen schräg über das Auge gegen den inneren Winkel. Hier, nahe den Lid- rändern, befinden sich die beiden Thränenpuncte, weite schlitzförmige Spalten, durch welche die Thränen in kleinen kurzen Röhrchen in den häutigen Thränencanal geleitet werden. Dieser Canal ist oft ziemlich weit, sackartig ausgebuchtet (Lacunar) und liegt unmittelbar unter der Haut, zwischen Oberschnabel und Thränenbein. Dieser Sack entleert sich in die Nasenhöhle unterhalb der mittleren, eigentlichen Nasenmuschel, dieht über den spaltförmigen Choanen. Betreffs näherer Verhältnisse des ganzen Ductus naso-lacrymalis sei auf die Nase verwiesen. Bei den meisten Vögeln ist die Thränendrüse klein und rundlich, bei der Gans z. B. von Erbsengrösse; fast immer viel kleiner als die Harder’- sche Drüse und gewöhnlich dunkel, röthlich oder bräunlich gefärbt. Sehr klein ist sie bei Sing- und Schreivögeln; besenartig, länglich wurde sie von Nitzsch bei Dromaeus gefunden. Sie übertrifft die Harder’sche Drüse an Grösse bei Hühnern. Die beiden Augendrüsen werden durch Zweige des Ram. superior des N. sympath. carotieocephalicus innervirt. Vergl. 8. 392 und $. 383. Die Beschreibung der Nasen-Thränendrüse, auf $. 392, Zeile 20 und 28 irrthümlich nur als Thränendrüse bezeichnet, findet sich beim Geruchsorgan. Vögel. 447 Die Entwickelung des Auges. Wie schon auf S. 342 angegeben, stülpt sich die Seitenwand des primären Vorderhirns seitlich hervor und bildet so die primären Augen- blasen. Diese schnüren sich mehr und mehr vom Gehirn ab und bleiben dann nur durch einen schmalen Stiel (Augenstiel) mit dem Zwischen- hirn in Verbindung. Ihre innere Höhlung hängt also durch den hohlen Stiel mit den Ventrikeln zusammen. Lateral liegt jeder Augenblase das Ectoderm unmittelbar auf. Hier verdickt sich schon am zweiten Tage der Bebrütung das Ectoderm etwas, buchtet sich dabei zu einer kleinen Vertiefung (Linsengrube) ein und wird schliesslich durch Annäherung seiner Ränder zum Linsensäckchen, welches mit dem übrigen Eetoderm nur noch durch einen dünnen Strang zusammenhängt. Durch diese Bildung und durch das Wachsthum der Linse wird die laterale Wand der Augenblase immer mehr eingebuchtet, bis diese Blase endlich zu einer doppelwandigen, nach aussen hin hohlen Pfanne umgewandelt wird. Zur selben Zeit ertährt die Augenblase aber auch noch eine zweite Einstülpung, die sich von der Linseneinstülpung ventralwärts bis auf die Unterfläche des Augenstieles erstreckt. Diese spaltförmige Einbuchtung (Chorioidspalte oder fötale Augen- spalte) wird durch eine Blutgefässschlinge verursacht, welche von gallert- artigem Bindegewebe umgeben, die untere Wand der Augenblase ein- drückt. Diese Gallertmasse wird später zum Glaskörper (Humor vitreus) der hinteren Augenkammer, während die erwähnte Gefässschlinge die Chorioidealgefässe bildet. Indem sich später die Ränder der Furche des Augenstieles schliessen, wird die darin befindliche Arterie zur A. centralis retinae, ein Zweig der A. ophthalmica. Der „Augenbecher“ zeigt jetzt die auf Taf. XLV, Fig. 9 ab- gebildeten Verhältnisse. Die ursprüngliche Höhle der „Augenblase‘“ ver- schwindet, da die eingedrückte innere Wand schliesslich die unveränderte äussere Wand berührt. Die Höhlung der secundären Blase, eben unseres „Bechers“, enthält die Linse und den Glaskörper. Hormhaut, vordere Augenkammer und Iris fehlen noch. Ungefähr am Anfang des fünften Tages, oder auch etwas früher, wachsen Bindegewebszellen der Umgebung des Auges, also mesodermale Elemente, zwischen die Vorderwand der Linse und die aufliegende Eetodermlage, oder spätere Conjunetiva. Gleich- zeitig tritt der Humor aqueus auf. Von der vorderen Augenkammer selbst kann jedoch vor Bildung der Iris und des Ciliarkörpers nicht recht die Rede sein. Die Iris entsteht durch Verdünnung und Wucherung des Randes des Augenbechers. Dieser verdünnte Randtheil wächst zwischen der Hornhaut und der Linse über die Vorderfläche der letzteren hin und lässt nur das Sehloch, die Pupille, frei. Zugleich wächst die dünne Meso- dermschieht und bildet die Gefässe und Muskeln der Iris. Das Aussen- blatt des doppelwandigen Augenbechers bildet überall zum grossen Theil die Pigmentschieht und geht als solche auch auf die Iris über. Das ein- 448 Sinnesorgane. gestülpte Innenblatt dagegen formt sich im Augengrunde zur Retina um, während es vom Rande des Bechers an auf der Innenfläche der Iris den Ciliarkörper bilden hilft. Dies geschieht beim Hühnchen ungefähr am neunten oder zehnten Tage der Bebrütung. Um diese Zeit schliesst sich auch die fötale Augenspalte gänzlich durch Verwachsung ihrer Ränder. Kurz vorher wächst aber noch ein gefässreicher Fortsatz der Chorioidea durch die Spalte in den Glaskörper hinein und bildet den lamellenartig sich faltenden Kamm oder Fächer. Die Retina entwickelt sich folgendermaassen. Bis zum dritten Tage sind äussere und innere Wand des Grundes des Augenbechers von ziem- lich gleicher Dicke. Dann wird die äussere Wand beträchtlich dünner und ist am vierten Tage auf eine einzige Lage abgeflachter Zellen redu- eirt. Diese bilden sich zur selben Zeit durch Aufnahme von Pigment in das Pigmentzellen-Epithel der Chorioidea um. Die Innenwand des Augen- bechergrundes besteht am vierten Tage aus länglichen, spindelförmigen, kernhaltigen Zellen, die sich augenscheinlich zu mehreren Lagen neben einander schieben. Wahrscheinlich aber reicht jede Zelle durch die ganze Dicke der Innenwand. In diesem Zustande zeigt diese zukünftige Retina grosse Aebnlichkeit mit der embryonalen Hirnwand, von der sie ja auch entwicklungsgeschichtlich herstammt. Gegen den Glaskörper zu grenzt sie sich durch Ausscheidung der structurlosen Membrana limi- tans interna ab, gegen die äussere Wand durch die Membrana limitans externa. Etwas später verwandeln sich die Zellen der inneren Wand in die Retinaelemente (von den Nervenfasern bis zur äusseren Körnerschicht). Am zehnten Tage wachsen auf der M. limit. externa zahlreiche Höcker- chen hervor. Diese protoplasmatischen Ausscheidungen der äusseren Körner strecken sich in die Länge und werden zu den Stäbehen und Zäpfehen; sie erhalten dann noch einen eutieularen äusseren Saum und bohren sich zwischen die Pigmentzellen der äusseren Wand ein. Die Sklera, wie die Cornea und Chorioidea entstehen aus den meso- dermalen Gewebsmassen, welche schon frühzeitig den embryonalen Augen- becher zu umhüllen anfangen. Das obere und untere Augenlid, Falten der äusseren Körperhaut, welche sich von oben und unten vor dem Auge entgegenwachsen, ver- kleben beim Embryo mit einander durch Verwachsen ihres Epithelüber- zuges. Die spätere Lidspalte entsteht entweder kurz vor dem Aus- schlüpfen (Nestflüchter) oder auch erst kürzere oder längere Zeit, oft mehrere Tage, darauf (Nesthocker). u Vögel. 449 Zusammenfassung der Entwickelung des Auges. äussere Becherwand — Pismentzellenschicht. Primitive Augenblase innere Becherwand — Retina, nebst M. limit. ext. | und int. Ciliarkörper pt. Ectoderm: Linse. Conjunctiva. \Augendrüsen. Mesoderm: Sklera, Cornea, Chorioidea. Glaskörper, Gefässe, Fächer. Iris-Muskeln und -Stroma. Lig. pectinatum iridis, Membrana Descemeti. Ciliarkörper nebst Muskeln. Das Geruchsorgan. (Taf. XLVI) Ausser den allgemeinen Werken und Parker’s beim Gehörorgan angeführten Arbeiten sind für die Anatomie der Nase zu erwähnen: 299. Babuchin, Das Geruchsorgan. In Stricker's Handbuch der Lehre von den Geweben. Bd. Ill. 1872. 300. Born, G., Die Nasenhöhlen und der Tihränennasengang der amnioten Wirbelthiere. Morphol. Jahrb. Bd. V. (1879) S. 401—429. Taf. 23 u. 24. Bd. VIII. (1882) S. 301. Ewart, C., On the nostrils of the Cormorant (Phalacrocorax carbo). Journ. Linn. Soc.- Zoology. — Vol. XV (18S1), p. 455—456. 302. Gegenbaur, C., Ueber die Nasenmuskeln der Vögel. Jen. Zeitschr. Bd. VII. 1873. S. 1—21. Mit 3 Tafeln, von denen 2 sich ausschliesslich auf die Vögel beziehen. 303. Jacobson, L., Sur une glande conglomtree appartenante ä la cavit& nasale. Nouv. Bull. Sciences, Soc. Philom. Paris (1813) Tom. III. p. 267. 304. Jobert, Recherches anatomiques sur les glandes nasales des Oiseaux. Ann. Sc. Nat. 5. Ser. XI. p. 349—369, pls. S—9. 305. Kölliker, A., Ueber die Entwickelung des Geruchsorgans beim Menschen und beim Hühnchen. Würzburger medie. Zeitschr. Bd. I. 1860. — Entwickelungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. 8°. Leipzig 1861. 306. Legal, E., Die Nasenhöhlen und der Thränennasengang der amnioten Wirbelthiere. Morph. Jahrb. Bd. VIII. (1882.) 307. Nitzsch, Ch. L., Ueber die Nasendrüse der Vögel. Meckel’s Arch. f. Physiol. Bd. VI. 1820. S. 234—269. — Sehr sorgfältige Beschreibung, die sich auf sehr viele Vögel erstreckt. 308. Scarpa, Ant., Anatomicae disquisitiones de auditu et olfactu. Tieini 1789. 309. Schultze, M., Untersuchungen über den Bau der Nasenschleimhaut. 4°. Halle 1862. 5 Taf. (Aus Abhandl. Naturforsch. Gesellschaft. Halle, Bd. VII.) An dem gesammten Geruchsorgan sind drei Theile zu unterscheiden: 1. Das Sinnesorgan selbst, bestehend aus dem Centralorgan am Gehirn, nämlich dem Rieehhöcker, s. S. 371, nebst den die Geruchseindrücke zu- leitenden Riechnerven und dem peripherischen Sinnesepithel, der Riech- schleimhaut. 2. Die Nasenkammer, Meatus olfactorius mit dem Nasenloch, den Muscheln und der den ganzen Raum auskleidenden Nasenschleimhaut. 3. Accessorische Theile, wie die Nasendrüsen. Riechhöcker und Riechnerv wurden schon auf S. 371 und 378 be- schrieben. Es wurde dort angegeben, dass die markhaltigen Fasern des Riechnerven in die Ganglienzellen der Riechschleimhaut übergehen. Diese Riechschleimhaut besehränkt sich auf die hintere, innerste Region der Nasenkammer oder Höhle und bekleidet die dort befindliche dritte, obere oder hintere Muschel, den Riechhügel, d. h. eine Ausbuchtung der Nasen- höhlenwand. Die Riechschleimhaut besteht aus mehreren Lagen von kern- haltigen Nervenzellen ganglionöser Natur; mit diesen sind höchstwahr- scheinlich die sich in vielfache Fibrillen theilenden Endverzweigungen Bronn, Klassen des Thier-Reichs, VI. 4 29 450 Sinnesorgane. des Riechnerven verbunden. Nach der Peripherie zu gehen die Ganglien- zellen in feine, theilweise noch granulirtes Plasma enthaltende, dicht an- einander gedrängte Fasern über; diese endigen in noch feinere Riech- härehen. Von diesen bis zu den Ganglienzeilen reicht also das perei- pirende Sinnesepithel. Das active Geruchsorgan ist also viel einfacher gebaut als das Sehorgan ; grosse Aehnlichkeit ist jedoch zwischen beiden nicht zu verkennen, besonders da Riech- und Sehnerv gemäss ihrer Struktur und Entwickelung als Theile des Gehirns und nicht als eigentliche peripherische Nerven aufzufassen sind. Vergl. S. 878. Die Regio olfaetoria enthält auch zahlreiche feine Schleimdrüsen, sie sind flaschenförmig, liegen dicht neben einander und stecken im Binde- gewebe, während ihr Ausführungsgang das langzellige Epithel durehbohrt. Die Nasenschleimhaut, d. h. das Epithel, welches die ganze Nasen- höhle mit Ausnahme des Riechhügels (Regio olfactoria) auskleidet, er- scheint nach Sehulze’s Beschreibung oft wollig oder sammetartig rauh auf der Oberfläche wegen unzähliger auf ihr befindlicher Grübehen. Dieses feinmaschige Ansehen der Oberfläche beruht nicht auf echten Drüsen, die hier gänzlich fehlen, sondern auf seltsamen Einbiegungen des Epithels. Die Epithelbekleidung besteht aus eylindrischen Wimperzellen. Diese sind nieht gleichmässig angeordnet, sondern bilden dicht neben einander stehende und durch schmale Leisten von einander geschiedene Crypten. Offenbar sind es nur ganz einfache Epitheldrüsen, die sich nicht bis in die bindegewebige Grundlage der Nasenschleimhaut erstrecken. Sie son- dern dicken, zähen Schleim ab, der zur Rein- und Feuchthaltung der Nasenhöhle dient. Die Nasenhöhle ist ein sehr unregelmässig gestalteter Sack mit knorpeligen, theilweise verknöchernden Wänden. Er endigt blind nach hinten und oben, communieirt nach unten mit der Mundhöhle durch die Choane oder hintere Nasenöffnung, zwischen dem Proc. palatinus des Os maxillare, dem Os palatinum und dem Vomer; vergl. Taf. III, Fig. 4. Nach vorn öffnet sich die Nasenhöhle als äusseres Nasenloch. Die rechte und linke Nasenkammer sind durch das beiden gemeinsame Septum narium von einander geschieden. Diese Nasenscheidewand wird theilweise von den medialen Wänden der beiden Nasenkammern, theils von der Fort- setzung des Ethmoids (s. S. 28) gebildet. Es bleibt meistens knorpelig, kann aber theilweise verknöchern. In Höhe der äusseren Nasenlöcher ist die Scheidewand entweder vollständig, beide „Nasenvorhöfe“ sind dann ganz von einander geschieden, Nares imperviae, oder das Septum ist dort unvollständig, enthält ein Loch und beide Nasenvorhöfe communieiren mit einander, Nares perviae. Da dieses Verhalten systematisch verwerthbar ist, so sei des Näheren darauf verwiesen. Auch die Form, Stellung und Umgebung der Nasenlöcher ist von systematischer Wichtigkeit. Tiede- mann ist der einzige, der allgemeine Sätze hierüber aufstellt: „Aus der Bildung der Nasenlöcher kann man die Lebensart der Vögel erkennen, besonders aus welchem Medium sie ihre Nahrung nehmen. Vögel. 451 1. Die Nasenlöcher sind bei allen den Vögeln sehr gross, welche sehr scharf riechen, z. B. bei den Sumpf- und Raubvögeln; sie sind hingegen klein bei nicht scharf riechenden Vögeln, z. B. Sing- und Hühnervögel. 2. Die Nasenlöcher sind rundlich oder oval und nackt bei den Vögeln, welche ihre Nahrung in der Luft ergreifen, wie die meisten Raub- vögel, besonders Falken, Lanius, Turdus, die meisten Insecten- fresser, wie Schwalben, Motaeilla und Rutiecilla. 3. Die Nasenlöcher sind mit borstenförmigen Federn bedeckt bei den Vögeln, welche ihre Nahrung meistens aus der Erde nehmen, wie die Raben, Staare, Lerchen. Diese borstenartigen Federn (vibrissae) hindern das Eindringen der Erde und des Staubes. Auch finden wir solche Bedeckungen bei den Spechten. 4. Die Nasenlöcher sind nur blosse Spalten, und können durch eine weiche Haut verschlossen werden, in der man einige Muskelfasern wahrnimmt, bei den Vögeln, welche ihre Nahrung aus dem Wasser nehmen, z. B. Pandion, Ardea, Larus, Colymbus, Halieus. Diese Gestalt der Nasenlöcher und die weiche bewegliche Haut hindern das Eindringen des Wassers in die Nasenhöhle. 5. Die Nasenlöcher sind gross und im Innern durch keine Scheide- wand getrennt bei vielen Vögeln, welche ihre Nahrung aus dem Wasser und Schlamm nehmen, z. B. Enten und Wasserhühner. Diese Bildung erleichtert das schnelle Ausfliessen des Wassers und des Schlammes.“ Diese Angaben und Schlüsse sind zu allgemein, erleiden auch zu viele Ausnahmen. Carus in seinem Handbuch der Zoologie macht auch einige Angaben über die Nasenöffnung der verschiedenen Vogelordnungen und Familien. Gray und Mitchell, Genera of Birds, London 1844—1849 geben in diesem Prachtwerk regelmässig die Beschreibung und Ab- bildung der Nasenöffnung, Vorhandensein und Form einer Klappe, Be- deckung mit Borsten u. s. w. Auf den Zustand des Septum narium ist jedoch keine Rücksicht genommen. Im Folgenden werden einige Untersuchungen mitgetheilt, welche an frischen oder in Aleohol aufbewahrten Vögeln angestellt wurden. Skelette oder getrocknete Köpfe eignen sich hierzu nicht, da die knorpelige Scheide- wand bei der Maceration meistens verloren geht, oder wie beim Trocknen sich häufig vom Vomer trennt und eine durchgehende Spalte vortäuscht. Allgemein wurden bisher sämmtlichen Passeres und Coceygomorphae Nares imperviae zugeschrieben. Die häufigen Ausnahmen fordern zu weiteren Untersuchungen auf, die dann wahrscheinlich taxonomisch anwendbare Ergebnisse liefern werden. Aus den unten mitgetheilten Fällen folgt, dass das Septum in der Regel vollständig ist, wenn das Nasenloch sehr verengt, schlitzförmig ist, von Federn bedeckt wird, oder endlich wenn es durch die Vorhofsmuschel verstopft wird. Ferner folgt, dass Vorhandensein eines Opereulum keinen 29* 452 Sinnesorgane. Einfluss auf den Zustand des Septum hat. löcher sind meistens auch Nares perviae. Sula macht eine auch bei den übrigen Steganopoden schon an gedeutete Ausnahme von den übrigen Vögeln. Die äusseren Nasenlöcher sind ganz zugewachsen; hiermit hängt der vollständige Schwund des grössten Theiles der Nasenhöhle zusammen. Dieselbe ist auf die hintere Muschelgegend redueirt, während Vorhofsmuschel und mittlere Muschel verloren gegangen sind; ihre Stelle wird von Knochenbälkchen einge- nommen. Die Regio olfactoria ist gross, ebenso der sich darauf ver- breitende Riechnerv. Die Choanen sind auffallend weit, sodass also der Rest der ganzen Nasenhöhle mit dem Mund communieirt. Athmen und Riechen durch die Nase ist unmöglieh. Vergl. die Abbildung Taf. XLVT. Sehr weite und freie Nasen- ==) — ce eo Eee an Operculum Nares fehlt. imperviae. perviae. Operculum Nasenlöcher eng. od. weite | enge vorhanden. weitu.| von Communication. frei. | Federn | __ (bedeckt. Ratitae Spheniseidae 1 Steganopodes Phaeton 1 Tubinares Röhrenartig. Ardea Podiceps Colymbus Grus, Psophia 1 Eurypyga Rallus, Parra Rhinochetus Sehr gross Laridae 1 Charadriidae 1 Scolopacidae 1 Ciconia | Phoenico- pterus 1 Lamellirostres u Cathartidae 1 Raptores (excl. Cathartid.) 1 Striges 1 Rasores, Columbae Weiche Schuppe Psittaeci 1 Coccygomorphae 1 Piei 1 Caprimulgus Weiche Röhren Podargus Grosses dünnes Oper- n\ culum Trochilidae Gross, befiedert Xanthomyza Prosthemadera | Mobhoa. Ptilotis Weiche Klappe Certhiparus | Alauda han lGheras Lanius, Parus 1 1 Museicapidae \ 1 ie Weiche Klappe Erna R Unvollständig "ringillidae, Drymoeca 1 1 Vögel. 453 Ueber die Nasenmuscheln hat Gegenbaur abschliessende Unter- suchungen angestellt. I. Das im Vorhof gelegene Gebilde wird als Vorhofsmuschel be- zeichnet und fehlt den Reptilien und Säugethieren. Dieselbe ist ein knor- peliges Gebilde, welches von der lateralen Wand der Nasenhöhle schräg zum Septum hinüberzieht und daher mit dem Boden der Nasenhöhle in Verbindung steht. Gegenbaur beschreibt diese falsche Muschel bei der Taube im ihren einfachsten Verhältnissen: Die äussere, längs der knorpeligen Deck- schuppe sich hinziehende Nasenöffnung führt in einen der Ausdehnung der Schuppe entsprechenden Raum, in welchen die vordere oder untere Muschel einragt. Diese ist sowohl am Boden als auch an den Wänden dieses Raumes befestigt, und zwar vorn am Septum der Nasenhöhle, hinten dagegen an der lateralen Wand, in einiger Entfernung vom Rande der Deckschuppe, der sie an Länge entspricht. Sie ist wulstförmig ge- staltet, leicht abwärts zum Boden des Naseneinganges gesenkt, ohne eine Einrollung zu bilden. Ueber dieses Gebilde hinweg passirt man zum hinteren Nasenraum. Bei den Hühnervögeln (Gallus, Meleagris, Perdix) ist der bei den Tauben einfache Wulst zu zwei Gebilden difiereneirt. Erstens ein Wulst, der am unteren Rande des Nasenloches beginnt und nach auswärts muschelförmig gekrümmt ist; er umschliesst nach hinten eine Bucht, in die man vom hinteren Winkel des Nasenloches eintritt. Zweitens eine Lamelle, die vom oberen Rande des Nasenloches entspringt, sich muschel- förmig um den unteren Wulst herumkrümmt und sich dann weiter hinten mit der Nasenscheidewand verbindet. An dieser Verbindungsstelle bildet die Scheidewand einen quer durch die Nasenhöhle verlaufenden Vorsprung, der die ganze Höhle in zwei Abschnitte theilt. Im vorderen liegen die beiden eben beschriebenen Gebilde, im hinteren die beiden anderen Muscheln. Bei der Gans bildet die vordere Muschel einen horizontalen, vorn mit dem Knorpel des Daches der Nasenöffnung zusammenhängenden Vor- sprung; medialwärts geht die Basis dieses Vorsprungs in das Septum über, welches verdickt ziemlich weit gegen die Nasenhöble einragt. Bei Numenius bildet die Muschel eine longitudinale Lamelle, welche, vom Dache des Nasenvorhofes entspringt und in die Nasenhöhle herabragt. Bei Tagraubvögeln (Buteo) fand Gegenbaur die vordere Muschel sehr klein und schräg gestellt. Aehnlich, noch schräger und mehr ge- wölbt, dabei ossifieirt, bei den Eulen. Auch die Papageien schliessen sich diesem Verhalten ziemlich gut an. Bei Gypogeranus fehlt die vordere Muschel bis auf Spuren. Lang und schmal ist diese Muschel bei Caprimulgus, wo sie eine weiche etwas eingerollte Lamelle bildet, deren freies vorderes Ende gegen das röhrenförmig verlängerte Nasenloch sieht. 454 Sinnesorgane. Bei Podargus Cuvieri fehlt die vordere Muschel gänzlich. Die äussere Nasenöffnung bildet eine Längsspalte, die von einer breiten nach abwärts umgebogenen Knorpelschuppe überdeckt wird. Die Innenfläche dieser Schuppe ragt eonvex in den vorderen Nasenraum ein, vertritt also gewissermassen die fehlende Muschel. Bei Sturnus und Corvus entspringt die Muschel wie gewöhnlich vom hinteren Rande des Nasenloches, geht mit ihrer Basis in das Septum über, und deekt mit ihrem freien vorderen Theile das Nasenloch von innen her. Etwas complieirter und theilweise verknöchert fand Gegenbaur sie beim Grünspecht. II. Die mittlere Muschel entspricht der einzigen der Reptilien und der unteren der Säugethiere. Sie ist das phylogenetisch ältere Gebilde. Unter ibr befindet sich die Ausmündung des Thränennasenganges; sie ist ferner die einzige wahre Muschel der Vögel, wenn wir „als Nasen- muschel nieht eine blosse Einbuchtung der Wand der Nasenhöhle be- zeichnen, sondern jenen Begriff nur auf eine von der Wand her ent- springende, selbständige, von einer einfachen Fortsetzung des Skeletes der Wand gestützte Einragung in Anwendung bringen“. (Gegenbaur.) Diese Muschel liegt in der hinteren Nasenhöhle und bildet einen von der lateralen Wand der Höhle abwärts ragenden Vorsprung, der am ein- fachsten bei den Tauben ist. Bei grösserer Ausdehnung rollt sich diese vorspringende Lamelle spiralig ein bis zu mehr als 2!/, Umgängen; man vergl. die Abbildung von Struthio, Taf. XLVI. Bei den Hühnern ist sie bis zweimal umgerollt. Nach hinten geht sie in den Grund der Nasenhöhle und von dort weiter in das Septum über. Dahinter führt eine trichterförmige Spalte in den orbitalen Luft- raum. Unter der Muschelwindung, dicht über der Choane, öffnet sich der weite Thränennasengang. Der vordere Theil der mittleren Muschel überragt den hinteren mit dem quergestellten Vorsprung des Septum ver- bundenen Theil der Vorhofsmuschel. Bei der Gans ist die Muschel 2'/, mal umgerollt und ist dabei ver- schiedenartig eingebuchtet. Eine dieser Buchten macht einem Vorsprunge des Septum Platz, durch welchen der auf $S. 383 beschriebene zweite Ast des R. maxillaris superior N. trigemini (N. naso-palatinus Scarpae) zum Boden der Nasenhöhle verläuft. Bei den Raubvögeln ist die Muschel ungefähr 1°/, mal eingerollt, lang und schräg gestellt; nach hinten zu erreicht sie das Septum. Bei Papageien ist die Muschel sehr dick, aber nicht eingerollt; nur in der Mitte ist die Lamelle tief eingebuchtet, um einem starken queren Fortsatze des Septum Platz zu machen. Das hintere Ende der Muschel läuft in eine starke Schleimfalte aus, die zum Septum hinüber zieht. Da- hinter und darüber liegt eine weite zum Orbitalsinus führende Oeffnung. Bei Geeinus ist die Muschel klein und nur einmal gewunden, dabei verknöchert; nach hinten erreicht sie das Septum nicht. Vögel. 455 Ebenfalls nicht mit dem Septum verbunden ist sie bei Caprimulgus und Podargus; sie ist einmal gewunden. Bei Corvus, Lanius und Sturnus ist die Muschel ungefähr 1'/, mal gewunden und ist mit der hinteren Nasenhöhlenwand durch eine Schleim- hautfalte verbunden, die sich gegen die Choane herabsenkt. Dariber liegt wieder der Eingang zur Stirnhöhle. III. Die hintere oder obere Muschel wird in ihrem einfachsten Zustande nur durch eine seichte Einbuchtung der Nasenhöhlenwand ge- bildet; bei der Taube am hinteren oberen Ende der mittleren Muschel. Meistens liegt sie im hinteren oberen Winkel der Nasenhöhle; ziemlich vorgebaucht ist sie bei Numenius, Anser, Gallus, Raubvögeln und bei Caprimulgus. Bei Psittacus und Pyrgita wurde sie von Gegenbaur vermisst; dasselbe giebt M. Schulze auch noch für Sylvia, Troglodytes und Fringilla an. Bei Corvus, Sturnus, Turdus, Cinclus, Alauda, Musci- capa, Pieus wurde sie von Gegenbaur beschrieben und abgebildet. Mit dem Binnenraum dieser Muschel communieirt ein im vorderen Orbitalraum gelegener Sinus. Dieser setzt sich in mannigfach gestaltete Räume des Oberkiefers fort, anderseits führt er am Grunde der Nasen- höhle in diese durch die bei der mittleren Muschel beschriebene Oefinung. Diese sogen. obere Muschel ist nach Gegenbaur’s Definition keine echte Muschel, und da sich auf ihr allein, oder wenigstens an dieser Stelle, das Epithel des Riechnerven ausbreitet, so wird sie von ihm „Riech- hügel‘“ genannt. Die Nasenthränendrüse. La glande laterale de Stenson. Jacobson 1815. Nasendrüse. Nitzsch 1820. Stannius. Seitliche Nasendrüse. Born u. A. Diese paarige Drüse sondert eine dünnschleimige, thränenartige, nicht ölige Flüssigkeit ab, die sich unter der vorderen Muschel in den Vorhof der Nase ergiesst und zum Feucht- und Reinhalten der Nasenschleim- haut dient. Der einfache Ausführungsgang jeder Drüse erstreckt sich vom Vorhof an der inneren Fläche der äusseren Nasenwand schräg aufwärts in die Öberkieferhöhle, unter das Nasenbein und von da nach auswärts zum vorderen inneren Winkel der Orbita; dabei passirt er zwischen dem seit- lichen Fortsatz des Alisphenoids und dem Os lacrymale, sodass also letzteres den Gang seitlich bedeckt. Die Drüse selbst ist gewöhnlich dunkel ge- färbt, röthlicehbraun, selbst schwärzlich, schwärzliches Pigment findet sich häufig auch in den Wänden des Ausführungsganges. Die Gestalt und Ausdehnung der Drüse wechselt sehr. Im allgemeinen erscheint sie am kleinsten bei den echten Luftvögeln, während sie bei Sumpf- und Wasser- vögeln ihre grösste Ausbildung erreicht, vorausgesetzt, dass die Nasen- löcher weit sind. 456 Sinnesorgane. Die eigentliche Drüse liegt nach Nitzsch: 1. oben auf den Stirn- beinen unter der Kopfhaut zwischen den Augen. Ihre Lage und Aus- dehnung ist dann häufig durch entsprechende Eindrücke am Skelet des Kopfes kenntlich; z. B. bei Charadrius, Alca, Larus. Bei so starker Ausdehnung der Drüse durchbohrt ihr Gang bisweilen das Stirnbein, um vorn in die Augenhöhle und von dort unter dem Thränenbein vorbei in die Nasenhöhle zu gelangen (Charadrius pluvialis), oder es befindet sich dort ein entsprechender Ausschnitt (Larus). 3, am Orbitalrand der Stirnbeine; die gewöhnlichste Lage; dabei in die obere Orbitalmembran eingeschlossen. 3. in der Oberkieferhöhle, unter den Nasenbeinen; in diesem Falle ist der Ausführungsgang natürlich viel kürzer als sonst und kann sich nicht bis an das Thränenbein erstrecken, z. B. Falco, Otis. 4. in der Augenhöhle, gewöhnlich oben an der Orbitalfläche der Stirn- beine, ziemlich nach vorn, am inneren oder vorderen Augenwinkel neben der Ethmoidallamelle. Papageien, einige Raub- und Sumpfvögel. 5. unter den Augen und unter der unteren Orbitalmembran, über den Gaumenbeinen, in dem von Nitzsch Cella infraoeularis genannten luft- haltigen Raume. Nur bei Spechten gefundenes Verhalten. Nach den Untersuchungen, welche Nitzsch über diese Drüse an- gestellt hat, scheint sie taxonomisch verwerthbar zu sein. Raubvögel: Drüse mittelgross und sehr dunkel. Von der Kiefer- höhle bis zum oberen Orbitalrande reichend bei Milvus, Circus, Astur; Otus, Bubo; auch Psittacus. Kürzer, zwar die Orbita, aber nicht deren Oberrand erreichend: Aquila, Buteo, Pernis, Haliaötos; Aluco. Garmicht in der Orbita, sondern wegen ihrer Kürze auf die Kiefer- höhle beschränkt: Falco. Singvögel: Ganz oder grösstentheils am Orbitalrande; sehr klein, schmal und blass; auch Alcedo. Bedeutend grösser wurde sie nur bei Cinelus gefunden; braunröthlich und von mittlerer Grösse bei den Corvidae. Upupa, Yunx und Cypselus stimmen mit den Singvögeln überein, aber der Ausführungsgang ist nicht von dem übrigens sehr kleinen Thränen- bein bedeckt. Bei Cuceulus und Coracias ist die sehr kleine Drüse auf die Kiefer- höhle beschränkt. Klein und sehr kurz, dicht hinter dem Thränenbein gelegen, bei Caprimulgus. Bei Columba fehlt sie. Hühner und Ratitae: Klein, blass und unscheinbar, am inneren Augenrande. Ötis: Kurz, oval, bräunlich; in der Kieferhöhle, nach oben an das vorderste Ende der Stirnbeine reichend. Scolopacinae und Charadriinae: Am Orbitalrand oder auf der Stirn, dabei wechselnd wie folgt: I Vögel. 457 Charadrius, Aegialites, Vanellus, Lobivanellus, Chionis, Oedienemus, Cursorius: Die Drüse erstreckt sich oben auf die ganze Stirn, ihr Gang tritt abwärts durch ein Loch zwischen Laerymale, Nasale und Frontale. Oedienemus: Nur auf das Vorderende der Stirn reichend, mit Stirn- canal. Statt des Stirncanals findet sich nur ein seitlicher Ausschnitt für die Drüse: Numenius, Haematopus, Himantopus, Tringa, Machetes, Totanus, Ereunetes, Rhynchaea, Limosa, Phalaropus, Pluvianus, Glareola, Thino- corys, Attagis, Dromas. Bei Numenius und Haematopus verursucht die Drüse auf der Stirn grosse Eindrücke; bei den übrigen Gattungen liegt sie meistens am oberen Orbitalrande. Bei Scolopax ist sie sehr. klein, fehlt sogar häufig bei S. rusticola. Laridae; Tubinares; Colymbus. Die sehr grossen Drüsen verursachen tiefe Eindrücke auf der Stirn; seitlicher Ausschnitt. Aleidae: Wie Larus, aber mit Stirncanal. Fulicariae: Fulica, Gallinula, Crex, Rallus, Grus. Die Drüse be- findet sich am oberen Orbitalrand, liegt mit ihrem Hinterende der Stirn auf, ohne jedoch Eindrücke zu verursachen. — Lamellirostres. Bei Anser, Mergus und der Mehrzahl der Enten ist die Drüse klein und am oberen Orbitalrand gelegen; nur bei Anas fusca wurde sie „enorm gross“ gefunden. Ardea: In der Augenhöhle, oben gegen das Stirnbein gelagert, blauroth. Cieonia: Klein, oben in der Kieferhöhle. Sula: Rundlich, klein, blauroth; in der Kieferhöhle. Vergl. Taf. XLIII, Fig. I, @. Die Entwicklung der Nase. Die Entwicklung der Nase ist von Kölliker (305) und Born (300) vollständig untersucht und beschrieben worden. Die ersten Spuren des künftigen Geruchsorgans zeigen sich beim Hühnchen am dritten Tage der Bebrütung jederseits als ein flaches Grübchen, welches an der Unterseite des Grosshirns, dicht vor der Mund- öffnung und vor dem Auge gelegen ist. Das Grübchen ist von vergrösserten Zellen des Epiblasts ausgekleidet, die sich in das Riechepithel umwandeln, nach den Rändern der Vertiefung aber in die zweischichtige Epidermis übergehen. Sehr frühzeitig verbindet sich mit diesem Sinnesepithel der Riechnerv. Der Rand der Grube erhebt sich nun ringförmig, mit Aus- nahme an der dem Munde zugekehrten Seite und wächst weiterhin in zwei Fortsätze aus. Der mediale (innere Nasenfortsatz) wächst schneller und weiter nach unten herab als der äussere (äussere Nasenfortsatz). Zusammen mit den beiderseitigen inneren Fortsätzen wächst auch das vordere Ende der medialen, ethmoidalen Schädelwand, sodass wir nun von einem Stirn-Nasenfortsatz sprechen können, der die beiden Riech- gruben von einander scheidet. An der äusseren Seite wächst der Ober- kieferfortsatz unter dem Auge hervor, sodass zwischen ihm und dem 458 Sinnesorgane. äusseren Nasenfortsatz eine seichte Furche entsteht. Indem nun der Stirn-Nasenfortsatz und der Oberkieferfortsatz weiter wachsen, erscheint die ursprünglich seichte Nasengrube in die Tiefe gerückt, und indem sich schliesslich beide Fortsätze ventral vor der tiefen Furche vereinigen, wird letztere in einen Canal umgewandelt. Die äussere Oeffnung bildet nun das äussere Nasenloch, während die innere zur Choane oder inneren Nasenöffnung wird. Am Anfang des sechsten Tages ist nun auch der Öberkieferfortsatz mehr quergestellt, und sein vorderes Ende verwächst mit dem unteren Rande der Nasenfortsätze. Ferner verwachsen die beider- seitigen Oberkiefer mit einander in der Mittellinie und bilden einen Theil des harten Gaumens. So wenigstens bei den Desmognathen. Der äussere Nasenfortsatz liefert das Bildungsmaterial für die seitliche Nasenwand nebst den Muscheln und für die Nasenschuppe, welche dem Nasenflügel entspricht. Die beiden vereinigten inneren Nasenfortsätze werden haupt- sächlich zur Scheidewand (Septum nasale). Durch das Verwachsen der die äussere Nasenöffnung umgebenden Ränder bildet sich der Vorhof aus, vor der eigentlichen Nasenhöhle, welche die mittlere und hintere Muschel nebst dem Riechhöcker enthält. Letzterer, der als ursprüngliches Riech- feld ganz oberflächlich lag, ist mitbin ganz in die Tiefe, an das innerste Ende des ganzen Geruchsorgans gerückt. Durch Entwicklung der Zwischen- kiefer erhält endlich die äussere Nase nebst dem Schnabel ihre bleibende Gestalt. Die oben erwähnte Furche zwischen dem Oberkiefer und dem äusseren Nasenfortsatz erstreckte sich unterdessen, Anfang des fünften Tages, schon bis zum vorderen Augenwinkel und wird schliesslich durch Verwachsung ihrer Ränder zu einem Canal, der sich nun vom inneren Augenwinkel bis in die Nasenhöhle erstreckt, wo er unter der zugleich entstehenden mittleren Muschel und vor der Choane mündet. Es ist der Raum für den Thränennasengang, Canalis naso-lacrymalis. Die Bildung des Thränencanals selbst tasst Born folgendermassen zusammen: „Beim Huhn tritt die Thräneneanalanlage in Form einer soliden, von der Epidermis ins Bindegewebe eingewucherten Leiste auf, die sich bis auf das laterale Ende am Auge von der Epidermis abschnürt (6.—7. Tag) und mit dem medialen mit der Nasenhöhle in Verbindung setzt; der ab- gelöste, solide Epithelstrang repräsentirt den späteren einfachen Thränen- nasengang und das untere Thränenröhrchen; das obere Thränenröhrchen sprosst aus diesem Strange seeundär hervor. Die Lumenbildung beginnt am Nasenende und beruht auf einem Auseinanderweichen, nicht auf einer Auflösung der Epithelzellen.“ Bei vielen Vögeln, z. B. bei Ardea läuft der Nasenthränencanal seitwärts über dem Thränenbein vorwärts und einwärts, welches dann eine ihm entsprechende seitliche Einbuchtung zeigt; bei anderen tritt der Canal durch ein Loch des Thränenbeins, d. h. er ist von letzterem seit- lich überbrückt, z. B. bei Anas. Vögel. 459 Die Augendrüsen erscheinen am achten Tage als solide Wucherungen des Epitheliums der Conjunetiva. Die erste Andeutung der seitlichen Nasendrüsen bemerkte Born am achten Tage. Sie erscheint als solider Auswuchs des Epithels der Innenwand des Vorhofes der Nase nahe am hinteren Ende desselben, genau entsprechend der späteren Einmündungs- stelle der Drüse. Der Epithelstrang verästelt sich zur Bildung der eigent- lichen Drüse und wird hohl ungefähr am 14. Tage. Die ebenfalls paarige Gaumendrüse bildet sich etwas später als die Nasendrüse; erst am neunten Tage nämlich sah Born in Höhe der äusseren Nasenöffnungen nalıe der Medianlinie vom Epithel des Gaumens zwei kurze Zapfen ins Bindegewebe hineinragen; sie verlaufen später dieht über dem Epithel der Mundhöhle nach hinten und entwickeln sich in den folgenden Tagen zu den Gaumendrüsen. Ein Jacobson’sches Organ scheint den Vögeln wie den Schild- kröten zu fehlen. Beim Huhn gelang es Born nicht „in irgend einem Stadium auch nur eine Andeutung eines solchen Organs zu entdecken“. Bei Embryonen von Ratiten sind dagegen nach J. T. Parker Spuren von Jacobson’s Knorpeln vorhanden, S. Taf. XLVI, Figg. 2— 6. Das Gehörorgan. (Taf. XLVL) K I. Literatur betreffend den Bau des Gehörorganes. 310. Breschet, G., Recherches anatomiques et physiologiques sur l’organe de l’audition chez les oiseaux. Avec atlas. Paris 1836. (Deutet den äusseren Stapesknorpel der Vögel als Hamıner.) 311. Claudius, M., Bemerkungen über den Bau der häutigen Spiralleiste der Schnecke. Zeitsch. wiss. Zool. VII. 1855. S. 154. 312. Collett, R., On the Asymmetry of the skull in Strix Tengmalmi. Proc. Zool. Soc. 1871. p. 739—743. Mit 6 Holzschnitten. Craniets og Oereaabningernes Bygning hos de nordeuropaeiske Arter af Familien Strigidae. Christiania Videnskabsselskabs Forhandlinger, 1881, no. 3. Mit 3 Tafeln. 314. Deiters, O., Untersuchungen über die Schnecke der Vögel. Arch. f. Anat. Physiol. 1560. (Hauptsächlich Singvögel, Huhn, Taube, Eule, Falke.) 315. Ebner, V. v., Das Nervenepithel der Crista acustica in den Ampullen der Vögel. Berichte des naturw. med. Vereines in Innsbruck. 3. Jahrg. 1872. 316. Ercolani, G. B., Ricerche anatomiche sull’organo dell’udito degli Uecelli. Nuoyv. Ann. Scienc. natural. di Bologna. Tom. 9. 1843. p. 417—420. 317. Farrar, W., On the auditory apparatus in the skulls of Quadrupeds and Birds as auxıliaries in classification. Loudon’s Magaz. Nat. Hist. Vol. 4. 1831. p. 9—13. 318. Flourens, P., Expiriences sur les canaux semi-circulaires de l’oreille chez les Oiseaux. Ann. Sei. Natur. Tom. 15. 1828. p. 113—124; und Heusinger’s Zeitschr. f. organ. Phys. IH. 1829. p. 130—137; und Froriep’s Notizen, Bd. 22. 1828. p. 65—68; und Mem. Ac. Sci. Paris. Tom. 9. 1830. p. 455—46b. 319. Graff, L. v., Zur Naturgeschichte des Auerhahnes (Jeetrao urogallus L.). Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 41. 1885. 8. 107—115. 320. Hannover, A., Mikroscopiske Undersögelser of Nervesystemet. Kjöbenhayn. 1842. (Nervenausbreitung in der Schnecke.) 321. Hasse, C., Die Schnecke der Vögel. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XVIL S. 56—104. Taf. V1I.—IX. (Hauptsächlich Tauben; auch Huhn, Krähe Sperling.) Beiträge zur Entwicklung der Gewebe der häutigen Vogelschnecke. ibid. S. 381— 406. Taf. XXI. R 323. —— Der Bogenapparat der Vögel. ibid. S. 598—654 Taf. XXXVIIL—XXXVIIL 324. Zur Morphologie des Labyrinthes der Vögel. Anatomische Studien, herausg. v. Hasse. Zweites Heft, No. VI. 1871. (Paukenhöhle und knöchernes Labyrinth.) 325 Die Lymphbahnen des inneren Ohres der Wirbelthiere. Anatom, Studien. Viertes “Heft, No. XIX. 1873. 460 Sinnesorgane. 326. Hasse, C., Die vergleichende Morphologie und Histologie des häutigen Gehörorganes der Wirbelthiere. Anatom. Studien. Supplement Bd. I. 1873. 327. Huschke, E., Ueber die Gehörzähne, einen eigenthümlichen Apparat in der Schnecke des Vozelohrs. Müllers Archiv f. Anat. Phys. 1835. 8. 335—346. Mit Taf. Ueber die erste Bildungsgeschichte des Auges und Ohres beim bebrüteten Hühn- chen. Isis von Oken. 1831. Stück 950. Tausende von Kalkkrystallen im Gehörorgan der Vögel. Froriep's Notiz. Bd. 33. 1832. p. 33—36. 330. Be Atlas anatomicus auris internae. Kopenhagen 1846. (Haliaötos albieilla.) Text dazu: Anatomiske Undersögelser over Orets Labyrinth. Herausg. v. C. L. Panum. Kopenhagen 1881. 331. Meyer, Paul, Etudes histologiques sur le labyrinthe membraneux et plus sp@cialement sur le limagon chez les reptiles et les oiseaux, Strasbourg 1876. 332. Moldenhauer, Zur Entwicklung des mittleren und äusseren Ohres. Morphol. Jahrb. III. 1877. S. 106—151. Taf. 6—11 (Hühner und Tauben). 333. Pohl, C. E., Expositio generalis anatomica organi auditus per classes animalium. Dissert. inaug. Vindobonae 1818. (Betrifft die meisten Ordnungen der Vögel.) 334. Retzius, G., Das Gehörorgan der Wirbelthiere. Bd. IL. 4° Stockholm 1884. Vögel S. 139—198. Taf. XV—XX. 335. Reissner, De auris internae formatione. Diss. inaug. Dorpat 1851. 336. Scarpa, A., De structura fenestrae rotundae auris et de tympano secundario anatomicae observationes. Tieini 1772. 337. Steifensand, K., Untersuchungen über die Ampullen des Gehörorganes. Müller’s Archiv f. Anat. Phys. 1855. 338. Treviranus, G. R., Ueber den inneren Bau der Schnecke des Ohrs der Vögel. Tiede- mann u, Treviranus, Zeitschr. f. Phys. Bd. I. 1825. p. 188—196; auch in Edinb. Philos. Journ. Vol. 12. 1825. p. 82—83. - Ueber die Verbreitung der Antlitznerven im Labyrinth des Ohrs der Vögel. Op. cit. Bd. 5. 1833. p. 94—96. 340. Waldeyer, W., Hörnery und Schnecke. In Stricker's Handbuch der Lehre von den Geweben. Bd. Il. 1872. 341. Weber, E. H., De aure et auditu hominis et animalium. Lipsiae 1820. 342. Windischmann, C., De penitiori auris in amphibiis structura. Lipsiae 1831. (Von Vögeln Gallus, Meleagris und Anas.) 343. Wurm, Die Taubheit des schleifenden Auerhahns. Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 41. 1885. S. 728—730. II. Betreffend die Homologieen der Ossicula auditus. 344. Albrecht, P., Sur la valeur morphologique de l’articulation mandibulaire, du cartilage de Meckel et des osselets de l’ouie avec essai de prouver que l’ccaille du temporal des mamıiferes est composöe primitivement d’un squamosal et d’un quadratum. Bruxelles 1883. 345. —— Sur le cräne remarquable d’une idiote de 21 ans. Bruxelles 1883. Sur la valeur morphologique de la trompe d’Eustache et les deriveös de l’arc pala- tin, de larc mandibulaire et de l’arc hyoidien des vertebres. Bruxelles 1884. Ueber den morphologischen Werth der Gehörknöchelchen und des Unterkiefer- gelenkes der Wirbelthiere. 56. Versammlung d. Naturforscher. Freiburg 1884. 348. Baraldi, Omologia fra gli organi accessori della respirazione dei pesci, e gli organi accessori dell'udito degli altri vertebrati. Atti Soc. Toscan. Sci. Nat. Vol. IH. 1875. 349. Baur, G., Ueber das Quadratum der Säugethiere. Gesellschaft f. Morphologie und Physiologie zu München. 1886. Dasselbe Englisch: On the Quadrate of the Mammalia. (Quart. Journ. Mier. Sci. 1887. p. 168-180, 351. Dollo, On the malleus of the Lacertilia and the malar and quadrate bones of Mammalia. Quart. Journ. Micr. Sci. 1883. p.579. (Bestätigt Peter’s Angahe, dass der „Extrastapedial- _. Knorpel“ der Saurier dem Malleus entspricht.) 352. Fraser, A., On the development of the ossicula auditus of the higher Mammalia. Philos. Trans. Lond. Vol. 173. 1882. p. 901—925. pl. 54—58. 353. Gadow, H., On the modifications of the first and second visceral arches, with especial reference to the homologies of the auditory ossicles. Proc. Royal Soc. Lond. April 12, 1888, und Phil. Trans. Mit 4 Taf. 354. Gradenigo, G., Die embryonale Anlage des Mittelohres: die morphologische Bedeutung der Gehörkuöchelchen. Mittheil. Embryol. Instit. Wien. Heft 18857. Mit 7 Tafeln. a S. 85—232. — Betrifft fast nur Säugethiere, vollständige Literatur. 355. Huxley, T. H., On the representatives of the malleus and incus of the Mammalia in the other vertebrata. Proc. Zool. Soc. London May 27, 1869. 5 Lectures of the Elements of comparative Anatomy. London 1864. . —— The Anatomy of vertebrated animals. 8°. London 1871. Vögel. 461 358. Köstlin, O., Der Bau des knöchernen Kopfes in den vier Klassen der Wirbelthiere. Stuttgart 1844. 359. Parker and Bettany, The morphology of the skull. S°. London 1877. Fowl p. 219—261. 360. Parker, W. K., On the structure and development of the skull in the Östrich tribe. Phil. Trans. Lond. 1866. p. 113—18S3. Pl. T7—15. Betreffend Ossicula auditus. Pl. XIL. — Nase Pl. X u. XV. 361. — On the structure and development of the skull of the common Fowl. Phil. Trans. 362. On the skull of the Aegithognathous birds. Trans. Zool. Soc. X. 1878. p. 251—314. Pl. 46—54. (Nase und Ohr.) 1869. — p. 755—807. Pl. sI—87. (Nase und Ohr). On the structure and development of the Birds’ skull. Trans. Linn. Soc. Ser. 2. Zool. Vol. I. 1876. Pl. 20—27. p. 99—154. 364. —— On the structure and development of the skull in the Crocodilia. Trans. Zool. Soc. XI. 1883. p. 263—310. Pl. 62—71. Für die Ossicula auditus sehr wichtig: Pl. 68 u. 69. 365. —— On the morphology of the skull in the Woodpeckers (Picidae) and Wrynecks (Yungidae). Trans. Linn. Soc. Ser. 2. Zool. Vol. I. p. 1—22. Pl. I-V. 366. Peters, W., Ueber die bei Beutelthieren im Entwickelungszustande vorkommende Ver- bindung des Os tympanicum mit dem Unterkiefer, als ein neuer Beweis für die Ueber- einstimmung dieses Knochens mit dem Os quadratum der übrigen Wirbelthierklassen. Monatsb. K. Akad. Wiss, Berlin 21. Nov. 1867. Ueber das Os tympanicum und die Gehörknöchelchen der Schnabelthiere in Bezug auf die Frage von der Deutung des Quadratbeins bei den Vögeln. Monatsb. K. Akad. Wiss. Berlin. 5. Dec. 1867. Ueber die Gehörknöchelchen und ihr Verhältniss zu dem ersten Zungenbeinbogen bei Sphenodon punctatus. ibid. 15. Jan. 1874. 369. —— Ueber die Gehörknöchelchen der Schildkröten, Eidechsen und Schlangen, sowie über die Höhlen des Unterkiefers der Crocodile. ibid. 7. Jan. 1869. 370. —— Ueber den Ductus pneumaticus des Unterkiefers bei den Crocodilen. ibid. 17.Jan. 1870. 371. Platner, F., Bemerkungen über das Quadratbein und die Paukenhöhle der Vögel. Leipzig 1839. 372. Reichert, C., Ueber die Visceralbogen der Wirbelthiere im Allsemeinen und deren Metamorphosen bei den Vögeln und Säugethieren. Meckel's Archiv 1837. 8. 120. 373. Salensky, Zur Entwickelungsgeschichte der Gehörknöchelchen. Zoolog. Auzeig. 1879. S. 250—253. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der knorpeligen Gehörknöchelchen der Säuge- thiere. Morphol. Jahrb. VI. 1880. S. 415—432. Taf, XX. Das gesammte Gehörorgan zerfällt in das innere, mittlere und äussere Ohr. Das innere Ohr ist der wichtigste Theil, da in ihm die den Schall wahrnehmenden Apparate enthalten sind. Es besteht aus dem diese ner- vösen und das Sinnesepithel umschliessenden häutigen, oder membranösen Gehörorgan, welches wegen seines verwickelten Baues auch als Labyrinth bezeichnet wird; zweitens aus der diesen Apparat umhüllenden knorpeligen oder knöchernen Labyrinthkapsel. Das mittlere Ohr besteht aus dem Cavum tympani, dessen Verbindung mit der Mundhöhle durch den Canalis Eustachii oder Ohrtrompete und dem zwischen Labyrinthkapsel und Trommel- fell ausgespannten schallleitenden Apparat, der sogen. Columella auris. Diese Columella ist ein gegliederter, knorpeliger, theils verknöcheıter Strang, der mit einer knöchernen ovalen Platte in eine Oeffnung der Labyrinth- kapsel passt (Foramen ovale). Dieses Ende entspricht dem Steigbügel, Stapes, der Säugethiere. Nach dem Trommelfell zu wird der Stab knor- pelig und setzt sich an dem Trommelfell fest. Er besitzt dort drei Fort- sätze. 1. Proc. supracolumellaris, befestigt an der oberen Wand der Pauken- höhle nahe dem Trommelfell. 2. Pr. extracolumellaris, tritt in Beziehung zur Mitte des Trommelfelles, sodass die Schwingungen des letzteren aut das innere Ohr übertragen werden können. 3. Proc. infracolumellaris, nach unten gerichtet. Die beiden letzteren Fortsätze entsprechen dem Manu- 369. 462 Sinnesorgane. brium und dem Processus longus s. folianus des Hammers oder Malleus der Säugethiere, wie weiter unten (S. 477) auseinandergesetzt ist. Tiedemann beschreibt die Columella sehr genau bei der Gans: „Der eine Theil (Stapes), von Haller bacillus genannt, ist länglich und am Paukenfelle befestigt, von dessen hinterem und unterem Rande an bis an dessen Centrum, wo das Paukenfell nach aussen einen Vor- sprung macht. Da wo sich dieser Theil mit dem andern Theil verbindet, befinden sich zwei kleine knorpelige Seitenfortsätze, ein hinterer kleinerer und ein vorderer grösserer. Ersterer (Pr. supracolumellaris) ist dieker und mehr nach oben gekehrt, letzterer hingegen ist länger und mehr nach unten gerichtet (Pr. infracolumellaris). Der Pr. supracolumellaris ist an seinem Ende dureh einen kleinen Ast mit dem Pr. extracolumellaris durch einen querliegenden Theil verbunden, wodurch ein fast rechtwinkliges Dreieck entsteht, dessen drei Seiten an dem Paukenfell befestigt sind. Der innere Theil der ganzen Columella, der eigentliche Stapes, kommt mit dem extra- stapedialis in einem spitzen Winkel zusammen, und begiebt sich zum Foramen ovale, Vorhofsfenster (s. S. 466). Er gleicht einem länglichen Griffel oder Stiel, an dem eine kleine Scheibe befestigt ist. Diese ovale Scheibe deckt das Fenster, an dem sie durch eine feine Membran be- festigt ist. Die Fläche der Scheibe, welche gegen den Vorhof (vestibulum) gerichtet ist, hat eine tellerförmige Vertiefung. Die Columella ist durch drei Bänder an die Paukenhöhle befestigt, die sie in der gehörigen Lage erhalten. Das erste Band befestigt sich am Bacillus, die beiden andern aber an den knorpeligen Fortsätzen. Bei alten Vögeln sind diese Bänder häufig knorpelig.“ Ausserdem befindet sich im mittleren Ohr der Vögel ein Muskelchen. Es befestigt sich an der Columella und dem Trommelfell. Es ist ver- hältnissmässig stark, entspringt fleischig von der unteren Fläche des Os oceipitale basilare, seitwärts neben dem Condylus, und geht durch ein grosses Loch in die Paukenhöhle. Die Sehne inserirt sich nicht nur an dem oben beschriebenen Dreieck des Malleus, sondern breitet sich auch mit unzähligen, sehr feinen Sehnenfäden am Trommelfell aus. Dieser Muskel spannt das Trommelfell und zieht es nach aussen. Der Muskel entspricht dem M. tensor tympani der Säugethiere und wird von einem feinen Zweige des R. III. N. trigemini innervirt. — Ein M, stapedius, der vom N. facialis innervirt wird, fehlt den Vögeln. Die Paukenhöhle selbst ist sehr geräumig, von unregelmässiger Ge- stalt, da sie häufig durch querstehende Knochenvorsprünge getheilt er- scheint. In ihrem Grunde führen einige Löcher in Höhlen, welche in dem maschigen, zelligen, losen Knochengewebe liegen, welches den zweiten Theil der Paukenhöhle umgiebt. Eine der Höhlen liegt im Oceipitale basilare und steht mit der der andern Seite in Verbindung. Eine andere Höhle liegt am hinteren und unteren Theile der Paukenhöhle und umgiebt die Bogengänge. Die dritte Höhle liegt über der Tuba Eustachii, im Keilbein, eommunieirt dort mit der der andern Seite und umgiebt theil- Vögel. 463 weise die Cochlea. Nach Tiedemann sind diese Höhlen besonders gross bei scharfhörenden Vögeln, besonders bei den Eulen und Raubvögeln, auch beim Raben und bei Caprimulgus. Sie sind klein bei Hühnern, Sumpf- und Wasservögeln und bei den Ratiten. Bei Buceros stehen sie mit dem zelligen Knochengewebe in Verbindung, welches das Horn des Schnabels ausfüllt. Das äussere Ohr. Der äussere Gehörgang ist eine kurze, mem- branöse, selten etwas knorpelige Röhre. Die äussere Oeffnung ist fast allgemein ganz von Federn bedeckt, nur beim Strauss, Kasuar und bei den Geiern ist die Oeffnung ganz von Federn entblösst. Die Ohrfedern sind übrigens häufig mehr oder weniger redueirt, borstenartig, da ihre Fahne schwach ausgebildet ist. Sehr häufig befindet sich etwas nach innen vom äusseren Ohrrande eine dünne Falte der äusseren Haut, welche quergestellt ist und die von Knochen umgebene Ohröffnung in zwei Theile scheidet. Der obere Theil ist ziemlich flach und endigt blind, der Theil unterhalb der Falte führt in das eigentliche Ohr, also bis zum Trommelfell. Am grössten ist diese Falte bei den Eulen und enthält deutliche Muskelfasern, so dass sie wohl als Klappe dient. Ausserdem setzen sich an diese Klappe oder auch an die äussere Ohrfalte ziemlich allgemein drei kleine Muskeln an. Tiede- mann und Merrem beschreiben sie. 1. Der obere hintere Ohrmuskel entspringt vom Hinterhauptsbein und inserirt sich an der Haut der Ohr- öffnung; er erweitert die letztere nach hinten zu. 2. Der innere Muskel umgiebt die Ohröffnung nach vorn und oben. 3. Der untere hintere Muskel ist ziemlich breit und kommt ebenfalls vom Hinterhaupt; seine Muskelfasern steigen aufwärts und inseriren sich an der Haut der Ohröffnung. Bei manchen Eulen findet sich eine sehr starke Asymmetrie der beiden Ohren. Bei Asiootus z.B. finde ich auf der rechten Seite die äussere Ohr- höhle, wie oben beschrieben durch eine horizontale Falte getheilt, über der Falte eine blinde Höble, unter ihr die geräumige eigentliche Ohr- öffnung. Am linken Ohr sind die Verhältnisse gerade umgekehrt: Ueber der starken Falte liegt die weite Ohröffnung, unter ihr die seichte blinde Bucht. Collett (Lit. No. 313) hat alle nordeuropäischen Eulenarten auf ihren Ohrbau untersacht. Die Asymmetrie des Ohres bringt zugleich oft eine bedeutende Verschiebung und unsymmetrische Ausbildung der benachbarten Knochen hervor, sodass häufig der Schädel schief erscheint. Besonders betrifft die Veränderung das Os squamosum, Quadratum, Ju- gulare, Alisphenoid und die ganze Tiemporalregion. Collett fand Ohrklappe fehlend, den Schädel und die Ohröffnungen symmetrisch bei Surnia funerea, Glaueidium passerinum, Nyctea scandiaca und bei Bubo ignavus. Ohrklappe vorhanden, den Schädel symmetrisch, die Ohröffnungen unsymmetrisch bei Asio aceipitrinus, A. otus, Syrnium aluco. m 464 Sinnesorgane. Ohrklappe vorhanden, Schädel unsymmetrisch bei Syrnium uralense, S. lapponicum und Nyetale Tengmalmi. — Strix fammea scheint sym- metrische Ohren zu haben. Eigenthümlich ist- auch das äussere Ohr von Tetrao A. Es ist bekannt, dass der Auerhahn während des 3—4 Seeunden dauernden „Sehleifens“, am Ende seines Balzgesanges, völlig taub ist, so taub, dass e selbst einen dann abgegebenen Fehlschuss nicht wahrnimmt. Wurm (Lit. No. 343) erklärte diese Taubheit durch mechanische Verengung des äusseren Gehörganges durch Anschwellen der ihn auskleidenden erektilen Membran, hauptsächlich durch die Kompression derselben von Seiten des Processus angularis des Unterkiefers. Dieser Fortsatz ist beim Auerhahn sehr stark entwickelt, länger als bei anderen Waldhühnern. Bei Tetrao urogallus & 23—25 mm; beim Weibchen 16; bei T. medius 14 und bei T, tetrix 6 mm. v. Graff verwirft die Erklärung soweit der Unterkiefer- Fortsatz in Betracht kommt, da er am lebenden Vogel selbst bei weit- geöffnetem Schnabel den hinteren Rand der äusseren Ohröffnung nicht oder doch nur sehr wenig bedrücken könne. Graff nimmt nur die Schwellfalte in Anspruch. ‚„Präparirt man die obere Wand des Gehör- ganges weg, so erblickt man die Schwellfalte in situ. Im nicht erigirten Zustande hängt dieselbe „einer schlotterigen Hautfalte oder einer schlaffen Warze gleich und für eine Pincette gut fassbar, an der hinteren Wand des Gehörganges herab“ (Wurm). Das die Falte erfüllende und an die Unterlage anheftende Bindegewebe ist so locker, dass man den freien Rand derselben bis in die äussere Partie des Gehörganges hervorziehen kann. Nach innen verbreitet sich die Falte rasch und erreicht ihre be- trächtlichste Dieke und damit zugleich ihr Ende ziemlich genau gegenüber dem Trommeltelle. Hier, am freien Innenrande, erstreckt sich die Falte, die untere und hintere Wand des Gehörganges besetzend, über ?/, des Umfanges dieses letzteren und verengt auch schon im nichterigirten Zu- stande nicht unwesentlich den Gehörgang.“ Die ganze Falte ist schwammig und sehr gefässreich. In mit Blut strotzendem Zustande wird sie das ihr gegenüber liegende Quadratbein erreichen und so die Ohröffnung schliessen, besonders da bei geöffnetem Schnabel der M. digastrieus s. depressor mandibulae, — der sich ja an dem Proe. angularis inserirt und mit einigen Fasern von der hinteren Wand des Gehörganges entspringt — die Schwellfalte vorwärts drückt. Bei der Auerhenne ist die Falte auch vorhanden, aber schwächer; Oeffnung des Schnabels verengt den Ohrspalt bedeutend. Beim Truthahn befindet sich eine ähnliche, aber tiefer im Gehörgang liegende Falte, die, wenn injieirt, den Gehörgang ganz verstopft.*) Beim Haushuhn und bei *) Graff bemerkt, dass v. Tröltsch in seinem Lehrbuch der Ohrenheilkunde 1867, auf das Vorhandensein und die Funktion einer solchen Schwellfalte im äusseren Ohr des Truthahns aufmerksam gemacht hat. Ferner, dass auf $. 5 der 7. Auflage jenes Lehrhuches (Leipzig 1881) die treffende Anmerkung steht: „Beim Tratbatk "erstreckt sich das erektile Gewebe in den Gehörgang hinein, sodass er jedenfalls, wenn er sich ärgert, seine Ohren von der Aussenwelt abschliesst, Vögel. 465 Haushenne vertritt nur ein rudimentäres, an der Oberfläche warziges Wülstehen die Schwellfalte der Waldhühner. Wurm modifieirt nun (Lit. No. 343) seine Erklärung dahin: „Nach- dem der Vogel sich durch scharfes Sichern in Sorglosigkeit gewiegt hat, beginnt er seinen „Gesang“, bei dem das sexuelle Moment ganz in den Hintergrund tritt; beim Schleifen macht die damit verbundene sehr heftige Körperanstrengung (er presst die wetzenden Töne förmlich heraus) Blut- stauungen in den Schwellorganen der Gehörgänge, analog den Erschei- nungen bei hornblasenden, singenden, hustenden Menschen. Da der Auerhahn aber hierbei zugleich den Schnabel stets weit öffnet, so steigert er die Verengung seines Gehöres durch jene Schwellung vermittels des nach oben gehenden, nur ihm allein in dieser Entwicklung eigenen Ohr- fortsatzes (Proe. angularis) zu einem völligen Verschlusse und wird darum, zumal weil er selbst zugleich laut ist, in diesen Momenten auch völlig taub. Sowie er den Schnabel wieder zuklappt, vernimmt er sofort wieder äusserst fein. .. Der Fortsatz des Unterkiefers stützt also und presst die Schwellfalte, vielleicht ecomprimirt er sogar direkt rückführende Blut- gefässe.‘ Die Entwicklung des Gehörorganes. I. Entwicklung des Labyrintbes. Das in erwachsenem Zustande so äusserst complieirte innere Gehör- organ entwickelt sich im Embryo in überraschend einfacher Weise. Schon am Ende des zweiten Tages zeigt sich am Hühnerembryo eine Verdiekung des Epiblasts, welches sich zu einem „Hörgrübehen“ einsenkt. Es liegt in der Gegend des Nachhirns, oberhalb der ersten Schlundspalte, zwischen der Trigeminus- und Vagusgruppe. Das Hörgrübehen enthält flaschenförmige, borstentragende Hörzellen (Sinnesepithel) und indifferente Stützzellen (Fadenzellen) nebst Lymphe. Schon am dritten Tage schnürt sieh das Grübehen ganz von der Oberfläche ab, wird zur Hörblase und rückt in die Tiefe, zugleich tritt an dasselbe der vorläufig mit einer ganglionären Anschwellung endigende Hörnerv. Dann wächst aus dem Bläschen ein hohler Stiel nach oben aus, der spätere Ductus endolym- phatieus s. Recessus labyrinthi. Dass dieser Duetus, der bei den Selachiern offen auf dem Kopfe mündet, den ursprünglichen Weg andeutet, welchen das Gehörorgan phylogenetisch durchgemacht hat, ist wahrscheinlich; der Umstand, dass dieser Gang bei der ontogenetischen Entwicklung erst später entsteht, wird als einer der zahlreichen Fälle aufzufassen sein, in welchen Phylo- und Ontogenie einander nicht mehr decken. Darauf bildet das Hörbläschen einen abwärts gerichteten Fortsatz, wodurch die Theilung in eine obere und eine untere Abtheilung eingeleitet wird. Die untere wird zur Sehnecke und dem Sacculus; beide zusammen werden durch Einfaltungen des umgebenden Bindegewebes, des späteren Schädels mehr und mehr von der oberen Abtheilung abgeschnürt, sodass zwischen ihnen schliesslich nur der Canalis utrieulo-saceularis die übrig- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 30 466 Sinnesorgane. bleibende Verbindung herstellt. Die obere Abtheilung wird, ebenfalls zum grossen Theile durch bedrückende Wucherung der Umgebung bedingt, in die Bogengänge nebst ihren etwas später auftretenden Ampullen an das übrige wird zum Utrieulus nebst seinem Recessus und Sinus, wo die Bogengänge von den Ampullen her einmünden. Von den Bögen treten zuerst die beiden vertikalen, später der horizontale auf. Diese Bogen entstehen in sehr einfacher Weise. Sie wachsen nicht etwa als Röhren aus der Ampullargegend nach dem Sinus zu aus, sondern jeder Bogen entsteht in toto als Auswuchs der ganzen Blase, wie eine halbe hohle Scheibe, worauf letztere dann fensterartig ausgespart wird, und durch Verklebung der flachen Wände mit einander entsteht der Canal, d. h. der peripherische Theil oder Rest der Scheibe. Zu gleicher Zeit ändert und localisirt sich das innere Epithel in Hör- zellen auf den 8 Maculae acusticae und in das übrige nur auskleidende Epithel. Mit dieser Sonderung hält der Gehörnerv gleichen Schritt. Am 7. Tage fand Hasse in der Cochlea die Ganglienzellen des Nerven schon als deutlichen Zellenhaufen; sie entsenden dann feine Ausläufer, die sich später auf noch unbekannte Weise mit den End- oder Hörzellen verbinden. Alle bisher besprochenen Veränderungen betreffen ausschliesslich das Epithelbläschen. Dasselbe wird von einer gefässreichen Bindegewebs- schicht umhüllt, welche nach O. Hertwig’s schöner Ausführung der Choroidea des Auges entspricht. Zum Schutze dienen nun wie beim Auge die Sklera, beim Gehörorgan ebenfalls knorpelige und später knöcherne Hüllen. Das mesodermale Bindegewebe, aus dem auch die Schädelkapsel hervorgeht, umgiebt das in dasselbe eingesunkene epiblastische Gehör- organ mit einem Mantel von Knorpel, der später zum grössten Theile verknöchert. Er bildet sozusagen einen vollständigen Abguss des häutigen Labyrinthes. Dann bildet sich zwischen beiden eine Resorptionszone aus, der spätere perilymphatische Raum. Mantel und häutiges Organ stehen dann nur durch einzelne netzartige Balken von Bindegewebe mit einander in Verbindung; diese Bindefasern gehen vom häutigen Organ zum inneren Periost. In der Schnecke ist die Verbindung von Mantel und häutigem Organ eine vollständigere, indem die bei der Lagena besprochenen Knorpel- schenkel innig mit den angrenzenden Seiten der Cochlea zusammenhängen. Dadurch wird der die membranöse Cochlea umgebende Raum in einen oberen und einen unteren getheilt; die so entstandenen „Sealae“ sind mithin nichts anderes als die Fortsetzung des perilymphatischen Raumes im Bereiche der Schnecke. So wiederholt der erst knorpelige, dann verknöchernde Mantel das ganze Labyrinth. Drei knöcherne, halbzirkelförmige Canäle, von denen der horizontale und transversale an der Kreuzungsstelle äusserlich mit einander verwachsen; drei knöcherne Ampullen, Lagena, Utriculus und Sinus. Die laterale Wand des knöchernen Mantels erhält zwei Foramina, von denen das obere, dem Saceulus gegenüber liegende, oval ist und vom Vögel. 467 gerade hineinpassenden Stapes, resp. der Columella, verschlossen wird (Foramen ovale); das untere, dem Wurzeltheile der Lagena benach- barte, ist das Foramen rotundum, und bleibt von einer dünnen Membran fensterartig geschlossen. II. Entwicklung des mittleren und äusseren Ohres. Das mittlere und äussere Ohr entwickelt sich aus dem Reste der oberen Hälfte der ersten Schlundspalte, zwischen Kiefer- und Zungenbein- bogen, indem diese Spalte frühzeitig durch Bindegewebe umschlossen und so in einen Canal verwandelt wird, dessen obere und äussere Oefinung zur äusseren Ohröffnung wird, homolog der äusseren Oeffnung des Spritz- loches der Selachier und Dipnoi; die innere Oeffnung führt, vereinigt mit der der anderen Seite, in die Mundhöhle. Die innere Hälfte des ganzen Canals, vom Trommelfell bis zur Mundhöhle, der Canalis pharyngo- tympanicus wird zum Mittelohr und entwickelt sich durch Aussackungen zur geräumigen Paukenhöhle (Cavum tympanicum), während der engbleibende, röhrenförmige Rest zur Tuba Eustachii wird. Jede der beiden Tuben wird schliesslich von Knochenlamellen der Ossa periotica, des Basi sphenoids und des Basi oceipitale umwachsen, durchbohrt daher gewissermassen den Schädel in der späterhin ganz obliterirenden occipito- sphenoidalen Sutur, und öffnet sich auf der Ventralfläche des Sphenoids, etwas nach hinten von der Artieulation des Pterygoids. Die Canäle beider Seiten vereinigen sich dann zu einem häutigen kurzen Ausführungsgange, der in der Mittellinie der hinteren Mundhöhle gelegen ist. Die äussere Hälfte des ganzen Canals, vom Trommelfell bis zur äusseren Ohröffnung bildet das äussere Ohr. Das Trommelfell, Membrana tympani, entsteht durch Ver- schluss der Mitte des ganzen Öhrcanals, indem die ihn dort umgrenzenden Wülste des Kiefer- und des folgenden Schlundbogens sich berühren und zu einer dicken, bindegewebigen Platte verwachsen, welche sich erst spät zum Trommelfell verdünnt und ceondensirt. Diese Verdünnung wird theil- weise gewiss durch die Erweiterung des mittleren Ohres zur Paukenhöhle bewirkt. Die Columella, der kleine M. tensor tympani und der M. stapedius liegen ursprünglich in dem gewucherten Gewebe der hinteren Wand des Mittelohrs und theilweise in der Trommelfell-Platte. Sie liegen also ausser- halb der Paukenhöhle und kommen erst später in dieselbe zu liegen, nachdem das Bindegewebe geschwunden ist. Diese Lage der Columella, resp. Ohrknöchelehen in der hinteren Wand der Paukenhöhle ist von grösster Wichtigkeit, denn sie nehmen zur Höhle (resp. Canalis tympa- nicus) dieselbe Stellung ein, wie das Hyomandibulare der Fische zum Spritzloch, während das Quadratum vor der Spalte liegt, also nichts mit der Gehörkette zu thun haben kann. Vergl. darüber weiter unten. Der M. tensor tympani und der M. stapedius stammen wahrscheinlich wie die Augenmuskeln aus den Kopfsomiten, und zwar nach van Wijhe und Gegenbaur aus dem 5. und 6, Somit. 30* 468 Sinnesorgane. Der äussere Gehörgang mit seinen verschiedenen Falten und der ıudimentären Ohrmuschel entsteht aus den Wülsten, welche die Ohröffnung umgeben. Das membranöse Gehörorgan der Taube zerfällt in I. Pars superior, bestehend aus 1. Utrieulus mit Sinus superior und S. posterior; 9, Recessus utrieuli; 3. Ampulla anterior mit Canalis membranaceus anterior; 4. Ampulla externa mit Can. m. externus, 5. Ampulla posterior mit Can. m. posterior; II. Pars inferior, bestehend aus 1. Saceulus mit Ductus + Saeeus endo-Jymphatieus, 2. Cochlea, letztere zerfällt in die Pars basilaris und die Lagena. F Die 3 membranösen, halbzirkelförmigen Canäle entspringen jeder aus einer Ampulla und münden in einen der beiden Sinus. Simmtliche Hohlräume dieser Theile ecommunieiren. mit einander und enthalten die Endolymphe. Im Ganzen sind innerhalb des Gehörorganes 3 Nervenendstellen vor- handen, nämlich: Macula recessus utrieuli; drei Cristae acusticae am- pullarum; Macula acust. neglecta; Mac. ac. saceuli; Papilla ae. basilaris und Pap. ac. lagenae. Der N. acustieus (vergl. S. 385) theilt sich nach seinem Austritt aus der Medulla in mehrere Zweige, die sich zu zwei Hauptästen an- ordnen. Der Ramus anterior entsendet einen Ramulus ampullae anterioris, einen R. amp. externae und einen Ram. recessus utrieuli. Ramus posterior: Nach hinten-unten vom R. anterior zweigt sich der kleine R. saceuli ab, ferner der lange R. amp. posterioris nach hinten-aussen-unten, und nach unten-vorn-innen der starke, lange R. cochleae, dessen grösste Partie den R. basilaris bildet, und dessen unterstes, recht starkes Bündel in fächer- förmiger Verzweigung den R. lagenae darstellt. In der Nähe der hinteren Ampulle geht endlich vom R. amp. post. nach oben der sehr kurze und kleine R. neglectus ab. Der Utrieulus ist eine kurze unregelmässig gestaltete Röhre, die nach vorn hin in den breiten Recessus utrieuli, nach hinten in den kurzen röhrenförmigen Sinus posterior übergeht; letzterer bildet die Verbindung mit der hinteren Ampulle. Nach oben geht der Utrieulus in die Bogen- gang-Commissur (Sinus superior) über. Dieser grosse Sinus empfängt das obere Ende des hinteren und das des vorderen Bogenganges. Der Recessus ist blasenföürmig und enthält an seinem unteren Boden die Macula acustica rec. utrieuli. Der betreffende Nervenzweig tritt zum Recessus von innen-unten-vorn, durchbohrt mit vielen feinen Zweigen dessen membranöse Wand und endigt in der Macula. Auf letzterer liegt eine dünne Deckmembran mit zahlreichen Otolithenkrystallen. In die nach vorn gekehrte Wand des Recessus münden die vordere und äussere Ampulle. Die vordere Ampulle ist die kleinste. In ihr liegt ein quer- gerichtetes Septum, welches eine Crista acustica trägt und zugleich durch zwei längsgerichtete Fortsätze ein „Septum eruciatum“ bildet. (Taf. XLVI, Vögel. 469 Fig. 8.) Die Ampulle mündet einerseits in den Recessus, andererseits in ihren Bogengang. Die äussere Ampulle ist etwas grösser. Auch sie enthält ein Septum nebst Crista acustica, d. h. die Endstelle des betreffenden Ramulus. Die hintere Ampulle geht vom Sinus utrieuli posterior aus; sie ist die grösste von allen. Sie besitzt wie die vordere ein wahres Septum erueiatum und eine Crista acustica. Aus dieser Ampulle entspringt der hintere Bogengang. Die drei halbzirkelförmigen Canäle entsprechen in ihrer Lage un- gefäbr den drei Raumdimensionen. Der vordere Canal liegt in einer vertikalen longitudinalen Ebene, der hintere Canal steht vertikal, quer (rechts und links); der äussere endlich liegt ungefähr horizontal. Die Macula neglelcta, von Retzius entdeckt, liegt am Boden des Sinus posterior, gerade bei dessen Uebergang in die hintere Ampulle. Diese Macula ist sehr klein und theilweise vom Ramulus amp. post. be- deckt, aus dem sie ihren Nervenzweig erhält. Die eben beschriebenen Theile bilden die Pars superior des inneren Gehörorgans. Sie sind mit der Pars inferior verbunden und zwar durch eine kleine Oeffnung (Canalis utrieulo-saceularis), welche dort liegt, wo Sacculus und Utrieulus einander anliegen. Der Saceulus ist unansehnlich und lehnt sich dem Boden und Re- cessus utrieuli medianwärts an. Er ist eine kleine Blase, welche eine Macula acustica nebst dieser aufliegender Otolithen-Deekmembran ent- hält. Am medialen und hinteren Ende geht der Sacculus in einen feinen Gang über. Dieser Ductus endolymphaticus biegt sich an der medialen Seite des Utrieulus und Sinus superior nach oben und hinten, wird schnell schmaler und läuft in schiefer Richtung durch die Apertura aquaeductus vestibuli der knöchernen Schädelwand in die Schädelhöhle hinein. Nach- dem er dann die Dura mater ebenfalls in schiefem Verlaufe durehbohrt hat, schwillt er plötzlich zu einem grossen, dreieckigen, an den Seiten stark abgeplatteten Sack an (Sacceus endolymphatieus). Er erhält äusserst wenig Flüssigkeit und misst bei der Taube ungefähr 3 mm im Durch- messer. Ein solcher Saceus endolymphatieus s. Aquaeduetus vestibuli findet sich bei allen Wirbelthieren, von den Cyelostomen bis zu den Säugern. Nur bei den Selachiern durchbohren die beiden Gänge auch die Schädelwand nebst der Haut und öffnen sich an der Oberfläche des Kopfes. Bei Säugern ist der Sack sicher geschlossen. Bei den Vögeln hat er höchstwahrscheinlich auch keine Communication mit dem epencephalen Raum. Hasse glaubte eine solche bei den Vögeln, wie auch bei Siredon gefunden zu haben. Dies wird aber von Retzius als höchst unwahr- scheinlich betrachtet, konnte wenigstens durchaus nicht nachgewiesen werden. Möglich ist jedoch nach letzterem Forscher ein offener Zu- sammenhang mit dem Subarachnoidalraum (s. S. 341), obgleich ebenfalls nicht wahrscheinlich. 470 Sinnesorgane. Nach hinten-aussen geht der Sacculus mit weiter Oeffnung in einen dünnwandigen Canal über; bei den Vögeln entdeckte Hasse diesen Ca- nalis saceulo-cochlearis s. reuniens Henseni. Dieser Canal geht nach aussen-unten in die Pars basilaris (Duectus cochlearis) über, indem sich seine obere Wand in das Tegmentum vasculosum (Membrana Reiss- neri) fortsetzt; dabei bekommt der Canal schon früh den eigenthümlichen Bau des Tegmentum, welcher bei geringerer Vergrösserung als quer ge- bändert erscheint; dieser Bau setzt sich sogar eine kleine Strecke auf die Wand des Sacculus selbst fest. Die Cochlea ist eine vom Sacculus aus nach unten-vorn-innen ge- richtete, blind endigende Röhre, welche in doppelter Weise gekrümmt ist, da sie sowohl um die Queraxe gebogen, als auch um die Längsaxe spi- ralig gedreht ist. Man unterscheidet an der Vogelschnecke ausser dem Canalis reuniens die Pars basilaris und die Lagena; letztere ist erweitert und endigt blind. Zur häutigen Vogel- und Säugerschnecke gehören auch noch die anliegenden, damit vereinigten Theile des perilymphatischen Raumes, die sogenannten Scalae oder Treppen. Die Scala vestibuli liegt oben, vorn und aussen; die Se. tympani unten, hinten und innen. Zwischen diesen beiden peri- Iymphatischen Gängen liegt die eigentliche häutige Schnecke, der Ductus cochlearis. Die untere-mediale Wand des letzteren ist knorpelig, diesem Knorpel ist die Membrana basilaris eingefügt; die obere-laterale Wand bildet, wie schon erwähnt, die Membrana Reissneri. Der Knorpel bildet die eigentliche Stütze der ganzen häutigen Schnecke; man unterscheidet an diesem Knorpelrahmen den vorderen, viereckigen oder Nervenschenkel und einen hinteren dreieckigen Schenkel. Beide sind einander parallel, laufen aber zur dicken medialen Wand der Lagena zusammen und bilden so den Rahmen einer langen Spalte, welche von der dünnen Basilar- membran eingenommen wird. Durch den viereckigen Schenkel ziehen die zur Papilla basilaris strebenden Nervenfaserbündel. Im Uebrigen sei auf die Abbildungen verwiesen (Taf. XLVI, Fig. 10). Die Membrana Reissneri oder das Tegmentum vaseulosum ist eine sehr dünne Haut, welche sich vom Canalis reuniens bis zur Lagena erstreckt und so einen grossen Theil des Duetus cochlearis bildet, daher zugleich auch diesen von der Scala vestibularis abgrenzt. Diese Reiss- nersche Membran zeigt zahlreiche Querstreifen, herrührend von Falten, in welchen die Verzweigungen einer Arterie verlaufen. Das ganze Tegmentum ist nicht straff gespannt, sondern buchtig. Auf der Membrana basilaris und dem angrenzenden Theile des Nerven- schenkels liegt die Papilla acustiea basilaris, welche dem Corti’schen Organ der Säugethiere homolog ist; sie nimmt ungefähr drei Viertel der Basilarmembran ein. Auf der Papille liegt die von Deiters entdeckte Membrana tectoria als ein langes, dünnes Band. Die Papilla basilaris hängt nicht mit der Pap. lagenae zusammen. Letztere stellt eine in der (Qneraxe der Lagena stehende bandförmige Nervenstelle dar, welche mit Vögel. 471 ihren abgerundeten Enden an den Seitenwänden der Lagena hoch empor- steigt. Auf ihr liegt die platte, bandförmige Otolithen-Deekmembran der Lagena. Der perilymphatische Raum ist der Raum zwischen den knöchernen und den membranösen Theilen des Gehörorgans. Er ist bei den Bogen- gängen an der Convexität eng, an der Concavität weit; bei den Ampullen am Dache weit, am Boden eng. Vom Sinus, Utrieulus und Saceulus, wo er wenig geräumig ist, steigt er über den Canalis reuniens auf die Cochlea hinab. Hier erweitert er sich zu den Treppenräumen. Als Scala vesti- buli geht er an der oberen-vorderen-äusseren Fläche der Schnecke ent- lang, umfasst die Pars basilaris s. den Ductus ochlearis und geht dann zwischen den oben erwähnten beiden Knorpelschenkeln und dem Teg- mentum einerseits, dem Periost der knöchernen Schneckenwand anderseits, zur Lagena hinab, um letztere mit engem Spaltraum zu umfassen, und um nur an ihrer lateralen Seite weit offen zu stehen. Am unteren Ende und an der medialen Seite der Lagena geht dann die Scala vestibuli in die Scala tympani über; sie enthält den unter der Basilarmembran befindlichen Raum, der von den beiden Schenkeln, dem Ramulus cochlearis und dem Periost begrenzt, bis zum hecessus tympani emporsteigt. Da die beiden Schenkel der Knochenwand anhaften, so werden die beiden Scalen durch eben diese Schenkel von einander ge- trennt. Der perilymphatische Raum, der Recessus scalae tympani commu- nieirt mit dem Subduralraum, nieht mit dem Subarachnoidalraum des Gehirns, wie Retzius durch Injeetion nachgewiesen hat. Der feinere Bau des membranösen Gehörorgans. Die Grundsubstanz der häutigen Wände ist homogen oder wegen der in ibr zerstreuten Spindelzellen etwas fibrillär. Die Aussenfläche der Wände ist uneben, besonders an den Stellen, wo die Nerven durchtreten, und dort, wo das sonst sehr spärliche perilymphatische Gewebe reichlicher auftritt. Dieses ist dann oft netzartig, enthält Blutgefässe und verbindet das membranöse mit dem knöchernen Gehörorgan. Die innere Fläche des membranösen Organs ist mit meistens platten polygonalen Epithelzellen bedeckt; sie sind am höchsten, selbst eylindrisch, auf den Cristae der Ampullen. In der Umgebung der Macula ree. utri- euli finden sich auch einzelne Schleimzellen ähnliche Gebilde. Die Nervenendstellen zeigen alle denselben Bau. Die Epithelzellen werden dort höher, cylindrisch, und werden allmählich zum Nervenepithel. Die Zellen derselben zeigen eine Höhe von 0.036 — 0.048 mm. auf den Cristae ampullarum, bis zu 0.06—-0.07 auf der Macula neglecta. Es sind Haar- und Fadenzellen zu unterscheiden. Die Fadenzellen stehen auf der membranösen Wand, ihre Kerne liegen entweder nahe dieser Membran, daher von M. Schulze als Basalzellen beschrieben, oder etwas mehr peripherisch; Fadenzellen Schulze’s. Die Zellen steigen gerade bis zur Oberfläche empor und endigen dort gerade abgeschnitten. Zwischen ihnen stehen die Haarzellen; diese sind flaschenförmig; ihr Kern reicht nie 472 Sinnesorgane. tiefer als bis zur Mitte des Epithels hinab; nach oben endigen sie in eine glänzende „eutieuläre“ Platte, welche je ein feines langes Hörhaar in die endolymphatische Flüssigkeit entsendet. Die Höhe dieser Haarzellen ist im Mittel 0.019 mm; die des Härchens selbst beträgt 0.015—-0.048 mm. Die Härchen sind steif und zeigen feine fibrilläre Längsstreifen. Die Haarzellen sind übrigens die einzigen Zellen, welche mit den Nervenfasern in Verbindung stehen; sie sind also die echten Sinneszellen im Gegensatz zu den Fadenzellen. Die Nervenfasern sind zuerst markhaltig, gehen schief durch die häutigen Wände, verlieren dabei ihre Markscheide und dringen dann als schmale, nackte Axeneylinder in das Epithel ein. Sie steigen dort bis in die Nähe der Haarzellen empor, biegen dann seitlich um und gehen oft erst nach einer ziemlichen Strecke an die Haarzellen selbst. Retzius bemerkte bisweilen an guten Isolationspräparaten, dass die Haarzelle einem consolartigen Fortsatze der terminalen Verbreiterung der Nerven- faser aufsass. Im Uebrigen ist die absolute Verbindung beider Theile noch nicht recht aufgeklärt. Auf der Macula rec. utrieuli und M. sacculi liegt je eine Deckmembran; ein äusserst feines homogenes Balkengewebe; durch Erhärtungsmethoden lässt dieses sich dann als „Cupula terminalis“ ablösen; darauf liegen die zahlreichen kleinen Otolithenkrystalle in mehrfachen Schichten; sie bestehen zu 75°, aus kohlensaurem Kalk, im übrigen aus organischer schleimähnlicher Substanz. Der Bau der Cochlea. Der Rahmen besteht fast ganz aus hyalinem Knorpel. Die obere Schicht der Basilarmembran besteht aus feinen, pa- rallel nebeneinander straff ausgespannten Fasern; diese sind eylindrisch und wahrscheinlich durch ein structurloses Häutchen mit einander ver- einigt; die tieferen Schichten sind aus regellosen Fasern zusammengesetzt. — Das Tegmentum vasculosum ist eine sehr dünne feingestreifte Schicht von Bindegewebe, deren Aussenfläche die Blutgefässe angeheftet sind. Innen ist die ganze Cochlea mit Epithel ausgekleide. Am Tegmen- tum geht dieses in stark gekörnelte hohe Cylinderzellen über, die in eigenthümlicher Weise in Querbändern um die Blutgefässe angeordnet sind. Sie geben dem Tegmentum ein deutlich quergestreiftes Aussehen. — Retzius kommt zu dem Schlusse, dass bei den Vögeln das Tegmentum vasculosum nicht nur der Membrana Reissneri sondern zugleich der Stria vascularis der Säugethiere entspricht. Ein der Stria vascularis der Säuger homologer Theil fehlt den Vögeln. Die stark gekörnten Zellen gehen am medialen Befestigungsrande des Tegmentum in homogene, helle, lange Cylinder über, die schräg gerichtet sind und sich mit ihren oberen Enden der Membrana teetoria anheften, welche letztere vielleicht von ihnen er- zeugt wird. Es enthält keine Nervenendigungen und entspricht dem Epithel auf den Cristae acusticae. Deiters verglich es fälschlich mit dem Corti’schen Organ der Säugethiere. Vögel. 473 DiePapillaacustiea basilaris ist eine breite Nervenendstelle, welche etwa zwei Drittel der Basilarmembran und einen Theil des „Nerven- schenkels“ bedeckt. Ihre grösste Höhe beträgt ungefähr 0.045 mm; sie enthält einzelne Fadenzellen, besonders aber Haarzellen, welche sämmtlich sehr kurz sind (0.012 mm), mit noch etwas kürzeren Haaren. Ungefähr 40 solcher Haarzellen machen bei der Taube die ganze Breite der Papilla aus. Unter diesen Zellen besteht die Papilla aus körnig-streifiger Substanz mit eingelagerten Kernen und aus den Nervenfasern; letztere gehen beim Durehdringen des knorpeligen Nervenschenkels ihrer Markscheide ver- lustig. Ein eigentlicher Cortischer Apparat besteht bei den Vögeln nicht, da die Cortischen Pfeiler fehlen, und die Basilarpapille wie die übrigen Maculae acusticae der Vögel, Reptilien und niederen Wirbelthiere gebaut ist. Auf der Pap. basilaris liegt die Membrana tectoria, der M. Corti der Säuger homolog; eine gallertige Haut mit vielen Löchern; die Hörhaare stechen in die Membran; diese reicht übrigens nicht bis an den Rand der Papille, sodass die dortigen Haarzellen frei stehen werden, wenn sie nicht von den schräg liegenden Cylinderzellen bedeekt würden. Die Papilla acustica lagenae besteht ebenfalls aus flaschen- förmigen Haar- und feinen Fadenzellen. Die Höhe der Papille beträgt ungefähr 0.06 mm, die Länge der Haarzellen 0.015 mm. Die Deck- membran ist netzförmig faserig gebaut mit aufliegenden zahlreichen ovalen Ötolithen. Das membranöse Gehörorgan anderer Vögel als der Taube weist ver- hältnissmässig geringe Unterschiede auf. Es ist nach Retzius so fest ausgeprägt, dass das Studium selbst der feineren Verhältnisse bei den einzelnen Abtheilungen der Vögel für deren Stammesgeschichte von keinem besonderen Belang ist. Die Verschiedenheiten beschränken sich meistens auf die allgemeine Conformation, gegenseitige Stellung und Grösse, be- sonders der Bogengänge, zuweilen auch auf die relative Grösse der Schnecke. „Was die einzelnen Abtheilungen betrifft, so scheint vor allem bei den Schwimmvögeln die Gestalt des Organs besonders wenig zu wechseln; die Sumpfvögel scheinen eine von den Hühnern etwas ab- weichende Form zu haben. Bei den Insessores tritt, wie auch von vorn- herein zu erwarten war, die grösste Wechselung der Gestalt, vor allem derjenigen der Bogengänge auf.“ Im Allgemeinen ist bei den höheren Vögeln (nicht Tauben, Hühner und Schwimmvögel) die Längsaxe des Organs stark nach hinten gedreht, und von hinten-oben nach vorn-unten gerichtet. Die Cochlea wird da- durch nach vorn und unten gerichtet. Die Spitzen beider Cochleae stehen einander dann sehr nahe, ohne sich jedoch zu berühren. 474 Sinnesorgane. Die Homologieen der @ehörknöchelchen. Taf. XLVI. Die Vergleiehung des knöchernen oder knorpeligen Apparates, welcher die Schwingungen des Trommelfelles direkt auf die Perilymphe (Foramen ovale) überträgt, ist Gegenstand vielfacher, oft erregter Untersuchungen gewesen. Nebenstehende Tabelle giebt eine Uebersicht über die hauptsäch- lichsten Resultate der Vergleichung. Leieht ist der Vergleich der Vögel mit den Reptilien, sehr schwer dagegen der mit den Säugethieren, ein Umstand, der hauptsächlich auf der starken und selbständigen Ausbildung des Quadratbeines der Sauro- piden beruht, während dieses Gebilde bei den Säugethieren entweder eines der vier Gehörknöchelechen (Malleus oder Hammer, Ineus oder Ambos, Lentieulare und Stapes oder Steigbügel) bildet oder sonst zu fehlen scheint. Das letztere war nicht wohl anzunehmen, da ein Quadratbein bei allen übrigen gnathostomen Wirbelthieren vorhanden ist. Um Klarheit über diese verwickelten Verhältnisse zu erhalten, müssen wir etwas weiter ausholen. Es ist Gegenbaur’s Verdienst, in seinen Untersuchungen über die Genese des Kopfskeletes der Wirbelthiere (1872) unumstösslich erwiesen zu haben, wie sich der Kiefer-Gaumen-Zungenbein- Apparat entwickelt hat. Die niedersten Zustände sind noch bei den Selachiergattungen Hexanchus und Heptanchus erhalten. Der Kieferbogen besteht aus einem einheitlichen oberen Theile (Palato-quadrat-Knorpel) und aus dem mit ihm allein articulirenden unteren Theile, dem Unterkiefer. Dieser ganze Bogen kann als Mandibularbogen, Kieferbogen oder, mit Beiseite- lassen der Lippenknorpel, als erster Visceralbogen (vergl. auch $. 299) bezeichnet werden. An diesen Bogen lehnt sich hinten der zweite Visceral- bogen an und hat mit ihm durch ein oder zwei Bänder eine leichte Ver- bindung gewonnen. Der zweite Bogen besteht ebenfalls der Hauptsache nach aus zwei Stücken; das obere oder Hyomandibulare, das untere oder Hyoid. Bei Centrophorus ist die Verbindung beider Bogen inniger ge- worden. Vom unteren Ende des Hyomandibulare geht ein fibrös knor- peliges Ligament zum oberen hinteren Ende der Mandibula; ein ähnliches vom Hyoid zur Mandibula. Andere Ligamente betreffen uns vorläufig nicht. Bei den meisten übrigen Selachiern artieulirt das Hyomandibulare mit der Mandibula, sodass der Kieferbogen jetzt von dem oberen Theile des zweiten Bogens getragen wird. Dieses Suspensorium wurde durch das knorpelige Hyomandibulo-Mandibularligament eingeleitet. Diese Einrichtung führt schliesslich zu den bei Rochen und Teleostiern vorhan- denen Verhältnissen, wo das Hyoid seine ursprüngliche Verbindung mit dem. Hyomandibulare (welches ja seine obere Hälfte ist) mehr und mehr aufgiebt und, sogar an das Cranium heraufrückt. Dieses Heraufrücken ist jedoch nur ein scheinbares. In Wirklichkeit bleibt dieser Hyoidtheil hinter dem gewaltig auswachsenden Theile des Hyomandibulare zurück, > snoruedurk? eprdoanes (sodeIg) | (snouJ + snojfeN) AR S snpnuuy 10P oNoy Iop OyyIEIT Passnoy orrpngipuewoäy EI U ED 5 9) SrrjngipuemoÄyy ppdıouy S [Po pun josdwyıoyor) !SST oSTUIEprIN sowenbs 3 9557 meg sumpne eInoIssg — snoreur o1[0T SoBhz "9014 orengıpuemoÄr ESST Mpaagıy epngrpuept 1op | "Sogpioägy sop n opusf SPIILO opuqg SIAO | cusT Toseı ZZ | stIejnaqrpueun | jodıouy Ss [999 vertojre "7 | 08T Aysuopes | mm oqemon suy | snou] [pdıouy soo | umyeıpend) “ | CSSTE Tee = SnaJeIN umgeıpen‘) ‘grpueuoÄp | psdeyioyon op ny | | -qıpuemoÄ ] goyıea Fi | (sodegg + suau] =) & = SNoJIeN BURBIDENG snoup + sdeIg = Aurnqıpuemoäf 6981 Kon e ar ie | snoeN | smıpne emdIssQ —= 5 mmOLnBÜnTA.T, jpdiouy uoyos [oo mop say 1987 STopd snou] oremayıy umgeipend) | mmomoorduräg | oaemanuog + sdyg — AreıngipırmoÄf ESST Inzquoson E: snon] = omemonay umapend) uoSogpıioäpy wop sny LEST OTTO Be TER >: > = sodeIs snafleIX | 5 ggsT POIq — I > | snoeIN INES 'p snon | SUSTTEIN + snou Az | I 0757 UUeMopOLL -emodäz "0011 &e EUO0E + soduyg = PLOT FnTS epidomeg 19p PNPNIATON umeipend) op op „elpunnfoy“ snofeN snouT Srepnonuo] oe ıouu] SRH Prossnay 'SnJIpur eIndISSOQ A9p U99L30JoWOH 9Lp aaqn uadunneygasuy A9p Iy9ısı9q9/] 476 Sinnesorgane. welches den Unterkiefer trägt. Die thatsächliche Verbindung des Hyoid mit dem Cranium erklärt sich sehr einfach durch eine schon bei Centro- phorus vorhandenes Ligament perichondraler Natur, welches die Hinterfläche des Hyomandibulare mit dem oberen Ende des Hyoids verbindet. Löst sich endlich, wie bei Raja, der Verband der beiden Hälften des ganzen Hyoid- bogens, so wird die untere Hälfte, das Hyoid, am Cranium hängen, kraft des erwähnten Ligamentes, welches dann sehr wohl knorpelig werden kann. Die Thatsache, dass sich bei Teleostiern vom Hyomandibulare ein distaler Theil als Sympleeticum absondern kann, ist sehr wichtig, da sie die Mögliehkeit des Zerfalles des ganzen Hyomandibulare in mehrere Theile demonstrirt. Bei den Dipnoi walten andere Verhältnisse vor. Der Palato-Quadratknorpel verwächst mit dem Cranium; der Quadrattheil ist bedeutend ausgedehnt und trägt allein den Unterkiefer. Das Hyomandi- bulare ist sehr redueirt und ist augenscheinlich functionslos. Bei den niedersten Amphibien (Menobranchus) sind die Zustände ganz ähnlich, es hat sich aber schon ein Trommelfell nebst Paukenhöhle gebildet und das Hyomandibulare, im Grunde eines Winkels zwischen Quadratum, Squamosum, Ohrkapsel und Hyoid gelegen, ist statt zu verkümmern und zu Grunde zu gehen — in den Dienst des Gehörorganes getreten. Sein eines Ende, der Ohrkapsel anliegend, verursacht die Bildung des Foramen ovale, während sein anderes Ende das Trommelfell berührt. Ligamentöse Verbindung besteht mit dem Unterkiefer, mit dem Quadratum und mit dem Hyoid. Das Lig. suspensoriale ist bei Dipnoi und Amphibien im Vergleich zu den Selachiern aber schwach entwickelt. Bei den Anura- Larven finden wir ähnliche Zustände, aber das Hyoid bat sich vom Hyomandibulare ganz getrennt; es ist mit der Gehörkapsel verwachsen. Das Hyomandibulare, vom For. ovale zum Trommelfell sich erstreckend, bildet die ‚„Columella auris“. Sie kann wie bei Kröten und Fröschen in eine Reihe von 3—4 mit einander verbundenen Knöchelchen oder Knorpel- chen zerfallen, ein Zustand, der sehr an den der Säugethiere erinnert. Lebende Uebergänge von den Amphibien zu den Reptilien kennen wir nicht, aber von den letztern führt eine ununterbrochene Kette zu den Säugethieren. Der bedeutsamste Punkt, betreffend die Gehörknöchelechen der Sauropiden ist der, dass nahe vom äusseren tympanalen Ende der knorpeligen Extracolumella ein knorpeliger Strang direkt in den inneren Gelenktheil der Mandibula übergeht. Bei Crocodilembryonen ist diese Verbindung noch ganz knorpelig, während sie in den nächsten Jahren mehr und mehr ligamentös wird. Peters, der Entdecker dieser wichtigen Verbindung, fand ähnliches bei Eidechsen und selbst bei Vögeln. Bei Hatteria ist die Extracolumella-Mandibularverbindung auf einen dünnen ligamentösen Strang redueirt; der knorpeligen Extracolumella ist ausserdem das dünne Horn des Hyoidbogens angelagert; dieses erstreckt sich bis an den Schädel, wo es mit dem obersten Ende in dem Winkel zwischen dem Squamosum, Quadratum, Oceipitale laterale und dem Parie- tale steckt. Wo dieses Stylohyoid über das tympanale Ende der Extra- Vögel. 477 columella hinweggeht, sind beide mit einander verwachsen. Auf Quer- schnitten lässt sich eine solche Verwachsung noch häufig dureh die ver- schiedene Richtung der Knorpelzellen nachweisen. Dass dieser Zusammen- hang nicht ein primäres Verhalten (Huxley) sei, sondern nachträglich erworben wurde, hatte schon Peters vermuthet. Er schloss desshalb, dass die bestehende Verbindung der Columella mit der Mandibula bei Reptilien die Fortsetzung des Meckel’schen Knorpels sei, mithin, dass die gesammte Columella (nach Peters homolog sämmtlichen Ossieula auditus) aus dem ersten oder Quadrato -Mandibularbogen entwickelt sei. Er wusste nicht, und konnte nicht wissen, was Gegenbaur erst Mitte des Jahres 1872 publieirte, dass das Hyomandibulare + Sym- plecticum genetisch nicht dem ersten, sondern dem zweiten Bogen an- gehören. Peters schloss weiter; der Processus Folii des Malleus der Säugethiere geht durch einen feinen Knorpelfaden bei Embryonen in den Unterkiefer über, während ein andrer Fortsatz, das Manubrium Mallei mit dem Tympanum verbunden ist; da sich dieselben Verhältnisse bei der lateralen oder tympanalen Portion der ‚„Columella“ finden, so ent- spricht diese Portion (Huxley’s extrastapedial cartilage) dem Malleus der Säuger. Daraus folgt natürlich, dass der Malleus weder das Os artieulare des Unterkiefers, noch das Quadratum der Sauropiden sein kann. Peters hielt das Os tympanieum der Säuger für das Quadratum. Die Frage wurde trotz vielfacher Versuche nicht gelöst. Das Quadratum wurde abwechselnd für den Malleus oder den Ineus angesehen, nachdem seine Uebereinstimmung mit dem Os tympanieum scheinbar abgewiesen war durch W. K. Parker. Albrecht nahm 1855 den von Tiedemann, Platner, Duvernoy und Köstlin vertretenen Gedanken auf, dass das Quadratbein der Sauropiden in dem Processus zygomatieus der Säuge- thiere enthalten ist. Albreeht und Baur glauben einige Fälle gefunden zu haben, wo (Mensch und Tiger) der Processus zygomatieus wirklich noch durch eine Sutur vom grössten Theile des Squamosum getrennt war. Cope theilt (s. Baur Lit. 349) bei Besprechung der Permischen Thero- morpha (Reptilienähnliche Vorfahren der späteren Säugethiere) mit, dass bei ihnen der horizontale Ast des Quadratum nichts weiter sei, als der Proe. zygomatieus des Os squamosum der Säugethiere, der bei den Thero- morphen mit dem Os malae den Areus zygomatieus bildet. — Diese An- sicht hat nur scheinbar viel für sich. Bekanntlich ist bei Krokodilen, Sehild- kröten und bei Hatteria das Quadratum unbeweglich, bei den übrigen Reptilien und bei Vögeln aber beweglich. Bei den Amphibien bildet es ent- weder (Larve von Pseudis) einen langen ab- und auswärts gerichteten Bogen, der den Unterkiefer trägt, und mit seinem oberen Ende oberhalb des „Hyomandibulare“ mit dem Cranium verwachsen ist, — oder (Anura) es ist fast ganz von dem langen Squamosum umschlossen, mit ihm fast verwachsen, und hat seine Selbständigkeit ebenso vollständig aufgegeben, wie wir es bei den Säugethieren vermuthen. 478 Sinnesorgane. Wir nehmen den sehon von Peters befürworteten Vergleich des Os tympanicum der Säuger mit dem Quadratum der Sauropiden wieder auf. Gründe für diese Annahme sind: 1. Die Uebereinstimmung der knorpeligen Verbindung des inneren Gelenktheiles des Unterkiefers mit der Extracolumella der Sauropiden einerseits und mit dem Malleus der Säuger anderseits. Diese Malleus- Mandibularverbindung ist nieht etwas ursprüngliches, sondern etwas er- worbenes; phylogenetisch jedoch so alt, dass das knorpelig gewordene Ligament. suspensoriale häufig noch jetzt repetirt wird und Identität mit dem oberen Ende des Meckel’schen Knorpels vortäuscht. 3, Die Umwandlung des Kaugelenkes von einer Artieulation zwischen Quadratum und Os artieulare der Mandibula der Reptilien in eine Arti- culation zwischen Squamosum und Mandibula. Zwischenstufen sind in gewissem Grade die Vögel, besonders aber Monotremata, Marsupialia und Edentata, da bei deren Embryonen der „Annulus tympanieus“ noch tbeil- weise entweder mit dem inneren Unterkieferfortsatz, oder mit dem Squa- mosum, oder selbst mit diesen beiden artieulirt. 3. Die schon bei Vögeln angedeutete, aber erst bei den Säugern er- reichte Verbindung der Mandibula mit dem Squamosum, die sich bei den Säugern zu einem neuen Gelenk (Convexität dem Unterkiefer ge- hörend) ausbildet, während das alte Sauropiden Kaugelenk Hand in Hand mit der Rückbildung des „Processus angularis internus“ der Marsupialia fast spurlos verloren geht. Dass diese Gelenk-Aenderung wirklich statt- gefunden haben muss, habe ich an anderem Orte (Lit. Nr. 353) zu be- weisen versucht. — Auch wenn der Malleus = Quadratum, Incus + Stapes — Hyomandibulare, so würde das Kaugelenk der Säuger eine Articulation Squamoso-articularis sein; dagegen wäre es eine A. Squamoso -dentalis, wenn Malleus — Os artieulare und Ineus = Quadratum. Wir gelangen demnach zu folgenden Homologien: 1. Die ganze Kette der Gehörknöchelehen vom Foramen ovale bis zum Tympanum ist bei Sauropiden und Säugern aus dem Hyomandibulare der Anamnia hervorgegangen, d. h. aus dem oberen Abschnitte des zweiten Visceralbogens. 2. Die embryonale Verbindung des Meckel’chen Knorpels mit der Gehörkette der Amnioten entspricht dem knorpelig gewordenen Liga- mentum suspensoriale der Anamnia. 3. Das Quadratbein der Sauropiden ist bei den Säugern zum Annu- lus tympanicus umgewandelt und hat seine Funktion als Träger des Unterkiefers verloren. 4. Der ganze Unterkiefer der Sauropiden ist dem ganzen Unterkiefer der Säuger homolog. Vögel. 479 Diffuse Sinnesorgane. Ausser dem monumentalen Werke von Key und Retzius (Lit. No. 184), den Lehrbücbern von Schwalbe (245) u. A. sind zu erwähnen: 375. Asper, Mittheilung über die Tastkörperchen der Schwimmvögel. Centralblatt f. med. Wissensch. 1876. Nr. 9. (Nach Merkel.) ;. Carriere, J., Kurze Mittheilungen zur Kenntniss der Herbst’schen und Grandry’schen Körperchen im Schnabel der Ente. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. XXI. 1582. . Cattaneo, G., Recherches sur la structure normale des corpuscules de Pacini chez les oiseaux. Arch. Ital. Biolog. VI. (1884) p. 6—34. 1 Taf. . Ciaccio, S. V., Nota preventiva sulla interna struttura della lengua de papagalli. Ausführlich in: Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Ser. II. Tom.HXRV. . Engelmann, Ueber die Endigungsweise der sensibeln Nervenfasern: Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XIII. 1863. S. 474—480. Taf. 31. (Abbildung Pacin. Körp. vom Unterschenkel der Taube.) . Goujon, Journal l’anatomie et de la physiol. norm. et path. Vol. 6. 1869. (Papageien- Schnabel.) . Grandry, Sur les corpuscules de Pacini. Journal de l’anat. et de la phys. norm. et pathol. Vol. 6. 1869. p. 390. (Vögel, Taf. XV.) Herbst, Die Pacinischen Körperchen und ihre Bedeutung. Göttingen 1848, In Göttingische Gelehrte Anzeigen. 1848. Bd. III. Stück 162—164. (Entdeckung der Pacini'schen, etwas abweichend gebauten Körperchen bei den Vögeln.) . Hesse, F., Ueber die Tastkugeln des Entenschnabels. Arch. Anat. u. Entwickl. 1878. S. 288—318. Taf. XI. Hoyer, Arch. f. Anat. Phys. u. wiss. Med. 1864. Ihlder, Die Nervenendigungen in der Vogelzunge. Arch. Anat. Physiol. 1870. (Führt den Namen „Herbst'sche Körperchen“ für die Pacini'schen K. bei den Vögeln ein.) . Jobert, Etudes d’anatomie comparce sur les organes du toucher chez les divers mammi- föres, oiseaux, poissons et insectes. Annales Sci. Nat. Ser. V. T. 16. 1872. Pl. 3—10. (Abbildungen Herbst'scher Körperchen nebst Zungenpapille vom Cardinal und aus dem Schnabel vom Flamingo.) 388. — -— Recherches sur la structure du bee de la Spatule.. Comptes Rendus. LXXV. (1873.) p. 1780—1782. 389. Kölliker, A., Einige Bemerkungen über die Pacini’schen Körperchen. Zeitsch r. f. wiss Zool. Bd. V. 1854. S. 118—122. (Unterschied der Paeini'schen Körperchen von Säugern und Vögeln.) 390. Leydig, Ueber den Bau, insbesondere die Vater'schen Körperchen des Schnabels der Schnepfe. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. IV. 1568. S. 195. 391 Ueber die Vater-Pacini'schen Körperchen der Taube. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Ba. V. 1554. S. 75—86. Taf. IV. 392. Ludwig Ferdinand, Prinz von Bayern, Ueber Endorgane der sensiblen Nerven in der Zunge der Spechte. Sitzber. k. Bayr. Akad. 1884. S. 183—192. 2 Taf. (Herbst‘- sche Körperchen.) Zur Anatomie der Zunge. 4°. München 1884. Betreffend Vögel S. 67—76 und Taf. XXIV—XXXV. Merkel, F., Ueber die Endigungen der sensiblen Nerven in der Haut der Wirbelthiere. 4°. Rostock 1880. Tastzellen und Tastkörperchen bei den Hausthieren und dem Menschen. Arch. f. mikrosk. Anat. XI. 1875. S. 636. Die Tastzellen der Ente. Arch. f. mikrosk. Anat. 1878. S, 415—427. Taf. XXVI. Ueber die Endigungen der sensiblen Nerven in der Haut der Wirbelthiere. 4°. Rostock 1880. Mit 15 Tafeln. Ueber die Tastorgane in der Haut der Wirbelthiere. Vortrag: Congres periodique internat. des Sciences med. Copenhague 1886. Tom. I p. 20. Sect. d’anat. . Paeini, F., In Nuovo Giornale dei Letterati. T. XXXIL. Pisa 1836. Wieder Ent- deckung und Beschreibung der Vater'schen Nerven-Endorgane. . Ranvier, De la terminaison des nerfs dans les corpuscules du tact. Comptes Rendus LXXXV. p. 1020. Rauber, Vater’sche Körper der Bänder und Periostnerven. Neustadt a. H. 1865. Untersuchungen über das Vorkommen und die Bedeutung der Vater’schen Körper. München 1867. . Vater, Dissert. de Consensu partium corporis humani. Vitembergae 1741. (Entdeckung der „‚Papillae nerveae‘“‘, später Pacini’sche Körperchen genannt ) 480 Sinnesorgane. Als diffuse Sinnesorgane können wir diejenigen Endapparate sensibler Nervenfasern bezeiehnen, welche nicht wie Auge, Ohr und Nase auf be- schränkte Körpertheile localisirt sind, sondern sich mehr oder weniger auf der Oberfläche des Körpers der Haut oder auf einzelnen andern Organen verstreut vorfinden. Hierher gehören hauptsächlich die Organe des Geschmackes und des Hautsinnes. Eigentliche Geschmackszellen, Endknospen, Schmeckbecher, wie bei den Säugethieren, scheinen den Vögeln ganz zu fehlen. Was für Ge- schmaeksempfindungen die Vögel haben, ob sie überhaupt dergleichen be- sitzen, wissen wir nicht, obgleich die häufige Vorliebe für gewisse Lecker- bissen und Zucker einen Geschmackssinn wahrscheinlich macht. Von sensiblen Endapparaten besitzen die Vögel folgende: I. Herbst’sche Körperchen. Sie sind den Pacini’schen Körperchen der Säugethiere ähnlich. Sie finden sich bei den Vögeln an fast allen Stellen der äusseren Körper- haut, besonders in der Umgebung der Schwanz- und Schwungfedern, über- haupt der Contourfedern; ferner in den Gelenken und zwischen den Muskeln; in grosser Menge auf der Vorderfläche des Periosts der Tibia; in der Schleimhaut der Kloake und der Begattungsorgane; in der Con- jJuncetiva des Auges; endlich, vielleicht am zahlreichsten in der Zunge, dem Gaumen und dem Schnabel. Kurz, diese Kolbenkörperehen können in vielleicht allen Theilen des Körpers (Mesenterium) vorkommen. Ihren Bau betreffend, so besitzen sie im Centrum eine fadenförmige, am einen Ende knopfartig angeschwollene Fortsetzung des Axencylinders ihres Nerven. Dieser Centralfaden ist von einer feinkörnigen Protoplasma- schicht umgeben, welche in dem Körperchen die Fortsetzung der Mark- scheide des Nerven zu bilden scheint. Nach aussen davon liegt eine doppelte Reihe von kernartigen Gebilden, die um den Axentheil herum- gebogen sind, einander berühren und so den Axentheil umhüllen. Darauf folgt eine dieke Zone zahlreicher eoncentrischer Lamellen mit deutlichen Zellkernen. Nach der Peripherie zu werden diese Lamellen oder Schichten deutlicher und besitzen grössere, vereinzelte Kerne. Sie gehen am Stiele des ganzen Kolbenkörperchens in die äussere Nervenscheide über. Key und Retzius widmen diesen Gebilden (Lit. No. 184, 8. 205—211, Taf. 83 und 36) eine ausführliche Besprechung. Die Kapsel besteht aus äusserst dünnen Lamellen, die in die perineuralen Lamellen des Nerven übergehen. Nach aussen hin ist das Kapselsystem scharf gegen das umgebende Bindegewebe abgesetzt, welches die Körperchen eingeschlossen hält und mit anliegenden Theilen verbindet. — Die den Innenkolben um- gebenden zwei Reihen von Kerngebilden liegen einander diametral gegen- über. Die kernähnlichen Bildungen selbst sind länglich, unregelmässig oval und liegen gewöhnlich dieht über einander. Die beiderseitigen Kern- gebilde greifen um den Innenkolben herum bis zu gegenseitiger Berührung. Vögel. 481 Jeder Kern (der sich übrigens typisch in Carmin färbt) besitzt eine spär- liche äussere Zone körmigen Protoplasmas. Die Nervenfaser geht als eine in gewöhnlicher Weise aus Axenceylinder, Myelinscheide und Schwann’- scher Scheide bestehende Nervenfaser aus einem Nervenzweig ab und dringt, von einer mehrschichtigen Perineuralscheide umschlossen, ins Innere des Körperchens. Ihre Myelinscheide verliert sie oft schon im Stiel. Was aus der Schwann’schen Scheide wird, ist unklar. Der Axeneylinder, nun die sogen. Terminalfaser, plattet sich bandförmig ab, mit den Rändern gegen die beiden Kernreihen gestellt; sie endigt keulenförmig oder rund- lich, auch knopfartig. Diese Beschreibung von Key und Retzius gilt für die Kolbenkörperchen der Tibia und für die zerstreut in der Haut, besonders neben den Federwurzeln vorhandenen. Die in der Kloaken- schleimhaut zeigen denselben Bau, sind aber etwas grösser; die in der Haut sind am kleinsten. Die durchschnittliche Länge eines Körperchens beträgt ungefähr 0.2 mm. In der Zunge und dem Schnabel der Ente fanden Key und Retzius Kolbenkörperchen von etwas anderem Bau. Der Innenkolben ist im allgemeinen viel kürzer; die markhaltige Nerven- faser läuft, von einer oft sehr deutlichen Schwann’schen Scheide umgeben, eine verhältnissmässig weite Strecke ins Körperchen hinein, ehe sie in den Nervenkolben eintritt. Die Schicht des Aussenkolbens, welche zwischen den beiden Kernreihen und dem äusseren Kapsel-Lamellen-System liegt, zeigt eine viel deutlichere eoncentrische Schichtung als bei den anderen Körperchen und erscheint als eine grosse Menge feiner Punkte, die in dichtgedrängten Reihen concentrisch um den Innenkolben angeordnet sind. Diese Punkte erweisen sich bei veränderter Einstellung des Focus als optische Durchschnitte feiner Fasern, welche in querer Richtung gegen die Axe des Körperchens, also eireulär um den Innenkolben verlaufen. — Solche Kolbenkörperchen finden sich in ausserordentlich grosser Menge im Schnabel der Ente, besonders häufig in den schmalen Papillenenden der Schnabelspitze, die dann nur von der allerdings sehr dicken und harten Hornhaut bedeckt werden. Eine dritte Art Kolbenkörperchen wurde zuerst von Leydig im Schnabel der Schnepfe beschrieben. Sie liegen wie „Eier in Vogel- nestern‘“ in den dichtstehenden rundlichen Grübehen im Knochengewebe des Schnabels, besonders an dessen etwas angeschwollener Spitze. Die Nester sind schon mit blossem Auge sichtbar. Jedes Körperchen besteht aus einer sehr dünnen äusseren Kapselschicht, welche gegen das um- gebende Gewebe scharf begrenzt ist; innerhalb der Kapsel folgt eine breite Zone mit undeutlicher concentrischer etwas schräger Streifung. Der Innenkolben ist mit den gewöhnlichen beiden Kernreihen besetzt; sie geben bei Seitenansicht dem Innenkolben ein quergestreiftes Aussehen. Die Nervenfaser verliert gleich beim Eintritt ihre Myelinscheide und endigt in einem verhältnissmässig grossen Endorgan, einer stark körnigen, gelb- lich glänzenden Endknospe. Selten finden sich zwei oder drei solcher Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 31 482 Sinnesorgane. Knospen in verschiedener Höhe im Innenkolben, und die Terminalfaser sendet dann zu denselben je einen Zweig. Herbst’sche Körperchen finden sich in zahlloser Menge in der Zunge der Spechte. Nach Prinz Ludwig Ferdinand lassen horizontale Schnitte dureh die Zungenspitze von Pieus major, P. minor, P. viridis eine grosse Menge dieser zierlichen Gebilde an den Enden der Nerven- primitivfasern erkennen; sie nehmen das ganze Gesichtsfeld ein, obne grosse Zwischenräume übrig zu lassen. Die Zunge der Spechte spielt bei Aufsuchung und Aufnahme der Nahrung eine grosse Rolle als tasten- der Apparat. 11. Tastkugeln oder Grandry’s Körperchen. Diese Nervenendapparate bildete Grandry ohne Beschreibung ab, Ihlder beschrieb sie als Tastkolben, Merkel als Tastzellen und Tastkörperehen, Retzius als Zellenendkolben, Hesse als Tastkugeln. Diese Gebilde finden sich nach Merkel bei der Ente: in der Wachs- haut des Schnabels, in den grossen Papillen, welche den vordersten, stark verhornten Theil des Schnabelrandes besetzt halten, in den Lamellen des seitlichen Schnabelrandes, im Gaumen und in der Zunge. Weitaus am zahlreichsten stehen sie in den weichen Papillen am hinteren Theil der Zunge und in den hohen Papillen des stark verhornten Schnabelrandes. Sie zeichnen sich allenthalben dadurch aus, dass sie ziemlich dicht unter die Epidermisgrenze vorrücken, während die stets gleichzeitig vorhandenen Paecini’schen Körperchen etwas tiefer in die Outis eingebettet sind. Nach demselben Forscher finden sich diese Tastzellen ausser bei den Lamelli- rostres auch bei vielen anderen Arten (z. B. Krähe), sowie bei Amphibien, Reptilien und Säugethieren. Bei Beschreibung dieser Gebilde folgen wir Hesse (Lit. No. 384) als dem neuesten Untersucher. Die Tastkugeln werden von den drei Aesten des N. trigeminus versorgt. Die im Unterschnabel und der Zunge werden vom dritten Aste, die des Oberschnabels vom zweiten und nur der hinterste Theil der Wachshaut des Oberschnabels wird vom zweiten Aste des N. trigeminus versorgt. Im Oberschnabel nimmt die Zahl der Tastkugeln in der Reihenfolge ab: Zahnleisten, Schleimhaut, Randsaum, Rückentheil der Wachshaut. In der Zunge sind sie am reichlichsten in den grossen platten Papillen des Seitenrandes, am spärlichsten an der unteren Fläche. Ihre Anzahl ist die gleiche wie die der Herbst’schen Körperehen im Schnabel, in den Papillen des Seitenrandes aber sind die Tastkugeln etwa sechsmal häufiger. Im Randsaum der Wachshaut dürften unter 1 qmm Hautobertläche mindestens zehn Tastkugeln liegen. Vögel. 483 Die Tastkugel besteht aus: 1. Kapsel nebst Scheibenring, 2. Deckzellen, 3. Tastplatte nebst Nervenfaser. Die durchschnittliche Grösse ausgebildeter Tastkugeln ist ungefähr 60 « — 0.06 mm Durchmesser. Die Kapsel ist die bindegewebige Hülle der Tastkugel und geht mit zartem Netzwerk in die umgebende Cutis über. Die Wand der Kapsel ist Jamellenartig; die Nervenscheiden gehen in dieselbe über. Gegen den Rand der innen liegenden Tastplatte sendet die Kapsel eine ringförmige Fortsetzung, den Plattenring oder Scheibenring, der zur Fixirung der Tastscheibe dient. Von Deckzellen sind in jeder Tastkugel mindestens zwei vorhanden, zwischen denen die Tastscheibe wie zwischen zwei elastischen Kissen eingeschlossen ist. Jede Deckzelle hat normal einen grossen Kern nebst Kernkörperchen. Obgleich die Deekzellen so ziemlich den ganzen Raum zwischen Platte und Kapsel ausfüllen, gehen sie mit ihnen doch keine Verbindungen ein. Die Tastscheibe wird an der unmittelbaren Berührung mit den Deckzellen durch eine minimale Flüssigkeitsschicht (Kittsubstanz) gehindert. Die Scheibe selbst erscheint in allen Schnitten fein gekörnt. Ranvier’s Meinung, dass die Körnung den Fibrillen des Achseneylinders entspricht, aus dem die Platte sich zusammensetzt, wird von Hesse be- zweifelt. Der Achsencylinder tritt zwischen Rand und Mitte der Tast- scheibe an dieselbe, nachdem er die Kapsel durehbohıt und seine Scheiden verloren hat. Diese Tastkugeln sind einfach (von Merkel Tastzellen genannt), wenn sie, wie eben beschrieben, nur eine Platte und zwei Deckzellen enthalten; häufig aber ist die Tastkugel aus mehreren Platten, z. B. zwei Platten und drei Deckzelfen, oder drei Platten und vier Deckzellen, zu- sammengesetzi (Merkel’s Tastkörperchen); der zutretende Nerv spaltet sich dann nach Durchbohrung der Kapsel in je einen Ast für jede Scheibe. Neben den ausgewachsenen Tastkugeln finden sich zahlreiche bedeutend kleinere. Manche derselben besitzen eine Nervenfaser und sind dann wohl als junge Tastkugeln aufzufassen; andere dagegen entbehren des Nerven, wesshalb Hesse vermuthet, dass die Deckzellen von der Haut, nicht von der Nervenfaser stammen, und dass solche unvollständige Kugeln als rudimentär zu betrachten sind. — Die erste Entwicklung der Tastkugeln erfolgt binnen wenigen Tagen um die Zeit des Auskriechens; die Mehr- zahl erlangt schnell ihre bleibende Grösse. Integument oder System der äusseren Haut. 404. Altum, B., Ueber die Farben der Vogelfedern im Allgemeinen, und über das Schillern insbesondere. Naumannia. 1854. S. 293 ff. 405. —— Ueber den Bau der Federn als Grund ihrer Färbung. Journ. f. Ornithol. 1854. S. XIX—XXXV, 406. Bartlett, A. D., Remarks upon the moulting of the Great Bird of Paradise (Para- disea apoda). Pr. Zool. Soc. Lond. 1887. p. 392. 31* 484 407. 408. 409. Integument. Baur, G., A second phalanx in the third digit of a carinate bird’s wing. 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(Diese wichtige Arbeit betrifft hauptsächlich die Insertionsweise, Zahl und Stellung der Flügelfedern.) 476. Wurm, Tetronerythrin, ein neuer organischer Farbstoff. Zeitschr. wiss. Zool. 1871. S. 535—537. Das Integument, oder die Cutis, umhüllt alle Theile der Oberfläche des Körpers und steht an den Mündungen innerer Hohlräume, wie Mund, Nase, Kloake, mit der diese auskleidenden Schleimhaut in continuirlicher Verbindung. Die gesammte Haut besteht aus zwei sehr verschiedenen Schichten: 1. Die oberflächliche Schicht, Oberhaut oder Epidermis geht aus dem Eetoderm hervor und geht schon früh im Embryo aus einer Lage von Zellen in mehrere über. Die tieferen Zellen der Oberhaut sind meistens eylindrisch und bilden die Schleimschieht, Stratum Malpighii; die tiefsten Zellen sind länglich, stehen senkrecht zur unterliegenden Leder- haut und greifen mit feinen gezackten Fortsätzen in die Lederhaut ein. Die oberen Zellen der Schleimschicht sind weniger reich an weichem Protoplasma, da sie schlechter genährt sind; sie scheinen mehr und mehr abgeplattet und verbinden sich mit einander zur Hornschicht, Stratum corneum. Diese Zellen haben die Fähigkeit zu verhornen und lassen so die zahlreichen Epidermoidalgebilde entstehen, wie Federn, Schuppen, Nägel, Krallen, Schnabelscheiden, Sporen und Hornkämme. — Andere Zellen des Stratum Malpighi wuchern dagegen in die Lederhaut hinein Vögel. 487 und bilden sich in ihrer Gesammtheit zu Drüsen um. Da Milch- und Schweissdrüsen den Vögeln fehlen, so kommen hier nur Talgdrüsen in Betracht, und zwar die Bürzeldrüse. S. dort. 2. Die tiefere Schicht der Haut ist die Lederhaut, Corium oder Derma; sie besteht aus Bindegewebe und geht dem entsprechend aus dem mittleren Keimblatt, dem Mesoderm, hervor. — Die Lederhaut enthält die Hautsinnesorgane und die Gefässe, die zur Ernährung der Epidermis und der aus ihr hervorgehenden Gebilde dienen. Das Grundgewebe der Lederhaut wird von einem Flechtwerk elastischer und änderer Bindegewebsfasern gebildet. In den oberen Schichten der Lederhaut findet eine vollständige Verfilzung der Fasern statt nach allen Richtungen hin, wie in der Haut der Säugethiere, in den tieferen Schichten dagegen besteht die Haut mehr aus wagerecht verlaufenden Bündeln, die in bestimmten Abständen von senkrechten Faserbündeln durchzogen werden. In letzteren Bündeln treten gewöhnlich die Blut- und Lymphgefässe nebst den Nerven zum Stratum Malpighi empor. An der der Epidermis zugewendeten Fläche der Lederhaut erheben sich kleine konische Fortsätze, die Papillen der Lederhaut. Indem sie zwischen die Zellen der Schleimschicht hineinragen und zum grössten Theile aus Gefässknäueln oder Schlingen bestehen, sichern sie die bessere Ernährung der umgebenden Zellen und ermöglichen so das Wachsthum der Epidermoidalgebilde. Ausser diesen primären Papillen finden sich jedoch noch andere, grössere, die besonders in Form von Schuppen als Bekleidung des Laufes von Bedeutung sind. Sie sind natürlich als von den Reptilien her er- erbte Bildungen aufzufassen. Die tieferen Schichten der Lederhaut haben eine mehr lockere Structur, ihre Fasern umschliessen grössere Maschen- räume und bilden so das Unterhaut-Bindegewebe. Dieses vermittelt die Verbindung der Haut mit den unter ihr liegenden Körpertheilen, also hauptsächlich mit den Faseien der Muskeln und mit dem Periost. Durch Einlagerung von Fett in die eben erwähnten Maschenräume kann ein Fettpolster der Haut, Panniculus adiposus, zu Stande kommen. Solehe Fettansammlungen finden sich bekanntlich an verschiedenen Stellen des Körpers und bängen selbstverständlich vom Ernährungszustande des Vogels ab; stets sind kleinere Fettpolster jedoch in den Zehenballen vor handen. Gewisse Theile der Haut können durch überreiche Ausstattung mit Gefässen zu erectilen Organen umgewandelt werden. Die Gefässe sind dann gewöhnlich reich an venösen Maschenräumen. Hierher gehören die meistens sexuellen Stirnkämme, Wangenlappen und weichen Höcker der Hühner, Enten, Gänse, Schwäne; der schwellbare schöngefärbte Hals des männlichen Strausses, der aufriehtbare, theilweise befiederte Stirn- fortsatz von Chasmarhynehus, und zahlreiche andere Fälle. Pigment findet sich meistens in den unbefiederten Hautstellen in den tiefen Zellen der Schleimschicht und zwar entweder als rothgelbes Fett, 488 Integument. oder als braunschwarze Pigmentzellen. Auf rothgelbem Fettpigment beruht zum grossen Theil die gelbe und rothe Farbe der Füsse z. B. der Enten, Störehe, Tauben u. s. w. — Schwarzes Pigment findet sich auch in der Lederhaut, es ist dann gewöhnlich an eigenthümlich verästeltete stern- förmige Zellen gebunden. Die Zellen, welche den Farbstoff zuerst an- nehmen, sind nach Hanau die dem Gefässe und zwar den Arteriolen zunächst liegenden; es findet sich dann eine pigmentirte Adventitia. Bisweilen sind die Hautgefässe so reichlich mit Pigment bedeckt, dass sie von einem schwarzen Gespinnst umgeben erscheinen. Bei sehr dunkler Haut kann das Pigment auch in den obersten Schichten der Lederhaut ein vollkommenes Netzwerk bilden. Bekannt ist der rothe Augenring, die sogenannte „Rose“, des Auer- hahns. Eine solche nackte und lebhaft roth gefärbte Hautstelle kommt übrigens bei vielen Hühnern vor. Siehe darüber unter Farben. Aus dem Integument gehen folgende Gebilde hervor: I. Epidermoidale Gebilde. 1. Hautdrüsen, und zwar die Bürzeldrüse. 2. Verhornte Gebilde. a. Hornüberzug des Schnabels. S. 493. b. Nägel und Spornen. S. 501. e. Schuppen der Füsse. S. 505. d. Federn. II. Dermale Gebilde. Hautmuskeln. Ausserdem nimmt die Lederhaut auch noch mehr oder weniger An- theil an der Bildung der Sporen, Schuppen und Zähne. Die Bürzeldrüse. Die Haut der Vögel zeichnet sich durch Armuth von Drüsen aus. Ausser kleinen Ohrschmalzdrüsen in der Wand des Ohreinganges sind Hautdrüsen auf die einzige Bürzeldrüse beschränkt. Schweissdrüsen fehlen gänzlich. Zweck der Bürzeldrüse ist Einfettung des Gefieders. Die gesammte Drüse (Glandula uropygialis, Oel-, Schwanz-, Bürzeldrüse) besteht aus einer rechten und linken mit einander verwachsenen Hälfte; jede Hälfte ist ein Conglomerat von zahlreichen schlauchartigen Drüsen, welche entweder zusammen einen oder wenige Ausführungsgänge besitzen, oder mit zahlreichen Mündungen versehen sind. Die Drüse, als Ganzes betrachtet, liegt unpaar auf den letzten Schwanzwirbeln; sie breitet sich aber häufig mit einem rechten und linken Schenkel gegen die Schwanzwurzel hin aus; zwischen beiden Schenkeln liegt dann der M. levator coceygis. 8. Fig. 4. Taf. XVIIP. Die Drüse erhält jederseits einen Nerven aus dem Plexus pudendus. Nach Kossmann (Lit. No. 445) zweigt sich der Nerv von dem Spinalnerven des ersten freien Schwanz- wirbels ab, aufwärtssteigend zwischen dem M. levator caudae und dem M. pubi-coeeygeus externus, und tritt dann zur Drüse; der Nervenast Vögel. 489 besteht zur Hälfte aus marklosen Fasern. Beim Huhn tritt der Nerv schon oberhalb des letzten mit dem Becken verwachsenen Wirbels hervor. Reizung des Nerven verursacht nach kurzer Zeit Seeretion der Drüse in Folge der Erweiterung der die Drüse versorgenden Gefässe. Diese Gefässe sind Zweige der Caudalarterien und Venen, und treten von diesen zwischen den Seitenfortsätzen der ersten Schwanzwirbel nach oben, zusammen mit dem Nerven, dringen durch die Muskelhülle der Drüse und verzweigen sich in ihr von vorn nach hinten. ‚Die feineren Aestchen dringen in den Wandungen der Drüsenschläuche gegen die Mitte der Drüse hin vor, und ihre feinsten Verzweigungen umspinnen die einzelnen Schläuche mit einem sehr feinen Netzwerke von Capillargefässen. Die beiden Drüsenhälften sind symmetrisch. Jede besteht aus un- verästelten Schläuchen, die radial gestellt in einen Hohlraum münden, dieser geht dann wieder in einen Ausführungsgang über. Das Ganze ist eingehüllt in eine aus Bindegewebe und glatter Muskulatur bestehende Haut, die am Ausführungszapfen mit der Körperhaut zusammenhängt, sonst aber sowohl von ihr als von der benachbarten Muskulatur durch dazwischen liegendes, meist stark fetthaltiges, lockeres Bindegewebe ge- schieden ist. Die Zahl der Ausführungsgänge und Oeffnungen wechselt. Nitzsch macht darüber zahlreiche Angaben. Jede Drüsenhältte besitzt mehrere äussere Oeffnungen bei den meisten Wasser- und Sumpfvögeln. Jeder- seits 6 bei Pelecanus erispus; 5 bei Cieonia alba, C. nigra und Diomedea exulans; 3 bei Grus, Sterna, Lestris, Uria. Bei Tantalus ibis bilden die sehr zahlreichen Oeffnungen jeder Hälfte einen Kreis. In allen Fällen, wo mehrere Endöffnungen an der Bürzeldrüse vorhanden sind, finden sich auch ebenso viele Hauptstämme oder Taschen, in welche die Gänge münden. Giebt es aber nur zwei Endöffnungen, Lamellirostres, eine für jede Hälfte, so hat auch jede von diesen eine einfache Höhlung, die das von den Gängen ergossene Secret enthält; beide Oeffnungen zusammen sind häufig in einen Fortsatz ausgezogen, der aber auch dann eine Scheide- wand enthält; bei Eulen und Singvögeln, überhaupt bei den Vögeln, deren Ausführungsgang (s. dort) keinen Federkranz hat, sind die Oeffnungen sehr eng und nahe an einander gerückt. Nur bei Upupa fand Nitzsch in der That eine einfache Mündung; diese führt in eine ziemlich weite Höhle, die gemeinsam für beide Drüsenhälften ist. Nitzsch bemerkt ferner: „In dieser Höhle, welche durch die in ihrer Wand liegenden Spulen der Kranzfedern ausgespannt erhalten wird, sammelt sich beim Weibehen — nicht bei dem nicht brütenden Männchen — das anfangs gelbe, später schwarzbraune Seeret der Drüse an und ist dann die Ursache des heftigen Gestankes den der Wiedehopf um diese Zeit verbreitet. Es stinken ursprünglich nur die Weibehen und die Jungen; erstere aber nur so lange, als sie brüten und die Jungen füttern, letztere so lange sie im Neste liegen, später nicht mehr.“ 490 Integument. Am grössten ist die Drüse bei Wasservögeln, besonders bei den Tubinares, Steganopodes und bei Pandion; sehr klein ist sie bei Capri- mulgus. Bei vielen Vögeln fehlt sie regelmässig; der Mangel der Drüse ist nur von generischem Werthe und ist wohl in allen Fällen, ausser bei den Ratiten, durch Degeneration zu erklären. Ein taxonomisch sehr wichtiges Merkmal besteht darin, dass der ver- längerte Ausgang der Drüse häufig mit einem Federkranze versehen ist. Ist ein soleher vorhanden, so ist die die ganze Drüse bedeckende Haut nackt; fehlt der Federkranz, so ist die Drüse befiedert, meistens mit Dunen, bisweilen vermischt mit steiferen Contourfedern. Am häufigsten und grössten fand Nitzsch solehe mit Dunen vermischte Federn auf der Bürzeldrüse von Diomedea. In der folgenden Tabelle sind die Hauptunterschiede der Drüse nach Nitzsch, Garrod (Lit. No. 47) und Forbes zusammengestellt. Die abweichenden Genera sind durch liegende Schrift hervorgehoben. Bürzeldrüse. Mit Federkranz. Ohne Federkranz. Fehlend. Crypturi Ratitae Spheniscidae Rallidae Charadriidae Laridae Alecidae Gruidae Dicholophus Otis Colymbidae. Chunga Podicipedidae | Tubinares | Steganopodes Herodii Pelargi Palamedea Lamellirostres Rasores Argus gigamteus Opisthocomus Columbae Ptilopus } oder sehr klein. | Pterocletes Erythroenas | Diduneulus Goura Starnoenas Treron Raptores Cathartidae Striges | Psittaci \ Brotogerys CUhrysotis \ Piomus Cacatua sulphurea — eristata (meistens fehlend). Bucconidae Vögel. 491 Bürzeldrüse. Mit Federkranz. | Ohne Federkranz. Fehlend. Pici | Coraciidae a: er Indicator | Leptosoma Capitonidae Momotidae Rhamphastidae | Galbulidae Upupidae | Trogonidae. Bucerotidae | Meropidae Alcedinidae | Cuculidae Todus | Musophagidae Golius | Caprimulgidae (Drüse s. klein) | Podargus Steatornis (Drüse sehr gross) | ı Gypselidae \ Passeres Feinerer Bau der Drüse und Zusammensetzung des Secretes. Die Zahl der Schläuche wechselt sehr, bei der Ente fand Kossmann ungefähr 150, bei der Taube 30—40. Die Wandungen dieser Schläuche wie die Hülle der ganzen Drüse bestehen aus glatter Muskulatur. Wenn man die Haut und das fetthaltige Unterhautbindegewebe, unter welchem die Drüse grösstentheils, bis auf den Ausführungszapfen verborgen liegt, fort präparirt, so bemerkt man, dass die Drüse selbst von einer starken, festen, etwas elastischen Hülle eingeschlossen ist. Dieselbe erweist sich als eine aus vier übereinander liegenden Schichten bestehende Muskelhaut; die Fasern dieser Schiehten kreuzen einander. Die Muskelwand der Sehläuche ist mit epithelartigen Zellen bedeckt, welche in den ihr zunächst aufliegenden Schichten klein und rund, nach der Axe des Schlauches hin grösser und eckiger werden; ihr Inhalt wird durch Ansammlung sehr kleiner Fetttröpfehen nach dem Innern des Schlauches hin immer körniger. Die Grösse der Zellen übersteigt nicht 0.03 mm Durchmesser. Die blinden Enden der Schläuche sind von diesen Zellen völlig erfüllt, weiter nach dem Innern der Drüse hin, d. h. von der Peripherie entfernt, werden die Schläuche weiter und sind mit den Ueberresten zerfallener Zellen erfüllt; dieselben bilden dann mit dem Fett eine gleichmässig körnige Masse. Die Bildung des Secretes beruht auf einem fortwährenden Zugrundegehen der centralen Zellen der Schläuche. Das Secret wird theils durch die Contraction der Muskelhülle der Drüse, theils durch Schnabeldruck nach aussen befördert (Kossmann). Das Secret selbst wurde bei Gänsen und Enten von de Jonge (Lit. No. 440) untersucht. Die Resultate der qualitativen Untersuchung ergaben als sicher nachgewiesene Bestandtheile: Casein, Albumin, Nuclein, ein phosphorhaltiger in Wasser, Alkohol und Aether unlöslicher Körper; Lecithin, ein phosporhaltiger in Aether löslicher verseifbarer Körper; Fette mit niederen und höheren fetten Säuren; von anorganischen Substanzen 492 Integument. Kalium, Natrium, Caleium, Magnesium und Chlor; als nicht vorhanden Zucker und Harnstoff. Die quantitative Untersuchung ergab: von 31.18 grım. Secret von 10.2 grm. Secret von Gänsen: von wilden Enten: BestenBestandtheilles ie ae ne 2.0. 89108 415.34 WASSER EEE 52008 584.66 Und zwar: Eiweissstofe und Nuelein . . .. 2.2... .179.66 127.63 In absolutem Aether lösliche Bestandtheile . 188.77 247.08 Alkonolextraeteete ee ee na 0 18.31 WESSBrextnachen N 7.39 A Asche f 1öslich . a De 9.35 De N a ER 3.36 1.66 391.93 415.34 Im Aetherextract waren: WEUIalkohn]. eo ee ee AT 104.02 Welsaurege EC a re NiedereuDettsausenn ende Mana Ener 3.73 14.84 BEGINNER TERN IAR.: HEBEN 3 TERTER HALSERBR, 2.33 188.77 De Jonge bemerkt, dass im Sebum der Säugethiere bis jetzt (1879) kein Körper nachgewiesen, der nicht auch im Secret der Bürzeldrüse vorhanden ist, der charakteristische Eiweisskörper, das Casein, findet sieh in beiden, desgleichen höhere und niedere Fette als wesentliche Bestand- theile. Von der Milch unterscheidet sich das Secret durch den gänzlichen Mangel an Zucker. Entwicklung der Drüse. Kossmann studirte die Entwicklung am Hühnchen. Die ersten Spuren der Bürzeldrüse finden sich am zehnten Tage der Bebrütung, also kurz nach dem ersten Sichtbarwerden der Federkeime. Am hintersten Theile des Bürzels treten zwei neben einander liegende Gruben auf, mit verdickter eingesenkter Epidermis. Am nächsten Tage erheben sich die Ränder der Gruben wulstartig und gegen Ende des elften Tages deuten knollige Erhebungen auf den Rändern die An- lagen des späteren Federkranzes an. Am 16. Tage erhebt sich der Aus- führungszapfen bereits hoch, die Eingänge zur Grubentasche sind durch Wachsthum des Zapfens zu schmalen Spalten geworden, welche nun von neun langen, wurmiörmigen Federkeimen umstellt sind. Die Epidermoidal- zellen im Innern der Tasche sind schon zu soliden Zäpfchen ausgewachsen; diese werden hohl, als spätere Ausführungsgänge, während ihr End- theil sich verästelt und bald zu den eigentlichen secernirenden Sehläuchen umbildet. — Die Zellen der Cutis im Umkreise der Einstülpung der Epidermis wandeln sich zu spindelförmigen, contractilen Faserzellen um, welche einen grossen Kern behalten, sehr in die Länge wachsen und schliesslich die feste Muskelhülle bilden, welche von den inzwischen gleich- falls stark wachsenden Schläuchen zuletzt völlig ausgefüllt wird. Vögel, 493 Der Schnabel. Der Hornüberzug des Schnabels richtet sich im allgemeinen nach der Gestalt der Zwischen- oder Unterkieferknochen. Der bindegewebige Theil der Haut, das Corium ist meistens auf eine dünne Lage zwischen dem Periost und dem Stratum Malpighii der Oberhaut beschränkt; in ihr ver- laufen zahlreiche Gefässe und die zum Theil in die Hornhaut eindringenden sensiblen Schnabelnerven. Bei den Lamellirostres ist der grösste Theil des Schnabelüberzuges weich und nur an der Spitze des Schnabels ist die Hornhaut zu einer eigenthümlichen nagelartigen Kuppe verdickt (daher von Ch. L. Nitzsch Unguirostres genannt). Bei vielen Vögeln ist die Haut an der Wurzel des Oberschnabels sehr verdickt, weich, lebhaft gefärbt, und reich an Nervenendigungen. Eine solche Wachshaut findet sich besonders bei Papageien, Raubvögeln und Tauben. In der Regel liegen in ihr die äusseren Nasenlöcher. Zwischen ganz hornigen, theilweise verhornten und fast ganz weichen Schnabelüberzügen finden sich alle möglichen Uebergänge, wie überhaupt Form und Ausbildung des Schnabels eine Unzahl von Anpassungen an die Lebensweise aufweist. Einige der hauptsächlichsten Modificationen seien mit einigen Zusätzen der folgenden von W. Marshall herrührenden Beschreibung entnommen. Sehr häufig kommen zahnartige. Fortsätze der hornigen Schnabel- scheiden vor, besonders deutlich bei den Lamellirostres; bei Mergus erreichen sie eine Länge von 2.5 mm. Sie dienen hier, wie bei den Enten, wo es nach hinten convergirende coulissenartige Leisten sind, als Seiheapparat, ganz den Waltischbarten analog; das Wasser läuft zwischen ihnen ab und feste Bestandtheile bleiben zurück. Aehnliche hornige, quer- gestellte, zahnartige Lamellen finden sich auch am Oberschnabel von Phönicopterus; sie erstrecken sich als niedrige Lamellen auch auf die innere oder untere Fläche des Oberschnabels. Der Schnabel der Flamingos ist überhaupt sehr eigenthümlich. Ober- und Unterschnabel sind in der Mitte plötzlich nach unten umgebogen, der Oberschnabel ist dabei viel schwächer und flacher als der aufgetriebene Unterschnabel. Beim Futter- suchen hält der Vogel den Kopf verkehrt, mit dem Schnabelrücken nach unten. Marshall vermuthet mit Recht, dass diese Vögel zugleich mit und in Folge des langen Halses und der hohen Beine, diese Eigenthümlich- keit erworben haben. Ganz junge Flamingos haben übrigens einen geraden Schnabel; derselbe erhält erst nach einigen Wochen seine absonderliche Form. Sehr entwickelte sägezahnartige Vorsprünge an den Schnabelrändern zeigen auch Cymbirhyncehus, Prioteles, Selenidera, Rham- phastus dichrous; einen Zahn (bisweilen auch zwei) haben die Ober- schnäbel der Falken und der meisten Würger. 494 Integument. Der Vorsprung am Rande des Oberschnabels der Papageien ist das seitliche Ende einer durehgehenden Leiste, gegen die der gerade abgestutzte Unterschnabel drückt und reibt; so sind diese Vögel im Stande zu kauen oder besser knuppernd zu nagen. Bei dieser Familie finden sich auch die sogenannten „Feilkerben“, das heisst eigenthümliche auf der Unterseite des Oberschnabels vor der grossen Leiste befindliche Vorsprünge; nach Finsch spielen diese Feilkerben nicht blos beim Fressen eine grosse Rolle, sondern der Vogel bedient sich derselben auch, seinen Unterschnabel daran zu schärfen; sie scheinen aus einem eigenthümlichen, von der übrigen Schnabelscheide verschiedenen Gewebe zu bestehen; sie durch- setzen dieselbe ganz und lassen sich auch an der dem Knochen auf- liegenden Seite noch deutlich erkennen. Bei vielen Vögeln finden sich auch zahnartige Vorsprünge passiver Natur, das heisst solche, die durch Scharten bewirkt sind, welche in Folge des Beissens oder Aufknackens harter Früchte ete. in die Schnabelränder gebrochen wurden; so besonders bei Buceros nipalensis, wo sie, von elfenbeinartiger Härte und sehr scharf, ganz den Eindruck wahrer Zähne machen. Die Grösse der Schnäbel schwankt von einer Länge, die der des Körpers wenig nachgiebt (Ibis, Numenius), ja dieselbe übertrifft (mehrere Colibris), bis zu der eines kaum bemerkbaren Vorsprungs (Cypselus, Podargus, Caprimulgus, Eurylaemus). In ersterem Falle ist er meist dünn und zart, im anderen breit und die Mundöffnung tief, bis unter die Augen, gespalten, häufig an den Winkeln mit langen und steifen Borsten versehen, welche von den Thieren durch die Jagd auf fliegende Insekten erworben wurden. Sie ermöglichen, indem durch sie der aufgesperrte Schnabel wie ein Netz oder eine Reuse wirkt, ein leichteres Erhaschen der Beute. Besonders breite, von oben comprimirte Schnäbel finden sich bei einigen Vögeln, die von Fischen, Crustaceen etc., leben, und wird den- selben dadurch das Fangen der Nahrung wesentlich erleichtert. Der- gleichen Schnäbel treffen wir unter den Ciconien bei Balaeniceps und Cancroma, und bei Pelecanus unter den Steganopoden. Einen sehr flachen, vorn löffelartig verbreiterten Schnabel hat Platalea; bei der ostasiatischen Tringa (Eurhinorhynchus) pymaea ist die Ver- breiterung von sonderbarer, kleeblattartiger Form. Seitlich comprimirte, hohe Schnäbel mit stark gewölbtem Firste haben besonders die Papageitaucher (in geringerem Maasse auch Alca impennis), ferner Corvus eafer und der höchst seltne Euryceros Prevostii von Madagaskar; leider ist aber die Lebensweise dieser Vögel so un- bekannt, dass die wahre Ursache dieser Anpassung noch im Dunkeln ist. Vielfachen Schwankungen ist auch der Grad der Krümmung der Schnäbel unterworfen: lang und nach unten gekrümmt ist er besonders bei Rhinopomaster, Neomorpha, enorm bei Ibis religiosa; die Alten von Faleulia palliata von Madagaskar haben einen körperlangen Vögel. 495 sehr stark gebogenen Schnabel, der beim jungen Vogel nur ein Fünftel so lang und ganz gerade ist. Die umgekehrte Art der Biegung von unten nach oben findet sich bei Reeurvirostra. In der Familie der Trochiliden sind alle Grade und Arten von Krümmungen repräsentirt, was nach Gould’s Beobachtungen seinen Grund in einer merkwürdigen Anpassung hat. Die Verbreitung der Colibris ist zum Theil eine sehr beschränkte und ganz an das Vorkommen gewisser, tutenförmiger Blumen gebunden, von deren Honig und auch wohl von den diesen suchenden kleinen Insekten sie sich nähren. Es zeigt sich nun, dass die Schnabelform vielfach der Blumen- form entspricht; wo also Blüthen auftreten, deren Kelchgrund tiefer als der Eingang der Blumen liegt, da haben die Colibris, welche dieselben besuchen, einen nach unten gebogenen Schnabel, an gerade Blumen sind Colibris mit geradem Schnabel attachirt; an nach unten gebognen Blüthen Arten, deren Schnabel, wie z. B. bei Docimaster ensiformis, nach oben gekrümmt ist. BeiAnarhynehus frontalis, einer Charadriusform von Neu-Seeland, krümmt sich das Schnabelende bedeutend nach rechts. Kurze, nach unten gebogene und über den Unterschnabel vorspringende Öberschnäbel sind meist sehr kräftig, und so finden sie sich hauptsächlich bei Raubvögeln — am stärksten wohl bei Haliaötos japonicus — und bei Papageien; der Mieroglossus aterrimus wird bei seinem enorm kräftigen Schnabel gewiss im Stande sein, steinharte Früchte mit Leichtigkeit zu zerbeissen. Bei Anastomus entsteht eine Klaffung des Schnabels nach Art einer Krebsscheere dadurch, dass in der vorderen Hälfte der obere nach unten und der untere nach oben gebogen ist. Die Ränder des vorderen Drittels des Oberschnabels sind in zahlreiche kurze borstenartige Fortsätze auf gelöst. Bei Rhynchops ist der Unterschnabel länger als der Öber- schnabel, was nicht an dem Epidermis-Ueberzug der Kieferknochen, sondern an diesen selbst liegt, da die Prämaxilla von der Mandi- bula um ein Bedeutendes überragt wird. Die bekannte sogenannte Kreuzschnabel-Form tritt uns bei den Loxien entgegen. Die sagittalen Durchschnittsebenen des Ober- und Unterschnabels fallen nicht zusammen, sondern ersterer krümmt sich schräg über diesen weg. Uebrigens ist die Richtung der Seitwärts-Biegung nicht ganz constant, man findet Exemplare, wo der Oberschnabel nach rechts, und solche, wo er nach links über den Unterschnabel greift. Wer je einem Kreuzschnabel beim Ausklauben von Tannenzapfen zugesehen hat, wird über die Ursache dieser auftallenden Assymmetrie nicht im Zweifel sein können. Der Vogel schiebt den Unterschnabel unter eine Deckschuppe und dreht dann den Kopf rasch seitwärts, wobei natürlich der Oberschnabel ebenfalls seitwärts gedrängt wird. Durch häufige Wiederholung dieser Bewegung und durch Vererbung konnte der eigentlich pathologische Zu- stand eines Finkenschnabels normal werden. Zugleich sei hier des sonder- 496 Integument. baren Factums gedacht, dass, nach Yarrell, auch die Muskulatur der Kiefer bei den Kreuzsehnäbeln nicht symmetrisch entwickelt ist. Bei Coceothraustes ist die Epidermis des Unterschnabels hinten und nach innen in der Mundhöhle auffallend verdickt; es liegt jederseits ein fester Ballen, der das Aufknacken der Kerne sehr erleichtert. Die gewaltigen Schnäbel von Rhamphastos und Buceros ver- danken ihre Grösse einer kolossalen Entwicklung der Kieferknochen, die besonders am oberen Theile des Zwischenkiefers ganz in Spongiosa aufgelöst sind. Die aufgeschwollene spongiöse Masse schiebt sich nach hinten über die Stirnbeine, ohne jedoch nothwendigerweise mit ihnen zu verwachsen. Owen (Todd, Cyelop. of A.u. Ph. Vol.I. Aves pg. 313) hat gezeigt, dass diese Spongiosa bei Rhamphastos durchaus nicht unregelmässig und willkürlich angeordnet ist, sondern dass sie vielmehr eine zierliche Bauart besitzt. Marshall gelang es, die Architektur der Spongiosa in den Schnäbeln der Nashornvögel auf die von Meyer und Wolff für die Spongiosa der menschlichen Knochen aufgestellten Gesetze zurück- zuführen. Das Horn, das die meisten Buceros-Arten auf ihrem Schnabel- firste haben, ist eine derbe lederartige Blase, die nur im hinteren Theile von Spongiosa (von den metamorphosirten Stirnästen des Zwischenkiefers und von den Nasenbeinen) gestützt wird. Das Horn hat bei den ver- schiedenen Arten mannichfache Grade der Grössen-Entwicklung und der Gestalt, häufig ist es durch Falten oder Leisten geschmückt; bei einer Art (Bucorvus oder Bucoraxabyssinicus) steht es vorn offen, das heisst die Epidermis’ schlägt sich vorn in den Hohlraum um, aber ihre Continuität ist nirgends gestört. Am wunderbarsten gestaltet sich aber dies Horn beiRhinoplax seutatus. Es erhebt sich, steil abgeschnitten, ungefähr in der Mitte des Schnabels, seine Vorderseite bildet eine nicht stark gewölbte, 72 mm hohe und 55 mm breite, ovale Fläche; dieselbe besteht, während die Seiten des Horns ebenso wie der Schnabel selbst von einer blutrothen Epithel überzogen sind, aus einer-gelblichen, elfenbein- harten Substanz. Bei einem sagittalen Durchschnitt durch Schnabel und Horn zeigt es sich, dass jene Fläche die Vorderseite einer 28 mm dicken Platte ist; wo das Horn in den Schnabel übergeht, verdünnt sich die Platte plötzlich auf 8 mm Ihre Substanz besteht aus gleichgrossen, polyedrischen Zellen, die keinen Kern, sondern nur fein suspendirte Körner im Innern haben. Nach Behandlung mit Salzsäure verlieren die Zellen ihre Festigkeit und Form und nehmen die Gestalt an, die sie in der Schnabel-Epidermis der übrigen Vögel haben. Diese Platte ist sehr fest und schwer und daher das Gewicht des ausgewachsenen Schädels dem der Schädel andrer Buceros-Arten gegenüber ein bedeutendes; so wiegt der Schädel von Buceros eassidix nur 61 gr., der des eben so grossen scutatus aber 263 gr. Der Höcker, der sich bei Crax und besonders bei Crax pauxi am Ende des Oberschnabels findet, besteht gleichfalls aus spongiösem Knochengewebe, welches eine besondere Entwicklung der ossa nasalia Vögel. 497 ist. Eine ähnliche Protuberanz an derselben Stelle haben die Arten des 'Entengeschlechts Oedemia; dieselbe ist bald knöchern, bald aber besteht sie aus fetthaltigem Bindegewebe. Derartige Anschwellungen kommen auch bei Raubvögeln (Cathartes papa) und bei Tauben (im Genus Globicera und bei Culturracen) vor. Bei einigen Vögeln erstreckt sich der Epidermisüberzug der Schnäbel als langer Fortsatz auf die Stirn, so bei Fulica (daher im Deutschen Blesshuhn), bei Ostinops, Parra, Musophaga. Auch der Schädel- höcker der Casuare ist von derselben verhornten Epidermis wie die Kiefer überzogen. Erhöhungen auf dem Schnabel selbst als wahre Fortsätze seiner Epidermis und ohne knöcherne Stütze finden sich (drei bis vier) bei Pelecanus erythrorhyncehus. Solche Hörner erreichen oft eine Höhe von 10 cm; sie sind auf das Männchen beschränkt, bilden sich zur Fortpflanzungszeit und fallen später wieder ab. Die Farbe der Schnäbel wird durch ein diffuses, in den verhornten Zellen enthaltenes Pigment bewirkt, das nach Leydig auch hier eine gewisse Neigung zeigt, sich im Stratum mucosum der Oberhaut abzu- scheiden. Häufig sind (Schnabel der Gans) die obersten Lagen farblos und nur in den tieferen Schichten ist das gelbkörnige, fetthaltige Pigment untergebracht. Oft ist die Farbe lebhaft, besonders roth und orange, aber nur selten finden sich verschiedene Farben schroff und ohne Ueber- gang neben einander gestellt, so nur bei einigen Coeeygomorphen, besonders bei Rhamphastos und bei verschiedenen Schwimmvögeln, z. B. beim Cygnus atratus, an dessen rothem Schnabel die Spitze und eine scharf eontourirte Querbinde weiss sind. Alters- und Geschlechts- unterschiede finden sich häufig, und dann ist fast ausnahmslos das er- wachsene Männchen mit brillanter gefärbtem Schnabel versehen; so ist bei Turdus merula der Schnabel des erwachsenen Männchens lebhaft orangeroth, beim Weibchen und den Jungen hingegen einfach braungrau. Bei Oedemia nigra besitzt nur das Männchen einen schwarzen, mit Orange gezeichneten Höckerselinabel, während der glatte Schnabel des Weibehens einfach grau ist. Merkwürdiger Weise ist der Schnabel des Buceros malayanus bei den jungen Vögeln in beiden Geschlechtern und bei den erwachsenen Männchen weiss, bei den erwachsenen Weibchen hingegen schwarz. Bei anderen Vögeln ist die Farbe des Schnabels einem Wechsel unter- worfen, welcher sich dem Farbenwechsel des Gefieders gut vergleichen lässt, ja theilweise synchronistisch mit jenem auftritt. Sturnus vulgaris hat im Sommerkleid einen lebhaft goldgelben Schnabel, der gegen den Winter immer matter und schliesslich dunkelgrau wird. Bei Fratereula arcetica und nächsten Verwandten verliert der Schnabel seine schönen Farben im Spätsommer; die oberen Schichten der Schnabelscheiden, die hornigen Auswüchse an der Mundspalte und auf den Augenlidern, werden abgestossen. S. Bureau. Lit. No. 414. Bronn, Klassen des Thier-Reicha. VI. 4. 32 498 Integument. Angebliche Zahnreste bei den jetzigen Vögeln. Dass die Vorfahren der jetzigen Vögel Zähne besassen, war schon mehrfach als höchst wahrscheinlich vermuthet worden, wurde aber erst in neuester Zeit durch die Entdeckung der Odontornithen in der nord- amerikanischen Kreide ausser Zweifel gestellt. Wir verdanken Marsh eine genaue Beschreibung der Vogelzähne in seinem prachtvoll illustrirten Werke. In dem gut erhaltenen Exemplar von Hesperornis regalis finden sich 14 Zähne in jeder Maxilla und ungefähr 33 in jedem Unterkiefer. Der Zwischenkiefer ist zahnlos und war höchst wahrscheinlich mit einer Hornscheide versehen. Alle diese Zähne stehen in einer langen Grube; von den Rändern der Grube er- strecken sich kleine Fortsätze zwischen die Zähne, so dass Andeutungen von Alveolen für die einzelnen Zähne bestehen, wie es noch bei vielen lebenden Reptilien der Fall ist. Jeder Zahn besteht aus einer leicht nach hinten gekrümmten conischen Krone, ist mit Emailüberzug versehen und wird von einem dicken ziemlich eylindrischen Basaltheile getragen, der aus Osteodentin besteht. Eine eigentliche Wurzel ist ebenso wenig vorhanden wie bei den Reptilien. Die Dentinschicht ist, wie die sich weit in den Kronenrtheil erstreckende Pulpahöhble, typisch entwickelt. Die emaillirte Oberfläche der Krone ist leicht gerillt. Die Emaillage verdickt sich nach der Zahnspitze zu und an der vorderen geschärften Seite des Zahnes. Cement am Zahnhals ist nicht vorhanden. Von grossem Interesse ist ferner der ganz reptilienartige Zahnwechsel. Der junge Zahn wird wie bei Mosasauriern an der inneren Seite der Basis des alten Zahnes gebildet und wird von einer sich dort durch Resorption bildenden Höhlung aufgenommen. Siehe Abbildung Taf. XLVL. Die Zähne des Unterkiefers sind denen der Mosasaurier aus der Kreide äusserst ähnlich. Die Zähne von Ichthyornis stehen in richtigen Alveolen; sie sind etwas gekrümmt, vorn und hinten zugeschärft und emaillirt. Der Zwischen- kiefer scheint zahnlos zu sein. Beim Zahnwechsel drängen sich die jungen Zähne vertikal in die alten über ihnen stehenden Zähne, wie bei den Crocodilen und Dinosauriern, nicht an die innere Seite wie bei Hesperornis. Die Abbildung des von Marsh restaurirten Ichthyornis vietor zeigt 13 Zähne im Oberkiefer und 21 im Unterkiefer. Der aus dem Sohlenhofer Oolit stammende, also viel ältere Archae- opteryx besitzt ebenfalls Zähne, aber nur sehr wenige und nur 1 mm lange. Etienne Geoffroy St. Hilaire machte im Jahre 1821 die Mit- theilung, dass er in Embryonen von Palaeornis torquatus eine Reihe von 17 Papillen auf dem Rande des Oberkiefers und 13 im Unterkiefer gefunden habe. Die Papillen sind nach ihm reich an Nerven und Ge- fässen; unter den 13 Papillen des Unterkiefers fand er noch 13 kuglige Vögel. 499 Gebilde, die er den Zahnkeimen eines ungefähr dreimonatlichen Menschen- embryos vergleicht. Sein Sohn Isidore und Cuvier glaubten dann, dass die Hornschicht des Schnabels diese embryonalen Zahnpapillen nicht mehr zur Entwicklung kommen lasse, Blanchard (Lit. No. 409) untersuchte junge Exemplare von Cacatua und Melopsittacus und beschrieb einen Zusammenhang der fraglichen Papillen mit dem Kiefer; der Kieferknochen sende von seinem Rande scharfe Plättchen aus, welche die Papillen zu umspannen streben. Diese Plättchen besässen einen höheren Grad von Durchsichtigkeit als der übrige Knochen, mit dem sie verbunden sind. Bei 350facher Vergrösserung glaubte er deutlich Zahnkanälchen in den Plättchen gesehen zu haben, die von den Knochenkörperchen des eigentlichen Kiefers leicht zu unter- scheiden seien. Er schloss daher, dass die Plättchen aus Dentin beständen, daher wirklichen Zahnkeimen angehörten, und dass diese Zähne ähnlich wie bei den Bartenwalen später ganz vom Kiefer umwachsen und unter- drückt werden. Marshall untersuchte einen fünf Tage alten Nestling vonNymphieus novae Hollandiae „Bei einem Horizontalschnitt durch den oberen Theil des Unterschnabels zeigte sich in den Kieferknochen eine Reihe von sieben mit Blut angefüllten Hohlräumen oder Kästchen, in deren jedes von unten und hinten 3—4 ebenfalls mit Blut gefüllte Kanälchen traten; in den Scheidewänden zwischen den Kästchen zeigten sich gewisse Stellen ganz erfüllt von stark schimmernden weissen Körnchen, vielleicht stärkere Ablagerungen von Kalksalzen in den sonst noch knorpeligen Kieferknochen. — Ein sagittal geführter Schnitt durch den ÖOberkiefer ergab, dass die noch sehr zarte Epidermis des Schnabels den Kieferrand nicht bedeckte; auf diesen freien Rändern bemerkte ich sowohl am Ober- wie am Unterschnabel schon mit blossem Auge die St. Hilaire’schen Papillen; Jede derselben lag über einem solchen mit Blut gefüllten Kästchen und schien zum Theil aus demselben hervorzukommen; sie bestanden haupt- sächlich aus einer starken, strukturlosen Haut, die durch Alkalien nicht verändert wurde.“ In wie fern diese Papillen Zähnen und jene Kästchen Alveolen homolog sind, wagte Marshall nicht zu entscheiden. Bei einem Fötus von Aptenodytes patagonica sah er ähnliche Papillen und macht ferner auf die eigenthümliche Furche aufmerksam, die sich in den Rändern der Knochen des Ober- und Unterschnabels auch bei erwachsenen Individuen dieses Vogels vorfinden. Braun (Lit. No. 415) bildet den Kopf eines ziemlich reifen Embryos von Melopsittacus ab, dessen obere und untere Schnabelränder eine ganze Reihe von Papillen zeigen. Er hält das, was Blanchard als Dentin auffasste, für verkalktes Horn; die Papillen vergleicht er den gekerbten Kieferrändern der Lamellirostres und bemerkt, dass sie erst nach dem Auskriechen aus dem Ei verschwinden, da die ausgewachsenen Thiere fast ganz glatte Hornränder haben. 32 * 500 Integument. Fraisse (Lit. No. 426) untersuchte einen etwa 10 Tage alten Melo- psittacus. Nachdem die obersten Hornschichten des etwas macerirten Schnabels abgehoben waren, liessen sich an der äussersten Spitze des Oberkiefers 3 und am Unterkiefer 10 deutliche Zähne erkennen. An beiden Kiefern war jedoch, wie sich aus den durch sie gelegten Schnitten ergab, eine bedeutend grössere Anzahl vorhanden. — Der Schnabel wurde entkalkt und dann in Längsehnitte zerlegt. „Bei 200tacher Vergrösserung fand Fraisse auf dem Kieferknochen aufsitzend eine von vielen Blut- gefässen durchzogene Papille, welche von einer Substanz überzogen ist, die man im ersten Moment geneigt ist, für Dentin zu halten. Es zeigen sich mehrfach gewundene Linien, die ziemlich parallel verlaufen, dann wieder Pünktchen, die als quergeschnittene Kanälchen gedeutet werden könnten, und schliesslich eine recht scharfe Grenze zwischen diesem Gewebe und den noch haften gebliebenen Theilen der äusseren Horn- kappe. Diese Kappe gleicht ungemein dem Zahnbein eines echten Zahnes, dessen Pulpa durch die vasculäre Papille vorgetäuscht wird. Bei auf- merksamer Betrachtung erkennt man jedoch sofort die zellige Struktur und wird nun keinen Augenblick mehr zweifeln können, dass es sich um sehr merkwürdig umgewandelte Hornzellen, nicht aber um Dentin- kanälchen handelt. Die Schleimschicht ist um die grossen Papillen herum zu Grunde gegangen, die glatten Zellen liegen der Papille direkt an und zeigen in der Mitte einen mit Luft erfüllten Raum, der früher vom Kern eingenommen wurde. An manchen Stellen kann man bei kleineren Papillen den Uebergang der Schleimzellen in diese lufterfüllten Zellen leicht er- kennen. — Im Unterkiefer stehen die Papillen gedrängter und hängen an manchen Stellen so mit dem Knochen zusammen, dass sie anscheinend am Grunde ganz von demselben umfasst werden; es sind also kleine Alveolen vorhanden.“ Betreffend die Entwicklung der Papillen bemerkt Fraisse, dass schon frühzeitig in beiden Kieferrändern Cutisleisten auftreten, die durch Epidermis- falten von einander getrennt werden. Sie nehmen etwa die Form der bekannten Lamellen am Entenschnabel an. Am vorderen Rande des Unterkiefers bildet sich eine Reihe von kleinen zusammenhängenden Papillen, die scharf von der Umgebung abgegrenzt erscheinen, jedoch mehr nach vorn als nach oben gebogen sind. Allmählich verkürzen sich auch die Leisten des Oberkiefers und nehmen die Gestalt eines Zahnes an. Die zwischen den einzelnen Papillen liegenden kleinen dunkel ge- färbten Knochen sind wahrscheinlich die erste Anlage der Papillen, keines- wegs aber Zahnkeime. Diese Papillen werden sehr gefässreich und be- decken sich später mit der von Blanchard für Dentin gehaltenen Horn- lage. Bei älteren Papageien (Chrysotis, Psittacus) sind die Papillen lang und weich und scheinen mit dem Periost verbunden zu sein. Fraisse schliesst demnach mit Recht, dass bei Papageien sehr ähnliche Verhältnisse vorkommen wie bei den Lamellirostres, nur dass bei letzteren die Hornzähne nicht von einer sehr verdiekten und nach / Vögel. 501 aussen glatten Hornkappe umgeben sind, sondern zum Theil sehr scharf und spitzig das ganze Leben hindurch als richtige Hornzähne fungiren. Bei erwachsenen Exemplaren der meisten Papageien kann man nach einiger Maceration die dieke Hornkappe von den Schnäbeln abziehen. Bei Cacatua cristata fand ich am Ende des Oberschnabels 6 bis zu 3mm lange weiche spitze Fortsätze der zwischen Knochen und Hornscheide befindlichen weichen Cutis und des Stratum mucosum der Epidermis; am Ende des Unterschnabels waren ungefähr 10 und zwar noch etwas längere weiche Fortsätze vorhanden. Sie ragen tief in die gerade bei Papageien sehr dicke und hohe Hornkappe hinein, sind daher vollständig mit den bekannten Cutispapillen des Hufes der Pferde und denen des Rhinoceroshornes zu vergleichen. Sie dienen zur Bildung und Ernährung der sich bedeutend entwickelnden und stark abnutzenden Hornmasse, sind daher auch sehr gefässreich. Mit Zahnkeimen oder Resten von Zahn- papillen haben sie nicht das Geringste zu thun. Ihr Vorkommen ist, soweit bekannt, auf die Papageien und in geringerem Grade auf Lamelli- rostres beschränkt, während bei Ratiten, Hühnern, Tauben, Thurmfalken und Raben solehe Fortsätze nicht gefunden werden. Dies macht ihre Auffassung als Zahnreste um so unhaltbarer. Der Eizahn der Vögel wurde zuerst von Yarrell (1826) beim Hühnchen erwähnt. Es findet sich bei den Embryonen aller Vögel und ist ein kleines weissliches Höckerchen, welches aus Kalksalzen besteht, die in den mittleren Schiebten der vorkommenden Epidermis des Schnabels, oben auf dessen Spitze, liegt. Die Spitze des Höckerchens ist scharf, durchbohrt bald die obersten Lagen der Hornschicht und wird vom reifen Fötus zum Durchfeilen der Eischale benutzt. Einige Tage nach dem Auskriechen des Vogels fällt dieser „Eizahn‘“ zusammen mit den sich abschilfernden Hornschichten ab. — Mit dem Knochen des Zwischenkiefers hat er keine Verbindung. Dem Eizahn der Reptilien ist er nur physio- logisch vergleichbar. Nägel und Sporen. Die Nägel, Krallen und Sporen sind aus einer Verdickung der ver- hornenden Epidermis hervorgegangen. Die Sporen haben im allgemeinen eine conische Gestalt und besitzen eine flache Basis; der Basaltheil wird meistens von einer Anschwellung des unterliegenden Knochens getragen. In diesem Falle kann der hornige Sporn von den ihn tragenden Knochenzapfen, wie das Horn der Rinder vom Stirnzapfen, abgezogen werden. — Zwischen Knochen und Sporn liegt stets eine Schicht von Lederhaut und von Zellen des Stratum mucosum. Letztere wuchern bedeutend; die oberen Zellen verhornen zuerst; neuer Nachschub folgt von den bleibenden Zellen her. Folglich ist die Spitze des Sporns der älteste Theil des ganzen Gebildes, die Basis der jüngste und weiterwachsende. Bekanntlich kann ein solches Zellennest leicht auf 502 Integument. andere Theile des Körpers gepfropft werden, z. B. auf den Kopf der Hühner, selbst auf andere Thiere, was dann die Bildung von abenteuerlichen Hornbildungen zur Folge hat. Sporen finden sich an folgenden Stellen. Einige der auf S. 75 dieses Werkes gemachten Angaben sind dem entsprechend zu verbessern. 1. Sporen am Metatarsus. Bei den Phasianidae. 2. Sporen auf den Metacarpalkuochen. Ein dicker, oft zolllanger Sporn mit starkem Knochenzapfen sitzt auf der Radialseite des ersten Metacarpalknochens, ein zweiter auf derselben Seite des distalen Endes des zweiten Metacarpalknochens bei Chauna derbiana. — Einen Sporn besitzt Parra jacana und Hydrophasianus auf dem ersten Metacarpalknochen. 3. Sporen auf dem radialen Carpalknochen. Bei Pleetropterus sambensis. Alle diese Sporen sind als Angrifiswaffen aufzufassen. 4. Wahrscheinlich gehören hierher auch die eigenthümlichen, oft wallnussgrossen Exostosen, die sich regelmässig am Ende des Radius und besonders am ersten Metacarpalknochen des männlichen Pezophaps solitarius von Mauritius finden; sie waren wohl jedenfalls mit einer dicken Hornlage überzogen. Die kleineren, weiblichen Skelette zeigen keine Spur von solchen Anschwellungen. Dass viele Vögel, wie Schwäne, Enten und selbst Tauben ihr Nest mit Schlägen des Flügelbuges ver- theidigen, ist bekannt. Die Nägel sind meistens gekrümmt; es lässt sich an ihnen dann eine convexe dorsale und eine concave ventrale Seite unterscheiden. Die dorsale Hälfte bildet die Nagelplatte und sitzt in dem Nagelfalz; die ventrale Hälfte, oder das Sohlenhorn, verschmilzt mit der oberen Hälfte an den Seiten, sodass das freie Ende ein beiden gemeinsames Gebilde ist. Der Nagelfalz wird von einer Einwucherung der Malpighi’schen Epidermis- zellen in die Cutis hinein gebildet, und wird an seinen Rändern von einer Falte der Körperhaut überragt. Die epidermalen Zellen im Nagelfalz und auf der Basis des Sohlenhornes wuchern lebhaft; die äusseren Zellenlagen verhormen allmählich, verbinden sich fest mit einander und werden dann von dem später folgenden Zellen vorwärts geschoben, bis ihre Gesammt- masse als Nagel hervortritt. Die Zellen des Sohlenhorns haben gewöhnlich einen mehr lockeren Zusammenhang, der von ihnen gebildete Theil des Nagels ist weicher und nutzt sich desshalb leichter ab als der dorsale. Hierdurch wird die oft bedeutende Schärfe und spitzige Beschaffenheit der Krallen erreicht. Der Nagel der dritten Zehe ist bei einigen Vögeln an der Innenseite eigenthümlich fein kammartig gesägt. Der Nutzen dieser Einrichtung ist unbekannt; zum besseren Festhalten auf Baumästen dient sie nicht, vielleicht zum Reinigen des Gefieders. Diese Eigenthümlichkeit ist, soweit mir bekannt, auf folgende;Vögel beschränkt: Herodii, Steganopodes ausser Pelecanus; Seopus, Ibis, Dromas, Cursorius, Glareola; Caprimulginae und Chordeidiles, Vögel. 503 nicht aber Podargus und Steatornis. Bei Podieeps endlich ist der distale Rand des Nagels gezähnelt. Ein periodischer Wechsel der Zehennägel wurde von dem schwedischen Zoologen Nilsson bei den Schneehühnern entdeckt. Die erste Mittheilung ist in der 3. Auflage von Nilsson’s Skandinaviska Fogelfauna enthalten. Weitere Untersuchungen stellten Bonsdorff (Lit. No. 411), Meves (Lit. No. 449*) und Stejneger (Lit. No. 464) darüber an. Der Wechsel der Nägel findet bei den Schneehühnern im Juli und August statt, wenn das dunkle Sommergefieder nahezu fertig und die Zehen ihre im Winter dichte Befiederung verloren haben. Die neuen Nägel stossen die alten ab, wachsen schnell und erreichen ihre volle Länge lange bevor das weisse Winterkleid angelegt und die Zehen wieder dicht befiedert sind. Dieser Nagelwechsel ist nach Stejneger bisher nur bei Tretraoniden (Lagopus, Bonasia, T. urogallus, T. tetrix) und zwar bei beiden Geschlechtern beobachtet worden. Collett berichtet dasselbe von einer in Gefangen- schaft gehaltenen Wachtel. Meves erklärt, dass die langen Nägel zusammen mit der dieht stehenden Zehenbefiederung die Vögel vor dem Einsinken in den oft losen Schnee bewahren, während lange Nägel im Sommer nur hinderlich seien. Denselben Dienst leisten die zahlreichen, hornigen, kammartigen Fransen, die sich an den Seiten der ganzen Zehen des Genus Tetrao befinden. Wie Stejneger bemerkt, werden diese Hornfransen ebenfalls im Sommer abgestossen. Nägel finden sich auch an den Fingerspitzen. Die meisten Vögel haben diese Fingernägel als nutzlose Organe verloren; jedoch treten die Nägel noch ziemlich häufig auf und zwar in überraschender Grösse. Bisweilen erscheinen sie individuell, d. h. als plötzliche Wucherung latenter, längst verloren geglaubter Keime. So befindet sich in der Sammlung von H. See- bohm in London ein Exemplar von Sylvia einerea mit einer deutlichen Daumenkralle, Bonaparte benannte aus gleichem Grunde ein Exemplar von Merula vulgaris M. dactyloptera; solche Fälle sind zwar recht interessant, aber doch gewiss nicht als Speciesmerkmal aufzufassen. Am häufigsten ist noch die Daumenkralle erhalten, und deutet dann natürlich das Vorhandensein einer zweiten Phalanx dieses Fingers an. Seltener findet sich eine Kralle am zweiten Finger. Bisher war eine solche Kralle ausser bei Struthio nur von einigen amerikanischen Geiern bekannt. Das Zoologische Museum in Cambridge besitzt Embryonen und Nestlinge von Anser falklandicus und Milvus regalis, bei denen am ersten und zweiten Finger eine kleine getrennte Kralle vorhanden ist. Es sei daran erinnert, das Archaeopteryx an jedem seiner 3 Finger eine wohl ausgebildete hakenartige Kralle besass, die er wohl wie die Fleder- mäuse zum Anhaken brauchte. Das Vorkommen von Fingernägeln und Sporen ist von den folgenden Vögeln bekannt. Neue von mir herrührende Beobachtungen sind mit einem * versehen. Weitere Untersuchungen werden ohne Zweifel noch 504 Integument. viel mehr Fälle zu Tage fördern. Jedenfalls sind diese Fingernägel bei den Vögeln noch weit verbreitet, ohne taxonomischen Werth, und als mit grosser Zähigkeit vererbte reptilienartige Charaktere aufzufassen. nDe>sazo aan» =e BERSZSES u = NENNE ENE ZN 3 a mo 9,88» =, 277 » 5° Er EIRE a558 <2.2.8885%5 ae Sara See SE Q Apen Seo = > * Zu o.m SR | Bares) - ee un =) ai az = EHBeHe u en 5 m—Bs$ Be! > ®» © Bee =. E w ler} 77 = c Sa = ® > = = = = = Ei dr = 4 RE E = Eiuos 2 » — = Do En Sb [E51 un on o Een . = eo” = = © = = = 5 ES | © Sa . -. zZ = 5' 2» 2 Is = Sl e o 03 = 25 5 > = S Ss Ir = sr } = BES | = =‘ 5 8. Se rn | — . ER® u |! = IE Nie m 5 8 ron SEE | bar! >} _ Sp aA ur) TEL NDR | Ne Neid nn Rn © ! > | =, \iiedel | LEER ER) er | = N z = ni. Lem = ! = = = 5 | 03 © or — — eu ausm —— — rd 2 > = & | = | ker! = e 3 iz 7 | eh SS > 2 E|ı = a5 ee © = 8 nn DB“ (=) » 8 © [77 3 E Er <= = ® = ea ZH u =, ee > E PS © er x © » kur} = — 4 Es ist anzunehmen, dass das Vorhandensein eines Fingernagels auch das Vorhandensein der ursprünglichen terminalen Phalanx bedeutet. Die Urvögel werden wie Archaeopteryx 2 Phalangen am I., 3 am II. und 4 am III. Finger besessen haben. Die vollständige Zahl am Daumen findet sich bei den Jetzigen Vögeln noch häufig; drei Phalangen am zweiten Vögel. 505 Finger sind nach Jeffries bei Palamedea, Lamellirostres, Alectorides und Pygopodes bekannt; dazu kommen noch Ratitae und Raptores, wie Milvus und die Cathartidae mit ihrer Kralle beweisen. Der dritte Finger hat bei den Carinaten seine ursprüngliche End- oder vierte Phalanx und auch die dritte ganz verloren; selbst von der zweiten scheinen nur selten embryonale Reste vorhanden zu sein, wie z. B. bei Anas boschas nach Baur. Bei den Ratiten dagegen hat Parker bei einem halberwachsenen Struthio und bei einer erwachsenen Rhezx einen kleinen Nagel am dritten Finger gefunden, obgleich dieser Finger nur aus zwei Phalangen zu bestehen scheint. Die Bildung des Handskelettes von Casuarius deutet nach Parker an, dass einige Phalangen des zweiten Fingers mit einander und mit den Metacarpalen zu einem Stück verschmelzen, während beim Embryo der zweite, Nagel tragende, Finger noch aus den drei typischen Phalangen besteht. Dromaeus hat den ersten und dritten Finger ganz verloren und selbst von den zu- gehörigen Metacarpalen finden sich nur Spuren; der zweite Finger aber besteht aus drei deutlichen Phalangen mit grossem nageltragenden End- gliede während das vorletzte Glied sehr kurz geworden ist. Die Schuppen, welche den Lauf und Fuss bekleiden, sind genau nach dem Typus der Reptilienschuppen gebaut. Es sind daran zwei Theile zu unterscheiden. 1. Die eigentliche Schuppe, der Schuppenkörper, bestehend aus ver- dichteter Lederhaut. 2. Der Hornüberzug, bestehend aus mehr oder weniger verdickter Epidermis. Dieser Ueberzug entsprieht mithin der periodisch abgestossenen Ober- haut der Eidechsen und Schlangen, oder noch besser dem Schildpatt, welches bekanntlich wie die Schnabelscheiden und Nägel gewöhnlich nicht periodisch erneut wird. Der Schuppenkörper entspricht dem gleichartigen Gebilde der meisten Reptilien und der Schuppe der Knochenfische, nur mit dem Unterschiede, dass die Schuppe der Reptilien und Vögel mit breiter Basis aufsitzt und keine oder kaum eine aufwärts und nach hinten gerichtete Erhebung oder Spitze besitzt. Die gesammte Schuppe lässt sich einer wachsenden Feder vergleichen, ein für die Phylogenese der Feder sehr wichtiger Umstand. Der Schuppen- körper nebst der aufliegenden Malpighi’schen Schicht entspricht der Cutispapille der Feder (vergl. die ersten Stadien der embryonalen Feder); der Hornüberzug entspricht der Feder selbst. In der That sind in der Laufbekleidung der Ratiten noch alle Uebergänge von der Schuppe zur Feder vorhanden. Die Reihenfolge ist diese: 1. Schuppe mit breiter Basis. 2. Ein Theil der Schuppe erhebt sich über den Rest und bildet einen gewöhnlich etwas nach hinten gerichteten Vorsprung oder Rand. Der Hornüberzug ist an dieser Stelle verdickt. 3. Die Schuppe erhält einen ausgezähnten Rand, indem der Basaltheil kleinere Papillen trägt. 4. Um jede und auf jeder dieser kleineren Cutispapillen wächst die Epidermis 506 Integument. zu einer geringen Anzahl kurzer verhornender Fortsätze aus, der Basal- theil verändert seine flache Gestalt in eine mehr rundliche. Hieraus ent- steht die Embryonaldaune mit mehreren gleichwerthigen Schäften. 5. Zwei dieser Papillen wachsen stärker als die übrigen und werden zu Trägern der letzteren, sodass nun statt mehrerer gleichwerthiger Schäfte oder Haupt- strahlen nur zwei Schäfte mit je mehreren Nebenstrahlen oder Strahlen zweiter Ordnung vorhanden sind. Z.B. Feder von Casuarius. 6. Der eine der beiden Schäfte der Doppelfeder überwiegt an Stärke und zieht den anderen als Neben- oder Afterschaft an sich heran: Die meisten Vögel. 7. Der Afterschaft kann obliteriren, z. B. bei den Tauben. — Vergl. Entwicklung der Feder. Die Lauf- und Zehenbekleidung der Vögel ist von Reichenow (Lit. No. 460) sehr sorgfältig in ihren äusseren Verhältnissen untersucht worden. Da diese für viele Gruppen der Vögel von ziemlich hohem taxonomischem Werthe sind, so ist eine nähere Besprechung der Hauptformen und der Anordnung der Laufbekleidung nothwendig. Reiehenow unterscheidet sechs Bildungsformen der Schuppen- bekleidung, welche er nach den Fussgruppen bezeichnet, in denen sie am meisten charakteristisch auftreten und zwar: I. Schwimmfuss-Bekleidung. Kleine, sechsseitige Schilder be- decken den Tarsometatarsus und sind entweder vollständig gleichmässig oder werden nach hinten zu kleiner. Ist der Lauf stark verlängert, so erscheinen gewöhnlich auch diese Schilder in die Länge gezogen, wie dass die Bekleidung von Cieonia zeigt. Häufig runden sich die Ecken der Schilder ab, „körnerartige Schilder“ (Pelecanus), oder sie werden zu kleinen, rundlichen „Körnern“, z. B. an der Hinterfläche des Laufes von Phalacrocorax. Reichenow hält diese Laufbekleidung für die einfachste und niedrigste. I. Wadfuss-Bekleidung. Die Schilder verwachsen vorn und hinten zu grösseren Tafeln und zwar zu „Quertafeln“, wenn sie breiter als hoch, und zu „Gürteltafeln“, wenn sie auf die Seitenflächen des Laufes übergreifen. Häufig stossen die vorderen und hinteren Gürteltafeln seitlich mit den Rändern zusammen (Phoenicopterus); gewöhnlich aber bleibt zwischen ihnen ein schmaler Raum, der von einer oder mehreren Reihen kleiner rhombischer Schilder bedeckt wird (Totanus). Zwischen beiden Bekleidungen giebt es verschiedene Uebergangs- formen. Entweder bilden sich nur vordere Gürteltafeln (Numenius), oder diese theilen sich in zwei Reihen von Quertafeln (Podiceps), oder endlich neben vorderen Gürteltafeln entstehen seitlich Quertafeln (Larus). III. Seharrfuss-Bekleidung. Vorn und hinten zwei Reihen Quertafeln, die häufig nur schmal sind, oft nur grosse Schilder darstellen. Seitlich zeigen sich eine oder mehrere Reihen kleiner rhombischer Schilder (Perdix). Uebergänge zu den vorigen Formen entstehen, indem die beiden vorderen Reihen von Quertafeln verschmelzen, oder die hinteren in kleine Vögel. 507 Schilder sich auflösen (Numida, Gallus), oder die kleinen Seitenschilder auch noch zu Quertafeln verwachsen (Megapodius). IV. Sitzfuss-Bekleidung. Ausser vorderen Gürteltafeln, die seitlich gewöhnlich sehr weit umfassen, keine Hornbedeckung, sondern weiche, glatte Haut. Variationen dieser Form zeigen entweder gar keine Hornbedeckung, wie z.B. die Alcedinidae, oder es bilden sich neben den Gürteltafeln unregelmässige oder körnerartige Schilder (Musophaga). Zuweilen um- fassen die Vordertafeln die Aussen- und Innenseite ganz, legen sich zu- weilen auch noch um die Sohle, bedecken so also allein fast vollständig den Lauf (Anabates). V. Kletterfuss-Bekleidung. Ausser vorderen Gürteltafeln, die gewöhnlich die Innenseite weiter umfassen als die äussere, ist der Lauf hinten mit einer Reihe vierseitiger Schilder bedeckt. An den Seiten bleibt ein unbekleideter Raum, oder es wird derselbe von einer oder mehreren Reihen rhombischer Schilder eingenommen (Rhamphastus, Piecus). Die Hinterschilder, welche das charakteristische Moment vorstehender Bildung darstellen, werden die Anfänge der nächsten, letzten Form. Es zeigen dieselben nämlich fast in allen Fällen eine mehr oder weniger starke Drehung nach innen. Wenden sie sich nun vollständig auf die Innenseite, sodass sie an die Vordertafeln stossen, und bildet sich auf der Aussenseite ebenfalls eine Reihe an die Vordertafeln anschliessender Schilder (Centropus), so ist die nächste Form in ihrer Anlage her- gestellt. Einen sicheren Beweis für solche Entstehung der Seitenschienen finden wir darin, dass in solchen Uebergangsformen die inneren Seiten- schilder, also die verdrehten Hinterschilder, von geringerer Anzahl als die äusseren sind, indem sie schon zu Längstafeln verwachsen (Centropus). Bei gleichzeitiger Entstehung müsste man unbedingt gleichartige und gleich- namige Schilderreihen beiderseits erwarten. Die Laufbekleidung von Geococeyx zeigt deutlich den Uebergang zur Seitenschilderbildung, indem aussen eine Reihe Schilder von oben wie ein Keil zwischen Vorder- tafeln und Hinterschilder sich schiebt und letztere nach innen drängt. Bei Abarten der Kletterfuss-Bekleidung verwachsen die kleinen Seiten- schilder zu je einer Reihe grosser, vierseitiger, sodass ausser Vordertafeln drei Reihen grosser Schilder den Lauf bedecken. Zuweilen schliessen die Vordertafeln so weit beiderseits um, dass sie an die Hinterschilder stossen. VI. Hüpffuss-Bekleidung. Vorm Gürteltafeln, seitlich je eine Reihe Längsschilder oder Längstafeln. Zwischen den vorderen und hinteren Tafeln häufig einige Reihen von Körnern (Corvus). Bei den höchsten Formen verwachsen die vorderen sowohl, wie die Seitentafeln, zu voll- ständigen „Schienen“ (Luscinia). — Diese Form ist die vollkommenste und höchste Laufbekleidung. Da die verschiedenen Fussformen häufig von taxonomischem Werthe sind, und zum Theil mit ihrer Ausbildung auf Modificationen des Integumentes 508 Integument. beruhen, so gehen wir hier auf die Fussformen der Vögel näher ein. Besonderer Werth ist auf das Längenverhältniss der Phalangen der Zehen zu legen und ferner auf die Bekleidung des Laufes. Der letztere Charakter ist von Reiechenow ziemlich erschöpfend untersucht worden. — Es sei von vorn herein ausdrücklich bemerkt, dass der Fuss ein äusserst adaptives Gebilde ist und mit der Lebensweise des Vogels in unmittelbarem Zusammen- hange steht. Es finden sich dem entsprechend häufig fast dieselben Fuss- formen bei den verschiedensten Vögeln, z. B. der Schwimmfuss bei Enten und Möven, ohne dass die betreffenden Vögel in näherer Verwandtschaft zu einander stehen: Aehnliche Lebensverhältnisse rufen durch Anpassung ähnliche Gebilde hervor. Reiehenow unterscheidet nach functionellen, theilweise auch nach morphologischen Merkmalen sechs Hauptformen, die meisten noch mit Unterabtheilungen, und zwar: 1. Schwimmfuss, zerfallend in Platt, Ruder-, Schaufel- und Spalt- schwimmfuss. 2. Wadfuss, zerfallend in Lauf- und Schreitfuss. 3. Raubfuss, der sich in Raub- und Fangfuss sondert. 4. Spaltfuss der Tauben. 5. Baumfuss mit den Unterabtheilungen: Haft-, Klimm-, Klammer-, Sitz- und Kletterfuss. 6. Hüpffuss der Passeres. Wir finden es zweckmässiger, die Vögel gruppenweise nach ihrer vermuthlichen Verwandtschaft zu besprechen, nicht nach den sechs eben erwähnten Fussformen. Ratitae. Für die von einander sehr divergirenden Mitglieder der „hatiten“ lässt sich wenig Gemeinsames angeben. Mit Verlust der ersten Zehe und Verlängerung des Tarsus wird der Fuss der vierzehigen Gattungen zum echten Lauf- oder Rennfuss umgewandelt. Apteryx. Mit vier Zehen, jeder derselben mit starkem, krallen- artigem Nagel. Die Laufbekleidung besteht aus unregelmässigen Schildern, die auf der Vorderseite des distalen Lauftheiles zu Quertafeln verschmelzen. Unterschenkel fast ganz befiedert. Casuarius, Dromaeus. Mit drei Zehen, die erste fehlt. Grosse, starke Krallen. Kleidung des Laufes und des Unterschenkels wie bei Apteryx. Rhea. Mit drei Zehen. Lauf mit vorderen und hinteren breiten Gürteltafeln. Unterschenkel zum grössten Theile nackt. Struthio. Nur mit zwei Zehen, die erste. und zweite fehlen. Lauf ohne Schuppen, mit Ausnahme einiger weniger vorderer Quertafeln. Unter- schenkel nackt. Die Phalangen der vierten Zehe nehmen von der ersten bis zur fünften allmählich an Länge ab; die Endphalanx ist fast ganz verkümmert und trägt sogar keinen Nagel mehr. Bei Dromäus und Casuarius und Rhea dagegen sind die Endphalangen aller Zehen lang und tragen lange Krallen, während die mittleren Phalangen, nämlich Vögel. #509 2.3.4 der vierten Zehe und die zweite der zweiten Zehe innerhalb der Reihe sehr verkürzt sind. Spheniseidae. Mit Plattfüssen. Die Penguine besitzen den am meisten reptilienartigen Fuss von allen Vögeln. Alle Zehen und Metatarsalknochen sind nach vorn gerichtet. Die erste Zehe ist sehr schwach und besteht aus zwei Phalangen mit einem sehr kleinen Metatarsale, welches lose an der Innenseite des zweiten liegt. Die Tarsometatarsalia II. III. IV. liegen in einer Ebene und sind mit einander nur unvollständig verschmolzen. Die Zahl der Zehenglieder nimmt von 2—5 zu. Alle Zehen tragen einen Nagel und sind mit einander durch Schwimmhäute verbunden. Diese, wie auch der ganze Lauf sind gleichmässig mit kleinen vier bis sechs- seitigen Schuppen bedeckt. Beim Gehen wird der ganze Fuss aufgesetzt, die Penguime sind also Sohlengänger. Steganopodes.*) Mit Ruderfüssen. Die Tarsometatarsalia II—IV sind wie bei allen Vögeln, ausser den Penguinen, vollständig mit einander ver- wachsen, und zwar bekanntlich in der Weise, dass der mittlere Knochen mit seinem proximalen Ende nach hinten zwischen den beiden anderen her- vorsteht, während das distale Ende mehr oder weniger nach vorn hervor- ragt. Alle Zehen sind nach vorn gerichtet, durch vollständige Schwimm- häute mit einander verbunden (daher Ruderfuss), und mit Nägeln versehen. Der dritte Nagel ist gezähnelt, ausser bei den viel auf dem Lande lebenden Pelekanen. Die vierte Zehe ist die längste bei Plotus und Phalacrocorax, sie ist kürzer als die dritte bei Phaeton, Sula, Tachypetes, Pelecanus. Die Phalangen aller Zehen werden vom basalen zum Endgliede allmählich kürzer. Das erste Glied der ersten, niedrig angesetzten Zehe (I. 1.) ist sehr lang, gleich II. 1. Die Laufbekleidung besteht zum grössten Theil aus sechsseitigen kleinen Schildern (Plotus, Phaeton, Sula, Pelecanus), die nur bei Phala- eroeorax an der Innenseite zu einer Reihe von Quertafeln verschmelzen. Colymbidae. Mit Ruderfüssen. Colymbus hat seinen Ruderfuss wahrscheinlich selbständig erworben. Die erste Zehe ist im Gegensatze zu den Steganopodes hoch angesetzt, sehr kurz und verkümmert. Der Lauf ist seitlich zusammengedrückt und nur mit kleinen Schildern bedeckt. *) Es ist bemerkenswerth, dass Hesperornis aus der Kreidezeit schon vollständig ent- wickelte Ruderfüsse besass. Die Knochen des Laufes sind verlängert, berühren den Boden nicht mehr beim Gehen und sind mit einander typisch in ihrer ganzen Länge verwachsen. Die Phalangenzahl nimmt ebenfalls typisch von 2—5 zu. Die erste Zehe ist klein, ihr kurzes Metatarsale liegt lose an der inneren Hinterfläche des Laufes. Hesperornis zeichnet sich aber vor allen übrigen bekannten Vögeln dadurch aus, dass das vierte Metatarsale nebst seinem terıinalen Capitulum bei weitem am stärksten und längsten entwickelt ist, während die anderen bis zum ersten Metatarsale hin allmählich an Stärke und Länge abnehmen. Auch die Länge und Stärke der Zehen nimmt von der vierten zur ersten ab. Kein anderer Vogel, weder Ratiten noch Carinaten noch Ichthyornis, obgleich einer der Odontornithen, zeigen diese Laufform, denn bei allen diesen ist das Capitulum des dritten Metatarsale das stärkste und ragt am weitesten hervor, und selbst wenn die vierte Zehe die längste ist, wie bei Struthio, Plotus, Colymbus, Procellaria, so ist dennoch das dritte und nicht das vierte Metatarsale das stärkste. 510 Integument. Die vierte Zehe ist die längste, ihr drittes Glied ist etwas verkürzt, ein Umstand, der an andere Schizognathen erinnert. Podieipedidae. Mit Spalt-Schwimmfüssen (Pes fisso-palmatus). Erste Zehe nach hinten gerichtet und sehr kurz. Vierte Zehe die längste. Alle Zehen plattgedrückt und mit platten in den Schwimmlappen liegenden Nägeln versehen, von denen der dritte Nagel am Vorderrande gezähnelt ist. Alle Zehen jederseits mit breiten Hautlappen versehen, die an der Basis mit einander verwachsen. Nur der Lappen der ersten Zehe ist frei. — Unterschenkel vollständig befiedert. Lauf seitlich zusammengedrückt; auf jeder Seite mit einer Reihe breiter Quertafeln, die in einer Naht zusammen- stossen; an diese setzt sich nach hinten jederseits eine Reihe schmaler Quertafeln und hierauf wieder je eine Reihe kleiner dreieckiger Schilder, die ungefähr von doppelter Anzahl der Tafeln, mit ihren Spitzen nach hinten über den Laufrand hervorstehen, sodass dieser wie mit zwei Reihen von Dornen bewaffnet erscheint. (Reicheno w.) Eine ähnliche Bildung von Schwimmlappen und Bekleidung des Laufes findet sich auch bei Phalaropus und besonders bei Lobipes, ohne natürlich die geringste Verwandtschaft mit Podiceps anzudeuten. Tubinares. Mit echten Schaufelfüssen, d.h. die drei letzten Zehen sind durch volle Schwimmhäute mit einander verbunden. Die erste ist nach hinten gerichtet, stets hoch angesetzt und sehr rückgebildet. Sie fehlt ganz bei Pelecanoides; wenn vorhanden, so besteht sie nur aus kleinen Knöchelehen, mit Endnagel; beim Albatros ist sie fast ganz in der Haut verborgen. Die vierte Zehe ist länger, oder mindestens ebensolang, als die dritte. Die Phalangen der drei Vorderzehen nehmen allmählich an Länge ab, das Endglied ist stets das kleinste. Die Laufbekleidung besteht aus kleinen Schildern und Schuppen; nur bei den ÖOceanitinae verschmelzen die Schilder zu einer einzigen langen Vorder- und Seiten- schiene, beinahe wie bei den Oseines. — Im grossen und ganzen hat der Fuss der Tubinares Aehnlichkeit mit dem der Colymbidae. Gaviae = Laridae + Alcidae. Ebenfalls mit echten Schaufel- füssen. Die erste Zehe ist sehr kurz und rückgebildet, oder sie fehlt wie bei den Aleidae und bei Rissa. Bei dieser Möve wechselt das Vorkommen der Zehe bedeutend und alle Mittelstufen vom gänzlichen Fehlen bis zur vollständigen Zehe sind bekannt. Die Endphalangen und Nägel der Vorderzehen sind kurz. Die Phalangen der Zehen nehmen allmählich an Länge ab, nur bei der dritten Phalanx der vierten Zehe ist häufig eine geringe Verkürzung innerhalb der Reihe bemerkbar. Die Schwimmhäute treten etwas zurück bei den Sterninae. Die Laufbekleidung besteht aus kleinen Schildern oder Schuppen bei den Aleidae und Sterninae, bei den echten Möven vorn aus Gürteltafen. Das Ende des Unterschenkels ist nur bei den Aleidae befiedert, sonst nackt. Lamellirostres. Mit echten Schaufelfüssen, ausser bei Dendrocygna und Anseranas, in geringem Grade auch bei Berniela, indem die Schwimm- häute zurücktreten. Die Nägel sind in diesem Falle spitzig, während sie Vögel. 511 sonst platt, stumpf und zum Theil in der Schwimmhaut liegen. Die erste Zehe fehlt nie, ist aber klein. Bei Mergus und bei den Tauchenten, Fuligulinae, trägt sie einen Hautlappen. Die Phalangen der Vorderzehen nehmen allmählich an Länge ab; Verkürzung des dritten Gliedes- der Aussenzehe findet sich bei Cereopsis, etwas geringer bei Anas und Bernicla. die vierte Zehe ist häufig ebenso lang wie die dritte. Das Ende des Unterschenkels ist unbefiedert. Die Laufbekleidung besteht meistens nur aus kleinen vier- bis sechsseitigen Schildern, die vorn gewöhnlich etwas grösser werden; nur bei Enten und bei Mergus bilden sie vorn eine Reihe von Quertafeln, welche von oben nach unten allmählich breiter werden. Palamedeidae. Lauf nur von Länge der dritten Zehe; nur mit sechs- seitigen Schildern bekleidet. Nägel lang, gerade und spitz, der der ersten Zehe am längsten. Keine Schwimmhäute. Phoenieopterus. Der Fuss ist dem Waden im Wasser und im weichen Schlamm angepasst, dementsprechend ist die erste Zehe hoch angesetzt und verkümmert. Die Vorderzehen sind kurz, tragen platte, kurze Nägel und sind durch volle Schwimmhäute mit einander verbunden. Die Bekleidung des äusserst langen Laufes besteht aus vorderen und hinteren Gürteltafeln. Unterschenkel zum grössten Theile nackt. Pelargi. Mit Schreitfüssen, d. h. eine aus dem Wadfusse entstandene Form. Stets vier Zehen vorhanden, alle ziemlich kurz. Die erste allein nach hinten gerichtet, etwas hoch angesetzt. Von den ersten Phalangen ist die der ersten Zehe die kürzeste. Die Vorderzehen sind geheftet; ihre Phalangen nehmen allmählich an Länge ab, sodass die erste die längste, das Nagelglied die kürzeste ist. Nägel stumpf und kurz, besonders der der ersten Zehe. Laufbekleidung bestehend nur aus sechsseitigen Schildern. Herodii. Mit Schreitfüssen. Die erste Phalange der ersten Zehe ist die längste von allen; erste Zehe tief angesetzt, ihr Nagel der längste, wie die übrigen Nägel gekrümmt und spitz. Die Phalangen nehmen wie bei den Störchen regelmässig an Länge ab. Zehen im allgemeinen lang; die dritte gezähnelt, nur die dritte und vierte Zehe geheftet. Laufbekleidung vorn Gürteltafeln, allein bei Tigrisoma sechsseitige Schilder. Scopus nimmt eine Mittelstellung ein. Die erste Zehe ist etwas kurz, wie bei den Störchen, aber so niedrig angesetzt wie bei den Reihern. Die Laufbekleidung besteht nur aus sechsseitigen Tafeln; die Nägel sind kurz und stumpf, storehartig, aber der dritte Nagel ist wie bei den Reihern gezähnelt. Die Vorderzehen sind stark geheftet. Das dritte Glied der vierten Zehe ist etwas verkürzt, innerhalb der Reihe. Ibis und Faleinellus deuten den Uebergang zu den übrigen Sumpfvögeln an. Die erste Zehe ist ziemlich tief angesetzt, ihr erstes Glied ist lang; Krallen spitz, die dritte gezähnelt. Drittes Glied der vierten Zehe verkürzt. Nur die beiden äusseren Zehen sind stark geheftet. Laufbekleidung vorn mit Gürteltafeln. 512 Integument. Balaeniceps. Zehenbildung krallenartig, lang, schlank und ge- spalten; Nägel reiherartig lang und spitz. Laufbekleidung storchartig.' Für die übrigen Sumpfvögel lassen sich allgemeine Merkmale schwer aufstellen, da zwischen Limicolae und Fulicariae zahlreiche Uebergänge bestehen. Fulieariae. Ende des Unterschenkels nackt. Stets vier Zehen vor- handen, die letzte allein nach hinten gerichtet und meistens lang. Durch Anpassung an die Bewegung in Sumpf und Rohr alle Zehen ganz gespalten. Das dritte Glied der vierten Zehe ist innerhalb der Reihe verkürzt; im übrigen nimmt die Länge der Phalangen allmählich ab. Porphyrio. Alle Zehen und Krallen lang. Erstes Glied der ersten Zehe so lang wie das der zweiten, viel länger als das der vierten. Erste Zehe niedrig angesetzt. Lauf vorne mit breiten Gürteltafeln, seitlich je eine Reihe grösserer, hinten nur gekörnelte Schilder. Phalaropus, Fuliea, Podica, Heliornis. Alle Zehen mit einem oder mit mehreren Lappen, die der Vorderzehen fliessen an der Basis mit einander zusammen, stark verlängerte Vorderzehen, sodass der Lauf kürzer als diese ist. Nägel spitz und kurz. Erste Zehe hoch an- gesetzt und verkürzt. Lauf vorn mit breiten Gürteltafeln, hinten kleine Schuppen, an den Seiten unregelmässige Schilder, die bei Fulica nach aussen zu einer Reihe von Tafeln verwachsen. Nägel kurz und spitz. Bei Heliornis nur vorn Quertafeln, sonst kleine Schilder. Gallinula, Crex, Ortygometra. Vorderzehen lang, ganz gespalten. Nagel der ersten Zehe am kürzesten. Lauf kurz. Vorn mit Gürteltafeln, sonst mit körnerartigen Schuppen, oder kleinen unregelmässigen Schildern. Parra. Alle Nägel, besonders der der ersten Zehe, enorm verlängert. Tribonyx. Erste Zehe hoch angesetzt und kurz; Glied I. 1. kürzer als IV.1. Lauf vorn mit breiten Quertafeln, sonst mit kleinen Schildern. Alle Nägel kurz. Aramus. Erste Zehe hoch angesetzt, aber ihr erstes Glied länger als IV, 1. Alle Nägel kurz. Lauf vorn mit Quertafeln, hinten aussen mit grösseren Schildern, an den Seiten mit sehr kleinen Schuppen. OÖcydromus. Erste Zehe hoch angesetzt, Glied I. 1. kürzer als IV.1. Nägel kurz und stark. Lauf vorn mit Quertafeln, aber am oberen Theile wie hinten und an den Seiten mit kleinen Schildern. Psophia, Eurypyga, Rhinochetus, Grus. Die erste Zehe berührt den Boden höchstens mit dem Nagelgliede. Ihr erstes Glied ist viel kürzer als das erste der vierten Zehe. Das dritte der vierten Zehe ist stets verkürzt. Dritte und vierte Zehe geheftet. Nägel kurz. Lauf vom mit breiten Quertafeln; hinten mit kleinen sechsseitigen Schildern oder Schuppen. Nur bei Rhinochetus finden sich hinten zwei Reihen grösserer sechsseitiger Schilder und an den Seiten kleine Schuppen. Dieholophus. Erste Zehe so hoch und kurz, dass sie den Boden nicht berührt. Die vorderen Gürteltafeln des Laufes greifen seitlich so weit um, dass sie hinten an einander stossen. Vögel. 513 Limicolae. Die Zehen sind alle verkürzt, die erste ist sehr hoch angesetzt (ausser Dromas), berührt den Boden kaum, oder sie fehlt ganz. Der Fuss ist mehr zum Laufen als zum Waten oder Schwimmen brauch- bar. Die Verschiedenheiten in der Bekleidung des Laufes, der Ausbildung der ersten Zehe und Länge der Läufe sind höchstens als Gattungsmerkmale verwerthbar. Otis. Oedienemus. Erste Zehe fehlt; Vorderzehen sehr kurz und geheftet. Nägel stumpf. Lauf nur beschildert. Chionis. Erste Zebe kurz. Nägel stumpf. Lauf nur beschildert. Thinocoras. Erste Zehe klein; alle Zehen gespalten. Nägel spitz und kurz. Lauf vorn getäfelt, sonst beschildert. Attagis. Erste Zehe sehr klein; alle Zehen gespalten. Nägel gross, der der dritten nicht gezähnelt. Lauf überall nur mit gekörnelten Schildern gedeckt. Cursorius. Erste Zehe fehlt; zweite auffallend verkürzt; dritte und vierte geheftet. Lauf vorn und hinten mit je einer Reihe grosser Quer- tafeln; Seiten mit bedeutend kleineren Schildern. Mittelkralle gezähnelt. Glareola. Erste Zehe kurz. Dritte und vierte geheftet. Lauf vorn und hinten mit je einer Reihe grosser Tafeln, sonst gekörnelt. Nägel spitz; der dritte gezähnelt. Vanellus. Erste Zehe sehr klein. Dritte und vierte geheftet. Lauf vorn mit einer Reihe grösserer Tafeln. Squatarola. Erste Zehe nur als kleines Stümpfehen vorhanden welches individuell auch ganz fehlen kann. Dritte und vierte Zehe ge- heftet. Lauf nur beschildert. Charadrius. Erste Zehe fehlt. Dritte und vierte Zehe geheftet. Lauf nur beschildert; die Schilder bilden jedoch bei Eudromias zwei grössere Reihen an der Vorderseite. Limosa. Erste Zehe ziemlich lang; Nägel jedoch verkümmert. Dritte und vierte Zehe geheftet. Lauf vorn mit Quertafeln. Machetes. Erste Zehe sehr kurz. Dritte und vierte geheftet. Lauf vorn mit Queıtafeln. Numenius. Erste Zehe sehr kurz. Alle Vorderzehen geheftet. Laul vorn mit Quertafeln. Dromas und Recurvirostra haben die Vorderzehen durch ziemlich grosse Häute verbunden, sodass ihr Fuss wie der der Flamingos in dieser Beziehung schwimmfussähnlich wird. Bei Dromas ist die erste Zehe noch ziemlich lang; der Nagel der dritten Zehe ist gezähnelt; Lauf vorn mit Gürteltafeln bedeckt. Recurvirostra hat dagegen eine sehr kurze erste Zehe, bei Cladorhynchus fehlt diese ganz; Lauf nur beschildert. Himantopus. Erste Zehe fehlt. Dritte und vierte geheftet. Lauf nur mit kleinen Schildern bedeckt. Calidris. Erste Zehe fehlt. Vorderzehen gespalten. Lauf vorn mit Quertafeln. Bronr, Klassen des Thier-Reichs. VI, 4. 33 514 Integument. Tringa. Actitis. Scolopax. Zehen gespalten. Lauf vorn mit Quertafeln bedeckt. Erste Zehe sehr klein; bei Tringa ganz nutzlos. Rasores. Die meisten Hühnervögel besitzen zum Scharren ausgebildete Füsse. Der Lauf ist dementsprechend kurz und kräftig, die Zehen und Nägel sind meistens kurz und zum Scharren und Kratzen eingerichtet. Allgemein ist das dritte Glied der vierten Zehe so merklich verkürzt, dass es das kürzeste von allen ist. Die beiden ersten Glieder der zweiten Zehe sind lang. Die Endglieder aller Zehen sind kurz. — Der Unter- schenkel ist stets befiedert, bei Tetraonidae auch der Lauf und die Zehen. Die Bedeckung des unbefiederten Laufes ist sehr mannigfaltig, doch findet sich meistens die typische Scharrfuss-Bekleidung. — Die Vorderzeben sind stets geheftet; die Spannhaut zwischen der vierten und dritten Zehe ist am meisten ausgebildet, während sie bei Numida, Crax, Penelope zwischen der dritten und zweiten Zehe ziemlich kurz ist. Nach dem Verhalten der ersten Zehe, welche nie fehlt, theilt Huxley die Hühnervögel in zwei Gruppen ein. Peristeropodes. Bestehend aus den Megapodidae und Cracidae. Die erste Zehe ist tief angesetzt, ihr erstes Glied ist so lang wie das erste der dritten Zehe, sodass die ganze erste Zehe länger als die Hälfte der dritten ist; diese ist kürzer als der Lauf. Der Lauf ist garnicht oder nur am oberen Theile wenig befiedert. Laufbekleidung beiMegacephalon rundherum nur aus kleinen unregelmässigen Schildern bestehend; Heftung der Vorderzehen stark; Krallen kurz. Penelope, Crax, Ortalida: Lauf vorn mit zwei Reihen Tafeln, sonst mit Schildern, die aber an der Hinteraussenseite etwas grösser werden; nur die äusseren Zehen bedeutend geheftet. Megapodius: Heftung nur aussen bedeutend; Krallen sehr lang und gestreckt; Megapodius tumulus hat den Lauf mit vier Reihen von Quer- tafeln bekleidet, von denen die vorderste Reihe bei weitem die breiteste ist; M.nicobariensis hat nur an der Vorderseite eine sehr breite Reihe, an den übrigen Seiten aber je mehrere Reihen von Schildern. Aleetoropodes. Die erste Zehe ist höher angesetzt als die übrigen; das erste Glied ist bedeutend kürzer als das der dritten; die ganze erste Zehe ist immer kürzer als die Hälfte der dritten. Hierher gehören alle übrigen Rasores. Sie lassen sich theilweise nach Reichenow nach der sehr wechselnden Laufbekleidung unterscheiden. 1. Mit befiedertem Lauf: Tetrao, Bonasia, Lagopus. 2. Voın eine Reihe von Gürteltafeln, sonst nur Schilder: Polypleetron. 3. Vorn eine Reihe von Gürteltafeln, hinten zwei Reihen Quertafeln; seitlich Schilder: Pavo, Argus. 4. Vorn zwei Reihen von Tafeln, sonst nur Schilder: Numida, Urossoptilon, Phasianus, Caccabis, Lophophorus, Tragopan. 5. Vorn zwei Reihen von Tafeln; hinten nur auf der Aussenseite eine Reihe von Tafeln, sonst Schilder: Gallus, Phasianus versicolor, Ortyx, Lophortyx, Margaroperdix. Fig. 2, Taf. XLVI. Vörel. 515 6. Vorn und hinten je zwei Reiben von Quertafeln, seitlich Schilder: Meleagris, Lophalector, Thaumalea, Nyethemerus, Francolinus, Rollulus. 7. Vorn und hinten je eine Reihe breiter Tafeln, dazwischen an jeder Seite ein schmaler Streifen mit kleineren Schildern: Turnix, Pedionomus. 8. Vorderseite und hintere Aussenseite mit je einer Reihe breiter und flacher Tafeln, im übrigen kleine Schilder: Tinamus. Ganz besondere Fussbildung besitzen die Pterocletes. Die erste Zehe ist hoch angesetzt und sehr kurz; bei Syrrhaptes sogar bis auf ganz geringe Spuren verschwunden, und die übrigen drei Zehen sind bei diesem mit einander verwachsen. Die vierte Zehe bat nur vier Phalangen, die alle von der ersten bis zum Nagelgliede an Länge abnehmen. End- glieder und Nägel aller Zehen sehr kurz; Lauf und Zehen kurz, ersterer ganz befiedert. Columbae. Der „Spaltfuss‘“ der Tauben ist dem Fusse der Peristero- podes sehr ähnlich gebaut. Das erste Glied der niedrig angesetzten ersten Zehe ist die längste aller Phalangen, die ganze Zehe ist länger als die Hälfte der dritten; das dritte Glied der vierten Zehe ist bedeutend ver- kürzt. — Hingegen sind die Krallen dünn, gekrümmt und spitz; der un- befiederte Lauf ist kürzer als die dritte Zehe. Alle Zehen sind gespalten, ohne Heftung, und schwach gebaut. Nur Goura hat starke Zehen und einen langen Lauf, dem Erdleben angepasst. — Die Laufbekleidung wird von unregelmässigen Schildern gebildet (Columba, Goura), die vorn häufig in zwei Reihen von Quertafeln verwachsen; Peristera (Leptoptila) hat nur vorn eine Reihe breiter Tafeln, sonst schuppenlosen Lauf; Otidiphaps vorn eine, hinten ein oder zwei Reihen grosser Tafeln, mit schuppenlosem Zwischenraume; bei Didunculus ist der Lauf ganz ohne Schuppen, von weicher, glatter Haut überzogen. Raptores. Die Fussbildung der Raubvögel wechselt sehr gemäss der. Lebensweise. Nach der Zehenbildung unterscheiden wir drei von einander sehr verschiedene Gruppen. I. Cathartidae, umfassend sämmtliche amerikanischen Geier. Die erste Zehe ist ziemlich hoch angesetzt, und ist die kürzeste und schwächste von allen. Alle Nägel sind stumpf und wenig gekrümmt, überhaupt ist der Fuss unfähig zum Ergreifen und Tödten der Beute, die übrigens fast ausschliesslich aus Aas besteht. Die drei Vorderzehen sind ganz geheftet und haben grosse Aehnlichkeit mit denen der Alectoromorphae, denn die Phalangen nebmen von der ersten bis zur letzten an Länge ab, mit Aus- nahme der dritten und vierten Zehe, welche innerhalb der Reihe bedeutend verkürzt ist. Die Bekleidung des Laufes besteht grösstentheils aus un- regelmässigen kleinen Schildern. II. Aceipitres, umfassend sämmtliche übrigen Tagraubvögel ausser Gypogeranus. Die erste Zehe ist tief angesetzt und die stärkste von allen, obgleich nicht die längste. Die Endglieder aller Zehen sind mit langen gekrümmten Krallen bewaffnet; die der beiden ersten Zehen sind die 85 * 516 Integument. stärksten. Das erste Glied der zweiten Zehe und die drei ersten der vierten Zehe sind bedeutend verkürzt, am meisten das zweite und dritte Glied der vierten Zehe. Häufig ist auch das zweite Glied der dritten Zehe bedeutend innerhalb der Reihe verkürzt (Pandion, Falco, Haliaetos, Milvus); bei Aceipiter und Neophron findet dieseVerkürzung des zweiten Gliedes jedoch nicht statt. Neophron zeichnet sich vor den anderen Raubvögeln überbaupt dadurch aus, dass nur das erste Glied der zweiten und das zweite und dritte Glied der vierten Zehe stark verkürzt sind, während das erste der vierten verlängert bleibt. — Die auffallende Verkürzung der basalen und mittleren Zehenglieder und die starke Ausbildung der Krallenglieder der ersten und zweiten Zele sind unstreitig aus mechanischen Gründen behufs Ergreifung, Umklammerung und Tödtung der Beute entwickelt. Bei Pandion und Circus ist die vierte Zehe be- kanntlich nach hinten wendbar. Vollständig gespaltene Zehen haben Pandion und Haliaetos, die übrigen haben meistens stark geheftete Zehen. III. Gypogeranus hat dem Erdleben angepasste Füsse. Die erste Zehe ist sehr hoch angesetzt und verkürzt, sodass sie den Boden kaum berührt. Die basalen Glieder der drei Vorderzehen sind nicht verkürzt, dagegen in bedeutendem Maasse die zweite und dritte, weniger die vierte der vierten Zehe. Auch die Krallen der im allgemeinen kurzen Zehen sind kurz. Der äusserst lange Lauf ist mit vorderen und hinteren Gürtel- tafeln bedeckt, was bei keinem anderen Raubvogel vorkommt. Die Laufbekleidung der Tagraubvögel zeigt sehr grosse Verschieden- heiten. Bei den Vulturidae finden sich nur körnerartige Schilder. Bei den Aceipitrinae werden vordere und hintere Schienen gebildet; bei den Adlern und einigen Verwandten ist der Lauf befiedert. Im Uebrigen walten unregelmässige Schilder vor, die vorn häufig zu Tafeln verschmelzen. Striges. Bei den Euien ist die erste Zehe tief angesetzt; ziemlich lang, aber bei weitem schwächer als bei den Tagraubvögeln. Die Phalangen der Vorderzehen sind sehr eigenthümlich. Bei Strix flammea sind z.B. das erste Glied der dritten Zehe und die drei ersten Glieder der vierten Zehe sehr bedeutend verkürzt, ganz besonders das zweite Glied der vierten Zehe, welche letztere bei allen Eulen nach hinten wendbar ist. Das erste Glied der zweiten Zehe ist nicht verkürzt, das vorletzte Glied ist bei allen Zehen das längste. Der Lauf und die Zehen sind mit wenigen Ausnahmen befiedert. Psittaei. Mit echten Kletterfüssen*), d. h. die erste und vierte Zehe ist nach hinten gerichtet. Die beiden Vorderzehen sind mit einem halben *) Bei dem Kletterfuss, Pes zygodactylus, stehen die Zehen paarig, zwei nach vorn, zwei nach hinten. Ausser der ersten Zehe ist nämlich noch eine nach hinten gerichtet, meistens die vierte, die Vorderzehen erscheinen durch die umgebende Haut theilweise mit elnander verwachsen. Die Trogons beweisen deutlich, dass der „Kletterfuss* kein Ver- wandtschaftsmerkmal ist. Die erwähnten fünf Modificationen des Kletterfusses sind vielmehr als selbständig erworbene Zustände aufzufassen. — Der Unterschenkel ist stets befiedert und der Lauf ist kurz. Vögel. 51 ü bis ganzen Gliede äusserlich zusammengewachsen. Das erste Glied der zweiten Zehe und die drei ersten der vierten sind etwas verkürzt. Alle Zehen tragen Krallen. Lauf stets kürzer als die dritte Zehe; nur von kleinen Schuppen bedeckt. Cueulidae. Mit echten Kletterfüssen. Erste und vierte Zehe nach hinten gerichtet. Die beiden Vorderzehen sind nur bei den Cueulinae und Indicatorinae am ersten Gliede durch die umgebende Haut mit einander verbunden. — Das erste Glied der ersten Zehe ist lang. Die ersten drei Glieder, besonders aber das dritte der vierten Zehe ist etwas verkürzt. Krallen schwach ausser bei Centropus. Die Hinterschilder des Laufes bilden sich durch Seitwärtsdrehung nach innen zu inneren Seitenschildern, und aussen entsteht eine zweite Reihe von Schildern, welche meistens nicht vollständig ist, sondern nur am oberen Theile des Laufes aus drei bis vier Schildern besteht. Vergl. Kletterfussbekleidung, S. 507 und Fig. 3, Taf. XLVI. Musophagidae. Erste Zehe stets nach hinten gerichtet. Vierte Zehe etwas nach hinten wendbar. Zweite Zehe mit ihrem ersten Gliede mit der dritten verwachsen. Das erste Glied ist an den drei Vorderzehen ziemlich gleich lang; die Glieder der vierten Zehe sind dagegen alle ver- kürzt. Bei Corytbaix sind die drei Vorderzehen von nahezu gleicher Länge. — Lauf vorn mit Quertafeln, sonst mit kleineren Schildern bedeckt. Piei incl. Rhamphastidae und Capitonidae. Mit echten Kletter- füssen, die beiden Vorderzehen sind äusserlich mit ihren ersten Gliedern verwachsen. Die erste Zehe fehlt bei einigen Spechten (Picoides, Sasia, Tiga), jedoch nicht gänzlich, denn Forbes fand unter der Haut versteckte Reste davon. Bei den übrigen Spechten ist die erste Zehe ziemlich schwach; die dritte und vierte sind die längsten. Alle Zehen tragen grosse Krallen. Die Phalangen der zweiten und dritten Zehe nehmen von der ersten bis zur letzten an Länge zu; die erste Phalanx der zweiten bis vierten Zehe ist nämlich etwas verkürzt; an der vierten Zehe sind alle ausser dem Endgliede verkürzt, besonders aber das vierte. Der Lauf ist bei den Spechten vorn mit Gürtelschildern, sonst mit kleinen Schuppen bedeckt; bei den Rhamphastidae finden sich vorn Gürteltafeln, hinten eine Reihe etwas kleinerer Tafeln, die Seiten glatt und schuppenlos. Galbulidae. Mit Kletterfüssen; die vierte ist nach hinten gerichtet, und kürzer als die zweite. Die beiden Vorderzehen bis zu zwei Gliedern mit einander verwachsen. Die erste Zehe fehlt bei Jacamaraleyon. Laufbekleidung wie bei den Rhamphastidae. Trogonidae. Mit unechten Kletterfüssen; es sind zwar ebenfalls zwei Zehen nach vorn und zwei nach binten gerichtet, aber es sind die erste und zweite, die nach hinten gerichtet sind; die Vorderzehen, nämlich die dritte und vierte, sind mit einem halben Gliede äusserlich verwachsen. Lauf nur vorn mit Gürteltafeln, sonst schuppenlos. Selater nennt die Trogons Pieariae Heterodactylae, 518 Integument. Picariae anisodaetylae. Mit Sitzfüssen. Alle Zehen gleichmässig in eine Ebene eingelenkt; die erste Zehe allein ist nach hinten gerichtet und ist die kürzeste, jedoch meistens wohl entwickelt; die Vorderzehen sind äusserlich tbeilweise mit einander verwachsen. Krallen scharf und gekrümmt, aber nie lang. Alcedinidae und Meropidae. Zweite Zehe mit einem, vierte mit drei Gliedern mit der dritten Zehe verbunden. Von den Zehengliedern zeigt das zweite einige Verkürzung. Zweite Zehe unselbständig und be- deutend kürzer als die dritte; bisweilen wie bei Haleyon und Corythornis sogar kürzer als die erste Zehe, obgleich diese nie stark ist. Bei Ceyx und Aleyone fehlt auffallender Weise die zweite Zehe ganz. Lauf kürzer als die dritte Zehe. Vorn und hinten mit mehreren Reihen unregelmässiger Schilder bekleidet, Seiten schuppenlos: Haleyon, Ceryle, oder der ganze Lauf ist schuppenlos: Corythornis, Alcedo. Bei Merops hat der Lauf vorn eine Reihe breiter Tafeln, sonst kleine Schuppen. Bucerotidae. Zweite Zehe mit einem, die vierte mit zwei bis drei Gliedern angewachsen. Das dritte Glied der vierten Zehe ist auffallend verkürzt, das erste der ersten Zehe dagegen das längste von allen. Zweite und vierte Zehe von gleicher Länge, und wenig kürzer als die dritte. Lauf vorn mit einer Reihe breiter Tafeln, sonst nur mit kleinen Schuppen bekleidet. Upupa. Erste Zehe lang wie bei Buceros. Dritte und vierte am ersten halben Gliede verwachsen. Lauf vorn mit einer Reibe weit herum- sreifender Quertafeln, hinten mit zwei Reihen grosser Schilder. Coraciidae. Nur die vierte Zehe ist mit einem Gliede der dritten verbunden. Lauf vorn mit Gürteltafeln, sonst schuppenlos. Leptosoma. Vierte Zehe etwas nach hinten wendbar, daher diese und die dritte ganz gespalten. Erste Zehe wohl entwickelt. Nagelglieder kurz. An der vierten Zehe sind das zweite bis vierte Glied, besonders aber das dritte, verkürzt. Die Laufbekleidung besteht aus Schildern, welche vorn zu einer oder zwei Reihen grösserer Tafeln verschmelzen. Hinten an der Aussenfläche des Laufes befindet sich regelmässig eine lange erhöhte warzenartige Stelle, die mit feinen körnerartigen Schuppen bedeckt ist. Momotus. Drei Zehen nach vorn gerichtet. Nagelglieder alle kurz. Drittes Glied der vierten Zehe verkürzt. Zweite Zehe etwas kürzer als die erste. Verwachsung der Zehen wie bei Todus. Lauf vorn mit grossen Quertafeln, sonst mit mehreren Reihen grösserer Schilder bekleidet. Todus. Zweite Zehe mit einem, vierte mit ihren vier ersten Gliedern an die dritte angewachsen. Die grossen Tafeln verwachsen auf der Vorderseite des Laufes zu einer langen Schiene; Seiten des Laufes mit grossen Quertafeln. Vögel. 519 Eurylaemidae. Zweite Zehe mit einem, vierte mit einem bis zu drei Gliedern an die dritte angewachsen. *) Coliidae. Sclater rechnet Colius ebenfalls zu den Anisodactylae, obgleich die Fussform eine ganz besondere ist. Die vierte Zehe kann nämlich nach binten, die erste nach vorm gerichtet werden. Alle Zehen sind tief gespalten und mit scharfen Krallen versehen, von denen die der dritten Zehe bei weitem die längste ist. — Nach der Länge geordnet kommt die erste, zweite, vierte und dritte. Lauf nur von fünf grossen Quertafeln bekleidet, die um die ganze Innen- und Aussenseite herum- greifen und hinten nur einen kleinen schuppenlosen Streifen frei lassen ; ausserdem ist der Lauf seitlich stark zusammengedrückt, mit ziemlich scharfer Hinterkante. Reichenow verband Colius mit den Musophagidae und nannte ihre Füsse „Klimmfüsse“, es ist jedoch gar keine Aehnlichkeit zwischen den Fussformen beider Familien vorhanden. Cypselomorphae. Sclater rechnet auch Podargus und Steatornis zu den Picariae anisodaetylae. Die als Cypselomorphae zusammengefassten Vögel zeigen grosse Verschiedenheiten in der Fussbildung, sodass letztere eher als Trennungs- denn als Verwandtschaftsmoment brauchbar ist. Steatornis, Podargus, Nyetibius. Zehen gespalten, oder nur am Grunde in geringem Maasse durch Heftung verbunden. Gliederzahl der Zehen regelmässig. Der Nagel der dritten Zehe ist nicht gezähnelt. Lauf vorn mit einer Reihe grosser Quertafeln, sonst mit kleineren Schildern. Caprimulginae und Chordeidiles. Zehen geheftet; erste etwas nach vorwärts wendbar und am kürzesten, dritte Zehe bedeutend länger als die zweite und vierte, letztere hat nur vier Phalangen, obgleich sie wie alle übrigen Zehen einen Nagel besitzt. Der Nagel der dritten Zehe ist kammartig gezähnelt und am längsten, derjenige der ersten Zehe am kürzesten. Lauf ganz oder theilweise befiedert; der übrige Theil vorn mit Gürteltafeln, sonst mit körmerartigen Schildern bedeckt. Cypselidae. Mit „Klammerfüssen‘“. Die Zehen sind alle kurz und stark und sämmtlich nach vorn gerichtet, ganz gespalten, und mit dieken scharfen Krallen versehen. Das erste Glied ist lang bei allen Zehen. Cypselus und Panyptila haben nur je drei Phalangen an der zweiten, dritten und vierten Zehe; das mittlere Glied ist sehr verkürzt. Lauf nackt, oder befiedert. Trochilidae. Erste Zehe allein nach hinten gerichtet. Die beiden Aussenzehen sind am ersten Gliede mit einander verwachsen und von ziemlich gleicher Länge; die zweite Zehe ist ganz getrennt. Lauf ohne Schuppen, nackt. Passeres (excl. Eurylaemidae). Unterschenkel fast stets vollständig befiedert. Lauf höchstens am Fussgelenk befiedert; meistens von gleicher Länge mit der dritten Zehe. Erste Zehe stets allein nach hinten gerichtet, tief angesetzt, länger als die zweite und vierte. Erstes Glied der vierten *) Die Eurylaemidae werden jetzt allgemein zu den Passeres gerechnet, aber als „Desmodactyli“ gesondert, da die Sehnen der tiefen Zehenbeuger mit einander verbunden sind. Vergl. S. 159, Typus I. 520 Integument. Zehe immer mit dem der dritten verwachsen. Nägel spitz und getrennt, der der ersten Zehe stets am grössten. Betreffend die Länge der Phalangen. Das erste Glied der ersten Zehe, 1. I. ist stets sehr lang, oft sogar das längste von allen; dann folgt das erste der zweiten (1. II.) dann 1. IH. und 1. IV. Die drei ersten Glieder der vierten Zehe sind überhaupt verkürzt. Nur Cholornis hat nach David et Oustalet (Oiseaux de la Chine, p. 205) augenscheinlich nur drei Zehen, indem die vierte zu einem kleinen Stumpf redueirt ist. Die Laufbekleidung ist zur Unterscheidung der Oscines von dem Clamatores, Cabanis, von grosser Wichtigkeit, wie Cabanis im Jahre 1849 (Lit. No. 415) zuerst ausführlich nachgewiesen hat. a. Clamatores, Cabanis. Umfassend die Passeres acromyodi*) abnormales (Menura, Atrichia) und sämmtliche Passeres mesomyodi*), also die von Johannes Müller aufgestellte Gruppe der Tracheophonae und Haploophonae, nebst den Cotingidae und Pipridae. Der Lauf aller dieser Vögel hat reine Sitzfussbekleidung. Es finden sich vorn stets, ohne Ausnahme, grössere Tafeln und auch an den Laufseiten sind grössere Schilder häufiger als Körner. Nur bei den Pteroptochidae und bei Menura zeigen sich die ersten Anfänge von Seitenschienen, und zwar vordere Gürteltafeln und seitlich je zwei Reihen von 10 oder mehr tafelartigen Schildern. Fig. 4. — Einige Genera (Myrmonax, Pyriglena, Hypocnemis, Holocnemis und auch Pitta) fasst Cabanis als Hypocnemidinae oder „Scheinstiefler“ zusammen, da die Bekleidung der Laufsohle der Stiefelbildung der Öseines zuweilen täuschend ähnlich sieht. Die äussere Seite des Hinterlaufs ist stets gestiefelt, die innere hingegen nackt und ohne Schuppenbekleidung; zuweilen aber treten doch Schilder auf der Innenseite auf und verwachsen im Alter zu einer inneren Stiefelschiene. Die Oscines aber werden mit der Stiefelschiene geboren. Myiothera hat ausser einer Reihe von Seitenschildern noch eine Reihe von Hinterschildern. Die Eriodorinae habenVordertafeln und eine Reihe Seitenschilder, dazwischen einen schuppenlosen Streifen. Platyrhynchinae und Furnariinae haben nur Vordertafeln und sonst keine Schuppen. Tyranninae. Die Vordertafeln umfassen die Aussenseite voll- ständig, während die Innenseite unbedeckt bleibt. Aehnlich verhalten sich die Phytotoma, Cotinga, Fluviecola und Ochthoeea, nur greifen die Vordertafeln häufig auch weit nach innen um. Bei Anabates und Dendrocolaptes legen sich die Vordertafeln ganz um den Lauf herum und lassen nur auf der Aussenseite einen schmalen Streifen frei. *) Betreffend diese Eintheilung sei auf die Besprechung des Syrinx verwiesen. Vögel. 52] b. Oseines, Cabanis, umfassend sämmtliche Passeres acromyodi normales*). Reine Hüpffussbekleidung. Die Vorderseite des Laufes ist stets mit einer Reihe grosser Tafeln bekleidet, welche zuweilen zu einer einzigen langen Schiene verwachsen sind. Ebenso sind die Schilder an den Laufseiten in der Regel zu einer einzigen „Stiefel- schiene‘‘ vereinigt. Die vollständige Verwachsung der Schiene des Vorderlaufs mit denen der Laufseiten ergiebt endlich die von Illiger als Stiefel, caligula, bezeichnete Form, welche wir als die höchste Entwicklung der Laufbekleidung bei den Vögeln (Rhaenemididae) betrachten. (Cabanis.) Fig. 5, 6, Taf. XLVI. Im Einzelnen hebt Reichenow Folgendes hervor: Vollständige Verschienung der Vordertafeln haben nur die Luseiniae, Cabanis, ihnen stehen zunächst die Saxicolinae, Cab., bei welchen noch die oberen Gürteltafeln verwachsen, d. h. über die Hälfte des Laufes ist durch eine Schiene bedeckt, an welche sich nach unten zwei bis drei Tafeln anschliessen. Bei den übrigen Familien finden wir in der Regel vier bis sechs vordere Gürteltafeln, z. B. bei Motaeilla. Bei den Paradiseinae verwachsen alle Vordertafeln gleichzeitig, und nicht von oben nach unten fortschreitend wie bei den Sylvien. Die verwachsenen Ränder sind meistens noch deutlich. Bei den Corvinae, weniger deutlich bei den verwandten Paradiseinae und Sturninae verkümmern die Seitenschienen, werden schmäler, sodass zwischen ihnen und den Vordertafeln ein Raum frei bleibt, welcher durch Körmer angefüllt wird, und zertheilen sich unten in Schilder. Sundevall benutzte die Laufbekleidung ebenfalls als Unter- scheidungsmerkmal. Laminiplantares nannte er alle diejenigen, bei welchen die Seiten des Laufes zu einer Stiefelschiene vereinigt sind. Hierher gehören alle Oseines mit Ausnahme der Lerchen. Seutelliplantares dagegen haben die Laufsohle mit mehreren grösseren Tafeln bekleidet. Hierher gehören ausser zahlreichen Passeres mesomyodi auch die Alaudidae, also eine Gruppe, die sonst unzweifelhaft zu den echten Oseines gehört. Federn. (Taf. XLVIL) Ausser den auf $. 483—486 angeführten Arbeiten betreffen noch folgende Untersuchungen das Integument, hauptsächlich die Federn. Die auf S. 484, Lit. Nr. 419 erwähnte Arbeit von G. Eimer findet sich nicht in Zeitschr. f. wiss. Zool., sondern in „Humboldt“, Bd. VI. 1878. October- heft, S. 379. 477. Alix, E., Sur les plumes ou r&miges des ailes des oiseaux. Journ. Soc. philomat. 1874. p. 10. 478. Anderson, J., On the osteology and pterylosis of the Spoon-billed Sandpiper (Euryno- rhyuchus pygmaeus). Trans. Linn. Soc. Lond. Zoology. 1879. p. 213. 479. Blasius, J. H. und Keyserling, Graf von, Erwiderung auf Burmeister’s Aufsatz: Be- merkungen über die Bekleidung des Laufs der Vögel. Arch. f. Naturgesch. VI. 184. p. 362 f. *) Betreffend diese Eintheilung sei auf die Besprechung des Syrinx verwiesen. 922 480. 481. 507. Federn. Bogdanow, A., Note sur le pigment des Touracos (Musophaga). Compt. Rend. T. 54. 1862. p. 660—663. f n s Bureau, L., Recherches sur la mue du bec des oiseaux. Bull. Soc. Zool. de France. IV. (Sau) pe 2. Church, A. H., Researches on Turacin, an animal pigment containing copper. Philos. Transact. CLIX (1870), pt. I. p 627—636; und Berichte d. deutsch. chem. Gesellsch. IE 85 Sue 3. Crisp, E., On the structure, relative size and use of the tail-glands in Birds. Proc. Zool. Soc. 1865. p. 254. . Cuvier, G., In: Analyse des travaux de l’Acade&mie des Sciences, pendant l'annde 1821, p. 37. (Bemerkung über die Zahnkeime der Vögel.) . Cuvier, F., Observations sur la structure et le developpement des plumes. Me&m. du Mus. d’Hist. nat. 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Aınster- dam 1888. (Vergl. Lit. Nr. 143.) Dieses erst im Mai 1$88 erschienene ınonumentale Werk mit 31 Tafeln, zahlreichen Tabellen und 1751 Seiten Druck, enthäit viel mehr als der Titel verspricht. Die erstaunliche Menge des mitgetheiten Details betreffend die meisten Organsysteme, und der Reichthum an tiefgreifenden Reflexionen auf dem ge- samınten Gebiete der Vogelkunde, erfordern stetige Berücksichtigung und häufiges Ver- weisen auf die Befunde und Folgerungen Fürbringer’s. Gadow, H., Remarlks on the numbers and on the phylogenetic development of the Remiges of Birds Proc. Zool. Soc. 1888. December. . Gardiner, E. C., Beiträge zur Kenntniss des Epitrichiums und der Bildung des Vogel- schnabels. Arch. f. mihr. Anat. Bd. 24. 1884 S. 289—338. (Siehe auch Nr. 430.) . Giebel, C. G., Federfluren der Gattung Tetragonops. Zeitschr. ges. Naturw. 1878. p. 377. . Haecker, V., Untersuchungen über die Zeichnung der Vogelfedern. Zoolog. Jahrbücher. Bd. III. 1888. S. 309—316. Taf. VII. . 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Dieses Prachtwerk enthält nebst einigen Holzschnitten (Zalnwechsel) 34 Tafeln, darunter Restaurationen des Skeletes von Hesperornis regalis und Ichthyornis dispar. . Marshall, W., Ueber die knöchernen Schädelhöcker der Vögel. Niederl. Archiv. Zoolog, I (1873). S. 133—178. pl. XI und XIL. (Vergl. auch Reinhardt Lit. Nr. 521.) —— Sur les plumes caudales allongces des Oiseaux de Paradis. Archiv. N&erland. VI. (1871). p. 296—304. 2. Meckel, A., Ueber die Federbildung. Reil und Autenrieth's Archiv f. Phys. XII (1815). p. 37. 3. Meyer, A. B., Ucher den Xanthochroismus der Papageien. Sitzber. K. Akad. Wiss. Berlin. 1582. p 517—524. Die Farbstoffe der Federn des Edelpapageien und des Königsparadiesvogels. Nach Untersuchungen von C. F. W. Krukenberg. Mitth. d. Ornith. Ver. Wien. V (1881) p. 83. 4. Meyer, H. von, Ueber fossile Vogelfedern. Jahrb. f. Mineralogie. 1859. p. 723; 1561. p. 561 und 678. . Moseley, H. N., On the structure and arrangement of the feathers in the Dodo. Rep. 45. Meet. Brit. Ass. 1884. p. 782. ;, Mulvany, R. N., Remarks upon the probability of a moulting of the horny sheatlı of the beak of the Penguin. Proc. Zool. Soc. 1880. p. 2. . Pagenstecher, A., Allgemeine Zoologie. Berlin. 4. Theil. 1881. Die äusseren Be- deckungen, Vögel. S. 786—834. . Palmen, J. A., Die periodischen Veränderungen und Homologien in den Trachten der Vögel. Zool. Anzeig. ILL (1880). p. 237. . Pucheran, Considtrations gentrales sur les oiscaux de proie nocturnes et description de quelques espöces peu connues de cet ordre de la collection du Museum. Arch. du Muscum. IV. p. 313f£. Paris 1844. (Enthält werthvolle Mittheilungen über das Eulen- gefieder im Verhältuiss zum Klima und Licht.) . Queckett, E. J., On certain peculiarities in the structure of the feathers of the Owl- twibe. Trans. Microsc. Soc. Il. p. 25. London !S49. . Reinhardt, J. T., Om en hiltid ukjendt knogle; Hovedskallen hos Turakoerne (Muso- phagidae) med nogle Bemaerkninger om de lignende knogle hos andre Fuglefamilier. Vidensk. Meddel. fra d. nat. Foren. Kjöbenhaven. 1871. p. 72. Dasselbe: M&moire sur un osselet jusqu’ici inconnu du crane des Touracos ou Musophagides, accompagne de uelques remarques sur des os semblables chez d’autres familles d’oiseaux. Journ. de Zool. II (1873). p. 264. (Vergl. auch Marshall, Lit. Nr. 510.) 2. Samuel, S., Die Regeneration der Federn. Virchow’s Arch. f. pathol. Anat. L 64870)529,,923- 3. Schrenk, G., De formatioue plumae. Diss. inaug. Mitau. 1846. . Schröder, R., Pterographische Untersuchungen. Diss. inaug. Halle. 1880. 5. Selater, Ph. L., Additional notes on the Caprimulgidae. Proc. Zool. Soc. 1866. p. 581 4. Enthält auf S. 582 eine vorzügliche Abbildung der Puderdunenflecke von Podargus. . Stieda, L., Bau und Entwickelung der Feder. Petersburg, medic. Zeitschr. Bd. XVIL 1869. . Viallane, H., Note sur les muscles pauciers du Lophornia superba. Ann. Soc. Nat. Zool. VIL (1878). Article 13. . Vian, J., De la penne bätarde dans les oiseaux. Rev. Mag. de Zool. (2. ser.). XXIII. p. 83. Paris 1871—72. \ — —_ Monographie des Poussins des Oiseaux d’Europe qui naissent vötus de duvet (Ptilopaedes, Sundevall). Bull. Soc. Zool. France. XI. p. 340; XII. p. 368 (1886-87). . Wallace, A. R., On the arrangement of the families constituting the Order Passeres. Ibis. 1874. p. 406—416. (Eintheilung nach Zahl der Handschwingen.) . Wray, R. S., On the structure of the barbs, barbules and barbieles of a typical pennaceous feather. Ibis. 1887. p. 420-423. pl. XII. Die Entwicklung der Federn. Die Entwieklung der Embryonal- oder Erstlingsfeder ist von Pernitza, Studer und neuerdings von Klee und Davies genau unter- sucht worden. Beim Embryo der Taube und des Huhns machen sich schon am fünften oder sechsten Tage der Bebrütung kleine Höckerchen bemerkbar, 524 Entwicklung der Federn. die zunächst an beiden Seiten des Schwanzes, auf dem Rücken und an den Flügelrändern auftreten. Von dort breiten sie sich über den ganzen Körper aus in schachbrettartiger Anordnung. Jedes dieser Höckerchen verdankt seine Entstehung einer vermehrten Thätigkeit der Coriumzellen und der Epidermiszellen, die durch reicheren Blutzufluss verursacht wird. Indem nun die äusserste Lage der Epidermis, das Epitricbium, durch Wucherung der tiefer liegenden Malpighischen Zellen und durch die des Corium emporgehoben wird, entsteht eine kleine Papille, der sogenannte Federkeim. In kurzer Zeit senkt sich die Basis der ganzen Anlage mehr und mehr in die Tiefe, unmittelbar umgeben von den ebenfalls einwärts wuchernden Malpighischen Zellen. Wahrscheinlich findet an der mit * be- zeichneten Stelle eine Einwucherung der Schleimzellenlage statt, an der aber die Epitriehialsehicht nach Davies sicherlich nicht betheiligt ist, denn diese überzieht nur den frei hervorstebenden Theil des ganzen Ge- bildes. Indem nun dieses auch nach Oben in die Länge wächst, entstehen die auf Taf. XLVII, Fig. 7, im senkrechten Längsschnitt dargestellten Verhältnisse. Die Papille liegt nun in einer scheinbaren Tasche. Am Grunde der Papille tritt eine Arterie ein, die sich in ein Capillarnetz auf- löst und wieder als Vene austritt. Später vermehren sich diese Gefässe in der Papille bedeutend und bilden nebst reichem Lympbgewebe die Pulpa, um den sie begrenzenden Schleimhautzellen M, die zum Aufban der Feder nöthige Nahrung zuzuführen. Die Zellen des Rete Malpighii vermehren sich nun zu vielfachen Lagen; die äusseren sind die am schlechtesten genährten, sie werden ab- geplattet und verhornen zu einem dünnen, aber festen Mantel, der Horn- scheide, die den ganzen heivorstehenden Follikel umgiebt; die der Pulpa benachbarten Zellen dagegen sind am besten genährt und ordnen sich zu Gruppen an, die radiär in die Pulpa eindringen und derselben ein stern- förmiges Aussehen geben. — Klee hat eine etwas andere Auffassung. Nach ihm leitet die Pulpa diese Aenderung ein, indem sie langgezogene Zellen radiär zwischen die Schleimhautzellen sendet und letztere dann in Gruppen theilt. — Nach Abnahme der Hornscheide zeigt ein solcher in kleinere Gruppen zerlegter Keim ein hügeliges Ansehen. Jedes dieser Hügelchen wächst dann in die Länge, und indem seine Spitze zuerst verhornt und immer neues Zellenmaterial von unten her nachgehoben wird, entsteht eine Anzahl von Federstrahlen, der Anzahl der radiären Gruppen entsprechend, die schliesslich gegen die Basis zu in eine gemein- same kurze Spule übergehen. Diese Spule ist mit der Hornscheide ver- klebt, und letztere ist von der epitrichialen Schicht umhüllt, soweit die Feder aus der Haut hervorragt. Diese doppelte, schlauchartige zarte Hülle umgiebt die Erstlingsfeder der Taube noch beim Auskriechen, und erst nachdem sie als der bei mausernden und bei jungen Vögeln bekannte „‚Schorf‘ abgestreift ist, breiten sich die zierlichen Büschelstrahlen der jungen Feder aus. Jeder Büschelstrahl besteht aus longitudinal angeordneten verhornten Zellen; die inneren sind weniger fest und können gelegentlich in lufthaltige Vögel. 525 Markzellen umgewandelt werden; bei der Taube fehlen solche Markzellen jedoch und die Strahlen scheinen ganz homogen. Die Entwicklung der Federn des erwachsenen Vogels. Die Spule der Erstlingsfeder ist an ihrer Basis nicht abgeschlossen, sondern beginnt sich an ihrem unteren Ende wieder in eine Anzahl von rasch an Dicke zunehmenden Strablen aufzulösen, welche nichts anderes als die Spitzen der schon im Ei entstehenden definitiven Feder sind. (Klee.) Im allgemeinen entsteht die definitive Feder ähnlich wie die des Nestlings. Der ganze Federfollikel wird bedeutend tiefer in die Haut eingesenkt, sodass er an den Flügelknochen bis an das Periost reicht und dort häufig die bekannten Eindrücke auf dem Knochen selbst, besonders auf der Ulna, verursacht. Die Papille selbst ist gewaltig verlängert, ist äusserst reich an Blutgefässen, und die Schleimzellen der Epidermis besteben aus zahlreichen Lagen. Die Spitze einer solchen Papille gewährt im Querschnitt ein ähnliches Bild wie die der Nestlingsfeder; aus jeder der zahlreichen radiären Gruppen geht ein Ramus hervor. Auf Schnitten näher der Basis des Follikels erkennt man bald, dass die radiären Gruppen eine neue Anordnung zeigen. Zwei einander gegenüber liegende Gruppen sind grösser als die übrigen und ziehen, auf noch tieferen Sebnitten, die kleineren Gruppen an sich heran, bis letztere schliesslich mit ihnen ver- streichen. Aus der grössten Gruppe wird der Schaft, aus der gegenüber- liegenden wird der Afterschaft, während die kleineren Gruppen zu den von Schaft und Afterschaft getragenen Rami, oder Gebilden zweiter Ordnung werden. Es wiederholt sich also bei der embryonalen Entwicklung der definitiven Feder derselbe Process, der sich phylogenetisch in einem Vergleich der Erstlingsdune der Taube mit der einer Ente ausspricht. Aehnlich ist auch die Entstehung und das Verbältniss der Radii oder Gebilde dritter Ordnung zu den sie tragenden Rami aufzufassen. Da der Hauptschaft nach der Spule zu bedeutend dicker wird, um die nöthige Festigkeit zu erlangen, so werden die Insertionspunkte der von ihm getragenen Rami immer mehr auf die ventrale oder innere Fläche des Schaftes verlegt, bis endlich die Aeste der Aussen- und Innenfalıne mit einander in der Mitte der Innenfläche zusammenstossen. Hier ent- springt auch der Afterschaft und von derselben Stelle läuft eine deutliche Rinne auf der Innenfläche des Hauptschaftes zu dessen Spitze. Ferner liegt in dieser Rinne ein eigenthümliches Gebilde, welches aus tütenförmig in einander gesteckten verhornten Kapseln besteht und zwischen Haupt- schaft und Wurzel des Afterschaftes ins Innere der Spule dringt und dieselbe bis zu deren Basis durchsetzt. Diese Federseele ist das letzte Ueberbleibsel der Hülle der Pulpa, die, wie aus Fig. 9 zu ersehen, zwischen den Gruppen der Sehleimhautzellen emportritt. Diese Kuppe des Federkeimes wird natürlich zwischen Haupt- und Afterschaft an der als Nabel bezeichneten Stelle hervorragen, nachdem die Feder eine ge- wisse Grösse erreicht hat. Indem sich die Pulpa von der Spitze her all- 526 Bau der Federn. mählich durch den Aufbau der Feder erschöpft, zieht sieh ihr Inhalt zurück, lässt aber einen dünnen verhornten Ueberzug zurück, und indem sich dieser Vorgang wiederholt, entsteht die Reihe von in einander geschachtelten hohlen Abtheilungen, welche die „Federseele“ darstellen. Die unterste dieser schachtelartigen Kuppen bedeckt dann den Rest der Pulpa, die also stets in die ausgebildete Federbasis hineinragt. Zugleich aber schnürt sich die Spule hier zusammen und die reducirte Papille (P,;) verbleibt in ruhendem Zustande, bis sie zur Zeit der Mauserung wieder zu neuem Leben erwacht. Ein solcher Reservetheil bleibt an der Basis der jeweilig thätigen Papille bestehen; so erklärt es sich, wesshalb nach gewaltsamem Ausreissen erst halbfertiger Federn der Vogel dennoch zum baldigen Ersatze befähigt ist. Erfährt die Pulpa jedoch eine tiefere Verletzung, so verkrüppelt die nächste Feder, oder die Stelle bleibt fortan federlos. — Wie die Erstlingsfeder, so ist auch die unfertige Feder des erwachsenen Vogels von einer hornigen Scheide umgeben, die sich erst allmählich in Form schorfartiger Plättehen abstösst. Aus den Epidermiszellen des Follikels der definitiven Feder gehen mithin folgende Gebilde hervor: Die Hornscheide, die Feder selbst, und zwar oben als Schaft nebst den Aesten, unten als Spule, und drittens die Federseele.e Die Hornscheide wird aus den Zellen gebildet, welche der äusseren Hälfte der bei * eingewucherten Schleimhautschicht entstammen; ihre nicht verhornenden Zellenlagen würden dann die äusserste Wand des ganzen Federfollikels darstellen; die innere Hälfte dagegen giebt das Material zur Feder und deren Seele. Die Epitrichialschieht ist auf die Erstlingsfeder beschränkt. (Davies.) Nachdem die ganze Feder mit Abschluss des Wurzelendes der Spule vollendet worden, hat die Pulpa ihren Dienst erfüllt, die in ihr enthaltenen Gefässe sind verödet, und die fertige Feder würde von nun an als ein todtes Product anzusehen sein, wenn nicht die zahlreichen Fälle von Farbenwechsel ohne Mauser uns zu der Annahme zwängen, dass doch noch Saftbahnen in der Feder vorhanden sein müssen. Dass neues Pig- ment in den alten Federn abgelagert wird, oder dass altes schon dort vorhandenes Pigment herausgezogen oder umgewandelt wird, scheint sicher zu sein. Hiermit nieht zu verwechseln ist die Aenderung des Farbenkleides, welche durch Abstossung der äussersten, oft unscheinbar gefärbten Enden der Federn hervorgebracht wird. Einige Angaben finden sich hierüber bei Besprechung der Mauser. S. 538. Man vergleiche auch Flemming (Nr. 422) und Gaetke (Nr. 429). Bau und Eintheilung der Federn. An jeder vollständigen Feder unterscheidet man 1. den Kiel oder Hauptschaft, scapus, s. rhachis; 2. den After- oder Nebenschaft, hyporrhachis; 3. die Aeste, rami; 4. die Strahlen, radii; 5. die Vögel. 527 Wimpern, eiliae, und 6. dieHäkchen, hamuli. Die Aeste mit ihren Strahlen und Wimpern bilden die Innen- und Aussenfahne oder den Bart, vexillum. Der Kiel bildet den Stamm der Feder und trägt alle anderen Theile. Sein unterer Abschnitt, die Spule, Calamus, ist rund, hohl und dureh- siehtig; sein oberer längerer Abschnitt ist mehr oder weniger vierkantig und mit lufthaltigen Markzellen aus Hornsubstanz ausgefüllt. Die gegen den Leib des Vogels gekehrte Fläche des Hauptschaftes, die morpho- logische Innenfläche, enthält eine Längsrinne; wo diese mit den con- vergirenden beiden Fahnen und mit dem Nebenschaft zusammenstösst, befindet sich der Nabel, umbilicus superior. Aus demselben tritt ein ziemlich lange besteliendes Gebilde heraus, welches in die „Federseele“ der Spule übergeht. An der Basis der Spule, am Umbilieus inferior, geht die aus ineinander geschachtelten faltenartigen Abtheilungen zusammen- gesetzte Seele in die Papille über. Der Afterschaft, vergl. S. 523—524, ist als die ventrale oder innere Hälfte der zweigespaltenen Feder aufzufassen. Er trägt Aeste und Strahlen wie der Hauptschaft, aber keine Häkchen. Während er bei Dromaeus, Casuarius und Dinornis in seiner Grösse und Ausbildung gar nicht vom Hauptschafte zu unterscheiden ist, zeigt er bei allen übrigen Vögeln eine bedeutende Rückbildung. Am grössten ist er noch bei den Dunen und den kleineren Conturfedern, fehlt aber an den Schwingen und Steuerfedern wohl gänzlich, ebenso an den borstenartigen Augenwimpern. Im allgemeinen ist der Nebenschaft noch ziemlich deutlich, aber stets mehr oder weniger flaumig, dunenartig entwickelt bei Hühnern, Tagraub- vögeln, Papageien und meisten Sumpfvögeln, dagegen ist er auf geringe Spuren beschränkt, oder ganz rückgebildet, bei Tauben, Eulen, Enten u. s. w. Im speeiellen finden sich in den auf Bogen 36 gegebenen Tabellen zahl- reiche Angaben übers ein Vorkommen. Daraus wird sich auch am besten auf seinen taxonomischen Werth schliessen lassen. Bisweilen ist der Stamm des Nebenschaftes sehr verkürzt und trägt nur wenige Aeste, wie bei Numida; noch weiter gehende Verkürzung des Stammes lässt seine Aeste in Form eines kleinen Pinsels direet an der ventralen Seite des Nabels entspringen, z. B. bei Eulen. Hierdurch wird der für Schwung- und Steuerfedern charakteristische Umstand eingeleitet, wo die Innen- und Aussenfahne des Hauptschaftes den ganzen Innenrand des Nabels umgeben. Dass hierbei Aeste des ursprünglichen Neben- schaftes betheiligt sein können, ersieht man sehr deutlich an den Arm- schwingen der Möven. Die Bildung mehrerer Nebenschäfte, wie bei manchen Erstlingsfedern, ist damit natürlich nicht zu verwechseln, wie sich aus der phylogenetischen Entwieklung der Conturfeder ergiebt. Die Aeste, Rami, gehen von beiden Seiten des Schaftes aus und werden durch die an ihnen sitzenden Häkchen zum Federbarte oder der Fahne verbunden. Die Aeste sind in der Regel zusammengedrückte Lamellen, deren dünne Kante nach innen, gegen den Körper hin, deren 528 Bau der Federn. dickere Kante nach aussen gerichtet ist. Die Lamellen der Aussenfahne sind durchgängig höher und stärker als die der Innenfahne. Die Zahl der Lamellen hängt selbstverständlich von der Länge der Feder selbst ab. Die 338 em lange Innenfahne der Schwungfeder eines Kranichs ent- hält ungefähr 650 Aeste. Die Strahlen sitzen zweizeilig an der oberen Kante der Aeste und sind wie diese nach der Federspitze hin gerichtet, sie bestehen ebenfalls aus Lamellen. Ihr oberer Rand ist einfach umgeschlagen, wodurch längs dieses Randes eine vollkommene Rinne zu Stande kommt, die unter dem Mikrosk‘p allerdings den Eindruck eines verdickten Randes macht. (Klee.) Die Strahlen sind meistens sehr kurz, ungefähr 1 mm lang; ihre Zahl ist enorm; jeder der Aeste der erwähnten Kranichfeder trägt durch- schnittlich 600 Paar Strahlen, die ganze Innenfahne also an 400,000 Strahlen. Die Wimpern und Häkchen sind als Differenzirungen der Strahlen- lamellen aufzufassen, nicht aber als selbstständige Theile. Sie sind für die Flugfähigkeit von grösster Wichtigkeit, da die Häkchen des einen Strahles auf die umgeschlagenen Ränder der nächsten Strahlen übergreifen und so eine zusammenhängende fast luftdichte Fahne heıstellen. Zugleich ist die Fahne im höchsten Grade elastisch, nicht nur durch die Elastieität aller einzelnen Federtheile, sondern weil die Häkchen auf den glatten Strahlenkanten hin- und hergleiren können. Nur die Strahlen der distalen, d. h. der Spitze der Feder zugekehrten Reihe tragen Häkchen; dieselben greifen in der in Fig. 10 abgebildeten Weise über einige Strahlen der proximalen Reihe. Schon Nitzsch hob richtig hervor, dass Wimpern und Häkchen in mannigfacher Ausbildung auftreten. Aus dem Vergleiche einer grösseren Anzahl verschiedener Strahlen ergiebt sich deutlich, dass die Wimpern und Häkchen nur Aus- wüchse der die Strahlen zusammensetzenden Zellen sind. Wo die Strahlen nur fadenförmig sind und aus knotigen angeschwollenen, in einander geschachtelten Abtheilungen bestehen, sind die Wimpern nur durch kleine Fortsätze der Knoten angedeutet. Vergl. Taf. XLVI. Zahlreiche Angaben tiber den mikroskopischen Bau der Aeste und Strahlen finden sich in dem Kapitel über die Farben der Federn. Von den verschiedenen Arten der Federn. Im allgemeinen lassen sich die Federn in Conturfedern (pennae s. plumae), Dunen (plumulae), Halbdunen (semiplumae s. plunoplumae) und Haar- oder Fadenfedern (filoplumae) eintheilen. Die Conturfedern oder Lichtfedern bilden die äusseren Umrisse des befiederten Körpers; sie besitzen einen starken und vollkommenen Kiel. Wenigstens der obere Theil ihrer Fahnen besteht aus Aesten und Strahlen von federartiger Bildung. Der untere, der Spule nähere Theil hat mehr dunenartige Fahnen. Die vollkommensten Conturfedern ‚au denen die dunige Bildung fast ganz zurücktritt, sind die Schwung- und Steuerfedern. Häufig sind die Conturfedern dagegen nur wenig ausgebildet. Vögel. 529 Die Borsten an dem Kinnwinkel, an den Augenlidern, am Mundwinkel bestehen der Hauptsache nach nur aus dem Schaft, mit wenigen am Grunde befindlichen Aesten. Die Flügelsporen von Casuarius sind sogar nur durch den Schaft gebildet. Nitzsch gab an, dass an den überhaupt sehr lockeren Conturfedern der Ratiten die Wimpern und Häkchen, bei Casuarius und Dromaeus sogar auch die Strahlen fehlen, sodass bei letzteren Vögeln die Contur- feiern nur aus Schaft nebst Strahlen bestünden. Manche Anatomen er- bliekten in diesem Verhalten eine gewichtige Differenz zwischen Carinaten und Ratiten. Fürbringer’s neuere Untersuchungen ergeben Folgendes: „An den langen Aesten der Schwungfedern von Rhea, namentlich im mittleren und basalen Theile derselben, finden sich nicht allein regel- mässig angeordnete Strahlen, sondern von diesen ausgehend auch zahl- reiche, wenngleich sehr kleine Wimpern; vereinzelte von diesen zeigen auch als Annäherung an den Typus der Häkchen ein knotenförmig ver- diektes Ende; Verbindungen der einzelnen Strahlen mit einander sind dagegen nicht vorhanden. Spheniseus bietet an ‘seinen grössten Flügel- federn Gebilde dar, deren Aeste in der überwiegenden Mehrzahl nackt und strablenlos, und nur zum kleineren Theile mit Strahlen und rudimentären Wimpern und Häkchen versehen sind. Eine wirklich gegenseitige An- heftung der Strahlen durch diese Wimpern und Häkchen wurde nicht bemerkt. Also bei Spheniscus kleine Flügelfedern mit spärlichen und reducirten Wimpern und Häkchen, bei Rhea leidlich grosse Schwungfedern. mit zahlreichen Wimpern und sehr vereinzelten und rudimentären oder abortiven Häkchen. Eine wirkliche Grenze ist demnach zwischen beiden nicht zu ziehen. Bei den Sphenisceiden dürfte die secundäre Rückbildung der Schwungfedern kaum zu bezweifeln sein; der Gedanke liegt sehr nahe, auch für Rhea und die anderen Ratiten einen ähnlichen Vorgang anzunehmen.“ Ueber die Dunen berichtet Nitzsch: Die Dunen finden sich immer dem Lichte entzogen, von Conturfedern oder wenigstens den zusammen- gefalteten Flügeln bedeckt. Sie stehen oft zwischen den Conturfedern, nämlich immer eine in der Mitte des von vier Conturfedern gebildeten Feldes, sodass sie mit diesen einen Quincunx darstellen; so z. B. bei Sula. Häufig finden sich mehrere Dunen in solchem Felde, wie bei den Lamellirostres, oder auch sehr viele wie am- Halse der Adler. Ausserdem findet man sie an Stellen, wo keine Conturfedern stehen, oder sie kommen gar nur an solchen Stellen vor, dann aber zerstreuter. Selten stehen die Dunen frei an der Oberfläche, wie am Kopfe und Halse mancher Geier; da die obersten Aeste in diesem Falle aber zusammengedrückte, fast federartige Strahlen haben, so können diese „Liehtdunen“ ebenso gut als umgewandelte Conturfedern aufgefasst werden. Ihrem Bau nach haben die Dunen entweder einen einfachen Schaft, oder zugleich einen Afterschaft, wenn letzterer bei den Contur- federn vorhanden ist; oder sie sind doldenförmig, d. h. der Schaft Broun, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 34 530 Bau der Federn. fehlt ganz und die Aeste sitzen am obersten Ende der Spule, z. B. bei Pelecanus. Betreffend Puderdunen s. dort, 8. 531. Das ‚Dunenkleid‘“ der Jungen, oder das Erstlingsgefieder ist auf S. 533 beschrieben worden. Halbdunen stehen nach Nitzsch niemals, wie die echten Dunen, zwischen Conturfedern, sondern am Rande oder Ende der Federfluren, und führen hier die Reihen der Conturfedern aus, oder nehmen ganz deren Stelle ein. Sogar ganze Fluren können sie allein bilden. Dennoch werden sie von den Conturfedern bedeckt und dem Lichte entzogen. Häufig haben sie einen Afterschaft, wenn derselbe auch bei den Contur- federn sich findet, und unterscheiden sich dann nur durch den Mangel der federartigen Spitze. Am grössten findet man sie bei einigen Störchen, z. B. bei L. Argala und beim Marabu, wo sie unter den unteren Deck- federn des Schwanzes sitzen; ähnlich bei Haliaetos. DieFadenfedern. Nitzsch giebt folgende umfassende Beschreibung. Die Fadenfedern unterscheiden sich sehr auffallend von den übrigen drei Federarten durch eigenthümliche Stellung, ausserordentliche Schlankheit und durch die entweder fehlende oder höchst kleine Fahne. Zugleich sind sie mit den Conturfedern gleichsam vergesellschaftet, sodass einer jeden Conturfeder des Kopfes, Halses und Rumpfes eine vder sogar zwei Fadenfedern ganz nahe stehen, und fast ans derselben Hauttasche mit ihr hervorzukommen scheinen. Seltener, wie bei den Reihern und Lamelli- rostres, finden sich mehrere, sogar bis zehn, Fadenfedern neben einer Conturfeder. Diese Federn haben nur selten, wie bei einigen Hühnern, am Grunde dunenartige Aeste und Strahlen. Meistens ist ihr Kiel äusserst dünn, kaum sichtbar mit blossem Auge; nur bei den Kasuaren ist er viel dicker und auffälliger Weise selır flach gedrückt. Dennoch ist er immer steif, gerade, lang, fadenförmig, und hat eine sehr kurze, vom marklosen Schatt kaum verschiedene Spule. Dieser Kiel sendet, ganz wie das Haar, entweder gar keine Aeste aus, oder nur wenige, oft nur einen oder zwei, und zwar am obersten Ende des grösstentheils ganz nackten Schaftes. Solche Fadenfedern dürften wohl allen Vögeln eigen sein. Meistens sind sie ganz von den Conturfedern bedeckt; indess finden sich bei den meisten Passerinen, namentlich bei Fringilla, Sylvia, Turdus, einige längere Fadenfedern im Nacken, welche über die anderen Federn hervorragen. Bei der Gattung Trichophorus s. Criniger ragen sie sogar abwärts ge- krümmt als einfache astlose Haare weit hervor. Auf eine andere, und viel mehr entwickelte Art finden sich Fadenfedern bei Halieus, wo sie fast den Charakter der Conturfedern annehmen. Nitzsch glaubt nämlich, dass die zarten, schmalen und weissen Dunen für Fadenfedern zu halten sind, welche am Halse aus dem übrigens schwarzen metallischen Gefieder der Cormorane hervorragen; sie. sind zwar mit vollkommenen Fahnen versehen, aber in der Stellung und Schlankheit des Kieles und der übrigen Theile stimmen sie mit den Fadenfedern überein. Vögel. . 531 Die Puderdunen sind, wie der von Nitzsch gut gewählte Name andeutet, Dunen, welche einen eigenthümlichen Staub, Puder, absondern. Allen gemeinsam ist, dass ihr Wurzeltheil sich nicht wie bei den anderen Federn schliesst, sondern dass sie fortwährend wachsen, und dass die feinen Endverzweigungen oder einzelnen Strahlen durch eigenthimliche Umwandlung der sie bildenden Zellen in weisslichen Staub zerfallen. Dieser Staub wird oft in erstaunlicher Menge abgesondert und verursacht an den das lebende Gefieder durchsuchenden Fingern ein fettiges und doch zugleich trockenes Gefühl; der weissliche Puder bleibt leicht an den Fingern haften, wovon man sich leicht durch Untersuchung eines Kakadus, eines grauen Papageies, oder einer Chrysotis überzeugen kann. Beim grauen Reiher bildet der Puder einen das ganze Gefieder überziehenden sanften Hauch, der bald nach dem Tode erlischt. Die Form und Grösse der Puderdunen wechselt sehr. Bei den Papa- geien bildet die Dune eigentlich nur ein ‚kurzes, feines Pinselchen mit sehr kurzer, kaum aus der Haut hervorragender Spule. Etwas länger, aber auch sehr schwach ist der Spulentheil bei den Reihern, er löst sich sehr bald in ein halbes Dutzend und mehr Aeste auf. Bei Podargus hingegen sind diese Puderdunen bis zu zwei Zoll lang, zerfallen in eine Unmenge von äusserst feinen Aesten und Strahlen und sind zu starken und mehr als balbzolllangen Spulen vereinigt. Alle stimmen aber darin überein, dass die lange oder kurze Spule in eine grössere Anzahl von einander gleichwerthigen Aesten übergeht, von denen keiner zu einem Schaft umgebildet wird. Hierin gleichen sie also den wahren Dunen, sie unterscheiden sich von diesen aber durch den fortwährenden Zerfall der zelligen Hüllen, welche die einzelnen Aeste des Dunenbüschels umgeben. Stieda (Lit. Nr. 465) hat diese Dunen bei der Rohrdommel, Botaurus stellaris, untersucht. Jede Puderdune besteht aus einem ungefähr 1.5 em langen Stiel und einem pinselartigen Büschel. Die Spule steckt etwa 0,5 em tief in der dort ein bedeutendes Fettpolster enthaltenden Haut; die Spule ist etwas mehr als 0.5 mm dick, eylindrisch und nicht hohl, vielmehr ragt die Federpapille noch etwas in den Dunen- büschel hinen. Die Papille selbst ist am Wurzelende ein wenig ab- geschnürt, bleibt aber offen; in der unteren Hälfte enthält sie zahlreiche Gefässe und Nerven, in der oberen erscheint sie abgestorben. Die Ober- fläche der Papille ist entsprechend der Zahl der Dunenäste längsgerillt, zeigt daher auf dem Querschnitt das typische sternförmige Aussehen. ° Die Spule löst sich in eine Unzahl von feinen Aesten auf; jeder dieser fadenartigen Aeste besteht aus einem leicht pigmentirten Axenstrang von nur 0.0003 mm Durchmesser, der von einer einfachen Lage von Zellen allseitig umgeben wird. Die Zellen sind an ihrem 0.004 mm messenden Kern leicht erkennbar. Ursprünglich waren alle Zellen des gesammten Astes indifferent; dann strecken sich die pigmenthaltigen von ihnen und bilden den Axenstrang, die anderen werden zur Hülle. Diese letzteren verhornen dann, gehen aber schliesslich eine Metamorphose ein, durch 34* Bau der Federn. 532 welche sie, wenigstens theilweise, in eine fettige Substanz um gebildet werden; sie bilden den Puder. Verbreitung der Puderdunen. Wie die gewöhnlichen Dunen sind die Puderdunen nicht immer auf gewisse Stellen des Körpers be- schränkt. Bei manchen Vögeln stehen sie überall zerstreut, zwischen den Conturfedern und auf den Rainen, bei anderen dagegen bilden sie sehr diehte Fluren, und zwar immer an bestimmten Stellen, die dann nicht von den Fluren der Conturfedern bedeckt zu sein pflegen. Besonders bevor- zugte Stellen sind der Unterrücken und die Hüftgegend. Murie (Lit. Nr. 451 und 452) suchte nachzuweisen, dass die Puder- fluren aller Vögel auf ein Schema zurückführbar seien, welches bei Rhinochetus seine grösste und vielleicht typische Ausbildung erlangt habe. Dies ist jedoch nieht wahrscheinlich. Puderdunen kommen bei sehr vielen Vögeln vor, die gar nicht mit einander verwandt sind, auch finden sie sich durchaus nicht immer bei allen Mitgliedern derselben Familie. Ihr Vorkommen und ihre Anordnung kann daher nur von sehr geringem taxonomischem Werthe sein soweit grössere Vogelgruppen in Betracht kommen; anderseits sind sie bisweilen für die Zugehörigkeit von Arten, Gattungen und selbst Unterfamilien als Fingerzeig zu benutzen. Im Folgenden ist eine systematische Zusammenstellung des Vor- kommens von Puderdunen gegeben. Herodii. Alle Reiher besitzen grosse, dichte paarige Puderflecke und zwar auf der Brust, dem Unterrücken und meistens auch auf dem Bauch. Die Basaltheile der Puderdunen sind gelb, oft von schmieriger Beschaffenheit; die Pinsel sehr fein und dieht, grau oder schwärzlich ge- färbt, der abgesonderte Staub bläulich. Balaeniceps. Jederseits auf der Mitte des Unterrückens ein grosser Fleck, gerade dort, wo bei Rhinochetus die leere Stelle ist. Rhinochetus. Puderdunen in grösster Ausdehnung, dichte Fluren, Flecke und zerstreute Stellen bildend. Eurypyga. Sehr ähnlich dem vorigen, aber weniger dicht. Mesites. Mit 5 Paar Flecken; sehr an die beiden vorigen Gattungen erinnernd. Tinamidae. Puderdunen mit den Conturfedern des grossen Sattels der Rückenflur gemischt. Raptores. Nur bei Elanus, Cymindis, Circus sicher bekannt. Die Puderdunen bilden einen grossen Fleck auf dem Unterrücken und - auf der Lendengegend; bisweilen sind die der rechten und linken Seite mit einander vereinigt. Gypaetos soll einzeln zerstreute Puderdunen besitzen, dieselben aber im Alter verlieren. Psittaci. Nur bei Cacatuinae, Calyptorhynchus, Chrysotis und Psittacus vorhanden. Auf Nacken, Hals und Schulter zerstreut, auf den Seiten des Rumpfes mehr oder weniger deutlich zu Zügen ver- einigt, auf dem Unterrücken bei Cacatua dichte Flecke bildend. Vögel. 533 Podargus. Jederseits mit einem ausserordentlich diehten, lang- dunigen Flecke auf dem Unterrücken. Leptosoma. Wie beim vorigen. Coracias scheint zerstreute Puderdunen zu besitzen. Ocypterus (Artamus) bildet die einzige Ausnahme von allen Passeres. Jederseits sind 3—4 Puderflecke vorhanden, welche die Säume von Conturfluren bilden, und zwar am Ende des äusseren Brustastes, am Schenkel und am Unterrücken. Die Puderdunen haben einen starken, 1 em langen Schaft. Bisher war ihr Vorkommen nur bei Artamus leurorrhynchus angegeben; ich finde sie bei allen Arten dieser Gattung, sie verursachen den eigenthümlichen grauen Hauch auf dem ganzen Gefieder. Die Artamus von einigen Ornithologen nahe gestellte Gattung Artamia —= Oriolia aus Madagascar besitzt solche Puderdunen nicht. Mit dieser Aufzählung scheint das Vorkommen von Puderdunen er- schöpft zu sein. Die betreffenden Vögel haben nichts Gemeinsames, weder in der Lebensweise oder in der Nahrung, noch in ihrem Bau. Es scheint als ob eine Verwandtschaft von Eurypyga, Rhinochetus, Mesites und Balaeniceps mit den Reihern durch die Puderflecke zum Ausdruck gelangt, sie alle sind „Grallae“; aber das Auftreten derselben Puderdunen bei vielen Psittaci, einigen Raubvögeln, bei einigen wenigen Mitgliedern der Ordnung „Coraeiiformes“ Fürbringer’s und bei der Gattung Artamus — macht es höchst wahrscheinlich, dass typische Dunen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Vogelgruppen in Staubdunen umgewandelt werden konnten, vielleicht zum Schmucke des Gefieders, vielleicht gegen ungeahnte Witterungseinflüsse, bestimmt aus uns unbekannten Gründen. Die Formen der Erstlingsfeder und das Nestkleid. Schon Nitzsch wusste, dass das Dunenkleid der eben ausgebrüteten Vögel meistens nur aus bald abfallenden dunenartigen oder borstenförmigen Fortsätzen besteht, welche auf den Spitzen der zuerst gebildeten Aeste einer Conturfeder, oder sogar einer Dune, aufsitzen. Man vergleiche darüber auch die Angaben auf S. 525. Die im Folgenden mitgetheilten Untersuchungen verdanken wir haupt- sächlich Klee; die von mir herrührenden sind mit * bezeichnet. Struthio besitzt die grössten Erstlingsfedern; sie erreichen eine Länge von 10 cm. Ueber der 1 cm langen, kräftigen Spule erheben sich bis 30 Hauptstrahlen in büschelförmiger Anordnung, welche mit Wimpern tragenden Nebenstrahlen dicht besetzt sind. Einige der Hauptstrahlen sind länger als die übrigen, werden in der oberen Hälfte astlos und ver- breitern sich zu plattenförmigen, mit Mark erfüllten Gebilden. — Dieses Gefieder der jungen Strausse verleiht ihnen durch seine Pfeffer- und Salz- farbe grossen Schutz. Rhea. Die Jugenddune ist bis 6 em lang und besitzt einen Schaft, der jedoch gegen die langen und starken von ihm sich abzweigenden 534 Nestkleid. Hauptstrahlen oder Aeste ziemlich schwach erscheint. Die Hauptstrahlen tragen an ihrer unteren Fläche Nebenstrahlen; im oberen Theile spalten sie sich eigenthümlicher Weise in zwei bis drei markhaltige Enden, Casuarius galeatus. Nach Studer sind die Erstlingsfedern ganz wie eine Hälfte der Federn der Erwachsenen gebildet, denn sie be- stehen aus einem langen und dünnen Schaft, der jederseits zu Neben- strahlen gewordene Strahlen zweiter Ordnung trägt. * Dromaeus, 6 Tage alt. Die Erstlingsfedern sind sehr ausgebildet, denn sie bestehen aus einer grossen Haupt-undeinerkleineren Neben- feder. Am Bauche und Rücken sind einige Federn nahezu 4 cm lang. Die Hauptfeder besteht aus einem dünnen wellig gebogenen Schaft, welcher jederseits 7—9 Aeste von 1—2 cm Länge trägt; die Nebenfeder besteht aus einem sehr langen Schaft, welcher 5—6 einander ziemlich gleich- werthige Aeste trägt. Haupt- und Nebenfeder sind zu einer kurzen, deutlichen Spule vereinigt. Sämmtliche Aeste tragen zwei Reihen von sehr zahlreichen Radien; Ciliae und Häkchen fehlen aber ganz. Die Ratiten sind echte Nestflüchter, d. h. das eben ausgebrütete Junge besitzt ein ziemlich dickes Federkleid, hat offene Augen, kann sehr bald laufen und sucht seine Nahrung selbst. Während das Gefieder der erwachsenen Ratiten keine Lücken oder Raine aufweist, ist das Erstlingsgefieder der Embryonen von Struthio durchaus nicht gleichmässig über den ganzen Körper verbreitet. Vielmehr bleiben einige ziemlich grosse Stellen des Körpers ganz frei und werden erst später von Federn bedeckt. Taf. XLIX, Fig. 1 zeigt diese Ver- hältnisse an einem 15 Tage alten Embryo. — Sollte dieses Verhalten auf einen phylogenetisch früheren Zustand hinweisen, so wäre damit ein wichtiger Grund für die Ansicht gewonnen, dass das lückenlose Gefieder der Ratiten ein erst nachträglich erworbener Charakter, und nicht als ein fundamentaler Unterschied von den Carinaten aufzufassen ist. Sphenisceidae. Nach Studer ist der frisch ausgeschlüpfte Penguin (Eudyptes chrysocoma) mit Ausnahme der Mittellinie des Bauches am ganzen Körper mit einem Kleide von Pinseldunen bedeckt. Dieselben sind auf Rücken und Bauch gleich lang, und bestehen aus einer kurzen, in einer Hauttasche sitzenden Spule, aus der sich 16—18 Strahlen oder Aeste erheben. Diese sind bis auf zwei Drittel ihrer Länge noch mit kurzen secundären Strahlen besetzt. Auf den ruderartigen Flügeln stehen ähnliche Pinseldunen, aber die Zahl der secundären Strahlen beträgt nur sieben. Jeder Strahl stellt eine abgeplattete Hornfaser dar. Die Horn- scheide, welche jede Dune überzieht, wird schon im Ei abgestossen, sodass die Dune gleich als Federpinsel zu Tage tritt. Die erste Entwicklung der Embryonaldunen tritt beim Penguin erst sehr spät auf, bei Eudyptes chrysocoma etwa am 20sten Bebrütungstage; das Dunengefieder wird sehr bald nach dem Auskriechen von den nächsten Federn ersetzt, deren Strahlen in die aufgelöste Basis der Spule der Embryonaldune continuir- lich übergehen. 7 Vögel. 339 Der eben geborene Penguin ist noch ein sehr unbehültliches Geschöpf. Nach Studer beträgt seine Länge nur 15 cm, seine Augen sind ge- schlossen; er ist noch nicht im Stande sich aufzurichten, und wird von den Alten mit kleinen Seethieren und ausgepiekten Schneeken gefüttert. Schon nach 14 Tagen hat er eine Grösse von 26—28 cm erreicht, seine Augen sind geöffnet. Die Dunen werden bereits abgestossen; er stützt sich immer noch anf seine Ruderschwingen, ist aber schon im Stande von einem Stein zum andern zu klettern. Erst Anfangs Februar ist er, im Alter von 4 Wochen, so weit erstarkt, dass er den Alten ins Wasser folgen kann. Die Penguine sind also richtige, blindgeborene Nesthocker und nicht Nestflüchter, wie man wohl erwartet hätte; ein gewichtiger Umstand, diese Vögel nicht für sehr primitiv zu halten, sondern sie als sehr specialisirte Abkömmlinge anderer Carinaten aufzufassen. Lamellirostres. Echte Nestflüchter, sebend und mit dichtem Dunenkleid geboren, gleich fähig ihre Nahrung selbst zu suchen. Die Länge der Dunen schwankt an demselben Vogel von 1—5 em. Aus einer kräftigen, aber kurzen Spule erhebt sich ein schwacher Schaft, der die langen Hauptstrahlen trägt; diese tragen zahlreiche bewimperte Neben- strahlen ausser an den borstenartigen Enden. — Das Erstlingsgefieder der Enten und Gänse ist sehr häufig gelb gefärbt. Colymbo-Podieipedidae, Laro-Limicolae, Pteroeletes, Rasores, Rallidae und Gruidae sind alle echte Nestflüchter. Sie werden sebend, mit diehtem Nestkleid versehen geboren und können sogleich oder sehr bald laufen oder schwimmen und ihre Nahrung selbst suchen. * Colymbus. Die Nestdunen bestehen aus ungefähr zwölf gleich- werthigen, sehr feinen und dicht mit Seitenstrahlen besetzten bis 2 cm langen Hauptstrahlen, welche in eine sehr kurze Spule vereinigt sind. Diese Spule löst sich aber bald wieder auf und die Spitzen der Aeste der Conturfedern tragen dann je einen feinen Hauptstrahl der Nestlingsfeder. * Larus. Ungefähr zwölf ziemlich platte, ganz gleichwertbige Haupt- strahlen, die in eine sehr kurze Spule zusammentreten und nur an ihrer basalen Hälfte wenige Seitenstrahlen tragen. * Uria — wie Larus, aber die Hauptstrahblen sind nicht platt und die Seitenstrahlen sind länger. Phasianus, Gallus, Tetrao, Perdix. Die Erstlingsfedern zeigen alle eine büschel- oder pinselförmige Anordnung der Hauptstrahlen. Dieselben sind ziemlich stark und steif; kurz vor der kurzen Spule ver- einigen sich häufig einige wenige zu einem winzigen Schäftehen. Die Seitenstrahlen sind bedeutend schwächer als bei den Schwimmvögeln. Die Länge der Dunen beträgt wohl nie mehr als 1.5 cm. Pelargi, Herodii, Steganopodes und Tubinares können (nebst den Spheniseidae) als niedere Nesthocker zusammengefasst werden. Beim Ausschlüpfen sind sie noch mehr oder weniger blind, bleiben lange 536 Nestkleid. Zeit ganz hülflos im Neste, müssen gefüttert werden und haben ein sehr lückenhaftes, dünnes Nestkleid, welches sich auf die Fluren der Contur- federn beschränkt. Die Jungen bleiben im Neste bis sie fliegen können. * Nycticorax. Ungefähr vierzehn ganz gleichwerthige Hauptstrahlen von bis 2.5 cm Länge sind bis an die Spitze mit langen, feinen und äusserst zahlreichen Seitenstrahlen besetzt. Im Uebrigen verhalten sich diese Nestlingsdunen genau so wie bei Colymbus. * Phoenicopterus. Noch ganz kleine Flamingos haben ein weisses, ziemlich dicht wolliges Dunenkleid. Die einzelnen Dunen sind genau so wie die der Störche und Reiher gebaut, ohne jegliche Andeutung eines Hauptschaftes wie etwa bei den Lamellirostres. Das dichte Dunenkleid der Flamingos wird sich leicht aus Anpassung an die Lebensweise im’ Wasser erklären lassen, denn die Jungen bleiben nur sehr kurze Zeit in dem niedrigen, aus Schlamm gebauten Neste. * Sula. Mehr als zwölf ganz gleichwerthige Hauptstrahlen mit zahl- reichen Nebenstrahlen, zu einer sehr kurzen vergänglichen Spule verbunden. Die Steganopodes sind beim Ausschlüpfen fast nackt, können aber sehen; die Dunen wachsen sehr bald. | Columbae, Raptores, Striges, Psittaci, „Coceygomor- phae“ und Passeres sind höhere Nesthocker. Sie bleiben noch lange Zeit nach dem Ausschlüpfen blind, müssen gefüttert werden, verlassen das Nest erst nachdem sie flügge geworden sind. Ihr Nestkleid ist aber sehr verschiedenartig und deutet an, dass sich kein scharfer Unterschied zwischen höheren und niederen Nesthockern ziehen lässt. Columbae. Jede Nestlingsfeder besteht aus wenigen, ungefähr sieben Hauptstrahlen, welche lang und platt sind, gar keine oder nur sehr wenige Seitenstrahlen tragen, und alle einander gleichwerthig zu einer sehr kurzen Spule zusammentreten. Eben ausgeschlüpfte Tauben sind ziemlich nackt, da die einzelnen, meistens gelben Borstenbüschel noch einige Zeit lang durch ihre Epitriehialhülle zusammengehalten werden. Raptores. Die Raubvögel kriechen mit einem dichten Wollkleide aus, denn ausser den Erstlingsfedern, welche den Spitzen der späteren Conturfedern aufsitzen, ist schon jetzt der ganze Körper mit Ausnahme der Achselhöhle und des Halsseitenraines mit langen feinen Dunen be- kleidet. Jede Erstlingsfeder besteht aus einer sehr grossen Anzahl gleich- werthiger, äusserst feiner und mit zahlreichen Seitenstrahlen bedeckter Hauptstrahlen, welche zu einer ganz kurzen Spule vereinigt sind. Striges. Die Nestdunen sind fast doppelt so lang als die der Tagraubvögel, nämlich bis 4 cm, und zeichnen sich durch besondere Weichheit aus. Psittaci. Die Jungen kriechen fast nackt aus. Die Dunen sind spärlich über den ganzen Körper vertheilt; sie sind büschelförmig wie bei den Raubvögeln, ihre Hauptstrahlen besitzen fast keine Spur von Mark- substanz, sind bis zur Hälfte mit dünnen Seitenstrahlen besetzt und werden in ihrem oberen, unverzweigten Ende breiter, fast bandartig. Vögel. 537 Bei Nymphieus ist die Erstlingsfeder etwa 1 cm, bei Melopsittacus 2 bis 3 mm lang. * Pici. Die Spechte sind ganz nackt beim Auskriechen und bleiben so bis die bleibenden Federn hervorbrechen. Das Nestkleid ist also bei diesen Vögeln ganz unterdrückt worden, wahrscheinlich infolge der sehr gesicherten Nistweise. Aleedo. Auch die Jungen von Alcedo haben gar kein Nestdunen- kleid; bald aber brechen die Conturfedern hervor und während sie noch in den ungeöffneten Scheiden stecken, geben sie den Jungen das Ansehen eines jungen Igels. Nitzsch weist mit Recht darauf hin, dass die alten Eisvögel ein sehr dichtes Dunenkleid besitzen. Upupa. Die Jungen von Upupa haben nach Nitzsch ein lockeres Nestkleid, dessen Dunenstrahlen auf den Spitzen der späteren Contur- federn aufsitzen. Passeres. Die Jungen sind fast ganz nackt, lange Zeit blind und ganz hülflos. Die Dunen sind auf sehr wenige Stellen des Körpers be- schränkt und stehen auch dort nur vereinzelt; besonders grosse finden sich am Scheitel und am Hinterkopf, auf den Schulterfluren und auf dem Sattel der Spinalflur, etwas später erscheinen sie auch auf den übrigen Theilen der Rückenflur, auf den Lendenfluren, an den Spitzen der Arm- schwingen und häufig auch an den Spitzen der Steuerfedern. Auf der gesammten Unterflur sehr junger Passeres finden sich gar keine Nestdunen. Die Dunen selbst bestehen aus einer sehr kurzen Spule und einer ziem- lich grossen Anzahl von langen, weichen, einander gleichwerthigen Haupt- strahlen, deren jeder dicht mit sehr feinen Seitenstrahlen besetzt ist. Das äusserste Drittel jedes Hauptstrahles ist meistens frei von Seiten- strahlen. Im allgemeinen betrachtet, stehen die Erstlingsfedern der Columbae auf der morphologisch niedersten Stufe, denn sie sind rein pinselförmig, da sie nur aus einer geringen Anzahl von ganz gleichwerthigen einfachen Strahlen bestehen. Der Besitz zahlreicher Seitenstrahlen an den Haupt- strahlen weist den Federn der Spheniseidae, Laro-Limieolae, Strutbio, Raptores und Passeres eine höhere Stufe an; endlich folgen die Rasores, die Lamellirostres und Rhea, bei denen sich ein Hauptstrahl als Schaft auszubilden beginnt. Diese Reihenfolge repräsentirt theoretisch die Stufen der phylogenetischen Entwicklung der Feder (vergl. S. 506), aber es folgt auch daraus, dass die Erstlingsfedern ihren Bau unbedingt der Anpassung an äussere Verhältnisse verdanken. Im Nestlingsgefieder der Nesthocker spricht sich ein niederer Zustand aus, während es bei den Nestflüchtern, besonders bei den Lamellirostres und bei Rhea zu einer hohen Entwicklung des Gesammtgefieders und der einzelnen Federn gekommen ist. Unstreitig verursacht das Brüten in Höhlen und das längere Verbleiben der Jungen im Neste, was doch einen secundär erworbenen Zustand bedeutet, Re- duction des Gesammtgefieders, z. B. bei den Eisvögeln, Papageien und Spechten. Anderseits hat frühzeitiges Wasserleben bei den Lamellirostres 538 Mauser. ein diehtes und im einzelnen sehr entwickeltes Erstlingskleid heran- gezüchtet. — Bei veränderter Nist- und Lebensweise wird sich am ersten und leicht das Gesammtgefieder ändern, aber schwerlich so leicht der Typus der Einzelfeder. Man könnte aus dem Bau dieser Erstlingsfedern allerhand Schlüsse auf die Abstammung der verschiedenen Vogelordnungen ziehen. So z. B. dass die Vorfahren der Columbae ein Gefieder wie die Limicolae besassen, dass aber die Seitenstrahlen verloren gingen und die Zahl der Haupt- strahlen verringert wurde, nachdem und weil die Vögel zu Höhlenbrütern und Nesthockern wurden. Die nesthockenden Penguine bedürfen des dichten Nestkleides der Wärme halber, es wäre ihnen unmöglich, in dem kurzen Gefieder der Alten unterzukriechen. Die Vorfahren der Passeres wurden schon zu Nesthockern, als ihr Gefieder noch auf der Stufe der Laro-Limicolae stand; trotz der gross- artigen Rückbildung des Nestgefieders war aber kein Grund vorhanden die wenigen übrig gebliebenen Nestlingsfedern zum Typus von echten Dunen, d. h. mit einem Hauptschafte, zu entwickeln. Die Mauser. Die Mauserung ist als ein von den Reptilien vererbter Häutungs- process aufzufassen, der in Bezug auf die Federn periodisch stattfindet, während die dazwischen liegenden Theile der Epidermis sich fortwährend abschilfern. Bei der Mauser erwacht die zurückgezogene Papille zu neuem Leben, verlängert sich und bringt durch Hineinwachsen in die Spule die alte Feder zum Ausfall. Bei Casuarius und Dromaeus lässt sich dieses Hineinwachsen der neuen in die alte Feder sehr gut beobachten, da die Spitzen der neuen, fast fertigen Feder noch lange in der kurzen Spule der alten stecken und diese festhalten, sodass diese Vögel dann wochen- lang zwei Lagen von Federn mit sich herumtragen. In anderen Fällen übt die anschwellende neue Papille einen Druck auf die Umgebung der Wurzel der alten Feder aus, verursacht Verödung der Saftbahnen und bringt die alte Feder zum Absterben; letztere kann daher ausfallen, ehe die Spitze der jungen Feder ihre Basis berührt. Ueber die Reihenfolge des Ausfallens der Schwung- und Steuerfedern hat Gerbe (Lit. Nr. 432) eine Reihe von Beobachtungen zusammengestellt. Die Alken, Steissfüsse, Phoenicopterus, Gänse, Schwäne und manche Enten verlieren binnen wenigen Tagen alle Handschwingen, und bald darauf auch die Armschwingen, sodass sie für einige Zeit flugunfähig sind. Man erinnere sich an die „Mausererpel‘“ im Sommer. Andere, und zwar alle Raubvögel, Singvögel, Tauben, Papageien, Hühner, Sumpf- und meisten Schwimmvögel verlieren die grössten Federn Vögel. 539 einzeln in grösseren Zwischenräumen; dabei ist zu beachten, dass die Federn symmetrisch, auf beiden Seiten zu gleicher Zeit, ausfallen. Fast allgemein fällt zuerst die terminale Handschwinge. Bei den Singvögeln beginnt die Mauserung der Armschwingen nicht eber, als bis die fünfte Handschwinge gefallen ist, und zwar schreitet das Ausfallen der Armschwingen vom proximalen und distalen Ende des Vorderarmes nach der Mitte hin vor, sodass ungefähr die fünfte zuletzt ausfällt. Gewöhnlich fällt keine Schwinge aus, bis nicht die vorhergehende neue wenigstens zwei Drittel ihrer Länge erreicht hat. Die grossen Deckfedern fallen gleichzeitig mit ihren Handschwingen. Die grossen unteren Deckfedern der Armschwingen fallen alle zu einer Zeit, bei den Singvögeln, wenn die siebente Handschwinge ausscheidet, d. h. einige Tage vor der Mauserung der Armschwingen, und letzteres findet erst statt, nachdem die neuen unteren Deckfedern nahezu voll ent- wickelt sind. Bei den jungen Singvögeln beginnt die Mauser der Flügelfedern zwischen dem 30. und 40. Tage nach dem Verlassen des Nestes und dauert 40—45 Tage. Zwischen dem Ausfallen von je zwei benachbarten Handschwingen verlaufen 5 Tage. Die Mauser der Steuerfedern beginnt ausnahmslos mit dem mittleren Paar und schreitet paarweise nach aussen fort. Ueber die Zeit der Mauser der europäischen Vögel hat in neuester Zeit besonders Seebohm in den drei Bänden seiner „History of British Birds“ zahlreiche Angaben gemacht, wobei die Ansichten von Naumann, Maegillivray, Adamson u. A. berücksichtigt und theilweise ergänzt worden sind. Die Mehrzahl der Vögel scheint nur einmal im Jahre vollständig zu mausern und zwar im Herbst; bei andern, wie z. B. Podiceps, Colymbus, Alea, Rasores, Motacilla, Anthus, wechseln alle Federn im Herbst, ausser- dem aber die kleineren Federn nochmals im Frühling. Nicht wenige haben zwei vollständige Mausern, eine im Herbst, die andere im Früh- ling, jedesmal vor der Zugzeit; hierher gehören die Laridae, Charadriidae, Grus, Crex, Columbae, Cuculus, Upupa, Caprimulgus, Cypselus, Sylviinae. Andere endlich scheinen keine bestimmte Zeit der Mauser zu haben; alle Federn werden zwar einmal im Jahre gewechselt, aber der Wechsel geht langsam vor sich und dehnt sich über einen grossen Theil des Jahres aus. Ueber die Mauser der tropischen Vögel haben wir nur ungenügende Angaben. Viele Vögel erhalten zum Winter ein dichteres Kleid, im Frühling fallen die Dunen und viele kleinere Federn wieder aus. Auch das Verhalten der Jungen ist bemerkenswerth. — Im einzelnen mausern die Vögel wie folgt: Steganopodes. Die Jungen behalten das erste Gefieder bis zum zweiten Herbst und mausern dann vollständig wie die Alten. Im Winter wachsen die langen Schopffedern und ähnliche kleinere, bei den Cormoranen z. B. weisse, Schmuckfedern. 540 Mauseı. Podiceps. Vollständige, und in Bezug auf die Schwungfedern sehr schnelle Mauser im Herbst; Wechsel der kleinen Federn im Früh- ling. Die Jungen wechseln Kopf- und Halsfedern im ersten Herbst. Pelargi und Herodii. Hauptmauser im Herbst, aber der Ersatz der grossen Federn geht langsam vor sich und zu jeder Jahreszeit ausser der Brütezeit. Die schönen Schopf- und Schulterfedern der Reiher und Löffelreiher wachsen im Frübjahr und fallen im Herbst wieder aus. Ibisse wechseln die kleinen Federn zum zweiten Male im Frühling. Tubinares. Einmalige Mauser, im Herbst. Colymbidae. Vollständige Herbstmauser, Wechsel der kleinen Federn im Frühling. Die Jungen mausern zum ersten Male im Frühling, jedoch nur die kleinen Federn, warten also mit den Schwungfedern bis zum zweiten Herbst. 'Aleidae. Vollständige Mauser im September; Wechsel der kleinen Federn im März. Die Jungen sind ungefähr vier Wochen nach dem Aus- schlüpfen flugfähig und mausern zum ersten Mal im Frühling, wodurch sie nahezu das Gefieder der Alten erhalten. Laridae. Schon einen Monat nach dem Ausschlüpfen flugfähig. Gleich darauf mausern sie schon wieder, sogar während sie noch von den Eltern gefüttert werden. Dann mausern sie regelmässig im Frühjahr und im August. Seeschwalben erhalten mit dieser dritten Mauser die Färbung der Erwachsenen, grosse Möven aber erst im vierten oder fünften Herbst. Nicht selten beschränkt sich die Mauser nur auf die abgenutzten Federn. Charadriidae mausern gewöhnlich zweimal vollständig im Jahre. Der oit bedeutende Wechsel der Farbe des Winter- und Sommerkleides beruht zum Theil auf Farbenänderung der Federn ohne Ausfall. — Phalaropus hyperboreus und Tringa alpina mausern schon, während die Jungen noch in den Dunen sind, also etwa gegen Ende der Brütezeit. Totanus bypoleucus mausert im Frühling, ehe er aus Süd-Afrika zurückkehrt. Otis und Oedienemus mausern vollständig im Herbst; einige Hals- und Kopffedern ausserdem im Frühling. Grus und Crex. Zweimalige Mauser, im Herbst und Frühling. Rallus, Gallinula, Fulica, mausern nur einmal jährlich, im Herbst; das schöne Frühlingskleid wird durch Abstossung der unscheinbar gefärbten Federränder hervorgebracht. Lamellirostres. Cygnus, Anser:-und Tadorna. Die beiden Geschlechter sind einander gleich gefärbt und mausern nur einmal, im Herbst. Anas, Fuligula, Somateria und Mergus: Ausser der Herbst- mauser wechseln die im Prachtkleide sehr verschiedenen Männchen ihre Federn im Sommer und werden den Weibchen sehr ähnlich. — Die speciellen Verhältnisse der einzelnen Gattungen: Uygnus. Die Jungen mausern nicht im ersten Herbst, werden aber weisser durch Abstossen der grauen und braunen Federenden. Anser. Die Jungen erhalten ihr erstes: Gefieder erst nach sechs Wochen und mausern dasselbe vom September bis December mit Aus- Vögel. 541 nahme der Schwingen und Steuerfedern. Im zweiten Herbst mausern sie vollständig wie die Alten in vier Wochen, wobei zuerst die kleinen, dann, und zwar fast zu einer Zeit, die Schwingen ausfallen. Saatgänse wandern in diesem fluglosen Zustande. Tadorna. Einmalige Herbstmauser, die Männchen einen Monat früher als die Weibchen. Anas. Einmalige vollständige Mauser im Sommer. Das Weibchen mausert alle Federn, beginnend mit den kleineren, sobald die Jungen flügge sind. Das Männchen mausert vollständig sobald das Weibchen zu brüten anfängt, und nimmt ganz weibliches Gefieder an, sodass es während der fluglosen Zeit nicht auffallend gefärbt ist. Im Spätherbst wechselt das Männchen die kleinen unscheinbaren Federn wieder und erhält das schöne Gefieder. Die Jungen beiderlei Geschlechts erhalten im Spätherbst das Gefieder der Erwachsenen. Ausser dem Dunenkleid sind bei jeder Entenart mithin nicht weniger als sechs verschiedene Gefieder zu unterscheiden. 1. Das Gefieder der Jungen, dem der Weibchen ähnlich. 2. und 3. Männchen und Weibchen nach der ersten Herbstmauser, den Alten sehr ähnlich. 4. Altes Männchen im Sommer, im Mausergefieder, ähnlich dem Weibchen. 5. Altes Männchen im Prachtkleide, vom Spätherbst bis nach der Paarung. 6. Altes Weibchen. Rasores. Die Jungen werden schon kurze Zeit nach dem Aus- kriechen flugfähig; die Schwung- und Steuerfedern werden bis zum ersten Herbst 3—4 Mal erneuert. Die Hauptmauser der Alten fällt in den Herbst Im Frühling werden nur die kleineren Federn gewechselt. Die Schnee- hühner scheinen neben bedeutendem Farbenwechsel mehrmals im Jahre zu mausern. Columbae. Wilde Tauben haben zwei Mausern, im Herbst und im Frühling. Raptores. Die Jungen behalten ihr erstes Gefieder bis zum nächsten Sommer und werden dann den Alten ähnlich. Die grossen Adler brauchen dazu mehrere Jahre. Sie mausern einmal im Jahre und beginnen im Sommer. Striges. Mausern einmal, im Juli und August. Cuculus, Upupa, Caprimulgus, Cypselus mausern zweimal, im Herbst und im Frühling vor dem Zuge. Merops, Coracias, Alcedo mausern nur einmal, im Herbst. Piei. Haben nur eine Mauser; sie beginnt im Herbst, dehnt sich aber fast über das ganze Jahr aus. Öseines. Sylviinae mausern theilweise im ersten Herbst vor dem Zuge; die Alten mausern zweimal jährlich vor dem Zuge, im März und im September. 542 Pterylographie. Turdinae haben nur eine Mauser und zwar im Herbst. Zu anderer Zeit beschränkt sich der Federwechsel auf den Ersatz einzelner abgenutzter Federn. Die Jungen mausern vollständig im ersten Herbst, haben daher sehon im ersten Winter dasselbe Kleid wie die Alten, damit sie ihr erstes Kleid nieht vom Sommer bis zum nächsten Herbst zu tragen haben. Ampelis. Sturnus. Fringillinae. Alaudinae. Vollständiger Federwechsel im Herbst, mit oft bedeutender Abstossung der Federenden im Frühjahr zur Verschönerung des Brütekleides. Motacilla. Anthus. Hauptmauser im Herbst; theilweise Mauser der kleinen Federn ausserdem im Frühling. Hirundinidae. Mausern nur einmal, im Frühling, also auch hierin von den Cypselidae verschieden. Die Federfluren und Raine, Die Conturfedern sind nur bei sehr wenigen Vögeln gleichmässig über alle Stellen des Körpers vertheilt (Ratitae, Spheniscidae, Palamedea). Bei allen übrigen Vögeln lassen sie grosse Stellen frei. Nitzsch (Lit. No. 454) hat diese Verhältnisse in ausgezeichneter Weise untersucht. Er nennt die mit Conturfedern besetzten Stellen Pterylae, Federfluren oder eigent- lich Federwälder, die dazwischen liegenden Strecken dagegen Apteria oder Raine. Im allgemeinen lassen nach Fürbringer „die niedersten pterylotischen Formen eine Differenzirung in Fluren und Raine noch ver- missen, und bieten eine gleichmässige, mehr lückenlose Befiederung dar; die höher stehenden lassen die meist noch breiten Fluren deutlich er- kennen, doch gehen dieselben oft ganz allmählich in die Raine über (Aleidae, Colymbidae, Lamellirostres, Steganopodes ete.); bei den höchsten endlich sind die meist schmalen Fluren mehr oder minder scharf und deutlich gegen die oft sehr wenig befiederten Fluren abgesetzt (Laridae, Limieolae, Gonidae, Herodii, Passeres ete.); dazu steht auch die ver- schiedene Grösse der Federn, sowie der Wechsel zwischen Plumae und Pennae in mannigfacher Correlation“. Fürbringer weist auch darauf hin, dass eine solche anscheinend primitive Anordnung des Gefieders, wie das der Spheniseidae, Colymbidae, Ratitae, sehr wohl durch Rückbildung aus einer ursprünglich höher entwickelten erklärt werden könnte. So kann z. B. das dichte Federkleid der meisten Schwimmvögel aus nach- träglicher Anpassung an das Wasserleben hervorgegangen sein. Die Anordnung der Fluren und Raine erweist sich oft, aber nicht immer, als ein sehr gutes taxonomisches Hülfsmittel, weniger werthvoll für die Abgrenzung der Ordnungen, als für die Unterscheidung kleinerer Gruppen. Beispielsweise sei auf die Unterschiede zwischen den Cypselidae und Passeres hingewiesen. Cinnyris obseura, sonst kaum von ge- wissen Species von Arachnothera zu unterscheiden, erweist sich sicher als Cinnyris durch das Fehlen eines Sattelraines. Vergl. Taf. 48. Fig. 6. Vögel. 543 Die nahe Verwandtschaft der Pterocletes mit den Tauben, die der Möven mit den Regenpfeifern u. s. w. Ein Merkmal, wie z. B. die häufige interseapulare Gabelung der Rückenflur auf alle Vögel anwenden zu wollen, führt sicherlich zu Trugschlüssen. Nitzsch unterscheidet folgende Fluren: 1. Die Rückgratflur, pteryla spinalis. Sie erstreckt sich vom Nacken bis zum Schwanze und wird von den Halsseiten- und Rumpf- seitenrainen begrenzt. Diese Flur zeigt die grösste Mannigfaltigkeit. Sie kann sich ununterbrochen und von ziemlich gleichmässiger Breite vom Kopf bis zum Schwanz erstrecken, oder sie schwillt hinter den Schultern, oder auf dem Unterrücken zu einem sehr verschieden gestalteten, oft rautenförmigen „Sattel“ an. Dieser Sattel ist entweder solid, oder er enthält einen Rain. — Oder die Rückgratflur geht zwischen den Schultern gabelig auseinander; die Gabel endet plötzlich, oder ihre Arme vereinigen sich wieder, oder sie sind mit der Flur des Unterrückens durch einige Federreihen verbunden. Die Ausdehnung und Form der Lücke, welche den Hals- und Schultertheil der ganzen Flur von dem Unterrücken trennt, wechselt ebenfalls sehr. Desgleichen die Verhältnisse des oft auf dem Unterrücken vorhandenen Raines. — Selten ist, wie z. B. bei Scopus, der Halstheil der Spinalflur schon in der ganzen Länge des Halses durch einen Rain in eine rechte und eine linke Hälfte geschieden. Nitzsch führt nieht weniger als 17 Modificationen der Rückgratflur an. 2. Die Schulterflur, pt. humeralis. Sie ist paarig. Meistens ein schmaler Streif, der von der Mitte der Schulter, etwas vor dem Sehultergelenk, unmittelbar vom Rande der grossen Flughaut entspringt, und sich in schiefer Richtung über den Oberarm, der Richtung der Sehulterblätter parallel, forısetzt. Nach vorn hin geht sie oft in die Unter- flur der Bıust über. — Diese Flur wechselt wenig und ist immer kräftig, denn sie enthält die Achselfedern, welche sich bei zusammengelegtem Flügel auf denselben legen. Nur bei den Spechten ist diese Flur jeder- seits doppelt. 3. Die Oberschenkel- oder Lendenflur, pt. femoralis s. lumbalis. Paarig; auf der äusseren Seite des Oberschenkels einen länglich schiefen Streif bildend, und von Theilen des Rumpfseitenraines begrenzt. Diese Flur fliesst oft mit der Rückenflur oder auch mit der Untersehenkelflur zusammen; häufig ist sie auch kurz und erreicht weder das Becken noch das Knie. Sehr selten fehlt sie ganz, wie bei Gypaetos und Bubo; überhaupt ist sie bei den Raubvögeln meistens nur durch einen einreihigen Federstreif auf der Hinterseite des Oberscbenkels angedeutet. Bei den Eulen, ausser bei Bubo, ist die Flur mehrreihig und kräftig. 4. Die Unterflur, pt. gastraei. Einfach oder doppelt. Bietet nicht weniger bemerkenswerthe Unterschiede als die Rückgratlur. Die Unterschiede beziehen sich besonders auf die Vertheilung der Raine und auf das Vorhandensein und die Form eines „Aussenastes“ auf der Seite 544 Pterylographie. der Brust. Bei den Schwimmvögeln ist die Unterflur am breitesten und dichtesten, wird z. B. bei Steganopoden nur durch einen schmalen Mittelrain unterbrochen, der vom After bis zur Fureula reicht. Die Mittellinie der Brust ist meistens, die des Bauches stets frei von Contur- federn. — Häufig wiederum ist die Unterflur auf wenige, sehr schmale Federzüge beschränkt, sodass auf der Unterseite die Raine bedeutend überwiegen; Ardea. 5. Die Halsseitenflur, pt. eolli lateralis. Paarig; nur bei wenigen Vögeln, nämlich bei den Reihern und bei der Trappe vor- handen. Die Flur entsteht aus der Vereinigung der Rückgrat- und Unter- flur, wenn diese beiden durch einen breiten Rain in ihrer ganzen Länge getheilt sind, während ein Halsseitenrain fehlt. Ausserdem beschreibt Nitzsch noch: 6. Die Kopfflur, pt. eapitis. Häufig auf den Hals fortgesetzt. 7. Die Flügelflur, pt. alaris. Enthaltend die Schwungfedern, die Oberarmfedern, die Flügeldeckfedern, den am Daumen sitzenden Afterflügel (Ala spuria, s. alula), sowie endlich das Parapterum, das Hypopterum und das Gefieder der Flughaut. — Die besondere Beschreibung der Flügelflur folgt auf S. 554. 8. Die Unterschenkelflur, pt. eruralis. Sie bekleidet den grösseren Theil des Unterschenkels und erstreckt sich oft über das Gelenk auf den Lauf oder sogar bis auf die Zehen. Ihr Verhalten wurde von vielen Systematikern als Unterscheidungsmerkmal für die grösseren Ab- theilungen der Vögel benutzt: Vögel mit ganz befiedertem Unterschenkel, wie die Mehrzahl, oder Vögel, bei denen ein Theil des Unterschenkels (Ratitae, Grallae, Pelargi, Herodii), oder wenigstens das ganze Fersen- gelenk (Lamellirostres) nackt bleibt. Zahlreiche Zwischenstufen und Aus- nahmen machen dieses Merkmal hinfällig. | 9. Die Schwanzflur, pt. caudae. Aus dieser Flur entspringen die Steuerfedern, rectrices, und die oberen wie unteren Schwanz- deckfedern; auch umschliesst diese Flur die Bürzeldrüse. Diese Flur verbindet sich als Bürzelstreif mit den hinteren Enden der Rückgratflur, häufig mit den beiden Hauptästen des Bauchtheiles der Unterflur, und gelegentlich mit dem äussersten Theile der Oberschenkelflur. 10. Die Afterflur, pt. ani, umgiebt als ein Ring von Conturfedern die Afteröffnung und findet sich am deutlichsten bei den Passeres. Die Federraine. Ganz nackte Raine, d. h. ohne alle Spur von Dunenfedern giebt es nicht, dagegen fast nackte bei sehr vielen, z. B. Passeres, Cypselomorphae, Piei, Coceyges, Striges und Rasores. Am häufigsten ist der Halsseitenrain und der Achselrain fast nackt. Zur Brutzeit verlieren die an Brust und Bauch befindlichen Theile der Raine vieler Vögel ihre Dunen, theilweise durch Ausreissen; die Stellen werden dann nackt, bei gleichzeitiger grosser Vollblütigkeit der Haut. Solche „Brutflecke“ finden sich sowohl beim Weibehen, als auch beim Männchen, wenn beide Geschlechter brüten. Vögel. 545 In Verbindung mit den eben besprochenen Fluren ergeben sich folgende Raine: 1. Die Halsseitenraine, Apteria colli lateralia. Paarig; eigentlich nur die Fortsetzung der Rumpfseitenraine ; erstrecken sich bei den meisten Vögeln nicht über die Mitte des Halses hinaus. Am ktirzesten ist der Halsseitenrain bei Lamellirostres und Steganopodes. Er fehlt ganz bei den Herodii und Pelargi, bei denen an seiner Stelle die Seitenhalsflur verläuft, während die übrige Halsoberfläche ein Rain ist. Natürlich fehlt der Rain auch, wenn der Hals ununterbrochen befiedert ist, wie bei Bueeros, Phoenicopterus, Opisthoeomus. 2. Die Rumpfseitenraine, Apt. trunci lateralia. Paarig; meistens sehr gross; an der ganzen Seite des Rumpfes verlaufend, wird der Rain um so breiter, je schmaler die Spinalflur ist, umfasst dabei den grössten Theil des Flügels und Schenkels, und setzt sielı von den Schultern zwischen Spinal- und Unterflur, die seine Grenzen bilden, oft bis zum Schwanze hin fort. — Den Nutzen dieses Raines findet Nitzsch nicht nur in der leichteren Beweglichkeit des Flügels, sondern der Rain dient auch zur Aufnahme des ruhenden Flügels, damit sich derselbe auf den Federn des äusseren Astes der Brustflur stützen könne. Der Einsprung des Raines zwischen dem äusseren Brustast und dem Hauptzug der Unter- flur scheint die leichtere Bewegung der Beine zu befördern; ausserdem befindet sich dort häufig ein Brutfleck. 3. Der Unterrain, Apt. mesogastraei. Unpaar in der Mittel- linie zwischen den beiden Zügen der Unterflur. Nur selten beginnt er schon an der Kehle, wie bei Ardea, Scopus, Rallus, Crypturus, manchen Cypselo- und Coceygomorphae. Meistens beginnt er ungefähr auf der Mitte des Halses und läuft über Brust und Bauch bis zum After. Der Halstheil fehlt auch häufig ganz. Der Brusttheil ist am breitesten bei den Luftvögeln, schmal bei Hühnern, Sumpfvögeln und deren Verwandten, am schmalsten bei den Wasservögeln, besonders bei den Lamellirostres, Steganopodes und Aleidae. Am eigenthümliehsten ist der Unterrain bei Ötis. Der Unterrain enthält meistens die Brutflecke. 4. Der Rücekgratrain, Apt. spinale. Unpaarig; sehr wechselnd, wie sich aus den zahlreiehen Verschiedenheiten der von ihm getheilten Rückgrattlur ergiebt. 5. Die oberen Flügelraine, Apt. alae superiora. Paarig; dehnt sieh auf der Schulter, dem Oberarm und der grossen Flughaut aus, trennt die Schulter von den übrigen befiederten Theilen. 6. Die unteren Flügelraine, Apt. alae inferiora. Paarig; viel grösser als der vorige Rain, verbreitet sich über die Unterfläche des Oberarmes, die grosse Flughaut, die Achselflughaut und auf den Unter- arm. Gewöhnlich ist er eine Fortsetzung des Rumpfseitenraines. Das Hypopterum liegt in diesem Raine. 7. Die Unterschenkelraine, Apt. eruralia. Paarig; trennt die Schenkelflur von der übrigen Befiederung des Beines. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 6) 546 Pterylographie. 8. Die Kopfraine, Apt. capitis. Ausser den ganz nackten, frei siehtbaren Stellen am Kopfe giebt es noch federlose, aber versteckte, vom benachbarten Gefieder bedeckte Raine. Ein länglicher Scheitelrain findet sich bei den Spechten und bei Upupa; bei den Kakadus befindet sich ein Rain hinter der quergestellten Holle; bei den Trochilidae ist der Rain grösser und etwas weiter in den Nacken gerückt. Jederseits ein runder kleiner Schläfenrain, hinter dem Auge und über dem Ohr, ist bei den Passeres, bei den Spechten und ihren nächsten Verwandten, jedoch auch bei Upupa und bei Coracias vorhanden, anderseits fehlt er den Tanagridae. Ein Scheitelrain findet sich bei den Passeres nicht. Specielle Angaben über die Pterylosis. Ratitae. Bei den Alten mit ganz lückenlosem Gefieder, bei den Jungen mit Rainen. Vergl. die Abbildung Taf. XLIX. Spheniseidae. Der ganze Körper ist gleichmässig dicht befiedert; nieht einmal in der Achselhöhle lässt sich die geringste Spur eines Raines wahrnehmen. Ueberall sind Dunen mit den Conturfedern gemischt. Palamedea. Gefieder beinahe lückenlos. Dunen und Conturfedern überall gemischt. Lamellirostres. Dunen stehen regelmässig zwischen den Contur- federn und besonders auf den Rainen. — Unterflur mit einem ziemlich schmalen Unterrain, der sich von der Kopfgegend bis zum After erstreckt. Ein ebenfalls schmaler Spinalrain reicht vom Unterhals bis nahe ans Ende des Beckens: nur bei den Tauchenten ist dieser Spinalrain auf die Schultergegend beschränkt. Im Uebrigen ist die ganze Unterseite und der Hals befiedert. Von der breiten Brustflur erstreckt sich ein kurzer Aussenast auf die Flanke. Steganopodes. Dunen zwischen den Conturfedern und auf den Rainen. Hals ganz befiedert, ausser, wie übrigens auch bei den Lamelli- rostres, an den Seiten nahe der Schulter, und an der Kehle. Ohne An- deutung eines äusseren Brustzuges. — Pelecanus, Fregata und Phaeton mit langem Spinalrain. Bei Sula ist dieser Rain auf einen ovalen Schlitz zwischen den Schultern beschränkt. Phalacrocorax und Plotus haben eine ganz solide, rainlose Spinalflur. — Unterflur mit schmalem Rain, der ganz gerade von der Mitte der Furcula zum ‚After zieht. Colymbidae. Ueberall Dunen. — Dorsalflur mit interscapularer Gabelung von dem gleichmässig befiederten Becken durch eine kleine Lücke getrennt. Unterrain gleicbmässig schmal, vorn nur bis zur Furcula reichend. Kein äusserer Brustzug. — Im Ganzen stimmen die Colymbidae sehr mit den Steganopodes überein. Podieipedidae. Ueberall Dunen. — Dorsalflur mit langer Gabelung, die sich von den Schultern bis auf die Halsmitte erstreckt. Von der Schultermitte bis zum Schwanze eine ziemlich schmale Flur. — Unterseite ä ganz befiedert, aber von einem langen Rain unterbrochen, der auf der Halsmitte beginnt und auf dem Bauche breit anschwillt. Brustseiten und Flanken sind ganz befiedert. Herodii. Dunen auf den Rainen. — Die Fluren sind fast ausnahmslos schmal, oft nur zweireihig. — Stets mit langem Spinalrain, der sieh vom Hinterkopf bis nahe ans Ende des Beckens erstreckt. Die Halsfluren sind seitlich gerückt, sodass Nitzsch sie Halsseitenfluren nennt; sie gehen an der Halswurzel gerade in die beiden Spinalfluren über, auf der Ventral- seite dagegen in die Brustafterflur, wie bei Ardia cinerea, oder sie sind von der Brustflur durch eine Lücke getrennt: A. stellaris;: Can- ceroma. — Der Unterrain ist stets sehr breit, nur selten (Caneroma) vom unteren Halsrain getrennt. Alle Reiher besitzen Puderdunenflecke; diese sind stets paarig. 2 Paar, Brust- und Unterrückenflecke haben: Botaurus stellaris und Ardetta minuta. 3 Paar, Brust-, Becken- und seitliche Bauchflecke: Ardea, Nyceticorax, Cancroma. Pelargi. Dunen zwischen den Conturfedern und auf den Rainen. Unterflurzüge auf der Brust sehr verbreitert und mit den Halsfluren verbunden. Unterrain von der Mitte des Halses bis zum After reichend. Spinalflur mit langem cervieodorsalem Rain und von dem gegabelten Bürzel-Beckenstreif getrennt. Ohne Halsseitenrain. Anastomus, Tantalus, Myeteria, Ibis stimmen mit Ciconia überein, Scopus dagegen mit den Reihern; er unterscheidet sich aber von ihnen durch einen seitlichen Halsrain, sodass Scopus am Halse vier Flurenzüge und vier Raine besitzt. Platalea wie die Störche, nur ist der ganze Hals lückenlos befiedert. Die Spinaltlur erscheint deshalb interscapular gegabelt. Phoenicopterus. Pterylose ganz storchartig, hält die Mitte zwischen Cieonia und Tantalus; wie bei Platalea ist der ganze Hals lückenlos befiedert. Tubinares. Dunen überall, zwischen den Conturfedern und auf den Rainen. Die Unterfluren stimmen ganz mit denen von Lestris überein. Die Dorsalflur endigt nur bei Diomedea in eine interscapulare Gabel, und die breite Becken- Bürzelflur enthält keinen Rain. Bei Puffinus und Procellaria dagegen ist die ganze Dorsalflur vom Kopf bis zum Schwanz zusammenhängend, enthält aber einen gestreckten Rain auf dem Mittelrücken. Laridae. Pterylose eng an den Typen der Limieolae, speciell Charadrius anschliessend, sodass sie von diesen kaum durch ein Merk- mal sicher unterschieden werden kann. Es ist bemerkenswerth, dass Lestris von den übrigen Möven abweicht, indem der äussere Brustast in der ersten Hälfte seines Verlaufes mit dem Hauptzuge verbunden bleibt. Aleidae. Dunen überall. Die sehr breiten Unterfluren umschliessen einen geraden und schmalen Rain, der von der Kropfgegend bis zum After geht. Brusttheil der Fluren mit langem Aussenast. Rückenflur o= % ‘ Vügel. 547 548 Pterylographie. breit, mit schmalem Spinalrein, der von den Schultern bis zur Schwanz- wurzel reicht. Limiecolae. Im Allgemeinen: Völlige Trennung der Spinalflur in zwei Abschnitte: ein vorderer, kräftiger, zwischen den Schulterblättern gabelig getheilt, und ein hinterer, viel schwächerer, welcher den ziemlich schmalen Spinalrain enthält. Die Unterflur bildet einen breiten, aber ganz freien Aussenast, der ziemlich auf der Mitte jeder Brustbälfte liegt, während der schmalere, innere Hauptast ganz dicht an den Brustkamm gerückt ist, und erst auf dem Bauche sieh unter einem Bogen mehr nach aussen wendet. Scolopax rustieola weicht von den übrigen Schnepfen dadurch ab, dass der hintere Theil der Spinalflur ganz mit dem vorderen zusammenfliesst. Rhynehaea eapensis fehlt der Längsrain im hinteren Abschnitte der Spivalflur, und letztere reicht zwischen die interscopulare Gabel, wie auch stets der Fall, wenn der Rain sehr schmal ist: Hypsibates, Reeurvirostra, Haematopus, Thinocorus. Ausserdem hat Rhynchaea allein keinen Halsrain, sondern ganz lückenloses Hals- gefieder. Dromas und Chionis stimmen mit Recurvirostra und mit Haematopus überein. Vanellus und Oedienemus gehören zu Charadrius. Thinocorus, Cursorius und Glareola sind einander nahe ver- wandt und schliessen sich eng an Charadrius. Otis. Dunen finden sich nur zerstreut auf den Rainen. — Alle Fluren sind breit. Mit sehr langem, zwischen den Schultern erweitertem Spinalrain. Vorder- und Seitenflächen des Halses ganz befiedert. Die gesammte Unterflur wird durch einen breiten mittleren, und durch zwei seitliche Raine unterbrochen, welehe von der Mitte der Brust bis zum After reichen. Fulicariae inclus. @rues. Psophia und Grus: Hals an den Seiten nackt. Die Spinalflur mit interscapularer Gabelung; die Enden der Gabel durch je eine Reihe Federn mit dem breiten, ungetheilten Becken-Bürzel- streif verbunden. Untere Halsflur schon nahe der Kehle gespalten, und auf der Brust in einen starken freien Aussenast übergehend; der Haupt- zug wird jederseits zuerst nur durch eine Federreihe gebildet, und läuft von der Mitte des Schlüsselbeins nahe dem Brustkamm entlang zum After; auf dem Bauche wird er jederseits zweireihig und zugleich etwas nach aussen gebogen. Aramus zeigt fast dieselben Verhältnisse. Dieholophus. Alle Fluren sind schmal. Dunen spärlich zwischen den Conturfedern und auf den Rainen. Hals ganz befiedert, ausser ober- halb der Fureula. Die Brustflur besitzt einen Sförmigen Aussenast; der Hauptzug ist davon völlig getrennt und läuft dieht am Brustkamm bis zum Ende des Schambeins, wo er, ziemlich entfernt vom After, endet. Vögel, 549 Nach Nitzsch schliesst sich die Pterylose, besonders die Rücken- Huren von Dieholophus am meisten an die von Psophia und Grus an; derselbe erwähnt auch, dass die Form des unteren Halsraines sehr an sypaetos erinnert. Rallinae fast wie Grus, aber mit langem, schmalem Spinalrain, der sich von der Nähe der Schwanzwurzel gleiehmässig bis auf den Hals erstreckt. Die Federfluren sind schmal und der Aussenast des Brustzuges ist deutlich abgesetzt bei Rallus, Crex, Porphyrio, Parra. Die Fluren sind breit und der Aussenast der Brust ist undeutlich, weil mit dem Hauptzuge verschmolzen, bei Gallinula und Fulica. Podoa hält genau die Mitte zwischen Psophia und Rallus. Eurypyga: Ganzer Hals befiedert. Mit interscapularer Gabelung;; von jedem Gabelende entspringt eine Reihe Federn, die sich beide sogleich zu einem nun zweitheiligen Bürzelstreif verbinden. Unterfluren wie bei Caneroma. Ausserdem erinnert Eurypyga an die Reiher und an Mesites durch den Besitz von einem Paar Puderdunenflecken auf dem Unterrücken. Rhinochetus schliesst sich an Eurypyga an, jedoch hat der Hals wie bei Mesites vier Flurenzüge. Puderflecke sehr zahlreich und grosse, zusammenhängende Fluren bildend. Mesites. Mit 5 Paar Puderdunenflecken: Interscapular, hinten auf dem Becken, zwei Paare auf der Brust und ein seitliches Paar nahe der Achselhöhle. Die Dorsalflur enthält einen cervico-dorsalen Rain, der interscapular unterbrochen ist. Die Halsbefiederung ist durch einen dorsalen, einen ventralen und einen Seitenrain unterbrochen, von Hals- Huren sind demgemäss vier vorhanden. Hemipodius. Dunen spärlich wie bei den Rasores. Die kleinen Conturfedern zeigen nie die starke Verdiekung der unteren Schafthältte, die sich so allgemein bei den Rasores findet. Spinalflur verbreitert, mit lanzettförmigem Rain. Unterflur mit äusserem Brustast; die Hauptzüge bleiben bis zum After getrennt. Tinamidae. Wahre Dunen, die theilweise zu Puderdunen umgewandelt sind, finden sich zwischen den Conturfedern des Unterrückens. Dorsalflur mit breitem, langem Sattel, der keinen Rein enthält. Unter- flur ähnlich der der Rasores, aber der Aussenast der Brustflur erstreckt sich über die Flanken bis zur Lendenflur; diese ist wie auch bei den Rasores gross, und von der Rückenflur gesondert. Hals mit langem Unter- und breiten, langen Seitenrainen. Columbae. Dunen fehlen am Rumpf ganz. Die Federfluren sind breit und bekleiden den grössten Theil des Körpers. Dorsalflur mit weiter interscapularer Gabelung;; Rest des Rückens befiedert, mit Ausnahme eines langen und schmalen Spinalraines. Unterflur den ganzen Vorderhals, die 550 Pterylograpbie. Brust und den’Bauch bedeckend, mit Ausnahme eines vom Kropf bis zum After reiehenden, nicht breiten Raines. Pteroeletes. Dunen fehlen. Pterylose des Rumpfes ganz wie bei den Tauben, nur fehlt der schmale Spinalrain. Lendenflur gänzlich mit der Unterrückenflur verschmolzen, während bei den Tauben ein kleiner Lendenrain beide trennt. Opisthocomus. Dunen auf den Rainen und zwischen den Contur- federn. Der ganze Hals ist befiedert, ohne Seitenrain. Unterflur von der Brust an getheilt, jederseits breit beginnend, ohne Aussenast, allmählich zum After zusammenrückend und sich verschmälernd. Dorsalflur zwischen den Schultern aus jederseits zwei Reihen Federn bestehend und undeutlich gespalten, dann als schmaler, nur zwei Federn breiter Streif, ohne An- deutung von Sattel bis zur Bürzeldrüse gehend. Rasores. Dunen stehen nur vereinzelt auf den Rainen, zwischen den Conturfedern fehlen sie. — Die Spinalflur geht einfach vom Nacken aus und bleibt so bis zum Bürzel; nur Numida und Meleagris haben einen schwachen interscapularen Rain, oder wenigstens dort schwächere Federn, Cracidae. Bei Gallus ist die ganze Rückenflur breit. Bei Meleagris bildet sie einen grossen interscapularen Sattel, bei Pavo dagegen verbreitert sie sich allmählich bis zum Schwanze, gemäss den auf dem Unterrücken stark entwickelten Zierfedern. — Die Unterflur ist von der Mitte des Halses an getheilt durch einen schmalen schon vor dem After endenden Rain. Brust mit starkem und freiem Aussenast. Raptores. Alle Raubvögel haben Dunen zwischen den Conturfedern und auf den Rainen. Spinalflur mit interscapularer Gabelung. Im Uebrigen herrscht grosse Mannigfaltigkeit. Cathartidae. Ohne Gurgelrain, d. h. Brust- und Halstheil der Unterflur gehen vollkommen in einander über. Jede Unterflur umschliesst auf der Bauch-Brust-Seite einen länglichen Inselrain. Jugulartheil der Unterflur mit dem Cervicaltheil der Spinalflur verschmolzen. Lenden- fiuren gross. Vulturidae. Enorme Erweiterung jeder Hälfte der Unterflur auf der Brust in einen äusseren Ast, der aber in seinem ganzen Verlaufe mit dem Hauptzuge verbunden bleibt. Durch Absonderung des Halstheils der Unterflur vom Brusttheile entsteht stets ein Gurgelrain. Jugulartheil der Unterflur vom Cervicaltheil der Spinalflur getrennt. Lendenfluren fehlend oder sehr schmal. Faleonidae. Ohne allgemeines Merkmal. Puderdunen finden sich bei Elanus und Circus auf der Lendenflur. Meistens besitzt die Unter- flur auf der Brust einen frei abstehenden Aussenast, der aber bei Pandion und Helotarsus wie bei den Vulturidae mit dem Hauptzuge eine Verbreiterung bildet; zahlreiche Uebergänge sind vorhanden: 1. Mit ungetheiltem Brustzuge der Unterflur. a) Mit schmalem, gleich breitem, vorn zweischenkeligen hinteren Theile der Spinalflur: Helotarsus. Vögel. 55] b) Mit tief getheiltem, an jedem Schenkel nach aussen erweitertem hinterem Theile der Spinalflur: Pandion. 2. Brustzug mit einem äusseren, ganz oder theilweise freien Ast. a) Mit tief getheiltem, an jedem Schenkel nach aussen erweitertem Rückenzuge der Spinalflur: Faleo. b) Mit allseitig erweitertem, ungetheiltem, sperrig fiedrigem Rückenzuge der Spinalflur: Herpetotheres eachinnans und Micrastur. c) Mit schmalem Rückenzuge, der vom Schultertheil entweder ganz getrennt ist, oder nur durch zwei Reihen einzelner Federn mit ihnen zusammenhängt: Aquila, Buteo, Urubi- tinga, Polyborus, Gypogeranus, Harpagus, Baza, Pernis, Milvus, Cymindis, Elanus, Astur, Cireus. Striges. Dunen nur auf den Rainen. — Die auffallende Grösse aller Conturfedern bewirkt Enge der Fluren, sodass dieselben meistens nur aus zwei bis drei Reihen von Federn bestehen. Die Unterflur beginnt schon am „Kinn“ als schmaler Streif, d. h. die obere Kehlgegend ist nie ganz befiedert. Spinalflur interseapular gegabelt; die beiden Schenkel des Rückentheiles bestehen aus je zwei Reihen von Federn. Der Aussenast der Brustflur kehrt nach hinten in den Haupttheil zurück, umschliesst also einen Rain: Strix flammea. Der Aussenast der Brustflur endigt frei nach hinten: alle übrigen Eulen. Psittaci. Dunen zwischen den Conturfedern und auf den Rainen. Unvollkommene Puderdunen finden sich auf dem Unterrücken bei Cacatua, Calyptorhynehus, Psittacus und Chrysotis. — Schmale, dorsale Halsflur mit interscapularer Gabelung. Bürzelstreif einfach, auf dem Becken aber undeutlich und gespalten. Unterfluren breit, bis zum After reichend, von der Mitte des Halses an gespalten. Auf der Brust mit starkem Aussenast, der nur bei den Platycereinae ganz frei ist. Cacatuinae und Calyptorhynchus besitzen einen grossen, kreisförmigen Seleitelrain hinter den Haubenfedern. „Coceygomorphae.“ Cuculidae. Dunen fehlen am Rumpfe fast gänzlich. Brust- und Bauchtheil der Unterflur sehr verbreitert und, aus- genommen bei Cueulus, einen seitlichen kleinen Inselrain umschliessend. Unterflur bei Cueulus schon an der Kehle gespalten, lange nicht zum After reichend. Die Dorsalflur umschliesst einen langen Spinalrain, ver- breitert sich sehr und fliesst mit den Lendenfluren zusammen. Musophagidae. Dunen fehlen am Rumpfe fast gänzlich. Dorsal- flur am Halse einen Streifen bildend, zwischen den Schultern mit einer Lücke, dann zu einem langen und breiten Sattel anschwellend und schliesslich in einen Bürzelstreif übergehend. Unterflur bis zur Mitte des Halses ungetheilt, dann jederseits als gerader Streif zum After ziehend; Brustflur mit einem ganz freien und langen Aussenast. 552 Pterylographie. Trogonidae. Gänzlieher Mangel von Dunen. Conturfedern alle sehr gross. Dorsalflur schmal, bis zur Bürzeldrüse reichend, mit rhom- bischem, postscapularem Sattel. Unterfluren von der Mitte des Halses an getheilt. Pterylose überhaupt sehr ähnlich der der Oseines. Coliidae. Dunen fehlen. Pterylose nur der von Buceros ver- gleichbar. Mit wenigen federlosen Stellen, und zwar: 1. seitlicher Hals- rain; 2. jederseits ein schmaler Bürzelrain; 3. Achselrain; 4. auf den Bauch beschränkter Unterrain; 5. sehr kleiner Nackenrain. Aleedinidae. Dichter Dunenbesatz auf den Rainen, weniger dicht auf den Fluren. — Dorsaler Streifen mit postscapularem Sattel. Unterflur am Halse einfach, daun bis zum After getheilt; jederseits mit langem freiem Aussenast auf der Brust. Bucerotidae. Dunen fehlen ganz. Gefieder fast lückenlos, d. h. Raine finden sich nur in der Mittellinie von der Fureula bis zum After, und ein kleiner Rain noch zwischen den Schultern, an den Flanken, an der Kehle und um die Augen. Upupidae. Dunen fehlen ganz. Fluren auffallend schmal, sehr ähnlich denen von Galbula. Mit sehr langem, lanzettförmigem Spinalrain. Unterflur von der Kehle an gespalten. Mit sehr langem, freiem Aussenast auf der Brust. Todidae. Spinalflur kaum verbreitert, ohne Raiv. Unterflur schon an der Kehle gegabelt, tritt dann jederseits als einfacher Streif auf die Brust, sendet bald einen breiten Aussenast gegen den Oberarm hin, und später noch einen stumpfen hinteren Ast schräg abwärts; der Rest geht als schmaler Streif gegen den Schwanz hin. Momotidae. Spinalflur ohne Rain, kaum verbreitert. Brustflur mit Aussenast, der mit dem Hypopterum oder Achselfittig und mit den Schulterfluren verbunden ist. Coraciidae. Brustflur mit angedeutetem Aussenast. Spinalflur mit interscapularer Gabelung, von dem ebenfalls gegabelten Bürzel- Beckenzug durch eine quere Lücke getrennt. Leptosomidae, Mit einem Paar Puderdunenflecken auf dem Becken. Pterylose sonst mit der von Coracias übereinstimmend. Meropidae. Spinalflur mit Rain. Brustflur mit Aussenast. Cypselomorphae Die ‚„Nachtschwalben“ haben alle einen diehtfiedrigen Scheitelstreif, der sich bis zu den Schultern fortsetzt und dort gabelt; die schwachen Seitenäste vereinigen sich erst wieder vor der Bürzeldrüse, umschliessen also einen langen und schmalen Rain (Nycti- ornis), oder die Gabelarme zwischen den Schultern enden plötzlich, und von der Bürzeldrüse erstreckt sich gegen die Gabel hin eine mediane Unterrückenflur oder ein Bürzelstreif: Caprimulgus. Die Unterflur stets mit langem Halsrain, der in den sehr breiten Brust - Bauchrain übergeht. Podargus hält die Mitte zwischen beiden, durch Gabelung des Bürzel- streifs auf dem Becken, zeichnet sich aber durch ein Paar Puderdunen- Vögel, 898 flecke aus. Siehe Holzschnitt auf Bogen 36. Die pterylogische Aehnlich- keit zwischen Nyctiornis und den Cypselidae ist gross. Steatornis zeigt ganz abweichende Verhältnisse. Die Unterflur ist am ganzen Halse einfach, ohne Rain, wie bei Strix flammea; auf der Brust dagegen jederseits doppelt, sodass ein Mittel- und zwei Seitenraine gebildet werden. Die Dorsalflur ist ähnlich wie bei Caprimulgus inter- scapular gegabelt, der Bürzelstreif geht auf dem Mittelrücken in eine sattelartige Verbreiterung über. Cypselidae, Trochilidae. Die beiden folgenden Charaktere unterscheiden diese Gruppe von den Passeres. 1. Die Unterflurzüge sind breit, gleichmässig von vorn nach hinten verschmälert, und beginnen schon an der Kehle als schmale, weit getrennte Streifen. 2. Ein grosser, läng- lieber Sattelrain erstreckt sich bis nahe zur Bürzeldrüse. Die Cypselidae haben Dunen auf den Rainen, die Trochilidae nicht. Pieidae. Dunen zwischen den Conturfedern und auf den Rainen fehlen. Pici. Dorsalflur mit einfachem Hals- und Bürzelstreifen, mit postscapularer Gabelung, die nach oben und unten hin meistens unter- brochen ist. Unterfluren ähnlich wie bei Rıamphactus; theilen sich hoch am Halse. Auf der Brust ein ganz freier Aussenast, der Hauptzug läuft jederseits dreizeilig zum After. Dorsalflur mit einem Scheitelrain, der von der Schnabelwurzel bis zum Hinterkopf reicht. Rhamphastidae. Dorsale schmale Flur, die schon zwischen den Schultern durch eine Lücke unterbrochen wird. Bürzelstreif völlig ge- spalten. Untere Halsflur bis zur Mitte des Halses einfach; auf der Brust mit ganz freiem, dickem Aussenast, der Hauptzug verläuft jederseits als schmaler zweizeiliger Streif bis zum After. Capitonidae. Mit postscapularer Gabelung; dann eine breite Lücke, hinter welcher der halb oder ganz bis zur Drüse gespaltene Bürzelstreif beginnt. Brustflur mit starkem, meist freiem Aussenast. Indicatoridae. Mit postscapularem Sattel und Rain. Unterflur erst tief unten am Hals getheilt, mit freiem Anssenast auf der Brust. Galbulidae. Fluren auffallend schmal. Mit postscapularem Rain. Halstheil der Unterflur mit einem inneren Ast. Im Allgemeinen ähnlich Merops und Coracias. Buceconidae. Dorsalflur schmal, mit postscapularer breiter Gabel, darauf eine Lücke. Bürzelstreif einfach, doppelt, oder gegabelt, im letzteren Falle bisweilen (Pogonias) mit der postscapularen Gabel verbunden, sodass ein rhombischer Rain entsteht. Unterflur am Halse einfach, dann getheilt und auf der Brust verbreitert, jederseits mit einem freien äusseren Brustast. Passeres. Die Conturfedern haben einen sehr schwachen, nur flaumigen Afterschaft, aber keine Dunen zwischen sich. Auf den Rainen feblen die Dunen ganz, oder sie stehen sehr vereinzelt. Die Zahl der Conturfedern ist stets gering; sie bilden nur schmale Fluren und lassen den grösseren Theil des Rumpfes unbesetzt. Von den Fluren sind nur 554 Pterylographie. die Verhältnisse der Spinal- und der Unterflur charakteristisch. Der Rückentheil der Spinalflur bildet einen Strich mit postscapularem, meist rhombischem Sattel. „Die pterylographischen Differenzen können bei den Singvögeln ebenso wenig wie bei den Raubvögeln zu einer natürlichen Eintheilung benutzt werden, da die verwandtesten Gattungen, aber nicht leicht Arten einer Gattung, in der Form des Sattels und des Brustzuges, den allein ditferenten Theilen der Pterylose, von einander abweichen.“ Nitzsch. Bei sast allen Passeres bildet der Dorsaltheil der Spinalflur nämlich einen Strich, der zu einem postseapularen, rhombischen Sattel anschwillt. Nur beiEurylaemus, bei den Dicaeidae und Hirundinidae endet der postscapulare Theil der Spinalflur gegabelt, und ist mit dem Bürzelstreif entweder garnicht, oder doch nur durch einzelne, zerstreute Federreihen verbunden. Letzterer Fall deutet die Ableitung dieser An- ordnung aus den einen Sattelrain zeigenden an. In der folgenden Tabelle sind Nitzsch’s Angaben über Vorkommen oder Fehlen eines Sattelraines zusammengestellt. Der Sattel ist solid, ohne Rain. | Der Sattel enthält einen Rain. Paradliseidae. Oorvidae, inel. Glaucopis, Ptilono- rhynchus. Epimachus. Coracina. Gracula. Eurylaemus. Kitta. Dicaeidae. Procnias. Hhrundinidae. Bombyeilla. Chasmarhynchus. Tanagridae. Calyptomene. Fringillidae. Pipra. Alaudidae. Cephalopterus. Phibalura. Fupieola. Sturnidae (selten mit kleinem Rain). | Buphaga. Oriolus. Sericulus. Ozxyrhynchus. Musecicapidae. Laniidae. Tyrannidae. Meliphagidae pt. (Nectarirüinae; Promerops. Arachnothera. Zostrops.) Sitta, Certhia. Menura. Sylviidae. _ Die Flügelfluren. Mit grosser Vorliebe sind von den meisten Ormithologen die Federn des Flügels, besonders die Schwung- und Steuer- federn“) nebst ihren Deckfedern in Bezug auf Anzahl und gegenseitige “) Pennae ... constantiores Remiges et Rectrices, quae attente notandae. Linns, Systema naturae, Vögel. 555 Länge untersucht worden, nicht nur weil gerade diese Federn auch am getrockneten Vogelbalge der Untersuchung leichter zugänglich sind, sondern auch weil die Ergebnisse von nicht zu unterschätzendem taxonomischem Werthe sind. Nach den bahnbrechenden Arbeiten von Nitzseh (Lit. Nr. 454), Cabanis (415) und Sundevall (471) haben in neuerer Zeit Wallace (530), Jeffries (438), Gerbe (431) und besonders Good- child (433) und Wray (474) unsere Kenntniss der Flügelfluren gefördert. Die Conturfedern des Flügels zerfallen n Schwungfedern (Remiges) und Deckfedern (Tectrices). Die Schwungfedern werden, ebenfalls seit alter Zeit, eingetheilt in I. Handschwingen, pennae primariae, oder Schwingen erster Ordnung, d. h. solche, die von den Knochen der Finger und des Metacarpus getragen werden; Il. Arm- schwingen, eubitales oder pennae secundariae, d. h. solche, die an der Ulna befestigt sind. Zu den Handschwingen im weiteren Sinne gehören naturgemäss auch die steifen von dem ersten Gliede des Daumens getragenen Federn. Diese sind auf eine geringe Zahl beschränkt, sie betragen wohl selten mehr als vier, oft weniger, und werden mit ihren Deckfedern als Alula, Ala spuria oder Afterflügel von den Handschwingen im engeren Sinne unterschieden. Die Handschwingen ruhen auf der nach oben, aussen und hinten gekehrten Fläche der sie tragenden Knochen. Die dem Handgelenke nächsten stehen in schräg distaler Riehtung, die folgenden nehmen eine mehr und mehr den Fingern parallele Lage ein, bis endlich die Längs- axe der distalen Schwinge mit der der Endphalanx zusammenfällt. Es empfiehlt sich, nach Wray’s Vorgang die Hand- und Armschwingen vom Handgelenk an zu zählen, da die Reduction der Gesammtzahl bei den Handschwingen stets vom distalen Ende, die Reduction, resp. Vermehrung der Armschwingen dagegen ausser später zu erwähnenden Ausnahmen von dem proximalen oder humeralen Ende der Ulna beginnt. Bei einer solchen rationellen Zählungsweise wird auch die Unzuträglichkeit ver- mieden, welche der schon von Forbes gerügten Methode anhaftet, näm- lich die Schwingen von der Spitze an zu zählen. Es ist widersinnig zu sagen: „Vögel mit neun Handsehwingen sind solche, bei welchen die erste fehlt.“ Dagegen lässt folgende Beschreibung keine Missverständnisse zu: Vögel mit 10 Handscehwingen, deren terminale die längste ist (Cypselus), deren terminale bedeutend verkürzt ist (Sturnus) oder bei denen die 10. sehr klein und verborgen ist (Hirundo). Die Zahl der Handschwingen ist nur geringem Wechsel unterworfen ; einige wenige Vögel, nämlich Podiceps und einige Pelargi, besitzen 12; die meisten haben 11 Handschwingen, von denen die terminale oder elfte aber immer bedeutend verkürzt ist; auch 10 Schwingen sind häufig, aber nie weniger. Die Ratitae und Spheniseidae zeigen besondere, später zu besprechende Verhältnisse. 556 Pterylographie. Die 10-12 Handschwingen, von Wray als Metacarpo - Digitales zusammengefasst, sind folgendermaassen inserirt. Die ersten 6 liegen auf den vereinigten Metacarpalia Il und III. Nie finden sich weniger als 6, 7 sind nur bei Podieeps und einigen Pelargi bekannt, 8 sind bei Struthio, Rhea, Apteryx vorbanden. — Die nächstfolgende Schwinge, von Wray addigitalis genannt, liegt stets auf der Phalanx I, Dig. III. Sie fehlt nie und ist nur in der Einzahl vorhanden. Phalanx I, Dig. II, trägt unwandelbar 2 Schwingen (mediodigitales) bei allen Carinaten, bei Struthio dagegen 4. Phalanx Il, Dig. II, trägt die übrigen Schwingen (praedigitales), und zwar meistens 2, selten nur eine, welche dann die 10. ist, bei Struthio allein 3, nämlich die 14.— 16. Die später folgenden Tabellen enthalten die Ergebnisse meiner, zum srossen Theile an frischen oder an Spiritus-Exemplaren angestellten Untersuchungen. Ein gewisser taxonomischer Werth ist ihnen nicht ab- zusprechen. Am interessantesten ist die allmähbliche Reduction der Zahl der funetionsfähigen Schwingen. Wir lassen die wenigen Vögel mit 7 Meta- carpalschwingen ausser Acht. Die 11. Schwinge ist nirgends wohl ent- wickelt oder funetionsfähig; sie ist stets bedeutend verkürzt und ist zwischen ihrer oberen und unteren Deckfeder verborgen; oft ist sie kürzer und viel schwächer als die meistens steife obere Deckfeder. Bei manchen Vögeln, z. B. bei einigen Fulicariae und vielen Passeres ist diese 11. Schwinge äusserst klein, oder sie verschwindet ganz. In diesem Falle ist wenigstens die 11., nun überzählig gewordene, obere Deckfeder vorhanden, vorausgesetzt dass die 10. Schwinge nicht etwa auch schon in starker Rückbildung begriffen ist. Die 10. Schwinge zeigt alle Stufen zwischen der grösstmöglichen Ausbildung (Larus, Cypselus) und ganz verkümmertem Verhalten wie bei manchen sogenannten Oscines novem- pennatae. Bei letzteren wurde sie zuerst von Baird (Review of American Birds) richtig als echte Handschwinge erkannt. Diese rückgebildeten terminalen Schwingen nehmen nicht selten die Farbe der unteren Deck- federn an, statt mit den übrigen Schwungfedern oder mit den oberen Deckfedern übereinzustimmen. So ist z. B. bei Neophron perenopterus die 11. Schwinge mehr als 4 cm lang, aber ganz weiss wie die unteren Deckfedern, nicht schwarz wie die oberen und die übrigen Schwingen. Dasselbe ist bei Grus leucogeranus der Fall. Bei Oriolus ist die dort schr kleine terminale Schwinge gelb wie die unteren Deckfedern. Bei Rupicola ist sie äusserst winzig, rötblich wie die Unterfedern, und oben von der 4 cm langen, steifen Deckfeder bedeckt. Es ist überhaupt eigen- thümlich, dass die obere 11. Deckfeder häufig länger und viel stärker als die ihr zugehörige Schwinge ist, daher oft sogar deren Function ersetzt. Die Armschwingen ruhen auf der Ulna und verursachen auf deren Dorsalfläche häufig kleine Rauhigkeiten, Exostosen. Die Zahl dieser Schwingen schwankt zwischen weiten Grenzen; sie wird bis auf 6 reducirt Vögel. 557 bei den Trochilidae und bis über 30 vermehrt bei den Tubinares. Im Allgemeinen ist ihre Zahl klein bei den kurzarmigen, gross bei den lang- armigen Vögeln; von taxonomischem Werthe ist sie wohl nicht. Während bei den Handschwingen nur Reduction nachgewiesen werden konnte, ist dies bei den Armschwingen anders. Wir haben bei diesen von einer kleinen Mittelzahl, vielleicht 10—12 auszugehen. Verkürzung des Vorder- armes bringt Reduction der Schwingen mit sich, anderseits zeigen viele Vögel eine deutliche, seeundäre Vermehrung der Armschwingen am proxi- malen Ende des Vorderendes, nahe dem Ellenbogen-Gelenke, indem die oben grösseren Deckfedern dort unregelmässiger gestellt werden, sich zusammendrängen und schliesslich durch Lage und Gestalt zu Arm- schwingen werden. Hiermit stimmen auch die selbst individuellen Schwankungen überein. — Bei den Rasores ist die erste oder distale Armschwinge häufig bedeutend verkürzt, nicht die erste Handschwinge, wie Nitzsch angiebt. Sehr eigenthümlich und bisher unerklärt ist, dass bei sehr vielen Vögeln die 5. Armschwinge innerhalb der Reihe fehlt. Dass sie wirklich fehlt ist durch die dann stets noch vorhandenen und wohl entwickelten oberen und unteren Deckfedern bewiesen. Sonderbarer Weise giebt es keine Mittelstufen, in denen diese 5. Schwinge etwa rudimentär wäre; ebensowenig ist sie beim ersten Gefieder der Jungen bemerkt worden. — Das häufige Fehlen dieser Schwinge hat Gerbe (Lit. Nr. 432) zuerst beschrieben; Wray (475) schlug zur kürzeren Unterscheidung die Be- zeichnungen quineubital und aquinenbital vor; richtiger quinto- oder aquintoeubital. Die Flügeldeekfedern werden in grössere (teetrices majores), mittlere (mediae) und kleinere (minores) eingetheilt; jede dieser Gruppen ist auf der oberen und unteren Fläche des Flügels vorhanden. Ausserdem sind noch die Randfedern (teetrices marginales) zu erwähnen. Die grösseren Deckfedern stimmen mit der Zahl der Schwungfedern überein; jede Deckfeder liegt proximal neben ihrer gleiehzähligen Schwung- feder. Ist die 11. Schwungfeder verloren gegangen, so bleibt ibre obere Deckfeder als überzählige bestehen; ein bekanntes Beispiel bildet die sogenannte Schnepfenfeder. Die untere 11. Deckfeder ist weniger be- ständig, fehlt z. B. den Rasores. Aehnlich verhält sich die 10. bei vielen Passeres. Es wurde ferner schon erwähnt, dass die terminale obere Deckfeder garnicht selten stärker und länger ist, als die ihr zugehörige Schwungfeder. Die obere Deckfeder der ersten Schwinge ist häufig schr klein, oder fehlt ganz; sie wird dann von der mittleren Deckfeder vollständig bedeckt, oder ganz durch sie vertreten. Vielleicht beruht diese Reduction auf mechanischen Schwierigkeiten bei Zusammenfaltung des Flügels, worauf auch nach Wray die Verkürzung der ersten Armschwinge der Rasores zurückführbar sein dürfte. 558 Pterylographie. Die oberen Deekfedern der Armschwingen sind gleichfalls proximal von ihnen inserirt, kreuzen sich aber mit ihnen in distaler Richtung. Auch die unteren grösseren Deckfedern liegen proximal von ihren Schwingen, kreuzen dieselben aber nicht; dagegen kreuzen die unteren mittleren Deckfedern ihre Schwingen in sehr schräger Richtung proximal- wärts. Es ist hier zu bemerken, dass sich eine feste Linie zwischen mittleren oberen und kleinen oberen Deckfedern nicht ziehen lässt. Sundevall und Wray bezeichnen als mittlere Deckfedern nur die eine Reihe, welche unmittelbar auf die Reihe der grösseren Deckfedern folgt. Meistens ist je eine zwischen der Schwungfeder und ihrer oberen Deekfeder inseritt, bisweilen aber wie bei den OÖscines auf dem Rande des fleischigen Theiles des Armes. Die kleinen Deckfedern entspringen auf dem fleischigen Theile des Armes, während die Marginalfedern auf die vordere Flughaut beschränkt sind. Die Reihen der letzten beiden Gruppen können sehr zahlreich sein. Die oft sehr langen Federn des Parapteron (Teectrices humerales superiores) sitzen ein- oder mehrreibig auf dem Humerus; die des Hypopteron (Tectrices humerales inferiores, schlechthin Axillares ge- nannt) entspringen auf der Unterseite am Vorderrande des Humerus und sind oft sehr lang, z. B. bei Grus. Die obere mittlere Deckfeder der zweiten Metacarpalschwinge fehlt häufig (z. B. Anas, nicht aber bei Strix und Podipes); Wray erklärt diese Unterdrückung wohl richtig durch die stärkere Ausbildung der ersten mittleren Deckfeder, welche die Stelle der bedeutend verkleinerten ersten grösseren Deckfeder veıtritt. Bei den Oscines fehlt die erste grössere Deckfeder gänzlich, sie wird durch die erste mittlere Deckfeder vertreten und diese ist so verstärkt, dass sie die zweite und dritte mittlere Deck- feder der Metacarpalschwingen ganz unterdrückt hat. Die mittleren unteren Deckfedern an der Hand zeigen häufig Neigung zur Rückbildung, oder fehlen sogar, besonders im Bereiche der beiden letzten Phalangen. Auch die gegenseitige Bedeekungsweise der Flügelfedern ist zu beachten. Als Funetionsprineip gilt, dass beim Niederschlag des Flügels alle Federn einander unterstützen und eine luftdiehte Fläche bilden, während beim Aufschlag zur Vermeidung des Luftdruckes die Luft schräg, von oben nach unten, zwischen der steiferen Aussenfahne und der weicheren Innenfahne der benachbarten Feder durchströmen kann. Man unterscheidet demnach proximale und distale Deckung, wobei auf die morphologische Dorsalfläche der Feder Bezug genommen wird. Bei proximaler Deekung bleibt die distale Fahne frei, während die proximale von der nächst proximalen Feder bedeckt wird. Solche rechtläufigen Federn sind: Alle Schwungfedern nebst denen der Alula; sie können als normale Deekweise angenommen werden. Alle grösseren oberen Deckfedern. Vögel. 559 Alle grösseren unteren Deckfedern. Die Federn der Alula. Die mittleren oberen Deckfedern der Hand stets, häufig auch die des Vorderarmes. Die Humeralfedern, oder das Parapteron. Die oberen und unteren Randfedern. Bei distaler Deekung ist die distale Fahne bedeckt, die proximale bleibt frei und ist die deckende; solche Federreihen haben daher eine rückläufige Lage im Vergleich mit den Schwung- und allen grösseren Deckfedern. Solche rückläufigen Federn sind: Alle mittleren und kleineren unteren Deckfedern nebst dem Hypopteron. Die kleinen oberen Deckfedern, jedoch mit vielen Ausnahmen. Die mittleren oberen Deckfedern des Vorderarmes bei vielen Vögeln. Ueber die gegenseitige Deckweise der mittleren und kleineren oberen Deckfedern im Bereiche des Vorderarmes hat ausser Sundwall be- sonders Goodehild (Lit. Nr. 433) eingehende Untersuchungen angestellt. Dieselben werfen manche überraschende Streiflichter auf die Verwandt- schaft der verschiedenen Vogelgruppen. Hauptsächlich kommt es darauf an, welehe und wie viele Reihen von Deckfedern eine rückläufige, d. h. distale Deckweise zeigen. Aus Good- child’s durch viele Holzschnitte erläuterter Arbeit kann man ungefähr 7 Typen zusammenstellen. Die dahin gehörenden Vögel bilden nicht selten ein eigenthümliches Gemisch und selbstverständlieh finden sich vielfach Uebergänge. 1. Einen extremen Typus bilden die Cypselidae und Trochi- lidae. Alle Federn der Flügeloberfläche zeigen proximale, keine rück- läufige Bedeckungsweise. Die Querreihen sind wenig zahlreich, auf 3—4 beschränkt, denn die kleineren Deckfedern fehlen ganz, ihre Stelle wird durch die vergrösserten Randfedern vertreten. 2. Ösceines. Die einzige Reihe der mittleren Decken ist rückläufig; kleinere Decken fehlen; die Randfedern sind proximal gedeckt und ver- grösser. Sundevall giebt an, dass die kleinen Deckfedern jedoch bei den Jungen in ihrem ersten Kleide, bei den Alten im Winterkleide als dunige oder als sehr rückgebildete Federn vorhanden sind; ausserdem behauptet er, dass im ersten Kleide der Jungen die Reihe der mittleren Deckfedern proximal gedeckt ist. 3. Cueulidae, Musophagidae, Caprimulgidae, Coracias, Indicator. Die Reihe der mittleren, und die aus 5—6 Reihen bestehenden kleinen Deckfedern sind alle proximal gedeckt. Die von Goodehild mit D bezeichneten Federn sind Handdecken und erscheinen nur rückläufig bei zusammengefaltetem Flügel. 4. Rhamphastus, Pici, Aleedinidae, auch Chasmarhynchus. Die Reihe der mittleren und 2—4 Reihen der kleinen Deckfedern sind distal gedeckt, oder rückläufig. 560 Pterylographie. 5. Die Reihe der mittleren, und 3—6 Reihen der kleinen Deckfedern sind rückläufig, dagegen sind die in der Gegend des Ellenbogen liegenden Federn proximal gedeckt. Die Stelle, wo diese beiden verschiedenen Deck- weisen zusammentreffen, ist meistens sehr deutlich. Diese Beschränkung der riickläufigen oder proximalen Deckweise ist nur gering bei: Psittaci, Striges, Faleonidae (exel. Pandion), Herodii, Phalaerocorax, Lamellirostres, Goura, Meleagris. Die rückläufigen Federn sind auf die Mitte des Flügels und die distale Hälfte der Reihe der mittleren Deckfedern beschränkt: Crax, Tetrao, Euplocamus; Limicolae; Rallidae, Grus; Ciconia, Platalea, Ibis. Besonders deutlich ist das Ueberwiegen der proximalen Deckung bei der Reihe der mittleren Deckfedern zu bemerken, wie die Abbildungen (Bogen 36) zeigen. Bei Grus stossen noch 5 rückläufige Federn an die grösseren Deckfedern, bei Dissura maguari und Pandion nur noch 4 und 3, bei Chauna und Seolopax vielleicht nur noch 2. Dies führt zum nächsten Typus. 6. Die rückläufigen Federn sind auf einen kleinen, inselartigen Theil der Mitte des Flügels beschränkt, besonders da die gesammte Reihe der mittleren Deckfedern die gewöhnliche, proximale Deckweise zeigt: Columbae, Pterocletes, Laridae, Sula, Gypogeranus. Die Zahl der rückläufigen kleinen Deckfedern ist meistens sehr gross. 7. Alle oberen Deckfedern sind rechtläufig, proximal gedeckt; die Reihen derselben sind sehr zahlreich; gleichfalls zahlreich sind die Federn der einzelnen Reihen, wie auch die Armschwingen: Myeteria, Leptoptilus, Fregata, Plotus, Diomedea, Ossifraga, Puffinus und die Cathartidae. Aus der überraschenden Aehnlichkeit der Deekverhältnisse der den letzten Typus zeigenden Vögel schliesst Goodehild auf gemeinsame Abstammung, zumal da dieselben eine so verschiedene Lebensweise führen. Die Lebensweise könne mit den augenscheinlich unwichtigen Verhältnissen der mittleren und kleineren Deckfedern nichts zu thun haben, wie die grossen Unterschiede zwischen Schwalben und Cypselus, Nectarinia und Troechilus mit ähnlicher Lebensweise zeigen. — Dieser Schlussweise ist jedoch nicht so unbedingt beizustimmen. Alle die Vögel der 7. Gruppe zeichnen sich durch sehr lange Knochen des Vorderarmes aus und be- sitzen demgemäss eine grosse Anzahl von Arnıschwingen. Da ferner die übrigen Tubinares, Steganopodes und alle anderen Raptores nieht zur 7. Gruppe gehören, obgleich auch sie wieder mit einander übereinstimmen, so ist die Aehnlichkeit der Vögel der 7. Gruppe wohl eher auf die Ver- längerung des Armes zurückzuführen, mithin als ein unabhängig erworbener Zustand aufzufassen. Wir sehen jedoch folgende Verwandtschaften bestätigt, die ausser- dem noch durch manche andere anatomischen Uebereinstimmungen an- gedeutet sind: Cypselidae und Trochilidae. Columbae und Pterocletes, beide an- zuschliessen an gewisse Peristeropodes und Limieolae. Die unverkennbare Aehnlichkeit der Raptores, Herodii, Steganopodes, Tubinares und Lamelli- Be e N B Vögel. 561 rostres mit einander. Grus und Rallus. Da aber auch die Psittaei und Striges mit den Raptores sehr übereinstimmen, so wird der 5. Typus wohl als mittleres, dem ursprünglichen nächststehendes Verhalten an- zunehmen sein. Seine überwiegende Häufigkeit, und die Möglichkeit einer leichten Ableitung der übrigen Typen davon sichert diese Annahme. St ee B> STIER ren DS ENIN SIISEN x RN NG EN ag Ss ER N ON N ER N ” De Alca. Sterna. Brunn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 36 562 Pterylographie. Tr X NIS: SSS en h Plotus. ER KERS \ SER N Ss Sarcoramphus. Sämmtliche Holzschnitte, betreffend Dockweise der Federn nach Goodchild. Es be- deutet: D Reihe der mittleren Deckfedern, € meistens Handdecken. Puderdunen yon Podarguscuvieri, nat, Gr, vergl. S. 533. — Nach Sclater, Lit. Nr. 525. Pe VE Vögel. 563 Einige Bemerkungen über die phylogenetische Ent- wicklung der Sehwungfedern. Die beiden Reihen der grösseren und mittleren unteren Deckfedern stimmen darin mit den Schwingen überein, dass ihre morphologische Innenfläche oder die concave Seite (angedeutet dureh die Längsrille des Schaftes, und durch den Afterschaft) nach unten gekehrt ist, während alle übrigen unteren Deckfedern ihre eoncave Fläche nach oben kehren, also mit der morphologischen Aussen- fläche gegen den Rumpf zeigen. Sie werden deshalb von Sundevall als Tectrices aversae unterschieden. Er hielt diese Federn für hoch ent- wickelte Afterschäfte, während die Hauptschäfte verloren gegangen seien. Es ist Wray’s Verdienst, die richtige Erklärung geliefert zu haben. Diese beiden Federreihen lagen ursprünglich auf der Dorsalfläche des Flügels. Ueberwiegende Ausbildung der Federn der dritt- und viertletzten Reihe bildete diese zu den späteren Schwungfedern und grossen oberen Deckfedern um, und drängte die beiden letzten Reihen auf die Unterseite als spätere Unterdecken. Bei Embryonen entstehen die ersten Feder- spuren auf der Dorsalfläche des Flügels, die Schwungfedern und ihre oberen grossen Deckfedern eilen allen übrigen an Wachsthum voraus. Der Arm ist im Querschnitt noch rund, ohne Andeutung der Fascia tendinea, durch welche beim erwachsenen Vogel alle Schwingen und unteren grossen Deckfedern mit einander verbunden sind. Dann erscheinen die unteren Deckfedern der Grösse nach, alle aber noch am dorsalen Hinterrande des Armes und der Hand. Darauf bildet sich sehr schnell die hintere Fascia tendinea oder Flügelmembran aus, die beiden äussersten Federreihen werden durch die nächstfolgenden im Wachsthum übereilt und schliesslich ganz auf die Unterseite gedrängt. Im Anschluss an diese Verhältnisse lassen sich die Flügelfedern der Ratiten und Spheniseidae besprechen. Knochen und Schwungfedern des rechten Flügels von Casuarius Bennetti. Nach einer Zeichnung von R. S. Wray. Bei Struthio sind 20—23 Armschwingen, 16 Handschwingen vor- handen. Von den letzteren liegen 8 auf den Metacarpalknochen, 1 auf den 3. Finger, 4 auf der Phal. I. und 3 auf der Phal. II. Dig. II. Von unteren Deekfedern ist nur eine Reihe vorhanden. Rhea besitzt 12 Hand- 36% 564 Pterylographie, schwingen, von denen die ersten 7 auf den Mittelhandknochen ruhen, die übrigen verhalten sich wie bei den Carinaten. Auf der Unterfläche des Flügels finden sich gar keine Deckfedern, was wahrscheinlich auf Rück- bildung beruht. Die steifen schwarzen Flügelsporen von Casuarius sind die ausser- ordentlich entwickelten, aber fahnenlosen Kiele ursprünglicher Schwung- federn. Fig. @«. Ventralansicht der Hand von Struthio, nach Fortnahme von Haut und Muskeln der Ventralseite. Fig. 5. Dorsalansicht des Vorderarmes und der Hand von Struthio. Fig. c. Ventralansicht der Hand eines Embryos von Struthio. Mc —- Metacarpal - Knochen. Ph — Phalangen. D = Remiges digitales. ‚al — Alula. M =- Remiges metacarpales. | 7. Mj) = Tectrices majores. == Remex I cubitalis. 7 Id ns mediae. Ad — Addigital | I, AND = a minorcs. Md —- Middigital } Remex. AND) == er ıarginales. Pd — Predieital J a’ — ectrices majores inferiores. Unter der Hautfalte 1 in Fig. e liegen noch zwei Tectrices majores inferiores, eg ‚Ventralansicht der ersten 7 Armschwingen (RR) nebst ihren Tectrices majores inferiores (V.C), von Phasianus; Quintocubital. "ı r] ’Q 3 a B) - . . . . Fig. 2. Dorsalansicht der ersten 7 Armschwingen nebst ihren Tectrices majores sıperiores (D.C) von Aquila; Aquintocubital. Fig. a, db, ce, Aund B nach Wray, Lit. Nr. 475. af 0 Vögel, 565 Spheniseus demersus beschreibt Fürbringer genau. An der breitesten Stelle des Flügels, dorsal wie ventral, waren über 30 Reihen kleiner schuppenartiger Federn vorhanden, also viel mehr als bei anderen Vögeln, selbst mit Inbegriff aller kleinen Deckfedern. Die längsten dieser Federn fanden sich nicht wie die Schwungfedern der anderen Vögel am ulnaren Rande des Flügels, sondern bildeten an der Hand die vorletzte dorsale, und am Vorderarme die beiden vorletzten dorsalen Reihen. Jede dieser Reihen enthielt im Bereich des Vorderarmes 25—27, im Bereiche der Hand aber 35—36 Federn. Fürbringer wirft die Frage auf, ob etwa anzunehmen sei, entweder dass alle einstmaligen Handschwingen der Vorfahren der Penguine jetzt gänzlich redueirt sind, dass also die 36 Federn keine Schwungfedern sind, oder ob es nicht etwa möglich, dass unter ihnen nur die jedesmalige dritte ursprünglich eine Primarie gewesen, im Ganzen also nur 12 wie bei gewissen anderen Carinaten, während die übrigen 24 als umgewandelte Gebilde ursprünglich duniger Natur auf- zufassen seien. Beide Annahmen sind aber höchst zweifelhaft, wenigstens bis jetzt durch nichts gestützt. Dass die Zahl der Handfedern der Penguine gerade das Dreifache der bei einigen anderen Carinaten vorhandenen beträgt, hat allerdings zuerst etwas Bestechendes. Man könnte vermuthen, dass von je drei der Penguinfedern bei den übrigen Vögeln durch Ver- schiebung der Lage zwei zu unteren Tectrices aversae würden, während die dritte sich zur eigentlichen Schwungfeder ausbildete. Dagegen spricht aber, dass die vorletzte Reihe die längsten Federn enthält; ausserdem würde auch die äusserst grosse Zahl der übrigen aufeinander folgenden Reihen nicht erklärt. Wir haben daher die Federverhältnisse des Penguin- flügels wohl als alleinstehend zu betrachten. Bei Untersuchung eines grossen Exemplares von Aptenodytes pennanti finde ich, dass überhaupt keine sogenannten Tectrices aversae vorhanden sind, sondern dass die auf der Ventralfläche des Flügels liegenden Federn sämmtlich mit ihrer econvexen Fläche nach unten sehen. Dies giebt der Vermuthung Raum, dass bei den Penguinen gar keine Reihe von Federn ventralwärts gedrängt worden ist, mithin noch ein ursprünglicher Zustand erhalten ist. Bezeichnen wir die letzte dorsal- liegende Randreihe der Penguinfedern mit A, so ist diese Reihe bei Struthio mit B zu bezeichnen, denn A entspricht der einzigen ventralwärts gedrängten Reihe unterer Deckfedern mit nach oben stehender Convexität. B bei Struthio ist zur Reihe der Schwungfedern geworden, durch grösseres Wachsthum, wie auch schon bei der vorletzten dorsalen Reihe der Penguine durch etwas grössere Länge angedeutet erscheint. Bei den übrigen Cari- naten endlich sind die Reihen A und B zu unteren grösseren Deckfedern geworden, während C die Schwungfedern, D die Reihe der grösseren Deckfedern bildet. — Die Spheniseidae wären demnach auf einer Stufe stehen geblieben, die bei anderen Carinaten in das Embryonalleben ver- legt ist, während Struthio eine Mittelstufe einnehmen würde, natürlich 566 Pterylographie. vorausgesetzt, dass bei ihm keine Rückbildung früher vorhandener Reihen von unteren Deekfedern stattgefunden hat. Bei Rhea wird dies vielleicht anzunehmen sein; bei den Oseines ist dies schr wahrscheinlich, denn sie besitzen nur eine Reihe im Gegensatze zu den anderen Carinaten. Dass Struthio übrigens Anklänge an embryonale Carinaten zeigt, wird mit Recht von Wray betont, denn erstens besitzt der erwachsene Strauss noch keine hintere Flügelmembran, zweitens fand Wray, dass beim Embryo von Struthio zwei zur Reihe der unteren Deckfedern gehörige Federn dorsal auf dem dritten Finger liegen. Eine derselben wächst dann später durch Verlängerung ihres Kieles über den distalen Theil der Phal. I. Dig. II, sodass also ihre ursprüngliche dorsale Lage thatsächlich im Erwachsenen erhalten bleibt. Archaeopteryx. Das Berliner Exemplar hat 6—7 Handschwingen; nach Fürbringer scheint die Mehrzahl am Metacarpale IH und am dritten Finger befestigt zu sein, nur die vorderen am zweiten Finger, da wo dieser den dritten überragt. Die Endglieder tragen keine Federn. Dass der erste Finger eine Alula trug, ist nur wahrscheinlich. An der Ulna sind 10 Schwingen befestigt. Die ersten Reptilien-Vögel werden eine ziemlich gleichmässige Flügel- bekleidung besessen haben. Die Federn der Unterseite weich und dunig, die der Oberseite fester und glatter. Zuerst werden die Federn am oberen Hinterrande des Vorderarmes etwas verlängert und verstärkt worden sein, woraus sich ein Schutz der Körperseiten und die Möglichkeit einer Be- nutzung als-Fallschirm ergeben würde. Durch natürliche Züchtung werden diese errungenen Vortheile in eben derselben Weise vergrössert werden, wie wir die Schuppen des Hinterrandes der zu hRuderorganen um- gewandelten Extremitäten der Seeschildkröten verlängert und abgeplattet sehen. Später wurde diese Verlängerung und Verstärkung der Randfedern auch auf die Mittelhand und schliesslich auf die noch selbständigen Finger ausgedehnt. War schon ein Patagium vorhanden, so wurde das- selbe auf die Theile des Armes beschränkt, wo keine Schwungfedern ge- bildet wurden. — Da der erste Finger eine Tendenz zur Kürzung schon von den Reptilien her ererbt hatte, so blieb er ausser der Reihe stehen und betheiligte sich nur in germgem Grade an der Ausbildung des Flug- organes. Die nächsten beiden Metacarpalknochen und der zweite Finger wurden dagegen verlängert und durch gleichzeitigen und einseitigen Ge- brauch zur Verschmelzung gebracht. Die übrigen Knochen der Finger und der Mittelhand wurden redueirt, da die neugewonnene und verstärkte Axe ihrer nicht mehr benöthigte, und ferner ihre Anwesenheit bei Faltung des Flügels (in starker Abduction ulnarwärts) hinderlich wurde. Aus rein mechanischen Gründen überwiegen nun die Handschwingen an Stärke und Länge. Beim Embryo eilen die Federn des Vorderarmes denen der Hand häufig voraus, wiederholen also noch die phylogenetische Entwicklung. Dass eine nachträgliche Vermehrung der Armschwingen am proximalen Ende des Vorderarmes stattfinden kann, ist bereits bemerkt worden. Vögel, 567 Zur Erklärung des Flügels der Ratiten bemerkt Fü rbringer (Lit. Nr. 145, und p. 1041) sehr richtig: „Durch Nichtgebrauch treten die Remiges mehr und mehr in Rückbildung, das eonservativere Skelet dagegen kann, wie in so vielen anderen Fällen, die erworbene Synostosirung der Mittelhand wahren, die jetzt keine physiologische Bedeutung mehr hat, aber ein gewichtiges Erinnerungszeichen an eine früher bestandene Funetionirung als Flugorgan repräsentirt. Dieses Verhalten bieten die Ratiten dar, deren Handskelet auf eine Stufe der Flugfähigkeit ihrer Vor- fahren schliessen lässt, welche die von Archaeopteryx übertroffen haben mag, und ich stehe nicht an, in dieser Bildung der Hand eine der kräftigsten Wahrscheinlichkeiten für die einstmalige carinatenähnliche Natur der Ratiten zu erblicken. Dass die schwachen Conturfedern, welche Jetzt die Ratiten an ihrem Flügel tragen, für die Anchylosirung der Handknochen keine hinreichenden causalen Momente abgeben können, scheint mir deutlich genug zu sein.“ Auch die relative sehr bedeutende Länge der gesammten Vorder- extremität der Embryonen von Struthio spricht für obige Auffassung. In ähnlicher Weise könnte die grössere Länge des Humerus von Palaeeudyptes, eines eocänen Penguins aus Neu-Seeland, gegen eine ursprüngliche Sonderstellung der Penguine geltend gemacht werden. em. primarii | Digitales. |. E 318 IS — | R. secundarü = Rectrices. 2 = 5, = 3/7 s. Gubitales. |& | Steuer- = 25, 880. Armschwingen| & | Schwanzfedern. Si3=.-4Ho > PEIEIE ala la; lau ll Ratitae Dromaeus sehr gross 11227? 5) Casuarius - | rear 'Dinornis - | | Struthio —— 1618/11j4 2|1 22 —24 -| | ‚Rhea — 127112 11 ‚Apteryx 1218 4 | + Spheniscidae | — an et,. 2827 Undeutlich Lamellirostres —_ 11/|6|1/2|1|1115—17T Anas —| 12—20 Anas rud. bei | 21—24Cygnus ,16—18 Mergus Clangula 24 Gygnus musi- Fuligula cus Palamedea — od. rud. | Pr 17 12 Golymbidae + 11116/1|2 1/1 22—23 — 16—20 Podieipedidae | ZE I 15—21 — Nicht deutlich Steganopodes — od. rad4111116|1/2/1|1| 16 Plotus — 12— 24 | | | 17—19 Phae- ton 15—21 Phala- | | I sel | cTOCOFAX Be 28 Sula 29 Pelecanus Tubinares zad. 1621| 10—37 = 1216 Diomedea (2% | 568 Herodi Pelargi Laridae Limicolae Grallae Pterocletes Golumbae Pterylographie, |Ardea ‚Nycticorax ‚Scopus Ibis Platalea Giconia alba ‚Abdimia Mycteria ‚Leptoptilus ‚Anastomus ‚Tantalus ‚Phoenicopterus | | Larus Aleca impennis A. torda Uria Gharadriidae Glareola Dromas 'Chionis "Thinocorys | Parra Oedieneinus ‚Otis ‚Grus Aramus ‚Psophia Dicholophus ‚Eurypyga ‚Rhinochetus Pulica ‚Porphyrio ‚Gallinula Podica ‚Rallus |Ürex Oeydromus Eulabeornis Heliornis Mesites Hemipodius Himantornis Pterocles Syrrhaptes —— un [77 5. Ss 2 Afterschaft. —- klein - klein + = klein . klein -H . klein + klein . klein klein . klein od. rud. ı Rein. primarii (dist.) Handschwingen. Metacarpales. EIEDIRENR ‚R. seeundarii s. Cubitales. Armschwingen Armschwinge. V. ltectrices. Steuer- Schwanzfedern. | | wo |Phal. — - - Phal. II. Dig. IL. (prox = Phal. Il. Dig. II. = a.2llDisit. IM. S Popp mg feat vn ee et eh pe vvvvDybybiivbbv m pa a eh tv [ers [ars IN e je [SO SO Sog SU Buy DUzz Du Ba Fa ed Fi aa iv iv iv vw IX IN by m [89 en 15 =] y — 16 1520 >) | 2224 \ )5 ) 9528 n ) 17 2022 3325 1624 19 20 16—19 1020 10 Rhynchaea) 20 Numenius | 16 18. 19 16 19 20 ©. tetrax 220. Harda FI 12; aber 107 12 Cancroma — A. stellaris tigrina - scapularis - tigrina 12 12 18 12 12 meistens; 10 Rhynchaea ‚14 Scolopax min. 16 Se. major 20 Sc. megala 26 Sc. stenoptera 12 10 20 eg lv iv iv in in 12 16 NE 18 Otidiphaps 16 Goura Phaps Sa Columbae RRasores Opisthocomi- dac Tinamidae Raptores Striges Psittaci Onculidae Trogonidae Gallus Phasiauus Pavo Tetraouinae Polyplectron Grax Mesacephalon Opisthocomus Urypturus Tinamus ‚Cathartidae | Vulturidae | Falconidac ‚Pandion Cuculinae Musophaga Corythaix Trogon Anisodactylae Halcyou Galbulae Pieidae “ Alcedo Buceros Upupa Merops Momotus Todus Coracias Leptosoma Galbula Bucco Picus Yunx Indicator Rhamphastus Monasa Oapito Vögel. Afterschaft. s. klein 51058 s. klein s. klein 7 — oder rucdim, rudim. \ klein klein .e | an \ s. klein [ od.rudim. rudim. | Digitales. | 38 ‚ = R. secundarii | = S| SS - s. Cubitales. ® 35| \er| so .20 Armschwinscen & 3 18: 7A3[R ı< Aare SH > sSlalsial | | 1016|1/2|1'0 13—15 14 —16 15—20 16—20 12-16 I 16 1016/1)2/10 N) | 06 2lıot 15-0 “| 9—10 | | | [ 4 1116|1/2|111 23—26 1 IM ra a In Kan! 1S— 26 1116)1 2|111\11—18; (23) |— 11611121111 19 — 116/1/2|1|1 12 —18 1016|1|2/1|0 10—14 u 10161/21109, 10, 13 Scy- + | throps 1ols|1l2/ıjo) 12-13 ar I1016|1/2|10 s—10 I1llejıl2lıjı See! lelnlalalın 22-15 5 latlelıl2lı]1]l 1-17 + 10/6)1,2/1|0|) 10 + 1116|11211|1 13 + 1016|1/2/1|0 10+ + 1016/12 1j0) 10+ + 10[6|1/2/1[/0 13 1101611/2/1[/0 10 1101611/2/1[0|) 10—12 1101611/2|1[0') 10—11 l4n| In) 9-10—11 + 1 er 10\6)1|21110) 9-10 | olslılalılol 12-13 | 1o\6l1l2[1 10) 9-10 + 6112|1,0 Ba Rem. pıimarii. Rectrices. Steuer- Schwanzfedern. 14 Didunculus Uarphophaga Geopelia Leucosareia Ocyphaps Plılogoenas Ptilinopus Treron Zenaidura Erythroenas 12: Alle übrigen wie Columba und Turtur. 14 d 20, 2 18 20 12 16 10 ‚C. tao mit 10, bei den übrigen undeutlich. 12 jet In „> bh je hu u ® iv v w iv 10; Crotophaga S nn SS [592 _ [re Su BER GEBE GE ERNEST NEE GE GET Tee er Ge ee N wuvWwbvwmn(o 'l12, äusserstes Ihr sehr klein | 12 li 10 10 12 570 Pterylographie. Rem. primarii. | Digitales. i = So; | S| le 2 = s\8| | e —| R. secundariüi |E|| Rectrices. e zul = == s. Cubitales. |&| Steuer- - © an) 5 “ “ . =| \ & za 1.26 80.20 Armschwingen 5 Schwanzfedern. < 1818, A]jAR ı*ı an aAalslEls| | Sa | »=25[S5 alla lau Fe] SI Eee Fe En Ale: FEIERT ae sl Voliidae Golius + | ) +| 10 Cypselomor- |Cypselus -- 11016|1)2)1/9)) 6—5 | 10 phae [28] | ||| Trochilus klein 110 6|1|2)1j0| 6 + 10 ‚Podargus s.klein |10/6|1|2/1/0 11 10 Steatornis fehlt 101611 1211)0 12 10 Gaprimulgus klein 1061121110 11—13 = 10 Passeres nn 1116)1|2|1)+ 9—10 nu. 12 fehlt nur | u. o. sehr selten 11. Nur Menura d 16 hei Artamus 10 == | Glaucopis | und Eury- Dicrurus pt. 10 laemus | Xenicus | | Acanthisitta Hylactes 14 Die Ausbildung und Zahl der Schwingen ist bei den Passeres sehr häufig als taxonomisches Merkmal benutzt worden. Es sind aber in der bezüglichen Literatur zahlreiche Ungenauigkeiten enthalten, und die An- gaben selbst neuerer Untersucher stimmen häufig nicht mit einander über- ein. Ein näheres Eingehen auf diese Verhältnisse bei den Passeres scheint deshalb gerathen. Die folgenden Tabellen enthalten manche Angaben, welche die systematische Stellung einzelner Unterfamilien und Gattungen möglicher Weise beeinflussen. Es ist kaum nöthig darauf hinzuweisen, dass sich zwischen den vier Gruppen zahlreiche Uebergänge finden, denn zweifellos hat die Reduction der IX. und X. Handschwingen bei verschiedenen Familien gleichzeitig, unabhängig von einander, stattgefunden. Einige Lerchen gehören nach ihren Schwingen-Verhältnissen in die Gruppe D. Ebenso macht Lanius minor eine Ausnahme von allen seinen übrigen Verwandten. Die Vireonidae weisen sehr wechselnde Zustände auf. Heteralocha stimmt garnicht mit den Sturnidae u. s. w. In der Gruppe D lässt sich das allmähliche Ver- schwinden der X. Handschwinge sehr gut verfolgen. Es kann kein Zweifel darüber herrschen, ob die als X. oder als XI. Handschwinge angesprochenen Federn wirklich Handschwingen sind. Erstens wegen der dann stets vorhandenen zugehörigen oberen Deckfeder, zweitens wegen der zahlreichen Fälle, in denen diese Schwingen noch länger als ihre Deckfedern sind. Eine untere Deckfeder für die X. oder XI. Schwinge, wenn letztere sehr verkürzt ist, fehlt den Passeres. Die Lerehen zeigen, wie die X. Schwinge dorsalwärts rücken kann, sodass sie statt frei sichtbar unter und vor der IX. zu liegen, zwischen der Aussenfahne der IX. und zwischen der X. Deckfeder eingeschlossen wird; vögel. 571 von unten gesehen wird sie dann also durch die Aussenfahne der IX. ver- deckt. Hierdurch wird das bei der Gruppe D allgemein gefundene Ver- halten erklärt. — Aehnliche Verschiebung findet in höherem Grade bei der XI. Schwinge statt. Die Sehwalben haben durch Anpassung einen Flügel erworben, der dem der Cypselidae täuschend ähnlich sieht; bei beiden ist die vorderste grosse Handschwinge die längste und bildet die Spitze des Flügels, aber diese Schwingen sind einander nicht homolog, denn bei Cypselus ist sie die X., bei Hirundo die IX. Die Zahl der Rectrices beträgt fast allgemein 12, wie bei der Mehr- zahl der Vögel. Die wenigen, überhaupt bekannten und in der Tabelle mitgetheilten Ausnahmen sind daher desto auffallender. Die Zahl der Armschwingen schwankt bei den Passeres nur zwischen 9 und 11. Letztere Zahl findet sich nur äusserst selten, nämlich bei Menura und gelegentlich nach Sundevall bei Corvus corax und C. frugilegus. Auch 10 sind selten; ausser bei manchen Passeres Oligomyodi wohl nur bei den Austro- coraces (Manucodia, Gymnorhina, Cracticus, Strepera, Paradiseidae) und den meisten Corvidae. Ausnahmen kommen jedoch vor. A. Mit 10 langen Handschwingen. Die X. Schwinge ist, mit wenigen Ausnahmen (Hylactes), sehr wenig verkürzt, bildet vielmehr mit den folgenden die Spitze des Flügels. Eine XI. Schwinge ist häufig vorhanden, obgleich nur klein und ver- borgen; fehlt sie, so ist wenigstens die zugehörige scharf ausgeprägte steife, obere Deckfeder vorhanden. Hierher gehören alle Passeres non-osceines und zwar: & XI. Schwinge, I. Pseudoseines |Menura 1.5 cm lang Flügel abgerundet. X. lang. XI. und Atrichia sehr klein - ihre obere Deckfeder weich, nicht steif und schmal. Il. Desmodactyli |Eurylaemus '-)- sehr klein ‚Calyptomena | — ILL. Oligomyodi |Pitta Philepitta Xenicus ? Pipridae Cotingidae Pyroderus Hadrostomus \ | Lipangus | | -- — Bei Phoenicocereus & erreicht die X. Schwinge fast die Flügelspitze wie gewöhn- lich; aber die VII. Schwinge ist plötzlich verkürzt und am Ende verschmälert. Ampelion Phibalura Phoenicocereus Phytotoma Bei Rupicola & ist die X. Schwinge etwas verkürzt und am Ende plötzlich eigenthüm- Be | lich verschmälert. Enpiec Bei Tityra & reicht die X. fast bis zur | AN Spitze, dagegen ist die IX. sehr verschmälert ee r und bedeutend kürzer als die beiden be- Xint v f inachbarten. Bei Tityra brasilicnsis ist sie A 'nur halb so lang. Bei den übrigen Arten 'von Tityra und Pachyramphus ist sie nur Cotinga | auf ?/, verkürzt, und weniger verschmälert. 572 Pterylographie. XL Schwinge. Tyrannidae | ' Tyrannus | —_ Milvulus — Pitangus | + — IV. Tracheophones Formicariidae Unter den Pteroptochidae zeichnet sich Furnariidae | Hylactes durch abgerundete Flügel aus; Pteroptochidae _ ‚dementsprechend ist die X. Schwinge nur Dendrocolaptidae | ‚kurz; die XI. fehlt aber, während ihre Conopophagidae | | obere Deckfeder vorhanden ist. | B. Mit 10 deutlichen functionellen Handschwingen. Die X. ist stets bedeutend verkürzt, reicht meistens kaum bis zu !/, der Flügelspitze, selten (Corvidae) bis halbwegs zur Spitze. Eine kleine XI. Schwinge ist sehr häufig vorhanden, sie ist jedoch fast immer zwischen der ihr zu- gehörigen oberen Deckfeder und der X. versteckt. Fehlt sie, so ist die zugehörige Deckfeder nicht immer vorhanden. Es spricht sich in diesem Verhalten mithin eine weiter vorgeschrittene Reduction der Schwingen aus gegenüber dem Flügel der Passeres non-oscines. Hierher gehört die Mehrzahl der „Oscines decem pennatae“, entsprechend der von Wallace Typical or Turdoid Passeres ge- nannten Reihe. 5,| 85 Sen = Feier = Neue un “A Goryidae |Fregilus ar + IXtI. 1.7 cm lang. Monedula + -- XI. 1.3 cm; etwas kürzer als ihre Deckfeder. Corvus 4 + XL ungefähr 1.2 cm lang. Gymnorhina -F -+ Strepera = -> AL. bei Strepera 1.2 cm lang, etwas kürzer | als ihre Deckfeder. Gracticus + + XL schr klein und wie bei Gymnorhina | verborgen. |Manucodia -- - Garrulus a ı ‚Garrulus und Cyanoeitta mit stark ab- A: ‚Cyanoeitta | gerundeten Flügeln. Paradiscidae | Oriolidae ‚Öriolus + -+ Bei Oriolus ist die XI. Schwinge sehr klein, Sphecotheres -4- -- ganz gelb wie die unteren Deckfedern; ihre Mimeta = 4 ‚obere Deckfeder ist grösser, halb gelb halb a schwarz gefärbt. Dieruridae - Prionopidae Gollyrioeincla _ — Euryceros Uampophagidae |Graucalus - -F Turdidae Sylvia Turdus Nu== Saxicola Musecicapidae Malurus -- Timeliidae Hypsipetes — + ‚Pyenonotus = - ‚Bei P. Layardi 1 cm lang, bei anderen oft | k weniger deutlich. Pomatorhinus -- + ‚XI. sehr deutlich, mehr als 1 cm lang. ‚Malacocirvus - -- XI. sehr deutlich. melır als 1 cm lang. ‚Phyllornis z +) . _ =; © R @ — na -1 os jo} | | | | | | | | a) [La Eur BE| 9 | | 3|43 | an | sa Timeliidae Crateropus u E Leiothrix -— - ‚Obere Deckfeder (überzählige XL.) sehr klein. Accentor Z— — 'Sialia — Zi |Troglodytes — — 'Cinelus -. — Paridae Parus E nl | ut Schwinge bei Chamaea mehr als 3 cm 'Parisoma | -r ‚lang, Flügel wie bei den übrigen Paridae ‚Gerthiparus abgerundet. ‚Orthony X Laniidae Vireoninae =- — Die Ausbildung der X. Schwinge wechselt Cyelorhis .sehr bei den Vireoninae. Bei C'yelorhis ist Vireo sie nur bis auf die Hälfte der folgenden Vireosylvia verkürzt; bei Vireo solitaria ist sie kaum 2 cm lang, bei Vireosylvia meistens auf ein I cm langes, spitzes Federchen beschränkt. ‚Pachycephalinae — —_ Pachycephala Falcunculus | Oreoica Eopsaltria | Eopsaltria mit schr kleiner XI. oberer | Deckfeder. Colluriocincla Lanüinae -|- -- Die XI. Schwinge ist schr deutlich, nur bei Lanius Lanius minor fehlt sie ganz; die XI. Deck- Urolestes feder ist jedoch vorhanden. Bei L. minor Laniarius allein ist die X. Schwinge sehr klein, die Telophonus IX. die längste; bei allen anderen Laniinae ist der Flügel abgerundet und dieX.Schwinge | von 1/, ey der Länge der nächsten. Certhiimorphae Certhia — |ı—?7]| Climacteris - - ‚Sitta _ — | Cinnyrimorphae Nectariniidae _ — Auch Promerops. ‚Meliphagidae + + ?—-jDie XI. Schwinge ist meistens sehr klein. Prosthemadera Acanthochaera Tropidorhyn- chus Xanthomyza | Ptilotis Myzomela | C. Uebergangsgruppe von B zu D; die von Wallace als Sturnoid Passeres zusammengefassten Oseines enthaltend. Zahlreiche und be- deutsame Ausnahmen nelımen dieser Gruppe ihren Werth. Allgemeine Merkmale sind: Mit 10 deutlichen Handschwingen. Die IX. ist sehr lang und bildet mit den nächstfolgenden die Flügelspitze. Die X. ist bedeutend verkürzt. Eine XI, findet sich nicht mehr, wohl aber fast immer ihre obere Deck- feder, letztere ist meistens schr klein, erreicht jedoch bei Heteralocha 1.5 cm Länge. - 574 Pterylographie. ı X. Schwinge. | Ploceidae Textor 4.2 cm lang | Hyphantornis |25 - - Die X. Schwinge ist bei Hyphantornis 3 mal länger als die X. Deckfeder. Ausser der XI. Deckfeder sind Spuren der XI. Schwinge vorhanden. Chera FE Ploceus oryx 1.2 steif mangor 1.8 X. doppelt so lang als ihre Deckfeder ‚Foudia sechell. > Sturnidae Sturnus 1.5 cm lang |X. Schwinge etwas kürzer als ihre Deckfeder. Acridotheres trist.. 25 - - X. etwas länger als ihre Deckfeder. Gracula 3.0 .- = X. bedeutend länger als ihre Deckfeder. ‚Basilornis 2.5 X. länger als ihre Deckfeder. Heteralocha % cm lang Flügel sehr abgerundet, VI. und V. bilden | die Spitze. Artamidae ‚Artamus 2—2.5 X. sehr schlank und steif, frei sichtbar. Alaudidae Alauda arvensis 0.8 IX. noch frei sichtbar, kleiner als ilıre Deckfeder. 5 calandra 1.1 X. steif, kürzer als ihre Deckfeder. Ötocorys alpestris 0.7 ‚X. steif, kleiner als ihre Deckfeder, nicht es bilopha | ‚frei sichtbar, weil zwischen der Aussenfahne | | von IX und Deckfeder X verborgen. Certhilauda bifas- 2.3 | ciata IX. ganz frei sichtbar. Pyrrhulauda 1:7 ganz frei sichtbar. Mirafra 3.0! X. mit breiten weichen Fahnen, und be- | deutend länger als ihre Deckfeder. Calandrella 0.S X, kleiner als ihre Deckfeder, etwas dorsal- brachydactyla ıwärts verschoben, daher von der Aussen- fahne von IX verdeckt. D. Mit nur 9 deutlichen, funetionellen Handschwingen. Die IX.Schwinge ist stets an der Bildung der Flügelspitze betheiligt, häufig sogar die längste. Die X. ist meistens auf ein winziges Federchen reducirt, welches zwischen seiner oberen Deckfeder und der Aussenfahne der IX. Schwinge verborgen ist. Diese verborgene Lage hat diese Schwinge auch dann, wenn sie noch ziemlich gut entwickelt ist, z. B. bei den Hirundinidae und Ieteridae, wo sie von den meisten Ornithologen als gar nicht vorhanden angeführt wird. Ganz fehlt sie überhaupt nie. Eine XI. obere Deckfeder findet sich häufig. Hierher gehören die „Oseines novempennatae“, entsprechend den „Tanagroid Passeres“ von Wallace , Section Fringilliformes, Sharpe, Catal. Birds, Brit. Museum. Dicaeidae Ber chwinge. | Dicaeum sehr klein Pardalotus - - X. bei Pardalotus weisslich wie die Aussen- | fahne der IX. Hirundinidae Hirundo I—1.5 cm lang X. Schwinge häufig noch sehr kräftig. Progne Sem ä 3 N Ampelidae Ampelis 0.8 - X. kürzer als ihre Deckfeder. XI. Deck- feder vorhanden. Phainopepla X. Schwinge fast !/;, der IX. in Länge; MER nitens eine XI. obere Deckfeder fehlt. Muiotiltidae Mniotilta | - Dendroeca ne | Die X. Schwinge und ihre ebenso lange Pa ula em Jang > BE RE 5 T | Deckfeder steif. Periglossa Vögel. 575 X. Schwinge. Motacillidae Motacilla | len X. Schwinge fein, spitz und steif; bei Seiurus z I Motacilla und Seiurus etwas kleiner als ihre Anthus 2 Deckfeder, bei Anthus fast ebenso lane. IX. Schwinge bildet die Flügelspitze. Grallina Be; Hr X. Schwinge ganz frei liegend, functionell: Henicurus Wi; n Flügelspitze von VII—VI gebildet. Mit extra XI Deckfeder. Coerehidae Coereba \ Diglossa : 0.81 cm Drepanis | Tanagridae Tanagra am Pyranga | Icteridae Icterus 1.3 cm lang X. Schwinge steif, etwas kürzer als ihre Deckfeder. Cassicus Quiscalus major 5 cm lang X. Schwinge sehr steif und stark wie ihre Deckfeder. Fringillidae F. coelebs Ege te X. Schwinge sehr fein und vollständig ver- borgen. Coccothraustes l- - X. Schwinge sehr fein und vollständig ver- borgen. Panurus 1.2 cm lang X. steil und schlank. Die Farben der Federn. Taf. XLVL. Die Farben der Federn sind zuerst von Altum (404), dann von Bogdanow (410), Fatio (421), Gadow (428), Krukenberg (446) und Jeffries 501 untersucht worden. Die Farben sind entweder chemische oder structurelle, anderseits ein- zutheilen in objeetive und subjeetive Farben. Federn mit objectiver Färbung erscheinen constant bei auffallendem Lichte, subjeetive Farben wechseln je nach der Stellung der Feder zum Lieht und Auge. Es empfiehlt sich für unsere Zwecke drei Classen von Farben zu unterscheiden. I. Chemische oder Absorptionsfarben, d. h. solche, welche durch ein bezüglich gefärbtes Pigment hervorgebracht werden; dasselbe kann diffus in der Feder vertheilt sein, oder es ist an Pigmentkörper ge- bunden, die zwischen oder in den Markzellen der Feder angehäuft sind. Solche chemisch gefärbten Federn behalten ihre Farbe unter allen Stellungen zum Licht und Auge, sie sind also objeetiv. Selbst bei durch- fallendem Lichte wird eine rothe, gelbe, braune oder schwarze Feder stets roth, gelb, braun oder schwärz erscheinen. Eine Ausnahme machen nur die Fluorescenzfarben. U. Objeetive Structurfarben werden nieht durch ein bezüglich gefärbtes Pigment hervorgebracht, sondern die Farben beruhen auf einer Combination von Pigment mit einer besonderen Structur der farbig er- scheinenden Federtheile. Solche Farben sind violett, blau, grün und in einigen Fällen gelb. Bei durchfallendem Lichte betrachtet verschwindet die Farbe und lässt die Feder entweder farblos oder braunschwarz, grau oder gelb, je nach dem Pigment, erscheinen. So ist z. B. eine gesättigt 376 Farben der Federn. grüne oder blaue Papageienfeder nur gelb oder bräunlich grau, wenn gegen das Licht gehalten, ebenso verschwindet das Grün und macht der gelben Pigmentfarbe Platz, wenn solche Federn völlig durchnässt werden; man erinnere sich an das veränderte Aussehen der Rücken- und Bauch- federn der Amazonen-Papageien nach dem Bade; erst beim Trocken- werden nehmen die Federn die grüne Farbe wieder an. Desgleichen verschwindet das Grün oder Blau beim Zerquetschen oder bei sonstiger Verletzung der oberen Schichten der Federtheile, eine Behandlung, welche bei chemischen Farben ohne Einfluss ist. Auch Weiss wird der Einfachheit halber zu dieser Farbenclasse zu rechnen sein. III. Subjeetive Structurfarben wechseln je nach der Stellung der Feder zum Lichte und zum Auge. Sämmtliche Farben des Sonnen- speetrums und ihre Combinationen sind bei den ‚„‚Schiller- oder metallischen Federn“ vertreten; das in ihnen enthaltene Pigment ist fast immer schwarzbraun. Farben können, ausser durch Pigment, an Federn auf folgende Weisen hervorgebracht werden. Refleetion des Lichtes von der glatten Oberfläche des Horn- überzuges der Federn, hauptsächlich der Schäfte, seltener auch der Rami ver- ursacht den Glanz. Die Pigmentfarbe der Federn wird zugleich intensiver. Vollkommene Brechung aller eintretenden Lichtstrahlen, ohne Pigment, verursacht weiss. Es giebt bekanntlich kein weisses Pigment in der Natur. Federn erscheinen weiss, wenn sie pigmentfrei sind, und wenn das Licht in den zahllosen lufthaltigen Hornzellen vollkommen ge- brochen wird. Nach demselben Prineip erscheint zermalmtes Glas weiss, und weisse Blumenblätter werden farblos, wenn durch Zerquetschen die darin enthaltene Luft ausgetrieben wird. Diffraction der Lichtstrahlen durch Prismen giebt alle Farben des Sonnenspectrums. Interferenz. Farben dünner Plättehen. Sehr dünne, an sich farblose Plättehen erscheinen bei auffallendem Lichte farbig. Die Farbe hängt von der Dicke des Plättchens ab, so tritt bläulich- weiss auf bei 0.000057 mm Dieke, roth bei 0.000093 und wiederum bei 0.000246 mm Dicke, blau bei 0.000180 mm Dieke u. s. w. — Bekannte Beispiele sind die Farben der Seifenblasen und angelassenen Stahles. Solche äusserst dünnen Plättehen finden sich an den Federn; so beträgt z. B. die Dicke des Fähnchens eines Radius der Rückenfedern von Galbula sicher weniger als 0.0006 mm. Auch wenn der hornige Ueberzug anderer Federtbeile ganz homogen und von grosser Feinheit ist, werden Interferenzfarben auftreten können. Auch die Gitterfarben gehören hierher. Sie werden durch ein >ystem feiner Leisten hervorgebracht, wenn die Zwischenräume weniger als 0.05 mm betragen; Beispiel Perlmutterfarben. Die Radien an, den > ® » .. ” ® Rami stehen oft so gedrängt, dass mehr als 20 auf 1 mm kommen, sie Bi Vögel. 577 werden daher irisiren können. Manche Federn, besonders gelbe, zeigen auf ihrer Oberfläche ein System von feinen Längsrillen und Leisten, deren Abstand oft nur 0.001 mm beträgt. Fluorescenz. Es ist möglich, dass die grüne und blaue Farbe mancher Federn auf der Fluorescenz des in diffusem Zustande vorhandenen gelben und orangerothen Pigmentes beruht. Eine Mischung von Eosin und Wasser oder Alkohol erscheint z. B. bei durchfallendem, dagegen undurchsichtig grün bei auffallendem Lichte und schwarzer Unterlage. Diese Unterlage könnte sehr wohl durch eine dunkle Pigmentschicht ver- treten sein. Specielle Besprechung der objectiven Strueturfarben. Weiss wurde schon vorher erwähnt. Roth beruht nieht auf Struetur, sondern nur auf rothem Pigment, ebenso orange. Gelb wird wohl meistens durch gelbes Pigment hervorgebracht; das Pigment ist sehr häufig diffus und kann sich auf den Schäften, Rami und Radien finden. In sehr vielen Fällen ist mit der gelben Farbe eine eigenthümliche gerillte Structur der farblosen Oberfläche verbunden, und da dieselbe Structur auch an den ganz pigmentlosen, aber gelb er- scheinenden, Rami und Radii vieler Federn vorhanden sein kann, so ist die gelbe Farbe in solchen Fällen wohl mit der Rillenstructur in Ver- bindung zu bringen. Am pigmentlosen Radius der gelben Federn von Parus sultaneus und Galbula betrug der Abstand zwischen je zwei feinen Längsleisten nur 0.0009 mm. Aehnliche Rillen und Leisten, welche übrigens stets mit der Längsaxe des Radius oder Ramus parallel laufen, sind bei Ara, Psittacula, Rhamphastus, Coereba, leterus, Xanthomelas, Pieus zu sehen. — Manche Radien der gelben, feinen Federbüschel auf den Brustseiten von Arachnothera haben einen Durchmesser von nur 0.007 mm, sind rundlich und zeigen ungefähr 12 Längsrillen und Leisten, wobei die Leisten etwas schmaler als die Rillen sind; die Breite der 0.007 13772 betragen. Ich bin geneigt die Theorie der Gitterfarben hierauf anzuwenden. Bei Maeronyx endlich enthalten die gelben Ramii zwischen der ganz farblosen Hülle und den inneren Markzellen eine Lage von sehr regel- mässigen 5—6seitigen säulenartigen Polygonen mit flachen Endflächen. Grün beruht nur bei den Musophagidae auf grünem Pigment. In allen übrigen Fällen enthalten grüne Federn nur gelbes, orangerothes, oder selbst braungraues Pigment. Da die grüne Farbe nur bei auf- fallendem Lichte erscheint, bei durchfallendem aber verschwindet und der Pigmentfarbe Platz macht, so muss das Grün auf einer eigenthümlichen Brechung des Lichtes beruhen, die entweder durch Structur oder durch Fluoreseenz bewirkt wird. Schon Krukenberg nahm an, dass Grün durch gelbes Pigment mit blau-erzeugender Oberflächenstruetur hervor- Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 37 einzelnen Leistchen kann daher nur weniger als x r—=0.0009 mm 578 Farben der Federn. gebracht werde. In vielen Fällen kann die typische blau-erzeugende Structur aber nieht nachgewiesen werden. Bei Pitta erscheinen die Radii, bei Psittacula nur die Rami grün und mit fein gestreifter Oberfläche. Es ist möglich, dass auch hier Gitterfarben vorliegen. Genaue Bestimmung der vierten Decimalstelle konnte ich nicht anstellen. An’manchen langen und äusserst feinen pigmentlosen Radien von Pitta erscheint grüne Farbe unter dem Mieroscop bei hoher Einstellung und geht bei niedriger Ein- stellung in blau über. Auf den grünen Armschwingen von Chrysotis erscheint grün nur an den Schäften der Rami, nicht auf den gelb oder grau getärbten Radii. Die Schäfte der Rami sind mit einer transparenten, glatten Schicht von 0.01—0.015 mm Dicke bedeckt, darunter folgt eine Lage von durch- sichtigen Polygonen und dann die pigmentirten Markzellen; an anderen Stellen dagegen fehlen die Polygone. Bei der Taube Megaloprepia und bei Pitta verhalten sich die grünen und gelben Theile der Rami und Radii wie die Abbildung (Fig. 27, Taf. XLVII) zeigt. Blau. Blaues Pigment ist bisher noch nicht gefunden. worden. Blaue Federn enthalten orangerothes oder braunes Pigment; gegen das Licht gehalten verschwindet die blaue Farbe, ebenso wenn die Feder zerquetscht wird. Die blaue Farbe ist stets auf die Schäfte der Rami und der grösseren Radii beschränkt; häufig, wie bei Coereba, Artamia, Pitta, haben die intensiv blau erscheinenden Theile der Rami keine Radien. Blaue Federn haben folgende’gemeinsame Struetur: 1. Eine farblose Hülle von Ceratin von ungefähr 0.004—0.006 mm (Pitta) — 0.007 mm (Chrysotis) Dieke. Die Hülle selbst scheint aus einer Anzahl von Lamellen zu bestehen; ihre Oberfläche ist glatt, oder granulirt; die Erhebungen eorrespondiren mit den unterliegenden Zellen. 2. Eine Lage polyonaler Zellen; sie wurden von Fatio entdeckt, und Email genannt. Diese Zellen sind, von der Oberfläche betrachtet, polygonal, mehr oder weniger regulär fünf- bis sechseckig; häufig sind sie abgestumpfte Säulen, andernfalls breiter an der Basis. Entweder stehen sie ganz dicht gedrängt, oder die Zwischenräume sind mit der Masse der Hülle angefüllt. Die Polygone selbst sind farblos, ob sie hohl sind, bleibt dahingestellt; jedes derselben besitzt eine stark lichtbrechende eigene Hülle. Die Oberfläche dieser Hülle ist bei Artamia und Pitta nicht glatt, sondern scheint ein System einer äusserst feinen Streifung, parallel ihrer Axe zu enthalten. Im Folgenden seien einige annähernde Messungen mitgetheilt. | Pitta molueeensis. Breite eines Polygons 0.009—0.001 mm, Höhe 0.015 mm; Dieke der transparenten Hülle eines Polygons 0.0012 bis 0.0016 mm. Mittlerer Abstand zweier Längsrillen von einander 0.0004 bis 0.0006 mm. Artamia viridis. Breite eines Polygons an der Basis 0.005 mm, am oberen Ende 0.003 mm, Höhe 0.011 mm, Polygonhülle 0.0009 bis 0.0010 mm. Vögel. 579 Polygonbreite 0.005 bei Coereba, 0,011 bei Chrysotis; Polygonhöhe bei Chrysotis 0.019 mm. 3. Die Markzellen mit braunem, schwarzem oder orangerothem Pigment. Diese pigmenthaltigen Zellen sind nur bei flüchtiger Betrachtung mit den transparenten Polygon- oder Säulenzellen zu verwechseln; meistens sind sie rundlich, und wenn überhaupt sehr unregelmässig polygonal, auch sind sie kleiner. Trotzdem kann wohl nicht bezweifelt werden, dass die Säulenzellen nur umgewandelte Markzellen sind. Worauf die Bildung der blauen Farbe eigentlich beruht, ist noch unaufgeklärt. Die Hülle der einzelnen Säulenzellen allein kann sie nicht verursachen, denn sie ist im besten Falle viermal dicker als die dieksten überhaupt noch Farben erzeugenden dünnen Plättchen. Dass aber die blaue Farbe thatsächlich an das Vorhandensein der Säulenzellen gebunden ist, lässt sich deutlich an den intensiv blauen Federn von Pitta erkennen, nach der Spitze der Rami hin werden die Zellen der Säulenschicht niedriger und kleiner (Fig. 27), zugleich wird die Farbe nur bläulich und schwindet ganz mit dem Aufhören der Säulenzellen; zugleich ist hier eine Verdickung der allgemeinen, farblosen, äussersten Hülle des Ramus be- merkbar. Violette Federn enthalten schwarzbraunes Pigment in den Markzellen, während die transparente Hülle der Rami ein System von sehr feinen Längsrillen zeigt; diese Rillen sind aber nicht gerade, sondern fein gewellt. Bei Sturnus vulgaris massen die einzelnen Zellen eines Radius (Fig. 22) 0.04 mm Länge und 0.02 mm Breite, die Hülle nur 0.0008 mm Dicke, der Rillenabstand weniger als 0.0007 mm, die Breite der einzelnen ge- wellten Leistehen sicher weniger als die Hälfte des Rillenabstandes. — Ganz ähnliche Rillenstruetur zeigen die metallisch violetten Federn der Nectariniae. Bei Manucodia sind die Leisten und Rillen auf den Radien verhältnissmässig flacher und breiter; im Querschnitt erscheint die Ober- fläche der Hülle demnach leicht wellig; der Abstand zwischen zwei solchen Wellenhöhen beträgt 0.002 mm. Es ist zu beachten, dass auch rothe Federn nicht selten eine sogar ziemlich dicke transparente Hülle besitzen, z. B. Ramphastus, aber die Oberfläche zeigt nie eine besondere Structur; die Furchen und anderen Unebenheiten, die man gelegentlich daran bemerkt, rühren von Schrumpfung beim Trocknen her. Ueberhaupt sind alle diese Untersuchungen am besten an frischen Federn anzustellen. Federn von alten Bälgen zu nehmen, ist sehr misslich. Bei orangerothen Federn habe ich in einigen Fällen rothes Pigment mit gelb-erzeugender Oberflächenstructur beobachtet. Die Farbenpigmente. Ueber die Entstehung des Pigmentes hat Kölliker (Lit. Nr. 504) Untersuchungen an den ersten papillenartigen Federanlagen von Hühner- embryonen angestellt. Die Epidermisbelege der Papillen zeigen wenn am %* od 580 Farben der Federn. gefärbt, reich verzweigte sternförmige Pigmentzellen. Später, wenn die ersten Federn sich anlegen, geht das Pigment in die Epidermischüppchen derselben über, während die Pigmentzellen zu Grunde gehen. Die Bildung des Pigmentes ist also vorwiegend an Elemente des mittleren Keimblattes gebunden und nicht an die Elemente der Oberhaut. Dies scheint nach demselben Forscher eher auf den näheren Beziehungen der Bindesubstanz- zellen zu den Blutgetässen und ihren Exsudaten zu beruhen, als auf einer specifischen Thätigkeit der Bindesubstanzzellen. Es sind eine grosse Anzahl von Pigmenten der Federn beschrieben worden, die sich aber wahrscheinlich auf einige wenige zurückführen lassen. Im Allgemeinen sei bemerkt, dass nur schwarz, roth und gelb, nebst ihren Mischfarben, in sehr seltenen Fällen auch grün, durch Pigment hervorgebracht werden. Zoomelanin wird von Bogdanow der schwarze oder braune Farbstoff genannt; er ist amorph, in kleineren oder grösseren Körnchen vorhanden, unlöslich in Wasser, Alcohol, Aether und Säuren; in kochender Kalilauge wird er theilweise gelöst und schnell zerstört, wenn er darauf mit Chlor behandelt wird. Er besteht aus C, H, N und OÖ in wechselnder Menge und zwar im Mittelwerthe nach Untersuchung schwarzer Federn von Corvus, Pica und Ciconia aus 53.5 /,C, 4.6 %, H, 8.2 °/, N und 394.21, 0. Zoonerythrin, rother thierischer Farbstoff, zuerst von Bogdanow aus den Federn von Calurus auriceps und Cotinga coerulea dargestellt. Identisch damit ist das Tetronerythrin, von Wurm in der rotben „Rose“ der Tetraonidae entdeckt. Ein rother leicht veränderlicher Farb- stoff, der durch Alcohol, Chloroform, Aether, Schwefelkohlenstoff extrahirt werden kann; erystallisirt, ohne Beimischung von Fett, Cholesterin und Leeithin, kann man ihn noch nicht darstellen. Eisen und Kupfer sind nicht darin enthalten; Säuren und Alkalien verändern ihn nicht. Kruken- berg fand denselben rothen Farbstoff in den rothen Federn von Phoeni- copterus, Ibis, Cardinalis, Pyrocephalus, Cacatua. Das mehr oder weniger intensive Roth der Flamingos beruht nach Fatio auf individuellen Schwankungen des natürlichen Fettgehaltes der Federn; nach Durch- tränkung mit Oel erscheinen die Federn weit mehr geröthet als im luft- trockenen Zustande. | Zooxanthin, Bogdanow = Zoofulvin Krukenberg. Gelbes Pig- ment, z. B. bei Euphone, Oriolus, Aprosmietus, Certhiola, Chlorophanes, auch grüne Federn besitzen meistens gelbes Pigment, z. B. bei Papageien. Durch Kochen in absolutem Alcohol wird es ausgezogen und schwimmt, gleich einer Fettschicht auf Wasser, auf dem siedenden Alcohol. Bei längerem Erwärmen mit verdünnter Natronlauge wird das Zooxanthin leicht zersetzt; es scheint meistens, vielleicht immer, diffas aufzutreten, tingirt daher die Federn und findet sich an den Schäften, Rami und Radii. Turacin, Church. Dieser rothe, höchst eigenthümliche Farbstoff kann aus den rothen oder purpurvioleten Federn der Musophagiden leicht Vögel. 581 durch verdünnte Alkalien extrahirt und dann durch Säuren aus der Lösung gefällt werden. Er enthält ausser C, H, N und O 5—8 °/, Kupfer, Schwefel fehlt, nach Krukenberg aber auch Stickstoff... Verreaux entdeckte, dass die rothen Flügelfedern lebender Helmvögel ihre Farbe verlieren und abfärben, wenn sie durch Regen feucht werden, beim Trocknen aber ihre Farbe wieder erhalten. Beim Baden färben gefangen gehaltene Helmvögel das Wasser lebhaft roth; so lange die Federn nass sind, spielt ihre rothe Farbe stark ins Blaue. Bogdanow entzog den Farbstoff zuerst, und zwar durch Ammoniak und fällte ihn dann durch Essigsäure; auf dem Filter behielt er ein rothes, in Masse gesehen blau erscheinendes metallglänzendes Pulver zurück. Auf seine Zusammensetzung wurde es zuerst und sehr genau von Church, dann unter Anderen auch von Hofmann und Krukenberg untersucht. Der Kupfergehalt kann schon beim Verbrennen der rothen Federn an der grünen Farbe der Flamme erkannt werden; um das Kupfer nachzuweisen, bedarf es der voraus- gegangenen Veraschung des Farbstoffes. Die grünen Federtheile ent- halten kein Kupfer, es findet sich aber in sehr geringer Menge auch in den schwärzlichen, bläulich schillernden Schäften und Bärten der sonst rothen Federn. Krukenberg entdeckte, dass das Speetrum des festen Turacins ein anderes ist als das des gelösten und weist darauf hin, dass ein solches Verhalten nur bei gefärbten anorganischen Verbindungen bekannt ist. Das Spectrum der Turaeinlösung kann von dem des Oxy- haemoglobins kaum unterschieden werden trotz der chemischen Ver- schiedenheit beider Substanzen. Turacoverdin. Bis jetzt ist grüner Farbstoff nur in den grünen Federn der Musophagiden gefunden worden. Krukenberg entzog ihn durch verdünnte Sodalösung; es ist kupferfrei, enthält aber verhältniss- mässig viel Eisen. Es ist ebenso lichtbeständig wie das Turacin. Ausserdem beschreibt Krukenberg noch Zoorubin, welches er den rothbraunen Federn mancher Paradiseidae durch schwache Sodalösungen entzog und in gewisser Beziehung dem Turaein und Turacoverdin ähnlich findet, da es wie diese Stoffe schwachen Säuren gleicht, deren Alkalisalze in Wasser leicht löslich sind. Ontoehrin, Kühne, der gelbe Dotterfarbstoff aus den Hühnereiern, ist wahrscheinlich identisch mit dem gelben Farbstoffe der Fussbekleidung der Vögel und der Federn von Xanthomelas aureus. Krukenberg nennt diesen Stoff Coriosulfurin und hält ihn wie Zoonerythrin und Zooxanthin für ein gefärbtes fettes Oel. Möglicherweise ist es dasselbe wie Zooxanthin. Die Blaufärbung an den nackten Stellen des Kopfes und Halses des Casuars beruht nach Krukenberg nicht auf blauem Pigment. Gleichzeitig mit Zerstörung der farblosen oberflächlichen Schichten der Epidermis erlischt der blaue Farbenton und macht der Farbe des unter- liegenden gelben oder schwarzen Pigmentes Platz. „Das Blau ist also hier eine sog. optische Farbe, eine Erscheinung, welche überall da zu 582 Farben der Federn. Stande kommt, wo das Licht ein trübes Medium durehdringt und von einer schwarzen Unterlage aus alsdann refleetirt wird.“ Specielle Besprechung der subjeetiven, sog. metallischen, Schiller- oder Wechselfarben. Die metallischen Federn besitzen fast alle dunkelbraunes oder schwarzes Pigment, und erscheinen schwarz, wenn unser Auge sich mit der Lichtquelle und der Federfläche in einer Ebene befindet. Dies ist in zwei Stellungen möglich. Entweder das Auge befindet sich zwischen Lieht und Feder, Position A, oder die Feder befindet sich zwischen dem auffallenden Licht und dem Auge, Position ©. Wenn das Auge sich in der unteren Figur in der Richtung von A nach © bewegt (Fig. 1), so erscheint die Feder nach und nach in allen Farben, die sie Fig. 1. Die drei Normalstellungen. L = Licht. überhaupt zu zeigen fähig ist. Da nun die Farben stets in einer be- stimmten Reihenfolge erscheinen, die mit der des Sonnenspectrums über- einstimmt, und da ferner die rothen Farben näher bei A, die blauen bei © erscheinen, so können diese Farben nur durch Prismen hervorgebracht sein. Es giebt keine Federn, die von B nach A bewegt, von grün zu roth, d. h. vom violeten zum rothen Ende des Spectrums wechseln; stets ist das Umgekehrte der Fall. Wir können daher voraussagen, welche Farben eine Feder annehmen wird, wenn wir die Farbe kennen, welche sie, bei rechtwinkliger Stellung zum auffallenden Lichte betrachtet, zeigt. Eine in Position D blaue Feder kann nach C zu nur noch violet werden, eine goldgrüne dagegen kann grün, blau und violet werden, Die metallische Farbe ist auf die Radien beschränkt, und zwar wo diese keine Cilien mehr enthalten; der metallische Theil liegt ferner an der Oberfläche; soweit die benachbarten Federn einander deeken, fehlt die metallische Structur, wie sehr deutlich an den Trogons zu sehen ist. Die metallischen Radien bestehen aus nur einer Reihe von Abtheilungen, die oft dachziegelartig an- und ineinander geschoben sind. (Taf. 47.) Vögel. 583 Bei der abgebildeten Feder von Nectarinia famosa, schwarz in A erscheinend, brillant grün in D, blau in ©, sind die en Abtheilungen ungefähr 0.027 mm lang und 0.015 mm breit; von der Kante gesehen sind sie convex-concav; die convexe Seite ist er aussen gekehrt. Bei Galbula a kupferroth in Position A und B, grün in €, waren die Maasse 0.040 nd 0.018 mm. Die Abtheilungen sind mit einer transparenten, farblosen Deeke ver- sehen, von verschiedener Dicke: 0.0008 bei Sturnus, 0.002 bei Galbula. Die Oberfläche der Deckschicht ist entweder glatt An wie bei Nectarinia, oder sie enthält feine Längsrillen, wenn die Feder violet ist (Sturnus), oder endlich sie zeigt nn kleine punktartige Unebenheiten (Gal- bula). Unter der transparenten Hülle liegt das braune oder schwarze Pigment. Zur Erklärung dieser Farben nehmen wir an, dass die Oberfläche der transparenten Schicht der Federn aus Prismenflächen zusammengesetzt ist. Ungefähr wie in Fig. 2 denken wir die Oberfläche in ein System Fig. 2. Hypothetische Darstellung von zwei Federstrahlen im Querschnitt zur Erklärung pris- matischer Farben. P= Pigment; a-d die in Prismen zerlegte transparente Hülle; « = Spec- trum des Prisma a; L = Lichtquelle. von kleinen Prismen zerlegt, deren Kanten nach oben gerichtet sein würden. Jedes Prisma wird in der abgebildeten Stellung ein Speetrum entwerfen; das Auge in A wird roth, in D grün, in Ü blau sehen; in A‘ und hinter C dagegen befinden sich keine Strahlen oder wenigstens nur unsichtbare und die Feder wird dort schwarz erscheinen. Sind die Prismen alle einander parallel, so wird die Feder alle Farben zeigen, sind die Prismen dagegen nicht parallel, so werden die Spectra einander unter Umständen decken und nur wenige Farben sichtbar werden lassen. Ist endlich die gesammte, obgleich in Prismen zerlegbare Oberfläche sehr convex, wie bei Galbula (Fig. 21), so werden die betreffenden Federtheile nie genau in Stellung A oder ( gesehen werden können, sondern sich mehr oder weniger der Stellung 5 nähern; sie werden a nie einfach schwarz erscheinen. 5854 Farben der Federn. Es ist klar, dass bei farbiger Darstellung von Vögeln mit Metall- farben auf ihre Stellung zum Lichte und Auge des Beschauers oder der Bildfläche zu achten ist. Dies wird aber durchaus nicht immer berück- sichtigt; selbst bei sonst in höchst künstlerischer Weise ausgeführten Bilder- werken finden wir oft Farben, welche die betreffenden Theile in der ab- gebildeten Stellung nicht zeigen können. Um Gleichmässigkeit in der Beschreibung und Darstellung zu sichern, wurden von mir drei Normal- positionen vorgeschlagen und gelegentlich bei Bearbeitung der Cinnyri- morphae im Catalogue of the Birds of the British Museum, Vol. IX, 1884, durchgeführt: 3 Position A. Das Auge des Beobachters befindet sich zwischen Licht und Vogel. Der Vogel selbst, oder vielmehr der zu untersuchende Theil liegt horizontal, in derselben Ebene mit dem Auge und der Lichtquelle. Position DB. Stellung des Auges zwischen Licht und Objeet, aber die Fläche des Objeetes rechtwinklig zur Lichtquelle. Dies ist naturgemäss die gewöhnliche Stellung bei Untersuchungen. Position ©. Objectfläche nahezu in derselben Ebene mit Licht und Auge, aber zwischen beiden. Die an mehr als hundert Vögeln angestellte Untersuchung ergab keine Ausnahme von der Regel, dass die Farben in der Reihenfolge der . Farben des Sonnenspeetrums erscheinen. In Position A sind sie meistens schwarz oder nur mit geringem Farbenschimmer. l Manche Vögel mit metallischem Gefieder wechseln nur innerhalb weniger Farben, andere dagegen gehen fast durch das ganze Spectrum. Je nach der Stellung der einzelnen Theile werden häufig mehrere Farben zugleich sichtbar sein. So zeigt der schöne Oreotrochilus chimborazo zu gleicher Zeit das ganze Spectrum in Position D; violet und roth am Kopf, dann folgen magenta, orange und grün auf dem Rücken, blau und violet purpur auf den langen Schwanzfedern. Der prachtvolle Trogon, Pharo- macrus mocinnus wechselt von grünlicher Bronze durch goldgrün, grün und indigo zu violet. Manucodia dagegen erscheint nur violet und blau, oder überhaupt nur schwarz. Es erscheinen in Position A B & Anthothreptes aurantiacus | schwarz grün blau Cinnyris gutturalis R | goldgrün indigo 2 hasselti = ns dunkelgrün Pharomacrus mocinnus , schwärzlich x blau Ptilorhis magnifica | metallischer Halskragen | schwarz kupferroth grün metallische Brustseiten | 2 grün blau Diphyllodes magnificus sammetbraun | lebhaft grün |sammet dunkel \ violet Manucodia Comriü schwarz schwarzgrün | dunkel violet Notauges superbus schwärzlich | bronzegrün blaugrün Artamia bicolor. (Nicht metallisch!) ı bläulich weiss | hellblau | grau Vögel. 985 Abnormale Färbung. Pathologisches Fehlen des schwarzen Pigmentes (Albinismus) ist so häufig, dass kaum darauf verwiesen zu werden braucht. Verletzung des wachsenden Federkeimes verhindert die Ablagerung von Pigment; nicht selten erholt sich die Pulpa nach einigen Mauserungen. Aehnlich sind die durch Satteldruck verursachten weissen Flecke der Pferde aufzufassen, Umgekehrt beruht Melanismus auf Ueberhandnehmen von schwarzem Pigment. Oft lässt sich eine Wechselbeziehung bei abnormaler Farben- änderung nachweisen, so zwischen roth und gelb, gelb und grün. Ab- schwächung von roth zu gelb führt zu Xanthochroismus. Das Umgekehrte verursacht Erythrismus. Auch grüne Vögel werden mit Vorliebe Xantho- chroismus zeigen, was dann als eine Art von Hemmungsbildung oder auch als Rückschlag aufzufassen ist. Ferner sei an die intensiv grünen alten Männchen von Eelectus polychlorus erinnert, deren Weibchen intensiv roth, und deren Jungen ebenfalls röthlich, aber noch nicht grün gefärbt sind. Dass die Nahrung von Einfluss auf die Pigmentablagerung sein kann, beweist die dunkelgelbe oder schwarze Färbung der mit Hanf, Pfeffer und dergleichen gefütterten Canarienvögel, Hänflinge u. s. w. In Brasilien sind ‚„Contrafeitos“, Fälschungen, von Chrysotis aestiva beliebt; mehr gelb statt grün am Kopfe soll durch besonderes Futter, Einreibung des Hautsecretes gewisser Kröten und durch ähnliche Behandlungen hervorgebracht werden. Im Uebrigen lese man in der ziemlich reichhaltigen Literatur nach (Deane Nr. 487, Meyer 513, Pelzeln 457). Ferner Toppan, G. L. A contribution to our knowledge of Albinism. Bull. Ridgw. Club, 1887. p. 61—77. Die Zeichnung oder das Farbenmuster der Federn. Die Gesammtzeichnung eines Vogels ist nach Kersehner nichts anderes als die Zeichnung der Summe aller unbedeckt bleibenden, peri- pherischen Antheile der Federn. Quer gestreifte Federn machen z. B. nur den Gesammteindruck der Querstreifung, nie der Längsstreifung. Eimer behauptet, dass neue Zeichnungsweisen zuerst an den hinteren Körperpartien auftreten und sich von dort wellenförmig über den Körper nach vorn verbreiten. Dieses ‚„Undulationsgesetz‘, oder die postero-anteriore Entwicklung wird aber von Kerschner nicht anerkannt. Die Zeichnung der einzelnen Federn lässt sich nach letzterem Forscher selbst in den complieirtesten Fällen, z. B. von der schönsten Argusfeder ausgehend, durch unmerkliche Uebergänge auf eine ganz einfache Zeichnungsart, die Sprenkelung, zurückführen. Aus der Sprenkelung ent- steht Querstreifung, aus dieser die Längsstreifung, und zwar durch Zerfall der queren Bänder in Tüpfel und deren Anordnung und Verschmelzung zu longitudinalen Reihen. Er legt dabei grosses Gewicht auf Flecke, die weit entfernt vom Schaft, abgetrennt von der übrigen dunklen Zeichnung 586 Zeichnung der Federn. des Schaftstriches, auf dem lichten Untergrunde sitzen. Fleckung, hervor- gebracht durch runde, dunkle Flecke auf lichtem Untergrunde, wird ab- geleitet, einmal aus der Sprenkelung (Polypleetron), das andere Mal aus der Querstreifung (Tinnunculus, Argus), oder aber auch aus Längsstreifen (Strix flammea). Während Kerschner im allgemeinen die Reihenfolge Quer-Längsstreifung-Fleckung für die natürliche Stufenfolge hält, behauptet Eimer, dass die Fleckung immer eine Stufe zwischen der phylogenetisch älteren Längsstreifung und der jüngeren Querzeichnung sei; seine Reihen- folge ist also: Längsstreifung, Fleckung, Querstreifung. Thatsächliches. Eimer. Manche Raubvögel sind im Jugendkleide längsgestreift, während die erwachsenen Männchen quergestreift sind. Eulen (Bubo, Syrnium, Aluco) haben nach Kersehner im erwachsenen Zustande Längsstreifen auf den Bauchfedern; das bräunlich weisse Dunen- kleid der Jungen ist dagegen quergestreift. Eimer beobachtete am Kleid der Alten, dass die längsgespritzten Federn nur im mittleren Theile längs- am Rande aber quergestreift sind, z. B. am Bauch von Bubo maximus. Kerschner schliesst: Die Umwandlung der einen Zeichnungsart in die andere, z. B. Quer- und Längsstreifung, ist durch Zuchtwahl entstanden ; die durch die Wirksamkeit derselben hervorgebrachte, also spätere Zeichnung müssen wir am deutlichsten an den der Naturzüchtung zu- gänglichen, offen zu Tage liegenden Stellen finden; es ist in den frag- lichen Fällen die Längszeichnung. Reste der ehemaligen dominirenden Querstreifung finden sich an jedem längsgezeichneten Raubvogel, und zwar hauptsächlich an den verdeckten Stellen. Die Fleckung des Thurmfalken erweist sich als der Rest der peripherischen Querstreifung an den Schwingen. Eimer beruft sich auf die Längsstreifung des Dunenkleides der Hühner, was schon von Darwin als ein phylogenetisch altes Stadium aufgefasst wurde; ob dasselbe Verhalten auf die Conturfedern anzuwenden sei, wird von Kerschner bezweifelt. Haecker: Charakteristisch für beinahe sämmtliche Dunenjungen der Sumpf- und Schwimmvögel ist die Zeichnungsart mit intensiv ge- färbtem, distalem „Spiess“, pigmentloser Mittelzone und pigmentirter Wurzel- partie. Die jedenfalls sehr ursprüngliche Längsstreifung des Dunenkleides beruht auf einer Scheidung aller Dunen in vollständig pigmentlose und intensiv dunkel pigmentirte, ist also mit der an den Einzelfedern von Kersehner und Eimer untersuchten Längsstreifung nicht zu ver- wechseln. Die Umwandlung ursprünglich heller Dunen in einheitlich ge- färbte beginnt, bei sehr ursprünglichen Formen wie Podiceps, mit einer Ansammlung von dunklem Pigment gegen die Spitze hin; darauf folgt vom basalen Theile der Dune her eine neue Pigmentirung, die nach der Spitze hin vorrückt, z. B. bei Totanus glareola gelbe Spitze, farblose Mittelpartie und pigmentirte Basalpartie, also eine Art von Quer- streifung. Durch Auswachsen benachbarter, mehr basaler Reste über den Spiess hinaus, wird helle Berandung eingeleitet; durch Reduetion des Spiesspigmentes und überhandnehmendes Vorschreiten der Basalpigmen- Vögel. 587 tirung wird die Feder gleichfarbig mit hellem Rande, bis auch diese Be- randung verschwindet. Solche hellen Ränder finden sich häufig an den Conturfedern dunkelfarbiger Nestlinge. Die hellen Randtheile verschwinden entweder durch Abstossung, oder durch nachträgliches Vorrücken des Pigmentes. Mehrmalige Unterbrechung der Pigmentablagerung in der wachsenden Feder bewirkt schon im Dunenkleide drei- bis vierfache Querbänderung der einzelnen Dunen, z. B. bei Oedienemus und Haema- topus. Die an sich helle, aber dunkelrandige Feder der jungen Drosseln und Steinschmätzer bildet die erste Stufe einer solchen Reihe, deren Ende die vollständig pigmentirte Feder darstellt. Die Längsstreifung wird auch von Häcker nicht erklärt. Bei der wachsenden Feder wird zuerst die Spitze, dann die peri- pherischen Theile der Aeste, zuletzt der betreffende Theil des Schaftes und seine Umgegend fertig. Intermittirende Pigmentablagerung wird dem- nach in gebogenen Querwellen auftreten. Dagegen werden Schaftstriche, d. h. Längsstreifung verursacht werden, wenn die Pigmentablagerung erst nach Vollendung der peripherischen Theile der Aeste stattfindet. Ver- bindung beider Vorgänge wird zu der von Kerschner erwähnten - Zeichnung führen, wo die verdeckten Federstellen quer, die freiliegenden und mittleren längsgezeichnet sind. Im Uebrigen bleibe dahingestellt, welche Folge die allein richtige ist, wenn überhaupt die verschiedenen Vögel nicht auf verschiedenen Wegen ihre Zeichnung erlangt haben. Wichtig ist nur das Ergebniss, dass selbst die prachtvollsten Federn im einzelnen, und das elegantest gefärbte Federkleid von Stufe zu Stufe auf ganz unscheinbare, einfache zerstreut-pigmentirte Federn zurückgeführt werden können. Natürliche und geschlechtliche Auslese haben hier Wunderdinge verrichtet. Es ist im höchsten Grade interessant, nachzuspüren, wie diese beiden Faetoren unter unzähligen Umständen mit einander ins Gleichgewicht gesetzt werden. Sicherheit und Schutz auf der einen Seite, auffallende und daher oft gefährliche Schönheit auf der anderen. Schönheit des Gefieders wird von der natürlichen Auslese nur gestaltet, wenn die Sicherheit des Vogels durch seine Intelligenz, oder durch hohe körperliche Ausbildung, grosse Flugfähigkeit, Stärke, Wasserleben, verborgene Lebensweise u. s. w. garantirt wird. Im allgemeinen besitzen hochentwickelte Vögel auffallende Farben, z. B. Raben, Schwäne; auch Kleinheit ist oft Sicherheit, z. B. bei den Colibris und Nectarinien. Fast immer sind die Jungen und die Weibchen einfacher gefärbt als die Männchen; sie stehen auf der phylo- genetisch niederen Stufe. Die Weibchen der Höhlenbrüter sind dagegen oft ebenso prachtvoll wie die Männchen; z. B. Papageien, Eisvögel, Blau- racken. Albinos sind notorisch scheu. Nachtvögel haben meistens graues und braunes Colorit, denn lebhafte Farben würden in ihren Höhlen und in der Nacht kaum zur Geltung kommen. Wüstenvögel sind sandfarbig, oft sind Hals und Brust, Theile der Schwanz- und Schwungfedern auf- fallend gefärbt, d. h. Theile, deren Schönheit nur beim Fluge sichtbar 588 Zeichnung der Federn. ist, sonst aber durch Zusammenfaltung oder durch Niederdrücken auf den Boden leicht verborgen werden kann. Auch grelles Grün kann Sehutzfarbe sein, sodass bei den Papageien Schönheit mit Sicherheit und Intelligenz gepaart ist. — Es ist nicht zu bezweifeln, dass die Vögel einen ungemeinen Farben- und Schönheitssinn. entwickelt haben, der hauptsächlich dem auslesenden Weibehen zuzuschreiben ist; das Resultat wird dureh natürliche Zuchtwahl in einschränkender Weise regulirt und kommt demgemäss vorzüglich am Männchen zur Erscheinung. Im Uebrigen sei auf Darwin verwiesen. Endlich sei hier Gelegenheit genommen, den bedeutenden taxonomischen Werth des Farbenmusters des Gesammtgefieders hervorzuheben. Manche Farben treten zusammen so constant auf, oder gewisse Farben schliessen einander innerhalb grosser Vogelgruppen so bestimmt und all- gemein aus, dass dieser Umstand bei grossen Gruppen, bei ganzen . Familien und selbst Ordnungen der Vögel als positives und als negatives Merkmal anwendbar ist. Ausnahmen kommen natürlich auch vor und mahnen zur Vorsicht gegen allzu rasche Schlüsse. Es sei aber wenigstens auf einige Fälle hingewiesen, wo Farbencombination und Muster von grosser systematischer Bedeutung sind. Metallischer Schiller gehört nicht hierher. — Wir kennen keine Taube mit längsgestreiftem Gefieder. Bei keinem Mitgliede von Lamellirostres tritt rosa oder roth am Gefieder auf, während ein heller Querstreif nahe der Spitze des oft grell gefärbten Schnabels bei vielen Gänsen und Schwänen vorkommt und selbst vom schwarzen Schwan beibehalten ist. Dagegen tritt rosa und roth bei manchen Pelargi und Verwandten auf, wie bei Tantalus, Platalea, Ibis, Phoenicopterus. Vergeblich werden wir bei den Limicolae nach rothen oder blauen Federn suchen, während ein blauer Spiegel auf den grossen Deckfedern der Armschwingen wohl mit Sicherheit auf eine Ente schliessen lässt. Es giebt schwarze, weisse, braune und sogar rothe Raubvögel, aber keine grünen, obgleich letztere Farbe bei diesen Vögeln wohl denk- bar wäre, um sie ihrer Beute schwerer sichtbar zu machen. Bei den Oriolidae herrscht im Alter schwarz und lebhaftes gelb vor. Roth und grün sind bei den Parinae ausgeschlossen, dagegen sind schwarz, weiss, gelb und sogar blau häufig; ebenso finden sich bei ihnen oft Flecke und Tüpfel auf dem Rücken und auf den Flügeln, aber nirgends ist das Ge- fieder quer gebändert und gewellt. Seebohm fand das Farbenmuster bei den Turdinae wichtiger und sicherer zur Bestimmung der Gattungen, als die Form von Schnabel, Füssen und Flügeln. Vögel. 589 Hautmuskeln. Die gewöhnlich Hautmuskeln genannten Gebilde zerfallen in zwei streng von einander zu scheidende Gruppen. I. Wahre Hautmuskeln, d. h. solche mit glatten, nicht quer- gestreiften Muskelfasern. In wie fern diese mit den quergestreiften Muskeln genetisch verwandt sind, wissen wir nicht. Vergl. S. 297. Die wahren Hautmuskeln sind nie an Theilen des Skeleites oder an den übrigen Muskeln befestigt, mit Ausnahme des auf S. 260 beschriebenen M. expansor seeundariorum, welcher eine solche Verbindung nachträglich erworben hat. Alle Conturfedern sind nach Nitzsch und Helm (Lit. No. 435) mit Ausnahme der Schwung- und Steuerfedern mit wahren Hautmuskeln aus- gestattet, deren jeder sich zwischen zwei benachbarten Federn ausspannt. „In der Regel sind es vier Muskeln, die sich an die einzelnen Federn inseriren und zu den benachbarten verlaufen. Je nach der gegenseitigen Stellung der Federn bilden die an sie sich heftenden Muskeln bald Quadrate, bald Rechtecke oder Rhomben. Nur selten wird die Zahl von 4 auf 6 erhöht, und dann bilden die neu hinzukommenden Muskeln in jedem Viereck eine Diagonale. Seltener als 6 inseriren sich 5 Muskeln ‘an eine Feder, nämlich nur an diejenigen, die am Rande der Strecke stehen, innerhalb deren 6 an jede einzelne Feder gehen.“ Relativ am stärksten sind diese Muskelehen an denjenigen Körperstellen, die keine sonstigen Hautmuskeln besitzen, deren Federn aber häufig aufgerichtet werden, z. B. auf dem Kopfe. Nur sehr selten, wie z. B. bei Crex und Palamedea, sind auch die Dunen mit echten Hautmuskeln ausgestattet (Helm). Nitzsch hebt mit Recht diesen Unterschied zwischen Contur- federn und Dunen hervor; er schätzt die Gesammtzahl solcher Muskelehen bei Sula und bei Anas marila auf ungefähr 12000, da diese Vögel gegen 3000 Conturfedern besitzen. II. Uneehte Hautmuskeln; dieselben sind als Abspaltungen von Skeletmuskeln aufzufassen; sie bestehen wie diese aus quergestreiften Muskelfasern, verlaufen subceutan und inseriren sich mit einem Theile an das Bindegewebe der Haut. Da alle Conturfedern, mit Ausnahme der Schwung- und Steuerfedern nicht senkrecht, sondern schräg in der Haut stecken, so können dieselben durch Contraction der Muskeln gesträubt werden. Solche Hautmuskeln sind nicht auf einzelne Federn beschränkt, sondern sie gehören ganzen Federfluren an. Nach Helm ist die Ausbildung dieser Muskeln abhängig von der Entwicklung der Fluren und von der Lebens- weise der Vogelarten. Sie können sich auch gegenseitig ersetzen, d. h. der eine Muskel kann in Folge seines Verbreitungsgebietes die Functionen eines anderen fehlenden übernehmen. Zu solchen Hautmuskeln gehören die bereits in der Muskellehre be- sprochenen Gebilde, wie z. B. Theile des M. eueullaris, No. 64; Theile 590 Verdauungssystem. des M. latissimus dorsi und des M. metapatagialis, No. 68 und 78; Pars abdominalis m. peectoralis, No. 73 und das System des M. sterno-hyoideus, No. 104. Helm, der sorgfältige Untersuchungen an sehr vielen Vögeln angestellt hat, enthält sich wohlweisslich einer Entscheidung über die systematische Verwendbarkeit der Hautmuskulatur. Verdauungssystem. Ausser den allgemeinen Werken und schon früher, besonders bei der Muskellehre angeführten Arbeiten ist eine sehr grosse Zahl von Unter- suchungen zu erwähnen, welche sich auf die Organe des Verdauungs- systemes beziehen. Die meisten dieser in der Literatur verstreuten Angaben sind im Text dieses Werkes berücksichtigt und auch berichtigt worden. Wo keine be- sonderen Quellenangaben gemacht sind, liegen eigene Untersuchungen vor und diese sind auf ein äusserst reichhaltiges Material gestützt, welches ungefähr 300 verschiedene Arten von Vögeln umfasst, die sich auf fast alle nennenswerthen Familien erstreeken. Es kann daher dieser Theil der Vogelanatomie als ziemlich abgerundet betrachtet werden. 2. Auerbach, L., De ventriculo carnoso avium. Dissertatio. Vratislaviae 1858, 33. 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Enthält: Ueber die Duplieität des Eierstockes bei mehreren Vögeln Ueber das Vorkommen eines rechten Eileiterrudiments bei mehreren Vögeln. Ueber die aasymmetrische Entwickelung der Hoden in der Paarungszeit. Ueber das Divertikel am Darmkanal bei mehreren Vögeln. Ueber die Verschmelzung der Nieren. Ueber die Variationen in den Halsgefässen und die hier häufig vorkommende seitliche Asymmetrie. Ueber. die seitliche Asymmetrie der Blinddärme. Ueber die Zahl der Fächerfalten im Auge der Vögel. 650. Weber, E. H., Ueber die periodische Farbenveränderung, welche die Leber gewisser Hühner und der Frösche erleidet. Ber. Verhandl. K. Sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig. 1850:.0p. 18: "651. Weinland, D. F., Ueber Pinselzüungen der Papageien. Journ. f. Ornit. II (1855). 652. Wenckebach, K. F., De ontwikkeling en de bouw der Bursa Fabricii. Akad. Proef- schrift. Leiden 1888. Auch in Tijdschr. de Nederl. Dierk. Ver. II. 120 Seiten und 4 Tafeln. 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Der specielle Theil umfasst die Zusammenstellung der ver- schiedenen Vögel in grössere Gruppen oder auch nur Familien, und die Reihenfolge derselben deutet nicht nothwendig ihre systematische Ver- wandtschaft an, denn die Glieder eines vielverzweigten Stammbaumes lassen sich nicht in fortlaufender Reihe beschreiben. Die Reihenfolge ist: Ratitae. Lamellirostres (inel. Palamedea). Spheniseidae. Pygopodes (Colymbidae + Podicipetidae). Steganopodes. Tubinares. Herodii. Pelargi (inel. Phoenicopterus). Grallae (Limieolae -+ Rallidae + Grues). Aleidae. Laridae. Crypturi. Turnieidae. Rasores s. Gallinae. Opisthocomidae. Pteroclidae. Columbae. o Vögel. 595 Raptores. Psittaci. Coeeyges (Cueulidae + Musophagidae). Trogonidae. Coliidae. Anisodaetylae (Haleyones — Coraciidae -- Aleedinidae + Epopes — Bucerotidae + Upupidae). Striges. Cypselomorphae (Cypselidae + Caprimulgidae + Trochilidae). Piei (Pieidae + Capitonidae + Rhampbhastidae). Passeres. Der allgemeine oder zusammenfassende Theil enthält: Die Mundhöhle nebst Speicheldrüsen. Die Zunge. Den Schlund nebst Kropf. Den Magen (Drüsenmagen, Muskelmagen) nebst Gewöllbildung. Die Leber nebst Gallenblase. Das Pancreas. Den Darm. Die Blinddärme. Die Länge und Weite des Darmes nebst Variiren der Darmlänge. Die Darmlagerung. Ratitae. Schlund sehr erweiterungsfähig aber ohne bleibende Erweiterung bei Struthio, Rhea, Dromaeus und Apteryx. Er ist bei Rhea ungefähr 3 em weit, dünnwandig und ohne mit unbewafinetem Auge bemerkbare Drüsen- öffnungen. Bei Struthio mehr starkwandig, von beträchtlicher Weite, nach dem Vormagen hin sich verengend; seine Innenfläche ist mit feinen Drüsen übersäet. Bei Casuarius erweitert sich der ungefähr 4 em weite Schlund in der Mitte zu einem beiderseits spitzovalen, dünnwandigen unechten Kropfe, der ungefähr 22 em lang und 10 em weit ist; er ist drüsenlos; nach dem Vormagen hin wird der Schlund eng, von nur finger- diekem Lumen, innen mit zahlreichen Längsfalten. Drüsenmagen. Bei Apteryx diekwandig, gleichmäsig drüsig, von gewöhnlicher Gestalt und Grösse. Bei Casuarius ungefähr 20 em lang und 83cm weit, von ovaler Gestalt; die vordere oder obere Hälfte enthält überall sehr grosse, zusammengesetzte Drüsen, mit weiten Oefinungen; die Drüsen hören nach unten und hinten zu in ziemlich gerader Linie auf. Die untere, d. b. dem Muskelmagen anschliessende Hälfte des Vormagens bildet einen glattwandigen, schwach muskulösen Zwischenschlund, der allmählich in den Muskelmagen übergeht. Dromaeus. Der Vormagen ist oval, der zweite Theil seiner Wan- dungen nebst denen des weiten Zwischenschlundes ist glatt; die dieken, 67 38" an E 596 Verdauungssystem. zusammengesetzten Drüsen sind auf das erste Drittel des Vormagens beschränkt und bilden einen unregelmässigen Ring, der auf der dorsalen Seite tiefer herabreicht. Rhea. Der Vormagen ist ungefähr 10 cm lang und ziemlich gleich- mässig 6 cm weit. Die grossen Drüsen sind alle auf einen kleinen kreisförmigen Raum nahe dem Anfange der dorsalen Wand des Vor- magens zusammengedrängt und bilden dort eine nach aussen etwas hervorragende Verdiekung. Struthio. Die Gestalt und Lagerung des Vormagens ist sehr eigen- thümlich. S. Fig. 1, Taf. XLIX. Der Schlund geht allmählich in den Vormagen über, der sich dann zu einem enormen glattwandigen Zwischen- sehlund erweitert. Dieser bildet einen nach dem After hin sehenden runden Sack, von ungefähr 20 cm Weite und ebenso grosser Länge. Durch dieses Herab- und Vorbeirücken des Vormagens dorsalwärts vom Muskelmagen ist letzterer ganz aus seiner Lage gebracht worden und um ungefähr 150° um seine Queraxe gedreht worden; in Folge dessen bildet der Anfangstheil des Duodenums einen deutlichen Knick. Die grossen Drüsen des Vormagens sind ganz auf die dorsale Seite desselben beschränkt, reichen dort aber über eine Strecke von 30 cm. Die Gesammtanzahl der Drüsenöffnungen beträgt ungefähr 300. Diese Lageverschiebung lässt sich wohl durch die Menge Sand und Steine erklären, welche die Strausse gewöhnlich verschlucken. So enthielt der Vormagen eines von mir unter- suchten Exemplares ausser einigen Pfunden groben Sandes und kleiner Steine einen an den Ecken schon glatt geriebenen Porzellanhenkel von 10 em Länge, ferner Tellerränder und Scherben von ähnlicher Grösse. Diese Massen üben unstreitig einen bedeutenden Zug nach unten auf die Wände des ganzen Magens aus, wobei sich natürlich nicht die Wände des festen Muskelmagens, sondern die des an sich schon sehr dehnbaren Vormagens herabsenken werden. Dabei wird auch nothwendig der Muskel- magen so weit gedreht werden, bis die Cardia schräg nach unten gerichtet ist. — Dies ist um so interessanter, da diese Verschiebung schon bei Embryonen gefunden wird. Ein zum Ausschlüpfen reifer Embryo von Struthio zeigte schon fast genau dieselben Verhältnisse wie die Erwach- senen. Wir haben hier demnach ein Beispiel, wo ein erworbener Charakter vererbt worden ist. Muskelmagen. Struthio. Die Cardia ist ungefähr 10 cm weit und sieht nach dem Rücken und abwärts. Der ganze Muskelmagen liegt ventralwärts vom Vormagen; der Pylorus liegt auf der rechten Seite und kopfwärts; der linke Hauptmuskel sieht rechts und ventralwärts, der rechte nach links und kopfwärts. Die grösste Länge beträgt 11, die grösste Breite 14 em. Die beiden Seitenmuskeln sind sehr stark, haben glänzende Sehnenspiegel und tragen im Innern starke Reibeplatten. Die innere Cutieula ist überhaupt diek, das Lumen verhältnissmässig klein. Der Pylorus ist eng und wird durch eine von 6 Vorsprüngen gebildete Klappen- Vögel. 597 vorrichtung geschlossen. Fig. 65, Taf. NXXVII zeigt den Pylorus im Querschnitt. Ein selbständiger Pylorusmagen ist nicht vorhanden. - Rhea. Der Muskelmagen ist 12 em lang und 7 em weit. Der Fundus ist eigenthümlich herabgezogen und erweitert, sodass der Magen wie ein in der Mitte etwas eingeschnürter Beutel erscheint. Jederseits befindet sich ein glänzender Sehnenspiegel, jedoch sind die Seitenmuskeln nur von mittlerer Stärke; die Cuticula ist ziemlich schwach und bildet keine Reibeplatten. Die bauchige und abgerundete Erweiterung des Fundus bildet sich in Folge des verschluckten Sandes erst bei den Er- wachsenen aus, wenigstens finde ich bei jungen Exemplaren anstatt der Ausbauchung die eine tiefe Einschnürung, welche die vordere Curvatur in zwei Hälften sondert, wie es bei Vögeln mit starkem Magen gewöhnlich der Fall ist. (Bei Struthio ist diese Einschnürung vorhanden, sieht aber gemäss der Drehung des Magens kopfwärts.) Der Pylorus enthält eine Ringfalte; ein Pylorusmagen ist angedeutet. Casuarius. Der Muskelmagen ist verhältnissmässig klein, 9 em lang, nur von geringer Stärke, und von langovaler Gestalt. Die Innen- wände bilden zahlreiche tiefe Längsfalten, die Cuticula ist zwar ziemlich dick, aber dabei weich und bildet gar keine Reibeplatten. Der Magen, wie der ganze Verdauungstractus weisen eher auf animalische als auf vegetabilische Nahrung hin. Ein Pylorusmagen ist vorhanden. Dromaeus. Aehnlich wie bei Casuarius, ist der Muskelmagen schwach, verhältnissmässig klein und oval. Seine Cutieula bildet nur unregelmässige Falten, aber keine Reibeplatten, erstreckt sich bis an den Zwischenschlund und bildet einen von der Cardia bis zum Pylorus führen- den Kanal; Home meinte daher fälschlich, dass die Nahrung direct in den Darm gelangen könnte und nur gelegentlich im Muskelmagen ver- arbeitet würde. Der Pylorus wird durch eine Klappe geschlossen, auf welcher die Cuticula des Magens endet. Apteryx. Muskelmagen rundoval, 3 und 4 em weit und lang, schwach, hat zwar zwei Sehnenspiegel, aber keine harten, dicken Muskeln. Sand und Steinchen werden verschluckt; Cutieula mässig; die Stärke des Magens wechselt individuell und bei den verschiedenen Species. Darm. Struthio. Der Anfang des Duodenum macht eine Biegung nach der Leber hin in Folge der Magenverschiebung; im Uebrigen hat es nebst den ersten zwei Dritteln des Dünndarmes eine gleichmässige Weite von 2 em, ist hellröthlich und sehr dünnwandig. Die Schleimhaut des Duodenums und des Dünndarms trägt blattförmige, sehr dünne, aber fast 0.5 cm lange, wellig wogende Zotten. Das letzte Drittel des Dünn- darmes zeigt leichte, durch die krause Lagerung verursachte Unregel- mässigkeiten in der Weite. An der Mündungsstelle der Coeca ist der Enddarm kaum 2 cm weit, wächst aber schnell zu 4—5 em Durchmesser an, in einer Länge von ungefähr 250 cm und bildet in dieser Strecke viele, in Abständen von 1 em folgende quere Einschnürungen; die letzten 598 Verdauungssystem. 500 em des überhaupt äusserst langen Enddarmes sind wieder sehr eng; die Cloake ist 20 em lang und halb so weit. Der Enddarm wie die Blinddärme tragen keine Zotten, sondern erscheinen glatt, zeigen aber überall sehr feine dichtstehende Drüsen- öffnungen. Der dieke Theil des Enddarmes ist sehr dünnwandig; die äusserlich als Einschnürungen erscheinenden Bänder werden durch 0.5 bis 1 em hohe, aus doppelten Erhebungen der Mucosa und Museularis entstandene Leisten gebildet. An den Seitenflächen dieser theils einander parallelen, tbeils in einander laufenden Falten sind ebenso wie in den Zwischenräumen feine Drüsenöffnungen bemerkbar. An dem freien, dem Lumen zugekehrten Rande der Falten verlaufen die Gefässe und ver- zweigen sich von dort aus in die Zwischentheile; der Faltenrand erscheint daher als dickerer Strang. Nach Macalister finden diese Falten ein Analogon in den valvulae conniventes des menschlichen Dünndarmes; jedenfalls bewirken sie eine bedeutende Vergrösserung der Schleimhaut- fläche. — Das Darmdivertikel befand sich bei dem reifen Embryo von Struthio nur 35 em vom Pylorus, aber 144 cm vom After entfernt; bei einem nahezu erwachsenen Männchen war es 270 cm vom Pylorus, 1150 em vom After entfernt; die enorme Länge des Darmes wird mitbin durch Verlängerung des colonartigen Abschnittes bewirkt. — Die relative Darm- länge erwachsener Strausse beträgt mehr als 20; bei halb erwachsenen scheint sie grösser zu sein. Rhea. Das Duodenum beginnt mit einem 5—6 cm langen darm- artigen Abschnitt, dessen Innenwand wie die des Zwischenschlundes mit ziemlich dünner verhärteter Cuticula bekleidet ist; gegen das Ducdenum ist dieser Pylorusmagen scharf durch eine ringartige Falte abgesetzt; darauf folgt das erweiterte Duodenum, und zwar beginnt es auf seiner Innenfläche mit einem 2—3 cm breiten Ringe dicht stehender, langer Zotten von wolligem Aussehen; diese Zotten werden bald sehr klein und die ganze Innenfläche des Duodenum und des Ileum erhält ein netzartiges Aussehen; die engen Maschen sind sehr niedrig. Die Weite des Dünn- darmes ist ziemlich gleichmässig und beträgt 2—2.5 em. Der Enddarm erweitert sich etwas unterhalb der Blinddärme zu 4.5 em Durchmesser, nimmt darauf wieder etwas ab und geht in die sehr grosse, birnförmige Cloake über. Die Schleimhaut des Enddarmes bildet zarte Maschen mit kurzen Zotten. Die Aftermündung ist, ähnlich wie bei Casuarius, von zwar zahlreichen, aber sehr kleinen und nicht blättrigen Fältchen um- geben. Das Darmdivertikel befindet sich etwas näher dem After als dem Pylorus. Die relative Darmlänge beträgt ungefähr 8. Casuarius. Es ist wie bei Rhea ein Pylorusmagen vorhanden. Auf einem 2—3 em langen Abschnitt mit cutieularer Auskleidung folgt eine Ringklappe und darauf eine 8 em lange und 4-5 cm weite Aus- buchtung, darauf folgt eine kleinere Erweiterung, die schon dem eigent- lichen Duodenum angehört. In der Mitte ist das Duodenum 5 em weit; der Dünndarm ist gleichmässig 2—3 em weit und ist scharf gegen den Vögel. 599 sich schnell auf 3 em Durchmesser erweiternden Enddarm abgesetzt; dieser ist gerade und nimmt den grössten Theil der Bauchhöhle ein. Die Cloake ist verhältnissmässig klein. Die Schleimhaut bildet im Duo- denum und in seinen Erweiterungen netzförmigangeordnete Maschen mit feinen Zotten; letztere werden im Dünndarm und dem oberen Theile des Enddarmes bedeutend niedriger; im letzten Theile, oberhalb der einen ganz glattwandigen Cloake treten sie am stärksten und zahlreichsten auf, sodass die Schleimhaut ein fitziges Aussehen erhält. — Die Wände des gesammten Darmes sind stark. Der After wird umgeben von einem Kranze von ungefähr 40 doppelblättrigen, dünnen, aber 1.5 em langen und 0.7 hoben Hautfältchen. Das Darmdivertikel befand sich bei einem erwachsenen Casuarius nur 78 cm vom After entfernt, bei einer Gesammt- länge des Darmes von 150 em. Die relative Darmlänge ist sehr kurz, zwischen 3 und 4. Dromaeus. Ein besonderer Pylorusmagen ist undeutlich; das Duo- denum erweitert sich wie bei Casuarius zuerst bedeutend; die netzartigen Falten der Schleimhaut sind sehr hoch und geben dem ganzen Duodenum und lleum ein wabenförmiges Aussehen, mit feinen Zotten. In dem be- deutend erweiterten Enddarme werden die Maschen niedriger, behalten aber die Zotten. — Darmdivertikel bei Dromaeus, Pullus, 33 cm vom Pylorus. — Relative Darmlänge ungefähr 7—8. Apteryx. Der Darm wird vom Pylorus bis zur Insertion der Coeca beharrlich enger. Ein Pylorusmagen und Erweiterungen des Duodenal- anfanges fehlen. Relative Darmlänge 8-9. Blinddärme. Struthio. Die Blinddärme sind ungefähr 70 cm lang und beginnen beide mit einem mehrere em langen gemeinschaftlichen Theile (ein seltener Fall, wie nur noch bei Palamedea bekannt); sie erweitern sich bis zu 5 em Durchmesser, laufen allmählich spitz zu und sind in ihrer ganzen Länge dem lleum und dem Duodenum angelöthet; im Innern bilden ihre Wände eine links gewundene Spiralfalte von un- gefähr 20 Umdrehungen; Zotten finden sich nicht. Rhea. Die Blinddärme sind so gross, dass ihr Gesammtlumen das des Hauptdarmes übertrifft oder ihm wenigstens gleichkommt; sie schwellen dicht oberhalb ihrer Basis zu 6 cm Weite an und werden nach der Spitze zu wurmförmig; sie sind in ihrer ganzen Länge dem Ileum und dem Duodenum angelöthet und nehmen den grössten Theil der rechten und linken Bauchhöhle ein; ihre Wände bilden ungefähr 30 wechselweise folgende quere Einschnürungen, von denen sich aber keine starken Falten ins Innere erheben; sie sind zottenlos. Bei Dromaeus und Casuarius sind die Coeeca durchaus sehr klein, ihr Anfangstheil und ihr Ende ist spitz, in der Mitte gleichmässig, oft kaum 1 cm weit. Sie münden in den Enddarm durch eine sehr enge Röhre; ihr dunkler schmieriger Inhalt unterscheidet sich sehr von dem des übrigen Darmes; ihre Innenfläche ist zottenlos, zeigt aber zahlreiche 600 Verdauungssystem. niedrige Längsfalten, die sich gelegentlich zu undeutlichem Netzwerk vereinigen. Apteryx. Die Coeca sind kolbig angeschwollen, 15—16 em lang, durchaus nicht weit, ohne Einschnürungen und Zotten. Absolute Relative | Länge des | \ Coecum | Enddarms | Darmlänge Struthio camelus Nach Cuvier | 65 — 1440 | hi er „ Garrod | 61 | 702 | 1037 = Da Msealister — | _ | 1560 RL ae an le Ti u „ Fast erwachsenes d | 0u68 | 820 | 1430 21 ir 2 Halb . & 72 22061 650 | 1246 | 24 ER Reifer Embryo | 10 98 | 182 16.5 Rhea americana & Nach Home 120 52 | 384 a er 100 50 | 254 8 2 M juv. ı 45 u. 46 26 | 147 Al " , macrorhyncha juv. | 53 40 | 186 Casuarius indicus Nach Home 15 27 | 170 ” H 5 | 15 47 | 188 IHR OD rad 13 28 180 3:8 Dromaeus novae Holl. Nach Home 15 47 | 548 \ (18 © : 1—8) „ ” „ ”„ „ | 3) IR | 410 J sp. Halb erwachsen 7 18 | 259 6.3 Fr sp. puellus | 9.3 B) | s6 | 7.4 *Apteryx australis >15 9.36 ) | 93 | 8.0 rt 2 | 16 12 151 9 N. „Hay 15 6 | 123 I 13—14 * Eigene Untersuchung. Leber bei den Ratiten verhältnissmässig sehr klein, besonders bei Struthio und Rhea. Beide Lappen sind bei Rhea glattrandig und von gleicher Grösse; der linke ist etwas länger und spitzer, aber schmäler als der ovale rechte; die Commissur ist ziemlich stark. Die Gallenblase wird bei Rhea gewöhnlich als fehlend angegeben, doch fand ich sie als eine kleine nur 1.5 em lange und 0.7 cm breite Blase aus dem rechten Lappen heraushängend, mit einem wohl entwickelten D. eystico-entericus; der D. hepato-entericus entsprang mit einem rechten und einem linken kurzen Arme. Bei Struthio ist die Commissur sehr stark, indem beide Lappen nach unten hin eine herzförmige Masse bilden, in deren Zipfel die Vena cava inferior eintritt. Der linke Flügel erscheint wegen einer tiefen seit- lichen Incision zweilappig; der rechte hat nur ganz geringe und flache Einkerbungen. Die Gallenblase fehlt regulär, der entsprechende rechte D. hepato-enterieus ist bisweilen bei jüngeren Exemplaren vorhanden und scheint im Alter zu obliquiren. Der linke D. hepato-enterieus entspringt neben dem anderen unter einer kleinen Falte der Leber, ist anfangs etwas konisch erweitert und mündet als dieker Gang nur 4 em vom Pylorus entfernt, sodass bei dessen Stellung die Galle in den Magen fliessen kann, wie schon Home bemerkt. Bei Casuarius ist der rechte Leberlappen länglich,. glattrandig; der linke ist fast quadratisch und hat in der Mitte des Vorderrandes eine Vögel. 601 kleine Einkerbung. Zwischen beiden Hauptlappen befinden sich mehrere kleine Nebenläppehen. Die Commissur ist breit, aber nicht diek. Der rechte Lappen ist der grössere. Die Gallenblase ist stets sehr gross und hängt weit auf den Magen herab; bei einem Erwachsenen fand ich sie 14 cm lang, 2—3 cm breit; in der Mitte hatte sie eine Einschnürung, aus welcher der starke Gang austrat, Dromaeus. Die Leber und besonders die grosse Gallenblase ver- halten sich wie bei Casuarius. Apteryx. Beide Lappen von gleicher Grösse; der rechte ist im Ganzen rhombisch, aber besonders am oberen und am unteren Rande durch Einschnitte sehr unregelmässig gestaltet; der linke ist oblong und mehr glattrandig. Die Gallenblase ist eng, aber ziemlich lang, die Gänge münden ungefähr in der Mitte des aufsteigenden Duodenalastes. Pancreas. Bei Rhea besteht das Pancreas aus zwei sehr langen Lappen, einem oberen rechten und einem tieferen linken. Die beiden Gänge münden in der Mitte des aufsteigenden Astes des Duodenum; der D. hepato-entericus mündet einige cm vorher, der D. eystico-entericus einige cm weiter nachher. Reihenfolge also H, P,, P,, €. Struthio. Die Duodenalschlinge ziemlich ausfüllend, undeutlich längsgetheilt, in der Mitte mehrfach gespalten. Von der Mitte der Drüse gehen ein oder zwei Gänge in den dem Pylorus gegenüber liegenden Theil des Duodenums, etwas vor der Einmündung des verkümmerten D. hepato-entericus. Reihenfolge der Mündungen: H, am Pylorus; Pan- eratici und H, am gegenüber liegenden Ende des Duodenums. Casuarius. Die Drüse ist flach dreieckig, compact und hat 2 Gänge; sie münden zusammen mit den Gallengängen gegenüber dem Pylorus; an der gemeinsamen Mündungsstelle wird eine kleine Tasche gebildet: Pas H, Py,.C@u== Darmlagerung. Bei den Ratitae bildet der Mitteldarm nur eine offne, aber sehr grosse Schlinge, welche in mehrere ganz regellos gelagerte krause Nebenschlingen zerfallen kann. Nur bei Struthio bildet der sehr lange Enddarm auch einen Schlingencomplex, sodass nebst dem Duodenum drei Schlingen vorbanden sind. Bei der grossen Verschiedenheit der ein- zelnen Gattungen ist eine zusammenfassende Beschreibung unmöglich. Casuarius. 3 Hauptschlingen. Das Duodenum ist unter dem unteren Magenrande vorbei gleich quer sehr weit nach links umgebogen. Der Mitteldarm wird durch ein weites Mesenterium zusammengefasst und zer- fällt in zwei Nebenschlingen, welche auf der rechten und ventralen Seite des Unterleibes liegen. Die erstere von diesen ist rechtläufig; der auf- steigende Endtheil der letzten läuft von der Nähe des linken Schambeines bis an den unteren rechten Magenrand, worauf er umknickt und in den geraden und weiten Enddarm übergeht. Dromaeus. Mehrere Hauptschlingen. Das Duodenum ist quer nach links unter dem Magen vorbei umgebogen; bei dem ganz jungen Exemplar war es dagegen nach rechts umgebogen. Das Mesenterium fasst den 602 Verdauungssystem. Mitteldarm unregelmässig kraus zusammen; er zerfällt in mehrere offne, nur scheinbar geschlossene kurze Nebenschlingen, von denen die ersten drei ganz quer auf der rechten und ventralen Seite liegen, während die beiden folgenden mehr schräg gerichtet sind und links ventral liegen; die erste von diesen ist rechtläufig, die zweite linksläufig; die letzte Neben- schlinge ist gerade und liegt dorsal. Das Reetum hat sein eigenes grosses Mesenterium. Rhea. 2 Hauptschlingen. Das Duodenum steigt herab zur Nähe des Afters und biegt dann dorsalwärts um; sein aufsteigender Ast geht oberflächlich bis zum hinteren rechten Leberrande. Der Mitteldarm bildet eine grosse geöffnete Schlinge, deren distale Hälfte theilweise unter dem Duodenalende liegt und dann weit dorsalwärts umbiegt. Die Schlinge wird in ihrer ganzen Länge von den Blinddärmen begleitet. Dicht unter- halb der Insertion der Coeca macht das Rectum einen kleinen Kniek wie bei Casuarius und Dromaeus. Struthio. 3 Hauptschlingen. Das Duodenum steigt ziemlich grade herab in die Nähe des Afters. Der Mitteldarm bildet zahlreiche kleine, krause Falten. Der äusserst lange Enddarm hat sein eigenes grosses Mesenterium und bildet ebenfalls eine sehr grosse Anzahl von ganz un- regelmässig gelagerten krausen Falten. Apteryx. Ausser dem Duodenum und dem Rectum, welche jedes ihr eigenes Mesenterium besitzen, ist nur ein sehr weites Mesenterium vorhanden, welches den ganzen Mitteldarm in eine grosse Anzahl von ziemlich wirr gelagerten krausen Windungen und Schlingen zusammen- fasst. Das Duodenum ist lang und ziemlich gerade, darauf folgt eine sehr hoch vom dorsalen rechten Leberrande kommende rechtläufige offne Schlinge; ihr Anfangsast steigt kraus rechts neben dem Duodenum herab und biegt dann mit dem anderen Aste zusammen nach unten und vorn hin um, sodass der zusammengeknäuelte und theilweise umgeklappte freie Endtheil der Schlinge rechts neben dem Duodenum liegt; darauf folgt eine ähnliche Doppelschlinge, welche quer vom Rücken zum Duodenalende verläuft und sich mit ihrem Ende ebenfalls zusammenballt. Sie geht in eine vierte Hauptschlinge über, deren freies Ende sich nahe der Cloake gelegen dorsalwärts umbiegt und dann, von den Blinddärmen begleitet (welche neben dem Duodenum erscheinen), in das ziemlich kraus ge- knickte und verhältnissmässig lange Reetum übergeht. Es lassen sich also bei Apteryx zur Noth im Ganzen vier Schlingen unterscheiden; das Umbiegen der Schlingenenden und den queren krausen Verlauf des Mitteldarmes und die welligen Biegungen des Reetums hat Apteryx mit mehreren anderen Ratiten gemeinsam. Vergleichung der Darmlagerung von Apteryx mit der der Rasores, Rallidae, Crypturi und Turnieidae führt zu keiner näheren Ueberein- stimmung. Vögel. 603 Lamellirostres. Schlund bei Cygnus, Anser und den meisten Anatiden nicht weit, verhältnissmässig dünnwandig; weit und ziemlich muskulös bei Somateria mollissima, ebenso bei Mergus, wo er etwas bauchig und längsfaltig ist. Der Schlund geht in der Regel allmählich in den Drüsenmagen über und erweitert sich nie zu einem echten Kropfe. Bei manchen Enten, z. B. bei Anas clangula und unserer Hausente fungirt bei der Weite und Länge des Drüsenmagens derselbe zugleich als Kropfbehälter, wie täglich beobachtet werden kann; daher die vielverbreitete Meinung, „dass die Enten auch einen Kropf haben“. Auch bei Chauna ist der Schlund eng und ohne Andeutung eines Kropfes. Der Drüsenmagen ist dagegen ungewöhnlich weit, die sehr grossen tubulösen Drüsen sind auf eine 5 cm lange und 3.5 cm breite Stelle an der Rückenwand beschränkt; die übrigen °/, des Drüsenmagens sind mit faltigem Epithel bedeckt. Der Zwischenschlund ist, wenigstens bei Palamedea cornuta, bedeutend erweitert. Der Muskelmagen ist kleiner als der Drüsenmagen und viel schwächer als bei den Lamellirostres, innen mit starker, faltiger Cuticula bekleidet, welche jedoch keine Reibeplatten bildet. Ein kleiner Pylorusmagen ist vorhanden. Drüsenmagen allgemein diekwandig schwammig, durch seinen Drüsenreichthum ausgezeichnet, verhältnissmässig gross bei Mergus und Anas acuta. Bei Palamedea sind die Drüsen flaschenförmig; bei Mergus merganser stehen sie in 2 diekeren und 2 dünneren Partien beisammen; bei den meisten Enten reichen sie eine kleine Strecke weit an der vor- deren Magenwand herab. Bei Cygnus enthält der Drüsenmagen ungefähr 6 Reihen grosser runder Drüsen, dazwischen zerstreut viele kleinere. — Ueberhaupt sind die grossen Drüsen spärlich vertreten. Bei Mergus und Somateria ist der Drüsenmagen wenig vom Muskelmagen abgesetzt und geht äusserlich allmählich in denselben über; stark abgesetzt dagegen bei Anas, z. B. acuta, clangula, fusca. Muskelmagen von ovaler Gestalt, etwas platt, bei einigen Enten, z. B. A. penelope, carolinensis, clangula ete. senkrecht eingeschnürt; zeichnet sich aus durch starke grosse Muskeln mit jederseits einem glänzenden Sehnenspiegel. Bei Cereopsis, Anser und Cygnus bilden die starken Sehnen jederseits einen mehr oder weniger abgelösten Henkel; zugleich ist der Magen bei den Gänsen (nicht bei Cereopsis) auffallend gross; am kleinsten bei Anas tadorna. Die Seitenränder gehen bei stark muskulösem Magen allgemein scharfkantig zu. Weniger muskulös ist er bei Palamedea, wo die Wände überall von gleichmässiger Dicke sind; am schwächsten bei Mergus. Innen ausgekleidet von einer ziemlich scharf gegen den Drüsenmagen abgesetzten längsrunzligen, festen braungelben Cutieula, welche 2 sich gegenüberstehende scheibenförmige, sehr harte, fast glatte Reibeplatten bildet; diese ragen bei A. tadorna etwas im Magenlumen hervor und zwar 604 Verdauungssystem. bestehen diese Platten, wie ich am .deutlichsten bei Anas ferina fand, aus ca. 5 aufeinander liegenden Schichten; diese ragen an den Rändern blatt- artig hervor; die einzelnen Scheiben: werden durch Nachwachsen der unterliegenden Schiehten hervorgehoben und bilden so durch ihre Ver- wachsung und Härtung die dieke Platte. Fast stets finden sich Sand und Steinchen im Magen. Häufig macht der Anfang des Duodenums erst einen kleinen Bogen nach oben, und ist bisweilen dort etwas erweitert, z. B. bei Mergus, in schwächerem Maasse bei der Hausgans. Darm bei den Anatiden allgemein ziemlich fest und diekwandig, rund; von wechselnder Weite. Bei Mergus dünnwandig. Das Duodenum hauptsächlich bei den Gänsen weich und weit, wird dann erst allmählich fester und enger. Bei Anas acuta erweitert sich der Darm in der letzten Hälfte bis zum After. Der Dickdarm ist erweitert bei den Gänsen, Sehwänen, den meisten Enten, besonders A. Penelope und bei Palamedea. Bei A. acuta wird er bis zur Cloake zunehmend weiter; mit einzelnen unregelmässigen Ausbauchungen bei A. fusca. Die Cloake selbst ist ver- hältnissmässig klein. Die innere Darmauskleidung ist zottig. Sammet- artig dichtstehende Zotten finden sich im Vorderdarm der Gänse, bei vielen Enten jedoch nur feine nicht hervorragende Drüschen, die ungefähr in Längsreihen angeordnet sind. Die Farbe des Darmes ist meistens dunkel bläulichgrau. Bei Chauna ist der Enddarm viel weiter als der enge Dünndarm und dabei von auffallender Länge; die Mucosa bildet ungefähr 40 Quer- falten. In diesen Beziehungen ähnelt Chauna manchen Ratiten. Auch die Coeca ähneln durch sackartige Erweiterungen und durch ihr musku- löses Längsband denen von Struthio und Rhea, unterscheiden sich von ihnen aber dadurch, dass beide in eine gemeinsame Höhle münden, welche gegen das lleum und gegen das Reetum durch je einen starken Sphincter abgeschlossen ist. Abgebildet von Garrod, Proc. Zool. Soc. 1876 pl. XIU. Blinddärme sehr ausgebildet, keulenförmig bei den Schwänen und einigen Gänsen, so bei Cygnus olor 40, musieus 30, plutonius 26—34 em, Cereopsis 30, Anser bernicla sogar 39 lang. Bei Palamedea nur 16 em, bei Chauna nur 5—7 em lang aber sehr weit. Gleichmässig schmal, nie so weit wie das Rectum bei den Enten und Gänsen. Am kleinsten sind sie bei Mergus. Die Entfernung vom After, oder die Länge des Rectum ist ungefähr mit der der Coeca übereinstimmend, ausser bei Mergus. Asymmetrie der Blinddärme ist häufig. Das Divertikel ist bei Anas unregelmässig vorhanden; bei Cygnus klein und ebenfalls unbeständig; bei Mergus meistens fehlend. Bei einer Hausgans fand ich es 2 cm lang und 116 cm vom After entfernt; After- darm also bedeutend kürzer als der Magendarm. Innere Darmstructur. Cygnus. Im Dünndarm dichtstehende, wellenförmige Längsfalten, die nach dem Reetum zu in grobe Zotten über- gehen. Rectum mit vielen zickzackförmigen und in Zotten gespaltenen Vögel. 605 Längsfalten. Im ersten Viertel der Blinddärme finden sich dieselben grossen bis zu 5 mm langen Zotten wie im benachbarten Dünndarm; im Uebrigen sind die Coeca glatt. Sehr ähnlich verhalten sich Anser, Anas creeca. Dagegen wiegen bei A. boschas und Somateria die Zotten im ganzen Darme vor, während die Längsfalten zurücktreten; die Blinddärme enthalten in ihrem zottigen Anfangsstücke vier bis fünf ansehnliche, weitmündige Drüsenhaufen. Länge des | Absolute Relative Coecum Enddarms Darmlänge Palamedea cornuta | 16 — 164 —_ \ 5 5 | ne 9« er Ro; g e | n en \ Be Cygnus olor 42 = | 440 — Anser domesticus | 24 18 | 260 art 12-518 | 238 „ berniela 16 — | 204 | — leucopsis | 39 235 — 3 — | 190 | — ruficollis | _ 170 > Öereopsis nov. Holland. 30 _ 150 - Anas tadorna | 17 16 | 214,255... 21915 | 250 „ Penelope 18 15 176 11-3 „ elypeata | 13 13 282 | boschas a g 170 — glacialis _ -— | 170 ur discolor | — E= 182 — „ hottentotta 4u.5 7 | 128 12 „ ferina 14 11 | 122 8s—9 126 | 119 „ acuta — — 122107. 18774] 7—8 „ earolinensis N) Ss | 107 6—17 IRLTCLECER | — — 104 | — „ capensis | 11 | 6 | 116 | 6— 7 Oidemia fusca 10 49.1.,000 | 125 | 232 | 12.5 „ elangula | iD | 5 | 146 10 Fuligula cristata | 10 | 10 150 13 Somateria mollissim. 15 13 220 | 10 Mergus merganser a) — | 246 kr gg > > 4.5 10 150 | „ albellus | 3 | ) 118 Die relative Darmlänge ist bei den Schwänen, Gänsen und den meisten Enten ziemlieh beträchtlich; im Durehsehnitt = 10. — Darmlagerung. Das Mesenterium fasst den meistens langen Darm in 5—8 langen, geschlossenen Schlingen zusammen, welche mit Ausnahme der zweiten gerade verlaufen, an ihren Enden aber sanft um den Magen herum nach links umgebogen sind. Die 2. und 3., oft auch die 4. und 9. liegen wechselseitig auf und neben einander. Die vorletzte (4. oder 5.) ist stets linksläufig und liegt oberflächlich auf der rechten Seite. Die 2. ist unregelmässig und besteht aus zwei offnen in einander gelegten kreis- förmigen kleineren Schlingen, welche rechts oben am Rücken liegen. — Bei den langdarmigen Arten werden durch nachträgliche Verlängerung 606 Verdauungssystem. einer oder mehrerer der mittleren Schlingen Nebenschlingen eingeschaltet, sodass z. B. bei Mergus merganser 8 Schlingen vorhanden sind. Die Blinddärme sind oberflächlich nur am Rücken und unten rechts sichtbar. Leber von mittlerer Grösse. Eine breite Commissur hat Anas acuta, und einen kleinen Nebenlappen besitzen Cygnus und Anser. Im Allge- meinen sind die Lappen glattrandig platt, meistens unsymmetrisch. Sehr ungleich bei Cygnus musicus, Cereopsis, Anser berniela; Anas tadorna r./1. = ?/,, ebenso carolinensis; celangula /,, acuta °/;, fusca °/,; Penelope sogar r./l. = */,. Bei Mergus dagegen ist der rechte Lappen wenig grösser als der linke, r./l. höchstens — °/,. Bei Anas sponsa, ceapensis, Penelope, carolinensis reicht der rechte Lappen ziemlich tief herab, die rechte Seite des Magens zur Hälfte und mehr bedecekend. Bei Mergus zeichnet sich die Leber überhaupt durch ihre Grösse aus und reicht dem- gemäss tief, über den ganzen Magen, herab. Bei A. clangula fand ich den linken Lappen in 3 einzelne zerfallen; den rechten am Unterrande 3mal leicht eingelappt; ähnlich besitzt der linke bei A. carolinensis innen einen Nebenlappen, bei Anas Penelope der rechte und linke. Rechter Rand bei Oidemia fusca sehr spitz ausgeschnitten. Bei Chauna derbiana werden beide Lappen als gleich gross angegeben. Gallenblase gross, auch bei Palamedea, in der rechten Leber liegend, soll nach Nitzsch bisweilen Mergus merganser fehlen. Pancreas stets mit 2 Hauptlappen; ein rechter und ein linker, beide am unteren Ende vereinigt, füllen nur die erste Hälfte der Duodenal- schlinge aus, nie bis zum Winkel derselben sich erstreckend. Bei Anser domesticus enthält jeder Hauptlappen noch einen kleineren Nebenlappen. Bei A. Penelope sind beide ganz getrennt und schmal, breit bei A. fusca. Die Anatiden besitzen 2 ductus pancreat.; sie münden mit denen der Leber: Hepat. Cysticus 2 Pancreatici, dicht hinter dem Pylorus. Bei den Enten vereinigt sich der Cystieus mit den hepatieus und münden beide diebt am Pylorus vor den panereatieis. Bei Cygnus münden alle Canäle auf einer kleinen Erhabenheit des Duodenum. Sphenisecidae. Schlund mit inneren Längsfalten, diekwandig, in hohem Grade dehnbar, kropflos, erweitert sich ganz allmählich zu dem bauchigen Drüsenmagen; die Drüsen sind auf ein scharf abgegrenztes Feld an der Hinterwand beschränkt. | Muskelmagen rundlich, bedeutend kleiner als der Drüsenmagen, äusserlich durch eine schwache Einschnürung von ihm abgesetzt. Seine Muskeln sind sehr schwach, doch sind Sehnenspiegel vorhanden. Die Innenwände sind faltig und mit dieker, weicher Cutieula ausgekleidet. Ein kleiner Pylorusmagen ist vorhanden. Im Magen wurden Sepienschnäbel, oder Crustaceen, Würmer und Fischgräten gefunden; häufig auch Sand und kleine Steinchen. ui Vögel. 607 Der ganze Magen ist so gross, dass er bis an die Cloake reicht und den langen Darm ganz auf die dorsale und rechte Seite drängt. Die Cloake ist rundlich und gross; das Reetum kurz; die Blinddärme bilden verkimmerte weiche Säekehen. Der Dünndarm enthält innen kleine kegel- förmige Zotten, welche in der ersten Hälfte auf wellenförmigen Längs- falten stehen. Watson, Lit. No. 134, dem die folgenden Maasse entnommen sind, hat deren noch viel mehr angestellt. Er schliesst daraus richtig, dass die Darmlänge der Spheniseidae individuell sehr grossen Schwankungen unterliegt, was weder durch das Alter, noch durch das Geschlecht erklär- lich ist, sondern wohl auf der Nahrungsweise beruht. Länge des | Absolute | Relative , | Coecum ) Enddarms | Darmlänge Eudyptes chrysome | 1 7.6 339 N N | 1.4 9 497.0.| Br X 2.0 1.6 708 n ehrysolophus 2 s) 642 Spheniscus demersus 29 N) 740 magellanicus 4 10 940 r R 3 7.6 824 | = minor | 2 45 | 185 5 ef 2 T 223 16 Aptenodytes longirostris 4 10 | 553 „ 22 4 10 780 \ (1a) % patachonica (n. Reid) 3 15 | 700 | N Darmlagerung nach Watson; bei allen finden sich zwei Spiralen mit sehr vielen Umdrehungen. Die eine Spirale liegt rechts und ober- flächlich, die andere in der Tiefe. Dagegen fand ich bei einem das Duodenum sehr kurz und gerade; darauf folgen zwei grosse Packete, deren jedes durch ein dickes Mesenterium zusammengehalten wird und aus einer grossen Anzahl von kleinen krausen Falten nebst einigen geschlossenen und geraden Schlingen besteht; darauf folgen noch mindestens 6 geschlossene und gerade Schlingen von ungefähr 3 em Länge. Im Ganzen bildet der Darm wenigstens ein Dutzend gerader, obgleich kurzer Schlingen ausser den beiden Packeten. Leber gross, glattrandig r./l. = °/,;; nur bei E. chrysolophus und Spheniscus demersus fand Watson den linken Lappen nur ein wenig kleiner. Die Gallenblase ist enorm gross, nämlich 6—18 em lang, mit langem Stiel. Der D. Hep. mündet bei E. chrysocome 5, der D. Cyst. 10 em entfernt von Pylorus. Pancreas mit 1-3 Gängen; gewöhnlich: H, 1-+-2P, 6, 31. Pygopodes. Schlund starkwandig muskulös, mit 6—8 Längsfalten, sehr dehnbar und stark Schleim absondernd; die Falten hören am Vormagen plötzlich auf. Ein Kropf fehlt. 608 Verdauungssystem. Drüsenmagen gross, bei Colymbus fast so weit wie der Muskel- magen, äusserlich nur an der ventralen Seite durch eine Einschnürung von letzterem abgesetzt; die Wände sind sehr diekschwammig, wegen der üiberall dicht stehenden grossen Drüsen; innerlich scharf nach beiden Enden hin abgesetzt. Muskelmagen bei Colymbus rundlich viereckig, abgeplattet, mit senk- rechter Einschnürung, gross, nach vorn gerückt; hart und muskulös, mit harter gelber längsgerunzelter Cutieula, welche zwei Reibeplatten bildet; mit Sehnenspiegeln. Bei Podiceps sehr gross, den Darm ganz auf die rechte Seite und nach hinten drängend, weniger muskulös, eher dünn- randig; die gerunzelte Cutieula ist weicher und bildet keine Reibeplatten. Colymbus und Podiceps haben einen Pylorusmagen; er ist besonders bei C. areticus durch eine enge Oeffnung scharf abgesetzt. Bei Podiceps ' fand ich ihn auch rundlich, dicht am Muskelmagen, ohne Verbindungs- schlauch, innen mit derselben gerunzelten Cuticula versehen wie der Muskelmagen. Bei allen Pygopoden ist dieser Pylorusmagen scharf gegen das Duodenum abgesetzt, ziemlich entfernt von der Cardia, nahe der vorderen, dem Bauche zugekehrten Curvatur. Darm ausgezeichnet durch dieke Wände mit Ausnahme des letzten Drittels; von hellröthlicher Farbe, überall weit. Er wird enger bis in die Nähe des Rectums und hat an allen unteren Biegungsstellen der Schlingen sackartige Erweiterungen, besonders bei Podiceps. Das Reetum ist kurz, die Cloake weit. Die Darmschleimhaut besitzt bei Colymbus anfangs starke wellige Längsfalten, die in ansehnliche Zotten auslaufen, welche zuletzt übrig bleiben und sich auch in die Coeca hinein erstrecken. Das Divertikel fehlt bei Podiceps häufig; ist überhaupt unbeständig. Bei einem C. arcticus war es 1 cm lang; bei einem Nestling von Podiceps ll em vom After entfernt. Die relative Darmlänge ist ziemlich gross, schwankt aber zwischen weiten Grenzen. Blinddärme ziemlich bauchig und meistens wohl entwickelt; dünn- wandig, nach dem Ende zu kolbig erweitert. Bemerkenswerth ist der verkümmerte Zustand der Coeca bei Podiceps earolinensis. Stannius fand bei einem P. eristatus nur 1 Coecum, Asymmetrie der Länge ist häufig. Länge des | Absolute | Relative Coeccum | Rectum | Darmlänge Golymbus glacialis 5 5 | 237 | 11 & arcticus Juv. | 4.5 5 99 5.2 Podiceps eristatus juv. 2.5 4.5 96 = » ad. | 4 6.5 156 7.5 minor it 25,4 _ı| 3.5 | 62 7 (Chile) pullus | 0.2 | 18 | 25 6.2 R carolinensis | 0.5 15 90 I Vögel. 609 - Darmlagerung. Colymbus: 5 geschlossene, ganz regelmässige, alter- nirende, gerade Schlingen, welche einander parallel liegen. Das Duodenum ist kurz; alle Schlingen liegen in der Längsaxe des Körpers; bei €. gla- eialis jedoch rücken sie wegen der Grösse des Drüsen- und Muskelmagens ganz nach unten, nach dem After zu und nehmen eine quere Lage an. Podiceps: Es sind nur 4 alternirende Schlingen vorhanden. Das Duodenum und die letzte Schlinge sind lang und biegen um den unteren Magenrand nach links um. Die 2. und 3. Schlinge sind geschlossen und gerade; die 4. ist halb offen, unregelmässig, und liegt auf der rechten und unteren Seite des Magens, von den übrigen bedeckt. Bei Colymbus und Podiceps steigt der aufsteigende Ast des Duodenum sehr weit am rechten, hinteren Leberrande aufwärts. Leber. Die beiden Lappen sind einander ziemlich gleich an Volumen gefunden bei Colymbus und Podiceps earolinensis. Bei P. minor r./l. — °/,. Die Leber ist gross, scharfrandig und platt, Commissur stark; am hinteren und unteren Rande eingeschnitten. Die Gallenblase ist vorhanden, aber ziemlich klein. Pancreas sehr gross; bei Podiceps aus zwei nur in der Duodenalecke zusammenhängenden, langen, die ganze Schlinge ausfüllenden Lappen bestehend, deren jeder sich nach dem Pylorus zu wieder spaltet. Bei Colymbus besteht das Pancreas aus vielen lose zusammen- hängenden Läppchen; ihre Hauptmasse liegt in der Ecke der Duodenal- schlinge. Steganopodes. Zunge ganz rudimentär bei Pelecanus, wo sie nur noch aus dem Zungenbeinknorpel, der ausserdem noch von der Kehlsackhaut überzogen ist, besteht. Aehnlich verkümmert bei Plotus, noch etwas länglich bei Sula. Bei Halieus getheilt; in eine obere hornig lancettförmige, und eine hinten mit jener zusammenhängende kurze, dickfleischige, vorn einge- schnittene Abtheilung zerfallend. Das Gerüst ist verkümmert. Parotides fehlen; ebenso die Gland. ling. bei Pelecanus. Schlund auffallend weit und dehnbar; bei Pelecanus und bei Halieus einen geräumigen Kehlsack bildend. Ein Kropf fehlt; jedoch ist bei Halieus eine einfache Erweiterung des Oesophagus zu bemerken. Aeusser- lich geht der Schlund ganz unmerklich in den Drüsenmagen über bei Halieus und Pelecanus; etwas mehr abgesetzt an der hinteren Seite bei Phaöton. Bei Pelecanus enthält er im oberen Theile deutliche Längsfalten und nimmt nach unten hin an Dieke und Festigkeit zu. Bei Plotus ist der Schlund sehr weit, kropflos, innen mit vielen Längsfalten und scharf gegen den Drüsenmagen durch eine Querfalte abgesetzt. Drüsenmagen ausgezeichnet durch seine Grösse und Dicke, übertrifft bei Sula und Pelecanus den Muskelmagen bedeutend, bei letzterem 39 Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 610 Verdauungssystem. 5-6 mal, an Grösse; weniger bei den anderen. Sehr reich bei letzterem an grossen einfach länglichen, dicht zusammengedrängten Drüsen. Bei Halieus sind die einfachen Drüsen in zwei Längshaufen angeordnet. Die Drüsen des Vormagens sind bei Plotus levaillanti auf 2, bei P.’anhinga auf eine runde Stelle am oberen Ende des Drüsenmagens beschränkt. Dieser Drüsencomplex bildet bei P. anhinga ein walnussgrosses rundes Anhängsel der rechten dorsalen Wand des Drüsenmagens. Jeder Complex enthält ungefähr 30 grosse Oeffnungen von augenscheinlich zusammen- gesetzten Drüsen. Der Drüsenmagen geht allmählich in den nicht dick- wandigen, schwachen Muskelmagen über. Der Uebergang. in den Magen ist bei allen Steganopodes ganz allmählich, sodass letzterer bei Pelecanus fast nur wie das rundliche umgebogene Ende des Drüsenmagens erscheint; überhaupt erstrecken sich beide Magen weit, fast bis zum After herab (bei Pelec. rufescens fast 20 cm lang). Weniger der mehr ovale Magen von Halieus (ca. 12 em lang); bei Phaöton ist der Magen von rundlich viereckiger Gestalt. — Die Muskulatur ist durchgehend schwach und weich, nur häutig muskulös; schwache Sehnenspiegel sind jedoch vorhanden. Die Innenwände bilden Längsfalten, theilweise mit feinen Drüsen. Am stärksten ist die Längs- faserschieht entwickelt; lederartige Auskleidung, Reibeplatten und ähnliche mechanische Vorrichtungen fehlen, entsprechend der Fischnahrung, gänz- lich. Bei allen Steganopoden ist ein deutlicher Pylorusmagen vorhanden, und zwar ist er am stärksten ausgeprägt bei Pelecanus, Plotus und Halieus; bei Phaöton sulphureus äusserlich nur an dem aufsteigenden kurzen Aste vor Beginn des Duodenum zu erkennen. — Bei Halieus ist der Pylorus- magen dünnhäutiger als der übrige Magen, und ist mit einer sehr starken, rauhen Klappe versehen; sein grösster Durchmesser beträgt 1.7 cm. Bei Pelecanus misst die Erweiterung ungefähr 1.5 cm im Durchmesser, und 2 cm Länge, scharf nach hinten aufwärts gebogen, gegen den Magen durch eine innere kreisförmige Querfalte abgeschlossen, ähnlich dureh eine schwächere gegen das Duodenum; die innere Haut ist längsfaltig, mit feinen Zotten, die Muskelschieht dünn; eine sehnig-muskulöse Schleife, vom Vorderrande des Magens kommend, befestigt diesen Pylorusmagen. — Der Pylorusmagen ist fast ein Drittel der Grösse des Hauptmagens und communieirt mit dem letzteren durch eine weite Oeffnung. Nahe dem Pylorus ist bei P. anhinga die Innenwand mit diehtstehenden haarartigen Gebilden ausgestattet, welche besonders lang an der Oeffnung diese wie ein Siebapparat gegen jegliche nicht ganz flüssige Nahrung verschliessen. Bei P. levaillanti erhebt sich nahe dem Pylorus ein conischer stark be- haarter Fortsatz, der den Pylorus ganz verschliessen kann. (Abgebildet von Garrod, Lit. No. 585). Pelecanus s. Taf. XXXV—XXXVL. Dünndarm lang, hellfarbig, ziemlich eng bei Halieus und Phaöton; bei Pelecanus durchschnittlich nur 0.2 em weit. Bei Halieus und Sula innen mit beträchtlichen diehtstehenden Zotten, die gegen das Rectum hin etwas an Grösse abnehmen. Vögel. 611 Blinddärme verhältnissmässig klein und schmal. Bei Pelecanus 4—5 em lang; bei Halieus aber nur 0.7 lang und 15 em vom After ent- fernt. Noch kleiner sind sie bei Phaöton, wo sie 2 cm vom After entfernt, Jederseits nur eine kleine 0.5 em lange Ausbuchtung bilden. Bei Plotus anhinga fand Forbes nur ein Coeeum. Der Enddarm ist kurz und endigt in eine weite Cloake. Das Diver- tikel lag bei dem von mir untersuchten Halieus carbo 150 em vom After entfernt, um 50 em hinter dem Mittelpunkte, mithin ist der Afterdarm wie bei den Pygopoden kürzer als der Magendarm. Darmlagerung. Mindestens 6 geschlossene alternirende Schlingen, von denen die erste und letzte stets lang, während die mittleren kurz sind. Der Hauptsache nach mit orthocoelem Charakter. Die Neigung ausserdem noch kleinere Schlingen zu bilden, und der mehrfach geknickte Verlauf des Endtheiles der letzten Schlinge am Mittelrücken, nähern die Steganopodes den Tubinares. Das kaum erweiterte Duodenum biegt, den unteren Magenrand umgebend, quer nach links um; geht bei Phaöton kaum über die Mittellinie hinaus; weit aufsteigend auf der linken Seite bis zur Höhe des Pylorus bei Pelecanus und Halieus. Diese Biegung nach links machen die übrigen grösseren Schlingen ebenfalls. Hervor- gerufen wird diese eigenthümliche Lage durch den überaus grossen, sack- artigen, dehnbaren Magen, der bei seiner Breite sämmtliche Dünndarm- schlingen soweit wie möglich distal nach hinten zusammendrängt. So ist auch bei Pelecanus trotz seiner Länge der Darm auf einen verhältniss- mässig (wenigstens in der Längsaxe des Körpers) eng begrenzten Raum beschränkt. Bei Phaöton, welcher einen bei weitem kleineren und festeren Magen besitzt, zeigt der Darm noch seine ursprüngliche Lage: 7 grössere, geschlossene, alternirende Schlingen, die einander und der Körperlängsaxe parallel laufen; die 6. und 7. Schlinge sind am oberen und unteren Ende unregelmässig umgeklappt, oder sie zeigen Neigung zur Bildung von seeundären Schlingen; dasselbe gilt vom Endaste der letzten Schlinge am Mittelrücken. Länge des Absolute | Relative Coecum Enddarms Darmlänge Pelecanus rufescens 4 — 250 s—9 Halieus carbo 1.5 20 350 11—12 £ orlophus 1.4 -- 300 11—12 EP cristatus 0.7 15 195 s—9 Phaeton flavirostris 0.5 2 79 6 ” sulphureus 0.5 2 — Plotus leyaillanti 2.0 Ss 69 | „. amhinsa & 1.0 s 110 |\r nach Garrod. ö VE 1.0 15 2 | Leber. Lappen abgerundet; der rechte stets bedeutend grösser als der linke. Bei Phaöton geht der rechte dorsal und oben in einen Zipfel aus, der linke ist distal zugespitzt. Halieus zeichnet sich durch einen dorsal 39* 612 Verdauungssystem. zwischen den Hauptlappen liegenden kleinen Nebenlappen aus; alle be- sitzen eine breite, flache Commissur. Die Gallenblase ist gross und länglich; bei einem P. americanus 4 cm lang und 1.5 weit. Bei Halieus lag sie ganz frei am rechten Lappen. Pancreas allgemein 2lappig, die Duodenalschlinge im Gegensatz zu den Pygopoden nur in den ersten */, ausfüllend. Die Leber-, Gallen- und Pancreasgänge münden bei Carbo in folgender Reihe: P, Hepatieus, Pancreatieus 2 + 3, Cystieus. Tubinares. Die Zunge zeigt eine sehr wechselnde Ausbildung. Sie ist z. B. vollständig entwickelt und nimmt den grössten Theil des Raumes zwischen den beiden Unterkiefern ein bei Ossifraga; sie ist ziemlich lang und zu- gespitzt bei Thalassidroma pelagica, dagegen sehr kurz, dreieckig und stark rückgebildet bei Puffinus und Diomedea. Forbes giebt in seiner Monographie der Tubinares zahlreiche Abbildungen, auf welche hiermit verwiesen sei. Schlund sehr weit, kropflos. Drüsenmagen durch enorme Grösse ausgezeichnet und daher gewisser- maassen als Kropf fungirend. Seine Innenwände sind meistens überall mit mehr oder weniger dicht stehenden Drüsen versehen, mit Ausnahme des zum Muskelmagen führenden Theiles. Bei Diomedea sind die Drüsen sehr klein und treten ganz zurück gegen zahlreiche unregelmässig ge- wundene, permanente und hohe Falten der Wände des Drüsenmagens. Letzterer übertrifft den Muskelmagen bei Thalassidroma ungefähr fünf mal an Grösse, bei Puffinus 8 mal, bei Diomedea und besonders bei Össifraga mehr als 10 mal. Der so stark ausgedehnte Drüsenmagen nimmt daher den grössten Theil der linken Bauchhöhle ein und erstreckt sich oft bis in die Nähe des Afters, z. B. bei Össifraga. Der kleine Muskelmagen wird in Folge dessen ganz auf die rechte Seite gedrängt und um seine Achse gedreht, sodass er, ähnlich wie bei Struthio, gleich- sam nur als Anhängsel erscheint. Ganz besonders stark ist der Muskel- magen gedreht bei Ossifraga und Procellaria; der Magenmund sieht gegen die Cloake hin; der Muskelmagen liegt rechts und ventral auf dem weiter analwärts reichenden Drüsenmagen. Bei Diomedea und Puffinus dagegen ist der ganze Magen zwar auch weit abwärts gerlickt, aber der Drüsen- magen reicht nicht am Muskelmagen vorbei, und letzterer ist daher nicht so stark gedreht. | Der Muskelmagen ist rundlich, etwas platt gedrückt und ziemlich muskulös; sehr stark bei Ben, aussen mit starken Sehnenspiegeln; innen oft mit harter, gefurchter Cutieula, welche bei Ossifraga sogar zahn- förmige Kegel bildet; bei den Diomedeinae und Oceanitinae dagegen ist die Cake weich Ent der ganze Muskelmagen ist schwächer. — Harte, schwer verdauliche lee, wie Sepienschnäbel und Fischschuppen, Vögel. 613 erfordern eine so starke Ausrüstung des Muskelmagens neben bedeutender chemischer Stärke des grossen Drüsenmagens. Darm. Pylorus ziemlich entfernt von der Cardia; bei Thalassidroma, Diomedea und ÖOssifraga, wohl auch bei anderen, ist ein Phylorusmagen angedeutet. Der Darm ist gleichmässig, von mittlerer Breite; die Cloake ist plötzlich erweitert, und ist sehr gross. Länge des Absolute Relative Coecum Reetum Darmlänge *Oceanites oceanica | 0 | — | 25 | *Procellaria pelagica 1.9 2.5 | 23 | * a leucorrhoa s. leachi 0.2 1.5 29 | 5.3 er 0.2 73 97 | #Prion banksi 0.4 0.5 44 | *Fulmarus glacialis 0.5 4.0 140 | *Ossifraga gigantea 1.2 5.0 244 | ss 3 1.3 T 185 | ).7 *Puffinus anglorum 0.4 2.5 61 7 (pullus) 0.5 4.5 61 5.5 5 obscurus 0.3 3.0 35 4.0 ca r 0.4 128: 43 *])jomedea exulans 0.7 10 317 Diomedea 1.4 3 257 7 Die mit * bezeichneten Angaben sind Forbes entnommen, die Länge des Rectum scheint die der Cloake nicht einzuschliessen. Darmlagerung. Das Duodenum verläuft wegen der gedrehten Lage (les Magens erst in einem kleinen Bogen rechts aufwärts und dann gerade abwärts gegen den After zu. Der ganze Darm bildet bei Puffinus vier lange, geschlossene, alternirende Schlingen, die gerade neben einander liegen. Am Uebergange der dritten in die vierte Schlinge befindet sich bei Puffinus anglorum ein kleiner Knick, wie eine Andeutung einer neuen Schlinge. Ein ähnlicher Knick befindet sich auch bei Puffinus obscurus am Mittelrücken, am Ende des Endastes der letzten Schlinge. Taf. NXXIX. Bei Diomedea werden mindestens sieben geschlossene Schlingen gebildet. Das Duodenum liegt quer unter dem Magen herum nach links. Die zweite Schlinge ist gerade linksläufig und liegt dorsal; die dritte ist ebenfalls geschlossen, aber rechtsläufig und liegt rechts neben der zweiten; sie ist sehr lang, mit ihrem Ende weit nach links und dorsalwärts um- gebogen. Die vierte Schlinge ist linksläufig, liegt zwischen der dritten und dem Duodenum, und ist mit ihrem Ende ebenfalls umgebogen. Darauf folgt eine ebenfalls linksläufige, dorsalgelagerte gerade Schlinge. Die sechste ist rechtsläufig, gerade, liegt in der Tiefe und geht in eine kurze gerade, dorsale siebente Schlinge über; ehe der Endast in das Reetum übergeht, macht er noch erst einen kleinen Knick. Bei Ossifraga sind im Ganzen acht Schlingen vorhanden; sie sind alle geschlossen, und laufen einander parallel; die erste und dritte sind wie bei Diomedea rechtsläufig, die zweite und vierte linksläufig. Die fünfte und sechste zusammen scheinen der fünften von Diomedea zu 614 Verdauungssystem. entsprechen. Die siebente liegt neben dem Duodenum, ist sehr lang und am Ende umgebogen. Darauf folgt eine kurze gerade Schlinge nebst Knick im Endast. Bei Diomedea, Ossifraga und Puffinus bildet der Darm also eine wechselnde Anzahl von ganz geschlossenen und der Hauptsache nach geraden und scharf alternirenden Schlingen; der Endast des letzten vor seinem Uebergange in das Rectum zeichnet sich durch eine kleine Schlinge oder wenigstens einen Knick aus. Ganz anders ist die Lagerung bei Procellaria leucorrhoa s. leachi. Es sind nur 3 lange, geschlossene alternirende Schlingen vorhanden, von denen die zweite eine sehr regelmässige linksgewundene Doppelspirale von zwei vollständigen Umdrehungen bildet. Die dritte Schlinge bildet einen linksgewundenen Knäuel. Fig. 5 Taf. XXXIX. Blinddärme fehlen den Oceanitinae ganz, bei den übrigen sind sie sehr verkümmert. Bei Procellaria leucorrhoa, P. leachi und P. monorhis ist nur ein Coecum, und zwar das linke vorhanden. Leber verhältnissmässig klein, spitzlappig; meistens ist nach Forbes der rechte Lappen wenig grösser als der linke, nur bei Diomedea ist der Unterschied bedeutend. Ich fand bei Puffinus anglorum r./l. = ®/,, Puffinus obseurus °/,, Ossifraga gigantea °/,, Diomedea ?/,, Procellaria leachi !/,. Gallenblase gross; von auffallender Grösse und Länge bei Diomedea; die Gallengänge münden mit denen des zweilappigen Pancreas im auf- steigenden Aste des Duodenum. Herodii. Schlund stets kropflos, aber überall sehr erweiterungsfähig, nur bei Cochlearia etwas schmal und hart im letzten Theile; gewöhnlich innen mit starken Längsfalten. Er bildet mit dem sehr grossen Drüsen- und Muskelmagen ein Continuum, ohne eine äussere Absetzung wahrnehmen zu lassen. Drüsenmagen weit, fest aber dünnwandig, mit zahlreichen gleich- mässig auf der ganzen Innenfläche verbreiteten feinen Drüsen. Der Magen ist ein schr schwach muskulöser, sehr dehnbarer Sack, von langovaler Form, nur mit ganz schwachem Sehnenspiegel; auf der Vorderseite bis zum After herabreichend, sodass der gesammte Darm an den Rücken gedrängt wird. Innen ohne hartes Epithel. Geboten ist die grosse Länge und Dehnbarkeit des Drüsen-Muskelmagens durch die meistens aus Fischen bestehende Nahrung. Die Fische werden ganz ver- schluckt und gelangen mit dem Kopte nach unten bis an den Magengrund, wo sie sammt den Gräten und Schuppen verdaut werden. Gewölle wird von den Reihern nieht ausgeworfen. — Ziemlich weit von der Cardia findet sich bei den meisten Reihern ein deutlicher Pylorusmagen, er enthält innen 2 etwas gezähnelte hervorragende Längsleisten zwischen denen die flüssige Nahrung in den Pylorus gleitet. Bei Ardea einerea und purpurea Vögel. 615 wird der Pylorusmagen vom Hauptmagen zum Darm hin enger. Zwischen ihm und dem eigentlichen Duodenum befindet sich noch eine erbsengrosse Erweiterung, die von Leuckart Bulbus pylorieus genannt wurde; dieser Bulbus ist innen glatt, der Uebergang in das Duodenum durch eine schwache Einschnürung angezeigt. Im oberen Theile des Muskel- magens bilden die Falten, vom Oesophagus herabkommend, eine netzartige Zeichnung; einige dieser Netzfalten setzen sich bis zum Pylorusmagen fort. — Ardea stellaris und minuta zeigen statt des Bulbus nur einen Wulst. Die in den Pylorusmagen führende Oeffnung liegt innerlich dicht unter dem Drüsenmagen, etwas links. Der diekwandige Pylorusmagen enthält im Gegensatze zu Ardea cinerea innen einige Falten. Die Com- munication mit dem Bulbus pylorieus ist sehr eng; der Bulbus selbst ist noch diekwandiger, innen schwach faltig und geht ohne Verengerung in das eigentliche Duodenum über. Taf. XXXVI. Darm mit Ausnahme des hauptsächlich in der Ecke erweiterten Duo- denum von fast gleichmässig geringem Durchmesser und ziemlich weich- wandig, von hellgelber Farbe. Er verengt sich zum Reetum hin bei Nycticorax cayennensis. Das Rectum selbst ist stark vom Ileum durch seine plötzliche Erweiterung abgesetzt; die Cloake ist weit. Das Diver- tikel ist unbeständig; bei Cochlearia fand ich es 47 cm vom After entfernt, 0.75 em lang. — Darmschleimhaut mit zahlreichen, wellenförmigen Längs- falten. Blinddärme völlig rudimentär und ganz angewachsen; charakteristisch für die Herodii ist das Fehlen des einen Blinddarmes; nur bei Ardea minuta fand ich 4 cm vom Ende 2 ganz verkümmerte. Bei A. cinerea, garzetta, Botaurus stellaris ist in der Regel nur ein einziges ganz verkümmertes Coecum, in der Entfernung von ca. 10 cm vom Ende vorhanden. Bei den Nachtreihern, z. B. bei Nycticorax cayennensis herrscht die Neigung zu gänzlichem Verschwinden vor. Bei Cochlearia fand ich 5 cm vom After an dem plötzlich erweiterten Rectum nur eine seitliche, rundliche, weiche Ausbuchtung, ähnlich bei Ardea purpurea, während sonst die rudimentären Blinddärme meistens als harte, wurmförmige Gebilde er- scheinen. Die Darmlagerung zeigt nur höchst gleichmässige, scharf charakteri- sirte Verhältnisse. Durch die Grösse und Lage des Drüsen-Muskelmagens wird die Lagerung wesentlich bestimmt. Typus Cochlearia: Der Darm bildet 6 nach der Mitte hin an Länge abnehmende, ganz geschlossene, alternirend liegende gerade, ganz parallel zu der Längsaxe des Körpers laufende Schlingen. Nur das Duodenum ist bei allen sehr lang, daher am unteren Magenrande herum auf der linken Hinterseite bis. zum Vor- magen wieder aufsteigend. — Je grösser die verhältnissmässige Darm- länge, desto gestreckter und zahlreich sind in der Regel die Schlingen. Bei Cochlearia und Nyctieorax sind sie überhaupt kurz, so auch bei pur- purea die 2. und 3., dafür aber die anderen desto länger. Bei Nyeticorax ist wegen der Kürze des Darmes die 5. und 6. nur angedeutet und nur 616 Verdauungssystem. kraus erscheinend, wie überhaupt der krause Verlauf‘ des aufsteigenden Colonastes bei allen Herodii bemerkenswerth. Länge des Absolute Relative Coecum | Enddarms Darmlänge Nycticorax cayennensis 0 — 78 6 Cochlearia naevia — I) 96 7 Botaurus stellaris 15 10 = s Ardea minuta 0.3 4 72 S) „.. garzetta 0.3 10 96 Ss | 2 4 „ einerea 0.5 10 Bar 10—11 „ purpurea | 0.5 | 1 220 11 x | 0.5 10 152 g Leber ziemlich gross und tief herabreichend; zweilappig mit glatten, nicht eingeschnittenen Rändern. Der rechte Flügel ist bedeutend grösser als der linke, so bei Cochlearia r./l. = °/,; Ardea purpurea = °/,; Ardea einerea ?/,. Die Gallenblase ist sehr gross, fast halb so lang, wie der rechte Leberflügel; der Gallengang reicht tief herab ins Duodenum. “Das Pancreas besteht aus 2 unten vereinigten Theilen, füllt die Duo- denalschlinge nur bis zur Hälfte aus und besitzt 3 Ausführungsgänge, welche bei A. cinerea getrennt münden: 1. paner. Hepatic., 2. 3. paner. Oystic. Pelargi. Schlund ziemlich eng und wenig dehnbar bei Phoenicopterus und Platalea, mehr erweiterungsfähig bei Ciconia, daselbst mit ungefähr 12 sehr kraus geschlängelten Längsfalten, die sehr weich und von weissröth- licher Farbe plötzlich am stark abgesetzten Vormagen aufhören. Alle besitzen einen ziemlichen Muskelbelag der Schlundwand. Beschreibung des „Kehlsackes“ von Leptoptilus s. im allgem. Theil. Drüsenmagen meistens deutlich gegen den Schlund abgesetzt; seine Wände sind diekschwammig und enthalten grosse dicke Drüsen, die Jedoch bei Cieonia nigra sammetartig sind und nicht hervortreten; sie stehen eng aneinander gereiht bei Ciconia und Ibis, ragen bei Platalea etwas hervor. Leptoptilus macht eine Ausnahme, insofern der Vormagen nebst dem langen Zwischenschlunde zum grössten Theil mit harter Cuti- eula ausgekleidet ist; die nothwenigen Drüsen bilden am oberen Ende des Vormagens zwei grosse Drüsenscheiben, und zwar besteht jede Drüse aus mehreren verästelten Schläuchen. Bei manchen Pelargi, wie Leptop- tilus, Cieonia und Phoenicopterus ist ein langer drüsenloser „Zwischen- schlund“ vorhanden; in Folge dessen erscheint der eigentliche Drüsen- magen weit aufwärts gerückt und da dieser bei Phoenicopterus sehr Vögel. 617 diekwandig angeschwollen ist, wurde er gelegentlich unrichtig als Kropf beschrieben. Bei Tantalus und Ibis ist ‘der Drüsenmagen klein und liegt dem Muskelmagen sehr nahe. Der Muskelmagen ist meistens stark muskulös, hart, mit glänzen- dem Sehnenspiegel jederseits, innen mit gelbbrauner, tief gerunzelter Lederhaut. Weichmuskelig und gross bei Platalea, wo auch die harte Cutieula fehlt, trotzdem mit Längsfalten. Ciconia alba und Tantalus locu- lator nicht gross, ganz rund, aber käseförmig flach gedrückt, wie Ibis rubra in der Mitte mit Sehnenspiegel, nirgends mit harter rother Musku- latur; innen mit 2 schwachen Reibeplatten und mit sehr vielen harten gelben Längsfalten und scharfen Rillen. — Am stärksten ist der Magen bei Phoenicopterus und Tantalus ibis, dabei von auffallender Kleinheit. Rund und platt ganz regelmässig geformt bei Ciconia und Ibis rubra; bei Faleinellus dagegen, ebenso bei Tantalus ibis und Phoenicopterus durch eine scharfe Einschnürung unregelmässig viereckig geformt, mit scharfem unterem Rande. — Bemerkenswerth ist bei Ciconia alba und nigra, bei Platalea, bei Leptoptilus argala und marabu ein zwar musku- löser, aber deutlich erweiterter und eine starke Biegung bildender Pylorus- magen, wozu bei Leptoptilus argala noch ein deutliches Coecum pylori- cum kommt. Bei Tantalus loculator wird durch eine weit vorspringende harte Falte innen ein Pylorusmagen abgetheilt; bei Platalea ist die Falte sehr klein. Bei Phoenicopterus ist zwischen Cardia und Pylorus durch zwei kleine wulstige Erhebungen ein unregelmässiges Viereck abge- trennt, dessen Innenwände wie der Muskelmagen rothmuskulös und ebenso hart sind; ferner werden sie ebenfalls von fester, tief gerunzelter Haut ausgekleidet. Darm fast gleichmässig, ziemlich schmal, fest und diekwandig; nur das Duodenum und das Rectum etwas weiter; bei Ciconia nach hinten etwas schmaler werdend. Besonders schmal bei Phoenicopterus. | Bei allen von röthlichgelber Farbe. Erste Hälfte des absteigenden Duodenal- astes ganz dünnwandig und glatt bei Ciconia alba, dann folgen sammet- artige Zotten, die nach der Mitte hin am stärksten werden und wie auch im Reetum — wo ausserdem 6 etwas erhöhte Längsfalten sichtbar sind — feine dieht nebeneinander stehende Querfältchen bilden. Aehnlich Platalea. Bei Phoenieopterus ist die Darmschleimhaut übersäet mit feinen dünn- plattigen sehr spitzen Zotten, die in etwas convergirenden Reihen geordnet sind; im Enddarm sind diese Zotten etwas breiter und kürzer, auch die Blinddärme sind damit ausgestattet, in deren Enden sie zu ganz feinen Papillen werden. Blinddärme bei allen Pelargi rudimentär, mit alleiniger Ausnahme des Flamingo, wo sie ungefähr 16 cm vom After entfernt, 12 und 9 em Länge besitzen, und dünnwandig, spitz zulaufend, in der Mitte etwas weiter, vom Diekdarm scharf abgesetzt sind. Bei Faleinellus, Platalea, Tantalus fand ich sie höchstens 0.75 em lang, dabei ohne Lumen; bei 618 Verdauungssystem. Platalea und Ibis sind sie bisweilen bis zur Unkenntlichkeit rückgebildet. Cieonia alba hatte 12 cm vom After entfernt 2 je 1 cm lange runde, feste, mit ganz feinem Lumen versehene Blinddärmehen. Das Divertikel verschwindet sehr früh, bei 227 cm gesammter Darmlänge fand ich es 130 em vom After entfernt, Afterdarm also länger als der Magendarm. Die Cloake ist nicht stark erweitert. Die Darmsehleimhaut der Pelargi trägt Zotten, die bei Cieconia nach dem Rectum hin an Länge abnehmen. Bei Platalea sind die Zotten zuerst sehr gross und vereinigen sich weiter abwärts zu dichtstehenden, wellen- förmigen, niedrigen Längsfalten. Bei Phoenieopterus stehen im Dünndarm anfänglich zahlreiche sehr dichte, grosse, dreieckige Plättehen, die platt- gedrückt sind und ineinander greifen; diese Plättchen geben den Anschein von wellenförmigen Klappen, sie sind jedoch nicht mit einander verbunden; weiter abwärts verändern sie sich in längsreihige Zotten. Darmlagerung. Es werden im Allgemeinen 4 Hauptschlingen gebildet, von denen mehrere die Neigung haben, sich mit ihren distalen, freien Enden undeutlich spiralig umzudrehen; die erste und die letzte Schlinge sind lang und geschlossen und haben, neben- und aufeinander liegend, dieselbe Richtung. Taf. XXXIX Fig. 7—8. Die erste Schlinge ist bei Ciconia alba, C. nigra, Tantalus ibis und T. loeulator sehr lang, steigt erst gerade herab und bildet mit ihrem End- theile eine deutliche rechts gewundene Spirale, welche oberflächlich rechts unten zwischen Magen und Aftergegend liegt. Bei Ibis religiosa, Falei- nellus, Platalea und Phoenieopterus ist die Duodenalschlinge weniger lang und biegt unterhalb des Magens nach links um. Die übrigen Schlingen verhalten sich wie folgt: Ciconia. Die zweite Schlinge ist sehr lang, rechtsläufig, bildet mit ihrem Anfangsast erst eine kurze Nebenschlinge und dann eine undeut- liche rechtsgewundene Spirale. Die dritte Schlinge ist lang, geschlossen und gerade. Die vierte ist sehr lang, geschlossen und begleitet im Ganzen das Duodenum; bei Ciconia alba umkreist ihr langer Endast den hinteren Magenrand fast völlig; zwischen der zweiten und dritten Schlinge bilden deren Anfangsäste noch mehrere kurze gerade Nebenschlingen. Tantalus loeulator. Die zweite Schlinge ist geschlossen, rechtsläufig, liegt neben dem Duodenum und ist wie letzteres in Endtheile spiralig umgerollt. Darauf folgen mehrere sehr verwirrt gelagerte kurze Schlingen, welche der dritten Hauptschlinge der übrigen Pelargi entsprechen. Die vierte Hauptschlinge ist sehr lang, geschlossen und bildet einen weiten Halbkreis mit am After vorbei dorsalwärts aufgebogener Spitze. Faleinellus igneus. Die zweite Schlinge ist kurz, halb offen und liegt rechts dorsal in der Tiefe. Die dritte bildet einen dorsal und rechts liegenden undeutlich spiralig gewundenen Knäuel. Darauf folgen zwei geschlossene Schlingen, die erste in der Tiefe liegend, die letzte, die vierte Hauptschlinge, rechts neben dem Duodenum liegend. Vögel. 619 Ibis religiosa. Die zweite Schlinge bildet mit ihrem Anfangsaste einen Kreis, ihr Haupttheil eine gerade, geschlossene Schlinge. Die dritte ‘Schlinge ist lang, geschlossen und bildet einen spiralig gewundenen Knäuel auf der rechten und dorsalen Seite. Die vierte Hauptschlinge ist geschlossen, lang und wendet sich wie das Duodenum nach links und hinten. Ibis rubra. Die zweite und dritte Schlinge sind zu einer schönen links gewundenen Spirale vereinigt. Die vierte ist geschlossen und be- gleitet das Duodenum. Platalea verhält sich ähnlich wie Ibis religiosa und Falcinellus; die dritte Hauptschlinge bildet aber in Folge der Darmlänge einen anschei- nend spiralig gewundenen Knäuel, welcher den dorsalen und unteren Raum der Bauchhöhle einnimmt. ‘Die vierte Schlinge liegt rechts neben dem Duodenum und begleitet dasselbe. Phoenicopterus zeigt in der Darmlagerung ganz besondere Aehnlich- keit mit Platalea. Länge des | Absolute ) Relative Coecum | Enddarms Darmlänge ıibis rubra 0.3 7 s2 6.3 „ religiosa | 0.5 | Ss 107 | 3.6 Falcinellus igneus 6.75 | — 110 | 6—7 Tantalus loculator 0.4 5 148 | 7 4; ibis 0.5 11 140 1.3 Ciconia nigra 1 0.6 -- | 155 Ta Platalea leucerodia 0 od. 0.5 6—10 158 | 0.2 | 187 ] 0 — | 193 | 9—10 ) — 200 | Ciconia alba 1 12 227 9.5 Z— u 215 | oder —_ — 250 10 Phoenicopterus roseus 12 u. 9 | 16 | 305 | 12 — | — >46 | Leber verhältnissmässig klein, compaet, glattrandig, ohne Einschnitte; nur bei Faleinellus reicht der rechte Flügel halb auf den Magen herab, hat auch eine Aushöhlung für das Herz. Der rechte Flügel ist selten bedeutend grösser als der linke; bei Ibis rubra, Tantalus loculator, und, bei Ciconia alba bisweilen, ist der rechte sogar etwas kleiner. Bei Fal- cinellus, Phoenicopterus und Cig. nigra r./l. = t/,; bei Platalea und Cie. alba ca. 5/,; bei Ibis religiosa einmal ?/,. — Gallenblase ziemlich ent- wickelt, länglich rund, innen am rechten Leberlappen liegend; scheint bei Ciconia alba individuell zu fehlen. Das Pancreas füllt stets die lange Duodenalschlinge aus; zerfällt proximal in einen linken und rechten Lappen, die aber distalwärts zusammenhängen, am wenigsten bei Cic. alba getrennt sind; allgemein von tief röthlichgelber Farbe. Mit 1 Ausführungsgang: Ciconia nigra: 2: Tantalus und Ibis; 3: Phoenicopterus. Bei Ciconia alba vereinigt sich bisweilen der Duetus panereaticus mit dem hepaticus und mündet gemein- 620 Verdawungssystem. sam mit ihm dieht neben dem Cystieus. Gewöhnlich erfolgt die Insertion gegenüber dem Pylorus im aufsteigenden Duodenalaste. Reihenfolge der verschiedenen Ausführungsgänge beim Flamingo: erster, zweiter und dritter pancreat.-Cystieus, -Hepatieus. Bei Tantalus und Ciconia: Pancreaticus, Hepaticus und Cystieus. Grallae. Zunge schmal, weich, lancettförmig, nur bei Heliornis und Podica von Schnabellänge; bei den meisten ?/,, bei Haematopus '/; des Schnabels betragend. Fast rudimentär, ibisartig bei Numenius. Am Hinterrande mit einigen hornigen Zähnchen besetzt; ungetheilt, leicht abgestutzt z. B. bei Recurvirostra; bei anderen an der Spitze etwas eingeschnitten oder gefasert. Grus mit ziemlich langer und spitzer, Otis mit hühnerartiger Zunge. Das Zungengerüst wechselt, der Ausbildung des Organs ent- sprechend. Schlund eng, wenig erweiterungsfähig, dünnwandig, meistens mit Längsrillen, die bei Öharadrius und Ortygometra sehr fein, bei Tringa stärker sind; bei Strepsilas und Scolopax ungefähr 12 hohe und scharfe Längsfalten. Mit starken Längs- und Querfalten, sodass eine Netzstructur hervorgebracht wird, bei Grus. Ein Kropf oder sonstige Erweiterung fehlt, mit Ausnahme von Otis, dessen Männchen in der Mitte des Schlundes eine schwache Erweiterung besitzt; ferner ist bei Thinocorys und Attagis nach Garrod ein runder und weiter Kropf vorhanden, welcher zwischen den Aesten der Fureula ruht. — Betreffend den Kehlsack von Otis s. allgem. Theil. Drüsenmagen klein und wenig geräumig; kleiner als der Muskel- magen; langgestreckt bei Scolopax und Gallinago. Sehr klein bei Tringa, Limosa. Er ist eigenthümlich hoch heraufgerückt und daher durch einen weiten schwach längsfaltigen Zwischenschlund vom Magen getrennt bei Strepsilas und Numenius, ähnlich bei Dicholophus. Meistens nur durch das Aufhören der Schlundfalten und durch das Dickerwerden der schwam- migen Drüsen nach oben hin abgesetzt. Die Drüsen bilden bei Numenius arcuatus und Charadrius 2 Juga. In Längsreihen stehend, dicht und gross bei Tringa, Haematopus, Strepsilas, Otis; klein und sehr zahlreich mit dünner Wandung des Drüsenmagens bei den Schnepfen, z. B. Scolopax, Limosa und Reeurvirostra. Dicholophus besitzt einen ca. 5 cm vom Magen entfernten Drüsenring. Nur bei Rhinochetus fand ich den Drüsen- magen ebenso weit, aber um 1 cm länger als den sehr starken, aber nur 3 em langen Muskelmagen; die Drüsen sind überall gleichmässig an der Innenwand vertheilt; letzteres gilt auch von Podica. Der Muskelmagen zeigt zwei verschiedene Bildungen. 1) bei allen Fulicariae: Oeydromus, Aramides, Rallus, Parra, Crex, Ortygometra, Por- phyrio, Gallinula, Fulieca, — ferner bei Thinocorys, Attagis, Grus, Anthro- poides, Rhinochetus, Podica — ist er klein, aber sehr stark muskulös, Vögel. 621 rhombisch, mit 2 starken Einschnürungen, etwas abgeplattet, innen mit harter braungelber, längsgerunzelter Cutieula ausgekleidet, welche jeder- seits eine deutliche, starke Reibeplatte bildet. 2) ziemlich stark muskulös, aber die Cutieula bildet nur Längsfalten, ohne Reibeplatten, so bei allen übrigen Grallae. — Bei den Scolopaeidae ist der Muskelmagen von rhom- bischer Gestalt und wenigstens an der unteren hinteren Seite stark ein- geschnürt, so bei Gallinago, Scolopax, Liraosa, Numenius, Tringa. Schwach muskulös, ohne Einschnürungen bei Recurvirostra, Totanus, Actitis; auch mehr sackartig und weniger stark bei Otis und Dicholophus. Stark, aber ebenfalls ohne Einschnürung und mehr oval: Charadriidae; fast walzen- förmig unter diesen bei Haematopus und Strepsilas. — Bei allen jedoch Jederseits mit glänzendem Sehnenspiegel und verhältnissmässig klein, wenig Raum in der Bauchhöhle einnehmend; am kleinsten bei Recurvi- rostra.. — Zur Beförderung der Verdauung werden allgemein Sand und Steinchen aufgenommen. Pylorus und Cardia liegen nahe beisammen. Gallinula chloropus und Porphyrio hyacinthinus haben einen durch Weite der Mündung und Biegung schwach angedeuteten Pylorusmagen. Der Dünndarm zeichnet sich bei den Charadriidae, Scolopacidae und Fulicariae, besonders bei den letzteren, durch seine dünnen, weichen Wände aus. Nur bei den, eine kreisförmige Darmlagerung zeigenden, nämlich: Haematopus, Strepsilas, Charadrius, Numenius, Scolopax, ist er fester und nach dem Centrum hin verengt, während er sonst überall, mit Ausnahme des stets etwas weiteren Duodenum gleich weit ist bei Limosa, Tringa, Vanellus. Bei den Fulicariae ist er sehr weich und weit, mit der Neigung nach der Mitte hin sich noch mehr zu erweitern. Die Alectorides besitzen einen Darm von gleichmässigem Lumen; bei Grus sind die Wände besonders diek. Bei Rhinochetus ist der ganze Mitteldarm eng, das Rectum plötzlich bedeutend erweitert. Die innere Darmstructur zeigt 2 Hauptformen. 1) der ganze Dünn- darm ist mit deutlichen in Längsreihen stehenden Zotten ausgekleidet bei Seolopax rusticola, Limosa, Numenius und bei den Grues; bei Grus stehen die sehr grossen Zotten in Ziekzacklängsreihen, im Reetum in Querreihen; bei Otis und Dieholophus aber in Längsreihen. 2) die feinen, nieht zottenbildenen Drüsen stehen in längsgerichteten Ziekzackreihen; Seolopax (ausser Se. rusticola), Gallinago, Tringa, Recurvirostra, Himan- topus, Haematopus und einige Charadrius. Uebergänge bilden Totanus und Actitis, indem sie im Duodenum deutliche Zotten, im Dünndarme feine Längsfalten besitzen; Himantopus und einige Charadrius mit Ziek- zackreihen, im Duodenum wieder Zotten. — Im Enddarm stehen dichte Querfalten; ausgenommen sind Otis und Dicholophus mit glatten Wänden. _ Blinddärme in der Regel wohl entwickelt, ungefähr von der Länge des Enddarms. Am stärksten bei Fulica und Otis, wo sie bedeutend erweitert und aufgetrieben, unregelmässige Ausbuchtungen besitzen und jedenfalls einen wesentlichen Antheil an der Verdauung nehmen. Bei der überwiegenden Mehrzahl sind sie in ihrer ganzen Länge von ziemlich 622 Verdauungssystem. gleicher Stärke, oft nur von Streichholzdieke, nach dem Ende hin etwas zugespitzt; so bei Grus, Dicholophus, Ortygometra, Gallinula, Haematopus, Vanellus, Gallinago und Numenius. Bei Charadrius und Chionis im letzten Drittel etwas erweitert, doch spitz endigend; ähnlich Tringa, Podiea und Porphyrio. Bei Scolopax und Glareola sind sie sehr kurz, aber hohl; auch bei Parra und Hydrophasianus sehr kurz oder ganz fehlend. Bei Rhinochetus sind sie zwar nur 1.5 cm lang, aber an der Basis sehr weit, sackartig, zum Ende zugespitzt. Bei Strepsilas interpres fand ich sonder- barerweise nur ein Üoecum, welches nur 3 mm lang, eine kleine, weiche, sackartige Ausbuchtung bildete; von dem anderen Coecum keine Spur. Die Darmlagerung der Sumpfvögel zeigt, wie zu erwarten, grosse Manmnigfaltigkeit. Sie lässt innerhalb der verschiedenen Gruppen und Familien ein Aufsteigen von niederen zu höheren Verhältnissen deutlich erkennen und sie giebt dadurch in nicht wenigen Fällen wichtige Finger- zeige für die Verwandtschaft der Familien. Taf. XXXIX. Im Allgemeinen lassen sich die als Grallae zusammengefassten Sumpf- vögel nach der Darmlagerung in zwei grosse Gruppen eintheilen. I. Rallidae s. Fulieariae. Sie erreichen das Ende einer Entwick- lungsreihe mit den Grues, Dicholophus, Psophia und Otis; der typische Hauptstock wird durch die im Wasser lebenden eigentlichen Fulicariae und durch die Rallidae gebildet; als abweichende, sich in verschiedenen Richtungen abzweigende Gattungen gehören hierher ferner Rhinochetus, Podica und wahrscheinlich auch Heliornis. — Das specielle Verhalten der Darmlagerung: Bei den Rallidae werden 5 selbständige Schlingen gebildet, welche der Hauptsache nach alle einander parallel laufen. Die erste Schlinge, das Duodenum steigt je nach seiner Länge entweder gerade herab in die Nähe des Afters, oder es biegt bei grösserer Länge etwas um. Die fünfte oder Endschlinge ist offen, lang; ihr absteigender Ast liegt rechts neben dem Duodenum, im Uebrigen wird sie vom Duodenum bedeckt, unter diesem und rechts auf dem Magen liegend bei Ortygometra und Crex, oder sie umfasst das ganze Duodenum, indem sie weiter geöffnet ist, und ihr Endast bildet eine kleine dorsal vom Magen gelegene Nebenschlinge bei Fulica, Porphyrio, Oeydromus, Eulabeornis, Parra. — Die drei Mittel- schlingen bilden auf den ersten Anschein eine langgestreckte Spirale, die sich aber als aus drei in- und aufeinander gelegten selbständigen Schlingen bestehend erweist. Die zweite Schlinge ist nämlich stets offen und links- läufig; sie umfasst die ebenfalls linksläufige, aber geschlossene dritte Schlinge; die vierte ist gerade wie die dritte, aber stets rechtsläufig; wenn sie offen ist, so umfasst sie die dritte (sodass die zweite also die vierte und die darin liegende dritte umgiebt) wie bei Parra, Eulabeornis; oder wenn sie ganz oder nahezu geschlossen ist, so wird sie von der dritten und zweiten bedeckt, sie erscheint dann nicht oberflächlich sichtbar, z. B. bei Ortygometra und Crex. Bei Oeydromus, Fuliea und Porphyrio liegt Vögel. ’ 623 diese vierte Schlinge halb unter der dritten und halb in der zweiten, vermittelt also zwischen Ortygometra und Eulabeornis. Podica. Ebenfalls 5 Schlingen; Duodenum bis zum After herab- steigend; zweite Schlinge offen und linksläufig; dritte geschlossen und linksläufig; vierte offen, und zusammen mit der dritten in der zweiten liegend, aber nicht oberflächlich zum Vorschein kommend; diese drei Mittelschlingen sind aber zusammen zu einer linksgewundenen Spirale geworden, deren Anfangsast eine sehr regelmässige Spirale auf der rechten und dorsalen Seite bildet, während der Endast durch mehrfache kleine Nebenschlingen unregelmässig ist. Die fünfte, oder Endschlinge ist offen, dabei unregelmässig kraus wie bei Oeydromus. Durch die Darmlagerung nimmt Podica eine zwischen Eulabeornis, Parra, Ocydromus und Rhino- chetus vermittelnde Stellung ein. Rhinochetus zeigt einen ganz besonderen Typus, der aber an Eulabeornis und Podiea anknüpft. Das Duodenuum geht wie die ebenfalls geschlossene lange Endschlinge am After im Bogen vorbei etwas dorsal- wärts. Die zweite Schlinge ist offen und umgiebt kreisförmig die dritte und vierte Schlinge; die dritte ist wie die zweite linksläufig und bildet mit ihr eine langgestreckte Spirale; die vierte Schlinge ist wie gewöhnlich rechtsläufig, geschlossen und liegt rechts neben der dritten; hierauf folgen in der Tiefe noch eine ganz kurze und dann eine offene kreisförmige Schlinge, welche auf der rechten und hinteren Fläche des Magens liegt und dann in die lange geschlossene Endschlinge übergeht. Bei den Grues, ferner bei Dicholophus und Otis bildet der Darm je nach der Darmlänge eine verschiedene Anzahl von geraden Schlingen, die mit ihren freien Enden etwas schräg nach links umbiegen; ganz beson- ders gilt dies von dem Duodenum, welches quer unter dem Magen vorbei weit nach links und dann sogar etwas aufwärts umbiegt. Die zweite Sehlinge ist auch hier offen und linksläufig; die übrigen sind geschlossen; die letzte ist lang und begleitet das Duodenum. Bei den langdarmigen Grues sind im Ganzen 6 Schlingen vorhanden, bei Otis gemäss der Kürze des Darmes nur 4; Dicholophus stimmt in der Darmlagerung, wie über- haupt in seinen Verdauungswerkzeugen ganz mit den Grues überein und weist auf eine Stellung nahe bei Psophia hin. I. Limieolae. Von diesen zeigen Tringa, Vanellus, Charadrius, Limosa ein niederes, mehr ursprüngliches Verhalten; höher stehen Scolopax, Strepsilas, Haematopus, Totanus; Oedienemus nimmt eine vermittelnde Stellung ein. Endlich ist Numenius von besonderem Interesse, da durch diese Form die Limieolae mit den ibisartigen Störchen, besonders Falei- nellus, verbunden sind. Bei den Limieolae bildet der Darm höchstens vier Schlingen; nur Numenius macht hiervon eine Ausnahme. Die erste Schlinge, das Duo- denum, geht entweder gerade zum After (Totanus, Tringa, Limosa, Oedie- nemus, Vanellus) oder es ist bei grösserer Länge mit seinem Ende mehr oder weniger weit nach links umgebogen, z. B. in geringem Grade bei 624 Verdauungssystem. Haematopus und Vanellus, mehr bei Strepsilas und Numenius, und in ganz besonderem Grade bei Charadrius. Die zweite Schlinge ist offen und linksläufig, die dritte geschlossene, gerade und rechtsläufig und liegt in der zweiten, die vierte ist lang, ge- schlossen, höchstens halb offen. Länge des Absolute | Relative Coecum | Enddarms | Darmlänge Eulabeornis philippinensis S) 5 zil 74 Ocydromus noy. Zealandiae | 10 10 120 8.5 Parra chalcoptera 0 = 60 \ be Se Njacana 0.5 2.5 33 Hydrophasianus chirurgus 0.3 l Forbes. Aramides cayennensis — n— 70 6 Ürex pratensis | 3 9.5 46 5 5 x Juv. 3. u. 5 37 3.7 Porphyrio hyaeinthin. 3.5 4 52 5.5 2 indieus 6 N s0 6 Gallinula chloropus | 6 4 63 7.4 Ürtygometra porzana 4.5 B) 57 >) Fulica atra 37 14 180 113 Rhinochetus jubatus | 1.5 10 82 6.5 Podica senegalensis | 3 > 43 4.6 Otis tarda | 30 25 125 4.5 Dicholophus cristatus 26 13 102 JE" " 5 = — 108 = Burmeisteri 21 12 717 6 (rus leucogeranus 13 14 125 carunculata 15 | 15.5 | 295 3.2 Anthropoides paradisea 10 16 163 == Oedienemus crepitans 6 52 3.8 Scolopax rusticola 0.8 7 78 6 Gallinago major 3.2 9.d 45 5 5 ” 3 5 42 > Tringa islandica 5 3 47 \ 63 — — 52 J AR arenaria 4 3 38 6.3 DAUER. 3 39 6.3 % variabilis 4 | — 3 _ x alpina 4 | — 34 — einerea s | > 67 — Totanus flavipes | 3 | 4 50 = Limosa rufa | Y220d: 0.8.0 Bam 57 u. 60 \ n H | 29 | 4.5 68 5.5 „ nelanura | 2 | 3 63 | X n | 2 | 2.5 65 5.5 Numenius arcuatus 7 S 95 IS Recurvirostra avocetta 7 4.5 za) 6.4 aß Ay \ a SQ T | 5 110 \ 07 Haematopus ostralegus | 9 | 6 | 130 | 11.5 Strepsilas interpres | 0.3 | 3.8 | 47 DT | nur | | Vanellus eristatus | 6 \ 50 35: R 5u6 67 55 5.5 a 5u6 J 52 5.5 ÜUharadrius auratus | 4.3 | 4.5 69 s.6 collaris | 4 | 2.5 49 7 ao]s © | 57 wer D ee | 63 AN | ei > h Garrod. Numenius. Das Duodenum biegt nach links um und steigt mit seinem Ende etwas aufwärts; die zweite Schlinge ist offen, umschliesst \ Vögel. 625 it die ihrerseits geschlossene ebenfalls linksläufige dritte und bildet mit ihr eine scheinbare, langgezogene Spirale. Darauf folgen zwei rechtsläufige, theilweise geöffnete Schlingen, welche in der Tiefe, rechts auf dem Magen und theilweise neben dem Duodenum liegen. Es sind bei Numenius also im Ganzen 5 Schlingen vorhanden; die Darmlagerung nähert sich sehr der der Rallidae nnd anderseits der von Faleinellus. Limosa, Tringa, Vanellus, Charadrius: 4 Schlingen in typischer Lagerung. Bei Limosa ist die lange Endschlinge zwischen After und unterem Magenrande etwas kraus gelagert und ihr Endast bildet am Rücken einen unregelmässigen Knick; hierdurch drückt sich eine entfernte Aehnlichkeit mit der verwandten Gattung Numenius aus und deutet an, wie bei letzterem eine fünfte Schlinge durch Verlängerung der vierten Endschlinge der übrigen Limicolae gebildet wird. — Bei Charadrius auratus und collaris ist das Duodenum sehr lang, weit nach links herum bis auf den Rückentheil der rechten Seite umgebogen; um dieses Duo- denalende legen sich die übrigen Schlingen mit ventralwärts gekehrtem Bogen und zerstören so das für die Limicolae typische Bild. Oedienemus. Die zweite und dritte Schlinge bilden zusammen eine scheinbare langgestreckte Spirale, dorsal rechts gelegen; und hier- durch wird ein Uebergang zum höchsten von den Limicolae erreichten Typus der Darmlagerung gebildet: Strepsilas, Haematopus, Totanus. Die zweite und dritte Schlinge bilden zusammen eine schöne, sehr regelmässige linksgewundene Spirale, deren Anfangsast durch die zweite Schlinge, der rückläufige durch die dritte Schlinge gebildet wird. Bei Strepsilas enthält die Spirale 2'/, direete und nur 1 rückläufige Windung; bei Totanus 3 direete und 3 rück- läufige, bei Haematopus, gemäss der grösseren Darmlänge 4 directe und 3 rückläufige Windungen. Die „Grallae“ stehen also nicht unvermittelt im System der Vögel. Von den Scolopaeidae führt eine Reihe durch Limosa und Numenius zu den Ibissen und durch diese zu den Störchen; eine andere Reihe führt dureh Otis zu den Kranichen, verbindet also die beiden Hauptgruppen der „Grallae“ mit einander. Leber ausgezeichnet durch die platte, sehr dünnlappige, langgezogene Form des rechten, fast immer grösseren Hauptlappens; mit Ausnahme der Grues, Dicholophus, Rhinochetus, Podica, wo sie mehr compact und glatt- randig ist, an der unteren und vorderen Seite wellig eingebuchtet. Stark unregelmässig gezackt, mit Zipfeln, ist der linke Flügel bei Tringa, Numenius und Parra; bei Charadrius scharfkantig dreieckig, hinten mit 2 tiefen Einschnitten; überhaupt unterscheiden sich die Charadriidae von den Seolopacidae durch stärkere Zerspaltung der linken Leber. Der rechte Lappen ist meistens bedeutend grösser als der linke; so bei den Fulicariae, inel. Parra und Eulabeornis, ferner bei Podica, Numenius, Limosa, Tringa, Phalaropus. Weniger ungleich bei Haematopus, Strep- silas, Charadrius collaris. Nahezu gleich fand ich die Lappen bei Otis Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 40 626 Verdauungssystem. und Dieholophus. Bei Grus leueogeranus und Rhinochetus allein war der linke Lappen um '/, und !/, grösser; bei Grus leucauchen dagegen, und bei G. cinereus war der rechte grösser. Bei Porphyrio hyacinthinus end- lich fand ich einmal völlige Gleichheit. x Gallenblase regulär vorhanden und wohl entwickelt, fehlt aber bis- weilen individuell bei Grus virgo und Numenius arcuatus; bei einer Tringa alpina fand ich keine Spur derselben; dasselbe berichtet Kuhl von einer Tringa arenaria. Bei Tringa islandiea und arenaria fand ich sie wieder wohl entwickelt. Pancreas zeigt 2 scharf unterschiedene Bildungen. 1) Es besteht aus zwei langen Hauptlappen, einem inneren, und einem äusseren, welche häufig (Oedienemus, Grus) völlig von einander getrennt sind; nur wenn das Duodenum kurz ist, füllt das Pancereas die ganze Schlinge aus. 2) Das Pancreas besteht aus 3 einander parallelen langen Lappen bei allen Fulicariae; der längste reicht bei Ortygometra bis zum Ende der Duodenalschlinge; viel kürzer als diese bei Rallus und Porphyrio. Meistens hat das Pancreas 2 Gänge; bei Grus, Oedienemus und Otis sind 3 bekannt. Sie münden bei Otis und Dicholophus: 1, 2 pancreatic. Hepatieus, Cysticus, in den aufsteigenden Ast, gegenüber dem Pylorus. Bei Dicholophus ist der Ductus eystieus einige Centimeter entfernt von den anderen Aus- führungsgängen. Parra jacana: Hepatieus, Cysticus, 1 und 2 pancreati- cus nach Cuvier. Bei Grus leucogeranus 1 paner. Hepat.; 2 u. 3 paner. Oystieus. Aleidae. Schlund starkwandig, faltig und schleimig, kropflos; nur bei Mormon s. Fratereula ist eine ziemlich geräumige kropfartige Erweiterung vor- handen. Drüsenmagen bei Uria und Mormon fast so lang wie der kleine Muskelmagen; die Drüsen sind gleichmässig verbreitet; es ist ein kurzer Zwischensehlund vorhanden, welcher wie der Muskelmagen mit verhärteter Cutieula ausgekleidet ist. Muskelmagen sehr klein, rundlieh, innen mit dicken Wülsten und harter Cutieula, welche aber keine Reibeplatten bildet. Sehnenspiegel. Pylorus sehr eng und fest, ohne Andeutung eines Pylorusmagens. Darm diekwandig und ziemlich weit in der ersten Hälfte, dann enger werdend. Bei Mormon innen mit dichtstehenden zottigen Querfalten, die nach dem Enddarm zu unregelmässig werden. Bei Uria mit niedrigen, wellenförmigen Längsfalten und sehr kleinen Zotten. Blinddärme, bei Mormon und Simorhynchus sehr kurze rückgebildete Säckchen, etwas länger bei Uria. Darmlagerung,. Das Mesenterium fasst den Darm handförmig in 5—7 Schlingen zusammen, von denen die zweite oval geöffnet ist; die übrigen sind geschlossen und laufen einander und der Längsaxe des Vögel. 627 Körpers parallel; die vier ersten sind alternirend, die drei letzten gleich- und zwar linksläufig; die vierte Schlinge ist die kürzeste und liegt in der Mitte, dorsalwärts, und wird wie die dritte von der zweiten umgeben. Länge des Absolute Relative Üovecum Rectum Darmlänge Uria grylle 4 121 63 5 »..troile | 1.5 | 1.5 | s6 | 5.1 Fratercula arctica 0.6 4 12 | Alca tetracula | 0.4 | — Sb | — Leber gross, glattrandig, tief über den Magen herabreichend. Rechter Lappen oben diek, unten spitz; linker oben spitz, unten nach dem Magen hin bedeutend breiter, glatt, mit einer kleinen Einkerbung endend. Bei Uria troile fand ich wie Kuhl den linken Lappen doppelt so gross als den rechten; dagegen ist der rechte grösser bei Uria grylie und bei Fratereula arctica. Pancreas zweilappig, gross. Die Gänge münden im aufsteigenden Duodenalaste, bei F. arctica: 1P, H, 2P, C, 3P; bei Uria gıylle P,H, C. Laridae. Zunge meistens weich, lang, zugespitzt. Follieuli linguales, gland. sublinguales und Parotides sind vorhanden. Schlund stets des Kropfes entbehrend; weit, ziemlich diekwandig und muskulös, innen mit zahlreichen Längsfalten. Besonders stark sind diese Falten bei Larus argentatus, eanus, ridibundus und bei Lestris entwickelt. Sie bewirken eine beträchtliche Ausdehnungsfähigkeit zur Aufnahme der meistens in Fischen bestehenden und ganz verschluckten Beute; ausser- dem vergrössern sie die schleimabsondernde Fläche. Der Schlund geht allmählich in den Drüsenmagen über, in dem die Längsfalten meistens zu 2 und 3 zusammentretend, grössere und breitere längslaufende Wülste bilden, die hauptsächlich bei L. argentatus stark ausgeprägt sind, wo der Drüsen- magen zugleich dicke, schwammige Wände besitzt. Bei Larus canus, ferner bei Lestris und Sterna sind nur feine, aber zahlreiche Längsrillen vorhanden; bei L. marinus fehlen sie im Vormagen sogar ganz. Aus- gezeichnet ist derselbe bei allen Möven durch die grosse Anzahl feiner, kleiner, runder Drüsen, die meistens nach oben und nach unten, scharf abgesetzt aufhören; bei Lestris und Larus bilden sie so einen ca. 2 em breiten Drüsengürtel. — Gegen den Muskelmagen ist der Vormagen auch äusserlich ziemlich scharf abgesetzt bei Sterna, weniger bei den einen schwachmuskulösen Magen besitzenden Möven. Muskelmagen viereckig, von etwas plattgedrückter Form, mehr kugelig bei Sterna; fleischig muskulös, jederseits mit einem Sehnenspiegel, jedoch nie stark; schwach bei Lestris. Innen mit einer festen, gelbbraunen, 40* 623 Verdauungssystem. lederartigen Haut ausgestattet, die stets unregelmässige Längsfalten bildet; häufig mit 2 Reibeplatten, so z. B. bei L. canus; am härtesten ist diese als Ersatz für die schwache Muskulatur dienende Auskleidungsschicht bei Lestris. Sie setzt gegen den Vormagen scharf in einer gezackten Quer- linie ab. — Wegen der Härte der inneren Haut ist der Magen wenig erweiterungsfähig. Er liegt vorn, mehr an der linken Seite, bei L. canus tief herabreichend; bei Sterna nur einen kleinen Theil der Bauchhöhle einnehmend. Ein Pylorusmagen fehlt gänzlich. Cardia nahe dem Pylorus. Darm ausgezeichnet durch feste, dieke Wände; rund und weit; fast immer von hellröthlichgelber Farbe, nur das Reetum mehr grau; mit der Neigung, vom Duodenum zum Rectum allmählich etwas enger zu werden. Der Enddarm steigt hoch von der Leber herab gerade am Rücken ent- lang, ist meistens wenig erweitert, ausser bei L. glaucus, wo Duodenum und Enddarm die doppelte Weite des Dünndarmes haben. Der sehr flüssige Koth sammelt sich in einer mittelgrossen Cloake. — Innenfläche des Darmes bei Larus und Lestris mit wellenförmigen dichtstehenden, feinen Längsfalten. Blinddärme bei Sterna und Larus stets verkümmert, ca. 1 em lange rundliche, harte Auswüchse darstellend, in ihrer grössten Länge am Rectum angewachsen. Bei Sterna sehr klein; bei Lestris sonderbarerweise 6—9 em lang und kolbig. Vom After bei Larus argentatus nur 3, bei canus 7 cm entfernt. Innere Darmstructur. Der Darm der Möven ist innen mit Ziekzack- falten versehen, die bei L. marinus und L. minutus im Dünndarme in Längsreihen stehen, bei L. ridibundus dagegen überhaupt erst im letzten Drittel auftreten. Der Enddarm enthält zahlreiche Querfalten. Bei L. argen- tatus und Lestris ist der Darm innen zottig; diese Zotten sind in unge- fähr 6. Längsreihen angeordnet; der Enddarm aber ist in diesem Falle ganz glatt. Darmlagerung. Die einfachsten, eng an die Limicolae anschliessenden Verhältnisse finden sich bei Sterna. Es sind vier Schlingen vorhanden. Die erste, das Duodenum, biegt weit nach hinten um, am After vorbei. Die zweite Schlinge ist offen, linksläufig und umschliesst die geschlossene rechtsläufige dritte. Die vierte ist sehr lang, halb offen, rechtsläufig und begleitet das Duodenum. Bei Larus (untersucht wurden L. ridibundus, canus, argentatus, fuscus, marinus) ist die zweite mit der dritten Schlinge zu einer schönen links- gewundenen Spirale vereinigt. Diese nimmt den grössten Raum des Unterleibes rechts und dorsal ein; in allen Fällen ist der Anfangsast bei weitem länger als der Endast der Spirale. Die dritte Schlinge liegt rechts neben und unter dem Duodenum, begleitet dasselbe auch quer am After vorbei nach dem Rücken und nach links hin. — Die Zahl der Um- drehungen der Spirale wechselt; bei L. ridibundus sind 2 aufsteigende und 1 absteigende oder rückläufige, bei L. canus 3 + 1—=4; beiLL. fusceus 8 — 2 = 5 Windungen vorhanden. Am schönsten ist die Spirale bei Vögel. 629 L. eanus und L. fuseus; bei L. argentatus ist eine totale seitliche Ver- schiebung des absteigenden oder Endastes eingetreten. Es sind also bei den Laridae wie bei den Limicolae dieselben Ueber- gänge vorhanden, welche von 4 einander im Ganzen parallelen Schlingen zu nur 3 alternirenden Hauptschlingen führen, deren mittlere eine links- gewundene Spirale bildet. | Länge des Absolute | Relative | Coecum | Enddarms Darmlänge Larus fuscus 1 — 65 | 5 „ marinus 0.75 4.5 100 | 9:2 Sterna hirundo u — 40 6—7 Larus ridibundus 0.8 7 75 7 „ argentatus Ga) 3 73 | 18 En. cams 4; 2 1! | 6—8 100. 90 | 8—9 > juv. — | — 80. 61 — „ glaucus a | — 144 | — „ catarrhactes —- | 89 u. 99 u | sehr eng. | Leber verhältnissmässig gross, diek compact, dreikantig, glattrandig bei Larus. Der rechte Lappen ist stets grösser als der linke, welch letz- terer jedoch bei L. canus tiefer herabreicht. Verhältniss des rechten zum linken wie 3:2; bei Sterna wie 5:2, auch ist hier jeder Lappen sehr ausgezackt, unregelmässig und scharfrandig. Die gewöhnlich breite Com- missur bildet bei L. argentatus einen kleinen dritten Lappen. Gallen- blase gross. Pancreas gross, stets die Duodenalschlinge ausfüllend, Hauptmasse in deren Ecke. Besteht meist aus 2—3 langen, in der Duodenalecke mit einander verwachsenen Lappen. Bei L. argentatus fand ich nahe dem Pylorus einen vierten unregelmässig geformten Nebenlappen. Es sind 2—3 ductus pancreatiei vorhanden. Reihenfolge: 2 Panereatiei, Hepaticus, Cystieus. Crypturi. Schlund ziemlich gleichmässig, im unteren Theile mit einem sehr scharf abgesetzten, runden beutelförmigen Kropfe, der in der Höhlung zwischen den Gabelbeinen ruht. Drüsenmagen klein, spindelförmig, gleichmässig mit dieken Drüsen versehen. Muskelmagen bei Rhynchotus rufescens fast kreisrund, sehr flach gedrückt, mit sehr geringer Einschnürung am unteren, hinteren Rande; verhältnissmässig gross, von mittlerer Stärke, mit glänzenden Sehnen- spiegeln und dieken rothen Muskeln; die harte Cutieula bildet Reibeplatten; es werden Steinchen und Sand verschluckt. Bei Crypturus tataupa ist der Magen bedeutend stärker, von schräg ovaler Form, mit deutlichen Einschnürungen und mit einer Anschwellung zwischen Vormagen und 630 Verdauungssystem. Pylorus; eine solche Andeutung eines Pylorusmagens findet sich auch in schwächerem Maasse bei Rhynchotus. Der Darm wird vom Pylorus bis zum Beginne des Enddarmes all- mählich enger bei Rhynehotus, bei Urypturus ist er in der Mitte am engsten und die letzte Hälfte des Dünndarmes ist wieder weiter. Das Reetum ist von gleichmässiger Weite, welche ungefähr der des Duodenums sleichkommt. Blinddärme von ziemlicher Länge, aber nicht weit; nur bei Crypturus sind sie kolbig angeschwollen. Länge des Absolute Relative Coeeum | Reetum Darmlänge Rhynchotus rufescens Halb erwachsen g) 5 41 6.4 . = Alt 17 0) | s0 5.3 Orypturus tataupa | 3.4 5) 44 5.5 Darmlagerung. Bei Rhynchotus sind 3 lange, geschlossene Schlingen vorhanden, von denen die beiden ersten rechtsläufig, die letzte linksläufig ist. Alle laufen einander und der Längsaxe des Körpers parallel, aber ihre distalen Enden sind alle gleichmässig schräg unter dem Magen vorbei nach links umgebogen; die zweite Schlinge liegt rechts dorsal, die dritte nebst den Blinddärmen etwas in der Tiefe zwischen der zweiten Schlinge und dem Duodenum. Bei Crypturus tataupa sind anscheinend ebenfalls 3 Schlingen vorhanden; die erste, das Duodenum, biegt wie bei Rhynchotus am Magen vorbei nach links um; die zweite Schlinge erscheint geschlossen und ist rechtsläufig, läuft zuerst gerade herab in der Mitte auf der rechten Seite und biegt dann mit ihrem Ende weit dorsalwärts und etwas nach rechts um. Die dritte Schlinge ist linksläufig, offen und umschliesst die ganze zweite Schlinge; ihr absteigender Ast liegt also dorsalwärts, ihr aufsteigender Endast ventral von der zweiten Schlinge, zwischen dieser und dem Duo- denum. Der eine Blinddarm kommt oberflächlich zwischen dem Endaste der dritten Schlinge und dem Duodenum zum Vorschein. — Das Mesen- terium fasst den ganzen Darm aber nur zu zwei Schlingen zusammen; die erste ist das Duodenum; die zweite ist sehr lang, ihre erste Hälfte ist offen, die distale Hälfte geschlossen. Diese geschlossene Hälfte der langen Schlinge ist weit aufwärts gebogen, ihre Spitze liegt bei 4 (Fig. 19" Taf. XXXIX), sodass also die ganze Schlinge doppelt gebogen ist und die Bildungsweise zwei geschlossene Schlingen (Il. und III. von Rhynchotus) andeutet. Hierin zeigt die Darmlagerung eine grosse Aehnlichkeit mit der von Rhea und weicht von der von Rhynchotus bedeutend ab. Leber. Beide Lappen sind von ziemlich gleicher Grösse; der linke besitzt keine tiefe seitliche Einschnürung, weicht hierin also ganz von den Rasores ab. Eine Gallenblase ist vorhanden, hängt unter dem rechten Lappen und mündet in den aufsteigenden Duodenalast. Vögel. v31 Pancreas besteht aus zwei bis drei langen, getrennten Lappen, welche bis an das Ende der Duodenalschlinge reichen. Turnieidae. Schlund bei Turnix in der oberen Hälfte sehr dehnbar und weit, ohne jedoch eine kropfartige Erweiterung zu bilden; die untere Hälfte des Schlundes ist gleichmässig eng. Bei Pedionomus ist die obere Hälfte des Schlundes in hohem Grade dehnbar, die untere mehr diekwandig und weniger erweiterungsfähig. Drüsenmagen verhältnissmässig sehr klein, aber gleichmässig mit Drüsen versehen. Muskelmagen von mittlerer Grösse, innen mit starker längsgerunzelter Cuticula ausgekleidet. Bei Turnix sykesi rundoval, am unteren, hinteren Rande mit schwacher, vorn oben mit starker Einschnürung; von ziem- licher Stärke der Muskulatur. Bei Pedionomus ist der Magen mehr rund- lich, rhombisch, mit ebensolchen Einschnürungen wie bei Turnix, aber die Muskulatur ist bedeutend stärker; als Inhalt wurden Quarzsand und einige sehr harte Käfer gefunden. Darm. Es findet sich bei beiden Gattungen eine kleine Anschwellung zwischen Vormagen und Pylorus; der Anfangstheil des Duodenums ist schräg abwärts und ventralwärts gerichtet; der ganze Theil ist bei beiden ziemlich weit, besonders aber in der letzten Hälfte. Darmlagerung. Bei Turnix werden vier kurze Schlingen gebildet. Das Duodenum steigt gerade herab, nicht ganz bis zur Cloake; darauf folgt oben am Rücken eine huteisenföürmig zusammengefaltete Doppel- schlinge; dann eine offene Schlinge, deren absteigender Ast eine nach dem Rücken hin gerundete kurze Nebenschlinge (Andeutung einer dritten Schlinge) bildet, während ihr Endast, von den Blinddärmen begleitet, unter und rechts neben dem Duodenum lang läuft. Die Aehnlichkeit dieser Lagerung mit der mancher Rasores ist nicht zu verkennen. Leider war das Exemplar des seltenen Pedionomus nicht intakt. Relative Länge des | Absolute | | Öoecum | Rectum | Darmlänge ee a a it are ll ._2._.__” Turnix sykesi 3.5 2.8 | 21 4 Pedionomus torquatus 5.9 u. 0 4.2 47 6.5 Blinddärme bei beiden Gattungen wohl entwickelt; bei Turnix in der Mitte kolbig angeschwollen, die Enden zugespitzt; bei Pedionomus zuerst eng, dann bis zur Spitze hin mit schwachen Ausbuchtungen und kolbig endend. Leber. In der Form und den Grössenverhältnissen der Leber stimmen beide Gattungen sehr überein. Der rechte Lappen ist kaum halb so gross als der linke und ist von sehr unregelmässiger Form; der linke Lappen . 632 Verdauungssystem. ist durch einen seitlichen hinteren sehr tiefen Einschnitt in fast zwei gleiehgrosse Hälften gespalten. Nur bei den Rasores findet sich eine ähnliche Theilung des linken Leberlappens. Pancreas. Dick, hauptsächlich im Duodenalende liegend. Rasores. Schlund dünnwandig, etwas längsfaltig, sehr dehnbar. Stets mit echtem grossen Kropfe, der durch eine weite Ausbuchtung der vorderen Schlundwand gebildet wird; innen mit vielen in ungefähr 30 Längsreihen stehenden länglichen hervorragenden Drüsen, die in der ganzen Länge des Schlundes an der hinteren Seite des Kropfes vorbei laufen und zackig am Vormagen aufhören; so bei Gallus. An der hinteren und der dem Magen zugekehrten Partie ist der Kropf diekhäutig, muskulös; die Vorder- seite aber ganz diinn-membranös durchsichtig. | Vormagen ziemlich stark vom Schlund abgesetzt, langoval, verhält- nissmässig klein; vom Magen bei Gallus durch einen Zwischenschlund, d. h. eine mehr dünnwandige, drüsenlose Partie getrennt; seine Wände sind dickschwammig, innen bei Penelope gleichmässig mit grossen runden, hervorragenden Drüsen besetzt; beim Haushuhn nur ungefähr 50 verstreut in Querreihen stehende; noch weniger zeigt Meleagris, woselbt die Drüsen zu einem aus vier Reihen bestehenden Ring zusammentreten. Muskelmagen viereckig, bisweilen fast quadratisch, etwas platt, fast immer mit einer senkrechten Einschnürung; verhältnissmässig klein; mit sehr starker Muskulatur und glänzenden Sehnenspiegeln jederseits. Innen harte, gelbe, längsfaltige Haut, welche zwei glatte, nicht besonders starke Reibeplatten bildet. Phasianus Swinhoi zeigte gar keine Einschnürung an seinem ovalen Magen. Sehr abweichend ist Penelope: der Vormagen geht äusserlich in den Muskelmagen über, ist aber innen durch einen scharfen harten Ring davon getrennt; der ovale Magen trotz der glänzen- den Sehnenspiegel nur dünnwandig, innen dafür mit äusserst fester weiss- gelber horniger Haut. Aehnlich Crax mit ovalwalziger Form, eine Ein- schnürung am unteren Rande fehlt ganz. — An dem sehr nahe der Cardia liegenden Pylorus finden sich bei Penelope statt der Längsfalten des Magenepithels runde, dicht nebeneinanderliegende sehr starke Erhöhungen. Am Beginn des eigentlichen Duodenum hören diese Unebenheiten plötzlich auf. Eine ganz ähnliche Bildung zeigt Meleagris; da ausserdem bei allen Rasores die Portio pylorica des Duodenum vor seinem geraden Herabsteigen einen schräg nach oben und hinten gerichteten Bogen macht, so möchte ich diese eben beschriebene Bildung als kleines Ueberbleibsel eines Pylorus- magens ansehen. Darm. Das Duodenum ist meistens bald hinter dem Pylorus erweitert, besonders in seiner Ecke; ausserdem findet sich bei vielen Rasores ziem- lich starke Erweiterung des Mitteldarmes; am auffälligsten ist dies bei Penelope und Meleagris; zugleich sind diese Stellen im Gegensatze zu Vögel. KR 633 dem sonst hellröthlichen Darme dunkelbraungrünlich gefärbt, sehr dünn- wandig und kraus gelagert. Dicht oberhalb der Einmündung der Coeca findet sich eine der Valvula coli entsprechende innere deutliche Querwulst. Der Enddarm ist immer bedeutend erweitert. Die Darmschleimhaut ist mit Ausnahme der dünnwandigen Darmpartien, wo nur ganz feine Drüs- chen (z. B. Penelope) sichtbar sind, mit Zotten bekleidet; diese bilden bei Gallus im Duodenum einen feinen sammetartigen Ueberzug, werden im Dünndarm deutlicher, und noch stärker im Enddarm, wo sie als dicht- gedrängte Zotten erscheinend, die im engen Theile der Coeca ihre grösste Ausbildung erreichen, im kolbenförmigen Theile aber wieder verschwinden. Der Endtheil der Coeca ist glatt und zeigt innen nur einige schwache Längsfalten. — Bei Pavo nimmt die Innenfläche nach Meckel eine mehr netzartige Struktur an. Die Blinddärme selbst sind ausserordentlich entwickelt, im ersten Drittel eng und fest, vom Rectum scharf abgesetzt, erweitern sich dann kolbig und sind nach dem Ende hin wieder zugespitzt; in ihrer ganzen Länge am Hauptdarm angewachsen, biegen sie stets nach dem Magen um und endigen am unteren Magenrande, rechts und vorn demselben auf- liegend. Sie sind meistens mit vielem Gas gefüllt und bei ihren dünnen Wänden sehr durchscheinend. — Bei Meleagris übertreffen sie den Haupt- darm an Volumen; bei Crax und Penelope sind sie gleichmässig schmal, ohne jegliche Erweiterung; ähnlich Euplocamus und Perdix. Die Cloake ist oval und klein. Die Darmlänge ist Durchschnitt 7.5 und schwankt zwischen verhält- nissmässig engen Grenzen, Länge des Absolute Relative | Coecum Enddarms Dermlänge Coturnix communis 6 5 45 7 Perdicula cambayensis b) 2.5 31 6 5 3.5 42 7 Perdix cinerea 17 6 75 ) Tetrao cupido 43! 12 142, 10 Megacephalon maleo 14 13 150 (Garrod) Phasianus pietus 10—15 8s—12 106 Med “ Swinhoi 13 7 106 7 Orossoptilon mandschuricum 35 13 130 6.3 Euplocamus praelata EDEN NN s—12 Hr 72 | 92 Gallus domesticus 20 11 170 | 20 6) 170 17 11 156 9 162 156 | Crax globicera | 11 be) 93 5.5 „ Alberti | 15 11 222 | 9 Penelope cumanensis 10 u. 14 15 == Ze Darmlagerung. Vier alternirende Hauptschlingen, deren erste und letzte durchgängig laug sind. Das Duodenum ist nach links um den Magen herumgebogen. — Am einfachsten liegen die Schlingen bei Crax 634 Verdauungssystem. und Coturnix. Bei Crax liegen sie alle einander ziemlich parallel und gerade. Die zweite ist geschlossen und liegt neben der ersten. Die dritte folgt weiter dorsal und ist mit ihrem Ende stark nach oben und links umgebogen; die vierte liegt dorsal in der Tiefe und ist offen; die Blind- därme sind nicht siehtbar auf der rechten Seite. Bei den Phasianidae und Tetraonidae drängen sich die weiten und sehr langen Blinddärme zwischen die beiden ersten Schlingen, bedecken einen grossen Theil der dritten und nehmen mit ihren zusammengeballten Enden den grössten Raum des vorderen Unterleibes ein. Die drei letzten Schlingen bilden je nach der Darmlänge hufeisenförmige Bogen, indem sie mit ihren Enden plötzlich nach vorn und oben umschlagen. Der Mitteldarm ist daher sehr kraus gefaltet. Ein soleher Umschlagspunkt liegt bei allen Phasianiden oben rechts am Rücken und gehört der zweiten Schlinge an; ein anderer, wenn vorkommend, liegt weiter unten. Je kürzer der Darm, desto weniger kommt es im Allgemeinen zu complieirten Schleifenbildungen; so ist nur die zweite Schlinge etwas umgeschlagen bei Perdix, nur die dritte bei Crax und Coturnix, dagegen die zweite und dritte oder die zweite und vierte bei Phasianus, die drei letzten endlich bei Gallus und bei Euplo- camus praelata.. Dem entsprechend fasst das Mesenterium den Darm nicht handförmig, sondern fast gleichmässig eng und wellig zusammen, ohne ausser dem Duodenum deutliche Hauptschlingen erkennen zu lassen. Leber verhältnissmässig klein, stets in 3 Hauptlappen zerfallend, da der linke in 2 fast gleiche Theile gespalten ist. Bei Euplocamus fand ich noch einen kleinen Nebenlappen der Commissur; derselbe findet sich häufiger. Der linke Flügel geht nach oben sehr spitz zu, der rechte ist oben breit, bildet am Unterrande 3 mehr oder weniger spitze Auszackungen bei Gallus, mehr- bei Perdix und Perdieula, weniger bei Phasianus. Bei Penelope ganz glattrandig, auch ohne tief herabgehende Zipfel wie etwa Phasianus Swinhoi. Rechter und linker Flügel an Grösse wenig ver- schieden, fast gleich bei Phasianus, Penelope; Gallus ungefähr — ?/,. Gallenblase ausser bei Crax klein; hinten aus dem rechten Flügel heraus- hängend; Numida soll sie bisweilen entbehren; so konnte ich auch bei Penelope eumanensis und Euplocamus praelata individuell keine entdecken, wobei auch an den Gallengängen gar keine Erweiterung zu bemerken war. Das Pancreas füllt die ganze Duodenalschlinge aus; bei Gallus eigent- lich viellappig, denn es besteht aus einem grösseren, äusseren Aste, der von der Duodenalecke bis über den Pylorus verläuft und dort vielfach zerschlitzt ist — und aus 2 inneren, d. h. einem oberen, kürzeren und einem unteren vom Pylorus zur Ecke reichenden, der abermals in zwei Läppchen zerfällt. Die Craeidae besitzen zwei Ausführungsgänge, der hepatiecus inserirt dicht neben dem Cystieus. Gallus hat 3 Gänge; sie münden mit den anderen Canälen gegenüber dem Pylorus im aufsteigen- den Duodenalaste: 1., 2. und 3. ductus pancreat. hepatic. eystieus. u | Vögel. 635 Opisthocomidae. L’Herminier beschreibt den Schlund von Opisthocomus folgender- maassen: Der Schlund ist in seinem oberen Theile ungefähr von der Stärke eines Zeigefingers und geht dann in einen sehr weiten Kropf über, der unter der Haut und vor den Coracoiden und auf den Brustmuskeln liegt und um Platz zu haben den Kiel des Brustbeines niedergedrückt hat, d. h. ihn fast unterdrückt hat. Der Kropf wird dadurch gebildet, dass der sehr erweiterte Schlund eine nach vorn herabhängende Schlinge bildet; die Vorderwände sind weit ausgebaucht, während die Hinterwände durch eben diese Schlingenbildung nebeneinander liegen, mit einander ver- wachsen, und in das Innere des Kropfes als eine hohe und breite Quer- falte hineinragen. Auf diesen weiten Kropf folgt ein viel engerer Abschnitt von ungefähr 12 em Länge, welcher durch mehrere Einschnürungen und Querfalten unregelmässig verengt und erweitert erscheint und den Bändern des menschlichen Colons vergleichbar ist. Hierauf folgt der langovale Drüsenmagen, welcher klein ist, weniger als 2.5 cm lang und nur von der Weite des Duodenums. Seine Wände sind dünn, aber gleichmässig mit Drüsen versehen. Der Muskelmagen ist nicht grösser als eine Olive und nur dünnwandig, innen mit schwacher Cuticula versehen. — Die Wände des Kropfes und des unregelmässigen Theiles bis zum Drüsenmagen sind sehr diekwandig; ganz auffaliend stark ist die Ring- muskulatur des Kropfes. Die vorderen und seitlichen Wände des Kropfes enthalten eine grosse Anzahl (ungefähr 20) von einander parallelen, dicht neben einander stehenden Falten, von bis zu 0.5 em Höhe; ihre Ober- fläche ist unregelmässig fein gewunden. In dem Abschnitte vom Kropf bis zum Drüsenmagen sind ebenfalls solche Falten vorhanden, aber nur halb so viele; sie gehen von einer queren Einschnürung bis zur nächsten und finden sich an der ganzen Innenwand. Mit dieser Beschreibung L’Herminier’s stimmen zwei im Museum zu Cambridge befindliche Präparate vollständig überein; der Kropf ist ungefähr 8 em weit vom vorderen bis zum hinteren Rande, 4 cm breit von rechts nach links und ungefähr 8 em lang. Hiermit stimmt die Abbildung (Taf. XXXV, Fig. 50) gar nicht, welche Marshall von dem. im Leidener Museum befindlichen Präparat giebt. Wahrscheinlich ist das Präparat zusammengeschrumpft, oder es stammt von einem jungen Vogel. Marshall giebt allerdings selbst an, dass der Sehlund sich an dem Präparat gewiss nieht in seiner natürlichen Lage befindet, sondern in die Leibeshöhle herabgesunken sei. Er sagt aber, dass die Speiseröhre in den ersten drei Vierteln ihrer Länge sehr weit und mit einer starken Ringmuskelschicht versehen sei, die besonders im oberen Theile zu ungefähr 7 Gürteln zusammentritt und den Oesophagus auf diese Art allerdings eolonartig einschnürt. 636 Verdauungssystem. Opisthocomus nährt sich nach L’Herminier von den Blättern eines Baumes, Arum arborescens; diese geben dem ganzen Vogel einen pene- tranten moschusartigen Geruch. Marshall vermuthet, wahrscheinlich mit Recht, dass der Saft dieser Blätter in dem starken Kropfe ausgepresst, gleichsam ausgekeltert würde, und dass die Harttheile der Blätter aus- gespieen würden. Hierauf deutet auch der sehr kleine, unstreitig rück- gebildete Muskelmagen. Den Darm fand ich bei einem Weibchen nur 52 cm lang, während L’Herminier die Länge des ganzen Verdauungscanales vom Schnabel bis zum After zu 106—114 em angiebt. — Der Dünndarm und das Rectum sind ziemlich gleichmässig weit. Die Blinddärme sind 3—4 cm lang, walzenförmig, gleichmässig weit, an den Enden bis zu 0.7 cm Weite angeschwollen. Sie entspringen beide zusammen an der einen Seite des Hauptdarmes, haben aber nur einen sehr kurzen Theil gemeinsam. Ihre Kleinheit ist wohl die Folge der hauptsächlich aus Pflanzensaft bestehenden Nahrung; jedoch sind sie wie der Hauptdarm mit sehr fein zerriebenen Cellulosetheilchen angefüllt. Länge des Absolute Relative Ooecum | Rectum Darmlänge Opisthocomus eristatus(L’Herminier) 4 20 — = 5 „* 2 (Cambridge 3 12 52 4 Museum) A Darmlagerung. Es sind 4 geschlossene Schlingen vorhanden. Das Duodenum ist sehr kurz und gerade; ‚die zweite Schlinge ist rechtsläufig und gerade, mit geringer Richtung schräg venu .."värts; die dritte ist links- läufig, liegt dorsal neben der zweiten und ist mit ihrem Ende dorsalwärts umgedreht; die vierte ist die längste, linksläufig, ihr Ende ist ebenfalls umgedreht und liegt links unter der ersten und zweiten Schlinge. Die Coeca erscheinen nicht oberflächlieb. — Opisthocomus hält die Mitte zwischen Rasores und Cuculidae. Leber klein, mit sehr dieker Commissur, welche mehr dem rechten Lappen angehört und an ihrer Dorsalfläche 3 kleinere Läppchen enthält. Der linke Lappen ist glattrandig, wenig kleiner als der etwas mehr ge- streekte und mehr eckige rechte Lappen. Pteroelidae. Schlund in der Mitte mit einem sehr grossen, rundlichen, tief herab- hängenden Kropf, der besonders bei Syrrhaptes sehr entwickelt ist; er ist dünnhäutig, ohne mittlere longitudinale Einschnürung, also wie bei den Rasores. | Drüsenmagen sehr klein, diekwandig, gleichmässig mit. einfachen Drüsen versehen, wie bei den Tauben und Limicolae. Vösel. 637 Muskelmagen sehr stark muskulös, rhombisch, flach gedrückt, am unteren Rande tief eingeschnürt, überhaupt dem der Rasores sehr ähnlich; innen mit harter Cutieula, welche nur schwache Reibeplatten bildet. Darm mit Ausnahme des Duodenums sehr eng, gegen das weite Rectum hin etwas weiter werdend. Blinddärme von ganz bedeutender Ausbildung, in der Mitte sehr angeschwollen; unregelmässig erweitert bei Syrrhaptes, mehr hornförmig bei Pterocles; innen mit 6—7 longitudinalen Falten. Darmlagerung. Es werden 4 geschlossene Schlingen gebildet, von denen die beiden mittleren links-, die beiden anderen rechtsläufig sind. Der Hauptsache nach liegen die Schlingen einander parallel, doch etwas schräg nach unten und vorn gerichtet, wie bei den Rasores. Die zweite, ziemlich lange Schlinge ist in ihrem Enddrittel hufeisenförmig umgeklappt; diese Umklappung liegt dorsal und etwas oberhalb der Cloake; die dritte Schlinge ist die kürzere und ist gerade; die vierte ist sehr lang, wird von den Blinddärmen begleitet und biegt mit ihrer unteren Hälfte weit nach links und dorsalwärts um; diese Hälfte und der grösste Theil der Blinddärme nehmen den grösseren Theil der Bauchhöhle zwischen Magen und After ein; die Blinddärme liegen oberflächlich und scheiden die dritte Schlinge von dem Duodenum; dieses ist auffallend kurz und reicht nur bis an den unteren Rand des Magens. Länge des | Absolute Relative Coecum ) Rectum | Darmläng ne EEE _ _— — = > we m ——— Im = = - nn _ Syrrhaptes paradoxus 12 | Ss | s0 I 35 5 — 13 | S7 (n. A. Brandt) Pterocles arenarius 16 | 15 | 83 g 15.5 u. 18.5 | 12 | s0 (mach Brandt) „ EL] I Leber. Der rechte Lappen ist 2—3mal grösser als der linke; beide sind durch eine starke Commissur mit einander verbunden und beide haben unregelmässige und eingekerbte Ränder; sie ähnelt sehr der der Limicolae. Gallenblase vorhanden. Pancreas füllt die kurze Duodenalschlivge aus und hat zwei Aus- führungsgänge. Diese Gänge nebst denen der Leber wechseln sehr in ihrer Mündungsweise. Brandt fand bei Syrrhaptes entweder: der D. eystico- entrieus mündet mit dem ersten D. pancreatieus dieht unterhalb des Pylorus, der D. hepaticus nebst dem zweiten D. pancreaticus gegenüber dem Pylorus; oder: 1P, H und C münden zusammen gegenüber dem Pylorus. Bei Pterocles arenarius fand ich D. hepat. + 1 paner. dicht unter dem Pylorus, D. eyst. + 2 paner. gegenüber dem Pylorus, also am Ende des aufsteigenden Duodenalastes inserirend. Columbae. Kropf. Derselbe ist von einer äusseren Quer- und einer inneren Längsmuskelschicht umgeben, innen mit einem hellen leicht ablösbaren en I; R FRATTa 638 Verdauungssystem. ziemlich festen Epithel, welches bei der Haustaube am Kropfeingang 5—6 sehr hohe Längsfalten und dann sehr krause, verschlungene Wulste im Kropfe selbst bildet. Die Seitenwände sind sehr dünnwandig, durehsichtig. Beide Geschlechter sondern in ihrem nicht drüsigen Kropfe einen milchigen Stoff ab, welcher für die Jungen einige Zeit lang die erste und einzige Nahrung bildet; das Männchen füttert die Jungen längere Zeit und ver- mischt später die vegetabilische Nahrung mit den käsig veränderten abge- stossenen Epithelzellen. Die Tauben sind die einzigen Vögel, welche das Wasser nicht schnabelweise aufnehmen, sondern saugend trinken. Drüsenmagen länglich mit diekschwammigen Wänden, überall mit dichtstehenden kleinen Drüsen versehen; weniger diekwandig bei Caloenas nicobarica. Der untere Theil des scharf abgesetzten Drüsenmagens um- fasst den Muskelmagen jederseits mit einem dicken Aufsatze; Cardia und Pylorus liegen nahe aneinander. — Magen verhältnissmässig klein, aber sehr stark muskulös, jederseits mit einem glänzenden Sehnenspiegel; innen mit harter, gelber Haut und mit Reibeplatten ausgerüstet; die äussere Gestalt des Taubenmagens ist länglich oval, nierenförmig mit harten, scharfen Rändern; fast regulär oval, ähnlich einer Entenmuschel bei Chalcophaps chrysochlora. Die Vorderseite zeigt häufig 2 starke Einschnürungen. Bisweilen werden bei Columba livia durch die anliegenden Darmwindungen tiefe Eindrücke auf der Hinterseite des Magens hervorgebracht. Nur bei Carpophaga ist der Magen weich und dünnwandig wie bei anderen Fruchtfressern; seine eutieulare Auskleidung bildet dafür zahlreiche spitze Kegel von grosser Stärke, ungefähr 0.5 cm hoch und von ähnlicher Breite an der Basis. — Die Gattung Ptilinopus macht nach Garrod’s Entdeckung eine Ausnahme von allen Vögeln, indem nicht zwei, sondern vier Reibeplatten vorhanden sind; im Querschnitt zeigt das Magenlumen ein Kreuz; ähnlich verhält sich die verwandte Gattung Erythroenas. Darm ziemlich fest bei den Körnerfressern, gewöhnlich vom weiten Duodenum bis zum Enddarm allmählich auf '/, der ursprünglichen Weite sich verengend, sodass er zuletzt nur noch Streichholzdicke besitzt, so bei Chalcophaps, Caloenas, Columba domestica (Variat. Tümmler und Mohrenkopf.); bisweilen ist bei den Haustauben die Darmmitte unregel- mässig erweitert. Der absteigende Duodenalast ist stets sehr weit; innen sammetartig, dann allmählich fein zottig und im letzten Drittel des Darmes mit vielen scharfen Zickzacklängsfalten ausgekleidet. — Divertikel früh verschwindend, etwas näher dem Magen als dem After. Die Darmlänge ist bedeutend, ausser bei Chaleophaps, Peristera, Ptilinopus, Carpophaga. Bei den fruchtfressenden Tauben ist der Darm sehr kurz, überall sehr weit und weich. Bei einer Öarpophaga enthielt der Darm eine grosse Anzahl von bis zu 1 em dieken Fruchtsteinen, die also durch den After abgehen müssten. Vögel. 639 Blinddärme stets unentwickelt. Sie sind nach Garrod vorhanden, obgleich kürzer als 1 cm bei Columba Phlogoenas Eetopistes Starnoenas Macropygia Turtur. Janthoenas Sie fehlen bei allen übrigen, z. B.: Carpophaginae Treroninae Caloenas Ptilinopus Chaleophaps Erythroenas Diduneulus Goura. Länge des Absolute Relative Coecum | Enddarms Darmlänge Columba domestica | 0.8 4 108 | 12 | 0.8 4 115 11.5 | 0.8 b) 121 13 | 2 ur 131 13 oh - 132 132 30 Columba livia var. domestica ı 96—125 12 (nach Orampe) | | BE Ectopistes migratorius BE *Turtur chinensis | 46 Chalcophaps chrysochlora | ) — 42 | 6.2 Oh sp. 0 —& 60 | 8.2 Peristera geoflroyi l) | — 34 | 4 Ptilinopus | 0 | — 2330 | 3—4 *Freron calva | 0 | — 12 | *ÖCarpophaga aenea ) | — 46 | * e latrans 0 | _ | 23 | ” sp 0 | — 75 | 5.1 *Goura coTonata 0 — 155 Se akelniere 0 - 120 Galoenas nicobarica ) — 125 10 g K: N) — 110 8.5 *Didunculus l) — 215 H (eigene Unters.) | ) — 152 15 = Nach Garrod. Darmlagerung. !Der Darm überall doppelt und ist durch das sehr kurze Mesenterium einseitig sichelförmig verbunden; demnach sind über- haupt nur 3 Schlingen vorhanden. Die erste, das Duodenum, steigt gerade herab, mit Biegung nach rechts; die 3. ist sehr lang, ganz geschlossen, am Vorderrande des Magens vorbeilaufend. Die 2., die grösste, bildet eine links gewundene Spirale mit ungefähr 3 direeten und 2 retro- sraden Windungen, deren Centrum in der Mitte der rechten Seite, nahe dem Rücken liest. Häufig findet bei unseren Haustauben durch Ueber- kippen der 2. und 3., resp. der 3. und 4. directen Windung für die Be- trachtung in situ eine geringe Verschiebung statt. So einfach liegen die Verhältnisse bei Columba, Peristera, Ptilinopus und Didunculus. Bei Caloenas nieobarieca und bei Chaleophages ist die Lagerung sehr verwickelt: die Mittelschlinge bildet einen links gewundenen 640 Verdauungssystem. spiraligen Knäuel, dessen Anfangsast enorm verlängert ist, und so eine ixtraschlinge 2b bildet, welche theilweise spiralig (Chaleophaps), theil- weise (Caloenas) am Rücken rechts zweimal umgeklappt ist. Bei Carpo- phaga endlich ist der sehr weite, weiche und kurze Darm ganz unregel- mässig gelagert; eine bei Fruchtfressern nicht ungewöhnliche Erscheinung. Das Vorhandensein von 4 Schlingen bei einigen Tauben, die Tendenz der linksläufigen offenen zweiten, mit der rechtsläufigen langen und ge- schlossenen Schlinge eine spiralige Lagerung anzunehmen und die lange, geschlossene, weit umgebogene vierte Schlinge sind Merkmale, welche sich alle wieder bei den Limicolae finden. Leber. Der rechte Flügel übertrifft den linken bedeutend an Volumen; so bei Eetopistes und Caloenas um das Doppelte; bei den verschiedenen Haustauben und Peristera um das Zwei- bis Vierfache. Bei Carpophaga latrans fand Garrod Gleichheit beider Lappen. Beide Lappen sind platt, unregelmässig gerandet; der rechte mit 2 Einbuchtungen; der linke zer- fällt fast in 2 tiefgetrennte Theile, geht nach unten spitz zu und umfasst den vorderen Magenrand. Beide mit tiefer Bucht für das Herz. Compact, sanz glatt und scharfrandig fand ich die Leber bei Caloenas; einen kleinen Nebenlappen dorsal oben an der Commissur besitzen Caloenas und Columba domestica. Regulär fehlt den Tauben die Gallenblase gänzlich, jedoch zeigte eine Chalcophaps cehrysochlora eine linsengrosse Erweiterung in dem rechten Leberflügel, und Garrod giebt die Blase als vorhanden an bei Carpo- phaga, I opbolaemus, Ptilinopus (nieht aber bei Treron) und Erythroenas. Es sind 2 ductus hepato-enteriei vorhanden. Das Pancreas liegt mit seiner Hauptmasse in der Duodenalecke und besteht aus mehreren grossen, sehr festen, röthlichweissen Lappen, einem fast gleich breiten, kürzeren rechten und einem bis zum Pylorus sich hinziehenden, schmaler werdenden linken; ausgezeichnet durch seine Festigkeit. Bei Columba domestica bemerkte ich noch einen kleinen, oberen dritten Lappen. Von den drei Ausführungsgängen mündet der eine in der Duodenalecke, die beiden anderen mit 2 hepaticis zusammen am Ende des Duodenum; der Cystiecus dicht hinter dem Pylorus ihnen gegenüber. Reihenfolge: D. Cysticus; 1 hepat.; 1 panereat.; 2. und 3. hepat. und 2. und 3. pancreaticus. Raptores. Schlund sehr weit und debnbar, mit ziemlicher Muskulatur, innen mit flachen Längsrillen. Constant erweitert sich der Schlund zu einem Kropfe, der aber im Gegensatz zu dem der Hühner keine rundliche, sackartige Ausstülpung ist, sondern nur durch eine mehr flaschenförmige Erweiterung gebildet wird; zwischen seinen Falten liegen wie im Schlunde kleine Schleimdrüsen. Meistens am Ende des Schlundes, sitzt er bei Cireus, wo er überhaupt am wenigsten hervortritt, mehr in der Mitte, und Vögel. 641 geht allmählich, ausser bei Cireus und Pandion, in den schwammig- diekwandigen Drüsenmagen über. Dieser ist stets mit zahlreichen eylindrischen Drüsen ausgestattet; sie sind gross bei Milvus und Aquila, sehr fein bei Astur und Falco; erstrecken sich weit in den Schlund hinauf bei Astur; einzeln weit in den Magen reichend bei Haliaötos albieilla. Bemerkenswerth ist für viele Raubvögel die Juga-Bildung durch das Zusammentreten der Drüsen; so besitzen Astur, Vultur und Buteo vul- garis 4, Buteo borealis, Buteo lagopus, Haliaätos, Vultur fulvus und But. vulgaris 5 solche länglichen Drüsencomplexe. Das Secret dieser Drüsen ist weissgrau und coagulirt beim Erkalten. — Viel kleiner als der Muskel- magen ist der Drüsenmagen bei Milvus regalis und ater, Aquila naevia; grösser dagegen bei Vultur monachus, Gyps Kolbii, Pandion haliaetos und besonders Haliaötos albieilla. Dem entsprechend ist er vom Muskel- magen deutlich abgesetzt bei Milvus; mehr oder weniger ein Continuum bildend bei den meisten Tagraubvögeln, was am deutlichsten bei den Geiern, bei Pandion, Melierax, Astur hervortritt. Muskelmagen durchgängig weich, schwachmuskulös, mit sehr schwachen Sehnenspiegeln. Nirgends von fester Gestalt, sondern nach allen Richtungen hin dehnbar. Innen etwas längsfaltig, nie mit einer härteren Haut ausgekleidet. Die Mucosa erscheint glatt, sehr fein granu- lirt, die feinen Papillen sind in unregelmässig gewundenen Reihen ange- ordnet. Nur bei Milvus fand ich bisher den Magen wie bei Eulen mit einer sehr weichen, leicht ablösbaren, schwärzlich gefärbten Cuticula aus- gekleidet. Gross, oval, den grössten Theil des Vorderbauches einnehmewd bei Astur und Cathartes; ausserordentlich klein bei Haliaötos und Pandion. Bei Gyps und Vultur erscheint der Magen nur als eine seitliche nach unten gerichtete Erweiterung des Vormagens; als schlauchförmiger Sack bei Gypaetos barbatus, dessen Innenwand nach Schinz flockig und sehr drüsig ist; der Pylorus soll hier „3 Zoll weit‘ sein. Der Pylorus wird durch eine Art von Klappe geschlossen, welche durch Falten der inneren Magenhaut ‘gebildet wird. Nitzsch fand nur bei Vultur fulvus 3 deutliche Klappen, von denen die grösste einen Zipfel bildet, die bei den anderen mehr rundlich sind, und von den ersteren umgeben werden. Maegillivray beschreibt bei Aquila chrysaetos an der Seite des Pylorus zunächst dem Drüsenmagen zwei längliche Falten, denen eine schwächere gegenübersteht; bei Buteo vulgaris bildet er drei Falten ab, die an der dem Drüsenmagen zugekehrten Seite stehen, und zwei ihnen gegenüber liegende. — Häufig, z. B. bei Astur, findet sieh eine kleine konische Klappe, welehe mehreren länglichen Falten gegen- über steht. Darm. Duodenum bei Circus, Astur, Melierax, Buteo, Aquila anfangs bedeutend erweitert und sehr weichwandig; bei allen denen, welche eine scharfspiralige Lagerung des Darmes haben, ist derselbe in der Spirale sehr verengt und fest, wird nach dem After hin wieder etwas weiter und mündet in eine besonders bei Gyps, Vultur, Aquila sehr weite, ovale Bronn, Klassen des Thier-Reichs, VI. 4. 41 642 Verdauungssystem. Cloake. Bei Haliaötos albieilla und Pandion ist er in seinem ganzen Ver- laufe sehr eng, theilweise nur von Streichholzdiecke und festwandig; ähn- lich Gyps fulvus. Bei Circus, Pandion ist eine allmähliche Abnahme des Lumens vom Duodenum bis zum After hin zu bemerken. — Innen ist der Darm mit Zotten versehen, die im Duodenum am deutlichsten erscheinen. Die Blinddärme sind ganz verkümmert; sie fehlen entweder, oder sie sind nur noch als kleine warzige Knötchen vorhanden. Eine Durehsehnittszahl für die relative Darmlänge aller Raubvögel ist unmöglich anzugeben (sie würde — 9 sein), da die äussersten Grenzen zwischen 6 und 18 liegen. Mit Kürze des Darmes verbindet sich oft ein weiteres Lumen, z. B. bei Aquila. Enge und Länge treffen zusammen bei den fischfressenden Pandion, Haliaötos und den aasfressenden Geiern. Länge des Absolute | Relative Goecum Enddarms Darmlänge Circus pygargus rudim. — | 79 » _ einereus 0.1 7 | 91 8.5 Astur palumbarius 0.1 9 | 69 6 ä B 0.75 = 100 6 ie R 0.75 65108 6 10 | 73 6 a 2 0.5 12 18 6.3 „ nisus rudim. — 15 7—8 Melierax nov. Holl. 55 —_ | 119 eb) Falco tinnunculus | % — | 68 7 „r subbuteo | 3 — | 54 Eier 59 17 „ peregrinus N 5 125 9 126 Buteo vulgaris % 11 112 7 157 borealis A _ | 102 Ss „ lagopus > | | 131 | Juv. 0.6 9 92 7 Aquila chrysaetos 0.7 15 163 b) „ haevia 0.3 | 10 116 a | 120 f : En mogilnik rudim. 12 165 — Milvus regalis % 10 179/725 12 er ater r 10 133 10 Pandion haliaötos Si 9 | 336 } 18 9 — 258 Haliaötos albicilla Jjuv. R 9 | 292 18 Durchschnitt von 6 Exemplaren von | | H. albicilla | | 344 | 18 H. leucocephala n — 318 | 18 Gyps fulvus > | — 220 | —_ „» Kolbii „: | 20 330 | 11 Vultur monachus . — 170 | 11 Cathartes atratus ) | — 114 | 7 Die Darmlagerung der Raubvögel ist eine sehr verwickelte, und wegen der bedeutenden Mannigfaltigkeit der Formen sehr schwer auf einen ver- ständlichen Grundtypus zurückzuführen. Leider konnten nur 11 Gattungen, mit zusammen 17 Arten untersucht werden; bei dem Formenreichthum der Raubvögel eine ganz ungenügende Anzahl. Vögel. 6453 Es sind im Allgemeinen 5 oder 6 meistens geschlossene Schlingen vorhanden, von welchen die drei ersten die Neigung haben, mit ihren Enden sich spiralig zusammenzurollen, oder (dies gilt besonders von den 5 oder 4 letzten Schlingen) noch kurze Nebenschlingen zu bilden. Solche Nebenschlingen entstehen entweder durch nachträgliches Einschalten zwischen den ursprünglichen vier letzten Hauptschlingen, oder durch Um- drehen oder Aufwärtssteigen der freien Enden der Hauptschlingen. So wird eine grössere Anzahl von Schlingen gebildet, die im Grossen und Ganzen geschlossen und gerade gelagert sind; besonders bei den lang- darmigen Gattungen wie Vultur, Gyps und im höchsten Grade bei Pandion und Haliaötos sind zahlreiche Schlingen vorhanden. Legt man den Mitteldarm, nur durch das Mesenterium gehalten, aus- einander, so bleiben nur 3 grosse Schlingen übrig, mit dem Duodenum und mit der Endschlinge also im Ganzen 5. Alle anderen etwa vorhan- denen sind durch Umklappen und secundäre Verlängerung der Haupt- schlingen entstanden zu denken. Das Duodenum ist meistens lang und weit; es biegt nur bei Pandion quer um den Magen herum nach links um; bei den anderen steigt es entweder gerade in die Nähe des Afters herab (Astur, Archibuteo) oder es reicht bis zum Rücken, rechts am After vorbei; bei Milvus, Falco, Gyps und Vultur bildet es eine rechtsgewundene, besonders bei Milvus sehr regelmässige Doppelspirale, welche rechts unten in der Bauchhöhle liegt. Die zweite Schlinge ist geschlossen, gerade, linksläufig und liegt dorsal am Rücken. Nur bei Astur und Melierax bildet sie zusammen mit der folgenden, dritten Schlinge eine besonders bei A. nisus und bei Melierax sehr deutliche, linksgewundene Spirale, welehe die Mitte der rechten und dorsalen Seite einnimmt. Die dritte Schlinge ist geschlossen und entweder ziemlich gerade gestreckt (Milvus, Circus) oder gebogen (Aquila, Archibuteo); bei Astur und Melierax gehört sie zur Spirale. Die vierte Schlinge ist fast immer geschlossen und ziemlich gerade und liegt gewöhnlich rechts in der Mitte. Die fünfte verhält sich ähnlich, liegt aber meistens in der Tiefe, etwas ventral von der vierten. Sie ist sehr lang bei Falco. Die sechste Hauptschlinge ist die letzte; sie ist stets lang, geschlossen und liegt rechts neben und unter dem Duodenum. Ihr Endast macht in der Nähe der verkümmerten Blinddärme stets eine oder einige krause knickartige kurze Falten; nur einen Knick bei Astur, mehrere kurze auf- einander folgende bei Aquila, Archibuteo, Milvus und bei den Geiern. Bei Vultur und Gyps macht der ganze Darm ungefähr 10 Schlingen, von welchen die erste und die beiden letzten die längsten sind. Die letzte ist ganz geschlossen, läuft von der linken Seite des Vormagens über den Magen, dann ventral über das Duodenum zum After, und darauf mit ihrem Endaste ebenso zurück. 41# 644 Verdauungssystem. Bei Haliaätos sind ungefähr 10—12 grössere Schlingen vorhanden. Sie bilden 3 wechselweise auf einander geschichtete Lagen von je 3—4 geschlossenen, einander parallelen Schlingen. Da der Magen sehr klein ist, so liegen die meisten dieser Schlingen schräg. Bei Pandion sind sehr viele geschlossene Schlingen vorhanden, welche kurz sind, ziekzackartig auf- und absteigen, und wegen der Kleinheit des Magens unter demselben schräg nach unten und links gerichtet sind. Das Duodenum liegt ganz nach links quer um den Magen herum. Bei Cathartes atratus werden ungefähr 6 Schlingen gebildet; sie werden durch den grossen Magen nach hinten und auf die rechte Seite gedrängt; das Duodenum ist lang, die zweite Schlinge ist linksläufig und canz offen; die letzte Schlinge ist sehr lang und steigt hoch am Vormagen und am rechten Leberlappen auf. Leber wenig auf den Magen herabreichend, klein, glattrandig, rund- lich, eompact. Der rechte Flügel entweder, wie bei Vultur monachus, Milvus, Buteo lagopus, Pandion gleich dem linken, oder nur wenig grösser. So fand ich Aquila naevia r./l. = °),; Circus pygargus °/,; Astur 3/, — */,; Haliaötos */,; Cathartes '/,. Nur bei Faleo peregrinus, wo ausserdem der rechte Lappen am distalen und proximalen Rande deutlich eingeschnürt ist, und bei Astur palumbarius übertraf er einmal den linken um das Doppelte, während er sonst nur wenig grösser ist. Bei Astur nisus findet sich ei» medianer kleiner Nebenlappen. Distalwärts etwas verschmälert und verlängert ist der rechte Lappen bei Circus. — Die - Gallenblase liegt im rechten Lappen, ragt daneben hervor bei Aquila fulva und ist wohl entwickelt, oval. Bei einem Falco peregrinus fehlte sie nach Kuhl. Bei der Bildung des Pancreas findet ein durchgreifender Unterschied zwischen Eulen und Tagraubvögeln statt. Bei allen Tagraubvögeln be- steht es zwar auch aus einem inneren und äusseren Theile; diese sind aber verwachsen zu einer compaceten Masse, die dieht am Pylorus begin- nend, nur sebr kurz, meistens kaum !/, die Schlinge begleitet. Bei Milvus fand ich einen fadenförmigen, dünnen dritten Ast, der etwas länger als die ganz kurze Hauptmasse und von derselben getrennt war. Meistens sind 3 Ausführungsgänge vorhanden. Bei Aquila fulva, der nur 1 pancreatieus hat, ist die Reihenfolge der verschiedenen Ausführungs- gänge: Hepat., Cystieus, Paner. Bei den meisten anderen 1. pancreat.; Hepatieus; 2. und 3. pancreatieus, Cystieus. Psittaei. Schlund weich und dünnwandig, zu einem echten Kropf erweitert, der in gefülltem Zustande zwischen und auf den Schlüsselbeinen ruht. Nur als gelinde Anschwellung erscheint er bei den Kakadus, ähnlich auch bei einigen anderen Gattungen, wie Pionus. — Gegen den Vormagen hin ist der Schlund, besonders bei den Kakadus, wenig äusserlich abgesetzt, Vögel. 645 aber innen enthält er 6 Längsfalten, die an der Grenze des Vormagens bei den Psittaeinae. und bei Palaeornis in weisse harte Spitzen endigen, und, wie Nitzsch meint, wohl den Speichelrücktritt verhindern sollen. „Bei den übrigen endigen die Längsfalten ohne solche Spitzen; wo sie plötzlich aufhören, bemerkt man zwischen ihnen gewöhnlich deutliche Schleimöffnungen.‘ Der Drüsenmagen hat sehr schwammige Wände mit sehr vielen Drüsen, besonders bei Psittacus leucocephalus, Pionus menstruus, Sittace viridissimus; er ist sehr gross bei Psittacus, Pionus und Nymphieus. Klein fand ich ihn bei mehreren Aras. Eine Theilung des Vormagens durch Längswülste, oder durch Jugabildung, kommt nicht vor, dagegen ist nach Nitzsch ‚stets ein Zwischenschlund vorhanden“, der bei Sittace aurica- pillus und Psittacodes sinensis sogar länger als der Vormagen, bei Pionus menstruus, Psittacus dominicensis, Trichoglossus haematodes und Plycto- lophus eristatus dagegen nur kurz ist. Ebenso kurz fand ich ihn bei Plyetolophus roseicapillus und croceus, Ara Illigeri und bei mehreren Exemplaren des von Nitzsch nicht untersuchten Platycerceus scapulatus, wo der Vormagen sogar allmählich in den Muskelmagen übergeht. Muskelmagen verhältnissmässig sehr klein, entweder plattgedrückt rund, wie bei Nymphicus und Palaeornis; oder abgerundet viereckig mit einer starken Einschnürung am ventralen und dorsalen Rande, so am deutlichsten bei Platycereus, Plyetolophus und Psittacus, in diesem Falle stets ziemlich muskulös mit glänzendem Sehnenspiegel je@:"seits, ähnlich Nymphieus und Sittace auricapillus. Schwächer bei Ara macao und Psit-, tacus ochrocephalus, und Ps. sinensis; am schwächsten, ohne harte feste Muskulatur bei Sittace solstitialis und im Gegensatze zu Plyetolophus eristatus bei Pl. sulphureus. Der Muskelmagen ist innen mit einer Cuticula versehen, die bei starkem Magen sogar Reibeplatten bilden kann, bei- schwachem Magen aber dünn und glatt bleibt, wie z. B. bei Palaeornis und Psittacula. Papageien besitzen die Fähigkeit des Wiederkäuens, wie man an lebenden genügend beobachten kann. Sie bringen, besonders wenn sie hastig gefressen haben, nach längerer Zeit durch eigenthümliche Be- wegungen, wie die Raubvögel beim Gewölle-Ausspeien, den Kropfinhalt in kleinen Ballen wieder in den Schnabel, um dann die gröberen Theile gehörig durchzureiben. Darm. Das Duodenum ist sehr weich und weit; der Dünndarm nimmt schnell bis zum Ende an Weite ab. Blinddärme fehlen vollständig. Ein Durchsehnittsmaass für die Darmlänge ist unmöglich zu geben, die relativen Längen schwanken zwischen 6 und 16. Den relativ kür- zesten Darm besitzen die Kakadus, den längsten die Platycerei. In jeder Familie lässt sich ein allmähliches Aufsteigen von geringerer bis zu dop- pelter Darmlänge nachweisen, so z. B. von Palaeornis, Conurus und Ara bis zu Platycercus. 646 Verdauungssystem. Darmlagerung. Fünf lange, alternirende geschlossene Schlingen, welche sämmtlich mit ihren Enden scharf, bisweilen knäuelförmig, umgebogen sind. Die 1., 3., 4. und 5. Schlinge ist rechts herum, nur die zweite ist entweder gerade (Ara macao, Plyetolophus, Palaeornis) oder links herum gerollt (Conurus, Pionias, Psittacus). Die 2. Schlinge liegt dorsal, die 3. rechts neben und theilweise unter dem Duodenum; die 4. rechts in der Mitte; die 5. liegt theilweise in der Tiefe und theils ganz vorn, ist sehr lang und häufig sehr weit dorsalwärts umgebogen. — Je länger der Darm, desto mehr gestalten sich die Schlingenenden zu theilweise auf und zwischen einander gelagerten, schwer zu entwirrenden, knäuelförmigen Massen; bei den kurzdarmigen Papageien sind die beiden mittelsten Sehlingen sehr verkürzt und unregelmässig quer in der Tiefe gelagert, sodass besonders die 4. Schlinge schwer erkennbar ist. Der Darm bietet bei den langdarmigen Arten ein Bild der grössten Verwirrung dar, die durch seine Weichheit und Enge, hauptsächlich aber dadurch verursacht wird, dass die auf- und absteigenden Aeste einer Sehlinge sowohl mit einander, als auch mit denen der nächstfolgenden Aeste fest verwachsen sind; so werden mehrere Windungsbogen doppelt und dreifach aus vor- und rückläufigen Darmstücken gebildet. Der grösste Theil des Darmes liegt auf der rechten Seite des Bauches; die Knäuel liegen rechts in der Mitte. Das Duodenum ist am After vorbei weit nach oben, oder auch dorsalwärts umgebogen. Die Colonbogen liegen ganz vorn, dieht am Magen, unter dem Duodenum lang laufend. Die rechte eröffnete Bauchseite bietet demnach das Bild von 4 aufeinander- gelegten nach hinten offenen, abwechselnd vor- und rückläufigen Hufeisen- bogen, deren Enden zugleich die Schlingenenden sind. Länge des Absolute | Relative Coecum | Enddarms Darmlänge Plyctolophus Leadbeteri ) 2 — ca. 60 6? Ss roseicapillus Ü) — 65 6 = croGeus 0) — 95 8.2 e eristatus 0 = 106 u. 95 3 a galeritus 0 — 133 I Nymphicus noy. Holl. | 0 = 37 5—6 Palaeornis frenatus | 0) — 56 6—7 4 sp. 0 — 58 8 x schisticeps ) — 56 8 r spec. ? | ) == 76 9.5 Conurus carolinensis | 0 — 50 6—7 Sittace solstitialis | 0 en 62 ee Ara lligeri | 0 — 95 10 „’ macao | 0 — | 137 s—9 Platycercus scapulatus | ) — ne h 16 Psittacus aestivus | ) — 95 | >= ochrocephalus | 0 _ 136 — leucocephalus 0 En 110 = r erithacus 0 — 124 12 Pionus sp. | 0 | _ 112 14 Vögel. 647 Leber. Bei den meisten Papageien ist der rechte Lappen bedeutend grösser als der linke; es sind aber auch Uebergänge in das Gegentheil vorhanden. So fand Nitzsch bei Psittacus dominicensis den linken Lappen ebenso lang und doppelt so breit, wie den rechten. Bei Psittacus leucocephalus ist er kürzer, aber doch noch breiter als der rechte, ähnlich bei Sittace. Bei Plyetolophus ceristatus, eroceus und Palaeornis fand ich r./l. = °/,; Psittacula pullaria r./l. = ?/, ; Psittacus Dufresnianus r./l. = ?/,. Bei Ara macao ist der ziemlich grosse, rechte Lappen ungefähr S mal, bei A. Illigeri nur 2 mal grösser als der linke. Bei Palaeornis fand ich einmal den rechten Lappen nur '/, der Grösse des linken. Hauptsächlich bei den Sittacinae verschmälern sich beide Lappen nach hinten und oben, der rechte Vorderrand ist glatt abgerundet; weniger glatt bei Nymphieus. Die Quereommissur bildet einen besonderen Lappen, den ich bei Ara Illigeri gleich '/, des rechten, also halb so gross als den linken Flügel fand. — Die Gallenblase fehlt fast stets, ist aber bei Cacatua sulphurea, C. moluecensis, C. philippinarum, C. goffini und bei Nymphicus novae Hollandiae gefunden worden. Das Pancreas zerfällt in zwei Hauptlappen, die aber „bei Psittacus ochrocephalus und leucocephalus durch eine breite Brücke verbunden sind“. Bei Ara macao fast ganz getrennt, besteht der rechte nur aus einem einfachen langen Streifen, während sich der linke am oberen Ende gabelförmig theilt; ebenso Psittacus Dufresnianus und dominicensis, Pionus menstruus und purpureus. Bei Palaeornis war das Pancreas oben zwei- lappig und schmal, unten einlappig und breiter; bei Platycereus scapulatus war der obere Theil am breitesten. Nie geht es weiter als bis zu ?/, der Duodenalschlinge hinab. Es hat 2—3 Ausführungsgänge, 1 für den rechten und 1 event. 2 für den linken Lappen; sie münden mit denen den Leber in dieser Reihenfolge: 1. Hepaticus, Pancreatici, 2.. Hepaticus. Coceyges. Schlund gleichmässig weit, kropflos, sehr dehnbar. Drüsenmagen ziemlich gross und dünnwandig bei Cuceulus und Cory- thaix, kleiner bei Crotophaga, Phoenicophaes und Centropus; die Wände sind stets gleichmässig mit dieken Drüsen besetzt. Muskelmagen mit Ausnahme von Corythaix stets sehr deutlich gegen den Vormagen abgesetzt; er ist rund, plattgedrückt und sehr gross, sodass er in gefülltem Zustande bis nahe an den After reicht und den ganzen Darm dorsalwärts und auf die rechte Seite drängt; er ist nur schwach muskulös, daher sehr dehnbar; innen mit dicker faltiger Cuticula ausge- kleidet, die aber nie Reibeplatten bildet. Bei Crotophaga ist der Magen langoval und ziemlich stark muskulös. Am schwächsten ist er bei Cory- thaix und bei Cuculus, die Cuticula ist dann weniger hart; betreffend Raupenhaare in der Cuticula bei Cueulus s. S. 678 und Fig. 58, Tat. XXXVI 648 Verdauungssystem. Darm. Das Duodenum ist weit, der Dünndarm wird nach dem Reetum hin allmählich enger, das Reetum wieder weiter. Die Darmschleimhaut trägt ziemlich lange Zotten; die Blinddärme sind innen glatt. Der ganze Darm ist kurz oder von mittlerer Länge. Blinddärme. Kolbig erweitert, dick, ihre Gesammtlänge kommt der Rumpflänge ziemlich gleich. Die fruchtfressenden Musophagidae besitzen gar keine Blinddärme. | Länge des Absolute | Relative Coecum Rectum Darmlänge Ouculus canorus 4 6 47 | 6.8 2 r juv. 2.6 4 BIS) 6.5 Gertropus affinis 3.8 4 32 4.3 Phoenicophaes curvirostris 3.5 5 34 3.0 Crotophaga ani 2.8 3.5 32 5.5 Corythaix persa 0 _ | 42 3.5 er Buffoni ) — 45 3.5 « porphyreolopha ) — Darmlagerung. ÜCuculus canorus. 4 geschlossene Schlingen, von welehen nur die dritte linksläufig ist. Die erste, das Duodenum, ist weit, steigt gerade herab und ist etwas nach links umgebogen; die zweite ist rechtsläufig, bildet aber eine linksgewundene kurze Spirale, welche rechts dorsal liegt; die dritte ist gerade und geschlossen bei den jüngeren Exem- plaren, bei den Erwachsenen ist sie halb offen, der zweiten entgegen- gesetzt gewunden und wird von ihr bedeckt. Die vierte Schlinge ist ganz geschlossen, sehr lang, geht am After vorbei und ist mit ihrem Ende halbkreisförmig weit dorsalwärts aufwärts gebogen; sie liegt theilweise zwischen und unter der zweiten und ersten Schlinge. Bei Crotophaga, Phoenicophaes und Centropus sind gemäss der Kürze des Darmes die zweite und dritte Schlinge geschlossen und gerade; die dritte liegt unter der zweiten, zwischen dieser und der vierten. Bei den Cueulidae bildet der Darm mithin 4 geschlossene Schlingen, von denen die dritte allein linksläufig ist; die zweite liegt dorsal, die dritte in der Tiefe, die vierte ist sehr lang und wieder aufwärts nach dem Rücken hin gebogen. Im Ganzen liegen die Schlingen einander parallel, Verlängerung des Darmes verursacht Drehung der Enden der Schlingen. Bei den Musophagidae (Corythaix) ist die Darmlagerung anders. Es sind nur drei gerade Schlingen vorhanden; sie liegen einander parallel, etwas schräg; die beiden ersten sind geschlossen, die dritte ist ganz offen und umfasst das Duodenum; ihr Endast ist etwas kraus gelagert ehe er an der linken Rückenseite vom Leberrande herab in das Recetum über- geht. Die beiden letzten Schlingen sind linksläufig. — Im Vergleich mit den Cueulidae fehlt also deren zweite Schlinge. Leber. Glattrandig, der rechte Lappen übertrifft den linken um das Zwei- bis (gewöhnlich) Dreifache; eine wohlentwickelte Gallenblase ist Vögel. 649 vorhanden, sie scheint bei Cuculus canorus bisweilen zu fehlen. Bei Corythaix Buffoni ist ihr Gang nach Owen nahezu 5 cm lang und mündet mit dem D. hepato-entericus in der Duodenalecke. Pancreas liegt hauptsächlich in der Duodenalecke und reicht mit einem schmalen Theile weiter aufwärts; es sind meistens zwei Gänge vorhanden. Trogonidae. Schlund kropflos. Drüsenmagen gleichmässig drüsig und diekwandig. Muskelmagen ganz rund, flachgedrückt, nimmt höchstens die Hälfte der Bauchhöhle ein; er ist ziemlich schwach muskulös; seine innere Cuti- eula ist hart, bildet aber keine Falten oder Wülste, sondern erscheint wie grober Sammet; bei meinem Exemplar von Harpactes steckten in dieser Cutieula zablreiche Raupenhaare, wie es bei Cueulus gelegentlich der Fall ist. Darm ziemlich weit und gleichmässig, von geringer Länge. Blinddärme bilden eigenthümliche diekwandige, rötbliche Beutel von gleichmässiger Dicke, ungefähr 0.5 em im Durchmesser. | Länge des | Absolute | Relative | Coecum | _Rectum Darmlänge Harpactes sp. ? I b) 20 | 4 Darmlagerung sehr einfach; es sind nur drei geschlossene gerade Schlingen vorhanden, welche einander parallel laufen. Das Duodenum steigt gerade herab, nicht ganz in die Nähe des Afters; die zweite Schlinge ist linksläufig, gerade und liegt dorsal, die dritte ist ebenfalls linksläufig, ihr absteigender Ast liegt oberflächlich zwischen der zweiten Schlinge und dem Duodenum, der aufsteigende wird von letzterem bedeckt. Die Blinddärme erscheinen oberflächlich nicht sichtbar. Leber ziemlich klein, beide Lappen von gleicher Grösse; der linke zeigt am vorderen und am hinteren oberen Rande je eine tiefe Ein- buchtung. Coliidae. Schlund ohne Kropf. Drüsenmagen sehr diekwandig, reich an Drüsen, durch einen ziem- lich langen Zwischenschlund von dem sehr kleinen, schwachen Muskel- magen getrennt; innere Cutieula mit schwachen Längsfalten. Pylorus sehr weit, ebenso das Duodenum; überhaupt ist der ganze Darm weit und diekwandig. Blinddärme fehlen. Darmlagerung. Es werden nur drei Schlingen gebildet. Das Duo- denum steigt gerade herab bis in die Nähe des Afters und umschliesst 690 Verdauungssysteun. in seiner Ecke das kurze Pancreas. Die zweite Schlinge ist geschlossen, kurz, linksläufig und dorsal gelagert. Die dritte Schlinge ist die längste, halb offen, ihr absteigender Ast liegt rechts neben, ihr aufsteigender End- ast unter dem Duodenum, sie ist linksläufig. In der Darmlagerung nähert sich Colius mithin den Trogons und den Macrochires. | Länge des ‚ Absolute | Relative | Coecum | Rectum Darmlänge Colius capensis | ) = | 21.5 | 4.8 „ eastanonotus | 0 | —— 25 (Garrod) Leber ziemlich gross, der rechte Lappen um ein Drittel grösser, am Unterrande unregelmässig, dorsal und oben mit einem kleinen Zipfel; der linke Lappen rhombisch, mit einem oberen und einem unteren Zipfel. Anisodaetylae (Haleyones + Epopes). Schlund gleichmässig weit, kropflos, oft mit ziemlich hohen Längs- falten, die sich bei Alcedinidae bis in den Drüsenmagen hinein fortsetzen. Drüsenmagen bei Buceros scharf gegen Schlund und Muskelmagen abgesetzt; die Drüsen bilden einen aus ungefähr 15 Querreihen bestehen- den, 1.5 cm breiten Ring; die Cardia ist weit. Stark drüsig und deutlich abgesetzt auch bei Upupa. Ausnehmend kurz, obgleich weit, ist der Vor- magen bei Alcedo; die Drüsen sind auf einen aus wenigen Querreihen bestehenden Ring dicht am Muskelmagen beschränkt. Ebenfalls klein, nur einen schmalen, nach dem Magen hin zackig endenden Ring feiner Drüsen enthaltend, und gegen den Muskelmagen auch äusserlich scharf abgesetzt, bei Haleyon. Muskelmagen bei Halcyon fast rund, etwas abgeplattet, mit ziemlich starken Muskeln und glänzenden Spiegeln; die innere Cuticula ist fest, hört am Drüsenmagen mit scharfen Zacken auf und bildet nur nahe der Cardia schwache Längsrunzeln, während der grösste Theil des Magens glattwandig ist. Ueberhaupt ist die Cutieula und die Muskulatur stärker bei den krebsfressenden als bei den fischfressenden Eisvögeln. So ist bei Alcedo ispida der Magen sehr weich und dehnbar, ohne rothe Musku- latur, bis nahe zum After reichend; die Cuticula ist dick, aber weich, bildet besonders dicke Wülste am Pylorus. — Bei Buceros cavatus soll der Muskelmagen kleiner als der Drüsenmagen sein; bei B. plicatus und Bueorvus fand ich ihn aber grösser, oval, etwas abgeplattet, dehnbar, innen mit hellgelber, schwach rauher Cutieula; ähnlich bei Upupa. — Bei Eurystomus und Merops rundoval, stark muskulös und mit sehr dicker faltiger Cutieula, ohne Reibeplatten. — Darm verhältnissmässig kurz, von 3—7facher Rumpflänge. Das Duo- denum ist, besonders bei Coraciidae, weich und weit, innen mit vielen zottigen Querfalten. Gleichmässiges Engerwerden des Darmes findet sich bei Alcedo. Bei Haleyon ist das Duodenum der weiteste und weichste Vögel. 65l Abschnitt, die letzte Schlinge verengt sich schnell. Aussordentlich ent- wickelt, nämlich 50 em lang und 1 cm weit ist das Duodenum bei Buceros plicatus; die Wände des Darmes sind dick und fest, der Dünndarm nimmt an Weite allmählich ab; das Reetum schwillt wieder bis zu 1.6 cm Weite an und gebt in eine nur schwach erweiterte Cloake über. Bei Bucorvus ist der Darm überall weit und zugleich sehr diekwandig, innen gleich- mässig mit sammetartigen Zotten bedeckt. Die Schleimhaut bildet bei Buceros überall diehtstehende Zotten, die im Duodenum mehrere Millimeter lang, im Dünndarm kürzer und feiner, im Enddarm aber ganz kurz und dick werden, sodass sie dort nur wie feine, überall vertheilte Wärzchen erscheinen; auch bei Upupa, Merops, Coracias, Alecedo sind im grössten Theile des Darmes dichtstehende Zotten vorhanden; sie sind im Duodenum bisweilen (Coracias) zu querstehenden Reihen angeordnet. Blinddärme fehlen gänzlich bei Alcedinidae, Bucerotidae, Upupa; dagegen sind sie vorhanden und oft wohl entwickelt bei Galbula, Merops, Coracias, Eurystomus, Leptosoma, Momotus, Todus. | Länge des | Absolute | Relative | Coecum Rectum | Darmlänge Buceros plicatus ) — 126 6.6 Buceros convexus | 0 — 60 4.6 Bucoryus abyssinicus ) — 170 7 Upupa epops 0 _ 21 32 Halcyon sacer | l) | u 43 | 75 an, | 0 = 35 | 6.7 | 0 | — | 30 | 6.6 Tanysiptera sp. | 0 | _ | N 3.5 Alcedo bengalensis ) | = 22 4.6 „ ispida | 0 — 34 5.7 Coracias garrula | 5 3 | 42 a % 4.5 3 33 4 - Eurystomus orientalis | 3 | 3 | 27 | 4 Merops apiaster | 1.7 1:7 | 17.5 | 3.9 Todus viridis | 0.8 | —_ 8.2 | (Forbes) Darmlagerung. Coracias, Eurystomus, Merops. Der Darm bildet 4 Schlingen; das Duodenum ist am After vorbei nach rechts umgebogen; 2. Schlinge gerade und geschlossen; 3. mit dem absteigenden Aste gerade, der auf- steigende quer und unregelmässig, zwischen Magen und unterem Ende des Duodenums liegend und noch eine kurze, ziemlich geschlossene 4. Schlinge bildend; diese letztere liegt dorsal und wird von den Blind- därmen begleitet. Die 2. und 3. Schlinge sind gleichläufig. Alcedinidae. 4 lange Schlingen, von denen die 1. und 4. und die 2. und 3. einander gleichläufig sind. Die 2. bildet eine schöne links- gewundene Spirale, mit bis zu drei Umdrehungen, und nimmt freiliegend den grösseren Theil der rechten und dorsalen Bauchhöhle ein. Die übrigen Schlingen sind halbkreisförmig rechts am After herumgebogen. Die 3. ist halb geschlossen und sehr lang, ihr Endast begrenzt vorn das Duodenum 652 Verdauungssystem. und geht dann auf der rechten und hinteren Seite des Magens in eine kürzere, geschlossene oder halboffene 4. Schlinge über, die bis zum rechten dorsalen Leberrande aufsteigt, und dann gerade zur Cloake verläuft. Buceros plicatus zeigt entspreehend der grösseren relativen Darm- länge 4 sehr deutliche Schlingen. Die 1., das Duodenum, ist sehr lang (2 x 25 cm), beträgt also ?/, der ganzen Darmlänge. Sie bildet eine schöne rechts gewundene Spirale mit 1!/, Umdrehungen, und wird von der 2. und 3. Schlinge zum grössten Theile bedeckt. Die 2. Schlinge ist eng geschlossen, linksläufig, rechts dorsal bis zum After verlaufend; die 3. ebenfalls eng geschlossen, ist noch länger, entgegengesetzt gerichtet, mit ihrer unteren Hälfte am After vorbei an der Ventralseite des Unterleibes liegend. Die 4. ist offen, kreisförmig, am Magen vorbei von der Duodenal- mitte bedeckt, zum Rücken und dann gerade herab zum After gehend. Bei Buceros convexus ist das Duodenum kürzer, nicht spiralig; 2. Schlinge links-, 3. rechtsläufig wie bei B. plicatus. Upupa. Nur 3 Schlingen. Duodenum scharf nach rechts umge- bogen; Mittelschlinge geschlossen, gerade, den umgebogenen Duodenal- theil überdeckend, mit der ersten Schlinge gleichläufig. Letzte Schlinge offen, kreisförmig, den beiden anderen gegenläufig. Die Formation ist auf die von Buceros zurückzuführen; nur ist entsprechend der geringen Darmlänge das Duodenum nicht spiralig gerollt, und die zweite Schlinge fehlt. Die Mittelschlinge von Upupa entspricht der dritten von Buceros. Leber verhältnissmässig klein bei Alcedo und Haleyon; bei letzterem sind beide Lappen glatt, scharfrandig, ohne Einschnitte, nur wenig auf den Muskelmagen hinabreichend; der rechte Flügel ist dorsal sehr ver- schmälert und langgestreckt, der linke gleichseitig dreieckig, r./l.—°/, oder */,. Bei Buceros ist die Leber compact, glattrandig, der rechte Flügel ohne den die Vena cava enthaltenden Theil fast quadratisch, der linke mehr länglich, dorsal schwach eingekerbt; Commissur schwach, r./l. —= °/, oder ?/. Nahezu symmetrisch, von mässiger Grösse, das erste Drittel des Magens gleichmässig umfassend, bei Coracias; bei Leptosoma soll der rechte Lappen bedeutend grösser sein; bei Eurystomus fand ich r./l. = ®/,, bei Merops ?/,. Auch bei Bucorvus sind beide Lappen von gleicher Grösse und sehr regelmässig, fast quadratisch geformt. Die Gallenblase ist stets vorhanden, klein bei Coracias; wohl ent- wickelt bei den Alcedinidae; bei Buceros oval, mehrere Centimeter lang; bei Upupa länglich spitz. Pancreas. Das Pancreas ist im Verhältniss zum Duodenum klein, nur ö cm lang, halbmondförmig bei Buceros plicatus; es liegt ziemlich entfernt vom Pylorus und hat 3 Gänge; sie münden mit denen der Leber dieht zusammen 10 cm vom Pylorus entfernt, also im absteigenden Duo- denalaste, in folgender Reihe: H, P1, C, P2-+3. — Nach einer Zeich- nung von Owen verhält sich Buceros cavatus anders: der erste D. pan- ereatieus mündet in der Duodenalschlinge, P 2, H, P3 im aufsteigenden Aste, gegenüber dem Pylorus, dicht dahinter der Cysticus. Vögel. 653 Bei Haleyon ist das Pancreas sehr klein, liegt in der letzten Hälfte der Schlinge und zerfällt in zwei Lappen. Striges. Schlund sehr dehnbar, mit unechtem Kropfe in der Mitte. Drüsenmagen bedeutend kleiner als der Muskelmagen und scharf von ihm abgesetzt. Auch der Drüsenring ist scharf begrenzt. Der Muskelmagen ist gross und nimmt einen bedeutenden Theil des Vorderbauches ein; er ist verhältnissmässig stark für fleischfressende Vögel, jedoch ohne rothe feste Muskeln; die Cutieula ist leicht ablösbar, weich, schleimig und schwärzlich gefärbt. Darm. Duodenum sehr weit, dann wird der Darm enger bis zu der plötzlich sehr erweiterten Cloake. Innen mit Zotten versehen. Relative Darmlänge kurz oder mittel; durchschnittlich 5. Länge des | Absolute Relative Coecum Rectum | Darmlänge Strix flammea 4 B) 42 4.5 „ Japponica 10 10 67 | 6 „ funerea 6 6.5 53 6 tengmalmi 5.6 9.5 41 6 „ nebulosa 10 - s0 | — ScopS ZOTCA > u. 6 6 38 4.7 4 H 6 6 33 4.4 Otus vulgaris ed 4.5 55 \ & g 6 4.5 56 6 = 5; Hur 7 — 60 | Bubo maximus 1.9 7 65 3.0 „ Indranee 2 10 59 | “o Darmlagerung. Das Mesenterium fasst den Darm zu nur 3 Haupt- schlingen zusammen, von denen nur die erste geschlossen ist. Das weite Duodenum ist halbkreisförmig am After vorbei gebogen und steigt oft weit zum Rücken auf, begrenzt also die übrigen Darmtheile gegen den After und Unterleib hin; besonders lang ist es bei Otus, S. lapponica, funerea und tengmalmi, viel kürzer bei Bubo. Die zweite Hauptschlinge zerfällt in zwei kleinere Nebenschlingen, die hufeisenförmig in einander oder auf einander gelegt sind und rechts am Rücken liegen und bisweilen (Otus, S. tengmalmi) eine Spirale vor- täuschen. Die dritte Hauptschlinge ist gewöhnlich lang, rechtsläufig und offen, sehr kurz nur bei Strix flammea, wird von den Blinddärmen be- gleitet und liegt rechts hinter dem Duodenum; ihr Endast ruht jetzt auf dem Magen und geht dann gerade, ohne krause Falten in den Enddarm über. — Da die zweite Hauptschlinge aus zwei kleineren gebildet wird, welche beide linksläufig und geschlossen sind und die Neigung haben, zusammen einen undeutlichen spiraligen Knäuel zu bilden, so können im Ganzen 4 Schlingen gezählt werden; eine Aehnlichkeit mit der Darm- lagerung niederer Haleyones ist nicht zu verkennen. 654 Verdauungssystem. Blinddärme bei allen Eulen wohl entwickelt, kolbig, sehr dünn- wandig, innen glatt. Ungefähr 5—10 em lang und ebenso weit vom After entfernt. Leber compact und kurz, gerade nur auf den Muskelmagen reichend und nur den Drüsenmagen vollständig bedeckend. Volumverhältniss des rechten zum linken Lappen bei Strix lapponica '/,, Bubo maximus °/,, B. indranee */,. Gallenblase oval und gross. Pancreas aus 2—3 Lappen bestehend; 2 dem Duodenum fest an- liegende lange, von einander getrennte Lappen, mit häufig einem rund- lichen kleinen dritten. Wenn das Duodenum kurz ist, so füllt es wie bei Otus und Strix flammea die ganze Schlinge aus, sonst nur die obere Hälfte wie bei Strix nebulosa, S. funerea, S. lapponica. Die Gänge münden bei Otus vulgaris 1P, 2P in der Mitte, H und C am Ende des aufsteigenden Duodenalastes; bei Strix flammea 1 P an der Spitze der Schlinge, 2 P, 3 P, H und C am oberen Ende des aufsteigenden Astes. Cypselomorphae. Drüsenmagen stets scharf gegen Schlund und Muskelmagen hin ab- gesetzt, innen überall drüsig. Der Schlund ist sehr dehnbar und weit, enthält aber nur bei den Trochilidae eine starkfaltige, kropfartige Erweiterung, die sich über den grössten Theil des Schlundes erstreckt und zablreiche Schleimdrüsen ent- hält. Auch Collocalia hat im Schlunde zahlreiche Drüsen; die bei dieser Gattung sehr entwickelten Speicheldrüsen sondern das zum Nestbau noth- wendige Secret ab. Wiederholte neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Nester der Gattung Collocalia aus Muein, und nicht aus Seetang bestehen. Muskelmagen. Pylorus auffallend weit nach vorn gerückt; ausge- nommen die Trochilidae, sehr dehnbar und gross; ziemlich muskulös, ohne Reibeplatten, aber mit längsfaltiger Cutieula. Diese Cuticula ist wohl entwickelt bei Caprimulgus, sehr weich und schwach bei Podargus und bei Steatornis; den Magen von Podargus fand ich vollgepfropft mit Mäusehaaren und Käferresten, aber gar keine Knochen. Der Muskelmagen der Trochilidae ist verhältnissmässig sehr klein, rundlich viereckig, stark muskulös und mit stark faltiger Cuticula versehen. Darm durchaus kurz, ziemlich gleichmässig eng bei den Trochilidae, bei den anderen aber weit. Innen allgemein mit Zotten ausgestattet, die bei Trochilus breit, platt, zungenförmig im Mitteldarme am stärksten her- vortreten. Bei Cypselus bilden die feinen, aber langen Zotten im Duo- denum dichte Querreihen und ziekzackförmige Längsfalten, theilweise noch stärker in der ersten Hälfte des Mitteldarmes, worauf sie schnell bis zum gänzlichen Verschwinden abnehmen. Bei Caprimulgus mit dichtstehenden Zotten. Vögel. 655 Blinddärme fehlen den Tagvögeln dieser Abtheilung vollständig; die Nachtvögel: Caprimulgus, Steatornis, Podargus haben wohlausgebildete keulenförmige Coeca, welche in der Endschlinge oder zwischen dieser und dem Duodenum liegen. Länge des | Absolute | Relative Coecum | Enddarms Darmlänge Üypselus apus 0 2 | 1vq | 3.1 ® x« ) | 17 | 3 er > 0 — 15 | 3 Caprimulgus europaeus 3 0.5 30,5 | 3.8 Steatornis caripensis 3u4 | 5 22 | (nach Garrod) Podargus Cuvieri 6.5 6 36 | 4.7 Patagona gigas ) — | I 2.4 Trochilus colubris 0 = | 7 | u Darmlagerung. Der Darm bildet nur drei Schlingen, von denen die zweite und dritte gleichläufig und zwar linksläufig sind. Caprimulgus. 3 geschlossene Schlingen; Duodenum gerade, sein absteigender Ast geht am Leberrande in weitem Bogen nach hinten in die zweite sehr kurze Schlinge über; die dritte ist ganz geschlossen, am Ende etwas kraus wie bei Coracias, gar nicht vom Duodenum bedeckt. Zwischen diesem und der dritten Schlinge liegen die Coeca. Podargus. 3 Schlingen, erste und zweite geschlossen, gerade; dritte halb offen, theilweise unter dem Duodenum und die beiden Coeca ein- schliessend. Cypselus. 3 Schlingen, von denen die zweite und dritte linksläufig sind; die dritte ist halbgeöffnet, umfasst das Duodenum durchaus nicht. Trochilidae. 3 einander parallele, ganz geschlossene gerade Schlingen, von denen die zweite und dritte linksläufig sind. Leber. Rechter Lappen bei Cypselus eigenthümlich nach oben dorsal langgestreckt, und ungleichmässig gerandet, in der Mitte scharf einge- schnürt, sodass er fast aus 2 Theilen zu bestehen scheint. Linker Flügel oben spitz, nach dem Magen hin breiter werdend. — Caprimulgus hat eine lange, schiefe Quercommissur; seine Leber ist im Gegensatze zu der von Cypselus klein. — Der rechte Lappen übertrifft den linken um min- destens ein Drittel. — Die Trochiliden zeichnen sich durch das Fehlen der Gallenblase aus, während diese bei den anderen gut entwickelt ist. Pancreas. Völlig zweilappig getheilt. Die dieke Hauptmasse liegt in der Duodenalecke. Bei Cypselus ist der äussere compacte Lappen eiförmig, in der Ecke liegend, nach oben hin zugespitzt. Der innere begleitet mit schmalem Aste den Darm bis fast zum Rücken hin. Piei. Schlund stets ohne Kropf, nicht weit, im letzten Theile mit sehr feinen dichtstehenden Drüsen besetzt, die aber in der kurz vor dem Vor- magen befindlichen engen Strecke fehlen. 656 Verdauungssystem. Drüsenmagen mit starken Drüsen bei Pieus major gleichmässig be- setzt; bei P. viridis und canus ist der Drüsenmagen nur an der Vorder- seite drüsig; verhältnissmässig gross ist er bei P. minor, martius, viridis und eanus; bei P. martius dehnen sich die Drüsen mehr auf der hinteren Seite aus. Muskelmagen der Spechte ziemlich klein, hart muskulös, innen mit längsgerunzelter, braungelber, fester Cuticula, aber ohne Reibeplatten; am schwächsten bei P. martius, viridis und minor. Gestalt abgerundet, vier- eckig, Unterrand mit schwacher Einschnürung. Im Magen von P. martius fand ich 2 Quarzsteinchen von Erbsengrösse und verhältnissmässig viel Sand; ein Hinweis, neben der Stärke des Organes, auf die zum grossen Theile ausser Insekten aus Sämereien bestehende Nahrung. — Bei den fruchtfressenden Rhamphastinae ist der Muskelmagen sehr schwach und ohne harte Cutieula. Darm. Duodenum sehr weich und weit, in seiner Mitte am stärksten; ist, da der übrige Darm nach der Mitte bin von beiden Richtungen her enger wird, bei der Kürze des Gesammtdarmes der Haupttheil desselben. Cloake weit, schlauchartig bei Pieus und Yunx. Innen ist der allgemein hellgelbe, nur im Enddarm braun erscheinende Darm mit anfangs schwach, gegen das Ende hin deutlich ziekzackreihig stehenden Zotten besetzt; die Zotten selbst sind am längsten im Duodenum, dasselbe gilt von Rhamphastus. Blinddärme fehlen den Pieinae, Indicatorinae, Capitoninae und Rham- phastinae völlig, höchstens finden sich wie bei P. viridis bisweilen 2 ganz kleine Papillen. — Koth breiig consistent, theilweise trocken. Die relative Darmlänge ist so gering wie bei den Coceygomorphae; zwischen 3 und 5 schwankend. Darmlagerung. Pieinae. Durch das Mesenterium wird der gesammte Darm in 4 Schlingen, ohne Nebenschlingen, zusammengefasst. Die erste, das Duodenum, ist selbstständig; es steigt gerade herab und beschreibt, am After vorbeigehend, einen weit nach der linken Rückenseite bis in die Nähe des hinteren linken Magenrandes reichenden Halbkreis; der auf- steigende Ast läuft am reehten Leberrande vorbei und geht in die zweite Schlinge über, die wie die dritte ganz parallel der Körperlängsaxe gerade herabsteigt; beide liegen geschlossen, scharf alternirend in der Mitte der rechten Bauchseite. Die vierte Schlinge ist weit geöffnet, von den vorigen bedeckt, theilweise von der Rückenseite sichtbar und umschliesst das Duodenum nicht. — Die rechte Seite in situ zeigt demnach die ganz oberflächlich nebeneinander liegenden ersten drei Schlingen; die Hälfte des Duodenum von den beiden anderen bedeckt. Am schönsten ist der Verlauf bei Pieus martius zu erkennen. Rhamphastinae. Der Darm bildet nur 3 Schlingen, von denen das ungewöhnlich weite und weiche Duodenum zwischen Magen und After vorbei weit nach links umbiegt und den grössten Theil der vorderen Bauchhöhle einnimmt. Die zweite Schlinge liegt rechts dorsal, ist kurz, Vögel. 657 gerade und mit der ersten gleichläufig. Die dritte ist länger, offen, ziem- lich gerade und gegenläufig. Länge des Absolute Relative Coecum Enddarms Darmlänge Picus minor 0 — 15 3.2 „ medius 0 — 31 _ „ major ) = 32. 36 4.5 en „» 0 >= 25 4.2 „ martius N) _ 40 4 „. Viridis 0 0d. 0.1 — 47 5 Colaptes auratus ) — 41 522 Rhamphastus erythrorhynchus 0 _ 66 3 vitellinus 1) = 41 4.2 a: carinatus 0 | _ 38 3.6 Leber. Verhältnissmässig klein, besonders bei P. martius; bei diesem ganz rundlich, glattrandig; bei Colaptes von oben nach unten breiter werdend und der rechte Lappen in 3 schwache abgerundete Läppchen endend. Rechter stets bedeutend grösser als der linke, oft doppelt so gross. Linker Flügel von P. major nach oben und unten spitz zu- laufend. Die Gallenblase der Pieinae, Capitoninae und Rhamphastinae ist eng und sehr lang, bisweilen 10 cm lang; sie liegt oberflächlich auf dem Duodenum und reicht oft bis in die Nähe des Afters. Der D. eysticus, D. hepaticus und die pancreatici münden nahe zusammen im aufsteigen- den Aste des Duodenums. Das Pancreas zerfällt in einen rechten, äusseren, zweitheiligen und in einen linken, inneren, dickeren Haupttheil. Die Hauptmasse liegt in der Duodenalecke. Jeder Lappen zerfällt in kleinere, z. B. bei P. major der linke in 6—7 Läppchen, und in einen langen schmalen, das ganze Duodenum begleitenden Lappen; bei P. medius links nur 3 Nebenläppchen. Das Pancreas ist also durch seine secundäre Viellappigkeit ausgezeichnet. Es sind 3 Ausführungsgänge vorhanden, 2 für den rechten, 1 für den linken Lappen, sie münden: 1., 2., 3. pancreaticus, hepaticus, eysticus. Passeres. Schlund allgemein eng und wenig dehnbar, dünnwandig, oft mit inne- ren Längsfalten. Ein echter Kropf ist bei einigen wenigen Gattungen, wie Pyrrhula, Loxia, Vidua vorhanden. So fand ich bei letzterer einen grossen, einfachen, dünnwandigen Kropf, fast sackartig nach vorn erweitert, vor der Mitte des Oesophagus, innen feine Längsfältehen bildend. Bei Fringilla, Emberiza, Bombyeilla und Panurus ist der Oesophagus im mittleren Drittel schwach erweitert, bildet demnach einen unechten Kropf; bei der Mehr- zabl der Passerinen fehlt aber auch dieser. Nach Tiedemann findet. sich bei Pica eaudata und Hirundo rustica’ dieht vor dem Drüsenmagen eine kleine Erweiterung. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 42 658 Verdauungssystem. Drüsenmagen meistens nach dem Schlunde hin deutlich abgesetzt, ebenso gegen den Muskelmagen; häufig ist ein drüsenloser Zwischen- schlund vorhanden. Muskelmagen im Allgemeinen stark muskulös, ae mit einem Sehnenspiegel, innen mit längsfaltiger braungelber Cuticula, die bei Frin- sillidae sogar kleine Reibeplatten bilden kann. Ueberhaupt ist der Magen am stärksten bei den Körnerfressern, viel schwächer bei Insektenfressern, am schwächsten bei solchen, die sich wie Manucodia und Seleucides von Früchten nähren. Der Magen ist meistens verhältnissmässig klein, rundlich viereckig, platt; diekwandig, obgleich weich, und sehr klein bei den Schwalben, ähnlich bei den Meliphagidae. Auffallend klein ist der Muskelmagen bei einigen Tanagridae, z. B. Euphone; er besitzt innen nur eine schwach- gestreifte weiche Haut, wogegen der Drüsenmagen sehr entwickelt und sehr drüsig ist, und den Muskelmagen bedeutend an Grösse übertrifft; der Pylorustheil ist sehr weit. Lund und Forbes fanden einen solchen abnormalen Magen bei Euphonia chlorotica, E. trinitatis, E. violacea, rufiventris, E. pectoralis und Chlorophonia viridis; Holzmann bei Pipridea melanonota. Bei den anderen Gattungen der Tanagridae war der Magen normal. S. Taf. XXXVI. Darm. Bei den meisten Conirostren und den Hirundinidae wird der Darm vom Duodenum bis zum After gleichmässig enger und dünnwandiger; umgekehrt fand ich es bei Corvus und Monedula. Bei den Sylvien ist er überall von mittlerer Weite; ausgezeichnet durch seine Länge und Enge bei Loxia enucleator; bei Cotyle ist er in der Mitte am engsten. Ausser bei den Omnivoren und einigen Conirostren ist der Darm sehr kurz. Die Darmschleimhaut bildet erstens wellige Längsfalten, ohne Zotten: Mota- eilla, Euphone, Sturnus, bei letzterem mit maschiger, netzförmiger Structur; zweitens wellige Längsfalten, von welchen sich Zotten abheben ; Oriolus, Lanius, Cotyle. Bei Fringilla ist die Schleimhaut sammetartig und geht nach dem Ende hin durch das Verschwinden der Zotten in glatte Haut über. Drittens: Duodenum wie bei Corvus überall gleichmässig mit sehr feinen, aber ziemlich langen Zotten besetzt; die mucöse Haut leicht ab- ziehbar; im Mitteldarm sind die Zotten noch feiner und stehen in ein feines Maschennetz bildenden Querreihen; im Enddarm nehmen sie an Zahl und Grösse bedeutend ab, die Darmwand wird dünn und durch- sichtig. Nach Meckel bildet die Darmschleimhaut ziekzackförmige Längsfalten, die sich gelegentlich zu rautenförmigen Maschen vereinigen, bei Corvus, Turdus, Fringilla, Pipra, Tanagra, Alauda, Sturnus, Hirundo, Saxicola; oder es sind lange, dichtstehende Zotten vorhanden, die nach dem Enddarme hin an Länge abnehmen, bei Oriolus, Lanius, Motacilla. — Das Divertikel verschwindet schon sehr früh, liegt bald etwas vor, bald etwas hinter der Darmmitte. Die Blinddärme bei allen Passerinen rudimentär, 1—5 em vom After entfernt, fehlen nie ganz, sondern sind bei den meisten nur ganz kurze, , Vögel. 659 2 mm lange, weiche Säckchen, die bei Alauda bisweilen zu kaum bemerk- baren Papillen einschrumpfen können. Am grössten dagegen, jedoch auch nieht mehr funetionirend, von 1 cm Länge, wurmförmig schmal, sind sie bei den Corvidae, auch bei Sturnus und Graeula. Länge des Absolute Relative | Coecum Rectum Darmlänge Sylvia cinerea 0.2 2.5 16 4.2 » Phoenicura 0.2 2.9 16 42 „» suecica 0.2 2.0 19 5.1 Parus major 0.1 15 14 | 4.1 Malurus sp. 0.15 1.8 14 | 4.8 Anthus campestris 0.2 2.3 18.5 | 4.4 Saxicola oenanthe 0.2 2 19 4.4 Fringilla coelebes 0.2 1 22 5.5 e coccothraustes m — 41 1.8 Passer domesticus 0.2 2 21.5 | 5.5 lim Durch- = montanus 0.2 2 20 schnitt Pinicola enucleator — — 99 | 20! Loxia curvirostris — — 47 10 Panurus biarmicus 0.3 1%9 25 7 Vidua paradisea 0.2 2 LEST N E 3 0.1 2.5 I ZN Turnagra hectori | | Ampelis cedrorum 0.2 2 22 4.4 Alauda arvensis 0.4 2.5 20.5 4.6 Bombyeilla garrula _ — 29 — Cotyle riparia 0.2 1.6 15 4.0 3 h 0.3 1.8 15.5 4.0 Turdus merula „ viscivorus 0.5 2 68 7.5 N musicus — 4 43 — Sturnus vulgaris — — 41 _ Icterus icterocephalus 0.5 1 16 Gracula temporalis — 1.5 39 5 > religiosa 1.0 25 45 5 Tyrannus caudifasciatus 0.4 3 22 5 Agelaius nigerrimus 0.4 2 19 4 Miro albifrons 0.4 1 32 _ Dendrocca sp. — — 10 3 Lanius collurio 0.6 2.2 22 5 Nicator chloris 0.1 2.5 20 3.5 Telephonus senegalus E= 2.2 18 3.6 Gymnorhina tibicen 1.0 4 46 5 Seleueides nigra 1u.1.3 3 41 4.8 Manucodia ,, 0.5 3 29 2.4 Garrulus glandarius 1.2 4 54 2 Corvus cörax 1.4 5 120 8 5 cornix 12 4 107 r 5 1.4 25 110 s—9 2 PIE — - 118 r coTone 1 6 136 11 Pica caudata 0.7 3 70 S) Oyanoecitta cyanea 1 3.5 44 5.2 Rupicola crocea 1 3 26 2.7 Furnarius figulus rud — 19 3:3 Cinelodus fuscus x = 15 3.9 Formicivora grisea 5 — 11 3.9 Formicarius hoffmanni Ar — 22 a Grallaria guatemalensis 0.3 2 29 4.7 Cymbirhynchus macrorhynchus 0.2 3 23 l N .. Eurylaemus ochromelas 0.2 2 16.5 Pitta sp. 0.2 3.9 33 x) Philepitta rud. 122 18 nach Forbes 42* 660 Verdauungssystem. Eine Erweiterung des kurzen Enddarmes in eine geräumige Cloake ist die Ausnahme; die Exeremente sind dem entsprechend meistens con- sistent. Darmlagerung. Durch die Darmformation erweisen sich die Passe- rinae als eine eng zusammengehörige Abtheilung; auch Formen wie Pitta, Atrichia und die amerikanischen Oligomyodae machen keine Ausnahme. Der Darm bildet nur 5 Hauptschlingen, sodass ausser der Duodenal- und der Endschlinge das Mesenterium den Darm nur zu einer langen, zum grössten Theil geschlossenen Schlinge zusammenfasst. Die erste, das Duodenum zeichnet sich durch Weite aus, geht gerade etwas rechts vorm herab, ist kurz und erreicht selbst bei den Corvidae kaum den After. Die dritte Schlinge ist lang und umfasst, ganz geöffnet, stets den grössten Theil des Duodenum, halb unter ihm gelagert. Die zweite Schlinge ist die längste, bisweilen sehr lang, und bildet constant eine links gewundene Spirale, deren Centrum rechts am Unterrücken liegt. Die Zahl der Spiral- windungen steht zur Darmlänge in direetem Verhältniss, sodass z. B. Sylvia phoenieura und einerea nur 1 directe und !/, retrograde, S. sueeica 1 directe und 1 retrograde = 2, Fringilla eoelebs 1!/, d.. + 1Y/, r.=3, Corvus comix 5 +2 —=[, die äusserst langdarmigen Kreuzschnäbel sehr zahlreiche, einen dichten Knäuel bildende Windungen besitzen. Nur einige Corvidae, wie Monedula, Pica, Cyanoecitta weichen insofern vom allge- meinen Typus ab, als die letzte Hälfte der zweiten Schlinge in 2 kurze Achtertouren verschoben ist; oder die erste Hälfte bildet noch dazu durch nachträgliches Wachsthum eine dorsal gelegene Nebenschlinge. Corvus corax, eornix und corone und Gymnorhina haben dagegen eine sehr schön gsewundene Spirale. Ist der Darm sehr kurz und weit, wie z. B. bei Seleucides nigra und bei Rupicola, so macht die zweite Schlinge nur eine Andeutung einer spiraligen Windung. Den bemerkenswerthesten Darm aller Passeres be- sitzt Manucodia; wegen der ganz auffallenden Kürze und Weite des vom Pylorus bis zum After weiter werdenden und mit Aussackungen ver- sehenen Darmes werden nur zwei Schlingen gebildet, d. h. die mittlere ist verschwunden und die Endschlinge ist so verkürzt, dass sie das Duo- denum gar nicht umfassen kann. Leber durch bedeutende Asymmetrie der beiden Flügel ausgezeichnet. Der rechte reicht über die Mittellinie nach der linken Seite hinüber und übertrifft den linken an Volumen wenigstens um das Doppelte, und ist meistens gestreckt und glattrandig. Der linke ist unregelmässig trapezoid und oft tief eingeschnitten. Die Gallenblase fehlt nirgends, ist meistens klein, innerhalb des rechten Lappens liegend; bei Cornix und Monedula lang gestreckt und fast ganz aus der Leber hervorragend; die Gallengänge münden gegen- über dem Pylorus. Pancreas stets sehr gross und füllt die ganze Duodenalschlinge aus; die Hauptmasse liegt in der Eeke, nach beiden Seiten mit scharfen Vögel. 661 Rändern überragend; sie zerfällt in einen breiten äusseren und einen inneren Lappen, deren jeder einen sich verschmälernden Ast nach dem Pylorus entsendet; bei sehr vielen, z. B. den Corvidae, Fringilla, Vidua, Parus Bombyeilla, Lanius, Certhia, Sitta, Cotyle, begleitet der innere Ast den Darm bis zum Rücken, ist also aussergewöhnlich lang. Bei Certhia und Sitta zerfällt jeder noch in 2 getrennte seeundäre Läppchen. Das Panereas von Turdus merula sendet von seinem äusseren eompacten Lappen, ähnlich wie Cotyle, noch einen ziemlich langen Seitenast bis in die Nähe des Pylorus. — Nur selten ist das Panereas wie bei Oriolus galbula dreilappig. Die Zahl der Ausführungsgänge wechselt von 1-3; sie münden im aufsteigenden Aste des Duodenums; der dritte gewöhnlich nahe den Gallengängen, entweder vor, zwischen oder hinter ihnen. Die Mundhöhle. Die Mundhöhle der Vögel zerfällt naturgemäss in eine obere und in eine untere Hälfte. An der oberen lässt sich ein vorderer Theil von dem inneren unterscheiden, ungefähr entsprechend dem harten und weichen Gaumen. Der vordere erstreckt sich von der Spitze bis ungefähr zu den hinteren Nasenlöchern oder Choanae und ist von dem umgeschlagenen und meistens verhornten Epithel des Oberschnabels bedeckt; er ist dem- gemäss am längsten bei langschnäbeligen Vögeln. Der hintere Theil wird von weicherer, sehr drüsen- und nervenreicher Schleimhaut bedeckt; in ihr liegt die Choanenspalte mit den hinteren Nasenlöchern und die Grube mit den Mündungen der Eustachischen Tuben. (S. Ohr, S. 467.) Neben der Choanenspalte befinden sich bei den meisten Vögeln zwei flache Polster, die an ihrem hinteren Rande rückwärts gerichtete, meist in zwei Reihen angeordnete, oft in weisser Farbe von der röthlichen Umgebung abstechende Papillen tragen. Bei vielen Vögeln, z. B. bei Eulen, Hühnern, Enten, Singvögeln sind die Polster ganz mit derartigen oft reihenweise stehenden Papillen bedeckt. Die Polster bestehen fast ganz aus einfachen Schleimdrüsen, deren Mündungen man nach Abnahme des gewöhnlich sehr starken, geschichteten Plattenepithels sehen kann. Diese Polster wurden von Rapp (Lit. No. 636) mit den Tonsillen der Säugethiere verglichen; Kahlbaum (Lit. No. 606) hat aber nachgewiesen, dass die hier vorhandenen Drüsen sich in nichts von den übrigen Schleim- drüsen der Mundhöhle unterscheiden. S. Taf. XXXIII und XXXIV. Der untere,. zwischen den Unterkiefern liegende Theil der Mund- höhlenwand ist mit der Zunge durch ein deutliches Frenulum verbunden, und ist bei vielen Vögeln grosser Ausdehnung fähig. So bildet sieh eine Kehltasche zur Aufnahme von Futter, welche bei Steganopoden, besonders bei Pelecanus eine bedeutende Grösse erreichen kann. Dieser Kehlsack 662 Verdauungssystem, der Pelikane besteht hauptsächlich aus Bindegewebe mit vielen breiten, quer verlaufenden elastischen Bündeln, zwischen denen sich ein Netz quergestreifter Muskelzüge befindet (Fig. 34 Taf. XXXIMN). Auf der Mitte verläuft eine erhöhte Naht; reichliche Blutgefässe sind vorhanden. Ganz besonderes Interesse und eine grosse Literatur hat der Kehl- sack von Otis hervorgerufen. (Flower Lit. No. 572, Murie Lit. No. 622; Fig. 39 Taf. XXX.) Unter der Zunge, vor dem Frenulum, befindet sich eine ,förmige Oefinung, schliessbar durch sehr dehnbare Schleimhauffalten und durch einen undeutlichen Muskelzug jederseits. Sie führt in einen 20 und mehr em langen und bis zu 10 cm weiten Blindsack von umgekehrt birnförmiger Gestalt. Dieser Sack hängt zwischen dem Schlunde und der vorderen Halshaut; seine Innenwände enthalten keine Drüsen. Diese eigenthüm- liche Ausstülpung oder Erweiterung der Kehlhaut, oder vielmehr des Frenulum linguae kommt nur dem Männchen zu, entwickelt sich wahr- scheinlich erst bei den Erwachsenen und erreicht seine grösste Ausdehnung zur Brütezeit; später scheint der Sack wieder einzuschrumpfen. Der Zweck dieses Sackes scheint sexuelle Zierde zu sein; wie die Männchen ihn zur Zeit ihrer Liebeswerbungen aufblasen, ist schwer verständlich. Jedenfalls ist der Sack ähnlich aufzufassen wie die Kehlblasen gewisser Rasores, z. B. Tetrao cupido. Als Wasser- oder Futterbehälter dient er natürlich nicht. Bekannt ist er bei Otis tarda, ©. Kori, O. australis, ©. Edwardsi. Bei Biziura lobata, &, führt nach Forbes (Lit. No. 577) eine erbsengrosse Oeffnung unter der Zunge, zwischen den beiden Falten des Zungenbandes in eine kleine Tasche, die sich aber nicht in den äusseren Hautlappen am Unterschnabel erstreckt. Der grosse, kegelförmige, aussen herabhängende Sack von Leptoptilus wurde von Peters an zwei Exemplaren von L. erumenifer untersucht: „Der kropfartig hervorragende Kehlsack wird aus einer dünnen Muskel- haut gebildet und eommunieirt weder mit dem Kehlkopf noch mit der Mundhöhle, sondern öffnet sich an der linken Seite der Schädelbasis, wo die Kopfmuskeln ganz frei liegen, unter dem Flügelbein in die grosse Lufthöhle unter dem Auge, und so direet in die Nasenhöhle. In beiden Fällen befinden sich in diesem Luftsacke.eine senkrechte, häutige Scheide- wand, welche bogenförmig bis zum 8. Halswirbel herabsteigt.“ Die Drüsen der Mundhöhle der Vögel sind den Speicheldrüsen der Säugethiere nur im Allgemeinen zu vergleichen; sie nehmen selten einen wirklich traubigen, racemosen Typus an, sondern haben nur die Form eines Beutels, dessen Innenfläche allerdings durch viele häutige Vorsprünge vervielfältigt sein kann. Es sind fast nur Schleimdrüsen; nur selten sondern sie Ferment ab; mehr oder weniger über die ganzen Wände der weichen Mundhöhle verstreut, häufen sich solche Drüsensäckchen an bestimmten Stellen an als deutlich sichtbare Massen. Solche Complexe sind von Stannius und besonders von Meckel je nach der Lage unter verschiedenen Namen beschrieben worden. Ausser den Vögel. 663 schon oben erwähnten Drüsen neben der Choanenspalte und kleinen ein- fachen Follikeln zwischen der Zunge und der Gegend des Kehlkopfes finden sich: 1. Follieuli linguales, einfache tubulöse Säckehen längs den Seiten der Zunge, z. B. bei Lamellirostres, Herodii, Raptores, Psittaei. Sie fehlen, wenn die Zunge wie bei Ratiten, Störchen und Steganopoden sehr rückgebildet ist, doch auch bei Uria, Mormon, Otis, Fulica, Piei. (S. Fig. 16 Taf. XXIX.) 2. Glandulae submaxillares s. gulares; zusammengesetzte Drüsen mit mehreren Ausführungsgängen im Zwischenraum der beiden Unterkieferäste; z. B. bei Schwimmvögeln, Hühnern und Raubvögeln. 3. Gl. sublinguales, zusammengesetzte, seitlich unter der Zunge oder an den Zungenbeinhörnern gelegene Drüsen, deren jede gewöhnlich mit einem Ausführungsgange vor oder neben der Zunge mündet; fehlen den Psittaci, Passeres, Herodii, Steganopodes, Pelargi. Bei den Piei sind sie sehr gross und reichen bisweilen (P. viridis) über den Mundwinkel fort bis hoch zum Hinterhaupt. 4. Gl. parotides oder Mundwinkeldrüsen; zusammengesetzte Drüsen, gewöhnlich hinter dem Jochbogen, seltener dicht am Mundwinkel gelegen, meistens mit einem längeren oder kürzeren Gange im Mundwinkel sich öffnend. Diese Drüsen sind ziemlich beständig, fehlen aber bei Colymbus, Halieus, Sula, Ardea, Striges, Psittaei; sehr klein sind sie bei Ciconia und Otis. Im Allgemeinen sind solche Speichel- oder Schleimdrüsen am wenigsten entwickelt bei Wasser- und Sumpfvögeln, was wohl auf der leichten Wasser- aufnahme beruht; ganz besonders die Steganopoden zeichnen sich durch Fehlen der Drüsen aus; hingegen sind sie stark bei den Hühnern und Spechten. Ziemlich gleichmässig, obgleich klein, finden sich alle Drüsen bei den Lamellirostres. Phoenicopterus nähert sich durch die kümmer- liche Entwicklung oder das gänzliche Fehlen aller solcher Drüsen auch in diesem Punkte den Störchen und weicht von den Lamellirostres ab. Die Zunge. Taf. XXVIU—XXXI. Das Knochengerüst und die Muskeln der Zunge sind schon auf S. 298—-317 beschrieben worden. Betreffend die sensiblen Endapparate sei auf S. 480483 verwiesen. — Der frei in der Mundhöhle liegende Theil der Vogelzunge entspricht höchst wahrscheinlich nicht der eigent- lichen Zunge der Säuger, sondern der von Gegenbaur ausführlich unter- suchten „Unterzunge“. Die typisch ausgebildete Zunge der Vögel besteht aus dem knöchernen und knorpeligen Gerüst, den Muskeln, sensiblen Endapparaten des R. lingualis n. glossopharyngei, Drüsen, Gefässen und dem epithelialen Ueber- zuge. Dieser Ueberzug ist wie das Epithel der gesammten Mundhöhle ectodermalen Ursprunges. Meistens besteht er aus sehr verdiektem und 664 “ Verdauungssystem. verhorntem Epithel, welches an den Rändern und an der Spitze der Zunge in der verschiedensten Weise getheilt und zu allerhand Fasern, Warzen, Pinseln und selbst Röhren umgebildet sein kann. Häufig, besonders bei den Singvögeln findet sich auch eine mehr oder weniger deutliche Zwei- theilung der Zungenspitze, eine Erscheinung, welche an die doppelte Zunge mancher Reptilien erinnert. Nach Grösse und Form ist die Zunge ebenso grossen Verschieden- heiten unterworfen wie der Schnabel; sie ist der grössten Anpassung fähig und dient demgemäss zu sehr verschiedenem Gebrauche, wie zum Tasten, theilweise wohl auch zum Schmecken, zum Aufspiessen der Beute, zum Zurechtschieben des zu enthülsenden Kornes, zum Aufsaugen von Honig, als Seiheapparat u. Ss. w. Ihre Grösse und Form hängt durchaus nicht immer von der des Schnabels ab. Im Folgenden sind einige Hauptformen der Zunge beschrieben, wobei W. Marshall’s Angaben zum grossen Theile benutzt worden sind. Bei manchen Vögeln ist die Zunge sehr klein, unstreitig zurück- gebildet, besonders wenn der Schnabel sehr gross, die Mundhöhle und der Schlund sehr weit sind, sodass die Beute oder sonstiges Futter ganz und schnell verschluckt werden können. Bei Pelecanus und Sula (Taf. XXX Fig. 17 und Taf. XXXII Fig. 41) ist der freie Theil der Zunge fast ganz rudimentär geworden; sie bildet bei Peleeanus onocerotalus eine nur 4 mm lange, im Grunde des gewaltigen Kehlsackes liegende Papille. Auch bei anderen Steganopodes, bei den Ratiten (Fig. 4, S. 311), bei den Pelargi nebst Ibis, bei Numenius, Cochlearia, ferner bei Buceros (Taf. XXVII Fig. 9), Upupa, bei den Alcedinidae und bei Caprimulgus ist die Zunge sehr klein und rückgebildet. Nitzsch benutzte die auffallende Kleinheit der Zunge von Ibis und Platalea (Taf. XXX Fig. 21) als taxonomisches Merkmal und fasste beide Gattungen als ‚„Hemiglottides“ zusammen. Lamellirostres. Die Zunge ist fleischig und flach und so gross, dass sie den Schnabelraum ganz ausfüllt. Marshall beschreibt sie genau. „An der Seite der Zunge verläuft eine Doppelreihe sehr ansehnlicher Borsten, von denen in der hinteren Hälfte drei bis elf sich beträchtlich vergrössern und die Gestalt kleiner Messerklingen annehmen. Auf der Oberseite der Zunge befindet sich jederseits vor einer seichten Mittelfurche eine mehr oder weniger stark gezähnelte, weisse Hornleiste. Der vordere Zungentheil ist von sehr kurzen, weissen Papillen bedeckt, die ihm ein sammetartiges Ansehen geben. An der Spitze befindet sich eine schaufel- förmige, unten convexe, oben concave Hornplatte, nahezu von der Gestalt eines menschlichen Fingernagels. Auf der Unterseite liegen nahe vor der Wurzel neben einander zwei kissenartige Erhöhungen; wenn man die- selben aufschneidet, so zeigt sich (bei Cygnus musieus), dass sie zusammen eine von einer stellenweise 8 mm hohen Fettmasse ausgefüllte Tasche Vögel. 665 bilden, die nach vorn zu abgeschlossen ist. Taf. XXIX Fig. 13 zeigt die beiden aufgeschnittenen Fetttaschen der rechten Seite von Cygnus olor. — Die Zungen aller Gänse- und Entenarten gleichen sich in der Haupsache sehr, jedoch schwanken die Randzähne in Zahl und Grösse, ebenso die Zähne der Leisten auf der Zungenoberfläche. Bei Anser albifrons sind die Seitenpapillen nicht borstig, sondern sehr weich, ganz wie bedeutend verlängerte Papillae filiformes des Menschen. Es liegt die Annahme nahe, dass sich diese Seitenarmatur der Zunge in Correlation mit den blattartigen Vorsprüngen der Schnabelseiten entwickelt habe; es kommt auf diese Art ein Seihe-Apparat von so grosser Vollkommenheit zu Stande, dass die winzigste Schnecke und der schnellste Wurm in ihm hängen bleibt. Als eigentliche Geschmacksstelle der Lamellirostren-Zunge ist wohl nur der hintere, neben den Zahnleisten gelegene Theil anzusehen; hier finden sich bei einigen Arten, z. B. bei Anas penelope, sehr ausgezeichnete weiche, verkehrt kegelförmige Papillen, die von den harten Haar- und Borsten- papillen sehr verschieden sind.“ Auf Taf. XXX sind einige Papillen der Seiten und in der Spitze der Zunge abgebildet. Phoenicopterus. Die Zunge des Flamingo (Taf. XXXI Fig. 29) ist eins der wenigen Organe, in welchen dieser Vogel von den Störchen abweicht und mit den Lamellirostres übereinstimmt. Wahrscheinlich ist dies durch Anpassung an die Aufnahme der aus Schlamm bestehenden Nahrung der Flamingos zu erklären. — Die Zunge füllt den tiefen Raum zwischen den Unterschnabelhälften vollkommen aus; in ihrem hinteren Drittel ist sie eylindrisch, im vorderen aber ist sie von hinten nach vorn schräg abgestutzt und läuft in eine scharfe, hornige Spitze aus; auf dem eylindrischen Theile steht jederseits eine Reihe von ungefähr 16 langen, auffallend weichen Papillen. Ueberhaupt ist die ganze Zunge viel weicher als bei irgend einem anderen Vogel, von schön rosenrother Farbe, die dadurch hervorgerufen wird, dass die lebhaft orangerothe Fettmasse, aus der nahezu die ganze Zunge besteht, durch die dicke weisse Oberhaut hindurchschimmert. Die Zunge galt bekanntlich bei den Römern als Leckerbissen. (Marshall.) Psittaci. Die Zunge der Papageien ist kurz, dick und cylindrisch; in der Mitte verläuft eine breite und tiefe Furche, die sich nach der Spitze zu löffelartig erweitert. Sie ist im Ganzen sehr weich, nur an der Spitze findet sich unterseits stärker verhorntes Epithel. Bei. Trichoglossus und Verwandten trägt die Oberseite des vorderen Drittels und der Spitze eine Bürste von 1.5 mm langen, weichen Papillen; diese entspringen besonders an den Seiten, wo die untere Hornplatte endet, und convergiren nach innen; der mittlere Theil des Bürstenstückes ist kahl und erhöht. Diese Kreisbürste wirkt wahrscheinlich saugend. Vergl. Taf. XXVII Fig. 1-2, und Taf. XXXII Fig. 34. Marshall und Taf. XXXII Fig. 36. Honigsauger. Vergleiche die Holzschnitte Fig. A. B. C. Der homige Ueberzug der Zunge ist zu einem complicirten Apparat umge- wandelt. 666 Verdauungssystem. Nectariniae. Der freie Theil der Zunge besteht aus zwei langen Röhren, welehe durch Einrollung der Seiten der ventralen Hälfte des hornigen Ueberzuges gebildet werden. Die Ränder sind oft in eigenthüm- licher und für die verschiedenen Gattungen typischer Weise eingerissen. Es ist bemerkenswerth, dass die dorsale Platte oder Hälfte der hornigen Seheide nieht an der Bildung der Röhren betheiligt ist, sondern schon im Bereiche der Spitze des Os entoglossum aufhört. Fig. A. Ventrale Ansicht des röhrenartigen Theiles der Zunge von Anthothreptes subeollaris. _ Fig. B. Dorsale Ansicht der rechten Zungenröhre von Anthothreptes malaccensis. Fig. C. Dorsale Ansicht der linken Zungenröhre von Cinnyris auriceps. (Nach Gadow, Lit. No. 145.) Meliphaginae haben Pinselzungen. Die ventrale Hornplatte theilt sich jederseits in zwei rollenartige Gebilde, deren jedes wiederum in fort- laufender Reihe sich dichotomisch auflöst, sodass die Zungenspitze schliess- lich aus sehr zahlreichen feinen halben Röhrehen gebildet wird; bei Prosthemadera sind ungefähr 80 vorhanden. Troehilidae haben Röhrenzungen. Die feine Zunge ist doppelt bis auf den unpaaren basalen Theil des Os entoglossum; jede Hälfte des- selben ist von einer hornigen Schicht umgeben, deren Ränder sich auf- Vögel. 667 und einwärts gegen einander einrollen, sodass im Ganzen zwei lange, gleichmässige Röhren gebildet werden; die Ränder derselben sind oft ganz glatt und schliessen eng an einander, nicht eingerissen und gefasert wie bei den Nectarinien. Die Colibris haben demnach die vollkommenste Röhrenzunge entwickelt. Alle diese eigenthümlich geformten Zungen sind Saugapparate; das Ende der Röhren wird in den Honig u. s. w. eingesenkt, welcher dann durch Saugen über der dorsalen Zungenfläche in die Mundhöhle tritt; die feinen Pinsel und seitlichen Borsten lassen den Nectar vielleicht auch durch Capillar-Attraction aufsteigen, oder der Pinsel wird durchtränkt und später wie ein Schwamm im Munde ausgedrückt. Es ist interessant, den ganzen Vorgang und die Aehnlichkeit der angewandten Mittel dieser Vögel mit dem der Bienen und Schmetterlinge zu vergleichen. Abbildungen der Zunge mancher anderen Vögel (Grus, Rhinochetus, Otis, Phasianus, Haliaetos, Gyps, Buteo, Strix, Rhamphastus, Pieus, Cryp- sirhina, Paradisea, Zosterops, Nectarinia) sich auf finden den Tafeln und auf S. 312. Bei Spheniscidae ist die Zunge sehr wechselnd ausgebildet; lang, mittel oder stark rückgebildet. Bei Podieeps, Colymbus, Uria, Alca ist die Zunge lang, spitz, pfriemförmig, nur am Hinterrande, nahe der Glottis, schwach gezähnelt. Tubinares. Zunge ganz kurz und dreieckig bei Puffinus; vorn abgestutzt bei Procellaria, etwas länger und spitzer bei Thalassidroma pelagica; bei Diomedea kurz, dreieckig, breit, grösstentheils angewachsen, hinten mit spitzen, aber weichen Papillen besetzt. Laridae. Zunge meistens weich, länglich und zugespitzt. Grallae. Zunge schmal und lanzettförmig, nur bei Podoa von Schnabellänge, sonst beträchtlich kürzer. Fast rudimentär, wie beim Ibis bei Numenius. Am Hinterrande mit einigen hornigen Papillen besetzt; ungetheilt, leicht abgesetzt bei Recurvirostra; häufig an der Spite etwas eingeschnitten und gefasert. Kraniche und Verwandte mit ziemlich langer und schmaler, Otis mit hühnerartiger Zunge. Herodii. Zunge lang, schmal und spitz; die einzige Ausnahme hiervon macht Cochlearia, bei der die Zunge ganz kurz, dreieckig und platt, tief an der Kehlhaut angewachsen ist. Diese Rückbildung der Zunge steht mit der Umgestaltung des breiten schuh- oder kahnförmigen Schnabels in engem Zusammenhang. Wahrscheinlich ist dasselbe bei Balaeniceps der Fall. Crypturi. Zunge kurz dreieckig, stark rückgebildet wie bei den Ratitae. Rasores. Zunge im Allgemeinen weich, platt, pfeilförmig, nach vorn verschmälert, etwas zugespitzt und eingeschnitten; bei Crax dagegen bildet sie eine breite Platte, die sich nach vorn allmählich abrundet. Das vordere Drittel ist, besonders an der Unterseite, hornig; am Hinterrande 668 Verdauungssystem. ist die Zunge gerade abgestutzt, dann folgt jederseits ein kleiner Wulst, der mit rückwärts gerichteten Spitzen versehen ist. Columbae. Zunge schmal und spitz, am Hinterrande fein ge- zähnelt. Raptores. Zunge stets wohl ausgebildet und wahrscheinlich als Geschmacksorgan dienend. Sie füllt den Unterkieferraum aus, ist breit, weich, nach vorn abgerundet oder etwas eingeschnitten, manchmal vorn eine leichte, löffelförmige Vertiefung bildend; die Geier können sie sogar halb röhrenförmig zusammendrücken. Coceyges. Bei Cueulus lanzettförmig, vorn hornig, nur hinten ge- zähnelt. Bei Corythaix Buffoni mit scharfkantiger, platter Hornspitze, ohne Borsten endigend; bei C. porphyreolopha breit, an der Spitze mit einigen kleinen vorwärts gerichteten Hornborsten. Die Zunge von Buceros, Alcedo, Upupa ist rudimentär, dreieckig, angewachsen, nur bei Upupa mit gezähneltem Hinterrande. Bei Coracias und Merops endlich ist die Zunge länglich, schmal, dünn, hornig durch- scheinend, an der Spitze ausgefasert. Piei. Zunge sehr lang, rund, schmal; nahe der scharfen Spitze mit hornigen Widerkaken versehen. Vergl. Taf. XXXIII Fig. 35. Bei Rhamphastus ist die Zunge von der Länge des grossen Schnabels, aber sehr schmal und dünn, hornig durchscheinend, an den Seiten fein gefasert. Vergl. Taf. XXIX Fig. 12. Cypselomorphae. Zunge von Caprimulgus schmal, länglich, sehr klein, seitlich viel gezähnelt; bei Steatornis breiter, ganz glatt, nur am Hinterrande gezähnelt; bei beiden Gattungen, dem weiten Schnabel ent- sprechend, etwas rückgebildet. Bei Cypselus ganz wie bei den Schwalben, platt und breit, vorn zweispitzig, hinten pfeilförmig. Passeres. Die Zunge entspricht in ihrer Grösse der des Unter- schnabels und zeichnet sich durch einen hornigen Ueberzug der Vorder- hälfte und der Seiten aus, der oft zu mehrfacher Zerspaltung hinneigt. Einfach, einspitzig, hinten mit furchenartiger Einbiegung und diek ist die Zunge bei Passer, Fringilla; glatt und löffelförmig bei Pyrrhula und Coceothraustes. Platter und vorn zweispitzig ist sie bei Corvus, bei Oriolus, Sturnus, Hirundo u. s. w. Bei Sylvia, Accentor, Emberiza, Regulus, Paradisea u. s. w. ist die Spitze faserig zertheilt. Bei Parus ist sie fast gleich breit, abgestutzt, an der Unterseite vorn mit vier steifen Horn- borsten; sehr ähnlich bei Crypsirhina. (Taf. XXIX Fig. 10.) — Fast all- gemein ist der Hinterrand mit spitzen Papillen besetzt, von denen die an den Ecken am stärksten sind, wie z. B. bei Regulus und Accentor. Marshall macht noch folgende Angaben: Bei fast allen Vögeln, ausser wenn die Zunge sehr zurückgebildet ist, finden sich am hinteren Rande der Zunge mehr oder weniger zahlreiche, ansehnliche Papillen ; sogar bei Buceros findet sich jederseits noch eine. (Taf. XXVIII Fig. 9.) Die Zahl und Grösse dieser nach hinten gerichteten Papillen wechselt sehr Vögel. 669 bei selbst ziemlich nahe verwandten Gattungen. Bei manchen Vögeln stehen solche Papillen auch an den Seiten der Zunge, wie schon erwähnt; bei Gypagus papa sind sie wie die Zähne einer Säge angeordnet, klein und mit der Spitze nach hinten gerichtet. Manche Raubvögel haben aber an den Zungenreihen dicke Wülste, die von einer grossen Anzahl dicht stehender, blattartiger Papillen gebildet werden, z. B. bei Geiern und Bussarden. Vergl. Taf. XXVIII Fig. 3. 4. 5. Papillen anderer Art sind wohl bei allen Vögeln an den Seiten und auf der Oberfläche der Zunge unter oder in dem dicken Epithelüberzug eingebettet vorhanden. Sie sind lang und schmal, in jeder derselben befindet sich eine Capillarschlinge und meistens — wenn nicht immer — ein Herbst’sches Körpehen. In der hormigen Zungenspitze des Schwanes bringt man sie auf einem Sagittalschnitt leicht zur Anschauung, und man bemerkt dabei, dass sie auf der Unterseite der Zunge fehlen. Auch die schon erwähnten Papillen der grossen und breiten Art an den Seiten der Zunge bei den Lamellirostres sind eine Häufung sehr langer, von Horn- epithel überzogener Schleimhautpapillen, in der man gleichfalls nie eine Capillarschlinge vermisst; bisweilen verschmelzen mehrere kleinere zu einer grösseren, in der sich dann aber stets auch mehrere Capillarschlingen finden. Drüsen kommen in der Zunge sehr vieler Vögel vor; sie sind oft ansehnlich und besonders im hinteren Theile gelegen. Bei der Gans liegen sie in Längsreihen geordnet an den Seitenflächen. Zahlreiche und kleine Oeffnungen derselben finden sich auf der Zungenoberfläche der Eulen (Strix brachyotus und Strix flammea, Taf. XXVII Fig. 7); wenige und grosse bei den Papageien; bei Cacatua sulphurea jederseits drei; Fig. 16, Taf. XXIX zeigt einige solche Drüsen auf einem Querschnitt durch den hinteren Theil der Zunge von C. sulphurea. Am grössten fand Marshall solche Drüsen bei Gypagus papa. Sie scheinen hauptsächlich Schleimdrüsen zu sein. Die Färbung der Zunge zeigt manche Verschiedenheiten. Meist ist sie gelblich-bräunlich oder matt röthlich; bei anderen, z. B. bei den Raben, bei Buceros und bei den Papageien schwärzlich. Bei Buceros ist die Farbe der Zunge bei beiden Geschlechtern verschieden. Forbes fand die ganze Rachenhöhle und Zunge der Männchen einiger Paradies- vögel schön grün wie die Federn der Kehle. Auch nahe verwandte Arten "unterscheiden sich durch die Farbe der Zunge; so ist diese nach Giebel bei Regulus ignicapillus mennigroth, bei R. eristatus gelblich. Manchmal ist die Zunge gefleckt, wie bei Garrulus glandarius. Bei Oedemia nigra fand Marshall auf der matt fleischrothen Zunge unregelmässige Binden und Flecken; da dies aber lediglich beim Männchen der Fall ist, so ver- muthet er, dass bei manchen Vögeln die Pigmentabscheidung in der Schleimhaut der Zunge mit der Farbe des Gefieders in Correlation steht. 570 Verdauungssystem. Der Sehlund. Der Schlund, Speiseröhre oder Oesophagus, reicht von der Mundhöhle bis zum Anfange des Drüsenmagens. Er liegt im Halstheile hinter oder dorsal von der Luftröhre, etwas mehr auf der rechten Seite, und wendet sich an der Theilungsstelle der Luftröhre ein wenig nach links. Er ist mit den benachbarten Organen, wie Haut, Luftröhre, Gefässe, durch lockeres, schwaches Bindegewebe, verbunden. Der Schlund besteht aus folgenden Schichten. 1. Die äussere Hülle ist die Adventitia s. Serosa, bestehend aus Bindegewebe mit netzförmig sich vereinigenden elastischen Fasern, nebst zahlreichen darin verlaufen- den Nerven und Gefässen. 2. Eine Schicht ringförmiger, glatter Muskeln. 3. Eine Schicht longitudinal verlaufender glatter Muskeln. 4. Die Sub- mucosa, bestehend aus theilweise elastischem, theils aus adenoidem Binde- gewebe, welches Nerven-, Blut- und Lymphgefässe enthält. Von dieser Lage gehen viele Bündel durch die Muskellagen hindurch und vereinigen sich mit der Adventitia. Das lockere submucose Gewebe gestattet den Muskellagen bei nicht ausgedehntem Zustande der Speiseröhre sich in Längsfalten zu legen, sodass sie auf dem Querschnitte eine sternförmige Figur bilden. 5. Die innerste Schicht, die Mucosa, bestehend aus vielfach geschichtetem Epithel. Sie bildet eine gegen den Drüsenmagen hin mit zackigem Rande abgesetzte, leicht abziehbare Haut. Ist die Speiseröhre weit und für die Aufnahme grosser Beute, wie Fische, eingerichtet, so ist die Mucosa sehr diek. Die tiefer liegenden Epithelzellen sind rundlich und haben deutliche Kerne; die mehr oberflächlichen Lagen bestehen aus platten Pflasterzellen. In dieser Mucosa kommen zahlreiche, dicht neben einander liegende Drüsen vor; es sind sehr einfach gebaute Schleim- drüsen. Es ist bemerkenswerth, dass bei Vögeln und Reptilien die Querschicht von Muskelfasern nach aussen, die Längsschicht nach innen liegt, während bei den Säugethieren das Umgekehrte der Fall ist. 2 Die Dicke der 5 Schichten wechselt sehr. Postma fand für die Ringsmuskelschicht bei Larus argentatus 0.60 mm, bei Alcedo 0.17, Cyp- selus 0.17, Nucifraga 0.15, Turdus 0.3 mm; für die Längsmuskelschicht 0.08, 0.05, 0.07, 0.06 und 0.06 mm; die Dieke der Submucosa betrug bei Larus 0.20, bei Alcedo 0.08, bei Cypselus 0.1 mm; die Dicke der Mucosa bei Alcedo 0.07, bei Cypselus 0.37” mm. Während die Gesammtdicke der Wände bei Larus 1.25 mm beträgt, ist sie bei der Taube nur 0.64 mm. Postma verdanken wir genaue Angaben über den mikroskopischen Bau des Schlundes einiger Vögel. Während bei Larus die Innenwände des ganzen Schlundes mit kleinen Drüsen besetzt ist, kommen solche bei der Taube fast nur auf den erhabenen Längsfalten vor, die sich zwischen dem Ende des Kropfes und dem Anfange des Drüsenmagens befinden. Die Drüsen sind rund oder oval, am innersten Theile zugespitzt; das Lumen der Drüse wird durch einige Zwischenwände in 5—5 Theile Vögel. 671 geschieden, sodass die ganze Drüse acinös erscheint. Das secernirende Epithel besteht aus Cylinderzellen mit hellem Inhalt und einem basal ge- legenen Kern; der Drüsenhals ist wie die übrige Speiseröhre mit Pflaster- zellen bekleidet; der Kropf selbst enthält keine Drüsen. Die Drüsen bei Alcedo und Larus sind einfach tubulös, mit wenig verengtem Hals. Bei Cypselus sind die Drüsen sehr zahlreich, tubulös, mit langem Hals. Bei Nueifraga caryocatactes sind zahlreiche Drüsen auf den dem Drüsenmagen benachbarten Theil des Schlundes beschränkt; ihr Bau stimmt mit dem der Tauben überein. In den übrigen Theilen des Schlundes, besonders nahe dem oberen Ende, finden sich viele Grübehen; da die- selben nur mit dem gewöhnlichen Pflaster-Epithel bekleidet sind, auch keinen besonderen Inhalt haben, so hält sie Postma nicht für Drüsen. Derselbe Forscher beschreibt beim Nusshäher noch ein eigenthümliches Gebilde, welches an der Seite des Schlundes liegt, welches auf Quer- schnitten einem langgestreckten Wurm ähnelt. Es ist 2.5 mm lang und lmm dick; es ist hohl, innen mit Epithel bekleidet; ob seine Höhle mit dem Lumen der Speiseröhre in Verbindung steht, konnte nicht untersucht werden. — Bei Turdus merula enthält die ganze Speiseröhre kleine tubulöse Schleimdrüsen. Der Schlund der Vögel ist im Allgemeinen sehr weit im Vergleich mit dem der Säugethiere; besonders wenn die Nahrung unzerstückt ver- schluckt wird, ist er ganz überraschender Ausdehnung fähig. So fand Marshall im Schlunde von Colymbus einmal 6 handlange Heringe, deren im Magen liegende Köpfe schon theilweise verdaut waren; bei einem aus- gewachsenen Bucorax abyssinicus fand er den Durchmesser des aufge- blasenen Oesophagus im oberen Theile 10 em weit. Bei sehr vielen Vögeln bleibt das Lumen der Speiseröhre nicht gleich- mässig bis zum Drüsenmagen, sondern ist zu einem Kropfe (Ingluvies) erweitert. Die Wände des Kropfes unterscheiden sich in ihrem Bau nicht von denen des übrigen Schlundes, enthalten also ausser den gewöhnlichen keine speeifischen Drüsen. Hasse beschreibt bei der Taube zwei dünne Bänder von quergestreiften Muskeln, die in einer Breite von 8.3 em vom Gabelbein entspringen, schräg nach unten und hinten verlaufen und in einer der Mittellinie des Körpers zugewandten Richtung sich in der Haut inseriren. Er schreibt ihnen die Funktion zu, einen willkürlichen Druck auf den Kropf zu dessen Entleerung auszuüben. Marshall fand bei manchen Hühnern, z. B. bei Phasianus pietus, ein 4 cm langes und 0.4 cm breites unpaares Muskelband, welches von der Mittellinie der Halshaut gegenüber dem oberen Rande des Kropfes entsprang und sich an dessen unteren Theil breit inserirte. Die kropfartige Erweiterung des Schlundes zeigt folgende von ein- ander zu unterscheidende Verhältnisse. 1. Ein beträchtlicher Theil der ventralen Schlundwand buchtet sich allmäblich aus und bildet ein spindelförmiges Lumen. Gefüllt rückt diese Erweiterung nach rechts gegen die dorsale Seite des Hinterhalses hin. 672 Verdauungssystem. Diese Form ist als die niederste Stufe eines Kropfes anzusehen, und habe ich für dieselbe die Bezeichnung „unechter Kropf“ gewählt. 2. Der „wahre oder echte Kropf“. Der Schlund ist hier nicht in beträchtlicher Länge erweitert, sondern der Kropf befindet sich kurz vor dem Eintritt des Schlundes in den Rumpf, und ist in gefülltem Zu- stande von rundlicher, nach oben und unten hin scharf abgegrenzter Form. Er ruht auf dem Gabelbein. Diese beiden Hauptformen sind durch zahlreiche Uebergänge ver- bunden. Der Schlund der Eulen zeigt nur eine schwache, aber lange und sehr dehnbare Erweiterung. Bei den meisten Sumpfvögeln liegt eine Erweiterung in der Mitte; dieselbe wird bisweilen, wie bei Haematepus sehr ansehnlich. Bei Mergus fängt der Schlund sehr weit an, schnürt sich in der Hälfte seiner Länge ein, erweitert sich abermals und schnürt sich vor dem Drüsenmagen nochmals ein. Einen echten, sackartigen Kropf besitzen: Rasores, Pterocletes, Columbae, Opisthocomus, Thinocorys, Attagis und Psittaci, und von den Passeres Pyrrhula, Loxia, Vidua, Fringilla, Coceothraustes, Emberiza und Bombyeilla. Uebergänge der Kropfbildung werden sich wohl noch bei manchen Conirostres finden. Einen unechten Kropf haben: Casuarius, Mormon s. Fratercula, Pedionomus, Raptores, Striges, Trochilidae, und von den Rasores Panurus. Schwache Erweiterungen in der Mitte des Schlundes sind bei Phala- cerocorax, einigen Enten und bei Ciconia bekannt. - Der Kropf fehlt bei: Struthio, Rhea, Apteryx, Spheniseidae, Podiceps, Colymbus, Tubinares, Steganopodes, Lamellirostres, Laridae, Alca, Uria, Grallae (inel. Grues, Fulicariae, Parra), Herodii, Pelargi, „Coceygomorphae + Picariae“, z. B. Rhampbastus, Piei, Merops, Coraecias, Alcedo; Cypselus, Caprimulgus, Podargus, den meisten Passeres. Der echte Kropf ist demnach auf die graminivoren Vögel beschränkt; er erreicht seine höchste Ausbildung bei den Tauben, s. dort und Fig. 44, Taf. XXXIV. Der Kropf ist eine secundäre Bildung.in Anpassung von trockener, schwer verdaulicher Nahrung. Inwiefern er als taxonomisches Merkmal zu benutzen, zeigen wohl Opisthocomus, Thinocorys, Attagis, Pedionomus und Panurus. Ueber die Wirkung der Drüsen des Schlundes und Kropfes wissen wir wenig Genaues. Die meisten sind wohl nur Schleimdrüsen, Leydig sagt aber mit Recht, dass die länglichen Schlauchdrüsen im Beginne des Schlundes von Stiix passerina an Lieberkühn’sche Drüsen erinnern; ihr Bau ist beim „Darm“ besprochen, s. dort. Marshall bildet in dem Kropfe von Cacatua sulphurea (Fig. 48, Taf. XXXIV) zahlreiche grosse Drüsen ab, wie ich sie bei anderen darauf hin untersuchten Papageien nicht gefunden habe. Dass das Secret der Drüsen bei Raubvögeln auf das im Kropfe verweilende Fleisch stark chemisch einwirkt, zeigte schon Tiedemann (Lit. No. 646), wie denn auch auf dessen schöne Versuche Vögel. 675 betreffend Wirksamkeit des Kropf- und Magendrüsensaftes und das Ver- weilen der Nahrung im Kropfe verwiesen sei. Ausserdem versieht der Schlundkropf der Raubvögel auch die Function, das Fleisch von unver- daulichen Bestandtheilen, wie Haaren, Federn, Knochen u. s. w. zu scheiden, mithin bei der Gewöllbildung mitzuwirken, wie schon Tiedemann richtig bemerkt. Ich selbst habe oft die eigenthümliche Beobachtung gemacht, dass die Haut der von Bussarden und Eulen fast unversehrt verschluckten Mäuse, denen nur der Kopf zerbissen war, nach einigen Stunden mehr oder weniger abgestreift neben dem übrigen Körper lag, als wenn die Vögel abgebalgte Mäuse mit der nur noch mit einem Zipfel daran hängen- den, sonst aber unversehrten Haut verschluckt hätten. An zahmen Vögeln lässt sich dies durch Experiment bestätigen. Das Secret der Drüsen wird die lockere Subeutis der Mäuse erweichen, worauf die Contractionen der Schlundwände die am Kopfe aufgebissene Haut über den Körper zurückgleiten lässt. — Auch Körner werden im Kropfe erweicht und quellen auf, bei mit Erbsen überfütterten Tauben oft in gefährlichem Grade. Magen. Der gesammte Magen der Vögel zerfällt in zwei äusserlich mehr oder weniger getrennte Abtheilungen. Erstens in den dem Schlunde sich an- schliessenden Vor- oder Drüsenmagen (Proventrieulus, s. Bulbus glan- dulosus, s. Infundibulum s. Echinus; Estomae glanduleux s. ventrieule succenturie s. V. pepsiüue; dieser Theil wirkt nur chemisch; seine Wände sind nur schwach muskulös, aber mit zahlreichen, grossen Drüsen ver- sehen. Hierauf folgt ein schwachwandiger, nur Schleimdrüsen enthalten- der Abschnitt, bisweilen Zwischenschlund genannt, der in die zweite Hauptabtheilung führt: Muskelmagen (Ventrieulus, Gizzard, Gesier); dieser wirkt wohl nur mechanisch. Hieran schliesst sich bei manchen Wasser- und Sumpfvögeln noch eine dritte Abtheilung, der sogenannte Pylorusmagen oder Magenanhang. Die gegenseitigen Verhältnisse dieser Magenabtheilungen wechseln in hohem Grade, sind zwar meistens auf die Form und die chemische Zu- sammensetzung der Nahrung zurückzuführen, aber gewähren doch ein sehr brauchbares taxonomisches Merkmal. Der ganze Vogelmagen ist als Erweiterung und Modifieation dieses Theiles des gesammten Nahrungsschlauches aufzufassen. In dem vorderen Theile herrschen speeifische Verdauungsdrüsen vor, während im Muskel- magen solche Drüsen ganz unterdrückt sind und dafür die Muskelschiehten in oft erstaunlichem Grade entwickelt sind. Cattaneo (Lit. No. 546) hat nachgewiesen, dass auch auf Grund ontogenetischer Entwicklung der Drüsenmagen als echte Magenbildung aufzufassen und nicht dem Schlunde zuzurechnen ist. Die Structur des Magens ist Gegenstand einer äusserst reichhaltigen Literatur geworden; mehr als 60 Arbeiten sind darüber veröffentlicht Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 43 674 Verdauungssystem. worden. Von den neuesten und umfassenden sind die von Cattaneo, Postma und Cazin zu erwähnen. Drüsenmagen. z Der Drüsenmagen zeigt sehr verschiedene Bauart und Ausbildung. Er kann sowohl in den Schlund, als auch in den Muskelmagen ganz allmählich übergehen, oder er scheint, besonders wenn der Muskelmagen stark ist, als ein in der Regel kleineres, sehr selbständiges Organ. Ebenso sehr verschieden ist die Structur seiner Innenwände. Im Allgemeinen ist der Drüsenmagen desto grösser, je kleiner der Muskelmagen ist; die An- zahl seiner Drüsen hält aber durchaus nicht immer mit seiner Grösse Schritt; es stehen daher die Drüsen in weiteren Abständen von einander, wenn der Drüsenmagen verhältnissmässig sehr gross ist, wie z. B. bei Casuarius, Struthio, Tubinares, Aptenodytes; oder, anstatt zerstreut zu stehen, treten die Drüsen zu besonderen Complexen zusammen und lassen den grössten Theil der Innenwände frei; z. B. bei vielen Raptores, Pelargi, Steganopodes, besonders bei Plotus. Bei anderen Vögeln stehen die Drüsen dicht aneinander gedrängt und bedecken die ganze Wand, indem sie sich gegen Schlund und Magen hin allmählich verlieren, oder, was das Ge- wöhnlichste ist, indem sie einen dicken Gürtel oder Ring bilden, der dann beiderseits scharf abgesetzt ist. Einige Abbildungen finden sich auf Taf. XXXV—XXXVI. Die Grösse der Drüsen ist am bedeutendsten bei den Pflanzenfressern, z. B. Rasores, Ratitae und bei Leptoptilus; klein bei den Raptores. Ihre Grösse wechselt aber so sehr, dass sich keine allgemeine Angaben machen lassen, es muss daher auf die specielle Beschreibung verwiesen werden. Cazin giebt an, dass die Drüsen einlappig sind bei den meisten Vögeln, z. B. Columba, Anas, Sula, Phoenicopterus, Haematopus, Dicholophus, Astur. Sie sind viellappig bei einigen Granivoren und Herbivoren: Anser, Gallus, Meleagris, Struthio, Rhea; ferner bei Procellaria gigantea und Spheniseus capensis. . Postma unterscheidet 3 Typen der Drüsen. 1. Die Drüsen öffnen sich, obgleich nicht alle, sogleich in den Vormagen, ohne gemeinschaft- liche Ausführungsgänge zu bilden, z. B. Cypselus. 2. Mehrere Drüsen münden in einen Hauptgang: Columba, Turdus, Larus. 3. Mehrere secun- däre Gänge sind zu einem Hauptgange vereinigt: Nucifraga. — Es finden sich, wie zu erwarten, Uebergänge von einfachen zu zusammengesetzten Drüsen; sie scheinen alle tubulös zu sein. Eine grössere Anzahl von solchen Drüsenschläuchen wird durch eine gemeinsame bindegewebige Hülle zu einem Ganzen, einem abgeschlossenen Packet oder Lappen ver- bunden. Die blinden Enden der einzelnen Schläuche sind mit granulirten, polygonalen Zellen ausgekleidet; diese gehen dann weiter nach aussen in Cylinderzellen über. Auch ‘die zwischen den Drüsenmündungen liegen- den Theile (der Innenwände des Vormagens sind mit Cylinderepithel \ Vögel. 675 bekleidet (der Schlund mit Pflasterepithel); dasselbe ist leicht vergänglich und scheidet eine sich fortwährend erneuernde eutieulare Masse ab. In diesem Epithel fand Postma bei Larus argentatus und anderen Vögeln zahlreiche kleine Grübehen oder Einstülpungen, deren Grund etwas erweitert und mit kleinzelligem Epithel versehen ist, sodass sie wohl als Drüsen (Schleimdrüsen) aufzufassen sind. Ihre Länge beträgt bei Larus 0.25 mm; die Weite des Fundus 0.035 mm, im Uebrigen ungefähr 0.018 mm. Die specifischen Drüsen des Vormagens sind 1.08 mm lang, 0.037 mm breit und stehen senkrecht auf der Wand des Vormagens. Bei der Taube ist nach Postma die Innenfläche des Vormagens nicht glatt, wie bei Larus, sondern jede der Oeffnungen der zusammen- gesetzten Drüsen ist von zwei oder drei kleinen halbmondförmigen Falten umgeben, und da diese mit den benachbarten theilweise in Verbindung treten, so erhält die Innenfläche des Drüsenmagens ein runzliches, 'netz- artiges Aussehen. Bei manchen anderen Vögeln sind die Drüsenöffnungen von zwei concentrischen Falten umgeben, die durch Verlängerung mit einander verbunden sind. So wird, wie schon Meckel beschreibt, bei Collocalia jede Drüsenmündung ‚von einer häutigen Röhre umgeben, die anfangs einfach in den Vormagen vorspringt, sich aber bald blumen- ähnlich in viele gezackte Gipfel spaltet, wodurch die innere Fläche des Drüsenmagens ein zottiges Aussehen erhält. Eine Annäherung an diese Bildung zeigen indessen die meisten Vögel, namentlich Falco, Strix, Turdus, durch zwischen den Drüsenöffnungen verlaufende Falten, die meistens von einander getrennt, doch bei Falco subbuteo verbunden sind“. Einige solche Drüsen von Collocalia sind abgebildet Fig. 62, Taf. XXXVI. Bei Cypselus finden sich solche Drüsenwälle nicht. Das Secret der Drüsen vermag bei Geiern, Reihern, Cormoranen, Leptoptilus und anderen Knochen und sogar Fischgräten völlig aufzu- lösen. | In Bezug auf die Muskellagen des Drüsenmagens bemerkt Postma ausdrücklich, dass er bei den verschiedenen von ihm untersuchten Vögeln drei Lagen von Muskeln beobachtet hat, von denen die mittlere oder eirculare die stärkste ist. Die äusserste ist die dünnste und besteht aus longitudinalen Fasern; ihre Dieke beträgt bei Larus nur 0.079 mm, wäh- rend die mittlere oder eirculare s. annularis 0.537, die innerste, wieder longitudinale, 0.125 mm dick ist. Auch Cazin erwartet bei Gallus ausserhalb der Ringmuskelschicht des Drüsenmagens eine dünne Lage von longitudinalen Muskelbündeln. Die relative Grösse und innere Structur des Drüsenmagens, besonders die Anordnung der Drüsen, nicht aber ihr Bau selbst, sind ebenso schlecht zur Charakterisirung grösserer Vogelabtheilungen zu verwenden, wie sie oft sehr treffende Fingerzeige für die Zusammengehörigkeit von Familien und Gattungen geben. 45* 676 Verdauungssystem., Muskelmagen. Der Muskelmagen der Vögel ist tief herabgerückt und nimmt den grössten Theil der mittleren und linken Bauchhöhle ein. Die Cardia, der Magenmund, befindet sich entsprechend dem in der Längsaxe des Körpers liegenden Drüsenmagen an der dorsalen Seite und ist häufig durch die etwas nach links geneigte Insertion ausgezeichnet. Bei Vögeln mit sehr starkem Magen, wie bei den Hühnern, erscheint der Magen wie eine dicke biconvexe Linse. Die beiden convexen Flächen sind in der Mitte etwas abgeplattet und zeigen dort jederseits einen glänzenden Sehnenspiegel; die Fächen liegen parallel mit der Mittelebene des Körpers; der eine Spiegel sieht also nach rechts, der andere nach links. Die sehr dicken Muskeln bilden am Ventral- und am Dorsalrande des Magens, der Linse, starke Vorsprünge. Gemäss dieser Lage besteht Cazin darauf, die beiden Muskeln als M. anterior und M. posterior nicht, wie bisher geschehen, als rechten und linken zu unterscheiden. Dies ist jedoch morphologisch nicht richtig. Der Pylorus liegt nämlich rechts, etwas nach vorn über dem rechten Sehnenspiegel, die Cardia liegt links davon. Pylorus und Cardia liegen stets sehr nahe nebeneinander, die Curvatura minor ist bei den Vögeln daher sehr klein, sie entspricht natürlich der ursprünglich dorsalen Wand des noch nicht zum Magen ausgebildeten Nahrungsschlauches. Die Curvatura major ist sehr gross und ist wie bei den Sängern von links nach rechts gerichtet. Der Fundus des Magens befindet sich bei den Vögeln am untersten, nach dem After hin gerichteten Ende des Magens; die grösste Längsausdehnung des Magenlumens liegt also in der Richtung der Längsaxe des Körpers. Der Magen ist also wie bei den Säugern schräg von links nach rechts gedreht, seine ursprüngliche linke Seite sieht nun dorsalwärts, die rechte dagegen ventralwärts; in der Mitte jeder Seite ist die Ringmuskulatur am stärksten, Zwischensehnen oder Sehnenspiegel sind eingeschaltet zwischen Cardia und Fundus (linksliegender Spiegel) und zwischen Fundus und Pylorus (rechtsliegender Spiegel). Mit Rücksicht auf die Stärke der Muskulatur des Magens, die zum grössten Theil seine äussere Form bestimmt, folgt man gewöhnlich der von Cuvier vorgeschlagenen Eintheilung. Er unterscheidet zwischen Gesier simple und G. complique. Selbstverständlich sind beide Magenformen durch eine grosse Anzahl von Mittelformen verbunden, wobei die Nahrung stets als Hauptursache der Modification erkennbar ist. 1. Der einfache Muskelmagen ist von ovaler, rundlicher, auch sack- förmiger Gestalt. Die abgeplatteten Seiten zeigen je eine Sehnenscheibe; die Wände sind überall ziemlich gleichmässig, nur wenige Millimeter dick, von hellbläulichgelber, selten fleischrother Farbe. Die Wände sind grosser Ausdehnung fähig, können sogar bis zur Transparenz ausgedehnt werden, z. B. bei Caprimulgus. Die Innenwände dieses Magens enthalten ausser zahlreichen Schleimdrüsen dichtstehende, tubulöse, einfache Drüsen, deren Vögel. 677 Secret keine chemische Wirksamkeit hat, sondern eine weiche, leicht ver- gängliche, sich fortwährend erneuernde cuticulare Auskleidung bildet. Einen solchen einfachen Magen besitzen diejenigen Vögel, deren Nahrung haupsächlich aus Fleisch, Fischen und weichen Früchten, auch aus Insekten besteht. Der Magen der echten Fischfresser, wie Ardea, Phalacrocorax, ist ein langer, ovaler, fast bis zum After reichender, weichhäutiger Sack, der den ganzen vorderen und linken Raum der Bauchhöhle einnimmt, sodass die unzerstückt verschluckte, oft sehr grosse Beute aufgenommen werden kann. Bei den Tubinares ist dagegen der Muskelmagen rück- gebildet und wird durch den desto mehr entwickelten Drüsenmagen ver- treten; Aehnliches findet sich bei Casuarius, Euphone u. A. nicht mit einander verwandten Vögeln. Dass weiche Nahrung Einfluss auf die Stärke der Magenmuskulatur hat, zeigt deutlich Manucodia im Gegensatze zu anderen Austrocoraces. 2. Der zusammengesetzte Magen findet sich vorzugsweise bei den Vegetabilienfressern, deren Nahrung mechanischer Einwirkung durch Zerreiben bedarf. Sand und ziemlich grosse Steine werden zur Hülfe verschluckt. Hierher gehören: Lamellirostres, Struthio, Rasores, Columbae, - Grus, körnerfressende Passeres u. a. Die Structur der vorigen Form ist auch hier, besonders am Fundus zu erkennen: Es haben sich aber der rechte und der linke Seitentheil der Muskulatur zu je einem sehr starken tiefrothen M. lateralis entwickelt; sie bilden auf der nach rechts und nach links schauenden Seite einen glänzenden Sehnenspiegel. Die Peripherie des meistens etwas plattgedrückten Magens ist oft vorspringend kantig, oder eckig; die eine Kante sieht ventral-, die andere dorsalwärts. Immer ist diese Magenform auch äusserlich deutlich vom Drüsenmagen oder vom Zwischensehlund abgesetzt. — Die gegenseitige Lagerung der beiden Muskelmassen studirt man am besten auf einem durch die Mitte des Magens geführten Querschnitt. Das Magenlumen erscheint dann als Oblongum, dessen kurze Seiten dünne, nur durch die Sehnenspiegei ge- bildete Wände haben, während die langen Seiten durch die beiden Haupt- muskeln und die von ihnen getragenen Reibeplatten begrenzt werden. Nur bei der Taubengattung Ptilinopus ist nach Garrod’s Entdeckung das Magenlumen im Querschnitt kreuzförmig. Die Formveränderungen bei Contraetion der Muskeln sind aus den Abbildungen ersichtlich. Lit. No. 582. Jeder der beiden Hauptmuskeln zeigt eine deutliche Schich- tung von Muskelblättern, die von einer Sehnenscheibe zur andern verlaufen und gewissermaassen zwischen denselben ausgespannt sind. Ausserdem ist noch ein zweites Paar Muskeln vorhanden: Mm. intermedii; sie liegen zwischen den Mm. laterales; der eine auf der kleinen Curvatur rechts neben und vor dem Drüsenmagen, der andere ziemlich in der Mitte der grossen Curvatur. (Fig. 64, Taf. XXXVIL) Sie sind viel dünner als die Mm. laterales und weisen sich auf dem Durchsehnitt als Halbröhren aus; sie sind ziemlich schlaff und geben dem Drucke nach; ihr Fleisch ist viel weicher als das der Seitenmuskeln und von hellerer Farbe. (Marshall.) 678 Verdauungssystem. Besondere Aufmerksamkeit ist von sehr vielen Anatomen der die Innenwände des Magens stets auskleidenden harten eigenthümlichen Haut zugewendet worden. Sie wird häufig, aber fälschlich als hornige Haut, Lederhaut oder Chitinhülle aufgeführt. Die einzig richtige Bezeichnung ist die einer Cutieula, denn sie besteht ausser zufällig beigemischten Zellenresten nur aus verhärtetem, structurlosem Secret der Zellen der Magenwände. Namentlich Flower, Molin, Wiedersheim, Cursch- mann, Postma und Cazin haben diese Hülle untersucht. S. Taf. XXX VII. Sie lässt sich von der Magenwand ziemlich leicht als eine stets braun oder gelb gefärbte harte, strueturlose, horn- oder lederartig erscheinende Masse abziehen. Gegen den Zwischenschlund hin wird sie sie weicher, gelatinös, also wie im schwach muskulösen, „einfachen“ Magen. Die Hülle selbst ruht auf einer dieken, weisslichen Membran, welche aus zwei Schiehten besteht. Die tiefere, dünnere ist fibröses Gewebe und ist an der Muskelschicht des Magens befestigt; die oberflächliche, innere ist dieker und aus zahlreichen, einfachen tubulösen Drüsen zusammengesetzt. Das fibröse Gewebe dringt überall zwischen die einzelnen Röhren ein und umschliesst ausserdem eine grössere Anzahl von ihnen in wechselnder Anordnung, z. B. in ovalen oder polygonalen Gruppen bei Rasores und Lamellirostres; mehr in Reihen angeordnet bei Columbae und Passeres. Jede Drüsenröhre selbst besteht aus einer Wand von Cylinderzellen, deren Kerne entfernt vom Drüsenlumen, also basal liegen. Die Drüsen secer- niren eine farblose Masse, welche dann aus den Röhren hervortritt und erhärtet. Mit Hülfe des Secrets der am Ausgange der Drüsen und zwischen ihnen stehenden Cylinderzellen verkleben dann die ausgetretenen Säulchen zu einer sehr bald erhärtenden Hülle. Das Innere der einzelnen faden- artigen Seeretstränge oder Säulchen erscheint bisweilen granulös und etwas dunkler als die zum Verkleben dienende Masse. Häufig zeigt die resul- tirende Hülle eine Schichtung. Falten in der Mucosa der Magenwände verursachen natürlich wulstartige Erhebungen und andere Rauhigkeiten in der Cuticula, sodass diese, noch dazu durch Sand und Steinchen unter- stützt, durch die antagonistische Bewegung der beiden Seitenmuskeln mit den auf ihnen ruhenden „Reibeplatten“ ein sehr wirksames Mittel zur Zerkleinerung von harter Nahrung abgeben. Die eigenthümlichen haarartigen Gebilde im Pylorusmagen von Plotus sind nach Cazin nichts anderes als lange, erhärtete Secretfäden. Auch die kegelförmigen Fortsätze im Magen von Carpophaga latrans und einigen Tubinares sind als solche euticulare Gebilde und nicht als Hornproducte aufzufassen. Bei Cuculus erscheint die im Uebrigen ziemlich weiche Cuticula bisweilen ganz haarig, da sich die abgebrochenen Haare der Raupen, von welchen diese Vögel leben, in die Cutieula einbohren. In Folge der gleichmässigen Bewegung der Muskeln erscheinen die Haare ganz regel- mässig und zwar spiralig angeordnet. 8. Fig. 58, Taf. XXXVI Vögel. 679 Marshall bemerkt, dass auch er einmal das rostrothe Pigment des Magenüberzuges beim Kukuk gesehen habe, welehes Heusinger erwähnt (Meckels’ Archiv VIII, S. 558). Es waren grosse, gruppenweise zusammen- liegende Körner, die sich ziemlich tief in die wellig gestreifte Substanz des Ueberzuges hineinzogen. S. die Abbildung. In der Regel verbraucht sich die fortwährend neu wachsende euti- eulare Hülle durch die mechanische Abnutzung allmählich. Es sind aber auch Fälle bekannt, wo die ganze Hülle auf einmal abgestossen und dann ausgespieen wird; dies wäre eine Art von Häutungsprocess, besonders wenn derselbe periodisch stattfinden sollte. Bis jetzt wurde ein solches Ausstossen bekannt bei Turdus viseivorus, Sturnus vulgaris, Pastor roseus, Surnia noetua, Buceros corrugatus; auch Cueulus soll dasselbe thun. Am eigenthümlichsten verhält sich Buceros, nach Bartlett Lit. No. 534. Während der Brütezeit wird das Weibchen im hohlen Baum auf dem Neste eingemauert und während der ganzen Zeit vom Männchen gefüttert. Zu diesem Zwecke speit dasselbe grosse Ballen aus, welche (wie Exem- plare aus dem Londoner zoologischen Garten zeigen) aus Früchten nebst der Cuticula des Magens als Hülle bestehen. Das Männchen soll sich - hierdurch gegen Ende der Brütezeit in hohem Grade erschöpfen, wie Livingstone berichtet. Selten ist das Vorkommen einer dritten Magenabtheilung, des sogen. Pylorusmagens (Bulbus pyloricus); bis jetzt bekannt bei Spheniseidae, Podieipedidae, Steganopodes, Herodii, Pelargi, undeutlich entwickelt bei Mersus, Gallinula, Porphyrio. Die eigenthümliche Winkelbildung des Duodenalanfanges mancher Grallae und einiger Rasores gehört vielleicht auch hierher als Ueberbleibsel einer ähnlichen Pylorusbildung. Beschrei- bungen dieser Abtheilung sind im speciellen Theile gegeben. Die innere Auskleidung stimmt mit der des übrigen Muskelmagens überein. Die meisten der hierher gehörigen Vögel sind Fischfresser; es liegt demnach nahe die äusserst wasserhaltige Nahrung als Ursache für die Ausbildung eines Pylorusmagens anzunehmen, indem dann ein verlängerter Aufenthalt der leichtflüssigen Nahrung im vorbereitenden Darmabschnitte erreicht würde. Hierfür spricht auch das Vorhandensein der klappen- artigen Falten an beiden Enden des Pylorusmagens. Ein ähnlicher Pylorus- magen findet sich bei den Crocodilen. Ueberhaupt ist der Pylorus, d. h. der Uebergang vom Magen in das Duodenum fast immer durch einen sorgfältigen Apparat von Klappen und Falten und durch einen besonderen Sphineter ausgezeichnet, sodass Substanzen, wie Gras, Gräten, Knochen, scharfe Steinchen und dergleichen aufs sorgfältigste vom Dinndanm fern- gehalten werden können. Runde Kerne, wie Kirschkerne, passiren Jedoch gelegentlich den ganzen Darm, wie z. B. bei Enten, Turdus viseivorus und in hohem Grade bei Carpophaga vorkommt. Abbildungen einiger Pylorusklappen sind in Fig. 63, 65 und 67, Taf. XXXVI und XXXVI gegeben. Bisweilen ist ein Pylorusmagen äusserlich gar nicht angedeutet, während sich innen eine sehr hohe und breite Falte erhebt (Tantalus). 680 Verdauungssystem. Gewöllbildung findet hauptsächlich im Muskelmagen statt. Der unverdauliche Ballen wird dann bei den Raubvögeln in den Kropf ge- drückt, wo er noch lange Zeit liegen bleibt. Kein Vogel nimmt neue Nahrung zu sich, ehe er sich des Gewölles entledigt hat. Am gewöhn- lichsten ist die Gewöllbildung bei den Tagraubvögeln und bei den Eulen; auch beim Storch ist sie beobachtet worden, wenn die Nahrung aus Mäusen bestand. Aehnliches scheint auch beim Reiher gelegentlich vor- zukommen. Inwiefern der Kropf an der Gewöllbildung betheiligt ist, wurde dort besprochen. Die Leber. Die Leber (Hepar) der Vögel nimmt bei ihrer verhältnissmässig be- deutenden Grösse einen beträchtlichen Theil der vorderen und mittleren Körperhöhle ein. Sie reicht einerseits über den Drüsenmagen auf den Muskelmagen und theilweise auf den Darm herab, andererseits in Folge des unvollkommenen Zwerchfelles weit in die Brusthöhle hinein und um- fasst mit ihren Vorderrändern die dorsale Hälfte und die Spitze des Herzens; die Einlagerung des letzteren bedingt bisweilen sehr tiefe Spal- tung der Leberränder. Durch eine Duplicatur des Peritoneums wird ein Ligamentum suspen- sorium gebildet, welches als Lig. faleiforme den Zwischensteg beider Leber- flügel mit der Sternalmittellinie verbindet. Ausserdem findet Verbindung mit dem Magen, den Luftsäcken und theilweise mit dem Darme statt. Das Peritoneum umgiebt die Leber mit doppelter Hülle; die eine liegt ihr unmittelbar angewachsen auf, die andere bildet eine lose Umhüllung. ‚Die grosse Pfortader mündet in die Leber von unten und dorsalwärts in die Commissur, oder mehr in den rechten Lappen; der linke erhält in der Regel nur kleinere Venen vom Magen und Duodenum. Für die Vena cava inferior ist deren häufiger Verlauf durch den dorsalen Theil des rechten Leberlappens bemerkenswerth; in hohem Grade ist dies bei Struthio und Halieus der Fall. Wie schon Stannius bemerkte, ist bei den tauchen- den Vögeln die untere Hohlvene durch bedeutende Weite ausgezeichnet, namentlich während ihres Verlaufes durch die Leber. Die Leber zerfällt bei allen Vögeln in einen rechten und einen linken Lappen, die an der dorsalen Seite durch eine Querbrücke verbunden sind. Diese Commissur ist breit und flach bei den Steganopodes, Laridae, vielen Lamellirostres, Coceygomorphae, Cypselomorphae und Passeres, doch ist dieser Punkt von keiner besonderen Bedeutung. Ein Lobus Spigelii findet sich dort häufig, z. B. bei Struthio, Halieus, Cygnus, Anser, Larus, Euplo- camus, Columba, Astur, Psittaci ete. Häufig zerfällt jeder der beiden Hauptlappen noch in kleinere Neben- lappen durch seitliche Randeinschnitte, die bisweilen eine tiefe Trennung verursachen können. So wird der rechte Lappen tief getheilt bei vielen Passeres und Cypselomorphae; der linke ist am häufigsten unregelmässig Vögel. 681 gespalten, ganz besonders tief bei den Rasores und bei Struthio. Ausser- dem kommen ganz nebensächliche Unregelmässigkeiten der Leberränder vor; sie werden häufig nur individuell gefunden, und sind auf Drucke der anliegenden Darmwindungen, ja sogar der in der Fortpflanzungszeit stark geschwollenen Hoden zurückzuführen. Grösse und Gestalt des Drüsenmagens, Grösse, Form und Härte des Muskelmagens werden be- sonders den linken Leberlappen beeinflussen. Nur bei wenigen Ordnungen der Vögel sind die Leberränder ganz glatt, etwa bei denen, welche wie die Raubvögel und Störche eine dicke, compacte, aber sehr kurze Leber besitzen. Das Volumverhältniss des rechten zum linken Lappen ist ein sehr wechselndes. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Vögel übertrifft der rechte den linken um mindestens ein Drittel. Nur bei wenigen Ordnungen, wie bei den Tubinares, Pelargi, Raptores ist nahezu Gleichheit vorhanden; das- selbe fand ich bei Rhea, Colymbus, Podiceps carolinensis, Procellaria leueorrhoa, Otis, Dicholophus, Porphyrio hyaeinthinus, Strix lapponieca. Dagegen war bei Podiceps minor, Uria troile, Grus leucogeranus, Rhino- chetus, Psittacus dominicensis (Nitzsch), Bubo indranee u. s. w. der linke Lappen beträchtlich grösser als der rechte, ein seltenes Vorkommen. Be- deutend grösser ist der rechte Lappen gewöhnlich bei den Columbae, Steganopodes, Piei und Passeres. Ganz auffallende Ungleichheit zeigt Puffinus anglorum, nämlich r./l. = ®/,. Es kommen auch gar nicht so selten individuelle Abweichungen vor, wie man aus der speciellen Beschrei- bung der Leber bei den einzelnen Ordnungen ersehen kann. Das Volumverhältniss der beiden Lappen zu einander ist wegen der häufigen Ausnahmen nur von sehr beschränktem taxonomischen Werthe. Wichtiger scheint die Gestalt, besonders die des linken Lappens, zu sein, denn sie giebt oft überraschend gute verwandtschaftliche Aufschlüsse. Ueber das Volumen, bezüglich das Gewicht der Leber zu dem des ganzen Körpers, aber leider nach Abzug des Lebergewichtes selbst, hat Tiedemann eine Reihe von Messungen mitgetheilt. Solche Angaben sind nothwendiger Weise sehr unsicher in Folge des sehr wechselnden Ernährungszustandes der untersuchten Vögel. Es verhält sich das Gewicht der Leber zum Gewichte des übrigen Körpers wie 1: Strix aluco 42.9 Gallus domestieus 25.7 Falco tinnuneulus 35.2 Pavo eristatus 29.7 Pieus viridis 35 Perdix einerea 30 Corvus corone 26.3 Ardea ceinerea 29.9 Sturnus vulgaris 39 Totanus calidris 24.8 Alauda arvensis 36 Scolopax gallinago 23.3 Emberiza eitrinella 26.1 Charadrius hiatieula 20.8 Hirundo rustiea 17 Vanellus eristatus 15.1 Turdus iliacus 25 Sterna hirundo 19.2 Cypselus apus 38 Mergus albellus 10.1. Upupa epops 37.6 682 Verdauungssystem. Tiedemann kam zu dem Schluss, dass die Raubvögel die kleinste, die Sumpf- und Schwimmvögel die grösste Leber besässen. Die relativ bedeutende Grösse der Leber überhaupt führt er auf Kleinheit der Lungen gegenüber dem lebhaften Stoffwechsel zurück. Wahrscheinlich wird ausser anderen uns noch völlig unbekannten Ursachen auch die Nahrung in wichtiger Beziehung zur Grösse der Leber stehen. Eine zu diesem Zwecke entworfene Tabelle entsprach aber der zahlreichen Ausnahmen wegen wenig meinen Erwartungen. — Die fisch- fressenden Schwimmvögel haben eine wirklich grosse Leber, bei den eben- falls fischfressenden Reihern und den fleischfressenden Raubvögeln ist sie aber durchaus klein. Gering ist sie auch bei Vegetabilienfressern, z. B. Hühnern, Papageien, auch bei den Spechten; gross bei den körnerfressen- den Tauben und bei vielen Passeres. Die Farbe der Leber variirt sehr. Intensiv braunrothe Färbung ist am häufigsten. Dunkel, indem Braun vorwiegt, bei Rasores, Lamellirostres, Colymbidae, Steganopodes; roth bei Raptores und Psittaci. Einzelne Ab- weichungen kommen vor, so fand ich bei einem alten gesunden Lanius minor die Leber hellröthlichgelb. Die Farbe der embryonalen Leber ist wegen ihrer Blutleere meistens hellbraungelb. Auch bei einer drei Wochen alten Fulica atra fand ich sie sehr hellbraungelb, während sie bei den Alten tiefrothbraun erscheint. Die Mehrzahl der in zoologischen Gärten sterbenden Vögel leidet an Leberkrankheiten, und zwar an colossaler Vergrösserung des Organes nebst Tubereulose in oft erschreckendem Grade. Die Ausführungsgänge der Leber. Die Leber beginnt als eine paarige Ausbuchtung des Duodenum. An ihr betheiligen sich sowohl das Darmdrüsenblatt, als auch das Darmfaser- blatt. Wucherungen des Drüsenblattes bilden solide, überall in das Faser- blatt und den in dasselbe eingebetteten Gefässen eindringende Stränge; diese treiben neue Sprossen und verbinden sich netzförmig unter einander. Diese anfänglich soliden Stränge stellen sammt ihren secundären Aus- läufern das Leberparenchym her und lassen mit dem Auftreten intercellu- lärer, in der Axe der Zellenstränge verlaufender Gänge die Gallenwege hervorgehen. Die beiderseitig entstandenen Leberlappen verschmelzen dann zu einem Organe. Die zwei primitiven Ausbuchtungen stellen die Ausführungsgänge der Leber vor, nachdem sich die Gallenwege von ihnen aus ins Leberparenchym bildeten und ins Netzwerk der a sich fortsetzten. (Gegenbaur.) Es bestehen fast immer zwei Gallengänge. Der aus dem linken Lappen kommende D. hepato-entericus mündet in der Regel in der Mitte der Duodenalschlinge, oder in ihrem aufsteigenden Aste; sebr selten schon nahe dem Pylorus, wie z. B. bei Struthio, einigen Anatidae, Columbae, Buceros plicatus beobachtet worden ist. Der aus dem rechten Lappen kommende Gang erweitert sich bei der Mehrzahl der Vögel zu einer Gallenblase, zerfällt daher in einen D. hepato- Vögel. 683 eysticus und einen D. eystico-enterieus. Die Gallenblase selbst ist nur ein temporäres Reservoir der Galle, und wahrscheinlich von nicht allzugrosser Wichtigkeit. Vereinigung des linken D. hepato-entericus mit dem D. eystico-enteri- eus zu einem D. choledochus (wie bei vielen Säugern, Amphibien und Fischen) ist mir nicht bekannt; doch fand ich bei Rhea darwini ausser dem langen linken D. hepato-enterieus noch einen kurz zweischenkligen Gang, der sich mit dem D. eystico-entericus verband, also eine Art von D. choledorhus bildete. Aehnliches berichtet Owen von Buceros. Bei Fulmarus glacialoides bemerkte Forbes eine Spaltung des linken D. hepati- cus in zwei. Zwei D. hepato-eystiei sind beim Storch gefunden worden; zwei D. hepato-enterici, ausser dem D. cysticö-enterieus haben einige Cracidae, und natürlich nur zwei einfache Gänge diejenigen Vögel, welche keine Gallenblase besitzen. Bei einem älteren Struthio fand ich jedoch nur den linken D. hepato-entericus, während bei einem jüngeren noch ein feiner obliterirender Strang von der Mitte der Leber zum aufsteigenden Duodenal- theile, gegenüber dem Pylorus, führte. Es sind demnach verschiedene Combinationen der beiden ursprünglichen Gänge mit ihren secundären Erweiterungen, Abzweigungen und Anastomosen vorhanden. Die Insertionsstellen der Gänge in den Darm sind durch kleine, warzige Erhöhungen markirt, welche innen ein nach dem Darmlumen sich öffnendes Klappenventil enthalten. Mehrere solcher Klappen besitzt auch der D. hepato-eysticus, um bei den Contractionen der Blasen- und Ductus- wände ein Rückfliessen der Galle zu verhindern. Die Gallenblase besitzt in ihren Wänden glatte Muskelfasern, wie die Gallengänge selbst. Sie fehlt den grossen Abtheilungen der Columbae, Psittaci, Trochilidae regulär ganz, ferner bei Struthio, Rhea, Cuculus und bisweilen bei Mergus merganser, Grus virgo, Numenius arsuatus, Tringa alpina und arenaria, Numida meleagris, ja sogar bei Falco peregrinus. Andererseits ist sie ausnahmsweise gefunden bei Chaleophaps chrysochlora, Nymphicus novae Hollandiae, Plyctolophus sulphureus, Cuculus, Rhea. Jedenfalls ist die Blase und ihre Gänge von keinem allgemeinen taxo- nomischen Werthe. Da die Gallenblase den cerealienfressenden Tauben und Papageien fehlt, ferner nur klein ist bei vielen Passeres und Rasores, gross dagegen - bei den Raubvögeln und den carnivoren Schwimm- und Sumpfvögeln (also den plötzlich grosse Mengen von nicht zerkleinerter und noch dazu fett- reicher Nahrung aufnehmenden Vögeln), so liegt der Gedanke nahe, dass die Blase als Reservoir dient, um schnell eine grosse Menge von Galle dem Chymus beimengen zu können; dagegen würde die allmähliche Secretion genügen bei den vorwiegend körnerfressenden Vögeln, die mit mechanisch starken Verdauungswerkzeugen ausgerüstet sind und eine sehr fett- und wasserarme Nahrung geniessen. Reichliche Wasserzufuhr und 684 Verdauungssystem. Fleischkost steigert bekanntlich die Gallenabsonderung, während stärke- reiche Nahrung dieselbe vermindert. Das Panereas. Die Bauchspeicheldrüse entwickelt sich aus dem Duodenum ähnlich wie die Leber und ist als ein Conglomerat ausgewanderter Brunner’scher Darmdrüsen aufzufassen. Sie ist bei den Vögeln relativ unter allen Wirbel- thieren am grössten; sie liegt stets in der Duodenalschlinge, dieselbe je nach der Grösse ganz oder nur zum Theil ausfüllend; ihre Farbe ist röthlich oder weisslich gelb. Meistens besteht sie aus zwei gestreckten Lappen, die bei Colymbus, Grus pavonina, Oedienemus, Columba, Piecus, Upupa, Caprimulgus, Sitta, Öerthia von einander getrennt gefunden worden sind. Dreilappig ist die Drüse bei Laridae, Fulicariae, Rasores, einigen Striges und einzelnen Passeres. Jeder der Hauptlappen kann wieder in Nebenlappen zerfallen und lange Aeste bilden, wie bei Columba, Buceros und vielen Passeres. Einlappig ist das Pancreas bei einigen Raptores, den Pelargi, Phoenicopterus, Ardea, Pelecanus, Otis, Casuarius, einigen insektenfressenden Passeres u. s. w. Häufig finden sich individuelle Ab- weichungen, wie denn überhaupt das ganze Organ in Bezug auf seine Gestalt von geringer Bedeutung ist. Die Zahl der Ausführungsgänge stimmt nicht immer mit der der einzelnen Lappen überein; sie schwankt zwischen 1 und 3 und ist dabei für Species und sogar Individuum unbe- ständig. So hatte ein Exemplar von Struthio nur einen, aber weiten Gang, das andere zwei je 7 cm lange und 0.4 cm weite Gänge, von denen sich noch ein dritter feinerer abzweigte. Ein Gang wurde gefunden bei Pelecanus, Caprimulgus, Seleucides nigra, Struthio. Zwei bei Apteryx, Ciconia, Phoenieopterus, Grus, Otis, Rallus, Ibis, den meisten Lamellirostres, Meleagris, Phasianus, Gallus, Corvus corax, Buceros, Psittacus. Drei Gänge bei Struthio, Rhea, Gallus, Columba, einigen Anatidae, Numenius, Oedienemus, Larus, Halieus, Ardea, Aquila, Strix, Cuculus, Pieus, Lanius, Corvus, Oriolus. In den meisten Fällen münden die Gänge des Pancreas in den auf- steigenden Ast des Duodenum; nur bei Buceros plicatus mündeten alle drei dicht neben denen der Leber im absteigenden Duodenaltheile.. Um über die Reihenfolge etwas feststellen zu können, in welcher die Gänge des Pancreas mit denen der Leber in den Darm treten, hat Cuvier 40 Untersuchungen mitgetheilt, aus denen hervorgeht, dass die Insertion des D. eystico-entericus gewöhnlich erst nach der Einmündung von einem oder zwei Pancreasgängen erfolgt. — Im Allgemeinen lässt sich nur an- geben, dass zuerst der D. hepato-enterieus, zuletzt der D. eystico-entericus, zwischen und theilweise vor ihnen die D. pancreatici münden. Ueberhaupt Vögel. 685 findet man hier grosse Variationen, wie aus der speciellen Beschreibung ersichtlich sein wird, Gross ist das Pancreas bei Ratitae, Pygopodes, Laridae, Grallae, Pelargi, Rasores, Columbae; von mittlerer Grösse bei den Herodii, Ste- ganopodes Lamellirostres, Passeres, Oypselomorphae, Piei und Coceygo- morphae. Sehr klein bei Seleucides nigra und bei Haleyon. Ein directer Zusammenhang der Nahrung mit der Ausbildung des Pancreas ist noch nicht nachzuweisen. Der Darm. Der als Darm bezeichnete Abschnitt des Verdauungscanals beginnt am Pylorus und endigt am After; er zerfällt bei den Vögeln in folgende, nicht immer durch Structur und Lagerung scharf geschiedene Abthei- lungen. 1. Als Duodenum fassen wir die ganze erste Schlinge auf. Sie umfasst zwischen ihrem ab- und aufsteigenden Aste stets das Panereas und liegt oberflächlich, rechts ventral, in der Regel bis in die Nähe des Afters hinabsteigend. Die Ausführungsgänge des Pancreas und der Leber münden in das Duodenum an sehr verschiedenen Stellen, meistens aber in den aufsteigenden Ast. Fast immer zeichnet sich das Duodenum vor dem Dünndarme durch weiteres Lumen und stärkere Entwicklung der Darmzotten aus. 2. Der Dünndarm (Ileum), vom Ende des Duodenum, also ungetähr von dem dem rechten Leberlappen anliegenden Theile, bis zur Insertion der Blinddärme gerechnet. Das Ieum ist (Struthio ausgenommen) der bei weitem längste Theil des Darmes und bildet demnach mehr oder weniger zahlreiche und sehr mannigfaltig gelagerte Schlingen. Der be- deutende taxonomische Werth dieser Lagerungsweisen bedarf einer beson- deren Besprechung. 3. Der Enddarm, von der Insertion der Coeca bis zum After. Ausser bei Struthio, ist dieses der kürzeste Theil, meistens diekwandig und weit. Den ganzen Enddarm der Vögel mit „Reetum‘“ zu bezeichnen, ist nicht ganz passend, da der Enddarm auch das Colon enthält. Letzteres ist aber nur bei Struthio vorhanden; bei den übrigen Vögeln steigt der Enddarm wie ein typisches Reetum vom oberen Rande der rechten Niere gerade bis zum After herab. Da die Verdauung zum grössten Theil im Dünndarm vollendet ist, im Enddarm und in den Blinddärmen die bis dahin noch nicht völlig gelösten Nahrungsstoffe weiter gelöst und absorbirt werden, so ist diese Abtheilung des Darmes am meisten bei den Pflanzenfressern ausgebildet, am wenigsten bei den leicht verdauliche Kost zu sich nehmenden Frucht-, Wurm-, Fleisch- und Fischfressern. Sind grosse Blinddärme vorhanden, so findet sich an der Grenze zwischen Dünn- und Enddarm eine starke Klappe, entsprechend der Valvula coli, um den Rücktritt des Darminhaltes 686 Verdauungssystem. in den Dünndarm zu verhüten, das Eintreten in die Coeca zu ermöglichen; bei den meisten anderen Vögeln ist diese Stelle gar nicht oder nur durch schwache Längsfältehen angedeutet. Der letzte Theil des Enddarmes ist zu einer Cloake umgewandelt (s. dort), d. h. zu einem für den Koth und die Producte der Nieren und Geschlechtsdrüsen gemeinsamen Raume; sie ist gewöhnlich sehr gross bei den Vögeln, deren Koth sehr flüssig ist. 4. Die Blinddärme (Coeca) s. dort, S. 688. Ungefähr in der Mitte des Dünndarmes befindet sich ein kleines blind- darmähnliches Gebilde, der Rest des Dottersackes mit seinera in den Darm mündenden Gange. Dieses Diverticulum coecum vitelli erhält sich während des ganzen Lebens bei den Schwimm- und meisten Sumpfvögeln; selten sind Zotten, wie im eigentlichen Darme, darin beobachtet worden; es verschwindet dagegen schon sehr früh bei den Raubvögeln, Papageien, Speelten und Singvögeln, bei welchen letzteren es bald nach dem Aus- kriechen des Vogels nur noch als dünnes Fädchen vorhanden ist. Wagner fand es hingegen wohl erhalten, 0.5 em lang, hohl und mit Darminhalt gefüllt bei Cueulus. Sehr lange oder zeitlebens erhält sich bei den Ratiten sogar ein Rest des Dotters selbst, wenn auch in veränderter Form. Die Darmwände bestehen, wie die des ganzen Nahrungscanales, aus der Serosa, den beiden Muskelschichten, der Submucosa und der Mucosa. Die Stärke der Muskelschichten wechselt sehr. In der letzten Hälfte des Dünndarms ist sie ungemein schwach bei den Rasores; im Ganzen recht stark bei Möven, vielen Sumpf- und Raubvögeln. Ist der Darm sehr eng, wie z. B. in der Mitte der Spirale der Tauben und Raubvögel, so scheint die Ringmuskelschicht die innere Längsschicht an Stärke bedeutend zu überwiegen. Bei weiten Därmen scheint das Umgekehrte der Fall zu sein. Die Schleimhaut ist in der Regel dick; sie enthält zahlreiche Drüsen und Zotten. Ueber die Grösse und Stellung finden sich nähere Angaben im speciellen Theile. Die Zotten sind oft von bedeutender Grösse, z. B. bei Grus, Ratitae; sehr dicht stehen sie in der Regel im Duodenum, dessen Innenfläche sie dann ein sammetartiges Aussehen geben; nach dem Ende des Dünndarmes hin nehmen sie an Länge und Zahl ab, verschwinden auch gänzlich. Im Enddarm wiegen Quer- und Längsfalten vor, doch können sich die Zotten auch in diesem Darmabschnitt, und selbst in die Blinddärme hinein erstrecken. Fast die ganze Schleimhaut des Darmes ist mit Cylinderepithel aus- gekleidet. In diesem Epithel finden sich kleine Porencanäle. Die Cutieula nämlich, gewissermaassen die erste Andeutung jener über die Epithelzellen ausgeschiedenen homogenen Lage, welche im Muskelmagen der Vögel ihr Extrem erreicht, ist von feinen, senkrecht stehenden Canäl- chen, den Porencanälen, durchsetzt, welche die homogene Cuticularschicht fein streifig, und von der Fläche gesehen, fein punktirt erscheinen lassen. Vögel. 687 Ferner finden sich auch im Darm zahlreiche Schleimzellen, kolben- förmige Zellen, die mehr oder weniger prall mit Körnehen erfüllt sind und dadurch von den umliegenden Zellen ohne Weiteres abstechen. Von der bindegewebigen und epithelialen Schicht der Schleimhaut werden gemeinschaftlich die drüsigen Bildungen zusammengesetzt, welche als Einsackungen der Mucosa auf Flächenvermehrung derselben hin- wirken. Von solehen Drüsen finden sich constant zahllose schlauchförmige „Lieberkühn’sche Drüsen“ deren Grösse nach den einzelnen Darm- partieen etwas wechselt; sie sind am längsten bei den Vögeln im Duo- denum, innen mit regelmässigem Cylinderepithel ausgekleidet. Sie sind nicht selten der Sitz von zahlreichen Infusorien. Brunner’sche Drüsen im Darm finden sich bei Vögeln und Repti- lien nicht, wohl aber bei Säugern und Elasmobranchiern. Lymphdrüsen sind im Vogeldarm zahlreich vorhanden. Sie ent- sprechen den Peyer’schen Haufen oder Follikeln. Besonders entwickelt fand sie Leydig im Darmdivertikel der Gans und in der Bursa Fabricii. Auch die mehrfach in den Blinddärmen, z. B. der Enten, erwähnten Drüsenhaufen sind wahrscheinlich solche Lymphdrüsen. — Sie bestehen aus rundlichen, dieht beisammen liegenden, geschlossenen Bälgen, deren bindegewebige Wand nach innen ein zartes Balkenwerk entsendet; sowohl in der Wand, wie in dem Areolarnetz verzweigen sich viele Blutgefässe; die Maschenräume im Innern des Follikels füllen Lymphkörperehen aus. Zahlreiche Chylusgefässe hängen mit den Follikeln zusammen. Im ganzen Darm treten auch diese Lymphdrüsen unter der Form von einzelnen, isoliıten Kapseln auf, und heissen dann solitäre Follikel. Leydig fand die Kapsel nach der Zotte zu ebenso scharf umgrenzt, wie da, wo sie an die Muskelhaut anstösst. Er konnte daher die ab- weichenden Angaben von Baslinger nicht bestätigen, welcher behauptete, dass die Peyer’schen Drüsen der Vögel nach aussen in der Muskelhaut eine scharfe Grenze haben, aber mit verschmächtigtem Halse die innere Längshaut durehbohren, und sich dann zwischen den Krypten bedeutend ausbreiten und ihre „Cystoblastemmasse“ ohne irgend eine Grenze in die Zotten übergehen lassen. Diese Darmzotten, abgebildet von Leydig (Villi intestinorum), sind nicht drüsiger Natur; als weiche, fingerförmige, oder auch platte Fortsätze der bindegewebigen Submucosa ragen sie frei in die Höhle des Darmes hinein und dienen zur Resorption des Chylus. Ihr Grund- gewebe ist Bindesubstanz, in der glatte Muskeln, hauptsächlich in longi- tudinaler Anordnung, doch auch quergelagerte sich finden, die mit der eigenen Muskulatur der Schleimhaut zusammenhängen. Jede Zotte ent- hält Arterien und Venen nebst Capillarnetz; ferner Chylusräume, d. h. verzweigte Kohlenräume des Bindegewebes, die in der Axe der Zotte zu einem grösseren „centralen Chylusgefäss“ zusammenfliessen ; dieses geht 688 Verdauungssystem. R dann in die tieferen, selbständigeren Chylusgefässe der Schleimhaut über. (Leydig.) Im Dünndarm, z. B. auf den Zotten, Längsfalten, oder zwischen ihnen, findet sich nur Cylinderepithel; in der Cloake dagegen giebt es nur ge- schichtetes Plattenepithel. Ebert (Lit. No. 567) fand in den zottenlosen Theilen der Blinddärme einiger Vögel eylindrisches Flimmerepithel. Die Zellen besassen beim Huhn eine Höhe von 0.04—0.05 mm, waren mit deutlichem Kern und einem schmalen, nur 0.001 mın breiten Cutieularsaum versehen, welcher sehr fein, diehtstehende, senkrecht gestellte Cilien trug, von 0.007—0.008 mm Höhe. Einfache Cylinderzellen und solche mit Flimmerzellen sind unge- fähr gleichstark vertreten. Die Bewegung der Cilien war zwar lebhaft, aber sehr wenig ausgiebig, denn feine Partikelchen, die zunächst dem Flimmersaume lagen, wurden kaum bewegt; die Bewegung der Cilien war wellenförmig und erregte keine in einer besonderen Richtung wirkende Strömung. Ebert fand, dass diese Cilien beim Huhn in der neunten Lebenswoche auftreten, gegen Ende der zehnten wieder verschwinden und gewöhnlichem Cylinderepithel Platz machen. Aehnlich verhält es sich bei Enten und Eulen. In den kleinen Blinddärmen der Tauben und Sper- linge wurden Cilien nicht gefunden. Die Blinddärme. Die nur bei wenigen Vögeln (Herodii excl. Ardea minuta, Procellaria, individuell auch bei Halieus, Plotus, Strepsilas, Podiceps, Mergellus, Atrichia) unpaaren Blinddärme wechseln in ihrer Ausbildung so sehr, dass von einem den Hauptdarm überwiegenden Volumen bis zum völligen Ver- schwinden zahlreiche Stufen vorhanden sind. Dass die Blinddärme bei starker Ausbildung für die Verdauung von grosser Wichtigkeit sind, ist wohl zweifellos, da sie die Darmschleimhaut bedeutend vergrössern können. Sie gehören jedenfalls nicht zum Dünndarm; zwischen ihrer Ausbildung und der Länge des Dünndarms lässt sich kein Zusammenhang nachweisen, auch die Abschnürung des Dünndarms vom Enddarm sprieht dagegen; ferner unterscheidet sich der Fäcalinhalt entwickelter Coeca stets durch seine sehr dunkle Farbe und äusserst schmierige Beschaffenheit von der des Dünndarmes, während er vielmehr sich dem Inhalt des Reetum nähert; endlich weicht die innere Structur meistens von der des Dünndarmes ab und ist mehr der des Rectum ähnlich. Bei der Mehrzahl der Vögel sind die Wände der Coeca sehr dünn und durchsichtig und haben nur sehr gering entwickelte Muskellagen, von denen die Ringschicht besonders schwach ist. Innen besitzen die Wände gewöhnlich Längsfalten, welehe dureh Querfalten mit einander verbunden, netzartige Maschen bilden. Die Wände selbst sind meistens glatt, ent- halten Schleimdrüsen und nur selten sind sie wie der Anfang des Reetums Vögel. 689 mit diehtstehenden, langen Zotten bedeckt (Gallus, Cygnus). Das Vor- kommen von Flimmerepithel wurde auf S. 688 erwähnt. Bei Strutbio und Rhea sind die sehr weiten und langen Coeca besonders in ihrer ersten Hälfte mit zahlreichen queren Einschnürungen versehen, die sogar zu einer spiraligen Klappe zusammentreten können. Meistens sind die Coeca eng im ersten Drittel, nach dem Ende zu kolbig erweitert. Bei funetionslosen Blinddärmen lassen sich zwei Zustände unter- scheiden: Endweder sind sie sebr kleine, dünnwandige Säckehen, mit etwas Darminhalt gefüllt (z. B. bei Puffinus, Malurus, Tyrannus, Agelaius, Pitta, Grallaria) oder sie sind wurstförmig, d. h. bedeutend länger als breit, rundlich, dabei mit sehr engem Lumen, ohne Darminhalt, die Wände diek und augenscheinlich reich an Lymph- und Schleimdrüsen, z. B. bei Corvidae. Solche Blinddärme werden, wenn noch mehr rückgebildet, zu rundlichen, ziemlich harten, gelben Knötchen. Im Allgemeinen stehen die Blinddärme mit der Länge des Enddarmes im geraden Verhältniss; Kürze des letzteren trifft meistens mit funetions- losen Blinddärmen zusammen. Bei den Grallae, Grues, Fulicariae, Rasores, Lamellirostres, Coraeiidae, Caprimulgidae, Striges stimmt die Länge der Coeca annähernd mit der des Enddarmes überein; Ausnahmen machen hiervon die Pelargi, Herodii und manche Raubvögel, mit langem Enddarm und sehr rückgebildeten Blinddärmen. Um wenigstens eine Ausdrucksweise für die relative Grösse der Coeca zu haben, und um überhaupt zu entscheiden, was als starke, mittlere und geringe Entwicklung anzunehmen, so hatte ich schon früher die Länge der einzelnen Coeca und dann ihre Summe auf die Gesammtlänge des Darmes redueirt. Wir wollen nun die Coeca stark entwickelt nennen, wenn ihre Längssumme höchstens 5 mal, dagegen schwach, wenn sie von der gesammten Darmlänge wenigstens 20 mal übertroffen wird. Leider ist die Bestimmungsweise nur nach der Länge, ohne die oft sehr verschiedene Weite der Blinddärme zu berücksichtigen, nur unvollkommen (wie z. B. Enten verglichen mit Hühnern). Die Ausbildung der Coeca und des End- darmes hängt, soweit meine umfangreichen Untersuchungen reichen, von der Nahrung ab; es kommen jedoch auch Ausnahmen vor, deren Gründe wohl nur durch Annahme von Vererbung erklärlich sein werden. Der Begriff „Nahrung“ ist überhaupt ein sehr unbestimmter, da unsere Kenntniss bei der überwiegenden Mehrzahl der Thiere sich nur auf ihr Verhalten in der Gefangenschaft erstreckt, und da Untersuchungen des Mageninhaltes wilder Exemplare selten genaue und allgemein gültige Resul- tate ergeben. Nur wenige Ordnungen, wie die Papageien, die meisten Tauben, die echten Fisch-, Fleisch- und Insektenfresser leben ganz einseitig und constant von ungemischter Nahrung, während bei den von gemischtem Futter lebenden, je nach dem schwer zu unterscheidenden Uebergewicht allerhand Veränderungen der Verdauungsorgane hervorgerufen sein können. Auch wechseln viele Vögel mit der Nahrung periodisch, oder von der Jugend zum Alter, z. B. Sperlinge; oder die Vögel gewöhnen sich eine Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 44 590 Verdauungssystem. Vorliebe für ihnen ursprünglich fremde Nahrung an. Oriolus liebt Kirschen, ebenso die Krähen (Manucodia ist zum reinen Fruchtfresser geworden); Enten und Hühner nehmen gern Weintrauben und Kirschen, auch eine gezähmte Columba oenas habe ich Bernsteinkirschen vom Baume nehmen sehen. Der neuseeländische Papagei Nestor wird auf Regierungskosten ausgerottet, da er sich angewöhnt, den Schafen nachzustellen, um deren Rückenfett zu fressen. So werden sich auch wohl die Eulen aus ursprüng- lichen Insektenfressern (wie Caprimulgidae) zu Räubern ausgebildet haben. Ein Podargus im zoologischen Garten zu Amsterdam wurde regelmässig mit Mäusen gefüttert! Viele Aleedinidae fressen Crustaceen, andere sind Fischer geworden. Wir kennen aber bei Erwachsenen nur Fälle von Uebergängen von Pflanzen- zu thierischer Nahrung, denn letztere erfordert einen viel einfacheren, schwachen Verdauungsapparat; aber es sind uns keine Fleischfresser bekannt, welche zu Vegetabilien- und Cerealiennahrung übergehen. Uebergang zu Fruchtnahrung verursacht Erweiterung und Verkürzung des Darmes und Verschwinden der Blinddärme (Manueodia, Carpophaga). Nach der Nahrung kann man die Vögel für unsere Zwecke in fol- sende Hauptgruppen zusammenstellen. 1. Reine Fruchtfresser: Musophaga, Carpophaga, Manueodia. 2. Reine Insektenfresser (auch Würmer). 3. Fleischfresser: z. B. Raubvögel, Störche. 4. Fischfresser: Reiher, Penguine, Cormorane, Möven. 5. Aasfresser: Geier. 6. Reine Cerealienfresser (Körner und Samen): Tauben, Papageien. Vegetabilienfresser, d. h. grüne Pflanzentheile: Gänse, Schwäne. Allesfresser. Omnivore Vögel sind z. B. die Raben. Mit grosser Bereitwilligkeit hat mir die Direetion des Amsterdamschen zoologischen Gartens viele Fälle mitgetheilt über die von Vögeln ange- nommene Nahrung. So sind z. B. Dromaeus und Casuarius leicht an Alles zu gewöhnen. Die kleinen Küchlein von Rhea und Dromaeus fressen gern Fleisch und ziehen erst im Alter Pflanzenkost aller anderen vor. Mergus albellus gewöhnt sich neben der Fleisch- und Fischnahrung sehr leicht an Brod und liebt es schliesslich sehr. Columba mystacea trass nebst Sämereien und Grünem auch gern Fleisch und Früchte. Papageien gewöhnen sich gar zu leicht an Fleisch. Ganz omnivor erwies sich auch Grus. In einer früheren Arbeit habe ich bei sehr vielen Vögeln die Länge des gesammten Darmes, die des Enddarmes, der Blinddärme, ihre relative Länge, ferner die Weite des Darmes, die Ausbildung der Coeca, endlich die Nahrung tabellarisch zusammengestellt. Ich bin jetzt in der Lage, nach Untersuchungen, die sich auf fast alle kleineren Vogelgruppen er- strecken, folgende Angaben zu machen: I. Die Coeca sind lang und spielen eine bedeutende Rolle in der Oekonomie des Verdauungssystems bei: & SI . . Vögel. 691 a) Strutbio, Rhea, Apteryx, Crypturi, Rasores, Pterocletes, Fuli- eariae, Grues, Otis, Lamellirosties, d. h. Vögel, welche (aus- genommen Apteryx) Vegetabilienfresser sind, und zwar sich besonders von grünen Pflanzentheilen nähren. b) Striges, Caprimulgidae, Coraeiidae, Meropidae, Cueculidae: Ausser den fleischfressenden Räubern, sämmtlich reine Insekten- fresser, d. h. vorzüglich Coleoptera, Lepidoptera und deren Raupen. c) Viele Grallae, wie Tringa, Recurvirostra, Vanellus, Charadrius collaris, Crex, Oedienemus, d. h. Würmer und andere Weich- thiere fressende Vögel. II. Die Coeca sind von mittlerer Länge, d. h. sie sind kurz im Ver- gleiche mit der Länge des ganzen Darmes, aber sie sind doch durchaus funetionirende Organe. a) Casuarius, Dromaeus, Grues, Hemipodii, Lamellirostres: Vege- tabilienfresser, mit Vorliebe für gemischte Nahrung, und die fischfressenden Enten. Die ersten drei Gattungen eompensiren die Kürze der Coeca durch langes und weites Rectum. b) Merops, Todus: Insektenfresser. c) Phoenicopterus: Der einzige Pelargide mit ausschliesslich vege- tabilischer Nahrung, nämlich Conferven des Schlammes,. d) Colymbus, Uria, Podiceps, Spheniseidae pt.; einige von diesen mit sehr kleinen Blinddärmen; sämmtlich Fischfresser mit ge- legentlich anderer Nahrung. e) Viele Grallae wie Charadrius auratus, Haematopus, Numenius, Porphyrio, Ortygometra, Gallinago, Totanus, Chionis: Die Nahrung besteht aus Insekten, Würmern und Weichthieren. III. Die Coeca sind ganz rückgebildet, oder fehlen, jedenfalls ohne functionelle Bedeutung. a) Spheniseidae pt., Herodii, Pelargi, Steganopodes, Tubinares, Alea, Laridae, Raptores, Alcedinidae: Nähren sich sämmtlich von Fischen, anderen Wirbelthieren und Mollusken. b) Piei, Cypselidae, Trochilidae, Upupa, Buceros; — Strepsilas, Limosa, Scolopax, Rhinochetus, Parra, Passeres pt. Nahrung besteht aus Insekten, Würmern und anderen Weichthieren. ce) Psittaci, Columbae, Passeres pt.: Sämereien und bei Passeres gelegentlich Insekten. d) Rhamphastidae, Musophagidae, Columbae pt.: Nahrung besteht aus saftigen Früchten. Ferner ergeben sich folgende Wechselverhältnisse: IV. Grosse Coeca. a) Hauptdarm sehr kurz und weit: Striges, Caprimulgidae, Cora- eiidae; die phytophagen Gattungen Otis und Casuarius. b) Hauptdarm sehr lang und weit: Phytophagen oder Vegetabilien- fresser. 44* 692 Verdauungssystem. V. Die Coeea sind sehr klein oder fehlen. a) Hauptdarm sehr kurz und weit: Echte Fruchtfresser. b) Hauptdarm sehr lang und eng: Fisch-, Fleisch- und Cerealien- fresser. Von der Länge und Weite, oder Kürze und Enge des Ileum hängt die Ausbildung der Coeca also nicht ab. Es wurde daher noch eine andere Methode gebraucht, bei welcher die Längssumme beider Coeeca mit der Rumpflänge als Einheit gemessen werde. Die Ergebnisse sind etwas besser, da sie die Abhängigkeit der Coeca von der Nahrung deutlicher zeigen. 1. Die Längssumme der Coeca beträgt mehr als 2mal die der Rumpf- länge, und zwar bei Rhea 7, Tetrao eupido 6, Apteryx 3, Struthio, Anser, Cygnus, Anas tadora, A. penelope, A. ferina, Gallus, Coturnix mehr als 2 mal. Alles ganz typische Vegetabilienfresser ausser Apteryx. 2. Die Längssumme der Coeca schwankt von 1—2. Fuligula, Anas boschas, Somateria, Pedionomus, Eulabeornis, Strix funerea, S. tengmalmi, S. lapponica, Otus, Podargus, Haematopus; alle mit mehr als 1.5. Tringa, Charadrius, Ortygometra, Ocydromus, Crax, Oedemia, Clan- gula, Anas carolinensis mit etwas weniger als 1.5. Numenius, Oedienemus, Totanus, Vanellus, Porphyrio, Bubo, Strix flammea mit ungefähr 1. 3. Die Längssumme der Coeca ist geringer als die Rumpflänge. Dromaeus, Casuarius, Podiceps minor, Mergus, Crex, Merops, Eury- stomus mit 0.5—0.8. Uria, Larus, Rhinochetus und die schon oben erwähnten Vögel mit rückgebildeten Blinddärmen, wo deren Gesammtlänge 0.2 der Rumpflänge nicht übersteigt. Wie es bei rudimentär werdenden Organen oft der Fall ist, wechselt die Länge der Blinddärme ganz bedeutend bei Dromaeus, Podiceps, Sphe- niscidae, Grues etc. Wir ersehen aus diesen Zusammenstellungen, dass die Verdauung des Fleisches der Fische und anderer Wirbelthiere, von Früchten und Cerealien keiner Coeca bedarf. Bei den fischfressenden Enten gegenüber den anderen ist die Kürze der Coeca sogar auffällig. Auch Vögel, welche sich von Mollusken und anderen Weichthieren nähren, wie Numenius und Oedienemus, haben kürzere Coeca als ihre vorwiegend pbytophagen Verwandten. Besteht die Nahrung aus hart- tlügeligen Insekten, so sind die Coeca in manchen Fällen (Caprimulgus, Coracias) ziemlich gut entwickelt. Ob hier Chitinverdauung stattfindet, ist nicht unwahrscheinlich, aber es fehlen noch Untersuchungen darüber. Dass die Eulen, die sich ebenso wie die Tagraubvögel von Fleisch der Warmblüter nähren, so grosse Blinddärme besitzen, wie die Caprimulgidae und Coraciidae, bestärkt die besonders von Newton, Fürbringer und Vögel. 693 schon früher von Anderen betonte Verwandtschaft der letzteren Gruppen mit den Eulen. Bei den Säugethieren erscheint die Ausbildung des fast immer nur einzigen Coecums in engem Zusammenhang mit der Nahrung; bei Fleisch- fressern ist es kurz oder es fehlt, während es bei Pflanzenfressern von bedeutender Grösse ist. Bei ansehnlicher Länge oder Weite des Colon kommt es auch bei Pflanzenfressern gelegentlich reducirt vor. Wie Gegen- baur bemerkt, lässt sich zwischen beiden Abschnitten ein gewisses com- pensatorisches Verhältniss wahrnehmen. Bei den Vögeln, ausgenommen Struthio und in gewissem Grade bei Rhea, fehlt ein eigentliches Colon, denn der Enddarm steigt von der Mündung der Coeca in der Regel als „Reetum‘“ zur Cloake hinab. Aber bei Casuarius und Dromaeus wird die sehr geringe Ausbildung der Coeca durch einen sehr weiten Enddarm compensirt. Meistens aber scheint die Länge der Coeca mit der des End- darmes direct zusammenzuhängen, wie schon früher (S. 689) erwähnt wurde. Die Blinddärme wurden von den Reptilien her ererbt, auch bei diesen tritt stärkere Entwickelung bei pflanzenfressenden Eidechsen auf, geringe bei Fleischfressern. Wir wissen, dass bei Säugethieren im Blinddarme ein eigenthümlicher Process von Celluloseverdauung mit Hülfe von Sumpfgas vor sich geht. Nach S. Lea’s Untersuchungen können dort bis zu 14°/, Cellulose in Stärke umgewandelt werden. Die in der sonst unverdaulichen Cellulose enthaltene Stärkemenge würde ohne Blinddärme für den Organismus ver- loren gehen. Häckel hat für Thiere mit Blinddärmen den guten Namen Meno- typhla, für solche ohne Blinddärme den Namen Lipotyphla gewählt. Besonders wenn nicht nur das Vorhandensein oder Fehlen allein, sondern auch die Qualität in Betracht gezogen wird, gewähren die Blind- därme bei den Vögeln ein sehr gutes taxonomisches Merkmal. Länge und Weite des Darmes. Da bei Vergleiehung der Darmlänge verschiedener Vögel nur relative Zahlen verwendbar sind, so ist eine an den Vögeln selbst zu findende Strecke als Maasseinheit anzunehmen. Ich benutze dazu die Länge des eigentlichen Rumpfes, und zwar in gerader Linie vom After bis zum ersten Brustwirbel gemessen. Die Bestimmung des ersten Brustwirbels unterliegt allerdings grossen Schwierigkeiten, ist häufig willkürlich, da von rückgebildeten Halsrippen bis zu den sich mit dem Sternum verbin- denden Rippen oft Zwischenstufen vorkommen. Das Vorhandensein echter und falscher vorderer Brustrippen kann für die Wirbel also nicht immer entscheidend sein. Relative Unterschiede der Wirbel in ihren Fortsätzen und dem Verschmelzen, ferner die Stelle der Bifurcation der Trachea, auch die Brachialnerven werden kein stets gültiges Kriterium sein, 694 Verdauungssystem. wenn man auch in den meisten Fällen praktisch nicht im Zweifel sein wird, welcher Wirbel als erster Rumpfwirbel aufzufassen ist. Wir wollen daher den in gleicher Höhe mit der Mitte der beiden Fureulaäste liegen- den Wirbel als Ausgangspunkt auffassen, eine Bestimmung, die sich trotz des ungenauen Ausdruckes als praktisch verwendbar erwiesen hat. Es wurde die eigentliche Rumpflänge als Maasseinheit gewählt, weil die sonst nur übrig bleibende, gewöhnlich angewandte Länge der ganzen Wirbelsäule keine brauchbaren, wenigstens nicht zum Vergleichen ver- schiedener Vogelabtheilungen anwendbare Resultate liefert, wie auch Crampe (Lit. No. 554) gefunden hat. Dies ist auch ganz erklärlich, denn der Hals, bei seiner äusserst wechselnden Länge mit in Berechnung ge- zogen, muss nothwendig einen störenden Einfluss ausüben. Mit der Länge des Halses stimmt die des Schlundes natürlich überein, und dieser, als nur zum Magen führender Leitungsweg hat keinen Einfluss auf den resor- birenden, bier allein zu messenden Darm. In Folge dessen kann auch die Länge des gesammten Verdauungsschlauches, Schlund und Magen und Darm nicht mit der ganzen Wirbelsäule gemessen werden, so nahe ein solcher Gedanke auch liegen möchte. Fürbringer benutzte als Einheit die durchschnittliche Länge der Dorsalwirbel bei seinen vergleichenden Messungen der Skelettheile, un- streitig die rationellste Einheit, aber nur erfindlich bei präparirter Wirbel- säule. Schon Cuvier wies auf das Ungenügende des Verfahrens hin, als Einheit die Länge von der Schnabelspitze bis zum Steiss zu benutzen, wie in der ersten Auflage seiner Lecons geschehen. In der zweiten Auflage wurde vorgeschlagen, das Gewicht des Darmes mit dem des ge- sammten Körpers, also der Körpermasse zu vergleichen. Während nun Crampe die Vergleichung der Darmlänge, resp. der Darmschleimhauttläche mit der Körpermasse als durchaus nicht empfehlens- werth verwirft, vertheidigt Custor (Lit. No. 562) dieselbe und hat auch eine längere Reihe von anscheinend sehr sorgfältigen Untersuchungen nebst daraus gezogenen Schlüssen mitgetheilt. Jedenfalls ist er am ratio- nellsten vorgegangen und hat uns den richtigen Weg gezeigt zu einer brauchbaren vergleichenden Physiologie des Darmeanales. Praktisch im Grossen anwendbar ist diese Methode jedoch kaum, denn abgesehen von den enormen Schwierigkeiten solcher Messungen unterliegt das als Grund- lage genommene Körpergewicht je nach dem guten oder schlechten Er- nährungszustande bedeutenden Schwankungen, und auch die Weite des Darmes ist wechselvollen Veränderungen ausgesetzt. Custor deutet ferner ganz kurz an, dass die Zeitdauer der Be- rühbrung, oder die Geschwindigkeit, mit welcher die Nahrungsstoffe den Darm durchlaufen, sehr wichtig sei. In seinen zahlreichen Tabellen ist aber doch nur die ganze Darmschleimhaut aufgenommen, ohne dass die Länge und Weite des Darmes berücksichtigt wird. Gewiss wird es für die Verdauungsthätigkeit eines bestimmten Thieres von grossem Unter- Vögel. 695 schied sein, ob bei völliger Flächengleichheit, wie bei den Aas- und Fisch- fressern, der Darm sehr eng und dabei von bedeutender absoluter Länge ist, oder ob, wie bei den Fruchtfressern, grosse Weite sich mit auffallender Kürze verbindet. Aus diesen Wechselverhältnissen erklärt sich vielleicht auch Custor’s Bemerkung, ‚dass, entgegen der bisherigen Annahme, die Darmgrösse in keinem bestimmten Verhältniss zur Fleisch- oder Pflanzen- nahrung steht“. Vom physiologischen Standpunkte ist nun Custor’s Methode die beste; dies berührt aber unsere vorwiegend morphologische Untersuchung weniger, und ich glaube daher das von mir erwählte Maass beibehalten zu können, da es uns hauptsächlich um ein ohne grosse Schwierigkeiten zu findende relative Darmlänge zu thun ist, die auf die praktische Ver- gleichung von Gattungen und Arten anwendbar, zugleich als sehr constant angesehen werden kann. Die von mir erwählte Einheit hat nun bei dem Umstande, dass die von Anderen benutzten Maasse dem Zwecke nicht entsprechen, sich aber auch kein anderes Maass finden lässt, wenigstens den Vortheil, dass die Länge des ersten Rumpfwirbels ungefähr mit der des Drüsenmagens, oder dem Anfange des thätigen Verdauungstractus übereinstimmt. Letzterer wird also gewissermaassen mit sich selbst gemessen, denn der denkbar kürzeste Darm würde ein vom Beginne des Drüsenmagens in gerader Linie zum After laufender Schlauch sein, wie es bei Embryonen wirklich zuerst der Fall ist. Es ist aber selbstverständlich, dass die resultirende Verhältnisszahl auf Genauigkeit der Decimalstellen keinen Anspruch machen kann, wegen der entgegenstehenden technischen Schwierigkeiten, einerseits den oft krausen und dehnbaren Daım, andererseits die Rumpflänge genau zu messen. Auch Spiritusexemplare geben andere Resultate als frische. Die durch Division der Rumpflänge in die Darmlänge (Pylorus bis After) resultirende Zahl ist die in diesem Buche angewandte relative Darm- länge. Wenn wir Vögel mit weniger als 5 relativer Darmlänge als kurz- darmig, solche mit mehr als 8 als langdarmig annehmen, so finden wir: dass der Darm sehr kurz ist bei allen Fruchtfressern und ausschliesslichen Insektenfressern; sehr lang dagegen bei den Fisch-, Aas- und Cerealien- fressern und bei vielen Vegetabilienfressern. Es giebt aber viele Aus- nahmen, welche, wie früher erwähnt, durch das Verhalten der Blinddärme nur unvollkommen erklärt werden. Dass reine Körnernahrung einen langen Darm verlangt, zeigen unter anderen Loxia gegenüber den anderen Frin- gillidae. Variiren der Darmlänge bei Vögeln einer Art. A. Bei Erwachsenen. Die absolute Darmlänge von Vögeln einer Art ist sehr geringen Schwankungen unterworfen. Auch Custor erwähnt „die wahrhaft über- 696 Verdauungssystem. raschende Uebereinstimmung zwischen Individuen derselben Art“. Domesti- eirte Vögel variiren bedeutend mehr als wilde. Ganz auffallende Aus- nahmen finden sich doch auch bei letzteren, dann aber nur, wenn die absolute Länge des Darmes überhaupt sehr gross ist. So giebt Garrod die Darmlänge von Didunculus zu 7 Fuss an, d.h. 215 cm, während ich sie bei einem erwachsenen Exemplar nur 152 cm lang fand; die relative Darmlänge beträgt aber 15. Noch bedeutendere Unterschiede finden sich bei den äusserst langdarmigen Penguinen (S. 607). In vielen Fällen beruhen kleinere Unterschiede der absoluten und relativen Darmlänge auf Altersunterschied und auf Ungenauigkeit der Messung. Crampe hat viele auf das Variiren der Darmlänge bezügliche Mes- sungen an gewöhnlichen Haustauben, Hühnern, Sperlingen und Kanarien- vögeln angestellt. Er nimmt als Längeneinheit die Länge der Wirbelsäule vom Hinterkopf bis zum After an; so lange die Vergleichung sich auf eine Art bezieht, ist es wohl ziemlich gleichgültig, was als Längeneinbeit angenommen wird. Aber er theilt nur die äusseren Grenzen und den Durehschnittswerth der Längeneinheit mit. Ferner wird nicht angegeben, ob alle Exemplare ganz ausgewachsen waren. Von 28 Feldsperlingen (Passer montanus) maass der kürzeste Darm 16, der längste 24 cm, bei 19 Exemplaren variirte die Darmlänge nur von 19—22 cm. Die mittlere absolute Darmlänge ist demnach 20 cm; die häufigste relative Darmlänge nach Crampe 2.8, die grösste 3.8, die kleinste 2.2, bei einer mittleren Länge der Wirbelsäule von 7.2 cm. Von 110 Haussperlingen besassen zwei eine absolute Darmlänge von nur 18 cm, 7 eine solche von 30 em, 44 eine von 22—23 cm. Ihre mittlere absolute Länge beträgt 23.8, die häufigste relative Länge betrug 2.9, die grösste 3.9, die kleinste 2.4, denn die Länge der Wirbelsäule betrug im Mittel 7.7 cm und die Extreme differirten um kaum 0.5 cm. Hiernach variiren die Feldsperlinge in etwas engeren Grenzen als die domestieirten Haussperlinge. Bei 11 Kanarienvögeln betrug die ge- ringste absolute Darmlänge 21.5, die grösste 29.7 cm. Bei 30 Haustauben, sogenannten Feldflüchtern, aus einem Schlage, variirte die absolute Darmlänge von 95.5—125 cm; die häufigste Länge war 110; die Länge der Wirbelsäule schwankte von 17.5—18.5 em. Auf diese Weise würde man als mittlere relative Länge 6.2 erhalten, als Extreme 5.1 und 6.8. — Bei 80 anderen Feldtauben aus verschiedenen Gegenden schwankte die Darmlänge von 90—143, Länge der Wirbelsäule nicht bekannt. Bei alten, gewöhnlichen Haustauben, nicht Luxustauben, fand ich die absolute Länge 121, 131, 132 em, die relative Länge 13, 13 und 14.2. Bei „blauen Feldflüchtern“, d. h. den der Columba livia am nächsten kommenden Haustauben, beträgt die durchschnittliche relative Darm- länge 12. — Diese Variationen, bedeutend bei domestieirten, geringer bei wilden Vögeln, doch, wie erwähnt, gelegentlich auch dort auffallend, könnten den Vögel. 697 Werth der relativen und absoluten Darmlänge als Merkmal für Gattungs- und Speeiesunterschiede zweifelhaft erscheinen lassen, wenn nicht die Praxis uns von der Existenz einer wirklich brauchbaren Verhältnisszahl überzeugte. Man vergleiche die Tabellen des speciellen Theiles. Wir kennen eben kein Organ, welches nicht variirt, ausserdem stehen, wie schon bemerkt, allerhand technische Schwierigkeiten der Messung im Wege. Dass die Länge und Weite des Darmes zum grössten Theile von der Art der Nahrung abhängt und mit dieser variirt, ist zweifellos; dem Zusammenhang des Näheren nachzuforschen stösst auf grosse Schwierig- keiten. B. Bei Unausgewachsenen. Crampe sagt darüber, „bei sehr vielen Säugethieren und Vögeln haben die Jugendlichen Individuen [relativ] längere Eingeweide als die Erwach- senen“, und giebt einige Tabellen von Hausmäusen, Katzen und Tauben, aus denen dies hervorgeht. Ferner „ganz Aehnliches hatte ich bei Krähen, Dohlen, Elstern, Sperlingen zu beobachten Gelegenheit, allein für alle Säugethiere und Vögel sind diese Verhältnisse nicht maassgebend. Wäh- rend die junge Taube, noch ehe sie ein Drittel des Körpergewichtes der Erwachsenen erreicht hat, bereits einen der Länge nach vollkommen aus- gebildeten Darm besitzt, entwickelt sich beim Huhn der Darm nur sehr langsam; dort eilte die Ausbildung des Verdauungsapparates dem Körper- wachsthum voraus, hier bleibt der erstere hinter dem letzteren zurück“. Diese Bemerkung musste zu weiteren Untersuchungen anregen. Die Resultate der Messungen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Es ergiebt sich daraus, dass die Entwicklung des Darmes mit der des gesammten Organismus nicht gleichen Schritt hält, sondern dass derselbe bei vielen Vögeln bald früher, bald später durch seine relative Länge die der Erwachsenen eine Zeit lang übeıtrifft, sodass also das Wachsthum des Darmes dem des Körpers vorauseilt. Es sind hier aber drei Fälle zu unterscheiden. Il. Der Darm erreicht die absolute Länge der Erwachsenen sehr spät, nimmt also bis zum Ende des Wachsthums der Vögel langsam, aber stetig zu. Die Masse des Nahrungsdotters ist gross, beim Auskriechen des Jungen noch lange nicht verbraucht, sondern wird als grosse Blase in die Bauchhöhle aufgenommen und erst spät resorbirt; beim Hühnchen am Anfang, bei Gänsen und Enten gegen Ende der dritten Woche. Der Dottergang ist diek und erhält sich als deutliches Diverticulum coecum vitelli lange Zeit, häufig während des ganzen Lebens. a) Die relative Darmlänge der Jungen bleibt lange hinter der der Erwachsenen zurück: Ratitae ? b) Die relative Darmlänge der Jungen nimmt sehr schnell zu und erreicht die der Erwachsenen schon in früher Jugend: Podiceps, Anser, Anas, Gallus, Sula, Fulmarus, Puffinus, Larus, Uria. 698 Verdauungssystem. II. Der Darm erreicht die absolute Länge der Erwachsenen sehr früh; auch die relative Länge wird sehr früh erreicht, schon beim Nestling, und kann sogar die der Erwachsenen übertreffen. Das Darmwachsthum steht also schon vor dem Flüggewerden still, bei Sperlingen schon im Alter von 8 Tagen. Die Dottermasse ist beim auskriechenden Thierchen nur noch klein, bei den Singvögeln schon innerhalb der ersten Woche völlig oder nahezu verbraucht, und von dem Ueberbleibsel des hier überhaupt sehr feinen Dotterganges verschwindet bald jede Spur. So verhält es sich bei den höheren Nesthockern: Columba, Turdus, Passer, Cotyle. Soweit nıeine Untersuchungen jetzt reichen, eilt der Darm dem ge- sammten Körper in seiner relativen und absoluten Entwicklung um so mehr voraus, in je unvollkommenerenm Zustande der betreffende Vogel das Ei verlässt. Diese wichtige Erscheinung lässt sich vielleicht folgender- maassen erklären. Bei den höheren Wirbelthieren kommt in der Regel den höchst ent- wickelten die relativ längste Jugendzeit zu; ihre Unbehülflichkeit und hülflose Abhängigkeit von den Eltern ist desto grösser, einen je höheren Standpunkt die Erwachsenen in der ganzen Classe einnehmen. Die ani- malen Organe werden desto früher entwickelt sein müssen, je selbstän- diger und frühzeitiger aufzutreten das Junge gezwungen ist. Bei den Nestflüchtern, die allgemein als die niederen Vögel den Nesthockern gegenübergestellt werden, überwiegt später das vegetative System wäh- rend des ganzen Lebens. Das animale hingegen erfordert längere Zeit zur Ausbildung und Reifung, es wird daher vortheilhaft für die Ausbildung der Jungen sein, wenn bald nach der Geburt möglichst viele der dispo- niblen Kräfte oder Nahrungsstoffe für das animale System verwendet werden können. Dies ist aber nur möglich, wenn durch frühzeitige Aus- bildung des vegetativen Systems der Organismus befähigt wird, gleich die für die Erwachsenen passende Nahrung aufnehmen und verarbeiten zu können. Dies ist nun bei den Nesthockern wirklich der Fall; das Verdauungssystem ist schon früher vollständig, ja verhältnissmässig weiter als später nöthig, ausgebildet; der Dotter ist fast verbraucht und die Fütterung von Seiten der Eltern kann sehr bald beginnen, besonders da die meisten höheren Nesthocker „sperren“. Die Kost dieser Jungen ist fast ausnahmslos animalisch, denn auch die Tauben füttern lange Zeit mit dem käsig veränderten Epithel ihrer Kropfwände; die Fringillidae können ausser Insekten die in ihrem Kropfe angedauten Samen ver- füttern. Ganz anders verhalten sich die Nestflüchter; sie sind geistig und körperlich in Bezug auf Skelet, Muskeln und Sinnesorgane früh reif ge- worden. Sie werden von den Alten nicht gefüttert, leben meistens von grünen Vegetabilien und Samen, und benöthigen deshalb eines mechanisch starken Verdauungsapparates. Es wird für sie also von Vortheil sein, wenn durch eine reichliche Dottermasse für die ersten Lebenstage die Aufnahme von so schwer verdaulicher, unvorbereiteter Nahıung entbehrlich Vögel. 699 gemacht wird. So ist den Nestflüchtern die Möglichkeit gesichert, in der freien Luft unbehindert von der engen Eischale Wasser und Sauerstoff in der nöthigen Menge dem Körper zuzuführen, bis sie stark genug geworden sind, das gerade bei vegetabilischer Nahrung sehr schwere Geschäft des Verdauens übernehmen zu können. Wie schnell übrigens die jungen Nestflüchter in den ersten Tagen wachsen ohne zu fressen, oder doch nur in winzigen Mengen, kann man bei Hühnern und Enten wohl beobachten. Dies schnelle Wachsthum der Jungen wird auch wohl der Grund für die spätere Vergrösserung der relativen Darmlänge sein, denn der junge Vogel braucht verhältnissmässig viel mehr Nahrung als der alte, der verdauende Apparat muss daher den gesteigerten Anforderungen entsprechend sein Volumen vergrössern, und dies wird am zweckmässigsten durch Verlängerung, nicht durch Erweite- rung des Darmes erreicht. Um endlich die naheliegende Frage zurückzuweisen, weshalb die Jungen denn nicht lieber gleich vollständig entwickelt das Ei verlassen, sei daran erinnert, dass im Ei bei so schnellem Wachsthum weder die nöthige Luftmenge, noch überhaupt Wasser zugeführt werden kann, was bei der durch die Brutwärme gesteigerten Verdunstung gewiss nicht un- beachtet zu lassen ist; andernfalls würde das ohnehin schon grosse Ei der Nestflüchter eine für die Mutter ebenso schwächende, wie unbequeme, Ja vielleicht unmögliche Grösse erfordern. Die Talegallas legen in der That so grosse Eier, dass das Junge nahezu flügge geboren wird, aber sie können die Eier nicht selbst ausbrüten, weil die Zwischenlegezeit in Folge der grossen Dotter- und Eiweissmengen eine sehr lange ist. Aehn- lich verhalten sich die Ratiten. Wir können nun folgendermaassen schliessen. 1. Die Länge der Entwieklungszeit (embryonale + Kindheitsperiode) der verschiedenen Vögel steht in directem Verhältniss zur Höhe ihrer überhaupt zu erreichenden Vollkommenheit. 2. Es wird vortheilhafter, weil bequemer und sicherer, für Mutter und Kind sein, wenn die Entwieklungszeit möglichst auf die Kindheitsperiode verschoben, d. h. wenn die Brütezeit abgekürzt wird. Dies führt zur Anlage des Nestes in gesicherter Stellung. 3. Die Nesthocker, unter diesen besonders die Passeres, sind die den Vogeltypus am ausgeprägtesten zeigenden und einseitig entwickelnden Vögel, mithin kommt diesen die absolut kürzeste Brütezeit und längste Kindheitsperiode zu. }eht man umgekehrt davon aus, dass das Ueberwiegen der Kind- heitsperiode über die Brütezeit ein Zeichen hoher Entwicklung ist, so kann man für die Passeres die höchste Stelle im System der Vögel beanspruchen, da diese die relativ längste postembryonale und absolut kürzeste Brüte- periode durchmachen. Selbstverständlich hat eine durehgreifende Trennung der Vögel in Nesthocker (Aves altrices, s. Insessores, 8. Paedotrophae, s. Gymnogenae, 700 Verdauungssystem. s. Sitistae, s. Psilopaedes) und in Nestflüchter (Aves praecoces, s. Autophagae, s. Hesthogenae, s. Ptilopaedes) ihre Schwierigkeiten. Darmlänge junger Vögel. | =) er Er En o 5 > = 5 PR T- = 55 Se BES | BE8@ Alter = San Saunen = SE SE | AB | SEE = As Ks |® f=) MS = | = Ra SZENE SEE Ari re ur ed denn Eee 1 =_ “ I Dromaeus Halb erwachsen | | 259 6.3 7—8 Pullus 77 Aa Ban wi 7 Struthio Fast erwachsen | 68 14307021 2097 20—22 Halb erwachsen | 52 1246 24 Reifer Embryo 11 182 16.3 | 5.3 Apteryx Jung 9.2 123 13—14 9 Sula bassana Embryo 4.3 20.4 | 4.7 | Podiceps Pullus 4.0 25 6.2 6—9 Colymbus arcticus Halb erwachsen 19, 70h..99 5.2 Puffinus anglorum Pullus 11 61 | 4—5 Anser domesticus Embryo, 1 Tg| 5, | 4 S Mi) ı vor Auskriechen n | 2 Tage alt 7.3 716 10.4 35 falklandicus Embryo 46 20:5 5.5 EL) .4 hr 3 2. Ust 2.8 3.2 Anas domestica | Jung 145 145 10.0 Gallus ‚domesticus *21 Tage 17.9 I—10 is © (* nach le 62.2 25 3 s Urampe) BEA: 62 25 IR e Day Men 58.5 25 Try 155 42.5 15.5 » » Embryo 2.9 12.5 4.3 5.8 Larus canus 34 5.0 32 4 8—9 , R 4.8 31 6.5 5; 3 3. 16 ‘ Uria troile j- | 42 118 4.2 B) Columba domestica 20 Tage 12—14 Ar; 45 92 ehe 28 ae: 4.5 45 10 23 KL; 24 6.5 1, 715; 21.7 6.2 11.2 Embryo | 3.2 20.3 GA 0: Turdus merula | Unausgewachsen | 37 6 5—6 “ Bald flügge 3.2 | 5.9 la E JAN IE, N 9) 30 61 | ” » Noch blind 3-1 21.7 5.8 y) Passer domesticus 3 2 23.5 5.7 | 3.9 e = 20.8 3.5 | Bi 19.0 6.5 | ir ss “5 a | 19.0 6.5 | Cotyle riparia R b, 212 10 4.5 | 4.0 > & EINE. 2.217). 10 4.5 | | ss r ® ie 2.23 ) 4.3 ; 5 = 1:8 2] TEN 4.0 | Es ist zweifellos, dass die Nesthocker sich aus Nestflüchtern entwickelt haben; vorhandene Mittelformen sind daher leicht erklärlich. Weder die geschlossenen Augen, noch das Erstlingsgefieder, noch Fütterung durch die Alten, können als durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal benutzt werden. Auch ist es wohl denkbar, dass durch rein äusserliche Verhältnisse die Jungen mancher Vögel am Verlassen des Nestes gehindert werden, Vögel. 701 dass z. B. durch hoch über dem Boden oder dem Wasser gemachten Standort des Nestes die Jungen allmählich zu Nesthockern umgebildet werden. Dass aber der Standort nicht immer auf das Verlassen desselben von Einfluss ist, zeigen die auf Bäumen brütenden Entenarten und die Sägetaucher, deren Junge von den Alten heruntergetragen oder ge- worfen werden, auch durchaus nicht hülflos oder blind und nackt wie die ersten Nesthocker aus dem Ei kriechen. Dies ergiebt folgende Eintheilung, in welcher die beiden Gruppen IIa und IIb phylogenetisch neben einander stehen und nicht aufeinander folgen. I. Nestflüchter: Ratitae, Rasores, Godieipetidae, Colymbidae, Laro- Limicolae, Rallidae, Grues, Lamellirostres. Il. Nesthocker: a. Niedere: Spheniseidae, Steganopodes, Tubinares, Herodii, Pelargi. b. Höhere: Columbae, Raptores, Striges, Coceygomorphae, Cypselo- morphae, Psittaci, Piei, Passeres. Darmlagerung. Die Anzahl der Darmschlingen und ihre Lagerung in der Bauchhöhle ist nur selten Gegenstand der Untersuchung gewesen. Home ging zuerst auf diese Verhältnisse etwas näher ein; er brachte (Phil. Trans., 1821) von einigen Vögeln Abbildungen des Darmes; dieser war vom Mesenterium und den Getässen befreit und so auseinander gelegt, dass sich Anzahl und Aufeinanderfolge der einzelnen Schlingen erkennen lassen. In der im Jahre 1855 erschienenen zweiten Auflage von Cuvier’s Lecons finden sich werthvolle Bemerkungen über die Anzahl der Schlingen, ihre Lage und Verbindung durch das Mesenterium, von ungefähr 60 ver- schiedenen Vogelarten. Owen gab darauf (Todd’s Cyelopaedia, 1836) eine kurze Beschreibung der Darmlagerungstypen; es wurden jedoch nur wenige Formen untersucht und voreilige Schlüsse daraus gezogen. Maegillivray (Lit. No. 611) versuchte im Jahre 1837 die Verdauungs- organe, zum Theil auch die Lagerung des Darmes, systematisch zu be- nutzen. Er begnügte sich aber mit der Besprechung weniger Formen und führte seinen Versuch nicht durch. Im Jahre 1879 (Lit. No. 580) machte ich den Versuch, die Darm- lagerung taxonomisch zu benutzen. Das Material bestand aus ungefähr 200 verschiedenen Vögeln, war aber doch lange nicht reichhaltig genug, um die taxonomisch wiehtigen Charaktere zu erkennen und die Ueber- gangsreihen zwischen den verschiedenen Vogelgruppen aufzuspüren. Es blieb bei einem „Versuch“, dessen Mängel jetzt durch ein sehr umfang- reiches Material von mehr als 300 Vögeln aller hauptsächlichen Gruppen einigermaassen verbessert worden sind. Ausser den Zeichnungen auf 702 Verdauungssystem. Taf. XXXIX und den im Text gegebenen Holzschnitten (S. 703) sei auf die 140 Figuren in der Jenaischen Zeitschrift verwiesen. Der Darmkanal, vom Pylorus bis zum After, ist wie der übrige Nahrungskanal durch das Mesenterium an der Wirbelsäule befestigt. Die Gefässe verlaufen in dem Mesenterium zum Darme. Die denkbar ein- fachsten Verhältnisse sind die, in welchen der Nahrungskanal als einfacher Schlauch gerade vom Mund zum After verläuft, und gleichmässig an der Wirbelsäule befestigt ist, wie es bei sehr jungen Embryonen, beim Hühnchen bis zum 5. Bebrütungstage, wirklich der Fall ist. Vergrösserung der inneren Darmfläche wird durch Verlängerung des Darmes erreicht und dieser führt, da der Raum der Leibeshöhle begrenzt ist, nothwendig zu Krümmungen, Windungen und Falten des Darmes. An allen diesen Krümmungen nimmt das Mesenterium theil, und gewöhnlich entwickeln sich in jeder Windung oder Schlinge entsprechende Gefässe. Bei Untersuchung der Darmlagerung der Vögel empfiehlt es sich, die Bauchwände der rechten Seite zu entfernen; der Magen liegt mehr links, die Darmschlingen sind daher am besten auf der rechten Seite sichtbar. Als Ausgangspunkt dient der Pylorus. An jeder typischen Schlinge ist dann ein absteigender und ein aufsteigender Ast zu unterscheiden; beide treffen am Endpunkte oder Apex der Schlinge zusammen. Eine Schlinge ist entweder geschlossen oder offen. Sie ist ge- schlossen, wenn die beiden Aeste mit einander eng durch eine Mesenterial- falte verbunden sind. Sie ist offen, wenn die Verbindung lose oder weiter ist; die beiden Aeste der Schlinge liegen dann nicht nothwendig dicht neben einander, sondern umschliessen oft eine oder mehrere andere Schlingen; diese ruhen dann gewissermaassen auf dem Mesenterium der offenen Schlinge. Eine typische geschlossene Schlinge ist das Duodenum, d. h. die erste, stets das Pancreas umfassende Schlinge; der absteigende Ast des Duodenum liegt (von der rechten Seite betrachtet) rechts neben dem aufsteigenden Aste. Eine solche Schlinge ist als rechtsläufig be- zeichnet; entgegengesetzt laufende Schlingen sind linksläufig, d. h. der absteigende Ast liegt links oder dorsal von dem aufsteigenden Aste. Laufen die Schlingen alle in der Längsaxe des Körpers und einander parallel, so ist die Darmlagerung orthoecöl; ist die mittlere Masse des Darmes spiralig gewunden, so ist sie eyclocöl; sind die Schlingen sehr kraus und schräg gelagert, so ist die Darmlagerung plagiocöl; am häufigsten die zweite, oft auch mehrere Schlingenenden, sind hufeisenartig umgeklappt und geben den meistens offenen Schlingen ein sehr unregel- mässiges Aussehen. Bei orthoeölem Typus lassen sich in Bezug auf die gegenseitige Lagerung der zweiten, dritten und vierten Hauptschlinge folgende wichtige Formationen unterscheiden. Die erste, oder die Duodenalschlinge, ist stets rechtsläufig, dabei entweder gerade, schräg oder rechtsspiralig und braucht nicht weiter besprochen zu werden. Vögel. 703 1. Isoeöler Typus. Die zweite, dritte und, wenn vorhanden, auch die vierte Hauptschlinge sind alle geschlossen und gleich , und zwar linksläufig; die zweite ist die am meisten dorsal gelegene, die dritte liegt rechts neben ihr, die vierte rechts neben der dritten, zwischen ihr und dem Duodenum. Der aufsteigende Ast einer der Mittelschlingen läuft also dieht neben dem absteigenden Aste der nächstfolgenden Schlinge. 2. Anticöler Typus. Die zweite und dritte Schlinge laufen alter- nirend; und zwar ist die zweite links-, die dritte rechtsläufig; die zweite liegt dorsalwärts, ihr aufsteigender Ast läuft daher neben dem aufsteigenden Aste der dritten Schlinge. —m—n Pr -r nn ER =man.._._ -’ L) ‘ L ' ‘ ‘ ı 1 ‘ some n.n.»”, zum - I Anticöl. Anti-Perieöl. Oyclocöl. nn - N, . o & R » F % ‘ , au EL in ar su u alu Sei nee nn RI KT Plagiocöl. Telogyr. Iso-Pericöl. Die Hauptformationen der Darmlagerung. Schematisch dargestellt. Die absteigenden Aeste der Schlingen sind durch einfache Linien, die aufsteigenden durch punktirte Linien hervorgehoben. P = Pylorus. 3. Perieöler Typus. Die zweite Schlinge ist linksläufig, offen, und umschliesst die dritte, welche in der Regel gerade und geschlossen ist. Diese Formation ist von besonderem Interesse, da sie ganz all- mählich zum 4. Cyelocölen Typus führt, und zwar durch Vereinigung der zweiten und dritten Schlinge zu einer linksläufigen Spirale. Dies kann geschehen, sowohl wenn die dritte, umschlossene Schlinge wie die zweite linksläufig ist, als auch wenn sie rechtsläufig, beide also gegenläufig sind. Eine solche Spiralenbildung findet sich bei vielen Limicolae, Laridae und Columbae; jede dieser Gruppen enthält noch einige Gattungen, in welchen die Spirale erst durch lange ovale Windungen angedeutet, oder sogar wo der pericoele Typus mit vollständigen Schlingen noch er- halten ist. 704 Verdauungssystem. Nieht jede Darmspirale ist jedoch durch Vereinigung von zwei oder mehreren Schlingen gebildet. Häufig wird eine Spirale direkt durch coneentrische Drehung des freien Endes einer Schlinge um ihren Apex gebildet. Dies ist z. B. beim Duodenum einiger Raubvögel und bei Buceros plicatus der Fall. Bei den Passeres bildet der ganze Darm ausser dem Duodenum nur zwei Schlingen; die mittlere bildet stets eine linksgewundene Spirale, deren Anzahl von Umdrehungen direkt von der Länge des Mitteldarmes abhängt. So ist bei den sehr kurzdarmigen Singvögeln die Spirale gerade nur angedeutet, während bei den sehr langdarmigen Gattungen Loxia und Enucleator zahlreiche Windungen vorhanden sind. Dasselbe gilt übrigens von jeder Spirale, wie man bei den Columbae und Laridae er- sehen kann. Sind die beiden ursprünglichen (die zweite und dritte) Schlingen so völlig zu einer Spirale concentrirt, sodass der ganze Mitteldarm nur ein Mesenterium besitzt, so kann diese Modification des eyeloeölen Typus als mesogyrisch abgesondert werden. Sind endlich die Enden mehrerer Schlingen spiralig gerollt, wie z. B. bei den Pelargi, so kann dies als telogyrisch bezeichnet werden. Wir sehen also, dass die eyelocöle Anordnung allein kein durch- greifendes Merkmal für die Verwandtschaft abgiebt, da sie sich aus den verschiedenen iso-, anti- und pericölen Grundtypen entwickeln kann. Cyciocöle Vogelgruppen, wie die Möven, Tauben und Singvögel, stehen im System neben einander und lassen sich in eigenen Entwicklungsreiben auf verschiedene Grundtypen zurückführen. Bei rein orthocölen Vögeln verursacht Verlängerung des Darmes secundäre Schlingen zwischen den schon vorhandenen längeren, wodurch in manchen Fällen eine sehr unregelmässige und schwer verständliche Lagerung des ganzen Darımes verursacht wird. Auf derartige Veränderungen ist vielleicht der plagiocöle Typus der Rasores zurückzuführen. Die morphologisch höchste Weise, den sich verlängernden Darm in der Leibeshöhle wegzustauen, scheint die spiralige Anordnung zu sein, da hierbei die übrigen Schlingen am wenigsten in ihrer Lage gestört werden. Was die Gestalt und Lagerung der verschiedenen Schlingen bestimmt, ist nicht bekannt. Die Bildung der Duodenalschlinge der Vögel kann vielleicht auf mechanische Ursachen zurückgeführt werden, da an der dem Magen und der Leber zugekehrten Seite des Darmes das Panereas sich entwickelt und bei seinem Wachsthum einen seitlichen Druck auf den Darm ausübt und letzteren zum Ausweichen bringt. Es ist anzunehmen, dass die Schlinge dann in der einmal eingeschlagenen Richtung weiter wachsen wird; verlängert sie sich bedeutend, so wird sie entweder bogenförmig gekrümmt, oder ihr Apex rollt sich spiralig um. Eine Darmspirale kann auch dadurch entstehen, dass der eine Ast einer geschlossenen Schlinge Vögel. 705 stärker wächst, als der andere; der schneller wachsende Ast würde dann zum äusseren Spiralast werden. Wenn, wie bei vielen Möven, der rück- läufige Ast der Spirale im Wachsthum zurückbleibt, so wird er auch weniger Kreisbogen bilden und der gewöhnlich in der Tiefe gelegene Theil der ursprünglich gleichmässig angelegten Spirale wird mehr oder weniger verschoben erscheinen. Worauf aber das ungleiche Wachsthum der einzelnen Darmabschnitte beruht, wesshalb ferner bei den einen das Duodenum, bei anderen die allerletzte Schlinge mehr ausgebildet ist, können wir zu beantworten nicht einmal versuchen. Die Erklärung der Entstehung der Spirale des Mitteldarmes bei Tauben und Singvögeln habe ich in der früher angeführten Arbeit versucht. Darmlagerung der Passeres. Fig. 1. Turdus merula, etwas auseinandergelegt, D == Dotterrest. Fig. 2. Turnagra hectori. Fig. 3. Furnarius figulus. Fig. 4. Miro albifrons. lig. 5. Rupicola crocea. Fig. 6. Manucodia. Fig. 7, S. Seleucides nigra. Der embryonale Darm stellt zuerst eine vom Magen zum After am Rücken lang laufende Röhre dar. Feste Punkte sind, da das Mesenterium dem Wachsthum des Darmes folgt, nur die beiden Enden: die After- gegend und später, bei weiterer Ausbildung des Magens und der Leber, der Pylorustheil des Darmes. Schon früh erhebt sich die Mitte des Darmes nach dem Dotter hin, mit dem sie durch den Dottergang verbunden ist, und bildet eine wohl durch den Widerstand des Dottersacks gebildete geschlossene Schlinge, die sogenannte primitive Darmschlinge (die spätere centrale). Die Spitze dieser eine ziemlich lange Zeit aus dem Leibe heraushängenden Schlinge ist aber mit der Leber und dem Herzen durch die doppelte Dotterarterie (deren eine sich später zur Art. mesenterica superior umbildet) und durch die Dottervene verbunden. Es wird also der Darm an drei Punkten fixirt, da die Dottermasse, wie auch später der Embryo selbst, im Ei ziemlich unbeweglich liegen. Der dreifache Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VT. 4. 45 706 Verdauungssystem. Gefässstrang zieht nun in möglichst gerader Linie vom Nabel zum Herzen und zur Leber. Die primitive Schlinge wird demnach, da sie überall durch Wachsthum gespannt wird, sich nur in der Richtung. des geringsten Widerstandes entfernen können, d. h. von dem sich fortwährend ver- längernden Dottergange; die Schlinge wird also umbiegen und zwar nach kopfwärts vom Dotter oder links herum. Die beiden Componenten des Kräfte-Parallelogrammes sind: erstens die Resultante der beiden wachsenden Darmhälften in Richtung der schon vorhandenen Primitivschlinge zum Dotter hin, zweitens der vom Dotter in den Embryo führende dreifache Gefässstrang. In der einmal eingeschlagenen Richtung wächst der Darm dann weiter und bildet auf diese Weise die bei vielen Vögeln vorhandene linksgewundene Spirale. Dieselbe enthält desto mehr Umdrehungen, je grösser die relative Länge des Darmes wird. Wenn diese Erklärung richtig ist, so muss die Drehung der Schlinge nothwendig auch eine Drehung der an ihr befestigten Gefässe hervor- bringen und zwar muss der Theil vom Darm zum Dotter in entgegen- gesetzter Richtung gedreht werden, wie die vom Darm zur Leber und zum Herzen verlaufenden Gefässe. Dies ist wirklich der Fall. Taf. LII zeigt diese Verhältnisse bei einem nahezu reifen Taubenembryo; die drei Dottergefässe sind um den Dottergang linksspiralig herumgewunden. Ist dagegen, wie bei den Hühnern, keine Spirale vorhanden, so ist auch keine Drehung der Dottergefässe um den Dottergang zu bemerken. Die Gefässdrehung kann demnach nicht, wie etwa beim Menschen, durch Rückstoss des pulsirenden Blutes erklärt werden. Als bestimmende Momente für die Schlingenbildung würden also zu beachten sein: 1. Fixirung durch die Nabel- oder Dottergefässe. 2. Entwicklung des Pancreas. 3. Widerstand von Seiten der Körperwände, benachbarter Schlingen und anderer Organe. 5. Ungleiches Wachsthum der beiden Aeste geschlossener Schlingen. Die Anzahl und gegenseitige Lagerung der Darmschlingen ist durch- aus nicht Sache des Zufalls, ist vielmehr sehr constant bei den einzelnen Arten und Gattungen. Bei grösseren Gattungen und Familien spielen natürlich nachträglich erworbene Modificationen eine bedeutende Rolle. Verlängerung der Darmlänge, z. B. in Folge veränderter Lebensweise, wird entweder längere oder auch zahlreichere Schlingen hervorrufen, anderseits die mit Insekten- und Fruchtnahrung verbundene Verkürzung des Darmes den ursprünglichen Schlingentypus bis zur Unkenntlichkeit vereinfachen kann. Es lassen sich kaum Vermuthungen darüber äussern, welcher Typus als der den Vögeln ursprüngliche anzusehen ist. Die Reptilien geben keine genügenden Anknüpfungspunkte. Es ist jedoch möglich, dass ungefähr folgende Verhältnisse einen älteren Grundtypus bilden, da sich auf einen solchen die Lagerungsverhältnisse der meisten Vogelgruppen zurück- n ws Vögel. 707 führen lassen: 4 Hauptschlingen; die erste, das Duodenum, wird durch das Panereas verursacht, sie ist rechtsläufig. Eine andere, sehr früh ent- stehende, ist die primitive Darmschlinge, hervorgebracht durch den Dotter- sack; sie ist geschlossen, ebenfalls rechtsläufig und wird später in den Leib gerade oder spiralig hineingezogen; sie bildet später die dritte Schlinge, indem ihr Verbindungstheil mit dem aufsteigenden Ende des Duodenums eine neue (die spätere zweite) Schlinge bildet, welche dorsalwärts und analwärts auswächst, daher linksläufig wird und entweder geschlossen dorsal neben der dritten lagert, oder als geöffnete Schlinge die dritte in anti-pericoller Weise umgiebt. Eine vierte und letzte Schlinge bildet sich dann durch Verlängerung des Verbindungstheiles zwischen der dritten ‚Schlinge und dem Rectum. Im Folgenden ist eine zusammenfassende Besprechung der Darm- lagerung der verschiedenen Vogelgruppen gegeben, um daraus Fingerzeige für ein später zu begründendes System der Vögel zu gewinnen. In der Tabelle ist die Gesammtanzahl der Hauptschlingen angegeben; die nächsten Spalten enthalten Angaben des Charakters der einzelnen Schlingen und zwar der zweiten, dritten u. s. w. Da die erste, das Duodenum, stets rechtsläufig ist, so ist sie nicht weiter erwähnt. Es be- deutet / linksläufige, r rechtsläufige, g geschlossene, o offene Schlingen; ... lo daher linksläufig offen u. s. w. Die rechte Seite der Tabelle enthält Bemerkungen über die abweichenden aus nebenstehendem Grundtypus entwickelten Formationen. Die Aufeinanderfolge der Familien und Ordnungen ist keine streng systematische, ebenso wenig wie die ‚Kreise‘ der zahlreichen Uebergänge halber natürlich abgerundete Gruppen bilden. Sie sind Verwandtscbaftscentra. I. Kreis. Darmlagerung mit echt peri-orthocoelem Typus. Die 2. Schlinge ist linksläufig, offen. Wenn 5 Schlingen vorhanden, so ist die 3. und 4. umschlossen; wenn nur 4 Schlingen vorhanden, so ist nur die 3. umschlossen. Rallidae 5 lo Ig rgo | die 3. Schlinge ist interealirt und Limicllae A. 4 lo — ı9 r fehlt bei den Limicolae. u B}U3) IN Spirale, "7 Die Mittelschlingen zur Spirale vereinigt. LaridaA. 4 lo — rg ro 2. BD. #3. ‚Spialelßxea Mittelschlingen zur Spirale ver- einigt. Aleidae 6 lo — rg lg Ig Ig Columbae A. 4 lo — rg rg % B. 3 Spirale rg Mesogyrisch wie Laridae B. und Limicolae B. Pterochdae 4 Ig lg rg Abweichend iso-orthocoel. 45* 708 Verdauungssystem. ll. Kreis. Darmlagerung mit echt orthocoelem Typus. Alle Schlingen geschlossen und alternirend oder antieoel; die 2. stets linksläufig und dorsal gelagert. Steganopodes 6 Ig rg lg Herodii 6+ rg lg Pygopods 4,5 lg rg ig r Tubinares A. 4—8 Ig rg Ig u. S. w. B. 3 Spirale/g 2. und 3. Schlisge zur Spirale vereinigt, die letzte telogyrisch. Spheniscidae Zahlreiche geschlossene Schlingen mit unkenntlicher Lagerung. ” Ill. Uebergangskreis. Verbindung plagio- und pericoeler Charactere der 2. und 3. Schlinge mit echt orthocoelem Grundtypus der übrigen geschlossenen Schlingen. Lamellirostres 5—8 lo ro Ig lg u. Ss. w. IV. Uebergangskreis. 4—6 alternirende, geschlossene Schlingen mit telogyrer Tendenz. Die oft auftretende Mittelspirale ist auf iso-peri- coelen Typus zurückführbar. Pelargi 4—5 rg Verschiedene Bildungen. 8. S. 618. Raptores 5—-6 5; 5 S. 8. 643. Psittai 5 Ig rg lg rg Echt telogyrisch. V. Kreis. Darmlagerung mit plagiocoelem Typus der zweiten Schlinge, welche rechtsläufig ist und neben der ersten liegt; die übrigen Schlingen sind linksläufig. Rasores 4 rg lo lo Orypturi 3 rg — lo Ratitae 3 ro — lo mit unkenntlicher Lagerung. S. S. 601. Turnices 4 Ig ro lo Abweichend. S. S. 631._ Opisthocomus 4 vg lg lg Cueulidae 4 rg Ig Ig VI. Kreis. Darmlagerung iso-orthocoel; die zweite und dritte Schlinge linksläufig. Musophagidaee 3 — Ig lo Durch Verlust der zweiten Schlinge der Cueulidae entstanden. Trogonidae 3 lg Ig Colüidae 3 Ig 11/0 Oypselidae 3 Ig. 11),0 Trochtlidae 3 lg Ig Caprimulgidaee 3 lg 1 Striges 4l W »o Coracüdae 4 Ig I!/,o r!/,o Alcedinidae 4 Ig 11),o r Zweite Schlinge spiralig. Vögel. 709 VIl. Kreis. Darmlagerung anti-orthocoel; zweite Sehlinge linksläufig, die letzte offen und das Duodenum theilweise umfassend. Bucerotidae 4 Ig rg lo Upupidae 3 — rg lo Verlust der zweiten Schlinge durch Verkürzung. Picidae 4 Ig rg lo Ehamphastidae 3 — rg lo Verlust der zweiten Schlinge durch Verkürzung. VIII. Kreis. Darmlagerung mesogyrisch, aus anti-orthoeoelem Typus entstanden; die letzte oder dritte Schlinge ist offen und umfasst das Duodenum. Passeres 3 ig rg !o Die ursprüngliche zweite und dritte Schlinge zu einer Spirale linksgewundenen Spirale vereinigt. Die Vögel des I. Kreises gruppiren sich um die Grallae als Mittel- punkt. Limicolae und Rallidae können leicht auseinander abgeleitet werden; sie haben jedoch genug Unterschiede in dem gesammten Ver- dauungssystem, um sie als gleichwerthige Abtheilungen der Grallae auf- treten zu lassen. Zu den Rallidae gehören die Aleetorides oder kranich- artigen Formen wie Grus, Psophia, Dicholophus, Otis. Rhinochetus ver- einigt in seinem Verdauungssystem, besonders in der Darmlagernng Charaktere der Rallen, Limicolae und ibisartigen Vögel; die Verwandt- schaft mit diesen ist aber entfernt und nur die ethiopische Gattung Podica zeigt überraschende Uebereinstimmung mit der neucaledonischen Rhino- chetus. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass beide mit den amerikanischen Gattungen Heliornis und Eurypyga früh vom gemeinsamen rallenartigen Stamme abgezweigten und nun isolirte Formen sind. Andererseits führen die Rallidae zu den Turnices; sehr entfernte Andeutungen weisen auf die Crypturi und auf Apteryx. Die Limicolae stimmen mit den Laridae und mit den Columbae in allen hauptsächlichen Punkten überein. Jede dieser drei Gruppen ‚enthält noch jetzt Formen, welche in ununterbrochener Reihe von niederen pericoelen Vögeln mit 4 alternirenden Schlingen zu ausgeprägt mesogyren Formen führen. Die Sterninae stellen die niederen Möven vor. Möven und Tauben haben sich unzweifelhaft aus einem gemeinsamen, den Limi- colae sehr nahen Stamme entwickelt, die einen für Wasser- die anderen für ausgeprägtes Baumleben. Weder granivore, insectivore noch piseivore Lebensweise haben einen besonderen Einfluss auf die Darmlagerung aus- geübt, obgleich der Magen und die Coeca bedeutende Aenderungen erlitten. Der allen Tauben zukommende Kropf wiederholt sich unter den Limicolae bei den ebenfalls granivoren Gattungen Attagis und Thinocorys. Limosa und Numenius sind niedere Limicolae; Numenius nähert sich in manchen Punkten den Ibissen, von welchen ihrerseits eine Linie zu den Platalea und schliesslich zu Phoenicopterus führt, während eine andere mit den eigentlichen Pelargi (Ciconia) endet. Auf diese Weise 710 Verdauungssystem. sind die Pelargi vielleieht auf den alten grossen Stamm oder Kreis der Grallae zurückzuführen. Die Pteroclidae vereinigen Charaktere sehr verschiedener Gruppen in sich. Sie stimmen mit den Rallidae durch die linksläufige dritte und vierte Schlinge; sie unterscheiden sich von den Rallidae und den Limicolae durch die ganz geschlossenen Schlingen; von den Rallidae unterscheiden sie sich, aber übereinstimmend mit den Tauben, den niederen Limicolae und Gallinae, durch die 4 betragende Schlingenzahl. Dies scheint an- zudeuten, dass die Steppen- und Flughühner sich von dem Stamme der Grallae abzweigten, ehe deren Trennung in Limicolae und Grallae statt- fand und ehe typische Tauben und Hühner auftraten. Die Aleidae sind leicht als Abkömmlinge niederer Limicolae zu er- kennen, die sich in mehr orthocoeler Richtung entwickelten und wie die Möven fischfressende Wasservögel wurden. Mit den Möven als Gaviae vereinigt, würden sie zwei sehr verschiedene, übergangslose Unter- abtheilungen bilden. Auch ihre nicht unverkennbare Aehnlichkeit mit den Colymbidae in splanchnologischer Hinsicht wird die „Aleidae“ als den „Laridae‘“ völlig gleichwerthige Gruppe sichern. Von den Pygopodes haben die Colymbidae unstreitbare Aehnlich- keit mit den niederen Grallae; ihre fünf Hauptschlingen sind geschlossen, gerade und alternirend gelagert. Die Podieipetidae weichen etwas von den Colymbidae ab durch besondere Eigenthümlichkeiten und stimmen mit Podica durch die weit geöffnete und sehr unregelmässig gelagerte Endschlinge überein. Sie stehen niedriger als die Colymbidae, sind aber zweckmässig als Pygopodes mit ihnen zu vereinigen. Sie führen durch den Besitz eines Pylorusmagens und durch echt orthocoele Schlingen- lagerung zu den Steganopodes und Herodii. Diese beiden Gruppen sind aufs engste miteinander verbunden; andererseits führen siezudenTubinares, von denen Puffinus und Diomedea die niedersten, Ossifraga eine mittlere und endlich die Procellariinae durch ceyelocoele Formation die am meisten specialisirte Stellung einnehmen. Aehnlichkeiten der Tubinares mit den Laridae lassen sich nur schwer auffinden und sind im besten Falle convergente Erscheinungen ohne verwandtschaftlichen Werth. Die Spheniscidae sind so specialisirt, dass es sehr schwer hält sie mit anderen lebenden Vögeln in nähere Beziehung zu bringen. Ihr Verdauungssystem vereinigt in wechselnder Weise Charaktere, welche wir nur noch bei den Pygopodes, Steganopodes und Tubinares finden. Sie sind im Ganzen orthocoel; die ganz ungeheure Länge ihres Darmes er- schwert, oder vielmehr verhindert es seine Lagerung auf einfachere Ver- hältnisse zurückzuführen. Wahrscheinlich trennten sich die Penguine frühzeitig von einem allgemeinen marinen orthocoelen Stamme. Auf die antarktische Region beschränkt fanden sie Gelegenheit sich aufs höchste zu specialisiren und somit die zahlreichsten theilweise nur anscheinend primitiven Charaktere zu erwerben, welche sie von den übrigen Vögeln Vögel. 711 trennen. Sie mit den Hesperornithes in nähere Beziehung zu bringen, verbietet die sehr speeialisirte Structur dieser Kreidevögel. Die Pelargi sind, wie bereits erwähnt, durch ihre niederen Mitglieder auf Grallae zurückzuführen; zu den Störchen im weiteren Sinne gehört zweifellos Phoenicopterus; die Blinddärme der Flamingos werden durch die Schlammnahrung erklärlich, während sie bei den fleischfressenden Störchen ganz rückgebildet wurden. Die Uebereinstimmung in der Darm- lagerung von Flamingos mit Platalea und den nächsten Verwandten ist zu gross, um nur als Convergenz aufgefasst zu werden. — Meistens werden die Störche mit den Reihern vereinigt; beide weichen jedoch in jedem nur irgend wichtigen Charakter von einander ab. Scopus und Balaeni- ceps (Untersuchungen der Verdauungsorgane fehlen leider) werden sich wohl als etwas aberrante Formen der Herodii erweisen ohne diese durch mehr als convergente Aehnlichkeiten mit den Pelargi zu verbinden. Die nahe Verwandtschaft der Herodii mit den Steganopodes und die bedeutende Annäherung der Pelargi an die Limicolae, mit welchen letzteren die Herodii kaum etwas gemeinsam haben, wird Störche und Reiher ebenfalls weit von einander trennen. Dazu kommt noch die etwas unerwartete Aehnlich- keit der Pelargi mit den Raptores, speciell den Vulturidae; Ueberein- stimmungen, welche durch die Untersuchung anderer Organsysteme von Garrod nnd Fürbringer bedeutend an Gewicht gewinnen. Störche und Raubvögel, besonders die Geier, zeigen eine sehr aus- gesprochene telogyrische Tendenz fast aller Schlingen, während Cathartes durch seine zweite weit geöffnete pericoele Schlinge an die Hemiglottides erinnert. Niedere Raubvögel und niedere Störche scheinen auf einen gemeinsamen Stamm hinzuweisen. Die Lamellirostres, zu denen Palamedea auf Grund der Verdauungs- organe zu rechnen ist, zeigen echt orthocoelen Grundtypus der geschlossenen und meistens geraden, alternirenden Schlingen; jedoch verbinden sie in der zweiten und dritten Schlinge peri- und plagiocoele Charaktere. Als orthoecoele Wasservögel, Nestflüchter und vorwiegende Pflanzenfresser bilden sie eine sehr einförmige und abgeschlossene Gruppe von sehr selbständiger Stellung im System. Anknüpfungspunkte sind, in Bezug auf die Verdauungsorgane, nur in der Richtung des zweiten Kreises und zwar bei den Pygopodes zu suchen. Die Psittaci mussten wegen der echt telogyren Lagerung ihrer fünf eng geschlossenen und alternirenden Schlingen in den vierten Kreis auf- genommen werden. Eine solehe Lagerung nebst einem sehr ausgebildeten Kropfe, Rückbildung der Blinddärme, Charakter echter höherer Nesthocker, Besitz einer weichen Wachshaut des Schnabels, finden sich ausserdem nur noch bei den Raptores vereinigt. Anderseits werden sich die grossen Unterschiede zwischen Papageien und Raubvögeln durch die ganz ver- schiedene Nahrungsweise erklären lassen. Kropf und Blinddärme sind zwar, wie auf 8. 672 und 690 besprochen, von unsicherem taxomischen 712 Verdauungssystem. Werthe; es gelingt aber nicht die Papageien mit anderen Vögeln wie etwa Coceyges, Striges, näher zu verknüpfen. Sie stehen ganz allein im System. Die folgenden Vogelgruppen vereinigen sich zu einem ziemlich natür- lichen Kreise, aus dem wahrscheinlich die Ratitae zu entfernen sind. Sie sind plagiocoel mit rechtsläufiger zweiter Schlinge, welche ursprünglich rechts neben dem Duodenum liegt. Die Turnices scheinen Charaktere niederer Rallidae mit plagiocoeler Formation der zweiten Schlinge zu vereinigen; vielleicht sind sie wie die nicht näher zu bestimmenden Ratiten dem ersten Kreise zuzutheilen. Die Rasores s. Gallinae führen durch ihre niedersten Formen, die Cracidae, zu den Crypturi, anderseits durch Opisthocomus zu den Cueulidae. Opisthocomus steht gerade in der Mitte zwischen Gallinae und Cueulidae. Aus den letzteren sind die Musophagidae direkt durch Verlust der zweiten Schlinge der Cueulidae abzuleiten; die Kürze des Darmes und der Verlust der Blinddärme entsprechen der Fruchtnahrung. Indem nun die Musophagidae nur 3 Schlingen besitzen, von denen die beiden letzteren linksläufig orthocoel sind und die letzte geöffnet ist, gleichen sie einigen Familien des sechsten Kreises. Von diesen iso-ortho- coelen Vögeln stehen die Coraciidae wohl am niedrigsten, d. h. sie haben sich am wenigsten speecialisirt und von dem hypothetischen allen übrigen gemeinsamen Stamme entfernt. Vonihnen scheinen die Aleedinidae sich abgezweigt zu haben, sie besitzen ebenfalls 4 Schlingen, aber die zweite ist spiralig gewunden; die darin ausgedrückte Verlängerung des Darmes erklärt sich durch die pisei- und cancrivore Lebensweise. Cora- eiidae und Alcedinidae können mit Vortheil als Haleyones, d.h. „Blau- vögel“, aus der wirren Masse der sogenannten Picariae ausgeschieden werden. Caprimulgidae, CUypselidae und Trochilidae lassen sich splanchnologisch kaum trennen, doch sondern sich die Trochilidae durch einen Kropf und die Caprimulgidae durch functionelle Blinddärme ab. Aehnlichkeit der Cypselidae mit Colius ist nieht zu verkennen, wie seinerseits Colius an die Trogonidae erinnert. Letztere sind vielleicht auf die Coceyges (Cuculidae und Musophagidae) zurückführbar, denn mit den einen stimmen sie durch die Zahl der Scehlingen, mit den anderen durch functionelle Blinddärme und den gelegentlich Raupenhaare ent- haltenden Magen überein; in Bezug auf die Lagerung der Schlingen halten sie so ziemlich die Mitte. Die Striges vereinigen in sich die Merkmale der Coraciidae und Caprimulgidae, jedoch mit plagiocoeler Tendenz der zweiten und dritten Schlinge. Eine nähere Verwandtschaft der Haleyones mit den Bucerotidae lässt sich in den Verdauungsorganen nicht nachweisen, dagegen sind mit den Bucerotidae die Upupidae sehr nahe verwandt. Da sich dies auch in anderen Organsystemen ausdrückt, z. B. Pterylose und Farbenmuster, Vögel. 715 so sind beide als „Epopes‘ vereinigt worden und als solehe neben die Piei (Pieidae, Capitonidae, Rhampbastidae) zu stellen. Beide, Piei und Epopes sind leicht charakterisirbar durch die Zahl und Lagerung ihrer Darm- schlingen. Bei den Upupidae und bei den Rhamphastidae hat Verkürzung des Darmes die ursprüngliche zweite Schlinge unterdrückt; bei den Rham- phastidae ist dies durch die Capitonidae nachweisbar. Aus solchen anti- orthocoelen samen- oder insektenfressenden, nesthockenden Land- oder vielmehr Baumvögeln lassen sich die Passeres ohne weiteres ableiten. . Charbonnell-Salle, et C. Phisalix, Sur la sterction lactee du jabot des Pigeons en ineubation. Compt. Rend. Tom. 103 (1856). p. 286—2S8. 7. Teichmann, M., Der Kropf der Taube. Arch. f. mikr. Anat. Band 34. 1889. p. 235— 247. 7. Beddard, F., On the elimentary canal of the Martineta Tinamou. Ibis 1890. ?- 60—66. (Abbild. der sehr eigenthümlichen Üoeca.) Athmungs- und Stimmorgane. 658. Anderson, R., Notice of a peculiar organ in the Trachea of the Emeu. Naturalist, VI 1856. p. 153. 659. Barkow, H. C.L., Bemerkungen über Gegenstände aus dem Gebiete der vergleichenden Anatomie, Physiologie und Zoologie. Abth. 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Die Seiten in der dorsalen Hinterwand des Kehlkopfes hängen durch Bindegewebe mit dem oberen Ende der Speiseröhre zusammen. Die Stimmritze, Rima glottidis, ist ein länglicher Schlitz. Rechts und links liegt auf der Dorsalfläche des Kehlkopfes eine kissenartige Ver- diekung, welche häufig, wie bei den Lamellirostres, ein Fettpolster enthält; die Oberfläche der Schleimhaut trägt meistens wie die Zunge zahlreiche nach hinten gerichtete, spitze hornige Wärzchen oder Zähnchen in mannig- facher Verschiedenheit der Zahl und Stellung; häufig umgiebt eine Reihe soleher Zähnchen unmittelbar den Eingang in die Luftröhre; sie verhin- dern den Eintritt der Nahrung in die Luftröhre. Nur selten ist die Ober- fläche des Kehlkopfes ganz glatt und enthält nur kleine Drüsen, wie z.B. bei den Ratiten, bei Buceros, bei Pelicanus. Vögel. TEN Ein Kehldeckel, Proc. epiglottieus, fehlt den meisten Vögeln. Er ist durch eine quere Hautfalte angedeutet, die vor dem Eingange der Stimm- ritze liegt, aber keine knorpelige Unterlage enthält, z. B. Ratiten und in ziemlich ausgebildetem Grade beim Flamingo. Bisweilen ist diese Falte aber in einen kleinen mittleren Fortsatz ausgezogen (Reiher, Störche, Hühner, Enten u. s. w.), welcher einen kleinen Knorpel enthalten kann; dieser ist dann durch eine Naht mit dem vorderen Ende des sogenannten Schildknorpels verbunden, wie bei manchen Limicolae und Rallidae, besonders aber bei den Lamellirostres zu beobachten ist. Das knorpelige, theilweise verknöchernde Gerüst des Kehlkopfes be- steht meistens aus sechs, bisweilen aber nur aus vier Stücken. Für- bringer folgt Dubois (Lit. Nr. 682) in der Deutung dieser Theile. Beide nehmen an, dass bei den Vögeln wie bei Amphibien und Reptilien noch kein eigentliches Thyreoid, oder Schildknorpel, gebildet worden ist. Dubois fasst den Schildknorpel der Säugethiere als Derivat des vierten und fünften Visceralbogens auf. Die übrigen Knorpel sind Derivate der Trachea; der Epiglottisknorpel endlich ist durch submueöse Verknorpelung der Mund- und Kehlkopfhöhle trennenden Querfalte entstanden. Bei den Vögeln scheinen (vergl. S. 298) die Seitentheile des vierten und fünften Bogens verloren gegangen zu sein, während die Copulae den Stiel bildeten. Es ist möglich, dass dieser Stiel der Vogelzunge theilweise dieselben Ele- mente wie der Schildknorpel der Säugethiere enthält. Nach Ausschluss des Schildknorpels wird die Bezeichnung der übrigen Knorpel des Kehl- kopfes der Vögel von der bisher gebräuchlichen abweichen: 1. Das Hauptstück (Tbyreoid oder Schildknorpel früherer Autoren, Criecoideum nach neuerer Auffassung) bildet die vordere und seitliche Wandung des Kehlkopfes; es ist nach aussen convex, nach innen concav, dreieckig länglich, und läuft gegen den Stiel des Zungenbeins in eine Spitze aus. Dieser schnabelförmige Fortsatz steht mit dem bisweilen vor- handenen Knorpel der Epiglottis in Verbindung und ragt nicht selten als eine senkrechte Erhebung in das Lumen des Kehlkopfes hinein; z. B. bei Spheniseidae, Tubinares, Steganopodes, Lamellirostres, Colymbus, Rhynehops, Cieonia, Grus, Limieolae, Numida, Cueulus, Caprimulgus u. S. w. Nach hinten und dorsalwärts schliesst sich an dieses Hauptstück je ein kleinerer Knorpel von halbkreisförmiger Gestalt. Diese verwachsen nach Tiedemann und Cuvier-Dumeril bei 'sehr alten Vögeln leicht mit dem Hauptknorpel zu einem Stück. Bei den Spheniseiden bilden sie nach Watson nur einen grossen verknöchernden Knorpel, der dann natürlich hinterwärts weiter um den Kehlkopf herumgreift. 2. Zwischen den beiden eben genannten Knorpeln befindet sich ein unpaarer länglich runder Knorpel oder Knochen; Cricoideum früherer Autoren, Procrieoideum nach Fürbringer. Dieser Theil besitzt an seinem vorderen, oberen Rande jederseits eine Gelenkfläche für die beiden 3. 4. Cartilag. arytaenoideae oder Giesskannenknorpel. Diese sind zwei lange, etwas gebogene Knochenstücke, welche mit ihrem dickeren, hinteren 718 Athmungs- und Stimmorgane. Ende an dem mittleren Stücke eingelenkt sind. Auf ihrer äusseren Fläche haben sie eine Vertiefung für den M. apertor laryngis. Beide Stücke zusammen umgeben die Stimmritze. Wie die Gelenkflächen der Arytaenoidstücke andeuten, sind diese letzteren beweglich und zwar können sie nur die Stimmritze öffnen und schliessen; die Ränder der Ritze tragen keine Stimmbänder wie bei den Säugethieren, sondern sind starr. Es sind hier nur zwei Muskelpaare vorhanden. Der M. sphincter laryngis (Constrietores laryngis, Owen, s. Constrieteur anterieur et poste- rieur, Cuvier) entspringt nach Owen beim Riesenkranich von der Mitte der inneren oder der hinteren Fläche des sogenannten Schildknorpels und inserirt sich an den Arytaenoiden. Cuvier-Dumeril beschreiben den Schliess- apparat als aus zwei unpaaren Muskelchen bestehend, die mit queren Fasern von einem Arytaenoid zum anderen ziehen; der eine Muskel, am Vorderende der Stimmritze, fehlt häufig, wie z. B. bei den Enten; der hintere wird als beständig angegeben. Tiedemann giebt an, dass der Schliessmuskel jeder Seite vom inneren Rande der mit dem Hauptstücke verwachsenden Knorpel und vom mittleren Ringknorpel entspringt, und sich am inneren Rande des Arytaenoids seiner Seite insenirt; er zieht diese letzteren nach innen und verschliesst die Stimmritze. Watson giebt eine ausführliche Beschreibung der Schliessmuskeln bei den Sphenisecidae. Die Muskelfasern entspringen von der hinteren Hälfte der Aussenfläche des Schildknorpels, laufen schräg vorwärts zur Mittellinie und inseriren sich an der Aussenfläche der Vorderhälfte jedes Arytaenoids, wobei die Fasern der gegenseitigen Muskeln zusammenfliessen. Der M. apertor laryngis (Dilatateur de la glotte) ist nach Tiede- mann beträchtlich stark, entspringt wie der Schliessmuskel, inserirt sich aber an der äusseren Fläche und an der Spitze der Arytaenoide; er zieht letztere nach aussen, erweitert dadurch die Stimmritze. Bei den Sphe- niscidae entspringt er von den vorderen drei Vierteln des oberen Randes des Schildknorpels mit nach rückwärts und einwärts gerichteten Fasern, welche sich an der Aussenfläche der hinteren Hälfte der Arytaenoide, und auf dem Procrieoideum inseriren, wobei die Fasern beider Theile zusammen- fliessen. Die übrigen am oberen Kehlkopf inserirenden Muskeln sind schon auf S. 307— 312 beschrieben und abgebildet worden. Im allgemeinen zeigt der obere Kehlkopf der Vögel nur unbedeutende und taxonomisch wohl kaum verwerthbare Modificationen. 2. Die Luftröhre. Trachea und Bronchi. Taf. XLIX. Die Luftröhre bildet die unmittelbare Fortsetzung des oberen Kehl- kopfes, dessen Knorpel, wie erwähnt, modificirte obere Theile der Luft- röhre sind. Die Luftröhre liegt am Halse ventral von der Speiseröhre, meistens in der Mittellinie und stimmt in den meisten Fällen mit der Vögel. 719 Länge des Halses überein, wenn nicht eigenthümliche, später zu bespre- chende Windungen eine nachträgliche Verlängerung verursachen. Am Ende des Halses oder am Anfange der Brusthöhle theilt sich die Lutt- röhre in einen rechten und einen linken Bronchus. Im Bereiche dieser Theilung wird in mannigfacher Weise der stimmerzeugende untere Kehl- kopf gebildet. Nur bei sehr wenigen Vögeln theilt sich die Luftröhre schon am Ende des zweiten Drittels (Platala ajaja) oder schon in der Mitte des Halses (Trochilidae). Das Innere der Röhre ist mit einer Schleim absondernden Membran ausgekleidet. „Der bindegewebige Theil dieser Mueosa bildet im Kehlkopf und der Luftröhre die Tunica propria von Schleimdrüsen, welche letztere, nach Untersuchungen am Reiher, pur kurze einfache Säckchen vorstellen. Am Larynx bronchialis der Ente erscheint mir unterhalb der verdiekten Knorpelwand auch die Schleimhaut polster- artig verdickt, indem sie sich zu einer weisslich gelben, einige Linien dicken elastisch-gallertigen Lage umgewandelt hat, die bei mikroskopi- scher Untersuchung als gallertiges Bindegewebe erkannt wird.... Das Epithel der Mucosa enthält Flimmerzellen ; dieses Flimmerepithel setzt sich aber nicht in die Lungenzellen fort, sondern hört mit den Bronchien auf. — In der Wand der Trachea und Bronchien unterscheidet man glatte Muskelbündel.“ (Leydig.) Die Luftröhre ist aus einer je nach der Länge wechselnden Anzahl von knorpeligen oder knöchernen Ringen zusammen- gesetzt. „Am geringsten ist die Zahl bei einigen Singvögeln, 30—40 z.B. bei Lanius; die Hühner haben 100—130; der Storch etwa 140; Ardea einerea etwa 200; der Flamingo und Kranich gegen 350.“ (Stannius.) Ich fand bei Rhea maerorhyncha 185, bei Rh. darwini 152. Bei Sphe- niscidae 84—125 nach Watson. Die Ringe werden durch Bindegewebe zusammengehalten. Die membranösen Zwischenräume zwischen je zwei aufeinander folgenden Ringen sind in der Regel bedeutend geringer als die Breite der Ringe selbst. Nicht selten decken selbst die Ringe einander im ungespannten Zustande der Luftröhre, was am häufigsten an den Seiten möglich wird, da sie hier breiter zu sein pflegen, als vorn und hinten. Häufig alterniren die auf einander folgenden Ringe rücksichtlich der seitlichen Verbreiterung in der Weise, dass der eine links, der folgende rechterseits breiter wird, z. B. beim Storch, Schwan, Papagei. (Stannius.) Garrod fand bei einigen Enten, dass bei beiden Geschlechtern die Vorderhälfte der unteren Ringe bedeutend dünner ist als ihre Dorsalhältte; es entstehen so beim Männchen von Sareidiornis melanonota ungefähr 20, beim Weibehen aber nur 12 membranöse Fensterchen zwischen den Ringen; ähnlich bei Rho- donessa und bei Harelda. Diese Ringe bestehen ursprünglich sämmtlich aus Knorpel, ver- knöchern aber sehr leicht, und zwar beginnt die Verknöcherung auf der Ventralseite und schreitet seitwärts und dorsalwärts vor; bei den Ratiten scheint der ganz knorpelige Zustand zeitlebens vorzuherrschen, es findet dasselbe aber auch bei vielen anderen Vögeln statt. — Mit verhältniss- 720 Athmungs- und Stimmorgane. wässig wenigen Ausnahmen sind die Knorpel- oder Knochenringe voll- ständig, oder ganz geschlossen; dorsalwärts unvollständig und dann durch Membran geschlossen sind in der Regel einige der oberen, an den oberen Kehlkopf anschliessenden Ringe. Nach Stannius ist nur der erste Ring unvollständig bei Casuarius, Dromaeus, Haematopus, Oedienemus; die beiden ersten bei Vultur, Otis, Mormon, Aptenodytes; die drei ersten bei Rhea; sieben beim Adler, eine grössere Zahl bei Grus, Fulica, Picus viridis und Yunx. Jedenfalls wechseln diese Verhältnisse sehr, und sind von geringem Interesse. Nur bei Dromaeus ist ungefähr im dritten Viertel der Luftröhre eine Anzahl von Ringen ventralwärts unvollständig, indem sie dort durch einen Längsschlitz getrennt sind, welcher durch die verdickte Schleimhaut und das die ganze Röhre umgebende Bindegewebe geschlossen ist; die Schleimhaut wird aber zu einer ventralen Trachealtasche ausgeweitet. Möglicherweise steht diese eigenthümliche Erweiterung mit der dumpfen, knurrenden Stimme von Dromaeus im Zusammenhang. Die Tasche selbst ist häufig beschrieben und auch abgebildet worden. Murie (Lit. Nr. 726) fand diese Tasche bei einem jungen Männchen noch sehr klein, selbst im aufgeblasenen Zustande noch nicht so breit wie die Trachea; die Länge betrug 3.2 Cm., die Breite 2.7 Cm.; der Schlitz erstreckte sich auf fünf Trachealringe, vom 59. bis zum 63. Ringe, 7—8 Cm. vom Sternum entfernt. Die Wände des Sackes waren sehr dünn, durchsichtig und waren durch die erweiterte Membran der Luftröhre gebildet, da sie in die Ränder der offenen Ringe übergingen. — Bei einem alten Weibchen reichte der Schlitz vom 54. bis zum 59. Ringe bei einer Länge von 7 und einer Breite von 0.7 Cm. Der bruchartige Sack selbst war 37 Cm. lang und ungefähr 10 Cm. weit. Seine Wände bestanden aus einer weissen elastischen Membran, die aussen von Fasern des sehr verdünnten und ausgebreiteten M. constrietor eolli überzogen waren. Der grösste Theil der Wandungen schien durch die Haut nebst dem Unterhautbinde- gewebe gebildet zu sein, während die eigentliche Trachealmembran zwar seitlich in diese Wände überging, aber bruchartig zerrissen erschien. — Murie schliesst aus seinen und anderen Beobachtungen, dass 1. der Schlitz individuell wechselt sowohl in Bezug auf die Anzahl der durch- brochenen Ringe als auch die Nummer derselben; 2. dass die Tasche bei beiden Geschlechtern vorkommt; 3. dass die Tasche sich allmählich aus- bildet und erst im Alter eine bedeutende Grösse erreicht, während sie bei den Jungen sehr klein ist. Der Schlitz selbst, die Durchbreehung der Ringe, scheint präformirt, ererbt zu sein. Meckel verglich dieses Gebilde mit Recht mit den Larynxsäcken gewisser Reptilien; Murie bemerkt die grosse Aehnlichkeit des Sackes mit dem am oberen Ende der Luftröhre von Chamaeleo befindlichen. Entferntere Analogien finden sich im „Kehl- sack“ von Otis und Leptoptilus (s. S. 662). Erweiterungen der Trachea. Meistens ist die Luftröhre unten etwas enger als oben: häufig ist sie eylindrisch wie bei den meisten Sing- Vögel. 721 vögeln und Hühnern; ebenso oft findet sich eine dorso-ventrale Depression, sodass ihr Lumen breiter als tief ist, wie z. B. bei Raptores, Psittaci, Pelargi, Ratitae. Ein solcher Wechsel des Durchmessers ist oft partiell, d. h. auf gewisse Theile der Röhre beschränkt. Bedeutendere Erweiterungen oder Anschwellungen finden sich beson- ders bei den männlichen Enten. Eine solche Anschwellung, ungefähr in der Mitte des Halses, findet sich bei Strepera, Metopiana, Melanitta fusca, Aythya nyroca, Bucephala clangula, B. histrionica, Mergus serrator, M. albellus. Bei Metopiana peposaca ist die Erweiterung beinahe kugel- förmig, plattgedrückt, bei Tadorna sehr gering und ziemlich weit abwärts. Zwei aufeinander folgende Schwellungen besitzen Querquedula erecea, Q. eireia, Cyanopterus rafflesi, bisweilen Melanitta fusca und B. bistrio- nieca; Callichen rufina und Mergus merganser. Auch bei Palamedea ist die Luftröhre in der Mitte schwach erweitert; bei Tantalus loculator da- gegen ist sie seitlich comprimirt und besonders im unteren Viertel dorso- ventral ausgedehnt. Bei den Passeres ist Aehnliches von einigen Cotingas, wie Cephalopterus, bekannt. In der Regel sind die Ringe an diesen erweiterten Stellen nicht besonders modifieitt. Nahe verwandte Arten und auch Individuen derselben Art wechseln ziemlich in der Ausbildung dieser Erweiterungen, was vielleicht auf Altersunterschiede zurückzuführen ist. Auch finden sich zwischen dem grossen Bulbus von Clangula und kaum bemerkbaren Erweiterungen anderer Enten zahlreiche Uebergänge. Soweit bekannt sind diese Erweiterungen auf die Männchen be- schränkt. Sehr eigenthümlich sind ferner die blasigen Pauken oder Laby- rinthe in der Nähe der Bifureation der Trachea. Sie sind bisher, ausser bei vielen Lamellirostres, nur von einigen Cotingas, wie Cephalopterus und Gymnocephalus, bekannt; wahrscheinlich werden sie auch bei anderen eine laute Stimme besitzenden Verwandten, wie Chasmarhynchus, vor- kommen. Bei den Lamellirostres sind sie fast ausschliesslich auf die Männchen beschränkt. Nur bei der australischen Mareca punctata sind sie in gleicher Ausbildung auch beim Weibehen gefunden worden. Nach Wunderlich (Lit. Nr. 754) legen sich diese Pauken bei Embryonen bei beiden Geschlechtern an, bilden sich bei dem weiblichen aber bald wieder zurück. Dies ist ein wichtiges Beispiel für die Art der Vererbung „er- worbener Charaktere“. Die Pauken entstehen aus eigenthümlichen Erweiterungen und Ver- schmelzungen einer wechselnden Anzahl von unteren Ringen der Trachea. Ihre Nachbarschaft mit den beiden Bronchi verursacht meistens bedeutende - Veränderungen in der Gegend der Theilung. Bei den meisten Enten sind die unteren, ungefähr sechs und mehr, Ringe der ungetbeilten Luftröhre zu einer symmetrischen Knochenkapsel verschmolzen; die Seiten dieser Kapseln werden dann blasig aufgetrieben und bestehen entweder ganz aus Knochen, oder sie erhalten membranöse Fenster in der grössten Mannigfaltigkeit in Bezug auf Zahl, Stellung und Grösse. Nur sehr selten Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 46 722 Athmungs- und: Stimmorgane. sind diese Blasen symmetrisch; meistens ist die linke Erweiterung bedeu- tend grösser, während die der rechten Seite klein bleibt oder gar nicht entwickelt ist. Die rechte Blase ist nur sehr selten die grössere, wie bei Tadorna, Harelda glacialis und theilweise bei der Gattung Querquedula, wie ereeca, eireia und rafflesi. Bei Anas moschata ist nach Meckel durch- aus nur die linke Pauke entwickelt. Die Modifieationen der Trachea werden sich nur in beschränktem Maasse taxonomisch verwerthen lassen, wie aus der weiter unten folgen- den Tabelle ersichtlich sein wird. Die Angaben beruhen auf der Unter- suchung zahlreicher Präparate im Cambridge-Museum, und denen von Tiedemann, Eyton, Garrod u. A. Tiedemann beschreibt einige solche Pauken ungefähr wie folgt: Bei Mergus merganser hat die linke, bei weitem grössere Erweiterung die Gestalt einer Pyramide, deren Basis nach unten gekehrt ist; die Pyramide hat drei Flächen. Der knöcherne Theil bildet die Basis, und an dieser erblickt man zwei Oeffnungen, von denen die eine fast dreieckig ist und in den linken Bronchus führt, die andere fast rundlich, liegt nach innen und steht mit der Luftröhre in Verbindung. Von der Basis erheben sich vier knöcherne Bogen, ein vorderer, zwei innere und ein äusserer; diese vier Bogen kommen nach oben zusammen und vereinigen sich. Zwischen den Bogen sind vier Membranen ausgespannt, von denen die äussere vordere die grösste ist, und die innere die kleinste. Die rechte Erweiterung ist ungleich kleiner und ganz knöchern. — Bei Mergus albellus ist die rechte Erweiterung klein, die linke hingegen gross, und von vorn nach hinten zusammengedrückt; sie bildet nach aussen eine Art Haken; oben ist sie in Form eines Daches zusammengedrückt, das einen sehr scharfen Winkel macht. Die Basis der Erweiterung ist Knöchern, und von ihr erhebt sich ein knöcherner dünner Bogen, an dem nach vorn und hinten zwei feine durchsichtige Häute ausgespannt sind. Der linke Bronchus mündet in die Erweiterung ein, die selbst wieder eine andere, Oefinung hat, welche zur Luftröhre führt. Bei Anas marila, A. ferina, Fuligula u.s. w. ist die linke Blase die grösste und fast pyramiden- förmig. Die Wände sind häutig und werden durch einen knöchernen Bogen und durch mehrere netzförmig ausgebreitete Knochenstückchen unterstützt. Bei allen Vögeln mit solchen Pauken befestigen sich die beiden starken Musculi fureuli-tracheales oder laryngei inferiores über den Erweiterungen; sie ziehen die Luftröhre abwärts und scheinen dadurch auch Veränderungen in den Bronchi und an der Membrana tympaniformis, sowie an der unteren Stimmritze hervorzubringen. Tiedemann nimmt mit Cuvier an, dass diese Pauken die Stimme verstärken, denn es sei bekannt, dass die Stimme der Männchen dieser Vögel ungleich stärker, rauher, tiefer und durchdringender sei, als die Stimme der Weibchen, denen die Erweiterungen fehlen. Eigenthümlich rauh ist allerdings die Stimme der männlichen Enten, lauter, trompetenartig aber doch die der Weibchen. Vögel. 723 Bei den Gänsen und Schwänen, denen mit Ausnahme von Sarei- diornis und Chloephaga solche Anschwellungen gänzlich fehlen, ist die untere Luftröhre dorso-ventral etwas platt gedrückt und verengt; die untersten Ringe verschmelzen zu einem Stück, wie bei den weiblichen Enten. Das untere Ende der Luftröhre bildet ein längliches Viereck, welehes von vorn nach hinten eingekerbt ist und deren längste Seiten bogenförmig sind. Es ist der Länge nach durch eine knöcherne Scheide- wand und durch vier häutige Vorsprünge in zwei enge Mundstücke ge- theilt. Die Bronchi sind durch einen häutigen Canal mit der Luftröhre verbunden. Weiteres darüber beim Syrinx. Verlängerung, Windungen der Trachea. Bei ziemlich vielen Vögeln, und zwar aus den Abtheilungen der Lamellirostres, Pelargi, Grues, Limicolae, Rasores und einigen Passeres ist die Luftröhre länger als der Hals und bildet demgemäss mehr oder weniger complieirte Windungen. Aehnliches kommt bei manchen Schild- kıöten, Crocodilen und auch bei den Faulthieren vor. Das Vorkommen solcher Windungen allein wird kaum als verwandtschaftliches Merkmal zu benutzen sein, wohl aber, wie Fürbringer hervorhebt, der Character, d.h. die relative Lage der Windungen zu anderen Organen. Seit Kaiser Friedrich (s. S. 4) giebt es über diese Windungen eine reichhaltige Lite- ratur, aus der namentlich die zusammenfassende Arbeit von Forbes (Lit. Nr. 691) hervorgehoben sei. Die Schlingen der Luftröhre können an sehr verschiedenen Stellen untergebracht sein, wie aus Forbes’ Zusammenstellung, nebst neueren Zusätzen, hervorgeht. Besonders hebt Fürbringer den wichtigen Unter- schied hervor, ob die Windungen, wenn sie innerhalb des Sternums liegen, sich vor und ausserhalb der Furcula (prae- s. extraclavicular) oder hinter und innerhalb der Fureula (post- s. intraclavicular) befinden. Das Ver- halten von Numida gegenüber anderen Rasores zeigt aber, dass auch dieser Eintheilungsgrund nur mit Vorsicht zu benutzen ist. Es ergeben sich ungefähr folgende Kategorien nach Abänderung der von Forbes gewählten Eintheilungsweise. I. Die Luftröhre macht am Halse, dicht am Kropfe, eine ziemliche, oberflächliche Beugung. Tetrao urogallus. Nur beim 3, nicht beim 2. II. Die Luftröbre bildet eine mehr oder weniger lange Schlinge, welche praeelavicular über der Fureula austritt und dann oberflächlich auf dem grossen Bauchmuskel liegt, und nur von der Haut bedeckt wird. Anseranas 4. Eine Doppelschlinge reicht bis an das caudale Ende des Brustmuskels; beım 2 findet sich nur eine geringe Windung am Halse, ähnlich wie bei Tetrao 4. Rhynchaea. Eigenthümlicher Weise findet sich eine Schlinge nur bei den Weibchen, und zwar nach Wood-Mason nur bei den alten 46* [4 724 Athmungs- und Stimmorgane. Weibchen, während bei Jungen und bei den Männchen die Luftröhre gerade ist. Bei R. australis reicht die mehrere Windungen bildende Röhre bis zum Abdomen. Bei R. capensis ist die Schlinge nur kurz und einfach, und liegt eigentlich nur zwischen den beiden Aesten der Fureula. Cracidae. Bei Crax, Pauxis, Mitua, Ortalis besitzen nur die Männ- chen eine Schlinge; diese reicht besonders bei den letzten drei Gattungen bis an das hintere Ende des Brusttheiles. Bei Ortalis motmot läuft die Röhre bis zum Bauche, krümmt sich dann, steigt wieder aufwärts bis zur Speiseröhre und dringt dann erst in die Brusthöhle ein. Bei O. garrula läuft die Röhre unter der Haut bis zu den Beinen, krümmt sich dann aufwärts und tritt nach einem grossen Bogen über der Fureula in die Brusthöhle. Die Luftröhre des Männchen ist nach Humboldt ungefähr 40 Cm. lang, beim Weibchen nur 14. Die Stimme des ersteren ist weit lauter und schmetternder. Bei Crax aleetor ist die Schlinge ungefähr 4 Cm. lang und platt gedrückt. Bei Pauxis galeata macht die Röhre auf dem rechten Brustmuskel eine Beugung, welche bis an das Ende der Brust läuft, dann beugt sie sich nach vorn und oben, steigt abermals abwärts, bildet eine zweite Beugung und läuft dann erst aufwärts zur Brusthöhle. Bei Penelope jacucaca ist die Luftröhre bei beiden Geschlechtern gewunden. Nach Forbes ist bei den Männchen von Penelope cristata und P. purpurascens keine Windung vorhanden; dasselbe gilt von Pipile cumanensis und P. jacutinga, und von beiden Geschlechtern von Aburria caruneulata. Nach Beddard hat das Männchen von Nothocrax urumutum eine gerade, rechts neben dem Brustkiele bis in die Nähe des Afters laufende Schlinge; dem Weibchen fehlt sie. Bei Penelope marail, 3, macht nach Tiedemann die Röhre eine kleine Krümmung und gebt dann über dem rechten Schlüsselbein in die Brusthöhle; die Krümmung selbst wird durch einen starken Muskel an der Aussenseite des Brustbeins in ihrer Lage erhalten. Passeres. Nur bei den Austrococaces Phonygama und Manucodia S. Pavesi und Forbes; bei Phonygama bei beiden Geschlechtern, obgleich viel schwächer, und bisweilen fehlend beim Weibchen. In beiden Gattungen läuft der absteigende Ast der Schlinge links vom aufsteigenden. Bei Manuceodia ist die Schlinge nur kurz und liegt bei M. atra wie bei Rhyn- chaea nur zwischen den Aesten der Fureula; sie reicht ungefähr über die ersten zwei Drittel der Brust bei M. chalybeata und M. jobiensis; fehlt den jungen Männchen, wie überhaupt den Weibchen. Ganz bedeutend ausgebildet ist die Schlinge bei Phonygama keraudreni, wo sie den grössten Theil der Brust einnimmt und bis zu acht oder neun einzelne oval-con- centrische Windungen bilden kann. Diese Windungen entwickeln sich bei den Jungen allmählich und sind beim Weibchen oft nur angedeutet. Vögel. 725 III. Die Luftröbre bildet eine kurze Schlinge, welche in die auf- geschwollene und ausgehöhlte Symphysis elavieularum eingebettet ist. Die Schlinge liegt daher postelavieular. Guttera, und zwar bei beiden Geschlechtern, z. B. bei Guttera cristata, dem Perlhuhn. Bei den Arten der eigentlichen Gattung Numida (N. me- leagris, N. ptilorbyncha, N. mitrata und N. vulturina ist die Luft- röhre gerade. IV. Die Luftröbre bildet eine lange praeclaviculare Schlinge, deren grösster Theil aber in den aufgeschwollenen Kiel des Brustbeines auf- genommen und von ihm ganz umwachsen wird. Diese intrasternale Schlinge bildet oft mehrere lange Windungen. Taf. XLIX, Fig. 2. Cygnus musicus, bewickii buceinator, americanus, und zwar bei beiden Geschlechtern. Bei Cygnus atratus ist die Schlinge kurz und tritt nicht in den Kiel ein. Bei den stummen Schwänen, wie C. olor, immutabilis, nigricollis und eoscoroba ist die Luftröhre gerade. V. Die Luftröhre bildet mehrere Windungen innerhalb des Thorax, sie können dabei in den Kiel aufgenommen werden, aber kein Theil der Luftröhre tritt vorwärts nach aussen über die Fureula; also postelavieu- lare Lagerung. Tantalus ibis. Abgebildet von Garrod. Mehrere Windungen liegen im Thorax, ohne in das Brustbein oder den Kiel aufgenommen zu werden. Bei T. loculator, und wahrscheinlich auch bei den Weibchen überhaupt, findet sich keine solche Schlinge. Grus. Beide Geschlechter haben eine lange, oft windungsreiche Schlinge, welehe von innen her in den Brustkiel eindringt und von ihm umwachsen wird. Auch bei Tetrapteryx und bei Anthropoides ist die Trachea gewunden, aber dringt nicht tief in den Kiel ein, sondern liegt in einer Längsgrube. Balearica hat eine gerade Luftröhre. Ein sagittales Septum in der Trachea findet sich bei vielen Spheniseidae und Tubinares. Es erstreckt sich als ein durchweg hyalin knorpeliges Septum von der Bifurcation der Trachea mehr oder weniger weit kopfwärts, wo es mit einem concav ausgeschweiften Rande endet. Es ist von der inneren Schleimhaut der Luftröhre überzogen und besteht wie die letztere aus Ringen, und zwar gehen diese continuirlich in die Ringe der Röhre über. Die innere Epithelbekleidung ist nach Wunderlich mehrschichtig, ihre äusserste Zellenlage ist eylinderförmig und trägt wie die der Bronchien Flimmerhaare; auch finden sich im Epithel vereinzelte einfache Drüsen. Eine solche Theilung der Luftröhre findet sich auch bei manchen Schildkröten. Wunderlich. bemerkt darüber: „Betrachten wir diese durch den Steg geschiedene Trachea als das Produet der verwachsenen Bronchien und vergleichen damit die sich unten ansetzenden zwei isolirten Aeste, so finden wir, dass diese bei Spheniscus humboldti sehr kurz sind und sich zur Länge_der ersteren ungefähr_wie 1:8 verhalten. Ihre Ringe 726 Athmungs- und Stimmorgane. sind nicht geschlossen, sondern werden durch die innere Paukenhaut ver- vollständigt, die bis zu den Lungen geht. Zwischen “dem untersten Trachealring und dem ersten Bronchialhalbring ist auch eine äussere Paukenhaut vorhanden, wie denn auch zwischen den übrigen Bronchial- halbringen deutliche Membranen eingeschaltet sind .... Wenn wir die Trachea als Zwillingsbildung zweier Bronchien auffassen, so können wir dem Spheniscus einen Larynx bronchialis zusprechen. Die eigentliche Trachea ist dann nur sehr kurz, und wir haben es mit einer Form zu thun, die ontogenetisch dem embryonalen Stadium auf einer gewissen Entwicklungsstufe, phylogenetisch unter den Reptilien den Schildkröten sehr nahe steht. In beiden Fällen haben wir nur eine sehr kurze Trachea, die weit hinter der Länge der Bronchien zurückbleibt. Erst auf einer gewissen Altersstufe des Embryos werden diese von jener an Länge über- troffen. Die dem späteren Steg entsprechende mediane Falte erhebt sich anfangs weit in die Trachea hinein und erst allmählich, mit der entschie- deneren Ausbildung der Trachea und der Bronchien wird sie mehr und mehr reducirt. Wird bei den Schildkröten die Länge der Trachea durch die Kürze des Halses bedingt, so ist auf der Seite des Spheniscus die relative Länge des Halses wieder ein Grund zum Verwachsen der Bronchien, während die eigentliche Trachea noch die charakteristische Kürze zeigt, wie sie den Schildkröten zukommt.“ Auch Watson (Lit. No. 134) spricht sich dafür aus, dass das Septum der Sphenisceidae dauernd einen Zustand repräsentirt, der dem des embryo- nalen Hühnchens entspricht, wo die beiden Divertikel, welche später die Lungen und Bronchien bilden, noch getrennt in den Oesophagus münden. Fürbringer hält es auch für wahrscheinlich, dass es sich um eine noch unvollkommene Resorption der ursprünglichen, die beiden Bronchien tren- nenden Scheidewand handelt. Nach Watson ist das Septum am wenigsten bei Eudyptes chryso- come entwickelt; bei einem Exemplar war es kaum 5 mm. lang, bei einem anderen fehlte es gänzlich; bei anderen dagegen 40—50 mm. lang. Bei Spheniscus demersus, magellanieus und mendiculus war es bis zu 23 cm. lang, d. h. nur einige Centimeter kürzer als die ganze Luftröhre. Auch bei Aptenodytes longirostris reichte es bis in die Nähe des oberen Kehlkopfes. Forbes fand ein ganz Ähnliches, ebenfalls in seiner Ausdehnung sehr wechselndes Septum bei Fulmarus, Thalassoeca, Aeipetes und Ossifraga unter den Tubinares. Bei Aeipetes antarcticus war es nur 2 cm. lang und dabei unvollständig, indem es die ventrale Mittellinie der Luftröhre nicht erreichte. Besonders Ossifraga zeigt den Uebergang des Septum in die medialen Wände der Bronchien sehr deutlich, da es zu keiner Verschmelzung und Verbreiterung der untersten Trachealringe ge- kommen ist. Vögel. 727 ‚Zusammenstellung des Vorkommens von Windungen und Anschwellungen der Luftröhre. a nn nn | Machen Trachea mit | Mit Pauken am 0,1,2Schwel- Sur Syrinx, k ganz, gerade| gewunden lungen am | S\ ER: "a k halb | = Halse y kuöchern Chauna chavaria 1 — 0 S! Choristopus semipalmatus —_ 1 — N) = Plectropterus j f Sarcidiornis . Y v zz a k Auseranas — praeclavicular 0 0 Br Cereopsis. 1 - 0 N) RIE: Chloephaga magellanica. 1 — N) in | k Bernicla . 2 1 er 0 R | aan Dendrocygna viduata. 1 e 0 ein symmetrischer kleiner Knochenkasten Anser. 1 _ 1) N) e2 Cygnus 1 praeclavicular ) 0 — Chenalopex . 1 — 0 = k Tadorna . 1 _ 1 u k (rechte grösser) Dafila acuta. 1 — 0 — k Mareca penelope . 1 — 0 — k - punctata d und 9. 1 —_ 0 — | k uerquedula crecca . [ | 0 7 ee | 1 en 2 — | k (rechte Cyanopterus rafflesi . 1 _ 2 = grösser) Rhynchaspis ug 1 n=_ 0 —_ k (klein) Strepera . 3 - 1 _ k Anas . 1 — 0 — k Micropterus . 1 — 0 — k Melanitta fusca. 1 —_ 1 u. 0 — Metopiana peposaca . 1 — 1 — L k Somateria : 1 E= 0 — Camptorhynchus stelleri . 1 — 0 — k (ehr klein) Rhodonessa gatyoplıyllaeca- 1 ar 0 er u Callichen rufina & 1 — 2 = 1% Fuligula . Kae! — ) — ek Aytıya nyroca . MR — 1 — ck -, ‚ferına. . 1 — 0 _ Tck Harelda glacialis . 1 — 0 — r k(rechte gröss.) Bucephala clangula 1 = 1 _ 2 k - histrionica. 1 = 1m. — Erismatura . 1 n= —_ — ın k Mergus serrator Il —_ 1 = la k - _ merganser I — 2 — lg k Tantalus ibis — | postelavicular 0 0 _ Gruss (= — , postelavicular ) ) — Rhynchaea . — ‚M.Symph.clav. ) 0 = Guttera — | praeclavicular 0 0 = Cracidae pt. — \ praeclavicular 0 0 —_ Tetrao urogallus — cervical. | 0 0) = Phonygama, Manucodia. — praeclavicular 0 0 — Cephalopterus P 1 — | 1 == 1 1 — : En Gyımnocephalus. 728 Athmungs- und Stimmorgane. 3. Der untere Kehlkopf; Larynx inferior s. Syrinx. Taf. XLIX u. L. Die Bezeichnung „Unterer Kehlkopf“ ist eigentlich ein Sammelname, denn sie bezieht sich auf alle stimmbildenden Theile. Da die Stimme entweder allein in den Bronchen, oder in der Trachea, oder in beiden erzeugt wird, so wird eine Beschreibung des Syrinx zweckmässig die Besprechung des unteren Endes der Trachea zusammen mit den Bronchen erheischen. Ueber den unteren Kehlkopf der Vögel giebt es eine umfang- reiche Literatur, aus der namentlich die Arbeiten von Johannes Müller, Garrod, Wunderlich und Fürbringer (Lit. No. 143, S. 1087—1092) hervorgehoben seien. Umfassende ältere Beschreibungen finden sich auch in den Werken von Cuvier, Tiedemann und Stannius. Die folgenden allgemeinen Angaben über den Bau des Syrinx sind Wunderlich entnommen und beziehen sich auf den typischen Syrinx, S. tracheo-bronchialis. Meistens nehmen Trachea und Bronchen an der Bildung des Syrinx theil. Die letzten Trachealringe weichen etwas von den nach oben folgenden ab, sie greifen an den Seiten nicht mehr mit ihren Rändern übereinander, sind im allgemeinen schmäler und springen zuweilen über das Niveau der Trachea vor. Vielfach treten Membranen zwischen ihnen auf, noch häufiger aber verschmelzen sie zu einer Trommel und bilden dann gemeinsam den von vorn nach hinten verlaufenden Balken, ein Gebilde, das übrigens in vielen Fällen den letzten Ringen allein angehört. Dieser Balken (Steg, Brücke, Riegel, Septum oder Pessulus) bestimmt das Ende der Trachea. Alle Ringe, die an seiner Bildung tbeilnehmen, zählen noch zu dieser. Der unterste Ring der Trachea sei mit T, bezeichnet, der nächst höhere mit T, u. s. w. Die Bronchialringe werden vom Ende der Trachea an nach den Lungen zu gezählt, B,, B, u: 8. w. Der Steg theilt das Lumen der Trachea in zwei Oefinungen, an die sich dann rechts und links die Bronchen ansetzen. An der Formel können noch Ausbuchtungen (Pauken oder Labyrinthe, S. S. 721) sich befinden, die gewöhnlich links, zuweilen auch an beiden Seiten auftreten und haupt- sächlich den Anatidae zukommen. Die Skelettstücke der Bronchen sind mehr oder weniger flache Halb- ringe. Der Schluss derselben wird innen an der Seite, wo die Bronchen einander gegenüberliegen, durch je eine dünne Membran (Membrana tympaniformes interna) bewirkt. Dieselben setzen sich über den Steg fort, wo sie sich oft zu einer halbmondförmigen Falte (Membrana semilunaris) erheben. Fehlt der Steg, so trennen sie durch ihre Ver- einigung die untere Oeffnung der Trachea in zwei neben einander liegende Räume. Vorn sitzt die Vereinigungslinie an dem unteren Rande des letzten Trachealringes. Hinten kann dies auch der Fall sein, gewöhnlich sind aber hier die letzten Ringe nicht geschlossen und die innere Pauken- haut muss dann deren Schluss besorgen, sodass sie ihren Anknüpfungs- punkt erst an einem der höher gelegenen Ringe findet, | Vögel. 1729 Die inneren Paukenhäute der beiden Bronchen sind durch ein Band elastischer Fasern verbunden; Lig. interbronchiale sublaryngeum trans- versum superius et inferius, von Garrod (Lit. No. 699) zweekmässig Bronchidesmus genannt. Die Lage dieses Bandes wechselt sehr. Es liegt hoch oben nahe dem Steg bei den Lamellirostres und entzieht sich häufig der Beobachtung; sehr stark und selbständig ist es besonders bei den Tetraonidae und bei Meleagris; es verbindet die beiderseitigen dritten Bronchialringe bei Alcedo, die fünften bei Cuculus, Cypselus, Buteo, Astur, Ardea, die siebenten bei Podiceps, Pieus u. s. w. Zuweilen trägt die innere Paukenhaut schwache Falten des Epithels, doch können diese kaum als Stimmbänder fungiren. Ein solches wird erst durch Faltung der ganzen inneren Paukenhaut gebildet. Allen Vögeln, welche eine wahre Stimme haben, und oft sogar solchen, die stumm sind, kommt ein mehr oder weniger entwickeltes, den inneren Paukenhäuten gegenüber liegendes äusseres Stimmband zu (Membr. tympaniformis externa). Dasselbe wird entweder gebildet durch Verdiekung des Bindegewebes auf einem Bronchialhalbring oder durch Faltung der Membranen, welche entweder zwischen den letzten Tracheal- ringen, oder dem letzteren desselben und dem ersten Bronchialbalbringe, oder zwischen zwei beliebigen Halbringen des Bronchus liegen. Zur Spannung oder Erschlaffung dieser Stimmbänder haben viele Vögel nur die Muskeln der Trachea (M. sternotracheales und M. ypsilo- tracheales). Die Mehrzahl der Vögel besitzt ausser den M. sternotracheales noch besondere Kehlkopfmuskeln, die in ihrer Zahl zwischen einem und sieben Paaren schwanken. Ein Auftreten von zwei und vier Paaren solcher Muskeln ist indessen nicht bekannt und auch die Sechszahl scheint nicht vorzukommen. Dieselben kommen an der Trachea herab oder entspringen erst dicht am unteren Ende derselben. Ihre untere Insertion finden sie an einem der untersten Trachealringe, oder einem Bronchialhalbring, oder an der Membran, welche das äussere Stimmband vertritt. (So weit Wunderlich.) Muskeln des Syrinx. Die Muskeln des Syrinx werden sämmtlich wie die des oberen Kehl- kopfes durch den R. laryngeus, N. hypoglossi oder auch durch den R. cervicalis descendens ($. S. 390) innervirt und sind aus dem System des M. sterno-hyoideus (S. S. 307) ableitbar. Wir unterscheiden solche Muskeln, welche die Trachea mit Skeletttheilen des Schulter- und des Brustbeines verbinden, und solche, welche mit Ursprung und Insertion auf die Trachea und die Bronchen beschränkt sind. Zu den ersteren gehören: 1. Mm. sterno-tracheales. Sie sind paarig, entspringen gewöhnlich vom inneren Rande des Proc. lat. sup. sterni und treten zur Luftröhre, welche sie häufig weit begleiten. So gehen sie bei Lamellirostres, Ardea, Colymbus, Graculus, Pelecanus, Gallinago, Fulica, Spheniscidae, Rasores, 730 Athmungs- und Stimmorgane. Ratitae u. s. w. aufwärts bis zum oberen Kehlkopf. Bei den Tauben vereinigen sich beide Muskeln und laufen an der rechten Seite der Luft- röhre lang. Bei Cuculus sind sie dagegen sehr kurz, nur am fünften und sechsten Ringe der Trachea befestigt, bei Podiceps am neunten letzten. Das Verhalten dieses Muskelpaares ist überhaupt ein sehr wechselndes. 2. Mm. ypsilo-tracheales s. furcula s. elavieula-tracheales. Diese paarigen Muskeln sind in der Regel schmal, entspringen nach Tiede- mann „von der inneren Fläche des Gabelknochens und steigen oft neben den vorigen weit an der Luftröhre herauf. Man findet sie nicht bei allen Vögeln; sehr deutlich sind sie bei den Schwimmvögeln, den Singvögeln scheinen sie zu fehlen“. Wunderlich giebt an, dass die M. sternotracheales nur den Papageien fehlen und dass die M. ypsilo-tracheales anscheinend nur den Entenvögeln zukommen. Ich fand bei Corvus comix jederseits nur einen schmalen Muskel, der vom medio-dorsalen Rande der Clavieula nahe ihrer Arti- ceulation mit dem Coracoid entsprang und sich seitlich an der Trachea zwischen den Ursprüngen der Tracheo-bronchialmuskeln inserirte; dasselbe war bei Ptilotis der Fall. Anderseits ist bei Cacatua roseicapilla ein Muskelpaar vorhanden, welches von der ventralen Mittellinie der Trachea, dicht über der Trommel, entspringt, dann in querer Richtung zur Seite des Halses geht und ohne die Schulter oder Brustknochen zu erreichen, sich in der Haut des Halses und deren Muskeln verliert; dieser Muskel verhält sich demnach ähnlich wie der auf S. 310 beschriebene M. sterno- hyoideus, welcher bei den Papageien das Schultergerüst ebenfalls nicht erreicht. Bei Chauna scheinen diese Muskeln zu weehseln. Nach Beddard soll bei Ch. chavaria der M. sterno-trachealis nicht wie bei Ch. derbiana vom Proe. lat. ant. sterni entspringen, sondern auf der Lungenaponeurose dicht neben der Wurzel der Lungenvene sich befestigen. Der M. ypsilo- trachealis befestigt sich bei beiden Arten auf der Coraco-clavieular-Membran. Bei Apteryx australis endlich kommt der Sterno -tracheal- Muskel vom Coracoid, nahe dessen Articulation mit dem Sternum, tritt sehr bald zur Trachea und erstreckt sich an deren Seite aufwärts als schmales, dünnes Muskelband, welches am oberen Drittel der Röhre beinahe ver- schwindet, am oberen Kehlkopf dagegen wieder deutlicher wird und so in den M. tracheo-laryngeus übergeht. Dieses wechselnde Verhalten der Muskeln genügt wohl, um die Angaben von Tiedemann und Wunderlich dahin zu modifieiren, dass zwei Paar Skelett-Trachealmuskeln nur bei den Lamellirostres (und auch bei Pala- medea) vorkommen, während bei den übrigen Vögeln nur das eine Paar entwickelt ist, und endlich bei den Papageien auch dieses Paar nicht mehr den Schulter-Brustgürtel erreicht. Von diesen Muskeln und von denen des oberen Kehlkopfes sondert sich ein an den Seiten der Trachea bis zu den Bronchen herablaufender M. tracheo-bronchialis ab, als eine Fortsetzung des auf $S. 312 Tracheo- Vögel. ol laryngeus genannten Muskels. Ein solcher die ganze Länge der Trachea begleitender Muskel findet sich sehr häufig, z. B, bei vielen Passeres, Caeatua, Meleagris, Nycticorax. Fürbringer (Op. eit. p. 1088) bemerkt über dessen Modificationen: „Durch Retraction, Aufgabe der bronchialen Anheftung kann er sich zum M. trachealis verkürzen, der im trachealen Gebiete inserirt. Andererseits kann er sich auch weiter differenziren, sei es dass er sich der Länge nach unter Verschiebung seiner Insertionen in verschiedenartige Mm. tracheo-bronchiales spaltet, sei es dass er sich in einen proximalen (M. trachealis) und distalen Muskel (M. syringeus) sondert, von denen der letztere den specifischen Kehlkopfmuskel bildet, sei es dass er unter partieller Theilung und Umbildung einen M. tracheo- bronchiales und M. syringeus hervorgehen lässt, die unter weiterer und mannigfacher Theilung ganze Gruppen von tracheo-bronchialen und syringealen Muskeln entstehen lassen können, welche dann auch grössten- theils ihre Insertionen verschoben haben. Endlich kann es auch unter secundärer Rückbildung des trachealen und tracheo-bronchialen Muskels zur blossen Existenz eines M. syringeus kommen, bisher bei Rhea, Alcedo, Colius, Trochilus bekannt.“ Als echte Syrinxmuskeln wären demnach nur solche kurze Muskelchen zu bezeichnen, welche ganz auf den Syrioux beschränkt sind, d. h. an einem oder mehreren Bronchialringen inseriren und an den unteren Enden der Trachea, im Bereich der Trommel entspringen, jedenfalls aber nicht bis zum Ansatzpunkte des M. sterno-trachealis hinaufreichen. Ein solcher Syrinxmuskel ist mitbin stets ein M. tracheo-bronchialis brevis; es wird nicht immer leicht sein ihn von einem M. tracheo-bronchialis longus zu unterscheiden. Physiologisch und auch morphologisch ist die Bezeichnung Syrinx- muskel kaum festzustellen, denn wenn ein Muskel wie bei den Tauben als langes Band an der Trachea herabläuft und sich am untersten Ringe der Trachea (Phlogoenas) oder auf der äusseren Stimmmembran selbst (Columba) inserirt, während diese Membran zwischen dem letzten und vorletzten Trachealringe ausgespannt ist, also nicht bis zu den Bronchen geht, so ist es etwas gesucht, einen solchen Muskel nicht als Syrinxmuskel zu bezeichnen. Aus Obigem geht hervor, dass die Muskeln des unteren Kehlkopfes nebst den auf die Luftröhre beschränkten, sehr viele Modificationen zeigen können und wie zu erwarten sind zahlreiche Uebergänge und Mittelstufen zwischen den meisten Typen vorhanden. Johannes Müller hat in seinen Epoche machenden Untersuchungen auf den wichtigen Unterschied hingewiesen, ob die Singmuskeln an den Enden oder auf den Seitenflächen der bronehialen Halbringe inseriren. Garrod hat die guten Bezeichnungen acromyod und mesomyod dafür vorgeschlagen. Fürbringer nennt einen tracheo-bronchialen Muskel anacromyod, wenn er am hinteren oder dorsalen Ende eines bronchialen Halbringes inserirt, katacromyod, wenn er am ventralen Ende inseritt; 7132 Athmungs- und Stimmorgane. holomyod endlich, wenn die Insertion nahezu die ganze Cireumferenz des Halbringes einnimmt. Ursprünglich auf die Passeres beschränkt, lassen sich diese Beziehungen auch auf andere Vogelgruppen anwenden. Zahlreiche Uebergänge von der einen zur anderen Form sind vorhanden. Fürbringer sagt daher mit Recht, dass der Syrinx und seine Muskulatur wegen seiner ungemeinen Mannigfaltigkeit und Variabilität eine breitere taxonomische Anwendung nicht gestattet. Besonders bei den Passeres non- oseines ist vom Verhalten des Syrinx „nicht auf grosse verwandtschaftliche Divergenzen zu schliessen, denn kaum weniger bedeutende Verschieden- heiten des Syrinx finden sich auch bei anderen enggeschlossenen Familien (Tubinares, Galli) und selbst die verschiedenen Speeies einer zuverlässigen Gattung, wie Pipra, variiren bei den Passeres in hochgradigster Weise. Bilden somit diese Verschiedenheiten keine schwerwiegenden Differential- merkmale, so ist anderseits die grosse Uebereinstimmung, welche alle bisher bekannten oseinen Kehlköpfe zeigen, im Verbande mit anderen durchgreifenden Merkmalen bedeutsam genug, um dieser Abtheilung, wenn sie auch mit ihren 5000 Arten allen anderen Vögeln an Zahl fast gleich- kommt, nur den Rang einer Unterfamilien-Gruppe zuzuerkennen‘. Am meisten ausgebildet ist die Muskulatur des unteren Kehlkopfes bei den Oscines. Es werden dort gewöhnlich 7 Paar unterschieden; diese Zahl kommt aber wohl nur den höchst entwickelten Singvögeln zu; die Entscheidung ist oft nicht leicht und beruht auf individueller Auf- fassung. Wunderlich und Fürbringer beschreiben sie ungefähr wie folgt. Die im oberen Bereiche der Trachea noch mehr oder minder zu- sammenhängenden Mm. tracheo-bronchiales werden durch den M. sterno- trachealis jederseits in eine ventrale und dorsale Muskelgruppe geschieden. I. Mm. tracheo -bronchiales. a. Ventral. 1. M. tracheo-bronchialis ventralis (Fürbringer) = Levator longus anterior; broncho-trachealis anticus Owen; Levator longus anterior arcus Il, Wunderlich. Läuft von der Seite schräg nach vorn herab und inserirt sich am vorderen, ventralen, Ende des zweiten Halbringes. Der erste und dritte Halbring erhalten keine Fasern, doch liessen sich bei Sturnus, Cardinalis, Alauda, Fring. canaria Fasern nachweisen, welche zur inneren Paukenhaut liefen und hier an dem cartilaginösen Tensor ihre untere Insertion fanden. Dieser Tensor ist ein Knorpelchen, welches mit den ersten beiden Halbringen durch einfaches Gelenk verbunden ist, in der inneren Paukenhaut liegt und bei deren Spannung mitwirkt. 2. M. tracheo-bronchialis obliquus (Fürbr.), Rotator areus III, Wunderlich, Vögel. 733 Der einzige Muskel, welcher am dritten Halbring inserirt. Kommt unter dem erstgenannten Muskel an der Trachea herab und inserirt sich am distalen, unteren, Rande des ven- tralen Endes des dritten Halbringes. Einige Fasern laufen gelegentlich zur Membran zwischen dem zweiten und dritten Halbringe. b. Dorsal. 3. M. tracheo-bronchialis dorsalis longus (Fürbr.) = Levator posterior longus; broncho-trachealis posticus (Owen); Levator longus posterior arcus II, Wunderlich. Von der Seite der Trachea schräg nach hinten, zum dorsalen Ende des zweiten Halbringes. 4. M. tracheo-bronchialis dorsalis brevis (Fürbr.) Levator post. brevis; broncho-trachealis brevis; Tensor membranae tympani- formis internae (Wunderlich). Entspringt wie No. 5, 6 und 7 am oberen Rande der Trommel mit mehr oder weniger breiter Basis. Kommt dorsal an der Trommel herab und ist dabei zum Theil von No. 3 bedeckt. Dort, wo der Steg mit der Hinterseite der Trommel verschmilzt, nimmt er seinen Weg und inserirt sich an der inneren Paukenhaut; dabei giebt er Fasern an die dorsalen Enden der beiden ersten Halbringe ab. II. Mm. syringei. a. Ventral. 5. M. syringeus ventralis (Fürbr.) — Obliquus anterior s. bronchia- lis anterior; Levator brevis anterior arcus II (Wunderlich). Liegt unter No. 1 und tritt nur auf der Mitte der Vorder- seite etwas unter diesem hervor. Er entspringt mit kurzer Sehne am oberen Rande der Trommel und läuft von hier, allmählich stark anschwellend, zum ventralen Ende des zweiten Halbringes. 6. M. syringeus ventrilateralis — Laxator membranae tympani. formis externae (Wunderlich). ‘* Liegt unter No. 2 und endigt auf der Membran, welche vorn zwischen dem zweiten und dritten Halbringe liegt. Bei Cardinalis, wo diese Membran nur sehr schwach ist, besteht der Muskel nur aus wenigen Fasern. b. Dorsal. 7. M. syringeus dorsalis (Fürbr.) — Obliquus posterior s. bronchia- lis postieus; Levator brevis posterior arcus Il (Wunderlich). Liegt seitlich neben No. 3, vom oberen Rande der Trommel schräg nach hinten zum dorsalen Ende des zweiten Halbringes laufend. Sehr deutlich sind diese sieben Muskelpaare bei Corvus, s. Taf. L, Fig. 26. Auch bei Garrulus, Pica, Sturnus, Alauda, Fringilla hat sie 734 Athmungs- und Stimmorgane. Wunderlich gefunden. Dagegen schien mir bei Prosthemadera und Ptilotis eine solehe Zahl ohne künstliche Trennung nicht deutlich. Die Muskulatur des Syrinx der Oscines besteht demnach ‚aus ober- flächlichen, längeren Mm. tracheo-bronchiales, welche durch Sonderung aus einem primitiven M. tracheo-bronchialis sich entfaltet haben, und aus tieferen, kürzeren Mm. syringei, welche ihre Ausbildung vermuthlich einer tieferen, vom ursprünglichen M. tracheo-bronchialis abgeschiedenen syrin- gealen Lage zu danken haben. Beide Gruppen inseriren nicht mehr lateral (mesomyod), sondern an den ventralen und dorsalen Enden der Ringe (akromyod), oder wie man vielleicht noch präciser, zur Unterscheidung von den bald nur ventral bald nur dorsalen Insertionen, determiniren kann: diakromyod“. Fürbringer. Nach der Zahl der paarig vorhandenen Muskeln des unteren Kehl- kopfes, ohne Berücksichtigung des M. tracheo-sternalis, verhalten sich die Vögel, wie nebenstehende Tabelle zeigt. Die verschiedenen Arten des Syrinx. Je nachdem die schwingenden, tonerzeugenden Membranen im Bereiche der Trachea allein, oder ausschliesslich in den Bronchen, oder endlich in beiden Abschnitten der Luftröhre liegen, unterscheidet man Syrinx trachealis, S. bronchialis und S. tracheo-bronchialis. Es giebt aber auch Vögel, bei denen es entweder noch nicht zur Entwicklung eines ausgebildeten Syrinx gekommen ist, oder wo dieser niedere Zustand durch nachträgliche Rückbildung entstanden ist. Hierher gehören die Cathartidae und die Pelargi. Bei beiden sind die Bronchial- ringe vollkommen, eine innere Paukenhaut fehlt demnach und auch äussere Paukenhäute fehlen entweder ganz, wie bei Ciconia oder Cathartes, oder sie sind durch möglicherweise schwingende kleine Membranen zwischen den Brochialringen ersetzt. Muskeln finden sich gar nicht im Bereiche des Syrinx. Scopus macht daher einen bemerkenswerthen Uebergang zu den Herodii (s. Tabelle, S. 7355). Eigenthümlich ist bei Tantalus und Ciconia die bedeutende Verdünnung der Ringe, verbunden mit über- wiegender Entwicklung der membranösen Zwischentheile, und dadurch bedingter Erweiterungsfähigkeit, der distalen Hälfte der Trachea. Man kann dies als eine Andeutung tracheophoner Bildung auffassen. Der Storch ist ja zwar stimmlos, lässt aber doch seine gurgelnden Laute in der Verzückung hören. Auch die Cathartiden sind stumm. Casuarius, Dromaeus, Struthio und Apteryx haben ebenfalls einen sehr einfachen Syrinx. Dieser ist ebenfalls ganz muskellos und entbehrt des Steges, aber es sind grosse innere Paukenhäute vorhanden; dazu kommen noch bei Struthio zahlreiche membranöse Fenster in den Bronchen. Da auch eine Membrana semilunaris fehlt, so muss das dumpfe Brummen von Casuarius und Dromaeus, das „löwenartige Brüllen“ von Struthio und das laute Kiwih des Apteryx durch diel inneren nn hervorgebracht werden. Vögel. 735 re N TR 5 — | Nur 1PaarMm.| Nur 1 Paar, | | Ohne Muskeln 4 = _ | tracheales, am | meistens lange ' 2 Paar | 3 Paar 4—7 Paar a een ' distalen Ende | Mm. tracheo- | | | | der Trachea ‚ bronchiales meistens tracheo - bronchiales Casuarius Dromaeus Apteryx. Struthio 3) Rhea Laınellirostres 'inel. Palamedea | Spheniscidae | Pygopodes | Steganopodes Graculus | | Tubinares | | Herodii | 1) Pelargi Scopus Phoenicopterus | Rallidae. Grues | 2) Limosa | Limicolae | Gallinago | scolopac. | | Alcidae | | Laridae | Rasores Rasores ı Megacephalon Lophortyx Öpisthocomus | , 2) Columbae | Pteroclidae | | 1) Cathartidae Aceipitres pt. | 4) Falco | Corythaix | Cuculidae | 6) Psittaci | ı 3) Alcedinidae | Coraciidae Epopes | | 3) Coliidae | | 2) Cypselus 3) Trochilidae | 4) Trochilidae | Picidae Rhamphastidae | Capitonidae Bucconidae | | Momotidae Todidae ‚ Trogonidae | | | | Striges | | Caprimulgidae Pteroptochidae | | | Formicariidae | Conopophaga \ Cotingidae | | 4) Pipridae | 4) 5) Tyrannidae | | Pitta 4) Dendro- | | colaptidae | | ie: Lis | \ Philepitta 4) Furna- BE ' riidae | | | Eurylaemidae | | | 4) Atrichia | 7) Menura | 8) OSCINES 1) Mit Ausnahme des sehr kurzen Ansatzes des M. tracheo-sternalis an der Luftröhre ist diese ganz muskellos. 2) Insertion des Muskels seitlich am untersten Trachealring. 3) Auf ein sehr kurzes Paar Mm. syringei redueirt. 4) Jederseits zwei Mm. tracheo-bronchiales; bei Atrichia 1 dorsalis und 1 ventralis. 5) Bisweilen, z. B. Rhynchocyclus, mit 1 M. syringeus und 1 kurzen M. trachealis. 6) Psittaei jederseits entweder mit 1 trachealis, + 2 tracheo- bronchiales, oder. mit 2 tracheales + 1 tracheo-bronchialis s. syringeus. 7) Menura jederseits mit 2 tracheo-bronchiales, 1 trach. bronch. ventralis. i 8) Orthonyx spinicauda nach lorbes mit nur 4 Paar Muskeln; wahrscheinlich auch Prosthemadera; in der Regel sind 5-—7 Paare vorhanden. 736 Athmungs- und Stimmorgane \ Zusammenstellung der wichtigsten Theile des Syrinx. —+- bedeutet vorhanden. Ti = Unterster Trachealring. 0 a fehlend. B1.23 4.) 2758-Bronchialuinr. In der zweiten Spalte bedeutet B1—2, dass die äussere Paukenhaut sich zwischen den beiden ersten Bronchialringen befindet; en bedeutet, dass mehrere äusseren Paukenhäuten ähn- u.53.w. liche Membranen vorhanden sind. | 8,8 =:ı® | Membrana le . = 1.09 100 E = 58|$& 5 4: 4; | | = = Mm. tracheo-bronchiales. E BeiE ö|s$ Be -_ > = = | Als Oasuarius 0 | 0 E= ) 0 + '0 0 M. sterno-trach. bei allen Ratiten sehr breit, verlässt die Trachea schon bei T14 oder T15. Dromaeus 0 0 -- 0 0/+/0!0 Struthio 0 viele -j- 1) 01+/0|0 Apteryx 0 | 0 + ) +1 010 Rhea 0 T1i1—Bi - 0 '+|)+!0| von 6 oder 9T zu Bi—4. Lamellirostres En T1—Bi -r +!+'+|0; nur tracheal, bis zur 5 ' Trommel. Sreruge h ) A: + +++] 0 nur tracheal, bis T1. u.s. w. | Spheniscidae 0 | Ti—BiI , + 0 ;+!+1!0' zu Bi, lateral. Colymbus + T1—Bi + 0 ı+| | zu Bi. Podiceps + B1i—B2 u 0 |+)+)0 zu Bi, ventral. u. S. w. HER IE Graculus -0 | .Ti—Bi + |dos.I0o|+J0| zu Bi. B1—B2 u. 8. w. Pelecanus \ 74 #1 rad Sula J 2 BI BZ N 20 Es IE u. Ss. W. | Tubinares 0 ‚OcderB5—B6| + | I+/+|0| Trach. zu BA, 5. Herodii 0 | » schwach | + | 0 |+/+|0| zu B2. Ciconia 0 0 0 0 I+/+[/0|0 Tantalus 0 s. kleine 0 +/+/010 bronchiale | N Platalea () iu + |ventt.)0/+/0|0 Phoenicopterus 0 | B1—2 En + |0/+|0| zuB1; M. sterno-trach. nur u. S. W. | ee bis zu T22. Crex + | B1—4 +10 I+/+J0|m B/17 227, 95 N stermo- | | | | | trach: nur Sbies zu 1215, Fulica 70 0 + |-0 |++!0) zu Bi. Limosa +v| Bi-2-3 + ) I+| #1 0 | nur bis zu TI. Scolopax rusticola 0) BrblSiand u Tr It; Veilzmaasiıle Gallinago scolopac. En | Azur + | + |+/+|0| zu Ti ud B2. Vanellus 0 + | + ‚ M. trach. bronch. sehr dick, | | | | sehnig zuB3 u. 4 (Garrod). Laridae B1—2 + | | zu B1. Gallus 0 | T1—4 + 0 | ++ 0 | nurtracheal bis T4, 5 oder 7. Lophortyx | T1—B1 + 1.0 !+#+!+!0' dd nur tracheal, dorsal zum | | | ne I Bronchid., 2 o. Muskeln. Perdix Numida Megacephalon Opisthocomus Pteroclidae (Syrrh.) | Columba | | Goura Phlogoenas Cathartes Falco Buteo, Astur Psittaci Quculus Leptosoma \ | Guira | Piaya Centropus Crotophaga Alcedo Todus | Colius | Cypselus Trochilus dominic. Steatornis Podargus Batrachostomus Nyctidromus Aegotheles \ Caprimulgus Asio otus +++ Vögel. 1837 Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. &|8 8 8 Membrana Bes == os; “;|l #18 2,2 Mm. tracheo-bronchiales. A| za = Ss o | © fa} = 3,5 En BEA SE ES| 5 S|$ - - 2 = = ala T1—B1 + 0 |I+| HF 0 an ® nur tracheal, zu T und B See | mehrere nl) | B1—2 und E= Se ı zu Bi. folgende a Ti—B1 + +|+!0 | nur tracheal, zu T5. B1—2u.s.w. [Kar | Tı—Bi—B2| + +|/+|0 | lat. zu B2; dors. zu Ti. | | nur tracheal, zur membr. les | tymp.ext. Beide M. sterno- T1—-12 | Ar eu trach. vereinigt an rechter ' Seite der Trachea herab. 0 nur distal 0 0 0I|+| | bronchial | Tı—B1 | + | + |+|+]| 0) 2Paar,zurmembr.tymp. ext. T1—Bi1 | + + I+I!I+|0| 2 Paar, zu Bi. T1ı—B1 + 0 0 +0 | 3 Paar, 1. von Trommel T3 od. 4 od. 5 zu Bronchial- | ringen, 2. von Trach. zu T1, | | 3. von Trommel zu B1. N) B3—4 + +|+|09| zu B3; M. stern. trach. nur uss) w; | | - zu T5 und 6. N Bo . ı+/+!0| zuB6; ein kurzer M. trach. 0. Ss. w. Wr ln. ı dorsal, zu T1. 0 B4—5 u |+!+!0| zu B3. UERSSEWA | 0) B16—17 + +10) zu Bi6b. USW: 0 B10—11 -- I+| 0 | zu B10. RE | 0 Ti-Bi1 ee EN zu B2: B1—2 | + ) + +! 0 | zu B1 (Forbes). + BI 4 +0) ein sich spaltender kurzer | Muskel von T2 zu B1, 2, | 3 u. 4, lateral und ventral. ) mi B1 E- +/+|0|zu Ti; M. sterno-trach. | zu T14, 4 B1—2 ns +|0| 1 kurzer M. zu Bi und 2; ein zweiter von B2 zu | B3, 4, 5 ventral. 0 B18—19 0 0 +0) rechts zuB12, links zu B18. oder B12—13 ) B16—17 + 0 +!0| zu B16. u. Ss. w. 0 BS—9 - 0 +,0| zu BS. u. Ss. w. 0 B5—6 En +'+[!0| zu Bi. us S.W. 0 B3—4 + +/0| zu B3. B4-5 BS—9 + I) +'+|0| dorsal zu BS. 47 738 Athmungs- und Stimmorgane. I | [>] 8 Membrana = . f ie» >) [>] 5 * < 2 /5|2|2| Mm. tracheo-hronchiales. = EB 2.8 s |8|5|% = 25 s5 | E Als ® Er ıasl 5 | 8 = | em adı j21e | pe =|e Strix fammea T1—B1 + 0 + | +0 zu Bi (Cuvier fälschlich zu 4 | 112 Bm: Indicator m AAN—B1 + +| 0 | lateral zu B1. Picus nureinLabium | + + [++ 0 | muskulös zu T1, sehnig zu auf B1 | | | B1,M.st.trach. bis zu TS. Eurylaemus Bar + | '4+/4+/0| zu Bi | 2—3 Philepitta + |+|+!0 | lateral breit zu Bi (Forbes). Xenicus | En Atanthiäitle | 4- ) En + 1+[/+)0 | nurtracheal, zu T1 Lipaugus B2—3—4 + ı nur 1 langer ven- | | tralerM. zu n:| Hadrostomus B1i—2-3 | + | nur 1 langer ven-(Garrod). | | traler M. zu Bil Hylactes 0 B2—3 + zu B2 u. Ss. w. Rupicola T1—B1 En 1, lang, zu Bi B1—2 u. s. w.| | Gymnocephalus B4A—5 + 1, lang, zu B4 Öoracina E= B5—6 u | 1, lang, zu B4—5 Conopophaga tracheal + ) 1, zu BI (Müller, Grallaria tracheal | zu BI Garrod). und B2—3 Pachyrhamphus B1—2 -n 2 Muskeln, 1 lang, B2—3 ventral zu TI], 1SyringeuszuB2 Menura ) B3— E= 4 '+1+/0]|3 Muskeln, zu Ti+Bi1; uU.S. W. | Zu2B2-7zuRBo: Atrichia ) 33 —4 rn + |+|+|0| 2 Muskeln, zu B2; zu B2. Öseines + B2—3 + + '+/+:0| Die meisten Muskeln zu B2. 0 | I. Syrinx trachealis. Der untere Theil der Luftröhre, von der Theilungsstelle aufwärts eine wechselnde Anzahl von ungefähr 6 Trachealringen enthaltend, ist dorso- ventral abgeflacht. Die Wände sind dünn membranös. Die Ringe sind äusserst fein oder auch sehr unvollständig, und bestehen aus ventralen und dorsalen Halbringen, die seitlich durch lange, elastische Bänder ge- halten werden. Die gegenseitige Stellung dieser Halbringe wird durch die an ihren Seiten befestigten Muskeln bestimmt. Ein knorpeliger Steg an der Theilungsstelle der Trachea fehlt, oder wird vielmehr durch eine Sehne ersetzt. Die Bronchen bestehen nur aus Halbringen; die inneren Paukenhäute beider Seiten gehen an der eben erwähnten Sehne in ein- ander über. Vögel. 739 Die Muskulatur eines solchen Syrinx ‚ist rein lateral, und besteht aus dem M. trachealis, der, wie es scheint, nicht überall vorhanden ist, und aus dem wichtigeren M. syringeus, der fehlen kann (Conopophaga, mehrere Pteroptochinae und Formicariinae) oder jederseits einfach (ge- wisse Pteroptochinae und Formicariinae) oder doppelt (meiste Dendro- colaptinae und Furnariinae) vorhanden ist“. (Fürbringer.) Der M. sternotrachealis ist bei Thamnophilus zweiköpfig; der obere, stärkere Kopf entspringt vom festen Theile der Luftröhre, oberhalb der verdünnten Stelle, der untere kommt von dem seitlichen Bande an den untersten Halbringen. Bei Conopophaga sind 6 Trachealringe modifieirt. Die beiden ersten Bronchialringe sind stärker als die übrigen entwickelt, unter einander und mit dem untersten Trachealringe inniger verbunden als mit den folgenden Bronchialringen; mithin bilden sie die untere Be- grenzung des Stimmorganes. Bei Chamaeza und Grallaria kommt zu den beiden verstärkten Bronchialringen noch ein seitlich am Trachealorgan aufsteigender Knorpel, der Processus vocalis. An seiner Spitze inserirt sich der an der Luft- röhre herabsteigende M. trachealis; ausserdem ist daran der M. sterno- trachealis befestigt. Contraetion des letzteren Muskels bewirkt Zusammen- ziebung des membranösen Abschnittes der Trachea und Näherung der vibrirenden feinen Ringe aneinander. Auch bei Furvarius entspringen jederseits vom letzten ganzen Tracheal- ringe zwei Muskeln, die sich an die Basis der Processus vocales ansetzen; zur Spitze dieser Knorpelchen tritt der M. sternotrachealis. Durch die kurzen Trachealmuskeln werden die schwingenden Ringe einander ge- nähert und die Membranen dazwischen werden erschlafft, indem die Bronchi heraufgezogen werden. Die sterno-trachealen Muskeln wirken entgegen- gesetzt (Taf. L, Fig. 19). Processus vocales finden sich auch bei den Dendrocolaptinae; sehr unbedeutend sind sie bei Grallaria. Die Stimme der meisten Tracheophonae ist sehr laut und eigen- thümlich, aber nur einsilbig und weniger Modulation fähig. Beim Schreien wird die Gegend der Halswurzel sehr aufgebläht, wohl in Folge des sehr dehnbaren Trachealorgans. Stimmbildung findet gewiss auch durch die stets vorhandenen Membr. tympan. internae statt, und da, wie erwähnt, die beiden ersten Bronchialringe dem Trachealorgan innig angeschlossen sind, so ist strenggenommen die Bezeichnung Syrinx trachealis nicht ganz richtig. Auch Wunderlich hat gegenüber Fürbringer diese Auffassung. Die tracheophonen Passeres bilden eine ziemlich gut abgegrenzte Gruppe und sind auf die neotropische Region beschränkt; es sind die Dendrocolaptinae, Formicariinae und Pteroptochinae. Die neu- seeländische Gattung Orthonyx gehört nach Forbes’ Untersuchung (Lit. No. 692) nicht hierher. Uebergänge zum typischen tracheo-bronchialen Syrinx, wo das Trachealorgan weniger entwickelt ist, aber wo doch wenigstens die Trachealringe bedeutend schmaler als die dazwischen liegenden Membranen sind, sind vielleicht die Pittas, andererseits Hylactes, | 47* 740 Athmungs- und Stimmorgane. wenn auch vorsichtiger nur als analoge Erscheinungen aufzufassen. Die Tracheophonae werden sich aus mesomyoden Passeres oligomyodae ab- zweigend entwickelt haben. Unstreitig nur analog ist die Verdünnung und Anschwellung der Ringe des unteren Abschnittes der Trachea bei Tantalus loculator, Ciconia alba (Garrod, Lit. No. 698), die membranöse Stelle bei Dromaeus, bei einigen Enten (S. 719) und manchen Rasores. II. Syrinx tracheo-bronchialis. Garrod bezeichnete die Passeres mit tracheo-bronchialem Syrinx als P. haploophonae; Fürbringer schlägt mit Recht vor, diese Bezeichnung auf alle Vögel mit tracheo-bronchialem Syrinx zu übertragen. Hierher gehören alle Vögel mit Ausnahme der Tracheophonae und der später zu besprechenden wenigen Bronchophonae. Der tracheo-bronchiale Syrinx findet sich bei der überwiegenden Mehrzahl der Vögel. Nach der Zahl der am Syrinx inserirenden Muskeln lassen sich die Haploophonae in amyodae, oligo- und polymyodae unterscheiden. Uebergänge zwischen diesen sind häufig. So zeigen Atrichia, manche Trochilidae, Dendrocolaptinae und Furnariinae, ferner Falco und manche Charadriinae eine Tendenz zur Vermehrung der Muskeln, also Annäherung an polymyode Zustände. Andererseits ist es bei den in der zweiten Spalte der Tabelle (S. 735) stehenden noch nicht zur Ent- wicklung eines wirklichen M. tracheo-bronchialis gekommen, da das einzige Muskelpaar die Bronchen nicht erreicht, sondern schon an der Trachea selbst aufhört. Die Zahl der Muskeln als verwandtschaftliches Kriterium für Familien oder gar Ordnungen anzuwenden, würde demnach verfehlt sein. Haploophonae amyodae: Distal vom M. tracheo -sternalis ist die Trachea nebst Syrinx ganz muskellos. Hierher gehören: Casuarius, Dro- maeus, Apteryx, Struthio, Pelargi, Cathartidae, Steganopodes und manche Rasores, also hauptsächlich die mit unentwickeltem, oder rückgebildetem, Syrinx versehenen Vögel. H. oligomyodae: Mit höchstens zwei Paar M. trachea- bronchiales. Hierher gehören nebst den Passeres non-oseines und Tracheophonae die meisten Vögel und zwar die in Spalte 2, 3 und 4 der Tabelle (S. 735) stehenden. H.polymyodae: Mit 3 oder mehr Muskelpaaren, von denen wenigstens einer ein echter M. syringeus ist. Hierher gehören die Psittaci, Menura und die Oseines. Näher, als in den beiden ausführlichen Tabellen (S. 735 — 738) geschehen, auf diese Syrinxmuskeln einzugehen, entbehrt des praktischen Zweckes. Die Mehrzahl der Oligomyodae ist wohl mesomyod (S. 735), und dies ist das primitivere Verhalten. Es findet sich bei den sogenannten Clamatores der alten Welt (Haleyones, Epopes, Macrochires, Coceyges, Vögel. 741 Piei u. s. w.), ferner bei den Eurylaemidae und bei vielen Cotinginae, Rupicolinae, Piprinae, Tyranninae. Manche Piprinae, Tyranninae, auch Chasmarhynchus sind holomyod mit katacromyoder Tendenz, d. h. die Insertion des Muskels ist bis auf das ventrale Ende der Bronchialringe gerückt; dasselbe gilt nach Fürbringer von Colymbus und Podiceps. Auch anacromyode Haploophonae oligomyodae finden sich. Stets acro- myod, und zwar an- und katacromyod-diacromyod Fürbringer, sind die Öseines und die Pseudoseines. Syrinx der Oscines. (Nach Wunderlich.) Die Ringe der Trachea sind meistens verknöchert und greifen seitlich übereinander. Die untersten 4 oder 5 Ringe verschmelzen zu einer Trommel und haben den meistens hohen und spitzen Steg zwischen sich. Letzterer ist bei Alauda cristata auf ein dorsal an der Innenseite der Trommel liegendes Höckerchen redueirt. Die Bronchen enthalten nur Halbringe; der zweite zeigt die meisten Verschiedenheiten, da sich an ihm die Mehrzahl der Singmuskeln inserirt. Mit den beiden ersten Halbringen ist ein kleiner Knorpel durch ein falsches Gelenk verbunden. Dieser Tensor liegt in der innern Pauken- haut und wirkt bei deren Spannung mit, da sich an ihm auch Muskel- fasern ansetzen. Von schwingenden Theilen sind vier vorhanden: 1) Die Membr. tym- panif. externa ist zwischen dem zweiten und dritten Halbringe ausgespannt. 2) Das äussere Stimmband, innen dem dritten Halbringe aufliegend. 3) Memb. tymp. interna. 4) Membr. semilunaris, nur bei Vögeln mit hohem, spitzem Stege vorhanden. Die Beschreibung der Muskeln s. S. 732. Menura. Nach Garrod’s Abbildungen zu urtheilen scheint der zweite verbreiterte bronchiale Halbring direct an dem dritten anzuschliessen, während ziemlich weite Membranen den dritten vom vierten und die folgenden Ringe trennen. Innere Paukenhaut, Membr. semilunaris und Steg sind vorhanden. Die drei Paar Singmuskeln entspringen ziemlich hoch von der Trachea, höher als die Insertion des Sterno-trachealis. Der ventrale Muskel inserirt ventral am zweiten Bronchialring; der dorso- laterale am dritten Bronchialringe und zwar näher dessen dorsalem Ende; der dorsale Muskel tritt zum untersten Tracheal- und zum ersten Bronchial- ring. Garrod nennt Menura und Atrichia akromyod. Atrichia. Ausser der inneren Paukenhaut scheinen nach Garrod’s Abbildungen kleine Membranen nur zwischen dem ersten und zweiten, ferner zwischen dem dritten und vierten Bronchialringe vorzukommen. Der dorsolaterale Muskel inserirt am dritten, der ventrale am zweiten Ringe. Es sind nun noch einige eigenthümliche tracheo-bronchiale Kehl- köpfe zu beschreiben: Rasores. Garrod und Wunderlich haben den Syrinx der Rasores ausführlich untersucht. Innere und äussere Stimm-Membranen und ein Steg sind stets vorhanden. Verwachsung der Trachealringe zur Trommel ist nur auf der dorsalen Seite in beschränktem Maasse vorhanden, vor- 743 Athmungs- und Stimmorgane. u nehmlich bei Numida, Tetrao, Meleagris. Der Bronchidesmus ist sehr stark und entfernt von der Theilungsstelle bei Tetrao und Meleagris. Membranae semilunaris scheinen nicht vorhanden zu sein. — Bei den Craeidae folgen die Ringe der Trachea und der Bronchien dicht auf ein- ander. Zwischen dem untersten Trachealringe und dem ersten Bronchial- ringe befindet sich jederseits eine grosse äussere Stimm-Membran; der dünne Trachealmuskel endigt jederseits schon am 5. Trachealringe, wie ähnlich bei den meisten Rasores. Bei Pavo, Caccabis, Argus sind Membranen zwischen allen Bronchial- ringen vorhanden. Bei Lophortyx, Meleagris, Coturnix, Tetraonidae sind ausserdem ventrale oder laterale Membranen zwischen den Trachealringen vorhanden. Bei den Phasianidae ist die Trachea ziemlich solid, es finden sich zahlreiche bronchiale Zwischenmembranen und die ventralen Enden mehrerer Bronchialringe sind mit einander und mit dem starken Steg ver- schmolzen; der letzte Trachealring ist stets besonders umgebildet. Numida hält ungefähr die Mitte zwischen Tetraoninae und Phasia- ninae. Beim Männchen von Tetrao tetrix beschreibt Garrod jederseits am unteren Theile der Luftröhre eine grosse unregelmässig gestaltete Anschwellung von Schleim- und Fettgewebe. Ganz abweichend gebaut ist der Syrinx von Gallus. Bei G. bankiva sind die untersten Trachealringe rudimentär, bei G. domesticus ver- schwinden sie fast vollständig. „Die Trachea ist am unteren Ende stark comprimirt. Vorn und hinten trägt sie dicht über der Bifurcation zwei kleine dreieckige Knochenstückchen, und zwischen diesen verläuft der ebenfalls knöcherne Steg. An jene artieuliren mittelst falscher Gelenke die ersten knorpeligen Bronchialhbalbringe, welche nach unten stark convex gebogen sind. In Betreff der zweiten Halbringe scheint ein Geschlechts- dimorphismus zu herrschen. Bei den vier von mir untersuchten männ- lichen Exemplaren artieulirten ihre vorderen Extremitäten mit den ersten Halbringen durch falsche Gelenke, bei den weiblichen dagegen nicht. Die folgenden Halbringe sind nicht weiter differenzirt und ihre Enden auch mit denen der vorhergehenden Halbringe nicht in Verbindung. Dort, wo die Enden des ersten Halbringes an den Dreiecken inseriren, wird die grosse Membran in horizontaler Richtung von einem dünnen Knorpel- stück durchsetzt, welches indessen die Dreiecke nicht berührt. Es ist dies der erste Trachealring. Auf ihn folgen noch drei reducirte Ringe, welche ebenfalls vorn und hinten die Dreiecke nicht erreichen, und dann folgt, sich entweder plötzlich von der Membran absetzend, der sehr deut- liche fünfte Ring, oder der Uebergang findet allmählich durch Stärker- werden des dritten und vierten Ringes statt. Ich habe beide Arten bei den Haushühnern gefunden. Vom fünften Ring an aufwärts constatirte ich Knochen, während die redueirten Ringe, mit Ausnahme des ersten, durchweg knorpelig waren.“ „Der M. sternotrachealis verlässt die Trachea in der Gegend des 14. Ringes. Unter ihm und an seinen beiden Seiten hervorsehend ver- Vögel. 743 läuft noch ein zweiter Muskel, welcher als Kehlkopfmuskel aufzufassen ist, wenn der sich auch nicht so weit entwickelt hat, wie wir es eigent- lich von einem solchen verlangen. Er inserirt nämlich schon am 7. Tracheal- ring. Wie er wirkt, kann ich nieht angeben. Vielleicht zieht er vom Mittelpunkte der Trachea aus die obere und untere Hälfte derselben zu jenem hin und erweitert so die Glottis. Der M. sterno-trachealis bildet durch Herabziehen der Trachea aus der Membrana tympaniformis externa ein Stimmband, und zwar dient diesem der unterste Trachealring als feste Grundlage. Gerade unter diesem hat das Epithel der äusseren Pauken- haut einen Kranz grösserer Drüsen. Ebenso führt die innere Paukenhaut auf ihrer ganzen Innenfläche und auch über dem Stege zahlreiche Drüsen.“ (Wunderlich.) Psittaci. Der Syrinx der Papageien ist sehr eigenthümlich nach Cuvier-Tiedemann bei Chrysotis wie folgt: Einige der unteren Pinge der Luftröhre sind zu einer Trommel verschmolzen; diese Trommel ist dorso-ventral etwas zusammengedrückt, daher einigermaassen würfelförmig. Der erste bronchiale Halbring ist ganz platt, sehr breit und fast halb- mondförmig, seine convexe Seite ist nach oben gekehrt. Seine beiden Enden sind sehr spitz und nach unten gerichtet. Er liegt nicht vertikal, sondern schief; sein oberer Rand stösst an den Rand des unteren Ringes (Trommel) der Luftröhre, der andere Rand geht so stark nach innen, dass er fast den gegenüberstehendeu berührt. Die drei folgenden Halb- ringe sind ganz platt und in eine halbkreisförmige Platte vereinigt, an deren Enden man nur noch ihre Trennung sieht. Die Platte hat ganz die entgegengesetzte Richtung von dem vorhergehenden Stück, denn die convexe Seite ist nach unten und aussen gerichtet. Zwischen dieser Platte und dem ersten bronchialen Ringe ist die äussere Stimmmembran aus- gespannt. Der 5., 6. und 7. Halbring sind genau mit der vorigen Platte, unter sich aber nur in der Mitte verbunden. Ihre Enden entfernen sich von einander und sind aufwärts gebogen. Die folgenden Halbringe haben die gewöhnliche Gestalt. — Die Seiten der Bronchen, welche sich gegen- über stehen, sind membranös; diese beiden inneren Stimmmembranen ver- einigen sich in dem Winkel des obersten Halbringes (ein Steg fehlt gänz- lich); von da bis zur Luftröbre bilden sie einen Kanal. Die Papageien besitzen drei Paar Stimmmuskeln. Bei Cacatua roseicapillus fand ich die beiden dünnen tracheo-sternales zusammen auf der ventralen Seite des proximalen Endes der Trommel inserirend. Jeder tracheo-bronchialis longus kommt an der Seite der Trachea herab und inserirt mit einer langen dünnen Sehne seitlich ungefähr am 7. Bronchial- ringe. Die tracheo-bronchiales breves sind sehr dick, nehmen den grösseren Theil der seitlichen und ventralen Fläche der Trommel ein und inseriren mit dünner Sehne an der Seite des distalen Bronchialbogens der äusseren Stimmmembran. Das dritte Muskelpaar entspringt mit breiter Ausdehnung von allen Seiten der Trommel und des distalen Viertels der Trachea und 744 Athmungs- und Stimmorgane. inserirt sich fleischig am Rande des proximalen Bogens, welcher die äussere Stimmmembran trägt. Palaeornis s. Fig. 8 und 9, Taf. L. Bei dem gänzlichen Fehlen dieses Steges ist es schwer, die Homo- logien der beiden Bogen zu bestimmen, welche die äussere Stimmmembran tragen. Wahrscheinlich ist der proximale Bogen (Cuvier’s erster Bronchial- ring) als noch zur Trachea gehörig aufzufassen, demnach mit T, zu be- zeichnen. Die äussere Stimmmembran liegt dann, wie bei den meisten Haploophonae zwischen T, und B,. Von den drei Muskelpaaren sind dann zwei tracheo-bronchial, der dritte nur tracheal; der trach. bronch. brevis kann bei kürzerem Ursprunge als syringeus aufgefasst werden. Ill. Syrinx bronchialis. Der echte Syrinx bronchialis wird nur von umgeformten Bronchial- ringen gebildet; die äussere Stimmmembran befindet sich zwischen zwei oder mehreren aufeinander folgenden Bronchialringen, oft ziemlich ent- fernt vom unteren Ende der Trachea, welche nie eine Trommel bildet. Innere Stimmmembranen, und wohl auch der Steg, fehlen oft, eine Membr. semilunaris ist wohl nie vorhanden. Hierher gehören vor allen Steatornis und Crotophaga nach Müller’'s Entdeckung, ferner manche Cuculidae, Striges und Caprimulgidae als Mittelformen. Steatornis. Die Bronchialringe sind vollständig mit Ausnahme einiger in der Mitte. Eine innere Stimmmembran fehlt, ebenso der Steg. Die äussere Membran ist auf der ventralen Seite des Bronchus zwischen zwei Ringen ausgespannt; die Nummer der Ringe variirt individuell und beider- seitig; nach Müller rechts zwischen dem 12. und 13. Ringe, links zwischen dem 18. und 19.; der Stimmmuskel inserirt sich am 12., bez. dem 18. Ringe. Andere Caprimulgidae wurden von Beddard (Lit. No. 662) untersucht. Batrachostomus. Die Ringe der Trachea und die ersten 8 Halb- ringe der Bronchien folgen dicht aufeinander; die folgenden Bronchial- ringe sind durch Membranen getrennt; grössere innere Stimmmembranen sind vorhanden; der Stimmmuskel inserirt seitlich am 8. Halbring. Podargus. Die beiden ersten Bronchialringe sind complet, die fol- genden 14 sind Halbringe; vom 16. an sind sie durch Membranen (äusseren Stimmmembranen einigermaassen entsprechend) getrennt. Die inneren Stimmmembranen sind gross. Aegotheles novae Hollandiae. Alle Bronchialringe sind Halb- ringe. Der Muskel inserirt am 3. Halbringe; äussere Membranen finden sich nur zwischen dem 3., 4. und 5. Halbringe. Aehnlich scheint sich Caprimulgus zu verhalten. Nyetidromus albicollis. Die Trachealringe sind durch ziemlich weite Membranen getrennt; die ersten 5 bronchialen Halbringe liegen dieht aneinander und stossen mit denen der anderen Seite zusammen, Vögel. 745 auch sind sie verknöchert; die übrigen Bronchialringe sind durch Mem- branen getrennt; der Muskel inserirt am ersten Bronchialringe. Cuculidae. Cuculus, nach Wunderlich. Die beiden letzten Trachealringe sind dorsal nicht geschlossen, desshalb steigt der Steg vom ersten Trachealring vorn zum dritten hinten. Die beiden ersten Bronehial- halbıinge sind stärker als die folgenden und liegen dichter zusammen als die übrigen. An den dritten Halbring setzt sich der Kehlkopfmuskel an. Die Membr. tymp. interna setzt sich oben an den Steg und an die hinteren Enden der ungeschlossenen Trachealringe. Im oberen Theil ist sie sehr breit, da die ersten Halbringe sehr flach sind. Erst am fünften Halbringe, wo auch der Bronchidesmus sich befindet, beginnt sie schmaler zu werden, um, immer mehr abnehmend, schliesslich die Lungen zu erreichen. Centropus, nach Beddard. Die Trachea scheint unten gespalten, da die letzten Ringe incomplet sind und ganz allmählich in die bronchialen Halbringe übergehen. Die Memb. tymp. int. ist im Bereiche der ersten 15 Bronchialringe sehr schmal; erst vom 16. an werden diese Ringe un- vollständiger und die Membran breiter. Am 16. oder 17. Ringe inserirt der Muse. tracheo-bronchialis. Die sternotracheales verschmelzen mit einander auf der Ventralseite der Trachea, oberhalb ihrer Spaltung. Bei Guira reicht die Membran vom 4. Ringe abwärts, der Muskel inserirt am 6. Ringe; dazu kommt noch ein zweiter Muskel dorsal am Ende der Trachea. Crotophaga mit echt bronchialem Syrinx. Die innere Membran reicht vom 7. Ringe abwärts; der Muskel inserirt am 10. Ringe. Piaya cayana. Der Muse. tracheo-bronchialis inserirt am 3. Ringe, dieser ist bedeutend verbreitert; Membranen verbinden die Ringe vom 4. abwärts. Im allgemeinen ist der Syrinx der Cuculinae und Phoenicophainae tracheo-bronchial; er nähert sich dem bronchialen Typus bei den Centro- podinae, da das gespaltene untere Ende der Trachea bronchialen Charakter annimmt. Echt bronchial ist der Syrinx jedoch nur, wenn die innere Stimmmembran die Trachea nicht erreicht, sondern wie bei Piaya und Guira durch 4, bei Crotophaga sogar durch 7 ganze Bronchialringe davon getrennt ist. Striges. Strix flammea, nach Wunderlich. Die vier untersten Trachealringe sind dorsal nicht geschlossen, sondern dienen mit ihren Enden der inneren Paukenhaut zum Ansatz. Vorn gehen sie in die Bildung des Steges über, der steil nach hinten aufsteigt und sich am 5. Ringe inserirt. Der erste bronchiale Halbring artieulirt vorn und hinten mit dem ersten Trachealring; zwischen beiden liegt eine sehr kleine äussere Membran; als Stimmband wirkt eine Wulst auf dem ersten Halb- ring. Die übrigen Halbringe sind durch Membranen von einander getrennt. Die innere Paukenhaut ist am breitesten an den ersten Bronchialringen. — Der Syrinx ist also echt tracheo-bronchial. 746 Athmungs- und Stimmorgane. Asio brachyotus hat nach Wunderlich einen bronchialen Syrinx. Der unterste Ring der Tracbea ist dorsal nicht geschlossen. Die grossen inneren Paukenhäute reichen bis zum Ende der Trachea. Die ersten 8 bronchialen Halbringe liegen dicht aneinander; die folgenden sind durch breite Membranen von einander getrennt; die äussere Paukenhaut liegt zwischen dem 8. und 9. dieser Ringe, am letzteren inserirt der tracheo- bronchiale Muskel. Der Syrinx von Otus besitzt demnach grosse Aehnlichkeit mit dem einiger Caprimulgiden, ein Umstand, der für die vermuthete Verwandt- schaft der Eulen mit den Nachtschwalben von grossem Werthe ist. 4. Die Lungen. Taf. XLIX. Die Lungen der Vögel sind hauptsächlich von Cuvier, Tiedemann, Lereboullet (715), Weber (751), Guillot (700), Sappey (740), Rainey (733), Eberth (684), Schulze (741) beschrieben worden; auch Pagenstecher’s Allgemeine Zoologie enthält eine gute Zusammenfassung. Die Lungen sind paarig, symmetrisch, verhältnissmässig klein. Sie liegen in der dorsalen Brusthöble neben dem Herzen und den Brust- wirbeln. Mit ihrer dorso-lateralen Fläche erstrecken sie sich von der Wirbelsäule ungefähr bis zu den Sternaltheilen der Rippen; kopfwärts reichen sie ungefähr bis zur ersten Rippe, nach hinten bis zum oberen Nierenrande. Nie erreichen sie das Brustbein. Sie sind nie in Lappen gespalten wie bei Säugethieren, aber da sie den dorsalen Theilen der Rippen eng anliegen, erhalten sie durch diese an ihrer dorsalen Ober- fläche ziemlich tiefe, quere Einkerbungen; die übrigen Flächen sind glatt. Die Lungen hängen natürlich durch die Bronchen mit der Luftröhre, und durch die Lungenvenen und -Arterien mit den Herzen zusammen; sie hängen im übrigen aber nicht frei in der Brusthöhle, sondern ihr Parenehym ist auf der Dorsalfläche mit den Rippen und Wirbeln durch an sich lockeres Bindegewebe ziemlich eng verbunden. Nur auf der ventralen und dem Herzen zugekehrten Fläche sind die Lungen vom Brustfell (Pleura) überzogen. Dieses Brustfell ist eine seröse Membran und steht mit dem Zwerch- fell (Diaphragma) in engem Zusammenhang. Dieser Ueberzug geht von den medio-ventralen Lungenflächen als feine, durchsichtige, von aussen rauhe, von innen glatte Haut zur Innenfläche der Sternaltheile der Rippen und an den dortigen Muskeln herab; er überzieht auch anderseits die innere Fläche des Brustbeins, bedeckt den Herzbeutel und steigt als Brustscheidewand (Mediastinum) zu den Brustwirbeln auf. Diese doppelte Wand scheidet die Brusthöhle in eine rechte und eine linke. Seine beiden Lamellen umschliessen eine Höhle (Cavum mediastinale), in welchem, wie bei den Säugethieren, das Herz nebst dem Herzbeutel liegt; ausserdem liegt in diesem Raume, dorsal vom Herzen, die Speiseröhre und die Aorta descendens. Jede Lunge liegt also in einem Raum, der Vögel. 747 ventral und medial durch das Brustfell, dorsal durch die Körperwände umschlossen wird. Da die Lungen an der Rippenfläche nicht vom Brust- fell überzogen sind, so bildet dort die Fortsetzung der inneren Haut der Bronchen den äusseren Lungenüberzug. Diese Brustfellsäcke stehen nir- gends mit der Luftröhre in Verbindung, obgleich sie an der Oberfläche der Lungen von einer wechselnden Anzahl (meistens 5 grössere) Löchern durchbohrt sind, welche aber die Zugänge zu den weiter unten zu be- sprechenden Luftsäcken sind. Das gesammte Brustfell scheidet also die Brusthöhle von der Bauch- höhle ab; es ist mithin ein Zwerchfell, besonders da auch dünne Züge quergestreifter Muskeln zu ihm treten. Bau der Lungen. Die Bronchen treten medioventral an die Lungen; dadurch wird jede Lunge in einen vorderen oder oberen und einen hin- teren oder unteren Abschnitt getheilt; der untere Abschnitt ist stets der grössere. Der Hauptluftgang jeder Lunge erstreckt sich vom Eintritt des Bronchus in ziemlich gerader Richtung durch die Lunge bis zu deren caudalem Ende und geht dort durch eine weite Oeffnung (Ostium posterius) in den abdominalen Luftsack über. Diesen Hauptgang nennt Huxley Mesobronchium; es verliert die Knorpelringe sehr bald und wird daher ganz membranös; gleich nach dem Eintritt in die Lunge erweitert sich der Gang zu einem Vestibulum. Ungefähr in der Mitte seines Ver- laufes sendet das Mesobronchium einen weiten Gang ab zum ventralen hinteren Ende der Lunge, wo er durch das Ostium intermedium po- sterius in einen Luftsack sich öffnet. Ausserdem gehen vom Meso- bronchium aus Ecto- und Entobronchia. Die Ectobronchia (bronches costales, Sappey), ungefähr 6 an der Zahl, entspringen nach einander distal vom Vestibulum und gehen in lateraler und dorsaler Richtung zur Lungenoberfläche. Die Entobronehia (bronches diaphragmatiques) sind 4zählig. Sie entspringen mit weiten Oeffnungen aus der Dorsalwand des Vestibulums. Das erste Entobronchium biegt scharf um die Wurzel des Haupt- bronchus und giebt von seiner vorwärts gekehrten Krümmung mehrere Zweige ab zum vorderen oder oberen Abschnitt der Lunge; einer dieser Zweige öffnet sich durch das Ostium praebronchiale in den gleichnamigen Luftsack; das distale Ende des Ganges öffnet sich unterhalb des Bronchus in das Ostium subbronchiale. Das zweite Entobronchium geht dorsalwärts, verzweigt sich im dor- salen Theile der Lunge und sendet einen Zweig abwärts, der sich im Ostium subbronchiale öffnet, also mit dem vorigen communicirt. Das dritte Entobronchium läuft rückwärts, giebt Zweige zur dorsalen Lungengegend ab und hat eine Oeffnung, Ostium intermedium anterius, dicht neben der Wurzel des Hauptbronchus. Das vierte Entobronehium läuft rückwärts und endet blind, nachdem es ventrale Zweige abgeschickt hat. 748 Athmungs- und Stimmorgane. Alle diese Ento- und Eetobronchien geben wieder kleinere Röhren ab, in radiärer oder federförmiger Anordnung. Diese Parabronchia (Canaux tertiaires, Cuvier; Bronchial tubes, Rainey; Lungenpfeifen) erstrecken sich zur Oberfläche der Lungen, wo sie blind endigen. Ihre Eingänge sind wie die Oeffnungen der Luftsäcke durch Knorpelbogen gestützt. Mit der anhängenden Gewebsmasse ist die einzelne Pfeife im Querschnitt meistens hexagonal; ihr Lumen ist kreisförmig, von fester Bindegewebsmembran gestützt; es kann mit dem benachbarter Pfeifen anastomosiren, sodass also die Luft aus einem Theile der Lunge in einen anderen gelangen kann ohne Vermittlung der grösseren Röhren und der Bronchen. In das Lumen der Pfeifen springen ringförmige Leisten vor, die durch netzförmige bindegewebige Verbindungen und durch glatte Muskelfasern ein wabenförmiges Maschenwerk bilden. Die ziemlich dieken Wände der Pfeifen bestehen aus dem eigentlichen respiratorischen Gewebe und bilden die Hauptmasse der Lunge. Aus jeder Wabe erstrecken sich nämlich feinste Röhrchen (Canalieuli aeriferi), zunächst rechtwinklig und gerade, dann wellig gebogen und dichotomisch, zuletzt traubig anschwel- lend, sodass die Wand der Pfeife schwammig wird. Die Endschwellungen entsprechen den Alveolen der Säugethiere. Der Durchmesser dieser Blind- säckchen beträgt beim Schwan 0.009—0.015 mm, bei der Gans 0.006—0.010, bei der Taube 0.006—0.009 mm; diese terminalen Säckchen communieiren nach Schulze nicht mit einander. In die Zwischenräume der dendritischen Verzweigungen dringt ein verfilztes Capillarsystem der Lungengefässe ein; diese ragen oft etwas in die Räume der Canalieuli hinein, wobei sie nach Schulze stets von Bindegewebe umgeben bleiben; in den terminalen Alveolen bilden sie längliche, anastomosirende Maschen, deren Wände wohl nur aus hyalinem Epithel bestehen und einen Gesammtdurchmesser von 2 u besitzen. Hier findet der ergiebigste Gasaustausch statt. Die membranösen Wände der Bronchen und primären Röhren bestehen aus 4 Schichten: Die äussere, fibröse Schicht besteht aus longitudinal verlaufendem Bindegewebe nebst feinen elastischen Fasern und einzeln verstreuten unvollständigen Knorpel- ringen, welche letztere aber schon im Bereiche der Bronchen verschwinden. Die zweite Schicht besteht aus glatten Muskelfasern; . sie sind in den Bronchen ringförmig angeordnet, weiterhin werden sie unregelmässig und erstrecken sich bis in die Pfeifen. Die dritte Schicht ist wieder fibrös, dünn, longitudinal, nebst elastischen Fasern, und bildet hauptsächlich das feine wabenartige Maschenwerk; in dieser Schicht verlaufen die ernähren- den Capillargefässe. Die vierte Schicht besteht im Bereich der Bronchen und Pfeifen aus Säulen- und Flimmerepithel; dasselbe nimmt nach den Enden hin an Höhe ab und verschwindet in den Canaliculi, wo nur flache Zellen vorkommen. Pigment scheint in der Vogellunge nicht vorzukommen; ihre Farbe ist daher hellröthlich. Vögel. 749 5. Die Luftsäcke und das Zwerchfell. Das Zwerchfell (Diaphragma) ist eingehend von Sappey (740) und Huxley (705) untersucht worden. Man kann daran zwei Theile unter- scheiden. 1. Das quere oder pulmonale Zwerchfell (pulmonary aponeu- rosis, Huxley; diaphragme pulmonaire, Sappey; diaphragmite anterieur, Milne-Edwards). Es ist der Theil des schon auf S. 746 erwähnten Brustfelles, Pleura, welcher sich mit der ventro-medialen Oberfläche der Lunge verbindet. Es entspringt von den Seitenflächen des Thorax, unmittelbar neben dem ventro-lateralen Rande der Lunge, ungefähr vom zweiten bis sechsten Rippenpaare. Von diesem nach innen aufsteigend und in der Mitte von beiden Seiten zusammenstossend, bildet es eine breite Aponeurose auf der ventralen Lungenfläche. In der Medialebene verbindet. es sich durch das mediale, verticale Septum oder Mediastinum mit der Wirbelsäule. Es legt sich fest um die Ostia oder Bronchialdurchbohrungen der Lungen- oberfläche, liegt ganz innerhalb des Thorax und scheidet die Lunge nebst den cervicalen und interelavieularen von den drei hintersten Luftsäcken. Nahe ihrem Ursprung von der Körperwand empfängt diese Aponeurose die schon von Perrault als Lungenmuskeln erwähnten Muskelbündel. Diese Muskeln entspringen als mm. eosto-pulmonales von den Vertebral- rippen, etwas distal vom Abgang der Aponeurose, und häufig auch als mm. sterno-pulmonales von dem Proc. lateralis anterior sterni; sie treten in schräger Richtung zur Aponeurose. Diese sämmtlich quergestreif- ten Muskeln werden durch Zweige der Intercostalnerven versorgt. 2. Das schräge oder abdominale Zwerchfell*) (diaphragme s. diaphragmite thoraco-abdominal) ist eine ebenfalls aponeurotische Membran; sie bildet einerseits die Fortsetzung des ventralen Randes des Mediastinum und breitet sich anderseits schräg durch die Bauchhöhle hin aus zu den Wänden der Bauchhöhle, und dem hintersten oder untersten Rande des Brustbeines, ziemlieh entfernt von der pulmonalen Aponeurose. Medial- *) Das schräge oder abdominale Zwerchfell besitzt keine Muskeln. Sappey hielt irr- thümlicherweise eine bräunliche vom vordersten Beckenrande und der lumbaren Gegend kommende Faserlage für Muskeln. Campana erwähnt, dass dieses „Zwerchfell“ nur aus elastischen Fasern besteht; dies ist nach Strasser wirklich der Fall bei Hühnern, Tauben und bei Rhea. Filhol (Lit. No. 687) aber bemerkt, dass bei Eudyptes die Zipfel, mit denen sich die Lungenaponeurose an die Rippen ansetzt, stärker sind als bei anderen Vögeln. Am abdominalen Diaphragma (Huxley’s oblique septum) betheiligen sich Fasern des M. transyersus abdominis, welcher durch einen Luftsack von den schiefen Bauchmuskeln getrennt ist; bei Eudyptes kommen noch von dem Raum zwischen oberem und unterem Diaphragma ausgehende Fasern als „M. diaphragmaticus transversus‘“ hinzu. Das pulmonale Zwerchfell entspricht so ziemlich der pars lateralis + sternalis des Zwerchfelles der Säugethiere, das abdominale dagegen entspricht nur Theilen des Mediastinum und ist im Uebrigen eine den Vögeln eigenthümliche Bildung, die sich nur an die Reptilien anschliess. Huxley hebt mit Recht hervor, dass bei den Vögeln das Herz ventral von der Lungenaponeurose liegt, also nicht wie bei Säugern innerhalb des echten Zwerchfelles. 750 Athmungs- und Stimmorgane. wärts geht das schräge Zwerchfell zum Perieardium, verbindet sich mit diesem und der Mediallinie des Sternum. Auf jeder Seite wird desshalb ein weiter Raum folgendermaassen umschlossen: dorsal und lateral durch die pulmonale Aponeurose, median- wärts durch das Mediastinum, ventral und nach unten oder hinten durch das schräge Zwerchfell, und durch die Seitenwände der Bauchgegend. Da ferner, wie beschrieben, am Mediastinum die medialen Enden des pulmonalen und des abdominalen Zwerchfelles einander viel näher liegen als ihre lateralen oder äusseren Enden, so vergleicht Huxley besagten umschlossenen Raum einem mit der Schneide der Mittellinie zugekehr- ten Keile. Dieser Raum, von Huxley Subpulmonal-Raum genannt, wird durch drei Septa in vier Loculi geschieden. Jeder Loculus enthält einen der vier postbronchialen Luftsäcke; ein fünfter, präbronchialer Luftsack liegt medial neben dem vorderen Ende der Lunge. Die Luftsäcke können als Ausdehnungen der in den Subpulmonal- raum gleichsam bruchsackartig eingestülpten Erweiterungen bronchialen Wände aufgefasst werden. Sie bestehen aus fibrösem und fein elastischem Bindegewebe nebst weitmaschigen Capillaren. Die Innenfläche der Säcke ist mit einfachem Pflasterepithel bekleidet, welches nur an den ne der Lungenoberfläche Wimpern trägt. Ueber die Muskulatur dieser Luftsäcke hat Eberth (684) Unter- suchungen an Taube, Falke und Huhn gemacht. Er „vermisste Muskeln im Interelavieular- und Axillarsacke, im Sack für das Herz, dem für den unteren Kehlkopf und dem grossen Abdominalsacke. Der über der Lunge gelegene Luftsack enthält gegen seinen Ansatz am Oesophagus sehr zahl- reiche quere Muskelfasern, ja er besteht beim Huhn fast allein aus Muskeln, ebenso die ihm benachbarten Säcke. Spärlichere Muskelfasern finden sich in dem dicht über der Niere liegenden Sacke, dagegen trifft man viele Muskelfasern in den über der Leber gelegenen Säcken, gegen den Oesophagus zu. An der Verbindung der Luftsäcke mit den Bronchen beobachtet man zahlreiche ringförmige, schräge und radiär geordnete Muskelfasern. Sehr häufig gehen die Muskeln in elastische Sehnen über; da wo erstere fehlen, enthält das Gewebe der Luftsäcke auch immer viele elastische Fasern. Nerven sind sehr häufig; da und dort liegen an ihnen einige, augenscheinlich apolare Ganglienzellen“. Nach Weldon breitet sich bei Phoenicopterus auf dem präclavieularen Theile der subbronchialen Säcke ein Muskel von der Fureula fächer- förmig aus. Aehnliche gestreifte Muskelfasern sind bei anderen Vögeln bekannt. Die Lungenaponeurose enthält keine Muskelfasern. Durch die beiden zwerchfellartigen Aponeurosen wird die gesammte Thoraco-abdominal-Höhle in mehrere Unterabtheilungen geschieden, für welche Huxley folgende Benennungen gewählt hat: Vögel. 751 Cavum thoraco-abdominale. A. Cavum respiratorium, vorwärts und dorsal vom Septum obliguum. 1. Cavum pulmonale, vorwärts vom Septum pulmonale, ent- haltend die Lungen und vorwärts von diesen die prä- bronchialen Luftsäcke — res. cervicals, Sappey. 2. Cavum subpulmonale, zwischen Septum pulmonale und S. obliquum, enthaltend die 4 postbronchialen Luftsäcke, und zwar: Saccus subbronchialis == Reservoir interelavieulair | 4); (Sappey), S. intermedius anterior — Res. diaphragmatique anterieur. S. intermedius posterior — Res. „ posterieur. S. posterior — Res. abdominal. B. Cavum cardio-abdominale; nach hinten und ventral vom Septum obliguum, enthaltend das Herz und die übrigen Eingeweide. Das Cavum respiratorium wird ausserdem durch das medio-dorsale Septum, theilweise dem Mediastinum entsprechend, in eine rechte und linke Hälfte getheilt, das Cavum pulmonale und subpulmonale ist daher paarig, wie übrigens auch die Luftsäcke. Obige Beschreibung bezieht sich des näheren auf Anas und Apteryx, findet aber auch auf die übrigen Vögel Anwendung. Die Abweichungen, welche bisher gefunden wurden, sind nicht fundamental, sondern be- schränken sich hauptsächlich auf seeundäre Theilung und auf Communi- cation der fünf Hauptsäcke. Extrapulmonale Verbindungen der Lumina benachbarter Säcke scheinen häufig vorzukommen. Campana entdeckte solche beim Huhn zwischen den ersten drei Säcken; Strasser fand Aehnliches bei Larus und Sula, Huxley bei Anas; bei Störchen kann es zur gänzlichen Vereinigung der beiden Subbronchialsäcke kommen. Ausserdem können sich die Luft- säcke in alle möglichen Gegenden und Theile des Körpers erstrecken. Dabei ist es nicht nöthig, dass diese pneumatischen Höhlen mit den fünf Hauptsäcken in Verbindung stehen, es sind vielmehr zahlreiche kleinere Oeffnungen der secundären Bronchen an der Lungenoberfläche vorhanden. S. darüber S. 753 und die Angaben von Selenka über Pneumaticität ...8J. Es seien hier nur einige der durch Tiedemann, Sappey, Campana, Strasser, Huxley, Pagenstecher, Weldon, Beddard bekannt gewordenen Verschiedenheiten erwähnt. 1. Sacei s. cellae praebronchiales s. cervicales. Auch bei Apteryx vorhanden, obgleich nur 21 mm lang und 8 mm breit; jederseits getrennt. Bei Störchen, beim Flamingo und bei Chauna sind diese Säcke durch zahlreiche quere Scheidewände in kleinere Räume getrennt; bei Anas sind sie einfach; bei Gallus, Larus, Sula communiciren sie mit dem folgenden Paare. — „Aus erweiterten Anfangstheilen gehen Röhrchen hervor, welche dorsal von Luftröhre, gewissen Blutgefässen, Speiseröhre 752 Athmungs- und Stimmorgane, liegen, die Wirbelarterien in die von den Halswirbelfortsätzen gebildeten Kanäle begleiten, sich über die Wirbel weg in metamerischer Gliederung zwischen den Muskelehen zum Nacken schlagen, in den Rückenmarks- kanal eintreten, das Rückenmark in die Hirnhöhble begleiten und überall von äusseren und inneren Wänden aus in die Knochensubstanz treten. Ebenso sondern sie sich rückwärts zu den dorsalen Wirbeln, von einem zum andern und in jeden eindringend, unter Umständen auch an Hals und Nacken sich zu grossen spindelförmigen Blasen erweiternd, Hals und Nacken blähend und das Sträuben der Federn unterstützend, oder auch die Stimme verstärkend (Tetrao Cupido).“ Pagenstecher. 2. Sacei subbronchiales s. interelaviculares. Bei Apteryx vorwärts nur bis zum Vorderrande des Brustbeines reichend. Bei Anas mit dem der anderen Seite communieirend. Bei Cygnus buceinator durch zwei unvollkommene Scheidewände jederseits dreitheilig. Bei Störchen zu einer gemeinsamen Höhle vereinigt; bei Chauna jederseits in eine sehr srosse Anzahl kleiner Bläschen zerfallend. — Von den Seiten dieser Säcke gehen Fortsetzungen mit den grossen Gefässen zur Achselgrube als cellae axillares, z. B. bei Anas, legen sich theilweise zwischen Schulter und Rippen und treten in den Humerus. Andere gelangen um die Coracoide aus der Rumpfhöhle heraus und pneumatisiren, wie z. B. bei Mycteria, die Ursprünge des M. pectoralis und des M. subelavius. — Eine Cella thoracica anterior genannte Abtheilung ist unpaarig, aber selbst wieder in kleinere Räume zerfallend, erstreckt sich auf die Innenfläche des Brustbeines und dringt von dort in den Raum ein, daselbst oft sehr zahlreiche Höhlungen bildend. Ferner wird noch eine hinter das Herz greifende Cella cordis posterior erwähnt. 3. 4. Sacci intermedii anteriores et posteriores, 8. diaphrag- matiques Sappey; souscostaux Guillot; hepaticae anderer Autoren. — Communication mit Knochenhöhlen im Seitenrande des Brustbeines er- wähnt Strasser bei Ardea.. Beddard bemerkte jederseits Zerfall in drei Säcke bei Steatornis, Aehnliches individuell bei Platalea. — Diese Säcke scheinen nur geringe Verschiedenheiten aufzuweisen, letztere be- treffen wohl nur ihre Ausdehnung. Während das hintere Paar bei Apteryx den Subpulmonalraum nicht ausbaucht, erstreckt es sich bei Anas als weiter Bruchsack zwischen Peritoneum und Bauchwand weit in die Bauch- höhle hinein; bei Phoenicopterus gehen die Säcke bis nahe an den After. 5. Saceiabdominales. Dies ist das grösste Paar; der rechte Sack ist in der Regel der grössere. Beide dringen zwischen die Eingeweide, treten als Cellae pelvicae in die Beckenregion, als Cellae inguinales zwischen die Mm. ilio-trochanteriei und schliesslich in das Femur. Tiedemann erwähnt ausserdem noch mehrere Unterabtheilungen oder Fortsetzungen hauptsächlich der drei vordersten Luftsäcke und be- nennt sie je nach der Lage, z. B. Cella scapularis, C. subelavia, C. axillaris, C. jugularis, ©. oesophagei u. s. w., sie sind aber von keinem Interesse, Vögel. 753 wenn man bedenkt, dass die Luftsäcke sich in die verschiedensten Theile des Körpers eindrängen können. Meistens sind sie interstitiell. Die Entwicklung der Lungen und Luftsäcke ist von Selenka am Huhn untersucht worden. Die erste Anlage der Lungen besteht am Ende des dritten Bebrütungstages aus zwei seitlichen Höckern der Speise- röhre, aus welcher sie im Verlaufe des vierten Tages als zwei ventral und nach hinten divergirende Läppchen hervortreten. Erst am fünften Tage verbinden sich die beiden dunklen Linien, welche die Bronchen bilden, mit dem dunklen Strich in der Speiseröhre; zugleich treten die beiden abdominalen Luftsäcke als kolbige Verdickungen auf und jeder- seits die Andeutung eines Seitenastes der noch nicht hohlen Bronchen. Am sechsten Tage trennt sich der Stamm der Luftröhre von der Speise- röhre ab; beide sind wahrscheinlich noch ohne Canal. Am achten Tage sind schon mehrere Seitenäste als weite Röhren diehotomisch verästelt im Parenchym der Lungen sichtbar. Am zehnten Tage erscheint das Epithel der Bronchen schon deutlich eylindrisch. Alle 5 Luftsäcke treten am nächsten Tage aus der Lunge heraus; die hinteren oder unteren eilen den übrigen voraus, schieben das Bauchfell als zartes Häutchen vor sich her und erreichen ungefähr am vierzehnten Tage das hintere Ende der Bauchhöhle. Nun dehnen sich auch die vorderen Säcke zwischen die Brusteingeweide aus und die sie erfüllende Flüssigkeit wird absorbirt. Die Subscapularzelle ist schon an den Humerus herangetreten, aber sie dringt in den Knochen erst nach dem Ausschlüpfen des Hühn- chens ein. - Pneumatieität der Knochen. Dass die Luftsäcke sich auch in die Knochen erstrecken, ist auf S. 85 beschrieben worden. Nach Strasser dringt die Luftsackmembran schon beim eben ausgeschlüpften Hühnchen in der Spalte zwischen den beiden Mm, coraeobrachiales (No. 75 und 76) hinaus gegen den M. pectoralis; eine Woche später findet sich in diesem Muskel schon eine kleine Ampulle. Bei den meisten Vögeln erreicht die Luftsackmembran schliesslich die Haut der Achselhöhle oder dringt doch bis zum Rande des M. pectoralis, ferner am ventralen Beckenrand vorbei unter die zunächst dem Hüftgelenk liegenden Muskeln und an der Hals- wirbelsäule eine Strecke weit nach vorn. Das Eindringen in die Knochen tritt erst auf, wenn das Knochenmark den grössten Theil seiner Bedeutung für die Knochenbildung eingebüsst hat und der Hauptmasse nach aus Fett besteht. Eine sehr feine Oeffnung im Knochen genügt, um das Nachdringen der Luftsackmembran zu ermöglichen. Strasser hebt hervor, dass von den zahlreichen pneumatischen Oeffnungen, welche man am macerirten Skelett sehr häufig in ein und derselben Corticalispartie des Knochens nebeneinander findet, während des Lebens einzelne nicht dem Luftsack zum Durchtritt dienen, sondern dass sie von einer bindegewebigen Lage überspannt werden. Oft besitzen beinahe alle Oeffnungen einer Gegend derartige Membranae obturatoriae und man hat zuweilen Mühe, Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 48 754 Athmungs- und Stimmorgane. die Communicationsöffnung zu dem schon ausgedehnten pneumatischen Raum des Knocheninnern zu entdecken. Die Innenwand hohler Knochen ist dann von der Luftsackmembran ausgekleidet. Zunächst dem Schädel (s. S. 41—43) werden gewöhnlich Humerus, Sternum, Coracoid, Becken, die Wirbel, seltener das Femur, die Scapula und Furceula pneumatisch. Bei vielen Vögeln erstreckt sich die Luft- haltigkeit aber auch auf alle Knochen der Extremitäten; selbst die Phalangen der Finger und Zehen können wie bei Palamedea und Buceros pneumatisch werden. Häufig dehnen sich lufthaltige maschige Blasen auch unter die Haut des Körpers und zwischen die Federwurzeln aus. Als äusserst lufthaltig werden, ausser Palamedea und Buceres, bei denen fast alle Theile pneumatisch sind, die grossen Vulturiden, Pelecanus, Sula, Pelargi, Cygnus erwähnt. Im allgemeinen ist die Lufthaltigkeit der Knochen am ausgedehntesten bei grossen gutfliegenden Vögeln; bei kleinen Fliegern ist nach Strasser wegen der erhöhten Flugarbeit mehr Muskulatur und grössere Festigkeit der Knochen nothwendig. Dem entsprechend sind die Knochen vieler Singvögel, von Uypselus u. A. zum grossen Theil solid. Bei den schlecht- fliegenden Vögeln, wie Colymbus, Rallus, Fulica, aber auch bei Sterna (ähnlich Larinae) sollen nur Theile des Schädels luftführend sein. Bei Apteryx ist dasselbe der Fall, bei den übrigen Ratiten dagegen finden sich ansehnliche Höhlen in Sternum, Rippen, Coracoid, Wirbelsäule und Femur. Alle diese Lufträume entwickeln sich aus den Luftsäcken der Lungen und werden von diesen gefüllt. Ausserdem besteht, wie schon beim Schädel (S. 41) erwähnt, ein zweites System von Lufträumen, welches der Nasen-Rachenhöhle, ein- schliesslich der Tubae Eustachii und der Paukenhöhlen, angehört. Diese Räume erstrecken sich in die Knochen des Schädels; bei Leptoptilus auch in den auf S. 662 beschriebenen „Kehlsack“. Dass die Schädel- höhlen aber auch mit den Lungensäcken in Verbindung stehen, wurde schon auf S. 41 kurz angegeben. Bignon (Lit. Nr. 668) hat durch Injectionen nachgewiesen, dass sich ein pulmonales Luftgefässsystem im Schnabel, Laerymale, Ethmoidale und Supramaxillare verbreitet, während sich ein tympanales System in das Occipitale, Frontale, Parietale, Omadratum und Mandibulare erstreckt. Bei Cacatua finden sich beide Systeme, ob auch bei anderen Vögeln, wird nicht angegeben. Ueber die Funktion der Luftsäcke und der Pneumaticität der Knochen ist viel gestritten worden. Man nahm natürlich an, dass sie den Vogel leichter machten. Speecifisch leichter wird er unbedingt durch Aufblasen der Säcke, aber man dachte sich den Vogel als eine Art Luft- ballon. Die Luft in den Säcken wird allerdings durch die Eigenwärme des Vogels verdünnt, aber die dadurch verursachte auftreibende Kraft ist selbst bei den grössten Fliegern nur so gering, dass sie für das Fliegen keine Bedeutung haben kann. Ein einziges Gramm Futter mehr würde Vögel. 755 selbst bei einem Schwan, der vielleicht 10 000 Gramm wiegt, diesen ver- meintlichen Nutzen aufwiegen. Die neueste Aufklärung über die Funktion der Luftsäcke der Vögel verdanken wir Strasser; Sappey wies nach, dass bei der Respiration der Vögel die Ventilation wesentlich durch Erweiterung und Verengerung der Luftsäcke. zu Stande kommt, dass dagegen der parenchymatöse Theil des Athmungsapparates, die Lunge, nur geringe Volumsschwankungen zeigt; dass ferner der Gasaustausch, die „Haematose“ einzig in der Lunge selbst vor sich geht. Die Ventilation wird nach Sappey wesentlich von den mittleren Luftsäcken besorgt; es wird ihr Volum auf ungefähr das Achtfache des Lungenvolums angeschlagen und gefolgert, dass trotz des anscheinend geringen Volums der eigentlichen Lunge eine sehr energische Haematose möglich ist. Er vergleicht treffend die mittleren Luftsäcke mit einer Saugpumpe und die Lungen mit einem vascularisirten Schwamm, der in die Bahn des Luftstroms eingeschoben ist. Campana nimmt an, dass die vorderen Luftsäcke durch Muskelkraft verengt werden, während die mittleren erweitert werden oder inspiriren. Das Hinausgelangen der Luftsäcke an die hauptsächlich locomotorische Extremität ergiebt dann den Vortheil, dass die locomotorische Arbeit direkt, oder automatisch, mechanisch die Ventilationsgrösse steigern kann. Sehr fraglich ist es aber nach Strasser, ob eine noch weiter peripherisch fortschreitende Ausdehnung der Luftsäcke für die Ventilation von wesent- lichem Nutzen sein kann; ebenso wenig steht die Pneumaticität der Knochen mit der Respiration in Beziehung. — Die Wände der Luftsäcke zeichnen sich überhaupt durch Armuth an Gefässen aus; eine Unter- stützung der Bluterneuerung kommt daher entschieden nicht in Betracht. Von Bedeutung mag die von Campana angenommene Ausscheidung von Wasserdampf sein, da diese proportional der Wandfläche der Luftsäcke zunimmt. Auch die Ausdehnung der Luftsäcke scheint mit der Wasser- regulirung in ziemlich direktem Zusammenhange zu stehen. Endlich weist Strasser darauf hin, dass bei der Bildung von peripherischen kleineren Lufträumen der Werth von Interstitien in Weichtheilen und Knochen an sich zu prüfen sei (z. B. Ersparniss von Material bei Pneumatisirung des Ursprunges des Brustmuskels; Verringerung des absoluten Gewichts der Knochen, denn jede Verminderung des Gesammtgewichtes vermindert ebenfalls die Flugarbeit), wobei die Luftsäcke selbst nur bezüglich ihrer Bedeutung als Ausfüllungsmasse ins Auge zu fassen seien. Ein nebensächlicher Nutzen der subcutanen Luftsäcke besteht im Sträuben der Federn und damit verbundener Vergrösserung der Körper- oberfläche. Das Aufblähen vieler Vögel im Zorn ist bekannt; man denke an den fauchenden Uhu oder an eine brütende Ente. Auch die Stimme wird beeinflusst werden, nicht nur durch Resonanz der die Luftröhre umgebenden Säcke, sondern auch durch die grossen Luftsäcke selbst, die der anhaltend trillernden und dabei fliegenden Lerche gewiss als Reservoire von Nutzen sein werden. 48* 756 Gefässsystem. Dass verwundete Vögel bei zugeschnürter Luftröhre ziemlich leicht atımen können, ist zu bekannt, als dass es weiterer Besprechung be- dürfte.*) (kefässsystem. 761. Afanasieff, Ueber die Entwicklung der ersten Blutbahnen im Hühnerembryo. Sitzber. k. Akad. Wiss. Bd. LIII. 1866. p. 560—569. 1 Taf. 762. Alessandrini, A., Intorno una singolare disposizione dell’ arteria brachiale osseryata nella cicogna bianca. — Nuovi Annal. Sci. Nat. T. VII. p. 257. 763. Bauer, F., Disquisitiones circa nonnullarum ayium systema arteriosum. Diss. inaug. Berolini. 1825. 764. Barkow, H. C. L., Anatomisch-physiologische Untersuchungen, vorzüglich über das Schlagadersystem der Vögel. Meckel’s Arch. f. Anat. u. Phys. 1829 u. 1830. 765. — — Disquisitiones nonnullae angiologicae. Vratislaviae. 1830. 766. — — Disquisitiones recentiores de arteriis mammalium et avium. Nov. Act. Acad. Leop. Car. XX (1843). p. 607. 167. Beddard, F. E., On the heart of Apteryx. Proc. Zool. Soc.- 1885. p. 188. 768. Bemmelen, J. 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Die hintere Thoraxwand stellt die eine unbewegliche Seite desselben vor, die vordere Wand, also das Brustbein, die andere, während die Seiten- wände das Leder des Blasebalges darstellen, welches die Hauptbewegungen ausführt. Die am Rücken befestigten Lungen sind nur weniger Ausdehnung fähig; auch die Bewegung des Brustbeins selbst, am Thorax, kann nur eine sehr unbedeutende sein, ausser insofern als ein Nachaussendrängen des Brustbeins durch die Füllung der unter ihm liegenden bedeutenden Luftsäcke stattfindet. Diese minimale Bewegungsfähigkeit des Brustbeins bietet den starken Flugmuskeln eine feste Basis zur Entfaltung ihrer Wirksamkeit; sie wird aber vollkommen ausgeglichen durch die freie Beweglichkeit der Rippen und Brustbeinrippen, und die gelenkige Verbindung der letzteren mit dem Sternum (vergl. S. 123). Die Hauptbewegung der Rippen- theile ist im Heben und Senken derselben, die Drehung nach Aussen ist eingeschränkter. Nach Magnus wäre ferner im Vogelorganismus der Hauptzweck der Lungen, die mit ihnen com- municirenden Luftsäcke zu füllen, da in diesen ein lebhafter Austausch zwischen den Blut- gasen und der atmosphärischen Luft vor sich gehen soll. Vögel. 757 . Filhol, H., De l'origine des arteres intercostales dans quelques esp&ces de Manchots. Bull. Soc. Philom. VII (1883). p. 16. De la disposition de l’artere humörale du Pygoscelis antarcticus et du Spheniscus demersus, Ibid. p. 17, p. 92. Du Plexus ophthalmique des Manchots. Ibid. p. 18. . Fohmann, S., Anatomische Untersuchungen über die Verbindung der Saugadern mit den Venen. Heidelberg. 1821. . Fritzsch, G., Zur vergleichenden Anatomie der Amphibienherzen. Arch. f. Anat. u. Phys. 1869. . Gasser, E., Ueber die Entstehung des Herzens beim Huhn. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XIV. 1877. p. 459-470, Taf. XXVI-XXVI. . Gasch, F. R., Beiträge zur vergleichenden Anatomie des Herzens der Vögel und Rep- tilien. Arch. f, Naturgesch. 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Beide bewegen sich zwar auf gesonderten Wegen, diese vereinigen sich jedoch zuletzt, indem die Lymphbahn in die Blutbahn einmündet, so dass ihr Contentum dem Blut beigemischt wird. Auch in der Zusammensetzung beider Theile bestehen manche Uebereinstimmungen, zunächst darin, dass beide geformte Be- standtheile enthalten, die in der Flüssigkeit, dem Plasma, vertheilt sind. Von der Lymphe ist das Blut zunächst durch eine rothe Farbe verschieden. Diese ist heller, scharlachfarben, in den Körperarterien, dunkler, bis ins Blaurothe, in den Körpervenen, sodass die verschiedene Beschaffenheit von arteriellem und venösem Blute auch hierin zum Aus- druck kommt. Für diese Zusammensetzung des Blutes giebt folgende Darstellung eine allgemeine Uebersicht.“ (Gegenbaur, Lehrb. d. Anat. d. Menschen.) Blut I ————————— Formbestandtheile Plasma sanguinis —————————— Tu] ———n— rothe weisse Serum Fibrin Wasser, Eiweiss, Salze. Die Lymphe ist eine farblose, dem Blutplasma ähnliche Flüssigkeit; ihre Formbestandtheile sind die farblosen oder weissen Blutkörperchen Vögel. 759 oder Lymphzellen. Ihre Zahl im Blut ist bedeutend geringer als die der rothen Blutkörperchen; ihre Grösse wechselt sehr, ungefähr von 0.002 bis 0.01 mm Durchmesser; ausserdem zeigen sie lebhafte amöboide Bewegungen; sie besitzen alle Eigenschaften indifferenter Zellen. Das Serum der Vögel und Reptilien ist häufig deutlich gelblich. Chemische Analysen des Blutes der Vögel sind mir nicht bekannt. Die rothen Blutkörperchen bedingen als Träger des Haemoglobins, mit welchem sich der Sauerstoff des Blutes verbindet, die rothe Farbe des letzteren. Sie sind selbst in einem Tropfen Blutes in zahlloser Menge vorhanden. Die rothen Blutkörperchen der Vögel sind wie die der Reptilien, Amphibien und Fische von ovaler, elliptischer Gestalt, während die der Säugethiere (mit Ausnahme der Tylopoda) und der Petromyzonten kreis- förmig sind. Die elliptischen Körperchen besitzen ferner einen Kern; durch das Fortbestehen desselben bilden sie nach Gegenbaur ein niederes Stadium; bei den Säugethieren, auch bei den Kamelen, fehlt der Kero. — Die rothen Blutkörperchen der Vögel sind flachgedrückte Scheiben mit abgerundeten Rändern, der in der Mitte liegende Kern bildet eine Anschwellung. Die Grösse der rothen Blutkörperchen ist am bedeutendsten bei den höheren Wirbelthieren. Am grössten sind sie bei Amphibien und Knorpel- fischen, am kleinsten bei den Säugethieren. Reptilien halten die Mitte. Bei den Vögeln stimmt der kleine Durchmesser der elliptischen Körperchen mit dem der Säugethiere ziemlich überein, der grosse Durchmesser da- gegen schwankt so ziemlich in denselben Grenzen wie der kleine Durch- messer der Blutkörperchen der Reptilien. Die Vögel halten also die Mitte zwischen Reptilien und Säugethieren. H. Milne Edwards giebt im ersten Bande seines Lehrbuches die Maasse der Blutkörperchen von mehreren Hundert Vögeln und vielen anderen Wirbelthieren, hauptsächlich nach Gulliver (Lit. No. 790). In der folgenden Tabelle sind einige dieser Maasse in Bruchtheilen von Millimetern wiedergegeben. Maasse der rothen Blutkörperchen. Grosse | Kleine Achse nn — T = | 1 | 1 Siren ; /ıs za Rana temporaria Mt "is, j aa Selachii U er iss asus Teleostei / al 110 3 98/157 Reptilia | la, les | /1 "os Aves ‚ | Sozar os | Io 158 Mammalia | | I 1 ai a E 1 Tylopoda £% | (123: — Isa | "ası— "253 Die übrigen Säuge- | Maximum on thiere Minimum en Mensch | lage 760 Gefässsystem. Von den Vögeln besitzt Casuarius die grössten, Trochilus die kleinsten Blutkörperchen. sehr wechselndes. kleine Achse Maasse der rothen Blutkörperchen der Vögel in Millimetern. | Grosse | Kleine Das Verhältniss der grossen zur kleinen Achse ist ein Durchschnittlich beträgt die grosse Achse '/j;, mm. so, die \ Grosse | Kleine Achse Achse Vultur fulvus Una | "iss | Meleagris gallopavo Uli Be Buteo vulgaris He '/140 | Tetrao urogallus Ton ser Aquila chrysaetos u "/ıss | Gallinula chloropus 8 154 Falco tinnuculus ge "/isz | Vanellus cristatus Urs | iso Strix flammea Is har Dicholophus cristatus aa ass Merula vulgaris es /is; | Psophia crepitans Ins ern Regulus eristatus /90 ‚iss Ardea cinerea | "r Ya Hirundo rustica ‚Isa ar Platalea leucorodia je if ‚ypselus apus IE /j5sı | Ciconia alba ee hen Fringilla coelebs 225 /iss | Larus ridibundus A es PES Corvus frugilegus 1a | se, |; Larus canus ie > — monedula [ss | /ısa | Berniela sandvicensis kai Trochilus sp. N Anas;acıta 2 Picus minor /s | Yıss | Mareca penelope Da al as Psittacus erithacus are /isz | Tadorna vulpanser EIER laeı Psittacula pullaria Us "iss | Podiceps minor - ER: Platycercus niger 1 153 | Pelecanus onocrotalus Yo | Iıss Columba palumbus U. | Yıss | Phalacrocorax carbo BE TIMER Columba turtur ie ı33 | Struthio camelus as. | "ai Pavo cristatus eR% /iaı | Rhea americana Uns. | ie Phasianus pictus a: /is2 | Casuarius javanicus | "Iso | /aro colchicus "/ss "iss | Dromaeus noyae Hollandiae | or | "/ıro Gallus domesticus fe Jıse | Das Herz. (Taf. LI.) Das Herz der Vögel liegt in der Mittellinie des Körpers, seiner Längsachse parallel, mitten in der Brusthöhle auf dem Brustbein. Die Basis des meistens kegelförmigen Herzens sieht kopfwärts; dicht daneben theilt sich die Luftröhre in die beiden Bronchen. Die Spitze des Herzkegels ist zwischen beide Leberlappen eingeschlossen, und ist häufig ein wenig nach rechts gerichtet; diese Rechtsdrehung scheint nach Tiedemann von der Grösse und Stärke des Muskelmagens abzuhängen, da bei Vögeln mit kleinem, häutigem Magen die Spitze des Herzens in der Mitte der Brust liegt. Jederseits des Herzens liegen die Lungen; dorsal die Speise- röhre. Das ganze Herz wird vom Herzbeutel, Pericardium parietale s. externum, umhüllt; dieses ist eine bläulichweisse Membran, enthält nur wenig Flüssigkeit und ist durch das Mediastinum, anderweitig auch durch die Lungen-Aponeurosen mit der Wirbelsäule, den Brust-Luftsäcken und der Leber verbunden. Ein Filum apieale, d. h. eine strangartige Ver- bindung der Spitze des Beutels mit dem Brustbein, wie etwa bei Croco- dilen und Schildkröten, findet sich bei den Vögeln nicht. Nahe der Basis des Herzens gehen die Wandungen des Beutels auf .die Wandungen der Vögel. 61 Basis der grossen Gefässe und Herzohren über; die Vorhöfe werden straff vom Herzbeutel überspannt. Die Wandungen des Herzens. 1. Unmittelbar dem Herzen an- gewachsen liegt das Pericardium viscerale; dieses ist mit dem Perie. parietale, welches den Herzbeutel bildet, verbunden; zwischen diesen beiden Blättern befindet sich nur ein geringer Raum; das Perie. viscerale besteht aus bindegewebigem Epithel nebst elastischen Fasern. — 2. Die innere Auskleidung des Herzens, Gefässhaut oder Endocardium. Dieses enthält zerstreute glatte Muskelfasern; ausserdem die Purkinje’schen Fäden, d.h. würfelförmige Zellen, welche von quergestreiften Muskelfibrillen umgeben sind, und reihenweise zusammenhängend, die Fäden bilden; ferner ela- stische Lamellen, entsprechend der Tunica media der Arterien und Venen, und endlich ein innerstes, bindegewebiges Endothel. — 3. Die Herz- muskeln. Diese liegen zwischen den beiden anderen Schichten und bilden die Hauptmasse des Herzens. Sie bestehen aus quergestreiften Muskel- fasern, die aber complicirte Verhältnisse zeigen, da die einzelnen Fasern netzartig mit einander verbunden sind. Diese Muskelfasern bilden an der äusseren Fläche der Wandungen Streifen und Bündel, an den inneren Flächen kreuzen sie sich häufig. Im allgemeinen laufen sie von der Basis des Herzens gegen die Spitze hin, sind dort spiralig gebogen und steigen von dort wieder aufwärts, sodass sie Achtertouren beschreiben. Deutlich sind diese Spiraltouren in den Wandungen der Herzkammern, dagegen werden sie unregelmässig auf den Vorhöfen und in den Scheide- wänden, soweit diese überhaupt Muskeln besitzen. Im allgemeinen ist das Herz kegelförmig; sehr stumpf und verhältniss- mässig kurz, besonders bei Strutliio, auch bei den Hühnern und Schwimm- vögeln; mehr länglich bei den Sumpfvögeln; bei Lerchen und Bachstelzen fast eylindrisch; d.h. die Grundform des Körpers wiederholt sich in der Form des Herzens (Tiedemann). Sein Gewicht beträgt nach demselben Gewährsmann 1—2 Procent der gesammten Körpermasse; es ist also un- gleich grösser als das der Reptilien, welches ungefähr nur Y/;o— "/300 des Körpergewichtes betragen soll. Bei den Säugethieren bewegt sich das Gewicht zwischen !/;o— "oo. Das bedeutendere Gewicht des Vogel- herzens ist auf den äusserst lebhaften Stoffwechsel zurückzuführen. Das Herz fliegender Vögel schlägt sehr schnell, mehrere hundert Mal in der Minute; beim Huhn in der Ruhe ungerähr 120 Mal. Das Herz der Vögel besteht wie das der Säugethiere aus zwei ganz voneinander geschiedenen Hälften. Das venöse Blut sammelt sich im rechten Vorhof (Atrium dextrum), tritt durch das Orifieium atrio- ventrieulare dextrum in die rechte Kammer (ventriculus d.), von dort durch die Lungenarterien in die Lungen, durebströmt deren Capillar- netz, sammelt sich oxydirt in den Lungenvenen, ergiesst sich durch diese in den linken Vorhof (Atrium sinistrum), von dort durch die linke Atrio-ventrieular-Oeffnung in die linke Kammer (ventrieulus sin.) und wird von dort in die einzige, rechte Aorta gepumpt. 762 Gefässsystem. Das Atrium dextrum, der Hohlvenensack oder rechte Vorhof, ist etwas geräumiger, aber dünnwandiger als der linke; es ist dünnwandig, liegt rechts oben auf der rechten Herzkammer und ist dorsomedial gegen die Wirbelsäule hin verlängert; hier, etwas links von der Mittellinie, ventral von den Lungenvenen, dorsal von den Lungenarterien, wird das A. dextrum vom A. sinistrum durch eine durchscheinende Scheidewand getrennt. Medio-ventral, bis an die Basis der Aorta erstreckt sich eine andere Ausbuchtung des Vorhofes als Auricula dextra. Dieses Herzrohr besitzt zahlreiche, starke Muskelleisten, welche faden- und kammförmig in Falten ausstrahlend, als Mm. pectinati tiefe Höhlen und unregelmässige Zwischenräume umfassen. In den rechten Vorhof münden die drei Hauptvenenstämme des Körpers, und zwar rechts in den vorderen oberen Theil die V. cava su- perior dextra, dorsalwärts und unten die V. ce. sup. sinistra, rechts lateral die V. e. inferior. -Die Vena cava inferior mündet zwischen zwei scharfen, weit in das Atrium hineinragenden Falten. Dieser Klappenapparat scheidet die im oberen Atrialraume liegende Mündung der rechten oberen Hohlvene von der mehr medial und links eintretenden linken oberen Hohlvene. Funktionell entspricht dieses Klappenpaar der Valvula Eustachii der Säugetbiere, morphologisch aber nur die rechte Klappe. (Gasch.) Die Klappen werden durch die Wandungen des Vorhofes mit darin liegendem stärker entwickeltem M. pectinatus gebildet. — Am hinteren Ende der Valvula Eustachii ist eine kleinere quergestellte, fast immer zum Theil muskulöse Klappe, welche die Mündung der linken oberen Hohlvene schützt; im Vestibulum dieser Vene liegt die Mündung der V. coronaria als ein mit einer schmalen muskulösen Klappe versehenes schräges Loch. Die Mün- dung der rechten oberen Hohlvene hat eine kleine membranöse Klappe, welche links von der Mündung der unteren Hohlvene liegt und sich mit ihrem hinteren Ende an die Valvula dextra (Eustachii) anheftet. — Das Lageverhältniss der Venenmündungen ist nach Gasch sehr variabel: Beim Schwan liegen die Mündungen der beiden oberen Hohlvenen getrennt vom Eingange der unteren Hohlvene, wie eben beschrieben; bei Corvus, Fringillinae, Columba, Cuculus mündet die linke obere Hohlvene ohne Klappe in der linken Unterecke des Vorhofes, während die rechte obere Hohlvene im Vestibulum der unteren und so im Bereiche von deren Klappen mündet, dass sie durch dieselben mit verschlossen wird; bei Casuarius und Struthio münden beide obere Hohlvenen gemeinschaftlich mit der unteren. Bei Casuarius und Struthio finden sich am vorderen und hinteren Ende des schlitzförmigen Einganges der unteren Hohlvene besondere quer- gestellte Klappen für die rechte und linke obere Hohlvene. Bei Casuarius enthalten die grossen Klappen und sogar die Klappe der linken Hohlvene zahlreiche Muskelfasern, während bei Struthio — wo die Sonderklappen der oberen Hohlvenen viel grösser sind als bei Casuarius — alle Klappen, Vögel. 765 auch die grossen, rein membranös erscheinen. Bei den übrigen Vögeln sind die Valv. dextra et sinistra gewöhnlich, die Klappe der V. sup. dextr: stets membranös, die der V. sup. sinistra aber fast immer zum Theile muskulös. — Die Zweige, aus denen sich die Vena coronaria zusammen- setzt, vereinigen sich nicht immer zu einem kurzen Hauptstamm, sondern münden oft getrennt mit zwei (Grus, Ardea, Columba) oder gar drei Mündungen in einer zur Vorhofsinnenfläche schrägen Richtung. Eine oder mehrere kleine, muskulöse Klappen verschliessen diese Oeffnungen von vorn her. Oft rückt aber die Mündung der Coronaria aus dem Ein- sange der V. cav. sup. sinistra hervor und kann selbst knapp vor dem Ursprung der rechten Atrioventrieularklappe, direkt hinter dem Ostium der V. cav. inferior liegen. Diesen Angaben von Gasch kann ich noch hinzufügen, dass bei Rhea americana die rechte obere Hohlvene in die grosse untere Hohl- vene eintritt, während die linke obere selbständig in den rechten Vor- hof mündet. Der Ventriculus dexter, rechte Herzkammer, hat Wände, welche drei- bis viermal dünner als die der linken Herzkammer sind. Die rechte Kammer liegt auf der Ventralseite des Herzens, reicht nach links ziemlich weit herum, abwärts aber nicht bis zur Spitze des Herzens. Die Innenflächen der rechten Kammer sind glatt, nur am distalen Rande, wo die ventrale Wand der Kammer in das Septum ventriculorum übergeht, sind zahlreiche netztörmige Muskel- und Sehnenbalken vorhanden, welche den dortigen Winkel des Lumens in maschige Höhlen theilen. Der Haupttheil der Kammerscheidewand ist glatt und springt stark gewölbt in die rechte Kammer vor. Die Verbindung der rechten Kammer mit dem rechten Vorhofe geschieht durch das Ostium s. orifieium atrio-ventrieulare dextrum. Der Rücktritt des Blutes wird durch eine eigenthümliche Klappe verhindert. Diese Valvula cardiaca dextra ist keine V. trieuspidalis mit Mamillarmuskeln, wie bei den Säugethieren, sondern sie stellt, wie Stannius sagt, gewissermaassen eine frei nach innen vorspringende Ein- krempung des dem Vorhofe zugewendeten Randes der rechten oder äusseren Wand der Kammer dar. Sie erstreckt sich vom vorderen, proximalen Ende des Septum ventrieulorum, also von dem obersten Theile der linken oder inneren Wand der rechten Kammer schräg und bogenförmig abwärts und hinterwärts zu dem Winkel, welcher durch den unteren und hinteren Theil der äusseren Kammerwand mit dem Septum gebildet wird. Der innere freie Rand dieser Klappe ist dem convex vorragenden Septum zu- gewendet und muss während der Systole der Ventrikel so kräftig an das- selbe gedrückt werden, dass die Kammerhöhle vom Vorhofe vollständig abgeschlossen, und so jeder Rückfluss des Blutes in letzteren verhindert wird. — Diese dieke Klappenfalte ist bei den Vögeln stets muskulös und solid; den Muskelbelag erhält sie dadurch, dass von der Einschnürung gegen den Vorhof aus die Muskelwand der Kammer sich einwärts ein- 764 Gefässsystem. krempt; die dem Septum zugekehrte Fläche der Klappe lässt sich als häutige Fortsetzung der Wandung des Vorhofes lospräpariren und würde dem membranösen Klappensegel der Säugethiere zu vergleichen sein, welches aber bei letzteren durch die Chordae tendineae und Papillar- muskeln verankert wird. Solehe Chordae und Mm. papillares finden sich bei den Vögeln nieht; Owen’s Mittheilung (Lit. No. 812), dass bei Apteryx dergleichen vorhanden seien, beruht auf einer Verwechslung mit Ornitho- ıhynehus, wie Lankester und Beddard (Lit. No. 797 und 767) gezeigt haben. Die rechte, vordere Ecke des rechten Vorhofes (Conus arteriosus) geht in die sich bald in zwei spaltende Lungenarterie über; an der Grenze zwischen Vorhof und der noch ungetheilten Arterie befinden sich drei halbmondförmige Klappen (V. semilunares). Das Atrium sinistrum, linker Vorhof, Lungenvenensack, verhält sich dem Inhalte nach zum rechten Vorhofe wie 3:5. Seine Wände sind stärker muskulös. Von Innen betrachtet, zerfällt der linke Vorhof in einen linken vorderen Raum, der von zahlreichen Musc. peetinati umgeben ist, und in einen glattwandigen, mehr rechts und hinten liegenden Raum. Die Trennung geschieht durch einen derben membranösen oder elastischen, theilweise muskulösen Vorsprung, der von der dorsalen und oberen Wand des Vorhofes in dessen Höhle hineinragt. In den rechten glattwandigen Raum des linken Vorhofes, also median von dem Vorsprunge, münden dorsalwärts mit gemeinsamer Oefinung die beiden Lungenarterien. Der Vorsprung selbst lenkt den Blutstrom gegen die linke Herzkammer ein. Am besten ist dieser klappenartige, scharfrandige Vorsprung bei Schwimm- und Wadvögeln entwickelt; bei Struthio sehr lang und membranös, bei Casuarius kurz und muskulös; bei den Passeres fehlend. Die Scheidewand zwischen beiden Vorhöfen, Septum atriorum, ist bei den Vögeln stets vollständig, oft ganz membranös, selten wie bei Ratiten theilweise muskulös. In der Mitte befindet sich eine dünnere, durch- scheinende Stelle; eine Vertiefung oüer Einsenkung, entsprechend einer eigentlichen Fossa ovalis, findet sich nach Gasch nicht. Auch im Embryo soll kein einheitliches Loch die beiden Vorhöfe verbinden, denn Lindes beschreibt beim Hühnchen das eben gebildete Septum atriorum als eine trichterförmig in den linken Vorhof hineinragende Membran, die in ihrer Mitte netzartig durchbrochen ist. Ventrieulus sinister, linke Herz- und Aortenkammer. Ist länglich 'kegelförmig, bildet die Spitze des Herzens, wird ventral von der rechten Kammer, nach oben von dem linken Vorhofe bedeckt. Die Höhle ist geräumiger, die Wandungen sind 3—4mal dicker als die der rechten Kammer; von ihrer Innenfläche erheben sich mehr oder minder seichte Längsbalken und maschige Vorsprünge; nur die Innenfläche des Septum ventrieulorum ist glatt. Von zwei schwachen Hervorragungen unterhalb des Orifieium atrio-ventrieulare gehen zahlreiche Sehnen aus, den Chordae tendineae vergleichbar, welche sich an zwei oder drei membranösen Vögel. 765 Klappen befestigen. Diese Klappen verhindern den Rückfluss des Blutes in das atrium sinistrum; entsprechen nach Bau und Lage den Valvulae mitrales der Säugethiere. Aus dem oberen ventralen Theile der linken Kammer entspringt die Aorta, an der Mündung liegen drei valvulae semilunares. Das Septum ventrieulorum ist stets sehr dick, gewöhnlich mehr als doppelt so stark als die Wand der rechten Kammer und fast so stark wie die der linken. Bei Casuarius und Struthio, nicht aber bei Rhea über- trifit es sogar die äussere linke Kammerwand. — Bei allen Vögeln tritt das Septum als ein einheitliches Gebilde auf, ohne Spalten und Hohl- räume; selbständige Muskelbalken wie beim Reptilienherzen finden sich nicht im linken Ventrikel. Dagegen sind dort, wo Septum und äussere Wand des rechten Ventrikels zusammenstossen, Muskelbündel vorhanden, welche schräg von der Innenwand der Kammer an das Septum treten und in ihm verlaufen. Oft sind sie so fein und zahlreich, dass sie geradezu ein Fasernetz zwischen Septum und Ventrikelwand bilden. Am besten entwickelt fand Gasch diese Trabeculae carneae bei Casuarius; auch bei Rhea finde ich sie zahlreich und stark; dagegen sollen sie bei Struthio nur unscheinbare Sehnenfäden sein; selten sind sie noch rein muskulös. Sie sind die letzten, nur noch theilweise selbständigen, Ueberbleibsel der Trabeeulae carneae, durch deren Zusammenfliessen das Septum ventrieu- lorum gebildet wurde. Entwicklung des Herzens. Nach Gasser und Balfour. Das Herz der amnioten Wirbelthiere legt sich in zwei weit von einander abstehenden Hälften an. Beim Hühn- chen treten die ersten Spuren schon nach 30 Stunden der Bebrütung auf, wenn die Kopfdarmhöhle noch in der ersten Bildung begriffen ist. Die beiden primitiven Herzschläuche erscheinen innerhalb einer Verdiekung der beiden einander entgegen wachsenden Darmfalten. Dann verschmelzen die Darmdrüsenblätter mit einander; die Kopfdarmhöhle wird abgeschlossen vom Dottersack und zwischen beiden liegen eng zusammen die beiden Herzschläuche, nunmehr nur durch ihre eignen Endothelwände geschieden, bis auch diese verschwinden und eine Herzhöhle gebildet wird. Die ganze Herzanlage liegt in einem ventralen, zwischen Darm und vorderer Halswand ausgespannten, Mesenterium, dessen dorsaler Theil zwischen Herz- und Kopfdarmhöhle als Mesocardium posterius s. dorsale vom Meso- cardium anterius s. ventrale unterschieden wird; letzteres verschwindet sehr bald in Folge der Verlängerung des Herzschlauches. Der Herzschlauch ist noch gerade, liegt unmittelbar hinter dem Kopfe, an der ventralen Halsseite, also in der Kehlgegend, in einer Verlängerung der Leibeshöhle; er wächst in die Länge und krümmt sich daher Sför- mig; das dorsale und nach links gekehrte Ende nimmt die Dottervenen auf, der ventrale und nach rechts sehende Theil ist der arterielle Abschnitt 766 Gefässsystem. und giebt die primitiven Aortenbogen ab. Dies entspricht einer Bebrütung von ungefähr 58 Stunden. Bald ändern die Krümmungen des S ihre Lage: der venöse Theil bewegt sich mehr nach vorn oder kopfwärts und dorsalwärts, der arterielle mehr nach hinten und ventralwärts, bis beide nahezu in derselben Quer- schnittsebene liegen, und der Schlauch spiralig um seine Längsachse ge- dreht ist. Beide Abschnitte werden durch eine quere Einschnürung theil- weise von einander getrennt, in einen Vorhof und in eine Kammer. Der Vorhof erweitert sich jederseits zu einem Herzohr, welche sich noch ventral um den Truncus arteriosus herumlegen. Die Bildung der Scheidewand, durch welehe Vorhof, Kammer und Truneus arteriosus in eine rechte und lınke Hälfte getheilt werden, be- ginnt von vier verschiedenen Stellen aus. 1. Zuerst tritt in der Kammer eine von der Herzspitze ausgehende Leiste auf und entwickelt sich zum Septum ventrieulorum; äusserlich als Suleus interventrieularis gekenn- zeichnet. Der freie Rand dieser Scheidewand sieht ursprünglich kopf- wärts, nach dem Vorhof und Truneus hin; das Septum ist vollendet am 5. Tage. ‘2. Der ursprünglich einheitliche Verbindungscanal zwischen Vorhof und Kammer theilt sich dureh das Septum intermedium, dessen unterer Rand mit dem oberen Rande der Kammerscheidewand verschmilzt. 3. Ungefäbr um die 106. Stunde, d. h. in der ersten Hälfte des füntten Tages, beginnt sich der Truncus arteriosus in Aorta und Lungen- arterie zu scheiden. Eine, oder vielmehr zwei einander gegenüberliegende Längsleisten erheben sich im distalen Theile des Truneus, ungefähr zwi- schen dem letzten und vorletzten Paar Aortenbogen; sie wachsen mit spiraliger Drehung nach dem Herzen zu und theilen den Truneus in zwei Rinnen, deren eine vom Herzen zum dritten und vierten Bogenpaar, deren andere zum letzten Bogenpaar führt. Schliesslich treffen die beiden Längsleisten zusammen, erreichen die Kammerscheidewand und verschmelzen mit dieser und mit einander. Das Septum ist vollständig; ein Foramen Panizzae, d.h. eine frei gebliebene Oefinung zwischen Aorta und Lungen- arterie, findet sich bei den Vögeln nicht. Die Klappen im Herzen bilden sich aus vorspringenden Falten des Endocardiums; sie sind zuerst alle nur membranös; erst später erhält die Valv. eardiaca dextra ihren starken Muskelbelag. Während das Septum im Trunceus noch sehr kurz ist und das Kammerseptum noch nicht er- reicht, legen sich in dem ungetheilten Truncus schon die Semilunarklappen an, und zwar in einiger Entfernung von der Mündung der Kammer. Zuerst erscheinen zwei ventrale Klappen als kleine solide Hervorragungen, und ein kleiner Querwulst an der dorsalen Wand, der in der Mitte eine kleine Erhöhung erhält und sich etwas später in ein dorsales Klappenpaar ver- wandelt. Bedeutend später legt sich noch ein laterales Klappenpaar an, je eine zwischen den ventralen und den dorsalen derselben Seite. Es werden in dem ungetheilten Truncus also im ganzen 6 Klappen angelegt. Unterdessen wächst das Septum vom distalen Ende des Truneus abwärts Vögel. 767 in sagittaler Ebene, d. h. es tritt zwischen die beiden ventralen, und an die Erhöhung der Mitte der dorsalen Klappenanlagen; schliesslich erreicht es den oberen Rand der Kammerscheidewand. Die Klappen werden zu wirklichen Taschen ausgebildet von der 147.—165. Stunde der Bebrütung. Der Truneus ist nun innerlich ganz in zwei Hälften getheilt, deren jede eine ventrale, eine laterale und eine dorsale Klappe enthält; die Hälfte, welche mit dem fünften Aortenbogenpaar eommuniecirt, öffnet sich in den rechten Ventrikel, die andere Hälfte führt das Blut aus dem linken Ven- trikel in das dritte und vierte Bogenpaar. 4. In dem noch ungetheilten Vorhof bildet sich am fünften Tage eine vertikale, von der ventralen Wand beginnende Scheidewand; schliesslich wird diese zu einer trichterförmig nach links gerichteten Membran, die nach Lindes in der Mitte netzartig durchbrochen ist; der Verschluss der Lücken (entsprechend dem Foramen ovale der Säugethiere) soll durch festere, sehnenäbnliche Fäden bewirkt werden; so wird durch das nun fertige Septum atriorum ein linker von einem vorläufig noch kleineren rechten Vorhofe geschieden. Diese Ungleichheit der Grösse hängt wohl damit zusammen, dass die V. cava inferior schräg von rechts in den Sinus venosus mündet, sodass der Blutstrom mehr in die linke Höhle gerichtet wird. Das sich bildende Septum wird daher triehterförmig nach links hin ausgebuchtet. Erst zwischen dem 11. und 13. Tage wird das Septum vollständig, und der rechte Vorhof, der nun allein das Venenblut aufnimmt, wird ebenso gross, und später sogar grösser, als der linke. Das Arteriensystem. (Taf. LI.) In der Arterienwand werden drei Schichten unterschieden: Tunica intima, media und externa s. adventitia. Die Tunica intima besteht aus dem alle Gefässe auskleidenden Platten-Endothel nebst theilweise faserigem elastischem Gewebe. Die Tunieca media enthält ringartig angeordnete glatte Muskelfasern nebst elastischen Fasern; in den stärkeren Arterien gewinnen die elastischen Elemente die Oberhand, während die Muskel- fasern zurücktreten; in ganz besonderem Grade ist dies bei den Lungen- arterien der Fall. Die Tunica externa s. adventitia ist fast nur binde- gewebig, theilweise elastisch; dass auch glatte longitudinale Muskelfasern darin vorkommen können, scheint aus Davy’s Beobachtung (Lit. No. 775) an der Aorta abdominalis des Schwans hervorzugehen. — Die Capillar- gefässe gehen allmählich aus den Arterien hervor und bilden feine Netze, die dann in die Capillaren der Venen übergehen. Die Capillarwand be- steht aus dünner, aus platten, kernhaltigen Zellen zusammengesetzter Membran, nebst feinsten Bindegewebszügen, welche letztere aber erst an den Uebergängen der Capillaren in Arterien und Venen deutlicher werden. — Im allgemeinen sind die Wände der Arterien der Vögel stärker als die der Säugethiere; nur die Lungenarterien sind für ihre Weite sehr schwach- wandig. 768 Gefässsystem. 1. Die Arterien des Lungenkreislaufs. Die beiden Arteriae pulmonales entspringen aus dem Conus arte- riosus der rechten Herzkammer. Der gemeinschafiliche Stamm ist kurz, an seiner Basis mit drei Taschenklappen versehen, und spaltet sich beim Austritt aus dem Herzen, das Perieardium durchbrechend, in zwei gleich starke Gefässe: A. pulmonalis dextra et sinistra, welche getrennt zur rechten und linken Lunge gehen. Sie steigen vom Herzen in etwas schräger Richtung aufwärts; jeder Ast dringt neben dem Bronchus seiner Seite in die Lunge ein und theilt sich dann wie die Bronchialverzwei- sungen in feinere Aeste, bis diese sich in die Lungencapillaren auflösen. Auf die Oberfläche der Luftsäcke dringen sie nicht vor. Auf der Ober- fläche der Bronehen bilden sie ausserdem feine Gefässnetze und stern- förmige Bündel. Strangförmige Reste eines Ductus Botalli, d. h. der embryonalen Verbindung zwischen Lungenarterienstamm und absteigender Aorta sind beobachtet worden, scheinen aber bei erwachsenen Vögeln sehr selten zu sein. 2. Die Arterien des Körperkreislaufs. Die Aorta bildet den Stamm sämmtlicher Körperarterien. Sie ent- springt, mit den drei Valvulae semilunares versehen, aus dem Ostium arteriosum der linken Herzkammer, durchbohrt etwas ventral und etwas rechts von den Pulmonalarterien das Pericardium und wendet sich in nach rechts etwas aufsteigendem Bogen allmählich dorsalwärts, um die Wirbel- säule zu erreichen; hierbei wendet sie sich kopfwärts und dann dorsal- wärts über den rechten Bronchus, dabei zwischen Luftröhre und rechter Lunge gelegen. In Höhe des Bronchus legt sich die Aorta als A. thora- cica an die rechte Seite der Ventralfläche der Wirbelsäule, wird nach Abgabe der Arteria coeliaca und mesenterica superior zur Aorta abdomi- nalis, liegt dabei in der Mittellinie der Wirbelsäule und endigt als Arteria coceygea s. sacralis media. Aeste der Aorta ascendens. Unmittelbar oberhalb der Semilunar-Klappen geht rechts und links je eine Art. coronaria eordis ab. Sie wenden sich ventralwärts zwi- schen der Wurzel der Aorta und der Lungenarterie zum rechten und linken Suleus coronarius, der äusserlich zwischen Vorhöfen und Kammern gelegenen Kranzfurche, und verbreiten sich von dort auf und in dem Herzen, um dessen Masse mit arteriellem Blute zu versorgen. Die A. coronaria dextra s. anterior kommt bei der Ente nach Hahn aus der ventralen Wand der Aorta, dabei vom rechten Vorhof be- deckt, und spaltet sich in einen Ramus superfieialis und profundus. Der R. superfieialis tritt in die rechte Kranzfurche, giebt zwei oder drei Aeste an die rechte Herzkammerwand ab, welche zur Herzspitze hin ausstrahlen ; ferner mehrere Aeste zum rechten Vorhof und in die rechte Kammer und fliesst, an der Hinterseite der Kranzfurche angelangt, mit dem R. super- VagsE 769 fieialis der A. coronaria sinistra s. posterior zusammen. — Der R. pro- fundus cor. dextrae ist stärker, schickt feine Aeste in die Wände der Aorta und der Pulmonalarterie, tritt dann von hinten in die rechte Wand des Septum ventrieulorum, läuft in dieser bis gegen die Herzspitze hin, versorgt das Septum, die rechte innere Kammerwand, die Valvula cardiaca dextra und mit einem letztere durchbohrenden Aste die Hinterwand des rechten Vorhofes. Die A. coronaria sinistra s. posterior kommt aus der dorsalen Wand der Aorta, giebt einen Ast an die obere Fläche des linken Vorhofes und läuft dann zwischen dem linken Vorhofe und der Pulmonalarterie zur Ventralfläche des Herzens. An der linken Seite der Pulmonalarterie giebt sie einen R. profundus ab, der, bisweilen gespalten, die ventrale Wand der rechten Kammer durchbohrt und sich in der linken Wand der Kammerscheidewand verzweigt. Der Rest der A. coronaria sinistra tritt in die linke Kranzfurche als R. superfieialis, welcher die linke und dorsale Oberfläche der linken Kammer bis zur Spitze hin versorgt, ausserdem von der Furche Aeste in die linke Kammer und den linken Vorhof sendet und schliesslich dorsalwärts mit dem R. superfieialis der Coronaria dextra zusammenfliesst. — Die Kranzarterien verhalten sich also ziemlich ähnlich denen der Säugethiere. Aeste vom Arecus aortae. Der Arcus aoıtae ist bei den Vögeln sehr kurz. Der Truneus aortae, von welchem sogleich die beiden Kranzarterien abgehen, bildet nur einen sehr kurzen Stamm, der sich sehr bald, sofort beim Austritt aus dem Herzbeutel, in einem schwächeren linken Ast (Arteria anonyma sini- stra) und einen bedeutend diekeren Theil trennt. Letzterer spaltet sich fast sogleich wieder in die A. anonyma dextra und in die in einem Bogen über den rechten Bronchus zur rechten Seite der Wirbelsäule herabsteigende Aorta descendens. In Folge der schrägen Lage des Aortenbogens liegen auch die Ursprünge der beiden Anonymae in einer schrägen Linie. Die beiden A. anonymae s. innominatae s. brachiocephalicae geben sämmtliche für die Brust, vorderen Extremitäten, Hals und Kopf bestimm- ten Arterien ab. Bei gewöhnlichem Verhalten verzweigt sich jede A. bra- chiocephalica wie folgt: A. vertebralis A. oceipitalis Truncus caroticus 3 A. comes vagi f Car. facialis s. externa \ Car. cerebralis s. in- - terna. — A. basilaris. A. carotis communis Arteria brachio-cephalica 2 ; I Aa. sterno-claviculares Aa scapulares A. axillaris 2 A. brachialis [:a,. humerales [+ thoracica externa sup. et inferior. La. thor. interna s. mammaria interna. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 49 f A. ulnaris WA. radialis A. Subelavia | Aa. thoracicae 770 Gefässsystem. Dieses im allgemeinen gültige Schema erleidet bei vielen Vögeln häufige, selbst individuelle Abänderungen, welche hauptsächlich die Caro- tiden und die Vertebralarterien betreffen. Vergl. betreffend die Carotiden Ss. 775--778. Die Arteriae carotides communes gehen zuerst vom Truncus brachio-cephalieus ab, treten in schräg aufsteigender Richtung zur Ventral- seite des Halses und laufen in dessen Mittellinie kopfwärts. Kurz nach ihrem Ursprung geben die Carotiden mehrere Zweige an die Luftröhre und an der Speiseröhre aufsteigende Aeste ab. Hier, wo die Carotis die lateral neben ihr verlaufende Jugularvene berührt, liegt beiden die Tbyreoid- drüse auf und erhält Gefässe von ihnen. Die Tbyreoidea kann aber ausserdem noch durch ein schon aus dem Truneus brachiocephalieus ent- springendes Gefäss versorgt werden, wie Ottley bei Bucorvus beob- achtete. In der Nähe der Drüse geht dersalwärts und absteigend ein Gefäss aus der Carotis ab, welches den R. reeurrens nervi laryngei be- gleitet und den Syrinx, den Bronchus, die Lungensubstanz und theilweise benachbarte Theile des Oesophagus mit Blut versieht. Dorsalwärts von der Drüse entspringt aus der Carotis die oft gleich- starke A. vertebralis. Ist dagegen die eine der beiden Carotiden rück- gebildet, wie z. B. bei den Passeres, Pici, manchen Psittaci, bei Plotus, Podiceps u. s. w. nur die linke Carotis vorhanden ist, so entspringt die rechte A. vertebralis aus dem Tr. brachiocephalicus dexter, an der Stelle, von welcher die Carotis dextra abgehen würde. Dies deutet an, dass die A. vertebralis eigentlich nicht als Abzweigung der Carotis aufzufassen ist, sondern ursprünglich der Subelavia angehörte, wie bei den Säugern, und dass sie bei den Vögeln erst nachträglich an die Carotis ge- rückt ist. Ventral aus der Carotis entspringt häufig eine als A. comes nervi vagi bezeichnete, oberflächlich am Halse neben der Trachea aufsteigende Arterie, welche die Haut des Halses und den Schlund und die Trachea versieht und kopfwärts mit der Vertebralarterie ihrer Seite anastomosirt. Diese den Vagus begleitende Arterie bildet also eine zur Vertebralarterie und zur Carotis collaterale Blutbahn, was zu der selten beobachteten Bildung einer, oder von sogar zwei, sogenannten A. carotis superficialis an Stelle einer oder beider der eigentlichen Carotides profundae führen kann. — Die A. comes nervi vagi, bisweilen A. oesophagea inferior ge- nannt, scheint sehr zu wechseln. Nach Hahn entspringt sie bei der Ente ventral aus der Carotis, etwas oberhalb der Thyreoidea; bei einem sehr gut injieirten Exemplar von Cygnus olor im Museum zu Cambridge, entspringt die linke Arterie wie beschrieben, die rechte aber kommt aus der A. subelavia, also distalwärts vom Ursprunge der rechten Carotis. Ausser dieser A. oesophagea s. A. comes n. vagi ist noch eine A. sub- eutanea colli zu erwähnen, welche sich aus der Nachbarschaft der Thy- reoidea abzweigt und mit den aus der A. vertebralis entspringenden Ra. cervicales inferiores communieirt. Vögel. 771 Wir verfolgen nun den Stamm der Carotis weiter. Ungefähr in Höhe des dritten oder vierten Halswirbels treten die beiden Carotiden wieder auseinander; sind beide Carotiden zu einer verschmolzen, so theilt sich diese doch wieder, oder es sind vielmehr im oberen Theile des Halses beide nie zur Verschmelzung gekommen. Jede Carotis theilt sich in Höhe des ersten Halswirbels in eine Car, cerebralis s. interna und eine C, facialis s. externa. Nahe der Theilung geht die A. cervicalis superior ab; sie läuft am Halse abwärts neben dem N. vagus und der V. jugularis, versorgt die Haut und Muskeln des Halses und communieirt abwärts mit der A. cer- vicalis inferior und der A. subeutanea colli. Eine A. oceipitalis entspringt entweder aus der Cav. cerebralis oder schon aus der Carotis communis oder endlich aus der A. cervicalis superior. Die Aeste der Carotis interna s. Carotis cerebralis. 2. As 0ceipitalia. A. oceip. sublimis, zur äusseren und mittleren Portion des M. digastrieus (s. S. 318) und zum M. mylohyoideus posterior. A. oceip. profunda, zur inneren Portion des M. digastrieus und als eine A. meningea durch das Foramen N. vagi in die Schädel- höhle eindringend, um die ventralen Hirnhäute bis zur Sella tureica zu versorgen. Aeussere Zweige treten zu den Halsmuskeln am Atlas und com- munieiren mit der A. vertebralis. 2. A. ophthalmica externa tritt durch einen Canalis carotieus, welcher nach hinten um das Cavum tympani geht und sich unter- halb der Artieulation des Quadratbeins mit dem Schädel öffnet. Hier tritt aus der Ramus oceipitalis, der sich sogleich wieder in die Diploe des Schädels begiebt, dorsal über den äusseren Canalis semieircularis des Ohres läuft und hinterwärts durch das Hinterhauptsbein austritt. A. temporalis. R. ophthalmieus. Bildet den Hauptstamm, giebt Zweige ab wie folgt: Zum Rete temporale. R. ethmoidalis zur Glandula supraorbitalis und mit der A. temporalis communicirend; am Foramen des N. olfactorius mit der A. ophthalmieca interna communieirend und schliess- lich zur Bildung der A. ethmoidalis beitragend. Zu den Augenmuskeln, der Selerotica, Iris, Chorioidea und Cilia Aeste abgebend. Zur Glandula Harderi und dann sich wieder mit der A. eth- moidalis verbindend. ö. Plexus temporalis s. Rete mirabile ophthalmieum. Lateral auf und zwischen dem dritten und zweiten Stamme des 49* 112 Gefässsystem. N. trigeminus, und dabei dem der R. ophthalmieus lateral auf- liegend. — Dieses Wundernetz wird gebildet durch: Plexus alveolaris inferior, den dritten Trigeminusstamm in den Unterkiefer begleitend und dort mit Zweigen der aus der Ca- rotis facialis entspringenden A. alveolaris inferior sich ver- bindend. — Plexus musecularis zur 5. Portion des M. temporalis (s. S. 322). — Pl. palpebralis, läuft am zweiten Trigeminusstamm zum unteren Augenlid. — Pl. lacrymalis, steigt am Ramus ethmoidalis aus der hinteren Orbitalwand zur Glandula lacrymalis und zum oberen Augenlid; Verbindung mit Aesten aus dem Gebiet der A. facialis. — Ramus ciliaris posticus, zum M. reetus inferior et externns des Augapfels, dabei mit der dort vorbeigehenden A. ophthalmica externa communicirend. — Art. meningea media, durch das Foramen des dritten und zwei- ten Trigeminusastes in die Schädelhöhle tretend und die Dura mater versorgend. — Kleine Aeste zum M. temporalis und zur Haut; dabei mit Zweigen der A. cerviealis superior und ethmoidalis sich ver- bindend. 4. A. cerebralis tritt durch den eigentlichen Canalis caroticus im Os sphenoideum. Dieser Canal durchbohrt das Sphenoid, läuft medial von der Cochlea, dorsal von der Tuba Eustachii nach vorm und öffnet sich auf der Innenfläche der Sella tureica, und mit zwei feineren Löchern seitlich davon. Aus diesen Löchern treten: A. sphenoidea. Diese spaltet sich und verbindet sich mit der A. pterygoidea und der A. pterygo-pharyngea, zur Versorgung der oberen Gaumen- und oberen Schlundgegend. A. spheno-maxillaris, zum Gaumen tretend. A. cerebralis. In der Sella tureica oder Sattellehne treten die linke und rechte Arterie zusammen und vereinigen sich, sie trennen sich aber sogleich wieder und treten neben der Hypo- physis cerebri zur Hirnbasis, dabei feine Zweige zu den Sehnerven und ihren Chiasma abgebend. Hierher gehört die auf S. 447 erwähnte A. centralis retinae. Die A. cerebralis theilt sich an der Hirnbasis in: Ramus posterior, zur Seite des Cerebellum tretend; ventral und medial dazu gehört die A. basilaris, die sich als A. spinalis anterior auf das Rückenmark fortsetzt; lateral-ventral die Aa. cerebelli inferiores. Zu beachten ist, dass bei den Vögeln die A. basilaris nicht wie bei Säugethieren aus den Vertebralarterien gebildet wird, sondern dem Gebiete der Carotis interna angehört. Ramus anterior. Seine direkte Fortsetzung bildet die A. oph- Vögel. 773 thalmiea interna. Seitlich sich wendend tritt davon ab die A. fossae sylviae, die hauptsächlich auf den Seitenflächen der Hemisphären und des Mittelhirnes sich verbreiten. In die Spalte zwischen der Hemisphäre und dem Thalamus optieus tritt eine A. cerebri profunda die sich von dort auf der medialen Fläche des Grosshirns verbreitet, und auch als A. chorioidea in die Chorioid- geflechte der Hirmhöhlen eindringt (s. S. 340). A. ophthalmieca interna, bildet nach Abgabe des R. anterior der A. cerebralis die Fortsetzung der letzteren; sie tritt zwischen dem N. opticus aus dem Schädel in die Augenhöhle. Sie steigt aufwärts, von der der anderen Seite nur durch die Interorbital- wand getrennt, versorgt den Sehnerv, den R. I. N. trigemini und die Augenmuskeln und verschmilzt dorsalwärts, neben den Riech- nerven mit dem R. ethmoidalis der A. ophthalmica externa, zur Bildung der A. ethmoidalis. Diese tritt zur Gland. supraorbi- talis, versorgt diese und die Harder’sche Drüse, sendet dabei Verbindungsäste zum Rete mirabile ophthalmieum, und schickt andere Aeste zur Stirnhaut, wobei sie mit Aesten der A. facialis externa communiciren. Diese Stirnäste sind besonders stark, wenn wie beim Truthahn und bei vielen anderen Hühnervögeln Stirm- kämme und andere Schwellkörper vorhanden sind. — Der Rest der A. ethmoidalis tritt in die Nasenhöhle und spaltet sich dort in A. ethmoidalis externa et interna. Die A. ethm. externa geht unter dem Thränenbein nach vorn, versorgt die Seiten- wände der Nasenhöhle, schiekt einen Ast vorwärts in den Ober- und Zwischenkiefer, andere zum Nasenloch und zur Nasenscheidewand; Verbindungen mit der A. ethm. interna und mit Zweigen des Gebietes der A. facialis und A. spheno- maxillaris sind häufig. — Die A. ethm. interna verbreitet sich hauptsächlich in der hinteren Nasenmuschel und in der Nasen- scheidewand. Die Aeste der Carotis externa s. Carotis facialis versorgen die Zunge nebst ihren Muskeln, den Larynx, Unterkiefer, Gaumen und äussere Obergegend. 1. A. hyoidea, zur inneren Portion des M. depressor mandibulae und den Muskeln des Zungenbeinhornes, dabei dasselbe bis zu dessen Spitze begleitend. 2. A.laryngea superior zum M.sterno-trachealis, von der Trachea mit Aesten herabsteigend und am Oesophagus, besonders an dessen linker Seite, herablaufend und sich dann mit der aufsteigenden A. oesophagea inferior verbindend, somit die Möglichkeit einer collateralen Bahn an Stelle der tiefliegenden eigentlichen Carotis communis im Bereiche des Halses bildend. Vergl. S. 770. 3. A. lingualis zwischen dem M. mylohyoideus und dem Zungen- beinhorn vorwärts zur Zunge und deren Muskeln, zur sublingualen Kehl- 774 Gefässsystem. gegend und zur medialen Fläche des Unterkiefers, wobei kleine Aeste in den Kiefer eindringen und sich mit der A. alveolaris inferior verbinden. 4. A. facialis spaltet sich in folgende Aeste: A. auricularis tritt neben der Verbindung des Os quadratum mit dem Os zygomaticum aus, verzweigt sich am äusseren Ohr- gang, der Parotidendrüse und dem M. depressor mandibulae. A. facialis externa tritt zwischen dem Os quadratum und dem M. masseter aus; sendet einen Zweig zum Unterkiefer und der Haut des Unterschenkels und begiebt sich zum Thränenbein, dabei den Mundwinkel, den Ohrkanal, den M. masseter, die drei Augen- lider, die Nasenlöcher und Stirnhaut versorgend, wobei sie mit den Aesten der A. ethmoidalis und mit Aesten der anderen Seite communieirt. A. facialis interna läuft über und durch das Os pterygoideum, versorgt alle Kaumuskeln und tritt als A. alveolaris inferior mit dem N. mandibularis in den Unterkiefereanal, den sie schliess- lich als A. mentalis verlässt. 5. A. maxillaris interna bildet gewissermaassen die gerade Fort- setzung der Carotis facialis, indem sie als starkes Gefäss zwischen der A. lingualis und A. facialis entspringt. Sie schickt Aeste zum M. ptery- goideus, zum oberen Pharynx, zum Mundwinkel, zu den Speicheldrüsen und zum Gaumen; dabei verbindet sie sich mehrfach mit Aesten der aus der Carotis externa kommenden A. spheno-maxillaris. Die A. vertebralis entspringt dorsal aus der Carotis communis, meistens in Höhe der Thyreoid-Drüse; fehlt dagegen die eine Carotis, also meistens die rechte, so entspringt die A. vertebralis direkt aus dem Truneus brachiocephalieus ihrer Seite. Vergl. S. 770. Die Vertebralarterie steigt sogleich schräg dorsalwärts gerichtet in den durch die Capitula und Tubereula der Rippen gebildeten Canalis transversarius der Wirbel. Hier spaltet sie sich in ein ab- und aufstei- gendes Gefäss. Die A. vertebralis descendens (s. A. intercostalis prima s. suprema) geht im Canalis transversarius bis zum fünften oder sechsten Brustwirbel, sendet Zweige in die Wirbel, in den Rückgratscanal, und zwischen die Rippen zu dessen Muskeln, verhält sich also theilweise wie die eigent- lichen Intercostalarterien, mit denen sie auch communieirt. Filhol fand bei einem Aptenodytes Pennanti die A. intercostalis suprema mit einem starken Stamme aus der A. cruralis, und nicht wie bei den übrigen Penguinen aus der A. vertebralis entspringend. Die A. vertebralis ascendens ist bei weitem stärker. Sie läuft im Canalis transversarius der Halswirbel zusammen mit der vorderen Vertebralvene und dem tiefen Halsstrange des N. sympathicus zum Kopfe. Bei diesem Verlaufe giebt sie für jeden Wirbel einen ventralen und einen dorsalen Zweig ab, welche in die Wirbelkörper, in den Spinalcanal und in die Halsmuskeln eindringen; gelegentlich communieiren sie mit Zweigen Vögel. 775 der A. carotis communis. Am Kopfe angelangt, schickt die Vertebral- arterie einen starken Verbindungsast zwischen Atlas und Hinterhaupt zum Ram. profundus der A. oceipitalis, eommunieirt also wieder mit der Ca- rotis. Der Rest der A. vertebralis tritt als schwaches Gefäss durch das Foramen magnum in die Schädelhöhle und verbindet sich dort mit End- zweigen der A. cerebralis. Die beiden Vertebralarterien vereinigen sich also nicht zur Bildung einer A. basilaris; eine solche gehört vielmehr zum Gebiet des R. posterior der A. cerebralis. Ehe die A. vertebralis in den Canal der Halswirbel eintritt, giebt sie oft eine A. cervicalis ascendens s. inferior ab, die sich auf der Speiseröhre und den oberflächlichen und tiefen Halsmuskeln ausbreitet, ferner als A. cervicalis transversa die Muskeln und die Haut der Halswurzel und der Gegend der Schulter versorgt. Diese Arterien zeigen manche Variationen, denn sie können auch aus der Carotis entspringen. Die Verschiedenheiten der Ausbildung und des Verlaufes der beiden Arteriae carotides communes sind hauptsächlich von Nitzsch, Barkow, Meckel, Garrod untersucht worden; weitere Beiträge lieferten Ottley, Forbes; Fürbringer giebt auf S. 1095 und 8. 1587—1591, Spalte 48, eine ausführliche Zusammenstellung. Es sind bisher 7 verschiedene Fälle gefunden worden. 1. Zwei gleichmässig ausgebildete Carotides subvertebrales sind vorhanden. Sie liegen auf der ventralen Seite der Halswirbel in seichten Gruben, ziemlich nahe der Mittellinie; die rechte ist dabei mehr in die Mitte gerückt und wird theilweise von der linken bedeckt. — Dieser Zustand findet sich bei der Mehrzahl der Vögel und ist als der ursprüng- liche aufzufassen. 2. Beide Carotiden rücken während der Entwicklung des Embryos in die Mittellinie, berühren sich, erhalten eine” gemeinsame Scheidewand, welche schliesslich aufgelöst wird, und werden so zu einer Carotis conjuneta. Sie liegt stets in der Tiefe, bisweilen in einem medialen Knochencanal. Am oberen Ende des Halses theilt sie sich wieder, oder bleibt vielmehr getrennt als ursprüngliche rechte und linke. — Dieser Zustand findet sich selten, nämlich bei einigen Herodii, bei Phoeniscopterus und bei einigen Papageien. Dabei zeigt eine der beiden Carotiswurzeln Neigung zur Reduction. So fand Meckel die rechte bei Botaurus stellaris doppelt so stark als die linke; bei Phoenicopterus ist die linke sehr dünn; bei Cacatua sulphurea ist dagegen die rechte sehr eng und schwach. — Bei Opisthocomus laufen nach Garrod die beiden Stämme in der Mittel- linie dieht neben einander und sind nur oberflächlich mit einander ver- bunden, sie bilden mithin den Uebergang zwischen dem 1. und 2. Falle. Die Schwächung der einen Carotiswurzel führt zu den beiden näch- sten Fällen. 3. Nur die linke Wurzel bleibt erhalten; die Carotis wird zu einer sogenannten ©. primaria sinistra und verhält sich im übrigen wie in Fall 2; sie liegt meistens in einem medialen Knochencanal, wie z. B. bei 176 Gefässsystem. Pelecanus und Podiceps. — Solche „Aves laevo-carotidinae“ (Garrod) sind sehr häufig. Siehe Tabelle, Spalte 3. 4. Nur die rechte Wurzel bleibt erhalten; die Carotis wird zu einer C. primaria dextra. Dies ist bisher nur bei Eupodotis beobachtet worden. Bei den folgenden Fällen handelt es sich um die Ausbildung eines collateralen Kreislaufs, wozu einer- oder beiderseits die oberflächlich, nahe der Haut verlaufende Arteria comes nervi vagi benutzt wird, wäh- rend die C, primaria dextra in der Tiefe bestehen bleibt. Diese Fälle scheinen sich aus dem vierten oder direkt aus dem zweiten (cf. Bucorvus) entwickelt zu haben. 5. Eine Carotis superfieialis s. collateralis sinistra besteht nebst der C. primaria s. profunda dextra. Solche „Aves bieca- rotidinae abnormales“ sind nach Garrod viele Papageien; er giebt eine lange Liste (Lit. No. 788), woraus sich aber keine taxonomischen Folge- rungen ergeben. 6. Zwei Carot. superficiales, d. h. dextra et sinistra sind vorhanden, während die tieferen ganz rückgebildet sind. Dies ist nur bei Bucorvus, und zwar auch hier nur individuell beobachtet worden. Ottley (Lit. No. 310) giebt Abbildung und Beschreibung eines Bucorvus abyssinicus, bei welchem ausser den beiden starken C. superficiales noch die beiden C. profundae als dünne, dicht neben einander. verlaufende Stränge vorhanden waren. 7. Nur die C. superficialis s. collateralis sinistra_ ist als alleinige grössere Halsarterie vorhanden; von Forbes nur bei Orthonyx spinicauda, nicht bei O. ochrocephala, gefunden. Die beifolgende Tabelle zeigt, dass sich aus diesem wechselnden Verhalten der Carotiden keine werthvollen taxonomischen Schlüsse ziehen lassen. Nahe verwandte Gattungen und selbst Arten wechseln in hohem Grade, wie übrigens im Gefässsystem zu erwarten ist, wenn zwei ursprüng- lich gleichwerthige Hauptgefässe nebst collateralen Nebengefässen (wie die Aa. comites nervi vagi) vorhanden sind. Es ist aber interessant zu bemerken, wie gerade die Mittelstufen, z. B. der zweite Fall, am meisten schwanken und sich der einen oder anderen Bildung zuneigen. Die Papageien sind auch hier wieder, wie im Muskelsystem und in den Becken- plexus, in lebhaftem Wechsel begriffen. (S. Tabelle folgende Seite.) Aeste der A. subelavia. 1. A. sterno-clavieularis s. thoracica humeralis. Ent- springt an der oberen Seite der Subelavia zwischen der Carotis und der A. thoraecica externa und theilt sich in: | A. sternalis tritt neben dem M. supracoracoideus an den Vorder- rand des Sternums und verbreitet sich auf dessen Innenfläche, den Luftsäcken und mit einem am Vorderende der Crista nach Aussen gelangenden Zweige im grossen Brustmuskel. 71 2 C. profundae conjunctae. Nur ©. profunda sinistra. Nur C. profunda dextra. 2 C. superficiales. +- C. profunda dextra. 2 Carotides profundae. Nur C. superficialis sinistra. 0. superficiales sinistra Ratitae Lamellirostres Impennes Pygopodes Herodii Tubinares Steganopodes Pelargi Limicolae Gaviae Grues und Hemipodii Crypturi Rasores Columbae Pterocletes Raptores Psittaci Üoceyges Halcyones Bucerotidae Todus und . Galbula und. Trogones Striges Struthio | Rhea | Dromaeus Casuarius Apteryx incl. Palamedea f, Colymbidae Podiecipetidae Fregata Pelecanus Sula Plotus Phalacrocorax Phaeton Ciconia Scopus Platalea Phoenicopterus inel. Thinocorys ı Oedienemus , Otididae Parra | Laridae ı Aleidae ' Fulicariae inel. Mesites Megapodiidae Opisthocomus | Alcedinidae | Meropidae | Coraciidae ‚inel. Leptosoma | ‚ Upupa . , Momotus . | Bucco + | Rhea juv. zwischen 1, RN Et er ee incl. Heliornis | 7 a i alt | 2 und 3. Fall. Botaurus stellaris und A. minuta zu 2. ' Annäherung an 4. | | Eupodotis zu 4. ‚ Bisweilen zu 3. | Opisthocomus nähert sich 2. K3} Cacatua zu 2 und 3. Bucoryus individuell zu6u.2, Toceuszu3. (refässsystem, R | | a. ® arte a © _ = AN| © |s BER E-EnEEes 2 ses erıa solar a m | - 5, BB BES 2859| 5 |SE$| m ı 28 am ass | © |Sum| [7 n5| = HMiaBil a In = 2 se ea Sell u = 3 58 ra PrlaE| ® 15% el MEER er a "olla"ar) g E72 na 5 + r Pe F ) RE 1 nn - nen Bu - = = — - =? Cypselomorphae| Cypselidae UT) En Cypseloides fumigatus Trochilidae j | a ' Gaprimulgid. E= incl. Steatornis I y* * | T Picidae | + Rhamphastidae i Capitonidae j | incl. Pseudoscines + (+) | Orthonyx spinicauda, als alleinige Aus- nahme, gehört zu 7. A. elavicularis begleitet die Clavicula bis zum Schultergelenk. A. acromialis steigt an der Membran zwischen Schlüssel- und Gabelbein aufwärts bis zur Schulter. 2. Aa. thoracicae bilden die Hauptfortsetzung der Subelavia, indem sie zusammen stärker sind als die A. axillaris. A. mammaria interna steigt auf der Innentläche des Brustbeins herab, schickt Zweige zur Vena cava superior und zum Dia- phragma und theilt sich in Höhe des M. costi-sternalis (s. S. 125) in einen inneren und einen äusseren Ast. Der innere versorgt diesen Muskel und strahlt an der Verbindung der Rippen mit dem Brustbein lang laufend, auf das Sternum, die Intercostal- gegend und schliesslich auf die Bauchmuskeln aus. Der äussere verhält sich ähnlich, versorgt dabei noch das Diaphragma und communieirt auf den Bauchmuskeln mit Endzweigen der A. epi- gastrica: A. thoraeica externa, ram. superior entspringt dicht neben der A. sterno-elavieularis und versorgt hauptsächlich den grossen Brustmuskel. A. th. ext. ramus inferior läuft an der Aussenseite des grossen Brustmuskels herab und sendet eine A. thoracica longa s. sub- cutanea thoracis zur Haut der Brust bis zum Oberschenkel hin; andere Aeste verbreiten sich ebenfalls in den Muskeln der Brust und der Haut und verbinden sich dabei mit Zweigen der A. sternalis. A. axillaris tritt zusammen mit dem Plexus der Brachialnerven aus der Brusthöhle, schickt einige Aeste an Muskeln der Scapulae als A. subscapularis. Aus der Achselhöhle austretend wird die A. axillaris zur A, brachialis. Vögel. 779 Die A. brachialis läuft zwischen dem M. biceps brachii und dem M. anconeus internus am Humerus herab, nachdem sie die A. eircumflexa humeri anterior und A. brachii profunda abgegeben, und spaltet sich in der Nähe des Ellenbogengelenks in die A. radialis und A. ulnaris. A. circumflexa humeri anterior tritt unter dem kurzen Kopfe des M. biceps durch, schickt ein Gefäss am Kopfe des Humerus in diesen Knochen und versorgt ausserdem, unter dem langen Kopfe des Biceps langlaufend, die Insertionstheile der Brustmuskeln. A. profunda brachii giebt sogleich die A. cireumflexa humeri posterior ab; diese versorgt die Muskeln auf der Hinterseite des Humerus, die vordere Flughaut und Streekmuskeln des Vorderarmes. Der Stamm der A. profunda brachii steigt zwischen den beiden Mm. anconei herab, versorgt diese und wird dann zur A. collateralis ulnaris, worauf sie am Olecranon der Ulna mit der A, ulnaris reeurrens sich verbindet. Der übrige Stamm der A. brachialis versorgt den Bicepsmuskel nebst der Haut des Oberarmes und giebt dann die A. collate- ralis radialis ab, welche den M. entepicondylo-ulnaris (s. S. 266) versorgt und dann mit Endzweigen der A. radialis reeurrens sich verbindet. Endlich theilt sich der Brachialstamm in die A. radialis und A. ulnaris. A. radialis. Theilt sich sogleich in die eigentliche A. radialis, welche am vorderen Rande des Vorderarmes herabläuft und die Handwurzel nicht erreicht, und in einen zweiten Ast. Letzterer läuft in der Tiefe, auf der Membran zwischen Ulna und Radius herab bis zur Handwurzel und versorgt dabei die Muskeln der Streckseite, die Federwurzeln und die vordere Flughaut. Nahe der Handwurzel zweigt sich die A. radialis recurrens ab, welche auf der Zwischenknochenmembran rück wärts läuft und sich schliess- lich in der Flughaut mit der A. collateralis radialis verbindet. A. ulnaris läuft an der Innenfläche der Ulna herab bis zur Handwurzel, giebt einen Zweig an den Flügelbug und spaltet sich in zwei Zweige. Der dünnere versorgt den Daumen und läuft an der Radialseite der Mittelland bis zum letzten Gliede des zweiten Fingers herab; der stärkere liegt zwischen dem zweiten und dritten Mittelhandknochen, tritt durch einen Spalt zwischen beiden auf die Streckseite und erstreckt sich bis zum letzten Fingergliede. Die A. recurrens ulnaris läuft rückwärts bis zum Oleeranon der Ulna, versorgt Muskeln, Haut und Federn und geht in die End- verzweigungen der A. collateralis ulnaris über. Bei den Spheniscidae bilden die Flügelarterien Wundernetze am Ober- oder am Unterarm. Bei Eudyptes chrysocoma bilden 780 Gefässsystem. sie nach Filhol einen Plexus mit langgezogenen Maschen, indem sich die Aeste der A. axillaris erst am Ellenbogen verbinden; bei Aptenodytes Pennanti ist dagegen ein Plexus axillaris vorhanden, nach Jullien und Filhol, aus welchem die A. radialis, ulnaris und die hauptsächlich zur Versorgung des den hinteren Rand des Flügels besetzenden Federn bestimmte A. marginalis entspringen. Bei Eudyptes antipodes fehlen nach Filhol solche Plexus am Arm. Aeste der Aorta descendens. Die Aorta descendens läuft an der Wirbelsäule herab, zwischen den beiden Lungenflügeln und dorsal und rechts vom Oesophagus. Während ihres Verlaufes bis (bei Ente und Schwan) zum siebenten Brustwirbel giebt sie nur kleine Zweige an den Oesophagus ab. Dann folgen mehrere paarige Aa. intercostales inferiores, deren oberste aufwärts steigt und sich mit den absteigenden Zweigen der aus der A. vertebralis ent- springenden A. intercostalis suprema verbinden. Die übrigen Intercostal- arterien verbreiten sich in den Muskeln der Rippen. Weiter abwärts ent- springen Aa. lumbales; sie laufen auf den Lenden- und oberen Sacral- wirbeln, ventralwärts von den Nieren bedeckt und verbreiten sich bis in die Bauchmuskeln. Darauf folgen Aa. spermaticae für die Geschlechts- drüsen, und die später zu besprechenden Aa. renales und crurales. Von unpaarigen aus der A. descendens entspringenden Gefässen sind zu erwähnen die A. coeliaca und die Aa. mesentericae: A. coeliaca. Entsprivgt ungefähr in Höhe des siebenten Brust- wirbels, rechts neben dem Oesophagus, durchbohrt dabei das Zwerchfell und schickt einen R. oesophageus ab. In ihrem weiteren Verlaufe lassen sich ziemlich allgemein. drei Hauptäste unterscheiden: R. sinister s. posterior, links neben der Milz und unter dem linken Leberlappen zur linken Magenseite tretend und sich spaltend in Gefässe zum Drüsenmagen, zum Muskelmagen und Pylorus. zum linken Leberlappen. R. dexter s. anterior, rechts von der Milz und unter dem rechten Leberlappen hervortretend, giebt er ab: Aa. lienales; ungefähr vier bis sechs Milzarterien. Aa. hepaticae dextrae; mehrere Arterien zum rechten Leber- lappen und zur Gallenblase. Aa. 'gastrales, hauptsächlich zu den Muskeln des Magens. Zahlreiche Verbindungen durch seitliche Nebenbogen sind zwischen dem R. posterior et anterior vorhanden. R. intestinalis, von der Hinterseite des Magens herab zwi- schen die beiden Duodenaläste herabsteigend, das Duodenum und Panereas versorgend, ausserdem einen Zweig (R. ileocolicus) an Vögel. 78 den Colonabschnitt des Darmes und die Blinddärme abgebend. Sind die Blinddärme gross, so ist auch diese Arterie stark aus- gebildet, sind sie klein oder fehlend, so versorgt die schwache Arterie nur die letzte oder Endschlinge des Dünndarmes. Bei den meisten Spheniseiden versorgt der R. intestinalis das erste Viertel des Dünndarmes nebst dem Duodenum; bei Spheniseus minor soll dagegen nach Watson die A. eoeliaca gar keinen R. intestinalis besitzen. A. mesenterica superior. Entspringt ungefähr in Höhe der Geschlechtsdrüsen als unpaariges Gefäss, welches mit zahlreichen Ver- zweigungen in den Lamellen des Mesenteriums liegend, sich hauptsächlich zum Dünndarme begiebt, ausserdem einen R. ileocolicus absendet, welcher das Ende des Dünndarmes nebst den Blinddärmen versorgt, soweit diese nicht schon vom R. ileocolieus des R. intestinalis der A. eoeliaca versehen werden. Dieser Ast endigt als R. haemorrhoidalis superior (Hahn) und anastomosirt mit dem am Rectum aufsteigenden Aste der A. mesent. inferior, welcher demgemäss von Hahn A. haemorrhoidalis media ge- nanpnt wird. Häufig unter Bildung von Verbindungsbogen oder Arkaden spalten sich die Mesenterialarterien in immer kleinere Gefässe, welele von der Mesenterialanheftung her den Darm rechts und links umgeben und so eine ganz gleichmässige Rlutversorgung aller Theile des Darmes ermög- lichen. — Im allgemeinen hängt die Zahl der grösseren Aeste der A. mesenterica superior von der Zahl, Grösse und gegenseitigen Lagernng der Daımschlingen ab; dies ist besonders bei den ganz- und halbgeschlos- senen Schlingen deutlich, viel weniger dagegen, wenn mehrere solcher Schlingen zu einer Spirale zusammengezogen sind. Bisweilen, z. B. bei Buceros und bei Halieus, entspringt die A. coeliaca mit der A. mesenterica superior zusammen aus einem gemeinschaftlichen Stamm, der sich dann aber bald wie gewöhnlich spaltet. Bei den La- mellirostres ist die A. coeliaca der A. mesenterica ebenfalls sehr nahe gerückt. Die Mesenterica superior bildet einen erweiterten bogenförmigen Stamm, aus dessen eonvexer Seite zahlreiche Aeste fächerförmig abgehen, z.B. bei Anas und Somateria. Ganz bedeutend verkürzt ist der Stamm bei Anser, er ist dabei zu einem Sinus erweitert, von dessen Wänden eine grössere Anzahl querer Klappen vorspringen. Ihre Zahl beträgt nach Tiedemann ungefähr 16; zwischen je zweien dieser sichelförmigen Vor- sprünge geht auf jeder Seite eine Arterie ab. Von aussen sind diese Klappen weisslich durebscheinend; Barkow (Lit. No. 766) bildet die- selben ab (s. Taf. LIII, Fig. 1). Diejenigen Zweige, welche rechts aus der Erweiterung entspringen, gehen zum Duodenum und zum folgenden ‚Abschnitte des Mitteldarmes, die links, oder aus der convexen Bogenseite kommenden, verbreiten sich an den übrigen Schlingen des Mitteldarmes, dem Enddarm und an den Blinddärmen. Bei den übrigen orthocölen Vögeln, wie z.B. Steganopodes und Pygo- 782 Gefässsystem. podes, ist ebenfalls eine fächerförmige, gleichwerthige Verzweigung der A. mesenterica superior zu bemerken, ohne dass es jedoch zu einer so ausgesprochenen Centralisation wie bei den Enten kommt. Bei plagiocölen Vögeln, also namentlich den Rasores, macht die A. mesent. superior, anstatt sich schon in Höhe des Pylorus in mehrere gleichwertbige Aeste zu spalten, einen ziemlich langen Bogen, der vom Pylorus bis zum Enddarm in ganz kurzen Zwischenräumen kurze Zweige an den kraus gewundenen Darm abgiebt, worunter nur schwer die vier grösseren, den Hauptwindungen entsprechenden Aeste zu erkennen sind. Bei eycloeölen Vögeln mit hologyrischem Typus theilt sich der R. intestinalis der A. coeliaca regelmässig in einen Ast für das Duodenum und einen anderen für die meistens geöffnete Endschlinge. Diese dritte Sehlinge und das Duodenum hängen nebst den etwa vorhandenen Blind- därmen durch die Accoeliaca und daher durch ein gemeinsames Mesente- rium zusammen. Das Gekröse des Mitteldarmes gehört dann allein der zweiten Schlinge und der A. mesenterica superior. A. mesenterica inferior entspringt unpaarig dicht vor der Ab- gabe der Schenkelarterien; sie tritt dorsalwärts, dabei in dem von Manchen als Mesoreetum bezeichneten Mesenterium des Enddarmes liegend, an den Enddarm, welchen sie abwärts bis zur Cloake und Bursa Fabrieii mit einem kurzen, und aufwärts bis zu den Blinddärmen mit einem längeren Aste begleitet und versorgt, wobei sie mit einem Endaste der Mesent. sup. anastomosirt. Die mächtige Entfaltung des von der A. mes. inferior versorgten Enddarmes bei Struthio hat auch eine ganz besondere Ausbildung der Arterie und des Mesorectum zur Folge. — Eine A. mes. inf. scheint allen Vögeln zuzukommen, wenigstens habe ich sie bei so verschiedenen Vögeln, wie Passeres, Columbae, Psittaci, Rasores, Lamelli- rostres, Ratitae gefunden. Hahn nennt sie haemorrhoidalis media; sie entspringt entweder aus der Aorta oder aus einer der beiden Art. pudendae communes. Bisweilen, z.B. bei Gallus und Spheniscus, entspringt die A. mes. inf. caudalwärts vom Ursprunge der Schenkelarterien. Aa. spermaticae. Jederseits, ungefähr in Höhe des letzten Brust- wirbels, oder dem unteren Lungenrande, entspringt eine Arterie, welche beim Männchen die Hoden, beim Weibchen die Eierstöücke und den Ei- leiter versorgt. Die Grösse dieser Arterien ist periodischem Wechsel unterworfen; sie sind am stärksten zur Zeit der Fortpflanzung und schrumpfen im Winter zu äusserst feinen Gefässen ein. Beim Männchen tritt Jede Arterie zur hinteren, caudalen Seite des Hodens derselben Seite und verbreitet sich von dort aus netzartig auf und in den Hoden, ausser- dem mit feinen Zweigen am Nebenhoden und der Nebenniere. Beim Weibchen ist gewöhnlich nur die linke Arterie wohl entwickelt gemäss der Rückbildung des rechten Eierstockes und rechten Eileiters. Sie ist stets grösser als beim Männchen und nimmt zur Legezeit ganz bedeutend zu, dabei zeigt sie einen geschlängelten Verlauf, entsprechend den sehr dehnbaren Wänden des Eileiters. Sie tritt durch das Kopfende Vögel. 783 der linken Niere, wobei sie einige Zweige an diese abgiebt; steigt dann in der Mesenteriallamelle des Eileiters zu diesem und sendet einen starken Ast zum Eierstock. Jede Kapsel der sieh entwickelnden Eier erhält ein sehr reiches Gefässnetz, welches sich bis zum Bersten des dann frei wer- denden Eies vergrössert. Mit den entleerten Kelchwänden schrumpfen die Gefässe dann wieder ein. Da das Ei beim Durchtritt durch den Ei- leiter die grössere Masse von Eiweiss erhält, sind die Innenwände der Eileiter zu dieser Zeit strotzend reich an Gefässen. A. eruralis. Ist paarig, durchbohrt die Masse des oberen Nieren- lappens und tritt vor der Spina ilio-pubica aus dem Becken aus, unter einem Ligament, welches zwischen dieser Spina des Beckens zum letzten Rippenrudiment ausgespannt ist. Die A. cruralis zerfällt in drei Aeste. 1. A. pelvica interna s. umbilicalis. Entspringt aus dem Stamm der Cruralis kurz vor deren Austritt aus dem Becken und läuft als langes Gefäss auf der Innenfläche des langen Schambeinastes lang, versorgt den M. obturator internus und, bis in die Nabelgegend aus- strahlend, die Bauchmuskeln; ausserdem zweigt sich beim Weibchen davon ein Gefäss ab, welches sich zum linken Eileiter begiebtt. Hahn nennt dieses Gefäss A. umbilicalis; die embryonale Entwieklung unter- stützt diese Ansicht. S. dort. 2. A. eircumflexa femoris. Gleich nach dem Austritt aus dem Becken sich dorsalwärts wendend, zwischen dem M. sartorius und Vastus hervortretend, hauptsächlich diese und die Mm. ileo-trochanteriei ver- sorgend. 3. A. femoralis, läuft neben der Vena cruralis an der Hinterseite des Oberschenkels bis zur Kniekehle und versorgt dabei die übrigen Öberschenkelmuskeln mit Ausnahme der Adductoren-Gruppe. A. ischiadica. Ist paarig, bildet das Hauptgefäss für die untere Extremität und ist gewöhnlich viel stärker als die Cruralarterien*); nach ihrem Abgange wird die Fortsetzung der Aorta descendens sofort bedeu- tend schwächer. Die A. ischiadica läuft ventral über die Niere, zwischen zweien vor ihren Hauptlappen, giebt dabei einen R. renalis an den unteren Nierenlappen, und auf der linken Seite einen Ast zum mittleren Abschnitte des Eileiters. Der Hauptstamm verlässt das Becken zusammen mit dem N. ischiadieus durch das Foramen ischiadieum zwischen Os *) Während bei den meisten Vögeln die Hauptarterie der unteren Extremität durch die A. ischiadica gebildet wird, ist die letztere ganz oder theilweise rückgebildet und wird durch die A. cruralis vertreten bei den folgenden Vögeln: Alle Piprinae und Öotinginae, mit Ausnahme von Rupicola, ferner Centropus phasianus (nicht bei anderen Species derselben Gattung), bei Corythaix und Musophaga. Bei den Spheniscidae entspringt die A. ischiadica aus dem Stamme der Cruralis und ist im Verschwinden begriffen, nach Watson, Lit. No, 134. Garrod, Lit. No. 56, nennt diejenigen Passeres oligomyodi, welche nur die A. cruralis be- sitzen, Heteromeri, die mit den beiden normalen Arterien versehenen dagegen Homoeomeri. Das unregelmässige, verstreute Vorkommen einer oder beider Arterien bei der Gattung Cen- tropus, die durch Rupicola gebildete Ausnahme und der vermittelnde Zustand bei den Sphe- niscidae nimmt diesem Merkmale seinen vermeintlichen taxonomischen Werth. 754 Gefässsystem. ischii und Os ilei und sendet dann Zweige zu den Adductoren des Ober- und Unterschenkels unter häufiger Verbindung mit Endzweigen der A. femoralis. In der Kniekehle sendet sie zwei Gelenkarterien ab und spaltet sich nach Abgabe eines starken Astes zum M. gastrgenemius und gele- gentlich zum M. flexor perforans dig. II, in zwei: 1. A. tibialis postica. Läuft hinten zwischen dem M. gastrocne- mius und den tiefen Beugern herab, versorgt dieselben und verliert sich in der Nähe des Intertarsalgelenkes, nachdem sie noch Haut- und Gelenk- äste abgegeben. 2. A. tibialis antica. Ist die stärkere Arterie des Unterschenkels und die alleinige des Fusses. Sendet zuerst Aeste zum Kniegelenk und benachbarten Muskeln, hauptsächlich zum Cap. int. m. gastrocnemii, be- giebt sich dann zur Hinterfläche des Caput tibiae, hier spaltet sie sich in a. A. peronealis, durch die Membrana interossea zwischen Tibia und Fibula auf die Vorderseite der Membran tretend, die Patellar- gegend des Gelenkes und die Muskeln auf der Vorderseite des Unterschenkels versorgend, und sich schliesslich subeutan in den Plexus tibialis anticus auflösend. 3. Hauptstamm auf der Hinterfläche der Membran zwischen Tibia und Tibula herabsteigend, den M. flexor digitorum communis Ss. pro- fundus versorgend, dann dieMembran durchbohrend gelangt sie auf die Vorderseite, ecommunieirt dort mit dem Plexus tibialis anticus, versorgt wie die A. peronealis Muskeln auf der Vorderseite des Unterschenkels und die Haut, und dringt endlich zwischen dem äusseren und mittleren Malleolus der Tarsalknochen durch auf die Plantarfläche, um sich an die Zehen zu vertheilen. Ausser diesen plantaren Aesten sind aber auch dorsale namentlich zwischen der dritten und vierten Zehe vorhanden, welche mithin gewissermaassen die direkte Fortsetzung dorsaler Gefässe des Plexus tibialis antieus bilden. A. pudenda communis. Paarig. Aus der rechten entspringt nach Hahn bei weiblichen Enten bisweilen die A. mesenterica inferior; aus der linken beim Männchen bisweilen diese, beim Weibchen eine Arterie für den unteren Abschnitt des Eileiters. Die A. pudenda läuft dann zum M. depressor coceygis, giebt einen Zweig an den caudalen Theil der Niere ab, kreuzt den Ureter, versorgt den M. ischio- und pubi-coeeygeus und giebt am lateralen Rande des letz- teren Muskels die A. haemorrhoidalis infima ab, welche sich zur Bursa Fabrieii und zum Ende der Cloake begiebt. Beim Eintritt in den M. ischio-coceygeus theilt sich die A. pudenda communis bei den Enten in die A. pudenda externa zu den eben genannten Muskeln und dem After, und in die A. profunda penis. Letztere steigt neben dem Vas deferens und dem Ureter zur Cloake, dem Penis und dessen Muskeln. Beim Weibehen versorgt die entsprechende Arterie die Gegend der Mün- dung des Eileiters und anastomosirt mit der A. haemorrhoidalis infima nebst der letzten Arterie des Eileiters. Vögel. 785 A. coceygea media bildet die unpaarige Fortsetzung und das Ende der Aorta descendens. Sie giebt paarige Seitenzweige zwischen die Schwanzwirbel ab, welche auch die dorsalen Muskeln nebst der Haut versorgen. Das dritte Paar ist bedeutend stärker als die übrigen; diese A. eoceygeae laterales treten auf die dorsale Seite des Schwanzes und versorgen hauptsächlich die Bürzeldrüse nebst den Steuerfedern. Das Venensystem. (Taf. LII.) Die Wände der Venen bestehen wie die der Arterien aus drei Schichten, deren mittlere hauptsächlich longitudinale, glatte Muskelfasern besitzt, und deren innerste und dünnste durch Faltung die Klappen bildet. In den sinusartigen Venen der Schädelhöhle verschwinden die muskulösen Elemente. Die Zahl und Verbreitung von Klappen in den Venen ist geringer als bei den Säugethieren, grösser als bei den Reptilien. Vorzüglich finden sie sich, ausser in allen venösen Mündungen des Herzens, in den Venen der Extremitäten; es sind einfache Taschenklappen, welche den Rückfluss des Blutes in distaler Richtung verhindern. Klappenlos sind die Jugular- venen, die Venen des Rumpfes und der Haut. Auch gewisse Falten im Inneren der Pulmonal- und Renalvenen können nach Neugebauer als Klappen aufgefasst werden. Letzterer Forscher hat die Kenntniss der Venen der Vögel am meisten gefördert. Seine Untersuchungen (Lit. No. 807) erstrecken sich auf eine grössere Anzahl von Vögeln, wie Gallus, Melea- sris, Perdix, Columba, Anser, Anas, Pieus, Corvus, Alauda, Sylvia, Emberiza, Fringilla, Pernis, Milvus, Strix, Cueulus u. s. w.; die ausführliche Beschrei- bung ist dureh zahlreiche und sorgfältige, äusserst deutliche Abbildungen unterstützt. Da Neugebauer die Befunde früherer Anatomen berück- siehtigt und nach ihm kaum noch wichtigere Beiträge geliefert worden, wenigstens soweit sie nieht die Entwieklungsgeschichte betreffen, so gebe ich im Folgenden seine Untersuchungen verkürzt und in etwas anderer Anordnung wieder. Die Variabilität des Venensystemes ist bedeutender als die der Arterien; vielfache vergleichende Angaben lassen sich daher nicht vermeiden. 1. Die Venen des Lungenkreislaufs. Die beiden Venae pulmonales sammeln das arterielle Blut in den Lungen. Das durch die Pulmonalarterien in die Lungen gepresste Blut giebt an die eingeathmete Luft Kohlensäure ab und nimmt Sauerstoff auf. Das oxydirte Blut sammelt sich in jeder Lunge in Gefässen, welche die Lungenarterien und die Bronehialverzweigungen begleiten, und sich jeder- seits zu zwei Aesten und dann zu einem Stamm vereinigen. Dieser wiederum verbindet sich unter der Theilung der Luftröhre mit dem der anderen Seite zu einer kurzen V. pulmonalis communis. Der kurze Stamm der V. pulm. eommunis liegt medial neben der V. cava superior Bronn, Klassen des Thier-Reiehs. VI. 4. 50 786 Gefässsystem. sinistra und mündet, rechts neben dem Truneus aortae, in den linken Vorhof; hier befindet sich eine grosse Klappe. Die Wände der Lungen- venen sind stärker, als die der Lungenarterien. Die Pulmonalvenen der Vögel unterscheiden sich also von denen der Säugethiere und Reptilien durch den gemeinsamen Stamm und durch das Vorhandensein einer Klappe. 2. Die Venen des Körperkreislaufs. Sämmtliche Venen des Körpers, einschliesslich die des Herzens, sammeln sich bei den Vögeln in zwei obere oder vordere und in eine untere oder hintere Hohlvene, welche sich in den rechten Vorhof des Herzens öffnen. Das Gebiet der oberen Hohlvenen, V. cavae superiores. Im Allgemeinen: Jede V. cav. sup. setzt sich aus einer V. jugularis, V. vertebralis und V. subelavia zusammen. Die Jugularvenen ent- springen aus den Zweigen der Facialvenen und stehen mit den Gefässen des Gehirnes nur in schwacher Verbindung. Die Jugularvenen laufen am Halse oberflächlich neben der Luftröhre und den N. vagi abwärts. Schon in Nähe des Kopfes sind sie durch ein queres Gefäss mit einander ver- bunden und zwar so, dass ein Theil des Blutes aus der linken in die rechte Jugularvene abgeleitet wird; die rechte Halsvene ist daher gewöhn- lich stärker als die linke, und diese Ungleichheit kann sogar zur beinahe vollständigen Verödung und Rückbildung der linken Halsvene führen. In ihrem Laufe zum Herzen sammeln die Halsvenen noch das Blut der Zungengegend, der Thyreoidea und des Oesophagus. Die Vertebralvenen zerfallen in vordere und hintere. Die vorderen sammeln das Blut aus dem Gehirn und dem Inneren des Kopfes; sie verlaufen im Seitencanal der Halswirbel mit der Vertebralarterie und mit dem Halsstrange des N. sympathieus. Die hinteren Vertebralvenen steigen am Halse abwärts bis zu den Brustwirbeln, sie nehmen die Intercostal- venen auf, und sammeln, wie auch die vorderen Vertebralvenen, das Blut aus den Wirbeln ihres Bereiches. Vordere und hintere Vertebralvene ver- einigen sich jederseits zu einem Stamme, welcher vor der V. subelavia in die V. jugularis derselben Seite mündet. Die Venae subelaviae sammeln das Blut der vorderen Extremi- täten. Jede vereinigt sich mit der gleichseitigen V. jugularis zur Bildung einer oberen Hohlvene; die linke der letzteren nimmt noch die Kranz- venen des Herzens auf; sie hat, um zum rechten Vorhof zu gelangen, einen grösseren Weg dorsalwärts um das Herz zu machen, als die ziem- lich gerade eintretende rechte Vene. Die Vena jugularis s. cephaliea communis jeder Seite entsteht aus der Vereinigung der V. cephalica s. anterior und der V. ceph. externa Ss. posterior, wie auf der Ventralfläche des Halses nach Fortnahme der Vögel. 7187 Trachea und des Oesophagus zu sehen ist. Die weitere Zusammensetzung zeigt das folgende Schema: V. maxillaris — ophthalmica — mandibularis interna V. cephalica anterior s. interna Rs ! V,Rete mirabile pharyngeum | V, facialis interna s. facialis communis V. facialis cutanea V.cephalica | | V. temporalis communis V. facialis externa? V. palpebralis s. jugularis. Y. auricularis Rete mirabile temporale i Sinus cranii et cerebri V. cephalica posterior s. extena . . 2... V. auris V. oceipitales,. V.facialis interna entsteht, dorsal dem Pterygoidknochen aufliegend, aus der Vereinigung der V. maxillaris und V. ophthalmiea. IF V. maxillaris kommt aus dem Oberschnabel mit dem R. II N. trigemini, läuft dann zwischen Os jugale und Os palatinum, medio- ventral am Augapfel rückwärts und verbindet sich .dort, ventral vom Pterygoidknochen bedeckt mit der V. ophthalmica. Sie sam- -melt das Blut aus der Glandula. Harderi und dem Öberkiefer N: durch eine V. suprapalatina, aus dem Unterkiefer auch eine V. mandibularis externa; eine V. sublingualis externa kommt aus der Haut zwischen den beiden Unterkieferästen und den Sublingual- drüsen, und begleitet den Innenrand des Unterkiefers. Ferner communieirt die V. maxillaris durch einen Ast mit der V. facialis cutanea am Mundwinkel. V. ophthalmica. Ihr Stamm liegt in der Orbita am Austritt des N. olfactorius aus der Schädelhöhle. Ihr stärkster Ast ist der R. ophthalmo-temporalis, welcher die laterale Seite des N. optieus begleitet und das Blut aus der Hirnbasis, der Harder’schen Drüse, den Augenmuskeln, aus dem Inneren des Auges, aus der Nase, der Stirndrüse, und aus der Stirnhaut mit etwa dort vorhandenen Kämmen sammelt. Der Stamm der V. facialis interna erhält noch eine V. mandi- bularis interna, welche aus dem Alveolarcanal des Unterkiefers austritt und Zweige aus den Kaumuskeln aufnimmt. Rete mirabile venosum temporale ist zwischen der V. fa- cialis interna et externa eingeschaltet; es umgiebt das Os quadra- tum und Os pterygoideum. Venae pharyngeae superiores. Die Venen auf der Dorsal- fläche des oberen Endes des Pharynx bilden kleine Geflechte, welche sich mit den Stämmen der beiden Facialvenen verbinden; hierdurch entsteht eine Querbrücke zwischen der rechten und linken Facialvene; sie ist einfach bei Perdix und Anas, vielfach und einem Wundernetze ähnlich bei Meleagris. facialis externa. Ihr Stamm liegt hinter dem Quadratbein und wird ventralwärts theilweise vom inneren Fortsatze des Unterkiefers "A 788 Gefässsystem. bedeckt; sie sammelt hauptsächlich das Blut aus den oberflächlichen Gegen- den des Schädels und des Gesichtes. V. facialis cutanea mit folgendem Gebiet der Haut und der Muskeln: Kaumuskeln, Unterkiefer, Augenlider, Stirn; bei Melea- gris mit starkem Aste aus dem schwellbaren Stirnlappen kommend; mit der V. maxillaris communicirend. V.palpebralis, aus den drei Augenlidern und deren Wunder- netze der Augen-Schläfengegend; ihr Kamm läuft lateral über das Ligam. temporo-mandibulare und vereinigt sich dicht dahinter mit dem Hauptstamm. V.temporalis aus der Haut der Schläfengegend, den Kau- und Zungenbeinmuskeln und der Seite der oberen Schlundgegend. Rete mirabile temporale erstreckt sich aus der Augen- höhle, wo dieses Wundernetz mehr der V. facialis interna an- gehört, in die Fossa temporalis und sammelt Gefässe aus der Glandula lacrymalis, den Augenlidern, aus dem Sinus temporalis und der äusseren Ohrgegend. Verbindungen mit den Venen be- nachbarter Gebiete sind häufig, und wohl wenig beständig. In den Stamm der V. facialis communis jeder Seite münden noch folgende Venen: Venae pharyngis superiores, an Zahl und Lage sehr wechselnd. Venae musculi depressoris mandibulae. V.musculares colli anteriores superiores, vom Halse gegen den Kopf hin aufsteigend. V. linguales, sublinguales et hyoideae; sammeln das Blut aus den Muskeln der Zungengegend, den unteren Zungen- drüsen und der Gegend des oberen Kehlkopfes. Die Einmündungs- stelle der V. lingualis scheint sehr zu wechseln; die rechte mün- det bei Meleagris nicht in den Stamm der V. cephalica anterior, sondern in die V. cephalica posterior; die Enten zeigen ein mitt- leres Verhalten. Zwischen den beiden Stämmen der V. faciales communes besteht stets eine quere Verbindung, etwas kopfwärts von der Einmündung der V. ce- phalicae posteriores. Durch diese Verbindung können die beiden Jugular- venen in verschiedener Weise beeinflusst werden: 1. Die Verbindung liegt quer, beide Jugularvenen sind von gleicher Stärke, z.B. bei Milvus, Pernis apivorus, Strix flammea, Columba dome- stica, Tetrao urogallus. 2. Die Verbindung liegt schräg, d. h sie steigt zur rechten Jugular- vene abwärts, welche daher ausserdem Blut aus der linken Kopfhälfte erhält; die linke Jugularvene ist dann mehr oder weniger schwächer als die rechte. Dies scheint bei der Mehrzahl der Vögel der Fall zu sein. Die rechte Jugularvene übertrifft an Dieke die linke manchmal 3—4 mal, z.B. bei Falco, Strix, Psittacus, Vanellus, Fulica, Ardea, Anser, Gallus, Perdix, Vögel. 789 Meleagris, und vielen Singvögeln. — Diese Ungleichheit kann zur fast gänzlichen Verödung der linken Jugularvene gehen, sodass diese nur als ein sehr dünner fadenförmiger Strang übrig bleibt, der aber doch wenig- stens etwas Blut führt; dies scheint bei vielen Singvögeln und bei den Spechten vorzukommen. Den Spechten sprach Rathke demnach die linke Jugularvene ganz ab, nach Neugebauer aber ist sie, obwohl sehr schwach, vorhanden. Wade giebt Abbildung und Beschreibung von Turdus iliacus und Parus britannieus; er weist darauf hin, dass gewisse individuelle Variationen, wie z. B. bei Sylvia rubecula, vorkommen, und dass wahrscheinlich bei jungen Vögeln die Ungleichheit weniger bedeu- tend ist. — Die linke V. cephalica posterior mündet in solchen Fällen direkt in die Querverbindung; die verödende linke Jugularvene nimmt dann nur in ihrem Verlaufe schwache und weniger Venen aus der Hals- haut, dem Oesophagus und der Trachea auf. Da diese Gefässe mit denen der anderen Seite, ferner mit denen der Vertebralvene derselben Seite communieiren können, so steht einem allmählichen Verschwinden der linken Jugularvene nichts im Wege. Es walten hier also ähnliche Ver- hältnisse vor wie bei der Bildung der menschlichen V. azygos und hemi- azygos. Der längere, von den Gefässen der linken Seite zurückzulegende Weg wird das ursächliche Moment einer stärkeren Ausbildung der Quer- verbindung zur rechten Seite hin abgeben. V. cephalica posterior s. externa setzt sich aus den venösen Sinus des Schädels und Gehirns, der V. auris = V. jugularis primitiva, der V. carotis und der V. oceipitalis zusammen. Hauptsächlich sammelt sie das Blut aus dem Gehirn, dem Schädel und der hinteren Gegend des Kopfes. Nach Neugebauer sammelt sich das venöse Blut der Schädelkapsel und des Gehirns in 9 Sinus, welche durch Canäle in der Dura mater gebildet werden. Die Sinus sind innen mit Endothel ausgekleidet, können also als Venen aufgefasst werden, deren Adventitia und Tunica propria durch die Dura mater vertreten werden. Aehnliches findet sich bekannt- lich bei den Venen und selbst bei der Arteria dorsalis mancher Knorpel- fische, wenn diese Gefässe durch starre Knorpeleanäle der Wirbelsäule oder der Kiemenbogen u. s. w. laufen; ihre Wandungrn werden dann zum grossen Theil nur durch Endothel und Perichondrium gebildet. Die Sinus venosi bei den Vögeln sind: 1. Sinus longitudinalis, erstreckt sich in der dorsalen Mittel- linie von der Protuberantia oceipitalis interna bis zum N. olfacto- rius, sammelt das Blut aus der Chorioidea des Gehirns und aus der Stirnhaut. Seitliche Verbindungen sind vorhanden mit Venen der Nase, mit der V. ophthalmica, und mit dem Sinus trans- versus. Sinus oceipitalis; bildet die Fortsetzung des vorigen Sinus zum Hinterhauptsloch, umgiebt dieses rechts und links mit zwei Aesten und bildet den ringförmigen VD 7390 6. =] . [o'e) Gefässsystem, Sinus foraminis oceipitalis; derselbe liegt hauptsächlich auf der ventralen Seite des Loches und nimmt Venen aus der Medulla oblongata auf; ein Ast durchbobrt das Os oceipitale ba- silare seitlich neben dem Foramen magnum und verbindet sich mit der Vena oceipitalis. Sinus transversus s. lateralis ist paarig, läuft von der Protuberantia oceip. interna in der Grube zwischen Grosshirn und Kleinhirn in querer Riehtung bis zum Winkel zwischen Grosshirn, Kleinhirn und Corpus quadrigeminum, nimmt dabei Gefässe des Plexus der Oberfläche des Kleinhirns auf und spaltet sich in drei Schenkel, deren je einer in die drei nächsten Sinus übergeht. Sinus semieireularis s. petrosus superior, läuft auf dem dorsalen Rande des Canalis semieireularis anterior des inneren Ohres nach hinten, durehbohrt das Os oceipitale nahe dem Foramen magnum und geht in die V. oceipitalis externa über. Sind die beiderseitigen Canales semieireulares dem Foramen magnum sehr senähert und theilweise vom Os oceip. basilare umschlossen, wie bei Anser, Anas und vielen Singvögeln, so fliesst das 5. Sinus- paar mit dem 4. theilweise zusammen. Sind dagegen die halb- kreisförmigen Canäle weit von einander und vom Hinterhauptsloch entfernt, so mündet das 5. Sinuspaar selbständig nach aussen, z. B. bei Rasores, Columba, Buteo, Strix, Ardea, Vanellus, Picus. Sinus petrosphenoideus s. petrosus anterior, geht zu- sammen mit dem vorigen Sinus vom S. transversus ab, zur Grube, in welcher das Corpus quadrigeminum liegt; ein Gefäss erstreckt sich bis zur Hypophysis und verbindet sich mit den basalen Hirngefässen, ein anderes tritt mit dem R. III N. trigemini aus der Schädelhöble und eommunieirt mit dem Rete mirabile temporale. Bei Gallus geht letzterer Verbindungsast selbständig durch das Os temporale; bei Meleagris geht er aus dem 7. Sinus ab. Sinus temporo-sphenoideus, geht wie die vorigen beiden vom S. transversus ab, vorwärts und auswärts gerichtet, und ver- bindet sich zwischen Corpus quadrigeminum und Grosshirn mit dem achten Sinus. Annulus venosus basilaris. Dieser ringförmige Sinus liegt in der Gegend der Sehnervenkreuzung und der Hypophysis und umgiebt die letztere. Ausser kleinen Gefässen vom Grosshirn und den Corpora quadrigemina nimmt er auf: die longitudinalen Venae basilares cerebri, welche aus dem Annulus venosus anticus zusammenfliessen, das sechste und siebente Sinuspaar und die longitudinalen Venae basilares medullae oblongatae. Das im Annulus basilaris gesammelte Blut verlässt die Schädelhöhle durch drei Paar Gefässe: erstens durch die hintere Augenhöhlenwand zwischen dem Austritt des Riech- und des Sehnerven, zur V. ophthalmica. Zweitens zusammen mit dem Sehnerven, ebenfalls Vögel. 79] schliesslich zur V. ophthalmica. Drittens durch die Foramina in der Grube der Sella tureica für die Hypophysis, zusammen mit der dort eintretenden Arteria carotis eerebralis; nachdem dieses Gefäss ventralwärts die Schädelhöhle verlassen, wird es von Neugebauer Vena carotis genannt; jede derselben begleitet die A. cerebralis rückwärts durch die Knocheneanäle in der Schädelbasis und durchbohrt dann selbständig den Schädel in der Nähe des äusseren Ohrganges, um in die hinteren, äusseren Kopfvenen zu mündsn. 3. Sinus foveae hemisphaerii cerebelli, liegt im Grunde der Höhlung des Os petrosum zwischen den drei halbkreisförmigen Ohrcanälen, nimmt Blut aus dem fünften Sinus auf und aus dem Kleinhirn, und ergiesst sich in die Vena auris interna. Diese Vene läuft in einem Knochencanal aus dem Sinus am Vorderrande des Can. semieirc. posterior, dann am C. semieire. externus vorbei, nimmt Venen aus dem Labyrinth auf und geht am hinteren Rande des Tympanum zum äusseren Ohrgang; hier erweitert sie sich bei Meleagris sacktörmig oder bildet ein Geflecht bei Anser, und tritt endlich an der ventralen und hinteren Wand des Ohrganges an der Basis cranii aus; sie nimmt sofort die V. carotis auf und verbindet sich bald darauf mit der V. oceipitalis lateralis zur Bildung des Stammes der V. cephalica posterior. Diese wiederum läuft zwischen den Mm. recti capitis antiei. und dem M. depressor mandibulae abwärts und vereinigt sich mit der V. cephalica anterior zum Stamm der V. jugularis. Venae oceipitales. Sie sind jederseits paarig. Die V. oceip. interna kommt aus dem Sinus foraminis occipitalis, durchbohrt die Seite des Atlas und spaltet sich in der Nähe des Condylus in zwei Aeste, deren einer die Wurzel der V. vertebralis bildet, und deren anderer von der V. oceip. externa aufgenommen wird. In den aussen neben dem Condylus gelegenen Theile mündet ein ziemlich starkes unpaariges, ventrales Gefäss, welches als V. oceip. media das Blut aus den M. reeti capitis antiei sammelt und dabei mit den V. cephal. anteriores eommunieirt. — Die V. oceip. externa s. lateralis (V. oceipito-collaris) kommt aus der V. auris, nimmt ein am Hals aufsteigendes Gefäss auf und verbindet sich seitlich neben dem Oceipitalgelenk mit der V. oceip. interna. Die V. oceip, externa scheint sehr beständig vorzukommen, ihre Verbindung mit der interna wechselt sehr und die media fehlt besonders bei Singvögeln. Die Frage, welche der Stirnvenen als das eigentliche Wurzelgebiet der V. jugularis aufzufassen sei, hat Rathke und Neugebauer be- schäftigt. Rathke (Lit. No. 814) giebt beim Hühnchen an, dass die- jenigen Gefässe der Schädelhöhle, welche sich allmählich zum Sinus trans- versus ausbilden, als Stamm der Jugularvene zu betrachten seien, zumal da diese Gefässe stets neben dem zukünftigen Ohrlabyrinth seitlich von der Basis des Schädels austreten. „Die Oeffnung jedoch, durch welche 192 Gefässsystem. das Gefäss aus der Schädelhölle heraustritt, ist nicht das künftige Foramen jugulare, sondern eine seitwärts von diesem gelegene be- sondere. Während sich die Venenverzweigungen des Gehirns und seiner Häute immer mehr ausbilden, vergehen die Sinus transversi und es ent- steht am Hinterhauptsloch eine neue Verbindung jener Venenverzweigungen mit den Jugularvenen: dies geschieht mittelst eines Paares von Aesten, die von diesen Venen nach oben und hinten gegen das erwähnte Loch hin- wachsen, worauf sich dann die Schädelöffnung, durch welche der Sinus transversus in die Vena jugularis überging, verschliesst. Die Jugular- venen geben also ihre ursprüngliche Verbindung mit den Venen der Schädelhöhle ganz auf und gehen mit ihnen an einer ganz anderen Stelle eine neue ein, während bei den Säugethieren die ursprüngliche für immer verbleibt.“ Hiergegen bemerkt Neugebauer, dass bei den erwachsenen Vögeln der Sinus transversus durchaus nicht ganz vergeht, dass Rathke’s neugebildete Verbindung der Jugularvenen die V. oceipitalis externa sei und dass Rathke’s V. jugularis primitiva (V. jug. externa der Säuge- thiere) nichts anderes als das als V. auris interna beschriebene Gefäss sei. Die V. oceip. lateralis mit der V. cephalica posterior s. externa als Fortsetzung sei daher mit der V. cephaliea interna oder einem Theile der V. jugularis interna der menschlichen Anatomie zu vergleichen. Tiedemann fasst die Venenabfuhr des Hirns sehr bündig zusammen: „Die Venen des Hirns münden in den Längen-Blutbehälter ein, welcher in der Sichel der harten Hirmhaut liegt, und sich in einen rechten und linken Seiten-Blutbehälter theilt. Jeder derselben läuft in einen Canal, der sich neben dem Hinterhauptsloch endigt; durch denselben tritt die innere Drosselvene heraus und verbindet sich mit den übrigen Venen des Kopfes zu einem Stamm.“ Wie aus der Fig. 12, Taf. LII ersichtlich, geht aber nur der kleinere Theil des Hirnblutes in die V. jugularis, nämlich durch die V. auris und die V. oceip. lateralis; der grössere Theil geht direkt aus der V. oceipitalis in die V. vertebralis über. Bei den Säugethieren dagegen dient die V. vertebralis dem Hirnmblute bedeutend weniger zum Abfluss. Die Stämme der Venae jugulares s. cephalicae communes laufen subeutan jederseits neben oder in der Nähe der Luft- und Speise- röhre abwärts. In Höhe der Thyreoid-Drüse berühren sie fast die A. carotis ihrer Seite, kreuzen dann dorsalwärts den Stamm der A. subelavia, nehmen von dorsalwärts die V. vertebrales auf und vereinigen sich mit der V. subelavia ihrer Seite zur V. brachiocephalica s. anonyma s. cava anterior. Die Vereinigung der rechten Seite liegt rechts neben der auf- steigenden Aorta, die der linken Seite liegt links oder lateral neben der Lungenarterie. Auf dem Wege zwischen Kopf und Subelavia nimmt die rechte und linke Jugularvene folgende. Gefässe auf: 1. Venae linguales, wenn diese nicht schon in die Venae cepha- licae mündeten. 2. V. oceipito-coilares, auf der ventralen Seite des Halses aus Vögel 798 den Muskeln und Wirbeln aufsteigend und sich in die V. oceip. lateralis ergiessend. Venae ascendentes laterales s. musculares eolli anterio- res, bei der Taube jederseits 2—4. 4. Venae eutaneae colli. Sie münden alle lateral in die Jugular- venen, die oberen laufen in querer Richtung und sind kürzer als die unterste, dem Thorax benachbarte, welche einen aufsteigenden Verlauf nimmt und dann mit den feinen Endzweigen der übrigen communieirt. Häufig bilden sie Netze auf der Innenfläche der Halsbaut. Bei Milvus sind ungefähr 5, bei Perdix 6, bei Columba 4, bei Anser und Anas 8 vorhanden; ihre übrigens variirende Zahl scheint von der Länge des Halses beeinflusst zu sein; auch kann, wie bei Singvögeln, die unterste, aufsteigende Hautvene die übrigen mehr oder weniger vollständig ersetzen. 5. Venae oesophageae. Zahlreiche quere Gefässe bilden dichte Netze auf dem Schlunde; andere, longitudinale, steigen an der Schlundseite auf und ab. 6b. Venae tracheales. Jederseits läuft ein Gefäss an der dorso- lateralen Seite der Trachea, am dorsalen Rande der langen Trachealmuskeln, lang und besitzt zahlreiche quere Verbindungen mit den longitudinalen Venen des Schlundes, der V. lingualis, und besonders der linken Jugularvene. 7. Vena subscapularis. Setzt sich bei der Ente aus Venen. der Haut, der Schulter und des Oberarmes, und einiger dorsaler Scapularmuskeln zusammen, und begiebt sich median neben der Scapula verlaufend, zur Jugularvene ihrer Seite. Bei Picus viridis mündete sie in die Vertebralvene. 85. Venae glandularum thyreoidearum; mehrere kurze und dicke, vielfach verästelte Gefässe. 9. V. vertebralis. Jede der beiden Vertebralvenen entspringt neben dem Atlas aus der V. oceip. interna, leitet die grössere Masse des Hirnblutes ab und tritt sogleich in den seitlichen Canal der Halswirbel, in welchem sie mit der Vertebralarterie und dem tiefen Halsstrange des N. sympathiceus verläuft. Entweder verlässt die Vene diesen Canal zusammen mit der Arterie und zwar un- gefähr in Höhe des ersten oder zweiten Nervenstammss des Plexus brachialis, z. B. bei Corvus und Cuculus, oder die Vene verlässt den Canal schon um einen Wirbel früher als die Arterie; dieses letztere fand Neugebauer bei Pieus viridis. Häufig, z. B. bei Anas, ist die rechte Vene stärker als die linke. Die Vertebralvenen sammeln ferner Blut aus den Wirbeln, aus den Halsmuskeln, besonders den dorsalen, und aus den Intercostalräumen. Das Wirbelblut sammelt sich in einem langen Gefässe, welches sich vom Hinterhaupt bis zum Schwanz erstreckt und an der dorsalen Innenwand des Rückenmarks-Canales liegt; es enthält sinusartige Erweiterungen ; os 794 (Gefässsystem. zwischen je zwei Wirbeln treten quere Gefässe aus, welche am Halse von den Vertebralvenen, in der Beckengegend von den V. hypogastricae aufgenommen werden. Im Thorax bilden sie die Intercostalvenen; diese sind durch ein longitudinales zwischen Capitulum und Tubereulum jeder Rippe durchlaufendes Gefäss mit einander verbunden; diese V. verte- bralis ascendens s. posterior mündet in Höhe des ersten und zweiten Brustwirbels in den Hauptstamm der Vertebralvene; ihre unterste Wurzel eutspringt aus der Nebenniere. Beide V. vertebrales posteriores zusammen zeigen also, ähnlich wie der Brusttheil des N. sympathicus, eine strick- leiterartige Anordnung. Quere Verbindungen zwischen der rechten und linken aufsteigenden Vertebralvene sind nicht vorhanden, ausser vielleicht wie bei Anas auf der Ventralfläche des ersten Brustwirbels. Zu einer Umbildung dieser beiden hinteren Wirbelvenen in eine Azygos und Hemi- azygos, wie bei den Säugethieren, kommt es bei den Vögeln nicht. Zusammensetzung der Vena subelavia. | V. profunda ulnaris N a radialis | V. en humeri V. basilica s. cutanea ulnaris V. cutanea abdomino -pectoralis ’, infrascapularis anterior enae thoracicae externae | V. brachialis Truncus v. axillaris Venae pectoris Truncus venae subclaviae : externae | v E Da N in den 'Truncus selbst mündend Der Stamm der V. axillaris ist sehr kurz und setzt sich aus den Venen der Schulter und des Flügels zusammen. Die tiefen Flügelvenen begleiten die grossen Stämme der Armnerven und Arterien. Die V. brachia- lis wird in der Mitte des Humerus, zwischen diesem und dem M. biceps gelegen, aus der V. ulnaris et radialis gebildet; sie läuft dann mit dem N. medianus und der A. brachialis an der Innenfläche über das Gelenk des Humerus, und nimmt in der Achselhöhle die V. basilica auf. V. profunda ulnaris, entspringt auf der Volarfläche der Hand, verläuft neben der A. ulnaris, sendet an der Handwurzel einen schwachen Verbindungsast zur V. basilica und läuft am Vorderarm, zwischen dem M. flexor carpi ulnaris und dem M. pronator profundus (M. No. 82, II) zum Ellenbogengelenk, steigt auf der Medianfläche des M. biceps aufwärts und verbindet sich mit der V. radialis. In der Gegend des Ellenbogens sendet die V. ulnaris einen starken Ast lateral um die Endsehne des M. biceps herum, weleher sich dann oberhalb des Gelenkes mit der V. basilica verbindet. V. profunda radialis, begleitet die A. radialis am dorsalen und vorderen Rande des Indexfingers, geht auf der Dorsalseite über die Handwurzel, durchbohrt das Lig. interosseum zwischen Ulna und Radius und gelangt so auf die Ventralfläche des Armes, wo sie mit dem N. medianus und der V. ulnaris ziemlich oberflächlich aufwärts steigt und sich mit letzterer vereinigt. Sie sammelt das Blut aus der Vögel. “95 vorderen Flughaut und hauptsächlich aus den Streckmuskeln am Vorderarm. V. profunda humeri, entspringt ungefähr in Höhe des Ellen- bogens, sammelt Blut aus der Dorsalfläche der vorderen Flughaut und aus den Muskeln der Hinterseite des Oberarmes; sie läuft sub- cutan und dorsal über den Humerus mit dem M. radialis externus und tritt mit diesem hinten um den Humerus herum zwischen dem kurzen und langen Kopfe des M. triceps eubiti hindurch schräg zur Achselhöhle, wo sie sich mit dem Brachialstamm verbindet. V. basiliea s. eutanea ulnaris. Diese lange und starke Vene entspringt subeutan auf der Dorsalfläche des Index, erhält an der Handwurzel Verbindungsäste der V. radialis und V. ulnaris, läuft dann am Hinterrande der Ulna aufwärts, wobei sie zahlreiche Gefässe aus den Wurzeln der Schwungfedern aufnimmt, kreuzt unterhalb des Ellenbogens das Gelenk, gelangt so auf die Volarfläche des Armes, nimmt einen starken Ast aus der V. ulnaris auf und geht in schräger Richtung, median vom M. triceps gelegen, zur Achselhöhle. Die äusseren Brustvenen sammeln sich in einem Stamme, der die A. subelavia ventralwärts kreuzt und von oben her in die V. sub- clavia mündet. V. eutanea abdomino-peetoralis. Diese paarige, eigen- thümliche Vene hat bei den Vögeln ein sehr grosses Verbreitungs- gebiet, sie sammelt nämlich das Blut der Haut und benachbarter Muskeln des Bauches, des Oberschenkels, der Brust und der Inter- costalgegend. In der Haut des Bauches bildet sie ein vielfach ver- zweigtes Netzwerk, welches bei den Weibchen besonders zur Brütezeit äusserst gefässreich wird und die sogenannten „Brutflecke“ bildet. Die zuführenden, arteriellen Gefässe sind dann ebenfalls stärker aus- gebildet und kommen aus der A. thoracica externa und der A. cutanea abdominalis. Es ist kaum zu bezweifeln, dass diese Blutansammlung und Bildung der „Brutflecke‘“, auf welchen die Conturfedern vom Weibchen oft ausgerissen werden, die möglichst grosse Erwärmung der Eier bezweckt. Nach Barkow enthalten diese Venen keine Klappen. Der Haupistamm der Venen läuft in der Mittellinie des Bauches vorwärts, dann am äusseren Rande des grossen Brustmuskels aufwärts über die ersten Brustrippen, nimmt die V. infrascapularis auf, und mündet in den Stamm der V. axillaris oder in die V. sub- elavia. Ausserdem nimmt der Hauptstamm eine grosse Vene aus der Haut der Schenkelaussenfläche auf, zusammen mit feinen Gefässen aus den äusseren Bauch- und Intereostalmuskeln, aus der Haut und dem Fleische des grossen Brustmuskels und aus der Schulter. Venae thoracieae externae. Entspringen hauptsächlich aus den vom Sternum entspringenden Brustmuskeln; ihr hinterer Haupt- ast vereinigt sich gelegentlich mit der V..cutanea, ihr vorderer kommt aus den der Furcula benachbarten Theilen der Brustmuskeln. 796 (iefässsystem. Die V. coracoidea kommt von der Gegend des Schultergelenkes auf der Innenfläche des Coracoids herab und nimmt sehr kleine Aeste aus der Wand der A. brachiocephalica und aus dem Pericardium auf. V. sternalis. Ein äusserer Zweig kommt aus dem M. subelavius über der Crista sterni, geht median am Sterno -coracoid-Gelenke in die Brusthöhle und nimmt einen inneren Ast auf, welcher von der Innen- fläche des Brustbeines kommt. In den Stamm jeder V. cava superior mündet die Venae thoraciea interna; sie kommt aus den Bauchmuskeln, wo sie mit der V. epigastrica communieirt, läuft dann innen in der Brusthöhle an der Seite des Brustbeines lang und nimmt einige Intereostalgefässe auf. In den Stamm der V. cava superior sinistra münden noch zwei unpaarige Venen: 1. V. proventrieularis communis. Der Drüsenmagen der Vögel ist mit einem dichten Venengeflecht umgeben, welches sich theilweise in die Magenvenen, theilweise in den Stamm der linken oberen Hohlvene ergiesst. 2. V. coronaria magna cordis. Entspringt nahe an der Herz- spitze, sammelt hauptsächlich das Blut aus der Wand des linken Ventrikels, vereinigt sich im linken Suleus transversus mit der V. cordis superior s. posterior und mündet an der Basis der linken oberen Hohlvene; ihre Mündung besitzt eine Klappe. Die Venen des rechten Ventrikels liegen theilweise ganz ober- flächlich auf dem rechten Ventrikel, sammeln sich am Suleus coronarius s. transversus dexter und münden direkt in den rechten Ventrikel ein. Die Venen der Vorhöfe sind sehr klein, sammeln sich hinten im Sulcus coronarius und münden entweder direkt in den rechten Vorhof oder in die V. coronaria magna. Das Gebiet der unteren Hohlvene, V. eava inferior. Sämmtliches Blut der hinteren Hälfte des Rumpfes, der Beine und der Eingeweide der Bauchhöhle sammelt sich in dem unpaarigen Stamm der unteren Hohlvene. Diese mündet mit einem sehr kurzen und weiten Stamme an der dorsalen und hinteren Seite in den rechten Vorhof, wo- selbst sie zwei grosse halbmondförmige Klappen besitzt. Der unpaare, basale Theil des Stammes reicht nur vom Vorhof bis zum oberen, vorderen Rande der Leber; hier setzt er sich aus drei grossen Stämmen zusammen, nämlich aus der linken und rechten V. portae s. hepatica magna und aus der unpaaren V. cava posterior, welche den dorsalen Theil des rechten Leberlappens durchbohrt, dabei mehrere V. hepaticae propriae aufnimmt, und weiter caudalwärts ventral und etwas rechts auf der Aorta descendens verläuft. Ungefähr in Höhe der oberen Nierenlappen setzt sie sich aus der rechten und linken V. iliaca communis zusammen. Vögel. 797 Bei Wasservögeln ist der den Leberlappen durchbohrende Stamm gewöhnlich weiter als bei anderen Vögeln; ganz besonders stark ist er erweitert bei tauchenden Vögeln, z. B. bei Mergus, Colymbus, Halieus. Aehnliches findet sich bei den Seehunden und bei Lutra. Die Erweiterung wird also wohl dazu dienen, eine bedeutende Menge venösen Blutes auf- zunehmen, damit dasselbe nicht während des Tauchens nutzlos in die Lungen gepumpt wird. Zur Uebersicht der Zusammensetzung der V. eava inferior dient das folgende Schema: f V. eruralis s. iliaca externa v Knie \ V. hypogastrica s. iliaca interna. ena cava Inienlor‘ Gebiet des Stammes der V. c. posterior. Gebiet der Venae portales. Re der Venae iliacae communes Die V. iliaca externa s. eruralis sammelt sämmtliches Blut aus der hinteren Extremität und setzt sich aus folgenden Gefässen zu- sammen: V. tibialis postica — Venae metatarsales Im Bereich des Unterschenkels et digitales und des Fusses f V. peronea antica ken V,iliaca externa: . cutanea \ rn enae surales [Y cutanea abdomino - femoralis m Bereich des Öberschenkels und des Beckens r V. femoris profunda interna V. femoris anterior V. epigastrica. Die Zehenvenen, je eine an der äusseren und inneren Seite jeder Zehe, bilden in den Binde- oder Schwimmhäuten kleine Gefässnetze und gehen in der Nähe der Zehenwurzeln in ungefähr 5 Metatarsal-Venen über; die stärkste derselben sammelt das Blut aus der ersten, zweiten und dritten Zehe, verläuft als V. metatarsalis interna s. magna unter der Haut an der Innenfläche des Metatarsus, macht einen Bogen um den inneren Condylus der Tibia und wird dort zur V. tibialis postica, welche unter dem Tendo Achillis und der Sehne des M. flexor digitorum brevis durchtritt, dann subeutan auf letzterem liegend, zur Kniekehle gelangt, oberflächlich den N. ichiadieus kreuzt und sich mit der V. tibia- lis antica zur V. poplitea vereinigt. Auf der dorsalen Seite des Metatarsus liegen zwei Venen. Die V. metat. dors. profunda läuft mit der Arterie und dem Nerven unter den Sehnen der Zehenstrecker, sammelt hauptsächlich Blut aus der dritten und vierten Zehe und nimmt in der Mitte des Metatarsus die V. metat. dors. interna auf, welche eine Verbindung zwischen der V. m. dors. profunda und der V. m. magna herstellt. Am Intertarsalgelenke communi- eiren die beiden dorsalen Venen mit der V. m. magna mehrfach, treten unter dem queren Ligament durch und werden zum Hauptstamm der V. tibialis antica, welche in der Tiefe vorn auf der Tibia liegt und sich dort in ein Venengeflecht auflöst. Dieses vereinigt sich wieder, nimmt die V. peronea auf und tritt zusammen mit der Arteria tibiaks antica 798 Gefässsystem. zwischen Tibia und Fibula durch auf die Hinterseite des Unterschenkels und dann zur Kniekehle. Die V. metat. externa verläuft subceutan auf der Aussenseite der vierten Zehe und des Metatarsus, communieirt oberhalb des Intertarsal- gelenkes mit der V. tibialis postica und wird zur V. postica. Die V. metat. plantaris profunda liegt in der Tiefe auf der Ventralseite des Fusses, bildet mehrfach Verbindungsbogen mit den übrigen Zehenvenen und mündet noch unterhalb des Intertarsalgelenkes in die V. metat. magna. Die V. cutanea eruris entspringt in der Höhe des Fersengelenkes und läuft subeutan auf der äusseren Hinterfläche des Unterschenkels zur V. poplitea. Die V. suralis ist mehrfach. Ein Ast kommt aus den Muskeln der Wadengegend, also besonders aus dem M. gastrocnemius, ein anderer kommt als Hautvene von der Hinterfläche des Unterschenkels, ein dritter von der äusseren Seitenfläche der Muskeln und der Haut des Oberschenkels. Die drei Aeste vereinigen sich in der Kniekehle und münden in die V. poplitea. Im Bereiche des Oberschenkels, zwischen der Kniekehle und dem 3ecken, münden folgende vier Venen in die V. eruralis: 1. V. eutanea abdomino-femoralis, entspringt aus der seit- lichen Bauchwand aus der Gegend der Brutflecke (vergl. S. 795), aus der Haut der Innenfläche des Oberschenkels und den Adduetor- Muskeln; sie tritt in schräger Richtung, lateral die A. ischiadiea kreuzend, zum Hinterrande der Mitte der V. eruralis. 2. V. femoralis interna profunda, bildet eine Verbindung zwischen der V. suralis am Knie und deren Ende des proximalen Viertels der V. eruralis; sie liegt median auf dem M. flexor eruris internus. 8. V. femoralis anterior, entspringt aus dem M. Sartorius nebst benachbarten Muskeln und mündet von vorne in die V. eruralis nahe deren Eintritt in das Becken. 4. V. epigastrica, entspringt aus der Bauchwand und den ab- dominalen Luftsäcken, läuft auf der medialen Fläche des Os pubis lang und mündet entweder median neben der Spina ilio-pubica in die V. cruralis, oder in dem Winkel, wo diese sich mit der V. hypogastrica vereinigt. Die V. iliaca interna s. hypogastrica sammelt das meiste Blut aus dem Schwanz, dem Beeken und den von ihm umschlossenen Ein- geweiden. Sie vereinigt sich mit der V. iliaca externa sofort nachdem letztere an der Spina ilio-pubica in das Becken eingetreten ist, gleich darauf nimmt sie die V. renalis magna auf und bildet den Stamm der V. iliaca communis. Ihre Zusammensetzung ist folgende: Vögel. 799 V, intervertebralis lumbalis V. renalis magna Vv. renales | Vv. coccygeae V. eutanea pubica V. cutanea caudae inferior V. pudenda V, caudae muscularis | Vy. sacrales In den Stamm V. iliaca interna ? Pars caudalis - Vy. intervertebrales Pars renalis 2? Vv. renales 188 ischiadica . V. obturatoria Die Venae coceygeae entspringen zwischen den Schwanzwirbeln, sammeln das Blut aus denselben, aus den Schwanzfedern, den Muskeln, der Fettdrüse und der Haut. Jederseits sammeln sich die Gefässe zu einem Stamm auf der Ventralseite des Coceyx; der rechte und der linke laufen ziemlich nahe nebeneinander, jeder nimmt dann die verschiedenen Venae cutaneae et pudendae auf und ist häufig mit dem der anderen Seite durch mehrere quere Gefässe verbunden, was bisweilen zur Ver- schmelzung beider in ein unpaares Gefäss führt. Ungefähr am caudalen Ende der Nieren sind beide Stämme durch eine starke quere Verbindung vereinigt; aus dieser Querbrücke entspringt die unpaarige V. coceygo- mesenterica, ein starkes Gefäss, welches sich in die V. mesenterica, mit- hin ins Gebiet der V. portae entleert. An der queren Verbindung weichen der rechte und der linke Stamm der V. hypogastrieca auseinander und laufen, theilweise in den Nieren eingebettet, vorwärts zur V. iliaca communis. Der so gebildete Bogen heisst der Arcus hypogastricus. Der mediale Theil dieses Arcus und der Abgang der V. coceygo- mesenteriea wechselt ziemlich bedeutend bei den verschiedenen Vögeln; noch mehr wechselt die Stelle der Einmündung der Venae coceygeae in den Stamm der V. hypogastrica wie aus den Abbildungen auf Taf. LI zu ersehen ist. Manchmal sind diese Variationen nur individuell. So entsprang nach Neugebauer die V. coccygomesenterica aus der Mitte des Areus bei Anser, Anas, Milvus, Gallus, Strix, Pieus, Corvus, Sylvia; rechts von der Mitte, d. h. zwischen der V. hypogastrica dextra und der V. eoceygea, bei Pernis und Columba, links bei Emberiza. Bisweilen sind beide V. coceygeae theilweise oder ganz zu einem mittleren Gefäss vereinigt, wie bei Anser, Anas, Milvus, oder es sind drei Gefässe vor handen, welche in einen sehr kurzen Stamm in der Mitte des Arcus münden, wie bei Picus, Milvus, Strix, oder die rechte und linke V. coeeygea sind von einander getrennt ohne quere Verbindungen auf den letzten Saeralwirbeln (Pernis, Corvus), oder endlich es bestehen mehrere solcher Querbrücken (Gallus, Columba). Bei Meleagris wurden die Gefässe des Coccyx zu einem unpaaren Stamme, der aber nicht in die Mitte des Areus, sondern caudal von diesem in die rechte V. hypogastriea mündete. V. eutanea pubica entspringt am unteren Ende des Bauches, sammelt Blut aus den Ursprüngen der Muskeln am distalen Theile des 300 Gefässsystem. Os ischii und tritt zwischen Os ischii und Os ilei ins Becken ein, ver- bindet sich mit der von der ventralen Haut des Coceyx kommenden V, eutanea caudae nebst der ventralen V. caudae museularis und vereinigt sich gleich darauf mit der V. pudenda zum caudalen Stamm der V. hypogastrica. V. pudenda, entspringt aus den Wänden der Cloake und den Begattungsorganen, hauptsächlich also dem Penis bei Lamellirostres und Ratitae. Eine kleine V. spermatica begleitet das untere Ende des V. deferens und des Ureters und mündet median in die V. pudenda. Die Pars renalis der Venae hypogastrica reicht von der Mitte des Arcus bis zur Vereinigung der V. hypog. mit der V. crurales, fällt also ungefähr mit der Ausdehnung der Nieren zusammen. Die Lage der V. hypog. auf oder in den Nieren ist eine sehr wechselnde. Bei den Passeres, Pici und Strix durchbohrt sie den caudalen Nierenlappen, bei Falco und Milvus liegt sie dort in einer ventralen Furche; bei Perdix, Gallus, Meleagris durchbohrt sie den caudalen und den mittleren Lappen, bei Columba die Niere in ihrer ganzen Ausdehnung; bei Anas und Anser liegt die Mitte des Arcus caudalwärts von den Nieren; jede V. hypo- gastrica verläuft neben der medialen Seite des Ureter und lateral neben der V. renalis magna ventral oberflächlich über den caudalen und mittleren Nierenlappen und durchbohrt dann einen Theil des obersten Lappens. — Wenn die beiden Seitenstämme des Arcus sehr auseinander weichen, so liegen die beiden V. hypogastriecae nahe dem lateralen Rande jeder Niere (Gallus), verlaufen die Stämme dagegen gerade, so liegen sie in oder auf der Mitte jeder Niere (wie es meistens der Fall ist) oder sie liegen nahe dem inneren Nierenrande, nähern sieh also einander bedeutend (Milvus). In die Pars renalis jeder V. hypogastrica münden: l. Venae sacrales; sie kommen aus der dorsalen Beckengegend, dringen durch die Foramina sacralia in die Beckengruben ein und laufen zwischen Becken und Nierensubstanz, oder diese durch- bohrend, an verschiedenen Stellen in den Arcus hypogastrieus, oder auch in die 2. Venae intervertebrales sacrales; sie entspringen in der Gegend und zwischen den Wurzeln des Plexus der Sacralnerven und verlaufen wie die vorigen Venen durch die Nierensubstanz oder auf deren dorsaler Oberfläche. 3. Rami renales. Sie sind sehr zahlreich, bei Gallus ungefähr 40—50 in jeder Niere, entspringen aus der Nierensubstanz selbst, meistens mit je zwei Aestchen, und ergiessen sich im Bereiche des caudalen und mittleren Lappens in die V. hypogastrica, im Bereiche des oberen Lappens dagegen theils in die V. renalis magna, theils in die V. intervertebralis lumbalis, oder auch direkt in den Stamm der V. iliaca eommunis. W. Otto behauptete, dass die V. bypog. mit der V. renalis magna (seine V. renalis Vögel. 801 interna) durch diese Rami renales eommunieirte; Neugebauer gelang es nie eine solche Verbindung aufzufinden. Jacobson behauptete, dass diese Rami renales der V. hypogastrica der Niere venöses Blut zuführten, dass also bei den Vögeln ein Nieren- pfortadersystem bestände. Meckel sagt dagegen: „Bei mehreren grossen, von mir genau untersuchten Vögeln, namentlich dem Strauss, dem Casuar, ferner den Schwänen, Trappen und Pfauen, muss ich geradezu behaupten, dass die angeblichen Jacobson’schen zuführenden Nierenvenen bloss gewöhnliche rückführende sind, indem sie zwar keine deutlichen grossen, mit den gewöhnlichen ganz übereinstimmende Klappen, aber doch überall, wo ein Ast in den Stamm tritt, sehr starke, gegen das Herz gerichtete Vor- sprünge haben, die sehr wohl das Rückfallen des Blutes ver- hindern können.“ Nicolai (Lit. No. 808) behauptete dagegen das Vorhandensein eines Pfortaderkreislaufes in den Nieren und Gratiolet (Lit. No. 790) bewies das Bestehen eines solchen wenigstens in den Nebennieren. Jourdain (Lit. No. 795) widmete dieser Frage eine ausführliche Untersuchung; er behauptet das Vorhandensein eines Pfortadersystems in der Niere und in der Nebenniere. Die V. magna renalis (Otto’s V. renalis interna) nennt Jourdain Veine efferente posterieure ou emulgente prineipale; sie führt das Blut aus den Nieren ab. Den Renaltheil der V. hypogastrica (Otto’s V. renalis externa) nennt er branche afferente anastomotique de la veine f&morale und hält sie für eine aus dem Cruralstamme kommende Vene. Da dieselbe trotz der Aufnahme zahlreicher Intervertebralgefässe, der V. ischiadica und der V. obturatoria nicht bedeutend dicker wird, so schliesst Jourdain, dass sie durch die zahlreichen Rami s. Venae renales Blut den Nieren zuführt. Verbindung derselben mit den End- zweigen der V. renalis magna fand er ebenso wenig wie Neugebauer. Er schliesst also auf das Vorhandensein eines Pfortadersystems zwischen der V. renalis magna als abführender und der V. hypogastriea als zu- führender Vena portae renalis. Im Bereiche des oberen Nierenlappens hält er die V. intervertebralis lumbalis Neugebauer’s für eine zuführende Vene, während die abführenden Venen in den Stamm der V. iliaca ecommunis münden. Manchmal nimmt die V. intervert. lumbalis einige Venae inter- vertebrales sacrales auf. Bisweilen sind wie beim Truthahn zwei oder drei Venae renales afferentes vorhanden, bisweilen nur eine wie bei der Taube; sie entspringen entweder aus dem Stamm der V. iliaca externa (Taube) oder mehr proximal,, d. h. aus dem Stamme der V. iliaca communis, aber noch distal von der Einmündung der V. renalis magna. Dieser Umstand, dass nämlich die V. efferens als auch die vermeintliche V. afferens gelegentlich ziemlich nahe bei einander in denselben Stamm (V. iliac. communis) münden und aus ihm entspringen, macht meiner Ansicht nach einen venösen Kreislauf durch den oberen Nierenlappen sehr unwahrscheinlich. Ebenso wenig begünstigt die weite Verbindung Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 51 802 Gefässsystem. der V. hypogastrica renalis mit der V. iliaca communis einerseits und mit der V. coceygomesenterica anderseits die Annahme eines venösen Kreislaufs durch den mittleren und hinteren Nierenlappen. Die Anordnung der Nierenvenen der Vögel macht einen Pfortaderkreislauf möglich, er entbehrt jedoch noch des sicheren Nachweises. Reptilien und Amphibien besitzen ihn in ausgebildetem Maasse, bei den Säugethieren ist er ganz verschwunden. Ganz anders verhält es sich mit der Frage eines solchen Kreislaufes in den Nebennieren. Neugebauer vermutbete denselben, da die V. supra- renalis externa stärker ist, als die intervertebralen und intercostalen Ver- bindungsstämme der striekleiterförmigen V. intervertebrales thoracis und da er ferner keine direkte Communication zwischen dieser V. suprarenalis externa und der V. suprarenalis interna entdecken konnte. Gratiolet untersuchte diese V. s. externa bei Gallus, Anser, Dicholophus und Rhynehotus und erkannte sie als eine V. afferens der Nebenniere. Jourdain unter- suchte sie bei mehr als 30 verschiedenen Vögeln. Die V. suprarenalis externa lässt sich leicht von der interna aus, und umgekehrt, injieiren, da beide durch ein venöses Capillarnetz mit einander verbunden sind; sie verhalten sich also wie die Venae afferentes et revenentes der Nieren der keptilien. Die V. suprarenalis externa ist, wie schon Neugebauer bemerkt, stärker als die übrigen mit ihr verbundenen Gefässe, sie muss also Blut abgeben, nicht aufnehmen; sie ist nicht als Wurzel der V. inter- vertebralis thoracis (Jourdain’s V. azygos thoraeis) aufzufassen, sondern als V. afferens der Nebenniere. Die V. suprarenalis externa ist ferner durch ein longitudinales, nahe dem radialen Rande der Nieren verlaufendes Gefäss mit der V. hypo- gastrica verbunden (s. Fig. 2 Taf. LIII), dasselbe empfängt an seiner medialen Seite mehrere kurze Gefässe, welche aus der Nierenoberfläche und aus den sacralen Wirbeln kommen. Ein ähnliches, aber kürzeres Gefäss mündet bei der Taube am caudalen Nierenrande in die V. bypo- gastiica. Jourdain fasst sie als V. azygos sacralis zusammen und be- trachtet sie als Fortsetzung seiner V. azygos thoracis. 4. Vena iscehiadica. Entspringt mit mehreren Aesten ausserhalb des Beckens aus den Muskeln zwischen Becken und Oberschenkel, tritt mit dem N. ischiadieus und der A. ischiadica ins Becken und mündet in die V. hypogastrica, ungefähr in Höhe des mittleren Nierenlappens. Manchmal, z. B. bei Gallus, ist die V. ischiadica doppelt. Sie ist immer bedeutend schwächer als die V. cruralis. 5. Vena obturatoria. Entspringt hauptsächlich aus dem M. ob- turatorius und tritt durch das Foramen obt. ins Becken und mündet etwas oberhalb der V. ischiadiea. Bei Anser bemerkte Neugebauer noch eine Vene, welche aus dem die Innenfläche des M. obturatorius bedeckenden Peritoneum und aus den Wänden des abdominalen Luftsackes kam und zwischen der V. ischiadica und V. obturatoria in die V. hypogastrica mündete. Vögel. 803 - In’den Stamm jeder V. iliaca ecommunis münden: 1. V. intervertebralis lumbalis. Sie kommt mit den Nerven- stämmen des lumbalen Plexus aus dem Rückgratscanal, nimmt einige kleine Aeste aus dem oberen Nierenlappen auf, durchbohrt diesen und tritt von dorsalwärts in die V. iliaca; es sind ausserdem Verbindungen mit der V. intervertebralis thoraeis vorhanden. 2. V. renalis magna. Diese bildet die hauptsächliche, unbedingt nur abführende Vene der mittleren und unteren Nierenlappen. Sie liegt gewöhnlich ventral auf der Mitte des mittleren Lappens und theilweise im Innern des unteren Lappens. Bisweilen besteht sie Jederseits aus zwei oder sogar noch mehr Hauptästen. — Auch aus dem vorderen oder oberen Nierenlappen erhält die Vene einige kleinere Gefässe, ferner mehrere aus dem die Nieren überziehenden Peritoneum und aus dem Mesoreetum. Endlich kleine Venen aus den Uretern, womit sich beim Männchen Gefässe aus den Samen- leitern verbinden; beim Weibchen sammeln sich zahlreiche den Eileiter umspinnende Gefässe zu einer oder mehreren V. uterinae, welche in die V. renalis magna sinistra münden. Das venöse Blut des untersten Endes des Eileiters gebt dagegen in die V. haemorhoidalis und somit in die V. coceygomesenterica; das Blut des obersten Endes tritt theils in die V. magna, theils direkt in die V. iliaca. In den Stamm der V. cava posterior münden: 1. Venae testiculorum s. ovarii. Jederseits sind gewöhnlich mehrere vorhanden; ihre Stärke wechselt periodisch mit der Schwellung der Hoden und der Eierstöcke. 2. Venae suprarenales revehentes. Jederseits kommt ein dicker, kurzer Stamm aus der Nebenniere, deren linker in die linke Seite, deren rechter in die dorsale Seite der V. cava mündet; gewöhnlich nehmen sie eine der Venen des Hodens oder Eierstockes auf. 3. Vena proventrieularis inferior, führt bei Anser Blut aus dem Drüsenmagen in die linke Seite des Stammes der V. cava posterior; bei Anas, Gallus, Columba u. A. fliesst sie dagegen in die V. proventrieularis communis und somit in den Stamm der V. cava superior sinistra. 4. Venae hepaticae. Aus jedem Leberlappen kommt eine grössere und zahlreiche kleinere Venen, welche schliesslich in sehr wechseln- der Weise in die untere Hohlvene münden. 5. Neugebauer erwähnt noch einige kleine Gefässe, welche aus dem Pericardium, und dem Peritonealüberzuge der Leber kommen; sie verlaufen im Mediastinum zum Stamme der V. cava posterior. Gebiet der Venae portales. Die Leber der Vögel nimmt fast alles Blut des Magens, des Darmes, der Pancreasdrüse, der Milz und der Leber selbst und theilweise der abdominalen Luftsäcke auf. Dieses Blut tritt in die Leber durch die V. 52 804 Gefässsystem. portae dextra, die V. p. sinistra und durch die Venae portales propriae. In den beiden Leberlappen vertheilen sich diese Venen auf zahllosen kleinen Bahnen und sammeln sich wieder in zwei grosse Gefässe, Venae hepaticae magnae, von denen die rechte aus dem rechten, die linke aus dem linken Leberlappen mit kurzem Stamme austritt, und ventralwärts sich mit der V. cava posterior zum kurzen Stamme der V. c. inferior vereinigt. Die linke V. hepatica magna nimmt bei ihrem Austritt aus der Leber noch die V. umbiliealis auf, welche also nicht zum Lebersystem gehört. L’YepoTrtalfis Qextra: 1. V. mesenterica communis. a. V. coceygomesenterica aus dem Arcus hypogastrieus, nimmt auf die V. haemorrhoidalis aus der Cloake und Bursa Fa- brieii, ferner Venen vom Rectum und der Basis der Blind- därme. b. V. mesenterica. Ihr Stamm begleitet die A. mesenterica superior, sammelt in zahlreichen, von der Zahl der Darm- schlingen abhängigen und mit einander bogenförmig ver- bundenen Gefässen, das Blut aus dem Dünndarme. 2. V. pancreatico-duodenalis, aus dem Duodenum und dem Pancreas, aus der rechten Seite des Magens und aus den bei- den Blinddärmen, wenn diese stark entwickelt sind. 3. V. proventrieulo-lienalis, aus dem dorsalen Theile des Drüsenmagens, und theilweise aus der linken Seite des Muskel- magens, läuft dann am Hilus der Milz vorbei und nimmt mehrere Milzvenen auf. Die vereinigte V. portalis dextra spaltet sich nahe den Wurzeln der Gallenblase in einen Ast, der in die rechte Leber eindringt, und in einen quergerichteten, der sich mit der linken V. portalis verbindet. II. V. portalis sinistra, ergiesst sich fast ganz in den linken Leberlappen, wobei sie einen querliegenden Sinus bildet. Sie setzt sich aus Gefässen zusammen, welche als Venae gastricae von dem grösseren Theile des Muskelmagens und als V. proventrieularis inferior von Theilen des Drüsenmagens kommen. In Bezug auf Zahl und Anordnung der Venen, welche in die Venae portales münden, herrschen mannigfache, aber unwichtige Verschieden- heiten. III. Venae portales propriae. Mehrere kleine Venen, welche aus den Wänden der abdominalen Luftsäcke und dem aufliegenden Fett kommen, sie münden selbständig in die Leberlappen. Schliesslich ist noch die Vena umbilicalis zu erwähnen. Sie gehört entwicklungsgeschichtlich zu demselben System wie die Portal- venen, mündet aber bei Erwachsenen in die linke V. hepatica magna, ohne in der Leber sich aufzulösen. Vögel. 805 Diese lange, unpaare Vene entspringt bei erwachsenen Vögeln im Bereiche des Bauches aus den Wänden der Bauch-Luftsäcke und aus dem dort aufgespeicherten Fett, ferner mit Verbindungszweigen aus den Venae epigastricae und aus der longitudinalen vom Becken bis zum Perieardium reichenden Peritonealfalte; ihr Stamm verläuft an der inneren Fläche der ventralen Bauchwand ungefähr in der Mittellinie, geht rechts am Magen vorbei, dringt dann in die beiden Lamellen des Lig. faleiforme hepatis, also zwischen die beiden Leberlappen ein und mündet in die ausführende V. hepatica magna sinistra, wo diese den linken Leberlappen verlässt. Diese Nabelvene ist der Rest eines im embryonalen Vogel bedeuten- den Gefässes. Dasselbe sammelte ursprünglich das ganze Blut des Dottersackes in einen Stamm, welcher auf der linken Seite des Darmes zum Körper floss, dabei die V. mesenterica aufnahm und dann als V. omphalo-mesaraica direkt in den rechten Vorhof des Herzens mündete. Schon früh wird sie von der Leber umwachsen, es bildet sich das Pfort- adersystem der Leber aus, ursprünglich als ein zur V. omphalo-mesaraica collaterales System, die V. mesenterica wird mächtiger und wird schliess- lich zum Hauptgefäss, während der zwischen den Leberlappen liegende sehr oberflächliche, sich nicht in zu- und abführende Lebervenen spaltende, Theil der V. omphalo-mesaraica als untergeordnetes Gefäss zurückbleibt, nunmehr V. umbilicalis genannt. Näheres darüber im entwicklungs- geschichtlichen Theile des Gefässsystems. Venöse Wundernetze. Ricchiardi (Lit. No. 819) giebt Beschreibung und Abbildungen von venösen Plexus und Wundernetzen, welche die Arm- arterien umgeben. Bei Aquila chysaetos ist fast die ganze Arteria brachialis von einem dichten Geflecht venöser Gefässe umsponnen, deren Wurzeln theils aus dem M. biceps kommen, theils durch einige dicke Gefässe mit der V. basilica zusammenhängen. BeiBubo maximus und bei Otis tarda ist das Geflecht weniger dicht. Bei Mergus albellus wird der distale Theil der A. brachialis nebst der A. ulnaris et radialis von noch ziemlich dieken Venenstämmen umflochten, ohne dass es zur Bildung eines feinen Netzes kommt. Aehn- liche Geflechte finden sich noch bei vielen anderen Vögeln. Ferner findet sich nach demselben Forscher ein oft sehr eomplieirtes Geflecht auf der ventralen Fläche der Luftröhre bei Aquila chrysaetos; bisweilen reicht es vom Larynx bis zum Syrinx, oder es finden sich nur Andeutungen da- von, dann aber mit Vorliebe am Syrinx. Neugebauer bespricht ein venöses Geflecht der V. metatarsales, s. dort S. 797, und ein Geflecht auf der Vorderseite der Tibia von Melea- gris; ähnlich verhält sich Otis nach Riechiardi. — Andere Wundernetze oder Geflechte von Venen finden sich am Kopfe, z. B. am oberen Theile des Schlundes und an den Kaumuskeln. 306 Gefässsystem. Entwicklung des Arterien- und Venensystems. Ausser den grundlegenden Arbeiten von Rathke hat Balfour be- sonders den Kreislauf des Dottersackes und der Allantois aufgeklärt; Duval’s Atlas enthält zahlreiche Abbildungen. Ferner sind besonders Boas, v. Bemmelen, Mackay, Sabatier hervorzuheben. Schon am Ende des ersten Brütetages beginnen die ersten Blut- gefässe sich im Mesoblast der Area opaca der Keimscheibe zu entwickeln; im Laufe des zweiten Tages sind sie vollendet und bilden die Area vas- culosa, welche sich mit der A. opaca weiter und weiter über den Dotter erstreekt und denselben schliesslich als Dottersack umgiebt. Die Spaltung des Mesoblasts in Somato- und Splanchnopleura erstreckt sich unterdessen auch auf die Wände des Dottersackes, und zwischen diese wächst schon am zweiten Tage oder am Anfang des dritten die Allantois, eine ventrale Ausbuchtung des Darmes nahe dem Anus. Am dritten Tage ist das Gefässsystem folgendermaassen entwickelt: Das Blut verlässt das Herz durch den Truneus arteriosus, welcher sich am Halse rechts und links in 3 Schlundbogenarterien spaltet, die sich wieder dorsalwärts zur unpaaren Aorta sammeln; äussere und innere Carotiden sind vorhanden. Die Aorta spaltet sich dann in ein rechtes und linkes Gefäss; jedes derselben wieder in ein kleineres, welches bis zum Scehwanzende des Embryos läuft, und in ein grosses, welches asl linke und rechte Dotterarterie (A. vitellina) sich vielfach verzweigt und über die ganze Area vasculosa verbreitet. Peripherische Verbindungen zwischen den Zweigen der rechten und linken Dotterarterie sind nicht vorhanden. Das Blut des Dottersackes sammelt sich wieder in die vor- deren und hinteren Hauptstämme der Dottervenen (V. vitellinae) und in den Sinus terminalis; dieser ist ein Gefäss, welches die äussere Begren- zung der Area vasculosa bildet; ein Theil desselben läuft in die rechte und linke vordere Dottervene, der Rest ungefähr gegenüber dem Schwanze in ein oder zwei Gefässe, welche in die hinteren Dottervenen oder nur in die linke münden. Alle diese Dottervenen vereinigen sich und münden zusammen in den Sinus venosus des Herzens. Im eigentlichen Körper des Embryos sind unterdessen zwei Paar Venen aufgetreten, nämlich zwei vordere und zwei hintere Cardinalvenen. Die vorderen führen das Blut aus dem Kopf und Hals, die hinteren aus dem übrigen Theile des Rumpfes zum Herzen, indem sich jederseits die vordere und hintere Cardinalvene zu einem Ductus Cuvieri vereinigt, welcher wie die Dottervenen in den Sinus venosus mündet. Am vierten und den folgenden Tagen breitet sich die Area vasculosa immer mehr über den Dottersack aus und umfasst ihn schliesslich fast ganz; der Sinus terminalis verliert dabei seinen ausgesprochenen periphe- rischen Charakter, bis er am Ende des siebenten Tages mit seinen Gefäss- verzweigungen verschwunden ist. Die Dotter-Arterien und Venen bilden sich dabei mehr und mehr zu Mesenterialgefässen um. Vögel. 807 Während des achten bis zehnten Tages hat sich die Allantois zu einem flachen, theilweise von Flüssigkeit erfüllten Sacke vergrössert, welcher den grösseren Theil des Dottersackes umgiebt und nun als Haupt- organ für die Respiration dient. Die Allantois umhüllt schliesslich, nach- dem sich am elften Tage die Bauchwände des Embryos geschlossen haben, den ganzen Embryo nebst dem aus dem Nabel heraushängenden Sack und breitet sich überall dieht unter der Eischalenmembran aus. Der verengte Stiel oder Stamm der Allantois tritt natürlich durch den Nabel neben dem Stiel des Dottersackes in den Embryo; das Lumen des Allantoissackes hängt daher durch den Nabelstiel mit dem Lumen der Cloake zusammen. . Gemäss der grossen Ausdehnung und Wichtigkeit der Allantois sind ihre Gefässe bedeutend entwickelt und es macht sich ungefähr vom zehnten Tage an ein deutlicher Unterschied in der Farbe des Blutes der Venen und Arterien bemerkbar. Während die Dotterarterien sich allmählich zu den Mesenterial- gefässen umbilden, sprossen aus der Aorta die Allantoisarterien hervor und seitlich aus diesen treten die Arteriae iliacae externae für die hin- teren Extremitäten aus. Während sich dann gegen Ende der Bebrütung die Allantois rückbildet, indem mit Beginn der Lungenathmung ihre Funktion erlischt, der Nabel sich schliesst und die vertrocknenden ausser- halb des Nabels gelegenen Theile des Amnion und der Allantois beim Auskriechen des Hühnchens abgestossen werden, bilden sich die inneren Theile der Allantoisarterien zu den Arteriae hypogastrieae s. iliacae in- ternae um. Die axiale Fortsetzung der Aorta ist schon vorher zur A. caudalis geworden. Die beiden Allantoisvenen treten am vierten Tage auf. Sie kommen aus den Wänden der Allantois und aus benachbarten Theilen der Bauch- wand, und münden mit einem gemeinsamen Stamme in die Dottervene. Bald daranf bleibt die rechte Allantoisvene im Wachsthum zurück und verschwindet schliesslich. Die linke, welche sich im Bereiche der Allantois wieder aus zwei Gefässen zusammensetzt, wird mit der Ausdehnung der Allantois bedeutend grösser, und während der Dottersack kleiner wird, erscheint, schliesslich die Dottervene als Nebenast der Allantoisvene. Am dritten und vierten Tage erscheint auch die Mesenterialvene. Diese verbindet sich mit der Dotter- und Allantoisvene zu einem dicken Stamme (V. omphalo-mesaraica), welche zuerst links an die primitive Sehlinge des Mitteldarmes tritt, sich dann über die dorsale Seite des Darmes zur rechten Seite desselben windet, und dann an der ventralen Seite des Darmes gelegen gerade zum Sinus venosus begiebt, wo sie in den von den beiden Ductus Cuvieri gebildeten Winkel mündet. Am vierten oder fünften Tage tritt ferner die V. cava posterior auf, sie vereinigt sich mit der V. omphalo-mesaraica. Zur selben Zeit erscheint die Leber als eine zuerst zweitheilige, dann den Stamm der V. omphalo- mesaraica umwachsende Masse; es bilden sich nun die Venae advehentes 808 Gefässsystem. und die V. revehentes s. hepaticae aus; der mittlere, nicht in das Pfort- adersystem der Leber aufgelöste Theil des Stammes wird zum Ductus Venosus Arantii. Anfangs münden die V. revehentes noch in diesen Ductus, späterhin tritt eine Spaltung und Verschiebung ein und sie (we- nigstens die rechte) münden direkt in den Stamm der V. cava posterior. Während dann gegen Ende der Bebrütung die Dottervene verschwindet, und die Allantoisvene mit Vertrocknung der Allantois auf ihre aus der unteren Bauchgegend kommenden Aeste beschränkt wird, trennt sich die V. mesenterica ganz von dem gemeinsamen Stamme, d. h. sie löst sich vollständig in das Pfortadersystem auf, und der übrig bleibende Theil des ursprünglichen Ductus venosus wird zum ausserhalb der Leber (zwischen beiden Lappen) gelegenen Ende der V. umbilicalis, welche sich schliesslich in die linke V. hepatica ergiesst. — Die Allantoisvene und theilweise die V. umbiliealis entspricht den paarigen oder unpaarigen Abdominalvenen der Reptilien und Amphibien. Es sind nun noch die Venen und Arterien des Rumpfes zu besprechen. Wie erwähnt, entsteht am dritten Tage ein Paar vorderer und ein Paar hinterer Cardinalvenen. Die vorderen, aus Kopf und Hals kommenden, werden zu den Venae jugulares; neben ihnen entwickeln sich beim Auf- treten der vorderen Extremität die V. subelaviae und die V. vertebrales colli s. anteriores. Die hinteren Cardinalvenen sammeln Blut aus dem Rückenmark, aus der Rippengegend und aus den Urnieren, und scheinen sich ursprünglich jederseits am dorsalen und lateralen Rande der Nieren bis zur Caudalvene zu erstrecken, mit welcher sie anastomosiren. Sehr früh tritt ein Paar hinterer Vertebralvenen auf, etwas später oder gleich- zeitig mit der vom Sinus venosus caudalwärts auswachsenden V. cava posterior, welche dann die Venae renales magnae und die Schenkelvenen ausbildet. Der vom Herzen bis zu den Nieren reichende Abschnitt der Cardinalvenen verkümmert nun und verschwindet, anscheinend spurlos, ohne dass es zur Bildung von Azygos- und Hemiazygosvenen kommt, da die Vertebralvenen und die untere Hohlvene die Funktion der alten Cardinalvenen übernehmen. Was aus dem hinteren, vom oberen Nieren- rande bis zur Caudalvene reichenden Abschnitt der Cardinalvenen wird, ist nicht bekannt. Die Arterien des Körpers. Der Truncus arteriosus, auf der ventralen Seite der Kehle gelegen, spaltet sich in einen rechten und einen linken Stamm, welcher sich kopfwärts erstreckt und jederseits einen lateralen Ast zu jedem der visceralen Skelettbogen abgiebt. Diese visceralen arteriellen Schlundbogen entsprechen den Kiemenbogen der Fische und Amphibien, lösen sich aber nicht in Kiemengefässe auf, da es bei den Vögeln nicht mehr zur Entwicklung von Kiemen kommt, obgleich Kiemen- taschen noch angelegt werden. Dorsalwärts sammeln sich die arteriellen Bogen bei Fischen, Amphibien und Reptilien in je ein dorsolateral ver- laufendes Gefäss, welches sich mit dem der anderen Seite zur dorsalen, unpaaren Aorta verbindet. Das regelmässige Schema erleidet aber mannig- Vögel. 809 fache Abänderungen durch theilweise Unterdrückung. Bei den Vögeln treten zuerst die vordersten Arterienbogen auf, der vorderste begleitet den Mandibularbogen, der zweite den Hyoidbogen. Beide bilden sich schon wieder am dritten Tage zurück, während sich die nächstfolgenden Arterien- bogen entwickeln. Nach Ratlıke nahm man bisher allgemein an, dass sich bei den Amnioten mit Einschluss der verschwindenden Mandibular- und Hyoid-Arterienbogen im Ganzen 5 Arterienbogen anlegten. Van Bemmelen (Lit. No. 768) entdeckte aber, dass „hinter der vierten Kiemenspalte, d. h. hinter dem vierten Bogen, beim Hühnchen wie bei Reptilien nicht ein, sondern zwei Aortenbogen entstehen, von denen der vordere (fünfte) nur sehr geringe Mächtigkeit erreicht und sehr bald wieder verschwindet, während der hintere, also der sechste, zur A. pulmonalis wird.“ Durch diese wichtige Entdeckung wurde das von Boas (Lit. No. 771) vermuthete einstige Vorhandensein eines ausgefallenen Aorten- bogens bestätigt. In der Abbildung (Taf. LI, Fig. 12) sind sämmtliche sich rückbildenden Theile der ursprünglichen Anordnung punktirt an- gegeben. Der erste und zweite laterale Bogen verschwindet, aus ihrem ventralen Stamm wird die Carotis externa. Aus dem dritten Bogenpaar und aus ihrer dorsalen Verbindung wird die Carotis interna. Aus dem vierten rechten Bogen und aus der dorsalen Verbindung zwischen dem vierten bis sechsten Bogen wird die grosse Aorta. Aus dem vierten linken Bogen entsteht die linke A. subelavia. Die dorsaleVerbindung zwischen dem dritten und vierten Bogen obliterirt. Das fünfte Bogenpaar besteht nur sehr kurze Zeit und verschwindet bald darauf spurlos. Aus dem sechsten, letzten Bogenpaar entstehen die beiden A. pulmo- nales und zugleich spaltet sich ihr Stamm von dem basalen Theile des Truneus arteriosus, wie auf S. 766 beschrieben. Der dorsolaterale Rest des sechsten rechten Bogens erhält sich noch einige Zeit als Duetus Bo- falli, die rechte Lungenvene mit der Aorta verbindend, obliterirt und ver- schwindet aber schon wenn der Embryo seine Reife erlangt hat. Die dorsale Verbindung vom vierten linken Bogen bis zur Aorta dorsalis obliterirt schon während des embryonalen Lebens; sie entspricht nebst dem linken vierten Bogen der linken Aorta der Reptilien und Säuger. Reste davon erhalten sich bei erwachsenen Vögeln nicht selten in Form eines ligamentösen Stranges. Chronologische Uebersicht über die Entwicklung des @efässsystems beim Hühnchen. Ende des 1. Tages. Gefässe treten auf und bilden die Area vasculosa. Mitte des 2. Tages. Herz theilweise geschlossen, hinten noch getrennt in zwei Hälften und die Dottervenen aufnehmend. Sinus terminalis deutlich am Ende des 2. Tages. 810 Gefässsystem. Ende des 3. Tages. Dotterkreislauf vollständig; Sinus terminalis reicht bis zum Aequator des Dottersackes; rechte Dotter- vene schon schwächer als die linke. Die vorderen und hinteren Cardinalvenen erscheinen am Anfang des dritten Tages und sind am Ende des- selben noch die einzigen Venenstämme des Körpers. Erster und zweiter Aorten-Schlundbogen schon wieder verschwunden. Carotiden und A. iliacae communes vorhanden, aber noch nicht die A. subelaviae und A. iliacae externae. Im Herzen beginnt das Septum ventrieulorum. Am 4. Tage. Allantoisgefässe treten auf; Beginn der V. cava posterior. Die vorderen und hinteren Extremitäten beginnen zu knospen, dementsprechend auch ihre Gefässe. Am 5. Tage. Die V. cava posterior erreicht die Urnieren. Das Pfortadersystem der Leber beginnt. Von Körpervenen sind die V. jugulares, subclaviae, vertebrales anteriores und die V. cava posterior nebst dem Pfortadersystem entwickelt. Die V. cardinales posteriores sind noch vorhanden; V. vertebrales posteriores treten auf. Im Herzen ist das Septum ventrieulorum vollständig; das Septum artriorum beginnt. Scheidung des Truneus arteriosus in Tr. pulmonalis und Tr. aorticus beginnt ungefähr in der 106. Stunde. Am 7. Tage. Der Sinus terminalis löst sich auf. Die Mesenterialgefässe werden stärker als die des Dotters. Die Semilunarklappen werden zu Taschen. Am 10. Tage. Die Allantois liegt fast überall der Eischalenhaut an; deutlicher Unterschied der Farbe ihrer sehr ausgebildeten Arterien und Venen. Am 12. Tage. Foramen ovale zwischen rechtem und linkem Vorhof schliesst sich. Das Lymphgefässsystem. Taf. LIII. Ausser Tiedemann und den auf S. 756 erwähnten Anatomen Budge, Fohmann, Lauth, Stannius untersuchten noch folgende das Lymphsystem der Vögel. 828. Budge, A., Untersuchungen über die Entwickelung des Lymphsystems beim Hühner- e embryo Arch. An. Phys. — Anat. Abth. 1887. S. 59—88. Taf. V und VI. “825. Hewson, W., An account of the Iymphatic system in birds. Philos. Trans. Lond. 1768. Vol. 58 829. — — Experimental inguiries on the proportion of the blood, with some remarks on it, en an appendix relating to the Iymphatic system in birds, fishes and amphibious animals. ondon. 1771. Vögel. sll 530. Magendie, Mcmoire sur les vaisseaux Iymphatiques des oiseaux. Journal de Physiologie de Magendie. T. I. p. 47. s3l. Monro, A,, State of facts concerning the paracentesis of the thorax, on account of air diffused, and Iymphatic vessels in oviparous animals. Edinburgh. 1770. s32. Panizza, B., Osservazioni antropo-zootomico-fisiologiche. Pavia. 1830. Fol. (Lymph- herzen der Gans Tab. IX, Fig. 3). 833. — — Richerche zootomice sopra il sistema linfatico dei Rettili. Pavia. 1833. 834. Recklinghausen, F. v., Das Lymplhsystem. Cap. IX in Stricker's Handbuch der Gewebelehre. Gegenbaur giebt folgende allgemeine Uebersicht über das Lymph- system. „Das auf dem capillaren Abschnitt der Blutgefässe ausgetretene, die Gewebe durchströmende Plasma sanguinis gelangt als eine durch den Stoffwechsel veränderte Flüssigkeit allmählich in bestimmte Bahnen, auf denen sie wieder dem Blutstrom zugeführt wird. Diese Flüssigkeit ist die Lymphe. Die Bahnen, in denen der Lymphstrom sich bewegt, verbinden sich mit dem Venensystem, erscheinen also als Theile des gesammten Cireu- lationsapparates und in Abhängigkeit von jenem System. Die Lymph- bahnen in toto hat man auch als Saugadern (Vasa absorbentia) be- zeichnet, wobei man ihre die Aufnahme der Lymphe und deren Rück- leitung besorgende Funktion betonte. Nicht geringe Eigenthümlichkeiten, sowohl der functionellen wie der morphologischen Verhältnisse, verleihen den Lymphbahnen einen von den Blutbahnen verschiedenen Charakter. Die Lymphbahnen beginnen selbständig in den Verbreitungsgebieten des Bindegewebes im Körper und besitzen an diesen ihren Anfängen noch nicht den Werth von Gefässen. Besondere Wandungen fehlen ihnen da. Die ersten Wege, auf denen die Lymphe sich sammelt, sind Spalten und Lücken im Bindegewebe, die bald enger, bald weiter mit benachbarten meist zusammenhängen und somit netzförmige Räume repräsentiren. Nur der Zustand der Füllung, sei diese natürlich oder auf künstlichem Wege, durch Injection erzeugt, macht sie wahrnehmbar. So durchsetzen sie das Bindegewebsgerüste der Organe. Erst allmählich gehen aus ihnen Wege hervor, mit selbständigen Wandungen: Gefässe, die in keine bedeutendere Stämme sich vereinigen und dem Gebiete der oberen Hohlvenen zustreben. Eine weitere Eigenthümlichkeit bildet die Verbindung der Lymph- bahnen mit Organen, in denen Lymphzellen erzeugt werden. Strecken des auch sonst die Lymphbahnen darstellenden Bindegewebes sind hier in Stätten reicher Zellproduction umgewandelt. Der Lymphstrom bespült diese Stellen und führt von da das Material mit sich fort, welches die Formelemente der Lymphe vorstellt. Dadurch werden die Bahnen nicht bloss eomplieirt, sondern sie gewinnen auch eine neue, höchst wichtige Bedeutung, die in ihnen nicht blosse Abführwege sehen lässt. Wir unterscheiden sonach am Lympbgefässsystem erstens die Lymph- bahnen und zweitens die damit verbundenen, Zellen produeirenden Organe, Lymphfollikel, die in verschiedenen Combinationen angeordnet sind und 812 Gefässsystem. schliesslich die sogenannten Lymphdrüsen bilden.“ (Lehrb. d. Anat. d. Menschen.) Die grösseren Lymphgefässe der Vögel stimmen im Bau ziemlich mit den Venen überein, jedoch bleiben ihre Wände stets bedeutend dünner. Ihre Tunica intima ist reich an elastischen Fasern und ist innen mit einer Lage von Würfelepithel bekleidet. Die Tunica media besteht aus- schliesslich aus glatten Ring-Muskelfasern; die Adventitia wie gewöhnlich aus lockerem Bindegewebe. Die Lymphgefässe der Vögel besitzen wie die der Säugethiere zahlreiche Taschenklappen, Duplicaturen der Intima; unmittelbar oberhalb jeder dieser Klappen zeigt das Gefäss oft eine An- schwellung, sodass es bisweilen ein perlschnurartiges Ansehen erhält. Die Lymphbahnen bilden häufig Geflechte; die grösseren Bahnen folgen mit Vorliebe den grösseren Blutgefässen und umspinnen dann nicht selten die Arterien. Mit Ausnahme der Lymphe der Schwanzgegend, sammeln sich sämmtliche Lymphgefässe des Körpers, einschliesslich der Eingeweide in einem grossen Stamm, welcher vom Ursprung der beiden Arteriae illiacae communes an der ventralen Seite der Aorta abdominales aufwärts geht; am Vorsprung der A. coeliaca angelangt, löst sich der Stamm in ein die Aorta umgebendes, aus Längs- und Querverbindungen bestehendes Geflecht auf, welches sich dann wieder zu den beiden gabelförmig aus- einander tretenden Duetus thoraciei vereinigt. Jeder dieser „Brustgänge“ tritt schräg aufsteigend zur Vena cava superior seiner Seite und mündet in dieselbe medialwärts und etwas proximal von der Einmündung der V. jugularis. In den linken D. thoraeicus münden die Lymphbahnen des Kopfes und des Halses, der Lungen und des Flügels der linken Seite, sie begleiten die Jugularvene und stehen mit der Thyreoiddrüse in enger Verbindung. Ferner münden in den linken Gang Lymphgefässe, welche vom Drüsen- magen und vom Schlund kommen. In den rechten D. thoracieus münden ebenfalls die Lymphgefässe des Kopfes und des Halses, der Lungen und des Flügels, nachdem ihr Stamm aber die rechte Thyreoiddrüse durchdrungen, spaltet er sich; ein Theil geht in den D. thoracieus, ein anderer direkt in die V. cava superior dextra. In den medialen Stamm des grossen Lymphganges, in Höhe der Wurzel der A. coeliaca, münden die Lymphgefässe der Leber, des Magens, des Pancreas und des Duodenums. Etwas weiter caudalwärts münden die Lymphgefässe des übrigen Darmes, nebst denen des Enddarmes, der Blinddärme, Nieren und Geschlechtsdrüsen. Die Lymphgefässe des Darmes nehmen den Chylus oder Speisesaft auf; dieser ist bei den Vögeln farblos, nicht milchig wie bei den Säuge- thieren. Die Gefässe steigen an den Zweigen der Mesenterialarterien auf und besitzen bei den Vögeln keine im Gekröse liegenden Lymph- drüsen; um die A. coeliaca bilden die Gefässe ein Geflecht. Vögel. 813 Die Lympbgefässe der hinteren Extremität begleiten deren Arterien, hauptsächlich die A. iliaca externa und münden jederseits mit einem Stamm in den Hauptgang in Höhe der Wurzel der A. iliaca communis. Die Lymphgefässe der Schwanzgegend hat Stannius untersucht. Er beschreibt sie wie folgt: Mehr oder minder zahlreiche Lympfgefässe der Schwanzgegend treten, nachdem sie in einen oder in mehrere Stämme sich vereinigt, bald in eine bloss häutige, blasen- oder sackförmige, oft sehr geräumige Erweiterung, bald in ein muskulöses (obschon vielleicht nie rhythmisch) eontractiles Lymphherz zusammen. Aus diesem geht ein gewöhnlich enger Venenstamm hervor, welcher, mit anderen Venen der Schwanzgegend später verbunden, in den die Niere durchsetzenden seit- lichen Schwanzvenenstamm einmündet. Lymphherzen sind bisher nur beim Strauss und Casuar, sowie bei einigen Sumpf- und Schwimmvögeln angetroffen worden. Ihre aus quergestreiften Primitivbündeln bestehende Muskelschicht ist bald sehr dick, wie bei den Struthionen, bald schwächer, wie bei den Störchen und Möven, bald nur spurweise zu erkennen, wie bei dem Schwan, der Gans und vielen anderen Wasservögeln. So findet sich ein allmählicher Uebergang von einem stark muskulösen Herzen zu einer häutigen Blase, wie sie bei Tag- und Nachtraubvögeln, Krähen u. s. w. angetroffen wird. Die eigentlichen Lymphherzen liegen frei im Fettgewebe (wie beim Casuar, beim Storch und bei Larus marinus) oder halb unter dem oberen Schwanzmuskel (wie bei Anser, Cygnus) und sind nur beim Strauss durch sehnige Verlängerungen an benachbarte Knochen befestigt. In ihrer Höhle besitzen sie wirkliche Trabeeulae carneae oder werden von brückenartigen Sehnen, welche von einer Wand zur anderen gehen, durebsetzt. Stets besitzen sie Klappen, sowohl an der Mündung der ein- führenden Lymphgefässstämme, als auch an dem Ostium der Vene; jene verhindern den Rücktritt der Lymphe aus dem Herzen, diese den in dasselbe. — Die häutigen Blasen, welche gewöhnlich ganz von dem oberen Steissbeinmuskel bedeekt werden, sind inwendig auch gewöhnlieh mit Klappen und brückenartigen Fäden versehen. Panizza beschrieb diese Lymphherzen der Gans als Bläschen. Bei Gallus und Meleagris konnte Stannius solche Lymphherzen nicht finden. Bei den Reptilien sind solche Organe zeitlebens und allgemein vorhanden, bei den Crocodilen liegen sie dorsal auf den Querfortsätzen eines der ersten Schwanzwirbel, also an einer ähnlichen Stelle wie bei den Vögeln. Budge (Lit. No. 772) hat die Lymphherzen bei Hühnerembryonen untersucht: Sie spielen eine wesentliche Rolle für die Lympheireulation in der Allantois und verlieren nach dem Aufhören derselben natürlich einen grossen Theil ihrer Bedeutung, oder gar jede. Taf. LII, Fig. 9. Schon am 1Otägigen Embryo lassen sich diese Organe von den die Allantoisarterie umspinnenden Lymphgefässen aus injieiren. Sie liegen dorsal in dem Winkel zwischen Becken und Steissbein und schimmern deutlich durch die Haut durch; bei späteren Embryonen werden sie von einer sich seitlich vom M. eoceygeus dorsalis ausbildenden Fettlage verdeckt. 814 Gefässsystem. Die Grösse dieser Lymphherzen nimmt vom 10.—20. Tage zu; nicht selten scheint sich das Organ auf einer Seite früh zurückzubilden, keineswegs aber immer auf der rechten Seite, etwa der Verkümmerung der rechten Allantoisarterie entsprechend. Wie die Injectionen zeigen, hat die Lymphe der Allantois einen doppelten Abfluss ins Blut: einmal durch die Ductus thoraeiei in die Jugularvenen, und zweitens durch die Lymphherzen in die Beekenvenen. Bei nahezu reifen Embryonen sind die Lymphherzen 1.5—2 mm lang und etwa ?/, so breit. Ihre Wand enthält quergestreifte Muskulatur ohne bestimmte Richtung der Fasern. Diese sind spindel- förmig, unterscheiden sich durch ihre Form und geringere Länge wesentlich von den Skeletmuskeln und gleichen den Spindeln des Blutherzens. Theilungen der einzelnen Fasern an ihrem Ende wurden nicht beobachtet, doch schienen sie geflechtartige Verbindungen mit einander einzugehen. Die Wände des Herzens bestehen ferner aus fibrillarem Bindegewebe mit einem grosskernigen Endothel. Der Inhalt erscheint bei frischen Embryonen hell und wasserklar. — Diese Lymphherzen zeigen beim Embryo deutliche Contractionen, die von den Pulsationen der Blutgefässe unabhängig sind; sie betragen un- gefähr 18 Schläge in der Minute. Bei erwachsenen Hühnern konnte Budge diese Organe ebensowenig auffinden wie Stannius. Trotz viel- facher Untersuchung konnte Budge keine Lymphstämmehen in diese Herzen aus dem Körper eintreten sehen. — Da diese Lymphherzen be vielen Vögeln zeitlebens bestehen, theils mit Muskelbelag und daher höchst wahrscheinlich contractil, theils nur noch als muskellose Bläschen, und da sie endlich bei manchen Vögeln, wie Hühnern, verschwinden, so werden sie als in der Classe der Vögel in der Rückbildung begriffene, von den Reptilien her ererbte Organe aufzufassen sein. Ob sie der von Luschka auch beim Menschen entdeckten Steissdrüse der Säugethiere entsprechen, ist wegen deren enger Verbindung mit den Spinalästen der Caudalarterie zweifelhaft. Lymphdrüsen, d. h. in den Lauf der Lymphgefässe eingeschaltete Drüsen zur Bildung von Lympbkörperchen finden sich bei den Vögeln nicht im Mesenterium; auch die bei den Säugethieren so zahlreichen Inguinal-Achsel-Halsdrüsen fehlen ihnen. Lauth hebt auch den all- gemeinen Mangel von subeutan gelagerten Lymphdrüsen hervor und er- wähnt ganz kurz, dass mit Ausnahme einiger Drüsen im oberen Theile der Brust und bisweilen am Flügel keine solchen Organe vorhanden sind. — Dagegen finden sie sich zahlreich im Darm der Vögel. Vergl. S. 687. Die Milz, Splen s. Lien. s35. Müller, W., Ueber den feineren Bau der Milz. Leipzig und Heidelberg. 1865. S36. — — Die Milz. Cap. X in S. Stricker’s Handbuch der Gewebelehre. Ueber die Gestalt, Farbe und Grösse der Milz finden sich bei Tiedemann zahlreiche Angaben. Vögel. s15 Die Milz liegt bei den meisten Vögeln an der rechten Seite des Drüsenmagens, etwas nach hinten gekehrt, wo dieser in den Muskel- magen übergeht. Bei Haliaetos liegt sie nach Perrault unter dem rechten Leberlappen, an der dritten Darmwindung, an welcher sie durch Gefässe der Vena portae und A. coeliaca befestigt ist. Bei Pelecanus liegt sie dicht unter der Leber neben der Gallenblase. Bei Sturnus, Platalea, Podiceps, Halieus fand Tiedemann sie links am Drüsenmagen. Immer wird sie durch eine Duplicatur des Mesenteriums und durch ihre Arterien und Venen in ihrer Lage erhalten. Die Farbe der Milz wechselt sehr. Meistens ist sie braunroth wie die Leber, z. B. bei Buteo, Gallus, Anser, Pieus; heller als die Leber bei Sturnus; dunkelroth bei Corvus, Pica, Garrulus; blassrotlı bei Alauda und Gallinago; schwarzroth bei Hirundo und bei Ardea. Die Gestalt der Milz wechselt ebenfalls sehr. Fast rund wurde sie bei den Tag- und Nachtraubvögeln gefunden; oval, etwas plattgedrückt bei Piei, Psittaci, Otis, Gallus, Numida, Platalea, Gallinula, Porphyrio, Ardea, Anser, Pelecanus, Podiceps, Casuarius. Länglich eylindrisch bei Strutbio, Pavo, Sterna, Upupa; sehr lang, wurmförmig bei den meisten Passeres, aber auch bei anderen Vögeln. Verhältnissmässig am kleinsten ist die Milz bei Tag- und Nachtraub- vögeln, etwas grösser bei den Singvögeln, dann folgen Hühner, Schwimm- und Sumpfvögel. Die Milz wog nach Neergard (Lit. No. 625) bei einem ziemlich fetten, im Ganzen ungefähr 1300 Gramm wiegenden Astur palumbarius 0,7 grm., bei einem Raben 1,2, bei einem Huhn 0,75; nach Tiedemann bei Pavo 1,0, bei Anser einereus 1,4, bei Ardea grisea 2,2 grm. Nebenmilzen sind auch bei Vögeln gelegentlich beobachtet worden. Bau der Milz, Die ganze Milz ist von einer Peritoneallamelle über- zogen; nach Wegnahme derselben erscheint eine ziemlich fest damit zusammenhängende, weissliche bindegewebige Schicht. Diese Kapsel sendet ins Innere gröbere und feinere Fortsätze, die sich unter einander als Milzbalken zu einem diehten Maschennetze verbinden. Die Räume dieser feinsten theilweise mikroskopischen Maschen sind von dem dunkel- rothen Parenchym der Milz erfüllt, welches die sogenannte Pulpa bildet. In den tieferen Lagen der Kapsel und theilweise in den gröberen Balken finden sich ausser elastischen Fasern auch glatte Muskelfasern. Die Stelle der Milz, wo die Gefässe ein- und austreten, ist der Hilus, gewöhnlich an der concaven Seite des Organs. Die eintretenden Arterien verzweigen sich schnell und durchsetzen die Hohlräume des Balkennetzes. Hierhin erhält ihre Adventitia noch eine mit dem feinen Balkennetzwerk zusammenhängende Bindegewebsscheide. Diese Scheide ist eine Lymph- scheide, da sich in ihr zahlreiche Lymphfollikel finden, die sogenannten Malpighi’schen Körperchen der Milz. Die Wandungen der schliesslich capillär werdenden Arterien gehen in das feinste Balkennetz und in Lymphscheiden über; die Capillaren münden also in die Maschenräume., 816 Gefässsystem. Anderseits gehen dieselben Wände der Maschenräume in ähnlicher Weise in venöse Capillaren über, welche schliesslich als Milzvenen austreten. Zwischen die arteriellen und venösen Capillaren ist also ein lacunäres System eingeschaltet, in welches sowohl das Blut als auch die Lymphe mündet. Dieses intercapilläre System von Lacunen characterisirt die Milz. Ob die Lymphe hier direkt in den Blutstrom gelangt, oder ob die in den Lympbfollikeln gebildeten Lymphzellen die allseitig geschlossenen Wandungen der Lymphscheiden mechanisch durchdringen und so in die Lacunen gelangen, ist eine noch nicht festgestellte Frage. Die Schilddrüse, @landula thyreoidea. Taf. LI. 837. Bemmelen, v., Die Visceraltaschen und Aortenbogen bei Reptilien und Vögeln. Zoolog. Anzeig. 1886. No. 231, 232. 838. Kastschenko, N., Das Schlundspaltengebiet des Hühnchens. Arch. An. Phys. — Anat. Abth. 1887. S. 258—300. Taf. XVIIT—XIX. (Behandelt Lungen. Thyreoidea, Thymus, Nerven u. s. w.) 839. Meuron, P.de, Recherches sur le d&veloppement du Thymus et de la Glande Thyroide. Dissertat. Geneve. 1886. 840. Müller, W., Ueber die Entwicklung der Schilddrüse. Jenaische Zeitschr. VI (1871). S. 428—453. Taf. X—XI (Betreffend Hühnchen. Taf. XI.) 841. Seessel, Zur Entwickelungsgeschichte der Vorderdarms. Arch. An. Plıys. — Anat. Abth. 1877. 8. 449—466. Taf. XX und XXI. (Schilddrüse und Lungen des Hühnchens.) 842. Stieda, Einiges über Bau und Entwicklung der Glandula thymus, Glandula thyreoidea und Glandula carotica. Leipzig. 1891. 843. Wölfler, Ueber die Entwicklung uud den Bau der Schilddrüse. Berlin. 1881. Die Schilddrüse der Vögel ist paarig. Jede Drüse ist oval, rundlich, von röthlicher Farbe und liegt ventral auf der Carotis communis, wo diese die Jugularvene berührt, etwa in Höhe des Ursprunges der Vertebral- arterie. Mehrere kurze Arterien treten von der Carotis in sie ein und mehrere dicke Venen verbinden sie ausser reichlichem Gewebe mit der Jugularvene. Die Grösse der Drüse ist unbedeutend; beim Schwan ist sie ungefähr 2 Cm. lang. Sie besitzt einen bindegewebigen Ueberzug, welcher Septa ins Innere sendet und so ein Gerüst für zahlreiche kleine Bläschen bildet, welche abgeschlossen, von einer Epithelschicht ausgekleidet und mit einer Flüssigkeit erfüllt sind. Das ganze Organ besitzt keinen Ausführungs- sang, kann also nicht als echte Drüse aufgefasst werden. Die am Halse herabsteigenden Lymphgefässe sind eng mit der Drüse verbunden, sie scheinen sich ins Innere derselben zu erstrecken, wobei dann ihre feinen blind endigenden Verzweigungen die Drüsenbläschen umspinnen. Die Entwicklung dieses Organs hat zuerst W. Müller (Lit. No. 540) untersucht. Die Drüse entwickelt sich beim Hühnchen am Anfange des dritten Brütetages als eine Wucherung des Epithels in der Mitte der vorderen Schlundwand, in Höhe der ersten und zweiten Schlundtasche. Sie ist Mitte des dritten Tages 0.15 mm. lang und 0.1 mm. hoch, inwendig hohl, durch eine verengte Oeffnung mit der Schlundhöhle ecommunieirend. Von der Adventitia der vordersten Kiemenarterien erhält sie einen sehr dünnen, aus spindelförmigen Zellen bestehenden Ueberzug. Am vierten Tage wird die Blase solid, verliert am fünften Tage ihren Stiel, somit den Zusammenhang mit dem Schlundepithel und wird ausserdem zweilappig Vögel. 817 Am siebenten Tage sind die beiden Lappen ganz von einander getrennt und sind schon bedeutend vom Kopfe fort und der Brust näher gerückt. Jeder Lappen ist 0,4 mm. lang und 0,25 mm. dick und liegt zwischen Carotis und Jugularvene und in Höhe des Ganglion N. vagi. Am neunten Tage hat das Organ eine Bindegewebshülle, welche Scheidewände ins Innere sendet, die von Gefässen begleitet die bisher gleichmässige Epithelmasse zu einem Netz solider eylindrischer Schläuche umwandeln. Am sechzehnten Tage sind die Schläuche hohl geworden, mit eylindrischem Epithel ausgekleidet, mit einer Membrana propria versehen und von einander durch die bindegewebigen Scheiden geschieden. Dies interstitielle Gewebe ist reich an Capillaren, an welche sich eine dünne, an Lymphkörpern und spindelförmigen Zellen ziemlich reiche Binde- substanzhülle anschliesst. Gegen Ende der Bebrütung sind die Schilddrüsen noch weiter ab- wärts gewandert und an der Stelle angelangt, wo sie bei Erwachsenen sich finden. Die Drüse der Erwachsenen hat eine Kapsel; das eigentliche Parenchym besteht aus kugeligen, rings geschlossenen Follikeln von 0,04—0,1 mm. Durchmesser. Sie bestehen aus einer dünnen Membrana . propria, eubischem, in einfacher Schicht dieser aufsitzendem Epithel und centraler Höhle, welche verhältnissmässig selten Gallertmassen enthält. Das interstitielle Gewebe tritt gegen die Masse des Drüsenparenchyms sehr zurück. Es besteht aus lockeren Zügen fibrillären Bindegewebes, welches die Blutgefässe umscheidet. Letztere bilden in ihrem capillaren Abschnitt auf der Membrana propria der Follikel ein ziemlich regelmässiges Netz von 0,05 mm. Maschenweite. Dieser ausführlichen Schilderung W. Müller’s ist nur noch hinzuzu- fügen, dass die Schilddrüse entweder nach demselben Forscher mit der Hypobranchialrinne jugendlicher Cyelostomen und somit vielleicht dem Endostyl der Asceidien in Verbindung zu bringen ist, oder dass die Schild- drüse ihren Ursprung Resten von endodermalem Epithel einst vorhandener oder sich ventral weiter ausdehnender Kiemenspalten verdankt. Letztere Ansicht wurde von Dohrn befürwortet und erfreut sich der Zuneigung verschiedener Morphologen. Nach de Meuron’s neueren Untersuchungen (Lit. No. 837) bilden sicb bei Amphibien, Vögeln und Säugethieren einige Zeit nach dem Erscheinen der unpaaren Anlage der eigentlichen Schilddrüse, noch zwei hohle Ausstülpungen des ventralen Schlundepithels der letzten, vierten Schlundspalte, hinter dem letzten Arterienbogen. Auch bei Selachiern sind sie vorhanden als die von v. Bemmelen entdeckten Suprapericardial- körper. Bei Eidechsen entwickelt sich nur die linke dieser sogenannten Nebenschilddrüsen. S. die Abbildung, Fig. 6 u. 7 Taf. LIII. Es ist möglich, dass ursprünglich auch die eigentliche Schilddrüse paarig war; dann würde die Dohrn’sche Ansicht an Wahrscheinlichkeit gewinnen. -— Reste von Nebenschilddrüsen scheinen bei erwachsenen Vögeln nicht mehr Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 52 818 Harn- und Geschlechtsorgane. vorhanden zu sein; Remak entdeckte sie beim Hühnchen; Müller dagegen hielt sie für „wohl dem Sympathieus medius angehörige Ganglien“, Die Thymus, Glandula thymus. (Taf. LII.) Kölliker, Stieda (Lit. No. 842) und de Meuron (Lit. No 839) haben nachgewiesen, dass die Thymusdrüsen sich aus epithelialen Resten der dorsalen Enden von Schlundspalten entwickeln, und zwar nach Mall (Lit. No. #801) aus dem entodermalen Theile der Spalten. Bei den Vögeln be- theiligen sich Wucherungen der dritten und vierten Tasche, jederseits also zwei Thymusanlagen. Diese verschmelzen mit einander und bilden eine jederseits am Halse von der Gegend der Bronchen an die Jugularvenen begleitende Masse, welche sich nach dem Kopf zu fadenartig auszieht und bei erwachsenen Vögeln eine bedeutende Rückbildung erfährt. Nach Stannius liegt je ein Thymus neben einem Bronchus, tiefer als die Schilddrüse, und viel weniger beständig als diese. Er fand sie bei Halieus und bei Alea; Owen fand sie bei Sula; Wiedersheim bildet sie bei einem sehr jungen Storch ab. Ueber die Structur der Thymus der Vögel giebt es nur spärliche Angaben. Sie erscheint dem blossen Auge als selappte acinöse Drüse, obne;Ausführungsgang, durch lockeres Binde- sewebe an den Bronchen und Jugularvenen befestigt. Eigentliche Acini sind aber nicht vorhanden und Lymphgefässe scheinen nur sehr spärlich vertreten zu sein. Die wenigen zu- und abführenden Blutgefässe bilden nahe der Oberfläche capillare Netze. Die Harn- und Geschlechtsorgane. Die Nieren. 844. Chevreul, Note sur l’urine de Chameau etc. Annales de Chimie. Tome LXVII (1808). p- 307. £ 845. Fourcroy et Vauquelin, De l’urine d’Autruche. Journal de Physique. Tome LXXIII (1811). s46. Henle, Zur Anatomie der Nieren. Abhandl. k. Gesellsch. d. Wissensch. Göttingen. Bd. X. 847. Hufner, Zur vergleichenden Anatomie und Physiologie der Harncanälchen. Inaug. Diss. 848. ae . Die Nieren. Cap. XXI in Stricker's Handbuch d. Histologie. Die Nieren der Vögel sind verhältnissmässig bedeutend grösser als die der Reptilien und auch der Säugetbiere. Ihr Gewicht beträgt nach Tiedemann bei Pica ungefähr 1°/,, bei Sturnus 1,2°/,, bei Vanellus und Sterna 1,6°/,, bei Mergus albellus 2,6°/, des Gesammtgewichtes des Körpers. Nach J. Jones dagegen wiegen sie nur 0,2—1,3°/, des ge- sammten Körpers. Im Allgemeinen scheinen die Wasser- und Sumpfvögel grössere Nieren zu besitzen als die Land- und Luftvögel. Die Nieren sind zwei sehr langgestreckte Organe; sie reichen vom hinteren Ende der Lungen bis fast ans Ende der Beckenwirbel und füllen Vögel. 819 die vom Sacrum und den Ossa ilei gebildeten Höhlen ziemlich aus. Zwischen den beiden Nieren läuft die Aorta dorsalis und die Vena cava inferior herab. Auf der Ventralfläche des vorderen Endes der Nieren liegen die Geschlechtsdrüsen; Ei- und Samenleiter verlaufen nebst dem Harnleiter auf der Ventralfläche, letzterer ist dabei häufig theilweise in die Nieren- substanz eingebettet. — Die dorsale Fläche der Nieren zerfällt in der Regel in eine grössere Anzahl von kleinen Läppehen, besonders bei gestrecktem Becken, wie überhaupt die Form des Beckens, Zahl und Zustand der Querfortsätze der Sacralwirbel u. s. w. die äussere Gestalt der diesen Knochentheilen eng anliegenden Nieren sehr beeinflusst. Die ventrale Fläche der Nieren ist ziemlich glatt und von Peritoneum überzogen; mehrere quere Vertiefungen oder Einkerbungen zertheilen jede Niere in mehrere aufeinander folgende Lappen, von denen der oberste gewöhnlich der breiteste, der mittlere der schwächste ist. Meistens sind drei soleher Hauptlappen vorhanden, eine grössere Anzahl findet sich bei Rallus, Fulica, Sterna, Apteryx. Bei den Singvögeln sendet der vordere Lappen einen Fortsatz aus, welcher lateral den mittleren kleinsten Lappen mehr oder weniger verdeckt. Deutlich am grössten ist der hintere Lappen bei Columba, Sterna, Anas. Kleinere seitliche Einschnürungen sind häufig, z. B. bei den Lamellirostres und lassen einen Zerfall in drei Hauptlappen weniger deutlich erscheinen. — Asymmetrie der Grösse der beiden Nieren ist nicht selten beobachtet worden. — Ziemlich häufig sind die beiden Nieren in der Mittellinie mit einander verschmolzen. Eine solche Ver- schmelzung meistens der hinteren Lappen ist die Regel bei Ardea, Psophia, Puffinus, Spheniseidae, häufig bei Limosa, Fulica, Ortygometra, Larus, Tetrao, Columba, Psittaci, Passeres u. a.; die mittleren Lappen wurden von Wagner bei Platalea durch eine Brücke mit einander ver- bunden gefunden; in ihrer ganzen Länge sind sie bei Colymbus ver- schmolzen Ob die Gestalt der Nieren taxonomisch verwerthbar ist, scheint nach den folgenden Mittheilungen sehr zweifelhaft. Ratitae. Bei Casuarius ist der vordere Theil bei weitem der grösste; der hintere Zeigt an der dorsalen Fläche eine tiefe Theilung, sodass man im Ganzen vier Hauptlappen zählen kann. — Nach Cuvier ist ein oberer, fast quadratischer Theil von den übrigen zwei Dritteln der Nieren abgeschnürt, welche letzteren besonders in der Mitte sich bedeutend verschmälern und in ihrer ganzen Ausdehnung durch tiefe Einschnitte in ungefähr neun kleinere Läppchen zertheilt werden. Die Harnleiter sind sehr diekwandig und weit. Bei Dromaeus fand Pagenstecher ausser dem vordersten stärksten Lappen rechterseits noch zwei gänzlich getrennte, von denen der hintere noch dazu tief eingekerbt war; links fand er ausser dem vordersten nur noch einen gestreckten, diesen jedoch mit zwei tiefen, äusseren Kerben; er übertraf wie auch bei Owen’s Exemplar die rechte Niere erheblich an Länge. 52* 820 Harn- und Geschlechtsorgane. Rhea. Nieren kurz und gedrungen; auf den dicken, länglich ovalen vorderen Theil folgt ein schmaler, kürzerer und endlich ein quadratischer kleinster dritter Lappen. Die Harnleiter verlaufen ähnlich wie bei Casua- rius vom Ende des vorderen Lappens an oberflächlich. Wegen der nur bei Rhea vorkommenden Symphyse der Ossa ischii sind die Nieren zum srossen Theil weit vom Sacrum abgerückt. Struthio. Der vordere Lappen ist der kleinste und- hat neben sich einen medialen kleinen Zipfel, darauf folgt ein schmaler Verbindungstheil der’ caudalwärts zu einem sehr dieken, nirgends eingekerbten Theile anschwillt; dieser reicht bis an das Ende des Beckens. Die dorsale Fläche der Niere ist vielfach gelappt. Die Harnleiter sind in ihrer ganzen Länge tief in die Nierenmasse eingebettet. Hierin unterscheidet sich Struthio von allen übrigen Vögeln. Apteryx. Von den fünf Lappen ist der mittlere der grösste. Pygopodes. Bei Podiceps eristatus gehen die Nieren caudal- wärts ganz. schmal zu; fast gleich breit sind sie in ihrer ganzen Länge bei P. minor, wobei ich die rechte Niere um 1 cm. länger fand. Der vordere, rundliche Theil ist bei weitem kleiner, als die übrigen in der Mittellinie verwachsene Masse. Aehnlich verhält sich Colymbus. Die Harnleiter sind auffallend weit. Steganopodes. Der hintere der drei Lappen ist der grösste, der mittlere der kleinste; jeder Lappen zerfällt bei Pelecanus noch in mehrere kleine Läppchen. Spheniscidae. Vorderster Theil bei weitem grösser als der sehr kleine mittlere und die beiden hintersten breit mit einander verbundenen Lappen. Lamellirostres. Nieren meistens sehr lang, eaudalwärts an Breite und Dieke zunehmend. Der mittlere Lappen ist meistens mit den beiden anderen verschmolzen, jedoch bei Cereopsis als kleiner Nebenlappen vor- handen; etwas grösser ist er bei Berniela und bei Anas penelope. Bei Anas acuta fand ich am vorderen Lappen eine Andeutung des Zerfallens in drei Läppehen. — Seitliche Einkerbungen finden sich häufig, wie z.B. bei den Schwänen. Laridae. Gewöhnlich dreilappig; der hintere Lappen ist der grösste und war bei L. canus, argentatus, marinus mit dem der anderen Seite fest verwachsen; der hintere Lappen ist der längste, der vordere der breiteste; der tiere bei L. canus entweder sebr klein oder mit len anderen verwachsen. | Aleidae. Bei Uria ist der vordere Lappen bedeutend grösser als der übrige wieder in vier Lappen zerfallende Theil. Grallae. Der mittlere der drei Lappen ist der kleinste, der eaudale der grösste bei Otis, Dieholophus, Grus, bei letzterm scharf getrennt; bei Psophia constante Verwachsung der hinteren Lappen mit einander. — Bei den Fulicariae werden die Nieren eaudalwärts schmäler und sind am Rande vielfach eingeschnitten, und zerfallen an der dorsalen Seite Vögel. 821 bei Fulica sogar in sehr viele, ungefähr 60, Läppchen. Bei Rallus und Fulicaria ist der vorderste Lappen der grösste. Bei Charadriinae und Scolopacinae ist die Neigung vier Lappen zu bilden bemerkenswerth; der vorderste und hinterste Lappen sind dann von ziemlich gleicher Grösse bei Haematopus und Strepsilas. Bei Tringa und bei Limosa rufa fand ich den caudalen Theil am stärksten, das Um- gekehrte war bei Limosa melanura, Recurvirostra und Himantopus der Fall. — Sehr starke beiderseitige Verwachsung fand ich bei Limosa, Fulica, Ortygometra. Herodii. Die Nieren zerfallen undeutlich in drei Hauptlappen, deren vorderer stets der grösste, weil diekste und breiteste, ist; caudal- wärts werden sie schmäler. Verwachsung der eaudalen Theile beider Seiten ist sehr häufig, vielleicht die Regel, bei Ardea. Pelargi. Die Nieren sind verhältnissmässig kurz und gedrungen; sie sind drei- bis vierlappig, caudalwärts am stärksten bei Platalea, Ciconia, Phoenicopterus; von gleicher Grösse mit dem vorderen ist der hintere Theil bei Ibis und bei Faleinellus. Eine Verwachsung der beiden mittleren, schmalsten Lappen findet sich bisweilen bei Platalea. Bei Ciconia alba ist der vordere, rundliche Lappen stark abgetrennt, der caudale besteht aus zwei bis drei grösseren, undeutlich geschiedenen Strecken. Pteroclidae. Dreilappig; Mittelstück schmal; caudal am breitesten. Rasores. Die Nieren sind langgestreckt, dreilappig. Der caudale Lappen ist der stärkere; der mittlere, der bei den Hühnern noch einen äusseren kleinen Nebentheil besitzt und nur durch eine enge Brücke mit dem caudalen zusammenhängt, ist der schmalste. Bei den Tetraoninae findet sich caudale Verwachsung beider Seiten. Columbae. Die kurzen und gedrungenen Nieren bestehen aus drei wenig getrennten Lappen, deren caudaler der grösste ist und häufig mit dem der anderen verwachsen ist. Bei Chalcophaps fand ich den vorderen Lappen am grössten. Raptores. Die Nieren sind allgemein dreilappig, vorn am breitesten, in der Mitte am schmalsten; der vordere Lappen ist unregelmässig vier- eckig und abgeschnürt; der mittlere ist bei Aquila nauria lang und schmal, bei Haliaetos albieilla vom vorderen theilweise bedeckt; bei H. leucocephalos sind die Nieren nach Brendel fünf- bis sechslappig. Psittaci. Nach Nitzsch sind die Nieren der Papageien deutlich dreilappig und längs der Mittellinie auf eine weitere oder kürzere Strecke getrennt. Bei Ara macao und A. macauana nehmen die nur schwach getheilten Läppehen nach hinten sehr merklich an Breite zu; ebenso beı Psittaeus ochrocephalus, aber hier ist zugleich der hintere Lappen gänzlich vom mittleren abgerückt und nur durch Gefässe mit demselben verbunden. Bei Ara militaris fehlt absonderlicher Weise der linke vordere Lappen; die anderen sind randlich nur schwach getheilt, nach hinten breiter werdend und in der Mitte auseinandergerückt. Bei Sittace solstitialis, 822 Harn- und Geschlechtsorgane. S. pertinax und S. aeruginosus ist der vordere Lappen besonders breit, der Mittellappen sehr klein, die Trennung in der Mittellinie auf eine sehr kleine Strecke beschränkt. Bei S. viridissima, S. haematodes und leuco- cephalus sind die hinteren Lappen sehr kurz, die Trennung in der Mitte ist vollständig. Sehr grosse Vorderlappen besitzen Pionus purpureus und Plyetolophus ceristatus. Bei Pionus menstruus und bei Psittacus Dufresnianus sind die Hinterlappen wieder grösser, bei Psittacus erithacus endlich sind die Hinterlappen verschmolzen und die Harnleiter auffallend weit. „Coceygomorphae.“ “Nieren meistens in drei Lappen getheilt, . deren mittlerer der kleinste ist. Breit und kurz ist der vordere bei Upupa; bei Coracias ist der hintere der grösste. Von der Schenkelvene dureh- bohrt werden die Nieren wie bei den Passerinen nur bei Upupa; scheinbar jedoch nur bei Alcedo. Bei Haleyon bilden die Nieren jederseits eine undeutlich dreilappige Masse, die sich eaudalwärts verbreitert, aber dort das Becken nicht ganz ausfüllen. Bei Buceros plicatus fand ich die Nieren nur zweilappig; der vordere Theil war oval, etwas unregelmässig gerandet, der hintere doppelt so lang bei gleicher Breite; beide Theile hingen jederseits nur durch die Harnleiter und die Blutgefässe zusammen, sodass diese eine ungefähr 1,5 cm. lange Brücke bildeten; ein sonst nicht weiter beobachtetes Verhältniss. Piei. Nieren dreilappig; vorn am breitesten und in der Mitte stark verschmälert, ausser bei Pieus viridis, bei welchem der hinterste Lappen der grösste ist. Cypselomorphae. Bei Trochilus und Caprimulgus sind die Nieren dreilappig; nieht von der Schenkelvene durchbohrt. Bei Cypselus sind sie sehr kurz und breit, garnicht in grössere Lappen getheilt, vorn etwas breiter, von der Schenkelvene durchbohrt. Passeres. Die Nieren werden stets von der Schenkelvene durch- bohrt. Gewöhnlich ist die Lappenbildung schwach, häufig nur eine vorn breitere, caudalwärts schmaler werdende Masse bildend. Oft ist der mittlere Lappen nur angedeutet, oder durch einen seitlichen Fortsatz des vorderen Lappens verdeckt, z. B. bei Certhia, Sitta, Ampelis. Deutlicher dreilappig sind sie bei Corvus und Anthus; bei Lanius exeubitor jeder- seits drei- bis vierlappig. — Verwachsung der beiden hinteren Lappen ist häufig, z. B. bei Corvus, Fringilla, Lanius, Parus und ganz besonders bei Cotyle. Der feinere Bau der Nieren. Die ventrale Fläche der Nieren wird vom Peritoneum überzogen; die ganze Niere besitzt eine feine durch- sichtige Bindegewebshülle, durch welche das dunkelbraunrothe Parenchym der Niere duschschimmert. Nach Wegnabme der Hülle bemerkt man, dass die Nieren aus einer Unzahl sehr kleiner Läppchen bestehen, welche geschlängelt neben und zwischen einander gepackt sind und der Nierenoberfläche ein den Hirnwindungen ähnliches Ansehen verleihen. Diese kleinen, gewundenen Läppchen lassen sich durch das ganze Innere Vögel. 323 der Niere verfolgen; eine deutlich sichtbare Scheidung der Niere in Rinden- und Mark- oder Röhrensubstanz, wie bei den Säugethieren, findet sich bei den Vögeln nicht. Das Parenchym der Nieren besteht aus diesen Läppchen, den daraus entspringenden Harncanälchen, aus den Arterien, Venen und Nerven, welche zwischen und zu den Läppchen laufen, und aus dem alle diese Theile vereinigenden Bindegewebe. Lymphgefässe sind sehr spärlich, hauptsächlich nur an der Oberfläche vertreten. Die Harncanälchen werden in äussere und innere geschieden. Die äusseren Canälchen (Tubuli uriniferi eorticales) sind äusserst feine Röhrchen, welche in jedem der feinsten Nierenläppeben in grosser Anzahl vorhanden sind, die Hauptmasse des Parenchyms dieser Läppchen bilden, sich auf mannichfache Weise schlängeln und winden und dann federförmig, alternirend, oder dichotomisch gegen das Innere eines Läpp- chens hin sich zu den inneren Canälchen (Tubuli medullares) ver- einigen. Diese inneren oder Sammelcanälchen bilden in jedem Läppchen ein Gefässbündel; mehrere derselben verbinden sich wieder unter zu- nehmender Weite zu grösseren Sammelästen, welche mit den Nierenbechern der Säugethiere verglichen werden könnten (wenn sie sich ansehnlich erweiterten), und in den Harnleiter münden. Jedes Harneanälchen (Fig. 10 Taf. LII) beginnt an der Oberfläche eines Läppchens mit einer kleinen rundlichen. Kapsel (Bowman’sche Kapsel), welche einen arteriellen Gefässknäuel (Glomerulus) um- schliesst. Aus der Kapsel geht ein kurzer, engerer Hals hervor, welcher sofort in den mehrfach geschlängelten und sich wieder etwas erweiternden Theil II übergeht, dann wird das Canälchen wieder enger und bildet wie bei den Säugethieren eine lange, gerade Henle’sche Schleife, deren ab- und aufsteigender Ast III, IV dicht neben einander liegen; der auf- steigende Ast erweitert sich abermals etwas, schlängelt sich dabei, V, und verbindet sich mit mehreren anderen seinesgleichen zu einem Sammel- gefäss. Dieses beginnt nahe der Nierenoberfläche und vereinigt sich im weiteren Verlaufe mit den anderen desselben Läppchens zu einem Sammel- bündel, welches einigermaassen einer Pyramide der Säugerniere entspricht. Die Harncanälchen der Vogelniere besitzen keine Flimmerzellen. Im gewundenen Abschnitt II haben die Wände gewöhnliches Cylinder- epithel mit Kernen nahe der Basis und schwach durchsichtigem Proto- plasma. Der III. und IV. Abschnitt hat niedriges Epithel; der V. hat zartes Stäbchenepithel; das in die Sammelröhren mündende Ende hat wie diese und der Ureter niedriges Cylinderepithel. Die Wände der Bowman’schen Kapseln bestehen aus mosaikartig zusammengestellten Zellen, ähnlich wie capilläre Blut- und Lymphgefässe; ausserdem hat die Kapsel einen schwachen Ueberzug von Bindegewebe. — Der Glomerulus in einer solchen Kapsel besteht aus einem knäuelförmigen Wundernetze; die eintretende Arterie ist capillärer Natur, besitzt Endothel- 824 Harn- und Geschlechtsorgane. auskleidung und schwache Ringmuskelfasern nebst einer Umhüllung feinen Bindegewebes; das austretende Gefäss ist ebenso gebaut. Cireulation in der Niere. Die mehrfachen Arteriae renales, welche aus der Aorta descendens und aus der A. ischiadica entspringen, spalten sich sehr bald nach dem Eintritt in die Niere in zwei verschiedenen Systemen angehörige Aeste. Die einen behandeln die Niere wie jedes andere Organ des Körpers, d. h. sie lösen sich in Capillaren auf, durch- dringen die ganze Niere und sammeln sich wieder zu venösen aus- führenden Stämmen, den Nierenvenen. Die Aeste des anderen Systems dienen der Harnausscheidung. Sie senden Stämmchen aus, welche als Arteriae interlobulares zwischen den kleinsten Nierenläppchen aufsteigen; diese Arterien geben an allen Seiten zahlreiche fast capilläre Gefässe ab, deren je eines einen Glomerulus bildet. Hier wird der Urin ausgeschieden, in der Kapsel gesammelt und dann durch die Harncanälchen abgeleitet. Das austretende Gefäss, Vas efferens glomeruli löst sich dann in ein capillares Netzwerk auf, aus welchem schliesslich Venulae und Venae interlobulares hervorgehen. — Die Abbildung Fig. 11 Taf. LIII wird dies veranschaulichen. Die Nebennieren. 846. Eberth, C. J., Die Nebennieren. Cap. XXII in Stricker's Handbuch. 847. Ecker, A., Der feinere Bau der Nebennieren beim Menschen und den vier Wirbelthier- S418. ra N de la capsule surr&nale. Journal de l’Anat. et Phys. 1867. 849. Holm, Ueber die venösen Elemente in den Nebennieren. Sitzber. Wien. Akad. Bd. LIII, a F. R., On the headkidney of Bdellostoma, with a suggestion as to the origin of the suprarenal bodies. Q. J. M.S. XXIV. 171—182. 1 Taf. ##849, —— On the suprarenal bodies of Vertebrata. Ibidl. XXV. 137—150. 2 Taf. Die Nebennieren (Suprarenal capsules or bodies, adrenals, Renes suecenturiati ete.), der Vögel sind von gelblich-bräunlicher oder röthlicher Farbe, von unregelmässiger Gestalt und liegen medialwärts am Vorder- lappen der Niere, neben dem Hoden oder Eierstock und der hinteren Hohlvene. — Die Nebennieren bestehen aus Rinden- und Marksubstanz ; diese beiden Theile sind bei den Vögeln aber nicht deutlich getrennt, da die Rindensubstanz in die Tiefe eindringt, die Marksubstanz theilweise an der Oberfläche erscheint. Beide Substanzen sind neben und über- einander gelagert und bilden Stränge und hohle Röhren, welche blind endigen. Die Zellen dieser Röhren sind ceylinderförmig oder polygonal mit excentrischem Kern. Nahe der Oberfläche des Organs finden sich grosse Ganglienzellen, welche dem sympathischen System angehören; im Innern sind venöse Elemente spärlich vertreten. — Lymph- und Blut- gefässe sind stark entwickelt. Dass hier ein venöses Pfortadersystem be- steht, wurde schon früher S. 802 besprochen. — Die Arterien lösen sich in ein capilläres Netzwerk auf, aus diesem gehen mehrere starke Venen hervor. Diese Gefässe begleiten Fortsätze, welche die die ganze Neben- niere umhüllende Bindegewebskapsel ins Innere sendet. * Vögel. 825 Ueber die Morphologie und Physiologie der Nebennieren ist viel gestritten worden, viele Vermuthungen sind aufgestellt worden, ohne dass jedoch diese Organe wesentlich von ihrer räthselhaften Natur eingebüsst hätten. Dass sie verkümmernde Organe sind, ist klar; was ihre embryonale Funktion war und woraus sie entstehen, ist noch ganz streitig. Nachdem Bergmann bei den Säugethieren den Reichthum der Neben- nieren an nervösen Elementen entdeckt, meinte Remak, dass sie sich aus einem sympathischen System von Geschlechtsnerven entwickelten, dass später die fettig umgewandelten Ganglienzellen zur Rindensubstanz würden, während in der Marksubstanz die Ganglien bestehen blieben. Leydig und Kölliker fassten dann die Marksubstanz als nervösen Apparat auf und die Rinde als den Blutgefässen zugehörig. Seitdem werden die Nebennieren in manchen Lehrbüchern als Anhang zur Nervenlehre be- handelt. Andere wieder betrachten sie als Blutgefässdrüsen, da Arnold’s und Brunn’s histologische Untersuchungen die Unhaltbarkeit der nervösen Natur der Nebennieren darlegten. Der Reichthum an arteriellen und venösen Gefässen, verbunden mit einer drüsenähnlichen Beschaffenheit mancher Theile des Parenchyms der Nebennieren, veranlasste die An- nahme, dass besonders während des embryonalen Lebens hier gewisse (aber bisher nicht entdeckte) Stoffe ausgeschieden und durch die Venen abgeführt würden, welche später nicht mehr erzeugt würden und somit die Rückbildung des ganzen Organes bedingten. Neuere Forscher vertreten (nach Hertwig’s Lehrbuch, S. 301—302) folgende Ansichten: Nach Balfour, Braun, Kölliker, Mitsukuri stammt die Marksubstanz von den Ganglienanlagen des sympathischen Grenzstrangs ab. Brunn, Gottschau, Janosik lassen vom Sympathieus nur einzelne Ganglienzellen und Nervenfasern hineinwachsen; die eigent- lichen Markzellen sollen durch Umwandlung aus Rindenzellen entstehen. Auch über die Entwicklung der Rindensubstanz herrschen verschiedene Ansichten. Balfour, Braun, Brunn, Mitsukuri leiten sie von An- häufungen von Bindegewebszellen ab, welche sich am vorderen Abschnitt der Urniere im Verlauf der unteren Hohl- und Cardinalvene bilden. Nach Janosik, Mihalkovics und Weldon dagegen sollen die Zellen- anhäufungen aus dem Epithel der Leibeshöhle stammen; die beiden ersteren beanspruchen hierfür das Keimepithel des vordersten Theiles der Geschlechts- leiste; sie halten die Nebennieren für einen indifferent gebliebenen Theil der Geschlechtsdrüse. Weldon vermuthete, dass die Nebennieren aus dem vorderen Ende der Geschlechtsstränge der Urniere hervorgehen; wenn diese Stränge nämlich aus dem Epithel der Malpighi’schen Knäuel (Glomerulikapsel) hervorsprossen, theilen sie sich in Höhe des Kopfendes der Urniere in einen ventralen Zweig, der in die Anlage der Geschlechts- drüse hineinwächst, und in einen dorsalen, der sich in der Nachbarschaft der Hohlvene ausbreitet und hierbei eben zur Nebenniere wird. Wieweit diese von Weldon an Fischen und Eidechsen gemachte Beobachtung auf die Vögel auszudehnen, bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten. 826 Harn- und Geschlechtsorgane. Die Entwieklung der Harn- und Geschlechtsorgane. (Taf. LIN). 850. Balfour, F. M., On the origin and history of the urogenital organs of Vertebrates. Journ. Anat. Phys. X (1876). - On the structure and development of the vertehrate ovary. @uart. Journ. Micer. Sci. XVIII (1878). ; Ueber die Entwicklung und die Morphologie der Suprarenalkörper (Nebennieren). Biol. Centralbl. 1881. Nr. 5. 853. Balfour,.F. M. and Sedgwick, A., On the existence of a head-kidney in the embryo chick and on certain points in the development of the Muellerian duct. Q. Journ. Micr. Sci. XIX. pag. 1—19. pl.Iu. II. 854. Beard, J., The Origin of the segmental duct in Elasmobranchs. Anatom. Anzeiger. 1887. Nr. 21. 855. Bornhaupt, T., Untersuchungen ‘über die Entwicklung des Urogenitalsystems beim Hühnchen. Dissertation. Dorpat. 1867. 856. Burnett, W. H., Researches on the development and intimate structure of the renal organs of the four classes of the Vertebrata. Americ. Journ. Sci. et ‚Arts. II. Ser. Vol. XVII. 1844. pag. 379. 857. Brunn, A. v., Die Rückbildung nicht ausgestossener Eierstockeier bei den Vögeln. Beiträge zur Anatomie und Embryologie als Festgabe für Jakob Henle. Bonn. 1882. S. 1—8. Taf. I. 858. Dansky et Kostenitsch, Ueber die Entwicklung der Keimblätter und des Wolff’schen Ganges im Hühnerei. Mem. Ac. Sci. St. Pötersbourg. Ser. VII (1880). Tom. XXVII. 859. Flemming, W., Die ectoblastische Anlage des Urogenitalsystems beim Kaninchen. Arch. f. Anat. u. Phys. Anat. Abth. 1886. 860. Fürbringer, M., Zur vergleichenden Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Excretions- organe der Vertebraten. Morph. Jahrb. IV (1878). 861. Gasser, Beobachtungen über die Entstehung des Wolff’schen Ganges bei Embryonen von Hühnern und Gänsen. Arch. f. mikr. Anat. XIV. 1877. 862. Gasser et Siemerling, Beiträge zur Entwicklung des Urogenitalsystems der Hühner- embryonen. Sitzber. Marburg. naturf. Ges. 27. Juni 1879. 863. Haddon, A., Suggestion respecting the epiblastic origin of the segmental duct. Proc. Roy. Dublin Soc. N.S. Vol. X. 864. Janosik, Bemerkungen über die Entwicklung der Nebenniere. Arch. f. mikrosk. Anat. 1883. , Histologisch-embryologische Untersuchungen über das Urogenitalsystem. Sitzber. K. Akad. Wiss. Wien. Bd. XCI 1885. 866. Kowalevsky, Die Bildung der Urogenitalanlage (des Wolfl'schen Ganges) bei Hühner- embryonen. Warschau. 1875. 867. Rathke, H., Beobachtungen und Betrachtungen über die Entwicklung der Geschlechts- werkzeuge bei den Wirbelthieren. Neue Schriften d. naturforsch. Ges. Danzig. I. 1825. 868. Renson, Contributions ä l’embryologie des organes d’excretions des oiseaux et des mammiferes. Inaug. Dissert. Bruxelles. 1883. Auszug in Arch. f. mikr. Anat. XXII. 1883. 869. Ruge, G., Vorgänge am Eifollikel der Wirbelthiere. Morph. Jahrb. XV (1889). S. 491—554. Taf. XVIII—XXI. (Betreffend Vögel S. 548 und 551.) 870. Schäfer, E. A., On the structure of the immature ovarian Ovum in the common fowl and in the rabbit. Proc. Roy. Soc. 1880. Nr. 202. 871. Sedgwick, A., Development of the kidney in its relation to the Wolffian body in the chick. Quart. Journ. Micr. Sci. XX. 1880. On the development of the structure known as the Glomerulus of the Head kidney in the Chick. — Q. J. M. S. 1880. pag. 146—166. pl. 17 u. 18. On the early development of the anterior part of the Wolffian duct and body in the chick, together with some remarks on the excretory system of the Vertebrata. Q. J. M.S$. XXI 1881. pag. 432 add. 874. Semon, R., Die indifferente Anlage der Keimdrüsen beim Hühnchen und ihre Diffe- renzirung zum Hoden. Inaug. Dissert. Jena. 1887. 875. Siemerling, E., Beiträge zur Embryologie der Excretionsorgane des Vogels. Inaug. Diss. Marburg. 1882. Mit 1 Tafel. . 876. Spee, Ferdinand Graf, Ueber direkte Betheiligung des Ectoderms an der Bildun der Urnierenanlage des Meerschweinchens. Arch. f. Anat. u. Phys. — Anat. Abth. 1884. 877. Wyhe, J. W. van, Die Betheiligung des Ectoderms an der Entwicklung des Vornieren- ganges. Zoolog. Anzeiger. 1886. Nr. 236. Eine sehr gute Zusammenfassung der durch die Arbeiten zahlreicher Morphologen gewonnenen Ergebnisse findet sich in 0. Hertwig’s Lehr- Vögel. 827 buch. Die folgende Schilderung ist mit wenigen, dann besonders hervor- gehobenen Aenderungen diesem Werke entnommen, soweit sie sich auf die Vögel bezieht. Die Harn- und Geschlechtsorgane hängen anatomisch und genetisch innig mit einander zusammen. Beide nehmen ihren Ursprung fast gänzlich von einer und derselben epithelialen Auskleidung der Leibeshöhle; ferner treten Theile des Harnsystems späterhin in den Dienst des Geschlechts- apparates, denn sie liefern die zur Ausführung des Samens und der Eier dienenden Canäle. a. Der Urnierengang. Die erste Andeutung des Urogenitalsystems beginnt mit dem Erscheinen eines längsverlaufenden Stranges, der in geringer Entfernung vom Kopf- ende beginnt und sich rückwärts bis zum Enddarm erstreckt. Dieser Urnierengang oder Wolff’sche Gang erscheint auf Querschnitten von Hühnerembryonen am Ende des zweiten Tages in der Gegend des fünften bis achten Ursegmentes als ein leistenartiger Vorsprung dicht unter dem äusseren Keimblatte dort, wo die Ursegmente an die Seitenplatten an- grenzen. Diese sind schon unter Sichtbarwerden einer Leibeshöhle als ein parietales und ein viscerales Blatt auseinander gewichen. Die Stelle, an welcher beide Blätter seitwärts von den Ursegmenten in einander übergehen, oder vielmehr verbunden bleiben, ist die „Mittelplatte‘; sie kennzeichnet die wichtige Region des Keimes, von welcher das Epithel der Harn- und Geschlechtsorgane seinen Ursprung nimmt. Eine Höhlung erhält der Strang erst, nachdem er sich von seinem Mutterboden abgelöst hat; er wird dann zum Urnierengang. Im vorderen Bereich des Embryo entstanden, wächst der Urnieren- gang langsam nach hinten. Bei den Vögeln scheint das in der Bildung begriffene, jeweilige Ende des Urnierenganges als isolirter Höcker in den Zwischenraum zwischen äusserem und mittlerem Keimblatt vorzuspringen und selbständig durch Vermehrung seiner eigenen Zellen allmählich bis zum Enddarm auszuwachsen. Er soll also weder vom äusseren, noch vom inneren Keimblatt sich abschnüren, noch von ihnen Zellenmaterial zu seiner Vergrösserung beziehen. Nach den neuesten von Wyhe (Lit. No. 877) und Beard (No. 854) an Elasmobranchiern und von Graf Spee (No. 876) und Flemming (No. 859) u. A. an Säugethieren angestellten Untersuchungen steht dagegen das hintere Ende des in Entwicklung begriffenen Urnierenganges direkt mit dem äusseren Keimblatt in fester Verbindung. Der Gang erscheint als leistenförmige Verdiekung des Ectoderms und verlängert sich rück- wärts durch Wucherung der Zellen des letzteren, während er sich vorn von seinem Mutterboden (dem Ectoderm) abschnürt. Die oben erwähnten Forscher schlossen daher, dass der Urnierengang nebst dem ganzen Harn- system vom äusseren Keimblatt ableitbar sei, sich gleichsam an diesem mit seiner Endöffnung nach hinten bis zum After vorschiebt und erst "828 Harn- und Geschlechtsorgane. seeundär sich mit dem mittleren Keimblatt verbindet. Da sich diese Ansicht nicht mit den Befunden an Vögeln und anderen Wirbelthieren in Einklang bringen lässt, indem nämlich das vorderste und wahrscheinlich das älteste Ende des Urnierenganges sich deutlich aus der „Mittelplatte‘ entwickelt und dann von ihr abschnürt, so schliesst Hertwig, „dass sich zuerst der Urnierengang von der Mittelplatte aus entwickelt, dann mit seinem hinteren Ende seeundär mit dem äusseren Keimblatt in Verbindung tritt und unter Betheiligung desselben weiter nach rückwärts auswächst“. „Wenn diese auch von Wyhe geäusserte Darstellung richtig ist, kann man den Urnierengang bei seinem ersten Auftreten als eine kurze canal- artige Durchbrechung der Leibeswand bezeichnen, die mit einer inneren Oeffnung in der Leibeshöhle beginnt und mit einer äusseren an der Haut ausmündet. Ursprünglich lagen innere und äussere Oefinung nahe bei- sammen, später rückten sie so weit auseinander, bis sich die äussere Oeffnung des Canals mit dem Enddarm in Verbindung gesetzt hat. Zu Gunsten dieser Ansicht lässt sich anführen, dass sich bei den Oyelostomen noch der ursprünglichere Zustand, d. h. die Verbindung mit der Haut, erhalten hat, denn bei ihnen mündet der Urnierengang an dem Bauch- porus nach aussen.‘ Hertwig fährt fort: Kurze Zeit nachdem der Urnierengang angelegt worden, setzen sich mit ihm immer zahlreicher werdende, quer verlaufende Canälehen in Verbindung. So entwickelt sich zu beiden Seiten der Chorda und der später an ihre Stelle tretenden Wirbelsäule ein eigenthümliches drüsiges Organ, welches der Abscheidung der Exerete dient. An ihm unterscheidet man drei hinter einander gelegene, in Entwicklung und Bau ein wenig verschiedenartige Abschnitte als Vorniere, Urniere und bleibende Niere. b. Die Vorniere, Pronephros. Die Vorniere ist das erste und ursprünglichste Harnorgan der Wirbel- thiere, legt sich bei den Amniota aber nur noch rudimentär an. Der vordere Theil des Urnierenganges schnürt sich vom Epithel der Leibes- höhle nicht ganz ab, sondern bleibt mit ihm vorläufig noch durch 3 oder 4 Oeffnungen in Verbindung; diese Verbindungen bilden sich zu flimmernden Quercanälen aus. Beim Hühnchen von ungefähr 100 Stunden wuchert an beiden Seiten des die rechte und linke Vorniere trennenden Mesenteriums das Bindegewebe in der Gegend des 11. bis 15. Segmentes als ein kugeliger Körper in die Leibeshöhle hinein. Jede dieser segmentalen Wucherungen erhält von der Aorta ein Blutgefäss, welches sich zu einem capillären Knäuel umbildet und dann wieder zu einem abführenden Gefäss vereinigt. Die so gebildeten Glomeruli scheiden wahrscheinlich Harn aus, der zuerst in die Leibeshöhle tritt, dann von den darin mündenden flimmernden Canälehen aufgenommen und durch den Urnierengang nach aussen ent- leert wird. Vögel. 829 Die ganze Vorniere besteht bei den Embryonen der Vögel überhaupt nur sehr kurze Zeit; beim Hühnchen beginnt sie ungefähr in der 90. Stunde und ist schon in der 120. Stunde wieder atrophirt; sie besteht also nur während des 5. Tages der Bebrütung. e. Die Urniere, Mesonephros. Am fünften Tage entwickelt sich neben dem auf die Vorniere folgenden Abschnitt des Urnierenganges die Urniere oder der Wolff- sche Körper. Medial und ventral vom Urnierengang treibt das Epithel der Leibeshöhle solide Sprossen; diese dringen in das mittlerweile reich- licher entwickelte Bindegewebe ein und wachsen dem Urnierengange entgegen. Ursprünglich solid und wenig zahlreich, vermehren sie sich caudalwärts und höhlen sich von der Leibeshöhle her aus und werden zu in regelmässigen Abständen auf einander folgenden und lateral in den Urnierengang mündenden Urniereneanälehen. Dann verlängern sich diese Canälchen, winden sich dabei Sförmig und bilden drei Abschnitte an sich aus. Die ursprünglich mit der Leibeshöhle communieirende Oeffnung bildet bei den Vögeln keinen Nierentrichter (Nephrostom) mehr, sondern schliesst sich. Der mittlere Abschnitt jedes Canälchens erweitert sich zu einem Bläschen; an dieses tritt von der primitiven Aorta derselben Seite ein feines Querästehen, welches sich zu einem Glomerulus umbildet und die mediale Wand des Bläschens vor sich hertreibt und einstülpt, sodass ein Malpighi’sches Körperchen, bestehend aus Glomerulus nebst Bow- man’scher Kapsel, gebildet wird. Der dritte Abschnitt jedes Canälchens ist der verengte Verbindungsgang mit dem Urnierengang. Am hintersten oder eaudalsten Theile der Urniere legen sich diese Canälchen überhaupt nur unvollkommen an, sie werden zu kleinen Bläschen, welche den Urnierengang nicht erreichen. Aus den völlig ausgebildeten Canälchen des Haupttheiles der Urniere sprossen dagegen noch dorsal- wärts Nebencanälchen zweiter und dritter Ordnung aus. Die so gebildete Urniere wird bei Fischen und Amphibien zum bleibenden Harnorgan, bei den Vögeln und Säugethieren scheint sie nie, auch nicht im Embryo, zu functioniren, sondern sie tritt nur als rudi- mentäres Organ auf, welches sich wieder bis auf kleine Spuren rück- bildet (Nebenhoden und Nebeneierstock); nur der Urmierengang oder Wolff’sche Gang bleibt erhalten beim Männchen als Samenleiter; beim Weibchen bildet auch dieser sich zurück. d. Die bleibende Niere, Metanephros. Die bleibende Niere der Amniota entwickelt sich im Bereich des untersten Abschnittes des Urnierenganges; sie kann als speeifisch modi- fieirte Fortsetzung des Mesonephros aufgefasst werden. Diese zuerst von Balfour ausgesprochene Meinung gewinnt mehr und mehr Anhänger, lässt auch die Annahme von Remak und von Kölliker als unwahr- 830 Harn- und Geschlechtsorgane. scheinlich aufgeben, dass nämlich die ganze bleibende Niere aus dem Urnierengange hervorsprosste. Nach den Untersuchungen von Bornhaupt, Braun, Kupffer, Sedgwick bildet sich beim Hühnchen schon am Anfang des dritten Tages an der dorsalen Wand des Endes des Urnierenganges eine Aus- stülpung, der Harnleiter oder Ureter. Dieser wächst nach Sedgwick in den Abschnitt der ‚Mittelplatte‘“, welcher am caudalen Ende des Wolff’schen Körpers in der Gegend des 31. bis 34. Ursegmentes gelegen ist. Hier wuchern die Zellen der Mittelplatte; mit dem in sie hinein- wachsenden Harnleiter wächst die Zellenmasse dorsal vom Wolff’schen Körper kopfwärts und vergrössert sich. Dann erst geht die bisher gleich- mässig kleinzellige Masse innere Umbildungen ein; gewundene Canälchen treten in ihr auf und erhalten je ein Malpighi’sches Körperchen; so gehen aus dieser Masse die gewundenen Harncanälchen nebst Henle’scher Schleife und Malpighi’schem Körperchen hervor. Gleichzeitig sprossen aus dem Harnleiter kurze Schläuche hervor, die sich zu Sammelröhren des Harns ausbilden und vereinigen und dann auf eine noch unbekannte Weise mit den Enden der Henle’chen Schleifen der Harncanälchen verbinden. Der Ureter bleibt nicht lange mit dem Urnierengang verbunden, sondern mündet schon zwischen dem sechsten und achten Tage unab- hängig in die Cloake, indem das dem Ureter und dem Urnierengang gemeinschaftliche Endstück in die dorsale Wand des Urodaeum auf- genommen wird. e. Der Müller’sche Gang. Der Müller’sche Gang, d.h. der zukünftige Eileiter, entsteht bei den Anamnia durch Längsspaltung aus dem Urnierengange. Die dorsale Hälfte des letzteren wird zum secundären oder bleibenden Urnierengang, die ventrale wird zum Müller'schen Gange; das vorderste Ende des primären Urnierenganges bleibt aber in Folge schräger Spaltung am Müller’schen Gange und wird zur inneren Mündung des Eileiters. Bei den Amnioten wiederholt sich diese Spaltung nicht mehr; ceno- genetische, d. h. die ursprüngliche Entwicklung abkürzende und modi- fieirende Vorgänge lassen den Müller’schen Gang selbständig entstehen. Nach Braun, Gasser, Janosik, Waldeyer tritt bei Vögeln und Säuge- thieren der Müller’sche Gang erst auf, nachdem die Urniere schon ziemlich weit ausgebildet ist und als ‚„Urnierenfalte“ einen in die Leibeshöhle bandartig vorspringenden Körper darstellt. Am vorderen Ende und lateral an dieser Falte verdickt sich das hier aus hohen Cylinderzellen bestehende Epithel der Leibeshöhle, senkt sich triehterförmig ein und legt sich lateral an den in der Tiefe liegenden Urnierengang. Fig. 12 Taf. LIII. Das blinde Ende des Trichters soll dann als solider Strang caudalwärts aus- wachsen, zwischen dem Urnierengang und dem Peritonealepithel der Genitalfalte gelegen; der Strang wird hohl, mündet schliesslich in das Urodaeum und der Triehter wird zur abdominalen Oeffnurg des Eileiters. Vögel. 831 Nach Sedgwick dagegen soll das blinde Ende des Trichters sich mit der ventralen Wand des Urnierenganges verbinden und dann auf Kosten desselben rückwärts wachsen, sodass also gewissermaassen eine Abspaltung vom Urmierengange in abgekürzter Weise wiederholt oder wenigstens angedeutet wird. Während beim Weibehen der Müller’sche Gang zum Eileiter wird und wenigstens auf der linken Seite zeitlebens als solcher bestehen bleibt, bildet er sich bei männlichen Vögeln schon im embryonalen Leben wieder spurlos zurück. f. Das Keimepithel. Alle bisher unter a—d besprochenen Theile des Urogenitalsystems bilden sich zusammen mit den nun zu beschreibenden Geschlechtsdrüsen aus Epithel der Leibeshöhle. An den meisten Stellen flachen sich die Epithelzellen ab und bilden das Peritoneum, aber an beiden Seiten der Urnierenfalte werden die Zellen eylindrisch und zeigen grosse Activität. Lateral an der Falte entwickelt sich, wie oben beschrieben, der Müller’- sche Gang; medial davon, zwischen ihr und der longitudinalen Mesenterial- falte, bildet sich das eigentliche Keimepithel aus, so genannt von Waldeyer, da aus ihm die Ureier und die Ursamenzellen entstehen. Aus dem darunter liegenden bindegewebigen oder ganz indifferenten ebenfalls mesodermalen Gewebe bildet sich das Stroma oder Gerüst nebst den Gefässen der Geschlechtsdrüsen: des Hodens und des Eierstockes. g. Der Eierstock, Ovarium. Am fünften Tage verdickt sich das Keimepithel des Hühnchens und bildet mehrere Zellenlagen. Einige der Epithelzellen zeichnen sich durch Grösse aus und werden nach Waldeyer zu Ureiern; andere Epithel- zellen vermehren sich stark und in Folge eines „Durchwachsungsprocesses“ (Hertwig) des Epithels und des embryonalen Bindegewebes der Keim- drüse werden durch die wuchernden Epithelzellen die Plüger’schen Schläuche gebildet. Diese bestehen aus „Follikelzellen“ und „Ureiern“. Mehrere dieser Ureier liegen in Gruppen zusammen, als Eirester, und nach Balfour’s und van Beneden’s Beobachtung entwickelt sich aus je mehreren Ureiern nur ein einziges Ei, wahrscheinlich indem eines der Ureier in seinem Wachsthum vorauseilt und dadurch die übrigen unter- drückt und zu seinem eigenen Wachsthum gewissermaassen als Nahrungs- material mit verwendet (Hertwig). Mittlerweile wuchert das an Blutgefässen reiche embryonale Binde- gewebe in und zwischen die Schläuche und Einester und theilt sie in einzelne Follikel. Jeder Follikel enthält ein einziges Ei, das von einer Schicht Follikelzellen (Membrana granulosa) umgeben und von der aus herumgewuchertem blutgefässeführenden Bindegewebe gebildeten „Follikel- haut“ umhüllt wird. Das Ei selbst grenzt sich sehr bald schärfer dureli die Dotterhaut oder Membrana vitellina ab. Wahrscheinlich nehmen die 832 Harn- und Geschlechtsorgane. 27 Follikelzellen Nahrungssubstanz aus den Blutgefässen der Follikelhaut auf und führen sie dem Ei zu. Mit dem Wachsthum des Eies verlieren die Follikelzellen ihre Bedeutung, platten sich ab und bilden eine dünne Epithellage der Innenwand der Eikapsel oder Follikelhaut. Das der Reife nahe Eierstocksei bildet schliesslich eine gestielte Kugel, welche in die Bauchhöhle hineinragt und durch den Stiel der Follikelhaut mit dem Stroma des Eierstockes zusammenhängt. Die dem Stiele abgekehrten peripheren Theile der Kapsel werden natürlich schlechter ernährt als die dem Stiele näheren, wo der Blutzufluss weniger durch den Druck des wachsenden Eies gehemmt wird; die Kapsel berstet und das nun nur von der Dotterhaut umhüllte Ei fällt frei in die Bauchhöhle oder viel- mehr es wird von der weiten Mündung des Eileiters aufgefangen, dort befruchtet und im Eileiter abwärts steigend von Eiweis und später von der Schale umhüllt. Hierüber vergleiche man „das reife Ei“. Die Wände der geplatzten Kapsel nebst der ihr innen anhängenden Membrana granulosa fallen zusammen, verwelken und schrumpfen ganz ein, ohne dass es bei den Vögeln zur Bildung von Granulationen oder eines Corpus luteum kommt. v. Brunn hat in eingehender Weise (Lit. No. 857) untersucht und festgestellt, dass auch bei den Vögeln die nicht ausgestossenen Eierstocks- eier sich rückbilden. Eine solche Eierückbildung findet periodisch statt; beim Sperling während der ganzen Thätigkeit der Keimorgane, aber auch vor- und nachher, bei älteren Thieren von Anfang März bis Mitte November, am energischsten während der Eiablage und während der Brut- und Pflegezeit. Auch Ruge (Lit. No. 869) hat die Eidegeneration am Sperling und Goldammer untersucht. Er hat ausserdem mehrfach die Anwesenheit von Kernen oder Zellen im Vogelei constatirt, deren Anwesenheit die Rückbildung des Eies documentirt. Ruge fasst einige der von Brunn gewonnenen Ergebnisse zusammen. ‚Die Schilderung der verschiedenen Phasen, wie die der Wucherung und die aus ihr hervorgehende Mehr- schichtigkeit des Eiepithels, des allmählichen Zugrundegehens des Epithels, des Eindringens von mit dem Zerlegen des Dotters betrauten weissen Blutkörperehen in das Ei erinnert ganz an die Zustände des Amphibien- eies. Die eingewanderten Zellen verwandeln sich während der letzten Stadien der Eirückbildung in Bindegewebe, welches sich mit der Follikel- wand derart vereinigt, dass die Stelle des Follikels nur noch durch eine dichtere, kernreichere Bindegewebsmembran angedeutet bleibt.‘ Semon (Lit. No. 874) hat nachgewiesen, dass auch bei den Vögeln eigenthümliche Stränge aus dem Epithel der Malpighi’schen Körperchen der Urniere hervorsprossen und in das Parenchym des oben erst sich entwickelnden Eierstockes eindringen. Diese Geschlechtsstränge der Urnieren werden beim Weibchen zum sogenannten Nebeneierstock, funktionslose Reste der beim Männchen zum Nebenhoden werdenden Theile der indifferenten Anlage. | | } Vögel. 833 h. Der Hode. Testis. Der Hode erhält zwar wie der Eierstock seine Gewebsbestandtheile direkt vom Keimepithel, aber seine ausführenden Wege werden von der Urniere geliefert. Hertwig hält es für das Wahrscheinlichste, dass die Samen bereitenden Canälchen, die Tubuli seminiferi vom Keimepithel, da- gegen die Tubuli efferentes und das Rete testis von der Urniere abstammen. Nach Semon (Lit. No. 874) und Janosik (Lit. No. 865) wuchert auch im männlichen Geschlecht das Keimepithel in die Tiefe und liefert die Ursamenzellen. Die Canälchen, welche von der Urniere, und zwar nach Semon vom Epithel Malpighi’scher Knäuel, als „Geschlechtsstränge“ in die Hodenanlage hineinwachsen, dienen nur zur Ausführung des Samens. — Aus den Ursamenzellen entwickeln sich follikelartige Körper ‘oder Samen- ampullen, indem Bindegewebe aus der Umgebung zwischen sie hinein- wächst, mehrere von ihnen mit einer gemeinschaftlichen Hülle umgiebt, und das von ihnen umschlossene Lumen mit dem sich an den Follikel anlegenden Geschlechtsstrange verbindet. Dieser Strang wird hohl und auch durch weitere Resorption kommt Verbindung seines Lumens mit dem des Follikels zu Stande. Der zweite Theil der Epithelzellen der Samenampullen wird zu Samen-Mutterzellen. (S. Entwicklung der Spermatozoen, S. 841.) Laulanie (Lit. No. 884 und 885) theilt folgende Beobachtungen mit: In der Keimdrüse des Hühnchens bilden sich weibliche Elemente aus dem Keimepithel, und ein Netz männlicher medullarer Stränge, welche letztere im Innern der Drüse ohne Zusammenhang mit dem äusseren Epithel ent- stehen. Ausserdem bilden sich weibliche corticale Eichen (aus dem äussern Epithel), darauf männliche medullare (d. h. innere Eichen, oder Ursamen- zellen), sodass die Keimdrüse den Charakter eines hermaphroditischen Organs erhält. Die eine Art dieser Ureier, entweder die männlichen oder die weiblichen, verschwindet dann wieder je nach dem sich später aus- bildenden Geschlecht. g Derselbe Forscher findet ferner, dass die im embryonalen Ovarium eingeschlossenen männlichen Ureier mit einem Iymphatischen Netzwerke in Verbindung treten, welches im Innern des Organes entsteht; die Eichen bilden dann einen Theil der Auskleidung der Höhlungen und stellen somit das männliche Keimepithel dar. Diese Erscheinung wird durch die An- nahme erklärt, dass die Iymphatischen Gefässe und Räume ein differen- zirter Theil der Leibeshöhle sind. i. Die Nebennieren. Die Entwieklung der Nebennieren wurde schon auf S. 825 besprochen. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 53 834 Geschlechtsorgane. Vergleichende Uebersicht der Entwicklung der Urogenitalorgane. Die indifferente Anlage | differeneirt sich und wird im st im Weibchen: Keimepithel der Urniere | Samencanälchen Eifollikel (Testis) (Ovarium) | primärer Gang vorderstes Ende nur embryonal Urnierengang . .. . % mediale Hälfte *) als Vorniere s. Pronephros secundärer Gangs(Wolff’scher Gang) | Vas deferens — laterale Hälfte | E Eileiter (Müller’scher Gang) | |s. Oviductus » dorsal 2 üdhrelaner Mr Nebenniere s. Capsula Urnieres. Mesonephros suprarenalis . | vonttal ©. Pk, ENT Nebanhoden Nebeneierst. s. ı 5. Epididymis | Epoophoron . Metanephros .... ! ee FARRIHL Bar la m, der Amniota Die männlichen @eschlechtsorgane. (Taf. LIV.) 878. Ballowitz, E., Zur Lehre von der Struktur der Spermatozoen. Anat. Anzeig. 1886, p. 363—376. (Fringilla coelebs p. 371.) 879. —— Untersuchungen über die Struktur der Spermatozoen, zugleich ein Beitrag zur Lehre vom feineren Bau der contractilen Elemente. Theil I. Die Spermatozoen der Vögel. Arch. Mikrosk. Anat. XXXIL, 1888, p. 402—473. Taf. 14—18. 880. Brunn, A. v., Beiträge zur Kenntniss der Samenkörper und ihrer Entwicklung bei Säugethieren und Vögeln. Arch. f. mikrosk. Anat. XXIII, 1884, p. 108—132, Taf. VII A. s$s1. Fatio, V., Note sur une particularit© de l’appareil reproducteur mäle chez l’Accentor alpinus. Rev. et Mag. de Zoologie. 1864, p. 65—67. 852. Helman, Ueber die Entwicklung der Spermatozoen der Wirbelthiere. Diss. Dorpat 1879. 883. Jensen, O. S., Ueber die Struktur der Samenkörper bei Säugethieren, Vögeln und Amphibien. Anat. Anzeig. 1886, p. 251—257. (Von Vögeln nur Emberiza critrinella, p- 256.) 884. Laulanie, F., Sur le mode d’&yolution et la valeur de l’“pithölium germinatif dans le testicule embryonnaire du Poulet. ©. R. Soc. Biol. Paris. Tome 3, 1886, p. 87—89. Jahresber. 1887, p. 178. > Sur les ovules mäles de l’ovaire embryonnaire des Oiseaux. Ibid. 280—283. 886. Schweigger-Seidel, Ueber die Samenkörperchen und ihre Entstehung. Arch. f. mikrosk. Anat. I, 1865, p. 317 £. 8$7. Solger, B., Ueber die Ungleichheit der Hoden beider Körperhälften bei einigen Vögeln. Arch f. mikr. Anat. XXVI (1886), p. 384. 888. Wagner, R. and Leuckart, R., Article Semen in Cyclopaedia of Anatomy and Physiology. Vol. IV. London 1852. 889. Waldeyer, Bau und Entwicklung der Samenfäden. Anatom. Anzeig. 1887, p. 345—36$8. 890, —— Eierstock und Ei. Leipzig 1870. 891. —— Eierstock und Nebeneierstock. In Stricker's Handb. d. Gewebelehre. 1871. Der männliche Geschlechtsapparat besteht aus den männlichen Keim- drüsen oder Hoden und deren Verbindung mit der Urniere, nebst deren Ausführungsgängen; mithin ist zwischen Hoden, Nebenhoden und Samenleitern zu unterscheiden. I. Hoden (Testis, Testiculus s. Didymis). Die stets paarigen Hoden der Vögel liegen in der Bauchhöhle, am oberen Ende der Nieren, *) Es empfiehlt sich, wie schon Balfour (Treatise on comp. Embryology, Vol. II, p. 595) angedeutet hat, nach Bildung des Müller'schen Ganges den Urnierengang als wahren D. meso- nephricus oder Wolff’schen Gang im engeren Sinne zu unterscheiden. Der noch nicht diffe- rencirte Urnierengang (D. archinephricus) enthält bei den Fischen potentiell alle Gänge der Amniota. rn ee ee ee ET u er ee Vögel. 8335 neben den Nebennieren. Zwischen beiden Hoden verläuft die Aorta und die untere Hohlader. Jeder Hode wird vom Peritoneum überzogen und da- durch in seiner Lage erhalten. Der Ueberzug ist eine zartere Bindegewebs- hülle, welche der Tunica albuginea der menschlichen Anatomie entspricht und wohl als eine Modification des visceralen Theiles des Bauchfelles auf- zufassen. Diese Bindegewebshülle sendet Septa in das Innere des Hodens und bildet so dessen Gerüst; dieses Fächerwerk umschliesst blasige, in- einander- mündende Räume, in welche der Drüsenapparat eingebettet ist. Dieser besteht aus den Samencanälchen (Tubuli seminiferi), welche die von den Septa gebildeten Fächer einnehmen. In jedem dieser Fächer liegen nach Berthold (Leydig) bei Sturnus die Samengefässe als längliche, geschlängelte Blinddärmchen, sodass also das Convolut soleher Canälchen den Hodenläppchen der Säugethiere entspricht. Nach Leydig (Lehrb. d. Histol.) dagegen kommen wenigstens beim Haushahn, und bei Fringilla chloris solche Blinddärmehen nicht vor, sondern die das Sperma bereitenden Zellen nehmen die Wände der blasigen Räume ein, ohne be- sondere Canäle zu bilden. Diese Bläschen, oder seien es Canäle, treten schliesslich am medialen Rande des Hodens doch zu wirklichen Canälen zusammen, welche dann als ausführende Gefässe des Hodens in die des Nebenhodens übergehen. Im Drüsenapparat verbreiten sich zahlreiche und sehr feine Blutgefässe, welche als Arteriae und Venae spermaticae (vergl. S. 782 und 800) von der Basis des Hodens, zwischen den ihn befestigenden Peritoneallamellen eindringen. Die Grösse der Hoden wechselt sehr, nicht nur bei den verschiedenen Vögeln, sondern auch individuell nach Alter und Jahreszeit. Sie sind am grössten zur Zeit der Fortpflanzung, und schrumpfen im Winter, be- sonders bei sehr kleinen Vögeln, zu oft schwierig wahrnehmbaren Knötchen ein. Owen bildet die Hoden des Sperlings zu verschiedenen Jahreszeiten in natürlicher Grösse ab. Im Januar kaum von der Grösse eines Steck- nadelknopfes, erreichen sie im März Erbsengrösse, und schwellen im April, von Samen strotzend, zur Grösse kleiner Kirschen an. Diese periodisch wechselnde Grösse beeinflusst die Lagerung der Baucheingeweide in nicht unerheblichem Grade. Die Gestalt der Hoden ist ebenfalls sehr wechselnd, meistens oval oder rund. Tiedemann u. A. fanden sie oval bei Alauda, Sylvia rube- cula, Hirundo, Rallus, Gallinula, Columba, Gallus; rund bei Sterna hirundo, Passer, Fringilla; länglich bei Scolopax gallinago, Lanius collurio, Struthio, Casuarius, Colymbus; mandelförmig bei Otis; langgestreckt bei Halieus; fast wurmförmig bei Cypselus; individueller Wechsel der Gestalt ist bei Anser bekannt. Meistens ist der linke Hode bedeutend grösser als der rechte, wie auch der linke Eierstock mit wenigen Ausnahmen bei weitem der grössere und allein functionirende ist. Einseitige Funktion der Hoden ist aber abnormal. Bisweilen ist dagegen der rechte Hode der grössere, wie Tiedemann von Sterna hirundo angiebt. Solger beschreibt folgende Fälle: „Bei Cypselus apus war es der linke Hode, der durch seine 53* 836 Geschlechtsorgane. schwarzgraue Färbung auffallend von dem rechten sich unterschied. Der rechte Hode entbehrte des Farbstoffes vollständig, während in dem linken im Bereiche des interstitiellen Gewebes, welches die Samencanälchen zu- sammenbält, zahlreiche sternförmige verästelte Zellen vorhanden waren, deren Leib mit den bekannten melanotischen Pigmentkörnehen erfüllt war. — Bei dem gegenwärtig in Deutschland unter dem Namen Bronce- männchen oder Broncemövchen (welche Gattung?) gehaltenen Zimmer- vogel war dagegen der linke Hode gänzlich unpigmentirt; die Färbung des rechten war besonders auf der dorsalen Hälfte ausgesprochen und griff nur am Rande auf die freie ventrale Fläche über. Das mikroskopische Verhalten der pigmentirten Partien war das nämliche wie bei Cypselus. Derselbe Hode war ausserdem — und dieser Umstand weist auf neue Beziehungen zur Ablagerung von Farbstoff hin — sehr viel weniger voluminös als der linke. Die Durchmesser in sagittaler, frontaler und horizontaler Richtung erreichten nicht einmal die Hälfte der entsprechenden Werthe des Organes der linken Seite.‘ Ich selbst fand dieselbe Ungleichheit bei Cypselus. Bei einem am zweiten Juni erlegten Halieus carbo war der linke Hode 4 em lang und 0,7 em breit, der rechte bei fast gleicher Breite dagegen war 2,5 em lang; beide convergirten stark mit ihren caudalen Enden. Auch die Farbe der Hoden wechselt; zur Begattungszeit, wenn sie von Samen strotzen, sind sie gewöhnlich weisslich, sonst aber mehr gelblich oder graulich pigmentirt. Für Picus martius konnte ich Tiedemann’s Angabe ihrer weissen Farbe bestätigen. Bei Meleagris fand sie Tannen- berg weiss, mit grossen schwarzen Flecken besprengt. Owen fand sie weiss bei Falco peregrinus und bei Columba; gelb bei Otus, Gallinula, Pica, Ibis, Machetes, Haematopus; schwärzlich bei Pyrrhocorax, Perdix, Ardea, Larus; Leydig sah bei Motacilla alba und bei Pyrrhula den einen Hoden farblos, während bei dem anderen die gewundenen Samencanälchen ıingsherum schwarz gefärbt waren. Jedenfalls wechselt die Ablagerung von schwarzem Pigment bedeutend; sie erreicht in dem oft tief schwarzen Peritoneum der Eidechsen ihren höchsten Grad, scheint bei den Vögeln aber auf den Ueberzug der Hoden beschränkt zu sein. II. Der Nebenhode (Epididymis) liegt an der medialen Seite des Hodens. Er entsteht aus dem Reste der Urniere und deren Canälchen (vergl. S. 829) und besteht demgemäss aus einer grösseren Anzahl von gewundenen Röhrchen, welche mit den ausführenden Canälchen des Hodens in Verbindung getreten sind. Die Tunica propria der Canälchen des Nebenhodens ist nach Leydig bedeutend dicker, als die der Hoden- canälchen, sodass sie ein geschichtetes oder gefasertes Aussehen hat; auch treten glatte Muskeln hinzu, welche nie an den Samencanälchen im Hoden selbst vorkommen, und die Muskulatur verstärkt sich in dem Grade, als sich die Canäle dem Vas deferens nähern. Die Epithelzellen im Innern besitzen wahrscheinlich Flimmerung wie bei den übrigen Amnioten. — Der ganze Nebenhode ist wie der Hode selbst von einer Tunica propria umgeben, Vögel, 837 wird durch diese an letzteren gebunden, und ausserdem an der Wirbel- säule befestigt von dem übrigen Bauchfell gehalten. „Die Nebenhoden bemerkt man zur Begattungszeit sehr deutlich, sonst aber sind sie wegen ihres geringen Volumens schwer zu erkennen, Sie unterscheiden sich zur Begattungszeit sehr merklich von den Hoden durch ihre meistens schmutzig gelbe Farbe. Doch variirt die Farbe; Perrault sah sie bei Otis und Crax ganz schwarz, bei Anthropoides virgo grünlich, bei Casuarius gelblich.“ (Tiedemann.) Es ist aber zu beachten, dass selbst geringe Grade der Fäulniss gerade bei diesen Organen leicht die Farbe ändern. — Tiedemann beschreibt noch einen besonderen Gang, „Vasculum aberrans“, welcher aus den Nebenhoden zu den Nebennieren geht, ohne jedoch in deren Substanz einzudringen. Schon Joh. Müller (Lit. No. 915) hat nachgewiesen, dass dieser Gang ein besonders bei jungen Vögeln vor- kommender Rest der Urnieren ist; wahrscheinlich ist er ein bisweilen abnorm entwickeltes Ueberbleibsel des obersten Endes des Urnierenganges und würde dann entweder einer der Hydatiden oder der Paradidymis der Säugethiere vergleichbar sein. Ill. Der Samenleiter (Vas deferens). Jeder der beiden Samenleiter setzt sich aus den Canälen des Nebenhodens zusammen, wird wie dieser vom Bauchfell bekleidet und gehalten, und verläuft als geschlängelter Gang auf der ventralen Fläche der Niere lateral neben dem Ureter zur Cloake. Er besitzt glatte Muskeln; Drüsen fehlen in den Wandungen nach Leydig. Während der Begattungszeit sind die Samenleiter stärker geschlängelt und diekwandiger. Das letzte Ende der Samenleiter ist gewöhnlich etwas weiter; bei Hühnern, Enten, Gänsen, Sperlingen und anderen wird der Gang bläschenartig erweitert. Tiedemann verglich diese Erweiterung unrichtiger Weise mit den Samenbläschen der Säuge- thiere; die Samenbläsehen sind drüsige seitliche Anhängsel der Samenleiter und Drüsen in den Wandungen der letzteren fehlen den Vögeln. Bei Sturnus, Lanius, Turdus beobachtete Berthold (Lit. No. 895) kurz vor dem Eintritt des Samenleiters in die Cloake einen platten, rundlichen, etwas gewundenen Körper von weisslicher Farbe, der dadurch entsteht, dass die letzten Windungen des Samenleiters durch Bindegewebe mit einander vereinigt werden. (Stannius.) Nach Ballowitz wird dieses Convolut oft, z. B. bei den Fringillae, so stark ausgebildet, dass die Cloakengegend konisch hervorgetrieben wird. Den höchsten Grad der Ausbildung erreichen diese Convolute der Samenleiter aber wohl bei Accentor alpinus und bei der afrikanischen Gattung Textor. Sie bilden zur Zeit der Fortpflanzung grosse, durch die hervorgeschobene Haut der Oloake gelblich durchscheinende Anhängsel, die an gut conservirten Vogelbalgen zu einer harten, hakenförmigen Masse eintrocknen und Anlass zu manchen abenteuerlichen Erklärungen gegeben haben. Sie wurden zuerst richtig erkannt und beschrieben von Fatio (Lit. No. 881). Auch über drüsige Gebilde, die etwa bei den Vögeln als Prostata angesprochen werden können, liegen keine histologischen Mittheilungen vor; Leydig vermisste 838 Geschlechtsorgane. bei den Vögeln jegliche accessorische Geschlechtsdrüsen. Tannenberg (Lit. No. 922) bildet zwar Prostata-Drüsen ab, und auch Tiedemann beschreibt einen röthlichen Körper als Drüse, der beim Hahn am Ende des „Samenbläschens“, bei der Ente und Gans zwischen dem Endstück des Diekdarmes und dem Vas deferens liegt, da wo die Corpora cavernosa penis ihren Ursprung nehmen. „Barkow sieht diese röthlichen Körper mit Geoffroy St. Hilaire (Lit. No. 906) als Analoga der Corpora cavernosa an, nachdem er gefunden, dass sie Wundernetze der Gefäss- knäuel darstellen, deren arterieller Theil durch Arteriae pudendae internae (Huhn, Gans, Ente) oder durch die Arteriae epigastricae gebildet wird. Auch gegen diese Darstellung erhebt Joh. Müller (Lit. No. 915) mit Recht Bedenken.“ (Stannius.) Müller sagt nämlich: Die gefässreichen Körper, welebe Tannenberg und Barkow beschreiben, haben durchaus keine spongiöse, zellige Beschaffenheit, und scheinen eine den Vögeln eigenthümliche Bildung zu sein, die, wie man aus feinen Injeetionen bei Gänsen sieht, zwar sehr blutreich sein muss, aber doch keiner eigent- lichen Erection und Steifigkeit fähig sein kann. Vergleiche ferner die Aus- führungen betreffend Vergleichung des männlichen Begattungsorganes bei den verschiedenen Vögeln; S. 860. Jeder Samenleiter mündet auf einer in die Cloake hineinragenden, kleinen kegelförmigen Papille. Letztere liegen etwas seitlich von den ebenfalls oft papillenartigen Mündungen der Harnleiter, und zwar in der dorsalen Wand der mittleren, Urodaeum genannten Abtheiluug der Cloake (s. dort S. 846). Dass diese Samenleiter-Papillen nicht als rudimentäre doppelte Ruthen aufzufassen sind, ist allein schon dadurch bewiesen, dass sie auch bei Anwesenheit eines Penis vorhanden sind. IV. Die Samenkörper (Samenfäden, Spermatozoen, Zoo- spermien). Die innere epitheliale Auskleidung der Samencanälchen oder Bläschen des Hodens besteht aus mehrfachen Zellenlagen. Zur Zeit der Geschlechtsreife zeigen diese Zellen grosse Activität; ein Theil der bis dahin indifferenten Epithelzellen wird durch Auswachsen in die Samen- körper umgestaltet, welche dann frei werden und durch die ihnen eigene Bewegung in die Samencanäle des Nebenhodens gelangen. Aus diesen werden sie durch rhythmische Contraction der Muskeln der Samenleiter bei der Begattung ausgepresst. Die neueste, und zwar eine sich auf 42 Arten der verschiedensten Vögel erstreckende Arbeit über den Bau der Spermatozoen verdanken wir Ballowitz (Lit. No. 879). Ausserdem haben namentlich Brunn (Lit. No. 880) und Jensen (Lit. No. 883) diese Gebilde eingehender untersucht. Im Folgenden sei ein Auszug der von Ballowitz mit 142 Abbil- dungen erläuterten Arbeit gegeben: Die Spermatozoen der Vögel finden sich in zwei verschiedenen Formen, welche sich hauptsächlich durch die Gestalt des „Kopfes“ von einander unterscheiden. Die eine, den Singvögeln eigenthümliche Form zeichnet sich, nach Angabe früherer Beobachter, dadurch aus, dass der Kopf mehrere Vögel. 839 Spiralwindungen besitzt, sodass derselbe ein korkzieherartiges Aussehen erhält. Die Zahl der Windungen ist bei den einzelnen Arten verschieden. Auch die Länge der „Geissel“ wechselt je nach der Art. Die zweite Form besitzt einen langgestreckten, schmalen, drehrunden Kopf und eine kurze Geissel, und soll sich bei allen fanden Vögeln vorfinden; diese Samenkörper a meistens sehr klein. Spermatozoen der Singvögel. Jeder Samenkörper besteht aus einem Kopf, Verbindungsstück und Schwanz oder Geissel. Die Köpfe besitzen bei allen Singvögeln eine mehr oder weniger ausgebildete, bei manchen Arten geradezu ideal vollkommene Schraubenform, und lassen eine Zusammensetzung aus zwei ungleichen Theilen, einem „Vorderstück“ und einem „Hinterstück‘“ erkennen. Die Köpfe von Fringilla coelebs bilden eine aus etwa 2!/, Windungen bestehende Spirale eines sonst rund- lichen Körpers; das hintere Erde ist schräg abgestutzt und grenzt, durch eine dunkle schmale Linie von demselben getrennt, an das Verbindungs- . stück. Nach vorn hin verschmälert sich der Kopf und läuft in eine sehr feine, blasse Spitze aus. An diesem vorderen Kopftheil erhebt sich von der Mitte der ersten hinteren Windung an ein anfangs ziemlich hoher, sehr zarter, membranartiger Saum, welcher der convexen Aussenfläche der Kopfspirale angeheftet ist, und sich bis an deren Spitze erstreckt. Diese Membran verwandelt den vorderen Kopftheil in eine sehr voll- kommene breitschaufelige Schraube. — Das Hinterstück ist vorn concav und nimmt das hintere Ende des Vorderstückes auf, mit welchem es fest verkittet ist. An der einen Seite des abgestuften Endes des Hinterstückes inserirt das Endknöpfchen des Axenfadens, während das Vorderende des Verbindungsstückes an den übrigen Theil anstösst. Das Verhältniss der Grösse zwischen Vorder- und Hinterstück des Kopfes wechselt bei den einzelnen Arten sehr. Die Geissel besitzt beim Buchfinken die ansehnliche Länge von 0.259 mm und stellt einen meist schnurgerade gestreckten, bisweilen leicht geschwungenen Faden dar. Dieser Faden besitzt einen ungefähr 60 mal spiralig um ihn gewundenen Saum, welcher augenscheinlich aus struk- turlosem Protoplasma besteht. Häufig anscheinend unter normalen Ver- hältnissen löst sich dieser Saum theilweise oder ganz von dem Axenfaden ab und schnurıt dann mehr oder weniger zusammen. Die Axenfäden selbst lösen sich bei passender Fäulnissbehandlung in eine Anzahl von feinsten Fibrillen von gleicher Länge auf; sie scheinen durch eine Kittsubstanz zusammengehalten zu werden, welche besonders am Verbindungstheil in grösserer Masse entwickelt ist. Das vorderste Ende des Axenfadens endigt in ein Knöpfehen. Während bei den Fringillinae und Sylviinae der Spiralsaum sehr deutlich ist, lässt er sich an den sehr feinen Geisseln von Oriolus, Lanius, Corvus Und Sturnus kaum nachweisen. ode der Natatores, Grallatores, Gallinacei, Co- lumbae, Seansores, Raptores und von Caprimulgus. Die Samen- körper dieser Vögel sind im wesentlichen sehr gleichgestaltet. Nur die 840 Geschlechtsorgane. der Tauben zeigen einen abweichenden, merkwürdigen Bau. Die Samen- körper dieser Vögel, ausgenommen der Tauben, sind sehr klein und äusserst zart, daher selbst für die stärksten Vergrösserungen wenig günstige Objekte. Die äussere Gestalt des Kopfes zeigt zwei verschiedene Formen. Die eine, bei Laridae, Vanellus und Milvus gefunden, stellt schmale eylindrische Stäbehen dar, welche sich nach vorn nicht, oder doch nur sehr wenig verschmälern, und an dem vorderen und hinteren Ende ab- gestutzt sind. Diese Stäbchen zeigen in frischem Zustande bisweilen eine äusserst zarte Querstreifung., Am vorderen Ende findet sich regelmässig ein Endknöpfchen, welches frisch als dunkler, stark lichtbrechender Punkt erscheint. Die andere, bei Cuculus, Pieus, Columba, Gallus, Tadorna, Anas u.a. gefundene Kopfform ist gleichfalls drehrund und in ihrem hinteren Theile gleichmässig diek; nach vorn hin wird sie mehr pfriemenartig; zarte Querstreifung findet sich bei Tadorna in der Rindenschicht. Das vordere Ende des Kopfes läuft regelmässig in eine feine Spitze aus, die besonders an etwas macerirsten und dann tingirten Präparaten hervortritt. Bei Tadorna, Larus ridibundus und bei Meleagris wurden im Sperma des Vas deferens vereinzelte Spermatozoen aufgefunden, deren Köpfe eine bedeutendere Länge und etwas grössere Dicke besassen, als die übrigen; die grössten waren ungefähr noch einmal so gross. Bei der Möve kam eine solche Riesenform auf etwa 50—80 gewöhnliche; im Hoden scheinen sie häufiger zu sein. Solche Riesensamenkörper wurden zuerst von La Valette St. George bei anuren Amphibien, später auch von Andern bei wirbellosen Thieren beschrieben. Die Struktur der Geissel bietet ein ganz anderes Aussehen dar, als bei den Singvögeln. Sie bildet nämlich einen kurzen, dünnen Faden, welcher meistens mehrfach unregelmässige Einbiegungen und winkelige Einknickungen aufweist. Die ganze Geissel besteht aus einem Verbindungs- und einem Hauptstück. Das erstere zeigt wie bei den Singvögeln feine Querstreifung; es scheint als ob diese Streifung der Ausdruck eines spiralig gewundenen schmalen Saumes ist. Das Hauptstück der Geissel ist ein sehr dünner Faden ohne Spiralsaum, lässt sich aber gelegentlich als aus mehreren Fibrillen bestehend erkennen. Am vorderen Ende des Fadens befindet sich ein Knöpfchen, welches sich am hinteren Ende des Kopfes befestigt. Sehr abweichend sind die Spermatozoen der Haustaube. Die ver- hältnissmässig langen und ziemlich dieken Geisseln grenzen sich vom Kopfe wenig ab, sind meistens in unregelmässigen Windungen gebogen, und verjüngen sich nach hinten nur wenig, gehen dann aber in einiger Entfernung von der Spitze plötzlich in einen feinen, ziemlich langen, gleichfalls meistens hin und her gebogenen Endfaden über. Um den dieken Haupttheil der Geissel ist ein niedriger Saum in sehr vielen Drehungen herumgewunden; es ist möglich (doch wird dies von Bailowitz verworfen), dass dieser Haupttheil der Tauben-Spermatozoen dem Verbin- Vögel. 841 dungstheile bei anderen Vögeln entspricht; obgleich ein so langes Ver- bindungsstück bisher einzig bei den Tauben bekannt ist, so spricht doch für diese Möglichkeit, dass bei ihnen sonst ein nachweisbar abgegrenztes Verbindungsstück nicht aufzufinden ist, und fehlt. Maasse der Spermatozoen und zwar Länge der Geissel in Milli- metern: Fringilla eoelebs 0.259, F. chloris 0.176, F. eannabina 0.147, Muscicapa grisola 0.162; Phyllopneuste hypolais 0.068; Oriolus galbula 0.085; Corvus frugilegus 0.023; Lanius collurio 0.024 mm. Die Grösse des Kopfes wechselt bei Pieus, Cueulus, Falco, Columba, Gallus, Pavo, Vanellus, Anas von „t;,— z4; Linie, nach Wagner und Leuckart. Das Verhältniss des Kopfes zur Geissel ergiebt sich aus den in eintausendfacher linearer Vergrösserung abgebildeten Spermatozoen, Taf. LIV. Die Bewegung der Spermatozoen ist bei den Singvögeln eine gleich- mässig fortschreitende, mit schneller Rotation des Körpers um seine Axe; die geradlinige Bewegung wird durch die Geissel hervorgerufen, welche bei manchen Vögeln wie bei den Säugethieren hin und her schlägt; die Rotation ist lediglich durch die Gestalt des Kopfes bedingt. Die Contractilität hat ihren Sitz allein in der Geissel und zwar wahr- scheinlich in den Elementarfibrillen, welche den Axenfaden zusammensetzen. Entwicklung derSpermatozoen. Wie schon auf S. 833 angegeben, entstehen die Samenkörper aus dem Epithel der Hodeneanälchen. Die betreffenden bis dahin indifferenten Zellen verwandeln sich in Spermato- cyten, d. h. rundliche, frei werdende Bläschen vom Werthe einer Zelle, aus deren Kern der Kopf und aus deren Protoplasma die contractile Geissel des Samenkörpers hervorgeht. Obgleich zwar aus je einer Sper- matoeyte nur ein Samenkörper entsteht, so können sich vorher die Sperma- toeyten durch endogene Vermehrung noch erst in eine grössere Anzahl von Tochterzellen verwandeln, welche letztere dann von einer gemein- samen, der Mutterzelle angehörigen Hülle umgeben werden. Jede Tochter- spermatoeyte bildet ein Spermatozoon. Die Umbildung der Rundzelle in den Samenkörper beginnt nach Brunn (Lit. No. 880) mit der Entstehung des Axenstranges der Geissel direkt aus dem Inneren des Protoplasmas. Der Kern der Zelle rückt nach dem einen Pol der Zelle hin, und zwar stets nach dem der Wand des Samencanälchens zugekehrten, und tritt aus dem Protoplasma heraus; letzteres bildet dann das Verbindungsstück und später auch den spiraligen Saum der Geissel. Diese hängt, wenn der Körper nahezu reif ist, als äusserst feiner Faden aus der Spermatocyte heraus, die Hülle der letzteren verschwindet allmählich, und die reifen Spermatozoen liegen regellos in der Mutterzelle. Nur bei den Singvögeln . ordnen sich sämmtliche Spermatozoen derselben Mutterzelle innerhalb der- selben ganz regelmässig zu Bündeln an, indem die Köpfe alle zusammen- rücken, die Schwänze einander parallel liegen und mit ihren Enden, wenn sie lang sind, wie z. B. bei Fringilla, umgebogen sind. Dann verschwinden auch die Hüllen der Mutterzellen und die Spermatozoen werden frei in die Samencanälchen entleert. 842 Geschlechtsorgane. Die weiblichen @esehlechtsorgane. (Taf. LIV.) 892. Loos, P. A., Die Eiweissdrüssen der Amphibien und Vögel. Zeitschr. f. wiss. Zool. XXXV (1881), p. 478—504. Taf. 893. Sacchi, M., Contribuzione all istiologia dell’ovidotto dei Sauropsidi. Atti Soc. Ital. Nat. Milano. Vol. 30. (Von Vögeln Strix, Asio, Chelidon, Serinus, Meleagris, Numida, 894. an R., Beiträge zur Anatomie der Vögel. Abhandl. d. Münch. Acad. d. Wissensch. IL. 1894. 0. 278 £ Der weibliche Geschlechtsapparat besteht aus den weiblichen Keim- drüsen oder Eierstöcken und den nicht mit diesen in Verbindung stehenden Eileitern. I. Die Eierstöcke, Ovaria. Der auf S. 831—832 gegebenen Beschreibung der Entwicklung ist noch folgendes über die mikroskopischen Verhältnisse der Eierstöcke hinzuzufügen. Jeder Eierstock ist trauben- förmig und liegt am Kopfende der Niere derselben Seite, dieht unter dem benachbarten hinteren Leberrande, seitlich dicht neben der Aorta, mit welcher er durch Gefässe und Bindegewebe befestigt ist. Die Blutgefässe, welche den Eierstoek versorgen, entspringen aus der Aorta descendens, s. $. 782. Die Venen münden in die V. cava posterior, s. S. 808. Die Zahl der Eier beträgt mehrere Hundert; dieselben befinden sich zur Fortpflanzungszeit in allen Stadien der Entwicklung, von den kleinsten Eichen bis zu denen mit ganz reifem Dotter. Bei allen Vögeln ist nur der linke Eierstock vollkommen ausgebildet und functionsfähig, der rechte ist zwar meistens auch vorhanden, produeirt auch wohl unreife Eier, doch werden dieselben anscheinend nie frei, sondern bilden sich wieder zurück. Demgemäss ist auch der rechte Eileiter schon frühzeitig in der Rückbildung begriffen, oder erhält sich im besten Falle in der Nähe der Cloake nur in Form eines ligamentösen Stranges oder selbst Schlauches, dessen Lumen sich in die Cloake öffnet. Diese einseitige Ausbildung von Eierstock und Eileiter ist wohl auf Raum- ersparniss zurückzuführen. Zwei völlig entwickelte, mit harter Schale versehene Eier würden in der Bauchhöhle kaum Platz haben, wie denn auch nie, oder nur sehr ausnahmsweise zwei legereife Eier im linken Eileiter beobachtet worden sind. Bei den Reptilien sind allerdings beide Eierstöcke und Eileiter gleichmässig entwickelt. Angaben über Persistenz der weiblichen Geschlechtstheile der rechten Seite sind zahlreich. Barkow (Lit. No. 897) fand bei zwei, unter drei von ihm untersuchten Weibehen von Fulieca atra den rechten Eileiter rudimentär, und giebt eine Abbildung davon; dasselbe fand er bei der Haustaube, Hausente und bei Otus brachyotus. Nach v. Baer lassen sich die Ueberbleibsel des rechten Eileiters beim erwachsenen Huhn meistens noch in Gestalt eines blinden Sackes erkennen. Stannius fügt Cygnus musiceus, Anser, Alca, Ciconia alba, Gallinula und Haliaetos albi- eilla hinzu. Der rechte Eierstock erhält sich nach Stannius ziemlich ausgebildet bei Astur und Buteo; viel unbeständiger bei den übrigen Raubvögeln, Vögel. 843 noch seltener bei den Eulen; individuell wurde er bei Tauben, von Wagner (Lit. No. 894) bei Papageien und bei Corvus corone angetroffen. Carus und Otto bilden ihn von Buteo ab, Erläuterungstafeln, Taf. VII. Fig. 1. — Ich selbst fand einmal bei Ciconia alba, und einmal bei C. nigra beide Eierstöcke im Sommer ganz gleich entwickelt, manche der Eier sogar mit weit vorgeschrittenem Dotter; ebenso fand ich ziemlich häufig bei verschiedenen Raubvögeln beide Eierstücke traubenförmig. Il. Der Eileiter, Oviductus. Der Eileiter ist, was die makrosko- pischen Verhältnisse betrifft, gut von Tiedemann und von Sacchi (Lit. No. 893) beschrieben worden, und zwar wie folgt: Der Eileiter ist ein langer, darmähnlicher Schlauch, welcher mit seinem oberen Ende in die Bauchhöhle mündet, und mit dem anderen sich in die Cloake öffnet. Er wird durch eine Duplicatur des Bauchfelles, welches ein wahres Gekröse bildet, an die Wirbelsäule, an die Nieren, und an die Aorta befestigt. Der ganze Schlauch zerfällt in den eigentlichen Eileiter, den Uterus und in die Scheide. Der eigentliche Eileiter liegt unmittelbar unter dem Eier- stock; er beginnt mit einem weiten, trichterförmigen sehr dünnen, mem- branösen Stück, Infundibulum, welches der Tuba Fallopii der menschlichen Anatomie entspricht. Der Trichter ist durch ein aus Peritoneallamellen gebildetes Band an den Eierstock, und durch ein anderes, mehr rundliches an den Uterus befestigt, wodurch der Trichter in seiner Lage erhalten wird, sodass die reifen Eidotter, welche sich vom Eierstocke losreissen, sogleich vom Trichter aufgenommen werden können. Sacchi beschreibt die Anheftung des Triehters genauer beim Huhn. Von der einen Seite des Randes der sehr dünnwandigen Oeffnung des Trichters verläuft eine Peritonealfalte nebst elastischen Fasern zum hinteren Rande der linken Lunge. Eine ähnliche Falte, welche aber wie das Mesometrium glatte Muskelfasern enthält, erstreckt sich von letzterem ebenfalls an den Rand der Oeffnung, gegenüber der elastischen Falte. Beide Falten können vermöge ihrer Contractionsfähigkeit die Trichteröffnung dem Ovarium nähern, dienen auch zur Leitung der sich lostrennenden Eier. Das all- mählich enger werdende Infundibulum geht in einen langen Seblauch über, der an das zuvor genannte Gekröse (Mesometrium und Mesovarium) befestigt, und nach Art der Därme gewunden ist. Bei den Hühnern bemerkt man meistens drei Windungen; weniger stark sind letztere bei Raub-, Sumpf- und Schwimmvögeln. In diesem Theile des Eileiters wird das den Dotter umhüllende Eiweis durch Secretion der sehr drüsigen Wände abgelagert. Gegen den Uterus hin wird der Eileiter auf eine kurze Strecke etwas enger; an diesen „Isthmus“ schliesst sich der mitt- lere Abschnitt an, der Uterus, welcher eigentlich nur eine Erweiterung des ganzen Eileiters, mit dickeren Wänden, ist; er liegt ventral und etwas rechts vom Enddarm, theilweise auch neben der Cloake. In ihm wird die harte Eischale abgesondert und das nöthige Pigment. An den Uterus schliesst sich die kurze, wieder verengte, am Anfang etwas gewundene Scheide an, welche bei der Henne ungefähr einen Zoll, bei der Gans 844 Geschlechtsorgane. zwei Zoll lang ist; sie mündet etwas links vom linken Harnleiter in der dorsalen Wand der mittleren, Urodaeum genannten Abtheilung der Cloake. Die Mündung ist rund und wulstig. Die Wand des ganzen Eileiters besteht aus vier Lagen. Die äussere Lage ist die Fortsetzung des Bauchfelles, und zwar das Mesometrium, dessen beide Blätter, wie beim Darm, von hinten auseinander treten und den Eileiter umgeben. Die zweite Lage besteht aus hauptsächlich längs verlaufenden glatten Muskelfasern, welche am stärksten am Uterus und an der Scheide sind, gegen den Trichter hin aber ganz allmählich dünner werden und schliesslich verschwinden. Die dritte Lage besteht aus Binde- gewebe und enthält die Gefässe, welche im Mesometrium aus der Aorta aufsteigen und zur Vena cava posterior zurückkehren; sie verzweigen sich hauptsächlich in dieser dritten Lage, um besonders die innerste, vierte Lage zu versorgen. Die Arterien des Eileiters entspringen, wie auf S. 782 und 784 beschrieben, aus den Aa. spermaticae und aus der A. pudenda communis; die Venen münden theils in die Venae renales revehentes, theils in die V. renalis magna sinistra, theils in die V. coceygomesenterica, oder endlich direkt in die V. iliaca, s. S. 803. Die innerste, vierte Lage des Eileiters ist eine Schleimhaut mit zahlreichen Drüsen, welche das Eiweis und die Eischale absondern; sie ist beträchtlich diek, gefässreich und bildet viele geschlängelte Falten, auf welchen sich die absondernden Drüsen öffnen. Besonders über den mikroskopischen Bau des Eileiters verdanken wir Sacchi (Lit. No. 893) sorgfältige Untersuchungen, welcher er am Strix, Asio, Chelidon, Serinus, Meleagris, Numida, Gallus, also an einer Reihe sehr verschiedener Vögel angestellt hat. Die Innenwand der Trichter- öffnung ist leicht gefaltet und mit Flimmerepithel bekleidet. Das Ei steigt durch den Triehter schnell herab und gelangt dann in den das Eiweiss absondernden langen Abschnitt, worin es beim Hubn drei bis sechs Stunden verweilt. Die Muecosa bildet zahlreiche tiefe und schräge wellige Längs- falten, welche im Isthmus sich zu regelmässigen Längsfalten anordnen. Im Isthmus wird die doppelte weiche Schalenhaut abgesondert. In der darauf folgenden ovalen Erweiterung, dem Uterus, verweilt das Ei zwölf bis zwanzig Stunden, es erhält hier seine Kalkschale; die Wände enthalten longitudinale und transversale glatte Muskelfasern, die Mucosa erhebt sich zu zahlreichen in verschiedenen Richtungen laufenden Falten, die natürlich verstreichen, wenn der Uterus durch das Ei ausgedehnt wird. Dieser Uterus, Camera caleigera, geht in einen innern längsfaltigen Hals über, welcher sich als Scheide lateral neben der linken Uretermündung in das Urodaeum öffnet. Beim Huhn fand Saechi, dass der Eileiter zur Zeit der Ruhe nur ungefähr 18 cm lang war und nur 1.5 mm Durchmesser hatte; zur Zeit des Eierlegens dagegen nimmt der Eileiter um das 50fache an Volumen zu, indem er 80 cm lang und 1 cm weit wird. Diese ausserordentliche Zunahme beruht auf Neubildung seiner Elemente. Vögel. 345 Der Triehter secernirt nicht, sondern dient nur zur Leitung; innen mit feinem flimmernden Cylinderepithel bekleidet, äusserlieh mit Binde- gewebe, nebst Blutgefässen, ohne Muskelschieht. Muskeln finden sich nicht im .inactiven Trichter, wohl aber in den folgenden Absehnitten. Im activen Trichter dagegen treten in seiner Wand innere longitudinale und äussere transversale Muskeln auf. Die Mucosa erhebt sich zu unge- fähr 12—20 hoben und dicken Falten, welche so ziemlich das ganze Lumen des Eileiters ausfüllen. In jede Falte erstreckt sich ein eentraler Stamm von Bindegewebe der Submucosa, welches sich dann peripherisch verästelt. Der Raum zwischen diesen Verästelungen ist mit zahlreichen unregelmässig gelagerten, polyhedrischen Zellen erfüllt, welche zwischen sich kleine Massen von Eiweis absondern. Die Oberfläche der Falten trägt überall hohe, sehr regelmässige Cylinderzellen, durch welche dann die in der Tiefe secernirten Eiweissklümpchen austreten und um die Ei- kugel abgelagert werden. Die innere Struktur des Isthmus ist ganz ähnlich der des eigent- lichen Eileiters, aber die Drüschenzellen secerniren eine diehtere und dunklere, die Schalenhaut bildende, Masse; die Cylinderzellen sind be- deutend niedriger. Die Wandung des activen Uterus ist zu ungefähr 4 mm verdickt; zwei Drittel der Dicke werden durch die Drüsen eingenommen, während das übrige Drittel fast ganz aus inneren longitudinalen und äusseren transversalen glatten, unregelmässig vertheilten Muskeln gebildet wird. Die äussere Hülle oder Serosa ist dünn, enthält aber zahlreiche Blut- gerässe. Die die Kalkschicht absondernden Drüsen der unregelmässig faltigen Mucosa sind etwas grösser als die das Eiweiss secernirenden Zellen; das Epithel der Falten besteht aus hohen, deutliche Kerne ent- haltenden Cylinderzellen. Zwischen diesen treten die in der Tiefe gebil- deten, glänzenden, structurlosen Kalkkörperechen an die Oberfläche und werden dann auf der Schalenhaut abgelagert. In der ungefähr 3 cm langen Scheide sind die Muskeln, besonders die ringförmigen, stärker, die Mucosa weniger entwickelt. Die Falten der Mucosa erheben sich besonders an zwei gegenüber liegenden Seiten; ihr Epithel ist ebenfalls eylindrisch. CGloake und Begattungsorgane. (Taf. LIV.) 895. Ahlwick, Historisch -kritische Darstellung der verschiedenen Castrationsmethoden bei Hühnern. Dorpat 1860. 896. Alesi; Vincenzo, Sulla borsa di Fabricio negli uccelli. Milano, Soc. Ital. Atti. Vol. 18, 1875, p. 133—169; plates 4 and 5. 897. Barkow, H., Von der Kloake verschiedener Vögel. Meckel, Archiv. 1829, p. 443 et seq.; Fol. 9 and 10. 898. Berthold, A. A., Ueber den Fabricischen Beutel der Vögel. Acad. Caes. Leopold. Noya Acta. Vol. 14, 1828, p. 903—918. 899. Bornhaupt, Th., Untersuchungen über die Entwicklung des Urogenitalsystems beim Hühnchen. — Dissert. inaug. Riga 1867. 900. Budge, J., Ueber das Harnreservoir der Wirbelthiere. Greifswald, Naturw. Ver. Mittheil. Heft 7,1876 (3 Tafeln). 846 IT. 908. 909. Cloake und Begattungsorgane. . Fabrieius ab Aqua pendente. Opera omnia anatomica et physiologica. Padua, 1687. Cap. I, II, III. (Erste Beschreibung und Abbildung der Bursa.) . Forbes, W. A., On the bursa Fabricii in birds. Zool. Soc. Proc., 1877, p. 304—318. . Gadow, H., Remarks on the cloaca and on the copulatory organs of the Amniota. Philos. Trans. Lond. 1887. B. p. 5—37, pls. 2—5. — Abstract in Proc. R. S. 1886. No. 243. . Gasser, E., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Allantois, der Müller’schen Gänge und des Afters. Frankfurt a/M. 1873. (3 platees.) Die Entstehung der Cloakenöffnung bei Hühnerembryonen. Archiv Anat. Physiol. (Anatom. Abthg.), 1880, p. 297—319; Taf. 12 und 13. . Geoffroy-Saint-Hilaire, Etienne, Consid&rations generales sur les organes sexuels des animaux ä& grandes respiration et circulation. [1823.] Paris Mus. Hist. Nat. Mem. Vol. 9, p. 393—412. Composition des appareils g@nitaux, urinaires et intestinaux, & leurs points de rencontre dans l’autruche et dans le casoar. Ibid., Vol. 9, p. 438—456; plate 21. —— Philosophie Anatomique. — (Vol. 2.) Des Monstruosites humaines. Paris 1822. (Tafel 17 enthält Abbildungen der Cloake von Meleagris, Gallus, Pavo, Anas.) Geoffroy-Saint-Hilaire, Isidore, et Martin-Saint- Ange, G. J., Recherches anatomiques sur deux canaux qui mettent la cavit© du p£ritoine en communication avec les corps caverneux chez la tortue femelle, et sur leurs analogues chez le crocodile; et remarques sur la structure et la disposition du cloaque, du clitoris et des corps caverneux chez la tortue. -Ann. Sci. Nat. Vol 13, 1828, p. 153—201; pl. 6 and 7. . Huschke, E., De Bursae Fabricii Origine. Jenae 1838. (Mit Tafel.) . Lereboullet, Recherches sur l’anatomie des organes genitaux des animaux vertehres. [1848.] Acad. Caes. Leopold. Nova Acta. Vol. 23, 1851, p. 1—228. 2, Martin-Saint-Ange, Etude de l’Appareil reproducteur dans les cing Classes d’Animaux vertcbres au point de vue anatomique, physiologique et systematique. M&m. Ac. Sci. Paris XIV. 1856, p.1f—. . Mayer, A. F. J. C., Appareil genito-urinaire des oiseaux. Abstract in L’Institut. Vol. 9, 1841, p. 231; und Neue Untersuchungen a. d. Gebiete der Anat. und Physiol. Bonn 1942. . Müller, J., Bildungsgeschichte der Genitalien. Düsseldorf 1830. Ueber zwei verschiedene Typen in dem Bau der erectilen männlichen Geschlechts- organe bei den straussartigen Vögeln, und über die Entwickelungsformen dieser Organe unter den Wirbelthieren überhaupt. Berlin, Abhandl. 1836, p. 136 f. (Mit 3 Tafeln.) . Perrault, Memoires pour seryir ä l’histoire naturelle des animaux et des plantes. Aısterdam. 1736. — (Enthält zahlreiche Beschreibungen und Abbildungen der Weich- theile von Halieus, Numida, Aquila, Crax, Otis, Anthropoides, Struthio, Casuarius.) . Rathke, H., Ueber die Entwickelung der Geschlechtstheile bei den Vögeln. Beobach- tungen und Betrachtungen über die Entwicklungsgeschichte der Geschlechtswerkzeuge bei den Wirbelthieren. Halle 1825. . Retterer, E., Contribution & l’tude du cloaque et de la bourse de Fabricius chez les oiseaux. Robin, Journ. Anat. Physiol. Annce 11. 1885, p. 369—454, pls. 17—19. . 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Die gesammte Cloake der Vögel besteht aus drei aufeinander folgenden Abtheilungen, welche von einander durch in der Regel ziemlich deutliche Ringfalten getrennt sind: Es ist am leichtesten mit der Beschreibung des mittleren Raumes zu beginnen. Dieser, von mir Urodaeum genannt, ist die kleinste Abtheilung; in die dorsale Wand münden auf in das Vögel. 847 Lumen hineinragenden Papillen die beiden Harnleiter und seitlich daneben die beiden Samenleiter oder die Eileiter. Dicht oberhalb, d. h. kopfwärts, von diesen Mündungen erhebt sich eine besonders lateral und ventral ausgebildete kreisföürmige Falte (rc); unterhalb der Mündungen, d. h. caudalwärts, erhebt sich eine ähnliche kreisförmige Falte (F), die aber am besten lateral und dorsal entwickelt ist, während sie an der ventralen Seite niedriger ist, oder auf die Wände des Penis übergeht, wenn ein solcher vorhanden ist; bisweilen ist die Falte F aber ganz vollständig. Durch diese Falten F und rc wird das Urodaeum gegen die beiden übrigen Abtheilungen mehr oder weniger abgeschlossen. Oberhalb der Falte rc folgt das Coprodaeum, d. h. die innerste Abtheilung; sie ist die weiteste von allen, besonders weit, sacktörmig bei den Vögeln, welche wie Reiher und Raubvögel sehr flüssige Exeremente besitzen. Das Coprodaeum ist aus einer Erweiterung des betreffenden Endes des Enddarmes entstanden, seine Innenwand ist demgemäss auch oft mit nahezu derselben Mucosa wie das übrige Reetum ausgekleidet. Dieser einzig zur Ansammlung der Exeremente bestimmte Raum wird nach oben hin, d. h. gegen das übrige Reetum durch eine starke, kreis- förmige Falte rc’ abgeschlossen. Die Muskulatur, besonders die Ringfasern, sind in allen diesen Falten ziemlich stark entwickelt. In einzelnen Fällen, wie bei Struthio, folgt oberhalb dieses Coprodaeums noch eine ähnliche, aber viel kleinere Erweiterung des Rectums, dieselbe ist aber von neben- sächlicher Bedeutung; sie findet sich wohl entwickelt bei manchen Sauriern. Bei Casuarius und Rhea ist die Falte rc‘ nur schwach entwickelt, das Coprodaeum geht dementsprechend ziemlich gleichmässig nach oben in das übrige Recetum; die inneren Wände desselben zeigen die gleiche Structur der Mueosa. Ist dagegen die Falte rc‘ sehr stark, sodass, wie z. B. bei Cygnus, ein Verschluss stattfinden kann, so hört die zottige Struktur der Mucosa unterhalb der Falte auf, während die Wände des weiten Coprodaeums mit glattem, drüsenlosem Epithel ausgekleidet sind. Wie zu erwarten, giebt es zwischen diesen Hauptformen zahlreiche Uebergänge. Unterhalb der Falte F folgt die äussere Abtheilung der Cloake, das Proctodaeum; dieser Raum enthält den Penis, und führt an seiner dorsalen Seite in die Bursa Fabrieii; die Oeffnung in die Bursa ist bis- weilen, z. B. bei Struthio und Leptoptilus, von einer Faltenklappe beschützt, welche dann das ganze Vestibulum oder Proctodaeum nach Geoffroy’s Auffassung in eine Bourse accessoire (B. Fabrieii) und eine Bourse du pr&puce (Vestibulum) scheidet. Bei vielen Vögeln ist eine solche Klappe aber garnicht vorhanden, oder nur sehr undeutlich. An den Seiten des Penis, welcher stets aus der ventralen Wandung des Vestibulum entspringt, finden sich in beiden Geschlechtern drüsige Poren, welche von Geoffroy den Cowper’schen Drüsen der Säugethiere verglichen wurden. Wenn kein Penis oder Clitoris vorhanden, so finden sich doch solche Oefinungen, 848 Cloake und Begattungsorgane. sie werden also wohl der Wandung des Vestibulum angehören, doch würde ein Vergleich mit den Analdrüsen der Reptilien und Säugethiere nur sehr entfernt ausfallen. Stannius beschreibt diese und ähnliche Gebilde: An den Seiten der Afteröffnung sieht man bisweilen starke, mit mehreren bogenförmig gestellten Oeffnungen mündende absondernde Follikel (z. B. bei Cygnus und bei Sarcorhamphus papa); bei einigen Vögeln, denen, wie z. B. Meleagris gallopavo &, diese Follieuli anales fehlen, erstreckt sich von der Mündung der Bursa Fabricii aus ein erbabener Wulst gerade zum After, der durch sehr zahlreiche zusammengehäufte Follikel ge- bildet wird. Die Afteröffnung der Vögel ist rund, wie bei den Säugethieren, nicht ein Quer- oder Längsschnitt wie bei den Reptilien; bei Casuarius fand ich die Oeffnung von einem eigenthümlichen Kranze von etwa 40 doppel- blättrigen, dünnen, aber 1.5 cm langen und 0.75 em hohen Hautfältchen umgeben. Andeutungen ähnlicher Bildungen scheinen bei Rhea vorhanden zu sein, wenn man die äusserst zahlreichen, radiär stehenden und dabei etwas gewundenen Ruuzeln der äusseren, die Oeffnung umgebenden Haut dafür halten will. Der After besitzt einen typischen Sphineter-Muskel, der mit dem M. transversus analis aus einer und derselben Muskelmasse sich heraus- gebildet hat. Der M. trans. analis ist schon auf S. 129 beschrieben worden. Die Fasern des Sphineter ani umgeben die Oeffnung kreisförmig und haben keine direete Verbindung mit dem Skelett. Beide Muskeln sind quergestreifte, willkürliche Muskeln; sie werden wie die ganze Cloake von Nerven aus dem Plexus pudendus (s. S. 422) versorgt. Bei Rhea findet sich jederseits ein doppelter M. levator ani, welcher vom distalen Theile der Beekenknochen entspringt und sich am dorsalen Rande des Afters inserirt; er ist höchst wahrscheinlich aus Abspaltung vom M. trans- versus analis entstanden. Bei den Vögeln (dasselbe gilt von Eidechsen und Schlangen) bleibt der Urin nicht im Urodaeum, sondern gelangt in den nächst höher gele- genen Raum. Durch dieses Coprodaeum treten natürlich bei allen Vögeln die Exeremente; sind diese sehr flüssig, so sammeln sie sich hier in dem dann besonders weiten Raume an und vermischen sich mit dem Urin. In diesem Falle wird dieses Coprodaeum im eigentlichen Sinne zu einer physiologischen Cloake. Sind dagegen die Excremente ziemlich trocken und consistent, z. B. bei Gänsen, so werden sie in der Regel im nicht erweiterten Rectum selbst zurückgehalten; sie bleiben oberhalb der Falte rc‘ und passiren nur die Cloake, ausser wenn beim brütenden Vogel eine ungewöhnliche Ansammlung von Koth stattfindet. Nur bei Struthio sind Defäcation und Micturation zwei zeitlich verschiedene Acte, dadurch er- möglicht, dass die meistens sehr erweiterte Bursa Fabricii als einer Harn- blase analoger Behälter benutzt wird. Eine eigentliche, d. h. aus der ventralen Wand des Urodaeum hervorgegangene Harnblase fehlt allen Vögeln, da der Urachus, der Stiel der Allantois, sich bei ihnen schon Vögel. 849 yor dem Auskriechen wieder rückbildet, ohne wie bei Säugern und vielen Reptilien sich theilweise zur Harnblase umzubilden. Von Peritonealeanälen findet sich bei Vögeln keine Spur; vergleiche aber Wenkebach’s Beobachtung auf 8. 854. Die Bursa Fabricii ist eine sich in die Mitte der dorsalen Wand des Proetodaeum öffnende Tasche, welche zwischen der Cloake und der Wirbelsäule liegt. Sie ist, wenigstens an ihrem freien Endtheile, mehr oder weniger von der Serosa der Leibeshöhle umgeben; dann folgt die aus glatten Muskeln bestehende Tunica museularis, und endlich die Mucosa, welehe innen mit Epithel und daraus hervorgegangenen, nur anscheinend Iymphartigen, Follikeln ausgekleidet ist. Die Grösse der Bursa wechselt in bedeutendem Maasse bei den ver- schiedenen Vögeln und auch individuell. Im allgemeinen nimmt sie in den ersten Lebensmonaten bedeutend an Grösse zu; sie scheint ihre grösste Ausdehnung zur Zeit der Geschlechtsreife zu erlangen, dann aber all- mählich einzuschrumpfen, bis sie bei vielen alten Vögeln auf geringe Spuren zurückgebildet ist. Nur bei den meisten Ratiten bleibt sie zeit- lebens in voller Grösse bestehen, da sie bei diesen gelegentlich, bei Struthio normal, als Harnbehälter fungirt; ihre Grösse steht dann mit der des Coprodaeum gewissermaassen im Wechselverhältniss, wenigstens finde ich folgende Maasse bei ganz oder nahezu erwachsenen Ratiten. Bursa Fabrieii: Coprodaeum: Struthio camelus. < 13cm lang 7 weit .... viel enger und kürzer - - 2 6 - - U 8 lang 5—6 weit Rhea americana. & 11 - Un Minen det Me 5 - & Bean In sul = 2, - = - 2 8—4 - - EBEN ERS PRREEN © Er ve Rhea Darwmi.. 3 14 - - FREE IRB 8 - 4-5 - Casuarius pieticollis & bis auf einige Kreisfalten verschwunden (Forbes); nahezu erwachsenes Exemplar. Casuarius Dennetti 3 fast ganz rückgebildet sehr weit. Forbes (Lit. No. 902) hat die Bursa bei ungefähr 90 verschiedenen Vögeln in Bezug auf ihre Grösse und ihr Vorkommen untersucht. Sie ist bei beiden Geschlechtern und zwar höchst wahrscheinlich bei allen Vögeln vorhanden, wenn sie nicht bei alten Exemplaren rückgebildet ist. Er fand die Bursa bei den Carinaten meistens birnförmig, mit einem oft ziemlich langen, und engen Halse, der durch eine rundliche Oeffnung, dicht unter der Falte F des Urodaeums in der dorsalen Medianlinie in das Procto- daeum mündete. Der zweite Theil der Bursa ist frei, daher vom Perito- neum überzogen. Bei den Ratiten dagegen ist der Hals der Bursa meistens so weit und kurz, dass das ganze Organ eher als eine dorsale Ausbuchtung des Proctodaeums erscheint. Wenekebach entdeckte ein Ligament (sehr deutlich bei Corvus, Gallus, Columba, Totanus), welches flach von der dorsalen Wand des Halses der Bursa, nahe deren Mündung, entspringt und sich von dort in Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 54 850 Cloake und Begattungsorgane. das starke Unterhaut-Bindegewebe dorsalwärts von der Cloake verbreitert. Es dient wohl zur Befestigung der Bursa. Forbes fand folgende Zustände der Bursa: ‚Passeres. Gewöhnlich klein, birnförmig; die dieken „drüsigen“ Wände im Innern ohne Falten; mit enger Oeffnung; scheint vollständig bei alten Vögeln zu verschwinden. Rhamphastus. Verschwindet im Alter bis auf eine kleine Pore an Stelle der Oefinung. Cuculidae. Keulenförmig, mit langem, dünnem Halse, verschwindet im Alter ganz. Dacelo, Merops, Momotus. Sackförmig. Psittaci. Saekförmig, mit sehr enger Oeffnung, welche bisweilen nahezu obliterirt. Raptores. Birnförmig; im Alter sehr redueirt. Steganopodes. Ein grosser, 3—5 em langer Sack mit enger Oefl- nung. Die dieken Wände innen mit ungefähr 7 Reihen unregelmässiger Poren (eingestülpte Follikel), welche durch glatte Längsfalten von ein- ander getrennt sind; an anderen Stellen erheben sich die Follikel über die Innenfläche. Bei Halieus und Sula mit engem Halse; bei Plotus da- gegen weit, mit ebensolcher Oeffnung. | Herodii, Pelargi. Gross und sackartig; innen ohne Falten, aber mit grossen „Urypten“. Im Alter verschwindend. Chauna. Birmförmig 2.5 em lang; mit vielen Crypten; im Alter verschwindend. Cygnus olor. 4cm lang, mit ziemlich weiter Oeffnung. Fuligula rufina und Tadorna rutila, beide ungefähr 18 Jahre alt. Die Bursa war auf geringe Spuren reducirt. Pterocles, Phaps und eine 9 Monate alte Goura. Nur eine kleine blinde Pore. Auch bei Columba livia verschwindet die Bursa sehr frühzeitig. Rasores. Birn- oder röhrenförmig; innen mit zahlreichen und hohen Falten, welehe mit soliden Follikeln besetzt sind. Wenn sich die Bursa yückbildet, so obliterirt zuerst das Lumen des Halses, dann auch das der Bursa selbst, welche schliesslich zu einem bandartigen Gebilde zusammen- schrumpft. Bei einem Trutbabn war die Bursa 5 cm lang. Porphyrio, Oeydromus, Oedienemus. Eine lange und enge Röhre, deren Lumen im Alter verschwindet. Attagis. Birnförmig, ähnlich wie bei Rasores und Passeres. Otis, Grus. Rundlich sackförmig, mit enger Oeffnung; die Follikel auf den Fundus beschränkt; ganz ähnlich verhält sich das Organ bei dem Raubvogel Serpentarius. Uria troile. Sehr diekwandiger Sack mit engem und faltenlosem Lumen. Bei einer erwachsenen Alca torda auf eine kleine Pore beschränkt. Crypturi. Weder bei Crypturus tataupa, noch bei Rhynchotus rufes- cens, von welchen anscheinend mehrere Exemplare untersucht worden, fand Forbes eine Bursa; dagegen war die dorsale Wand des Proctodaeum Vögel. 851 innen mit zahlreichen, in baumartiger Verzweigung zusammenstehenden „Drüsen“ versehen. Ratitae. Die Oefinung der Bursa ist sehr weit. Bei einem noch nicht ganz erwachsenen Männchen von Casuarius pietieollis war die Bursa auf einige flache, kreisförmige Falten der sonst glatten dorsalen Wand des Proctodaeum redueirt. Bei einem jungen C. uniappendiculatus und einem erwachsenen Weibehen von C. Beccarii war dagegen die Bursa sehr weit und wohl entwickelt, ihr Apex war mit der dorsalen Wand des Coprodaeum durch einen von letzterem auf die Bursa übertretenden band- artigen Muskel verbunden. Die eigenthümliche Reductionsweise der Bursa bei Casuarius wird wegen der damit nicht zu verkennenden Aehnlichkeit mit den Crypturi um so interessanter. Es ist dies nicht der einzige Punkt, in welchem Crypturi und Ratiten mit einander übereinstimmen. Wenckebach macht die folgenden Mittheilungen, aus welchen sich die Aenderung der Bursa während der postembryonalen Entwicklung er- sehen lässt. Alter | Länge | Breite | Dicke | der Bursa in Millimetern: Gallus domesticus | 5 Tage 5.7 3.2 3 ‚Innen mit vielen Falten und Follikeln. r 12 Tage | 9.5 6 | 4 | Bursa grösser als die Cloake. B | 8 Wochen | 17 8 — |Innen mit zahlreichen bis 4 mm hohen Längsfalten. a er 4 Monate ;ı 30 — — == Anas domestica 6 Tage 11 345 — | Mit zwei dorsalen sehr hohen Schleim- hautfalten. % | Erwachsen | 25 6 2 Ebensolche Falten; die Follikel 0,5 mm | lang und 0.2 mm breit. Fuligula rufina | 1Tag 2 2 1 - Cygnus atratus 3 Monate 31 12 7 ‚Kleiner als die Cloake. Vanellus cristatus Nahezu 10 3 5 ı Wanddicke 1.2 bis 2.7 mm. erwachsen | Totanus calidris Erwachsen | 11.5 | 9.5 6 Mit deutlichen Follikeln. Columba domestica Nahezu | 11 5 4.5 | Dorsalwand 3 mm dick; überall Follikel. erwachsen | Platycercus eximius | At) | — 2 2 ‚Wenige Falten im Innern; Follikel | | 0.2 mm dick. Corvus corone Jung 14 10 5.5 | Hals 5 mm lang, 1.7 mm weit, enthielt | | Parasiten der Gattung Distomum. Sturnus vulgaris Nahezu 5.5 4 3 Sehr dickwandig. Mit engem Hals, erwachsen enthaltend ein Distomum. 2 > Alt 2 — — |Sehr dünnwandig, ganz ohne Follikel. Sylvia luscinia Jung 5 2 2 _ Alauda arvensis Jung 4.5 245 — — r 4 | — I 3.5 2.5 —_ Passer domseticus Nahezu 5 3.5 2 en erwachsen ir N Alt — _ — Die Bursa fehlt gänzlich. Fringilla coelebs Schr jung 5.5 2 2 — | noch nackt .Strix flammea | Erwachsen 10 6 — Die Follikel lagen nicht in der Wand, | sondern waren ausgestülpte Papillen. Astur palumbarius Erwachsen | 11 ! W 6 Mit weitem Hals, Follikel theilweise ausgestülpt. Astur nisus | 7 Exempl. S—15 | 5—7 | 3—4 | Wie A. palumbarius. Buteo vulgaris = 18 11 6 \ mit sehr deutlichen, aber verstreuten he e. — 20 8 4 Follikeln, welche ausgestülpt sind. % = n 17 8 4 |Sehr dünnwandig. 54* 852 Uloake und Begattungsorgane. Dieses immer noch räthselhbafte Organ ist kürzlich von Wenckebach (Lit. No. 924) in Bezug auf Entwicklung und Bau bei vielen Vögeln eingehend untersucht worden. DBetreffend die eigentliche Funktion der Bursa bleiben wir ganz im Umklaren. Auch ist es keine Lymphdrüse, wie manche frühere Untersucher annahmen, denn das Epithel der Bursa ist kein Drüsenepithel. Das Organ kann auch keine wichtige Rolle beim Geschlechtsleben spielen, da es sich beim erwachsenen Vogel meistens rückbildet. Das einzige, was übrigens auf eine geringe Absonderung von Schleim hinweist, ist die Anwesenheit von nicht sehr zahlreichen Becher- zellen im Epithelium. Dass die Bursa als Receptaculum seminis dienen solle, ist die älteste, längt als irrig erkannte Vermuthung. Samenkörper finden sich allerdings darin bei beiden Geschlechtern (wenn die Bursa nicht schon zusammengeschrumpft ist), aber dieselben Elemente schwärmen überall in der Cloake umher und erhalten sich ziemlich lange in deren Seitenbuchten und Winkeln. Auch die Homologie der Bursa bleibt unklar. Perrault verglich sie mit den Analdrüsen der Säugethiere. Berthold (Lit. No. 898) und Treviranus hielten sie für die Harnblase der Vögel. Carus sah in ihr ein metamorphosirtes Respirationsorgan, Huschke eine Primordialniere. Grant hielt sie für homolog den Cowper’schen Drüsen, und Martin St. Ange (Lit. No. 912) für homolog der Prostata. Leydig fasste die Bursa als eine Lymphdrüse auf; Retterer (Lit. No. 918) suchte einen Vergleich mit den Tonsillen der Säugethiere durchzuführen; Versuche, welche von Wenckebach verworfen werden, da die Tonsillen Iymphatische Organe sind, was eben die Bursa bestimmt nicht ist. Stieda (Lit. No. 920) stellte Vergleiche mit der Thyreoidea und der Thymus an. Wenckebach selbst deutet an, dass einzig die Analsäcke der Chelonier einigermaassen mit der Bursa verglichen werden könnten; aber auch dies geht nicht an, denn diese Säcke sind paarig und gehören dem Urodaeum, nicht dem Proetodaeum an; er sucht jedoch diese nur beiläufige Vermuthung nicht weiter zu begründen, zumal die Entwicklung der Analsäcke noch ganz unbekannt ist. Wenckebach fand, dass zu einer Zeit, ehe die definitive Afteröffnung im Embryo entsteht, sich zwischen dem Epiblast und der hinteren, dor- salen Wand der Cloake eine Verbindung formt, welche dorsal von der Durehbruchsstelle des späteren Afters liegt. Weder die Geschlechtsorgane, noch die Nieren oder die Allantois werden von dieser Verbindung berührt. Die Bursa erschien ihm daher als Andeutung und Rest eines primitiven Afters des Postanaldarmes oder des Neureuterischen Canals. Letzterer verschwindet jedoch schon wieder ehe das lacunäre Gewebe auftritt, welches die erste Andeutung der sich bildenden Bursa ist; es kann daher, wie Wenckebach selbst angiebt, Bursa und Darmtheil des neurenterischen Canals nicht dasselbe sein. Ferner stimmt die Entwicklung der Bursa durchaus nicht mit der Anlage der grossen Drüsen des Darmcanais über- ein, sodass auch ein soleher Vergleich ausgeschlossen ist. Vögel. 8353 Ueber die Entwicklung der Bursa Fabricii und der Cloake macht Wenekebach sehr ausführliche Angaben, welche er an Embryonen und Nestlingen, besonders von Gallus, Sterna, Anas, ferner auch an Rhea, Larus, Vanellus, Columba, Alauda und Passer angestellt hat. Beim Hühnchen endet am dritten Tage der Darm in eine deutliche Cloaken- erweiterung, welche ziemlich genau dem späteren Copro- und Urodaeum entspricht. Ventralwärts buchtet sich die Allantois aus, dorsalwärts steht die primitive Cloake durch den Neureuterischen Canal oder postanalen Darm mit dem Lumen des Medullarcanals in direeter Verbindung; diese Verbindung verschwindet beim Hühnchen schon am Ende des dritten Tages, oder ist überhaupt nur sebr undeutlich, während bei andern Vögeln die Verbindung etwas länger offen bleibt. Zwischen der somatopleuren Wand des Amnion und dem verdickten Reste des am ventralen hintersten Ende des Embryos zusammengefalteten Primitivstreifens liegt die epiblas- tische Einbuchtung, aus welcher später der definitive After und das Proc- todaeum hervorgeht. Vorläufig ist dieses aber vom Urodaeum durch Splanchnopleura getrennt. Der Durchbruch geschieht erst ungefähr am 16. Tage; der Rest der durchbrochenen Scheidewand wird dann zur unteren Falte F' des Urodaeum. (Vergl. Cloake der erwachsenen Vögel, Taf. LIV). Vom 4ten Tage an wird das Lumen der primitiven Cloake verengt, indem das Epithel (Hypoblast) der von Gasser (Lit. No. 905) Cloaken- höcker, von Wenckebach Üloakal-Anschwellung genannten Scheidewand “ zu wuchern beginnt. Diese Wucherung schreitet kopfwärts vor, sodass schon am 5ten Tage der grösste Theil der primitiven Cloake von einem zahlreiche Laeunen enthaltenden Gewebe erfüllt ist. Dieses lacunäre Gewebe bildet sich nur aus dem Hypoblast der Scheidewand, das Epiblast des späteren Proctodaeum nimmt daran nicht Theil, es bildet vielmehr nur die äussere, auf eine Zellenlage beschränkte Bekleidung der Scheide- wand oder der Cloakal-Anschwellung. Gasser meinte, dass diese Scheide- wand alle drei Keimblätter enthält. Wenekebach ändert diese Angabe dahin, dass diese Scheidewand, als Ueberbleibsel des Primitivstreifs, die Stelle ist, an welcher der Verband der drei Keimblätter zwar am längsten besteht, aber dass vom Ende des 4ten Tages an wirklich nur Hypoblast und Epiblast mit einander zusammenhängen, und auch diese nur ohne sich zu vermischen. Am 6ten Tage vertieft sich die Einstülpung des Proetodaeum, dorsal neben dem hinteren Ende des lacunären Gewebes. Hier werden die Lacunen bedeutend grösser und das ganze Gewebe dehnt sich dorsalwärts bedeutend aus, sodass in ihm maschige Höhlen entstehen, als Vorstufe des Lumens der späteren Bursa Fabricii. Dieselbe ist aber immer noch durch eine dinne Membran vom innersten Ende des Proctodaeum getrennt. Die Membran verschwindet nach dem $ten Tage, sodass die aus mehreren Laeunen entstandene Höhle der Bursa nun mit der des Proctodaeum zusammenhängt. Die Bursa dehnt sich rasch dorsalwärts und kopfwärts 854 Cloake und Begattungsorgane. zwischen der primitiven Cloake und der Wirbelsäule aus. Von der Höhle der primitiven Cloake, des Urodaeum, ist und bleibt sie getrennt. Sie kann also nicht als dorsale Erweiterung des Urodaeum aufgefasst werden, obgleich sie aus Hypoblast entsteht; sie ist functionell dem Proctodaeum zuzurechnen. Am 10ten Tage ist die Bursa grösser als die Cloake; zur gleichen Zeit redueirt sich das gewucherte lacunäre Gewebe, welches bis dahin die Cloake ausfüllte und verstopfte, sodass das Urodaeum wieder ein weites Lumen erhält. Als besondere, leider nicht weiter verfolgte Beobachtung giebt Wencke- bach noch an, dass sich schon beim viertägigen Embryo aus dem Endotbel der Leibeshöhle, am hinteren Ende derselben jederseits ein Convolut von beerenartigen Wucherungen bildet; diese nehmen in den nächsten Tagen an Grösse zu. S. Taf. LIV. Das Endothel nimmt dort epithelialen Charakter an; ein Verband mit der Cloake oder mit den Geschlechts- wegen liess sich nicht entdecken; es wird nur die Frage aufgeworfen, ob diese paarigen Wucherungen mit den, bei Vögeln bisher nicht beobach- teten, Resten embryonaler Abdominalporen verglichen werden können. Bei andern Vögeln als dem Hühnchen fand Wenckebach in der Hauptsache dieselben Verhältnisse der Entwicklung von Cloake und Bursa. Namentlich bei Sterna zeigte sich ohne Zweifel, dass das Epiblast ganz von der Bildung der Bursa ausgeschlossen ist. Veränderungen der Bursa und der Cloake vom 11ten Tage an. Das sackförmige Organ ist beim Hühnchen 14 mm lang und 0.5 mm dick innen mit mehreren Lagen von Epithel ausgekleidet. Es wächst stärker in die Länge als in die Breite, sodass das Organ am 19ten Tage 3.3 mm lang und 1.14 mm breit ist. Mittlerweile hat die Bursa eine eigene Wandung erbalten; in dieser treten die sogenannten Follikel auf; diese entwickeln sich aus dem Epithel und nehmen gegen Ende der Entwicklung die ganze Wand des Organes ein und verursachen zahlreiche Faltungen der Wände. Das Proctodaeum, nachdem es am l5ten oder 16ten Tage in offene Verbindung mit dem Urodaeum getreten, erweitert sich besonders dorsalwärts; die dorsale Hälfte der äusseren Analwand schlägt sich mit ihrem freien Rande nach innen um, und hilft so die „poche postanale“ des Vestibulum bilden. In dieser Hinterwand und in dem vom Epiblast des Proctodaeum gebildeten Halse oder Ausgang der Bursa Fabricii ent- stehen nun zahlreiche traubenförmige Drüsen. Diese haben ganz andern Bau und Entwicklung als die epithelialen Einstülpungen der Mucosa oder Bursa, sind daher mit letzteren nicht zu vergleichen. Diese Follikel der Bursa selbst dringen aus dem Epithel der letzteren tiefer in die Wand der Bursa ein. Jeder Follikel enthält eine dicht zusammengedrängte Masse von Zellen, welche Aehnlichkeit mit dem sogenannten Iymphoiden oder adenoiden Gewebe im Innern der Lymphzellen hat; diese centrale Masse ist stets durch eine scharfe Linie von der umgebenden, periphe- rischen Masse des Follikels geschieden. Die peripherische Masse besteht Vögel. 855 aus kleinen, eng zusammengedrängten Zellen, welche ebenfalls noch Iym- phoiden Follikelzellen gleichen. In die periphere Follikelmasse dringt ein feines Netzwerk von Bindegewebe und von capillaren Blutgefässen ein, äusserlich erhält jeder Follikel eine zuerst sehr undeutliche Hülle von Bindegewebe. Am Ende der Bebrütungszeit füllen die sehr zahlreich sewordenen Follikel fast die ganze Bursa: die centrale Masse der ersteren bleibt in Zusammenhang mit dem die Bursa auskleidenden Epithel, dessen Einstülpungen also solid bleiben. Wenckebach hebt dies ausdrücklich gegen Retterer (Lit. No. 918) hervor, welcher angiebt, dass die aus Ver- diekungen des Epithels entstehenden Follikel sich sämmtlich nach drei oder vier Tagen vom Epithel abschnüren, und dass sie dann von einem Bindegewebsnetze umhüllt werden. Die ganze Bursa erhält ungefähr am 13ten Tage einen Mantel von sich in allen Riehtungen kreuzenden Bündeln glatter Muskelfasern. Zusammenfassung der Bildung der Cloake. Uro- und Copro- daeum sind modifieirte Theile des eigentlichen Darmeanals; ihre Innen- wände sind demgemäss aus dem Hypoblast oder Endoderm entstanden; das Proctodaeum ist dagegen aus einer Einstülpung von aussen her ent- standen, seine Ausbildung stammt daher aus dem Epiblast oder Eetoderm. Das Urodaeum ist der älteste Theil der ganzen Cloake, dann folgt das Proctodaeum, während das Proctodaeum zuletzt cloakale Funktion über- nommen hat. I. Proetodaeum (P. D.) — Vestibulum cloacae, anal chamber, chambre copulatricee, bourse du prepuce, bourse de copulation, vestibule genito-exer&men- titiel. In seine dorsale Wand öffnet sich die Bursa Fabricii. Aus der ventralen Wand erhebt sich das Begattungsorgan. Hier befindet sich die Falte # — Sphineter vesieale (Martin St. Ange). II. Urodaeum (U. D.) = Primitive Cloake, Cavitas urethro-sexualis, Canalis urogenitalis, middle or urino-genital chamber, vessie urinaire. Eine ventrale Harnblase und dorsale Säcke fehlen den Vögeln. Hier befindet sich die Falte rc. III. Coprodaeum (C. D.) = Rectal or innermost eloacal chamber, poche vestibulaire du reetum, vestibule rectal. Begattungsorgane. Bei den Weibchen aller Vögel, und bei den Männchen derjenigen, welche keine Ruthe besitzen, übernimmt das Proeto- daeum die Rolle eines Begattungsorganes, indem durch die Wirkung der inneren Portion des M. sphineter ani, wohl auch durch Contraction der 856 - Cloake und Begattungsorgane. longitudinalen glatten Muskeln der Wände des Vestibulums, letzteres aus- gestülpt wird. Beim Männchen wird auf diese Weise eine hervorgestülpte Röhre gebildet, welche auf das sich ähnlich verhaltende Vestibulum des Weibehens gedrückt wird. Jedenfalls werden dabei die Urodaea einander genähert, sodass der Samen in das Urodaeum des Weibchens eingespritzt werden kann. Wenn zu gleicher Zeit, was sehr wahrscheinlich ist, die Falte rc sich zusammenzieht, so ist das Eindringen des Samens in den Eileiter ziemlich gesichert. Der Samen bleibt in den verschiedenen Aus- buchtungen der Cloake Tage lang lebensfähig, durch die Eigenbewegung der Samenkörper schwärmen diese überall auf den Wänden umher und gelangen im Eileiter aufwärts bis zum Infundibulum, wo die eigentliche Befruchtung der reifen Eier stattfindet. Der ganze Begattungsaet dauert bei den meisten Vögeln nur sehr kurze Zeit, nachdem sich beide Geschlechter aufs höchste erregt haben; er wird aber bei vielen, z. B. bei Sperlingen, in kürzern Zwischenpausen wiederholt. Bei den Vögeln, welche eine Ruthe besitzen, dauert der Act länger. Das männliche Glied, Ruthe, Penis ist von Geoffroy (Lit. No. 909), Barkow (Lit. No. 897), Owen, Joh. Müller (Lit. No. 915) ausführlich beschrieben worden. Ganz besonders ist die grundlegende Arbeit von Müller hervorzuheben. Gestützt auf zahlreiche Präparate im Cambridge Museum, von Struthio, Rhea ameriecana, Rh. Darwini, Casuarius Bennetti, Dromaeus, Apteryx, Cygnus und Anas konnte ich die sehr ausführlichen Angaben Müller’s prüfen. Bei Struthio (nach J. Müller und zwei Präparaten im Cambridge Museum) ist die Ruthe ungefähr 20 cm lang, etwas dreikantig mit 3—4 em breiten Seiten, nur als Ganzes ausstülpbar. Sie besteht aus zwei fibrösen und einem elastischen Körper. Der linke fibröse Körper ist kegelförmig; seine stumpfe Basis sitzt der ventralen Wand des Coprodaeum auf und hängt dort mit dem M. protractor zusammen. Von der Basis bis an das Ende der Ruthe nimmt dieser Kegel an Umfang ab. Der rechte fibröse Körper ist spindelförmig, d. h. er beginnt dünn, wird stärker, nimmt gegen das Ende der Ruthe wieder an Dicke ab, und reicht nicht wie der linke bis an die Spitze. Beide fibröse Körper sind in der Mittellinie durch fibröses Gewebe mit einander verbunden; auf der dorsalen und ventralen Fläche verläuft in der Mittellinie je eine Rinne. Die ventrale ist seicht und verstreicht gegen die Endhälfte der Ruthe; die dorsale dagegen ist tief, bildet einen Halbcanal und ist mit cavernösem Gewebe ausgepolstert, welches sich auch auf die dorsale, nicht aber auf die laterale und centrale Fläche der fibrösen Körper erstreckt. Der Samen gelangt aus den Papillen der Samengänge direet in das basale Ende der Rinne. Wenn das caver- nöse Gewebe derselben bei der Erection sich mit Blut füllt, wird der Halbeanal durch Aneinanderpressen der dorsalen Ränder sich zu einem ganzen Canal schliessen. Der elastische Körper. Der basale Theil der ventralen seichten Vögel. 857 Rinne wird von den sich hier inserirenden Retractor-Muskeln ausgefüllt. Der übrige Theil der Rinne und die ganze untere Fläche des Endtheiles der Ruthe ist mit einem gelblichen, sehr elastischen Körper besetzt; dieser beginnt schwach in der Mitte der Ruthe, verdiekt sich schnell und bildet den grössten Theil des stumpfen Endes der Ruthe. Der elastische Körper besteht aus einer dieken elastischen Hülle mit eavernösem Innern; er unterscheidet sich hierdurch sogleich von den ganz soliden fibrösen Körpern. Bündel des elastischen Gewebes durchkreuzen das Innere. Durch diesen sehr elastischen Strang wird die Ruthe des Straussen von selbst nach unten und vorn gekrümmt, wenn sie aus der Cloake heraustritt, was natürlich ihre Einführung in das Weibchen erleichtert. Im schlaffen Zu- stande erscheint sie in der Mitte ventralwärts geknickt, sodass die dorsale Rinne auf der convexen Seite liegt; der Knick, oder das Knie, tritt theil- weise in die dorsal gelegene Tasche oder Bursa Fabrieii und verschliesst letztere gegen den grösseren Rest des Vestibulum, während zwischen der Basis des rechten und linken Schenkels der Ruthbe ein Raum bleibt, durch welchen Urodaeum und Bursa mit einander communiciren. Bei Struthio ist die Bursa enorm erweitert (13 cm lang und 7 cm weit) und dient als Harnbehälter, während das Coprodaeum viel enger und eine nur schwache Erweiterung des Rectum ist. Das umgekehrte Verhältniss findet sich bisweilen bei den übrigen Ratiten; vergl. darüber die Beschreibung der Bursa Fabrieii. auf S. 849. Bei Strutbio wird daher bei der Entleerung des Kothes und des Harns (bei diesem Vogel zwei ganz verschiedene Acte) die sehr voluminöse Ruthe aus dem After heraus- gestreckt. Müller’s Beschreibung auf S. 6 seiner Arbeit ist unrichtig, da er „die den straussenartigen Thieren eigene Harnabtheilung der Cloake, die zwar die Fortsetzung des Mastdarmes, von diesem aber durch eine sphineterartige Klappe geschieden wird‘“ (also Falte F') für das Copro- daeum hält. Das gilt für Rhea, nicht aber für Strutbio, auf welchen sich M.’s Beschreibung bezieht. Von Muskeln sind ein Paar Protractores s. Levatores, und zwei Paar Retractores penis vorhanden. Die ersteren sind wohl Abspaltungen des M. transverso-analis, entspringen also indirekt vom distal-ventralen Ende des Sacrum; sie schlagen sich als sehr breite und dieke Muskeln um die Seiten der Ruthenbasis und sie vereinen sich an der ventralen Fläche des basalen Drittels der beiden fibrösen Körper. Die Muskeln erhalten Ver- stärkungen vom Sphineter und Levator ani, heben die Ruthe aufwärts an ihrer Basis und drücken sie heraus. Die Retraetores sind jederseits doppelt. Sie entspringen neben ein- ander vom ventral-distalen Ende des Ilium. Ein rundlicher Theil gebt innerhalb des Sphincters seitlich an die Ruthenbasis und inserirt sich distal vom Protraetor an der ventralen Fläche des fibrösen Körpers seiner Seite und in der ventralen Rinne bis zum Anfange des zweiten Drittels der Ruthenlänge. Auf der rechten Seite geht der entsprechende Muskel 858 Cloake und Begattungsorgane. fast einen ganzen Zoll weiter distalwärts. Das zweite Retractor-Paar ist glatter und dünner; der eine Strang begleitet den vorigen Muskel, ver- bindet sich mit dem M. sphineter ani und tritt zur ventralen Rinne; das andere Band geht an der Seite seines fibrösen Körpers fort und heftet sich seitlich an der Mitte der Ruthe an. Rhea. (Nach J. Müller und 3 Präparaten in Cambridge.) Der Penis besteht aus einem festen und einem ausstülpbaren, in der Ruthe verborgenen Theile. Der feste Theil besteht aus sehr dickem fibrösem Gewebe und ist beinahe knorpelhart, ohne jedoch Knorpelzellen zu ent- halten. Er erhebt sich mit breiter Basis von der vorderen Wand des Vestibulum und den benachbarten Theilen des Urodaeum, dessen untere Falte F in ihrer ventralen Hälfte theilweise zur Bildung der Umhüllung der Penisbasis herangezogen ist. „An seiner Basis ist der fibröse Körper auf eine Länge von 1!/, Zoll einfach und ungetheilt, seine Hälften sind nur nach oben etwas gegen einander geneigt und hierdurch entsteht der Anfang einer Rinne, in welcher der Samen abfliesst. Durch die Theilung und Spiraldrehung des vorderen Theiles des fibrösen Körpers erhält diese Rinne nach vorn hin ebenfalls eine Drehung und beschreibt den Anfang einer Spirale. In einer Entfernung von 1'/, Zoll von der Basis theilt sich der fibröse Körper, und seine Theile schieben sich so nebeneinander weg, dass der rechte Theil von unten den linken deckt, ungefähr so, wie wenn man zwei Finger schief übereinander legt. Die rechte Hälfte des fibrösen Körpers, die übrigens wie bei Struthio, mit der hinteren durch Gewebe verbunden bleibt, spitzt sich gegen das Ende der Ruthe hin zu, die linke Hälfte geht über der verschmälerten rechten anfangs in gleicher Breite fort und verschmälert sich erst, nachdem die rechte aufgehört hat, worauf auch diese Hälfte spitz endigt. Cavernöses Gewebe bedeckt wie beim Strauss die dorsale Fläche der fibrösen Körper und kleidet die tiefe dorsale Rinne aus. Ein elastischer, innen cavernöser, unpaarer Theil wie bei Struthio feblt, dafür kann aber durch Ausstülpung eines verborgenen Theiles, aus einer gerunzelten Vertiefung am Ende der Rinne, die Ruthe von Rhea auf mehr als das Doppelte ihrer Länge vergrössert werden,“ Dieser ausstülpbare Theil besteht aus einem rohrförmigen Theile und aus einem sehr eigenthümlichen elastischen Bande, welches das Zurückziehen der ausgestülpten Ruthe besorgt. Der Röhrentheil beginnt, an der in Ruhe befindlichen Ruthe, in der Wand der an der Spitze der festen Körper befindlichen Vertiefung, und geht als Einstülpung der das ganze Organ umhüllenden Schleimhaut an der ventralen Wand der fibrösen Körper, zwischen diesen und der äusseren Penishaut fort. Dann verlässt die Röhre die Ruthe (bei O in Müller’s Abbildungen, s. Taf. LIV) und liegt in vielen Krümmungen, von einem dichten, mit elastischen Fasern durchzogenen Zellgewebe verhüllt, an der ventralen Seite der Cloake zwischen dem Schliessmuskel, der Ruthe und der Haut des Afters. „Die Länge des Canals beträgt im ausgedehnten Zustande gegen 8—9 Zoll, die Breite, wenn er der Länge nach ausgedehnt ist, Vögel. 859 3—4 Linien. Sein Ende, N, ist blind und an die untere Furche der fibrösen Körper (die dorsale Furche dient zur Ableitung des Samens) festgeheftet. Die Stelle dieser Anheftung befindet sich vor der Hälfte der Länge des festen Theiles der Ruthe.“ Die Wandungen dieses Rohres bestehen 1) aus einer äusseren elas- tischen Schicht, welche die stärkste ist, 2) aus einer Schicht eavernösen Gewebes, welches die Fortsetzung des cavernösen Gewebes ist, welches die dorsale Rinne des festen Theiles auskleidet, 3) aus einer Bekleidung von Schleimhaut, welche die eingestülpte Fortsetzung der die ganze Ruthe umgebenden Schleimhaut ist. Sie ist quer gerunzelt und bildet durch Faltung eine unregelmässig spiralig verlaufende Längsrille, die natürlich am ausgestülpten Organe an dessen Oberfläche liegt und für den Samen einen Canal bildet, der dann übrigens die Fortsetzung der dorsalen Rinne des festen Theiles bildet. „Zieht man an der Oeffnung, am Ende des festen Theiles, die sich hier einstülpende Haut an, so kann man nach und nach die ganze Hälfte des Rohres wie einen vorher eingestülpten Handschuhfinger ausziehen, und die Ruthe verlängert sich dadurch bis auf das Doppelte des festen Theiles derselben, oder wächst um die Hälfte der Länge des eingestülpten Rohres. Da das innere blinde Ende des Rohres angeheftet ist so kann es sich nur zur Hälfte umstülpen, wobei die innere Hälfte in die äussere hineintritt. Bei dieser Ausstülpung wird die äussere Fläche des einge- stülpten Rohres zur inneren, die innere zur äusseren. Da die Wände des Rohres cavernös sind, wenigstens so weit dasselbe ausgestülpt werden kann, so muss dieser Theil auch steif werden können, mag er nun vor dem Einbringen der Ruthe in die Cloake des Weibchens schon heraus- treten, oder nach der Immission des festen Theiles erst in der Cloake sich bis in den Eileiter entwickeln .... Der hintere Theil des Rohres, weleher blind endigt und nicht ausgestülpt werden kann, weil er befestigt ist, hat wahrscheinlich die Bestimmung der Schleimabsonderung; indem er das vordere Stück des auszustülpenden Rohrs mit Schleim befeuchtet, dient er zur Erleichterung des Austritts und der Umwendung.“ Der elastische Apparat, zum Zurückziehen der Röhre, ist ein starkes gelbes sehr elastisches Band, welches an der unteren Fläche des fihrösen Körpers entspringt. „Von dieser Stelle werfen sich vielfach ver- flochtene Bündel elastischen Gewebes, zu einem bandförmigen Strange verbunden, auf die äussere Oberfläche der auszustülpenden Hälfte des Rohres und breiten sich an der einen Seite desselben aus. Von derselben Ursprungsstelle an der untern Fläche des fibrösen Körpers geht ein anderes Bündel von elastischen Fasern auf den inneren, nicht auszustülpenden Theil des Rohres, welches beim Ausstülpen des ersteren nur innerhalb desselben liegt. Dieser Theil des Rohres ist auf seiner äusseren Fläche von einer ganzen Schicht netzförmig durchflochtener elastischer Faser- bündelehen bedeckt. Bei Dromaeus und bei Casuarius wirft sich dieses Gewebe auf die ganze Oberfläche des Schlauches, füllt aber auch 860 Cloake und Begattungsorgane: den ganzen Zwischenraum der Schlinge des eingestülpten Schlauches als eine fibröse Platte aus. Das Zurückziehen oder wieder Einstülpen, sobald die Ursache der Erection aufgehört, geht indess nicht sehr schnell, wie man von Enten und Gänsen nach der Begattung weiss, bei denen der merkwürdige Apparat noch einige Zeit auswendig hängen bleibt. Die Anfüllung der Theile mit Blut innerhalb des cavernösen Gewebes muss am meisten diese Reduction verhindern.“ Die Muskeln der Ruthe von Rhea bestehen ebenfalls aus einem Protraetor und einem Retractor. Der erstere spaltet sich von einer inneren Lage des gewaltigen Sphineter ani ab und befestigt sich an der Basis des festen Theiles der Ruthe. Der Zurückzieher ist jederseits einfach, entspringt vom distal-ventralen Theile der bei Rhea bekanntlich eine lange Symphyse bildenden Sitzbeine und inserirt sich in der ventralen Rinne der Ruthenbasis diebt neben dem Ursprung des elastischen Stranges. Casuarius Bennetti und Dromaeus Novae Hollandiae (nach Präparaten im Museum zu Cambridge) verhalten sich wie Rhea; der feste Theil der Ruthe ist von derselben Grösse und Gestalt, aber der aus- stülpbare Theil ist kürzer; die Ausbreitung des elastischen Theiles wurde schon bei Müller’s Beschreibung von Rhea erwähnt. Carinatae. 1. Lamellirostres. Der Bau der Ruthe der Gänse, Enten und Schwäne stimmt mit dem der dreizehigen Ratiten ziemlich überein, denn das Organ besteht aus einem festen Körper mit tiefer dor- saler Rinne, welche sich auf den langen röhrenförmigen, ausstülpbaren nnd durch einen elastischen Strang zurückziehbaren Theil fortsetzt. Die Basis des ganzen Organs finde ich jedoch etwas asymmetrisch, an der linken Seite der ventrilateralen Wand zwischen Uro- und Proctodaeum. Die sehr gute Abbildung in Owen’s Anatomy of Vertebrates, Vol. II p- 244, ist Home entnommen (Philosophical Transaetions. London. 1802), Jederseits besitzt die Ruthe einen Protractor- und einen Retractor-Muskel, diese sind jedoch nur Abspaltungen der inneren Lage des M. sphincter ani, welcher selbst, in der ventralen Hälfte, stärker auf der linken Seite ent- wickelt ist. Diese Muskeln der Carinaten stehen, im Gegensatze zu denen der Ratiten, in keiner Verbindung mit Theilen des Skelettes. Die gefäss- reichen Körper an der Basis der Ruthe, oder vielmehr hinter den Papillen der Samenleiter wurden schon bei Besprechung der Samenleiter (S. 838) beschrieben. Sie können natürlich nicht Penis-Rudimente sein, da sie bei Vögeln mit und ohne Penis vorkommen. 2. Carinaten mit zungenförmigem Rudiment der Ruthe, bald mit, bald ohne deutliche dorsale Längsrinne, es bildet gewissermaassen die zungen- förmige Fortsetzung der ventralen Hälfte der unter dem Urodaeum befind- lichen Falte F. Ein solehes Rudiment ist am besten bei Crypturus, Crax und Penelope ausgebildet. Es wurde bei Crypturus von Nitzsch entdeckt und dann von Müller abgebildet und beschrieben: „Die Ruthe ist zungenförmig wie die Lefze des Kehldeckels, hat aber auf ihrer dor- salen Fläche eine Rinne, welche ziemlich lang ist, und schon an der Vögel. 861 Basis der Ruthe, wo diese sich noch nicht frei über die Haut der Cloake erhebt, deutlich ist, indem sie zwischen zwei zarten Hautwällen einge- schlossen ist. Gegen das freie Ende der Ruthe verflacht sich diese Rinne.“ Perrault (Lit. No. 916) giebt Beschreibung und Abbildung der Ruthe von Crax; sie ist pyramidenförmig, im Ruhezustand 4 Linien lang, 3 Linien breit an der Basis; besteht aus zwei harten Körpern, die mit schwammigen, zarten Häuten bekleidet sind; an ihrer Basis sind die Muskeln inserirt. Aehnlich verhält sich Penelope eristata nach Owen (Todd’s Cyelopaedia, Article Aves). „Zungenförmig zugespitzt, nicht bedeckt von einer Vorhaut; an den Seiten befinden sich rückwärts ge- kehrte Papillen, wie bei den Enten und Gänsen. Der schwellbare Rand der Präputialhöhlung (d. h. der benachbarten Wand des Proctodaeum) ist mit schleimigen Follikeln versehen, welche eine talgartige, schlüpfrige Substanz absondern.“ Tschudi macht in seinem Reisewerke folgende überraschende Angabe: „Das Organ selbst liegt in der Cloake, ist spiralig gewunden, mit einer Rinne versehen, an dessen äusserem Ende neben der Rinne eine zurückführende Oeffnung ist, die in den schlauchartigen, zum Umstülpen bestimmten Ruthentheil führt, der seitlich von der Cloake unter der Haut liegt.“ Hiernach scheint es beinahe, als ob Tschudi die Be- schreibung der Ruthe des Enterichs auf die Penelopidae übertragen, wenn er nicht hinzusetzte, dass „bei Penelope abourri der ausgezogene Penis 1!/, Zoll lang und vielfach gewunden ist“. Viel weniger ausgebildet ist das zungenförmige Rudiment einer Ruthe bei den Pelargi, Herodii und bei Otis. Bei letzterer entdeckte sie Perrault; Müller beschreibt es „als einen schwachen, lippenartigen Vorsprung der Falte F, unter dem Urodaeum, ohne deutliche Rinne, welche vielleicht erst durch die Muskeleontraction des Sphineters entsteht. Ebenso finde ich es bei Ardea stellaris, bei Ciconia nigra, Phoenicopterus ruber. Deutlicher sah ieh die kleine zungenförmige Ruthe, nach Art der Lefze des Kehldeckels bei Platalea leucorodia“. Perrault schrieb dem weissen Storch eine entenartige Ruthe zu; dieser Irrthum wurde von Tiedemann übernommen, findet sich auch in der dritten Ausgabe von Cuvier’s Lecons. Bei mehreren frisch untersuchten Flamingos und beim Marabu fand ich keinen festen fibrösen Körper; das ganze Organ bestand aus einer Verlängerung der queren Falte; einige der dieser Falte ange- hörigen glatten Muskelzüge von der Wand der Cloake, und einige Züge vom M. sphineter ani liessen sich als Reste der bei andern Vögeln wohl entwickelten Penismuskeln auffassen. Die Uebereinstimmung des Flamingo mit den Störchen und der bedeutende Unterschied von den Lamellirostres sprieht als gewichtiger Grund für die anzunehmende Verwandtschaft von Phoenieopterus mit den Pelargi. 3. Von dem eben besprochenen rudimentären Verhalten der Ruthe giebt es Uebergänge zum völligen Verschwinden derselben. Bei einigen grösseren Raubvögeln soll noch ein kleiner Vorsprung vorhanden sein und ähnlich sollen sich manche Sumpfvögel verhalten. Es ist wahrscheinlich, 862 loake und Begattungsorgane dass bei den meisten Vögeln der aus den kegelförmigen Papillen der Samengänge austretende Samen von der unteren Falte des Urodaeums ein wenig dirigirt wird, jedoch scheint es ziemlich sicher, dass bei allen Carinaten, ausser den Lamellirostres und den wenigen oben erwähnten Gattungen, keine Ruthe entwickelt ist. Vergleichung der verschiedenen Theile des Begattungs- organes. Nach Müller’s scharfsinniger Ausführung ist die dorsale Rinne mit ihrem cavernösen Gewebe dem Corpus cavernosum der Säugethiere vergleichbar. Die beiden den festen Theil der Vogelruthe bildenden Seitenkörper entsprechen den corpora cavernosa penis der Säuger, mit dem Unterschiede, dass diese Theile bei Vögeln, Crocodilen und Schild- kröten noch ganz fibrös sind; erst innerhalb der Classe der Säugethiere werden sie cavernös. Die Spitze des dritten, elastischen, innen an der Spitze cavernösen Körpers von Strutbio entspricht der Eichel der Säuge- thiere. Die dreizehigen Ratiten und die Lamellirostres haben keine wahre Eichel. — Der ausstülpbare Theil der dreizehigen Ratiten und der Lamelli- rostres, d’ h. eine blinddarmartige Verlängerung der Ruthenhülle nach rückwärts, ist eine diesen Vögeln eigenthümliche Bildung, welche in den paarigen, ebenfalls ausstülpbaren Ruthen der Eidechsen und Schlangen ein Analogon findet. Im allgemeinen lässt sich die Vogelruthe auf die Crocodile und Schildkröten zurückführen. Wie ich in einer früheren Arbeit (Lit. No. 903) nachgewiesen, ist die Ruthe bei den meisten Carinaten rückgebildet, nicht etwa auf einer niederen Stufe stehen geblieben, und diese Vögel sind wieder zur primitiven Methode der Ausstülpung des Proctodaeums zum Zweck der Begattung zurückgekehrt. Es ist ein überraschender Schluss, _ dass ein Organ sich bis zum Verschwinden rückbildet, dessen Entwicklung doch ursprünglich durch natürliche und geschlechtliche Zuchtwahl aufs höchste begünstigt sein musste. Die Clitoris ist das vom Männchen her ererbte Begattungsorgan des Weibehens, bei dem es aber wohl nur von untergeordneter Bedeutung ist. Es ist im allgemeinen eine verkleinerte Wiederholung der männ- lichen Ruthe. Bei Struthio ist die Clitoris platt mit ungefähr 2.5 em breiter Basis, mit einer dorsalen schräg laufenden ziemlich tiefen Rinne; die fibrösen Körper sind sehr schwach und weich, nur auf der linken Seite etwas stärker. Das ganze Organ ist bei dem Spiritus- Exemplar in Cambridge ungefähr 4 cm lang; auf der dorsalen Fläche nahe der Mitte seiner Basis erhebt sich eine fast 1 em lange rundliche Papille, welche eine ausgezogene Erhebung der Wandung der benachbarten Mündung des Eileiters zu sein scheint, also wohl in den Papillen der Samenleiter ein Analogon findet. Die Clitoris von Casuarius indieus ist nach Müller eylindrisch, 12 mm lang und 2 mm breit. Auf ihrer Oberfläche verläuft eine deutliche Rinne mit zwei häutigen, sie begrenzenden Wällen oder Kämmen. Aber am Ende befindet sich ‘eine Oeffnung wie an der männlichen Ruthe. Eine Vögel. 863 zarte Borste liess sich bis fast an die Basis der Ruthe vorschieben; es scheint jedoch kein längerer gewundener Canal zum Ausstülpen vorhanden zu sein. — Aehnlich, aber am Spiritus-Exemplar kaum 2 cm lang, finde ich das Organ bei Rhea americana. Das Ei. (Taf. LV.) . Altum, B., Die spiralige Anlage in der Zeichnung vieler Vogeleier. Journ. f. Ornith. X. (1864), p. 103. 5». Baldamus, E., Die Oologie und die Systematik. Naumannia. 1851, p. 69 £. Kaliologische und oologische Studien. Journ. f. Ornith. XVII (1869), p. 403 £. . Bädeker, Die Eier der europäischen Vögel. Folio. Leipzig 1863 f. Nach der Natur gemalt. Mit einer Beschreibung des Nestbaues, gemeinschaftlich bearbeitet mit L. Brehm und W. Pässler. . Blasius, R., Ueber die Bildung, Struktur und systematische Bedeutung der Eischale der Vögel. Zeitsch. wiss. Zool. XVII (1867). p. 480—524, Taf. 29—30. . Brewer, North American Oology. 4° Washington 1859. . 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Die Herkunft dieser sehr dünnen Membran ist noch unbekannt; sie tritt schon am noch unreifen Eier- stocksei auf und zwar zwischen den Zellen des Follikelepithels und der Zona radiata, welche letztere im noch ganz unreifen, nur 1.5 mm Durch- messer haltenden, Eierstocksei auftritt und wahrscheinlich aus dem Plasma des Dotters selbst ausgeschieden wird. Wenn dann das Ei sich der Reife nähert, verschwindet die Zona radiata und die Dotterhaut bleibt übrig. Wahrscheinlieh ist letztere ein Abscheidungsproduet des Dotters selbst. Der Dotter macht den grössten Theil der Eizelle aus, obgleich selbst von accessorischem Werthe. Dieser gelbe Nahrungsdotter besteht aus unzähligen Dotterkügelchen, welche durch viel weniger Eiplasma oder weissen Dotter kittartig verbunden werden. Die gelben Dotterkügelchen messen ungefähr 0.025—0.1 mm im Durchmesser, und sind mit zahlreichen, stark lichtbrechenden Körnchen gefüllt. Gekocht werden sie hart durch Gerinnung und nehmen in Folge gegenseitigen Druckes polyhedrische Formen an; sie scheinen aus Albumen zu bestehen, da sie weder in Alcohol noch in Aether lösbar sind; es sind ihnen jedoch auch Fettkörper, gelber Farbstoff, etwas Stärke u. s. w. in geringen Massen beigemengt. Die gesammte gelbe Dottermasse ist peripherisch (innerhalb der Dotterhaut) von einer dünneren Lage weissen Dotters umgeben, welcher sich unterhalb der gleich zu besprechenden Keimscheibe stärker anhäuft und von da als flaschenförmige Masse bis in die Mitte der Dotterkugel als ‚„centrales Eiweis“ eindringt. Concentrisch mit der äusseren Lage des weissen Dotters finden sich mehrere innere Lagen derselben Substanz. Ein gekochtes, reifes Ei giebt daher im Durchschnitt das Bild eoncentrisch abwechselnder Schichten dünner weisser und dicker gelber Lagen. Dieser weisse Dotter gerinnt nicht beim Kochen; er besteht aus Bläschen von r Vögel. 867 nur 0.004—0.075 mm Durchmesser, enthaltend äusserst kleine, stark licht- brechende Kügelehen. Im unreifen, nicht mehr im reifen oder im befruch- teten Ei, enthält der weisse Dotter nahe der Keimscheibe zahlreiche mit blossem Ange erkennbare Vacuolen. Die Keimscheibe (Diseus proligerus s. Cieatrieula oder Narbe, s. germinal disk; aus nur theilweise sichtigen Gründen auch Hahnentritt oder Balzel genannt). Die Keimscheibe enthält das Keimbläschen, und besteht selbst aus feinkörnigem Protoplasma mit sparsam darin vertheilten weissen Dotterkügelchen; da sich der später zu besprechende Furchungs- process, mit welchem die Entwicklung des Embryos beginnt, auf diese Scheibe beschränkt, so wird ihre Substanz als Bıldungsdotter (Bildungs- plasma oder Eiprotoplasma) von der übrigen, bei weitem grösseren Masse der Eikugel (Nahrungsdotter) oder Deuteroplasma unterschieden. Die Keimscheibe hat einen Durchmesser von 3—4 mm und ruht auf der Mündung der flaschenförmigen Masse des weissen Dotters. Mit blossem Auge lässt sich an der Keimscheibe der reifen befruchtungsfähigen Eizelle ein undurchsichtiger, weisser Rand erkennen, der eine hellere Mittelarea umgiebt. In der Mitte der letzteren ist wieder ein weisser Punkt sichtbar. Der undurchsichtige Ring ist der Anfang der späteren Area opaca (dunkler Fruchthof), die hellere Zone ist die spätere Area pellucida (heller Frucht- hof). Die Area opaca ruht unmittelbar auf weissem Dotter, dagegen be- findet sich unter der Area pellueida ein wenig klare Flüssigkeit. Der centrale weisse Fleck in der A. pellueida ist eine nur optische Erscheinung, ein Durchschimmern der centralen Eiweissmasse. Das Keimbläschen (vesicula germinativa, germinal vesicle, s. nucleus der Eizelle) besteht ursprünglich aus dem. Kernkörperchen oder Keimfleck (Maeula germinativa, germinal spot, nucleolus), aus Kernsaft und Protoplasma-Netz. Das Keimbläschen wurde 1825 von Purkinje, der Keimfleck 1836 von Wagner entdeckt. Der Saft ist wasserhell und flüssig, und wird von einem Netzwerke protoplasmatischer Fäden durchsetzt, welches in die Kernmembran übergeht. Diese letztere grenzt das Keimbläschen gegen die Keimscheibe, oder gegen den Dotter hin ab. Das Bläschen selbst liegt in ganz jungen Eiern ziemlich in der Mitte der Dotterkugel, rückt dann aber an die Peripherie, so dass es dicht unter die Zona radiata, später unter die Dottermembran zu liegen kommt. Ferner ist zu bemerken, dass im Keimbläschen ganz junger Vogeleier nur ein einziger Keimfleck oder Nucleolus vorhanden ist; später erscheinen mehrere und im reifen Ei ist von Keimflecken überhaupt keine Spur mehr vorhanden. Hertwig (Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte, S.27, kommt zu dem Schluss, „dass Eier mit Keimbläschen niemals be- fruchtungsfähig sind, dass das Keimbläschen ausnahmslos aufgelöst wird und dass wahrscheinlich aus Bestandtheilen desselben ein sehr kleiner Eikern (weiblicher Pronucleus) gebildet wird. Während der Umbildung entstehen in den meisten Fällen Polzellen“. Bei den Vögeln sind solche Polzellen aber bisher ebenso wenig wie bei den übrigen Wirbelthieren 55 368 Das Ei. beobachtet worden. Nach Analogie mit anderen Thieren zu schliessen wird nämlich auch bei den Vögeln die Befruchtungsfähigkeit des Eies dadurch eingeleitet, dass sich die Eizelle in zwei sehr ungleiche Theile trennt, indem sich von der ganzen Eizelle ein sehr kleiner Körper, die sogenannte Polzelle, abschnürt. Auch das Keimbläschen nimmt an dieser Trennung Theil; ihr grösserer Rest bleibt in dem gleichfalls grösseren Rest der Eizelle und wird zum weiblichen Pronucleus. Diese die Befruch- tungsfähigkeit einleitenden Umwandlungen finden wahrscheinlich in kurzer Zeit statt und zwar während das aus der geborstenen Follikelkapsel be- freite Ei in den Trichter des Eileiters aufgenommen wird. Hier, im obersten Abschnitt des Eileiters findet die Befruchtung statt, wenn das Ei (vorläufig nur aus der bisher beschriebenen Dotterkugel bestehend) die an den Wänden des Eileiters umherschwärmenden Spermatozoen antrifft. Hat sich die Henne seit langer Zeit nicht begattet, so sind die Samen- körperehen abgestorben und das zu legende Ei wird nicht befruchtet. Der Vorgang der eigentlichen Befruchtung ist dieser: Ein Spermatozoon (jedes Samenkörperchen ist vom Werthe einer Zelle, deren Nucleus durch den Kopf und deren übriger Zellivhalt durch den Schwanz oder die Geissel dargestellt wird) dringt durch die Dotterhaut in die Eizelle ein; die Geissel löst sich im Plasma der Eizelle oder vielmehr der Keimscheibe auf, der Kopf des Samenkörperchens dagegen vergrössert sich zum männ- lichen Pronucleus. Dieser dringt zum weiblichen Pronucleus vor und verschmilzt mit ihm zum Nucleus des befruchteten Eies. Die Befruchtung besteht aus der Vereinigung einer männlichen und einer weiblichen Zelle zur Bildung eines neuen, beide Elemente enthaltenden Nucleus der Eizelle. Die Keimscheibe erleidet nun, während das Ei noch im oberen Theile des Eileiters sich befindet, bedeutende Veränderungen, nämlich den Furehungs- process. Eine quere, dann eine darauf senkrecht stehende Furche er- scheint in der Keimscheibe, d. h. das Keimplasma der Zelle theilt sich in vier Zellen; auch der Kern» nimmt an dieser Spaltung und Vermehrung Theil, dann treten mehrere Meridian- und unregelmässige Querfurchen auf, sodass die Scheibe in kleine centrale und grössere peripherische Segmente zerfällt. Dieser Process schreitet fort, bis endlich die ganze Keimscheibe in eine grosse Anzahl sehr kleiner Zellen zerlegt ist. Die nun in eine Masse von Zellen verwandelte Keimscheibe heisst fortan Blastoderm. Die Zelltheilung ist nicht auf die Oberfläche beschränkt, sondern erstreckt sich auch in die Tiefe bis an den weissen Dotter. Die oberflächlichen Zellen bilden eine deutliche Schicht säulenartiger, deutlich kernhaltiger Zellen; die inneren sind grösser, mit weniger undeutlichen Kernen und liegen unregelmässig zusammen. In diesem segmentirten Zustande verharrt das Ei ohne weitere Veränderungen bis die Bebrütung beginnt, worauf sich aus dem Blastoderm der Embryo entwickelt. S. Ent- wicklungsgeschichte. Es sind nun noch die accessorischen, zu einem gelegten Ei gehörigen Gebilde zu besprechen, nämlich das Eiweiss, die Vögel : 869 Schalenhaut und die Schale. Diese Gebilde, welche theils zur Ernährung des wachsenden Embryos, theils zum Schutze des ganzen Eiinhaltes dienen, also direkt nichts mit der Bildung des Embryos selbst zu thun haben, werden nachgerade von den drüsigen Wänden des Eileiters aussen um die Dotterhaut herum abgeschieden. Die Dotterkugel rückt durch peri- staltische Bewegungen des Eileiters in letzterem herab und erhält hierbei den Eiweis-Mantel, im Uterus die Eischale, nebst etwaigem Pigment. Das Eiweiss, Albumen, ist eine Mischung von Proteinsubstanzen mit Fetten, Extractivstoffen und Salzen. Seine Zusammensetzung wird von Foster-Balfour durchschnittlich angegeben als bestehend aus: 12.0 °/, Protein, 1.5°/, Fett und Extraetivstoffe, 5.0°°%/, Salze, hauptsächlich Chlornatrium, nebst Phosphor- und Schwefelverbindungen. 86.0 °/, Wasser. Das Eiweiss gerinnt bekanntlich bei einer Temperatur nahe dem Kochpunkt des Wassers. Am gekochten Ei erscheint dag Eiweiss in concen- trischen, abwechselnd durchsichtig und fein granulirt undurehsichtigen Lagen. Im frischen, nicht gekochten Zustand sind alle Lagen farblos; die gekocht undurchsichtigen bestehen aus flüssigerem Eiweiss, während die übrigen etwas consistenter sind und aus einem äusserst feinen Netz- werke von Faden mit Flüssigkeit in den Maschenräumen, bestehen. Dicht auf der Dotterhaut befindet sich eine dünne Lage des flüssigen Eiweisses. Die concentrischen Schichten lassen sich am gekochten Ei mit einiger Mühe in spiraligen Windungen loslösen, und zwar geht die Richtung der Drehung, vom dieken zum spitzen Ende des Eies vorschreitend, von links nach rechts. Diese spiralige Ablagerung des Eiweisses deutet auf ein schraubenförmiges Hinabsteigen des Eies in den Eileiter hin. Am besten an ungekochten Eiern fallen ferner zwei stark gedrehte Schnüre auf, welche mit breiter Basis aus dem dichteren Eiweiss unmittelbar ausserhalb der flüssigen die Dotterhaut umgebenden Schicht sich erheben und dann schnurförmig, spiralig gedreht, bis in die Nähe des spitzen und des stumpfen Poles des Eies gehen, ohne dass ihre Enden etwa mit der Schalenhaut in Zusammenhang stehen. Sie sind daher kein Aufhänge- Apparat der Dotterkugel, auch lassen sich die beiden in entgegengesetzten Richtungen gedrehten Schnüre nicht durch methodisches Umdrehen des sanzen Eies aufwickeln, sondern sie wirken gewissermaassen als Puffer, indem sie die Dotterkugel von zu grosser Annäherung an die Pole ab- halten. Der Schwerpunkt der Dotterkugel ist übrigens ein solcher, dass in jeder Lage des Eies die Keimscheibe oben liegt; die Dotterkugel dreht sich innerhalb des Eiweisses, ohne Hülfe der Schnüre. In Folge dessen befindet sich die Keimscheibe stets so nahe wie möglich der Quelle der Brutwärme. Die Schnüre selbst haben das Ansehen abwechselnd weisslicher und heller Knötchen, daher „Hagelschnüre“ oder Chalazae genannt. 870 Das Ei. Tarchanoff (Lit. No. 991) hat umfängliche Untersuchungen über die Verschiedenheiten des Eiweisses bei Nestflüchtern und Nesthockern angestellt. Schon Davy (Lit. No. 932) fand, dass die Temperatur, bei welcher das Eiweiss gerinnt, bei den verschiedenen Vogelarten wechselt, und dass das Gerinnsel nicht etwa von der wechselnden Menge der im Eiweiss enthaltenen festen Bestandtheile abhängt. Das gekochte Eiweiss mancher Vögel ist entweder (wie beim Huhn) undurchsiehtig weiss, oder (wie beim Kiebitz) farblos durchsichtig. Diese Unterschiede sind bekannt genug. Tarchanoff erwähnt ferner, dass das gekochte Eiweiss von Cotyle riparia glasartig durchsichtig bleibt; er nennt solches Eiweiss Tata-Eiweiss, nach dem Namen des kleinen russischen Mädchens, welches diese Eigenthümlich- keit zufällig entdeckte. Das frische Eiweiss von Cotyle erscheint viel dünnflüssiger und wässeriger als das der Hühner; um herauszufinden, ob dies wirklich von grösserem Wassergehalt abhängt, hat Tarchanoff zahlreiche Analysen angestellt, von denen einige hier an frischen Eiern gefundene Durchschnittswerthe nach Abrundung der Decimalstellen mit- getheilt werden. | | Feste Ei von ann en FEESRWRR LEHNTE Ir SE AUlmewWRn nina mare Tao Sort Gallus domesticus [1/7 87:05 7°) 12.5 #1 Meleagris 88 12 mit etwas gelblichem Eiweiss. Numida 88 | 12 Crex kun = | . ı 1 Das geronnene Eiweiss dieser Vögel ist un- Anas boschas 88 | 12 'f durchsichtig weiss wie das der Hühner Anser domest. Sicher 5 i Vanellus eristatus 58 12 Das geronnene Eiweiss ist farblos, durchsichtig. Cotyle riparia sy—90 | 11—10 Das Eiweiss dieser Vögel ist dünnflüssiger als Corvus corax 90—91 | 9—10 das der Hühner und Enten, ausserdem besitzt Corvus frugilegus (?) | 90 10 es Farbenschattirungen; z. B. grünlich bei Columba 88 — 90 12—10 Corvus, Turdus, Coracias, auch in geronnenem Passer domesticus 90 10 Zustand. Taubeneiweiss ist schwach bläulich, Fringilla coelebs 894 | .10.6 manchmal etwas weisslich getrübt, wenn ge- — canaria St) | 11 '| ronnen. Das der übrigen Vögel ist farblos. Luseinia 90 10 Im geronnenen Zustand ist das Eiweiss aller Turdus sp. ? 90 10 dieser Vögel glassartig durchsichtig. Es ist zu beachten, dass der Wassergehalt des Eies sich fortwährend durch Verdunstung vermindert; hierauf werden die geringen Schwankungen bei Eiern derselben Vogelart zurückzuführen sein. Aeltere, nicht mehr frische Eier geben unbrauchbare Resultate. Aus obiger Tabelle folgt, dass der Wassergehalt der Eier der Nestflüchter um ungefähr 2 °/, geringer als der von Nesthockern ist. Der Unterschied des Wassergehaltes hat aber nach Tarchanoff durchaus keinen Einfluss auf die Farbe des geronnenen Eiweisses, wie aus seinen Untersuchungen an durch Verdun- stung wasserärmer gewordenen Eiern von Nesthockern hervorgeht. Auch Zusatz von 5—10°/, Wassers hat auf die Farbe des gerinnenden Hühner- Vögel. 871 eiweisses keinen Einfluss. Der Unterschied muss also durch physikalisch- chemische Verschiedenheit beider Eiweissarten bedingt sein. Das Tataeiweiss fluoreseirt im geronnenen, wie im gelösten Zustande unvergleichlich stärker; auch gerinnt es erst bei einer Temperatur von 35°C., während im Hühnereiweiss schon bei 45—50° Anzeichen von Trübung auftreten. Coagulirtes Tataeiweiss wird wenigstens 8 oder 10 mal schneller als Hühnereiweiss durch künstlichen Magensaft verdaut und in Peptone verwandelt. Das Ei von Vanellus, einem echten Nestflüchter, enthält augenscheinlich Tataeiweiss, denn gekocht ist es farblos; aber es gerinnt schon bei 55—60° C., auch seine Verdaulichkeit nimmt eine Mittelstufe ein. Vanellus macht also eine bedeutende Ausnahme von der durch Tarchanoff aufgestellten Regel, dass die Nesthocker und nur diese Tataeiweiss besitzen. Er konnte leider keine Untersuchungen an andern Nestflüchtern, als die oben erwähnten wenigen Arten, anstellen. Von mir gemachte öffentliche Anfragen haben wenige diese sehr interes- sante Angelegenheit fördernde Beantwortung erhalten. Tarcehanoff theilt nun ferner mit, „dass Tataeiweiss eine ganz besondere, sich allmählich bei Einwirkung des Stoffwechsels oder des- jenigen gegenseitigen Einflusses des Eidotters und des Eiweisses, welche die Entwicklung des Vogelembryos bedingen, im Hühnereiweis verwan- delnde Eiweissart sei“. Es sei ein ganz eigenartiger, der Entwicklung des echten Hühnereiweisses vorausgehender Eiweissstoff und könne in dieser Hinsicht Eiprotalbumin genannt werden. Er fand nämlich, dass bei schon eine Woche bebrüteten Eiern von Cotyle und von Vanellus das dann gekochte Eiweis ebenso undurchsichtig und fest wird, wie das der der Hühner, ferner, dass bei unbefruchteten Eiern das Tataeiweiss beständig bleibt. Auch machte er folgenden überraschenden Versuch. „Wird ein vollkommen reifer, aus dem Eierstock einer eierlegenden Henne soeben excidirter und also von Eiweiss noch gänzlich freier Eidotter in frisches Tataeiweiss gelegt, so erweist sich, dass nach Verlauf einiger Stunden » und bei Zimmertemperatur Tataeiweiss in Hühnereiweiss sich umwandelt, d. h. bei der durch Siedhitze hervorgerufenen Gerinnung giebt es nur eine vollkommen feste, weisse Masse“. Tataeiweiss an und für sich ist un- fähig sich umzuwandeln. Die Ursache der Umwandlung wird auf den gegenseitigen Stoffwechsel zwischen Eiweiss und Eigelb reducirt, und zwar auf eine Abschwächung der Alkalescenz des Tataeiweisses; dies soll durch Diffusion von Glycerin-Phosphorsäure aus dem Dotter in das Eiweiss ge- schehen, welche letztere sich beim Bebrüten durch Zersetzung des Eigelbs bildet. Tarcehanoff kommt dann auf die gegenseitigen Gewichtsverhältnisse von Eiweiss und Dotter bei Nesthockern und Nestflüchtern zu sprechen. Valeneiennes und Fr&my (Lit. No. 998) fanden, dass das Gewichts- verhältniss bei Vögeln derselben Art verschieden sein kann; auch Davy (Lit. No. 932) kam zu ähnlichen Resultaten; dasselbe berichtet Prout (Lit. No. 983) von Hühnereiern. Tarchanoff giebt eine Tabelle, nach 872 Das Ei. Untersuchung vieler frischer Vogeleier, meistens in mehrfachen Exemplaren derselben Art. Nur die erste Deeimalstelle ist hier wiedergegeben. = m - E = - } | Gewichtsverhält- Somit Bohale in |, Zidofter Biweiss. | "iss zwischen A Gramm, Eiweiss. Cotyle riparia 1.6 | 0.3 1.1 1:3 Passer domesticus 2.8 0.4 1,8 1A. Ruticilla phoenicura 2.0 0.4 14 1:3 Luseinia 2.0 0.4 1.3 13313 Fringilla canaria IX 0.3 1.0 1526 Turdus sp. 6.1 1.4 4.2 15 Corvus corax 20.5 3.5 14.3 | 154 Corvus frugilegus 18.7 2A 15.0 1:7 Columba domestica 14.1—18.3 3.3—4.0 9.0—12.5 | eh! Vanellus cristatus 24—27 8.0—8.9 14—15.5 1.4217 Crex pratensis 13 14 6.6 is Gallus domesticus 62 18.2 37.2 12 _ 46.5 15 26.0 Ar) — 52 15.4 31.0 Sl Numida 40.5 15.2 19.2 1.412 Meleagris 57.9 20.4 30.2 ee! Anas domesticus 56.7 20.6 298 159174 Anser domesticus 172.0 76.5 714.5 1997 Die Schalenhaut ist eine farblose und durchsichtige Hülle, welche das Eiweiss unmittelbar umgiebt und der Innenfläche der Schale ziemlich fest anhängt. Im frischen Zustande ist die Hülle weich, elastisch, zähe; getrocknet wird sie hart, pergamentartig und undurchsichtig weiss in Folge der darin enthaltenen Lufttbeilchen. Am stumpfen Pole des Eies weicht die Hülle auseinander und schliesst eine sich in Folge der Ver- dunstung des Wassers fortwährend vergrössernde Luftblase ein. Die die Luftblase gegen die Schale hin begrenzende Schicht der Haut ist dieker als die, welche die Blase vom Eiweiss abgrenzt. Die Schalenhaut ist ein Product der Uterinschleimhaut, und zwar wird sie in dem Isthmus genannten Abschnitte des Eileiters abgesondert. Hierfür spricht die von Blasius angeführte interessante Beobachtung Coste’s (Histoire du developpement des corps organises. 1847. Tome 1. p. 295), welcher ein Huhn seeirte, dessen Ei gerade an dieser Stelle des Eileiters lag und das an der unteren vorangehenden Hälfte mit der Ei- schalenhaut bekleidet war. Nasse und auch Blasius fanden an dieser Stelle eine die Wandungen des Eileiters verklebende Masse, die unter dem Mikroskope ein dem faserig geronnenen Eiweisse ähnliches Bild gab. — Im Isthmus soll das Ei ungefähr 3 Stunden lang verweilen. Die Schalenhaut besteht aus dicht verfilzten organischen Fasern, die in den verschiedensten Richtungen durcheinander gewebt und zuweilen netzartig verkittet sind. Im allgemeinen lassen sich zwei Blätter unterscheiden; das äussere ist aus gröberen, das innere aus feineren Fasern zusammengesetzt. Nathusius (Lit. No. 961) fand, dass diese Haut keineswegs blos aus Vögel. 873 Fasern besteht, sondern dass ihre Grenze gegen das Eiweiss durch ein zartes homogenes durchsichtiges Häutehen gebildet wird, und dass auf diesem Häutchen, oder in den untersten Faserschichten, Körner oder Kügelchen einer durchsichtigen, stark lichtbrechenden Substanz liegen. Die Grösse der Körnchen beträgt bei Sperling und Ente 1-15 u. — Betreffend die verfilzten Fasern, so gelang es Nathusius nie Verzwei- gungen oder Theilungen der primären Fasern der Schalenhaut, oder wirkliche, Anastomosen ähnliche, Netze derselben zu finden. Wo der- gleichen vorzuliegen schien, war es stets auf Vereinigung oder Verklebung distinkter Primärfasern durch das Bindemittel zurückzuführen. Bei Be- handlung mit Kalilauge quellen die Fasern stark auf, werden durchsichtig und schleimig. Zusatz von Essigsäure contrahirt die gequollenen Fasern sofort wieder in allen Richtungen und lässt sie wieder, wie im frischen Zustande, als elastische und stark lichtbrechende rundliche oder abge- plattete Fäden erscheinen. — Diese Fasern sind unstreitig nur Gerinnungs- producte des von den Wänden des Isthmus abgesonderten Eiweisses, wenn auch letzteres möglicherweise eine etwas andere Zusammensetzung besitzt als die Hauptmasse des Eiweisses. Dagegen stellten Meckel (Lit. No. 1007) und Landois (Lit. No. 952) die abweichende Meinung auf, dass die Schalenbaut aus den glatten Muskelfasern des Eileiters ent- steht, die nach Ablösung der Mucosa frei zu Tage treten und sich dem Eiweiss des Eies auflagern. Nasse (Lit. No. 1007*) und Blasius (Lit. No. 929) haben das Irrthümliche dieser Ansicht nachgewiesen. Nach ihren Beobachtungen ‚fehlte in keinem Eileiter der untersuchten Hennen die Mucosa, wenn auch das eben durchgetretene Ei durch Auseinander- drängen des Eileiterrohres und damit verbundenes Verstreichen der Zotten und Kämme dieselbe an Dicke bedeutend hatte verlieren lassen. Wenn aber Epithel- und Drüsenschicht vorhanden sind (und von ihrem gänz- lichen Fehlen giebt Landois wie Meckel keine Beobachtungen an, und also zwischen dem Eiweiss des Eies und der Muscularis des Eileiters liegen, so kann die Muscularis nicht mechanisch fortgerissen werden“. Ferner gelang es Blasius nie, auch nicht in ganz frischen Eiern, oder solchen, die er aus dem Eileiter nahm, Kerne in den Fasern nach- zuweisen. Es sind eben keine Muskelfasern oder Gewebe, d. h. orga- nisirte Gebilde, sondern Gerinnungen des Eiweisses. v. Nathusius behauptet, dass alle Eihüllen organische Gewebe sind, und zwar dass die Eischale mit der Schalenhaut und dem Oberhäutchen aus einer Weiterbildung des Dotterhäutchens, nebst kalkigen Ablagerungen, entsteht. Er sucht diese, von anderen Forschern nicht angenommene, Ansicht hauptsächlich folgendermaassen zu begründen. 1) Die Eihüllen zeigen in allen Theilen so eomplicirte „Structurverhältnisse“, dass sie nicht als mechanisch abgelagerte Producte des Eileiters aufgefasst werden können. 2) Das Material der Hüllen stammt zwar aus dem Eileiter; diese Seerete werden aber „durch die formbildende Thätigkeit der Eizelle organisirt“, gehören also auch von da ab zum Organismus dieser Zelle ° 374 Das Ei. wird letzteres nicht zugestanden, so muss man annehmen, dass ihre Organisation von sich selbst erfolgen kann. 3) Der Einfluss des männ- lichen Thieres bei der Befruchtung erstreckt sich bis auf die Beschaffen- heit des Oberhäutchens der Eischale. 4) Die Zona pellueida des Eier- stockeies findet sich am gelegten Ei nicht mehr vor und an ihre Stelle sind complieirtere Gebilde (die Eihüllen) getreten. 5) Abnorme Schalen- und Eiweissbildung kommt in Begleitung abnormer Dotterverhältnisse vor (Spur- oder Windeier). Dass der männliche Samen einen sichtbaren Einfluss auf die Structur der Eischale ausübt, ist zweifellos. Das erhellt aus den von Nathusius untersuchten Bastardeiern von Raben und Nebelkrähen; ferner sollen reine Haushühner nach Befruchtung durch Cochinchinahähne gelbliche, statt weisser, Eier legen. Das Bestehen eines solchen Einflusses ist allerdings überraschend, aber nicht schwerer verständlich, als dass durch ein einziges Samenkörperchen nicht nur körperliche, sondern sogar geistige Eigenthümlichkeiten auf das Kind übertragen werden. Dass ein durch Kreuzung zweier Rassen oder Arten gebildetes oder befruchtetes Eierstocksei (ohne Eiweiss und Schalenhüllen) verschieden von einem nicht durch Kreuzung gewonnenen Ei ist, unterliegt keinem Zweifel, denn in dem Bastardei sind zwei verschiedene Protoplasmen vermischt. Ferner ist klar, dass der Eileiter nur durch das in ibm hinabsteigende Ei zu normaler Thätigkeit angeregt wird, während fremde Einschlüsse, wie z. B. coagulirtes Blut, Eingeweidewürmer, oder auch doppelte Dotter, Feblen des Dotters, oder endlich „ein Ei im Eie“ abnormale Ablagerung des Eiweisses und der Hüllen verursachen. Der Eileiter, ein zur Zeit der Fortpflanzung eminent integrirender Theil des ganzen mütterlichen Organismus wird also durch das Ei beein- flusst und reagirt dementsprechend. Unsern Sinnen wird der Unterschied zwischen reinem und einem Bastardei nicht erkenntlich sein, aber das bedeutet nichts. Alles spricht für die intimen Beziehungen zwischen Ei und Eileiter; die Eizelle beeinflusst, bestimmt, dirigirt, „organisirt‘“ die Ablagerung der organischen Secrete des Eileiters, aber die daraus ge- bildeten Schichten oder Hüllen sind deshalb doch weder organisirte Ge- webe noch sind sie dureh Fortbildung der Dotterhaut entstanden. Sie sind periplastische, nicht exoplastische Gebilde. Die eigentliche Eischale besteht bei vollkommener Ausbildung aus drei Schichten: 1) Mammillen-, 2) Schwammschicht, 3) Oberhäutehen. Die Mammillenschicht ist der wichtigste Theil der Schalen, scheint auch der phylogenetisch älteste zu sein, wie er denn auch bei Reptilien, wenigstens bei Schildkröten, der allein vorhandene ist. Das Oberhäutchen kann an normalen Vogeleiern fehlen. Die ganze Schale ist als ein aussen auf der Schalenhaut abgelagertes Product des kalkhaltigen Secretes der Uterin- schleimhaut aufzufassen. Die Schale wird nämlich in dem Uterus ge- eure Vögel. 875 nannten Abschnitte des Eileiters abgesondert, und zwar scheint das Hühnerei hier ungefähr 20 Stunden lang zu verweilen. Die Schale ist aus einer organischen Grundsubstanz und einer darin vertheilten, je nach den Schichten wechselnden, Menge anorganischer Bestandtheile zusammengesetzt. Nach einer chemischen Analyse von Prout (Lit. No. 983) besteht die Schale des Hühnereies aus: kohlensaurem Kalk mit etwas kohlensaurem Talk — 97 °/, phosphorsaurem Kalk mit phosphorsaurem Talk —= 1% thierischer, Schwefel enthaltender Substanz —= 2, und aus einer Spur von Eisen. Balland (Compt. Rendus. T. 93, 1881, p. 550) untersuchte die Ei- schale von Struthio und bestimmte deren specifisches Gewicht zu 2.51, mit folgender Zusammensetzung: GalciumearbonabkUninseud AN Fon], Magnesiumearbonat . . . 2 .....2.03 % Galeiumphosphat! 7.211. EU 2007580702], Schwefelhaltige organische Substanz . 4.92 °/, Masserin arte MEER EN REN OT Verlust 2 hut Aıoom a Sal lee LE), 100 00 %%. Die Mammillenschicht, von Landois Uterindrüsenschicht genannt, von Blasius als inneres Blatt der eigentlichen Kalkschale als „Kern- schicht“ beschrieben. Nathusius hat den passenden Namen Mammillen- schicht eingeführt. Diese Schicht besteht aus einer Lage von rundlichen Kalkkörperchen, welche knopfartig in die Schalenhaut hineinragen, nach aussen hin aber in die Schwammschicht übergehen. Zwischen den einander benachbarten Mammillen und der Schalenhaut befinden sich unregelmässig gestaltete Lufträume, welche mit den später zu besprechenden Porencanälen zusammenhängen. Jede Mammille enthält einen aus organischer Substanz, entweder Eiweiss oder Uterinschleim, bestehenden Kern unregelmässiger Gestalt, welcher von mehr oder weniger concentrischen Schichten der Kalkkıystalle umgeben ist. Bei Behandlung mit Salzsäure bleiben nur die centralen Massen oder Kerne übrig, umgekehrt verschwinden diese und es bleiben nur die Kalkmassen übrig, wenn die Eischale geglüht wird. An der organischen Natur der Kerne lässt sich also nicht zweifeln (Blasius). Nach letzterem besitzen die Kalkkörperchen oder Mammillen beim Huhn einen Durchmesser von ungefähr 0.1—0.15 mm und erscheinen bei auffallendem Lichte unter dem Mikroskope als gelblichweisse, im allgemeinen rundliche maulbeerförmige Kalkkörner. In diesen sieht man zahlreiche rhombo&drische Figuren und einen deutlich dunkleren Kern; Fasern der Schalenhaut sollen letzteren nach Nathusius durchsetzen. Landois hielt diesen organischen Kern für Drüsen des Uterus, die sich vom Uterus abgelöst hätten und die dann von den mit Eiweissschleim gemengten Kalksalzen umhüllt würden. Das „Korn‘‘ der Schale wäre 376 Das Ei. demnach nur als ein Abdruck der auf der Schalenhaut abgelagerten Uterin- drüsen zu betrachten. Demgemäss nannte er die ganze Schicht die Uterin- drüsenschicht. Ob diese Kerne wirklich von der Mucosa des Uterus los- gerissene und später von Kalksalzen imprägnirte Elemente sind, ist eine noch offene Frage: Blasius urtheilt wie folgt: „Ist Landois’ Ansicht richtig, so bat die Kalkschalenbildung Aehnlichkeit mit der Bildung der Decidua der Säugethbiere, da ja bei diesen Theile der Schleimhaut des Uterus selbst in die Umhüllungen des Eies übergehen. Hierfür spricht die wirklich täuschende Aehnlichkeit der Kerne mit Zellenhaufen und die Analogie. Dagegen lassen sich aber ungleich mehr Gründe anführen. 1) Es lassen sich künstlich ganz zellenähnliche Gerinnungsproducte des Eiweisses hervorbringen. 2) Die zellenähnlichen Elemente der „Kerne“ haben sehr verschiedene Grösse und lassen nicht sicher Zellenkerne erkennen. 3) Die Epithel- und Drüsenschicht der Mucosa war in allen Fällen, wenn das Ei kurze Zeit vorher gelegt war, oder sich im Stadium der Kalkschalenbildung noch im Eileiter befand, im Uterus vollständig erhalten, und es ist nieht wahrscheinlich, dass so rasch eine Neubildung derselben erfolgen konnte. 4) Wir hätten dann eine Analogie mit der Bildung der übrigen Schichten der Eischale und könnten die ganze Ei- schale als Secretionsproduet ansehen“, Nathusius hat die Schale von Struthio eingehend untersucht. Die Mammillen erscheinen nach der Schalenhaut hin mehrfach verzweigt, oder nach der Schwammschicht hin verschmolzen, sodass häufig eine Mammille in mehreren Knöpfen endigt. Undurchsichtige Querstreifen durchziehen die Knöpfe wie auch den übrigen Theil der Mammillen und der Schwamm- schicht. Bei starker, 200—300maliger Vergrösserung erscheinen die Mammillen deutlich in verschiedene Säulen gegliedert, von denen ein Theil nur aus durchsichtiger Grundsubstanz ohne eingelagerte dunkle Schichten besteht. Weiter nach aussen, nach der Peripherie hin, wird die Abgren- zung der Mammillen gegen einander undeutlich, da letztere mit einander verschmelzen. Die Schwammschicht, oder die äussere Masse der eigentlichen Kalkschale. Diese Schieht bildet namentlich bei dickschaligen Eiern den grössten Theil der Schale und besteht aus verfilzten Strängen des kalk- haltigen Uterinseeretes. Die darin enthaltene organische Masse bleibt nach Behandlung mit Salzsäure als ein weites Maschennetz übrig. Eine so regelmässige Schichtung von dunkleren und helleren Lagen und eine säulenartige Gliederung der tieferen oder mammillären Hälfte der Schwamm- schicht wie bei Struthio, findet sich nur bei Ratiten, und zwar nach Nathusius bei Struthio, Struthiolithus, Aepyornis, Diuornis, Rhea und Dromaeus, nicht aber bei Apteryx und den Carinaten. Das Oberhäutehen oder die Oberhautschicht ist eine poröse, elastische, structurlose Membran, welche ebenfalls im Uterus, und zwar zuletzt auf der Oberfläche der Eischale abgesehieden wird. Sie ist sehr variabel; glasurartig hart und spröde bei den Ratiten mit Ausnahme von Vögel. 877 Apteryx; pergamentartig, biegsam und ziemlich dick bei den Lamellirostres und Rasores; häufig mehr oder weniger mit Kalkkörperchen imprägnirt und dann von kreidiger Beschaffenheit, wie z. B. bei den Spheniseiden und besonders bei Steganopodes, Podiceps, Podilymbus, Phoenicopterus und Crotophaga. Bei Möven, Alken, Singvögeln ist das Oberhäutchen entweder sehr dünn oder fehlt gänzlich; letzteres ist auch bei den Cıyp- turi, bei Turnix, Pterocles und Opisthocomus der Fall. Nach Dickie (Lit. No. 934) sollte das Oberhäutchen aus einer Basal- membran mit aufgelagerten Epithelzellen bestehen. v. Wittich (Lit. No. 1002) wies darin Poren nach und Landois (Lit. No. 952) beschrieb sie richtig als einfache structurlose Membran. Blasius (Lit. No. 929) macht folgende Angaben: „Zur Untersuchung dieser Schicht genügt es, sie 2. B. beim Strauss mechanisch abzuschaben. Um grössere Stücke zur mikroskopischen Beobachtung zu erhalten, tupfe man verdünnte Salzsäure auf die Schale, dann wird durch die sich entwickelnden Kohlensäure- blasen die Schicht blasenförmig abgehoben. Beim Strauss hat sie eine Dicke von 0.024 mm und besteht aus einem Maschenwerk, dessen ein- zelne Maschen von 0.0048—0.0096 mm schwanken. Bei anderen Vögeln, wie z. B. bei dem Puter, stellt die Oberhaut nur eine einfache Membran dar, in der hier und da kleine Körnchen zu bemerken sind. Bei kleineren Singvögeln, wie z. B. bei einigen Meisen, gelingt es oft nicht, eine Ober- hautschicht nachzuweisen“, Nach Nathusius ist das Oberhäutchen bei Dromaeus grün, durch- sichtig, von unregelmässiger Dicke, und giebt der. Oberfläche des Eies die chagrinartige Rauhheit. Bei Struthio zeigte starke Vergrösserung feine Schichtung der Membran. Bei Orotophaga verdeckt ein dieker, weicher und weisser Ueberzug die blau gefärbte Schale. Betreffend die ein- gelagerten Kalkkörperchen, so sollen diese mit den von Harting ent- deckten Calcosphäriten nicht zu vergleichen sein. Letztere entstehen, wenn kohlensaurer Kalk im statu nascens mit eiweisshaltigen oder sonstigen Producten des thierischen Organismus, wie Galle, Gelatine u. s. w. in Berührung gebracht wird. Die Erörterung dieser eigentlich nur die organische Chemie betreffenden Frage würde hier zu weit führen; es sei deshalb auf die Literatur (No. 978) verwiesen. Die Porencanäle ermöglichen den nötbigen Gasaustausch und auch die Verdunstung des Eiinhaltes. Sie communieiren mit dem Lückensystem der Mammillen, erstrecken sich durch die Schwammschicht und enden in Form kleiner, oft mit blossem Auge sichtbarer Poren an der Oberfläche des Eies. Wenn ein Oberhäutehen vorhanden ist, zieht dasselbe entweder über die Poren hinweg oder es senkt sich trichterförmig in dieselben ein und füllt deren Lumen aus, sodass die Canäle hier geschlossen sind; wenig- stens sind Oeffnungen normal noch nicht gefunden worden. Der Gas- austausch und auch der Wasserverlust wird also durch Osmose stattfinden. Nathusius machte die wichtige Entdeckung, dass nur in trockenem Zu- stande der Eischale diese für Luft durchdringlich ist, dass aber, wenn 378 Das Ei. die Schale feucht ist, weder Wasser noch Luft hindurchtreten kann. Feilt man die äussere Schicht, also das Oberhäutchen, ab, so genügt eine Wassersäule von wenigen Zollen, um das Wasser sofort in Tröpfehen durch die Schale dringen zu machen. Das Hinderniss liegt also im Ober- häutchen, und zwar wenn dieses feucht, d. h. gequollen ist. Dass der sich entwickelnde Embryo an Erstickung stirbt, oder dass sich ein solcher überhaupt nicht entwickelt, wenn man die Schale mit einem Firniss über- zieht, ist bekannt. — Das Oberhäutchen scheint daher mit der Regulirung des Gasaustausches in engem Zusammenhang zu stehen; vielleicht deutet die bedeutende Dicke des Häutchens bei den Ratiten an, dass deren Eier ganz besonders vor dem Feuchtwerden zu schützen sind; möglicherweise verhindert es auch zu schnelle Verdunstung. Es ist hingegen schwer ver- ständlich, wie den an sehr feuchten Orten, theilweise im Wasser liegen- den, Eiern von Podiceps die nöthige Luft zugeführt wird, da das Ober- häutchen hier stets mehr oder weniger feucht sein muss; ob der kreidige Ueberzug diese Verhältnisse modifieirt, kann vorläufig nur vermuthet werden, da Untersuchungen fehlen. Das gänzliche Fehlen des Ober- häutchens an den Eiern vieler Vögel macht das Problem noch inter- essanter. Betreffend die Porencanäle selbst, so fand Nathusius, dass nur bei den Ratiten, mit Ausnahme von Apteryx, die Canäle sich nach oben hin verzweigen, sodass in den Grübchen der Oberfläche ganze Gruppen von Canälen münden. S. Fig. 6, Taf. LV. Bei Apteryx und sämmtlichen Carinaten sind die Canäle einzeln stehend und nicht verzweigt. Ihr Durchmesser wechselt sehr an verschiedenen Stellen desselben Eies, und noch mehr bei den verschiedenen Vogelarten; so schwankt der Durch- messer beim Schwan zwischen 0.026 und 0.042 mm, beim Huhn zwischen 0.009 und 0.029, bei der Ente zwischen 0.012 und 0.036; dabei ist zu bemerken, dass die Canäle im Querschnitt meistens oval sind. Die Färbung der Schale wird durch Pigment hervorgebracht, welches im unteren Theile des Uterus in oder auf der Schale abgelagert wird. Sämmtliche Pigmente der Eischale sind den Gallenfarbstoffen ähnlich und diese entstehen aus dem Hämatin, dem rothen Farbstoffe der Blut- körperchen. Letztere geben nämlich, wenn alt geworden, ihr Hämatin an das Blutserum ab, gelangen in die Leberzellen und werden dort in rothes Gallenpigment umgewandelt. Als solche werden sie entweder bald mit dem Kothe entleert oder sie ändern sich erst noch in grüne, gelbe, braune und schwarze Farbstoffe um. Ihre Zusammensetzung ist nach Schaedeler: Bilirubin C,,H,,N50,, Bilifusein C,,H,,N,0, , Biliverdin C,H;,N50, 0, Biliprasin C,,H,,N,0,; , Bilihumin, eine schwarze, unlösliche, stark oxydirte Substanz. Auch die Schalenpigmente scheinen aus dem Hämatin hervorzugehen; es Vögel. 879 ist anzunehmen, dass sie in den absondernden Zellen des Uterus gebildet werden, nicht etwa aus der Gallenblase wieder ins Blut treten, und auf diesem Umwege in die Uteruswände gelangen. Die grobe Vorstellung, dass die Pigmente aus der Gallenblase in den Darmeanal entleert und dann in der Cloake auf der Eischale abgelagert werden, entbehrt jeder Begründung. Sie sind nämentlich durch Sorby (Lit. No. 989) und durch Kruken- berg (Lit. No. 947) näher untersucht worden. Sorby unterscheidet 7 verschiedene Farbstoffe: Oorhodeine, bräunlich roth, der gewöhnliche Farbstoff der Eischalen. Ooeyan, blau, löslich in Aleohol, leicht veränderlich. Gelbes Ooxanthin; dies in Verbindung mit Oocyan verursacht die schöne grüne Farbe der Eier von Dromaeus; da das Ooxanthin leicht verbleicht oder oxydirt, so werden solche Eier bald blau. Rothes Ooxanthin wurde nur in den Eiern der Tinamus gefunden; es verhält sich ähnlich wie das gelbe Ooxanthin, zeigt aber andere Spectra. Ausserdem mehrere andere, bläuliche, röthliche und gelbliche Stoffe. Krukenberg fügte ihnen noch eine ganze Reihe anderer hinzu, sodass ähnlich wie bei den Farbstoffen der Federn ein Ueberfluss an Namen vorhanden ist. Betreffend die Art der Untersuchung, und einige Resultate, macht Sorby folgende interessante Angaben: Gegeben die braunrothen Eier von Tetrao sceotieus, die rein braunen der Nachtigall und die rein blauen der Singdrossel. Auflösung der Kalksubstanzen in verdünnter Salzsäure, Auswaschen des Restes in Wasser mit nachträglicher Behand- lung in Kalken, neutralem absolutem Alcohol. Bei Tetrao wird dann fast gar kein Farbstoff gelöst sein; dagegen ein blauer Stoff und zwar Ooeyan wird aus den Eiern der beiden anderen Vögel ausgezogen. Wird dann aus dem Rückstand durch erneuten Alcohol aller löslicke Farbstoff aus- gezogen und dann dem Rückstand in Aleohol etwas wenig Salzsäure zugesetzt, so erhält man bei Tetrao eine röthliche aus Öorhodein be- stehende Lösung. Die blauen Schalentheile der Drossel geben nur eine Art von Oocyan, die dunkeln Flecken der Schale dagegen geben Oorho- dein. Die braune Schale der Nachtigall giebt eine Mischung beider Farb- stoffe. Alle Zwischenstufen von roth, blau und braun können auf diese beiden Stoffe zurückgeführt werden. Eine andere Reihe von Schattirungen, blau, grün, gelb ergeben sich aus Oocyan mit oder ohne gelbes Ooxanthin. Bei den Tinamus findet sich kein gelbes, sondern rothes Ooxanthin, welches in Verbindung mit Oocyan bei Rhynchotus rufescens bleifarben erscheint. Frische Eier von Calodromas elegans sind schwach grünlich- gelb; da das Ooxanthin ausbleicht, werden sie später schwach fleischroth. Frische Eier von Tinamus solitarius sind tiefgrün; alte Eier von T. robustus werden blau. M’Aldowie (Lit. No. 958) weist darauf hin, dass alle die scheinbar so zahlreichen Farben der Eierschalen nur Schattirungen, Abstufungen 3830 Das Ei. und Combinationen von roth, blaugrün und schwarz sind. Die folgende Zusammenstellung in chromatischer Reihenfolge enthält nach ihm sämmt- liche Schalenfarben. Blau-grün Örangebraun oder roth. Grün Braun. Olivengrün Grau-braun. Olive Braun-grau. Oliven-braun Schwarz und grau. Eine dünne Lage von Braun oder Schwarz über Grün verursacht natürlich ein dunkleres Grün, wie andererseits eine sehr dünne Lage von Braun die Schale gelblich erscheinen lässt. — Blau-Grün ist nach M’Aldowie die häufigste Farbe und tritt nur als sogenannter Grundton auf, d. h. die Farbe ist gleichmässig über das Ei vertheilt. Grün er- scheinende Punkte, Flecke und Striche werden nie durch grünes Pigment allein gebildet, sondern stets dadurch hervorgebracht, dass der grüne Grundton von einer dünnen, unregelmässig vertheilten Lage schwarzen oder braunen Pigmentes überlagert ist. Grüne Zeichnungen sind daher dunkler grün als die Grundfarbe, nicht aber tiefer oder intensiver grün. — Die Complementfarbe von Blaugrün ist das Roth oder Orangebraun, welches die Basis für alle Schattirungen von Roth und Braun zu sein scheint. Rothes Pigment, Bilirubin, findet sich meistens in der Form von Flecken, Tüpfeln und Strichen, selten, wie bei den Tetraoniden und Verwandten als Grundton, ist auch dann meistens mehr oder weniger fleckig ver- theilt. — Schwarz findet sich immer unregelmässig vertheilt; in sehr dünner Ablagerung auf weissem Grunde erscheint es grau. Die Pigmente können in jeder die Kalkschale bildenden Schicht vor- kommen, sogar (Crotophaga) in den Mammillen; meistens sind sie aber auf die Schwammschicht und auf das Oberhäutehen beschränkt, stets in horizontaler Ausdehnung abgelagert. In der Schwammschicht treten sie in allen Tiefen auf, bald näher, bald entfernter von der Oberfläche, nicht nur eine, sondern auch mehrere Farben zusammen, sowobl als Grundton als auch in unregelmässiger Vertheilung. Sind die Flecken von pigment- freien, also weissen Kalkschichten überlagert, so sind sie unsichtbar, oder scheinen matt durch; der kreidige Ueberzug des Oberhäutchens lässt z. B. das tief blau-grüne Ei von Crotophaga ani beinahe weiss erscheinen. “ An den so überaus reich pigmentirten und noch dazu individuell sehr ver- schieden gefärbten Eiern kann man durch Abschaben viele sonst unsicht- bare Zeichnungen hervorbringen. Das Vorkommen von Pigment in ver- schiedenen Lagen ist sogar die Regel, nur bei den Rasores ist die Farbe auf das Oberhäutehen beschränkt, dringt auch nieht in die Porencanäle ein, wie sonst oft der Fall ist. Der Abschnitt des gesammten Eileiters, in welchem das Pigment ab- gelagert wird, ist zweifellos der Uterus, denn erstens liegen Pigmentflecke in horizontaler Ausdehnung in verschiedenen Tiefen der Schwammschicht, können also nur mit dieser zusammen gebildet werden, zweitens wird der Vögel. ss1 sämmtliche Farben umhiillende kreidige Ueberzug von Crotophaga und anderen Vögeln ebenfalls im Uterus ausgeschieden. Die ganz ober- flächlichen Flecke und sonstigen Zeichnungen werden zuletzt, und zwar in kurzer Zeit im untersten Theile des Uterus abgelagert, wenn das Ei im Begriff ist in die Scheide und in die Cloake einzutreten. Weder in der Scheide, noch in der Cloake erhält das Ei Farbenüberzüge; die häufig zu beobachtenden Blutflecke sind natürlich nicht normal und nicht mit Pig- mentflecken zu verwechseln; dass Zerrungen und Bersten kleiner Blut- gefässe der Cloakenmündung und anderer Theile des Eileiters selbst beim Durchtritt des Eies vorkommen, ist leicht erklärlich. — Betreffend die Vertheilung der Pigmentflecke, so ist zu beobachten, dass dieselben häufig ringförmg in der Nähe des stumpfen Eipoles auftreten, nach dem spitzen Ende hin aber an Zahl und Grösse abnehmen. Oft zeigen stark gefleckte Eier, besonders die von Raubvögeln, eine deutlich spiralige Anordnung, ein klarer Beweis für die spiralige Drehung des durch peristaltische Con- tractionen des gesammten Eileiters beförderten Eies. Dass die Zeichnung der Eier nicht nur bei nahe verwandten Species, sondern auch individuell bedeutenderem Wechsel unterworfen ist, darf als allgemein bekannt angenommen werden, es lässt sich aber häufig eine gewisse Aehnlichkeit der Zeichnung zwischen sämmtlichen von einem Vogel gelegten Eiern nicht verkennen. Diese nicht näher zu beschrei- bende, aber doch auffallende Uebereinstimmung erstreckt sich nicht nur auf die Eier desselben Geleges, sondern auch auf die mehrerer Jahre. Dabei lässt sich manchmal eine Erschöpfung des Pigmentes beobachten, indem die ersten Eier stärker gefleckt als die späteren erscheinen; gelegentlich ist aber das Umgekehrte der Fall. Im Anschluss hieran möge die oft besprochene Streitfrage folgen, ob das Ei mit dem stumpfen oder mit dem spitzen Pole voran austritt. Seine bleibende Gestalt erhält das Ei natürlich im Uterus durch die Kalkschale; ein Umdrehen ist von da an unmöglich. Nach Nathusius (Lit. No. 976 und 977) soll das Hervortreten des spitzen Endes aus der Cloake einmal beobachtet worden sein. Ferner befinden sich in der vergleichend ana- tomischen Sammlung zu Kiel zwei Präparate von Eileitern des Haushuhnes, in welchen der spitzere Pol beider Eier gegen die Cloake gewandt ist; dies beweist aber nicht viel, da „die Eier mit noch nicht ganz fester Kalkschale‘ versehen sind. Viel wichtiger ist das folgende von A. Ernst in Caracas angestellte Experiment. In einer für das Eierlegen eingerich- teten mit Sand gefüllten Kiste wurde die obere Erdschicht mit Kohlen- staub vermischt und befeuchtet. Die von zwei Hennen dort während eines Monats abgelegten 47 Eier waren stets am stumpfen Ende recht sichtlich geschwärzt. Will man nun nicht annehmen, dass die Eier der Schwere folgend, sich umdrehten und nur deshalb mit dem stumpfen, d. h. schweren Ende zuerst den Boden berührten, so ist dieses Experiment endgültig. Auch aus rein mechanischen Gründen wird das Ei mit dem stumpfen Ende vorangehen, denn ein in schlüpfrige Wände eingezwängter Keil Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 56 882 Das Ei. oder Kegel wird von den Wänden rückwärts, d. h. mit der Basis voran ausgetrieben. Auf die beiden Eipole drückt die Wandung des Eileiters nicht, wohl aber auf die Seitenflächen und natürlich stärker auf die langen als auf die kurzen. Falsche Präsentationen werden auch bei Eiern ge- legentlich vorkommen. Nutzen und Ursache der Eischalenfärbung. Es ist zweifellos, dass geschlechtliche Auslese oder Zuchtwahl nichts mit der Färbung und Zeichnung der Schalen zu thun haben kann, sondern dass diese nur von der natürlichen Auslese regulirt werden. Es wurde bis vor wenigen Jahren allgemein angenommen, dass Färbung und Zeichnung der Schalen nur zum Zweck des Schutzes der Eier vorhanden seien, behufs Verbergung vor den Augen der Feinde. Kürzlich (Lit. No. 958) setzte M’Aldowie in einer sehr interessanten Arbeit auseinander, dass noch ein anderes Moment, nämlich Schutz des sich entwickelnden Embryos vor den Strahlen der Sonne zu berücksichtigen ist. Er weist darauf hin, dass blau-grün erstens nur als sogenannte Grundfarbe vorkommt, zweitens sehr allgemein verbreitet ist, drittens einen ganz besonders dämpfenden Einfluss auf die Sonnenstrahlen hat und daher am stärksten entwickelt ist bei solchen Eiern, welche dem Tageslicht stärker ausgesetzt sind. Beispiele hierfür sind die stark grün-blau gefärbten Eier der europäischen Drosseln, Krähen und Accentor, während die Eier von Fringilla chloris, F. cannabina u. s. w. schwächer gefärbt sind, und zwar weil sie erst nisten, nachdem Bäume und Sträucher sich schon belaubt haben. — Röthliches Pigment dagegen tritt meistens in Form von Flecken auf und hat meistens Verbergung des Eies zum Zweck. Wollte man nur letzteren Zweck in Betracht ziehen, so würden alle solche Fälle unerklärlich bleiben, in welchen das Grün auf die Schwammschicht beschränkt und wie z. B. bei den Steganopodes durch den kreidigen Ueberzug unsichtbar gemacht ist. Ebenso würden die in der Tiefe liegenden, nur bei an’s Licht gehaltener Schale sicht- baren Flecke der Eier zahlreicher Vögel eine nutzlose Pigmentvergeudung bedeuten. M’Aldowie ist geneigt anzunehmen, dass ursprünglich alle Vögel gefärbte Eier legen, dass daher weisse Eier das Pigment im Laufe der Zeit in Anpassung an äussere Verhältnisse verloren haben. Die Eier der Urvögel kennen wir nicht. Man könnte zwar einwenden, dass die Eier der Urvögel weiss gewesen sein müssen, da die Reptilien ausnahms- los nur weisse Eier legen, aber die Reptilien legen ihre Eier stets ver- borgen ab und brauchen deshalb kein Pigment. Aendern wir daher M.’s Angabe dahin ab, dass die Vorfahren der jetzigen Vögel wahrscheinlich allgemein gefärbte Eier legten. M’Aldowie unterscheidet zwischen spe- eifischer und generischer Decolorisation. Wenn einige wenige Arten einer stark pigmentirte Eier legenden Familie entweder weisse oder schwach gefärbte Eier legen, so legen diese abweichenden Arten ihre Eier aus- nahmslos in solchen Nestern ab, wo die Eier vor dem Lichte, zugleich auch vor feindlichen Augen geschützt sind. Diese Entfärbung wurde erst innerhalb der Familie, d. h. verhältnissmässig spät erworben. Anderer- Vögel. _ 883 seits, legt eine ganze artenreiche Gattung oder Familie weisse Eier, so brüten alle diese Vögel an verborgenen Stellen und werden die Eifärbung schon vor längerer Zeit verloren haben. Es wird ferner darauf hinge- wiesen, dass viele Vögel ihre Eier beim Verlassen des Nestes mit Federn, Blättern und dergleichen bedecken, theils um sie unsichtbar zu machen, theils um sie vor zu grosser Abkühlung zu schützen; jedenfalls wird durch ein solches Bedecken die oberflächlich sichtbare Pigmentirung unnöthig; auch würde ein einfacher Grundton der Eier dem zahlreichen Gelege eines Entennestes nur schwachen Schutz gewähren. So sind z. B. die zahlreichen Eier von Phasianus, Gallus und Perdix einfach schwach ge- färbt, da sie erstens an geschützten Stellen, unter Hecken, Sträuchern und in hohem Grase abgelegt, und endlich künstlich bedeekt werden; dagegen sind die ebenso zahlreichen Gelege von Tetrao seoticus stark gefleckt, die Eier werden aber nicht bedeckt, denn der über das öde Heide- und Moorland dahinblasende Wind würde sie doch bald wieder entblössen. Dixon bespricht das Verhältniss der Schutzfarben der Eier zum Standorte des Nestes in sehr anziehender Weise (Seebohm’s History of British Birds, with coloured illustrations of their Eggs, 4°, London 1884), aber ohne Kenntniss des von M’Aldowie erst später hervorgehobenen lichtdämpfenden Einflusses gewisser Färbungen. Er bespricht diese inter- essante Frage in folgenden Gruppen: 1) Weisse Eier in bedeckten Nestern. Es ist die Regel, dass Eier, welche an sehr geschützten Stellen liegen, also weder hellem Lichte ausgesetzt sind, noch sonst leicht gesehen werden können, weiss sind und höchstens schwach bläulich oder leicht gefleckt sind. Sehr häufig sind die betreffenden Weibchen sehr schön gefärbt und nicht vom Männchen zu unterscheiden. Vergl. die auf S. 557 gelegentlich der Färbung des Ge- fieders angestellten Betrachtungen. — Beispiele: Spechte, Eisvögel, Blau- racken, Bienenfresser, Meisen, Zaunkönige, Wasseramseln, fast alle Eulen, die Hausschwalbe, die australische Gattung Aegotheles unter dem Capri- mulgidae, viele Tauben und diejenigen Tubinares, welche wie ferner Anas tadorna und Fratereula aretica in Erdhöhlen brüten. Auch die virginische Wachtel gehört hierher, da sie weisse oder nahezu farblose Eier legt und der einzige Hühnervogel ist, welcher ein ordentliches, noch dazu domartiges Nest baut. 2) Ungefleckte, entweder ganz weisse oder einfach ge- färbte Eier, in offenen Nestern. Hierher gehören a) Vögel, welche beim Verlassen des Nestes die Eier zudecken, z. B. Lamellirostres, Podi- cipites, Phasianus, Perdix u. s. w.; b) Vögel, welche auf der Erde brüten, sehr fest sitzen und daher die Eier im Vertrauen auf die Schutzfarben ihres Gefieders verbergen, z. B. Otus brachyotus, Podargus, Geophaps; ce) die meisten Tauben; diese bilden nach M’Aldowie ein Beispiel für generische Entfärbung der Eischalen, indem wahrscheinlich alle Tauben ursprünglich Höhlenbrüter waren. Die jetzigen Tauben De in hohlen 884 Das Ei. Bäumen, Felsenspalten oder in diehtem Gebüsch, ihre weite geographische Verbreitung und grosse Anzahl an Arten und Individuen beweist, dass ihre noch dazu nur aus zwei Eiern bestehenden Gelege wenigen Feinden ausgesetzt sind; d) Herodii, Steganopodes, Pelargi, Phoenicopterus. Die Eier, mit Ausnahme derer der Pelargi, haben grüne, kreidig überzogene Schalen, sehen daher weiss aus. Von Schutzfarbe kann nicht die Rede sein, wohl aber kommt hier Abschwächung des Sonnenlichtes in Betracht. Alle diese Vögel leben entweder in Colonien beisammen, oder sie sind einzeln stark genug, sich und ihre freistehenden Nester zu vertheidigen. 3) Gefleckte Eier in offenen Nestern. Hier spielen Schutz- farben die Hauptrolle. Entweder stimmen die Eier mit der Farbe der Umgebung auffallend überein oder sie sind so bunt und auffallend ge- zeichnet, dass sie sich durch eben diese Zeichnungsweise dem Auge ent- ziehen. Es liessen sich leicht zahlreiche Beispiele hierfür anführen, es seien aber nur einige wenige hervorgehoben. Charadrius collaris und Sterna minuta legen beide sandfarbige Eier; die des Regenpfeifers sind viel feiner getüpfelt und werden auf feinem Sand abgelegt, die der See- schwalbe sind bedeutend stärker und grösser gezeichnet und lassen sich von den sie umgebenden bunten Steinchen des Strandes schwer unter- scheiden. Auch die Eier von Vanellus, Totanus, Tringa, Scolopax u. s. w. sind so gefärbt, dass die Alten das Nest unbedeckt verlassen und auf die Schutzfarben der Eier mit bestem Erfolg vertrauen können. — Häufig sind die Verhältnisse nicht so augenscheinlich; wir können nur in ver- hältnissmässig wenigen Fällen den Zusammenhang durchschauen, denn die verschiedenen hier thätigen Factoren, — wie Schutz gegen Sonne oder gegen Feinde, Anpassung an die Umgebung, Standort des Nestes, Stärke oder Klugheit der alten Vögel, und dazu wahrscheinlich auch manche von uns noch gar nicht geahnte Umstände, — werden sich auf die verschiedenste Weise verbinden, entweder verstärken oder theilweise aufheben. Während z. B. manche Vögel ängstlich vermeiden, die Eier den Sonnenstrahlen auszusetzen, sollen die Steppenhühner die offen da- liegenden Eier oft stundenlang in der heissen Sonne liegen lassen, so dass der Sonne ein nicht geringer Antheil am Brutgeschäft zukommt; ähnlich scheint sich Struthio zu verhalten. 4) Gefleckte Eier in verdeckten Nestern lassen sich leicht durch die Annahme erklären, dass die betreffenden Vögel erst vor ver- hältnissmässig kurzer Zeit dunkle Nistplätze gewählt haben oder ver- deckte Nester bauen, dass also die Entfärbung der Eier noch nicht weit vorgeschritten ist. Zwischen nur noch ganz schwach gefleckten Eiern (z. B. manche Tubinares und Ortyx virginianus) und noch stark gefärbten Eiern (Monedula, Pica und Fregilus gegenüber anderen Corvidae) finden sich viele Mittelstufen. Bisweilen lässt sich der Einfluss der Bauart oder des Standortes des Nestes auf die Färbung der Eier deutlich erkennen, besonders wenn verwandte Arten mit einander verglichen werden. So sind z. B. die Eier der Rauchschwalbe, Hirundo rustica, Vögel. s85 röthlich gesprenkelt auf weissem Grunde und das Nest ist bekanntlich oben offen, während die Hausschwalbe, H. urbica, weisse Eier in fast ganz geschlossenen Nestern legt. Aehnlich verhalten sich die Eier des Blaukehlehens gegenüber denen des Rothkehlehens; Cisticola eursitans baut ein taschenförmiges Nest, in welchem die Eier verborgen liegen, aber letztere variiren bedeutend in der Zeichnung, sodass sie sich thatsächlich auf der Uebergangsstufe von gefleckten blauen zu ganz weissen Eiern befinden. Anwendung der mikroskopischen Eischalenstruetur auf die Systematik. Landois hat zuerst versucht, die mikroskopische Struetur der Eischale für die Systematik zu verwerthen. Er untersuchte eine grosse Anzahl von sich auf die meisten Familien erstreckenden Vögeln. Er behauptete: „Die histologische Unterscheidung der Eierschalen kann nicht selten wesentlich zur Unterscheidung der Species beitragen. Die Eierschalen zeigen bei ähnlichem Bau doch eine so grosse Verschieden- heit der inneren Structur, dass ich nicht beanstande, zu behaupten, es lasse sich jede Speeies durch die histologische Untersuchung ermitteln. Zu einer solchen Sicherheit im Bestimmen würde man allerdings nur ge- langen, wenn man die Präparate gehörig aufbewahrte oder von denselben ein mikroskopisches Bild anfertigte.‘ Blasius widmete dieser wichtigen Frage eine ausgedehnte Unter- suchung, die sich aber hauptsächlich auf die Kern- oder Mammillenschicht bezieht. Die Eier von Calamoherpe turdoides zeigten, dass die Structur der Eischale an ein und demselben Ei, an den verschiedenen Stellen des- selben, nicht gleiche oder ähnliche Verhältnisse darbietet. — Verschiedene Gelege von Sylvia einerea erwiesen ferner, dass die Zusammensetzung der Schale bei ein und derselben Species nicht constant ist. Drittens ergaben sich bei Vergleichung nahe verwandter Species nicht immer con- stante Unterschiede. Er untersuchte zu diesem Zweck sämmtliche in Europa brütende Arten der Gattungen Sterna und Hydrochelidon, ferner Regulus, Parus, Sitta, Phyllopneuste Emberiza u. A. Es lässt sich zwar durch die Grösse, Vertheilung und Anzahl der Kerne oder Mammillen Sterna easpica auf den ersten Blick von S. minuta unterscheiden; Sterna Douglasi zeichnet sich durch die sehr grossen Kerne gegen $. hirundo und S. macrura aus, die beiden letzteren aber geben keine sicheren An- haltspunkte. Ebenso wenig kann eine gewisse Achnlichkeit und Ueber- einstimmung der drei schwarzen Seeschwalben (Hydrochelidon) den weissen (Sterna) gegenüber constatirt werden. Die S. leucoptera im Gegentheil ist der S. minuta und die S. leucopareia der S. hirundo viel ähnlicher, als beide ihrer nächsten Verwandten, der S. nigra. So kann demnach von einer generischen, charakteristischen Form keine Rede sein, während für einzelne Speeies sich eine ganz verschiedene Beschaffenheit der Kern- schicht ergiebt, andere Arten dagegen sich täuschend ähnlich sehen, ob- gleich Vögel und Eier äusserlich leicht zu unterscheiden sind. Betreffend die oben erwähnten Paridae fand Blasius, dass total 886 Das Ei. verschiedene Vögel, wie Aegithalus pendulinus und Orites caudatus, wie Panurus barbatus und Regulus ceristatus, wie Parus palustris und Sitta syriaca, im mikroskopischen Bilde der Eischale zum Verwechseln ähnlich aussehen. Es kommen aber auch in der Eischalenstruetur gegen einander sicher charakterisirte Species vor, wie Parus major, die sich durch grössere Kerne, grössere Entfernungen und kleinere Anzahl von Kernen von der nahe verwandten Art P. ater auszeichnet. Ebenso enthalten die stark glänzenden Eier von Sitta syriaca viel kleinere und reichlicher zu- sammengehäufte Kerne, als die der nahe verwandten S. europaea. Von einer generischen Verschiedenheit der Eier der einzelnen Gattungen ist nicht die Rede, ebensowenig von einer Eigenthümlichkeit, die der ganzen Familie der Paridae zukäme; die Kerne schwanken in ihrem Durchmesser zwischen 0.019 und 0.035 mm, die Anzahl der Kerne im jedesmaligen Gesichtsfelde zwischen 67 und 168. Die Arten der Gattung Phyllopneuste lassen sich von den meisten europäischen Meisen gar nicht unterscheiden ; so sieht z. B. das Bild von Ph. rufa dem von Regulus cristatus fast zum Verwechseln ähnlich, ebenso Ph. sibilatrix und Parus coeruleus u. s. w. Auch die Eier von Parus major lassen sich von denen von Emberiza eitrinella mikroskopisch kaum trennen, da eben für die betreffenden Familien kein einziger charakteristischer Unterschied nachweisbar ist. — Für von einander weit entfernte Familien und Ordnungen sind dagegen in einzel- nen Fällen durchgehende Unterscheidungen möglich, so zwischen Möven und Meisen, Schwimmvögeln und Singvögeln. Blasius fasst demnach seine Ergebnisse dahin zusammen, „dass man der inneren Structur der Eischale kaum einen grösseren systematischen Werth zuschreiben kann, als den äusseren makroskopischen Eigenschaften des Eies; die Oologie wird, auch durch dies neue Element verstärkt, keinen besseren Anspruch, wie bisber, auf Unterstützung der syste- matischen Ornithologie machen dürfen“. Nathusius, gestützt auf seine umfassenden Untersuchungen, kommt zu weniger absprechenden Schlüssen. Es ist zweifellos „dass gewisse wohldefinirte Typen der Eischalenstructur gewissen natürlichen Gruppen entsprechen und dass der Regel nach die Stellung einer Art zu diesen Gruppen mit grosser Bestimmtheit schon aus der blossen Schalenstructur zu entnehmen ist“. Dass die Ratiten, ausgenommen Apteryx, sich von allen übrigen Vögeln durch den Besitz verzweigter Porencanäle unter- scheiden, wurde schon oben erwähnt. Aepyornis schliesst sich an Struthio an; Dinornis und Rhea, Dromaeus und Casuarius gehören zusammen. Dagegen lässt sich die Trennung der Rasores in Phasianidae und Tetrao- nidae in der Schalenstruetur nicht bestätigen, denn Gallus, Meleagris und Pasianus stimmen mit einander und mit Perdix und Tetrao vollständig überein; Pavo ist sehr abweichend und Numida löst sich so ab und tritt so nah an den Casuarius und Dromaeus heran, dass mindestens eine Uebergangsform zu letzteren vorliegt. Megapodius erscheint ganz eigen- thümlich. Die Crypturi sind in gar keine Beziehung zu den eigentlichen Vögel. 887 Gallinaceen zu bringen, wohl aber mit Otis zu dieser ähnlichen Formen, wie Grus. Hier findet auch Apteryx, an welehem durchaus keine struthio- niden Beziehungen zu finden sind, seine Stelle. Diese Angaben von Nathusius sind sehr beachtenswerth. Ferner (Lit. No. 967) macht Nathusius folgende wichtige Mitthei- lungen: Die Eischalen der Nesthocker besitzen eine viel einfachere Struetur, als die der Nestflüchter. Bei letzteren bewirken mikroskopisch kleine, runde, kalkfreie Einschlüsse durch ihre lagenweise oder säulenförmig abgegrenzte Anhäufung in der an und für sich durchsichtigen Grund- substanz der Schale, dass in den Schalenschliffen zierliche Zeiebnungen durch undurchsichtige, also bei durchfallendem Licht dunkle Regionen entstehen. Bei den Nesthockern ist dies nicht der Fall. Nur bei den Raubvögeln finden sich Andeutungen davon; bei den übrigen Nesthockern erscheinen die mittleren Schalenschichten gleichmässig undurchsichtig, während die Mammillen verhältnissmässig durchsichtig sind. Bei den Öseines nun (untersucht werden Corvus, Sturnus, Lanius, Turdus, Frin- gilla, Troglodytes, Hirundo, Motaeilla) sind die mittleren Schalenschichten bis zur Undurchsichtigkeit gleichmässig getrübt, aber auch die obersten Schiehten der Schwammschicht sind kaum weniger getrübt und selbst in den Mammillen kommen die kalkfreien Körnchen noch so häufig vor, dass eine merkliche Trübung entsteht. Ein wesentlich verschiedener Typus zeigt sich in den Querschliffen von Coracias und Cypselus. Hier sind die Mammillen wirklich klar und durchsichtig mit wenigen eingesprengten Körnchen. Dieses gilt auch für alle übrigen Nesthocker, mit Ausnahme der Oseines, übrigens auch für viele Nestflüchter. Starke Trübung der Mammillen in Verbindung mit gleichmässiger Undurchsichtigkeit der Schwammschicht ist also für ein positives Kennzeichen der Eischalen der Oseines zu erklären. Caprimulgus, Steatornis und Cypselus stimmen nahe mit einander überein und unterscheiden sich von Upupa, Merops, Alcedo und Coracias, ferner von Pieus, Yunx und Psittaci, durch eine sehr ausgesprochene prismatische Gliederung der Schale. In einer anderen Arbeit (Lit. No. 972) werden die Hühner und einige andere Vögel besprochen. Bei den Rasores (Gallus, Phasianus, Perdix, Tetrao, Meleagris, Pavo, Francolinus, Crax, Coturnix und Ortyx wurden untersucht) befindet sich über den schwach getrübten Mammillen eine dunkle und über letzterer wiederum eine helle, nur schwach getrübte Schicht. S. Taf. LV Fig. 7. — Obwohl Megapodius und Numida ab- weichen, so ist doch hervorzuheben, dass die eben beschriebene Schichtung sich nur bei Rasores und bei keinen anderen Vögeln findet. Ferner sind die Eier der Rasores dadurch ausgezeichnet, dass das Pigment auf das durchsichtige Oberhäutchen beschränkt ist; nur Coturnix (wahrscheinlich auch Ortyx) macht eine Ausnahme, indem die intensivere Färbung unter dem farblosen Oberhäutchen liegt, obne aber in die Schwammschicht ein- 888 Das Ei. zudringen und dort verschiedene Lagen zu bilden, wie bei den gefleckten Eiern der nicht zu den Rasores gehörigen Vögel der Fall ist. Die Structur der Schale von Opisthocomus ist eine vom Hühnertypus ganz verschiedene. Das Oberhäutchen fehlt, die Mammillen sind durchaus klar; daran schliesst sich die gleichmässig stark getrübte Schwammschicht, welche aber nach aussen hin wieder klar wird; das Pigment liegt in ver- schiedenen Tiefen der Schwammschicht. Taf. LV, Fig. 8. Turnix, untersucht wurde T. pugnax, schliesst sich eng an die vorige Form an, hat aber zugleich grosse Aehnlichkeit mit Rallen, besonders mit Crex, sodass sich weitere Schlüsse wohl nicht ziehen lassen, als dass Turnix nicht zu den Rasores gehört, sondern sich den Rallen nähert. In der Grösse der Mammillen im Querschnitt findet Nathusius ein brauchbares Merkmal zur Unterscheidung der Species. Natürlich sind die Maassunterschiede nur gering gemäss der Kleinheit der Mammillen, aber da diese Verhältnisse mit grosser Hartnäckigkeit auch den Einflüssen der Domestication widerstehen, also sehr ‘constant erscheinen, so können sie benutzt werden. Bei der Hausgans beträgt die Fläche der einzelnen Mammillen-Querschnitte . 0.024—0.021 qmm Bei Anser seinereus |... 1%. 2.0. 1%: 10.023—0.023: -, „Begelum ... no: erh - = u 1 EYBDOIGER 2:50 va Vase ee - - Cereopsis novae Hollandiae . . . . 0.015 - Die Hausgans stimmt also mit A. einereus vollständig überein, wäh- rend sich beide von den anderen drei Gänsen auffallend unterscheiden; , die Domestication hat diesen Speciescharakter nicht verwischen können trotz wesentlicher Veränderungen anderer Theile des Organismus der Hausgans. Aehnliches zeigt sich bei den Tauben. Turtur auritus. Fläche der Mammillen-Querschnitte . 0.0074—0.0072 qmm Columba palumbus . . . . 0.0098- 0.0083 - - VERS 5 a 2 4 u OL DON - - livia fra . . . . 0.014—0.013 - - - var. domestica . 0.014—0.011 - Dagegen lässt sich ein Unterschied zwischen Ardea egretta und Ardea cinerea nicht erkennen; dasselbe muss von Ciconia alba und C. nigra, ferner von den Enten zugestanden werden. Gute Resultate ergab hingegen die Untersuchung zahlreicher Eier von Corvus corone, C. cornix und deren Bastardformen, indem der durch- schnittliche Zahlenwerth für C. corone 0.010, der für C. cornix ungefähr 0.005—0.007 betragen soll; die zwischenliegenden Werthe sollen Bastard- eiern zugehören. Zum Vergleich diene die Angabe, dass die Werthe für C. frugilegus ungefähr 0.0075 und die von C. monedula 0.0077 qmm be- tragen. Dass C. corone und C. cormix häufig Bastarde erzeugen, ist be- kannt; die von Nathusius gemachte Untersuchung litt an der Schwierig- Vögel. 389 keit, festzustellen, ob die betreffenden Eier von bisher reinen und unver- mischten Krähen, oder von Bastarden, oder endlich von einer reinen Raben- mit einer reinen Nebelkrähe, herstammten. Anwendung der makroskopischen Merkmale der Eier auf die Systematik. Reichenow (Lit. No. 987) sieht in der Grösse oder im Volumen der Eier ein gutes Merkmal, denn er fand, dass die Eier derselben Art wenn länger, auch schmäler und wenn kürzer, auch dicker sind, dass also das Eivolumen ziemlich constant ist. Kutter (Lit. No. 948—951) weist auf die Wichtigkeit des Schalen- gewichtes hin, also auf das Volumen der Schale und schätzt dieses Merk- mal höher als Grösse und Gestalt; die Schalen der Nestflüchter sind gewöhnlich dicker, als die der Nesthocker. Die Schalendieke wird als Schutzvorrichtung mit der exponirten oder gesicherten Stellung des Nestes in Zusammenhang stehen. — Auch die Form oder äussere Gestalt des Eies ist zu beachten und in vielen Fällen nicht nur für Arten, sondern auch für Gattungen und selbst für ganze Familien charakteristisch. Es sei z.B. nur an die fast elliptische Form der Eier der Eulen und an die stumpf-spitzen Eier der Laro-Limicolae erinnert. — In Verbindung mit allen diesen Merkmalen wird auch die Färbung, weniger die Farben selbst als die Art ihrer Vertheilung, sehr häufig gute Dienste leisten. Meistens sind die Eier der Nestflüchter voluminöser als die der Nest- hocker, was wahrscheinlich auf die bei den ersteren grössere Menge des nöthigen Dotter- und Eiweissmateriales zurückzuführen ist. Man vergleiche hierüber die auf S. 697 u. f. bei Besprechung der Darmlänge angestellten Betrachtungen. Inwiefern das Eivolumen mit der Länge der Brütezeit zusammenhängt, ist eine bisher noch nicht ernstlich untersuchte Frage, wird auch an der Schwierigkeit scheitern, allen hier mitspielenden Ver- hältnissen Rechnung zu tragen. Mit der Grösse der Vögel selbst lässt sich die Grösse der Eier nur in ganz allgemeinen Zügen in Verbindung bringen. Endlich sei die Anzahl der zu einem Gelege gehörigen Eier erwähnt. Hier ist die Erhaltung der Art der wichtigste Faetor. Die Arten, welche vielen Nachstellungen und sonstigen Gefahren ausgesetzt sind, werden sich nur erhalten können, wenn sie mehr Eier legen als solche Vögel, welehe weder als Embryonen, Junge oder Erwachsene im Kampfe ums Dasein so vielen Zufällen unterliegen. Natürlich kann eine geringere Anzahl der Eier eines Geleges wieder durch mehrmaliges Brüten inner- halb eines Jahres ausgeglichen werden. Ferner ist zu beachten, ob ein Vogel schon im zweiten Lebensjahre oder erst nach mehreren Jahren fort- pflanzungsfähig ist. Pinguine und Sturmvögel legen meistens nur ein einziges Ei im Jahre; dies genügt, sie in unverminderter Zahl an Indi- viduen zu erhalten; welchen Feinden die Erwachsenen ausgesetzt sem könnten, ist schwer ersichtlich, und da die Brutplätze der Pinguine kaum von anderen Wirbelthieren besucht werden, so wird sich der Verlust auf elementäre Zufälle beschränken. Die Pinguine sind so ziemlich im un- gestörten Besitz der antarktischen Küsten und Inseln; so lange die 890 Das Ei. Nahrung ausreicht, Fische für die Alten, Schnecken, Würmer und andere Seethiere für die Jungen , lässt sich nicht absehen, weshalb diese Vögel nicht in der durch Vietor von Scheffel angedeuteten Richtung fortfahren sollten. — Wie anders verhalten sich die Enten! Zahlreiche Eier sind nöthig, um den Verlust auszugleichen, der durch Zerstörung des Nestes durch Raubthiere, Wegschnappen der Jungen durch Fische, Fangen der Alten durch Raubvögel u. s. w. bewirkt wird. Obne weiter auf diese interessanten, die Oekonomie der Vögel be- treffenden Fragen einzugehen, seien im Folgenden die Durchschnittszahlen der Eier eines Geleges von einigen Vögeln mitgetheilt, wie sie in See- bohm’s British Birds angegeben sind. Für speciellere Angaben sei auf Naumann’s grosses Werk verwiesen. Tiedemann giebt die Eierzahlen von mehr als 200 verschiedenen Vögeln an, doch sind die Zahlen, namentlich aussereuropäische Arten betreffend, nicht alle zuverlässig. Zahl der Eier eines Geleges. Spheniseidae. 1 Lamellirostres.. Cygnus olor 5—8 - musicus 4—6 - bewicki 3 Anser segetum 3—4 - einereus 6—8 - albifrons 5—7 - brenta 4—) Anatinae 7—12; Anas clypeata 5—6 Steganopodes. Sula bassana i Halieus carbo 2—5 Tubinares. 1 Colymbidae. 2 Podieipetidae. 4; P. eristatus 2; P. minor bis 6 Herodii. 3—6; meistens 4; Botaurus mi- nutus 5—9 Pelargi. Ciconia 3—) Platalea 4—5 Ibis 3—4 Phoeniecopterus 2— 5 Laridae. Sterna 2—8 Larus 2—5, meistens 3; L. eburneus nur 1 Stercorarius + Lestris 2, bisweilen nur 1 Aleidae. 1; Uria grylle 2 Limieolae. Charadrius, Strepsilas | Vanellus, Phalaropus / 4 Numenius, Tringa | Vögel. 891 Zahl der Eier eines Geleges. Limicolae. Totanus, Scolopax 4 Reeurvirostra 3—4 Haematopus 3 Cursorius, Glareola 2—5 Oedienemus 2 Grallae. Otis tarda 2 - tetrax 3—5, gewöhnlich 4 Grus 2 Rallidae 5-—12; Crex pratensis, C. por- zana8—12; Rallus aqua- ticus, Crex bailloni I—8 Pteroclidae. 3 Columbae, 2; einige australische Tauben sollen 3 Eier legen, Carpo- phaga, Pezophaps, Didus, Eetopistes nur 1 Rasores. Tetrao mutus 8—12 - seoticus 5— 17 =) teinix 6—16 - urogallus 5—12 Phasianus colehicus 8—12 Perdix einerea 10—15 - rufa 10—18 Coturnix communis 8—12 Raptores. Vultur fulvus 1 Neophron perenopterus 2 Pernis, Aquila 2 Haliaetus 2 Milvus 2—5 Pandion 3 Buteo 3—) Cireus, Falco 4--6; kleinere Falken 5—6, grössere weniger Astur 3—6 Psittaci. 2— 8 Coceyges. Cueulus 5 Anisodactylae. Merges I—8 Coracias 3—6 Alcedo 6—8 Upupa 5—7 Striges. 3—8; Bubo maximus gewöhn- lich 3; Nyetea 5-8 Cypselomorphae. Cypselus 2—3 892 Das Ei. Zahl der Eier eines Geleges. Cypselomorphae. Caprimulgus 2 Trochilidae 2 Pici. 5—8; Yunx 6—10 Passeres. meistens 4—6; weniger, 3—4, legt L,oxia enucleator, 3—5 Tichodroma; mehr, 6—8, Pica; bis zu 9 Troglodytes und Certhia; am meisten, bis zu 12, einige Meisen, wie P. coeruleus und Acredula. Dass sich aus der Eierzahl eines Geleges nur selten Schlüsse auf die Verwandtschaft der Vögel ziehen lassen, sondern dass die Eierzahl von äusseren Einflüssen bestimmt wird, wird deutlich, wenn man die Vögel nach der Eierzahl gruppirt. Z. B. Nur 1 Ei legen: Spheniscidae, Tubinares, die meisten Aleidae, aber auch Larus eburneus, Sula, Vultur fulvus und einige Tauben. Nur 2 Eier: Fast alle Tauben und Cypselomorphae; ferner Neophron, Oedienemus, Otis tarda, Grus, Podiceps cristatus, Uria- srylle, Colymbus, Lestris, Stercorarius, Pernis, Aquila, Haliaetus. 2—3 Eier: Cursorius, Glareola, viele Laridae, Halieus, Cypselus, Psittaci. Meistens 3 Eier: Viele Laridae, Pteroclidae, Pandion, Bubo. Viele Eier: Die meisten Enten, fast alle Hühnervögel und einige kleine Singvögel. Schlussbetrachtungen über den Werth der Oologie für die Systematik. “ Aus den absichtlich etwas ausführlich besprochenen Verhältnissen der Schalenstruetur und der makroskopischen Unterschiede, wie Färbung, Form, Zahl und Grösse der Eier, ergaben sich manche taxonomisch ver- werthbare Merkmale. Zugleich zeigte sich aber, dass diese mit der grössten Vorsicht zu benutzen sind, da wir über den Grund der bei oft nahe verwandten Vögeln beobachteten Abweichungen in den meisten Fällen noch ganz im Unklaren sind. Der Vorwurf, dass die Untersuchung der Schalenstructur mit Hülfe des Mikroskopes und die Anfertigung von Dünn- schliffen schwierig, zeitraubend und von zweifelhaftem Erfolge sei, ferner die Zerstörung des betreffenden Eies bedinge, ist ohne wissenschaftliche Bedeutung. Die Präparation der Carotiden ist auch umständlich und die Untersuchung der Pterylose erfordert meistens das Opfern des Vogelbalges. Oologie, d.h. eine wissenschaftlich begründete Lehre und Methode der Ei- untersuchung, nebst folgerichtiger Prüfung der Ergebnisse durch Anwendung auf die Eier der verschiedensten Vögel — giebt es noch nicht. Nur des Murs (Lit. No. 933) hat vor nunmehr 30 Jahren den Versuch gemacht; sein System hat aber eher entmuthigend als anregend gewirkt. Ob dieser Fehlschlag Vögel. 898 an der Art der Behandlung des neuen und schwierigen Stoffes lag oder an diesem Stoffe, d.h. an den Eiern selbst, oder endlich an vorgefassten Meinungen, sei dahingestellt. Nur dies sei bemerkt. Es giebt zahlreiche und dabei äusserst reichhaltige Sammlungen von Eierschalen; dieselben wurden mit grosser Mühe und vielen Kosten zusammengebracht, gemessen, ge- wogen, beschrieben und abgebildet, und trotzdem behaupten gerade die besten Kenner solcher Sammlungen, dass sich keine oder nur einzelne beschränkte Schlüsse von der Eischale auf den zugehörigen Vogel ziehen lassen. Das Auge des geübten Beobachters erkennt allerdings ein Raub- vogelei, Gründe lassen sich aber nicht angeben. Dies kann nicht in allen Fällen dem Sammler zur Last gelegt werden. Trotz oder vielleicht wegen der grossen Verschiedenheiten der an den Eischalen auftretenden Merk- male scheint die Oologie keine bedeutende Stütze für die Systematik bilden zu können, wenigstens nicht eher als bis das vorläufig nur von Nathusius bebaute Feld in der von ihm angebahnten Richtung von mehreren Kräften bearbeitet worden ist. Entwieklungsgeschichte. Ausser den Werken über allgemeine Entwicklungsgeschichte und zahlreichen schon bei Besprechung der verschiedenen Organsysteme er- wähnten Arbeiten, beziehen sich noch folgende auf die embryonale Ent- wicklung der Vögel. Literaturnachweise betreffend das Skelett finden sich weiter unten. 1020. Bär, C. F. von, Ueber die Entwicklungsgeschichte der Thiere. Beobachtung und Reflexion. Königsberg. 4°. 1828 und 1837. 1021. 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Arch. f. mikrosk. Anat, XXI. (1882). p. 45 f. „Die Entwicklungsgeschichte erläutert aus dem Verfolge des allmäh- lichen Werdens des Organismus die Complieationen der äusseren und inneren Organisation, indem sie dieselbe von einfacheren Zuständen ab- leitet. Die Veränderungen der Organisation können aber sowohl im Entwieklungsleben des Individuums als in der Reihenfolge der Organismen verfolgt werden. Auf ersteres erstreckt sich die gewöhnlich als Entwick- lungsgeschichte (Embryologie, „Ontogenie“ Häckel) bezeichnete Diseiplin, während letzteres als Aufgabe der Paläontologie zufällt, die dadurch zur Phylogenie (Häckel) wird. Sie ist die Entwicklungs- geschichte der Organismenreihen in ihrer geologischen Aufeinanderfolge.“ (Gegenbaur, Grundriss.) Die Entwieklung des Individuums ist daher eine gedrängte Wieder- holung seiner Stammesgeschichte (Häckel’s Biogenetisches Grundgesetz), aber die Wiederholung ist weder vollständig, noch sind alle embryonalen 396 Entwicklungsgeschichte. Gebilde und Verhältnisse als getreue Zeugen von Zuständen aufzufassen, in welchen die betreffenden Vorfahren frei gelebt haben können. Dieses Sieh-nieht-decken der Onto- und Phylogenie wird seit Häckel mit Cäno- genie bezeichnet. Cänogenetisch geändert ist in vielen Fällen die Reihen- folge, in welcher die verschiedenen Organe im Embryo auftreten, z. B. die späte Bildung des Afters. Weder Allantois noch Amnion sind Organe, welche Vögeln oder Reptilien, oder überhaupt irgend welchen Wirbelthieren, im freilebenden Zustande zugesprochen werden könnten; es sind Bildungen, welehe nur während und für das embryonale Leben der Amniota erworben sein können, es ist leicht verständlich, dass zahlreiche Aenderungen benachbarter Organe durch das zeitweilige Bestehen solcher embryonalen Gebilde hervorgerufen werden. Der einzige Weg, mit Klarheit zwischen wirklich phylogenetischen und eänogenetischen Merkmalen zu unterscheiden, ist der der vergleichenden Methode. Diese bedingt natürlich die Unter- suchung eines möglichst zahlreichen und vielseitigen Materials. Leider ist in dieser Beziehung für die Vögel bisher wenig geschehen. Den grössten Theil unserer Kenntniss der Entwicklung der Wirbelthiere verdanken wir zwar der Untersuchung von Vogelembryonen, aber mit wenigen Ausnahmen beschränkt sich die Untersuchung auf das Huhn. Hühnereier sind billig und fast zu jeder Jahreszeit zu erlangen, aber man hatte sich gewöhnt, Alles, was am Hühnerembryo gesehen wird, als normal und für alle Vögel geltend zu betrachten. Um so wichtiger sind namentlich Gasser’s Unter- suchungen von Entenembryonen und Braun’s Studien an den Embryonen des Wellensittichs; sie haben gezeigt, dass die Entwicklung der verschie- denen Vögel durchaus nicht so einförmig ist, als man bisher glaubte, dass vielmehr bedeutende auch allgemein wichtige Unterschiede vorkommen. Hoffmann erstreckte seine Untersuchungen auf eine ganze Reihe von ver- schiedenen Vögeln: Sterna paradisea, S. hirundo, Anas tadorna, A. boschas, Limosa aegocephala, Haematopus ostralegus, Vanellus eristatus, Larus argen- tatus, Sturnus vulgaris, Sylvia phoenieura, Gallus domestieus. Diese Arbeiten beschränken sich aber fast ausschliesslich auf die frühesten, also allge- meinen Entwicklungsstadien, wie Bildung der Keimblätter, Primitivstreif und neurenterischen Canal. Specielle Verhältnisse, wie die Entwicklung einzelner Organe, namentlich des Skelettes, der Sinnes- und Urogenital- organe sind dagegen an zahlreichen Vogelarten untersucht worden. — Eine vollständige, zusammenhängende Geschichte der Entwicklung, von der frühesten Anlage bis zum reifen Embryo giebt es bis jetzt nur vom Hühnchen, um so interessantere Aufschlüsse verspricht die von J. T. Parker angekündigte Entwicklungsgeschichte von Apteryx. Auftaxonomisch ver- wendbare Ergebnisse kann man noch nicht rechnen. Nur ein Punkt wird von Fürbringer kurz hervorgehoben, nämlich ‚die auffallende Aehnlich- keit im Habitus, welche mittelalte Embryonen gewisser Familien (z. B. Laridae und Limieolae, Piei und Passeres, Striges und Caprimulgidae) vor der Fixirung ihrer abweichenden Schnabel- und Fussbildungen unter einander darbieten ; gewisse embryonale Stadien von Columba erinnern Vögel. 897 in mancher Hinsicht sehr an die alten Abbildungen von Didus.“ Eben ausgeschlüpfte Trochilidae sind auf den ersten Blick kaum von Cyseliden zu unterscheiden, da besonders der Schnabel noch keine Andeutung seiner späteren langen und schlanken Form zeigt, erst bei genauerer Betrachtung zeigen die Zehen und die durchschimmernden Federfluren die systematische Stellung der Embryonen an. Die hier folgende Beschreibung der Entwicklung des Vogelembryos ist zum grossen Theil nach der vorzüglichen Schilderung durch Foster und Balfour (Lit. No. 1057) verfasst worden. Neuere Untersuchungen sind in den Text eingeflochten, oder als Anmerkungen hinzugesetzt. Dasselbe gilt von anderen, nicht das Hühnchen betreffenden Embryonen. Dieser embryologische Abschnitt konnte bedeutend gekürzt werden, da die Entwicklung der meisten Organe schon bei deren Beschreibung. be- handelt worden ist, so z. B. Muskeln auf S. 297; Zungenbein und andere Visceralbogen auf S. 299; Gehirn S. 329; Auge S. 447; Nase S. 457; Ohr S. 464; Bürzeldrüse S. 492; angebliche Zahnreste S. 498, Federn 8. 523; Lungen und Luftsäcke S. 753; Herz S. 765; Arterien und Venen S. 806; Lymphherzen S. 830; Schilddrüse und Thymus S. 816; Harn- und Geschlechtsorgane S. 826; Cloake S$. 854. Nur das Skelett erfordert eine eingehendere Behandlung, da seit der Bearbeitung durch Selenka (S. 15—90 dieses Werkes) zwanzig Jahre vergangen sind und in dieser langen Zeit viele bedeutende Bnwleekunaen gemacht wurden, welche nun nachzutragen sind. - Einleitende Uebersicht der Entwicklung des Embryos. Die aus zwei primären Zellenschichten bestehende Keimscheibe *) des befruchteten und gelegten Eies verwandelt sich in die drei fundamentalen Keimblätter, welche als äusseres, mittleres und inneres Keimblatt unterschieden werden. Die Geschichte und Entwicklung dieser Keimblätter bildet ein beson- deres Capitel der Entwicklungslehre, es sei desshalb auf die betreffenden Lehrbücher verwiesen. Hier soll nur eine kurze Vergleichung der gewöhn- lich gebrauchten Benennungen gegeben werden. Pander (1817) nannte am Vogelembryo das obere Blatt das seröse, das untere das Schleimblatt, das mittlere das Gefässblatt. Bär (1828) benannte das obere Blatt das animale, das untere das vegetative, ersteres zerfällt nach ihm in die Haut- und Fleischschicht, letzteres in die Gefäss- und Schleimschicht. Remak unterschied zwischen einem oberen oder sensoriellen und *) Eier, welche keinen besonderen Nahrungsdotter besitzen, heissen nach Remak’s Vorgang holoblastisch, da der Furchungsprocess das gesammte Material der auf S. 866 definirten Eizelle ergreif. Meroblastisch sind dagegen die Eier, bei welchen neben dem durch Furchung aus der Keimscheibe entstandenen Blastoderm auch Nahrungsdotter vor- handen ist. Solche meroblastische oder partiell gefurchte Eier sind die aller Vögel, Reptilien und Fische. Holoblastisch sind die Eier der Cyclostomata, Amphibien und Säugethiere, mit Ausnahme der noch meroblastischen Eier der Monotremata und gewisser Marsupialia. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 54 898 Einleitende Uebersicht der Entwicklung des Embryos. einem unteren fundamentalen Keimblatt; aus dem unteren entsteht nach ihm das untere oder trophische und das mittlere oder motorisch germinative Blatt und aus letzterem erst das Hautfaser- und das Darmfaserblatt. Allman (1855) führte für die beiden einzigen Keimblätter der Cölenteraten die guten Bezeichnungen Eetoderm und Endoderm ein, daraus folgte für die drei fundamentale Blätter besitzen- den übrigen Thiere die Bezeichnung als Mesoderm für das mittlere Blatt. His (1868 und später) entdeckte, dass gewisse Zellen entweder im Dotter, oder in dem verdickten Ringe der Peripherie des Blastoderms entstehen, dass diese Zellen dann centripetal zwischen und in die drei primären Blätter einwandern. Da diese Zellen mithin nicht im eigentlichen Embryo- nalhofe (Area pellueida) entstehen, sondern in der ausser-embryonalen Area opaca, so wurden sie von ihm als Parablast vom Archiblast, d. h. der auf die A. pellucida beschränkten Masse des gesammten Blastoderms, unterschieden. Das Parablast soll nach ihm das Blut, die Blutgefässe und sämmtliches Bindegewebe, mithin auch das Skelett bilden. O. und R. Hertwig nennen das Parablast Mesenchym oder Zwischenblatt, und beschränken den Namen Mesoderm oder mittleres Keimblatt auf Alles, was nicht äusseres, inneres und Zwischenblatt ist. — Da das Endo- derm als primäre Schicht später wenigstens einen Theil des Mesoderms liefert, also selbst wieder in mehrere Schichten zerfällt, so wird von vielen Autoren für die innerste aller 4 oder 5 Schiehten die Bezeichnung Hypo- blast vorgezogen. Dann folgten die Namen Epi- und Mesoblast. Von vielen Autoren wird jetzt die Endung — blast auf das embryonale, die Endung — derm auf das postembryonale Thier beschränkt, dieser Unter- schied wird aber durchaus nieht eonsequent durchgeführt. Trotz dieses Ueberflusses an sich grösstentheils deckenden Namen fehlt eine kurze Bezeichnung für das parietale und für das viscerale Blatt des Mesoderms. — Folgendes Schema wird die Differenz des Blastoderms veranschaulichen: Epiblast — Ectoderm . . . . FINE Be | Parablast parietale oder äussere Hälfte > Somatopleura. | | (somatic mesoderm) J viscerale oder innere Hälfte | (splanchnie Mesoderm) = A — Mesenchym Hypoblast = Endoderm . . . . . . 22 Blastoderm Kam — &Mesoderm — | - Splanchnopleura. Der Antheil dieser verschiedenen Blätter am Aufbau des Körpers ist folgender. Aeusseres Keimblatt (Epiblast s. Eetoderm oder Hautsinnesblatt: Die Epidermis nebst allen ihren Produkten, wie Hornscheiden, Federn, Bürzeldrüse. Das gesammte Nervensystem und die specifischen, pereipi- renden Bestandtheile der Sinnesorgane, wie Seh-, Hör- und Riechzellen. Die Auskleidung der Mundhöhle (Stomatodaeum) und des Afterdarmes (Proctodaeum). Inneres Keimblatt (Hypoblast s. Endoderm oder Darmdrüsenblatt: Die gesammte epitheliale Auskleidung des Nahrungscanals, nebst den Vögel. 899 daraus hervorgehenden Drüsen, wie z. B. Leber und Pancreas Das Epithel der Trachea und das Endothel der Lungenzellen. Thymus und Thyreoidea. Das bindegewebige Gerüst aller dieser Organe wird vom Parablast geliefert. Die gesammte Mucosa des Darm-Athmungssystems ist demnach aus Hypoblast entstanden. Mittleres Keimblatt (Mesoblast ohne Parablast): Die gesammte willkürliche, quergestreifte Muskulatur, die Geschlechtszellen, das Epithel der Geschlechtsdrüsen, der Nieren und Harnwege, und Theile der Neben- nieren; ferner das Epithel oder Peritoneum der Leibeshöhle, einschliesslich des Herzbeutels, der Brust- und Bauchhöhle. Dazu kommt aus der vis- ceralen Hälfte des Mesoderms die glatte Muskulatur des Darmeanals und seiner genetisch damit zusammenhängenden Organe. Zwischenblatt (Parablast oder Mesenehym): Sämmtliches Binde- gewebe, also auch das gesammte Skelett und die Lederhaut, ferner das ganze Gefässsystem. Die wie ein Uhrglas dem Dotter oder vielmehr der Mündung der flaschenförmigen Masse des centralen Eiweisses (s. S. 867) aufliegende Keimscheibe ist nach aussen unmittelbar von der Dotterhaut bedeckt, durch letztere also vom äusseren Eiweiss geschieden. Die Keimscheibe wächst gleichmässig nach der Peripherie hin und überzieht den Dotter, bis sie ungefähr am 7ten Tage der Bebrütung den entgegengesetzten Pol der Dotterkugel erreicht und letztere ganz umschliesst. An dieser Umschliessung nimmt zwar auch der helle Fruchthof Theil, aber der dunkle Fruchthof dehnt sich schneller und weiter aus; der helle Frucht- hof wird birn- oder sohlenförmig und bleibt auf einen verhältnissmässig kleinen Theil der Keimscheibe beschränkt. Es sei hier bemerkt, dass der gesammte eigentliche Körper des Embryos lediglich aus den Zellen des hellen Fruchthofes entsteht und dass das ganze Material des dunklen Frucht- hofes zu solehen Gebilden verwendet wird, welehe nur zum embryonalen Leben dienen und daher beim Ausschlüpfen des Vogels zusammen mit den Eihüllen abgestossen werden. Im Bereiche des dunklen Fruchthofes und zwar in der Nähe des hellen Hofes, entstehen aus den Mesoblast- zellen Blutgefässe; dieser Theil des dunklen Hofes wird fortan als Gefässhof (Area vasculosa) unterschieden. Der Embryo selbst entsteht sozusagen dadurch, dass der centrale Theil des hellen Fruchthofes sich von der übrigen Keimscheibe abfaltet. Dieser Vorgang beginnt mit dem Auftreten einer halbmondförmigen Ver- tiefung an der Oberfläche des hellen Hofes. Da diese Falte das Kopfende des späteren Embryos andeutet, heisst sie Kopffalte; ihre Ränder erstrecken sich im Bogen rechts und links nach dem anderen, später schmäleren, Ende des hellen Hofes hin. Im Längsschnitt erscheint die sich vertiefende Kopffalte in Form eines 2. Die Krümmung der oberen Hälfte sieht vorwärts; ihre Bucht öffnet sich nach hinten, liegt unterhalb der Keimscheibe und innerhalb des späteren Embryos. Die Krümmung der unteren Hälfte sieht nach hinten, während ihre Bucht sich nach vorn hin De ame auf der 900 Einleitende Uebersicht der Entwicklung des Embryos. Keimscheibe, d. h. ausserhalb des Embryos liegt. Indem sich die rechten und linken Enden der Falte, oder wenn man will, die Seitenwände des £, in der Richtung der Längsaxe der späteren Embryos nach hinten aus- dehnen, wird hauptsächlich die innere Bucht in eine nach vorn hin ge- schlossene Röhre verwandelt. Von oben gesehen erscheint die Kopffalte bald halbkreisförmig, bald darauf hufeisenförmig. Eine ähnliche Falte, die Schwanzfalte erscheint nach kurzer Zeit am anderen Ende des hellen Hofes und hebt den Schwanztheil des Embryos von der übrigen Keim- scheibe ab. Indem die Seitenenden dieser Falte vorwärts wachsen, nähern sie sich den entsprechenden Theilen der Kopffalte und verbinden sich mit diesen mit Hülfe einer rechten und linken flachen Seitenfalte. Diese Seitenfalten drängen aber einwärts, indem sie sich einander nach der Längsaxe hin nähern. Schliesslich wird durch dieses gesammte Falten- system ein länglicher, centraler Theil des hellen Fruchthofes als Embry o- sack von der gesammten übrigen Keimscheibe undeutlich abgegrenzt. Da dieser Rest der Keimscheibe allmählich den Dotter umschliesst, wird er Dottersack genannt. Der Embryosack vergrössert sich fortwährend auf Kosten des ihm durch die Blutgefässe zugeführten Materials des Dotter- sackes. Letzterer wird immer kleiner und bildet einige Tage vor dem Ende der Bebrütung nur noch ein Anhängsel des Bauches, bis endlich auch dieses Anhängsel durch den Nabel in die Leibeshöhle heineinschlüpft und als Divertieulum eoecum vitelli längere oder kürzere Zeit fortbesteht. Der Embryo entsteht aber aus dem sich vom Dottersack abschnüren- den Theile der Keimscheibe. Zuerst ein länglicher, nach unten offener Sack, verdicken sich seine Wände und schnüren sich mehr und mehr vom Dottersack ab. Durch mannigfache, oft sehr verwickelte Faltungen, Höhlen- und Röhrenbildungen, Verklebungen, Knospung, Wucherung und andere Auswüchse verwandelt sich Schritt für Schritt der einfache Embryo- sack in den complieirten Organismus des Vogels. Diese Vorgänge zu beschreiben, ist Aufgabe der Entwicklungslehre. Zur Erleichterung des Verständnisses dieser Aufgabe, sei auf die Fig. 15 Taf. LVI verwiesen, welche den Querschnitt durch den Rumpf eines Vogel, oder überhaupt eines Wirbelthieres, schematisch darstellt. Der Querschnitt besteht aus 3, mit der Aorta aus 4, Ringen oder Röhren. Die dorsale Röhre ist das centrale Nervensystem, umschlossen von der Wirbelsäule, deren Körper ventral von der Nervenröhre liegen. Darunter liegt die Aorta descendens, ventral davon der Darm. Dieser hängt frei in die Leibeshöhle hinein, vom Mesenterium, d. h. einer. Fortsetzung des Peritoneum, gehalten. Die Leibeshöhle wird nach aussen durch die Leibes- oder Körperwand begrenzt; letztere bildet den äusseren Ring, der mit- hin die anderen Ringe in verschiedener Weise umschliesst. Die Reihen- folge der Lagerung der wichtigsten Organe des Wirbelthiertypus ist demnach dorsal vom Wirbelkörper das centrale Nervensystem, ventral von der Wirbelsäule die Aorta descendens, die Leibeshöhle und darin der Darm. Vögel. E ol Das Medullarrohr, das centrale Nervensystem, wird durch Einfaltung des Epiblasts gebildet, wie auf S. 328 beschrieben worden ist. Die Bildung des Darmrohres und der dieses umgebenden Leibeshöhle und Körperwände geht auf eine ganz andere Weise vor sich. Das Mesoblast der Keim- scheibe verdickt sich und spaltet sich horizontal in ein oberes und in ein unteres Blatt. Diese Spaltung erstreckt sich jedoch nicht bis an die Mittellinie des Embryos, sondern lässt den unter dem Nervenrohre liegenden Theil des Mesoblasts unberührt. Peripherisch dagegen dehnt sich die Spaltung schliesslich über die ganze Keimscheibe hin aus. Das innere Blatt verwächst mit dem Hypoblast, das äussere mit dem Epiblast. Das innere Blatt wächst. zuerst bedeutend schneller als das äussere, entfernt sich daher von letzterem und lässt die Spalte zwischen beiden grösser werden. Da sich beide Blätter nicht nur seitlich, sondern auch nach vorn und hinten, zugleich aber hauptsächlich ventralwärts um den Dotter herum ausdehnen, treffen sie schliesslich unter dem Dotter zusammen. Das innere Blatt bildet nun die Hülle des Dotters, dem natürlich das Hypoblast unmittelbar aufliegt. Dotter- und Darmhöhle sind daher dasselbe. Der Spalt wird zur Leibeshöhle, Coeloma, nach aussen vom äusseren Blatt, der Leibeswand, umschlossen. Das äussere Blatt —= Epiblast und äussere Hälfte des Mesoblasts heisst daher fortan Somatopleura, das innere Blatt — Hypoblast und innere Hälfte des Mesoblasts heisst Splanchno- pleura. Da sich der Embryosack, wie oben beschrieben, vom Dottersack mehr und mehr abschnürt und daher mit ihm durch einen stets enger und länger werdenden hohlen Stamm zusammenhängt, und da, wie gesagt, der Spalt im Mesoblast sich schliesslich ganz um den Dotter herum aus- dehnt, so muss der hohle Verbindungsstamm, wie der Embryosack selbst, aus einer äusseren (somatischen) und einer inneren (splanchnischen) Hülle bestehen. Es folgt ferner, dass die Leibeshöhle sich in den engen Raum zwischen beiden Hüllen des hohlen Verbindungsstammes fortsetzt. Die äussere Hülle oder das äussere Rohr dieses Verbindungsstammes oder Dotterstieles geht einerseits in die Körperwandung des Embryos über, anderseits aber sehr bald in das sich entwickelnde Amnion. Das innere Rohr des Dotterstieles ist ursprünglich die Fortsetzung des Splanchnopleura, verschwindet aber frühzeitig, sobald das eigentliche Darmrohr sich schliesst. Ein direkter Uebertritt des Dottermaterials des Dottersackes in den sich davon abschnürenden eigentlichen Darm könnte dann nicht stattfinden; die Ueberführung des Nahrungsmaterials fällt fortan den Dottergefässen zu. Den Zustand kurz vor Abschluss des Darmes vom Dottersack stellt Fig. 2 auf Taf. LVI dar. Am bedeutet das abgeschnittene somatische oder äussere Rohr des Dotterstieles, fort- gesetzt in die Leibeswand des ungefähr 6 Tage alten Embryos. Die somatische Wand des Stieles und äussere Hülle des Dottersackes bleibt überhaupt stets eine dünne Membran; wenn der Dottersack, einige Tage vor dem Auskriechen des Vogels, durch den Hautnabel in die Leibeshöhle schlüpft, bleibt die somatische Hülle des Dottersackes ausserhalb des 902 Einleitende Uebersicht der Entwicklung des Embryos. Embryos liegen, schrumpft zusammen und wird endlich zusammen mit der Schale und den ebenfalls vertrocknenden Amnion- und Allantois- hüllen abgestossen. Die soweit beschriebenen Vorgänge würden als einfache Faltungen und Spaltung des Blastoderms einfach und leicht verständlich erscheinen, wenn sie nicht durch zwei schnell grosse Ausdehnung erreichende Organe bedeutend verwickelt würden. Diese beiden Organe sind das Amnion und die Allantois. Sie sind in Funktion und Bestehen lediglich auf das em- bıyonale Leben beschränkt. Die Bildung des Amnion ist eng mit der Spaltung des Mesoblasts verbunden. Es ist eine dünne, membranöse Hülle, welche den ganzen Embryo umgiebt und lediglich durch Falten der Somatopleura gebildet wird. Bald nachdem die Spaltung des Mesoblasts aufgetreten, erscheint dicht vor der oben besprochenen Kopffalte eine ähnliche ihr eoncentrische Falte. Diese vordere oder Kopffalte des Amnion ist sehr dünn, besteht aus Epiblast mit einer sehr dünnen Lage von Mesoblast, erhebt sich halbmondförmig vorwärts von und dann über dem Kopfende des Embryos und enthält eine Höhlung, welche eine Fortsetzung der Mesoblastspalte, d. h. der späteren Leibeshöhle, ist. Bald darauf erhebt sich eine ganz ähnliche Falte hinter dem Schwanzende des Embryos, ferner eine rechte und linke Seitenfalte in einiger Entfernung von der Längsaxe. Die Kopf- falte wächst rückwärts, die Schwanzfalte vorwärts und die Seitenfalten ebenfalls nach oben und einwärts, bis endlich das ganze Faltensystem über dem Embryo zusammenstösst; die zusammentreffenden Membranen verkleben, die Scheidewand löst sich auf und der Embryo liegt nun in einem Raum, der Amnionhöhle, welche selbst unter den vereinigten Falten liegt. Jede der eben beschriebenen Amnionfalten besteht als eine Fortsetzung der Somatopleura aus Epiblast und aus Mesoblast. Da die Falten in einiger Entfernung über dem Embryo zusammenschlagen, so ist klar, dass die untere Hälfte der Falte (die direkte Fortsetzung der Somato- pleura des Embryo selbst) mit ihrer Epiblastlage dem Rücken des Embryos zugekehrt ist, dass also auch die später geschlossene Amnionhöhle inner- lieh nur von Epiblast bekleidet ist; die obere Hälfte der Falte (die Mem- brana serosa, d. h. die periphere Fortsetzung der Somatopleura) kehrt dagegen die Epiblastlage nach aussen und oben, d. h. nach dem Eiweiss hin; die Mesoblastlage der oberen Falte sieht nach innen und wird zur inneren Hälfte des der Dotterhaut oder dem Eiweiss anliegenden Membran. Endlich folgt aus diesen Faltungen und Raumbildungen, dass die rechte und linke Ausdehnung der Leibeshöhle in Folge der Auflösung der Scheide- wand über und ausserhalb der Amnionhöhle zu einem gemeinsamen Raume wird. Sehliesslich ist zu erwähnen, dass die Wandung der Amnionhöhle als wahres Amnion oder als Amnionsack, vom falschen Amnion oder der Membrana serosa unterschieden wird. Der Amnionsack enthält eine Liquor amnii genannte Flüssigkeit. Die Allantois entsteht als eine ventrale, nach rechts gerichtete Aus- Vögel. 903 buchtung des Darmcanals und zwar des Urodaeum, dicht vor dem später durch Einstülpung des Epiblasts gebildeten Proctodaeum. Die Wand des Allantoissackes besteht daher innerlich aus Hypoblast, äusserlich aus Mesoblast, d. h. aus Splanchnopleura. Die Allantois wächst vom Darm aus in die Leibeshöhle hinein, vorwärts und ventral, bis sie die Nähe des Dotterstieles erreicht. Hier tritt sie zwischen der äusseren und inneren Röhre des Dotterstieles (vergl. S. 901) aus dem eigentlichen Körper des Embryos auf dessen rechter Seite hinaus und wächst schnell in den Raum zwischen dem falschen und wahren Amnion hinein. Die Allantois verliert sehr bald ihre blasenförmige Gestalt, vergrössert sich schnell und füllt in kurzer Zeit fast den ganzen Raum zwischen falschem und wahrem Amnion aus, kommt daher, mit Ausnahme ihres langen und dünnen Stieles, ganz ausserhalb des Embryos, der Amnionhöble und des Dottersackes zu liegen. Hieraus folgt, dass ein Theil ihrer Wandung, und zwar der äussere, in unmittelbare Berührung mit dem falschen Amnion kommt, beide verkleben auch wirklich miteinander und kommen schliesslich dieht gegen die innere Schalenhaut der Eischale zu liegen, wenn das Eiweiss zur Ernährung, also zum Aufbau des mit seinen Anhängen stetig grösser werdenden Embryos verbraucht worden ist. Die Wände der Allantois werden sehr gefässreich; das ganze Organ dient zur Respiration während des embryo- nalen Lebens, wozu es durch seinen Reichthum an Gefässen und seine Anlagerung an die Schale, d. h. möglichst nahe der atmosphärischen Luft, besonders befähigt ist. Ausserdem ist die Allantois das embryonale Harn- reservoir, demgemäss ist ihr Lumen mit Harn gefüllt. Kurze Zeit vor dem Auskriechen athmet der Embryo durch seine Lungen die in den Raum LR (Fig. 5, Taf. LVI) eindringende Luft, oder die Luft seiner Umgebung, nachdem der Eizahn die verschiedenen Hüllen und die Schale durchgefeilt hat. Die Gefässe und der Stiel der Allantois veröden, das ganze Organ schrumpft zusammen und bleibt nebst dem falschen Amnion an der inneren Schalenhaut haften. Es wird, als nicht länger nutzbar, mit der Schale vom jungen ausschlüpfenden Vogel verlassen. Nur ein Theil des Allantoisstieles erhält sich noch längere Zeit als ein vom Urodaeum zum Nabel ziehender funetionsloser Strang oder „Urachus‘“ auf der Innen- fläche der Bauchwand in deren Mittellinie. Da die Vögel keine Harnblase besitzen, so wird der Urachus schliesslich ganz resorbirt. Was aus den proximalen Stämmen der Arterien und Venen wird, ist auf S. 807 beschrieben worden. An diese allgemeine Schilderung des Aufbaues des Embryo und seiner Hüllen kann die Besprechung des Schieksals der Dotterhaut und einiger Verhältnisse des Eiweisses angeschlossen werden. Gewöhnlich wird die Dotterbaut oder Membrana vitellina damit abgethan, dass sie entweder mit dem falschen Amnion verschmilzt, oder überhaupt von letzterem ersetzt wird. Da Nathusius, vergl. S. 873, angiebt, dass die Dotterhaut als solehe schon im uterinen Ei verschwindet und sich zu den äusseren Ei- hüllen weiter fortbildet, verdienen die durch Abbildungen erläuterten 904 Specielle Beschreibung der Entwicklung des Hühner-Embryos. Beobachtungen Duval’s besonderes Interesse. Vergl. auch Lit. No. 1036. Die Dotterhaut ist während des ersten Brütetages noch vollständig vor- handen; am dritten Tage ist sie, wohl in Folge der sich erhebenden Amnionfalten, über/dem Embryo zerrissen und wird allmählich resorbirt, sodass sie am sechsten Tage kaum noch das untere Drittel des Dotter- sackes umgiebt. Durch die weiter ventral um den Dotter herum sich: ausdehnenden Keimblätter wird der Rest der Dotterhaut schliesslich vom Dotter ab- und mit ihrem freien Rande in das Eiweiss nach dem spitzen Eipole hingedrängt. In dieser Lage bleibt die Dotterhaut noch ziemlich lange bestehen, bis sie endlich ganz resorbirt wird. Das Eiweiss umgiebt natürlich zuerst die ganze Dotterkugel, später wird es nach dem spitzen Eipole hin beschränkt und die ventralwärts sich ausdehnende Somatopleura, hauptsächlich also das falsche Amnion bildet eine Doppelfalte nach dem spitzen Pole hin und umschliesst endlich den distalen Rest des Eiweisses, wie auf Taf. LVI abgebildet ist. Das Entgegenwachsen und Verkleben dieser Falten des falschen Amnion um das Eiweiss geht auf ähnliche Weise vor sich, wie die Bildung des wahren Amnionssackes. Die Wände des Eiweiss-Sackes werden gefäss- reich und zottig, ungefähr am l4ten Tage und können allenfalls mit einer placenta-ähnlichen Bildung verglichen werden. Duval nennt daher dieses vom 16ten Tage an geschlossene Gebilde den Placentarsack. Von einer wirklichen Placenta, d. h. einer embryonalen sich dem mütterlichen Uterus anschmiegenden, gefässreichen Hülle kann bei den eierlegenden Vögeln natürlich nicht die Rede sein. Aus demselben Grunde empfiehlt es sich nicht, von einem Chorion der Vögel zu sprechen, worunter die älteren Embryologen die sich an die Schalenhaut anschmiegenden ver- einigten Hüllen des falschen Amnion und der äusseren Hälfte der Allantois verstanden. Specielle Beschreibung der Entwicklung des Hühner- Embryos. Erster Tag. 1.—8. Stunde der Bebrütung*). Am noch unbe- brüteten Hühnerei ist die Keimscheibe ungefähr 4 mm gross. Legt man *) Es ist hier ausdrücklich zu beachten, dass die ersten Stadien der Entwicklung indivi- duell zeitlich variiren. Selbst das Blastoderm des eben gelegten Eies befindet sich nicht immer auf genau derselben Stufe der Ausbildung, da sich der Furchungsprocess schon innerhalb des mütterlichen Eileibes vollzieht; verzögert sich die Ablage des Eies aus irgend welchen Gründen oder wird sie beschleunigt, so wird der Zustand des Blastoderms von dem als normal ange- nommenen abweichen. Erkaltet das Ei nach dem Legen sehr bald, so bleibt die Weiterent- wicklung des Blastoderms stehen, bleibt die Henne dagegen auch nur einige Stunden sitzen, oder befindet sich das Ei in warmer Umgebung, so wird natürlich sofort seine weitere Ent- wicklung eingeleitet. Diese kann dann wieder durch Abkühlung aufgehalten werden, ohne das Leben des Keimes zu gefährden. Ueberhaupt schadet während der ersten Tage der Bebrütung Abkühlung wenig oder gar nicht, die Entwicklung wird nur verzögert, wie denn auch viele Vögel ihre schon bebrüteten Eier stundenlang verlassen. Dagegen ist der Embryo gegen Erhöhung der normalen Brutwärme äusserst empfindlich. Vögel. 905 ein Ei so vor sich, wie in Fig. 4, Taf. LV, dass der stumpfe Pol nach links sieht, so ist die zum Schwanzende werdende Hälfte des Embryos dem Beobachter zugekehrt, die Kopfhälfte vom Beobachter abgekehıt. Die Längsaxe des Embryos liegt also in der kurzen, oder queren Axe des Eies. Die Area pellueida der Keimscheibe wird deutlicher abgegrenzt gegen die A. opaca während der ersten Stunden der Bebrütung, indem sich an der Grenze, am Schwanzende eine dunkle Sichel bildet (» in Fig. 12); die halbmondförmige Sichel wird in den ersten Stunden zu einer Furche, der Sichelrinne. Ausserdem bildet sich in der Mitte der Sichel, in der Längsaxe, eine kleine Verdickung, die erste Andeutung des Primitivstreifens. Die centrale Masse der Area pellueida trübt sich und bildet das sogenannte Embryonalschild, welches eine mehr oder weniger halbmondförmige Gestalt annimmt, wobei die Hörner des Halbmondes nach hinten gekrümmt sind. Auf einem vertikalen Schnitt durch die Queraxe der Keimscheibe (Fig. 15) zeigt sich, dass das äussere Keimblatt E aus einer einzigen Zellenlage besteht. Die Zellen sind dicht aneinander gefügt, besitzen deutliche Kerne und sind im Bereich des hellen Fruchthofes deutlich eylindrisch, und verursachen durch ihre Höhe die Trübung des Embryonal- schildes; nach der Peripherie hin, d. h. im Bereiche des dunklen Frucht- hofes werden die Zellen allmählich niedriger. Die Zellen des unteren Keimblattes verhalten sich ganz anders. Sie sind rundlich, von unregel- mässiger Grösse, und liegen lose zusammen, theilweise mit einigen grösseren Dotterzellen, sogenannten formativen Zellen vermischt. Wie in Fig. 14 zu sehen, bilden diese Zellen des unteren Keimblattes im Bereich des Embryonalschildes nur eine Zellenlage; im Bereich des dunklen Fruchthofes aber werden die Zellen zahlreicher, und bilden besonders am Rande der Scheibe eine Randverdiekung, den sogenannten Keimwall; dieser Wulst ist hauptsächlich in der Nähe der Sichel verdickt. Die Höhle, Cav, Fig. 14, zwischen Dotter und Furchungszellen ist mit klarer Flüssig- keit erfüllt. In der Sichelrinne hängt das äussere mit dem inneren Keim- blatt zusammen. Von dieser Stelle aus, nimmt O. Hertwig an, „hat sich schon auf einem (phylogenetisch) früheren Stadium das untere Keimblatt durch Umschlag der sich verdünnenden und in die Fläche ausbreitenden Zellenplatte des Keimblasenstadiums eutwickelt“. Von dem Primitivstreifen aus nimmt auch das mittlere Keimblatt seinen Ursprung. Die Sichelrinne der Vögel ist dem Blastoporus, oder „Urmund“, d. h. dem Gastrula- Mund anderer Wirbelthiere gleichzusetzen. 8.—12. Stunde. Der Primitiv- oder Keimstreif dehnt sich von der Mitte der Sichel in der Längsaxe aus, bis er in Länge ungefähr ein Drittel des hellen Fruchthofes erreicht; zu gleicher Zeit wird das Embryonalschild wieder undeutlich. Im Bereiche des Primitivstreifs vermehren sich die Zellen des äusseren Keimblattes schnell zu einer Masse rundlicher Zellen, als Andeutung des mittleren Keimblattes; es ist wahrscheinlich, dass hieran auch andere Zellen theilnehmen, welche in der Mittellinie zwischen dem 906 Specielle Beschreibung der Entwicklung des Hühner - Embryos. äusseren und inneren Keimblatt auftreten. Dann schreitet die Vermehrung der das Mesoderm bildenden Zellen vom hinteren Drittel des hellen Frucht- hofes über deren ganze Ausdehnung vor; das äussere Keimblatt wird zu mehreren Zellenlagen durch Vermehrung der ursprünglichen einfachen Lage und der helle Fruchthof nimmt eine ovale Gestalt an, während der dunkle Hof oder Ring rund bleibt. Die lange Axe des Ovals stimmt mit der Queraxe des Eies überein, wie schon oben bemerkt. 12.—16. Stunde. Der Primitivstreif wird in Folge der Zellenver- mehrung deutlicher, d. bh. undurchsichtiger, das Oval des hellen Frucht- hofes wird birn- oder sohlenförmig, mit dem stumpfen Ende vorwärts gerichtet, der Primitivstreif erreicht zwei Drittel der Sohlenlänge, zieht sich etwas von der mittlerweile verschwindenden Sichel zurück, und erhält in seiner Längsaxe eine seichte Längsfurche, die Primitivfurche. Die Mesodermzellen dehnen sich horizontal nach rechts und links vom Primitiv- streif peripherisch aus und lassen schon eine deutliche Sonderung von den Zellen des unteren Keimblattes erkennen, während sie am Primitivstreifen mit denen des äusseren Blattes eng zusammenhängen. Ein solcher Zusammenhang bildet sich darauf zwischen allen drei Keimblättern am Vorderende des Primitiystreifes. 16.—20. Stunde. Nach vorn vom Primitivstreif sondern sich die bisher rundlichen Zellen des inneren Keimblattes in eine Lage abgeflachter Zellen (Hypoblast) und in mehrere unregelmässige Lagen sternförmiger Zellen (Mesoblast). In der Längsaxe und zwar vom Vorderende des Primitivstreifs vorwärts, erscheint nun ein dunkler Strich, die spätere Chorda dorsalis; sie wird durch wuchernde Zellen des Hypoblast ge- bildet, mit welchem sie noch einige Stunden lang zusammenhängt; später aber trennt sich die Chorda von ihnen und kommt oberhalb zu liegen. Nur am Vorderende des Primitivstreifs bleibt der Zusammenhang aller Blätter länger bestehen. Mit der Chorda beginnt die Bildung des eigent- lichen Embryos, denn von einem solchen konnte bisher nicht die Rede sein. Rechts und links von der Uraxe des Embryos, d. h. von der Chorda, bleibt das sich sonst horizontal nach allen Seiten hin ausdehnende Meso- blast gesondert; die Chorda trennt das Mesoblast im Bereich des Embryos in eine rechte und linke Hälfte. Bald darauf verdickt sich das Epiblast oberhalb der Chorda zur Medullarplatte; rechts und links von der Mittel- linie erheben sich die Seiten der Platte als Medullarwülste, und lassen in der Mittellinie eine Längsfurche, die Medullarfurche, erscheinen. Aus der Platte geht durch Einsinken des Mitteltheils und Erhebung der Seiten- wülste und deren später erfolgendes dorsales Zusammentreffen und Ver- schmelzen die Röhre des centralen Nervensystems hervor. Vergl. S. 328. Am Vorderende der Furche verschmelzen die beiden Wülste oder Falten zuerst, auch ist die Furche tiefer und enger, während nach dem Primitiv- streif' hin die Furche seichter und weiter ist; die Wülste selbst weichen rechts und links vom Primitivstreif schräg nach hinten auseinander. Dicht vor dem Vorderende der vereinigten Medullarwülste erhebt sich eine Vögel. 907 quere, niedrige Falte, die Kopffalte des späteren Amnion. Vergl. $. 900 und Fig. 22. — Unterdessen ist auch der ausser-embryonale Theil der Keimscheibe, der dunkle Fruchthof gewachsen, hauptsächlich in Folge der Vermehrung der Zellen des auf S. 905 erwähnten Keimwalles. Die farbigen Abbildungen zeigen das centrifugale Vorschreiten der einzelnen Keimblätter und wie sich diese allmählich über den Dotter ausbreiten. 20.—24. Stunde. Die halbmondförmige Kopffalte, nebst der dicht vor dem Medularwulst einsinkenden Grube, wird deutlicher und lässt das Kopfende, Gehirn, des Embryos sich vom übrigen Blastoderm ab- heben. Das Kopfende füllt im vertikalen Längsschnitt die obere Bucht des 2 aus; vergl. S. 900. Die seitlichen Medullarwülste beginnen einander in der Gegend des späteren Gehirns zu berühren und leiten somit die Bildung des Centraleanals ein. — Das Mesoblast beginnt, in einiger Entfernung von der Chorda und der eingesunkenen Medullarplatte, sich in eine innere Lage zu sondern. Die äussere verbindet sich mit dem äusseren Keimblatt zur Somatopleura, die innere mit dem inneren Keimblatt zur Splanchnopleura. Der beide sondernde Spalt wird zum Pleuroperitonealraum oder der Leibeshöhle. Die nicht von der Spaltung betroffene Masse des Mesoblasts, rechts und links neben der Chorda und Medulla wird zu den Wirbel- oder Rumpfplatten. Die Somato- und Splanchnopleura, oder richtiger die horizontal gespaltene Masse des Meso- blasts wird als Seitenplatten unterschieden. Die Feststellung dieser Namen ist wichtig, denn alle aus den Seitenplatten hervorgehenden Organe sind nieht segmentirt, während die aus den Rumpfplatten gebildeten Organe segmentirt oder metamerisch sind. Die besondere Natur der beiden Rumpfplatten tritt jetzt zu Tage. Sie trennen sich nämlich nicht nur deutlich von den Seitenplatten, sondern es treten auch in jeder Rumpfplatte zahlreiche quere Spalten auf. Durch diese Spalten, welehe das Epi- und Hypoblast unberührt lassen, werden die beiden Rumpfplatten in eine erst geringe, später sehr grosse Anzahl von würfelförmigen Urwirbeln oder Somiten getheilt. Aus diesen entsteht später die Wirbelsäule und die willkürliche, quergestreifte Muskulatur. Das zeitlich erste Somitenpaar tritt dieht vor dem Vorderende des Primitivstreifs auf; der ganze Abschnitt des Embryos von diesen ersten Somiten bis zur Kopffalte entspricht dem späteren Kopfe. Die folgenden Somiten bilden sich zwischen dem ersten Paare und dem Vorderende des Primitivstreifes, indem hier das Mesoblast, mithin auch der Rumpf des beginnenden Embryos, sich bedeutend in die Länge dehnt. Die Zahl der Somitenpaare ist kein ganz sicheres Merkmal des Alters des Embryos, wohl aber seiner allge- meinen Stadien der Entwicklung. Das erste Paar tritt ungefähr in der 20. Stunde auf; 3 Paar sind in der 23. Stunde sichtbar; 4-6 am Ende des ersten Tages; nach Duval’s Abbildungen 11 Paar — 29 Stunden; 15 = 33 Stunden; 18 — 41 Stunden; 33 — 52 Stunden; ungefähr 50 — 82 Stunden = Mitte des vierten Tages. — Das Längenwachsthum der Rumpfplatten beeinflusst den Primitivstreif 908 Specielle Beschreibung der Entwicklung des Hühner-Embryos. bedeutend. Die den letzteren seitlich umfassenden hinteren Arme der Medullarfalten drängen mit ihren hinteren Enden einwärts und schnüren die vordere Hälfte des Primitivstreifs, PS in Fig. 20, vom hinteren Theile PS' ab. Die Primitivrinne in der Mitte des Streifs fängt an sich rückzu- bilden und verschwindet später gänzlich. Die vordere Hälfte des Streifes, PS, verschmilzt in den nächsten Tagen mit den Medullarwülsten, und wenn sich letztere dorsalwärts vereinigt und zum Medullarrohr geschlossen haben, findet man auf Längsschnitten (Fig. 7, Taf. LVI), dass der Centralcanal N hinter der eigentlichen Chorda (wo diese sich dem Primitivstreif anschliesst) in die Darmhöhle übergeht. Hypo- und zum Medullarcanal eingestülptes Epiblast hängen hier also zusammen. Der ganze, schwer zu deutende Canal heisst C. neurentericus. Er enthält den, durch Verwachsung der Medullarwülste mit der vorderen Hälfte des Primitivstreifs geschlossenen, Urmund, s. Blastoporus. Dieser neurenterische Canal wurde von Gasser (Lit. No. 1041) bei Enten und Gänse-Embryonen entdeckt; er ist bei diesen Vögeln in den jüngeren Stadien deutlicher als beim Hühnchen. Braun hat nachgewiesen, dass es bei Vogelembryonen an drei verschiedenen Stellen zu einer Verbindung zwischen Medullar- und Darm- canal kommen kann. Diese drei Stellen können nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich von einander getrennt sein. Am übersichtlichsten fand er die Verhältnisse bei Enten. Bei Embryonen von 6—8 Urwirbeln ist die erste Verbindung zwischen dem Rückenmarksrohr und dem noch flächenartigen Darmblatt vor dem Endwulst gelegen. Die Verbindung ist sehr eng; der Boden des Rückenmarksrohres zieht sich ventral trichter- törmig ein und die Spitze des Trichters öffnet sich nach dem Endoderm. Aeltere Embryonen lassen von dieser Verbindung nichts mehr erkennen, dagegen bereitet sich die zweite Verbindung derart vor, dass das Endo- derm von der Allantoisbucht in den Endwulst sich dorsal in der Mittel- linie erhebt und so dem nach hinten wachsenden Medullarrohr entgegen- strebt. Später wird daraus die zweite ziemlich weite Röhrenverbindung. Auch diese schliesst sich, und sowie der Schwanz selbst gebildet wird und sich ventral krümmt, tritt hinten an der Schwanzspitze eine dritte Verbindung ein. Der inzwischen gebildete Postanaldarm ist ursprünglich nicht in Verbindung mit dem Rückenmark; diese tritt erst seeundär da- durch ein, dass das Rückenmarksrohr sich an ‚der Schwanzspitze ventral um das hintere Chordaende umbiegt und in eine dorsale zipfelförmige Verlängerung des Schwanzdarmes einmündet. Auch diese dritte Verbin- dung schliesst sich später völlig und der Schwanzdarm oder Postanaldarm selbst wird resorbirt. Aehnlich soll sich Motacilla verhalten. Melopsittacus zeigt den vorderen schmalen und den mittleren weiten Spalt auf einem Stadium dieht hinter einander in der Axe liegend. Die dritte Verbindung erscheint erst viel später, nachdem die beiden ersten längst geschlossen sind. Bei Embryonen von 7—8 Urwirbeln fällt kurz vor dem hinteren Ende der Chorda eine längsovale helle Stelle auf, die sich nach vorn in der Mitte der Chorda in eine sehr feine dunkle Linie Vögel. 909 fortsetzt. Auch beim Hühnerembryo von 12 Urwirbeln ist von Köllikeı in seiner Entwieklungsgeschichte eine ähnliche helle Stelle abgebildet worden. Bei Papageiembryonen mit etwa 18 Urwirbeln, im Alter dem Hühnerembryo vom Ende des zweiten Tages entsprechend, ist das Chorda- ende oval angeschwollen und in der Mitte der Anschwellung ist der Spalt, die Verbindung zwischen Darm und Medullarcanal sehr deutlich. Der neurenterische Canal durchbohrt also die Chorda. S. Fig. 9, Taf. LVI. Bei Embryonen von 6 mm Länge, dem dritten Brütetage entsprechend, ist der Canal 0.2 mm lang. Ehe das Amnion über dem Rücken ganz ge- schlossen ist, verschwindet der Verbindungscanal wieder. Auch bei Taubenembryonen glaubt Braun den Canal gesehen zu haben. Gasser fand ihn, wie erwähnt, bei Enten und Gänsen; nur beim Hühnchen wurde vergeblich danach gesucht. Hoffmann (Lit. No. 1052) hat den neurenterischen Canal bei vielen verschiedenen Vögeln untersucht. Es muss auf diese umfassende und sehr reichhaltig illustrirte Arbeit verwiesen werden. Sumpf- und Schwimmvögel lassen keinen Zweifel darüber bestehen, dass die Chorda ein Product des unteren Keimblattes ist. Bei den Oscines und Rasores wird diese Erkennt- niss besonders dadurch erschwert, dass mit der Abgliederung der Chorda vom Mesoderm fast unmittelbar auch ihre Lösung von dem Mutterboden, vom Endoderm, stattfindet. Wie bei den Sumpfvögeln wird auch bei den Öseines und Rasores dem mehr und mehr nach vorn wachsenden Primitiv- streifen durch die mittlerweile als Chorda immer schärfer sich ausbildende axiale Endodermverdiekung bald eine Schranke gesetzt, und die weitere Entwicklung der einmal angelegten Chorda schreitet auch bei diesen Vögeln in zwei Richtungen weiter, nämlich nach vorn und nach hinten. In ihrer Anlage nach vorn zeigt sie dasselbe Verhältniss wie die Sumpf- und Schwimmvögel, dass sie nämlich an ihrem vorderen Ende, sowohl mit dem Endoderm als mit dem Mesoderm jederseits continuirlich zu- sammenhängt. — Beim Hühnerembryo von mehr als 18 Urwirbeln ge- lingt es, den Nachweis zu liefern, dass das hintere Ende der Chorda über den von ihr zurückgedrängten und sich mittlerweile auflösenden Knopf des Primitivstreifens hinaus nach hinten als selbständiges Organ weiter wächst. Das hintere Ende der Chorda ist also nicht mehr ein direktes Produkt des unteren Keimblattes, sondern eine selbständige Verlängerung der Chorda. Indem nun das Chordaende sich immer trennend zwischen Eeto- und Endoderm einschiebt, macht sie die Bildung eines neurente- vischen Canales bei Oseines und Rasores unmöglich. (Hoffmann, o. ce. ‘p. 94.) Jedenfalls ist der neurenterische Canal ein nur noch in unsicheren Zügen auftretender Rest einer Organisation, welche auf die Vorfahren niebt nur der Wirbelthiere, sondern aller Chordata hinweist. Bei Fischen, Amphibien und Reptilien deutlich, aber von unbekannter Funktion, erscheint der Canal bei den Vögeln mehrfach oder einfach, also unsicher, oder seine Bildung wird kraft abgekürzter Entwicklung übersprungen. 910 Specielle Beschreibung der Entwicklung des Hühner-Embryos. Zweiter Tag. 25.—386. Stunde. Der Embryo wird ungefähr 10 mm lang. Die Koptfalte wird deutlicher und lässt das Kopfende hervortreten. Es werden bis zu 12 Somiten gebildet. Die Medullarfalten vereinigen sich dorsalwärts, im Bereiche des Kopfes, am Rumpfe bleibt die Furche noch offen. Das Vorderende der Medullarröhre schwillt zur primären Vorderhirnblase an und an den Seiten erscheint die erste An- deutung der Augenblasen (vergl. S. 342 und 447). — Da sich das Kopf- ende des Embryos schon bedeutend über das übrige Blastoderm erhebt, so entstekt unter dem Kopfe, in der oberen Bucht des 2 schon eine Kopfdarmhöhle, als vorderer Theil der Urdarmhöhle. (Vergl. Fig. 22, Taf. LV; KD in Fig. 7, Taf. LVI und PH in Fig. 6, Taf. LI.) Ein Mund ist in diesem Stadium noch nicht vorbanden. In der Wand der unteren Bucht des 2 oder $ in Fig. 7, Taf. LVI entsteht in der visceralen Hälfte des Mesoblast das Herz. Der hintere Theil der Leibeshöhle LH, bei Hz in Fig. 7 wird von den seitlich ventral einander entgegen wachsen- den Darmfalten begrenzt und diese Darmfalten suchen den späteren Darm, PH in Fig. 6, Taf. LI, von dem Dottersack abzuschnüren, wie auch auf den farbigen Abbildungen auf Taf. LVI zu sehen ist. In dem visceralen mesoblastischen Theil der sich nähernden Darmfalten (vergl. S. 765) tritt Jederseits ein kleiner Hohlraum auf, entsprechend den Dottervenen Vom, welche, nach vorn verlängert, sich natürlich in die beiden primitiven Herzschläuche fortsetzen. In der 30. Stunde hat sich die rechte Darm- falte schon mit der linken in der Mittellinie vereinigt. Die Urdarmhöhle, Ph, Ph in Fig. 6, Taf. LI ist demnach in eine obere Höhle, PH d. h. eigent- licher Pharynx, in Fig. 7 und in eine untere, viel grössere Höhle, Dotter- höhle oder Dottersack, getrennt. Der Querschnitt Fig. 7 entspricht ungefähr der in Fig. 7 auf Taf. LVI durch die Linie xy angezeigten Ebene. Es ist zu bemerken, dass in Fig. 7 Taf. LI die Wand des Pharynx Ph ebenfalls wie in Fig. 6 mit Hypoblastzellen bekleidet dargestellt sein sollte. Die beide Herzanlagen trennende Mittelwand wird aufgelöst, das Herz ist dann ein einfacher Schlauch geworden, der nach der Leibeshöhle zu vom visceralen Blatte überzogen ist und durch peritoneale Lamellen dorsal und ventral mit benachbarten Theilen verbunden ist. Vergl. S. 765. Das Herz beginnt schon in der Mitte des zweiten Tages zu schlagen, es bildet das Punetum saliens der älteren Beobachter. Die Contractionen sind zwar unregelmässig und langsam, beginnen am venösen oder hinteren Ende und schreiten nach dem vorderen oder arteriellen Ende vor. Das übrige Gefässsystem entwickelt sich im Laufe der ersten Hälfte des zweiten Tages wie folgt. Der rechte und linke Herzschlauch geht nach vorn in eine rechte und linke primitive Aorta über. Diese gehen im visceralen Blatte der Kopfdarmhöhle vorwärts und biegen dann dorsal- wärts und nach hinten um, sodass sie auf die dorsale Wand der Kopf- darmhöhle gelangen. Von dort gehen sie getrennt unter den Somiten, dicht neben der Chorda dorsalis zum Schwanzende des Embryos. In der Mitte dieser Strecke giebt jede eine Dotterarterie ab, welche sich mit Vögel. 911 den bereits früher aufgetretenen Gefässen der Area opaca verbindet. Es ist jetzt also nicht nur ein Theil der letzteren, sondern auch die A. pellu- cida vaseularisirt. Im Bereiche beider vereinigen sich die rückführenden, oxydirtes Blut enthaltenden, Gefässe zu den in das hintere Ende des doppelten Herzschlauches einmündenden Dottervenen. Am peripheren Rande des ganzen Gefässhofes bildet sich der Sinus s. vena terminalis. In der Gegend des 5. bis 8. Somiten erscheint ein Jänglicher Strang, der Urnieren- oder Wolff’sche Gang, lateral dicht neben den Somiten, in der Ecke, wo die Somiten dorsal vom Epiblast bedeckt sind und lateral an die horizontale Spalte des Mesoblasts anstossen. Vergl. S. 827. Zweiter Tag. 36.—48. Stunde. Hinter der primären Blase des Vorderhirns tritt die zweite und dritte primäre Hirnblase auf, und neben letztere jederseits das Hörgrübchen. Vergl. S. 465. An den Seitentheilen der primären Vorderhirnblase erscheinen die Augenblasen als hohle Knospen; nach vorn davon und zwischen beiden dehnt sich die Vorder- wand der Hirnblase zur vorläufig noch unpaaren Andeutung der Hemi- sphären aus. In der dorsalen Wand der zweiten und dritten Hirnblase treten die Hirnnerven als kurze centrifugal wachsende Stämmchen auf. Die Chorda dorsalis erstreckt sich als ein durchsichtiger, aber deut- licher Strang, vorwärts bis zum Hinterende der Vorderhirnblase. Diese Hirnblase beginnt sich etwas ventralwärts umzubeugen; dies ist der Beginn der später stärker werdenden Kopfbeuge. Der nun einfache Herzschlauch krümmt sich Grus 1er 2 5 7 Balearica 20 : 5 R Ds 15 | 1 7.8 5.6. | Fulica auch mit 7 Ster- | nal-Rippen Hemipodii SER: 14—15| 12 | 45 3.4 Mesites : 2 ! ah aeg j | anR, 16—1‘ 2—: 5 $ en 16 2 4 4 Cracidae, Cryptonyx, Ceriornis bisweilen | 5 Sternal-Rippen Opisthocomidae |Opisthocomus 18—19| 2-3 | 3—4 5 950 Entwicklung des Skelets. | . 1%. TI AR ya | > E S = SO nd SE | 58 |82 | 82 oO eb] mi IH Oo ae | SE | = un | Wirbel Pteroclidae et sie 3 | 3.4 3.4 Columbae meistens 15 2—3 3.4 3.4 |Columba meistens 4 Sternal-Rippen; oft | nur 14 cervic.-dors. 'Didus 14 2 4 5 Pezophaps 14 » 3.4 0) Didunculus Be! 2 Ba 4 Raptores |Falconidae 14 2—3 4.5 6.7 | Pandion 14.15 —2.3— | | 4—6 Vulturidae a DR) 4 5.6 |Gypogeranus 15--2— 5—6 'Cathartes 15 2 4 5.6 |Sarcorhamphus 16—17 2 2.3.4 5 | gryphus IS. papa 17 : ) Striges 3: 14 1—2 5 4.5 Psittaci 1 ae IA BE 5.6 Cypselomorphae |Podargus, Batra- 14 2—3 4 4 chostom. Caprimulgus 13 1—2 | 3.4 4 Cypselus 13 1-2 | 4 5 Collocalia 14 2 4 5 Trochilidae 1 2 4 5 Coliidae Golius 13 2 4 4 Coceyges ‚Guculidae 14 2—3 4.5 4 Musophagidae 15 2 5 Trogones Trogonidae 15 2 4 4.5 Galbulae 'Galbula, Bucco 14 eh he 4 Anisodactylae \Buceros, Upupa 14 2—3 4 4,5 Bucorvus 15 3 4 4.5 Coraciidae 14 2 5 5 Merops 15 Sr, nee! Alcedinidae 15 2—3 | 3.4 4 |Momotus ar 702 5 4 ‚Todus ae 5 4 Pici Piecid. Capitonid. 14 3 5 (5) 6 ' Rhamphastid. Passeres fast alle 14 3 5 5 ‘Eurylaemus, Pitta, ı Euryceros bisweilen | nur4Sternal-Rippen Menura 14 3 6) b] Atrichia 14 2 5 6 Fringilla mit 14 oder | nur 13 Halswirbeln ‚Coracina 14 2 5 5 Eurylaemus 15 3 4.5 4 Pitta 15 3 4.5 4 Das Brustbein. Taf. XxV— XVII, LVO. Die Entwicklung des Brustbeines und des Schultergürtels der Vögel ist von Lindsay (Lit. No. 1173) eingehend und kritisch untersucht worden. Es dienten dazu zahlreiche Embryonen und Junge von Struthio, Uria, Larus, Sula und Gallus. Museum zu Cambridge. Die meisten der Präparate befinden sich im Vögel. 951 Das ganze Brustbein ist ein costales Gebilde und kann in ein pri- märes oder costales Sternum und in einsecundäres oder Meta- sternum geschieden werden. Das Metasternum entspricht im allgemeinen dem hinteren oder caudalen Theile des ganzen Brustbeines, enthält also, wenn dort jederseits zwei Ausschnitte vorhanden sind, den mittleren cau- dalen Theil*), den grössten Theil der beiden Processus laterales posteriores und die von letzteren seitlich entspringenden Processus obliqui; alle diese Theile entstehen als zuerst knorpelige, später mehr oder weniger ver- knöchernde Auswüchse des primären Brustbeines. Die Ausschnitte oder Fenestrae sind gemäss der Entwicklung der sie verursachenden Auswüchse der Fortsätze, nicht durch Absorption entstanden, sondern im Gegentheil die Folge unvollständiger Verknorpelung und Verknöcherung. Sie sind übrigens fast immer mehr oder weniger durch dünne in das Periost über- gehende Membranen miteinander verbunden oder geschlossen. Das gänz- liche Ausfüllen dieser Fenster mit Knorpel oder Knochensubstanz ist bei vielen Vögeln, z. B. bei Raubvögeln, oft nur eine Frage des Alters. Die Entwicklung. In der zweiten Hälfte der ersten Brutwoche hat sich im Bereiche der Brust eine Anzahl von ungetähr 10 Rippenpaaren bedeutend verlängert, wobei ihre freien ventralen Enden im Bogen vor- wärts und nach der Mittellinie hinstreben, ohne letztere zu erreichen. Die Rippenenden jederseits kommen sehr bald in Berührung miteinander, indem die erst leicht geschweifte Biegung stärker wird und die später erfolgende Trennung jeder Rippe in einen ventralen und einen dorsalen *) Dieser mittlere metasternale oder caudale Theil ist nicht Xiphisternum zu nennen, da ein solches sich aus den hintersten am Aufbau des Sternums betheiligten Rippen entwickelt. Der mittlere caudale Theil des Vogelsternums ist, wie aus der Entwicklung hervorgeht, ein den Vögeln eigenthümliches Gebilde. Wenn überhaupt die Bezeichnung Xiphisternum auf die Vögel angewendet werden soll, so sind es die beiden Proc. lat. posteriores; jeder derselben entspricht nämlich ’/, Xiphisternum resp. Proc. ensiformis der Säugethiere. — Ebenso ist die Spina sternalis der Vögel nicht dem Manubrium der Säugethiere zu vergleichen, vielmehr entsprechen beide Proc. lat. anteriores der Vögel zusammen dem Manubrium. Zur Klarlegung diene folgende Zusammenstellung synonymer Theile, vergl. S. 53ff. Processuslateralis anterior — Processus costalis — Prosternal lateral, L’Herminier — Hyosternal, Cuvier — Proc. sterno-coracoideus s. praecostalis, Fürbringer. Processus lateralis posterior — lateral xiphisternal process, Parker — Trabecula intermedia (pt) und Tr. lateralis (pt), Fürbringer. Vergl. S. 953. Processus obliquus — Trabecula lateralis (pt), Fürbringer. Processus medius metasternalis — median xiphisternal process, Parker — Planum postpectorale, Fürbringer — Trabeculu mediana Fürbringer — Xiphosternum der Ratiten, Fürbringer. Spina sternalis. Im allgemeinen — Manubrium s. rostrum,iHuxley u. A. — Epi- sternum, Owen — Median anterior apophysis, Lindsay. Daran nach Fürbringer zu unterscheiden: 1. Spina sternalis externa — Manubrium — Rostrum — Processus bifur- cutus — Episternal process — Inferior rostrum, Parker — Apophyse sous- episternale — Apophyse mediane anterieure — A. superieure u. S. W. 2. Spina sternalis interna — Superior rostrum, Parker — Apophyse mediane anterieure interne — A. sus-£pisternale. 352 Entwicklung des Skelets. Abschnitt einleitet. Die sich berührenden Rippenenden verschmelzen jeder- seits zu einem Sternalbande; das rechte und linke Sternalband ver- breitert sich zu einer länglichen Platte, bleibt aber immer noch von der Mittellinie entfernt. Darauf bilden sich die ventralen Abschnitte der ersten zwei oder drei Rippen schnell und vollständig zurück, sodass nun der vorderste Theil jeder Sternalplatte zu einem rippenlosen Fortsatz geworden ist; dieser Fortsatz oder Vorsprung wird zum Proc. lateralis sterni. Die dorsalen Abschnitte der zwei oder drei Rippen sind mithin zu cervico- dorsalen geworden (s. S. 947); die vorderste von ihnen verkümmert oft ganz oder verwächst mit ihrem Wirbel, sodass dieser beim Erwachsenen sicher nur als letzter Cervicalwirbel im engeren Sinne angesprochen werden kann. Ein ganz ähnliches Zurückziehen der Rippen von den Sternalplatten findet am hinteren Ende der letzteren statt; meistens zwei, seltener drei Rippen verlieren ihren Zusammenhang mit den Sternalplatten, aber anstatt ihren ganzen ventralen Abschnitt zu verlieren, legt sich der grösste Theil desselben ziemlich eng an die vorhergehenden Rippen an, verwächst auch gelegentlich mit ihnen. Die allerletzte der ursprünglich zur Sternalbildung beitragenden Rippen endlich verliert nicht nur diesen ventralen Zusammen- hang, sondern ihr dorsaler Abschnitt wird von der Wirbelsäule her rück- gebildet, sodass sie entweder ganz verschwindet wie beim Hühnchen schon vom achten Tage, oder sie bleibt zeitlebens erhalten wie bei Uria, indem ihr kurzer dorsaler und längerer ventraler Abschnitt sich an die vorhergehende Rippe anlehnt. Der Beitrag, welchen. alle diese hinteren distal ver- kümmernden Rippen zum Brustbeine liefern, ist der Proc. lateralis pos- terior. — Unterdessen nähern sich die beiden Sternalplatten einander und stossen mit ihren vorderen Theilen in der Mittellinie zusammen, worauf sie schnell miteinander verwachsen; diese Vereinigung schreitet von vorn nach hinten fort, sodass nun eine einheitliche Sternalplatte, ein wirkliches Brustbein gebildet wird. Von der Mitte der vereinigten Platte, zwischen dem rechten und linken Proe. lat. posterior, wächst nun die Platte bedeu- tend weiter nach hinten; auch die Enden der Proc. laterales posteriores wachsen weiter aus, besonders bei denjenigen Vögeln, welche sehr lange Fortsätze besitzen, deren Brustbein also „tief gespalten“ ist. Seitlich an den Proe. lat. posteriores wächst ferner je ein Processus obliquus *) aus, *) Wenn ein solcher Proc. obliquus vorhanden ist, so erscheint der ursprüngliche Proc. lat. posterior natürlich gegabelt und beide zusammen haben ein basales Stück gemeinsam. Der Proc. obliquus ist oft verbreitert und legt sich lateral über mehrere Rippen. Hiermit ist nicht zu verwechseln ein anderer Auswuchs, der bei Larus medianwärts vom Proc. lat. post. aus dem hinteren Rande jeder Sternalplatte hervorwächst. Er könnte Proc. intermedius genannt werden; es wäre aber zu untersuchen, in wiefern und in welchen Fällen dieser Proc. inter- medius mit den von Fürbringer so benannten Balken übereinstimmt. Jedenfalls herrscht hier noch eine Verwirrung, die in den meisten Fällen nur embryologisch aufgeklärt werden kann. Fürbringer unterscheidet nämlich auf Taf. V und VI die beiden jederseitigen Ein- schnitte am Hinterrande des Brustbeines als Incisura intermedia und I. lateralis; demgemäss nennt er den beide trennenden Fortsatz oder Balken Trabecula intermedia, den die Incisura lateralis seitlich begrenzenden Fortsatz Trab. lateralis. Diese Gebilde sind aber bei den ver- Vögel. ö 953 am besten entwickelt bei den Rasores, dagegen gar nicht verhanden bei Lamellirostres und vielen anderen Vögeln. — Zu gleicher Zeit erhebt sich in der Mitte der vereinigten Sternalplatten der knorpelige Kiel als eine Apophyse des Brustbeines, wie schon richtig von Rathke erkannt worden war. Bisweilen bleiben die beiden Sternalhälften zeitlebens voneinander getrennt und dann ist auch der ganze Kiel doppelt; eine halberwachsene Ente im Museum zu Cambridge zeigt ein solches pathologisches Sternum nebst Kiel, eine Andeutung für die Annahme, dass urspünglich der Kiel kein einfaches, sondern ein doppeltes Gebilde ist, indem der Mittelrand Jeder Sternalplatte sich erhob und dann erst Verschmelzung eintrat. Diese Annahme wird durch Parker’s Entdeckung bestärkt, dass der Kiel eigent- lich aus zwei, nämlich aus einem rechten und einem linken Centrum, seine Lophostea, verknöchert. Phylogenetisch wird sieh der Kiel wohl durch den Zug und Reiz der sich dem Flugvermögen entsprechend stärker entwickeln- den Brustmuskeln entwickelt haben, indem diese am Brustbein ähnliche Ursprungs-Apophysen verursachten, wie andere Muskeln an anderen Knochen Vorsprünge, Höcker und Leisten zum besseren Ansatz hervor- bringen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Fascien der in der Mittellinie zusammenstossenden grossen Brustmuskeln ein longitudinales Septum bildeten, welches dann vom Sternum aus knorpelig wurde und schliesslich von dort aus, oder aus eigenen Centren verknöcherte. — Cenogenetische Abkürzung der Entwicklung des oft mächtigen Kieles wird es erklärlich machen, dass sich eine unpaare Anlage des Kieles in der Mittellinie schon durch einen differenzirten Streifen von Mesoblast bemerkbar macht, ehe noch die beiden Sternalbänder miteinander ver- bunden sind. Die Bildung des Kiels ist überhaupt mehrfach Gegenstand abweichender Meinungen gewesen. Carus, Lehrbuch der Zootomie, 1834, hielt den Kiel des Vogelbrustbeines für homolog dem Episternum s. Interelavieula der Reptilien. Auch Gegenbaur, Grundzüge d. vergl. Anat. 1559, nahm an, dass das costale Sternum der Vögel noch durch ein Element ergänzt wird, welches der Interclavieula der Reptilien und Monotremata entspricht und bei den Vögeln zum Kiel des Brustbeins wird. Er- verliess aber später, Grundzüge, 1870, diese Ansicht; der Kiel ist ein Fortsatz des Brustbeines, schiedenen Vögeln einander nicht homolog, denn wenn sich bei Gallus ein Fortsatz lateral aus dem Proc. lat. posterior, bei Larus ein Fortsatz median davon entwickelt, so können beide nicht dasselbe sein. Bei Lophortyx, Megacephalon, Thaumalea u. A. entspricht die Trabecula late- ralis unserem Proc. obliquus und die Trab. intermedia entspricht unserem Proc. lat. posterior; bei Larus dagegen ist kein Proc. obliquus vorhanden und die Trab. lat. ist der Proc. lat posterior, während die Trab. intermedia in der That mit unserem Proc. intermedius zusammen- fällt. Die Abbildungen werden diese Verwirrung deutlich machen. S. Taf. XVI. und LVII. Weder ein Proc. obl. noch ein Proc. interm., aber ein sehr langer und dünner Proc. lat. ist vor- handen bei Crypturus; ein kurzer Pr. obl. + lat. und’ ein echter Proc. intermedius bei Syrrhaptes, vielen Tauben; nur ein Proc. lat. ohne obliquus und ein echter Proc. intermedius bei Larus. Wo nur eine Ineisur oder ein Fenster jederseits vorkommt, wird die laterale Begren- zung wohl stets durch den Proc. lat. posterior gebildet. 954 Entwicklung des Skelets. dient zur Oberflächenvergrösserrng für Muskelvorsprünge und entspricht dem gleichen Gebilde fliegender Säugethiere, z. B. Pteropus, während ein episternales oder interelaviculares Gebilde den Vögeln fehlt. Hierin stimmt er mit der von Rathke schon im Jahre 1853 veröffentlichten Auffassung überein. — Harting (Lit. No. 1159) suchte im Jahre 1864 zu beweisen, dass die Interelavicula bei den Vögeln durch die Ligamente zwischen Clavieula, Coracoid und Sternum, und durch gewisse Fortsätze dieser Knochen (spina sternalis und mittleren Fortsatz der Furcula), repräsentirt wird. Götte (Lit. No. 1157), 1877, nahm die von Gegenbaur verlassene Idee wieder auf, hielt das Lig. sterno-clavieulare für einen integrirenden Theil der Interelavieula, und behauptete, dass dieses Ligament zusammen mit dem Kiel dem Manubrium sterni der Säugethiere entspräche. Er glaubte ferner gefunden zu haben, dass die beiden Claviculae beim vier- oder fünf- tägigen Hühnerembryo sich mit ihren distalen Enden in der Mittellinie weit über das Brustbein erstrecken, dann mit demselben verschmelzen und somit den Kiel begründen, worauf dann eine Trennung zwischen dem Vorderende des Kiels und dem fortan als Furcula bekannten Gebilde stattfinden sollte. Hoffmann (Lit. No. 1163), 1879, hat den Kiel betreffend dieselbe Anschauung; Lindsay, 1885, wies die Richtigkeit der von Rathke und von Gegenbaur aufgestellten costo-sternalen Natur des Kieles nach. In Bezug auf die Bildung des Schultergürtels nebst der dazu gehörigen Fureula sei auf die folgenden Mittheilungen verwiesen: Specielle Angaben der Entwicklung des Brustbeines, nach Lindsay. Taf. LVIl. Struthio. Beim erwachsenen Strauss sind fünf Paar sternale oder thoraco -sternale Rippen vorhanden. Beim ungefähr viertägigen Embryo sind jederseits zehn Rippen vorhanden, von denen die beiden vordersten a und b nur aus ihren dorsalen Abschnitten bestehen, während die übrigen acht sehr lang sind, und alle noch unverbunden nach der Mittellinie hin- streben. Ungefähr am siebenten Tage sind von diesen acht Rippen die ersten sechs zu den Sternalbändern verbunden; die siebente und noch mehr die achte ist durch Verkürzung von ihrem ventralen Ende her vom Sternalbande zurückgezogen und auch die beiden vordersten, clavico- dorsalen Rippen, a und b, sind bedeutend verkürzt worden. Am zehnten Tage berühren die beiden Sternalplatten einander in der Mitte, nach hinten weichen sie noch schräg und weit auseinander; nach vorn hin weichen sie ebenfalls auseinander und haben eine deutliche Verlängerung erhalten, an welche sich das Coraco-Procoracoid anlehnt. Am 15. Tage sind beide Hälften zu einer breiten Sternalplatte vereinigt, welche nach vorn jederseits in einen Proc. lat. anterior, am Hinterrande in die beiden Proe. lat. posteriores und in den mittleren Fortsatz auswächst. Die für den erwachsenen Strauss charakteristische Form des Brustbeines ist also schon vollendet. Bis zum 21. Tage ändert sich wenig, nur die letzte Rippe und auch die siebente Rippe sind weit zurückgezogen. Zwischen dem 21. und 25. Tage verliert nun die erste der sechs Sternalrippen Vögel. 955 ihren ventralen Abschnitt und wird zu einer dritten elavico-dorsalen, sodass fortan nur fünf Rippenpaare am Brustbeine befestigt sind. Mivart (Lit. No. 1154) fand bei einem erwachsenen Strausse den schmalen Abschnitt dieser ersten Rippe noch erhalten und am Brustbein sitzend, während ihre Verbindung mit dem ihr zugehörigen Abschnitt aufgelöst war. Dieses Verhalten der sich gewöhnlich ganz vom Sternum zurückziehenden Rippe macht es wahrscheinlich, dass auch die beiden cervico-dorsalen Rippen «a und b ursprünglich länger waren und zur Bildung des nun als selbständiger Auswuchs des Sternums erscheinenden Proe. lat. anterior beigetragen haben. Auf der Brustbeinplatte ist während der Entwicklung gewöhnlich keine Spur vom Kiel, oder einer mittleren longitudinalen Erhebung zu bemerken. Erst sehr spät, gegen Ende der embryonalen Periode beginnt die Verknöcherung des Brustbeins und zwar mit je einem grossen Centrum in der Mitte jeder Sternalhälfte. Später erstreckt sich die Verknöcherung über das ganze costale Sternum und verwandelt es in eine zusammenhängende Knochenplatte, nur die beiden seitlichen und der mittlere Fortsatz des Metasternums bleiben zeitlebens knorpelig. Bei Rhea verknöchern die beiden Sternalhälften wie bei Struthio, bleiben aber während der ersten Lebensjahre in der Mittellinie getrennt und sind nur durch Knorpelgewebe miteinander verbunden, sodass das Sternum gewissermaassen auf einer embryonalen Stufe stehen bleibt; nur bei ganz alten Individuen wird die Verwachsung vollständig. Das Meta- sternum bleibt zeitlebens knorpelig und besteht aus einem unpaaren drei- eckigen mittleren Fortsatz; besondere Proc. lateralis posteriores sind nicht vorhanden. Ein anderer Unterschied vom Sternum von Struthio besteht bei Rhea darin, dass auch die Proc. lat. anteriores je ein Knochencentrum erhalten. Casuarius und Dromaeus stimmen mit Rhea durch den Mangel selbständiger Proc. lat. posteriores überein, während Apteryx und Dinornis diese Fortsätze wie Struthio neben dem übrigens bei Dinornis oft etwas gespaltenen mittleren Fortsatz des Metasternums besitzen. Es ist beim Sternum der Ratiten noch einer nicht selten vorkommenden eigenthümlichen Hervorwölbung in der Mittellinie zu gedenken. Bei der jungen Rhea (Fig. 4 Taf. XVII) ist im hinteren Theile der oben vereinigten Sternalhälften eine paarige Erhebung sichtbar; bei einem 2'/, cm Länge messenden Sternum eines der ebenfalls von Lindsay untersuchten Struthio- embryos fand Fürbringer, dass jede der längst knorpelig verbundenen Seitenplatten eine vorspringende Längsleiste bildete, welcher eine Längs- furche an der Innenfläche entspricht. Es ist somit eine Bildung, welche einer sich eben entwickelnden Crista sterni wenigstens analog erscheint. Ob diese von Fürbringer bei mehreren noch jungen Exemplaren von Struthio und Rhea abgebildete und Protuberantia sterni genannte Leiste wirklich als Rest der bei den Ratiten sonst allgemein unterdrückten Crista sterni aufzufassen ist, bleibt unentschieden. 956 Entwicklung des Skelets. Uria troile. Beim sechs Tage alten Embryo sind neun Rippen mit den Sternalbändern vereinigt, die siebente, achte, neunte tragen keine Processus uneinati; am achten oder neunten Tage ist der Kiel schon fertig. Ungefähr am siebenten Tage haben sich das achte und neunte Rippenpaar vom Sternum zurückgezogen, es bleiben mithin nur sieben mit dem Sternum verbundene Rippen übrig, wie bei den Erwachsenen. Die neunte Rippe atropbirt an beiden Enden, ihr mittleres Rudiment schliesst sich an die achte an. Bei Uria brunnichii scheinen bisweilen zehn Sternalrippen vorhanden zu sein, denn es wurde einmal das Zurückziehen einer vordersten Rippe vom Proe. lat. anterior beobachtet, ausser den beiden letzten, theilweise redueirten Rippen. — Das Meta- sternum verlängert sich bedeutend und nimmt die Proc. lateralis ganz in sich auf. Processus obliqui werden nicht entwickelt. Larus. Sieben Sternalrippeu erhalten sich manchmal noch bei un- gefähr zöwlftägigen Embryonen, wie auch bei Erwachsenen. Das Meta- sternum enthält jederseits zwei Fortsätze, deren äusseres Paar den Proc. lat. posteriores entspricht, da sich hieran der M. obliquus externus befestigt ; das innere Paar, Proc. intermedii, ist eine besondere Bildung. Die Ver- knöcherung beginnt sehr spät. Bei einer schon flüggen Lestris catarrhactes ist fast das ganze Sternum noch gleichmässig knorpelig, nur drei deutliche Knochencentra sind vorbanden, nämlich ein kleines in jedem Proc. lat. anterior und ein grosses (eigentlich aus zwei Hälften bestehendes) in der Mitte des Vorderrandes des Kieles. Bei noch älteren Möven tritt dann Verknöcherung von den Seitenrändern des Sternums auf, zuerst dort, wo die Rippen eingelenkt sind und nach hinten sich in die Proc. lat. posteriores fortsetzend. Sula bassana. Bei Embryonen, welche ungefähr dem fünftägigen Hühnerembryo entsprechen, sind acht Rippenpaare vorhanden und noch keine Spur eines Brustbeines. In den folgenden Tagen, soweit sich das Alter dieser Embryonen im Vergleich mit Gallus bestimmen lässt, sind die beiden Sternalbänder und der Kiel schon fertig, aber der Kiel liegt ventral getrennt vom Sternum, ist auch von dem Claviculae noch weit getrennt. Es sind nur noch sieben Sternalrippen vorhanden; der Proc. lat. anterior ist dreizackig. Ungefähr am zwölften Tage sind die beiden Sternalbänder miteinander und mit dem Kiel verbunden, letzterer ist ausserdem mit den vereinigten Claviceulae verbunden; der Proe. lat. anterior atropbirt. Von den ursprünglichen acht Rippenpaaren werden keine der hinteren wohl aber die ersten zwei oder drei vom Sternum zurückgezogen. Im Gegensatze zu Uria und Larus ist und bleibt die Verlängerung des metasternalen Theiles sehr beschränkt, doch tritt eine schwache mediale Verlängerung auf. Die bei Sula doppelte vordere, mediale Apophyse, die Spina sternalis erscheint erst in der dritten, bei Gallus schon in der zweiten Woche. Statt eine Stütze für den interelavicularen Ursprung des Kiels zu geben, zeigt Sula deutlich, dass die für die Steganopoden charakteristische Verbindung des Kiels mit der Furcula eine nachträglich erworbene Eigenschaft ist. Wenn Vögel. 957 diese Theile bei den Erwachsenen verknöchert sind, bleibt meistens eine deutliche, oft gelenkartige Sutur zwischen Kiel und beiden Clavieulae bestehen; nur bei alten Individuen von Sula, Pelecanus, nicht bei Plotus und Carbo, tritt völlige Synostose ein. Aehknlich verhalten. sich die Tubinares, nur bleibt die Verbindung stets fibrös knorpelig. Gallus. Beim erwachsenen Huhn sind fünf Rippen mit dem Sternum verbunden; jede besitzt einen Processus uncinatus. Dazu kommt eine hintere falsche, und eine vordre lange cervieo-dorsale. Beim Embryo werden zehn deutliche lange Rippen angelegt, die wir b, a, 1-8, nennen wollen. Am sechsten Tage sind die Rippen b, a, 1--7, also neun im Ganzen, mit den Sternalleisten verbunden. Am siebenten Tage sind drei cervico-dorsale ohne Sternalverbindung, also b, a und 7 haben sich zurück- gezogen. Vom sechsten bis achten Tage ist bei ungefähr 25°/, der Embryonen die achte (resp. zehnte) Rippe dorsal und ventral atrophirt, am neunten Tage ist sie ganz verschwunden. Die vorletzte Rippe (siebente resp. neunte) bleibt am Sternum oft bis zum Ende des neunten Tages, repräsentirt also ein Stadium, wie bei Fulica zeitlebens. Am fünften Tage zeigen die ventralen Enden der Rippen schon eine Verdickung, diese Verdiekungen verschmelzen miteinander zu den Sternal- leisten und diese vereinigen sich miteinander im Vordertheile und setzen sich an demselben Tage mit den Coracoiden in Verbindung. Auch der Proe. lat. posterior tritt schon jetzt auf; daran seitlich eine kleine Ver- breiterung als Proc. obliquus. Bei drei von dreissig siebentägigen Embryonen war ein separates knorpeliges Centrum vorhanden und zwar ziemlich weit nach hinten. Bei allen andern Embryonen trat der Kiel zugleich mit der Vereinigung der beiden Sternalleisten auf, deren Vereinigung am Anfange des sechsten Tages vorn deutlich wurde und am Anfange des zehnten Tages hinten beendet wurde. Hiermit hält auch der Kiel Schritt, ist zuerst sehr niedrig und wird später höher. Bis zum zehnten Tage weichen die beiden Sternal- hälften hinten noch gabelig auseinander, dann aber wächst aus den Armen der Gabel das unpaarige Metasternum hervor; die tiefen Einschnitte erhält das Sternum erst in der dritten Woche durch nachträgliche Verlängerung des mittleren metasternalen Fortsatzes und der beiden Proc. lat. posteriores. Die bei den Rasores oft recht hohe spina sternalis entsteht erst spät als knorpeliger Auswuchs der Mitte des vordern Sternalbandes, und dient zur Stütze der dort inserirenden Sterno-elavieular-Ligamente. Die Verknöche- rung des Brustbeines beginnt in den Proc. lat. anteriores, an den Rippen- ansätzen und nahe der Artieulation der Coracoide; dann erst verknöchert der Kiel und zwar von der Basis her und mit unpaarem Centrum. Cypselus melba. (Nach Zehntner.) Bei sechs- bis siebentägigen Embryonen sind die Sternalleisten noch nicht ganz vereinigt; die Crista entsteht zur selben Zeit „und scheint dadurch zu entstehen, dass die sich eben vereinigenden Sternalleisten gegenseitig an ihren Rändern sich erheben und dann zur Crista verschmelzen; wenigstens scheinen Querschnitte 955 Entwicklung des Skelets. durch einen neun- bis zehntägigen Embryo diese Deutung zuzulassen‘, Eine Interelavieula wurde nicht beobachtet. Noch beim vier Wochen alten Nestjungen ist die Verknöcherung so unvollständig, dass nur die vorderste, diekste Partie des Brustbeinkörpers, sowie etwa die Hälfte des vordern Randes der Crista aus Knochengewebe besteht. Das Uebrige ist noch mehr oder weniger knorpelig mit spärlicher Kalkeinlagerung. Die Art und Weise der Verknöcherung des Brustbeines wurde zuerst von Geoffroy St. Hilaire (Lit. No. 1148) genauer be- schrieben und auf fünf Centra zurückgeführt, die allen Carinaten zukommen sollen. Dann folgten L’Herminier’s (Lit. No. 1161) ausführliche Unter- suchungen. Er unterschied nach Stellung und Auftreten der verschiedenen Verknöcherungscentra am idealen Brustbein neun solcher Centra und stellte diese in drei Längs- und drei Querreihen zusammen. Die erste vorderste Querreihe bildet das „Prosternum“, die mittlere Querreihe das „Meso-“, die hinterste das „Metasternum“. Bei keinem Vogel ist das Vorkommen aller neun Centren bekannt und es ist wohl nicht zu viel gesagt, dass zwischen diesen neun Centren beinahe alle möglichen Combinationen und Permutationen vorkommen, besonders wenn man auch die zeitliche Reihen- folge des Auftretens dieser Centren in Betracht zieht. L’Herminier gestand ferner selbst, dass in vielen Fällen eines der Centren der longi- tudinalen Mittelreihe doppelt sein kann. Wichtig ist jedenfalls, dass sich für viele natürliche Vogelgruppen ein für sie charakteristischer Verknöche- rungsmodus nachweisen lässt. In wie fern diese Verhältnisse taxonomisch verwerthbar sind, lässt sich nicht sicher bestimmen, bis erschöpfende Untersuchungen angestellt worden sind. Das nöthige Material ist schwer zusammenzubringen; es gehören dazu Serien von in Spiritus aufbewahrten Brustbeinen mehrerer Altersstufen, nahezu reife Embryonen, Nestlinge und halbflügge und flügge Junge. Ausser L’Herminier’s leider nur im Auszug und ohne Abbildungen veröffentlichten Untersuchungen sind einige Dutzend Abbildungen junger Brustbeine durch Parker geliefert worden, dazu kommen einige in der Literatur verstreute Bemerkungen und schliesslich recht wenige Spirituspräparate in Museen, die sich noch dazu meistens auf bekannte Typen beziehen. Cuvier untersuchte nur Gallus und Anas ausführlich. Es ist aber sehr schwer, nach L’Herminier’s und Parker’s Arbeiten die Centra bei den verschiedenen Vögeln zu homologisiren. Ihre Angaben und Beschreibungen sind oft unsicher und widersprechen einander. Um Verwirrung soviel wie möglich zu vermeiden, sollen für die Ver- knöcherungscentra die folgenden Bezeichnungen durchgängig gebraucht werden. 1. Proosteon, Parker, das Centrum im Proe. lateralis anterior = Hyosternal Geoffroy’s und Cuvier’s, jedoch nicht immer Vögel. 959 mit Sicherheit mit dem Proosteon zu homologisiren —Prosternal L’Herminier’s in einzelnen Fällen. 2. Pleurosteon, Parker, das Centrum jeder Sternalleiste — Hyo- sternal Cuvier’s in einzelnen Fällen — Mesosternal L’Her- minier’s. 9 [3] . Metosteon, Parker, das Centrum in der Basis des Proc. lat. pos- terior, von welchem aus dieser und sein Proc. obliguus verknöchert — Hyposternal Cuvier’s — Metasternal L’Herminier’s. 4. Coracosteon, Parker, das Centrum nahe dem Gelenk zwischen Sternum und Coracoid, von Parker bisweilen „intermediate region“ genannt = Prosternum und ProsternalL’Herminier’s in einzelnen Fällen. Von diesen vier Paaren in der Brustbeinplatte kommt das der Pleu- rostea bei den meisten Vögeln vor, ziemlich sicher fehlend ist es nur bei Rasores und bei Turmix; es liegt entweder in der Mitte der Sternalleisten, ziemlich entfernt vom costalen Rande des Sternums (Struthio) oder ganz nahe dem Rippenrande (Rhea, Lamellirostres und überhaupt in den meisten Fällen). Die Proostea kommen häufig ganz selbständig vor und ver- schmelzen erst spät mit benachbarten Centren (Rhea, Rasores, Turnix, Lestris, Passeres); oder sie sind von Anfang an jederseits mit den Pleuro- stea verschmolzen (Casuarius, Dromaeus, Lamellirostres). Bei manchen Vögeln, z. B. Herodii, Rallus, Ibis, fehlen die Proostea überhaupt und die Proe. lat. anteriores werden durch das Vorschreiten der Pleurostea ver- knöchert. Das Paar der Metostea tritt ziemlich selten selbständig auf (Rallus, Gallinula, Herodii?, Rasores, Passeres; manchmal ist es wohl in den Pleurostea enthalten, am häufigsten aber fehlt es und die hintere Hälfte des Brustbeins wird von den Pleurostea aus verknöchert. Das Paar der Coracostea scheint selten mit deutlichen und selbständigen Centren auf- zutreten. Nur Parker erwähnt es bestimmt. L’Herminier’s Angaben lassen es oft zweifelhaft, was er mit seinen „Prosternaux‘“ meint; er kann unmöglich die eigentlichen Proostea übersehen haben, andererseits müssen seine Prosternaux unsern Coracostea in allen den Fällen ent- sprechen, in welchen er angiebt, dass sie in der Gegend der Spina mit- einander verwachsen.. Bisweilen treten von allen Centren die Coracostea zuerst auf (Spheniscidae, Halieus, Cypselus), wie überhaupt der Vorderrand des Brustbeines von der Spinagegend an schräg an den Proe. lat. ante- riores vorbei bis zum costalen Seitenrande schon sehr früh verdunkelt erscheint, sodass die hier bald folgende Verknöcherung die Coracostea und Pleurostea zugleich enthält. In anderen Fällen verschmelzen die Coracostea früher mit den Centren des Kieles als mit den Pleurostea; sehr häufig fehlen sie und der Vorderrand des Sternums wird von anderen benachbarten Centren aus verknöchert; endlich scheinen bei Columba und Trochilus, vielleicht auch bei anderen Vögeln, die beiden Coracostea von Anfang an als unpaares Centrum vorn in der Mittellinie aufzutreten. 960 Entwicklung des Skelets. Das Verständniss der Verknöcherung des Kieles bereitet die grössten Schwierigkeiten. Alle hieran ausschliesslich betheiligten Centra oder Ver- knöcherungsherde entsprechen wahrscheinlich den drei Centra der Mittel- reihe L’Herminier’s und zwar seinem Pro-, Meso-, Metasternum, während er Pro-, Meso-, Metasternal, resp. -sternaux auf die lateralen Centra anwendet. Parker nennt die Knochenmasse des Kieles Lophosteon. 5. Lophosteon, Parker, das Centrum, oder die Centra, des Kieles — Entosternal, Geoffroy St. H. Dieses Lophosteon ist entweder unpaarig und zwar wenn es nahe dem ventralen Rande des Kieles, mehr oder weniger entfernt von der Brustbeinplatte auftritt (in diesem Falle von L’Herminier mesosternum inferieur genannt), oder es ist paarig, indem es in den beiden Sternalleisten ziemlich nahe der Mittellinie entsteht, und sich von der Basis des knorpe- ligen Kieles aus in diesen erstreckt, um ihn schliesslich ganz zu ver- knöchern. Da ein solches paariges Lophosteon nie zusammen mit einem unpaarigen Lophosteon beobachtet worden zu sein scheint, wird die Ver- muthung bestärkt, dass der Kiel ursprünglich aus zwei median sich er- hebenden und dann verschmelzenden Leisten der beiden Sternalhälften entsteht, und dass die unpaarige Verknöcherung des Kieles eine später erworbene Erscheinung ist. — In wie fern das Lophosteon dem vorderen, mittleren oder hinteren Elemente der longitudinalen Mittelreihe L’Her- minier’s entspricht, lässt sich nicht immer mit Sicherheit bestimmen. Jedenfalls ist meistens daran das mittelste (paarige oder unpaarige) Element betheiligt. Oft beginnt die Verknöcherung des Kieles aber am Vorderrande des Kieles und würde dann wie bei Lestris einem paarigen vordersten Lophosteon (Prosternum L’Herminier’s) entsprechen. Das Metasternum ist wohl nie an der Verknöcherung des Kiels betheiligt, obgleich L’Herminier dies für Rasores, auch wobl für Herodii und Psittaci anzunehmen schien. Parker erwähnt schliesslich noch ein Urosteon, d. h. ein sehr kleines Knochencentrum bei einem erwachsenen Dicholophus, in der Mitte des knorpelig bleibenden Anhanges des medialen metasternalen Fortsatzes. Specielle Angaben der Verknöcherung des Brustbeines, nach L’Herminier, Cuvier, Parker und eigenen Untersuchungen. Ratitae. Die Verknöcherung beginnt in den letzten Wochen des embryonalen Lebens; da diese Zeit aber ungefähr der sechsten bis achten Woche seit Anfang der Bebrütung entspricht, so ist die Verknöcherung eine nur scheinbar frühe, im Vergleich mit vielen Carinaten sogar eine recht späte. Bei keinem Ratiten zeigt sich ein medianes, etwa einen Kiel andeu- tendes Verknöcherungscentrum. — Struthio. Nur ein Paar Pleurostea; Jedes derselben entfernt vom Rippenrande und entfernt von der Mittellinie, also in der Mitte jeder Sternalhälfte. Von hier aus wird das Brustbein mit Ausnahme seines meistens knorpelig bleibenden metasternalen Theiles, ossifieirt. — Rhea. Zwei grosse Pleurostea und zwei kleine Proostea. Die beiden Hälften bleiben lange beweglich verbunden. Der unpaarige Vögel. 961 metasternale Fortsatz bleibt knorpelig. — Casuarius und Dromaeus. Das Pleurosteon verschmilzt sehr früh mit dem Proosteon seiner Seite; die Verknöcherung schreitet von der Seite nach der Mitte vor. Spheniseidae H. Verknöcherung beginnt sehr spät, vielleicht um die achte Woche nach dem Ausschlüpfen; zuerst erscheinen zwei vordere Centra, die sich bald miteinander vereinigen, dann das Lophosteon und die beiden Pleurostea. Podiceps H. Zuerst die beiden Pleurostea, dann Coracostea, dann einfaches Lophosteon. Halieus. P. Jederseits am Vorder- und Seitenrand ein Coraeco- und Pleurosteon und vorn im Kiel zwei kleine Lophostea; ohne Centrum im Proe. lat. ant. und ohne besondere Metostea. Phaeton. H. Die beiden Pleurostea und das Lophosteon treten zu gleicher Zeit auf. Lamellirostres. ©. H. G. — Die Verknöcherung beginnt am Rande und verbreitet sich von dort nach der Mitte hin und schliesslich in den Kiel. — Erst bei der 40tägigen Ente zeigen sich die ersten Spuren der Verknöcherung und zwar als Proostea in den Proc. l. ant. Am 47. Tage hat sich die Verknöcherung auf den lateralen, Rippen tragen- den Rand ausgedehnt; am 50. Tage ist auch die Coracoidgegend mit Knochenmasse erfüllt. Beide Hälften treffen in der Spina-Gegend vor dem Kiel zusammen; vereinzelte Ablagerungen von Kalksalzen finden sich individuell auch in der Kielbasis. Erst zwischen dem 60,—70. Tage wird die Verknöcherung des Sternums ziemlich allgemein, hauptsächlich durch zahlreiche vereinzelte Ablagerung von Kalksalzen. Am 90. Tage ist die Spina noch eine knorpelige Apophyse. Die Verknöcherung erreicht ihr Ende erst um die 20. Woche. — Selbständige Pleurostea, Lophostea und Metostea kommen nicht vor. Limieolae. H. Die Verknöcherung beginnt erst spät, zuerst er- scheinen zwei Lophostea, dann zwei Coracostea, welche sich bald mit- einander und dann mit den Lophostea vereinigen; zuletzt treten die Pleu- rostea auf. Parker bildet beim einen Monat alten Oedienemus nur die beiden Lophostea ab. Laridae. H. Spät erscheinen das Lophosteon und die beiden Pleurostea; mit letzteren und miteinander vereinigen sich dann die später auftretenden Coracostea. Ich finde aber bei einer einen Monat alten Lestris je ein deutliches Centrum in dem Proc. lat. anteriores, welches ganz selbständig ist; ausserdem im Vorderrande des Kieles zwei Lopho- stea, während die ceoraco-pleurosteale Verknöcherung noch wenig vor- geschritten ist. - Rallidae. H. Spät erscheinen die beiden Pleurostea, dann zwei Metostea, welche sich mit den ersteren verbinden und dann gegen den Kiel vorschreiten; zuletzt tritt das unpaarige Lophosteon auf. Ibis. H. Zwei Pleurostea und später ein Lophosteon. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. Vl. 4. 61 962 Entwicklung des Skelets. Herodii. H. Spät erscheinen die beiden Pleurostea, welche sich vorwärts ausdehnen; dahinter sollen noch zwei Centra auftreten (Meta- sternal double, vielleicht zwei Metostea), die lange voneinander getrennt bleiben, Tubinares. H. Die Verknöcherung soll früh mit dem Lophosteon beginnen; dann sollen die Pleurostea und schliesslich zwei kleine Cora- costea erscheinen, welche letztere sich zuerst mit den Pleurostea und dann mit dem Kielcentrum verbinden. Columba. H. Zuerst treten die beiden Pleurostea und das Lopho- steon auf, dann drei Centra im Vorderrande des Brustbeines, welche sich bald miteinander, dann auch mit den übrigen vereinigen, worauf die Verknöcherung die übrigen knorpeligen Partien ergreift. Rasores. Nach L’Herminier soll die Verknöcherung aus fünf Centren entstehen und zwar den beiden Seitenstücken seiner Mittelreihe (unstreitig die Pleurostea) und aus den drei Stücken seiner hinteren Reihe, also aus den beiden Metostea und einem zwischen diesen liegenden hin- teren Lophosteon. Einmal bei Gallus und einmal bei Meleagris wurde ein noch kleines Centrum zwischen den beiden Coracoiden bemerkt. Cuvier beschreibt die Vorgänge sorgfältig. Bei Gallus zeigen sich schon am 17. Brütetage zwei Hyosternaux — Metostea; am 19. Tage sind sie deutlich geworden und vorn in der Basis des Kieles erscheint ein Centrum, welches nierenförmig wird (also zwei schon verschmolzenen Lophostea entspricht); am 21. Tage treten noch zwei Hyosternaux (Proostea) auf; am zweiten Tage nach dem Ausschlüpfen sendet die nierenförmige Platte eine senkrechte Lamelle (entosternal) in den Kiel. Am neunten Tage berühren die fünf Centra einander. Am 18. Tage ist die Hälfte des Kieles verknöchert; die Spina anterior sterni ist noch ganz knorpelig. Am 30. Tage verknöchert der Proc. obliquus; der Proc. lat. post. bleibt noch knorpelig. Um den 140. Tag verknöchert die Spina durch Ausbreitung der nierenförmigen Platte. Erst um den fünften und sechsten Monat ist das ganze Sternum nebst Kiel verknöchert. Ebenso sollen sich nach Cuvier Phasianus, Meleagris, Numida, Perdix und Coturnix verhalten. Cuvier’s Hyosternaux müssen bei Gallus die Proostea sein, denn beim ungefähr dreitägigen Hühnchen enthält jeder Proc. lat. anterior ein ziemlich grosses Knochencentrum, welches sich ceaudalwärts über die Gegend des Ansatzes der ersten und zweiten bleibenden Sternalrippe er- streckt, während in der dritten und vierten Rippe, also wo doch das Pleurosteon liegen müsste, das Sternum ganz knorpelig ist. Der Basal- theil des Proc. lat. posterior und seine Gabelung ist zu dieser Zeit auch schon knöchern; Cuvier’s darauf bezügliche Angabe ist also einzu- schränken, dagegen ist seine Bemerkung vollkommen richtig, dass weder die Spina sterni noch der mittlere unpaarige Fortsatz des Metasternum von besonderen Centren aus verknöchert. Vögel. 963 Turnix rostratus. P. Bei dem ein bis zwei Wochen alten Exem- plar bildet Parker im Ganzen sieben Centren ab. Ein Paar, Proostea, in den Proc lat. anteriores; ein Paar kleiner Metostea in der Basis der langen Proe. lat. posteriores; ein basales Lophosteon im Vorderrande des Kieles und daran seitlich anstossend jederseits ein Coracosteon. — Wie bei den Rasores fehlt das Paar der Pleurostea. Tinamidae. H. Es sollen nur drei Centra vorhanden sein, zwei Pleurostea und ein Lophosteon. Raptores. H. P. Die Verknöcherung tritt spät auf, schreitet dann aber schnell vor. Zuerst erscheinen zwei dreieckige Pleurostea, welche sich über den Seitenrand des Brustbeines ausbreiten und bald in der Mittellinie zusammenstossen. Darauf zwei Coracostea und ein Lophosteon. Psittaci. H. Die Verknöcherung tritt sebr spät auf und zeigt grosse individuelle Verschiedenheiten. Es erscheinen vier oder fünf Centra, nämlich zwei Pleurostea, welche sich bald auf die Coracostealgegend ausbreiten und dort vereinigen; ferner ein doppeltes Lophosteon in der Mitte des Kieles und ein einfaches Lophosteon nahe dem Vorderrande des Kieles. Striges. H. Die Verknöcherung tritt spät auf; die Pleurostea und das Lophosteon entwickeln sich fast zur gleichen Zeit, darauf zwei später vereinte Coracostea und endlich vereinigen sich alle fünf Centra mitein- ander. Cypselomorphae, Steatornis und Caprimulgus. H. Zwei seitliche und ein Kielcentrum. Zehntner fand beim einen Monat alten Cypselus nur den Vorderrand des Sternums und die Hälfte des Vorder- randes der Crista verknöchert. Trochilidae. H. Die Verknöcherung wird wenige Tage nach dem Ausschlüpfen durch das „Prosternum“ (Mitteleentrum der vordersten Reihe) eingeleitet. Darauf erscheinen zwei Pleurostea und ein Lophosteon; das Prosternum vereinigt sich mit den Pleurostea, später mit dem Lophosteon. Die ganze hintere Hälfte des Brustbeines und Kieles wird von vorn her verknöchert, ohne besondere Centra zu besitzen. Pici. H. Zwei Pleurocentra und ein doppeltes Lophosteon. Passeres. Nach L’Herminier treten bei Quiscalus zuerst die Centra in den Proe. lat. ant. auf (er nennt sie aber Mesosternaux), darauf das Lophosteon; darauf vereinigen sich diese drei Centra mitein- ander durch zwei Bänder, deren jedes ein Verknöcherungscentrum enthält. Diese letzteren Centra können wohl nichts anderes als Coracostea sein. L’Herminier’s Angaben sind zweifelhaft. Parker bildet bei einer eben fliggen Krähe einen halb verknöcherten Kiel ab; ferner zwei vereinigte Pleurostea, welche auch die Proostea enthalten; ausserdem aber zwei deutliche Metostea, die nach dem Kiel zu schon miteinander verwachsen. Bei einer flüggen Merula ist ein Lophosteon vorhanden, welches im Kiel unpaar, von der Basis auf das Sternum paarig übergeht. In jedem Proc. lat. anterior liegt ein deutliches Proosteon (von Parker jedoch als Cora- GR 964 Entwicklung. des Skelets. costeon bezeichnet); damit ist jederseits ein Pleurosteon verschmolzen, welches sich schon bis an das Lophosteon erstreckt. Bei diesen beiden Gattungen sind also sicher vorhanden: paariges Lophosteon, paariges Pro- und Pleurosteon und paariges Metosteon. Der taxonomische Werth der Charaktere des Brustbeines. Im Brustbein suchte man seit langer Zeit nach systematisch ver- werthbaren Merkmalen. Merrem sonderte die Ratiten und Carinaten gemäss des fehlenden oder des vorhandenen Kieles. L’Herminier unterschied nach dem Bau des Brustbeines, nicht nach den Verknöcherungscentren, 34 Familien der Carinaten und zwar mit vielem Geschick. Zahlreiche andere Anatomen und Ornithologen sind ihm gefolgt, sie beschränkten sich aber meistens auf die Gestalt und Zahl der Fortsätze, Ausschnitte und Fenster der hinteren Theile des Brustbeines und die Systematik der Vögel wurde durch diese endlosen Versuche eher aufgehalten als gefördert. Parker und besonders Newton machten dann darauf aufmerksam, dass eine weit höhere taxonomische Bedeutung dem vorderen Rande des Sternums, besonders der Spina, zukommt; auch Fürbringer „möchte - dieses Merkmal allen anderen sternalen voranstellen“, nachdem er ebenfalls weitreichende Untersuchungen über die anderen sternalen Merkmale, auch über die Grössenverhältnisse, die Krümmung und den Kiel des Sternums angestellt hatte, wie aus seinen Tabellen XXVIII—-XXXV zu ersehen ist. Fürbringer bemerkt über diese Spina Folgendes, mit Fortlassung zahlreicher, ganz specieller Angaben: Die taxonomische Bedeutung der Spina liegt weniger in ihrer Grösse, als in ihrer Gestaltung, wobei aber mannigfache Uebergangsformen zu constatiren sind. Namentlich kommt die wechselnde Form des Endes der Spina externa, die Existenz der Spina interna und das Auftreten der Spina communis in Betracht. Die Spina externa (die ventrale desshalb „äussere“ Hälfte der gesammten Spina) kommt sehr vielen Vögeln zu und kann eine hohe Entwicklung gewinnen: Grues, Galli, einzelne Psittaci, Corythaix, Todus, Meropidae, Upupidae, Bucerotidae, Alcedinidae, Piei, Atrichia, Menura, die meisten Passeres. Meist unpaar angelegt, kann sie bei höchster Entfaltung gabelig in paarige Zipfel auslaufen, z. B. bei einzelnen Psittaci, Steatornis, Mesites, den Picidae, Atrichia, Menura, meisten Passeres, und erstreckt sich dann bei gleichzeitig fehlender Spina interna oft recht schräg nach innen vor. Bei Grus und Tetrapteryx birgt sie den vorderen Zipfel der trachealen Schlinge. Nicht selten geht die Spina externa ohne jede Abgrenzung in den besonders ausgezogenen vorderen Rand der Crista sterni über und kann dann, selbst bei an- sehnlicher Entwicklung übersehen werden, z. B. bei den Bucerotidae, Upupidae, Meropidae, Pieci u. s. w. . Das Vorkommen und die Länge der Spina externa hat Fürbringer bei ungefähr 200 verschiedenen Vogelgattungen angegeben und diese Vögel. 965 nach der Länge der Spina zusammengestellt, ob fehlend oder kaum entwickelt, recht kurz, ziemlich kurz, ziemlich lang, lang, oder sehr lang. Aus diesen mühevollen Angaben ergiebt sich aber leider nur ein sicherer Schluss, nämlich der, dass die Länge der Spina gar nicht taxo- nomisch verwerthbar ist. Ihre Ausbildung schwankt z. B. bei den Spheniscidae, Raptores, Striges, Herodii, Pelargi, Lamellirostres zwischen fehlend und ziemlich lang. Auch ganz bedeutende individuelle Unter- schiede sind gar nicht selten. Die Spina interna, die dorsale Hälfte der gesammten Spina, ist bei einer beschränkten Anzahl von Vögeln deutlich ausgebildet: Mesites, Hemipodius, Crypturi, Rasores, Columbae, einzelne Aceipitres und Cucu- lidae, Meropidae, Upupidae, Irrisor und Bucerotidae u. s. w. Geringere Andeutungen kommen häufiger vor. Bei den Rasores, Meropidae, Irrisor, Upupidae und fast allen Buce- rotidae sind Spina externa und interna an ihren vorderen Enden mit- einander zu einer einheitlichen Spina communis verwachsen. Dieselbe stellt eine meist recht ansehnliche, von rechts nach links comprimirte Platte dar, welche an ihrer Basis in der Regel von einem kurzen Quer- canal (Foramen interspinale) durchbohrt ist, an der Stelle, wo die Wurzeln beider Spinae unverbunden geblieben sind; in derselben lagern gewöhnlich die medialen Enden der beiden Coracoide. Mit der Spinae sind meistens besondere verstärkte Faserzüge der Membrana sterno-coraco-elavieularis verbunden; in nicht seltenen Fällen kann auch das hintere Ende des M. subcoracoideus s. subelavius und der hintere Zipfel des Lig. sterno-coraco-scapulare internum von ihnen entspringen. (Fürbringer.) Der Processus. lateralis anterior ist eine der variabelsten Bildungen. Gar nicht oder kaum entwickelt bei Dinornis, Grus, Psophia, Cathartes, Vultur u. s. w., erreicht er bei Dromaeus, Apteryx, Aptenodytes, Botaurus, Rallus, Crypturus, Rasores, Cuculidae, Todus, Merops, Upupa, Buceros, Colius, Piei, Atrichia, Menura und Passeres eine bedeutende Grösse. Er kann dabei stumpf oder spitz sein. Im allgemeinen ist der Fortsatz klein bei den durch andauernden Flug gekennzeichneten Vögeln, sross bei schlechten Fliegern. Seine wichtigste Correlation ist an das Verhalten des M. sterno-coracoideus (M. No. 67) gebunden, der von ihm entspringt und wohl in vielen Fällen der Hauptregulator seiner Grösse ist. (Fürbringer.) Der Sehultergürtel. Taf. XV, XVII, LVII. Die drei paarigen Elemente des Schultergürtels legen sich bei den Vögeln nach Lindsay’s Untersuchungen alle ganz getrennt voneinander an. So sind beim fünftägigen Hühnerembryo jederseits drei Knorpelstücke zu erkennen, welche einander nicht berühren. Das mittlere ist das Cora- coid, das dorsale die Scapula, das ventrale die Clavicula. Schon gegen 966 Entwicklung des Skelets. Ende des fünften Tages verschmilzt das dorsale Ende des Coracoids mit dem benachbarten Ende der Scapula und bildet so mit ihm eine hakenförmige Platte; dieses Verhältniss bleibt nur während des sechsten - Tages bestehen, dabei verlängert sich die Clavieula und lehnt sich mit ihrem oberen Ende an den dorsalen Theil des Coracoids an. Zugleich macht sich eine bedeutende Reduction der Dicke des Coracoids bemerkbar, indem nämlich seine medio-ventrale Hälfte allmählich verschwindet; diese letztere Hälfte repräsentirt das Procoracoid. Bei vielen Vögeln geht es ınehr oder weniger spurlos verloren, bei anderen bleibt jedoch ein Rest, knöchern oder auch nur ligamentös, vorhanden, in Form einer brücken- artigen oder auch nur durch einen Haken angedeuteten Spange. Zwischen Procoracoid und Coracoid tritt ursprünglich stets der N. supracoracoideus hindurch; sein Loch dient mithin als Merkmal. Ein recht deutliches Procoracoid wurde bei fünftägigen Embryonen von Larus beobachtet. Zweifellos als Procoracoid bleibt der entsprechende Theil bei Struthio nicht nur während der embryonalen Entwicklung, sondern auch meistens zeitlebens bestehen; auch zeigen viertägige Straussenembryonen, dass das Coracoid und Procoracoid ganz selbständige Stücke sind und erst später mit ihren beiden Enden verschmelzen und so das Foramen für den Nerven bilden. In dieser Beziehung steht Struthio unstreitig auf einer den Reptilien näheren Stufe als die Carinaten. Schon gegen Ende des sechsten Tages trennt sich beim Hühnchen die Scapula wieder vom Coracoid, und diese Trennung bleibt normal bei allen Carinaten bestehen. Nur bei Struthio scheint diese Trennung nicht stattzufinden; nachdem die beiden Stücke ungefähr in der Mitte der zweiten Woche verschmolzen sind, bleiben sie fortan vereinigt. Auch in diesem Punkte bleibt Struthio also auf einer niederen Stufe stehen. Dagegen trennen sich bei Rhea die beiden Elemente wie bei den Carinaten, bleiben auch noch lange nach dem Ausschlüpfen getrennt, und erst beim Erwachsenen tritt wieder unbewegliche Vereinigung, und zwar durch Synostose, ein, also eine quartäre Erscheinung. Gegen Ende des sechsten Tages haben die Coracoide auch den Vorderrand der Sternal- hälften erreicht und fangen an, dort ihre Gelenkgrube zu bilden, gleich- gültig ob die beiden Sternalhälften schon in der Mitte zusammenstossen oder nicht. Die beiden Claviculae vereinigen sich am sechsten oder siebenten Tage mit ihren distalen oder ventralen Enden und werden somit zur Fureula. Am achten Tage erscheint als Auswuchs der Vereinigungsstelle die Apophysis furculae mediana s. Proc. interelavieularis, von Götte als Interelavieula aufgefasst. Götte scheint wahrscheinlich den wichtigen Umstand übersehen zu haben, dass sich am Ende des sechsten Tages die Scapula wieder vom Coracoid trennt, sodass der Schultergürtel Jederseits wieder aus drei Stücken besteht. Er hielt demgemäss das hintere oder latero-dorsale Stück immer noch für Coraco-Scapula, und sprach das medio-ventral daneben liegende Stück, das Coracoid, als Vögel. 967 halbe Interelavicula an. Lindsay hat diese Verhältnisse klar gelegt, sie ging aber zu weit, indem sie das Vorkommen einer Interelavicula bei den Vögeln überhaupt verneinte, Sie fand nämlich bei einem fünf- tägigen Mövenembryo ein unpaariges Knorpelstückchen, welches in der Mittellinie, worwärts vom Vorderende des Kiels, lag, aber es war noch weit entfernt von den noch ganz kurzen Claviculae und ausserdem lag es so tief, dass es von der Pericardialhöhle nur durch eine sehr dünne Gewebsschicht getrennt war, während die Claviculae viel oberflächlicher und zwar ventral auf einer dicken Schicht embryonaler Muskeln lagen. Ein ähnliches Knorpelstückchen wurde auch bei manchen jungen Hühner- embryonen gefunden; Lindsay betrachtet es als ein selbständig ge- wordenes Stückchen des Kieles, der ja die cenogenetische Tendenz hat, sich unabhängig vom Sternum anzulegen. Aus diesem Knorpelstückchen lässt sich mithin kein bündiger Schluss auf eine Interelavicula ziehen, aber durch Harting, Parker und Fürbringer ist bei einer ziemlichen Anzahl von Vögeln ein augenscheinlich selbständig verknöchernder Proc. interelavicularis bekannt geworden, der auf Grund seines ihm eigenen Verknöcherungscentrums allenfalls als interelavieulares oder episternales Gebilde aufgefasst werden kann. Dass die Furcular-Apophyse bei manchen Vögeln mit der Crista sterni secundär vereinigt wird, wurde schon oben (S. 956) erwähnt. Fürbringer unterscheidet dabei folgende Fälle: 1. Die Fureula, sitzt der Crista sterni fast auf, oder kommt ihr sehr nahe: Hesperornis, Puffinus, Cancroma, Botaurus, Ardea, Balearica, Eurypyga, Ocydromus, Cathartes, Podargus, Corvus. 2. Die Fureula sitzt der Crista direet auf und ist durch Syndesmose mit ihr verbunden. Viele Tubinares und Steganopodes, Herodii und Pelargi, Psophia, Striges, Gypogeranus, Cuculus, Buceros. 3. Die Fureula ist mit der Crista synostotisch verbunden: Tubinares, Steganopodes, Herodii, Mycteria, Leptoptilus, Balaeniceps, Grus, Anthropoides, Gypogeranus; besonders bei alten Vögeln. Individuelle Verschiedenheiten sind häufig. 4. Die Fureula ist mit der Vorderfläche der Crista und mit der Spina sterni synostotisch verbunden: Opisthocomus. Reduction der Fureula. 1. Vollkommene Verkümmerung der beiden Clavieulae, indem diese nur durch ligamentöse Gebilde repräsentirt werden, findet sich bei Struthio, Rhea, Apteryx, Dinornis und Mesites. 3. Von den Claviculae bleibt nur die dorsale Hälfte als Knochen erhalten, während die ventrale Hälfte durch ein langes mit der Crista sterni verbundenes Lig. clavieulare ersetzt wird: Dromaeus, Casuarius (jung) viele Psittaci, besonders Agapornis, Euphema, Melopsittacus, Nasiterna, Platycereus, Psittacula, Stringops, Pezoporus; Capito, Atrichia; bei mangelhafter Präparation und oberflächlicher Unter- suchung scheinen die Clavieulae bei vielen Papageien ganz zu fehlen. 968 Entwicklung des Skelets. 3. Es unterbleibt nur die knöcherne Verwachsung der beiden Claviculae, die dann als paarige Knochen durch eine kürzere oder längere Schieht von Knorpel oder von Bindegewebe verbunden sind: Hes- perornis, Dicholophus, Ocydromus, Didus, Carpophaga, Columba galeata; viele Psittaci und Striges, z. B. Strix flammea, Surnia ulula, Athene noetua, Glaueidium passerinum, Corythaix, Musophaga, Buceros, Aleido, Rhamphastidae, Capitonidae. 4. Die Furcula verjüngt sich ventralwärts bedeutend, hat meistens keine mediane Apophyse und darin keinen besonderen Verknöcherungs- kern; letzteres gilt natürlich auch von den unter 1—3 aufgeführten Gattungen. — Eine solche beginnende Rückbildung (oder auf niederer Stufe stehen gebliebene Ausbildung?) zeigen sehr viele Vögel, z. B. manche Herodii, Dicholophus, Ocydromus und andere Fulicariae, Hemipodius, die meisten Columbae nebst Pezophaps, viele Psittaeci, die meisten Striges und Musophagidae, Nyctibius, Podargus, die meisten Meropidae und Bucerotidae, Alcedo und Dacelo, Picidae, Menura. Die Reduction der Fureula ist durchaus nicht immer ein Zeichen schlechten oder schwachen Flugvermögens, obgleich sie bei den besten, andauernden Fliegern wohl meistens stark entwickelt ist. Das Coracoid. Wie bereits auf S.65 und 966 erwähnt, enthält der gewöhnlich Coracoid genannte Knochen auch noch ein mehr oder weniger deutliches Procoracoid*). Obgleich bei allen erwachsenen Vögeln, ausgenommen Struthio, in seiner ventralen Hälfte rudimentär oder ganz redueirt, bleibt das dorsale Ende sehr häufig als Processus procoracoideus bestehen, und ossifieirt gemäss seiner ursprünglich selbständigen Natur oft mit eigenem Knochenkern. Die Configuration dieses Proc. procora- coideus ist ein ziemlich gutes taxonomisches Merkmal. Er verbindet sich bisweilen synostotisch mit dem medialen Fortsatze des ventralen Endes der Scapula, während der Schaft der Scapula sich median und etwas dorsal von der Gelenkgrube für den Humerus mit dem hinteren Wulst dieser Grube, also mit dem Coracoid verbindet. Fürbringer stellt auf seiner Tabelle IV das Verhalten dieses Processus procoracoideus zusammen. 1. Mit dem Acrocoracoid verwachsen, sodass eine vollkommene Knochen- brücke über den Suleus supracoracoideus gebildet wird, durch welche Brücke dann der M. supracoracoideus tritt: Musophaga, Corythaix, Merops, Upupa, Toceus, Buceros, Alcedo. 2. Dem Acrocoracoid genähert, und unter die Clavieula eingeschoben: Cnemiornis, Falco, Otus, Merops, Cueulus, Irrisor. 3. Mit der Clavieula verwachsen: Opisthocomus, Didus. *) Procoracoid s. processus procoracoideus; Gegenbauer, Fürbringer, Sabatier, Lindsay; = Innerer Haken, inner s. internal process, Selenka u. A.; — Scapular process of Coracoid, Owen, Huxley; Subelavicular process, Huxley, Milne Edwards; — Meso- coracoid, Parker. Vögel. 969 4. Die Clavieula erreichend, ohne mit ihr zu verwachsen: Sterna, Phaeton; Psophia, Dicholophus, Charadriidae, Vanellidae, Oeydro- mus, Fulica, Gallinula; Hemipodius; Columba, Goura, Carpophaga, Treron; Syrrhaptes, Pterocles; Pionus, Cacatua; Strix, Glaueidium; Centropus; Podargus; Crotophaga; Pelargopsis; Eurystomus; Tro- chilus. 5. Er ist ziemlich gross und er allein trägt die Clavieula: Hesperornis. 6. Er ist klein und trägt das Clavieula-Rudiment: Dromaeus und embryonal Casuarius. 7. Das ganze Procoracoid ist meistens zeitlebens vollkommen; Clavieula fehlt: Struthio. . Er ist gross, erreicht die Clavicula aber nicht: Ichthyornis, Apatornis; Laridae; Sula; Balaeniceps, Platalea, Cieonia; Aramus, Grus; Chaleophaps; Trichoglossus, Sittace, Stringops; Galbula; Chaetura. — Auch Rhea, aber die Clavieula fehlt. 9. Der Fortsatz ist nur von mittlerer Grösse und erreicht die Clavieula nicht: Colymbus; Aleidae; Tubinares; Fregata, Pelecanus; Cygnus; Ardea, Botaurus; Phoenicopterus, Ibis; Otis, Aramus, Parra; manche Raptores; Dacelo; Harpactes; Rhamphastus. 10. Der Fortsatz ist sehr klein oder fehlt, erreicht die Clavieula nicht: Apteryx, Dinornis; Spheniseidae; Podiceps, Carbo, Plotus; Lamelli- rostres; Crypturus, Tinamus; Rasores; Raptores ; Colius; Caprimulgus, Steatornis, Cypselus; Todus; Momotus; Piei; Atrichia; Passeres. Der Processus procoracoideus entspricht, wie erwähnt, nur dem dor- salen Theile des ganzen Procoracoids; der mittlere und ventrale Theil wird natürlich in den Gebilden zu suchen sein, welehe median vom Durch- tritte des N. supracoracoideus liegen, jedoch ist hierbei zu bemerken, dass wahrscheinlich in Folge secundärer Aenderungen dieser Nerv bei vielen Vögeln vom eigentlichen Coracoid umwachsen wird und daher durch ein Foramen coracoideum tritt. Dieses Foramen liegt meistens näher dem medialen Rande des Coracoids (alle Alcidae, Tubinares, Laridae und viele Spheniseidae; Ichthyornis, Apatornis; Rhea, Apteryx; Pelecanus, Palamedea; Platalea, Ibis, Phoenicopterus; die meisten Limicolae; Fulica, Gallinula, Carpophaga bisweilen; die meisten Raptores; Strix; Cypselus, Trochilus), manchmal aber sogar in der Mitte des Schaftes (manche Sphenis- eidae; Aramus, Psophia, Oeydromus; Gypogeranus; Striges; Leptosomus, Musophaga). Häufig geht der Nerv nur am medialen Rande des Cora- coids vorbei und durchbohrt dann nur die zwischen dem Coracoidschaft und dem hakenförmigen Reste des Procoracoids, oder auch Proc. procora- coideus, ausgespannten ligamentösen Membran, d. h. es ist eine deutliche Ineisura coracoidea vorhanden: manche Spheniseidae; Colymbus; Otis, Numenius; Falco, Astur, Buteo, Circus; Rhea, Apteryx, Dromaeus. Oder, wenn auch der Proc. procoracoideus ganz rückgebildet ist, so kann auch von keiner Ineisur die Rede sein und der Nerv geht median am Coracoid vorbei und durch die Membrana coraco-elavieularis: Podiceps, Stegano- [0 0) 970 Entwicklung des Skelets. podes, Lamellirostres, Herodii; Dieholophus, Chunga, Eurypyga, Tringa, Parra; Mesites, Hemipodius; Crypturi; Rasores; Columbae, Didus; Syr- rhaptes; Psittaci; Falco; Coceygomorphae exelus. Leptosomus und Muso- phaga); Piei; Atrichia, Menura, Passeres. Bei Struthio tritt der Nerv durch die grosse vom Coracoid und vollständigen Procoracoid umschlossene Fenestra, ebenso bei den embryonalen Carinaten, bei welchen wie bei Larus das Procoracoid gut entwickelt ist. Endlich bei Hesperornis, auch oft bei Casuarius und bisweilen bei Apteryx tritt der Nerv durch ein Foramen, welches unzweifelhaft nicht im eigentlichen Schafte des Cora- coids liegt, sondern die Verwachsungsstelle des Coracoids mit dem Proc. procoracoideus durchbohrt. Alle diese anscheinend taxonomisch recht wichtigen Verhältnisse sind jedoch vielem Wechsel unterworfen, wie denn auch viele nahe verwandte Gattungen, sogar im Alter verschiedene Individuen derselben Art, alle möglichen Uebergänge in der freien Lagerung oder Umwachsung des Nervus supracoracoideus aufweisen. Bei manchem jungen Vogel tritt der Nerv noch durch Knorpel oder Knochen, während er im Alter durch Resorption der Hartgebilde frei wird; ebenso oft scheint der ursprünglich frei am Coracoid vorbeistreifende Nerv später von Knochen umgeben zu werden, denn zwischen einer kleinen und grossen Ineisur und einer Brücke, knöchern, knorpelig oder nur membranös, ist der Unterschied nicht gross. Die basalen, mit dem Sternum artieulirenden Enden der beiden Coracoide greifen oft gegenseitig übereinander, wobei sich fast immer wie bei den Reptilien das rechte Coracoid ventral unter das linke schiebt: Dromaeus; Ichthyornis, Apatornis; Fulmarus; Ardea, Cancroma, Botaurus; Ibis, Platalea, Phoenicopterus; Vultur, Neophron, Falco, Astur, Buteo, Cireus; Otus, Strix; Musophaga, Corythaix. Bei Fregata und Opis- thocomus verwachsen sie miteinander im Alter; bei anderen berühren sie sich nur oder erreichen sich fast, dicht nebeneinander stehend, und können dann ein interspinales Loch (s. S. 965) bilden, wie besonders bei den Rasores. Bei den meisten Vögeln bleiben die beiden Coracoide an der Basis ziemlich weit voneinander getrennt und selbst die Spina sterni wird nicht von ihnen berührt. Variationen bei verwandten Gattungen und individuelle Schwankungen sind auch hier häufig. Der Proc. lateralis basalis des Coracoids (proc. lat. posterior Fürbringer), der bei manchen Vögeln ziemlich weit den Proc. lat. anterior sterni überragt, bei anderen dagegen sehr klein ist, erweist sich als taxo- nomish unbrauchbar. Die Scapula. Allgemeine Beschreibung auf S. 68. Am basalen Theile sind drei Fortsätze zu unterscheiden. 1. Das Acromion, d. h. der innerste, vorderste Fortsatz; da er häufig die Claviculae trägt, von Selenka u. A. Proc. fureularis genannt. — 2. Der Proc. coracoideus, der sich meistens mit dem Procoracoid verbindet, daher die eigentliche Basis der Seapula repräsentirt. 3. Der Proc. humeralis, so genannt, weil sein knor- Vögel. 971 peliger Ueberzug die hintere Hälfte der Gelenkfläche für den Humerus bildet. Von Wichtigkeit ist, dass bei allen Ratiten erstens das Acromion felılt oder kaum angedeutet ist, weshalb die Ratiten von Fürbringer als Platycoracoidea zusammengefasst wurden; zweitens dass bei allen Ratiten, wenigstens bei Alten die Scapula mit dem Coracoid synostotisch verwächst. Betreffend die embryonalen Verhältnisse vergl. S. 966. Aus Fürbringer’s ausführlichen Tabellen XI—XII, betreffend die Länge der gesammten Scapula, ihre grösste Breite und das Verhältniss dieser Maasse zuein- ander, ergeben sich gar keine taxonomisch brauchbaren Schlüsse. Die Verbindungen der Olavieula mit Coracoid und Scapula, entweder ligamentös oder synostotisch (Fürbringer’s Tabelle XIV), geben wichtige taxonomische Merkmale. Taf. LVII, Fig. 11—48. 1. Die Clavieula ist nur mit dem Proc. procoracoideus verbunden: Hesperornis. 2. Die Clavieula ist hauptsächlich mit dem Proc. procorac. und kaum mit dem Acromion verbunden: Ratitae. 3. Die Clavieula ist allein mit dem Acrocoracoid verbunden: Alca*), Mormon, Uria; Steganopodes; Mycteria, Ciconia, Ardea, Botaurus, Cancroma; Grus, Geranus; Vultur, Gypaetos, Cathartes; Cypselus. 4. Die Clavieula ist mit dem Acrocoracoid und mit dem Proc. procora- coidens verbunden: Rissa, Sterna; Psophia, Rhinochetus, Dicho- lophus, Charadriidae, Vanellidae excl. Parra, Ocydromus, Rallus, Fulica, Gallinula; Hemipodius; Opisthocomus; Columbae; Caeatua, Pionus, Eelectus, Stringops; Strix, Glau- cidium, Otus, Ketupa; Falco; Trochilus und die „Coceygo- morphae“. 5. Die Clavieula ist mit dem Acrocoracoid und mit dem Acromion verbunden. 5a. Die Clavieula ist dabei mit dem vorderen Rande des Acro- mion verbunden: Spheniseidae; Alca; Tubinares; Sterna; Larus; Lestris; Platalea, Threskiornis, Otis, Eury- pyga, Rhinoehetus, Psophia, Balearieca, viele Limi- eolae inel. Parra; Ocydromus, Rallus, Fulica, Galli- nula; Crypturi; Rasores; Opisthocomus; Treron, Didus- Syrrhaptes; Cacatua, Psittacus, Sittaei, Stringops; Gypo; geranus, Sareorhamphus, Cathartes, Otogyps, Haliaetos, Pandion, Faleo; Glaueidium, Otus; Trochilus und die Coeeygomorphae; Atrichia. 5b. Die Clavieula reicht über den dorsalen Rand des Acromion und des darauf folgenden Theiles der Scapula hinaus: Sterna, Larus, Lestris; Colymbus, Podiceps; Lamellirostres, incl. Palamedea und Chauna; Platalea, Phoenicopterus, Thres- kiornis; Numenius, Reeurvirostra. *) Die ein wechselndes Verhalten zeigenden Gattungen und Familien sind gesperrt gedruckt. 972 Entwicklung des Skelets. 5c. Die Clavieula ist der Innenfläche des Acromion angelagert: Eurystomus, Todus, Momotus, Nyetiornis, Merops, Dacelo, Pelargopsis; Colius; Piei inel. Megalaema; alle Passeres. Die vordere Extremität”). Taf. III, VI, IX, LVIH. Die allgemeinen Verhältnisse wurden durch Gegenbaur (Carpus und Tarsus, Lit. No. 1147) in ihren Grundzügen endgültig festgestellt. Die beiden beim erwachsenen Vogel vorhandenen Carpalknochen wurden als Ulnare und Radiale bezeichnet; ob sie aus Verschmelzung oder durch Reduction einer ursprünglich grösseren Zahl von carpalen Elementen ent- standen seien, liesse sich nicht feststellen, „da schon zur Zeit der ersten Differenzirung des Knorpelskelets nur jene zwei Stücke vorhanden, und. an diesen Anlagen keinerlei Spuren einer Verschmelzung erkennbar“. Neuere Untersuchungen von Born und besonders von Parker haben Jedoch gezeigt, dass an der Zusammensetzung der Handwurzei und der Hand der Vögel eine viel grössere Anzahl von knorpeligen Elementen betheiligt ist, als man bisher annahm. Beim Hühnchen lassen sich schon am Ende des fünften Brütetages Humerus, Ulna und Radius als selbständige Knorpel erkennen. Am siebenten Tage ist die ganze vordere Extremität schon in ihren Haupt- zügen deutlich; Humerus, Ulna, Metacarpale II und III zeigen schon in der Mitte ihres Schaftes Verknöcherung. Das Carpale „radiale“ ist beim Hühnchen von Anfang an ein Stück, es ist das grösste Carpal- element, grenzt gewöhnlich an den Radius und an die Ulna, distal an das Metacarpal I und an die von Born entdeckten Carpalia distalia 1 und 2. Bei Raubvögeln fand Parker, dass sich das „Radiale‘“ embryonal später in zwei Theile spaltet und bei einer erwachsenen Dendroeeca aestiva ist von Morse (Lit. No. 1187) ein zwischen Radius und Ulna und Radiale liegendes fast selbständiges Stück abgebildet worden. Parker hält deshalb das sogenannte radiale für ein intermedio-radiale, entstanden aus der Verschmelzung des bei vielen anderen Wirbelthieren noch selbständigen Carp. intermedium mit dem C. radiale. *) Zusatz zu S. 68. — Ein Canalis supracondyloideus lateralis s. ectepicondyloideus ist bei den Vögeln seit Meckel nur bei Casuarius bekannt, indem die Incisur für den Ramus profundus des N. radialis von einem starken Bande zu einem Ringe vervollständigt ist. Nach Fürbringer schliesst die Reduktion des Skelets und der Muskeln des Flügels bei Casuarius die Annahme aus, dass es sich hier um eine secundäre Ausbildung eines neuen Nervencanals handele, dass also dieser unvollständige Canal dem bei vielen Reptilien vorkommenden C, ecte- picond. entspricht. Auch bei manchen Carinaten, besonders bei den Macrochires, ist eine tiefe Ineisur für den N. radialis zu beobachton, die supraneural von der Crista lateralis, infraneural vom Proc. ectepicond. begrenzt und vom M. deltoides major und dem mit ihm zusammen- hängenden straffen Bindegewebe zum Loch abgeschlossen wird, die sich aber unverkennbar erst in Anpassung an die hohe Entfaltung der Muskulatur secundär ausgebildet hat. Mithin wäre dieser Canal der Carinaten dem von Casuarius zwar sehr ähnlich, aber doch nur analog. (Fürbringer, Lit. No. 1142.) Vögel. 973 Das C. ulnare ist ein Centralo-ulnare; es wurde von Parker bei Chauna chavaria und bei Anser falklandieus doppelt gefunden; Morse bildete bei Tyrannus radial neben dem Ulnare einen selbständigen Nucleus ab, der wohl nichts anderes sein kann, als das beim Hühnchen und den meisten anderen Vögeln schon mit dem Ulnare verschmolzene Centrale. Solche Verschmelzung des Centrale mit dem Ulnare scheint bei anderen Wirbelthieren sehr selten zu sein, dagegen ist eine Verschmelzung des Intermedium mit dem Radiale häufig, bei den Raubthieren z. B. als Scapho-lunare bekannt. Born (Lit. No. 1115a) entdeckte bei den Vögeln die distalen Carpalia. Beim Hühnerembryo finden sich nie mehr als drei; am siebenten Tage sind zwei erkennbar; das C. dist. 2 liegt zwischen Intermedio-radiale, Centralo- ulnare und Metac. II; das C. dist. 3 liegt zwischen Centralo-ulnare und Metae. II. Das kleine C. dist. 1 wird erst am achten Tage deutlich, eingeklemmt zwischen Intermedio-radiale, C. dist. 2 und Metac. I und Metac. II bleibt es sehr klein. Am zehnten Tage ist eine bedeutende Vereinfachung eingetreten, in- dem Metac. I und die drei Carpalia distalia miteinander zu einer Knorpel- masse verwachsen sind. Bei Dromaeus aber fand Parker weder bei Embryonen noch bei Erwachsenen irgend welche Spuren von Carpalelementen. Auch bei Apteryx Oweni fehlten sie beim Erwachsenen, während Owen einen Carpalknochen erwähnt. Bei Casuarius galeatus finden sich entweder zwei, oder auch nur ein Carpalknochen, der dann dem Ulnare entspricht. Beim jungen, halberwachsenen Struthio.sind Ulnare und Radiale deutlich und getrennt vorhanden, das Radiale fast ganz verknöchert, das Ulnare noch ganz knorpelig; die distalen Carpalia sind zu einem grossen Stück verwachsen, welches ein grosses Knochencentrum besitzt und distal mit den Metacarpalen verschmolzen ist. Rhea verhält sich wie Struthio. Beim Huhn beginnt die Verknöcherung der Handwurzel erst wenn das Junge beinahe fünf Wochen alt ist; zuerst im Centralo-ulnare, dann im Intermedio-radiale, dann im C. dist. 3 und 2. Erst wenn das Huhn neun Monate alt ist, ist auch das C. dist. 1 verknöchert; C. dist. 2 und 3 sind miteinander und mit dem Metacarpus fest verschmolzen, jedoch ist ihre frühere Selbständigkeit noch zu erkennen, und erst beim ganz erwachsenen Huhn sind die Spuren der Trennung ganz verwischt. — Bei Argus verknöchert das Intermedio-radiale schon zur Zeit des Aus- schlüpfens und zwar zuerst von allen Carpalknorpeln. Beim eben aus- geschlüpften Perdix verknöchern schon beide Carpalia uln. und rad.; bei Coturnix dagegen noch keines. Die Zeit- und Reihenfolge der Verknöche- rung wechselt demnach sehr. Metacarpus und Phalangen. In Bezug auf die Zahl der Pha- langen ist im Anschluss an die auf S. 75*) und S. 504—505 gemachten . *) Auf S.75, Zeile 4 von unten ist Cypselus statt Hirundo zu lesen; vergl. Nitzsch, Osteographische Beiträge, und Parker (Lit. No. 1204), p. 393, Anmerkung letzte Zeile. 974 Entwicklung des Skelets. Angaben noch Folgendes mitzutbeilen. In manchen, selbst neuen, Lehr- büchern wird nach alter Weise die Zahl der Phalangen zu gering an- gegeben. So sollen die Spheniseidae nur einen Finger besitzen. Der Pollex fehlt nämlich scheinbar, da er mit dem Index verschmolzen ist; der Index besteht allerdings nur aus zwei, aber ziemlich langen Gliedern und der dritte Finger aus einem langen Gliede. Ferner sollen im Fötus aller Vögel am ersten und dritten Finger nur je eine, am zweiten nur zwei Glieder zur Anlage kommen und auch später in dieser Zahl per- sistiren. Parker bemerkt in seiner letzten Arbeit, dass bei einem halb erwachsenen Euplocamus der Index drei Glieder trägt, das Endglied so- gar mit einer Kralle, während der dritte Finger aus zwei Gliedern be- steht. Beim 7tägigen Hühnerembryo sind die drei Metacarpalia noch ganz getrennt; das Metacarpale I ist noch ohne Knochenkern und trägt zwei Glieder; der Index zeigt zuerst nur zwei Glieder, erhält aber nun cin drittes Glied; der dritte Finger erhält ein zweites Glied, welches aber schon an den folgenden Tagen durch Verschmelzung mit dem basalen Gliede wieder verschwindet. Der Pollex trägt bei fast allen Embryonen oder Jungen der Rasores einen deutlichen Hornnagel. Am 10. Tage beginnt der Pollex in der Mitte zu verknöchern und das Metac. I ist mit dem Carp. dist. 2 und 3 verschmolzen, verknöchert aber erst, wenn das Hühnchen 4 Wochen alt ist. Die endgültige synostotische Verschmel- zung der distalen Carpalia mit den drei Metacarpalen, und dieser mit einander, wird erst beim nahezu erwachsenen Vogel erreicht. Die Ratiten zeigen eine bedeutende Reduktion der Hand. Bei Dinor- nis ist überhaupt noch keine Spur von Arm- und Handknochen entdeckt worden. Beim 6 Wochen alten Dromaeus fand Parker gar keine selb- ständigen Carpalia; das Metacarp. I noch selbständig, aber klein und zugespitzt; Metac. III fehlend; Metac. II mit Ulna und Radius articulirend, drei Phalangen mit einem grossen Endnagel tragend; der ganze Flügel nicht grösser als der eines Troglodytes! Beim erwachsenen Dromaeus ist das Metac. I auf einen kleinen Vorsprung an der Basis des Metac. II reducirt und die ganze Hand besteht eigentlich nur aus dem dreigliedrigen Index. Bei Casuarius galeatus bleibt ein kleines Ulnare erhalten; die drei Metacarpalia verschmelzen miteinander, ohne in der Länge redueirt zu sein, und zeigen Längsfurchen als Reste der früheren Trennung; sie tragen zusammen den Index, dessen zweites Glied einen Nagel trägt; vom ersten und dritten Finger ist nichts übrig geblieben. Apteryx Oweni hat keine Carpalia. Metac. I ist basal mit Metac. I verschmolzen, distal frei; von Fingern ist nur der zweigliedrige Index mit Nagel erhalten. Struthio. Pollex mit 2, Index mit 3, dritter Finger mit 2 Gliedern; jeder Finger beim Embryo und wenigstens während der Jugend mit einem Nagel. Vergl. die Abbildung auf S. 564. Rhea. Die Hand ist selbst beim erwachsenen Vogel vollständig wie Vögel. 975 bei den meisten Carinaten. Radiale und Ulnare vollständig; Pollex und Index zweigliedrig, dritter Finger eingliedrig, jeder nicht selten, der Pollex immer, mit einem Nagel. Das Vorhandensein eines solchen Nagels, nicht nur bei Rhea, sondern überhaupt bei den Vögeln, selbst wenn ein selb- ständiges Endglied (beim dritten Finger natürlich das vierte Glied) nicht erkennbar ist, deutet an, dass dieses Glied in den mehr basalen ent- halten ist. Spuren überzähliger Metacarpalia sind von Heusinger (Lit. No. 76), Rosenberg (1228) und Jeffries (1168) als solche be- schrieben worden. Parker untersuchte sie ausführlicher und fand drei soleher überzähligen Elemente. I. Bei vielen Rasores, Passeres u. s. w., nicht bei Ratiten, findet sich ein knöcherner Fortsatz am Metacarpale II, welcher das Spatium interos- seum zwischen Metac. II und III überbrückt. Es dient zur Insertion des M. extensor metacarpi ulnaris (Muskel No. 89) und wurde von Heusinger als rudimentäres Metacarpale eines unterdrückten Fingers beschrieben ; Parker kam zu demselben Schlusse, gab diese Meinung aber später auf. Es ist wahrscheinlich nur ein speciell durch und für die Insertion des Muskels entstandenes Gebilde. Es erscheint beim Hühnerembryo erst am 10. Tage als Knorpel an der Ulnarseite des Metac. II, nicht weit von dessen basalem Ende, und dehnt sich .etwas gegen das benachbarte Metac. III hin. Bisweilen erhält es später einen eigenen Knochenkern, wie von Parker bei Rasores und bei Muscicapa, aber nicht bei Ratiten gefunden wurde. II. Beim 10tägigen Hühnerembryo erscheint ein fibröser Knorpel an der radialen Seite der Basis des Metacarpale I; es verknöchert später mit letzterem Knochen und bleibt als kleiner Vorsprung bestehen, der zur Insertion des M. extensor metacarpi radialis (Muskel No. 88, auf S. 274 aus Versehen ulnaris genannt). Dieser Vorsprung ist sehr constant bei den Rasores, fehlt den Ratiten, und stimmt der Lage nach mit dem bei manchen Vögeln vorhandenen Sporn (Chauna, Parra, vergl. S. 504) über- ein. Das ganze Gebilde entspricht möglicherweise einem Praepollex, d.h. einem innersten, nun fast verschwundenen Finger, wie ein solcher bei anderen Wirbelthieren oft noch ziemlich:gut entwickelt ist. und sogar mehrere Phalangen trägt. III. Beim 10tägigen Hühnchen erscheint dieses Element an der ulnaren Seite der Basis des Metacarpale III; es besteht aus hyalinem Knorpel, wächst bedeutend während der nächsten beiden Tage und bleibt selb- ständig bis zum Ausschlüpfen des Hühnchens; später verliert es seine Selbständigkeit, indem es ohne eigenen Knochenkern in das Metae. III übergeht. Bei Rhamphastus fand es Parker jedoch als selbständiges griffelförmiges Knochenstückchen bestehen, und als Knochenbrücke bei Dicholophus. Es dient nicht zum Ursprunge oder zur Insertion von Muskeln und entspricht nach Parker, und wohl mit Recht, dem letzten Reste des verlorenen vierten Fingers. 976 Entwicklung des Skelets. Der Beckengürtel. Taf. X, XII, LVII. In Bezug auf die Sacralregion des Beckens sei auf S. 406—417 ver- wiesen. In der Beschreibung auf S. 76—81 ist noch Folgendes nachzu- tragen. Die beiden Schambeine bilden nur bei Struthio eine Sym- physe; dieselbe bleibt lange Zeit knorpelig und, nach vorn vorspringend, trägt sie zur Unterstützung der Baucheingeweide bei. Sehr häufig, indi- viduell wechselnd, lehnt sich das Schambein mit seinem mittleren Ab- schnitt dicht an den benachbarten ventralen Rand des Sitzbeines an; dies führt zur Verwachsung beider Knochen, z. B. bisweilen bei Sterna, Penelope, Aquila; schliesslich kann der mittlere Abschnitt des mit dem Sitzbeine verbundenen Schambeines so verdünnt werden, in Folge von Rückbildung, dass der mittlere Abschnitt nur noch durch Bindegewebe repräsentirt wird, oder ganz verloren geht; der distale Abschnitt des Schambeines wird von dieser Rückbildung nicht ergriffen, da die von ihm entspringenden Muskeln sein Fortbestehen sichern. Das distale oder hintere Ende der Sitzbeine verbindet sich häufig durch Verknöcherung mit den Darmbeinen, auch mit einigen der mittleren Schwanzwirbel. Eine ganz einzige Modification zeigt das Becken von Rhea. Die beiden Ossa ischii sind einander so genähert, dass sie fast in ihrer ganzen Länge miteinander zu einer von der Acetabulargegend bis zum Schwanze reichenden Knochenplatte verschmelzen. Bei ein- bis zweijährigen Indivi- duen ist die Trennung noch leicht. Die Nieren, mit Ausnahme ihres vor- dersten Lappens, sind durch diese Symphysis ossium ischii in eine Ver- tiefung eingeschlossen (und von der Bauchhöhle abgeschlossen), die dorsal von dem Sacrum und den Darmbeinen, ventral von den Sitzbeinen begrenzt wird. Die distalen Enden der Sitzbeine verschmelzen mit den ersten Schwanzwirbeln bei noch jungen Individuen. Später wird dann fast die ganze Reihe der zwischen diesen ersten Schwanzwirbeln und den letzten Sacralwirbeln liegenden Wirbel, mindestens zehn an Zahl, vollständig auf- gelöst, sodass zuerst nur dünne spongiöse Knochenreste und schliesslich nur Nerven- und Rückenmark nebst ihren membranösen Scheiden übrig bleiben. Ein solches ontogenetisch stattfindendes Verschwinden eines langen Abschnittes der Wirbelsäule, innerhalb der ganzen Säule, ist bei keinem anderen Thiere bekannt. Das Verständniss der Homologien der das Vogelbecken zusammen- setzenden Elemente erhielt nach der Entdeckung der Dinosaurier ein neues Licht, und zwar durch die Arbeiten von Hulke (Quart. Journ. Geolog. Soc. Vol. 32, 1876) und Marsh (Prineipal characters of American Jurassic Dinosaurs. Amerie. Journ. Sceienee and Arts. Nov. 1878, Jan. 1879). Marsh nannte das bisher als Pubis bekannte Element der Vögel Post- pubis, entsprechend dem postacetabularen Arme des Dinosaurier-Pubis, während der Processus pectinealis s. spina pubica s. spina iliaca der Vögel. 977 Vögel dem eigentlichen Pubis oder Präpubis der Dinosaurier entsprechen sollte. Diese Auffassung erfreute sich einer ziemlich allgemeinen Bei- stimmung. Man suchte sie natürlich entwicklungsgeschichtlich zu begründen. Bunge (Lit. No. 1120) behauptete, dass der Proc. peetin. dem Ilium angehört, also nicht dem Pubis homolog sein kann; Baur kam im Jahre 1584 nach Untersuchung von jungen Hühnern, Wachteln und Enten zu demselben Schluss, nachdem Sabatier (Lit. No. 1229) schon im Jahre 1880 das Becken eines jungen Casuarius geleatus abgebildet, in welchem die Trennungslinie zwischen Pubis und Ilium mitten durch den Proc. pectinealis geht; die dorsale Hälfte gehört dem Ilium, die ventrale dem Pubis. Bei vielen Vögeln ist der ganze Fortsatz sehr klein, bei anderen dagegen ziemlich lang, und entwickelt sich zweifellos als dem Pubis angehöriger Fortsatz. Letzterer ist bei den Vögeln überhaupt ein in der Rückbildung begriffener Theil und dient nur für den Ursprung des auf S. 146 beschriebenen M. ambiens. Somit ist leicht verständlich, wie der betreffende Fortsatz sich am Pubis zurückbilden und am llium durch Verlegung des Ambiens-Ursprunges als analoges Gebilde entstehen kann. Während er als Proc. peetin. pubicus ein präformirtes, von den Reptilien her ererbtes Element ist, hat er als Spina iliaca nur den Werth einer Crista oder Apophyse des Iliums. Das schwankende Verhalten dieses Fortsatzes geht auch aus den Untersuchungen Mehnert’s hervor, die sich auf zahlreiche verschiedene Vogelembryonen, hauptsächlich Sumpf- vögel, beziehen. Johnson (Lit. No. 1170) unterzog die Entwicklung des Beckens beim Hühnchen einer ausführlichen Bearbeitung, woran sich eine Homolo- sisirung der Beckenelemente der Reptilien, Vögel und Säugethiere an- schliesst. Die Untersuchung wurde in Cambridge angestellt. Am sechs- tägigen Hühnerembryo, mit einer Gesammtlänge der hinteren Extremität von nur 3,6 mm, besteht das ganze Becken und das Femur noch aus einer völlig homogenen Knorpelmasse. Das Ilium überdacht nach vorn hin den N, obturator, caudalwärts zieht es sich in eine schwächere Spitze aus. Das Ischium erstreckt sich vom Acetabulum beinahe senkrecht ventralwärts und etwas medianwärts. Das Pubis besteht aus einem breiten basalen Theile, der in zwei Arme ausläuft; der hintere ist ziemlich parallel dem Isehium, mit etwas nach vorn führender Richtung; zwischen ihm und dem Ischium kommt der N. obturator hervor. Der vordere Arm des Pubis erstreckt sich horizontal vorwärts und etwas auswärts. Sehon am Ende des sechsten Tages verlängert sich der hintere Arm des Pubis bedeutend und krümmt sich dabei bogenförmig, mit der Con- "vexität nach unten, sodass das freie distale Ende schräg caudalwärts gerichtet ist. Die distale Hälfte des Ischium verbreitert sich und die postacetabulare Hälfte des Ilium verlängert und verbreitert sich ebenfalls beträchtlich. Nur der vordere Arm des Pubis ist in seinem Wachsthum steben geblieben und erscheint mehr und mehr als vorwärts gerichteter Anhang des gesammten Pubis. Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 62 978 Entwicklung des Skelets. Ungefähr am siebenten oder achten Tage beginnt eine Trennung des Femurkopfes vom Acetabulum; später treten auch undeutliche Streifen zwischen Dium und Ischium und zwischen Acetabulum und Pubis auf, die Trennung wird aber erst später und ausschliesslich durch die Verknöcherung bewirkt. Der hintere Arm des Pubis wächst schliesslich direkt eaudalwärts, kniekt sich beinahe an der Basis des vorderen Armes und sendet erst beim ausgeschlüpften Vogel einen kleinen Fortsatz gegen das Ischium hin, welcher dann das Foramen obturatum eaudalwärts vervollständigt. — Die Verknöcherung des Beckens beginnt später als in den Beinknochen und schreitet von der Mitte des Ilium, Ischium und Pubis nach dem Aceta- bulum vor. Zur Zeit des Ausschlüpfens ist das Acetabulum fast ganz von Knochen umgeben mit Ausnahme seines Vorderrandes, wo der Knorpel noch in den ganz knorpeligen Vorderarm des Pubis übergeht. Bunge behauptete, dass die rückwärts gerichtete Stellung des Ischium und „Pubis“ durch eine ontogenetisch erfolgende Drehung des ganzen Beckens herbeigeführt werde, wohl im Anschluss an eine von Huxley aufgestellte Vermuthung. Johnson’s Untersuchungen haben diese Ver- hältnisse richtig gestellt. Bunge fand ferner bei Entenembryonen, dass das „Pubis‘“ sich selbständig von den anderen Beckenelementen anlegt und dass es erst am achten Tage mit ihnen verschmilzt. Da das Pubis in einer etwas von dem übrigen Becken verschiedenen Ebene liegt, täuschen Schnitte allerdings solche Trennungen vor. Auf Grund vergleichend anatomischer Untersuchungen kommt Johnson zu folgenden Schlüssen. 1. Das vordere ventrale Beckenelement der Vögel, das „Pubis“, besteht wie bei den Reptilien aus einem gemeinsamen basalen Theile mit zwei divergirenden Armen. 2. Der vordere Arm des embryo- nalen Vogelpubis wird zum Proc. pectinealis, entspricht dem gleichnamigen Fortsatze der Säugethiere und dem als Pubis bekannten Knochen der Eidechsen und Schildkröten; anterior branch of pubis s. pubis proper der Dinosaurier nach Marsh. 3. Der hintere Arm, das sogenannte Pubis der Vögel, entspricht dem Pubis der Säugethiere und dem Processus lateralis pubis der Eidechsen und Schildkröten. — In Bezug auf das Verständniss des Pubis der Säugethiere und der Crocodile sind erneute Untersuchungen wünschenswerth; die oben angegebene Vergleichung der Vögel mit den Eidechsen, Schildkröten und Dinosauriern wird dagegen als endgültig anzunehmen sein. Es ist hier noch ein eigenthümliches Gebilde zu erwähnen, welches von Garrod und Frank Darwin (Lit. No. 45) bei Struthio beschrieben wurde. Es besteht aus einer knöchernen, theilweise knorpeligen kleinen Platte, die dem Vorderrande der Mitte jedes Schambeines aufsitzt und mit diesem entweder verschmilzt oder durch fibröses Gewebe verbunden bleibt. Die Platten dienen zum Ansatz für die M. obliqui externi abdominis und wurden von genannten Autoren als möglicherweise den Beutelknochen der Säugethiere entsprechend angesehen. Bei Struthio Embryonen habe ich diese Gebilde nicht gefunden. Vögel. 979 Die hintere Extremität; Taf. LVIIL, ist entwicklungsgeschichtlich durch Gegenbaur grundlegend untersucht worden. Rosenberg entdeckte später (Lit. No. 1228) das Metatarsale V. Morse (Lit. No. 1188) machte eine wichtige Entdeckung den Astragalus betreffend, Baur (Lit. No. 1094) führte die Vergleichung der parallelen Entwicklung der Hinterextremität bei Vögeln und Dinosauriern durch, und Johnson hat in ihrer oben besprochenen Arbeit die Entwieklung der hinteren Extremität beim Hühnchen nochmals studirt. Am sechsten Brütetage lassen sich schon alle Hauptelemente erkennen, obgleich sie noch ganz ungetrennt ineinander übergehen, nur Tibia und Fibula sind in der Mitte geschieden. Es sind die fünf Metatarsalia sicht- bar; das fünfte als kleiner Vorsprung, das erste und zweite eng mitein- ander verbunden; das dritte ist das längste. Knorpel ist noch nicht vor- handen, sondern nur prochondrale Elemente und zwar in Femur, Fibula und Tibia. Sehr bald, schon am siebenten Tage, erscheinen im Tarsus zwei pro- ximale und ein distales Knorpel-Centrum; auch wird das Kniegelenk angedeutet. Dann trennt sich Metatarsale I vom Tarsus und kommt in einiger Entfernung von ihm zu liegen. Am achten Tage werden die basalen Phalangen durch seichte Einschnürungen bemerkbar, welche bald darauf durchgehende Querstreifen bilden. Diese Streifen bestehen aus derselben Art von verdiektem, daher wenig durchsichtigem Gewebe, welches in der Regel dem Knorpel vorangeht. Die Zehen bestehen dm diese Zeit überhaupt nur aus den schon knorpeligen Metatarsalia, deren jedes in eine prochondrale Spitze ausläuft. Hier findet apieales Waehs- thum statt, indem sich die prochondrale Masse verlängert und dann nach und nach in zwei bis fünf Phalangen segmentirt. Zuerst differenzirt sich das erste Glied des Hallux und zwei Glieder der übrigen Zehen. In der Tarsalgegend gehen wichtige Aenderungen vor sieh. Zwischen den proximalen und den distalen Tarsalelementen macht sich eine Trennung im prochordalen Gewebe bemerkbar, welche die Bildung des für die Vögel charakteristischen Intertarsalgelenkes herbeiführt. Die distalen Elemente, entsprechend den Tarsalia distalia, von denen Mehnert bei Cypselus den nur kurze Zeit bestehenden Rest des Tarsale 5 ge- funden zu haben glaubt, verschmelzen fibular mit dem bald verschwindenden *) Nachtrag zu S. $1. Dollo (Lit. No. 1128) hat ausser den proximalen Trochanteren auf das Vorkommen eines Trochanters hingewiesen, der etwas distal von der Mitte des Femur- schaftes an dessen Innen-Hinterfläche als kleine Hervorragung bei Hesperornis und bei Lamelli- rostres erscheint; ich finde ihn ferner sehr deutlich entwickelt bei Colymbus glacialis und bei manchen Dinornis, z. B. D. gravis, er dient zur Insertion der Endsehne der Pars caudi- femoralis des M. caud-ilio-femoralis, No. 36. Dollo nennt ihn mit Recht Trochanter IV, da er dem Troch. III an der lateralen Seite des Femurs mancher Säugethiere nicht homolog ist. Ein soleher Trochanter IV kommt ferner bei Iguanodonten vor, aber auch bei Orocodilen, ver- liert daher die Beweisfähigkeit für die Verwandtschaft der Vögel mit den Dinosauriern. Ga 980 Entwicklung des Skelets. Metat. V und späterhin mit den proximalen Enden der Metatarsalia I—IV. Die proximalen Elemente, nämlich das tibiale und fibulare, berühren ursprünglich die Tibia und die Fibula; letztere bleibt aber in ihrem Längen- und Diekenwachsthum hinter der Tibia zurück, welche dabei fibularwärts sich an ihrem distalen Ende verbreitert und so allmählich die Fibula von dem Fibulare abdrängt. Eine ligamentöse Verbindung zwischen der distal verkümmernden Fibula und dem Fibulare erhält sich jedoch oft selbst im reifen Embryo, wie denn sogar eine vollständige Fibula bei erwachsenen Vögeln ausnahmsweise vorkommt. Die tibiale Hälfte der proximalen Tarsalreihe sendet nun einen knorpeligen Fortsatz aus, der an der Vorderfläche der Tibia sich proximalwärts erstreckt. Er wurde zuerst von Huxley bei Embryonen von Struthio abgebildet. Dieser „ascending process of the astragalus‘‘ wurde von Morse eingehend unter- sucht, hauptsächlich bei Spheniscidae und Laridae, und als ein tarsales Intermedium aufgefasst. Zwingende Gründe gegen diese Vergleichung sind nicht beigebracht worden, nur dass nach Baur die Zellen dieses aufsteigenden Fortsatzes nicht mit dem Knorpelcentrum der Fibulare, sondern mit dem Tibiale zusammenhängen und nicht selbständig entstehen; jedoch verknöchert der Fortsatz nach Morse selbständig. — Später, jedenfalls vor dem Ausschlüpfen (die zeitlichen Verhältnisse wechseln sehr bei den verschiedenen Vögeln) verwächst das gesammte fibulare und tibiale mit dem distalen Ende der Tibia, der Proc. ascendens erscheint dann als Haken an der Tibia und erst im reifen Embryo verschmilzt er mit der Vorderfläche der Tibia. Wie schon Morse nachgewiesen, steht er’zu der Knochenbrücke des M. extensor digitorum in keinem Verbältniss. In Bezug auf die Verknöcherung der Fussknochen bemerkt Gegen- baur: Die beim Hühnchen sehr frühzeitig innige Verbindung der proxi- malen Tarsalia mit der Tibia scheint keine ganz durchgreifende Erscheinung zu sein. Bei jungen noch nicht vollständig flüggen Tauben ist noch eine deutliche Grenze zwischen Tibia und Tarsalia nachweisbar, bei der Gans, beim Kukuk, Sperling, Staar ist die Verbindung sehr frühzeitig eine vollständige. Die Verknöcherung der Tarsalelemente geht unabhängig von der Tibia und dem Metatarsus vor sich. Bei der Tibia beginnt die Verknöcherung in der Rindenschicht des Schaftes, schreitet nach beiden Enden gleichmässig vor, und noch während des Eilebens geht beim Hühnchen eine Auflösung des Knorpels im Markraume vor sich, welche gegen die beiden Enden auswachsen. In dem epiphysenartig der Tibia angefügten Tarsusstücke bilden sich gleichfalls Knorpeleanäle, die mit Markzellen gefüllt sind und die allmählich zwei discrete Ossifications- punkte entstehen lassen. Der grössere entspricht dem Tibiale, der kleinere, äussere, dem Fibulare. „Zuweilen tritt noch ein dritter*) *) Dieses Element ist, wie Gegenbaur bemerkt, schon von Owen beschrieben, bald als Calcaneus, bald als „calcaneal sesamoid“. Owen erwähnt es bei Apteryx als lateral und hinten in das Fersengelenk eingeklemmt, und als Rolle auf der Hinterfläche des Tibiaendes dienend bei Meleagris, Crax, Penelope und anderen Rasores. Auch bei Dinornis ist es bekannt. Vögel. 981 Knochenkern auf. Er liegt hinten und aussen am unteren Ende der Tibia und kann nieht mit Bestimmtheit als dem Tarsus angehörig an- gesehen werden, da er etwas höher als die anderen gelagert, und die Grenze zwischen Tarsus und Tibia lange vorher verschwunden ist. Bei Jungen halberwachsenen Hühnern sind die Knochenkerne der Tibiale und Fibulare noch voneinander durch Knorpel getrennt, später fliessen sie zusammen und erst nachher erfolgt die (knöcherne) Verschmelzung mit der Tibia. Bei der Taube geht die Verbindung der Knochenkerne früher vor sich. Junge, noch nicht ganz flügge Tauben zeigen schon eine einzige grosse Knochenmasse im oberen Tarsalstück, während die Tibia an ihrem unteren Ende noch knorpelig ist; das untere Tarsalstück (tars. distalia) besteht bis auf eine dünne oberflächliche Schicht aus Knochen, der dicht bis an die knorpeligen Bestandtheile der drei Metatarsalia reicht. Beim halberwachsenen Huhn ist im unteren Tarsalstück ein einziger in der Mitte gelegener Knochenkern, von dem aus der noch grösstentheils knorpelige Tarsusabschnitt ossifieirtt. Im allgemeinen scheint die proxi- male Tarsalmasse, auch verknöchert, früher in die Tibia aufgenommen zu - werden, als die distale sich mit dem Metatarsus verbindet.“ [Rosenberg und Baur geben das Umgekehrte an, also werden diese nebensächlichen Verhältnisse wohl recht wechselnde sein. Gegenbaur. Der Metatarsus. Nachdem die distalen Tarsalelemente erst mit- einander und dann mit den proximalen Enden des Metatarsale II, später mit Metat. IV und zuletzt mit Metat. III knorpelig verwachsen sind, ver- wachsen auch die Metatarsalia IT—IV miteinander. Sie erleiden dabei eine eigenthümliche Verschiebung in ihrer gegenseitigen Lagerung. Das proximale Ende des Metat. III wird nämlich nach hinten, plantarwärts Das Museum zu Cambridge besitzt den grössten Theil eines Fusses von Dinornis elephantopus in so gutem Zustande, dass der Tendo Achillis nebst der ihn bedeckenden Haut mit samınt den Schuppen getrocknet erhalten ist. Ohne jede Verbindung mit dem Tendo Achillis, aber durch dünne Ligamente mit der Mitte der proximalen Fläche des mittleren Metat. III ver- bunden, und mit flachen Gelenkflächen dem Metatars. aufliegend, nach hinten vom Tendo bedeckt, liegt ein 3 cm breiter Knochen, der selbst von drei Hauptflächen begrenzt ist; er wurde von Buller abgebildet und als „astragalus-like bone“ beschrieben! Ohne Zweifel ist dieser Knochen der von Gegenbaur erwähnte; Morse bildet ihn ab als centrale bei Tyrannus. Parker fand ihn beim erwachsenen Apteryx 5—7 mm lang, und hält ihn für ein fibulares os centrale tarsi, nicht für einen Sesamoidknochen, da er beim Embryo aus einem deutlich selbständigen Knorpelstücke entsteht. Die beim Embryo knorpelige Natur dieses Gebildes ist kein Grund gegen eine Sesamoidnatur, denn die Patella und mehrere andre Sesamkörper der Vögel sind ebenfalls knorpelig präformirt. Parker erwähnt bei Apteryx australis und bei A. Haastii noch einen zweiten , aber viel kleineren Knochen, der medianwärts im Intertarsalgelenke oder vielmehr in dessen Gelenk- scheibe liegt; obgleich es erst nach dem Ausschlüpfen des Jungen als selbständiges Knorpel- stückchen erscheint, hält Parker es dennoch für ein tibiales os centrale tarsi. Gerade am Tarsalgelenke befinden 'sich bei den Vögeln so bedeutend entwickelte, aus fibrösem Knorpel bestehende, theilweise als Gelenkrollen dienende Scheiben und zahlreiche, ebenfalls theilweise knorpelige Bänder, ausserdem echte Sesamoidkörper in den Streck- und Beugesehnen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die in Rede stehenden Knochen nicht als ursprünglich dem Tarsalia zugehörige Gebilde aufzufassen sind.’ 982 Entwicklung des Skelets. gedrängt*), während das distale Ende mit seinem Malleolus dorsalwärts gedrängt wird, sodass es zwischen Metat. II und IV hervorsteht. Diese Verschiebung tritt erst ein mit Beginn der Verknöcherung der Metatarsalia. Letztere liegen nun nicht mehr in derselben Ebene. Da das mittlere Metatarsale am proximalen Ende nach hinten ausweicht und da das distale Ende nach vorn vorsteht, so findet sich auf der Vorderfläche des Laufknochens eine proximale mittlere und zwei distale seitliche Furchen ; das Umgekehrte, nämlich zwei proximale schwache Seitenfurchen und eine distale, mittlere, tiefere Furche findet sich an der hinteren Fläche. (Gegenbaur.) Gering ist die Verschiebung bei dem kurzen, aber breiten Tarso-Metatarsus der Papageien; je nach der geringeren oder grösseren Lageveränderung der drei Metatarsalknochen werden auch die für Blutgefässe und Nerven bestimmten interstitiellen Canäle zwischen den Metatarsalen bald getrennt und einander parallel, bald zusammen vereinigt sein oder convergiren, wie Gegenbaur nachgewiesen hat. — Gegenbaur hält es für „bedeutungvoll, dass bei Schwimmvögeln die primitiven Verhältnisse relativ am wenigsten vollständig verloren gehen. Das ist ersichtlich in der Verbindung aller vier Zehen durch eine ge- meinsame Schwimmhaut bei den Steganopoden, wodurch zugleich die Innenzehe etwas weniger auffallend nach hinten gerichtet ist; noch mehr aber tritt es hervor bei den Penguinen, deren Innenzehe bekanntlich mit den übrigen dreien nach vorn sieht. Dabei ist zugleich auch daran zu erinnern, dass hier, wie auch bei den nahestehenden Alken, der Meta- tarsus bei der Bewegung auf dem Lande den Boden berührt“. Es ist jedoch möglich, dass die embryonale Lagerung und unvollständige Ver- schmelzung der Laufknochen der Penguine im Anschluss an die Ver- kürzung und den plantigraden Gebrauch des Fusses secundär oder viel- mehr tertiär, erworben ist und nicht als Beweis für die primitive Stellung der Penguine aufzufassen ist. Dies wäre eins der Beispiele für pseudo- primitive Organisation. Die embryonalen Verhältnisse wurden von den jetzigen Penguinen beibehaltene kraft cenogenetisch erfolgter Unter- drückung der von ihren Vorfahren erworbenen und dann wieder auf- gegebenen Verlängerung, Dislocation und Verschmelzung der Metatarsalia. — Aehnliches gilt in geringerem Maasse vom Laufe der Papageien; man wird seine pseudoprimitive Natur durch das eigenthümliche Kletterleben erklären können. Das Metatarsale I nebst der ersten Zehe löste sich, wie erwähnt, schon sehr früh im Embryo von den übrigen Elementen ab; die Meta- tarsalia II—IV wachsen so zu sagen an ihm vorbei und so kommt es *) Durch dieses nach hinten Ausbeugen des proximalen Endes des Metat. III wird ein nach hinten ragender Vorsprung gebildet, der von einem Fortsatze der distalen Tarsalmasse überwachsen, mit einem Tuber calcanei einige Aehnlichkeit besitzt, und der von manchen früheren Autoren mit dem Calcaneus verglichen wurde. Das Unzulässige dieser Ansicht wurde von Gegenbaur auf Grund seiner Darstellung der Entwicklung des Vogelfusses endgültig gezeigt. dann schliesslich bei allen Vögeln (ausgenommen Sphenisceidae) am distalen Theile und endlich am hinteren Rande des Metat. II zu liegen. Die Ver- kümmerung des Hallux und das specielle Verhalten der Phalangen der übrigen Zehen ist schon auf 5. 508—520 beschrieben worden. Mehnert untersuchte die Entwicklung der Phalangen bei Cypselus; beim Erwachsenen tragen die zweite bis vierte Zehe bekanntlich je drei Phalangen, es fehlen also eine Phalange in der dritten und zwei in der vierten Zehe. Am siebentägigen Embryo ist die zweite Phalange der dritten Zehe und an der vierten Zehe die erste und dritte Phalange bedeutend kleiner, kaum halb so lang als die übrigen Phalangen. Am zehnten Brüttage ist die erste Phalange der vierten Zehe schon verschwunden, nicht in Folge von Verwachsung, sondern von Auflösung. Die dritte und vierte Zehe trägt also je vier Glieder und die vierte Zehe erhält sich daher einige Tage lang wie bei erwachsenen Syrrhaptes (s. S. 515) und Caprimulgus ($. 519). Ungefähr am fünfzehnten Tage beginnt dann das zweite Glied der dritten Zehe und das ursprüngliche dritte (nur scheinbare zweite) Glied der vierten Zehe mit dem folgenden Gliede zu verschmelzen, und zwar beginnt die Verschmelzung am Rande und schreitet nach innen fort. Noch beim reifen Embryo sind Spuren der ursprünglichen Trennung sichtbar, länger an der dritten als an der vierten Zehe. Der Schädel. Taf. LVIII und LIX. Die Entwicklung des Schädels. Wie auf S. 920 beschrieben, entwickelt sich während des fünften Tages beim Hühnerembryo das Grund- gerüst des primordialen Schädels aus den Parachordalknorpeln und aus den Schädelbalken (Fig. 22, Taf. LIX). Schon am siebenten Tage ist der Bau des knorpeligen Schädels so weit vorgeschritten (Fig. 24), dass seine bleibende Gestaltung in den Grundzügen erreicht worden ist. Es ist besonders hervorzuheben, dass, mit Ausschluss des visceralen Skelets, die gesammte in Fig. 23 und 24 abgebildete Knorpelmasse der Schädel- kapsel ein zusammenhängendes Ganze bildet, sodass nur von verschiedenen Regionen, nicht aber von einzelnen Knorpelstücken gesprochen werden kann. Alle übrigen Theile der späteren Schädelwandungen, vornehmlich das ganze Dach, die oberen und seitlichen Umhüllungen des Gehirns, hängen zwar direet mit der Knorpelmasse zusammen, aber sie sind durch indifferentes Bindegewebe gebildet. Die innerste Lage dieser häutigen oder membranösen Schädelkapsel bleibt zeitlebens als Dura mater (siehe S. 341-342) nebst Hirnsichel und Hirnzelt, bestehen; sie verknöchert nieht. Die äussere, dickere Lage der membranösen Kapsel verknöchert dagegen direct und bildet die sogenannten Deckknochen oder secundären Knochen. Auch der grösste Theil des knorpeligen Schädelgerüstes verknöchert und bildet die sogenannten primären oder Knorpel-Knochen. Es ist nicht immer leicht, diese beiden in ihrer Entstehung fundamental verschiedenen Knochenarten auseinander zu halten, denn cenogenetische Aenderungen 984 Entwicklung des Skelets. spielen hier eine grosse Rolle. Ursprünglich knorpelig angelegte und dann in primäre Knochen umgewandelte Theile können von Deckknochen überlagert werden, wie z. B. Vomer und Basitemporale primären Knorpel- knochen aufliegen. In manchen Fällen wird durch die vorwiegende Aus- bildung solcher Deckknochen der tiefer liegende Knorpel theilweise oder ganz unterdrückt, ehe der Knorpel in Knochen umgewandelt wird. Der Platz des unterdrückten primären Knochens wird dann vom Deekknochen eingenommen und nur die Entwieklungsgeschichte, oder die Vergleichung, kann den morphologischen Werth solcher Knochen entscheiden. Ein Bei- spiel hierfür ist das Os basitemporale, s. basisphenoides inferius (vergl. S. 20), ein Deckknochen, welcher das eigentliche Os basisphenoides theil- weise verdrängt hat. Dieser doppelte, aus einer rechten und linken Hälfte bestehende, Deckknochen gehört übrigens mit dem dem Prae- sphenoid aufliegenden „Rostrum“ und dem ebenfalls paarigen Vomer in dieselbe Classe, nämlich in ventral der Schädelkapsel aufgelagerte Deck- knochen. Bei Fischen und Amphibien als Parasphenoidknochen bekannt und von grosser Ausdehnung, sind sie bei den Sauropiden theilweise in der Rückbildung begriffen, oder werden wie das Basitemporale als in- tegrirende Theile in die Schädelbasis aufgenommen. Der ursprünglich paarige Vomer ist bei vielen Vögeln ganz oder bis auf kleine Reste rück- gebildet. W. K. Parker fand ihn oft bei Embryonen aus zahlreichen Splittern bestehend; die Zahl derselben ist natürlich von keinem tieferen Interesse. Eigentbümlich verhalten sich die beiden Ossa Palatina und die beiden Ossa Pterygoidea. Ursprünglich werden sie auf oder vielleicht aus knor- peliger Grundlage entstanden sein, denn dieser Gaumenapparat gehört als dorsale Hälfte des Palato-Pterygo-Quadrat + Mandibular-Bogens zum Visceralskelete. W. K. Parker hat jedoch nachgewiesen, dass Gaumen- und Flügelbeine der Vögel nicht mehr knorpelig angelegt werden, sondern in loco direet wie Decekknochen aus dem indifferenten Bindegewebe ent- stehen. Spuren der ursprünglich knorpeligen Natur oder Grundlage dieser Knochen finden sich aber an den Enden der Flügelbeine, wo diese mit dem Quadratbein und mit dem Praesphenoid, oder mit den Gaumenbeinen articuliren. Die Verdrängung ursprünglich knorpeliger Skelettheile durch Deck- knochen ist ferner sehr deutlich am Unterkiefer zu sehen. Nur das spätere Os articulare und wohl auch das Os angulare entwickeln sich als primäre oder Knorpelknochen; der ganze Rest des langen Unterkiefer- knorpels bleibt lange Zeit, selbst postembryonal, als schlanker Knorpel- stab, der sogenannte Meckel’sche Knorpel, bestehen und wird von Deck- knochen umlagert, welche somit fast den ganzen knöchernen Unterkiefer bilden. Wo endlich kein Knorpel vorhanden ist, kann über die Natur der später dort auftretenden Knochen kein Zweifel herrschen. Dies ist haupt- sächlich in der oberen Region des Schädeldaches der Fall. Vögel. 985 D] Primäre Knochen, aus Knorpel durch deren Verknöcherung her- vorgegangen, sind folgende: Basioccipitale, Oeeipitale laterale, Oceipitale superius, Basisphenoides (doppelt, s. S. 20), Alisphenoides, Periotica — Epotieum + Opisthotieum s. mastoideum + pro- oticum, Praesphenoides — Basiheloides (S. 22), Orbitosphenoides — Aliheloides (S. 22), Ethmoides (S. 28) mit Septum interorbitale, Articulare des Unterkiefers. Deckknochen, oder secundäre Knochen des Vogelschädels sind folgende. 1. Deekknochen ohne knorpelige Unterlage: Dorsal. Praemaxillare, Nasale, Fr j praefrontale s. lacrymale, rontale + | DaLırE postfrontale, Parietale, Squamosum. Ventral. Praemaxillare, Maxillare, Jugale + Quadratojugale, Vomer, Palatinum, Pterygoideum. 2. Deckknochen auf knorpeliger Unterlage: Rostrum sphenoidale Basitemporale s. Basisphenoides a (Von Magnus als Paukenbein beschrieben!) Dentale | — Parasphenoid, Angulare Supraangulare s. coronoideum | Unterkiefer. Spleniale s. opereulare | Complementare Alle primären Schädelknochen verknöchern meistens von je einem Centrum aus; das Basioceipitale, Basisphenoid und Oceip. superius sind nur scheinbar unpaar; es entsteht jedes derselben aus einer rechten und einer linken Hälfte. Die Verknöcherung des Ethmoids und des inter- orbitalen Septums geht von mehreren Centren aus, welche weder örtlich noch zeitlich sich fest bestimmen lassen. Ueberhaupt ist auf die Zahl der Verknöcherungscentra oft zu viel Gewicht gelegt worden. Die zahl- reichen, grossartigen Arbeiten W. K. Parker’s lassen wenigstens aus den 986 Entwicklung des Skelets. Abbildungen ersehen, dass die Reibenfolge und Ausdehnung dieser Ver- knöcherungen wohl kaum allgemeine Schlüsse ziehen lässt. Die Con- figuration der Knochen lässt sich am besten am ausgebildeten Schädel studiren, denn die Entwicklung ist schliesslich doch nur Mittel zum Zweck und dieser wird durch die verlangte Leistung bedingt. Der Bau des Schädels ist von Selenka S. 17—43 so ausführlich beschrieben und durch mehr als 70 Abbildungen erläutert worden, dass nur noch einige Nachträge nöthig geworden sind. In Bezug auf die Ossa periotica und deren auf S. 27 be- sprochene Betheiligung an der Begrenzung des Hinterhaupts- loches. Zur Vermeidung von Irrthümern seien folgende von Huxleye ge- gebene Bezeichnungen festgehalten. Ossa periotica —= Knochen, welche das Gehörorgan umschliessen. Sie zerfallen jederseits in drei. Prooticum, Epotieum, Opisthotiecum. Prooticum = Petrosum Selenka’s n. A. Sein Vorderrand begrenzt das zwischen ihm und dem Alisphenoid liegende Foramen ovale, für den Durchtritt des R. III Nervi V dienend. Der Hinterrand des Prooticum begrenzt die Fenestra ovalis, in welche die Basis der Columella auris passt. Diese Fenestra ovalis und die Fenestra rotunda zeigt die Grenze zwischen Prooticum und Oeceipitale laterale an. Dorsalwärts stösst das Prooticum an das Epoticum (manchmal, nicht immer, dem Mastoid Parker’s entsprechend). Das Epoticum grenzt dorsal und nach hinten an das Oceipitale superius. Zwischen Oceip. superius, Oceip. laterale und Epoticum liegt das Opisthoticum, dem Mastoid Selenka’s entsprechend. Jedes dieser Ossa periotica verknöchert in der Regel mit je einem selbständigen Kern; zuerst erscheint, und zwar als grösstes Element, das Prooticum, dann das Opisthoticum, zuletzt das Epotieum. Letzteres ist oft sehr klein, unterdrückt, und dann gelegentlich in 2—3 kleine Knochen- kerne zerfallend, die aber alle mit dem Oceip. superius verschmelzen. Das Opisthoticum verschmilzt frühzeitig, d. h. wenigstens beim Flügge- werden, mit dem Oceip. laterale. Im Allgemeinen tritt diese Verschmel- zung des Epoticum und des Opisthoticum mit den Oceipitalia früher ein, als ihre Vereinigung mit dem Prooticum. In den meisten Fällen nimmt keines der Ossa periotica an der Be- grenzung des Hinterhauptsloches Theil. Beim Hühnchen erscheint das Epoticum erst zur Zeit des Ausschlüpfens, liegt während der nächsten Tage als kleiner Knochenkern an der lateralen Seite des Oceip. laterale und Oce. superius und verschmilzt bald darauf mit letzterem; es bleibt also vom Hinterhauptsloch durch die ganze Breite des Oceip. laterale getrennt. Bei Apteryx fand T. J. Parker zu keiner Zeit Spuren von Ver- knöcherung, welche als selbständiges Epoticum gedeutet werden könnten; das Hinterhauptsloch wird nur von den Oceipitalia geschlossen. Ebenso scheint sich Struthio nach W. K. Parker zu verhalten. Vögel. 987 Bei Larus ridibundus, ungefähr 1 Woche nach dem Ausschlüpfen, ist das Prooticum gross; das Opisthotieum beginnt zu verknöchern, wäh-. rend ein Epoticum noch nicht vorhanden ist. Gegen Ende der zweiten Woche wird das Opisthotieum zwischen Prootieum und Oceip. laterale eingeklemmt; zwischen beiden das Foramen für den N. vagus und Glosso- pbaryngeus. In der dritten Woche und um die Zeit des Flüggewerdens erscheint ein kleines Epoticum, welches aber in 2—3 Knochenkerne zer- fällt; bald darauf verlieren diese ihre Selbständigkeit, indem sie mit den dort zusammenstossenden Prootieum und Oceip. laterale verknöchern. Das Opisthoticum vergrössert sich bedeutend, drängt sich zwischen das Oceip. laterale und den Seitenflügel des Oceip. superius und begrenzt einen grossen Theil des Hinterhauptsloches. Das Oceip. superius besteht aus einer rechten und einer linken, theilweise vereinigten, Hälfte; jede der- selben wird aus einem radialen und einem lateralen selbständig ver- knöchernden Theile zusammengesetzt, welche beide die sich später schliessende Fontanelle umgeben. An der Begrenzung des Hinterhaupts- loches nimmt also in der That einer der Ossa periotica Theil ausser den Oceip. superius, Oceip. laterale und Oceip. basilare. Die Entwicklung dieser Theile bei Larus ridibundus ist von W. K. Parker durch zahlreiche und deutliche Abbildungen erläutert worden; über die Richtigkeit der obigen Angaben kann kein Zweifel herrschen. Die wichtigsten Ergebnisse sind die aus vier Theilen erfolgende Zusammensetzung des Oceip. superius, das Verhalten des Opisthoticum und die Reduction des Epoticum. Die schon von Selenka auf S. 26 gemachte Andeutung, dass sein Epoticum in Wirklichkeit dem Oceip. superius (als dessen Seitenflügel) angehört, scheint sich als richtig zu er- weisen. Es ist jedoch zu beachten, dass dieser Seitenflügel in der That später das verkümmerte Epoticum enthält, wodurch auch die durch Fig. 10 Taf. III abgebildete „ringförmige Verknöcherung des Os epoticum um den halbzirkelförmigen Canal“ erklärt wird. Diese Bogencanäle ent- stammen selbstverständlich den Ossa periotica, aber sie erreichen bei den Vögeln eine solche Grösse, dass sie sich weit in benachbarte Knochen ausdehnen. — So wird auch der bei Hirundo rustica in Fig. 7 Taf. II ep genannte Knochenkern in Wirklichkeit dem seitlichen Flügel des Oceip. superius von Larus entsprechen; hiermit stimmt auch die Lage der Fonta- nelle überein. Dasselbe gilt von ep in Fig. 13, Taf. II. — Fig. 7 Taf. U zeigt ferner m als Mastoid oder Opisthoticum; ebenso m in Fig. 10; ep in Fig. 5 endlich ist das Opisthotieum. — Es ist also nicht das Epoticum, sondern das Opisthoticum, welches bei manchen Vögeln, wie z. B. bei Larus, an der Begrenzung des Hinterhauptsloches Theil nimmt. Die Zusammensetzung des Condylus oceipitalis. Schon auf S. 18 ist richtig angegeben, dass das Ocecip. basilare „die mittlere Partie des unpaaren Gelenkhöckers“ bildet“. Seit Haeckel’s Vorgang werden Vögel und Reptilien als Monocondylia den Säugethieren und Amphibien oder Amphicondylia gegenübergestellt. Hieraus hat sich allmählich die 988 Entwicklung des Skelets. Auffassung entwickelt, dass der Condylus der Sauropida ein einfacher, nur vom Oceip. basilare gebildeter Knopf sei, während er in der That durch das Oeceip. basilare nebst den beiden Oceip. lateralia gebildet wird. Bei Schlangen und Schildkröten ist diese dreifache Natur des Condylus ganz deutlich, vorausgesetzt, dass die allen dreien gemeinsame Epiphyse entfernt wird. Auch bei den Vögeln nehmen die beiden seitlichen Ocei- pitalia an seiner Zusammensetzung Theil. Ausser Meckel hat Strecker*) diese Verhältnisse untersucht. Beim zwei Monate alten Huhn ist der An- theil des Oceip. basilare vier bis fünf Mal grösser als der jedes Oceip. laterale. Jedenfalls erreichen die verknöchernden Oceip. lateralia den Condylus erst spät nach dem Auskriechen, so lange der ganze Condylus noch knorpelig ist, bei der Lachmöve noch vierzehn Tage nach dem Auskriechen wird er fast ausschliesslich nur vom Oceip. basilare gebildet. — Die Form des Condylus ist entweder nierenförmig, mit einer dorsalen Vertiefung oder Furche, oder er ist kugelrund; beide Formen sind, wie zu erwarten, durch Mittelstufen verbunden. So finde ich den Condylus fast kugelrund bei Corvus und fast alle anderen Passeres, Vultur, Sarco- rhamphus, Strix, Sceythrops, Buceros, Sula, Psophia, Platalea. Halbkugel- förmig, dorsal abgeflacht, bei Ara. Halbkugelförmig, breit, oben mit seichter, aber breiter Furche bei Ratitae, Aptenodytes, Buceros, Balearica. Fast kugelig, aber mit scharfer Furche bei Otis und Phoenicopterus. . Nierenförmig bei Gallus, Columba, Larus, Haematopus, Ciconia, Grus, Carbo, Anas, Opisthocomus, Haliaetus. Ergänzung zu S. 34—35 in Bezug auf das „Paukenbein“ der Vögel. Bei Besprechung der Homologien der Gehörknöchelchen, S. 474—478, wurde nachgewiesen, dass das Quadratbein der Vögel dem Os tympanicum —= Annulus tympanicus —= Paukenbein der Säugethiere entspricht. Es sind jedoch, wie auf S. 34—35 erwähnt, gewisse Ver- knöcherungen in der Paukenhöhle von Meckel und Parker für Reste eines Annulus tympanicus bei den Vögeln gehalten worden. Parker beschrieb zwei Knöchelehen im hinteren Theile des Trommelfellumtanges bei mehreren Rasores und Tinamidae; ferner erwähnt er, dass diese Ver- knöcherungen besonders bei vielen Limicolae vorhanden sind und bis- weilen einen Viertelring bilden, sodass sie mit dem Annulus tympanieus der Säugethiere grosse Aehnlichkeit besässen und ihm unstreitig homolog seien. Er bildet an einem Hemipodius-Schädel zwei Knochen ab; einen ziemlich grossen am Unterrande des Meatus auditorius externus, dicht neben dem Foramen jugulare, und einen viel kleineren dicht vor dem ersteren. Ich finde Folgendes. Erstens dienen diese Knöchelcehen gar nicht, oder nur in geringem Grade als Gerüst für das Trommelfell; zweitens varliren sie bedeutend in Zahl, Grösse und Stellung bei verwandten Gat- tungen, Arten und selbst Individuen; drittens sind sie nicht knorpelig *) Strecker, Ueber die Condylen des Hinterhaupts. Archiv f. Anat. u. Phys. — Anat. Abth. 1887. S. 301—338. (Vögel, S. 308—310.) Vögel. 989 präformirt, während dies beim Annulus tympanicus der niederen Säuge- thiere der Fall ist. — Beim erwachsenen Rhynchotus rufeseens, F ig. 6 Taf. LIX ist ein grosser Knochen vorhanden, der schon synostotisch mit den benachbarten Fortsätzen des Squamosum und Mastoideum verbunden ist und den oberen Winkel der äusseren Paukengegend ausfüllt. Bei einem erwachsenen Haushahn liegt ein 3 Mm langer und 2 Mm breiter ovaler Knochen am unteren Hinterrande der Höhle und ist mit dem Proc. mastoideus und dem ventralen Flügel des Os Petrosum, an der Brücke über das Foramen jugulare, durch ein dickes und breites Ligament ver- bunden. Bei Ortalis catraca liegen zwei sehr kleine Knochenkerne mitten in dem Ligamente oder der Membran, welche sich vom Proc. mastoideus zum Gelenke des Unterkiefers und zum unteren Paukenrande erstreckt, Diese Membran liest ungefähr 2 Mm ausserhalb von dem Trommelfell. Letzteres ist überhaupt stets tiefer als der äussere Rand der Paukenhöhle gelegen, erreicht nur am Proc. postglenoidalis einigermaassen die Ober- fläche und ist vorn, unten und hinten zwischen Quadratbein, Ali-Basi- sphenoid, Perioticum ausgespannt. — Bei Plotus fand ich einmal den unteren Rand des Gehörganges durch einen beinahe halbkreisförmigen dünnen Knochenring verstärkt, der in der That mit einem Annulus tym- panicus grosse Aehnlichkeit besass. Das Verständniss dieser Knochenstückchen ist nicht so schwierig, wenn man bedenkt, dass der äussere Gehörgang und sogar ein Theil des mittleren Ganges, d.h. median vom Trommelfell, besonders in der unteren und vorderen Hälfte knorpelig bleibt, nach aussen hin in indifferentes Bindegewebe übergeht, durch mehrere Bindegewebszüge mit benachbarten Knochentheilen zusammenhängt und endlich sich verlängert oder mehr oder weniger röhrenartig auszieht. In diesem membranösen Theile des Ohrganges treten Verknöcherungen auf, welche in wechselnder Zahl und Lage entweder selbständig bleiben, oder später mit benachbarten primären Knochen verschmelzen. Schon Parker war auf diesem richtigen Wege der Erkenntniss dieser Knochenstücke, wie aus seiner Beschreibung bei Pavo eristatus (Osteol. Gallinaceous birds Lit. No. 206 p. 156) hervorgeht; wenige Seiten darauf verfiel er aber auf den Vergleich mit dem Annulus tympanieus. — Die meisten Vögel besitzen keine solchen Verknöcherungen, auch nicht die Ratiten, und bei Embryonen hat auch Parker in seinen zahlreichen späteren Arbeiten nie solcher Knöchelchen oder gar Knorpel entdeckt. Es sind eben spätere Verknöcherungen im Bindegewebe. Es ist nicht anzunehmen, dass diese Verknöcherungen letzte Reste eines Annulus tympanieus sind, der bei den Vögeln auch in der Rück- bildung begriffen wäre, denn Reptilien besitzen wie die Vögel ein typisches Quadratbein, aber keine Andeutung eines selbständigen Annulus tympa- nieus, und dass die Vögel einen solchen Ring einst erworben haben, dann wieder verlieren sollten, ist mehr als unwahrscheinlich, zumal da die Entwieklung des Annulus der Säugethiere aus dem Quadratbein ihrer 990 Entwicklung des Skelets. Reptilien-Vorfahren wohl sicher, und ein Vergleich des Quadratbeins mit der Gliederkette der Gehörknöchelchen unstatthaft ist. Garrod (Proe. Zool. Soc. 1873 p. 33—38) glaubte in dem Verhalten des vorderen Randes der Ossa nasalia ein wichtiges taxonomisches Merkmal gefunden zu haben. Er theilte sämmtliche Vögel in zwei Gruppen ein. Holorhinae: Der Vorderrand des Os nasale jederseits ist concav; der seitliche Fortsatz legt sich auf den lateralen Ast der Praemaxilla und auf den aufsteigenden Ast der Maxilla; der mediale Fortsatz begleitet den mittleren Ast der Praemaxilla. Die Praemaxilla erstreckt sich zwischen die beiden Nasalia und zwar weiter rückwärts als eine quere den con- caven Rand der beiden Nasalia verbindende Linie. — Schizorhinae: Der Vorderrand des Os nasale bildet einen spitzen Winkel, indem der seitliche und der mediale Fortsatz des Os nasale tief gespalten ist, und zwar so weit, dass der Spalt weiter nach hinten als das Ende der me- dialen nebeneinanderliegenden Frontalfortsätze der Praemaxilla reicht. Garrod wies darauf hin, dass sämmtliche schizorhine Vögel zugleich Schizognathen sind; und dass von allen Desmognathen nur Platalea schizorhin sei. Letztere Gattung zeigt sogleich die Schwäche der Garrod’- schen Eintheilung an. Ich finde bei manchen Schädeln von Platalea allerdings einen tiefen, engen Spalt in jedem Nasale, aber der Spalt reicht kaum so weit als das Ende der Praemaxilla. Garrod selbst be- merkte, dass die Entscheidung zwischen schizorhin und holorhin besonders bei Thinocorys und Pteroclidae recht schwierig ist; Fürbringer fügt Aptornis und gewisse Furnariidae (also Passeres!) hinzu. Für die Pelargji, Limicolae und Passeres, welche sämmtlich schizorhine und holorhine Re- präsentanten enthalten, kann dieses Merkmal höchstens zur Abgrenzung von Unterfamilien benutzt werden. (Fürbringer.) Die taxonomische Schwäche dieses Merkmales wird klar, wenn neben die schizorhinen auch die ihnen nahe verwandten holorhinen Vögel gestellt werden. Schizorhinae und zugleich |Holorhinae und zugleich typi- Schizognathae sind: sche Schizognathae sind: Columbae, Pteroclidae, Turnieidae, Spheniscidae, Limicolae excel. Oedienemus, incl. Tubinares, Parra, Colymbidae, Laridae und Aleidae, Podicipedidae, Gruidae, incl. Eurypyga, Rhinochetus Rasores, und Mesites, excl. Psophia, Rallidae exel. Parra, Platalea und Ibis. Otidae und Oedienemus, Ausserdem manche Furnariinae Dieholophus und Psophia, (also Passeres!)nachFürbringer. | Opisthocomus. Alle übrigen Vögel sind Holorhinae. Der Kiefer-Gaumenapparat. Cornay (Lit. No. 1122) veröffent- lichte im Jahre 1847 eine eingehende Arbeit über die taxonomische Verwendbarkeit der Gaumenknochen, nachdem er bereits im Jahre 1842 Vögel. IIE in Comptes Rendus XIV, p. 164 und in L’Institut XII, p. 21 kurze Notizen darüber gemacht hatte. Auch Cabanis wies in seinen Ornithologischen Notizen (Archiv f. Naturgeschichte, XIII, 1847) auf den Werth dieser Ver- hältnisse hin. Dann folgen Parker’s Untersuchungen und endlich im Jahre 1867 Huxley’s bekannte Arbeit. Eine Zusammenfassung der letz- teren findet sich auf S. 37—39, wo zugleich der Werth dieser neuen Classification kritisch besprochen worden ist. Fürbringer hat sich die Mühe genommen, die zahlreichen Cor- recturen der Huxley’schen Eintheilung zusammenzustellen, wie sie durch die Untersuchungen von Parker, Magnus, Sundevall, Garrod, Forbes, Shufeldt bekannt wurden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die schizognathe Bildung die ursprüngliche ist und dass daraus durch Vereinigung der Gaumen- knochen in der Mittellinie miteinander, oder mit Hülfe des ethmoidalen oder nasalen Septum, Desmognathie entstanden ist. Zugleich erscheint es selbstverständlich, dass die Desmognathie von verschiedenen ursprüng- lich schizognathen Vogelgruppen selbständig erworben sein kann. Aehn- liches gilt von der ebenfalls aus Schizognathie hervorgegangenen aegitho- gnathen Bildung. Hiermit fällt der Werth dieser Formationen als Prineip für die Eintheilung der Vögel in drei oder vier grosse Gruppen. Unter den Schizognathen erwiesen sich Thinocorys und Turnix als incomplet aegithognath. Rhinochetus ist eine Uebergangsform zu den Desmognathen und Dicholophus ist imperfeet direct desmognath. Von den „Aegithognathen“ bleiben nur die Cypselidae und die Mehr- zahl der Passeres übrig, da sich die Trochilidae, Caprimulgus und Nyeti- bius als schizognath, Chordediles als desmognath erwiesen; ferner zweigte Parker die Piei als Saurognathae ab, da ihr Vomer aus zwei getrennten Hälften besteht, somit zeitlebens einen primären Zustand beibehält; Für- bringer bemerkt jedoch mit Recht, dass diese Trennung der Vomer- knochen wohl eher auf einer Reduction beruht und nicht als primordial (den Sauriern direet vergleichbares Verhalten) aufzufassen ist, wie denn auch die Embryonen der Passeres einen saurognathen Typus aufweisen (Parker), der sich bei Formicariinae und Cotinginae mehr oder weniger erhält. Parker unterschied ferner bei den Passeres drei Arten von Aegitho- gnathie. 1. Complet: Cypselidae und die meisten Passeres. 2. Zu- sammengesetzt: z. B. Gymnorhina, Paradisea, Artamus, Dendroco- laptes, Thamnophilus, Phytotoma; bei diesen Vögeln führt Verwachsung der vorderen Enden der Palatina miteinander und mit dem Nasenseptum zur Desmognathie. 3. Incomplet: Menura, ähnlich wie Thinocorys und Turnix. Von den sogenannten Desmognathen sind besonders die meisten Striges, die Trogonidae, Megalaema als schizognath zu entfernen. Parker unterschied mit Recht zwischen folgenden Arten von Desmognathie: 1. Direct, d. h. die Process. Maxillo-Palatini verwachsen direet mitein- 992 Entwicklung des Skelets. ander, dabei entweder incomplet: Dicholophus, oder complet: Falconidae und Lamellirostres, mit oder ohne Betheiligung des Nasenseptums. 2. In- direct, d. h. die Max.-Palatina verwachsen nur mit Hülfe des Nasen- septums, incomplet: Megalaema asiatica, complet: Aquila, Vultur, Striges, Aleedinidae. 3. Doppelt, d.h. Maxillo-Palatina und Palatina verbinden sich zu einem knöchernen Gaumendache: Podargus, Buceros. Individuelle incomplete Desmognathie ist besonders bei Faleonidae und bei Herodii häufig. Fürbringer bemerkt, dass, wenn man den Schwerpunkt auf das Verhalten der Ossa Palatina selbst legt, sich nähere Beziehungen ergeben zwischen Tubinares, Steganopodes und Pelargo-Herodii; dies ist wichtig; ferner aber auch zwischen Psittaci, Caprimulgidae und manchen coni- rostren Passeres, was natürlich keine taxonomische Bedeutung hat. Der Vomer kann taxonomisch verwerthet werden, wobei nicht zu vergessen, dass er sich bei vielen Vögeln embryonal doppelt anlegt und dass er sehr häufig nachweisbar in der Rückbildung begriffen ist. Bei Hesperornis bleibt er paarig getrennt. Ebenso bei Rhamphastidae und Pieidae (Parker’s Saurognathae, s. oben). Die Form des Vomer ist nicht als durchgängig sicheres Merkmal zu benutzen; er ist nämlich vorn gegabelt bei Indicator, Capito, Rhamphastus, wie bei den meisten Aegithognathen; dagegen vorn breit und abgerundet bei Calyptomena und manchen Paradiseiden; lancettförmig zugespitzt bei Menura und bei den Trochilidae. Der Vomer ist auf kleine Reste rückgebildet oder ganz verschwunden bei Pteroclidae, Columbae, Rasores, Psittaci, Musophagidae, Todidae, Upu- pidae, Alcedinidae, Coliidae. Die Basi-pterygoid-Fortsätze, vergl. 5. 21. Obgleich unstreitig von den Reptilien her ererbt, finden sich diese Fortsätze bei vielen ziem- lich hoch stehenden Vögeln, während viele der niederen Ordnungen sie nicht besitzen. Häufig sind diese Fortsätze ontogenetisch in der Riück- bildung begriffen, indem sie bei Embryonen und selbst bei älteren Jungen vorhanden sind, ohne aber die Pterygoiden zu erreichen, und später wieder rückgebildet werden, sodass sie entweder ganz verschwinden, oder nur durch kleine Knochenvorsprünge am Sphenoid angedeutet bleiben. So z.B. bei Corvus und vielen anderen Passeres, bei Astur nisus, Ciconia nigra, Phoenicopterus, Otis u. s. w. Innerhalb der Ordnung der Tubi- nares finden sich bei nahe verwandten Gattungen wohl entwickelte und ganz redueirte Fortsätze. In Bezug auf Caprimulgus s. S. 21, ebenso Steatornis. Es ist zugleich auf die Stellung dieser Fortsätze und ihre Artieulation mit den Pterygoiden zu achten. Sie entspringen zwar mit Ausnahme von Dromaeus stets nach vorn von den Mündungen der Tubae Eustachii und sehören der Basis des sphenoidalen Rostrum an, aber sie artieuliren ent- weder (überwiegende Mehrzahl) mit der Mitte des Pterygoidbalkens, oder (Rasores und Lamellirostres) mit dem vordersten Ende des Pterygoids, Vögel. 993 dicht neben dessen Verbindung mit dem Palatinum, oder endlich sie entspringen vom Sphenoid hinter den Tubae Eustachii und artieuliren dann mit dem proximalen Ende des Pterygoid, dicht am Quadratbein (Dromaeus). Die Fortsätze sind wohl entwickelt und artieuliren mit den Ptery- goiden bei: Lamellirostres; Ratitae; Tinamidae; Turnices; Rasores; Ptero- clidae; Columbae; Limicolae exel. Cursorius, Thinocorys, Attagis, Chionis, Dromas, Glareola, Oedienemus, Otis; meisten Tubinares; Cathartidae und Serpentarius; Striges; Trogonidae. Die Fortsätze fehlen: von den Tubinares bei den Diomedeinae, Ocea- nitinae und den Gattungen Procellaria und Cymochorea (Forbes); Ste- ganopodes; Spheniscidae; Colymbidae; Podicipedidae; Aleidae; Laridae; Herodii; Pelargi inel. Platalea und Phoenicopterus; Cursorius, Attagis, Thinocorys, Chionis, Dromas, Glareola, Oedienemus (selten ganz klein und distal), Otis; Rallidae und Gruidae inel. Rhinochetus, Eurypyga, Dicholophus, Mesites; Raptores excel. Cathartidae und Serpentarius; Psit- taei; Coceyges; Upupa, Buceros; Coracias, Alcedo, Merops, Leptosoma, Podargus (rudimentär bei Caprimulgus und Steatornis); Trochilidae; Buec- conidae, Galbulidae; Pici; Passeres. In Bezug auf das Quadratbein, vergl. S. 36, ist zu bemerken, dass sein proximales oder oberes Ende entweder mit einfacher, oder mit doppelter Gelenkfläche am Schädel articulirt. Einfach ist diese Fläche nur bei Ichthyornis, Struthio, Dromaeus, Casuarius, Apteryx, Dinornis, Crypturi. Einen Uebergang von einfacher zu doppelter Gelenkfläche zeigen Hesperornis und einige Rasores (nicht die Turnices). Der Unterkiefer. Zusatz zu S. 39. Der Unterkiefer erhält nach Magnus im Ganzen elf Knochen. Das Os dentale entwickelt sich bei den jetzigen Vögeln unpaar, sein Knochenkern entsteht gerade dort, wo die beiden Hälften bei anderen Wirbelthieren die Symphyse bilden. Bei Hesperornis, Ichthyornis und Gastornis hat dagegen eine solche Verwach- sung noch nicht stattgefunden. Es entspricht dem Alveolartheile des Unterkiefers der Säugethiere und trägt nur bei den Odontornithes Zähne; vergl. S. 498. Die übrigen Knochen sind paarig. Das Os artieulare, der einzige aus Knorpel entstehende dieser Knochen, bildet die Gelenkfläche für das Quadratbein. An der inneren Seite befindet sich am Gelenktheil stets ein an der Basis breiter, median- wärts gerichteter Fortsatz, der Proc. mandibularis internus, s. Apophyse styloide, Herissant'— Proe. angularis internus, Owen; auf S. 40, und S. 318 von mir unrichtig als Proc. ang. internus s. serpiformis erwähnt. Der Fortsatz, nebst den Gelenkflächen, ist auf Taf. XLVI, Fig. 12 abge- bildet, und ist für die Erkenntniss der Umwandelung des Quadratbeines (vergl. S. 478) von grosser Wichtigkeit. Das Os supraangulare s. coronoideum bildet den oberen Rand des Unterkiefers zwischen dem Artieulare und Dentale. Sein oberer Rand dient theilweise zum Ansatz für den M. temporalis und trägt bei einigen Bronn, Klassen des Thier-Reichs. VI. 4. 63 994 } Entwicklung des Skelets. Vögeln die von Nitzsch als Palato-maxillaria beschriebenen Knochen. Bei Porphyrio fand Magnus jederseits zwei solcher Knochen. Der untere Rand des Supraangulare liegt dem Angulare an. Das Os angulare bildet den hinteren unteren Theil der Mandibula und schiebt sich nach vorn als langer dünner Fortsatz über die innere Fläche des Dentale. Nach hinten geht es in den Proc. mandibularis s. angularis posterior s. Apophyse serpiforme (Herissant) über. Dieser Fortsatz zeigt so mannigfache Formen, dass er von recht gutem taxo- nomischem Werthe zu sein scheint; jedoch steht er natürlich als Ansatz- punkt für den M. digastrieus (M, No. 110) mit der Ausbildung dieses Muskels, also schliesslich mit der Nahrungsaufnahme, in direetem Ver- hältniss. Ich finde diesen Fortsatz sehr lang und stark, dabei aufwärts gebogen, bei Spheniscidae, Lamellirostres, Phoenicopterus, Ibis, Platalea, Herodii, vielen Limicolae, Rasores, Tinamidae, Cathartidae; klein bei Dicholophus, Rallidae, Grus, Larus, Passeres. Kaum vorhanden bei den Ratitae, Steganopodes, Tubinares, Ciconia, Psophia, Columbae, Striges, Faleonidae, Coceyges, Buceros u. $. w. Das Os opereulare s. lamelliforme ist eine dünne langgestreckte Platte, welche der Innenfläche des Dentale und Angulare aufliegt und mit ersterem den Canal für die Nerven und Gefässe des Unterkiefers bildet. Das Os ecomplementare liegt als kleiner dünner Knochen der Innen- fläche des Supraangulare auf und bedeckt den hintersten Theil des In- framaxillarcanals.. Es verwächst an seinem hinteren Ende sehr zeitig mit dem Gelenktheil, wesshalb es nur schwer genau zu erkennen ist. Am trühesten tritt nach Magnus die Verschmelzung zwischen Arti- eulare, Supraangulare, Complementare und theilweise Angulare ein, etwas später die des Operceulare mit dem Dentale und am spätesten die des Dentale mit dem Supraangulare und dem Angulare, deren Trennung sogar bei alten Vögeln oft deutlich bleibt. Das an dieser Stelle bei jungen Vögeln häufig vorhandene Loch erhält sich bei vielen Familien während des ganzen Lebens. So finde ich ein durchgehendes Loch bei den Oseines und bei Menura; Trochilidae, Columbae incl. Pezophaps; Sareorhamphus papa; bei Striges sehr weit und gross; Porphyrio und Psophia; Larus, Uria, Colymbus; Tantalus, Ciconia, Mycteria; Tetrao; Opisthocomus; Geococceyx nur klein. Nur ein Spalt bleibt übrig bei Limosa; Didus; Spheniseidae; Leipoa und vielen anderen Rasores; Seythrops u. s. w. Nur als Grube in der Aussenseite des Unterkiefers bei Gallus; Grus, Rhino- chetus; Tivamus; Ardea, Ibis, Platalea; das Loch ist ganz ausgefüllt bei Steganopodes, Tigrisoma; Lamellirostres; Phoenicopterus; Gallinula, Rallus; Phasianus, Crax, Pavo; Falconidae und Vulturidae; Psittaci; Cypselus, Podargus, Caprimulgus; Buceros; Momotus, Coracias, Alcedo; Musophaga; Pici; Furnarius, Phibalura, Pachyrhamphus, Oxyrhamphus u. s. w. Besonders die Rasores und Sumpfvögel zeigen in dieser Hinsicht ein sehr wechselndes Verhalten, auch werden Unterschiede des Alters die Grösse dieses Loches beeinflussen. Vögel. 995 Zusammenstellung einiger mit Vorliebe für taxonomische Zwecke benutzten Merkmale des Schädels. nn — ———— — — — — — — — — — — | . | S | Processus | r SR : Schizognath | Aegithognath | Desmognath Basi- 2 FE ar „uoloskı + 3 A Ft we ! Pterygoid | goplond —o on Ratitae Struthio Rhea Dromaans + H Apteryx Tinamidae s. Crypturi + RR u H Lamellirostres . ae + + H Spheniscidae + u 0 H Colymbo- Podicipedidae + te: ) H Steganopodes . IE: E= ) H Herodii . anne + 0 H Tubinares + Er + u.0 H undrudim. Pelargi . - 0 H; Ibis u. Platalea S Laridae Alcidae , E= 0 Ss Chara- driidae Limicolae + Thinocorys, +u.0 S; Otis u. incomplet andere 0 Oedienem. H Pteroclidae . -r ERS -F 0 Columbae + > ) S Didus 0 Rasores . + Cracidae | -+ distal. Ü) H incomplet |bisweilen fast rudi- mentär ÖOpisthocomus . + Be ) H Turnices s. Hemipodii + und incomplet 35 S Ralliformes . ß + ae RE ) H; Parra S Gruiformes . + Dicholophus ) S; Psophiau. incomplet, DicholopusH Rhinochetus Catharti- dae + Raptores . Sr 0 H Serpenta- rius + Psittaci . nn 0 0 H Coceyges = {) 0 Muso- H phagidae | Haleyones . Ir 0 0 Alce- H dinidae ‚0 Todus, Momotus | Epopes 5 0 ; O0 Upupa H Buceros rudim. | Trogonidae . + + rudim. | H Striges 4 SE a5 2 | H Colius er tr, 0 Der 5) H Trochilidae Steatornis | Cypselomorphae Caprimulgus | Cypselidae | Chordeidiles | 0 oder H Nyctibius Podargus |rudiment. Bucco BUN. == DA pen: H Galbula . u RE ern ) 0 Galbula H Piei Pieidae; | Indicatoridae | Rhamphastid. 0 oe H Megalaema no Passeres . Furnariinae + % 0 H it ® der anatomische, esanteltrük Theil ON en, die sich daraus ergebenden takon machen Schlüsse finden im zweiten, syste- matischen Theile ihre Anwendung. 63 * Zusätze und Verbesserungen. Literatur. . Arrigoni Degli Oddi, E., Studi sugli uccelli uropterofasciati. Atti Soc. Veneto- Trentina di Sci. Nat. Padova. 1889. XI. p. 240—258; 3 tav. . Beddard, F. E., Notes on the anatomy of the Condor. P. Z. S. 1890. p. 142—147. ——, On the structure of Psophia and on its relations to other birds. P. Z. 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Verbesserungen im Text. 45 Zeile 27 v. o. ist zu lesen .... von 13 (Cypselus) bis 25 (Schwan); vergl. auch S. 948. 47: = 13m. uw - - - : Leptoptilus: argala. 59 - 19. w- - - „das vom Storch sehr dick und zellig ist, 5 - Arw- - - Cypselus statt Hirundo. 86 - 12v.u.- - - Tarsalknochen. %2 - 23vo- - - M. brachialis inferior. 374 - 1Ir.uw- - - M. extensor metacarpi radialis statt ulnaris. 308 - 2vw.u- - - in die Bronchien. 998 Seite 322 - 442 - 456 - 462 - 467 - 470 - 471 - 488 - 494 - 495 - 503 - 924 - 524 - 528 - 529 - 569 - 587 - 600 - 607 612 - 612 - 631 2. 612 - 679 - 683 = (No) 687 = 701 - 7128 - 760 == 164 u =2810 = 1832 E92 Zusätze und Verbesserungen. Zeile 3 v. u. ist zu lesen M. ethmo-palatinus. - 415. In dem Holzschnitt sind die Bezeichnungen der Wirbel A und C vertauscht worden. Der oberste der 3 Wirbel ist mit A anstatt mit C, der unterste mit C’ anstatt mit A zu bezeichnen. — Dementsprechend muss es heissen S. 415, Zeile 1 von oben: Durch Assimilation des Wirbels unter BD, statt des untersten Wirbels 3; und S. 415, Zeile 5 von unten: Ich halte diesen Wirbel für den Wirbel A, statt €. Zeile 3 v. o. ist - 1 von. v. a N IE. - 15 - 11 - 16 0. und 3 v. 0. V. Vv. V. ER Be ut a u. ist zu zu lesen Brechungsindex. Bei Columba fehlt sie nicht, ist aber sehr klein. Fenestra oyalis. ist zu lesen Fenestra statt Foramen. lesen Taf, XLVI Fig. 15 statt Fig. 10. Ductus cochlearis. Ausser kleinen Öhrenschmalzdrüsen in der Wand des Wulstes im Innern des Gehörganges .... (s. Schwalbe, Lit. No. 1305). pygmaea. Docimastes. Tetraoniden. Taf. XLVII Fig. 9a statt Fig. 7. Schleimhautzellen M, statt M,. . ist s. plunoplumae zu streichen. . ist zu lesen Aesten statt Strahlen. Bei Tinamidae ist die fünfte Armschwinge als vorhanden, -+, hinzuzufügen. ist zu lesen nur gestattet. Zeile 14 v. v. v. - 24 - 18 - 19 v. > 10 18 - 24 =D = srv\u. RR arte u. 0. u. . u, 0 0 u 0 u u 0. u u nd u. 0. u. I2®y%n: pullus statt puellus. Dagegen fand ich bei einem Spheniscus minor das Duo- denum . Ganz De stark ist der Muskelmagen gedreht bei Össifraga, Puffinus obscurus und Procellaria Leachi. Bei Diomedea und Puffinus anglorum, pullus, dagegen ist .... Vergl. Lit. No. 1283. zwischen Muskelmagen und Pylorus. . und von den Passeres Panurus. bis jetzt bekannt bei einigen Ratitae, Spheniscidae, choledochus. Numenius ar@uatus. verzweigte Hohlräume, Podicipedidae. tympaniformis. Verbindung der Spitze des Herzens mit dem Herzbeutel. ist zu lesen Kammer statt Vorhof. ist zu lesen Phoenieopterus. Septum atriorum. des eben erst sich entwickelnden Taf. LVII statt LVL Taf. LI Fig. 9C und 9D. Bei der Bezeichnung des Arteria subelavia ist rechts und links vertauscht worden; es ist zu lesen sw.s statt su.d und umgekehrt. Sachverzeichniss. Die hinter den Muskelnamen eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Muskeln; alle übrigen Zahlen beziehen sich auf die Seite. Acrocoracoid 968 Acromion 970 Acromyodae 731 Aegithognathi 38, 991 After 848 Afterschaft 527, 567 Albinismus 585 Alae cinereae 348 Albumen 869 Allantois 902 Ammonshorn $71 Amnion 902 Amphicoele Wirbel 946 Ampullen des Ohres 468 Amyodae 740 Annulus tympanicus 988 Anomalogonatae 92 Antieoeler Typus 703 Anus, Muskeln $48 Aorta 768 Aorta descendens 780 Apophysis furculae 966 Apteria Federraine 542 Aquaeductus Sylvii 344, 347 Arachnoides 341 Area vasculosa 899 Arteria acromialis 778 - allantoica 807 - anonyma 769 - auricularis 775 - axillaris 778 - brachialis 779 - brachiocephalica 769 - carotis 776 Variationen 777 - cerehralis 722 Arteria cervicalis superior 771 - . elavicularis 778 - coccygea 785 - coeliaca 780 - comes vagi 770 - coronaria cordis 768 - cruralis 783 - ethmoidalis 773 - facialis 774 - ‚femoralis 783 - _ fossae sylviae 773 - haemorrhoidalis 784 - hyoidea 773 - ischiadica 783 - laryngea 773 - Ilngualis 773 - mammaria 778 - maxillaris 775 - meningea 772 - mesenterica 781 - oceipitalis 771 - oesophagea 770 - ophthalmica 771, 773 - pelvica 783 - pudenda 784 - pulmonalis 768 - radialis 779 - renalis 783 - spermatica 782 - sphenoidea 772 - sternalis 776 - sterno-clavicularis 776 - subelavia 776 - temporalis 771 - thoracicahumeralis 776 - tibialis 784 Arteria ulnaris 779 - umbilicalis 783 - vertebralis 774 - vitellina 806 Arterien des Embryos 806 Körperkreislaufs 768 Lungenkreislaufs 768 Arteriensystem 767 - Entwicklung 806 Athmung, Mechanismus 756 Athmungsorgane 713 Atlas erster Halswirbel 45 - Entwicklung 944 Atrium dextrum 762 - sinistrum 764 Auge 423; Entwicklung 447 Augendrüsen 445 Augenlider 444 Augenmuskeln 442 Auriculae cordis 762 Axis s. Epistropheus 45; Ent- wicklung 945 Bänder des Armes 72 - des Beckens 80, 82 - der Finger 75 - des Fusses 85—89 - der Handwurzel 73 - des Kniegelenkes 84 - der Mittelhand 74 - der Rippen 51 - der Schulter 66 - der Wirbelsäule 49—50 Balken des Gehirns 368 1000 Basi-pterygoid-Fortsätze 21, 29, 992 Becken, Bau u.Gestaltung76—S1 - Entwicklung 976 - Plexus der Nerven 416 Begattungsorgane 855 Bicepsband(Sehnenschlinge)168 Blastoderm 868 Blastoporus 905, 908 Blinddärme 688 Blut 758 Bowman’sche Kapsel 823 Bronchi 718 Bronchidesmus 729 Bronchophonae 744 Brücke des Gehirns 348 Brustbein, Gestaltung 51 - Entwicklung 951 - Verknöcherung 958 - taxonomisch 964 Brustfell 746 Brustwirbel, Definition 44 - s. Wirbelsäule 44 —48 Brütezeit, Länge derselben 929 Brutflecke 795 Bürzeldrüse 488 - Secret ders. 492 Bursa Fabricii 849 Calamus scriptorius 348 Canäle, halbzirkelförmige 468 Canalis naso-lacrymalis 458 Canalis neurentericus s. Neurula | 908 Canalis pharyngeo-tympanicus 467 Carina sterni 953 Carpus 72 - Entwicklung 972 Cayum respiratorium 751 Cavum tympanicum 462, 467 Cellae s. sacci aeriferi 751 Centralcanal des Rückenmarkes 338 Cerebellum 353 Chalazae 869 Chiasma nervorum opticorum 378 Chondriten 945 Chorda dorsalis 906, 940 Chorioidea 428 Chorioidspalte des Auges 447 Chorion 904 Chordae tendineae 764 Sachverzeichniss. Chorda tympani 384 Cicatricula 867 Clavicula 61, 64, 967, 971 - Entwicklung 966 - Reduction 967 Clitoris 862 Cloake 846 - Entwicklung 853 Cochlea- 470 Columella auris 462, 467, 475 Commissura Sylvii 354, 359 Commissuren des Rückenmarks 332 - des Gehirns 347, | 367 | Condylus oceipitalis 987 Conjunctiva 427 Coprodaeum 847 Coracoid 63, 968 - taxonomisch 968—69 Coracosteon 959 Corium 487 Cornea 426 Cornu Ammonis 371 Corpora bigemina 358 - lutea 832 - restiformia 349, 355 Corpus callosum 368 - ciliare 429 - striatum 369 - vitreum 442 | Corti's Organ 470 Cricoidknorpel 717 Crista s. carina sterni, Ent- wicklung 953 Crura cerebelli 355 - cerebri 369 Cutis 486 Cyclocoeler Typus 703 Darm, Länge und Weite 693 Variiren der Länge 695 - Lagerung 701 taxonom. Verwerthung 707 Darmzotten 687 Deckfedern des Flügels 557 Decussatio pyramidarum 349 Descemet's Membran 427 Desmognathi 38, 991 Diaphragma 749 Diffuse Sinnesorgane 479 Discus proligerus 867 Diverticulum coecum vitelli 686 Dotter 866 Dottersack-Respiration 912 ı Dotterstiel 926 Drüsen des Auges 445 - Brunner'sche 687 - derHaut48S$ (u. Errata) - Lieberkühn’sche 687 der Lymphe 687 - der Mundhöhle 663 = der Nase 455 ı Drüsenmagen 673 Ductus choledochus 683 - hepato-entericus 683 - hepato-cysticus 683 - thoracicus 812 - venosus Arantii 808 ı Dünndarm 685 Duodenum 685 ı Dura mater 341 | Ectobronchia 747 | Ectoderm 898 Ei des Eierstocks 831 ı - Färbung der Schale 878 - reifes 866 - Schale 874 - Schalenhaut 872 - taxonomischer Werth der Schalenstructur 885 | - Zahl der Eier im Gelege 890 Eierstock, Bau 842 - Entwicklung 831 Eileiter 843 Eiweiss 869 Eizahn 501 Embryologie s. Entwicklung Embryonalhüllen 922 Enddarm 685 Endoderm 898 Entobronchia 747 Entwicklung, allgemeine E. des Embryos 897 - specielle E. des Cypselus 927 - spec. E.desHühn- chens 904 Arterienu. Venen 806 - Auge 447 - Brustbein 951, 954 Bürzeldrüse 442 Cloake 854 - Ei 831, S66 - Extremitäten, hintere 979 Entwicklung, Extremitäten, vor- dere 972 - Federn 523 - Gehirn 329 - Geschlechtsorgane 826 - Harnorgane 826 - Herz 765 - Lungen und Luft- säcke 753 5 Lymphherzen 830 5 Muskeln 297 - Nase 457 - Ohr 464 - Schädel 983 - Schilddrüse und Thymus 816 - Skelet 934 - Visceralbogen 299 - Wirbelsäule 940 - Zahnreste, angeb- liche 498 Entwicklungsgeschichte 893 Entwicklungszeit, Länge der- selben 928 Ependyma 340, 371 Epiblast 895 Epidermis 486 Epididymis S36 Episternal-Apparat 60 —62 Epistropheus —= zweiter Hals- wirbel 45 - Entwicklung 944 Epiphysis cerebri 362 Erstlingsfeder 533 Erythrismus 585 Exoceipital s. Ossa oceipitalia 18 Fächer des Auges 430; Zahl der Falten 432 Färbung, abnormale 585 Falx cerebri 342 Farben der Federn 575 Farbenmuster 585 Farbenpigmente 579 Federn, Entwicklung 523 - Bau u. Eintheilung 527 - Nestkleid 533 - Mauser 538 - Federfluren 542 - Farben 575 Femur 81 Fenestra ovalis 25 rotunda 25 | Fibula 82 Vögel. Finger 75, 974 Flimmerepithel der Blinddärme 688 Flocculus 354 Flügelbeine — ossa pterygoidea 29 Fontana’scher Raum 436 Foramen lacerum anterius 23 - magnum 19 - Monroi 343, 369 - ovale auris 25 - pneumaticum des Unterkiefers 43 - supra-occipitale 19 Foramina für die Hirnneryen 23 Fornix 367 Fossa subcondyloidea temporalis 27 Fossae supraorbitales 24 Drüsen darin | 454 Foveae retinae 440 Funiculus solitarius 386 Furcula 64, 967 - Entwicklung 966 - Reduction 967 Furchen des Grosshirns 365 Fuss, Bekleidung 506—521 - Zehenstellung 508S—521 - Zehenzahl 508—521 Fusswurzelknochen 85 Gallenblase 683 Gallengänge 682 Gallertgewebe des Sinus rhom- boidalis 356 Ganglion cardiacum 395 - ceryicale supremum 384, 387, 391, 394 - ciliare 380, 391 - ethmoidale 381, 392 - Gasseri 382, 391 - geniculatum 385,391 - jugulare 387 20 - oculomotorii 380 - ophthalmicum 380, 391 - opticum s. retinae 441 - orbito-nasale 384, 392 - petrosum 387 - semilunatum s. Gasseri 382, 391 - spheno-palatinum 384 thoracicum primum 395 1001 Gastrula 905 Gaumenbeine — Ossa palatina 30 Gefässhof 899 Gefässsystem 756 - Entwicklung 806 Gehirn, Differenzirung der An- lage und allgemeine Beschreibung 342 - Massenverhältnisse 372 | Gehörknöchelchen, Homologien 474 Gehörorgan 459 - Entwicklung 465 - membranöses 468 Geschlechtsorgane, Entwicklung 826 Bau des Eierstocks 842 Hodens 834 - Begattungsorgane 845, 556 - Cloake 845 - Spermatozoen 838 Geruchsorgan 449 Geschmacksorgane 480 Gewöllbildung 680 Glandula Harderi 445 - Arterien ders. 775 - pinealis 362 - pituitaria 361 - supraorbitalis Arterien ders. 713 5 thymus 818 - thyreoidea 816 - uropygialis 488 Glandulae Iymphaticae 814 - sublinguales 663 submaxillares 663 Glaskörper 442 Glomeruli der Nieren 823 Grandry’sche Körperchen 482 Grosshirn 364 Grosshirnrinde 370 Grosshirnschenkel 369 Hagelschnüre 869 Halswirbel s. Wirbelsäule 44 —48 Entwicklung 940 Hamulus costalis s. processus uncinatus 50 Handschwingen 555 Handwurzelknochen 72 Entwicklung 972 1002 Haploophonae 740 Harder’sche Drüse 445 Arterien ders. 773 Harnorgane, Entwicklung 826 Bau der Nieren 818 Haut, Drüsen ders. 488 und Errata. System der äusseren 483 | Hautmuskeln 589 Hautsinn, Organe desselben 480 | Hemisphären des Gehirns 364 | Hepar 680 Herbst'sche Körperchen 480 Herz, Bau 760 Entwicklung 765 Heterocoele Wirbel 946 Heteromeri 783 Hinterhauptsbein —= Ös occi- pitale 18 Condylen des 987 Hinterhirn 353 Hirnanhang 361 Hirnstiele 369 Hode 833, 831 Höcker auf dem Schnabel 498 Holorhinae 990 Homalogonatae 92 Homodynamie, 400 Homoeomeri 783 Hüllen des Embryo 922 Humero-scapular-Knochen 69 Humerus 67 Hypoblast 898 Hypophysis cerebri 361 Jacobson’sches Organ 459 Incus 475 Index = Digitus II 75 Infundibulum 361 Ingluvies 671 Integument 483 Intercentra vertebralia 940, 943 Interclavicula 967 Iris 433 Ischium s. Sitzbein 78 Isocöler Typus 703 Kehlkopf, oberer 716 unterer 728 Keimbläschen 867 Keimepithel der Geschlechts- drüsen 831 Keimscheibe S67 Keimstreif 905 Kernkörperchen 867 imitatorische Sachverzeichniss. Kiefer-Gaumenapparat Huxley’s taxonomische Anwendung 37—39 Ausnahmen und Ver- besserungen 991 Kiel des Brustbeins, Entwick- lung 953 Kleinhirn 353 Kniegelenk 84 Knochen, Bau 16 Deckknochen und pri- märe Knochen 985 Kolbenkörperchen 481 Kreuzbein s. Wirbelsäule 47 Kropf 671 Labyrinthe der Luftröhre 721 Lacunar 446 Lamina cribrosa 28 fusca 428 terminalis 347, 348 Larynx inferior 728 superior 716 Leber 680 Lendenwirbel s. Wirbelsäule 44—48, 947 Lens cerystallina 442 Lien 814 Ligamenta corporum vertebra- lium 49—50 Ligamente s. Bänder Ligamentum annulare corneae 428 eiliare 428 denticulatum 341 nuchae 49 suspensorium 49 Linse 442 Lobi optici 358 Lophosteon 960 ' Lufthaltigkeit im Allgemeinen s9—90 des Schädels 42 des Unterkiefers 40 Luftröhre 718 Bruchsack b. Dromaeus 720 Pauken oder Labyrinthe 721 Windungen d. Luftröhre 123 Luftsäcke 749 Entwicklung 753 Function 754 Lungen 746 Lungen, Entwicklung 753 ‚ Lungenpfeifen 748 ı Lymphdrüsen 814 | des Darmes 687, 812 Lymphe 758 Lymphherzen 813 Lymphräume, subdurale 342 Lymphsystem 810 ı Macula germinativa 867 | = neglecta 469 Maculae acusticae 468, 473 ı Magen 673 ' Malleus 475 Mandibula 39, 993 Mauser 538 Maxilla 30 Mediastinum 746 Medulla oblongata 347 Gruppirung der Gang- lien 350 Membrana Descemeti 427 hyaloidea 431 nictitans 444 Reissneri 470 semilunaris 728 - suprachorioidea 428 tympani 464 - tympaniformis 728 Meniscus intervertebralis 49, 942 Mesencephalon 355 Mesenchym 899 Mesoblast 899 Mesobronchium 747 Mesogyrisch 704 Mesomyodae 731 Mesonephros 829 Metacarpus 73, 973 Metagnathium 41 Metamerie derWirbelplatten 919 Metanephros 829 Metatarsus 86, 980 Metencephalon 353 Metosteon 959 Milz 814 Miittelfussknochen 86 Mittelhandknochen 73, 973 - überzählige 975 Mittelhirn 355 Mittelplatte 916 Müller'scher Gang 830 Mundhöhle 661 Musculus abductor digiti II (55) 201 Musculus abductor digitilV (63) 205 abductor indieis (96) 287 abductor pollicis (98) 289 accessorius obturatoris (42) 173 adductor brevis 158 adductor digiti II (60) 203 adductor digiti IV (62) 204 adductor longus 158 adductor magnus 174 adductor metacarpi 272 adductor pollicis (101) 291 ambiens (32) 145 anconaeus (81) 263 apertor laryngis 718 biceps brachii (79) 261 biceps femoris 168 biventer cervicis (5) 107 brachialis inferior (80) 262 brachialis internus 262 Brücke 436 caud-ilio-femoralis (36) 158 caud-ilio-flexorius (37) 162 cerato-glossus (107)315 cerato-hyoideus (108) 316 cervicalis ascendens (3) 106 eiliaris 436 cleido-hyoideus 310 complexus (6) 109 constrictor colli 214 contractor iridis 434 coraco-brachialis ante- rior (75) 251 coraco-brachialis hrevis 238 coraco-brachialis poste- rior (76) 252 coraco-sternalis 225 coraco-thyreoideus 308 costi-sternalis (186) 125 Cramptonianus 436 cruraeus 154 eruralis 154 Vögel. Musculus cucullaris(64) 214,217 deltoideus major (69) 230 deltoideus minor 234 depressor coccygis (25) 132 depressor mandibulae (110) 318 depressor palpebrae 445 digastricus (110) 318 dilatator iridis 434 ectepicondylo - radialis (84) 269 ectepicondylo - ulnaris (33) 268 entepicondylo - carpalis (85) 270 entepicondylo - radialis (82 A) 266 entepicondylo - ulnaris (82B) 267 ethmo-maxillaris 322 ethmo-palatinus 322 expansor rum 259 extensor brevis digitiIll (56) 199 extensor brevis digiti IV (57) 200 extensor carpi rTadialis (70) secundario- 215 extensor carpi ulnaris 277 extensor digitorum com- munis manus (92) 282 extensor digitorum com- munis pedis (46) 178 extensor hallucis brevis (54) 197 extensor indicis longus (94) 285 extensor metacarpi Ta- dialis (88) 274 extensor metacarpi Ta- dialis brevis (93) 283 extensor metacarpi ul- naris (89) 276 extensor pollicis brevis (100) 291 extensor pollicis longus (93) 283 extensor proprius digiti III (55) 199 1003 Musculus femori-tibialis (35) 154 femoro-caudal 158 femoro-coccygien 158 flexor breyis digiti III (61) 204 flexor carpiradialis272, 273 flexor carpi ulnaris 270 flexor digiti III (102) 292 flexor digitorum prTo- fundus (91) 279 flexor digitorum subli- mis (90) 278 flexor hallueis brevis (59) 202 flexor hallucis longus (53b) 197 flexor metacarpi brevis 87 _ fexor perforans digito- rum (53) 193 flexor perforans et per- foratus (52) 191 flexor perforatus digi- torum (51) 186 flexor pollieis (97) 288, 292 flexor profundus pedis (53) 192 gastrocnemius (49) 183 genio-glossus (106) 314 genio -hyoideus (105 313 glutaeus 140—143,153, 170 gracilis 145 hypoglossus (109) 316 iliacus internus 144 ilio-coceygeus (28) 134 iliocostalis (1) 105 ilio-femorales (29—31) 139 ilio-femoralis internus (31) 144 ilio-fibularis (39) 168 ilio-tibialis anterior (54) 151 ilio-tibialis internus (33) 149 ilio-tibialis medius (34) 153 ilio-tibialis posterior(34) 153 1004 Museculi ilio-trochanterici (29) -us -1 -j 140 infraspinatus 235, 237 interappendiculares (18c) 123 interarticulares 114 intercostales (18) 121 interosseus dorsalis (95) | 288 interosseus palmaris (99) 290 interspinales (11) 114 intertransversarii (12)| 115 intertuberculares (17) 121 ischio - femoralis (40) 170 ischio - flexorius (38) 166 | latissimus dorsi (68) 226 levator ani 129, 848 levator coceygis (24) | 131 levatores costarum (28 d) 123 ; levator humeri 234 levator palpebrae 445 | levator penis 857 levator scapulae 220 longissimus cervicis (4) 107 longissimusdorsi(2) 106 longus colli anticus (14) | 118 longus colli externus| 117, 118 longus colli posticus | 107, 110 longus lateralis cervicis | et capitis (13) 116 lumbricales 204 masseter 320 metapatagialis 222, (78) 227 Muelleri 436 multifidus (9) 113 mylohyoideus (103) 304 obliquo - transversalis (10) 114 obliquus abdominis ex- ternus (19) 126 obliquus abdominis in- ternus (20) 127 Sachverzeichniss. 115 obliquus inferior oculi 434 obliquus superior oculi‘ 434 | obturator (41) 171 | orbicularis 445 | orbito-maxillaris 320 orbito-quadratus 320 | papillares cordis 764 pectoralis (73) 241 pectoralis medius 246 pectoralis minimus 252 pectoralis minor 225, 226 peroneus longus 150 peroneus profundus (48) 182 | peroneus superficialis. (47) 180 | plantaris (50) 185 | popliteus (44) 176 | pronator profundus (82 A II) 267 pronator sublimis (32 A I) 267 propatagialis (73 II) 242, (77) 2583 protractor penis 857 pterygoideus (112) 323 pubi-coccygeus exter- nus (25) 133 pubi-coccygeus inter- nus (27) 134 pub - ischio - femoralis (43) 174 pyramidalismembranae nictitantis 443 pyriformis 158—162 quadrato-maxillaris 320 quadratus femoris 158, 170 quadratus lumborum (1Sg) 126 quadratus membrana nietitantis 445 rectus abdominis (23) 130 rectus capitis anticus (15—16) 120 rectus capitis lateralis her rectus capitis posticus (8) 112 rectus femoris 154 Musculus obliquus colli 106, | Musculus rectus oculi externus 443 rectus oculi inferior 443 rectus oculiinternus 443 rectus oculisuperior442 retractor penis 857 rhomboides profundus (65b) 218 rhomboidesssuperficialis (65a) 217 rotatores (10) 114 -us sacrolumbalis 105 sartorius 149 scalenus (18e) 121 scapuli-humeralis ante- rior (71a) 235 scapuli-humeralis poste- rior (72a) 236 semimembranosus (38) 166 semispinalis (9) 113 semitendinosus (37) 162 serpi-hyoideus 305 serratus profundus (66a) 220 serratus superficialis (66b) 221 soleus 185 spheno-maxillaris 323 sphincter ani 845 sphincter iridis 434 sphincter laryngis 718 splenius 110, 112 spinalis (7) 110 stapedius 462 sterno-coracoideus (67) 224 sterno-costalis 125 sterno - hyoideus (104) 307 sterno-thyreoideus 308 sterno-trachealis 729 subclavius 224, 246 subcoracoideus (72a) 238 sub - coraco - scapularis (72) 238 subcutaneus abdomina- lis 242 subcutaneus thoracis 242 subscapularis (72 b) 240 supinator 269 supracoracoideus 246 (14) Musculus supraspinatus 235 | syringeus 733 | temporalis (111) 319 | tensor fasciae latae 151 tensor membranae ante- rioris alae 242, 253 tensormembranaeposte- rioris alae 222, 227 tensor patagii 254 tensor tympani 462 teres 235, 237 thoraci-scapularis (66 b) 221 thyreo -hyoideus 310 tibialis anticus (45) 177 trachelo - masteoideus 117120 tracheo-bronchialis730, 732 tracheo-hyoideus 308 tracheo-laryngeus 731 tracheo -sternalis 307, 729 transverso-analis (22) 129 transverso-cloacalis 129 transverso-obliquus (4) 307, | 106 - transverso-spinalis 112 - transversus abdominis (21) 128 | trapezius 217 | triangularis sterni 125 triceps cubiti (81) 263 | ulni-metacarpalis dor- salis (87) 273 ulni- metacarpalis ven-, tralis (86) 272 vastus 254 ypsilo-trachealis 730 | Muskeln, Anordnung 102 Beschreibung 97 Eintheilung, gene- | tische 297 Vergleichung 99 des Afters 848 | des Auges, innere 434 | äussere 442 der Augenbrauen 445 | der Augenlider 445 des Beckensu. derhin- teren Extremit. 135 | Vögel. Muskeln, der Haut 589 Kaumuskeln 318 des oberen Kehlkopfes 307, 718 d. unteren Kehlkopfes 307, 729 des Ohres 462. 463 des Penis 857 des Schultergürtels u. d. vorderen Extre- mität 210 des Stammes 104 desVisceralskelets 294 d. Zungengerüstes 307 des Zwerchfells 749 Muskelmagen 673, 676 Myocommata 940 Nachhirn 347 Nägel 75, 501, 904 Nahrung, als Eintheilungsprin- cip 690 Nase, Entwicklung 457 Nasenbein = os nasale 33 Nasenhöhle 450 Nasenlöcher 451 Nasenmuscheln 453 Nasenthränendrüse 455 Nebeneierstock 828, 832 Nebenhoden 829, 832, 836 Nebennieren 824 Nephrostom 829 Nervensystem, allgemeiner Bau der Nerven 377 Nerven des Beckenge- flechtes 406 Nerven des Schulter- geflechtes 396 peripherisches 375 Sympathische Nerven des Kopfes 390 des Rumpfes u. Halses 394 brachiales inferiores 403 brachiales superiores 401 thoraciei superiores 400 peronei 421 Nervus abducens 384 accessorius 388 acusticus 384 eiliaris 350 facialis 384 furcalis 409, 418 glossopharyngeus 387 Nervi Nerven des Gehirns 377 1005 Nervus hypoglossus 388 intermedius 385 maxillaris inferior 383 maxillaris superior 383 medianus 405 naso-ciliaris 380 obturator 418 oculomotorius 378 olfactorius 377 ophthalmicus 382 opticus 378 patheticus 381 pterygo-palatinus 392 radialis 401 recurrens trigemini 384, 391 sacralis 409, 418 spheno-palatinus 384, 391 - supracoracoideus 403 - sympathicus carotico- cephalicus 391 sympathicus impar 395 sympathicus temporo- lacrymalis 390 temporo-lacrymalis 391 trigeminus 381 trochlearis 381 ulnaris 405 vagus 388 vidianus 384, 391 | Nestkleid 533 Netzhaut 437 | Neuroglia 331 ' Neurula s. Canalis neurentericus 908 | Nickhaut 444 | Nieren, Bau 818 Cireulation 824 Entwicklung 827 Pfortaderkreislauf 801 Oberkiefer 30 Oberschenkel 81 Obex 347 Oesophagus 670 Ohr s. Gehörorgan 461—478 Taubheit d. Auerhahns 464 Öhrklappe 463 Olecranon 71 Oligomyodace 740 Oologie 892 Opisthocöle Wirbel 946 Orbitalknochen 32 Os aliheloides 22 1006 Os angulare 40, 994 - articulare 40, 993 basiheloides= sphenoideum basilare anterius 22 basitemporale 985 - carpi radiale 72 ulnare 73 - centrale tarsi 981 - complementare 40, 985, 995 - coronoideum 40, 985, 993 - dentale 40 - epoticum 26, 968 - ethmoides 28 - frontale 23 - heloides— sphenoideum an- terius 21 - humero-scapulare 69 - jlium s. ilei 77 - intermaxillare 33 - ischii 78 - Jacrymale 31 - maxillare 30 - nasale 33 - operculare 40, 994 - opisthoticum 25, 986 - parasphenoides 955 - parietale 25 - petrosum 24 - praefrontale = oslacrymale 31 - praemaxillare 33 - prooticum 25, 986 - pubis 77, Entwicklung 977 | - quadratum 35—37, 993 Vermuthete Homo- logien 36, 475 - sacrum 47, 80 - sphenoides — Keilbein 20 orbitosphenoides 21 alisphenoides basisphenoides | _. praesphenoides a parasphenoides - spleniale 40, 985 - squamosum 27 - tympanicum (Vermuthete Homologien) 33—35, 988 - vomeris 28, 992 Ossa carpalia 72 Entwicklung 972 mastoidea 24—25 - pterygoidea 29 - infraorbitalia 32 - supraorbitalia 32 Sachverzeichniss. Ossa metacarpalia 73 oceipitalia 18 periotica 24, 986 - tarsalia 85 Entwicklung 981 Össification des Sternum 958 ı Östeiten 945 ' Ostium atrio-ventriculare 763 'Ovarium 831, 842 Oviductus 843 ' Pacini’sche Körperchen 450 Pancreas 654 Panniculus adiposus 487 ' Papillae acusticae 468, 473 ' Papillen der Lederhaut 487 ' Parablast 899 Parabronchia 748 ' Parachordalknorpel 920 Parasphenoid 985 Parhomologie 400 Pars commissuralis des Hinter- | hirns 353 Pars peduncularis des Mittel- hirns 355 Patella S3 Pauken der Luftröhre 721, 727 Paukenbein 34, 988 Paukenhöhle 462 Pecten 430 Peduneculi cerebri 369 Pedunculus septi pellucidi 367 | Pelvis, Bauu. Gestaltung 76—81 - Entwicklong 976 - Verknöcherung 53, 977 Penis 856 Pericöler Typus 703 Pessulus 726, 728 Phalangen, Zahl der Finger- glieder 75 Zahl der Zehen- glieder 88 - Nägel d. Finger 75 Pleurosteon 959 Pia mater 339 Pigment der Haut 488 der Federn 579 Plagiocöler Typus 703 Pleura 746 ı Plexus brachialis 396 eruralis 418 ischiadieus 419 - ophthalmicüs 391 - pudendus 422 - sacralis 406 Plexus, Weber'scher 391 Pneumaticität, im Allgemeinen 89—90, 751, 753 des Schädels 42 des Unterkiefers 40 Pollex 75 Polygyrer Typus 703 Polymyodae 740 Pons Varoli 348, 350 Porencanäle der Eischale 878 Primitivfurche 906 Primitivstreif 905 Processus angularis internus 478, 993 - angularis posterior 40, 994 - basi-pterygoidei 21, 29, 992 - coracoideus Scapu- lae 970 - coronoideus 40 ensiformis 951 - furcularis scapulae 63 - intercelavicularis 966 - laterales sterni 951, 965 - mammillares cerebri 371 obliquus sterni 951 - odontoideus 45,945 - orbitalis anterior32 - orbitalis posterior 27. 82 - palatini maxillae 31 - pectinalis pubis 977 - procoracoideus 969 - pterygoidei 21, 29 - uncinati 50, 948 vocales 739 Procöle Wirbel 946 Procoracoid 966 Proctodaeum 847 Pronephros 829 Proosteon 958 Proventrieulus 673 Pterylosis 542 Pubis, prae-postpubis 78 Puderdunen 531 Pygostyl 943 Pylorusmagen 673, 679 Pyramidenkreuzung 349 Quadratbein 35—37, 993 Quadratbein,Homologien 36,475 Radius 71 Rautengrube 348 Rectrices 563 Rectum 685 Remiges 555 Renes succenturiati 824 Respiration des Dottersackes 912 Respiration, Mechanismus 756 Rete mirabile d. Flügelarterien 779 ophthalmicum 771 venöse Netze 805 venosum tempo- tale 787 Retina 437 Riechbein 28 Riechhöcker 371 Rippen, Bänder 51 - Umbildung 954 - Zahl 948 - Zusammensetzung 50 Rostrum sphenoides 21 Rückenmark 327 Rumpfplatten 907, 940 Sacci s. cellae aeriferi 751 Saccus endolymphaticus 469 Sacralwirbel, Definition 406 - Zahl 417 Samenkörper 838 Samenleiter $37 Sattelrain 554 Saurognathae 991 Scala vestibuli 470 Scapula 63, 970 Schädel, allgemeiner Bau 17 = Entwicklung 920, 983 Schädelbalken 920 Schale des Eies 874 - Färbung 878 Schalenhaut des Eies 872 Schalenstructur, taxonomischer Werth 885 Schildknorpel 717 Schizognathi 38, 991 Schizorhinae 990 Schlund 670 Schnabel 493 Schultergürtel, Bänder 66 - Entwicklung 965 - Zusammensetzung 62 Schuppen d. Fussbekleidung 505 Schwanzfaden des Embryos 917 Vögel. Schwanzwirbel, Form u. Anzahl 48 - Entwicklung 943 Schwungfedern 563 Seitenplatten 907 Sella tureica 21 Septum nasale 458 - ventriculum 765 Serum 758 Sichelrinne 905 Siebbein = Os ethmoides 28 Sinnesorgane, diffuse 479 Sinus rhomboidalis sacralis B20, 335 - terminalis 806 - venosi cranii 789 - venosus cordis 806 Siphonium d. Unterkiefers 40,43 Sklera 426 Skleroticalring 427 - Schuppenzahl 432 Somatopleura 901 Somiten 907 Spina iliaca 977 - sternalis 951, 964—965 Spiralkante des Grosshirns 366 Splanchnopleura 901 Splen 814 Sporen an Hand und Fuss 501 Stapes 462, 475 Sternum, Gestaltung 51 = Entwicklung 951 - taxonomisch 964 = Verknöcherung 958 Stimmbänder 729 Stimmorgane 713 Stratum corneum 486 - Malpighii 46 Stirnbein = Os frontale 23 Streifenhügel 369 Substantia reticularis 336 Suleus centralis 348 Syrinx 728 - bronchialis 744 - Muskeln 729 - trachealis 738 - tracheo-bronchialis 740 - verschiedene Arten 734 Tapetum lucidum 428 Tarsus 85 - Entwicklung 979 - des Auges 444 Tastkugeln 482 Tastzellen 482 1007 Taubheit des Auerhahns 464 Tectrices 555, 557 Tela chorioides 340 Telogyrer Typus 703 Temperatur der Brutmaschinen 929 Tentorium cerebelli 342 Testis 833 Thalamencephalon 361 Thränenbein 31 Thränendrüse 446 Thymus 818 Thyreoidknorpel 717 Tibia 82 Trabecula lateralis sterni 953 Trabeceulae cranii 920 Trachea 718 - Bruchsackb. Dromaeus 720 = Pauken oder Laby- rinthe 721 - Windungen d. Trachea 721 Tracheophonae 738 Trommelfell 467 Tuba Eustachii 467 - Fallopii 843 Tuber cinereum 361 Tubereula olfactoria 371 Tubuli medullares 823 - uriniferi 823 Türkensattel 21 Turacin 580 Ulna 71 Unterkiefer 39—41, 998 Unterschenkel 82 Ureier 831 Urmund 905, 908 Urniere 829 Urnierengang 827, 911 Urodaeum $46 | Urosteon 960 Urostyl 943 Urwirbel 907, 940 Uterus 843 ‚ Utriculus auris 468 | Uvea 433 Valvula cardiaca dextra 763 - cerebelli 348, 354 - Eustachii 762 - mitralis 765 ı Valvulae semilunares 765, 766 | - venarum 785 | Vas deferens 837 , Velum medullare anterius 354 1008 Vena afferens renalis 802 - allantoica 807 - axillaris 794 - azygos thoracis 802 - basilica 795 - cardinalis 806 - cava inferior 796, 804 - cava inferior, Mündung 762 | - cava posterior 797, 803 cava superior 786 - cephalica communis 757 - cephalica externa 759 - coccygo-mesenterica 799 - coronaria 796 - cruralis 798 - cutanea abdomino-femo- ralis 797 | - cutanea abdomino-pecto- ralis 795 | - cutanea colli 793 | - cutanea cruris 798 | - cutanea pubica 799 - cutanea ulnaris 795 - epigastrica 798 - facialis 787 - femoris 797 - hepatica 803 - humeri 795 | - hypogastrica 798 - jliaca communis 803 - jliaca externa 797 - interna 798 - intervertebralis lumbalis s01, 803 - ischiadica 802 - jugularis 787, 792 - lingualis 788, 792 - mesenterica S04 - metatarsalis 797 | Sachverzeichniss, Vena obturatoria 802 - oceipitalis 791 - oesophagea 793 - omphalo-mesaraica 805 - ophthalmica 787 - ovarii 803 - peronea 797 - Pharyngea 7187 - portalis 803, 804 - proventricularis 796, 803 - pudenda 800 - radialis 794 - renalis 800, 801, 803 - sternalis 796 - subelavia 794 - suprarenalis 502, 803 - suralis 797 - temporalis 788 - testiculorum S03 - thoracica 795, 796 - thyreoidea 793 - tibialis 797 - trachealis 793 - ulnaris 794 - umbilicalis S04, 808 - vertebralis 795 - vitellina 806 ı Venensystem 785 - Entwicklung S06 | | Venen des Embryos 806 - des Körperkreislaufs 786 - d. Lungenkreislaufs 785 Venenklappen 785 Ventrikel des Hirns 344, 371 Ventrieuli cordis 762 Verknöcherung des Brustbeins 958 | Vesicula germinativa S67 ‚ Villi intestinorum 687 | Vomer 28, 992 Gedruckt bei E. Polz in Leipzig. Vorderhirn 364 Vormagen 673 Vorniere 828 Weber’'s Plexus 391 Wirbel, Gelenkformen 946 Wirbelsäule, Bänder 49 - Entwicklung 940 - membranöse pri- mitive 918 - Regionen derselb. 44—48 - Verknöcherung 942 Wirbelzahlen 44—48, 947 Wolff’scher Gang 827, 911 ‚ Wundernetze der Art. ophthal- mica 771 - der Extremitäten 805 - der Flügelarterien 719 - der Temporalvene 787 Wurm des Kleinhirns 354 Xanthochroismus 585 Xiphosternum 951 Zähne 498 Zahnfortsatz 45 Zehen 88 a 08521 Zirbeldrüse 362 | Zonula eiliaris 428 Zoomelanin 580 Zoonerythrin 580 Zunge 663 Zungenbein 298 Zwerchfell 749 Zwischenhirn 361 Zwischenkiefer 33, 985 Erklärung von Tafel 1. Situs viscerum. Osteologie. (1 eZ) » 10. Idealer Querschnitt durch den Wirbelthierleib. _4 das dorsale Nervenrohr. 2 ventrales Rohr für die Eingeweide.. Z Darm. Schematische Seitenansicht der Eingeweide des Sperlings (Passer domesticus). v Wirbel- säule, 3 Becken die Nieren überdeckend, M Brustbein, oe Oesophagus, 9» Magen, v Muskelmagen, © Darm, 9 Blinddärme, a After, pl Lunge, c Herz. Situs viscerum von Falco nisus 9. (Mit Zugrundelegung der Figur in R. Wagner’s Icones zootomicae. Taf. XI, Fig. 1.) !ı. oe Oesophagus, 7» Magen, » Muskelmagen, @ Darm, 9 Blinddärme, ” Enddarm, K Kloak, A Leber, »vf Gallenblase, » Pankreas, ir Luftröhre, pl Lunge, E Eierstock (hier paarig), 7 Abdominalöffnung des Oviducts, ov» Oviduct, * Niere. «—e Luftsäcke: « Cellula supralaryngea, £ C. infralaryngea, 7 C. subeostalis anterior, ö C. subeostalis posterior, & ©. abdominalis; z’, Ö’, &' Austrittsöffnungen der Luftsäcke aus der Lunge. ce Herz; ce’ rechte, ec‘ linke Vorkammer; n glandulae thyreoideae. Der in der Längsrichtung durchsägte Kopf vom Femur des Strausses. Die sich kreuzenden Linien bezeichnen den Verlauf der innern stützenden Knochenlamellen. Schematische Zeichnung. 1/a. Linke Schädelhälfte von Otus vulgaris. Der Schnitt ist so geführt, dass die in der Medianlinie gelegenen Partieen noch erhalten sind. fm Hinterhauptsloch, € Condylus, st Türkensattel, $ Interorbitalseptum, e Riech- bein, © Zwischenkiefer, pl! Gaumenbein, md Unterkiefer. — Die Hirnhöhle zeigt 3 paarige Eindrücke, welche Z die Hemisphären, 2 die Vierhügel, 3 das kleine Gehirn auf- nehmen. — / Loch für den Austritt des Nervus olfaetorius, 7/ des N. optieus. — !ı. -Vordere Wand der Schädelkapsel von Ofus vulgaris, von innen gesehen. Der frontal geführte Sägenschnitt hat die Architeetur der Diplo& D freigelegt, sowie die Kanäle der Eustachischen Trompete 7’4 und der Arteria earotis interna w getroffen. — I Loch für | den Nervus olfactorius, // Nervus optiecus, YV dritter Ast des N. trigeminus, FI Nervus abducens. — "ı. Schädel von Cypselus apus, von unten gesehen. C Condylus, 7° Vomer, @ Quadratbein, pt Flügelbein, p2 Gaumenbein, pp processus palatinus maxillae, ? Zwischenkiefer. — Ale Unterkiefer desselben Schädels. !/ı. Schädel von Alcedo ispida, von unten. J Jochbogen, /! Thränenbein, % hinterer Muskel- fortsatz des Gaumenbeins. Die übrige Bezeichnung wie in Figur 7. !. Unterkiefer desselben. Y/ı. Alle Zeichnungen Originale. Aves. Erklärung von Tafel I. Osteologie. Schädel junger Vögel. Fig. 10. 11 12. 13. 14. 15. Sagittal median durchsehnittener Schädel von Falco albieilla. st Türkensattel, / Lager der Hemisphären, 2 der Vierhügel, 3 des kleinen Gehirns. — Verkleinert. (Nach d’Alton d.Ä.u.d.J. Die Skelete der Raubvögel. Bonn, 1838. Taf. I, Fig. «.) Tetrao urogallus. Das Schädeldach ist durch einen Sägenschnitt entfernt, um den Einblick von oben in die Hirnkapsel zu gewinnen. — 4 die durchschnittenen halbzirkelförmigen Kanäle, / Thränenbein, © Condylus. — J Nervus olfactorius, ZI N. optieus, V erster Ast des N. trigeminus, 7‘ zweiter und dritter Ast des N. trigeminus, 77 N. abducens. — Original. — Verkleinert. Tetrao urogallus, Schädel von hinten gesehen. X Austrittsloch des Nervus vagus, ß des N. hypoglossus; % Gefässöffnungen. — Original. — Um '/; verkleinert. Vanellus eristatus. os oceipitale superius, o/ oceipitale laterale, » os parietale, / frontale, sqg squamosum, ps sphenoides, ah aliheloides (— ala parva ossis sphenoidis), e ethmoides, eg erista galli, / lacrymale, » nasale, ‘ intermaxillare, & quadratum, pt pterygoideum, pl palatinum, ® Vomer, mx maxilla, J Jochbogen, V Austritt des ersten Astes des N. trigeminus. — !/ı. (Die Figur nach Parker, On the Osteology of Gallinaceous Birds and Tivamus, in: Transact. Zool. Soc. London. Vol. V. Part. 3. 1864.. Pl. 37, Fig. 4.) Vanellus eristatus. Pullus. Schädel von unten. « noch nicht ossifieirte Theile des Schädels, . os oceipitale superius, ol oceipitalia lateralia mit dem oceipitale basilare zwischen sich, ep os epoticum, bs? basisphenoides inferius (— lingulae ossis sphenoidis), 7 Trommelfell. Die übrigen Buchstaben wie in Fig. 4. — Original. — a. Hausschwalbe (Hirundo urbica). Nestjunges. pr Anlage und erste Verknöcherung der Concha, do oceipitale basilare, sp sphenoides, X Nervus vagus, $ N. hypoglossus, pp pro- cessus palatini maxillae. Die übrigen Buchstaben siehe Fig. 5. — Original. — °/a. Rauchschwalbe (Hirundo rustica). Nestjunges. as alisphenoides (— ala ossis sphenoidis), m mastoideum, 7 Trommelfell, 3 Nervus hypoglossus, daneben ein Gefässloch. Uebrige Bezeichnung wie oben. — Original. — "a. Kohlmeise (Parus major). Jung. S$ Schnabel, J Jochbogen; e os ethmoides, noch nicht von Nasen- und Zwischenkieferbeinen überwachsen. — Original. — \ı. Anas boschas, soeben ausgekrochen. Die Schädelbasis, von der Hirnhöhle aus gesehen. Auf das basisphenoides inferius ds? legt sich von oben und hinten das basioceipitale bo, von vorn das basisphenoides superius Öss auf; AR Rostrum ossis sphenoidis, pt” petrosum, sqg squamosum, as alisphenoides, s? Türkensattel mit dem nach unten sich gabelnden Gefässloche. Der vordere Körper des Keilbeins (os heloides) ist nicht ossifieirt und liegt knorpelig in der Rinne des Rostrum. — Original. — ?ı. Ibis faleinellus, jung. Schädel mit Unterkiefer. m os mastoideum, sp Keilbein. — Original. — 1/ı. S'rix flammea, nestjung. AR Rostrum ossis sphenoidis, ps vorderer Körper des Keilbeins (os heloides), 77 os quadrato-jugale, 7 jugale, f’ processus orbitalis anterior des Stirnbeins. Uebrige Buchstaben wie oben. — Original. — "/ı. Otus bubo, linkes Ohrlabyrinth, von innen gesehen, links die drei halbzirkelförmigen Kanäle, rechts die Schnecke; der darunter liegende Pfeil bezeichnet die Schädelbasis. ep Antheil des os epoticum am Labyrinthe, »» Antheil des os mastoideum am Labyrinthe, pt Antheil des os petrosum am Labyrinthe. Im Meatus auditorius internus unterscheidet man: «& Loch für den Eintritt der portio dura des Nervus acusticus, ß den Eintritt des Nervus cochleae, / die drei Nerven zum Vestibulum. (Vgl. Taf. IV, Fig. 3.)— Original. — 5/a. Rothschwänzchen. Schädel von hinten gesehen.‘ Jung. ob basioceipitale, 02 oceipitale laterale, os oceipitale superius, ep epotieum, sz squamosum, p parietale, f frontale. — Original. — ?/ı. Hausente, ganz reifer Embryo. Hintere untere Schädelpartie der rechten Seite. Bezeich- nung wie in Fig. 13. @ Quadratbein, ./ Jochbogen, pt Flügelbein, O0 das Ohrloch mit dem Trommelfell, ?y das vermuthliebe os tympanieum. — Original. — ?/ı. Kiwi (Apteryx australis). Verkleinert. (Nach E. Blanchard, L’organisation du Regne animal. Oiseaux. Pl. I.) rn Erklärung von Tafel IH. Osteologie. Fig. RD) 0) = 10. Durchgehende Bezeichnungen. ob oceipitale basilare. e ethmoides. ol Y laterale. Ü lacrymale. 08 m superius. i intermaxillare. ds sphenoides basilare s. basisphenoides. mx maxilla. ep epoticum. F Vomer. sq squamosum. pt pterygoideum. p parietale. pl palatinum. f frontale. n nasale. | | as alisphenoides. ppm processus palatini ossis maxillaris. Q quadratum. Ciconia alba. Schädel eines nestjungen Vogels von unten. E die offene, nicht zu einem knochigen Rohre geschlossene Tuba Eustachii; 2x‘ der processus jugalis der Maxilla» qJ quadrato -jugale, / jugale, si os basisphenoides inferius. Der Vomer F ruht hinten auf den Gaumenbeinen p/, ist aber noch nicht mit diesen verwachsen wie es bei Fig. 3 der Fall ist. — Original. — Yı. Derselbe Schädel von der Seite. Z// foramen optieum. — Original. — !/ı. Ciconia alba. Schädel eines erwachsenen Thieres, auf die Grösse von Fig. | redueirt, um der Vergleichung zu Hilfe zu kommen. Die Maxillen ppm sind hier bis auf eine mediane Lücke mit einander verwachsen, das vordere Ende des Vomer schwebt frei über der Gaumenplatte. z. Muskelfortsatz des Quadratbeins, 99° die beiden Gelenkflächen für den Unterkiefer. — Original. Archaeopteryx lithographica H. v. Meyer. Das Thier liegt auf dem Rücken und alle rechts gelegenen Theile gehören der linken Seite des Thieres an, und umgekehrt. Zu.2 Phalangen der Finger mit Klauen; 3 Furcula; 2 rechte Scapula; 5 linker Humerus, noch an der Scapula hangend; 6 linker Radius; 7 linke Ulna; & linker Carpus; 9 Metacarpus; 10 Sternalrippen; ZZ ilium mit dem Acetabulum; /2ischii; /3 femur; /4 tibia; 7/5 Meta- tarsus; 2/6 Fussknochen; 7/7 Schwanzwirbel (20 an Zahl); 4A Flügel; B Schwanz. — Etwas über !/ı natürlicher Grösse. Die Flügelknochen desselben Exemplars restaurirt. Flügelknochen von Falco trivirgatus. Beinknochen von Corythaixz. tm os tarsometatarsi. Beinknochen von Archaeopteryz. tm os tarsometatarsi. (Fig. 4—S nach Owen: On the Archaeopteryx of v. Meyer, in: Philos. T'ransact. Royal Soc. of London. 4. Vol. 153. Part. 1. 1863. Plate I—III.) Tarsus und Metatarsus (I—1V) von Ciconia alba, etwas verkleinert. 2 der mit der "Tibia verwachsende Theil des Tarsus; ?‘ der mit dem zweiten bis vierten Metatarsalknochen verwachsende Theil des Tarsus. — Original. Hausschwalbe (Hirundo urbica), Nestjunges. Horizontalschnitt durch die hintere Schädel- wand, dicht oberhalb des foramen magnum geführt. os oceipitale superius, £ tabula externa, t tabula vitrea s. interna, Ö Diploe, ep os epoticum, ce. sem. canalis semieireularis. Die Verknöcherungen des oceipitale superius und os epoticum berühren sich noch nicht. — Original. — '%ı. Erklärung von Tafel IV. Osteologie, Durchgehende Bezeichnung der Schädeltheile. C Condylus. Q Quadratum. fin foramen magnum. I foramen Nervi olfactorii. R rostrum sphenoides. ID, optieum. ppt processus pterygoidei ossis sphenoidis. ZT Nervi trochlearis. V’ Vomer. UP 2 „ oeulomotorii. pl Palatinum. en des ersten Astes des Nervus pt Pterygoideum trigeminus. J Jochbogen. 1 i: des zweiten und dritten Astes mx Maxilla. desselben Nerven. ppm processus palatini maxillae. Val Wr Nervi abducentis. i intermaxillare. st sella tureica. n nasale. an 10. 11; Rechte Schädelhälfte eines Schnepfenschädels. Der Sägenschnitt ist so geführt, dass die in der Medianlinie gelegenen Partieen noch erhalten sind. Ö Diplo, % der Ort wo die Schnabelspitze federt: A Stellung der Schnabelspitze in der Ruhe, 2 bei nach vorn gezogenem Gaumenapparat. — Original. — !/ı. Rechte Schädelhälfte von Anas acuta, der Sägenschnitt ebenso geführt- 9 Loch, durch Bandmasse ausgefüllt, zwischen der squama oceipitis, os epoticum und os parietale gelegen ; S Interorbitalseptum; N Septum der Nasenhöhle. — Original. — !/ı. Einblick in die Hirnkapsel von Psittacus eterocephalus. Das Schädeldach und die rechte Schädelbasis sind entfernt. d Diploe; DD‘ knöcherner Kanal zur Aufnahme der rechten Arteria carotis interna, welche in der Türkensattel-Grube mit der gleichnamigen Arterie der linken Seite zusammentrifft. Von der Gehörkapsel ist die Schnecke A und die drei halbzirkelförmigen Kanäle 2 frei präparirt. — Original. — !/ı. Querschnitt durch das von spongiöser Knochensubstanz durchzogene Brustbein von Didus ineplus. 2 Brustbeinkamm. — Verkleinert. (Nach Owen: Transact. Zool. Soc. London. Vol. VI. Pl. 23.) Femur von Apteryx australis. — \Verkleinert. (Nach Owen: Ebenda, Vol. III. Pl. 29.) Apteryx australis. Schädel von unten; das Schnabelende ist weggelassen. (Nach Emile Blanchard, L’organisation du regne animal. Oiseaux. Pl. IL.) Dinornis robustus. Untere Schädelansicht. — Verkleinert. : (Nach Owen, Transaet. Zool. Soc. London. Vol. V. Pl. 56.) Dinornis robustus. Von der Seite gesehen, um das Profil des Schädels zu zeigen. Sehr verkleinert. (Nach Owen, ebenda Pl. 55.) Dinornis elephantopus. Skelet von vorn gesehen. Der Schädel ist stark verletzt. f Fibula; t das mit der Tibia, 2‘ das mit dem Metatarsus verwachsene Stück des Tarsus; X Brust- bein. — Stark verkleinert. (Nach Owen, ebenda Vol. IV. Pl. 47.) Struthio camelus. Schädel von unten gesehen. S Septum, vom os ethmoides gebildet. — Original. — Fast !/a nat. Gr. Rhea americana. Schädel von unten. — Fast !/a nat. Gr. (Nach Parker, On the Osteology of Gallinaceous Birds and Tinamus, in: Transact. Zool. Soc. London. Vol. V. Pl. 42.) er m 3 A ‚ . £ - ä I nn ne ng a ehe ee er is = N URE) “ . \ } „ « j }; ı ne - . ern re ee ee” Rx Por Be >Z re u nn en RZ a Erklärung von Tafel VI. Osteologie der Rasores, (Fig. Tinamus robustus. "ja. — — Schädel von unten, — — Schädel von oben gesehen. Syrrhaptes paradoxus. */3. _ — Schädel von unten; etwas über natürliche Grösse. Lagopus seotieus. Ni. Rechte hintere Extremität eines Hühnerembryos vom neunten Brüttage; f Femur, ? Tibia, p Fibula, s oberes Tarsusstück, © unteres Tarsusstück, m die vier Metacarpalknochen, I bis IV die vier Zehen. Vergr. Unteres Ende des os tarso -tibiale und tarso-metatarsale einer jungen Taube, von hinten gesehen. Bezeichnung wie in Fig 7. Schema des Handskeletes eines Vogels, nach einem Hühnerembryo entworfen. U Ulna, R Radius, « os carpi ulnare, ” os carpi radiale, / II III Metacarpalia, Z und 2 Fingerglieder. Tetrao urogallus. Schädel von unten, /‘ Jochfortsatz des os lacrymale, O0 Ohrloch, x pro- cessus zygomaticus (in mehrere getrennte Knochenstücke zerfallend). 1/a. Argus giganteus. E Eingang in die Eustachische Trompete, m Margo tympanicus, Muskelfortsatz des Quadratbeins, = processus pterygoides des Keilbeins, F rudimen- tärer Vomer. !/ı. Perlhuhn. 7 der knorplige Vomer, z fenestra rotunda. /ı. Crax globicera. S das ossificirte Nasenseptum, der vereinigte obere (y) und untere () Schläfenfortsatz, 7 Schlafgrube. E 1—6 nach K. Parker, in: Trans. Zool. Soc. London. Vol. V, Part 3. — Fig. 7—9 nach Gegenbaur, Untersuchungen. I. Heft. 1864. — Fig. 13 nach Huxley, On the Classification of Birds, in: Proceed. Zool. Soc. London, 1867. — Die übrigen Figuren Originale.) Äves. Erklärung von Tafel V. Osteologie der Brevipennes, Fig. Tau (Fig. Struthio camelus. Skelet mit äusserem Körperumrisse. il os ilium, p5 os pubis, isch os ischii, / femur. . = Hinteres Keilbein von unten oder aussen gesehen. — _ Dasselbe von innen. st? sella tureica. Bezeichnung wie auf den früheren Tafeln. Casuarius galeatus. ; — — Fuss desselben. —_ — Schädel desselben. Dromaeus Novae Hollandiae. S knorplige Nasenscheidewand; f‘ processus orbitalis poste- rior, welcher hier als besonderes Knochenstück auftritt. — — — Schädel eines Embryos, von oben gesehen. Das linke os quadratum ist aus der Einlenkung herausgehoben, um den processus frontalis f‘ sehen zu lassen. Dromaeus irroratus. Schädel eines Embryos von oben gesehen. = das knorplige ali- nasale Parker, y das knorplige ali-septale Parker. Nat.Gr. Rhea aericana. —_— — Fuss. Apteryx ausiralis. Das os tarso-metatarsi mit dem sehr hoch eingelenkten Daumen (J). I bis IF die vier Metatarsalknochen. — — Dasselbe von der Seite. 1—7, 10-11 nach d’Alton d. J., Die Skelete der straussartigen Vögel. — Fig. 8, 12—13 nach Owen, Transact. Zool. Soc. London. Vol. III. 1849. — Fig. 9 nach K. Parker, On the structure and development of the Skull in the ÖOstrich tribe, in: Philos. Transact. 1866. Plate X1.) Erklärung von Tafel VL. Osteologie der Tauben. Fig. 1. Didus ineptus. Restaurirt. 9% - - Vorderer Dorsalwirbel, von vorne gesehen. 3. - - Derselbe von der Seite. 4 - - Mittlerer Halswirbel, von oben. 5. - - Schädel, von unten. 6. - - Schädel längs durchschnitten, um die schwammige, stark entwickelte Diploe zu zeigen. Diduneulus strigirostris. 4. 8. - - Kiefer - Gaumenapparat. 9. Treron chlorigaster. Schädel median durchschnitten. Man sieht in die linke Schädel- hälfte hinein. 10. - - Der Fuss. Man bemerkt zwei deutliche Metatarsalinterstitien, 1% - - Metatarsale prünum, mit den beiden Daumengliedern. 12. Goura Steursü. Schädel von unten. 13. Geophaps Smithül (vergl. Taf. II, Fig. 4). 14. - - Derselbe von unten. 15. Columba livia. = (Fig. 1—4, 6 nach Owen, On the Osteology of the Dodo, in: Trans. Zool. Soc. London. Vol. VI. Part II. 1867. — Fig. 5, 7—14 nach .Strickland & Melville, The Dodo and its kindred. Lond. 1848. 4. — Fig. 15 nach Parker, On the Osteology of Gallinaceous Birds and Tinamus, in: Trans. Zool. Soc. London. Vol. V.) Aves. 4 B rain, K7 Kr . . 1 j i b) rd f f 1 .r j y q ae N | h r , q ö ws i E Ka) ia Be > Pr >M ‚are ir 5 1 4 klı e} jr’ - ’ ’B i 5 . i Br b Ri % ‘di . k [ Arı N a “ 7% 5) R a a ? AR u DR Bun 2 F Ge Roy u » ı } IALE ' ws b # Dim‘ NR Ä iX Pr d f l . . ar AT un r g U % 1 Ba Tea I 11 IP) Y « L ® ' A f ’ a w, 0 4 “a A, e # y FR B a Wo u» «rr K f T 4 4 u N Ss PILTAH e) u ! r ze h rel i F Br & N wur rc £ , \ . j > “ f 2 us de Pa ‘ 2ER u re NED 1. ‘ x oX fi iN>EY. Erklärung von Tafel VIU. Osteologie. Fig. 1. Rhynchops nigra. Unterkiefer, von rechts und oben gesehen. S. Hornschnabel. 3. 2: - . Schädel von unten. — @. Quadratbein, F. Vomer, pl. Gaumen- bein, ppm. Processus palatinus mazxillae, pt. Flügelbein, $. Horn- schnabel. #, E 3. Plotus melanogaster. 4. 4. Rhynchops nigra. NWlügelknochen der linken Seite. Der Ansatzpunkt der Schwingen durch Erhabenheiten auf dem Knochen angedeutet. 5. Phalacrocorax earbo. Schädel von der Seite, nebst Unterkiefer. x. Sehnenknochen am Hinterhaupte. — Etwas über 4 nat. Gr. 6. - - Derselbe von unten. pt. Gaumenbein, 7. Pelecanus erispus. Schädel von unten, fast 4 nat. Gr. — bsi. Ös basisphenoideum inferius, pt. Gaumenbein, Ch. Choanen. 8. Sula fusca. — Etwas über # nat. Gr. i 9. Plotus Anhinga. — R. rostrum sphenoideum. — Etwas verkleinert. 10. - - Unterkiefer. 11. Diomedea exulans. — y. ossiculum lacrymo-palatinum Brandt, Die übrige Bezeich- nung wie auf Taf. III und IV. — Verkleinert. 12. Lestris parasitica. Kiefergaumenapparat. 13. Sterna hirundo. 4. 14. Ciconia alba. — Unterkiefer, von rechts und aussen gesehen. Verkl. ar. Os arti- eulare, an. Os angulare, sa. Os coronoideum, d. Os dentale, o. Knorpel. (Fig. 3 nach Alphonse Milne Edwards, Recherches anatomiques ete. Pl. 30. — Fig. 4 bis 10 nach J. F. Brandt, Beiträge zur Kenntniss der Naturgeschichte der Vögel, in: Mömoires de l’Acad. Imp. des Sc. de St.-Petersbourg. VI. Serie. 1839; auch als Separat 40%. — Die übrigen Figuren Originale.) na re eis ee = ne en ran, = waren = e u EEE un a rn errang: lt ne, Vieh a - — ee - EN DENE Erklärung von Tafel IX. Osteologie. Fig. 1. Alca impennis. UN >= - Schädel von unten. Quadratbein und Flügelbein der linken Schädel- seite fehlen. 3 = = 4. FPodiceps auritus. 9. - eristatus. 6 a = 7. Uria grylie. 8. Aptenodytes demersa. y, - 5 Die drei ersten Halswirbel. 10. - patagonica. Tarsus mit den Zehen. Im Tarsus liegen zwei Metatarsal- interstitien; hinter ihm Jas Metatarsale I nebst dem beiden Daumengliedern. 11, - - Flügelknochen. Die Gelenke zwischen ihnen sind abgeplattet und gestatten nur eine geringe Bewegung. 12. Eudytes septentrionalis. Oberes Schienbeinende. 13. - - Schädel von oben, mit den sichelförmigen Eindrücken im Os frontale. 14. Fratereula arctica. Schädel von links gesehen, nebst Unterkiefer. Etwas verkleinert. — V. Foramen für den Nervus trigeminus, I. Knochige Röhre zum Durchtritte des Nervus olfactorius; R. rostrum sphenoideum, V. Vomer, mx. Maxille, ppm. Processus palatinus mazxillae, pl. Gaumenbein, e. Riechbein, /. Thränenbein, .. Zwischenkiefer, Q. Quadratbein. (Fig. L—3, 7 nach Owen, Trans. Zool. Soc. Lond. V. Pl. 51 —52. — Fig. 4—6, 10—13 nach Brandt, l. c. — Fig. 8—9 nach R. Wagner, Icones zootomicae. — Fig. 14 Original.) [r Di + Erklärung von Tafel X. Osteologie. Fig. (Fig. 8. Sr Vulpanser tadorna. Vom Rücken gesehen. Die Hauptschwingen angedeutet. Fast 4 nat. Gr. Cygnus musicus. Die Lage der Trachea im Brustbeine; ein Theil des Brustbein- kieles ist abgesprengt. Altes Exemplar. + - Junges Exemplar. Verkleinert. Anas clangula. Schädel von der Seite. - clypeata. Schädel von unten. Halswirbel eines älteren Hühnerembryos. a. Ligamentum suspensorium, b. Meniseus, c. letzte Spur der Chorda dorsalis. — Vergrössert. (Vergl. p. 49.) Ciconia alba. Becken eines nestjungen Thieres, von oben gesehen. Ü). Os ilhium, pb. Os pubis, isch. Os ischü. Die Ossification hat sich noch nicht auf den Knorpel k ausgedehnt. Fast um die Hälfte verkleinert. Grus pavonia. Sternum mit der freigelegten 'Trachea. Flamingo. Die Schädelbasis von unten, um den Kiefergaumenapparat zu zeigen. 6 nach G. Jäger. Vergl. pag. 49. — Die anderen Figuren Originale.) NB. Die Figuren sind thörichter Weise direet, und nicht durch den Spiegel, auf Stein übertragen, so dass das Licht von rechts einfällt. Taler Aves. [= © „ [=] = = r > a ei © ® ee) ın J.P Berghau Erklärung von Tafel X1. Osteologie. Fig. 1. Balaeniceps rex Gould 4 nat. Gr. at. Atlas. ax. Epistropheus(azis derengl. Aut.) cv. Halswirbel. cc. Carotidenkanal. cd. Caudalwirbel. fe. Furcula. r. Radius. u. Ulna. ism. Ds ischü. in. Foramen ischiadieum. dl. Os ilium. pb. Os pubis. fb. Fibula. tb. Os tibio-tarsale. tmt. Os tarso-metatarst. mt \. Erster Metatarsalknochen. di— d4. Zehen. Mittlerer Rückenwirbel, von der Dorsalfläche. sp. Processus spinosus. Neunter Halswirbel, von unten gesehen. cc. Carotidenkanal. 2. Balaeniceps rex. Schädel desselben, von unten gesehen. 3. - - Schädel, von hinten. 4. - - Der Atlas, von hinten und unten. 5. - - Derselbe von der Seite. 6, = r 1; - - 8. - - Derselbe von der Dorsalseite. 9. - - Becken, von oben. 10. - - Becken, von unten. 11. Ardea egretta Gmel. Japan. V. Vomer, pl. Gaumenbein. 12. Caneroma cochlearia. Surinam. pt. Flügelbein. 13. Haematopus ostralegus. Holland. 14. Grus monacha. Japan. F. Vomer. V. Vomer. (Fig. 1—10 nach W. Kitchen Parker, On the Östeology of Balaeniceps rex (Gould), in: Transact. Zool. Soc. London. Vol. IV. Part 7. 1861. Die übrigen Figuren Originale.) Tara Aves. BEER IT an, BEE M Trap = De "Sg o © =) 77) J. Wendel Erklärung von Tafel XH. Osteologie. (Fig. 1, Strix decussata. Sarcorhamphus papa. Condor. Schädel von unten. Neophron perenopterus. Gypogeranus serpentarius. Cathartes aura. Vultur niger. Gypaötus barbatus. Der Vomer ist knorpelig, bei der Maceration des Schädels daher Schädel von unten. verloren gegangen. Falco tinnuneulus. pp. processus palatini mazilae. 2 Aguila fulva 2. L. Siebenter Halswirbel, von unten gesehen. Zehnter Halswirbel, von vorn und oben. Derselbe, von unten. Unterkiefer. m. region mentionnere, s. r. sus-mentionnere, ms. 7. masse- lerienne, p. pertuis postdentaire, e. cavitd condylienne, a. angle postarti- culaire, i. apophyse artieulvire interne. (A. Milne Edwards). Milwus regalis. Der frei auf den Gaumenbeinen liegende und nicht mit diesen ver- wachsen, knöcherne Vomer des ausgewachsenen Thieres in natürlicher Grösse, Strix passerina. Knöcherner Vomer eines ausgewachsenen Schädels in natürlicher Grösse. 2, 4— 10 nach d’Alton d. A. & d. J. Die Skelete der Raubvögel. — Fig. 3 nach Gay, Historia di Chile, Ornithologie. — Fig. 12 — 16 nach A. Milne Edwards, Recherches anatomiques et pal&eontologiques pour servir & l’'histoire des Oiseaux fossiles de la France. Livr. 4. Pl. 6. 1867. — Die übrigen Figuren Originale.) Taf. X. Erklärung von Tafel XI. Osteologie. Fig. 1. 2. ePn 10. Picus viridis. - - Becken und Schwanzwirbel von oben. Ü. Osilium, isch. Os ischü, p. Os pubis. Podargus cornutus. Pavo cristatus. Becken von oben. 4A. Erster Rückenwirbel. BB. Die verschmolzenen folgenden vier Rückenwirbel. C. Der sechste selbständige Rückenwirbel. D. Darmbein, die Lendenwirbel-Bogen überdachend. F. Vorderster Schwanzwirbel. @. Die Platte der hinteren Schwanzwirbel. H. Schambein. . Femur. a. Die vereinigten Darmbeinkämme. Sie überdachen die Lendenwirbel, mit deren Spinis verschmelzend. d. Hintere grosse Oeffnung des Canalis vleolumbaris. ec. Kreuzbein. Seitlich die Fontieuli intertransversarü externi, nach innen die Fonticuli intertransversarii sacrales interni. Colymbus rufogularis. Die Rückenseite des Beckens. AB. Darmbein. ö. Anschwellung des Nervenrohres. C. Erster Schwanzwirbel. e. Sulcus vleosacralis, gebildet durch E. Schambein. Ueberdachung des Os sacrum durch a. Suleus üleolumbalis. | das Os dlium. Podiceps suberistatus. Rücken des Beckens. AB. Darmbein, in’C verwachsen mit dem der andern Seite. D. Sitzbein. E. Erster Schwanzwirbel. @. Schambein. a, b, wie Fig. 5. Haliaeus carbo. Cuculus canorus. Columba domestica. Tringa maritima. (Fig. 1 — 2 nach Blanchard, l’Organisation du regne animal. Oiseaux. — Fig. 3 Original. — Fig. 4 — 10 nach Barkow, Syndesmologie der Vögel. fol.) Taf. XII. Aves. Erklärung von Tafel XIV. Osteologie. a Psittacus erythacus. - ar Wirbelsäule von unten gesehen. a. Halswirbel, 5. Rückenwirbel, c. Rippen, d. Processus transversi, e. Rückenwirbel, mit dem Becken verwachsen, 9. Os iium. Cacatua erythrocephala. Unterkiefer. Calyptorhynchus. Ditto. Microglossum. Ditto. Nestor productus. Ditto. Buceros rhinoceros. Etwas verkleinert. Der Schädel ist median durchsägt. c. Knö- cherner Kanal für die Arteria carotis interna. x. Scheidewand zwischen dem Luft- raume der Hirnkapselknochen und dem Luftraume im Schnabel; die Scheidewand be- sitzt nur einige wenige feine Löcher, durch welche beide Lufthöhlen communiceiren. Der mit A bezeichnete Pfeil führt in die, durch den Vomer in zwei Abtheilungen getheilten Choanen; jede Choane leitet in einen I’- förmigen Knochensack yy’ hinein, der durch seine feinen Löcher sowohl mit seinen Nachbar als mit der Schnabelhöhle communicirt. d. Diplo@ des Schnabels. «. Umriss des Hornschnabels. $. Ort des knorpligen Interorbitalseptums. C, Condylus. @. Quadratbein. pt. Flügelbeine. pl. Gaumenbeine. F. Vomer. Linke Schädelhälfte des rothen- Ara. I, II, III, V und V’, VI Austritt des ersten, zweiten ete. Hirnnerven aus der Hirnhöhle in die Augenhöhle Z. Eingang in die Eustachische Trompete. $. Schlafgrube. f‘. Processus orbitalis posterior. X. Fenestra rotunda. 1. Os lacrymale. Caprimulgus americanus. Schädel von unten gesehen, etwas verkleinert. pt. Gaumen- beine. Sonstige Bezeichnung wie oben. Caprimulgus europaeus und - - Unterkiefer. a. Die hinteren breiteren pneumatischen Aeste. d. Der nicht pneumatische Schnabeltheil. c. Die Stelle, wo a und 5 gelenkig mit ein- ander verbunden sind. (Fig. 1 — 3 nach Blanchard, L’organisation du rögne animal. Oiseaux, Pl. 1— 2. — Fig.4 bis 7 nach A. Milne Edwards in: Ann. Sc. nat. Zool. 1866. Tome VI. Pl. 2. — Fig. 8— 10 Originale. — Fig. 11 — 12 nach Nitzsch, Osteographische Beiträge, Leipzig, 1811. 8. Taf. 1.) Taf. XW. Äves. Erklärung von Tafel XV. Brustbeine. Fig. 1. Struthio camelus. Altes Thier. 4. Se. Scapula. 2. - - Jugendlich, +. Se. Scapula. Linke ünd rechte Brustbeinplatte sind noch nicht unter einander verschmolzen. 4. -knorpeliger , dem Episternum*) zugehöriger Theil der Schultergegend. En 3. Casuarius galeatus. 4. 4. Khea americana. Jugendlich, $%, rechts von der Seite und unten gesehen. Die Brust- beinplatten sind in der Medianlinie noch nicht verschmolzen. 5. Apteryx australis. 6b. Tinamus robustus. 7. Syrrhaptes paradozus. 4. 8. Perdix cinerea, #. 9. Goura coronata. 4. 10. Procellaria gigantea. 11. Podiceps rubricollis. 12. Anser leucopus. +. 13. Larus marinus. 4. 14. Ciconia nigra. %. (Fig. 5 nach Owen, in: Trans. Zool. Soe. Lond. Vol. III. — Fig. 6—$8 nach K. Parker, ebenda, Vol. V. — Die übrigen Zeichnungen Originale.) Ne 2m nn *) Man vergleiche die vorläufigen, auf pag. 66 aufgeführten Befunde bei Embryonen, Taf. XV. Aves. rap teendr v. PW.M.T a $ A.J. Wendel u ne ie 2 Re Erklärung von Tafel XVI. Brustbeine. Fig. 31. 32. Condor. Falco communis. Polyborus brasiliensis. Aquila chrysaötos. Oberer Theil des Brustbeins von innen, foramina pneumatica zeigend. Pandion haliaötus. Gypogeranus serpentarius. Gypaötus barbatus. Neophron perenopterus. Vultur fulvus. Sarcorhamphus papa. Strixz flammea. Glaueidium glaucum. Turdus lepidopteura. Java. Fringilla domestica. Sylvia turdina. Lanius execubitor. Sturnus vulgaris. Irena puella. Garrulus glandarius. Nectarinia chloropygia. Caprimulgus europaeus. Tamatia maculata. Campylopterus pampa. Steatornis caripensis. Podargus cinereus. Hirundo rustica. Cypselus apus, von innen. Java, (Fig. 1—2 nach Gay, Historia de Chile. Ormnithol. Blanchard, L’organisation du regne animal. Blanchard, Recherches sur les caracteres osteologiques des oiseaux, in: Ann. Sc. nat. Ser. 4. Zool. Tome LI. 1859.) Fig. 33. COypselus apus. | 34. Yunz torquilla. 35. FPicus medius. 36. - 5 37. - - von innen, um die Luftlöcher zu zeigen. 38. Picumnus Temminckü. 39. 5 - 40. Trogon viridis. 41. Rhamphastos toco. 42. Cuculus canorus. 43. Phoenicophaeus viridirufus. 44. DBuceros rhinoceros. 45. - - 46. Alcedo ispida. | 47. Galbula maculicauda. 48. - - 49. Merops apiaster 1 50. - - von innen, um die Foramina pneumalica zu zeigen. 5l. Upupa epops. 52. Orotophaga ani. 53. Coracias garrula. 54. Pezophorus formosus. Cacatua Philippinarum. Psittacus erithacus. die Vertheilung der Buuca — u Fig. 16 — 17 Originale; Fig. 56 nach Oiseaux; die übrigen Figuren nach ERTERTT es ig BR x Erklärung von Tafel XVII. Episternalapparat. Becken. Durchlaufende Bezeichnung für Fig. 1 — 12. Fig. Sa — u u nr 14, 15. 16. 17. m el. Clavicula. ‘ ma. Lame mediane anterieure ou horizontale, co. Os coracoideum. mi. Lames laterales. s. Brustbeinplatte, as. Apophyse superieure. p. Brustbeinkamm. af. Apophyse fureulaire. mp. Lame mediane posterieure ou| am. Apophyse mediane, verticale de lappareil Episternal | (Harting). Dromaeus Novae Hollandiae. Uria troile. Numida meleagris. Crax alector. Perdix ceinerea. Coccothraustes vulgaris. Nueifraga caryocataetes. t. Ligamente für die Trachea. Ardea stellaris. Ardea ceinerea. Anser bernicla. Cygnus musieus. tr. Trachea. Larus glaueus. Aquila fulva. Becken von der Seite, a. Os sacrum. J. Processus ischiadieus inferior. b. Os ilium. l. Crista iliaca externa. ce. Os ischü,. n. Foramen ischiadieum. d. Os pubis. o. Angulus ischiadieus. e. Orista spinosa. p. Foramen obturatorium. h. Fossae iliacae externae. r. Gelenkpfanne. Ü. Crista iliaca superior. s. Facette. Ü. Orista iliaca inferior. it. Untere Wirbelcriste. Ibis rubra. Becken von unten gesehen. Puffinus einereus. Becken von oben. Larus canus. Becken von unten. Podiceps eristatus. Becken von unten gesehen. (Fig. 1 — 12 nach Harting, L’Appareil Episternal des Oiseaux, in: Naturkundige Verhande- lingen Prov. Utrechtsch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Nieuwe reeks. I. Deel. 3 Stuk. Utrecht. 1864. — Fig. 13 — 17 nach A. Milne Edwards, Re- cherches. Pl. 2, 47, 52 und 67.) Taf. XVIL (5 E EN) un: Erklärung von Tafel XVII. Muskeln des Apteryx australis. a. Constrictor colli. ce. Sterno-mazillaris. d. Dermo-transversalis. e. Obliquus abdominis externus. h. Appendieo-costales. i. Serratus magnus. k. Levator scapulae. l. Sacrolumbalis. 1#*, Cervicalis ascendens. m. (Fig. 1 u. 3.) Longissimus dorsi. mi — m9. Obliquus colli. m. (Fig. 2.) Latissimus dorsi. n. (Fig. 2.) Deltoideus. o'. (Fig. 1.) Infraspinatus. 0o1—09. Longus colli postieus, ». (Fig. 2.) Pectoralis. pt —p2. Spinalis dorsi. q. (Fig. 3.) Multifidus spinae. q. (Fig. 1.) Subelavius. v. Trieeps. y. Complezus. 2. Trachelomastoideus. Fig. 1. Seitenansicht der zweiten Muskelschicht. Apteryx australis. Figuren und Bezeichnung nach Owen |. ce. | | ' Temporalis externus. - internus. Orbieularis palpebrarum. Glutaeus externus. Glutaeus medius. Glutaeus minimus. . Glutaeus quartus. Adductor brevis femoris. Adductor longus. yuawah>mR H. Tensor vaginae et Rectus femoris. J. Sartorius. K. Biceps flexor eruris. L. Semimembranosus. M. Semitendinosus. 0. Cruraeus. R*. Gastroenemius. T. Pectineus. l. Flexor perforans digitorum pedis. 2— 6. Flexor perforatus. 7. Peroneus longus. 8. Tibialis antieus. 12. Peroneus medius. 9. Zweite Muskellage des Nackens, von vorn und seitlich gesehen. 3, Seitenansicht der tieferen Rücken- und Nackenmuskeln. 4. Muskeln der Zehen. Taf. XVII. Aves. Steendr v. PW.M Trap. J.P Berghaus. Krklärung von Tafel XVIlla. Muskeln des Rumpfes und der hinteren Extremität. Fig. 1. Colymbus septentrionalis. "/, nat. Gr. mitäten und der Verdauungsorgane und des M. constrietor colli. 2. Colymbus septentrionalis. */, nat. Gr. Die Muskeln der oberen Halsregion von der linken Seite, nach Fortnahme des M. constrictor colli. 3. Colymbus septentrionalis. "j, nat. Gr. Dorsalansicht der Muskeln des Beckens und Schenkels; der M. il.-tib. ext. ist durchschnitten und theilweise fortgenommen. 4. Plotus anhinga. Mechanismus zum Vorschnellen des Kopfes. Die Rumpfmuskeln nach Fortnahme der Extre- Bezeichnungen zu Tafel XVIIL a: l. 1. ce. M. longus lateralis colli. pr. l. ant. Processus lateralis anterior sterni. r. c. a. M. rectus capitis anticus. r. c. p. M. rectus capitis posticus. 49 M. gastrocnemius, caput externum. 532 M. flexor perforans et perforatus. Figg. 1—3 sind Originale: Fig. 4 nach Garrod (53). roankla. roanmd Ile KH Gadon,gez N Lith.Anst v IGBach,leipzig Erklärung von Tafel XVHLb. Muskeln des Rumpfes und der hinteren Extremität. / Fig. 1. Colymbus septentrionalis. '/, nat. Gr. Muskeln der Wirbelsäule, Dorsalansicht. Die oberflächlicheren Muskeln sind seitwärts und aufwärts aus ihrer Lage gezogen, 2. Colymbus septentrionalis. Muskeln der Halswirbelsäule, Ventralansicht. Der M. rectus capitis anticus lateralis ist seitlich hervorgezogen, der rechte M. longus colli anticus ist ventralwärts nach der linken Seite hinübergezogen, um seine tieferen Theile zu zeigen. . Eudyptes chrysocoma. Ventralansicht, nach Fortnahme der Haut. Picus viridis. "/, nat. Gr. Dorsalansicht der Schwanz- und Schenkelmuskeln. 5. Picus weridis. '/, nat. Gr. Bauch- und Schwanzmuskeln von der rechten Seite gesehen; der Schwanz ist dabei zurückgeschlagen und etwas aufwärts gedreht. 27 Bezeichnungen zu Tafel XVIILb: abd. e. M. obliquus abdominis externus. ır. e. a. M. rectus capitis anticus. ‚e. th. M. cleido-thyreoideus. r. ec. p. M. rectus capitis posticus. cerv. asc. M. cervicalis ascendens. 8. a. M. sphincter ani. compl. M. complexus. ‚sp. d. Spina iliaca posterior. cost. cerv. Halsrippen. ı T. e. M. transverso -cloacalis. erist. par. Scheitelbeinkamm. d. h. M. dermo-humeralis, ‚79 M. obliquus abdominis externus, g. M. gastrocnemius. 22 M. transverso -analis. Ü.-fb. M. ilio-fibularis, ı 24 M. leyator coceygis. - int. p. Mm. intertransversarii posteriores. 253 M. depressor coceygis lg. dors. M. longissimus dorsi. 265° M. pubo-coceygeus externus. Pan. M. constrietor colli. 28 M. ilio-coceygeus. P. med. M. pectoralis medius. ‚36 MM. caud-ilio-femoralis. proe. par. Processus paroceipitalis. 97 M. caud-ilio-flexorius. „ os pb. Os pubis. | 98 M. ischio -flexorius. Fig: 1. 2. 4. 5 sind Originale. Fig. 3 nach Watson (134). uubın wast core EN 27203077 Erklärung von Tafel XIX. Muskeln der Wirbelsäule und der vorderen Extremität. Fig. 1. Apteryx australis. Seitenansicht der tieferen Rückenmuskeln. 2. - - Ebenso. 3. Aptenodytes demersus. Muskeln des Armes. 4. Aptenodytes demersus. Ebenso, 5 Falco buteo. Armmuskeln. (Fig. 1—2 nach R. Owen, On the Apteryx etc. in: Trans. Zool. Soc. London. Fig. 3—5 nach Schoepss. |. c.) 1842, XIX. bes Aves J au 4 ; A Le Sojeurds-on. Erklärung von Tafel XX. Muskeln des Schwanzes und der vorderen Extremität. Fig. 1—5. Aquila fucosa Cuvier (alle Figuren verkleinert). x. Sehnenschlinge für den Musculus biceps. a. Extenseur interne de la main. f. Flechisseur interne superfieiel du doigt b. Flechisseur externe profond du medius. medius. e. Court flechisseur de la main. 9. Flechisseur profond de l’avant - bras. d. Court flechisseur du petit doigt. h. Flechisseur externe profond du medius. e. Long flechisseur interne profond du i. Extenseur externe de la main. medius. k. Extenseur interne de la main. (Nach A. Milne-Edwards, Recherches sur les oiseaux fossiles.) Taf. IX. Aves - vig. 1. Falco tinnuneulus. y. 3. Eudyptes Paradisea speciosa. Erklärung von Tafel XXa. Flügelmuskeln. 69. M. deltoideus major. 71a. M. scapuli-humeralis anterior. REh® .:, ss E posterior. 72a. M. subcoracoideus. 731. M. pectoralis, pars thoracica. 7311. M. propatagialis longus. 73111. M. pectoralis, pars ab«ominalis. 74. M. supracoracoideus. M. coraco-brachialis anterior. M. coraco-brachialis posterior. Tensor breyis m. propatagialis. M. biceps. S0. M. brachialis inferior. S1. M. triceps. S2A I. M. pronator sublimis; S2A II. M. pronator profundus. 82B. M. entepicondylo-ulnaris. mg 1.1.1 -1 «o Die 10 Schwungfederu zweiter Ordnung verbunden. ! —= Lig. humero-ulnare mediale. 67. M. sterno-coracoideus. ‚i1b. M. scapuli-humeralis posterior. 72a. M. subeoracoideus. sind Ventral; nach De Man. durch ein Ventralansicht; nach Alix, Appareil locomoteur. 83. M. ectepicondylo-ulnaris. S4. M. ectepicondylo-radijalis. s5. M. flexor carpi ulnaris; S5*, Bündel zu den Schwungfedern. . entepicondylo-carpalis. M. ului-metacarpalis dorsalis. 1. extensor metacarpi radialis. extensor metacarpi ulnaris. . Hexor digitorum sublimis (pt). $ profundus. abductor indicis. . Hexor pollicis. . abductor pollicis. 99). M. interosseus palmaris. . adduetor pollieis. . ttexor digiti ILL. elastisches Band mit einander 73 I. Pectoralis, abgeschnitten und zurückgelegt. 76. M. coraco-brachialis posterior. S6. M. ulni-metacarpalis ventralis. 94. M. extensor indieis longus. ehrysocome; Seitenansicht nach Abtragung der Haut. Nach Watson, 4. Eudyptes chrysocome. Diagrammatische Darstellung der Schlinge für die Insertions- sehnen des M. latissimus dorsi. Nach Watson. Fig. 5. Ciconia alba. Linker Humerus; lateral gesehen. Lig.h e = Ligamentum humero-scapulare. Pector.“ Aberrirende Insertion des M. pectoralis. Pector.* Insertionsstelle der Hauptsehne des Pectoralis. Pector. Fleischige Insertion des Pectoralis. Delt. min. Ursprungsfläche des M. deltoideus minor. 6. Ciconia alba. Linker Humerus; median gesehen; zeigt den Ursprung und die Insertion der Muskeln. Die Beschreibung der Lage des Foramen pneumaticum auf S. 67—68 ist falsch; es liegt, wie die Abbildung zeigt, median von der Crista inferior humeri. . Ciconia alba. Linker Humerus, ventral gesehen. . Cieonia alba. Rechte Seite (Fig. 6—$ mit Benutzung von Weldon, M. S. Zeichnungen). . Diomedea brachyura. Linke Seite, nach Durchschneidung und theilweiser Fortnahme des M. pectoralis, um den zusammengesetzten M. supracoracoideus zu zeigen. Nach Forbes. p‘ Oberflächliche Lage des Pectoralis. p“ Tiefere % Br h ; die punktirte Linie deutet die Ursprungs- grenze des Muskels an. Sc! Pars pectoralis m. supracoracoidei. —ı eiRe 0] Sc? „ coracoidea „, % Sc® „ clavicularis ,, % Sc* der von der Membrana sterno-coraco-clavicularis entspringende Theil. M =— Membrana sterno-coraco-clavicularis. F = Symphyse der Furcula mit der Crista sterni. LS.C. = Ligament. sterno-coracoideum. 10. Faleinellus igneus. Rechte Hand, lateral. 11: 6 % Rechte Hand, medial. or ww. u‘ rg ri LirhAnst,v.J.6.Bach ın Leipzig Erklärung von Tafel XXI. Bauch-, Brust-, Schulter- und Armmuskeln. Fig. 1. Bauchmuskeln der Ente (vergl. pag. 102 — 104). oe. Rippen. pb. os pubis. 2. Brustbein. 2. Flügelmuskeln von Casuarius galeatus (vorwiegend Beugeseite). 3. Didunculus strigirostris. Arm und Bein abgeschnitten. Die Musculi pec- torales sind abpräparirt, und der M. teres, sartorius und tensor mem- branae alae zurückgeklappt. — Etwas verkleinert. 0. 0s coracoideum. K. Kropf. F. Fureula. 4. Schulter- und Armmuskeln des Habichts. H. Humerus. U. Ulna. R. Radius. 5. BRecurvirostra. Von der Rückenseite. Armmuskeln von der Bauchseite aus gesehen. Y. Zweig des Musculus biceps. @Q. Musculus flexor carpi ulnaris. (Fig. 2 nach Rüdinger, /. c. — Die übrigen Figuren Originale.) Erklärung von Tafel XXI. Muskeln der vorderen Extremität. Fig. 1. Armmuskeln von Dromaius Novae Hollandiae (vergl. Taf. 19). 2. Strix fammea. Non der Rückenseite. 3—4. Habicht. Rechts von der Seite gesehen. 2. Brustbein. Sc. Scapula. ©. Coracoid. ’ H. Humerus. II. foramen pneumaticum. t. Fläche der Scapula, von wo der M. teres major abgetrennt ist. Bei Fig. 3 ist der Humerus aufwärts, bei Fig. 4 abwärts gelegt. 5. Columba domestica. Von links gesehen. Bezeichnung wie oben. 6. Plexus brachialis der Ente. Die einzelnen Nervenäste sind mit den Namen der Muskeln versehen, zu welchen sie treten. (Fig. 1 nach Rolleston /. e. — Fig. 2—5 Originale. — Fig. 6 nach E. Selenka, Sur la morphologie des muscles de l’Epaule chez les oiseaux in: Archives Ne&erlandaises. Tome V.) Tat XXI = Erklärung von Tafel XXHI. Muskeln der hinteren Extremität. Fig. 1. Zurus fureus. Von hinten gesehen. Alle Muskeln im sic. 2 B - Die oberflächlicheren Muskeln durchgesehnitten und zuräkgekägge X, Sehnenschlinge. f. Unterschenkel 3. Helmeasuar. Von der rechten Seite geschen. y. Musculus accessoriws des M. semitendinosi. x. Sehnenschlinge. 4. Apteryz australis. Von der rechten Seite, #. Sehnenschlinge. (Alle Figuren Originale.) Tar AN Erklärung von Tafel XX1lla. Muskeln der hinteren Extremität. Anser domestieus. Fig. 1. Anser domestieus. Linker Schenkel von der Aussenseite, nach Ahtragung des M. ilio- tibialis internus et externus und des M. ilio-fibularis. Der Ursprung dieser Muskeln ist durch die rothen Linien angedeutet. 2. Dasselbe, nach Abtragung des M. femoro-tibialis, Mm. ilio-trochanterieci. M. ilio-femoralis externus. M. ilio - fibularis. M. caud-ilio - flexorius. 3. Dasselbe, nach fernerer Abtragung des M. caud-ilio- femoralis und des Caput externum M, gastrocnemii. . Dasselbe wie Fig. 3, nach Entfernung des M. ischio-femoralis. . Linker Schenkel von der Innenseite, nach Abtragung des M. ilio-tibialis internus. 6b. Dasselbe wie Fig. 5, aber nach Fortnahme des M. femori-tibialis (dessen Ursprünge und Insertionstheile durch roth und punktirt angedeutet sind) und der Mm. ambiens, M. gastrocnemius, M, caud-il.-femoralis und M. ischio - flexorius. Bezeichnungen zu Tafel XXIILa: ac. obt. M. accessorius M. obturatoris. cap. lg. ed. Caput longum M. caud. femoralis. ed. il. fl. M. caud-ilio-flexorius. ed. il. fm. M. caud-ilio-femoralis. dl, tr. ant. M. ilio-trochantericus anterior. ’s. fl. M. ischio - flexorius. lev. cd. M. levator caudae. obt. M. obturator. pb. coce. evt. M. pub.-coccygeus externus. pb. is. fm. M. pub.-ischio -femoralis. 31 M. ilio-femoralis internus. JFII NM. ilio-tibialis medius. 35 M. femor.-tibialis. 37 M. caud-ilio-flexorius. 35 M. ischio-flexorius. 39 M. ilio -fibularis. 49 _M. gastrocnemius. 50 _M. plantaris. 31b M. fiexor perforatus digiti III. Alle Figuren sind Originale, theilweise nach M.S. Zeichnungen von M. Fürbringer. : A ARD Lit Anst «16 Bach ın Leipzig Erklärung von Tafel XXIIIb. Muskulatur der hinteren Extremität, des Bauches und der Rippen. Carimaten. Fig. _ Br . Bucorvus abyssinieus. */, nat. Gr. Rechte Seite, Aussenansicht; nach theilweiser Ent- fernung des M. ilio-fibularis, M. caud-ilio-flexorius und der Nerven. . Phoenicopterus roseus. Linke Seite, Aussenansicht; nach Entfernung des M. ilio-tibialis externus und des M. ilio -fibularis. Pelecanus rufescens. Linke Seite, Aussenansicht; nach Fortnahme des M. ilio-fibularis. Grus eanadensis. Linke Seite, von aussen nach Entfernung des M. ilio-fibularis und des grössten Theiles des M. ilio-tibialis externus; die gesammte Ausdehnung des Ur- sprunges des letzteren Muskels ist roth punktirt. Grus eanadensis. Linke Seite von aussen. Der M. caud-il.-fliex. und der M. ischio- flex. sind an ihrer Kreuzungsstelle nahe dem Unterschenkel etwas auseinander gezogen um ihre Verbindung mit einander und mit dem Öaput tibiale des M. gastrocnemius zu zeigen. Ardea stellaris. Linke Seite von aussen, nach Fortnahme des M. ilio-fibularis und des M. ilio-tibialis posterior. . Struthio - camelus. Embryo, nat. Gr. Linke Seite, von aussen; wie Fig. 5. Bezeichnung wie auf den vorigen Tafeln. Alle Figuren sind Originale. Tandıilft ttih ent.post, ad. fe ph eoce leo. caud. .eaud. ehl.ext Fig. 8. pH RS w PR A reclus Doiter il trech zost = ‚port. fü n isch. fin ei. gastr ® Fie.7. Fig Dich rt. ospus Anis il th post 77277 wazıdı (db) fr Erklärung von Tafel XXIILe. Muskeln der Hinter-Extremität. Casuwardus und Rhea. Fig. 1. Casuarius indieus. '/, nat. Gr. Innenansicht der Becken- und Schenkelmuskeln. Das Becken ist in der Längslinie durchschnitten. Der M, sartorius und der M. ambiens nebst dem Caput int. M. gastrocnemii sind zum grössten Theile entfernt. 2. Casuarius indieus. Innenansicht der rechten Becken- und Lendengegend. 3. Bhea americana. */, nat. Gr. Innenansicht der Muskeln zwischen Becken und linkem Ober- und Unterschenkel. Die Lage des abgetragenen M. sartorius ist punktirt. 4. Kthea americana. Aussenansicht der linken Seite. Die Lage des abgetragenen M. ilio- tibialis externus ist punktirt. . Ithea americama. °/, nat. Gr. Linker Unterschenkel von aussen, nach Durchschneidung und theilweiser Entfernung des M. peroneus superlicialis, und des Öaput externum M. gastrocnemii und des M, ilio - fibularis. or Bezeichnungen zu Tafel XXIIIe: V. XAAIV,. 24. Wirbel. access. M. „accessorius“ M. caud. il.-flex. cap. ext. ÜGaput externum M. gastrocnemii, port. fem. Portio femoralis - - port, tib. Portio tibialis - 2 291 M. ilio-trochantericus posterior. 29lI- - - anterior. 30 _M. ilio-femoralis externus. sl - - - internus, 33. M. femori-tibialis. »6 M. caud-ilio- femoralis. 31 nn - fexorius. 38 M. ischio-flexorius. 45 M. pubi-ischio-femoralis. 47 MM. peroneus superhcialis. 49 _M. gastrocnemius. 31b M. flexor perforatus dig. II. sic > - - - I. 32a M. tlexor perforans et perforatus dig. IL >25. 27% - - - - DIL Alle Figuren sind Originale. a a npersup = cext42 gast pubcoce int eapintfl prof ‚port.fem »porttib isch. flex. apext obtur TendoAchillis n.symp. ointercost.int Lim Anst vw.) 6 Bach, Leipzig a | Erklärung von Tafel XXIV. a = j Sa Y \ 6 l ge Muskeln der hinteren Extremität. % np Fig. 1—6. Aquila fucosa Ouvier (Aqu. audax Latham, Gray). Tiefere Schenkelmuskeln. Von links gesehen. Unterschenkel, von vorne gesehen. die untere Muskelschichte frei zu Tage liegt. f x. Rolle für den M. tibialis anticus. Fuss von vorne gesehen. Die Muskeln in situ. ‚ Fuss von vorne. Die Sehnen des M. extensor digitorum communis longus sind entfernt. Fuss, von innen. Fuss, von unten und hinten gesehen. Gemeinsame Bezeichnung für Fig. 3—6: . Muscle adducteur du doigt externe. . Extenseur propre du doigt medius. . Abducteur du doigt interne. . Extenseur propre du pouce. . Extenseur commun des doigts. . Flöchisseur profond, perforans des doigts. 1 Mn perfore du doigt interne. 12, - perford des doigts anterieurs. 13. Tibial anterieur. 14. Muscle peronier superieur. 15. - - inferieur. 18. Portion interne du gastroendmien. (Alle Figuren nach A. Milne-Edwards: " mar a2 1871 Der M. tibialis anticus ist weggenommen, so dass Recherches etc.) a2 v Aves ß Erklärung von Tafel XXV. Myologische Formeln für die hintere Extremität. kr Diese Tafel enthält eine tabellarische Uebersicht der Vögel, aus welcher das Vorkommen oder Fehlen einiger der am meisten variirenden Muskeln der hinteren Extremität zu ersehen ist. Diese Muskeln sind folgendermassen bezeichnet: Pars caudalis M. caud-ilio-femoralis (No. 36) = A. „. liaca 7 e * kr —V5P Der M. caud-ilio-flexorius (No. 37) inserirt nur an der Tibia, d.h. ein „‚M. accessorius“ fehlt = X. Der M. caud-ilio-flexorius inserirt am Femur, d. h. ein M. accessorius ist vor- handen = Y. Die Vögel, welche den M. ambiens besitzen, finden sich in der linken, die ohne M. ambiens in der rechten Hälfte der Kreise. Mithin besitzen die Ratiten sämmtliche oben erwähnte Muskeln, während den Passeres (AXY, rechts) der M. ambiens und die Pars iliaca M. caud-il. flex. fehlt. Die Combinationen, B, AB, ABY, AY, Y und X kommen, soweit bekannt, nicht vor. Diese Tabelle ist mit einigen Aenderungen und Berichtigungen Garrod (No. 47) Proc. Zool. Soc. London 1874 pl. XVII, entnommen. AVES Serpenlarin. Otis Grus Dicboloph. erist BXY Pow | | Meisagris | | /\ Phomiopterws j N Sn nr “ a Podiceps BX ) j Sterninm ABX Alciam Colymbus 3 Spheniscidas Eu “ Lamellirostres \ \ Fulmarur AB | + Frognts \ Oypseline \ Raptores Trochilinm | Strigen / Drogalba Trogen AX. Aloedininge M. cawd-il. fer. unserirt nur an der Tibie = X Mandel, Nex. mit „aeremorim dh, inverirt am Fomur 5 -Y \ | \ | \ AY We 7 / RT ——_| = Paittaci 2: Ouenlii 1; ine | Pelargi Grallas | | Pici \ Urie \ x | Paaseres ER AXY 1 Caprimulginse | | „Gatbale j} N act / a / Pheston Upupe Onthartide Bucerm Herodüi Ne N = / \ / Cathartide | Canerome | \ XxY ] Stentormis N Diekel. Burmaist Erklärung von Tafel XXIVa. (Die Tafel ist fälschlich bezeichnet: Aves. Taf. XXIILa.) Muskeln der Zehen. Fig. 1. Cygnus musicus. Die langen Zehenbeuger von der Plantar- oder Hinterseite gesehen, nach Fortnahme des M. Gastrocnemius. Zur leichteren Uebersicht sind die einzelnen Muskeln mit den zugehörigen Endsehnen in verschiedenen Farben dargestellt. 2. Oygnus musicus. Linker Tarso-metatarsus von der Plantarseite, um die Canäle und Furchen für die Sehnen der langen Zehenbeuger zu zeigen. 3. Anser domesticus. Die kurzen Zehenmuskeln des linken Fusses; von der Plantarseite, nach Fortnahme der langen Zehenbeuger. 4. Anser domesticus. Die kurzen Zehenmuskeln des linken Fusses, von der Dorsal- oder Streckseite, nach Entfernung der langen Zehenstrecker. 45: Insertion des M. tibialis anticus. 46: Insertionen des M. extensor digitorum communis an der IV. Zehe. N. per: neryus peroneus, der sich in den N. superficialis und profundus spaltet. 5. Alhea americana. Dorsalansicht des Tarso-metatarsus und des distalen Theiles der Tibia, nach theilweiser Entfernung der Sehne des M. extensor dig. comm. 6. Rhea americana. Linker Fuss, plantar, nach Fortnahme des Tendo Achillis, dessen 5 distale Insertionen durchschnitten sind. . Rhea americana. Linker Fuss, plantar, tiefste Lage, nach- Entfernung des M. flex. perforans et perforatus und “des M. flex. perforatus. Die Endsehne des M. flexor profundus ist mit dem davon eutspringenden M. flexor brevis dig. III zur Seite gezogen; das distale sich an der Gelenkrolle der 3. Zehe inserirende Ende des letzteren Muskels ist entfernt. 59 ist das sehnige Rudiment des M. flexor hallucis brevis. 8s—10. Querschnitte durch die Sehnen und die Gelenkrolle in der Gegend des Tarsalgelenkes, um die gegenseitige Lage der Sehnen der langen Zehenbeuger zu zeigen. Sämmtliche schematische Schnitte beziehen sich auf den linken Fuss. M bedeutet Medianseite, Z Lateralseite. Die gewöhnlich faserknorpelige Gelenkrolle ist schraffirt, die Sehne des M. flexor perforatus dig. III blau, die des M. flexor perforans et perforatus roth. In Fig. 8, 9 und 10b ist die Sehne des M. gastrocnemius nicht angedeutet. S. Chrysotis agilis. Querschnitt in Höhe des Tarsal-Gelenkes. 9. Talegalla lathami. Schnitt durch die Sehnen in Höhe des Tarsal-Gelenkes, oberhalb der verknöcherten Gelenkrolle. 10a. Bucorvus abyssinicus. Schnitt in Höhe des distalen Endes des Östarso-tibiale. 10b. Bucorvus abyssinicus. Schnitt in Höhe des proximalen Endes des Metatarsus. 1 Allgemeine Bezeichnungen: 44 M. poplitens. 54 M. extensor hallueis brevis, 45 M. tibialis anticus. |55 M. ext. proprius dig. II. 46 M. extensor digitorum communis. 36 M. ext. brevis dig. III. 47 M. peroneus superfecialis. 37 M. ext. brevis dig. IV. 48 M. peroneus profundus. 38 M. abductor dig. I. 49 _M. gastrocnemius. 359 M. flex. hallucis brevis. 30 M. plantaris. 60 M. adductor dig. I. 5la,b,c. M.flex perforatus dig. II, II, IV. | 62 M. flex. brevis dig. II. . 52 .a,b. M. flex. perforans etperforatusdig. II, III. | 62 M. adductor dig. IV. “ 33a, b. M. flex. perforans s. profundus et flex. hallueis longus. Fig. 1 und 2 nach Quennerstedt (No. 111). — Fig. 5—7 nach Gadow (No. 39); die übrigen Figuren sind Originale, u ww Taf XXlfa per proi "_ tibant. öfe 52h dla äh F 49 Max: hall ne ARE € “B 536 20 FißlOn r du um m PO L Ste 52a Fig9 A ext. hall r < =; plant sah la, 524 5la j aber \ d | 53a Mm &s 52a. addıı I\ 1 | 53h- \, ah = Mt | N 53a. Fiß.8. 17 i Fig10r, | N j 52 N \ Fan a tur Kamen Cat ENTE METRUMENT GOMBANT Erklärung von Tafel XXVI. Kiefermuskeln von Microglossus aterrimus und Anas boschas. nn vw di . Microglossus aterrimus. Kietermuskeln nach Abtragung der Haut. Nat. Grösse. . Kiefermuskeln nach Fortnahme des M. masseter und des unteren ÖOrbitalringes nebst der zu dem Processus squamosi gehenden Knochenbrücke. ‚ Kiefermuskeln nach Fortnahme des M. masseter und der ersten, zweiten und dritten Portion des M. temporalis. Nitzsch’s M. quadrato-maxillaris ist fälschlich mit „pterygoid“ bezeichnet. Der nahe dem Mundwinkel zwischen .dem Unterkiefer und schrägherabsteigenden Gaumenbeine ausgespannte Muskel ist der M. pterygoideus externus; er schlägt sich auf die Aussen- fläche des Gelenkendes des Unterkiefers um, wo er fälschlich mit „4 port, temp.“ be- zeichnet ist. e . Kiefermuskeln, von hinten gesehen. nach Abtragung der Haut und der Hals-Kopf-Muskeln. . Die beiden Pterygoidmuskeln von unten gesehen. . Anas boschas. Nat. Grösse; nach Abtragung der Haut. Zeigt die beiden Theile des M. biventer mandibulae, nebst der ersten und zweiten Portion des M. temporalis. 7. Anas. Ventralansicht. Zeigt den dritten Theil des M. biventer mandibulae und die ‚Pterygoidinuskeln; der oberflächliche, dünne. zum harten Gaumen gehende Muskel (petit muscle longuet, Herissant) ist weiss gelassen. Figg. 1—5 Originalzeichnungen von W. Marshall. Figg. 6 und 7 nach He&rissant, Planche 23, Figg. 1 und 2. Diese Tafel ist aus einer inedirten Bearbeitung des Bronn’schen Werkes durch Dr. Marshall übernommen worden, = 5 al | =.- Bu De Aves = es 3 Taf. XXVI u E ne = Y > 4 Erklärung von Tafel XXVI. “ 6) Y' Kiefermuskeln von $Sterna-hirundo/ und von Anas boschas. Fig. 1. Kiefermuskeln nach Abtragung der Haut. 2. Nach Abtragung der ersten und dritten Portion des M. temporalis. 3. Ventralansicht; auf der einen Seite nach Abtragung der Haut, auf der anderen nach Fort- nahme der oberflächlichen Pterygoidmuskeln. 4. Anas boschas, nach Fortnahme sämmtlicher Muskeln mit Ausnahme des M. orbito ptery- goideus (orbo-omoideus Tiedemann = „4 port. temp. ö*, und des M. orbito-quadratus = „4 port. temp. a“). BNVS SP: Figg 1—3 Sterne-hirundd: Originalzeichnungen von W. Marshall. Fig. 4 nach H£&rissant, Pl. 23, Fig. 3. Diese Tafel ist aus einer inedirten Bearbeitung des Bronn’schen Werkes durch Dr. Marshall übernommen worden. re no Z Taf: XXVv1. 4 port temp. a RT N A y\ ) r ,y E K a Erklärung von Tafel XXVIIL. Zunge und oberer Kehlkopf. Fig. Bi £ 1. Cacatua sulphurea. : are E. 2. Trichoglossus haematodus, Bodd. FR > $ 3. Buteo sp. Nach Duvernoy, Pl. IV, Fig. 6. un 05 Pa En RI: z 4. Gyps, sp. _ iin grtg ri en RE Fo 5. Haliaetos albieilla. Nach Da vernoy, Pl. 1 Fig. B: Fa zu 6. Fuligula sp. nes: 4 - Bene =. jr 7. Strör flammea. i in Pr S. Rhinochaetes jubatus. ” y u Pe Bi RS 9. Buceros abyssinieus. au e BRaSANU Peg ner « u ent = Rh Diese Tafel stammt aus einer RR a von Dr. W. Marshall. is > wo {" Pe E 2 AR GIRNTTBSE TO, Un WR SB VRRYa 2. Aves. Be en est glg ERS EB ö „60, ESRte 3 Eger Erklärung von Tafel XXIX. Zunge und oberer Kehlkopf. Fig. 10. 13, 12. 13. 14. 15. 16. Crypsirhina (Corvidae) sp. Nach Duvernoy, Pl. II, Fig. 12. Paradisea sp. Nach Duvernoy, Pl. I, Fig. 13. Ramphastus sp. Nach Owen. Cygnus olor, Unteransicht, durch Medialschnitt gespalten, um die vordere und hintere Fetttasche (d und a) zu zeigen. Phasianus pictus. Grus antigone. Cacatua sulphurea. Querschnitt durch den hinteren Theil der Zunge. « grosse Drüse der Zunge. Diese Tafel stammt aus einer inedirten Bearbeitung von Dr. W. Marshall. EEE TER pzig Lith Anstw.J.0.Bach, Lei ., BZ ” =) RD . Erklärung von Tafel XXX. Zungenapparat. 17. Pelecamıs onocrotalus. Zunge und Kehlkopf. IS. Cygnus. Seitenpapille der Zunge, zusammengesetzt aus kleinen Papillen 5. in welche Blutgefäss - Schlingen treten. 19. Zungenbein von Rhinochaetes jubatus. 20. Zungenbein von Ara, Dorsalansicht nat. Gr.; « = Basilıyal; # = Entoglossum; e und d erstes und zweites Glied der Zungenbeinhörner. 21. Zungenbein von Platalea leucorodia; das rudimentäre Urohyal ist nicht gezeichnet. 22. Cygnus. Schnitt durch die Zungenspitze; a—= Os entoglossum; Ö Papillen der Haut mit Gefässschlingen, Figg. 17, 18. 19, 22 Originalzeichnungen von W. Marshall. Figg. 20 und 21 nach Duvernoy, Pl. IV, 2 und II, VII. Diese Tafel ist aus einer inedirten Bearbeitung des Bronn’'schen Werkes durch Dr. Marshall übernommen worden. Taf. XXX. Aves. b h, Leipzig U. Lith, Anstv.J Erklärung von Tafel XXXI. Zungenapparat. 23. Zungengerüst eines Adlers (Aigle commun); «= Basihyal; 5 = Entoglossum. Nat. Gr. 24. Cygnus. Das Basihyal nebst Urohyal von der Seite gesehen. um die Gelenkgruben , für die Zungenhörner und «, für das Entoglossum zu zeigen. 25. Hinterer Theil des Entoglossum von unten, um das Gelenk zu zeigen, in welches der hakenförmige Fortsatz des Körpers greift. 26. Cygnus. Zungengerüst. 27. Zungengerüst von Phoenicopterus, nat. Gr. 28. Zungengerüst eines jungen Struthio, 29. Zunge von Phoenicopterus antiquorum, nat. Gr. Figg. 23, 27, 29 nach. Duvernoy, Pl. I, 2 und Pl. III, 12 und 138. Die übrigen Figuren sind Originale von W, Marshall. Diese Tafel ist aus einer inedirten Bearbeitung des Bronn’'schen Werkes durch Dr. Marshall übernommen worden. Aves. Taf. AIRE Lith.Anst.J.0.Bach Leipzig. Erklärung von Tafel XXXII Zungenmuskeln. Fig. 30. Zungenbeinmuskeln von Meeroglossus aterrimus, nach Entfernung der Haut. ca‘ = M. mylohyoideus. b=-M. stylo-hyoideus, als besonderer, selbständig gewordener Theil des vorigen. ed =M. genio-hyoideus. e—= M. cerato-hyoideus. 31. Oberflächliche Zungenmuskeln von Haliaetos leucoyaster. «== M. mylohyoideus anterior. mit dem longitudinalen Septum. b==M. genio - hyoideus. e=M. cerato -hyoideus. +e=M. mylohyoideus posterior. d=M. stylo- s. serpi-hyoideus. 32. Fuligula atra ce — wmylohyoideus. 5=M. stylo-hyoideus. ==M. genio-hyoideus. d=NM. cerato-hyoideus. Muskeln der Zunge von Ots tarda. Ventralansicht. «= M. stylo-hyoideus. b=M. cerato -hyoideus. e=NM. cerato -glossus. d= M. genio-glossus, durchschnitten. e— M. tracheo- hyoideus. Der doppelte rechte M. genio-hyoideus ist unbezeichnet geblieben. 34. Muskeln der Zunge von Ara macao; ?, nat. Gr. Ventralansicht. a==M. cerato- hyoideus. b»=M. cleido-hyoideus (7). e=NM. cerato-glossus lateralis. d=M. hasio-zlossus Nitzsch, daneben mehr median der M. hypoglossus obliquus. Auf der Unterfläche des Zungenkerus der paarige M. hypoglossus rectus. e—= M. genio-glossus, seitwärts gelegt. Am Ende des ersten Gliedes des linken Zungenbeinhornes der doppelte M. genio-hyoideus. Figg. 30—32 Originalzeichnungen von W. Marshall. Fig. 33 nach Duvernoy, Pi. II, 8. Fie. 34 nach Giebel-Nitzsch Taf. III, Fig. 4. Diese Tafel ist aus einer inedirten Bearbeitung des Bronn’schen Werkes durch Dr. Marshall übernommen worden. Taf. XXXIL Erklärung von Tafel XXXIH. ZAungsenmuskeln. Fig. 35. 36. oe 1 40. 41. Zungenmuskeln von Geeinus viridis, nat. Gr. a=M. tracheo - hyoideus. Zungenmuskeln von Psittacus leucocephalus, Dorsalansicht. ab=M. cerato-hyoideus. b=M. cerato - slossus lateralis. c=M. thyreo-hyoideus. d=M. cerato-glossus superior. e=M. hypoglossus obliquus. . Ein Stück der Kehlhaut von Pelecanus. ce — längslaufende Sehnenstreifen in der Kehlhaut. — die querlaufenden Bänder des aufgelösten M. mylohyoideus; die- selben sind zwischen den beiden Unterkieferenden ausgespannt. 38. Mundfläche des Oberschnabels von Fuligula atra; a Papille neben den Choanen, 5 Drüsen- polster darunter. Kehlsack von Otis tarda d. a = Mündung des vor der Trachea liegenden sublingualen Kehlsackes; dieselbe kann von der aufgerichtet gezeichneten Zunge geschlossen werden. Mundfläche des Oberschnabels von Sterna hirundo; a Papillen, welche auf dem Drüsen- polster 5 sitzen. Dorsalansicht des Kehlkopfes und der Zungenmuskulatur von Pelecanus. a=0s entoglossum. b —= Basihyal. e=M. cerato - glossus. d= der in Längsbündel aufgelöste M. sterno-tracheo-hyoideus; diese zarten Muskelbündel kommen von der Haut des Halses über dem Brustbein, theilweise von der Trachea und vom Hinterende des Unterkiefers und gehen an die Grenzen der Zungenhörner. Fig. 35 nach Huber, Taf. I, Fig. 4. Fig. 36 nach Giebel-Nitzsch Taf. V, Fig. 1. Fig. 37 nach Duvernoy, Pl. IV, Fig. 13. Die übrigen Figuren sind Originale von W. Marshall. Diese Tafel ist aus einer inedirten Bearbeitung des Bronn’schen Werkes durch Dr. Marshall übernommen worden. XXX, Taf Aves. v. Nu» u. Erklärung von Tafel XXXIV. Mundhöhle und Kropf. Fig. 42. 47. Ansicht des Gaumendaches der Mundhöhle, Bubo? a — ÜChoanen oder hintere Nasenlöcher. b = Drüsenpolster. c = Oeflnungen der Tubae Eustachii. . Dasselbe, theilweise geöffnet. . Kropf der Haustaube, in gefülltem Zustande. Nach Neergard. . Ventralansicht des Kropfes von Phasianus pictus. d& = der zur Haut der Brust gehende suspensoriale Muskel. ;. Dasselbe. längs geöffnet. a = die beiden Kropfhälften, darunter die in Reihen stehenden Drüsen des Vor- magens, Kropf und Magen von Cacatua sulphurea. a Kropf. b = Drüsenmagen. ce = Zwischenschlund. d = Muskelmagen. . Kropf von Cacatua, aufgeschnitten. a = Schlund. 5 = Eingang in den Kropf. ce = Drüsen. Alle Figuren, ausser Fig. 44, sind Öriginalzeichnungen von W. Marshall. Taf. XXXW. Aves E.V. J. S Lith. An Erklärung von Tafel XXXV, Schlund und Magen. Fig. 49. Pelecanus onocrotalus. a = Schlund (nicht in natürlicher Lage). b = Drüsenmagen. c = Sphincter. 50. Opisthocomus eristatus, seitlich geöffneter Rumpf. a = vorderer, weiter Theil des Schlundes. db —= hinterer, sehr enger Theil desselben. Nach einem Präparat im Museum zu Leiden. Vergl. den Text, S. 635. 51. Irhinochetus jubatus, Magen der Länge nach geöffnet. 52. Querschnitt durch den Kropf einer Taube, in ausgedehntem Zustande ausser der Brütezeit. 53. Querschnitt durch den Kropf, während der Zeit des Kröpfens. a — Adventitia. b — Längsmuskelschicht. ce = Ringmuskelschicht. d = Propria mit durchschnittenen Gefässen. e — die starken Epithelialfalten. 54. Zellenmasse des Secretes des Kropfes. a = die mit körnig-fettigem Inhalte gefüllten platten Epithelzellen, deren Kern und Zellmembran noch erhalten sind. b und e —= zerfallende und fettig degenerirte Zellen. Fig. 49—52 ÖOriginalzeichnungen von W. Marshall; Fig. 52—54 nach Hasse (Lit. No. 594). Lith.Anst.v J.G.Bach,Leipzi g. Erklärung von Tafel XXXVI. Magen. 55. Fulica atra, Magen geöffnet. 56. Drüsen- und Muskelmagen einer Tanagra. Nach Lund. 57. Euphone violacea. a — Schlund. b — Drüsen des Vormagens. e — „Zwischenschlund“. d — die Falten des Muskelmagens. Nach Lund (Lit. No. 609). 58. Cuculus canorus, ein Theil des Muskelmagens im Durchschnitt. a — Drüsen, welche die Guticula 5 absondern, an der Oberfläche mit farbigen Körnern ec, und mit eingebohrten Raupenhaaren d. 59. Dasselbe wie Fig. 57, ungeöffnet. e — Rest des Muskelmagens? j | Magen verschiedener Tanagridae. Nach Lund. 62. Collocolia esculenta, einige Drüsen des Vormagens, vergrössert. 63. Struthio camelus, Innenansicht eines Theiles des Muskelmagens. a — Üardia, mit der vorspringenden Falte c. b — Pylorus mit den einander gegenüberliegenden Falten dde. Alle Figuren, mit Ausnahme von 56, 57, 59, 60, 61, nach Öriginalzeichnungen von W. Marshall. - Aves. Taf. XXXWU. NG 3 S Lith.Anst.v. J.G.Bacl eIpzig % Erklärung von Tafel XXXVI. Magen. Fig. 64. Cygnus sp? Muskelmagen im Querschnitt. a — Muskel. b — Sehnen. ce — Lumen. 5. Struthio camelus, Pylorusmagen im Querschnitt. c, d, e die alternirend vorspringenden Falten. 66. Ardea minuta, a —- Speiseröhre. b Drüsen. e == Muskelmagen. d Magenanhang. e — Pylorialerweiterung. f = Duodenum. Nach Leuckart (Lit. No. 609). 67. Pelecanus onocrotalus, Magen geöffnet. a == Schlund. b — Drüsenmagen. a ce — Pylorusmagen. e = Einschnürung gegen den Muskelmagen. d = Duodenum. 68. Astur palumbarius, Innenansicht, von der Magenseite aus, des Pylorus. Nach Neergard . Ardea stellaris, Bezeichnung wie in Fig. 66. Nach Leuckart. 69 Fig. 64, 65, 67 sind Öriginalzeichnungen von W. Marshall. ER Aves. Lin.Anst.v. d.G.Bach ‚Leipzig. Erklärung von Tafel XXXVI. Histologie des Magens. Fig. 70. Dickendurchschnitt durch den Vormagen des Huhns bei 70 facher Vergrösserung. a — Ringmuskulatur. b —- Längsmuskulatur. ce — Bindegewebe der Schleimhaut. d — Schlauchförmige Drüsen eines Drüsenpacketes des Vormagens. e — Leistenförmige Erhebung in den Interstitien der schlauchförmigen Drüsen mit Cylinderepithel bekleidet. F - Ausführungsgang des Drüsenpacketes, nicht vollständig erhalten. 9 — Schlauchförmige Drüse der Schleimhaut. h =- Leistenförmige Hervorragung derselben. i — Pflasterepithelzellen der schlauchförmigen Drüsen. k — Wellenförmige Linien im Secrete dieser Drüsen. U — Uebergangsepithel. m — Secret der Schleimhaut. 71. Flächenschnitt durch die Drüsen des Muskelmagens des Huhnes bei 500 maliger Vergr. a — Das die Drüsen trennende Bindegewebe. b — Drüsengruppe: e — Grosskernige Pflasterzelle einer schlauchförmigen Magendrüse. | ID . Diekendurchschnitt durch den Hühnermagen aus der Gegend eines Sehnenspiegels bei 50 maliger Vergr. a — Adventitia. b — Gewebe der Adventitia, wo sie den Sehnerspiegel bildet. c — Ringmuskelschicht. d — Uısprung der Ringmuskelfasern von dem Sehnenspingel. e — Längsmuskelschicht. F - Das die Muskelbündel trennende lockere Bindegewebe. g — Leydig’sche Querstreifen. h — Drüsenschicht. i —- Einzelne schlauchförmige Drüse. k — Drüsensecret mit mehr oder minder deutlich ausgesprochenen Streifen. 2! — Kolbige Anschwellung am Fundus der schlauchförmigen Drüsen. m — Bogenförmige Verbindung zwischen den einzelnen schlauchförmigen Drüsen. n — Erhebungen des Secrets an der freien Mageninnenfläche. Wu Fig. = 73. Flächenschnitt durch die Ausführungsgänge der zusammengesetzten Magendrüsen von Cygnus musicus. 500 Mal vergr. Der Schnitt etwas schräg. a — Das die einzelnen Gänge trennende Bindegewehe. b — Cylinderepithelzelle des Ausführungsganges. e — Kern und Kernkörperchen einer Cylinderzelle. d =- Concentrische Schichtung der Secrete der Drüsen. e — Die im Ausführungsgange neben einander liegenden Secrete der einzelnen Schläuche einer zusammengesetzten Drüse. 74. Dickendurchschnitt durch die Schleimhaut des Magens von Cygnus musicus, 70 Mal vergr. a — Zusammengesetzte Drüse. b — Secret derselben. ce — Einfacher Schlauch. d = Das die einzelnen Drüsen trennende Bindegewebe e = Ausführungsgang der zusammengesetzten Drüse. J = Längsverlaufende dunkle Linien im Secret mit Zellendetritus, g — Transversale Linien. 75. Flächenschnitt an der Grenze der Schläuche und des Anfangs der Ausführungsgänge der zusammengesetzten Drüsen von Cygnus musicus. 120 Mal vergr. a — Bindegewebe. b — Lumen eines Drüsenschlauches. ce = Üylinderepithel vom beginnenden Ausführungsgange, d = Durchschnittener Schlauch einer zusammengesetzten Drüse, innerhalb des be- ginnenden Ausführungsganges sichtbar. e = Undeutliche concentrische Anordnung im Secrete der Drüsenschläuche. Alle Figuren nach Hasse (Lit. No. 594). Die Tafel nebst den 12 vorhergehenden, stammt aus einer inedirten Bearbeitung von W, Marshall. 3 4 Fig. . Dromaeus pullus, schematische Darstellung der Darmlagerung. . Struthio camelus, einige Tage vor dem Auskriechen, nat. Gr. Relative Lage des Vor- or 18. Erklärung von Tafel XXXIX. Darmlagerung. magens mit den Drüsen, und des Muskelmagens, von der rechten Seite gesehen. H = Gallengang mündend nahe am Pylorus. P — Pancreas und seine 2 Gänge, in den aufsteigenden Ast des Duodenums mündend. Die Rückenseite liegt links, die Bauchseite rechts in der Abbildung. . Bernicla sandvicensis. C = Coecum. Schematische Darstellung der auseinandergelegten Darmschlingen, um ihre Verbindung durch das Mesenterium nebst der Arteria mesenterica zu zeigen, als Typus für Lamellirostres. . Procellaria leachi, von der rechten Seite, nebst dem weiten Vormagen P und dem kleinen Muskelmagen. . Puffinus anglorum, Schema. . Tantalus loculator, Schema. Ibis rubra. G = Gallenblase. L = Leber. . Limosa melanura, Schema. . Vanellus ceristatus. . Charadrius auratus. . Sterna hirundo. . Ocydromus sylvestris, Schema. . Parra chalcoptera. . Eulabeornis philippensis, Schema. . Rhinochetus jubatus, rechte Seite, in natürlicher Lage. - schematische Darstellung der Windungen von 7 an. ” EL Podica senegalensis. 19. Rımehotus rufescens. 20a. Crax globicera. 3Uh2 » „, Schema, die vierte, verborgene Hauptschlinge ist punktirt. 21. Coturnix communis, zweite Schlinge = 3—4, dritte Schlinge = 4—6, mit Apex bei 5 die lange Endschlinge 6—S wird von den Coeca begleitet. Fig. 22a, b. Syrrhaptes paradoxus, die Spitzen der Coeca liegen bei 4 und 5. 23. Ptilinopus. 94. Caloenas nicobarica, Schema der flach ausgebreiteten barnechlingen IIa ist die offene Extraschlinge. /I/b die ganz geschlossene Mittelschlinge, welche z. B. bei Columba die Spirale bildet. 25. Opisthocomus cristatus, etwas auseinander gelegt; die vierte Schlinge liegt natürlich wie in Fig. 26. 36. Cuculus canorus, Schema. Zweite Schlinge punktirt. 27. Phoenicophaes curvirostris, Schema. 28. Harpactes (T’rogon). 29. Colius erythropus. 30. Eurystomus orientalis. f 31. Merops apiaster, Schema. Dritte Schlinge punktirt, halb offen und quer gelagert. 32. Alcedo bengalensis, Schema. Der rückläufige, verborgene Ast der zweiten Schlinge ist punktirt. Das Duodenum liegt in Wirklichkeit auf der vierten Schlinge. 33. Tanysiptera, die Schlingen vom Endaste der Spirale bis zum After in natürlicher Lage. ; Die dritte Schlinge von Alcedo fehlt, dafür ist eine andere (/V®) vorhanden. 3 34. Buceros convexus. 35. Buceros plicatus, das sehr lange, rechtsspiralig gerollte Dann az ist zum grossen Theil von den anderen Windungen bedeckt. Dritte Schlinge 6. 7. 8. sehr lang und weit ventral- wärts umgebogen. — Theil der offenen vierten Schlinge. 36. Bucorvus abyssinicus, Schema. 37. Colaptes auratus, 38. Picidae, Schema; die vierte, offene Schlinge ist punktirt. 39. Picus viridis, die lange Gallenblase, nebst dem D. eystico-entericus und D. hepato-cysticus, in das Duodenum umendend. 40. Xantholaema rosea, zeigt die verkürzte zweite Schlinge (3). 41. Rhamphastus carinatus, mit nur 3 Schlingen, die zweite der Picidae ist ausgefallen. 42. Podargus Cuvieri, etwas auseinander gelegt. 43. Caprimulgus europaeus, von rechts dorsal gesehen. 44. Cypselus apus, Darm, nebst dem rechten Leberlappen. 45. Trochilidae, Schema. 46. Psittaci, Schema der 5 Hauptschlingen. 47. Strix flammea, Schema, die verborgen liegenden Windungen sind punktirt. - 48. Strix lapponica, Schema, der Enddarm und die letzte, offene Schlinge punktirt. 49a. Astur nisus, Schema, der verborgene, rückläufige Ast der Spirale punktirt, 49h. - - Fortsetzung der tiefer liegenden Windungen. 50. Duteo lagopus, Schema, die fünfte Hauptschlinge ist punktirt. Der Enddarm ist links neben der Hauptfigur gezeichnet. Alle Figuren sind Originale. Ausser den im Texte befindlichen Abbildungen sei auf die 3 140 Zeichnungen in der Jenaischen Zeitschrift (Lit. No. 580) verwiesen. res 43. Fig.A6. N 45. TS rn = ur a no Leh Anst Jubus Künkhardt ie a. r% Er: BG wi } hy B a I Erklärung von Tafel XL. Structur des Rückenmarkes. —ı an . Schnitt durch die Halsanschwellung. . Schnitt durch die Brustregion, unterhalb der Halsanschwellung, im selben Grössenverhält- niss wie Fig. 1 gezeichnet. . Schnitt durch den Anfang der Lendenschwellung. . Schnitt vor Beginn der Lendenschwellung, unter starker Vergrösserung gesehen und dann verkleinert. . Schnitt hiuter der Lendenschwellung, im selben Verhältniss wie Fig. 1, 2, 3 und 6 ge- zeichnet. . a. Schnitt durch die Mitte der Sacral- oder Lendenschwellung; g. s. gallertartige Substanz. S,S. 335 und 336 und Duval, Lit. Nr. 229. . Ein ähnlicher Schnitt, unter stärkerer Vergrösserung gesehen. . Der Gentralcanal nebst Umgebung, schr stark vergrössert. 9, Schnitt durch die Lendenschwellung. S. S. 334 und 341. Allgemeine Bezeichnungen. A.l.e = Arteria longitudinalis ventralis. Dasselbe wie A.m.a. A.m.a = Arteria medullaris anterior. Amp = A en posterior. D.m = Dura mater. C.C = Centralcanal. IH St = Hinterstrang. V.g.C = Vordere graue Commissur. V.ıw.C = Vordere weisse Commissur. V.W = Vordere Wurzel. V.m.a = Vena medullaris anterior. P.@ = Peripherische Gangliengruppe. P.m = Pia mater. x = Ligamentum denticulatum. Sämmtliche Figuren sind Originale, nach Osmiumpräparaten unter starker Vergrösserung gezeichnet, und beziehen sich auf die Haustaube. ’r DE aid in Fig. . Taube. Halsmark. Erklärung von Tafel XLI. Structur des Gehirns, H.W hintere, V.W vordere Wurzel eines Spinalnerven. V.H Vorderhorn ; S.HY Hinterhorn der grauen Substanz. . Taube. Halsmark, dicht unterhalb des Anfangs der Medulla oblongata. . Taube. Medulla oblongata und vierter Ventrikel. Darüber ein Theil des Cerebellum im Querschnitt. 1 Aeussere Rindenschicht, 2 Purkinje’sche Schicht. 4. Taube. Schnitt in Höhe des Ursprungs des N. Iıypoglossus (XII) und des Austritts des N. vagus (X). 5. Ente. Fa = Fibrae arciformes; N.X = N, vagus. 6. Schnitt in Höhe des Austrittes des N. pharyngeus (mit X bezeichnet), dicht hinter den 10. ll Kleinhirnschenkeln. Zwischen Cerebellum und Hinterhirn der Plexus chorioides. . Ente. Schnitt durch die Mitte der Kleinhirnschenkel. V.IV = Vierter Ventrikel, IV’ = dessen Ausdehnung nach oben in das Kleinhirn. VI=N. ahducens mit seinen Wurzeln. V = Wahrscheinlich die aufsteigende Wurzel des N. trigeminus, S. auch S. 357. P = Nuclei der Kleinhirnschenkel. S. S. 349. . Ente. Schnitt etwas weiter vorn als Fig. 7. 1.2.3 = Aecussere graue, Purkinje’sche und Körnerschichten der in einander ge- drängten und daher in verschiedener Reihenfolge liegenden Schichten der Klein- hirnlappen. . Ente. Schnitt durch den Stiel der Lobi optici. IV. Ursprung und Verlauf des N. trochlearis. N.i.o = Nucleus internus opticorum. S. 8. 360. Tr.o = Tractus optieus. cor —= Corona lobi optici. Ente. Schnitt durch die Mitte der Sehhügel. V.l.o = Seitliche Fortsetzung des vierten Ventrikels in den Sehhügel. N.e.o — Nucleus externus. Tr.o = Tractus opticus. @.H = Hinterster Theil der Grosshirn-Hemisphäre. Ente. Schnitt in Höhe des vordersten Endes des Kleinhirns (Cb). C.Sylvo = Commissura Sylviü. P = Nucleus peduncularis. S. S. 363. @I.P = Glandula pinealis. Jig. 12. Ente. Schnitt in Höhe des Infundibulum (Inf.). P.com = Commissura posterior. N.III = N. oculomotorius. P = Pedunculi cerebri. DB = Bindearme; crura cerebelli ad corpora bigemina. ], = Längsbündel der Haube. r.k = rother Kern der Haube. cor —= (Corona. 9 —= 4te Körnerschicht; 5 — 2te Körnerschicht; s. $. 359. 13. Ente. Schnitt durch die Mitte des dritten Ventrikels. S.V = Seitenventrikel. Tel.ch —= Tela chorioides des dritten Ventrikels. L, P, B wie in Fig. 12. 14. Ente. Schnitt durch das Foramen Monroi (F,M.), um die Verbindung des dritten mit den Seitenventrikeln und den Plexus chorioides zu zeigen. 15. Ente. Schnitt nahe dem vorderen Ende des dritten Ventrikels. Am — Mandelkern. L.o = Vorderende des Lobus opticus. P = Längsbündel der Grosshirnschenkel. P.» —= ventrale Hirnschenkelabtheilung nach Bumm. P.d — dorsale a: ». » N.P = Nucleus peduncularis. v.W = ventrale Wellenlinie. Th.o = Thalamus opticus Fasern; s. S. 363. m.V.r — mediale Wand des Seitenventrikels. S.It — Streifenhügelrinde. 16. Ente. Schnitt durch die Mitte des Grosshirns. Ch —= Chiasma nervorum opticorum. Am = Mandelkern. Str.Sch — Strahlige Scheidewand. S8.Mf — Markfeld im Streifenhügel. v.W = ventrale Wellenlinie. P.» = ventrale Hirnschenkelabtheilung. a + Pd = Vordere’ Commissur und dorsale Hirnschenkelabtheilung. 17. Ente. Querschnitt durch das vorderste Ende der Hemisphären und durch die Riechhöcker nebst den Höhlen. 18. Sagittalschnitt durch einen Lappen des Kleinhirns. 26 mal vergr. 1. Markleiste. 3. Purkinje’sche Schicht. 2. Körnerschicht. 4. Graue Rindenschicht. P.M = Pia mater nebst Gefässen, welche sich tief in die Furchen und in die Hirnsubstanz erstrecken. Sämmtliche Figuren sind Öriginalzeichnungen und stellen die Präparate so dar, wie sie (unter Fortlassung unwichtig erscheinenden Details) bei 26facher linearer Vergrösserung er- schienen. Darauf wurden die Camera-lueida-Zeichnungen um das 5"/,fache verkleinert, sind also jetzt das 4,7fache der natürlichen Grösse. — Das frische Gehirn einer jungen Hausente wurde von Dr. H. Osborn nach sorgfältiger Härtung in ungefähr 900 Querschnitte zerlegt, welche dann in Mayer's Carmin gefärbt wurden. Schnitt 1 begann mit dem Vorderende der Riechhöcker, Schnitt 566 fiel durch den Austritt des N. oculomotorius, S70 durch den des N. hypoglossus u. s. w. } äh Antw JE Bach Leäpeig Erklärung von Tafel XLII. Gehirn. a Fig. h Anas boschas domestica. Dorsalansicht des Gehirns. Nat. Gr. W — Wulst an der dorsalen Grosshirnoberfläche. F = den Wulst umgebende Furche. Tb.o = Tubercula olfactoria. } 3. Buteo vulgaris. Dorsalansicht des Gehirns. Nat. Gr. Es ist nur der bei der Betrachtung von oben sichtbare hintere Theil der dorsalen Grosshirnoberfläche gezeichnet. L.o = Lobus opticus. bei Raubvögeln vom Grosshbirn nicht bedeckt. Sp.k — Spiralkante. 3. Anser domestica. Senkrechter Längsschnitt durch den Schenkel des Kleinhirns und des verlängerten Markes, parallel geführt mit der inneren Fläche des letzteren. Doppelte Ver- grösserung. Ce‘ —= Crus cerebelli ad corp. bigemina. C.r —= Corpus restiforme, L.o = Das Markbündel für die Vierhügel. ; Lq = Schleife, Laqueus. | j U,P = Unterer Pyramidenstrang. R = Rückenmark. VIII = Schnitt durch den Gehörnerven und seinen Hügel. 4. Meleagris yallopavo. Die obere Fläche des verlängerten Markes und die hintere Fläche | des vorderen Wurmes vom Kleinhirn. Nur der hintere Wurm ist weggenommen, um den | Boden der vierten Hirnhöhle sehen zu können. Doppelte Vergrösserung. C.r = Corpora restiformia, eintretende Schenkel des Kleinhirns. 0.P = obere Pyramiden. V‘ = oberes, sich in das Kleinhirn erstreckendes Ende der vierten Hirnhöhle. V.c = die Hirnklappe, wie sie von unten herauf die hintere Fläche des vorderen Wurmes bedeckt. y — Markfäden vom Boden der Höhle in die Kleinhirnschenkel ziehend. Sp.I = erster Halsneıv. VLI—XI —= Nummern der Hirnnerven. . Grundfläche des Gänsegehirns. Doppelte Vergrösserung. 6. Gänsegehirn von oben; zeigt den Gang der vorzüglichsten Markfaserbündel, wie man ihn deutlicher nach Härtung des Gehirns findet. Die rechte Seite zeigt die natürliche Ober- fläche. Doppelte Vergrösserung. Allgemeine Bezeichnungen für Figg. 5 und 6. ot Ch = Chiasma. H = Hypophysis. e.cal = Corpus callosum. L.o = Lobus opticus. C.a —= Commissura anterior. Lg = Laqueus. C.c —= Ürus cerebelli. | P.C = Pedunculus cerebri. Cr —= Anfang des Corpus restiforıne. St.S = Strahlige Scheidewand. C.Sy = Commissura Sylvii. y = Markfäden, wie in Fig. 4. C.p = Commissura posterior. J—AXII = Hirnnerven. Fl = Flocculus. V® = Kleine Portion des N. F.S = Fissura Sylvii. V? = Grosse - „ 1 trigeminus. 7. Seitenansicht des Hirns vom Huhn, vergrössert. h = vordere ventrale Wurzel = Stieda’s hintere Wurzel. ® — hintere Wurzel des Acustico facialis mit dem Ganglion — Stieda’s vordere, Wurzel. V=N. trigeminus. AI —=N. accessorius. Cb = (erebellum. Figg. 1 und 2 nach Bumm; Figg. 3, 4, 5, 6 nach A. Meckel; Fig. 7 nach Stieda. Hr | Lith. Anst.v. J.G.Bach, Leipzig. Erklärung von Tafel XLIH. Kopf- und Rückenmarksnerven. Fig. “ Sämmtliche Kopf- und die ersten Halsnerven von Sula bassana in situ. Das Gehirn, mit Ausnahme eines Theiles des Cerebellum und der Medulla oblongata, ist fortgedacht, ebenso der Unterkiefer nebst den Kaumuskelu u. s. w. Roth: die sympathischen Nerven. Gelb: der N. trigeminus. Schwarz: der N. abducens. Weiss, aus dem Ganglion Gasseri: Nerven zur Nickhaut, Harder'schen Drüse, zur Conjunctiva, Iris. Schraffirt gekreuzt N. glossopharyngeus und N. vagus, und der N. oculomotorius, zu welchem der Ramus ciliaris des Ramus superior N. trigemini tritt. | 1—12 bedeuten die Nummern der Kopfnerven. | ce. II =N. cervicalis II. M. C = Nerv des Musc. complexus, s. $. 109. R.?!=M. rectus internus. R.s= - - superior. mne=V5 - externus. S. OÖ =M. obliquus superior. 1b. Der N. caroticus cephalicus (roth) und seine Verbindungen mit dem ersten und zweiten Aste des N. trigeminus und dem N. facialis. Vergrössert. S. 8. 384. @. —= Nasen-Thränendrüse., R. sup. = Ramus superior. a — - inferior. oc = Ramus ciliaris von V zu II. @. s. p. = Ganglion spheno-palatinum. Pt = N. petrosus, Rochas. V. 1.2 = Ramus nasalis des Trigeminus. V.1.1.= - _ ethmoidalis - I Sämmtliche Nerven der Flügelmuskeln von Paradisea papuana in natürlicher Lage. Ventralansich. Nach De Man. 3. Dasselbe; Dorsalansicht. 4. Armnerven-Geflecht von Gallus, nach Fürbringer. XIHI—XVIL Nummern der Spinalnerven. e. cv. I. = Costa cervicalis I; oder erste, kurze, freie Halsrippe. Fe : Aa - dorsalis I; oder erste Brustrippe. Geflecht der Arm-Schulternerven von Struthio, nach Fürhringer. Die Nerven des Unterschenkels in natürlicher Lage, von Paradisea papuana nach de Man. Die Nerven der Becken- und Schenkelmuskeln von Casuarius. Aus Gadow, Lit. Nr. 39, In or Bei den Figg. 2—7 beziehen sich die arabischen Ziffern auf die im Texte gebrauchten Nummern der Muskeln. Die Abkürzungen correspondiren mit den Anfangsbuchstaben der Muskelnamen. Figg. 1a, 1b und 7 sind Originalzeichnungen. Figg. 2, 3, 6 nach de Man, Lit. 88. Figg. 4, 5 nach Fürbringer, Lit. 143. wera I edı \\ u Ber —_ ce 2 LES Anst JG Bar (Aalkus Kllzkhark),Leipeig j Y ‘ EN at WW Erklärung von Tafel XLIV. Schulternerven - Geflecht. u v. ü Sämmtliche Figuren verkleinert, mit Fortlassung der distalen Armnerven, nach Furbriı Lit. 143. Zum Verständniss vergleiche man Figg. 4 und 5 auf Tafel XLIIL. Fig. | , Fe. . Casuarius. 13. Psittacus. . Colymbus. . Puffinus. .5. Anser. 14. Cueulus. 15. Buteo. 16. Ketupa. . Otis. . Crypturus. 9—11. Columba. 12. Pandion. 18. Cypselus. 19. Bucorvus. 20. Garrulıs. | | . - . Phoenicopterus. | TEE IT Podargus. | | | 3: 10. | 11. | 12 e.ev.\,cev2 Weev3MVedi | 13. lt. | 15. 16. ecvı We.er.2. Lith.Anstx.J.G.Bach (Julius Klinikhardt), Leipzig. or Erklärung von Tafel XLV. Das Auge. Auge von Struthio, mit dem Fächer. Aus Leuckart. Horizontalschnitt durch das Auge von Bubo mazimus. Aus Leuckart, nach Soem- mering. Sc — Sclera; ÄX.R. == Knochenring; P = Pecten; N.O. = Sehnerr; ( = Cornea. — Links die Nasenseite. Horizontalschnitt durch das Auge eines Raubvogels. Nach H. Müller. Etwa doppelt vergrössert. . Dasselbe, schematisch vergrössert. Die nach den Figuren 7 und 14 gerichteten Theile liegen auf der Schläfenseite des Auges, die nach Fig. $ gerichteten liegen auf der Nasen- seite des Auges. ©. Cornea. H.C. Hueck’s Canalis Fontanae posterior. C, Uebergang der Cornea in die Selera. I Ins. Ch. Chorioidea. Kn. Knorpelplatte. Ci. An der Linsenkapsel fixirter Ciliarfort- K.R. Knochenring. satz. M.C. Crampton's Muskel. Co. Conjunctiva mit dem auf die Hornhaut N.C. Durchschnittene Ciliarnerven. übergehenden Epithel Co.E. P. Pecten. F’.C. Canalis Fontanae, von dem elastischen R. Retina; 7}, Vorderstes Ende der nach Balken des Lig. pectinatum durchsetzt. hinten an Dicke zunehmenden Retina. S.C. Ringgefäss im Schlemm’schen Kanal. Schnitt durch den Randtheil des Augenbechers eines Embryos von Turdus musieus. Nach Kessler. Bi = Bindegewebsplatte der Iris. \ P == Pigmentepithel der Retina, in der Ce == Corpus ciliare. | äusseren Lamelle des Augenbechers. D — Descemet's Membran. | 0.8 = Ora serrata, Grenze zwischen Rand- H.HE. Hornhaut und Hornhautepithel. | zone und Grund des Augenbechers. LP — Ligamentum pectinatum iridis. | R. Retina. — Sch. — Schlemm’scher Kanal. 1.2. Innere und äussere Lamelle der pars iridis Retinae. 3. Bindegewebsplatte der Iris. Schnitt durch den vorderen Abschnitt der Augenanlage eines Hühnerembryos, am fünften Tage. Nach Kessler. HE Hornhautepithel. — 7. Structurlose Schicht der Hornhautanlage. — LE. Linsen- epithel. — I.W. Innere Wand des secundären Augenbechers. — BD. Embryonale Binde- substanz, welche den Augenbecher einhüllt und zwischen Linsenepithel (Z.£) und Horn- hautepithel (HE) eindringend, die Anlage der Hornhaut bildet. Längsschnitt des Ciliarapparates von Meleagris gallopavo. Nach Leuckart. CK. Giliar- körper; I.W. Iriswurzel; ZL.p. Ligam. pectinatum. Meridionaler Schnitt durch die Linse des Huhns. Nach Leuckart. a. Epithelzellen. d Meridionalen Fasern. b Senkrechte oder Radiärfasern. e Kapsel. ce Uebergang in die ‚F Structurlose Masse. Fig. Sa. $b. Schnitte durch zwei Stadien der Bildung der Linse und des Augenbechers, Nach OÖ. Hertwig. a.W. Aeussere Wand. ' L.@. Linsengrube. GI. Glaskörper. \ ZH. Zwischenhirn. Plastische Darstellung des embryonalen Augenbechers. Nach OÖ, Hertwig. A.Sp. Augenspalte, sog. Chorioidspalte. | Gl. Glaskörper. a.W. Aeussere Wand, 1. 22.2Tanse. i.W. Innere Wand des eingestülpten | #S.N. Sehnerv. Augenbechers. 10 u. 11. Mikrophotogramm der Retina des Sperlings, im senkrechten Durchschnitt. Ungefähr 12. 13. 14. S0 mal vergrössert. L.e und Z.X = Limitans externa und interna. P? = Pigment; 2—9 Die übrigen Schichten. Ein stark vergrössertes Zäpfchen der Taubenretina, mit Tettkugel. Nach H. Müller. a. Stäbchen der Retina des | i b. Zäpfchen - - - - Nach M. Schulze. 00 mal vergrössert. c. Stäbchen - - - Huhns. Retina des Sperlings im senkrechten Durchschnitt; gehärtet und mit Bismarckbraun ge- färbt. — Zeiss, Obj. D; Ocul. 2. Linkes Auge von Rhea. Ventralansicht, natürl. Grösse. = - - - Dorsalansicht, - - @.H. Harder'sche Drüse. D.p. Musc. depressor palpebrae. @.L. Thränendrüse. Roth in Fig. 15: Nery. abducens; in Fig. 16: Ni.M. Membrana nictitans. N. trochlearis. Schwarz und blau: Nerv. oculomotor, 17. Medialansicht des linken Auges vom Huhn, Seitlich ventrale Ansicht des linken Auges vom Huhn, um den M. pyramidalis und M. quadratus zu zeigen. . Ventralansicht des N. VI (roth) und III (blau und schwarz); rechtes Auge von Rhea. Die Muskeln und der Kopftheil des Sympathicus sind fortgedacht. Dasselbe in natürlicher Grösse und Lage. Bei Fig. 15—20 bedeuten die Buchstaben die Muskeln oder die zu diesen Theilen tretenden Nervenäste. 1.1.7. Ramus ethmoidalis des R. primus trigemini s. ophthalmiei; s. S. 382. @.H. Harder'sche Drüse. Zwischen dieser und V.7.7. die auf S. 392 beschriebene Anastomose des R. superior mit dem N. ophthalmieus. Die Figuren 10 und 11 und 15—20 sind Originale. Fig. - Erklärung von Tafel XLVI. Nase, Ohr und diffuse Sinnesorgane. Geruchsorgan der linken Seite von Anser cinereus. Die Nasendrüsse ist fortgenommen, Nat. Gr. Aussenansicht. da sie seitlich zwischen Z.O. (Lobus olfactorius) und C.P. (hintere Muschel) lag; ihr langer Gang zog neben dem Nerven N. V. 1 hin, dicht unter dem Stirn-Nasenbein, und ınündete von oberhalb, median von der Vorhofsmuschel Gar Ch = Choana. C.M = Üoncha media. 0V= - vestibuli, Vorhofsmuschel. Cp = - posterior, Riechmuschel. Gl.L = Glandula lacrymalis. HH = - Harderi. Rhea americana. Nach W. K. Parker. B.S = Rostrum des Basisphenoids. N. Gi — Nasenthränendrüse. Pm = Prämaxilla. Vo — Vomer. Anas boschas. Muschel. Nat. Gr. Jug —= Os lugale. schnitt durch den Kopf. Nat. Gr Sula bassana. Theil der Nasenhöhle an. muschel ausbreitet; corax ist das äussere Nasenloch noch in Verbindung. Bei Phaeton sind die Apteryz, Embryo. Parker. IB Organs. Hälfte des Kopfes eines Hühnchens von der I—N Knorpelreste des Jacobson’schen sicht von vorn und etwas von unten, etwa 10 mal vergrössert. A. —= Auge A.N = Aeusserer Nasenfortsatz. I.N. = Innerer - O — Öberkieferfortsatz, mit seiner Gaumen- leiste G@ Columba domestica. Senkrechter Querschnitt durch den Kopf, ha Pal: = Geruchsorgan der rechten Seite von Ardea cinerea, Medianansicht. Zum Vergleich mit Ardea. olfactorius, der sich auf der hinteren, diese steht in weiter Verbindung mit der Mundhöhle. Querschnitt, ungefähr durch dieselbe Gegend wie Fig. 2. L.O = Lobus olfactorius. N = Aeusseres, linkes Nasenloch, Pr,S. = Processus septi nasalis. S.N = Septum nasale. S.M = Sinus maxillaris. V.1= Ramus ophthalmicus N. trigemini. Querschnitt durch den weitesten Theil der mittleren Nasenmuschel. | J.C —= Knorpelreste des Jacobson'schen Organs. M.Pi = Maxillo-palatinum. mit Luft- sinus. Parker's Preyomer. | SN — Septum nasale. in der Mitte der mittleren Os Palatinum, darüber der N.V.2. Senkrechter Längs- Die punktirte Linie deutet den obliterirten einzixen Riech- Bei Phalacro- ein sehr enger Schlitz und steht mit der Mundhöhle äusseren Naseulöcher weit offen und perviae. Nach T. J. D.N.@l — Ausführungsgang. der Nasen- Thränendrüse. Mitte des äten Bebrütungstages, in der An- Nach G. Born. N.M — Membrana nictitans. N.R = Nasenrinne. Th = Thränenfurche. Das membranöse Gehörorgan, ungefähr 6 mal vergrössert. Von der medialen Seite gesehen. Dasselbe: Von der lateralen Seite gesehen. . Dasselbe: Von hinten-oben gesehen. Bezeichnungen für Fig. S— 10. Die Pfeile geben die natürliche Richtung linien andeuten. A.a; A.e; A.p —= Ampulla anterior, externa, posterior. C.a; C.e; C.p — Canalis semieircularis anterior, exterior, posterior. D.e Ductus endolymphaticus; Fig. 8 zeigt innerhalb des Ductus endol. auch die Oeffnung des Canals utriculo-saceu- laris. M.n Macula acustica neglecta. M.u Macula acustica recessus utriculi. M.s — Macula acustica sacculi. Fig. S— 10 nach G. Retzius. des Gehörorganes an, indem sie die Vertikal- N. VIII = Durchschnittener Bean des Hörnerven. Ot. — Ötolith. Pap — Papilla acustica lagenae. Re.u — Recessus utrieuli. Rm.a.a — Ramulus ampullae anterioris. Rm.a.p — = = posterioris. Rm.bas — Ramulus basilaris. S — Sacculus. S.u.s; Sup — Sinus utriculi superior et posterior. Teg.v — Tegmentum vasculosum. Fig. 11 12. 13. 14. 16. ia: 18. ICh K Das knöcherne Gehörorgan von Bubo indrance. Rechte Seite, von unten und hıuten ge- sehen, nach Fortnahme des Schädels. "Vergrössert. C.o — Condylus oceipitalis. @ — Quadratbein. F.M = Foramen magnum. L. = Lagena. Pter. — Rechtes Pterygoid. S.H — Sagittaler und horizontaler halb- Tb.Eust — Tuba Eustachii. kreisförmiger Canal. Der grösste Theil der Columella ist punktirt eingezeichnet. Das Trommelfell ist fort- genommen. Ciconia nigra. Nestling von einigen Tagen. Vergrössert. Gehörkette, nebst ihrer Verbindung mit dem Unterkiefer, von hinten gesehen, ungefähr in gleicher Lage wie Fig. 11. A.A — Aeussere Articulation des Unterkiefers mit dem Quadratbein. I.A — Innere = - - RN - F.pm. — Foramen pneumaticum; von dort erstreckt sich eine weiche, halbknorpelige Röhre, das Siphonium, aufwärts, innen am Quadratbein vorbei und öffnet sich in das Cavum Tympani. Vergl. Fig. 14. St — Die in das Foramen ovale passende Platte des Steigbügels. S und e processus supra — und extracolumellaris. Gecinus viridis. Erwachsen. Gehörkette der linken Seite. Vergrössert. Nach W.K. Parker. Corvus monedula. Nestling. Gehörkette der linken Seite, blossgelegt. Trommelfell entfernt.. Nach W.K. Parker. Q — Quadratbein. Si — Siphonium, vergl. Fig. 12. H — Ein feiner, theilweise knorpeliger Strang, der von dem Extracolumellarknorpel sich abwärts erstreckt, dann aber sich an die Wand der Paukenhöhle anlegt und obliterirt. Dieser Strang entspricht wahrscheinlich, wie schon Peters vermuthete, dem Reste des os stylohyoideum. Aehnliche Reste finden sich bei Eidechsen, während bei Hatteria das ganze Hyoid vorhanden ist. Vergl. Text, S.476. Häufig. wie z. B. bei Geeinus, Fig. 13, und bei Ciconia, Fig. 12, ist dieser Hyoidrest mit dem Knorpelfaden verbunden, welcher den Extracolumellarknorpel mit dem Unterkiefer verbindet, und dem Processus Folianus der Sänger entspricht. Verticaler Querschnitt ungefähr in der Mitte des Ductus cochlearis. Zaube, etwa 30mal vergrössert, Nach Retzius. Bg = Blutgefäss. M.t. — Membrana tectoria. @ — Ganglien im Ramus basilaris des P.a.b — Papilla acustica basilaris. Cochlearnerven. Per — Periost. H.S — Hinterer Schenkel des Rahmens. Sc.» — Scala vestibuli. N.S — Nervenschenkel - - Set — - tyıpani. He — Hyaline, innere Cylinderzellen. Tv. — Tegmentum vasculosum. M.b. — Membrana basilaris Verticalschnitt mit isolirten Fadenzellen, F.Z; Nervenfasern, N; und Haarzellen, 7Z; aus den Üristae acusticae der Ampullen. Links in natürlicher Anordnung, rechts: isolirte Gebilde mit einer an vier Haarzellen endigenden Nervenfaser. Zaube. Nach Retzius. Bei 850maliger Vergrösserung gesehen und dann auf die Hälfte redueirt. Behandlung mit Müller’scher Lösung. Ein Herbst’sches Körperchen aus dem Schnabel der Waldschnepfe /(Scolopax rusticola) nach Behandlung mit Ueberosmiumsäure. 57U0fache Vergrösserung. Nach Key und Retzius. Ein Zellenendkolben aus den weichen Papillen der Entenzunge. Key und Retzius. Bei S50maliger Vergrösserung gesehen und dann auf die Hälfte redueirt. Ein Herbst'sches Körperchen aus der Zunge der Ente. Behandlung mit Ueber- osmiumsäure. „Innerhalb der dichten, äusseren Kapsellage erscheint eine Zone kern- und faserführender Lamellen und zu innerst um den kurzen Endkolben eine Zone, in deren concentrischen Lamellen keine Kerne, aber zahlreiche punktförmige Faserdurchschnitte wahrnehmbar sind. Die markhaltige, vom Perineurium umgebene, geschlängelte Nerven- faser behält Myelin- und Schwann’sche Scheide bis zum Eintritt in den Innenkolben, um dann in die blasse Terminalfaser überzugehen; am Innenkolben liegen die beiden Kern- reihen.“ Key und Retzius. 570mal vergrössert und dann auf die Hälfte redueirt. Die Figuren 1, 3, 4, 5, 11, 12 sind Originale. r- re N x rin) - Em s- Laer ge »% ne Erklärung von Tafel XLVH. Zähne, Schuppen und Federn. 1. Ein Zahn von Hesperornis regalis, nach Marsh, 4 mal nat. Gr. e = mit Email überzogener, freier Theil des Zahnes. d == Alveolartheil, nur aus Dentin bestehend, mit der Pulpa p, darin der junge Ersatzzahn. 2. Laufbekleidung von Gallus, « von der Innen-, 5 von der Aussenseite. 3. - - Geococey:. 4 > - Menura, Seitenansicht. 5: - - (Corvus. Von der Aussenseite. 6. - - Luscinia. Seitenansicht. 7—10. Stadien der Federentwicklung. E = Epitrichium. M = Stratum Malpighi. P = Pulpa. St.c —= Stratum corneum, oder äussere, verhornte Hälfte der Malpigh. Schicht. C = Corium oder Lederhaut. 7. Frühes Stadium. 5 = Bindegewebe der Lederhaut. 8a. Etwas späteres Stadium; die Kuppe der späteren Feder ist nach hinten gebogen. Sb. Querschnitt durch die Federanlage, um die sternförmige Zertheilung der Pulpa zu zeigen. 9a. Schematischer Längsschnitt durch eine sehr junge Feder, nach der Balgeinsenkung oder Follikelbildung. 9b. Theil eines Längsschnittes durch die Schwungfeder einer 2 Tage alten Taube. Id Zellenreihen, welche später die Radien bilden, Rm - - - - Rami bilden. HF Hormnfasern zwischen der Scheide und der Hornschicht der Follikelwand. Ye. Querschnitt durch den eingesenkten Theil der ganzen Anlage. M. = Malpighische Zellen, welche die Aeste (Am) der Feder bilden. MF = Malpighische Zellenlage des Follikels \ continuirlich mit St.c und M der Ober- St.c.F = Stratum corneum des Follikels haut. Sch. — Hornscheide, welche die ganze, herausstehende Feder umgiebt, gebildet durch die äusseren Zellenlagen von M. H.S = Zellengruppen von M, welche den Hauptschaft bilden. I - - - - - Nebenschaft bilden. I - Ze - die Aeste bilden. 10. Uebergangsstelle von einer Erstlingsfeder zur bleibenden Feder bei einer Eule. EF. Aeste der Erstlingsfeder, Sp. aufgelöste Spule übergehend in die Aeste der bleibenden Feder BF. Nach Klee. Fig. 11a. Eine Erstlingsfeder von Nyeticora® cayennensis, nat. Gr. Sch — Hornscheide, eine Spule vortäuschend. 11b. Ein einzelner Ast derselben Feder. um den Uebergang in einen Ast der bleibenden Feder 12. 13. 14. 15. 19. zu zeigen. Vergrössert. Erstlingsfeder vom Kopfe von Turdus merula, als Beispiel für Passeres und Raptores. Erstlingsfeder von Columba. Nach Klee. - - Anas. Nach Klee. — - Gallus. Nach Klee. ‚ Eine Fadenfeder der Gans, mässig vergrössert. Nach Nitzsch. Ende eines weissen Dunenstrahles der Hausente. 130 mal vergr. Nach Nitzsch. Unterer Theil eines Dunenstrahles vom unteren Ende einer Conturfeder von Garrulus glandarius. Vergr. Nach Nitzsch. Radius einer Oonturfeder von Spilornis. 100 mal vergr. 30a. Theil einer metallisch goldgrün zu blau schimmernden Feder von Nectarinia famosa. S — Schaft, r = Ramus, o —= Radii. Schwach vergr. 30b, c. Endtheil eines Radius derselben Feder, von der Fläche und von der Seite gesehen. 21. 22. 26. Stark vergr. Endtheil eines metallischen Radius von Jacamarhaleyon. Stark vergr. Ein metallisch violetter Radius von Sturnus vulgaris. 640 mal vergr. Stück eines gelben, pigmentfreien Radius von Pitta moluccensis. Stück eines Radius einer gelben Brustbüschelfeder von Arachnothera magna. 640 mal vergr. [3 5. Theil einer Bauchfeder von Pitta moluccensis. S — Schaft, R = Ramus, o = Radii. Die radienlosen verdickten Enden der Rami er- scheinen lebhaft blau. 70 mal vergr. Theil eines Ramus, bei * in Fig 25; Schematisch. Stark vergr. T.H. — Transparente Hülle, theilweise entfernt, darunter die Lage von Polyhedern, darunter MZ = Markzellen mit schwarzbraunem Pigment. 7. Schematischer Längsschnitt eines Theiles eines Ramus von Pitta; Vergr. Zeiss Obj.D. Oc.1. Bei 1 erscheint die Feder tief blau, bei 2 schwach blau und die Polyhederzellen werden unregelmässig und kleiner. Bei 3 ist kein blau mehr vorhanden, die Polyheder fehlen, die transparente Hülle ist dicker. — Fig. 1 nach Marsh (Lit. No. 509); 2—6 nach Reichenow (No. 460): 10—15 nach Klee (No 444); 16—1$ nach Nitzsch (No. 454); 20—26 nach Gadow (No. 428); 11, 12, 19, 27 sind Originale. 7—9 nach Angaben von R. A. Davies (No. 456 nebst brieflichen Mittheilungen und Zeichnungen.) Erklärung von Tafel XLVIH. Federfluren und Federn. As = (2) 1. Federfluren von Gallus. Ventral. 2. 5 - Falco peregrinus. Dorsal. 3. - - Aquila fulva. Ventral. 4. - - Ardea cinerea. Ventral. 5. - - Hirundo urbica. Dorsal. Bi = - Cinnyris chloropygia. 8. - -* Cypselus apus. Dorsal. 9. - - Trochilus moschitus. Dorsal. 10. 11. - - Parus coeruleus. 12. 13. - - TUpupa epops. 14. Deckweise der Flügelfedern von Anas. Ventral. 15. - - - - - Dorsal. 16. Flügelknochen und Schwungfedern von Anas. Ventralansicht. r,u = 08 carpi radiale et ulnare. 17. Flügel von Anas. Dorsal. MD = Metacarpo-Digital-Federn — Handschwingen. Cub — Armschwingen. Hum = Humeralfedern. Ax = Axillarfedern. M = Marginal-Deckfedern. T.1.2.3 = Grössere, mittlere und kleinere Deckfedern. Al = Alula. 18. Zwei Rami mit den Radien; od = Radien der distalen, op = Radien der proximalen Seite. 19. Schematisch schräger Schnitt durch Fig. 18 in Richtung von ad. od ein distaler Radius, mit den Häkchen über die umgebogenen Ränder der proximalen Radien op des Ramus Alm, übergreifend. Fig. 1—5, 8, 9, 12, 13 nach Nitzsch (No. 454); 14, 17, 18, 19 nach Wray (No. 475); 6. 7. 10, 11 sind Originale. v. — | Sa Ha re / s Halspe h Erklärung von Tafel XLIX. Athmungs - und Stimmorgane. g 1. Pterylosis eines l5tägigen Embryos von Struthio. ?°/, nat. Gr. Nach Beatrice Lindsay, Proc. Zool. Soc. 1885. pl. XLIII. 2. Cygnus ferus. Trachea nach Oeffnung der rechten Seite des Kieles des Brustbeins. 3. Grus cinereus. Trachea nach Oeffnung der rechten Seite des Kieles des Brustbeins. 4. Manucodia atra. Trachea nach Abtragung der Haut. 5. Entwicklung der Lungen beim Hühnerembryo; mit Stieda’s Bezeichnungen, a. 31], Tage alt. oe —= Üesophagus. b. Ende des 5ten Tages. p — Lungenlappen. c. Am Tten Tage. s — Eıste Anlage des Abdominalluftsackes. d. Am i1ten Tage, mit der Anlage sämmtlicher Luftsäcke, 1. Cellula supralaryngea. 2. — infralaryngea; setzt sich später in die C. axillaris fort. 3. — subcostalis anterior. 4. — — posterior. 5. — abdominalis inferior; communieirt später mit der C. abd. superior, und durch diese mit der C. supralaryngea, 6. Ventralansicht der rechten Lunge eines Huhns, mit Wachs injieirt. Die Zahlen bezeichnen die Austrittsöffnungen der Luftsäcke. Nach Stieda. 7. Ventralansicht der rechten Lunge einer Taube, Columba livia. Nach T. J. Parker's Zootomy. pa —= Art. pulmonalis. pv = Vena pulmonalis. 1 = Oeffnung des Saccus praebronchialis. 2 = Oeffnung des Saccus subbronchialis- S. Corvus corone. Gerüst des Kehlkopfes nach Boccius, 9a. Tetrao urogallus. Gerüst des Kehlkopfes, Seiten- und Dorsalansicht. Nach Boceius. Bezeichnungen nach Boccius: A = Arytaenoid. C = Cricoid. C, —= Gelenkstück. P = Fortsatz des Arytaenoids. T = Thyreoid. 9b. Corvus corone. Dorsalansicht des Kehlkopfes. 10a, b. Yunz torquilla. Ventral- und Dorsalansicht des Kehlkopfes. Nach Boceius. © = Knochenplatte, einen Theil der Wand der Luftröhre bildend. Fig. 11—13. Aptenodytes longirostris. Nach Watson. 11. Gerüst des Kehlkopfes; AC —= Arytaenoid. 7, —= Trachea. CC —= Cricoid. TC = Thyreoid. | 12. Dorsalansicht des Kehlkopfes mit dem M. Sphincter und M. apertor laryngis. — 13. Dorsalansicht des Syrinx. 14. Rhea. Ventral. 15. Pelecanus erispus. Ventral. 16. Ciconia alba. 16a Dorsalansicht; 16b Sagittalschnitt, Innenansicht der Seite. | 17. Abdimia sphenorhyncha. Dorsal. Nach Beddard. 18. Phoenicopterus roseus. Nat. Gr. Links, seitlich gesehen. Oberhalb des M. sterno- trachealis folgt eine deutliche, obgleich schwache transversale allmähliche Erweiterung der Trachea, von ungefähr 5 cm Länge. 19. Anas tadorna d. Ventral. 20. Gallinago scolopacina. Ventral. 21. Gallinago scolopacina. Dorsal. 22. Ardea cinerea.. Dorsal. 23—25. Columba domestica. Ventral, dorsal und links lateral. 26. Phlogoenas eruentata. Dorsal. Beim Syrinx bedeutet / den letzten Trachealring; @ den ersten Bronchialring. St = Musc. sterno-trachealis. Te = Membrana tympanif. externa. bt= - _ broncho-trachealis. NN - - interna. Nur Fig. 2, 3, 4 und 18 sind Originale. Fig. 17 nach Beddard. Die übrigen Ab- bildungen des Syrinx nach Wunderlich. I ZA . u z 7 Fig.1l.7 M Erklärung von Tafel L. Stimmorgane, Syrinx. 1. Gallus domesticus &. Dorsal. Nach Wunderlich. Zwischen / und a die grosse Membr, tympanif. ext. . Perdix cinerea. Dorsal. | . Cathartes atratus. Dorsal. . Falco peregrinus. Ventral. . 7. Otus brachyotus. Ventral und Dorsal. . 9. Palaeornis sp. WVergrössert. Dorsal und links lateral. Original. . Centropus ateralbus. Dorsal. | . Aegotheles novae Hollandiae. . Steatornis caripensis. Nach Joh. Müller. . Batrachostomus. Dorsal. Nach Beddard. . 15. Menura superba. Ventral und rechts lateral. Nach Garrod. . 17. Atrichia rufescens. Ventral und dorsal. Nach Garrod. . Thamnophilus naevius. Nach Müller. . Furnarius rufus. Ventral. Nach Müller. . 21. Pipra leucocilla. Ventral und dorsal. Nach Müller. . Trochilus dominicus. Muskeln der linken Hälfte entfernt. 5 = erster sehr dünner, . Trochilus dominieus. Dorsal. Nach Müller. . Coracina scutata. Ventral. . Grallaria guatemalensis. Ventral. f 26. - - d&- Seitlich. Zwischen / und V die stark reducirten Trachealringe. | Nach Wunderlich. | Nach Beddard. c — zweiter, starker Bronchialring. Nach Garrod. | Corvus corax. Original. S. S. 732. A = Rechts. B = Ventral. C = Dorsal. Allgemein gültige Bezeichnungen: I] = Unterster Trachealring. a = Erster Bronchialring. st = Musc. sterno-trachealis. bt =M. broncho-trachealis. Ti. = Membrana tympanif. interna. Nur Fig. 8, 9, 26 sind Originale; die übrigen nach Müller, Garrod, Beddard und Wunderlich. u. R))) “ er y 1% I | ri FF ”» Bo 2 i Er Re | er < REN air Jar j ) DE! { »” Be E 2 - 4 i n - j ee 5 Er * ” Erklärung von Tafel LI. Gefässsystem. Fig. 1. Herz von Rhea americana. Ventralansicht. "/, nat. Gr. Rechter Vorhof und rechte Kammer geöffnet. Mb = Muskelbündel zwischen Septum ventriculorum und Wand der rechten Kammer. S. S. 765. — Wurzel der Lungenarterien, ihre drei Semilunarklappen liegen in Höhe von P.. Pd == Rechte Lungenarterie. Velv. ce. d = Valyula cardiaca dextra; mit ihr zusammenstossend eine ähnliche kleinere Falte, einigermaassen einem Papillarmuskel vergleichbar, wie auch die ganze Muskulatur der Klappe phylogenetisch aus verschmolzenen Papillarmuskeln entstanden zu sein scheint. O. a. ve = ÖOrificium atrio-ventriculare dextrum. V. e. = Durch zwei Klappenfalten geschlossene Mündung der Vena cava inferior. V. e. s. d = Vena cava superior dextra. 2. Herz der Haustaube. Dorsalansicht. Nat. Gr. Nach T.J. Parker’s Zootomy. Venöses Blut haltende Gefässe blau, arterielles roth. 4Ao = Aorta. Au.d; Au.s = Rechter und linker Vorhof. Ca = Üarotides communes. C.s = Vena cava superior sinistra. Ci = Vena cava inferior. A.P = Arteria pulmonalis. V.P = Vena pulmonalis. Br.a — Armarterie. Br.v = Armvene. 3. Krümmung des Herzens von rechts und dorsal gesehen, gegen Ende des dritten Tages. Schematisch nach Duval. A,—4, = Primitive Aortenbogen der rechten Seite. Vom = Dottervene. 7’r.a Truncus arteriosus, 4a. Ventralansicht des Herzens eines Hühnchens am vierten Tage. LA = Linker Vorhof. VW = Ventrikel. — Nach Balfour. 4b. Dorsalansicht des Herzens am fünften Tage. Nach Balfour. 5. Herz und Gefässe von Cygnus olor. Nach einem injieirten Präparat im Museum zu Cambridge. '/, nat. Gr. | eut.ap —= Vena cutanea abdomino- oesö = Art. oesophagea inferior. S. 8. 770. pectoralis S. S. 795. mam — Art. mammaria interna. st.cl = Art. sterno-clavicularis. 6. Querschnitt dicht hinter der künftigen Herzanlage beim Hühnchen von 25—26 Stunden. Nach Duval. 7. Querschnitt durch die noch doppelte Herzanlage. Hühnchen mit 10 Urwirbeln, d. h, von ungefähr 30 Stunden. (Nach Gasser.) In Bezug auf das Herz zeigt Fig. 6 ein früheres Stadium. C = Centralcanal des Rückenmarks. Ch = Chorda dorsalis. Ph = Pharynx; in Fig. 6 noch nicht von der Urdarmhöhle abgeschnürt. Vom = Dottervenen. Ao — Aorten. So — Somato-, Sp = Splanchnopleura.. ZHy = Hypoblast. H = die beiden Herzhälften, noch durch Endothel von einander getrennt. Mo = Mesenterium ventrale. P = Peritonealhöhle. Fig. 8. 10. 11: 13. 14. Aeste der Aorta von Ducorvus abyssinieus. Nach Ottley. 8. 8. 776. syr. — Arterie zum Syrinx, Oesophagus und Lunge, den Nerv. recurrens laryngei begleitend. . 9. Verschiedenheiten der Carotides communes (roth) und der Car. superficiales s. arteriae Ba vagi (schwarz). 8. S. 775—778. Nach Garrod. A. 2 Carotides profundae. B. 2 Carotides profundae conjunctae. C. 2 Car. prof. conj., linke reducirt (Phoenicopterus). D. Nur C. profunda dextra und Car. superfic. sinistra (Psittaci). Schematische Darstellung des Blutkreislaufes bei den Vögeln. Vergl. S. 761. Die beiden Herzhälften sind im Septum atriorum und im S. ventriculoram durchtrennt gedacht und auseinander gelegt. Venöses Blut blau, arterielles roth. Blutgefässsystem der Haustaube. Ventralansicht. Nat. Gr. Nach T. J. Parker. Arterien roth, Venen blau. 4Ao = Aorta. Su = A. subelavia. Af= A. femoralis. V=A. und V. vertebralis. Asc = A. ischiadica. V.c.p = Vena caya posterior. Br = A. und V. brachialis. V.f = Vena femoralis. C.c = Üarotides communes. Um = \V. umbilicalis. Ci = Carotis interna dextra. a.R.v = Aus dem Becken zuführende Nieren- ve = A. coeliaca. vene. m.a = A. mesenterica superior. em = V. coccygo-mesenterica. m.p = A. mesenterica inferior. e.R.v = Ausführende Nierenvene. Pec = A. und V. pectorales. im = A. und V. mammaria interna. P = Pulmonalarterien. E i.id = Art. und V. iliaca interna. Rl, 2, 5 = Obere, mittlere und untere H.d = \. hepatica dextra. Nierenarterie. Schema der Umbildung der primitiven Aortenbogen in die grossen Arterienstämme bei den Vögeln. Nach den neueren Untersuchungen von Sabatier, Boas, Bemmelen. Die schon sehr früh wieder verschwindenden Theile sind nur punktirt; die sich noch länger ligamentös erhaltenden sind grau. I—b —= die sechs primitiven Bogen. P = Pulmonalarterie. Ce, Ci = et interna. S = A. subelavia.. DB = Ductus Botalli. Schema der Umbildung der vierten und sechsten primitiven Bogen und des Truncus aorticus bei den Vögeln. Carotis externa lo.d, Ao.s = Rechte und linke Aorta; der sich bei den Vögeln nur ligamentös erhaltende Theil der linken Aorta ist grau, sein sich wohl überhaupt nicht mehr auleeney Wurzel- theil ist weiss gehalten (nach Sabatier). B.C.d, B.C.s = Rechter und linker Truncus brachiocephalicus. Die Kopfarterien der Ente; Schädel geöffnet. Nach Hahn. —= A. facialis. 10. 12 = A. Carotis cerebralis. 2 = - Maxillaris interna. 13 = A. oceipitalis. 3 = - laryngea superior. oes.s — A. oesophagea superior. 4 = - lingualis. @G.H = Glandula Harderi. 5 = - palatina. Mo = Musco orbito-omoideus. 8. 8. 323. 6 —= Ram. ext. art. spheno-palatinae. N.II =N. optieus. 7 = Plexus maxillaris. N.V=N. trigeminus ram. secundus. 8, 10 = A. ophthalmica externa. V.I = Atlas. 9 = Rete temporale. 7 = Zunge. Fig g. 1, 5, 10, 13 sind Originale. he N er Fe u TEL nat he Kakaak lee Erklärung von Tafel LI. Gefässsystem. Fig. 1—3. Drei Stadien der Entwicklung der V. omphalo-mesentericae und der V. umbilicales (blau) beim Hühnchen. Nach Hochstetter. l. Um die 75. Stunde der Bebrütung. Der noch offen mit dem Dottersack communicirende Darm D ist von einem der sich bildenden und dann wieder verschwindenden venösen Ringe umgeben. — In der Leber Z sprossen die zu- und abführenden Lebervenen. /d = Rechte Umbilicalvene. Us = Linke Umbilicalvene, mit einem neu gebildeten Ast in die linke Vena hepatica mündend. 2. Um die 100. Stunde. Der ursprünglich in den linken Ductus Cuvieri mündende Ast der linken Umbilicalvene ist verschwunden. P = Pancreas; V.c.’ die bereits gebildete Vena cava inferior. 3. Um die 140. Stunde, am 6. Tage, kurz vor Verschwinden des Ductus venosus; die V. omphalo-mesenterica fast ganz in zuführende Lebervenen aufgelösst. Rechte Umbilicalvene ganz verschwunden, linke nur in die V. hep. sin. mündend. 4—6. Entwicklung der Körpervenenstämme. Nach Hochstetter. 4. Am Beginn des 5. Tages. 5. Am Ende des 7. Tages. 6. Spätere Brüttage, bis Beginn der Luftathmung. Die theilweise verschwindenden hinteren Cardinalvenen sind punktirt. Cp = Hintere Cardinalvene. Su = Subelavia. Do = Ductus venosus. U,s = V. Umbiliealis sinistra. V.e.? = Vena cava inferior. il = Vena iliaca. V.h.s = V. hepatica sinistra. hy = Vena hypogastrica. V.c.a = Vena cava anterior. 7. Columba domestica, 1 Tag vor dem Auskriechen. Spiralige Drehung der Dottergefässe um den Dottergang. S. S. 706. Nach Gadow, Lit. No. 580. D = in die Leibeshöhle eingetretener Dotter. N = Hautnahbel. Us = V. umbilicalis sinistra. 8. Gefässsystem des Embryos und seines Dottersackes am Ende des dritten Tages. Nach Balfour; das Gefässnetz des Dottersackes ist vereinfacht gezeichnet. Die ganze Keimhaut ist vom Ei abgelöst und von unten betrachtet dargestellt, daher erscheint links und rechts in umgekehrter Stellung. Der Embryo ist im Umriss eingezeichnet, seine unmittelbare Umgebung ist gefässlos. Die Area opaca ist zur A. vasculosa geworden, ihre zahlreichen Gefässe werden durch den Sinus terminalis scharf gegen den (nicht gezeichneten) Dotterhof abgegrenzt. Ci = Üarotis interna. L.V.O, R.V.O = Linke und rechte Dottervene. DC = Ductus Öuvieri sinister. ST = Sinus terminalis. LAO, RAO = Linke und rechte Dotter- Sea, Ica = Vordere und hintere linke Cardinal- arterie. vene. 9, Innenansicht der Beckenhöhle eines 20tägigen Hühnerembryos. Nach Budge. F = Bursa Fabricii. o — Oriduct. L = Lymphherz am Ram. post. der Vena w = Ureter. hypogastrica. 10. Meleagris gallopavo 9. Nach Neugebauer. 8. 8. 799. hy = V. hypogastricae. coce.m = V. coccygo-mesenterica. 11. Pernis apivorus. Nach Neugebauer. 8. 8. 799. v.r.m = Vena renalis magna. Fig. 19%; 14. Meleagris gallopavo. Schädel theilweise entfernt bis auf das Ohrlabyrinth und das Gehirn. Nach Neugebauer. 1 = Vena cephalica posterior dextra. 2 V. auris interna. 3 = Y. oceipito-collaris. 4 V. oceipitalis media. 5 V. vertebralis dextra. 6 = Sinus transversus dextra. 7 = Sinus temporo sphenoideus. 5 = Sinus occipitalis superior. 9 —= Vena ophthalmica. 10 = V. nasalis interna. 11 = Verbindung des Annulus basilaris mit Annulus nervi optici. 12 = Vena maxillaris. Q = Os quadratum. S = (analis semieireularis anterior. N.II = Nervus opticus. V.I = Atlas. Meleagris gallopavo. Basilaransicht des Gehirns. Nach Neugebauer. 1 = Annulus venosus cerebri anticus, 2 = Venae basilaris laterales. 3: = V. basilaris media. 4.5 Aeste zur V. ophthalmica. 6 = Amnulus venosus basilaris. 7 = V. basilaris medullae oblongatae. S Sinus venosus foraminis ocecipitalis. 9 = Sinus petrosi. 10 = Sinus sphenoidei. Cb = Cerebellum. Bi = Corpora bigemina. C.c = Arteria Carotides cerebrales. A.o = Arteria ophthalmica. H = Hypophysis cerebri. Gallus domesticus. Arterien und Venen des Flügels. Ventralansich. Nach Neu- gsebauer. Venen blau, Arterien roth, Nerven weiss. 1 = V. cav. sup. dextra. 2 = V. subelavia. 3 = V. thoracica interna. 4 = V. thoracica externa posterior. 7=|\. coracoidea. Ss = V. sternocoracoidea. 9 = V. acromialis. 12 = V. thorac. ext. anterior. 13 = V. cutanea abdomino-pectoralis. 15. NV Aasıllanıs: 16 = YV. humeri profunda. 7 eV ahasıliea. 20 = V. brachialis. 22 = Verbindung von 17 mit 20. 23 = V. profunda radialis. 29 = Y. profunda ulnaris. 32 Verbindungen von 17 mit 29. Arterien. a = Art. cutanea abdominalis, b = A. thoracica externa posterior. c = A. carotis dextra. d = A. axillaris. e = A. brachialis externa. = A. brachialis interna. g=A. radialis. h= A. ulnaris. N.m = Nervus medianus. Meleagris gallopavo. Jugular- und Vertebralvenen an Kopf und Hals. Nach Neugebauer. Roth = Vertebralarterien. 1 = Vena jugularis dextra et sinistra. 2 = V. occipito-collaris dextra et sinistra. 3 = Verbindungen mit der Vertebralvene. 4 = Verbindung mit dem Annulus ocei- pitalis. 5 = Vena vertebralis dextra. 6 = Vena vertebralis sinistra. = Vena lingualis. S = Y. cephalica posterior. 9 = Y. cephalica anterior dextra, 10 = V. facialis externa dextra. 11 = Y. cephalica anterior sinistra. 12 = V. facialis externa sinistra. 13 = Verbindung zwischen rechter und linker Vena facialis interna, 14 = Venae infrapalatinae, 15 = Vena palpebralis. 16 Venae auriculares. Fig. Erklärung von Tafel LIM. . Klappen in der Arteria mesenterica superior von Anser. Nach Barkow. S.S. 781. A. Aussenansicht. B. Geöffnet. . Die linke V. suprarenalis der Gans. Nach Jourdain, (Lit. No. 795.) C = Rippen. p = Ein von dorsalwärts die Intercostalmuskeln durchbohrender Zweig des V. suprarenalis. ps — Vena porte du corps surrenal. st — Venae intercosto-vertebrales. . Schema der Nierenyenen und Arterien der Taube. Nach Jourdain. c.p = Vena caya posterior. p.s = V. porte du corps surr&nal = V. supra- ey —= \. coccygea media. renalis externa. F = V. femoralis. r = V. magna renalis —= V. &mulgente f.d = branche directe de la v. femorale. prineipale. fr = branche postsrieure anastomotique r.a — V. renalis afferens lobi anterioris. de la v. f&morale. re =\. - efferens - - fr! = portion extra-r&nale. s —\N. sciatica, h = \V. hypogastrica caudalis. 2 = V\. azygos sacralis. N jliaca, 2.s — Anastomose der Nebennieren-Pfortader Ff.d = \. ilio- mesenterica. und der V. azygos sacralis. 1 = Arteria sacralis media, 4.5.6 = a. renalis anterior, nudia et posterior. 2 = a. femoralis. 7 = a. hypogastrica caudalis. 3 = a. sciatica. 8 —= a. coccygea media . Schematische Darstellung der Lymphbahnen (schwarz) der Gans. Theilweise nach Lauth. (Lit. No. 799.) coel = A. coeliaca. v.c,s.d — Vena cava superior dextra. mes — A. mesenterica superior. v.c.m = Vena coccygomesenterica. sc = A. seiatica. L = Lymphherzen neben der Venae hypo- fr! = vergleiche Fig. 3. gastricae, nebst Lymphgefässen von der v.j.d u. v.j.s = Vena jugularis dextra et Cloake kommend. Vergl. S. 813. sinistra. . Lymphgefässe eines Hühnerembryos, nach Budge. Lymphgefässe schwarz, Arterien roth, Venen blau. Nach Fortnahme des Herzens und der übrigen Eingeweide. . Schematische Darstellung der Entwickelung der Thymus (7), der Schilddrüse (S) und der Nebenschilddrüse (Ns) beim Hühnerembryo. 1—4 = Eıste bis vierte Schlundtasche. — Nach de Meuron. . Ventralansicht der bleibenden Lagerung von Thymus, Nebenschilddrüse und Schilddrüse eines jungen Huhnes. Nach de Meuron. T = Thymus; S = Schilddrüse; Ns = Nebenschilddrüse oder Supra = Pericardial- körper. > ir Fig. 8 9. Schematische Dorsalansichten der Gegend der Halswurzel eines Ttägigen Hühner- embryos. Nach Mall. » aa? —= Vierter und fünfter Aortenbogen. C.D = Carotis dextra, mit der Subelavia S.el. S = Haupttheil der Schilddrüse. T, = Haupttheil des rechten Thymus, von x + N getrennt bleibend. T, = Unterer, abgetrennter Theil der Thymus. x = Aus der Innenwand der vierten Kiemen- oder Schlundtasche entstandener Thymus- theil, vom 10. Tage an mit N vereinigt als Nebenschilddrüse. y — Aus der Wand der Fossa subbranchialis entstandener Thymustheil; zerfällt am Ende der Bebrütung zu Körnchen, welche den Aortabogen umgeben. Vjd = Vena jugularis dextra. 10. Harnkanälchen einer Taube. Nach Hufner aus Stricker's Handbuch. (Lit. No. 848.) Zur Erklärung s. S. 823, VI und VII = Tubuli medullares und grössere Sammeläste. 11. Schematische Darstellung des Kreislaufes in einem Nierenbecher. Schwarz — Nierenkanälchen. Roth = Nierenarterien und zwar a.i die Arteria interlobularis mit ihren in die Glo- meruli eintretenden Zweigen; a.r die hauptsächlich sich in der Marksubstanz verzweigenden arteriae Tectae. Blau = Nierenvenen, vena interlobularis, mit capillären Zweigen aus den Glomeruli und capillaren Zweigen, welche mit denen der art. rectae anastomosiren. Vergl. S. 800, 802 und 824. 12. Querschnitt durch die Urniere. Die Anlage des Müller'schen Ganges und die Keimdrüse beim Hühnerembryo vom vierten Tage. Nach Waldeyer, stark vergrössert. W = Umiere; Wy = Urniereugang; R = Rumpfplatte. Blaa = verdicktes Keimepithel, von welchem sich das vordere Eude des Müller’schen Ganges (Mg) einstülpt und in welchem bei O primäre Keimzellen liegen. K = Modificirtes Mesoblast, welches das Stroma der Keimdrüse bilden wird. 13. Querschnitt durch den äusseren Glomerulus (G/) eines der vorderen Vornierenkanälchen eines Hühnerembryos von ungefähr 100 Stunden. Nach Balfour. Pe — Peritonal-Epithel; W = Wolli’scher oder Urnierengang. Der segmentale Gang und die Verbindung zwischen äusseren und inneren Theilen des Glomerulus sind nicht gezeichnet. Die übrigen, zur Erklärung der Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane dienenden Abbildungen finden sich auf den Tafeln zur allgemeinen Entwicklungsgeschichte. Taf. 55 ff. Fig. Erklärung von Tafel LIV. Uro-Genital-Organe und Cloake. 1—9. Spermatozoen in ungefähr eintausendfacher linearer Vergrösserung. Nach Ballowitz SO 19 va wow m rt ale 13. 14. Lit. No. 879. In 0,75 procentiger Kochsalzlösung durch Osmiumsäuredämpfe fixirt. "st = Vorderstück des Kopfes. H — Hauptstück der Geissel. S—= Schraubenförmiger Saum des Vorder- E = Endstück. stückes. Hst — Hinterstück des Kopfes. Af = Axenfaden. Sst — Spitzenstück. Sp = Spiralsaum. V = Verbindungsstück der Geissel. . Fringilla coelebs. Bei x setzt sich die Geissel noch um ungefähr 10 cm weit fort. . Museicapa grisola. Kopf und vorderer Theil der Geissel. . Oriolus galbula. . Caprimulgus europaeus. . Columba livia var. domestica. . Picus major. . Vanellus cristatus. . Tadorna vulpanser. . Meleagris gallopavo. Geissel nicht vollständig. . Columba &. Ventralansicht. 7. 2. 3. = Nierenlappen. N = Nebenniere. 7’—= Hoden. Ep = Nebenhoden. Vd == Samenleiter mit der Anschwellung (vergl. S. 837). U == Ureter. V = Vena cava posterior. Man vergleiche hiermit Fig. 3. Taf. LIII. Columba livia, var. domestica 9. Ventralansicht, ?/, nat. Gr. Nach T. J. Parker’s Zootomy. 0v — Övarium. l!od —= Linker Oviduct, mit der trichterförmigen Oeffnung Z’r des Infundibulum. rod — Rudiment des rechten Oviducts. . Schematische Darstellung der Vogel-Cloake in verticalem Längsschnitt. CD = Coprodaeum. BF = Bursa Fabricii. UD = Urodaeum. sph = Sphincter ani. PD = Proctodaeum. ud = Ureter und Vas deferens, Schematische Darstellung der Cloake von Struthio Z. — Penis, Leptophilus argala d. Ventralansicht der Cloake nach Entfernung des grössten Theiles der ventralen Wand. Nat. Grösse. u und g = Papillen, auf welchen die Harnleiter und Vasa deferentia münden. . Rhea darwini d. Ventralansicht in das Urodaeum und die letzteres vom Coprodaeum trennende Falte rc. Die Wände des Urodaeum gehen in den punktirt angedeuteten Penis über. Fig. 16. Rhea darwinic. Die rechte Hälfte der Wandung des Rectum, Urodaeum und Proctodaeum ist entfernt, um die Lageverhältnisse dieser Räume zu zeigen. Der Penis ist halb hervor- gestreckt, sein rechter Schwellkörper ist durchschnitten. R — Rectum; ® — ventrale Ecke der Afteröffnung. 17. Rhea americana . Ventralansicht der eingezogenen Ruthe. Ungefähr "/, nat. Grösse. Nach Müller (Lit. No. 915). BF — Bursa Fabriei. E — Ende des festen Theiles der Ruthe. F -——- Fibröser Theil der Ruthe, mit dem Sphincter innig verwachsen; / = Fortsetzung der fibrösen Körper. MNO — Eingestülptes Rohr; M — aus der natürlichen Lage zwischen Sphineter und After- haut hervorgezogene Windungen; N — in der Mitte des fibrösen Körpers an- gewachsenes blindes Ende des Rohres; O0 — das andere Ende des Rohres, welches mit der Oeffnung bei E in Verbindung steht; bei © ist die Borste künstlich durch- gestossen. P = Protractor penis. R = Retractor penis. Sph -- Sphincter ani, bei SpA! von der äusseren Haut des Afters bedeckt. U —= Ureter, Y = Vas deferens. 18. Rhea americana d. Dasselbe wie Fig. 17, aber nachdem der Röhrentheil der Ruthe ausgestülpt worden ist. k r = Fortsetzung der Rinne von Ri. 19— 24. Entwicklung der Cloake des Hühnchens, nach Wenckebach. Lit. No. 924. am — Amnionfalte. 1G — lacunaeus Gewebe. BF = Bursa Fabricii. pa = Postanaldarın. Ca — Ölpakalanschwellung. pr = Primitivstreif. Ch = Chorda dorsalis. lv = Epiblast Einstülpung des Proctodaeum. Fig. 19— 21, 23 u. 24 in sagittalen Durchschnitten. 19. Embryo am Anfang des 2. Tages. 2. - - - SILAFR- 21. - von 7 Tagen. 22 - von 6 Tagen, Frontalschnit‘. Dr - uk 24. Hühnchen von 5 Tagen. Fig. 1—9 nach Ballowitz, 10 Original. 11 nach T. J. Parker. 12—16 nach Gadow (Lit. No. 903.) 17 u. 18 nach J. Müller. 19—24 nach Wenckebach. Fig. . Schnitt durch einen Theil des Eierstocks eines erwachsenen Huhns. 4mal vergr. bu | Erklärung von Tafel LV. Ei und Entwicklung des Embryos. D = ÖOvulum, umgeben von der Eikapsel Ä. . Schnitt durch die Eikapsel. 250 mal vergr. D — Dotter. M. » — Membrana vitellina. M. g —= Membrana granulosa oder Follikelzellen. F. H. = Follikelhaut. Vergl. S. 831 u. 865. . Schnitt durch die Mitte eines reifen Eierstockseies. Nat. Grösse. Ks — Keimscheibe. C = Üentrales Eiweiss, umgeben von Kb —= Keimbläschen. abwechselnd gelben und weissen Dotterschichten. . Schematische Darstellung eines von oben betrachteten, befruchteten und gelegten Eies. Die Dotterkugel ist unversehrt; Eiweiss und Schale horizontal durchschnitten zu denken. Vergl. S. 868. Ap u. A = Blastoderm, oben auf der Dotterkugel liegend. Ch —= Chalazae oder Hagelschnüre. Ksch —= Kalkschale: © — Öberhäutchen. Sch I u.Sch2 — Aeussere und innere Lage der Schalenhaut, den Luftraum Z um- schliessend. . Schematische Darstellung eines Querschnittes durch ein gekochtes Hühnerei. 20mal vergrössert. d — homogene Schicht gegen die Schalenhaut; 2 — homogene Schicht gegen den Dotter (Dotterhaut?). h = durchsichtige Schichten sehr concentrirten Eiweisses. e, f. 9 = Schichten des mehr wasserhaltigen Eiweisses, undurchsichtiger als % wegen der körnigen Beschaffenheit, welche sie bei der Coagulation annehmen. f = deutliche concentrische Schichtung. 9 — keine Schichtung, hierin fluctuirt der Dotter ohne Hinderniss. . Verticaler Schnitt durch die Schale von Struthio. Schematisch. Ungefähr 66 mal vergrössert. C —= die verzweigten Porencanäle, welche in die Grube G unter dem die Oeffnungen ausfüllenden Oberhäutchen O münden. M — Mammillen. Sch —= Schalenhaut. . Schnitt durch die Schale vom Haushuhn. 72 mal vergr. O0 — Öberhäutchen ; Schae —= Schwanmmschicht; M — Mammillen ; Seh — Schalenhaut. . Schnitt durch die Schale von ÖOpisthocomus. 72 mal vergr. . Schnitt durch die Schale eines Möveneies. / = Schichten braunen Pigments. 10. Die Keimscheibe eines befruchteten Hühnereies, in natürlicher Grösse. 1. Zur Zeit wenn das Ei im Uterus anlangt. S. S. S6S. 2 2. Zur Zeit, wenn die Schalenbildung beginnt. vie. 11. Dasselbe wie in Fig. 10 (2) achtmal vergrössert. j 12. Flächenansicht der Keimscheibe des frisch gelegten Eies, 4 mal vergrösstrt; entsprechend dem vordern und hintern Ende des Blastoderms in der Längsaxe des späteren Embryos. p = Anfang der Sichelrinne. 13. Flächenansicht der Keimscheibe nach 5stündiger Bebrütung. E. S = Embryonalschild. S — Sichel mit Stiel oder Rinne. A. p = Area pellucida. A. 0 — Area opaca. 14. Längsschnitt durch die Keimscheibe in der Ebene #p der Fig. 12. Vielleicht nach zwei- stündiger Bebrütung. JE = Aeusseres Keimblatt Cav — Höhle zwischen Dotter u. Furchungszelien. Kr —= Keimwall. 15. Querschnitt durch das Blastoderm in der Ebene ££ der Fig. 13. — 5 Stunden. Ps — Primitivstreif. 16. Querschnitt in der Ebene t‘‘ der Fig. 13. — BP = Blastoporus. 17. Blastoderm und Dotterkugel in natürlicher Grösse. — 15 Stunden Bebrütung. Ap —= Area pellueida; A.o = A. opaca; A. w@ —= A. vitellina — Späterer Gefässhof. 18. Die Area pellucida von Fig. 17, 14 mal vergrössert. Ps — Primitivstreif. KF — Vordere oder Kopffalte des Amnion. 19. Area pellucida, um die 20ste Stunde. MF — Medullarfalten. A. va — Area vasculosa. 20. Dorsalansicht der Area pellueida mit 5 Somiten (So); PS und PS’ — vorderer und hinterer Theil des Primitivstreifs. Ungefähr 24 Stunden alt und 20 mal vergrössert. Die Medullar- falten liegen schon theilweise an einander. Nach Balfour. 21—27. Schematische verticale Längsschnitte durch Blastoderm, Embryo und Dotterkugel in 21% ww ty natürlicher Grösse. Nach Foster und Balfour. — Embryo schraffirt. Leibeshöhle blau. K — Kopffalte. D. H. Schematisch angedeutete Dotterhaut; der Deutlichkeit halber zu weit vom Dotter entfernt gezeichnet. Das Blastoderm ist dunkel gezeichnet. K. F. A = Kopffalte des Amnion, rechts. S. F, A = Schwanzfalte des Amnion, links. So — Somatopleura, Sp = Splanchnopleura. F. A = Die beiden Amnionfalten nähern sich über dem Embryo. 24. Die beiden Amnionfalten sind über dem Amnion verschmolzen, die beiden Hälften der Leibeshöhle sind zu einer vereinigt. A. HZ —= Amnionhöhle. . Schwanzhälfte. AU —= Allantois. . Späteres Stadium, ungefähr Fig. 4 Taf. LVI entsprechend. Die Splanchnopleura hat beinahe den ganzen Dotter umgeben, steht aber noch am untern Pole der Dotterkugel mit der Serosa, d. h. dem peripheren Reste der Somatopleura in Verbindung. . Kurze Zeit vor dem Ausschlüpfen, wenn der Rest des Dotters in den Bauch des Embryos hineingezogeen wird. Die Allantois ist der Einfachheit halber zu klein gezeichnet; in Wirklichkeit dehnt sie sich überall in dem extraembryonalen Theile der Leibeshöhle LH aus. — Fig. 1—5, 10-19 nach Duval. 6—9 nach Nathusius. 20—27 nach Foster und Balfour. unal N u \ \ / Dotter } (2) [ae ATS Fig2r./ (#> \\ Au un = = u Inh last Abs Kirnkhaslı Leuie Fig. 1: 2. Erklärung von Tafel LVI. Entwicklung des Embryos. Embryo und Dotter (Huhn) am 6. Brütetage. Nat. Grösse. Allantois grün; Amnion blau. Bauchgegend desselben Embryos, vergrössert, um die Lage des Dottersackes, seine Ver- bindung mit der Darmschlinge und den Allantoisstiel zu zeigen. Das Amnion ist dicht an seinem Uebergange in die Leibeswand abgeschnitten. 3—6. Vertikale Längsschnitte durch Ei nebst Embryo des Huhnes. 1'/, mal nat. Gr. or | Roth = Mesoblast. Blau = Ectoblast. Grün = Endoblast. AH — Amnionhöhle. LH = Leibeshöhle; LH, ihre extra- All — Allantois. embryonale Ausdehnung. DH == Dotterhaut. M.ser. = Membrana serosa, LR = Luftraum am stumpfen Eipole. . Am Beginn des 4. Tages. Sch = Kalkschale nebst Schalenhaut Sch.h. . Am 7. Tage; verticaler Längsschnitt; in Bezug auf das Ei in derselben Lage, der Em- bryo selbst ist schräg nach dem stumpfen Pole zu umgesunken. . Am 14. Tage. Das Eiweiss ist auf die Figur des spitzen Poles beschränkt. Darm durch das Mesenterium mit dem Rumpfe verbunden, . Verticaler Längsschnitt durch die Spitze Hälfte desselben Eies. AU = Allantoisstiel. . Verticaler Längsschnitt durch den Embryo eines Vogels; combinirt nach Foster und Balfour. All — Beginn der Allantoisausbuchtung. Ch — Chorda dorsalis. K.F.A = Kopffalte des Amnion. KD = Kopfdarm. LH, = Extraembryonale Ausdehnung der Pleuro - peritoneal - Höhle. HZ Herz: N = Centralcanal des Rückenmarkes, als C. neurentericus mit der Darmhöhle communicirend. S.F.A = Schwanzfalte des Amnion. zy = deutet die Ebene an, in welcher Fig. 12 im Querschnitt gezeichnet ist. s—11. Querschnitte durch den Canalis neurentericus und seine Umgebung bei einem Enten- ale 12. embryo von 26 Somiten. Ch — Chorda; Pr — Primitivstreif; Mes — Mesoblast. . Kopfwärts vom eigentlichen Canalis neurentericus. MC = Medullarcanal. Ch = Chorda dorsalis mit einer centralen Höhle. . Schnitt durch die Stelle, an welcher der Medullarcanal mit der Chordahöhle communicirt, d. h. die Chorda durchbohrt. . Schnitt dicht hinter dem vorigen; zeigt die Hypoblastöffnung des ©. neurentericus und die Grube an der Dorsalfläche des Primitivstreifs, welche Grube nach vorn hin in den Medullarcanal übergeht. Schnitt durch den Primitivstreif dicht hinter dem C. neurentericus. Querschnitt durch einen dreitägigen Embryo, in der durch die Linie @y, Fig. 7, an- gedeuteten Ebene. Auu—= Öhrbläschen; A = Recessus labyrinthicus; C—= Beginn der Cochlea. 4o — Aortenbogen, jederseits zweimal getroffen. Ch — Chorda dorsalis. IV = Vierter Hirnyentrikel. V.Ca = Vordere Cardinalvene oder. V. jugularis. Fig. 13a. Entenembryo mit 32 Urwirbeln, d. h. ungefähr 50 Stunden alt. Querschnitt durch den 30. Urwirbel, Pr.V. — W.G = Wolff’scher Gang; V.C = Cardinalvene; 4 = Leibes- höhle. M.Pl = Mittelplatte, noch zusammenhängend mit dem Peritoneum Pe; vergl. auch S. 828; Ao — Aorta. 13b. Querschnitt durch den 22. Urwirbel. S.C = Sich entwickelndes, später mit dem Wolff’schen Gange verbindendes Urnieren- canälchen. 14. Ventralansicht der hinteren Hälfte eines Embryos mit etwa 18 Urwirbeln von Melopsittacus H = Herzkammer, Au — Vorkammer. VDpf = vordere Darmpforte. Sp — Spalt im angeschwollenen Chordaende, durch welchen das Rückenmarksrohr mit künftigem Darm- lumen communicirt (Canalis neurentericus). S. S. 909. 15. Seitenansicht des Hinterendes eines schon Federpapillen besitzenden Embryos von Melop- sittacus. Vergrössertt. A = After. K —= Schwanzknöpfchen, s. S. 917. Umriss des Embryos von 68 Stunden, dorsal und von der rechten Seite gesehen, nach Fortnahme des Amnion. Vva = Rechte vordere Dottervene, Vom = Linke Vena omphalo-mesenterica. Vop —= Linke hintere Dottervene. Vi3 — Dritte Visceraltasche, V.H, Z.H, M.H, H.H —= Vorder-, Zwischen-, Mittel-, Hinterhirn. Li — Augenlinse, links davor die Chorioidspalte. Hz = Herz. 17. Verticaler Längsschnitt durch die Mitte der Vorderhälfte eines Hühnerembryos am Ende des dritten Tages. Gehirn und Rückenmark blau. Pin = Zirbeldrüse. Ectodermale Hüllen und Chorda schwarz, Mesoblast roth. Hypoblast grün. Am = Amnion. ÄAo = Aortenwurzel. Au = Rechter Vorhof mit der Vena omphalo-mesenterica V.o.m. Ch —= ÜChorda dorsalis, am Vorderende typisch umgeknickt. Coel — Leibeshöhle. DH = Dotter- oder Darmhöhle. Hy = Hypophysen - Einstülpung. Hph = Pharyngeal-Hypophyse, nach Seessel das Rudiment der von Kölliker beschriebenen Pharynx - Tonsille. M = Rest der bereits theilweise aufgelösten Membran, welche den Pharynx von der epiblastischen Mundeinstülpung scheidet. Mpl = Muskelplatte. U.W = Zum Wirbelkörper werdende ventrale Masse der Somiten. 18. Schematischer Querschnitt durch den Rumpf eines Vogels. S. S. 900. Ao = Aorta. — @' = Geschlechtsdrüse. — N —= Niere. — L= Leber. — L.H = Leibes- höhle. — S8o.pl, Sp.pl = Somato- und Splanchnopleura. — W = Wirbel. — R = Rippe. C = Centralcanal des Rückenmarks. 16. = Fig. 1, 3, 4, 5, 6, 16 und 17 nach Duval. — Fig. 7 combinirt nach Foster und Balfour. Fig. 8—11 nach Foster und Balfour. Fig. 13 nach Sedgwick. Fig. 14—15 nach Braun. Fig. 2 und 18 Originale, [| Ze u y Fig 19 4 RN ER LER Fig. Erklärung von Tafel LVII. Schultergürtel und Brustbein. . Schematische Darstellung der Bildung der primitiven Sternalleistee JM = Mittellinie. A jüngeres, D späteres Stadium. . Struthio. Ungefähr 10tägiger Embryo; Ventralansicht der beiden Brustbeinhälften und der Rippen in natürl. Grösse. € = Üoracoid -+ Procoracoid. rm, rl. — mittlere und seitliche Portion des Musc. rectus abdominis. 3. Struthio, Embryo 27 Tage alt. Seitenansicht in nat. Grösse. — Vergl. Fig. 11. 4. Rhea americana. Nahezu erwachsen. MS = Knorpeliges Mesosternum. Vergl. Fig. 12. x — Andeutung einer doppelten kielartigen Erhebung. '/, nat. Grösse, —ı [0 0) g. 10. . Casuarius Bennetti Reifer Embryo. 1'/, nat. Grösse. Pr + Pl.O = Knochenmasse des mit dem Proosteon vereinigten Pleurosteon. Cl = Rest der Clavicula, dem Procoracoid aufliegend. ;. Gallus. Embryo am Ende des 6. Tages. 2"/, nat. Grösse. Seitenansicht der linken Sternalplatte, mit welcher 9 Rippen verbunden sind. Von diesen ziehen sich «a, d, e und d vom Proc. lateralis anterior sterni zurück, d wird zur CGervico-dorsal-Rippe. Die 5 Sternalrippen des Erwachsenen sind e—i. . Gallus domesticus. 3 Tage alt; 1’/, nat. Grösse. Seitenansicht. Vergl. Fig. 12. . Turnix rostratus. 1—2 Wochen alt; 2 mal nat. Grösse. Corvus monedula. Soeben flügge. Nat. Grösse. Mo — Verlknöcherung im Metasternum. Uria troile. Ungefähr am Ende des ersten Drittels der Brütezeit. Ventralansicht des Schultergürtels; 5 mal nat. Grösse. Pr = Procoracoid (Parker's Meso-scapular-Segment). 11—13. Schematische Darstellung der Zusammensetzung des Brustbeines. Die Verknöcherungsl Le 12. 13. 14. centra des Proosteon und des Pleurosteon sind dunkel punktirt. Der Proc. lat. anterior und das Metasternum sind senkrecht schraffirt. Spätere Auswüchse sind horizonta schraffirt, Die beiden primären Sternalleisten sind weiss. Struthio. 3 = Grenze bis zu der sich die Verknöcherung überhaupt erstreckt. Rhea. / = Durch Membran geschlossene Fontanelle. Gallus. Die Elemente des Hühnerembryos. Vergrössert. 02 — Ülavicula des Schultergürtels; Pc = Procoracoid. 1—3 Aenderungen während der zweiten Hälfte des 5. Tages. 4 während des 6. Tages. 5 am Ende des 6. Tages, wenn das Coracoid sich mit dem Sternum gelenkig ver- bunden, und wieder von der Scapula getrennt hat. 15—48. Gegenseitiges Verhalten der Clavicula, des Coracoids und der Scapula. Vergl. S. 971. Innenansicht der rechten Hälfte, meistens in natürlicher Grösse. Nach Fürbringer. Cl — Clavicula.. Co — Coracoid, Pr = Procoracoid. 8 = Scapula. A — Acromion AC = Acrocoracoid - Fortsatz. Fig. 15. 16. ik 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. Spheniscus demersus. ?/,. Colymbus arcticus. Pelecanus rufescens. "/;. Cygnus ferus ?/,. Palamedea cornuta. °/;. Phoenicopterus roseus. ®/;. Ciconia alba. Eurypyga helias. Psophia crepitans. Dicholophus cristatus. Otis tarda. Vanellus cristatus. Crypturus noctivagus. Nycethemerus igneus. Syrrhaptes paradoxus. Columba livia. Opisthocomus cristatus. Cacatua sulfurea, Stringops habroptilus. Fig. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44, 45. 46. 47. 48. 49. Centropus eurycercus. Sarcorhamphus papa. Falco peregrinus. Gypaetus barbatus. Ketupa javanensis. Galbula rufoviridis. Colius castanonotus. Cypselus apus. Trochilus rubineus. Todus dominicensis. Geeinus viridis. Upupa epops. Buceros plicatus. Die das Procoracoid mit dem Acrocoracoid verbindende Spange ist punktirt. Coryus cornix. Atrichia rufescens. Embryo von Struthio, ungefähr 5 Tage alt. Nat. Grösse. Fig 1—4, 6, 11—14, 49 nach Miss Lindsay (Lit. No. 1173); Fig. 5—10 nach W. K. Parker (Lit. No. 1212); Fig. 15 —48 nach Fürbringer (Lit. No. 143). u 78 wet Ei 9 vn RR 4 . v . \ Eu r . f » ni n i D ‘ ‘ @ er ’ . Zu) : Erklärung von Tafel LVIL. Entwicklung des Skelets. Hühnerembryo von 8 Tagen. Aussenansicht des Arm- und Handskelets. 9mal nat. Gr Hühnerembryo von 10 Tagen. Innenansicht. 5mal nat. Gr. Hühnchen. 33 Tage alt. Innenansicht. 2mal nat. Gr. Hühnchen. 6 Wochen alt. Innenansicht 2mal nat. Gr. Apteryx Owe’'ni. Linke Hand, Dorsal- oder Aussenansicht. 2mal nat. Gr. Hühnerembryo von 6 Tagen. Schematischer Längsschnitt durch das Becken, combinirt aus mehreren Schnitten, da die verschiedenen Theile nicht alle in einer Ebene liegen. Vergrössert. - am Ende des 6. Tages. N.s = Sacralnerven; N.er = Nervus cruralis. N.ob. = N. obturator; pp = Pectineal-Fortsatz des Pubis (praepubis). 8. - vom 20. Tage. Seitenansicht des theilweise verknöcherten (gelb) Beckens. 9. Apteryx australis. Zusammensetzung des Proc. pectinealis. Nat. Gr. 10. Apteryx Oweni. Embryo, ungefähr einem Stägigen Hühnerembryo entsprechend. Linkes Bein, Dorsalansicht. 9mal nat. Gr. le} ooubobeg ES 11: - Etwas späteres Stadium. 9mal nat. Gr. 12. - Ungefähr einem 12tägigen Hühnerembryo entsprechend. 4mal nat. Gr. 13. - Vertikaler Schnitt durch den Tarsus; ungefähr dem 10tägigen Hühnchen entsprechend. 22mal nat. Gr. C, = Centrale fibulare Parker’s. pr = Processus ascendens des ostibiale proximale. 14—17. Apteryx australis. Reifer Embryo. Zweimal nat. Grösse. 14. Apteryx australis. Linke Seitenansicht des zweiten Halswirbel- Complexes. Ih: - Ventralansicht des zweiten Halswirbel- Complexes. 16. - Vertikaler Längsschnitt durch den zweiten Halswirbel- Complex; Innenansicht. odont. — Centrum des Atlas. C — Centrum des zweiten Wirbels. Int. I = Intercentrum des Atlas. pZ = Hintere Zygopophysis. Int. II = Intercentrum des zweiten Wirbels. 17. = Vorderansicht des Atlasringes. /g. von der Chorda dorsalis durch- bohrtes Ligament. 1S. Apteryx Oweni. Embryo, dem 10tägigen Hühnerembryo entsprechend. 22mal nat. Gr. Vertikaler Längsschnitt durch den 4. Halswirbel. oc.Cd = Condylus oceipitalis. 19. Apteryx australis. Reifer Embryo. Sacral- und Schwanztheil der Wirbelsäule, Ventral ansicht. 2mal nat. Gr. Vertebra 33—35 Rippen Lb = 4. Lumbarwirbel. Int. = Intercentrum 20. Horizontaler Schnitt durch zwei Halswirbel eines neugeborenen Sperlings. Schematisch vergrössert. Ka = Verkalkte Stelle des Knorpels um die mittlere Erweiterung. Fig. 31. Vertikaler Längsschnitt durch den Halswirbel eines jungen Buteo vulgaris. Schematisch vergrössert x K = Ring aus Faserknochen. @ = Grenze zweier Wirbelkörper. 32. Horizontalschnitt durch Schädel und Gehirn eines 5tägigen Hühnerembryos. 4Amal nat. Gr. Vergl. S. 920 und S. 983. - Blau = Knorpel. 23. Dorsalansicht des primordialen Schädels eines 14tägigen Hühnerembryos nach Fortnahme des Gehirns und sämmtlicher Deckknochen und deren Matrix. 2mal nat. Gr. alin = Alinasaltheil. lo —= oceipitale laterale. alieth = Aliethmoidaltheil des Etlımoid. so — occipitale superius. psph = Praesphenoid. peri = 0ssa periotica s. petrosum, 34. Seitenansicht des knorpeligen Theiles des Schädels (Primordialschädel) nebst Visceralskelet eines Ttägigen Hühnerembryos. 6 mal nat. Grösse. 25—27. Apteryx Oweni. Fast reifer Embryo. Querschnitte durch den Kopf. 9mal nat. Grösse. Knorpel blau, seine Verknöcherungen gelb; Deckknochen schwarz. Vergl. Fig. 2 u. 3, Taf. LXI. . 25. Vorderer Schnitt. 36. Mittlerer Schnitt. 27. Schnitt in Höhe des Infundibulum. Fig. 1—4, 22—24 nach W.K. Parker; Fig. 6—S nach Miss Johnson (Lit. No. 1170); Fig. 9—19, 25—27 nach T. J. Parker (Lit. No. 1200); Fig. 20—21 nach Gegenbaur (Lit. No. 1147a). FE Ne) — U 2) I oc lan | Bi P2 Erklärung von Tafel LIX. Entwicklung des Schädels. Embryonen verschiedener Vögel. Fig. 32. 3b. be . Schema eines disarticulirten Vogelschädels nebst Visceralskele. Blau — aus Knorpel hervorgegangene Knochen (Knochen des primordialen Schädels und theilweise des Visceral- skelets). Gelb = Membran- oder Deckknochen, ohne knorpelige Grundlage. Apteryx Oweni, fast reifer Embryo. Querschnitt durch die rechte Hälfte des Kopfes in der Mitte des Auges. 6mal nat. Gr. Knorpel blau. Deckknochen schwarz. Apteryx Oweni. Querschnitt durch die linke Hälfte des Schädels in Höhe des Cavum tympani. 6mal nat. Gr. Ty.M = Trommelfell. Col, Ex,St. = Theile der Columella. Apteryx Owenj. Querschnitt durch die rechte Hälfte, in Höhe des Condylus oceipitalis. 6 mal nat. Gr. h H.S.C u. V.S.C = Horizontaler und vorderer Canalis semicircularis. Op.ot —= Opistoticum, Knorpel blau, verknöcherte Theile desselben gelb. . Gallus bankiva, var. domesticus. Ventralansicht des Schädels eines 14tägigen Embryos. 4mal nat. Grösse. Deckknochen schwarz punktirt. In Bezug auf Pterygoid und Palatinums. S. 984. Knorpel und seine Verknöcherungen gelb. Vom = Rest des Vomer. R = Deckknochen dem Praesphenoid auflagernd. BT = Deckknochen dem Basisphenoid auflagernd; Parker’s Basitemporal; Selenka’s Basisphenoides inferius. Vergl. S. 20. TE = Mündungen der Tubae Eustachii. C.C. = Mündungen des Canalis Caroticus. Vergl. S. 391 u. 772. jug. = Foramen jugulare. Vergl. S. 18 u. 388. X.XII = Foramina fuer, das X.— XII. Hirnnervenpaar. Unteransicht der Schädelbasis eines erwachsenen Penguins. Nat. Gr. Rhynchotus rufescens. Erwachsen. Linke Seitenansicht der Ohrgegend, nat. Grösse. Gelb — die auf S. 989 beschriebenen Verknöcherungen. ‚ Ortalis catraca. Erwachsen. Linke Seitenansicht der Obergegend, nat. Grösse, . Ohreingang nebst Trommelfell, nach Entfernung des lateralen Ligamentes. Zy = Proc. zygomaticus. pr.b.pt = Proc. basipterygoideus. P.gl = Proc. postglenoidalis. CC = Canalis caroticus. M = Proc. mastoideus. T.E = Linke Oeffnung der Tuba Eustachii. Hühnerembryo von der Mitte des 4, Tages (84 Stunden) mit den Blutgefässen, in nat. Gr. Ap = Area pellucida. S.t —= Sinus terminalis. Apteryx australis. Embryo, ungefähr am. Ende des 4. Tages. 10mal nat. Gr. . Apteryx Oweni. Embryo, zur Zeit des Erscheinens der Federkeime. 3mal nat. Gr. . Cypselus melba, Embryo, ungefähr 4 Tage alt. 5mal nat. Gr. - Embryo, ungefähr 10 Tage alt. 2mal nat. Gr. . Struthio camelus. Embryo, ungefähr 15 Tage alt. Nat. Gr. Fig. 1, 5, 6, 7 Originale; Fig. 2, 3', 9, 10 nach T. J. Parker; Fig. $ nach Duval; Fig. 11 u. 12 nach Zehntner; Fig. 13 nach Lindsay. er bi {u ? x 5 (Te f 4 Li , Pr ” - » 3 } & > N u ne ” f % = + A { : x 1 & j . s Il ud = 8 FE. f h x m N. er - N Pe f B 3 . 4 r A Y3 Ss [ Fi u | Ö - [4% Hi Pi y\ f ea . © f r ; Der PRAG : ur, e -_ N $ Fe wi‘ N G 4 l wi * s Mh RN OH a Y Y