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THIS BOOK BELONGED TO WILFRID E. HILEY

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Waldbau

auf naturffesetzlicher Grundlaoe.

Ein Lehr- und Handbuch,

bearbeitet von

Heinrich Mayr,

Dr. philos. et oec. publ.,

o. ö. Professor der forstlichen Produktionslehre an der Universität

München.

Mit 27 Textabbildunaren und 3 Tafeln.

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BERLIN. Verlagsbuchhandlung Paul Parey.

Verlag fOr Landwirtachafl, Gartenbau und Foratweseo.

SW., Hedemannsirasse 10.

1909.

Alle Rechte auch das der Übersetzung vorbehalten.

Altenburg.

Pierorsche Hofbuchilruckerei

Stephan Ooibel & Co.

Vorwort.

Für vorliegendes "Werk wurde der Titel „Waldbau" beibehalten, obwohl das Wort nur einen Teil der begründenden, erziehenden und pflegenden Tätigkeit des Forstmannes im Walde wiedergibt; allein das Wort: Waldbau, Silvicultura , ist international verständlich geworden und begegnet nur noch bei Laien der engen Deutung, daß Waldbau mit dem Ansäen und Anpflanzen von Nutzbäumen sich erschöpfe. Man könnte fragen, ob denn die naturgesetzlichen Grundlagen heute schon genügend erforscht seien, um darauf einen für Theorie und Praxis zugleich bestimmten Waldbau aufbauen zu können? Man darf dies bejaen in der Erkenntnis, daß der Waldbau selbst viel älter und weiter vorgeschritten ist, als es den naturwissenschaftlichen Grundlagen möglich war, ja, daß der ganze praktische Waldbau der voraus- gehenden Jahrhunderte als eine Sammlung großartiger, ununterbrochener imd naturwissenschaftlicher Versuche aufgefaßt werden muß, deren Er- gebnisse noch der systematisch-wissenschaftlichen Deutung und Zu- sammenfassung harren. So manche Entdeckung der heutigen Natur- wissenschaften bringt deshalb nur eine wissenschaftliche Begründung waldbaulich längst bekannter Erscheinungen, wie z. B. die Forschungen über das Lichtbedürfnis der Pflanzen. Dm^ch dieses Voraneilen hat die Praxis an Ansehen nicht gewonnen; es schien, als ob Waldbau auch ohne wissenschaftliche Vorbildung erlernt und getrieben werden könnte, und vielfach gilt heute noch mechanisch-praktischer Drill als die wichtigste Grundlage für forstliche Ausbildung. Anderseits hat die Praxis selbst sich überschätzt, indem sie den Satz prägte : „Probieren geht über Studieren" und mit Verachtung auf die Theorie, die natur- gesetzlichen Grundlagen des Waldbaues, herabblickte.

Es fallen aus diesem Grunde heute noch viele Praktiker in den Fehler , daß sie , in einen neuen Wirkungskreis mit neuen Holzarten und neuen Standorten versetzt , wieder ob ovo der Waldbaupraxis, das heißt mit Probieren beginnen, weil sie entweder die Theorie des Waldbaues nicht kennen oder Mißtrauen und Vorurteile hegen gegen die Tätigkeit des Vorgängers oder des Nachbarn, gegen Theorie und Praxis in den Nachbarstaaten, gegen andere Holzarten, seien sie ein- heimische oder gar fremdländische.

Nur im theoretischen Waldbau auf naturgesetzlicher Grundlage vereinigen sich alle Erscheinungen und Ergebnisse der naturwissen- schaftlichen Forschung und Waldbaupraxis zu einem harmonischen, logischen Ganzen; mit seiner Fortbildung hebt sich der Wert des Waldes, mindern sich die Kosten seiner Begründung und Pflege, mehrt sich die Rente, erhöht sich das Wissen iind die soziale Stellung der Forstwirte; ohne ihn wird der Forstmann zum Waldhand- w e r k e r.

JY Vorwort.

"Ruht "Waldbau auf naturwissenschaftlicher Grundlage, so kann es nur eine Theorie des Waldbaues geben, da die großen Naturgesetze für alle Holzarten der Erde die gleichen sind; naturgesetzlicher Waldbau ist international; verschieden ist nur das materielle Interesse, das der Mensch an den Produkten des Waldes nimmt, ver- schieden das Endziel der Wirtschaft: verschieden die Praxis, die Kunst, durch Waldbegründung, Walderziehung und Waldpflege dem verschieden gestalteten, ökonomischen Prinzipe im Walde gerecht zu werden.

Wer hierbei die naturgesetzlichen Grundlagen verläßt und nur allem auf höchsten Gewinn bedacht ist, wie der heutige Kahlschlag- betriob mit Pflanzung, fehlt gegen das natürliche Prinzip der Nach- haltigkeit der Bodengüte und der Holzarten: wer einseitig das natür- liche Prinzip zu wahren sucht, wie es Karl Gayer in seiner gruppen- weisen, natürlichen Begründung gemischter Bestände gelehrt hat, schädigt die Rente. C. Wagner in Tübingen erstrebt in der saum- weisen , schirmständigen Natm^verjüngung (Blendersaum) eine Ver- knüpfung der widerstreitenden Prinzipien im Walde: sein System verdient ernsthafte Beachtung und Pnifung.

Seit vielen Jahren suche ich auf einer anderen Fährte den goldenen Mittelweg in einer AVirtschaft, welche das Recht der Lebenden, die höchste Rentabilität , wahrt, aber auch den Kommenden gibt , worauf sie berechtigt sind , Nachhaltigkeit in Bodengüte , in Holzarten , in Nützung. Ob meine Vorschläge . welche am Schlüsse dieser Schrift im zwanzigsten Abschnitte als „Kl einbe Stands wald" kurz zu- sammengefaßt sind, waldbaulich und betriebstechnisch richtig sind, mögen jene probieren, welche die Macht haben, Wirtschaftsregeln zu geben, sowie jene, welchen die Freiheit zugestanden ist. nach eigenem Wissen wirtschaften zu dürfen. Möchten jene , welche mit mir über- einstimmen, daß der theoretische Waldbau nur dann eine Wissenschaft ist, wenn er auf Naturgesetzen fußt, der praktische Waldbau nur dann eine richtige, Wald mid AVirtschafter zugleich hebende Tätigkeit sein kann, wenn dem Probieren das AVissen vorausgeht, den vorliegenden Waldbau nicht im ganzen verurteilen , wenn sie in manchen Punkten mit demselben nicht einverstanden sind.

Ihr aber, welche ich mit Stolz und Freude meine jungen Freunde, meine Schüler nenne, vos estis spes nostra. Ihr habt seit zwei Dezennien gewünscht, daß die flüchtigen Worte über naturgesetzlichen Waldbau und seine Durchführung im AValde in die feste Form eines Lehrbuches gegossen würden, hier habt Ihr es ; in' Euren Händen liegt schon heute oder in Bälde das Schicksal des AValdes von den Tropen bis an seine Kältegrenzen: prüfet diese Schrift überall auf der Erde auf ihre Wahrheit und Brauchbarkeit!

Grafrath, im September 1VH)8.

Der Verfasser.

Inhalt.

Seite

Einleitung. Die Aufgaben des Waldbaues 1

Erster Teil. Die naturgesetzliclien GriincUagen des Waldbaues.

Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der Verteilung der Wälder auf der Erde 11

1. Klima H

2. Boden 34

3. Pflanzen 43

4. Tiere 44

.5. Der Mensch 44

Zweiter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der Waldregionen der nördliclien Erdhälfte außerhalb der Tropen, innere Ve rwandtschaft . . . . 4-5

Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten, An- sprüche derselben an Klima und Boden, waldbaulich-physio- logische Eigenschaften der Holzarten 53

A. Ansprüche der Holzarten an das Klima 53

B. Ansprüche der Holzarten an den Boden 105

Vierter Abschnitt.

Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten 118

1. Art, Varietät, Individuum, Wuchsfebier und Wuchsvorzüge, Vererbung, Provenienz usw 118

2. Schnellwüchsigkei t . 132

3. Die natürliche Vermehrung der Holzarten durch Sämereien 135

Fünfter Abschnitt. Natur wissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik der forstlich

wichtigeren Baumgattungen, Baumarten und Strauch er 146

A. Die Nadelbäume 149

B. Laubbäume 1"^!

C. Halbbäume und Sträucher -13

Sechster Ab. schnitt. Waldbaulicli-biologische Eigenschaften der B aum vereinigun gen

(Bestandesbiologie) -^l^

a. Soziologische Verhältnisse 217

b. Klimatische Verhältnisse der Baumvereinigungen (Bestandesklimatologie) 224

c. Lichtverhältnisse der Baumvereinigungen, der Kronenscliluß 230

YI Inhalt.

Siebenter Abschnitt. ^ .^

Seite Allgemeine Veränderungen im Waldzustande und in seinen natur- gesetzlichen Grundlagen durch Eingriffe des Menschen 24:5

Zweiter Teil. Die Waldbegründuiig.

Achter Abschnitt.

Die Wirtsc'hafts- und Vorjüngungsformen 249

A. Hoclnvaldungen 249

B. Ausschlagwaldungen 272

C. Mittehvaldungen 275

D. Astwaldungen 276

E. Rhizomwaldungen 277

F. Übergangswaldungen 277

Neunter Abschnitt.

Wahl der Wirtschafts- und Ver jüngungsformen 280

1. Klima 281

2. Der Boden 281

3. Die Holzarten 283

4. Die Zwecke des Waldbesitzers 283

Zehnter Abschnitt.

Die natürliche Wieder verj üngung 286

a) Klima 291

b) Boden 292

c) Holzarten und Alter 293

d) Wirtschaftsmethoden . 293

Beispiele für die natürliche Verjüngung in reinen und gemischton Beständen 331

A. Schattenliolzarten 331

B. Halbschattenholzarten 342

C. Lichtholzarten 345

D. Gemischte Bestände 352

Elftor Abschnitt.

Diekünstliche Wieder verj üngung 361

1. Die Saat 364

A. Feststellung der Samengüte 364

B. Verkaufsmaße der Sämereien 376

C. Die Vorbereitung des Saatgutes für die Aussaat 377

D. Die Aussaat 378

2. Die Pflanzung 388

A. AnkaufpHanzen 391

B. Vorwuchspflanzen 393

C. Schlagpflanzen 393

D. Gartenpflanzen, Kamppflanzen 395

E. Freilandpflanzung 415

F. Die Stecklingspflanzung 427

G. Absenkerpflanzung 429

H. Aus.schlagpflanzung 429

I. Rhizomj)flanzung 430

K. Wurzelpflanzung 430

L. Wurzelbrutpflanzung 430

M. Stummoli)flanzung 430

Inhalt. VII

Seite 3. Beispiele für die künstliche Begründung von reinen und geniisehten Be- ständen 431

A. Wahl der Holzart 431

B. Schattenholzarten 433

C. Halbschattenholzarten 434

D. Lichtholzarten 436

E. Gemischte Anlagen 438

Zwölfter Abschnitt.

Die Ausschlagverjüngung 451

A. Der Niederwald 451

B. Der Mittelwald 454

Dreizehnter Abschnitt.

Anbau fremdländischer Holzarten 457

Vierzehnter Abschnitt.

Ödlandaufforstung 479

Das Ödland im Mittelgebirge 481

Das Ödland im Hochgebirge 482

Karste 482

Heideflächen 483

Steppen 485

Moore 487

Dünen 487

Schutthalden 488

Rauchschadenödland 488

Eisenbahnlichtungen 489

Dritter Teil. Walderziehiing und Waldpflege.

Fünfzehnter A b s c h n i 1 1.

Pflege und Erziehung der Hochwaldungen 492

1. Jungwuchspflege 492

2. StangenwuchspHege 499

3. BaumAvuchspflege und -Erziehung 502

Sechzehnter Abschnitt.

Pflege und Erziehung der Ausschlagwaldungen 520

Siebzehnter Abschnitt.

Bodenpflege und Boden Verbesserung 522

Achtzehnter Abschnitt.

Schutz waidpflege 534

Neunzehnter Abschnitt.

Waldpflege aus ästhetischen Gründen 539

Zwanzigster Abschnitt. Der Kleinbestandswald, Vorschläge für eine natur- u nd renten- gerechtere Waldwirtscha ft 546

Register 553

Einleitung. Die Aufgaben des Waldbaues.

Nach dem Urteil der größten Mehrheit jener, welche ihre Blicke Gedanken und Schritte dem Walde ziüenken, erwächst der Wald wild, d. h. ohne Zutun des Menschen ; ihnen ist Wald gleich Urwald , von dem sie keine greifbare Vorstellung haben: ihnen ist der Urwald Aus- gangspimkt und Schlußfolgerung ihrer Betrachtungen ; für sie ist Wald- bau etwas Überflüssiges ; die ganze forstliche Tätigkeit beschränkt sich auf die Ernte, auf die Nutzung des Waldes; für sie gleicht der Forst- mann in seiner Tätigkeit dem Jäger, der nur schießt, was im Walde wild erwächst. Für die Mehrzahl jener, welche tiefer mit dem Probleme Wald, mit seiner wirtschaftlichen und klimatischen Bedeutung sich befassen, erschöpft sich die Aufgabe des Waldbaues in der Begründung des Waldes durch Saat oder Pflanzung. Für sie ist der Forstmann gleich dem Landwirte, der nur sät und erntet, gleich dem Gärtner, der zwar seine Pfleglinge nicht durch Verkauf in alle Himmelsrichtungen zerstreut sie aber an einer Stelle eng zusammenhäuft als Wald, dem nach dem Urteil vieler gerade das Beste im Walde, die Schönheit fehlt. Es sind daher auch jene durchaus nicht in geringer Zahl, welche glauben, die naturwissenschaftliche Vorbildung sei dem Forstmanne eher ein Hinder- nis als ein Fordernis für den späteren, praktischen Beruf. Daß auch unter den Forstwirten selbst diese Ansicht tief wurzelt, zeigt die Miß- achtung des naturwissenschaftUchen , des sogenannten theoretischen Waldbaues in der Schule und in der Praxis. Wer den Gedanken hegt, Waldbau könnte in seinen zahlreichen Aufgaben ohne Theorie, d. h. ohne Kenntnis der Naturgesetze des Waldes und seiner Holzarten, erlernt werden, der kennt die Aufgaben des Waldbaues nicht und handelt nur folgerichtig, wenn er seinen Wald einem Halb- oder Ungebildeten anvertraut; wer vom Forstmann nichts verlangt, als daß er säen und pflanzen und verwalten kann, der braucht keinen natur- wissenschaftlich gebildeten Mann; denn Säen und Pflanzen sind so

Mayr, Waldbau. 1

2 Einleitung. Die Aufgaben des "Waldbaues.

einfache Geschäfte, daß jeder sie erlernen oder diu'ch Herumprobieren im Walde, auch Praxis des Waldbaues genannt, sich erwerben kann : ist dann der Wald reif für die Ernte, so kann diese von jedem natur- wissenschaftlich Ungebildeten betätigt werden, da ja nach der Ansicht selbst der Bestgebildeten unter den Laien diese nur darin besteht, die Bäume abzuhacken.

Das ist die landläufige Auffassung von der waldbaulichen Tätigkeit des Forstmannes im Walde, aber auch die Tendenz derErziehung des forstlichen Nachwuchses: in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Verwaltungskenntnisse, möglichst viele einfache, praktische Hand- grifie in der Betätigung des Waldbaues und möglichst wenige der natiu'- gesetzlichen Grundlagen des Waldbaues dem jungen Manne beizubringen; so wird aus ihm ein Beamter, der den bis ins kleinste ausgearbeiteten Wirtschaftsregeln sich fügt.

Die Einfachheit im forstlichen Betriebe feiert ihre höchsten Triumphe im Kahlschlage, wie ihn die For Steinrichtung für ihre reinen, mangel- haft erzogenen, großen Bestände voraussetzt.

Am ersten hat die Natur mit heftigen und schweren Kalamitäten gegen die Unuatürlichkeit protestiert, welche an Stelle der ursprünglichen, natürlichsten Form des Waldes, an Stelle des Urwaldes getreten ist. Was liegt näher, als daß man auf der Rückfährte zum Urwalde heute die Heilung des Kulturwaldes erblickt. Zweifellos ist dieser Gedanke richtig, aber seine Ausführung ist schwierig. Die Annäherung an das Unerreich- bare hängt ab von der heutigen, wirtschaftlichen Bedeutung des Waldes und von der Wertschätzung des Urwaldes. Es kann den Vorschlägen, welche sich mit einer Verbindung zwischen Ur- wald und wirtschaftlichem Walde befassen, der Vorwm-f nicht erspart werden, daß sie die heutige Bedeutung des wirtschaftlichen Waldes unterschätzen, die waldbauliche Bedeutung des Urwaldes aber über- schätzen.

Nur letzteres kann hier km'z gestreift werden. Wer glaubt, der Urwald mit seinen Riesen erzeuge die hochwertigsten Stämme nach Art und Schaftform, wer glaubt in der Urwaldform, d. h. sich selbst überlassen, verjünge sich der Wald am vollkommensten und schnellsten, der steht unter dem Banne einer nebelhaften Vorstellung von dem Werdegange des Urwaldes, er ist gefangen von seiner Schönheit, seiner Ursprünglichkeit, von seinem Artem-eichtum, seinen mächtigen Gestalten, aber er vergißt, daß die Baumriesen gerade wegen ihrer Riesenhaftig- keit ungefügige Kolosse sind, deren Nutzungswert sich nur lohnt, wenn der Ankaufspreis äußerst niedrig ist. Nicht die Erziehung von Baum- riesen ist das Ziel der forstlichen Waldbautätigkeit-, jeder Baum soll nur so lange leben und nur so groß werden, bis er die höchste Wertstufe in seinem Körper erreicht hat: dem Waldbau speziell

Einleitung. Die Aufgaben des Waldbaues. 3

fällt dabei die Aufgabe zu, durch entsprechende Erziehung in möglichst kurzer Zeit dieses Ziel zu erreichen. Wer mit dem Urwalde inniger sich vertraut macht, findet bald, daß an den Baumriesen weniger die Größe als deren Alter bewundernswert ist; auch der moderne Kultur- wald wäre imstande , solche Riesen zu erzeugen , wenn das mit den Prinzipien einer gesunden und geregelten Wh'tschaft vereinbar wäre ; es fehlt hierzu nur die entsprechende Höhe der Umtriebszeit.

I>ie BegTündung der Waldesjugend im Urwalde erfordert einen überaus langen Zeitraum: jahrzehntelang erhalten sich in dem Halbdunkel die verschiedenen Altersstufen der jungen Pflanzen, bis endlich der über-| schirmende, alte Stamm abstirbt oder vom Winde gebrochen wird; mühsam kämpft sich die junge Pflanze durch das Gewirr der Äste empor, bis sie endlich zum vollen Lichtgenuß gelangt, nachdem 50, 1 00 Jahre, ja Jahrhunderte vergangen smd , seit das Korn vom Mutter- baume fiel. Unmöglich kann der heutige Waldbau diesem Ver- jüngiingsgang folgen; sein Ziel ist darauf gerichtet, daß auf die Xntzung des erwachsenen Baumes so schnell als möglich die Wieder- begriindung der neuen Generation folge. Ja, der Waldbau sucht, wenn irgend möglich, der jungen Generation das Dasein zu geben und zu sichern, ehe noch die alte Generation völlig von der Fläche verschwunden ist.

Im Urwalde fehlen Sturm-, Wasser- und Insekten- katastrophen durchaus nicht; sie sind aber dort seltener und abgeschwächt gegenüber dem Kultiu-walde. Entsteht im Urwalde eine kahle Fläche, so verjüngt sich dieselbe ebenso wie eine künstlich ge- schaffene Kahlfläche, die wir der Natur zur Wiederbesamung überlassen ; Tausende von Beispielen in Eiuropa , Amerika und Asien lehren den gleichen, natürlichen Werdegang des Waldes auf Grund gleicher Natur- gesetze. Überall strebt die Natur, die Kahlflächen möglichst rasch zu überkleiden mit einer Vegetation der leichtsamigsten Gewächse , der flugfähigsten Sämereien. Teils sind es amiuelle und bienne Pflanzen, Ki'äuter, Gräser, Sträucher; vielfach sind sie denselben Familien wie z. B. den Kompositen, entnommen; bald sind es Bäume, insbesondere die leichtsamigen Gattungen Salix, Populus, Betula, leichtsamige Nadel- bäume, wie vor allem Föhren, Fichten, Cupressineen mit geflügelten Sämereien , welche auf der Kahlfläche sich einfinden ; wer zuerst er- scheint, behauptet das Feld für die erste Waldgeneration, und zuerst kommt, wer zur Zeit der Kahlflächenbildung gerade Samen trägt. Die Unki'äuter überwiegen, denn sie sind die alljähi-lichen Samenträger; ihre Sämereien sind all- und immergegenwärtig: die Bäume halten im Samenerträgnis einen Turnus ein, und ihre Keimlinge sind so zart, daß nur jene Art siegen kann, welche den klimaextremen Verhältnissen der Kahlfläche am besten gewachsen ist, welcher der Zustand des Bodens für Anflug und Keimung am besten entsiDricht. So ist die neue Genera-

1*

4 Einleitimg. Die Aufgaben des Waldbaues.

tion überall ein Kind der Umgebung und des Zufalles, Zufällig kann auch der neue Wald den Absichten der Menschen entsprechen: das sind Ausnahmen. Läßt man diese erste Generation der leichtsamigen Gewächse ungestört, das heilet, vernichtet man sie nicht durch Feuer oder Axt, so schließt sie sich zum Walde zusammen, in dem auch die Tiere des Waldes, vor allem Vögel, sich niederlassen können, um für die Einbürgerung schwersamiger Holzarten, besonders der Eichen, Buchen, Nußarten und dergleichen, zu sorgen. Nach langem Kampfe gelingt es schließlich auch den schwersamigen und zumeist forstlich wertvolleren Holzarten, die leichtsamigen wieder auf ihr ursprüngliches Gebiet zurückzudrängen. Nun erst, vielleicht nach Jahrhunderten, ist wieder jenes Gleichgewicht im Walde hergestellt, das durch Sturm- gewalt oder menschliche Eingriffe gestört worden war. Dieser langsame, umständliche Weg, den die Natur im Ur- und Kulturwalde zu gehen gezwungen ist, kann unmögli'ch vom Waldbau beschritten werden. Nur dann, wenn ein Meer einer Holzart die Kahlfläche umschließt, ergreift diese sofort von der Scholle wieder Besitz.

Es ist allgemein die Ansicht verbreitet, die Natur wähle im Urwald e auf einem gegebenen Boden die für diesen passendste Holzart selbst aus. Abgesehen davon, daß es fraglich ist, ob diese Holzart auch für den Menschen die entsprechendste ist, trifft die Voraussetzung in den meisten Fällen gar nicht zu. Die Natur sät die Holzarten aus ohne Rücksicht auf die Bodengüte; sie bringt Föhren auf Boden, der nach waldbaulicher Auffassung für die Föhre viel zu mastig, zu gut ist; sie stuft Eichen, Nüsse, Kastanien mit Hilfe der Tiere auf Böden, die viel zu mager sind, um solche anspruchsvolle Holzarten zu ernähren: nach langem Kampfe um eine ärmliche Existenz siegt freilich allmählich die für den betreffenden Boden passendste Holzart. Die Aufoabe des

Waldbaues ist von Anfang an, ohne Zeit- und Geldverlust jene Holz- arten herauszufinden und anzubauen , welche für den Boden und die menschlichen Zwecke am passendsten sind.

Was für den Boden gilt, hat auch Geltung für das Klima. Seit Jahrtausenden macht die Natur Anbauversuche mit den Holzarten über deren beste Wuchsgebiete, ja, über deren natürliche Verbreitungsgrenze hinaus ; seit Jahrtausenden ist das Endergebnis das gleiche : die Holz- arten kümmern und verschwinden wieder, erdrückt durch den Mit- bewerb der im neuen Gebiete heimischen, kampfesstärkeren Baumart. Die Verbreitung über die natürliche Grenze hinaus scheitert an der Unmöglichkeit der Bäume, sich an ein vom Heimatgebiet fremdes Klima anzupassen. Nur ein Studium der unwandelbaren, klimatischen Bedürfnisse der Baumarten und der Gesetze der Verbreitungsgebiete kann den Waldbau vor Mißgriffen bewahren, zu denen die Natur ge- zwungen wird, da sie blindlings nach allen Richtungen hin die Sämereien ausstreut.

Einleitung. Die Aufgaben des "Waldbaues. 5

In ihrem Bestreben, jede wunde Stelle des Bodens möglichst schnell mit Vegetation zu überkleiden, wählt die Natur oft Pflanzen, welche für später kommende Sämereien den Boden verschließen. Wo Gräser, vor allem der alles erdrückende Bambus sich angesiedelt hat, sind Holz- gewächse füi' die erste Generation oder selbst für immer ausgeschlossen ; was die Natur schafft, ist überall ein lückiger, von verunkrauteten, ver- grasten Stellen durchbrochener Wald , ist eine unvollkommene Be- stockung, eine mangelhafte Ausnutzung des Bodens, ist ein Wald, in dem die Lidividuen zu viele Aste und zu wenig wertvolle Schäfte ausbilden müssen. Daß es Aufgabe des Waldbaues ist, eine voll- kommene Ausnutzung des Bodens und mit dieser auch Vollkommen- heit in der Ausbildung der Schäfte zu erzielen, bedarf keiner weiteren Worte.

Der Waldbau hat längst herausgefunden . welche Vorzüge reine oder auch gemischte Bestände bieten, welche Baumarten und in welchen Verhältnissen die einzelnen Baumarten in Mischung treten können, um verschiedene Wirtschaftsziele zu erreichen. Nichts von all dem vermag die sich selbst überlassene Natur; bei ihr ist die erste Waldgeneration ein Zufallskind; sie schafft reine Bestände von Lichtholzarten, die ohne Beimischmig anderer den Boden nicht zu schützen vermögen; sie schafft ]Mischbestände, welche an der betreffenden Stelle in kurzer Zeit im Kampfe der Arten um Licht und Boden in reine Bestände übergehen müssen oder ihr Leben lang an geringer Masse und Ästig- keit ki'anken.

Zu den Aufgaben des Waldbaues zählt der wirksame Schutz der neuen Waldgeneration gegen Naturereignisse , vorzugsweise Wind, Feuer, Insekten, Pilze, dm^ch vorbeugende Maßnahmen, als da sind Anbau entsprechender Holzarten, passende Form und Methode des Anbaues und geeignete Erziehung der begründeten Waldbestände. Wenn hierin die vom Menschen unberührte Natur das Vorbild liefert, indem sie ihre Bestände in aufgelöstem Schlüsse des Urwaldes erzieht, so ist es die Aufgabe des Waldbaues , in der Begründmigs- und Er- ziehungsform eine Annäherung an den Urwald zu suchen und die Nachteile des von Jugend an aufgelösten Kronenschlusses des Urwaldes zu meiden.

^'orbildlich ist die Natur für den Waldbau in der Kostenlosigkeit, mit der sie verjüngt. Die Natur arbeitet langsam aber billig: wer billig im Walde verjüngen will, muß langsam arbeiten und die Natur ziu- Hiffeleistung heranziehen; wer aber ohne Verlust an Zeit und Zuwachs wirtschaften will, muß schnell arbeiten: das schnelle Arbeiten aber ist kostspielig. Es muß Aufgabe des Waldbaues sein, eine Methode zu finden, für welche im Urwalde kein Analogon sein kann, eine Methode, die natürlich und schnell zugleich verjüngt; wer einer solchen nicht traut, aber dennoch schnell verjüngen will, muß eine künst-

0 Einleitung. Die Aufgaben des "Waldbaues.

liehe Verjüngung wählen und sie ansl'ühren, ehe der Standort unnatür- lich durch Kahlsclilag verändert ist.

Dieser Gedanke führt naturgemäß zur Forderung, daß Waldbau und Waldbenutzung zusammenwirken müssen; jede Nutzung soll auch waldbauliche Zwecke, jede waldbauliche Handlung das Endziel, die spätere Nutzung, zur Richtschnur haben. Wie die Nutzung geregelt sein muß, so daß ihre Nachhaltigkeit gewährleistet ist, so muß auch jede waldbauliche Maßnahme so getroffen werden, daß durch sie die Nachhaltigkeit der Bodenkräfte als die Quelle aller Nach- haltigkeit der Nutzung gesichert bleibt; hierin ist voll und uneingeschränkt der Urwald das Ideal und sichert sich dieses durch den Mangel an Nutzung und durch Anreicherung des Bodens ; diese wieder erfolgt in der besten Form durch stetige Überschirmung mit Kronen, welche Luft, Licht und Wärme zum Boden gelangen lassen, welche wegen des Mischwuchses leicht zersetzbare Abfallstoft'e dem Boden zufülnren. N a t u r v e r j ü n g u n g zur Erzielung der Stetigkeit der Bodenbedeckung, Durchforstung und Durchlichtung für die normale Streuauflösung und gemischte Bestände sind aus diesem Grunde Forderungen des heutigen Waldbaues ; ob sie erfüllbar sind, soll in vorliegender Schrift geprüft werden.

Als Fahrerin versagt die Natur ganz auf jenen ungeheuren Strecken der Erdoberfläche, welchen sie selbst seit Urzeiten eine Walddecke ver- weigert hat, weil sie nicht imstande ist, die der Waldansiedlung ent- gegenstehenden Hindernisse zu beseitigen , als da sind Überschuß an AVasser, an Wind, Mangel an Niederschlägen, an Temperatur, wald- feindliche Vegetation und andere. Die Bewaldung solcher natürlicher Ödländereien gehört zu den volkswirtschaftlich wichtigsten, wenn auch schwierigsten und kostspieligsten Aufgaben des Waldbaues. Das gleiche muß gesagt werden von jenen ungeheuren Flächen, welche der Mensch des Waldes beraubt hat, auf denen der Mensch die natürliche Rückkehr des Waldes unmöglich gemacht hat. Asien hat zuerst begonnen mit der Entwaldung ungeheurer, jetzt bis zur Wertlosigkeit herab- gesunkener Flächen ; es fehlen die schützenden und Samen spendenden Mutterbäume für eine neue Generation, Bodendecke und Bodenklima sind durch die Entwaldung so verändert worden, daß die Waldansied- lung, auch wenn das Samenkorn vorhanden ist, zur Unmöglichkeit wird. Europa ist mit der Entwaldung und Schaffung von Ödländereien gefolgt. Freilich sind die Gebiete viel kleiner, klimatisch vielfach günstiger, und vielfach braucht es in der Tat nichts anderes, als den Menschen von der Scholle zu vertreiben, um dem Walde sein ehe- maliges Besitztimi zurückzugeben. Amerika ist wiederum den Europäern in der Waldverwüstung und -Vernichtung gefolgt; die Arbeit war aber viel schneller und gründlicher getan. Die waldvernichtende Tätigkeit

Einleitung. Die Aufgaben des Waldbaues. 7

des Menschen hat der waldbegründenden Tätigkeit die flächengrößteu und schwierigsten Aufgaben gestellt.

Man wird dem Waldbau die Anerkennung nicht versagen können, daß seine Aufgaben sehr mannigfaltige und schwierige sind , daß die Lösung derselben über Forterhaltung, Bewirtschaftung und Rentabilität des Waldes als eines volkswirtschaftlich und finanziell hochwertigen Gutes in erster Linie entscheidet, und an die Lösung dieser Aufgaben sollen wir treten mit der Devise: „Probieren geht über Studieren?" Auch heute noch gibt es Forstwirte, welche diesem Grundsatze huldigen und verächtlich auf den „theoretischen" Waldbau herabblicken, der zur Devise hat: „Erst studieren, dann probieren." An die lernende! I Jugend und an jene Minderheit unter den Praktikern, welche der wissen- schaftlichen Entwicklung des Waldbaues vblgen und selbst durch Ver- suche und Beobachtungen an dem Fortschritt des Waldbaues weiter- bauen, wendet sich der nachfolgende Waldbau auf naturgesetz- licher Grundlage; er will dem Anfänger 'das Rüstzeug für seinen Eintritt in die Praxis, dem Praktiker Anregung und Führung zur Be- obachtung und Prüfung bieten. Sollte er sein Ziel nicht erreichen, so kann die Schuld an der Unzulänglichkeit des Autors, aber auch daran hegen , daß die Naturgesetze des Waldes noch ungenügend erforscht sind. All miser Wissen ist nur Stückwerk; gerade die für den Wald- bau wichtigste Wissenschaft, die kaum 30jährige Pflanzenphysiologie, steckt noch ganz in den Kinderschuhen, und ihre wichtigsten und zu- verlässigsten Grundlagen für den Waldbau hat nicht die wissenschaft- liche Forschung, sondern die viel ältere Praxis im Walde, der praktische Waldbau gezeitigt. Es sind noch nicht zwei Dezennien verflossen, als im Hörsaal einer Universität das Wort fiel, Waldbau sei keine Wissen- schaft , Waldbau an einer Hochschule vorzutragen , sei eine Schande für dieselbe. Wer unter Waldbau nur das mechanische Säen und Pflanzen versteht, nicht aber die naturgemäße Begründung. Pflege und Erziehung des Waldes, wer den Waldbau von der bequemen Ecke des .,Probieren geht über Studieren" beurteilt, der kennt nicht jenes Wissensgebiet, dem er den Charakter einer Wissenschaft abspricht.

Vorliegende Schrift ist der Versuch, den Waldbau als Wissenschaft einzuführen durch den Versuch seines Aufbaues auf naturwissenschaftlicher Grundlage, wo- diu-ch seine Gültigkeit und Notwendigkeit eine universelle wird, und dm'ch den Nachweis , daß er zur Lösung der mannigfaltigen , viel- gestalteten Probleme in erster Linie theoretisches Wissen und logisches Denken beansprucht.

Wissen und Denken führen naturgemäß ziu* Freiheit im Denken, zur freien Beurteihmg der Bedürfnisse des Waldes und seiner Glieder. Aus der Freiheit des Geistes erwächst das Streben nach Freiheit des Handelns. Für den Wirtschafter, der Waldbau treibt nach dem Grund-

3 Einleitung. Die Aufgaben des Waldbaues.

satze: „Probieren gelit über Studieren", sind Vorschriften und Wirt- schaftsregebi notwendig, um das kostspielige, zeitraubende und ins- besondere das aussichtslose Probieren einzuschränken; der Wirtschafter nach dem Gnmdsatze: „Erst studieren, dann probieren", verdient die Freiheit des Handelns, aber die Freiheit ist nur ein wohltuender Schein, denn an Stelle der Vorschriften der vorgesetzten Behörden treten die Vorschriften der obersten Instanz, die Naturgesetze, in deren Befolgung und Verknüpfung mit den Wirtschaftszielen des Menschen der wahre Meister des freien Waldbaues sich zeigt.

Erster Teil. Die naturgesetzlichen Grundlagen des Waldbaues.

Seit Menschengedenken hat sich keiner der Faktoren im Klima wie im Boden auf natürlichem Wege so verschlechtert, daß als Folge hiervon Wald verschwunden wäre, wo er früher bestanden hat; aber auch kein Faktor hat sich so verbessert, daß neuer Wald entstanden wäre, wo er ursprünglich fehlte; die walderzeugenden und wald- vernichtenden Faktoren sind noch heute nach Tausenden von Jahren in gleichem Sinne wirksam. Die Natur, sich selbst überlassen, ver- nichtet den Wald, wenn er außerhalb der von ihr gezogenen Waldgi-enzen angelegt wird; die Natur, sich selbst überlassen, baut den Wald wiederum auf, wenn er innerhalb der von ihr ge- zogenen Waldgrenzen vernichtet wurde. Könnte man den Menschen wieder vertreiben, Wald würde in kurzer Zeit zurückkehren auf jenen drei Vierteln des Deutschen Reiches, auf denen er durch den Menschen beseitigt wurde ; Wald würde von Frankreich wiederum jene 83 "^'o der Oberfläche zurückerobern, welche heute als vom Walde ent- blößt sich darstellen; volle vier Fünftel der Oberfläche des Ostens der Vereinigten Staaten würden zu Wald ziu-ückkehi-en ; noch rascher würde Wald von ganz Großbritannien, ganz Japan Besitz ergreifen. Alle Versuche, welche in den Alpen angestellt wurden, um mit Pflanzmigen aus Sämereien aus dem höchsten Norden noch über der Wald- grenze in den Alpen einen Wald zu begründen, hat die Natur gleich im Keime erstickt ; wo immer es dem Menschen gelingt, an Stelle von Ödland, Steppe, Prärie ohne künstliche Veränderung des Bodenzustandes Wald zu begründen, da war er früher bereits vorhanden.

So erscheinen die natürlichen Faktoren der Waldexistenz als etwas Unabänderliches, und sie zu ergründen und zu erkennen, ist das Alpha und Omega jeglicher Tätigkeit, welche die Waldbegründung zimi Ziele

lO Erster Teil. Die naturgesetzlichen Grundlagen des Waldbaues.

liat. Der fortsclircitenclen Forschung entgeht es nicht, daß diese Naturgewalten nicht bloß ewig und unveränderlich sind, soweit die Zeit des menschlichen Daseins auf der Erde in Frage kommt; sie erkennt auch , daß überall auf der Erde die Faktoren die gleichen, daß die mächtigsten unter ihnen klimatischer Natur sind. Es ist daher logisch, zuerst die Einwirkung des Klimas auf das Dasein der Waldungen und ihre Verteilung auf der Erde auf Grund dieser Einwirkung festzulegen.

Erster Abschnitt.

Naturgesetzliche Grundlagen und Verteilung der Wälder auf der Erde.

1. Das Klima.

Klima ist ein Sammelname für alle jene Einflüsse, die auf die Erde, ihre Pflanzendecke und ihre Bewohner von oben her einwirken, die das Dasein aller Lebewesen bedingen, ihr Gedeihen fördern oder schädigen und sie wiederum vernichten; die Faktoren des Klimas wirken auch auf die feste Erdkruste ein, indem sie an der Verwitterung derselben sich beteiligen, dieselbe mit Naß durchtränken und genügend erwärmen , wodurch die Erde erst für Pflanzen und Tiere bewohnbar geworden ist. .Je nach dem "Wechsel der einzelnen Faktoren im Klima wird die Einwirkung auf Boden und Pflanzendecke sich in ver- schiedenen Zuständen, in verschiedenen Pflanzenformen äußern müssen. Auf große Flächen hin herrschen, wie insbesondere Hilgard und Ramann gezeigt haben, unter den gleichbleibenden Faktoren gleiche Verwitterungsformen und Zustände im Boden und nur allmählich geht ein Bodentypus in einen anderen über. Es ist auch ein Charakteristikum des Klimas, daß es, nur allmählich in seinen Faktoren sich ändernd, allmählich in einen anderen Typus übergeht; es ist eine natui'gemäße Folgerung, daß unter dem Einflüsse dieser Erscheinung auch die Vegetation der Erde allmählich von einem Typus in einen anderen sich umwandelt. Unsere Aufgabe muß es sein, die Wechselbeziehungen zwischen Klima-, Boden- und Waldtypen aufzusuchen und in ihrem Zusammenhange kennen zu lernen. Zu diesem Ende muß zuerst das Klima in seinen einzelnen Faktoren geschildert werden, soweit diese den Vegetationsformen , deren wichtigste und vornehmste der Wald ist, ihren Charakter aufprägen, soweit sie vor allem das Dasein des Waldes überhaupt ermöglichen, sein Gedeihen fördern oder es ganz verhindern.

12 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

a) Die Temperatur.

Nur jene Wanne , die von der strahlenden Sonne der Erde ge- spendet wird, rechnet man zu den Faktoren des Klimas: Eigenwärme der Vegetation , Eigenwärme des Bodens können die Wirkung der klimati-sclien Wärme erhöhen oder mindern. Sie sind jedoch nur ganz ausnahmsweise so mächtig, daß sie das Ergebnis der klimatischen Er- wärmung in bemerkbarer Weise abändern.

Würde man die Frage an die Pilanzenzüchter stellen, ob es Flächen auf der Erde gibt, auf welchen es für das Dasein von Pflanzen, von Wald zu kalt ist, so würden wohl fast alle mit ja antworten; würde man an sie die Frage richten, ob es Flächen gibt, auf denen wegen allzu hoher Temperatur Pflanzenwuchs fehlt , so würde die Mehrzahl abermals mit ja antworten. In beiden Fällen aber muß es nein heißen, wenn man die absolute Temperatur, das absolute Maximum der Sonnen- strahlung und das absolute Minimum der Wärmeausstrahlung in Betracht zieht. Bezüglich der höchsten Temperatur haben die noch nicht ver- ötfentlichten Untersuchinigen des Verfassers ergeben, daß alle vege- tabilischen Gewebe, ob sie Bäumen oder Sträuchern, peren- nierenden oder annuellen Kräutern, ob sie fertigen Geweben oder solchen angehören, welche eben im zartesten Entstehen begriffen sind, getötet werden, sobald ihre Erwärmung 54** C überschreitet.

Gegen Überhitzung, welche in einem plötzlichen Ausstoßen großer Wassermengen in flüssiger Form sich äußert, schützt jeder Pflanzenteil sich durch Wärmeableitung, beziehungsweise diu'ch Empfang von Kälte von benachbarten Medien , wie er gegen das Übermaß der Wärme- ausstrahlung von benachbarten Medien Wärme empfängt. Nadeln und Blätter werden , obwohl sie nicht bloß in den Tropen und Subtropen, sondern weit hinauf in den Norden der heißesten Mittagssonne aus- gesetzt sind, von den Strahlen der Sonne nicht versengt, vorausgesetzt, daß sie im vollen Lichte erwachsen sind, weil ihre Wärme durch Leitung der umgebenden Luft auf ein unschädliches Maß herabgedrückt wird; an den Ästen imd Schäften der Bäume tritt, sofern ihre Ober- flächen stets im Lichte gewesen sind, keine Überhitzung ein, weil die hohe Temperatur sofort in die tieferen Gewebe verteilt wird; es be- darf einer besonderen Anordnung des Experiments oder besonderer, ungünstiger Verhältnisse, wie plötzlicher Freistellung im Schatten ge- bildeter Blatt- oder Rindenoberflächen, um die als Blattbleiche und Rindonbrand bekannten Erscheinungen hervorzurufen. Eine Erhitzung des Bodens durch Wärmeeinstrahlung kann die Ansiedelung einer Pflanze hindern, wenn für Wärmeleitung besonders ungünstige Verhält- nisse vorliegen, wenn z. B. Wasser fehlt, das die Wärmeleitung in die tiefen Bodenschichten begünstigt, wenn der Boden durch Humus- beimengungen eine dunkle Farbe besitzt, wie vor allem Humus imd

1. Das Klima. J3

Torf selbst. Ebermayer fand eine Erliitznno bis zu (i.")"; auf naclel- bedecktem Humus , lehmigem Sand , sowie auf Moorboden fand Ver- fasser nicht weniger als 08" C Maximalwärme; die dunkle Fläche der Saatbeete zeigt noch unter dem 49 ** nördlicher Breite bei 570 m Er- hebung 58 " C, obwohl die Sonnenstrahlen wie in ganz Mittel- und Nordeuropa nicht senkrecht auf solche Beetflächen auftretfen können. Bei solcher Temperatur stirbt natürlich jeder Keimling ab ; durch Selbst- saat sowie durch künstliche Saat können solche Flächen sich zwar wieder mit Pflanzen besiedeln, aber die Besiedelung geht äußerst langsam, schwierig und lückenhaft vor sich. Eine Durchforschung der Prärien und Wüsteneien der nördlichen Halbkugel findet zwar Flächen genug, von denen heute das Temperaturmaximum den Wald abhält; es läßt sich aber nachweisen , daß sie nicht von Uranfang an durch die Sonnenhitze , vielmehr durch Wassermangel waldlos waren. In diese Rubrik fallen auch alle kahlen Flächen im forstlichen Betriebe, wobei jene auf trockenen, schlecht leitenden Sand- oder Moorböden die schlimmsten sind. Das absolute Maximum der Lufttemperatur, das ist zum allergrößten Teile reflektierte Sonnenwärme, liegt stets unter der Wärme, welche feste Gegenstände der Wärme absorbierenden Erdfläche durch direkte Strahlung annehmen: Maximaltemperaturen von 50" C in der Luft sind niu- im Zentrum der großen Kontinente, in den lufttrockensten Gebieten nachweisbar; die Lufttemperatur bleibt stets unter der Tödlichkeitsgrenze für vege- tabilische Gebilde; es wäre auch irrig, allzu hoher Temperatur oder dem diu-ch die Hitze in seiner Oberfläche physikalisch veränderten Boden das Fehlen von Wald zuzuschreiben. Man braucht derartige Flächen nur zu bewässern, und ohne weitere Änderung des Bodens entspringt demselben eine Vegetation, ein erfrischender, kühler, schattiger Wald.

Wie man die höchsten Temperaturen nicht in der Nähe des Äquators, sondern nördlicher von diesem, selbst in gemäßigter Region, ja hart an der Baumgrenze findet (Ostsibirien), so liegen auch die tiefsten Temperaturen nicht , wie man wohl vermutet , mögliehst nahe am Nord- oder Südpol, sondern im Festlande, vom erwärmenden Meer entfernt : auf der nördlichen Erdhälfte treflen wir sie mit 55 " C fast an derselben Stelle, an der im Sommer auch die höchsten Temperaturen sich einstellen. So tiefe Temperaturen sind natürlich absolut töd- lich für die gesamte Pflanzenwelt, welche vom Äquator bis zum 40. ® nördlicher Breite bei geringer Elevation wächst; sie sind tödlich für die gesamte Baum-, Strauch - und Krautflora der südlichen Halbkugel; eine einzige Nacht mit 30 ° C würde bereits genügen , sie alle zu vernichten. Aber es gibt Bäume und zahlreiche andere Pflanzen , es gibt Wälder , welche der tiefsten Temperatur von 50" C und darunter trotzten. Es sind

14 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

Fichten. Birken. Weiden, Lärchen. Zirben und andere, welche in dem ostsibirischen KäUebecken ohne Schaden gedeihen. So muß die An- sicht vieler, daß die höchsten Regionen der Gebirge, die nördlichsten und südlichsten Punkte unserer Erde waldlos seien, weil die Temperatur zu tief sinke , d. h. das absolute Minimum zu tief liege , als den tat- sächlichen Verhältnissen nicht entsprechend bezeichnet werden: die tiefste Temperatur kann das Aufwachsen von Wald nicht hindern; daß sie aber eine äußerst wichtige Rolle spielt in der Frage nach der Zusammensetzung des Waldes in Holzarten, ist selbstverständlich.

Da die Eigenwärme der Pflanzen und damit auch der Bäume infolge chemischer Vorgänge in ihrem Innern nur eine ganz gering- fügige, für das Leben der Pflanzen belanglose ist, da die Eigenwärme der Erde nur an wenigen Punkten bis zur Oberfläche empordringt, so ist für das Dasein der Bäume, für das Dasein des Waldes in erster Linie die Lufttemperatur entscheidend, insofern als während einer bestimmten Zeit eine bestimmte Wärme- menge auf die Pflanze einwirken muß, damit sie leben kann ; Wärme- grade und Zeit sind die beiden Faktoren, welche entscheiden, ob Wald besteht oder nicht, ob ein Baum gedeiht oder nicht. Die günstigsten Wärmegi'ade können keinen Wald schaffen , wenn die Einwirkung nicht eine genügend lange Zeit dauert, wie die waldlosen Gebiete des hohen Nordens, der höchsten Regionen mit ihren für kurze Zeit nur hohen Temperaturen beweisen. Auf der südlichen Halbkugel fehlt jeglicher Wald, wo immer die durchschnittliche Jahrestemperatur nur + C zeigt, welche Jahreswärme gleich ist jener der bestbewaldeten Gebiete Europas und Amerikas; aber auf der südlichen Halbkugel steigt bei 8 ^ Jahrestemperatur die Wärme der vier Sommermonate nicht über den Durchschnittsbetrag von 10°; es fehlt somit bei der Jahresisotherme von -f 8 " der Wald , weil die Temperatur zu niedrig ist, obwohl sie während der Sommermonate nicht bis auf -f 5" herabgeht. So überraschend eine derartige Aufstellung klingen mag, sie läßt sich als ein allgemeines Naturgesetz beweisen. Be- obachtungen an den Waldgrenzgebieten haben ergeben, daß ein Baum seine Vegetation innerhalb 45 Tagen beenden kann; es fehlt aber an Beobachtungen und Zahlen, wie groß die Wärmemenge während dieser Minimalzeit sein muß, imd vollständig mangelt uns die Kenntnis, wie weit die Luftwärme hierbei durch die direkte Insolation ersetzt werden kann.

Indem eingehende Erörterungen für die Ansprüche der Holz- gewächse an die Lufttemperatur einer späteren Betrachtung überlassen werden müssen, sei hier nur auf jene Fälle hingewiesen, in denen die Existenz des AValdes unmöglich ist, weil die Temperatur ungenügend hoch ist oder, wenn hoch genug, nm' allzu kurze Zeit zur Verfüg-ung steht.

1. Das Klima. 15

Aus Gründen, die später anzugeben sind, betrachtet der Verfasser als den besten Maßstab zm* Beurteilung der "Wärme ans prüc he der Holzarten jene Temperatur, die sich aus dem Mittel von vier Monaten ergibt, welche die Hauptvegetationszeit ganz oder teilweise umfassen. Auf der nördlichen Halbkugel wurden die Monate Mai, Juni, Juli und August, auf der südlichen November, Dezember, Januar mid Februar gewählt. Unter dem 50. " nördl. Br. und 4U. " südl. Br. fällt die Vegetationsdauer annähernd mit den vier Monaten zusammen ; nördlich vom 50. " bzw. südlich vom 40. ^ ist die Vegetationszeit kürzer, südlich vom 50. " nördl. Br. bzw. nördlich vom 40." südl. Br. wird die Vegetations- dauer länger als die gewählten vier Monate : man könnte die Viermonats- temperatur als Tetra(meno)therme bezeichnen; sie ist der Maßstab der Wärmeansprüche der Holzarten und wird im Verlaufe der Dar- stellung der Naturgesetze des Waldbaues noch näher zergliedert werden-

Vergleichende Untersuchungen haben den Verfasser belehrt , daß auf der ganzen Erde eine Viermonatstemperatur oder Tetra- therme von + lO'' das Minimum ist, das ein Wald zu seiner Existenz verlangt.

Als Wald ist dabei eine i^nsiedlung von Bäumen von mindestens 8 m Höhe verstanden. Man kann diese natürliche Waldgrenztherme kui'z als Horotherme, als Grenztherme bezeichnen und die Waldgrenze selbst als Folge der Horotherme, Thermohore des Waldes nennen. Sinkt die Horotherme unter den Betrag von 10 ", so sinkt auch der Wald zum Strauchwerk herab , steigt die Horotherme über diesen Betrag, so bleibt natüi'lich Wald als Bodendecke , es ändert sich aber sein Charakter, seine Zusammensetzung nach verschiedenen Holzarten.

Die polare Waldgrenze oder polare Thermohore.

Da auf der nördlichen Halbkugel die Landmassen gegenüber den Wassermassen beträchtlich überwiegen, nämlich im Verhältniss von 1 -.0,4, somit zehnmal mehr Land auf der nördlichen als auf der süd- lichen Halbkugel sich findet, erhält die nördliche Erdhälfte in ihren klimatischen Verhältnissen, von Küstenstrichen abgesehen, mehr oder weniger den Charakter des Kontinentalklimas mit Steigermig der Extreme während der heißen und während der kalten Zeit. Diese Verschieden- heiten kommen schon in den, der WaldgTenzwärme, der Horotherme von 10° entsprechenden Winter- und Jahrestemperaturen zum Ausdruck. So entsprechen auf der nördlichen Erdhälfte der Horotherme von 10° eine mittlere Temperatur der vier Wintermonate von und eine durchschnittliche Jahrestemperatur von + 3; auf der südlichen Hälfte entsprechen der Horotherme von 10° eine durchschnittliche Temperatur von der vier kühlsten Monate und von + wälnend des Jahi'es. Auf der südlichen Hälfte findet sich bei einer Jahrestemperatur von die Waldgrenze, obwohl in dieser Region während der kühlsten

1(3 Erster Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der Wälder usw.

Monate Minusgrade noch ganz fehlen oder doch nur sehr mild auftreten, wälu-end auf der nördlichen Hälfte der Erde bei 8*^ Jahrestemperatur und schwerem, lang andauerndem Winter die schönsten, ertragreichsten, ja man kann sagen die wertvollsten Waldungen der Welt stocken. Die Erklärung für diese Erscheinung ist einfach genug. Nördlich vom Äquator setzt sich die Jahrestemperatur zusammen aus sehr warmer Sommer- und kalter Wintertemperatur, während südlich vom Äquator die Jahrestemperatur das Mittel aas kühler Sommer- und warmer Winter- temperatur darstellt. Die kühle Sommertemperatur aber reicht nicht hin für das Dasein von Wald, wenn ihr durchschnittlicher Wert unter lO " liegt. Vorgreifend sei hier schon erwähnt, daß mit dem schroffen Wechsel der Jahreszeiten auf der südliehen Hälfte der Erde auch der winterkahle Wald fehlt , daß der immergrüne Laubbaumwald an der Thermohore ziun immergrünen Laubbuschwald herabsinkt.

Durch die kontinentale Entwicklung der nördlichen Erd- hälfte erleidet das Klima eine Erhöhung in seinen Wärme- verhältnissen während des Sommers, eine Vertiefung während des Winters; nachdem aber nicht die Winter-, sondern die Sommer- resp. Vegetationszeittemperatur über die Existenz des Waldes entscheidend ist, so reichen die Bedingungen für Waldes- dasein auf der nördlichen Erdhälfte viel weiter nach Norden und an Bergen viel höher nach oben als auf der südlichen Hälfte; dazu kommen noch warme und kalte Meeresströmungen, welche mit ilu-en gewaltigen Wassermassen die darüber liegenden Luftschichten erwärmen bzw. abkühlen. Werden nun diese Luftmassen in das Festland gesogen, so beeinflussen sie ebenfalls im positiven oder negativen Sinne die Wärme Verhältnisse des Kontinents. Auf der nördlichen Halbkugel werden die Westküsten der Alten wie der Neuen Welt von warmen, aus südlicher Breite kommenden Strömen, dem Golfstrom und dem Kuro Schiuo, getroffen und so günstig erwärmt, daß die Waldgrenzlinie oder Thermohore bis zum 65.", ja stellenweise bis zum 70. " nördlicher Breite vorgeschoben wird; es verstärkt sich somit sowohl in Europa wie in Westamerika die diu-ch kontinentale Entwicklung bereits be- stehende, positive Anomalie des Sommerklimas noch um einen weiteren Betrag, der waldfördemd, vorwiegend durch V erlängerung der Vegetations- zeit wirkt. An den Ostküsten der Alten Welt (Ostasien) und der Neuen Welt (Ostamerika) wälzen sich Ströme von kühlen Wasser- und Luft- massen südwärts, so daß durch die Verkürzmig der Vegetationszeit, die sie bedingen, die Thermohore bis zum 55."^, ja stellenweise bis zum 50. ^ nördlicher Breite herabgedrückt wird.

Es liegt an den Ostküsten der Kontinente die Waldgrenze unter einem Breitengrade, unter welchem an den Westküsten (Westamerika und -europa) noch mächtige Eichen, Douglasien, Fichten, Tannen, Fölu-en, ja das Gros der wichtigsten Waldungen der nördlichen Halbkugel wächst.

1. Das Klima.

Mayr, Waldbau.

18 Erster Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung? der Wälder usw.

Beiliegende Kartenskizze stellt den Verlauf der Thermohore des Waldes auf der nördlichen Halbkugel dar; alle Gebiete nordwärts von dieser Grenzlinie sind waldlos aus Mangel an genügender Vegetations wärme, und alle Vorsuche, Wald zu begi-ünden, müssen an diesen natürlichen und unabänderlichen Hindernissen scheitern.

Auf der südlichen Halbkugel sind es ebenfalls Meeresströmungen, wie der Perustrom und der antarktische; ein weiterer, kühler Strom fließt nordwärts gegen Tasmanien und Neuseeland hin: aber auf der südlichen Halbkugel sind die Landmassen nicht weit genug nach Süden vorgeschoben, um die Thermohore zu erreichen.

Mit der polaren Thermohore erreicht die AValdgrenze hoch im Norden der großen Kontinente das Meer; alle Ebenen, alles hügelige Gelände von 0 2UÖ m Erhebung südlich von dieser Grenzlinie tragen Wald, wenn die übrigen Faktoren für Waldesdasein günstig sind.

Die alpine Waldgrenze oder a 1 p ine T h e r m o h o r e.

Wären die nördliche und die südliche Halbkugel der Erde oro- und hydrographisch ganz gleichförmig entwickelt, Land- und Wasser- massen gleichmäßig verteilt, wären die INIeeresströmungen in parallelem Sinne ausgebildet, so müßte die polare Thermohore oder Waldgrenz- linio nach dem Äquator hin gleichmäßig als alpine Thermohore an- steigen, um südlich vom Äquator in einem, dem nördlichen Aufstiege symmetrischen Abstiege unter dem 65 " südlicher Breite die Meeresfläche zu erreichen. Eigene Beobachtungen an den alpinen Waldgrenzen nördlich und südlich vom Äquator haben den Verfasser überzeugt, daß auch beim Verlaufe der vertikalen oder alpinen Thermohore der Ein- fluß der großen Landentwicklung der nördlichen Halbkugel in die Erscheinung tritt dadurch, daß die alpine Thermohore von Norden gegen den Äquator hin rascher ansteigt, als dem Breitengi'ade nach entsprechen sollte, somit eine positive Anomalie in ihrer vertikalen Richtung ebenso wie in der horizontalen zeigt ; die Waldgrenze erreicht bereits unter dem 10." nördlicher Breite ihre höchste Erhebung über dem Meeresniveau mit 3500 m.

Trägt man die Breitengrade als Abszisse, die Elevation als Ordinate auf, so ergibt sich eine steilere oder flachere Parabel, je nachdem die Polargrenze des Waldes an der Ost- oder der Westküste der Kontinente die Meeresfläche trifft. Alle Erhebungen nun, welche unterhalb der Parabel verbleiben, tragen Wald bis in die höchsten Spitzen, wenn die übrigen Verhältnisse für Wald g-ünstig sind; alle Berge, welche über die Parabel hinausgi-eifen , sind waldlos an dem ganzen, üben-agenden Stück; ist das Verhältnis zwischen Ordinate und Abszisse richtig gewählt, so kann für jeden Punkt, für jeden Berg der Erd fläche sofort dem Diagramm entnommen werden, in welcher Höhe die natürliche Waldgrenze zu suchen ist. In der

1. Das Klima. 19

beigegebenen Tafel I ist das aus Wärmemanool waldlose Gebiet, die Strauclivegetation, als Polaretum und Alpinetum bezeichnet.

An der ^' e r s c h i e b u n g der alpinen W a 1 d g r e n z 1 i n i e auf den Gebirgen der Erde sind folgende Faktoren Ijeteiligt:

Die weitgehendste Verschiebung bringt die Exposition und die Steilheit der Bergwände hervor. An der kühleren Nordseite liegt die Thermohore stets tiefer als an der Südseite, an der sie auch höher steigt als auf den Ost- und Westseiten. Man kann im Durchschnitt die Verschiebung durch die Exposition auf 2UU m aufwärts an der Süd- seite und 200 m abwärts auf der Nordseite berechnen ; an steilen Hängen von über 45 ^ und darüber verschiebt sich die "Waldgrenze um volle 500 m auf- oder abwärts, je nachdem Süd- oder Nordseite vorliegt. Der Grund liegt in der intensiveren Besonnung auf der Süd- und in der Abnahme der Bestrahlung auf der Nordseite. Man kann berechnen, daß unter dem 48." nördlicher Breite die Nordseite eines Berges bei einer Steilheit des Hanges von 00" von Sonnenstrahlen über- haupt nicht mehr getrotfen werden kann. In solchen extremen Fällen, die in den Alpen wie in den Pja-enäen, im Himalaya wie im Hoch- gebii'ge der Sierra Nevada sehr häufig beobachtet werden, steigt die Waldgrenz Vegetation bis ins Tal herab, wo sie mit den schönsten Hochwaldimgen der Südseiten zusammenstößt, die unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes und damit auch der größeren Wärme er- wachsen sind.

Es ist durch verschiedene Messungen in den Alpen nachgewiesen worden, daß die WaldgTenze sich an großen Gebirgsstöcken höher er- hebt als an isolierten Bergen; Vulkane unvermittelt aus der Ebene auftauchend und bis zur Schneegrenze sich erhebend, wie z. B. der Fuji in Japan, beweisen auf das vollkommenste die Anordnung der Waldvegetation nach Zonen und das Herabrücken der Waldgrenze.

Eine weitere Verschiebung erleidet sodann die Waldgrenze a u f feuchtem Boden, besonders bei stagnierender Feuchtigkeit ; Feuch- tigkeit übt w^ährend der Vegetationszeit eine abkühlende Wirkung auf die über ihr liegenden Luftschichten und damit auch auf die Pflanzen- welt aus. Dieser Umstand erklärt, daß auf feuchtem Moorboden bereits eine alpine Vegetation stockt, d. h. die Waldgrenze überschritten ist, während in dem rundherum anstoßenden, trockenen, wenn auch höher gelegenen Gelände Baumwald herrscht. Wird die über- schießende Feuchtigkeit beseitigt, so hebt sich die Wärme und mit ihr der Höhenwuchs der Baumflora. In Frostlöchem aus natürlichem oder wirtschaftlichem Grunde (Kalilschlag) ist durch die Entwaldung gleich- sam eine Verschiebung des Teirains in ein ungünstigeres, kühleres Gebiet eingetreten ; Frostlöchern in der oberen Buchen-, in der Fichten- imd Birkenzone kommt ein Klima zu, so extremereich und rauh, wie es den Strauchwald der Alpenwaldgrenze kennzeichnet; solche Frost-

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2(J Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u A'erteilung der "Wälder usw.

löcher wieder kliniawärmer zu gestalten durch Ansiedelimg einer Waldvegetation zählt naturgemäß zu den schwierigsten, langwierigsten und kostspieligsten Aufgaben des Waldbaues.

Nachgewiesen ist sodann , daß die Waldgrenze nach abwärts ge- drängt wird , wenn der Grenzwald durch Menschen oder AVeidetiere vernichtet wird. Die Erklärung hiefür liegt in der Erscheinung, daß der Wald sein eigenes Klima besitzt, das milder ist als jenes der Um- gebung. Mit diesem Klima ist er an den Bergen so hoch als möglich emporgeklettert; wird er durchlöchert oder vernichtet, so wird sein Klima zerstört und die Waldgrenze sinkt bis zu jenem Niveau herab, das ihr nach Breitengrad, Elevation und Exposition ureigentlich zukommt.

Eine zwar geringfügige, aber doch bemerkenswerte Verschiebung des Klimas verursachen die Flüsse; ihr Einfluß ist um so größer, je größer die Wassermasse und je direkter sie aus dem kühlen in ein wärmeres Gebiet oder umgekehrt strömen. In den Bergen z. B., den Alpenflüssen und alpinen Bächen trägt das kühlere Wasser von oben her das Klima und die Keime der kühleren Waldregion an dem schmalen Ufersaume abwärts; dadurch wird die Krummholzföhre (Pumilio) ins Bereich der Fichten, selbst Buchen getragen; die Alpenflüsse der schwäbisch -bayerischen Hochebene begrenzen vorzugsweise Fichten, welche sie mit einem Stück des Klimas an ihren Ufern in das Gebiet des Fagetums herabgebracht haben. Noch viel großartiger aber ist die Wirkung der von Süden nach Norden fließenden Riesenströme des Jenissei, der Lena, welche mit dem Klima Keime des Picetums (Larix und Picea) bis an ihre Mündung tragen, somit das Picetum ihren Ufern entlang volle zehn Breitengrade weiter nach Norden verschieben.

b) Feuchtigkeit.

Auf großen Flächen, auf denen die AVärmeverhältnisse zum Auf- sprossen eines Waldes genügen würden, kann Wald fehlen aus Mangel an genügender Feuchtigkeit; Feuchtigkeit kommt in zwei Formen in Betracht, als Niederschlag, also in flüssiger oder fester Form, und Feuchtigkeit als Wassergas, also dampfförmig in der Luft verteilt. Die Niederschläge werden in Millimetern gemessen, ob sie als Regen, Schnee, Hagel oder Tau erscheinen; das Wassergas in der Luft wird be- stimmt durch das Verhältnis der gegebenen zu jener Menge von Wasser- gas, welche die herrschende Temperatm- zu fassen vermag, bis das Wassergas flüssig wird: man nennt dieses Verhältnis die relative Feuchtigkeit und den Temperaturgrad, bei dem das Wassergas flüssig wird, den Taupunkt. Wird der Taupunkt der Luft nicht an festen Gegenständen durch deren Abkühlung, sondern in höherer Luftschicht durch zuströmende, kältere Luftmassen erreicht, so tritt die Aus- scheidung von flüssigem Wassergas in Form von winzigen Tröpfchen, zunächst in der Form von Nebel und Wolken auf, aus denen dann die

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1. Das Klima.

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Niederschläge sich loslösen. Sowohl die Feuchtigkeit der Luft wie die Niederschläge können bestimmend sein für das Dasein des Waldes ; daß beide, Niederschläge wie Luftfeuchtigkeit, von größter Bedeutung für das Gedeihen der einzelnen Baumarten, für die Ausfühning der waldbaulichen Operationen sind , soll an späterer Stelle ausführlicher gezeigt werden.

Die Niederschläge und Luftfeuchtigkeit. Für die Fest- stellung der für das Waldesdasein absolut notwendigen Menge an Luft- feuchtigkeit und Niederschlägen ist es unumgänglich, Ursprungsweise und ürsprungsstelle aller Feuchtigkeit des Festlandes zu kennen, denn das Fehlen des Waldes aus hydrometeorologischen Gründen hängt eng zu- sammen mit der Entfernung eines Gebietes von der Feuchtigkeitsquelle.

Verdunstung von selten der Pflanzendecke und der festen Erdkruste. Man hat berechnet, daß ein voll entwickeltes Roggenfeld an einem windstillen Tag 1 m über den Äliren die Luft- feuchtigkeit gegenüber jener über dem nackten Boden nur um 5 '^/o er- höht hat: von Hönel hat gefunden, daß eine 110jährige Buche während eines Sommers rund 900U kg Wasser abdunstet: ein Hektar eines solchen Buchenbestandes würde 3,0 Mill. kg Wasser in die Luft abgeben, was auf dem Hektar 3fJU mm Niederschläge bedeuten würde; es fehlen jedoch Beobachtungen über die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die Femwirkung dieser Erhöhung. Man hat der Vermutung lange Zeit nachgehangen, daß die erhöhte Luftfeuchtigkeit auch eine erhöhte Niederschlagsmenge bedingen müsse , da ja bei erhöhter Luftfeuchtig- keit eine geringe Temperaturerniedrig-ung genüge , um den Taupunkt zu erreichen. Allein man hat übersehen, daß auf nicht bewaldeter Fläche die Temperatm'erniedrigung viel früher und viel tiefer eintritt als im Walde, also die Wahi'scheinliclikeit für Nebel- und Wolken- bildung auf einer Kahlfläche viel größer ist als über einer bewaldeten, was die abendliche Erfahrung bei Windstille auf Kalilflächen, besonders in Frostlöchem, bestätigt. So imponierend die Zahl 3(30 mm pro Hektar als Wasserverlust erscheint, so geringfügig ist seme Bedeutung für den Wald , denn von dieser Verdunstimgsmenge kommt weder dem Walde noch der Umgebung etwas zugute : dem Walde nicht, weil die Wasseimenge auf der Außenseite des Waldes , der Baumki'one gegen den freien Himmelsraum, abdunstet, der Umgebung nicht, weil der Wasserdampf infolge der Insolation und der Aufwärtsbewegung der Luft über dem AValde mit in die Höhe gerissen wird , wo er der trockneren Luft sich einmischt. Die bei feuchtkalter Witterung auf- steigenden Nebelschwaden entstehen nicht dm-ch höhere Luftfeuchtig- keit, sondern durch wärmere, lebhaft aufsteigende Luftströmungen. So wichtig jene Feuchtigkeit ist, welche der Wald in seinem eigenen Hause, das heißt unterdemDache seinerKronen, anhäuft imd zurückliält durch Abdunstung von selten der Blätter, Zweige und der

20 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u VerteiUmg der "Wälder usw.

löcher wieder klimawärmer zu gestalten durch Ansiedelung einer "Waldvegetation zählt naturgemäi;) zu den schwierigsten, langwierigsten und kostspieligsten Aufgaben des Waldbaues.

Nachgewiesen ist sodann, daß die "Waldgrenze nach abwärts ge- drängt wird , wenn der Grenzwald durch Menschen oder "Weidetiere vernichtet wird. Die Erklärung hiefür liegt in der Erscheinung, daß der "Wald sein eigenes Klima besitzt, das milder ist als jenes der Um- gebung. Mit diesem Klima ist er an den Bergen so hoch als möglich emporgeklettert; wird er diu-chlöchert oder vernichtet, so wird sein Klima zerstört und die "Waldgrenze sinkt bis zu jenem Niveau herab, das ilir nach Breitengrad, Elevation und Exposition ureigentlich zukommt.

Eine zwar geringfügige, aber doch bemerkenswerte Verschiebung des Klimas verursachen die Flüsse-, ihr Einfluß ist um so größer, je größer die "Wassermasse und je direkter sie aus dem kühlen in ein wärmeres Gebiet oder umgekehrt strömen. In den Bergen z. B., den Alpenflüssen und alpinen Bächen trägt das kühlere Wasser von oben her das Klima und die Keime der kühleren Waldregion an dem schmalen Ufersaume abwärts; dadurch wird die Krummholzföhre (Pumilio) ins Bereich der Fichten, selbst Buchen getragen; die Alpenflüsse der schwäbisch -bayerischen Hochebene begrenzen vorzugsweise Fichten, welche sie mit einem Stück des Klimas an ihren Ufern in das Gebiet des Fagetums herabgebracht haben. Noch viel großartiger aber ist die Wirkung der von Süden nach Norden fließenden Riesenströme des Jenissei, der Lena, welche mit dem Klima Keime des Picetums (Larix und Picea) bis an ihre Mündung tragen, somit das Picetum ihren Ufern entlang volle zehn Breitengrade weiter nach Norden verschieben.

b) Feuchtigkeit.

Auf großen Flächen, auf denen die Wärmeverhältnisse zum Auf- sprossen eines Waldes genügen würden, kann Wald fehlen aus Mangel an genügender Feuchtigkeit; Feuchtigkeit kommt in zwei Formen in Betracht, als Niederschlag, also in flüssiger oder fester Form, und Feuchtigkeit als Wassergas, also dampfförmig in der Luft verteilt. Die Niederschläge werden in Millimetern gemessen, ob sie als Regen, Schnee, Hagel oder Tau erscheinen; das Wassergas in der Luft wird be- stimmt durch das Verhältnis der gegebenen zu jener Menge von Wasser- gas, welche die herrschende Temperatur zu fassen vermag, bis das Wassergas flüssig wird; man nennt dieses Verhältnis die relative Feuchtigkeit und den Temperaturgrad, bei dem das Wassergas flüssig wird, den Taupunkt. Wird der Taupunkt der Luft nicht an festen Gegenständen durch deren Abkühlung, sondern in höherer Luftschicht durch zuströmende, kältere Luftmassen erreicht, so tritt die Aus- scheidung von flüssigem AVassergas in Form von winzigen Tröpfchen, zunächst in der Form von Nebel und AVolken auf, aus denen dann die

1. Das Klima

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Niederschläge sich loslösen. Sowohl die Feuchtigkeit der Luft wie die Niederschläge kömien bestimmend sein für das Dasein des Waldes; daß beide, Niederschläge wie Luftfeuchtigkeit, von größter Bedeutung für das Gedeihen der einzelnen Baumarten, für die Ausfühning der waldbaiüichen Operationen sind, soll an späterer Stelle ausführlicher gezeigt werden.

Die Niederschläge und Luftfeuchtigkeit. Für die Fest- stellung der für das Waldesdasein absolut notwendigen Menge an Luft- feuchtigkeit und Niederschlägen ist es unumgänglich. Ursprungsweise und ürsprungsstelle aller Feuchtigkeit des Festlandes zu keimen, denn das Fehlen des Waldes aus hydrometeorologischen Gründen hängt eng zu- sammen mit der Entfernung eines Gebietes von der Feuchtigkeitsquelle.

Verdunstung von seiten der Pflanzendecke und der festen Erdkruste. Man hat berechnet, daß ein voll entwickeltes Roggenfeld an einem windstillen Tag 1 m über den Ähren die Luft- feuchtigkeit gegenüber jener über dem nackten Boden nur um 5 "/o er- höht hat: von Hönel hat gefunden, daß eine IK) jährige Buche während eines Sommers rund 9(>0(j kg Wasser abdunstet; ein Hektar eines solchen Buehenbestandes würde 3,G Mill. kg Wasser in die Luft abgeben, was auf dem Hektar :Jii(j mm Niederschläge bedeuten ^x-ürde ; es fehlen jedoch Beobachtungen über die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die Feniwirkung dieser Erhöhung. Man hat der Vermutung lange Zeit nachgehangen, daß die erhöhte Luftfeuchtigkeit auch eine erhöhte Niederschlagsmenge bedingen müsse, da ja bei erhöhter Luftfeuchtig- keit eine geringe Temperaturemiedrigung genüge, um den Taujjunkt zu erreichen. Allein man hat übersehen, daß auf nicht bewaldeter Fläche die Temperaturerniedrigung viel früher und viel tiefer eintritt als im Walde, also die Wahrscheinliclikeit für Nebel- und Wolken- bildung auf einer Kahlfläche viel größer ist als über emer bewaldeten, was die abendliche Erfalirung bei Windstille auf Kahlflächen, besonders in Frostlöchem, bestätigt. So imponierend die Zahl 3(10 mm pro Hektar als Wasserverlust erscheint , so geringfügig ist seine Bedeutung für den Wald, denn von dieser Verdunstimgsmenge kommt weder dem Walde noch der Umgebung etwas zugute ; dem Walde nicht, weil die Wassermenge auf der Außenseite des Waldes, der Baumkrone gegen den freien Himmelsraum, abdunstet, der Umgebung nicht, weil der Wasserdampf infolge der Insolation und der Aufwärtsbewegung der Luft über dem Walde mit in die Höhe gerissen wird, wo er der trockneren Luft sich einmischt. Die bei feuchtkalter Witterung auf- steigenden Nebelschwaden entstehen nicht dm-ch höhere LuiHeuchtig- keit, sondern durch wärmere, lebhaft aufsteigende Luftströmungen. So ■wichtig jene Feuchtigkeit ist, welche der Wald in seinem eigenen Hause, das heißt unterdemDache seinerKronen, anhäuft und ziirückhält durch Abdunstung von seiten der Blätter, Zweige und der

22 Erster Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung; der Wälder usw.

Bodendecke , von selten des Bodens selbst und durch Mäßigung , ja völlige Sistierung der Luftbewegung und Verhinderung der Entführung der Feuchtigkeit, so unbedeutend muß die Wirkung der vom "Walde entströmenden Wassergase in den Außenräumen bezeichnet werden. Gäbe es eine Fernwirkung der Waldfeuchtigkeit, belangvoll für Er- höhung der Luftfeuchtigkeit und Niederschläge außerhalb des Waldes nur auf Waldblößen und Waldrändern ist sie durch gering erhöhte Taubildung nachgewiesen , so müßte jeder Wald in seinen Grenzen gegen waldlose Gebiete hin stetig wachsen oder, da hierzu seit Jahr- tausenden Zeit war, es gäbe überhaupt keine, aus Feuchtigkeitsmangel waldlosen Gebiete.

Auch die Wasserverdunstung von selten des nackten Erd- bodens kann, da sie nicht eigenes, sondern nur von den Meeren mit- geteiltes Naß Ist, zur Ausbreitung des Waldes nichts beitragen: unter dem Walddache dagegen wird diese Verdunstung von großer Wichtigkeit.

Verdunstung von selten der Wasserflächen. Das Meer. Das an der Meeresoberfläche abdampfende Wasser ist es , welches das große Festland mit Wasser versieht, seine Wasserläufe und seine Luft speist, der Pflanzendecke, dem Walde, ja allen Lebewesen das Dasein gibt; es bedarf aber ständiger Zufuhr dieses Wassers, um der Erde Pflanzen und Tierwelt zu erhalten. Die Erde selbst besitzt das Mittel, um die feuchte Meerluft zum Eintritt in das Festland zu zwingen. Dieses Mittel heißt Erwärmung. Die stärkste Saugwirkung übt die ungleiche Erwärmung der großen Kontinente den Wassermassen, den Meeren gegenüber während des Wechsels der Jahreszelten, das heißt, während der halbjährigen Wärme- und der halbjährigen Kältezeit. Während der Wärmezelt entstehen über den großen Kontinenten durch Erhitzung, Auflockerung und Aufwärtsbewegung der Luftteilchen in den höheren Luftschichten, Anstauungen der Luftteilchen, welche ein Abfließen der Luft nach allen Seiten hin zur Folge haben.

Der Altmeister der Meteorologie, J. Hann*), sagt in seinem vor- trefflichen Buche: „Infolgedessen haben die Luftschichten in der Höhe ein Gefälle vom Kontinent gegen das kühlere Meer hinaus, und die Luft fließt dahin ab. Dadurch wird der Luftdruck über dem Innern des Landes sinken, well die drückende Luftmasse sich dort vermindert, über dem Meere steigen, well hier ein Luftzuschuß in der Höhe ein- tritt. Im Meeresniveau entsteht dadm^ch ein dem oberen entgegen- gesetztes Gefalle der Luft vom Meere gegen das Land hin, von der Stelle höheren Druckes gegen die Stelle niedrigeren Luftdruckes, und die untere Luft muß deshalb von allen Seiten gegen den erwärmten Kontinent zufließen." Der Einfluß der Luft aus der Antizyklone (hoher Luftdruck) über dem Meere nach der Zyklone (niederer Luftdruck)

J. Hann, Handbuch der Klimatologie. I. Bd. 1><97.

1. Das Klima

2:i

über dem Festlande vollzieht sich nach di^n Gesetzen der Luft- bewegiing bei Liü'tdruckdiÖerenzen. Die Rotation der Erde lenkt diese Windrichtung auf der nördlichen Halbkugel nach rechts, auf der süd- lichen nach links ab. Während des Winters übernimmt das Meer die Rolle des Festlandes, da es wärmer ist als dieses; es liegt dann über dem Meere die Zj-klone und über dem Festlande der hohe Druck, die Antizyklone; die Luft bewegt sich vom Festlande zum Meere hin. Durch diesen Wechsel in der Erwärmung während eines Jahres ent- stehen regelmäßig wehende Winde, welche Monsune genannt werden. Auf dem großen Kontinent Asien, dem die Halbinsel Europa als Westküste angehängt ist, wie auch in Nordamerika wehen dahei nach Hann während des Sommers folgende Winde: an der Westküste aus NW, an der Nordseite aus NO, an der Ostküste aus SO und an der Südküste aus SW; auf der südlichen Halbkugel, in Südamerika und Afrika sind die herrschenden Sommerwinde: an der Westküste aus SW, an der Nordseite aus NW, an der Ostküste aus NO und an der Südküste aus SO. Während des Winters herrschen auf der nördlichen Halbkugel, in Asien und Nordamerika, folgende Winde vor: an der Westküste 0, an der Nordküste SW, an der Ostküste NW und an der Südküste N und NO. Europa, mit Aus- nahme des Südens, steht unter dem Einflüsse einer großen, zyklonalen Luftbewegung über dem nordatlantischen Ozean, die es mit W- und SW-Winden versieht.

Alle aus niederen Breiten kommenden Winde sind wärmer und, soweit sie über das Meer hinwegstreichen , bei hoher Temperatur mit Feuchtigkeit gesättigt ; treffen sie auf das Festland, wo sie sich erheben und abkühlen, so teilen sie diesem große Mengen von Luftfeuchtigkeit und Niederschlägen mit; alle von hohen Breiten kommenden Winde sind kühler, und wo sie in das Land eintreten, bedingen sie trockenes Klima, da sie im Festlande sich erwärmen und trockener werden; erstere schatfen für Waldesdasein und -gedeihen günstige . letztere ungünstige Bedingungen: aus diesem Spiel der Winde zwischen Fest- land und Meer ergeben sich auch die großen Unterschiede im KHma zwischen den West- und Ostküsten der großen Kontinente in den höheren Breiten, worauf schon bei der Betrachtung der Wärme Verhält- nisse hingewiesen wurde, und worüber bei den einzelnen Waldgebieten noch Näheres mitgeteilt werden muß.

Den konstanten Luftströmen gehen die Meeresströme parallel; Hann (1. c. S. 181) sagt: .,Es kann jetzt kaum mehr ein Zweifel darüber bestehen, daß die großen Meeresströmungen ihre Entstehung den vor- herrschenden Winden verdanken, weshalb auch im allgemeinen die Richtung der Meeresströme mit der Richtung der über den betreti'enden Teilen der Ozeane vorheiTschenden Luftströme übereinstimmt." Die durch W- Winde von den Kontinenten unter dem 37.^ nönll. Br. ab-

24 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

gelenkten warmen Ströme, Golfstrom und Kuro Shiuo, wenden sich von da an nordostwärts und lassen nördlich von diesen Breitengraden Raum für den von Norden kommenden kalten Polarstrom. An der Westküste von Südafrika und Südamerika streichen zwar ebenfalls kalte Ströme entsprechend den kalten Strömen an den Ostküsten der Kontinente der nördlichen Halbkugel , doch ist das kalte Küsten- wasser dort nach den neueren Forschungen nicht allein diesen Strömen, sondern den direkt von der Tiefe aufsteigenden, kalten Strömen zu- zusclireiben; diese aufsteigenden Ströme aber werden hervorgerufen durch den vom Land in das Meer wehenden Wind, der die ober- flächlich erwärmte Schicht von der Küste hinwegtreibt : als Ersatz strömt von unten kaltes Wasser nach: dreht sich der Wind und weht er landeinwärts , so kommt er als kühle Brise , welche im Lande sich erwärmt, relativ trockener wird und so wenig Niederschläge bringt wie die von Osten kommende Landluft. Diese Erscheinung erklärt, daß, da die Niederschläge unzureichend sind, an den Westküsten von Süd- amerika und Südafrika Wald fehlen muß; erst bei hoher Elevation wird der Taupunkt des Meerwindes erreicht; im Gebirge erscheint der Wald. Gleiche Verhältnisse obwalten an der kalifornischen Küste von Nordamerika.

Aus obiger Darstellung ergibt sich, daß während der warmen Zeit, der Vegetationszeit, in Europa Winde aus SW, W und NW vor- herrschend sind; sie kommen vom Atlantischen Ozean mit Feuchtig- keit gesättigt an die Küste ; es ergibt sich femer, daß in ganz Ostasien die Winde aus SW, S und SO überwiegen, welche vom großen Stillen Ozean befeuchtet werden ; in Westamerika, nördlich vom 40." nördl. Br., strömen die SW- und W-Winde ein; in Ostamerika sind es S- und SO-, also ebenfalls vom großen Wasserbecken kommende , feuchte , warme Winde; auf der südlichen Halbkugel korrespondieren mit den west- lichen Küsten der nördlichen Halbkugel die östlichen ; die Ostküste von Südamerika wird durch den feuchten, warmen SO-Wind mit Wasser versehen, gleiches gilt von der Ostküste Afrikas, während die West- küste sowohl von Südafrika wie von Südamerika vom Westwind, der über kalte Wasserflächen streicht, nur Feuchtigkeit bei niederer Temperatur erhält, aus welchem das Festland, da es die kühleren Winde erwärmt, keine Niederschläge ziehen kann; erst bei höheren Elevationen , seien sie Küsten- oder Binnenlandsgebirge , kühlen sich die kühlen Winde bis zum Taupunkt und zu Niederschlägen ab; die Gebirge sind die Regenmacher und Regenmehrer, nicht der Wald.

Soweit nun diese wasserdampfreichen Luftströme in das Festland eintreten und dieses mit Luftfeuchtigkeit, Nebel, Wolken und Nieder- schlägen versehen, herrscht Wald, vorausgesetzt, daß die Niederschläge in genügender Menge , daß Temperatur und andere Verhältnisse , die

1. Das Klima. o^y

im naclüblgenden betrachtet werden müssen, das Waldesdasein über- haupt ermöglichen. Die ganze Anordnung der Waldungen unserer Erde nach Waldregionen hängt auf das engste zusammen mit den meteorologischen Erscheinungen der Luftbewegung über den Kontinenten und den Ozeanen. Auf dem Wege landeinwärts verlieren die feuchten, warmen Luftströme durch das fortgesetzte Ansteigen immer mehr von ihrer befruchtenden Feuchtigkeit, und endlich erreichen Luftfeuchtigkeit oder Niederschläge oder beide zusammen einen so niederen Betrag, daß, trotz sonstiger günstiger Existenzbedingungen, Wald nicht mehr dem Boden ent- sprossen kann.

Zur Feststellung des für das Dasein des Waldes absolut notwendigen Minimums an Feuchtigkeit u n d N i e d e r s c h 1 ä g e n ist es nötig, über die Beziehungen beider, insbesondere im Leben der Bäume selbst, einiges vorauszuschicken. Jeder Wald beginnt, wenn ihn die Natur auf- baut, oder wenn er durch Saat begründet werden soll, mit äußerst zarten Keimlingen; für das Gedeihen dieser sind die Niederschläge während der ersten Vegetationszeit wie während der ersten Vegetationsruhe außerordentlich wichtig; mit dem Alter nimmt die Gefahr der Ver- trocknung stetig ab: für das ganze Leben gilt der Satz, daß die Ver- dunstung von Seiten der Pflanzen um so größer ist, die Gefahr der Überverdunstung um so näher lieg-t, je lufttrockener das Gebiet; je feuchter der Boden, um so leichter erträgt eine Pflanze Lufttrocknis : umgekehrt kann die Regenmenge (Bodenfeuchtigkeit) um so geringer sein, je feuchter die Luft. Diese Momente spielen in der Wechselbeziehung bei der Frage der natürlichen Bewaldung unserer Erde, der ursprünglichen Ausdehnung der Waldungen wie auch bei allen Waldneuanlagen von Seiten des Menschen eine einschneidende Rolle.

Die Beziehungen zwischen Luftfeuchtigkeit imd Niederschlägen sind keine direkt proportionalen ; so empfängt z. B. die Ostseeküste bei Durchschnitt 74 ^lo r. F. jährlich 224 mm Niederschläge, das Riesen- gebirge bei (3UÜ m Erhöhung und 72% r. F. 307 mm. Viel größer sind natürlich die Kontraste in größeren Kontinenten. Die Prärie zwischen dem Felsengebirge und dem Missourifluß erhält während der vier Monate Mai bis August 45 "/o r. F. noch 1()(> mm Regen; die Prärie an der südkalifornischen Küste empfängt bei vollen 72*'/o nm- 40 mm während derselben Vegetationszeit. In diesen Gebieten fehlt Wald aus natürlichen Gründen, beide Male aus Mangel an genügenden Nieder- schlägen; auf der Prärie östlich vom Felsengebirge genügen nicht einmal 100 mm, in Kalifornien nicht 72 " o r. F., um einen Wald hervor- zurufen. Aber in beiden Gebieten kann künstlich Wald begründet werden; denn der Wald schafft sich unter seinem Dach sein eigenes Klima, wie es später besprochen werden muß.

Mehrmalige Studien an den Waldgrenzen, an den Prärierändern

2(5 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

von Nordamerika und Ostasien während der Jahre 1885 1887 haben den Verfasser veranlaßt, folgende Zahlen als minimale Beträge in Luft- mid Bodenfeuchtigkeit (Niederschlägen) für die Existenz des "Waldes zu betrachten.

Fallen in einem Gebiete weniger als ö<J mm Regen, auf der nördlichen Halbkugel während der Monate Mai, Juni, Juli und August, auf der südlichen Halbkugel während der ^lonate November^ Dezember, Januar, Februar, so ist dort Waldansiedelung auf natürlichem Wege unmöglich, mag die Feuchtigkeit der Luft noch so hoch sein, weil eben das durch Wind oder Tiere vom Saum der Waldregion aus dorthin getragene Samenkorn als zarter Keimling während der Dürr- periode stets vernichtet wird. Man kann dieses Niederschlags- oder Regenminimum für den Wald die Ombrohore oder Waldgrenze durch Regenmangel nennen. Ein solcher waldloser Küstensaum, auf dem die Niederschläge ungenügend, die Luftfeuchtigkeit aber genügend, ja stellen- weise sogar hoch ist, erstreckt sich in Nordamerika vom 4o. " nördlicher Breite an südwärts durch Mittel- und Südamerika bis nach Patagonien ; ein solcher Küstensaum liegt auch an der Westseite von Afrika südlich vom Äquator : es fehlt Wald , weil das notwendige Wasser im Boden fehlt: wird dieses aber künstlich zugeführt, so kann diese Prärie in üppige Getreidefelder, Obstgärten und Waldungen umgewandelt werden. Länderstriche, welche während der vier Monate mehr als 50 mm und weniger als 100 mm Regen erhalten, tragen ebenfalls noch keinen Wald, wenn die Luftfeuchtigkeit während derselben Zeit unter 50 "/o herab- sinkt; denn die erhöhte Verdunstmig verbraucht den Überschuß an Niederschlägen, der über die Ombrohore von 50 mm hinaus gefallen ist. Steigt aber die Niederschlagsmenge über I'IO mm, so kann die Luftfeuchtigkeit resp. Trocknis allein den Wald nicht mehr verhindern, so daß man von einer Psychrohore, einer Grenze für den Wald durch Luftfeuchtigkeitsmangel, wohl nicht sprechen kann. Wird der Boden künstlich bewässert oder anderweitig auf natürlichem Wege mit Wasser versehen (Grundwasser, oberflächliche Bewässerung), so entspringt diesem ein Wald, mag die Luft noch so trocken während der Vegetationszeit sein. Unter 100 mm Niederschlägen bei weniger als durchschnittlich 50 ^/o Luftfeuchtigkeit empfängt die große Prärie zwischen dem Felsgebirge und dem großen Waldbande am atlantischen Ozean in Nordamerika: es zählen hierher die ausgedehnten Steppen- gebiete von Südrußland und Westasien, die Steppe der inneren Mongolei von Ostasien: die Steppe von Uruguay, Paraguay, Südwestafrika und Australien. Jederzeit kann solches Gelände, in welches der Wald mit seinen natürlichen Hilfsmitteln nicht eindringen kann, auf künstlichem Wege in Wald umgewandelt werden.

Li einer Landschaft, in welcher während der genannten vier Monate sowohl die Niederschläge unter 5(t mm als auch die Luftfeuchtigkeit

1. Das Klima. 27

unter 50°/o herabsinken, somit die Ombrohoro und Psyclirohoro übor- schritten ist, löst sich auch die zusammenhäntrende, präriale Bodondecke auf, nackte, vegetationslose Erde erscheint dazwischen; trägt sie Vege- tation, so können nur noch eigenartige, für die ausnehmende Trocken- heit ausgeriistete Pflanzen (Agaven und Kakteen) ihr Dasein fristen. Der nackte Boden wird beweglich und vom Winde entführt: solches Gelände nimmt die Zentren der großen Kontinente ein; es wird in Nordamerika und Nordmexiko Desert, in Asien Gobi von den Mongolen oder Shamo (Sand) von den Chinesen, in Afrika Sahara genannt; daß auch noch solche Wüsteneien durch Bewässerung in Gartenland und Wald umgewandelt werden können, beweisen die Bäume an den Fluß- läufen, die Oasen bei Untergrundbefeuchtung durch aufsteigende Quellen.

Wie breit das Waldband von der Küste aus landeinwärts, d. h. wie weit die Ombrohore des Waldes von der Küste entfernt liegt, hängt von der Mächtigkeit der wasserreichen, einströmenden Luftmassen und von der Konfiguration des Landes selbst ab. Es gelang dem Verfasser bereits 1890^), nach Auffindung der Waldgrenzwerte auch die Eigenart der Verteilung der Waldungen im Innern der Kontinente selbst auf naturwissenschaftlichem Wege zu erklären; da diese Theorie alle Fragen über die Ursache der Wald- und Steppenverteilung beantwortet, dürfte sie richtig sein.

Steigt von der Küste hinweg das Gelände nur ganz allmählich. Sihor stetig an, tritt somit der feuchte Luftstrom vom Meere aus ungehindert in das Festland ein, so kennzeichnet seine Bahn einen Wald, der erst hundert, selbst Tausende von Kilometern von der Küste entfernt seine natürliche Grenze, seine Ombrohore findet; derartig gelagert und ent- standen sind der europäische Wald, der atlantische Wald von Nord- amerika, der pazifische Wald von Ostasien, der brasilianische Wald von Südamerika, die Waldgebiete von Ostafrika: selbst große Inseln wie die Sundainseln , Madagaskar , Neuseeland , Neuguinea müssen aus obigen Gründen durchaus bewaldet sein.

Ragen Gebirge auf, so hemmen sie den Eintritt des feuchten Luftstromes nicht, wenn sie dem Strome parallel gerichtet sind; kleinere Gebirge unter 1000 m Erhöhung werden über- schritten, das Dasein des Waldes aber wird nicht bedroht bzw. nicht verhindert. So liegen in Europa die Alpen, die P^-renäen im Luftstrom des Atlantischen Ozeans, die Alleghanies in Nordamerika im Luftstrom, der vom Golf von Mexiko nordwärts streicht : ganz Ja}>an stellt einen gi'oßen von Süden nach Norden , also pai'allel mit dem feuchten, warmen Luftstrom verlaufenden Gebirgszug dar. Die geringeren Erhebungen in Europa, wie Schwarzwald, ba\'erischer Wald, Vogesen und andere werden vom Strom überschritten unter Abgabe großer Wasser-

'J H. Mayr, Die Waldungen von Nordamerika. lr?90.

28 Erster Abschnitt. Xatnrgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der Wälder usw.

mengen, die Westseite der Gebirge ist die Regenseite; im Regen - schatten, an der Ostseite der Gebirge, sind zwar für den Wald, seine Zusammensetzung und seine Behandlung wichtige Unterschiede gegen- über der Regenseite vorhanden, allein die Ombrohore erreicht der Luft- strom nicht, überall ist Wald.

Streicht aber ein hoher Gebirgszug entlang der Küste, aUo mehr oder weniger senkrecht auf die Bewegungsrichtung des Meeres- luftstromes, so wird letzterer in seinem Aufstieg zurPaßhöhe des Gebirges züi' Abgabe von großen Mengen von Feuchtigkeit gezwningen, so daß er nach Überschreitung der Paßhöhe bei seiner Senkung durch Ver- dichtung und Erwärmung relativ so trocken wird, daß Nebel- und Wolkenbildung sich auflösen und die Niederschläge unter die Ombro- hore für den Wald herabsinken. Ein ganz besonders schönes und deutliches Beispiel des Ganges des mächtigen, feuchten Luftstromes über den Kontinent hinweg und seines Einflusses auf das Dasein bzw. Fehlen von Wald zeig-t ein Profil durch Nordamerika, daß unter dem 40. ^ an der Westküste beginnt. Hier trifft der Luftstrom auf drei ein- ander parallel laufende und in ihren Höhenverhältnissen ansteigende, größere Gebirgszüge. Ein eingehendes Studium von Waldgi-enzen, Elevationen und Feuchtigkeitsverhältnissen, letztere nach den übersicht- lichen Angaben der meteorologischen Stationen der Union, ergaben nun nebenstehende Abbildung:

Der über dem großen Stillen Ozean gesättigte, westliche Luftstrom stößt an den ersten Gebirgszug, das Küstengebirge (Coast Range), kühlt sich bei dem Aufstieg ab, verliert ganz gewaltige Wassermengen und gibt einem Walde, überaus mächtig in Höhe und Raschwüchsigkeit, das Dasein. Die Paßhöhe wird bei 900 m überschritten. Der absteigende Luftstrom erwärmt sich, wird relativ trockener, die Niederschläge sinken unter den Betrag der Ombrohore, Grasprärie tritt auf und erfüllt das ganze Tal und reicht noch im zweiten Gebirge (dem Kaskadengebirge) bis zu einer Höhe empor, welche der Paß höhe des vor- liegenden, ersten Gebirgszuges entspricht, nämlich OüOm; von da an aufwärts beginnen wiederum Wolken und Niederschläge und Wald, der mit dem Luftstrom bis zur Paßhöhe des zweiten Gebirgs- zuges emporschreitet; aber auf der Wind Schattenseite des Gebirges lösen sich Wolken und Regen wieder auf, die Luft wird abermals er- wärmt und getrocknet, die Ombrohore verhindert den Wald auf der ganzen Fläche zwischen den Kaskaden und dem dritten Gebirgszuge, dem Felsengebirge (Rocky Mountains) : an der Westseite dieses Gebirges erscheint der Wald erst bei einer Höhe von 12o0 m, einer Höhe, welche der Paßhöhe des vorliegenden zweiten Gebirgszuges entspricht, und so weit steigt der AVald im Felsengebirge aufwärts, als die Temperatur es gestattet; auf der Ostseite des Gebirges aber fehlt jeder Wald, weil diesem Gebiete von Westen her nur trockene Luft zuströmt. Von

1. Das Klima.

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30 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

Osten her, vom atlantischen Ozean, reichen zwar Niederschläge bis an den Rand des Felsengebirges, allein sie sind zu spärlich, sie werden während der trockenen, heißen Zeit durch Überverdunstung beseitigt, so daß ein Einwandern von "Wald in dieses Gebiet von Osten her un- möglich ist. Zwischen den Kaskaden- und dem Felsengebirge liegt ein stattlicher Gebirgsstock , die Blauen Berge oder Blue Mountains: soweit ihre Plateaus und ihre Gipfel in den feuchten Luftstrom hinein- ragen, das heißt über 1200 m sich erheben, tragen sie Wald: unter dieser Grenze besteht Prärie.

So erklärt sich auf natürliche Weise die parallele Gliederung von Wald und Prärie an der Westküste von Nordamerika. Ehe ein weiteres Jahrhundert vergangen sein wird, wdrd die Prärie durch die menschliche Tätigkeit in eine Feld-, Garten- und Waldlandschaft umgewandelt sein, und w^enn nicht bald ein Gemeinw^esen von ewngem Bestand, sei es Staat oder Union, die gerade hier so eminenten Schutzwaldungen der Gebirge an sich bringt, wird der Wald verödet imd vergrast sein. Das Landschaftsbild , wie es ursprünglich bis zum Ende des vorigen Jahr- hunderts als ein Ergebnis der natürlich aufeinander einwirkenden Faktoren des Klimas sich darstellte , wird durch menschliche Dazwischenkunft völlig in das Gegenteil verkehrt sein.

Die langsame Erschöpfung der Meereswinde an Feuchtigkeit infolge des weiten Weges und langsamen Aufstieges landeinwärts , wie sie Europa und Ostamerika zeigen , wo erst unter dem 90. " westl. Br. Luftfeuchtigkeit und Niederschläge zu Beträgen sinken, die dem natür- lichen Fortschreiten des Waldes nach AVesten hin eine Grenze setzen, wiederholt sich auch an der Ostküste von Südamerika, an der Ostküste von Afrika und Asien. Ihr Parallelismus in Waldesbreiten und Waldes- grenzen im Linern der Kontinente an der Ombrohore ist offenkundig. Die rasche Erschöpfung des feuchten Meereswindes infolge steilen An- stieges am Küstengebirge , die Ombrohore auf der Regenschattenseite des Gebirges, wie sie Nordamerika an seiner Westküste zeigt, wieder- holt sich in Südamerika ostwärts der Anden, wiederholt sich hinter den Küstengebirgen von Afrika, Australien und Südasien (Himalaja). Hinter den Gebirgen fehlt Wald, wenn andere FeuchtigkeitsqueUen ausgeschlossen sind.

Man kann daraus entnehmen, wie es um Europa stünde, wenn es in seinen Befeuchtungsverhältnissen allein auf das Mittelmeer und den Südwind angewiesen wäre ; nördlich der Alpen würde sich eine Steppen- landschaft ausdehnen müssen, die bis hart an die Küste der Nord- und Ostsee heranreicht; es ist an einer anderen Stelle dieser Schrift der Nachweis versucht, daß Mitteleuropa nach der Eiszeit nie eine Ombro- horensteppe, \vohl aber eine Thermohoren steppe besaß.

Ähnlich -wie Außenmeere können auch Binnenmeere wirken; das Schw^arze Meer, das Kaspische Meer, die Gruppe der großen Seen der

1. Das Klima. 01

Vereinigten Staaten erzeugen ihre eigenen Monsune durch den Kontrast der Erwärmung von Festland und Wasser: sie ermöglichen auch das Dasein eines Waldes in einer Region, welche, wäre sie nur aut den Atlantischen Ozean mit ihrer Feuchtigkeit angewiesen, wahrscheinlich Steppe sein mül^te.

Dem großen Gegensatze zwischen Winter- und Sommerhalbjahr und deren Wechsel während eines Jahres vergleichbar ist der Wechsel in der Erwärmung von Festland und Wasser wälu-end 24 Stunden. Tag und Nacht erzeugen ähnliche Schwankungen in der Erwäimung von Festland und Wasser wie Sommer und Winter. Gegenüber der stärkeren Erwärmung des Festlandes während des Tages, der stärkeren Abkühlung desselben während der Nacht erscheint das Meer, das Wasser als ein mit mittlerem Grad versehenes Medium. Die Erwärmung des Festlandes bedingt ein Einströmen der Meeres- oder Seeluft, während nachts die Luft vom kühleren Festlande zu den wärmeren Wasser- flächen hinstreicht. Die etwa vier Stunden nach Sonnenaufgang ein- setzende Seebrise, wasserdampfreich, kühl, erfrischend, schwach salzig, streicht bis zu 30 km landeinwärts, der nachts zum Meere fließende Luftstrom ist beträchtlich sch\vächer. In den Tropen ruft diese Tag- mid Nachtperiode vielfach gegen den Nachmittag hin Gewitter mit reich- lichen Niederschlägen hervor. Auch die auf diesem Wege gespendete Luftfeuchtigkeit und Regenmenge kann Wald hervorrufen, während er weiter ab von der Küste fehlt. Kleinere Seen, selbst Flüsse äußern ihre Fernewii'kung durch ehie auffallende Milderung des Klimas, eine Verzögerung des Frühlings. Milderung des Sommers, Verlängermig des Herbstes und Mäßigung des Winters so lange, bis die Wasserfläche zu Eis erstarrt. Ein besonders auffallendes Beispiel der Verlängerung des Spätsommers erwähnte Verfasser in seiner bereits zitierten Schrift (1890): Der Einfluß des himmelblauen Sees Pend d'Oreille im Felsen- gebirge, von dicht bewaldeten Bergen eingefaßt auf die Verzögerung des Spätsommers Ende Oktober (1885) ist unverkennbar; die Lärchen (L. occidentalis) an den Uferhängen waren noch grün, unmittelbar nach Verlassen des Seebeckens wieder wie vor der Annäherung goldgelb. Den Einfluß der Süßwasserseen auf die Reife der Früchte von einem wärmeren Klima angehörigen Holzarten (wie Castanea vesca in Herren- chiemsee) ist ebenso für die Schweizer Seen von A. Engler 1900 nach- gewiesen worden.

Tau und Reif. Die Kondensation des Wassersdampfes aus der Luft an allen sich abkühlenden Gegenständen bei Abkühlung bis zu 0 ^ als Tau, unter 0 " als Reif kommt zwar auch der Bodenober- fläche zustatten als Verstärkung der Niederschläge und der darüber liegenden Luft durch die relative Vermehrung ihres Wasserdampf- gehaltes , also Erhöhung der relativen Feuchtigkeit ; allein der Betrag an Flüssigkeit, den Tau liefert, ist so gering, daß höchstens eine Gras-

32 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung dar Wälder usw.

Vegetation damit sich begnügt, vielfach fehlt selbst diese. Nie aber kann durch Tau allein Wald erscheinen wegen der starken Vor- dimstung untertags; Tauniederschläge sind z. B. auf der Sahara fast täglich und in sehr starkem Maße zu beobachten, dennoch fehlt Wald. Künstlich Wald begründet, woirde er in solchen Ortlichkeiten ohne künstliche Wasserzufuhr sich nicht halten können , obwohl alle Bäume aus den Tauniederschlägon durch Blätter und Rinde einen sehr beträchtlichen Teil Wasser aufzunehmen und in sich aufzuspeichern vermögen. Künstlich begründeter Wald kann nur da sich halten, wo noch so reichlich Niederschläge fallen, daß der Wald durch seine Feuchtigkeit erhaltende Kraft einem durch Überverdunstung entstehenden Defizit in der Pflanze und im Boden die Wagschale halten kann ; Wald kann sodann entstehen und bestehen , wenn von u n t e n h e r den Wurzeln stets neue Feuchtigkeit zugeführt wird.

Für den Wald ergibt sich als weitere Wasserquelle bodenfeuchtender Nebel bei Plusgrad oder Rauhreif bei Minus grad. Ersterer entsteht, wenn die Luft bis zum Taupunkt sich abkühlt, letzterer, wenn die Abkühlung bis unter 0" sich fortsetzt. Werden die winzigen Wassertröpfchen des Nebels oder die feinen Eisnadeln des Rauhi'eifes gegen irgendeinen Gegenstand vom Wind geworfen, so sammeln sie sich an diesem an-, bei Nebel tropft der Überschuß ab und gelangt in den Boden , bei Reif können die in der Luft verteilten , in der Sonne glitzernden Eisnadeln bis zu solchem Massen sich ansammeln, daß Tclegraphendrähte, im Walde Äste, ja ganze Bäume zusammenbrechen (Duftbruch). Rauhreif kami so stark im Walde auftreten, daß sein Herabfallen durch beginnendes Tauwetter oder durch Wind den Boden wie mit einer Schneedecke überzieht. Folgt aber auf den Rauhreif trockene Witterung, so verdampft er, ohne dem Boden einen Tropfen Wasser gespendet zu haben. Die Wassermengen , welche durch diese beiden Naturerscheinungen geliefert werden, sind oft beträchtlich; der Tau ist für die aufkeimende Generation während der Vegetation durch die Befeuchtung des Bodens oft von größtem Werte. Daß aber Nebel die durch Regen gebrachte so notwendige Feuchtigkeitsmenge ersetzen könnte, davon kann keine Rede sein. In den nebelreichsten Gebieten, z. B. in der Nähe des kühlen Labradorstromes, des kühlen Stromes von der Behringstraße des äußersten Ostasiens, der den Aleuten und Kurilen entlang streicht, ist der Wald nicht etwa begünstigt, sondern vielmehr durch den Wärmemangel infolge allzu geringer Besonnung geschädigt, ja stellenweise sogar ganz ver- trieben.

Eisregen kann man eigentlich nicht hierher zählen. Es ist wie das Wort sagt, eigentlich Regen; daß er überkältet, an allen Gegen- ständen als Eiskruste sich anheftet, kann für die Vegetation verhängnis- voll werden; auch für die Bodenbefeuchtung ist Eisregen ungünstig.

1. Das Klima.

33

weil die Eisform das Wasser längere Zoit der Verdunstung aussetzt und damit die Menge, welche in den Boden eintritt, schmälert.

Ein Übermaß von wolkenbruchartig herabstürzenden Regon- wassern scheint, von gelegentlich störenden Kalamitäten hier ab- gesehen, nur auf einer Stelle der Erde als Regel sich einzustellen; das ist im südlichen Assam, wo aus dem rasch emporstürmenden, feucht- warmen Luftstrom aus dem Meerbusen von Bengalen so ungeheuere Regenmassen sich auslösen (lOOOU mm jährlich), daß nicht bloß für Wald, sondern für jegliche geschlossene Pflanzendecke der Boden vom Felsenplateau abgewaschen wird.

Schnee. Mag Schnee in noch so gewaltigen Massen während des Winters sich auf die Vegetation der Erde herabsenken, Schnee kann das Aufwachsen des Waldes nicht hindern; er kann sehr störend sein, kann insbesonders empfindliche Holzarten ganz aus- schließen, aber den Wald als solchen, und vor allem den natürlich erwachsenen Wald bedroht er nicht; waldlose Gebiete infolge allzu großer Schneemengen gibt es nicht. Ja, nicht einmal die kriechende Form einzelner Holzgewächse der obersten Vegetationszone, wie das so einfach und natürlich scheint und deshalb von allen Laien vermutet wird, kann dem Schnee zugeschrieben werden; die Alpen haben als oberste Strauchvegetation die kriechende Pinus Pumilio, in den Pyrenäen endet der Wald mit pfeilgerader Pinus uncin- nata. Keine einzige Bergföhre kriecht dort, sie wäre denn von den Bewohnern gestümmelt. Im Westen der Vereinigten Staaten ist die Grenzvegetation aufrecht stehend; in Ostasien bildet die Waldgrenze eine kriechende Zürbel. Wo Fichtenbäume, Lärchen oder Föhren bis ziu* Thermohore emporsteigen , besitzen sie in diesem Gebiete der Maximalschneeanhäufung eine wohl vom Schnee zerzauste, nicht aber eine kriechende Form; sie bleiben aufrecht, aber nieder, infolge Mangels an nötigerWärme. Einen klassischen Beweis, daß Schnee den Wald nicht vernichten kann, durch ihn keine kriechenden Formen entstehen, nicht die Prärie an Stelle des Waldes treten kann, liefert die Nordwestküste von Japan. Der kalte , über das Meer geführte Nordwind oder sibirische Wind häuft dort ungeheuere Schneemassen an. Schneehöhen von 4 m sind dort Durchschnitte, welche jeder Winter bringt, und dennoch ist das ganze Gebiet eines der best be- waldeten von Japan und trägt den schönst und höchst entwickelten Wald; wo Wald fehlt, hat nicht Schnee ihn verhindert, sondern der Mensch ihn zerstört.

c) Wind.

Die wohltätige Seite des Windes als Walderzeuger wurde in den vorhergehenden Zeilen betrachtet; Wind ist aber auch ein Wald- zerstörer, wenn er gelegentlich zum Orkan anschwillt; er ist sodann

Mayr, Waldbau. 3

34 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der Wälder usw.

ein Waldverhinclerer , wenn er stetig mit oToßer Kraft über gewisse Gebiete hinwogstreiclit. Trotzdem , daß alle Faktoren für das Auf- wachsen von Wald günstig sind, kann Wald fehlen durch den Wind. Vor allem sind es flache Meeresküsten, über welche die un- gebrochene Gewalt des Windes hinwegstreicht und die Ansiedelung von Bäumen verhindern kann. Felsige , bergige Küsten sind nur an der Windseite der Berge baumlos. An flachen Küsten ist erst weiter landeinwärts die Gewalt des Windes soweit gebrochen, daß Bäume, daß Wald aufwachsen kann; der Wald kämpft gegen den Wind, indem er keilförmig gegen denselben vordringt; mögen es Buchen sein wie in Ostfriesland, oder Föhren wie in den Landes von Südwestfrankreich, Zj^ressen wie in Westamerika oder Eichen wie in Nordjapan, überall schieben sie sich keilartig gegen den Wind vor und besetzen soweit als möglich das zwischen dem Meere und dem Walde liegende Marsch- land, die Grassteppe. Waldlos sind sodann Küsten und flache Inseln im Gebiete der stürmischen Monsune, während alle Inseln in der JRegion der Kalmen Wald tragen.

Ähnlich wie die Küsten verhalten sich unvermittelt aus der Ebene emporragende Bergesgipfel , nicht allzuweit von der Küste entfernt. Kahle Bergesgipfel im Binnenlande, mitten im Waldgebiete können zweierlei Ursprungs sein: entweder besaßen sie ursprünglich Wald, dann kann ihn nur menschliche Tätigkeit vernichtet haben, oder sie waren schon von Anfang an waldlos, durch Mangel an genügender Wärme oder an genügenden Niederschlägen oder auch durch ungeeig- nete Bodenausformung, worüber in den folgenden Zeilen das bis jetzt bekannt Gewordene mitgeteilt werden soll.

Licht, ein Faktor des Klimas und mit den übrigen Faktoren des Klimas im engsten Zusammenhange, kann nirgends das Aufwachsen des Waldes hmdem; die nördlichste Waldvegetation, welcher der Licht- genuß am meisten beeinträchtigt wird, bedarf während dieser Zeit des Lichtes nicht, da sie ruht; ihr nützt auch der Überschuß während der Vegetationszeit nichts, da sie Mangel an Wärme leidet. Die Bedeutung des Lichtes während der Vegetationszeit soll einer späteren Betrach- tung vorbehalten sein.

2. Der Boden.

Allgemein, auch unter Pflanzenzüchtern, ist die Anschauung verbreitet, jede Holzart verlange zu ihrem Gedeihen ihren eigenen, spezifischen Boden mit spezifischen Nährsalzen, mit einer spezifischen Verteilung, spezifischen Menge; die Annahme der Wissenschaft, daß die in einem Baume gefundene Menge an Mineralsalzen auch den not- wendigen Bedarf hieran darstelle, verführt hierzu; will eine Waldanlage nicht entsprechendes Gedeihen zeigen, wird in erster Linie auf den unpassenden Boden als die Ursache hingewiesen. Was liegt

2. Der Boden. or

näher als der weitere Gedanke, daß es auf unserer Erde große Land- striche gäbe, auf denen Wald fehlt, weil der Boden hierfür un- geeignet sei? Bei genauerer Prüfung wird sich ergeben, daß an dem Mißlingen einer Waldkultur weniger Boden als Klima, Behand- lung und andere Momente schuld sind, und eine Prüfung der waldlosen Gebiete der Erde zeigt, daß überall, wo für Wald ungeeigneter Boden auftritt, dieser erst unter dem Einflüsse des Klimas oder bestimmter Pflanzenformen ödes des Menschen die ungünstige Verfassung an- genommen hat. Ramann 1) sagt: Erst in neuerer Zeit hat man er- kannt, daß die Böden in ihren wichtigsten Eigenschaften vom Klima abhängig sind; die Böden sind Produkte der Verwitterung und des Pflanzenlebens, die beide zunächst vom Klima bedingt werden; es ist daher ohne weiteres verständlich, daß auch je nach dem herrschenden Klima die Böden verschiedenen Charakter tragen. Den Zusammenhang zwischen Klima und Boden haben russische und amerikanische Forscher zuerst betont. Verfasser^) hat vor 18 Jahren in seinen „Waldungen von Nordamerika" bereits gezeigt, daß nirgends, wo Wald endet oder fehlt , der Boden , sondern das Klima schuld ist , nicht weil es den Boden in eine für den Wald ungünstige Form umwandelte, sondern weil den Bäumen zum Aufwachsen Wärme oder Niederschlag mangelte. Die primäre Ursache für das Fehlen von Wald ist, von wenigen Fällen abgesehen, immer klimatischer Natur. Der Sahara fehlt Wald, weil Wasser mangelt ; die Flachmoore des kühlsten Klimas sind waldlos, nicht weil es zu feucht, sondern weil es zu kalt ist. Die Flachmoore des wärmeren Klimas sind entweder noch nicht Wald geworden, oder sie sind, vom Menschen des Waldes beraubt, wieder in das Moor- stadium zurückgekehrt. Erst in den Hochmooren lernen wir ein Gebilde der Natur kennen, welches keinen Wald duldet, aber wieder nicht wegen des Bodens, sondern durch das Klima und die Tätigkeit gewisser Pflanzen. Wärme. Wie bei einer Erörterung über die Wärme in der Luft muß auch beim Boden die Frage berührt werden, ob es Böden gibt, die so kalt oder so heiß sind, daß aus diesem Grunde Wald fehlt. Diese Frage liegt bei der allgemeinen Überzeugung von der Wichtig- keit der Bodentemperatur für das Pflanzenleben sehr nahe. Mißt man die Temperatur während der vier Monate Mai, Juni, Juli und August auf der nördlichen Halbkugel im Wurzelbereiche eines Waldes, z. B. eines erwachsenen Fichtenbestandes von Mitteleuropa, so ergibt sich sofort, daß diese Temperatur w e i t unter der Lufthorothermefür das Dasein des Waldes, nämlich unter 10" C verbleibt; wäre in den Böden die Horotherme ebenfalls bei 10 " C gelegen, so müßte in Europa die Waldgrenze bereits in Dänemark, im südlichen Nonvegen und

') Dr. E. Ramann, Bodenkunde, 1905, 2. Aufl.

-i Dr. H. Mavr, Die Waldungen von Nordamerika. 1890.

3'

30 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

Schweden, somit um 5 10" sücUichor liegen als in Wirklichkeit: an der Waldgrenze dürfte die Bodenwärme im Wurzelbereiche während der vier Monate den Betrag von «> " kaum erreichen. Man könnte nun sagen, die dort herrschende, niedere Bodentemperatur von 0" entspräche der Lufthorotherme von 10" und sei schuld, daß dort der Wald zu Ende geht. Dieser Schluß wäre nicht richtig; denn nach den Unter- suchungen des Verfassers geht in einem Boden , der bis auf + 1 " C künstlich abgekühlt erhalten wird, der Vegetationsbeginn zwanzig- jähriger Bäume genau mit derselben Schnelligkeit vor sich, als in einem Boden, der künstlich auf eine höhere Temperatur, als die Um- gebung zeigt, erwärmt wird ; die Erwärmung hat die Vegetation nicht beschleunigt, die Abkühlung hat sie nicht verzögert. Diese Tatsache, daß die Bodentemperatur für die Vegetationsphasen der Bäume gleichgültig ist, daß über das Dasein des Waldes die oberirdische, nicht die unterirdische Wärme entscheidet, überrascht für den ersten Augenblick , steht aber völlig' im Einklang mit weiteren Beobachtungen anderer Forscher, welche berichten, daß in nördlichen Regionen auf starkem Humusboden die Wurzeln über Schichten gefrorenen Bodens hinwegstreichen-, die diesen Bäumen zur Verfügung stehende Bodentemporatur kann somit nur ein paar Grade über 0 betragen. Zu hei ß für die Wurzelverbreitung kann der Boden nur unmittelbar an und in der Oberfläche sein, worüber bereits auf Seite 18 gesprochen wurde; in tieferen Schichten kann es nur zu heiß sein, wenn Wärme von unten, durch vulkanische Kräfte heißes Wasser oder heiße Luft zugeführt wird; diese Fälle sind nur ganz vereinzelt auf der Erde. Dagegen muß sofort zugegeben werden, daß die Boden- temperatur von größtem Belang ist für chemische und physikalische Prozesse der Streuzersetzung, Bodenaufschließung, Bodendm'chlüftung, von größtem Werte ist für die Keimung und ersten Jahre der Baum- jugend , sowie für alle jene niederen Gewächse , welche mit der um- gebenden Luft dem Einflüsse des Bodens in Temperatur unterworfen sind. Feuchtigkeit. Die Niederschläge aus Regen, Tau, Nebel, Hagel, Graupeln usw. haben dann eine Bedeutung für die Baumvegetation, wenn sie vom Boden aufgesogen und durch die Wurzeln den Bäumen zugeführt werden ; so wichtig für alle Bäume und übrigen Pflanzen die oberirdische durch Blätter und Triebe aufgenommene Feuchtigkeit in Zeiten der Not sein kann, ist doch für das Waldesdasein nur die Menge an Wasser entscheidend, welche in den Boden eindringt und in die Tiefe sickert. Die ausgedehnten aus Mangel an Feuchtigkeit waldlosen Gebiete unserer Erde kann man , wie schon früher gezeigt wurde , in drei Gruppen einteilen: 1. Die erste Gruppe umfaßt alle Flächen, welche während der vier Monate (Mai, Juni, Juli imd August auf der nördlichen, November, Dezember, Januar und Februar auf der süd- lichen Halbkugel) weniger als 50 mm Niederschläge erhalten, während

2. Der Boden. 37

die Luftfeuchtigkeit eine zuweilen hohe ist; trotz dieser ist die Ver- dunstung- größer als die Wasseraufnahme ; es dringt kein Sickerwasser in die Tiefe, das Lebenselement für alle Bäume, welche ihre Wurzeln in die Tiefe zu richten gezwungen sind: nur die seicht wurzelnden Gräser und Stauden finden sich mit geringer Oberflächenfeuchtigkeit im Boden ab. Ihnen kommen überdies die Niederschläge aus dem Tau zugute. Solche Flächen können jederzeit mit Baumwuchs bestellt werden, seien es Obstbäume oder forstliche Naturpllanzen ; es bedarf niu" einer Bewässerung. Einmal begründet, erhält sich der Wald durch Herabsetzung der Verdunstung an der Bodenoberfläche. 2. Flächen, welchen während der vier Monate nur 50 mm Niederschläge oder weniger zugeführt werden , welchen überdies wegen der trockenen, heißen Temperatur ein sehr großes Sättigungsdefizit in der Luft zu- kommt , sind zum größten Teile vegetationslos -. Wald erhält sich niu* bei künstlicher Bewässerung ; wird dieselbe unterbrochen , stirbt auch der Wald wiederum ab. 3. Gebiete, welchen während der vier Monate 50 100 mm Niederschläge zugeführt werden, können durch künstliche Kultur in Wald umgewandelt werden, trotz hoher Trockenheit der Luft. Es genügt der Kampf gegen die Präriegräser bei der erstmaligen Begründung des Waldes und seiner naturgemäßen Behandlung, um die weitere Existenz des Waldes zu sichern. 4. Prärie- oder Steppen- flächen, welchen wälirend der vier Monate mehi' als 100 mm Nieder- schläge zukommen, waren bereits msprünglich mit Wald bedeckt; die menschliche Tätigkeit hat sich dort bisher auf Waldvernichtung und Unterstützung der Steppenpflanzen durch Feuer beschi'änkt; solche Gebiete in Wald umzuwandeln, würde zu erreichen sein, wenn der Mensch seine zerstörende Tätigkeit in eine aufbauende verwandeln wollte.

Wie Feuchtigkeitsmangel kann auch Feuchtigkeitsüberschuß die Veranlassung zu Strauch- und Grasflächen, zum Fehlen von Wald sein. Man kann diese Flächen m zwei Gruppen trennen je nach ihrem Ursprünge und nach ihrem Endziele : gemeinsam ist beiden die An- häufung unvollständig zersetzter Pflanzenstofle (Torf, Schlamm) bei Überschuß von Wasser.

1. Flachmoore, Grünlands- oder Wiesenmoore, Moose, Brücher usw.; Wasseransammlung durch überreiche Zufuhr oder un- genügende Abfuhr nährstoflreicher Wasser : Beginn der Torfansammlung am tiefsten Punkte. Der Entwicklungsgang ist folgender: Wasserflächen, welche allmählich durch Pflanzenwuchs sich ausfüllen, werden in Wiese und dann Wald umgewandelt: man kann diese drei Phasen der Ent- wicklung bei allen Flachmooren festhalten: Wasser, Gras fläche. Wald: das Endziel der ungestörten Entwicklung ist Wald: greift der Mensch in den natürlichen Entwicklungsgang ein, so kann er irgendeine Entwicklungsstufe oder auch ein Übergangsstadium von einem zum anderen Typus längere Zeit festhalten, er kann den Üljer-

38 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Gruiullagen u. Verteilung der Wälder usw.

gang zm- nächsthöheren Entwickhing beschleunigen oder auch ver zögern und die Eückkehr zu einem vorausgehenden Stadium herbei- führen. Von den Tropen bis zur kühlsten Waldregion ist der Entwicklungsgang: Wasser, Grasfläche, Wald der gleiche; es wechselt mit der Wärme nur die Schnelligkeit der Entwicklung und die Pflanze nart.

2. Hochmoore, Buckelmoore. Ansammlung von nährstoti'- armen Wassern in und auf der Oberfläche des Bodens, Ansammlung durch die kapillare Wirkung von Moosen, besonders Sphagneen: Aus- gangspunkt der Bildung sind Wiese oder Wald; die Wiesen- und Waldpflanzen ersticken und verhungern in dem nahrungsarmen Wasser ; Endziel der Entwicklung ist das Flechtenmoor; auch diese Bildung zeigt drei Typen oder Phasen, nämlich: Wiese bzw. Wald (AViese ist nur die Vorstufe des Waldes), Hochmoor, Flechtenmoor. Durch menschliche Eingriffe kann auch bei diesen Gruj^pen Wiese und Wald gegen den Übergang zum Hoclunoor und Flechtenmoor geschützt, das Flechten- bzw. Hochmoor wiederum in die Ausgangsphase Wald zurückgeführt werden. Die Hochmoorbildung ist auf das kühlere Klima, das Picetum und Polaretum bzw. Alpinetum der später zu gebenden Klima- und Waldzonenbildung beschränkt. Hochmoore sind daher eine charakteristische Erscheinung des Nordens und der höheren Elevation. Bei einer Darstellung des Einflusses der Temperatur auf das Waldes- dasein wurde bereits erwähnt (S. 19), daß alle Böden, welche einen Überschuß an Wasser führen, die über ihnen liegende Luft abkühlen. So heiß es untertags ist, so kühl ist es wähi-end der Nacht, so daß das Plus an Wärme während des Tages durch das Minus an Wärme während der Nacht für die Pflanzenwelt wiederum verloren geht; Verzögerung des Frühlings, tiefe Temperatur wälirend klarer Sommernächte von 500 m aufwärts können in Mitteleuropa in jedem Sommermonat Nachtfröste auftreten , verlängerter Herbst und außerordentlich tiefe Wintertemperatur sind die bekannten, klimatischen Erscheinungen des nassen Bodens. Es wurde bereits erwähnt, daß nasse Boden- flächen auf die Luft abkühlend wirken, daß an der betrefl*enden Stelle nicht das Klima der Umgebung, sondern jenes der kühleren Region herrscht. Sumpfige Gebiete im Fichten- und kühleren Buchenwalde (kühleres Fagetum und Picetum nach einer später ge- gebenen Darstellung) besitzen das Klima des Alpinetum bzw. Polaretmn ; in dieser Klimazone ist somit der Übergang der Wiesenmoore in Wald außerordentlich erschwert, an der oberen und nörd- lichen Waldgrenze wohl auch ganz ausgeschlossen. Seichtes Wasser im alpinen oder polaren Klima kann aus Mangel an Temperatur nur bis zur Wiese oder Sumpfsteppe, nicht bis zum Wald sich ent- wickeln ; es fällt den Sphagneen anheim, wird Hochmoor und schließlich Flechteimioor ; stört der Mensch die Entwicklung des Wiesenmoores zu

2. Der Botlcn. 39

Wakl im kühleren Fagetum und Piuetuni, so kaini auch aus einem Wiesenmoor direkt ein Buckel oder Hoelunoor hervor}>;ehen. Bei der Gruppe der Hochmoore ist das Auftreten derselben im wärmeren Klima, d. h. wärmer als Fagetum, unmö«:;lie]i , weil die wald- verniclitenden PHanzen (Sphagneen) dem Alpinetum bzw. Polarotum hauptsächlich angehtiren , welche nur noch im benachbarten Pieetum bzw. Fagetum zur Herrschaft gelangen können; in wärmeren Klima- lagen ist ihnen das Klima zu warm und zu trocken. Das Hochmoor geht niu- dann in ein Fiechtenmoor über, wenn es in der Zone dos Polareturns oder Alpinetums gelegen ist, weil die Flechtenpfianzen des kühleren Klimas (Lichenetum) nicht mehr im Pieetum oder in noch wärmeren Klimalagen herrschend worden können.

Mit dem Nachweis, daß alle seichten Wasserflächen rler Erde im un- gestörten Walten der Natur sich zu AVald entwickeln müssen, soweit das Klima diesen gestattet, daß alle auf der Erde vorhandenen, so mannigfaltig bevölkerten Sümpfe nur verschiedene Phasen in diesem Entwicklungsprozesse darstellen, erklärt sich in einfacher, natur- gerechter Weise die ganze Mannigfaltigkeit der Sumpfbildungon unserer Erde. Wir erzielen damit eine naturgesetzliche Grundlage für die Behandlung und Umwandlung der sumpfigen Gebiete in Wald. Wir erhalten damit aber auch neue Anhaltspunkte ziu- Lösung der Frage über die Entstehung der Braun- und Steinkohle. Wie der Mensch während der letzten Jahrtausende haben vor ihm in noch großartigerer Weise in den Entwicklungsgang der Sümpfe Katastrophen der früheren Erdgeschichte eingegrifien , Übersandung, Überflutung durch Meere mit Gesteinsabsätzen. Unter dem Drucke mid dem ungenügenden Sauerstoffzutritt ging eine außerordentlich langsame Zersetzung der Pflanzenreste vor sich, welche zu Torf, zu Braun- und Steinkohle führen mußte.

N ä h r g e h a 1 1. So außerordentlich wichtig der Nährwert dos Bodens für das Auftreten gewisser Baumarten im Walde und das Ge- deihen des gesamten Waldes ist, so einflußlos muß die Bodengüte und die geologische Abstammung des Bodens bezeichnet werden, wenn es sich um die Frage des Daseins von Wald überhaupt handelt. Der ungebundenen Natur ist kein Boden zu arm, um auf demselben einen Wald hervor- zurufen; sind Wärme, Feuchtigkeit und Ruhe gegeben, trägt im Urwald auch der von Natur aus ärmste Boden einen Wald: im Urwald v(M-rät erst die Zusammensetzung des Waldes und seine wechselnde HriluMi- entwicklung, daß Unterschiede in der Bodengüte bestehen. Fehlt die Feuchtigkeit, so können gewisse Nährsalze, wie Karbonate und Sulfate der Alkalien bei starker Verdunstung aus dem Boden ausblühen, so daß nach längerer Trockenheit die ganze Landschaft wie mit leichtem Schnee bedeckt erscheint (Salzböden der Steppe, Alkaliböden). Wo die mittlere Regenmenge größer als die Verdunstung, sickern die Nährsalze m

40 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der Wälder usw.

tiefere Bodenschichten zur Ernähning des "Waldes. Unter denselben Verhältnissen finden sich auch Kochsalzausscheidungen am Boden, die wie die Alkalisalze nur von bestimmten Pflanzen ertragen werden.

Mitten im Waldgebiete aber kann es waldlose Flächen geben durch Anhäufung von schwefliger Säure im Boden. Es kommt hier noch nicht die Einwirkung des Menschen auf Bodenvergiftung in Frage; Bodenvergiftungen mit schwefliger Säure sind auch ohne Zutun des Menschen in der Natur keine seltenen Erscheinungen, aber stets an vulkanische Gebiete gebunden. Der Verfasser dieser Schrift lernte an der pazifischen Küste Asiens mehrere Vulkane kennen , die bei ihrem Ausbruche Wasserdämpfe und Schwefelsäuregase emporgestoßen hatten ; in höheren Luftschichten erkalteten sie und kamen als schwefligsaure Regen zur Erde, wo sie auf weiten Umkreis hin den Wald völlig ver- nichteten. Das Überraschendste war, daß 15 Jahre nach dem Ausbruche am Rande des am Leben gebliebenen Laubwaldes immer noch einzelne Bäimie abstarben. Mit der Zeit wird jedoch das Gift in die Tiefe ge- waschen und der Wald kehrt von selbst auf die Stellen zurück, welche er vor der Katastrophe innehatte.

Bodenkonsistenz. Wenn hinreichende Niederschläge fallen, ist der Verwitterungsboden nirgends zu fest, nirgends zu locker für das Dasein des Waldes; wo der Boden beweglich ist, fehlt Wasser, oder er kann nicht zur Ruhe kommen, weil die Kräfte, welche an seiner Bewegung arbeiten, nicht zur Ruhe kommen, z. B. Wind und Wasser an den Meeresküsten {Dünenbildung). Bewegter Boden kann Wald zerstören (Wanderdünen) und neue Flächen für Wald aufbauen: im gleichen Sinne wirken Wasser und vulkanische Kräfte ; in früheren Erd- epochen haben zerstörende und aufbauende Kräfte den Boden füi' die wichtigsten Waldungen der Erde geschaffen; ihre Tätigkeit in der Gegenwart ist eine abgeschwächte und lokale, weniger aufbauend als zerstörend durch die Beihilfe des Menschen.

Boden neubildung. Nur im Bereiche genügender Regenmenge kann der Wind neues Land durch Aufschütten von Sand schaffen; die Sandwehen auf Tausende von Quadratmeilen in Nordafrika und über das Rote Meer hinweg nach Arabien können keinem Walde den Nähr- boden geben ; denn es vergehen zuweilen Jahre, bis dort wiederum er- giebiger Regen fällt; jene unermeßliche Licht- und Wärmemenge, welche auf diese Gebiete niederstrahlt, ist vergeudet, da sie nicht auf Pflanzen und Bäume auftrifft, welche sie durch ihr Blattgrün in ihren und da- mit in den Dienst der Menschheit stellen könnten.

Stürme aus einer Lößwüste der Mongolei waren es, welche dem nördlichen China den besten Grund für Acker und Wald, den Löß, brachten. Die Lößwüste war bewaldet, als das sibirische Tertiärmeer noch gegen die Landmassen der nördlichen Mongolei schlug; dm-ch das Zurückweichen des Meeres nach Norden hin, durch Freigabe des

2. Der Boden. 4j

Landes nahm die Feuclitigkeitsmenge im Zentrum der Mongolei stetig ab ; der Wald ging allmählich in Steppe und die Steppe in vegetations- lose "Wüste über. Nun erst konnten trockene Nordwestmonsune, die ebenfalls erst in dieser Zeit der großen Landbildung entstanden, ein- setzen und den lockeren Lehmboden anfgi'eifen. Die angewehton Löß- massen begruben in Nordchina den Wald; auf dem Löß entsproß ein neuer Wald, der heute wiederum vernichtet ist durch den Menschen. Noch heutigen Tages bringt der Nordwestwind Löß aus der Mongolei, in geringer Menge unschädlich, ja sogar nützlich für Feld und Wald als mineralischen Dünger. Auch Japan, ebenfalls unter dem Eintluß des Nordmonsuns während des Winters stehend, hat wie China seine Staubstürme, aber in Japan ist es humoser Boden der Felder, der ver- mischt mit Straßenstaub alles mit einer dunkelbraunen, sandigen Kruste überzieht. Kein Wald wird vernichtet, aber auch kein Boden für Wald neu geschaifen: was den Feldern entrissen wird, kommt dem Walde zugute. Heutzutage ist das Wasser als Neubodenbildner der wirksamste Faktor, Neues Land entsteht durch Korrektion der Gebirgsflüsse, denen die zerfressene, waldlose Geröllfläche abgenommen wird. Hierbei muß Wasser, das durch seine Überflutungen und Geländeverschiebungen den Wald vernichtet und seine Rückkehr unmöglich gemacht hat, wieder Kies und feinen Schlamm zum Aufbau herbeitragen. Neues, noch un- bewaldetes Gebiet entsteht an den Flußmündungen, Deltabildungen, dadiu'ch, daß die feinsten Schlickstoffe, welche der Fluß mit sich führt, bei Abnahme der Fortbewegung des Wassers zu Boden sinken. Flüsse, deren Hinterland eine Vegetationsdecke, vor allem Wald trägt, führen nur geringe Mengen dieser besten, fruchtbarsten Bodenbestandteile hinaus in das unersättliche Meer : Flüsse , welche aus einem Gebiete kommen, in dem die Entwaldung und Bodenentblößung im vollen Gange ist, wie der Mississippi, schwellen mit ihrem Hochwasser zu immer un- heimlicherer Höhe an; im Oberlaufe des Riesenstromes sind es Feuer und Axt, welche den Wald vernichten, im Unterlaufe ist es der Strom selbst, der den seit Jahrtausenden unberührten Urwald mit Sand und Kies überschüttet. Man hat berechnet, daß der Hwangho jährlich 500 Mill. cbm schlammige Sedimente mit sich führt; mit dem Jangtze fallen in jeder Sekunde 6 cbm fester Stoffe ins Meer. Das flache Becken des Gelben Meeres füllt sich stündlich mehr und mehr und Hundert- tausende von Hektaren an der Mündung sind bereits Land geworden: sie sind landschafthche Gelände bester Ai't und wären heute längst Wald, wenn der Mensch es gestatten würde. Überall wiederholt sich der gleiche Vorgang : tiefe Wasser werden ausgefüllt zu seichten Wasser- flächen; eine Vegetation von Wasser- und Sumpfpflanzen bewohnt sie und hebt durch ihre Sinkstoffe den Boden immer mehr empor, bis er auch für die Pioniere des Waldes, für Weiden, Pappehi, Erlen, für Gräser und Sträucher bewohnbar wird.

42 Erster Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

Vulkanische Kräfte schütten neues Laiicl an, meist nur auf solchen Flächen, auf welchen sie zuerst den Wald vernichteten. Gräbt man auf der großen, vulkanischen Insel Eso in Nordjapan in den Boden, so wechseln Bimsstein und vulkanischer Sand mit schwarzen, kohligcn Humuslagern ab ; jede solche schwarze Schicht entspricht einer Yegetationsdecke , einem Walde, welcher von der Asche des Vulkans vernichtet wurde und immer wieder auf der verwitternden Asche zurück- kehrte. Flüssiges Gestein, an der Luft abgekühlt und erhärtet, bleibt sehr lange Zeit ohne Pflanzendecke; so ist der schwarze Steinstrom, der 1872 dem Krater des Vesuvs entquoll und Weinberge und Felder zerstörte , noch heute ohne alle Vegetation , weil die Verwitterung des Gesteins sehr langsam vor sich geht.

Bodenmangel. Man liest zuweilen in der forsthchen, häufiger aber noch in der gärtnerischen Literatur, daß dieser oder jener Baum auf völlig nacktem Felsen noch aufwächst; darnach könnte man ver- muten, daß Wald nicht fehlen kann, wenn dem Felsboden die Ver- witterungskrume fehlt; allein derlei Äußerungen entsprechen mangel- hafter Beobachtung oder unvorsichtiger Reklame für den betreffenden Baum. Auf nacktem Felsboden wächst kein Baum. Finden wir Bäume, so haften sie mit ihren Wurzeln in den Klüften und Spalten des Felsgesteins , in welchen die abgewaschene Verwitterungskrume des Gesteins sich ansammelt; die scheinbar auf nacktem Felsen lebenden Bäume müssen durchaus nicht bescheiden, sie können sogar sehr anspruchsvoll an die Bodengüte sein, denn in den Felsspalten sitzt der beste Boden. Ganz ähnlich ist es mit dem „steinigen Boden", der ein sehr nahrungsreicher und sehr armer sein kann. Wird der Verwitterungsboden von der Oberfläche des Gesteins oder der Gesteins- trümmer in solche Tiefen gewaschen, daß er für die Wurzeln der Bäume nicht mehr erreichbar ist, dann fehlt auch der Wald. Solche waldlose Stellen sind teils ursprünglich man nennt sie „Steinerne Meere", deren fast jedes Gebirge ein solches besitzt , teils künstlich durch die waldvernichtende, menschliche Tätigkeit und durch Abschwemmung geschaffen; man nennt solche Flächen ,,Karste" ; ihre Wiederbewaldung ist eine der schwierigsten Aufgaben des AValdbaues.

Waldlosigkeit durch Bodenmangel liegt sodann vor für die Felsen - plateaux von Südassam, welche von den niederstürzenden Regenmassen kahl gewaschen sind. Es muß auch die Gürtelprärie an den Vulkanen von Zentral- und Südjapan hierher gerechnet w^erden. Diese natürliche Prärie liegt zwischen zwei bewaldeten Zonen an der ausladenden Basis der Vulkane; dort ist bei der Aufschüttung des Vulkans das gröbere Gestein zur Ruhe gekommen; die reichlich fallenden Niederschläge waschen die Verwitterungskrume immer noch in die tiefen Hohkäume ; die Sickerwasser aus den höheren, bewaldeten Regionen bewegen sich hier zwischen den tieferen Hohlräumen des Bodens abwärts, um an

3. Pflanzen. 4. Tiere. 5. Der Mensch.

43

der Basis clor Vulkane als eiskalte Quellen zutage zu treten. In der Gürtel- prärie wird die Verdunstung durch die senkrocht aiüYallenden Sonnen- strahlen beschleunigt. Alle diese Faktoren wirken zusammen, so daß nur Graswuchs aufkommen kann. Es hängt von der geographischen Lage ab, ob der Vulkan nur auf seiner Südseite (nordische Lage) oder auf allen Seiten, auf der Südseite weiter als auf der Nordseite, diese Gürtelsteppo trägt. Daß auch hier, von der Steppe ausgehend, Feuer nach oben und nach unten den Wald angefallen und die Steppe verbreitert haben, bedarf für den, der die Menschen kennt, keiner Erwähnung.

3. Pflanzen.

Es gibt eine Menge sogenannter forstlicher Unkräuter, die wir als Schädlinge unserer Waldkulturen kennen, weil sie diese durch ihr rasches Wachstum verdammen, d. h. ihnen Licht, Luft und Bodenraum entziehen ; schädlich werden sie sodann genannt, weil sie die natürliche Rückkehr des Waldes, den Anflug von Sämereien und das Keimen der- selben auf längere Zeit ausschließen können. Aber unter allen diesen höher entwickelten Gewächsen ist kein einziges, welches imstande ge- wesen wäre, ursprünglich den Wald von einem bestimmten Gebiete fern zu halten; sie finden sich nur in Gebieten, welche keinen Wald tragen können aus den früher erwähnten Gründen. In solchen Örtlichkeiten kämpfen gewisse Unkräuter erfolgreich gegen angeflogene oder eingetragene Waldkeime. Alle forstlichen Unkräuter im Wahl- gebiete sind ursprünglich ohnmächtige , harmlose Zierden des mäßig- geschlossenen Urwaldes gewesen oder auf Stellen beschränkt geblieben, welche aus lokalen Gründen keinen Wald tragen konnten. Auch die Heide mit der Rohhumus-Bleichsand- und Ortsteinbildung kann hiervon nicht ausgenommen werden, denn die Heide wurde erst mächtig durch den Eingriff des Menschen ; die Stufenleiter abwärts bis zur Heideprärie war Wald, mißhandelter Wald. Überhandnähme der Heide, Umwandlung des Bodens und Erschwerung der Rückkehr für den Wald, der sicher auch die Heideflächen zurückerobern würde, wenn man ihm einen im- begTonzten Zeitraum zur Verfügung stellen könnte. Im Urwald siegt immer der Wald •, im Kulturwald, der seine Laufbahn als mißhandelter Wald beginnt, werden den Unkräutern die Wafl'en zum Kampfe gegen den Wald geschliffen. Erst unter den niederen Pflanzen sind Wald- verderber und Waldverhinderer; das sind vor allem Moose und zwar die erwähnten Sphagneen, welche durch ihre Wasseransammlung inner- halb der Bodendecke die Bäume des Waldes ertränken und diesen in Hochmoore umzuwandeln vermögen.

Die Kleinarbeit der Pilze geht in ihren schädlichen Wirkungen ins große. Aber trotz stellenweiser Massenvermehrung der Pilze, z. B. des Wurzelkrebses, gibt es keine größeren Stellen im Waldgebiote,

44 Erster Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen u. Verteilung der "Wälder usw.

welche durch Pilze waldlos gemacht worden wären und als solche auf- recht erhalten werden würden.

4. Tiere.

Nur bei Massenvermehrung der Tiere, welche gewisse Bäume des Waldes benützen oder doch wenigstens sie bevorzugen, werden Waldungen selbst auf größeren Flächen hin in Frage gestellt; aber es ist kein Beispiel bekannt geworden, daß es waldlose Stellen gäbe infolge der Tätigkeit der pflanzenfressenden oder den Boden umgestaltenden Tiere •, mit den Pflanzen hätten auch die Tiere absterben müssen. Gegen eine Massenvermehrung schützt sich die Natur, indem sie den Tieren niu- spärHch Futter im Walde gibt, durch die Vielartigkeit des Urwaldes und dadurch, daß sie den Massenvermehrungen Massenkranklieiten, Epidemien folgen läßt.

5. Der Mensch.

Die Eingrifie und Veränderungen in den naturgesetzlichen Grmid- lagen des Waldes , seine dauernde Vertreibung und seine Ansiedlung, wo er von Natur aus fehlte, die zerstörenden, erhaltenden und auf- bauenden Tätigkeiten des Menschen sind im VII. Abschnitte kurz be- sprochen.

Zweiter Abschnitt.

Naturgesetzliche Grundlagen der Waldregionen der nörd- lichen Erdhälfte außerhalb der Tropen, innere Verwandtschaft.

Aus der Darstellung des vorigen Abschnittes, daß alle Waldmassen ihr Dasein den großen Feuchtigkeitsspendern, den Ozeanen, verdanken, ergibt sich für die Verteilung der Waldregionen und ihre Benennung eine natürliche Grundlage. Der Atlantische Ozean erzeugt zwei große Waldregionen, eine in der Alten Welt und eine zweite in der Neuen Welt; der Stille Ozean gibt ebenfalls zwei Waldregionen das Dasein, die eine liegt in der Neuen, die zweite in der Alten Welt ; der Indische Ozean erzeugt eine Waldregion im Süden von Asien; das Nordische Eismeer befruchtet die anliegenden Länder der Alten und der Neuen Welt und gibt einem Wald den Ursprung, wo immer es die Temperatur gestattet. Daraus ergeben sich folgende Waldregionen (Abb. 1):

I. die atlantische Waldregion der Alten Welt, um- fassend die Waldungen von Europa und Nordafrika;

n. die atlantische Waldregion der Neuen Welt, um- fassend die Waldungen von Ostamerika;

m. die pazifische Waldregion der Neuen Welt, um- fassend die Waldungen von Westamerika;

IV. die pazifische. Waldregion der Alten Welt, um- fassend die Waldungen von Ostasien;

V. die sibirische Waldregion, welche die beiden Wald- regionen von Europa und Ostasien miteinander verknüpft;

VI. die kanadische Waldregion, welche die beiden Waldregionen von Ost- und Westamerika miteinander verbindet;

VII. die indische Waldregion, ein zentralasiatisches Waldgebiet mit Berührung nach dem europäischen und dem ostasiatischen Walde hin;

4(j Zweiter Abschnitt. Naturgesetzl.Grundl.d. Waldregionen d.nördl. Erdhälfte usw.

VIII. die nordmexikanische Waldregion, ebenfalls ein zentrales Waldgebiet mit Berührung zum ost- und west- amerikanischen Walde.

Ein Blick auf Abb. 1 zeigt den Parallelismus der beiden großen Kontinente in der Verteilung der Waldregionen; beide Welten tragen in ihrem Zentrum eine waldlose Landschaft ; waldlose und waldbedeckte Gebiete der neuen wie der alten Welt verhalten sich in ihren Größen zueinander wie die Größen der beiden Welten; Nordamerika trägt im Süden wegen seiner außerordentlichen Verschmälerung des Kontinentes nur die kleine nordmexikanische, artenarme Waldregion, deren Parallele in Asien, entsprechend der gewaltigen Verbreiterung Asiens an dieser Stelle zur weitausgedehnten und artenreichen, indischen chinesisch- japanischen — Waldregion ausgebildet wurde ; ein schmales und kurzes Band ist die kanadische, ein schmales, aber sehr langes Band ist die sibirische Waldregion.

Dem Parallelismus der Lagerung der Waldregionen entspricht ein Parallelismus im Klima, in der Anordnung der Waldregionen nach klimatischen oder Waldzonen, in der Abstammung der Böden aus gleicher, geologischer Formation und aus gleichem Gestein, in der Verwandtschaft der Waldtypen und der Bäume, welche diese Wald- regionen bevölkern. Sämtliche acht Waldregionen erstrecken sich, mit der Zone der Subtropen angefangen, bis zu jenen kühlsten Lagen, in welchen die Horotherme dem Walde eine Grenze setzt; sechs AVald- regionen erreichen diese Grenze durch ihre Erstreckung nach Norden und nach höheren Elevationen hin, die beiden Regionen im Süden erreichen diese Grenze nur im Hochgebirge bei entsprechender Er- hebung über dem Meere.

Verfasser war wohl der erste, der vor 18 Jahren den Nachweis erbrachte, daß bei Gleichheit der Temperatur wähi'end der vier IMonate Mai, Juni, Juli und August auf der nördlichen Halbkugel überall auch eine Gleichheit der Wälder auftreten muß, das heißt den gleichen Temperaturen entsprechen gleiche Baumgattungen (Genera). Wenn aber keine Gleichheit zwischen den drei Regionen in den Arten (Spezies) besteht oder diese nur auf einige wenige Arten sich beschränkt, so erklärt sich dies aus den unberechenbar langen Zeiträumen, seitdem diese acht Waldregionen voneinander getrennt sind; wenn das eine Waldgebiet Gattungen zeigt, die dem anderen fehlen, so erklärt sich dies aus den Ursachen, welche die Trennung veranlaßten und aus den geologischen Katastrophen , welche über die Weltteile nach ihrer Trennung hereinbrachen. Die innere Verwandtschaft der AValdregionen, welche in der Gleichheit der Gattungen und in der Gleichheit der Biologie der Waldungen zum Ausdruck kommt, erklärt, sich aus dem früheren, territorialen Zusammenhang der W a 1 d g e b i e t e , der all-

Zweiter Abschnitt. Naturgesetz!. Gruudl. d. Walilreoionen d. nördl. Erdhälfte u.sw. 47

mählichen Abtrennung der beiden Kontinente und der Abstammung der Bäume von den gleichen Voreltern.

In den Gesteinsschichten der Tertiärformation Europas beobachtet man zahlreiche Baumgattungen, wie Magnolia, Liriodendron , Juglans, Magnolia Catalpa, zahlreiche schmetterlingsblütige Gewächse, ja selbst fremdartige Nadelhölzer wie Thuja, Sequoia, Gingkyo, Gattungen, die heute in Europa gar nicht mehr vorhanden sind. Da diese Bauin- gattungen dem wärmeren Gebiete des wintorkahlen Laubwaldos (dem Castanetum der späteren Ausführungen) angehören, muß diese jetzt nur noch in Südeuropa vertretene Waldzone mit zahlreichen Eichen, Eschen, Ahorn und sonstigen Laubbäumen zur Tertiärzeit in Europa bis zum 60. " nördl. Br. vorgedrungen sein ; nördlich vom Castanetum muß dann jener kühle Laubwald, den wir nach der Buche Fagetum nennen, sich angeschlossen haben, nördlich davon der Nadelwald der Fichten, Tannen und Lärchen, den man Picetum nennt, gefolgt sein, und für die kälteste Strauchregion, das Polaretum, bleibt nur die unmittelbare Umgebung des Nordpols übrig. Es fehlt an den nötigen Forschungen , wie weit diese Voraussetzung zutreffend ist; daß aber zur Tertiärzeit das zu- sammenhängende Festland um den Pol herum mit einer Baumflora von gleichen Gattungen und vielen gleichen Arten bevölkert war, ergibt sich vor allem auch aus der Verwandtschaft des amerikani- schen, europäischen und asiatischen Waldes. Alle drei Weltteile hatten gleichzeitig ihre letzte Eiszeit, wie mehrere solche Katastrophen selbst in der geologischen Jugend unserer Erde nach- gewiesen sind, womit die Theorie von der allmählichen Wärmeabnahme auf der Erde als Folge der inneren Erkaltung als unhaltbar über Bord geworfen ist. Die Abkühlung der nördlichen Halbkugel während der Eiszeit kam verhältnismäßig rasch; im. äußersten Norden und auf den höchsten Gipfeln der Alpen und der PjTenäen begannen die Eismassen talwärts zu rücken; langsam, aber fortgesetzt verschoben sich die Wald- zonen nach S und an den Bergen nach unten. Zm' Zeit der schlimmsten Vereisung war von Mitteleuropa nur das Gebiet zwischen den ober- bayerischen Seen (48") und dem 54." nördlicher Breite eisfrei; in diesem, ebenfalls entsprechend abgekühlten, schmalen Bande wurde die ganze Vegetation zusammengedrängt; das Castanetum mit seinen Holzarten wurde vollständig vertrieben, soweit es nach SO ausweichen konnte; jene Holzarten, die nicht rasch genug zu wandern vermochten, wurden erdrückt; vom Fagetum konnten sich Reste in den wärmsten Tälern erhalten, vorherrschend aber waren in dem eisfreien Gebiete das Picetum und an dieses sich anschheßend das Polaretum oder Alpinetum. Nach der Eiszeit erfolgte zwar wieder Erwärmung, aber nicht mehr bis zu jenen Graden, die vor der Eiszeit geherrscht hatten.

Das Castanetum blieb ausgeschlossen, das Fagetum verbreiterte sich wieder, aus SO wanderten Laubhölzer hinzu, das Picetum und

48 Zweiter Abschnitt. Xaturgesetzl. Grundl. d. Waldregionen d. nördl. Erdhälfte usw.

das Polaretum wurden auf ihnen klimatisch entsprechende Gebiete zurückgedrängt. Dieser Werdegang des europäischen Waldes erklärt seine gegenwärtige Zusammensetzung an Baumarten und seine außer- ordentliche Armut an solchen; der Tertiärflora war das Aus- weichen nach S durch die P-^Tenäen und Alpen verlegt.

Amerika und Asien hatten ebenfalls gleichzeitig mit Europa ihre Vergletscherungen, aber die der Bahn der Kältebewegung parallelen Gebirgszüge ermöglichten das Ausweichen der Baumflora nach S und insbesondere die Rückkehr in die alten Gebiete nach der Eiszeit. Aber auch dort hat die Wärme nicht mehr den Höhepunkt wie vor der Eiszeit erreicht-, in Ostamerika und in Ostasien haben sich zwar die meisten Baumarten erhalten, sie sind aber auf südlicherem Stand- orte stehen geblieben; Nordamerika und Ostasien sind, wie Asa Gray zuerst nachgewiesen hat, die glücklichen Erben des vorglazialen Baum- reichtums der nördlichen Halbkugel; in Westamerika konnten die warmen, dem Laubwalde zusagenden Gebiete von den Laubhölzem nicht wieder besiedelt werden, wegen eingetretenen Mangels an Niederschlägen.

Abstammung von gleichen Eltern ist die erste Ursache für die nahe Verwandtschaft der Waldgebiete; sehr wenig scheint die Ver- breitungsfähigkeit der einzelnen Holzarten zum verwandtschaft- lichen Verhältnisse der großen Waldregionen beigetragen zu haben. Man überschätzt gewöhnlich die Entfernung, bis zu welcher leichter, flugfähiger Samen vom Wind getragen werden kann. Die Vermutung Griesebachs, der, wenn auch geflügelte, doch immer noch schwere Same der Himalayastrobe (Pinus excelsa) sei vom Wind bis nach Mazedonien, sohin rund 4000 km weit getragen worden, widerspricht den einfachsten Gesetzen der Schwere und der Luftbewegimg. Es gelang nicht einmal den leichtsamigsten Pappeln und Weiden die 500 km breite Prärie zwischen Ost- und Westamerika zu überbrücken; nur solche Baumarten sind beiden Waldregionen gemeinsam , welche die Prärie mittels des kanadischen Waldstreifens zu umgehen ver- mochten. Auch die Verbreitung diu^ch Wasser bei schwimmfähigen Sämereien kann auf große Entfernung hin nicht wirken. Samen , die im Wasser liegen, gehen nach wenigen Tagen unter. Große Strecken können somit auf diesem Wege nicht zurückgelegt werden ; ein Transport von lebenden Sämereien aus Amerika nach Europa mittels des Golf- stroms ist somit ganz ausgeschlossen ; wohl aber werden Sämereien von Holzarten der kühleren Waldzonen, z. B. Krimamholzföhren, in die Zone der Lärchen und Fichten, diese in die Zonen der Buchen diu'ch fließende Gewässer abwärts getragen. Daß Tiere, zumal Vögel, auf ziemliche Entfernung hin Sämereien verschleppen, muß zugestanden werden; da aber das verzehrte Samenkorn nach wenigen Stunden den Darmkanal passieren muß, kann es sich nur um Entfernungen von höchstens 400 500 km handeln, abgesehen davon, daß die Vögel solche

Zweiter Abschnitt. Naturgesetzl.Grmull.il. Waltlroj^ionen il.nördl.Erdhklfteusw. 4«(

gewaltige Flüge nicht ost- oder westwärt.^, .sondern .südwärts unter- nehmen, ^^o die nordisclien Sämereien nicht gedeihen können, oder nordwärts, wo die südlichen Sämereien verkümmern müssen. Griese- bach hat die kühne Behauptung aufgestellt, es könnten Drosselarten, also mäßige Flieger, den schweren Samen einer Juniporus-Art von Spanien nach Kloinasien verschleppt haben. Da die Entfernung rund :i().M» Kilometer beträgt, da der Vogel nur 8(> km in der Stunde fliegen kann und absolut keine Veranlassung hat in größter Eile zwei Tage und eine Nacht hindurch ostwärts zu fliegen , wobei es nötig wäre, während der langen Zeit die Faeces zurückzuhalten, so ist diese Er- klärung der scheinbaren Identität der beiden Wachholder von Spanien und Kleinasien ebenso wenig naturwissenschaftlich möglich und halt- bar wie die Erklärung der sogenannten Indentität zwischen der griechischen und der indischen Strobe. Erst der Mensch hat sich als der wirksamste Mischer der Flora aller Waldregionen in den letzten Jahrzehnten herausgebildet.

Von diesen Verschiebungen durch den Menschen natürlich abgesehen, bestand die ursprüngliche Baumflora der vier wichtigsten Waldregionen aus folgenden Gattungen und Arten : die Zahlen sind nicht feststehend : es sind auch nur jene Holzarten gezählt, welche regelmäßig über 8 m Höhe eiTeichen. Dazu kommt, daß es noch viele Botaniker gibt, welche Bäume mit konstanten und erblichen, äußeren und biologischen Merkmalen, mit einem \'erbreitungsgebiete, in welchem andere, nah verwandte oder die sogenannten tj^ischen Arten ausgeschlossen sind , als Varietäten des willkürlich gewählten Typus auffassen oder den bisherigen Typus als Varietät ansehen, denn der Typus hat vor solchen Varietäten nur den Vorzug, früher entdeckt worden zu sein. Hier sind solche konstante Varietäten mit erblichen Eigenschaften als das gezählt, was sie sind, als Arten. Unsicherheit bringt sodann in die unten angeführte Zu- sammenstellung der erfreuliche Umstand, daß es immer noch Regionen der nördlichen Halbkugel gibt, insbesondere in Zentralasien, in welchen noch neue Baumarten von Forschern und Reisenden aufgefunden werden. Die Zusammenstellung kann somit absolute Richtigkeit nicht beanspruchen, gibt aber doch für die Beurteilung der Zusammensetzung der Waldregionen einen , für den vorliegenden Zweck verwertbaren Einblick; sie gilt für alle Baumarten nördlich bzw. oberhalb der Subtropenzone, somit tiir Castanetum, Fagotum und Picetum der späteren Ausführungen.

Waldregion I. Der europäische Wald umfaßt

an Laubhölzern 30 Gattmigen mit 00 Arten. ., Nadelhölzern 7 18

zusammen 37 Gattungen mit 78 Arten.

50 Zweiter Abschnitt. Naturgesetzl. Gruiull. iL "Waldregionen il. nönll. Erdliälfte U8w.

AValdregion IL Der ostamerikanisclie Wald umfaßt an Laubliölzern llU Gattungen mit 22o Arten. Nadelhölzern 13 _ 30

zusammen 123 Gattungen mit 250 Arten.

AV a 1 d r e g i o n III. Der westamerikanisclie "Wald umfaßt an Laubliölzern 34 Gattungen mit 70 Arten. Xadelliölzern 22 . 5<>

zusammen 5(3 Gattungen mit 120 Arten.

Waldregion IV. Der ostasiatische (chino -japanische) Wald umfaßt

an Laubhölzern 150 Gattungen mit 400 Arten. ., Nadelhölzern 26 100

zusammen 170 Gattungen mit 500 Arten.

Aus diesen Zahlen geht zunächst deutlich hervor, daß die Osthälfte der großen Kontinente, Ostamerika und Ostasien, am meisten Baum- arten von der vorglazialen Baumflora gerettet hat, daß dagegen Europa infolge seiner mächtigen Gebirgszüge im Süden durch die glaziale Katastrophe den größten Teil seiner ursprünglichen Baumflora verloren hat. Daraus ergibt sich für alle P f 1 a n z e n z ü c h t e r der zwingende Schluß, diese vertriebenen Gattungen mit solchen, welche dem europäischen Walde überhaupt fehlten und welche heutzutage nicht mehr imstande sind, das trennende Meer auf natürliche Weise zu überbrücken, als neue Glieder dem europäischen Walde einzufügen und sie hin- sichtlich ihrer Anbaufähigkeit und Brauchbarkeit zu prüfen.

Vergleicht man die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Waldgebiete, durch Feststellung der identischen Gattungen und Arten, so muß vorausgeschickt werden, daß die Zahl der identischen Baum- arten nur gering ist und nur gering sein kann. Es liegt nahe, dal.) es im europäischen und ostasiatischen Waldgebiete identische Baumarten gibt, da beide ja territorial verbunden sind. Es hat sich aber gezeigt, daß nur solche Arten identisch sein können, aber nicht müssen, welche im Waldesbande von Sibirien ohne Unterbrechung von Europa nach Asien oder umgekehrt auch heute noch zu wandern vermögen: nachdem dieses Band aber der kühlsten Waldzone, dem Picetum. an- gehört, können nur Holzarten dieser Klimazone zwischen Europa und Ostasien identisch sein; daß somit irgend eine asiatische Buche oder Eiche oder Kastanie mit der europäischen gleicher Art sei, ist eine geographische, biologische und pflanzengeschichtliche Unmöglichkeit; aber unter den Fichten, Birken, Erlen. Pappeln, Wacholdern. Weidon undander en kann es identische Arten geben, und

Zweiter Abschnitt. Xaturgesetzl.Gruiull.tl. WaUlrc'jrioiieiul.nürdl.Erdhalfte usw. .',1

daß besonders "Weiden von Europa bis zu (U-n Kurileninsehi im tV-rnsteii Osten in ein und derselben Art sich erstrecken, konnte Verfasser auf seinen Reisen selbst nachweisen.

Auch in der nordamerikanischen Baumllora kann nur dann eine Art mit einer europäischen oder asiatischen identisch sein, wenn diese Art imstande ist, die schmale Meeresstraße zwischen den beiden Kontinenten (ca. 70 km) zu überbrücken; das ist in der Tat möglich für alle Baum- arten, welche in der kühlsten Region des Waldes zu leben imstande sind. Es sind dies wieder Birken, Weiden, Erlen. Wacholder, welche diese Wanderungen ausführen können. Alle wärmeres Klima verlangenden Holzarten müssen eigene Arten sein.

Die territoriale Trennung zu Ende der Tertiärzeit, die Südwärts- wanderung infolge der Vereisung, die Nordwärtswanderung nach der Wiedererwärmung und vor allem die Abänderungen in den Arten diu'ch sprungweise Änderimg während der Geburt haben so unendlich lange auf die jetzige Baumflora eingewirkt, daß die ehemalige Gleichheit der Arten als Nachkommen einer rings um den Pol wohnenden Eltemflora verloren gegangen ist. An Stelle der ehemaligen, innigen Verwandt- schaft in Arten ist eine lockerere Verwandtschaft in Gattungen ge- treten. Berechnet man die Zahl der Gatttingen, welche in den verschiedenen Waldregionen identisch sind, so sind die

Laubholzgattungen des ostamerikanisclien Waldes (II) im euro- päischen Wald vertreten mit 45 " u , im ostasiatisehen Wald ver- treten mit (35 *^/o : Nadelholzgattungen des ostamerikanischen Waldes (II) im eiu'o- päischen Wald vertreten mit 55 ^'/o, im ostasiatischen Wald ver- treten mit 90 "/o: Laubholzgattungen des westamerikanischen Waldes (III) im euro- päischen Wald vertreten mit 55 ^/o. im ostamerikanischen Wald vertreten mit 55 ^ o : europäischen L aubholzgattungen (I) im ostamerikanischen Wald vertreten mit lOO " o, im ostasiatischen Wald ebenfalls mit 100*^0: europäischen Nadelholzgattungen (I) im ostamerikanischen Wald vertreten mit 100 ''/o, im ostasiatischen Wald gleiclifalls mit WO^Io. Alle Baumgattungen (Genera), welche in Europa den heutigen Wald zusammensetzen, sind auch in Amerika und in Asien zu finden: aber viele Baumgattungen, welche in Amerika und Asien zusammen mit den europäischen Baumgattungen den AVald bilden, fehlen in Eiu'opa. Es liegt damit naturgesetzlich nahe, daß jene fremden Gattimgen, welche in Amerika mit den europäischen zusammenleben . auch in Europa mit den eiu'opäischen zusammenleben können oder mit

4 *

52 Zweiter Ab^chllitt. Naturgebetzl.Griimll.d. Waldregionen d. iiürdl. Erdhälfte usw.

andern Worten, daß sie im enropäischen Wald im korre- spondierenden Klima u n d B o d e n werden a n b a u f ä h i «i; sein müssen.

Es erhellt aus der Vergleichung der verwandtschaftlichen Be- ziehunfien der Waldregionen aber noch ein weiteres Naturgesetz, das grundlegend ist für den Waldbau. Nachdem die Kinder ein imd der- selben Eltern so außerordentUch nahe stehende, äußere Merkmale be- sitzen, so nah, daß für viele Baimiarten von einigen Forschern die Identität amerikanischer, eiu-opäischer und asiatischer Arten behauptet wird, ist es eine natm'gesetzliche Folgerung, daß auch die iinieren Eigenschaften, die biologischen und anatomischen, auf welche die ganze, wirtschaftliche Behandlung und Benutzung sich gründen muß, zwischen den Angehörigen derselben Gattung enge verwandt sein müssen; es ist naturgesetzlich begründet, wenn man schließt, daß die Fichten in Amerika und Asien wirtschaftlich, d. h. waldbaulich ebenso behandelt werden können wie die europäischen Fichten-, das gleiche gilt für die Buchen, für die winterkahlen Eichen, für zweinadelige imd fünfnadelige Föhren, für Eschen usw., mit einem Wort für alle europäischen Gattungen, bzw. Föhrensektionen, da bei den Föhren die Sektionen sich wie Gattungen verhalten. Es ist ein außerhalb aller Naturgesetze liegendes Moment, ob die erzielten Produkte den menschlichen Bedürfnissen entsprechen oder nicht; umgekehrt ist es naturgesetzlich begründet, daß alle Erfahrungen und Gesetze, gefunden an den Baumgattungen in Amerika und in Asien, sofort auch auf die europäischen Ver- treter dieser Gattimgen übertragen werden können; was der amerika- nische oder asiatische AYaldbau an seinen Fichten oder Buchen oder winterkahlen Eichen auffindet, hat auch für den europäischen Wald Gültigkeit und muü von der Wissenschaft und Praxis an- genommen werden, wenn anders die dabei erzielten Produkte den europäischen, menschlichen Bedürfnissen gerecht werden.

Die Internationalität des naturgesetzlichen Waldbaues beruht auf dieser engen Verwandtschaft der Holzarten der klimagleichen Waldgebiete, beruht auf der allgemeinen Gültigkeit aller Naturgesetze; die Internationalität der e u r o p ä i s c h e n B a u m g a 1 1 u n g e n verleiht dem europäischen Waldbau internationalen Charakter.

Dritter Abschnitt.

Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten, Ansprüche derselben an Klima und Boden, waldbaulich- physiologische Eigenschaften der Holzarten.

A. Klima.

Die Anordnung der Baumarten innerhalli der AValdregionen ist durchaus keine zufällige und willkürliche: sie unterliegt ganz be- stimmten Gesetzen, als deren wichtigste jene des Klimas erscheinen. Im allgemeinen Klimacharakter der Waldregionen nördlich der Tropen treten, da sie vom Meere das Dasein erhalten und diesem anliegen, bei gleicher Elevation wie bei gleichem Broitegi-ad zwei verschiedene T\T3en in die Erscheinung, welche für die Ptlanzenwelt, ihre Verteilung, ihre Aufzucht und Erziehung grundlegende Ditiorenzen und Folgerungen nach sich ziehen müssen; der eine Typus ist das Küsten- oder in- sulare Klima mit zahlreichen Niederschlägen, häufigem Winde und Abstumpfung aller Extreme in Temperatur und Luft- feuchtigkeit. Der zweite Typus ist das Inlandklima mit seinen Extremen in Wärme und Feuchtigkeit. Im Liland ist der Winter, wie Hann in seiner Klimatologie ausführt und dem hier teilweise gefolgt ist, ausgezeichnet durch die Gleichmäßigkeit im Wittenmgscharakter: längere Andauer schöner Witterung, längere Regenperiode, andauernde Nebeldecke und tnibe Tage ohne Sonnen- schein und Niederschläge. Trocken ist die Witterung im ostasiatisclien Monsungebiet, feucht im europäischen, west- und ostamerikanischen Waldgebiet. Störungen durch wandernde Luftdruckminima in Euroi>a von SW nach NO, in Ostamerika von S nach N sind nicht aus- geschlossen. Der Frühling zeigt in aHen Wahlgebieten einen gemischten Typus. Die rasche Zunahme der Erwärmung di^r Erd- oberfläche bedingt aufsteigende Luftströme: schöne Tage und Regen in bunter Abwechslung: Hitzperioden mit Regen und Käherücksclilägen. Je kühler und feuchter das KHma. wie z. B. im Bereiche des Picetum.s,

54 Britter Abschnitt. Xaturgesetzliclie Grundlagen der einzelnen Baumarten usw

desto rascher der Übergaiig vom Winter zum Sommer, desto kürzer der Frühling. Der Sommer ist die Zeit der größten Erwärmung; rasch emporsteigende Luftströme, Gewitter, Platzregen und Hagel sind die Folge. Stellt sich im Sommer bereits der stetige Charakter des Herbstes ein oder verspätet sich der andauernde Frühlingsregen, so arten V)eide zu Katastrophen aus, ersterer wegen Vertrocknungsgefahr für die Pflanzen, letzterer wegen Überschwemmungsgefahr für "Wald und Boden. Im Herbst ist die Wärmeverteilung überall gleichmäßiger, tier Witterungscharakter ist der ruhigste während des ganzen Jahres; Platzregen und Gewitter werden seltener. Hoher Luftdruck breitet sich über das Liland und bringt klare Tage mit kühlen Nächten. Während die Erwärmung der Erde im Frühjakr bis zur höchsten Sommertemperatur mit jähem Ansteigen und jähem Abfallen der Temperatur allmählich erreicht wird, wird das Gefälle von der höchsten Sommerwärme zur tiefsten Wintertemperatur durch den Herbst hin- durch mit schwachem Gegengefäll (Wärmerückschlägen) allmählich er- reicht.

Gegenüber diesem wechselvollen Klima der gemäßigten Region ist der Charakter des Tropenklimas jener der größten Gleichmäßigkeit in Temperatur und Feuchtigkeit; den Einfluß des wechselvollen Klimas auf den Menschen, das weniger den Pflanzen als den Tieren und dem Menschen zusagt, gegenüber dem erschlatfenden, aber die Pflanzen be- günstigenden Klima der Tropen hat Ratzel besonders zutreffend in seiner Anthropo- Geographie 1882 geschildert.

Das Küsten- oder insulare Klima mit seinen Abstumpfungen der Extreme in Wärme und Trockenheit findet ein Analogon im Ge- birge, besonders wenn dieses mit Wald bedeckt ist; die erhöhten Niederschläge, die konstante, hohe Luftfeuchtigkeit fördern den Pflanzen- wuchs wie im insularen Klima: beiden fehlt vom tropischen Klima nur die Wärme.

Wer nur das mittlere Europa oder nur Deutschland oder einen noch kleineren Teil der Erdobei-fläche kennen gelernt hat , dem kann man verzeihen, wenn er in der Literatur behauptet, es gebe keine Vegetations-, keine Waldzonen. Durch Jaln-hunderte menschlicher Tätigkeit sind die einen Holzarten an Zalil so vermindert worden, daß ilu"e Heimatsgrenze scheinbar nicht auffindbar ist; andere Holzarten wurden so begünstigt, daß ihre Heimat nunmehr fast ganz Europa zu umfassen scheint. Wollte man nach der gegenwärtigen Verteilung der Baumarten in Europa ver- suchen, Zonen zu bilden , so wäre dies allerdings ein Ding der Un- möglichkeit. AVegen dieser Verschiebungen der Holzarten, wegen des möglichen Anbaues derselben außerhalb ihrer heimatlichen Zone haben Schriftsteller behauptet, die Zonenbildung habe keine wissenschaftliche und praktische Bedeutung. Diese übersehen, daß es außerhalb der Heimat zahlreiche Punkte gibt, welche mit der Heimat

A. Klima. 55

klimaoloieh siind, somit derselben Kliiuazone angehören, dali alter die Holzarten mit iliren natiü'liclien Hilfsmitteln die zwischenliegenden Gebiete nieht zu überschreiten vermochten. Was die praktische Be- deutung anlangt, so sei nur kurz angedeutet, daß mit der Entfernung einer Holzart von ihrem heimatlichen Klima hinweg eine Menge von Schwierigkeiten in der Begründung, in der Erziehung, in der Erreichung des ge^^'ünschten Holzproduktes entstehen, deren Beseitigung Zeit und Aufwand an Mitteln verlangt : man wird nicht leugnen, daß die Kenntnis dieser Verhältnisse, welche über die ganze Rentabilität der Waldanlagen entscheiden, für den Forstmann wichtig ist. Das Studium der Gesetze der Zonenbildung gibt hierüber einen Anhalt vor der Waldbegründung, der ja wohl durch den praktischen Versuch, durch langwieriges und kostspieliges Probieren, (30, 80 oder Ion Jahre später auch gewonnen und wieder verloren werden kann.

Klima und Oberiiächenbildung erschweren in Mitteleuropa die Er- kennung der Klima- und Waldzonen : ist doch die Wärme in Süddeutsch- land vielfach geringer als in Norddeutschland : die höhere Elevation durch die Alpen und ihre Abdachungen nach Norden hin erklären dieses ; ist doch der Osten von Mitteleuropa in seiner durchschnittlichen Wärme bei ganz gleicher. geogTaphischer Breite viel kälter als der Westen; die Einwirkung des Golfstromes erklärt die Erscheinung, daß Khma und Waldzoneu nicht den Breitegraden parallel, sondern von SW nach NO , ja stellenweise von S nach N verlaufen. Dadurch er- halten die Zonen eine Drehung: Elevation imd Exposition erzeugen Ausbuchtungen und Einbeugiuigen an den Grenzen der Zonen, und wie der Wechsel in cler Temperatm' geht auch jener in den Gewächsen nur allmählich vor sich, lauter Erscheinungen, welche die, in der erdrückenden Mehrheit ganz ungenügend in der Klimalehre gebildeten Baumzüchter, Forstwirte wie Gärtner, verwirren und ihre Erkenntnis der Bedeutung dieser Wissenschaft fiü' praktische Ptianzenzucht trüben. Gründlicheres Studium der Meteorologie und Klimatologie , tieferes Eingehen in die Biologie der Gewächse w^irden lehren, daß das ganze Entstehen und Gedeihen der Pflanze, insbesondere Anbau, Erziehung und Ernte, in erster Linie von der Wärme des Klimas des Standortes abhängig sind: sieht man von den durch die mensch- liche Gewinnsucht abgemagerten und erschöpften Böden ab, so kommt der Boden erst als der in zweiter Linie entscheidende Faktor in Betracht: bei Klima gleich hei t entscheidet der Boden.

Es bedarf tür den naturwissenschaftlich gebildeten Leser wohl kaum des Hinweises, daß von den Tropen im Süden bis zu den Polaren im Norden oder von den Kastanienhainen am Fuße eines Berges bis zu den alpinen Büschen in höheren Elevationen Gewächs- oder AVald Zonen bestehen, die schon äußerlich in ihrem Gesamtbilde als

50 Dritter Absclinitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelneu Baumarten usw.

Einheiten sich darstellen, da sie von Bäumen mit annähernd gleichen Ansprüchen an das Klima gebildet werden : denn der Einheit im Klima entspricht die Einheit in der Vegetation und umgekehrt : in seiner Ein- heit erscheint der subtropische Wald als ein immergrüner, dunkler Laubwald, der winterkahle Laubwald als ein im Sommer hellgrüner Laubwald, der Fichten- und Tannenwald wiederum als dunkles, immer- grünes Band, mit dem die Waldvegetation abschließt.

Änderungen in der ursprünglichen, äußeren Erscheinung und in der inneren Zusammensetzung haben erst die Eingi'iffe des jMenschen hervorgerufen durch Verdrängung von Baumarten, Änderungen des früheren, natürlichen Waldzustandes, Ersetzung des früheren Halbdunkels des Urwaldes durch das Volldunkel oder Vollicht des Kulturwaldes, Einführung neuer Baumarten, Veränderung des Bodens, womit auch eine Änderung in der Zusammensetzung der Waldflora verknüpft ist. Will man aber die Lebensgeschichte der Holzarten auf naturgesetzlieher Grundlage erforschen, will man auf Grund der Erkenntnis der An- forderungen der Holzarten an Klima und Boden einen Wald begi-ünden, so muß man die ursprünglichen, natürlichen Grenzen einer jeden Holzart aufsuchen, d. h. jene Standorte studieren, an welchen eine Holzart trotz tausendjähriger Anbauversuche der Natur durch verwehte oder verschleppte Sämereien zu versagen beginnt, da die Bedingungen für ihr Gedeihen, in erster Linie die Temperatur, ungünstig geworden sind.

Das Studium der Ansprüche einer Holzart in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet führt zunächst zur Feststellung ihrer walu'en, kli- matischen Bedürfnisse, wie ausführlicher im Verlaufe dieses Abschnittes dargelegt werden soll; aus dem Klima des Heimatgebietes ergibt sich der naturgesetzlich richtige Schluß auf die Klimazone der Holzart, welche nicht bloß die Heimat, sondern auch das künstliche Anbaugebiet mit heimatgleichem Klima umfaßt. Es scheint nach Äußerungen in der Literatur für manche ein Unding zu sein: Anbau einer Holzart außerhalb ihrer Heimat in heimatlichem Klima-

Es ist eine in allenMittelschulen bereits gelehrte Tatsache, daß dieselben Klima- und Vegetationszonen, denen man auf unserer Erde von irgend- einem Punkte bis zum nördlichen oder südlichen Polarkreis hin be- gegnet, sich wiederholen, wenn man einen hohen Berg in diesem Punkte besteigt. Wer in den Tropen bis zm- alpinen Region emporsteigt, hat einen Weg durch die gleichen Klima- und Vegetationszonen zurück- gelegt wie jener, der von den Tropen bis zu den Polarzonen gereist ist. So wichtig und richtig diese Vorstellung der Zonenbildung für die gemäßigten Klimate von Europa ist, für die Tropen trifft sie nicht ZU; die südliche Halbkugel vollends besitzt andere Klima- und Vege- tationszonen als die nördliche. Vom 20." nördl. Br. südwärts zum Äquator und nach Süden bis zum 20. " hin ist der Unterschied zwischen Winter- und Sommertemperatur ein geringer: die Zunahme der ]\[eeres-

A. Klima. -,-

fläche und der Luftt'eiichtiokeit , der hohe Stand der Sonne bedin}j;en eine Abstumpfung der Extreme zwischen Winter und Sommer. Deutlicli beweist dies die nachfolgende , dem großen , klassischen Werke von J. Hann, „Die Meteorologie", entnommene Tabelle. Unter dem "iD. " nördl. Br. beträgt der Unterschied zwischen kältestem und heißestem Monat nur mehr (j*^ und hebt sich von da an südwärts durch die ganze südliche Halbkugel nicht über den Betrag von 7 ".

Mittlere Temperatur der Breitengrade.

Breiten

.Januar Mi

•Juli ttel

Diflerenz

Nördl. Br.

60

1(3

14

oO

50

7

18

25

40

5

24

10

30

15

27

12

20

22

28

6

10

26

27

1

Äquator

26

26

0

Südl. Br.

10

26

24

2

20

25

21

4

30

22

15

(

40

16

9

t

50

8

3

5

Wo es heiß oder warm i.st. i.st es heiß oder warm das ganze Jahr hin- durch, wo es kühl oder kalt ist, ist es kühl oder kalt das ganze Jahr hindurch; es fehlt somit vom 20.° nördl. Br. südwärts und über die ganze, südliche Hälfte der Erde hinweg der wint er kahle Laub- wald. Nur der im kühlen Klima auf der nördlichen Halbkugel so reich vertretene Nadelwald ist angedeutet durch Araucaria, Podocarpus und andere Gattungen, welche jedoch den Subtropen oder Tropen angehören. Wenn dem entgegengehalten wird, daß es auch auf der südlichen Halbkugel Buchen gibt, so wird vergessen, daß diese immergrün sind, den Gattungsnamen Nothofagus führen und den Sulitropen angehören.

Das Gesetz der Klima- und Vegetationszonenbildung auf der Erde gibt am deutlichsten die umstehende Tafel I wieder.

Es fehlt in den Tropen und auf der ganzen, südlichen Hälfte wegen mangelnder Sommerwärme und mangelnder Winterkälte das Castanetum, Fagetum und Picotum der nördlichen Halbkugel. Bäume der Subtropen-

58 Dritter Abscliiiitt. Naturo;esetzliche Grundlafjen der einzelnen Baumarten usw.

Zone reichen bis zur Thermohore empor nncl bilden schließlich niedere Sträiicher, das Alpinetum. Nachdem aber für alle folgenden Betrach- tungen die Tropen und die südliche Halbkugel ausgeschlossen sein sollen, hat der allbekannte Satz vom Parallelismus der Zonen nach der horizontalen (nach Norden) und nach der vertikalen Richtung (nach oben hin) seine Geltung. Ein Blick auf Tafel I lehrt aber auch, daß es für jede Holzart, welche im Süden in höheren Elevationen lebt, noch weitere Klimagebiete im Norden zunächst bei geringeren Elevationen und schließlich in der Ebene nur ein paar hundert Meter über dem Meere geben muß , welche der gleichen Zone angehören. Manche Holzart ist dort im Norden ebenfalls wie im Süden bei höherer Elevation beheimatet, z. B. die Fichte in Mittel- und Nordeuropa; andere sind nur auf höhere Elevationen oder nur auf den höchsten Norden beschränkt; die europäische Lärche hat ihre Heimat in den Alpen, aber Norwegen und das mittlere und nördliche Schweden ge- hören zur Klimazone der Lärche. Dieses sind somit die Länder, in welchen für die Lärche naturgesetzlich die günstigste Aussicht besteht, wenn man die Lärche in der Ebene unmittelbar über dem Meere an- bauen will; die Lärche käme durch solchen Anbau weit hinweg von der Heimat in heimatliches Klima!

Um Zahlen zu besitzen , mit welchen die Klimate der einzelnen Vegetationszonen beschrieben und verglichen werden können, hat Ver- fasser für die sogenannten Hauptvegetationsmonate Mai bis August inklusive die durchschnittliche, relative Feuchtigkeit, Regenmenge und Temperatur für mindestens fünf Jahre für zahlreiche Punkte jeglicher Elevation für alle drei Weltteile be- rechnet. Die Vegetation der Buchenregion des winterkahlen Laubwaldes spielt sich zum größten Teil innerhalb dieses Zeitraumes ab; in der kühlsten Waldregion der Fichten sind nur die Monate Juni und Juli Vegetationsmonate , ja der alpinen oder polaren Region der Krumm- hölzer stehen nur sechs Wochen für die vegetative Tätigkeit zur Ver- fügung, während in der Zone der immergrünen Laubhölzer die Vegetations- zeit natürlich länger dauert als vier Monate. Eigentlich sollte es nicht nötig sein, über derartige Anfangsgründe der Pflanzenphysiologie und Klimatologie zu schreiben ; allein es steht irgendwo gedruckt, daß Ver- fasser mit seinen Klimazonen behauptet hätte, die Vegetationszeit an der oberen Waldgrenze dauere vier Monate!

Wäre es möglich, die einer jeden Vegetationszone dargebotene AVärmesumme genau zu berechnen, so wäre damit allerdings em guter Maßstab zur Beurteilung der Ansprüche der Holzart an die Wärme gegeben; allein die Feststellung scheitert an der UnvoUkommen- heit der Beobachtung, der Messung und Berechnung. Nach Kalender- frühjahr und -sommer zu rechnen, paßt auf der nördlichen Hemisphäre nur für jene Region, in welcher der Kalender entstanden ist, das ist

A. Klii

50

clio Edelkastauienzouo; die durch-schnittliche Jahrcsieiiipcratur allein ist ebenso ungenügend wie die höchste Temperatur des Sommers oder die tiefste des AVinters für den Vergleich von Landgebieten mit großen Unterschieden in der Luftfeuchtigkeit. Nimmt man für Mitteleuropa die tiefsten Wintertemporaturen als Kiimamaßstab, so sind die „wärmeren" Ebenen die kältesten Punkte; im berüchtigten Winter 1879/80 konnte der Verfasser bei 400 m auf der bayerischen J-Iochebene eine tiefste Temperatur von 35*^ C beobachten, während gleichzeitig in den Alpen bei 800 m Erhebung nur 4" C herrschten. Das Gesetz der Temperaturumkehr erklärt es vollständig, weshalb viele, fremde Holz- arten, z.B. Douglasien, Sequoien u. a., in der „wärmeren'' Ebene während des Winters erfrieren, in den kühleren Höhenregionen aber von Winter- frösten unberührt bleiben.

Es wäre wohl der beste Maßstab zur Abgrenzung der Klima- und Vegetationszonen, zur Beurteilung der Bedürfnisse einer Holzart an Wärme, wenn es möglich wäre, für alle Holzarten die Vegetations- t h e r m e ermitteln zu können. Es fehlt an phänologischen Be- obachtungen zur genauen Feststellung des Vegetationsbeginnes und -Abschlusses und zugleich an meteorologischen Beobachtungen in den Heimatgebieten der Holzarten. Unter Vegetationstherme versteht Verfasser die durchschnittliche Temperaturkonstante, welche eine jede Holzart zu ihrem Gedeihen bedarf, gleichgültig, wie lange der Zeitraum ist, der über das Zeitminimum von VI 2 Monaten hinaus ihr dabei zur Verfügung gestellt wird. Es gelang dem Verfasser, für die Alpenlärche eine Vegetationstherme von 14" C zu finden, indem die durchschnittliche Temperatur vom Vegetations- beginn bis zum Vegetationsabschluß an verschiedenen Standorten des natürlichen und künstlichen Anbaugebietes berechnet wurde. In der höchsten Region der Alpen steht der Lärche nur das Zeitminimum von VI2 Monaten Mitte Juni bis anfangs August zur Verfügung; die mittlere Temperatur dieses Zeitraumes beträgt dort in der obersten Lärchenregion 14 " ; in das kühlere Fagetum der bayerischen Hochebene verpflanzt, beginnt die Vegetation der Lärche Mitte April und endet Mitte August mit dem Abschluß des Jahresringes ; die ihr dort gebotene Durchschnittswärme während dieser Zeit beträgt 14". Im wärmeren Fagetum der Rheinebene umfaßt die Vegetationszeit der Lärche sechs Monate, Mitte März ergrünt sie, gegen Mitte September schließt sie den Jahresring ab : Nadel Verfärbung und Nadelabfall liegen natürlich später; allein diese Vorgänge sind von Wärme insofern unalthängig, als sie auch in der Nähe von 0" sich abspielen können. Die Durch- schnittstemperatur während dieser Zeit ist wiederum 14 '\ Im Castanetum von Südfrankreich beginnt anfangs März die Ergrünung, Ende November ist der Jahresring geschlossen; auch währenfl dieser Zeit ist die Durch- schnittstemperatur 14". Daß mit dem wärmeren Fagetum infolge Ab-

ß(( Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

nähme des Höhenwuchses der Lärche, frühzeitiger Rottaule, die for.stliche Brauchbarkeit erlischt, sei hier nur nebenbei bemerkt. Die Anbaufähig- keit wird wegen Wärme über Schusses zur Unmöglichkeit werden müssen in j enem Gebiete, dessen durchschnittliche Jahres- temperatur über der Vegetationstherme von 14** liegt, ebenso wie in einem Gebiete, dessen Temperatur während der Minimal- zeit von P'2 Monaten den Betrag von 14 "C nicht erreicht.

Wie kläglich z. B. im kühlsten Lauretum die europäische Lärche sich verhält . beweisen die Anbauversuche mit dieser Holzart an der Grenze der Subtropen. Da die Lärche bis zur Waldesgrenze emi:>or- steigt, so folgt daraus die Tatsache, daß es Bäume mit einer Vegetations- therme von weniger als 1 4 " C überhaupt nicht gibt und die Waldgrenze da liegen muß, wo während P 2 Monaten nicht mehr 14^0 Durchschnittstemperatur geboten sind. Die Beobachtungen reichen noch nicht hin, um als Tatsache festzustellen, daß die Vegetationstherme für die europäische Fichte ebenfalls 14", für die europäische Buche 1<J*^, für die Stieleiche 17*' beträgt. Es bedarf wohl kaimi der Erwähnung, daß die Kenntnis der Vegetationstherme die Festlegmig der Vegetationszonen einerseits und die Auffindung der Anbaugebiete füi' jede Holzart anderseits außer- ordentlich erleichtern und sichern wüi^de. Das Optimum ihres Ge- deihens brauchte dann nicht mehr in. den meisten Pflanzenzüchtern un- geläufigen und langwierig zu ermittelnden AVärmegraden, sondern in einer Zeitangabe fixiert zu werden. So ist das Optimum der Lärche und Fichte gegeben, wenn die Vegetationstherme von 14" als Durchschnittstemperatur aus 3'/2 Monaten sich ergibt: 14"wälirend der beiden, wärmsten Monate kennzeichnet ein Klima Imhler, als für das Optimum nötig ist: 14" aus fünf Monaten ist ein Klima wärmer, als für das beste Gedeihen der Fichte und Lärche zuträglich ist: bei der Vegetationstherme von 14" aus sieben Monaten hört die forstliche Brauchbarkeit von beiden Holzarten auf.

Mangels phänologischer und klimatologischer Beobachtungen im Walde in den verschiedensten, natürlichen imd künstlichen Verbreitungs- gebieten für jede Holzart ist die Vegetationstherme einstweilen mehr theoretisch als praktisch verwertbar.

Aiif die einschneidende Bedeutung der Feuchtigkeit der Luft für das Verhalten der Holzarten, für die Wahl der Anbaimiethode und andere waldbauliche Maßnahmen hat Verfasser zuerst 1890 hingewiesen: es ist nötig, hierüber während der entscheidenden Jahreszeit Auskunft zu erhalten.

Alle Angaljen von Temperaturen (in Celsius), relativer Feuchtig- keit (in Prozenten), Regenmenge (in Millimetern), welche vor der fettgedruckten Zahl der durchschnittlichen Jahrestemperatur stehen, beziehen sich auf den Zeitraum Mai bis August inklusive: die Monats-

A. Kliinji

Ol

mimen wie, Mai, September, bedeuten letzter bzw. erster Fm-st: div li-tzto Zahl gibt die tiefste bis jetzt beobachtete Temperatur.

Die Höhenano-aben für die Zonen in Metern sind nur Durciisehnitts- werte, wie sie gegeben werden müssen, um nicht durch die Zahlenfülle mehr zu verbergen als zu enthüllen; schon (k'r Umstand, daß die Vegetationszonen ebenso wie die Klimate allmählich ineinander über- gehen, daß an solchen Grenzpunkten lokale Einflüsse, wie Exposition, Boden, waldbauliche Behandlung, eine Verschiebung der Holzarten nach Süden oder Norden , nach unten oder oben bewirken kcjnnen, macht große Zahlen, d. h. Durchschnittsrechnungen nötig.

Die Eim-eihung der Baumarten in Vegetationszonen macht jegliche Angaben über Breitengrad und Elevation des heimatlichen Standortes der Holzart entbehrlich; aus solchen Angaben kann ohnedies niemand das Klima beurteilen. Jeder Laie kann verstehen, was es bedeutet, wenn von einer Holzart durch ihre Eim-eihung in ihre Vegetationszone gesagt ist, daß sie in einem Klima wächst, in dem immergrüne Eichen oder Edelkastanie oder Buche oder Fichte ihre natürliche Heimat finden.

In die Holzartenparallele wui'den nur forstlich beachtenswert er- scheinende Baumarten von mehr als 8 m Höhe aufgenommen.

A. Tropische Waldzone, das Palmetum,

bleibt außer Betracht, da in Europa kein«- Parallele besteht.

B. Subtropische Waldzone der immergrünen Eichen und Lorbeerbäume,

das Lauretum.

Europa.

Südküste, his^ulare AVestküste von Mitteleuropa, 20—24^, öu— OO^o, £0—100 mm,

16 19"^, Dezember, Februar, b^. Quercus Suber usw., Q. Hex, Laurus nobilis, Arbutus Uuedo, Buxus, Ceratonia, Üiea, Cupressus fastigiata, Pinus canarieusis, Pinea, maritima, aleppensie, Chamaerops-Palme.

Xordaiuerika. Atlantische Region: Zentrale Region: Pazifische Region:

Florida, Küstengebiete der Tiefste Lagen von Arizona, Kalifornien bis 500 m Er- Südstaaten, 25— 28", 75<"o, Neumexiko, Xordmexiko, hebung,16»,75"/o,30mm, 600 mm, l.>— 210, Januar, 24^ 40" o, 13—270 mm, U«, - 2°. Februar, —7". 17", —5 bis 10". Q. agrifolia, Castanopsis.

Quercus vii-ens, Persea, Q. grisea, Arbutus chala- Umbellularia calif , Ar- Sabalpalmen, Pinus cu- peusis, Prosopis juliflora, butus Menziesii, "Wash- bensis, palustris, Taxo- Cereus giganteus, Cupres- ingtonia(PHlme),Cupres- diumdistichum, Juniperus sus arlzonica Agave, sus macrocarpa, Se<iuoui virginiana, Chamaec\-p. Yucca. sempervirens, Piuu.s in-

sphaeroidea, Maguolia signis. muricata, attenu-

grandifiora ata, Sabiniana. Pseudo-

tsuga macrocarpa, Tor- reva californica.

<32 Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Hinialaya:

zwischen 1300 und 2200 m Erhebung. Klima der kühleren Lage: 15— 19^ 72— 93f/o, 550-12U0 mm, 11-13», —40.

Quercus incana, fenestrata usw., Cupressus torulosa, Buxus, Cedrus Deodar, Pinus excelsa, Rhododen- dron, Immergr. Magnolia.

Asioii.

.J a |) a n :

Formosa zwischen öOO und 2000 m (nach Dr. Honda). Riukiu- Inseln, Shikoku, Kiushu, südl. Hondo bis ca. 500 m, 230, 80 «'0, 1000 mm. 170, März, Nov. 70.

Q. acuta, glabra usw., Ma- chilus, Litzaea. Cinnamo- mum Camphora, Buxus, Ilex.Olea.Pasania.Trachy- carpus-Palmen, Camellia, Podocarpus, Cryptomeria japonica, Pinus Luchuen- sis, Thunbergii, Juniperus rigida, chinensis, Torreya, immerorrüne Magnolia.

China:

Südchina bis zum Kuen- lun. Erhebung V Klima?

Q glauca. semecarpifolia, usw., Machilus, Litzaea, Cinnamonum Camphora, Buxus. Hex, Olea, Pasa- nia. Zwergpalmen, Ca- mellia,Podo(arpus,Cryp- tomeria japonica, Pinus sinensis, Cunninghamia sinensis , Keteleeria, Glyptostrobus hetero- phylla, Juniperus rigida, chinensis, recurva. Biota Orientalis, immergrüne Mao-nolieuart.

Landwirtschaftliche Kulturpflanzen der Zone: Citrus- Arten. Baumwolle. Zucker- rohr, Reis.

Ca. Gemäßigt warme Zone des winterkahlen Laubwaldes, wärmere Hälfte, das Castanetum.

Europa.

Südliches:

Italien von 500—1000 m, von 0 400 m im Norden. Griechenland, Südfrauk- reich, Spanien, Portugal bis 600 m, Südtirol bis 300 m. 20—23 », 50—60 » 0, 100-200 mm, 13— 17», März bis No- vembei-, 11*^.

Castanea vesca, Quercus pedunc, sessil., pubescens, Cerris, hungarica, Ostrya, Celtis, Platanus, Aesculus, Fraxinus, ülmu.s, Carpinus, Cupressus fastigiata, Pinus maritima, aleppensis, Pinea, austriaca, corsic, silvestris u. a.

Mittleres:

Südeugland, Südirland, Nordwestfrank- reich 15«, 80 °o, 200 mm, 10", April bis November, 16*^.

Castanea vesca, kultiv.. Quercus pedunc. sessilif., Carpinus usw

Nordafrika: Atlas von 1000—2000 m. Cedrus atlantica, Juglans regia, Quercus pubescens.

Kaukasus: von 200—1000 m.

Mehrzahl der europäischen Holzarten, Pterocarva, Zelkowa.

Xoi'dainorika.

Atl antische Region: ! Zentrale Region: Südliche Unionsstaaten bis Neumexiko und Arizona 1000 ra, mittlere bis 400 m, von t<00— 1200 m, mittlere nördl. bis 200 m Erhebung. Staaten bis 800 m. Klima ? 2:'.- 24", 70<>o, 400 mm, Quercus V

Pazifische Region:

Kalifornien v. 500— 1500 m,

Oregon, Washington,

Kolumbia bis 300 m, 15«,

85 »/o, 90 mm, 10«, Febr.,

12— 1.5", April bis Oktober, Platanus Wightii, Juglans, Novbr., —6«.

14° bis —20". Fraxinus, Populus, Pinus Quercus Garryana, Kellog-

A. Klima.

(i3

Castanea dentata. Quercus lyrata, imbricaria, alba, macrocarpa, falcata usw., Carva alba,porcina,aiuara, sulcata, olivaeformis, Nys- sa silvatica . Fraxinus (luadrangulata, Ulmus ala- ta, Hobiuia Pseud.. dle- ditschia, Acer, Carpinus. Celtis, Aesculus, Ostrva, .Tuglans , Liriodeudron, Gymnocladus, Sassafras, Prunus serotina, Catalpa, winterkahle Magnolia, Platanus occid.. Liquidam- bar, Pinus glabra, Taeda, palustris, clausa, iuops, pungens, mitis, rigid a, Tsuga carol.. Taxodium dist., Junip. virgin., Thuja occident. , Cham, sphae- roidea.

Himalaya: Ton 2200 m bis? KUma? Cedrus Deodar, Avinterkahle

Magnolia, Prunus, Pinus

excelsa

Kleinasien: Libanon von 1000—2600 m. Cedrus Libani, Juglans regia.

chihuahuana. arizonica, Mayriana. ponderosa, sco- puloruni.

gii, ilensiflora, Plataiui.s racemosa. Arbutus Meu- ziensii, Aesculus, Cercis, Acer, Libocedrus decurr., Pinus ponderosa, 8abi- niana, Jeffrey!, Coul- teri, attenuata, insignis, Chamaecvparis nutk., Lawsoniana . Pseudo- tsuga Douglasii, macro- carpa.

Asien.

Japan:

Südjapan von 500—1500 m, mittl. Hondo bis 800 m, Nordhon do bis 200 m ; SW- Ecke von Eso, 20 ^ 80 "o, 500 mm, 1*— lö«, 20^

Castanea crenata, Zelkowa Keaki, Magnolia liypo- leuca, Kobushi, Juglans, Quercus serrata,variabilis, glandulif era usw.. Paulow- nia, Aesculus , Ehus, Ho- venia, Albizzia, Phello- dendron , Celtis , Gle- ditschia , Cercidiphj-llum, Fraxinus , Carpinus , So- phora, Acanthopanax. Acer, Ulmus, Prunus, Pinus Thunbergii, densi- flora, Cryptomeria japo- nica, Chamaecvparis, Thu- ja, Thujopsis, Sciadopitys, Torreya , Abies firma, Tsuga Sieboldii, Juniperus rigida, chinensis, Cephalo- taxus.

China: Erhebungen V Klima V Castanea crenata, Zelkowa Keaki, Quercus serrata, Bungeana, glandulifera, Paulownia, Phelloden- dron, Catalpa, Lirioden- dron, Rhus, Gleditschia, Gymnocladus. Hovenia, Aesculus, Sterculia, Al- bizzia, Juglans, Celtis. Fraxinus. CarpLnus.Acer, Ulmus, Ailanthus, Pru- nus, CercidiphvUum, So- phora,Liquidambar,Cun- ninghamia, Libocedrus macrolepis, Biota orien- talis, Juniperus chinen- sis. rigida. recurva. Cu- pressus funebris, Ce]>ha- lotaxus. Torreya, Pinus sinensis. Henryi, Tsuga Sieboldii, chinensis, yun- nancnsis, Pseudolarix Fortunci . Cryptomeria.

Landwirtschaftliche Kulturpflanzen: Reis. Wein, Tabak. Maulbeorstrauch, edelste Obstsorten.

(i4

Dritter Alisclniitt. Xaturfrosetzliche Grumlhif^eii der einzelnen Baumarten usw.

Cb. Gemäßigt warme Zone des winterkalilen Laubwaldes, kühlere Hälfte,

das Fagetum. Europa.

Südliches: :M i 1 1 1 e r e s : Nördliches:

Apennin *J00— 1400 m, Bai- südlich bis 'JOO m, nördlich südlichste Gebiete von kan 800—1200 m, Pyre- bis <U)0 m. Schottland, Dänemark,

iiiieii sOO— 1800 m. Schweden, Kurland. Liv-

land und Estland.

lö_lSo 700,'o, "250 nun, 7—12". Mai bis September, 25<» bis —30".

Fagus silvatica, Quercus pedunculata, sessiliflora, pubescens, hungarica, Acer, Ulmus, Betula, Carpinus, Prunus, Alnus, Populus, Fraxinus, Salix, Tilia, Pinus Peuke, silvestris, austriaca, leukodermis. Picea excelsa, Abies pectinata, Pin- sapo, cephalonica, Larix europaea.

Kaukasus: Erstes Auftreten von Abies Xord- manniana, Picea orientalis.

Ural: 1000—1400 m.

Pinus sibirica, Abies sibirica, Picea obo- vata, Larix sibirica (erstes Auftreten).

Atlantische Region: Südliche Unionsstaaten von 1000 1800 m, mittl. von 400—900 m, nördl. u. Süd- Canada von 200-800 m, 19«, 65« 0,200 mm, 7—12«, Mai bis September, 25« bis —85«. Fagus ferruginea, Quercus alba, macrocarpa,coccinea, palustris, tinctoria, Carya alba, porcina, amara, to- mentosa , Acer rubrum, saccharum, Fraxinus, Sa- lix, Betula, Juglans, Lii'io- dendron, Prunus, Ulmus, Populus, Tilia, Sorbus, Pinus Strobus , resinosa, rigida, Banksiana, Thuja occidentalis, Cham, sphae- roidea, Abies balsamea, Picea alba, nigra, Larix americana.

Nordamerika.

Zentrale Region: Arizona, Neu-Mexiko von 1200 2000 m, Felsen- gebirge bis 1000 m. Klima V Fraxinus, Populus, Prosopis julif., Salix, Pinus chihua., ponderosa, scopulorum, Murrayana, arizonica, Mayriana, strobit'ormis, Abies arizonica, concolor, Pseudotsuga giauca. Pi- cea Engelmanni, pungens.

Pazifische Region: SieiTa Nevada von 1500 bis 2000 m, Kaskaden- gebirge, Küsteiigebirge, 15«, 80« 0, 140 mm, 7 bis 10«, März bis November, -16«. Quercus Garryaua, Kellog- gii, Acer macroph., Fra- xinus oregona. Populus tricho., Alnus, Salix, Pseudotsuga Douglasii, Abies grandis, bracteata. concolor. Thuja gigan- tea, Tsuga heterophylla, ChamaecA'paris Lawson., nutkaensis , Libocedrus decurrens, Sequoia gi- gantea, Pinus monticola, Lambertiana, ponderosa, Jeffreyi, contorta. Picea sitkaensis, Larix occi- dentalis.

Asien.

Himalaya: 1 Japan: China:

östl. 2500—2900 m, westl. Mittleres Japan von 800 bis Fagussinensis.Engleriana,

2000—2500 m. Klima? Tiefste Temperatur nicht i unter —15«. I

1500 m, nördliches Japan von 400-1000 m, Eso 200 bis 500 m, 17«, 80 «'o,

Quercus dentataanongol. u. andere. Tilia.Acer.Pru- nus, Fraxinus, I'lmus,

A. Klima.

Acer, Pyrus, Tsuga ilu- mosa, Abies Piudrau,

400 min, 7— Jr. Mai, ()k-

^.., ^ , tober, —250.

Webbiana, Piuus excelsa, I Fagus japonica, Siebolclii, Khasiana, Gerardiana, ] Quercus dentata crisjnila,

Betula, Cariiinus, Popu- lus, Salix, Biota orienta- lis , TaxuH baccata (V), Pinu.s sinensis, Annandi, Bungeai)a,Henryi,inand- shurica, Pinus koreensis, Abies, Tsuga, Pseudo- larix Fortunei, Larix, Picea.

Picea Morinda, Larix Fraxinus mandshur., Ion- Griff ithii. gicuspis, Phellodendron,

Magnolia hypoleuca,

Cladr. amur., Acer, Or-

cidiphylluni, Acantho-

panax , Ostrya , Betula,

Salix, Carpinus, Prunus,

Populus, Tilia, Uhnus,

Chamaecyparis , Thuja,

Cryptomeria , Thujopsis,

Sciadopitys, Pinu.s-Arten,

Pseudotsuga japonica,

Tsuga diversifl. , Taxus,

Abies homolepis, sacha-

linensis, Picea polita, bi-

color , ajanensis , Larix

leptolepis.

Landwirtschaftlicb : Hopfen, Weizen, Gerste, Winterroggen; in den wärmsten Lagen noch Wein, Tabak, Mais, feineres Kern- und Steinobst.

D. Gemäßigt kühle Region der Fichten, Tannen und Lärchen, das Picetum oder das Abietum oder das Laricetum.

Südlicbes: von über 1300—2300 m.

Europa.

Mittleres: ] Nördl

über 900—2100 m im Süden ] über 500 m. 600—1000 m im Norden. '

iches;

l()_14o^ 750 0^ 600—800 mm, 3— 7», Mai, September, ;i5^

Sorbus, Alnus, Betula, Salix, Populus, Abies pectinata, Pinsapo, cephalonica. Picea excelsa, Omorica, Pinus silvestris, (im Norden P. lapponica) uucinnata, Cemb ra Peuke, Larix europaea.

Ural: Kaukasus:

Abies sibirica, Pinus sibirica, Picea obo- Abies Nordmanniana, Picea orientalis. vata, Larix sibirica.

Atlantische Region mittlere Unionsstaaten von 1800 m aufwärts, nördl. von 1000 m an , Kanada 500 m nordwärts bis zum Meeresniveau, 15", 75— 8OO0, 400-600 mm, 6«, Mai, Septbr., 15" im Süden, -40» im Norden.

Mayr, Waldbau.

Nordamerika.

I Zentrale Region: | Pazifische Region Felsengebirge über 1000 m Sierra Nevada 2000-2800 m,

im Süden, über 500 im Kaskadengebirge b'xX»

Norden. Klima? Sorbus, Betula, Picea pun-

gens, Engelmanni, Pinus

Murrayana, aristata, sco- 1

pulorura , Pseudotsuga

bis 2700 m, Alaska unter dem5o.»0-500ni. unter dem 60.» 0—150 m Er- hebung. 10». 80" 0. .'.< »0 mm. 6", -l'".».

glauca, Abies lasiocarpa, Sorbus, BetuU

(j(j Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Bauniarten usw,

Sorbus. Betula. Populus, Salix , Abies balsamea, Fraseri , Tsuga canaden- sis, Picea alba, nigra, rubra. Thuja occidentalis, Pinus Strobus , resinosa, Banksiaiia, Larix ameri- cana

H i m a 1 a y a :

östl. 2900-4800 m, westl. 2500—4000 m. Klima?

Sorbus, Betula, Alnus, Salix, Abies Webbiana, Pindrau, Tsuga dumosa , Picea Morinda, Larix Griff'ithii.

K 1 e i n a s i e n : Abies cilicica.

concolor, Juniperus chyph., Larix Lyallii, cidentalis.

pa- Abies grandis. concolor, oc- nobilis, amabilis, magni- fica, Pinus contorta, monticola, Balfouriana, flexilis, albicaulis. poude- rosa. Picea sitkaensis, Breweriana . P.'^eudo- tsuga Douglasii , Tsuga heterophylla , Pattoni- ana, Larix occidentalis.

Asien.

Japan: südl. von 1500 2700 nördl. von 1000—1500 m, Eso von 500—1000 m, Kurileninsel Iturupp über 100 m , Urupp über ü m, 1 12—150. 80-90«/o, 300 bis | 1000 mm, 4-70,-300. Sorbus, Betula, Alnus, Salix, Abies Veitchii, Mariesii, sachalineusis , Pinus ko- reensis, parviflora, densi- flora, Picea bicolor, hon- 1 doensis, ajanensis, Glehnii, leptolepis , kuri-

m, Sorbui

China: Alnus. Betula, Salix , Populus , Picea Schrenkiana , Wilsoni, Neoveitchii , Mastersii, brachityla , likiangeusis, bicolor. ajanensis. Abies Delavayi, Fargesii, Veit- chii. Pinus Buugeana, Henryi, sinensis, Larix Principis Kupprechtii u. dahurica, sibirica (?;, thibetica, Griffithii. chi- nen.sis.

Lai-ix lensis.

Landwirtschaftlich: Sommerroggen, gepflegte Alpei

E. Kühle Region der Krummhölzer und Halbbäume, Waldgrenzen, das Alpinetum, das Polaretum.

Südli

ch

es

Europa.

Mittleres:

Nu

rdl

cl

les:

Apennin bei 2 2000 m.

■)00

m,

Balkan

Nord

\\pen 2000 m.

i\]

er

(>00

m.

8—100, goo/o, 40Ü mm, l-go, Juni, August, 35o bis —45", Hochalpen —25". Im Norden Strauchbirken, Erlen, Weiden, Picea excelsa, Pinus lapponica, im mittleren Europa Pinus pumilis. Picea excelsa, Pinus Cembra, Larix europaea.

Atlantische Region: nördl. Kanada 7— 9», 80o,'o,

00, -450. Betula, Alnus, Salix, Juni- perus, Abies hudsonica, Pinus Banksiana , Larix americana.

Nordamerika.

Zentrale Region: Felsengebirge bei 3500 m,

tief.ste Temperatur ? Pinus flexilis, Pinus albi- caulis, Pinus aristata. Picea pungens u. Engel- manni, Larix Lvallii.

Pazifische Region: Sierra Nevada 3000 m, Alaska 500— 1200 m (Süd- hänge d. Eliasalpen), 80, !)0o'o, 150mm, -^o,- 20". Salix, Populus, Alnus, Pi- nus Balfouriana, Picea Albertiana , Larix Ly- allii, Tsuga Pattoniana.

A Klima.

Himalaya : 4000 m, tiefste Temperatur

IQo. Sorbus, Abies Pindrau, Larix

Griffithii.

Asioii.

•Tapaii: Sibirien:

mittl. bei 2500 m, nünll. 4ö". über 1000 m, Kurilen über Strauchförmige Reste der vorigen Zone, insbeson-

Landwirtscbaftlich :

MOO m, von Urupp nord- ostwärts, von der Meeres- küste aufwärts. —80". Sorbus, Alnus, Salix, Popu- lus, Betula, Piuus punüla. Picea Hondoensis, Picea ajanensis, Larix kurilen- sis, Larix leptolepis.

ungepflegte Alpen weiden.

dere Birken (Taiga). Picea obovata, Larix sibirica, L. dahurica. Cajanderi.

Das Auffinden der Vegetat ionszone kann mit Hilfe ent- sprechender, klimatischer Beobachtungen oder mit Hilfe der .sogenannten k 1 i m a t y p i s c h e n B a u m g a 1 1 u n g e n geschehen. In Ländern, in denen die gleichen, typischen Genera wie in anderen Ländern nicht vorhanden sind z. B. fehlen Buchen (Fagus) in "SVest- amerika treten andere Baumgattungen mit gleichem Klima oder mit der Fagus zusammenwachsende Gattungen an die Stelle: das dürfte aber kein genügender Grund sein , für das betrelFende Wald- gebiet eine andere Benennung der Zone zu wählen, nachdem die klima- tj'pische Fag-us in den übrigen großen Waldgebieten vertreten ist.

Für Landgebiete , in deren Waldungen die Holzarten noch in der ursprünglichen Verteilung angeordnet sind , ist das Auffinden einer Zone sehr einfach, trotzdem eine Zone stets allmählich wie das Klima in eine andere übergeht. Wo z, B. die Edelkastanie (Castanea) vor- wiegt, fehlt die Buche (Castanetum) . wo die Edelkastanie eine seltenere Erscheinung wird oder erst dmxh künstlichen Anbau hingebracht ist, Buchen aber reichlicher werden, dort liegt die Grenze zwischen Edel- kastanienzone (Castanetum) und Buchenzone (Fagetimi); das Vor- herrschen der Buche, ihre beste Entwicklung kennzeichnet die mittlere Zone ihrer Verbreitung (das Optimmn) : wo bereits Fichten oder Tannen in reichlichem Maiae sich beimengen, liegt das kühlere Fagetum und die Grenze zwischen dem Fagetum und der Fichtenzone (Picetimi oder Abietum); wo Fichte vorherrscht, eine vollkommene Entwicklung zeigt. Buche dagegen in reinen Beständen seltener wird, da liegt das Optimimi der Fichte usw.: nach diesem Beispiel sind die übrigen Zonen zu be- iirteilen und zu konstruieren.

Schwieriger liegt der Fall in den alten Kulturländern, in denen die m-sprüngliche Vegetationsgrenze durch die menschhche Tätigkeit verwischt ist. In solchen Fällen muß das gegenwärtige Gedeihen der Holzarten für alle gute Böden vorausgesetzt . das Vorhandenseiu von ahen Bäumen und Waldungen, die aus dem Femelbetrieb her^-or-

(38 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumart

en usw.

gegaiif^en sind, müssen etwa vorhandene, klimatische Beobachtungen, Elevation, Exposition, Botlonl)L'tenchtiin<i- nsw. in Betracht gezogen werden.

Die vorherige, richtige Konstruktion der Vegetationszonen der Erde vorausgesetzt, kann aus der auf Tafel I gegebenen, gi'aphischen Dar- stellung sofort für jeden Standort der nördlichen Halbkugel ermittelt werden, welcher Klima- oder Waldzone er an- gehört, nachdem zuvor die Erhebung des Ortes über dem Meere und dessen geographische Breite und dessen all- gemeine Lagerung Europa, Ostamerika, Westamerika, Ostasien festgestellt wurde.

Daß eine derartige Verteilung des Klimas und der dem Klima ent- sprechenden Holzart für die Aufforstungen von Ödländereion, von ein- schneidender Bedeutimg sein muß, bedarf nicht vieler Worte.

Nachdem Verfasser in der Klima- und Zonenbildung der bewaldeten Gebiete der Erde und in der Einreihung einer jeden Holzart in die ihr zukommende Zone die wichtigsten Grundlagen für Anbau und Erziehung aller Holzarten erblickt, wurde die Tafel der horizontalen und vertikalen Wald- uud Klimazonen gefertigt ; sie macht keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit in allen ihren Teilen ; hierzu fehlen noch vielfach meteorologische Beobachtungen in den verschiedenen Zonen und im höheren Luftraum : es mangelt auch an genauerem, pflanzen- geographischem Wissen.

Auch in dieser Wissenschaft spiegelt sich ein wichtiges Stück der Biologie der Holzgewächse ab, nämlich der Anspruch der Holzarten an Klima imd Boden und der W^ettkampf unter den Holzarten um Wärme, Licht, Wasser und Boden; das Endergebnis dieses Wettkampfes ist die ursprüngliche; geographische Ver- teilung der Holzarten, die Pflanzengeographie.

Daß dieses Wissensgebiet in den höheren und höchsten Schulen den Pflanzenzüchtern gar nicht oder nur ganz nebenbei und neben- sächlich geboten wird, wiu-de bereits früher betont.

Teils aus den Darstellungen der Tafel, teils aus anderweitigen Beobachtungen des Verfassers und anderer lassen sich folgende , all- gemeine Schlüsse gewinnen.

Bezüglich des Klimas:

a ) D i e T e m p e r a t u r e n d e r v i e r M o n a t e nehmen vom Äquator zum Pol auf der nördlichen Halbkugel langsamer ab, als dies nach der theoretischen Abnahme pro Breitengrad der Fall sein sollte; die ein- zelnen Horizontalzonen streichen weiter nach Norden, die vertikalen Zonen steigen höher liinan, wie die Verbreiterung und Emporwölbung in der Darstellung erkennen lassen: auf der südlichen Halbkugel da- gegen nimmt die Temperatur vom Breitengrad bis zum Pol mit jedem

A. Klima.

09

Breitengrad rascher ab, als die thermische Normale für den betreffenden Breitengi-ad beträgt : die horizontalen und vertikalen Zonen verschmälern sich, wie der steile Absturz der Zonen in der Tafel andeutet.

b) Die Temperatm-eu der vier Monate nehmen auf der nördlichen Halbkugel vom 37. Grad nördl. Br. an auf den Ostseiten der Kontinente (ostamerikauische und ostasiatische Waldregion) sowohl in der horizon- talen als in der vertikalen Richtung rascher ab als auf den Westseiten der Kontinente (europäische und westamerikanische Waldgebiete).

c) Die tiefste Temperatur des Winters sinkt ziemUch gleichmäßig. In Milde des Winters kann mit dem westamerikanischen Walde nur der westlichste Wald von Europa und der südjapanische Wald verglichen werden : die Waldungen des Binnenlandes in Ostasien (chinesischer Wald) und in Europa, sowie der Wald der Zentralgebirge von Nordamerika (Felsengebirge) müssen wohl dieselbe tiefe Winter- temperatur haben, wenn auch die meteorologischen Notizen wegen des Mangels an Stationen, vor allem in China, dieses noch nicht erkennen lassen.

d) Die Horotherme von durchschnittlich 10^ während der vier Monate bildet aul der nördlichen wie auf der südlichen Erdhälfte so- wohl in der horizontalen Richtung (polare Thermohore) wie in der verti- kalen (alpine Thermohore) die Waldesgrenze.

e) Mit der Erhebung über dem Meere nimmt die Sommerwärme rascher ab, als hierbei die Winterkälte steigt; in windstillen, klaren Nächten liegi die tiefste Temperatur im Tale, in den Ebenen und im Plateau des Vorlandes, nach oben hin wird es wärmer-, bei intensivster Besonnung liegt die größte Erwärmung der Luft un- mittelbar über dem Boden . nach oben hin wird es külüer : bei b e - wegter Luft ist die Temperatur der Berge niederer als die der Ebene und des Vorlandes. Das Gesetz der Temperaturmnkehr bewirkt in allen klaren, windstillen Nächten ein Anhäufen der kälteren Luft an den tiefsten Punkten, somit im Tale imd in der Ebene. Da Täler und Ebenen es sind, welche untertags am meisten sich erwärmen und bei Wind die größte Wärme genießen, so wird dort fmhzeitiger die Vege- tation erweckt und länger der Abschluß derselben verzögert als in den Bergen: da aber bei klaren Nächten im Frühjahr imd Herbst gerade die Ebenen imd Täler infolge der Temperatunmikehr die tiefste Temperatur, z. B. solche unter 0, zeigen, ist die Spät- und Früh- frostgefahr gerade in den wärmeren Ebenen am größten: daß dabei jene Holzarten, welche zuerst erwachen, in größter Gefahr schweben, liegt auf der Hand. Manche im Verhalten der Holzarten auffallende Erscheinung wii*d dadm'ch geklärt.

f) In den Tropen fehlt der Wechsel der Jalnreszeiten, welche nach Norden hin immer deutlicher sich ausprägen: im Castanetum snid die vier Jahreszeiten am deutlichsten, Frühling und Herbst von langer

70 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Dauer; nach dem Fagetum hin schwächen sich Friihhng und Herbst immer deutlicher ab. Ln Picetum erfolgt der Übergang vom "Winter zum Sommer und umgekehrt spnmgw^eise. Dieses letztere Ver- hältnis ist für die Pflanzenwelt günstig, während das lange Frühjahr und der lange Herbst mit ihren Kälte- bzw. Wärmerückfällen von verderblichem Einfluß auf die Pflanzenwelt sich erweisen. Im Castanetum und Fagetum sind verspätete und verfrühte Fröste am schlimmsten ; im kühlen Picetum, wo der Laie das Maximum an Frost- gefahr vermutet, fehlen Fröste nach Erwachen der Vegetation und vor Abschluß derselben fast gänzlich.

g) Aus der Zonenbildung lernen wir eine Charakteristik der zwei- nadeligen Föhren, welche keine klimatj^pischen Nadelhölzer sind, sondern als Stellvertreter anderer Holzarten in mehreren Klimazonen auf Böden erscheinen können, welche den tj^pischen, ansi^ruchsvolleren Holzarten nicht mehr genügen.

h) Südwest-, Südsüdwest- und Westseiten sind stets wärmer und trockener als die entgegengesetzten Expositionen; je steiler die Gebirgs- flanken, um so extremer die Temperatur; südliche Expositionen bedeuten gleichsam eine Verschiebung der Fläche in ein wärmeres Gebiet, so daß sogar klimatisch eine Verschiebung in die wärmere Nachbar- zone eintreten kann, wenn der Berg ohnedies schon dieser Zone genähert ist; im wärmeren Fagetum gehören Südhänge bereits dem Castanetum an; im wärmeren Picetum tragen die Südhänge Fagetum- klima; die Folge ist, daß alle Holzarten auf den südlichen Expositionen weiter nach oben steigen, als die Durchschnittserhebung für alle Expositionen beträgt. In gleicher Weise ergeben aUe nördlichen Expositionen eine Abkühlung, die wiederum um so stärker ist, je steiler das Gefälle. Nördliche Expositionen bedeuten daher im Pflanzen- leben eine Verschiebung des Standortes in die kühlere Zone ; Nord- seiten des kühleren Fagetums zählen klimatisch zum Picetum; Nord- seiten des Picetums tragen bereits Krummholzvegetation oder Grenzwald ; auf der Nordseite des kühleren Castanetums erscheint bereits die Buche, somit das Fagetum. Diese allgemeinen Naturgesetze haben natürlich auch zur Folge, daß eine Holzart dem beobachtenden Bergbesteiger zuerst auf der Nordseite entgegentritt, zuletzt auf der Südseite, zuerst auf der Nordseite entschwindet, zuletzt auf der Südseite. Die Verschiebungen in den Bergen können 200—500 m betragen; d. h. eine Holzart, die auf der Nordseite bereits bei 1000 m verschwindet, ist auf der Südseite noch bis zu 1200, 1300, 1400, selbst 1500 m Elevation anzutrefien. Es gibt Äußerungen in der Literatur, welche abfällig über die Zonen- bildung lauten, weil es dem betreffenden Beobachter geglückt ist, in einer Höhe noch Vertreter des Fagetums zu finden, bei welcher auf dem- selben Berge auf der Nordseite bereits einzelne Büsche der Krummhölzer auftraten. Verfasser hat bereits erwähnt, daß ihm noch schönere Bei-

A. Klima. yi

spiele der Zononbildunn;! ans den Pyrenäen bekannt sind, wobei anf der Südseite eines Berghanges Buchen wuchsen , während auf der steilen Nordseite, welche während des ganzen Jahres keinen Sonnen- strahl empfingen, bloß die typische Holzart des dortigen Alpinetums, die P. uncinnata, auftrat. Das sind keine Ausnahmen vom gi'oßen Natm-gesetze der Klima- und Waldzonen, das sind nur Probleme im Rahmen des Gesetzes, deren Lösung nicht jedermann glückt.

i) Feuchter bis nasser Boden, inbesondcrs in Mulden und Einsenkungen, wirkt erkältend auf die Luft- und Bodentemperatur*), so daß derartige Standorte das Klima der nächsten, kühleren Zone besitzen. So erklären sich Fichten mitten im Gebiete des Fagetums, polare oder alpine Vegetation mitten im Gebiete des Picetums. Li allen vier Waldgebieten sind diese Verschiebungen nachweisbar und auf die gleiche Ursache zurückzuführen.

k) Die relative Feuchtigkeit der horizontalen Zone (Kann erklärt ausdrücklich die relative Feuchtigkeit als einen genügenden und bequemen Maßstab zur Beurteilimg der Luftfeuchtigkeit für klima- tologische Zwecke) nimmt auf der nördlichen Halbkugel von den Tropen bis zum Castanetum stetig ab ; von da an nimmt sie wieder nach Norden hin zu ; das wärmste Gebiet des wänt erkahlen Laubwaldes ist somit das trockenste; in der vertikalen Richtung nimmt mit der Erhebung über dem Meere die Luftfeuchtigkeit bis in das Picetum zu. Mit der Auf- lösung der Waldungen in dieser Zone und dem Übergang zum Alpinetum nimmt die Luftfeuchtigkeit wieder ab.

1) Je mächtiger und massiver das Gebirge and je größer die das- selbe bedeckende Waldmasse, desto höher und gleichmäßiger die Feuchtigkeit der Luft im Walde und in engen Tälern und Schluchten, weil durch diesen Faktor die Luftbewegimg gehemmt wird : das Klima nähert sich dem insularen.

m) Die Niederschlagsmenge während der vier Monate nimmt sowohl im ostamerikanischen wie im ostasiatisch-japanischen Walde vom Lauretum bis in das Fagetum hinein stetig ab, bis auf ein Drittel der Menge im Lauretum, im europäischen und westamerikanischen Walde dagegen bis auf das Vierfache des Lauretums zu; im Picetum steigt in allen vier Waldregionen die Niederschlagsmenge durchschnittlich auf das Dreifache des Fagetums, d. h. die Fichten- und Tannenwaldungen sind in allen Waldregionen die luftfeuchtesten und regenreichsten Ge- biete. Nur das Palmetum zu beiden Seiten des Äquators ist regen- reicher. Von allen vier Waldregionen überhaupt ist das regenreichste das ostasiatische, das unter dem Einflüsse des mit Feuchtigkeit ge- sättigten Südmonsuns steht.

1) Prof. Bühler fand im Boden 1—6'' Uiitprschied. Mitt. d. württ. forstl. Vers. 1906.

72 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

n) Die dem feuchten Luftstrom entgegengelagerten Abdachungen der Gebh-ge sind regenreicher als die im Regenschatten gelegenen; z. B. West- und Ostseite des Schwarzwaldes, des bayerischen Waldes in Deutschland, des Urals in Rußland, der Anden in Südamerika. Süd- west- und Nordostseite des Himalaya und andere.

o) Gebirgsketten, langgestreckte Täler erzeugen Windstraßen, auf denen die Winde entweder in der einen oder in der entgegengesetzten Richtung, parallel der Richtung der Gebirgskette oder der Täler, wandern, wenn nicht der Luftstrom senkrecht auf die Streich- richtung stößt; Ebenen und schwaches Hügelland haben Wind aus allen Windrosen, wemi auch die gefährlichen Stürme meist nur einer besthnmten Richtung angehören, nämlich in ganz Europa Südwest und West, in Ostasien Süd und Nord, in Ostamerika Süd, West und Ost, in Westamerika West.

Bezüglich der Holzarten ist den Waldzonen folgendes zu entnehmen :

a) Die Zahl der Baumgattungen und Arten nimmt von Süden nadi Norden, von unten nach oben hin stetig ab.

b) Die Verwandtschaft der Bäume in den von Süden nach Norden folgenden Zonen nimmt nach Gattungen und Arten stetig zu: imPicotum und Polaretum gibt es sogar identische Arten.

c) Nach dem kühleren Klima hin nimmt die Zahl der Indi- viduen einer Art zu; es überwiegen daher in den Subtropen die Mischbestände mit Einzelmischung der Holzarten; im Castanetum be- ginnen bereits reine Bestände einer Art, die im Picetum aus natür- lichen Gründen überwiegen.

d) Da in jeder Klimazone zonentypische Baumgattungen auftreten und der gleichen Klimazone die gleichen, typischen Gattungen ent- sprechen, kann die Klimazone bei dem Fehlen von Klimadaten auch aus dem Auftreten der klimatj^pischen Baumgattungen abgegrenzt und in ihrem klimatischen Charakter mit ziemlicher Sicherheit ergänzt werden. Dieser letztere Fall wh'd zur Auffindung der Zonen und Bestimmung des Klimas einstweilen noch der häufigere sein müssen. Um das Klima eines gegebenen Standortes zu bestimmen, wird die Praxis zunächst noch auf das natür- liche, ursprüngliche Auftreten gewisser Holzarten an dem betreffenden Ort oder in seiner Nachbarscha ft an- gewiesen sein.

Bezüglich des Bodens sei folgendes bemerkt: In den Tropen entstehen unter Einwirkung des feuchten, heißen, regenreichen Klimas vorzugsweise ausgewaschene Böden, Laterite: in den Subtropen mit oft langandauemder, sommerlicher Dün-e sind Böden mit röthchen Verwitterungsprodukten (terra rossa) typisch; den ge- mäßigten Klimaten gehören nach Wohltmann Böden mit hohem

A. Klima. -o

Humusgehalt, wie der Löß, an. Ramann teilt die Böden mit hohem Humusgehalt wieder in braune und gi-aue Erden. Mangelt Was.s^r (wie insbesondere im Binnenland der Castanotum- und Fagetumzone), so bildet sich unter Einwirkung von Klima und Pflanze der Steppen- boden, ist Wasser im Überschuß vorhanden (wie im Picetum und Polaretum), so entstehen Moorböden.

Es mag der Hinweis gestattet sein, daß auch die Tiere des Waldes, schädliche wie nützliche, ein bestimmtes Klima beanspruchen; freilich sind deren Klimazonen weniger scharf abgegrenzt; auch die Fähigkeit, waldlose Gebiete zu überfliegen, ist größer. Verfasser fand, daß zahl- reiche, europäische Borkenkäfer sich auch im japanischen Walde wieder- finden. Weiland Prof. Döbner von Aschatfenburg sclmeb 188() dem Verfasser bezüglich der in Xordjapan gesammelten Käfer: .Ich bin über- rascht, wie viele der japanischen Borkenkäfer mit europäischen Arten identisch sind.'" Man muß daraus schließen, daß sie aiich dem breiten Bande des sibirischen Nadelwaldes, das den em-opäischen Wald mit dem japanischen verknüpft, nicht fehlen werden.

Das klimatische Optimum.

Der mittlere Teil des ursprünglichen, natürlichen Verbreitungsgebietes einer Holzart, der mittlere Teil der Klimazone einer Holzart muß naturgemäß jenes Gebiet sein, m dem die Holzart am besten gedeiht, das klimatische Optimum; nach der Wärme- wie nach der Kältegrenze hin muß naturgemäß eine Ab- nahme der ganzen Lebensenergie der Holzart eintreten, welche endlich an der Verbreitungsgrenze , an den Rändern der Klimazonen zum Unterliegen der Holzart im Kampfe mit jenen Holzarten führt, welche an der betreffenden SteUe ihr klimatisches Optimum finden, somit biologisch kräftiger sind als erstere. Dies schemt eine so einfache, selbstverständHche Wahrheit zu sein, daß man sich nm* wundern muß, warum sie bis heute nicht beobachtet und in ihrer fundamentalen Bedeutung für die Forstwirtschaft, ja für die ganze Pflanzenzucht nicht beachtet wurde. Für jene Holzarten, denen nur eine horizontale Verbreitung zukommt, kann es nördlich von dieser kein Optimum geben; im Verbreitungsgebiete kann das Optimum je nach der flacheren Ausformuug des Geländes größere oder kleinere Teile der Landschaft umfassen: man kann dieses in der horizontalen Klimazone der Holzart U 2< )0 m über dem Meere gelegene Optimum das Horizontal- optimum nennen, südlich von diesem Optimmu muß es ein zweites Optimum bei entsprechender Elevation geben, das V e r t i k a 1 o p t i m u m. Jene Holzarten, welche nur bei höherer Elevation, somit nur in einer vertikalen Klimazone auftreten, müssen neben dem V e r t i k a 1 o ]> t i m u m noch ein zweites in der Ebene, ein Horizontaloptimum im Norden besitzen: im gebirgigen Gelände gibt es natiü-lich zahlreiche

74 Dritter Absclmitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Optima; je sanfter der Anstieg, um so breiter die Optimumzone, je steiler derselbe, desto schmäler wird sie sein müssen. Manche Holzart, wie z. B. die europäische Fichte, streicht aus dem vertikalen Optimum im Süden nach Norden hin sich senkend in das horizontale hinein: bei anderen, wie z. B. der Alpenzürbel, kann das horizontale Optimum nui- durch künstlichen Anbau getrotfen werden; eine natürliche Ver- bindung fehlt. Nachstehende Abb. 3 gibt die Lage des klimatischen, vertikalen und horizontalen Optimums für die Alpenzürbel wieder.

r^ J^^iiüiidl^^

Si° S3

J)eulschland

5S° £7' SS'

JDä'nemar^i

6Y' 63' 6S'

Abb. 3. Die Lage der Klimazone und des klimatischen Optimums der Zürbel unter dem 10." öst- licher Länge von Greenwich.

Man kann für jede Holzart fünf Klimazonen der Verbreitung unter- scheiden; nämlich drei Zonen für das ursprüngliche, natürliche Vor- kommen, zwei für das künstliche. Künstliches Anbaugebiet kühler als das natürliche Verbreitungsgebiet.

Natürliches Verbreitungs- gebiet

kühler als das Optimum.

Optimum.

wärmer als das Optimum.

Künstliches Anbaugebiet wärmer als das Optimum.

Der Wert obiger Darstellung kommt in einer Reihe von natur- gesetzlichen Erscheinungen im biologischen Verhalten aller Holzarten zum Ausdruck; für die Bedürfnisse der Forstwirtschaft betrachtet und geordnet sind es folgende :

1. Die Bedeutung des Optimums für Holzmassen- produktion und Umtriebszeit, für die Zwecke der Forst- ein r i c h t u n g.

a) Unter Voraussetzung gleich guten Bodens und gleichen Alters nimmt der Höhenzuwachs vom Optimum hinweg nach dem kühleren Klima hin gleichmäßig ab, nach dem wärmeren Klima hin anfänglich stark zu, später rasch ab.

b) Unter Voraussetzung gleich guten Bodens und gleichen Alters zeigt der laufende Stärkezuwachs denselben Verlauf wie der Höhen- zuwachs , d. h. vom Optimum hinweg nach dem kühleren Klima hin

A. Klima.

75

durchweos Abnahme : nach dem wärmeren Klima hin anfänglich starke Zunahme, später rasche Ahnahme.

c) Unter Voraussetzung gleich guten Bod.-ns und gleichen Alters zeigt auch die Holzmasse des einzelnen Baumes vom Optimum hinweg eine gleichmäßige Abnahme nach dem kühleren Klima hin ; im wärmeren Klima anfangs große Massenproduktion: später sinkt die Produktion unter den Betrag, der im Optimum erzielt wird.

d) Unter Voraussetzung gleicher Bodengüte und niedrigen Alters (niederer Umtriebszeit) von etwa 20—40 Jahren erzeugt ein Baum den maximalen Holzertrag in einem Klima, das wärmer ist als sein natürliches Verbreitungsgebiet: daran reiht sich jenes wärmer als das Optimum, dann das Optimum, endlich ein Klima kühler als sein Opti- mum: noch geringer wird der Ertrag im künstlichen Anbaugebiete sinken müssen, soweit dieses kühler ist als das natürliche Verbreitungs- gebiet der Holzart.

e) Unter Voraussetzung gleicher Bodengüte und eines hohen Alters (Umtriebszeit von bO— 120 Jahren) ist die Wachstumsleistung des Baumes am größten im Optimum; sie nimmt nach dem wärmeren Klima hin ab imd ebenso nach dem Klima hin, welches kühler ist als das Optimum. Abb. 4 (S. 77) erläutert dieses Verhalten des Baumes. Es wäre gewiß eine dankenswerte Aufgabe, auch das Verhalten der Massen eines Bestandes von diesem Gesichtswinkel aus zu be- trachten.

f ) "Wird eine Holzart außerhalb ihres Optimums, aber noch inner- halb ihres natürlichen Verbreitimgsgebietes kultiviert , muß ihre Um- triebszeit dem Optimimi gegenüber sowohl bei Nieder- als Hochwald in wärmeren Gebieten verkürzt, in kühleren verlängert werden.

g) Wird eine Holzart über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus künstlich angebaut , so muß ihre Umtriebszeit , mag sie als Nieder- oder als Hochwald behandelt werden, in wärmeren Gebieten aberrnals verkürzt, in kühlereu abermals verlängert werden.

h) In letzterem Falle (g) wird die Entscheidung, ob eine Holzart noch den Anbau lohnt , neben der Massenerzeugung und Umtriebszeit auch den Umstand berücksichtigen müssen , daß die Kosten des An- baues vom Optimum hinweg ständig steigen.

i) Die Umtriebszeit des Eichen schäl waldes muß wegen gesteigerten Wachstums und rascher Zunahme der Borkigkeit der Rinde nach dem wärmeren Klima hin verkürzt, nach dem kühleren hin verlängert werden.

2. Die Bedeutung des Optimums für die Güte der Holzproduktion, somit für Zwecke der Waldbenutzung.

Die Bodengüte wird als gleich vorausgesetzt.

a) Vollholzigkeit, Geradschaftigkeit und Schaftlänge nehmen vom Optimum hinweg nach beiden Seiten hin ab.

70 Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliohe Grundlagen der einzelnen Baumarten usw

b) Die Astreinheit nimmt vom Optimum hinweg nach beiden Seiten hin bei allen Holzarten stetig ab . weil dabei der reine Bestand des Optimums allmählich aufgelöst wird-, führt bei den Lichtholzarten die Auflösung des reinen Bestandes zur Mischung mit Schattenhölzern, dann verbessert sich die Astreinheit: es nimmt in diesem Falle die Astreinheit vom Optimum hinw^eg zu.

c) Wie die Astreinheit, verhält sich auch die Spaltbarkeit. Elastizität. Tragkraft.

d) Wesentlich unterstützt wird die Spaltbarkeit und Elastizität durch die Gleichmäßigkeit des Jahresringbaues, Dieselbe nimmt vom Optimum hinweg gegen das w^ärmere Klima hin ab. gegen das kühlere zu , so daß auch der Satz gilt : Je kühler das Klima , um so gleichmäßiger das Gefüge der Jahresringe. (Fichtenholz der warmen Ebene einerseits und Resonanzholz des kühleren Picetums andererseits.)

e) Zähigkeit und Biegsamkeit nehmen vom Optimum hin- weg zum wärmeren Klima zu, zum kälteren ab, d. h. je wärmer das KKma, um so zäher und biegsamer das Holz.

f) Druckfestigkeit nimmt vom Optimum hinweg nach beiden Seiten ab.

g) Schwere des Holzes erwachsener Stämme und damit auch seine Härte und Brennkraft nehmen vom Optimum hinweg nach beiden Seiten ab.

h) J a h r e s r i n g b r e i t e (siehe Stärkenzuwachs 1 b). Über das Ver- hältnis von Jahresringbreite und Gewicht bei Laub- und Nadelhölzern wollen die Ausführungen des Verfassers \) in der „Forstbenutzung'' eingesehen werden.

i) Die Dan er des Holzes nimmt, soweit Substanzgehalt des Holzes entscheidet, mit dem Gewichte vom Optimum hinweg ab; soweit Farb- stoff des Kernes entscheidet, steigert sich die Dauer mit dem wärmeren Klima; bei den Nadelhölzern hat der Harzgehalt keinen ausschlag- gebenden Einfluß auf die Dauer ; es entscheidet das spezifische Gewicht und der Farbstoff des Kerns. Bei den farblosen Hölzern der Nadel bäume, Fichten, Tannen u. a. ist ausschließlieh das spezifische Gewacht für die Dauer maßgebend, und es gelten daher die Gesetze zwischen Klima und spezifischem Gewichte.

k) Die Borkigkeit der Rinde (das Rindenprozentj nimmt vom Optimum nach dem kühleren Klima ab, nach dem wärmeren zu; in gleichem Sinne verändert sich somit auch der Brennwert und der Gerbwert gleichalter Rinden.

1) Da die Blattgi'öße und Blattmenge mit dem w^ärmeren Klima zunimmt, so ist der Streuabfall in einem Klima, w^ärmer als das Optimum, größer, in einem Klima, kühler als das Optimum, kleiner

'I K. Ga,ver und H. Mayr. Die Forstbenntzung. 9. Aufl. 190:^

A. Klima. y-

als im Optimum: da aber die Streu (eeteris paribus) sich um so schneller zersetzt, je wärmer das Klima, so ist die Streuansammlung im kühlsten Klima am erößteu.

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70

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o. D i e B e d e u tu n g d e s k 1 i m a t i s c h c u (J p t i m u m .< r den Waldbau.

a) Schnellwüchsigkeit =: Höheuzuwachs. Es wm-de bereits sub 1 a betont, daß die Schnellwüchsigkeit im ersten Lebensdrittel eines

78 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Bauniarten usw.

Baumes .steigt gegenüber dem Optimum in einem Gebiete, das wärmer ist als das Optimum, und abermals steigt, wenn wärmer als das natür- liche Verbreitungsgebiet, daß mit der Annäherung an die zweite Lebens - hälfte eines Baumes die Schnellwüchsigkeit am größten im Optimum, daß sie in einem Klima, wärmer als das Optimum, ebenso abnimmt wie in einem Klima, das kühler ist als dasselbe. Dieser Satz hat grund- liegende Bedeutung für die Mischung mehrerer Holzarten auf ein und demselben Boden und in ein und demselben Ivlima.

bj "Werden zwei oder mehrere in der Rasch wüchsigkeit nicht allzusehr verschiedene Holzarten auf ein und denselben Standort ge- bracht , so wächst in der ersten Zeit jene voran , welche an dem be- treffenden Standorte in einem Gebiete ist, das wärmer ist als das Optimum; mit Annäherung an die zweite Lebenshälfte bleibt sie zurück, und jene wird voraneilen, welche an dem betreffenden Standorte im Optimum ist ; ist erstere in ein Gebiet kühler als das Optimum geraten^ wird sie stets von der anderen unterdrückt werden müssen. Es genügt hier, einstweilen auf die Bedeutmig, z. B. für das "Wuchsverhältnis von Eiche und Buche, Fichte und Lärche, Fichte und Buche, Fölu'e und Lärche usw. hinzuweisen.

c) Das Lichtbedürfnis einer Holzart wird bei gleichem Boden durch das Klima mächtig beeinflußt. Je wärmer das Klima, um so geringer das Lichtbedürfnis : umgekehrt : je kühler, desto größer. Eine Holzart, welche im klimatischen Optimum eine Lichtholzart ist, wie Eiche , Föhre , Lärche , kann in einem Klima , wärmer als das Optimum, zur Halbschatt enholz art werden: eine Holzart, welche im Optimum eine Schattenholzart ist, wie Tanne, Buche, wird in einem Klima, kühler als das Optimum, zur Halbschattenholzart-, eine Holzart, welche in ihrem Optimum Halbschattenholzart ist, wie Hain- buche, Ahorn, Strobe , wird im wärmeren Klima zur Schattenholzart, im kühleren zur Lichtholzart.

d) Da die Blattgröße und Blattmenge mit dem wärmeren Klima zunimmt, so beschattet eine Holzart den Boden am meisten im wärmeren, am wenigsten im kühleren Gebiete.

e) Der Bestandsschluß, das Aneinanderrücken der Kronen nimmt vom Optimum hinweg nach dem kühleren Klima ab, nach dem wärmeren zu. Führt die Auflösung des Bestandsschlusses zur Auf- lösung des reinen Bestandes, dann nimmt der Bestandsschluß bei den Schattenholzarten nach beiden Richtungen vom Optimum hinweg ab, bei den Lichtholzarten nach beiden Richtungen hin zu.

f) Mit dem Bestandsschluß geht Hand in Hand die Verunkrautung des Bodens in dem Sinne, daß mit dem Schlüsse die Verunkrautung abnimmt.

g) Die Ansprüche einer Holzart an die Bodengüte werden bei größerem Wärme^enuß etwas ermäßigt.

A. Kl

71)

h) Die Ansprüche an bestimmte ehe mische Stoffe im Boden steigern sieh bei jeder Holzart vom Optimum hinweg: alle Holzarten verlangen an iliren Verbreitungsgrenzen ein Überwiegen be- stimmter Stofte; im Optimum sind sie bodenvag, an den Verbreitungs- greuzen werden sie bodensteter.

i) Die Ansprüche an die Luft fetieht igkeit nehmen nach dem wärmeren Klima hin stetig zu wegen der stärkeren Verdunstung überhaupt und der vergrößerten Blätter insbesondere.

k) Je wärmer das Klima, um so lufttrockener dasselbe, um so gi'ößer die Verdunstung der Pflanzen, um so größere Wassermengen müssen ihnen im Boden zugeführt w^erden. Eine Holzart, die im Optimum im frischen Boden lebt, verlangt im wärmeren Klima feuchteren, im kühleren Klima trockeneren Boden.

1) Die Ausschlagsfähigkeit, soweit die Menge der Ausschläge in Betracht kommt , steigert sich konstant nach dem wärmeren Klima hin: dagegen nimmt die Dauer der Ausschlagstahigkeit ab.

m) Das Samenerträgnis beginnt um so früher, je wärmer das Klima: Wiederholung und Samenmenge sind im wärmeren Klima günstiger als im Optimum, im Optimum günstiger als im kühleren Klima; die Dauer des Samenerträgnisses ist jedoch am längsten im Optimum.

n) Natürliche und künstliche Verjüngung sind am leichtesten und sichersten im Optimum der Holzart: von diesem hinweg nehmen die Gefahi-en und Schwierigkeiten zu: im Optimum ist daher die VerjüngTing überhaupt am biUigsten durch- zuführen, je weiter ab von diesem, um so teurer wird die Kultur, da sie eine künstliche werden muß. um schnell und vollkommen zu sein.

o) Wird eine Holzart aus der Fremde eingeführt, so erfüllen sich an ihr die gleichen Naturgesetze wie an den einheimischen Bamnarten: die Feststellung ihres klimatischen Optimums in der neuen Heimat kann auch ohne vorherige Versuche durch die Angleichung an die Vegetationszonen in der alten Heimat geschehen, wie dies vom Verfasser vor 18 Jahren bereits für die wichtigsten, westamerika- nischen Holzarten in Europa geschehen ist. Die Anbauversuche haben 2U Jahre später die Richtigkeit dieser Aufstellungen bewiesen.

p) Der Anbau irgend einer einheimischen oder fremden Holzart in einem Gebiete , das kühler ist als deren natürliches Verbreitungs- gebiet, ist unmöglich, wenn letzteres bis zur Waldgi-enze selbst (Tliermo- hore) vorrückt.

Akklimatisation nennt man die Anpassimg (Akkonnnodation) an das Klima: die Frage der Akklimatisation oder Anpassung an das Klima ist um' dann gegeben, wenn eine Holzart außerhalb ihres klima-

80 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grumllagen der einzelnen Baumarten usw.

tischen Heimatgebietes , außerhalb ilirer Klimazone auf einen neuen Standort verbracht wird, dessen Klima von allen Standorten, auf welchen die Holzart in der Heimat wächst, verschieden ist. Wächst z.B. eine Fichte in ihrer Heimat in wärmerem Tiefland und in den kühlsten Alpenwaldregionen, so bedarf es für diese Fichte keiner Akklimatisation an das Klima, wenn sie vom wärmsten zum kältesten oder umgekehrt versetzt wird; wird aber diese Fichte außer- halb ihres Heimatgebietes auf Standorte gebracht , die wärmer oder kälter sind als die wärmsten oder kältesten Standorte des Heimat- bezirkes, so müßte sie sich dort an das fremde Klima anpassen, um normal wie in der Heimat gedeihen zu können ; gedeiht sie aber nicht der Heimat gleich, dann ist sie eben nicht imstande gewesen, sich anzupassen. Die erste Frage, die gelöst werden muß, lautet somit: Welches Klima hat der neue Standort? Ist dieses verschieden von allen Klimaten der Standorte der Heimat? Ergibt sich Klima- gleichheit mit irgendeinem Punkte in der Heimat, so liegt keine Akklimatisation , sondern einfach Reaktion von selten der Pflanze vor, welche in der Pflanze die gleiche Erscheinungsform (Standortsform) hervorrufen muß, wäe sie der klimagleiche Standort der Heimat aufweist. Reaktion auf das Klima ist keine Akk oni - modation oder Akklimatisation; eine Akkommodation und da- mit auch Akklimatisation liegt nur dann vor, wenn eine Holzart den ihr typischen Anspruch an Wärme und damit auch die Wiederstandskraft gegen Kälte zugunsten des neuen Standortes abändert,d. h., wenn sie am neuen Orte die typische Vegetationstherme erhöht bzw. ermäßigt.

Die europäische Lärche hätte sich akklimatisiert, wenn sie irgendwo in ihrem künstlichen, wärmeren Verbreitungsgebiete imstande gewesen wäre, ihre Vegetationstherme auf 15" oder 16" zu erhöhen; weil sie aber das nicht vermochte, hat sie in diesen Standorten einfach die Vegetationsdauer verlängert, um ihre Vegetationstherme von 14" zu erfüllen; die europäische Lärche hätte längst im Hochgebirge höher aufwärts wandern müssen, wenn sie imstande wäre, ihre Vegetations- therme zu erniedrigen. Wie die Lärche, verhalten sich alle Holzarten. Verfasser muß auf seine Schriften ^) hinweisen, in welchen der Nachweis geführt ist, daß ein selbst tausendjähriger Anbau mit verschiedenen Holzarten nicht imstande gewesen ist, die Holzarten zu akklimatisieren. Forstwirte und vor allem Gärtner stellen sich die Akklimatisation als etwas ganz Einfaches dar; die Systematiker raten stets auf Klimavarietät, wenn sie zwei nahestehende Arten vor sich haben. Bei den meisten gärtnerischen und waldbaulichen Versuchen ist die naturnotwendige Voraussetzung für Akklimatisation, nämlich die

H. Mayr, FrenKlländische Wald- und Parkbäume für Europa. 1906.

A. Klima. Sj

Klima d i ff er eil z, nar nicht geoeboii. Ptiaiizouzüchter urteilen liit-riu allzu rasch. Will eine Holzart nicht waehsun, so ist, wenn nicht der Boden, doch sicher das Klima, nie aber die Behandlung oder Mißhand- lung schuld. Gedeiht eine Holzart auf neuem Standort, so heißt sie sofort akklimatisiert. Von der ostamerikanischen, forstlich so wichtigen Wej'mouthsföhre z. B. wird mit Bestimmtheit behauptet , daß sie sich in Mitteleuropa vollständig akklimatisiert habe. Erforscht man genauer das Klima der neuen und alten Heimat, so findet man keine Klima- dirierenz, eine Akklimatisation war daher imnötig. Liegt wirkliche Klimadiflerenz vor, so verwechselt man Reaktion mit Akklimatisation, weil man nicht abwartet, wie viele und wie große Nachteile an einem Baume auftreten, der wirklich auf klimadifferentem Standorte steht. Die verschiedenen Reaktionen einer Pflanze in verschiedenen Klimalagen können nicht erblich sein. Gäbe es Akkommodation und Akklimati- sation, was nur mit einer Wesensänderung der inneren, seit Jalir- tausenden gefestigten und vererbten Anlagen (Änderung der typischen Vegetationstherme) möglich wäre, so dürfen wir vermuten, daß eine solche Änderung auch erblich wäre.

Verhalten gegen Frost. Ein Beweis gegen die Akklimati- sation, vor allem gegen die vermutete rasche Anpassung, ist die Empfindlichkeit der Holzgewächse gegen Temperaturextreme und die zahlreichen Beschädigungen, die sie durch dieselben erleiden.

Auf den m'sprüngiichen Standorten unter den natürlichen Be- dingungen der Heimat sind die Voraussetzungen zm^ Widerstandskraft der Holzarten gegen Frost erfüllt. Diese erschöpfen sich in dem Vorgange des Ausreifens der Gewebe , d. h. des Abschlusses der Triebe und in der Jahresringbildung, der Auswanderung der wich- tigsten Nährsalze aus den vergänglichen in die bleibenden Teile , der Auswanderung des Plasmas aus den spindelförmigen, eigentlichen Holz- zellen des eben gebildeten Jahresringes, womit in diesen Organen jegliches Leben erlischt. In dem heimatHchen Klima erreicht jede Holzart den normalen Vegetationsschluß und damit auch die Vor- bereitung für den normalen Winter, der diesen Standorten eigentüm- lich ist. Wird nun eine Holzart außerhalb ihrer Heimat (Vegetations- zone) auf einen wirklich klimaditierenten Standort gebracht, z. B. in ein wärmeres Klima, so glaubt jeder Pflanzenzüchter, daß sie damit hi günstigere Wuchsverhältnisse geraten, besonders gedeihen und dem forstlichen Zwecke ganz hervon-agend entsprechen müsse. Die Pflanze reagiert aber in folgendem Sinne: Sie verlängert ihre Vegetationszcit durch früheren Vegetationsbeginn und späteren Vegetationsabschluß (siehe die Ausführimgen über die Vegetationstherme S. 50); es besteht große Gefahr dm-ch verspätete Fröste im Fiiihjahr (man siehe die Ausfülu'ungen über Temperaturumkehr während der Nächte), wäiirend der im wärmeren Klima verlängerte Sommer mid die weniger trühen

31ayr, Waldbau. ^

32 Drittel' Abschnitt. Naturgesetzliche Griuidlageu der einzelnen Baumarteu usw.

und tiefen Herbst- und AVintertemiDeraturen dem Vegetationsabschluß günstig sind. Alle Holzarten, welche aus dem Picetum in das Fagetum, aus dem Fagetiun ins Castanetum oder gar aus dem Picetum ins Casta- netum übergesiedelt werden, reagieren im obigen Sinne.

Wird dagegen eine Holzart aus einer wärmeren Zone in eine küKlere verpflanzt, so ist sie nach Ansicht der Pflanzer, wenn sie ge- deiht, akklimatisiert; sie reagiert jedoch folgendermaßen: Sie beginnt ihre vegetative Tätigkeit später als in der Heimat ; sie bedarf gleichsam einer größeren "Wärmesumme, d, h. längerer Zeit, bis sie zu neuer Tätigkeit erwacht. Diese Verschiebung bringt die Holzart glücklich hinweg über die Gefahr durch verspätete Fröste, sie ist spätfrosthart. Die geringere Sommerwärme aber verzögert den Vegetationsabschluß, und die ersten Fröste im Herbst treuen die Pflanzen noch in voller Tätigkeit und Vorbereitung für den Winter; sie werden durch diese Frülifröste beschädigt. Selbst dann, wenn sie äußerlich ihre Tätigkeit normal abgeschlossen zu haben scheinen, kann das innerliche, unfertige Gewebe durch tiefere Temperaturen des kommenden Winters getötet werden. Hierher ist auch der forstlich sehr lästige, bei Holzarten aus wärmerem Klima zu beobachtende Gipfelknospentod während des Winters zu rechnen ; die Gipfelknospe ist die letzte, welche fertig wird. Alle Holzarten, die aus dem heimatlichen Castanetum in das Fagetum oder Picetum transferiert werden, zeigen dieses Verhalten, je weiter sie in die kühleren Zonen vordringen. (Man vergleiche die Skala der Frostempfindlichkeit auf Seite 88.) Um diese Erscheinung auszulösen, ist es nicht notwendig, eine Holzart ganz aus ihrer Heimatzone heraus- zubringen ; bei ungeeigneter waldbaulicher Behandlung kann sie auch auf heimatlichem Boden durch Spät-, Früh- oder Winter- fröste geschädigt werden (Kahlflächen).

Allewaldbaulichen Operationen, durch welche der normale Wuchsbegmn im Frühjahr oder der normale Abschluß im Herbste be- einträchtigt wird, wie Spätsaat oder -pflanzung im Frülijahr, spätes Beschneiden , später Stockabhieb , BeschädigTing während der Vegeta- tionszeit durch Fröste, Hagel, Tiere, Menschen, kräftige Düngung, allzu dichte Überschirmmig, allzu frühe Saat oder Pflanzung im Herbste und dergleichen, bringen die betreffenden Holzarten in Gefaln' durch ver- frühte oder durch AVinterfröste geschädigt zu werden. Im folgenden Frühjahr ist sie gezwungen, zuerst neue Organe zur BegTÜnung zu schaffen, wodurch ihre ganze Vegetation abermals verschoben und ver- zögert wird und die Gefahr im kommenden Winter neuerdings besteht. Erst ein besonders milder Winter bringt solche Individuen wieder in ihr normales Geleise.

Alle Holzarten sind weniger empfindlich gegen Frost wäln'end der Wuchsperiode, wenn diese ihrem Ende sich nähert, als in jener Zeit, in der die Wuchsperiode beginnt; im Moment der Knospenentfaltung

A. Klima. g3

sind alle Holzarten am empfindlichsten-, jene Nadelbäume (Lärchen), welche ihre ^'egetation mit einer Kurztriebbegrünung emleiten, sind am empfindlichsten, wenn der Längstrieb emsetzt. Es genügt schon ein halber Grad imter Null, um an den Gattungen Abies, Picea, Pseudo- tsuga, Tsuga u. a. die zarten Enden der neuen Triebe zu tüten und damit für diese Holzarten (z. B. am Höhentriebe) einen ganzen Jahres- zuwachs zu vernichten. Stellt sich der letzte Frost im Frühjahr erst so spät ein, daß der neue Trieb schon eine Streckung erfahren hat, so be- schränkt sich die Frostwirkung %'ielfach nur auf Krümmungen des neuen Triebes : je weiter im Herbst die Vorbereitung für die Winterruhe vor- geschritten ist, um so weniger leiden die Pflanzen diu-ch Herbstfröste, um so tieferer Temperaturen bedarf es während des Winters, um noch eine Beschädigung herbeizuführen. In feuchten, kahlen Mulden inner- halb des Fagetums und Picetums treten selbst mitten im Hochsommer Morgenfröste auf, durch welche Erlen, Eschen, Birken innerhalb der Gras- spitzenhöhe im entstehenden Holzringe beschädigt werden (Sommerfrost).

Wird eine Holzart als lebende Pflanze aus dem wärmeren Standort in kühleres Klima oder auf eine Kahlfläche verbracht (Pflanzenbezug aus wärmerem Klima, An- lage des Pflanzgartens in wärmerem KUima und Auspflanzen des Materials in einem kühleren Standorte), so besteht Gefahr, daß die Pflanzen leiden, wenn die Transferierimg der Pflanzen im Herbst stattgefunden hat. Die Pflanzen haben sich an ihrem früheren Standorte während des Sommers für den kommenden Winter, wie er dem wärmeren Standorte entspricht, vorbereitet: finden sie auf dem neuen Standort früheren Wintereintritt, einen strengeren Winter, so werden sie leiden müssen, da sie darauf nicht vorbereitet sind. Werden aber die Pflanzen im Frühjahre, also nach überstandenem Winter ausgehoben und auf den neuen Standort verbracht, so reagieren sie auf die kommende Yegetationswärme des neuen Standortes so, daß sie auch für die koromende Wintertemperatm- des neuen Standortes vorbereitet sind-, sie bleiben infolgedessen unbeschädigt. Einstweilen sei diese für die Praxis beachtenswerte Beobachtmig hier nm- angedeutet.

Es herrscht allgemein unter den Pflanzenzüchtern der Glaube, daß eine Pflanze vor dem Erfrieren (Tod dm'ch Gefrieren) bewahrt werden kann, wenn sie langsam aufgetaut wird. Neuere Forschungen von Molisch haben jedoch ergeben, daß dies nur für wenige, kraut^rtige Pflanzen zutriÖ\. Wenn es gelingt, eine Holzpflanze diu-ch langsames Auftauen am Leben zu erhalten, dann war sie überhaupt noch nicht erfroren, und auch das schnelle Auftauen hätte ihr nichts geschadet.

Die klimatischen Verhältnisse des einzelnen Baumes imd deren Beziehungen zur Biologie des Baumes können hier nur so weit berührt werden, als daraus Ändermigen in der waldbaulichen Behandluno; entstehen können.

84 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw-

Es ist eine allgemein verbreitete Anschauung, daß die "Wärme im Innern des Baumes eine Mischung von Luft- und Bodenwärme dar- stelle, derart, daß die mit dem Bodenwasser aufsteigende Temperatur sich in den feinen Zerteilungen des Baumes allmählich mit der Außen- temperatur ausgleicht. Diese Vorstellung ist zwar verführerisch nahe- liegend, sie ist aber doch irrig. Jahrelange, noch nicht veröffentlichte Beobachtungen haben den Verfasser zu folgenden Ergebnissen geführt. Der erwachsene Baum hat ein eigenes Klima; nur seine Wurzeln hängen in der Wärme vom Boden, nur seine feinsten Ver- zweigungen in der Wärme von der Luft ab, der Schaft und die stärkeren Äste sind auf die Wärme der Luft mid Insolationswärme angewiesen.

Es liegt der Satz nahe : Die Wurzeln haben die Temperatur der umgebenden Bodenschichten. Der Satz ist nicht richtig. Zur Zeit der Hauptverdunstung des Baumes zeigen die Wurzeln, besonders die kräftigen, über fingerdicken, nicht die Temperatur der unmittelbar an- liegenden Erdmassen, sondern die kühlere Temperatur der etwa 5 10 cm tiefer liegenden Erdschicht, da der Wasserstrom aus den tiefen Boden- schichten die kühlere Temperatur nach oben trägt. Zur Zeit der geringsten Verdunstung, bei Eintritt von Taubildung, sistiert die Wasserbewegung; dann ist die Wurzel wärmer als die umliegende Erdschicht, da vom erwärmten Schaft aus die Wärme durch Leitung, sowie höchstwahrscheinlich auch durch den abwärts erfolgenden Stoß des Vegetationswassers im Baume Wärme nach unten in die Wurzeln hineingetragen wird. Während des Winters, zm^ Zeit der geringsten, ja oft wochenlang ganz unterbrochenen Verdunstung sind die stärkeren Wurzeln je nach Witterungsperioden bald kälter, bald wärmer als die Umgebung dm^ch direkte Wärmeleitung im Stamme nach der Tiefe.

Würde der Bodenwärme die Bedeutung für die Waldbäume zu- kommen, die ihr allgemein zugesprochen wird, so wären die tief- wurzelnden Holzarten sehr zweckwidrig gebaut, da sie gerade zur Zeit des größten Wachstums aus den tiefsten Bodenschichten das kälteste Wasser durch die Wurzelspitzen aufnehmen und durch Leitung nach oben der Erwärmung des Bodens und der Wurzeln entgegenarbeiten würden.

Wählt man nun den extremsten Fall von Verdunstung aus (Hoch- sommer, Mittagszeit, volle Besonnung), so muß man voraussetzen, daß der Wasserstrom von den Wm'zeln zu den verdunstenden Blättern am lebhaftesten sich bewegt. Die Beobachtungen des Verfassers haben ergeben, daß selbst in diesem Fall die von den Wurzeln gebrachte Abkühlung nur 0,5 m vom Boden im Schafte nachweisbar ist; zwischen 0,5 und 1 m erlischt der Einfluß völlig; das Wasser im Baume hat die Temperatur angenommen , die ihm zukommt , wenn es stille gestanden hätte: es läßt sich dies leicht nachweisen dm'ch Be-

A. Klima. o-

obachtung an zwei nebeneinander stehenden Bäumen, von denen der eine vollständig entästet steht, der andere vollständig belaubt dasteht; an der von der Sonne getroffenen, tiefsten Schaftstelle ist sogar das Wasser des Splintes wärmer als irgendwo am Baume; denn diese Schaftstelle wird von der Sonne am intensivsten erwärmt. Zeigte die Splinttemperatur auf der Nordseite unmittelbar über dem Boden ziu- Älittagszeit IG" C, so war sie auf der Südseite bereits auf 44 " erwärmt ; 0.5 m über dem Boden betrug die Temperatm- auf der Nordseite 10«, auf der Südseite 35*^: von da an aufwärts nahm die Temperatur auf der Südseite ständig ab, auf der Nordseite ständig zu, durch Wänue- leitung von der Südseite her und den Einfluß der warmen Luft (34"); in der Baumki'one war der Sphnt der Süd- und Nordseite gleich warm. Wenn man bedenkt, daß bei den Nadelbäumen der Kern kein Wasser leiten kann, das Wasser somit auf die enge Bahn des Splintes zu- sammengedrängt ist, so ist dennoch die Bewegung des Wassers auf- wärts so langsam, daß dieser Vorgang geradezu als einflußlos für die Temperatur des Schaftes und der Krone der Bäume bezeichnet werden muß. An den von der Sonne ge- troffenen, isolierten oder r and ständigen Bäumen ist die Temperatur des Schaftes eine ^Mischung aus Insolationswärme und Luftwärme, erstere durch Strahlung, letztere durch Leitung mitgeteilt; die Ei-wärmung ist extrem. Über die Wärmeverhältnisse in den Schäften der Bäume eines Bestandes ist die Lufttemperatur entscheidend. Je dünner der Schaft und die Zweige, um so genauer und rascher folgt die Baumwärme den Schwankungen der Luftwärme : je dicker und stärker, um so unabhängiger wird der Baum von den Extremen der Luft : er bewegt sich in seiner Linenwärme auf unbesonnter Seite mehr oder weniger parallel der Duix-hschnittstemperatur : die besonnte Seite eines Schaftes liegt in der Durchschnittstemperatur höher als jene der Luft. Die dünnsten Zweige , die Nadeln sind von der Lufttemperatur in erster Linie abhängig.

Folgt auf Nachtfrost warmer Sonnenschein, so tauen zuerst Schaft und Äste, von der Sonne getroffen, auf, während die feinsten Zweige und Nadeln noch gefroren sind, wemi die Temperatur der Luft unter 0" beträgt. Jene Hypothese, welche das Braunwerden der Nadeln an immergrünen Laub- und Nadelholz- arten während des Winters durch Überverdunstung von seiten der aufgetauten Nadeln bei beschränkter Wasseraufnahme aus den gefrorenen Äste- und Stammteilen zuschreibt, operiert mit Er- scheinungen, die im Leben des Baumes, in der Natur nicht eintreten, ja geradezu umgekehrt sich abspielen. Das Bramiwerden ist ein Erfrieren des Chlorophylls, das im gefrorenen Zustand gegen direkte Insolation empfindhch wird, weil die Chlorophyllkörner nicht in die Schutzstellung zu wandern vermögen. Für alle immergiiinen Holz-

8(j Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

arten, immergrünen Nadelbäume der kahleren, immergrünen Laub- bäume der wärmeren Gewächszone be.steht, wenn sie in kühleres Klima oder auf Kahlflächen verbracht werden, oder wenn sie aus dem Bestandschlusse durch Beseitigung der über- schirmenden Bäume während des Winters in Freistand geraten, die Gefahr dieses Chlorophylltodes. Sonnige, frostreiche Winter werden allen immergrünen Holzarten durch Rötung gefährlich. Ebenso ist das Absterben der über die Schneedecke hervorragenden Pflanzenteile bei gewissen Holzarten nicht eine Vertrocknung, sondern ein Erfrieren, da unmittelbar über dem Schnee die tiefsten Temperaturen liegen.

Eine Sonnenwirkung ist die gesunde Rötung, selbst Bräunung der Nadeln einjähriger Föhren und Lärchen vor Eintritt des Winters , die Winterfärbung der Thujen und Chamaecyparis und anderer immer- grüner Baumarten; im Schatten bleiben trotz tiefer Temperatur die betreffenden Pflanzen grünlich ; im Frühjahr tritt wiederum die normale Grünfärbung der Nadeln und Zweige ein ; hiervon ist grundverschieden die Nadelröte (Schütte) der Föhre, welche als Pilzinfektion Millionen von Föhren während der Vegetationszeit befällt, so daß sie wälu-end der Vegetationsruhe, besonders im März, mit roter Farbe vertrocknen. Alle diese Vorgänge , so wichtig als naturgesetzliche Grundlagen und Erscheinungen im Leben der Pflanzen und damit auch des Waldbaues, an dieser Stelle zu besprechen , um zu zeigen , daß die Forschungen des Verfassers Ergebnisse gezeigt haben, die mit den herrschenden Theorien vielfach in Widerspruch stehen, liegt außerhalb des Rahmens dieser Schrift.

Je größer die Körpermasse eines Baumes , um so unabhängiger wird er in seiner Temperatur von seiner Umgebung-, das Samenkorn keimt oder kümmert, je nach Temperatur und Feuchtigkeit der obersten Bodenschicht; der Keimling steht unter den extremsten Verhältnissen der Bodenoberfläche ; die aufwachsende Pflanze hängt ab von der Temperatur und Feuchtigkeit der unteren Luftschicht; da mit der Höhe die Extreme abnehmen, wird der höhere Baum nicht härter gegen Spät- und Frühfröste , weil er sich akklimatisiert , sondern weil er in wärmere, weniger extreme Luftschichten hineinwächst.

Im Winter gefriert, wenn die Lufttemperatur tief genug sinkt, auch der Baum vollständig. Verfasser hat mehrfach in völlig er- wachsenen Fichten von 80 cm Durchmesser nahe am Marke Tempera- turen von 17 " gemessen. Daß durch besonders tiefe Temperatur Bäume aufreißen können, ist bekannt. Die Theorie, daß das gefrierende und sich ausdehnende Wasser die Bäume sprengt, ist längst über Bord geworfen; nach ihr könnte es in ganz Mittel- und Nordem'opa keine ungeplatzten Bäume geben. Es verdient aber auch die andere Theorie das gleiche Schicksal . nach welcher durch das Gefrieren das Wasser

A. Klima. 37

der toten Zellen aus der Wandung heraustritt , so daß diese schließ- lich so trocken wird, daß ein Schwinderiü im Baume entstehen nuiß. Alle Versuche des Verfassers ergaben, daß das Wasser in toten Zellen da gefriert, wo es gerade von dem Minusgrad überrascht wird. Der Splintkörper des Baumes ist so wasserreich, daß man ihn einen Wasser- körper nennen kann, der somit bei genügend tiefer Temperatur ein Eiszylinder wird. Wie nun das Eis überhaupt bei besonders tiefer Temperatur diu'ch Kontraktion zersprengt wird, so platzt auch der Baum auf, wemi der bereits gefrorene Schaft immer tiefer sich abkühlt. Diese Eisklüfte schädigen den Baumwert und sind für Laubholzarten, welche beim Anbau an ihre Kältegrenzo gelangt sind , geradezu eine typische Erscheinung: es leiden gerade die schönsten, geradfaserigen, spaltbarsten Schäfte der Eichen , Ulmen , Eschen und anderer Laub- bäume ; auch bei Nadelhölzern sind ähnliche Erscheinmigen bekannt ; ob sie aber gleichen Ursprungs sind, ist noch zweifelhaft.

Winter- wie Sommertemperaturen sind für die Bäiune nötig; für die Bäume des gemäßigten Klimas sind die Extreme in der Temperatur, wie sie durch Tag und Nacht während der Vegetationszeit hervor- gerufen werden, unentbehrlich für die Durchlüftung, durch Erwärmung oder Expansion und Abkühlung oder Kontraktion. Je größer die Difierenz in der Temperatur zwischen Baumluft und Außenluft, um so rascher der Austausch durch die Stomata der Blätter, den Aus- mündungen der Gefäße des Laubholzkörpers. Die Gefäße des Holzes selbst führen nie Wasser; sie sind die Luftwege des Holzes; sie können sich daher auch nicht an der Wasserbewegung beteiligen; Wasser würde auch die Gefäße ver- stopfen imd so deren Daseinszweck, die Durchlüftung der Bäume, ver- eiteln. Extreme in der Temperatur sind nötig für die Auflösung, für die Wandenmg der Stoffe, für die Zwecke der Assimüation, mit einem Wort für das ganze Leben der Bäume; nicht nötig aber sind die Ex- treme im Frühjahr imd Herbst; würden sie ganz ausfallen, wäre die Vegetation am günstigsten bestellt. Es wurde schon angedeutet, daß, je länger Frühjahr mid Herbst sich hinziehen, bis einerseits Sommer, andererseits Winter zum Diu^chbruch kommen, imi so größer die Ge- fahi-en für die Pflanzen, um so notwendiger waldbauliche Maßnahmen diesen vorzubeugen.

Will man eine Skala, nach welcher sich die Holzarten bei Ver- bringung in wärmeres Klima oder auf eine Kahlfläche hinsichtlich ihrer Spätfrostempfindlichkeit aneinander reihen, so wäre dies, mit den empfindlichsten angefangen, folgende:

Abies, Pseudotsuga, Tsuga.

Picea, Fagus.

Thuja, Chamaecj'paris, Juglans. Hr.l.inia. Castanea. Magnolia.

Betula, Larix, Pinus.

88 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Zwischen diesen beiden extremen Reihen liegen alle übrigen Baum- gattnngen. Daß bei Auswahl besonders ungünstiger Verhältnisse (Frost- löcher) oder bei besonders spätem Auftreten von Frösten (Mai bis Juli) gelegentlich auch alle Holzarten in Mitleidenschaft gezogen werden können, sei hier nur angedeutet; bei so schweren Kalamitäten gehen in der Regel nur Birken und Föhren noch ziemlich unverletzt hervor. Will man eine Skala der in kühlerem "Winterklima oder auf Kahlflächen durch Früh- und Winterfröste besonders ge- fährdeten Holzarten, so stehen an der Spitze der empfindlichsten Baum- gattimgen :

Robinia, Juglans, Castanea, Magnolia.

Chamaecyparis. Thuja.

Pseudotsuga, Tsuga, Quercus, Fagus.

Abies, Pinus (Angehöi'ige des kühleren Klimas), Picea, Larix.

Überhitzung. Bei der Betrachtung der klimatischen Verhält- nisse des Bodens wurde berührt, daß freiliegende Böden (Saatbeete, Kahlflächen), besonders bei dunkler Farbe, somit humusreiche Böden, sich außerordentlich erhitzen können. Verfasser selbst maß Tempera- turen von ü8" unter einer dünnen Nadeldecke. Es liegt auf der Hand, daß die Mangelhaftigkeit der natürlichen oder künstlichen Ansaat bei der Zartheit aller Keimlinge nicht immer auf Vertrocknung , somit Wassermangel im Boden, sondern ebenso häufig, wenn nicht sogar regelmäßig der Überhitzung, der Verbrennung durch Überhitzung zu- geschrieben werden muß.

Blätter, Nadeln und dünne Zweige der Bäume, obwohl der vollen Bestrahlung durch die Sonne ausgesetzt, erhitzen sich nicht bis zm- Maximalgrenze der Erwärmung (54 ° C), da ihre Temperatur durch das umgebende Medium, durch die Luft auf einen unschädlichen Betrag herabgedrückt wird. Es bedarf einer besonderen Anordnung des Ver- suches oder, auf die Praxis übertragen, einer unvorsichtigen, allzu raschen Lichtung über vorhandenem Vorwuchs , um auch eine Be- schädigung durch die kombinierte Wirkung Hitze imd Licht an den Pflanzen herbeizuführen, welche Beschädigung, analog der Nadelbräune. Blätter- oder Nadelbleiche genannt werden kann. Die bei ge- mäßigtem, ja vielfach bloß ditfusem Licht gebildeten Organe der Vor- wuchspflanzen sind gegen die Erhitzung und Bleichung der vollen Sonne ebenso empfindlich, ihr Chlorophyll wird ebenso zerstört und gebleicht wie bei den Blattpflanzen, die, im Zimmer erzogen, plötzlich der vollen Sonne ausgesetzt werden.

An Baumschäften mid Ästen tritt eine Üborhitzung, ein Absterben der Rinde, Rindenbrand, unter folgenden Umständen auf.

1. Bei glattrindigen Bäumen, welche überhaupt keine oder nur spät Borkenrhide bilden, ist das einzige Schutzmittel Beschattung

A. Klima. v<(l

durch die eigene oder eine fremde Krone ; werden daher im Bo.stands- schluß erzogene und damit astreine Schäfte durch Beseitigung der Um- gebung der Sonne preisgegeben, stirbt die Rinde an der Stolle ab, an welcher die stärkste Insolation und Erhitzung erfolgt ; hierher zählen z. B. Buchen, Hainbuchen, Weißtannen, Zelkowa, Magnolien.

2. Auch bei Borke bildenden Bäumen tritt Rindenbrand auf, wenn diese plötzHch aus dem Bestandsschluß in den Freistand geraten. Bei ihnen ist die bei mangelhafter Licht- mid Wärmemenge, aber erhöhter Luftfeuchtigkeit gebildete Borke dünn oder fehlt überhaupt noch ganz.

Es war wohl Verfasser der erste, der 18S2 bereits nachwies, daß freistehende Bäume früher die Borkenbildung beginnen zum Schutze gegen Extreme in Temperatur und Verdunstung. Werden erwachsene Bäume freigestellt, ist Rinderbrand an den dickborkigsten wie Eichen, Lärchen, Föliren unbekannt. Die dickborkigen Holzarten sind zugleich Lichtpflanzen, welche schon von Jugend auf einer stärkeren Erwärmmig ihrer Rinde durch Besonnung ausgesetzt sind.

3. Je mehr der Auffallswinkel der Sonnenstrahlen einem rechten sich nähert, um so größer ist die Gefahi": die Übergangsstellen vom Schaft zur Wurzel , die Oberseite der stärkeren Äste , die über dem Boden herausragenden Wm'zeln sind am meisten dm'ch Rindenbrand gefährdet.

4. Die Beschädigung ist auf die Zeit der höchsten Lufttemperatur beschränkt, welche 1 2 Stunden nach dem höchsten Stand der Sonne sich einstellt ; damit ist auch ausgesprochen, daß ein nach SSW orien- tierter Längsstreifen im bestehenden Schaft als die Anfangsstelle für die rindenbrandige Fläche zu betrachten ist.

5. Nur nördlich vom SO.*^ nördl. Br. kann an glattrindigen Schäften Rindenbrand auftreten ; an südlicher stehenden Bäumen wird der Schaft durch die Krone gegen die Sonne zur heißesten Tageszeit geschützt: der Schaft selbst kann nur unter spitzem Winkel getrotien werden. Zur Zeit des rechtwinkligen Auffallens der Strahlen hat die Soiuie entweder ihre höchste Kraft noch nicht erlangt oder bereits wieder verloren.

Luftfeuchtigkeit und Regenmenge. Schon aus der früheren Zonenbildung kann entnommen werden, daß während der in erster Linie entscheidenden Vegetationszeit Lut\feuchtigkeit und Nieder- schlagsmenge innerhalb der Waldgebiete sehr verschieden sind: den- noch ist der Charakter der Waldungen ein gleichmäßiger, dieselbe Holzart tritt waldbildend auf. mögen bO^lo oder 80% relative Feuchtig- keit, 100 oder 10<»() mm Niederschlag während der vier Monate Mai bis August zur Verfügung stehen. Es gibt eben wie ein Miniraum für die Waldexistenz so auch ein Maximum der Luftfeuchtigkeit und der Niederschlagsmenge, über das hinaus den Holzarten kein Vorteil er- wächst: bei 70 ^'.0 relativer Feuchtigkeit und liei l<i(» mm Regenmenge

00 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

während der Vegetationszeit kann .jede Holzart gedeihen: über diesen Betrag hinaus wird nur noch die Verjüngung der Holzart, sei es die diu-ch Menschenhand herbeiget uhi't e , künstliche, oder die natüiiiche erleichtert und gesichert.

An die Waldgrenze jedoch, wo das Minimum an Luftfeuchtigkeit und Niederschlägen nach einer früheren Darstellung auftritt, rücken nur wenige Holzarten heran. Diese sind es, welche die durchschnitt- lich trockenste Luft, somit den größten Wechsel in Luftfeuchtigkeit bzw. das Minimum an Bodenfeuchtigkeit ertragen. So treten bis an den Rand der Prärie oder Steppe vor die Föhrensektionen Pinaster, Murraya, Jeffreya, alle winterkahlen Eichen, Cupressus und andere; auf das Zentrum großer Waldmassen, in enge, windgeschützte, feuchte Schluchten, in höhere Regionen, unmittelbar an das Meer, an Flüsse und Seen und ihre Inseln ziehen sich zurück die Gattungen Thuja, Taxodium , Chamaecyparis , die Föhrensektionen Strobus und Cembra, die Gattungen Picea, Abies, Taxus, Larix und andere. Baumgattungen wie Juniperus, Betula, Alnus, Populus (Zitterpappel) gedeihen in trockenen und in feuchten Klimaten. Daß mit dem wärmeren Standort einer Holzart größere Bodenfrische, mit dem kühleren geringere Boden- feuchtigkeit geboten werden muß, wurde bereits angedeutet.

Bei gleichbleibender Temperatur, aber erhöhter Luftfeuchtigkeit und Bodenfrische ist eine Steigerung der Zuwachsgeschwindigkeit bei allen Pflanzen nachweisbar, Steigerung der Luft- und Bodenfeuchtig- keit bei gleichbleibender Temperatur ist nur möglich bei gleichzeitiger Bewegung in ein wärmeres Klima; denn erhöhte Luft- oder Boden- feuchtigkeit setzt die Temperatur herab. Damit sie dem trockneren Standorte gleich wird, muß man die Pflanzen in wärmere Gebiete ver- bringen. Es ist gewiß kein Zufall, daß die warmen, luftfeuchten Küsten des größten Feuchtigkeitsspenders, des Stillen Ozeans, die schnell- wüchsigsten Holzarten, die größten Bamnriesen der nördlichen Halb- kugel, aber auch unter den zonengleichen Baumgattungen die winter- weichston Arten tragen.

Erhöhte Feuchtigkeit in Luft und Boden erleichtert das Gelingen aller waldbaulichen Maßnahmen, welche die natürliche und künstliche Begründung sowie auch die Erziehung des Waldes zum Ziele haben. In den luftfeuchtesten imd regem-eichsten Waldgebieten ist es kaum möglich, eine Verjüngtmgsmethode zu erfinden, die nicht zum Ziele führen würde; in den Gebieten mit schnell wechselnder Luft- und Bodenfeuchtigkeit aber, z. B. in der warmen Ebene, auf den trockenen Kahlflächen, hat die Praxis annähernd so viele Methoden der Wald- begründmig ersomien, als es Wirtschafter gegeben hat.

Erhöhte Luftfeuchtigkeit mindert stets die Frostgefahr; trockene Luft kühlt sich durch Ausstrahlung rascher ab als feuchte. Längere Trockenperioden sind der Schrecken aller Wirtschafter im Walde. Für

A. Klima. »ij

Saat- und Neuprianzuno-en wäre es erwünscht, wenn jeden zweiten Ta^ während der Vegetationszeit Regen fiele; für Ptlanzen, welche bereits mehrere Jahre im Boden t'ul3en, würde es genügen, wenn sich alle acht Tage Regen einstellen würde ; an erwachsenen Bäumen gehen Trocken- perioden längerer Dauer während der Vegetationszeit spurlos vorüber. Untersuchungen des Verfassers ergaben, daß infolge abnormer Trocknis, z. B, 1905, die Bäume je nach Individuen bald stärkeren, bald schwächeren Zuwachs zeigten als in Jalii-en mit normaler Luft- und Bodenfeuchtigkeit, woraus der Schluß berechtigt ist, daß Trouken- perioden auf den Zuwachs erwachsener Bäume keine sofortige Wirkung ausüben; nach Cieslar und He s sei mann tritt die Wirkung erst im nächsten Jahre (1906) ein.

Über das Minimum an Luft- und Bodenfeuchtigkeit, das bei all- jährlichem Auftreten von Trocknis während der Vegetationszeit zur Existenz von Wald überhaupt notwendig ist, wurde bereits im ersten Abschnitte das Nötige mitgeteilt. Es wurde früher betont, daß die Pflanze durch ihre ober- und unterirdischen Organe Feuchtigkeit auf- nehmen kann, wenn beiderlei Organe mit Wasser in Berührung kommen; für die oberirdischen Organe genügt auch, daß diese bis zum Taupunkt der umgebenden Luft sich abkühlen, um mit Wasser sich versehen zu können; ja, ehe noch tropfbares Wasser als Tau erscheint, nehmen oberirdische Baumteile hygroskopisch Wasser auf.

Es mag hier erwähnt werden, daß dem Baume noch eine Feuchtigkeits- quelle zur Verfügimg steht, welche bis jetzt unbeachtet geblieben zu sein scheint. Während der Vegetationszeit, zumal nach warmen, luftfeuchten Nächten oder bei raschem AVitterungsumschlag von kühl zu warm, kann beobachtet werden, daß der unterste halbe Meter des Schaftes, besonders von glattrindigen Bäumen, tropfnaß ist, ja, daß das Wasser am Schafte abfließt und den Wm-zebi entlang in den Boden gelangt ^ ). Das ist Tamiiederschlag aus der feuchten Luft, nicht infolge Abkühlung der Luft , sondern infolge der Abkühlung des Baumschaftes , kühl durch direkte Leitung der Temperatur von unten nach oben, kühl durch die Wasserbewegung aus den kühleren Bodenschichten; am lebhaftesten ist deshalb dieser Vorgang nach Sonnenaufgang, wenn mit der Verdunstung der aufsteigende Wasserstrom lebhafter im Baimie wird; der Einfluß erstreckt sich aber nur auf die oberen Wurzeln und einen halben Meter hoch im Schafte , da eben höher hinauf der Einfluß der Abkühlung des Schaftes durch den Wasserstrom erlischt. Der Vor- gang dauert an freistehenden Bäumen nur kurze Zeit, weil mit der zunehmenden Erwärmung der Schatt sich erwärmt und die umgeliendo Luft trockener wird. Im Bestandsinnern erhält sich dieser Vorgang,

2) Weise erwähnt in seinem Leitfaden zum Waldbau diese Betauung. deutet aber ihre Entstehung anders und erwähnt von der Bedeutung dieser Was.ser<iuelle nichts.

92 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

den man die S e 1 b s t b e g i e ß ii n p; der Bäume nennen kaiai, melu^ere Stunden. Auch an borkigen Bäumen geht derselbe Prozeß vor sich, wenn auch tropfbares Wasser nicht sichtbar wird. Der Moos- ansatz, den wir am Fuße der Bäume finden, verdankt dieser Wasserquelle sein Dasein.

Die Menschen beurteilen die Härte des Winters nach seiner Schnee- menge und nach seiner Dauer: der Winter 1906/07 war auf der bayerischen Hochebene außerordentlich schneereich und dauerte bis zum Mai: er war durch seine Trübung des Himmels , durch den Schnee , durch seine Abkürzung des Frühjahrs der mildeste Winter für die Pflanzen: der Winter 1907/08 war sonnig, kalt, schneearm: er war der ärgste Pflanzenverderber seit Jahren.

Schnee ist das Federbett der zarten, jungen Pflanzen während des Winters; unter dem Schnee erfriert nichts: auf dem Schnee liegt die tiefste und gefährlichste Wintertemi3eratur. Schnee in außerordent- lichen Mengen kann alle Pflanzen schädigen: aber gegen normal ein- tretende, große Schneemassen schützen sich die Bäume selbst, nicht durch eine kriechende Form, sondern durch Ausbildung einer eigenen Schneekrone mit fast vertikal von oben nach unten hängenden Asten an den aufrecht bleibenden Bäumen.

Wind. Wind scheint für das Leben der Bäume notwendig zu sein; kräftige Windbewegung wirkt saugend und drückend auf die Luft im Boden wie auf die Spaltöffnung der Blätter und die Lenti- zellen der Rinde ; bei dem Aufprallen des Windes drückt er die Binnen- luft zusammen, bei dem seitlichen Berühren saugt und verdünnt er dieselbe. Das langsame Wachstum der Bäume, der erhöhte Flechten- ansatz in völlig ruhigen, mit höchster Luftfeuchtigkeit gesättigten Schluchten dürfte neben dem Mangel an größeren Temperaturdiiferenzen auch dem Mangel an Luftbewegung zuzuscln-eiben sein ; wie weit dieser Faktor auch die Entwicklung der allzu dicht geschlossenen Jungmichse und Bestände beeinträchtigt , verdient weitere Untersuchungen. Daß das Übermaß von Windhäufigkeit und Windstärke schädigt, bedarf keiner Erwähnung. Wind, der regelmäßig nur von einer Seite weht, verhindert die Ausbildung der Äste nach dieser Seite hin; an Küsten- bäumen entwickeln sich Kronen vorzugsweise nach der Landseite zu, auf den höheren Bergen Mitteleuropas zeigen alle Nadelbäume der Westhänge , wo jahraus , jahrein nur Westwind weht (denn auch der Ostwind weht auf der Westseite des Berges als Überfallswind von unten nach oben, also wieder westlich), das Fehlen der Äste auf der Westseite, ihre stärkere Entwicklung nach Osten hin.

Die Beschädigungen, welche Schnee und Wind dem Walde zufügen können, teilen sich in drei Gruppen. Schneebruch und Windbruch bestehen im Brechen der Äste und Schäfte durch Schnee und Wind : Wi n d w n r f und S c h n e e d r u e k nennt man das Umstürzen

A. Klima. «i;^

der Bäume durch diese Eintlüsse; Windsdiub und Schneoscliub ist Scbiefdrücken unter Zerrung der Wurzebi. Über die Widerstands- kraft gegen Bruch entscheidet neben den Kronenverhältrdssen das Holz der Holzarten; an exponierten Ortbchkeiten bildet sich, je nach Holz- art, eine Krone geringster Widerstandsfläche in spindelartigor oder horizontalflacher oder etagenartiger Ausformung-, eine tj^jische Schneo- krone besitzt vertikal abwärts hängende Äste ; je spröder ein Holz, desto brüchiger; es steht hierin unter den gefährdetsten Holzarten, obenan die Föhrensektion Jetfrej-a; daran reiht sich die Sektion Pinaster, daran Murraya ; unter den Laubbäumen sind die Robinia , der eschenblättrige Ahorn besonders empfindlich. Es entscheidet sodann die Bowurzelung der Holzart; tief wm'zelnde Holzarten, wie Lärchen, Föhren, Eichen, sind fester als die seicht wurzelnden Fichten. Gegen Sclmeedruck sind besonders empfindlich die am dichtesten geschlossenen Stangenhölzer, insbesondere der Nadelbäume und der mit verdorrten Blättern über- winternden Laubbäume. Unter den Nadelbäumen sind wiederum am meisten gefährdet Picea , Pseudotsuga , Chamaecyparis , Tsuga , Abies, Pinus ; gegen Windwiuf sind die erwachsenen Stämme genannter Nadel- bäume , voran die seicht wm'zelnde Gattung Picea , gefährdet. Soweit hierbei die Bewurzelung mit entscheidet, kann natürlich auch der Boden, in welchem je nach seinen Eigenschaften die Bewurzelung der Bäume sich ändert, die Gefahr erhöhen oder abschwächen. Es wird später gezeigt werden müssen , daß in der Erziehung d er Bestände, in der dadurch bedingten Abänderung der KJronenverhältnisse und des Standraumes die wichtigsten, waldbaulichen Mittel zur Bekämpfung aller Gefahren durch Schnee und Wmd gelegen sind.

Gegen Hagel, der zur Zeit der Streckung der Triebe im Juni und Juli niederstürzt, sind alle Holzarten empfindlich; ob die Beschädigung von dem weichen, eben sich bildenden Trieb noch weiter abwärts auf die älteren Teile der Pflanzen sich erstreckt, hängt natürlich auch von der Glattrindigkeit dieser Organe und von der Größe der Hagelkörner ab; es sind Fälle bekannt, daß von den Hagelkörnern die Rinde der Fichten und Föhren bis zur starken Borke herab weggeschlagen wurde, so daß die Stämme gefällt werden mußten. Jedenfalls ist so viel er- wiesen, daß der Wald ebenso verhagelt wird wie die landwirtschaft- lichen Gelände, und daß es keine Mittel gibt, die Gefahr abzuwenden oder den Schaden zu mäßigen; die erste Jugend mag unter dem Schirme der Althölzer Deckung finden.

Das Licht. Das Licht ist für jeden Punkt der Erdoberfläche ein in seiner Quantität wechselnder Faktor; es verhält sich wie andere Faktoren des Klimas, vor allem wie Wärme, und wird daher selbst zum Klima gerechnet. Die Kenntnis des Lichtquantums unter verschiedenen Breitengraden, bei verschiedenen Expositionen und El.n'ationen ist die Grimdlatre für die Feststellung des Lichtklimas eines Standortes.

94 Dritter Abschnitt. Naturgosetzliche Grumllageu tler einzeluen Baumarten usw.

Wie die Quantität des Lichtes nirgends die gleiche, wenn auch auf gi'oßen Flächen hin annähernd gleich, ist auch die Qualität, die Spektralzusammen- setzung des Lichtes wie es scheint nicht die gleiche. Licht ist für das Pflanzenleben absolut notwendig. Die Bedeutung des Lichtes im. Walde ist den ältesten Schriftstellern des Waldbaues nicht entgangen ; solange es eine NaturverjüngTing für die Buche gibt und diese ist bereits mehr als hundert Jahre alt , hat man der Lichtmenge, welche in den einzehien Stadien der Verjüngung der Jugend zu geben ist, ein besonderes Augenmerk zugewendet : die alte Bezeichnung „Licht- hieb" ist ein Beweis hierfür. Mehr als hundert Jahre alt ist die Fest- stellung durch die forstliche Praxis, daß es Holzarten gibt, welche bei Lichtentzug schneller kümmern als andere , worauf sich die Unter- scheidimg von Licht- und Schattenholzarten giündet. An diesem Ergebnis der Praxis hat auch die erst in den beiden letzten Dezennien einsetzende, wissenschaftliche Erforschung des Einflusses des Lichtes nichts zu ändern, nur zu bestätigen und zu begründen vermocht.

Es muß zugestanden werden, daß mancher Praktiker etwas zu weit ging, wenn er alles Kümmern der Pflanzen unter Schirm allein dem Licht- entzug, statt einer sich gegenseitig verstärkenden Wirkung von Licht- und Wassermangel zuschrieb: es war aber sicher ein Fehlgriif, wenn Borggreve und Fr icke die Behauptung aufstellten, das ganze Dog-ma vom Lichtbedürfnis und Schattenerträgnis der Holzarten sei falsch: wäre in der bisherigen Auffassung von der Abhängigkeit der Holz- arten vom Lichte ein Fehler, so hätte die vielköpfige, langjährige Praxis ihn längst herausgefunden.

Es war Theodor Hartig der zuerst eine Methode zur Messung der Lichtintensität im Walde mittels lichtempfindlichen Papieres behufs Feststellung des Durchforstungsgi-ades angab. Unabhängig von Hartig hat Professor AViesner^) in Wien bereits seit mehreren Dezennien sich der Erforschung der Bedeutung des Lichtes für das Pflanzenleben gewidmet, und die Forstwirte schulden dem Gelehrten den wärmsten Dank, denn er ist es, welcher die erste Grundlage für eine wissen- schaftliche Erklärung und Bekräftigung der bisher von der Praxis ge- wonnenen Erfahrungssätze beigebracht hat; Wiesner war der erste, der eine Methode zur Messung der Lichtintensität erfand, welche es ermöglicht, ausgedehnte Untersuchungen unter den schwierigsten Ver- hältnissen z. B. im Bereich der Baumki'onen verschiedener Holzarten, verscliiedonen Alterte auszuführen.

Um Lichtquelle und Lichtquantum auch in Worten, schärfer, als dies bisher geschehen ist, ausdrücken zu können, ist es notwendig, daß in den waldbaulichen Sprachschatz eine Reihe von neuen Begriflen ein- geführt wird; ein Teil dieser stammt von Untersuchmigen auf land-

') Professor Dr. Wiesner, Der Lichtgenuß der Pflanzen. 1907.

A. Klima. (|-

wirtschattlichem Gebiete, der gi-ößte Teil itit von Wiosner selbst; für forstliche Bedürfnisse hat Verfasser einige hierzu gefügt.

Das Tageslicht ist eine Wu'kung der von der Sonne ausgehenden Lichtwellen, welche auf die in der Lufthülle vorhandenen, kleinsten Teilchen, Stäubchen, Wassertropfchen auftretien und von diesen nach allen Richtungen hin zerstreut werden. Dieses Licht, das bei be- decktem Himmel allein scheint, heißt diffuses Licht. Verfasser') hat schon vor Jahren auf Grund von Beobachtungen über das Licht- bedürfnis verschiedener Holzarten im Versuchswalde zu Grafrath den Satz aufgestellt, daß für das AVachstum aller Holzarten das diffuse, bzw. das von den "Wolken reflektierte Licht dem Pflanzenleben, das ist der Assimilation der g-rünen Organe, am zuträghchsten sei. AViesner hat durch seine Untersuchungen diese Tatsache vollauf bestätigt. Das direkt gestrahlte Sonnenlicht ist so intensiv, daß die Pflanzen sich gegen die ,,Üb ersonnung", wie man diese schädliche Licht wirkimg nennen kann , durch Veränderung der Blattstellmig oder Änderung in der Chlorophyllkornstellung (nach Stahl) zu schützen suchen. An klaren Tagen herrscht das ..gemischte'" Licht nach Wiesner, d. h. diffuses imd Sonnenlicht. Das diffuse Licht nimmt nach Norden wie auch an den Bergen nach oben hin ab , das Sonnenlicht nimmt nach Norden hin ab, nach oben hin zu. Arktische oder Polarregionen und alpine Regionen können in Wärme und Luftfeuchtigkeit gleich sein; in ihrem Lichtklima bestehen gi'oße Unterschiede. Das Höhenklima zeigt während der Vegetation der Pflanzen große Schwankungen in der Lichtintensität, in nordischen Regionen wird das LichtkUma wegen der geringen Mittagssonnenhöhe gleichmäßig: dazu kommt, daß in ge- ringen geographischen Breiten die Nordseite der Bäimie am wenigsten belichtet, im Norden dagegen am stärksten belichtet wird. In den Polar- oder arktischen Gebieten nehmen die sonnenlosen Tage zu, das diffuse oder zerstreute Licht kommt zur größten Geltung.

Nur ausnahmsweise steht ein Baum unter Einwirkung des vollen Lichtes, das von dem gesamten Himmelsgewölbe und dem Himmels- körper ihm zugestrahlt wird ; andere Bäume, Unebenheiten des Geländes schneiden ihm einen Teil des zugestrahlten Lichtes ab, so daß der Licht - genuß eines Baumes kleiner als das gesamte Licht ist; denkt man sich an der Außenseite der Krone eines Baumes eine lichtabfangende Hülle gelegt, so ist auch die auf diese Hülle strahlende Lichtmengo immer noch bedeutend größer als jene Lichtmenge, welche der Baum mittels seiner Blattflächen auffangen und nutzbar machen kami. Jene Lichtmenge, die dem Baume zuströmt und von diesem verarbeitet, d. h. absorbiert

') H. Ma.vr, Naturgesetze des "Waldbaue.s. Allgemeine Forst- uml Jagd- zeitung 1901.

90 Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

wird, heißt der relative Liclitgenuß; er ist wahrscheinlich auch der Maßstab für das relative Lichtbedürfnis des Baumes. Das dem Baume zuströmende Licht zerlegt Wiesner in: L Oberlicht (a), das ist das vom Himmelsgewölbe auf die Außen- seite der Kronen strahlende Gesamtlicht;

2. Unterlicht (f/), Licht, das von unten her von hellem Boden, "Wasserflächen, von den Blättern der Unkräuter und Unhölzer ^ ) m das Innere der Baumkronen einströmt ;

3. Lichtintensitätsminimum (/>), im absterbenden Teil der Kronen gemessen, ist somit jene Kronenlichtmenge, bei der die Blätter sich noch am Leben zu erhalten, d. h. zu a.ssimilieren vermögen : für wald-

Abb. 5. Einwirkung des Lichtes, mt Oberlicht, hh Lichtgenußminimum (Baumkronenlicht),

cc Vorderlicht, 'hl Unterlicht, t( Hinterlicht, // verschleiertes Licht, ff ff Bestandessclilußlicht,

/(/( Bestandesschattenlicht.

bauliche Zwecke ist dieses Licht von hoher Bedeutung ; es wäre daher vielleicht als „Baumkroneninnenlicht" statt des „Licht- intensitätsminimums" zu bezeichnen;

4. Baumschatten licht, das gedämpfte Licht des Baum- schattens, dem noch

5. V orderlicht (c) zufließt;

t ). H i n t e r 1 i c h t (e) ; es ist gegeben, wenn eine Beeinträchtigung des Liclitzuflusses von der Seite her durch Berge, Mauern, Schlagwände und Bäume stattfindet. Für waldbauliche Bedürfnisse ist aber obige Ein- teilung "Wiesners noch nicht erschöpfend.

7. Das Licht, das den Kronen eines aufwachsenden Bestandes von oben zuströmt, ist nicht das volle Außen- oder Oberlicht des einzenenl und freistehenden Baumes , es ist ein durch Nachbargipfel gedämpftes Licht, das "Wiesner „verschleiertes Licht" (/) nennt.

') Nach AVagner, Pflanzenphy.siologische Studien im "Walde. 1907.

A. Klima. ,,-

'I

8. Bestandskronoiiinnonlicht oder Best and süschluß- 1 i c h t (g) ist von dem Kroneninnenlicht des einzelnstehenden Baumes inso- fern verschieden, als ihm das Unterlicht fehlt, welches dem freistehenden Baum zugute kommt. Zur Zeit des Sonnenunterganges dringen Licht- stralilen in die Krone des freistehenden Baumes; im Bestandssclduü werden diese Strahlen von den Stämmen und Ästen abgefangen. Dieses Innenlicht der Bestandskronen wechselt je nach der Bestandsschluß- diclite,

lt. die Bodendecke und ihre Vegetation unterhallj der Baumkronen steht unter der Herrschaft eines Lichtes, welches man Bestands- schattenlicht (h) nennen kann: dieses ist das schwächste Licht und vom Baumschattenlicht durch den Mangel an Vorderlicht ausgezeichnet. Dazu kommt, daß von dem Licht, das die Baumkrone durchdrungen hat, nm- jener Teil zum Boden gelangt, der von den dürren Ästen und Schäften nicht abgefangen wurde. Wiesner berechnet das Lichtgenuß- minimum (3) für jede Pflanze in einem Bruch, zum Beispiel ^ 20, welcher besagt, daß die Pflanze im Licht 1 einer durch intensivste Schwärzung des lichtempfindlichen Papieres festgelegten Einheitszahl bis zu Vso dieser Lichtintensität sich entwickeln kann Sinkt das Licht auf ^'21 , so würde dies bedeuten , daß das Blatt zwar ergrünen aber nicht mehr assimilieren kann. Das Blatt muß bei einer Lichtintonsität ^'20, wie Wiesner sagt, vertrocknen, wie Verfasser glaubt verhungern, das heißt dm'ch Stoflw'anderung in die Herbsttarlning und Ablösung übergehen. Für die betreff'ende Pflanze ist somit '/^o das Licht- intensitätsminimum.

Jede Pflanze besitzt ein Optimum der Lichtintensität, bei der sie am vollkommensten gedeiht : dieses Optimum liegt bei den meisten Holzarten dem Maximallioht (1) näher als dem Minimum (3). Die forstlichen Kulturpflanzen wechseln ihr Lichtbedürfnis während ihrer Entwicklung; soll eine Holzart Nutzbaum werden, muß ihr während eines bestimmten Zeitabschnittes , Hauptlängen- wachstumszeit genannt, eine größere Lichtmenge geboten werden, als an- fänglich zum Schutze und später im haubaren Alter notwendig ist. Das Lichtquantum muß größer sein als das Minimum des Lichtgenusses. In der Jugend geht die waldbauliche Behandlung vieler Holzarten bis hart an die Grenze des Maximums der Überschirmung , somit des Minimums der Belichtung der überschirmten Pflanze, wobei nicht der Entzug des Lichtes Zweck, sondern Mittel zum Zweck, des Schutzes der Verjüngung gegen Übersonnung, Vertrocknimg , Frost ist. Die Kunst der Begründung des Waldes und seiner Erziehung während des Stangen- und Baumalters besteht in der Regelung des Lichtgenuss.'s, welche bisher mehr in dem Gefühl als auf positivem Wissen fußte; durch Wiesners Lichtmeßmethode hat sie eine zuverlässigere Basis er- halten. Doch bedarf es noch eines mächtigen Fortschrittes der neuen

Mayr, Wald bau. "

98 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Wissenschaft vom Licht, speziell in ihrer Anwenduno- für forstliche Kulturpflanzen und ihr Leben, um auch noch die Beziehungen fest- stellen und messen zu können, welche zwischen Licht und Wärme, Licht und Bodengüte im Pflanzenleben bestehen ; der Aufhellung bedarf noch das qualitativ verschiedene Licht und die qualitative Selektion (Zeder- bauer) von Seite der Bäume. Eine andere Beziehung besteht darin, daß im Walde jede Maßnahme, welche die Lichtgebung erhöht, auch zugleich eine Erhöhung des Wärmeund des Wasser'genusses mit sich bringt.

Über den E i n f 1 u ß d e r v e r s c h i e d e n e n L i c h t a r t e n im Walde läßt sich einstweilen folgendes feststellen:

L Das Oberlicht, welches das Maximum an zerstreutem oder diffusem Licht enthält, bedingt die Anordnung der Blätter an den Sprossen, ihre Lage zum Licht, die Stellung der Zweige, um den vom Licht durchfluteten Innenraum der Krone möglichst auszunützen (Blatt- und Zweigmosaik); der Längs- oder Gipfeltrieb strebt dem stärksten, zerstreuten, nicht dem Sonnenlichte zu; dieses Streben wird unterstützt durch die Schwerkraft, welche eine symmetrische Ausbildung aller An- hangsorgane des Haupttriebes, der zum Gipfel , zum Schaft des Baumes wird, behufs Herstellung des Gleichgewichtes hervorruft; geht der Gipfeltrieb verloren, überträgt sich diese Wirkung des Oberlichtes und der Gleichgewichtslage vielfach auf einen Seitentrieb.

2. Das Unter licht ist in der Regel so schwach, daß sein Ein- fluß nicht nachweisbar; Wagner (1. c.) hält es in seinen pflanzen- physiologischen Studien für wichtig als Lichtquelle für die Baumlvronen ; nur wenn das ünterlicht von Wasserflächen reflektiert wird , wird es als Lichtquelle zum Ziel, dem die Unteräste der Bäume zustreben.

3. Das Baumkroneninnenlicht oder das Lichtinten- sitätsminimum ist jener Bruchteil des Außenlichtes, bei dem die Assimilation der Blätter noch nicht ganz unterdrückt ist. Diese Zone im Kronenraum liegt bei Schattenholzarten näher der Außenseite der Kronen als bei den Lichtholzarten, weil bei ersteren die Blätter sich an ihren Kronenhüllen anhäufen, bei letzteren die Belaubung spärlich, die Krone offener und für Licht tiefer durchdringbar ist. Blätter, welche durch die Blattzunahme der Krone während der Vegetationszeit in einen Lichtgenuß geraten, welcher geringer ist als das Minimum, müssen absterben; mit ihnen sterben auch die sie tragenden Zweige und Äste ab. Wiesner glaubt, daß dem Absterben eine Vertrocknung zugrunde liege. Verfasser glaubt, wie erwähnt, daß es um ein Verhungern sich handelt. Alle diese Vorgänge sind bei dem einzelnen Baum verlang- samt und in ihrer Wirkung beeinträchtigt. In vollkommener Weise vollzieht sich dieser Prozeß der Astreinigmig bei dem Bestandski'onen- innenlicht (8).

A. Klima. (jij

Das Liclitintensitätsminimiim reduziert die Zahl der Zweinjordnungon durch ungenügende Beleuchtung der lichtbedürftigen Knospen. Nimmt man z. B. einen Birkenzweig mit zwei Seitenknospen, so müßten aus diesen, wenn im neuen Jahre jedesmal zwei Knospen zu Trieben sich entwickeln, im zehnten Lebensjahre 19 083 Zweige hervorgehen, welchen 1<» 1 , d. h. neim Jahre sbildungen oder Zweigordnuugen entsprechen müloten. "Wiesner fand nun an einem von der Sonne getroffenen, zehnjährigen Birkenzweig nur 238, an einem im Schatten stehenden Zweig nur 182 Seitenzweige und statt der neun Zweigordnungen nur deren fünf. Offenbar sind jene Holzarten, welche die geringste Zahl der Zweig- ordnimg aufweisen, die lichtbedürftigen, jene mit der größten Zahl die am besten Schatten ertragenden Holzarten. Wiesner stellt folgende Reihen auf:

Larix mit 3 4 Zweigordnungen,

Gingkyo ...... 4

Gleditschia . . . ,, 5

Populus . . . . 5

Picea ..... 5(?)

Pinus Laricio . . ,, 5

Betula . . . . 5

Quercus ....,, 0

Robinia . . . . 7

Ulmus 7

Fraxinus . . . . 7

Carpinus . . . . 8

Taxus 8

Fagais 8

Von obigen Gruppen wäre die erste mit den Lichtholzarten, die letzte mit den Schattenholzarten, forstlich gesprochen, identisch. Es fällt die Fichte auf, welche nach der gefundenen Zweigordnung zu den Lichtholzarten geraten würde. Es ist aber zu bedenken, daß die Zweig- reduktion nicht ausschließlich eine Wirkung des minimalen Licht- genusses ist : gerade bei den alten Fichten ist Beseitigung von Zweigen durch Tiere, besonders durch Eichhörnchen, durch Wind sehr häufig; %'ieUeicht hat ein solches abnormes Exemplar vorgelegen.

4. Das Schattenlicht wirkt in seiner Kombination als Kronen - schirmlicht und Vorderlicht : letzteres ist das stärkere ; es bewii-kt, daß die Äste im Schattenlicht stehender Pflanzen dem Vorderlicht sich zu- wenden, die Pflanzen sich somit einseitig entwickeln.

5. Das Vorderlicht regt die Knospen der Seiteuzweige zur Entwicklmig an: die Seitenzweige wachsen dem Vorderlichte zu. Die Ausbildung der Bestandsränder, die Umsäumungen der Bestandslöcher sind Wii'kimgen des Vorderlichtes, das in der Astentwicklimg forsthch

7*

100 Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten

usw.

ungünstige Verhalten gruppenweiser und stammweiser Holzartenmischung ist Folge des in den Bestand durch die Mischung hineingetragenen Vorderlichtes.

6. Das Hinterlicht zwingt wegen seiner Schwäche die meisten Äste zum Absterben; nur jene entgehen, welchen die Fähigkeit inne- wohnt, sich aufwärts, dem Oberlichte zuzuwenden; dadurch entsteht die in Figur 5 abgebildete Astbildung.

7. Das verseil leierteLicht ist jenes Licht, welches den über das Kronendach des Bestands hinausragenden Gipfeln zukommt, es ist somit in seiner Wirkung gleich einem abgeschwächten Oberlicht.

8. DasBestandsschlußlicht, das Kroneninnenlicht der Baum- vereinigungen, wirkt wie abgeschwächtes Ober-, Vorder- und Hinterlicht, es zwingt somit die Äste zur Aufwärtsbewegung nach dem Oberlicht, wie dies unter 6 erwähnt wurde; daraus folgt, daß im lebenden Teil der Baumkrone die Äste nach oben, im absterbenden Teil horizontal und im toten Teil nach abwärts gerichtet sind, wie dies auch Dr. Metzger in seinen Studien über den Aufbau der Schäfte bereits gezeigt hat. Diesem Typus folgen im Bcstandsschlusse Laub- und Nadelbäume. Um die Erhöhung oder Herabsetzung dieses Bestandsschlußlichtes drehen sich die verschiedenen Meinungen bezüglich der Stärke der Durch- forstungen, der Diu-chlichtungen, der ganzen Erziehung eines Baumes im reinen und gemischten Bestand von seiner Begründung bis zur Haubarkeit. Es erscheint dem Verfasser jedoch zweifelhaft, ob dm^ch die Lichtmessung ein Maßstab für jeden speziellen Fall gewonnen werden kann ; die reinen Bestände werden am ehesten nach einem vor- aus bestimmten Lichtgrad sich durchforsten lassen ; bei den gemischten Beständen tritt die individuelle Behandlung der einzelnen Stämme all- zusehr in den Vordergrund,

9. Das Bestandsschatton licht, wegen der Schäfte und Äste noch schwächer als das Bestandsschlußlicht, entscheidet mit dem Faktor Wasser über das Gelingen aller Verjüngungen unter Schirm, seien sie natürlich oder künstlich ; Pflanzen, die an Licht Mangel leiden, können nicht durch Wasser gerettet werden; Pflanzen, die an Wasser Mangel leiden, können durch mehr Licht gerettet werden, denn die Durch- lichtung der Baumkronen schafft Licht und AVasser zugleich. Das Bestandsschattenlicht ist jener Rest von Licht, der durch die Baum- kronen, die dürren Äste hindurch bis zum Boden gelangt. Es ist die Kunst des Waldbaues, dieses Licht in seiner Menge so zu regeln, daß die Sämereien keimen und aufwachsen unter den verschiedenen Er- nährungsbedingungen, welche ihnen die Verschiedenheiten des Bodens bieten. In der Regelung des Lichtgenusses, in der möglichsten Ver- meidung des für das Aufwachsen der Pflanzen notwendigen Minimums, in der Darreichung des den Zwecken des Schutzes noch zuträglichen Maximums an Licht bzw. Minimums der Beschattung benihen die

Klima.

lul

wichtigsten Aufgaben der natürlichen Wiederverjüngiing. Sinkt ilas Bestandsschattenlicht unter das Mmimum, so kann die Pflanze zwar ergi'ünen, aber nicht assimilieren, sie muß allmählich zugi'unde gehen; wird ihi- mehr Licht geboten, so bedingt eine schwache Assimilation ein langsames Aiifwachsen und eine Verbreiterung der Krone, eine Verflachung, wie sie bei den meisten Laub- und NadeDiölzern auftritt, oder auch eine dünne, schlanke Säule, wie sie z. B. Juniperus zeigt. Das Bestandsschattenlicht entscheidet über die Verfassung der Boden- decke, ob Laub- oder Nadeldecke, ob Begrünung, ob beschleunigte oder gehemmte Zersetzung der Abfallstofte, ob Rohhumusbildung u. dgl. auftritt.

Die Lichtintensitäten obiger Lichtarten im Walde und ilu'e fördernde oder schädigende "Wirkung auf forstliche Kulturgewächse steht in Abhängigkeit von folgenden Umständen:

1. Von der Zeit, in welcher einer Pflanze durch eine andere Licht entzogen wird. Lichtschmälerung außerhalb der Vegetationszeit, ist für winterkahle Holzarten sicher gleichgültig. Auf den ersten Blick möchte es scheinen, daß die immergrünen Holzarten von der Belich- tung während der Vegetationsruhe Gewinn ziehen müßten. Wiesner wenigstens erwähnt Bildung und Auflösung von Stärke an warmen Wintertagen bei den immergrünen Nadelbäumen-, in die äußere Er- scheinung tritt ein solcher Vorteil nicht. Die winterkahle Lärche wächst auf ein und demselben Boden anfänglich sogar viel schneller als die immergrüne Fichte, welche sechs Monate länger, wenn auch vielfach unter unglinstiger Temperatur belichtet wird. Auch immer- grüne Eichen haben den unmittelbar neben ihnen stehenden, winter- kalilen Eichen gegenüber keinen Vorsprung in Wuchsgeschwindigkeit oder Früchte erträgiiis.

Zur Zeit der Knospenentfaltung ist nach Wiesner ein erhöhter Lichtgenuß für alle Holzarten notwendig; so ist das Anfangs- minimum der Belaubung bei der Lärche V2 des vollen Lichtes, später sinkt dasselbe auf den Wert von Vs herab; bei der Buche ist das Anfangsminimum VU , später sinkt es auf Veo. Auch dies ist der forst- lichen Praxis wohlbekannt ,• zur Erweckung der schlafenden Knospe der Stöcke im Niederwaldbetriebe ist die Beseitiginig des beschattenden Unkrautwuchses in der Umgebung der Stöcke ein altes, die Zahl der Ausschläge förderndes Mittel. Zum Blühen und Fruchtansatz ist wieder etwas mehr Licht notwendig als zum bloßen Wachsen. Im gemäßigten, z. B. im verschleierten Kronenlichte des Bestandsschlusses, beginnen sämtliche Holzarten später zu blühen als im vollen Freistand. Die Forstwirte berechnen die Verspätung auf durchschnittlich 2<> Jalire. Auch der uralte Vorbereitungshieb im geschlossenen Bestände für \ er- jüngungszwecke wird gefühi't, um den bleibenden Stämmen mehr Licht zu Ineten und sie zur Samenbildung anzuregen.

102 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumai-ten usw.

2. Ganz allgemein zeigt sich im Walde, daß es für das Auf- wachsen der Jugend am günstigsten ist, wenn ihr Seiten- b e s c h a 1 1 u n g , somit verschleiertes Licht imd auf der Südseite ge- dämpftes Vorderlicht geboten werden kann; wenn aber wegen des Schutzes gegen Frost, Unkrautwuchs usw. statt der Seitenbeschattung Schirmbeschattung gewählt werden muß , dann ist dieses notwendige Übel stets mit einem Verlust an Zuwachs in der Jugend wegen un- genügender Assimilation verknüpft.

3. Bei Überschirmung, weniger auch bei seitlicher Beschattung, hängt die Intensität des Bestandsschattenlichtes von dem Lichtbedürf- nis der überschirmenden Holzart ab; liegt das Lichtminimum dieser sehr tief, d. h. ist sie selbst schattenertragend und deshalb ihre eigene Krone verdichtend, so gibt sie auch intensiven Schatten. Am stärksten ist die Beschattung unter geschlossenen Buchen, wo weder Buche noch irgendeine Holzart genügend Licht findet; daran reihen sich Abies, Picea und andere; am wenigsten beschatten die Lichtholzarten wie Eiche, Föhre, Birke, Lärche und andere. Unter den Schattenholzarten könnten nur solche Arten noch wachsen, welche ein geringeres Licht- genußminimum als die Schattenhölzer besitzen ; unter den Buchen müßte eine Holzart, ein geringeres Lichtminimum als ^/so des vollen Lichtes besitzen.

Wiesner gibt an, daß das Minimum des Buxus unter Vioo herab- gehe; aber niemand wird wohl an die Kultur des Buchses unter Buchen denken. Schattenhölzer unter voll geschlossenen Schattenhölzern sterben in der Regel schon nach 10 20 .Jahren ab; Lichthölzer unter Schatten- hölzern erliegen schon nach fünf Jahren. Schattenhölzer unter Licht- holzarten haben eine wegen genügenden Lichtgenusses unbeschränkte Lebensdauer; Lichtholzarten unter Lichtholzarten erhalten sich in der Regel 10 20 Jahre , also ebensolange wie Schattenholzarten unter Schattenholzarten.

4. Da der Lichtentzug durch die überschirmende Holzart sich nicht gleich bleibt, sondern zur Zeit des dichtesten Schlusses im Stangenholzalter sein Maximum erreicht, so können nur Schattenholz- arten unter Lichtholzarten diese Periode des minimalsten Lichtgenusses überdauern.

5. Es besteht kein Zweifel, daß das wärmere Klima die Be- schattungsdichte der überschirmenden Bäume erhöht, dafür aber auch die Beschattungsfähigkeit der darunter stehenden Holzarten steigert.

6. Es dürfte auch kaum zweifelhaft sein, daß in gleichem Sinne ein guter gegenüber einem weniger guten Boden sich geltend machen muß.

7. Die Holzarten hat die forstliche Praxis auf Grund ihrer bis- herigen Messungen des Lichtes, wobei als Maßstab wohl das empfind- lichste Reagens, das biologische Verhalten der Pflanzen selbst, benutzt

A. Klima. jOlj

wurde, in zwei (iruppen gotoilt, in L icliLholzarton, welche län^rero Beschattung nicht ertragen, und Schatte nholzarten, welche Licht- entzug ertragen, ohne zugrunde zu gehen, ja unter mäßigem Licht- entzug sogar zu forstlich nutzbaren Bäumen aufwachsen können.

Soweit es sich um extrem lichtbedürftige und extrem schatten- ertragende Bäume handelt, besteht in der Praxis kein Zweifel-, aber für eine Reihe von Holzarten, welche in der Mitte stehen, ist der ab- ändernde Einfluß von Klima und Boden genügend, um sie bald den Licht-, bald den Schattenholzarten näher zu bringen. .Je nach dem Beobachtungsort hat ein Waldbauschriftsteller eine Holzart zu den Lichtholzarten gerechnet, welche ein anderer Autor in einem anderen Beobachtungsgebiete den Schattenholzarten angliederte. Scheidet man diese mittleren und strittigen Holzarten als eine mittlere Gruppe der Halbschattenholzarten aus, so erhält man biologisch zusammen- gehörige Holzarten, welche in schlechterem Boden und in kühlerem Klima den Lichtholzarten, in wärmerem Klima und besserem Boden den Schattenholzarten in ihrem Verhalten sich nähern; es ist selbst- verständlich, daß auch jede Licht- und Schattenliolzart ihr Verhalten dem Licht gegenüber entsprechend den günstigen oder ungünstigen, klimatischen und pedologischen Verhältnissen, wie früher angegeben, abändert. So werden z. B. Buchen und Tannen auf schlechtem Boden, im kühlsten Klima zu Halbschattenholzarten, Föhren und Lärchen im günstigsten Boden und günstigsten Klima zu Halbschattenholzarten.

Ziu- Gruppe der Schattenholzarten zählen folgende Baumgattungen: Taxus, Fagus, Abies, Picea, Tsuga, Pseudotsuga, Thujopsis, Thuja, Sciadopitys, Aesculus, immergiüine Laubbäimie, darunter auch die immergrüne Sektion der Gattimg Quercus u. a.

Zur Gruppe der Halbschattenholzarten sind zu rechnen: Carpinus, Tilia, Acer, Fraxinus, Ulmus, Alnus, Föhrensektion Strobus, Föhrensektion Cembra, Chamaecj^aris, Libocedrus, Cryptomeria, Sequoia, Robinia, von Quercus die Sektion der Schwarzeichen u. a.

Als Lichtholzarten werden betrachtet: von Quercus die Sektion der Weißeichen, von den Föhren die Sektionen Pinaster, Murraya, Jefifreya u. a.; Larix, Salix, Populus, Betula, Taxodium, Magnolia, Lirio- dendron u. a.

Halbbäume und Sträucher: Schattenholzarten, immer- grüne Laubholzsträucher wie Buxus ; Halbschatte nholzarten: Corylus, Cornus, Ligustrum, Evonymus, Lonicera u. a.: Licht- holzarten: Prunus, Spartium, Evonymus, Callima, Crataegus, Vibumum u. a.

Forstliche Unkräuter: Schattenpflanzen: Polythrichiim, Hypnum , Aspidium , Vaccinium , Hedera u. a. ; Halbschatten- pflanzen: Anemone, Pteris u.a.: Lichtpflanzen: Cirsium, Silene, Fragaria, die meisten Gräser- und Kleearten usw.

Liclitholzarteii.

104 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw-

Nach den Uiitersuchungen von W i e s n e r sinkt das Mini m u m des Lichtgenusses bis zu folgenden Beträgen des VoUichtes :

Bei Buxus unter ^/loo j

Fagus unter Vso | Schattenholzarten.

Aesculus auf ^Uo |

Bei Carpinus auf Vse j

Acer auf Vss Halbschattenholzarten.

Picea auf Vae ( V) j

Bei Quercus auf V26

Thuja auf V20 (?)

Pinus (2iiadelig) auf ^1

Populus auf Vii

Betula auf V9

Liriodehdron auf Vt

Fraxinus auf ^Iö,s{Y)

Larix auf Vs

Obige Holzarten lassen sich mit ihrem Lichtbedarfsminimum un- gezwungen in die nebenstehenden, forstlichen Grupi^en einreihen, wo- durch sich eine Bestätigung der Richtigkeit der forstlichen Auffassung ergibt; nur bei der Gattung Picea erscheint für die Ermittelung des Lichtminimums eine abnorm situierte oder behandelte Pflanze vor- gelegen zu haben ; denn die Fichte ist nach allen Erfahrungen nur auf schlechtem Boden eine Halbschatten-, sonst stets eine Schatte nholzart : ebenso dürfte die Esche niu- auf schlechtem, ihr unpassendem, trockenem Boden oder im kühlsten Fichtenklima eine Licht-, sonst stets nm' eine Halbschattenart sein ; sie ist sicher weniger lichtbedürftig als die Birke. Die schöne Übereinstimmung, welche die Wiesnersche Forschung über das Lichtbedürfnis der Holzarten mit den Erfahrungen der forst- lichen Praxis zeigt, läßt der HoÖnung Raum, daß es der jungen Wissen- schaft von der Quantitätsmessung und der physiologischen Bedeutung des Lichtes im Walde in kurzer Zeit gelingen wird, aus ihrer Rolle der Bestätigung zu jener der Führung für die forstliche Praxis fort- zuschreiten.

Wenn man an eine Anpassung an Klima und Boden von selten der Pflanze, an eine Festigung der so erworbenen Eigenschaften und schließ- lich an eine Erblichkeit derselben glaubt, wofür aber bis jetzt noch kein nach jeder Richtung hin zwingender Beweis vorliegt, so liegt es nahe, ja, es ist wohl notwendig, daß man dann auch eine Anpassung an das Licht erwartet. Es muß hier ebenfalls zwischen Reaktion von Seiten der Pflanze auf veränderten Lichtgenuß einerseits und Anpassung (Akkommodation) anderseits, welche wohl passend als Alluminatiou zu bezeichnen wäre, unterschieden werden.

B. Ansprüche der Holzarten au den Boden. lo;^

Wie die Pflanze abgeänderter LichtquajUität gegenüber in der mannigfachsten Weise reagiert, ist auf den vorhergehenden Seiten ge- zeigt worden; eine Buche kann assimilieren beim vollen Lichtgenuß 1 bis zum achtzigsten Teil desselben. Innerhalb dieses weiten Spiel- raumes muß die Buche zunächst in der Wuchsgeschwindigkoit, in der Ausbildung ihrer Ki-one, in dem Ausbau ihrer Blätter innerlich (Ana- tomie) wie äußerlich (Größe) Abänderungen erleiden. Dies ist Jedoch einfache Reaktion, keine Anpassung: letztere wäre erfüllt, wenn die Buche bei V'so des vollen Lichtes ebenso schnell oder mit der gleichen Äste- und Blätterentfaltung, mit gleichem Ausbau der Blatt- organe emporwachsen würde wie beim Lichtgenuß 1. Eine Reaktion auf das Licht ohne Fixierung des veränderten Zustandes der Pflanze bis zur Erblichkeit kann keine Allumination sein. Die flache Krone der unterdrückten Bäimie kann nur eine Reaktion , keine Anpassung sein, denn sie geht soforti bei steigendem Lichtgenuß wieder verloren und führt bei plötzlicher Einwirkung des VoUichtes zum Wachstums- stillstand. Eine Anpassung an fremdes Lichtklima bedingt eine voll- ständige Wesensänderung der Pflanze , welche eingetreten wäre , wenn die Buche unter allen Lichtverhältnissen und in allen Nachkommen eine flache oder eine normale Krone zeigen würde: dann läge aber keine Reaktion, keine Variation, sondern eine neue Art vor. Li Europa wie in Amerika ist aber aus der einen Art weder durch Wärme (Akklimatisation) noch durch Licht (Allumination) eine zweite Art entstanden: wo mehrere Arten sich finden, können weder Wärme noch Licht und, wie hier hinzugefügt werden mag. noch Boden die artbildenden Faktoren gewesen sein. Die Erlilichkeit einer neuen Lichtgesealt bei den Holzarten ist schon dadurch unmög- lich, daß eine durch Lichtmangel in ihi'er Gestalt veränderte Pflanze keine Früchte träg-t. So vermag der Faktor „Licht" im Klima so wenig wie der Faktor Wärme oder wie der Boden Variationen oder Individuali- täten in der Natm^ nicht hervorziu'ufen.

B. Ansprüche der Holzarten an den Boden.

Die natürliche Verteilung der Holzarten innerhalb der ihren Wärme- bedürfnissen entsprechenden Klimazonen übernehmen auf gut em Boden die Faktoren Wärme, Licht. Raschwüchsigkeit , Verbreitungstahigkeit und andere ; je mehr aber der Boden eine einseitige Konstitution zeigt, imi so mächtiger wird die Rolle, welche der Boden bei der Verteilung und im Gedeihen der Holzarten spielt. Auf gutem Boden gedeihen alle Holzarten, welche der Wärmeanspruch dem betreflenden Standorte zuweist : ist aber im Boden irgendein für das Wachstum der Holzart nötiger, zumeist physikalischer Faktor im Minimum vorhanden, so können nur jene Holzarten wachsen, die mit diesem Faktor am

l()(j Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

besten sich abzufinden vermögen ; ist in einem Boden irgendein Faktor in einem für das Pflanzenleben schädlichen Maximum vorhanden, so können nur jene Holzarten gedeihen, welche mit dem schädlichen Faktor noch am besten auszukommen vermögen. Alle Holzarten ver- langen einen guten Boden, um das Ziel ihres Daseins, das freilich von den Zielen der Menschen meist verschieden ist, zu erreichen.

Die Bezeichnmig .jgiiter Boden" ist eigentlich ein Sammelname; denn die Bodengüte kann bestehen:

1. in der Bodenmenge, welche horizontal wie vertikal dem Verbreitungsbedürfnisse der Wurzeln genügen muß;

2. im Reichtum an mineralischen Salzen, welche in einer für Wurzehi aufnehmbaren Form vorhanden sein müssen;

3. im physikalisch günstigen Zustande des Bodens, der genügend locker, durchlüftet, durchfeuchtet, durchwärmt sein muß.

adl. Bodenmenge. Horizontal wird die Bodenmenge im "Walde eingeengt, wenn die Wurzeln der Bäume an größere Steine und Felsen anstoßen, wenn sie auf größeren, isolierten Steinplatten sich verbreiten , wenn sie auf Gräben, Straßen, Flußufer u. dgl. in ihrem Längenwachstum auftreffen oder endlich, wenn sie in der Verbreitung und Ausnützung des Bodens durch die Wurzeln der benachbarten •Bäume oder auch tiefwurzelnder Nachbarsträucher, -gräser und -kräuter verhindert werden, was man mit dem Worte ..Wurzelkonkurrenz" in neuester Zeit bezeichnet. Der mechanische Einfluß ist hier weniger entscheidend als der phj-siologische, der Entzug von Wasser und Nähr- stoffen.

Die Bodenmenge in der vertikalen Richtung heißt Boden- tiefe. Die keimende und heranwachsende Pflanzt strebt so rasch als möglich den frischeren und tieferen Bodenschichten zu, um der größten Gefahr, welche ihr droht, der Vertrocknung, zu entgehen. Es genügen einige Jahre, um die Pflanzen gegen die schlimmsten Trockenperioden zu sichern, wenn der Boden mächtig genug ist, um den Pflanzen das Vordringen zu größeren Tiefen zu ermöglichen. Findet ein Vertrocknen während einer Dürreperiode statt, so war die Pflanze entweder noch nicht mit ihren Wurzeln in tiefere Schichten vorgedrungen (Jugend, Verpflanzung), oder sie konnte infolge eines mechanischen Hindernisses nicht in die Tiefe vordringen, aus Mangel an Tiefe des Bodens. Ist mit dem Stangenholzalter der Bäume das Haupttiefenwachstum der Wurzeln abgeschlossen, so zeigt sich, daß auf gleich tiefem Boden nicht alle Holzarten gleich tief vorgedrungen sind.

Boden , der das Eindringen der Wurzeln auf mehr als 1 m Tiefe gestattet, nennt man sehr tiefgründig; Holzarten, welche ihre Wurzeln mehr als 1 m tief in den Boden versenken, nennt man Pfahl- wurzler; sie dringen mit einer Wurzel, welche die genaue Fortsetzung des oberirdischen Schaftes ist, senkrecht in den Boden ; hierher zählen

B. Ansprüche dei' Holzarten an .k-n Boden. loj

die Gattimgeii Quercus, Pinus, Castanea und andere, denen eine er- höhte Sturmfestigkeit zukommt. Tiefgründiger Boden ermöglicht eine Durchwnrzehmg bis zu 1 m Tiefe: zwischen 0,5 m und 1 m Hegt das Wurzelwerk der Hauptzahl der Baumarten; sie beginnen ihr Tief- -wachstum mit einer Pfahlwurzel, welche aber nicht weiter vordringt und in der Folge von stark wachsenden, aus dem Wurzelhalse ent- springenden, schief nach unten vordringenden "Wurzeln (llerzwurzeln) abgelöst wird. Man nennt diese Baumarten Herz würz 1er" ; ihre Verankerung im Boden ist eine genügende, ihre Stunnfestigkeit eine große.

Boden, der niu' bis zu 0,ö m von Wurzehi bewohnbar ist, heilit flachgründig; Holzarten, welche trotz vorhandener, größerer Boden- tiefe nur bis zu 0,5 m mit ihren Wurzeln vordringen, soliin in flachem, aber sonst gutem Boden ilire vollkommene Entwicklung erreichen können, heißen ., Flachwurzler" ; die Gattungen Carpinus, Betiüa, Robinia imd vor allem Picea, die Fichten, zählen hierher. Boden, der ein Ein- di'iugen der Wurzeln nur bis 0,3 m Tiefe erlaubt, wird seichtgründig genannt. (Unterlage Ton- oder Lettenlager. Kies, Gerolle, Felsen, Grundwasser usw.) Ist der Boden in allen übrigen Eigenschaften gut, so vermag jede Holzart auf seichtem Boden zu wachsen und wenigstens iliren Lebenszweck, die Vermehrung, zu erreichen; es wird aber der vegetative Teil der Pflanzen, der Schaft, imi so mehr ziuücktreten, je größere Bodentiefe sie für die normale , forstlich notwendige Baum- dimension beansprucht. Auf seichtem Boden werden nicht sofort Eichen, Föhren und andere Pfahlwurzler sogleich verschwinden, sondern sie werden wachsen mit verkürztem, verkriimmtem Schafte, weit ausladender Krone, mit einer für forstliche Zwecke wertlosen Wuchsform. Auf seichtem , aber sonst gutem Boden dagegen werden jene Holzarten vollkommen nach forstlicher Forderung sich entwickeln können, welche auch auf tieferem Boden Flachwurzler bleiben. l)as sind die oben genannten Gattimgen, vor allem die Fichtenarten: abi-r auch das Heer der Sträucher und Halbbäume im Walde ist hierher zu zählen.

Diese letzteren Baum- und Strauchgattungen sind somit als be- scheidene Holzarten, bescheiden in ihren Ansprüchen an Bodentiefe, aufzufassen; mit Rücksicht auf die übrigen Eigenschaften des Bodens jedoch sind sie anspruchsvolle Holzarten. Steiniger Boden gilt in der Praxis immer als schlechter Boden, weil er dem Saat- und Pflanz- geschäfte] zu%'iel Schwierigkeit bereitet; für Pflanzen kann ein solcher Boden sehr gut oder sehr schlecht sein, je nach der feinen Boden- menge, welche zwischen den Steinen eingelagert ist. Was von der Redensart zu halten ist, daß eine Holzart noch auf nacktem Felsen wächst, wurde schon früher betrachtet imd dabei betont, daß solche Holzarten ihre Wurzehi in Felsspalten versenkt haben, wo tler beste

1(j8 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Verwittermigsbodeii angehäuft ist: solche Holzarten als bescheiden hinzustellen, ist daher falsch und führt zu irriger Verwendung.

ad 2. Der Reichtum an mineralischen und organischen Nähr- salzen kann nur dann durch eine Holzart ausgebeutet werden, wenn diese in aufnehmbarer Form den Wurzeln geboten werden, d. h. wenn sie im Bodenwasser gelöst sind. Die Erwartungen, welche J. von L i e b i g s Entdeckungen erweckten, daß die chemische Boden- analyse alle Rätsel des Gedeihens und Versagens der Holzarten auf dem gegebenen Standorte lösen und damit zur wichtigsten aller Forschungen im "Walde werden müßte, haben sich nicht erfüllt; bei den geringen Ansprüchen der Holzarten an die chemisch wichtigsten Nährsalze hat sich vielmehr gezeigt, daß diese fast stets in gTößerer Menge vorhanden sind, als sie für die Existenz und das Gedeihen einer Holzart nötig sind, daß sie stets bei Erhaltung der normalen Verwitterungsdecke des Bodens durch Aufschließung von gebundenen in aufnahmsfähiger Form angehäuft werden. Wichtiger haben sich die mechanischen und die physikalischen Bodenanalysen, welche die Unter- suchung der Zusammensetzung und der Eigenschaften der Böden zur Auf- gabe haben, erwiesen. Die Schwierigkeit der Feststellung quantitativ und qualitativ der für die Pflanzen als notwendig erkannten Nährsalze hat es wohl mit sich gebracht, daß unsere Kenntnisse darüber noch äußerst mangelhaft sind und im wesentlichen die Untersuchungen von R. Weber, E. Ebermayer und E. Ramann heute noch als die grundlegenden betrachtet werden müssen ; wir kennen die notwendigen Nährstoffe, aber immer noch nicht das über alles entscheidende Minimum, dessen die verschiedenen Holzpflanzen für ihr Gedeihen bedürfen. Es ist zweifelhaft, ob jener Betrag an Nährsalzen, der nach dem Verglühen der Hölzer in der Asche gefunden wird, als das absolut notwendige Minimum betrachtet werden darf, ob nicht vielmelu' die Holzarten mehr von einem Salze aufnehmen, wenn dieses reielilicher geboten ist, als es für das normale Wachstum nötig wäre. Dazu kommt der störende Faktor der Individualität, wonach jede Pflanze wiederum ein spezifisches, qualitatives und quanti- tatives Bedürfnis an Nährsalzen besitzt. Kali wurde in der euro- päischen Tanne (Abies pectinata), in Juglans nigra und Fagus silvatica im Betrage von 38 45°'o der reinen Asche gefunden; an Natron er- wiesen sich Ulmen und Legföhren (P. Ptimilio) besonders reich; Kalk macht in der Regel drei Viertel des Gesamtgewichtes der Holzasche aus. Tannen haben davon nur 10 ^/o , dafür aber etwas mehr Kiesel- säure. Fichte (Picea excelsa) ist stets reich an Kieselsäure, nämlich bis 36 •'/o. Kieselsäure und Kali spielen zusammen mit Magnesia eine Rolle beim Aufbau des Zellengerüstes; Eisen ist für die Ergrünung, Phosphorsäure für die Kernsubstanz nötig. Die Bedeutung des so wichtigen Kalis ist noch unbekannt.

B. Ansprüclie der Holzarten an den Boden

KC.»

Alle diese Angaben, welche dem großen Werke von Czapek') entnommen sind, deuten jedoch erst an, wie viel im Chemismus der Vorgänge im Leben der Pflanzen noch zu lösen ist. Waldbauliche Folgenmgen darauf aufzubauen, ist heute noch unmöglich; was der Waldbau tun kann, ist, jenen Boden zu verbessern, welcher durch das Wachstum der Holzarten selbst, der besten Reagentien auf die Gesamt- güte des Bodens, als nährstoffarm, als minder gut oder schlecht be- zeichnet wii'd. Die Verbesserung kann durch passive Maßnalnnen, durch Vermeidung aller, die Bodengüte schädlichen Operationen oder durch aktive, durch direkte Zufuhr von Nährstoffen (Düngung) geschehen, worüber in einem späteren Abschnitte gesprochen werden muß.

Organische Bestandteile, wie in Verwitterung be- griffene, humose Stoffe der Pflanzen, die stickstoffreichen Reste der verwesenden Tiere sind als Bodenverbesserer, als Dünge- mittel aufzufassen, wenn ihre Zersetzung unter Mitwirkung von Bakterien fortsclireitet , und wenn sie dabei den mineralischen (an- organischen) Bestandteilen des Bodens eingelagert werden. Diese Einlagerung wird durch das Eindringen, Absterben und Verwittern der Wm'zeln, durch Tiere (Regenwürmer und andere unterirdisch wohnende Tiere) vermittelt. Die beste Verfassung zeigt ein Boden, in dem die Auflösung der organischen Stoffe und ihre Zufulir sich die Wagschale halten, so daß keine oder eine unbedeutende Anhäufung ungenügend zersetzter, organischer, besonders humus- resp. pflanzen- säurereicher , pflanzlicher Abfallstoffe erfolgt. Anhäufung von un- zersetzten Pflanzenstoffen, die wegen des Gehalts an Humussäure [nach Baumann ^) an unzersetzter Pflanzensäure der Moose] eine saure Reaktion besitzen, heißen Rohhumus, Waldtorf, Moorboden, je nachdem Wasserüberschuß oder Wassermangel an der Verzögenmg der Auflösung Schuld tragen. Diese schichtenartig auf dem minera- lischen Boden aufliegenden Rohhumusmassen bedingen stets eine Ver- schlechterang des Bodens, obwohl der Rohhumus alles enthält, was zur Ernähi'ung einer Pflanze ausreichen würde.

Es ist Aufgabe des Waldbaues, speziell der Walderziehung, das Verhältnis zwischen Abfall und Verwitterung der organischen Stoffe so zu regeln , daß eine Anhäufung , eine Bildung von Rohhumus . von Bleichsand, von Ortstein unterbleibt. Um dieses zu en-eichen, wird die Erziehmigsmethode nach Holzart, Boden und Klima eine verschiedene sein müssen, von welchen drei Faktoren die Geschwindigkeit der Zer- setzung der Streumassen abhängt.

Um die Holzarten in ihren Ansprüchen an den Boden einwerten zu können, muß man die Böden nach ihrer (^ualitität ginippieren.

1) Dr. Fr. Czapek, Biochemie der Pflanzen. G. Fischer, Jena. 2 Bde. 1905. ■-) Dr. Baumann, Naturw. Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft 1907.

110 Dritter Abschnitt. Natvirgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Setzt man die notwendige, physikalische Bodenbeschaffenheit als gegeben voraus, so gelten nach dem Nährwerte

als die besten Böden: sandiger Lehm, Mergel (Kalk, Ton, Sand), Löß (poröser, verwitterter Staubsand), vulkanischer Verwitte- rungsboden, harte Erde, alle genannten Böden mit dem Wassergehalt frisch ;

als gute Böden: lehmiger Sand, humoser Sand, kalki'eicher Sand, alle genannten Böden mit dem Wassergehalt frisch (siehe Bodenfeuchtigkeit) ;

als geringe Böden: sandige, kieselsäurereich und arm an Lehm und Ton, trockener Sandboden, Kalksand, Ton, Letten, Moorboden, alle trockenen Böden, seichte Fichtenböden (siehe Bodenfeuchtig- keit) ;

als schlechte Böden: Flugsand, Dünensand, Schutthalden, Geröllboden und alle unverwitterten, felsigen Böden, alle nassen und alle dürren Böden (siehe Bodenfeuchtigkeit).

AVas die Ansprüche der Holzarten an die Bodengüte anlangt, so gilt als Leitsatz: Jede Holzart liebt guten bis besten Boden: nur in der Fähigkeit, auch mit weniger gutem Boden noch vorlieb zu nehmen , sind die Holzarten verschieden , und jene, welche auf weniger gutem Boden noch forstliche Brauchbarkeit erreichen, werden bescheiden genannt. Hinsichtlich der Ansprüche an den Bodennährgehalt gelten, günstige übrige Eigenschaften im Boden vor- ausgesetzt, folgende allgemeine Gesichtspunkte :

1. Alle Holzarten sind im ersten, ja selbst noch im zweiten Lebens- jahrzehnt anspruchsloser als später; ihre Entwicklung auf geringem Boden w^äkrend der beiden ersten Jalirzehnte ist daher eine tmgerische (Lärche !), und der wahre Ansj)ruch äußert sich erst bei der Annäherimg und während des Stangenkolzalters. Eine anspruchsvolle Holzart auf geringen Boden verbracht, wird sonach anfänglich nach den Leidens- jahren der Verpflanzung gut gedeihen; sie ward infolge des ungenügenden Bodens mit einem Male nur dann absterben, wenn während dieser Zeit äußere Störungen (Lisekten, Pilze) hinzugetreten sind: nur auf schlechtem Boden verkümmert die Pflanze und stirbt meist schon im ersten Dezennium ab.

2. Laubbäume, welche befähigt sind, zu mächtigen Bäumen heran- zuwachsen, können nur dann bescheiden sein, Avenn ihnen die Fähig- keit innewohnt, den Bodennährwert durch Aufnahme von Stickstoft' aus der Luft zu erhöhen; alle schmetterlingsblütigen Bämne, wie Robinia, Cladrastis, Gjonnocladus usw., alle Erlen (Alnus glutinosa, incana, rubra, maritima) und andere zählen hierher.

3. Laubhölzer mit schwerem Holze sind anspruchsvoller als solche mit leichtem Holze, ausgenommen sind nur Stickstoffsammler.

B. Aasprüche der Holzarten an don Boden. ] 1 \

4, Von den Nadelhölzern sind nur jene Viescheiden, welche schon in der freien Natur des Urwaldes auf gutem und geringem Boden zu- gleich oder niu' auf geringem Boden sich finden, wie die zwei- und dreinadeligen Föhren, Junipems usw.; je geringer der Boden, um so geringer die Höhenentwicklung und der forstliche Wert.

5. Bescheiden sind alle Holzarten, welche auch auf bestem Boden nur zu Halbbäumen oder Bäumen HI. Größe oder nur zu Sträuchern sich zu entwickeln vermögen.

(5. Mit geringerem Bodennährgehalt nehmen die Holzarten vorlieb, bei größerer Bodenfrische, bei größerem Wärme- und ebenso bei er- höhtem Lichtgenusse.

7. Den Boden verbessert im Nährgehalt jede Holzart, wenn auf üire und der Bodendecke Nützmig verzichtet wird. Wird nur Holz ge- nützt, so ist es wahi'scheinlich , aber noch nicht erwiesen, daß der Nährgehalt des Bodens wenigstens keine Schmälerung erfahren wird; wird Holz und Bodendecke zugleich genützt, so ist es bereits erwiesen, daß der Boden eine fortschreitende, langsame Verschlechterung er- fahren muß; diese tritt auch ein, wemi die Stetigkeit der Boden- aufschließung plötzlich unterbrochen ^^-il'd (Kahlschlag).

8. Die geologische Abstammmig des Bodens ist gleichgültig: ist derselbe gut, kann auf ihm jede Holzart gedeihen.

Gruppiert man die Holzarten nach ihren Ansprüchen an den Nährwert der Böden, so stehen an der Spitze der anspruchs- vollen die Gattungen Quercus, Carya, Magnolia, Juglans, Fraxinus, ülmus, Larix, Fagus, Castanea und andere. Ziemlich anspruchs- voll sind die Angehörigen der Sektion Strobus, Cembra, Picea, Abies, Pseudotsuga, Tsuga, Chamaecyparis und andere. Ziemlich be- scheiden sind die Gattungen Robinia und andere schmetterlings- blütige Gattungen, die Birken (Gelbbii'ken), Erlen (Alnus), Pappeln. Weiden. Bescheiden sind die zwei- und dreinadeligen Föhren- sektionen und die Birken (Weißbirken).

Bodenfeuchtigkeit. AVasser ist ein wichtiger Faktor im Boden, der keinem Boden fehlen darf, aber auch geradezu als ein Nährwert im Boden erscheint. Nicht jedes Wasser vermag außer einer physikalischen auch eine nahnmgsstoÖliche Wirkung im Boden zu äußern: meteorologisches Wasser ist nahezu chemisch rein, somit als Nälu'faktor am wenigsten geeignet: jedoch haben die neuesten Forschungen ergeben, daß gerade die wichtigen StickstotFsalze mit dem Regen bei elektrischen Entladungen dem Boden aus der Luft zugeführt werden. Untergnmd- wasser, Oberflächenwasser ist reich an Mineralien und erhöht damit den Bodennährgehalt.

Werden dem Boden größere Mengen von Feuchtigkeit in kurzer Zeit zugeführt, wie insbesondere in regein-eichen Gebieten, bei guter Bewässerung, so wird damit auch eine Auswaschung der löslichen

112 Dritter Abschnitt. Xaturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Stoffe veranlaßt, wobei diese in die tieferen Bodenschichten getragen werden ; in regenarmen Gebieten findet eine umgekehrte Bewegung der Nährsalze statt: sie häufen sich in den oberen Bodenschichten an: ja, sie können selbst aus dem Boden ausblühen (Alkaliböden), wie bereits bei den Daseinsbedingungen der Waldungen erwähnt wurde. Wasser lockert den festen und bindet den allzu lockeren Boden; wasserüber- reicher Boden ist im Frühjahr und Sommer kühler, im Herbst und Winter wärmer als benachbarter, wasserarmer Boden, In der Praxis unterscheidet man hauptsächlich folgende Stufen des Feuchtigkeits- gehaltes des Bodens:

Naß: Alle Zwischenräume des Bodens mit Wasser erfüllt, so daß dieses beim Ausheben des Bodens abtropft.

Feucht: Wasser erst beim Zusammendrücken des Bodens ab- tropfend.

Frisch: Die den Boden zusammendmckende Hand wird feucht.

Trocken: Nur die Pflanzenwiu-zeln vermögen noch etwas Wasser dem Boden zu entnehmen.

Dürr: Der Boden zerfällt, wenn er locker, und erhärtet, wenn er bindig ist.

Alle B a u m a r t e n außerhalb der Tropen lieben den frischen Boden-, keine Holzart liebt den feuchten, keine den trockenen Boden; es gibt aber Holzarten, welche besser als andere geeigenschaftet sind, sich mit den Extremen in Feuchtigkeit, wenn auch auf Kosten ihrer Entwicklung, abzufindeii.

Bei Überschuß von Wasser im Boden muß unterschieden werden: sauer reagierende und nährstoffarme, versumpfte Böden-, eine un- vollständige und verlangsamte Zersetzung der Pflanzenstoffe führt An- sammlung derselben und Anreicherung des Wassers mit Humussäure (Pflanzensäure) herbei. Solche saure Böden tragen ihre eigene Klein- flora von Carex , Drosera u. a. ; unter den Holzarten gedeihen noch am besten die Gattungen Alnus, Betula, Thuja, die Föhren der Sektionen Strobus, Murraya und Pinaster. Picea, Taxodium u. a.

Neutral ist der nasse Boden, in dem durch strömendes Grundwasser oder oberirdisch fließendes Wasser eine fortgesetzte Er- neuerung und Zufuhr von gelösten, mineralischen Nährsalzen stattfindet.

Den milden, neutralen, nassen Boden ertragen am besten die Gattungen Fraxinus, Ulmns, Alnus, Betula, Platanus, Salix, Populus u. a.

1) er frische Boden ist das Optimum für alle Holzarten : trockenen Boden ertragen noch am besten die Gattungen Betula, Robinia, von Pinus die zweinadeligen Sektionen Pinaster, Murraya und die dreinadelige Jeflreya.

Anspruch an Bindigkeit (Durchlüftung des Bodens). Mit der Durchlüftimg des Bodens, der Lockerheit, steigt und fällt

B. Ansprüche der Holzarten jin den Boden. 113

auch die Durchclringbarkeit desselben für die Pflanzen wiu'zeln. Jedo Holzart ist imstande, im Laufe ihres Lebens selbst durch ihre Wurzel - tätigkeit und durch Anlockung der den Boden bewohnenden Tiere (besonders Regen w-ürmer , als Folge der imter dem Kronendache er- höhten, gleichmäßigen Bodendurchfeuchtung) den Boden zu lockern, somit denselben sich ihrem Bedürfnis hierin anzupassen. Seichtwurzler lockern und beanspruchen die Lockerung nur auf geringe Bodentiofo, Pfahlwurzler lockern allmählich bis in die tiefsten, ihnen nötigen Schichten. AVird das Kronendach plötzlich diu-chbrochen oder ganz beseitigt {Kahlschlag ), wird die normale Zersetzung der Bodenstreu unterbrochen oder letztere gar beseitigt, so ändert sich auch der Bindigkeitsgrad des Bodens; die Böden werden fester, trockener, die den Boden lockernden Tiere fliehen, oder die Böden ermüden, wie die Praxis z. B. den durch Streurechen erhärteten Buchenboden nennt.

Die Praxis unterscheidet im allgemeinen nur drei Härtegrade für die Bindigkeit des Bodens:

Schwer, fest, schwer zu bearbeiten: Ton, Lehm, Letten, alle sandannen Böden, welche beim Austrocknen erhärten und zerspringen.

Locker, mürbe, leicht zu bearbeiten: sandiger Lehm, lehmiger Sand, humusreicher Boden, frischer Sandboden, Gartenerde.

Lose, flüchtig, sehr leicht zu bearbeiten, aber der Zusammen- hang fehlt: Flugsand, Dünensand, Schutthalden usw.

Alle Holzarten verlangen als optimalen Grad der Bindigkeit einen lockeren Boden; den festen ertragen noch am besten die Eichen, Zitterpappeln; den losen, flüchtigen Boden zu festigen, gelingt am besten mit zwei- und dreinacleligen Föhren oder grasartigen Gewächsen. Der schwere, feste Boden ist zumeist auch feucht und damit auch kalt, so daß das Nichtgedeihen einer Holzart, z. B. der Nadelbäume, das durch den kümmerlichen Wuchs, durch gelbliche Färbung der Nadeln, durch Frostbeschädigungen usw. sich verrät, in der Kegel einer An- häufung von ungünstigen Faktoren zuzuschreiben ist.

Auf die Ansprüche der Holzarten an B o d e n p i 1 z e zum Zwecke einer Wurzelsymbiose (Mykorhiza) ziu" Unterstützung der Aufnahme der gelösten Xährstotife im Boden sei hier niu: hingewiesen mit der Ent- deckung Stahls, daß mit dem Schattenerträgnis der Holzarten die Wurzelverpilzung zunimmt, die Ernährung somit immer mehr von der Mykorhiza abhängig wird. Die Schattenholzarten sind schwach tran- spirierende Pflanzen, welchen die im Boden wuchernden Pilze che Nährsalze vorwegnehmen würden, wenn sie mit ihnen nicht ein Ge- nossenschaftsverhältnis eingehen würden, die AViu-zelsymbiose. Dieses Streben nach Sicherung genügender Bodennahrung durch Vermittelung der Pilze bildet nach Stahl den Sinn der Mykorhizeubildung (Wiesner 1. c. S. 210).

Mayr, Waldbau. 8

114 Dritter Abschnitt. Natuvgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Es ergibt sich die Frage, ob es eine wirkliche Anpassung, Akkomodation, einer Holzart an ihr ungünstigen Boden gibt. Man vermutet die Möglichkeit einer solchen Anpassung, ähnlich wie bei der Akklimatisation durch allmähliche Verbringiing der Holzart in ver- ändertes Klima bzw. hier durch Verbringung in allmählich veränderte Böden. Graf v. Schwerin^) hat diese Anpassung an verschiedene Böden Atterenisation genannt. Es wäre eine verlockende Aus- sicht für den Waldbau , wenn es gelänge , eine Eiche zu züchten oder allmählich durch Anpassung so in der Biologie umzugestalten, daß sie mit schlechtem Sandboden vorlieb nimmt oder ihre Pfahlwurzel ein- zieht zugunsten eines seichten Bodens-, wenn umgekehrt die Fichte ihre Seitenbewurzelung durch Züchtung auf tiefgi'ündigem Boden all- mählich zugTinsten einer sturmsicheren Pfahlwurzel aufgeben, unsere versauerten Sümpfe sich mit Eichen allmählich durch Steigerung des den Eichen gereichten Wassers bevölkern würden. Wenn es eine Atterenisation gibt, so muß sie auch möglich sein bis in das äußerste Extrem. Wer aber dieses Endergebnis von vornherein als unmöglich bezeichnet, der gesteht damit die Unmöglichkeit der Atterenisation zu. Die forstliche Praxis hat bisher der Atterenisation direkt entgegen- gearbeitet, indem sie die jungen Pflanzen stets auf bestem Boden auf- zuziehen strebte zur Erzielung starker, engbewiu'zelter Pflanzen: eine Aufzucht auf geringem Boden verbreitert das Wurzelsj'stem in einer für die Pflanzmig ungünstigen Weise. Die Praxis fürchtet nicht, daß die Föhre dadurch an ihrer Bescheidenheit einbüßt, und hotft nicht, daß die Fichte dadurch tiefwurzelnder wird. Das aber müßte eintreten, wenn es eine Atterenisation gäbe. Auch die freie Natur, die bereits Jahrtausende hindurch Experimente wiederholt, hat nur Mißerfolge aufzuweisen. Die zahllosen Eichen, welche der Eichelhäher auf magere Böden gebracht hat, haben sich alle auch mager entwickelt, sie haben ihre Normalität aufgeben müssen, um auf dem schlechteren Boden wachsen zu können, sie haben stets mit Wuchs Verlusten auf den schlechteren Böden reagiert; hätten sie dort nichts verloren oder das Verlorene trotz des schlechten Bodens wieder zurückerobert, dann wäre eine Atterenisation im waliren, durch das Wort beabsich- tigten Sinne eingetreten. Noch viele Fichten stehen auf dem ihnen seit Jahrtausenden ureigenen, tiefgründigen Boden, die Jugend stammt von den Eltern desselben Standortes. Trotzdem ist dort die Fichte so seichtwurzelnd, als wäre das Eindringen der Wurzeln in die Tiefe seit Jahrtausenden von einer Felsenplatte gehemmt worden. Reaktion auf abgeänderte Bodenverfassung vermag die Pflanze, eine Anpassung ohne Wesensändenmg vermag die Pflanze nicht; der Boden ist ein äußerer

>) Fritz Graf von Schwerin, Mitteilungen der deudrologischeu Gesellschaft, Jahrgang 1907.

B. Ansprache der Holzarten an den Boden. H-,

Faktor, und äußere Faktoren vermögen keine Woseusänderungen horvor- zubrinoen. Wäre dies der Fall, müßte Attorenisation, wie Akklimati- sation und AUumination zur Entstehung neuer Arten führen, ja, es läge darin die Erklärung für die Entstehung neuer und vorhandener Arten ; die Anbau- und Züchtungsergebnisse in der freien Natur aber weisen bis jetzt den Gedanken ab, daß durch äußere Faktoren : Boden, Klima, Licht, neue Arten gebildet werden können; für neue Arten besteht die gleiche Voraussetzung der Genesis wie für neue Individuen, das ist die Befruchtung und sprungweise Abändenmg im Augenblitke der Be- fruchtimg.

B o d e n w ä r m e. Obwolil nach dem Lmern der Erde die Temperatur zimimmt. dringt doch nichts von dieser Wärme bis zur Oberfläche : die mit heißen Quellen in ^'ulkanischen Gebieten emporgebrachte oder an heiße Dämpfe gebundene Wärme kann an einigen Örtlichkeiten für Kultiu-zwecke verwendet werden; die mit flüssigem Gestein empor- gedriickte Wärme wirkt nur schädlich: Wärme von unten liefern brennende Kohlenflöze : Wärme , welche frei wird bei Verwitterung des Bodens, bei Auflösung der organischen Bestandteile ist für das Pflanzenleben ohne allen Wert; es bedarf einer besonderen An- ordnung (Mistbeete), um diese Wärme meßbar und nutzbar zu machen. Es muß zugestanden werden , daß man der Wärme im Boden eine Bedeutung zugeschrieben hat, die ihr nicht zukommt. Professor E b e r m a y e r ^ ) sagl , daß das Erwachen der Vegetation im Frühjahr erst eintreten könne, wenn die Bodentempera tm- 7 9** C er- reicht hat : die Produktion erreiche ihren Höhepunkt , wenn die Tem- peratur im Bereiche der Wurzeln auf 20 22" C gestiegen sei; im Herbst und Winter erlischt schon bei 7 5i° C alle Tätigkeit der Wurzeln. Wäre diese Auffassung richtig, dann könnte es in den Zonen des Fagetums und des Picetums überhaupt keinen Wald, keine Bäume geben; der Wald würde sich die Existenz selbst nehmen, dadm'ch, dal5 er den Boden beschattet, so daß die für notwendig erachteten Tem- peraturbeträge bei weitem nicht mehr erreicht werden können: .jede Ai't von Deckung des Bodens in den Saatbeeten mit Moos, Laub, Torf- mull u. dgl. müßte die Pflanzen schädigen, denn eine nur lU cm starke Bodendecke hält nach den Untersuchungen des Verfassers nmd 'SiJ^.o der zugestrahlten Wärme vom Boden zurück. Das Kronendach eines erwachsenen Fichtenbestandes von gutem Schluß hält 42 "/o der Wärme, das Laubdach der Buche sogar 52°/o der zugestrahlten Wärme vom Boden ab. Die abkühlende Wirkung ist bis in größere Tiefen fühlbar: bei 60 cm Bodentiefe beträgt der W^äi'meausfall im Buchenbestand noch 30 "/o gegenüber der Blöße; so kommt es, daß auf der bayerischen

») Dr. Ebermayer, Die Bedeutung der Bodenwänue fQr das Pflanzenleben in E. Wollnys Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. l'^Ol. XIV. 198.

116 Dritter Abschnitt. Naturgesetzliche Grundlagen der einzelnen Baumarten usw.

Hochebene unter dem 48." nördlicher Breite bei 500 m Erhebung die Bodentemperatur im "Wurzelbereich auch während des Hochsommers eine sehr niedrige bleibt. Während des Sommers 1800 stieg die Boden- wärme im Wurzelbereich bei 40 cm Bodentiefe nicht über 12,9"; in 60 cm Tiefe war die höchste Temperatur 12,5". Da das untersuchte Gebiet klimatisch noch dem Fagetum angehört, so muß die Boden- temperatur im kühleren Gebiete des Picetums während der heißesten Zeit noch geringer sein. Aus Tafeln H und IH, welche auf Gnmd von Hanns' Angaben und von Untersuchungen des Verfassers bei 570 m über dem Meere angefertigt wurden, mögen folgende, allgemeine Gesetze entnommen werden. Im H o c h s o mm e r ist während einer klaren Nacht und eines klaren Tages die Bodentemperatur bei Sonnenaufgang höher als die Lufttemperatur über nacktem und über begrastem Boden, höher als auf dem Kronendach der Bäume, zur Mittagszeit aber niederer als die Luftwärme bis zu 500 m aufwärts; die nackte Bodenoberfläche ist wärmer als die Luft; nackter Boden ist wärmer als begraster und vollends als bewaldeter. Die Bodentemperatur wandert durch Leitung je nach Bodenwert verschieden rasch in die Tiefe. Das Maxi- mum der Erwärmung untertags erscheint nach 12 Stunden in 50 cm Bodentiefe, selbstverständlich mit stark abgemindertem Betrag; schon in 1 m Tiefe verschwinden die täglichen Schwankungen in der Tem- peratur, schon bei 5 m erlöschen auch die jährlichen Schwankungen, der Unterschied zwischen Sommer und Winter fast vollständig; dort herrscht jahraus , jahrein nahezu dieselbe Temperatur , welche der Durchschnittslufttemperatur des Beobachtungsortes während des Jahres gleich ist. Die extremsten Temperaturen weist der nackte Boden, und zwar in seinen obersten Schichten auf, die gleichmäßigsten der bewaldete Boden; in der Mitte steht der begraste. Je wärmer das Klima, um so geringer wird der Unterschied ; untertags sind Luft und Boden annähernd gleich warm; wie die durchschnittliche Wärme der Luft vom Äquator zum Pol hin und an den Bergen von unten nach oben abnimmt, so folgt auch die Durchschnittsbodentemperatur diesem Gesetz; aber den Zonen der Bodenwärme kommt nicht die Bedeutung zu wie jenen der Luftwärme, und es scheint, daß es ein Temporaturoptimum im Boden für Holzarten überhaupt nicht gibt.

Im Winter ist die Temperatur des Bodens bei klaren, wmdstillen Tagen höher als alle Temperaturen oberhalb der Erdschicht. Der Waldboden ist der wärmste ; daran reiht sich der schneebedeckte Boden; der schneefreie ist der kälteste, da die Minusgrade am tiefsten eindringen. Das Frühjahr findet im Boden den Vori'at an Winterkälte ; der ausgehende Herbst zehrt bereits vom Wärmevorrat des Sommers.

Aus der Abbildung Taf. III kann entnommen werden, welche Ver- änderungen in Luft- und Bodentemperatur vor sich gehen, wenn ein Waldteil kahl abgeschlagen wird (nackter Boden) und allmählich eine

B. Ansprüche der Holzarten uu den Boden. 117

Verunkrautung (begi-aster Boden) sich einstollt. Werden die Kahlflächen besät, so ist das Samenkorn der intensivsten Erwärmung auf dem nackten Boden ausgesetzt. Dunkel gefärbte Böden können, wie bereits erwälmt , sich so sein- erhitzen , daß die Keimlinge getötet werden ; solche Böden verlangen Schutzmittel zur Abhaltung der stärksten Be- strahlung. Alle Keimlinge suchen zunächst durch eine zum oberirdi- schen Trieb unverhältnismäßig starke und tiefgehende Wurzelbildung dem Bodenniveau, in dem es am heißesten und deshalb auch am trocken- sten ist, möglichst rasch zu enteilen und von den Schwankungen dieses Faktors unabhängig zu werden, auch wenn dabei der Faktor Wärme , scheinbar wenigstens , ungünstiger wird. Nur das keimende Korn ist in seiner ganzen Biologie von der Temperatur des Bodens unabhängig-, die ein- und zweijährigen Pflanzen stehen bereits unter dem Emfluß der Lufttemperatur, die unmittelbar über dem Boden in den schHmmsten Extremen schwankt, zumal wenn der Boden ver- unkrautet ist. Je älter die Baumpflanze, um so mehr entwächst sie dem Einfluß des Bodens , soweit seine Temperatur in Frage kommt. Daß aber trotz der geringen Temperatur im Boden alle Prozesse der chemi- schen Auflösungen und Verbindungen, alle Fmiktionen der Wurzeln, vor allem auch deren Wachstum normal vor sich gehen kann, lehren die Waldungen der kühlsten Regionen.

Vierter Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

1. Art, Varietät, Rasse, Individuum, Wuchsfehler und Wuchs- vorzüge, Vererbung, Provenienz usw.

Da es ganz aussichtslos erscheint, eine Verständio-nng über die Be- griffe : Art, Varietät, Formen, Rassen zu erzielen, muß jeder, der wissen- schaftlich und selbständig arbeitet, definieren, was er unter Varietäten oder Rassen oder Arten versteht. Der Begriff Arten oder Varietäten, wie er gegenwärtig besteht, ist durchaus nichts Feststehendes, Dogmen- haftes, so wenig wie die herrschende Benennung der Pflanzen: Einheit in den Begriffen ist so unmöglich wie Einheit in den Benennungen. Denn die Einheit setzt als erstes voraus die Dauer der Begriffe und der Namen. Da aber beide nur das Resultat wissenschaftlicher For- schung sein können, können Einheit und Begriffe nur so lange dauern, bis die wissenschaftliche Forschung einen Fortschritt zu verzeichnen hat.

Ein solcher mächtiger Fortschritt war es , als man erkannte , zum Wesen einer Pflanze gehöre nicht bloß ihre äußere Erscheinung, sondern vielmehr auch ihr innerer Bau, ihre Lebensgeschichte, die in der freien Natur zur Abgrenzung von Verbreitungsgebieten führt. Die frühere Definition der Art (Spezies), die ausschließlich auf äußere (morpho- logische) Merkmale fußte, mußte daher fallen gelassen und zum Arten- begriff neben Morphologie auch Anatomie, Physiologie und Geographie der Pflanze als gleichwertige Faktoren hinzu genommen werden.

1. Zu einer Ai't (Spezies) sind nach Ansicht des Verf. Bäume zu rechnen, welche in einem Komplex von äußeren, d. h. morphologischen und zugleich erblichen Eigenschaften (Blüte, Fruchtbildung, Belaubung, Berindung , Bewurzelung , Tracht) in ihren inneren , d. h. anatomisch- elementaren und zugleich erblichen Eigenschaften (anatomische Ele- mente der Rinde, des Holzes, der Blätter), in einem Komplex von physiologischen und biologischen Eigenschaften (Verhalten gegen Licht, Wärme, Boden, in Schnellwüchsigkeit usw.) übereinstimmen, welche

1. Art, Varietät, Rasse, Individuum, Wuchsfchior uii.l Wuclisvorzüse usw. H«)

sodann ein o-eographisch in sich insoweit al)«j;e.schlossenes Verbroitunj^rs- gebiet besitzen, daß sie in dem l)estimmton Gebiet Ijei entspreehondou Wärme-, Licht- und BodenverhäUnissen herrschend auftreten, d. h. die anderen nah verwandten Arten (Spezies) von diesem Gebiete aus- schließen.

Als Arten in diesem erwähnten, naturwissenschaftlichen Sinne, nicht aber im Sinne des alten S[)eziesdogmas oder der Kongreßboschlüsse haben daher folgende Holzgewächse zu gelten, die früher als Varietäten mit konstanten und erblichen Eigenschaften betrachtet wm-den.

Picea obovata, die sibirische Fichte, ist nicht eine Varietät, vor allem keine Klimavarietät der Picea excelsa oder europäischen Fichte, sondern eine Art, in einem Klima erwachsen, das dem der ursprüng- lichen Heimat der europäischen Fichte, soweit die Beobachtungen reichen, in Temperatiu' und Luftfeuchtigkeit gleich ist: daß an den Grenzgebieten beider Fichten die Ai'ten sich geographisch und physio- logisch mischen (Bastarde bilden) ist eine bei den meisten Holzarten zu beobachtende Erscheinung. Falsch aber ist es, solche Bastarde als Übergangsformen von einer Art in die andere aufzufassen. Larix sibirica , die sibirische Lärche , kann keine Varität , sondern muß eine Art sein, denn ihre Individuen entsprechen vollständig obigen Anfor- derungen an eine Art. Pinus sibirica, die sibirische Zürbel, muß aus dem gleichen Grunde als eine Art, nicht als eine Varietät der Alpen- zürbel betrachtet werden. Pinus lapponica ist aus diesem Grunde eine Art , welche in Finnland , Schweden und Norwegen wächst, wozu aber die Föhre von Riga , wie Verfasser stets ausdrücklich betonte , nicht gehört, weil letztere nur die Fortsetzmig der mitteleuropäi><chen Föhre von Westpreußen über Ostpreußen, Kurland nach Livland imd Estland darstellt: Pseudotsuga glauca, die Colorado-Douglasie, ist morphologisch, anatomisch, biologisch und geogi'aphisch eine eigene Art, ebenso wie Pseudotsuga Douglasii oder Pseudotsuga japonica ihre nächsten Ver- wandten in Westamerika bzw. Japan; Pinus uncinnata, Mughus, Pumilio, austriaca, corsicana, Jeffreyi, scopulonim usw. sind Arten.

Daß die Feststellimg der Art botanisch, waldbaulich und gärtnerisch von größter Wichtigkeit ist, bedarf keines Hinweises; ebenso wichtig ist natürlich auch die Herkunft (Provenienz) des Saatgutes von der richtigen, gewünschten Art.

Als Varietät (Varietas) faßt die heutige Systematik jene Pflanzenformen auf, welche abweichende Merkmale von der Art (Spezies) aufweisen; diese abweichenden Merkmale müssen durch Generationen hindurch erblich, somit konstant sein. Mit dieser Defini- tion ist der Willkür und Deutung freier Spielraum gelassen , denn da- mit ist der Unterschied von der Art ganz allein auf dio äußere Er- scheinung gelegt und es jedem einzelnen überlassen, ol> er abweichende Merkmale für groß genug hält, um die betreifenden Pflanzen als Varietät

120 Vierter Abschuitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

einer Art oder als eigene Art aufzulassen. Erblichkeit und Konstanz der Eigenschaften sind Merkmale der Art.

Ein Varietätmerkmal soll konstant und erblich sein; ist das nicht ein Widerspruch? Entweder ist alles variabel, das schließt dann die Erblichkeit aus, oder es ist alles erblich, d. h. konstant, wenigstens für so langen Zeitraum liindurch, als der Mensch für seine Erkemitnis und Beobachtung zu erfassen vermag, dann ist die Variabilität aus- geschlossen. Das scheinbar geringfügigste Merkmal wird dadurch groß genug, daß es konstant, d. h. erblich ist. Zwei Ahornbäume, die morphologisch und biologisch absolute Gleichheit aufweisen ^"ürden, müßten als zwei getrennte Arten gelten, wenn der eine Milchsäfte führt, der andere nicht; schmetterlingsblütige Ptlanzen, die in Blüten, Früchten und Blättern absolut gleich sind, müßten als eigene Art gelten, wenn die eine eine Schlingpflanze , die andere ein Baum wäre , eine dritte selbst unter den günstigsten Bedingungen nur ein Strauch wird. So wie heute der BegiiiT „Varietät" gefaßt wird, gibt es keine Varietät mehr; solche Varietäten unterscheiden sich von den Arten nur durch ein Plus oder Minus in der menschlichen Erkenntnis.

2. Als Lusus oder Mutation es, Spielarten, Spiel- formen wären solche Bäume zu bezeichnen, welche nur in der morpho- logischen, nicht aber in der elementar-anatomischen Eigenschaft von der Art abweichen, wenn dieser variierte Charakter für das ganze Leben des betreffenden Baumes konstant, aber nicht oder nur zum kleinsten Prozente auf die Nachkommenschaft vererbt wird: für sie ist charakte- ristisch, daß sie mitten unter den typischen Exemplaren, zumeist vereinzelt, selten in größerer Zahl entstehen. Gerade diese Entstehungsweise aber beweist, daß weder Boden noch Klima, noch Erziehung die Ursache dieser Spielarten sein können; hierüber brauchen wir kein Experiment, denn es wiederholt die Natm' dasselbe seit Jahrhunderten stetig vor unseren Augen. Wer Pflanzen einer Art nach tausenden züchtet, gewahrt mitten unter den typischen Pflanzen plötzlich eine hängende oder eine astlose , eine rot- oder gelbgefärbte Form. Auf ganz gleichem, von der umgebenden Natur völlig unabhängigem Wege entstehen alle die gärtnerisch interessanten Trauer-, Kriech-, Zwerg-, Busch-, Schlangenformen, juvenile, pana- schierte , zerschli^zt-blätterige , Gold- und Silber- oder monophylle Formen. Für die meisten dieser Formen ist charakteristisch, daß ihr Alter von den vielen Mißhandhmgen außerhalb des Waldes natür- lich ganz abgesehen verküi'zt, ihre Stammentwicklung geschmälert, somit ihr Wert für forstliche Zwecke Null ist, wälu-end der gärtnerische Wert zumeist erhöht ist. Was Mißgebm'ten und Kretins im TieiTeiche, sind diese Spielarten (Lusus) im Pflanzenreiche: der Zeitpunkt der Entstehung der Lusus, ja höchstwahi'scheinlich auch die Ursachen der Entstehung sind dieselben wie bei den Tieren : von äußeren Einflüssen

1. Art, \'arietät, Rasse, Individuum, Wuchsfehler und WuchsvorzOge usw. \2\

unabhängige, imiere Ursachen, welche bei der Vereinigung der Sexual- zellen zu einer neuen Art oder zu einem Lusus oder zu einem neuen Individuum den Anstoß geben. Spielarten (Lusus) sind durchaus nicht häufig in der Natur: unter den Fichten triti't auf kaum eine Million normaler Pflanzen eine einzige Scldangenspielart; manche Holzarten neigen hierzu häufiger, wie die Rotbuche zur Blutbuchen- bildung, Buchenstockaussehlag zur Silbertbrm der Blätter; für die japanischen Föhrenarten gelang es Verfasser 4:3 Spielarten, oder Lusus festzustellen. Sämereien von den Spielarten gesammelt geben zuweilen in einigen Prozenten die Charaktere der Spielarten wieder: in den weitaus häufigsten Fällen ist man zur ungeschlechtlichen Vermehrung (Steckling, Pfropfimg) gezwungen aus Mangel an ErbUchkeit der vom Tj^us abweichenden Formen.

3. Individualitäten (individualitas) vielfach auch Rassen genamit, gibt es unendlich viele. Nicht zwei Lidividuen derselben Art sind in allen Punkten ihrer äußeren Erscheinung und inneren Entwick- lung einander völlig gleich; selbst wenn äußerliche Gleichheit zu be- stehen scheint, sind im Innern der Pflanzen Difterenzen im Verhältnis der Verteilung der anatomischen Elemente (Beteiligimg der einzelnen ZeUenformen am Aufbau des Holzes nach Qualität, Jahn'ingsl^au usw.), kaum zwei Lidividuen zeigen den ganz gleichen Vegetationsbeginn, Blütebeginn, Fruchtansatz, Vegetationsabsclüuß. Auf allen Böden und in allen Klimalagen gibt es Bäume einer xArt, welche Diflerenzen im "Wachstumsbegiim von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen zeigen, welche in Wuchsgeschwindigkeit ganz beträchtlich divergieren, und diese divergenten Individuen stehen unmittelbar neben- einander und stammen seit Urzeiten von Bäumen ab, welche an demselben Boden und in demselben Klima seit Urzeiten erwachsen sind. Diese Tatsache, auf die Verfasser zu- erst in seinen Schriften hingewiesen hat , scliließt die Erklärung aus, daß die Schnell- oder Langsamwüchsigkeit der Individuen, der frühe oder späte Vegetationsbeginn und die übrigen Abweichungen auf Ein- flüsse des Bodens oder des KUmas zurückgeführt werden kömien; da auf ein und demselben Boden nebenemander aus gleicher Saat hervor- gegangene gerad- und km mm schäftige Laubhölzer, solche mit und solche ohne Klebeäste . gabelgipfeüge und normale sich finden , so müssen auch diese Eigenschaften zu den individuellen gerechnet werden, die in der Pflanze schlummern und unabhängig von Klima und Boden in die Erscheinung treten. Daß in der indi^-iduellen Anlage nicht die einzige Ursache für Knuumwüchsigkeit, Klebästebildung, Langsammichsigkeit usw. liegt, davon werden die folgenden Auseinandersetzungen Zeugnis geben.

Die nächste Frage ist: Sind die Individualitätscharaktere erblich? Seit zehn Jahren führt Vertasser über diesen Pimkt Versuche im forst-

122 Vierter Abschnitt. "Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

lieben Versuchsgarten zu Grafrath aus : alle hatten bisher ein negatives Ergebnis. Aus Früchten, die von einer sehr früh treibenden Roß- kastanie genommen wm-den, erwuchsen die am spätesten austreibenden Pflanzen des Versuches, aus Samen des spät treibenden Baumes er- wuchsen die am frühesten austreibenden Pflanzen des Versuches; nicht einmal die Majorität der Pflanzen richtet sich nach dem Mutterbaum.

Soweit heute schon geurteilt werden kann, muß das Urteil lauten: Der Individualitätscharakter bleibt für das betreffende Individuum das ganze Leben hindurch unverändert, es vererbt sich nur die Neigung zu einer neuen Individualität, für welche somit der Individualitäts- charakter des Mutterbaumes nicht alleinbestimmend sein kann. Damit fallt aber die Forderung für Kulturzwecke, die Sämereien von be- stimmten Individuen zu sammeln , um den uns er^'ünschten Charakter des Mutterbaumes in den Nachkommen vorherrschend oder allein- herrschend wieder zu finden oder sogar durch Selektion bestimmte Eigenschaften zu züchten, in sich zusammen ; die Provenienz des Saat- gutes hat für In dividualitätseigenschaftenderNach kommen keine Bedeutung. Da individuelle Langsam- oder Raschwüchsig- keit, Frühzeitigkeit im Vegetationsbeginn dieselbe Tendenz während des ganzen Lebens der betreffenden Pflanze beibehalten, ist unter den jungen Individuen die Auswahl je nach dem beabsichtigten Zweck von größter, waldbaulicher Bedeutung.

4. Standortformon (Klimarassen, Bodenrassen), Er- ziehungsformen, Licht-, Schatten- und Freistands-, Schirmstands-, Beschädigungs- usw. Formen (Formae). Das Klima des Standortes beeinflußt natürlich die äußere Erscheinung und innere Entwicklung auf das mächtigste; Verfasser hat, um diesen Ein- fluß zu präzisieren, für jede Holzart ein mittleres Klima (entsprechend dem mittleren Teile des Verbreitungsgebietes) als das beste Klima an- genommen (Optimum), von dorn hinweg nach der Kältegrenze die Wuchsgeschwindigkeit stetig abnimmt, wälirend nach der Wärmegrenze hin die Wuchsgeschwindigkeit anfänglich zunimmt, d. h. größer ist als im Optimum, um dann früher zu erlöschen als im Optimum. Durch veränderte Klimalage werden daher die schnellwüchsig veranlagten Individuen im gleichen Sinne beeinflußt wie die langsam veranlagten. So kann eine schnellmichsig veranlagte Pflanze , in kühleres Klima versetzt, so langsamwüchsig werden als eine langsam veranlagte Pflanze im heimatlichen, wärmeren oder eine sclmell veranlagte Pflanze im kühleren Klima : umgekehrt werden im kühleren Klima wachsende und langsamwüchsig veranlagte Pflanzen, im wärmeren Klima zwar schneller wachsen, immerhin aber noch langsamer sich entwickeln als die schnell oder normal, vielleicht sogar als die langsam veranlagten Pflanzen des wärmeren Klimas. Dieser Satz gilt als sicher, wenn die Pflanze selbst

1. Art, Varietät, Rasse, Individuum, Wuchsfehler und WuchsvorzOge usw. 123

transferiert werden kann. Was im Saatkorn liegt, ob ein schnell- oder langsamwüchsig veranlagter Keim, kann a priori nicht bestimmt werden, da die Individualität des Mntterbanmes nicht erblich ist.

Cieslar*) und nach ihmEngler^) haben nun gefunden, daß die Nachkommen der im kühlsten mid wämisten Klima erwachsenen Fichten ihre dort durch das Klima hervorgebrachte Langsamwüchsigkeit bzw. Schnellwüchsigkeit beibehalten : C i e s 1 a r und nach ihm E n g 1 e r nennen dies die Erblichkeit des Zuwachsvermögens; das Klima habe so lange auf die betreifenden Individuen eingewirkt, daß eine „klimatische Varie- tät" entstanden sei. Das wäre der erste Nachweis, daß eine von außen wirksame Ursache bei Bäumen erbliche Veränderungen hervorrufen kann; nun bleiben noch die praktisch wichtigen Fragen zu lösen, wie viel Jahre diese Erblichkeit nachhält, wo in der Natur die Grenze zwischen Hochgebirgs- imd Tieflandsfichte liegt. Ist Klima die Ur- sache, muß es mit dem Klima alle Übergänge von Tief- zu Hochlands- fichten, somit ungezählte, sogenannte „Klimavarietäten" geben.

Die vor 2o Jahren in den bayerischen Staatswaldungen an mehreren Orten eingeleiteten Versuche mit der Fichte aus Norwegen und Schweden (var. septentrionalis damals genannt) haben schon nach acht Jahren die vöUige Gleichwüchsigkeit mit den umgebenden Fichten gezeigt: Cieslar fand das Gleiche (S. 141); auch die äußere Gestalt, Be- nadelung, Zweigbildung, Farbe war derart, daß in der Umgebung sich die gleichen Formen auffinden ließen: so oft ein Spätfrost die ein- heimische Umgebung schädigte, wm-den gleichzeitig auch die Nordlands- fichten in Mitleidenschaft gezogen; die notorische, antangliche Langsam- wüchsigkeit , welche ein Ergebnis tausendjäkriger Festigimg sein soll, hat nicht einmal acht Jahre hergehalten.

Freilich kann bei allen diesen Versuchen mit nordischem Samen die Prämisse falsch sein, d. h. der Samen kann trotz seiner nordischen Provenienz aus einem Gebiete stammen, das wärmer ist als das neue Anbaugebiet. Zeigen die Pflanzen solchen Saatgutes dennoch lang- sames Anfangswachstum, dann kann keine Kälte varie tat oder -rasse vorliegen.

Beim Bestreben, Sämereien aus nordischen Regionen zu beziehen, ist in erster Linie der Wimsch, frostharte, d. h. spätfrostharte Pflanzen zu erhalten, entscheidend. Seit Jahren betont Verfasser die Natiur- widrigkeit einer solchen Forderung und kämpft gegen die Saat- gutverteuerung durch die Versicherung des Samou-

') Dr. Cieslar, Über die Erblichkeit des Zuwachsvermögens. Zeitschr. f. d. ges. Forstwesen 187ö.

A. Engler, Einfluß der Provenienz des Samens auf die Eigenschaften der iien Holzeewächse. Mitteil. d. Schweiz. Zentralanstalt f. d. forstl. Versucha-

forstlichen Holzgewäch wesen 1905,

124 Vierter Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

liändlers, daß er von besonders nordischer oder hochgelegener Pro- venienz sei. Alle Beobachtungen zeigten deutlich, daß die Natur, das Klima nicht imstande ist, spätfrostharte Individuen zu züchten, und in der Tat erfrieren die Nachkommen der nördlichsten Provenienz ebenso wie die aus der höchsten Waldregion in die wärmere Zone verbrachten Pflanzen, ebenso häufig und ebenso stark wie die im neuen Standorte sie umgebenden , heimischen Pflanzen. Professor E n g 1 e r in Zürich kommt zu dem gleichen Ergebnisse, wenn er sagt, daß es frostharte Rassen nicht gibt, d. h., daß die Provenienz des Saatgutes nach dieser Richtung keinen "Wert besitzt.

Der Erforschung der Ursachen der Krummwüchsigkeit des Schaftes ist noch am meisten Zeit von selten der Forscher, der Praktiker und der Samenhändler gewidmet worden. Es ist tief zu be- klagen, daß hierbei so viel Mangel an Feingefühl und Takt in der Ki'itik gegenteiliger Überzeugung, eine solche Fülle persönlicher Ge- reiztheit und Interessiertheit zutage getreten ist. Nachdem Verfasser auf Grund seiner Studien der Verbreitungsbezirke der Holzarten und ihrer Wuchsverhältnisse in Europa, Amerika und Asien zur Über- zeugung gekommen ist, daß es eine Vererbung der im Laufe des Lebens einer Pflanze durch äußere Umstände er- worbenen Eigenschaften anscheinend nicht gibt, kann es nicht auffallen, wenn er auch die Erblichkeit der Krumm- wüchsigkeit, derDrehwüchsigkeit, des niederen, krüppel- haften Wuchses ebenso wie der Geradschaftigkeit, der Vollholzigkeit, der Baumhohe für bestimmte Arten in Abrede stellt und den Wert der Auswahl (Provenienz) des Saatgutes nach dieser Richtung hin bestreitet. Eine exakte Prüfung der Provenienzversuche Ph. Vilmorins in Les Barres hat des Verfassers Überzeugung nicht zu erschüttern, nur zu befestigen vermocht. Auf Anregung des Verfassers hat der internationale Verband der forstlichen Versuchsanstalten die einschlägige Frage in sein Arbeits- jDrogramm aufgenommen. Sind Gerade- oder Krummwüchsigkeit erb- liche Erscheinimgen, so müssen sie bereits in der Baum Jugend sich zeigen; die Nachkommen der Krummholzfohi'en (Pinus Pumilio) sind bereits in der Jugend krumm; jene der nordischen Fölu'e (lap- ponica) bereits in der Jugend gerade; jene der mitteleuropäischen Föhre (silvestris) bald krumm, bald gerade, je nach Klima, Boden und Behandlung; alle drei Föhren repräsentieren bereits in der Jugend die erblichen Eigenschaften ihrer Eltern. Tritt Krummwüchsigkeit erst in späterem Alter, etwa nach dem 20. Lebensjahi'e auf, so kann sie wohl nicht auf Erblichkeit zurückgeführt werden.

Man kann hier drei Gruppen unterscheiden: die erste umfaßt die Gattung Picea, die Fichtenarten Abies, die Tannenarten, Pseudo- tsuga, die Douglasion, Taxodium, Sciadopitys, die Föhrensektion

1. Art, Varietät, Rasse, Imlividuum, Wuchsfehler und Wuchsvorzüj^e usw. 1 2.')

Strobus , die Stroben und andere ; bei ihnen erwachsen auch unter den ungünstigsten Verhältnissen des Bodens, des Klimas und der Behandlung tadellos gerade Schäfte; auf lÜOO Stämme trittl noch nicht ein Stamm mit gebogenem Schafte; nur an schroffen Hängen beginnt auch bei diesen Baumarton der Schaft mit einer Biegung. Zur zweiten Gruppe, welche durch innere und äußere Einflüsse krummschaftig werden kann, gehören die Gattungen Larix, die Lärchenarten , die Sektion der zwei- und dreinadligen Föhren , die Gattungen Tsuga, Cupressus, Chamaecyparis, Sequoia. Cryptomeria und andere. Am stärksten zeigen als dritte Gruppe, die Laub holz er, die Abweichung von der Geradwüchsigkeit als Folge größerer Empfind- lichkeit gegenüber den äußeren Störungen und als Folge verstärkter, innerer Anlage, intensiveren Individulitätsdranges.

Die äußeren Ursachen, welche die Geradschaftigkeit beein- trächtigen können, sind vor allem im K 1 i m a gelegen. Es wurde bereits hervorgehoben, daß jede Holzart vom Optimum ihres Verbreitungs- bezirkes hinweg eine Abnahme der Hoch- und Geradschaftigkeit erkennen läßt; die Extreme in Schlechtschaftigkeit an den Grenzen der Verbreitungs- zone sind dem W ä r m e ü b e r s c h u ß an der "Wärme- und dem Wärme- mangel an der KältegTenze zuzuschreiben. Höherer Feuch- tigkeitsgehalt der Luft fördert die Geradschaftigkeit. Durch geraden Schaft auffallend und berühmt ist die Föhre oder Kiefer (P. sil- vestris) in ihrem klimatischen Optimum, das ist "West- und Ostpreußen, die baltischen Provinzen (Riga), sind die Eichen in ihrem Optimum in Nordamerika, Japan wie in Südosteuropa, ist die europäische Buche in ihrem Optimum (Nordfrankreich, Deutschland, Böhmen, Ober- und Niederösterreich) und alle anderen Holzarten, deren Optimimi aus der Zentralzone ihres Verbreitungsgebietes sich ergibt : von ihrem Optimiun hinweg nimmt die Schönheit der Schäfte ab; die Föhre von Riga, die in ihrem Optimum unter 100 Stämmen noch nicht einen aufweist, der eine Schaftkrümmung besäße, ist im lufttrockenen und warmen Zentral- frankreich (in Les Barres) unter den gleichen Verhältnissen mit der süddeutschen Föhre ebenso krummschaftig wie diese. Siebzigjährige Bestände der Rigaföhre wiesen an krummwüchsigen Stämmen 37°/o, 32°/o und 26 °o der Gesamtzahl auf; die unmittelbar daneben stehende, süddeutsche Föhre hatte 31 " o knmimwüchsige Indivi- duen; die Entfernung der Rigaföhre von ihrem Optimum hatte sie ebenso nachteilig beeinflußt wie die süddeutsche Fölu-e, d. h. sie war unter dem gleichen Klima der süddeutschen schon in der ersten Generation gleich geworden; die Anlage der Schönschaftigkeit des Optimums der mitteleuropäischen Föhre (Ostpreußen und bakische Provinzen Rußlands) ist daher nicht gefestigt und nicht orblich. Dem Winde fällt eben- falls etliche Schuld an der Krummschaftigkeit der Bäume, insbesondere

120 Vierter Abschnitt. Waldljaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

an (Ion Norchvcst-, West- und Süchvesträndern der Waldungen und Be- stände zu. Verfasser fand bei Untersuchungen der Bestandsränder und des Bestandsinnern von Rigaföhren in Les Barres, daß unter KM) Rand- bäumen 7() stark bis sehr stark gekrümmt waren, während im Innern des Bestandes die Zahl dieser auf 24 herabsank. Schon einer frisch- gesetzten Pflanze kann der Wind gefährUch werden -, wird durch Wind die Wurzel gezerrt, die Pflanze oder der Baum „geschoben", so ist keine Pflanze imstande, sich wiederum ohne Krümmung und Gegen- krümmung zur Herstellung der Gleicligewichtslage gerade zu richten. Im gleichen Sinne wie Wind wirkt besonders im jugendlichen Alter der Schnee.

Auch der Boden kann die äußere , mechanische Ursache zur Krummschaftigkeit sein. Holzarten der zweiten und dritten Gruppe, welche Pfahlwurzler sind, werden auf sehr steinigem oder auf seichtem Boden zur Krümmung und Abbiegung ihrer AVurzeln und ihres Schaftes in- folge eines korrelativen Verhältnisses zwischen Schaft und Wurzehi gezwungen.

Weitere Ursachen dieser Schaftlvrümmung sind Beschädigung und Verlust des Gipfeltriebes, durch absichtliches Einkürzen, diu-ch Schnee, Hagelschlag, Erfrieren, Verletzung durch Insekten, ab- äsende Tiere u. dgl. Es erhebt sich dami oft ein Seitenzweig als Gipfeltrieb, und eine Krümmung des Stämmchens bleibt zurück. Häufen sich solche unglückliche Zufälle auf ein und demselben Stand- orte, so wird ein besonders schafthäßlicher Bestand erwachsen müssen.

Neben den äußeren gibt es offenbar auch innere Ursachen, welche auf gleichem Boden und bei gleichem Klima gerad- und krummschaftige Individuen nebeneinander stellen; unmöglich kann man annehmen, die krummwlichsigen Schäfte stammen alle von ebenso mißgestalteten Eltern ab. Die innere Neigung ist bei der dritten Gruppe mächtiger als bei der zweiten und bei beiden größer als bei der ersten. Auf Aus- lösung der inneren Anlage zur Krummschaftigkeit wirkt offenbar eme üppige Eraährung durch besten, besonders gedüngten Boden, ein be- sonders schlechter Boden, ein wärmeres oder kühleres Klima. Ist die innere Veranlagung zur Krumm wüchsigkeit gefestigt und voll erblich, wie bei den Kriechföhren P. Pumilio, Mughus, pumila, Juniperus prostrata und vielen anderen, so ist sie Artcharakter; ist die Gerad- wüchsigkeit voll erblich, wie bereits für Pinus lapponica mihi, die nordische Föhre, nachweisbar, dann ist sie Artchar akter; zeigt eine Holzart je nach Klima, Boden, Behandlung bald geraden, bald krummen Schaft, so ist diese Variabilität und Abhängigkeit Artcharakter (Pinus silvestris); Bastarde haben nicht einen gemischten, sondern einen eigenen Charakter ; in dieser Abgrenzung liegt die Pro- venienz des Saatgutes.

Allgemein bekannt sind die Auseinandersetzungen, welche der

1. Art, \';irietät, Jiasse, Iiulividuuni, Wuchsfehler und WuchsvorzUj^e usw. 127

Präsident des baltischen Forstvereins, Max v. Sivers, veranlaßte, indem er die Behauptung aufstellte, dali die K i e fe r n - oder Föhren- bestände Deutschlands deshalb so mangelhaft in Schafttbrm seien, weil die Samen aus inländischem, deutschem Saatgute oder, wie er sagte, aus Darmstädter Saatgut erwachsen seien; aus solcher Saat erwüchsen zumeist nur krüppelige Stämme, es sei dies die Folge der Erblichkeit der in Süddeutschland überhaupt knimm- wüchsig erwachsenden Föhren; als sclilagendster Beweis müsse das Verhalten der Jugend des Darmstädter Saatgutes in den baltischen Provinzen gelten. Es erfolgten Gegenäußerungen aus den Kreisen von Forstwirten, daß es sehr wohl auch in Deutschland schönschaftige Föhi-en gebe. Verfasser mußte anerkennen, daß die Saatpflanzen aus Darmstädter SaatgTit in Livland zum Teil sehr schlechtschaftig, zum Teil aber auch doch tadellos standen, daß baltische Jugend bald tadel- los gerade , bald doch auch unter den vom Menschen geänderten Be- dingungen recht ki'umm erwuchs, daß die baltischen Föhrenaltbestände dagegen tadellosen, vollendet geraden Wuchs aufwiesen: die Differenzen bezogen sich auf die Erblichkeit der Anlage zur Geradschaftigkeit in der baltischen, der Anlage zur Krummschaftigkeit in der mitteldeutschen Föhre. Verfasser glaubte, die Krummschaftigkeit der jungen Föhre in Livland, sowohl Darmstädter als baltischer Herkunft, auf die Erziehungs- methode, Steigerung der Feinde und Auswahl des schlechtesten Bodens, die Krümmung der deutschen Tieflandsföhren auf größere Wärme, ge- ringere Luftfeuchtigkeit (Lage außerhalb des Optimums) zurückführen zu müssen. Dabei mußte Verfasser auch auf die Tatsache hinweisen, daß auch in Deutschland über 500 m Elevation, d. h. bei gleichem EQima wie in Livland, ebenso schönschaftige Föhren erwüchsen wie jene ^von Riga (Schwäbisch-bayerische Hochebene, Fiehtelgebirge, Schweiz und Schwarzwald*).

Die oben angeführten Zahlen über die Krummschaftigkeit der Rigaföhre in Les Barres beweisen nicht die Erblichkeit der Schön- schaftigkeit der Rigaföhre ; sie bestätigen vielmehr das allgemeine Natm-- gesetz, daß über Gerad- und Krummschaftigkeit der Silvestrisföhre nicht die Abstammung des Saatgutes (Provenienz), sondern Klima, Boden, Behandlung und Mißhandlung auf dem neuen Standorte entscheidend sind. Es ist hier nicht der Ort, imi den Nachweis zu erbringen, daß auch die Versuche über Erblichkeit und über Züchtung der Geradschaftigkeit bei der Lärche, welche in Oldenburg 2) angestellt wurden, nach der Auffassung und Beobachtung des Verfassers als mißlungen bezeichnet werden müssen. ^ on der Drehwüchsigkeit der Holzfaser des Schaftes wird stets

') C. Wagner, Die räumliche Ordnung im "Walde. 1907. -) H. Mayr, Supplement der Allgem. Forst.- u. Jagdz. 1895.

128 Vierter Abschnitt. AValdbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

behauptet, daß dieser Formfehler erblich sei: nirgends ist ein be- weisender Versuch mit einer Baumart, die neben drehmichsigem auch geradfaseriges Holz besitzt, darüber ausgeführt worden. Soviel ist sicher, daß alle Holzarten auf seichtem Boden, auf Südhängen und steinigem Boden zur Drehwüchsigkeit und zu daraus resultierender Schwerspaltigkeit hinneigen.

Zwiesel- oder Doppelgipfelbildung, eine äußerst lästige Erscheinung, welche bei ungenügender Jungwuchspflege im höheren Alter zu einer Quelle von Verlegenheiten für den AVirtschafter wird,

Abb. ü. Dreißigjährige Eichen (Quercus pedunculata) mit normaler und mit quirlästiger Krone, von Jugend auf fehlerlos und fehlerhaft.

ist bei den Gattungen Picea, Abies, den fünfnadeligen Pinussektionen, bei Pseudotsuga, Larix und anderen Folge einer Verwachsung zweier eng beisammen stehender Pflanzen (Büschelpflanzung) oder Folge eines Gipfelverlustes, wobei zwei Seitentriebe zu neuen Gipfeln sich erheben. Durch innere Steigung doppelgipfelig werden am meisten die Gattungen Tsuga, ChamaecjT)aris, einige Laubhölzer, wie Cercidiphyllum, Fraxinus, Acer; die innere Steigung (individuelle Anlage) wird besonders häufig ausgelöst in nicht zusagendem Klima und auf unpassendem Boden; im Streben, zuerst den Boden zu decken, treiben genannte Holzarten Seitenäste, welche zu aufrechten Trieben werden.

1. Art, Varietät, Rasse, Individuum, Wuohsfehler und Wuchsvorzüge usw. 129

Vergab elunji des Scliaftos kommt vorwiegend bei den Laub- hölzern vor und wird dadurch hervorgerufen, daß ein Seitenzweig ohne erkennbare , äußere Ursachen stärker wächst als die folgenden und die vorausgehenden, ja, daß er dem Gipfeltriel) hierin gleich wird, so daß beide gleich stark und gleich hoch nebeneinander aufwärtij streben, bis der eine zurückbleibt und bald darauf ein zweiter, mit dem ziu-ückgebliebenen korrespondierender Seitenast den Rhythmus seines Vorgängers wiederholt.

Abb. 7. Fünfunddreißigjährige Eichen mit quirlästiger Krone (je zwei Aste bilden einen Schein- quirl i, rt in lockerem, h in vollem Schlüsse, beide von Jugend auf fehlerhaft.

Da unter den gleichen Boden- und Klimaverhältnissen vergabelte und geradschaftige Stämme nebeneinander stehen, kann man nicht Boden und nicht Khma für diese forstlich ungünstigen Ausformungen des Schaftes verantwortlich machen: es Hegen wiederum individuelle, innere Veranlagungen vor, die allerdings auf unpassendem Boden oder ebensolcher Klimalage bei jeder Holzart häufiger in die Erscheinung treten als auf guten Böden und in zusagenden Klimaten. Daß eine überlegende Erziehung der Bestände auf diese individuelle Veranlagung

Mavr. Waldbau. 9

13U Vierter Abschnitt. Wakibaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

ein besonderes Augenmerk richten muß , kann hier nur angedeutet werden, um der Praxis die Wichtigkeit solcher Kronenstudien zu zeigen. Klebe äste und "Wasserreiser werden in der Regel zusannnen- genommen als den Nutzwert schädigende Ausschläge des Schaftes. Beide sind jedoch verschiedenen Ursprungs, physiologisch verschieden.

Abb. 8- n neunjährige japanische Lärche (L. leptolepis), krumm aus natürlicher Anlage. ^ dreißig- jährige europäische Lärche, krumm durch Wind, c dreißigjährige europäisclie Lärche, krumm durch innere Anlage von Jugend auf.

Klebeäste sind kurze Triebe, die den Schaft, z. B. an Buchen oder Eichen, im tiefsten Bestandesschatten und im vollen Lichte umkleiden, ohne daß in ihrer Krone, in ihrer Ernährung eine erklärende Ursache zu erkennen wäre. Wasserreiser sind rasch emporwachsende Triebe, die durch das volle Vorderlicht aus schlafenden Knospen erweckt werden-,

1. Ai't, Varietät, Rasse, Individuum, Wuchsfehler und WuchsvorzUge usw. l;i\

sie nehmen der Ki-one das Vegetationswasser vorweg, so daß diese absterben muÜ (Gipfeldürre, Zopftrockni.s). Plötzliche Freistellung,

Abb. 9. Schäfte von drei fünfzigjährigen, herrschenden Buchen ans vollem Bestandesschlusse, ihre Fehler wiederholen sich von der Jugend bis zur Haubarkeit.

Abb. 10. Drei nebeneinanderstehende, siebzigjährige Nachkommen der Kig»-Föhre in Les Barres (Frankreich).

Senkung des Grandwasserspiegels, sowie allzu weitgehende Entwässe- rung sind die Vorbedingungen für Wasserreiserbildung bei allen Lanb-

132 Vierter Abschnitt. "Waldbaulich-biologische Eigenschaften iler Holzarten.

holzarten, insbesondere Liclithölzern , die aus einer Umgebung von Schattenholzarten losgelöst werden. Klebeästeanlage und Wasserreiser- anlage sind individuell: denn es gibt Bäume, die trotz obiger Angriffe ohne Wasserreiser bleiben und solche, welche von .Tugend an mit Klebeästen behaftet sind. Zur Klebeästebildung veranlagte Individuen können als Freiständer nicht verwendet werden, denn ihre Klebeäste gehen bei Freistellung in Wasserreiser über. Klebeästefreie Stämme zeigen bei Freistellung gar keine oder nur mäßige Wasserreiserbildung. Die Erziehung der Bestände, ebenso wie der Mittelwald- und Überhalt- betrieb werden hierauf Rücksicht nehmen müssen. Ziu- Klebeäste- bildung neigen besonders die Gattungen Quercus , Fag^^s ; von Nadel- hölzern wären zu nennen: Pinusmitis, rigida, Mm'rayana, Taxusarten, die japanische Lärche, Cryptomeria und andere; dabei sind Klebeäste auf das Stangen- und jüngere Baumalter, Wasserreiser an kein Alter ge- bimden. Bämne mit kriunmwüchsig veranlagten Schäften wiederholen diese Anlage auch in den Ästen, welche die Krone bilden, in weit aus- greifenden, hin und her gebogenen, mehr horizontal abstehenden Ästen. Sie beanspruchen unverhältnismäßig große Luft- und Lichträume, sind unduldsam gegen die Nachbarn und gegen von unten aufwachsende Pflanzen (Unterbau); Bäume, denen die Anlage einer engen Krone, welche aus aufwärts strebenden Ästen sich aufbaut, eigen ist, sind nicht nur geradschaftig, sondern können auch in größerer Zahl auf der gleichen Fläche wohnen und ermöglichen dem Unterbau, sich hart bis zimi Schafte zum Zwecke seiner Astreinigamg heranzuschieben.

2. Schnellwüchsigkeit.

Zur Aufstellung einer Reihenfolge der Wuchsgeschwindigkeit der Holzarten kann ein einzelner Versuch, welcher die Holzarten alle auf demselben Boden und in demselben Klima anbaut, nicht dienen; denn der Boden sowohl wie das Klima mögen für eine Holzart optimal sein, für eine andere Holzart sind sie es nicht ; beide stehen somit hinsicht- lich ihrer Vergleichbarkeit nicht auf gleich günstiger oder gleich mi- günstiger Grundlage. Die Prüfung muß berücksichtigen, daß die Schnell- wüchsigkeit von folgenden Faktoren abhängig ist:

1. vom Boden; für jede Holzart ist ein Boden von bestimmter Nährstoffmenge und physikalischer Beschaffenheit der beste, wie frühere Auseinandersetzungen bezeugen ;

2. vom Klima; es wurde der Satz nachgewiesen, daß in der Jugend der Bäume die Raschwüchsigkeit mit dem wärmeren Klima steigt, vom mittleren Alter an aber das Klima des Optimums den Pflanzen die höchste Wuchskraft verleiht, daß im kühleren Klima jede Pflanze trägwüchsig werden muß.

2. Schnellwüchsigkeit. |;^;j

3. Nicht die volle Belichtung durch die Sonne, sondern eine Einschränkung des Sonnenlichtes bei vollem Oberlicht, das ist Seiten- schutz gegen Süden hin, gewährleistet die höchste Wuchsgoschwindigkeit.

4. Die einer jeden Holzart zukommende Wuchskraft ändert sich naturgemäß mit dem Alter; zu Beginn des Stangenholzaltors und während desselben, das ist zwischen 15. und 30. Lebensjahr, liegt das Höhenwuchsmaximimi.

ö. Sehr verschieden ist die einem jeden Individuum innerhalb der Art zukommende Wuchsgeschwindigkeit: es ist unzulässig, die lang- samer wüchsigen Individuen als weniger günstig im Boden unter- gebracht zu betrachten; es ist ebenso unzulässig, die langsamwüchsigen Individuen als von langsamwüchsigen Eltern abstammend aufzufassen,

G. Jeder Eingritf in die normale Weiterentwicklung, wie Ver- pflanzung, äuJßert sich sofort in einer auffallenden Verkürzung des Längenwuchses; bei jungen Pflanzen von 4 10 Jahren vergehen 2 3 Jahre, ehe die Pflanze zur Normalität zurückgekehrt ist. Je älter die Pflanze, um so länger verzögert sich diese Rückkehr.

7. Das Beschneiden der Seitenäste hat eine größere Streckimg des Längstriebes zur Folge ; in demselben Sinne muß auch das Unter- drücken der Seitenäste durch den Baumkronenschluß wirken, wenn auch durch den Wurzelschluß eine Abschwächung der Wirkung erfolgt.

8. Es wird die Erblichkeit des Zuwachs Vermögens, der Schnell- und Langsamwüchsigkeit , soweit diese durch wärmeres oder kühleres Klima hervorgerufen wh'd, von Cieslar und Engler be- hauptet.

Die Praxis hat noch am ehesten alle obigen Gesichtspunkte bei der Aufstellmig einer Skala der Wuchsgeschwindigkeit bemcksichtigt. Fügt man zu ihren Listen noch die außereuropäischen Holzarten, so- weit möglich, ein, so ergibt sich hinsichtlich der Wuchsgeschwindigkeit in ^Mitteleuropa

für das fünfte Lebensjahr folgende, absteigende Reihe:

Laubhölzer: Pappel. Ulme, Zelkowa, Birke, Eiche (Q. pedun- culata und sessiliflora), Esche, Ahorn, Juglans, Buche, Carya;

Nadelhölzer: Larix leptolepis , Küstendouglasie, Sitkafichte, Pinus Banksiana, europäische Lärche, Strobe, Föhre (Pinus silvestris), europäische Fichte, Kolorado - Douglasie. Picea pungens, Tanne, Larix sibirica, Zirbe, Eibe.

Zehntes Lebensjahr.

Laubhölzer: Pappel, Birke. Ulme, Esche, Erle. Ahorn, Eiche, Buche, Carj^a.

Nadelhölzer: Japanische Lärche (Larix leptolepis), Küsten- douglasie, Sitkafichte: Larix europaea, Pinus Banksiana, Woymouths-

134 Vierter Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

führe, Führe (Pinns silvestris), Fichte, Koloradodouglasie, Tanne, Zirbe, Eibe.

Mit dem Übergange vom 20. zum 30. Lebensjalu-e beginnt der typische Anspruch einer jeden Holzart an Boden und Klima und ein für das spätere Verhalten als Baum entscheidender Wechsel in der bisherigen Wuchskraft; vor diesem Zeitpmikt kann für keine fremd- ländische Holzart ein sicheres Urteil über ihre Wuchskraft abgegeben werden.

Dreißigstes Lebensjahr.

Laubhölzer: Pappel, Birke, Robinia, Ulme, Ahorn, Linde, Erle, Hainbuche, Esche, Eiche, Buche, Edelkastanie.

Nadelhölzer: Sitkafichte, europäische Lärche, Weymouthsföhre, Fichte, Tsuga canadensis, japanische Lärche, Koloradodouglasie, Tanne, Zirbe, Eibe, Pinus uncinnata (Hackenföhre), Pinus Pumilio.

Höhenentwicklung der mitteleuropäischen Holzarten im 70. Lebensjahr. Nadelhölzer: Lärche, Föhre, Fichte, Tanne, Hackenföhre, Eibe, Kriechföhre (P. Pumilio).

Laubhölzer: Buche, Eiche, Esche, Ulme, Ahorn, Linde, Erle, Birke, Pappel.

Im 100. Lebensjahr. Nadelhölzer: Fichte, Tanne, Lärche, Weymouthsföhre, Föhre, Hackenföhre, Eibe, Kriechföhre.

Laubhölzer: Buche, Eiche, Ulme, Esche, Ahorn, Linde, Erle, Birke.

Im 120. Lebensjahr.

Nadelhölzer: Tanne, Fichte, Lärche, Weymouthsföhre, Föhre, Hackenföhre, Eibe, Kriechföhre.

Laubhölzer: Buche, Eiche, Ulme, Esche, Ahorn, Linde, Erle.

Es eilen somit die Lichtholzarten während der ersten Dezennien den Schattenhölzem voraus; im Stangenholzalter werden sie von den Schattenholzarten eingeholt und übergipfelt, so daß im Baumalter die Schattenholzarten, welche in der Jugend zu den letzten zählten, nun- mehr die ersten geworden sind.

Es läßt sich daraus schon ermessen , daß die Aufzucht einer Mischung von schnell- und langsamwüchsigen, von Licht- und Schatten- baumarten ganz besondere, waldbauliche Vorsichtsmaßregeln erheischen müsse , um eine solche Mischung durch das gefährliche Stangenholz- alter in das Baumalter hindurch zu retten.

Es hat nur ein naturwissenschaftliches , aber kein forstlich prak- tisches Interesse mehr, jene Höhen zu kennen, bis zu welchen die liöchsten Riesen einer Baumart emporgewachsen sind, unberührt vom Menschen oder in neuerer Zeit geschützt vom Menschen.

3. Die natürliche Vermehrung der Holzarten durch Sämereien. l;^;,

Eine solche Höhonskala müßte mit den Sequoien von Westanu'rika mit 120 m beginnen, hätte l(»(im hohe KüstendouKlasien, 80 m hohe Zuckor- föhren, Gelbföhren, 70 m hohe westamerikanische Fichten (Sitkafichto) und Tannen, die japanische Crj'ptomeria , die indische Deodarzeder und andere zu erwähnen; mit 50 Gl) m würde die Mohrzahl aller Fichten, Tannen, Föhren und Lärchen, die Taxodien, dio Chamaecy- parisarten und zahlreiche andere Baumarten anzuschließen sein. Das Bewunderungswürdigste an solchen Riesen ist eigentlich deren Alter, das mit den 3000 und 4000 jährigen Sequoien in der Altersskala der Riesen anhebt; den Naturforscher beschäftigt zunächst die Ausdauer der Lebenskraft, ja die rein physikalische Dauer des zuerst vor vielen Hunderten, selbst vor Tausenden von Jahren gebildeten Holzes im Herzen der Bäume; andere hält die Größe gefangen; Durchmesser und Höhe sind aber nur Funktionen der Zeit, da jedes Jahi' Durch- messer wie Höhe, wenn auch um einen minimalen Betrag, wachsen müssen, soll der Baum am Leben bleiben; die Dicke kommt also bei den Bäumen im Alter mit den Jahren, in der Jugend mit der besseren Ernährung.

Legt man aber ein Alter zugrunde, wie es im forstlichen Betrieb immer noch als ein durchschnittlich Erreichbares Geltung hat, z. B. 120 Jahre, so kömien auf günstigem Boden, im optimalen Klima folgende Höhen erzielt werden:

Bäume der I. Größenklasse:

Tanne und Fichte 40 m, Lärche und Weymouthsföhre , Föhre (silvestris) 35—40 m, Buche, Eiche, Ulme, Esche, Linde, Ahorn, Erle 30—35 m.

Bäume der H, Größenklasse:

Birke. Zitterpappel, Hainbuche, Prunus 25 3o m. Bäume der IH. Größenklasse:

Zürbel, Eibe, Hackenföhre, Sorbus und Pyrus 20—25 m. Großsträucher und Halbbäume:

Evonymus, Sambucus, Viburnum, Corvdus 8 10 m. Sträucher:

Juniperus. Crataegus, Corylus, Lonicera und viele andere unt<>r 8 m.

3. Die natürliche Vermehrung der Holzarten durch Sämereien.

Unter Voraussetzimg der Kenntnisse über Entstehung und Morpho- logie der Sämereien, welche Lehrgegenstände der Botanik sein müssen, kann hier nur auf jene Erscheinungen Bedacht genommen werden, welche mit waldbaulichen Fragen, hier zimächst mit der natürlichen oder künstlichen Verjüngung der Bäiune, mit der natürlichen Ver-

136 Vierter Abschnitt. "Waldbaiüich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

breitungsf'äliigkeit der Holzarten in kausalem Zusammenhange stehen.

a) In erster Lmie entscheidet hier das Gewicht des Samen- kornes und seine Ausrüstung mit Fallschirmen oder mit flügelartigen Anhängseln, welche das Samenkorn zur Rotation und dadurch zm* verzögerten Fallgeschwindigkeit zwingen , wodurch das Korn längere Zeit vom Winde schwebend erhalten und auf gi'ößere Entfernungen getragen werden kann. Auf den ersten Blick fällt es auf, daß die größten und schwersten Samenkörner durchaus nicht, wie es allgemem erwartet wird , den Riesen der Pflanzenwelt augehören, daß gerade die kleinsten Samenkörner mit dem geringsten Eigengewicht mit dem ergiebigsten Flugapparat ausgerüstet sind. So stehen an erster Linie unter den leichtesten und flugfähigsten Sämereien jene der Gattungen Salix, Populus und andere-, es wurde aber bereits im ersten Absclinitt darauf hingewiesen, daß die Flug-%veite dieser Sämereien viel geringer ist, als man vermutet, indem eine Entfernung von 700 km von ihnen nicht überbrückt werden kann. Immerhin genügen einige Exemplare dieser Holzart und ebenso von forstlichen Unkräutern, um auf jeder Kahlfläche die Allgegenwart dieser bestbeschwingten Sämereien sicher- zustellen. Sehr viel mehr schränkt sich der Yerbreitungskreis ein für die Sämereien der Gattungen Betula, Ulmus, Paulownia, Catalpa, Picea. Larix, Pseudotsuga, Tsuga, Thuja, Chamaecyparis, den meisten zwei- und dreinadeligen Föhren und vielen anderen. Immerhin können aber noch Methoden der Verjüngung auf die größere Flugweite dieser Sämereien aufgebaut werden. Zu den schwereren Sämereien, die zwar mit Fallschirmvorrichtung versehen, aber doch nur bei starkem Wind auf eine Entfernung von 1 2 km verschleppt werden können, zählen die Gattungen Abies , die Föhren der Sektion Strobus , die Gattungen Tilia, Carpinus, Fraxinus, Liriodendron, Acer und viele andere. Den schweren Sämereien ohne Fallschirmvorrichtung kommt eine kugelige oder walzenförmige Gestalt zu, um sie zmn Rollen auf einer geneigten Ebene zu befähigen: überdies sind die meisten derselben entweder im Kern oder in der Umhüllung auch von der Natur genießbar gemacht, damit sie von Tieren verspeist und verschleppt werden; die Natur opfert gleichsam Tausende von Keimen, um einzehien wenigstens eine Verbreitung und Keimung zu sichern. Es ist allbekannt, daß einige alte Eichen in der Nähe des Waldes genügen, um dort auf einer baum- freien, Stelle massenhaft Eichenjugend aufsprossen zu sehen, welche der Habgier und Fürsorge des Eichelhähers ihr Dasein verdankt: die Zürbelnuß im Hochgebirge wh'd massenhaft von Tannenhähern vertilgt, aber auch massenhaft an anderen Orten wiederum angebaut. Weniger günstig ergeht es den fiü' einige Tage schwimmfähigen Sämereien , da die guten Körner meist im Wasser am frühzeitigsten zu Boden sinken und selten ein geeignetes Keimbett finden. Auf Tiere zumeist sind die

3. Die natürliche Vermehrung der Holzarten durch Sämereien. 1:;7

Sämereien der Gattungen Pyms, Sorbu^s, Pnuius, der Sektion Combra, der Gattung Quercus, Fagus, Juglans, Carya, Castanea, Aesculus, Magnolia, Juniperus. Taxus, Robinia , Gleditschia und viele andere angewiesen.

b) Die E n 1 1 e e r u ng s a r t der Sämereien ist von EinÜuü auf die Verbreitungstahigkeit. Die in Fruchthüllen und Zapfen eingeschlossenen Sämereien bedürfen zumeist trockener "Witterung, damit die Frucht- hüllen oder Zapfen platzen, aufklatien oder zerfallen und die Sämereien dadurch frei werden. Auf trockene Witterung sind angewiesen die Gattungen Picea, Pinus, Larix, Tsuga. Pseudotsuga, Thuja, Chamae- cyparis, Abies und viele andere Nadelbamngattungen ; femer Juglans, Carj^a, Robinia, Castanea, Fagus, Aesculus, Magnolia, Catalpa. Lirio- dendron, Alnus, Betula und viele andere Laubbaumarten. Trockene "Witterung aber stellt sich in ganz Mittel- und Xordeuropa nur bei Föhnlage oder bei Ostwind ein. Soweit die Sämereien der genannten Gattungen flugfähig sind mid in Europa angebaut werden , hal)en sie daher die Tendenz zur Verbreitung nach Westen hin. Unabhängig in der Ablösung von der Witterung sind die Gattungen Quercus. Pynis, Sorbus, Prunus und andere.

Andere Sämereien bedürfen weniger trockener Wittenmg als viel- mehr heftiger Windströmungen, damit sie gewaltsam vom Baiune ab- gerissen werden, wie die Sämereien der Gattungen Fraxinus. Acer, Tilia, Carpinus und andere. Häufige Winde aber sind in Mittel- und Kordeuropa zumeist aus Westen zu envarten: die Sämereien obiger Bäume haben somit die Tendenz, vorwiegend nach Osten hin ihre Sämereien zu verbreiten.

c) Der Eintritt des Samenertrages, die Häufigkeit der Wiederkehr der Samenjahre, die Menge der gebildeten Sämereien sind für die Verbreitungsfähigkeit einer Holzart von größtem Belang, wie die folgenden Auseinandersetzungen zeigen werden.

d) Von den Tausenden von Keimen, welche ein Baum bildet und welche Wind und Tiere vom Mutterbaume hinwegtragen, wird die Mehrzahl wieder zugrunde gehen , weil sie auf unpassenden Standort geraten sind. Sind aber die Sämereien einer Holzart zugehörig, welche gegenüber den verscliiedenartigsten Bodenverhältnissen sowie gegen- über heterogenem Klima unempfindlich sind, wie die Gattungen Populus. Betula, Alnus. Juniperus, die zwei- und dreinadeligen Föhren und anderen, so besteht die Wahrscheinlichkeit, daß von den ausgestreuten Sämereien dieser Bäume die gi'ößte Zahl sich behaupten kann.

Jene Holzart, welche am frühesten mit der Erzeugung keimfähiger Sämereien begimit, hat die meiste Aussicht für gi-ößere Verbreitung, der Eintritt der S a m e n e rt r ägn i s f ä h i gk e i t aber hängt von einer Reihe von äußeren und inneren Einwirkuiiiren auf die Pflanze ab.

138 Vierter Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

Je wärmer das Klima eines Standortes, um so früher beginnt jede Holzart ihr Samenerträgnis-, jede Holzart begmnt zuerst im Wärmston Anbaugebiet, wäraier als das natürliche, sodann im Gebiete wärmer als das Optimum früher als im Optimum, dort früher als im Gebiete der natürlichen Verbreitung kühler als das Optimum und am spätesten in einem künstlichen Verbreitungsgebiete kühler als das natürliche.

Je freier Licht und Wärme auf die Kronen der einzelnen Pflanzen einwirken können, um so früher setzt das Samenerträgnis ein. Kronenschluß verzögert um Dezennien den Eintritt gegenüber dem freien Stande, die Vorbereitungshiebe der waldbaulichen Praxis bezwecken erhöhten Licht- und Wärmezufluß für die zur Samenbildung bestimmten Bäume.

Schlechter, unpassender Boden nötigt alle Bäume zu früherem Eintritt der Samenbildung. So vorteilhaft guter Boden nach anderer Richtung, für die reproduktive Tätigkeit der Pflanze ist, den Eintritt der Mannbarkeit verzögert er.

Schwere Eingriffe in das Leben der Pflanze, wie Ver- pflanzung, Wurzelstümmelung , Erkrankungen aller Art, welche ein Kümmern der Pflanze nach sich ziehen, nötigen dieselbe zur früh- zeitigen Samenbildung.

Zu den individuellen und variablen Eigenschaften muß auch der Eintritt des Samenerträgnisses gezählt werden.

Obstsorten sind Individualitäten und Lusus oder Spielarten-, wie verschieden im Beginne des Samens bzw. Fruchterträgnisses sie sein können, ist allbekannt. Ahnliche Unterschiede zeigen die Individuen ein und derselben Holzart.

Jede Holzart beginnt mit einem gewissen Alter von selbst das Samenerträgnis; bei allen Holzarten erlischt aber die reproduktive Kraft erst mit dem Tode des Baumes. Zu den Holzarten, welche am frühesten beginnen, zählen die Lichtholzarten mit leichten Sämereien, somit die Gattungen Betula, Populus, Salix, Larix, zwei- bis dreinadelige Föhren und andere; unter den schwersamigen Lichtholzarten sind die Gattungen Quercus, Juglans, Carya als Beispiele zu nennen-, leichtsamige Schattenholzarten, wie Picea, Pseudotsuga, auch Thuja, Thujopsis und andere l:)eginnen früher als schwersamige Schattenholzarten, als deren bestes Beispiel die Gattungen Abies und Fagus gelten können.

f) Wichtig für die natürliche Verbreitungs- und Verjüngungsfähig- keit einer Holzart ist sodann die Wiederkehr der Samenjahre und die Ergiebigkeit der einzelnen Holzarten in ihrer Samen- produktion (Samenmenge). Es läßt sicherwarten, daß die kleinsten Sämereien von den Bäumen in größter Zahl gebildet werden müssen, da zu ihrer Fertigstellung die geringste Stoffmenge nötig ist. In Preußen sind seit vielen Jahren hierüber Notizen gesammelt worden,

3. Die natürliche \ermehrung der Holzarten durch Sämereien. 130

aus denen Professor Schwapp ach tbl<»on(lo Zusammenstellung ge- fertigt hat:

^ Zur Sameumenge, welche als eine Vollemte bezeichnet wir<l, liefert die

europäische Birke pro Jahr durchschnittlich 44,8 "/o

Hainbuche - 42,0 "/o

Roterle ^ :i0,9»/o

mitteleuropäische Föhi-e « r, r, o7,0"o

europäische Fichte :37,l**/o

Tanne , ^ 34,5 "o

Esche ^ :j:i,:3»/o

Stieleiche ^ 17,1 »/o

Buche l(J,2"/o

Es sind somit bei der Birke zwei Jahre nötig, um das Quantum einer Vollernte zu ergeben; bringt ein Jalu' eine Vollemte, so wird nicht das nächste, sondern erst das übernächste Jahr wieder eine Ernte bringen: die Eiche verlangt das Samenerzeugnis von sechs Jahren, um das Quantum einer Vollemte, Vollmast, zu erfüllen. Alan kann daraus entnehmen, daß bei Eintritt einer Vollmast in einem Jahr sechs Jahre vergehen können, ehe wiedenmi reichliche Samenbildung sich einstellt. Bei der Buche beträgt die Ruhepause der Fruktihkation sechs bis acht Jahre und darüber. Vollmasten sind stets selten, Halb- masten häufig, sogenannte Sprengmasten am häufigsten zu erwarten. Die Eigentümlichkeit, daß manche Bäimae bei allen Holzarten fast all- jährlich etwas Samen bilden, andere niu* nach langen Ruhejahren wieder Samen liefern, muß zu den individuellen Anlagen ge- rechnet werden, wie dies am besten bei den Obstbäimfien bekannt ist. Besonders auffällig ist, daß bei einer sogenannten Vollmast fast sämtliche Individuen einer bestimmten Baumart in Fruktifikation treten, daß in einem solchen Ausnahmejahr sogar der Fruktifikations- beginn bei den jüngeren Individuen beschleunigt wird, so daß die Alters- differenz der Holzarten fast völlig ausgeglichen erscheint. Ja, in einem solchen Jahre fruktifiziert aUes , als wenn Boden und Klima aul' diese innere Leistung der Bäume keine Einwirkung hätten. Alle Holzarten zeigen diese Erscheinung, aber jede Holzart hat wiederum ihren eigenen Zyklus, indem sie diese Massensaat wiederholt. Sicher wird eine natur- gesetzliche Ursache hierfür sich noch al^ffinden lassen: der Fichten- vollmast im Jahre lltod gingen die Fichtennotjahre 1*JU4 und im»ö mit ihren außerordentlich trockenen Sommern voraus.

Abnorme Witterungs Verhältnisse können den normalen Zyklus der Wiederkehr der Samenjahre durchkreuzen : deshalb kehren Blütenjahre regelmäßiger wieder als Fruchtjahre, weil aus der Blüto nicht immer eine Frucht sich ent\vickeln muß. Fällt in die Blütezeit ein schwererer,

140 Vierter Abschnitt. "Waldbaulich-biologisclie Eigenschaften der Holzarten.

verspäteter Frost oder naßkalte Witterung oder fehlt Wind . so wird die Blüte zerstört oder die Eizelle nicht befruchtet.

Im wärmeren JGima ist die Ruheperiode in der Samenbildung bei allen Holzarten kürzer als im kühleren ; die Buchen und Eichen tragen in der kühlsten Lage erst alle 10, selbst alle 12 Jahi'e Sämereien in größeren Mengen. Robert Hartig hat den Satz aufgestellt, daß bei Eintritt eines Samenjahres eine bis in die tiefsten Holzschichten ein- greifende Auflösung und Erschöpfung an Stärkemehl einträte, weshalb der Baum mehrerer Jalire bedürfe, um diesen Vorrat wiederum zu er- setzen und zu neuer Samenbildung anzuhäufen. Gewiß ist diese Theorie richtig, aber entscheidend ist der weitere Punkt, daß die günstige Wit- terung eines Jahres genügen kann, um wieder vollen Ersatz an Reserve - stoifen zu bringen. Die warmen Sommer 1892, 1803 und 1894 haben nach Beobachtung des Verfassers dieselben Eichen zu alljährlicher, Samenbildung gezwungen. Die Schnelligkeit des Ersatzes , die Länge der Ruhepause hängt somit in erster Linie wieder von den Witterungs- verhältnissen der Jahre ab, welche auf ein volles Samenjahr folgen; auch die Obstbäume zeigen das gleiche Verhalten.

g) Von einschneidender Wichtigkeit für den hier zu behandelnden Gegenstand ist der Umstand, ob der gebildete Samen auch gut, d. h. keimfähig ist; die Feststellung dieser Eigenschaft einer späteren Betrachtung zuweisend, sei über die Keimfähigkeit bemerkt, daß sie abhängt vom Alter des Mutterbaumes: im jugendlichen Alter sind die Sämereien, die von kümmernden Pflanzen gebildet werden, zumeist taub. Erst von einem bestimmten Jahre an, dem Eintritt des normalen Samenerträgnisses, beginnt auch die Erzeugung keimfähiger Sämereien : daß aber im höchsten Alter der Bäimie der Same wiederum schlecht, d. h. taub ausfalle, ist nur unbewiesene Vermutung; die Beobachtung an ganz alten Bäumen und an der von ihnen zweifellos stammenden Jugend rechtfertigt den Satz, daß die Erzeugung keimfähiger Sämereien bis zum Tode des Baumes sich erhält; die Beobachtung lelu-t sodann, daß die alten Bäume immer noch den gleichen Turnus einhalten, in welchem sie auch in jüngeren Jahren fruktifizierten. Schlecht ge. nährte Bäume tragen zwar häufiger, aber minder keimlcräftigen Samen gegenübel gut ernährten, vor allem im vollen Lichte fruktifizierenden Bäumen. Waren die Witter ungs Verhältnisse wälu'end der Be- stäubung ungünstige, d. h. naß und kalt, so unterbleibt vielfach die Befruchtung, während Frucht- und Samenhülle sich entwickeln. Auch der weitere Verlauf der Witterimg des Fruchtjahres , besonders ein warmer, trockener, lichtreicher Sommer fördert die Ausbildung der Keim- anlage und die Reife der Samen und Früchte.

Es ist gewiß allgemein richtig, daß Irarz vor der Reife ge- sammelte Sämereien nachreifen, wenn sie in einer dicken, wasserreichen Fruchthülle eingeschlossen bleiben: daraus losgelöste Sämereien oder

'S. Die natürliche Vermehrung der Holzarten durch Sämereien. 14I

solche, welche von Anfang an nur dünne Hüllen besitzen, dürfen erst während oder nach der Reife gesammelt werden, wenn nicht ein Teil der Sämereien seine Keimkraft einbüßen soll. Die Art und Weise der Ernte, das Herabschlagen der Sämereien, das Klongen der Sämereien unter Anwendung höherer Temperaturgi-ade, muß auf die Koimki-aft, d. h. Keimzahl der Samenkörner von Einfluß sein, wie dies ja die Lehre der Gewinnung der Sämereien näher bespricht. Es gibt Sämereien, die nur ganz kurze Zeit ihre Keimfähigkeit beibehalten; solche, die unter bestimmten Vorsichtsmaßregeln, welche später zu behandeln sind, längere Zeit aufbewahrt werden können, so daß je nach Holz- art resp. Baumgattung und je nach Behandlungsweise die Grenzen sein- weit auseinander liegen können. Pappel- und Weidensamen beginnt schon nach wenigen Tagen zu verderben; die steinharten Sämereien der Robinie können jahrelang trocken aufbewahrt werden, ohne ihre Keimkraft zu verlieren.

Die Korngröße ist insofern von Belang, als allgemein die An- sicht gilt, je größer das Samenkorn, um so kräftiger die daraus hervor- gehende Pflanze. Die Samengröße ist abhängig : vom E r - nähr ungszu stand des Mutterbaumes und damit von der Boden- glite ; je kräftiger die Mutterpflanze , um so größer die Früchte und Sämereien : Sämereien, die im Lebensabschnitte des größten Zuwachses gebildet werden, sind die größten und schwersten; vom Klima; je kühler der Standort, um so geringer die gesamte Entwicklung der Pflanze, um so kleinere Blätter, Früchte und Sämereien. Professor Dr. C i e s 1 a r ^) in Wien hat hierüber die eingehendsten Untersuchungen angestellt.

Er fand, daß Ficiitensamen, aus Finnland und Nordschweden stammend, ein 1000-Korngewicht von 3,96 4,5(3 g, aus Südschweden ein solches von 5 5,5 g und aus Dänemark, das jedoch klimatisch Südschweden gleich ist, 7,5—8,6 g Gewicht hatte.

Das Komge wicht zeigt, daß die sibirische Lärche keine Varietät der europäischen sein kann; denn das lOOU-Korngewicht der sibirischen ist 11,25 g, das der europäischen 5,50 g; wäre die sibirische Lärche nur „eine Klimavarietät", so müßte das Korngewicht umgekehrt sich verhalten.

Cieslar fand, daß aus Fichtensämereien mit dem luOU-Korn- gewicht von 11, UO g im ersten Jahr eine Pflanze von 2,74 com, aus Samen von 5,4 g im ersten Jalu' eine Pflanze von 1,4::? ccm Inhalt herv^orgeht.

Die durchschnittliche Höhe der vierjähi'igen Pflanzen des schweren Samens betrug 50,6 cm, jene des leichten Samens 37,5 cm; achtjälu-igo

1) Dr. Cieslar, Über die Erblichkeit des Zuwachsvermögens. Zeitschr. f. d. ges. Forstwesen 1895.

142 Agierter Ahschnitt. "Waldbanlich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

Pflanzen waren bezüglich ihrer Herkunft voneinander nicht mehr zu unterscheiden. Die bayerischen Untersuchungen der Praxis vor Jahren stimmen mit diesen Resultaten überein: die Versuche des Verfassers ergaben , daß aus großen und schweren Roßkastanien zahl- reiche kleinere, dreijährige Pflanzen erwuchsen als aus kleinen imd leichten Samen; von allen die schnellwüchsigste war eine Pflanze aus den kleinsten und leichtesten Sämereien des gleichen Klimas (Nachbar- baumes). Cieslars berühmt gewordene Untersuchung über die Erb- lichkeit des Zuwachsvermögens gründet sich auf das Ergebnis, daß bei gleichem 1000-Kornge wicht von 10 g zweijälu-ige Pflanzen aus Sämerereien, welche 500 m unterhalb der Kältegrenze gesammelt wurden, eine durch- schnittliche Länge von 43 mm erreichten, während aus Sämereien, welche 500 m tiefer gesammelt wurden, eine Höhe von 70 mm sich er- gab. Professor Engl er ^) (Zürich), bestätigt im wesentlichen die Er- gebnisse Cieslars durch eigene Forschungen. Es sind dies jedoch seit P. Vilmorins berühmter Anpflanzung in Les BaiTes nicht die ersten exakten Versuche, welche darauf hinzielen, den Nachweis zu erbringen, ob eine Eigenschaft, welche durch äußere Verhältnisse einer Pflanze anerzogen wurde, erblich werden könne.

Damit wäre die Betrachtung der Fortpfianzungsverhältnisse der Baimiarten beim letzten Punkt, bei den inneren Eigenschaften, welche im Samenkorn ruhen, angelangt. Über dieses Thema, im Zu- sanunenhang mit Vererbung, enthalten die vorausgehenden Abschnitte bereits alles, was der Verfasser aus eigenen und fremden Versuchen und aus jenen in der freien Natm\ gelernt und geschlossen hat.

h) Aus Schlagsfähigkeit. Allen dikotyledonen Laubbäumen und wohl auch den meisten Nadelhölzern kommt bei entsprechender Behandlung die Fähigkeit zu, an oberirdischen Pflanzenteilen, somit Zwcigteilen, an Wurzeln (Stecklinge, Absenker), sowie an unterirdischen Pflanzenteilen, somit an Wurzeln beblätterte Triebe (Wurzelbrut) ent- wickeln zu können; damit aber Zweige oder der Pflanzenschaft selbst oder Wurzeln beblätterte Triebe, welche man gewöhnlich Aus- schläge nennt, hervorsprossen lassen, bedarf es einer Verletzung, einer Stümmelung oder einer Erkrankung des betreffenden Pflanzen- teiles. Ausschläge, welche an den Aststummeln eines Baumes ent- stehen, heißen Stammtriebe, Stammausschläge; Ausschläge, welche nach Abtrennung des Schaftes an dem am Boden verbleibenden Baumteile (Stock, Strunk) hervorbrechen, werden Stockausschläge genannt; Triebe, welche einer Verletzung der Wurzeln ilu' Dasein ver- danken, heißen Wurzelaus schlage, Wurzelbrut.

') Prof. A. Engler, Einfluß der Provenienz des Samens auf die forstlichen Holzgewächse. Mitteil. d. Schweiz. Zentralanst. f. d. forstl. Versuchswesen 1905.

3. Die iiatürliclio Vermehruug der Holzarten ilurch Sämeroieu. l.j;j

Die natur\vii>sens(.haftliclio Erklärung- für Ausschlagsbiklung ist wohl bei allen diesen Voroänuen die gleiche : Herbeiführung einer Stauung von Wasser und Bildungssto ffen (ReservestoÖe), welcher Vorgang unter erhöhtem Lieht- und Wärmegenuß etwa vor- handene, schlafende Augen zur Entfaltung bruigt und die Überwallung der Wunde einleitet, wobei neue Knospen entstehen, die zu Aus- schlägen werden. Auf demselben Vorgange der Stauung beruht auch die gärtnerische Maßnahme, an Obstbäumen durch einen Einschnitt oberhalb einer schlafenden K n o s p e dieselbe zum Austreiben zu zwingen.

Wurzeln entstehen an oberirdischen Organen (Zweigen, Ästen) entweder freiwillig (Luftwurzeln) oder erst nach einer Verletzung der Zweige bzw. Abtrennung derselben (Zweigstecklinge), oder durch fortgesetzte Feuchterhaltung (Unterwassersetzung, Übererdung) von mit dem Baume noch verbundenen Pflanzenteilen (Absenkern); neue Wurzeln (Ausschlagswurzeln) an unterirdischen Organen (an Wurzeln) bilden sich bei Verletzung der Wurzeln (Wurzelschnitt) oder auch bei Zerteilung der Wurzeln und Einlage der Stücke in Wasser oder Erde (Wurzelstecklinge).

Wo immer Neubildungen von Wurzeln entstehen sollen, ist somit ein hohes und konstantes Maß von Feuchtigkeit in Luft, Erde oder direkt Wasser die Voraussetzung; tritt unter solcher Voraussetzung noch Verletzung des Pflanzenteiles hinzu, so wird die Wurzelbildung außerordentlich beschleunigt. Stockausschläge entstehen l^ei aUen Laub- bäimien, bei den Nadelbäumen aber nur an vereinzelten Baumgattungen und -arten: die Zahl der i\.usschläge hängt von der Holzart, ihrem Alter, von Licht, Wärme und Boden ab. Die größte Zahl von Aus- schlägen liefern in absteigender Reihe: Carpinus, Salix, Corjdus, Castanea, Alnus, Caiya, Cercidiphyllum , Quercus , Robinia, Ulmus, Zelkowa, Tilia, Magnolia, Populus , Fraxinus, Acer, Betula, Fagus. Unter den Nadelhölzern sind zu nennen: Cunnighamia, Gingkyo. Cryptomeria, Sequoia , Sciadopitys, Chamaecyparis , Thuja, Pinus rigida, Murrayana, mitis, Taxus und andere: den Gattungen Pseudo- tsuga, Tsuga. Abies, Picea, Larix und den meisten übrigen Föhren fehlt die Ausschlagsfähigkeit.

HinsichtHch des Alters sei hervorgehoben, daß die größte Zald sich in dem Alter ansetzt, in welchem der größte Zuwachs an Länge und Dicke erfolgt, das ist das Stangenholzalter, und zwar die Zeit kurz vor dem Auftreten der Schuppenborke, welche eine große Zahl der schlafenden Augen am Stamme zum Absterben bringt.

Von einem bestimmten Alter an erlischt die Ausschlagstahigkeit : bis in das hohe Baumalter erhält sich die Ausschlagsfähigkeit, besonders bei Alnus, Tilia, auch bei Quercus, Castanea, Ulmus: bei Acer, Carpinus, Fraxi- nus, Juglans, Carya und besonders bei Fagus erlischt sie am frühesten.

144 Vierter Abschnitt. "Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Holzarten.

Da nach einer früheren Dar.steUung erhöhter Liehtgcnuß zur Erwecknno; der Knospen nötig ist, so erklärt sich hieraus auch die all- gemein beobachtete Erhöhung der Stockausschlagsfahigkeit , wenn in der Umgebung des Stockes aller beschattende Gras- und Unkrautwuchs beseitigt wird: es erklärt sich dadurch auch die Erscheinung, weshalb an sonnigen Standorten die Ausschläge reichlicher als in entgegen- gesetzten Lagen erfolgen, und daß unter Lichtabschluß eines Bestandes Ausschläge ganz unterbleiben, ein Mittel, um z. B. das Aussclilagen imbeliebtor Holzarten zu verhindern; sie werden vor ihrer Umgebitng zur Fällung gebracht (Populus, Alnus incana und andere).

Ähnlich wie Licht wirkt Wärme. Das wärmere Klima begiinstigt die Zahl der Ausschläge : die Ausschlagsfähigkeit setzt früher ein, freilich erlischt sie auch trüber als im kühleren Gebiete infolge starken Wachstums und frühzeitiger Korkbildung des Mutterstammes. Ähnlich wirkt auch der bessere Boden fördernd auf die Zahl der Ausschläge, aber auch die Dauer der Ausschlagsfähigkeit verkürzend. Nur die Wurzelausschläge, die Wurzelbrut, werden durch weniger guten, ja schlechten Boden besonders angeregt, da die ungenügende Ernährung einen schw'ächlichen, kränkelnden Zustand schafft, der die bereits vor- handene Wurzelbrutfähigkeit einer Art frühzeitig und in auffallender Zahl auslöst.

i) Wurzelbrut erscheint am zahlreichsten bei bestimmten Holz- arten, wenn der Stamm abgeschnitten oder von einer langsam um sich greifenden Lifektionskrankheit , besonders durch Polyporusarten , er- griffen wird. Wurzelbrut bilden vor allem Populus, Robinia, Prunus, Ulmus, Alnus, (Weißerle) Gingkyo.

k) Durch Stecklinge lassen sich alle Holzarten vermehren, wie die gärtnerische Geschicklichkeit bei Anzucht von Ziergehölzen beweist; für die Mehrzahl der Holzarten bedarf es jedoch einer be- sonderen Anordnung im Glashause, um Luft- und Bodenfeuchtigkeit und Wärme möglichst gleichmäßig zu erhalten, so daß Wurzelbildung auftritt, ehe ein Vertrocknen oder Verfaulen des Zweigstückes (Steck- lings) eintritt. Nur bei jenen Holzarten , die auch in der freien Natur sich rasch genug bewurzeln , ist die Stecklingspflanzung eine forstlich brauchbare Kulturmaßnahme. Am leichtesten lassen sich die Gattungen Salix , Populus und Buxus vermehren , wobei die Wurzeln aus den Leticzellen der Rinde hervorbrechen; eine forstmäßige Stocklings- pflanzung ist dann möglich bei den Nadelholzgattungen Chamaocj'paris, Crj'ptomeria, Thuja, Thujopsis, Sciadopitj's, Sequoia, Taxus und anderen, bei welchen die neuen Wttrzehi aus dem Wundenkallus der Abschnitts- fläche entstehen. Zu Wurzelstecklingen, d. h. zu Wiu'zelstücken, welche bei einer Verbringung in den Boden beblätterte Triebe an der frei- gelegten , von der Sonne getroffenen Schnittfläche entwickeln , dürften wohl die jüngeren Wurzeln aller Laubbäume geeigenschaftet sein;

3. Die natürliche Vermehrung der Holzurten durch Sämereien. \.['y

wenigstens sieht man bei allen Laubbäumen, an welchen die Wurzi-lii beim Ausheben von Gräben abgestochen werden, Ausschläge auftrotc«n. Bei Robinia ist diese Art der Vermehrung sogar in die Praxis über- gegangen; auch in jedem Nieder- und iAIittohvald ist diese Methode zur Verdichtung des Pfianzenstandes anwendljar. Nur bei der (lattung Paulownia sind Wurzclstücko als Stecklinge allgemeiner bekannt und forstlich verwertet.

1) Absenker. Alle Laub- und Nadelhölzer shid l)ctaliig(, Wurzeln zu schlagen, sobald Zweige herabgobogen und längere Zeit mit feuchter Erde bedeckt werden. Ist die Bewurzelung erfolgt, kann die neue Pflanze von der Mutterpflanze abgetrennt werden. Eine kleine Wunde an der Übererdungsstelle ruft einen Überwallungswulst hervor, aus dem besonders leicht Wurzeln hervorbrechen. Absenker entstehen auch in der freien Natur, wenn auf dem Boden aufliegende Seitenzweige ver- schiedener Baumarten von Unkrautwuchs und dessen Zersetzungs- produkten eingeschlossen werden. Die fortgesetzte Befeuchtung regt zur Wurzelbildung an-, selbst an Fichten, den oft besclu-iebenen Ab- senkern der obersten Waldregion, ist diese Erscheinung nicht selten. Bei jenen Baumarten, welche leicht durch Stecklinge sich vermehren lassen, sind die Absenker schon im ersten Jahre genügend für die Selbständigkeit bewurzelt; bei anderen, wie z. B. bei Abies, Picea, Pseudotsuga, Pinus, Larix und anderen vergehen viele Jahre, ehe die Zweige Wurzeln in die Tiefe senden.

m) Monokotylen Gewächsen, vor allem Gräsern, zu denen auch die Bambusarten gehören, ist noch eine weitere Art der un- geschlechtlichen Vermehrung, jene durch unterirdisch kriechende Ausläufer (Stengelteile, "Rhizome), eigen: an den Knoten senden sie beblätterte Triebe nach oben und AVurzeln nach unten aus. Werden solche Rhizomstücke abgetrennt, können sie als selbständige Pflanzen Verwendung finden (Rhizompflanzen).

Bei allen diesen ungeschlechtlichen Vermehrungen erhalten sich die individuellen Eigenschaften der Mutterpflanze oder auch einer Spielart auf das genaueste, was, wie früher dargestellt, forstlich vorteil- haft oder auch nachteilig sein kann; es kommt aber hierzu, daß nach allgemeiner Ansicht ungeschlechtlich vermehrte Pflanzen nicht das hohe Alter der geschlechtlich erzeugten Pflanzen erreichen und überdies ein Holzprodukt besitzen, das durch frühzeitiges Auftreten von Rot- fäule minderwertig ist. Das allgemein beobachtete, frühzeitige Ab- sterben der nur durch Stecklinge vermehrten Pyramidenpajipeln , die Tatsache, daß Stockausschläge l)ei höherem Alter rotfaulo Stämme geben, die früher genützt werden müssen, legen allerdings den Ge- danken an eine Qualitätsverschlechterang der Bäume, welche auf un- geschlechtlichem Wege selbständig geworden sind. nahe.

Mayr, WaUlba

Fünfter Abschnitt.

Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik der

forstlich wichtigen Baumgattungen, Baumarten und

Sträucher.

Die Zahl der Baumarten, welche die Waldungen der ncirdlicheu Halbkugel mit Anschluß der Tropen und Subtropen bevölkern, ist eine ganz gewaltige : nach den Ausführungen des zweiten Abschnittes sind es mindestens 938 Arten, von welchen wiederum 75 0 Arten den Laubbäumen und 188 Arten den Nadelbäumen angehören. Unter bestimmten Klima-, Boden- und waldbaulichen Verhältnissen, für bestimmte, menschliche Bedürfnisse kann jeder Holzart eine forstliche Brauchbarkeit und Bedeutung zukommen. Es würde aber den Umfang dieser Schrift ins Ungeheure vergTößern, wenn jede Baumart, ja, nur jede Baumgattung, welche irgendwo oder irgend einmal nützlich sein kann, hier besprochen werden wollte. Es ist die Einschränkung auf forstlich wichtigere Baumarten schon aus rein mechanischen Gründen notwendig. Eine weitere und wesentliche Vereinfachung in der Be- handlung dieses Abschnittes tritt dadurch ein, daß es sich als ein großes Naturgesetz herausstellt , daß die wichtigsten , waldbaulichen Eigenschaften der einzelnen Arten zugleich der betreffenden, ganzen Gattung zukommen, daß somit die Biologie der Gattung sich in sämtlichen Arten wiederspiegelt-, es genügt somit, wald- baulich die Charaktere der Gattungen zu schildern, um damit jene der sämtlichen Arten dieser Gattung kennen zu lernen; umgekehrt ist die ganze Gattung durch das Erkennen der Biologie einer einzigen Art dieser Gattung erfaßt; es genügt zum Beisj^iel eine einzige Fichte, um an ihr die Lebensgeschichte aller übrigen Fichten zu schildern; was an den Fichten in Amerika oder Asien gefunden wurde, gilt auch für die europäische Fichte und imigekehrt. Die wirt- schaftliche Behandlung der Begründung und Erziehung, welche für eine Art passend befunden wurde, muß auch für die übrigen Arten der Gattung zutreffend sein. Verschieden innerhalb der

Fünfter Ab.sclinitt. Natvirwissenschuftlich-waMhauliche CharakterLstik usw. ] j;

Gattuno- kann nur eines sein, was auCerliall» der Naturgesetze liejrt, das sind die Bedürfnisse der Menschen; sie allein bedingen eine Ab- änderung in der Behandlungsweise der einzoliinn Arten. Allen Arten gemeinsam sind folgende Kennzeichen:

a) die systematischen Merkmale in der Blüte- und Frucht- bildung; nach ihnen werden die Arten in die zugehörige Gattung ein- gereiht;

b) die allgemeinen morphologischen Merkmal.- der Blätter bzw. Nadeln, der Rinde, des Schaftbaues, des Krononbaues, der Be- ästung, der Bewurzelung, der gesamten Tracht. Es bedarf immer ge- naueren Studiums, um die einzelnen Arten, z. B. Ficht enarton der Gattung Picea, voneinander zu unterscheiden; der Laie ist nicht im- stande einen Unterschied in den Buchen- oder Fichtenwaldungen von Europa, Ostamerika oder Ostasien zu entdecken;

c) die anatomischen Eigenschaften des Holzes, der Rinde, der Blätter und damit auch die allgemeinen technischen und physikalischen Eigenschaften dos Holzes und der Rinde. Niemand ist imstande Fichten- oder Buchen- oder Eschenholz aus Amerika, Eiu-opa oder Ostasien zu unterscheiden; nur wenn das Holz mit seinen schmalen Jahresringen dem Urwaldschlusse entstammt, kami man vermuten, daß es aus Waldregionen kommt, in der es noch Urwaldungen gibt.

Auch in Amerika und Asien ist die Zeit nicht mehr fern, da der Urwald der Geschichte angehören wird. Das Produkt, das als zweites AVachstum (second growth) im Holze erwächst, wird von dem des Kulturwaldes in Europa und Asien nicht mehr verschieden sein können, da die gleichen Naturgesetze und die gleiche Behandlungsweise des Menschen auf alle Baumarten einer Gattung im gleichen Sinne wirken. Naturwidrige Ansicht ist es, zu erwarten, daß es Fichten geben kann, welche ein eichenholzähnliches Produkt liefern könnten. Alle Fichten geben ein Holz, das in seiner Anatomie und in seiner Güte im Rahmen der Anatomie und Gütcqualität der Gattung bleiben muß.

dj Anspruch an das Licht. Alle Arten einer Gattung gleichen sich hierin, muß das Naturgesetz lauten, und natm-widrig ist daher die Vermutung , daß es z. B. Eichen geben könnte , welche Schatten er- tragende Bäume sind, daß es Fichten und Tannen geben könnte, welche Lichtholzarten sind.

e) Nicht weniger den Naturgesetzen widersprechend ist der Glaube, daß z. B. unter den Eichen bescheidene Holzarten, soweit die Ansprüche an die Bodengüte in Frage kommen, sein könnten; denn auch be- züglich der Ansprüche an den Boden gleichen sich die Arten einer Gattung.

f) Es ist naheliegend, daß auch die Schnellwüchsigkeit, die Aus- schlagsfähigkeit, die Tief- oder Seichtwurzelung, mit einem Wort auch

148 Fünfter Abschnitt. Xaturwissenscliaftlich-waklbauliche Charakteristik usw.

alle übrigen wald bau liehen Eigenschaften, die an einer Art gefunden wurden, auch allen übrigen Arten derselben Gattung zu- kommen müssen. Es kann somit keine schnellwüchsige Eibe, keine von Natur aus langsamwüchsige Lärche geben. Man kann durch besondere Anordnung des Versuches eine langsamwüchsige Art zu rascherem Treiben, eine raschwüchsige zu langsamcrem Wuchs zwingen, dadurch ist das Gesetz nicht aufgehoben, sondern nur verdeckt.

g) Umgekehrt kann man gerade das gleiche physiologische oder biologische Verhalten der Baumarten (z. B. bei den Föhren) benützen als Maßstab der Verwandtschaft und zur Abgrenzung der Gattungen selbst. Es scheint diese Bemerkung vielleicht überflüssig, denn es ob- walten doch nach allgemeiner Auffassung bezüglich der Abgrenzung der Gattungen keine Zweifel mehr, aber sie bestehen doch. Z. B. rechnet man zur Gattung Quercus winterkahle und immergrüne Eichen, Eichen mit ein- und zweijähriger Samenreife, Eichen mit ringporigem Holz und solche, denen der Frühjahrsporenkreis fehlt, Eichen, welche ausgesprochenes Lichtbedürfnis besitzen, und solche, welche kräftigen Licht entzug ertragen; so kommt man zur Überzeugtmg, daß bei der Gattung Quercus die Natur nicht ihre Gesetze aufgehoben hat zur Vereinfachung der Sj'stematik, sondern daß vielmelir die von der Wissenschaft getroffene Einschachtelung der Eichen in eine einzige Gattung Quercus naturwidrig ist. Gegen alle Naturgesetze, gegen alle systematischen, anatomischen und biologischen Merkmale ist die Gattung Pinus gebildet. Pinus war schon unter Linne das große Schiebfach, in dem alles untergebracht wurde, was Nadeln besitzt. Nur äußerst langsam brach sich die neuere Abtrennung und Benennung Bahn, welche die übrigen Abietineengattungen wie Abies, Picea, Larix usw. als selbständige Gattungen anerkennt; immer noch aber bleibt die Gattung Pinus zurück als ein Schiebfach, in das alles eingezwängt wird, was man an Nadelbäumen anderweitig nicht unterbringen kann; die heterogensten Arten mit zwei, drei oder fünf Nadeln, mit den größten Verschiedenheiten im Zapfenbau, in den Sämereien, mit biologischen und geographischen Unterschieden und grundverschiedenem Bau des Holzes, alles ist unter Pinus vereinigt. Längst hat man die Wider- sprüche gefühlt und hat die Gattungen wiederum in Sektionen zerlegt, um eine systematische Ordnung hineinzubringen. Nach der Ansicht des Verfassers kommt diesen Sektionen systematisch und biologisch der Wert der Gattungen zu.

Nachstehende Gattungen sind nicht nach botanischer Verwandt- schaft, nicht nach forstlicher Wichtigkeit, sondern der Bequemlichkeit wegen nach alphabetischer Anordnung, getrennt nach Nadel- und Laub- hölzern, aufgeführt. Es ist nicht beabsichtigt, durch nachfolgende Be- schreibung die forstbotanische Charakteristik entbehrlich zu machen; die botanischen Merkmale zur Erkennung der Bamnarten beschränken

A. Die Nadelbäume. ] j<»

sich auf juo;endliclie Exemplare; was dit> für dio Pflaiizonzikhter witli- tige Frage der Sicherheit der Artenbestimmmi^ anlangt., darf Verfasser -wohl auf sein jüngst erschienenes Buch') verweisen, das die Erkennung der fremdländischen Baumarten an jungen Pflanzen zur speziellen Aut- gabe sich machte.

A. Die Nadelbäume.

Die gegenwärtig am meisten kultivierten Xutzbäumo sind Nadel- bäume: ihnen gehört auch die kommende Zeit, welche leichtes, trag- kräftiges Holz verlangt. Den Nadelbäumen kann auch in späteren Jahr- hunderten der Boden von der Landwirtschaft nicht ganz entzogen werden; demi für diese ist der Boden entweder zu kalt (Fichte) oder zu schlecht und unpassend, (Föhre, Sumpfzj-presse). Auch die wich- tigsten Zierbäume sind Nadelhölzer. Alle Nadelbäume führen wasser- armes Kernholz, so daß der Baum nach Durchtrennmig der Splintlage in wenigen Tagen absterben muß.

1. Gattung: Abies, die Tannenarteii -), Ars, sapins.

Immergi-tine Baumarten: Nadeln zumeist flach gedrückt, meistens nur an der Unterseite zwei helle Linien . welche die Spaltöifnungen tragen: die Nadeln verschmälern sich gegen die Basis hin und enden in ein Organ, das einer Froschzehe gleicht, mit welchem die Nadeln direkt am Trieb aufsitzen; beim Ablösen der Nadeln bleibt nur ein heller, kreisrunder Fleck zurück; der Trieb ist deshalb glatt. Am Gipfeltrieb sind die Nadeln einspitzig, seltener auch an Seitentrieben; je mehr eine Pflanze oder ein Zweig am Lichtgenuß behindert wird (durch Überschirmung) , um so deutlicher wird die Gabelung oder Kerbung der Nadelspitze ; bei normalem Lichtgenuß entsteht im zweiten Lebensjahr der jungen Tannenpflanze neben der Gipfelknospe eine Seitenknospe, aus der im dritten Lebensjahr ein senkrecht abstehender Trieb, „der Sporn", entspringt. Das Unterbleiben dieser Bildung ist ein gutes Kennzeichen ungenügender Entwicklung durch Mangel an Licht. Die Zapfen stehen bei allen Tannen aufrecht, zerfallen bei der Reife, so daß nur die Spindel zurückbleibt ; der hierbei frei werdende Samen ist verhältnismäßig groß, schwerfällig (gering flugfähig): der Flügel ist mit einer Seite des Samenkornes (der glänzenden) fest verwachsen ; die

1) H. Mayr, Fremdländische Wald- und Parkl.äume für Europa. Mit »il'.' Ab- bildungen und 20 Tafeln. Berlin, Paul Parey 190(5. Bezüglich der europäi.schen Nadelbäume sei auch auf G. Hempel und Dr. K. Wilhelm, Die Bäume und Sträucher des Waldes in botanischer und forstwirtschaftlicher Beziehung, verwiesen.

2) Das Wort .WeiUtanne'- i.st absichtlich vermieden. Nachdem man Tannen und Fichten botanisch scharf trennt, sollten Pf lanzenzUchter wenigstens ver- meiden, noch weiter Weilitanne für Tanne und Rottanne für Fichte zu gebrauchen.

150 Fünfter Abschnitt. Xaturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

andere, weiche Seite trägt nur eine dünne Samenhülle, an welcher leicht Verletzung und überdies Austrocknung und Verderbnis des Samen- kornes eintritt.

Die Ansprüche der Tannenarten an Wärme, Luftfeuchtigkeit, Regenmenge ergeben sich aus der Zugehörigkeit zum Picetum (Klima- parallele S. Gl ff) : ihi' Optimum liegt in der wärmeren Hälfte des Picetums: im kühleren Fagetum erscheinen sie bereits zahlreich: im kühleren Picetum verschwinden sie. In manchen Ortlichkeiten vertreten sie die Fichten (Apennin, Pyrenäen, Alleghanies, Zentraljapan). Besitzt eine Landschaft, insbesondere Gebirgslandschaft, mehrere Arten, so sind sie geographisch und klimatisch nach Höhenzonen getrennt; es gibt dann Tannen im Castanetum und kühleren Picetum. Hohe Luftfeuchtigkeit sagt allen Tannen zu. Außerhalb des Schirmes vom Mutterbaum, auf kahlen, ebenen Flächen sind sie empfindlich gegen verspätete Fröste. Jene Tannen, welche am frühesten in Vegetation treten (sibirische Tanne, Himalajatanne), leiden am häufigsten und schlimmsten. Frost Ende Mai oder gar im Juni schädigt alle Tannen. Gegen Fröste im Herbst sind die Tannen gesichert : tiefe Winterkälte schadet bei einigen Arten nur den Nadel- und Triebspitzen , wenn dabei intensive Besonnung herrscht (Chlorophylltod , Nadelbräune) ; unvermittelte Freistellung junger Pflanzen während des Winters bedingt ebenfalls Rötung und Absterben der Nadeln.

AUe Tannen sind während der ersten fünf Jahre langsamwüchsig-, unter Schirm von älteren Bäumen zum Schutz gegen verspätete Fröste erhält sich die Langsamwüchsigkeit lange Zeit, ohne daß die Pflanzen infolge Lichtentzug zugrunde gehen oder kümmern : aus diesem Grunde werden alle Tannen Schatte nholzarten genannt. Reine Tannen- bestände halten sich im Stangenliolzalter besonders dicht geschlossen und sind deshalb der Schncedruckgefahr ausgesetzt; auch im Alter er- hält sich der Kronenschluß mit allen Vorteilen desselben auf Astrein- heit und Formenzahl und allen Nachteilen desselben in bezug auf Lang- samkeit des Zuwachses, Streuanhäufung auf dem Boden und Erschwerung der natürlichen Wiedei-verjüngung. Alle Tannen lieben den Boden, der insbesonders der Rotbuche zusagt, frisch, tiefgründig, nahrungs- reich; an Stelle der Pfahlwurzel bilden sich frühzeitig kräftige, in die Tiefe gehende Herzwurzeln aus, so daß die Tannen ziemliche Sturm- festigkeit besitzen. Alle Tamien leiden von allen Nadelholzarten am empfindlichsten durch Verbiß der Gipfeltriebe; auf die Gipfelknospe mit ihren 'A 7 Soitenknospen haben es vor allem Hirsche, Rehe, Eich- hörnchen abgesehen ; ob auch der Nußhäher sich beteiligt , ist nicht ganz sicher. Die Gipfelknospe mit der Quirlknospe ist die kräftigste Knospe an der Pflanze, in der überdies im Winter eine Anhäufung an Nährstoffen stattfindet ; der Bissen ist somit für die Verbeißenden schmackhaft und nahrhaft. Da aber zwischen Gipfelknospe und dem

A. Die Xadolbi

151

tiefer stehenden Astquirlo bei seliwächlicheii , z. B. Irisuli versetzten Pflanzen keinerlei Seitenknospen sich finden, so ist der ganze Jahros- zuwachs verloren; das Vegetationsjahr nach dem Winterverbiß erzeugt nur neue Knospen an der Basis des entgiptelten Triebes ; erst im zweiten Veoetationsjahr nach dem Verbiß gehen aus dem meistens in Vielheit angelegten Knospen mehrere Längstriebe hervor, die, weil sie in Viel- heit auftreten, wiederum schwach bleiben, bis endlich einer derselben die Führung übernimmt. In der Regel sind durch den Gipt'el- knospen verbiß 2 3 Jahre Längszuwachs verloren. Der Tannenkrebs, eine Pilzkrankheit, befällt alle Tannenarten; ist der Hauptstamm oder Gipfeltrieb ergriffen, so wird die ganze Pflanze so frühzeitig als möglich, längstens im Stangenholzalter entfernt: alte Kjebsstämme zu beseitigen, kann nur den Zweck haben, der weiteren Verschlechterung des Schaftes und der Gefahr des Windbruches an der Krebsstelle vorzubeugen, nicht aber die Krankheit zu bekämpfen. Das Holz aller Tannenarten ist weich , leicht , ohne Harzgänge , daher harzarm, leicht spaltbar, ohne gefärbten Kern, d. h. Splint und Kern in Farbe gleich , ohne Dauer ; im Werte steht Tannenholz allgemein dem Fichtenholze etwas nach.

Abies baisam ea (J////.), Balsamtanne, baisam fir. 0 s t a m e r i k a. Nadeln schmal und mittellang; Knospe rötlich, besonders beim Austreiben, mit Harz überzogen. Für Europa forstlich untergeordnet, da dort nur ein Baum zweiter Größe.

Abies cephalonica (LI.), griechische Tanne. Griechenland. Alle Nadeln mit einfachen Spitzen, stechend. Wird Baum erster Größe.

Abies concolor (LindJ. et Gord), we st amerikanische Silber- tanne, silver fir. Felsengebirge. Nadeln an Seitentrieben nach oben gekrümmt; im Lichte beider- seits weißlich : sie übertrifft in ihren Höhenmaßen die mitteleuropäische Tanne; Schwapp ach sagt, daß sie in Preußen schneller wächst als die mitteleuropäische Tanne; Verfasser kann dies nicht bestätigen.

Abies firma {Sieb, et Zucc), Momitanne, Momi. Japan. Nadeln an Seitentrieben mit zwei deutlichen Spitzen: unterseits nur wenig heller als oberseits; in Deutschland etwas empfindlich gegon sehr tiefe Wintertemperaturen.

Abies grandis (TJmU.), große Küstentanne. Wliitr fir. W e s t a m e r i k a. Knospe violett, mit Harz ül)erzogen; Nadeln der Oberseite des

152 Fünfter Abschnitt. Naturwissenscliaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

Seitentriebes kürzer als auf der Unterseite : alle gleich gerichtet und gekämmt. En-eicht bis 7<l m Höhe.

A b i e y h o m o 1 e p i s {{Sich, et Zhcc), N i k k o t a n n e , U r a s h i r o m o m i.

J a p a n. Nadeln ebenfalls zweispitzig wie Momi, aber zarter, an kräftigen Trieben einspitzig, von verschiedener Länge, unterseits hellweiß.

Abies Nordmanniana {Linie). N ord mannst anne. Kaukasus.

Nadeln größer, glänzender und dichter stehend als bei der mittel- europäischen Tanne. Seitentrieb oft in vier Knospen endend: ergrünt später als die europäische Tanne und entgeht den mittelspäten Frösten im Frühjahr.

Abies pec tinata (D. C), europäische Edeltanne. Gebirge von Mittel- und Südeuropa.

Das natürliche Verbreitungsgebiet ist nach Norden hin im mittleren Deutschland; im Süden ist sie die Tanne der Pyrenäen, des Apennin, des Balkan.

Abies P i n d r a u (Spach.), P i n d r a u t a n n e , P i n d r o w f i r. W e s t lieber Himalaja. Diese prächtige Tanne mit sehr langen, unterseits kaum helleren Nadeln, spindelförmiger Krone erreicht 40 m Höhe. Außerhalb ihrer Heimat überall früh- imd winterfrostempfindlich.

Abies Pinsapo (Boiss.), spanische Tanne, P i n s' a p o. Spanien.

Eine Tanne mit fichtenähnlichen Nadeln , vom Trieb rechtwinklig und allseits abstehend, auch in ganz Mittelem'opa frostharte Tanne.

Abies sibirica {Ledeh.), s i b i r i s c h e T a n n e , P i c h t a. N o r d os t - europa, Sibirien.

Die sibirische Tanne erinnert lebhaft im Bau der Nadeln, Knospen und in der Tracht des Baumes an die amerikanische Balsamtanne. Nadeln sehr schmal , lang , weich ; Knospe mit Harz verklebt , grün. Ergrünt sehr frühzeitig und ist daher in warmen Klimalagen mit langem Frühjahr und häufigem Frost dazwischen die empfindlichste aller Tannen.

Abies Veitchii {LimJJ.), Ve it c hstanne , Shirabe. Japan und

C h i n a. Nadeln lang, gleich breit, unterseits kreideweiß. Diese Tanne geht durch das ganze Picetum bis zur Waldgrenze empor: erreicht kaum mein' als 30 m Höhe.

A. Die Nadulbäuuie ]53

Abiey Webbiana (Und/.). Wol)b.st annc , Indiau silvr tir. OstlicluT Himalaja. Große, glänzondoTüne, unterseits kroidoweißo Nadoln. Diese Tanne Avird im östlichen Himalaja immer mehr verdräno;t durch den unter der Herrschaft der Weidetiere beoünsti<iten Bambus; die Tanne wird kaum höher als 80 m mit Hach ausgebreiteter, dem Wind«« am wenigsten Widerstand leistender Krone.

2. Gattimg und Art: Biota (►rieiitalis [KuilJ.). cliinesische oder orientalische Thuja. China, Monj^^olci.

Schuppenlormige Blätter, auf der Oljerseite mit einer Rinne ver- sehen; Samen ohne Flügel. In Ansprüchen an Boden und Kliraa- trocknis bescheiden; dem Castanetum und wärmeren Fagetum an- gehörig-, für Aufforstungen in trockenen Gebieten verwendbar. Holz mit rötlichem Kern sehr dauerhaft.

3. Gattung: Cedrus, die Zedern, Cedars, Cedres.

Obwohl es in ganz Amerika keine eigentliche Zeder gibt , wird diese Bezeichnung doch für eine Reihe von Holzarten ohne eigentliche Nadeln, wie Thujen, Scheinzj-pressen und andere, gebraucht. Dadurch ist in der alten Welt Verwirrung entstanden, denn nur diese besitzt wirklich Zedern, welche eine immergrüne Benadelung mit Kurztrieb- mid Längstriebbildung wie bei den Lärchen kennzeichnet. Der Zapfen reift im zweiten Jahre , steht aufrecht und zerfällt bei der Reife wie jener der Tanne , wodurch die schweren , gi'oßen , geflügelten Sämereien frei werden. Nadeln vierkantig, lang, dünn, auf einem Vor- sprung der Rinde w^ie bei den Fichten sitzend. Nur im Gebiete des Castanetums gedeihen sie zur Vollkommenheit : sie erscheinen schon im Lauretum und betreten noch die wärmeren Zonen des Fagetums: dort erlischt ihre forstUche Brauchbarkeit. Tiefe Wintertemperatur wird bei ungenügendem Abschluß des Längstriebes gefährlich.

Insulares- oder auch montanes Klima mit abgeschwächten Winter- temperaturen sind den Zedern besonders günstig: sie verlangen einen guten Boden und vollen Lichtgenuß: dabei sind sie raschwüchsig von höchstem forstUchen Gebrauchswert. Ilu' Holz ist weich, leicht zu ver- arbeiten, mit bräunlichem Kern, der dem Holz eine sehr hohe Dauer verleiht; es wird bei allen Erdbauten, z. B. Eisenbahnschwellen. Brückenbau, ganz besonders gesucht. Das indische Zedemholz ist so berühmt wie das des Libanon, dessen das alte Testament bei der Bundeslade gedenkt ; ebenso wird die atlandische Zeder, die über ganz Nordafrika verbreitet ist, schon von Plinius als unverwüstlich gerühmt. Kräftig wachsende Exemplare zeigen einen nickenden (4ipfeltrieb: nur vier Arten sind noch vorhanden, nachdem sie in fniheren Erdejjochen auch ganz Europa bewohnten: eine Zeder, die cyprische. ist noch auf

154 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbaulichc Charakteristik usw.

europäiscliem Boden. Alle Zedern verdienen nicht bloß in ihrer Heimat, sondern überall, -wo sie anbaufähig sind, die rrrößto, forstliche Be- achtung; sie zählen zu den wertvollsten Bäumen des Castanetums.

Cedrus atlantica (Man.), atlantische Zeder. Nordafrika.

Äste von ungefähr 20jährigen Bäumen aufwärts gerichtet. Diese Zeder steht Europa am nächsten auf dem Berge Tabor in Algerien; schon bei 1500 m Erhebung über dem Meere (Castanetum) erscheint die erste Zeder; mit der Erhebung in das Gebiet der Eiche, Ahorn, Eibe wächst ihre Höhe bis zu 30 m. Wo Abies numidica, die numi- dische Tanne, erscheint (Fagetum), verschwindet die Zeder. Die aus- gedehntesten Bestände dieser Zeder mit Vorrat an diesem Holz von unberechenbarem Wert Schäfte bis zu 40 m Höhe und darüber werden gemeldet bedecken die inneren Berge Marokkos.

Cedrus Deodar (LoiuL), Deodar- oder Himalajazeder,

D e o d a r. Westlicher Himalaja. Hellere Benadeluug und abwärts gerichtete Aststellung unter- scheiden diese Art von der vorigen; sie ist der wichtigste Nadelbaum der indischen Bergvegetation vom Lauretum aufwärts bis zur Tanne ; Bäume mit 60 70 m Höhe sind gefunden worden.

Cedrus Libani (Barr.), Libanonzeder. Kleinasien, Syrien.

Äste mehr horizontal abstehend; wird ebenfalls bis 40 m hoch und betritt noch das Gebiet der cilicischen Tanne.

4. Gattung: Chamaecji)aris, Scheinzypresseu.

Die waldbauliche Tätigkeit ihrer Heimat beginnt erst ganz allmäh- lich diesen hochwertigen Holzarten gerecht zu werden , nachdem bisher nur Holzhandel und Technik die Scheinzypressen ob ihres vor- züglichen Holzes bis zur Erschöpfung verfolgt haben. Von den eigent- lichen Zypressen wie von den Thujen unschwer unterscheidbar; von den Zypressen durch den flachen Querschnitt der Seitentriebe, von den Thujen durch den bei normal wachsenden Pflanzen überhängenden Seitentrieb. Der Samen ohne Flügel, gering flugfähig; aber wegen sehr häufiger und reichlicher Bildung ist die natürliche Verjüngung leicht. Auch durch Stecklinge kann Waldanlage betätigt werden. Die Scheinzypressen finden ihr klimatisches Optimum im Castanetum, wo in luftfeuchten Tälern, auf frischem Boden alle Scheinzypressen bis zu 40 m Höhe und darüber erreichen. Mit dem Auftreten der Fichte oder Tanne im kühleren Fagetum verschwinden sie allmählich. Ganz hart gegen verspätete Fröste, können sehr tiefe Wintertempera- turen (Chlorophylltod) ihnen gefährlich werden. Der Boden muß gut sein ; Sandboden dritter Bonität ist die äußerste Grenze. Ohne Frische,

A. Die Nadelliii

155

ist auch der bej^te Boden ungenügeud. Auf feuchterem Boden in Gesellschaft mit Erlen oder Wej'moutsföhren gedeihen sie vorzüglich. Ohne diese Gesellschaft sind den Scheinzypressen derartige Ürtlieh- keiten im Fagetum zu kalt. Dir Optimum on-eichen sie in reinen Beständen, weniger im lockeren Schluß von Laublichtholzarten. Man muß die Scheinzypressen zu den Halbschattenholzarten rechnen, weil sie den Lichtentzug lange Zeit ertragen. Im vollen Licht sind sie alle schnellwüchsig. Als Gefahren sind besonders nennenswert Agaricus melleus, der Wurzelkrebs und ein die Zweige tötender Pilz, der wahrscheinlich mit Frost und anderen Störungen, z. B. Agaricus, zusammenwirkt und vorläufig von Böhm (1804) als Pesta- lozzia funerea bestimmt wurde. Doch vermögen kräftig wachsende Pflanzen den Pilz abzustoßen. Das Holz ist weich, leicht, zähe; das gefärbte Kernholz ist sehr dauerhaft, für Hochbau und Wasserbau sehr hoch geschätzt. Jede Art hat einen speziellen, überaus aromatischen Geruch im Kernholz: sie empfelilen sich alle als Ersatz des Bleistift- holzes. Im europäischen Wald fehlen Scheinzypressen vollständig, Amerika und Asien sind die glücklichen Besitzer dieser ausgezeich- neten Holzarten, Es ist zu beklagen, daß in Europa mehr das Vorurteil der Forstwirte als das Klima den Anbau dieser Baumart verhindert.

Camaecyparis Lawsoniana (Pari.), Lawsonie, Lawsons- scheinzypresse, White Cedar, Port Orfordcedar.

W e s t a m e r i k a. Triebe zart, langgestreckt, zwischen den Schuppenblättern helle Streifen, unterseits heller als oberseits. Sie werden bis (JO m hoch; mit 80 Jahren erwachsen in luftfeuchten Gebieten des Castanetums Bäume mit 35 m Höhe und 78 cm Durchmesser in Brusthöhe. Ihr Vorkommen in der Heimat unmittelbar an der Küste des Stillen Ozeans und an den Küstenbergen aufwärts bis in frostreiches Höhenklima ist von enger, räumlicher Begrenzung.

Chamaecyparis nutkaensis (Spach.), Xutkascheinzy presse, Yellow Cypress. Westamerika. Schuppeublätter kräftig mit scharfen Spitzen. Wo sie beheimatet ist, an der Küste Westamerikas bis ins Picetum aufwärts und nord- wärts, gilt sie als der wertvollste Nutzbaum mit einem dauerhaften Holze.

Chamaecyparis obtusa (Sich, et Zucc). Feuerschein zy presse, Hinoki. Japan. Leittriebe nicht in schönen Bögen wie die amerikanische Art, sondern in geradlinigen Stücken überhängend. Schuppenl)lätter stunipt. Unterseits der Zweige weiße Linien an den Grenzen der Schuppen. In Japan teils in reinen Beständen, teils einzeln im Laubwald: sehr viel künstlich durch Pflanzung und durch Stecklinge ang.-baut: es gilt

150 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbaulicbe Charakteristik usw.

das Holz dieser Art als das weitaus wertvollste unter sämt- lichen Nadelbäumen. Der Kern rosa «^e färbt, sehr fein gefügt, von sehr großer Dauer.

Chamaec yp aris pisifera (Sieh, et Zucc.) . "W eichholzschein - Zypresse, Sawara. Japan. Schuppenblätter mit scharfen Spitzen, unterseits einen weißen Fleck tragend. Diese Scheinzypresse ist die minderwertigere Schwester der vorigen, soweit ihr Holz in Frage kommt. Der Kern ist gelb gefärbt, das Holz ist weicher und weniger schön.

Chamaecyparis sphaeroidea (Sj^ach.), K u g e 1 s ch e i n z y p r e s s e , White Cedar. Ostamerika. Diese Scheinzypresse hat die zierlichsten Triebe von allen. Im Castanetum und Lauretum von Ostamerika auf sumpfigen Böden bildet diese Art sehr dichtgeschlossene Waldungen mit hohem Holz- werte. Solche Standorte im Fagetum sind dem Baume viel zu kalt.

5. Oattimg imd Art : Cryptomeria japoiiica (Don.), Kryptomerie, Sugi. China und Japan.

Von dieser Gattung ist nur eine einzige Ai't in Ostasien bekannt ; Nadeln pfriemenförmig , dreikantig. Dieser Baum ist raschwüchsig, lichtbedürftig, verlangt guten, nahrungsreichen Boden, noch auf Sand- boden dritter Bonität zu brauchbarer Dimension erwachsend. Maximal- höhe im Optimalklima des Castanetums sind 70 m; nur das wärmere Fagetum kann nördlich vom oder über dem Castanetum für diesen Baum zu forstlichen Zwecken in Frage kommen. Das Holz ist leicht, weich, mit seinem braunen Kern dauerhaft-, bei kurzem Um- trieb im vollen Licht auf mäßigem Boden erzogen, liefert der Baum ein außerordentlich leicht zu bearbeitendes, billiges Baumaterial für die Holzbehausungen der Japaner. Die Kryptomerie ist für Ostchina und ganz Japan der forstlich wichtigste Nadelholzbaum.

6. Gattung: Cupressus, Zypresseuarten, Cypress, Cypres.

Zweige vierkantig; alle Angehörigen dieser Gattung gehören dem Lauretum und wärmeren Castanetum an; einige erhalten sich noch mühsam im warmen Fagetum: forstlichen Wert besitzen sie in dieser Klimazone nicht mehr; nur in den milden Lagen des Insularklimas gedeihen sie dort auch für forstliche Zwecke genügend. Da die Bäume schneUwachsend sind und ein gutes und dauerhaftes Holz bilden, ver- dienen sie forstliche Beachtung und forstlichen Anbau. Sie sind Lich- hölzer. welche guten Boden verlangen. Daß keine Holzart, auch diese Z^-presse nicht, wie es geschrieben steht, auf nacktem Boden gedeiht, wurde schon bei den allgemeinen Grundlagen bes})roclien : die Zypressen

A. Die Niulclbi

l.V

verlangen sogar gnten Boden, den sie zwischm den Felsenspalten finden. Die Mehrzahl der Angehörigen sind, weil llall)bäumo, ohne forstliche Bedeutung.

Cupressus sempervirens (/^.), die orientalische Zj-presse, ist in Südeuropa heimisch.

Cupressus macrocarpa {Hartir.), die Montereyzj^presse von Kalifornien, verdient Erwähnung wegen ilires außerordentlich raschen Wachstums und ihres Anbaues auf gefestigten Dünen.

Cupressus torulosa (Don.), die Nepalzypresse, wird im Himalaja bis 5(» m hoch,

7. Gattung: Jimiperus, Wacholderarteu, Juuipers, Geu^vriers.

Nur soweit die Wacholderarten Bäume werden, welche forstUcher Benutzmig dienen , verdienen sie auch forstliche Pflege ; die bald pfriemenförmige, bald schuppenförmige Benadelung, die Beerenfrucht, die auf besonderem Exemplare (weiblichen) allein zur Ausbildung kommt, der aufrechte Längstrieb sind die wichtigsten Merkmale. Die Wacholder smd ziemlich langsam wachsende Lichtholzarten, welche auf den verschiedensten Böden : geringen, sandigen, kiesigen, trockenen, guten und frischen Böden, selbst in sumpfigen Örtlichkeiten, sich finden ; einzelne Arten sind schon im Lauretum zu finden und streichen bis in das kühle Picetum, aber es ist zu beachten, daß alle Wacholderarten sowohl auf geringem Boden als auf gutem Boden im Klima kühler als das Castanetum nur Halbbäume werden, welche somit keine für Nutzzwecke brauchbare Größe erreichen. Der brauchbare Teil der Wacholderarten ist nur das schön gefärbte Keniholz. Tiefe Wintertemperaturen werden allen Wacholderarten gefährlich.

Juniperus chinensis (Z.), chinesischer Wacholder, Ibuki. China und Japan. Reine Bestände dieses Baumes sind nirgends vorhanden: er ist in China besonders häufig bei Tempeln angebaut: das Holz steht dem virginischen Wacholder an Schönheit der Farbe, nicht aber an Wolil- geruch nach.

Juniperus virginiana (/>.), der virginische Wacholder. Bleistiftholz, Red Cedar. Ustamerika. Diese Art ist die bekannteste von allen, und um das wertvolle, zu Bleistiften wegen seiner Farbe und seines Geruches verwendete Holz auch in Europa zu gewinnen, hat man dem Bamne forstliche Auf- merksamkeit erwiesen, die er offenbar in ganz .Alittel.'uropn , von der

158 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich- waldbauliche Charakteristik usw.

warmen Küste abgesehen, nicht verdient. Auch in Nordamerika liegt die Zone der technischen Verwendbarkeit in den Südstaaten (Casta- netimi und Lauretum).

S. Gattimg: Larix, Lärcheiiarten, Larches, Tamaracks, Mel^zes.

Die Lärchen sind winterkahle Nadelbäume; ihre erste Benadelung im Frühjahr besteht durchaus aus kurzen Trieben, in welchen die Nadeln bis zu 50 angehäuft sind. Später bricht aus den kurzen Trieben der Längstrieb hervor mit zerstreut stehenden Nadeln. Die Nadeln sitzen auf einem längswulstigen Vorsprung der Rinde. Der Samen wird schwierig aus aufrechten Zapfen frei : trockene AVinde sind nötig, Samen dreikantig, klein : Keimlinge an den Kotyledonen und Erstlings- nadeln ohne Zähnclien am Rande. Allen Lärchen ist gemeinsam, daß sie bis zur Kältegrenze des Waldes, sei es im Norden (Polaretum), sei es in höheren Regionen ( Alpinetum), vordringen. Von da an süd- be- ziehungsweise abwärts streichen sie bis ins Picetum und Fagetum; keine aber betritt in ihrem natürlichen Vorkommen das Castanetum. Das Optimum liegt im Picetum und kühleren Fagetum. Im Castanetum erschöpfen sich die Lärchen in Zapfenerträgnis und Kurzschaftigkeit. Alle Lärchen sind frosthart. Selbst nach dem ersten Ergrünen können sie noch 5 ^ C ohne Schaden ertragen ; nur in besonders schweren Frostlagen erfriert im Juni der Längstrieb ; im wärmeren Klima ver- längert sich die Wuchsperiode, dort sind auch Schäden durch Frtlh- fröste nicht selten. Alle Lärchen sind anfänglich sehr raschwüchsige, volle Lichtholzarten; infolge ihrer tiefgehenden Herzwm'zeln zeigen die Lärchen große Sturmfestigkeit; in der Jugend ist Schneedruck imd Krümmung des Schaftes als Folge hiervon nicht selten; die gleiche Erscheinung ruft noch häufiger Wind hervor. Sie vertragen keine Überschirmung , höchstens seitliche Einengung der Kronen durch ihresgleichen; 15 2o jährige Gipfelfreiheit sichert allein ihr Gedeihen in Mischung mit anderen Holzarten. Alle Lärchen verlangen einen guten, tiefgnindigen, nicht allzu schweren und feuchten, kalkreichen Boden; auf nahi-imgsarmem Boden, Kiesgerölle, Sandboden dritter Bonität und geringer, entwickeln sich die Lärchen nur die beiden ersten Jahrzehnte rasch, wodurch eine unheilvolle Täuschung erweckt wurde; vorzeitig läßt das Wachstum nach, und von unten nach oben fortschreitend, stirbt allmählich die Krone unter Flechtenansatz und Ki'ebswülsten ab. Im Holze sind alle Lärchen gleich ; in einem warmen Standorte wird jede ein weitringiges, leichtes, weiches, in einem kühlen jede ein engringiges, hartes, schweres Holz bilden müssen. Der schmale Splint deckt einen rotbraunen Kern von großer Dauer und Härte, Härte und Kernfarbe hängen ganz vom Standort und von der Erziehungs- weise ab. In der Schaftschönheit sind die Lärchen verschieden; je wärmer das Klima, um so gi'ößer die Tendenz zur Verschlechterung

A. Die Nadelbäume. \^(\

der Schafttbrra. Abor auch von diesem Faktor abKcsohen, bestehen Unterschiede in den Arten; die japanische Lärche scheint von allen die ungünstigste, die sibirische Lärche und die westamerikanische scheinen die günstigste Schafttbrm zu besitzen. Aus dem Holze wird Harz ge- wonnen. Den Lärchen werden Motten und Läuse häufig. Agaricus melleus zuweilen schädlich; der schlimmste Feind aber ist der Lärchenkrebs, Peziza Willkommii , dem gern in die Schuhe geschoben wird , was an Fehlem in der waldbaulichen Behandlung der Lärchen verbrochen wird; an keiner anderen Holzart fegt der Rehbock mit größerer Vor- liebe als an den Lärchen.

L a r i X a m e r i c a n a ( Michx.), die o s t a m e r i k a n i s c h e Lärche, T a m a r a c k. 0 s t a m e r i k a. Fertige Triebe gelbrot, kahl. An der WärmegTenze in simipfigen Standorten selbst in reinen Beständen von geringer Höhe; im Optimum, das aul" kanadischem Boden liegt, auf normalen Böden mit normaler Frische auch mit normaler Höhe.

Larix europaea (CD.), die europäische Lärche. Alpen, Karpaten und Sudeten. Die fertigen Triebe hell, strohgelb, glänzend. Knospe hellbraun mit gleicher Basis. Der Anbau dieser Lärche weitab von der Heimat in dem wärmeren Gebiet (Castanetum und wärmerem Fagetum), unter naturwidriger Anbauart und impassender Erziehung, hat viele Er- wartungen getäuscht ; besonders sind in Schottland, in Norddeutschland große Kulturen zugi'unde gegangen. Man kann sagen, mit keiner Holz- art ist so viel von der Praxis experimentiert imd so wenig Erfolg er- zielt worden, als mit der Alpenlärche nördlich von den Alpen. Millionen von Lärchen sind bereits zugrunde gegangen, und Millionen von Lärchen, in den letzten Jahrzehnten begiäindet , droht das gleiche Schicksal. Über die Krummwüchsigkeit der Lärche und der allgemein vermuteten Erblichkeit dieser Eigenschaft ist bereits im Abschnitt IV berichtet worden. Vor hundert Jahren ausgeführte Versuche haben Stämme mit 40 m Höhe ergeben. Daß das Holz in der Jugend infolge des freien Standes und des wärmeren Klimas nördlich der Alpen zugleich breitringiger und minderwertiger ist gegenüber dem im hohen Alter oder im kühleren Klima gebildeten Holze, ist ein allgemeines Natur- gesetz für alle Holzarten, verdient aber hier besonders erwähnt zu werden, weil allen Ernstes die Behauptung aufgestellt wurde, daß mit einem Samenkorn aus der obersten Alpenregion sich auch Engringigkeit und Schwere des Holzes vererben müsse!

Larix leptolepis {Gord), die Hondolärche, japanische Lärche, Karamatzu, Fujimatzu. Japan. Fertige Triebe hell bis dunkebot , Knospe rot. Nadeln mit deut-

l(i() Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

lieber , heller Unterseite. Wegen ilire^ raselien Wachstums im ersten Lebensjahrzehnte und ihrer Schönheit ist diese Holzart vielfach zum Liebling der Forstwirte in Europa geworden: je älter aber die Kulturen werden, um so mehr schwindet die Liebe dahin. Verfasser mußte bereits LS08') konstatieren, daß die japanische Lärche vom zweiten Lebens- jahi'zelint an in Wuchskraft hinter der europäischen Lärche zurück- bleibt. Die Schaftform ist noch schlechter als jene der europäischen; gegen Pilz und Insekten etwas härter, gegen Wurzelkrebs bedeutend empfindlicher als die europäische Lärche. Dagegen ist die Leichtigkeit der natürlichen Wiederverjüngung sowie die hohe Keimkraft des Saat- gutes -) überraschend.

Larix occidentalis (Nidt.), westamerikanische Lärche, Tamarack. Westamerika. Junge Triebe gelbbraun, glänzend. Knospe braun. Im Felsen- gebirgo bildet die Lärche mit der blauen Douglasie einen lockeren Bestand von durchschnittlich 4(» m Höhe.

Larix sibirica (Led), sibirische L ärc he. Nördlic her Ural und Sibirien. Junge Pflanze dieser Lärche schon in Saat- und Pflanzbeeten von allen übrigen Lärchen durch auffallend geraden Wuchs, kurze, fast recht- winklig abstehende Äste und derbe Entwicklung unterscheidbar. Viel- fach in wärmerem Klima langsam, in kühlerem sehr raschwüchsig. Fertige Triebe der europäischen Lärche in Farbe gleich, Knospe mit fast schwarzer Basis. Die sibirische Lärche färbt sich im Herbste be- reits goldgelb, während alle übrigen Lärchen noch grün sind. Die auf- fallende Geradschaftigkeit verleiht dieser Lärche einen besonders hohen Wert.

0. (lattimg: Picea, die Fichteuarteii, Spruces, Epiceas.

Für alle Länder, welche dem Fagetum und Picetuin angehören, wie Mittel- und Nordeuropa, Kanada, Sibirien, für alle Berglandschaften, welche in diese Zonen hineinragen, liefert die Gattung Picea das wert- vollste Bau- und Stammholz, eine hoch geschätzte, nur von der Föhre (Kiefer) übertroffene Brett wäre. In allen Ländern, welche einer wärmeren Klimazone als Fagetum zufallen, wie Südeuropa, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Ostasien (China und Japan), liegen die Fichten vom Verbrauchsorte weitab in höheren Elevationen oder im Norden. In solchen Fällen sind die Angehörigen der Gattung Picea, die selbst- verständlich in Amerika uml Asien dasselbe Holz wie in Europa bilden.

M H. Mayr, Anbauversuche mit japanischen Holzarten usw. Forstwissen- schaftliches Zentralblatt 1^98 S. -lA.

^^ Joh. Rafn, Kopenhagen, hat bis so^'o festgestellt.

A. Die Nudolbäiime.

1(31

einstweilen ni)ili ziemlich wertlos we^ijen dw Entternun«»: vom Ver- branclisorte und wegen des Auftretens von Nadelbäumen, welche die Fichten in ihren Verwendungszwecken voUaut ersetzen, ja noch über- trefien, wie Pitchpine, Strobe, Douglasie, Gelbföhre in den Vereinigten Staaten, Ciyptomerie in Japan und China, die Zeder im Himalaja. Die eiu-opäische Fichte verdankt teilweise der Güte des Holzes, aber auch ihi*er massenhaften, natürlichen Anwesenheit, ihrem schnellen Wuchs, ihrer Schafttbrm, ihrer Bescheidenheit und leichten Aufzucht ihre Be- rülmitheit, welche sie aber mit sämtlichen übrigen Angehörigen der Gattung Picea , nach dem Grundgesetz , daß derlei Eigenschaften Gattungscharaktere sind, teilt.

Die Fichten sind immergrüne Baumarten mit einspitzigen Nadeln; diese am Grunde verschmälert und auf einem aus der Rinde des Triebes vorspringenden Nadelkissen aufsitzend. Nach dem Nadel- abfall bleibt das vorstehende Kissen am Triebe noch Jahre lang er- halten. Nadeln vierkantig: in diesem Falle sind alle vier Flächen mit weißen Spaltöfifnungslinien versehen, oder flach zweikantig; in diesem Falle trägt die Oberseite der Nadel zwei breite, weiße Streifen. An Seitenzweigen drehen sich die Nadeln nach unten, so daß bei solchen Fichten eine weißliche Zweigunterseite erscheint. Der Zapfen reift in einem Jahr, hängt bei der Reife nach abwärts, öffnet sich bei trockener Witterung, so daß die Sämereien durch ihre Schwere herausfallen. Der Samen liegt in einer löffelartigen Vertiefung des Flügels , aus der er sich loslöst. Am Keimling sind Kotyledonen und Primärnadeln, so- mit alle Nadeln des ersten Jahres fein gezähnt. Die Ansprüche an das Klima ergeben sich für alle Fichten aus der Zonenbildung. Sie er- scheinen bereits im Fagetum, eiTeichen kui'z nach dem Übergang in das Picetum ihr Optimum und erstrecken sich aufwärts und nordwärts bis ziu- Waldgrenze. Ihr Heimatgebiet ist der luftfeuchteste mid külilste Waldglirtel in allen Weltteilen. An den Meeresküsten streichen sie deshalb weiter nach Süden als im Binnenland, wenn dieses nicht dm\-h Gebirge ebenfalls Picetumklima aufweist. Trotz ihres nördlichen Vor- kommens, ihres Auftretens in Gebieten mit tiefen Wintertemperaturen sind alle Fichten durch verspätete Fröste im Frühjalir gefährdet, und zwar auf freien Lagen. Kahlflächen, in Frostlöchem. Die eben neu ergrünende Fichte ist wie die Tanne in diesem Augenblick so zart wie eine tropische Pflanze. Bezüglich der Methode der Aufzucht ziu- Vermeidung der Gefahren muß auf später verwiesen werden; Ungleichheiten in Frcjst- härte erklären sich durch ungleichen Vegetationsbeginn ; für einige be- steht auch Gefahr durch sonnige Winter (Nadelbräune, Chlorophyll- tod, Erfrieren der Gipfelknospe und selbst des Gipfeltriebes).

Die Fichten sind im Freistand ziemlich rasch'W'üchsig, nachdem das jugendliche Alter von etwa o— 1<» Jahi'en zurückgelegt ist; bis dahin

Mavr, WaMbau. ^'

I(j2 Fünfter Abschnitt. Naturwisseuschaltlich -waldbauliche Charakteristik usw.

und noch darüber hinaus ertragen sie den Entzug des Lichtes ohne zu- grunde zu geheti. Alle Fichten sind deshalb Schattenholzarten. Alle Fichten verlangen guten und frischen Boden, begnügen sich aber wegen ihrer seichten Bewurzelung mit geringer Bodentiefe.

Durch ihre auch auf tiefgründigem Boden seichte Bexvnii-zelung sind sie gefährdet durch Sturm, insbesonders wenn sie in größeren Massen zusammen aufwachsen. Von Jugend auf isoliert stehend sind sie ganz sturmfest-, länger anhaltende Dürre wird besonders im jugend- lichen Alter auf seichten Böden gefährlich : im Bestände aufgewachsen wird durch plötzliche Freistellung des Stammes außer Sturm auch noch R.indenbrand verderblich: in der Jugend bedroht die eng geschlossenen Fichten Schneedruck, im Alter, besonders in Zapfenjahren, Schnee- bruch. Als Schattenholzarten erhalten sich die Fichten bis in hohes Alter mit geschlossenen Kronen, woraus vollendet astreine, vollholzige Schäfte hervorgehen.

Unter den Feinden der Insektenwelt sind solche, welche Massen- vermehrung erfahren mid Massentod der Fichten verursachen, wie Nonne , Borkenkäfer , Rüsselkäfer , Blattwespen ; von Hirschen , Rehen und Eichhörnchen werden die Triebspitzen abgebissen: da der Trieb mehrere Knospen zwischen zwei Quirlen trägt, ist der Verlust geringer als bei den Tannen; die Rinde wird von den Hirschen geschält, und außer zahlreichen, holzbewohnenden Pilzen (Rotfäule z. T.) sind es vor allem die beiden "Wurzelkrebse Agaricus melleus und Polyporus annosus, welche von der Jugend bis in das höchste Alter die Stämme im Be- stände dezimieren. Häufig ist Rotfäule im höheren Alter, frühzeitig auf Ackerböden, Viehweiden, feuchten Böden, im wärmeren Klima, in mit Zugtieren befahrenen Waldungen. Das Holz der Fichten entspricht den modernen Ansprüchen am besten: zweischnürige Stämme, leicht, weich, elastisch, astrein; Dauer fehlt; Splint und Kern in Farbe völlig gleich, d. h. Kern ohne Farbe und daher auch ohne Dauer; die Zweige geben Einstreumaterial, die Rinde ist an Gerbstoff reich; aus dem Holze wird Harz gewonnen.

Picea alba (LA-.), "Weißfichte, "White spruce. Ostamerika.

Nadeln kurz, stumpf, kaum stechend, mit weißlichem Schimmer. Fertige Triebe rosafarbig, von oben her bereift. Beim Zeri'eiben der Nadeln und dünnen Triebe wird neben dem Harzgeruch ein Boigeruch frei, der den Tieren widerlich ist und die Pflanze vor dem Verbisse durch Hirsche und Rehe schützt. Sie erreicht in der Heimat bis 50 m Höhe, bleibt aber auf ihrer "Wärmegrenze (Vereinigte Staaten) in sumpfigen Örtlichkeiten ein Baum H. Klasse. In allzu warmen Ürtlich- keiten wurde sie auch bisher in Europa angebaut und bleibt daher ebenfalls ein kleiner, forstlich wertloser Bamn.

A. Die Nadelbäume.

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Picea ajancnsis {Fisch.), ajanische Fichte, Kur oesomat zu. Ostsibirien und Hokkaido. Nadeln flach, auf einer Seite weißliclie Streiten: fertige Triebe stroh- gelb. Schon auf Eso (so wird das in den Atlanten und Geographien bis zur Unkenntlichkeit entstellte Wort Yezzo gesprochen und somit auch geschrieben) erscheint diese Fichte in reinen Beständen mit bis 60 m Höhe; nach den Kurileninseln hin nimmt sie zu, auf Sachalin und in Ostsibirien wird sie einstens der wertvollste forstliche Nutz- baum sein, der ganz nach dem Muster der europäischen Fichte be- handelt werden kann.

Picea bicolor {^layr), Buntfichte, Iramomi. Z entralj apan. Diese der europäischen Fichte am nächsten stehende japanische Ai't besitzt vierkantige, oberseits weißliche Nadeln, kräftigere Längs- und kräftigere Seitentriebe, dicht rosafarbig bis rostfarbig behaart. Sie wird fortgesetzt mit der Hondo-Fichte verwechselt. Im Fagetum und Picetum des hohen, gebirgigen Zentraljapans ist diese Fichte die höchste (bis 40 m) und forstlich die wichtigste. Ihre auffallend späte Ergrünuug sichert sie gegen Spätfröste besser als die europäische Fichte.

Picea Engelmannii (Engehn.), Engelmannsfichte, White spruce, Felsengebirge. Vierkantige Nadeln, ziemlich scharf stechend, am Triebe nach vorn gerichtet, junge Triebe schwach rosa bereift, behaart; mit einem Bei- geruch. der alba, daher ebenfalls vom Wilde nicht verbissen. Schuppen an den Knospen anliegend. Sehr hoher Gerbstotfgehalt der Rinde mit 1«3 " o.

Picea excelsa {Lk.}, europäische Fichte. Europa. In der äußeren Erscheinung sehr variabel, niu' braune Farbe der Triebe und Knospen ist konstant. In Eui'opa fehlt sie lu-sprünglich auf allen Standorten, welche dem wärmeren Fagetum luid dem Casta- netum im Klima angehören. Im Süden, natürlich bei entsprechender Elevation, erscheint sie in den östlichen PvTcnäen, in den Alpen und von da nordwärts über Erz- und Riesengebirge, Ostpreußen, West- rußland bis nach Schweden, Norwegen und Lappland; die Linie Basel Königsberg bildet die europäische Westgi'enze, die Linie Kasan Kola die Ostgrenze. Von da an ostwärts herrscht die sibirische Ficht«. Sie fehlt in ganz Großbritannien. Durch künstlichen Anbau ist die Fichte weit über ihren Heimatbezirk hinausgeraten, soweit das Klima der Heimat gleich oder milder war, mit gutem, soweit sehr warm (wärmstes Fagetum und Castanetum) mit schlechtem Erfolge.

Picea Morinda {/>/.•.), Morind afic hte. Westl. Himalaja. Eine prächtige, sehr langnadehge Fichte, welche ebenfalls bis öO ni Höhe eiTeicht; gegen Winterfrost empfindlich.

104 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waklbauliche Charakteristik usw.

Picea nigra {LI:), Schwarzf ichto, Black spriice. Ost- amerika. Nadeln km-z, vierkantig, Triebe rotbraun, behaart. Von der alba durch die dunkle Farbe der Nadeln und das Fehlen des Beigeruches unterschieden. Der forstliche Wert ist geringer als jener der alba, nur tur Papierstoff scheint sie besser zu sein.

Picea obovata (^w^), die sibirische Fichte. Ural, Sibirien.

Durch längere, schmälere Nadeln, dünnere Triebe mit rosafarbigem Reif von der europäischen Fichte von Blüten und Zapfen abgesehen verschieden. Sie erreicht dieselbe Dimension und verlangt natürlich auch die gleiche Behandlung wie die westliche Schwester.

Picea Omorika (Panc.), Omorikafichte. Balkan.

Nadeln flach gedrückt mit weißen Streifen auf einer Seite. Nadeln dem Längstriebe hart angedrückt; eine mächtige Fichte im Gebiete des Balkans.

Picea Orientalis (LI. et Carr.), Kaukasus- oder Sapindus fichte. Kaukasus und Kleinasien.

Nadeln auffallend kurz, stumpf, glänzend, Triebe sehr dünn, be- haart. Anfangs langsam-, später raschwüchsig, vertritt sie die euro- päische Fichte im kleinasiatischen Orient; in der Heimat bis 50 m, kultiviert in wärmeren Klimaten nur bis 20 m hoch.

Picea -^wwgews (Engehn.), Strichfichte, Blueor white spruce. Südliches Felsengebirge.

Nadeln sehr stark stechend, fast rechtwinklig vom Triebe abstehend, Knospenschuppen an der Basis der Knospen abstehend. Nadeln und Triebe mit demselben unangenehmen Beigeruche wie Picea alba; aus diesem Grunde wird die Fichte von Rehen und Hirschen nicht ver- bissen. Das späte Austreiben sichert gegen die Spätfrostgefahr, selbst auf sumpfigen, kalten Ortlichkeiten. Sie wird in der Heimat bis 50 m hoch.

Picea sitkaensis {Carr.), Sitkafichte, Tideland spruce. Westamerika. Junge Pflanzen mit s charf stechenden , etwas abgeplatteten, zwei weiße Streifen tragenden Nadeln. In wärmerem E^lima (Eichen) auf anmoorigem, feuchtem Boden, in kühlerem Klima in normalem Boden wächst diese Fichte sehr rasch, doch ist sie empfindlicher gegen Spät- fröste und vor allem gegen Winterfröste und Gipfelknospentod als die europäische Fichte : von der kühlen Küste Kaliforniens bis nach Alaska zusammen mit der Douglasie bildet sie nur in ihrem Oj^timum reine

A. Die Nadelbäume. |,jr

Bestände, wobei eine Höhe von »io m und darüber normale Erschei- nungen sind. Entgegen marktschreierisuher Anpreisung sei betont, daß auch diese Fichte nur ein Fichtenholz produzieren kann. Die stechen- den Nadeln schützen nicht genügend gegen das Verboilien durch das AVild, da ihnen der lästige Beigeruch der Alba- und Pungonstichton fehlt.

Gattuiie: oder besser Saninieliiattumr Pinus. die Fohren, die KirfVni,

IMnes, IMiis.

Schon 1890 versuchte der Verfasser eine Trennung der Sanimel- gattnng Pinus in natürliche Sektionen unter Benützung der äuüeron Merkmale der, damals fast noch ganz unbekannten Anatomie des Holzes und der ebenfalls unbekannten, biologischen Eigenschaften der Föhren, wobei er hinwies, daß die natürlichen Sektionen sich genau wie die Gattungen verhielten. Behufs Charakterisierung der Föhren zwecks forstlicher Behandlung ist die Aufteilmig der Gattung Pinus in Sektionen natui'wissenschaftlich und praktisch ein Ding der Not- wendigkeit.

Alle Föhren haben gemeinsam, daß die Kotyledonen des Keimlings ohne Zähne, die Erstlingsnadehi, welche einfach sind, mit Zähnen ver- sehen sind, daß ferner der Zapfen nicht im Jahre der Blüte, sondern in dem diesem folgenden Jahre reift und daß alle Föhren ein schwach rötlich gefärbtes, dauerhaftes, harzreiches Kernholz |besitzen. Sie zählen durch ihre Produkte und durch ihre waldbaulichen Eigenschaften, Stand- orte zu bevölkern, welche von anderen Holzarten nicht mehr bewohnt werden (Sandböden), zu den forstlich wertvollsten Nutzbäumen. Alle dringen mit kräftiger Pfahlwurzel in die Tiefe.

10. Sektion, besser Gattnug Pluaster: Pinasterföhreii oder Piuaster-

kieferu.

Zweinadelig: neue Zapfen an der Spitze des Triebes an Stelle von Quirlknospen, reife Zapfen somit an der Stelle eines Quirltriebes. Der Same wird vom Flügel wie von einer Zange gefaßt. Die Föhren dieser Sektion gehören teils dem Castanetum, teils dem Fagetum und teils dem Picetum an: auf gutem Boden stehen sie einzeln zwischen anderen Holzarten; bei Abnahme der Bodengüte scheiden allmählich die an- spruchsvollen Holzarten aus, imd die Föhren bleiben als alleinherrschend zurück. Die Pinasterföhi'en vermögen mit den geringsten sandigen, kiesigen, trockenen, heißen wie auch versumpften und sauren Böden noch fürlieb zu nehmen: darin liegt ihre große, waldbauliche Bedeutinig. Daß ihre Höhenentwicklung parallel der Bodengüte und dem Klima geht, ist selbstver-ständlich. Je lehm- und humusreicher der Boden, um so breiter wird der Splint und kernärmer das Holz. Die Pfahl- wurzel ist kräftig und dringt bis 2 m Tiefe in den Boden ein: auf seichtem Boden seichtwurzelnd mit geringer Widerstandskraft gegen

l(J(j Fünfter Abschnitt. Xaturwissenschaftlich-wuldbaiiliche Charakteristik nsw.

AVind und mit ungünstiger Schaftform; wegen des spröden Astholzes dem Schneebruche ausgesetzt. Alle Pinasterföhren sind Lichtholzarten, welche von Jugend an schnellwüchsig sind : im heimatlichen Klima sind sie frosthart. Eine Castanetumführe in das Fagetum oder gar Picetum verbracht , ist ein unnatürlicher Versuch , der zu negativem Ergebnis führen muß. Insekten leben viele auf den Pinasterföhren. Einige , wie Föhrenspanner , Föhrenspinner , Eulen usw. können sehr schädlich auftreten-, auch von Pilzen werden die Föhren häufig an- gefallen, z. B. das Kernholz der Föhren von Trametes Pini, junge Pflanzen und alte Bäume von Agaricus melleus, Polyporus annosus. Keimlinge und wenigjährige Pflanzen sterben nach Millionen durch den Schüttepilz dahin ; doch sind hierin die Arten verschieden. Das Holz der Pinasterföhren steht in Härte dem Fichtenholz nach, über- trifft aber dieses in Dauer und Harzgehalt. Unter sich bastardieren die Pinasterföhren ziemlich leicht,

Pinus (Pinaster) aleppensis (MiU.), Aleppoföhre. Mediterran- gebiet ostwärts von der Adria. Diese langnadelige Föhre wird ein mächtiger Baum, der neben Holz auch Harz und in der Innenrinde Gerbmaterial liefert.

Pinus (Pinaster) austriaca (Höss.), österreichische Schwarz- föhre. Ost- und Südostalpen, Balkan. Nadeln lang, dunkelgrün, starr, stechend. Rinde am Baume bis in die Spitzen von gleichmäßigen Schuppen und grauer Farbe. Dieselbe wird nur ausnahmsweise 30 m hoch; ihre forstliche Bedeutung liegt in der Besiedelung von trocken-heißen, kalkreichen Hängen, bei mäßig raschem Wuchs , im reichlichen Nadelabfall , in der Frosthärte , im Harzreichtum und in der Holzgüte ; ihre Empfindlichkeit gegen Schnee- druck ist groß.

Pinus (Pinaster) densiflora (Sieb, et Zucc), japanische Rot- föhre, Akamatza, Mematza. Japan, Korea. Nadeln länger und weicher als bei der mitteleuropäischen Art, Triebe schwach bereift, junge Stämme und damit auch der obere Teil der alten Stämme mit rötlicher, dünner Schuppenborke versehen. Knospen rot mit zurückgerollten Schuppen. Dem Castanetmn und Fagetum angehörend, ein Baum bis 40 m Höhe. Sehr raschwüchsig, frosthart und sehr empfindlich gegen Schneedruck.

Pinus (Pinaster) lapponica {Muijr), hochnordische Föhre.

E u r o p a. Auf keinem Punkte ISIitteleuropas tritt diese Föhre auf. Die Föhren von Norwegen, Nordschweden und Finnland gehören in ihren Formen- kreis ; Schaft geradwüchsig , bis jetzt (20 Jahre) auch in wärmerem

A. Die Nadelbäume. I,;^

Klima: Wuchs träocr als bei der mittelouropäiscli.Mi Art: u.-iiijrc.r empfintllit'li gegen Schütte.

Pinus (Pinaster) Laricio (Pot'r), korsikanisch .• Schwarz - föhre. Korsika. Xacleln lang, kräftig, hellgrün ; bilden unter den verwandten Schwarz- föhren die höchsten und schönsten Schäfte; sie ist forstlich wichtiger als andere Schwarzföhren. Frost- und schneehart werden sie auch von Kaninchen und Rehen nicht befressen ; sie ist von allen Schwarzf()hren für Deutschland die wichtigste ; leider wurde zumeist die österreichische angebaut. L. PardeM nennt P. calabrica die beachtenswerteste Schwarzföhre.

Pinus (Pinaster) loucodermis (^«^.), weißrindige Föhre. Bosnien. Der österreichischen Föhre nahestehend, mit weißlich bereiftem, einjährigem Triebe.

Pinus (Pinastor) Mughus (Scop.) , Sumpfföhre. Mittleres und nördliches Alpenvorland. Sie bewohnt als niederliegender Strauch die sumpfigen Standorte.

Pinus (P in aste r) Pallasiana {Lamh.), taurische Schwarz - föhre. Krimm und Kleinasien. Wegen der schlechten, ästigen und geteilten Schaftbildmig auf allen Standorten ein forstlich minderwertiger Baum.

Pinus (Pinaster) Pinaster iSob.) oder maritima (Po/r.), Strand - föhre, Sternföhre. Westliches Mediterran gebiet. Nadeln sehr lang und kräftig. Im Castanetum zur Aufforstung von

dürftigem Sandboden: zur Holz- und Harzproduktion von gi'ößtem Werte.

Pinus (Pinaster) Pumilio (ifmA-.), Krummholzföhre, Kriech- föhre, Latsche. Mittleres Europa und höchste Lagen von Südeuropa mit Ausnahme der Pyrenäen. Ein alpiner Strauch, der auch im wärmeren Klima ein Strauch bleibt; im Alpinetum als Schutzpflanze wichtig.

Pinus (Pinaster) resinosa (Ait.), amerikanische Rotföhro, Red fir. Nordstaaten von Ostamerika. Nadeln länger und dünner als bei der europäischen Föhre, frischeres Grün. Fertige Triebe rotbraun, Geradschaftigkeit und Astreinheit machen diese Föhre in Kanada und den Nordstaaten der Union zum wichtigsten Nutzbaum, nachdem die Vorräte an Weymoutsföhrenholz so ziemlich erschöpft sind.

') L. Parde, Emploi des Essences forestieres. 190ö.

1G8 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw.

Pinus (Pina.ster) silvestris (/..), mitteleuropäische Rot- föhre, Kiefer. Mittleres Europa und westlicher Teil von

Asien. Nadeln ziemlich kurz, Knospen hellockerfarbig , mit oder ohne Harzüberzug. Da nach Auffassung des Verfassers die nordische Föhre (Noi-wegen, Nordschweden, Finnland, Nordrußland) eine von der mittel- europäischen Föhre äußerlich und biologisch und sicherlich auch forst- lich wohl unterscheidbare und nach den Mitteilungen Dr. DenglersM auch eine in ihren Eigenschaften konstante Art ist, mui3 als Verbreitungs- gebiet Mitteleuropa bezeichnet werden. Auch dort ist die Föhre für die meisten Standorte nicht urspränglich, sondern eingeführt, z. B. in ganz Nordfrankreich, Belgien, Holland und Westdeutschland. Jüngere Bäume und das obere Stück alter Bäume sind mit dünner, roter Schuppen- borke versehen. Forstlich kann diese als die wichtigste Föhre Mittel- europas bezeichnet werden. Ihr klimatisches Optimum liegt augen- scheinlich im Fagetum: Ostpreußen, Polen, Kurland, Livland bilden das Zentrum des Optimums ; dort erwächst die Föhre in bester Schaft- form und Höhe: Holz der Urwaldstämme außerordentlich gleichmäßig und feinringig, Holz der Kulturwaldstämme dagegen grobfaserig mit rasch wechselnder Ringbreite. Stämme mit o5 m Höhe und darüber sind keine Seltenheit. Die russischen Forscher berichten, daß die Föhre auch Sibirien und Kaukasien und die Berglandschaft bis nach Persien hin betritt; in England fehlt sie, in Schottland erscheint sie wiederum.

Pinus (Pinaster) sinensis (Lanib.), chinesische Rotföhre.

China. Nadeln weich, dünn, lang. Vom Castanotum bis zum Picetum in China verbreitet. China besitzt nur mehr lockere Haine, da das Beste, das von dieser Föhre in Küstenwaldungen vorhanden war, längst aus- gerottet wurde. Zur Aufforstung in Kiautschau neuerdings neben der japanischen Schwarzföhre verwendet.

Pinus (Pinaster) Thunbergii (Pari.), japanische Schwarz- f Öhre, K u r o m a t r a , 0 m a t z a. J a p a n. Nadeln sehr starr, stechend, Knospen weißlich; eine Schwarzführe mit dunklerer Rinde bis in die Kronenregion; vorzugsweise Küsten- bewohnerin, auch zur Dünenaufforstung benützt. In geschützter Lage geradschaftig bis 40 m Höhe.

Pinus (Pinaster) uncinnata (B((ni<J.). Hakenföhre, Spirke. ^I i 1 1 e 1 e u r o p a und S ü d e u r o p a. Diese Föhre mit kurzen Nadeln und grauer, kleinschui^piger Borke

') Dr. Dengler, Das Wachstum von Kiefern aus einheimischem und nordi- schem Saatgut. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen 1908.

A. Die Nadelbäuuie. j,;«(

wächst stets autroclit: antiinglich deckt sie den trockenen wie nassen, moorigen Boden mit mangelhaftem Gipfel- und lebhafterem Seiten- wachstum; je mehr aber der Boden durch Zweigschutz sich verbessert, desto mehr erhebt sich der Gipfel: auf Hartland und in den Pyrenäen als alpine Grenz Vegetation überall mit tadellos geradem Schafte wachsend: auf Hartland im klimatischen Optimum, im Picetum ein Baum bis m Höhe. In seiner forstlichen Bedeutung noch ungenügend erkannter Baum ; sein außerordentlich hoher Wert für Dünen- aufforstung jedoch ist an der Ostsee und in Dänemark festgestellt.

Das Saatgut dieser Föhre kommt als ..südfranzcisische" Föhre oder Kiefer vielfach in den Handel.

Pinus (Pinaster) uncinnatoxsilvestris mihi. Die Bast ard - fölire der Auvergne, süd französische Föhre. Verfasser hat an anderen Orten bereits betont, daß Pinus uncin- nata und Pinus silvestris an ihren zahlreichen Berührungspunkten ent- lang den Alpen von Oberösterreich bis nach Frankreich sehr leicht Bastarde bilden, welche bald mehr der einen, bald der anderen Art in Erscheinung und Biologie sich nähern. Untersuchungen in der Auvergne haben den Verfasser überzeugt, daß in dieser „südfranzö- sischen" Föhre obiger Bastard durch Kunst und Natur eine herrschende Verbreitung auf gi'ößeren Flächen hin gefunden hat. Das anfanglich niedere und langsame Wachstum stammt von uncinnata, die Schütte- empfindlichkeit von silvestris. Zapfen und Benadelung stehen in der Mitte zwischen beiden: der Schaft ist silvestris mit allen Fehlem und Vorzügen.

11. Sektion (Gattuus): 3Iiirraya, Miirra.vaf Öhren.

Teils nur zweinadelig, teils nur dreinadelig, teils zwei- und dreinadelig gleichzeitig bilden die Föhren dieser Sektion; sie bilden alljährlich am Längstriebe zwischen dem Quirltrieb mid der abschließenden Knospe, je nach Üppigkeit des Wuchses, ein oder zwei, selbst drei Scheinquirle, an welchen auch in der Regel die Zapfen erscheinen. Fast alle Pflanzenzüchter fallen in den Irrtum, die Scheinquirle für echte, das Längenwachstum begrenzende Quirle zu halten und berichten deshalb, die Pinus Banksiana mache in einem Jahre zwei, selbst drei Triebe. Wächst eine solche Föhre schwach, fallen die Scheinquirle aus : wächst sie kräftig, so bildet sie die Anlage zu den Scheinquirlen bereits in der abschließenden Knospe aus; wird somit eine solche Föhre verpflanzt, muß sie in diesem ärgsten Leidensjahre Scheinquirle bilden, die sicher niclit infolge von Üppigkeit sich erst bilden, sondern schon vorhanden sind als Zeichen der vorausgehenden Ernährung : eine weitere Folge ist. daß schon sehr jugendliche Individuen Zapfen tragen: es wird dies als ein schlechtes

170 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw.

Zeichen für Nadelbäume betrachtet, und e.s bekundet diese Erscheinung in ihrer Art zumeist einen leidenden Zustand, sei er durch trockene Witterung, sei er durch die Verpflanzung herbeigeführt; bei den Mm-rayaföhren ist das Zapfenerträgnis das Zeichen des besten Wohlbefindens, des besten Wachstums. Die Pflanze zeigt ihr Leiden dadurch an, daß sie keine Scheinquirle und des- halb auch keine Zapfen bildet. Das Samenkorn liegt in einer löffelartigen Verbreiterung des Flügels, welche mit einem Spalt ver- sehen ist.

Die Murrayaföhren sind ausgesprochene Lichtpflanzen , die rasch- wüchsigsten unter allen Föhrenarten ; sie gedeihen noch auf trockenstem, magerstem, verhärtetem und vergrastem Sand- und Geröllboden, wie auch auf feuchten, sumpfigen Standorten ; sie eignen sich für verkarstete Gebiete und sind die besten Pioniere für Ödlandsaufforstungen. Sie neigen bei isoliertem Stand anfänglich zur buschigen Verbreiterung und haben so die Legende hervorgerufen, daß sie überhaupt keine nutzbaren Bäume würden. Auf lockerem, trockenem Boden zwingt sie AVassermangel zu anfänglicher Verbreiterung der Krone , vne auch andere Holzarten in gleicher Lage zu tun gezwungen sind. Im engen Schluß sind sie normale Schäftebilder.

Sie sind, soweit auf südliche Standorte angewiesen, frostempfind- lich, so weit dem Fagetum oder Picetum zugehörig, gegen tiefe Tempe- raturen unempfindlich. Da sie auch vom Schüttepilz nicht befallen werden, ist ihr forstlicher und waldbaulicher Wert hoch anzuschlagen. Daß ihr Holz geringwertiger sei als das der Pinasterföhre , ist nicht bewiesen.

P i n u s ( M u r r a y a) B a n k s i a n a (Lanih.), B a n k s f ö h r e , J a c k P i n e. Nördliches (_) s t a m e r i k a.

Nadeln der jungen Pflanze lang , der älteren kurz : sie ist daher seh need ruckfester als sämtliche Pinasterföhren; stets zweinadelig; Knospen hell, mit Harz übergössen, bucklig bei Anlage der Scheinquirle. Selbst noch auf Unionsgebiet erreicht die Föhre nach Messungen des Verfassers 22 m; in ihrem Optimum, im kühleren Fagetum und Picetum von Kanada ist sie mit 35 m gefunden w^orden. Wegen ihres Vorkommens in Amerika auf trockenen , sandigen Höhen mit äußerst geringer Bodenkrimie schien sie dem Verfasser 1885 eine auch für Europa wünschenswerte Einführung zu sein. Die Urteile, welche von seiten der Praxis nunmehr reichlich einlaufen, stimmen alle in ihrem Lobe überein. Daß Krankheiten und Insekten noch an ihr auftreten werden, ist mit Sicherheit zu erwarten, sind doch die ein- heimischen Föhren ein wahrer Leckerbissen für Insekten und andere Tiere.

A. Die Nmlelbäuiin-. jyj

PiniTs (Miirraya) inops (Ait.), Jersey liro , .J ersey p i nr. Mittlere Staaten von Ostaniorika. Was man in Dänemark und Ostpreußen zur DünenautVorstun«; ver- wendet und Pinus iuops nennt, ist keine inops, keine Amerikanerin, sondern eine gute Europäerin die Pinastertohro Pinus micinnata. Die Jerseyfölire hat zwei und drei Nadeln in einem Kurztriob; die ein- jährigen Triebe sind dünn und weißblau bereift. Auch sie wird auf gutem Boden ein hoher Baum. Ihr Wert liegt in ihrer Ausnutzung des geringwertigsten Bodens des Castanetums.

Pinus (Murraya) insignis {Dougl), Monteroyf öhre, Montereypine. Kalifornische Küste. Drei lange Nadeln in einem Kurztrieb, mit großen Zapfen. Diese Art wird zur Aufforstung der Dünen Kaliforniens benützt; ihr Optimum ist im kühleren Lauretum und wärmeren Castanetum.

Pinus (Murraya) mitis {Michx.) (echinata), kurznadelige Föhre, Karolina f öhre, Shortleafpine. Südliche und mittlere Staaten von Ostamerika. Fertige Triebe ebenfalls bereift. Der Baum tritt in Ostamerika allmählich an die Stelle der wegen ihres Holzes und Harzes verfolgten imd mißhandelten Pitchpineföhre (Pinus palustris). Sie schlägt gut am Stamme und an den Aststummeln aus , ist aber so wenig wie andere Föhren mit gleichen Eigentümlichkeiten zu Niederwald geeignet. Be- läßt man einige Aste bei der Stümmelung, so eignen sich sämtliche Föhren zu einem derartigen Krüppelwaldbetrieb : dem Castanetum an- gehörig.

Pinus (Murraya) Murrayana {Bai/.}, Murray sf öhre, Lodge- polepine. Sierra und Felsengebirge von Nordamerika.

Nadeln zu zweien, anfangs lang, später kurz: der Banksföhre biologisch nahestehend ; Verfasser hat sie wegen ihres Vorkommens auf den kalten, sumpfigen Standorten 1890 zur Aufforstung von Moor- boden sowie in Schneedrucklagen empfohlen; sinkt in solchen Stand- orten die Winterkälte bis 25'^ C und tiefer herab, leidet sie durch Blattgrüntod und färbt sich leuchtend rot. Ihr Optimum i-t 'h.i< Picetum; sie wird bis 30 m hoch.

Pinus (Murraya) pyrenaica (Lff/<f//r.), Brutia oder Pyrenäen- föhre, Paroliniföhre. Pyrenäen. Die einzige europäische Föhre dieser Sektion. Sie hat sich im Karst auf den trockenen, heißen, windigen Felsenköpfen und Höhen als Pionier der Neu- und Wiederbewaldung bewährt, d. h. sie ist dem allgemeinen Charakter der Murrayaföhren treu.

172 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waliibauliclie Charakteristik usw.

Pinus (Murraya) rigid a {Mill.). Pec li führe , Pitclipiue der A ni o r i k a n 0 r . nicht der Europäer. K ü .s t e n s t a a t e ii von 0 s t a m e r i k a. DroinadeHg, mit hellbraunen, glänzenden Trieben. In den ersten Jahren sehr raschwüchsig: später erlahmt ihre Wuchski'aft; Nadeln lang, starr, dem Schueedruck von allen Murrayaföhren am meisten aus- gesetzt. Ihre Ausschlagtahigkeit am Stamme und an den Aststummeln hat so wenig praktischen Wert wie dieselbe Erscheinung bei der mitis : von den Ausschlägen gehen in den tolgenden Jahren um so mehr zu- gninde, je kühler das Klima.

Pinus (Murraya) Taeda (/..), Taed af öhre , L oblollypine. Süd Staaten von Ostamerika. Dreinadelig: Nadeln lang und dünn. Dem Castanetum angehörig. Mit mitis nimmt sie allmählich den Platz der Pinus palustris ein.

12. Sektion (Gattung;): Jeffreya, JeiFreyaföhreu.

Zu dieser Sektion oder Gattung gehören dreinadelige Föhren, welche die Zapfen an Stelle von Quirlknospen, somit nach ähnlichen Vorgängen wie die Pinasterföhren zur Ausbildung bringen. Der Same wird vom Flügel zangenförmig gehalten. Einige sind rasch, einige sein- langsamwüchsig , wenigstens in ihrer Jugend: einige liefern ein sehr hartes, hoch wertvolles (südl. Arten), einige ein weiches Holz, wie die Pinasterföhren; einige sind ganz frosthart, andere außerordentlich empfindlich. Sie verlangen einen besseren (lehmigen Sand) Boden als die Pinasterföhren; sie leiden sehr unter dem Schüttepilz. Einige werden zu wahren Riesen des Waldes. Infolge ihi'er langen Benade- lung schadet ihnen Schneedruck im Stangenholzalter, Sie sind Licht- holzarten, welche in ihrer Mehrzahl den wärmeren Klimalagen, dem Castanetum angehören; diese können zur Harznutzung herangezogen werden ; das Ergebnis ist bei der südlichsten aller Arten das beste.

Pinus (Jeffreya) Jeffreyi [Mnrr.), Jeffreys Föhre, Jeffroy- pine. Pazifische Küste Nordamerikas.

Sehr lange Nadeln , rechtwinklig vom Trieb abstehend : fertiger Trieb kräftig rosa bis weißblau bereift. In einem Klima , das dem Fagetum zugerechnet werden muß , eiTeicht der Baum eine Höhe von (in m. Das Holz mit schön rosafarbigem Kern ist besonders wertvoll.

Pinus ( .) e f f r e y a ^ p a 1 u s t r i s ( 3////.\ Parkett- oder P i t c h p i n e

der Europäer, L o n g 1 e a v c d ]m n c der Amerikaner.

Süd Staaten von Ostamerika.

Mit sehr langen Nadeln ausgestattet; Wuchs dieser Föhre in den

ersten fünf .Jahren selir langsam. s(i daß sie kaum über dem Boden

A. Die Nadelbäume.

173

sich erhebt: während dieser Zeit i.st sie überaus empfindlich yetren tiefe Wintertemperaturen. Da sie das eigentliche Pitchphieholz liefert, geht sie in den Südstaaten der Erschöpfung entgegen; dazu tragen noch die Harznutzimg bei , die sehr ergiebig ist , sowie die empfindlichen Beschädigungen durch Bodenfeuer.

Pinns (Jeffrej^a) ponderosa (Dougl.), Gelbf öhrc, Yollo wpine. Westamerika. Lange Nadeln, sehr große, dicke, braune Knospen, Triebe glänzend braungrün, ohne Reif. Junge Pflanzen vom fünften Jalu-e an ziemlich raschwüchsig, mit sehr dicker Stammbasis beginnend. Als wichtigste Föhre Westamerikas erreicht sie bis HO m Höhe bei sehr hohem Alter. Dem Schneednick und dem Verbiß durch Eichhörnchen ausgesetzt.

Pinus (Jeffreya) scopulorum (Lern.), Felsenföhre, Rock Pine. Felsen gebirge bis Dakota.

Xadehi kürzer: in den schwarzen Bergen von Dakota: für Europa vielleicht wertvoller als die Gelbföhre.

13. Sektion (Gattuug): Strobiis, Weymouthsföhren, Sti-oben.

Fünf weiche Xadeln in einem Kurztriebe. Same mit dem Flügel innig verwachsen und flugfähig. Alle Stroben sind Halbschatten- hölzer, die durch die Ungimst des Bodens oder des Klimas zu Licht- höLzern werden. Die Angehörigen dieser Sektion sind alle rasch bis sehr rasch wachsende Baumarten, verlangen guten Boden bis herab zu Föhrenboden dritter Bonität; frischer bis etwas feuchter Boden sagt ihnen am besten zu, aber auch im erlenfeuchten Boden werden sie noch forstlich nutzbar. Die Stroben erreichen alle bedeutende Dimensionen ; 50 m Höhe sind keine Ausnahmen. Ihr Holzkörper hat Eigenschaften, welche den besonders hohen Gebrauchswert als Großnutzholz recht- fertigen, das ist Dauerhaftigkeit, Leichtigkeit, Tragfestigkeit und sehr leichte Bearbeitimgsfähigkeit. Alle AVeymouthsföhrenhölzer sind spröder als andere Föhrenhölzer; sie gleichen dem Holze der Cembraarten. Zahlreich sind die Feinde der Stroben, vor allem der Wurzelkrebs Agaricus melleus, verursacht stai'ke Abgänge; in der Jugend ist Blasen- rost lästig; der Wildbeschädiginig sehr ausgesetzt. Schneebruch tritt nur selten auf. Ihre Frosthärte ist besonders bemerkenswert.

Pinus (Strobus) excelsa (Wall), Himalajastrobe, Himalaja-

weymouthsföhre. Mittlerer und nordwestlicher

Himalaja.

Von allen Stroben mit den längsten Xadeln versehen und deshalb

am häufigsten von allen Stroben durch Schnee beschädigt. Das Optimum

lieot im Castanetum.

174 P^Onfter Abschnitt. Xatunvissenschaftlich -waldbauliche Chai-akt«ristik usw.

Pin US Strobus) Lambertiana (Dougl.). Zuckerföhre. Westamerika.

Die lau^.samwüclisigste von allen Stroben ; Nadeln kiu'z, etwas steif, stechend. Ein hochwertiger Baum der Sierra , wo er Oi i m Höhe und darüber erreicht. Das Optimum gehört dem Fagetum an.

Pinus (Strobus) Peuke (Gries.), griechische Strobe. Südosteuropa.

Besonders an der bulgarisch-rumelischen Grenze , im Rilo- und Dospod-Dagh verbreitet ; ist fast so schnellwüchsig und ebenso frosthart wie die ostamerikanische Strobe, der sie auch an Holzgüte gleich ist. Auch sie erreicht 40 m Höhe und darüber.

Pinus (Strobus) Strobus (Z.), ost amerikanische Strobe, Weymouthsföhre, White Pine. Ostamerika. Wohl die einzige fremdländische Holzart, die in Mitteleuropa das Bürgerrecht erlangt hat ob ihrer Raschwüchsigkeit , ihrer Frosthärte, nicht aber wegen ihrer Ansprüche an den Boden, die bereits bei der Sektion erwähnt wurden. Es genügt zur Anbauwürdigkeit einer fremden Art, dai3 ihr Holz andere Eigenschaften als das der einheimischen Arten besitzt, mid diese Forderung ist erfüllt, nachdem in ganz ^Mitteleuropa keine Föhre der Sektion (Gattung) Strobus vorhanden ist. Auch diese Strobe erreicht bedeutende Dimensionen bis zu 50 m Höhe. Im Fagetum liegt ihr Optimum.

14. Sektion (Oattuiig): Cembra, Zirben, Zürbelu.

Fünf, meist steife Nadeln zusammenstehend ; Same nur mit Flügel- stummeln oder ohne Flügel. Die Verbreitung der Holzarten ist auf Tiere angewiesen; Samen eßbar; einjähriger Trieb kräftig braun be- haart. Alle Zürbeln sind ziemlich langsamwüchsige Holzarten, welche guten, frischen Boden beanspruchen. Am besten und höchsten ge- deihen sie in den Ebenen auf Eschenböden. Auf nacktem Fels wächst kein Baum, auch die Zürbel nicht, obwohl solches in den Büchern steht. Im Picetum, sowohl der Hochgebirge als der Ebene (Norden), heimisch. Hai bschatten holzarte n von auffallender Frosthärte. Das Holz ist dem der Stroben völlig gleich; natürlich darf man nicht junges , weitringiges Strobenholz mit ganz altem und des- halb sehr engi'ingigem Zirbenholz vergleichen. Ganz alte Stroben haben dasselbe weiche, etwas spröde, eng gefügte und dauerhafte Holz wie die Zürbeln.

P i n u s (C e m b r a) C e m b r a ( L), A 1 p e n z ü r b e 1 o d e r Z i r b e , Arve. Alpen, Europa. Eine langsamwüchsige Zirbe, welche gelegentlich in wind- und wettergeschützten Lagen bis zu :i(i m emporwächst. Ihr Optimum ist

A. Die Nadelbäume.

17.-.

das Pieotum. Dir wegen des Freistaudes sehr asti^^ (.rwaehsoncs Holz ist wegen seiner Schönheit bei Vortätelungen. Si-hränken besonders hochgeschätzt. Ihre waldbaulicho Bedeutung liegt darin, daß sie für Wiederbewaldung der höchsten Regionen wie in Sümpfen der Ebene sich sehr vorteilhaft bewährt hat.

Pinus (Cembra) koreonsis (Sich, et /urr.). Ki.reazürbel. Ustasicn.

Lange Nadehi von dunkelgrüner Außen- und hellbläulicher Innen- seite; anfangs langsam-, später aber sehr raschwüchsig. Das Optimum liegt im Fagetimi. Sie erreicht 32 m Höhe, und ihre Nüsse sind in Korea Volksspeise.

Pinus (Cembra) sibirica (il/a//r), sibirische Zürl)el. Sibirien.

Vor der Alpenzürbel durch rascheres Wachstum, dunklere Farbe usw. ausgezeichnet, ist sie für feuchtere Standorte der Ebene eine will- kommene Bereicherung der forstlichen Kulturgewächse. Sie wird bis 40 m hoch; ihr Optimum ist das Picetum.

15. Oattiiiig: Pseudotsugji, Douglasien.

Die Angehörigen dieser Gattung sind weder Tannen noch Fichten noch Tsugen. Die Verquickung des Namens Douglas mit Fichte oder Tanne führt daher zu irrigen Vorstellungen und ist besser zu ver- meiden. Nadeln flach bei mehr rhombischem Querschnitt; Knospen gi'oß ; Same mit dem Flügel auf einer Seite verwachsen wie bei Tannen, flugfähig. Von den Forstwirten, Gärtnern und Samenhandlungen wird nur eine einzige Art genannt; die Folge ist, daß diese Art als etwas ganz Wunderbares in ihrer Verbreitung und in ihrer Biologie erscheint. Aber all das Wunderbare und das Widerspruchsvolle ihrer Biologie verschwindet, sobald man auf Grund der äußerlichen Erscheinung, der Biologie und der geographischen Verbreitung zwei Arten bildet. Auch die Praxis hat das Bedürfnis hierzu längst herausgefühlt, nur den Mut und die Erfahrung nicht gehabt. Die Douglasien sind schwache Be- schattung ertragende Holzarten; einige wachsen sehr rasch, andere an- fänglich langsam. Gegen verspätete Fröste sind sie alle gleich emptind- lich; tiefer Winterfrost schadet nur einigen Arten durch Nadell)räune und Nadelverlust im daraiüfolgenden Frühjahr: bei länger dauernilem. klarem Winterfrostwetter gehen mit den Nadeln auch die Knospen und ein Teil des letzten Triebes verloren. Vertmhter oder Herbstfrost schadet den raschwüchsigen Arten, wenn diese ihre Endk-nospen im Juli oder August noch einmal zu einem kleinen Sproß austreiben, der bis zu den ersten Frösten in seiner Vegetation innerlich nicht ab- schließt. Daß die Douglasien frosthart oder gar absolut frosthart seien, ist ein Irrtum. Große Luftfeuchtigkeit ist wichtig: alle Douglasien passen sich leicht dem gegebenen Boden an: auf seichtem Boden werden

17(1 Fünfter Abschnitt. Naturwissenscliaftlich-waUlbauliche Charakteristik usw.

sie flachstreichend , auf lockerem Boden entwickeln sie eine kräftige Pfahlwurzel , welche später von kräftigen Herzwurzeln ersetzt wird. Eine Anzahl von "Wiu'zeln verläuft flach. Nassen, tonigen Boden meiden sie : Sandböden geringerer als dritter Bonität sind ungenügend. Sie sind keine Holzarten zur Aufforstung mageren Bodens. Unter den Feinden sind bis jetzt die äsenden Tiere des Waldes sehr lästig ge- worden, weniger durch Verbeißen als vorzüglich durch Verfegen seitens des Rehbockes; Mäuse fressen an der glatten Rinde besonders in dichten Jungwüchsen, Rüsselkäfer nehmen alle Nadelhölzer an; der Wurzelkrebs ist nicht häufiger als an einheimischen Bamuarten. Vor- züglich muß ihr Holz mit hell- und dunkelrotem Kern genannt werden. Das ziemlich schwere Holz besitzt eine hohe Dauer und wird in West- amerika neben den zahlreichen Föhren, Lärchen und Fichten als das wertvollste Bau- und Sageholz geschätzt. Das Holz dürfte im Werte nach den Untersuchungen des Verfassers V) (1884) zwischen Lärchen- und Föhrenholz stehen. Dazu kommt ein hoher Gehalt der Rinde an Gerbstoff.

Pseudotsuga Douglasii {Carr.) , Küstendouglasie , grüne Douglasie, Douglas fir, red fir. Pazifische Küstenregion von Nordamerika. Nadeln lang, weich, an unterdrückten Pflanzen imd Zweigen ge- kämmt wie bei den Tannen, an kräftigen Trieben allseits abstehend wie bei den Fichten. Farbe der Nadeln saft- bis dunkelgrün. Knospen groß, glänzendbrami, glatt, ohne Harz. Das Optimum gehört klimatisch, zum Castanetum (kühlere Hälfte) und Fagetum. Das Picetum betritt sie in der Sierra ebenfalls. Große Luftfeuchtigkeit erklärt das häufige Gedeihen in höheren und kühleren , Mangel an Luftfeuchtigkeit das Nichtgedeihen außerhalb des Waldes in tieferen, wärmeren Lagen. Der nordwestliche Teil von Mitteleuropa kommt dem Op timum am nächsten. Die Raschwüchsigkeit ist ganz auffallend ; von allen Seiten laufen jetzt Berichte über die Wuchsleistungen ein, welche die europäischen Holz- arten übertreften : die Sorge, daß infolgedessen ein frühzeitiger Wuchs- rückgang eintreten werde, ist bis jetzt (nach 30 Jahren) unbegi'ündet geblieben; ganz beseitigt ist sie jedoch noch nicht. In ihrer Heimat erwächst sie im Optimum mit 80 Jahren bis zu 40 m Höhe. Eine sehr alte Douglasie mit 300 Jahren und darüber kann Od m hoch werden.

Pseudotsuga glauca [Mayr), Kolorado -Douglasie, blaue

Douglasie, Colorado Douglas fir. Felsen gebirge von

Nordamerika.

Durch die Abtrennung dieser „blauen Douglasie" als einer eigenen

Art sind alle Widersprüche in der Biologie der Douglasien gelöst.

') Siehe ausfuhrlichere Angaben bei H. Mayr, Fremdländische Wald- u Park- bäume für Europa. Berlin, P. Parey, 1906. S. .393.

A. Die Nadelbäumo. ly-

Diese Art hat kürzere Nadeln, steif, am Trid. muh vonio Koriclitot. Farbe vorwiegend hell- bis dunkelblänlieh. Kiiüspcn mit Harz überzogen. Anffallend durch ihre Laiigsamwüehsi<rkeit während des ersten Lebons- jahrzehntes, ist sie von da an raschwüchsin;. Völlijr frosthart fjje^'en Bhittgrüntod , Nadelbräuno , Nadehibtall und Gipfelverlust bei tiefer Wintertemperatur; frosthart gegen verfrühte Fröste, da die Naclitriebe im Spätsommer unterbleiben. Sie ist als Baum des kontinentalen Klimas zu bezeichnen. Ihre Plolzgüte, Ansprüche an den Boden sind der grünen Art gleich. Sie erreicht nicht die Hohe der Küstcn- douglasie, doch dürfte die vom Verfasser im Felsengebirge gemessene Maximalhöhe von 45 m für forstliche Zwecke genügen.

Pseudotsuga japonica {S/iiraf;.), japanische Douglasie.

Japan. Erreicht nicht die gewaltigen Höhen der vorigen Arten.

Pseudotsugamacrocarpa (Mayr.), großfrüchtige Douglasie. Kalifornien.

Längere und breitere Nadeln als die vorigen Arten ; doppelt so große Sämereien. Nur im Castanetum heimisch, im Fagetum nicht mehr

kultivierbar.

16. Oattuiig und Art: Sciatopitys verticillata (Sieb, ff Zitrc), japanische Schirmtanne, lioyaniaki. Japan.

Grasgrüne, dicke, lange, quirlständige, aus der Verwachsung von zwei Nadeln hervorgegangene Nadeln, unterseits mit einem weißlichen Streifen. Jeder Nadelquirl entspricht einem Jahrestriebe. Forstlich ein hochwertiger Baum durch sein vorzügliches, weißes, fein gebautes Holz, durch seine waldbaulichen Vorzüge, das sind Frosthärte und starkes Schattenerträgnis. Nachteilig ist der sehr langsame Wuchs während der ersten 15 Jahre; das Optimum liegt im Castanetum, sie betritt aber auch das Fagetum; sie ist kein Halbbaum, sondern vom Verfasser mit 32 m Höhe und 1.37 m Durchmesser gemessen.

17. Gattung: Sequoia, Sequoien, Welliugtonien, Bigtrees.

Immergrüne Bäume mit teils flachen, scharf zugespitzten, teils pfriemenförmigen Nadeln : Same klein, flach, dünnrandig: junge Pflanze nach einigen Jahren sehr raschwüchsig und mit dicker Stanmibasis emporsteigend. Lichtholzarten, hohe Luftfeuchtigkeit und fri.^chen. guten Boden verlangend; auch aus Stecklingen vermehrbar. Große Stockausschlagfähigkeit des Stammes. Im insularen Klima oder nn feuchten Waldklima der Berge, soweit diese Standorte noch dem Fage- tum angehören, ziemlich frosthart. Besonders tiefe Wintertemperatur (unter 25 " C) bleibt stets getahrlich und schädlich durch Zweig- oder

Mayr, Waldbau. ^'"^

178 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlicli-waldbauliche Charakteristik usw.

Gipfeltod (Nadel- und Triebbränne). Das rote Kernholz ist hochwertig durch seine Feinheit, Leichtiokeit, leichte Bearbeitungsfähigkeit, Trag- kraft und Dauer.

Sequoia gigantea (Decs.\ Riesensequoie, Bigtree. Sierra Nevada von Kalifornien. Nadeln durchwegs pfriemenförmig ; anfangs langsam wüchsig, später, besonders auf gutem Boden, andauernd sehr rasch; erreicht bei außer- ordenthchem Alter auch außerordentliche Höhen, nach des Verfassers eigenen Messungen über 100 m Höhe und 7 m Durchmesser in 2 m Höhe über dem Boden. Das Holz ist in mehrtausendjährigen Stämmen außerordentlich gleichmäßig, aber von geringem Wert wegen der ungefügigen Größe der Bäume.

Sequoia sempervirens (EndL), Küstensequoie, Red wood. Kalifornien. Junge Pflanze mit flachen Nadeln und zwei weißlichen Streifen unterseits, an blühenden Zweigen pfriemenförmig. Dem Laiu-etum und Castanetimi mit hoher Luftfeuchtigkeit zugehörig; im Fagetimi nicht mehr emporzubringen. Wird nach des Verfassers eigenen Messungen ebenfalls 100 m hoch mit entsprechendem Durchmesser und Alter.

18. Gattung und Art: Taxodium (l?ic7i..), Sumpftaxodie, Bald CjT)ress. Süd Staaten von Ostamerika.

Die Seitentriebe mit gekämmt stehenden Nadeln färben sich im Herbst braunrot imd fallen ab, daher winterkahl; Längstriebe mit zer- streut stehenden Nadeln, welche ebenfalls abfallen; das Optimum Hegt im wärmeren Castanetum; sie verlangen feuchten, nassen Boden, aber nicht versäuerte Feuchtigkeit. Der nasse Boden im Fagetum ist ihnen zu kalt und frostreich, der wärmere, bessere Boden ist ihnen zu trocken. Raschwüchsige Holzart ; Höhen von 50 m sind bekannt : ihr Holz mit bräunlichem Kern ist weich, leicht und sehr dauerhaft; sie ist durch die Erschöpfung an P. palustris-Holz wertvoll geworden.

19. Gattung: Taxus, Eibenarten, Yews, Ifs.

Immergrüne Bäume mit flachen, zugespitzten, unterseits hellen Nadeln. Alle Eiben haben ein außerordentlich wertvolles, hartes, schön rot gefärbtes Kernholz mit schmalem Splint. Die Bildung nutzbarer Stämme aber verlangt lange Zeiträume ; denn alle Eiben sind langsam- wüchsig. Das allein ist der Grund, warum sie im forstlichen Betrieb so wonig berücksichtigt werden ; freilich hat auch der Kahlsclilagbetrieb die Eiben verdrängt; denn auf Kaldflächen erfrieren die Eiben während eines strengen Winters durch Blattgrüntod der Nadeln und Triebe. Die Eiben verlangen guten Boden und den Schutz des licht sich stellenden Laubholzes ; sie ertragen starke Beschattung, neigen aber zu Vielgipfelig-

A. Die Nailelbäunif. ^~^^

keit und Vorteilimo- des Schaftes, so daß nutzl.are Stäinmo nicht häufig sind. Sie besitzen Stockaussclilagstahio;keit und können durch Stecklinjre vermehrt werden. Sie gehören alle dem Fagetum an; im Picetum seltener. Luftteuchtes Klima und zwar die Küsten von Westeuropa, das Innere großer Waldungen, sagt ihnen am besten zu. Die Eiben Groß- britanniens sind aus diesem Grunde hochberühmt. Über 25 m scheint keine emporzuwachsen.

Taxus baccata (L.), europäische Kibe. Europa. Nach den Studien von Professor Comventz ist die Eibe in ganz Europa verbreitet gewesen, in ganz Europa nahezu ausgerottet: sie verdient Beachtung und Anbau von Seiten der Forstwirte.

Taxus cuspidata (Sieb, et Zucc), die japanische Eibe,

Araragi. Japan. Scheint rascher wüchsig als die europäische zu sein, mit der sie alle übrigen Eigenschaften teilt. Verfasser maß Bäume mit 22 m Höhe.

20. Gattuiia:: Thuja, Thiijeu, Lebeiis])}iume, Arbores vitae.

Zweigquerschnitt diuxh die flachgedrückten Schuppenblätter eben- falls flach. Ober- und Unterseite vorhanden: Leittrieb auch beim raschesten Wüchse der Pflanze aufrechtstehend: mäßig- bis schnell- wüchsige Arten , Schatten ertragend. Sie verlangen guten , frischen, selbst feuchten Boden. Hohe Luftfeuchtigkeit ist ihnen besonders günstig. Ln Picetum erlischt ihr forstlicher Wert, der im Fagetum am größten ist. Das weiche, leichte Holz mit bräunlichem Kern ist sehr dauerhaft. Außer Mäusen und Rehen ist unter den Feinden eine Pilzkrankheit an Zweigen (Pestalozzia funerea)M in Verbindung mit Zweigtod durch Frost zu nennen.

Thuja gigantea {Xi(tf.), Riesenthuje, Red Ceder. Pazifische Region von Nordamerika. Ohne sichtbare Harzdrüsen an der Oberseite der Zweige, unterseits hell: hervorragender Wohlgeruch der Rinde düi'rer Zweige. Diese Art ist die schnellwüchsigste der Gattung, vorausgesetzt, daß sie von der Pestalozzia verschont bleibt; sie eiTcicht auch die stärksten Dimen- sionen; Verfasser maß 54 m Höhe. Der Schaft ist abfällig, auffallend neiloidartig. Das Holz wird als sehr dauerhaftes Bauholz verwendet zu Brückenbauten, Eisenbahnschwellen. Zaunpfosten, Fässern usw.

Thuja japonica (J/«J7.), japanische Thuje, Netzuko. Japan. Die japanische Art wächst langsamer als die vorige, zeigt aber in ihrem Schaft nicht die ungünstige Neiloidform.

•) Böhm, Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1x94.

1^0 Frtnfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw.

Thuja occidentalis (Xj, o st amerikanische Thuje, Lebens- baum, Arbor vitae. White Ceder. Ostamerika. Harzdrüsen im Rücken der Schuppen deutlich; oberseits mattgrün, imterseits etwas hellgrün. Langsamwüchsiger als die vorige Art. Wegen außerordentlicher Frosthärte selbst in Sümpfen des Fagetums noch verwendbar, auf Hartboden auch noch im Picetimi, am besten auf frischem, etwas feuchtem (nicht versäuerte Feuchtigkeit) Boden des Castanetums: in solchen Örtlichkeiten maß Verfasser Stämme mit ;j(> m Höhe. Überall in Europa bekannt , verdient der Baum forstlich Beachtung.

21. (iattiiiii!: imd Art: Thu.vopsis dolabrata {Sieb, et Ziicc), Hiba, Asunaro. Japan.

Die großen Schuppenblätter an der Unterseite mit einem großen, weißen Fleck; Leittrieb sehr kräftig, aufrecht, der erste Seitentrieb im rechten Winkel abstechend. Die Hiba ist eine sehr langsamwüchsige Holzart, auch in ihren besten Standorten, im luftfeuchtesten Gebiet des Castanetums. Sie ist auch im Fagetum noch ganz frosthart, er- trägt starke Beschattung, bildet sehr leicht Absenker und wird leicht durch Stecklinge vermehrt, verlangt aber guten Boden bis zu Föhren- boden dritter Bonität. Sie wird ein hoher Baum ; Verfasser maß 30 m Höhe. Sie würde auch für Amerika und Europa eine wertvolle Be- reicherung der Waldflora darstellen; denn ihr eigenartig riechendes Holz ist sehr fein und sehr dauerhaft; sie bildet in ihrer Heimat sehr dichtgeschlossene Bestände, welche sich sehr leicht auf natürlichem Wege wieder verjüngen.

22. Gattung: Tsna^a, Tsugen, Hemlocks.

Nadeln flach, tannenartig; unterseits zwei helle Streifen. Die Xadel endet in ein Stielchen, das auf einer schwachen Erhöhung der Rinde aufsitzt. Der kleine, mit dem Flügel verwachsene Same ist dem Lärchensamen am ähnlichsten. Die Tsugen sind raschwüchsige Holz- arten, welche m ihrem Schattenerträgnis sich den Fichten nähern. Sie verlangen aber guten, frischen, tiefgründigen Boden etwa wde die Tanne; ihre Zugehörigkeit zum Castanetum bzw. Fagetum kennzeichnet ihr Wärmebedürfnis. Ihr normales Gedeihen äußert sich in einem über- hängenden oder schief gestellten Leittrieb, der im folgenden Jahre sich gerade richtet. Sie neigen frühzeitig zu Entwicklung mehrerer Gipfel, welche beseitigt werden müssen, um den Haupttrieb zu fördern. Das Holz ist nicht dem der Tanne gleich, wie es meistens behauptet wird, sondern übertrifft dieses Holz, da es große Dauer in seinem grau- braunen Kern besitzt. Die Rinde aller Tsugen ist reich an Gerbstoff'. Unter den Feinden sind Tiere und Pilze beobachtet worden, doch nirgends in auffällig schädigenderweise.

B. Lauhbiliiine. 1^l

Tsugca canadonsis (Cnn:), kana.liscliL' Tsu^ra. H.'inluck. Ostamer i ka. Nadel ohne Kerbe, obere Hälfte mit teiiu'u Siigozähnehon verseiieii; Triebe kurzflaumig behaart. Die kanadische Tsuga neigt am meisten zur V ielgipfeligkeit , wird aber im engen Schluß eine sehr schlanke, astreine Stange. Sie wird bis 3(J m hoch: das Optimum liegt im Fagetum: sie betritt aber auch das Picetum.

Tsuga diversifolia (Mnxiw.), japanische Tsuga. Korn.- 1 -uua.

J a p a n. Nadehi sehr km-z, unterseits weißer als bei Siebolds Tsuga: Trit-b rotbraun: langsamwüchsig; im Fagetum heimisch.

Tsuga heterophylla {San/.) ( M'ert ensiana) (CV/rr.), west- amerikanische Tsuga. AV'estern. Hemlock. Pazifische

Region. Ganze Nadel gezähnt. Trieb mit langer, lockiger Behaarung ver- sehen, welche bald verschwindet; diese Tsuga ist die schnellwüchsigste von allen und bildet die schönsten Schäfte mit geringster Neigung zur Yielgipfeligkeit. Die Douglasien, die Strobe und diese Tsuga sind die wichtigsten Nadelholzarten, um welche Europa Amerika beneiden kann. Das Optimum liegt im Castanetum und Fagetum; sie betritt auch das Picetum, ist dort aber anfänglich etwas durch Frühfroste gefährdet.

Tsuga Siebold ii (Can-.), Siebolds Tsuga, Tsuga. Japan und

C h i n a. Nadeln ohne Sägezähnchen, Trieb ohne Haare. Eine raschwüchsige Art, die ihr Optimum im Castanetum besitzt, aber auch das Fagetum noch betritt.

B. Laubbäume').

Trotz des tiberwiegens der Laubbaumgattungen und -arten auf der nördlichen Halbkugel sind es doch nur wenige Arten, welche den modernen Ansprüchen an eine forstliche Kulturpflanze entsprechen. Nur solche , welche ein sehr hochwertiges Holz , oder solche , welche Holz in großer Menge in kurzer Zeit bilden, haben Aussicht zur Massen- aufzucht im forsthchen Betriebe. Es führt dieser Satz, wie die Er- fahrung lehrt, zu einer allmälilichen Verdrängiuig der Laubbäume aus

1) Wegen der botanischen und forstlichen Würdigung der im uachfolgenden besprochenen, forstlich wichtigeren Laubbäume mulJ Verfasser auf seine Arbeit: Fremdländische Wald- und Parkbäume für Europa (Berlin, Paul Parey. 19(.m>) .nowie bezüglich der europäischen Arten auf G. Hempel und Dr. K. Wilhelm, Die Bäume und Sträucher des Waldes in botanischer und forstwirt.schaftlicher Hinsicht. hinweisen.

182 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaf tlich-waUU)auliclie Charakteristik usw.

dem AValde, wie das in den Ländern mit der ältesten Forstknltur, in Deutschland und Frankreich, am auffälligsten in die Erscheinung tritt. Bei der heute schon bemerkbaren Zunahme der Wertschätzung aller Holzarten, auch jener, die bisher im Wald als unwillkommen oder gar als schädlich bezeichnet wurden , wird eine weitschauende Forst- wii-tschaft nicht umhin können, viel mehr als bisher auch die sogenannten Xebenholzarten zu beachten und einen gewissen Vorrat liierin für kommende Geschlechter heranzuziehen. Vor 50 Jahren ahnten nur wenige, daß die vielgeschmähte Fichte, welche aus den Beständen, in welchen sie natürlich erschien, absichtlich hinausgeworfen wurde, schon nach wenigen Dezennien zu einer der wichtigsten Holzarten Europas werden konnte. Freilich ein Mangel wird den Laubholzarten immer ankleben: sie sind anspruchsvoller an den Boden, langsamer wüchsig, und ihre Anzucht und Aufzucht auf kahler Fläche ist weniger leicht und sicher als bei den Nadelbäumen.

23. Gattung: Acer, Ahorn, Maples, Erables.

Same geflügelt, doch immerhin ziemlich schwer und nur bei heftigem Winde auf große Entfernung getragen. Wird der Same bald nach der Reife in den Boden gebracht, keimt er im nächsten Jahre; trocknet er über Winter aus und wird er im Frühjahr zur Aussaat ge- bracht , so keimt er erst im darauffolgenden Frühjahr. In den un- berührten Waldungen der nördlichen, gemäßigten Halbkugel sind die Ahornarten reichlich verbreitet; wo sich die ursprüngliche Verteilung der Holzarten noch erhalten hat, verleihen sie dem Laubwald, ins- besondere zur Zeit der Herbstfärbung, sein besonderes Gepräge. In Europa weist nur im südlichen Rußland der Laubwald noch Bestände von Ahomen auf, so wie heute noch der Zuckerahorn in Nordamerika, der Spitzahorn (Acer pictum) in Ostasien. Die wichtigsten Baumahorne zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Blätter fünf- oder handnervig sind ; der als eigene Gattung ausgeschiedene Negundo hat fiedernervige Blätter. Die eigentlichen Ahorne sind fast alle raschwüchsig, Halbschattenhölzer, die bei Ungunst von Boden oder Klima zu Lichtholzarten werden. Der ihnen am besten zusagende Boden ist frisch und humuskräftig, dem Boden der Rotbuche am meisten genähert. Sie finden ihr Optimum im warmen Teil des Fagetums; sie betreten auch das Picetum. Ihre Ausschlagsfäliigkeit vom Stock ist nicht sehr groß und von km'zer Dauer. Ihr Holz ist hoch geschätzt durch seine Gleichmäßigkeit und seine weiße Farbe bei entsprechender Härte, aber ohne Dauer. Der höchste Preis, der für Holzrohware überhaupt erzielt wird, wird für Maseranschwellungen, sogenannte Vogclaugenmaser , welche man an allen Ahomen findet , geboten. Am höchsten im Preis steht gegen- wärtig die Vogelaugenmaser des Zuckerahorns. Alle Ahorne führen sodann im Saft dos Holzkörpors Zucker, der im Spätwinter den Bäumen

B. LauliliHuiue. -iljq

abgezapft, einen vorzüglichen Syrui. \md ZucUrr gil.t : auch liiorin steht der Zuckerahorn an erster Stelle. Die Blätter dienen zu Futterlaub. Alle unten aufj^eführten Ahorne erreichen für forstliche Zwecke ge- nügende Dimensionen-, am seltensten wird ein Baum zweiter Größe

Acer campestre (L.), Feldahorn, Maßholder. Europa. Blätter 3— ölappig, Triebe mit Korkleisten; zwei Früchte mit den Flügeln horizontal: liefert auch Wurzclbrut; Holz für Drechslerwaren gesucht.

Acer Negundo (L.). Eschenblätt r igcr Ahorn, Box Kdler.

Ostamerika. Dieser, vielfach unter dem Namen Negundo aceroides als eigene Gattung aufgefaßte Ahorn ist einer der wertlosesten, auf den aber hin- gewiesen werden muß, weil er in Europa am häufigsten kultiviert wird und zwar in der Varietät; Acer Negundo prainosum oder violaceum eine Form mit bereiftem Trieb, welche sehr rasch wächst, wenig Wider- standskraft gegen Wind besitzt und sehr schlechtes Holz liefert und von den Gärtnern fälschlich als Acer califomicum in den Handel ge- bracht wird.

Acer nigrum (Mich.), schwarzer Ahorn, Black maple, Ost-

a m e r i k a. Vom Zuckerahorn, der w^eiter unten beschrieben, nur durch die be- haarte Unterseite des Blattes unterschieden; besitzt ähnlichen forst- lichen Wert wie der Zuckerahorn.

Acer pictum (Thmih.), Itaya Ahorn, Itaya-Kaede. Japan

und Chi n a. Dieser Spitzahorn ist in Ostasien am weitesten verbreitet und von den vielen Ahornen Ostasiens forstlich der wichtigste.

Acer platanoides (Z.), Spitzahorn. Europa. Blätter fünfnervig, in feine Spitzen ausgezogen, beiderseits gleich grün, Blattstiel mit Milchsaft, Knospen rot; Früchte platt ge<h-ürkt^ Rinde eine fest anliegende Borke, vorzüglich der nördlichen Hälfte Europas angehörig. Der Spitzahorn wird ein stattlicher Baum, doch gilt sein Holz im allgemeinen etwas weniger gut (weiß) als das des Bergahoms. Das Optimum liegt im wärmeren Fagetum.

Acer Pseudoplatanus (/>.), Bergahorn. Europa. Blätter fünfrippig, nicht zugespitzt, ohne Milchsaft, Knospen gi'ün, Same dick, Blätter unterseits weißlich, Rinde in dünnen Schuppen sich lösend. Das Fagetum der Bergwaldregion sagt diesem Ahorn, der in Europa von allen der wertvollste ist, ganz besonders zu. Die Buchen- zone der Ebene meidet er: er fehlt in Europa vom Harz an nordwärt^s.

184 Fünfter Abschnitt. Natui-wissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

Acer rubrum (/>.), Rotahorn, Red maple. Ostamerika. Blätter vorwiegend dreirippig, mehr durch seine Herbstfärbung als durch AVuchs und Holz bemerkenswert.

Acer saccharum (3/arc/t.), Zuckerahorn, Sugar maple. Ost- amerika. Von allen Ahornen wohl der wertvollste ; dem europäischen Spitz- ahorn im Blatt älmlich, von diesem aber leicht durch den Mangel an Milchsaft in Blättern und Trieben unterscheidbar; Knospen lang zuge- spitzt. Er liefert das meiste Maserholz und in Amerika fast die Hälfte der konsumierten Süßstoffe.

24. Gattung: Aluus, die Erlenarten, Alders, Aunes.

Die Erlen sind wohlbekannte Halbbäume und Bäume mit gestielten Knospen, kleinen, zapfenförmigen Fruchtständen, welche bei trockener Witterung sich öffnen und den etwas flugfähigen Samen entlassen. Sie haben sich dadurch einen Platz in der Forstwirtschaft gerettet, daß sie auf Standorten noch gedeihen, auf welchen andere Holzarten versagen •, dieser Standort ist der nasse, moorige, sogar versäuerte und mit Carex- arten bewohnte Bruchboden; ihre beste Entfaltung erlangen sie aber in sehr frischem, neutral reagierendem, lockerem, humusreichem Boden (Flußauen); von diesem Optimalboden hinweg gehen sie auch auf trocknere Standorte über, ja siedeln sich auf diesen als die ersten Holzarten mit den Birken an (Weißerlen); dafür muß größere Luft- feuchtigkeit geboten werden. Die Erlen sind zu den Halbschattenholz- arten zu rechnen, welche als Zwischenpflanzen zwischen anderen Holz- arten, besonders Nadelhölzern auf diese einen zuwachsfördernden Einfluß ausüben: infolge der Eigenschaft der WurzelknöUchen , Stickstoff aus der Luft direkt aufnehmen zu kömien, raschwüchsig, von sein- großer Stockausschlagfähigkeit, leiden sie in den ihnen überlassenen kahlen, nassen Standorten zuweilen durch Sommerfröste. Das Holz ist weich, leicht und wird bei Berührung mit der Luft meist rot; das Holz der Weißerlen ist minderwertig. Dafür sind diese für Ödlandsaufforstungen wiederum zumal wegen ihrer größeren Bescheidenheit und Wurzel- brutbildung wertvoller.

Alnus glutinosa (Gorrtn.), Rot- oder Schwarzerle. Europa.

Knospen gestielt, junge Triebe kahl, klebrig, Stämme mit schwarz- brauner Borke. Auf günstigen Standorten wird die Schwarzerle bis 35 m hoch ; je nasser und je trockener der Standort, um so früher er- lischt die Lebensdauer. Sie gehört dem Fagetum an und reicht bis ins Picetum, je nach der Bodenausformung in reinem Bestände oder in reinen Gruppen; mit anderen Holzarten in Flußauen.

B. Laubbäume. ] s.",

A 1 n u s i n v a n a ( IJV//«/.), W o i ü c r 1 c. K u r o p a. Blätter untorseits heller als oborseits , mit einer Spitze versehen. Stämme mit glatter, o;raugrüner Rinde, vnrwie«iend im nördlichen Europa; in Baimio;r()ße und Holzn:üte der Schwarzerle nachstehend; bildet Wurzelbrut,

Alnus rubra {Bouff.) , amerikanische Kotfrl.'. Adl.T, Pazi- fische Küste.

Ein mächtio;er Baum von der Wichti«;kcit und ÜtMlcntuii^ der Schwarzerle in Europa,

Die zahlreichen, japanischen Erlen sind von Biolocrjc ,l,.r euro- päischen Baumarteu nicht verschieden.

25. Gattung: Betuhi, die Birkenarten, Birches, Bouleaux.

Den Birkenarten kommt eine große forstliche Bedeutung zu: für jene Landschaften, welche dem Picetum angehören, sohin insbesondere im Norden der Alten und Neuen Welt müssen die Hölzer der Birken das harte und weiche Holz der in wärmerem Klima wachsenden Laub- bäume ersetzen; das Holz hat jedoch keine Dauer, ist mittelhart, aber gut spaltbar. Die Birken sind ausgesprochene Lichtholzarten, welche mit den Erlen die heterogenen Standorte teilen: man findet sie auf nassem , selbst versauertem Boden oft alleinheri'schend, wie dies auch bei den Erlen der Fall ist , von da an gehen sie auch auf trocknere Gebiete über und schließlich, als letzte der Laubbäume auf dem abge- magerten Föhrenboden wachsen noch die Birken , besonders in der Nähe des Meeres wegen der großen Luftfeuchtigkeit. Ihre Frosthärte ist so hervorragend , daß sie als Schutzholzarten in kalten , sumpfigen Frostlöchern gelten. Sie streichen vom Castanetum bis zur Waldgi'enze nach oben und nach Norden. Auf waldentblößtem Boden erscheinen zuerst Birken, da deren Sämereien außerordentlich leicht sind und weit vom Winde getragen werden können; nackten, vom Regen er- härteten Boden besiedeln sie am liebsten: auf bearbeitetem, oberfiäch- lich aufgelockertem Boden geht das keimende Korn an AVassemiangel zugrunde. Der Zapfen, in welchem der Samen gebüdet wird, öfinet sich durch Zerfall des Zapfens, so daß die Zapfenspindel aufrecht (Gelb- oder Hainbirke) oder abwärts gerichtet (Weißbirke) übrig bleibt. Alle Birken mit w-eichen, dünnen, hängenden Ästen können leicht vom Winde hin und her bewegt w^erden; dadurch sind diese Birken unduld- sam gegen Nachbarn oder darunterstehende Pflanzen. Ihre Be würze - lung ist seicht, weit ausgi'eifend. In warmen Klimaten kurzlebige Bäume, welche selten über 80 Jahre alt werden: im kühlen Klima zäh- lebig. Blätter als Viehfutter venvendet : getrocknet für die Schafzucht im Norden wichtig. Rinde zu Gefäßen, zur Bedachung gebraucht. Teer des Holzes zur Lederbereitung (.Tuchtenleder).

18(j Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlichwaldbauliche Charakteristik usw.

Betula lutea {Mkh.r.), IIainl)irke, Rcdbircli. Ostamerika. Ein grob-doppelgezähntes Blatt, eine gelbliche, lockere Papier- borke und ein braunes Kernholz charakterisieren diese hainbuchen- blättrigo Birke. Sie erreicht eine Höhe von 30 m. Sie ist nicht ein Baum der sumpfigen oder trockenen Standorte, liebt vielmehr frischen, guten Boden wie die Rotbuche.

Betula occidentalis (Hooh.) , westamerikanische Birke, Black birch. Pazifische Region von Nordamerika.

Vertritt die Weißbirke in Westamerika: die biologischen und all- gemeinen äußeren Erscheinungen sind von der Weißbirke nicht ver- schieden.

Betula papyrifera (Marsh.), Papier birke, Canoe birch, Paper birch. Ostamerika. Vertritt in Ostamerika die europäische Birke, mit der sie die gleiche Bedeutung und forstliche Behandlung teilt.

Betula pubeseens {Eclt.), flaumhaarige Birke. Europa,

A s i e n. Junge Triebe flaumhaarig, Blätter etwas größer, Zweige weniger abwärtshängend : von den Alpen an nordwärts und ostwärts bis zum Stillen Ozean an der ostasiatischen Küste.

Betula verrucosa {Erh.), Warzenbirke. Europa, Asien. Junge Triebe kahl, warzig, klebrig; Zweige im hohen Alter hängend; auf gutem Boden, besonders im Norden, im Picetum wird sie ein Baum bis zu 30 m mit vollendetem Schafte.

2G. Gattung: Buxus, Buxarteii, Boxes, Buis.

Immergrüne Holzarten, welche im Lauretum zu nutzbaren Halb- bäumen bis zu 25 m Höhe erwachsen; alle sind anspruchsvoll, langsamwüchsig, gegen tiefe Wintertemperatur unter gleichzeitiger Be- sonnung (Chlorophylltod. Blattbräune) empfindliche Holzarten ;^im Casta- netum erlischt ihre forstliche Brauchbarkeit, im Fagetum werden sie zu Ziersträuchern. Je größer die Luftfeuchtigkeit, desto besser: nur auf gutem Boden wachsend ; sie verjüngen sich leicht durch Steck- linge: Schattcnholzarten. Das Holz ist sehr schwer, hart, gleich- mäßig, gelb, das beste Material für Holzschnitte ; es wird nach dem Gewichte verkauft.

J^ u XUS m i c r o p h y 1 1 a {Sieh, d Zucc.) , j' a p a n i s e h e r Buchs,

Tsuge. Japan. Auf den südlichen Inseln an den dem feuchten Südmonsun v<dl ausgesetzten Gebirgshängen des Lauretums.

B. Laubbäume. i oy

Buxus sempervirens (/..), Buths. Europäischor Orient,

K 1 e i n a s i e n. Kommt in kleineren, reinen Beständen vor.

27. Gattung: Carpiiius, Hainbuchen, Jlornljeains, ( harnits.

Nur im wärmeren Fagetum, anf frischem imd p:ntem Boden werden die Hainbuchen Xutzbäume erster Größe. Auf «roringem, besondj-rs steinio-em, kiesigem Boden der Kalktbrmationen bleiben die Hainbuchen vielfach unter Baumgi-öße oder erheben sich nur zu Halbbäumen: dort aber sind sie wertvoll, weil andere Holzarten kaum imstande sind, dergleichen Standorte zu bewalden. Es bedarf für die Technik auch nicht starker Bäume, schon schwächere sind wegen ihres außerordent- lich harten und festen, brennkräftigen Holzes sehr gesucht. Die Hainbuchen sind sehr raschwüchsige Halbschattenholzarten, welche in den Jahresringen des Holzkörpers und im ganzen Baume statt des an- nähernd kreisförmigen einen welligen Verlauf zeigen (spannrückiges Holz); dem Holze fehlt der gefärbte Kern und damit auch die Dauer. Allen Hainbuchen kommt eine außerordentlich große Stockausschlag- fähigkeit und eine auffallend große Frosthärte zu. Die Blätter sind wertvolles Viehfutter. Das Blatt buchenähnlich, aber mehr gezähnt, die Blattfläche wellig, Knospen am Triebe anliegend. Die Frucht eine harte, gerippte, flachgedrückte Nuß in einer dreiteiligen Fruchthülse; Samen dadurch in beschränktem Grade flugfähig: wenn frisch im Herbste ausgesät, keimt er im nächsten Frühjahr: wenn er aus- trocknet, liegt er ein ganzes Jahr im Boden, ehe er keimt.

Carpinus americana, amerikanische Hainbuche, Horn- beam. Ostamerika. Wie es scheint, in allen Eigenschaften, mit Ausnahme der syste- matischen, der europäischen Art gleich.

Carpinus B e t u 1 u s (/,.), Hainbuche, H o r n b a u m . Weißbuche.

Europa. Ül^er ganz Europa, soweit Castanetum und Fagetum: ein kurz- lebiger Baum, der zumeist in den modernen, geschlossenen Iloch- waldungen mit langem Antrieb nicht geduldet wird, weil er durch ein allzufnihes Absterben den Bestand durchlöchert: daß die Bäume sicii nicht nach der Wirtschaftsform, sondern umgekehrt diese sich nach flen Bäumen zu richten hat, soll später gezeigt werden : der Honibaum ver- tritt stellenweise die Buche.

Carpinus laxiflora, edoensis. cordata sind japanische Hainbuchen mit der gleichen Binjc^^ii.- d.-r ganzen Gattung.

188 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

28. (lattuiij?: Carya (llicoria), Hickor.varteii, Hickories.

Fiederblättrige Bäume, zur Familie der Walmißarten (Juglan.s) ge- hörig und de.shallj in Katalogen noch vielfach unter dem Namen Juglans zum Verkaufe angeboten; von den Walnußarten durch eine solide, nicht gefächelte Markröhre sofort unterscheidbar. Die Nüsse liegen über, wenn sie erst im Frühjahr in die Erde gebracht werden. Die wertvollsten Hickorys sind alle bis zum zehnten Jahre langsamwüchsig, ertragen mäßige Beschattung, verlangen sie aber nicht, soweit geneigtes Gelände im Castanetum in Frage kommt. Auf ebenen Flächen und vor allem im Fagetum ist ein lockerer Schutz von Lichtholzarten gegen Früh- und Winterfröste erwünscht. Vom Fagetum können nm* die wärmeren Standorte den Hickories entsprechen. Nur auf dem besten Boden, der dem Walde zur Verfügung steht, ist rasches Aufwachsen zu Baumdimensionen zu erwarten; ihre starke Stockausschlagfähigkeit ermöglicht einen Ausschlagbetrieb, in dem das Material zu Reifen. GrilFen usw. gewonnen werden kann. Das Holz ist das beste aller Laubhölzer der gemäßigten Zone, wenn von der Dauer abgesehen wird. An Elastizität wird es von keiner winterkalilen Baumgattung übertroffen.

Carya alba (Nuit.), (Hicoria ovata [Britf.]) , Weiße Hickory, Shellbark Hickory. Ostamerika. Die weiße Hickory ist weitaus die wichtigste von allen Arten; Fünf Fiederblättchen bilden das Blatt ; die drei obersten Blättchen sind die größten ; beiderseits kahl ; Blattzähne behaart. Sie wird über 30 m hoch, bei der Verwendung zu Wagnerholz bleibt der spät auftretende, braune Kern außer Beachtung. Nuß mit 4 6 Kanten , Frucht in der grünen Schale apfelförmig.

Carya porcina (Nutf), (Hicoria glabra [Briff.]) , Pignut- h i c k o r y . 0 s t a m e r i k a. 5 7 Fiederblättchen. Frucht mit vier Rippen; wenn von der grünen Hülle umgeben, birnenförmig. Diese Art ist minderwertiger als die vorige , wird auch auf etwas weniger gutem , doch immerhin noch gutem Boden gefunden; wie die vorige auch noch im wärmeren Fage- tum kultivierbar.

C a r y a s u 1 c a t a {Nutt.), G r o ß h i c k o ry , B ig s h e 1 1 - b a r k H i c k o r y. Ostamerika, Mit 7 1> Fiederblättchen; eine sehr raschwüchsige Art, welche nur für das Castanetum als Nutzbaum in Frage kommt.

29. Gattung: Castaiiea, Kdelkastauie, Cliesnuts, Chätaigiiiers.

Große, grobgezähnte Blätter, die Früchte in einer stacheligen Hülle eingeschlossen. Die Edelkastanien stehen sich svstematisch sehr nahe,

K. Liiu])l)äumo |.S(>

SO daß lanne der Streit bestand, ob die iiiiit'iiUaiiisclH'ii, eurojjilisclu'n und asiatischen Edelkastanien nicht identische Arten seien. Die Edel- kastanien sind durch ihr Vorkommen in einer frnii>! bestimmton Klima- lage die besten Wegweiser für das betretbquh' Klima selbst; sie reichen bis an das Lauretnm, und wo die Buche aufzutreten beginnt, vorschwinth-n sie wiederum, weil es ihnen zu kalt ist. Das zwischen diesen beiden Grenzen liegende Gebiet umfaßt die ganze wärmere lliilfto des Laub- waldes der nördlichen Halbkugel , das deshallj auch nach der Edel- kastanie das Castanetum genannt wurde; nach fler kühleren Seite hin schließt sich das Fagetum an. Das klimatische Optimum der Edel- kastanie ist selbstredend im Castanetum selbst. Alle Edelkastani.>n lieben frischen, tiefgründigen, lockeren Boden; kieselsäurereicher Boden wird dem kalkreichen vorgezogen. Sie ertragen auch trockenen Boden, wie sie auch neben Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit solche mit raschwechselnder Luftfeuchtigkeit bewohnen; sie sind ziemlich rasch- wüchsige Holzarten, in ihren besten Wuchsgebieten Halbschattenholz- arten, die im kühleren Teile ihres Verbreitungsgebietes und vor allem außerhalb desselben, im wärmeren Fagetum angepflanzt, zu aus- gesprochenen Lichtpflanzen werden. Mit tiefen Herzwurzeln in den Boden dringend, sind sie sturmfest; eine sehr hohe Stockausschlag- fähigkeit befähigt die Kastanie zu einem Niederwaldbetriebe. Außer- halb ihrer Heimat bleibt die Kastanie eine vom verfrühten Froste und von tiefer Wintertemperatur gefährdete Holzart. Ihre Kultur gilt nicht bloß den eßbaren Früchten, sondern auch dem Holze, das in seiner braunen Farbe und seinen sonstigen Eigentümlichkeiten, in Dauer, Härte und Verwendung dem Eichenholz sehr nahe kommt. Auch das Laubwerk wird verwendet als Futter. Die nicht veredelten, wildwachsenden, typi- schen Edelkastanien haben wenig Feinde; nur der Mensch verstümmelt sie der Früchte halber auf die gi-ausamste Weise.

Castanea crenata (Sieh, d Zucc), japanische Edelkastani.' . Kuri. Japan, China. Blattstiel anfangs starkfilzig behaart, Blatt unterseits etwas heller als oberseits. Li Japan und China vielfach sogar dem Eichenlidze vorgezogen.

Castanea dentata (Borlh.), amerikanische Edelkastanie. Chesnut. Ostamerika. Blätter mit starken Zähnen, Blattstiel stets kahl. In allen Be- ziehungen mit den übrigen Edelkastanien auf das nächste verwandt.

Castanea vesca (GacHn.), europäische Edelkastanie. Sü.l-

e u r o p a. Li der Schweiz hat Engler nachgewiesen, daß diese Alt an einigen Stellen die Hauptkette der Alpen nach Norden hin aut natürluhem

190 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

Wege überschritten hat: Gleiches ist in Frankreich der Fall; im Walde selbst ist die Edelkastanie ein seltener Baum ^^eworden; auf künst- lichem Wege ist die Edelkastanie in die wärmsten Gebiete nördlich der Alpen eingeführt worden: dies ist der Fall in Mittel- und West- frankreich, in England, in der Rhein- und Mainebene und an anderen Orten.

30. Gattung: Catalpa, Tronipeteiibaum. Alle dieser Gattung Angehörigen sind etwas schattenertragende, frischen, guten bis mittelguten Boden beanspruchende, sehr rasch- wachsende Holzarten, welche ganz dem Castanetum angehören. Werden sie außerhalb desselben kultiviert, sehen wir sie wegen späten Vegetations- abschlusses durch verfrühte Fröste oder durch Winterfröste zurück- gesetzt; die Trompetenbäume haben ein dunkelgrau gefärbtes, ziemlich leichtes Kernholz, das eine außerordentliche Dauer besitzt und eine vielfache Verwendung im Boden findet; dabei ist mit Ausnahme des letzten Jahresringes der ganze Holzkörper Kernholz; die wichtigste Art scheint

Catalpa speciosa {Ward.), westlicher Trompetenbaum, Western Catalpa. Ostamerika

zu sein. Das große Blatt läuft in drei Spitzen aus. Auf dem frischen Boden der Flußauen bis 45 m hoch. Vielfach wird der Baum wegen seines hohen Wertes in Amerika angebaut, aber wegen der starken Neigung zm' Astbildung in engen Schluß gebracht.

31. Gattimg und Art: Cercidiphyllum japonicum (Sieh, et Zuec.)^ Kuclienbaum, Kadsura. China, Japan.

Blätter des einjährigen Triebes länglieh, des zwei- und mehr- jährigen mehr kreisrund, gekerbt mit rotem Stiele; Kurztriebe der zwei- und mehrjährigen Zweige ebenfalls nur e i n Blatt tragend ; der Kuchen- baum ist eine raschwüchsige , lichtbedürftige Holzart , welche guten und frischen, besonders Flußauenboden verlangt. Er wird bis 30 m hoch und liefert ein zu Schachteln, Kuchenblättern sehr gut verwend- bares, leicht zu bearbeitendes, dabei auch dauerhaftes Holz ; der Baum besitzt große Stockausschlagfähigkeit, gehört aber dem Castanetum an, so daß er im wärmsten Tale des Fagetums bereits mehrfach durch ver- frühte oder Wintorfröste zurückgesetzt wird ; mit 2 m Höhe ist die schlimmste Gefahr vorüber.

32. Gattung und Art: rinnanionunn Canijjhora (A>^^s•.). Kampfer- baum, Kusu, Kiiii. .la]»au.

Dieser Baum gehört ganz dem Lauret um an. Eine rasch- wüchsige, schattenertragende Holzart auf gutem Boden: ihr höchster

B. Laul)l)iiuiui'. 1,,]

Wert besteht in einem kampterreiehen nnd .lal.fi sehr danorliaften Holze.

33. Gattuns: und Art: Cladrastis aimircnsis [i:,,p.\, Maacki«', Iiiii-eiishu. rhiiia, Japan.

Die unpaario; gefiederten Blätter unterseits schwach hohaart, juntje Blätter silberweiß behaart. Ein Baum des Castanetums und Fageturas. Das Optimum liegt auf dem Übergangsgebiete der beiden Zonen. Der Baum ist auch auf geringem Boden heimisch, doch verlangt er Frische: das sehr wertvolle, braune Kernholz ist von gi'oßer Dauer und Schön- heit : der Splint sehr schmal.

34. Gattung: Fagus, die Bucheiiarten, Beeches, Jletres.

Die Gattung enthält nm* wenige Arten; die einzelnen Arten aber verdrängen durch ihr intensives Schattenerträgnis und dementsprechend auch Bescliattungsvermögen alle anderen Holzarten und bilden deshalb weitausgedehnte, reine Bestände in Amerika, Asian und Europa: in allen drei Weltteilen herrschen sie in der kühleren Hälfte des blatt- abwerfenden Laubwaldes; sie erscheinen mit dem Verschwinden der Edelkastanien und verschwinden mit dem Erscheinen der Fichten bzw. Tannen; dadurch werden sie zur typischen Holzart einer bestimmten Klima- oder Waldzone, welche nach den Buchen „Fagetum'* genannt wurde. Alle Buchen verlangen guten, frischen, tiefgi-ündigen. kalk- reichen Boden zur vollendeten Entfaltung; sie ertragen noch humosen Sandboden mit Grundwasserbefeuchtung sowie seichten Kalkboden (Kalkplatten): da die Buchen allen Unkrautwuchs erdrücken, so zeigt der Boden im Buchenwalde die günstigste Verfassung: frisch, krümelig, humos . selten unreife Humusmassen. Hierin liegt der hohe waldbau- liche Wert aller Buchen. Auf kahlen Flächen, insbesondere in Mulden, sind sie von verspäteten Frösten belästigt ; unter Schirm fällt Frost im Frühjahre weg, dafür sind aber die Buchen dann langsamwüehsig: freigestellt hebt sich ihr Wuchs sehr rasch, so daß sie allen bei- gemischten Baumarten gefährlich werden können. Den waldbaulichen Vorzügen bezüglich des Bodens stehen forstlich- technische Nachteile gegenüber: das harte, schwere Holz mit seinen feinen Getiißen (Poren ) ist zwar vorzüglich als Brennholz, ist aber als Nutzholz nur in gering«'r Menge und nur in den besten Qualitäten gut vei*wertbar. Es fehlt der Rotbuche die normale Kernfarbe, daher fehlt auch die Dauer: mit dem Auftreten des roten oder falschen Kerns vom rund hundertsten .Jahre an wird der Gebrauchswert des Holzes lieeinträchtigt. Die Buchen besitzen geringe Stockausschlagfähigkeit: ihr Laub ist als Waldstreu von Bedeutung. Alle Buchen erreichen bei entsprechendem Alter 4<» m Höhe und darüber. Unter den Feinden sind Ha.se n , Kche. Hirsche, Weidevieh zu nennen : auch einige Schmetterlingsraupen sind sdiiidlith

1»»2 Fünfter Abschnitt. Natiirwissenschuftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

geworden : sehr empfindlich sind die glattrindigen Buchen gegen die Besonnung (Rindenbrand), insbesondere wenn bisher im Schlüsse stehende Stämme plötzlich der vollen Sonne preisgegeben werden: auf seichtgi-ündigem Boden mit kiesiger Unterlage, auf Felsplatten, auf einer Grundwasserschicht vermögen die in die Tiefe suchenden Herzwurzeln die Buchen nicht gegen Sturm zu sichern: Schnee kann verderblich werden, da viele der jüngeren Buchen während des Winters ihre dürren Blätter behalten.

Fagus ferruginea (Äit.), amerikanische Buche, Beech. Ostamerika. Blätter in eine längere Spitze ausgezogen als wie bei der europä- ischen Art, kräftig gezähnt: Rinde frühzeitig eine schuppige Borke.

Fagus japonica {Max.), j apanische Buche , Inubuna. Japan.

Nur in der oberen Hälfte ist das Blatt schwach gezähnt , Früchte langgestielt.

Fagus Siebold ii {EndL), S i e b o 1 d s Buche, Buna. Japan.

Das Blatt am Rande weit gekerbt, lange Zeit die kräftige, seiden- glänzende Behaarung festhaltend. Auffallend ist, daß in Japan jener Teil des Holzes als wertvoll gilt, der in Europa als der wertloseste angesehen wird, das ist der rote, falsche Kern. Ihm wird große Dauer und Beständigkeit gegenüber den Einflüssen wechselnder Luftfeuchtig- keit und Temperatur zugeschrieben, so daß er absichtlich, künstlich, durch jahrelanges Einlegen in Wasser hervorgerufen wird.

Fagus silvatica (X.), europäische Buche. Europa.

Blätter ganzrandig, zuweilen in der oberen Hälfte gezähnt. Über ganz Europa, im Süden bei entsprechender Erhebung, verbreitet, soweit das Fagetum selbst im Klima vorliegt. Demnach fehlt die Buche im mittleren Schweden, Norwegen, Finnland sowie bei hoher Elevation, wo Fichten auftreten.

35. liattuug: Fraxiims, Escheuarteii, Ashes, Freiies.

Blätter gefiedert; Same plattgedrückt mit Flügelrand, nur bei stärkerem Winde auf größere Entfernungen wie die Ahorn- und Lindensamen flugfähig. Wenn sofort nach der Reife ausgesät, keimt der Same im nächsten Frühjahre; in andern Fall liegt er über. Die Eschenarten gehören sowohl dem Castanetum als dem Fagetum an; gerade die wichtigsten, die AVeißeschen, besitzen ihr Optimum auf dem Übergangsgebiet vom Castanetum zum Fagetum, sie dringen sogar bis in das wärmere Picetum vor. Bei tiefen Winterfrösten platzen ihre Stämme auf; bei sehr verspä,teten Frösten, besonders auf den nassen

B. Lavilibiiuino,

103

Böden, leiden sie im Frühjahr wie im lloiljst und Winter: selbst Sommerfröste schaden im Jahresringe. Inshcsondere ist hierin das Verpflanzjahr, wie bei allen Holzarten, getahrlich. I)io Fischen lieben sehr guten, frischen bis feuchten Boden mit rascher Erneuerung des Wassers, sei es diu-ch oberirdische Zufuhr, sei es unterirdisch durch Infiltration von benachbarten Flußläufen (Aueboden); bei stagnierender Nässe noch gut, wenn keine Versäuerung dos Bodens eintritt, wenn Torfbildung unterbleibt (Erlenbruchboden); die Esclion sind schnell- wüchsige Halbschattenholzarten, welche neben zahlreichen Herzwurzeln in die Tiefe eine Unmenge von feinen Wurzeln flach und weitaus- greifend in der ganzen Umgegend umliersenden ; sie erschöpfen an- liegende Gelände ähnlich wie die Pappelarten; hohe Stockausschlag- fähigkeit; Bäume bis 40 m Höhe und darüber, vom Wilde und von Mäusen stark verbissen. Das Eschenholz ist durch seine hervorragende Elastizität nur mit dem Hickoryholze vergleichbar, mit dem es auch den Nachteil, nämlich den Mangel an Dauer, teilt. Splint breit, Kern bräunlich; bei der Verwendmig zu Wagnerholz ist der Splint durch seine helle Farbe wertvoller als der Kern: kleine Mengen von Eschen- hölzern sind sehr hoch im Preis; aber die Nachfrage nach Eschen- hölzern wird schon mit geringer Menge befriedigt ; große Mengen sind mir ein wertvolles Brennholz; die Blätter sind als Futter verwertbar,

Fraxinus americ ana (Z.), Weißesche, White Ash. 0 s t a m e r i k a. 7 Fiederblättchen, das Endblatt ist das größte von allen, Blätter nnterseits hell; Knospen rost-, Rinde frühzeitig ockerfarbig. Li Spät- frostlagen wird diese Esche , weil sie später in Vegetation tritt , mit Vorteil angebaut.

Fraxinus cinerea (Bosc.), Grauosche ist entweder alba oder pubescens.

Fraxinus excelsior (X.), europäische Esche. Europa. Knospen schwarz, Triebe graugrün, Fiederblättchen ober- und nnter- seits gleichmäßig grün ; über den größten Teil Europas und den Kaukasus verbreitet.

Fraxinus mandshurica (Unp.), mandschurische Esche, Yachidamo, Shioji. China, Japan. Blättchen unsymmetrisch, Knospen mattviolett bis schwarzgi-ün. Ein mächtiger Nutzbaum mit sehr raschem Wüchse.

Fraxinus Oregona (Nutt), Oregonesche. Oregon Ash.

W e s t a m e r i k a. Diese westamerikanische Vertreterin dieser Gattung gleicht mit mehr ovalen Fiederblättern etwas der Blumenescho Europas; Fieder-

3Iayr, Waldbau. ^"^

194 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

blättcheii scliAvacli gekerbt oder ganzrandig. Knospen gelbrot, sehr raschwüchsig.

Fraxinus pubescens (Lanih.), Rotesche, Red Ash. 0 s t a m e r i k a. Junge Triebe, fertige Blattstiele und Blätter luiterseits weich be- haart; Knospen hellbraun; ein mittelhoher Baum, der auch auf ge- ringerem Boden in Amerika noch aufwächst.

36. Gattung: Gleditschia, Gleditschien, Christusdorn.

Die Christusdornen zählen zu den Papilionaceen; sie sind in Europa gar nicht, in Amerika in einigen, in Ostasien (besonders China) in großer Zahl von Allen vertreten; der Nutzwert des Holzes dieser Bäume, obwohl hart und schwier und wegen des rötlichen Kerns von ziemlicher Dauer, ist nirgends hervorragend. Neuerdings nimmt ikre Wertschätzung zu, da die wertvolleren Hölzer seltener werden. Sie gehören ausschließlich dem Castanetum an; je weiter man beim Anbau in das Fagetum vordringt, desto größer wird die Gefahr dm'ch ver- frühte oder durch Winterfröste, welche einen Teil des unfertigen Triebes alljährlich töten. Wo diese Gefahr gering ist oder ganz weg- fällt, wachsen die Gleditschien sehr rasch; sie verlangen volles Licht, können aber als schmetterlingsblütige Gewächse noch auf geringerem Boden kultiviert werden; das Blatt zierlich, doppelt gefiedert, starke Äste und der Stamm selbst mit großen Dornen bewehrt.

Gleditschia japonica (Müpi.), japanischer Christusdorn, S a i k a c h i. Japan. Junge Blätter werden gegessen. Gleditschia Triacanthus (i.), amerikanischer Christus- dorn, Honey-Locust. Ostamerika. Erreicht in Flußauen bis 4() m Höhe.

37. Gattung und Art: Gymnocladus dioica, amerikanischer Schusser- bauni, Kentucky Coflfee-tree.

Doppelt gefiederte Blätter, einjährige Triebe weißbereift mit zahl- reichen, korkigen Lentizellen versehen; raschwüchsige Lichtholzart, welche auch auf geringerem Boden vorkommt, aber wohl nur im Castanetum forstlichen Wert erreicht. Da sie frosthärter als die Gleditschien sind , wäre der Anbau auf germgeren Böden im Fagetum vielleicht noch lohnend, denn das Holz hat einen braunen, harten, dauerhaften Kern.

3S. Gattung und Art: Hovenia dulcis (TÄwwfc.l, (Juaffbirne, Hoveuie, Kenponashi. China, Japan.

Das breitlanzettliche Blatt ist fein gesägt: im Blattgrunde bilden Seitem-ippen die Begrenzung desselben; der Baum wächst im Casta-

B. Laublmunie. -lor

netum auf gutem Boden, verlangt Licht uii.l gil.t ,.in vorzügliches, schönes, rotes Kernholz.

39. Gattung: Juglaiis, Walnußjiiteii, Waluuts, Noyers.

Fiederblättrige Bäume mit aromatisehom n\e in den Blättern und Schalen der Früchte; Markröhre der Zweige gefächert. Alle Nußarten geben ein hochwertiges Nutzholz, das durch leichte Bearboitungsfähig- keit, gleichmäßigen Aufbau und schöne Farbe des Kernes ausgezeichnet ist. Maserbildungen stehen sehr hoch im Preise. Das Optimum aller Nußarten liegt im Castanetum auf gutem Boden, wo die Nußarten auch reine Bestände bilden; im Boden muß Kalk sein. Sie wachsen rasch, mit einer Pfahlwurzel in die Tiefe dringend. Am besten gedeihen sie im vollen Lichte, wenn nicht zum Schutz gegen Früh- und Winter- fröste in der Jugend etwas Schirm gegeben werden muß. Auch im Eichenklima des Fagetums wächst die Walnuß noch zum wertvollen Nutzbaume heran.

Juglans cinerea (i.), graue Walnuß, ßutternut.

0 s t a m e r i k a.

Blättchen oberseits wollig, unterseits auch drüsig behaart. Man

rühmt der Graunuß eine größere Bescheidenheit und Frosthärte nach;

allein ihr Holz ist wegen geringer Farbgüte dem Holze der übrigen

Walnußarten unterlegen.

Juglans mandshurica [Ma./.]. Mandschure iwalnuß.

Japan und China. Mit sehr großen Blättern und rotgrauem Kernholze.

Juglans nigra (X.), schwarze Walnuß, Black Walnut. Ostamerika. Fiederblätter nur unterseits schwach behaart. Früchte mehr kugelig. Rinde frühzeitig eine fast schwarze, kleinschuppige Borke. Kcm braun bis violett.

Juglans regia (i.), europäische Walnuß. Südosteuropa

bis China. Jede Behaarung fehlt, das Endblättchen des Fiederblattes am größten. Kernholz unregelmäßig geflammt, hellbraun bis violett; im Kaukasus in reinen Beständen von größter Ausdehnimg vorhanden.

Juglans Sieboldiana (3Ifix.), Siebolds Walnuß, Oni-gurumi.

Japan. Diese Art besitzt die längsten Blätter und gi-ößten Blättchen von allen bekannten Walnußarten; sie übertrifft deshalb im Zierwerte alle anderen; Blättchen beiderseits weich, wollig behaart: Knospen groß,

13*

196 Füufter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waUlbauliche Charakteristik usw.

hellockerfarbif?. Übertrifft an Raschwüchsigkeit und Frosthärte die amerikanischen "Walnüsse.

40. Gattimi: nii<l .Art: LiqiiidamJiar styraciflua iL.), Sweet ffniii. Ostaiiierika.

Blätter dem Ahorn ähnlich, tünflappig mit scharler Spitze und Sägezähnchen ; junge Triebe mit Korkwarzen und Korkleisten. Der raschwüchsige, Hchtliebende Baum erreicht sein Optimum auf den nassen, nicht versäuerten Böden des Castanetums und Lauretums: nur im wärmsten Teile des Fagetums kann der Baum auf frischen, nicht nassen Böden noch Fuß fassen: das Holz ist sehr wertvoll und kommt in großen Mengen unter dem Namen Satinholz nach Europa : wenn die prächtige Herbstfärbung nicht rechtzeitig eintritt, droht die Gefahr einer BeschädioTing durch Herbst- oder Winterfröste.

41. (iattuni;: und Art: Liriodeiulron tulipiferum (X.), Tulpeubaum, Tulip-tree, YelloAv Poplar. Ostamerika.

Das vorne fast gerade abgeschnittene Blatt ist so auffallend , daß eine Verwechselung mit anderen Baumgattmigen fast ausgeschlossen ist: Endknospen von zwei großen Nebenblättern bedeckt. Der licht- verlangende Baum wächst nur auf gutem und frischem Boden, vor allem in Flußauen, engen Tälern und frischen Talsohlen, wo ja sämt- liche Laubhölzer die günstigsten Wuchsbedingungen genießen; auf sonnigen , warmen Hängen versagt er oft , weil der Boden , mag er mineralisch noch so kräftig sein , ungenügend frisch erhalten wird. Verpflanzt man den Baum in nasse Standorte, verlangt er ein wärmeres Klima, d. h. Annäherung an sein Optimum, das im Castanetum liegt; dort wird der Baum bis 60 m hoch mit pfeilgeradem Schafte; er hält aber im Eichengebiete des Fagetums noch sehr wohl aus, wenn auch sehr üppige Pflanzen hier und da ihre Spitzen im Winter verlieren. Der schönschaftige und schönlaubige Baum ist forstlich ziemlich wert- voll durch sein fein gefügtes, ziemlich leichtes und weiches Holz, das dem der Magnolien am nächsten kommt und mit diesem die Ständig- keit, das geringe Werfen und Schwinden teilt. Es kommt als „amerika- nisches Pappelholz" in Blöcken und Brettern nach Europa.

42. Gattuii«;: Magnolia. Magnolien.

Selbstverständlich ist diese Gattung nicht aufgeführt wegen des alibekannten Zierwertes, den sie für Garten- und Parkanlagen besitzt denn die allgemein kultivierten Ziermagnolien sind forstlich wert- los — , sondern wegen ihrer forstlichen Wichtigkeit und zwar in der natür- lichen , wildwachsenden Form ; sie erzeugen ein Holz von schwach- olivenfarbigem Kern, mittelhart, leicht, unter dem Einflüsse wechselnder Luftfeuchtigkeit sehr stetig und deshalb zu Möbelunterlagen , Lack-

B. Laubbäume.

l'.»7

waren, Zeichenbrettern, Scliwertsclioidon ;rleith vorzüglich geeignet. Ein solches Holz fohlt dem europäischen Walde vollständig. Die Magnolien beanspruchen guten Boden, volles Licht und größere Boden - frische (Buchenboden. Eschenboden): auf geringerem oder trockenem Boden, z. B. Südhängen, ist ihr Wuchs träge, auf zusagendem Boden und passendem Klima wachsen sie rasch; ihr Optimum ist das Casta- netum, einige, gerade die forstlich wichtigsten, betreten auch noch das wärmere Fagetum, wo sie, auf eine absolut kahle Fläche ausgei)flanzt, durch Zurückfrieren leiden. Ihre Stockausschlagtahigkeit ermogUcht einen Niederwaldbetrieb und die Heranzucht von neuen PHanzen, wo- von bei der künstlichen Verjüngung die Rede sein wird.

Magnolia hypoleuca (Sieh et Zncc), Homagnolie, Ho. China. Japan,

Diese Art ist die forstlich wertvollste von allen Magnolien, kommt somit für den Waldbau allein in Frage: die mit rotem Fruchtfleische bedeckten Samen m zapfenartigen Fr.uchtständen. Um die Keimfähigkeit zu erhalten, empfiehlt es sich, die Samen in den Zapfen, und diese in Kohlenpulver verpackt, zu versenden. Das Blatt ist das größte (bis (!,♦) m lang), welches ein Baum der gemäßigten, blattwechselnden (-lewächs- zone bildet: ganzrandig, oben mattgrün, unterseits weißlich. Knospen langgestreckt, violett. Nur im Verpflanzjahr ist ein Zurückfrieren zu fürchten: es empfiehlt sich, in diesem Jahi'e einen besonderen, in den übrigen Jahren nur einen mäßigen Schutz zu geben, den man anderen Holzarten, wie den Eichen, auch zuteil werden läßt. Die Homagnolie wird ein Baum von 30 m und darüber mit heller, glatter Rinde, buchen- ähnlichem Schafte und bei geeignetem Schlüsse mit vollkommener Ast- reinheit.

43. Gattung: Ostrya. Hopfenbucheii.

Blätter hahibuchenartig : Fruchthülle das Samenkorn blasenförmig umgebend: dem Castanetimi und Fagetum angehöriger Baum von ge- ringer forsthcher Bedeutimg. Nur Ostr\'a japonica (Sun/.), die japanische Hopfenbuche, Nanakamado, wird nach den Untersuchungen des Ver- fassers im Fagetum noch ein hoher Baum mit einem Holze, das dem der Pyrusarten in allen Eigenschaften gleicht ; die Art verlangt giiten und frischen Boden: die europäische Hopfenbuche Ostrj-a carpinifolia (Scop.) ist nur ein Halbbaum. 44. Gattung: Pasania. Immergrüne Kastanieneiclien. Pasanien.

Früher wurden diese Bäume immer Quercus genannt, ..bwohl ilie Anatomie des Holzes und der Frucht sie von dieser Gattung trennen muß. Immergrüne Bäume des Lauretums mit hartem, schwerem, elastischem, dauerlosem Holze: Früchte meist genießbar; schatten- ertragende Bäume, auf gutem Boden ziemlich raschwüchsig, tür welche

198 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

in E^lropa mir die Heimat der Quercus Hex und die warmen Gebiete am Atlantischen Ozean in Frage kommen können.

Pasania cuspidata {Oerst.\ Pilzpasanie, Shii. Japan. Als Niederwaldbaiim in Japan zur Gewinnung von Prügelholz für die Pilzkultur (Agaricus Shitake) behandelt.

Pasania densiflora (Ocrsf.), Gerber-Pasanie, Tanbarkoak. Kalifornien. Ebenfalls nur dem Lauretum zugehörig, immergrüner Baum mit borstigen Fruchtbechern und holiem Gerbstoflfgehalt der Rinde (17 "/o).

45. Gattimg und Art: PauI(MV)iia imperialis {Sieb, et Zhcc), Paulownie, Kiri. Japau und China.

Wegen gi'oßer, herzförmiger Blätter mit ungleich großen Zähnen und weicher Behaarung, wegen der violett gefärbten, glockenförmigen Blüten ist der Baum als Zierde längst nach Europa gebracht -. er ist auch forstlich von Bedeutung wegen seiner außerordentlichen Schnell- wüchsigkeit und seines außerordentlich leichten Holzes; der Gedanke, daß bloß schweres und hartes Holz wertvoll ist, ist ja nicht richtig. Gerade durch seine Leichtigkeit, die es für eine Reihe von Gebrauchs- zwecken passend erscheinen läßt, ist es so wertvoll. Im Stockausschlag- betriebe ist der Baum mit zehn Jahren ein Nutzbaum, der Brettware gibt. Seine Heimat ist das Castanetum, der gute, frische Boden; nur in den wärmsten Lagen des Fagetums noch von forstlicher Bedeutung.

46. Gattung und Art: Phellodendron japonicum (Max.)f japanischer Korkbauni; Ki^vada. Japan.

Das Blatt gefiedert , am Rande mit Öldrüsen , die auch am Blatt- stiele und jungen Triebe sitzen und einen unangenehmen Geruch beim Zerdrücken von sich geben. Den Baum kennzeichnet eine überaus weiche, dicke, hellgraue Korkbildung: aus diesem Grunde empfiehlt der Verfasser den Baum seit 15 Jahren für Europa zum forstlichen Anbau. Wieweit der Kork benutzt werden kann, und ob er nach der an den Korkeichen üblichen Methode gewonnen werden kann, müssen natürlich Versuche feststellen. Aber selbst wenn die Korkgewinnung versagen sollte, wäre der Baum als forstlicher Nutzbaum zu bezeichnen durch sein Holz, das dem der Edelkastanien (Castanea) in Anatomie, Kembildung, in Wert und Verwendung gleicht. Der Baum gehört dem Castanetum an und betritt noch das Fagetum, ist lichtbedürftig und raschwüchsig. In der Heimat wird der Baum bis 30 m hoch.

47. Gattung: Pirus und 48. Gattung: Sorbus. Birii-, Apfel- und Yogelbeerbäume.

Bei der geringen forstlichen Bedeutung dieser Bäume und ihrer großen Ähnlichkeit in Holz und waldbaulichem Verhalten können beide

B. Laubbiiume.

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Gattungen zusammen besprochen worden. Alle Angehörigen der beiden Gattungen sind Bäume mit den gleichen AnfonhM'ungcn an Klimii und Boden wie die Buche. Sie finden noch im wiirmcron Fagetum ihr Optimum. Alle sind Halbschattenliolzarten ; ihr Wort in waldbaulicher Hinsicht, z. B.' der Sorbusarton im Picotuni, ist gi-cißer als Jener, den die Bäume durch ihr Holz geben, das nur den Vorzug j^cringcn Werfens und Schwindens besitzt.

Pirus communis, die wilde Hirne. Europa. Nebenzweige in scharfe Dornen endigend; Blätter meist kahl, ebenso Triebe und Knospen ; Holz mit rötlichem Kern.

Pirus Malus (/>.), der wilde Apfel. Eur()i)a. Nebenzweige in dünne, eine Knospe tragende Spitzen endigend. Triebe , Blätter und Knospen behaart. Holz mit violett- rotem Kern.

Pirus ussuriensis (Maxim.), (sinensis), chinesische Birne.

Ostasien. Ein sehr stark wachsender Birnbaum mit großen, sehr spitzig zu- laufenden Blättern; als Waldbaum anscheinend besser als der eiuro- päische.

Sorbus aucuparia (i.), Vogelbeere. Europa. Blätter gefiedert, Früchte in Dolden, scharlachrot; forstlich wert- voll als Schutzpflanze des kühleren Picetums; die amerikanische Vogel- beere ist Sorbus sambucifolia.

Sorbus domestica (Z.), S p e r b e r b a u m , S |j e i e r 1 i n g. S ü d e u r o p a. Blätter der vorigen Art ähnlich, Früchte gi'ößer, genießbar: dem Castanetum und wärmsten Fagetum angeliörig: als Oberholz im Mittel- walde brauchbar.

Sorbus Myabei {Mmjr) tritt im Fagetum Nordjapans besonders auf Eso in regelrechten, reinen, den Buchen sehr ähnlichen Beständen auf.

49. Gattung: Platanus, Platanen, Plane-trees.

Die Platanen sind nicht bloß allbekannte Zierbäume, sie verdienen auch durch ihr waldbauliches Verhalten und ihr Holz eine forstliche Beachtung. Das Holz, von zahkeichen, kräftigen Markstrahlen durch- setzt, besitzt zwar keine Dauer, gibt aber auf Schnitten eine schöne Textur; das Holz wirft sich stark. Die Platanen gehciren «U'rn Casta- netum an: in kiesigen Flußauen stellen sie sich als erste Ibdzart nach Überschwemmungen oder auf Neulandbildungen ein, Lichtholzarton, die sehr rasch wachsen und keine Feinde unter den Tieren zu besitzen scheinen.

200 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlicli-waldbauliche Charakteristik usw.

Platanus occidentalis {L.), amerikanische Platane,

Plane-tree, Sj'comorc. Ostamerika.

P 1 a t a 11 u s o r i o 11 1 a 1 i s (Z.), orientalische Platane im em-opäisclien

Orient.

50. Gattung': Populiis, rapi>ehirteii, Poplars, Peiiples.

Als frostharte Lichtliolzarten von schnellstem Wüchse finden und verdienen die Pappehi auch forstliche Beachtung. Der Markt füi- die Aufnahme des sehr leichten, weichen, zähen Holzes ist in Zunahme be- griffen. Der Boden jedoch muß gut und ganz besonders frisch sein-, er darf auch feucht sein, wenn die Feuchtigkeit sich rasch erneuert (Flußauen); die Pappeln sind in ihrem Schafte von einem schlimmen Feinde, der Raupe von Cossus ligniperda, bedroht, welche die Stämme so durclilöchert , daß sie absterben : allen ist eine außerordentliche Stockausschlagfähigkeit und Wurzelbrutbildung eigen: durch letztere ist auch die Vermehrung leichter als durch Sämereien; auch Stecklings- vermehrung ist möglich. Sie gehören dem Castanetum und Fagetum an. Bastarde zwischen verschiedenen Arten sind häufig.

Populus alba (Z.), Silberpappel. Europa. Blätter vorwiegend dreiteilig, fast schneeweiß-wollig unterseits. Gehört mehr dem südlichen und mittleren Europa, besonders dem öst- lichen Teile an; ein mächtiger Baum bis 40 m Höhe.

Populus deltoidea {Marsh.)^ kanadische Pappel, und Popu- lus monilifera (Äit.), ebenfalls amerikanische PapjDcln, gehören zu den Balsampappeln oder jenen, deren junge Blätter und Triebe mit gelbem, klebrigem, wohlriechendem Harze versehen sind. Sie wachsen ganz außerordent- lich rasch, wie verschiedene Beobachtungen in Deutschland ergeben; es sind Messungen') vorhanden, nach denen Balsampappeln mit 31 Jahren 2,9 Festmeter Holz bildeten.

Populus nigra (7^.), Schwarzpappel. Europa. Dreieckiges Blatt; besonders in den Flußauen von Süd- und Mittel- europa : die italienische Pappel ist eine Varietät (lusus) dieser Art ; sie hat keine forstliche Bedeutung.

Populus suavoolens (Lond.), japanische Balsampappel. Ostsibiri.en und Japan. Eine Balsampappel, welche der amerikanischen in Wuchskraft nicht nachsteht und })rüfeiiswert erscheint.

') Dr. Hausrath, Über "Wachstumsleistungeii der kauadischen Pappel. Forst- wissenschaftliches Zentralblatt 1896.

B. Laultliäuinr. .„,i

Populiis tremula (/..), Z it tc rpa p j.o 1. Europa. Blätter vorwiegend kreisfönuio-, unrejrelniäliig, jrrol) jrokerbt ; diese Pappel erträgt auch noch stagnierende Nässe und konunt uueli auf trockenem, selbst schwerem Touboden vor. Sie ist einer der ersten Bäume auf" kahlen Flächen und bildet dort wohltätigen Schutz; ihre forstliche Wichtigkeit ist in Zunahme begritibn; iln- Optimum liegt im Fagetum; sie wird kein mächtiger Baum, und in wärmeren Regionen erlischt ihre Wuchskraft sehr bald; ihre außerordentlich reiche Wurzel- brut nach Fällung des Stammes ist eher schädlich als nützlich.

Populus trichocarpa (Torr, et Gray.), Pazifische Balsam - pappel, Black Colton wood. Westamerika. Außerordentlich raschwachsend , erreiclit eine Ilühe bis SO ni, mit 40 m langem, astreinem Schafte.

51. Gattung und Art: Prosopis juliflora (D.C), Mesqiiit, Wmuy L.)(ii>l. Trockenstes Gebiet von Nordamerika.

Diese zu den schmetterlingsblütigon Bäumen gehörige Ai-t erreicht zwar nur 15 m Höhe, allein sie hat sich außerordentlich wert voll zur Beholzung von Steppen, ja fast vegetationslosem, alkalischem Boden erwiesen, so daß ihre Verbreitung in warmen bis heißen, trockenen, kahlen Gebieten die volle, forstliche Aufmerksamkeit verdient; der Durchmesser geht bis zu 1 m, und das Kernholz ist da- bei dunkelrot, schwer, hart, sehr dauerliaft : vorzügliches Brenn- und Nutzholz.

52. Gattung:: Prunus, Kirschen- und Pflaunieuarteii. ("Iicrr.v-tree, Plum-tree, Cerisiers, Pruniers.

So wertvoll das Holz aller Prunusarten für die ^Möbelindustrie ist, so sind sie doch in Europa nicht Gegenstand forstlicher Kultiu-, da der Bedarf durch die Obstbäume dieser Gattung gedeckt wird. Trotzdem verdienen einige Arten auch forstliche Beachtung. Alle Prunusarten lieben frischen, guten Boden, wie er der Rotbuche am besten zusagt; sie sind raschwüchsig, Lichtholzarten mit großer Stockausschlagtahigkeit und Wurzelbrutbildung. Dem rotbraunen oder gelbbraunen Kernholz kommt große Dauer und Schönheit zu: nur solche Bäume sind hier ■aufgeführt, welche mindestens 25 m Höhe erreichen.

Prunus avium (Z,.), Vogelkirsche. Europa.

Besonders an Waldrändern, Bachufern im Gebiete des Castanetums und noch des Fagetums häufig, aber selten mit schöner, walzenförmiger Schaftbildung. P r u n u s p s e u d o c e r a s u s , j a p a n i s c h e K i r s c h e. S a k u r a. .1 a p a n.

Vertritt die Vogelkirscho Europas in Jajtan.

202 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

P r u n u s s c r o t i n a ( £/r)7i.) , T r a u b e n k i r s c h G . W i 1 ( 1 b 1 a c k c h e r r y. 0 s t a m G r i k a. BlättGi- langgestreckt, lanzettlich, hart, fast lorbeerartig: im Fage- tum wohl nur auf gutem Boden und in wärmsten Lagen bis zum Nutzbaum heranwachsend. Auf geringerem Boden bleibt diese Kirsche ein Halbbaum; sie verdient aber wegen ilires wertvollen Holzes den guten Boden.

Prunus Shiuri {Fr. Schni/(H): 8c hiurikirs che, Shiuri. Japan^ Mandschurei. Von allen Traubenkirschen durch das große Blatt, das am Rande abwechselnd einen langen, pfriemenartigen und einen ebensolchen kurzen Zahn trägt, unterschieden : der vollendet gerade, tadellos astreine Schaft, das Vorkommen bis in das Picetum, machen diesen Baum forstlich be- achtenswert.

53. (Trattuiig: Pterocarya, Flügeluüsse.

Die fiederblättrige Pflanze erinnert an eine "Walnuß , ist aber von dieser dadurch unterschieden, daß über jedem Blatt zwei Knospen sitzen, von denen die obere gestielt ist; Markröhre ebenfalls gefächert. Die Flügelnüsse lieben guten, sehr frischen Boden ; sie stehen im Fluß- schotter und Flußsand , wenn dieser nicht mehr von den Wassern hin und her bewegt wird; sie ertragen längere Überschwemmungen, im Castanetum liegt das Optimum. Nur in den wärmsten Lagen des Fagetums werden sie zu Bäumen, die sich forstlich durch ihre Biologie und ihr weiches, leichtes Holz empfehlen.

Pterocarya fraxinifolia {Simch.), kaukasische Flügelnuß.

Kaukasus. Knospen offen, scheint nur im engen Schluß zur Einsehaftigkeit gezwungen werden zu können.

Pterocarya rhoifolia {Skh. et Zucc), japanische Flügelnuß, Kawagurumi. Japan und China. Mit schönem, geradem Schafte emporwachsend; ein hoher Baum. Fünf \veitere Flügelnußarten sind bis jetzt in China gefunden worden.

Sammelgattung Quercus. Eichenarten, Oaks, Chenes.

Die Eichen zählen forstlich und floristisch in Europa, Amerika und Asien zu den wichtigsten Gliedern des Laubwaldes; reine Bestände größerer Ausdehnung bilden nur solche Arten, welche auch mit minder gutem Boden vorlieb nehmen, wie die Roteiche in Nordamerika, die Kaisereiche in Japan und die immergrünen Eichen, welche wegen ihrer intensiven Beschattung andere Baumarten vom Mitbewerbe ausschließen. Überblickt man die gi'oßc Schar von Eichen, so findet man, daß so

B. Laubbaume. .)(!;>

verschiedene Arten darunter sich befinden, daU das Bedürfnis -/mv Sektionsbilduno-, um nicht zu sagen zur Aulu-ihinK der Gattunj; Quereus in mehrere Gattungen, sich von selbst aufdrängt. Nach d«'r Auffassung des Verfassers haben nur Jene Sekti(»nen Berechtigung, welche neben äußeren Erscheinungen. Fruchtbildung, anatomischen Merkmalen auch biologe Eigentümlichkeiten berücksichtigen: tür dir vorliegende Schrift, welche waldbauliche Zwecke befolgt, genügen drei Sektionen: auch den Sektionen der Gattung (Quereus kommen (4attungs- merkmale wie den Kiefemsektionen in systematischer, liiologiseher und anatomischer Hinsicht zu, so daß die Sammelgattung (Quereus wie die Sammelgattung Pinus nicht in Untergattungen, sondern in wirkliche Gattungen aufgelöst werden sollte.

54. Gattung resp. Sektion: (Quereus, AVeifseichen (albae).

Diese Sektion umfaßt die forstlich wichtigsten Baumeichen : Blätter nur gelappt oder gekerbt, winterkahle Bäume; die Früchte reifen im Blütenjahr. Das klimatische Optimum liegt im kühleren Castanetum und w^ärmsten Fagetum: mit Annäherung an das Picetum einerseit.s und das Lauretum andererseits nimmt ihr wirtschaftlicher Wert ab: auf feuchten, unnatürlichen Standorten, auf kahlen Flächen leiden sie durch verspätete Fröste : eine Behandlungsweise, welche die Vegetation hinaus- zögert, vermag auch Beschädigungen durch verfrühte Frriste herbei- zuführen : in einem sehr strengen "Winter können in den tiefsten Lagen die Stämme durch Klüfte (Frostrisse) geschädigt werden. Die Eichen sind ziemlich schnellwüchsige Holzarten, wenn ihnen die nötigen Bedingungen in Klima, Boden und Erziehungsweise dargeboten werden: werden sie genügend alt, erreichen sie auch Höhen bis 40 m und im freien Stand- orte eine Dicke, die stets bewundert wird. Alle Weißeichen verlangen guten bis besten Boden; tiefgründig wegen der starken Pfahhvurzel- iDildung: auf Sandböden niu- bei erster und zweiter Bonität: sie ver- langen Licht und lichten sich in ihren Kronen schon fnihzeitig. Alle Eichen zeigen hohe Stockausschlagfähigkeit und eignen sieh zu Nieder- waldbetrieb. Plötzliche Veränderungen im Boden, sei es durch (Grund- wassersenkungen oder -Stauungen oder durch plötzliche Eingriffe in das Verhältnis des Kronenschlusses, welche eine Änderung der Boden- verfassung bedingen, gefährden die Eichen, indem sie Wasserreiser und Zopftrocknis hervorrufen ( Gipfoldürre ). Alle Eich.'U sind dem Ver- beißen durch Wild stark ausgesetzt: zahlreiche Insekten leben an den Blättern und selbst im Holze; auffallend viele, Holz zerstörende Pilze sind an den Weißeichen speziell in Europa liekannt geworden, weil auch kein Baum mehr verwundet wird durch Astbrüche und Aufasttnig als die Eiche. Das Holz der Weißeiche gilt als das beste Nutzholz, das Laubbäume überhaupt bilden: schmaler Splint deckt einen bräun- lichen Kern von sehr hoher Dauer, welcher der mannigfachsten Ver-

204 Fnnftcr Abschnitt. XaturwisseuscLaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

wendun« unterlio«rt. Weder anatomisch noch in der Farbe ist ein Unt«r.«<chied in den Hölzern aller Weißeichen zu finden. Das harte, schwere und spaltbare Holz wird vom Markte in solchen Mengen ge- sucht, daß Europa längst nicht mehr den Bedarf decken kann, Amerika der Erschöpfung am besten Material sich nähert und nur die un- berührten Waldungen von Nordjapan noch als gewaltige Reserven an AVeiÜeichen sich darstellen : in Deutschland ist die Aufzucht der Eichen in fortwährender Zunahme begritlen : in Frankreich wird der vorhandene Bestand nicht weiter verringert: England, das vorzüglich für Eichen- zucht sieh eignet, beginnt erst systematischen Anbau: in Amerika ist das herrliche Urwaldprodukt aufgebraucht, somit bereits minderwertiges Second gi-owth an der Reihe, oder den Weißeichen verlangenden Eui'o- päern wird an Stelle des Weißeichenholzes minderw'ertiges Roteichenholz geliefert. Die Weißeiche fülirt hohen Gerbstolfgehalt in der Rinde. Alles beweist , daß unter den Eichen die Weißeichen die meiste wald- bauliche Fürsorge verdienen.

<ni..r,nv alba (/.,), amerikanisc he Weißeiche , White oak. Ostamerika, l'i.'sr wichtigste aller amerikanischen Eichen in Ostamerika hat ein tiefgelapptes Blatt, das der ungarischen Zerreiche nicht unähnlich ist; Früchte und Rinde der Traubeneiche ähnlich: das Optimum liegt tief im Castanetum.

(^uercus bicolor iWilld). weiße Sumpfe ich e, swamp White oak. Ostamerika. Das Blatt wie bei der amerikanischen Traubeneiche. jedoch unter- seits weißlich, in den bodenfrischen Niederungen die vorgenannte AVeißeiche ersetzend: das Optimum liegt näher dem Fagetum.

(^ucrcus conferta {Kit.), ungarische Eiche. Südost -

e u r o p a. Tiefgelapptc, Itehaarte Blätter. Das klimatische Optimum liegt im Castanetum.

Quercus crisjnila (B/.), Krauseiche, Onara. Japan.

Blätter grob gesägt, beiderseits kahl: im hohen Alter eine weiß- liche, in dünnen Schichten sich ablösende Borke. Das Optimum liegt dem Fagetum näher. Sie ist die wertvollste Weißeiche Japans, soweit Nutzholzproduktion im europäischen Sinne in Frage kommt.

(^uercus dentata {Thioih.). Kaisereiche, Kashiwa. Japan,

( ' h i n a. Diese Eiche bildet weitaus die größten Blätter unter den Eichen: Blätter und Triebe dicht behaart : sie ist besonders aiü" vulkanischem

B. Laubbäinno. 205

Sande . selbst geringer Güte , als niederer Banni verbreitet , selbst als Dünenpflanze an den Küsten von Nordjapan und Eso zu finden: sie ist die wertvollste Gerbstofteiche Ostasiens. Ihr Optimum liegt im Über- gangsgebiete vom Castanetum zum Fagetum.

Quercus Garr\'ana (fi^f>o/,J, Garryseiche, AVhitooak. Ost- amerika. Diese "Weißeiche vertritt die Sektion in "Westamerika: ihr Blatt ist ausgezeichnet dm'ch zwei tiefe Buchten im oberen Drittel des Blattes und eine Borke, welche der Krauseiche ähnlich ist.

Quere US glandulifera ( J?/.), j apanische St iel eiche. Konara.

J a p a n. Blatt nur grob gesägt, lanzettlich, unterseits heller als oberseits. Ihr Optimum ist das Castanetum; selbst noch im Lauretum als Nieder- wald behandelt zur Gewinnung von Kohlenholz.

Q u e r c u s m a c r o c a r p a {Fisch, et Meyer. ). G r o ß f r u c h t e i c h e . B u r oak. Ostamerika. Blatt breit, die beiden tiefsten Buchten in der Mitte des Blattes. Blätter unterseits wollig behaart: als Weißeiche ebenfalls mit wert- vollem Holze.

Quercus pedunculata (Ehrh.), Stieleiche. Europa. Blätter mit migleich großen Lappen: Blattbasis zurückgeschlagen, kurz gestielt. Früchte an langem Stiele. Ihre Heimat ist der größte Teil von Europa, von Kleinasien und dem Kaukasus, mit Ausnahme jener Gebiete, die dem kühleren Fagetum und dem Picetum zufallen, und jener Gebiete, welche dem Lauretum angehören ; das Optimum liegt im Castanetum und wärmeren Fagetum: in das Optimum fallen somit England, Irland, ganz Frankreich, Belgien, Holland, von Deutschland nur die wärmsten und tiefsten Lagen. Norditalien, die Tiefenländer von Österreich-Ungarn: Kroatien, Kärnten, Slavoien usw. Die vertikale Erhebung ergibt sich von selbst aus der Zonenbildung: sehr dicke und, wie Laien stets vermuten, deshalb sehr alte Bäume dieser Art sind be- kannt. Die eigentliche Heimat sind Flußtäler, während die Trauben- eiche mehr dem Hügellande angehört. Die weiteren biologischen Unterschiede zwischen Stiel- und Traubeneiche sollen bei letzterer an- gegeben werden.

Quercus Prinos (/>.), Gerbereiche, Chesnut oak. Ost- amerika. Blatt breit, aber nm- grob gesägt, nicht gelappt: gilt als die best© Gerbstolfeiche von Ostamerika.

2(»t; P'ünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

Quere US ])ul)t'scens (WiUd), flaumhaarige Eiche. Europa,

Nordafrika. Knosi.fu. junge Triebe und Blätter unterseits mit Flaumhaaren bedeckt : die Eiche gehört dem Castanetum an, fehlt daher in Deutsch- land fast ganz: nur im westlichen Teile (Elsaß-Lothringen) ist sie heimisch: im Süden von Europa ist sie hochwertig; das Holz war schon zur Römerzeit für Schiffe imd wegen der Dauer gesucht.

Quere US sessiliflora {Sni.), Traubeneiche. Europa.

Lappen des Blattes gleich groß ; Blätter länger gestielt als bei der Stieleiche . Früchte traubenförmig sitzend angehäuft. Verbreitungs- gebiet und Optimmn decken sich mit der Stieleiche , doch ninunt sie mehr das Hügelland ein, wo sie ursprünglich reine Bestände in größerer Ausdehnung bildete. Der Stieleiche gegenüber zeigt sie etwas geringere Ansprüche an die Bodengüte und au die Wärme des Klimas ; ebenso ist ilu'e Schaftform, Geradschaftigkeit , Vollholzigkeit günstiger, die Schäfte sind astreiner als jene der Stieleiche; auch erträgt sie etwas besser den Lichtentzug; ebenso muß das Ausformungs- und Aus- ladungsvermögen der Stangenhölzer der Traubeneiche als günstiger bezeichnet werden.

55. Gattuiic: hzw. Sektion: Querciis, Sclnvarzeiclieii, Roteichen, Nignie, Rubrae.

Diese Sektion enthält winterkahle Eichen, deren Blattlappen in feine Spitzen ausgezogen oder deren Blätter gezähnt sind; der Same (Eichel) reift im zweiten Jahre ; ihre Schäfte sind im allgemeinen in Rinde und Borke dunkler als die der "Weißeichen ; ihre Rinde ist sehr arm an Gerbstoffen; sie erheben geringere Ansprüche an den Boden als die Weißeichen : sind etwas schnellwüchsiger, etwas mehr Schatten ertragend, stehen aber in der Hauptsache in ihrem Holze den Weiß- eichen bedeutend nach. Wo Weiß- und Schwarz- oder Roteichen zu- sammen wachsen, geben die Weißeichen das Nutzholz, die Schwarz- eichen das Brennholz; wo Weißeichen fehlen oder durch Raubbau bereits erschöpft sind, liefern die Schwarzeichen Nutz- und Brennholz. Es ist eine allgemeine Klage in Europa, daß nach der Erschöpfung Nordamerikas an wertvollem Wcißeichenholze gegenwärtig minder- wertiges Schwarz- oder Roteichenholz nach Europa verfrachtet wii'd; bei frisch gefällten Bäumen ist die Unterscheidung von Weiß- und Roteichenholz nicht schwierig, denn das Holz der Roteichen hat einen ausgesprochenen röthchen Kern gegenüber dem dunklen, graubraunen Kern der Weißeichenhölzer: der rote Farbstoff kann auch noch im getrockneten Holze als Anhaltspunkt, aber nicht als allein entscheidender benutzt werden. Mit dem geringeren Farbstoff kommt dem Schwarz- eichonholze auch eine geringere Dauer zu: außerdem ist es durch

B. Laubbäuiue. 2()7

breitere Porenkreis^e im Frühjahr auffallend. Nach ileii Untersuchungen des Verfassers beträgt der Porenkreis des Frühholzes bei den Weiß- eiohen 12 15 "/o, bei den Schwarzeichen 30— 4U",o der Jahresringbreite; als Faßhölzer mit alkoholischem Inhalte sind die Roteichen fast wertlos.

Quercus Aegilops (/..), Valoneaeicho. Südosteuropa und

K 1 e i n a s i e n. Durch den hohen Gerbstoflfgehalt der Frucht Ijecher (85*' u) eine für Südeuropa forstlich wichtige Art.

Quercus californica {Coop.), (Kelloggii), Kalifornische Rot eiche. Westamerika. Vertritt die Roteiche des Ostens (rubra) an der pazifischen Küste.

Quercus Cerris (Z.), Ziereiche. Südosteuropa und Orient. Blätter regelmäßig tief gelappt , Knospen mit langen , schmalen, vertrockneten Pfriemenblättern. Diese Art gehört allein dem Castanetum an. Bezüglich ihres Holzwertes gelten obige Ausführungen.

Quercus palustris {Mi'mch.). Spießeiche, Pin oak. Ostamerika. Die tief eingeschnittenen Blätter sind die kleinsten der Roteichen- gruppe: Lappen vielfach auf ungleicher Höhe. Von allen Rot- und Schwarzeichen durch einen vollendet geraden Schaft ausgezeichnet, der wie bei den Nadelbäumen bis in die Spitze verfolgbar ist: Krone durchsichtig, Seitenäste sehr dünn ; nur in sehr frischem, warmem, nicht sumpfigem und kaltem Boden , wie der Name palustris nahe legt , er- reicht diese Eiche ihre beste Entwicklung.

Quercus rubra (/,.), Roteiche, Red oak. Ostamerika.

In dem großen Blatte reichen die Buchten bis zur Hälfte der Blatt- breite. Diese Eiche ist die wichtigste der großen Rubragruppe in Ost- amerika. Sie ist sehr raschwüchsig und noch im ganzen Fagetum ein voller Baum, der in der Heimat ausgedehnte, reine Bestände bildet. Bezüglich seines Holzes sei auf die allgemeinen Ausführungen aus- drücklich hingewiesen.

Quercus tardissima (>y/ ////), Spät eiche. Europa. Die Späteiche ist eine Holzart, deren Eigenschaften konstant in allen Klima- und Bodenlagen erblich sind: aus diesem Grunde ist sie eine Art : durch ihre späte Begi'ünung verdient sie forstliche Beachtung.

Qercus serrata ( Thimh.), japanische K o h 1 e i c h e , K u n u g i. Japan, China. Das langgestreckte Blatt gezähnt, dem der Edelkastanie sehr älm- lich; der Baum wird seines harten und schweren Holzes wegen als

208 Fünfter Abschnitt. Xaturwissenschaftlich-waldbauliche Charakteristik usw.

Niederwald zur Kohlholz<i;ewinnnno; l)owirtschaftet. Er gehört ansschließ- licli (li'm Castanotum an, als Niederwald auch noch im Lauretiim.

(^iiercus variabilis (i>7.), asiatische Korkeiche, Nata- k u n u g i , A b e m a k i. Japan, Korea, China. Blätter der vorigen Art sehr ähnlich, aber unterseits weißlich be- liaart. Sie bildet wie die immergrüne Korkeiche Korklagen und hat wegen dieser Eigenschaft in Japan bereits forstliche Beachtung ge- funden. Sie kann nur im Castanetum kultiviert werden; das wärmere Fagetum ist bereits die Kältegrenze. Die Korkbildung scheint jedoch langsamer als bei der Korkeiche nach Entfernung der ersten gi'oben Korkschicht sich wieder zu ersetzen.

56. Gattung bzM. Sektion; Quercus, immergrüne Eichen, Lebens- eichen, Sempervirentes.

IJie immergrünen Eichen sind sämtlich Schatten ertragende Holz- arten, welche wegen dieser Eigenschaft zur Bildung von reinen Be- ständen neigen; sie gehören dem Lauretum an, wo sie guten, frischen Boden verlangen ; nur der warme, insulare Westen von Europa ermög- licht ihr Gedeihen in Gebieten, die nach der Durchschnittstemperatur des Sommers dem Castanetum zugezählt werden müssen. Ihre größte Gefahr sind tiefe "Wintertemperaturen. Im Holze überragen sie alle Eichen an Härte und Schwere und damit auch an Brennwert, sind aber allen Weißeichen an Nutzwert unterlegen; da dem Kern der kräftige Farbstoff fehlt, ist er auch zumeist von geringer Dauer ; die Rinde hat keinen brauchbaren Gerbstoff.

Quercus ix cnt a ( T/iunh.), rote Lebenseiche, Akagashi.

J a p a n. Wo milde Winter herrschen, kann dieser Baum ebenfalls noch im Castanetum erwachsen.

Quercus agrifolia (Ncc), kaliforni sehe L eb en seiche,

California live oak. Kalifornien. Die häufigste, immergrüne Eiche der Westküste von Nordamerika.

Quercus Hex iL.), europäische Leben seiche. Südeuropa. Quercus occidentalis , westliche Korkeiche. S ü d w e s t e u r o p a. Diese Eiche wird vorzugsweise an der atlantischen Küste von SiidtVankreich. Spanien und Portugal auf Kork genutzt.

Quercus Suber (/.), südliche Korkeiche. Südeuropa. Diese Eiche gibt in Nordafrika (Algier, Marokko) Kork, und zwar der besten Qualität.

B. Laubbäume. 2(IM

Qucrcus vii-ons (Aif.), Florida L eben se ic lic , Livo oak. ( ) s t a m e r i k a. Dieser Baum ist die immerftTüne Eiche des Lauretniiis von Florida nnd den anderen Südstaaten von Ostamerika.

57. Gattuiiir und Art: Kims veriiicifera (J>. C), Jiackbauiii, l riishi.

Japan.

Ein fiederblättriger, winterkahler Waldbaiira dos Castanetums, der oiiten Boden und freies Licht verlangt; sein Wert besteht nicht im gelbgefärbten, dauerhaften Holze, sondern im Milchsafte der Rinde, aus dem Lack gewonnen wird.

58. Gattnng nnd Art: Robinia Pseudoacacia (L.), Robinie, Locnst.

Ostamerika.

Die Robinie ist eines der glänzendsten Beispiele, daß Anbauversuche mit nichtheimischen Holzarten eine volle Berechtigung besitzen; ja, der erfolgreiche Anbau der Robinie beweist sogar, daß im eigenen Heimatlande . im Urwald , seltene und unscheinbare Holzarten für die Kulturzwecke des Menschen von hervorragendem "Werte sein können. Aus der Heimat in den südlichen Alleghanies wurde die Robinie, empfohlen als einfacher Blütenbaum, über Ostamerika, ganz Mittel- und Südeuropa, Westamerika, Japan und Australien verbracht; es ist keinem Zweifel unterlegen, daß eine ähnliche Laufbahn noch mancher anderen Holzart , besonders schmetterlingsblütigen zuteil werden kann. Die Robinie besitzt ein gefiedertes Blatt, Domen als Nebenblätter: zwischen denselben liegt die Knospe in der Rinde des Triebes eingebettet. Der Baum erreicht seine Vollkommenheit im Castanetum; im wärmeren Fagetum wird er noch ein Nutzbaum; je kühler das Klima, desto größer die Trieblänge, die alljährlich von den Früh- und Winterfrösten abgefroren wird. Sie gedeiht noch auf geringem, sandigem, kiesigem Boden, hat sich zur Aufforstung der Steppen besonders geeignet er- wiesen (Ungarn), verlangt aber auf solchen Standorten volles Licht; die Robinien wachsen sehr rasch, haben eine sehr starke Reproduktions- kraft aus dem Stocke und entsenden auch Wurzelbrut nach oben. Der Anbau lohnt sich durch das vortreffliche Holz, das grüngelben Kern besitzt und technisch der Eiche am nächsten kommt; Blätter als Futter, Blüten für die Bienenzucht. Die Robinie ist überaus gefährdet durch die Nagetiere, besonders Hasen und Kaninchen.

59. Gattung: Salix, Weldeuarten, AVillows, Saules.

Die sehr leichtsamigen Holzgewächse sind als Bäume von geringer, als Sträucher von großer forstlicher Bedeutung; alle sind außerordent- lich raschwüchsige Lichtholzarten , welche frischen , ja nassen Boden lieben, vorausgesetzt, daß er nicht versäuert ist; sie erscheinen aut den

Mayr, Waldbau. 14

210 Fünfter Al)schiiitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw.

Kahlschlagen zuerst, wo sie zumeist als woliltätige Schutzpflanzeu zu betrachten sind, bis sie in schädliche Bedränger übergehen. Die Weiden gehören teils dem Castanetum , teils dem Fagetum und als strauch- und krautartige Pflanzen selbst der alpinen oder polaren Waldgi'enz- vegetation an. Sie sind zumeist frosthart. Ilire außerordentliche Stock- ausschlagtahigkeit ermöglicht einen Niederwaldbetrieb zur Gewinmmg von zähem Flechtmaterial, worin der Hauptwert der Weiden beruht. Das Holz ist weich, leicht, zäh, ohne besonderen Vorzug; wertvoller ist oft das Strauchwerk zu Faschinenbauten.

Salix alba (L.), weil3e Weide. Europa. .Junge Blätter beiderseits, ältere nur unterseits weiß, seidenglänzend behaart. Die Weißweide ist die vollkommenste Vertreterin der Baum- weiden, die sich fast an allen Flüssen Europas findet.

Salix purp Urea (L.) mit einem Blatte, dessen größte Breite im oberen Drittel, dessen oberer Rand gezähnt ist.

Salix viminalis (L.) mit mattgrüner, runzeliger Blattoberfläche und silberglänzender Blatt- unterfläche.

Salix amygdalina (L.), die Mandelweide mit Nebenblättern zu beiden Seiten des Blattstieles.

Salix daphnoides (L.) mit weißer Bereiftheit der in das zweite Jahr gehenden Triebe: auch zahlreiche Bastarde zwischen den genannten Arten bilden die wich- tigsten Kulturweiden für Niederwaldbetrieb in Weidenhegern.

60. Gattung niid Art: Sassafras officinale (JVees.), Sassafras. Ostaiuerika.

Dieser zu den Lorbeergewächsen gehörige, winterkahle Baum fällt auf durch sein veränderliches Blatt, das bald ganzrandig, bald zwei-, bald dreilappig ist; Holz in seinem Charakter und seiner Güte dem der Edelkastanien nahestehend. Der raschwüchsige, lichtliebende Baum gehört dem Castanetum an, wo er auf gutem, sehr frischem Boden ein mächtiger Baum wird.

61. (irattuiig: Sophora, Sophoren.

Schmetterlingsblütige Bäume, welche auf geringerem Boden des Castanetums gedeihen und auf Standorten geprüft werden sollten, wo die Robinie sich bereits bewährt hat. Im wärmeren Fagetum werden sie von Früh- und Winterfrösten bedroht: raschwüchsige Lichtbäume mit vorzüglichem Holze nach dem Typus der Robinien, Kernfarbe braun.

B. Lauhbii

211

Sopliora japonica (L.), Sophoro, Enshu. China, Japan. Diese im wärmeren Europa bereits allbekannte, japanische Holzart mit gi'üner Kinde an den einjährigen Trieben formt l)raunes Kornholz bei einem 0 7 mm breiten Splinte.

Sophora platycarpa (3Lix.), Fuj is opliorc, Fnjiki. Japan. Die Art scheint forstlich härter zu sein als die vorige.

Gattung Sorbus (46) siehe Pirus (4ö).

62. Gattimg: Tilia, Lindeuarteu, Linden, Tilleul.

Dadurch, daß das Nüßchen an einem häutigen Deckblatte mit dem langen Stiele angewachsen ist, wird der Same auf geringe Entfernungen hin flugfähig. Der Same liegt über, wenn er nicht von der Reife an im Boden liegt oder in feuchtem Zustande überwintert wird. Die Linden gehören dem Fagetum an ; raschwüchsige Halbschattenholzarten, welche den Boden der Rotbuche bevorzugen; in manchen Waldgebieten, z. B. südöstlichen Rußland, vertreten sie die Buchen. Ihre große Stock- ausschlagfähigkeit macht sie zu Niederwaldungen geeignet. Das Holz findet trotz seiner Leichtigkeit und Weichheit eine vielseitige Ver- wendung und steht, in kleineren Mengen angeboten, im Werte ziem- lich hoch. Der Hartbast der Rinde liefert ein vorzügliches Binde- material.

Tilia americ ana (2)«( i?o/), amerikanische L in de, Bass wood.

Ostamerika. Blätter gi'oß und gröber gesägt als bei den em'opäischen Arten.

Tilia grandifolia {Ehrh.), Sommerlinde. Europa. Blätter ober- und unterseits gleich grün gefärbt, glänzend ; im süd- lichen und westlichen Europa am meisten verbreitet : die Nordlinie geht durch das mittlere Deutschland.

Tilia japonica {Moyr.), japanische Linde, Shinanoki.

J a p a n. Blätter mit längeren Spitzen. Vertritt diese Gattmig in Japan.

Tilia parvifolia (EhrJi.), Winterlinde. Europa. Blätter durchschnittlich etwas kleiner als bei der SommerUnde, von dieser aber dadurch unterschieden, daß die Unterseite des Blattes stets heller ist als die Oberseite: erreicht bei genügend hohem Alter sehr starke Dimensionen.

63. Gattung: Ulmus, die Rüster- oder Ulnienarten, Elnis, Ornies.

Blätter grob gesägt, rauhaarig, zweizeilig, letzter Trieb schief ab- stehend; der Same mit dünnem Flügelrande, auf ziemlich weite Ent-

212 Fünfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw.

fernunfron vom Winde getracron. Schnellwüchsige Halbschattenholz- artcn. welche überall gedeihen krmnen, wo Ahome oder Eschen ihr Fortkommen finden-, ihre Heimat sind Castanetum und Fagetmn. Aut'fiillend ist ihre Frosthärte im Frühjahre; nur im "Winter leiden ihre Schäfte bei sehr tiefer Wintertemperatur durch Aufplatzen: hohe Stockausschlagtähigkeit und Wurzelbrut sind den Ulmen eigen ; das ITolz der meisten, schönschaftigen Ulmen hat einen braunen Kern, der dem Holze Dauer verleiht und seinen Wert als Möbelholz usw. be- dingt; es ist gering spaltbar und hart; immerhin verdienen die Ulmen eine gi'ößere, forstliche Aufmerksamkeit, als ihnen während der letzten Dezennien zuteil wurde. Die Ulmen erreichen 30 m Höhe und darüber und ein sehr hohes Alter; ihre Rinde enthält einen nutzbaren Bast.

Ulmus americana (L.). amerikanische Ulme, White Elm. Ostamerika. Blattspitzen länger als bei der europäischen Ai^t.

Ulmus effusa (Wi1J(l\ die Flatterulme. Europa. Rinde des Baumes in flachen, dünnen Stücken sich ablösend.

Ulmus laciniata {Mmjr), Geweboulme. Ohio. Japan.

Eine sehr großblättrige Ulme; Blätter in drei auch vier Spitzen auslaufend , doppelt und grob gesägt. Der Bast zu Fäden , Stricken und Kleidern verarbeitet.

Ulmus montana (Sniifh), Bergulme. Europa. Rinde eine längsrissigo Borke ; die häufigste und stärkste aller Ulmen Europas. Das Holz gilt als das wertvollste aller Ulmen.

Ulmus parvifolia (Jacy.). chinesische Ulme, Akinire. Japan, Korea, China. Die Blätter kleiner als bei allen andern Ulmen; junge Zweige mit Korkleisten. Früchte reifen im Herbste.

Ulmus suberosa {campeatris L.), Korkulme. Europa. .Junge Zweige zuweilen mit Korkleisten. Rinde des Baumes eine tiefrissige Borko.

04. (iattuiiir mul Art: I nilM'lliilaria californica {Xntt.), Kalifonüsclier Lorbeer, M.vrtle-tree. lialiforniou.

Dieser immergrüne Lorbeerbaum gehört ausschließlich dem Lauretum an; ein Baum bis :i() m Hr)lie mit vorzüglichem Holze, das an der pazifischen Küste das Walnuß- und das Eichenholz zugleich ersetzt.

().'). (iattimf?: Zelkowa, Keakibiuiiiie.

Zur Familie der Chnen gehörige Bäume mit grobgesägten, rauh- haarigen Blättern, schiefer Stellung der Endtriebe. Sie teilen voll-

C. Halbbäuine und Sträuchcr. 21''J

kommen die Naturgescliic4ite der Ulmen, verlangen aber vorzugsweise ein Castanetumklima ; nur im wärmsten Fagotum noch kultivierbar. Sie übertreten die Ulmen an Raschwüchsigkeit und in der Güte des Holzes, das sie bilden. Das Holz nähert sich im anatomischen Charakter dem Ulmenholze, hat rotbraunen Kern und hoho Dauer.

Zelkowa crenata {Spach.}, kaukasische Keaki. Kaukasus. Blattspitzen stumpf endend. Diese Art scheint gegen verfriihte und Winterfröste empfindlicher zu sein als die folgende.

Zelkowa Keaki (Sieb.), Keaki. Japan, Korea. Blatt in eine lange Spitze ausgezogen: sehr raschwüchsig auf sehr gutem und frischem Boden; sie bildet im Schlüsse sehr hohe, walzen- förmige Schäfte von 30 m Länge und darüber. Ihr Holz gilt als das schönste, das ein Laubbaum bildet. Ihr Renomee ist aber japanisch. Das geringe Schwinden und Werfen des Holzes macht es zu den verschiedensten Gebrauchsgegenständen geeignet.

C. Halbbäume und Sträucher.

Raumersparnis erfordert eine Beschränkung auf Halbbäume und Sträucher des europäischen Waldes; zu den Halbbäumen werden solche Arten gezählt, welche regelmäßig 1 m Höhe überschreiten und nur bis 8 m Höhe erreichen; daß gelegentlich auch größere Dimen- sionen vorkommen, ist zwar beachtenswert, aber forstwirtschaftlich nicht ausnützbar : ausführlichere Angaben enthalten : G. Hempel und K. Wilhelm, Die Bäume und Sträucher des Waldes.

Alnus viridis (B.C.), Grünerle, Bergerle. Sitzende Knospe; kleine, rundliche Blätter, dem Picetum und Alpinetum bzw. Polaretum angehörig : ihr forstlicher Wert liegt in der Festigung des Bodens gegen Schnee und GeröUabrutschung.

Berberis vulgaris (L.), Sauerdorn, Berberize. Auf sonnigen Hängen, besonders auf Kalkboden beruht sein forst- licher Wert in der Besiedelung von Kahlflächen; Holz als Drechsler- ware geschätzt.

Betula humilis (Sehr.) und nana (L.). Strauch- oder Z w e r g b i r k e n. Zwei niedere Sträucher. welche den Torfmooren Europas typisch sind.

Clematis Vitalba (Z.), Waldrebe. Die Triebe dieser kletternden Pflanze sind zwar als Bindematerial nützlich, ihr Schaden aber durch Überlagern und Überwuchern von

214 Fdnfter Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw

Nutzholzstäramchen, besonders im Nieder- und Mittelwald und in Ver- jünfrungen der Auwaldungen von Mittel- und Xordeuropa ist größer als ihr Nutzen,

Cornus mas (/..), Kornelkirsclie, undCornus sanguinea (L.),

Hartriegel. Erstere Art vorzugsweise in Mittel- und Südeuropa, letztere in ganz Europa heimisch, können als wohltätige Besiedler der Kahlflächen bezeichnet werden, welche die Aufforstungsarbeit zwar etwas beein- trächtigen mögen, dafür aber durch Schutz der Kultur deren Auf- wachsen fördern; auch ihr Holz gibt vorzügliche Drechslerarbeiten, besonders Spazierstöcke, Schirmgritfe.

Corylus Avellana (L.), die Haselnuß, und Corylus Colurna (L.), Baumhasel, türkische Hasel. Erstere Art zeigt immer guten Boden an, wirkt, da Halbschabten- holzart, als Unterholz unter Lichtholzarten wie Unterbau auf den Boden günstig ein : vermehrt sich stark durch freiwälligo Stockausschläge und Wurzelbrut. Das Holz, besonders aus schlanken Ausschlägen, vielfach benutzt. Die Baumhasel dem südöstlichen Europa angehörig, wird ein Baum bis zu 12 m und darüber. Das Holz als feines Schnitz- und Möbelholz gesucht.

Crataegus Oxyacantha iL.) und Cr. monogyna iJacq.),

AV e i ß d o r n. Die forstliche Bedeutung liegt in der Verwendung zu lebenden Zäunen und Hecken; das Holz sehr hart, zur Herstellung kleinerer Gegenstände verwendet; ihre Anzucht empfiehlt sich zum Schutz der nützlichen Vögel gegen ihre Feinde.

Evonymus europaea (L.), Spindelbaum. Das Holz von weißer Farbe von großem Wert für Drechsler; der ästhetische Wert der Pflanze, besonders im Herbst, läßt es erwünscht erscheinen , daß sie bei der Verjüngung nicht deshalb beseitigt wird, weil sie im Wege steht: sie schützt auf der Kahlfläche und ist im Mittelwalde und an AValdrändcrn ein harmloser Strauch- oder Halb- baum.

Fraxinus (Jrnus (/,.). Blumen- oder Mannaesche. Ein Halbbaum der trockenen, kalkigen Böden von Südeuropa; dort durch das Holz und den bei Einschnitt in die Rinde ausfließenden Saft (Manna) forstlich beachtenswert.

H i p p o p h a e r h a m n o i d e s (L.), Sanddorn. Der graue Ton der Blätter und die dicht angehäuften Scheinbeeren verleihen dem Strauch großen Zierwert. Er dient zur Bindung von

C. Halbbäume und Striiucher. 215

Flugsand, wächst noch auf Schotterboclen mit reichlicher Durchfeuch- tung. Seine Vermehrung kann neben der aus 8amen auch durch Steck- linge erfolgen.

Hex Aquifolium (Z,.), Hülsen, Stechpalme.

Dieser immergrüne Strauch oder Halbbaum bewohnt vorzugsweise die Küsten von AVest-, Nordwest- und Südeuropa; in den klima- verwandten , waldreichen Mittelgebirgen der Vogesen , des Schwarz- waldes und der Alpen ist er ebenfalls zu finden, dann am Niederrhein und in Westfalen. Er sucht im Innern der Kontinente Schutz anderer Holzarten, sogar der Tanne; in hohem Maße Schatten ertragend ist der Hülsen langsamwüchsig ; es wäre zu prüfen, ob er nicht als Boden- schutzliolz in den genannten Gebieten verwendet werden könnte.

Laurus nobilis (L.), der Lorbeerbaum.

Ein immergTüner und deshalb stark schattenertragender Halbbaum, der im südlichsten Europa bis zm- Baumgröße emporwächst. Sein Auf- treten als Halbbaum kennzeichnet die nach diesem aromatischen Baume und seinen Verwandten benannte Klimazone, das Lauretum. Er ver- mehrt sich leicht diu-ch Wurzelausschläge und hat im Süden einige forstliche Bedeutung.

Ligustrum vulgare (L.), Rainweide.

Allbekannter, nahezu immergrüner Strauch, der freiwillig Absenker in größter Menge gibt: Schatten ertragend. Sein i\.uftreten kennzeichnet einen guten Boden, sein Holz ist sehr hart.

Lonicera Xylosteum (i.), Beinweide.

Dieser Strauch liebt wie seine Verwandten kalkreiche Böden, ist äußerst genügsam , gibt ein sehr hartes , zu manchen Zwecken , wie Peitschenstielen, gesuchtes Holz.

Lonicera Caprifolium (L.), Geißblatt.

Ist ein in den warmen Laubwaldungen zuweilen als schädlicher Würger auftretender Schlingstrauch,

Prunus Mahaleb (Z.), Felsenkirsche, türkische Weichsel. Besonders im südlichen und östlichen Europa auf kalkigem, felsigem Boden heimisch, sehr lichtbedürftig. Die schlanken, glattrindigen Aus- schläge als Pfeifenrohre mit starkem Cumaringeruch sehr gesucht.

Prunus Padus (X.), Traubenkirsche. Am häufigsten findet man diesen Halbbaum im Nieder- mid Mittel-

21(3 FUnftor Abschnitt. Naturwissenschaftlich -waldbauliche Charakteristik usw.

waldbetriebo vorzugsweise wegen seines hohen Ausschlagsvermögens-, ein Halbschattenbaum, der auch zum Unterbau unter Lichtholzarten sich eignet.

Prunus spinosa (L.\ Schlehdorn.

Wäre auf gerölkeichen Hängen zur Bindung zu verwenden, da er weitausgroifende Wurzeln und Wurzelbrut gibt; ebenso wie Weißdorn ist er zum Schutze der nützlichen Vögel zu schonen.

Rhamnus cathartica (/>.), Kreuzdorn, Eis beer. Wegen seines schön geflammten, roten Drechslerholzes an Wald- rändern zu dulden.

Rhamnus Frangula (X.), Faulbaum. Als Schutzholz wie alle Sträucher umsomehr willkommen als ein- gepflanzte Edelhölzer, insbesondere Nadelbäume, ohne sonderliche Bei- hilfe ihrem Schutze entwachsen, ihn erdrücken und als Dünger dem Boden einverleiben-, Holz früher für Pulverkohle gesucht.

Salix caprea (X.), Salweide, Solweide. Allbekamiter Großstrauch, der als Wohltäter auf den Kahlflächen erscheint und, wenn er lästig wird, wieder beseitigt wird.

Viburnum Lantana (L.), Hundszunge, junge Triebe zu Bindwieden.

Viburnum Opulus (X), Schneeball, mit hartem Holze-, dekorativ auch seine roten Beeren.

Sechster Abschnitt.

Waldbaulich-biologische Eigenschaften der Baum- vereinigungen (Bestandesbiologie).

a. Soziologische Verhältnisse.

In der Vereinigung mehrerer Pflanzen zu einem größeren Verbände, zu einer Genossenschaft, müssen wir ein Mittel erblicken, durch welches die einzelne Pflanze besser ausgerüstet ist zum Kampfe gegen ungünstige Verhältnisse in Boden und Khma, gegen die in Mitbewerb tretenden, fremden Pflanzen , gegen Insekten und größere Feinde ; Vereinigungen der Bäume schaifen günstige Bedingungen zum Keimen und Aufwachsen, zur Erhaltung der Art; die Holzarten vereinigen sich zu Genossen- schaften zum Schutze des Ganzen auf Kosten des einzelnen Baumes ; denn das einzelne Individuum verliert an Licht, Luft, Raum, AVärme, "Wasser, Boden und Fortpflanzungsmöglichkeit, wie die folgenden Zeilen zeigen werden.

Je nach der Größe der Vereinigungen unterscheidet man: Trupp, wenn nur eine kleine Zahl von Baumindividuen, bis zu etwa zehn Stück, zusammensteht; Gruppe oder Horst wird eine größere, annähernd runde Vereinigung von Holzarten^) bis zu einer Flächenausdehnung von 0,3 ha genannt; Band ist eine streifen- oder kulissenartige An- ordnung einer Holzart; Kleinbestand muß die Vereinigimg genannt werden, wenn sie mehr als 0,3 ha bis etwa 3 ha aufweist: Bestand ist eine Wirtschaftsfigur der Forsteinrichtung von beliebiger Größe, einheitlich in Holzart, Alter und Behandlungsweise. Ein größerer Wald kann aus Beständen oder auch aus Kleinbeständen , aus Bändern, aus Gruppen und Trupps sowie aus isoliert stehenden Indi- viduen zusammengesetzt sein.

Besteht eine Baumvereinigung aus einer einzigen Holzart, so heißt sie rein: rein kann somit sein ein Trupp, ein Band, eine Gruppe, ein Kleinbestand, ein Bestand und schließlich auch ein Waldkomplex.

') Dr. K. Gay er, Der Waldbau (4. Aufl. 1898), nennt Horst die größere, Gruppe die kleinere Vereinigung ohne Größenabgrenzung.

218 Sechster Alischnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

Sind aber zwei oder molirorc Holzarten beigemischt, so unter- scheidet man einen gemischten Trupp, eine gemischte Gruppe, ein ge- mischtes Band, einen gemischten Kleinbestand, einen gemischten Be- stand und einen gemischten Wald: stammweise (femelartig), trupp- weise, bandweise, gruppenweise, klein bestandsweise, bestandsweise gemischten Wald, wenn jede der genannten Vereinigimgen aus einer von der Nachbarschaft verschiedenen Holz- art besteht oder in sich gemischt erscheint. Beträgt die Beimischung einer anderen Holzart weniger als 5 ^/o, so heißt die Vereinigung rein mit einzelnen anderen Holzarten.

Nur bei Kronenmiscliung spricht man von gemischter Vereinigung ; sind die Kronen einer Holzart unter den Kronen einer anderen Holz- art, so ist dies ein reiner Bestand, Kleinbestand usw., mit Zwischen- oder Unterstande.

Die vorherrschende Holzart wird bei der Bezeichnung einer Mischung vorangestellt, z. B. : ein Fichtenbestand mit Tannen stamm- weise , gi'uppenweise , bandweise gemischt bedeutet die Vorhen-schaft der Fichte: Tanne mit Fichte bedeutet die Vorherrschaft der Tanne.

Die Zwecke und Vorteile der Mischung sind in erster Linie waldbaulicher Natur , wie sie in den folgenden Zeilen näher be- schrieben werden müssen. Die gegenseitige Einwirkung der Bäume aufeinander ist die intensivste, und der Zweck der Mischung wird am vollkommensten erfüllt in der stammweisen oder Einzel- mischung, bei der jeder Baum mit dem Nachbarbaum einer anderen Art in Kjonenberührung tritt oder doch treten kann; im Trupp ist die Berührung der Bäume mit solchen der eigenen Art häufiger und vollends in der Gruppe, im Bande; im Kleinbestande beschränkt sich die Be- rührung mit anderen Arten auf die Peripherie ; das Innere trägt be- reits mehr oder weniger den Charakter des reinen Bestandes; es steht aber das Zentrum der Gruppe, des Bandes und des größten Teiles des Kh'inbcstandes noch unter dem EinflulJ der Vorder- und Hinterbelich- tung der Nachbarn, es besteht noch Streumischung, Sturmsicherung usw. durch die umgebende Baumart. Aber zweifellos hört jegliche Ein- wirkung auf das Linere einer Baumvereinigung von Seiten der Um- gebung auf, wenn erstere 0,3 ha in der Größe überschreitet. Es wider- strebt schon dem allgemein üblichen Begriffe, eine Baumvereinigung, die größer ist als ein Tagewerk, noch als Gruppe oder Horst zu be- zeichnen; solche Flächen tragen bereits den Charakter der reinen Be- stände und werden auch als solche waldbaulich behandelt. Zum Unter- schied gegenüber den großen Beständen der Forsteinrichtung dürfte diese waldbauliche Einheit, etwa bis 3 ha sich erstreckend, zweck- entsprechend „Kleinbestand" genannt werden.

Über das Auftreten der reinen und gemischten Bestände und über die Zahl der in Mischung tretenden Holzarten entscheiden folgende Naturgesetze :

a. Soziologische Verhältnisse. 2VJ

1. In den wärmeren Vegetationszonon (Tropen und Subtropen) überwiegen die Holzartenmisehungen, die MisLhl)e.stände : an der Mischung des Waldes beteiligt sieh die größte Zahl der Baumarten: die Mischung selbst ist die innigste, vorwiegend stammweise; je kühler das Klima der Vegetationszonen, sei es nach Norden oder nach oben hin, desto mehr nimmt die Zahl der Holzarten und der Mischbestände selbst ab; an der obersten Waldgrenze herrschen Reinbestände auf größeren Flächen hin vor (Fichte, Föhre, Birke, Lärche u. a.).

2. Alle Holzarten neigen im Optimum ihres natürlichen Ver- breitungsbezirkes zu reinen Beständen, weil sie dort anderen Holzarten gegenüber mit besseren Watien für den Kampf um das Dasein aus- gerüstet sind ; vom Optimum hinweg nach der Kälte und Wärmegrenze ikrer Vegetationszone hin löst sich der reine Bestand in isoliert zwischen anderen Holzarten stehende Individuen auf.

3. Wird eine Holzart künstlich außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsbezirkes gebracht, muß sie in größeren reinen Gruppen oder in reinen Kleinbeständen oder reinen Beständen angebaut werden, um sie gegen die anderen Mitbewerber zu sichern und den Aufwand an Kosten und Fürsorge für ihre Erhal. tung möglichst zu verringern.

4. Alle Holzarten können Reinbestände bilden: zu gemischten Beständen können aber nur jene Holzarten sich vereinigen, welche annähernd gleiche Ansprüche an IQima und Boden erheben. Die Zahl der Variationen solcher Mischbestände ist eine sehr große.

ö. Je besser, mineralreicher und physikalisch vollkommener ein Boden ist , desto mehr treten die Reinbestände natürlichen Ursprungs zurück und Mischbestände an ihre Stelle; je vorzüglicher der Boden, um so mehr Holzarten beteiligen sich in dem Mischbestande. Im besseren Boden findet nicht bloß eine größere Zahl von Holzarten mit verschiedenen Ansprüchen an Bodengüte ihre Befriedigung: es kommt noch hinzu, daß der bessere Boden die Unterschiede und Ansprüche an das Licht und an die Wärme auszugleichen veiTuag, wodurch eine größere Zahl von Holzarten für den gleichen Standort mitbewerbend auftreten kann.

0, Je mehr ein chemischer oder physikalischer Faktor im Boden überwiegt, z. B. Feuchtigkeit. Lockerheit, Sand usw.. um so mein- nehmen die beigemischten Holzarten an Zahl ab und reine Baum- vereinigungen treten an die Stelle. Auf Boden, der durch mißbräuch- liche Benutzung, z. B. kahlschlagweisen Betrieb mit maßlosem Streu- entzug, rasch verarmt und schließlich zu fast reinem Sand herabsinkt, kann oft nur noch die bescheidenste aller Holzarten, die Föhre, in reiner Form ihr Gedeihen finden.

7. Alle Schattenholzarten neigen mehr zur reinen Bestandsbildung als die Lichtholzarten: wegen ihres Lichtbedürfnisses entzielien sie mit

220 Sechster Abschnitt. Waldbaulich-biologischo Eigenschaften usw.

ihrer dicht gebauten Krone das Licht anderen liehtbedürftigeren Holz- arten.

8. Schattenholzarten mit schwerem Samen (wie Buchen, Tannen) neigen mehr zu reinem Bestand als solche mit leichten Sämereien.

9. Lichtholzarten mit schwerem Samen (z. B. Eichen) neigen zu reinen Baumvereinigungen in höherem Maße als Liehtholzarten mit leichten Sämereien; wenn man trotzdem viele leichtsamige Lichtholz- arten (Birken , Weiden , Pappeln) auf ausgedehnten Flächen allein- herrschend findet, so ist es entweder ein einziger Faktor des Klimas (Kältegrenze des Waldes) oder ein solcher im Boden (Sumpf, Moor- boden , KiesgeröUlioden usw.) . welcher nach Punkt (i dem reinen Be- stände Vorschub leistet.

K). Besitzt eine Baumgattung zwei oder mehr Arten, so bilden diese nahen Verwandten keine Mischbestände, sie sind vielmehr wegen ihrer Unverträglichkeit , ihrer divergenten Biologie , räumlich in der Hauptmasse voneinander getrennt, so daß nur der Rand ihrer Ver- breitungsbezirke Mischbestände und Bastarde aufweisen kann; so sind z. B. für die Stieleiche die Flußniederungen, für die Traubeneiche das anschließende Hügelland die ursprüngliche Heimat ; erst durch die Tätigkeit des Menschen ist die weniger wertvolle Stieleiche vielfach an die Stelle und in die Gesellschaft der Traubeneiche gekommen.

11. Zwei oder mehrere Baumarten mischen sich um so leichter, je näher ihre Verwandtschaft in waldbaulichen Eigenschaften, je weiter ihre systematische, morphologisch-anatomische Verwandtschaft: z. B. die Schattenhölzer Fagus und Abies ; Quercus mit Föhren, Pinaster und Murrayaföhren oder einer anderen Lichtholzart, die Halbschattenholz- gattungen Tilia mit Acer oder Ulmus , die immergrünen Eichen mit immergi'ünen Lam'usarten u. drgl.

12. Die im Waldbau gebräuchliche Methode der Verjüngung übt insofern einen Einfluß auf das Auftreten bestimmter Bestandsarten aus, als z. B. der Kahlschlag mit darauffolgender künstlicher Verjüngung fast stets reinen Bestand ergibt, während der langsame, natürliche Ver- jüngung.sgang am besten die Erhaltung vorhandener Baumartmischungen gewährleistet.

Folgende biologisch -waldbauliche Gesetzmäßig- keiten und wirtschaftliche Vor- und Nachteile sind in den reinen Baum Vereinigungen am stärksten ausgeprägt, sind im reinen Bestand mit einzehien anderen Holzarten bereits etwas ab- geschwächt und verlieren sich allmählich, je mehr andere Holzarten einzeln oder gruppenweise oder bandweise beigemengt sind, d. h. je mehr der reine Bestand in einen Mischbestand übergeht.

1. Bestände einer L i c h t h o 1 z a r t sind nur während des jüngeren Stangenliolzalters geschlossen, später lockert sich das Kronendach, die Ästereinigung wird von diesem Zeitpunkte an unterbrochen: die

a. Soziologische Verhilltnisso. 221

Schäfte bleiben kurz ; es erscheinen Gräser bei wenijier gutem . etwas trockenem Boden, Kräuter und holzige Stauden bei frischem und besserem Boden : Sträucher auf geringem, trockenem Boden bilden Rohhumus.

2. Diese Bodenverwilderung zehrt am Nährka})ital des Bodens, verringert den Nähr- und Wurzelraum , nimmt Niederschläge vorweg, verschließt die Luftzirkulation, bis schließlich die Holzarten selbst ge- schädigt werden; für die Wiederverjüngimg bestehen die ungünstigsten. Verhältnisse.

3. Bestände einer Haibsc hattenholzart halten sich über das Stangenholzalter hinaus geschlossen, die Schäfte der Stämme werden vollkommener und höher hinauf von den Ästen gesäubert , und V)is zu diesem Zeitpunkt bleibt auch der Boden unkrautfrei; die abfallenden Stoffe zersetzen sich bis dahin normal. Von da an stellt sich die Ver- unkrautung ein wie bei den Lichtholzarten, zu denen die Halbschatten- holzarten während der zweiten Hälfte ihres Lebens zu rechnen sind, während sie in der ersten Hälfte den Schattenholzarten sich nähern.

4. Bestände einer Schattenholzart bleiben bis in das hohe Baum- alter geschlossen : die Folge ist vollkommene Ästereinigung, Vollholzig- keit, Schafthöhe; bei Nadelholzarten zeigt sich jedoch im Boden eine Anhäufung ungenügend zersetzter Streu (Rohhumus), welcher dem Boden Feuchtigkeit, Wärme und Luft vorenthält; für die Naturbesamung liegt die Aussicht ungünstig; bei Laubhölzern, welche im Winter kahl sind und deshalb Licht imd Feuchtigkeit ungehindert zum Boden ge- langen lassen, unterbleibt die Anhäufung von Rohhumus fast ganz; es entsteht Mull- oder Normalboden ; die immergrünen Laubholzarten nähern sich in ihrem Verhalten den immergrünen Nadel-Schattenholzarten: Rohhumus fehlt aber wegen größerer Wärme und Feuchtigkeit.

5. Reinen Beständen kommt eine geringere Widerstandskraft gegen Ereignisse der unbelebten Natur zu. wie gegen Sturm. Schneemassen, Hochwasser, Lawinen, Abrutschungen.

0. Reine Bestände erliegen am häufigsten und gründlichsten den Massenvermehrungen ihrer Feinde aus der belebten Welt, das sind vor allem Insekten; reine Bestände begünstigen die Massenvermehrungen dieser schädlichen Tiere.

7. Alle Nachteile verringern sich, aber auch alle Vorzüge ver- mindern sich, je größer innerhalb eines reinen Bestandes die Alters- unterschiede der einzelnen Individuen sind.

8. So wenig wald bauliche Vorzüge die reinen Bestände bieten, so zahlreich sind dieselben in betriebstechnisch-forstlicher Hinsicht, als da sind Leichtigkeit der Regelung des ganzen Betriebes, der Kontrolle, Vcrbilligung des Holztransportes , Vereinfachung des Verkaufes, Leichtigkeit der Verjimgung, Leichtigkeit der Erziehung, größere Nutzholzmassen, höhere Rentabilität, geringere Anforderungan an körperliche und geistige Leistungsfähigkeit des Per-

222 Sechster Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

sonalti. Verfasser ist geneigt, diesen letzten Punkt als einen Nachteil der reinen Bestände zu betrachten. Da der Kahlschlag durchaus kein notwendiges Attribut der reinen Baumvereinigungen ist, so ist der Vor- wurf der alhnählichen Bodenverschlechterung nicht gegen den reinen Bestand an sich, vielmehr gegen die vorherrschende, wirt- schaftliche Behandlung des reinen Bestandes zu erheben. Der den reinen Beständen zugesckriebene Vorteil der größten Holzmassen- und Wertserträge darf diesen auch wohl nicht bestritten werden: zweifelhaft aber bleibt es einstweilen noch, ob dieses Ziel am voll- kommensten in der Kahlschlagswirtschaft erreicht wird.

Man könnte geradezu den Satz aufstellen, alles, was die reinen Bestände an Nachteilen zeigen, ist ein Vorzugder gemischten Bestände; alle Vorteile der reinen Bestände verkehren sich bei den gemischten Beständen in deren Nachteil. Gleichfalls behufs stärkerer Betonung der Vor- und Nachteile der gemischten Bestände seien die waldbaulich-biologischen Eigenschaften der gemischten Bestände hier den reinen Beständen gegenüber gestellt ; es liegt auf der Hand , daß Vor- und Nachteile am meisten den st amm weise, weniger den gruppenweise und bandweise , am wenigsten den kleinflächenweise gemischten Beständen zukommen.

1. Die nachteilige, waldbauliche Wirkung, welche reinen Liclit- holzbeständen vorherrschend in bezug auf Schaftform und Boden- verfassung zugeschrieben werden mußte, wnrd abgeschwächt, w^enn dieser eine Halbschattenholzart, und wird ganz aufgehoben, w^enn ihr eine Schattenholzart beigemengt wird; was jedoch hierbei die Licht- holzart an forstlicher Brauchbarkeit gewinnt, verliert die Halb- schatten- und ganz besonders die S c h a 1 1 e n h o 1 z a r t (Scliaft- verkürzung. Astigkeit).

2. Der nachteiligen Wirkung der Verlichtung der reinen Halb- schattenholzarten während ihrer zweiten Lebenshälfte kann vorgebeugt werden durch Beimengiing einer Schattenholzart: es bleibt aber die nachteilige Nutzholzausbildung der Schattenholzart.

;3. Die nachteilige Wirkung der reinen Schattenholzarten in bezug auf den Boden wird aufgehoben durch Eingriffe in das Kronenschluß- verhältnis oder durch Beimischung einer anderen Schattenholzart, besser einer Halbschatten- und besonders durch Beimischung einer Lichtholz- art: dabei wird jedoch stets an Masse und Nutzholzgüte bei den Schattenholzarten verloren: der Verlust an Masse kann willkommen sein (Buche), um an ihre Stelle die geringere, aber wertvollere Masse einer Lichtholzart (pjiche. Föhre, Lärche) zu setzen.

4. Selbst bei Schattenholzarten, z. B. Fichte und Buche, ist Kronenmischung ungünstig durch Verlust an Masse, an Nutzholzgüte, so daß der reine Schattenholzbestand mit Unterbau einer anderen Holzart als das Ideal einer konservierenden und rentierenden Wirt-

a. Soziologische \'crhultnisse. 223

Schaft erscheint. Treten zwei oder mehrere Holzarten mit verschieden tiefgehender Bewurzehmcr in einem Bestand in Vereinigimg, so gewinnt dadurch die Stm-m- und Schneefestigkeit des Bestandes; doch gibt es Wege, um dies auch für den reinen Bestand zu erreichen.

5. Treten zwei oder mehrere Holzarten mit verschiedenen An- sprüchen an den Nährgehalt im Boden in Mischung, so wird derselbe besser ausgenützt; die Art der Mischung: grujipon- oder kleintiächen- ■weise, soll ein naturgetreues Abbild der ginippen- oder kleinflächen- weisen Verschiedenheiten im Boden selbst sein.

6. Gemischte Bestände leiden weniger durch Insekten, durch Pilze, durch Feuer, als der reine Bestand der Licht- wie auch der Schatten- holzarten.

7. Zu den waldbaulichen Vorzügen kommen noch forsttechnische, wie Vielseitigkeit der Produkte, geringere Schwankungen in der Renta- bilität, billigere, weil vorwiegend natürliche Wiederverjüngung, welche jedoch auch im reinen Bestände erzielbar : die Verjüngung der gemischten Bestände ist jedoch sehr viel schwieriger, sehr viel langsamer und er- fordert ein höheres Maß körperlicher und geistiger Arbeit von Seiten des "Wirtschafters.

8. Alle obigen Vorzüge der gemischten Bestände vermindern sich, je größer, und alle ihre Nachteile erhöhen sich, je geringer die Alters - bzw. Höhenunterschiede der einzelnen Individuen eines Mischbestandes sind.

9. Mischungen von Lichtholzarten unter sich müssen gi'ößere Vor- züge in bezug auf den Boden, aber gi'ößere Nachteile in bezug auf den Bestand (Masse, Ästereinheit, Schaftform) zugesprochen werden, als den reinen Beständen einer Lichtholzart.

10. Mischungen von Halbschattenholzarten unter sich verhalten sich in bezug auf den Boden günstiger, in bezug auf Nutzholzmasse des Bestandes ungünstiger als ein reiner Bestand einer Halbschattenholzart.

11. Mischungen von Schattenholzarten (z. B. Picea und Abies, Picea und Fagus usw.) üben wohltätigen Einfluß auf den Bodenzustand, dagegen ist sicher, daß reine Bestände höhere Erträge in Masse und Güte ergeben als gemischte.

Stellt man aus der Ertragstafel , wie sie der Neumeister- Retzlaffsche Forst- und Jagdkalender M bringt, die Leistimgen von reinen Beständen auf zweiter Bodenbonität in lOO Jahren bei der übHchen Behandlung und Erziehung im Kahlschlagbetrieb nach Licht- und Schattenholzarten zusammen, so ergibt sich als Hauptbestandsholzmasse an Derbholz pro Hektar in Festmeter: Laub holz: L ich t holz art: Eiche 310, Schattenholzart: Buche 520: Nadelhölzer: Licht-

') Für das Jahr 1908; nach den Untersuchungen von Schwapp ach, Lorey, Grundner und anderen.

224 Sechster Al)sclinitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

holzart: Föhre 500, Scliatten]i olzart : Fichte (500, Taimen 800. Man darf aus diesen Zahlen den Schluß ziehen, daß alle Laubholz- arten, wenn sie nach der in Deutschland üblichen Hoch- waldwirtschaftsmethode und in einem dem deutschen ähnlichen Klima behandelt werden, auf gutem Boden zweiter Bonität mit 100 Jahren Derbholzerträge abwerfen werden, welche zwischen 300 fm und ödO fm pro Hektar liegen müssen, daß alle Nadelhölzer unter den gleichen Voraussetzungen zwischen 500 und 8<»0 fm ergeben werden. Was bis jetzt im In- und Auslände an Wuchsloistungen fremder, forstlicher Baumarten bekannt geworden ist, übertrifft obige Leistungen nur bezüglich der Holz- arten, deren Gattungen im europäischen Walde nicht vortreten und in Westamerika beheimatet sind.

Konservative Vorsicht ist es , welche nach möglichster Er- haltung der ungeschwächten Bodenkraft strebt und dieses diu-ch den Mischwald zu erreichen hofft; die einschmeichelnde Berechnung höchster Gewinne ist es, welche auf die reinen Bestände hin- weist.

Damit einer Wirtschaft die Zukunft gehöre , muß sie sichere Ge- währ bieten, daß bei ihr die Bodenkraf't nicht abnimmt, und darf sie die Erwartung einer möglichst hohen Rente nicht schmälern: im Ver- laufe dieser Schrift worden Wirtschaftsformen zu nennen sein, welche darauf abzielen.

b. Klimatische Verhältnisse der Baumvereinigungen (Bestandesklimatologie).

Dem einzelnen Waldestoile (Gruppe oder Bestand) kommt natür- lich jenes allgemeine Klima zu, das der Elevation und dem Breiten- grade , somit der gesamten Klima- oder Waldzone entspricht ; seine Lage zur Meeresnähe bestimmt' den insularen oder kontinentalen Charakter des betreffenden Waldortes; aber jeder Bestand hat, wenn auch im verkleinerten Maße, wieder sein eigenes Klima je nach Holzart (Licht- oder Schattenholzarten), je nach der Mischung beider; dazu kommt noch der Einüuß, den Boden und Behandlung auf das Klima ausüben. Die Klimatologie der einzelnen Bostandsarten ist noch sehr ungenügend erforscht, selbst die (iegensätze zwischen Wald und Waldblöße oder Feld sind durch die Beobachtungen und ihre Berechnungen mehr ver- hüllt als aufgedeckt. Forschung und Berechnung haben ergeben, daß zwischen Wald und Feld oder Blöße nur ein ganz geringfügiger Unter- schied besteht. Dieser zahlenmäßig geringfügige Unterschied ist aber ein künstlicher, durch Berechnung von Durchschnittswerten erzielt: er braucht somit in der Natur gar nicht zu existieren, jedenfalls trifft er in den entscheidenden, extremen Zeiten des Hochsommers und Hoch-

b. Klimatische Verhältnisse der Bauinvcreinigungcn. 225

winters nicht zu; aber sc-hon gerinne Klimauntcrscliiede können zu Beginn der Vegetation für die Entwicklungsgosehiclito dos Waldes von einschneidender Bedeutung sein, wie folgender, selir häutiger Vorgang im Wakle beweist. Unter dem lockeren 8chirm(^ des alten Holzes wurde eme Verjüngung, z. B. von Fichten oder Tannen oder Buchen, begründet; in einer klaren Nacht Mitte Mai lagert sich über der bereits in Vegetation getretenen .Jugend eine Luftschicht von 0 ". Eine unmittel- bar anschließende, kahle Fläche, mit der Jugend der gleichen Holzarten bestellt, weist 0,5*^ auf. Die beschirmte Jugend geht völlig intakt aus der Frostgefahr hervor, die unbeschirmte büßt ihre sämtlichen Trieb- spitzen ein; bei den Nadelhölzern ist der volle Höhenzuwachs eines ganzen Jahres, bei den Laubhölzern ein Teil desselben ver- loren durch die Geringfügigkeit von nur einem halben Grad Wärme- unterschied ! Das Beispiel wurde einer Beobachtungsreihe des Ver- fassers entnommen ; es treten aber Differenzen bis zu 5 *', bei der tiefsten Wintertemperatur bis zu 10", ja im vollen Sonnenlichte in der Bodennähe Differenzen bis zu 20" Wärme an der nicht bewaldeten und an der bewaldeten Fläche auf. Alle diese für das Pflanzenleben so einschneidenden Extreme aber werden mit der Durchschnitts- berechnung des Klimas der kahlen Fläche und des Waldes weg- nivelliert.

Die durchschnittliche Temperatur gibt die Wärme an, welche eine Pflanze überhaupt zum Leben braucht; die Extreme bestimmen die Wechselfälle in ihrem Leben.

AVelche extreme Temperaturen im Walde und auf dem waldlosen Boden herrschen , zeigt folgende Darstellung , welche Verfasser nach eigenen, sechsjährigen Beobachtungen und, soweit höhere Luft- und tiefere Bodenschichten in Frage kommen, nach den Angaben der Literatur für 570 m über dem Meere gefertigt hat. Es wm-den die beiden Extreme Mittsommer und Mittwinter gewählt, da an Extremen die Gesetzmäßigkeiten am ausgeprägtesten sind ; rote Kreise bedeuten eine Temperatur über 0 °, blaue eine solche unter 0 ", den gi'ößeren roten Kreisen entspricht die höhere, den größeren blauen die niedere Temperatur. (Tafel I und H.)

Im Hochsommer zur Mittagszeit, somit ziu: Zeit der größten Erwärmung, wird vom Kronendache des Waldes wie von einer grünen Fläche der größte Teil der zugestrahlten Wärme zurückgeworfen, ein kleinerer Teil erwärmt das Dach, das durch Leitung und Strahlung wiederum den größten Teil der Wärme an die Luft abgibt: 5 m über dem Kronendache ist diese Wärmezufuhr nicht mehr nachweisbar, d. h. die Luft ist 5 m über dem Walde mit den benachbarten Luftschichten der kahlen Flächen von gleicher Temperatur. Linerhalb der Kronen ist nur ganz geringe Wärmeanhäufung durch die Besonnung der Aste der Kronen nachweisbar, da die Blätter oder Nadeln nie vollkommen

Mayr, Waldbau. l-'^

22<) Sechster Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

die Bolichtunp: abschließen: die Luftsäule zwischen Krone und Boden zei«»! nur geringe Difl'erenzen; eine schwache Zunahme an Wärme be- steht in der Bodennähe, da der Boden, wenn auch in kleinen, wandernden Fleckchen, von der Sonne getroffen wird. Die Temperatur des Bodens selbst ist bereits auf Seite 115 besprochen worden. Gegen Sonnenunter- gang hin nimmt die Temperatur rasch ab, die Abkühhmg setzt sich während der Nacht hindurch fort, um etwa Vi Stunde vor Sonnen- aufgang ihren tiefsten Stand zu erreichen ; der Beginn der Dämmerung, das Auftreten von diffusem Licht bedingt bereits eine, wenn auch schwache Erwärmung der Erdoberfläche und damit auch der Luft.

Auf den waldlosen, den verunkrauteten Kahlschlägen, den kahlen Löchern der Verjüngungshiebe liegt zur Mittagszeit die größte Hitze immittelbar über dem Unkrautwnchs : von da nimmt die Temperatur auf- und abwärts ab. Schon bei Sonnenuntergang ist dort die Tempera- tur niederer als in geringer Höhe über dem Boden-, Taubildung be- ginnt. Eine Stunde vor Sonnenaufgang liegt auf der Unkrautdecke die tiefste Temperatur; der Unterschied zwischen höchster und tiefster Temperatur innerhalb zwölf Stunden kann bis auf 35 ** steigen : Verfasser konnte im Juli und im August in seinem Versuchswalde , 570 m über dem Meere, auf einer begrasten Stelle mehrmals in der INIittagszeit 35^ und am frühen Morgen (im Hochsommer !) 0 " beobachten. Durch Aufstellen eines mit "Wasser gefüllten Tellers gelang es, eine Eisschicht von 1 2 mm zu erzielen, die freilich bei Sonnenaufgang morgens 4 Uhr rasch dahinschmolz.

In den Erlenbrüchem sind Frostbeschädigungen mitten im Jahres- ringe, ja Absterben von Erlen, Eschen durch Frost während des Hoch- sommers durchaus keine seltenen Erscheinungen. Daß begraste Mulden und Ebenen im Frühjalu-e und Herbst von Frost ganz besonders heim- gesuchte Örtlichkeiten sind, ist längst bekannt. Der völlig nackte Boden, wie er im Walde auf kahlen Flächen, in kahlen Löcherhieben zum Zwecke der natürlichen oder künstlichen Ansaat zubereitet wird, weist die stärkste Erhitzung in seiner obersten Schichte auf; es wm'de bereits erwähnt, daß Temperaturen bis zu (38 '^ beobachtet werden : diese Schichte ist das Keimbett der Sämereien. Von da an nimmt die Tempera- tur nach oben und nach unten ab; kurze Zeit vor Sonnenaufgang liegt die kälteste Lufschicht bei etwa Im Höhe über dem Boden, da aus dem Boden Wärme aufsteigt , welche bei begi'astem und be- waldetem Boden abgeschlossen ist; diese aufsteigende Wärme ver- mindert auf völlig nacktem Boden die Frostgefahr im Frühjahr und Herbst.

Eine klare Nacht und ein darauffolgender klarer Tag im Mitt- winter schafft folgende Verschiebungen in der Temperatur einer be- waldeten und beschneiten, einer kalilen, aber beschneiten und einer

Klimatische Vcrliältuisse der Bau

mveroinigiingen.

anderen schneefreien Fläche. Vor Sonnenaufgan«;- liet>;t das Minimum an Temperatur von allen drei Flächen unmittelbar auf der Schneedeko der waldfreien Fläche. Verfasser fand auf seinen Vorsuchsflächen in einer Mulde zu Grafrath bei München als Minimum während der letzten 15 Jahre 38 ® C ; 50 cm höher betrug die Lufttemperatur nur melir 25 "^ ! Es besteht kein Zweifel , daß noch viel tiefere Temperaturen in Mitteleuropa sich einstellen können. Diese Beobachtung genügt vollständig zur Erklärung des Absterbens oder der Nadelröte, besonders fremdländischer Pflanzen: unmittelbar über der Schneedecke sind sie einfach erfroren, während der Teil, der in dem wärmeren Schnee ein- gebettet war. lebend und grün blieb. Aus diesem Grunde ist die mittel- und südeuropäische Tanne in Rußland auf freier Lage nicht empor zu bringen. Es bedarf zur Erldärung der Rötung der Nadeln und des Abfrierens der über den Schnee hervorstehenden Pflanzen nicht eigener Vertrocknungstheorien mit Windbeteiligung, die viel- leicht für die zentralasiatischen oder polaren, somit für die Wald- grenzgebiete zutreÜen mögen, für das Innere der großen Waldregionen aber sicher falsch sind. Die Schneedecke hält zur Zeit des Sonnen- aufganges pro 1 cm Schichtendicke 1 '^ C zurück, so daß eine Schnee- decke von 20 cm genügt um 20 *^ vorübergehend von der Erdober- fläche vollständig abzuhalten, d. h. an der Bodenoberfläche beträgt die Temperatur O''.

Im Walde liegt die tiefste Temperatur auf der Schneedecke der Baumki'onen. Von dieser an aufwärts ist es wärmer: ein Teil dieser kalten Luft an der Außenfläche der Krone sinkt auch in den Innen- raum der Krone ein und fällt zu Boden: die zwischenliegende Luft ist insbesondere durch Leitung von den Baumschäften her wärmer.

Man kann den Wald in seinem Einfluß auf sein eigenes Klima mit einem Haus vergleichen , dessen Binnenwärme und Binnenluft ver- schieden sind von jenen der äußeren Umgebung: ihr besonderes Klima haben auch die Außenwände des Hauses, die Bestandsränder des Waldes. Gleich den West- und Südwänden eines Hauses sind auch die West- und Südränder eines Bestandes warm und trocken : die ent- gegengesetzten Ränder Nord und Ost sind kühler und feuchter. Der Südrand bedeutet in der Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine Ver- schiebung in ein wärmeres EQima, der Nordrand eine Verschiebung in ein kälteres; am Südrande werden die wärmebedürftigen Baumarten trotz geringerer Boden- und Luftfeuchtigkeit gedeihen, während sie im Klima des Nordrandes versagen, wo wieder die Holzarten des kühleren Klimas ihr Optimum finden werden.

Wird daher im erwachsenen Walde zum Zwecke der Verjüngung ein saumförmiger Angriff geführt, so rückt der bisherige Waldrand mit einem Male tiefer in den Bestand vor. Erfolgt der erste Saumhieb am Nord- oder Ostrand des Bestandes, so kommen erhöhte Bodenfrische

22s Secliter Abschnitt. Waldbaulicli-biologische Eigenschaften usw.

und Luftfeuchtigkeit der aufkommenden oder nachrückenden Ver- jüngung zugute. Auf diese Erscheinung fußt C. Wagners Forderung der Verjüngung im „Blendersaumschlage" , der am Nordrande anhebt und nach Süden vorrückt. "Wird der saumweise Hieb mitten durch den Bestand gelegt als sogenannter Dmxhgrifi*, oder durchsetzen mehrere solcher Hiebe einen größeren Bestand (Kulissenhieb) von W. nach 0. oder N. nach S. , so entstehen neue West- bzw. Südwände im Innern des Bestandes . welche ob ihrer größeren Wärme , Lufttrocknis und Austrocknung des Bodens natürliche wie künstliche Waldbegründung, insbesondere Saat erschweren und meistens zur Pflanzung zwingen. Am ungünstigsten liegt der Fall bei kahlen Löchern oder auch bei gi'uppenweiser Bestandsverjüngung, sobald eine solche Diu-chbrechung im Durchmesser die Baumhöhe überschreitet; es entsteht eine Vielheit von Wänden mit einer Vielheit von wohltuenden bzw. schädigenden, klimatischen Einflüssen auf die Verjüngung.

Feuchtigkeit. Die Regenmenge, die dem Boden zuteil wird, ist im Walde stets geringer als auf einer kahlen Fläche und auch auf einer Waldblöße; immerbegrünte Holzarten, wie Fichten, Tannen, Föhren, immergrüne Laubbäume fangen jederzeit einen beträchtlichen Teil der fallenden Niederschläge ab ; winterkahle Bäume lassen während der Vegetationsruhe fast den ganzen Betrag an Niederschlägen in den Boden gelangen: während des ganzen Jahres dringen in den Boden ein: nach Prof. Ebermayer 78*^/o bei Buche, bei 73 "/o Fichte, 60 % bei Föhre , nach den schweizerischen Untersuchungen 90 "/o für die Buche und 77 "/o für die Fichte; Prof. Bühler fand, daß 20jährige Buchen nur 2"/ü, 50jährige 27°/o, 00jährige 23 "/o und 90jährige 17 "/o der pro Jahr gefallenen Niederschläge abfangen. Nur bei lang andauerndem Regen wird alles durchtränkt , und gelangt von den Bäumen herab- tropfend und am Schafte herabfließend der größte Teil der fallenden Regenmenge auch in das Bereich der Wurzeln, wobei die durch das Dickenwachstum der älteren Wurzeln immer enger werdenden Kapil- laren zwischen Wurzel und Bodenumgebung für das rasche und tiefe Eintreten des Wassers in das Wurzelbereich Sorge tragen. Im Sommer fangen auch die Laubhölzer größere Mengen des fallenden Regens ab ; bei der Buche ist sogar ein höherer Betrag nachgewiesen als bei den Fichten und Tannen. Unter den Buchen bleibt sehr oft, wenn nicht ganz außerordentlich starke Gewitterregen niederstürzen , der Boden während des ganzen Sommers ohne Niederschläge. Aber auch die in den Kronen hängenbleibende Feuchtigkeit ist für die Bäume nicht verloren: der Baum nimmt mit seinen Blättern und Ästen Wasser aiif und ergänzt damit den Wasservorrat seines Schaftes: so daß er mit der geringeren Wasseraufnahme durch den Boden sich begnügen kann. Das in den Kronen verdunstete Wasser erzeugt sodann in und unter den Kronen eine größere Luftfeuchtigkeit, welche wiederum die

b. Jiliinatische Verhältnisse der Baiimvoreinigungen. 22i>

Verdunstung des "Wassers aus dem Waldboden selbst und seiner lebenden und toten Decke beschränkt. Das Kronendach an und für sich schafft schon einen luftfeuchten Zustand der "Waldluft durch "Ver- dunstung aus den Blättern, so daß die Waldluft bei "Windstille unter dem Dache der Kronen eine um 10 15"/o gi'ößero, relative Feuchtigkeit aufweist gegenüber den Kahlflächen im Walde , gegenüber dem Felde ; die Differenz wird um so geringer sein müssen, je mehr Luftbewegung herrscht. Daß diese erhöhte Luftfeuchtigkeit im Waldesinnern ebenso wie größere Luftfeuchtigkeit im Gesamtklima für das Gedeihen der Baumjugend und den Erfolg aller Saaten und Pflanzungen von ein- schneidender Bedeutung sind, wurde vom Verfasser vor 2U Jahren zu- erst und auch in dieser Schrift bereits mehrmals betont. Auch an der Verhinderung der verspäteten oder verfrühten Fröste im Walde fällt nicht der durch das Kronendach der Althölzer ermäßigten Ausstrahlung von Seiten der kleinen Pflanzen das alleinige Verdienst zu; es trägt hierzu auch die erhöhte Luftfeuchtigkeit bei, welche zur Zeit der Frost- gefahr (Windstille) gerade im Walde am größten ist.

Schnee wird von den begrünten Bäumen in noch größerer Menge vom Boden zurückgehalten als Regen; in geschlossener Fichtenjugend kommt kaum Vio der bei Windstille fallenden Schneemenge zu Boden; erst wenn die Schneemassen so schwer werden, daß sie teilweise zwischen den Kronen hindurchbrechen, erhält der Boden größere Älengen; ein erwachsener Fichtenbestand, gut geschlossen, läßt nur 25 "/o des fallenden Schnees hindurch; es verändert sich natürlich diese Zahl , wenn der Schnee bei einigen Graden unter 0 , somit in feinen Kristallen fällt, in welchem Falle größere Mengen durch die Kronen der Bäume hindurchrieseln; der bei Plusgraden in großen Flocken fallende Schnee wird am meisten von den Bäumen abgefangen. Das Übermaß von Schnee führt dann zu Kalamitäten (Gipfel und Astebruch), oder zum flächenweisen Niedersinken der Bestockung, besonders im mittleren Alter. Wird Schnee durch kräftigen Wind herangetrieben, so ist die Gefahr der Beschädigung durch Überlastung ausgeschlossen ; es gelangen dann auch größere Schneemengen an den Boden des Be- standes; in Bestandeslöchern, an Osträndern fällt aber der Schnee bei geringem Winde , selbst bei Windstille in größerer Menge und schadet.

Hagel fällt auch im Bestand ganz zu Boden; ob er auch am Be- stand selbst Schaden verursacht, hängt von der Komgi'öße des Hagels und dem Alter und der Art der Bäume und der Jahreszeit ab; nur wenn Wind mit Hagel auftritt, wird die Rinde der vertikalen Schäfte und Gipfeltriebe, welche für die forstlichen Gewächse die wichtigsten Teile der Pflanzen sind, getroffen. Bei vertikal fallendem Hagel leiden nur Seitentriebe: der Wind aber ist fast aufgehoben im Windschatten der Schlagwand beim Saumschlag, in Löcherhieben oder auch im Be-

230 Sechster Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

Stande selbst. Dort ist somit die Hagelbeschädigung geringer als auf Kalilflächen , in welchen der Wind die Hagelkörner schief gegen die Baum Vegetation wirft.

Wind erhöht somit die Hagelbeschädigung, mäßigt oder hindert die Schneebeschädigung, mäßigt oder hindert die Frostbeschädigimg. Erreichen die Löcher im Bestände eine bestimmte Größe, die nach Höhe des Bestandes und Lage der Ortlichkeit verschieden sein muß, so tritt gerade bei diesen windgeschützten, kahlen Bestandslöchern der Spät- oder Frühfrost besonders häufig und schädlich auf. Wächst ein Bestand mit isoliert stehenden Individuen in den letzten Jahr- zehnten seines Lebens seiner Haubarkeit entgegen, so ist er am besten gegen Wind gesichert; seine Abnutzung kann sich mehr dem Zwecke der Verjüngung als der Furcht vor dem Winde anpassen. Wird aber der Bestand bis dahin absichtlich gegen die Absichten der Natur ge- schlossen gehalten, und beginnt nun mit einem Male die natürliche Ver- jüngung mit Lockerung des Bestandsschlusses, dann ist es zumeist der Sturm, der die so schön ausgedachten Verjüngungspläne des Wirt- schafters über den Haufen wirft. Wind begünstigt die Besamung einer Fläche, indem er die flugfähigsten Sämereien darüber streut. Bei allen Holzarten mit fliegenden Sämereien sind es nur die trockenen , meist schwachen Winde, welche Sämereien bringen; denn nur bei trockener Witterung öffnen sich die Zapfen und Früchte oder lösen sich die Sämereien.

In Mitteleuropa sind die Ost-, seltener die Südwinde trocken ; die starken Winde kommen aus dem Westen und Nordwesten und sind feucht; es ergeben sich daraus Folgerungen für die Naturverjüngung der Bestände, welche an der zugehörigen Stelle Erwähnung finden müssen.

c. Die Lichtverhältnisse der Baumvereinigungen, der Kronen-

schlufs.

Der Laie, welcher eine Waldneuanlage betritt, rügt stets den engen Verband , in dem Saat oder Pflanzung ausgeführt wurden : er ist geneigt , sie als unfreiwilliges oder verschwenderisches Produkt der forstlichen Tätigkeit zu betrachten. Es ist jedoch damit beabsichtigt, daß keine Pflanze den ästhetisch-schönen, tief herab und stark beästeten Freistandshabitus annehmen soll, daß vielmehr die Äste sich berühren, ineinander wachsen, sich gegenseitig Licht entziehen und töten sollen, daß möglichst bald die schneller wüchsigen Pflanzen jene mit lang- samer Wuchskraft übergipfeln und zum Untertauchen unter das ge- meinsame Kronendach der Voraneilenden zwingen sollen. Schließlich sollen auf einer Fläche, die bei der Begründung viele Tausende von Pflanzen trug, nur noch einige Hunderte erwachsene Bäume bei der Enite übrig sein. Die natnrgesetzliclie Erklärung für dieses Streben

c. Die Lichtverhältnisse der Baumvereinip;iuigeii, der KronenschluÜ. 2;U

nach Übergipfeliing wird in einem reinen Bestand in der ver- schiedenen, individuollen Veranlagimg zur SchnoUwüchsigkeit zu suchen sein, worüber in einem früheren Abschnitte ausführlich berichtet wurde ; dazu werden auch noch äußere Zufälligkeiten , wie ober- oder unter- irdische Verletzungen, unpassende Behandlung, Beeinträchtigung in der Ausbreitung und Vertiefung der Wurzeln, beitragen. Es mag auch sein, daß ein individuelles, stärkeres "Wasserbedürfnis , ein stärkeres Licht- bedürfnis, ein etwas höherer Anspruch an Bodengüte einzelne Pflanzen zum Zurückbleiben gegenüber ihren für den betreffenden Standort etwas günstiger individuell veranlagten Nachbarn der gleichen Baumart zwingt. Es muß aber abgelehnt werden jene bequemere, aber deshalb nicht wahrschemlichere Erklärung, daß die langsam wüchsigen Individuen von langsam wüchsigen Eltern abstammten. Damit müßte zugleich be- hauptet werden, daß diese Langsamwüehsigen von schlechterem Boden oder kühlerem KUma kämen; denn im günstigen Klima und Boden kommen Langsamwüchsige nur im Ur- und Femelwald zur Fruktifikation und Vererbung eines Teiles ihrer Individualität; es ist wohl ebensowenig zulässig, die Ausscheidung dem eintretenden "Wassermangel im "Wurzelbereich durch den "Wasserentzug der Voran- wachsenden zuzuschreiben ; denn die Ausscheidung und das Absterben der Ausgeschiedenen findet auch statt in Böden, welche jederzeit "Wasserüberschuß in die Tiefe sickern lassen. Die Vorwüchsigkeit liegt in individueller Anlage, das Kümmern und Absterben der Ziu-ück- bleibenden ist die natürliche Folge des Lichtentzuges; es ist ein Ver- hungern wegen mangelnder Assimilation, selbst dann, wenn im Boden "Wasser und Nährstofte in FüUe vorhanden sind.

In einer stammweise gemischten Baimivereinigung entscheidet natürlich die "Wuchsgeschwindigkeit der in Mischung getretenen Arten sowie deren Lichtbedürfnis bzw. Schattenerträgnis, welche Holzart ohne Eingriff des Menschen schließlich zur Siegerin wird.

Zweck und Bedeutung des Kronenschlusses findet in der forst- lichen Literatur eine sehr verschiedene Beurteilimg. Früher erschöpfte sich die Kunst des Forstmannes in der ängstlichen Erhaltung des Kronenschlusses bis zur Haubarkeit. Davon ist die neuere Zeit ab- gekommen , und täglich mehren sich auch unter den Praktikern die Anhänger für freiere Erziehung in der zweiten Lebenshälfte in der Erkenntnis , daß von einem bestimmten Alter an der volle Kronen- schluß nicht bloß überflüssig, ja für Boden und Zuwachs sogar schäd- lich sei. Li neuester Zeit sind sogar Stimmen laut geworden, welche auch den Kronenschluß in der Jugend als etwas Überflüssiges, ja sogar Schädliches bezeichnen. Sie wünschen möglichst lange den Eintritt des Kronenschlusses hinauszuzögern , während die Forstleute , ins- besondere die Kahlschlägler. bisher mit sehnsüchtigem Herzen auf den Eintritt des Kronenschlusses ihrer Pflanzungen als das Ende aller

2:12 Seclister Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

Nachbes.serungen , aller Gefaliren . aller Sorgen für die neue Jugend warteten. Manche Saat wird deshall) so dicht, manche Pflanzung des- halb so eng ausgeführt, um den Eintritt des Kronenschlusses möglichst zu beschleunigen: es wurde bisher begrüßt, daß schnellwüchsige Holz- arten so rasch sich schließen, daß auf gutem Boden früher als auf schlechtem dieses erwünschte Ereignis eintritt.

Die Dichtigkeit des Kronenschlusses wird beeinflußt:

1. von der Begründungs weise des Bestandes; natür- liche oder künstliche Ansaaten liefern die am dichtesten geschlossene Jugend : enge Pflanzungen schließen sich an, weitständige Pflanzungen geben den lockersten Schluß,

2. Auf gutem Boden ist der Kronenschluß vollkommener und länger andauernd als auf minder gutem Boden , obwohl letzterer eine gi'ößere Zahl von Pflanzen trägt, da die Ausscheidung im Ül^ergipfe- lungskampf auf minder gutem Boden langsamer geführt wird als auf kräftigerem.

3. Sind zwei Standorte in Luft- und Bodenfeuchtigkeit gleich, so trägt der wärmere einen dichter in seinen Baumkronen geschlossenen Wald ; in der kühlsten Waldregion löst sich der Kronenschluß völlig auf. Sind zwei Standorte in Temperatur gleich, so ist der trockenere von Bäumen mit dichter aneinander gerückten Kronen bewohnt, als der luft- oder bodenfeuchtere.

4. Die Holzart selbst entscheidet über die Dichtigkeit des Kronenschlusses. Lichtholzarten stellen sich, wie bereits erwähnt, immer licht, d. h. ihr Kronenschluß ist ein lockerer ; Halbschattenholz- arten erhalten eine Kronenspannu)ig längere Zeit als Lichtholzarten, aber im höheren Alter löst sich diese ebenfalls auf; Schattenholzarten wohnt die Fähigkeit inne, bis in das Alter eine Kronenberülu'ung fest- zuhalten.

5. Im Haupt längen wachs tum, im Stangenholz- oder Mittel- alter ist die gegenseitige Bedrängung stets die dichteste.

«3. Es ist selbstverständlich, daß jeglicher Lockenmgsgrad durch die Eingriffe bei der Erziehung eines Bestandes künstlich durch den Wirtschafter hergestellt werden kann, und in dieser Kunst zeigt sich der Meister der Wirtschaft. Vielfach hat man versucht, für den Schlußgi'ad eines Bestandes einen zahlenmäßigen Ausdruck und damit ein bequemes Mittel zur Erklärung und Kontrollierung des Schlußgi-ades je nach Holzart, nach Standort, nach Wunsch und Ziel und jeweiliger Anschauung des Wirtschafters zu finden. Kein passender Maßstab konnte gefunden werden, und keiner wü'd gefunden werden. \^erfasser ist geneigt, sich über diese Mißerfolge zu freuen; denn eine solche Schablone müßte zur Verflachung der waldbaulichen Beobachtung und zu den größten Mißgriffen führen, da in einer Baumvereinigung,

c. Die Lichtverhültnisso der Baumvcreiuiguiij^en. der Kroiienschluü. 23;i

in einem reinen Bestände nicht eine, sondern viele, in einem ge- mischten Bestände u n g e z ä h 1 1 e K r o n e n s c h 1 u lU- c r li ä 1 1 n i s s e not- wendig sein werden.

Zu den Angaben der Stammzahl pro Hoktar hei gegebenem Alter, gegebener Holzart, gegebener Bodengüte mid beabsichtigtem Zweck, zur Ermittlung der Grundflächensumme der vorhandenen Stämme, zur Ermittlung des Durchschnittstandraumes eines Baumes in Quadratmeter, zur Abstandszahl ist in neuerer Zeit eine Methode getreten , die eher dem Ziele sich nähert: die photometrische mittels lichtempfindlichen Papieres, zu welcher bereits Th. H artig die Anregung gegeben, welche Wiesner vervollkommt und Dr. Cieslar bereits für forst- liche Zwecke in Anwendung gebracht hat. Bis heute hat keine von diesen Methoden Eingang in die Praxis gefunden, die sich bei der großen Menge von Wirtschaftsobjekten und den großen Verschieden- heiten in einer Baumvereinigung mit der Einschätzung des Kron- schlusses und der Anwendung technischer Bezeichnungen, wenn diese auch wenig zutretlend gewählt sind, begnügt. Zur Erklärung der bild- lichen Darstellung auf der folgenden Seite sei erwähnt, daß die Kreise die auf den Boden projizierten Baumkronen bedeuten.

Dicht- oder gedrängt geschlossen heißt die Baumvereini- gung, wenn ihre E^ronen tief ineinander und übereinander greifen: von diesem Schluß geben Schattenholzarten im Hauptausscheidungs- alter, im Dickungsschluß, wie er vor Einlegung der ersten Durchforstung zu bestehen pflegt, ein naturgetreues Bild.

Vollkommen geschlossen heißt die Baumvereinigung , wenn ihre Kronen schwach ineinander gi'eifen; das ist der dichteste Schluß für die Lichtholzarten , der Dickungsschluß , wie ihn ein gedrängtes Gestänge von Eichen, Lärchen, zwei- und dreinadeligen Föhren auf- weist; Schattenholzarten nähern sich mit diesem Schluß bereits der Mannbarkeit.

Geschlossen ist jenes Kronendach, bei dem die Zweigspitzen sich berühren ; Schattenholzarten zeigen diesen Grad des Schlusses im haubaren Alter: bei den Lichtholzarten ist dieser Zustand längere Zeit auf gutem Boden nur im Stangenholzalter als Übergang zur Verlichtung vorhanden.

Locker oder licht heißt der Schluß, wenn sich die Kronen von- einander entfernen, jedoch nicht so weit, daß noch ein Baumindividuum mit normaler Krone dazwischen Platz fände ; in diese Verfassung treten alle Lichtholzarten im haubaren Alter, während bei den Schattenholz- arten dieser Zustand erst durch einen künstlichen Eingi-iti', welcher ilire Verjüngung beabsichtigt (Verbreitungshieb), geschaffen wird.

Durchlöchert, räumig oder lückig heißt eine Baumvereini- gung , wenn größere Löcher in ihr vorhanden sind , auf welchen ein und selbst mehrere Bäume mit normaler Kronenbildung Raum und

234

Sechster Abschnitt. Wiildbaulich-biologische Eigenschaften usw,

Licht finden würden; wenn Lichtholzarten auf natürlichem Wege ver- jüngte werden sollen, ist ein derartiges Kronenverhältnis zur Besamung ausreichend ; bei Schattenholzarten muß Verjüngung bereits Fuß gefaßt haben, wo und wenn ihr Kronenschluß derartig durchlöchert ist.

Mittolwaldschluß ist der isolierte Stand der Kronen der alten Bäume (Oberholz) in Einwirkung auf den nach obigen Graden wechselnden Schluß des Unterholzes.

J/ic/il oder^edrä/z^t. VöZlßc. ^escPzlo::s e/u

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2CuUurn/aZd. l/r/i/aZd. Z/rTvnZd..

'I). 11. Diirst.'Uung (icr v.Tscliiedcnen Scliluflgrade (7) der Haumvercinigvingon.

Urwaldartiger oder Femelschluß, eigentlich der normale, weil natürliche Schluß für alle Holzarten, ist jene Lagerung der Baumkronen, bei der kein horizontales, gemeinsames Dach gebildet wird, bei der vielmehr die Kronen in allen Ebenen zwischen Boden und höchsten Baumkronen angeordnet liegen.

c. Die Liclitverhältuisse der BauinvereiinVuii}:;f'ii, der KroiieiiscliluLi. •JiJ.'i

Die Bede iit II III,' des Kroneiischlusscs und sviuv Kiinvirkiiiii,' auf die Biologie der Haimix reiinj^uiiffeii.

1. Ausnützung des Standraumes, gröliorc Stamm zahl auf gegebener Fläche; über diesen Punkt bedarf es bei Vergleich einer dichtgeschlossenen und einer durchlöcherten Baumvereinigung keiner weiteren Erörterung. Es ist aber noch zweifelhaft, ob Femel- schluß nicht eine größere Zahl von Individuen auf einer Fläche be- herbergt als ein Kronenverhältnis, das man für vollkommen geschlossen erklärt. Im Plenterschlusse fußen auf dem Boden sicher mehr Pflanzen als beim lichten oder durchlöcherten Schlüsse gleichalteriger Baum- vereinigungen, obwohl im Femel- und Urwalde ein Schluß nach üblicher Auffassung in den Kronen überhaupt nicht eintritt.

2. Der enge Standraum engt den Durchmesser der Kronen ein und verpeitscht dieselben. Taucht ein Individuum unter das Kronendach, so verflachen sich die Kronen; nimmt die Überschirmung in Dichte zu, so kümmert die Krone und stirbt ab.

3. Verküi'zung der Kronen beginnt mit der Reinigung des Schaftes von den Ästen; in dem Maße, in dem die Krone nach oben wächst, nimmt sie den tiefer stehenden Ästen das Licht: es stirbt somit die Krone an der nach unten gekehrten Seite ab.

Im vollen Freistand aeigen Licht- wie Schattenholzarten dieselbe Verbreiterung der Krone mit Erhaltung der Aste bis zur Basis herab: die unteren Äste weichen durch ihr Längenwachstum der Überschirmung durch höher stehende Äste aus. Bei engem Verbände ist das Ausweichen unmöglich, die Äste begegnen sich und töten sich durch Lichtentzug. Diese Astreinigung ist am vollkommensten, wenn Schattenhölzer im reinen Bestand auftreten , ist am ungünstigsten in Lichtholzmischungen. In reinen, gleichalterigen Beständen ist der Kampf um Licht und Raum am intensivsten, weil alle Individuen einer Art mit annähernd gleichen AVaffen ausgerüstet sind ; als Verschiedenheiten bestehen nur individuelle und solche im Boden; der Kampf dauert am längsten zu- gunsten der Astreinigung. Im gemischten, gleichalterigen Be- stände (der ungle ichalt erige gibt stets mäßigen Schluß und mäßige Astreinheit) ist der Kampf ein solcher mit ungleichen Watfen : zu den Verschiedenheiten der Individuen und des Bodens kommt noch jene der Arten: das Schicksal ist schneller entschieden, der Schwächere unterliegt früher und in die entstehende Lücke wächst der Sieger mit seinen Ästen hinein als minderwertiger, astreicher Stamm. Werden Licht- und Schattenhölzer stammweise gemischt, so wird die Licht- holzart astrein, die Schattenholzart dagegen astiger als im reinen, weniger astig als im vollen Freistand. Mit dem Eintritt der natür- lichen (Lichtholzart) oder künstlichen Verlichtung (Durchlichtungs- hiebe) hört die Astereinigung des Schaftes zwar nicht auf, sie ist aber

23r> Sechster Abschnitt. Waldbaulich-hiologische P^igenschaften usw.

eine Funktion so langer Zeiträume geworden, daß sie außerhalb der forstliclien Brauchbarkeit liegt.

4. Form Verbesserung der Schäfte. Vollholzigkeit. Bei jedem Baume erfolgt an zwei Stammquerschnitten ein Stärkezuwachs, der grüßer ist als an den übrigen Querschnitten. Die eine Zone kann man die mechanische Zuwachszone, die andere die physio- logische Zuwachszone nennen. Die mechanische Zuwachszone ist jene Stelle , an welcher der Baum eine erhöhte Beanspruchung auf Beugung erföhrt durch Verschiebung der Gleichgewichtslage , sei es infolge ungleicher Ausbildung der Kronen oder infolge Druckes von .«stärkeren, vorwiegend von einer Seite kommenden Winden. Bei allen Bäumen liegt diese mechanische Zone möglichst tief am Schafte, wo dieser aus der Erde hervorbricht, im Wurzelhalse, im Drehungspunkt des Hebels. Die Ausbuchtung des Schaftes, die Bildung von Dnick- holz in stark verdickten Zellwandungen, die Ausformung starker Stütz- wurzeln an dieser Stelle sind die Folgen dieser Zuwachssteigerung. Die physiologische Zone erhöhten Zuwachses liegt an jener Stelle, an welcher die von den Blättern oder Nadeln der Seitenäste erzeugten Bildungsstofte bei der Abwärtswanderung zusammenfließen, das ist die Zone, in der die untersten lebenden Äste in den Schaft einmünden. Im freistehenden Baum nun fallt die mechanische mit der physio- logischen Zuwachszone zusammen, und beide bedingen eine abholzige. dem Neiloid sich nähernde, minderwertige Schaftform. Durch den Kronenschluß wird zwar die Menge an BildungsstofFen überhaupt ver- ringert, aber die Zone physiologisch erhöhten Stärkezuwachses rückt mit dem Absterben der Kronen von unten nach oben allmählich nach oben, so daß der Reihe nach alle Querschnitte des Schaftes für einige Zeit erhöhten Zuwachs genießen. Daraus muß sich eine Schaftform ergeben, welche sich mehr oder weniger dem Zylinder oder dem ausgebauchten Kegel nähert (Vollholzigkeit).

'). Das Längenwachstum erfährt eine Steigerung durch eine mäßige Beseitigung der Seitenäste infolge des Kronenschlusses : daß im gleichen Sinne das Einstutzen oder Abschneiden der Seitenäste wirkt, weiß jeder Oärtner. Es ist zu erwarten, daß die Einengung der Ki'onen durch den Kronenschluß im gleichen Sinne wirken muß. Jener patho- logische Fall, bei dem infolge allzu gedrängten Standes alle Pflanzen im Wachstum sich stören, ist kein Beweis gegen die Beschleunigung des Höhenwuchses durch Kronenschluß: in jeder Baumgruppe sind nicht die Randbäume, trotz des gi'ößeren Nährbodens und Lichtraiunes die höchsten Individuen, sondern jene des Zentrums der Gruppe: auf magerem Boden wird jede Bedrängung zur Zuwachsschädigung.

0. Stärke- und gesamter Holzmassen zu wachs des ein- zelnen Baumes erfahren durch den Kronenschluß zweifelsohne eine \erminderung gegenüber den Leistungen des freistehenden Baumes:

c. Die Lichtverhültnisse der Baumvereiiiigungen, der Kronon.schluÜ. 2.']7

ist aber die ganze Baumvereiniguug (Gruppe, Band, Kleiubestand, Bestand) in ihren Leistungen betrachtet, so stehen zwar um so mehr Bäume auf der Fläche, je dichter der Schluß, aber ihre Gesamtleistung ist nicht größer als jene von einer geringeren Zahl von Bäumen bei lichterem Schlüsse.

7. Die H 0 Iz quäl i tat erfährt eine Steigerung in Ästereinhoit, Verschmälerung der Jahrringbreite und in Gleichmäßigkeit des Auf- baues der Jahresringe, je dichter der Schluß. Diese Gleichmäßigkeit der Ringbreite nimmt mit dem Alter zu; sie ist in erster Linie dem durch den Kronenschluß nivellierten Klima zuzuschreiben.

8. V o m Klima wird der Faktor Wärme infolge der beschränkten Einwirkung der Sonne herabgemindert, im AVinter wird die allzu starke Abkühlung und Temperaturerniedrigung verhindert; die Feuchtigkeit der Luft erfährt unter dem Kronendach eine Steigerung, die Nieder- schlagsmenge eine Abnahme; das Licht wird in seiner Einwirkung auf die einzelnen Baumkronen beeinträchtigt; geringere Holzmassen ent- stehen . und Tausende von Stämmen sterben ab , nachdem sie längere Zeit gegen den Hungertod gekämpft haben,

9. Durch Kronenschluß und ungleiches Wachstum wird der Xeben- bestand von den voranwachsenden Baumvereinigangen ausgeschieden. Diese Ausscheidung ist bei Lichtholzarten am schnellsten: bei den Schattenhölzern häufen sich die unterdrückten Stämme in größerer Zahl an ; die Ausscheidung selbst geht am raschesten zur Zeit des Haupt- längenwachstums vor sich.

10. Es wurde bereits erwähnt, daß durch den Kronenschluß der Eintritt des Samenerträgnisses um 20 3iJ Jahre gegenüber dem Frei- stande hinausgeschoben werden kann; im geschlossenen Bestand ver- längern sich auch die Ruhepausen zwischen zwei Samenjahren.

11. Die Erhaltung derBodenkraft sichert nicht der dichteste Kronenschluß der Schattenhölzer, denn unter ihm häuft sich Rohhumus an , der Boden wird gegen Luft , Wärme und Wasser abgeschlossen ; auch der lückige Schluß der Baumvereinigungen kann nicht als jener Grad bezeichnet werden , bei dem wegen völliger Aufzehrung der Abfall- oder Streustoffe durch das Bodenunkraut der Boden in der günstigsten Verfassung sich befindet. Die vollkommenste Zersetzung der Abfällst otfe der aufwachsenden Baumvereinigungen findet bei lichtem Schluß statt. Zersetzung und Anhäufung der Zersetzungsprodukte in für die Pflanzen sofort neuerdings aufnehmbarer Form geht aber nur im Urwalde vor sich; der Femelschluß ahmt in seinen Lichtverhält- nissen dem Urwald nach, erreicht ihn aber sicher nicht in der An- häufung des Nährkapitals im Boden; der Kronenschluß des reinen Bestandes ist dem Boden stets weniger günstig als jener von ge- mischten Beständen.

23S Sechster Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

Der Wurzelschluß, auch Wurzelkonkurrenz genannt. Wie die ol)erh'dischen, begegnen sich im Laufe des Wachstums einer Baumvoreinignng auch die unterirdischen Organe, die Wurzeln, und bilden ein Schluilverhältnis ähnlich wie die Äste. Man nimmt an. daß auch die Wurzeln sich hierbei bekämpfen und Nahrung und Wasser sich gegenseitig zu entreißen suchen, daß somit der Wurzelscliluß eine ungünstige Erscheinung ist. Um so heftiger wird dieser Kampf von den Wurzeln gofochten werden müssen, je mehr sie in ein und dem- selben Niveau des Bodens sich auszubreiten suchen. Die reinen, gleich- alterigen Baumvereinigungen werden hierin am ungünstigsten, ungleich- alterige oder mit mehreren Holzarten gemischte Vereinigungen am günstigsten bestellt sein. Bei Böden, welche arm an Nährstoffen, mag durch Wurzelkonkurrenz ein Mangel an Nähi'stoffen eintreten; bei Böden , die in regenarmen Gebieten liegen , mag durch den Wurzel- schluß Mangel an Wasser sich einstellen; aber alle diese Probleme harren noch der genaueren Untersuchung und der Lösung, wozu Fricke und Mathe s die Anregung gegeben haben. Einstweilen aber ist es verfriiht, in jedem Wurzelschlußverhältnis Wassermangel zu ver- muten und im Wassermangel allein die Ursache des kümmerlichen Wachstums zu vermuten in allen Fällen, für welche die forstliche Wissenschaft und Praxis bisher den Li(,'htmangel verantwortlich machen zu müssen glaubte.

Die Wied er Verjüngung. Regeneration. Eine Baum- vereinigung, sei es Gruppe oder Kleinbestand oder Bestand, verjüngt sich nur dann von selbst, d. h. auf natürliche AVeise ohne Zutun des Menschen, wenn gleichzeitig drei Faktoren, nämlich Licht für die öftere und regelmäßige Samenproduktion der alten Bäume, Bodenempfänglichkeit für die Aufnahme und Keimung der Sämereien, Boden- und Lichtraum für das x4ufwaclisen der jungen Pflanzen, gegeben sind. Diese Forderung ist nur im Urwalde erfüllt : er ist deshalb auch stets verjüngungsbereit ; in ihm stürzen all- jährlich überalte Baumriesen zu Boden, und junges Leben ersteht an ihrer Stelle. Von den Kultm-waldformen, wie sie unter der Einwirkung der verschiedenen Wirtschaftsmethoden entstehen, kommt nm- der Femelwald dem Urwalde hierin nahe; bei den übrigen Waldformen fehlt meist das Licht und die Erlaubnis zu lichten, wenn der Boden am empfänglichsten wäre : wenn das Licht günstig wird , fehlt die Bodenempfänglichkeit, und wenn bei einer Generalmast alles frukti- fiziert und Tausende von Keimen im Boden entstehen , dann fehlt Boden- und Lichtraum, um diesen Keimen das Dasein zu erhalten: der zweite Teil dieser Schrift wird zeigen, wie die forstliche Praxis einer- seits sich abmüht, unter solchen unnatürlichen Verhältnissen eine natür- liche Verjüngung zu erzielen, andererseits von vornherein auf jede Mit- wirkung von Seiten der Natur an der Verjüngung verzichtet , ja , alles

c. Die Lichtverluiltnisse der Baumvereiniguiigon, der Kronouschluü. 239

kahl niederschlägt und die Wiederbestollung der Fläche selbst in die Hand nimmt.

Das Ausladuiiirs- und Ausforimiiiarsveriiiögeii der ituiiiiiveroiiiis^uii^oii.

Wird eine Gruppe, ein Band, ein Klein- oder Groübestand nach seiner Begi'ündung sich selbst überlassen, so drängt sich im Dickicht- uud Stangenholzalter eine nach Holzart, Bodengüte und Klima ver- schieden große Zahl von Indi\dduen zur HeiTschaft, um später die hiebreife Gruppe oder das hiebreife Band , den reifen Kleinbestand oder Großbestand zu bilden. Hauch^) und Opp ermann haben zu- erst auf diese wichtige Erscheinung der Bestandsbiologie aufmerksam gemacht und sie „Verbreitungs vermögen'' genannt. Um die Zwei- deutigkeit, die in dieser Bezeichnung liegt, zu beseitigen, hat Angst-) vorgeschlagen, statt „Verbreitungs vermögen" „Ausladungs vermögen'" zu wählen. Diese Bezeichnung deckt sich mit der Zahl der vor- dringenden Individuen, läßt aber unentschieden, welcher Form, welcher Güteklasse die vordrängenden Stämme angehören. Da auch diese Eigenschaft nach Holzart, Klima und Boden verschieden ist und mit dem Ausladungsvermögen nicht parallel geht, so muß neben dem Aus- ladungs- noch ein „Aiisformungs vermögen" unterschieden werden. Hauch und Oppermann sagen, das Ausladungsvermögen sei größer bei der Buche, Eiche und Föhre, geringer bei Fichte und Esche; für Fichte genügt daher eine Pflanzenzahl von 8000 Stück pro Hektar, für die Buche sind auf gleicher Fläche 2 3 Millionen Pflänzchen nötig. Holzarten mit großem x4usladungsvermögen seien schwierig, solche mit geringem leicht zu verpflanzen. Dabei wird den schlechtgeformten Bäumen die Abstammung von schlechtgeformten Mutterbäumen vor- geworfen.

P e t r a C i c^) hat 1908 eine Untersuchung über das A u s f o r m u n g s - vermögen vorgenommen; aus ihr kann entnommen werden, daß im Durchschnitte seiner Versuchsflächen bei der Stieleiche die vor- herrschenden Stämme mit 40 ^/o den best- und besser geformten Stämmen, mit 60 "/o den minder gut bis ganz schlecht geformten angehören: bei der Traubeneiche kehrt sich das Verhältnis um, indem 7o"/o der herrschenden den best- und besser geformten, 30 "/o den minder guten bis schlechten Stämmen angehören: bei der Buche ist das VerhäUnis der vorherrschenden Stämme wie 40 ° o (gut- und bestgefoi-mte ) zu (>0 "/o (gut- und schlechtgeformte): bei der Föhre (silvestris) sind von den vorherrschenden <)0°/o gut und sehr gut, 40 ^/o gering und schlecht

^) Hauch, Das Verbreitungsvermögen unserer Holzarten. AUgem. Forst- u. Jagdzeitung 1905.

■"0 Äugst an demselben Orte 1905.

3) Petracic, Untersuchungen über die selbständige Bestandesausscheidung von Eichen, Buchen und Föhren in Stärke- und Nutzholzgüteklassen. Dissert 190h.

240 Sechster Abschnitt. Waldbaulich-biologische Eigenschaften usw.

geformt. Die all er stärksten unter den vorherrschenden Stämmen sind bei allen Holzarten minderer Güte als die schwächeren unter den vorherrschenden Stämmen; je kühler das Klima oder je geringer der Boden, um so langsamer die Ausscheidung des Bestandes, d. h. um so größer die Zahl der herrschenden Stämme, um so geringer ihre Stärke und Höhen- und Formunterschiede gegenüber den be- hen'schten Stämmen.

Abb. 12. Bcrflhrungsrand einer gruppenweisen Mischung von Buche i links) und Föhre (rechts) (fünfzigjährig, aus den VersuchsHilchen zu Grafrath).

Der Einfluß des Klimas und des Bodens auf das Ausformungs- vermögen kann daran erkannt werden, daß bei den Laubhölzern in wärmerem Klima die vorherrschenden Stämme besser geformt sind, bei den Nadelhölzern dagegen schlechter als in kühlerem: in gleichem Sinne wirkt besserer Boden. Daß bei den Schatten ertragenden Nadelbäumen das Ausladungsvermögen geringer ist, hat Hauch bereits angegeben-, das Vordrängen besonders starker, besonders hoher Individuen ist viel seltener als bei allen Laubhölzem ;

c. Die Lichtverhältnisse der Baiimvereinigungen, der KronenHcliluC. 241

bei den vordrängenden bleibt zwar immer der Schaft gerade, aber die Ästigkeit nimmt zu. Die Halbschattenholzarten wie Woymouthstohre, Tsuga, Chamaecyparis und andere verhalten sich bereits weniger günstig als die Schattenholzarten-, die Liclitholzarten unter den Nadelbäumen nähern sich den Laubhölzern noch mehr. In den Föhrenbeständen, welche Petra(?ic untersuchte, waren 60 "/o der vorherrschenden Stämme den bestgeformten, 40 *^/o den schlechter geformton angehörig ; besonders interessant ist das Ergebnis von einem seichtgründigon, kiesigen Stand- orte in der Nähe von München. Das Verhältnis zwischen unt- und

lun und Fichte

(fünfzigjährig).

schlechtgeformten Stämmen unter den Herrschenden kehrte sich voll- ständig um. (30 "/o waren schlecht- und nur 40 "/o gutgeformt, und gerade zu den schlechtesten mußten die allerstärksten Stämme gezählt werden. Eine solche Jugend sich selbst überlassen oder nur schwach durch- forstet, wie dies bei den Schattenholzarten üblich ist. würde einen ganz minderwertigen Altbestand liefern müssen; daß bei Föhre und Lärche in einem wärmeren, trockeneren Klima die Aus formung sich verschlechtert, beweist die abnehmende Schaftbildung der Lärche von der Höhe nach dem Tieflande, der Föhre von Nordosten nach Südwesten. Soweit die Beobachtungen des Verfassers reichen, dürfte die europäische Lärche noch ein etwas bessereres Ausformungs- vermögen besitzen wie die Föhre in wärmerem Klima; etwa 70 "o gute

Mayr, Waldbau. 1"

242 Sechster Abschnitt. Waldltaulich-biologische Eigeoschaften usw.

ZU .'30 "/o schlechtgeformten Stämmen. Noch schlechter ist die Ausformuung der japanischen Lärche gegenüber der euro- päischen. Es wäre hoch erwünscht, wenn über diese Frage noch um- fassendere Studien vorgenommen würden: die vom Verfasser im inter- nationalen Verbände der forstlichen Versuchsanstalten angeregten Versuche über die Schaftformbüdung der Föhre und Lärche bei ver- schiedener Provenienz und auf verschiedenem Standorte dürften in den ersten zwei Jahrzehnten bereits die Beweise für die Abhängigkeit der Schaftform von Individualität , vom Klima und Boden , sowie die Nichterblichkeit dieser Erscheinung bringen für den, dem die mehr als zwanzigjährigen Versuche noch nicht genügen. Was krumm werden will, ki'ümmt sich bei Zeiten.

Die Folgerungen, welche die Begründung und Erziehung der Be- stände aus dem Ausladungs- und Ausformungsvermögen der Holzart zu ziehen hat, sind dem dritten Teile dieser Schrift einverleibt.

Siebenter Abschnitt.

Allgemeine Veränderungen im Waldzustande und in

seinen naturgesetzlichen Grundlagen durch Eingriffe

des Menschen.

Der atlantische Wald der Alten Welt, der europäische Wald. Wenn man behauptet, dieser Wald bedeckte m^sprünglich ganz Europa von seiner Süd spitze bis zum Polarkreis, vom atlantischen Meer bis zum Ural, so bedarf das Wort „ursprünglich" einer bestimmten UmgTenzung. Es gilt die Behauptung zweifellos für das geschichtliche Europa : für das nachglaziale wird auf Grundlage von Boden- und selbst Yegetationsresten das Vorhandensein waldloser Gebiete, von Steppen in Landschaften angenommen, die heute Wald tragen oder doch tragen w^ürdon, wenn der Mensch ihn nicht beseitigt hätte. Verfasser hat auf Grund seiner vergleichenden Studien an Waldgrenzgebieten in West- amerika 1890 den Satz aufgestellt, daß in Europa die Landschaft nörd- lich der Alpen bis zum Einfluß der Nordsee hin eine Prärie sein müßte, wenn Europa in seinen Feuchtigkeitsverhältnissen allein auf das Mittelländische Meer angewiesen wäre; erst das häufige Einbrechen des Westwindes vom Ozean her sichert dem mittleren Europa heute seinen Wald. Wird daher angenommen, daß es eine Zeit gab, in der Mitteleuropa Steppe war, so kann damals der warme Golfstrom, der Erreger der großen Temperaturditferenzen in der Luft, der Urheber der barometrischen Minima und ihrer Wanderungen nach Europa, der Vater der Westwinde in Europa nicht bestanden haben. Daß er in der Tertiärzeit fehlte oder nur ganz abgeschwächt floß, liegt nahe, weil damals die warme subtropische Zone bis zu den Küsten der Nord- und Ostsee sich erstreckte. Damals konnte Mitteleuropa prärialcn Charakter getragen haben. Aber nach der Eiszeit, welche für Europa eine be- trächtliche Abkühlung ziu-ückließ , war der Golfstrom sehr kräftig, ja, wahrscheinlich kräftiger wie heute ; dann aber war auch alles in Europa Wald, und Prärie aus Mangel an Niederschlägen immöglich. Es liegt viel näher, solche Steppenrelikten nach der Eiszeit als Reste einer

244 Siebenter Abschnitt. Allgemeine Veränderungen im Waldzustande usw.

Vegetation zu betrachten, welche zwar auch steppenartigen Charakter, aber grundverschiedenen Ursprung besitzt. Damals schloß sich au den Saum der Gletscher, welche von Norden her nach Süden und von den Alpen her nach Norden vordrangen, so wie heute das Lichenetum mit seinem Flechtenwuchs auf den Felsen und seinen Grasmatten auf Ebenen und schwach geneigten Geländen an; an diese Zonen reihte sich beiderseits das Polaretum bzw. das Alpinetum, ebenfalls mit aus- gedehnten Grasflächen, mit seinen Sträuchern und letzten Baumresten; zwischen diesen nördlichen und südlichen Steppenländern blieb in Mitteleuropa nur noch Raum für das Picetum und in den tieferen, westlichen Lagen für das kühlere Fagetum. Seit der Wiedererwärmung der nördlichen Halbkugel auf den heutigen Höhepunkt ist eine Steppe in Mitteleuropa naturgesetzlich unmöglich, und was trotz genügender Temperatur und genügender Feuchtigkeit Steppe ist, ist Menschenwerk.

Die Entwaldung in der Ebene hat keine Abwaschung des frucht- baren Bodens im Gefolge gehabt, wohl aber wurde er durch Winde aufgegi'ilien und flüchtig. War er durch lehmige, tonige Bestandteile gebunden, begraste er sich, die Humusmasson erhielten sich und häuften sich an, wie in Ungarn und im mittleren Rußland. Im bergigen Gelände erfolgte Abwaschung um so schneller, je steiler die Hänge, je wärmer das Klima. Es sammelte sich fruchtbarer Boden in Vertiefungen, auf flacherem Gelände , wo Gras mit Strauchwerk sich mengte. Das sind jene zahllosen, öden Mittelgebirge, die Karste von Spanien, Süd- frankreich, Italien, Tirol, Griechenland; hierher zählen jene ertrags- armen Weiden der Mittelgebirge, die Heideflächen von Deutschland und Dänemark. Die Entwaldung im Hochgebirge endlich entführte alles bis zum nackten Fels. In der Ebene braucht es zur Wieder- bewaldung keine Sicherung gegen Abwaschung, es genügt die Auf- forstung; im Hügelland erheischt die Bindung des Bodens wenig, die Aufforstung am meisten Opfer. Im Hochgebirge sind die Bindung des Bodens und die Aufforstung gleich schwierig und kostspielig.

Man darf die Zerstörung des Waldes und aller seiner Wohltaten für das Tiefland im südliehen Europa nicht ausschließlich den Eigen- heiten der romanischen Völker, wie es geschehen ist, aufbürden. Ein Zug der Abneigung gegen Bäume und Tiere, eine Neigung zur Miß- handlung, Stümmelung und Zerstörung der pflanzlichen und tierischen Lebewesen liegt in den südlichen Nationen, aber doch nicht mehr, als in den nordischen Nationen Vorliebe, Schonung und Pflege für Pflanzen und Tiere gelegen sind. Zur Zeit des Waldüborflusses war die Wald- behandlung im Süden und Norden, Osten und Westen von Europa nur wenig verschieden ; verschieden aber waren die Folgen der Entwaldungen wegen der Verschiedenheit der natnrgesetzlichen Grundlagen in den verschiedenen Himmelsgegenden Europas. Im Süden von Europa stand und steht noch heute der Wald mit seiner erhöhten Verdunstung, ver-

Siebenter Abschnitt. Allgemeine Veränderungen im Waldzustande usw. 24')

minderten Feuchtigkeit an der Grenze seiner Daseinsmöglichkoit ; ein Eingriff von Seiten des Menschen, eine Auflö.sung des Waldes muß eine Verminderung der Feuchtigkeit in seinem Bereich erzeugen, und entwaldete Flächen bleiben waldlos . bis sie die Kultur wiederum in Wald verwandelt. Den günstigen , klimatisehcn Bedingungen , den häufigen, stets Feuchtigkeit bringenden Westwinden, dieser heilenden und wiederverjüngenden Kraft verdankt der Wald im mittleren Europa und ganz besonders im Norden seine Erhaltung imd sein ungeschwächtes Streben, alles Land zurück zu erobern, das die Menschen ihm entzogen haben.

Das Fehlen der Feuchtigkeit im Süden Europas erklärt die rasche Abnahme der Bodengüte bei unpfleglicher Behandlung, erklärt es, wes- halb in Mitteleuropa trotz schwerster Eingriffe in die Bodensubstanz die Bodengüte nicht rascher dahinschwand: die feuchten Westwinde, welche meist zur rechten Zeit über den kontinentalen Ostwind siegen, mäßigen die Unbilden der kahlen Flächen unserer, nach heutiger Auf- fassung geregelten Waldbetriebe und verhindern, daß unsere künstlichen Kulturen nicht noch schlimmer von Frost und Hitze und der Geißel der Steppe, von Feuer, heimgesucht sind. Der heutige Wald von Mitteleuropa, in erster Linie der deutsche Wald, ist ein hundertjähriges Experiment, bei dem er aus einem urwaldartigen, offenki'onigen, arten- reichen, gemischten, rentenarmen Zustande in einen artenarmen '), gleich- altrigen, von einem geschlossenen Kronendach bedeckten, von Sturm, Feuer, Lisekten und Pilzen gefährdeten, aber rentenreichen Wald über- geleitet wurde : nur der höchsten Kunst des Waldbaues, der Waldpflege und der Waldeinrichtung ist es bis heute gelungen , mit den feind- lichen Gewalten einen erträglichen Frieden zu schließen: allen Hoff- nungen zum Trotze nimmt im Kulturwalde die Bodengüte stets ab, die Schwierigkeit der Waldbegründung stets zu. Es war zuerst Karl Gayer, der die Rückkehr zur Xatur als das alleroberste Prinzip zur Erhaltung der Bodengüte, als die Grundlage der Nachhaltwirtschaft festlegte; er verlangt Stetigkeit der Bodenbedeckung durch Wald mittels Naturverjüngimg und Mischung der Holzarten-, er hofft das Ziel zu erreichen dm'ch seinen Femelschlag oder den gruppen weisen Schirmschlag. C. Wagner in Tübingen will Naturverjüngung in saumweisem Schirmschlag, er nennt sie Blender-Saumschläge: er will gemischten Wald und erklärt den Nordrand des Bestandes als die beste Örtlichkeit für eine langsame Verjüngung, welche an zahl- reichen Punkten des Waldes gleichzeitig einsetzt. Der Verfasser vor- liegender Schrift sucht auf einer dritten Fährte, den Rückweg zur Natur: er teilt den ganzen Wald in kleine Flächen: einer jeden Fläche wird die nach Klima, Boden und Wh-tschaftsbedürfnis passende Holz-

') Man vergleiche: H. Hausrath. Der deutsche Wald. 1907.

240 Siebenter Abschnitt. Allgemeine Veränderungen im Waldzustande usw.

art zugewiesen : eine geeignete Erziehungsweise sichert jede beliebige ökonomische Ordnung und Nutzung. Die Stetigkeit der Boden- besehirmuug wii'd erreicht durch eine für alle Holzarten, alle Bestands- formen und Bestandsgrößen, für alle Forsteinrichtungswünsche brauch- bare Naturverjüngung in der denkbar raschesten Verbindung von Schirm- schlag und Kahlschlag. Ob dieser Vermittelungsvorschlag zwischen Naturkräften und Menschenziel den goldenen Mittelweg bezeichnet, auf dem das natürliche, naturgesetzliche Prinzip im Walde einerseits, das ökonomische im Menschen gelegene, zerstörende und gewinnsuchende, anderseits zu einer rationellen und wahrhaft nachhaltigen Waldwirtschaft sich vereinigen können, ob damit die Hemmnisse und Nachteile be- seitigt oder doch bis zur Unschädlicheit abgeschwächt werden, welche die Eingriffe des Menschen in die naturgesetzlichen Grundlagen des Waldes herbeiführen müssen, mag der Zukunft überlassen sein.

Der nordamerikanische Wald. Verfasser hatte das Glück, vor 23 Jahren im Auftrage und mit Unterstützung der königl. bayeri- schen Regierung, ein zweites Mal vor 20 Jahren und ein drittes Mal vor 5 Jahren die wichtigsten Waldungen von Nordamerika zu bereisen. Als Frucht der beiden ersten Reisen erschien ein Buch: Die Wal- dungen von Nordamerika 1890. Weil diese Originalarbeit die erste Schrift war, welche über die waldbaulichen Eigenschaften und Bedürfnisse der amerikanischen Holzarten, die klimatischen und pedo- logischen Verhältnisse der amerikanischen Waldungen Aufschluß gab und somit die naturgesetzliche Grundlage für einen späteren Wald- bau dort und den Anbau der amerikanischen Holzarten in Europa schuf, hat das Buch auf seinem Schicksalswege sehr viele, warme Freunde, aber auch Neider in Amerika wie in Europa gefunden. Lizwischen sind recht viele der ewigen und unwandelbaren Naturgesetze von späteren Forschern in Amerika wie in Europa neu entdeckt worden; die Anbauergebnisse in Europa haben die damals gegebenen Vorschläge glänzend gerechtfertigt, und was auf Grund von naturwissenschaftlichen Vergleichen vorhergesagt werden konnte, ist bis ins Kleinste ein- getroffen. Von der Originalquelle, aus der so viele und so ergiebig dies- und jenseits der Atlantik geschöpft haben, spricht und schreibt heute niemand mehr. Das ist das Schicksal aller Bücher. Aber ein Faktum, eine geschichtliche Erinnerung, verdient festgehalten zu werden. Angesichts der beginnenden Verödung der Berge, der steigenden Hoch- wasser schrieb der Verfasser auf Seite 21 :

„In allen Gebirgen und auf allen mageren Böden, die keine an- dauernde, landwirtschaftliche Benutzung ertragen, an allen Flußufem, solange nicht eine künstliclie Regelung derselben eingetreten ist , ist die Erhaltung des Waldes ein Gebot der Natur zum Schutze des Tief- landes. Infolge des ungeheueren Reichtums des Landes und der Arbeitskraft des unternehmenden amerikanischen Volkes hat der Staat

Siebenter Abschnitt. Allgemeine Veründerungcu im Waldzustande usw. 247

stets große Überschüsse in seinem Haushalt. So lächerlich es vielleicht in Amerika klingen mag, nach meiner Meinung gibt es keine passondere Rückgabe eines Teiles des Geldes an die Nation , als die Waldungen in den Bergen und auf absoluten Waldbödon , mit einem Wort , die Schutzwaldungen, die in den Händen der Privaten mit dem abhängigen Tiet lande dem Untergange geweiht sind, aufzukaufen, durch Maßregeln einfacher Art, etwa nach dem in Indien gebräuchlichen System, gegen Waldbrand zu schützen, durch Beamte zu verwalten und durch eine ordentliche Zahl von Schutzleuten gegen Diebe, Jäger und gebildete Ausflügler zu sichern."

Damals-, vor 23 Jahren, haben die maßgebenden Persönlichkeiten in Amerika über diese Vorschläge des „deutschen Schwärmers'* ihr Zwerchfell erschüttert und heute ? Nicht weniger als 30 Millionen Hektar Gebirgswaldungen hat die ünionsregierung bereits aufgekauft, und hoffentlich gelingt es , die herrliche Waldregion der Appalachen , über deren Sein und Nichtsein gegenwärtig gekämpft wird , ebenfalls der Nation zu erhalten. In der Freude über diese Erfolge kann der Ver- fasser die damalige Behandlung vergessen, und auch in Amerika hat man vergessen , daß man vor 23 Jahren die Gebirgswaldungen um einen Bruchteil des heutigen Preises hätte kaufen können , wenn eben damals der Gedanke des Ankaufes nicht gar so lächerlich gewesen wäre.

Noch vieles andere, was als Folge der Entwaldungen für die nächsten Jahrzehnte vorausgesehen werden konnte, ist eingetroffen. Im Süden haben sich die Treibsandflächen, im Norden die Sümpfe vergrößert und die Überschwemmungen, die Dammbrüche der großen Stauwerke, durch welche man den Wald als Wasserregulator überflüssig machen wollte, haben an Zahl und Furchtbarkeit zugenommen: die Erschöpfung an edlen Nutzholzarten , die vom Verfasser vor 25 Jahren in den ost- amerikanischen Waldungen für die nächsten 50 Jahre bereits ange- kündet wurde, wird gegenwärtig von den Schriften amerikanischen und europäischen Ursprungs auf die nächsten 25 Jahre verlegt.

Im atlantischen Waldgebiet schreitet die Entwaldung zwar weiter; sie scheint aber bald der Wiederaufforstung, sowohl der absichtlichen durch den Menschen als der unabsichtlichen durch die Natur, die Wage zu halten : gewaltig aber vergrößern sich die Waldbegründungen in den sogenannten Präriestaaten. Das Endergebnis wird eine Ausgleichung der klimatischen und ökonomischen Verhältnisse zwischen Ost und West sein; die Präriestaaten werden sich den Waldstaaten abseits von der Küste und diese den Präriestaaten nähern; beide zusammen werden schließlich in Wald und Waldwirtschaft Europa so ähnlich sein . daß alles, was in Eiu-opa beobachtet und als waldbaulicher Fortschritt er- wiesen wird, auch für Amerika und lungekehrt Geltung hat.

Was in Ostamerika in der Beeinflussung der Bodendecke durch die menschliche Tätigkeit auf großen Flächen nach der Horizontalen hin

248 Siebenter Abschnitt. Allgemeine Veränderungen im Waldzustande usw.

eich abspielt, geschieht in Westamerika auf kleinen Flächen nach der vertikalen Richtung hin. Das Gebirge, soweit es noch nicht in Staatsbesitz übergegangen ist, wird entwaldet, die Ebenen, die ursprüng- lichen Prärien, werden bewaldet: nur in jenen gesegneten Gebieten, in welchen die Ebenen in Felder, Gärten und Wald umgewandelt, der Wald der Gebirge als natürlicher, durch kein Stauwerk zu ersetzender Wasserl)ehälter für das Tietland erhalten wurden , ist jene Harmonie zwischen Klima, Boden, Bodendecke und menschlicher Tätigkeit ge- schaffen, die wir mit dem Worte ..Kalifornien'- zusammenfassen und ersehnen.

Im ostasiatischen, chinesischen Walde ist die Umgestal- tung der Bodendecke der Verlust des Waldes durch die Eingi'iffe des Menschen seit mehr als tausend Jahren bereits vor sich gegangen; der Gedanke, in diesen ungeheuren Ländereien im Norden Chinas durch Wiederbewaldung das natürliche Gleichgewicht zwischen Wald und Tiefland durch Regelung der Wasserversorgung herzustellen, ist dort ein Problem vielleicht der kommenden Jahrhunderte. Von selbst kann dort der Wald nicht zurückkehren, teils weil dort die Mutterbäume fehlen, teils weil die Schattenlosigkeit während regenloser Zeiten alle zarten Keime wieder vernichtet. Günstiger liegen die Waldlandschaften und Ebenen von Indien, Korea und Japan. Häufige Regengüsse auch in der trockenen Winterzeit haben die völlige Schutzlosigkeit der Berge durch Entwaldung und die Preisgabe des Tietlandes an die Wassermassen verhindert: denn wo der Mensch nicht alljährlich alles absichelt, säet der Wald erfolgreich seine Keime. Aber unheilvoll für den Wald war und ist noch heute jedes Feuer, das Löcher in den Wald frißt, ebenso wie die Axt, die unbedacht geführt, den Wald be- seitigt, ehe eine neue Waldgeneration bereits vom Boden Besitz ge- nommen hat. Wo dieser oberste Grundsatz aller Waldwirtschaft ini Bereiche des ostasiatischen Monsungebietes versäumt wurde , er- scheint der alles verschließende Bambus, gegen welchen eine euro- päische oder nordamerikanische Begrasung der Kahlfläche als eine Wohltat bezeichnet werden muß.

Zweiter Teil. Die Waldbegründung.

Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

Nachdem die moderne Forstwirtscliaft soweit vorgeschritten ist, daß jede Nutzung im Walde zugleich einen waldViaulichen Zweck er- füllt, sind Nutzungs-, Wirtschafts- oder Betriebsformen des Waldes zugleich bestimmte Verjüngungsformen geworden. Der daraus hervor- gehende, neue Wald trägt ein den speziellen Wirtschaftsformen zu- kommendes, spezielles Gepräge, Entsteht hierbei der neue Wald aus Samen und soll die neue Generation bis zur Samenertragsfähigkeit wieder heranwachsen , so heißt er Hochwald. Entsteht der Wald aus Ausschlägen und Trieben, welche aus schlafenden oder aus Über- wallungsknospen nach vorheriger Stümmelung des Stammes hervor- brechen, so heißt der Wald Ausschlagswald. Wird der Baum dm'ch Abkappen der Gipfel , bzw. ihrer Ersatzgipfel verknippelt , so entsteht der Krüppel- oder Astwald: erfolgt die Verjüngung all- jährlich freiwillig durch Triebe aus unterirdischen Trieben (Rhizomen), so kann man einen derartigen Wald Rhizomwald nennen. Entsteht der neue Wald aus Samen und Stockausschlägen zugleich, wo- bei einzelne Stämme ein vielfaches Alter der auf den Stock gesetzten Stämme erreichen, so nennt man einen derartigen Wald Mittelwald. Im Rahmen dieser fünf Wirtschafts - oder Betriebsklassen werden nachstehende Betriebs- oder Verjüngimgsformen unterschieden

A. Hochwald.

Die Vorteile des Hochwaldes gegenüber dem Ausschlags-, Krüppel- und ^littelwalde seien in folgende Punkte zusammengefaßt: 1. Bei geeigneter Kronenschlußregelung geben Hocliwalduiigen die beste

2;,(l Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

Aussticht der Erhaltung der ursprünglichen Bodonkraft, bzw. geht unter geeigneter Wirtschaftsführung bei ihnen die Er- schöpftmg des Bodens am langsamsten vor sich; 2. Beseitigung aller Wuchsfehler durch geeignete Erzichungshiebe während des langen Lebens der Baumvereinigungen-, für die Anhänger der unbewiesenen Vererbung von Wuchstugenden und Wuchsfehlern liegt darin auch die Möglichkeit der ständigen Baumformenverbesserunnj durch den Samen der durch die geeignete Erziehung geschatfenen Elitebestände : 8. Er- ziehung der stärksten und schwächsten, wertvollsten Nutzholz- und Brennholzsortimente zugleich in größter Menge, in bester Form und innerer Güte (Gleichmäßigkeit des Gefüges, Astreinheit): 4. Möglichkeit der Gewinnung von Streu ; 5, im Laubholzhochwald leichter Übergang zu den anderen Betriebsklassen , Niederwald und Mittelwald : 6. die Hochwaldungen gewähren reichlichen Arbeitsverdienst; 7. der Hochwald setzt naturwissenschaftliche Kenntnisse voraus, regt an und verlangt eine ständige Beobachtung im Walde ; er arbeitet damit an der natm'- wissenschaftlichen Fortbildung seiner Wirtschafter mehr als die übrigen Betriebsklassen. Zu den Nachteilen des Hochwaldes sind zu zählen : 1. Bei ungeeigneter Wirtschaftsform und -führung wird der Boden rascher der Erschöpfung nahe gebracht als bei den Nieder- und Mittel- waldbetriebsklassen ; 2. da Hochwald aus Samen entsteht, so besteht Ab- hängigkeit vom Eintritt des Samenjahrs bzw. Abhängigkeit von den vorhandenen Vorräten an Sämereien im Handel ; Unsicherheit der Ver- jüngung und hohe Kosten gegenüber dem Ausschlagsbetriebe ; 3. die Hochwaldungen erfordern lange Zeiträume und geben bei der herr- schenden Erziehungsmethode nur geringe Erträge zwischen zwei, weit auseinanderliegenden Endernten; 4. Es ist kaum zweifelhaft, daß Aus- schlags- und Mittelwald den Hochwald an Gesamtholzmasse inner- halb derselben Zeiträume übertreffen; 5. die Hochwaldungen sind am meisten gefährdet durch Sturm, Schnee, Feuer, Lisekten : (>. sie verlangen kostspielige und schwierige Betriebe, höhere Anforderungen an die natur- wissenschaftliche Vorbildung des Personals ; 7. Schwierigkeit der Fällungen mit Rücksicht auf den Nachwuchs und die persönliche Sicherheit der Arbeiter; 8. starke Beschädigung durch Beschattung an anliegenden, landwirtschaftlichen Grundstücken; U. es besteht die Gefahr, daß aus waldästhetischenRücksichten, aus allzu großer Ängstlichkeit bezüglich der Nachhaltigkeit auf Grund ungenügender Ermittelung der Zuwachs- verhältnisse die Umtriebszeit zu hoch angesetzt wird, wodm^ch Verluste an Holz durch Fäulnisprozesso herbeigeführt werden.

Die »irtschafts- (uler Betriebsformen des Hochwaldes.

Während des größten Teiles des vorigen Jahrhunderts bis zu den Achtzigerjahren war das Streben der führenden Geister und Meister der Forstwirtschaft zumeist auf eine möglichst großzügige Regelung

A. Hochwald. 251

der Benützung des Waldes, auf eine möglichst kleinzügige, d. h. mög- lichst einfache Schablone der Wiederverjüngung des Waldes gerichtet. Aus diesem Streben ging die Einteilung des Waldes in nniglichst große Flächen Bestände hervor, welche der waldbaulichen Tätigkeit zur möglichst raschen und vollkommenen Verjüngung im Jahre der Hau- barkeit zugewiesen wurde. Die Lösung dieser Aufgabe war der Piäif- stein für das forstliche Können im AValde. Diese großen Flächen, Abteilungen genannt, bildeten die Wirtschaftsfigur, die Wirtschafts- einheit, den Bestand, coup, stand; die Wirtschaft selbst kann man als eine Großbestands Wirtschaft bezeichnen; G. L. H artig stellte als höchstes, erreichbares Ziel der waldbaulichen Kmistfertigkeit die Begründung eines möglichst gleichalterigen, möglichst einförmigen, d. h. reinen Bestandes hin; das Holzarten- und Baumaltersdetail, das der Wald bei der ersten Einrichtung noch aus seiner Urzeit oder aus seinem Femeidasein besaß, das als Unterabteilung ausgeschieden wurde, sollte im Laufe der Umtriebszeit zugunsten der Einheit Abteilung verschwinden. Die Durchführung dieses Progi-amms ist freilich viel- fach am Widerspruch der Natur gegen diese Gleichförmigkeit ge- scheitert, die Ungleichartig- und -altrigkeit innerhalb des Bestandes wird jetzt als willkommene Woliltat empfunden, die Unterabteilungen sind bleibende Bestandesfiguren geworden, Bestandeswirtschaft der neuzeitlichen Richtung, sind aber immer noch von einer Größe, welche bestimmend ist für die Art und Geschwindigkeit der Ver- jüngung. Soll den Anforderungen der Forsteinrichtung entsprochen werden, führen diese beiden Bestandswirtschaften oder Großflächen- wirtschaften zum Kahlschlag mit künstlicher Verjüngung. Jeder Be- stand kann dabei aus einer Holzart bestehen , reiner Bestand oder ein aus mehreren gemischter Bestand sein, kann auf natürlichem oder auf künstlichem oder auf beiden Wegen zugleich entstanden sein, kann aus Kahlschlags oder Schirmschlagsstellung hervorgegangen sein ; die Feststellung der zu wählenden Holzart, des zu wählenden Ver- jüngungszeitraumes und damit auch des zu wählenden Verfahrens be- ansprucht die Forsteinrichtung, welche auf diese Übergriffe in den Waldbau auch nicht verzichten kann, ohne ilire Großflächeneiuteilung des Waldes selbst, die Grundlage der ganzen heutigen Forsteinrichtung, zu erschüttern. Auf dieser Grundlage sind heute nicht bloß fast sämt- liche Waldungen Deutschlands, sondern, unter Führung Deutschlands, auch jene der Nachbarländer, ja selbst jene der außereuropäischen Waldungen eingerichtet und bewirtschaftet.

Die Tatsache, daß erstens Abteilungen bzw. Unterabteilungen Be- stände — immer noch so große Flächen sind stets gi'ößer als 3 ha , daß sie bei Naturverjüngung nicht rasch genug, bei künstlicher Ver- jüngimg nur mit sehr großen Kosten wieder bestockt werden können, daß zweitens die Bestandswirtschaft zu reinen Beständen großer Aus-

252 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Yerjüngungsformen.

dehnung führt, welche die Natur zu Katastrophen herausfordern, gegen welche wieder im Walde Vorsichtsmaßregeln getroffen werden müssen, welche der Verjüngung hinderlich sind (Hiebsfolge); daß drittens nach allen bisherigen Erfahrungen der Großbestand mit der durch die Größe notwendigen, künstlichen Verjüngiing im Kahlschlagsbetriebe nicht im- stande ist, die gegebene Bodengüte zu erhalten, vielmehr langsam, aber sicher dessen Verminderung herbeiführt: daß viertens eine in die weite Zukunft blickende Forstwirtschaft nicht ausscliließlich den gegenwärtig rentabelsten Holzarten ihren Wald ausliefern, vielmehr in demselben nicht nur sämtliche einheimischen Holzarten in angemessenen Verhält- nissen, sondern auch von den fremdländischen die aussichtsvollsten neben einzelnen wichtigen Halbbäumen und Sträuchern aufzunehmen und zu erhalten hat: dürfte eine andere Ordnung im Walde den natur gesetzlichen Grundlagen des Waldes und den gegenwärtigen und kommenden Bedürfnissen der Menschen besser entsprechen, das wäre die Aufteilung des Waldes in Kl e in - bestände, Klein flächen. Unter Klein beständen versteht Verfasser, wie bereits angedeutet, eine Fläche von U,3 3,0 ha. Diese Flächengröße bildet die Wirtschaftseinheit, den Kleinbestand. Jeder Kleinbestand ist ein Wirtschaftsobjekt für sich: die Anordnung im Walde ist schachbrettartig: unter sich sind die Kleinbestände in Holzart oder doch in Alter verschieden.

Sinkt die Einheitsfläche für die wirtschaftliche Behandlung des Waldes unter den Betrag von 0,3 ha (etwa ein Tagwerk, Joch, Morgen), ist sie aber größer als etwa 1 a, den Standraum eines Trupps, so nennt man eine derartige Einheit Gruppe. Man denkt sich d e n g a n z e n Wald aus Gruppen von obiger Größe zusammengesetzt, die Gruppen unter sich in Alter und Holzart verschieden und jede für sich ein eigenes Wirtschaft s obj ekt. Die An- ordnung ist eine schachbrettartige. Die bildliche, kartographische Dar- stellung, welche schon bei einer Kleinbestandswirtschaft mechanischen, großen Schwierigkeiten begegnen wird . was selbstredend keinen Ein- üuß auf ihre Einführung und Durchführung ausüben kann, ist bei der Gruppenwirtschaft nach bisheriger Methode eine Unmöglichkeit. Der waldbaulichen Tätigkeit bleibt es ganz überlassen , wie , wo und wann eine Gruppe zur Nutzung und zur Verjüngung, wie und wo somit der Etat zur Erfüllung kommt. Die Auswahl der Holzart bei der Neu- begründung, welche eine natürliche oder künstliche sein kann, erfolgt ganz im Anhalt an Boden, Klima und Rentabilität.

Sinkt endlich die Einheit der Flächengröße und -behandlung bis zum Trupp- mid Einzelindividuum, dann hat der Wald äußerlich den Charakter des Urwaldes angenommen : er wird P 1 e n t e r - oder F e m e 1 - wald genannt; die Forsteinrichtung haßt ihn, weil er den rechnerischen Kalkülen und der räumlich-ordnenden Gleichmäßigkeit die größten Schwierigkeiten in den Weg legt.

A. Hochwald. 253

In jeder AVirtschaftsform sind die Bestandsränder oder die Berührungsstreifen zwischen den Wirtschaftsfiguren die wald- baulich und forstlich ungünstigste Stelle im Walde; nur soweit der Berührungsstreüen zwischen einem höheren Lichtholz- und einem niederen Schattenholzbestande bzw. -gruppe verläuft, wirkt er günstig auf das Lichtholz ein. In der Großflächen- oder Großbestands- wirtschaft ist das Verhältnis der Summe der Berühnmgsstreifen ziu- Gesamtfläche am vorteiDiaftesten : die Berührungen sind überdies zu Schneusen oder zu Wegen umgebaut. Bei der Bestands- und Klein- bestandswirtschaft wächst die gesamte Länge der Berührungs- streifen beträchtlich, doch nicht über jenes Maß hinaus, das nicht mehr für Wege und Bringungszwecke ausgenützt werden könnte: bei der Gruppen Wirtschaft verlängert sich die Summe der schädlichen Berührungsstreifen ins unmeßbare. Der ganze Wald endlich löst sich in Verhältnisse auf, wie sie auf den Berührungsstreifen bestehen, bei einem stammweisen Wirtschaftsbetriebe oder auch Stamm- waldwirtschaft oder Femelwaldwirtschaft oder Plenter- waldwirtschaft. Diese Wirtschaft ist die älteste von allen; sie nähert sich dem Urwalde am meisten, sie ist die intensivste, die wald baulich feinste, aber auch die schwierigste Wirtschaft, weil sie jeden einzelneu Baimi bzw. einen jeden Trupp von Bäumen für sich nach den jeweiligen Anforderungen an Boden, Licht und Wert behandelt. Sie ist die Wirtschaft, welche den Naturgesetzen des Waldes am voll- kommensten entspricht. Jegliche flächenweise Ausscheidung, jede Kartierung, jede Hiebsfläche fällt hinweg: der jährliche Zuwachs ist die Formel für die Regelung der Nachhaltigkeit im Femelwaldbetriebe ; er genießt und gewährt im vollen Maße die Vorzüge des Urwaldes, verzichtet aber auch ganz auf die Vorzüge in Masse und Güte der Produkte der Bestands- oder Flächenwaldwirtschaften.

Obige fünf Waldwirtschafts- oder AValdeinrichtungsformen , Groß- bestands- oder Großflächenwirtschaft. Bestands- bzw. Kleinbestands- oder Kleinflächenwirtschaft, Gruppen Wirtschaft, Stammwirtschaft finden ihre Unterscheidung in der Flächengröße, welche gleichzeitig oder doch in kurzem Zeiträume genützt werden soll ; die Art und Weise der Nützung und Verjüngung, das heißt die gleichzeitige Beseitigung aller Stämme oder eines Teiles derselben, die künst- liche oder natürliche Neubegründung in Verbindung mit den Wirtschaftsformen gebracht, gibt Anlaß zu weiteren technischen Be- zeichnungen, die folgender Art sind: Kahlschlagsverjüngimg in der Großbestandswirtschaft . Kahlschlagsverjüngung in der Kleinbestands- wirtschaft. Kahlschlagsverjüngung in der Gmppenwirtschaft : eine Kahl- schlagsverjüngung in der Stammwirtschaft kann nur die Beseitigung eines einzigen Stammes oder eines ganzen Trupps von Bäumen be- deuten : sie kommt daher begrüFlich und praktisch gleich einer Schirm-

"254 Acliter Abschnitt. Die Wirtscliafts- und Verjüngungsformen.

Schlagsverjüngung: Schirmschlagsverjüngung in der Gruppen Wirtschaft, in der Kleinbestands- und in der Groübestandswirtschaft sind weitere Verjüngungsarten, welche zusammen ebenfalls eine Gruppe bilden.

Die Hauptverjünguiigsarten.

a ) Kahlhiebs- oder K a li 1 s c h 1 a g s v e rj ü n gu n g. Werden auf der Wirtschaftseinheit Großbestand, Bestand. Klein- bestand, Gruppe alle Stämme mit einem Nutzungshiebe beseitigt, so entsteht eine Kahlfläche von der Größe des Bestandes (größer als 3 ha), des Kleinbestandes von 0,3 3 ha , einer Gruppe von 0,3 ha bis 1 a ; die Größe eines Großbestandes oder Kleinbestandes kann Veranlassung geben , daß nicht alle Stämme auf der ganzen Fläche , sondern nur auf Teilen der Flächen geschlagen werden, deren Größe sich nach waldbaulichen Bedürfnissen oder auch nach Forsteinriehtungs- erwägungen (Verjünginigszeiträumen) richtet. So wird der Großbestand zum Zwecke der leichteren Verjüngung in Kleinbestände oder in Gruppen, Kleinliestände in Gruppen, Gruppen in Einzelnstämme aufgelöst. Beim Kahlschlage ist zu erwägen: Je größer die Kahlfläche,

1. desto unvollkommener die Verjüngung, wenn diese allein der Natur überlassen bleibt:

2. desto größer bei geregelten Wirtschaften der Aufwand an Kulturkosten :

3. desto mehr treten wegen der künstlichen Begründung die Misch- bestände und mit diesen die Vorteile , aber auch die Nachteile der Mischbestände zurück; es entstehen vorwiegend Reinbestände: die Nachteile der Reinbestände kleben vorzugsweise den Kahlschlags- methoden an :

4. desto schwieriger wird die Ausnützung der Verschiedenheiten des Bodens mit der passendsten Holzart :

5. desto größer bei gleichen Bedingungen des Gedeihens und Erkrankens die Gefahr durch Fröste, Insekten, Pilze:

0. desto rascher verschwindet die Empfänglichkeit des Bodens, -er verwildert auf Kosten der Nutzbäume ; es steigern sich die Gefahren, welche Unkräuter und Gräser auf einer Kahlfläche im Gefolge haben, das sind Wild- und Mäuseverbiß, Verdammung, Fröste, Feuer, Schnee :

7. desto mehr werden Humus und Feinerdebestandteile vom ge- neigten Boden durch Regen oder Schneewasser abgeschwemmt:

8. desto mehr kann der Wind mit seinen austrocknenden Eigen- schaften einwirken: im extremen Falle werden Humus oder andere lockere Bodenbestandteile in Bewegimg gesetzt;

9. desto mehr schwankt im Boden und über demselben der Feuchtigkeitsgehalt: es nimmt die Feuchtigkeit der Luft und des Bodens während der Trockenheit gegenüber dem Walde ab: es steigert sich die Frostgefahr, so daß die Schwierigkeiten für die

A. Hochwald. 255

Kulturmethode und die Gefahren für die ncnltogründote Jugend wachsen :

10. desto ungehinderter können Lieht und Wärme auf die, im vollen oberen und reichlichen, vorderen Lichte stehenden Pflanzen einwirken und ein von den jeweiligen Witterungsverhältnissen ganz abhängiges, grobfaseriges, ungleichbreitringigcs Holz erzeugen ;

1 1 . desto gleichartiger und gleichmäßiger wird bei der Haupternte das zu erwartende Nutzholz in seiner Ausformung gering oder stark, je nach dem Alter der Bestände.

Die bisher aufgeführten Punkte sind Nachteile, welche den Ivalil hiebsflächen je nach der Flächengröße innewohnen: von den Vor- teilen seien folgende hervorgehoben: Je größer die Kahlfläche,

1. desto leichter die ganze Technik und Mechanik der Wirtschafts- gebarung, Einrichtung und Kontrolle der Wirtschaft;

2. desto leichter das Fällungs- und Sortierungsgeschäft : Un- abhängigkeit von der Geschicklichkeit der Arbeiter: Entbehrlichkeit ständiger Holzarbeiterschaften, welche unter den gegenwärtigen Zeit- verhältnissen immer schwieriger zu beschaffen sind ;

3. um so geringer die Auslagen für Transport des Materials;

4. um so leichter die Kulturmanipulation, w^elche zumeist auf künstliche Verjüngung abzielt; Aufstellung von Kosten Voranschlägen, Ausführung der Arbeiten, Anwendung von Maschinen:

5. um so einfacher Kontrolle und Ersatz der Pflanzenabgänge; Unabhängigkeit der Verjüngung vom Eintritt ins Samenjahr:

G. um so aussichtsvoller die Bekämpfung der stockbewohnenden schädlichen Insekten und Pilze:

7. um so enger wegen der Gleichalterigkeit und Gleichartigkeit der aufwachsenden Bestände der Kronenschluß, um so massen- r ei eher die Bestände, um so vollholziger die Schäfte, um sogerad- schaftiger und um so astreiner die Bestände, weil sie reine sind.

8. desto einfacher alle waldbaulichen Maßregeln , desto geringere Ansprüche an die leiblichen und geistigen Leistungen des Wirtschafters, desto größer können die Verwaltungsbezirke genommen werden, desto geringer die Zahl der Wirtschafter im Walde.

1. Die kahle Fläche ist naturgemäß am größten bei dem G r o ß - flächen- oder Großbestandskahlschlag; sie wird kleiner bei der Bestands-, noch kleiner bei dem K leinbestand skahlsc hlag (in maximo 3 ha), am kleinsten bei der Gruppen Wirtschaft oder dem Löcherhiebe (in maximo 0,3 ha) oder bei dem Femelhiebe (in maximo 1 a). Die Verjüngung auf der Kahlfläche kann eine natür- liche oder künstliche oder eine aus beiden Methoden gemischte Ver- jüngung sein. Der aufwachsende Wald zeigt auf der Verjüngungsfläche die geringsten Altersunterschiede, tritt frühzeitig in Kronenschluß und

250 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

bleibt entweder im haubaren Alter mit allen Vor- und Nachteilen dieser Lichtverhältnisse geschlossen (Schattenholzart) oder verlichtet mit allen Nachteilen dieses Zustandes (Lichtholzart).

Um den Nachteilen der Großflächenwirtschaft tunlichst entgegen- zuarbeiten, ohne auf die Vorteile verzichten zu müssen, ist man schon frühzeitig auf eine Einschränkung der Kahlflächengröße bedacht ge- wesen.

2. Der kahle Saumschlag oder saumweise Kahlschlag. Die Saumbreite beträgt V'2 4 m Baumhöhen. Bei langem Saume kann derselbe in mehrere Teile zerlegt werden, welche voneinander unab- hängig gegen die Hauptwindrichtung fortschreiten, d. h. eine ver- schiedene Hiebsfolge in der Zeit ihrer Ausführung aufweisen; stoßen die Saumstücke in "Winkeln aneinander , so spricht man auch von ge- brochenen Saumschlägen. Je schmäler der Saum, um so geringer die Nachteile der dadurch entstehenden Kahlflächen , um so größer die Altersdiflferenzen der entstehenden Jugend. Der kahle Saumhieb mit natürlicher oder künstlicher Verjüngung ist heutzutage die Regel bei der Bewirtschaftung von Fichten und zweinadeligen Föhren.

3. Kulissen kahlschlag entsteht, wenn mehrere parallele Saum- hiebe in einem Bestände angelegt werden, so daß zwischen zwei Kahl- hiebsstreifen ein breiter Bestandsstreifen verbleibt. Die Kahlflächen- gefahr wird geringer, aber die Windgefahr für den bleibenden Bestand wächst; für Bestände von zweinadeligen Föhren in Anwendung; die entstehende Verjüngung wird ungleichaltriger, unregelmäßiger abgestuft als beim kahlen Saumschlage.

4. Der ringförmige Kalilschlag beginnt als Kahlhieb auf einer annähernd kreisförmigen Fläche (kahler Löcherhieb ) : durch peri- pherisch sich erweiternde, also ringförmige, kahle Saumschläge schreitet die Nutzung und Verjüngung bis zu den Bestandsrändern fort; die Verjüngung ist eine natürliche oder künstliche; die Gefahren für die aufwachsende Jugend sind beträchtlich gemindert, jene für den bleibenden Bestand besonders von selten des Windes durch die fortschreitende Verjüngung erhöht. Um dieser zu begegnen ist:

5. eine Verbindung des kahlen Saumschlages mit dem kahlen Löcherhiebe zulässig. Hat der ringförmige Kahlschlag eine solche Bestandesdurchbrechung herbeigeführt, daß Windgefahr zu drohen beginnt, werden die peripherischen oder Ringhiebe ausgesetzt, bis die Saumhiebo an das Verjüngungsergebnis auf den kahlen Löchern heram'ücken und dieses in ihre Verjüngung mit einschließen. Sowohl der saumweise als der ringförmige Kahlschlag als auch die Verbindung beider könen in der Großbestands- wie in der Kleinbestandswirtschaft zur Anwendung kommen. Die Verjüngung kann eine natürliche und eine künsthche sein. Li der Gruppenwirtschaft ist wohl nur der Kahl- sclilag, kaum mehr der kahle Saumhieb anwendbar ; es entstehen dadurch

A. Hochwald. 257

ebeiitallti kahle Löclier, welche aber nicht peripherisch erweitert werden können, w^eil die Nachbargi'uppen aus anderen Holzarten oder aus anderen Altersklassen bestehen.

b) Schirm hie bs- oder Schirmschlags verj üugu ngen ').

Werden auf der Wirtschaftseinheit, Großbestand, Bestand, Klein- bestand, Gruppe, Trupp nicht alle Stämme auf einmal, wird nur ein Teil derselben beseitigt, so entsteht durch die bleibenden Stämme ein lockerer Schirm, welcher bestimmt ist:

1. Anflug der Sämereien von allen Seiten zu ermöglichen und für Bedeckung des Samens zu sorgen;

2. die aufwachsende Jugend gegen jegliche schädlichen, äußeren Einflüsse der Natur, wie Frost, Hitze, Hagelschlag, Wind, zu schützen ;

3. den Unkrautwuchs möglichst zurückzuhalten:

4. mit der natürlichen Verjüngung die Ersparnis an Kulturkosten und alle übrigen Vorzüge dieser Methoden der Naturverjüngungen zu siehern ;

5. die Gewinnung eines Lichtstandswuchses an den Schirmbäumen zu erzielen;

0. den neuen Bestand zu gleichmäßigerem Holzgefüge durch Ent- zug von Licht und Wärme zu zwingen;

7. die Schirmbäume allmählich in den Freistand, einige von ihnen in den Überhaltsbetrieb überzuführen :

8. einen ungleichaltrigen neuen Bestand zum Schutze gegen Li- sekten. Wind, Schnee hervorzurufen.

Diese Vorteile werden zwar eiTeicht, jedoch müssen dann auch folgende Nachteile des Schirmbestandes in den Kauf genommen werden :

a. die Langsamkeit des Verjüngungsganges , Verzögerung der Wirtschaftsfühning und damit Erschwerung des von der Forsteinrich- tung vorgeschriebenen Tempos der Bestandsverjüngung:

b. Zuwachsverlust an den jungen Pflanzen infolge der Über- schirmung, des Entzuges von AVärme, Licht und Wasser:

c. Erschwenmg der Fällung, Bringung, Sortiennig und Verwertung des anfallenden Materials:

d. Erhöhung der Gefahr für den gelichteten Schiraistand dmx-h Wind, bei glattrindigen Bäumen durch Eindenbrand:

e. Vergrößerung der Arbeitslast für den Wii'tschafter sowohl in leiblicher wie in geistiger Hinsicht,

1) Leider werden die Schirmschlagwirtscliaften bzw. -Verjüngungen auch Femel- oder PlenterverjUngungen genannt, wodurch Konfusionen wie zwischen Fenielhieb und Femelschlag Heyers Femelschlag i.st z. B. = Dunkelschlag!) ohne Ende entstehen.

Mayr, Waldbau.

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258 Acliter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüugungsformen.

Schirmstandsformen der Verjüngungen .sind folgende :

(). In der herrschenden Groß flächen- oder Groß- be Stands Wirtschaft hat die Schirmschlagverjüngung seit mehr als hundert Jahren eine besondere Ausbildung erfahren unter dem Namen Dunkelschlagverjüngung. Sie erstreckt sich in der Groß- bestands wir tschaft entweder über den ganzen Bestand auf einmal oder über große Teile desselben, in gleicher Weise setzt sie im Bestands- und Kleinbestandswalde ein; im Gruppe nwalde umfaßt sie die ganze Gruppe. Der Augritf des Bestandes erfolgt an einer oder an wenigen Stellen des Bestandes. Die Dunkelschlag\-erjüngung be- steht aus folgenden , zeitlich voneinander getrennten Hieben , welche alle die natürliche "Wie der Verjüngung der Wirtschaftsfigur be- zwecken.

Ausgehend vom gesclilossenen Schattenholzbestande , in dem die ganze Erziehungskunst bisher dahin abzielt , daß das unterdrückte Stammaterial beseitigt, der Bestandsschluß aber ängstlich erhalten wird, sind die ersten Hiebe bestimmt, die Nachteile dieser Erziehungsmethode für die kommende Verjüngung wieder langsam zu beseitigen. Die letzte Durchforstung wird als starke Durchforstung ausgefülurt, d. h. wird stärker gegriffen als alle vorherigen Durchforstungen; es wird nämlich nicht nur sämtliches unterdrückte, sondern auch das der Unter- drückung nahe Material hinweggenommen als für die Zwecke der Naturbesamung hinderlich; diese Hiebe hat man Vor hiebe genannt.

Er ist kein Angriff, kein Verjüngungshieb im eigentlichen Sinn, denn im Falle weitere Hiebe nicht folgen, tritt keine Verjüngung, viel- mehr wieder Bestandesschluß ein.

Der erste Verjüngungshieb ist der Vorb er eitungshieb. Seine Aufgabe ist, den Kronenschluß der Althölzer durch Herausnehmen von sehr starken und schwachen Bäumen, etwa der Hälfte des ganzen Bestandes , so zu durchbrechen, daß eine möglichst gleichmäßige Ver- teilung der Schirmständer zum Zwecke einer möglichst gleichmäßigen Besamung erzielt wird. Diese Gleichmäßigkeit herbeizuführen, ist bei der Mannigfaltigkeit der inneren Natur eines Bestandes und bei den Störungen des Kronenschlusses im Laufe des Bestandslebens in der Tat eine Kunst, aber doch nur eine brotlose; denn die gleichmäßige Schirmstellung über große Flächen hinweg ist eine naturwidrige, für die besten Aussichten einer Verjüngung ungünstige. Die Schirmdichte hat vielmehr mit der Bodengüte, mit dem Zustand der Bodendecke, in bergigen Geländen mit diesen und mit der Exposition, d. h. mit dem Klima zu wechseln. Der Hieb heißt Vorbereitungshieb, um durch den größeren Lichtzufluß die Schirmbäume zum Samenerträgnis und den infolge des Bestandesschlusses unempfänglichen Boden zur Aufnahme der Sämereien vorzubereiten. Kurz vor einem Samenjahr oder wälu'end desselben oder unmittelbar nach demselben wird ein zweiter Hieb in

A. Hoch)

2Ö0

den schirmenden Bestand eingelegt, de r Bosamungshieb; er ent- nimmt so viel Stämme, daß genügend Licht für die Entwicklung der erwarteten Jugend während der ersten Jahre geboten wird. Es folgen nun weitere Hiebe, welche alle als Lichtungs- oder Lichthiebe zusammengefaßt werden und alle die gleiche Tendenz verfolgen, den Wasser- und Lichtgenuß der jungen Generation zu steigern und die Gefahr des Freistandes (Frost, Unkraut usw.) abzuwenden; die letzten Bäume des völlig aufgelösten Schirmstandes fallen dem Nachhiebe bzw. Endhiebe zum Opfer, womit wenigstens in der Theorie, seltener in der Praxis die Verjüngmig abschließt.

Der daraus hervorgehende, junge Bestand zeigt, da er im wesent- lichen aus einer Besamung entspringt, nur geringe Altersdifterenzen und besteht, wenn der alte Bestand gemischt war, in der Regel eben- falls aus mehreren Holzarten , welche stamm- , trupp- oder gruppen- weise gemischt stehen. Ob die stammweise Mischung hierbei sich in der Zukunft erhalten kann, hängt von den naturgesetzlichen Grund- lagen aller Mischungen ab, welche im ersten Teile näher besprochen wurden.

Um den Verjüngungsgang zu beschleunigen und endlich der Jugend Ruhe zu geben, wird vielfach vom Dunkelschlag zum Kahlschlag oder kahlen Saumschlag übergegangen, womit die künstliche Verjüngimg einsetzt. In neuerer Zeit hat man den Dunkelschlag abgekürzt, indem man Vorhieb und Vorbereitungshieb mit dem Besamungshieb ver- einigt, „ins Volle" greift, den Boden künstlich verwundet und in wenigen Lichthieben die Verjüngung, welche im regulären Dunkelschlag bis zu 40 Jahren umfaßt (Schwarzwald), beschleunigt (Dänemark).

Um der schweren Gefahr des Windes bei diesen Verjüngungsformen zu begegnen, legt man 7. den saumweisen Dunkelsehlag ein. Die Verjüngung in dieser Form umtaßt nur Streifen des Bestandes, meist von einer Breite von 2 4 Bestandshöhen ; an der dem Wind entgegen- gesetzten Seite ward dieser saumweise Schirmschlag begonnen-, auf jedem Streifen erfolgen der Zeit nach obige vier Hiebe, während gleichzeitig auch die Hiebe nach dem Bestände hin in Säumen fort- schreiten; theoretisch sollte auf dem ersten Streifen der Besamungshieb zur Ausführung kommen, wenn ein neuer Streifen mit dem Vor- bereitungshieb bedacht wird; auf dem ersten Streifen sollte der Licht- hieb folgen, w^enn auf dem vorausliegenden Streifen der Besamungshieb einsetzt und ein Vorbereitungshieb einen neuen Streifen in AngriÖ' nimmt, und so fort bis zur Vollendung der Verjüngmig des Bestandes. Wie alle saumweisen Hiebe, ist auch dieser für die Verjüngung selbst ein sehr günstiger, er verzögert aber die Vollentlung der N'erjüngmig außerordentlich, ein Nachteil, der um so größer ist, je gi'ößere Bestände die Forsteinrichtung ausgeschieden hat. Durch Aufteilung der Säume in kiü-zere Stücke, Brechung der Säume können zahlreiche Angriffs-

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200 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und \'erian<:;ungs{ormen.

punkte geschaffen werden, wodmxh etwas das Tempo der Verjünoimg sich beschleunigt; je schmäler die Säume, um so kräftiger können die einzelnen Hiebe geführt, um so mehr in ihrer Zahl reduziert werden. Professor Engl er M empfiehU den saumweisen Dunkelschlag mit dem saumweisen Gruppenhieb für Fichte, Föhre und Lärche im Hochgebirge. C. AVagners^) „Blendersaum" ist ebenfalls eine schirmständige Saum- verjüngung mit Annäherung an Dunkelschlag und Gruppenhieb.

8. Auch in der Kleinbestands- oder Klein fläch en- wirtschaft kann der Dunkelschlag auf der ganzen Fläche oder 9. in Säumen zur Durchführung gelangen, wie eben für die Großbestandswirtschaft geschildert. Es liegt aber auf der Hand, daß die größte Gefahr der Großflächenwirtschaft, welche von selten des Windes droht, bei der Kleinbestandswirtschaft bereits auf ein unschädliches Maß zurückgeführt wird.

10. In der Gruppen Waldwirtschaft ist der Dunkel- schlag auf einer Gruppe mit allen vier Hieben oder mit einer Abkürzung des Verfahrens sicher eine sehr zuverlässige, aber langsame Verjüngungsmethode, welche auch auf der Maximalgröße der Gruppe von 0,3 ha ohne Rücksichtnahme auf den Wind ausgeführt werden kann.

11. Als ringförmiger Dunkelschlag oder ringförmige Schirmschlagverjüngung muß jene Methode bezeichnet werden, bei der an zahlreichen Punkten im Bestände, auf kleinen Flächen, annähernd Kreisen, der Vorbereitungshieb des Dunkelschlags einsetzt ; während auf diesen ersten Flächen der Besamungshieb durch- geführt wird , schließt sich ringförmig ein neuer Saum mit dem Vor- bereitungshiebe an ; so schreiten die Hiebe sukzessive und peripherisch in ringförmigen Säumen von der Breite 2 4 Baumhöhen nach außen fort. Wird hierbei weniger auf die genaue Einhaltung der vier Hiebe, weniger auf die Stärke der Hiebe und Breite der Säume angesichts der Bestandsumgebung, seines erhöhten Schutzes und seiner günstigen Samenstreuung Bedacht genommen , als der eigentliche Dunkelschlag auf den größeren Flächen beansprucht, so entsteht eine Verjüngungs- form, welche in Süddeutschland als 12. Gruppenweise oder auch als „hörst- und gruppenweise" Verjüngung, viele Anhänger ge- funden hat. Geheimrat Gay er ^) wünscht letztere Bezeichnung, nicht das irrefülu'ende Wort Femel Schlagverjüngung, das er früher anwandte. Das Verfahren könnte man auch schirmständige Löcher- wirtschaft nennen. In ihr erblickt er die vorteilhafteste Verjüngungs- form für den Wald. Die aus dieser Verjüngung hervorgehende Jugend

') Prof. A. Engler, Schweizer Forstverein 1900.

") Prof. C. Wagner, Die räumliche Ordnung im AValde. 1901

8) Geh. Kat Dr. K. Gayer, Der gemischte Wald. 1886.

A. Hochwald. Of,]

zeigt ein mit langgezogenen Höckern versehenes Niveau der Kronon- flächen, entsprechend den Anfangspunkten und dem Alter der Ver- jüngimg: die Altersunterschiede jedoch, die wogen der Anforderungen der Großbestandsforsteinrichtungen an den Verjüngungszeitraum nicht groß sein können, verwischen sich schon mit dem Eintritt ins Stangon- holzalter. Der Bestand verhält sich von diesem Zeitpunkte an wie ein aus dem Kahlschlagbetriebe hervorgegangener Bestand.

Auch in der Kleinbestandswirtschaft läßt sich der regelrechte, ring- förmige Dunkelschlag mit breiten, schirmständigen Säumen durch- führen; ebenso paßt für die Kleinbestands wü-tschaft die abgekürzte Gay er sehe Form mit verschmälerten Säumen und verstärkten, in Zahl verminderten Hieben.

Je größer die Fläche ist, über welche eine Schirmschlagverjüngung sich erstreckt, je weiter die Verjüngung und Auslichtung des Schirm- standes fortschreitet, um so größer werden die Nachteile dieser V e r j ü n g u n g s m e t h o d e n , vor allem die Langsamkeit der Verjüngung, die Ungieichmäßigkeit der erzielten Bestockung, die Sturmgefahr für den Schirmbestand. Um diesen Nachteilen vorzubeugen, wird die Verjüngung vielfach 13. zwar in der Dunkelschlagform begonnen, jedoch im Kahlschlag oder kahlen Saumschlag mit künstlicher Verjüngimg zu Ende gebracht. Da die gleichmäßige Dunkelschlagstollung zum Zwecke der Besamung nur bei einer Vollmast aller Bäume auch eine gleichmäßige Verjüngung bringt, in allen übrigen Fällen aber nur ein lückenhafter, junger Wuchs entsteht, so werden die bestgelungenen Stellen als Verjüngungs Zentren (Gruppen im Sinne Gayers) ausgewählt und ihre Erweiterung und Abrundung mittels schmaler, ringförmiger Kahlschläge (Umsäumungen) oder ringförmiger Schirm- schläge (Rändelhiebe) zu erzielen gesucht, worauf wieder kahle Ab- säumung folgt oder auch durch jahrzehntelanges Zuwarten auf Natur- besamung geholft wird (14.) ; im ersteren Falle folgen drei Verjüngungs- formen nacheinander auf einer Fläche. Man kann als 15., als bayerisches oder von HuberschesVerfahren jenes bezeichnen, das im Innern eines Groß- oder Kleinbestandes mit gruppenweiser Verjüngung im Sinne von Gayers Femelschlag beginnt, während gleichzeitig an wind- entgegengesetzten Seiten ein kahler Saumschlag eingelegt wird. Dieser Kahlschlag beabsichtigt eine Beschleunigung der Verjüngung, ermöglicht die Erfüllung der jährlich gleichen Abtriebssätze, indem das Holz- quantum aus den Fällungen über den Gruppenverjüngungen, dessen Höhe vom Gange der Verjüngung abhängig ist, durch die Fällungen auf dem Kahlsaumschlage bis zu seiner normalen Etathöhe ergänzt wird. Diese von v. Huber „Kombiniertes Verfahren" genannte Verjüngungs- art hat in Bayern weitgehende Verbreitung gefunden. Fast alle Natur- verjüngung vollzieht sich nach dieser G a y e r -H u b e rschcn oder bayerischen Methode.

2<>2 Achter Abschnitt. Die AVirtscliafts- und Verjüngiingsformen.

Bei den bisher betrachteten Verjünfj^ungsfbrraen tritft der erste, die Verjüngung einleitende Hieb die Baumvereinigung völlig unvorbereitet; wo der Boden für die Aufnahme der Sämereien empfänglich ist, hat es der Zufall, ganz gegen den Willen des Wirtschafters so gefügt. Dank der heute noch fast allgemein üblichen Erhaltung des Bestands- schlusses (Schattenholzarten) sind kostbare Jahre der Verjüngung nötig, um die Folgen dieses Mißstandes, welche in Unempfänglichkeit des Bodens gipfeln, zu beseitigen ( Vorbereitungshieb I ) ; andererseits ist bei Licht- und Halbschattenholzarten die beste Empfänglichkeit des Bodens längst vorüber (Verunkrautung); die Bestände müssen auf künstlichem Wege verjüngt werden. Soll eine Baumvereinigung im Augenblicke der Nutzung auch auf natürlichem Wege verjüngbar sein, so muß sie hierzu erzogen sein. Man kann eine solche Verjüngung oder Wirtschaft, welche eine Verbindung zwischen Verjüngung und Erziehung darstellt, 16. die Erz i eh ungs Verjüngung oder Er- zieh u n g s w i r t s c h a ft nennen und auf Großbestands-. Bestands- und Kleinbestandseinteilung des Waldes anwenden. Ihr Hauptzweck ist, wie später ausgeführt werden muß , schnelle , sichere und leichte Natur Verjüngung in reinem Bestände für alle Holzarten.

17. Die Schirmschlagsverjüngung auf der kleinsten Fläche, Maximal- größe = Trupp, Minimalgröße ist Einzelstamm, die stammweise oder truppweise Verjüngung ist das Charakteristikum derFemelwaldwirt- schaft, der Plenterwald Wirtschaft, der Schleichwirtschaft. Diese Verjüngungsform kann auf den gesamten Wirtschaftswald sich er- strecken, sie kann aber auch nur einzelne Großbestände, selbst Klein- bestände umfassen, wie zumeist in den höchsten Regionen des Waldes, in Auwaldungen oder in Schutzwaldgebieten ; dabei ist gleichgültig, ob der ganze Wald aus einer Holzart oder aus einer großbestandsweisen oder kleinbestandsweisen oder gruppenweisen oder stammweisen Holzarten- mischung besteht. Theoretisch sind auf einer Fläche von etwa 10 a bereits alle Altersklassen vertreten; die Verjüngung stellt sich fort- gesetzt ein, da fortgesetzt alte, hiebreife Bäume geschlagen werden; Kronenschluß fehlt ganz oder erstreckt sich nur auf Baumansammlungen von der Größe eines Trupps (1 a). Da allen Individuen Licht zufließt, ist das Wachstum derart begünstigt, daß B i o 1 1 e y und Prof. E n g 1 e r ' ) den Femelwald als jene Waldform bezeichnen, in welcher im Hoch- gebirge die größte Holzmasse erzeugt werde.

Bewegt sich diese Femelverjüngung der Reihe nach in bestimmten über- oder nebeneinander liegenden Zonen des Waldes, so nennt man ein derartiges Verhältnis auch wohl den (18.) zonen weisen Femel- be trieb oder die zonen weise Femelverjüngung.

Theoretisch soll der Fcmolhieb über den ganzen W^aldkomplex,

') Schweiz. Forstverein 1901.

A. Hochwald.

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welcher dem Betrieb unterstellt ist, alljährlich hinweggehen. Allein vieltach wird für bestimmte "Waldesteile eine Anzahl von Jahren festgelegt, nach welchen der Femelbetrieb in diese Teile zm'ück- kehrt : sie sind somit 19. einem umlaufenden oder aus-

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setzenden Femelbetriebe bzw. einer solchen Verjüngung unterworfen. Wächst die Periode zu mehreren Dezennien an. imd nimmt der FemelhieV) alle erwachsenen Stämme bis zu einer Minimal- stärke im Dm-chmessser, z. B. bis 25 cm herab, hinweg, so kann man

264 Achter Abschnitt. Die "NVirtschafts- und Verjüngungsformen.

eine derartige Wirtschaft 20. den periodischen Femelbe trieb nennen, wie er in weit ausgedehnten Urwaldungen vielfach als die erste und beste Nutzung und Verjüngung erscheint.

Bei den vorgenannten Femelverjüngungen stehen die Altersklassen stammweise oder truppweise regellos durcheinander. Neben einem ganz jungen Baum oder Trupp kann ein alter Baum oder Trupp zu stehen kommen. Diese unregelmäßige, schachbrettartige Anordnung der Altersklassen birgt Übelstände in sich , wie Beschädigung des jungen AVuchses durch die Fällung und Bringung des alten Holzes, mangelhafte und überlangsame Entwicklung der Jugend durch allzu starke Seiten- beschirmung u. a. Um diese Mißstände zu vermeiden, hat Oberforst- meister Ney 21. den Saumfemelbetrieb bzw. diese Verjüngung vorgeschlagen. Er denkt sich zunächst den Wald in große Bestände aufgeteilt, jede Verjüngung als eine kleinste Gruppe (Trupp nach obiger Abgrenzung) und diese Kleingi'uppen wiederum in einem Saum an- geordnet. Wenn nun die natürliche Verjüngung im Osten am hau- baren Saum mit schmalen , schirmständigen Saumhieben beginnt , so muß der Westrand des Bestandes ein Jahr alt sein. Ist die Verjüngung am AVestrand angelangt , muß der Ostrand wiederum so alt sein , wie die festgestellte Umtriebszeit beträgt. In dieser Form kommt der ältere Nej^sche Femelsaumschlag dem „Blendersaum" C. Wagners sehr nahe. Es erscheint jedoch nicht notwendig, den Beginn der Verjüngung auf den Bestandsrand zu verlegen: man kann nach Ney auch im Zentrum eines Bestandes beginnen mit ringförmigen Schirmhiebeii (alljährlich oder nach wenigen Jahren) und die Verjüngung gegen den Bestands- rand hin fortsetzen. Ist der Saumhieb im Bestandsrand angelangt, muß das Zentrum wiederum haubar sein. Ney nennt diese Form des Femel- hiebes 22. den Ringfemelbetrieb. Um die nötige Zahl von Saum- hieben einlegen zu können, ist die Aufteilung des Waldes in große Bestände nötig. Die Anordnung der jungen Wüchse nach Alters- abstufungen ergibt sich direkt aus den neben gegebenen Bildern der Naturverjüngungen.

23. Der Urwald nähert sich in seiner Verjüngung dem Femel- oder Plenterwalde; es unterbleibt jedoch jegliche Nutzung von selten des Menschen. In den Waldungen der Fürsten Schwarzenberg in Böhmen, deren Munifizenz die Erhaltung eines Stückes unberührten Urwaldes in Mitteleiu-opa an der bölmiisch-bayerischen Grenze zu danken ist, gibt es auch einen Urwald, der in Wirtschaftsbetrieb genommen ist: 24. der bewirtschaftete odergeregelte Urwald, bei welchem nur jene Bäume beseitigt werden, welche absterben oder von Naturereignissen zu Boden geworfen werden.

Jene, welche glauben, ein Urwald entstehe wieder dadurch, daß man mit einem Male in einem Kulturwalde jegliche Fällung unterläßt, täuschen sich. Gerade das urwüchsig Erscheinende, wie dicke,

A. Hochwald.

2(35

knorrige Eichen, ist nichts Urwaklartiges ; es wird sofort zerstört, wenn man die angesiedelte Jugend von Schattenholzarten, z. B. Buchen oder Fichten oder Tannen, in die Kronen der niederen, dicken Bäume hineinwachsen läßt. Um das Kraftvolle, aber doch nicht Urwaldartige im Kulturwalde zu erhalten, müssen Fällungen stattfinden, um die nach- drängenden Zerstörer des Urwüchsigen zu beseitigen (Oldenburg).

25. Der Üb erhalt. Er ist keine selbständige Wirtschaftsform, kann aber mit sämtlichen vorhin genannten Wirtschaftsformen, mit

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Abb. 15. Schematische Darstellung verschieciencr Verjüngungs- bzw. Betriebsl'ormen. u. Stockausschlag: h. Kopfausschlag; f. Kropfausschlag.

Ausnahme von 23 und 24, welche ohnedies keine Altersbeschränkuug in ihren Individuen kennen , verknüpft werden. Der Überhalt besteht darin, daß bei der allgemeinen Nutzung im Haubarkeitsalter einzelne Bäume oder Baumvereinigungen gelassen werden, um das doppelte, selbst dreifache Alter der Umtriebszeit zu erreichen. Der Überhalt kann in drei Formen auftreten: a) Einzelnüberhalt: möglichst schön- schaftige, normalkronige Bäume werden in geringer Zalil, etwa 25 30 pro Hektar, möglichst gleichmäßig auf der ganzen Fläche verteilt, zum Überhalt bestimmt : b) Baumvereinigungen, möglichst gut in Schaft und

2()(i Achter Abschnitt. Die Wirtscliafts- und Yerjüngungsformen.

Krone, in der Größe von 1 a bis 0,3 ha, .somit Gruppen werden behiü's Überhaltes vom Hiebe verschont, gruppen weiser Überhalt; auf größeren Flächen kann auch eine Verbindung beider, nämlich einzeln- und gruppenweiser Überhalt, Platz finden; c) Kulissen oder streifen- oder band weiser Überhalt. Die Üborhaltstämme werden in Streifen oder Bändern parallel der Hauptwindrichtung übergehalten (russischer Überhalt): oder endlich, d) es werden Kleinbestände von 0,8-3 ha oder Großbestände über 3 ha aus Forsteinrichtungsgründen nicht im Jahre ihrer Haubarkeit genutzt (Überhaltbestand , Re- servebestand, be Stands wciserÜberhalt). Die Vorteile, welche der Überhalt bietet, sind: I.Erziehung von sehr starkem Nutzholz, von bester technischer und physikalischer Qualität, da die Freistellung erst nach der Astreinigung und nach der Jugendperiode mit der schwankenden Jahresringbreite erfolgt; 2, Erleichterung der Besamung der zu ver- jüngenden Fläche; 3. Ausgleich für Jalire mit geringerer Nutzungs- quote als Holz- bzw. Kapitalreserve. Dagegen sind als schwere Nach- teile zu erwähnen: 1. Sturmgefahr der Überhälter, insbesondere bei plötzlichen Überführungen in den Freistand , Entstehung von peri- pherischen Rissen- im Holzkörper des unteren Schaftteiles, erhöhte Blitz- gefahr: 2. bei Laubhölzern Entstehung von Wasserreissm, Gipfeldürre, Rindenbrand, insbesondere bei plötzlicher Freistellung; 3. Beschädigung des Jungwuchses durch eine frühzeitig notwendig gewordene Fällung, durch das Herausschaften der schweren Stämme ; 4. Wertverlust , im Falle der Stamm zum Schutze der Verjüngung zu weniger wertvollen Sortimenten aufgeschnitten werden muß , Beeinträchtigung des Unter- standes durch die Baumkronen der Überhälter; verminderter Zuwachs des jungen "Wuchses unter den Kronen. Die Nachteile sind am größten beim Einzelnüberhalt, der aber auch die Vorteile der Holzmassen- produktion des Lichtstandes am besten ausnützt; geringer müssen die Nachteile , aber auch die Vorteile beim gruppen weisen Überhalt , am geringsten beim bestandsweisen Überhalt sein; Unterbau und Durch- lichtung erhöhen die Vorteile; Überhaltbetrieb ist nur an Eichen, Walnüssen, Föhren, Lärchen und, wie zu erwarten ist, auch an den Douglasien ein rentabler Betrieb, da nur bei diesen Holzarten mit der Zunahme der Stärke der Wert steigt.

26. Der doppeltaltrige Hochwald oder Kompositions- botrieb, Elsässer zweihiebiger Hochwald, Spessartwirt- schaft. Das Wesen dieser Wirtschaftsformen, die nur in Holzart imd Alter des Grundbestandes verschieden sind, ist folgendes : Eine größere Zahl von Bäumen, etwa 100 pro Hektar, wird übergehalten (Lichtholzart, besonders Eichen) ; der Grundbestand, aus einer Schattenholzart (Buchen) bestehend, wird in dem abgekürzten Umtrieb von (JO 80 Jahren mit doppeltem Alter des Überhaltes (Elsässerform), von 80—100 Jahren mit dreifachem Alter des Überhaltes (Spessartform) bewirtschaftet. Der

A. Hochwald. 207

Schwerpunkt liegt im l -herhalte, der zu ganz besonders schönschat'tigem, feinfaserigem, hochwertigem Nutzholz heranreift.

27. Homburgs Nu t z h o 1 z w i r t s c h a f t in goregeltem Hochwaldüberhalt betrieb ist eigentlich nur eine Verbindung des Überhaltbetriebes von Nutzholzgruppen mit Buchenhochwald. Es wird der Buchengrundbestand im Dunkelschlag verjüngt •, vor dieser Ver- jüngung aber werden in Löchern des Grundbestandes einzeln und in Gruppen Eichen, Eschen, Ahorne, Ulmen, Tannen durch Stüc.-krillensaat vorgebaut. Vor der Fällung des Buchengrundbestandes werden die vorgebauten Nutzhölzer freigehanen, um sie zum Überhaltfreistande vorzubereiten. Der Überhalt umfaßt zwei, selbst drei Buchengenerationen. Der Zweck ist Gewinnung besonders starker Nutzhölzer verschiedener Baumarten, ohne auf die zu Homburgs Zeit wichtigste "Wirtschaft, die Buchenbrennholzwirtschaft, verzichten zu müssen.

28. von Seebachs Licht wuchsbetrieb oder modifi- zierterBuchenhochwald. Auch diese Form geht von dem damals wichtigsten Hochwalde, dem Buchenbrennholzwalde, aus: sie will ihn schon 3U 40 Jahre vor Erreichung der Haubarkeit im Dunkelschlag- verfahren verjüngen; jedoch sollen von den Schirmbäumen so viele be- lassen werden, daß in 30 40 Jahren diese wiederum einen Kronen- schluß bilden. Die erste Verjüngung hat nur den Zweck des Boden- schntzes. Erst die nun einsetzende zweite Verjüngung gibt den zukünftigen Bestand. Vorzeitige Nutzung zur Befriedigung von Be- rechtigungsansprüchen war die Veranlassung für von Seebach zu dieser Wirtschaftsform.

Zu den Lichtwuchsbetrieben zählen sodann noch folgende Formen: 29. Der zweihiebige Hochwald ist eigentlich keine Verjüngung, sondern nur eine Bestandserziehungsform, mag aber der Vollständigkeit Avegen hier Platz finden. Schattenhölzer werden nach Ablauf der halben Umtriebszeit stark durchlichtet und unterbaut ; Lichtholzarten werden zur Zeit der natürlichen Verlichtung mit Unterbau versehen : es besteht dabei die Hoffnung , daß dieser Unterbau , unterstützt dmxh Hiebe im älteren Bestände, zu brauchbarem Nutzholz bis zur Haubarkeit des älteren Bestandes heranwachsen wird.

30. Die Lichtungsbetriebe sind ebenfalls Erziehungsformen: sie unterscheiden sich vom zweihiebigen Hochwalde nur dadurch, daß der Unterbau erst nach Ablauf des größten Teiles der Umtriebszeit (etwa "/i u) ausgeführt wird. Ausnutzung des Lichtungszuwachses ohne Nachteile durch Freistellung für den Boden sind Zwecke dieser Wirt- schaftsformen.

31. Wageners Lieht wuc hs betrieb beabsichtigt eine große Ernte von Vorerträgen und Ausnutzinig des Lichtungszuwachses. Er denkt sich den Bestand weitständig begründet: zwischen 25 und 30 Lebensjahren erfolgt der erste Ki'onenfreihieb der wuchs kräftigsten

208 Achter Abschnitt. Die AVirtschafts- und A'erjünguugsformen.

Stangen in cregenseitigen Abständen von 4—5 m. Der Zwischenstand wird bei Liclitholzarten unterbaut, bei Schattenliolzarten stark durch- forstet. Nach zehn Jahren wird der Kronenfreihieb wiederholt : der Unter- bau wird auf der ganzen Fläche mit Buchen und Hainbuchen betätigt. Nach Nutzung des Hauptbestandes soll der Unterbau zum Hauptbestand heranwachsen. Um seine Nutzholztüchtigkeit zu erhöhen, ist von AVagener die Einpflanzung von Nutzhölzern, wie Fichten und Lärchen, auf Lücken in den Buchen beabsichtigt. Fehlen die Lücken, werden in dem ehemaligen Unterbau kahle Gassen geschlagen, in welche die beiden Nutzholzarten eingepflanzt werden. Diese Art der Begründung eines Mischwaldes ist der schwächste Punkt in Wageners Wirtschafts- und Verjüngungssj'stem. Geht das Bodenschutzholz verloren, so erfolgt Neubegründung des Bestandes wiederum dm*ch weitständige Pflanzung, von welcher bei Beschreibung des Systems ausgegangen "«airde.

32. Borgmanns hörst weiser Licht wuchsbetrieb für die Fichte ist, wie der Name sagt, ein Lichtwuchsbetrieb, der auf zahlreichen Gruppen (bis zu 10 a Größe) im Fichtenbestand sich er- streckt; die Gesamtsumme aller Horste oder Gruppen soll zwei Drittel der ganzen Fläche einnehmen. Ln Zentrum der ausgewählten Horste beginnt mit dem 50. Lebensjahr des Bestandes ein Kronenfreihieb der bestgeformten Stämme in etwa 3 6 m Abstand. Das Unterständige verbleibt im Lichtwuchshorste ; alle fünf Jahre wird der Freihieb wiederholt , so daß mit 70 Lebensjahren des Bestandes die Freihiebe an den Rändern der Lichtwuchshorste angelangt sind. Im 75. Jahre beginnt die Verjüngung dieses Horstes vom Zentrum ausgehend in Kalilschlägen mit Pflanzung, im 85. Jahre kann die Verjüngung aller Horste beendet sein, worauf die Kahlschlags Verjüngung des zwischen - liegenden Bestandes sich anschließt. Auch dieser zwischenliegende Bestand wird stärker als bisher, unter Kronenhilfo für bestgeformte Stämme durchforstet. Größere Vorerträge, Erzielung der Lichtwuchs- vorteile für die sturmschwache Fichte, Sicherung des Aufwuchses durch die gi'uppenweise , künstliche Verjüngung sind die Hauptzwecke der Wirtschaft.

Das gleiche Ziel erreicht im Fichtenwald auch 33. Uriclis Licht- wuchskulissenbetrieb. Es erfolgt der Freihieb der bestgeformten Stämme in breiten Streifen (Kulissen), welche durch geschlossen bleibende Bestandsteile voneinander getrennt sind.

34. Borggreves Reform wald. In dem bis zum 00. Jahre in der bisher üblichen, (d. h. mit ängstlicher Erhaltung des Bestands- schlusses), durchforsteten Bestände werden von da an alle zehn Jahre die vorherrschend stärksten Stämme herausgenommen, bis zu 20*^/0 der Gesamtmasse. B o r gg r e v e nimmt an, daß die vorherrschenden Stämme (Protzen) die fehlerhaftesten Glieder des Bestandes seien, was angesichts der mangelhaften Jungwuchspflege und der unpassenden Durchforstungs-

A. Hochwald. 209

methodon in zalilroichen Fällen auch richtig ist. Die verbleibenden, bisher von den Protzen beherrschten Stämme sollen sich wieder er- holen (Erholungs Wirtschaft auch genannt), wofür diesen ein verlängerter Umtrieb bis zu 140 Jahren geboten wird.

35. Preßlers Hochwaldideal, idealer Hochwald: die Stämme sind hiebreif, sobald ihr Weiserprozent unter den geforderten wirtschaftlichen Zinsfuß herabsinkt. Natiü'liche , auch künstliche Ver- jüngung begründet den Neubestand.

In "Waldungen, in welchen nicht das erzeugte Holz, sondern ein anderes Produkt des Baumes oder ein anderes Produkt des Bodens oder nur ideelle Genüsse das Endziel der wirtschaftlichen Tätigkeit bilden, richtet sich auch die Form der Wirtschaft und der Verjüngung nach diesem Ziele.

Hierher zählt 36. der Harz wald betrieb, wie er vorzüglich bei zweinadeligen Schwarzföhren , auch bei einigen drei- oder fünf- nadeligen Föhren, selten bei Angehörigen der Gattungen Picea, Abies, Larix, Tsuga, Pseudotsuga angetrotfen, wird bzw. eingerichtet werden kann.

37. Kork wald Wirtschaft. Vorzugsweise sind es zwei immer- grüne Eichen Quercus Suber und Quorcus occidentalis , welche in den Subtropen Nordafrikas und im benachbarten Castanetum des westlichen Europa zum Zwecke der Korkgewinnung in aufgelöstem Kronenschlusse erzogen werden. Im Castanetum Japans hat man in neuerer Zeit auch eine winterkahle Eiche, Quercus variabilis mit Erfolg für die Korkgewinnung herangezogen.

38. In der Wald Weidewirtschaft im Flachlande und hügeligen Gelände ist die Gewinnung der Gräsereien dm'cli den Weidegang der Tiere aus rechtlichen Gründen zu dulden. Zur Befriedigung dieser Servituten ist Kahlschlagbetrieb nötig, um die verunkrauteten Flächen bis zu ihrer Verjüngung wie auch die haubaren Bestände der Vieh- weide zu eröffnen.

39 . A 1 p e n w e i d e w i r t s c h a f t scheidet bereits für einen Umtrieb ständige Weideflächen im Wirtschaftswalde aus-, auch alle übrigen Bestände sind der Weide geöffnet mit Ausnahme jener, welche in Verjüngung stehen. Ist endlich die Weide der wichtigste und ständige Ertrag einer Fläche, ist der Wald aufgelöst in weiträumig gestellten Xutzbäumen, welche in einem Femelhiebe genutzt und in einer Femel- pflanzung wiederum verjüngt werden, so wird diese Wirtschaftsform 40. Hut weide Wirtschaft genannt; hierher zählen die AVeideflächen mit Eichen oder Föhren, im Hochgebirge mit Lärchen (Lärchenwiesen j.

41. Wild park Wirtschaft. Je nach der Tiergattung, welche gehegt werden soll, sind Holzart und Wirtschaftsform zu wählen; fruchttragende Laubbäume und Sträucher, schützende Nadelhölzer, vergraste Flächen, Fruchtfelder sind nötig, so daß Kahlschlag, Femel-

270 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- uiui Verjüngungsformen.

wald, Miitelwald und landwirtscliatt lieber Betrieb im Wildpark sich voroini<^on können.

42. L u s t p a r k w i r t s c h a t't : sie verfolgt ästhetische Ziele : Schön- heit des Aufbaues des Waldes in Baumhohe. Kronenform, in Freistand und Vereinigungen, Erhaltung der Naturschönheit, des landschaftlichen Bildes, der Tiere, besonders der Vogelwelt, Umrahmung von Baulich- keiten und anderes sind die Ziele , denen der Lustpark zur Freude seines Besitzers und seiner Besucher dienen soll. Alle Bäume und Sträucher. einheimische wie fremdländische, alle Wirtschaftsformen, insbesondere der Femelwaldbetrieb , der Mittelwald, am wenigsten der Kahlschlag im Hoch- und Niederwald, können diesen Zwecken dienen.

In allen Ortlichkeiten , in welchen die Erhaltung einer Baum- vereinigung zum Schutze des Bodens gegen Abschwemmung, Über- schwemmung. Lawinenbildung, Flugsandbildung, Bergabrutschung u. dgl. wichtiger erscheint als die Holzproduktion, ist 43. die Schutz- waldwirtschaft am Platze. Großbestands- und Kleinbestandswirt- schaft sind so weit zulässig, als sie in einer Form verjüngen, die nicht auf einmal größere, kahle Flächen schafft; das sind vor allem Schirmbestands Verjüngungen, insbesondere der Femclbetrieb. Im Hoch- walde , der nur aus Gruppen besteht , wäre auch der Kahlschlag zu- lässig. Sehr steiles, felsiges Gehänge, welches nur mit Schwierigkeit betreten werden kann und nur einen minimalen Gewinn abwirft, sollte überhaupt unberührt als Urwald zum ästhetischen Genüsse erhalten bleiben.

Als neuzeitliche Wirtschaft mag 44. die Sc hmuckbaumzuc ht, der Schmuckbaumbetrieb Erwähnung finden, der in der Nähe der gi'ößeren Städte immer mehr notwendig und rentabel wird. Nadelhölzer werden auf mittelguten Böden (nicht auf schlechten wegen Langsam- wüchsigkeit, nicht auf sehr guten wegen allzu raschen Wachstums) angepflanzt, um Weihnachtsbäume, Dekorationsbäume, Deckreisig usw. zu liefern. In Nadelholzgebieten werden auch Laubhölzer gewünscht.

Neue Wirtschafts- und Verjüngungsformen entstehen sodann, wenn der Hochwald mit Landwirtschaftsbetrieb verbunden wird, womit eine doppelte Ausnützung der Fläche beabsichtigt, aber auch eine beschleunigte Erschöpfung des Bodens herbeigeführt wird. Die gründhche Bodenlockerung der landwirtschaftlichen Benutzung er- leichtert die Wioderbegründung der neuen Waldgeneration, schädigt sie aber durch Erregung der Wurzelfäule.

45. Die Waldfeldwirtschaft. Der Hochwald wird durch Kahlschlag beseitigt. Die künstHche Begründung der Pflanzung ge- schieht gleichzeitig mit dem Fruchtbau. Der Boden wird von Unkrautwuchs und Wurzeln gereinigt und in Reihen werden in einem Abstand von 1,2—2 m Lichtliolzarten gepflanzt. Zwischen den Reihen werden Kartoffeln eingelegt oder in wärmeren Lagen Mais gebaut: seltener

A. Hoclnvald. 271

werden zwei Ernten gewonnen; es kann aber auch die Fläche gleich- zeitig- mit landwirtschaftlichen und forstlichen Sämereien bestellt werden (z. B. Hafersehutzsaaten).

46. R ö d e r w a 1 d b 6 1 r i e b. Die künstliche Neubegründung des Bestandes eifolgt nach der landwirtschaftlichen Ernte durch Saat oder Pflanzung; um etwas die Bodengüte zu heben, wii'd der Schlagabraum mit Graspolstern, Stauden und sonstigem Unkrautwuchs in einem kleinen Meiler verbrannt, die gewonnene Asche über die ganze Fläche ausgebreitet, worauf die landwirtschaftliche Benutzung bis zur Erschöpfung des Bodens anhebt.

4-7. Die Reutberg- oder Birkberg Wirtschaft gleicht ganz dem Röderwalde, ist aber auf sehr leichtsamige Holzarten beschränkt. Solche Bestände werden gerodet, der Boden landwirtschaftlich bis zur Ertragslosigkeit ausgenützt. Darauf wird die Verjüngung der Natur überlassen, die reichlich die leichtsamigen Holzarten, darunter auch Fichten, Föhren, selbst Tannen, wo davon ältere Bäume in der Umgegend sich finden, vor allem aber Birken, Weiden, Pappeln, Erlen, ansät : mit Nadelhölzern mischt sich der neue Bestand vorzugsweise im Bayerischen Wald ; mit weichen Holzarten bestockt sich der Birken- berg in Baden: werden aber auf der kahlen Fläche einzelne Bii'ken verschont , so daß sie den doppelten Umtrieb eireichen und die Be- samung der Fläche außerordentlich erleichtern, so entsteht 48. der Birkb ergübe rh altbetrieb, wie er in den Ardennen im Ge- brauche ist und in Finland als Kaski Sved bekannt ist.

49. Die Alpenbrand Wirtschaft ist eine auf Nadelhölzer, insbesondere Fichten, beschränkte Wirtschaftsform. Etwa im 30. Lebens- jahr werden die Stangen bis oben geschneitelt (entästet) zum Zwecke der Streugewinnung; sodann werden die Stangen gefallt und zu Brenn- und Papierholz verwendet. Der Schlagabraum wird ausgebreitet und zu Asche verbrannt; es folgt landwirtschaftliche Benutzung für drei bis vier Jahre, worauf die Fläche der Selbstbesamung und dem Weide- gange der Haustiere überlassen wird.

50. Des historischen Interesses wegen sei noch Cottas Baum- feldwirtschaft erwähnt. Cotta teilt den Gesamtwald in 30 bis 80 Schläge; alljährlich soll ein Schlag gerodet und einige Jahre mit land^virtschaftlichen Gewächsen benützt werden ; darauf folgt Pflanzung in einem Abstand von 4 17 m und die Fortsetzung des landwirtschaft- lichen Betriebes bis zum Kronenschluß. Nun wird die Hälfte der Bäume herausgenommen , die andere Hälfte soll die Haubarkeit erreichen. Cotta erwartete höhere Holzerträge wegen erhöhter Bodenfrucht- barkeit, wegen Abwechslung in der Aufzucht der Gewächse (Frucht- wechsel).

272 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

B. Ausschlagwald.

Zu den Ausschlaft Waldungen werden alle jene "Waldungen gerechnet, deren Verjüngung auf Ausschlägen, auf Trieben aus schlafend gebliebenen oder neugebildeten Überwallungsknospen beruht. Bei dieser Verjüngung wird jedoch der Baum selbst, der gestümmelt werden muß , um Ausschlag zu entwickeln , immer älter und erreicht sein physisches Ende um so früher, je öfter die Verstümmelung war. An Laub- und Nadelbäumen sind diese Stumm elungs- und Ausschlag- lietriebe bekannt ; vorwiegend aber werden Laubhölzer in den wärmeren Klimazonen auf diese "Weise bewirtschaftet.

Die Ausschlagwaldungen und -betriebe weisen folgende Vorzüge auf: 1. Größere Holzmassen als beim Hochwaldbetrieb innerhalb gleicher Zeiträume. 2. Gewinnung der größten Menge von wertvollen Klein- nutzhölzern. 3. Einfachheit und Leichtigkeit der "Wiederverjüngung.

4. Einfachheit des ganzen Betriebes, geringe Anforderung an die natur- wissenschaftliche Vorbildung des forstlichen Verwaltungspersonals.

5. Öftere Wiederkehr größerer Einnahmen. (3. Geringste Gefahr durch Sturm und Schnee. 7. Geringe Nachteile für anliegende, landwirtschaft- liche Besitze. 8. Gefahrlosigkeit der Holzgewinnung, ausgenommen den Schneitelbetrieb.

Den Vorteilen stehen folgende Nachteile gegenüber: 1. Ein- seitigkeit der Nutzung; meist nur ein wertvolleres Produkt ist das Ergebnis des Betriebes, daher 2. Abhängigkeit der Rentabilität der AVirtschaft von dem jeweiligen Preise dieses Produktes. 3. Stärkere Ausnützung des Bodens und raschere Verarmung desselben. 4. Höhere Ansprüche an das Klima gegenüber dem Hochwalde. 5. Große Gefahr für den Lohnarbeiter beim Schneitelbetriebe.

Je nach dem Stammteile, der gestümmelt wird und an welchem Ausschläge erfolgen, je nach dem Zwecke der Wirtschaft unterscheidet man folgende Ausschlagformen und Wirtschaften :

1. Die Stockausschlagformen, Niederwaldwirtschaften. Bei allen Niederwaldwirtschaften werden die Stämme unmittelbar über flem Boden abgeschnitten; da eine größere Zahl von Stänmien gleich- zeitig so behandelt wird, wird ein Kahlhieb geführt. Für die Aus- schläge dos ersten Jahres besteht somit eine erhöhte Spät- und Früh- frostgofahr, die mit jedem Jahre sich mindert; denn die neue Generation erwächst sehr rasch, kommt frühzeitig in Kronenschluß und gibt ast- reines Stangenholz. Je nach dem Zweck der Wirtschaft, der Umtriebs- zeit, der Holzart, werden teilweise nach Hamms Ausschlagwald^) folgende Wirtschaftsformen des Niederwaldes unter- schieden :

1 Hamm, Der Ausschlagwald. ISUÖ.

B. Ausschlagwald. 273

51. Der Stanoenwald, ein Niederwald mit 1() 40 jährigem Umtriebe, vorwiegend mit Laubhölzern. Das erzielte Produkt ist ent- weder Brennholz oder Kleinnutzholz, Drechslerware, Wagnerholz, Faß- reifen oder Nadelholzstangen ; letztere erzeugt in großen Mengen der Niederwald der Cr3^ptomeria japonica in Japan (Kitayama-maruta).

52. Der Schälwaldbetrieb; behufs Gewinnung der Gerbrinde werden vorzugsweise Eichen aus der Gruppe der "Weißeichen (albae) im Niederwaldbetriebe bewirtschaftet , wobei , wie später ausgeführt werden muß, die Güte des Produktes von der Holzart, von Klima,« Boden und Behandlung abhängig ist; die Umtriebszeit bewegt sich zwischen 15 und 30 Jahren.

Strauchholzbetrieb besitzt eine Umtriebszeit von 1 4 Jahren; je nach dem Zwecke und der Holzart spricht man 53. von Weide- hegern, wenn die ganze Bestockung aus Weiden für die Korbindustrie besteht; von 54. Papierhegern, wenn die Ausschläge von Rinden- bastpapier gebenden Holzarten, wie Broussonetia, Edgewörthia, Wick- strömia u. a., alljährlich abgeschnitten werden-,

55. Grün düngungs betrieb, wenn das Material unmittelbar nach der Begrünung abgesichelt und zur Düngung der Felder, be- sonders der Reis- und Simsenfelder, verwendet wird; auch 56. Futter- laubniederwald ist bekannt; die alle 2—3 Jahre nach voller Be- grünung abgeschnittenen Zweige werden teils grün, teils getrocknet verfüttert.

Der Buschwald entsteht bei einem Umtriebe von 5 15 Jahren; Weiden , Pappeln , Erlen und andere Weichhölzer bilden 57. den Faschine nwald, dessen Material für Wasserbauten, Gradierwerke Verwendung findet.

Werden im Niederwaldbetrieb einzelne Bäume vom Hiebe ver- schont, so daß sie die doppelte Umtriebszeit alt werden, so ergibt sich 58. der Niederwaldüberhalt betrieb, der beabsichtigt, starkes Nutzholz auf der gleichen Fläche mit dem Niederwalde zu erzeugen.

Niederwaldungen können auch mit landwirtschaftlichen Be- trieben vereinigt werden. So findet man in Schälwaldungen von Eichen unmittelbar nach der Fällung der Stämme eine Düngung der Fläche mit Rasen- und Schlagabraumasche, ein Behacken des Bodens und eine Ansaat von Roggen, seltener Anbau von Kartofieln; wegen der noch in demselben .Tahre aufkommenden Stockausschläge ist nur eine Fruchtemte möglich; vielfach reiht sich aber noch Viehweide an, wodurch die Verschlechterung des Bodens und des Holzbestandes beschleunigt wird. Dieses Wirtschaftssystem ist im Bereiche des Schälwaldes vielfach verbreitet und heißt 50. Haube rg- oder Hackwaldwirtschaft, Rotheckonbc trieb, Lohhecken- betrieb.

3Iayr, Waldbau. 18

274 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

2. Kopfau.s SC hl anforme 11 (Abb. lob) ent.stelien dadurch, daß die Stämme nicht am Boden , sondern erst in 1 4 m Höhe über dem Boden fijeküpft werden, damit an der Stümmelungsstelle Ausschläge mit verstärktem Längenwachstum hervorbrechen. Die Stümmelung erfolgt alljährlich oder alle 2 4 Jahre, wodurch das Stammende immer mehr anschwillt. Je nach dem Zwecke und den Holzarten unterscheidet man 60. Kopfholzkorbweidenbetrieb. Die ein- zelnen Stämme stehen isoliert meist entlang den Entwässerungsgräben, Bach- und Flußläufen in wechselnden Abständen. Dazwischen findet auf dem frischen , guten Boden der Flußauen meistens landwirtschaft- liche Grasnutzung statt; eine ähnliche Verbindung mit Landwirtschaft, so daß forstliche und landwirtschaftliche Benutzung des Bodens gleich- zeitig und dauernd nebeneinander ausgeführt werden, besteht beim 61. Kopfholzfutt erlaub betrieb, der im Castanetum von Süd- und "Westeuropa gefunden wird und mit Erzeugung von Futterlaub für Haustiere sich befaßt. 62. Kopf holz für Brennholz zu cht an Eichen, Ulmen, Baumweiden, Linden, Pappeln u. a. locker über Wies- •flächen gestellt, ist in wärmeren Lagen, besonders Frankreich und Spanien, häufig. Werden im Niederwaldbetrieb einzelne Bäume statt über dem Boden in größerer Höhe abgeschnitten, so erfolgt der Aus- schlag der neuen Generation in zwei Etagen, am Boden und in 2 4 m Höhe; Hej^er hat diesen Botrieb 63. den doppelten Ausschlag- wald genannt.

3. Kropfholzzucht, Schneitelbetriebe (Abb. 15c). Seiten- äste der Bäume, selten auch die Gipfel werden gestümmelt: die neuen Ausschläge erfolgen an den Stümmelungsstellen und den Überwallungs- wülsten, wodurch diese kropfartig anschwellen; jeder Baum trägt somit für kurze Zeit eine doppelte Krone, die kugelförmige des Gipfels und die säulenförmige der Kröpfe. Kropfholzzucht ist in den wärmeren, besonders in den von romanischen Rassen bewohnten Ländern Süd- und Westeuropas sehr beliebt ; zwischen den Ki'opf holzbäumen dient die Fläche landwirtschaftlichen Betrieben.

64-. Der Schneitelbrennholzbetrieb an Pappelarten ist überaus häufig in Frankreich •, ja, ergibt den Landschaften Frankreichs ein ganz eigenartiges Gepräge. Zwischen den weitständig gepflanzten Pappeln findet Grasnutzung statt. 65. Sehn eitelfutterlaublDet rieb zur Fütterung der Haustiere, besonders der Ziege in Südeuropa mit dem Zürgelbäume als Hauptholzart, zur Füttemng der Schafe im Norden Europas mit der Birke, An stehenden Nadelhölzern, besonders Fichten und Tannen, ist endhch 66. der S ohne itels treubetrieb behufs Gewinnung von immergrünem Streumaterial in an Feldfrucht armen Gebirgsgegenden zu finden.

C. Mittehvaldiingen. 275

C. Mittelwaldungen.

D(?r Mittehvald ist eine Verbinduno; des Niederwaldes mit dem femelartio: genützten, ohne Kronenscliluß aufwachsenden Hochwalde und entsteht derart, daß im Niederwaldkahlschlag die besten Aus- schlagsstangen oder auch Kernwüchse von Nutzholzarten vom Hiebe verschont werden (Laßr eitel) in der Absicht, daß sie als Oberholz ein Alter erreichen , welches ein mehrfaches der Umtriebszeit des Nieder- waldes (Unterholz) beträgt; die Oberhölzer unter sich sind daher stets um die Umtriebszeit des Unterholzes im Alter verschieden. Diese Waldform ist sehr alt, hat einige Zeit so ziemlich das ganze Laub- waldgebiet von Mitteleuropa inne gehabt und ist noch heute der vor- herrschende Wirtschaftswald in Frankreich.

Die Vorzüge des Mittelwaldes lassen sich in folgende Punkte zu- sammenfassen: 1. Größere Gesamtholzmassen in den gleichen Zeit- räumen als beim Hochwald- und beim Niederwaldbetriebe. 2. Aufzucht von geringer Menge sehr starken Nutzholzes neben großer Menge Brennholzes oder Kleinnutzholzes in kürzester Zeit; Nutzung eines jeden Oberholzstammes zur Zeit seiner größten Brauchbarkeit. 3. Öftere Wiederkehr der Einnahme aus dem Walde gegenüber dem Hochwalde. 4. Bodenpfleglichere Betriebsarten gegenüber dem Nieder- walde ; Ausnützung von Bodenverschiedenheiten durch verschiedene Zusammensetzung des Unterholzes und dichtere oder dünnere Stellung des Oberholzes. 5. Leichtigkeit und Billigkeit der Verjüngung; im Unterholz als Ausschlagwald, im Oberholz wegen der reichlichen Samenbildung infolge des Freistandes. 6. Geringere Nachteile der Kahlfläche beim Hiebe des Unterholzes wegen der Schutz Stellung durch das Oberholz. 7. Für den Kleinbesitz besser geeignet als der Hoch- wald.

Als Nachteile des Mittelwaldes sind folgende Punkte aufzuführen: 1. Geringerer Holzzuwachs im Niederwalde infolge der Überschirmung durch das Oberholz. 2. Geringere Stockausschlagfähigkeit infolge des Lichtentzuges. 3. Ungünstige Form des Holzes, Schaftkürze. Neigung zu Wasserreisern, Abholzigkeit des Schaftes, Ungleichheit im Holz- gefüge, Grobfaserigkeit. 4. Beschränkung in der Auswahl des Ober- und des Unterholzes; nur wenn ersteres eine Lichtholzart ist, kann das Unterholz , eine Halbschatten- oder Schattenholzart , gedeihen, ö. Erhöhte Sturm- und Blitzgetähr besteht für das Oberholz, das durch den Freistand zur Klebeästebildung neigt: für glattrindige Oberholz- bäume besteht die Gefahr des Rindbrandes, (j. Beschädigung des Unter- holzes bei vorzeitig notwendig werdender Fällung des Holzes (Auszugs- hauung). 7. Bei Eichenschälwaldmigen wird das Erzeugnis an Rinde in Masse und Gerbstoffgehalt durch den Lichtentzug des Oberholzes geschädigt. 8. Rasche Bodenerschöpfung wiegen großer ReisigTuengen.

1«*

27(5

Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- uiul Vorjüngungsformen.

Der Mittelwald wird in foliiende Wirt!>cliaftsformen eingeteilt:

67. Niederwaldartiger Mittelwald. Oberliolz in gleich- mäßiger Verteilung und in geringer Zahl: das Schwergewicht der Wirtschaft liegt, im Unterholze, welches in der Eegel der Gerbstoff- gewinnung oder der Bremiholzzucht dient.

68. Werden die Oberhölzer gleichzeitig geschneitelt , so entsteht eine Wirtschaft, welcher der Name Schneitelmittelwald gegeben werden kann; sie ist in Frankreich vielfach verbreitet. Der Kropf- ausschlag schädigt zwar den Nutzwert des geschneitelten Stammes, allein mit dieser horizontalen und vertikalen Holzzucht wird die größte Ilolzmasse erzeugt, welche dem Standorte überhaupt abgerungen werden kann.

69. Im trupp- und gruppenständigen Mittelwalde ist das Oberholz trupp- und gruppenweise angeordnet; in ihm ist die Gerbstoffproduktion teils eine gute, teils eine ganz schlechte (unter den Überhaltgruppen) ; die Nutzholzzucht ist begünstigt.

70. Hochwaldartiger Mittelwald. Diese Form entsteht, wenn das Oberholz einzeln und gruppenständig vorhanden ist. Der Schwerpunkt liegt im Oberholze; diese Form bildet meist nur den Übergang zum Hochwalde.

D. Astwaldungen.

Astwaldungen müssen als eine eigene Betriebsklasse ausgeschieden werden, da sie weder durch Samen noch durch Ausschläge sich erneuern; sie sind vielmehr das Ergebnis eines Verkrüppelungs-

Abb. Ifl. Verkrüppelte Führe aus den Astwaklungen der Auvergne (Frankreich).

E. Khizomwaldungen. F. Übergangswaldungeu. 277

betriebes, bei dem fortgesetzt der Gipfeltrieb oostümmelt wird, worauf Seitenäste zu Gipfeln werden, welche wiedeiimi der Stümmelung an- heimfallen, worauf neue Seitenäste sich erheben. Der ganze aufgelöste, verkrüppelte Waldbestand besteht somit aus Astwerk, das teilweise zu Gipfeln emporzustreben sucht ; daher mögen die Bezeichnungen : A s t - wald oder Verästelungsbetrieb oder A s t wa Id be t rieb passend sein. Sie sind bis heute nur bei den Nadelhölzern be- kannt geworden, und zwar in zwei Formen:

71. Flächen weis er As twaldbe trieb: bei ihm erstreckt sich der Entgipfelungsliieb über größere Flächenteile. Er ist in Japan, Korea und China an zweinadeligen Föhren bekannt und ausgeübt.

72. Astwaldfemelbetrieb ist eine Wirtschaftsform, welche Verfasser in der französischen Auvergne an der Bastardföhre und ebenso in Ostasien kennen lernte und die wahrscheinlich in allen Ländern mit kleinparzelliertem Besitze in Ausübung ist.

E. Rhizomwaldungen.

Rhizomwaldungen entstehen aus alljährlich freiwillig sich er- hebenden Trieben oder Schößlingen, welche von unterirdisch wachsenden Stengelteilen (Rhizomen) abzweigen, und welche mit den Schößlingen der vorausgegangenen Jahre 8 25 m hohe Waldungen bilden. Alle Bambuswaldungen sind Rhizomwaldungen. Von den Vegetationszonen, die in dieser Schrift Berücksichtigung finden, tragen nur das wärmere Castanetimi und das Lauretum Baunibambus in Rhizomwaldungen. Die Triebe oder Schösse schießen in einer Vegetationszeit zur normalen Dicke nnd Höhe empor; der Wald ist der dichteste Bestand, der be- kannt ist (vgl. Abb. 15). Die einzige Wirtschaft, die in diesen Wal- dungen durchgeführt werden kann, ist 73. der Femelrhizom- be trieb, welcher einzelne Schößlinge, zumeist die ältesten aus dem dichten Bestände, zur Ausnützung heranzieht.

F. Übergangswaldungen.

Die Übergangsbetriebe können keine selbständigen Wirtschafts- oder Verjüngungsformen, vielmehr nur vergängliche Notbehelfe sein, um möglichst rasch und ohne allzu gi'oßen Verlust an Nutzung imd Einkommen von einer Wirtschaftsform zu einer anderen zu gelangen. Mannigfach können die Gründe sein, die zum Verlassen der bisherigen Wirtschaftsform und zum Übergang zu einer neuen Veranlassung geben können. Ein Wechsel in der Wii'tschaft wird angezeigt sein beim Wechsel in der Holzart. Günstigere, finanzielle Erwartungen können zwingen, die bisherige Holzart zu verlassen und eine andere Holzart, für welche auch eine andere Wirtschaftsform nötig sein kann, anzubauen, während a)dieBodengüteselbstkeine Veränderung

278 Achter Abschnitt. Die Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

erfahren und deshalb auch keinen Anlaß zu einer Veränderung in der Bestockung gegeben hat, z. B. Übergang von Buche zu Fichte, von Eichenniederwald (Schälwald) zu Eichenhochwald. Dagegen wii'd ein Übergang zu einer anderen Holzart und Wirtschaftsform stets nötig sein, wenn b) die Bodenvermagerung zugenommen und von einer anspruchsvolleren Holzart, z. B. von Eiche auf Sandböden, welche mit Streiu-echten belastet sind, zu einer wenig anspruchsvollen, z. B. Föhre , übergegangen werden muß. Durch Senkung des Grundwasser- spiegels ermattete Laubholzvereinigungen (Mittelwaldungen) werden Fichten und Föhren den Platz überlassen müssen und andere. Seltener dürfte der Fall sein, daß c) Bodenverbesserung eingetreten ist, so daß von einer weniger anspruchsvollen zu einer anspruchsvolleren Holzart übergegangen werden kann, z. B. von Föhren zu Eichen.

Ohne Wechsel in der Holzart können den Übergang von einer Wirtschaftsform zu einer anderen wünschenswert erscheinen lassen: Mißerfolge in der bisherigen Wirtschaft; Sturmschäden in Dmikelsclüagwaldungen zwingen oft zum Kalilschlag; allzu häufige Frostschäden auf den Kahlflächen zwingen zum Schirmschlag u. dgl. Endlich können Xatm'ereignisse , Feuer, Sturm, Insektenfraß, welche den Wald so sehr in seiner Substanz schädigen, daß für die Dm^ch- führung der bisherigen Wirtschaftsform das nötige Stammaterial fehlt, zu einer anderen Wirtschaftsform nötigen.

Unmöglich kann für alle Wirtschaftsformen die Art des Übergangs von einer zur anderen hier beschrieben werden ; für die meisten ergibt sich der Weg von selbst aus dem Wesen der alten und neuen Form. Nur in allgemeinen Andeutungen können diese Vorgänge hier berührt werden. Soll aus einer Kahlschlagform mit künstlicher Verjüngung zu einer Schirmschlagform mit Natur Verjüngung übergegangen werden, so ist zu bedenken, daß die Naturverjüngung stets langsamer zum Ziele führt als die künstliche, daß somit eine größere Zahl von Verjüngungs- objekten, von Angi'iff'spunkten für die Verjüngung zur Verfügung stehen muß ; wird der umgekehrte Weg beliebt, kann eine Reduktion der An- griffspunkte eintreten. Geschieht der Übergang mit Holzartenwechsel, so vergeht eine volle Umtriebszeit , ehe der Übergang vollendet ist. Bis zur Vollendung sind in einem solchen Übergangs walde beide Wirt- schaftsformen nebeneinander vorhanden, wie aus späteren Beispielen entnommen werden kann.

Soll vom Niederwalde zum Hochwald übergegangen werden, so genügt es nicht, daß man die Stockaussschläge einfach wachsen läßt , daß man also die Umtriebszeit des Niederwaldes erhöht bis zur beabsichtigten Umtriebszeit für den Hochwaldbetrieb-, denn die Stock- ausschläge werden nicht dieses Alter erreichen, da sie mit faulenden, alten Stöcken im Zusammenhang stehen. Dr. KahP) empfiehlt Fort-

') Dr. Kahl, Elsaß-Lothring. Forstverein. 1896.

F. Übergangswaldungen. 279

führnno- des Niederwaldes imter Einbringung von Nadelholzgnippen als Vorbereitung für die Umwandlung. Adjunkt Flury^) ist für ver- stärkte Durchforstungen und Durchlichtungen zur Deckung des Etats. Der erste Hocliwaldumtrieb wird kürzer sein müssen als der folgende, dessen Bäume aus Sämereien herv^orgehen werden. Um den immerhin noch lang andauernden und empfindlichen Verlust an Ernte ein- zuschränken, kann ein Teil des Niederwaldes als oberholzreicher Mittel- wald ausgeformt werden, von dem ausgehend der Übergang zum Hoch- wald leichter sich vollzieht als der direkte Übergang vom Niederwald zum Hochwald oder auch vom oberholzarmen Mittelwald zum Hoch- wald. Derartige Waldbilder haben in der Praxis die Bezeichnung „Übergang swald" erhalten. Mangler^) will holzarme Mittel- waldungen durchlichten, unterbauen und die Schirmständer allmählich aufnutzen. N e y ^) verlangt beim Übergang vom Mittelwald zimi Hoch- wald Pflege der gutgeformten, noch zuwachsenden Oberholzstämme sowie der Kernwüchse bzw. der Ausschläge aus jungen Stöcken ; diese werden regelmäßig frei gehauen. Die Verjüng-ungen erfolgen unter Schirm: Nadelhölzer sollen in größeren Horsten (Kleinbestände nach dieser Schrift), Laubhölzer ungleichaltrig auf kleinsten Flächen (Gruppen nach dieser Schrift) begründet werden. Verfasser ist der Ansicht, daß bei der Umwandlung von Mittel- in Hochwald , ebenso wie bei Umwand- lung der Aueplenterwaldmigen , der Kleinbestand mit Unterbau imd Naturverjüngung in sich rein , aber jeder aus einer anderen Holzart den waldbaulichen und ökonomischen Forderungen am besten ent- spricht. "Wäre der Übergang vom Niederwald zum Nadelholz- hochwald beabsichtigt, so müßten auf jeder Fläche, auf der der Niederwaldkahlhieb geführt wurde, die Laubholzstöcke gerodet werden, damit das Nadelholz begi'ündet werden kann. Auch diese erste Nadel- holzgeneration müßte mit Rücksicht auf den Ertrags entgang in kürzerer Zeit genützt werden. Soll vom Kahlschlag zum Femelbetrieb übergegangen werden, so werden der Reihe nach alle haubar gewordenen Bestände dem Femelhiebe unterstellt . so daß eine volle Umtriebszeit des Hochwaldes abläuft, bis der Übergang erreicht ist. Auch der Über- gang von einer Einteilungsform des Waldes in eine andere, wie der Forsteinrichtung als Aufgabe zukommt, kann keine unüber- windlichen, technischen Schwierigkeiten bieten, wenn es gelingt, ge- schichtliche Erinnerungen, Vorliebe und Voriu-teile zu besiegen.

') Flury, Mitteilungen der Schweiz, forstl. Versuchsanst. 1903.

2) Man gl er, Badischer Forstverein. 1899.

') Oberforstm. Ney, Deutscher Forstverein. 1907. Lehre vom Waldbau. 1885.

Neunter Abschnitt. Wahl der Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

Unter Voranstellung der natnrgesetzliclien Gründe, welche zur Wahl einer bestimmten 'Waldeinteilung und deren Wirtschaft und Verjüngung Veranlassung geben können, sei

1. das Klima

besprochen.

Hochwald. Weder die größte noch die geringste Wärme- menge, welche dem Walde geboten ist, verlangt Einteilung des Hoch- waldes in Wirtschaftseinheiten von einer bestimmten Größe als der Grundlage für die Wirtschaftsführung und für die Verjüngung; Wärme- verhältnisse hindern aber auch nicht, daß nicht jede Waldeinteilung durchgeführt werden könnte. Großbestands weise, kleinbestands- weise, gruppenweise, band-, streifen- oder stammweise Einteilung des Waldes ist in allen Klimalagen des Waldes möglich, vorausgesetzt, daß die übrigen Faktoren hierzu günstige sind. Der Großbestandswald mit dem am häufigsten in seinem Gefolge schreitenden Kahlschlag ist in der kühlsten Waldregion, z. B. in Xord- europa, nicht mehr durch Spät- und Winterfröste gefährdet als derselbe in den wärmsten Lagen von Mitteleuropa; die Spätfrostgefahr ist im holien Norden sogar geringer, weil dort das schädliche, lange Frühjahr in Wegfall kommt. Wenn wir den Stammwald (Femclwald) vorwiegend im kühlsten Elevationsklima der Waldungen antreften, so ist dafür nicht das Klima, sondern die Ausformung des Geländes verantwortlich ; wenn in den kühlsten Klimalagen Naturverjüngung bevorzugt wird, so ist die Ursache nicht in der Temperatm', sondern in technischen Schwierigkeiten zu suchen, welche den Wirtschaftor zwingen, die sich überall aufdrängende Natur\'erjüngung auch zu benützen.

Sind Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmenge in dem Walde günstiger Menge gegeben, wie insbesondere in insularen Klimaten , so kann jede Waldeinteilung, jede Wirtschaft Platz greifen, im Falle die übrigen Bedingungen hierfiü' vorhanden sind. Je mehr

2. Der Boden. 281

aber diircli Abnahme der Luftfeuchtigkeit und der Niederschläge der Wahi an die Grenze seiner Existonzfähigkoit gerückt wird, um so wichtiger wird die durch die Baumvereinigung bewirkte Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Minderung der Verdunstung für das Dasein des Waldos, seine Wirtschaft und seine Verjüngungsform. Je kontinen- taler das Klima, um so mehr müssen Formen vorherrschen, welche eine Bodenentblößung auf größere Flächen tunlichst ver- meiden. Wird der Wald in Großbestände oder in Kleinbestände zerlegt, so sollten diese auf natürlichem Wege verjüngt werden, ist dieses un- möglich oder zu teuer, so muß eine andere Waldeinteilung gewählt werden , z. B. die gi'uppenweise oder streifenweise oder stammweise Aufteilung des Waldes ; die einfache Nachahmung von Einrichtungs- und Wirtschaftssystemen, welche sich bewährt haben in Ländern mit klimatisch günstigerer Lage, kann zur Verwüstung eines klimatisch un- günstig gelegenen Waldes führen. Gegen Stürme sichert am besten der stammweise oder gruppenweise oder streifenweise eingeteilte Wald ; soll aber Großbestands- oder Kleinbestandswald gewählt werden, so empfiehlt sich entweder die Holzartenmischung statt reiner Bestände oder besser eine andere Erziehung der letzteren als jene Methoden, die gegenwärtig in der Praxis vorherrschend sind. In Schneedrucklage sind es dieselben Formen und Erwägungen, die der Sturmgefahr zu begegnen suchen. Ausschlag Waldungen, zu welchen auch das Unterholz im Mittelwald zu rechnen ist, verlangen größere Wärme und zur Zeit der Verjüngung volles Licht ; sie sind daher auf wärmere Klimate und Kahlschläge angewiesen.

Die Astwaldwirtschaft an Laub- und Nadelhölzern ist an kein Klima gebunden , wenn es auch selbstverständlich ist , daß sie in wäi-merem Klima rentabler sein wird als in kühlerem.

Rhizom Waldungen sind an jene Klimalagen gebunden, in welchen die baumartigen Bambus heimisch sind.

Ausführlich muß der Einfluß auf die Verjüngungsart selbst . ob natürliche oder künstliche , in den folgenden Abschnitten behandelt werden.

2. Der Bodeu.

Wemi die klimatischen Verhältnisse füi- die Dmx-hfühi-ung ver- schiedener Waldwirtschaften günstig sind, so besteht die Einwirkung der Bodengüte auf die AVahl der Wirtschaftsform in folgendem:

a) Je besser der Boden, um so leichter jegliche Waldeinteilmig und innerhalb dieses Rahmens die Einführung und die Durchführung jeder Wirtschaftsform. Ist der Boden bis zu den geringsten Bonitäten herabgebracht, so sind meistens nur Kahlschlagformen mit künstlicher Verjüngung im Gebrauch , weil die Natui'verjünguug auf der großen Fläche , an welcher auf solchen Standorten immer noch festgehalten

282 Neunter Abschnitt. Wahl der Wirtschafts- und Yerjüngungsformen.

wird, undurchführbar ist. Die wachsenden Schwierigkeiten der Xatur- verjüngung sind nicht bloß im wachsenden Mangel an Geduld und Zeit, sondern auch in der zunehmenden Bodenvermagernng zu suchen. Auf solchen geringen Böden kann die weitere Abminderung in Güte nur eine Wirtschaftsform aufhalten bzw. verzögern, welche zu keiner Bloßstellung des Bodens zwingt: Einteilung des Waldes in Kleinbestände, in Gruppen- oder Streifen- oder in stamm- weisen Wald (Femelwald) dürfte zum Ziele führen.

b) Je besser der Boden, um so eher können bodenerschöpfende Betriebe, wie Ausschlagwald, Mittelwald, Astwald, Hochwald mit Groß- bestands- und Kahlschlagswirtschaft, Fuß fassen, um so eher können auch landwirtschaftliche Betriebe mit den forstlichen verknüpft werden.

c) Auf flachgründigem Boden sollte Stammwald oder Gruppenwald stehen: wird Klein- oder Großbestandswald gewählt, so müßten sie zm* natürlichen Verjüngung erzogen werden; bei der herrschenden Er- ziehung sind jedoch Kahlschlagsformen unentbehi'lich.

d) Auf Böden, welche übermäßig feucht sind und hierin nicht ver- bessert werden können, sind bei Laubholzbestockung Ausschlagformen oder stammweiser Hochwald, bei Xadelholzbestoekung nur letzterer (Femelwald) empfehlenswert.

Bodenneigung. Auf ebenem oder sanft welligem Gelände sind alle Wirtschaften, wenn Klima und Bodengüte günstig sind, durch- führbar: je steiler dagegen das Gelände, um so schwieriger sind Groß- bestands- und Kleinbestandswirtschaft, um so mehr müssen Kahl- schlagsformen zurücktreten und die Aufteilung des Waldes in einen gruppen- oder stammweisen an die Stelle treten.

Man kann dementsprechend folgende Abhängigkeitsverhältnisse der Bodenneigung und der Betriebsklassen und Wirtschaften festlegen:

Fei sab Sturz. Urwald.

Bodenneigung über 40 "/o. Stammweise Waldeinteilung (Femelwald), Verjüngungsflächen möglichst klein, Schirmverjüngung.

Bodenneigung 25— 40" 0. Stammwald, Gruppenwald. Verjüngungs- fläche klein, Schirmverjüngung und Kahlschlag auf der Gruppe.

Bodenneigung lU 25 '^/o. Stammwald, Gruppenwald, Kleinbestands- wald; Schirm Verjüngungen oder Kahlschlag auf der Gruppe und Saum- schlag der Kleinbestände.

BodenneigungU— 10" ü. Alle Betriebsklassen, alle Wirtschaftsformen in den nach Bodengüte, Klima, Holzart und anderen Erwägungen zu wählenden Verjüngungsformen.

Exposition. Alle südlichen Expositionen sind als wärmere, luft- trocknere, alle nördlichen als kühlere und feuchtere Lagen zu betrachten und in ihi'em Einfluß auf Wald sowie Wirtschaftsform nach klimatischen Gesichtspunkten zu beurteilen.

3. Die Holzarten. 4. Zwecke des WaUlbesitzers. 283

Die au^fttlirlicheren Angaben über Einwirkung des Bodens auf natürliche oder künstliche Verjüngung muß den folgenden Abschnitten überlassen werden.

3. Die Holzarten.

Alle Nadelholzbäume können in Hochwaldform bewirtschaftet werden-, Stockausschlagwaldungen sind nur bei wenigen Nadelbaum- arten zulässig-, die Stammausschlag- oder Schneitelfbrmen dagegen sowie der Astwald passen wiederum für alle Arten ; die Laubholzarten können sämtlich in Hochwald bewirtschaftet werden : bei jenen, welche eine geringe Ausschlagfähigkeit besitzen (man vergleiche den zehnten Abschnitt), sind die Ausschlagsformen in der Regel ausgeschlossen. Ast- waldwirtschaft ist bei allen Laubholzarten möglich, Rhizomwaldimgen sind auf Bambusarten beschränkt

4. Zwecke des Waldbesitzers.

a) Rentabilität. Größte Holzmasse, geringere Holzgüte, beschränkte Verwertbarkeit: Es dürfte obenan stehen der Schneitelmittel wald von weichen Holzarten unter den Laubbäumen, voran die Pappelarten; etwas geringere Mengen liefern Niederwald un gen oder Hochwaldungen mit kurzer Umtriebszeit der w^ eichen Laubholzarten, voran die Pappelarten. Daran schließen sich die übrigen Ausschlag- und Alittel- waldungen, dann die Hochwaldungen. Steigt die Produktion bei den Ausschlag- , ^Mittel- und Hochwaldimgen mit weichen Holzarten über eine bestimmte Menge im Angebote, so sinkt sofort der Wert des Pro- duktes und damit die Rentabilität der Betriebe.

Größte Holzmasse, höchste Güte von Überproduktion s- freier Verwertbarkeit. Obenan steht: Hochwald von Nadelschatten- holzarten (Picea, Abies, Pseudotsuga, Thuja, Tsuga und andere) : Hoch- wald von Nadelhalbschattenholzarten, (Föhren Sektion Strobus, Cembra, Chamaecyparis. Cryptomeria und anderen) : Hochwald von Laubschatten- holzarten (Fagus, Aesculus: größte Masse aber von geringer Verwert- barkeit) : Hochwald von Lichtholzarten der Nadelbäume, Larix, Taxodium, zwei- und dreinadeligen Föhren; Hochwald von Laublichtholzarten (Juglans, Quercus, Robinia, Carj^a; geringere Masse aber größte Verwert- barkeit)-, von Laubholzhalbschattenarten (Fraxinus, Ulmus, Acer, Car- pinus, Alnus; zwar größere Massen aber geringere Verwertbarkeit).

Was die Waldeinteilung, die Wirtschaftseinheiten des Hoch- waldes anlangt, so dürften als die rentabelsten Formen die Großbestands- und die Kleinbestandseinteilung des Waldes gelten; weniger günstig stehen Gruppenwald und der Stammwald. Es gibt Stimmen, welche, vielleicht mit Recht, dem Stamm- oder Femelwald die höchste Massen- produktion unter den Hochwaldformen zuerkennen ; seine Nutzholz-

284 Neunter Abschnitt. Wahl der Wirtschafts- und Verjüngungsformen.

güteproduktion innerhalb vernünftiger Umtriebszeiten steht wegen Mangels an Bestandesschluß den geschlossenen Hochwaldformen sicher nach.

Was die Art der Zusammensetzung nach Holzarten der Wirtschaftseinheiten betrifft, so erweisen die reinen Baum- vereinigungen in Großbestand, Bestand, Kleinbestand, Gruppe, der reine Stammwald sich in Masse und Güte günstiger als die gemischten Bestände.

Was die Betriebs- oder Verjüngungsart anlangt, so dürfte die Erz iehungs Verjüngungsform (natürliche Verjüngung) die finanziell günstigsten Ergebnisse zeigen: sollen hierbei auch noch die waldbaulichen Vorzüge der ]\Iischwaldimgen möglichst ausgenützt, soll dem jetzigen und dem kommenden Bedürfnisse an Holz am voll- kommensten Rechnung getragen werden, so wäre dies möglich durch einen Hochwald, der in Kleinbestände aufgeteilt ist; jeder Kleinbestand besteht aus einer einzigen Holzart; jede Holzart, nach ihrem gegenwärtigen und kommenden Wert beurteilt und nach Boden und Klima in einem Kleinbestandswalde verteilt, soll in allen von fünf zu fünf Jahren abgestuften Altersklassen im Walde vertreten sein; wird der kleinbestandsweise gemischte Wald nicht gewählt, mag die gegen- wärtige Waldeinteilung in große Bestände, wenn diese aus verschiedenen Holzarten in verschiedenen Altersklassen bestehen (der bestandsweise gemischte Wald), sich anschließen, wenn dieser Wald in der Erziehungsverjüngung behandelt wird. Wird aber die gegenwärtige Erziehungs- und Verjüngungsmethode beibehalten, so stehen immer noch die reinen, geschlossenen Bestände im Kahlschlag und künstlichen Verjüngungsbetrieb, in Renta- bilität wenigstens , den mit natürlicher Verjüng^^ng arbeitenden Be- trieben, insbesondere in Mischbeständen voran.

b) Die Staatsforstwirtschaft, der konservativ -volkswirt- schaftliche Betrieb, sucht eine Vereinigung der finanziellen und volks- wirtschaftlichen Interessen derart, daß sie Rentabilität, Nachhaltigkeit in Nutzung, Erhaltung der Holzarten und der Bodengüte anstrebt. Der ökonomisch-finanzielle Zweck steht den natm'gesetzlichen Grundlagen mit Nachhaltigkeit entgegen. Ein Interesse beeinträchtigt das andere. Die Rentabilität strebt nach Formen, wie sie oben beschrieben wurden ; das Nachhaltigkeitsprinzip für die Bodengüte ist am besten im gruppen- weisen oder stamm- und truppweise aufgeteilten Wald mit Erhaltung aller Holzarten (Bäume , Halbbäume , selbst Sträucher und Ki'äuter im Femelbetriebe) gewährleistet. Eine Vereinigung dieser Prinzipien ist im Kleinbestandswalde mit Erziehungsverjüngung angestrebt.

c) Sollen M a X i m a 1 e r z e u g u n g e n bestimmter Produkte angestrebt werden, so würden das Maximum an größerem Nutzholz und größerem Brennholz die Hochwaldungen in der obigen Reihenfolge der Rentabilität mit hohen Umtriebszeiten ergeben. Kleinnut zholz.

4. Zwecke des Waldbesitzers. 285

Kleinbreiinholz in größten Mengen ergeben Ausschlags- und Ast- waldungen; sie ersthöplen den Boden rascher als Hoclnvaldungen.

Die Nebenprodukte der Bäume, wie Gerbstoff, Harz und andere, erzielt man in den nach diesen Produkten früher aufgeführten Betrieben.

Sollen die Nebenprodukte des Waldbodons, wie Weide, Beeren, Wild, das Hauptziel der Wirtschaft sein, so müssen die nach diesen Produkten genannten Betriebe gewählt werden.

Ist landwirtschaftliche Zwischennutzung beabsichtigt, sind ebenfalls die bereits genannten Betriebe zu wählen. Am voll- kommensten wird den landwirtschaftlichen Ansprüchen Cottas Feld- waldwirtschaft entsprechen. Daran schließen sich jene Betriebe, welche eine landwirtschaftliche Benutzung bis zur Erschöpfung des Bodens kennen. Im Röderwalde und Hackwald ist das landwirtschaftliche Ergebnis am geringsten; Wiesenbau mit Ausschlagformen oder Hut- weiden (Eichen, Lärchen, Birken).

Die größte Sicherheit des Waldbesitzes gegen Feuer , Sturm gewähren Ausschlagwaldungen oder Hochwaldungen mit gTuppenweiser, band- oder stamm- und truppweiser Einteilung und Mischung der Holzart in femelartigen Betrieben; geeignete Erziehung festigt jeden Bestand.

Für kleineren Waldbesitz eignen sich am besten die Aus- schlagwaldungen oder auch der Femelhochwald insbesonder der schattenertragenden Nadelhölzer, Hoch- und Niederwald mit landwirt- schaftlicher Bei- oder Zwischennutzung.

Für größeren Waldbesitz mögen die Wirtschaftsformen des Hochwaldes in der höchsten Rentabilität entsprechen, voran jene Betriebsformen, welche den Wald in kleine Bestände verschiedener Holzarten teilen und diese zur höchsten Nutzholzmasse imd ziu* natür- lichen Verjüngung erziehen.

Berechtigungsverhältnisse können zu ganz bestimmten Betrieben zwingen, um die Berechtigten zu befriedigen.

Für Wi rtsc haftspersonal, ungenügend in Zahl oder Ausl)ildung, eignet sich der einfachste Betrieb am besten, das ist Ausschlagwald, Hochwald mit periodischem Femelbeti'ieb, Hochwald in Kahlschlagformcn.

Schutzwaldungen. Gruppenweiser oder streifenweiser oder stammweiser eingeteilter Wald, in letzterem reiner Femelbetrieb.

Parkwaldungen, bei welchen der ästhetische Zweck voranstellt, kleinbestands- oder gi'uppen- oder stammweise eingeteilter Wald; in allen Fällen mit Schirmstandsverjüngung zulässig; Mittelwald: geringe ästhetische Wirkimgen wohnen im Kahlschlaghochwalde und die ge- ringsten im Kahlschlagniederwalde.

Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Die natürliche "Wie der Verjüngung ist die Besamung einer Fläche durch den vom benachbarten Mutterbaume stammenden Samen, der entweder durch seine Schwere oder durch Wind oder dmxh Wassser oder durch Tiere an eine empfängliche Bodenstelle gelangt und dort keimt und eine neue Waldgeneration bildet. Die natürliche Wieder- verjüngTing setzt dasjYorhandensein von Bäumen in samenertragsfähigem Alter, die Empfänglichkeit des Bodens für Aufnahme und Keimmig und die Möglichkeit des Emporwachsens der neuen Waldgeneration voraus. Jede Holzart kann auf natürlichem Wege verjüngt werden. Wenn es heutzutage Örtlichkeiten und Bestandsverfassungen gibt, unter denen die natürliche Wie der Verjüngung der heimischen Holzarten ganz versagt oder nicht mehr genügend reichlich erzielt werden kann, oder unrentabler, weil langwieriger erscheint als die künstliche, so kann dies ein Fehler der waldbaulichen oder der technischen Eimüchtungstätig- keit des Wirtschafters sein oder in der Benützung des Waldes seine Begründung finden, wodurch entweder Boden oder Baumvereinigmigen in eine naturwidrige Verfassung geraten sind. In der Forstwirtschaft hat sich während der letzten Dezennien immer mehr die Ansicht festgewurzelt, daß mit einer rationellen Wirtschaft die natürliche Wiederverjüngung nicht vereinbar sei und damit die waldbauliche Tätigkeit des Forstmannes zu dem Zwecke der Wiederverjüngimg des Waldes im wesentlichen auf das einfache Pflanzengeschäft sich be- schränken könne, wobei heutzutage auch noch die Arbeit der Pflanzen- aufzucht dem Forstmanne durch die großen Massenzüchtungen der Pflanzenhändler abgenommen werde. Angesichts des Zustandes der haubaren Bestände kann man diesen Gedankengang, der den Forst- mann dem Walde entfremden und den vereinfachten und nebensächlich gewordenen Waldbau den untergebenen Organen ausliefern muß, eine gewisse Berechtigung nicht absprechen. In erster Linie fällt hierfür die Verantwortuno; der Forsteinrichtuno- zur Last, welche den Wald

Zehnter Abschnitt. Die natürliche WiederverjUngung. 287

ohne Rücksicht auf naturgosetzliche Grundlagen einteilt und bindende Vorschriften bezüglich der Wahl der Holzart, Methode der Verjüngung, Zeit und Geschwindigkeit der Verjüngung geben zu können glaubt. Die Überhebung der Forsteinrichtung und ihre nachteiligen Folgen müssen sich noch steigern, sobald solche Arbeiten jüngeren, unreifen Beamten oder einer Behörde übertragen werden, welche ilir Leben lang sich nicht mit Waldbau, sondern nur mit Forsteinrichtung beschäftigte. Sie verbannt die ohnedies allzu großen Bestände und ihre Schiebfächer, bis sie den Zeitpunkt gekommen erachtet, um in Bestand dem Wirtschafter im Walde zur Verjüngung zu übergeben. Die einen Bestände sind bereits über den Zeitpunkt des verjüng-ungsfähigsten Alters, der Boden- empfänglichkeit, hinaus (Lichtholzarten), die anderen sind künstlich durch das Verbot des EingriÖes in den herrschenden Bestand (Be- stimmung des Zwischennutzungsetats durch die Forsteinrichtung 1) in einen Zustand geraten , der erst nach vielen Jahren wieder zur Emp- fänglichkeit einer Verjüngung übergeführt werden kann.

Wenn es eine Einteilung und Methode gibt, welche gestattet die Vorteile des IMischwnchses zu genießen und den Wald nicht bloß für den Nutzungs-, sondern gleichzeitig auch für den Verjüngungs zweck zu erziehen, so daß die natürliche Ver- jüngung des Waldes so schnell und so erfolgreich wie eine künstliche vor sich geht, dann müßte eiii derartig eingerichteter und behandelter Wald das Ideal aller finanzpolitischen und waldbaulichen Wünsche im Walde sein. Denn unter solchen Umständen ist die natürliche Wieder- verjüngung des Waldes voll von Nutzen und ohne Nachteile. Ob der Kleinbestandswald und seine Erziehungsverjüngung diesen Wünschen entsprechen, mögen jene beurteilen, welche den vorliegenden Waldbau lesen und den Mut haben, seine Lehren in die Praxis zu übertragen; wer aber an den großen Beständen der heutigen Waldeinteilung und der herrschenden Erziehung festhält, der wird immer den Vorzügen der Natur Verjüngung schwerwiegende Nachteile gegenüberstellen, und bei der Entscheidung wird in der Regel das Urteil zugunsten der schnelleren, leichteren und sichereren künstlichen Verjüngung ausfallen.

Als Vorzüge der natürlichen Wie der Verjüngung wird folgendes geltend gemacht:

1. Lösung der Frage der Pro venienz des Saatgutes in dem nach der herrschenden Auffassung günstigsten Sinne der Abstammmig des Saatgutes von den Mutterbäumen des betreffenden Waldkomplexes ; aber nur die Erziehung zur Verjüngung gewährt dabei die Sicherheit, daß das Saatgut wirklich von Elitebäumen abstammt.

2. Verhinderung der Verhärtung des Bodens durch den fallenden Regen, der Verkohlung des Humus durch Überhitzung und Austrock- nung; wenn auch imter Baumschirm geringere Regen- und Schnee- mengen zur Erde gelangen als auf freier Fläche, so verdunsten infolge

288 Zelmter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Beschattung-, mangelhafter Lnftliewegung und erhöhter Luftfeuchtigkeit diese geringeren Mengen unter Schirm weniger rasch als auf freier Fläche; somit größere Bodenfeuchtigkeit in der Boden- ober fläche, Erhaltung der ununterbrochenen Bodenverwitterung und der Tätigkeit der Bodenorganismen.

3. Erhöhte Luftfeuchtigkeit durch Verminderung der Be- strahlung und des "Windes; dadurch aber ist die Keimung auch der weniger günstig in den Boden eingebetteten Sämeren begünstigt.

4. Verhinderung der Verunkrautung des Bodens durch Licht liebende Pflanzen und Verlängerung der Empfänglichkeit des Bodens für Sämereien von Schatten ertragenden Holzarten; diese Vorteile Averden bei der Erziehung zur Verjüngung am vollkoimnensten ausgenützt.

5. Erleichterung des Anfluges der Saat bei leichtsamigen Holzarten, welcher von allen Seiten bei jedem Wind geschehen kann; bei schwersamigen Holzarten bietet Schirmverjüngung die einzige Mög- lichkeit einer genügenden Naturbesamung.

6. Beste Art der Bedeckung und des Schutzes der Saat durch den natürlichen Laub- oder Nadelabfall.

7. Schutz der aufkeimenden und aufkommenden Jugend gegen extreme Temperaturen, vor allem gegen Nachtfröste zu den gefähr- lichen Jahreszeiten, im Frühjahr nach Beginn der Vegetation (Spät- fröste) und im Herbst vor Abschluß derselben (Frülifröste) ; Schutz gegen AVinterfröste ist gleichfalls wichtig, insbesondere für die unter Schirm erwachsenden immergrünen. Pflanzen, welche empfindlicher gegen tiefe "VVintertemperatur sind als die auf Kahlflächen stockenden Pflanzen ; gleichzeitig hindert die Beschirmung die allzu starke Belastung durch Schnee, mäßigt die Heftigkeit der Hagelschläge, bricht den "Wind, der auf Kahlflächen im ersten Jalu' der Pflanzung lästig werden kann.

<S. Die natürliche "Wiederverjüngung gewährt Schutz gegen jene Insekten, welche größere Kahlflächen zum Hochzeitsflug benützen, wie der Maikäfer, oder gegen die Grapholitha, welche vorwiegend die durch Spätfröste (Kahlflächen) kümmernden Pflanzen aufsucht ; auch gegen Pilze, welche auf ein Zusammenwirken mit Lisekten angewiesen sind, wie z. B. Grapholitha und Nectria an Fichten, gewähren natür- liche Wiederverjüngungsmethoden Schutz; die Ungleichalterigkeit der Jugend ist das beste Mittel gegen die epidemisch auftretenden Pilz- krankheiten wie Agaricus melleus, Polyp, annosus, Phytophora und andere.

9. Die aus natürlicher Verjüngung hervorgegangene, somit ungleich- alterige Jugend ist auch in späteren Jahren zum "Widerstandgegen Schnee und "Wind wegen ungleich hoher Krone und ungleich tiefer Bewurzelung besser ausgeriistet als die auf Kahlflächen gleichzeitig entstandene , somit gleichalterige Jugend : je langsamer die Natur-

Zehnter Abschnitt. Die natürliclio AViedcrverjüngung. 289

verj ünoiino- tbrtsclireitet, um so gi'ößere Untor.schiede im Alter, um so bessere Widerstandski'aft der Stämme im kritischen Stangenholz- und Baumalter.

10. Gewinn an Zeit und Zuwachs bei der neuen Generation, wenn die natürliche Verjüngung nach vorheriger entsprechender Er- ziehung des alten Bestandes schon vor dem Ilauptabtriebsaltor dm-chgeführt wurde.

11. Es dürfte sich als eine allgemeine Erscheinung erweisen, daß die Erhaltung der im alten Bestände in Mischung vor- handenen Holzarten durch die natürliche Wiedervereinigung desselben besser gewährleistet ist als durch die künstliche. Die künstliche Be- gi'ündung eines Mischbestandes auf kahler Fläche ist eines der schwierigsten Probleme des Waldbaues, und die zahlreichen Mißerfolge solcher Versuche beweisen die Richtigkeit des Satzes. Dazu kommt, daß bei entsprechender Wahl der Schirmstellung im neuen Bestand ein beliebiges ]\Iischungsverhältnis sich erzielen läßt, wenn überhaupt am gemischten Bestände festgehalten werden will.

12. Gewinnung des Lichtstandszuwachses an den Schirmbäumen , der sich bei geeigneter Auswahl der überschirmenden Althölzer, an den bestgeformten Stämmen der Nutzhölzer und an dem wertvollsten, ästefreien Teil des Schaftes anlegen wird. Daß dieser Vorzug ganz besonders den Beständen zugute kommen muß , welche zur VerjüngTing erzogen sind , somit nur aus Elitebäumen bestehen, liegt nahe.

13. Allmähliche Überführung der zum Überhalt bestimmten Bäume in den freien Stand. Am günstigsten hierin muß sich die Er- ziehung zur natüi'lichen Verjüngung erweisen, weil bei ihr die Stämme schon vom frühesten xllter an (nach der Ästereinigung) durch den Freistand gegen Wind, Rindenbrand, Wasserreiserbildung in noch bildungsfähigem Alter gefestigt werden.

14. Geringe Ausgaben für Kulturen, im günstigsten Falle völlige Ersparnis an Kulturkosten.

15. Die Vorteile der natürlichen Wieder Verjüngung kommen im vollsten Maße den Schirm Verjüngungen zugute; sie entgehen fast ganz den natürlichen Verjüngungen auf Kahlflächen (Seiten- beschirmung und -besamung).

1(3. Nötig erscheint die natürliche Wiederverjüngung auf steilen, unzugänglichen Hängen; unter allen Umständen willkommen ist sie, auch wenn sie minder gute Bestände liefert, in sumpfigen, kalten Örtlichkeiten, in Hochmooren, in den höchsten oder nörd- lichsten Lagen des Waldes, somit an seiner Kältegrenze; in Schutz- waldungen vollends, welche ständig Hochwald bleiben sollen, bildet die Naturverjüngung die Regel.

Mavr. Waldbau. 19

290 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

17. Der verfeinerte Fällungs- und Verjünjiung.sbetrieb , wie üin schon die Erziehung zur natürlichen Verjünguno; und diese selbst voraus- setzt, verlangt ein erhöhtes Maß von körperlicher und geistiger Tätig- keit. Wer diese Mehrleistung, die erzieherisch auf den Forstmann ein- wirken muß , beklagt , wird nicht zustimmen , wenn dieses Moment als ein Vorteil gegenüber dem Kahlschlag und der darauffolgenden künst- lichen Verjüngung aufgezählt wird.

Dieser stattlichen Zahl von Vorzügen, welche die natüi'liche Ver- jüngung gegenüber der künstlichen aufweist, stehen jedoch zahlreiche, schwerwiegende Nachteile gegenüber. "Was als Nachteü bei der natürlichen Verjüngung beklagt werden muß, vermeidet die künst- liche Verjüngung; es sind dies die Vorzüge derselben. Die Nachteile der natürlichen Verjüngung sind:

1. Langsamer Verjüngungsgang, da dieser vom Eintritt der Samenjahre abhängig ist. Dieser Vorwurf kommt bei der Natur- verjüngung mit vorheriger Erziehung hierzu in Wegfall, denn bei diesem Verfahren können große und kleine Baumvereinigungen durch ein einziges Samenjahr verjüngt werden.

2. Zuwachs Verlust an der Verjüngung infolge der Über- schirmung. Durch den Freistand der schirmenden Bestandesglieder wird der Zuwachsverlust wieder teilweise ausgeglichen.

3. Gefahr der Erdrückung der lichtbedürftigen Holz- arten durch die weniger empfindlichen Schattenholzarten.

4. Erhaltung der Brutstätten für schädliche Tiere, besonders Mäuse, Begünstigung der w^urzelbewohnenden Insekten, be- sonders Rüsselkäfer, der stockbewohnenden Pilzparasiten, besonders Agaricus melleus und Polyporus annosus.

5. Erschwerung und Zersplitterung der Fällung, Ver- teuerung des Fällungs- und Transportbetriebes, Beeinträchtigiing der Sortierung des Holzanfalles durch Mangel an Vergleichsobjekten.

Ü. Verlust der Übersichtlichkeit der ganzen Wirt- schaftsführung, Erschwerung der Kontrolle und der Handhabung des Forstschutzes.

7. Beschädigung der Verjüngung und der Schirmständer durch die Fällung und Bringung, Abhängigkeit von der Geschicklich- keit der Arbeiter, ein Nachteil, der sich mit der ständigen Abnahme der eigentlichen Waldarbeiter immer melir vergrößert.

8. R i n d e n b r a n d g 0 f a li r an den Schirmbäumen bei dünnrindigen Holzarten, besonders Rotbuchen, Hainbuchen, Fichten, Tannen.

9. Es liegt nahe, daß der Nachteil der Naturverjüngung am schwersten in die Erscheinung treten muß bei den Wirtschaftsformen, welche auf derkleinstenFläche eine Verjüngung erstreben (FemeJ - betrieb ).

a) Klima. 21*1

1<». Uiidurc h t'ührh ar ist die Natur verj üiigung bei ()d- ländereien, verlassenen, landwirtschaftlichen Geländen, bei gewünschtem Holzartonwechsel , bei Betrieben , welche vor dem Samenerträgnis der Bestände diese zu Fällung bringen (Alpenbrandwirtschaft, Zellulose- betrieb, Christbaumbetrieb) ; endlich wird man zur künstlichen Ver- jüngung greifen, wenn die natürliche von vornherein im hiebsfähigen Alter der Bestände als schwierig oder gar als unwahrscheinlich und aussichtslos erscheint, worüber in den folgenden Ausführungen das Nötige enthalten ist.

Bei allen Beständen, welche hiebsreif geworden sind, ohne vor- her zur Verjüngung erzogen worden zu sein, ist die Ent- scheidung, ob eine natürliche Verjüngung überhaupt und in angemessener Z eit durchführbar oder doch wahrschein - lieh ist oder nicht, die aller wichtigste. Aber auch für Baum- vereinigungen, welche zur Verjüngung erzogen wurden, ist ein richtiges Urteil über Leichtigkeit und Gang der Verjüngung wesent- lich. Dem Urteile und der Entscheidung kann nicht durch allgemeine Vorschriften zur natürlichen oder künstlichen Verjüngung präjudiziert werden. Sie müssen frei sein, um von Fall zu Fall an jedem einzelnen Objekte das Richtige zu treifen: aber folgende allgemeine Betrach- tungen und Gesichtspunkte dürften das Urteil über die Wahrscheinlich- keit und den Gang der natüi'lichen Wiederverjüngung überhaupt er- leichtern.

a) Klima.

Es ist eine allgemeine, vom Verfasser seit 18 Jahren bereits betonte Erscheinung, daß die Wiederverjüngung des Waldes um so leichter aus freien Stücken sich vollzieht wie auch unter der Hand des Menschen gelingt, je 1 u f t f e u c h t e r und regenreicher das Klima ; demgemäß ist die natüi'liche Verjüngung der Waldungen wie die künstliche in den Tropen und im Picetum leichter als in den Subtropen und im Fagetum, während das zwischenliegende Castanetum der Verjüngung des Waldes nach den Absichten des Wirtschafters am meisten Schwierigkeiten bieten wird. Nm' in den zentralen Gebieten Mitteleuropas mit geringster Luft- feuchtigkeit und Regenmenge (Castanetum und wärmeres Fagetum) konnte sich die Legende bilden, daß die Kiefer oder Föhre auf natür- lichem Wege überhaupt nicht zu verjüngen sei. Schon in dem luft- feuchteren Ostpreußen, vor allem in den baltischen und angrenzenden Provinzen Rußlands, dann in dem luftfeuchten Schottland, in Süd- schweden, Dänemark drängt sich die Natm' Verjüngung so massenhaft freiwillig auf, daß man oft fragen muß, warum zuerst diese Natur- gabe herausgerissen wird, um nach dem Muster des trockeneren Mittel- europa dem Walde eine künstliche Fühi'enverjüngung aufzunötigen; auch im wärmeren Mitteleuropa spendet die Föhre bei luftfeuchteren,

19*

292 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

kühleren Elevationen so willio- Samen und geradscliaftige Jugend wie in ihren nördhehen Standorten. Waldungen im Innern größerer AVald- gebiete, welche einen erhöhten Gehalt an Luftfeuchtigkeit gegenüber dem zerstückelten, von Blößen und Feldern durchsetzten Walde auf- weisen, Waldungen in Gebieten, welche unter dem Einflüsse feuchter Winde stehen, wie an Meeresküsten, in der Nähe von Seen, selbst an Flußufern, sodann Wälder in engen Tälern und Schluchten mit ge- hindertem Luftzutritte, mit einem Worte, alle AValdmigen mit erhöhter Luftfeuchtigkeit sind leichter zu verjüngen als Wälder in Urtlichkeiten mit einem in Luftfeuchtigkeit extremeren Klima.

Jeder Holzart kommt in Temperatur ein Optimalklima zu. In diesem Optimum ist jegliche Verjüngung, natürliche wie künstliche, leichter dm'chführbar als in den Gebieten, welche außerhalb dieses Optimums, also kühler oder wärmer als dieses, gelagert sind: wegen der größeren Luftfeuchtigkeit ist im kühleren Verbreitungsgebiet die Verjüngung wiederum leichter als im wärmeren Teile des Ver- breitungsbezü'kes.

Eine entscheidende Rolle bei der Erwägung über die Möglichkeit der Naturverjüngimg fällt der Sturmgefahr zu: im Innern größerer Gebirgswaldgebiete, in denen sich die Kraft der Stürme bricht, ist eine Naturverjüngung mit überschirmenden Mutterbäumen leichter durch- führbar als in Beständen, welche gegen Felder, Wiesen, Sümpfe, AVasser u. dgl. Ebenen angrenzen und dem vollen Anprall des Windes ausgesetzt sind; Hochplateaux , ausgedehnte Ebenen gestatten meist nur eine teilweise Durchführung einer Naturverjüngung; jene Methoden, welche den bislang aufrecht erhaltenen Bestandsschluß mit einem Male auf größere Flächen des Bestandes hin durchbrechen (Dunkelschlag), sind unter solchen Verhältnissen die unsichersten und gefährlichsten. Kommt dazu noch, daß der Boden durch seine Seichtgründigkeit eine flache xA.usbildung des Wurzelsystems der Mutterbäume bedingt, dann ist die Windgefahr so groß, daß man der Kunst den Hauptanteil an der Verjüngung zuweisen muß, so wünschenswert es für die kommenden Waldgenerationen wäre , auf solchen Böden eine möglichst ungleich- alterige und ungleichhohe Bestockung zu erzielen. Alle diese Gefahren kommen bei einer Erzieliung der Baumvereinigungen zur Verjüngung in Wegfall.

1)) Boden.

Die beste Empfänglichkeit des Bodens für Aufnahme und Keimung der Sämereien beginnt mit der Auflösung des Bestands- schlusses, sei es, daß dieser auf natürlichem Wege sich einstellt (Lichtholzarten) oder künstlich erzielt wird (Durchlichtungen), wie bei Schattenholzarten. Diese Empfänglichkeit dauert jedoch nur eine kurze Zeit an-, bei den Lichtholzarten verliert sich die Emi^fängiichkeit durch

c) Holzarten uiul Alter, dl Wirtschaftsmethode. 293

:zunelimende Verunkrautung bzw. Bestockuno; mit Holzgewäch.sen ; bei den Schattenliolzarten verliert sich dieselbe durch zunehmende Be- schattung, d. h. Wiedereintritt des Bestandsschlusses bei Aussetzung der Durchlichtung und Verunkrautung des Bodens bei Fortsetzung dieser. Je besser der Boden, um so günstiger die Aussicht für eine Naturverjüngung. Je mehr der Boden in seiner Oberfläche durch Streu- entnahme verannt ist , um so schwieriger die Natur Verjüngung ; auf schwachem Boden vermagert der Boden durch den Kahlschlag- betrieb immer mehr; dieser selbst aber wird in diesem Circulus viciosus immer unentbehrlicher wegen der fortgesetzten Verschlechterung des Bodens.

c) Holzarteil uud Alter.

Schon früher wurde ausgeführt, in welch inniger "Wechselbeziehung Bodenoberfläche und Holzart stehen; für alle Holzarten gilt der Satz, daß der Boden um so reiner an Pflanzen irgendwelcher Art ist, je dichter der Bestandsschluß : der Bestandsschluß ist aber nach Schatten-, Halbschatten- und Lichtholzarten verschieden; bei den Lichtholzarten wird mit dem Alter der Bodenzustand für die Naturverjünguug vom Stangenholzalter, dem Zeitpunkte des dichtesten Schlusses hinweg immer ungünstiger ; bei den Halbschattenholzarten tritt die Verlichtung im mannbaren Alter, bei den Schattenholzarten im Hauptalter, zumeist durch Natiirereignisse verursacht, am leichtesten ein. Man kann daher ganz allgemein den Satz aufstellen, daß ein Bestand um so leichter auf natürlichem Wege verjüngt werden kann, je näher er dem Ein- tritte seiner vollen Mannbarkeit im Samenerträgnis steht, das ist stets die dem wirtschaftlichen Alter, dem Abtriebs alter vor- ausgehende Altersklasse. Halbschatten- und Schattenholzarten vermögen sich in der Regel bis zum Verjüngungszeitpunkte genügend geschlossen zu halten: für Lichtholzarten und füi' jene Baimi- vereinigungen, welche zur Verjüngung erzogen werden, ist zum Zweck der Erhaltung der Empfänglichkeit des Bodens bis zu Haubarkeit Unterbau mit einer Halbschatten- oder Schattenholzart unerläßlich.

d) Wirtscliaftsmethode.

Bei der gegenwärtig allgemein üblichen E i n t e i 1 un g d e s Waldes in Wirtschaftseinheiten größeren Umfanges (Bestände) und bei dem Zwange , den die Forsteinrichtung auf den Waldbau mit dem Ver- jüngungszeitraum ausübt, ist die Natur Verjüngung teils Glücksache, teils nur für kleine Teile eines solchen Bestandes ausführbar. Wo aber zu einem Walde mit kleineren Einheiten übergegangen wird, z. B. lOeinbestand oder Gruppe , oder zum Femelwalde , da gilt all- gemein das Gesetz: je kleiner die Fläche, um so zuverlässiger, aber auch um so langsamer die natürliche Verjüngmig.

204 Zehnter Abschnitt. Die natürliche AViederverjüngung.

e) Die Terfassniie: der Baumvereiiiigiiiigen,

wie sie unter dem gegenwärtigen System der Großbestände und der geschlossenen Erziehung dem "Wirtschafter zum Hiebe und zur Verjüngung übergeben werden, ist nur ausnahmsweise eine der- artige, daß eine Naturverjüngung „kunstgerecht", d. h. genau im Sinne der Systeme oder Vorschriften, für Schirmschlagverjüngungen durch- geführt werden könnte: in der Regel sind die Bestände durch Natur- ereignisse im Schlüsse gelockert worden, was als ein Nachteil aufgefaßt wird, in "Wirklichkeit aber als ein Vorteil, als Segen für "Wald und "Wirtschafter sich erweist; denn auf solchen Schlußdurchbrechungen hat die Natur in der Regel bereits für diesen Bestand die Entscheidung getroffen, ob er überhaupt auf natürlichem Wege verjüngt werden kami oder nicht. Diese Fingerzeige der Natur zu verstehen und für die Entscheidung über die Verjüngungsart des Bestandes zu benutzen, wird die erste und wichtigste Tätigkeit des Forstwirtes sein, wenn er zur Verjüngung nicht erzogene Be- stände vor sich hat. Für diese allein, welchen heute noch fast alle haubaren und haubar werdenden Bestände angehören, gelten die folgenden Ausführungen.

Musterung der SchluDdurchbrechungen.

Unter dem Einfluß der Schlußdmxhbrechmig zeigt der darunter liegende Boden entweder:

1. eine Verunkrautung oder eine Verunholzung ;

2. eine Besiedelung mit den Holzarten des Mutterbestandes (Vor- wuclis, bei leichtsamigen Holzarten auch Anflug, bei schwersamigen auch Aufschlag genannt):

3. eine Mischung der Bodenvegetation von 1 und 2:

4. einzelne Schlußdurchbrechungen sind mit Nutzholzarten, andere mit Unhölzern und Unkräutern bestellt;

5. die Bodendecke ist ohne Veränderung wie im benachbarten, geschlossenen Bestände geblieben.

Zu 1. Hat die Schlußdurchbrechung die für Klima, Boden und Holzart entsprechend erscheinende Maximalgröße nicht überschritten, so muß unser Urteil lauten , daß für den betreffenden Bestand die Naturverjüngung unwahrscheinlich ist; was aber unwahrscheinlich ist, wird besser unterlassen zugunsten des sicheren; ist dagegen die Schluß- durchbrechung zu groß , so müßte die Frage der natürlichen Ver- jüngungsmöglichkeit unentschieden bleiben.

Zu 2. Hat sich der Boden unter den Schlußdurchbrechungen mit Anflug oder Aufschlag der Holzart des Mutterbestandes bedeckt, so ist der Erweis erbracht , daß der Bestand in einem ähnlichen Grade der Schlußdurchbrechung auf natürlichem "Wege verjüngt werden kann.

BehaiuUiinjj; der Sclilußilurchbrechungen. 205

Zu 3. Haben Unhölzer und Unkräuter mit den Nutzholzarten auf ein und derselben Sclüußdiu'chbrecliung sich angesiedelt, so ist darin ein Zeichen zu erblicken, daß Naturverjüngung möglich ist, daß aber die Schlußdurchbrechung kleiner, die Schirmstellung also eine dunklere sein muß, als der Zufall sie ausführte.

Zu 4. Einzelne Schlußdurchbrechungen verunkrautet , andere mit Anflug oder Aufschlag versehen; dann ist die Naturverjüngung möglich, und zwar in jener Schirmstellung oder Schlußdurchbrechung, bei der der Verwuchs sich einstollen konnte. Die Naturverjüngung wird in diesem Falle der künstlichen Beihilfe nicht entbehren können, um die verwilderten Schlußdurchbrechungen mit Nutzholz zu bestocken.

Zu 5. Sind weder Unhölzer und Unkräuter noch Baumjugend er- schienen, dann ist die Möglichkeit der Naturverjüngung unentschieden ; jedenfalls aber ist so viel zu lernen, daß die Schirmstellung eine lichtere sein muß, als sie von selten der Natur geboten war.

Diese Musterung der Schlußdurchbrechungen als allererste Auf- gabe , ehe noch an irgendeine , auch Kahlschlagsverjüngung, heran- getreten werden sollte, erscheint so wichtig, daß es künftighin bei Beibehaltung des gegenwärtigen Großbestands- und Er- ziehungsystems sich empfehlen dürfte, in sämtlichen Beständen schon 20 25 Jahre vor dem ersten Angriffshiebe zum Zwecke der Verjüngung einzelne, verschieden geformte Schlußdurch- brechungen — vielleicht als „Vorgriff shiebe" zu bezeichnen von verschiedenen Größen absichtlich einzulegen, so daß dann bei Beginn der Verjüngung nicht nur über die Möglichkeit der Naturverjüngimg, sondern auch über den Grad der Lichtstellung An- haltspunkte aus dem vorliegenden Experimente direkt abgelesen werden können.

Ergab die Musterung der Schlußdurchbrechungen eine für die Natm'verjüngung günstige Prognose, so schließt sich sofort, ehe noch Verjüngungshiebe. Kahl- oder Schirmhiebe erfolgen, als erste Tätigkeit an die

Behandlung der SchluDdurchbrechungen.

Diese erstreckt sich auf Erweiterung bzw. auf Ijichtersteilung jener Öffnungen, welche, weil zu klein oder zu dunkel, keine Verjüngung erzielten, sowie auf Behandlung der bereits verwilderten Schlußdurch- brechungen. Im letzteren Falle ist Entfernen des Unkrautwuchses mid Warten auf neue Naturbesamung ebenso unrichtig als etwa die künst- liche Ansaat solcher Stellen. Die Natur hat bereits gezeigt , daß Saat nicht schnell genug gegenüber dem Unkraute emporkeimt ; verunkrautete Stellen sollen nicht von Unkraut gereinigt, sondern, wie sie sind, sofort ausgepflanzt werden. Als dritte Tätigkeit schließt sich an die

29(3 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Musterung der VorwQchse.

Die Vorwuchsmusterung hat sich auf das Alter, die Kronenbildung, die Be^^'urzelung, auf Höhe und Ausdehnung des Vorwuchses und auf das überschirmende Altholz zu erstrecken.

1. Was das Alter des Vorwuchses betrifft, so ist die Feststellung desselben durch die Zahl der Quh'le und der Knospenschuppem-inge bei Laub- und Nadelbäumen nur an jungem Vorwuchs durchführbar; ist der Vorwuchs älter als zehn Jahre , so muß man an möglichst tief geführten Querschnitten der Stämmchen die Jahresringe (meist mit der Lupe oder selbst dem Mikroskop) zählen oder zur Abzahlung der Jahres- bildungen an dem am tiefsten sitzenden und am besten entwickelten Seitentriebe schreiten oder eine Abschätzung des Alters vornehmen, welche in der Regel auch für die waldbaulichen Bedürfnisse genügt, da die Brauchbarkeit des Vorwoichses mit der Feststellung der folgenden Punkte sich erledigen läßt. Im allgemeinen kann als Regel gelten, daß Vorwuchs von Lichtholzarten, welcher über zehn Jahre alt ist, und Vorwuchs von Schattenholzarten über 20 Jahre für Verjüngungszwecke zu alt, somit unbrauchbar ist; es wäcli.st mit dem Alter und dem Grade der Unterdrückung der Zeitraum, der zur Erholung imd Umbildung des Vorwuchses für die neugeschaffenen Licht-, Wärme- und Feuchtig- keitsverhältnisse beansprucht wird.

2. Die Kronenbildung ist bei allen Verwüchsen, seien sie aus Licht- oder aus Schattenholzarten bestehend, die gleiche; je stärker der Lichtentzug, um so flacher entwickelt sich die Krone zur Ausnutzung des Lichtes; die unter den Kronen geschlossener Föhren stehenden Eichen werden ebenso flachkronig wie Fichten- oder Tannenvorwäichse unter Fichte oder Tanne. Solche tellerförmige Kronen zeigen zugleich einen minimalen Höhenwuchs an, die untersten Äste der Stämmchen sind bereits abgestorben ; solcher verhütteter Vorwuchs ist in der Regel sehr viel älter, als er geschätzt wird. Bei starker Beschattung können Schatten ertragende Holzarten 50 Jahre und darüber alt sein und erst 1 cm Durchmesser und 1 m Höhe aufweisen. Solchor Vorwuchs ist unbrauchbar wegen allzu langer Dauer der Erholung und wegen er- höhter Gefahr des Absterbens bei plötzlicher Freistellung. Brauchbarer Vorwuchs muß bis zum Boden beästet sein und Gipfeltriebe aufweisen, an welchen das Alter noch gezählt werden kann. Die brauchbare Kronenfonn nähert sich der Pyramide.

3. Die Bewurzelung des brauchbaren Vorwuchses muß inner- halb des mineralischen Bodens sich verbreiten ; vielfach aber sind unter Schattenhölzern oder unter verunkrauteten Lichthölzern solche Massen von Rohhumus angehäuft, daß die Wurzeln in diesem verlaufen oder noch seichter in den abgestorbenen Mooslagern sich verzweigen. Wird solcher Vorwuchs freigestellt, so kränkelt er auf Jahre hinaus, bis die Wm'zeln allmählich, durch die Abtrocloiung von oben gezwungen, in

^lusterung der Vorwüchsc. 207

tiefere Bodenschichten hineinwachsen. Solcher Verwuchs kann al)er durch die Beseitigung des schirmenden Altholzes und durch das Be- treten von selten der Menschen und Tiere zum Zweck der Fällung und Bringung durch das Absprengen der flachen Wurzeln nicht bloß leiden, sondern selbst absterben. Es ist bei weit heraufdringendem Grund- wasserstande auch der Fall zu beobachten, daß der Vorwuchs durch die Beseitigung des Altholzes ersäuft wird durch die reichlicheren Nieder- schläge (Wasserbewegung von oben nach unten) und das Ansteigen des Grundwassers (infolge Zunehmens der Wassermenge und Abnehmens der Drainage durch die Althölzer).

4. In Krone, Wurzel und Alter brauchbarer Vorwuchs kann un- brauchbar sein, wenn er allzusehr im Höhen wuchs vorangeeilt und noch reichlich von starken Althölzern überschirmt ist, welche bei iiirer Nutzung den Vorwuchs allzusehr beschädigen; der brauchbare Vorwuchs soll 2 m Höhe bei Beginn der Freistellung nicht übersclireiten ; je niederer, desto besser.

5. Allen bisher betrachteten Anforderungen genügender Vorwuchs kann dennoch unbrauchbar sein, wenn die einzelnen Pflanzen so isoliert stehen, daß Gefahr besteht, daß sie nach der Freistellung zu breit- kronigen Wölfen sich auswachsen würden-, durch Eini^flanzmig kann jedoch solcher Vorwuchs brauchbar gemacht werden.

(), Brauchbare Vorwuchsgruppen sollen allmählich gegen die Ränder hin in ihi'er Höhe sich abstufen, damit sie an spätere Verjüngungen in ihrem Umkreis sich harmonisch anschließen können. Ist das nicht der Fall, d. h. besitzen solche, etwas ältere Horste nach ihrer Freistellung imd Abrundung steile Ränder, so können sie bei größeren Horsten durch Umpflanzung anschlußfähig gemacht werden; Vor\\aichsgruppen dagegen von geringerer Ausdehnung als etwa 50 qm werden besser beseitigt, weil die Ränder solcher Horste trotz fortgesetzter Autastungs- hiebe später dennoch zu ästigen Bäumen sich entwickeln: je älter der Vorwuchs, desto größer muß die Fläche sein, die er bedeckt.

7. Brauchbarer Vorwuchs soll wenigstens 50 qm Fläche schon bei seiner Entstehung bedecken; kleinere Flächen können nur dann be- rücksichtigt werden , wenn die Möglichkeit besteht , sie in km'zer Zeit durch anschließende Hauungen zu vergrößern.

8. Minder guter, weniger gut geschlossener, etwas zu alter Vor- wuchs kann auf guten Böden sich noch zu einem brauchbaren Vorwuchs entwickeln; auf geringeren Böden dagegen muß der Vorwuchs möglichst vollkommen sein.

9. Auf steinigen , mit Trümmern überlagerton , steilen Hängen , in versumpften ÖrtHchkeiten , welche der künstlichen Wiederverjüngung große Schwierigkeiten entgegenstellen, dann in der höchsten oder nörd- lichsten Waldregion ist jeder Vorw^ichs brauchbar.

10. Vorwuchs aus Stockausschlägen ist unbrauchbar.

298 Zelniter Abscluiitt. Die natürliclic Wiederverjüngung.

Vorwuchs kann aus einer Holzart bestehen, reiner Vor wuchs sein, oder aus mehreren zusammengesetzt sein, gemischter Vor- wuchs. In letzterem Falle kommt zu den obigen Punkten noch hinzu :

11. Gemischter Vorwuchs, welcher nur Schattenholzarten oder nur Lichtholzarten enthält, ist brauchbar, wenn alle Holzarten annähernd gleich hoch sind und auch im entscheidenden Stangenalter annähernd gleich schnell emporwachsen. Ist dies nicht der Fall, so wird die schnellwüchsige Holzart entfernt, wenn sie weniger wertvoll ist als die bedrückte ; im entgegengesetzten Fall ist keine Hilfe notwendig.

12. Sind Licht- und Schattenholzarten im Vorwuchs gemischt, und wächst die Lichtholzart mit Sicherheit auch während der Stangenperiode voraus, so ist solcher Vorwuchs brauchbar.

13. Die Beurteilung der Brauchbarkeit des gemischten Vorwuchses kann der Kenntnis der Naturgesetze und ihres Einflusses auf die Wuchs- geschwindigkeit der Holzart, wie sie in dem ersten Teile des "Waldbaues niedergelegt sind, nicht entbehren. Die Mischung ist brauchbar, w^enn die Holzarten im Wüchse bis zum Baumalter Schritt halten.

14. Finden sich in einer Jungwaichsgruppe (gleichviel, ob auf natürlichem oder künstlichem Weg entstanden) zwei Schattenholzarten in Mischung, so verläuft die beiderseitige Wuchsgeschwindigkeit nach dem Typus der beiden Arten (Seite 132); die voranwachsende siegt über die zurückbleibende ; jene Holzart , welche zuerst Kronen- schluß erreicht, erdrückt die andere (Buche und Fichte, Fichte und Tanne).

15. Findet sich in einer solchen, annähernd gleichalterigen Mischung von Schattenholzarten unter sich öder von Licht- und Schattenholz- arten eine Holzart in ihrem Optimum, während für die andere der be- treffende Standort ein Klima kühler oder wärmer als ihr Optimum auf- weist, z. B. Fichte und Buche im Picetum, Eiche und Buche im Fagetum, Lärche mit Fichte oder Buche im Fagetum, so ist die Holzart, welche außerhalb ihres Optimums ist, stets bei natürlicher, bei künst- licher und in Vorwuchsmischung zumeist verloren, wenn ihr nicht fortgesetzt im Kampfe gegen die Optimumsholzart geholfen wird.

IG. Der Boden kann eine oder die andere Holzart in einer gleich- alterigen Mischung begünstigen oder schädigen ; dadurch wird das natur- gesetzliche Verhalten sich ändern müssen, bei Begünstigung der Optimums- holzart wird der Sieg letzterer beschleunigt; bei Begünstigung der schwächeren Art kann diese sogar mit der Optimumsholzart Schritt halten (Eiche und Buche auf kalkarmen Böden im Fagetum).

17. Eine raschwüchsige und durch den Boden in ihrer Wuclis- geschwindigkeit der beigemischten Holzart gegenüber noch geförderte Holzart (z. B. Fichten, Tannen oder Buchen mit Föhre auf geringeren Sandböden) kann zu einem gleichen Wuchstempo mit den beigemischten gezwungen werden , wenn diese Mischung in einem Klima kühler als

Behandlung der Vorwüchso. 29(^

das C)ptimuin der sclmelhvüchsigen Art liegt; dort ist ein derartiger Vorwuchs bzw. eine derartige Verjüngung zulässig. Auf' besserem Boden besteht bereits die Getahr, daß die anfangs schnellerwüchsige von den Holzarten, welche im kühleren Klima ihr Optimum finden, über- wachsen wird.

Behandlung der Vorwüchse.

1. Soll älterer Vorwuchs von genügender Flächenausdehnung, aber mit steilem Rande beibehalten werden, so ist er durch Umpflanzen mit starken Pflanzen abzustufen ; wenn möglich, sind schnellerwüchsige Holzarten, aber von ähnlichem Lichtbedürfnis wie die Vorwuchsholzart, zu wählen. Unter den fremdländischen Bauiiiarten hat sich die Küsten- douglasie für diese Zwecke bereits bewährt.

2. Isoliert stehender, aber im übrigen brauchbarer Vor wuchs soll durch Einpflanzung kräftiger Pflanzen derselben Art verdichtet werden : Einpflanzung von Lichtholzart zwischen Schattenhölzern ist fast stets ein Mißgriff (Eiche in Buche, Lärche in Buche oder Fichte).

3. Allzu dicht stehender Vorwuchs , w' elcher deshalb im "Wuchs auch nach der Freistellung kümmert, ist zu durchschneiden; hilft das nicht mehr, ist er zu beseitigen mid die Stelle in weiterem Verbände mit einer anderen Holzart auszupflanzen.

4. Findet sich unter oder zwischen altem, verbuttetem Vorwuchse jüngerer, brauchbarer Anflug oder Aufschlag, so werden zunächst alle Althölzer, welche noch darüberstehen, beseitigt, von dem verbutteten Vorwuchs aber wird alles herausgeschnitten, was zur Beschützung des brauchbaren Vorwuchses nicht notwendig erscheint. Solche Vor- wuchshorste werden behandelt wie haubare Bestände in Schirm- verjüngung en miniature.

5. Findet sich unter verbuttetem Vorwuchse kein brauchbarer, so werden die Althölzer belassen , die unbrauchbaren Vorwüchse werden mit möglichster Bodenverwundung herausgerissen. Ist neue Besamung nicht zu erwarten, erfolgt Fälhmg der Althölzer und künstliche Ansaat oder Pflanzung der Stelle.

(). Über brauchbarem Vorwuchse werden die zu einer lichten bzw. einer freien Stellung nötigen Hiebe im Altholze vorgenommen; da der Übergang zum Freistande um so langsamer erfolgen muß, je stärker und langandauernder die vorhergehende Überschirmung sich erwies, so kann , besonders bei tief beästeten Bäumen , die erste Maßnahme sich nur auf Bezeichnung jener Stämme beschränken, welche zugunsten des Vorwuchses aufgeästet werden müssen; je nach Bedarf können sodann Lichthiebe oder Endhiebe einsetzen.

7. Sollen brauchbare Vonvuchsgruppen als Anfangspunkte für eine peripherisch fortschreitende Verjüngung (ringförmiger Dunkelschlag oder Gayers Femelschlag) gelten, so ist durch ringförmigen Schirmschlag

300 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

(Rändelllieb) oder auch durch riu^förmigen Kahlschlag (Umsäumungs- hieb) für Erhaltung von anschlußfähigen Verlaufsrändern des Vor- wuchses zu sorgen.

8. Besteht ein gemischter Vorwuchs nur aus Schattenholzarten oder nur aus Lichtholzarten, welche zwar anfänglich, im Jungwuchs- alter, nicht aber im entscheidenden Stangenalter gleich rasch empor- wachsen, so werden die schnellerwüchsigen Arten beseitigt, wemi die gefährdete Art die wertvollere ist; ist dies nicht der Fall, bedarf es keines Eingriffes.

9. Ist in einem aus Licht- und ISchattenholzart gemischten Vor- wuchs die Vorwüchsigkeit der Lichtholzarten im Stangenalter zweifel- haft, so müssen die Schattenholzarten gestümmelt oder ganz beseitigt werden, wenn keine Aussicht besteht, daß die Schattenholzart durch Naturereignisse (Frost, Wildverbiß u. dgl.) künstlich niedergehalten wird, so daß die Lichtholzarten einen genügenden Vorsprung erhalten, ehe sie ins Stangenalter eintreten. Viele im Prinzip falsch ange- legte, künstlich gemischte Horste von Fichte und Lärche. Buche und Lärche sind durch solche Ereignisse vom Ausscheiden der Lärche gerettet worden. Werden die Schattenholzarten ganz beseitigt. erfolgt in einem späteren Alter ein erneuter Unterbau der Lichtholz- arteii.

10. Ist in einem aus Licht- und Schattenholzarten gemischten Vorwuchse die Vorwüchsigkeit der Lichtholzart zweifelhaft, die Schatten- holzart aber ebenso wertvoll oder wertvoller als die Lichtholzart, wird am besten die Lichtholzart beseitigt, um einer Vermehrung von Insekten und Pilzen, welche die kränkelnden Individuen bevorzugen, vorzubeugen.

11. Jede Vorwuchsgruppe muß als ein Verjüngungsobjekt für sich betrachtet und behandelt werden.

12. Behufs Schonung der Vorwüchse sind alle Fällungen im Alt- holze bei Schneelage und so auszuführen, daß die stürzenden Stämme aus der Vorwuchsgruppe wenigstens mit der Krone hinausfallen.

13. Ist dies nicht möglich, so können die alten Stämme vorher entästet oder zu Brennhölzern aufgeschnitten werden, um den Trans- port zu erleichtern. Diese letztere Maßnahme darf nur ein seltener Ausnahmefall sein: brauchbarer Vorwuchs heilt leicht, Vorwuchs nach Punkt 4 (S, 2!>7) wird besser erschlagen als benützt.

Die Schnelligkeit der VerJQngung.

Die Schnelligkeit, mit der eine AValdfläche auf natürlichem Wege verjüngt werden kann oder werden soll, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab und ist für das Gelingen des Werkes von größter Bedeutung. Im allgemeinen kann behauptet werden, daß ..langsam, aber sicher'' die Devise der Naturverjüngiing ist. Rücksichtnahme auf Ruhe und Pflege der Jungwüchse, auf die Forderungen der Forst-

Die Schnelligkeit der Verjüngung. 301

einrichtuuii- und der Rentabilitätsrechnun'2; lassen es aber wünschens- wert erscheinen, jede Ver jünouno- , die natürliche wie die künstliche, tunlichst zu beschleunioen : mit dem schnelleren Tempo aber wächst für die natürliche Verjünoiing das Risiko bozüglich des Gelingens ; denn die Beschleunigung muß naturgemäß den Erfolg auf wenige , vielleicht auf eine einzige gute Karte, auf ein einziges Samenjahr setzen und auf eine ergänzende Besamung der Flächen durch spätere Samenjahre ver- zichten.

Entscheidend für die Schnelligkeit der Verjüngung ist zunächst a) die Erzieh ungs weise des Bestandes. Wird der Bestand irgendeiner Größe, irgendeiner Form, irgendeiner Holzart mittels Durch- forstungen und daran sich anschließende Durchlichtungen so erzogen, daß die einzelnen Bäume mit ihren Kronen im Haubarkeitsalter völlig isoliert stehen, und daß den Boden ein Schutzbestand einer Halbschatten- oder Schattenholzart deckt, so besteht ständige Bereitheit für die Ver- jüngung, und es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß in einem solchen Bestände mittels eines einzigen Samenjahres die Baum- vereinigung auf natürlichem Wege unter Schirm ( E r z i e h u n g s - Verjüngung genannt) in wenigen Jahren verjüngt werden kann.

Ist aber der Bestand für die Verjüngung nicht erzogen, d. h. ist er, soweit aus einer Schattenholzart bestehend, noch im Haubarkeits- alter geschlossen gehalten, soweit aus einer Lichtholzart bestehend, zurzeit der Verjüngung verunkrautet, dann ist eine sclmelle Verjüngung in der "Regel unmöglich; denn die Vorbereitung der Bäume zum Samenerträgnis und des Bodens zur Empfänglichkeit nehmen bereits Jahre in Anspruch.

Wird z. B. für einen solchen, zur Verjüngung nicht erzogenen Be- stand; die Dunkelschlag Verjüngung gewählt, so wird die Verjüngung auf gToßen Teilen oder dem ganzen Bestand auf einmal eingeleitet; sie wird nur dann in kurzer Zeit sich abspielen, wenn zur Geschicklich- keit der Ausführung auch noch das entsprechende Glück eines vollen Samenjahres zu günstigster Zeit sich gesellt. Bleibt aber letzteres aus , so ist die Fläche für natürliche Verjüngungen zumeist unbrauch- bar geworden. Je kleiner die Flächenteile sind, welche man zur Natur- verjüngung auswählt (bis herab zur Löcherschirmvereinigung) , um so sicherer zwar das Ergebnis , da mehrere Samenjahre benutzt werden können, um so langsamer aber auch kommt die Verjüngung des Be- standes zum Abschluß ; neben derartigen Erwägungen sind es aber auch natürliche Verhältnisse , welche das Tempo des Verjüngungs- ganges beeinflussen.

b) Das Klima. Je kühler die Lage, sei es dm-ch höhere Breitengrade oder Elevation oder Exposition, um so langsamer ist die Entwicklung der Jugend und dementsprechend langsam ist die Auf- lichtuno: der Schirmstelluncf über dieser. Li Ländergebieten mit hoher

:j{)2 Zehnter Abschnitt. Die natürliche WiederverjUngung.

Luftfeuchtigkeit und genügender Rogen menge während der Vegetationszeit, somit in Gebieten, in denen andauernde SommeiTegen zu den Ausnahmen, Gewitterregen zur Regel gehören, wie z. B. Mittei- und Nordeuropa, ist eine Lichterstellung und eine raschere Be- seitigung der schirmenden Althölzer wünschenswert, um den auf- kommenden Pflanzen die wohltätige "Wirkimg der Gewitterregen zu- kommen zu lassen: in den kontinentalen Gebieten aber, in denen der Ausfall aller Sommerregen die Regel, Gewitterregen seltene Ausnahmen sind, ist die stärker beschirmte Fläche in ihrer oberen Schicht immer noch feuchter, somit für die Jugend günstiger als die stärker aufgelichteten oder sogar kahlen Flächen. Im Be- reiche der sommerlichen Regen und der winterlichen Trockenheit (Monsungebiet von Ostasien) empfiehlt sich stärkere Beschirmung der Verjüngungsflächen, um die zarten, einjährigen Pflanzen über die ge- fahrliche Zeit der AVinteraustrocknung und den vordringlicheren Gras- wuchs hinwegzul^ringen.

Lagen, welche des Windschutzes entbehren, verlangen eine raschere Lichtung und Beseitigung der Beschirmung, um die drohende Sturmgefahr möglichst abzukürzen; es wird zu erwägen ein. ob in solchen Örtlichkeiten überhaupt die Naturverjüngung in größeren Flächen durchgeführt werden soll; werden aber kleine Verjüngungs- flächen gewählt, so ist der Gang der Verjüngung schon dadurch ver- zögert. Nur eine Erziehung zur Naturverjüngung braucht auf Wind keine Rücksicht zu nehmen.

Eingesenkte, muldenförmige Lagen, Hochplateaux können durch den Kahlschlag zu Fr o st löchern schlimmster Art werden; schon im Castanetum beginnt diese Gefalir, die nach der Kältegrenze des Waldes hin sich steigert; für solche Lagen ist eine dichtere und länget auf- recht erhaltene Überschirmung imd damit eine Verzögerung des Ver- jüugungsganges unerläßlich.

c) Holzarten, welche in kurzen Zwischenräumen und reichlich Samen bilden, lassen sich rascher verjüngen als solche, welche nur in längeren Zwischenpausen fruktifizieren, Holzarten, welche in der ersten Jugend bereits lichtbedürftig sind, müssen in beschleunigter, abgekürzter Schirmhiebsführung verjüngt werden, wie z. B. Föhren gegenüber Fichten, Eichen gegenüber Buchen : je empfindlicher eine Holzart gegen verspätete Fröste, um so dichter die Schirmstellung, um so länger die Erhaltung derselben.

d) Der Boden übt seinen Einfluß nicht in der zunächst erwarteten Richtung, nämlich, daß auf gutem Boden die Verjüngung rascher sich abwickeln könne als auf minder gutem. Je besser der Boden , um so größer die Unkrautgefahr. Um dieser vorzubeugen, ist eine stärkere Überschirmung wenigstens für die schattenertragenden Arten angezeigt; auf geringerem Boden ist ein rascher Gang schon deshalb nötig, weil

Die Schnelligkeit der N'erjnngun««;. 3()3

alle Holzarten auf solchen geringeren Böden empfindlicher gegen Über- schirmung sind als auf besseren Böden. Frische bis nasse Böden sind zumeist ausgesprochene Frostlöcher, sie verlangen vorsichtige Lichtung, dazu kommt ihre außerordentliche Neigung zum Graswuchse : je stärker die Bodenbearbeitung, desto lichter kann die Stellung, desto kürzer die Funktion der Schinnbäume sein.

e) Je größer das in einer Hand vereinigte Waldareal, um so langsamer kann auf einer in Angi'ilf genommenen Fläche die Ver- jüngung fortschreiten ; wo aber nur wenige Objekte zur Verjüngung bestimmt werden können, da muß rascher geschlagen werden, um den Etat zu erfüllen.

f) Beschleunigend wirken wirtschaftliche Umstände, wie z. B. Absatzverhältnisse. Zur Verbilligung des Transportes kann es wünschenswert erscheinen, auf einer Stelle größere Holzmengen durch stärkere Schirmschläge zur Fällung zu bringen; wo reichliche Kultur- mittel zm- Verfügung stehen, kami ebenfalls rascher vorwärts gegangen werden, wobei allenfalsige Fehlstellen nachträglich durch Saat oder Pflanzung ergänzt werden.

g) Je schneller die Lichthiebe geführt werden und der Endhieb folgt, desto rascher erwächst die neue Generation, desto mehr steigert sich aber auch die Gefahr durch Unkraut und Frost, dm'ch Wildverbiß, desto geringer aber sind die Beschädigungen der jungen Generation durch die Fällung und Bringung der Althölzer. Hierin das rechte Tempo zu trefifen , kann nur auf Grund der Naturgesetze des Bodens, des Klimas und der Holzarten sowie lokal gesammelter Erfahrungen gelernt werden. Allgemein mag indes der Satz als recht gelten, so schnell als möglich mit den Schirmständern zu räumen . denn für die Jungwüchse im Walde gilt derselbe Grundsatz wie für ihre größten Feinde, das Wild: Ruh" nimmt zu!

h) Bei keiner Verjüngungsweise prägt sich der Einfluß des Temperaments des Wirtschafters auf den Gang der Verjüngung so sehr aus, als bei der natürlichen Verjüngmig. Der Vorsichtige, Über- ängstliche wird den Verjüngungsgang verzögern, der Wagende, Un- geduldige wird ihn in beschleunigtem Tempo zu Ende zu führen suchen.' Karl Gayer^) sagt hierüber sehr zutreifend:

..Unter den vielen Tugenden, welche den Wirtschaftsbeamten zieren müssen, sind für das waldbauliche Vorgehen die Geduld und das Be- wußtsein, daß Zweck und Ziel der Arbeit in der fernen Zukunft, nicht in der Gegenwart liegen, mit die wichtigsten.'"

In der natürlichen Anlage des Wirtschafters kann ein günstiges oder ungünstiges Moment für den Erfolg einer Naturverjüngung liegen ; aber die Qualität des Wirtschafters in erster Linie nach dem Gelingen

') K. Gaj-er, Aus dem Walde (1891), Nr. 27.

304 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

oder Mißlingen einer Xaturverjüiiginif!; beurteilen zu wollen, wäre ebenso unrecht, wie das Gelingen einer künstliehen Saat oder Pflanzung als Prüfstein füi' den Wirtschafter zu betrachten: bei allen Verjüngungen im Walde sind viel mächtigere, außerhalb der Kraft des Wirtschafters liegende Faktoren im Spiele, welchen in erster Linie das Gelingen oder Mißlingen zugeschrieben werden muß, daß sind die Launen der Witterung.

Der Verjüngungszeitraum. Der Zeitraum, während dessen die Verjüngung auf einer bestimmten Fläche sich abspielt, heißt spezieller Verjüngungszeitraum; hierbei ist es gleichgültig, ob diese Fläche einen ganzen Bestand, einen Teil desselben, einen Kleinbestand, eine Baumgruppe oder einen Trupp umfaßt : es ist die Zeit, welche vom ersten bis zum letzten Verjüngungs- hiebe verstreicht. Die Bezeichnung allgemeiner Verjüngungs- zeitraum trifft nur bei Groß- und Kleinbeständen zu, wenn diese in mehreren Teilen nacheinander verjüngt werden. Der allgememe Verjüngungszeitraum ist somit die Summe der speziellen Zeiträume. Der spezielle Zeitraum ist der natürliche, naturnotwendige: er er- gibt sich aus der Eigenart der Holzart, des Bodens, des Standortes, mit einem Wort, aus dem natürlichen Gang der Verjüngung: der all- gemeine Verjüngungszeitraum wird von der Forsteinrichtung bestimmt, die nur dann eine zeit- und naturgemäße ist, w^enn sie dem Wirtschafter in der Wahl des Beginnes der Verjüngung und der Dauer derselben völlig freie Hand läßt. Wählt sie die Bestände zu groß, den allgemeinen Verjüngungszeitraum zu klein, dann wird die Verjüngung auf natür- lichem Wege ebenfalls auf große Flächen sich erstrecken und schnell sein müssen, obwohl die Bestände hierfür nicht erzogen sind: für manche Holzart, für manche Bestände wird dadurch die Durchfühnmg einer Xaturverjüngung erschwert, ja, geradezu zur Unmöglichkeit. So liegt eine schwerwiegende Veranlassung zum Kahlschlage mit künst- licher Verjüngung in dem Systeme der herrschenden Großflächenforst- einrichtung und Bestandeserziehung.

Die natürliche Wiederverjüngung bei den Kahlsclilagwirtschaften, die natürliche Nachverjüngung.

R e i n b e s t ä 11 d c.

Wie aus dem achten Abschnitte entnommen werden kann, gibt es Kahlschlagbetriebe, wie Birkenbergwirtschaft, Alpenbrandwirtschaft, bei denen die Wiederverjüngung stets der Natur überlassen bleibt; bei kahlen Saumschlägen , besonders im Gebirge und bei vielen Kahl- sclilägen im bäuerlichen Waldbesitze, ist es zumeist der Natur über- lassen, wie und wann die Kahlfläche mit einer Holzart der Umgebung sich bestockt. Diesen Betrieben stehen solche gegenüber, bei denen

Die natürliche Wiederverjüngung bei den Kahlschlagwirtschaften usw. 305

prinzipiell alles, was auf einer Fläche erwachsen ist, Altholz und .Jung- wuchs, ebenso Unhülzer beseitigt, tabula rasa gemacht wird; auf ihr entsteht ein neuer Wald allein durch menschliche Kunst und nach menschlichen Gedanken. Die ersteren Methoden blicken allzu ver- trauend , die letzteren allzu mißachtend auf die Tätigkeit und Mithilfe der Natur; die einen wollen gar nichts zur Naturgabe hinzufügen, die anderen lassen jegliche, auch die beste Gabe der Natur zuerst heraus- reißen , um mit großem Aufwand an Fleiß , Zeit und Geld die neue Generation nach dem bewährten Rezepte anzupflanzen. Eine Wirt- schaft, welche Anspruch auf die größte Rentabilität im Walde erhebt und zugleich an Nachhaltigkeit des Bodens denkt, muß alles tun, um den Nachteilen der plötzlichen Kahlstellung des Bodens entgegen- zuwirken, muß auf möglichste Einsparung an den Kosten, auf mög- lichste Sicherheit der aufwachsenden Jugend (Ersparung der Nach- besserungen) bedacht sein. Sie kann dies nur, wenn sie den goldenen Mittelweg zwischen den heutigen Kahlschlagformen mit künstlichem Anbau und den Schirmschlagformen mit Naturbesamung beschreitet imd zum obersten Grundsatz erhebt: Auch im Kahlschlag muß jeder brauchbare Vorwuchs erhalten und zum Ausgangs- punkt der anschließenden, künstlichen Verjüngung ge- macht werden-, auch im Kahlschlagbetriebe muß die Be- gründung von brauchbarem, natürlichem Verwüchse als das Ziel der Verjüngungstätigkeit des Wirtschafters gelten; die Kunst soll nur ergänzen, was auf natürlichem AVege sich nicht erreichen ließ.

In wenige Worte zusammengefaßt sind die Vor- und Nachteile einer Natui'verjüngung auf einer Kahlfläche folgende:

Als größter Vorzug der natürlichen Verjüngung auf der Kahlfläche muß die Ersparnis an Kulturkosten bezeichnet werden; die Erleichterung der künstlichen Verjüngung durch den An- schluß derselben an einen bereits vorhandenen Jungw^uchs ist eine augenfällige und allbekannte; die Verhinderung der Verunkrautung und Verwilderung solcher Stellen ist eine Wohltat für den Boden; die übrigen Vorzüge kommen den Kahlschlagflächen als solchen zu. Als Nachteil muß man geltend machen : Unvollkommene Bestückung, im Falle die Verjüngung allein der Natur überlassen bleibt ; Beimischung von forstlich gleichgültigen oder sogar schädlichen Holzarten; der Schaden tritt aber erst dann ein , wenn solche Unhölzer nicht recht- zeitig, d. h. vor Bedrückung der Edelhölzer beseitigt werden ; bis dahin sind sie nützlich. Die übrigen Nachteile kommen den Kahlschlagflächen als, solchen zu. Man könnte noch hinzufügen : Die Erschwerung der Fällung bei der Rücksichtnahme auf vorhandenen Jungwuchs. Dieser letztere Punkt wird schwer wiegen in den Augen vieler Praktiker. Vielleicht sind einige der weiter unten angegebenen Kahlschlagformen

Mayr, Waldbau. 20

306 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjtingung.

geeignet, diese Bedenken gegen eine Natur Verjüngung beim Fläclien- kahlsclilag zu belieben.

Als erste Tätigkeit beim Kalilsclilag muß die Musterung der Vorwüchse in dem zur Fällung bestimmten Bestände oder Be- standsteile bezeichnet werden-, an das Ergebnis dieser Untersuchung, welche im Sinne von S. 290 ff. auszuführen ist, schließt sich sofort der Kahlschlag an, da eine Erweiterung der Vorwüchse nicht im Programm des Kahlschlags gelegen ist; es kann aber bei der Fällung über dem Vorwuchs selbst auf möglichste Schonung dieses ohne Verzögerung oder Erschwerung der Fällung Rücksicht genommen werden. Die klimatischen Be dingungen ^ößerer Kahlflächen wurden bereits früher besprochen ; die Ungunst im Klima (Spätfrostgefahr, Trocknis) wächst mit der Größe der kahlen Fläche ; am ungünstigsten werden daher die kahlen Flächen sein müssen, welche im Großbestandswalde ent- stehen; daran reihen sich Bestände (Unterabteilungen) und Klein- bestäude. Im saumweisen Kahlhiebe, sowie ringförmigen Kahlhiebe oder kahlen Löcherhiebe bei allen bestandsweisen Waldeinteilungen sind kahle Flächen besser geschützt; am kleinsten wird die kahle Fläche sein beim Kahlhieb , der einer "Waldeinteilung zugrunde liegenden Gruppe , oder des einzelnen Stammes und des Trupps im Femelwald; solche kahle Flächen kommen in ihrem Klima jenen unter dem Dach des Waldes am nächsten; ihre Verjüngung ist eigentlich unter Schirm.

Böden. Unter S chatten ho Izarten, welche soweit als mög- lich bis zur Haubarkeit geschlossen erhalten werden , trägt .der Boden bei a) Laubhölzern nur eine dünne Laubdecke, seltener Rohhumus, darunter liegt vortrefflicher VerjüngTingsboden; bei der plötzlichen Frei- stellung entfernt der Wind die Laubdecke , von Einsenkungen und Gruben abgesehen, und es liegt ein Boden von bester Empfänglichkeit zutage. Aber gerade deshalb erscheint auch, wenn nicht der Same der Nutzholzart hingebracht wird, in kürzester Zeit der Unkrautwuchs; da die Schattenholzlaubbäume (Buchen, immergrüne Eichen, Lorbeerbaum, Kastanien und viele andere) schwere Samen tragen, müssen derartige kahle Flächen in kürzester Zeit mit Unhölzern und Unkräutern ver- wildern : meist ist ungenügend, was an solchen Sämereien durch Vögel auf die kahle Fläche gebracht wird.

b) Unter Schatten ertragenden Nadelhölzern (wie die Gattung Picea, Abies, Pseudotsuga, Tsuga, Thuja, Taxus, Thujopsis und andere) liegt im haubaren Alter meist eine Moos- oder Farnkraut- decke mit Rohhumusschichten, welche eine geringe Empfänglichkeit für Aufnahme und Keimung der Sämereien besitzen; durch plötzliche Freistellung verschlechtert sich der Boden noch weiter; nur bei reich- hcher Bodenverwundung und Durchwühlung entstehen empfängliche Stellen, die sich mit den leichtsamigen Schattenholzarten auch leicht besiedehi.

Die iiatUrlicho Wicderverjüngung bei den Kahlschlagwirt.schaften usw. 3(j7

Unter Halbscliattenholzarten, Laub- wie Na(lell)Hunien (s. S, 221), ist der Boden beim Kahlschlag selten noch empfänglich; er trägt bereits Unkraut- und Unholzwuchs oder bereits Jugend von der gleichen Art wie der alte Bestand. Ist dieser Yorwuchs unljrauchbar, wird er gleich Unhülzern beim Kahlhieb beseitigt, um neuem Anflug Platz zu machen. Wird gepflanzt, können Unhölzer und unbrauchbare Verwüchse als vollkommener Schutz auf der sonst kahlen Fläche benutzt werden.

Unter den Lichtholzarten der liaub- und Nadelbäume ist die Verwilderung des Bodens oder die Verjüngung zur Zeit der Haubarkeit am weitesten vorgeschritten ; auf natürlichen Anflug kann nur gerechnet werden , wenn der Kählschlag alles beseitigt und den Boden neu ver- wundet.

Der Anflug der Sämereien auf der kahlen Fläche hängt von der Windrichtung und Hiebsrichtung der kahlen Fläche so- wie von den Witterungs Verhältnisse n ab. Nur bei trockener Witterung oder bei Wind findet die Ablösung der Sämereien von den Bäumen statt. Es gilt dies insbesondere von solchen, welche in holzige Dauerfrüchte eingeschlossen sind wie die Sämereien der meisten Nadel- bäume. Erst mehrtägige Trockenperiode oder intensive Besonnung zwingt die Früchte zum Aufplatzen und Klaffen ihrer Schuppen. Bei der Gattung Larix stehen die Zapfen aufrecht, so daß die Sämereien nicht durch ihr Gewicht, sondern nur bei heftigem Wind aus den Schuppen geschleudert werden. Bei den Gattungen Cedrus, Abies und einigen Föhren zerfällt der Zapfen, wodurch die Früchte auch bei Windstille frei werden. Trockene Witterung aber stellt sich in Europa zumeist bei Windstille oder Ostluft ein ; bei westlichen Winden nur in Gegenden mit Föhn. Die vorherrschenden, häufigen Winde aus West sind feucht und bringen Regen ; bei ihnen öffnen sich die Früchte nicht. Da nun in Europa der kahle Saumhieb gegen die gefährliche Windrichtung, nämlich Westen, geführt wird, folgt naturgemäß, daß die meisten Sämereien der Schlagwand nicht auf die kahle Fläche nach Osten, sondern in den haubaren Bestand hinein nach Westen getrieben werden, wo sie aus Mangel an Licht oder Wasser verkümmern müssen. Nur bei Kulissenschlägen, Löcherliieben und den unten angegebenen Kahlschlagformen bringt jeder Wind auch Sämereien der Umgebung auf die kahle Fläche. Heftige Stürme entführen die Sämereien über die kahle Fläche hinweg, wie dies besonders bei der Lärche bekannt ist , welche am liebsten ihre Jugend nicht da begründet , wo es am nächsten und am günstigsten erscheint; man sagt, sie erzieht ihre Kinder bei den Nachbarn.

Über die Verbreitung der Holzartensämereien über eine kahle Fläche hin bieten das Gewicht der Sämereien und ihre Aus- rüstung für Rotation und Schwebe die nötigen Anhaltspunkte. Schwerer Same ohne Fallschii-m und Flügel, wie z. B. die

2u*

308 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Sämereien der Gattung Querciis , Fagus , Castanea, Aesculus, aller Lauraceen, dann von Zelkowa, Magnolia, ('embra und vielen andern, welche der speziellen Beschreibung der Holzarten entnommen werden mögen , vermögen sich nur auf geneigtem Gelände von ihrem Mutter- baum weiter als 10 m zu entfernen. Bis zu 30 m schweben vom "Winde getragen vom Mutterbaum hinweg die Sämereien der Gattung Tilia, Carpinus, Fraxinus, Acer, Abies, Liriodendron , die schwersamigen Pinusarten der Sektion Strobus; bei 50 m Abstand dürfte die Grenze für die leichtsamigen Nadelbäume , nämlich Picea , Larix , die meisten zwei- und dreinadeligen Führen, Alnus, Ulmus und andere Holzarten, liegen : von 50 m bis zu einer fast unbestimmbaren Grenze dürfte die Flugfähigkeit der Gattung Betula, Populus, Salix, Paulownia und andere sich erstrecken.

Die Dichtigkeit des Anfluges oder Aufschlages ist nicht, wie man erwartet, am Stamm der Mutterbäume anschließend am voll- kommensten-, es bleibt das Tropfenbereich der Mutterbäume bei den leichteren Sämereien von Jungwuchs frei, weil die Sämereien durch schwere Regentropfen herausgeschlagen werden oder vertrocknen ; nur bei schweren Sämereien liegt die Zone der größten Aufschlags- dichte dem Stamme am nächsten. Bei den Sämereien, die bis zu 30 m sich verbreiten, ist die Zone zwischen 10 und 20 m am besten besamt, bei jenen, welche bis zu 50 m fliegen, liegt die Zone des besten Ergebnisses zwischen 10 und 40 m.

Die Samenbedeckung und Keimung. Die Eindeckung der Saat durch den Blattabfall bleibt auf den kahlen Flächen stets spärlich oder fehlt ganz. Nur jene Holzarten sind bevorzugt, welche die schwächste Deckung, ja nur ein Festdrücken auf der Erde und Um- erdung durch den Regen verlangen; das sind wiederum die leicht- samigsten unter den ßaumarten, Birken, Pappeln, Weiden, Erlen und andere. Bei größeren Sämereien und den größten mangelt jede Be- deckung und mit dieser jeglicher Schutz gegen Tiere. Im Herbste abfallende größere Sämereien keimen vielfach infolge der starken Be- sonnung und Erwärmung und erfrieren dann durch die ersten Früh- fröste aus Mangel an Bedeckung. Jegliche Betrotung der kahlen Fläche durch Mensch und Tier , jegliche Bodonverwundung vor der Keimung der Sämereien muß der natürlichen Besamung sowohl auf kahler Fläche wie unter Schirm zuträglich sein.

Führung der Kahlschlage zur Förderung der natürlichen Verjüngung.

Wohl überall ist an Stelle der großen Kahlflächen von unregel- mäßiger Form und Lagerung eine Anordnung in Säumen getreten. Der Verlauf des Saumrandes, die Saumrichtung und die Breite der Säume wechseln ; alle drei sind in ihrer Ausformung für den natürlichen Anflug von Sämereien von AVichtigkeit ; je länger der Zeitraum , der

Führung der Kiihlschliige zur Förderung der natürlichen Verjüngung. 309

zwischen zwei Saumhieben an derselben Stolle verstreicht, um so wert- voller und ergiebiger an Naturverjüngungcn und Beiträgen für die künstliche werden die unten gegebenen Saumhiebsformon sein müssen. Was zunächst den Verlauf der Grenzlinie zwischen Saum und Bestand, den Saumrand anlangt, so ist dieser stets eine gerade Linie. Es unterliegt aber wohl keinem Zweifel, daß Ausbuchtungen in dieser Linie dem Erscheinen von jungem Wüchse mehr Aussicht bieten als die grade Linie mit ihrer exzessiven Erwärmung und Wärme - rellexion ^ ihrem Wassermangel und Tropfenwirkung bei Beregnung. Man kann einen derartigen Saumhieb vielleicht zellenförmigen kahlen Saum schlag (Abb. 17«) nennen, wenn die Ausbuchtungen rechteckig oder quadratisch suid. In diesen Ausbuchtungen siedeln

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Abb. 17 a, 6, c, rf, cj (S. 309, 310, 311). Schematisehe Darstellung von Saumhiebsformen, Kahlschlagen von 0 nach W zur Erzielung natürlichen Anfluges.

sich innerhalb 2 5 Jahren sicher junge Pflanzen an, welche beim folgenden Kahlschlag willkommen sind, und weil sehr klein, am Leben bleiben werden, auch wenn die schwere Prüfung der Fällung, Sortierung, Bringung und Abfuhr des Holzes über sie hinweggegangen ist. Gegen die Rüsselkäfer schützt Entrindung der Stücke, der Maikäfer wird die Zellen meiden.

Eine andere Form könnte der T r epp enkahlschlag genannt werden (Abb, 17 6). Auch er ist der Besamung förderlicher als eine geradlinige Wand; denn es entstehen Nordränder, welche der natür- lichen Ansamung günstig sind. Buchtensäume entstehen, sobald der ungleich fortschreitenden, natürlichen Verjüngung durch Aus- buchtungen der Saumgrenze Rechnung getragen wird (Abb. 17 c). Eme

310

Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

andere Form der Saumhiebe, Avelclie vielleicht noch besseres Ergebnis bringt, wäre in Abb. 17 d gekennzeichnet. Es wird, wenn ein Streifen z. B. von (30 m Breite beabsichtigt ist, derselbe in drei Längsteile ä 20 m breit zerlegt; der mittlere (11) bleibt Altholz, I und III werden beseitigt. Beim nächsten Saumhieb fällt der Streifen II und neue kahle Streifen I und lU werden angelegt. Man kann diese Form den kahlen Saums chlag mit Zwischen säum (II) nennen: auf I wird sich Anflug einstellen müssen, auf III wird er so mangelhaft wie bisher sein. Eine andere Form endlich bietet Abb. 17 e. Diese Form ist im Hochgebirge bereits bekannt; dort wird 10 15 Jahre vor dem Abhieb des Saumes dieser kräftig durchhauen, so daß bei der Licht- stellung der Bäume eine Naturverjüngung eintreten kann. Per kahle

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Saumhiob beseitigt dann den Schirmsaum und legt einen neuen Scliirm- saum an: kahler Saum schlag mit Vorlichtung.

Auch diese Verjüngung muß zu den Kahlschlägen gerechnet werden, da der Hieb ausgeführt wird, auch wenn keine Naturbesamung 'ein- getreten ist. AUe obigen Formen werden keine genügende, aber doch eine willkommene Verjüngung liefern, welche die Kunst nur zu er- gänzen braucht. Wird ein Saum der Quere nadh aufgeteilt und jeder Teil als selbständiger Hiobszug weiter geführt, so entsteht der ge- teilte Saumschlag (Abb. 17/): stoßen die Teile (Abb. 18) in Winkeln aneinander, hat man von gebrochenen Saum hieben (Neuessinger Wirtschaftsregeln) gesprochen.

Die Zeit, in der solche Saumschläge ausgeführt werden, ist nicht gleichgültig. Es empfiehlt sich, wegen der Boden Verwundung die Fällungen

Führung der Kahlschläge zur Förderung der natürlichen Verjüngung. 311

mimittolliar vor Samenabfall (Nadelhölzer) oder nach demselben (Laub- hölzer und Tannen) vorzunehmen luid, wenn möo;lieli, damit eine weit- gehende BodenverwTindung zu verbinden.

Die Richtung der Sa umhiebe ist verschieden und hat im Gebirge mit der Exposition zu wechseln. In der Ebene entscheidet allein die Hauptwindrichtung, gegen welche die Säume vordringen.

Im Gebirge sind für die Richtung der Saumschläge folgende Gesichtspunkte zu beachten: 1. die Bringung des Materials, welche stets bergabwärts und nie durch eine Verjüngung hindurch ge- führt werden darf, somit immer entweder auf der Kahlfläche oder im geschlossenen Altbestande sich zu bewegen hat. Im letzteren Falle ist es besser, kahle Gassen zu hauen, um den Transport auf einer Bahn zu

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vereinigen. 2. Die Sturmgefahr besteht auch im Gebirge und zwar auf den dem Winde zugekehrten Bergseiten in verstärktem Maße; auf der abgewendeten Seite aber, wo Überfallswind von der entgegen- gesetzten Seite weht, ist diese die gefährliche "Windrichtung: in Europa ist somit auf den Westhängen der Westwind, auf den Ost- hängen der Ostwind der gefährlichste. Der Verlauf der Gebirgszüge und Täler lenkt die Westwinde vielfach in NW— SW-Winde, die 0-Winde in NO SO-Winde ab. 3. Die Sonnenwirkung ist dann allzu stark in Licht und Wärme, wenn die Sonnenstrahlen von einer Schlagwand des stehenden Bestandes zurückgeworfen werden. Dort herrschen die heißesten und trockensten Verhältnisse , ähnlich wie bei einer Wand aus Holz oder Stein, welche beim Obstbau für Spalierzwecke ausgenützt wird: Keimung und Emporkommen von Jung^\uchs ist dort wegen

312

Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjünguug.

der herrschenden Trocknis am schwierigsten; man nennt dies Üb er- sonnung, vielleicht besser Rucks onnung.

Die Richtung der Saumhiebe und deren Fortschreiten (Hiebszug) veranschaulicht nachstehende Abb. 18, welche einer ausführlichen Be- schreibung nicht bedarf. Eine Linie, welche von NW nach SO ver- läuft, teilt den Berg irt zwei Hälften, eine nordöstliche und eine südwestliche ; auf der nordöstlichen Hälfte werden die Saumhiebe senk- recht gegen die Horizontalkurven , also im Gefälle abwärts von einer Nordlinie an nach Osten und nach Westen in mit den Horizontalkurven parallelen Hiebszügen weiter geführt; auf der südwestlichen Hälfte laufen die Saumhiebe den horizontalen Kurven annähernd parallel schief über das Gehänge. Der Hiebszug ist annähernd senkrecht auf

Abb. 18. Richtung der Saumhiebe im Gebirge.

die Horizontal kurven gerichtet. Die Verjüngung beginnt im Plateau, am höchsten Punkt des Berges, nicht an der Talsohle.

Die Breite der Saumhiebe. Ist die Frage der Breite der Saumhiebe von der Holzmenge abhängig, welche geschlagen werden soll, um den Etat zu erfüllen, so hat die Entscheidung ein waldbauliehes Interesse nur insofern, als mit der Entfernung von der Schlagwand die Naturverjüngung immer ungenügender, die künstUche immer schwieriger werden muß. Soll aber die Saumbreite so eingerichtet werden, daß vom natürlichen Anflug möglicht viel gewonnen wird, so entscheidet über die Breite die bereits behandelte Verbreitungsfähigkeit der Holzart. Die Saumbreite soll die Zone des dichtesten Anfluges in sieh scliließen. Wählt man für schwersamige Holzarten die Kahlschlagsaumverjüngung, so dürfte die Saumbreite 10 m nicht übersclu'eiten ; bei den Holzarten, welche bis zu 30 m durchschnittlich zu schweben imstande sind, wäre

Der kahle Löcherhieb, ringförmiger, kahler SauniHchlag. 313

die Saumbreite mit etwa 25 m zu begrenzen. Für solche Bäume, welche bis zu 50 m ihre Sämereien aussenden hierzu gehören die Mehrzahl der Fichten, die Idcinsamigen Führen, die Lärchen, die Dou- glasien, Tsugen und viele andere Nadel- und Laubbäume , so dürfte mit der Saumbreite bis zu zwei Baumhöhen gegangen werden. Jene leichtsamigen Bäume endlich, wie Populus, Betula und andere mirden auch noch auf Säumen von einer Breite gleich drei Baumhöhen sich einfinden können. Es liegt nahe, daß innerhalb eines Wald- gebietes, in dem eine bestimmte Holzart mit leichten Sämereien das Übergewicht besitzt, die Säume auch breiter gemacht werden dürfen, wegen der Allgegenwart der Sämereien dieser Holzart. Zur Bekämpfung von Lisekten , zum Beispiel des Rüsselkäfers , kann es wünschenswert erscheinen, eine unüberbrückbare, pflanzenlose Zone von größerer Breite zwischen Bestand und Yerjüngung einzuschalten. Doch führt auch das Entrinden der Stöcke zum Ziele.

Bei einer geregelten Saumhiebswirtschaft sollte ein neuer Saumhieb erst geführt werden, wenn der vorhergehende bestockt ist; wo die natürliche Verjüngung ungenügend erscheint, hat die künstliche er- gänzend einzugreifen.

Der kahle Löcberhieb, ringförmiger, kahler Saumschlag.

Nur bei einer Waldeinteilung in größere Bestandseinheiten kann dieser Hieb eingelegt w^erden ; bei einem Wald , der in Gruppen, Bändern oder Trupps und Einzelstämme, Femelwald aufgeteilt ist, kann der Löcherhieb, welcher ringförmige Erweiterung verlangt, überhaupt nicht durchgeführt werden. Es können die Gruppen, Bänder oder Trupps zwar kahl geschlagen, aber nicht vergrößert werden. Der Löcherhieb schafft Bedingungen, unter welchen der Anflug von Sämereien von allen Seiten, somit am vollkommensten erfolgen muß; aus ihm geht eine Verjüngung des Bestandes in Gruppen von verschiedenem Alter und Höhenwaichs hervor, welche allmählich dm^ch den ringförmigen Saumhieb zusammenfließen soll. Was die Anlage der Löcher und Ausführung der Saumhiebe anlangt, so wäre folgendes festzustellen. Die Anlage der Löcher erfblgi . nachdem die bei allen Hieben voraus- gehenden Musterungen der Schlußdurchbrechungen und der Vorwüchse sowie ihre Behandlung erledigt sind: 1. Unter Benutzmig vor- handener Schlußdurchbrechungen; sind solche Stellen ver- unkrautet, so werden sie entweder überhaupt nicht benutzt oder ent- sprechend ausgeformt und sofort ausgepflanzt. 2. Wo natürliche Durchbrechungen fehlen, werden solche geschaffen durch herausfemeln von sehr starken oder anbrüchigen oder sehr breitkronigen Stämmen und entsprechende Abrundung und Erweiterung der Oftnungen. 3. Die Anlage der Löcher beschi'änkt sich auf das Innere der Bestände, vor allem sind die Sturmränder zu schonen. 4. Die Löcher sind so zu

314 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

gruppieren, daß sie besonders in ihren Erweiterungen den Holztransport nicht beeinträchtigen. 5. Der Durchmesser solcher kahler Löcher sowie die Breite der folgenden Säume wechselt mit der Holzart: für Schatten ertragende und Schutz verlangende Arten müssen die Durchmesser kleiner sein als für Licht verlangende und Schutz abweisende Holzarten, wie aus den später zu berührenden Beispielen ersehen werden möge. 0. Beseitigung der lockeren Bodendecke, Streu, Moos und andere Arten von Bodenver\^Tindungen fördern die Ansiedelung von Jungwuchs. 7. Die kahlen Umsäumungshiebe werden erst geführt, wenn das Zentrum bzw. der vorhergehende Saumhieb mit Jugend bedeckt ist. 8. Nur bei einer sturmfesten Holzart oder in einer sturmgesicherten Lage oder nach vorheriger Erziehung eines Bestandes zur Ver- jüngung und Sturmfestigkeit ist es möglich, einen Großbestand oder auch einen Kleinbestand durch ringförmige Kahlhiebe so weit zu verjüngen, daß die letzten Ringsaumhiebe die Bestandsränder treffen, welche künstlich in Bestand gebracht werden müssen. Wo diese Vor- aussetzungen nicht gegeben sind, wird vom Löcherhieb zum saum- weisen Kahlschlag übergegangen werden müssen. 9. Die am stärksten be- sonnten Binnenränder der Löcher, die Nord- und Nordostränder bleiben, da wasserärmer, in der Besamung und im Wachstum der Jungwüchse gegenüber den im Schatten liegenden, feuchteren und günstigeren Süd- und AVesträndern zurück. Dadurch nimmt die ursprüngliche Kreisform des kahlen Löcherhiebes allmählich bei den weiteren, kahlen Ringsaum- hieben eine eiförmige, schließlich sackförmige Gestalt an; es ist wesent- lich, das Streben der Natur nach Ausdehnung der Besamung in einer bestimmten Richtung möglichst durch Ausformung der Kahlsaumschläge zu unterstützen: wie die klimatischen Unterschiede der Binnenränder des Löcherhiebes können auch Bodenverhältnisse das ungleiche Fort- schreiten der Naturverjüngung in Buchten nach verschiedener Richtung hin veranlassen.

Mischbestand e.

Soll ein aus zwei oder mehreren Holzarten gemischter Bestand im Kahlschlag auf natürlichem Wege verjüngt werden, so ist zu beachten, daß jede Holzart verschieden ausgerüstet ist für die Zwecke der passendsten Ansiedelung auf einer Kahlfläche. Es wurde bereits früher bei den naturgesetzlichen Grundlagen ei^wähnt, daß für die Ausbreitung einer Holzart ihr Samenerträgnis in Menge und Häufigkeit, die Schwebe- fähigkeit der Sämereien . die Gefahren bei der Keimung, ihr Schatten- erträgnis, Schutzbedürfnis, Ansprüche an Boden, Klima, Wuchsgeschwindig- keit und andere während der ersten und der späteren Jahre entscheidend sind, daß alle diese Dinge dem Wirtschafter bekannt sein müssen, wenn er im voraus entscheiden will, welche Holzart in einer Mischung der anderen gegenüber im Vorteile ist; es wird sich ergeben, daß für den

Der kahle Lücherhieb. ringfürniifijer, kaliler Saumschlag. 315

betreflfeuden Standort eine Holzart w ald l»au sc li wac h , eine andere waldbaustark ist: daß aber mit dem Standortwechsel ein Wechsel in diesem gegenseitigen Verhältnis eintreten kann. Der oberste (Grund- satz aller Verjüngungstätigkoit im Mischbestande mit der Absicht der Erhaltung der Mischung wird daher sein müssen: die möglichste Unterstützung der waldbauschwachen Holzarten durch die Wahl der Wirtschaftsmcthode sowohl bei den Kahlschlagen als auch bei den Schirmschlagformen. Als waldbauscliwächere Holzart ist in einer Mischung von Schattenholzarten unter sich oder von Lichtholzarten unter sich jene Art anzusprechen, welche in der Jugend am emp- findlichsten gegen verspätete Fröste , somit am schutzbedürftigsten ist, jene, welche in der Jugend langsamer wächst, welche höheren Anspruch an die Bodengüte erhebt, welche zahlreicheren Feinden bei der Keimung und weiteren Entwicklung ausgesetzt ist. So haben sich z. B. alle Tannenarten (Gattung Abies) waldbauschwächer erwiesen als die An- gehörigen der Gattung Picea, der Fichtenarten; bei einer ]Mischmig von Pseudotsuga und Picea wird im luftfeuchten, wärmeren Tiefland (warmes Fagetum) Picea die schwächere, Pseudotsuga, weil im Optimum, die stärkere sein: bei einer Mischung derselben Arten im Picetum selbst wird die Pseudotsuga die schwächere, Picea, weil im Optimum, die stärkere sein: bei einer Mischung Taxus mit einer anderen Schatten- holzart werden die Eiben stets die schwächeren sein: bei Lichtholz- artenmischungen werden die schwersamigeren die schwachen sein, z. B. die winterkahlen Eichen gegenüber den zwei- oder dreinadeligen Föhren ; die Gattung Lärche wird schwächer sein als die Föhre , die Föhre schwächer als die Birke.

Werden nun gemischte Bestände im Großflächenkahlschlag an- gegriiFen, so erscheinen auf der Kahlfläche von den Holzarten des an- grenzenden Außenrandes des Mischholzbestandes in der ersten Generation noch fast alle , jedoch in einem anderen Verhältnis, als sie im Mutter- bestand vorhanden waren; in der zweiten Kahlschlagsgeneration aus Xaturver jüngung hervorgegangen, ist in der Regel der reine Bestand der waldbaulich stärksten Holzart an die Stelle des Misch- wTichses getreten; auch der Kleinbestand im Kahlschlag mit Xatur- besamung nähert sich mit denselben ungünstigen Ergebnissen der großen Kahlfläche. Nur auf der minimalen Fläche des Kleinbestandes von 0,3 ha liegen die Aussichten für eine Erhaltung der Mischung günstiger.

Bei den kahlen Saumhieben mit natürlicher Seitenbesamung stehen dem Wirtschafter bereits Mittel zur Verfügung, das Verhältnis der Artmischung im Jungwuchse zu erhalten, indem die Breite der Saumschläge und ihre Fortsetzung sich nach der waldbaulich schwächeren Holzart richten ; dazu kommt zur Unterstützung der schwächeren Holzart die Schädigung der stärkeren durch vorherio;e Fällunofen im Bestände, Im kahlen Löcher-

:31(j Zehnter Abschnitt. Die natürliche "WiederverjQnguug.

hieb , der ja ül)orliaupt zur möglichsten Ausnützung der natürlichen Ansiedelung der Holzarten geführt wird , ist in dem Durchmesser der geführten Kahlhiebsfläche und in der Breite der darauffolgenden Kahl- säume ein Mittel gelegen, um der waldbaulich schwächeren Holzart die Erreichung des ihr zugebilligten Standraumes auf der Kahlfläche zu sichern.

Die natürliche Verjüngung bei den Schirmschlagwirtschaften, NaturverjQngung unter Schirm, natürliche Verjüngung im engeren Sinne.

Reinbestände.

Zu den wichtigsten Gründen für die künstliche AViederverjüngung zählt die unleugbare Tatsache, daß sie für die weitaus größte Zahl der Kulturwaldungen und ihrer Bestände nicht nur schneller, sondern auch sicherer und leichter als die natürliche ist. Es muß oberster Leitsatz einer jeden "Wirtschaft sein, jene Verjüngungsform zu wählen, welche am leichtesten, schnellsten und sichersten zum Ziele führt, wenn der "Wirtschafter Beständen gegenübergestellt wird, welche ihre beste Verjüngungszeit überschritten, zu alt geworden, welche zu lange im Schluß gestanden und ihren mineralischen Boden mit einer Auf- lagerung von Rohlmmus verdeckt haben, oder welche längst durch- löchert und in diesen Stellen durch Unkrautwuchs verwildert sind. Für solche Bestände kann der Forderung: schnell, sicher und leicht, nur auf dem "Wege einer künstlichen Verjüngung Genüge geleistet werden. Wenn es aber dem "Wirtschafter möglich ist, Bestände so zu erziehen , daß die natürliche "Wieden-erjüngung des betreffenden Objektes ebenso leicht, ebenso sicher, ebenso schnell durchzuführen ist wie die künstliche, dann ist die natürliche Wied erverjüngung allein die berechtigte, wegen der zahlreichen Wohltaten, die diese Verjüngung dem Boden und der Jugend gewährt, wegen der Kostenersparnis.

Daß die natürliche Verjüngung auf der K a h 1 f 1 ä c h e die schlimmsten Nachteile der kahlen Fläche der Freilage nicht zu umgehen vermag, wurde vorhin gezeigt. Ausschließlich d e r N a t u r v e r j ü n g u n g u n t e r Schirm kommen alle Vorzüge, aber auch alle Nachteile der Natur- verjüngung zu. Über die Ausnützung dieser Vorzüge aber entscheiden bei dieser eigentlichen Naturverjüngung drei Faktoren: 1. Die Ver- fassung des Bestandes und seines Bodenzustandes; 2. die Gunst des Klimas überhaupt und der Witterung während der Verjüngungsperiode, 3. die Geschicklichkeit des Wirtschafters.

Was den ersten Punkt, die Verfassung des Bestandes und den Boden, anlangt, so trägt diese in ihrer Ungunst in den Kultur- waldungen Mitteleuropas in erster Linie die Schuld, wenn eine Natur- verjüngung mißlingt, ja wenn sie von Anfang an als unbrauchbar und unrentabel betrachtet werden muß weil es in der Tat unmöo-lich ist.

Die natürliche Verjüngung bei den Schirmschlagwirtschaften usw. 317

solche Bestände , wie sie ge<2;enwärti^ erzogen werden , bis sie das Schiebfach des Forsteinrichters verlassen und in Verjüngung mit fest- gelegter Zeit eintreten dürfen, entweder überhaupt natürlich zu ver- jüngen oder die Naturverjüngung so durchzuführen, daß sie „schnell, sicher, leicht" ist. Die gegenwärtig erwachsenen und erwachsenden Bestände sind in der erdrückenden Mehrheit nach dem Grundsatze der Erhaltung des Bestandsschlusses erzogen; die Durchforstungen und Durchlichtungen, entsprechend der fort- geschrittenen Erkenntnis der Naturgesetze im Walde, stehen heute noch zumeist auf dem Papier oder werden als praktische Versuche eines theoretischen Gedankens vereinzelt geduldet. Man beklagt es seit einem Jahrhundert, daß die Natur der Lichtholzarten das Prinzip der Erhaltung des Bestandschlusses schon im Stangenalter durchkreuzt, und lobt die Schattenholzarten, die dieser Behandlung sich fügen, soweit nicht die Natur durch Ereignisse, Unglücksfälle genannt, zum Protest gegen die umiatürliche Behandlung auch hier dazwischen fährt und die Bestände auflockert. Nach diesem Gnmdsatz erhält der Wirtschafter Bestände zur Verjüngung überwiesen , welche entweder noch voll ge- schlossen mit hinderlichen Rohhumusmassen bedeckt, oder von der Natur nach ihrem Gutdünken durchlöchert, bald verwildert, bald mit unbrauchbarem Vorwuchs versehen und nur selten in einer Verfassung sind, welche die Durcliführung einer Natiu-verjüngung und dann nur auf langem Wege gewährleistet. Soll daher hierin von Grund aus ge- holfen werden, dann muß das bisherige Prinzip der Erziehung der Bestände verlassen werden; die Erziehung muß den Zweck der Nutzholzzucht wie jenem der Verjüngung gleich dienstbar sein: nur auf solchem Wege gelangen die Bestände in eine Verfassung , welche ihre Naturverjüngung nach dem Grundsatze : .,schnell, leicht und sicher" gewährleistet imd überdies gestattet, die Umtriebszeit , die vielfach noch zu hoch erscheint, ohne Schaden, ja zum Gewinn für die Bäume, für Boden und Rente herabzusetzen.

Der zweite Punkt, die Abhängigkeit der Naturverjüngung von der Gunst des Klimas und der Witterung während des Verjüngungszeitraumes, ist bereits so ausführlich früher behandelt worden, daß hier der Hinweis genügt, daß die Witterung während der Verjüngungsperiode durchaus nicht nach dem Durchschnitt des Klimas, wie er für die betretiende Landschaft nach den Beobachtungen be- rechnet ist, sich abspielt. Die Zusammenrechnung von Perioden mit trockenem, heißem Soromer und solchen mit feuchtem, kühlem Soromer zu einem milden, mittleren Durchschnitt ergibt ein Klima, das sehr oft in der Natur gar nicht besteht. Fällt eine Verjüngung in eine feuchte Periode, ist alles erleichtert imd gelingt alles überraschend; fällt sie in eine Trockenperiode, die oft zwei, ja dreimal sich wieder- holen kann, verunglückt die Verjüngung trotz aller Geschicklichkeit imd

318 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjtlngung.

Bemülmng des Wirtschafters. Dieser letztere Punkt, die Geschick- lichkeit des Wirtschafters, ist fürs Gelingen oder Mißlingen einer Natnrverjüngung mit entscheidend, aber doch nur selten allein entscheidend, wenn sie gelingt, und allein entscheidend, wenn sie miß- lingt. Viel häufiger ist die Weigerung des Wirtschafters, überhaupt eine Natui'verjüngung zu versuchen. Wie sehr diese Weigerung be- rechtigt ist und durch die unnatürliche Verfassung der zur Verjüngung kommenden Bestände gestützt wird , wurde oben und früher bereits ausgeführt. Es sei anderen die Entscheidung darüber überlassen, ob es Praktiker gibt, welche aus Bequemlichkeit oder aus Unkenntnis oder aus Vorui'teil oder aus Angst, es könnte das Mißlingen allein ihnen auf das Konto geschrieben werden , jede Naturverjüngung prinzipiell ablehnen. Wer auf Naturverjüngung nur deshalb verzichtet, weil sie umständlicher, schwieriger, für den Wirtschafter zeitraubender ist, der handelt nur folgerichtig, wenn er die leichtere und einfachere, künst- liche Verjüngung seinen Untergebenen überläßt, welche in kürzester Zeit nach den Wünschen des Wirtschafters gedrillt werden können. Wer aber so handelt, der gibt die schönste, seiner Vorbildung würdigste Aufgabe seines Berufes im Walde, die Beobachtung der ewigen Natur- gesetze und ihre Vereinigung mit seiner Geistesarbeit zur BegTÜndung und Erziehung des Waldes hinweg in die Hand der Untergebenen, wo die freie Handlung nach Naturgesetzen und eigenen Gedanken zur einfachen Maschine wird ; so bleibt allerdings dem Forstmann viel Zeit zu anderen Dingen, die seine Eigenschaft als Beamter und als Jäger beanspruchen auf Kosten des Wirtschafters , entgegen dem Ideal des forstlichen Berufs, welcher in diesen drei Beschäftigungen den Wirt- schafter an die Spitze stellt.

Die ErziehungsverjUngung.

Verfasser hat unter den Wirtschaftsmethoden diese Form auf- geführt, weil sie eine grundlegende Umgestaltung des Waldes in seiner Verjüngung und seiner Erziehung bedeutet; sie erscheint für jede Bestandosgröße , jede Bestandesart, in jedem Klima anwendbar und empfehlenswert. Die Erziehungsgrundzüge , über welche im dritten Teile ausführlicher gesprochen werden muß, lauten : Intensivere Schlag- und Dickungspflege ; Ruhe für den Bestand während des Kronen- schlusses und der Abstoßung der Seitenäste; Durchforstung und all- mähliche Durchlichtung der Licht- und Schattenholzbestände unter prinzipieller Beseitigimg alles Unterdrückten ; Unterbau mit einer Laub- holzschattenart bzw. Halbschattenart Mit der Annäherung an das Baumalter und die Haubarkeit verstärken sich die Durchlichtungen, so daß schließlich nur die besten Nutzholzstämme zum vollen Genuß des Freistandes und der Samenbildung gelangen , während der Unter- stand für Bodenschutz sorgt. Bei der nun folgenden Naturverjüngung

Der Dunkelschlao-. 319

unter Schirm, ciiu'iu Dunkolsrhlao- ins Volle mit nur zwei Hieben, werden Schatten- und Lielitholzarten gleich Ijehandelt. Es erfolgt im Jahre der Samenbildung der Schirmbäume unmittelbar vor, besser nach Abtall des Samens je nach Art die volle oder teilweise Beseitigung des Unterbaues unter gleichzeitiger Beseitigung etwa der Hälfte der Schirm- bäume: eine intensive Bodenvorwundung durch Unterbam-odung oder auch durch Instrumente bereitet den Boden für die Aufnahme der Sämereien vor, bzw. bringt die gefallenen Sämereien unter. Nach 3 4 Jahren fällt, wenn möglich bei Schneelage, der Rest des Schirm- bestandes in einem oder zwei Hieben, gleichg-ültig, ob die Verjüngung ganz oder nur teilweise oder gar nicht gelungen ist. Das Fehlende wird auf künstlichem Wege durch Pflanzung ergänzt und zwar mit starken Pflanzen nach den später gegebenen Andeutungen. Wenn der verschonte, schützende Teil des Unterbaues entbehrlich geworden ist, wird er beseitigt. Diese Xaturverjüngungsform dürfte den Forderungen schnell, leicht und sicher voll entsprechen: sie ist schnell, denn sie vollzieht sich in wenigen Jahren; sie ist leicht, denn die Hauptarbeit der Verjüngung fällt hier der Erziehung zu, w^elche zugleich den Xutz- zwecken gerecht wird ; sie ist sicher vor allem deshalb, weil eine halbe Umtriebszeit hindurch die Mutter- und Nutzbäume an den Freistand gewöhnt wurden. Eine besondere Rücksichtnahme auf die Windrichtung ist entbehrlich.

Daß diese Verjüngmig für alle jetzt hau baren oder innerhalb der nächsten 30 Jahre haubar w^erdenden Bestände unmög- lich ist, liegt in der bisherigen Erziehung dieser Bestände begründet.

Für alle gegenwärtig haubaren Bestände und solche, w^elche in den nächsten .Jahrzehnten zum Hiebe kommen, bleibt die Naturverjüngung unter Schirm überhaupt ein Versuch, der rasch, sicher und leicht zum Ziele führen kann ; es gibt viele Beispiele, welche die Richtigkeit dieser Behauptung bestätigen; noch mehr Beispiele aber bezeugen die Schwierigkeit und Langsamkeit der Natm- Verjüngung, und die meisten beweisen, daß sie besser unterblieben wäre. Es wäre aber irrig, auf Grund dieser Statistik auf eine Natur Verjüngung unserer heutigen Be- stände überhaupt verzichten zu wollen. Die folgenden Darstellungen beabsichtigen, die Zahl der Versuche der ersten Art zu vermehren, jene der zweiten Art durch Beschleunigung und Erleichterung der Ver- jüngung zu verbessern und jene der dritten Art ganz aus dem Walde zu schatfen.

Der Dunkelschlag.

Der Dunkelschlag ^) hat schon vor mehr als hundert Jahren auf größeren Flächen Anwendung gefunden und bei der damals heiTschenden

>) Leider wird die Dunkelschlagverjüngung auch Plenterverjüngung ge- nannt, obwohl sie von der Verjüngung des Plen terwal des grundverschieden ist.

320 Zehnter Abschnitt. Die natürliche "WieilerverjQngung.

Ansicht, daß die Buche als wichti,o;ste Brennholzart den größten Anteil an der Zusammensetzung des Waldes zugewiesen erhalten müsse, hat der Dunkelschlag an ihr eine Verfeinerung erfahren, wie sie heute noch vorbildlich ist. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts fand dann die Dunkelschlagwirtschaft auch auf andere Schatten-, selbst auf Lichtholz- arten teils naturgemäße, teils naturwidrige Anwendung. Der Dunkel- schlag kann entweder auf die ganze Bestandsfläche zugleich sich er- strecken, oder bei großen Beständen nur auf Teile desselben, oder er schreitet saumweise fort, oder er beginnt von zahlreichen Zentren aus und erweitert sich mit ringförmigen Schirmschlägen-, danach unter- scheidet man wiederum best an ds- oder flächen weisen Dunkel- schlag, sodann säum weisen Dunkelschlag oder saum- weisen Schirmschlag, und endlich ringförmigen Dunkel- schlag, auch Gruppenschirmschlag im Sinne Gayers, auch F e m e 1 s c h 1 a g genannt.

Dunkelschlag auf größeren Flächen.

Zu der bereits auf Seite 258 gegebenen allgemeinen Charakteristik dieser Wirtschaftsform bedarf es hier nur weniger Ergänzungen.

Der Vorhieb. Die Bestände, welche bis zur Annäherung an die Nutzungen nach dem herrschenden Durchforstungsprinzip mit ängst- licher Erhaltung des Bestandsschlusses erzogen wurden, beherbergen noch eine Menge Material , das , obwohl hauptständig , in seiner ver- peitschten KJrone für die Verjüngung keinen Wert besitzt. Der Vo r - hieb, der 10 15 Jahre vor dem ersten eigentlichen Angritfshiebe ein- gelegt werden soll, nimmt nur solches Material hinweg, das eigent- lich längst den Erziehungshieben hätte zum Opfer fallen sollen ; er be- seitigt unterdrückte, mit den Kronen eingeklemmte Stämme, setzt aber dann 10 15 Jahre aus, damit der Bestand sich wieder schließt.

Wie der Vorhieb, ist auch der Vorbereitungshieb bestimmt, die Folgen einer langen, fehlerhaften Erziehung in Stamm und Boden auf langem Wege wieder gut zu machen und den Bestand, wenn mög- lich, noch in eine Verfassung zu bringen, daß er auf natürlichem Wege verjüngt werden kann.

Der Vorbereitungshieb ist so gedacht, daß seine Wirkung 5 lO Jahre dauert, ehe der eigentliche Verjüngungshieb füi- die Be- samung einsetzt; er heißt Vorbereitungshieb, da die Vorbereitung des Bestandes und des Bodens für die Xaturbesamung beabsichtigt ist. Der Vorbereitungshieb durchbricht zu diesem Ende das Kronendach endgültig, in dem er ein Drittel bis zur Hälfte der stehenden Stämme hinwegnimmt, in erster Linie schwach bekrönte, oder sehr starke, sehr breitkronige , ki'anko Stämme. Dieser Freihieb der best bekrönten Bäume regt sie zum Samenerträgnis an, und das einfallende Licht mit der durch Erwärmung und Abkühlung erzeugten Luftbewegung und

Groliflächendurikelsclilag. ;^2l

Sauerstofferneuoruno;, mit erhöhter Oberflächenbefeuchtung beschleunigt die Verwitterung der angehäuften Laub- und Nadelabfälle: der ent- säuerte und verwitternde Rohhumus zerstört den Moosüberzug, bis sich jene Bodengare einstellt, bei welcher die ersten Spuren einer Ver- unkrautung erscheinen. Dieser Zustand gilt in der Praxis als jener der besten Emptangiichkoit für Sämereien. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt der Dunkolhieb die Aufgabe, den Vorbereitungshieb so zu führen, daß die bleibenden Stämme eine gleichmäßige Schirmstellung über die ganze Fläche hin bilden. Diese Forderung wird noch besonders erschwert durch den Zusatz, daß die Schirmstellung möglichst aus den bestbekronten Stämmen, welche voraussichtlich den reichlichsten Samen hervorbringen werden, gebildet sein müssen.

Dadurch wurde und wird noch heute der Vorbereitungshieb zu einer schwierigen Aufgabe des Dunkelschlags ; denn wie früher fast alle, sind noch heute viele der haubaren Bestände aus der ungleichmäßigsten aller Wirtschaftsformen , dem Femelhieb , und zwar in seiner willkür- lichsten Ausführung, hervorgegangen; überdies strebt die Natur, die Gleichmäßigkeit bei der Entwicklung eines Bestandes möglichst zu durchkreuzen ; rechnet man hierzu die zahlreichen Unfälle, welche den Bestand in seinem hohen Alter bereits durchlöchert haben, so ist die gleichmäßige Schirmstellung des Vorbereitungshiebes zum Zweck der Erzielung einer gleichmäßigen Verjüngung eine kaum durchführbare, weil naturwidrige. Gerade bei Ausdehnung des Hiebes über größere Flächen hin ist durch die Forderung der Gleichmäßigkeit den überall vorhandenen Ungleichmäßigkeiten im Bestand und Boden keine Rech- nung getragen. Soll aber die Verjüngung eine gleichmäßige sein, so kann dies somit nur durch eine ungleic hm äß ige Schirmstellung ge- schehen. Die Verjüngungsergebnisse der gleichmäßigen Schirmstellung sind daher auch meist eine ungleichmäßige Besamung; nur eine Voll- mast gleicht alle Fehler aus.

Der Besam u'ngshieb. Der programmäßige Eintritt dieses Hiebes soll 5 10 Jahre nach dem Vorbereitungshieb erfolgen ; ist aber die Natur nicht folgsam gewesen, d. h. hat sie schon nach 5 Jahren oder erst nach 10 Jahren den Bestand mit einem ergiebigen Samenjahr bedacht, so ist die Zeit der besten Aussichten in dem einen Fall noch nicht gekommen, d. h. der Boden ist noch nicht genügend empfänglich ; im zweiten Falle beginnt bereits die Verunkrautung. Kommt aber das Samenjahr zur gewünschten Zeit , so muß es überdies sehr reichlich Samen bringen, damit die ganze Fläche bestellt wird-, mit Sprengsaat ist nur wenig gedient, denn aus ihr geht eo ipso eine ungleichmäßige, unvollkommene Bestockung der ganzen Fläche hervor. Fällt aber eine Vollsaat zur rechten Zeit ein, dann ist es nötig, den Besamungshieb zu führen.

Mayr, Waldbau. 21

322 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Dieser Hieb kann nun vor oder nach Eintritt des Samenjahres zum Vollzug kommen ; die Durchfühning vor der Besamung setzt die Sicher- heit des Eintrittes der vollen Besamung voraus. Soll der Hieb noch vor der Blüte der Bäume zur Ausführung gelangen, so muß der Wirt- schafter es verstehen, die Kennzeichen für das kommende Samenjahr zu deuten. Er findet aber nur die Anzeichen für das kommende Blütenjahr in den dickeren Knospen-, ob aber aus den Blüten auch Früchte und Sämereien werden, das kann er nicht wissen, denn dies hängt von der kommenden Witterung ab: die Witterung aber für mehrere Monate vorauszusagen, ist heutzutage noch ein Ding der Un- möglichkeit. Ist aber der Besamungshieb geführt, und fällt der Same mangelhaft oder ganz aus , so ist es um die natürliche Verjüngung des Bestandes meistens geschehen. Die beste Zeit der Führung des Besamungshiebes ist daher unmittelbar die Zeit nach der Reife des Samens, vor Abfall, am besten zur Zeit des Abfalles oder nach Abfall bis zur Keimung. Dieser Hieb beseitigt 50 75 % der ursprüng- lichen Stammzahl, wobei vorzugsweise auf die stärksten Stämme ge- griffen wird. Der Grad der hierbei geforderten, gleichmäßigen Über- schirmung richtet sich nach dem Lichtbedürfnis der zu erwartenden Pflanzen während der ersten Jahre ihres jungen Lebens.

Unter dem Namen „Lichthiebe" wird eine Gruppe von Hieben zusammengefaßt, welche dem jeweiligen Lichtbedürfnis der auf- wachsenden Jugend dienen. Wie viele solcher Lichthiebe bis zum letzten Hieb, dem Endhieb, nötig sind, hängt von den verschiedensten Umständen ab. Das Wichtigste hierüber ist unter dem Teil „Gang der natürlichen Wiedorverjüngung" bereits erörtert.

Die vor dem Endhieb liegende Gruppe von Hieben hat man noch einmal eigens zusammengefaßt als sogenannte „Nachhiebe". Waldbau- lich haben diese Bezeichnungen kein Interesse. Die Hiebe sind alle nichts anderes als Lichthiebe bis zum Endhieb; die Bezeichnung ist von der Forsteinrichtung gegeben. Aber aus diesem Bedürfnis nach Bezeichnungen kann geschlossen werden , wie überaus schleppend die Verjüngung gefüln-t wm-de und noch heute wird, bis endhch die fort- gesetzte Belästigung der Jugend mit dem „Endhiebe" endet.

Schon aus dem Wesen dieser Wirtschaftsform ergibt sich, daß der ganze Erfolg von dem rechtzeitigen Eintritt eines ergiebigen Samen- jahres abhängt. Trifft dieses zu, so kann die Saat dennoch mißlingen, wenn die Schh^mstellung zu licht oder zu dunkel war, wenn der Boden nicht gleichmäßig gut, wenn der alte Bestand künstlich in einer Ortlich- keit angelegt wurde, welche klimatisch allzu weit von dem Khma der Heimat der Holzart sich entfernt. Dazu kommen die Jugend zer- störende oder schädigende klimatische , tierische und pflanzliche Ein- flüsse. Dieses alles erklärt, warum aus dem Dunkelhieb ganz vor- zügliche , aber auch ganz mangelhafte Verjüngungen hervorgegangen

Der saumweise Duiikelschlag. 303

sind und noch hervorgehen. Nur allzu häufio: war und ist noch heute in der Praxis in Übung, durch Korrekturen der Schirmstellung für eine neue Besamung günstigere Verhältnisse zu schatten ; aber fast alle diese Versuche enden mit der Verwilderung der Bodenoberfläehe ; Wind- brüche durchhichern die Stellung, Frost- und Unkrautwuchs nehmen überhand. Man hilft «ich schließlich mit der Ausformung etwa vor- handener oder geschlossener Partien oder Gruppen: auf der übrigen Fläche aber gibt man nach vielen Jahren schwerer Verluste die Natur- verjüngung tur verloren und geht über ziim kahlen Saumhiebe mit darauf folgender Pflanzung. Es muß hinzugefügt werden, daß es viel- fach beim Dunkelschlag, besonders bei Fichten, nicht bis zum Be- samungshiebe gekommen ist, weil Sturm die gleichmäßige Vorbereitungs- stellung gleichmäßig niederleg-te. Eine solche Verjüngung kann somit nm* für sturmfeste Holzarten oder für sturmschwache nur in sturm- gesicherten Lagen, wie sie besonders Gebirge bieten, gewählt werden. Es darf auch nicht verhehlt werden, daß gewisse Insekten, besonders Stöcke bewohnende Rüßler, durch diese zerstreuten Fällungen, bei denen die Stöcke nicht gerodet werden können, fortgesetzt Brutstätten finden: durch möglichst tiefgehendes Entrinden kann freilich diese Gefahr etwas gemindert werden.

Der saumwRise Dunkelschlag.

Um der Sturmgefahr entgegenzuarbeiten, werden die Hiebe des Dunkelschlags in Säumen geführt, welche im 0 oder NO des Be- standes mit einer von NW nach SO oder von N nach S verlaufenden Wand einsetzen. Dieses gilt für solche Örtlichkeiten (z. B. Mittel- europa), in welchen Westwinde die herrschenden sind. Schematisch könnte man sich das Verfahren derart denken, daß ein neuer Vor- bereitungssaima (I) eingelegt wird, wenn der vorausgehende Saum aus dem Vorbereitungsstadium in das Besamungsstadium (H) eintritt: der nächste Vorbereitungssaumhiob wüi-de sich anschließen, wenn der vor- hergehende zum Besamungshiebe , der diesem vorhergehende zum Lichthiebe wird usw. (Fig. 14). In der Natur wird sich der Ver- jüngungsgang mit einer solchen Regelmäßigkeit schon deshalb nicht abspielen können , weil die einzelnen Hiebe nicht durch gleiche Zeit- räume voneinander getrennt sind, sondern vielmehr nach Bodenzustand, Samenerträgnis und Licht- und Schutzbedürfnis der Holzart fort- schreiten müssen. Es wird wünschenswert sein, solche Säume so viel als möglich aufzuteilen oder zu brechen und jeden Teil für sich in Betrieb zu nehmen. Hierauf sowie bezüglich der Richtung der Saumschläge in der Ebene, ilu'e Drehung im Gebirge, bezüglich der Ausgestaltung und Fortführung der Saumwände wird auf die Aus- führungen beim kahlen Saumschlag verwiesen werden können (S. 3U9).

21*

324 Zehnter Abschnitt. Die natürliche "Wiederverjüngung.

Die Vorteile der saumweisen Dunkelsclilä<z;e sind erkauft mit dem Nach- teile des lanosameren Verjüntrungsganges. Bei großen Beständen wii'd sich empfehlen , mehrere solche Sanmschläge knlissenartig einzulegen. Auch hier gilt die Weisung, die Lichtungshiebe möglichst schonend (bei Schneelage) zu führen und in ihrer Zahl einzuschränken, um der Verjüngung die so wohltätige Ruhe zu geben. Man kann auch über den ganzen Bestand den Vorhieb führen, unmittelbar darauf die Auf- teilung des Bestandes in vier Säume von gleicher Breite vornehmen und mit dem Vorbereitungshieb auf dem ersten Saum im Osten be- ginnen; alle fünf Jahre wenigstens wird ein neuer Saum vom Vor- bereitungshieb getroffen; über dem Saume selbst spielt sich die Ver- jüngung nach dem Bedürfnis von Klima, Boden und Holzart ab; es würde somit nach 15 Jahren der Westsaum in Vorbereitungsstellung gebracht; man darf erwarten, daß inzwischen der erste Saum am Ost- rand bereits verjüngt ist. Ist die Windgefahr groß, mag der Saum am Westrand ganz unberührt bleiben, bis die ganze nach Osten anliegende Fläche verjüngt ist.

Schirmverjüngung mit Hieb ins Volle sowohl auf größeren Flächenteilen eines Be- standes als in Säumen; im letzteren Falle ist die saumweise Schirmverjüngung mit Hieb ins Volle auch als abgekürzter, saumweiser Duniteischlag zu bezeichnen.

Diese Formen dienen zur Beschleunigung der Naturverjüngung -unter Schirm derart, daß statt Vorbereitungs- und Besamungshieb nur letzterer geführt wird, daß die Lichthiebe sich auf wenige be- schränken, um möglichst bald den Endhieb folgen zu lassen ; sie setzen Bestände voraus, welche bereits mit einer Licht Stellung der Kronen den Beginn der Verunkrautung, somit die beste Empfänglichkeit für die Sämereien verraten ; sie setzen weiter voraus , daß durch vorliegende Berge oder den vorliegenden Bestand oder die Holzart selbst die Sturmgefahr abgeschwächt ist. In saumweiser Anordnung verzögert sich zwar die natürliche Erneuerung eines Bestandes , sie rückt aber mit größerer Stetigkeit und Sicherheit vor. Wird mit der Saumbreite unter einer Baumhöhe verblieben , so erleichtert sich die Verjüngung dadurch, daß das seitlich in den noch nicht angegriffenen Bestand ein- strömende Licht vorbereitend für die Empfänglichkeit des Bodens ein- wirkt, so daß dem Hiebe ins Volle eine sofortige Besiedelung mit natürlichem Anwüchse folgt. Trotzdem schreitet diese Verjüngung so langsam vor, daß sie nur als Ergänzung oder in Verbindung mit anderen Wirtschaftsformen sich rechtfertigen läßt, wie beim bayerischen oder von Hub er 'sehen Verfahren in Verbindung mit dem Gruppen- hiebe.

Der ringförmige Dunkelschlag, Gruppenschlag, Gayers Femelschlag. 325

Der ringförmige Dunkelschlag. Gayers Gruppensclilag, Femelschlag V».

Auch für diese Schirmschlagform gih der allgemeine Grundsatz, daß bei jeder Art von Verjüngung eines Bestandes, sei sie eine künst- liehe oder natürhche, als erste Tätigkeit des Wirtschafters die Musterung imd Behandlung der Schlußdurchbrechungen, die Musterung und Be- handlung der Vorwüchse (S. 294 If.) zu gelten hat. Ist diese Aufgabe erfüllt, so kann, wenn die Zeichen für eine Natur Verjüngung überhaupt günstig gedeutet werden können, zur Anlage mehrerer, 100 500 qm großer, annähernd kreisförmiger Schirmflächen geschritten werden. Die günstige Lage sowohl dieser ersten Verjüngungsstellen als ihrer ringförmigen Erweiterungen mitten im geschlossenen Bestände wird es gestatten, daß die Zahl der Dunkelhiebe vermindert, die einzelnen Hiebe selbst durch Beseitigung der starken Stämme verstärkt werden. So wird auf der Anfangsstelle der Vorhieb mit dem Vorbereitungs- und Besamungshieb vereinigt werden können. An diesen Hieb schließt sich ein Lichthieb an, dem der Endhieb folgt. Bei den ringförmigen Erweiterungen wird die Zahl der Hiebe weiter sich verringern lassen auf die beiden Hiebe: Besamungshieb, in diesem Falle „Rändelhieb" genannt , und Endhieb ; ja , es wird selbst der Fall eintreten können, daß statt eines ringförmigen Schirmhiebes ein ebensolcher Kahlhieb (in diesem Falle Umsäumungshieb genannt) sich anschließt.

Die erste Anlage der Verjüngungsgruppe und ihre Verbreiterung sind keine willkürlichen; sie werden bei allen Holzarten unter ße- achtimg nachfolgender Gesichtspunkte zu geschehen haben:

1. Zahl und Größe der anzulegenden Gruppen richten sich nach der Größe des Bestandes, nach dem allgemeinen Verjüngungszeitraum, in dem es wünschenswert erscheint, die Verjüngung des Bestandes zum Abschluß zu bringen, ferner nach Holzart und Bodenverfassung. Holzarten, welche eines langsameren Verjüngungsganges bedüi'fen wie die Schattenholzarten, verlangen eine größere Zahl von Gruppen: für Halbschattenholzarten genügt eine geringere Zahl, für die Lichtholzarten kann eine kleine Zahl von Gruppen größerer Flächenausdehnmig, welche rascher in der Verbreiterung fortschreiten, in Aussicht ge- nommen werden.

2. Die Südwest-, West- und Nordwestränder eines Bestandes bleiben von der Anlage verschont, so verführerisch gerade an den westlichen Rändern der Bestände die Verjüngungsbedüi'ftigkeit und -fähigkeit sich zeigen sollten.

3. Bei der Anlage ist Rücksicht auf die Holzabfuhr zu nehmen, so daß diese nicht erschwert wii'd und die erzielten Jungwüchse nicht belästioi; werden.

') Es ist beklagenswert, daß auch diese Verjüngungsform vielfach, wie alle Schirmverjüngungen, einfach „Plenterverjüngung" genannt wird.

32(3 Zehnter Abschnitt. Die natürliche AViederverjüngung.

4. Als Anfangspunkte der Gruppennaturverjüngimg werden Be- standspartien niit bester Bodenvertassung (Bodengüte und Bodenober- fläche) oder schon durch Naturereignisse im Bestand vorhandene Löcher mit brauchbarer Naturverjüngung (Verwuchsmusterung und -behandlung nötig) benutzt. Sind mit Unkraut bedeckte Stellen vor- handen, so werden diese sofort ausgepflanzt und ebenfalls als Anfangs- punkte der natürlichen Verjüngung mit anschließenden Besamungs- ringen verwertet.

5. Bezüglich der Größe der ersten Gruppenanlage und ihrer Schirmstellung gilt als Regel: Für Schatten- und Halbschattenholz- arten soll bei kleineren Gruppen anlagen (Durchmesser unter Bestands- höhe) eine lichtere Stellung der iVlthölzer, bei größeren Anlagen (Durchmesser über Bestandshöhe) eine dichtere Stellung derselben, für Lichtholzarten stets eine größere Gruppe (zwei Bestandshöhen und darüber) mit lichterer Stellung der Schirmständer gegeben werden.

6. Bei Schatten- und Halbschattenholzarten soll der Unter- oder Zwischenstand so weit bei dem Besamungshieb verschont werden, daß dadurch eine gleichmäßige, lockere Überschirmung der Flächen er- zielt wird ; diese gestattet dann eine lockere Stellung der auf der Gruppe stehenden Stämme, und erlaubt, daß nach der Besamung die Althölzer völlig beseitigt werden können und nur noch geringes Gestänge, mag es noch so vom Wind und Schnee hin und her gebogen und häßlich sein, auf der Fläche schützend verbleibt. Dieses aber wird ohne Beschädigung für die jungen Pflanzen entfernt, sobald letztere des Schutzes entbehren können.

7. Jede Gruppe ist für sich nach ihrem speziellen Bedürfnis zu behandeln.

8. Bei allen Hieben sind, wenn irgend möglich, immer zuerst die stärksten Stämme aus der Gruppe hinauszufällen.

9. Es ist selbstverständlich, daß auch bei der gruppenweisen Natur- verjüngiing alle Hiebe möglichst bei Schnee und milder Winterwitterung ausgeführt werden.

10. Ist die Verjüngung in dem zuerst begonnenen Kreis zum Ab- schluß gelangt, so wird sich zeigen, daß der der vollen Besamung aus- gesetzte, wasserärmere Nord- und Nordostrand sich weniger vollständig verjüngt hat als der im Schatten liegende Süd- und Westrand. Die Natur zeigt damit die Richtung, nach der die folgenden Ringhiebe ausgebaucht werden sollen.

11. Allgemeine Regel ist, daß ein Ringhieb erst geführt wird, wenn die vorausgehende Fläche verjüngt ist.

12. Je nach Sturmfestigkeit kommt die Erweiterung der Ver- jüngungsgruppen früher oder später zum Stillstand , worauf zumeist Saumsehlag folgt.

Sclünnschlag auf der kleinsten Flüche, Femelhicb, Femelwalcl usw. :i27

l'-\. Beoiimen (iruppenlüebc und Saumscliläoo (kahle oder schirm- ständige) gioichzeitii»;, und schreiten beide in raschem Tempo fort, so ist dieses das bayerische oder von Hu bor sehe Verfalu-en, das eine sichere und vielfach auch eine schnelle Verjüngung erzielt.

Wenn auch der Gang der Gruppenverjüngung im allgemeinen ein langsamer ist und mit der Vergrößerung der Gruppe die Gefahr wächst, daß die zwischenliegenden Bestandsreste dem Winde erliegen, so fehlt es dennoch nicht an Beispielen, daß in dieser Form ganze Bestände völlig kostenlos verjüngt wurden. Dem Dunkelschlag gegenüber besitzt der Gruppenschirmschlag mohrfache Vorzüge •, so die Auswahl der best- geeigneten Örtlichkeit im Bestände für die Verjüngung, die bessere Schonung der Jungwuchsgruppen bei der Fällung der schirmenden Althölzer, gTößere Sicherheit für den unberührt bleibenden Zwischen- bostand. Nachteilig ist vor allem, daß in die dichten Gruppen schäd- liche Tiere, besonders Mäuse, sich flüchten, die Fällungen auf zahlreiche Pmikte des Bestandes verteilt werden mit allen ungünstigen Begleit- erscheinungen eines derartig verzettelten Betriebes.

Es sei noch angefügt, daß dieser Gruppenschirmschlag auch aus dem Dunkelschlag auf großen Flächen hervorgehen kann , wenn aus den ungleichmäßigen Verjüngungen die bestgelungenen Partien heraus- gewählt, abgerundet und ringförmig erweitert werden.

Schirmschlag auf der kleinsten Fläche, Femelhieb, Femelwald, Schleichwirtschaft (Plenterwirtschaft), Plenterverjüngung, Verjüngung des Plenterwaldes.

Jener Plenter- oder Femelhieb, der als Kind der Not in Sehutz- waldungen besteht, damit der Boden nicht entblößt, seine Erde nicht abgewaschen , Bergrutschungen , Lawinen u. dgl. Unfällen vorgebeugt wird, jener Femelhieb, der zu den ältesten Zeiten als erste Art der Benutzung und Naturverjüngung der Wälder bestanden hat, gehört wie der periodische Femelhieb kaum noch zum Waldbau; seine Aus- führung ist auch eine solche , daß waldbauliche Kenntnisse nicht be- ansprucht sind. Jene verfeinerte Form dagegen , welche nicht bloß jeden Stamm zur Zeit seiner höchsten Brauchbarkeit nützt, sondern auch für- die Erhaltung des Waldzustandes, seiner Mischung, seiner x\ltersklassen- und Holzartenverteilung und den raschen, natürlichen Ersatz der Abgänge im Bestände sorgt, nur diese verfeinerte Wirt- schaft soll hier mit einigen Worten kurz besprochen werden.

Ein Bestand im Femelbetriebe enthält theoretisch alle Altersklassen in annähernd gleichen Stammzahlen und gleichmäßiger Verteilung; in der Natur wird sich eine solche schachbrettartige Verteilung der ver- schieden alten Stämme nur selten finden. Sie trachtet nach truppweiser Anordnung der Altersklassen als das Ergebnis einer truppweisen An- saat (Kronenbereich der Samen tragenden Bäume) und eines platz- weisen Wechsels in der Bodenverfassung. Solche Trupps werden

328 Zehnter Abschnitt. Die natürliche "SViederverjUngung.

auch im Femehvald als Einheit betrachtet, gleicli dem einzehien Stamm. Ein Trupp wird, wenn noch nicht haubar, bei der Er- ziehung nicht aufgelöst, und wenn haubar. in allen seinen Stämmen zur Fällung gebracht.

Die Fällungen im Femehvald ergreiten in erster Linie alle rückgängigen, schadhaften Stämme, die schlecht geformten Stämme jüngeren Alters , wenn Aussicht besteht , daß benachbarte , bessere Stämme dadurch gewinnen. Weitere Fällungsobjekte sind sodann die nicht erwünschten Holzarten und von den Nutzholzarten die besten, stärksten , haubaren Glieder des Bestandes , endlich solche Stämme, gute oder schlechte, welche eine jüngere Baumgruppe oder Jungwuchs- trupps allzusehr überschirmen und im Wachstum hemmen. Ob statt der Fällung eine Aufästung am Platze ist, wird von Fall zu Fall zu entscheiden sein. Auf diese Weise wird der Femelhieb zu einer ver- feinerten Arbeit voll von waldbaulichen Problemen, insbesondere, wenn der Betrieb sich in einem aus mehi-eren Holzarten gemischten Bestände und auf ebenem Gelände bewegt, wo der Ausführung keine Schwierig- keiten entgegenstehen. Daß aber diesem Femelbetrieb schwere Be- denken bezüglich der Nutzholzausformmig, bezüglich der Fällungs- und Transportschwierigkeiten, eine gewaltige Häufung der Arbeitsleistung und andere Nachteile gegenüberstehen, ist bereits in früheren An- deutungen enthalten , ebenso wie die Wahrscheinlichkeit , daß der Femelwald wegen der gründlichsten Ausnützung von Licht , Wärme, Wasser und Boden die größte Holzmasse , aber nicht bester Güte , in gegebener Zeit innerhalb der Hochwaldungen erzeugt.

Denkt man sich füi' den ganzen Femelwald die gleich alten Bäume oder Trupps so aneinander gereiht, daß die älteste Reihe im Ostrand haubar ist, wenn am Westrand die jüngste Altersklasse liegt, so könnte man einen derartigen Bestand auch saumweise nützen und verjüngen, wie es Neys Saumfemel und Ringfemel verlangen. Voraussichtlich ginge aber dabei die Naturverjüngiing verloren; da die Säume von gleicher Breite wie die Trupps wären, müßte die natürliche Ver- jüngung gerade an der Stelle (Schlag\vand der Reihe) erfolgen, welche nach den früheren Ausfühiningen die ungünstigste Aussicht für eine Naturverjüngung erötinet. Denkt man sich die Säume breiter (eine halbe Baumhohe bis zu zwei Baumhöhen, auf dem Saume eine schirmständige Naturverjüngung), so entsteht Wagners Bleu der saumhieb.

Miscilbestände in schirmständiger NaturverJQngung.

Es muß zugegeben werden, daß die iu einem Bestände vorhandene Holzartenmischung am ehesten bei der Verjüngimg wieder gewonnen wird, wenn diese unter Schirm erfolgt; es darf aber bezweifelt werden, ob diese Verjüngung eine leichte ist: jedenfalls aber ist die künstliche Begründung von Mischbeständen noch schwieriger als die natürliche.

Misclihestände in schinnstilndiger Natuvvorjüufjung. 320

Als allgemeine Gesetze für die Natiirverji'in<;uui>' der Mischbestände unter Schirm mögen folgende Punkte Beachtung finden:

1. Bezüglich der Beurteilung und Behandlung etwa vorhandenen, gemischten Vervvuchses gelten die bereits früher auf Seite 208 gegebenen Ausführungen.

2. Finden sieh mehrere Holzarten stammweise gemischt, und soll dieselbe Mischung wiederum erzielt werden, so wird, wenn wir die Bäume fragen, wie sie begründet worden waren, die Antwort wohl lauten, in einer gleich alten, stammweisen Verjüngung. Eine solche Begründung würde aber voraussetzen, daß alle Holzarten gleichzeitig Samen tragen, und daß die in der Jugend stammweise gemischten Holz- arten auch im kritischen Alter , in der Stangenperiode , zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr gleiche Wuchsgeschwindigkeit beibehalten. Das gleichzeitige Samenerträgnis ist aber ein äußerst seltener Ausnahmefall, und die Gleichw^üchsigkeit richtet sich nach den bereits früher er- wähnten klimatischen und pedologischen (bodenkundlichen) Verhältnissen. Da die gleichzeitige Verjüngung unmöglich ist, wird eine Trennung der Verjüngung nach der Zeit eintreten müssen, indem eine Holzart zuerst, eine zweite hierauf und so weiter zur Verjüngung ge- bracht wird.

3. Eine stammweise ]\lisclmng im alten Bestand ist sodann erziolbar, wenn die Verjüngung eine kleingi^uppen- oder truppweise Mischung darstellt; aus den Trupps in der Jugend werden später nur einzelne Stämme sich erhalten. Dieser Verjüngung liegt eine Trennung der Verjüngung nach der Fläche zugrunde, indem jede Holzart eine eigene Fläche zugewiesen erhält, wobei geringe Unterschiede im Alter (Diiferenz der Samenjahre der verschiedenen Holzarten) benachbarter Gruppen bestehen.

4. Am sichersten wii^d sich die Mischung erhalten lassen, wenn die Verjüngung der Holzarten nach Zeit und Ort von- einander getrennt vor sich geht; das ist eine Gruppenverjüngamg mit größeren Altersditierenzen zwischen den Gruppen,

5. Bei der Trennung der Holzarten nach der Fläche wird die AusformungdesBodenszu beachten sein, derart, daß jede Holzart der Mischung auf den ihr am besten behagenden Boden gerät ^Anlage der ersten Kleinflächen für den Gruppenschirmschlag).

(3. Bei der Trennung der Verjüngung der Holzarten nach der Zeit gilt als Regel, daß jene Holzart zuerst verjüngt, somit einen Vor- sprung an Zeit erhalten soll, welche als die waldbaulich schwächste der Mischung bezeichnet werden muß.

7. Bei einer Holzartenmischung, welche Licht- und Schattenholz- arten, Licht- und Halbschatten-, Halbschatten- und Schattenholz umfaßt, ist die waldbaulich schwächste jene, welche am meisten Schatten erträgt

:3;3() Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

und am stärksten Schutz verlangt. Es ordnet sich somit die Reihen- folge der Verjüngung im Schirmschlag nach der Reihe des Schattenerträgnisses; es beginnt somit die Verjüngung mit den Schattenarten, wie Eibe oder Abies usw.. wie die Biologie der Holzarten Seite 103 vorschreibt.

8. Bei annähernd gleichem Schattenerträgnis oder Lichtbeditrfnis wird jene Holzart als die waldbaulich schwächere zuerst verjüngt, welche den schwereren Samen trägt, seltener fruktifiziert (Eichen und Föhren).

9. Wird eine Lichtholzart durch eine Schattenholzart im kritischen Alter des Hauptlängswuchses gefährdet , so ist die Lichtholzart die waldbaulich schwächere und muß zuerst begründet werden (Fichten und Lärchen). Die richtige Behandlung einer Mischung in der Schirm- schlagverjüngung setzt somit auch die Kenntnis des gegenseitigen Wuchsverhältnisses und des Einflusses hierauf durch Boden- und Klima- lage (Optimum) voraus (Seite 14G).

10. Eine Holzart wird zuerst verjüngt, wenn ihr eine Schirmstellung gegeben werden kann, bei der keine andere Holzart, wenigstens nicht in demselben Maße, sich ansamwn kann. Dieses ist im Dunkelschlag nur möglich, wenn die am stärksten Schatten ertragende zugleich die waldbaulich schwächste ist; ist eine Lichtholzart waldbaulich schwächer als eine Schattenholzart, z. B. Fichten und Lärchen im Optimum der Fichten, Eichen im Optimum der Buchen, so kann eine aussichtsvolle Naturverjüngung durch den Dunkelschlag überhaupt nicht gewonnen werden.

11. Der Besamungshieb für die am meisten Schatten ertragende Holzart soll Verbreitungshieb für die weniger Schatten duldende Holzart sein; der Lichthieb für erstere soll Besamungshieb für die zweite Holzart sein; gesellt sich hierzu noch eine Lichtholzart, so soll diese im Lichthiebe über der ersten Holzart ihre Besamung erlangen.

12. Sicherer und leichter führt eine Misclmngs Verjüngung zum Ziele bei der flächenweisen Trennung der Holzarten, bei dem Gruppenschirm schlag oder Gayers Femelschlag, welche den Ver- j'üngungsgang auf den einzelnen Gruppen ganz nach dem Bedürfnis der zu erzielenden Holzart regeln kann.

13. Eine Begünstigung der waldbaulich schwächeren Holzart wird sodann dadurch geboten, daß alle Hiebe vorzugsweise Stämme der stärkeren Holzart treflen; bei dem Gruppenschirmschlag tritt noch die Auswahl des der schwächsten Holzart passendsten Bodens hinzu.

14. Durch Beibehaltung der für die betreäende Holzart ent- sprechendsten Schirmstellung vermehrt sich die Zahl der jungen Pflanzen dieser Art; durch Erweiterung der Gruppe mit ringförmigen Hieben , welche einer Holzart besonders zusagen , vergrößert sich der Flächenanteil dieser Holzart , so daß es auch in der Naturverjüngung

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. A. Schattenholzarten. 3:U

möglich wird, ein vorher festgesetztes Mischnngsverhähnis aunähcrml zu erreichon.

15. ]Mißlingt bei der ersten Hiebstühning die Verjüngung der wahl- baulich schwächsten Holzart, so muß entweder auf Beimischung dieser verzichtet werden oder sie muß künstlich und zwar sofort durch Pflanzung, nicht durch Saat eingebracht werden.

Beispiele für die natürliche Verjüngung in reinen und gemischten Beständen.

Es ist unnötig und überdies unmöglich, an dieser Stelle die Lebens- geschichte einer jeden Holzart in reinen oder gemischten Baumvereini- gungen zu wiederholen : unnötig, w^eil in der Baumbiologie des fünften Abschnittes und in der Bestandesbiologie des sechsten Abschnittes alles niedergelegt ist, was zur Charakteristik der Holzarten allein oder in Verbindung mit anderen dient ; unmöglich , weil es auf der nördlichen Halbkugel sehr viele Holzarten gibt, welche rein oder in jVlischung zu Verbänden sich vereinigen. Der Waldbau auf naturgesetzlicher Grundlage kann nur in allgemeinen Zügen eine Besclireibung der Ver- jüngungsmethode geben; ihre Anwendung und Abänderung für die einzelnen Holzarten, für verschiedene standörtliche Verhältnisse und die verschiedenen Zw^ecke muß Sache des beobachtenden Wirtschafters sein. Im nachfolgenden sollen einige Beispiele erwähnt werden , an welchen gezeigt wird , wäe natürliche Verjüngung unter Anlehnung an die naturgesetzlichen Eigenschaften der einzelnen Holzarten durch- geführt werden kann.

A. Schattenholzarten.

A. Die Schirmverjüngung bei den Schattenholzarten. In mehr oder weniger gleichalterig erwachsenen Beständen erhält sich der Bestandsschluß bis zur Haubarkeit. Die Bodendecke ist von Moosen oder Farnen und anderen Schattenpflanzen, von Rohhumus oder Laubdecke gebildet; nur in Klimaten wärmer als das Castanetum können unter den immergrünen Schattenhölzern auch noch Schatten ertragende Sträucher vegetieren; alle diese Hemmnisse für die Natursaat müssen verschwinden. Der Vorbereitungshieb zur allmählichen Zersetzung der Bodenoberfläche ist unentbehrlich-, beschleunigt wird die notwendige Vorbereitung des Bodens durch Beseitigung des Unterstandes an Sträuchem und Kräutern, durch Streurechen, durch Befahren, Betreten, Eintreiben von weidenden und wühlenden Tieren und vor allem durch Unterhacken und Unterwühlen des ungenügend zersetzten Humus und der Baumabfallstofl'e mittels eigener Bodenbearbeitungsgeräte. Schatten- hölzer ermöglichen am vollkommensten die Herstellung einer regel- mäßigen Schirmstcllung und eines gewünschten Belichtungsgrades des

332 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Bodens; selbst die Korrektur einer zu stark gewählten Auslichtung ist möglich, da Schattenholzarten durch Erweiterung ihrer Kronen sich wiederum schließen und sogar entstandenes Unkraut wieder zum Verschwinden bringen. Unter Schattenholzarten ist eine Naturbesamung ani leichtesten herbeizuführen, aber am schwierigsten zu erziehen. Schattenhölzer bedrücken die auf- kommende Jugend am meisten wegen ihres dunkleren Schirmes: be- seitigt man eine größere Zahl von Schirmstandsholz, so wird die Zahl allzu stark überschirmender Kronen zwar kleiner, dafür aber vergi'ößert sich die Fläche der zu wenig überschirmten Bodenfläche. Schattenhülzer entziehen der Jugend zu ilu'en Füßen am meisten Wärme und Licht und vor allem die für die seicht wurzelnden Keimpflanzen so nötigen Niederschläge. Unter Schattenhölzern wächst die Jugend langsamer^ sie paßt sich der verminderten Verdmistung und Belichtung an, so daß Wuchsstörungen an den Pflanzen auftreten, sobald allzu schnell die Dichte der Beschattung aufgehoben wird ; mit anderen Worten , die Überführung der Anwüchse und Vorwüchse in den Freistand ist viel schwieriger als bei Halbschatten- und bei Lichtholzarten.

Die reinen Bestände der Gattung Picea, reine Fichtenhestände.

Die natürliche Verjüngung auf der kahlen Fläche kann bei den Fichten gute Ergebnisse zeigen, wenn die Kahlfläche gleichsam eine Insel im Fichtenmeere darstellt, wie dies in der eigent- lichen Heimat der Fichten vielfach der Fall ist. Die Frostgefahr auf der Kahlfläche wird von den meisten Wirtschaftern überschätzt: jedenfalls kann jede geneigte Kahlfläche in Mittel- und Nordeuropa mit Fichten natürlich oder künstlich ohne Schutz bestockt werden; auch ebene Flächen werden noch am vorteilhaftesten ohne Schutzholz besamt oder bepflanzt: erst Einsenkungen bedürfen des Vorwaldes. Wegen der ge- ringen Schwebefähigkeit des Fichtensamens kann bei dem kahlen Saumschlag die Saumbreite nur 1 2 Baumhohen betragen ; die Drehung der Saumrichtung im Gebirge, Vorlichtung, Ausbuchtungen usw. der Saumlinie werden sich stets vorteilhaft erweisen. Wird eine partielle Verjüngung im kahlen Löcherliieb gewünscht, so hat die erste Schluß- durchbrechung eine halbe Baumhöhe im Durchmesser zu betragen, wenn man das Tropfbereich der Bäume bei der Messung außer acht läßt; ebenso dürften die anschließenden kahlen Ringe in Breite eine Baumhöhe wohl nicht überschreiten. Mit 1 3 solchen ringförmigen Kahlschlägen dürfte jede Verjüngungsgruppe ihre Maximalgröße erreicht haben, da der Wind für den bleibenden Bestand immer drohender wird. Es muß sodaim zum kahlen Saumschlag übergegangen werden.

Es fehlen Beispiele, daß ein Fichtongroß- oder kleinbestand so er- zogen worden wäre, daß er rasch und gegen Sturmgefahr gesichert auf natürlichem Wege unter Schirm von alten Hölzern verjüngt

Beispiele für ilie natürliche Verjüngung usw. A. Scliattenholzarten. 3;i;5.

werden kann, wie es die Erz io liun^s vc rjü nounj^- dieser Schrift verlangt. In einem solchen Walde gibt es zwar nur Schlnßdurch- brechnngen aber keinen natürlichen Anfing, da alle Bestände Unterbau mit zumeist Buche tragen. Der Borgmannsche Lichtwuchsbetrieb sieht eine derartige Erziehung nur in Gruppen, aber nicht eine natürliche Verjüngung voraus. Urichs Kulissenlichtwuchsbetrieb nähert sich ebenfalls der Erziehungsverjüngungsform dieser Schrift. Wie weit aber diese beiden Methoden in die Praxis übergeführt wurden, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers.

Eine Verjüngung der Fichten unter Schirm durch den natürlichen Abfall der Samen würde gewiß sich überall durchführen lassen, wenn man die Fichten für diesen Zweck erziehen würde; wenn aber die Schirmstellung plötzlich als ein Übergang vom Bestandsschlusse auftritt,, so ist jede Schirmverjüngung Stückwerk oder Glückssache.

Der Dunkclhieb.

Das in allgemeinen Zügen bereits gekennzeichnete Hiebsverfahren kann mit allen Vor- und Nachteilen direkt Anwendung finden für Fichtenbestände der nördlichen Hemisphäre, denn die Grundzüge der Lebensgeschichte aller Fichten sind ein und dieselben. Auch in einem ohne Erziehung zum Zweck der Verjüngung erwachsenen, alten Fichten- bestande finden sich Schlußdurchbrechungen, die zuerst ge- mustert und behandelt werden müssen. Sind Verwüchse vorhanden, so werden diese auf ihre Brauchbarkeit geprüft und entsprechend be- handelt. Hinsichtlich der Brauchbarkeit des Verwuchses sei neben den allgemeinen Regeln Seite 29(3 noch folgendes hervorgehoben: Fichten- vorwuchs , der längere Zeit im Druck gestanden , kann bei plötzlicher Freistellung sowohl durch Winterkälte und Besonnung (an Blatt- grünbräune), wenn die Freistellung im Herbst oder Vorwinter er- folgte, oder an Chlorophyll- oder Blattgrünbleiche erkranken (Sonnenbestrahlung) , wenn die plötzliche Freistellung im Spätwinter oder Frühjahre erfolgte.

Es wurde bereits ausgefülirt, daß die Angewöhnung an ein stärkeres Licht für die bereits gebildeten Nadeln unmöglich ist; daß Anpassung gleichbedeutend ist mit Neubildung von Nadeln, welche bei der Fichte sehr langsam vor sich geht. Erst wenn eine größere Menge neuer Triebe und Nadeln vorhanden ist, beginnt lebhafterer Höhen- wuchs. Wichtig ist bei der Fichte auch die Untersuchung, ob der Vorwuchs mit seinen Wurzeln ganz im Moospolster oder auch noch im mineralischen Boden stockt. Ln ersteren Falle ist der Vorwuchs äußerst vorsichtig freizustellen. Junge Pflanzen zeigen Lichtmangel an, wenn sie dünne Nadeln bilden, wenn die Seitentriebe ganz aus- fallen oder spärlich sind ; ältere Pflanzen zeigen Lichtmangel durch Neigung zur Kronenverflachung.

334 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiedervorjüngung.

Vorwuelis, der weniger gedrängt stellt, a. Jl Pflanzenentfernmigen bis zu 2 m zeigt, ist bei den Fichten dennoch brauchbar, da die Fichten mit einheitlichem Schafte erwachsen und 2 m Abstand auch bei der Pflanzung noch als ein zulässiger Abstand erachtet werden muß. Vorwuchs, der das 15. Lebensjahr überschritten, aber 1 m Höhe nicht erreicht hat, verdient keine Berücksichtigung.

Hat die Musterung der Schlußdurchbrechungen ein für die Natur- verjüngung günstiges Ergebnis gehabt, so beginnt die Verjüngung des Bestandes am besten mit einem Hiebe auf unbrauchbares und sehr starkes, vorherrschendes Material, so daß die Schirmstellung und die Besamung mit den herrschenden Stämmen zu betätigen ist. Zum Vorbereitungshieb genügt es , wenn die Hälfte der ursprünglich vor- handenen Stämme verwendet wird; es ist darauf zu achten, daß auf besseren Bodenpartien zum Schutze gegen Unkraut, in frischer Ein- senkung, welche kahl gehauen zu den sogenannten Frostlöchern der Praxis werden müssen, eine dunklere Überschirmung erwünscht ist.

Volles Samenerträgnis, eine Disposition, welche alle Fichtenpflanzen, junge wie alte , geschlossene wie offene Bestände zum Zapfenerträgnis treibt, z. B. 1906, ist häufiger als bei der Buche, die Benutzung mehrerer Samenjahre jedoch meist unmöglich wegen der Sturmgefahr für das Altliolz. Das kommende Blütejahr ist bei allen Nadelbäumen schwieriger zu erkennen als bei den Laubbäumen; die Blütenknospen sind nur wenig dicker als die Triebknospen. Das Herabfallen zahlreicher Trieb- spitzen während des Spätherbstes und V^inters , welche , wie die ein- fachsten Beobachtungen der abgeworfenen Spitzen lehren, Abbisse, von den Eicliliörnchen zum Zweck des Knospengenusses verursacht, nie aber freiwillige Abstoßungen der Fichten sind , ist nur ein Zeichen dafür, daß es viele Eichhörnchen gibt, nicht aber ein Anlialtspunkt für ein kommendes Samenjahr. Die Abbisse sind nach einem Samen- jahr viel häufiger, weil das Samenjahr Ursache zur Massen Vermehrung dieser Nagetiere ist. Am besten wird daher der Besamungshieb zwischen Zapfenreife im Herbst und Samenabfall im Spätwinter bis Frühjahr geführt. Neu angeflogene Fichten sind sehr empfindlich gegen Sommer- dürre , da die jungen Pflanzen nicht tief genug wurzeln , insbesondere bei nicht völliger Zerstörung des Rohhumus; dazu kommt, daß die Fichtenbeschirmung im ungünstigsten Falle, unmittelbar unter der Kronenprojektion, bis zu zwei Drittel der Niederschläge abfängt. Ein anderer, der größte Teil der Fichtenkeimlinge, welcher in Rohhumus gerät , stirbt durch Wurzelfäulnis , wenn nasse Witterung anhält. Die Bodenverwundung kann daher nur bei genügender Zersetzung des Rohhumus unterbleiben oder beschränkt sich auf die Entfernung der Moosdecke. Das Betreten des Schlages durch Menschen und Tiere steigert die Empfänglichkeit des Bodens. Verunla'autete Stellen werden am besten sofort ausgepflanzt. Alle späteren Lichtungshiebe zugunsten

Beispiele für die uatUrliche Verjüngung usw. A. Schattenholzarten. :i;}5

des Fichtonanfluges sind wo möglich bei Schnee oder gelindem Frost oder Tauwetter vorzunelimen , doch sind gefrorene Fichtenstämmchen weniger spröde und brüchig als die saftigen Buchenaufscliläge. Schon der Vorbereitungshieb , ganz besonders aber der Besamungshieb und der Lichthieb sind bedroht von der schlimmsten Gefahr für alle Fichten, vom Sturm. Wegen ihrer stets seichten Bewurze- lung ist es in ebenem Gelände , auf Hochplateaus , im sanften Hügel- land mein- Zufall und Glück als Berechnung gewesen, wenn eine Dimkelliiebs Verjüngung voll gelungen ist. Vor 40 Jahren noch wurde das Experiment des Dunkelhiebs auf ebenem, seichtgründigem Boden gewagt: die Ergebnisse waren zumeist imgenügend oder blieben ganz aus : nur an schattenseitigon Hängen im Hochgebirge ist, wie die Bei- spiele im Salzkammergute zeigen . die AVindgefahr so abgeschwächt, daß der Dunkelhieb mit seiner langsamen Arbeit schöne Verjüngungen zurückläßt. Mittelst des Dimkelhiebs eine die ganze Fläche gleich- mäßig überziehende Bestockung zu erzielen, ist noch selten gelungen : einzelne Stellen pflegen sich gut und rasch zu besamen, andere bleiben zurück; an ihnen wird zunächst die Schirmstellung imter Hoffen auf Natursaat und Bangen vor dem "Wind korrigiert; endlich wird künst- hch angesät, und nach jahrelangem Verlust an Zuwachs und Nutzholz an den Schirmbäumen , durch Rindenbrand und Beschädigungen wird endlich der Dunkelhieb verlassen und zum kahlen Saumschlag mit darauffolgender Pfla,jizmig übergegangen, was man 10 und 2(» Jalire früher auch hätte tun können.

Für die erste Durchbrechmig im r i n g f ö r m i g e n D u n k e 1 s c h 1 a g , Gruppenschirmschlag oder Gayerschen Femelschlag mag erwähnt werden, daß die überschirmte Anhiebsfläche im Durchmesser die halbe Baumhöhe des Nachbarstandes nicht zu überschreiten braucht, die ganze Baumhöhe nicht überschreiten soll : auch die anschließenden, schirmständigen (Räudelhiebe) oder kahlen Ringhiebe (Umsäumungshiebe) sollen in der Breite zwischen einem halben und einem Baumdurchmesser sich bewegen. Ausbuchtungen und Einsenkungen im Sinne der von der Natiu- gewollten Ungleichheit der vordrängenden Verjüngimg sind be- sonders wichtig. Da die Vollendung der Verjüngung in dieser Form für die Fichte wegen Windgefahr unmöglich ist, muß zu kahlen Saum- schlägen mit künstlicher VerjüngTing übergegangen werden.

Wird ein Bestand in seinem Innern mit den eben erwälinten Gruppenschlägen bedacht, und werden gleichzeitig an der stürm gesicherten Seite des Bestandes kahle oder schirmständige Saum- schläge geführt (bayerisches oder von Hubers Verfahren, vom Be- gründer auch „kombiniertes Verfahren" genannt), so gestattet diese Methode größere Beweglichkeit gegenüber der Erfüllung des jähi'lichen Etats und genauerer Durchführung einer naturgerechten Verjüngung der Fichte in einzelnen Gruppen, welche die herannahende, künstliche Verjüngung dann in sich aufnimmt.

336 Zelinter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Die reinen Fichtenbeständo im Fcmelwald liefern den Beweis, daß die Fichte zur Stnrmfe.stigkeit erzojj;en werden kann und sich in dieser Form leicht, aber sehr langsam verjüngt.

Die Remhcfttiimlf der Gattuny Ähic>i, reine Tannenhestände.

In der Baum- und Bestandsbiologio stehen die Tannen den Fichten nahe 5 verschieden sind sie aber in folgendem: größere Gefahr von Seite der verspäteten Fröste, dem Wildverbiß sehr stark ausgesetzt; stärkeres Schattenerträgnis, empfindlicher gegen plötzlichen Wechsel in der Belichtung ; geringere Gefahr durch Insekten, weniger Rotfäule, weniger Gefahr durch Wind, schlechtere Schwebefähigkeit des Samens ; Vollmasten sind seltener. Sprengmasten häufiger. Als tiefer wurzelnde Holzarten sind alle Tannen anspruchsvoller an Bodentiefe. Für die Vor- wuchsmusterung ist zu beachten, daß Tannenvorwüchse bis zu Jahren brauchbar sein können. Die jugendliche Pflanze verrät in der dünnen Benadelung, im Ausbleiben des ersten Seitentriebes im dritten Lebens- jahre (Sporn), daß sie Mangel an Licht leidet.

Die Tannenbestände Mitteleuropas entstehen aus Natur verjüngmig unter Schirm; viel seltener ist eine künstliche Begründung durch Saat oder Pflanzung unter Schirm; am seltensten ist Pflanzung auf kahler, geneigter Fläche. Die künstlichen Begründungsweisen liefern nui' dann brauchbare Jungwüchse, wenn sie nicht den Rehen und Hirschen zum Abfressen überlassen werden. Die europäiscjie Tanne hat ihren ursprünglichen Besitzstand gewahrt; sehr wenig ist durch künstlichen Anbau außerhalb der Heimat der Tanne entstanden, wie in Ostfriesland (Waldungen des Fürsten zu Knyphausen) und Dänemark.

Auf großen Kahlflächen erscheint die Tanne nur in geringer Zahl; kahle Saumschläge geben mehr, aber noch immer un- genügenden Tannenanflug ; im kahlen Löcher hieb kann die Tanne sehr wohl verjüngt werden.

Erste Schlußdurchbrechung im Durchmesser von ein Drittel der Baumliöhe, anschließende, kahle Saumhiebe von einer Breite gleich der halben Höhe dos Bestandes ; Verjüngung bis zum Zusammenfließen der Gruppen durchführbar, wenigstens in weniger exponierter Lage. Für die Er ziehungs Verjüngung fehlt es einstweilen noch an ent- sprechend erzogenen Objekten.

Im Dunkelschlag kann Tanne vorteilhaft verjüngt werden; im allgemeinen werden alle Hiebe etwas dunkler gehalten, als für die Fichte paßt. Es verführt aber das starke Schattenerträgnis der Tanne zum schleppenden Verjüngungsgange, welcher nicht notwendig ist und nur Zuwachsverluste nach sich zieht; es ist diurchaus keine seltene Er- scheinung, daß über ;30 jährigen Jungwlichsen noch Althölzer stehen! Der säum weise Dunkelschlag mit einer Saumbreite von ^/a bis 1 Baumhohe bedarf keiner weiteren Ausführungen; wichtig ist für

Beispiele für die natürliche Verjünguug usw. A. Schattcnliolzarten. 337

clio Tanno die Drohung der Saumrichtimji; im Gebirge wegen der Empfindlichkeit der Tanne gegen Üborsonnung und Wassermangel. Am besten behagt allen Tannen der Gruppenschirmschlag (Gayers Femolsehlag) ; es gibt schöne Beispiele, daß in dieser Form die Ver- jüngung leicht und ziemlich schnell erzielbar ist (Neuessing bei Kehlheim). Für die Tanne gilt als Durchmesser der ersten Schlußdurchbrechung ein Drittel der Baumhöhe; alle Hiebe verzögern, verschmälern und verdichten sich in der Schirmstellung. Die größte Gefahr für die Ver- jüngung ist die Verschleppung. Wo Sturmgefahr sehr groß ist, muß zum Kahlsaumschlag übergegangen werden, wodurch die Naturverjüngung der Tanne zum Stillstand kommt und zumeist eine andere Holzart eingeführt wird.

Im Femelwald sind die Tannen geradezu Unhölzer, welche allen anderen Holzarten Licht, Luft und Boden entziehen. Der Überhalt kann sehr wohl bei den Tannen wie bei den Fichten ausgeführt werdent wenn eine Vorbereitung für den Freistand durch rechtzeitigen Freihieb der Ki'onen (Erziehmig) vorausgeht; lohnend ist er nicht.

Die reinen Bestände der Gaitung Fagus, reine Buchenhestände.

Die reinen Buchenbestände, Mode während der ganzen ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in Mitteleuropa, haben gewaltig an Boden verloren; was sich erhalten hat, ist unter Schirm durch natürlichen Samenabfall entstanden; seltener unter Schirm gesäet oder gepflanzt; was davon dem Wildverbiß entgangen, ist zum Bestände erwachsen; Pflanzung auf kahler, geneigter Fläche, obwohl zulässig, ist seltener zur Anwendung gelangt.

Die Schwersamigkeit und die große Empfindlichkeit der Buche gegen verspätete Fröste schheßen eine Naturverjüngung auf gi'ößeren Kahlflächen aus. Nur der kahle, schmale Saumschlag und Löcherhieb vermögen noch einige brauchbare Buchenjunggi'uppen zu liefern.

Daß die Schirm Verjüngung rasch, sicher und leicht im reinen Buchenbestand durchführbar ist, beweist die Buchenwirtschaft Däne- marks, welche der Erziehungsverjüngung nahe kommt ; die Natur- verjüngung ist dort erzielt durch eine entsprechende Erziehung der Buche, welche die Zunahme der Kronenschlußauflösung bis zur Haubarkeit und die Erhaltung des Unterdrückten zum Ziele hat. Es hat sich aber dort auch gezeigt, daß zur Lösung dieser Probleme für die Buche stets eine intensive Bodenverwundung vor Abfall des Samens unerläßlich ist. Trotz der großen Empfindlichkeit für verspätete Fröste kann die unter solchen Verhältnissen rasch emporwachsende Buchenjugend schon nach zwei bis drei Lichthieben in den Freistand übergehen. Die Erziehimgs- verjüngung verlangt die Kronenlichtung etwa vom 50. Jahre an; die unterdrückten Buchen sind dünnstämmig erwachsen, so daß sie sich bei beginnender Diu-chlichtung nur teilweise aufrecht halten können

Mayr, Waldbau. 22

338 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

und die Rolle eines Schutzbestandes nur mangelhaft erfüllen, so daß besser künstlicher Unterbau von Buchen an die Stelle tritt, der für die weitere Erziehung und Verjüngung freie Hand gibt.

Der D u n k e 1 s c h 1 a g.

Die Buchen nehmen waldbaulich eine Sonderstellung ein: sie er- tragen den stärksten Lichtentzug und beschatten am stärksten; keine Baumgattung unter den winterkahlen Bäumen kommt ihnen hierin gleich. Dies erklärt ihr Streben, stets alle anderen Holzarten von demselben Standorte auszuschließen und die Herstellung einer Mischung zu erschweren. Der Dunkelschlag hat an der Buche seine Ausbildung erfahren ; es nähern sich ihnen hierin die immergrünen Laubbäume der Subtropen; doch in ihrem Gesamtverhalten zeigen die immergi-ünen Laubbäume mehr eine Annäherung an Fichten und Tannen des kühleren Klimas als an Buchen.

Bei der Musterung der Schluß du rchb rechungen, als der ersten Aufgabe, mit der die Verjüngung beginnt, wäre zu betonen, daß das Ausbleiben eines Aufschlages weniger in einem Fehler in der Kronendurchbrechung als in der mangelhaften Einbettung und Keimung der Bucheckern seine Erklärmig findet, daß bei keiner Holzart die Bodenverwundung in Furchen oder das Behacken oder Überziehen des Bodens mit der Rollegge, mit eisernen Rechen, das Eintreiben von Schweinen so wohltätig wirkt als bei den Buchen. Bei der JNIusterung allenfalls vorhandenen Buchen aufschlage s ist folgendes zu be- achten: nur der allerbeste, geschlossene, aus geraden Samen- stämmchen gebildete Verwuchs ist gut genug. Bei keiner Holzart ist diese Forderung so streng durchzuführen als bei der Buche ; bei keiner Laubholzart drängen im jugendlichen Alter die schlechtgeformten Stämmchen so sehr in den Vorder- grund, um herrschend zu werden, als gerade bei der Buche. Unbrauchbar ist daher Vorwuchs von ungleich hohem "Wuchs oder 3 5 m hoher Vorwuchs, der noch von Althölzern überstellt ist, da er in diesem Falle durch Fällung und Bringung der alten Buchen so mißhandelt wird, daß er unbrauchbar ist; Buchenvorwuchs mit zahl- reichem Rindenkrebs (Nectria, insbesondere nach Hagelschlag) oder Vorwuchs , der aus Stockausschlägen hervorgegangen ist , ist stets unbrauchbar. Dagegen erholt sich der allzu lange im Druck gestandene Vorwuchs der Buchen viel schneller und leichter als der von schatten- ertragenden Nadelhölzern; die Umpflanzung steiler Ränder des Vor- wuchses ist bei der Buche schwieriger als bei den Nadelhölzern. Soll unbrauchbarer Vorwuchs entfernt werden, damit neuer sich einstellt, so ist die Rodung desselben unerläßlich ; nur auf steinigem, mit grobem Geröll überschütteten oder auf sehr flachgründigem (kalkigem) Boden muß man mit jedem Aufschlage vorlieb nehmen.

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. A. Schattenhoizarten. 3:30

Vorstehendes man- zugleich als em Beispiel der Vorwuchs- musterung für alle Laub-, Schatten- und Halbschatten- holzarten gelten. In vielen Punkten mögen auch die immergrünen Verwüchse in den Subtropen mit den Beobachtungen bei den Buchen übereinstimmen, in einigen anderen Punkton werden sie sich davon ent- fernen.

Die Verjüngung beginnt in der Regel mit dem llorausplentorn der zur Samenerzeugimg unbrauchbar gewordenen, anbrüchigen oder auch der allerstärksten Bäume, weil deren Fällung und Verbringung nach der Besamung allzu viel Schaden verursachen würde.

Im Anhalt an diese Schlußdurchbrechungen versucht nun der Vorbereitungshieb eine möglichst gleichmäßige Schirmstellung mit Hilfe der bestbekronten Stämme herzustellen; auf den geringen Bodenpartien ward die Stellung lichter, auf den besseren dunkler ge- halten. Der Besamungshieb, der seinen Namen deshalb führt, weil er vor oder nach Samenabfall geführt w^erden kann, richtet sich in seiner Stellung nach dem Lichtbedürfnis der zu erwartenden Buchenjugend. Ist Samen an den Bäumen in genügender Menge vorhanden, dann kann der Hieb im Frühherbst, also vor, oder Spätherbst und Winter, also nach Samenabfall geführt werden. Bodenverwundung ist am besten mit der Unterbringung der Saat zu verbinden.

Tritt eine Vollmast ein, das heißt werden alle Buchen von dem Bestreben, Samen zu tragen, ergriffen, so erstreckt sich die Besamung auch auf alle übrigen, mannbaren Buchenbestände, auch wenn dieselben gar nicht für Besamung eigens vorbereitet wurden. Die Vollsamen- jahre liegen weit auseinander, oft 8—10 Jalu-e; inzwischen aber stellen sich sogenannte Sprengmasten ein, mit deren Hilfe ebenfalls ein Voll- bestand, aber nur sehr langsam und ungleichmäßig zu erzielen ist. Den Besamungshieb schon im Herbst und "Winter vor dem Blütejahr zu führen, ist eine gewagte Sache; es ist zwar leicht das Herannahen eines Blütejahres an den dickgeschwollenen Knospen vorauszusehen; ob aber aus der Blüte eine Frucht wird, ob nicht ein verspäteter Frost die ganze Blütenmenge vernichtet, weiß niemand; denn wo die Buche zu Hause ist, sind Spätfröste Ende Mai keine allzu große Seltenheit.

Während der Lichthiebe zugimsten des Buchenaufschlages ist die Sturmgefahr zwar gering, dagegen ist die glatte Rinde für den Frei- stand durch allmähliche Freistellung vorher nicht erzogener Buchen, überaus empfindlich gegen Rindenbrand, der an Stämmen und Ästen, welche von der nachmittägigen Sonne zwischen 1 und 'S Uhr beschienen, werden, durch Absterben und Abfallen der Rinde sich äußert; Pilze und Insekten beschleunigen die Zerstörung des besten Schaftstückes. Stehen solche Bäume noch ein oder zwei Jahrzehnte, dann bricht sie der Wind an der rindenbrandigen, inzwischen mürbe gewordenen Stelle ab. In Frostlagen verzögert sich der letzte Lichthieb bis

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340 Zehnter Abschnitt. Die natürliche "Wiederverjüngung.

ZU 20 Jahren nach Beginn des Vorbereitungshiebes; in geschützter Lage kann in 6 8 Jahren die Verjüngung vollendet sein. Daß die Fällung möglichst schonend für den Aufschlag bei Schnee, milder Winterwitterung, an sturmfreien Tagen usw. gehandhabt, daß sie soviel als möglich zur Beruhigung der Pflanzen beschleunigt werden soll, be- darf kaum der Erwähnimg. Es kommt hinzu, daß in manchen Gebieten an den Wunden der jungen Buchen ein Rindenparasit, Nectria ditissima, sich ansiedelt, welcher die Stämmchen verunstaltet und zu Nutzholz unbrauchbar macht. Trotz reichlicher Besamung sind im nächsten Frülijahr oft nur wenige Pflanzen gekeimt: denn die Bucheckern sind besonders den Nachstellungen von Tieren (Wildschweine, Rehe, Hirsche, Eichhörnchen, Mäuse, Eichelhäher) ausgesetzt; viele Buchen keimen noch im Herbste, wenn dieser mild ist, imd erfrieren dann während des Winters, und nach R. Hartig wird auch ein Teil der Buchen dm-ch Schimmelpilze im Winterlager getötet. Die Keimlinge selbst dezimiert ein Pilz (Phji^hophtora) gegen dessen Ausbreitung vielleicht Bespritzen mit Bordeauxbrühe schützt. Was die Pflege des Auf\^Tichses anlangt, so setzt diese im jugendlichen Alter ein; es gilt voll, was oben bezüglich der Pflege des Vorwuchses gesagt wurde : mangelhafter Pflege im jugendlichen Alter, d. i. Belassung der vorwachsenden, schlechtgeformten Buchen, ist es zuzuschreiben, daß in den uns von den Altvordern überlassenen Buchenbeständen so viel unbrauchbares, mißgestaltetes Stammaterial sich findet. Daß viele Stellen im Auf- schlag künstlich ergänzt werden müssen, durch Saat oder Pflanzung, und daß trotz aller Sorgfalt die Verjüngung oft ganz lückenhaft bleibt, sogar vielfach nur eine Gruppenverjüugung sich ergibt, zeigt die Ge- schichte des Dunkelhiebes mit seinen teils vorzüglichen , teils ganz mangelhaften Resultaten.

Es wäre besser, wenn eine durch Sprengsaaten, Korrektur der Schirmstellung, durch Unkraut und Spätfrost lückig bleibende Buchen- verjüngung ganz verunglücken würde, um der Ausformung von kleinen Gruppen, der Zwischenpflanzung von anderen Holzarten vorzubeugen, somit für die spätere Zeit die schweren Ausgaben der fortgesetzten Pflege und die trotz aller Mühen minderwertige Bestandesverfassung zu verhindern; eine wohlgeratene, künstliche Verjüngung, selbst mit einer anderen Holzart , ist einer halbgelungcnen , natürlichen Buchen- verjüngung stets vorzuziehen ; mißlungen aber ist jede Buchen- verjüngung, wenn sie nur Gruppen gibt, die kleiner als 0,3 ha sind.

Die heute noch auf großen Flächen vorhandenen, haubaren Buchen- bestände Mitteleuropas verdanken dem Dunkelschlag ihren Ursprung, dem teils der glückliche Zufall einer Vollmast, teils eine endlose Geduld gegenüber dem Verjüngungszeitraum und der Rentabilität solcher Waldungen zur Seite stand.

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. A. Schattenholzarten. 341

Im Gruppen liiobo lehnt sich die Behandlung der Buchen jener der Tannen an; Sturmgefahr ist nicht zu befürchten; Rindenbrand an den Stämmen des Nordostrandes der Gnippen ist empfindlich schädlich. Auch bei dieser, heute so weit verbreiteten Methode ist es wieder eine Generalmast aller Bäume, welche die besten Ergebnisse bringt und die Ausformung von reinen Kleinbeständen von 0,3 ha und darüber ge- stattet. Sprengmasten führen zu kleinen Gruppen, deren Vergrößerung sein- langsam und unsicher ist. Da die Kleingruppe der Buchen, um- geben von anderen Holzarten, als durchaus ungünstig bezeichnet werden muß, wegen eigener schlechter Schaftbildung und Belästigung der Nachbarschaft, so hat der Dunkelschlag für die Buche höheren Wert als der Gruppenhieb: denn mißlingt der Dunkelschlag, erzielt man immer noch Gruppen; bei Yollmast aber, bei der alles gelingt, fallt die Verjüng-ungsfläche gTößer aus, was der Gruppenhieb diu-ch seine Arbeit auf kleinen Flächenteilen systematisch verhindert.

Die Verjüngung des Femelwaldes der Buche, gesetzlich vor- geschrieben an steilen Flußufern, vollzieht sich im Einklang mit den allgemeinen Grundzügen dieser "Wirtschaftsform.

Es ist kein naturgesetzlicher Grund zu finden, v\'arum die natürliche Wiederverjüngung der Reinbestände der gleichen amerikanischen oder asiatischen Baumgattungen sowie auch aller übrigen Schattenholz- gattungen der nördlichen Halbkugel (Pseudotsuga, Thuja, Thujopsis, Sciadopitys, immergrüne Eichen und alle übrigen immergrünen Laub- bäume S. 103) durch die erwähnten Methoden mit allen ihren Vor- und Nachteilen sich nicht erzielen ließe. Vor allem ist nichts zu erkennen, was einer Erziehung solcher Bestände zum Zweck der Verjüngung mid der darauffußenden Verjüngung selbst im Wege stände. Wenn man in Ostasien auf das sofortige Erscheinen von Bambus hinweist, als eine unausbleibliche Folge jeglicher Bestandsdurchlöcherung, so muß dem entgegengehalten werden, daß die heute haubaren Bestände nicht in der Erziehungs Verjüngung behandelt werden können, weil sie für diese nicht erzogen wurden. Für solche Bestände muß die künstliche Ver- jüngung als notwendiges Übel gewählt werden, um dichte Stangen- bestände zu erzielen. Wird nun bei Schatten- und Halbschatten- wie selbst bei Lichtholzarten nach Eintritt des Kronenschlusses von jedem Eingrilff abgestanden, so muß jeglicher Unkrautwuchs in Europa und Amerika, auch das hartnäckigste Gras, in Asien der alles mordende Bambus aus Lichtmangel zugnuide gehen. Werden bei Eintritt der Durchlichtungen ebenso wie die Schattenholzarten die Halbschattenholzartcn und Lichtholz- arten mit einer Schatten- oder Halbschattenholzart unterbaut, so ist die Rückkehr der vertriebenen, lichtbedürftigeren Unki'äuter unmöglich geworden. Die Nachahmung des Dunkelhiebes und des Gayerschen Gruppenhiebes im bambusreichen Ostasien ist freilich ein arger ^liß- griff. Verfasser sieht nur in der Erziehungs Verjüngung der

342 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wieilerverjüngiing.

Bestände die einzige Mögliclikeit, die Bambuskalamität in den "Waldbeständen Asiens und Afrikas erfolgreich zu be- kämpfen.

B. Hiilbscbatteiiliolzarteu.

Die Schirm Verjüngung der Halbschatten holz arten.

Den allgemeinen Bemerkungen über die natürliche Wiederverjüngung der Halbschattenholzarten, welche auf Seite 293 auf Grund des natur- gesetzlichen Verhaltens der Holzarten niedergelegt wurden, ist nur soviel hinzuzufügen als durch die spezielle Biologie der einzelnen Gattungen (S. 146 u. f.) angezeigt erscheint. Regelrechte Verjüngungen in reinen Beständen sind überdies bis heute selten, da die Reinbestände größerer Ausdehnung fehlen ; was aber auf kleiner Fläche (Gruppe) möglich ist, läßt sich auch in Klein- und Großbeständen erreichen.

Den Schlüssel für die Verjüngung der Halbschattenholzarten in reinen Beständen geben die früher erwähnten Naturgesetze , denen zufolge die Halbschattenholzarten auf gutem bis bestem Boden, in ihrem klimatischen Optimum oder selbst in wärmeren Lagen zu Schattenholzarten werden, daß sie auf geringerem Boden, in kühlerem Klima den Lichtholzarten sich nähern. Hierher zählen die reinen Bestände der Föhrensektionen Strobus und Cembra, die Angehörigen der Gattungen Chamaecj'paris, Tsuga, Libocedrus, Cedrus, Sequoia u. a. ; die Laubholzgattungen Acer, Fraxinus, Ulmus, Alnus, Carpinus, Tilia und andere, früher aufgezählte Gattungen ( S. 146) ; auf guten Böden bilden sie bis in das Baumalter geschlossene Bestände ; auf geringeren Böden oder in kühlerem Klima löst sich der Bestandsschluß beim Übergang in das Baumalter auf, sie verlichten, und der Boden verwildert wie bei den Lichtholzarten oder trägt den Vorwuchs der be- treffenden Art. Bezüglich der Brauchbarkeit des Vorwuchses ist den allgemeinen Regeln wenig hinzuzufügen.

Vorwuchs der Halbschattenarten wächst auch, wenn er minder gut geschlossen ist, leichter zu brauchbarem Vorwuchs zusammen. Be- schädigungen werden leichter verheilt: die Gefahren durch Insekten, Pilze, Wild- und Mausverbiß und besonders auch durch verspätete Fröste sind teils geringer, teils größer als bei der Buche: das Samen- erträgnis ist öfter und reichlicher, der Same flugfähiger. Gedrängte Erziehung der Jugend ist notwendig zur Erzielmig von Gerad- schaftigkeit.

Naturverjüngungen auf kahlen Flächen werden, je nach der Schwebefähigkeit der Sämereien (groß z. B. bei den Gattungen Chamaecyparis, Libocedrus, Ulmus), bessere oder schlechtere Resultate geben. Kahlsaumhieb mit ein- bis zweimal Baumhöhe als Breite, kalüer Löcherhieb mit einem Durchmesser von einer halben bis einer ganzen Baumhöhe beginnend, wird langsam fortschreitend Nachwuchs liefern.

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. B. Halbschattenholzarten. 343

Die Erzioliungsverjüugung unter Schirm hilft hinweg über die Verlegenheit bei der Entscheidung, ob auf einem konkreten Standorte die Holzarten wie Schatten- oder Liohtholzarten zu be- handeln seien, da die Grundsätze der Erziehung in beiden Fällen, was Kronenschhißdurchbrechimg , Unterbau und Auswahl der Stämme für die Verjüngung anlangt, die gleichen sind.

In Beständen der Halbschattenholzarten, welche für die Verjüngung nicht erzogen wiu'den, sich aber wegen des guten Standortes dennoch bis zur Haubarkeit geschlossen, den Boden unkrautfrei erhalten haben, mögen die bei den Schattenholzarten besprochenen Formen des Dunkelschlags und des saumweisen Dunkelschlags sinn- gemäße Anwendung bei ergiebiger Verwundung des Bodens finden.

Besonders passend wird sich der Gruppenschirmschlag oder Gayers Femelschlag erweisen, da er gestattet, die best geschlossenen Partien der Bestände für Anfangstellen der -Verjüngung auszuwählen. Für die geringeren Standorte tritt die Verjüngungsweise der Licht- holzarten in Wirksamkeit. In der Regel wird man sich mit der Er- haltung einiger Gruppen (am besten einiger Kleinbestände von 0,3 ha Minimalgröße) dieser Holzart begnügen imd den Rest der Fläche anderen Holzarten überlassen, wenn nicht die Halbschattenart selbst Hauptholz- art ist oder der Standort selbst zu größerer Fläche zwingt (Erlen- brücher).

Für die Verjüngung im Femelwald bedarf es keiner weiteren Erklärungen; die Verjüngung ist für Schatten- wie Halbschattenarten die gleiche.

Die Reinbesiände der Föhren (Finus) , Sektion Strohm, Weymouthsföhrcti und SeMion Cembra, Zürheln.

Reinbestände dieser Holzarten sind in ihren heimatlichen Gebieten Europas und Amerikas durch Anflug oder Aufschlag auf Kahlflächen oder auch dm'ch Pflanzung, in Europa zumeist durch Pflanzinig , aus- nahmsweise auch durch Xaturverjüngung unter Schirm entstanden. Auf gutem und frischem Boden, der eigentlichen Heimat der fünf- nadeligen Föhren, erhalten sich dieselben bei enger Begründung mit unkrautfreiem Boden bis in das haubare Alter geschlossen und bilden astreine Schäfte. Auf trockenem Boden verlichten sie frühzeitig und reinigen sich schwierig. Auf den ersteren Standorten können sie wie eine Fichte oder Tanne , auf den letzteren nur wie eine zweinadelige Föhre, somit eine Lichtholzart verjüngt werden, wenn Naturverjüngvmg beabsichtigt ist : Gruppenschirmschlag bei der Strebe wurde auf besseren Böden in Deutschland mit Erfolg bereits versucht. Auf Kahlflächen siedeln sich die Weymouthsföhren von einer Schlagwand aus gerne an; die Zürbeln sind behufs größerer Verbreitung auf Tiere an- gewiesen.

344 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Die Erziehungsverjüngung dürfte auch hier wiederum als die beste und schnellste Naturverjünguugsform sich erweisen, selbst auf weniger frischen Böden, da bei der Lichtung des Stangenbestandes zum Unter- bau mit einer Schattenholzart, am besten mit Buche, zum Schutze des Bodens geschritten wird.

Wie vorstehende Nadelbäume lassen sich sicher auch die übrigen Halbschattennadelbäume verjüngen 5 ihr häufigeres Samenerträgnis, bessere Samenverbreitung, größere Frosthärte als die der Schatten- nadelbäume lassen, wie Beispiele in x>^merika, Asien und Eiu'opa zeigen, eine rasche und reiche Ansiedelung von Jungwuchs erwarten.

Beinbestände der Gattung Castanea, FdelJcastfinien. Nur im Castanetum sieht man reine und gut geschlossene Bestände dieser Holzarten; da die Feinde der Früchte im "Walde auch ihre Freunde sind, ist natürlicher Aufschlag häufig. Eine regelrechte Schirm- schlagverjüngung nach dem Vorbild der Erziehung zur Verjüngung wäre sicher durchführbar. Stets wird eine intensive Bodenbearbeitung nach Abfall der Früchte eintreten müssen.

Beinbestände der Gattung Älnus, die Erlen. Nur soweit Erlen auf frischem, nicht versauertem Boden stehen, halten sie sich geschlossen und kann bei einer Durchlichtung der zu Boden fallende Samen auskeimen. Auf dm^ch Stagnation nassem oder der Überschwemmung durch Niederschläge oder empor dringende Grund- wasser längere Zeit ausgesetztem Boden unterbleibt ein Anflug; die besseren Stellen sind vergrast, die bodem^einen Flecke sind bald unter Wasser, bald ausgedörrt. Dort ist man zur künstlichen Verjüngung- gezwungen, wenn nicht die Ausschlagsverjüngimg über alle Schwierig- keiten hinweghilft.

Beinbestände der Gattung Acer, die Ahornarten. Wenig ist davon in Europa übrig geblieben, um so schönere Bei- spiele von reinen, bis in das haubare Alter geschlossenen Ahorn- beständen weisen Amerika und Ostasien auf. Der unter der Laub- decke geradezu ideale Boden ist außerordentlich empfänghch für die Naturbesamung, wie sich bei einer Auslichtung solcher Bestände auch ohne Bodenverwundung ergibt. Li solchen Standorten können sicher alle Schirmschlagsformen Anwendung finden, wie das massenhafte Er- scheinen von Jugend miter alten Bäumen selbst auf verunkrautetem Boden erwarten läßt.

Beinbestände der Gattung Fraxinus, Eschenarten. Auch die Reinbestände der Eschonarten bauen sich mit voll- kommeneren Schaftformen auf als in Mischung mit irgendeiner anderen Holzart. Die Eschen halten sich, in eneem Verbände zum Zwecke der

Beispiele für die natürliche Verjüngun«; usw. C. Liclitholzarten. ly,")

Geradschaftigkeit und ViTmeidimg der Vergabelung begründet, l»is zum Baumalter hinreichend geschlossen und tragen von da an bis zur Haubarkeit ihre eigene Jugend als Bodenschutzholz in dichten An- flügen. "Wo aber statt dessen Unkraut- und Unholzwuchs sich ein- stellt, da ist die Esche nicht auf ilu'em besten Boden, oder sie wurde von Anfang an weitständig oder mit anderen Holzarten (Erlen) be- giündet, welche wegen Bedrückung der Eschen später herausgenommen werden mußten. Li solchen Verhältnissen ist die Naturverjüngung nicht Bereclmung, sondern Zufallsergebnis. Werden eng beginindete Eschen bei Eintritt der Durchlichtungen unterbaut (Buchen, Erlen), kann weder Unla-aut noch eigene Verjüngimg sich einstellen, bis die Haubarkeit eiTeicht ist und die Erziehungsverjüngung einsetzt. In nicht unter- bauten oder lückigen oder bodenschwachen (naß oder trocken) Be- ständen benutzt man das zufällig Gebotene und gi-eift als Ergänzung zur Pflanzung.

Reinhcstände der Gattung Carpimis, die Hainhuchenarten. Die Hainbuchen stehen auf gutem, frischem Boden den Buchen {Fagus) an Schaftschönheit und Höhe wie auch in Schattenerträgnis kaum nach: dort mögen sie auch gleich Buchen verjüngt werden: auf mageren, steinigen Böden insbesondere mit südlicher Exposition sind die Hainbuchen niedere, krumme, schlecht geschlossene Lichtholzarten, die sich reichlich durch Samenbildung vermehren.

Reitihestände der Gattungeyi Uh)ius, ZeJkoua, Celtis u. a. Auf guten, frischen Böden und in passendem Klima (Castanetum Tuid wärmeres Fagetum) nähern sich enge begründete Reinbestände den Eschen, auf geringen, trockenen Böden, im kühleren Klima kommen sie den Hainbuchen auf solchen Standorten am nächsten: ihre wald- bauliclie Behandlung bei beabsichtigter Xatiu-verjüngung läßt sich von jener der Vergleichsholzarten ableiten, wenn nicht Erziehuugsverjüngimg versucht werden sollte.

C. Lichtholzarteu.

A. Verjüngung der L i cht hol zarten in Seh irmsc hlag- formen. Während für die Schattenholzarten in der gegenwärtigen Bestands- form eine langandauernde Vorbereitung zur Verjüngung die Mängel einer ungenügenden Erziehung beseitigt, könnten bei den haubaren Lichtholzarten, welche zur Zeit ihrer Verlichtung nicht systematisch unterbaut wurden und deshalb verunkrautet sind, die Mängel dieser Erziehung nur durch hohen Kostenaufwand ausgeglichen werden, wenn eine Verjüngung derselben auf natürlichem Wege unter Schirm be- absichtigt wäre. Unter solchen Umständen gilt freilich der Satz, daß

34<3

Zehnter Abschnitt. Die natürliche AViederverjüngung.

die Lichtholzart cn leichter, sicherer und schneller auf künstlichem "Wege verjüngt werden können. Findet sich statt Unkraut Vor wuchs der Nutzholzarten, so erfolgt seine Musterung und Behandlung nach den früher gegebenen Andeutungen. Ist aber nur eine Unkraut- decke über den Boden gebreitet, und soll natürlich verjüngt werden, so muß dieser Bodenüberzug beseitigt und eine gründliche Boden- bearbeitung durch Roden der Stöcke, durch Unterhackon des Roh- humus , streifen- oder platzweise oder über den ganzen Bestand hin Platz greifen. Der hohen Kosten wegen greift man zur künstlichen Verjüngung: wenn aber bei dieser, der ein Kahlschlag vorhergeht, ebenfalls eine solche kostspielige Bodenbearbeitung mit darauffolgender Saat oder Pflanzung eintreten muß , so kann Verfasser nicht mehr er- kennen, worin der Vorzug der künstlichen Verjüngimg liegen könnte. Stellen sich die Kosten der ganzen Verjüngung mit allen Ergänzungen gleich hoch mit der natürlichen, so hat auch hier die natürliche Verjüngung den Vorzug und das Vorrecht vor der künst- lichen wegen ihres Schutzes für die Jugend und ihrer Rücksicht- nahme auf den Boden. Es dürfte nicht schwierig sein, auch bei den Lichtholzarten die Erziehungsverjüngung, eine Natur- verjüngung unter Schirm , sowohl in einem Groß- wie in dem vor- zuziehenden Kleinbestande zur Durchführung zu bringen.

Für alle gegenwärtig haubaren und haubar werdenden Lichtholz- bestände, welche keinen Unterbau zum Schutze des Bodens zum Zwecke ihrer Verjüngungsmöglichkeit unter Schirm erhalten haben, gelten folgende Regeln:

1. Auch bei den Lichtholzarten geht jeder weiteren Verjüngungs- tätigkeit die Musterung und Behandlung etwa vorhandener Vorwüchse voraus; nur dicht geschlossener Vorwuchs ist brauchbar; seine Frei- stellung kann rasch erfolgen.

2. Für Lichtholzarten kann der Dunkelschlag nur in einem ab- gekürzten Verfahren eine Naturverjüngung erzielen. Statt der vielen Hiebe des Dunkelschlages werden nur zwei bis drei notwendig er- scheinen; nämlich Besamungshieb und Endhieb oder Besamungshieb, Lichtliieb, Endhieb.

3. Der Besamungshieb beseitigt alle eingeklemmten, schwach- kronigen, rückgängigen, sehr starkki'onigen Stämme des alten Be- standes.

4. Diesem Hieb geht voraus oder folgt eine intensive Boden- bearbeitung durch streifweise oder platzweise oder völlige Beseitigung des Unholz- oder Unki'autwuchses , durch Vermengen des Roh- humus nicht Hinwegschatfung desselben mit der mineralischen Erde.

5. Bodenverwundungen und Besamungshieb werden nur in einem Samenjahr ausgeführt und zwar unmittelbar vor Abfall des Samens

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Beispiele für die natürliche Verjüngini«

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(leiehtsami«;e Holzarten) oder unmittelbar nach Abfall des Samens (schwersamige Holzarten).

(i. Hat sich genügende Verjüngung ergebenso wird mi t ein oder zwei Hieben die Schirmstellung beseitigt; ist jedoch, wie zu erwarten ist, die Verjüngung mangelhaft und lückig geblieben, so wird der ganze Schirmstand gefällt, jedoch so, daß das Brauchbare der Natur- saat nicht zerstört wird; diese brauchbaren Teile werden durch Pflanzung, nicht dm-ch Saat, miteinander verbunden. Unterbleibt die Natiu-besamung , so folgt teils unter Schirm oder auch auf kahler Fläche am besten Pflanzimg; die Saat ist zu vermeiden nach dem Grundsatz, keinen Versuch, der einmal mißlungen ist, zu wiederholen.

7. Beim saumweisen Schirmschlag können die Säume breiter, die Hiebe ebenfalls in der Zahl vermindert, in ihrer Ausführung verstärkt -werden.

8. Bei Gruppenschirmschlag hat die erste Anlage eine Fläche von 1 10 Ar zu umfassen.

9. Wie beim Dunkelschlag vermindert sich auch beim Gruppen- schirmschlag die Zahl der Hiebe über den einzelnen Ringen, die Ringe selbst verbreitern sich, und gelegentlich wird sich auch ein kahlerer Ring als wünschenswert für die Naturverjüngimg der Lichtholzarten erweisen.

10. Naturverjüngung wird um so eher zum Ziele führen, je besser der Boden und je jünger der Lichtholzbestand.

B. Beispiele für Naturverjüngung unter Schirm von Reinbeständen der Licht holzarten. Beinhestämle der Gattung Pinus (Sektion Pinaster, Murraija, Jeffreya), Reinhestände der zivei- und dreinadeligcn Föhren oder Kiefern. Reinbestände obiger Föhren verlichten und verunkrauten im höheren Alter; nur im Stangenalter, auf besserem Boden oder im kühleren, feuchteren Klima ist der Boden unkrautfrei oder doch nur so spärlich damit bedacht, daß eine Naturbesamimg möglich ist. Vielfach aber verführt das Beispiel der norddeutschen Tiefebene prinzipiell die Natur- verjüncrung abzulehnen und jeden Vorwuchs, auch wenn er brauchbar wäre zuvor herauszureißen, um bei der künstlichen Verjüngung nicht beengt zu werden. Will man das Endziel alles waldbaulichen Strebens, die s'chnelle, sichere und leichte Naturverjüngung auch bei den Fohren erreichen, müssen diese bei ihrer Verlichtung mit einer Schattenholzart, am besten einer Buchen- oder auch einer Halbschattenholzart unterbaut werden. Die Erziehung des Bestandes selbst hat nach den bereits geo-ebenen Andeutungen und im Anhalte an den dritten Teil dieser Schrift zu erfolgen. Wenn man entgegenhält, daß die Böden der Fohren vielfach keinen Unterbau mehr aufnehmen wollen, so hegt darm die

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346 Zehnter Abschnitt. Die natürliche AViederverjüngung.

die Lichtholzart cn leichter, sicherer und schneller auf künstlichem Wege verjüngt werden können. Findet sich statt Unkraut V o r w u c h s der Nutzholzarten, so erfolgt seine Musterung und Behandlung nach den früher gegebenen Andeutungen. Ist aber nur eine Unkraut- decke über den Boden gebreitet, und soll natürlich verjüngt werden, so muß dieser Bodenüberzug beseitigt und eine gründliche Boden- bearbeitung durch Roden der Stöcke, durch Unterhackon des Roh- humus , streifen- oder platzweise oder über den ganzen Bestand hin Platz greifen. Der hohen Kosten wegen greift man zur künstlichen Verjüngung; wenn aber bei dieser, der ein Kahlschlag vorhergeht, ebenfalls eine solche kostspielige Bodenbearbeitung mit darauffolgender Saat oder Pflanzung eintreten muß, so kann Verfasser nicht mehr er- kennen , worin der Vorzug der künstlichen Verjüngimg liegen könnte. Stellen sich die Kosten der ganzen Verjüngung mit allen Ergänzungen, gleich hoch mit der natürlichen, so hat auch hier die natürliche Verjüngung den Vorzug und das Vorrecht vor der künst- lichen wegen ihres Schutzes für die Jugend und ihrer Rücksicht- nahme auf den Boden. Es dürfte nicht schwierig sein, auch bei den Lichtholzarten die Erziehungs Verjüngung, eine Natur- verjüngung unter Schirm, sowohl in einem Groß- wie in dem vor- zuziehenden Kleinbestande zur Diu'chführung zu bringen.

Für alle gegenwärtig haubaren und haubar werdenden Lichtholz- bestände, welche keinen Unterbau zum Schutze des Bodens zum Zwecke ihr er Verjüngungsmöglichkeit unter Schirm erhalten haben, gelten folgende Regeln:

1. Auch bei den Lichtholzarten geht jeder weiteren Verjüngungs- tätigkeit die Musterung und Behandlung etwa vorhandener Vorwüchse voraus: nur dicht geschlossener Vorwuchs ist brauchbar; seine Frei- stellung kann rasch erfolgen.

2. Für Lichtholzartcn kann der Dunkclschlag nur in einem ab- gekürzten Verfahren eine Naturverjüngung erzielen. Statt der vielen Hiebe des Dunkelschlages werden nur zwei bis drei notwendig er- scheinen; nämlich Besamungshieb und Endhieb oder Besamungshieb, Lichthieb, Endhieb.

3. Der Besamungshieb beseitigt alle eingeklemmten, schwach- kronigen, rückgängigen, sehr starkkronigen Stämme des alten Be- standes.

4. Diesem Hieb geht voraus oder folgt eine intensive Boden- bearbeitung durch streifweise oder platzweise oder völlige Beseitigung des Unholz- oder Unkrautwuchses, dm'ch Vermengen des Roh- humus — nicht Hinwegschaifung desselben mit der mineralischen Erde.

5. Bodenverwundungen und Besamungshieb werden nur in einem Samenjahr ausgeführt und zwar unmittelbar vor Abfall des Samens

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. C. Liclitholzarten. 347

(leichtsamige Holzarten) oder unmittelbar nach Abfall des Samens (schwersamige Holzarten).

(i. Hat sich genügende Verjüngung ergebenso wird mit ein oder zwei Hieben die Schirmstellung beseitigt; ist jedoch, wie zu erwarten ist, die Verjüngung mangelhaft und lückig geblieben, so wird der ganze Schirmstand gefällt , jedoch so , daß das Brauchbare der Natur- saat nicht zerstört wird; diese brauchbaren Teile werden durch Pflanzung, nicht durch Saat, miteinander verbunden. Unterbleibt die Natiu-besamung , so folgt teils unter Schirm oder auch auf kahler Fläche am besten Pflanzung; die Saat ist zu vermeiden nach dem Grundsatz, keinen Versuch, der einmal mißlungen ist, zu wiederholen.

7. Beim saumweisen Schirmschlag können die Säume breiter, die Hiebe ebenfalls in der Zahl vermindert, in ihrer Ausführung verstärkt werden.

8. Bei Gruppenschirmschlag hat die erste Anlage eine Fläche von 1 10 Ax zu umfassen.

9. Wie beim Dunkelschlag vermindert sich auch beim Gruppen- schirmschlag die Zahl der Hiebe über den einzelnen "Ringen, die Ringe selbst verbreitern sich, und gelegentlich wird sich auch ein kahlerer Ring als wünschenswert für die Naturverjüngung der Lichtholzarten erweisen.

10. Naturverjüngung wird um so eher zum Ziele führen, je besser der Boden und je jünger der Lichtholzbestand.

B. Beispiele für Naturverjüngung unter Schirm von Reinbeständen der Lichtholzarten.

Beinhestände der Gattung Pimis (SeMion Pinaster, Murraija, Jeffreya), Beinhestände der zivei- und dreinadeligen Föhren oder Kiefern. Reinbestände obiger Föhren verlichten und verunkrauten im höheren Alter; nur im Stangenalter, auf besserem Boden oder im kühleren, feuchteren Klima ist der Boden unkrautfrei oder doch nur so spärlich damit bedacht, daß eine Naturbesamung möglich ist. Vielfach aber verführt das Beispiel der norddeutschen Tiefebene prinzipiell die Natur- verjüngung abzulehnen imd jeden Vorwuchs, auch wenn er brauchbar wäre, zuvor herauszureißen, imi bei der künstlichen Verjüngimg nicht beengt zu werden. Will man das Endziel alles waldbaulichen Strebens, die schnelle, sichere und leichte Naturverjüngung auch bei den Föhren erreichen, müssen diese bei ihrer Verlichtung mit einer Schattenholzart, am besten einer Buchen- oder auch einer Halbschattenholzart unterbaut werden. Die Erziehung des Bestandes selbst hat nach den bereits gegebenen Andeutungen und im Anhalte an den dritten Teü dieser Schrift zu erfolgen. Wenn man entgegenhält, daß die Böden der Föhren vielfach kernen Unterbau mehr aufnehmen wollen, so liegt darin die

348 Zehnter Abschnitt. Die natth-Iiche Wiederverjüngung.

dringendste Aufforderung behufs Unterbaues zu düngen und jene Böden, die noch nicht so weit heruntergekommen sind, durch Unter- bau und durch die Naturverjüngung wieder zu heben. Übrigens ist der Nachweis, daß wirklich die Bodengüte und nicht das Wild daran schuld ist, weshalb ein Unterbau mit einer Schatten ertragenden Holzart als Bodenschutz nicht emporkommt, noch nicht mit unum- stößlicher Sicherheit erbracht. Gerade auf den schwächsten Böden wäre der Unterbau mit Einzäunung der Fläche zu versuchen, da der Unterbau den Boden nicht noch mehr schwächt, sondern vielmehr die Auszehrung durch die anspruchsvolleren Unkräuter verhindert: in erster Linie kommen Laubbäume , Schatten- wie Halbschattenbäume , in Be- tracht. Nadelbäume sind weniger günstig, da sie die Niederschläge allzusehr zurückhalten und den Boden abschließen. Zur Verbesserung durch Beschattung kommt auch noch eine Nährstoffanhäufung hinzu, wenn eine Stickstoff sammelnde Pflanze (Robinia, Alnus) gewählt wird, worüber die künstliche Verjüngung nähere Ausführungen zu bringen hat.

Ohne Unterbau ist die Erziehungsverjüngung unter Schirm möglich, wenn alle Schäden der Bodenverwilderung des Bestandes mit schwerem Kostenaufwand behoben werden durch Beseitigung des Unkraut^\'uchses und Unterhacken und Vermischen des Rohhumus und der Bleichsand- schichte, sowie des zertrümmerten Ortsteines mit dem Boden. Die Ausführung dürfte an den Kosten scheitern ; der Entstehung eines solchen Zustandes vorzubeugen ist eines Forstmannes würdiger und für den Waldbesitzer rentabler; das Vorbeugungsmittel ist rechtzeitiger Unterbau. Wer glaubt, daß Unterbau wegen des Wildes keine Aus- sicht habe und das Wild die Hauptsache sei, wer glaubt, daß Kahl- schläge, Bodenbearbeitung und Pflanzung billiger zu stehen kommen, wer glaubt, daß die jahrelange Kahlstellung des Bodens keinen Ein- fluß auf seine Güte ausübe, der wird an der einfacheren Methode der Verjüngung im Kahlschlag mit darauffolgender Saat oder Pflanzung festhalten.

Frülizeitig im Bestände entstandene Löcher durch Schneedruck. Insekten, Pilze pflogen sich meist gut mit brauchbarem Vorwuchs zu besiedeln; isolierte Pflanzen arten bei den Lichtholzarten in breit- kronige Lidividuen aus: nur solcher Vor wuchs ist brauchbar, der bereits geschlossen ist oder doch in wenigen Jahren nach der Frei- stellung sich schließt. Die Behandlung des Vorwuchses ist immer eine völlige Freistellung und eine Beseitigung der schlecht geformten und vorwüchsigen Stämmchen. Natur Verjüngung im kalilen Saumschlag mit einer Breite desselben von ein bis zwei Baumhöhen gibt gute Ergebnisse, wenn der Boden intensiv bearbeitet wh'd. Alle drei bis fünf Jahre ist ein Samenjahr zu erwarten. Im kahlen Löcherhieb wird die erste Durchbrechung von einem Durchmesser gleich der Baumhöhe ge- nommen: ebenso breit sind die anschließenden kahlen Ringsäume. Da

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. C. Lichtliolzarten. 34f>

die Föliren ziemlitli sturmteste Holzarten sind , können sie in dieser Form auch ganz verjüngt werden ; wird die Sturmgetalir allzu drohend, tritt Kaldsaumschlag ein. Der Überhaltbetricb ohne Vorbereitung der Überhälter ist gefahrvoll, hilft aber die natürliche Besamung zu er- gänzen.

Kulissen- oder Gassenschläge sind Saumschläge im Bestandesinnern von einer Breite von ein bis drei Baumhöhen ; sie fördern zwar die Ver- jüngung in ilirem Tempo, erzeugen aber ungünstige Randwirkungen.

Für eine Naturbesamung im Du hkelschlagsver fahren wie auch im Gruppen schirmschlag für erwachsene Föhrenbestände, welche keinen Unterbau für den Boden erhalten haben, gelten folgende Regeln: die Verjüngung ist um so leichter, je besser der Boden, je kräftiger die Bodenverwundung, je luftfeuchter das Khma, je jünger der Bestand. Der erste Hieb im Dunkolschlag ist ein Besamungshieb, der in einem Samenjahr mit gleichzeitiger Bodenverwundung aus- geführt wird und die Hälfte bis zwei Drittel aller Bäume beseitigt. Der zweite Hieb nach drei Jahren kann ein Lichthieb, der dritte nach drei Jahren ein Endhieb sein. Die Sturmgefahr ist wegen der tiefen Bewurzelung weniger zu fürchten. Je schlechter der Boden, um so rascher muß die Verjüngung in den Freistand übergehen: es genügen dann Besamungshiebe und Endhiebe , damit die auf solchen kümmer- lichen Standorten sehr lichtempfindlichen Pflanzen möglichst bald in den vollen Genuß von Licht und Xiederschlägen gelangen.

Der Gruppenschirmschlag hat vor dem Dunkelschlag den Vorzug voraus, daß für Anlage von Xaturverjüngungsgi'uijpen die am besten geschlossenen Partien des Bestandes , die besseren Böden aus- gesucht werden können. Die ersten Anlagen mit wenigen Schirm- ständern können einen Durchmesser von einer Baumhöhe erhalten; gleiches Maß gilt auch als Breite für die ringförmigen Saumhiebe ; ohne Bodenverwundung bleibt das Ergebnis mangelliaft oder verführt zu allzu langem Zuwarten behufs Ergänzung der Verjüngung durch weitere Samenjahre. Bei geringerer Sturmgefahr ist die Durchführung einer solchen Verjüngiuig für einen größeren Bestand wohl denkbar, aber wegen der Verschleppimg der Verjüngung meist nicht wünschenswert.

Beinhestände der Arten der Gattimg Querem^ {ivintcrlahle Eichen), reine Eichenbestände.

Niemand wird behaupten, daß reine Eichenbestände im Zeitpunkt ihrer Verlichtung nicht mit einer Schatten- oder Halbschattenholzart unterbaut werden könnten-, niemand wird bestreiten können, daß nach Beseitigung des Unterbaues (der inzwischen zwei- auch dreimal teils künstlich, teils durch Naturverjüngung [Spessart] erneuert sein kann) m einem Samenjalu- der Eichen, nach kräftiger Bodenverwundung vor oder nach Abfall des Samens eine vollendet dichte Bestockung

350 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

von Eichen durch natürlichen Aufschlag sich erzielen ließe. Auf dieses Ziel steuert die Yerjüngunoserziehung bei allen Holzarten S3\stematisch hin und viele der heutigen Eichen- und Buchenmischungen stellen eine Verwirklichung dieses Gedankens dar. Wo Unterbau ganz unterblieb oder mangelhaft ausfiel, ist Verunkrautung am Boden der alten Eichen kein so schlimmes Hindernis der Besamung wie bei Föhren, da die schwere Eichel zwischen dem Unkrautwuchs hindurch zu Boden fällt und die Keimwurzel den Boden erreichen kann, wie Verjüngungen auf Baden mit Erica oder Vacciniumüberzug in Deutschland und Frank- reich beweisen ; freilich beseitigt man in Frankreich die Unhölzer unter den Alteichen , zu welchen in erster Linie die junge Buche gerechnet wird, gründlich; in Deutschland verschont man bereits angesiedelte Buchen als Schutzpflanzen, wälu'end sie doch nur Trutzpflanzen für die Eichen sind. Überall, wo alte Eichen sind, stellen sich Eichelhäher ein, welche die Eicheln in großen Mengen kunst- gerecht in den Boden einstufen.

Eichenvorwuchs mit anschlußfähiger Abstufung ist brauchbar, w^emi er dicht geschlossen ist. Die Musterung beschränkt sich auf die Be- seitigung der schlecht geformten, vorwüchsigen Stämmchen.

Ein Dunkelschlag mit drei Hieben, Besamungshieb, Lichthieb, Endhieb, ist nur auf gleichmäßig gutem Boden mit leidlich geschlossenem Bestände möglich. Bodenverwundung durch Umhacken, Umpflügen, Schweineeintrieb und dergleichen vor oder nach Samenabfall ist unum- gänglich. Besser eignet sich der Gruppenschirm schlag, bei dem es möglich ist, die besten Bodenpartien auszuwählen und auf dieser Fläche gründliche Bodenbearbeitung vorzunehmen.

Auch die anschließenden Ringhiebe w^erden sich besamen, soweit der Boden gut und die Bodenverwundung im Samenjahr eine gründ- liche ist. Wegen der unausbleiblichen, schweren Beschädigiuig der Natur Verjüngung durch das Herausbringen der schweren, breitkronigen Nutzholzeichen begnügt man sich mit Erreichung guter Vorwuchs- gruppen.

Die Reinhcständc der Gattung Betuta, die reinen BirleiihcMände.

Für die Naturverjüngung der Birken passen Kahlschlage, besonders kahler Saumsehlag von der Breite von zwei bis drei Baumhohen besser als Schirmschlagformen. Die Birken verlangen nackten, aber durch Regen fest geschlagenen Boden; in frisch gelockertem vertrocknet die -äußerst zarte Keimpflanze.

Jieinhestände der schmetterlingshlütigen Bäume.

Robinia, Gleditschia, Cladrastis, Gj^mnocladus und andere werden zumeist behufs Bodenverbesserung angebaut; auf solchen Standorten sind sie ausgesprochene Lichtholzarten und verlangen deren Behand-

Beispiele für die natürliche Verjüngung:: usw. U. Lichtholzarton. ;351

lung; mir intensive Bodenbearbeitung vermag die .schweren Sämereien behufs Keimung einzubetten.

C. Beispiele für die schirmständige Naturverj üngung von gemischten Beständen.

In dieser Schrift ist als moderner Idealwald der Klein bestand als Rein bestand in der Erziehungsverjüngung hingestellt. An die Stelle der Einzel- oder Gruppenmischung der Holzarten innerhalb des Bestandes soll die Mischung der nach Holzarten verschiedenen Kleinbestände innerhalb des Waldkomplexes treten. Bereits aus- führlicher behandelte Erwägungen über Güte und Massenproduktion, über Schwierigkeit und Kostspieligkeit der Erziehung, über Schwierig- keit, Langwierigkeit und damit wiederum Kostspieligkeit der Begründung solcher Mischbestände sind es, welche zwingen, auf das pedologische Ideal der Einzel- oder Gruppenmischung der Bestände zu verzichten und sich mit einer kleinbestandsweisen Mischung des Waldes zu be- gnügen, wodurch der schlimmste Nachteil der großen Reinbestände ab- gewendet wird. Kommt hierzu noch eine Naturverjüngung, welche gestattet, die Kleinbestände schnell, sicher und leicht zu verjüngen, so fallen auch die schweren und kostspieligen Nachteile der bisherigen Reinbestände, nämlich Kahlschlagwirtschaft und künstliche Verjüngung hinweg. Da Bestände, welche nur einen Bodenschutz oder einen nicht hauptständigen Zwischenstand einer anderen Holzart tragen, nicht als gemischte, sondern als reine Bestände aufgefaßt werden müssen, ist über ihre natürliche Wiederv^erjüng-ung das Notwendigste bereits mit- geteilt: aber auch dann wird wiederum ein Reinbestand begründet, worauf später der künstliche Unterbau folgi. Wird aber an der vor- handenen Bestandsbildung festgehalten und w^erden die jetzt und in den nächsten Jahren haubar werdenden mit ihrem Kronen gemischten Bestände als ideale Waldbilder nach jeder Richtimg hin betrachtet und wird ihre natürliche Erneuerung wieder angestrebt, so ist zu bemerken, daß eine stamm weise Älischung nur durch den Dunkelsclilag annähernd gleichzeitig erzielt werden kann, wobei der erste Hieb sich nach der waldbaulich schwächsten Holzart richten muß.

Soll eine gruppenweise Mischung erzielt werden, so gibt der Gruppenschirmschlag hierzu das zuverlässigste Mittel. Soll einer Holzart auch noch ein zeitlicher Vorsprung gewährt werden, beginnt die Gruppenwirtschaft für eben diese Holzart zuerst.

Soll eine jMischung der Holzarten stamm-, trupp- und altersklassen- weise erhalten werden, so kann allein der Femelhieb ein solches Waldbild schaffen und in seinem unveränderten Zustande erhalten.

Die Musterung der Schluß durchbrechungen und ihre Behandlung, die Mustenmg der Vorwüchse, ob rein oder selbst ge- mischt, sowie ihre Behandlung hat im Anhalt an die früher gegebenen Grundsätze zu geschehen.

352 Zehnter Abschnitt. Die natürliche "Wiedervei-jüngung.

1). Gemischte Holzarten.

Bestände, gemischt aus Angehörigen der Gattungen Picea mid Ahies; gemischte Bestände von Fichten und Tannen.

Das Streben der beiden Schattenholzgattungen, in der freien Natur Reinbestände zu bilden, weist darauf hin, daß sie im Mischwiichs un- verträglich sind; im wärmeren Klima, in der vorteilhaftesten Urwald- bzw. Femelwaldverfassung schließt die Tanne jede MitkonkuiTenz der Fichten aus; im kühleren, melu" den Fichten zusagenden Klima wird die Tanne fem gehalten. Im aufgelockerten Schluß, in dem es keine Bedrängung gibt, herrschen beide friedlich zusammen. Da die Tanne als die waldbaiüich schwächere Holzart durch ihre Langsamwüchsigkeit in der Jugend betrachtet werden muß, wird eine natürliche Verjüngung im Dunkel schlag, in den Vorbereitungs- imd Besamungshieben allein nach der Tanne bemessen, nicht bloß in der Stellung der Belichtung, sondern vor allem auch im Freihieb schönkroniger Taimen und in der Auswahl der besseren Bodenpartien für diese Maßnahmen.

Mit den ersten Lichthieben nimmt die Aussicht für die Tanne ab-, jene für die kommende Fichtengeneration zu ; indem bei den folgenden Lichthieben vorzugsweise Tannen hinweggenomm en werden, wird der zweite Teil der Verjüngung sich so abspielen, wie es die Fichten ver- langen. Nur auf diesem Wege dürfte es möglich sein, eine annähernd stammweise Mischung der Jugend herbeizuführen; es bleibt der Nach- bessening oder Beseitigimg des Übermaßes einer Holzart die Korrektur des Mischungsverhältnisses übrig.

Für den saumweisenDunkelschlag bedarf es keiner weiteren Beifügungen. Saumbreite und Schirmstellung richten sich wiederum nach der Tanne.

Soll eine gruppenweise Mischung beider Holzarten im Bestände vorherrschen, so ist keine Verjüngungsform besser geeignet, dieses zu erreichen, als der Gruppen schirmschlag. Vollbekronte Tannen werden frei gehauen in solcher Zahl, als dem beabsichtigten Mischungs- verhältnis entspricht; da Fichte und Tanne in diesem Verfahren gruppen- weis getrennt erscheinen, ist auch die gleichzeitige Freistellung von schön bekrönten Fichten behufs Erzielung von Fichtenanflug zulässig; wird für die Tanne ein Vorsprung gewünscht, unterbleibt zunächst die Freistellung der Fichten; die ringförmigen Erweiterungshiebe für die Tannen gewinnen allmählich eine solche Lichtmenge, daß die An- siedelung der Tanne zum Ende kommt und an Stelle der Tanne die Fichte erscheinen wird, zumal von nun an die Gruppenhiebe allein auf diese gerichtet sind. Daß Stunngefahr zum Verlassen dieser Methode und zum Übergang zum Kahlsaumschlag zwingen können, wurde des öftern bereits augedeutet : mit dem kahlen Saumschlag endet die Natur- verjüngung und beginnt die künstliche zugunsten der Fichte.

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. D. Gemischte Holzarten. 353

Bc^ttinKJc (jotiiscltt ans (loi Anf/ehörigcn der Gaituug Picea und Fagus, (jemischte Bestände von Fichitn und Buchen.

Zur Erhöhung der Rentabilität der reinen Buchenbe.stände ist diese Mischung sehr beliebt. Je mehr Fichten in den Buchonbestand ein- treten, um so wertvoller wird das Objekt, je mehr Buchen in den Fichtenbestand eintreten, um so mehr sinkt der Wert, Wählt man statt solcher Mischbestände mehrere Kleinbestände, welche aus reiner Fichte und reiner Buche bestehen, würden sich die Nachteile einer solchen Mischung auch mit Bezug auf die Stammaustormung vermeiden lassen, ohne daß dadurch auf die Vorteile der Buche für den Boden bei entsprechender Erziehung der Fichten und Unterbau mit Buchen verzichtet wäre.

Bei stammweisem Auftreten der Mischung in jugendlichem Alter als beabsichtigte Verjüngung wie als Vorwuchs siegt jene Holzart, welche zuerst ein geschlossenes Kronendach erzeugt. Schließen sich zuerst die Buchen, dann kommt keine Fichte mehr durch deren Kronen- dach hindurch; kommt die Fichte zuerst über die Buche hinweg, ist die Buche als hauptständig verloren: aber nirgends läßt sich in der Natur ein Beispiel finden, daß die Fichte imstande wäre, ein geschlossenes Buchenkronendach zu durchstechen. Wo der Anschein erweckt ist, als hätte die Fichte sich hindurchgearbeitet, ergibt genauere Beobachtung, daß die Fichtengipfel nie ganz überschirmt waren. In exponierten Lagen wird die Fichte im Durchstechen der jungen Buchenkronen schon durch die peitschende Wirkung der Buchenzweige verhindert. Es ist somit schwierig zu entscheiden, welche die waldbaulich schwächere der beiden Holzarten ist; es ist deshalb auch schwierig, eine stamm - weise Mischung der beiden Arten zu begründen, ohne daß durch Jungwuchspflege fortgesetzt bald zugunsten der einen, bald zugunsten der andern mit Axt und Säge dazwischen getreten wird. Da bei der stammweisen Mischung die Schaftentwicklung beider Holzarten gering- wertiger ist als im reinen Fichten- bzw. reinen Buchenbestande, so ist es besser auf stammweise Mischung zu verzichten.

Wer sie aber wünscht, wird unschwer dieselbe durch den Dunkel- schlag, der sich nach der Buche richtet (man vergleiche den reinen Buchenbestand) en-eichen können. Für die Jungwuchspflege ist zu beachten, daß in den wärmeren Lagen und im Optimum der Rotbuche diese, in den kühleren Lagen der Buche die I'ichte als die Siegerin hervorgehen wird, wenn die Pflege unterlassen wird. Es ist sodann zu bedenken, daß die unter die Buche geratenden Fichten zugrunde gehen, daß die unter den Fichten stehenden Buchen aber sich am Leben erhalten.

Nach einer Erhebung von Geheimrat Gayer*) gibt es in Bayern fast 1(30000 ha solcher Mischbestände; das wäre keine günstige Er-

^)Die Bestockungsverhältnisse der bayer. Staatswaldungen v.Dr. F. Schneider. Berlin 1906. Verlag von Paul Parey.

Mayr, Waldbau. 23

354 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

scheinimg, zumal wenn das ausgerechnete Durclischnittsprozent der Mischung von 53 Fichten, ;30 Buchen und 17 übrigen Holzarten auch in der Natur sich finden würde. Voraussichtlich handelt es sich bei der Durchschnittsberechnung um vorwiegend Fichten mit geringem Prozentsatz von Buchen und vorwiegend Buchen mit geringem Anteil an Fichten, so daß der Nachteil dieser Mischungen von Buchen imd Fichten in Wirklichkeit beträchtlich geringer ist, als er infolge der Durchschnittsberechnung erscheint.

Nicht läßt sich aus dem statistischen Nachweis entnehmen , ob stammweise oder gruppenweise Mischung vorherrscht; das aber ist von Wichtigkeit, denn die stammweise Mischung ist das für den Boden günstigste , für die Nutzholzformung aber das ungünstigste Verhältnis beider. Wird bei der Verjüngung die gruppenweise Mischung be- absichtigt, so gibt der Gruppenschirmschlag hierzu die Mittel in die Hand. Durch Freihieb der best bekrönten Buchen beginnt die Verjüngung; sie erweitert sich durch Ringhiebe, soweit Buchen ge- wünscht werden. Daß für diese Anfangsgruppe die beste Bodenpartie aus- gewählt wird, Bodenverwundungu. dgi. eintritt, ist nach den vorausgehenden Bemerkungen selbstverständlich. Es kann gleichzeitig mit der Buche oder erst nach Sicherung der Buchenvorwuchsgruppe auf gleiche Weise die Erziehung von Fichtengruppen angestrebt werden. Ist Übergang zum kahlen Saumschlag notwendig, so vollendet die Verjüngung eine Ergänzung mit Fichten durch Pflanzung.

Für die Femel Verjüngung bedarf es nur des Hinweises, daß die Buche zu begünstigen sein wird, wenn, wie voraussichtlich, solche Bestände in kühleren Regionen sich finden.

Tannen- und Buchenmischung ; Mischungen der Gattungen Fagus und Abi es.

Diese Mischung ist in ihrem Wert etwas günstiger zu beurteilen als Fichten und Buchen, so weit beiderseitige Astreinigung und Be- drängung in Frage kommen. Ilire natürliche Wiederverjüng-ung im Dunkelschlag oder Gruppenschirmschlag kann im Anhalt an die An- deutungen bei Fichten und Buchen geschehen ; es ist aber zu beachten, daß die Tanne als die waldbaulich schwächere Holzart erscheint.

Mischungen von Angehörigen der drei Gattungen Picea, Ahies und Fagus, Fichten-^ Tannen- und Buchenmischhestände.

Da ein Mischbestand nicht um so besser wird , je mehr Holzarten in Mischung treten, sondern vielmehr in seiner Schaftausformung und Nutzholzmassenerzeugung noch mehr abnimmt, so wäre es besser, solche Mischbestände in einzelne, kleinere Reinbestände aufzulösen. Soll aber die Mischung erhalten und sogar eine stammweise JMischung an- gestrebt werden, so kann außer dem Femelhieb nur der Dunkel- schlag das gewünschte Ergebnis zeitigen, wenn der Vorbereitungs-

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. D. Gemischte Holzarten. 355

und der Besamuno-sliieb zugunsten der Tanne (nach den Angaben t'üi' den reinen Tannenbestand), die ersten Liehthiebe als Besamungshiebe für die Buche und das letzte Drittel der Hiebe unter Beseitigung der alten Buchen und alten Tannen mit Rücksicht auf die Verjüngung der Fichten ausgestaltet werden. Gemischter Vor\vuchs ist wie gemischte Verjüngung stets gegen Vordringen der Fichte und Unterdrückung der Tanne zu sichern.

Am einfachsten löst die Aufgabe der natürlichen Wiederverjüngung wiederum der Gruppenschirms chlag, welcher alle drei Holzarten nebeneinander oder auch nebeneinander und hintereinander in der Reihenfolge Tanne, Buche, Fichte zu verjüngen gestattet.

Ahnliche Gesichtspunkte werden führen müssen, wenn die Aufgabe gestellt ist , andere Schatten ertragende Nadelbäume wie Pseudotsuga, Tsuga. Thuja, Thujopsis usw. mit den genamiten Gattungen oder unter sich in ]\[ischung durch Natm'verjüngung zu erhalten oder neu zu be- gründen.

Mischung der Gattung Picea mit zicei- und dreinadeligen Föhren (Gattung Piniis, Sektion Pinaster, Murraija, Jeffreija).

Auf ausgesprochenem Fichtenboden, seichtgründig, aber naluaings- kräftig, verhalten sich die beigemischten Föhren ungünstig in der Sehaft- form, Astreinheit, Kernbildung: auf ausgesprochenem Föhrenboden ge- ringerer Bonität erlangt die Fichte nicht die Kronenhöhe der Föhre; die Föhre gilt dann als rein; nur auf Föhrenboden I. und II. Bonität (sandiger Lehm, lehmiger Sand, humoser. frischer Sand) kommt eine hauptständige Mischung von Fichten und Föhren zustande: von Jugend auf halten beide Holzarten nur im kühleren Klima der Föhre, das ist im Fichtengebiet, durch das gefährliche Stangenalter hindurch im Wachstume Schritt, dort ei-y^'ächst auch die Föhre mit geradem Schafte.

Wird die Fichte von der Föhre überv\^achsen, so erhält sich erstere, durchsticht aber später die Föhrenkrone nur in ganz windgeschützten Örtlichkeiten. Wo Windschutz fehlt, wird die Fichte von den Föhren- ästen verpeischt.

Die natürliche Wiederverjüngung richtet sich nach der Fichte, indem im Dunkelschlag die ersten Hiebe bis zur Erzielung einer Be- samung den Bestand als reinen Fichtenbestand betrachten : die Lichtungs- hiebe , welche vorzugsweise Fichten beseitigen , schaffen Licht und Raum für die Föhre. Ganz besonders eignet sich wiederum zur Her- stellung einer gruppenweisen Mischung unter Auswahl der besseren, frischeren Bodenpartien für die Fichte die Gruppe nsc hirmsc hlag- form. Die Angaben bei den Reinbeständen finden hierbei sinngemäße Anwendung.

356 Zelniter Abschnitt. Die natürliche "WiederverjUngung.

Die Gatinng Picea mit Ängeliörigcn der GcdUtng Larix, Fichten- und Lärchenmischbestände.

Alle Lärchen finden sieh in ursprünglicher Mischung mit Fichten nur in der kühlsten Waldregion, sei es im Norden oder im Hochgebirge; was von solchen Mischungen in wärmeren Lagen sich findet, ist künstlich angelegt ; nur im kühlsten Standort, wo der Schluß derKronen fehlt, kann die in Kr onenmischung auftretende stamm weise Vereinigung beider Holzarten bestehen. Dort ist die Wirtschaft ein Femelbetrieb, in dem beide Holzarten sich wiederum annähernd stammweise gemischt einfinden. Im geschlossenen Fichten- bestande sind die Lärchen künstlich eingebracht; die natürliche Ver- jüngung ist so gut wie ausgeschlossen, so daß die Betrachtung dieser Mischung in das Gebiet der künstlichen Bestandesgründung gehört.

Die Gattung Betida (BirJien) mit der Gattung Picea (Fichten).

Rauheres Klima oder BodenungiTnst (nasser, sumpfiger Boden) führen die beiden Holzarten häufig zusammen. Im Norden und auf hohen Bergen im Süden, in der Nähe der Waldgrenze, im aufgelösten Kronenschluß sind beide Holzarten friedlich nebeneinander selbst in Einzelmischung. Je wärmer aber das Klima, um so unduldsamer werden die Birken durch ihr Voraneilen und ihre peitschende Einwirkung auf die zarten, nachwachsenden Gipfeltriebe der Fichte. In solchen Ort- lichkeiten ist auch eine Trennung der Holzarten in Gruppen von reinen Fichten und reinen Birken anzustreben. Sie wird erzielt durch den Gruppenschirmschlag, der die Fichte begünstigt; für die Birken genügen einige ältere, freistehende Exemplare, um den Rest der Fläche bei Bodenbearbeitung und Wiedererhärtung desselben durch Regen oder Schneebelastung mit reichlichem Birkenanflug zu bestocken.

Die Gattung Ahics mit der Gattung Quercus {Weifseichen), Tannen- und Eichenmischhestände. Da die Tannen in Em'opa und Amerika etwas wärmere , in Ost- asien die gleichen Gebiete bewohnen wie die Fichten, so ragt in Europa und Amerika der wärmste Teil, das natürliche Verbreitungsgebiet der Tannen, noch in das kühlere Verbreitungsgebiet der Eichen, so daß Mischbestände beider Arten vorhanden sind. Daß die Eiche aus solchen Beständen als minderwertig, als weniger dauerhaft gilt, dürfte seinen Grund in der mangelhaften Belichtung der Eichen finden, wodurch die Bildung des Kernfarbstofibs beeinträchtigt wird. Immer wird die Eiche in Gefahr sein, von der Tanne überwachsen zu werden. Aus gemischtem Vorwuchs sind daher die Tannen zu entfernen , wenn die Eichen ge- nügen , um sich zu einem Jungwuchse in kurzer Zeit zusammen- zuschließen.

Beispiele für die natürliche Verjüngung u.sw. D. Gemischte Holzarten. 357

Auch im Dunkclschlag wird auf eine fläclienwoise Trennung hin- gearbeitet durch die Freistelkmg schön bekrönter Eichen und Vor- bereitungssteUung , Besamungs- , Licht- und Endhieb für die Tannen. Im Samenjahre der Eichen ist ergiebige Bodonverwundung nötig. Diu-ch Anflug der Tannen in die Eichengruppen und Einstufung von Eichehi in den Tannenjung\s^uchs durch den Eichelhäher wird immer wieder gemischter Jungwuchs entstehen, in dem die Eiche gefährdet ist.

Es empfiehlt sich daher, Eichen und Tannen von Anfang an ört- lich zu tremien durch den Gruppenschirmschlag, wobei für die Eichengruppen die besten Bodenpartien und wärmsten Lagen aus- gewählt werden. Daß diese Gruppenwirtschaft mit einem Freihieb normal bekrönter Eichen und Tannen gleichzeitig oder nacheinander beginnt. Bodenverwundung im Samenjahi'e ausführt und jede Holzart nach ihrem Bedüifnis in den Ringhieben weiter behandelt . ergibt sich aus den früheren Betrachtungen : es ist aber auch diesen zu entnehmen, daß die Verjüngung nur Stückwerk sein kann.

Die Gattung Quercus (Weifseichen) mit der Gattung Fagus, Eichen- und Bii chenmischbestände. Eine umfangreiche Literatur beschäftigt sich mit dieser Mischung, welche zur Werterhöhung der reinen Buchenbestände im wärmeren Klima von Mitteleuropa als hochwillkommen begrüßt wü-d. Eine er- drückende Mehi'heit von Berichten weist nach, daß eine stammweise, gleichzeitige ^Mischiuig der beiden Arten teilweise schon in der Jugend, insbesondere aber im Stangenalter zur Ausscheidung der Eichen führt, während einige Schriftsteller wiederum behaupten, daß die Eichen sich vorwüchsig oder wenigstens gleichschrittlich erhalten. Auch hier sind es Naturgesetze, die entscheiden. Je kühler im Verbreitungsgebiete der Buchen das Klima, um so sicherer wächst die Buche voran ; je wärmer das KHma, um so mehr bessern sich die Aussichten für die Eiche. Im Optimum der Eiche, im Castanetum, hält sie mit der Buche im Jung- wuchs öfters Schritt und überwachst sie im kritischen Stangenalter. Dort allein ist Einzelmischung der Kronen beider Holzarten zulässig. Die wärmsten Lagen von Deutschland , Mittel- und Nordfrankreich, Belgien nähern sich dem Castanetum. Wenn dort ein Standort für die Mischung ausgewählt wird, welcher in seiner Bodenimgunst die Buche schädigt (Kalkmangel), in seiner Bodengunst (toniger Sand) die Eiche fördert, so besteht die Möglichkeit, daß Eiche und Buche Schritt halten; von dieser Ausnahme abgesehen, ist in ganz Deutschland die Eiche nur durch ständige, kostspielige Stümmelung der Buche in Mischung mit letzterer zu erhalten. Danach ist zu ermessen, daß gemischter Auf- schlag oder Vorwuchs beider Holzarten fast stets zur Unterdrückung der Eiche führen muß ; die Buche muß somit herausgenommen werden, wenn die Eichen an Zahl genügen, um sieh bald zu schließen.

358 Zehnter Abschnitt. Die natürliche WiederverjUngung.

So wertvoll die Buche als Unter- und Zwischenstand, so schädlich ist die Kronenmischung, und es entspricht dem erhöhten Interesse für die wertvolleren Eichen besser, wenn die Buchen erst imHaubarkeits- alter der Eichen hauptständig werden. Dieses Ziel ist nur durch Begründung reiner Eichenbestände, welche mit Buchen später unterbaut werden, erreichbar. Die Lösung der Buchenfrage geschieht daher nicht durch Einzeleinbau der Eichen oder anderer Nutzhölzer in Buchen, sondern durch Beibehaltung der reinen Buchen, aber Verminderung dieser Bestände in Zahl und Ausdehnung.

Sollten aber Buchen und Eichen gleichzeitig verjüngt und eine kronenweise Mischung angebahnt werden, so verlangt der Dunkelschlag die Freistellung schön bekrönter Eichen und Bodenbearbeitung im Samenjahre derselben; der zwischenbestehende Buchenbestand wird in Vorbereitungsstellung oder, wenn diese entbehrlich ist, in Besamungs- stellung gebracht und verjüngt wie ein reiner Bestand. Durch Tiere werden Buchein in die Eichen und Eicheln in die Buchen eingebracht. Zweckentsprechend wird sich eine flächenweise Trennung der beiden Holzarten erweisen, wozu der Gruppenschirms chlag mit Freihieb einer Anzahl von Eichen und ebenso von Buchen am besten sich eignet. Dabei kann aber auch der EichengTuppe ein Vorsprung gegen- über den Buchengruppen an Zeit und Wachstum gegeben werden nach dem Grundsatze: der Vorsprung an Zeit muß um so größer sein, je kleiner die Gruppe. Ergibt die Fortsetzung der Erwei- terungen der Buchengi'uppen Fehlstellen , so sind die jungen Buchen entweder wiederum mit Buchen zu ergänzen oder die Buchen sind aus- zureißen und die Fehlstelle ist mit Eichen oder, wenn groß genug, mit einer anderen Holzart zu besiedeln; das Belassen einzelner Buchen führt stets zu Verlegenheiten.

Zivei- und änhidäelige Föhren und Buchen. Für die Beurteilung des Wertes der Einmischung von Buchen in Föhren oder Föhren in Buchen gelten die bei der Mischung Fichte mid Buche dargelegten Motive. Auch im Buchenwalde ist nicht, wie man erwartet, die Föhre besonders schönschaftig wegen der Bedeckung durch die Schattenholzart : der Umstand, daß auf Buchenboden erster und zweiter Bonität die Föhre zur Krnmmwüchsigkeit , Ästigkeit, Farbkemmangel neigt, wirkt der Absicht, welcher bei der Mischung leitete, entgegen. Anderseits kann die Buche in Föhrenbestände nur dann hauptständig eintreten, wenn diese auf erster und zweiter Boden- güte, somit auf lehmigen Sand und sandigen Lehm stocken. Die Föhre hält sich auf allen sandigen Böden vorwüchsig, auf sandarmen, schweren Buchenböden wird sie im kritischen Alter von der Buche eingeholt und auf windigen Lagen verpeitscht. Soll auf gutem Föhrenboden diese Mischung im D u n k e 1 s c h 1 a g v e r f a h r e n verjüngt werden , so

Beispiele für die natürliche Verjüngung usw. D. Gemischte Holzarten. 359

richtet sich die ganze Verjüngung nach der Buche ; bei den Licht- hieben werden von den als Schirmständer übergehaltenen Föhren reichlich noch Führen sich einstellen. Besser wird sich der G nippen - schirmschlag eignen müssen, welcher für jede Holzart, Buchen oder Föhi'eu den passenden Boden auszuwählen gestattet. Bei der Standfestigkeit beider Holzarten wäre auch eine volle Verjüngung in dieser Form denkbar, wenn sie nicht, wie alle Gruppenschirmschläge, allzu langsam zum Ziele führen würde.

Gattung Quercus {Weifseichen) mit stcei- und dreinadeligen Föhren, Eichen- und Föhrenmischbestände.

Auch diese Mischung ist nur auf Föhrenboden erster und zweiter Bonität im wärmeren Klima zulässig; beide Holzarten bringen sich gegenseitig keinen Nutzen in der Ausbildung des Schaftes , wohl aber gewinnt etwas der Boden, obwohl beide Holzarten nicht die Vemn- krautung abw^enden können. Die Verjüngimg im Dunkelschlag kann nur eine Freistellung schönkroniger Eichen und ebensolcher Föhren sein; Bodenverwundung im Samenjahr der Eichen unerläßlich. In den rasch folgenden Licht- und Endhieben werden die Föhren sich einstellen.

Die flächenweise Trennung, für welche schon die wechselnde Bodengüte Anlaß gibt, wird erreicht durch den Gruppenschirm- schlag, dessen Führung nach den vorausgehenden Beispielen nicht mehr zweifelhaft sein kann.

Birhen- und Föhrenmischhestände, die Gattung Betida mit den Seitionen Pinastcr, Murraya und Jeffreya.

Auf drei grundverschiedenen Standorten kommen solche Mischungen auch in der Natur vor : auf sehr magerem, trockenem, sandigem Boden, auf sehr feuchtem, sumpfigem Standorte und endlich auf normalem Boden der kältesten Waldregionen der nördlichen Breiten. Bei allen Natiu'verjüngungen unter Schirm wird die Föhre gegenüber der all- mächtigen Birke zu begünstigen sein-, auf sehr magerem Boden und auf sumpfigem Boden wird die Naturverjüngung nur möglich sein, wenn sie über sehr lange Zeiträume verfügt.

Die Eiche, Gattung Quercus, mit Halbschattenlaubhölzeni, wie Ulmus, Fraxinus, Carpinus, Acer, Alnus, findet sich regelmäßig in Mischung in alten Flußauen des wärmeren Fagetums. Alle Holzarten auch für die Zukunft zu sichern, ist möglich im Femelwalde: wird ihm die Überführung solcher Auwaldungen in gleichalterigen Hoch- wald hier vorgezogen, so ist der reine Kleinbestand mit 0,3 ha als ^laximalflächengröße wohl am besten.

Die Laubholzgattungen Fraxinus, Acer, Ulmus, Betula in Verbindung mit Nadelbäumen, wie Strobus, Picea, Abies, selbst Larix, besiedeln die alten Flußauen des külileren Fagetums; sie alle zu er-

360 Zehnter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

halten i.st möglich im Femelwalde : doch .sollte auch hier bei Umwand- lung in gleichalterigen Hochwald der reine Kleinbestand ange.strebt werden.

Für fremdländische Gattungen, wie Juglans, Carya, Zel- kowa, wäre zu beachten, daß diese schwersamigen Lichtholzarten in der Behandlung zum Zwecke einer Natur Verjüngung an die schwersamige Eiche (Quercus) sich anschließen müssen; für die Strobus, Chamae- cyparis, Cupressus und andere gelten die für leichtsamige Halbschatten- arten entwickelten Grundsätze. Zusammen mit schwersamigen Arten gelten die leichtsamigen als die waldbaulich starken, welche erst im letzten Akte der Naturverjüngung sich einstellen dürfen : bei Mischungen von Halbschatten- mit Schattenholzarten, wie Sektion Strobus oder Cembra mit Picea , Gattung Acer , Ulmus mit Fagu.s , Strobus mit Fagus nähert sich die Behandlung der Halbschattenholzart jener einer Lichtholzart , bei Mischung einer Halbschattenholzart, wie die Sektion Strobus , Cembra , Chamaecyparis , Tsuga mit einer Lichtholzart , z. ß. der zwei- und dreinadeligen Föhren, mit Larix, wird die Behandlung der Halbschattenholzart jener einer Schattenholzart anzugleichen sein.

Die allgemeinen naturgesetzlichen Grundlagen für die Behandlung von Mischbeständen geben über die Behandlung aller in der Natur möglichen Mischungen zum Zwecke ihrer natürlichen Wiederverjüng-ung Anhaltspunkte; obige Beispiele mögen genügen, um die Detailarbeit bei einer solchen Verjüngung anzudeuten, ohne der praktischen Aus- führung allzu bindende Vorschriften zu geben.

Einzelstehende Üb erhälter fördern zwar die natürliche An- samung einer Fläche, schädigen aber die Ansiedelung und das Wachs- tum der Pflanzen unter ihrem Troptbereiche. Für die Besamung ist der Einzelüberhalt der beste ; um jedoch der "Windgefahr vorzubeugen, sollen die Überhälter allmählich in den Freistand übergeführt werden (Erziehungsverjüngung, Dunkelschlag, Gruppenhieb) ; bei Kahlschlag ist vorherige, allmähliche Umlichtung der Überhälter wünschenswert. Bei genügender Vorbereitmig kann zwar jede Holzart übergehalten werden, aber nicht jede lohnt diese Behandlung; zu den lohnenden zählen nur jene, deren Gebrauchswert mit dem Dm*chmesser stetig steigt, das ist der Fall bei den Weißeichen, Föhren. Lärchen und wahr- scheinlich auch bei vielen nichteuropäischen Baumarten , wie Juglans, Catalpa, Zelkowa und anderen.

Von S e e b a c h s B u c h e n n u t z h o 1 z w i r t s c h a f t ist eine Natur- verjüngung vor der vollen Haubarkeit; verschiedene Schriftsteller weisen auf sie als ein beachtenswertes Mittel zur Erziehung von Stark- holz und kräftiger Vornutzung hin, was jedoch vollkommener durch einen geregelten Durchforstungs- und Durchlichtungsbetrieb sich er- reichen läßt.

Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Bei der gegenwärtig üblichen Waldeinteilung in Großbestände, der Forderung der Verjüngung in kurzer Zeit, der Erziehung der Bestände ohne Rücksicht auf den Bodenzustand ist die Kahlschlagwirtschaft mit darauf folgender künstlicher Verjüngung immer mehr in den Vorder- grund getreten: das natürliche Verjüngimgsverfahren wird nm* für Buchen und Tannen in größerem Umfange ausgeführt, für die übrigen Holzarten wird es zwar versucht , aber seine Ergebnisse sind un- zureichend, ja vielerorts nicht einmal als Beigaben für die künstliche Verjüngung willkommen, vielmehr als ein Hindernis für die gradlinige Pflanzung betrachtet.

In der Tat sind die Vorzüge , welche die künstliche Verjüngung bietet, große: Die Unabhängigkeit vom Eintritt des Samen- jahres wurde erst durch den leichteren Güteraustausch während der letzten Dezennien ermöglicht. Da die meisten Holzarten sich über große Landstrecken zu verbreiten pflegen, so besteht Aussicht, daß sie nicht überall gleichzeitig fruktifizieren , so daß der Fall einer völligen Mißernte im Saatgute innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes zu den Ausnahmen zählt. Je größer das Verbreitungsgebiet einer Holzart, um so unwahrscheinlicher die Gleichzeitigkeit des Samen- ■erträgnisses. Fehlt somit an einer (Jrtlichkeit die Samenbildmig, tritt sie an einer anderen ein; aus letzterer kann dann Saatgut bezogen werden. Auch die Verschiedenheiten im Klima innerhalb einer Vegetationszone . kältester und wärmster Standort , vielleicht auch im Boden geben Veranlassung zu Verschiedenheiten in der Zeit des Samen- erträgnisses , da das wärmere Klima bzw. der schlechte Boden die Samenbildung begünstigen, das kühlere Khma und der bessere Boden verzögern. Für die meisten Pflanzenzüchter erweckt diese Vorstellung jedoch ernste Bedenken, weil damit Unkenntnis bezüglich der Herkunft des Samens besteht oder gerade, weil die Herkunft aus einem kühleren oder wärmeren Klima bekannt ist. Verfasser dieser Schrift hält an

3(32 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

dem Satze fest, daß jeder Standort der tj-pischen Holzart ein Saatgut liefert, in dem alle typischen, morphologischen und physiologischen Eigenschaften der Holzart von ihrem wärmsten bis zu ihrem kältesten Standorte enthalten sind: für jene aber, welche für jeden klima- divergenten Standort eine physiologische Varietät oder Rasse zu er- kennen glauben, ist jede Saat, die nicht vom eng heimischen Standorte stammt, verwerflich. Damit wird aber die künstliche Verjüngung wiederum völlig abhängig vom Emtritt des Samenjahres der betreffenden Gegend; sie geht ihres größten Vorzuges verlustig, ohne einen ent- sprechenden Wert dafür einzutauschen; dann die mehrere Dezennien hindurch geübte Praxis der Verwendung von Saatgut, von dessen Her- kunft nichts bekannt v/ar, als daß es irgendwo in Europa gewachsen war, hat keine Bestände geliefert mit ungünstigen Merkmalen, die als ein Einfluß der imbekannten Heimat des Saatgutes hingestellt werden könnten. Erst der weiter ausgreifende Handel hat Sämereien nicht erwünschter Arten oder von Artenvereinigungen (Bastarde) angeboten, worüber bei Behandlung des Saatgutes einige Ergänzungen gebracht werden sollen. Unter den heutigen "Wald Verhältnissen ent- sprechen die künstlichen Verjüngungen am vollkommensten der modernen Anforderung an eine Verjüngung, nämlich schnell, sicher und leicht. Wo Mittel reichlich zur Verfüg-ung stehen, um Gefahren ab- zuwenden, kami auf eine Fällung sofort die völlige Verjüngung der Fläche folgen; wird dabei statt Saat die Auspflanzung mit mehrjährigen Pflanzen gewählt , so liegt darin noch ein Gewinn an Jahren und Zuwachs. Daß die Verjüngung sicher ist, beweisen die zahllosen, wohl- gelungenen Kulturen seit vielen Dezennien. Kann die Ballenpflanzung Anwendung finden, dann sind Verluste fast ganz ausgeschlossen. Niemand dürfte auch bestreiten, daß die künstliche Verjüngung eine sehr leichte ist. Die nötigen Vorbereitungen und manuellen Fertigkeiten sind so ein- fach, daß sie jeder lernen kann, ja, daß für wichtige Arbeiten, wie Boden- verwundung, Säen, Verschulen, mechanische Vorrichtungen, Maschinen, als Ersatz der Handarbeit bei Großbetrieben mit Vorteil Anwendung finden können. Da die künstliche Verjüng-ung in der Regel mit Kahlschlag in Verbindung tritt , so kommen zu den Vorteilen noch jene hinzu, welche den Kalilschlagwirtschaftcn überhaupt zuerkannt werden müssen. Notwendig ist die künstliche Verjüngung in folgenden Fällen: bei Üdlandaufforstungen , ob diese Heideflächen oder Wiesenland, sumpfige, durch Entwässerung in Waldboden umgewandelte Standorte oder aus dem landwirtschaftlichen Betriebe ausgestoßene Gelände oder entwaldete und verwilderte Berghänge (Karste) sind ; bei beweglichem Boden, wie bei Dünenaufforstungen, auf den geringsten Sandböden ; in Hochwaldungen, welche der Überschwemmungsgefahr ausgesetzt sind,. wie in den Flußauen; bei Holzartenwcchsel im Betriebe; bei dem. Nutzholzvorbau und Bestandsschutzholzvorbau, bei Unterbau ; bei allen

Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngnng. 3(j3

Ergänzungen in natürlichen Verjüngungen; bei Wirtschaften des Hochwaldbetriebes , bei welchen die Holzarten vor Eri'eichung ihrer Samenertragstahigkeit genützt werden, wie Papierholzbetrieb, Christbaum- zucht; bei allen Beständen, welche künstlich außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes einer Holzart in einem vom heimatlichen verschiedenen Klima angelegt wurden , sei es , daß der neue Standort kühler oder wärmer als die Heimat ist : solche Bestände würden der Natur und dem Wettbewerbe mit anderen Holzarten wegen Mangels an natürlicher AViederverjüngungsfähigkeit wieder verschwinden, müssen ; bei allen Beständen, welche verlichtet und verunkrautet sind : in allen Beständen, welche xlnhäufung von Rohhumusmassen zeigen und in kurzer Zeit verjüngt werden sollen.

Nachteilig ist die künstliche Verjüngung wegen ihrer Kost- spieligkeit, angefangen vom Einkauf des Saatgutes bis zum Abschluß der Freilandpflanzung, wegen der Unsicherheit der Abstammung des Saatgutes, wenigstens nach Ansicht jener, welche hierauf ohne Auswahl Gewicht legen zu müssen glauben; dazu kommen noch alle jene Nach- teile, welche der kahlen Fläche, auf der die künstliche Verjüngung ausgeführt wird, überhaupt anhaften und von welchen früher berichtet wurde.

Die künstlichen Verjüngungen kann man nach dem Material, mit dem sie ausgeführt werden, in folgende Arten unterscheiden:

1. Verjüngung durch Samen (Saat), dessen Pflanzen ander Stelle verbleiben, an welcher das Saatgut untergebracht wurde Freiland Saaten :

2. Verjüngung durch Pflanzen, welche aus Saatgut hervor- gegangen sind, das an einer Stelle ausgesät und zu Pflanzen er- zogen wurde Pflanzung:

3. Verjüngimg durch oberirdische Pflanzenteile, Zweigstücke, welche vor ihrer Bewurzelung vom Mutterstamme abgetrennt wm'den Stecklinge,* Setzreiser, Setzstangen, Stecklingspflanzung:

4. Verjüngung durch oberirdische Pflanzenteile, Zweigstücke, welche nach i h r e r B e w u r z o 1 u n g vom Mutterstamme abgetrennt \\airden Absenkerpflanzung:

5. Verjüngimg durch Pflanzen, welche sich aus Bewurzelung von Stockausschlägen der gestümmelten Mutterpflanze ergaben Aas- schlagspflanzung;

ti. Verjüngung durch unterirdische Triebe (Rhizome), welche mit Wm-zeln und oberirdischen Trieben abgetrennt und verwendet werden

Rhizompflanzung;

7. Verjüngung durch unterirdische Pflanzenteile, welche den Wurzeln angehören und vor Neubewurzelung und Triobbildung verwendet werden

Wurzelstecklinge, Wu r z e 1 p f 1 a n z u n g ;

364 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjünguug.

8. Verjüngung durch unterirdische Pflanzenteile, Wurzehi, welche nach ihrer Triebbildung abgetrennt und verwendet werden Wurzel- ausschläge, Wurzelbrut Pflanzung;

9. Verjüngung durch "Wurzelstöcke , welche ausgegraben und wie Pflanzen behandelt werden Wiu-zelstockpflanzung , Stummel- pflanzung.

1. Die Saat.

Das Überhandnehmen der Pflanzung an Stelle der Saat beweist, daß die Bedingimgen, unter welchen die Saat den Vorzug verdient, immer seltener geworden sind. In der Tat wird manches, was man früher als einen besonderen Vorzug der Saat betrachtete, heutzutage weniger hoch eingewertet, so z. B. die Möglichkeit, durch eine dichte Saat dicht geschlossenen Jungwuchs zu erzielen, welcher einen reich- lichen Ertrag kleinen Nutzholzes, eine Zwischennutzung liefert : wo ein vorteilhafter Absatz dieser Ware besteht, mag eine Saat angezeigt sein; es ist jedoch bekannt, daß allzu dichte Saaten ungünstig sich verhalten, indem sie im Wachstum stocken ; Saat, welche auf gutem Boden engen Stand der Bäumchen ergibt, fördert die Geradschaftigkeit und Ast- reinheit des Bestandes ; die Saat liefert, wenn sie gelingt, einen großen Vorrat an Pflanzenmaterial; sie ist billiger als die Pflanzung auf einem Gelände, das schon für die Aufnahme von Sämereien vorbereitet ist, ^vie bei verlassenen, landwirtschaftlichen Gründen oder bei landwirt- schaftlichem Zwischenbau, wie Haferschutzsaat und Fichte, Mais- schutzsaat und Eiche ; die Saat ist notwendig auf Örtlichkeiten, die für Pflanzung schwer zugänglich erscheinen, wie sehr steiniger Boden, steile Hänge.

Man kann als Nachteile der Saat anführen, daß es schwierig ist, die richtige Saatdichte ausziiführen, einmal weil die Sämereien und jungen Keimlinge zahlreichen Feinden ausgesetzt sind, sodann weil die Witterungsverhältnisse nach der Saat noch viel mehr über das Gelingen einer Kultur entscheidet, als dies bei der Pflanzung der Fall ist; fällt die Saat zu dünn aus, ist sie schwer zu ergänzen ; kommt sie zu dicht, ist sie schwer zu verdünnen, ohne die bleibenden Pflänzchen zu schädigen; Saaten verführen immer zur Pflanzengewinnung durch Heraus- stechen im Übermaße; wie sehr aber dieses auch nachteilig wirken kann, soll bei den Schlagpflanzungen besprochen werden. Wo die Saat größere Bodenvorbereitungen verlangt, wird sie teuer und unsicher ■und unterbleibt besser zugunsten der Pflanzung.

Der Saat geht voraus:

A. Die Feststellung der Samengüte.

Die Bezeichnung gute Samenqualität umfaßt eine Reihe von Eigenschaften, in welchen ein Same gut sein kann. Als Zeichen der

1. Die Saat. A. Die Feststellung der Samengüte. 3()5

Samengüte gelten a) innere gute Anlagen; b) Samengröße; c) Samenreinheit; d) Keimzahl, Keimprozente: e) Keim- en ergie; f) Gebraucliswert,

a) Innere gute Anlagen.

Die Frage nach der inneren Qualität, nach den guten Anlagen, die im Samenkorn schlummern, wird gelöst mit der Beantwortung der Frage: Was wird vom Mutterbaume auf die Nachkommenschaft im Samenkorn vererbt? Über diesen Punkt wurden in einem früheren Abschnitte ausführliche Angaben gebracht auf Grund von Unter- suchungen, welche sowohl in Versuchsgärten und im Walde als von der Natur selbst in ihrer freien Sphäre ausgeführt wurden. Auf diesen Abschnitt und seine Schlußfolgerungen bezüglich der Provenienz ins- besondere muß hier verwiesen werden.

Faßt man alles zusammen, was bis heute bewiesen ist und scheidet man alles aus, was zu vermuten zwar sehr nahe liegt, aber bis heute weder durch exakte Versuche noch durch Tatsachen in der freien Natur gestützt ist, so läßt sich das Gesetz der Vererbung und damit die Bedeutung der Provenienz des Saatgutes bei den Holzgewächsen folgendermaßen formulieren.

Erblich sind:

1. Die morpho- und physiologischen Merkmale der typischen Art; nicht erblich oder nur ungenügend erblich sind die Merkmale einer Variation (lusus) und der Individualität.

2. Nicht erblich sind die Eigenschaften und Eigentümlich- keiten, welche der Mutterbaum erst im Laufe seines Lebens durch Störungen von außen erworben hat, z. B. die Krümmungen und Krüppelungen durch Wind oder Schnee, Vergabelung. Kropf bildung» Doppelgipfeligkeit usw.

3. Nicht erblich sind die Vorzüge, welche ein besonders günstiger Standort in Boden und Klima dem Mutterbaume verleiht, wie Schnellwüchsigkeit, Langschaftigkeit, Geradschaftigkeit, Gesundheit, erhöhtes Schattenerträgnis und anderes.

4. Nicht erblich sind die Vor- und Nachteile, welche ein ungünstiger Standort in Boden und Klima dem Wachs- tum der Mutterpflanze aufprägt, z. B. Langsamwüchsigkeit (nach Cieslar und Engler sind die Langsamwüchsigkeit, der Bau der Wurzeln und die Tracht der Fichte infolge kühleren Klimas erblich); nach den Untersuchungen in Bayern wird bei Fichten aus Schweden die Langsamwüchsigkeit nach acht Jahren wieder verloren; bei Föhren aus kühlerem Gebiete liegt vielleicht eine andere Art vor, gerade weil ihre Eigentümlichkeiten konstant und erblich zu sein scheinen; Langsamwüchsigkeit infolge geringsvertigeu Bodens ist nicht erblich, ebensowenig wie andere Nachteile, z. B. zwerghafter Wuchs,

366 Elfter Abschnitt. Die natürliche Wiederverjüngung.

Krummwüchsigkeit. frühzeitiges Samenerträgnis, Ästigkeit, Kurzschaftig- keit, Drehwüchsigkeit, Seichtwurzeligkeit, Rotfäule; nicht erblich ist die Winterfrosthärte des kälteren, die Frostweiehheit des wärmeren Standortes und dergleichen.

5. Nicht erblich sind die Nachteile oder Vorzüge, welche die Erzieh ungs form dem Mutterbaume bringt, das sind Spätfrost - empfindlichkeit (Kahlflächenerziehung), Spätfrosthärte (Schirmerziehung). Sturmfestigkeit, Astreinheit, Langschaftigkeit und anderes.

6. Nicht erblich sind die Eigenschaften des Holzes, welche verschiedene Böden , verschiedenes Klima , verschiedene Erziehungs- weisen hervorrufen müssen; z. B. die Härte und Engi'ingigkeit des külileren Klimas (Gebirgsholz) bei der Lärche gegenüber den breiten Ringen und der Schwammigkeit des Holzes der wärmeren Ebene; die hervorragende Holzgüto des kühlsten Klimas (Resonnanzholz); Fein- faserigkeit, Grobfaserigkeit, Gleichmäßigkeit im Jahresringbau, ge- ringere oder stärkere Kernfarbeinlagerung und dergleichen.

7. Nicht erblich sind die Eigentümlichkeiten des Mutterbaumes, welche eine Folge seines Alters sind, z. B. der niedere Wuchs eines jungen Bäumchens, der hohe eines alten, die ge- ringe Keimzahl der Sämereien eines jungen Bäumchens , die äußere Form eines jungen oder alten Baumes als bleibende Merkmale.

Damit ist eigentlich ausgedrückt, daß alles, was typisch ist, auch erblich ist; typisch ist der Charakter der Gattung und Spezies; typisch ist die Fähigkeit einer Holzart, sich mit solchen klimatischen Verhältnissen abzufinden , wie sie ihr natürlicher Ver- breitungsbezirk vom kältesten bis zum wärmsten Standort bietet; die Fähigkeit, auf solchen Böden zu gedeihen, wie sie in ihrem natürlichen Verbreitungsbezirk bewohnt ; die Fähigkeit immer dieselben Variationen zu bilden und mit nah verwandten Arten zu Bastarden sich zu ver- binden, welche die Eigenschaften der Eltern vereinigen und weiter vererben ; die Fähigkeit , dieselben Standorts- und Erziehungsformen ihres natürlichen Verbreitungsgebietes anzunehmen, wenn sie außer- halb ihres Verbreitungsbezirks in gleiches Klima oder auf gleichen

b) Die Samen große. Auch bezüglich dieses Pmiktes muß auf die Ausführungen auf Seite 141 hinge w^iesen werden. Die Untersuchungen des V^erfassers über diesen Punkt lassen keinen Zweifel, daß der Durchbruch des Individualitätscharakters der neuen Pflanze für das spätere Verhalten in Wuchski'aft maßgebend ist, nicht die anfänglich bessere Ernährung durch den größeren Vorrat an Nalu-ung im Samenkorn; ein entscheidendes Gewicht bei der Auswahl des Saatgutes (Provenienz) ist somit der Korngi'öße nicht zuzuerkennen; wohl aber hängt nach

1. Die Saat. A. Die Feststellung dei- Samengüte. 3(J7

den Beobachtungen von Badoux\) die Keimzahl insofern von der Konigroße aVi, als die kloinen Körner eine geringere Keimzald besitzen als die großen.

c ) S a m e n r e i n h e i t. Die Yenuireinigungen des Saatgutes bestehen je nach der Herkunft aus kleinen mit dem Samenkorn in Größe annähernd gleichen Stückchen von Rinde, Zweigen, Zapt'enschuppen, Harztropfen, Steinen und der- gleichen. Je nach dem Reinigungsverfahren (Sieben, "Werfen) wird die Verunreinigung bald größer, bald kleiner bleiben müssen. Je größer das Samenkorn , um so leichter sind Verunreinigamgen zu beseitigen. Die kleinsten Sämereien enthalten oft nur eine ganz geringe Zahl wirklicher Samenkörner (Birke , TVeide , Pappel). Die Gewinnungs- weise des Lärchensamens erklärt dessen Verum'einigung. Die Reinheit des Saatgutes wird in Prozenten angegeben. Unter 100 als Samen- körner verkaufte und abgezählte Einheiten sind wirkliche Körner nach den langjährigen Erfahrungen der schweizerischen Samenkontrollstation zu Zürich, mitgeteilt von Flurv^):

Buche .... Zürbel . . .

99 "/ü . . 98 "^ 0

Schwarzföhre . , Eiche . . . . ,

. . 97 "^0

. . 90 o/o

Fichte. . . . Föhre

. . 9(3 O'o , . 93 «/o

Wevmoutliföhre . ,

. . 92 «/o

Tanne

. . 87 «/o

Lärche . . . . ,

. . 85 «/o

Erle

. . 70 "/o

Birke

28 " 0

Douglasie . . . .

. 89 o/o

d) Keimzahl. Keimprozente.

Die Bezeichnung Keimzahl empfiehlt sich an Stelle des Wortes Keimprozente: das übliche Wort ..Keimkraff" bedeutet aber zwei Eigen- schaften, nämlich Keimenergie in Kraft und Zeit (Keimgeschwindigkeit) und Keimzahl als Gegensatz ziu' Taubheit, zwei voneinander unabhängige Eigenschaften. Wenn daher von einem Saatgut nichts bekannt ist als die Keimzahl, kann man nicht von der Keimkraft desselben sprechen.

Die Keimzahl ist das Verhältnis der keimfähigen zu den tauben Körnern und wird auf 100 bezogen: eine Keimzahl von 70 bedeutet somit 70 keimfähige und 30 taube Körner. Die Taubheit des Kornes kann darin bestehen, daß 1. der Embiyo (Keim) überhaupt fehlt, somit eine Befruchtung gar nicht stattgefunden hat, oder daß 2. der Keim vor der Aussaat abgestorben ist.

Das Ausbleiben der Befruchtung bei äußerlich normaler Ausbildung des Samenkorns ist wohl nur möglich bei Holzarten, welche holzige Flüchte bilden, in welchen mehrere Sämereien eingeschlossen sind. Wird keine der Eizellen (Eichen) in einer Frucht befnichtet, kann auch die Frucht

') Mitteilungen der Schweiz. Zentrale f. forstl. Versuchswesen lt<95. -) Ebenda.

308 Elfter Abschnitt. Die künstliche WiederverjQnguag.

mit ihrer Anlage zu Sämereien .sich nicht entwickeha. Es genügt aber die Befruchtung einer einzigen Eizelle, um die ganze Frucht und alle übrigen Samenanlagen zur Entwicklung zu bringen : keimfähig muß aber auch das befruchtete Samenkorn nicht .sein; es kann der Embryo zu- grunde gehen; den übrigen fehlt der Keim wegen Nichtbefruchtung ; sie sind stets taub.

Alter und Gesundheitszustand des Mutterbaumes erweisen sich insofern ungünstig, als allzu junge Bäume und kränkelnde Indivi- duen zumeist taube Körner bilden; sind sie aber keimfähig, so tragen sie, entgegen der allgemeinen Vermutung, die Anlage zu emer völlig normalen Pflanze. Ebenso haben Professor Schwapp achs Unter- suchungen mit Föhrensamen die so naheliegende Vermutung, daß ganz alte Bäume wiederum schlecht keimfähige, d. h. sehr viel taube Samen trügen, nicht bestätigt; es besteht augenscheinlich keine Altersgrenze bezüglich der Fruchtbarkeit und der Erzeugung keimfähiger Sämereien.

Trockene Winde im Vorsommer zur Zeit der Blüte und Bestäubung fördern außerordentlich den Insektenflug und die Bewegung des Pollens ; naßkalte Witterung verhindert die Befruchtimg ganz oder gestattet nur eine teilweise ; ein warmer, trockener Herbst begünstigt die Bildung und Zufuhr von Reservematerial in die Sämereien, bedingt die Reife; imreife Körner können teilweise nachreifen, die Mehrzahl aber geht zugrunde, insbesondere bei trockener Aufbewahrung.

Treten samenbewohnende oder -benagende Insekten in großer Anzahl auf (selbst die Sämereien der Fichten und Föhren , nicht bloß die großsamige Eichel, Buchel und Kastanie bewohnen Insektenlarven), so muß sich dadurch abermals eine Mehrung der tauben Körner er- geben.

Die Zeit des Einsammelns ist ebenfalls von Belang; solche Sämereien, die unmittelbar nach der Reife abfallen oder vom Winde nach allen Richtungen zerstreut werden, müssen kurz vor und wälu-end ihrer Reife gesammelt werden. Ist dieser Zeitpunkt aber zu früli ge- wählt, so wird die Reife unterbrochen und um so mehr Sämereien bleiben keimunfähig, je früher die Ernte stattgefunden hat; auch bei großen, zu Boden fallenden Sämereien bringt ein langes Zuwarten ein Verschwinden der besseren Samenkörner durch die zahlreichen Feinde der Sämereien mit sich; um frühzeitig mit dem Auskiengen beginnen zu können, werden die Föhrenzapfen vielfach unreif gepflückt und der Nachreife überlassen, worin eine weitere Quelle für Taubheit des Saat- gutes liegt. Die Art und Weise*), wie der Same eingesammelt wird, ist sicher von Belang für die Keimfähigkeit. Daß jene Sämereien, welche die ärgsten Mißhandlungen über sich ergehen lassen müssen.

') Geh. Rat Dr. K. Gay er u. Prof. Dr. H. Mayr, Forstbenutzung, 9. Aufl., Berlin, Paul Parov, 1903.

1. Die Saat. A. Die Feststellung der Saiuengüte. 3(j0

lim sie aus den Fruchthüllen freizumachen, wie Lärchen, Erlen, geringe Keimzahlen besitzen, darf nicht überraschen; wird bei dem Kiengen zu hohe Temperatur angewendet, mindert sich die Keimzahl; manche ver- muten , daß hierin auch die geringere Widerstandskraft der Keimlinge gegen die Schatte liege. Man darf füglich annehmen, daß das Herunter- schlagen der Sämereien, das Dreschen und Schlagen der Sämereien be- hufs ikrer Reinigung, das ZeiTcißen oder Abschleifen der Zapfen Ge- walttätigkeiten sind, welche die zarte Stelle, an der das "Würzelchen hervorbrechen muß, verletzen und den Keim töten können.

Aufbewahrungs z e i t und Aufbewahrungsweise. Bei allen Sämereien ist die Keimzahl am höchsten unmittelbar nach der Reife. Von da an beginnt ein stetig fortschreitender Verlust, der in erster Linie der beginnenden Abtrocknung zuzuschreiben ist. Bei einigen Holzarten geht dieser Verlust rasch, so daß schon nach wenigen Tagen nur wenige Körner noch Keimkraft besitzen; dieses ist der Fall bei den kleinsten Sämereien der Pappeln und Weiden, ein kleiner Prozent- satz erhält sich jedoch selbst monatelang; bei anderen vergehen Wochen, bei anderen Monate, selbst Jahre, ehe sie ihre Keimfähigkeit ganz ver- lieren. Die größten und saftigsten Sämereien, wie die Sämereien der Gattungen Quercus, Fagus, Castanea und anderer, halten sich nur vom Herbste bis zum Frühjahr voll keimfähig, wenn sie vor Austrocknung geschützt werden, was durch Aufbewahrung in Kellern, in Gruben, in gedeckten Haufen, in der Erde, selbst [nach Cieslar*)] in sich er- neuerndem Wasser u. dgi. erzielt werden kann. Am besten dürften die Errungenschaften der Neuzeit, Kühlräume, Eisschränke und andere Kalträume sich bewähren. Die Sämereien der Gattungen Larix, Abies, Tsuga, Pseudotsuga, Thuja, Thujopsis, Chamaecyparis und andere A^er- lieren durch Austrocknung bis zum Frühjakr zwar einen Teil ilirer Keimkraft; dieselbe genügt aber immer noch für praktische Zwecke. Die härtesten Sämereien, wie jene der schmetterlingsblütigen Bäume (Robinia, Gleditschia, Cladrastis und andere) halten sich mehi'ere Jahre keimfähig. Bei diesen und bei einer Reihe von anderen Holzarten geht durch die, Austrocknung vom Herbste auf das Fmhjahr zwar nicht die Keimfälligkeit verloren, wohl aber verlieren sie die Eigenschaft, daß sie im Frühjahr ausgesät, im Laufe des folgenden Sommers keimen: Wasseraufnahme und Durchbrechung der harten Schale geht so langsam vor sich, daß sie erst in dem auf die Saat folgenden zweiten Frühjahr zur Keimmig gelangen. Man nennt solche Sämereien überliegend. Mit größtem Prozentsatz liegen über die Sämereien der Gattungen: Acer, Tilia, Carpinus, Fraxinus, Juglans, Carya, Zel- kowa; Cembra u.; a. Ausnahmen in den Arten vorhanden; wird die Austrocknung durch Aufbewahrung in frischer Erde verhindert, keimen

') Dr. Cieslar, Österreich. Forstzeitung 1897. Mavr, Waldbau. 24

370 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjünguug.

sie normal wie andere Sämereien; in einigen Prozenten besitzen auch alle früher genannten Gattungen zuweilen Überlieger.

Die Reinigungsmöglichkeit, die Fertigkeit, taube Körner von den keimfähigen zu trennen, entscheidet selbstredend ebenfalls über die Keimzahl; wo Verschiedenheit im Gewicht zwischen taub (leicht) und keimfähig (schwer) besteht, ist die MögUchkeit gegeben, durch Werten, Schütteln u. dgl. gute und schlechte Körner zu trennen; große Samenkörner erleichtern schon durch äußere Merkmale eine Scheidung der guten und schlechten Körner; am schwierigsten sind derlei Maßregeln bei Sämereien, welche äußerlich ihre Unbrauchbarkeit nicht verraten und im Gewicht nicht verschieden sind wie die Mehrzahl der Sämereien der Holzgewächse.

Vorgenannte Momente bedingen die Keimzahl der Sämereien; es ist schwierig, den Einfluß jedes einzelnen dieser Faktoren festzustellen, noch schwieriger aber zu entscheiden, wieweit noch, gleichgünstige Behandlung für alle Sämereien vorausgesetzt, spezifische Keimzahlenunterschiede zwischen den einzelnen Baumarten, sodann wieweit noch individuelle Verschiedenheiten innerhalb der Art selbst mitspielen. Man ist nur zu leicht geneigt, anzunehmen, daß z. B. der Birkensamen immer schlecht sein muß, obwohl das, was wir als Birken- samen aussäen, in der Regel ebensoviele, ja vielfach mehr Schuppen der Zäpfchen als wirkliche Samen sind ; man nimmt an, Lärchensamen müßte immer geringwertig sein, aber hier ist es allein die Behandlungs- weise und die schlechte Reinigung, welche schuld ist; denn die Lärchen- sämereien, welche das Ausland, z. B. Japan, von seinen Lärchen liefert, und welche einen natürlichen Klengprozeß an der Sonne durch- machen, weisen oft sehr hohe Keimprozente auf.

Zahlreiche Untersuchungen über die Keimzahl wurden bereits aus- geführt, so daß man die in nachstehender Tabelle gegebenen Keim- zahlen als solche betrachten kann, mit denen sich die Praxis begnügen mag, zum Vergleiche sind die von BadouxM mitgeteilten Zahlen, welche sich auf die achtzehnjährigen Erfahrungen der schweizerischen Samenkontrollstation zu Zürich stützen, sowie die Zahlen von Johannes Rafn^) in Kopenhagen, der größten und verlässigsten Firma für fremd- ländische Sämereien, beigefügt; die Übereinstimmung kann natürlich nur eine ungefähre sein.

Die folgende Tabelle veranschaulicht die Keimfähigkeit der Saat in Prozenten , welche von den genannten Samenhandlungen garantiert werden.

') Badoux, Mitteilungen der schweizerischen Zentrale für Forstwesen 1895. ") Johannes Rafn, Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesell- schaft 1907.

1.

Die Saat

A. Die Feststellung der

Sameiigüte.

3

Schul

ze & Pfeil,

Nach

Schott,

Appe

1, Stainer:

B a d 0 u X :

H. Keller

R. Heli'

«/o

"/o

"o

»/o

Picea excelsa .

75—80

()8

70

70—75

Pinus silvestris.

.

70—75

65

70

m

austriaca

.

05—70

63

70

60—70

Strobus .

.

05—70

55

60

50—60

Cembra .

40—50

85

40—60

Larix europaea

.

30—40

38

35

30—40

Abies pectinata

.

40—55

27

45

35-45

Quercus pedunciüata u.

sessiliflora

.

55—05

69

80

55 75

Fagus silvatica

,

55—65

27

70

60—80

Acer, Tilia, Fraxinus .

55 65

50—60

Carpinus .

__

55—65

Ulmus ....

40—50

30—40

20—30

5—10

26

38 25

bis 25 u. 30

B/obinia

40 60

Alnus ....

20—35

Betula ....

10—20

Salix, Populus .

.

Für außereuropäische Holzarten

stellt sich nach Ra

fn flie Keir

kraft pro 1907 gelieferter Sämereien vor der Aussaat in Europa bei

Larix sibirica auf 17 31 °/o.

Larix loptolepis aus Japan auf 19 ^lo, die Keimprobe der im Ver- suchsgarten zu Grafrath vom Verfasser geemteten Sämereien betrug 80 «'/o ! Heß 30—40 "o.

Chamaecj^aris Lawsoniana (dänischer Herkunft) 55 "^/o, Heß 40—50 "/o, gelegentlich 4—10 "/o.

Pinus Banksiana 87 "^/o; Heß gibt nur bis zu 60 ** o an.

Picea Sitkaensis nach Heß 40 80 ^lo.

Pseudotsuga Douglasii 54*^/0; Heß 42 *^/o.

Pseudotsuga glauca 77 "/o.

Quercus rubra (in Europa gesammelt) 80 "/o ; es ist zweifellos, daß die außereuropäischen Sämereien auf dem langen Trans- portweg in der Keimzahl geschädigt werden.

e) Keimenergie. Die Schnelligkeit, mit der Sämereien unter günstigen Bedingungen keimen, wird als Keimenergie bezeichnet. Ln Gegensatz hierzu ver- steht Wagner unter Energie die Kraft, mit der keimende Körner die deckende Erdkruste emporheben; sicher kann durch Verhärtung der

^) Dr. R. H e ß , Die Eigenschaften und das forstliche Verhalten der wichtigeren, in Deutschland vorkommenden Holzarten. '■'>. Aufl. 1905.

24*

372 Elfter Abschnitt. Die ki\nstliche "Wiederverjüngung.

Erdoberfläche , allzu tiefes Unterbrino;en die Keimzahl geschmälert werden. Hier ist die Energie gleich Keimschnelligkeit genommen. Sie ist als ein Zeichen besonderer Samengüto betrachtet, wenn auch damit nicht gesagt ist, daß die langsam und spät keimenden Körner nicht ebenso gute Pflanzen liefern könnten wie die zuerst erschienenen. Immerhin wird der energisch keimenden eine größere Lebens- und Wuchsenergie zugesprochen, so daß bei Berechnung des Gebrauchs- wertes dieser Faktor nicht außer acht gelassen werden sollte.

Über die Keimenergie sind Untersuchungen an Freilandsaaten bis heute nicht ausgeführt, so daß sich dieses "Wort einstweilen nur auf Keimversuche im Laboratorium mit Keimplatten bezieht und jene Zahl von Körnern bedeutet, welche in den ersten sieben Tagen des Versuches gekeimt haben; Keimzahl ist dann die Summe aller keimenden bei Abschluß des Ver.suches.

Nobbe hat für die Fichte die Keimenergie auf 60,4 "/o, für die Föhre auf 40,3 "/o festgestellt. R a f n berechnet die Keimenergie für die ersten zehn Tage; er fand für Fichten verscliiedener Herkunft eine Energie von 55— 79"/o, für Föhren verschiedener Herkunft von 41 63 "/o-, es ergibt der Same aus voraussichtlich kühlerem Klima nach Rafns Untersuchmigen eine bedeutend höhere Keimenergie, was somit auf eine Schnellwüchsigkeit gegenüber den langsamer keimenden Sämereien aus wärmeren Standorten schließen lassen würde. Fichtensamen aus dem Harz zeigt 68 % , aus Tirol 55 imd 62 '^'o , sogenannter alpiner Hoch- gebirgssame 79 "/o Keimenergie. Der Föhrensame aus Schottland zeigt 41 63 "/o, jener aus Westnorwegen (Pinus lapponica des Verfassers) wies 93% auf.

Es verdient die Frage der Keimenergie weiter verfolgt zu werden.

f) Gebrauchswert. Nobbe bezeichnet als Gebrauchswert das Produkt aus Reinheits- prozent und Keimzahl, geteilt durch Hundert. Er läßt somit die Keim- energie ganz außer Betracht; es erscheint aber wichtig, auch diesen Faktor, wenigstens mit Rücksicht auf Freilandsaaten, mit in Rech- nung zu ziehen. Nobbe führt folgende Beispiele an, welche sich auf eine zehnjährige Erfahrung stützen.

Fichte: Reinheit ^lo = 96,7.

Keimenergie (7 Tage) 60,4.

rx u 1 ^ Reinheit X Keimzahl r.^««, Gebrauchswert = =— = 70,7 *^/o.

Keimzahl = 72,9 »/o.

Wird in obige Formel noch die Keimenergie eingeführt, so wird die

^ , Reinheit X Keimzahl X Keimenergie . ^ » «, Formel: ^-^^^ « = 42,, »/o.

1. Die Saat. A. Die Feststellung der Samengüte. 373

F Ö h r o :

Reinheit »/o = 07,8.

Keimenergie (7 Tage) = 40,3 "/o.

n 1 i f 97,8X01,2 Gebrauchswert = .^ =5u,o "0.

Keimzahl = ()1,2 ^lo.

Wird auch hier die Keimenergie beilicksichtigt, so ergibt .sich aus

97,8X01,2X40,3 . ^ , , ^ ,,,,„,

rfTviri ^^^ Gebrauchswert von 24-, 1 "/o.

Vielleicht erklärt dieser Gebrauchswert die auffallende Er- scheinung, weshalb die Ergebnisse der Freilandsaaten oft soweit hinter den durch die Keimapparate erzielton Keimlingsmcngen zurückbleiben. Professor Bühler ^) nimmt bei Freilandsaaten für Fichte eine Keimzahl von 8 20%, für Föhre von 5 11% an: nach Haak^) liefert der rasch- keimende Samen um. 10 ^!o mehr Pflanzen bei Freilandsaaten als der langsamkeimende. Die Untersuchungen über die Keimzahl der Sämereien kann man in mechanische Proben einteilen, welche die äußere und innere Beschaffenheit der Sämereien mit mechanischen Hilfsmitteln prüfen und in physiologische Proben, welche die Kömer zur Keimung bringen, Keimproben.

Die Untersuchung nach äußeren Merkmalen kann nur wenig befriedigende Ergebnisse zeigen ; nur an größeren Sämereien sind a b - norme Färbungen sofort erkenntlich; manche Holzart, wie z. B. die europäische Föhre erschwert eine Untersuchung in dieser Richtung deshalb, weil die äußere Farbe der Samenhülle zwischen hellocker, ge- fleckt und tiefschwarz wechselt; alle Farben enthalten gute Körner; Professor Schwappach hat durch neuere Untersuchungen be- stätigt, daß den schwarzen Körnern eine größere Keimzahl zukommt. Ein besseres Merkmal als die Farbe ist die Unverletztheit der Samen- hülle , obwohl eine geplatzte Samenhülle bei den Eicheln nicht immer ein Zeichen verlorener Keimfähigkeit ist. Ist die Samenhülle runzelig, dann ist dies als ein Zeichen der allzu starken Austrockimng des Samens und als ziemlich sicherer Beweis der verlorenen Keimfähigkeit zu betrachten. Auch die Größe des Samenkornes läßt nicht immer einen sicheren Schluß auf die Keimfähigkeit zu ; sehr große Körner bei den Eichen sind oft merkwürdige Mißgeburten: sehr kleine Samen- körner sind nicht immer von gleicher Keimfähigkeit wie die mittel- großen. Die inneren Eigenschaften des Samenkornes werden durch die Schnittprobe aufgedeckt. Die normale Farbe des Samen- eiweißes ist natürlich weiß; es gibt aber Sämereien, bei welchen die Samenlappen mit Saraeneiweiß gelb sind, wie bei der Färbereiche, oder grün, wie bei den Ahornarten. Flecken im Endosperm, weiche,

') Prof. Dr. A. Bühl er, Aus dem Walde. 189,^. -) Haak. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1!I06.

374 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

schmierige Konsistenz desselben, vom normalen abweichender Geruch sind ebenfalls Zeichen einer verlorenen Keimfähigkeit; vielfach ist das Sameneiweiß normal, dagegen der Keim selbst schwarz geworden- solche Kömer sind nicht keimfähig ; zuweilen ist der Keim grün (Zürbeln, Piniolen); solche Kömer sind ebenfalls keimfähig. Die Schnittprobe leistet nur bei größeren Sämereien, wie Tannensame, Eicheln, Buchein, Nüssen, Kastanien usw.,- gute Dienste.

Werden die Sämereien auf eine heiße Platte gebracht, so entwickelt sich im Innern der Samenhülle Dampf, der das Korn unter heftigem Knall zersprengt; zählt man unter 100 Körnern die Zahl der platzenden, so ergibt sich die Zahl jener Körner, welche wasserreicher sind; man hat angenommen, daß die platzenden Körner zugleich die frischen, die guten sind. So schnell diese Feuerprobe auch ein Ergebnis liefert, so ist sie doch unbrauchbar, da alter, keimfähiger Same jederzeit durch vorheriges Einlegen im Wasser zum Platzen auf heißer Platte gebracht w^erden kann.

Auch die Wasserprobe, welche die Zahl der sinkenden Körner nach deren 1 2tägigem Einweichen, in Wasser feststellt, ist ganz unzu- verlässig, da auch die nach diesem Zeiträume noch schwimmenden Körner oft sehr gute Keimzahlen besitzen.

Am zuverlässigsten muß immer die physiologische Probe sein, welche das Saatgut zum Keimen zwingt. Nur auf Grund von Keim- proben, welche amtlich anerkannte Kontrollestationen ausführen, wie jene zu Tharandt, Zürich, Eberswalde, die agrikulturbotanische Anstalt zu München, können Streitigkeiten wegen ungenügender Keimzahl zum gerichtlichen Austrag gebracht werden; diese Anstalten bedürfen bei der Probe 400 Körner, nachdem vorher das Reinheitsprozent festgestellt wurde; ihre Apparate sind komplizierter Art zur Regulierung der Wärme- und Luftzirkulation ; einen solchen Apparat hat C i e s 1 a r kon- struiert. |Die Samenprobe selbst wird ohne Auswahl einem Saatgute entnommen, das vorher durcheinander gemischt wird, um die durch den Transport bewirkte Schichtung von leichten und schweren Körnern wieder aufzuheben.

Bei allen Keimvorrichtungen müssen drei Bedingungen erfüllt sein : Wärme, welche möglichst gleichmäßig zwischen 20 30*^ C geboten werden soll; Feuchtigkeit, welche nicht in Tropfenform mit den Sämereien in Berührung kommen soll; Sauerstoff, der mit der Luft hinzugeführt wird, während Kohlensäure abfließen kann.

Es möchte scheinen, daß die besten Proben jene sein müßten, welche in dem Keimbett gewonnen werden, das den natürlichen Keimungsverhältnissen am meisten sich nähert, somit Proben in Wald- erde, Gartenerde, in Blumentöpfen (Topfproben genannt), in^Kästen und anderen, insbesonders porösen Gefäßen. Gartenerde hat sich dabei als das ungünstigste Medium gezeigt, weil in ilu" zahlreiche Pilze

1. Die Saat. A. Die Feststellung der Samengnte. 375

schlummern (besonders Pliytophtliora), welche über das hervorbrechende Würzelchen herfallen und die weitere Keimung hindern. Ausgeglühter Sand, Sägemehl leisten bessere Dienste.

Das Einlegen oder Einwickeln einer bestimmten Zahl meist 200 300 Körner in Flanell (Lappenproben), wobei gesorgt ist, daß ein Lappenstüek aus einem mit Wasser gefüllten Gefäß kapillar Wasser den Sämereien zuführt, geben gute und schnelle Ergebnisse-, bei der Flaschenprobe von Ohne sorge werden solche Lappen in Flaschen gebracht, deren Boden mit Wasser bedeckt ist; ein Stück des Flanelles endet im Wasser und saugt Wasser auf. Das Einlegen der feuchten Lappen in zwei ineinander greifende Blumenuntersätze (System Kienitz) ist ein eben so einfaches wie gutes Verfahren.

Abb. 19. Apparate für Keimproben: a Stainer; '- Xoblic; <■ Kienitz: 1! Ohnesorge.

Eine Reihe von Apparaten besitzen Platten aus porösem Ton: die Oberseite nimmt die Sämereien auf; die Unterseite steht mit Wasser in Berührung (Stainer, Wiener-Neustadt, Entel, Hannemann) oder Wasser umgibt einen Körner tragenden Napf (Nobbe). Schlecht schließende Deckel oder durchbohrte Deckel verhindern eine allzu rasche Wasserabdünstung und ermöglichen den Luftzutritt.

Für den Gang der Untersuchung ist das Stadiimi, in dem ein Korn als gekeimt angesprochen wird, gegeben, wenn an dem hervor- brechenden Würzelchen das erste Lebenszeichen in der Krümmimg der Wurzel erkennbar wird ; diese Körner werden gezählt imd aus dem Apparate beseitigt. Häufig ist die sogenannte Notkeimung, bei welcher zwar eine Radikula hervorgeschoben wird , welche aber sich nicht krümmt und nicht verlängert: solche Körner bleiben im Apparat und gelten als nicht keimfähig. Auch verpilzte Körner dürfen nicht be- seitigt werden. Manche keimen noch trotz ihres oberflächlich sitzenden Pilzmantels. Zederbau er ^) hat gezeigt, daß man bei genügender

') Zederbauer, Zeitschr. f. d. ges. Forstw. 190*5.

37(3 Elfter Abschnitt. Die künstliche "Wiederverjüugung

Wärme den Versuch schon mit 20 Tagen abschließen kann , imi ein praktisch genügendes Ergebnis zu gewinnen. Dr. H i 1 1 n e r und K i n z e 1 •) sagen, daß eine Keimprobe von 14 Tagen genügt, wenn zu den ge- keimten Körnern die durch Schnittprobe als gut erkannten, nicht ge- keimten gezählt werden. Nach dem Gebrauche wird die Tonplatte ausgekocht.

B. Die Yerkaufsmaße der Sämereien.

Es ist nicht möglich, durch das Verkaufsmaß, z. B. Gewicht, trockenen, alten Samen auszuschließen: das Gewicht kann durch vor- heriges Anfeuchten der Sämereien jederzeit korrigiert werden; das Gewicht ist nicht besser als das Hohlmaß. Im allgemeinen besteht die Gepflogenheit, größere Sämereien nach Hohlmaßen, kleinere nach dem Gewicht zu verkaufen. Um einen vergleichenden Maßstab zwischen Gewicht und Hohlmaß zu besitzen, wurde nachstehende Tabelle aus älteren Angaben der Literatur und aus den neueren Arbeiten von Prof. Buhle r zusammengestellt; die Angaben für die fremdländischen Holz- arten sind den Untersuchungen von Rafn entnommen.

Ein Liter Samen de

Stieleiche wiegt 0,58 kg und enthält 190 Körner,

Buche 0,48 225 000

Esche 0,18 24000

Erle 0,34 171000

Linde (parvifl.) .. 0,35 „8 400

Linde (grandifl.) .... 0,36 3600

Ulme (montana) .... 0,05 60000

Birke (verrucosa) .... 0,15 371 000

Fichte (excelsa) 0,58 75 000

Föhre (silvestris) .... 0,52 ,, 86000

(lapponica) .... 100000

Tanne (pectinata) .... ., 0,33 „72 000

Lärche (europaea) .... ,, 0,49 „75 000

Zürbel (Cembra) .... 0,49 22000

Schwarzföhre (austriaca) . ,. 0,56 „29 000

Weymouthsföhre (Strobus) 0,42 19 000

Chamaecyparis Lawsoniana ., 0,23 220 000

Pseudotsuga Douglasii . . .. 0,39 35 OOO

Picea sitkaensis .... 0,38 200 OOO

*) Dr. Hiltner und Kinzel, Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft. 1906.

1. Die Saat. C. Die Vorbereitung des Saatgutes für die Aussaat. 377

Ein Kilogramm d o r nachstehenden Sämereien enthält nat'h Dr. R. Heß folgende Körn er mengen:

Stieleiche 200—301) Kürner,

Buche 4 000—5 000

Esche 13 500—14 500

Erle 4()(» 000—500 000

Linde (parvifl.) .... 24 000 -2(5000

Linde (grandifl.) .... 11 000—12 000

Ulme (camp.) 100 000— 150 OOO

Birke (verrucosa) ... 1 GOO OdO— 1 900 000

Chamaecyparis Lawsonia . 345 000

Pseudotsuga Douglasii . . 85 000—05 000

Picea sitkaensis .... 360000—440000

Picea excelsa 120 000—150 000

Pinus silvestris .... 14n 000— lüO 000

Tanne (pectinata) . . . 20 000—24 000

Lärche (europaea) . . . 100 000—180 000

Zürbel (Cembra) . . . . 3 800—4 500

Pinus austriaca .... 4G 000— 55 000

Weymouthskiefer (Strobus) 45 000—00 000

C. Die Torbereituiig des Saatgutes für die Aussaat.

Die erste Voraussetzung für die Keimung ist Was s e raufnah me. Zum Zweck der Beschleunigung der Keimung werden daher Sämereien, welche den Winter hindurch abgetrocknet sind, melirere Wochen vor der Aussaat in luftfeuchte Räume, Keller, Mieten verbracht, damit ihre Samenhülle hygroskopisch Wasser aufnehmen kann. Kellerräume zeigen in der Regel durchschnittlich 70 "^ o relative Feuchtigkeit: bei diesem Feuchtigkeitsgrade erfolgt eine Wasser- aufnahme , welche bis zu 70 "/o der Sättigung der Sämenreien mit Wasser führt. Durch Umschaufeln und Wenden der Sämereien wird eine allzu weitgehende Erhitzung verhindert. Rascher geht die Vor- bereitung bei Einlegen der Sämereien in Wasser, Regenwasser, auch Kalkwasser, verdünnte Jauche, vor sich. Am schnellsten erfolgt die Aufweichung in lauwarmem Wasser: eine zu weit gehende Wasser- aufnahme ist nach Dr. Möllers Untersuchungen (1883) schädlich. Das Verfahren hat den Nachteil, daß die darauf folgende Wiederabtrocknung der Sämereien behufs Aussaat schwierig ist; man verwendet meistens trockenen Sand hierzu und schließt die Aussaat unmittelbar an. Wird statt Wasser eine starke Säure, z. B. konzentrierte Schwefelsäure ge- nommen, welche einige Minuten lang mit den Samenkörnern in Be- rührung gebracht und dann weggegossen imd abgewaschen wird (Beizen), so werden dadurch äußerlich anhaftende Pilzsporen (Plmo- phthora) zum Absterben gebracht. Bei längerer Anwendung (10 bis

378 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

20 Stunden) bezweckt dieses Verfahren auch ein Abbeizen sehr harter, dicker Samenhüllen, wie z. B. der Walnüsse, Zürbelnüsse (Hiltner lOO'J)-, solche_Sämereien keimen in kurzer Zeit (50 Tagen). Mit kochendem Wasser werden die Samen der Akazien, Gleditschien, Cladrastis u. a. abgebrüht, damit sie gleichmäßiger keimen. Am weitesten geht die Vorbereitung bei jenen großen Sämereien, welche in einem Warmbett, ähnlich den Treibkästen und Mistbeeten der Gärtner, zum Ankeimen gezwungen werden (Anmalzen). Das Aussäen solcher ausgekeimter Körner ist mehr eine Pflanzung als eine Saat zu nennen.

Obige Vorbereitimgen dienen auch dem Schutze durch Ver- tilgung anhaftender Pilzkeime; gegen tierische Feinde dient die Ver- mengung der Nadelholzsämereien mit Mennig, wodurch Finken und andere lästige Tiere vom Abbeißen der Keimlinge abgehalten werden; zum Schutze der Eicheln gegen Mäuse empfiehlt Schneider^) das Übergießen mit Petroleum; Mortzfeld^) sagt, daß auch das Ver- mischen mit Mennig helfe.

D. Die Aussaat.

Die Zeit der Aussaat. Wollte man getreu der Natur folgen und aussäen zur gleichen Zeit, in der die Sämereien abfallen oder ab- schweben, so müßte man so ziemlich das ganze Jahr hindurch Saaten vornehmen. Richtet man sich nach der Reife und dem Grundsatz, daß die Aussaat der Sämereien unmittelbar nach der Reife die beste sein müsse , dann würde die Herbstsaat als die richtigste erscheinen, da die weitaus größte Melirzahl der Sämereien im Herbst reift. Wenn dennoch als Regel die Frühjahrssaat gewählt wird, so findet dies im folgenden seine Begründung: 1. Es gelingt, die Sämereien durch den Winter ohne nennenswerte Verluste an Keimzahl, ja sogar besser hindurch zu bringen, als die Natur mit der Herbstsaat dies vermag. 2. Im Herbste ausgesäte Sämereien werden während des Winters ihrer besten Körner durch Mäuse, Vögel, Eichhörnchen, Hirsche, Rehe und schließlich auch durch Pilze beraubt. 3. Warme Herbstwitterung bringt größere Sämereien , besonders Eicheln , leicht zum Keimen ; diese er- frieren dann wäln-end des Winters bei ungenügender Schneelage oder Laubbedeckung. 4. Besteht im Frühjahr noch die meiste Aussicht, die notwendige Arbeitskraft zu erlangen. Gegen die Frühjahrssaat spricht eigentlich nur der Umstand, daß Gefahr besteht, daß die Sämereien zu spät im IVühjahr (Ende Mai oder selbst Juni) vorgenommen werden, so daß die jungen Pflanzen schwach und unvorbereitet von den ersten Frühfrösten überrascht werden und leiden; dagegen spricht auch der

') Schneider, Deutsche Forstzeitung 1897.

2) Mortzfeld, Zeitschr. f. For.st- u. Jagdw. 1896.

1. Die Saat. D. Die Aussaat. 379

unausbleibliche Verlust an Keimkraft bei gewissen Sämereien durch die Aufbewahrung bis zum Frithjahr. Wo März und April noch zu den trockenen Monaten zählen, wie dies in allen Ländern mit Sommer- regen (insbesondere im ostasiatischen Monsungebiet) der Fall ist, da müßte die Saat unmittelbar vor dem Einsetzen des Regens (Mai, Juni) ausgeführt werden. In Europa und Ostamerika, wo die Regelmäßigkeit der Monsune durch andere, kosmische Erscheinungen stets gestört wird, und eine längere Trockenperiode in jedem Monate des Jahres auftreten kann, ist die entsprechende feuchte Witterung nach der Saat im Frühjahr reine Glücksache. Im westlichen Nordamerika, an der frost- freien kalifornischen Küste beginnt der Regen November-, dort ist Oktober die beste Saatzeit: nördlich hiervon das Frühjahr,

Sämereien, welche im Frühjahr ausgesät, erst im folgenden Früh- jahre keimen, werden „üb erliegen de" genannt; hierher zählen, wde schon früher angedeutet, Nüsse, Eschen, Linden, Zürbeln u. a. ; können sie anderweitig gegen Abtrocknung nicht geschützt werden, empfiehlt sich Herbstsaat: gleiches gilt für jene Sämereien, die ohne sorgfältiges Einmieten (S. 3(39) ihre Keimkraft ganz einbüßen wie Eicheln, Kastanien u. a. Für die im Vorsommer reifenden Pappel- und Ulmensämereien ist Aussaat nach der Reife die Regel.

Die Zubereitung des Keimbettes für Freilandsaaten (K a h 1 f 1 ä c h e n s a a t e n , S c h i r m s a a t e n).

Als allgemeine Regeln gelten: L Da das Würzelchen möglichst bald nach der Keimung den mineralischen Boden erreichen muß, so ist bei der Bodenvorbereitung alles zu entfernen, was dies ver- hindern könnte, Rohhumus, Moos, Laub, Unkrautdecke. 2. Dies kann geschehen durch Abrechen, Abkratzen, Abplaggen, Abpflügen oder durch Umkippen und Tieferlegen der Rohhumusschichten (Rajolen, Rigolen) oder durch Vermengung der Laub- und Rohhumusmassen als wertvoller Düngerstotfe mit dem mineralischen Boden : liegt Ortsteinbildung vor, so müssen Pflüge in Anwendung kommen, um den Ortstein zu durch- brechen und ebenfalls mit dem Boden zu vermengen, worauf er zerfällt und selbst düngend wirkt. 3. Je größer das Hindernis, um so kost- spieliger wird die Saat. 4. Wenn der Zustand des Bodens nicht er- möglicht, durch einfache und billige Mittel eine gründliche Bodenvorbereitung herbeizuführen, dann unterbleibt besser die Saat und tritt Pflanzung an ihre Stelle. 5. Auf kleineren ver- unkrauteten Flächen, welche von Saatflächen eingeschlossen sind, wird nicht Bodenvorbereitung und Saat, sondern Pflanzung gewählt; noch weniger dürfen kleinere Flächen gereinigt und besäet werden, wenn sie bereits ringsum von Pflanzungen eingeschlossen sind. 0. Auch im Kalil- schlagbetriebe (Saumschlag) mit darauffolgender Saat oder Pflanzung soll jede Schlußdurchbrechung des der Sehlaglinie vorausliegenden.

380 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

angegriffenen Bestandes, soweit sie noch nicht verwildert ist. noch ver- größert werden, um eine Saat ausführen zu können, welche bei Heran- nahen der Schlaglinie als ein hochwertiger Ausgangspunkt für die anschließende Verjüngung und gewinnbringender Vorsi^rung an Zeit sich erweisen wird. 7. Jede Saat gelingt unter lockerem Schirm besser als auf völlig kahler Fläche , welche für forstliche Kulturgewächse ein unnatürliches Keimbett darstellt. Die Belassung unterdrückten Materials bei den Durchlichtungen eines Bestandes (III. Teil dieser Schrift, wird sich erst bei der Verjüngung als Vorteil für den Boden durch Frisch- erhaltung und für die Verjüngung durch Schutz derselben erweisen: solches schützende Gestänge kann jederzeit nach Erfüllung seiner Auf- gabe leicht beseitigt werden. Die Unnatiü'lichkeit einer Kahlfläche für die Bestandesbegründung diu'ch Saat wie auch durch Pflanzung illustriert F r i c k e s Vorschlag , die kahle Fläche mit "Reisig zu belegen , damit sie nicht mehr kahl ist.

Hinsichtlich der Geräte für die Bodenvorbereitung können hier nur allgemeine Gesichtspunkte gegeben werden. Wer aus dem Buche über Waldbau lernen will, ob für den ihm vorliegenden Fall ein hölzerner Rechen oder ein eiserner Pflug in Verwendung gebracht werden soll , wer erwartet , daß unter den vielen erfundenen Geräten eines als das absolut beste bezeichnet sein wird , wird von den vor- liegenden Zeilen enttäuscht sein. Was den ersten Satz betrifft, so kann ihm jeder landwirtschaftliche Arbeiter Auskunit geben; was letzteren betrifft, so kann bei der Unerschöpflichkeit und Mannigfaltigkeit der Veninkrautungen und Bodenverfassung selbst jedes Instrument, das er- funden wurde , für eine gewisse (Jrtlichkeit das beste sein. Die Ent- scheidung muß dem praktischen Blick überlassen bleiben. Als all- gemeine Anhaltspunkte möge Folgendes gelten: 1, Je stärker der Bodenüberzug und das Hindernis für die Keimung , desto größere und stärkere Instrumente müssen in Anwendung gebracht werden. 2. Das Beseitigen geschieht entweder dm-ch hölzerne oder eiserne Rechen, durch die gewöhnliche Breithaue, welche als das am vielseitigsten ver- wendbare Gerät bezeichnet werden muß, dm-cli Pflüge. A. Das Ver- mischen mit dem mineralischen Boden beziehungsweise Untergi'unde wird erzielt durch die oben genannte Haue oder Hacke, durch Spitzen- bergs Wühlapparate [Wülilspaten, AVühlrechcn, AVühlrad, die dänische Rollegge ')] und andere. 4. Je schwerer der Boden, desto kräftiger das Geräte ; Geräte , welche kontinuierlich arbeiten oder rotieren , wie Spitzenbergs Wühlrad, dänische Rollegge, fördern die Schnelligkeit der Arbeit, gegenüber jenen, welche entsprechend der Handbewegung nur in einer Richtung Arbeit leisten ; dagegen erfordern letztere Instrumente

^) Dr. Metzger, Dänische Geräte zur Bodenbearbeitung in Samenschlägen. Paul Parev, Berlin 190G.

1. Die Saat. D. Die Aussaat.

381

gerino-eron Kraft aufwand und gestatten eine tiefere Durchniischung dos Bodens. 5. In ebenem und schwaeli hügeligem Gelände mit größerer Ausdehnung der Saatfläche, auf der die Hindernisse durch Stöcke, Steine, Bäume fehlen oder nur ganz geringfügige sind, können größere Geräte mit Bespannung , wie Eggen , Ptlüge , Platz greifen. 0. Um so seichter kann die Bodenbearbeitung ausfallen, je schwächer die Auf- lagerung von Laub oder Rohhumus, je melu' Gefahr besteht durch eine tiefere Bodenbearbeitung, unfruchtbaren Boden in das Wurzelbereich der

Jtr

:: u Glied einer Glietleregge , h Spitzenbergs Wühlrechen. Webers WaMgrubber.

Keimlinge zu bringen. 7. Wird unmittelbar nach Beseitigung der Streu- decke gesät, so empfiehlt es sich, etwas Rohhumusdecke zu belassen und diesen unterzuhacken ; folgt die Saat nicht sofort, so stellt nach völliger Beseitigung der Humusdecke die Empfänglichkeit des Bodens für die Saat sich erst nach einigen Jahren ein. S. Die einfachsten Geräte sind in der Regel die besten, weil sie nicht wertlos werden, wenn der Boden oder seine Oberflächenausformung wechseln, vielmelir noch zu anderen Dienstleistungen als denen der Bodenvorbereitung Verwendung finden können.

382 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Als Geräte für Bodenvorbereitung dienen auf ebenen , hindernis- freien Böden zum Beseitigen von Laub , Moos, Nadeln : hölzerne und eiserne Rechen , Zweizack , Dreizack . Fünfzack , Spitzenbergs Wühl- rechen u. a. : zur Beseitigung von holziger Bodenverwilderung Sense, Plaggenhaue, Pflanzhaue, iiachgehende Pflüge, tiefgehende Pflüge : bei Ortsteinbildung Untergrundspflüge.

Prof. Dr. Metzger erwähnt als dänische Geräte für Boden- bearbeitung außer der Rollegge den Laubrechen, Smiths Grabe- kultivator, den Buchschen Samendecker, die Dreizahnegge, Buchs Patentpflug, Godskesens "Waldpflug. Freih. Schenk v. Schmitt- burg ^) , Geh. Oberforstrat T h a 1 e r ^ ) und R e i ß ^) wollen für Unkraut - Vertilgung einen flachstreichenden Schälpflug (verbesserten Eckert- schen), auf den dann der Untergrundpflug folgt. Das preußische Ministerium tür Landwirtschaft, Domänen und Forsten empfiehlt (1907) den Regierungen die Anschaffung des von Forstmeister Dr. Weber konstruierten, von der Firma Hansel in Gießen um 5<J0 Mk. in den Handel gebrachten Waldgrubbers (Abb. 19 c) als „geeignet zur Bodenverwundung in Naturbesamungsschlägen und zur Herstellung und Lockerung von Saatstreifen für Nadelholzkultiu^en " .

Die beste Zeit für Boden Vorbereitung zum Zweck der Frühjahrssaat ist der Herbst, da während des Winters eine Zer- krümelung und Lockerung des Bodens, eine Auflösung der Nährstoff- vorräte, eine Vertilgung von Lisekten, Mäusen, eine oberflächliche Wiedererhärtung bei allzu humosem Boden zu erwarten ist.

Die Samenmenge, Saat dichte.

Um 1 ha mit Pflanzen von 1 qm Standfläche zu versehen, sind 10000 Pflanzen notwendig. Verwendet man bei Ausführung einer Fichtensaat 1 kg Samen, so enthält er nach früheren Angaben mindestens 100 000 keimfähige Körner; würden alle keimfähigen auch keimen und sich erhalten, müßten mit 1 kg Fichtensamen 10 ha Flächen voll besamt werden können. In der Praxis aber nimmt man an, daß 0 kg Fichten- samen mit 000 00(J keimfähigen Körnern notwendig sind, um 1 ha gut bestocken zu können. Gay er sclilägt in seinem Waldbau sogar 15 kg pro Hektar vor, das wären nicht weniger als 1,5 Millionen keimfähige Kömer pro Hektar-, daraus könnte man schließen, daß die forstlichen Kultivatoren gegenüber den Gärtnern und Landwirten in der Behandlung der Samen rückständig seien. Es steht jedoch zur Erwägung, daß die Bodenvorbereitung im Walde selir viel weniger sorgfältig vor- genommen wird und werden kann , als es im Garten und für land-

') AUgem. Forst- u. Jagdztg. l'JOT.

2) Ebenda 1906.

^) Forstwirtsch. Zentralbl. 1907.

1. Die Saat. D. Die Aussaat. 383

wirtschaftliche Nutzgewächse möglich ist, daß die Samenbedeckung mangelhafter ist, die forstlichen Keimlinge zarter und langsamer wtichsig sind als landwirtschaftliche Sämereien , daß die forstlichen Pflanzen wegen ilu'er lang dauernden Zartheit und Kleinheit einer größeren Zahl von Feinden aus der Tier- und Pflanzenwelt lange Zeit ausgesetzt bleiben; immerhin aber muß zugestanden werden, daß das Ergebnis der forstlichen Freilandsaaten, insbesondere der Kahlflächen- saaten, nicht im Verhältnis zum Aufwand steht, solange nicht der Boden eine Bearbeitung erfahrt, wie etwa bei Hafer- und Roggenschutzsaaten oder in den Saatgärten Es liegt ja nahe, daß der Wirtschafter Früchte seiner Arbeit sehen imd nach oben hin nachweisen will. Würde die Saat im Verhältnis zur aufgewendeten Samenmenge voll geHngen, wären sämtliche Saaten viel zu dicht und eine Quelle größerer Verlegenheit als zu dünne Saat sie verursacht: daß das gewünschte Dichtigkeits- verhältnis sich einstellt, ist, da von der Laune der Witterung abhängig, Glücksache,

Bei Annahme einer Vollsaat sind zur Bestellung eines Hektars

notwendig :

In der Mitte des

C. Heyer: K. Gayer: Verfasser: i';JeM^|-lf„^:

menge : Eichel (5,5 hl 11 hl 10 hl 3,7 hl

für Bestandessaat :

Buche 2,2 ., 5,5 3 hl

für Unterbali: 1/2 hl

Fichte 12 kg 15 kg 4 kg 0,1 kg

Föhre 8 , 8 10 11,2

Tanne 42 70 5 7,3

Lärche .... 15 20 10 0,1

Li Dänemai'k werden 15 hl Eichehi pro Hektar als Vollsaat ver- wendet.

Aus obigen Saatmeugen läßt sich berechnen, wieviel Samen not- wendig ist, wenn an Stelle der Vollsaat auf 1 ha nur Streifensaat oder Plätzesaat tritt, indem eben die Summe der Streifen oder Plätze im Verhältnis zum Hektar gesetzt die Grundlage für die Berechnung gibt. Als eine naturgesetzlich begründete Regel gilt: für Holzarten mit schlechtem Ausformmigsvermögen (VI. Abt.) dichtere Saat-), füi' solche mit gutem dünnere, schüttere Saat.

') Dr. H. Hausrath, Kleine Beiträge zur Geschichte der künstlichen Ver- jüngxmg. (Aus Pfälzer-Forstakten) Allgem. Forst- u. Jagdztg. 1908.

-) Geh. Oberforstrat Frey verlangt 10—12 kg pro ha für die Föhre, Forst- wirtschaftliches Zentralbl. 1907.

384 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Die Saat mittel.

Selten stehen der Saat so ausgedehnte, kahle Flächen zur Ver- fügung, um eine der vielen Saatmaschinen anwenden zu können: je größer die Kahlfläche, um so besser zwar für die Maschine, imi so schlechter aber für die Keimlinge. Die meisten der gi'ößeren Säe- vorrichtungen für Freilandsaaten basieren auf dem Prinzip eines Schieb- karrens, der den Samenkasten trägt; durch Rotation des Rades wird die Ausflußmenge der Sämereien aus dem Behälter geregelt. Es mag sein, daß irgendwo solche Maschinen, wie sie Runde, Roch, Göhren, Rotter, Drewitz, Klaeß und andere konstruiert haben, noch in Gebrauch sind; Verfasser hat sie nur in den Sammlungen kennen gelernt. Einige von diesen verbinden auch die Lockerung des Bodens mit der Saat und sind dann für Bespannung eingerichtet. Die Voraus- setzungen für gewinnbringende Anwendung sind nur selten erfüllt, denn nicht bloß die Bodenkonsistenz und seine Oberflächengröße und Fonnation, sondern vor allem auch die Witterung entscheidet über die praktische Anwendbarkeit solcher Maschinen. Bei Freiland-, Riefen- und Platzsaat kann ein einfaches Instrument wie das Säehorn, auch Forstrat Schulz' Saatflinte gute Dienste leisten; das beste Universal - mittel für die Saat ist immer die Hand. Daß eine Saat aus der Hand auch bei Vollsaat an Gleichmäßigkeit nichts zu wünschen übrig läßt, beweist die Saat mit landwirtschaftlichen Sämereien; um die kleinen forstlichen Sämereien leichter sichtbar zu machen, empfiehlt sich das Auswerfen einer Mischung von Saatgut und Sand oder Saatgut und grobem Sägmehl. Bei größeren Flächen wird die sogenannte Kreuz- saat ausgeführt; sie besteht darin, daß die Fläche zuerst durch Hin- und Hergang nach den zwei entgegengesetzten Himmelsrichtungen, zum Beispiel S N besäet wird, worauf dann ein zweiter Säegang erfolgt, der nach den beiden anderen Himmelsrichtungen, W 0, hin und her sich bewegend die Dichtigkeit der Saat verbessert.

Eine ganz eigenartige Methode ist das Anschießen von mit Samen gefüllten Blechbüchsen an steilen, unzugänglichen Gebirgshängen, um auch Bäumen, die keinen flugfähigen Samen besitzen, die Mögliclikeit der Ansiedelung zu bieten.

Größere Sämereien, wie Eicheln, Buchein, Kastanien, Nüsse u. a., verlangen eine eigene Behandlmigsweise. Für Eichelsaat (Stufen, Stufensaat, Setzsaat) gibt es eine Reihe von einfachen Instrumenten zur Anfertigung der Löcher behufs Aufnahme der Eicheln. Sie alle sind von folgenden Gesichtspunkten hinsichtlich ihres Wertes zu be- urteilen: Das aus der Eichel hervorbrechende Würzelchen (radicula) ist geotropisch, d. h. wendet sich sofort in die Tiefe ; die Plumula, das Federchen, ist entgegengesetzt veranlagt, d. h. richtet sich aufwärts. Bei aUen Instrumenten, welche vertikale Löcher in den Boden drücken,

1. Die Saat. D. Die Aussaat. 3^5

< Setzholz, Setzbrett, Setzstab, Setzpfahl, Saathammer) kommt die Eichel ebenfalls vertikal in den Boden, bald mit Spitze, bald mit dem dicken Ende nach abwärts. Liegt die Spitze nach abwärts , so kann das Wüi-zelchen sofort in die Tiefe, während das Federchen zuerst eine Krümmung um die Eichel herum ziu-ücklegen muß, um nach oben zu gelangen; da liierbei die Samenschale klati't, fängt sich zuweilen das Federchen, und nach mehrfachen Balimmungen, um wiedenun aus der Falle herauszukommen, verkümmert es. Liegt der dicke Teil der Eichel nach unten, die Spitze nach oben, so kann das Federchen zwar sofort geradeaus ins Freie wachsen, das Würzelchen aber ist zu einer Krümmung gezwungen , bei der es sich häufig in der aufgeplatzten Samenhülle fangt und nach einigen Windungen an Erschöpfung zu- grunde geht. V. Schütz hat auf diese Erscheinung hingewiesen, V. Fürst ^) gibt nicht an, wie viele Eicheln bei seinen Versuchen ver- imglückten , konnte aber nachweisen , daß, wenn die Eicheln empor- ^^'uchsen , sie keinen Unterschied in der Entwicklung zeigten. Jenen Instrumenten dagegen, welche einen Spalt in die Erde stoßen [Saat- schippchen, Eichelstufer, der hessische Eichelsetzer, die gewöhnliche, schmale Haue , Spitzenbergs-) Rillendruckstücke] , ist ein Vorzug zuzuerkennen, weil bei ihnen die Eicheln in eine horizontale Stellmig geraten, welches die natürliche Keimstellung ist. Dazu kommt, daß alle Instrumente, welche vertikale Löcher geben, die Wände und die Lochbasis erhärten müssen, was keine günstige Wirkung auf die Anfangsentwicklung üben kann.

In neuerer Zeit ist man von den oben genannten Geräten mehr und mehr zuiückgekommen : sie %^nirden früher vorzugsweise auf nicht bearbeiteten, schwach veninkrauteten Böden angewendet. Neuerdings wird der Boden für die Aufnahme von Eicheln, Nüssen, Kastanien platz- oder riefenweise bearbeitet, und das Einlegen der Früchte erfolgt ebenso wie im Saatgarten. Für Eicheln mit oder ohne sichtbare Keim- wurzeln hat Spitzenberg (1. c.) ein eigenes Druckstück konstruiert^ über deren Brauchbarkeit die Meinungen verschieden sind. Je nach der Größe und BegTenzung der zu besamenden Flächen unterscheidet man folgende Saat formen: Bei größeren Flächen, welche diu-chaus besät werden, spricht man von Vollsaat: ihr geht meistens die Be- arbeitimg der ganzen Bodenfläche voraus. Bei Streifen- oder Riefensaat findet eine streifenweise Bodenbearbeitung und Aussaat statt; Platzsaat oder Stockplattensaat entsteht durch Besäen von mehr oder weniger kreisrunden, zumeist durch das Ausroden der Stöcke gebildeten Bodenverwundungen; eine Stückriefensaat besät Riefenstücke von ca. 0,5 m Breite und 2 m Länge; Rillen saaten

>) V. Fürst, Die Pflanzenzucht im Walde. 1907.

2) G. K. Spitze nberg, Die Sp. Kultiirgeräte. 2. Aufl. Berlin, Paul Parey, 1898

ayr. Waldbau. -•)

33(3 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüugung.

sind sehr schmale Saatstreifen auf einer ^artenbeetartio; bearbeiteten Stelle: verlaufen die Rillen in Riefen, und zwar senkrecht zur Riefon- seite, ähnlich wie die Sprossen an einer Leiter stehen, so heißt mau derartige Saaten auch Leitersaaten; werden wegen allzu großer Bodenbefeuchtung Gräben ausgehoben und der Aushub zu Dämmen aufgeschüttet, welche besät werden, so spricht man von Dammsaat; wird die Grabensohle, der ausgehobene Damm und das benachbarte, im Niveau unveränderte Gelände besät , so nennt C o 1 1 a dies eine Graben-Muldensaat, welche die Aussicht gibt, daß, wie immer die Witterung des Jahres ausfallen möge, doch wenigstens eine der drei Niveauflächen sich bestocken werde.

Wird die Saat von nur einer Baumart zum i^ussäen gebracht , so spricht man von einer Reinsaat; sind mehrere Sämereien gemischt (Mengesaat), so ist hierfür die Voraussetzung, daß die Sämereien annähernd gleiche Größe und Schwere haben.

Bei Föhren werden zuweilen die Zapfen mit noch eingeschlossenen Sämereien auf der Fläche ausgebreitet, mehrere Male bei sonniger Witterung mit dem Rechen hin und her gestoßen, so daß die Sämereien ausfallen und zugleich mit dem verwundeten Boden vermengt werden ; man nennt eine solche Saat Zapfensaat.

Saatbedeckung.

Die natürlichen Grundlagen für die Saatbedeckung sind folgende : Je größer das Samenkorn, um so tiefer muß es im Boden zu liegen kommen, um so s^tärker somit die Bedeckung: je lockerer das Deckungsmittel, desto tiefer die Saatlage, desto leichter die Keimung, die Durchbrechung der Decke von Seiten des Keimlings, je frischer der Boden, um so rascher die Keimung, um so höher die Keimzahl. Bei Herbst- saaten, welche längere Zeit den teils bewegenden, teils erhärtenden Einflüssen von Wind und Regen ausgesetzt sind, muß die Bedeckung der Saat eine höhere sein als im Frühjahr. Daraus ergeben sich folgende Maßnahmen: Die großfrüchtigstcn Sämereien, wie Kastanien, Walnüsse, Hickorynüsse und andere verlangen ein 100 mm tiefes Ein- bringen in den Boden; Eicheln sind am günstigsten eingelegt, wenn sie nach den Untersuchungen von Bühl er (1. c) 50 60 mm. Buchein, wenn sie 30 40 mm tief liegen. Für Tannen empfiehlt sich je nach Samenkorngröße 25—30 mm; die Sämereien der Gattung Picea ver- langen je nach Korngröße 10 15 mm; gleich große Sämereien der Gattungen Pinus und Larix ebenfalls 10 15 mm; die Sämereien der Föhrensektion Cembra verlangen 30 40 mm: Betula 2 3 mm; für Populus, Salix, Paulownia und andere Sämereien mit zartester Be- schatienheit genügt ein Andrücken oder Angießen. Aus diesem Grunde wird auch Birkensamen vielfach auf Schnee ausgesäet (Schneesaat), damit die feinen Körner beim Auftauen des Schnees an den Boden

1. Die Saat. D. Die Aussaat. 387

sieh ansclimiegou uml mit feiner Erde oberflächlich sich vermischen; je nach der Größe der Samenkörner können alle übrigen Sämereien hinsichtlich ihrer Bedeckungsdicke an obigen Angaben angeglichen werden.

Als Deckungsmittel empfehlen sich: die lockere Erde der Saat- flächen selbst, Sand, Humus, zerfallene Torferde; Gartenerde verwirft Weise, da mit ihr die Sporen des Keimlingspilzes (Phytophthora) ein- geschleppt werden. Sollen die Sämereien mit der Erde der Saatfläche selbst bedockt werden, so werden ähnliche Hilfsmittel angewendet, wie sie im landwirtschaftlichen Betriebe üblich sind, nämlich das Walzen der Fläche, das Eggen und Walzen derselben, das Mischen von Sämereien und Erde mit Dornegge (Schleif busch) und Walzen; das Hin- und Hertreiben von Schafherden hat sich gleichfalls bewährt. Kleinere Flächen oder Riefen werden mit dem hölzernen oder eisernen Rechen bearbeitet; für Rieten ist auch geeignet der Spitzenbergische Saatbedecker , der auch im Pflanzengartenbetrieb als vorteilhaft sich bewährt hat; auch der dänische Saatbedecker (Dr. Metzger) scheint empfehlenswert zu sem. Fällt eine mehrtägige Trockenperiode ein, so wäre am günstigsten fleißiges Begießen der Saat morgens oder abends ; allein bei Freilandsaat ist dies nur ausnahmsweise durchführbar; man wird zu anderen Mitteln zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit greifen müssen, das sind Festdrücken, Festschlagen oder Walzen der Boden- oberfläche , um sie dadurch von unten herauf feucht zu erhalten : bei Freiland-, Riefen- und Plätzesaaten kann auch Bedeckung mit Zweigen, Gittern die Besonnung und Austrocknung mildern.

Schutz der Sämereien und der Keimlinge.

Keimlinge von Freilandsaaten gegen die gefährlichsten Pilz- parasiten, wie Phytophthora, Hysterium schützen zu wollen, ist aus- sichtslos: gegen den Schüttepilz der im ersten Jahre stehenden Föhren helfen die Kupfermittel nicht: erst bei zwei- und mehrjährigen Pflanzen wird das Bespritzen mit Bordelaiser oder auch Klebekalkbrühe bald als Radikalmittel, bald als wertlos hingestellt. Muß eine Freilandsaat gegen Unkraut wuchs verteidigt werden, so ist dies ein Zeichen da- für, daß die Saat überhaupt nicht am Platze war, daß an ihrer Stelle Pflanzung hätte gewählt werden sollen.

Zum Schutze der Freilandsaaten, insbesondere der großen Sämereien gegen Tiere, wie Eichhörnchen, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Eichel- häher, sowie der kleinen .Sämereien gegen das Aullesen der Körner und Abbeißen der Keimlinge durch Vögel, besonders Finkenarten, helfen gründlich die Saatgitter, Rahmen, welche mit hölzernen Stäben oder mit einem Drahtgeflecht überspannt sind; sie geben zugleich Schutz gegen Sonne und Erhitzung, gegen allzu starke, schwere Regentropfen gegen Vertrocknung : sie sind jedoch für Freilandsaaten meist zr kost-

388 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

spielig-, ihre Verwendung beschränkt sich auf den Saatgarten. Gegen Rehe , Ilir.-^chc , AVildschwcine sichert sodann gi-ündlich eine sorgfaltig ausgeführte Umzäunung, wie sie bei dem Pflanzgartenbetrieb näher be- schrieben werden soll. Samen und Keimlinge werden gegen obige Tiere und Austrocknung geschützt durch Auflegen von lockerem Reisig, bei Riefensaat durch Schutzfaschinen, welche auf dem Boden befestigt werden. Derlei Deckungen sind aber zugleich ein Anlockungsmittel für Mäuse. Es wäre zu versuchen, ob die Sämereien nicht durch Ein- legen in Wasser, das einen imschädlichen Bitterstoff enthält, wie Alaun, geschützt werden könnten. Der Vermengung der Nadelholzsämoreien mit Mennig als eines Vorbeugungsmittels gegen das Abbeißen der Keimlinge, des Übergießens der Eicheln mit Petroleum und der Mennig- beimisclmng wurde bereits bei der Vorbereitung zur Aussaat gedacht. Der Schutz der Saat diu-ch Abfangen der Schädlinge, wie der Mäuse^ Werren, Tipulalarven, Maikäferlarven, ist meist auf den Saatgarten be- schränkt; bei Freilandsaat muß man das Abfangen der Schädlinge meistens anderen Tieren, wie Raubvögeln, Mardern, Füchsen, Katzen, tiberlassen, deren Schonung freilich mit dem jagdlichen Gewissen des Forstmannes, mit den Forderungen des Vogelschutzes nicht vereinbar ist.

Die Keimzeit, Keimruhe der Sämereien steht im Verhältnis zur Samengröße und im Verhältnis zur vorausgegangenen Austrocknung der Sämereien; es wurde bereits erwähnt, daß die Austrocknung bei manchen Sämereien eine Verlängerung der Keimruhe vom Frühjahr der Aussaat bis zum folgenden Frühjahr bedingt: von hervorragendem Ein- fluß auf die Keimruhe ist sodann die Bodenwärme, somit die nach der Saat eintretende Witterung. Klare Tage mit Sonnenschein und trübe oder nebelige Nächte, welche die Abkühlung des Bodens verhindern, beschleunigen die Keimung am meisten ; klare Nächte heben durch Ab- kühlung den Einfluß der Erwärmung durch die Besonnung wieder größtenteils auf; bei naßkalter Witterung verzögert sich die Keimung am meisten; gedeckte Sämereien keimen etwas später als nicht gedeckte, wenn trübe Witterung vorherrscht, etwas früher, wenn klare Witterung, insbesonders klare Nächte die Regel bilden.

Im allgemeinen keimen gi'oße Sämereien, wie Eicheln, Buchein, Kastanien usw., in 5-0 Wochen; mittlere Sämereien in 4— 5 Wochen; kleine Sämereien, wie Fichten, die meisten Föhren, Lärchen, in :i— 4 Wochen; Birken in 2—3 Wochen; Pappeln in 2—4 Tagen und Weiden in 10—12 Stunden.

2. Die Pflanzung.

Trotz des Bestrebens der Gay ersehen Schule, der natürlichen Wiederverjüngung wieder größere Geltung zu verschaffen , hat die künstliche immer mehr im Laufe der letzten Jahrzehnte zugenommen;

2. Die Pflanzuiifi;. 389

selbst die Saat, welche der Naturverjüno;iui<j; noch aui meisten sich nähert, hat fortt^jesetzt an Boden verloren, und an ihre Stelle ist die Pflanzung getreten. Es müssen große Vorteile mit der Pflanzung verknüpft sein , weil sie , obwohl die kostspieligste Kulturmethode, bei der gegenwärtigen Steigerung aller Arbeitslöhne dennoch als rentabel, ja, wie manche behaupten, als allein rentabel erscheint. So viel steht fest, daß die Pflanzung unter den gegenwärtigen Verhältnissen des hau- baren Waldes als die schnellste, sicherste und leichteste Be- stockungsmethode betrachtet werden muß. Insbesondere gilt dies 1. für versumpfte, verheidete , verunkrautete, vergraste Ödländereien, welche in Wald umgewandelt werden sollen ( Stepponaufforstung, Wieder- bewaldung der Gebirge): 2. starke, mit Unkrautwuchs überzogene Stellen im Walde , Blößen sowohl als auch unter Lichtholzarten ver- wilderte, verangerte Böden lohnen die Pflanzung; 3. bewegliche Böden, wie Flugsand , Düne , von Wasser bedrohte Flächen , wie solche im Überschwemmungsgebiete der Flüsse liegen (Flußauen), verlangen die Pflanzung: 4. schwerer, an der Oberfläche erhärtender, im Winter aui- frierender Boden oder sehr magerer, leicht austrocknender Sandboden, anmoorige Böden sind durch Pflanzung leichter mit Bestand zu ver- sehen ; 5. die Festigungen des Geländes bei Aufforstungen im Gebirge zum Schutz gegen Abrutschungen, Lawinen, Wasserrisse können rasch und erfolgreich nur durch Pflanzung betätigt werden; 6. für alle Aus- besserungen und Nachbesserungen in natürlichen und künstlichen Ver- jüngungen ist allein die Pflanzung rationell; 7. Pflanzung in sehr weiten Verbänden ist notwendig, wenn zwischen den Pflanzenreihen noch land- wirtschaftliche Zwischennutzung für einige Jahre stattfinden soll:

8. Pflanzung bietet im allgemeinen größere Sicherheit, und ermöglicht

9. die Herstellung einer beliebigen Bestockungsdichte.

Als Hauptnachteile der Pflanzung sind in erster Linie die hohen Kosten, welche von der Aussaat des Samenkorns bis zur Freilandpflanzung laufen, zu nennen ; weiter ist nachteilig das Kränkeln der Pflanzen während der ersten Jalire nach der Pflanzung; auch der Umstand, daß mit der Größe des Pflanzenmaterials die Zahl der Leidens- jahre nach der Pflanzung zunimmt, die Sicherheit des Erfolges ab- nimmt, die Höhe der Kosten wächst, verdient Erwähnung. AVird die Pflanzung auf kahler Fläche vorgenommen , kommen noch alle Nach- teile hinzu, welche den Kahlschlagformen anhaften. Solange es Od- ländereien gibt, muß es Pflanzung geben. Aber es muß betont werden, daß es nach Ansicht des Verfassers ein gutes Zeichen für den Wald und für den Wirtschafter ist, wenn im Walde die Flächen, welche eine Bepflanzung erfordern, immer mehr abnehmen imd die Saat- und Pflanzgärten immer weniger und kleiner werden. In der Erziehungsverjüngimg ist der Weg angedeutet, der zu diesem Ziele führen kann. Die Furcht, daß damit manches Forstmannes Freude imd

300 Elfter Abschnitt, Die künstliche Wiederverjüngung.

llanptbctätigung im AValdo beeinträchtigt würde, darf das Ziel einer fortschreitenden, naturgerechten Waldwirtschaft nicht ven'ücken.

Die Gewinnung des PHanzenmaterials kann geschehen : 1. durch Ankauf (Ank aufpflanzen); 2. aus natürlichen Vorwüchsen (Vor- wuchs p fl a n z e n) ; 3. aus dem Überschuß von Saaten auf Kahlschlägen (Schlagpflanzen): 4. aus besonderen, für die Aufzucht angelegten Forstgärten (Gartenpflanzen, Kamppflanzen).

A. Ankaufpflanzeii.

Durch die Zunalime der Waldanlagen ist in den letzten Jahrzehnten der Bedarf an Waldpflanzen so sehr gestiegen , daß sich eine Privat- industrie der lohnenden Pflanzenzucht bemächtigte; in verschiedenen Teilen von Deutschland, wo ebener, lockerer Boden zur Verfügung stand, hat sie sich niedergelassen und ist imstande, unter Benützung von großen Betriebseinrichtungen und Maschinen die Pflanzen billiger zu liefern, als es im eigenen Betriebe, vor allem den kleinen Waldbesitzern, möglich ist. Begründete und unbegründete Bedenken werden gegen den Ankauf von Pflanzen aus solchen Pflanzonzuchtanstalten erhoben. Diese Einwände von naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten aus zu prüfen, soll Zweck der nachfolgenden Zeilen sein.

Das Klima. Es liegt nahe, daß für eine rentable Pflanzenzucht nur günstiges Klima, somit wärmere Lagen mit milderem Winter ge- wählt werden; die großen Pflanzenzüchtereien von Deutschland, Frank- reich, Österreich und anderen Ländern liegen in milden Klimastrichen. Es besteht nun unter den Forstwirten und Laien ein weit verbreitetes Bedenken, Pflanzen aus wärmeren Lagen in kühlerem Klima zu be- nützen. Man nimmt eine Verzärtelung der Pflanzen an und in der Tat ist ein Kömchen Wahrheit in dieser Vermutung gelegen. Jede Holzart, auch wenn sie ihre Heimat in kühlerem Klima besitzt, ist im- stande, in wärmerem Klima durch Verlängerung der Vegetationszeit zu wachsen, solange für diese Holzart die thermische Konstante nicht über- schritten wird. (Man vergl. Abschnitt HI S. 59.) Diese Anschmiegung an die längere Vegetationszeit geht selbstverständlich schon in der ersten kürzeren Vegetationszeit eines neuen Standortes wieder ver- loren. Da aber der längeren Vegetationszeit ein milderer Winter, der kürzeren Vegetationszeit des kühleren Klimas ein strengerer Winter folgt, so ist mit der Anpassung an die längere Vegetationszeit eo ipso auch eine Vorbereitung für den kommenden, mil- deren Winter, mit der Anpassung an die kürzere Vegetationszeit eine Vorbereitung liir den kommenden, strengeren Winter verknüpft. Daraus folgt somit: Wird eine Pflanze aus wärmeren Gegenden im Herbste bezogen und auf einem kühleren Standorte ausgepflanzt, so besteht die Gefahr, daß sie in dem strengeren Winter, für den sie nicht vorbereitet ist, zurückfriort. An einheimischen Laubhölzern und ganz

2. Die Pflanzung. A. Ankuulpflan/en. 391

besonders an Iremdländisclien Laub- und Nadelhölzern ist dies zu be- fürchten und darauf die Klage , daß vom Süden (resp. wärmeren Klima) bezogene Pflanzen im Winter erfroren seien, zurückzuführen. (Un- geeignete Zeit der Provenienz der Pflanzen). Wird aber die Pflanze im Frühjahr bezogen und auf einen kühleren Stand- ort versetzt, so folgt auf die Pflanzung unmittelbar ein Sommer, der die Pflanze auf den kommenden Winter desselben Standortes vorbereitet. Der Bezug der Pflanzen aus wärmerem Klima im Frühjahr ist so- mit ohne alle Bedenken, der Bezug von Laub- und Nadelhölzern (insbesondere fi-emdländischen) im Herbste ist zu vermeiden.

Der Boden. Die Auffassung, man solle die Pflanzen in minder- wertigem Boden aufziehen, damit sie in ihren Ansprüchen an den Boden bescheiden bleiben, ist schon deshalb irrig, weil in schlechterem Boden die Pflanzen mit weit ausgreifendem AVurzelsystem erwachsen und für eine Wiederverpflanzung ein möglichst eng begrenztes Wurzel- werk erwünscht ist. Mit vollem Recht wird guter Boden gewählt, und wo er nicht gut genug oder erschöpft ist, gedüngt. Je vollkommener die Bewairzelung, um so wertvoller ist die Pflanze.

Die Aufzucht. Die Pflanzenhandlungen erziehen ihre Pfleglinge, wie sie im forstlichen Pflanzgartenbetrieb gewonnen werden, durch Rillensaat mit und ohne darauffolgende Verschulung; die gewissen- hafte Ausnutzung des Standraumes aber bedingt einen engen Saat- und Verschulverband. In diesem erwachsen die Pflanzen mit schwächeren Seitenästen aber längeren Gipfeltrieben ; das Pflanzenki'önchen wird zylindrisch, während für die Verwendung eine kegelförmige Krone, stufiger Bau der Pflanzen am besten wäre, weil alle Pflanzen, welche isoliert auf nacktem Boden stehen, zuerst eine Deckung des Bodens durch Seitenäste zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit erstreben: das mehr fadenförmige Material der Pflanzenhandlungen muß erst diese Kegelform im neuen Standort entwickeln, um sich heimisch zu fühlen. Mit dieser Kronenausbildung steht ein zw^eiter Nachteil in Zusammen- hang: die Nadeln der immergrünen Holzarten haben sich in diesem seitlichen Halbschatten dünn und zart entwickelt, wie es dem seitlich mangelnden Lichte entspricht. Werden sie nun plötzlich in das volle Licht versetzt, so besteht Gefahr der Sonnenbleiche im Sommer oder des Erfrierens und Braunwerdens im Winter (Nadelbräune), da die fertiggebildete Nadel sich neuen Lichtverhältnissen nicht anpassen kann. Erst die neu entstehenden Nadeln bauen sich so auf, wie es dem neuen Lichtangebote entspricht. Wälu-end dieser Anpassung aber kümmert die Pflanze. Diese Hemmung dauert umso länger, je enger der Pflauzenverband war, je stärker die Pflanze durch den Dünger empor getrieben wurde.

Behandlung beim Versand. Alle vorhergehend geäußerten Bedenken stehen aber zurück gegenüber dem Tadel , den man aus-

392 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

sprechen muß, wenn man die Behandlung der Pflanzen beim Ausheben, Aufbewahren und Verschicken verfolgt. Schon beim Au.sheben i.st eine Vertrocknungserscheinung nicht zu vermeiden. Es genügen wenige Minuten um an den zartesten Wurzeln die Wurzelhaare zu töten. Ein Ersatz aber ist nur möglich, wenn neue Wurzelspitzen sich bilden. Bei längerem Verweilen in der Sonne, in trockenen, gedeckten Räumen vertrocknen auch die Wurzelspitzen. Werden dann die Pflanzen in Bündel zusammengeschnürt, schichtenweise mit nackten Wurzeln in den Wagen aufeinandergelegt und tagelang auf große Entfernungen hin transportiert, dann darf es nicht wundernehmen, wenn die Wurzeln bis zu den Ansatzstellen am Schafte der Pflanze empor vertrocknen, die grünen Pflanzenteile und Triebe sich erhitzen und fahlgrün werden, welche Farbe in der Regel den Tod bedeutet, zumal wenn die Rinde der Stämmchen runzelig geworden ist. Wenn die Pflanzenhandkingen sich nicht entschließen können , ihre Pflanzen mit feuchtem Moos in den Eisenbahnwagen zu verpacken, wie es ja vielfach bei Verpackung in Körben bereits geschieht und von den modernen Einrichtungen der Eiskühlung bei der Aufbewahrung und beim Transport Gebrauch zu machen, werden sie immer mehr von ihrer Kundschaft verlieren. Es wäre dies tief zu beklagen, denn ihre Pflanzen sind gut und billig und haben der Waldkultur mächtig Vorschub geleistet,

Preis und Kaufbedingungen. Nur eine im großen arbeitende Industrie kann so niedrige Preise für ihre Ware stellen, wie es heute die Massenzuchtanstalten vermögen: der Kleinbetrieb der Forstgärten kann damit nicht wetteifern und der Vorzug einer allenfalsigen besseren Qualität wird durch die höheren Kosten ausgeglichen. Verfasser steht auf dem Standpunkt, daß jene Bezugsquelle die beste ist, welche die Pflanzen von gewünschter Qualität am billigsten liefert. Kann dies im eigenen Betrieb nicht erreicht werden, werden die Pflanzen angekauft. Die bisherigen Pflanzgärten für großen Betrieb einzm'ichten, wie schon E. Hey er 186(3 verlangte, lohnt sich nur in solchen Örtlich - keiten, in welchen durch Wind oder Lisektenkalamitäten große Kahl- flächen für Wiederaufforstung entstanden sind.

Um Pflanzen von der gewünschten Qualität zu erhalten, muß die Bestellung Höhe, Alter und eine bestimmte Behandlungsweise (z. B. Verschulung) festsetzen; weitere Bedinginigen beziehen sich auf die Verpackung und die eventuelle Zui'ückweisung der Sendung, wenn die immergrünen Pflanzen mit gelbgrünen, teilweise bereits abfallenden Nadeln imd verschrumpften Wurzeln und Trieben anlangen.

Die Behandlung der eintreffenden Pflanzen. Sind die Nadeln der immergrünen Pflanzen noch normal grün, aber erscheinen Wurzeln und Triebe welk, eingetrocknet, so sind sämtliche Pflanzen sofort auf zwei bis drei Tage in Wasser untergetaucht zu halten ; oder sie werden auf dem Boden aufeinandergeschichtet , und .jede Schicht begossen

2. Die Pflanzung. B, Vorwuclispflanzen. C. Schlagpflanzon. 393

und mit nassem Moos von der nächsten Schicht j^etrenut : oder die Pflanzen werden in Erde eingesclilagen , krät'tiirst in allen Teilen be- gossen und mit Stroh oder Deckreisig gegen Wind und Sonne so lange abgeschlossen, bis sie verwendet werden können.

B. Vorwuchspflanzeii.

Es ist selbstverständlich, daß nur solche Vorwuchspflanzon zur Wiederverpflanzung sich eignen, welche ihrer Größe, ihrem Alter, ihrem Habitus entsprechend als brauchbar bezeichnet werden können; über diesen Punkt gelten die Ausfülurungen im Abschnitt X, Seite 29(5. Außerdem ist folgendes zu beachten: daß Vorwuchspflanzen um so besser sind, je jünger und kleiner sie sind; daß die Pflanzen mit Erde aus- gehoben werden sollen als Ballenpflanzen: daß sie aber gering oder ganz unverwendbar sind, wenn sie mit weit ausgreifenden Wurzeln oberflächlich im Humus festsitzen, so daß sie beim Aushub nur von lockerem Humus zwischen den starken, abgestochenen Wurzeln um- füttert sind (Fichten, Birken, auch Tannen^); daß nur immer eine Pflanze ausgestochen werden soll; Büschelpflanzen sind stets ver- werflich; sind mehrere zusammenstehend sollen alle bis auf die beste nicht weggerissen, sondern abgeschnitten werden : daß mehrere Pflanzen zusammen nur bei Laubhölzern zulässig sind; daß die ausgehobenen Pflanzen wenigstens in den ersten Jahren in ähnliche Lichtverhältnisse geraten sollen, unter denen sie in den letzten Jalu-en gestanden haben ; daß die Pflanzen nur dann aus Vorwüchsen ausgestochen werden sollen, wenn diese Vorwüchse nicht zur natürlichen Verjüngung des Bestandes verw^endet werden können. Als Geräte für das Ausheben der Vor- wuchspflanzen kommen in Frage, je nach der Größe der Pflanzen, schwere Stechspaten, das Solinger Eisen, Flachspaten, Zylinderspaten mit nach der Schneide hin kleiner werdendem Durchmesser, Kegel- spaten, Kegelbohrer. Von diesen unten abgebildeten Typen von In- strumenten eignet sich der Kegelspaten für alle Bedürfnisse ; Zylinder- spaten werden umso unpraktischer je größer sie sind; der Kegelbolu-er ist für kleinere, seichtwurzelnde Pflanzen sehr brauchbar; daß als Grundsatz gelten muß, je kleiner die Pflanze um so kleiner kann das Instrument sein, bedarf kaum der Erwähnung.

Sollen

C. Schlagpflanzen gewonnen werden, so wird hierauf schon dm-ch Ausfülu-ung einer dichteren Vollsaat auf der Kahlfläche, oft in Verbindung mit Getreide- bau (wie Hafer, Roggen), Bedacht genommen. Auch eine Verschulung auf Kahlschlagflächen kaim Pflanzen liefern. Dieselben Instrumente,

1) Kautsch, Beiträge zur Frage der WeiUtannenwirtschaft (189.")), verwirft Tannenvorwuchspflanzen ganz.

394

Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngnng.

welche vorhin beschriebon wurden , dienen aucli zum Ausheben der Schlagpflanzen mit Erde , welche somit Ballenpflanzen sind. Hier- bei ist jedoch zu bedenken: daß jede Pflanze durch das Heraus- stechen aus dem Boden beschädigt wird, und daß auch jede Nachbar- pflanze, welche verbleiben soll, eine ähnliche Beschädigung erleidet; daß in der Regel eine Vielheit von Pflanzen in einem Erdballen sich lindet, welche bis auf die besten weggeschnitten werden sollten, daß dies aber in der Regel nicht geschieht, so daß Schlagpflanzen-

Abb. -Z). Geriltü

Ausheben von Hallenptliin/cn : i Hohl- oder Zylindeispaten, <l E.

anierikaniscIiiT Stoc-hspalen, h Kegelspatcn, Ileyers Pllanzenbohrer.

gewinnung zur Büschclpflanzung führt, welche eine Summe von Ver- legenheiten in späterem Alter des Bestandes bedeutet; daß bei be- sonders schwerem Boden sich Wasser in den Stichlöchern ansammelt; daß bei lockerem Boden die bleibenden Pflanzen vertrocknen können; daß die Gefahr einer allzu starken Ausnützung naheliegt, welche eine ungenügende Pflanzenzahl oder zuviel an Schwächlingen zurückläßt, wo- raus nur mangelhafte Bestände werden; daß der Boden durch das Aus- stechen der Ballen außerordentlich verschlechtert wird; daß somit nur auf den besten Böden eine solche Pflanzenzucht getrieben werden soll.

2. Die Pflanzung. D. Gartenpflanzen, Kamppflanzen. 395

D. Garteupflanzeii, Kainppflaii/en.

Über die Erziehung von Pflanzen in eigenen Forstgärten oder Kampen liegen nmfangreiche Untersuchimgen und ausführliche Schriften vor; es darf wohl als das beste Werk hierüber H. v. Fürsts „Pflanzen- zucht im Walde" bezeichnet werden; auf jahrzehntelange eigene Er- fahrungen aufgebaut, ist das Buch in der vierten Auflage auf '.WA Seiten angewachsen. Auch hierin liegt ein Beweis von der Zunahme der künst- lichen Verjüngung, von der Vereinfachung des forstlichen Gewerbes und von der Verlegung des Schwerpunktes der forstlichen Tätigkeit auf Kahlschlag und Pflanzenzucht.

Auswahl der Ortlichkeiten für Anlage des Gartens.

Hinsichtlich des Klimas kann auf die Ausführungen bei den Ankaufspflanzen verwiesen werden. Da man nicht für jede Pflanze einen ihrem Klima entsprechenden Garten wählen kann, so verlegt man mit vollem Rechte die Gärten stets in die günstigste Klimalage, welche ein Revierbezirk besitzt; da das Klima des Hügellandes von der Exposition abhängig ist, werden nördliche und östliche Abdachungen für Kuhle und Luftfeuchtigkeit liebende Holzarten, südliche Ex- positionen für Wärme liebende und Lufttrocknis ertragende Holzarten gewählt; wo Vertrocknungsgefahr besteht, wie bei leichten, sandigen Böden, sind südliche Expositionen zu vermeiden. Um möglichst den Spät- und Frülifrösten zu entgehen, wird die Anlage mitten in einem größeren Waldgebiete, mitten in einem Hochwaldbestande angelegt, so daß auch im Saat- und Pflanzengarten möglichst jene Verhältnisse obwalten , unter welchen auch die freie Natur ihre Kinder aufzieht. Die Belichtung soll nur für eine halbe Tageszeit eine volle Besonnung sein. Am vollkommensten erfüllt diese Bedingungen ein Garten von 0,1 0,3 ha Größe, rechteckig, in einem der Haubarkeit sich nähernden Bestände einer Schattenholzart so untergebracht, daß die Nord- und Ostseiten des Gartens eine halbe, die West- und Südseiten eine viertel Baumlänge vom haubaren Bestand entfernt bleiben. Dadurch wird der schädliche Sonnenreflex an der Nord- und Ostseite eingeschränkt, der wohltuende Schatten auf der Süd- und Westseite ausgenützt, ohne daß damit der Garten in das Tropf bereich der Bäume gerät ; auf einem Saumschlage soll der Garten nur dann untergebracht werden, wenn der Saumschlag so lange stille steht, bis der Garten ausgenützt und mit der Holzart der Umgebung wieder bestockt ist; an Kahlflächen, Blößen, Feldern, Wiesen soll der Garten wegen Unkrautgefahr nicht angrenzen. Bei der Bestellung des Gartens mag der nordöstliche Teil den Licht- holzarten, der übrige Teil den Schattenholzarten zugewiesen werden. Ein derartig gelegener Garten ist gegen Wind als lästige Erscheinung

1) H. V. Fürst, Die Pflanzenzucht im Walde. 4. Aufl. Berlin 1907.

39() Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

beim Säen und vor allem gegen Spät- und Frühfröste gesichert, eine Gefahr, welche alle Pflanzgärten in Mitteleuropa von mehr als 0,3 ha Größe bedroht. Muß dem Garten eine größere Ausdehnung gegeben werden, so empfiehlt sich schwach geneigtes Gelände, um der kalten Luft einen Abfluß zu bieten.

Mortzfeld') wählt 10 a große Kreisflächen auf bestem Boden, er verbindet dabei den Pflanzgarten mit der Bestandsbegründung, indem der Garten nach lOjäliriger Benützung in eine Laubholzgruppe übergeht. Nähere Angaben sind später bei Begründung der Eiche gebracht.

Bezüglich des Bodens ist den Ausführungen über Ankaufs- pflanzen auf Seite 391 nichts hinzuzufügen. Der beste Boden, wenn er locker und frisch ist, ist für den Pflanzgarten gerade gut genug: auch entwässerter und verbesserter Moorboden kleinerer Ausdehnung, mitten im "Walde gelegen, eignet sich. Der Pflanzgarten soll konzentrisch zwischen den Verbrauchsarten imd in der Nähe eines Wasser- behälters gelegen sein.

Die Größe des Pflanzgartens wird nicht nach dem Bedarf an Pflanzenmaterial, sondern nach naturgesetzlichen Gesichtspmikten bestimmt. Die Maximalgröße ist jene, bei der die Bestandsdurchbrechung ein Frostloch zu werden beginnt: das beginnt durchschnittlich im wärmeren Mitteleuropa, wie oben angegeben, bei einer Größe von 0,3 ha, im kühleren Fagetum bei 10 a (Mortzfeld). Sind größere Flächen notwendig, so möge bedacht werden, daß mehrere kleine Gärten einem großen vorzuziehen sind. Um Zahlen über das Verhältnis zwischen Pflanzgärten und Schlagflächen zu geben, sei erwähnt, daß man 4—5 '^lo der Kulturfläche für den Pflanzgarten rechnet, wenn verschultes, 2 3 "/o wenn nicht verschultes Material in Anwendung kommt.

Pflanz garten Wechsel. Fliegende Pflanzgärten, welche den Boden nicht bis zu seiner Erschöpfung ausnützen, sind den ständigen vorzuziehen. In neuerer Zeit wird betont, ständige Gärten für Ansaat, fliegende für Verschulungen zu wählen.

Umzäunung. Lebende Zäune, Hecken zäune aus Weiß- dorn, Schwarzdorn, Hainbuchen, Eiben, Tannen, Fichten, Thujen, Taxus, Tsuga und anderen Schatten ertragenden Holzarten können nie so dicht aufwachsen, daß nicht Tiere sich hindurchzwängen könnten. Sie be- dürfen längerer Zeiträume, bis sie ihren Zweck annähernd erfüllen, da sie, wenn aus Nadelholz, einmal, wenn aus Laubholz zweimal im Jahre ki'äftig beschnitten werden müssen; wichtiger sind andere Zaunformen, welche sich zumeist nach der Tiergattung richten, welche ausgeschlossen werden soll. Danach unterscheidet man Stangenzäune, Flechtzäune,

1) Mortzfeld, Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1896.

2. Die Pflanzung. Arbeiten im Pflanzgarten.

397

Drahtzäuno mit liorizontal gespannten Drähten und Drahtgeflechtzäune oder Massonzäune, Neuerdings kommen immer mehr statt der ver- gänglichen Holzzäune die fast unvergänglichen Drahtzäuno zur An- wendung. Der Draht, teils glatt, teils auch mit Blechspitzen oder Nägeln versehen (Stacheldraht), wird in einem Abstand von 10 15 cm horizontal auf Pfosten mit einem Hebclinstrumente aufgezogen und mit Krampen angenagelt ; solche horizontale Drähte sind gut gegen größere, wertlos gegen kleinere Tiere (Reh, Hase), da sie sich über kurz oder lang doch lockern durch Einsteigen von Menschen, durch Versuche der Tiere, einzudringen. Besser ist daher die vertikale Verflechtung solcher Drahtzäune mit geringwertigem Stauden- und Ästematerial.

Der beste aller Zäune ist das Drahtmaschengeflecht. Bei der Preis- abnahme solcher verzinkter Draht- netze, bei der Haltbarkeit derselben (ihre 25jährige Brauchbarkeit ist be- reits festgestellt), bei der absoluten Sicherheit , die sie gewähren , sind sie auch als die billigsten zu be- zeichnen. Nur ihre momentane An- schaffung ist vielleicht noch etwas höher als jene der vergänglichen Holz- zäune. Je nach der Tiergattung sind Maschendurchmesser, Drahtstärke und Netzhöhe zu wählen. Es genügt übri- gens zum Abhalten aller Tiere, welche nicht klettern können, eine Netzhöhe von 1 m und eine Überhöhung mit ein oder zwei Sprungdrähten ; der Abschluß am Boden ist am einfachsten durch Aufwerfen von Erde oder durch Versenken des Gitters oder eines Stacheldrahtes erreicht.

Sind die Drahtgeflechte auf hölzerne, imprägnierte Rahmen gespannt und geeignet an Pfosten geheftet , so können nach Auflassen des Gartens dieselben Rahmen zur Einfriedigung eines weiteren Gartens dienen. Ebenso kann aus solchen Rahmen eine beliebige Umzäunung für Freilandkulturen hergestellt werden. Zur Umzäunung gehören auch einander gegenüber liegende Türen bzw. Tore, im Falle der Garten mit bespannten Fulu^-erken befahren werden soll.

Arbeiten im Pflanzgarten. Die Bodenbearbeitung beginnt bereits im Herbst mit der Fällung der Bäume, Rodung der Stöcke, Umhacken, seltener Umpflügen

Abb. 22. Form und Lage des Pflanzgartens

in einem haubaren Bestände: Krklärung

im Te.xte.

398 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

der Fläche bis zu einer Tiefe von 'SO 4U cm unter Beseitigung von Wurzeln und groben Steinen; Wurzeln und Unkraut wuchs werden auf Haufen zusammengebracht. Im nächsten Frühjahre werden Unkraut und Wurzeln zu Asche verbrannt, die Asche ward über die ganze Fläche verstreut und eine abermalige, seichtere, gartenmäßige Bodenbearbeitung sorgt für feine Verkrümelung und Ebnen der ganzen Fläche und Ein- teilung in Beete.

Die Breite der Beete soll zwischen 1 1,2 m liegen, damit die Handarbeiten in der Mitte des Beetes von den beiden Seiten her nicht erschwert werden : die trennenden Wege sollen nicht weiter sein, als emes Mannes Fuß lang ist. Damit die Wege rechtwinkelig sich schneiden, empfielilt sich die Anwendung eines Winkelprismas. Ein Hauptweg der Länge nach und ein zweiter, welcher senkrecht auf dem ersten steht, womit der Garten in vier gleiche Teile zerlegt wird, bilden in der Regel die Grundlage für die Beeteinteilung. Die so entstehende Pflanzen- und Saatstelle verdient vom ästhetischen Gesichtspunkte aus den Namen Garten so wenig wie eine Stelle für Gemüse- oder Getreide- zucht: es gibt aber doch Pflanzenzuchtanstalten, welche wenigstens versuchen, sich das Wort Garten zu verdienen, indem die toten Punkte im Garten wie auch ein mittleres Rondell für Anpflanzung einer solitären, selteneren Holzart reserviert bleiben. Verfasser kami in diesem Punkte dem Verfasser der „Pflanzenzucht im Walde", H.v. Fürst, nicht zustimmen-, v. Fürst findet, daß solche Zierden als Luxus besser wegbleiben sollten, da gut gehaltene und gepflegte Pflanzbeete auch ohne solche überflüssige Zutaten das Auge des Sachverständigen er- freuen würden. Wir fügen hinzu, daß das Auge des Sachverständigen hier in der Regel das des Vorgesetzten ist, was es auch erklärlich er- scheinen läßt, warum vielfach in der guten Erhaltung und Pflege ein Luxus getrieben wird, der überflüssig ist. Werden aber zur Zierde fremdländische, forstlich beachtenswerte Holzarten gewählt, so sind sie als Anfang einer Bestückung beim Verlassen des Pflanz - gartens, das ohnedies nach zehn bis zwölf Jahren geschehen sollte, nur nützlich: bei ständigen Gärten mögen Solitärpflanzen mit den Jahren störend werden. Die Einteilung der Beete erfährt im Laufe der Be- nützung des Pflanzgartens Veränderungen: es sollte Regel sein, daß bei jeder neuen Bestellung der Beete mit der Beetrichtung und Beet- benutzung gewechselt würde: ein Beet, welches eine Saat trug, soll nunmein- eme Verschulung, ein Beet, welches eine Verschulung trug, soll nunmehr eine Saat aufzunehmen haben. Auch Wechsel in der Holzart ist angezeigt. Ehe Bodenerschöpfung eintritt, soll die Boden- verbessening durch Düngung einsetzen, worüber am Schluß des Pflanz - gartenbetriebes nähere Angaben gebracht werden. Ein notwendiges Attribut des Saat- und Pflanzgartens ist sodann eine Hütte oder Zelte, groß genug zur Unterbringung der Geräte und der Arbeiter zum Schutz gegen die Unbilden der Witterune.

2. Die Pflanzung. Arbeiten im Pflanzgarten. 3i>tt

Die Beste 11 ung der Beete durch Sämereien. Eine über die ganze Beetiläclie hinweggehende Vollsaat heißt breitwürfige Saat. Sie bringt zwar mehr Pflanzen pro Beetfläche , erschwert aber die Reiiilialtung der Beete von Unkrautwuchs, die Bekämpfung von Schäd- lingen, so daß man allgemein zur Streitensaat übergegangen ist, welche wegen ihrer Schmalheit Rillen- oder Rinnensaat genannt wird.

Für kleine Sämereien, wie sie Fichten, Lärchen, mehrere Föhren und andere Holzarten besitzen, genügt eine Rille von etwa 2 cm Tiefe imd 8 cm Breite und ein Rillenabstand von 10 cm: größere Sämereien verlangen größere Abstände in den Rillen, welche ihnen durch die Steck- oder Stufensaat gegeben wird.

Die Anfertigung der Rille geschieht am raschesten durch rotierende Listrumente: Walzen von der Breite der Saatbeete, denen in be- stimmten Abständen Leisten aufgenagelt oder aufgelötet sind, drücken die Rille in den Boden durch ihr Gewicht ein, wenn sie über die Beete parallel mit deren Längsseite bewegt werden. Solche Walzen wui'den von Sauer^) erfunden: sie liefern stets die gleiche Rillenbreite und -tiefe, sind daher nur für bestimmte Sämereien anwendbar. Leichter handliche und für größere wie für kleine Sämereien brauchbarere Ge- räte von verschiedener Rillentiefe und -breite sind Spitzenbergs 2) Rillenwalzen: durch stärkeres oder schwächeres Aufdrücken werden die Rillen tiefer oder seichter. Eine Führervorrichtung gestattet den Abstand der Rillen zu ändern und einen möglichst parallelen Verlauf der Rillen einzuhalten: gelingt dies nicht vollständig, so ist dies zwar kein Schaden für die Pflanzen, aber vielleicht nicht erfreulich für das Auge des Sachverständigen.

Bezüglich der Schnelligkeit der Arbeit sind an zweiter Stelle zu nennen die Saatbretter, welche eine Länge gleich der Beetbreite be- sitzen und im gewünschten Abstände aufgenagelte Leisten tragen, welche wiederum einen Querschnitt von der gewünschten Rillenbreite und -tiefe besitzen. Der Querschnitt ist schwalbenschwanzartig (Doppel- rille), dreieckig oder viereckig: den dreieckigen dürfte der Vorzug zu geben sein. Damit die Rillen parallel werden, wird über die Beete der Länge nach eine Schnur gespannt, auf welche die Saatbretter so gelegt werden, daß ein das Brett in der Quere halbierender Strich genau mit der Schnur zusammenfällt. Auch die Bretter haben den Nachteil, daß eine Verändermig in dem Verbände und der Größe der Rillen unmöglich ist. Endhch wären noch Spitzenbergs Rillen- drücker sowie löffel- oder pflugartige Geräte zu nennen, mit welchen ebenfalls Saatfiurchen von beliebiger Tiefe und Breite je nach der Be- lastung eingedrückt werden können. Für Saaten mit größeren Sämereien,

') Revierförster Sauer, Forstwissenschaftliches Centralblatt 1904. 2) 1. c.

400

Elfter Abschnitt. Die künstliche AViedervorjaugung.

z. B. Eicheln (Stecksaat, Stiifensaat, Pimktsaat) , fertigen Bretter mit Zapfen oder Setzstäbe vertikale Löcher, oder das Einlegen erfolgt in tiefen Rillen, so daß die Sämereien horizontal liegen.

a^.

E

Abb. lA. Saatgerilte: a Spitzenbergs Killcnwalze, /) «lesselbeii (iilterwiilzo und Saatbedecker, r Eßlingers Saatlatte, tl und , Haffners Killenbedecker.

Die mehrfach bereits zitierten Untersuchungen Professor Bühlers geben zuverlässige Anhaltspunkte über die Saatdichte. Nach Bühl er erhält man die größte Pflanzonmenge, wenn von den Sämereien der europäischen

Fichten, Föhren, SchwarztÖhren . . . lo g pro 1 m Rillenlänge, Lärche, Weymouthföhre, Buche, Erle . :iO 1

Tanne, Zirbel, Esche, Linde . . . . 50 1

Stieleiche und Birke 150 ,, 1

verwendet werden.

Die Dichtigkeit hängt sodann ab von dem Zweck, der mit der Saat verfolgt wird. Sollen die Pflanzen im Saatbeet bis zum Aus-

•J. Die Pflanzung. Arbeiten im Pfluuzji;urten. .}()[

ptianzeu vrii)leil)en, so ist dünne Saat notwendijuc, sollen aber dio Prianzon ein- odor zweijährio; ausgehoben und wicilcr veri)ilanzt (verschult) werden, so smd dichte Saaten zulässio-.

Die Ansaat der Rillen geschieht mit der Hand, wie besonders bei größeren oder geflügelten Sämereien; kleinere Sämereien, besonders jene der Fichten, Föhren und Lärchen, lassen sich vorteilhaft auch mit einlachen Vorrichtungen einbringen. Forstrat Eßlingers Saatlatte ist eines der am häufigsten gebrauchten und einfachsten Saatgeräte. Die beigegebene Abbildung macht eine Besclireibung übei'flüssig ; sie hat die Beetbreite zur Länge und wird in einem ebenso langen Troge mit Sämereien gefüllt; durch eine geschickte Drehung oder mit dem Finger wird der Überschuß der Körner beseitigt; die Latte wird an die Rille angelegt und umgekippt. Fürst empfiehlt sodann Hör- manns ^) Rillensäer als ein sehr einfaches Instrument; seine nähere Konstruktion möge aus der Originalschilderung entnommen werden. Forstmeister Hacker hat einen Säeapparat erfnnden, der keine Rillen- aufertigung verlangt; der in regulierbarer Menge ausfließende Samen wird von der am gleichen Listrument befestigten Walze festgedrückt, worauf die Bedeckung der Sämereien folgt.

Die Bedeckung der Sämereien. Was die Dichte der Be- deckung angeht, so ist sie durch die Rillentiefe gegeben; die Rillen- tiefe wii'd so gewählt, daß die Ausgleichung der Rille durch Eindecken mit der Beetfläche genau die richtige Bedeckungsdichte ergibt. Alle Angaben bezüglich der Freilandsaaten (Seite 386) haben auch für (rartensaat ihre Geltung; als Mittel zum Decken dienen gleichfalls die- selben Substrate; es mag hierzu kommen, daß Rillensaaton auch mit Düngererde gedeckt werden können, wie dies z. B. Forstrat Häffner in Forstenried mit einem überaus praktischen Instrument erreicht, dem Häffner sehen Saatbedecker. Dieser, einem breit gezogenen Trichter gleich, wird auf die Rille gestellt, die Düngererde wird mit der Hand hineingestreut, mit einer Seitenfläche wird die Bedeckung festgedrückt (Abb. 23 d u. e).

Auch die übrigen Instrumente, wie Rechen und ganz besonders Spitzenbergs Saatbedecker (Abb. 23 &) sind hier einschlägig.

Da jene Schutzmaßregeln die besten sind, welche das Er- scheinen der Feinde der Sämereien verhhidem, so sollen diese zuerst besprochen werden.

Um dem Unkraut wüchse vorzubeugen, empfiehlt sich das Be- legen der Beetstreifen zwischen den Saatrillen mit Laub, Moos, Säge- mehl, Torfmull gespahenen Stangen, Latten, Prügeln u. dgl. Damit ist zugleich ein vortreffliches Mittel gegen Austrocknung der Saat, eine außerordentliche Förderung durch die Feuchterhaltung des Bodens, ein

1) Hörmann, Forstwissenschaftliches Centralblatt lOO-i. Mayr, Waldbau.

402 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Mittel gegen Auffrieren im Winter geboten ; nützliche Laufkäfer finden ihre Deckung. Keimt Unkrautwuchs zuerst empor, vor der Edelsaat, wie das die Regel ist, so muß ersteres beseitigt- werden, ehe es größer wird. Bei Sämereien, welche in einer Tiefe von 2 cm und darüber im Boden liegen, ist das kräftige Übergießen der Beete mit kochendem Wasser ohne oder mit großlöcheriger Brause, welche hart über den Boden hin- weggefühi't wird, ein vortreffliches und rasch wirkendes Unkraut- und Insektenvertilgmigsmittel ; bei Sämereien, welche bis zu 2 cm tief liegen, genügt Wasser von 80 " C ; dieses Begießen mit kochendem Wasser ist wohl das billigste und zugleich nützlichste Mittel der Unkraut- V 0 r t i 1 g u n g , das bis zur Keimung wiederholt werden kann. Es empfiehlt sich das zur Saat zubereitete Beet einige Tage ohne Saat zu be- lassen, damit das oberflächlich liegende Unkraut vor der Edelsaat einen Vorsprung erhält und dadurch gründlicher mit heißem Wasser vernichtet werden kann. Keimen Unkraut und Edelsaat gleich- zeitig, so muß so früh als möglich das Unkraut mit der Hand, vielleicht unterstützt von einem spitzen Messer, beseitigt w^erden, wobei gelockerte Keimlinge mit den Fingern seitlich wieder festzudrücken sind. Zum Schutze gegen Auffrieren wird nach August nicht mehr ausgejätet. Für die letzte Unkrautbeseitigung im August, SeiDtember genügt zwischen den Verschulungen das Abschneiden des Unkrautes, ehe dasselbe zur Samenbildung schreitet ; die annuellen Unla'äuter ver- nichtet dann der Winter, wälirend ihi^e Wurzeln gegen das Auffrieren schützen. Das völlige Beseitigen noch im Herbst ist zwar schöner, aber auch dafür kostspieliger und weniger nützlich. Das Unkraut in den Rillen kann nur mit der Hand, jenes zwischen den Saatrillen auch mit zwei- oder dreizinkigen Gabeln, mit Miniaturptiügen (Jätepflügen), mit der Kratzbürste, welche Nägel trägt, mit Schüllermanns Locke- rungsapparat ^) und anderen beseitigt werden. Das Unkraut auf den Wegen wird mit schabenden, flach abschälenden Listrumenten entfernt. Engerlinge sind in Gärten, welche in normaler Größe in einem haubaren Bestand angelegt werden, nicht zu befürchten ; das Anbringen von Starenkästen an den Bäumen in der Umgebung der Gärten schützt gegen eine Menge von Insekten, insbesondere auch gegen den Mai- käfer; auf gi'ößeren Flächen hat sich das Eindecken der Saat mit Reisig bewährt, das Einbringen von Schwefelkohlenstotf in den Boden ist nach V. Seelen gut, nach Weise wertlos. Die WeiTe vertilgt man durch Aufsuchen der vertikalen Gänge und Eingießen von reichlichem kochenden Wasser; auf der Oberfläche lebende Käfer, wie Haltica, auch solche mit hartem Panzer, wie Rüsselkäfer, bekämpft und tötet man am schnellsten durch kräftiges Übergießen der Beete mit heißem Wasser von 50 " C. Diese Temperatur schadet auch den zartesten Pflanzen

') Schü 11 ermann, Forstwissenschaftliches Centralblatt 1908.

2. Die Pflanzung. Arbeiten im Pflanzf;arton. 4()3

nicht, tötet aber jodos tiorische Lebon nach Untcrsuchuiif^on dos Ver- fassers. Gegen Mäuse helfen eingeorabeno, ghittwandigo Töpfe, Mäuse- fallen, Vergiftungen mit Weizen oder Phospliorpillon. Der sehr lästige Maulwurf kann nur an einem Verbindungswege, den er regelmäßig be- nützt, durch Maulwurfszangen, welche nach beiden Seiten hin im Gange gestellt werden, abgefangen werden. Schutz gegen Vögel gewährt Ver- mischung mit Mennig, Bedeckung der Beete mit Reisig oder mit Saat- gitter, welche aus Holzstäben oder Drahtgeflechten gefertigt sind. Gegen Rehe, Hasen, Hirsche, Schweine und andere große Tiere hilft der Zaun, gegen das Eichhörnchen helfen Saatgitter oder besser, an- gesichts der sonstigen großen Schädlichkeit dieser Tierchen das Ab- schießen. Die Feinde dieser Tiere, vor allem den Fuchs, den Marder, den Iltis, das Wiesel zu schonen, würde zwar dem Forstmann und seinen Pfleglingen nützen, aber dem Jäger und seinen Pfleglingen Schaden bringen; hier aber entscheidet der Jäger und wohl jeder stimmt ihm zu.

Gegen Vertrocknen der Saat, besonders der eben aufkeimenden, helfen außer den obigen Zwischenrillendeckungen auch Bestecken mit Zweigen, Hochdeckung auf Gestellen mit belaubtem oder benadeltem Reisig und im äußersten Notfalle das Begießen mit Wasser ; von letzterem abgesehen, helfen die gleichen Mittel auch gegen Spätherbst bei sehr früher, gegen Frühfrost bei sehr später Aussaat oder bei fremd- ländischen aus wärmeren Regionen stammenden Holzarten.

Dünn ausgeführte Saaten gestatten das Belassen der Pflanzen in den Saatrillen bis zum Zeitpunkt ihrer Brauchbarkeit für Freilands- pflanzungen ohne vorheriges Umpflanzen im Garten oder Verschulen. Für solche unverschulte Pflanzen ist es wichtig, einen möglichst gleichmäßigen Abstand zwischen den Pflanzen zu erzielen; durch die Saat selbst ist das in der Regel nicht erreichbar: sie wird immer stellenweise zu dicht, stellenweise zu dünn ausfallen; es hat somit im ersten oder im zweiten Jahre nach der Saat eine Ausdünnung der zu dichten Rillen einzutreten. Vielfach geschieht dies durch Heraus- schneiden des Überschusses mit einer Schere; das Herausreißen ist wenig empfehlenswert; besser erscheint das Herausheben mit einem schmalen, scharfschneidigen Instrumente, mit dem die Wurzeln der über- schüssigen Pflanzen tief abgestochen und diese selbst ausgehoben werden. Dm-ch Festdrücken der allenfalls gelockerten Umgebung ist die Arbeit vollendet. Solche ausgehobene Pflänzchen werden zur Bestockung allzu locker stehender Partien oder anderweitig verwendet. Ausgedünnte Pflanzen erreichen ein Jahr früher ihre Brauchbarkeit fürs Freie, ihr Wurzelsystem aber ist weniger kompakt, ihr Ausheben bedingt somit stärkere Verletzungen ; immerhin ist die Pflanzung mit nicht verschultem Material sehr rentabel und sehr viel verbreitet.

Die den Pflanzen so woliltätige Bodenlockerung wird am 1 .esten mit der Beseitigung des Unkrautwuchses betätigt; als Instrumente kommen

•J6*

4(j4 Elfter Abschnitt. Die kt\iistliche AVieJervcrjüngung.

Häufelpflüp;e, lüffelartige Instrumente und mit gröl.ltem Vorteile das im Gemüsegarten allbekannte Gartenhäckclien in Anwendung. Sind die Saaten zwischen den Rillen eingedeckt, ist weder Bodenlockerung noch -häuf'elung notwendig. Werden die Erdstreifen zwischen den Saatrillen ausgejätet, gelockert und gehäufelt, so kann damit auch eine Zwischen- düngung verbunden werden; man verwendet hierzu flüssigen Dünger, stark vergorene Jauche oder Düngererde von Komposthaufen, wie sie später beschrieben werden soll.

Das Verschulen. Kräftige einjährige und zweijälu-ige Pflanzen pflegt man zu verschulen; bei Zürbeln, Buchen, Hainbuchen, Linden werden auch Keimlinge mit dem kleinsten Hohlspaten ausgestochen und verschult ; Föhrenpflanzen pflegt man in der Regel nicht zu verschulen, das heißt im Garten in einem weiteren Verbände umzusetzen, sondern mit einem oder zwei Jahren sogleich ins Freie zu bringen; nur wenn auf einer lehmreicheren Stelle Ballenpflanzen erzogen werden sollen, werden auch Föhren (zwei- und dreinadelige) verschult ; für alle übrigen Holzarten dagegen ist Verschulen eine allgemein übliche Maßnahme, welche folgende Vorzüge besitzt :

1. Leichtere Ausführbarkeit der Saat, welche dichter und ohne be- sondere Vorsicht hinsichtlich ihrer Gleichmäßigkeit geschehen kann; 2. Gewinnung von Pflanzen mit enggepacktem Wurzelsystem; 3. von Pflanzen mit stufig, das heißt pyramidal geformten Kronen ; 4. Möglich- keit einer Zwischendüngung; wünschenswert ist die Verschulung bei Erziehung von Ballenpflanzen. Als Nachteile stehen gegenüber: höhere Kosten, Verbrauch an größeren Gartenflächen und rasche Ver- schlechterung der Saat- und Pflanzgärten, insbesondere bei Ausheben von Ballenpflanzen. C. Wagner \) nennt das durch Verschulung bei der Fichte erzeugte Wurzelsystem ein unnatürHches und verlangt des- halb für die Fichte Rückkehr zur Naturverjüngung um jeden Preis. A. Fron-) sagt: „Nadelholzpflanzen soll man nicht verschulen, da, von den Kosten abgesehen, die unverschulten Pflanzen besser seien als die vcrschulten." Die Verschulung wird mit ein-, zwei- oder schwach- entwickelten dreijährigen Pflanzen und in der Regel nur einmal vor- genommen ; sollen Heisterpflanzen von 2 m Höhe und darüber gewonnen worden, empfiehlt sich ein zwei-, selbst mehrmaliges Verschulen mit immer größeren Abständen der Pflanzen.

Das Ausheben der Pflanzen erfolgt mit dem Stechspaten dm-ch Offnen eines Gräbchens parallel der ersten Saati'eihe; durch einen Spatenstich zwischen der ersten und zweiten Saatrille werden dann die Pflanzen der ersten Rille in den Graben gedrückt ; die zweite Rille legt sich auf diese Weise in das Gräbchen, das an Stelle der ersten

') Die Grundlagen der räumlichen Ordnung im Walde. 1907. -) Silviculture. 1903.

2. Die Pflanzung. Arbeiten im Pflanzgarten. 405

Rille getreten ist und so weiter. ]\[it dieser Methode wird zugleich das Sortieren der Pflänzchen nach ihrer Größe verknüpft . da es wninschenswert ist, Pflanzen von einer Größe auf ein Verschulbeet zu bringen, obwohl in kiu-zer Zeit von neuem im Wüchse divergente Individuen sich zeigen. Kann die Arbeit bei tmber, nebeliger oder gar schwach regnerischer Witterung vorgenommen werden, so ist sie vielleicht schwierig und langsam; diese Nachteile aber werden voll auf- gewogen diu-ch die Schonung der Pflanzen ; ein paar Minuten Besonnung genügen zum Abtöten der Wurzelhaare und Wurzelspitzen. Muß diese Ai'beit bei Sonnenschein und trockener Witterimg geschehen, so empfiehlt sich möglichst rasches Einschlagen in die Erde , ganz untergetauchte Einlage in Wasser, nasses Moos und kräftiges Begießen nicht bloß der Wurzeln mid der Erde, sondern auch der oberirdischen Teile und der Bedeckung. Das Einlegen in Wasser schadet deshalb nichts, weil nach des Verfassers Versuchen Pflanzen wochenlang in Wasser liegen können, ohne im geringsten zu leiden; es besteht sogar noch der Vorteil, daß Pflanzen unter Wasser nicht austreiben. Auch das Eintauchen in Lehm- brei ist viel besser als sein Ruf. Das Verbringen zum Verschulbeet und das Aufbewahren zum unmittelbaren Gebrauche geschieht am besten in nassen Tüchern (Rupf). Man kann auch Spitzenbergs Pflanzlade oder jedes andere seichte Kistchen benützen, dem ein Tuch als Deckel aufgenagelt ist, das fortwährend naß gehalten wird.

Das Verschulbeet wird etwas tiefer bearbeitet als das Saatbeet ; lockerer, etwas abgetrockneter, aber nicht ausgetrockneter Boden ist für eine rasche Arbeit notwendig. Alle Verschulungen sind im Grunde genommen Klemmpflanzungen, ausgenommen sind jene Fälle, bei welchen die Pflanze mit beigegebener Düngererde in das Loch oder in den Spalt versenkt und dort festgedrückt wird. Das Vorschulen der Pflanzen kann geschehen als Lochverschulung und als Furchenver- schulung; für erstere werden mit einem Listrumente, seltener mit der Hand, Löcher gefertigt, die Pflanze wird eingesenkt und durch Beidrücken der Erde -«-ird sie festgeklemmt ; bei der Furchenverschulung werden mit einem Geräte Furchen gezogen, an deren senkrechte Wände die Pflanzen in bestimmten Abständen gelegt werden; durch Beiziehen oder Beidrücken des Furchenaushubes schließt sich das Gräbchen; die Pflanzen werden ebenfalls dadui-ch geklemmt.

Um für die L och ver Schulung die gewünschte Regelmäßigkeit im Pflanzenabstande zu erzielen, gibt es Walzen oder Bretter mit Holz- nägeln oder Zapfen versehen, welche zuerst über das Beet geführt werden und die Stellen für die Verschulpflanzen markieren; Gleiches kann durch Pflanzbretter, quer über die Beete gelegt, und mit Kerben für den gewählten Pflanzenabstand versehen, eiTeicht werden. Die ein- fachste Methode ist folgende: Eine Schnur wii'd der Mittellinie der Beetlänge parallel gespannt und dieser entlang wird verschult, wobei

4U()

Elfter Abschnitt. Die künstliche "Wiederverjüngung.

ein Zeichen an der Schnur oder ebensogut ein Zeichen am Verschul- gerät den Abstand der Pflanzen kennzeichnet. Schwankt dabei der Abstand um ein paar Zentimeter hin und her, so ist dieser Mangel an p]xakthcit für die Pflanzen belanglos, für die Arbeitsschnelligkeit aber wichtig; ist die Mittellinie verschult, schließen sich parallel hierzu die anderen Pflanzeiireüien an, wobei es vorteilhaft ist, daß die Pflanzen in der zweiten Reihe zwischen jenen der ersten Reihe zu stehen kommen.

Zur Lochverschulung dient das Setzholz, wie es im Blumen- und Gemüsegarten allgemeine Verwendung findet-, forstliche Pflanzen ver- langen etwas stärkere Dimensionen. Forstrat Mantels Pflanzenblech, das in das Loch eingehängt wird, erleichtert das Abwärtsgleiten der Wurzeln der Pflanzen. Um diesen Vorteil auszunützen, hat der Vater des Verfassers, weiland Forstmeister Cl. Mayr in Grafrath ein Gerät

erdacht, das als Mayrs Pflanzhammer jahrelang in Oberbayern vielfach im Ge- brauche war. Später wurde es abgeändert, die Schneiden wurden verbreitert, das schwach gekrümmte Häckchen verkürzt und gerade gestreckt, das ganze Gerät wurde leichter gemacht •, dadurch aber ist es für die Verschulung minderwertig ge- worden , weil die Verschulspalten zu seicht sind; ebenso ist es wirkungs- schwächer geworden für die Verpflanzung, weil es zu leicht geworden ist. Neben- stehende Abbildung bedarf keiner weiteren Beschreibung. Durch Anlegen der Breit- seite des Hammers an die Schnur, Ein- drücken des schneidenden Teiles in den Boden und Wegziehen des- selben von der Schnur wird ein auch in der Tiefe erweiterter Spalt hergestellt, in welchen die an dem glatten Eisen abgleitenden Wurzeln eingesenkt werden; der Hammer wird herausgezogen, neuerdings in dem Abstände von einer Pflanze eingedrückt und die Erde an die Pflanzen angedrückt. Diese Bewegung ist eine einfache und natür- liche, verglichen mit der drehenden Bewegung oder dem mehrfachen Einstechen und Andrücken, welche das Setzholz verlangt.

Das Einsenken der Pflanzen geschieht zuerst so tief als möglich, dann wird kurz vor dem Andrücken die Pflanze bis zu ihrer Normal- höhe, gleich dem Stande im Saatbeete, emporgehoben. Bei einjährigen Pflanzen wird der Keimling bis zu den Keimblättern (Kotyledonen) ver- senkt. Auch Düngererde kann vor dem Andrücken der Pflanzen bei- gegeben werden. Mangelhafte Lochtiefe nachlässiges Einführen der Pflanzen gibt in den Wurzeln .jene Verkrümmungen, welche auf allen

Abb.

Forstmeister Ma} hammer.

•s Kultur-

2. Die Pflanzung. Arbeiten im Pflanzgarten. 407

Verschiilbeeten vorkommen und erst beim Ausheben der Pflanzen zum Zweek des Ausplianzens an das Tageslicht kommen.

Es ist noch zweifelhaft, ob Fm-chenverschulungen schneller arbeiten als eine Loch- oder Spaltverschulung mit Mayrs Pflanzhammer; jeden- falls haben sie gegenüber dem Setzholz und dem gewöhnlichen Pflanz- häckchen den großen Vorzug der Schnelligkeit und größeren Sicher- heit. Furchen fertigen kleinere Handptiüge ; ein furchenähnlicher Spalt entsteht durch Forstmeister Strehles Pflanzblech, Furchen ergeben Hackers Versclmlrechen und Hackers Verschulmaschinen, Raths ' ) Verse hulrahmen unter Anwendung eines Grabscheites oder einer großen Maurerkelle (Häfln er). Strehles Pflanzblech hat als Länge die Breite des Beetes , als Breite die Tiefe der Furche ; die in den Boden ein- dringende Längsseite ist schneidig, der entgegengesetzte Rücken ver- dickt und abgenmdet. Zwei Arbeiter drücken das Blech so tief als möglich in den Boden und fertigen durch Hin- und Herbewegung einen Spalt, in welchen die Pflanzen, in einem Rahmen eingehängt, eingelegt werden; durch einen zweiten Stich mit dem Blech wird die Erde an die Wurzeln gedrückt. Der Rahmen selbst besteht aus zwei Teilen, ein Teil nimmt in Kerben von bestimmten Abständen die Pflanzen auf, der andere hält sie in dieser Lage auch bei Wind imd unruhiger Be- wegimg fest. Hackers Verschulvorrichtung hat weiteste Verbreitung in neuerer Zeit gefunden. Seine einfachsten Formen sind zwei Rechen aus starkem Eisen mit senkrecht abstehenden, breiten Zähnen an schief zum Rechen stehenden Stielen: ein Arbeiter an der hnken Seite des Beetes arbeitet mit dem anderen Arbeiter an der rechten Seite zu- sammen, indem sie gleichzeitig die Rechen ansetzen, so daß beide Rechen zusammen gerade die Beetbreite einnehmen; sie fertigen eine Furche, an welcher ein mit Pflanzen behängter Rahmen eingelegt wird. Durch Andrücken der Erde mit den Rechen sind die Pflanzen alle gleichzeitig eingesetzt; es erfolgt noch eine Nachbesserimg mit der Hand zur Richtung der Pflanzen und zum Ebenen der Erde. Hackers Verschulmaschine ist ein zweirädriges Gestell, auf dem der Arbeiter sitzt und einen eisernen Rechen von der Breite der Beete in einem Gelenke bewegt. Die überallhin von Forstmeister Rudolf Hacker in Königgrätz (Böhmen) verbreiteten Prospekte und die durchwegs günstigen Urteile [Gareis-)] erheben den Verfasser einer eingehenden Schilderung und Abbildimg. Einer Verbesserung sind Hackers Ver- schulrahmen zum Einhängen der Pflanzen bedürftig, da ungeschickte Bewegimgen und insbesondere Wind das Einhängen und den Transport der Rahmen sehr erschweren. An Strehles Rahmen werden durch

') Rühl im Forst wissenschaftlichen Centralblatt 1906.

•) Forstmeister Gar eis im Forstwissenschaftlichen Centralblatt 1903.

408 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

einen zM'eiten Rahmen, an Raths Rahmen chirch eine Sehniir die Pflanzen festgehalten.

Das Beschneiden der Pflanzen hat sich auf' ein Einstutzen der längsten Wm'zelstränge zu bescliränken ; es ist um so mehr zulässig, ja wünschenswert, je sorgloser die Pflanzen beim Ausheben, Sortieren und Verbringen der Luft und der Sonne ausgesetzt Avurden. Die neuen weißen Wurzelspitzen erscheinen ohnedies nicht als Fortsetzung der alten, sondern müssen sich aus den unbeschädigt gebliebenen, noch saftigen, dickeren Wurzeln erst neu bilden. Das Einkürzen der Pfahlwurzel der Eichen ist nach den Versuchen zu GroenendaeP) ohne Bedenken: bei Quercus rubra ist es ungünstig, bei Castanea direkt schädlich. An den oberirdischen Pflanzenteilen werden nur bei Laubhülzern allzu starke, zu Gipfeln aufstrebende Seitenäste entfernt.

Fällt nach der Verschulung regnerisches Wetter für melu'ere Wochen ein, dann gelingt alles, auch die sorgloseste Verschulung. Folgt aber eine Trockenperiode , so werden nur jene Pflanzen , die möglichst tief eingesenkte Wurzeln besitzen, sich durch die Prüfungszeit hindurch retten. Begießen nach der Verschulung wäre freilich das beste ; in der Regel ist es jedoch nicht durchführbar, man muß sich begnügen, die Erde zwischen den Verschulreihen einzudecken, wie dieses bei den Rillsaaten bereits erwähnt wurde. Die Deckung hat von den bereits erwähnten Vorzügen noch jene , daß in der feuchter gehaltenen Erde die Wurzeln mehr an der Oberfläche sich ausbilden, während bei nicht gedeckten und austrocknenden Böden die Wurzeln nach der Tiefe zu streben.

Zur Verschulung von Keimlingen, von Nüssen, Eicheln, Buchein genügt meistens die Anfertigung eines Loches mit der Hand oder einer seichten Öffnung mit dem Pflanzhammer, Kulturhäckchen , Spitz en - bergs Eicheldruckstücke u. dgl.

Als beste Zeit für die Verschulung wird allgemein das Frühjahr angenommen ; in Groenendael ') wurden bessere Erfolge mit der Herbst- verschulung erzielt.

Gegen verspätete Fröste schützt teilweise wenigstens eine späte Verschulung (Holzarten des kühleren Klimas): gegen verfrühte Fröste schützt möglichst frühe Verschulung (Holzarten aus wärmerem Klima) : für fremdländische Arten, besonders Laubhölzer aus wärmerem Klima, wird immer eine Hochdeckung gegen Früh- und Winterfröste in dem ersten Jahre der Verschulung sich empfehlen ; im zweiten Jahre kommt dann die Decke in Wegfall.

Pflanzen ab stand. Über den Abstand, in welchem verschult werden soll, entscheiden folgende allgemeine Erwägungen. 1. Je Ideiner die Pflanze, um so enger die Verschulung. 2. .le länger eine Pflanze

Bull. Societe Centrale Forestiüre de Belgiquc IHd

2. Die Pflaiizuiig-. Arbeiten im IMlaiizgarteii. 409

im Vor-schnlbeet bleiben soll, um so weiter die Vorseliuluii^-. ;{. Jo mehr die Pflanze zur Kronenverbreiterunn; neigt, um so weiter der Ab- stand. 4. Der jirößere Abstand bedeutet für Laubliülzer Steigerung der Höhe, für Nadelhölzer Steigerung des Flächenwachstums der Krone. 5. Die Verschulungsweite wechselt nach Holzart, Boden und Klimalage : je besser der Boden, je wärmer das Klima, desto enger der Verband; Lichtholzarten verlangen weiteren Verband als Schattenholzarten. G. Soll eine Pflanze zwei oder mehrmals umverschult werden , steigt der Pflanzenabstand mit jeder Neuverschulung. Der beste Abstand, bei dem das meiste und beste Pflanzenmaterial gewonnen werden kann, muß für jeden Garten durch Probieren festgestellt werden. Um einen Anhalt zu geben, sei erwähnt, daß Forstrat Häffn er für seine gi'oßen Pflanzgärten zu Forstenried dieses Optimum der Ausnützung für Fichte in 0 cm Pflanzen- und 15 cm Reihenabstand erreicht. Lärche und Tanne bedürfen 10:15, Laubholzhalbhcister 15:15, Vollheister bis zu 50 cm und darüber.

Eigener Vorbereitungen zum Zwecke des Aushebens der Pflanzen aus dem Verschulbeete bedüii'en nur Pflanzen auf lockerem Boden, welche als Ballenpflanzen Verwendung finden. Zur Festigung der Erde empfiehlt sich Begießen der Beete und Duldung einer Verunkrautung des Bodens. Um das "Wurzelsystem zu engerer Entwicklung zu zwingen, werden an Tiefwiu'zlern ein Jahr vor der Bepflanzung die Wurzeln mit einem stemmeisenartigen Geräte abgestochen. Muth empfiehlt zu diesem Zwecke seinen Wurzelverschneider; eine füi' verschiedene Bodentiefe verstellbare Klinge an einer pflugähnlichen Vorrichtung wird durch die Pflanzenreihen hindurchgeführt, so daß an jeder Pflanze unterirdisch an den vier Seiten ihres späteren Wurzelballens die Wurzeln abgeschnitten werden. Das Verschneiden bereitet zugleich für das Aus- heben selbst vor. Der Erfolg wird gerühmt. Auch Kaisers an einem Stocke befestigtes Wurzelschneidemesser sei erwähnt.

Das Ausheben der Pflanzen aus dem Verschulbeete, in welchem dieselben je nach der Entwicklung 2 8 Jahre verbleiben, kann mit dem gleichen Instrumente, welches schon früher für das Ausheben von Schlagpflanzen beschrieben wurde , erfolgen. In der Regel wird der flache Stichspaten oder der schwach gewölbte Kegelspaten benützt. Werden w^irzelnackte Pflanzen gewünscht, so wird die Erde von den Wurzeln abgeschüttelt. Wenn auch solche Pflanzen im allgemeinen widerstandsfähig gegen Vertrocknung sind, die Wurzeln sind ebenso schonend zu behandeln und gegen Besonnung und Vertrocknung zu sichern wie die Verschulpflanzen ; bei Ballenpflanzen genügt das An- einanderstellen der Erdballen für Aufbewahrung und Transport.

Mit dem Ausheben der Pflanzen ist wiederum eine Musterung zu verbinden : diese bezieht sich zunächst auf die Größe der Entwick- lung, dann aber bei Laulihülzern und insbesondere bei Lärchen und

41() Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Föhren aiif Schlankheit der Pflanzenachse. Ist diese gekrümmt, sind die Pflanzen zu beseitigen, sobald sie zu den kräftigsten zählen; Schwächlinge können dagegen verwendet werden, da Aussicht besteht, daß sie frühzeitig vom Bestände selbst ausgeschieden werden, somit nur als Füllholz zu dienen haben (Auswahlpflanzung). Auf das Ausheben der Pflanzen zum Zwecke der Verpflanzung ins Freie erfolgt Wiederbestellung der Beete bis zur Aufnahme einer Saat (man vergleiche Seite 398) entweder durch Erdozufuhr (nach Ballonpflanzcn- gewinnung) oder durch Düngung und Bodenbearbeitung; für letztere Arbeit eignet sich vorteilhaft die Grabgabel.

Die Düngung der Pflanzgärten,

Durch Untersuchungen von Heibig, Schröder, Dulk, C ouncler und anderen ist nachgewiesen, daß durch die jungen Pflanzen dem Boden vor allem Kalium, Phosphor und Stickstofl", auch Calcium, Magnesium, Eisen und Schwefel in größeren Mengen entzogen werden, als durch die Kohlensäurewirkung im Boden aus den Mineralien auf- geschlossen werden. Zwar schwanken die Angaben über die Menge der entzogenen Stoffe beträchtlich; allein auch ohne diese Analysen ist das Düngerbedürfnis der Pflanzen schon früher bekannt gewesen und wird auch heute noch nachgewiesen durch das empfindlichste Reagenz, das ist die Entwicklung der Pflanze selbst. Da die Feststellung des den Pflanzen mangelnden Nährstoffes, d. h. des in minimo vorhandenen und die ganze Pflanzenentwicklung bedingenden Nährstofles eine schwierige ist, werden in der Regel mehrere Dünger gleichzeitig zur Anwendung gebracht. Über die Anwendung und Einwirkung von Düngemitteln auf die Pflanzen im Garten liegen bereits umfangreiche Untersuchungen und Äußerungen vor von Heibig, Heck, Henze, Grundner, Mathes, Kienitz, Engler, Wein, Schwappach und Möller. Aus den Sclu'iften dieser Forscher kann zunächst entnommen werden, daß es eine große Zahl von Düngemitteln gibt, daß durch Mischungen dieser unter sich und mit Walderde wiederum eine Unzahl von Variationen erzielt werden kann, daß alle Düngemittel eine gute Wirkung auf das Pflanzenwachs- tum zeigen, vorausgesetzt, daß das Übermaß vermieden wird.

Die häufigsten Düngemittel sind folgende: a) Dünger vegetabi- lischen Ursprungs: Nadeln, Laub, Moos, Unkrautstreu, zerhackte Nadelholzbetriebe, Torfmull, Rohhumus, Gründüngung durch schmetter- lingsblütige Pflanzen zur Bereicherung des Bodens mit Stickstoflf;

b) Dünger vegetabilschen Ursprungs mit mineralischen Bestandteilen gemischt : Gartenerde, Mullerde (Humus), Teichschlamm, Torferde, Unkraut aus dem Jätungsbetriebe der Gärten, Waldstreu (Rechstreu) ;

c) Düngerstoffe animalischen Ursprungs sind: Dünger-

2. Die Pflanzung. Die Düngung der Pflanzgarten. 411

Stoffe der thermischen Tierleichonvernichtuiio-, ßhitinohl der Schlacht- häuser, Guano, Jauche, Knochenmehl, Homspäne, Poudrette;

d) animalischer und vegetabilischer Dünger gemischt, tierische Ausscheidungen mit Stroh, Streu, Torfmulle oder Sägemehl oder Unkräuter; je nach der Tiergattung kommt den Düngerarten wieder eine besondere Wirkung zu, wie Schaf-, Ziegen-, Pferde- und Rind- viehmist ;

e) mineralischer Dünger, Kalisalze, Kainit mit rmid 12"/o löslichem Kali, Superphosphat mit rund 15 "o löslicher Phosphorsäure, Salpetersäure Salze, wie Chilisalpeter mit 15% löslichem Stickstoff, Norgo- oder Luftsalpeter (Kalkstickstoff), Staßfurter Salze, Thomasmehl, Steinmehl, Holzasche, Rasenasche, Kalkstaub, Gypsmehl, Sand, Lehm, Löß und andere ;

f) mineralischer und animalischer Dünger gemischt: Straßenkot; Kalkschlamm bei Beschotterung der Straßen mit Kalk, Basaltschlamm bei Beschotterung mit Basalt; je mineralreicher das Gestein, um so wertvoller der Straßenabhub. Da obige Düngemittel nicht nur den Nährwert des Bodens erhöhen, sondern auch die physi- kalische Beschaffenheit desselben ändern, so ist zu beachten, daß Düngemittel, wie Sand, Streu, Mist, Rohhumus, Mullerde imd andere, den Boden lockern, somit bei schwerem Boden in erster Linie empfehlens- wert erscheinen; daß Straßenschlamm, Teichschlamm, Lehm, Löß den Boden festigen, somit bei lockerem, besonders bei sandigem Boden den Vorzug verdienen.

Die Anwendung der Düngemittel. Bei der Ernte landwirt- schaftlicher Gewächse verbleibt, von rübenartigen Früchten abgesehen, der Wurzelstock der Nutzpflanzen im Boden; die Ernte läßt einen vegetabilischen Dünger zurück und beseitigt vor allem nichts vom mineralischen Boden, von der Ackererde. Im Pflanzgartenbetriebe werden alle Pflanzen mit den Wurzeln geemtet, es wird Boden be- seitigt, zumal wenn das Ausheben der Pflanzen mit dem Erdbällen ge- schieht; auch bei wurzelnackten Pflanzen empfiehlt es sich nicht, den letzten Rest der Erde aus den Wurzeln auszuklopfen. Für forstliche Gärten ist somit die bloße Zufuhr von Düngemitteln nicht ausreichend, es muß auch Erde, selbst Humus, beigegeben werden. Weder die vegetabilischen oder animalischen Dünger allein, noch die mineralischen Dünger allein geben Erde , Gartenerde. Erst beide zusammen geben Erde nach jahrelangen, gegenseitigen Einwirkungen aufeinander. Die nötige Mischung, Verteilung und Verdünnung der Düngemittel aber er- folgt im Komposthaufen, der für den Pflanz- und Saatgartenbetrieb unentbehrlich ist. Es soll allgemeine Regel sein, jede Düngung im forstlichen Pflanzgartenbetriebe nur in Form gedüngter Erde zu geben, wie sie der Komposthaufen liefert. Damit ist der Gefahr des

412 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Übermaßes in Anwendung eines Dünoemittels vorgebeugt , und jeder Dünger wird in der günstigsten Form der Pflanze geboten.

Die einfachste Form solcher Düngerhauten besteht darin, daß auf den Boden eine ungefähr 30 cm dicke Schicht von Walderde gebracht wird; darauf kommt irgendeines der obigen Düngemittel: statt eines Mittels können auch zwei und mehrere zusammen genommen werden. Diese Schicht soll die Dicke von 10 cm nicht überschreiten. Als Decke werden 20 cm Walderde aufgelegt. Diese Mischung wird im Frühjahr angesetzt, im Herbste vertikal umgestochen, im nächsten Frühjalii'e gesiebt und als Düngererde zum Eindecken der Saat, als Beigabe ziu' Verschulung, als Zwischenreihendüngung und als Beeterde nach der Ballengewinnung verwendet.

Werden mehrere Schichten aufeinandergelegt, so kann die Anord- nung zwischen der obersten und untersten Walderdeschicht in der mannigfaltigsten Weise variiert werden. So z. B. auf dem Boden 30 cm Walderde , dann 20 cm Torferde oder Straßenkot oder Teich- schlamm oder Kalkstaub oder Lehm oder Löß usw.: darauf der Un- krautwuchs aus den Beeten, der vor der Samenbildung ausgejätet werden muß; auf diese eine Walderdeschicht von 30 cm. Darauf eine 10 15 cm starke Lage von mineralischem oder animalischem Dünger: als Decke wiederum 10 cm Walderde.

Forstrat Häffner in Forstenried bei München läßt pilzfaules Holz sammeln (nach Ansicht des Verfassers dürften sich besonders empfehlen die von Wtirzelkrebsen Agaricus melleus und Polyporus annosus mid anderen Pilzparasiten besetzten Stücke und Stöcke), und mit Unkraut- wuchs imd Rasenplaggen zu einem kleinen Meiler aufsetzen imd ver- brennen ; zur abgesiebten, mit Rasen- und Faulholzasche vermengten Erde wird Mullerde aus Wegen und Gräben in Buchenwaldungen genommen, die Mischung dann noch mit animalischem Dünger, vorzugsweise dem Blutmehl der Schlachthäuser, vermengt und als Düngererde verwendet.

Verfasser hat mit sehr großem Erfolge dem Komposthaufen eine Schicht von Pilzfrüchten (Sehwammerlingen) einverleibt, deren der Wald in manchen Jahren eine gewaltige Menge giftiger wie ungenießbarer Natiu- erzeugt. Die Düngererde hat sich als sehr kräftig in ihrer Wirkung, ungefährlich und sehr billig in ihrer Zubereitmig gezeigt.

Oberforstmeister Weise empfiehlt, den Waldarbeitern stets eine be- stimmte Stelle zum Anmachen von Feuer anzuweisen und die Ablieferung der Asche abzulohnen.

Nach Hatzfeld gibt Buchcnlaub mit Rasenasche und Walderde unter Übergießen mit Jauche eine vortreft'liche Düngererde.

Die Komposterdebereitung hat den großen Vorzug, daß man bei Beachtung genitgender Beimischung von AValderde keinen Fehler in der Auswahl der Düngemittel und in der Anwendung nach Zeit und Menge machen kann.

2. Die Pflanzung. Die Düngung der PflunzgRrten. 413

Wie Komposterdeclüiijiung kann auch jederzeit Rohlnunusclünj^junj^, Torferdedüngimg (Toifscblamm über Winter zorlallen) Anwendung finden. „Füi' den Kampbetrieb hat sich" , sajLjt Obertbrstmoistor Dr. A. Müller'), „der Troekentorf in allen seinen Formen als ein hervorragendes Düngemittel erwiesen: er ist hierin allen künstlichen Düngemitteln vorzuziehen." Dr. Kienitz, v. Ortzen, Dr. Storp haben ebenfalls auf die Nutzbarmachung des Rohhumus hingewiesen. Möller empfiehlt bei Saat nach Bodenmischung dessen Überdeckung mit 5 cm starker Sandschicht zur Verhinderung der Austrocknung der Sämereien und der Verunkrautung. Animalischer Dünger fester Art wird am besten untergegraben im Frühjahr oder Frühwinter: animalischer, flüssiger Dünger (Jauche), völlig ausgegoren und verdünnt, kann im Frühjahr und Sommer (als Kopfdüngimg) Anwendung finden; doch liegen meist die "NVurzebi zu tief, um davon vollen Gebrauch machen zu können.

Mineralischer Dünger soll nie rein, nie unmittelbar vor den Saaten oder Pflanzungen, zumeist im Herbste gegeben werden. Durch Über- düngung (insbesondere mit Holzasche) gelbliche Pflanzen sieht man sehr häufig in forstlichen Gärten. Kopfdüngung mit Asche, Gips, Kalk soll besser miterbleiben. Leicht lösliche Salze, wie Chilisalpeter, Norge- salpeter können auf den Boden gestreut werden , da sie vom Regen- wasser in die Tiefe geführt werden. Das Ammoniaksuperphosphat leistet im Frühjahr als Kopfdünger vor Vegetationsbeginn gegeben nach Forstrat Dr. M a t h e s 2) ausgezeichnete Dienste. Die Grün- düngung geschieht durch Anbau der schmetterlingsblütigen Gewächse, wie Lupine, Klee, Wicken, Erbsen; sie sind kurz vor der Samenbildung unterzugraben. Ihre Wirkung ist Lieferung von Stickstoti", von organischer Substanz zur Hmnusbildmig , Durchlüftung des Bodens. Prof. Engler und Glutz (1. c.) wollen auf kalkreichen Böden Acker- erbse und Saubohne, auf kalkarmen gelbe Lupine, in höheren Lagen Ackererbse ; bei erschöpftem Boden vor Anbau der Lupine Düngung mit Thomasmehl ; auf humusarmem aber kräftigem Boden soll die Düngung unterbleiben. Werden Lupinen zweimal hintereinander angebaut, er- höht sich ilire Düngerwirkimg. Da als Stickstofl'sammler Bakterien notwendig sind, diese aber bei der ersten Kultur in den Böden vielfach fehlen, hat Dr. Hiltner») eine Lnpfflüssigkeit (Nitragin) empfohlen, welche eine reine Kultur der wirksamen Bakterien darstellt: mit ihr werden die Samen der Schmetterlingsblütler vor der Aussaat benetzt. Die Impfflüssigkeit mit Anweisung liefert die agi-ikultur-botanischc Anstalt zu München. Dr. Grundner*) wünscht bei Gründüngung

') Dr. A. Möller in der Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1900. *) 27. Versammlung Thüringer Forstwirte 190^. ') Forstlich-naturw. Zeitschrift 1897. ■•) Harzer Forstverein 1896

414 Elfter Abschnitt. Die künstliche "WiederverjUugung.

Mischiino; der Erde mit solcher aus Leguminosenfeldern. Soll ein Pflanzgarten aufgegeben werden, so wird die Trostlosigkeit einer ausgebauten Pflanzenstätte noch erhöht, wenn alle Pflanzen bis auf einige Reste aus dem Garten ausgestochen werden , so daß die Stelle mit dem kümmerlich wachsenden Inhalte in der Tat die Bezeichnung „Spital'' oder „Friedhof" verdient. Nicht minder groß ist der Fehler, in solchen ausgebauten Gärten anspruchs- volle, fremdländische Bamnarten anzupflanzen, „weil der Zaun aus- genützt werden soll". Besser wäre es, den Garten mit einer anspruchs- losen Holzart, z. B. Föhre, Birke oder Vogelbeere auszupflanzen. Hat man aber bei der Anlage des Gartens seltenere Baumarten zur Aus- schmückung benützt, und hat man den Garten vor seiner Erschöpfung- verlassen, wie es Regel sein sollte, so ist der Anschluß des auf- gegebenen Gartens an seine Umgebung eine leichte und durch die Vorwüchsigkfcit solcher Schmuckliolzarten eine Stätte der Freude und des Gewinnes und nicht mehr, wie bisher, ein häßlicher Fleck im Walde, auf dem nichts wachsen will. Man muß der sächsischen Forst- behörde zustimmen, wenn sie schon bei der Anlage des Gartens eine weitständige Auspflanzung des Gartens verlangt, auf Verbesserung durch die Düngung verzichtet , vielmehr schon nach einmaliger Ausnützung den Garten zu verlassen und ganz aufzuforsten vorschreibt.

Die Aufbewahrung der Pflanzen. Es wäre das beste, auf das Ausheben der Pflanzen sofort die Wiederauspflanzung folgen zu lassen. Wird diese bei bedecktem Himmel oder gar bei nebeliger, schwach regnerischer Witterung ausgeführt, so ist eine Vertrocknung der Wurzeln ausgeschlossen. Werden aber die Pflanzen bei klarer, sonniger Witterung in großen Mengen ausgehoben und sortiert und an einen anderen Ort verbracht, so muß die Wurzelspitze abtrocknen. Um aber ein weiteres Abtrocknen der Wurzeln hintanzuhalten, wird die Pflanze am neuen Orte in Erde eingeschlagen, kräftig auch an den oberirdischen Teilen begossen und sodann gegen Besonnung gedeckt: auf einer Blöße hart am Nordrande eines alten Fichten- oder Tannen- bestandes ist der Boden und die Luft im Frühjahre am kältesten. Auch das Einlegen der Pflanzen in feuchte, kalte Keller erfüllt diesen Zweck: am besten wäre die Auf bewahrung im Eiskeller-, Verfasser hat gefunden, daß auch das völlige Untertauchen in einem Wassertümpel, der im Waldschatten liegt, den Wachstumsbeginn einer Pflanze außer- ordentlich zurückhält, ohne der Gesundheit der Pflanze zu schaden: die Versuche ergaben, daß bis Mitte Juli auf diese Weise Pflanzen aufbewahrt werden können. Für frühzeitig erwachende Holzarten empfiehlt sich das Ausheben derselben während frostfreier Tage und ofl'enem Boden, Ausbreiten derselben auf dem Boden und starkes Ein- decken mit Schnee; darauf kommt eine Lage Decla-eisig oder Stroh oder Schilf und dergleichen. Solche Haufen erhalten sich bis Mitte, selbst Ende April, ohne daß die Pflanzen zu treiben beginnen.

2. Die Pflanzuiijr;. E. Frcilaiuli)flauzuug. 415

E. Freilaudpflaiizuug.

Pflanz zeit. Das ganze Jahr hindurch kann man pflanzen; welche Jahreszeit aber den Vorzug verdient, hängt von folgenden Er- wägungen ab :

Das Klima des Landstriches entscheidet insofern, als eine Winterpflanzung in jenen kühleren Regionen ausgeschlossen ist, in welchen eine gefrorene Bodendecke oder eine Schneelage während des ganzen Winters das Pflanzengeschäft verhindert. Es verbietet sich sodann die Winterpflanzung, wenn bei wenigstens zeitweise offenem, frostfreiem Boden der Winter die trockenere Jahreszeit darstellt, wie dies im ganzen ostasiatischen Monsungebiete der Fall ist; nur in Mittel- und Südeuropa und in Amerika, wo der Winter als feuchte Jahreszeit bezeichnet werden muß, ist auch Winterpflanzung aus klimatischen Gründen wenigstens wolil zulässig ; wenn auch keine Neu- bildung von Wurzeln stattfindet, so wird doch diu-ch Regen und Schneewasser eine Festigung der Pflanze erzielt, welche für das folgende Frühjahr von größtem Werte ist.

Die Sommerpflanzung ist überall vorteilhaft ausführbar, wo der Sommer eine ausgesprochene Regenzeit ist, wie in Ostasien, das von Mai an unter dem Einfluß des südlichen Regenmonsuns liegt. Kleine, WTirzelnackte Pflanzen wie selbst große Bäume mit mäßigen Erdballen werden mitten im Sommer verpflanzt. Die Luft ist so warm und feucht, Regen so häufig, Sonnenschein so selten, daß die Pflanzen sofort mit neuen Wurzeln sich befestigen. Wo der Witterungscharakter des Sommers ein schwankender ist, wie in Europa und Ostamerika, ist der Erfolg der Sommerpflanzung reine Glückssache. Li kleinen Ver- hältnissen, wie bei Garten- und Parkanlagen, wo man nach ein paar trockenen Tagen gießen und spritzen kann, ist die Sommerpflanzung selbstredend ausführbar. Im großen, forstlichen Betriebe aber ist jeder derartige Vorschlag, wie z. B. Pflanzung von Föhren „mit bis finger- langen jungen Trieben" , rundweg abzulehnen. Gelingen solche Ex- perimente im großen forstlichen Betriebe, so hat der Experimentator mehr Glück gehabt mit der AVitterung als andere; ist der Sommer aus- nehmend naß , glückt alles , ist er normal, verunglückt das meiste ; ist er ausnehmend trocken, geht alles zugrunde.

Frühjahr und Herbst sind die normalen Pflanzzeiten für Europa, Amerika (mit Ausnahme des kalifornischen Küstenstriches) und Ostasien. Für letzteres insofern, als unmittelbar vor Beginn des sommerlichen Regens (das ist April und Mai) die Pflanzung am leichtesten und sichersten ist. Über die Frage, ob Frühjahr, ob Herbst den Vorzug verdient, sind wertvolle Untersuchungen in neuerer Zeit von Cieslar und Bühl er ausgeführt worden. Auch Verfasser be- schäftigt sich seit Jahrzehnten mit dieser Frage in seinem forstlichen Versuchsgarten. Der Lösung dürften sich folgende Ergebnisse nähern :

416 Elfter Abschnitt. Die künstlichL' "Wieilerverjüngung.

Alle Pflanzen leiden durch die Pllanzimo;, sie sind nicht mehr normal, wenn auch vielleicht nicht krank. Je jünger eine Pflanze, desto kürzer ist die Leidenszeit, desto geringer der Leidenszustand: schon wegen der längeren Dauer der Leidenszeit und wegen des tief eingreifenden Leidenszustandes (vorzeitiges Zapfenerträgnis !) sollten Pflanzen über 1 m Höhe nur ausnahmsweise zur Waldanlage verwendet werden. Für Pflanzen unter 1 m ist ein Wachstumsunterschied bei Herbst- oder Frühjahrspflanzung kaum nachweisbar; anderweitige Unterscliiede können durch die auf die Pflanzung folgende verschiedene Witterung bedingt sein. Je nach den Verhältnissen der Witterung können sie auch in verschiedenem Sinne ausfallen. Werden Pflanzen unter 1 m verwendet, so können für die Entscheidung, ob Frühjaln's- oder Herbst- pflanzung, andere Erwägungen Platz greifen, wie Arbeitsverhältnisse, Tageslänge und andere. In der Regel wird die Entscheidung lauten, daß imter den obwaltenden Umständen die Frühjahrspflanzung vorzuziehen sei.

Werden aber Pflanzen von mehr als Im Höhe gewählt, so macht sich der Unterschied zwischen Herbst- und Frühjahrspflanzung in folgender Weise geltend:

Bei der Herbstpflanzung bleiben im folgenden Jahre Nadeln oder Blätter und Triebe klein; die Knospen bilden sich zu normaler Größe aus ; im zweiten Jahre sind Blätter oder Nadeln normal, Triebe noch zu kurz , Knospen normal ; im dritten Jahre ist alles normal ge- worden.

Bei der Frühj ahrs pflanz ung bleiben in demselben Jahre Blätter oder Nadeln, Triebe und Knospen unter normaler Größe; im zweiten Jahre sind Blätter oder Nadeln noch zu klein. Triebe noch zu kurz, aber die Knospen werden normal; im dritten Jahre werden die Blätter oder Nadeln normal, der Trieb ist noch zu kurz, die Knospen sind normal ; erst das vierte Jahr bringt, in allen Teilen die Normalität der Pflanze, so wie sie dem neuen Standorte entspricht. Die Pflanzung im Herbste bzw. Winter (Frostballen) wird somit um so wichtiger, j e größer die Pflanze ist. Herbstpflanzung ist aber nicht empfehlenswert: 1. Wenn die Pflanze den vorhergehenden Sommer in einem wärmeren Klima zugebracht hat. 2. Wenn es sich um Pflanzen handelt, welche überhaupt einer wärmeren Klimazone angehören, welche somit keine Unterbrechung ihrer AVachstumstätigkeit, die sich bis Ende (Jktober erstrecken kann, erleiden dürfen. Durch die Verpflanzung im September oder Oktober wird das Ausreifen der Gewebe verhindert, die Pflanze ist dem Abfrieren oder Erfrieren ausgesetzt. 3. Die Nach- teile unter 1 und 2 vermindern sich auch hier, je kleiner die Pflanze.

Die Frühj ahrs pflanzung bleibt für Europa, Amerika und Asien bei Waldanlagen größeren Stiles die Regel; der Wasservorrat des Bodens aus dem vorhergegangenen Winter, Ai'beiterverhältnisse, Tages-

2. Die Pflanzung. Pflanzuiethoden.

417

länge erklären es;, weim zumeist das Frühjahr als eigentliche Ptlanzzeit erscheint. Ihi- Erlbig hängt neben der Arbeitsgenauigkeit von der darauf folgenden Witterung ab. Dagegen ist auf schweren Böden die Anfertigung der PÜanzlöcher im Herbste behufs Verkrümelung des Bodens während des Winters anzuraten. Pflanzung mit Erdballen an den Wurzeln (Ballenpflanzung) ist im Herbste wie im Frühjahr und bekanntlich auch im AVinter (Frostballen) ausführbar; bei kleinen Pflanzen und gi'oßen Ballen ist eine Störung im Wachstum durch die Pflanzung vielfach nicht bemerkbar.

P f 1 a n z m e t li 0 d e n.

AVird beim Ausheben der Pflanzen die Erde von den Wurzeln durch schwaches Schütteln entfernt, so nennt man derartige Pflanzen wurzelnackt, ballenlos: verbleibt aber die Erde in festem Zu- sammenhange mit den Wurzeln, so spricht man von Ballen pflanzen. Der Pflanzentransport verlangt zur Schonung der Wurzeln ähnliche Maßnahmen, wie sie für die Verschulung beschrieben wurden. Holl- wegs (1884) und Spitzenbergs Pflanzenladen leisten gute Dienste, Hauensteins Pflanzenschoner ist für das Hochgebirge bestimmt.

1. Die Ballenpflanzung setzt einen etwas bindigen Boden voraus ; zur Erhöhung dieser Eigenschaft bei etwas lockerem Boden wird in Pflauzgärten das Begießen der Pflanzen kurz vor dem Ausheben oder auch die Verunkrautung des Pflanz- beetes als wirksamstes Mittel empfohlen ; das Ausheben geschieht mit den schon früher erwähnten Geräten. Mit dem gleichen Gerät wird auch das Pflanzloch gefertigt: zu Be- endigung der Pflanzung bedarf es noch des festen Anschlusses des Ballens an das um- gebende Erdreich; dieser wi;-d dadurch er- zielt, daß das Erdreich an den Ballen, nicht umgekehrt, angedrückt, mit dem Kulturhammer angeklopft, auch angetreten wird. Ballenpflanzung empfiehlt sich bei Einzelnachbesserungen in kräftig wachsender Um- gebung, in schwerenFrostlagen, auf sehr magerem Boden, auf sehr ver- unkrautetem Boden, bei Holzarten mit frühzeitig flacher Bewnu'zelung (Fichten, Birken). Es verbietet sich die Verwendung von Ballen- pflanzen, wenn diese auf weitere Strecken transportiert werden müssen; die Ballenpflanzung ist die teuerste Pflanzmethode und erschöpft am schnellsten den Boden, aus dem die Pflanzen ausgestochen werden, sie ist aber auch die sicherste Kulturmaßnahme.

2. Klemmpflanzungen werden mit keilförmigen Geräten vor- genommen; sie fertigen im Erdreiche einen Spalt, in welchen die wurzelnackte Pflanze eingesenkt wird; diu-ch einen zweiten Stich mit

ilayr, Waldbau. "-•

Abb. i"). KallenpÜanzung.

418

Elfter Abschnitt. Die ktlnstliche Wiederverjünguiig.

dem gleichen Geräte imd Andrücken der Erde schließt sich der Spalt. Die einfachsten Instrumente sind das Setzholz, das in der Spitzenberg- schen dreikantigen Ausführung kaum als Verbesserung des gewöhnlichen Setzholzes betrachtet werden kann, das Butlarsche Pflanzeneisen, Wartenbergs Eisen, verschiedene andere unter dem Namen Pflanz- eisen bekannte gestielte Geräte; sodann wären zu nennen Rembes Pflanzhamnier mit gerader, May r s Pflanzhammer mit gebogener Klinge, Pflanzbeil, Pflanzlanze u. a. Alle diese Listrumente ermöglichen ein senkrechtes Versenken der Pflanzenwurzeln: die französische Klemm- pflanze fertigt mit der Pflanzenhaue oder mit Prouves Pflanzeisen einen schiefen Spalt, in welchen die Pflanzenwin-zel eingeschoben wird, worauf mit dem Fuß der Spalt geschlossen wird. Die Klemmpflanzimg

I

Abb. 2C. " Proi

Pflanzeisen, '■ Spiralbohrer, c Spitzenbergs Wühlspaten.

erweist sich als vorteilhaft auf lockerem, doch nicht allzu lockerem Boden; sie geht sein* schnell vor sich, ist billig und sicher; sie bescliränkt sich auf kleinere Pflanzen, welche nicht verschult sind; auf schwerem Boden werden die Spaltflächen des Bodens erhärtet, und für diesen lall ist auch v. Dückers Fehde gegen die Klemni- pflanzung berechtigt gewesen.

3. Lochpflanzung heißt jene Pflanzmethode, bei der im Boden eine Öffnung durch Ausheben von Erde gefertigt wird, in welche wurzel- nackte Pflanzen eingesetzt werden. Pflanzlöcher werden entweder ge- graben mit dem Stechspaten , wenn der Boden keine oder nur wenige Steine enthält; oder gebohrt mit den in verschiedener Größe bekannten Spiralbohrern (Abb. 20 6), oder gehackt mit der gewöhnlichen oder mit Richters Pflanzhaue, der Rodehaue u. a., oder gestochen mit Kegel-

'_*. Die Pflanzung. Pflaiizmethodcn. 419

lind Ilolilspaten : auch der Klappspaton man; für kleino Pflanzon An- wendiin«!; finden. Bei der Plianzuni2; wird Erde, Walderde, JJüii'^ererdo, Füllorde beigegeben. FüUerdo kann nur anf guten, lockeren Böden erspart werden : dort mag die Erde , welche ausgehoben wurde , zur Umtütterimg der Wurzeln \\äeder benützt werden. Lockere Füllerde gestattet am besten das Einrieseln der Erde zwischen den auseinander- gehaltenen Wurzeln der einzusetzenden Pflanze. Mit beiden Händen wird die Pflanze angedrückt und weiter an den Wurzeln mit Erde be- deckt. Vielfach wendet man andere Methoden an, welche noch besser die Einbettung der Wurzeln in die Erde ermöglichen. Zu diesem Ende wird die Pflanze in der linken Hand gehalten, während die rechte Hand alle Wurzeln der Pflanze nach aufwärts legt, so daß sie von den Fingern der linken Hand noch festgehalten werden können. Im Pflanz- loch wird zuvor ein kleiner Hügel errichtet, auf welchen nun die linke Hand mit der Pflanze sich locker stützt; wälu'end nun die rechte Hand Füllerde auf den Hügel bringt, werden allmählich alle Wurzeln von der linken Hand losgelassen, so daß jede größere Wurzel isoliert in Füllerde zu liegen kommt ; ist die letzte Wurzel gefallen , wird Füll- erde aufgelegt und festgedrückt; eine derartige Pflanzung muß als die sorgfältigste bezeichnet werden ; sie hat sich besonders gegen Frühjahr- und Sommertrockenperioden bewährt.

Die Lochpflanzung hat den Vorzug, daß größere Pflanzen be- nützt werden können, daß sie ebenfalls leicht, schnell und nicht allzu teuer ausgefülirt werden kann; auf sehr steinigem Boden, auf nassem, auf steilem Boden dagegen ist sie kaum durchführbar; in letzterem Falle muß das Pflanzloch möglichst in den Berg hinein versenkt werden (Nischenpflanzung).

4. Die Hügelpflanzung beschränkt sich auf kiesigen, auf nassen , sumpfigen , von Hochwasser gefährdeten Boden und auf aus- gesprochene Frostlagen; im ersteren Falle ist beabsichtigt, die Pflanze über das Wasser-, im zweiten Falle über das schlimmste Frostniveau emporzuheben. Nachteilig sind Hügelpflanzungen dadurch, daß Amoison in den Hügeln sich einnisten ; erfahrungsgemäß wachsen solche Pflanzen nicht mehr weiter; in Trockenperioden sind die Hügelpflanzungen be- sonders gefährdet ; dazu kommt , daß die Hügelpflanzung ' eine kost- spielige Methode ist.

Die zu den Hügeln nötige Erde wird schon im Herbste gesammelt, auf Haufen gebracht und im Frühjahi' am Pflanz orte in Hügeln verteilt ; bei der Pflanzung wird der Hügel in der Mitte geöfl'net , die Pflanze eingesetzt und der Hügel mit der abgeschwarteten Rasenplagge gegen Verdunstung eingedeckt (Manteuffels Hügelpflanzung).

5. Biermanns Pflanzung. Trockene Rasenplaggen worden auf Haufen zusammengebracht und angezündet : sie schmoden zu Erde

21*

420 Elfter Abschnitt. Die künstliche AViederverjüngung.

und Asche zusammen, sogenannter Rasenasclie, mit welcher die Ptianzen als FüUerdü umgeben werden.

0. Alemanns Klapppflanzung. Das Pflanzloch wird quadratisch ausgestochen, der abgezogene, halbierte Rasen dann nach der Pflanzung um die Pflanze gelegt, am besten mit den Wurzeln nach oben. AVird der ausgestochene Rasen umgekehrt auf den Boden gelegt und in diesen selbst hineingepflanzt, so wird eine derartige Kultur auch 7. Plaggen- pflanzung genannt. Werden Gräben ausgehoben und der Aushub zu Dämmen aufgeschüttet, welche bepflanzt werden, so entsteht 8. die Dammpflanzung, welche in feuchtem Gelände in ihrem Wert und in ihrer Gefahr der Hügelpflanzung sich nähert. 9. Spezielle Pflanz- methoden sind für das Hochgebirge bestimmt. In Bayern ist all- gemein die Praxis, die für das Hochgebirge bestimmten Pflanzen in der warmen Ebene zu züchten, im Frühjahr in die Berge empor zu bringen, dort einzuschlagen und bei günstiger Witterung auszupflanzen Ein Nachteil von dieser Verwendung von Pflanzen aus der warmen Ebene im Hochgebirge ist bis heute nicht konstatierbar, wohl aber hat sich die Aufzucht der kräftigen Pflanzen in der warmen Ebene für alle Kulturen sehr nützlich erwiesen. Um ganz unabhängig von der km'zen Frühjahrs Witterung im Hochgebirge zu sein, hatMelchar den Vorschlag gemacht, die Pflanzen in grob geflochtene Weidenkörbe zu Vorschulen und mit den Körben dann im Hochgebirge auszupflanzen (Melchars Körbchenkulturen). Dem gleichen Gedanken folgt Rasl mit seiner Verschulung in Blumentöpfen, welche aus Lehm und Kuhmist grob hergestellt sind; die Pflanzen werden mit den Töpfen im Hochgebirge in die Erde eingegraben-, auch Reuters Vor- schlag der Verschulung in durchlöcherten Papiertöpfen olme Boden erleichtert den Transport der Pflanzen und wäre für das Hochgebirge verwendbar.

10. Blockpflanzung nennt Hauch die Verwendmig von 15 cm im Quadrat haltenden Erdballen, welche mit einjährigen Buchen aus dem Saatbeete ausgehoben werden. Die Saat selbst wird in 14 cm breiten Riefen ausgeführt. Jeder solche Block soll lU 20 Pflanzen tragen. Die Auspflanzmig selbst wiederum geschieht in breiten, tief rajolten Streifen.

11. Werden Ballen verwendet, welche mehrere Pflanzen enthalten, die nicht beseitigt werden, so entstellt die Büschclpflanzung; sie ist ein Kind der Not, welcher besser auf andere Weise vorgebeugt wird; wo der Wildstand im Übermaß, soll er reduziert, wo Frost der Beweggi'und ist, soll Kahlschlag vermieden werden.

Bodenvorbereitung. Eine Bodenbearbeitung (Rajolen bzw. Durchwühlen) ist für Bepflanzung stets gründlicher und bis zu größerer Tiefe auszuführen, als dies für die Saat zu geschehen hat. Dieselben Bodenbearbeitungsgeräte, welche früher bereits erwähnt wurden, dienen

2. Die Pflauzung. Pflanzinothoden. 121

auch hier; die Bodenbearbeitung erfolgt zumeist streiten- oder turchen- weise; auch stückriefen- und platzweise. Die Bostockung solcher be- arbeiteter Stellen mit Ptlanzen geschieht zumeist mittels Klemm- pflanzungen: die Lochpflanzung wird ebenfalls erleichtert und das Wachstum der Pflanzen stets gefördert. Von diesen Gedanken aus- gehend, hat 12. Spitzenberg (l.'*c.) eine eigene Pflanzweise ein- geführt; seine Wühlspaten für platzweise Bodenbearbeitung (Abb. 20 c) erreichen das Ideal einer völligen Mischung des obenauf liegenden milden oder auch des Rohhumus mit tieferen Schichten. Sein Wülil- spaten wird durch Hin- und Herwiegen in den Boden eingedrückt, worauf im rechten Winkel zur ersten Arbeitsrichtung der Spaten aber- mals eingesetzt und ebenfalls hin und her mit aller Kraft bewegt wird. Die Bodenbearbeitung ist die gründlichste. In die gelockerte Erde wird der Spaltschneider eingestoßen; die in den Spalt eingesenkte, stärkere Pflanze wird mit den Händen festgedrückt.

Eine eigenartige Bodenvorbereitung, welche nachahmenswert scheint, erwähnt Grohmann^) unter dem Namen 13. Überwurfkultur. Sie besteht darin, daß ein Pflanzloch mit dem Spaten gefertigt und der Aushub beiseite gelegt wird; dann wird ein zweites Pflanzloch in An- gTiff genommen, die oberste verunkrautete und humose Schicht ab- gehoben und in das erste Pflanzloch geworfen; darauf hin wird tiefer gegTaben und die sich ergebende Erde jedesmal in das erste Pflanzloch übergeworfen; auf diese Weise lagert sich die nahrungsreichste Erd- schicht in jener Tiefe im Pflanzloche ab, in welcher die Wurzeln hauptsächlich sich verbreiten, und obenauf, wo die Wurzeln zumeist wegen Abtrocknung auf größerer Tiefe hin fehlen, liegt auch das minderwertige, dem Untergrunde entstammende Rohland.

14. Die Schrägpflanzung erwähnt Emeis^) für ein- und zweijährige Föhren, welche an einem scharf abgestochenen Rande eines Gräbchens ausgebreitet und eingedeckt werden, um das Ausfrieren zu ver- hindern; Verfasser würde Bedenken tragen , die ohnedies zur Schaftkrüm- mung neigende Föln'e schon von .Jugend auf zu einer Krümmung zu . . ^. u » «

^ Abb. 27. Französische Schragpflanzung.

zwingen.

15. Verschieden davon ist die französische Schrägpflanzung oder die Methode von Prouve^), welche teils mit einem eigenen Geräte

') Sächsischer Forstverein 1897. -') Allgera. Forst- u. .lagdzeitung 1X99.

^, 8) V. Perona, Economia forestale 1892, der die Abb. 26a entnommen und die Abb. 27 nachgezeichnet ist.

422 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wietlerverjüngung.

(Abb. 2(i//), teils mit der einfachen Pflanzhaue derart ausgeführt wh'd, dafi durch einen Hieb eine dünne Scholle der Erde aufgehoben, in den Spalt die Pflanze eingefügt und mit dem Fuße der Spalt wieder ge- schlossen wird. Es dürfte diese Methode bei Buchenunterbau sich empfehlen : außerdem ist sie auf seichten Böden in Anwendung.

Als allgemeine , auf naturgesetzlicher Grundlage beruhende , somit für die Praxis beachtenswerte Regeln für alle Pflanzungen sind nachstehende Punkte zu betrachten:

1. Die Pflanze soll im neuen Boden genau so tief zu sitzen kommen, wie sie früher im Pflanzgarten gestanden hatte, und mit dieser Grenzlinie in gleichem Niveau mit der Umgebung liegen.

2. Ist feuchter Boden gegeben, feucht durch Berieselung von be- nachbarten Wasserbecken oder durch aufsteigendes Grundwasser, so ist die Pflanze mit ihrer Umgebung etwas über das allgemeine Niveau emporzupflanzen : Annäherung an Hügelpflanzung.

3. Auf trockenem Boden, in trockenen Klimastrichen mit längeren regenlosen Perioden (ausgesprochenes Kontinentalklima) soll die Pflanze mit ihrem Erdreich etwas unter das allgemeine Niveau der Umgebung herabsinken, um die Pflanze in eine tiefere und feuchtere Schicht zu bringen und die Ansammlung von Niederschlagswassern zu begünstigen.

4. An steileren Hängen ist aus dem Berg eine Nische herauszuhauen, die Erde in derselben mit einem Gefäll nach dem Berge hin anzuhäufen , die Pflanze ist möglichst tief in die Nische hineinzupflanzen.

5. Stets ist nm- eine Pflanze auszusetzen. Finden sich bei Nadel- hölzern zwei und mehrere zusammen, welche aus Rücksicht auf Jagd- oder Frostgefahr zunächst beisammen bleiben sollen (Büschelpflanzung), müssen alle bis auf die besten beseitigt werden, sobald dieser, im übrigen ziemlich fragwürdige Schutz entbehrlich erscheint.

(3. Das Beschneiden ist bei Nadelhökern auf das Eiustutzen allzu langer Wurzeln, bei Lärchen und Laubhölzern auf das Beschneiden ebensolcher Wurzeln und Seitenäste (Pyramidenschnitt der Pflanzen) zu beschränken.

7. Beim Einpflanzen sollen die Wurzeln natürlich ausgebreitet liegen, so daß die Stämmchen in völlig vertikale Lage geraten. Nur bei Bodenschutzholzpflanzen ist die Stellung des Stammes gleichgültig (französische Methode).

8. Mehrmaliges Festtreten oder Festdrücken der Pflanzen im ersten Jahre empfiehlt sich in Ortlichkeiten, welche vom Maulwurf häufig be- fahren werden.

9. Je kleiner das Pflanzenmaterial , um so rascher , billiger und sicherer die Pflanzung.

Die Pflanzregeln bezüglich der Nachbesserungen sind im zwölften Abschnitte über die Jungwuclisj)flege vorgetragen.

2. Die Pflanzung. Pflanzmethoden. 423

Der Pflanzen verband. Die Frage, wulchor Piianzonverband der beste ist, läßt sich nur dann natur- und zielgerecht beantworten, wenn man zu den bisherigen Erörterungen über Abstand der lii^ihon und Abstand der Pflanzen in den Reihen und Vorbänden mit Rücksicht auf die Ernte auch noch die kaum minder wichtigen über die Frage, unter welchen Verhältnissen eine Pflanze am besten gedeiht, hinzufügt. Diese nach Klima, Boden, Holzart unrl Ernteaussicht zu erwägende naturgesetzliche Frage sollte zuerst beantwortet werden, ehe nach einem allgemeinen Schema, nach einer Wirtschaftsregel , über ganze Länder hinweg in gleichem Verbände gepflanzt wird.

Klima. Durch den Kahlschlag in Einsenkungen, auf Hochplateaux entstehen in Mittel- und Nordouropa wie in Nordamerika und Ostasien in allen dem Fagetum und Picetum angehörigen Waldregionen aus- gesproche Frostlagen. In solchen Örtlichkeiten ist daher der völlige Kahlschlag zu meiden , vielmehr aus dem schlechtesten , schwächsten Material des Bestandes, auch wenn es noch so beschädigt, verbogen imd mißhandelt aus dem Abtriebe des Hauptbestandes hervorgeht, eine Schutzstellung für die Pflanzen zu bilden ; dieser Schutzbestand hindert die Regelmäßigkeit des Pflanzenverbandes. Diese Störung aber ist durchaus zum Nutzen der Pflanze und des Bodens. In der Regel ver- fährt man umgekehrt: Um die Regelmäßigkeit des Pflanzenverbandes, die Arbeit mit der Pflanzkette oder -schnür, nicht zu beeinträchtigen, wird alles hinweggeschlagen und alle sonstigen Hindemisse auf der Fläche mit einem Aufwand an Zeit und Geld beseitigt. In empfind- licheren Frostlagen ist dieses Rasieren der Fläche ein Ausfluß der Ge- w^ohnheit. weniger der Notwendigkeit. Es ist auch nicht einzusehen, warum in Lagen, die zwar keiner besonderen Frostgefahr ausgesetzt sind, in den gewöhnlichen Kahlschlägen alles beseitigt wird, was an schwachen, unterständigen Stangen, was an Stauden, Stöcken, Steinen, Grasbüscheln u. dgl. auf der Fläche sich findet *). Alle diese Hindernisse für Schnur und Kette sind Klimaverbesserungen für die Pflanze, welche an ihnen den ersten Anschluß findet , der außerordentlich ihr Gedeihen fördert und die Leidensjahre der Verpflanzung abkürzt. Aus diesem Grunde wurde bei den Bemerkungen über Bodenvorbereitung zur Beseitigung dieser „Hindemisse" nicht aufgefordert, da es allgemeine Regel sein soll, so viel als möglich von diesen Hindernissen zu belassen. Es würde sich vielmehr auf Grund von Versuchen des Verfassers emp- fehlen , wenn eine Kahlfläche keine solche schützenden Hindemisse bietet, sie künstlich anzubringen, z. B. durch Stecklings- und Stangen- pflanzung von Weidenarten, durch Überstreuen der Fläche mit den billigen Früchten des Vogelbeerbaumes, des Faulbaumes, der Berbe-

1) Dr. Frankhauser in Schweiz Zeit8chr. f. das ges. Forstwesen 1896 und V. Fi-schbat-h in Zeitschr. f. Forst- u. .Jagdw. 1900 änliorn ähnliche Ansichten.

424 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

ritzen, des Weißdorns, des roten und schwarzen Hollunders, durch Birkensaat auf Schnee und anderes. Man wende nicht ein, auf' Föhren- boden sei die Maßnahme unmöglich; die Föhrenböden seien bereits so heruntergekommen, daß sie neben der Nutzholzpflanze keine anderen Gewächse mehr wegen der Wurzelkonkurrenz zu ertragen vermöchten ; Föhi'enböden IV. und V. Bonität mögen diesem Jammerzustande in der Tat bereits sich nähern, aber gerade die Föhrenböden der II. und lEE. Bonität verlangen eindringlichst einen solchen Bodenschutz gegen die Nach- teile der Kahlstellung, damit sie nicht zu geringeren Bonitäten herab- sinken. Kann die Stockrodung nicht ganz unterbleiben, so mag eine Femel- oder Plenterrodung Platz greifen, daß ist eine Beseitigimg jener Stöcke, welche von parasitären Wurzelpilzen, insbesondere Poly- porus annosus imd Agaricus melleus, befallen smd. Diese Stöcke müssen unter allen Umständen bis in die feineren, erkrankten Wurzeln gerodet werden, Lst das Staudenwerk der oben genannten Sträucher und noch vieler anderer, wie Rubus, Rosa, Prunus spinosa. Lonicera, Rhamnus, Corylus und anderer, in zusammenhängenden Massen über die Schlagfläche hin wachsend, so wird es in breiten Gassen durchhauen, welche aus- gepflanzt werden. Werden diese ünhölzer sowie Gräser imd Unkräuter später von den Edelpflanzen zum Absterben gebracht , so bereichern sie als wertvolle Dünger den Boden: sie zu beseitigen ist daher so irrig wie die Beseitigung des Rohhumus , beide sind willkommener, natürlicher Dünger im Walde.

In Anlehnimg an alle diese wohltätigen imd schützenden Objekte der Kahlfläche wird die Pflanzung ausgeführt , indem in die Stock- achseln, hart neben Sträucher, Grasbüschel, Steine usw. die Pflanzen verbracht werden. Was dann noch an Kahlflächen übrig bleibt, mag einen regelmäßigen Verband erhalten, der mit Hilfe der Pflanz- schnüre oder Pflanzketten ausgeführt werden kami. Diese Pflanz- verbandsgeräte tragen Vorrichtungen, um den gewählten Abstand der Pflanzen genau zu bezeichnen; sie werden über die Fläche gespannt, an den Merkzeichen werden kurze Stäbe in den Boden gesteckt; die Schnur oder Kette wird dann aufgenommen , neuerdings gezogen und die Markierung der Pflanzstellen wiederholt. An diesen Stellen erfolgt die Anfertigung der Löcher.

Verfasser ist der Ansicht , daß auf alle Ketten und Schnüre für die Freilandpflanzung als Überflüssigkeit , Kostspieligkeit und Ver- zögerung der Arbeit verzichtet werden kann, wenn man bedenkt, daß eine Abweichung von dem gewählten, genauen Verbände um ein paar Zentimeter hinüber oder herüber füi' die Entwicklung der Pflanze gleichgültig ist. Jeder Arbeiter kann genügend genau nach dem Augen- maße oder nach der Länge seines Arbeitsgerätes den Pflanzenabstand einhalten. Eine derartig ausgeführte Kultur, zumal unter dem wohl- tätigen Schutze der Strauch- . Unkraut- und Stangenwildnis sieht

2. Die Pflanzung. Pflanzniethoden. 4-_),j

vielleicht aulanolich häßlich aus; wichti«<;i'r als dieses, nicht von allen geteilte ästhetische Gefühl, ist der Umstand, daß eine derartige Pflan- zung, schneller, sicherer und leichter ist als die Anlage von schnur- geraden Pflanzreihen in schutzloser Ode.

Beim Reihenverband ergibt sich die nötige Pflanzenzahl pro Hektar

■r^ , 10000

aus der iormel: ^rg \ : , ^^ -. ., ^ -. "Wird die zweite

Pflanzenabstand X Reihenabstand ii^vtlte

Reihe so verschoben, daß in dieser jede Pflanze zwischen zwei Pflanzen der Xachbarreihe zu stehen kommt, drei Pflanzen somit ein gleich- seitiges Dreieck beschreiben, so nennt man dies Dreiecksverband und

die Pflanzenzahl pro Hektar ist :f^^ r- - , ..-; sind Reihen und

Pnanzenabstand "

Pflanzenabstand gleich, so bildeii vier Pflanzen ein Quadrat, und die

Formel lautet :^^ r-r XT J ^^^"^^ ^^^ Pflanzen angeordnet wie

IT ilanzenaDstanci

die Zahl 5 im Würfelspiel, so ergeben sich, wenn man die Pflanzen mit Linien sich verbunden denkt, zwei ineinander eingeschobene Qua- drate; die Formel dieses Fünferverbandes lautet: ^p, ,-- r "-,^-, das

Pnanzenabstand '^

heißt die Pflanzenzahl ist doppelt so groß als bei dem einfachen Quadratverband.

Man versteht allgemein unter engem Pflanzverband einen solchen bis 1 m Abstand , als weiten einen solchen mit 1 2 m Abstand. Bis vor wenig Jahren galten enge Pflanzverbände insbesondere der Meterverband als Regel. In neuerer Zeit nimmt auf Grund genauerer Beobachtungen (insbesondere von Prof. Kunze in Tharandt und A. V. Guttenberg in Wien) und wegen der Erhöhung der Arbeits- löhne die Tendenz überhand, nach Verbänden zu pflanzen, welche sich zwischen den von 1 m imd 2 m bewegen.

Im allgemeinen gelten gegenwärtig folgende Zahlen:

Für Aussetzen von angekeimten Eicheln (Keimlingspflanzen) 0,05 bis <i,l m Abstand:

für Klemmpflanzungen von ein- oder zweijährigen Pflanzen U..') m Abstand ;

für dreijährige nicht verschulte oder vier- bis sechsjährige ver- schulte Pflanzen 1.2 1,5 m;

für Vollheister von 2 m und darüber.

Als allgemeine Regel muß gelten: Der Pflanz verband hat nach Klima, Boden, Holzart und Zweck der Pflanzung zu wechseln.

Je besser der Boden, je wärmer das Klima, um so weiter kann der Pflanzenabstand gewählt werden ; auf geringen Böden und in kühlen Lagen empfiehlt sich in weiten Verbänden zu pflanzen. Dr. F a n k -

420 Elfter Abschnitt. Die künstliche AViederverjUngung.

haus er') will im Hochgebirge 1 1,5m: v. Oppen^) verlangt für Hochlagcn von 800 1000m 1,7 1,8 m. Frömbling w-ünscht über- haupt enge Pflanzung, um die Ausscheidung der Natur zu überlassen. Enge Pflanzverbände empfehlen sich für Holzarten, welche die Nei- gung haben , in lockerem Stande minderwertige , krumme Schäfte zu bilden. Hierher zählen nach den Ausführungen über das Ausladungs- und Ausformungsvermögen in Abschnitt VI, S. 239 vor allem die Laub- hölzer, dann zwei- und dreinadelige Föhren, Lärche, Chamaecj^aris, Thujen, Tsuga, während Strobus, Pseudotsuga, Picea und Abies die gerade Schaftform bei allen Verbänden beibehalten. Engere Verbände liefern größere Massen von (zumeist geringwertigen) Vorerträgen und befördern die Astreinigung. Prof. B ü h 1 e r ^) fand, daß verschiedene Pflanzweiten wie auch verschiedene Entstehungsarten einen Unterschied in der Astreinigung von 1 2 m Schafthöhe, verschiedene Bodengüten aber einen solchen von 4 5 m bewirken. Dr. Martin sagt, daß aus engen Pflanzungen dieselben Bestände und Kronen hervorgehen wie aus weiten. Hofrat A. v. Guttenberg*) verlangt weiten Verband (Maximum auf bestem Boden 2 m), auf gutem Boden und bei Mangel an Absatz für Kleinnutzholz ; der weite Verband hat die Entwicklungs- fähigkeit der Zukunftstämme bis zum Beginn der ersten Durchforstmig zu sichern. Jolyet in Nancj^ wünscht nicht unter 2 m Abstand herab- zugehen; Schiffel, Schwapp ach. Schupf er und andere neigen zu weiten Verbänden.

Als 1(3. S t a f f e 1 p f 1 a n z u n g hat man folgendes Verfahren bezeichnet. Kostbares Pflanzenmaterial wird im Verband von 2 4 m ausgepflanzt, der Zwischenraum wird mit einer geringwertigeren Holzart, wie Birken, Hainbuchen, Erlen, ausgefüllt; sie müssen be- seitigt werden, sobald sie die Hauptholzarten bedrängen. Unbrauchbar ist hierzu die Buche, weil bei ihrer Seitenbedrängung die Edelpflanzen ihre Seitenäste und Standfestigkeit verlieren und selbst nach der vor- sichtigsten Entnahme der Buchen durch Wind , Regen und vor allem durch Schnee umgebogen werden.

Der Staffelpflanzung ähnlich ist die Zwischenpflanzung von S trau ehern an Stelle der rasclnWichsigen Baumarten; der Schutz der Sträucher ist zwar geringer, dafür aber sterben diese langsam von selbst ab, da sie mit der Zeit überwachsen werden; hierbei düngen sie den Boden. Weiter empfiehlt sich insbesondere 17. die Auswahlpflanzung. Unter dieser möchte Verfasser folgendes Verfahren verstanden wissen : Die bei der Pflanzensortierung als die besten, schönsten, geradschaftigsten

^) Schweizer. Zeitschr. f. d. ges. Forstw. 1901.

2) Mitteilungen der .schweizer. Zentralan.st. f. for.stl. Vers. 189^).

^) Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1905.

*) österr. Forst- u. .Jagdzeitung \x9d.

2. Die Pflanzung. F. Die Steckliii{<spflau/.iing. 407

und kräftitisten auso-owählton Pflanzen w.-rdon iu einem Verband von 4 5 m ausgepflanzt; zwischen denselben kommen zwei mindergute der gleichen Holzart zu stehen, wovon starkwüchsige Pflanzen mit Neigimg zm* Schaftkrümmung ausgeschlossen sind; letztere werden, wie bereits erwähnt , ganz beseitigt , wenn sie nicht für Dokorations- zwecke, Alleebäume oder zu Schutzholzpflanzungen benutzt werden können. Es besteht alle Aussicht, daß die bestgeformten und schnell- wüchsigsten Individuen auch fernerhin die Führung im Bestände bei- behalten und nach Unterdrückung des Zwischenstandes, was schon im Stangenalter geschieht, den Hauptbestand bilden werden. Dies ist der Zeitpunkt, in dem nach der Idee der Erziehungsverjüngung der Unter- bau bei allen Holzarten einsetzt. Daß diese Pflanzung für alle Holzarten paßt, daß diese Ausnützung der individuellen AVuchsgeschwindigkeit und die Anlage zur Nutzholzqualität insbesondere den späteren Er- ziehungshieben eine große Erleichterung bieten, daß diese Auswahl- pflanzung die Ernte durch Erhöhung der Massenerträge und durch die Steigerung der Nutzholzgüte eines solchen Bestandes erhöhen muß, dürfte kaum in Zweifel gezogen werden.

Die Maßnahmen zum Schutz der Pflanzung sind dem Abschnitt über Jungw^uchspflege zugeteilt.

F. Die Steckliugspflauziiug.

Stecklinge sind Zweigstücke, welche vor der Bewurzelung von der Muttei-pflanze abgetrennt und eingepflanzt werden ; alle Holzarten, selbst alle Nadelhölzer lassen sich durch Stecklinge vermehren, aber nur jene Vermehrung hat ein praktisches, forstliches Interesse, welche leicht und schnell gelingt. Für die meisten Laubhölzer und insbesondere für die Abietineen unter den Nadelbäumen bedarf es besonderer Anordnung im Gewächshause, um die Wurzelbildung vor der Fäulnis des Zweigstückes hervorzurulen. Eine solche Vermehrung hat keine forstliche Bedeutung. Leicht gelingt diese Vermehrung bei der Gattung Salix, ziemlich leicht bei der Gattung Populus, bei den Gattungen Chamaecyparis , Cryp- tomeria, Taxus, Sciadopitys, Thuja, Thujopsis, Juniperus, Sequoia imd anderen. Nur bei Chamaecyparis und Cryptomeria findet eine regel- rechte "WaldbegTündung in Ostasien, im Gebiet des Sommerregens statt; in Em'opa und Amerika wäre eine solche Pflanzung reine Glückssache, die bei einem sehr nassen Sommer zum Ziele, bei einem Dm'chschnitts- und ebenso bei einem trockenen Sommer zum Absterben aller Pflanzen führen würde. Man verwendet zur Stecklingspflanzuug im Walde einjährige Zweige obiger Holzarten, welche derart abgeschnitten werden, daß noch 2 3 cm des zweijährigen Holzes am Holze verbleiben. Dieses Ende wird keilförmig zugeschnitten und so tief in den Boden gebracht, daß die Jahresgrenze zwischen dem zwei- und einjährigen Triebe noch etwa 2 cm tief in den Boden kommt. Der ganze Steckling ist 30 cm

428 Elfter Abschnitt. Die künstliche AViederverjüngung.

lang. Bei allen Stecklingen folgt die Bewurzolimg am leichtesten an jener Grenze. Zum Auspflanzen bedient man sich eines Yorsteck- liölzchens. Durch Auswahl von sonnengeschützten Lagen mit tief liegendem, frischem Boden kann die Sicherheit einer solchen Kultur etwas erhöht werden.

Man hat als Einwand gegen solche forstliche Kulturen geltend ge- macht, daß aus Stecklingspflanzung hervorgehende Bestände stärker an Rotfäule litten als Bestände an Kernwuchs. Es liegt zwar nahe, daß an der Abschnittstelle des Stecklings Fäulnis einsetzen kann: ein unzweideutiger Beweis hierfür liegt jedoch bis heute nicht vor. Am häufigsten ist Stecklingspflanzung zur Anlage von "Weide nhegernM gewählt.

Die Anlage einer gewinnbringenden "Weidenzucht setzt voraus : wärmeres Klima, das ist mindestens wäimeres Fagetum mit Nutzholz- zucht der Eiche und Castanetum; im kühleren Fagetum können nur warme Expositionen in Frage kommen. Da der Weidenheger auf einer Kahlfläche angelegt werden muß. sind geneigte, gegen Spätfröste etwas gesicherte Ürtlichkeiten wie auch Flußnähe , Seenähe zu bevor- zugen. In Spätfrostlagen, in nassen Einsenkungen ist ein Weiden- heger eine verfehlte Anlage. Die Beobachtung, daß die meisten Weiden am Flußufer wachsen, legt den Gedanken nahe, daß für den Weiden- heger ein feuchter Boden günstig sein müsse. Nasser Boden erhöht jedoch die Frostgefahi' mid besitzt nicht den Nährwert, den eine Weiden- anlage verlangt. Der Boden muß frisch , locker , tiefgründig imd gut sein. Die Forderung der Tiefgründigkeit erklärt sich dadurch, daß der Boden bis auf 50 selbst 70 cm Tiefe bearbeitet werden muß: die Güte ist notwendig, da durch die alljähiiiche Rutenemte sehr große Mengen mineralischer Salze dem Boden entnommen werden.

Das Aussetzen der Stecklinge, 1 Sjähriger Triebe von 20 30 cm Länge , geschieht dadurch, daß mit einem Setzstab ein Loch schief in den Boden gestoßen wird, in welches die Stecklinge bis auf eine ganz kurze Spitze eingesenkt werden: ein Tritt mit dem Fuße schließt den Spalt. Aus den Lentizellen der Rinde brechen die Wurzeln hervor. Seltener wird das Einlegen der Stecklinge in Gräben oder das Aus- legen der Stecklinge an den Seitenflächen einer trichterförmigen Ver- tiefung im Boden (Einkesseln genannt) gehandhabt. Sowohl die Weide als obige forstliche Holzarten können auch vor der Pflanzung zur Wurzelbildung gebracht werden. Es geschieht dies in Gräben, welche mit Waldhumus, abgefallenen Blättern und Nadeln angefüllt sind. Die Stecldinge werden nebeneinander in engstem Verbände bis zu zwei Drittel ihrer Länge in die sich schwach erwärmende, humose Masse

*) F. V. Förster, Die Korbweideukultur. 1895. D ackert, Müudeiier forstl. Hefte 1896.

2. Die Pflanzung. G. Absenkerpflanzung. H. Ausschlagspflanzung. 429

eingestellt mitl bewurzeln sich rasch : ihre weitere Verwendung ist von der Ptlanzung nicht mehr verschieden.

Aus SteckHngen oder auch aus Pflanzung größerer Stangen von Weiden von 2,5— ö cm Dicke und 1,5 2 m Höhe gehen die Anlagen für den WeidenkoptTiolzbetrieb hervor; bei Pappeln werden auf diesem "Wege Dekorationspflanzen gewonnen zu Park- und Straßenalleen, wenn man nicht vorzieht, solches Material aus Sämereien zu ziehen. Freilich bei bestimmten, gärtnerisch wertvollen Variationen (Pj-ramidenpappel) ist man zur Setzstangenvertnehrung gezwungen.

0. Abseiikerpflauzimg.

Alle Holzarten lassen sich auf diesem Wege vermehren; das Ver- fahren besteht darin, daß schwächere Stangen oder die Zweige von stärkeren zur Erde gebogen und ihre Kronen ganz übererdet werden, so daß mu- die Triebspitzen hervon-agen. Wird für fortgesetzte Be- feuchtung gesorgt, so bewurzeln alle Triebe sich selbständig ; bei einigen Holzarten tritt dies schon im ersten Jahre ein, wie besonders bei Weiden , bei den übrigen Laubholzarten meist erst im zweiten , auch dritten Jahre. Obige Nadelhölzer für die Stecklingspflanzung zeigen schon im ersten, sicher im zweiten Jahre Bewurzelung. Abietineen verlangen viele Jahre hindurch Bedeckung, bis Wurzelbildmig auftritt. Man kann die Wurzelbilduug durch Einschnitte in der Rinde, am schnellsten durch Ringeln (Beseitigung der Rinde bis zum Holz) an der tiefsten, übererdeten Stelle fördern. Nach Wurzelbildmig erfolgt Abtrennung und Verwendung der Pflanze.

Manche Holzarten zeigen auch in der freien Xatur Absenkerbildung; so insbesondere die Fichte in der kühlsten Region ihres Vorkommens, in sumpfigen Örtlichkeiten. Thuja und Thujopsis, selbst auf ihren nor- malen Böden. Isolierter Stand begünstigt die Erhaltung der Aste bis zum Boden herab; ünkrautwuchs imd Humusbildung überdecken all- mähUch die Seitenäste , halten sie feucht und veranlassen ihre Be- wurzelung.

H. Ausschlagspflauzuiig.

Werden Stockausschläge im ersten oder zweiten Jahre ihrer Bil- dung mögHchst tief geringelt und übererdet, oder werden Laub- und Nadelhölzer (ausgenommen Abietineen), welche nach ihrer Auspflanzung buschig, mit stärkeren, tief angesetzten Ästen, somit für spätere Zwecke der Nutzholzbildimg ungünstig erwachsen, ebenfalls im Frühjahr mög- lichst tief geringelt und übererdet, so bewurzeln sich die oberen Ränder aller Ringelungen; solche Pflanzen können am besten im nächsten Frühjahre abgelöst werden, nachdem während des Winters der Zu- sammenhang im Holz mit der Mutterpflanze sich gelockert hat. Auf diesem AVege können neben einheimischen mit großem Vorteile seltenere Holzarten von Laub- und Nadelbäumen rasch vermehrt werden.

430 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

I. Bhizoiiipflanzuus:.

Nur bei den Gramineen im weitesten Sinne (mit Einschluß der Bambusaceen) sind Rhizome, unterirdische Triebe mit schuppenartigen Blättern und mit oberirdischen Trieben, Blättern und "Wurzeln an den Nodien, als selbständige Pflanzen im forstlichen Betriebe verwendbar.

K. »urzelpflauzuug.

Es ist noch nicht genügend untersucht, welche Holzarten sich durch "Wm'zelstecklinge vermelu'en lassen. Werden Gräben durch einen Laubholzstangenort wie im Niederwalde angelegt, so erscheinen im Grabenrand, wo die Wurzeln verschiedener Holzgirten ab- gestochen sind, Ausschläge. Ulmus, Carya, Salix, Populus, Prunus, Robinia, Paulowaiia u. a. wurden vom Verfasser als Ausscliläge liefernd erkannt. Voraussichtlich zählen auch alle Holzarten, welche überhaupt Wurzelbrut bilden, hierher. Aber nur für eine Holzart, für die japanische Paulownie , wird bis jetzt von dieser Eigenschaft zur Bestandsanlage Gebrauch gemacht, indem Wurzelstücke unter gleichen Verhältnissen wie Zweigstecklinge in den Boden gebracht werden, worauf sie Ausschläge entwickeln.

L. Wurzelbrutpflaiizuug.

Die unter Wm^zelpllanzung genannten Holzarten besitzen fast alle die Fähigkeit, Ausschläge aus den Wurzeln bei noch lebenden Mutter- stämmen emporzusenden; auch Weißerlen und vor allem den zahl- reichen Sträuchern Corylus, Rosa, Rubus u. a. kommt diese Fähigkeit zu; für Sträucher ist diese Art der Vermelirung die normale Ver- breitung, für Baumarten aber ist das Erscheinen von Wm^zelbrut ein Zeichen der Erkrankung des Mutterbaumes, ein Zeichen des Miß- behagens , auch wenn äußerlich kein Symptom hinzutritt. Auf allen schlechten Böden neigen genannte Holzarten am stärksten zur Wurzel- brutbildung. Verwundmig der Wurzeln durch Treten, Falu^en oder absichtliches Einschneiden fördert die Ausschlagbildung; am lebhaftesten setzt sie ein, wenn der Mutterstamm selbst abgeschnitten wird (Populus- Arten). Zum Zwecke der Verpflanzung solcher Ausschläge wird im ersten Jahre durch einen Spatenstich die eine Seite der Verbindung mit dem Mutterstamme durchschnitten; im zweiten Jahre wird die andere Seite abgetrennt, im dritten Jahre kann die Pflanze zm- Aus- pflanzung ausgehoben werden.

M. Stuinmelpilanzuug.

Nach dem Abschneiden des oberirdischen Triebes oder Stämmchens wird der AVurzelstock ausgegi'aben und zur Einpflanzung an anderer Stelle verwendet; geübt wird dieses Verfahren bei der Birkenstummel- l^flanzung auf sehr mageren Sandböden, bei Ergänzung der Ausschlag- stöcke im Niederwald- und ]\Iittelwaldbetriebe.

3. Beispiele für die künstliclie Begründung von reinoii u. gemischten Bestünden. 4;51

3. Beispiele für die künstliche Begründung von reinen und gemischten Beständen.

A. Walil der Holzart.

Soll eine waldlose Stelle mit Wald bedacht werden , so ist ein Studium der naturgesetzlicheu Grundlat^en des Standortes, wie sie im ersten Teil dieser Schrift niedergelegt wurden, eine ebenso wichtige, erste Voraussetzung wie die Erwägung, welcher Art der ökonomische Zweck ist, der mit der "Waldbegründung erreicht werden soll.

Eine Kenntnis des Klimas des Standortes, so vollkommen, um daraus die Klimazone konstruieren zu können, welcher der Standort zugeteilt werden muß, läßt sich nur durch langjährige Beobachtungen gewinnen; für größere Odländereien, welche aufgeforstet werden sollen, wie Steppen mid Prärien, muß die meteorologische Beobachtung über- haupt erst die Fähigkeit des Standortes, Wald zu tragen, nachweisen; für andere, wie Moor- und Heideflächen und kleinere Steppen, welche Inseln im Walde bilden oder Waldinseln tragen, ist die Beobachtung der Holzarten noch der beste Maßstab für Beurteilmig der Klimazone. Die Angleichung an fernere Gebiete, welche klimatisch bekannt sind, ist imzuverlässig , da die meteorologischen Stationen nicht in völlig öden Flächen liegen und daher stets ein milderes Klima ergeben als den neu begründeten Holzarten droht. Jede waldlose Stelle, selbst die kleinste Blöße im Walde hat überdies ein von der Umgebung ver- schiedenes Klima: Tafel IH und IV ergeben dies deutlich. Jeder Südhang ist wärmer und trockener als ein Nordhang; ersterer kann dem Fagetum, letzterer dem Picetum oder ersterer dem Castanetum, letzterer dem Fagetum zugeteilt werden müssen. Sind meteorologische Daten gewonnen, so ist die Zuteilung zur entsprechenden Klima- oder Waldzone mit Hilfe der Klimaparallelen des dritten Abschnittes eine einfache Sache. Die Holzarten der betreffenden Waldzone der nörd- lichen Halbkugel erscheinen anbaufähig, sobald auch der Boden für ihr Wachstum geeignet ist.

Der Boden. Ist eine Pflanzendecke vorhanden, so kann von dieser ausgehend zunächst auf die Zusammensetzung des Bodens und seine Güte geschlossen werden: der Schluß ist aber durchaus kein untrüglicher: es gibt Sträucher, Gräser und Kräuter, welche eine ganz bestimmte Zusammensetzung und Beschaffenheit des Bodens bevorzugen. Da die genannten Pflanzen jedoch keine Bäume werden und ihre Wurzeln seicht verlaufen, so geben sie nur Anhaltspunkte über die oberflächliche Beschaffenheit des Bodens bis zu geringer Tiefe. Unter dem Wurzelbereiche kann ein sehr fruchtbarer oder ganz un- brauchbarer Boden (Kies, Grundwasser, Fels) lagern, der erst über die Entwicklung der Bäume entscheidet. Diese Kenntnis aber verschafft

432 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

nur ein Boden ein schlag und die Untersuchung des Bodens auf seine Zu- sammensetzung, Härte, Tiefe, seinen AVassergehalt und andere Eigen- schaften. Im Anhalte an diese Daten kann aus den Ansprüchen der Holzart an die Bodengüte, wie sie der dritte Abschnitt dieser Schrift gibt , auf die anbaufähige Holzart geschlossen werden. Zur ober- flächlichen Orientierung über die Bodenqualität dienen folgende Pflanzen :

Einen steinigen, kalk reichen, jedoch guten Boden zeigen an: Tussilago, Petasites, Clematis, Gentiana, Sambucus usw.

Einen Moorboden, anmoorigen, torfigen Boden: Drosera, Ledum, Sphagum, Eriophorum, Vaccinium uliginosum, Carex, Strauchbirke, Strauchführe (Mughus), verkümmerte Spirken (imcinnata), verkümmerte, strauchartige Fichten, Föhren (silvestris), Lärchen, Weiden und andere Holzarten.

Mullboden, Gartenboden, sandiger Lehm, somit guter bis bester Boden, Föhrenboden I. und H. Bonität: größere Sträucher von Prunus, Rhamnus, Crataegus und anderen; Atropa, Rubus- Arten, Fragaria , Epilobium, Carex brizoides , Convallaria, Moose wie Poly- trichum, Juncus und zahlreiche andere Gewächse.

Sand überwiegend, aber noch frisch: Moose, Farne, Gräser wie Melica, Milium und andere.

Überwiegend Sand, Frische gering: Moose wie Hypnum, Vaccinium, Vitis, Idaea, Myrtillus und andere.

Sand überwiegend, trocken: Hungermoose, Calunna , Erica, Heidegräser.

Rohhumusboden: trockene Moose wie HjqDuum, dann Calunna, Vaccinium Myrtillus, Vitis Idaea und andere.

Ist auf einer Bodenfläche noch Wald vorhanden oder eine vorhergehende Bewaldung noch nachweisbar in Baum- oder Waldresten, welche inselförmig auf der waldlosen Fläche auftreten oder dieselbe begi^enzen, so wird die Auswahl der anzubauenden Holzarten wesentlich erleichtert; es ist beachtenswert, daß ein Boden, welcher für die vorausgehende Waldvegetation HI. oder IV. Bonität war, nicht wieder mit derselben, sondern mit einer bescheideneren Holzart besiedelt werde. Hat aber eine landwirtschaftliche Kultur statt- gefunden, so kann aus den angebauten, landwirtschaftlichen Gewächsen ebenfalls , wenn auch nicht auf die Bodengüte in größerer Tiefe, so doch auf das Klima geschlossen werden ; zu diesem Ende sind den Klima- und Waldzonen des dritten Abschnittes auch die der Zone ent- sprechenden, landwirtschaftlichen Kultiu'gewächse beigegeben worden.

Ist nun festgestellt, welche Holzarten für den neuen Standort in Frage kommen können, so wird unter diesen selbst wiederum die Auswahl zu treflfen sein, je nach dem Zweck, den der Grund- eigentümer mit seiner forstlichen Kultur beabsichtigt. Es ist nicht Aufgabe des Waldbaues, vor allem nicht dieser für die nördliche Halb-

'S. Beispiele für die künstliche Begrüuduug von reinen u. gemischten Bestünden. 433

kii<2;ol bestimmten, vorliegenden Schriit, alle die zahlreichen Holzarten mit ihren Gebranehstahigkeiten zu würdigen; es ist mimöglicli, alle die zahllosen Bedürfnisse der Menschen zu besprechen und ebenso un- möglich, die Rentabilität einer Holzart voraussetzen zu können. Zur Wertschätzung einer Holzart gehört nicht nur die Kenntnis des gegen- wärtigen Marktpreises, sondern auch ein Blick in die Zukimft, der gerade dadurch besonders erschwert ist, daß es Holzarten gibt, deren Produkte durch größere Angebote wertvoller, und solche, welche durch größere Angebote wertloser werden, daß gar manche Holzart aus fremden Landen eine wertvolle Bereicherung der heimischen Wald- produkte in Aussicht stellt.

B. Küustliche Begrüiiduiig der Schatteiiholzarteu in reinen Gruppen, reinen Kleiubeständen, reinen Großbeständen.

Gattung Picea, reine Fichtenanlagen.

F r ü h j a h r s s a a t. Auf größerem, kahlem, hierzu bearbeitetem Boden oder auf verlassenem Ackerland empfiehlt sich bei Anwendung der Saat die Verbindimg mit einer Getreidefrucht, am häufigsten Hafer (Hafer- schutzsaat), auch Staudenroggen, Buchweizen; Vollsaat; solche Ansaaten werden vielfach zur Gewinnung von Schlagptianzen benützt mit den früher erwähnten Vor- und Nachteilen dieser; Streifen-, Riefen-, Stock- platten-, Fm'chensaaten je nach Örtlichkeit und Bedarf; bei gruppen- weisem Anbau sind Stockplattensaaten zulässig. Saat unter lockerem Schirm von anderen Holzarten, am besten Lichtholzarten, gibt günstige Ergebnisse. Die Pflanzung ist gegenwärtig die vorherrschende Art der Fichtenbegründung. Klemmpflanzmig mit starken, einjährigen, mit zweijährigen oder schwachen, dreijährigen Pflanzen empfiehlt sich nur auf nicht zu festen , nicht zu sekr verunkrauteten Böden. Pfianzen- verband 0,5 m bis 1 m. Stark verunkrautete Böden verlangen drei- bis vierjährige nicht verschulte oder vier- bis sechsjährige verschulte Pflanzen mit oder ohne Erdballen; im letzteren Falle die gewöhnhche Lochpfianzung; Ballenpflanzen in Verhältnissen, welche früher be- sprochen wurden ; Topf- mid Körbchenpflanzmig im Hochgebirge ; Aufzucht kräftiger Pflanzimgen für das Hochgebirge in der wärmeren Ebene aus keimkräftigem Saatgute; nach Cieslar und Engler ist es empfehlenswert, im Hochgebirge niu' Pflanzen aus Hochgebirgs- samen in Verwendung zu nehmen. Büschelpflanzung ist möglichst zu vermeiden. In ganz besonders gefährdeten Frostlagen, Mulden, feuch- teren Orten, ist ein Schutzbestand von Birken oder Erlen oder Föhren oder Weymouthsföhren oder sibirischen Züi'beln u. dgl. nötig, unter welchen später die Fichte eingepflanzt wird. Ein solcher Vorwald ist imnötig in Ortlichkeiten , in welchen niu- alle vier bis sechs Jahre ein intensiver Spätfrost auftritt; dies sind die Kahlschlags- bzw. Kahlfraß-

Mayr, Waldbau. '-'=>

434 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

flächen des Hartlandbodens. Pflanzung unter Schirm von Altholz ist zulässig, insbesondere auf stark verunkrauteten Stellen. Pflanzen- verband füi' richtenanlagen 1,3 bis 2 m; der weitere Verband ist zu- lässig, da die Fichten stets geradschaftig erwachsen; nur für solche Holzarten (Tannen, Douglasien, Stroben) hat der weitere Verband von über 1 m Berechtigung, A. SchiffeP) verwirft die Saat ganz: Abstand 1,75 bis 2 m; bei enger am Verband und bei Beginn des Schlusses soll die Hälfte der Pflanzen beseitigt werden. Sc hüpf er (Forstw. Zentralbl. 1908) will weite Verbände gegen Rotwild; gesunde und astige Schäfte seien wertvoller als reine, aber faule. Pflanzung dient sodann zur Ergänzung in Naturverjüngungen, zur Umpflanzung steilrändiger Gruppen, zur Verbindung von Vorwuchs- oder Anwuchs- gruppen auf den kahlen Stellen der Durchhiebe; bei Saumschlägen in Fichtenbeständen tritt oft zwei- bis dreijährige Schlagruhe vor der Pflanzung mit Rücksicht auf den Rüsselkäfer ein.

Gattung Ähies, reine Tatinenantagen. Herbstsaat, auch Frühjahrssaat, nur unter Schirm von alten Tannen oder anderen Holzarten nach vorheriger Boden- bearbeitung; auf Kahlflächen Pflanzung mit vier- bis sechsjährigen Tannen bei geneigtem Gelände; Pflanzen mit schwächerem Material unter Schirm von Althölzern häufiger; in allen Fällen ist Schutz der Saat und der Pflanzung gegen Wildverbiß absolut not- wendig; in Sachsen wird zugestanden, daß am Rückgange der Tanne allein das "Wild schuld ist; in anderen Ländern weiß man es auch, sagt es aber nicht; dagegen berichtet Dr. Voit^) über eine Zunahme der Tanne in Unterfranken (Bayern) von 13,7 ha zu Ende des 18. Jahr- hunderts auf 23Ul ha zu Ende des 19. Jahrhunderts.

Gattung Fagxs, reine Buchenanhigen. Frühj ahrssaat unter Schirm nach vorheriger Bodenbearbeitung; Vollsaat, Riefen-, Furchensaat, Saatbedeckung; Blockpflanzung zur Verdichtuiig natürlicher Verjüngungen; Pflanzung unter Schirm mit schwächerem Gartenmaterial, enge Pflanzung ; Pflanzung mit \derjährigen auch auf kahler Fläche bei geneigtem Gelände, Pflanzweite 1 m; bei weiterem Verbände schlechtschaftig; Auswahlpflanzung besonders wichtig.

C. Halbscliatteiiholzarten in reinen (iruppen, reinen Kleiubeständen, reinen Oroßbestäudeu.

Gattung Fraxinu!^^ reine EschcnanJagen. Herbstsaat, nur selten Frühj ahrssaat, unter lockerem Schirm auf normalem, frischem, unkrautfreiem Waldboden. Pflanzung in

') Wuchsgesetze normaler Fichtenbestände. Wien 1904.

2) Dr. E. Volt, Geschichtliche Darstellung des Einflusses der künstlichen Ver- jüngung auf die Verbreitung der Holzarten in Ba^^ern. 1908.

3. Beispiele für die künstliche Begründung von reinen u. gemiHchten Beständen. 435

venmkrauteten , irischen, insbesondere mit Urtica und Impatien als Unkräutern bestockten, selbst feuchten Ortlichkeiton : in letzterem Falle am besten unter Schirm: auf kahler Fläche Pflanzung mit Halbheister von 1 bis 2 m Höhe, seltener Vollheister von '2 bis o m, Pflanzweite 1 bis 1,5 m. Enger Verband wegen Neigung zur Krümmung und Ver- gabelung, Auswahlpflanzung von besonderer Wichtigkeit. Die Er- ziehung der Eschenheister im Pflanzgarten erzielt E. Herr mann*) am schnellsten durch Ausheben von Pflanzen aus natürlicher Ver- jüngimg, gleichgültig, ob krumm oder gerade; die Hauptsache ist voll- kommene Bewurzelung. Diese in den Garten verbrachten Pflanzen werden nach ein oder zwei Jahren abgeschnitten; von den sich ent- wickelten Ausschlägen wird der beste gewählt; in zwei Jahren können Halbheister, in drei bis vier Jahren Vollheister gewonnen werden, besser und schneller, als es durch Saat gelingen kann. Auch alle übrigen Laubhölzer können auf gleiche Weise zu wert- vollen Halb- und Vollheistern erzogen werden.

Gattung AJnns, Erlmarten.

Für diese Gattung gelten dieselben Bemerkungen, wie sie für die Gattung Fraxinus gegeben sind; für die Erlen kommt Frühjahrs- statt Herbstsaat zur Anwendmig.

Gattung Tilia {Lindmarten), Acer (Ahoniarten), Limas {Ubnenarten), Carp inus (Hambiichenarten).

Herbstsaat unter Schirm von lockerem Altholze oder auch auf kahler Fläche, auf normalem, frischem, unkrautfreiem oder bearbeitetem Waldboden; Pflanzung unter denselben Verhältnissen mit zwei- bis dreijährigen nicht verschulten, drei- bis vierjährigen verschulten Pflanzen im Abstand von 1.5 bis 2 m: Auswahlpflanzung von besonderer Wichtigkeit.

Gattung Castanea, Edelkastanie.

Frühjahi-ssaat mit in frischem Zustande überwintertem Samen auf kahler Fläche als Stecksaat oder Keimlingspflanzung in 0,5 m Abstand; Pflanzung meist zweijähriger Pflänzlinge auf kahler Fläche, besonders geneigtem Gelände des Castanetimis. Im Fagetum nur in den wärmsten Lagen: enge Pflanztmg bei Hochwaldanlage: weite (2 bis 4 m) bei Niederwald. Gattung Pinus, Sektion Strobus, Weymouthsföhrc und Cmibni. Zürbelßhre.

Saaten unter lockerem Schirm von Althölzem oder auch auf freier Fläche sind zwar zulässig, aber selten bis jetzt ausgefülirt. Überwiegend ist Pflanzung, Klemmpflanzung auf kahlen Flächen

') Deutsche Forstzeitung 1907.

28*

430 Elfter Abschnitt. Die künstliche "Wieilerverjüngung.

sowohl des Hochgebirges wie der Ebene, in etwa 0,5 bis 1 m Abstand. Pflanzung drei- bis fünfjähiiger Angehöriger der Sektion Strobus (Pinus Peuce, Strobus u. a.) auf kahlen Flächen des normalen Bodens, wie auch in anmoorigen , fast sumpfigen Örtlichkeiten ; in gleicher Weise und an gleichen Örtlichkeiten auch Pflanzung der Zürbeln mit Pflanzen von vier- bis sechsjährigem Alter und darülier. Pflanzung in besonderen Frostlagen zulässig, jedoch als Ballonpflanzung am günstigsten.

1). Lichtholzarten in reinen Gruppen, reinen Kleinbeständen, reinen Großbeständen.

Gattung Pinus, Seidion Pinastcr, Murraya, Jeffreija, zwei- und dreinadeligc

Föhren. F r ü li j a h r s s a a t. Auf imkrautfreiem oder leicht zu bearbeitendem Boden, Vollsaat, Zapfonsaat: auf verunkrautetem Boden mit Rohhumus als Riefensaat mit Bodenvorbereitung: Richtung in der Ebene von 0 nach W, auf hügeligem Gelände in horizontalen Kurven: Riefen von sehr wechselnder Breite sind gebräuchlich. WeinkauffM will nur 18 cm Riefenbreite und Beseitigung aller Gras- und Heidebüsche auf den <30 m breiten, kahlen Säumen. Stockplattensaat; Stückriefensaat; Furchensaat ; Saat bei kahlen Löcherhieben. Statt Saat kann auf allen genannten Örtlichkeiten bei lockerem Boden oder nach tieferer Be- arbeitung Klemmpflanzung mit ein- oder zweijährigen Pflanzen im Abstand von 0,5 m eintreten. Ergänzung von Fehlstellen in Saaten und Klemmpflanzungen besonders nach Schütte durch Lochpflanzung, auch Ballenpflanzung mit auserwählt schönschaftigem Material : die ge- pflanzto Föhre neigt überdies mehr zur Astbildung und Verbreiterung (Wolf) als die gesäte. Dr. Stötzer"), Frey^), Schlieckman, V. Dücker u. a. verlangen dichte Begründung und Erhaltung engen Schlusses; Loch- oder Ballenpflanzung als Schutzholz, als Vorwald, in Frostlagen und auf sumpfigem Gebiete; Pflanzimg zur Festigung der Dünen (Ödlandsaufforstung). Auf Örtlichkeiten, welche von der Schütte stark heimgesucht sind, empfiehlt sich eine Mengesaat von zwei Föhren, von denen die eine Schütte fester ist als die andere; zimi Beispiel: mitteleuropäische silvestris und nordeuropäische (Finnland, Norwegen) lapponica oder silvestris und Banksiana und andere Mischungen. Wo die Saat mit einheimischer Föhre (silvestris) zwei- ja dreimal wegen der Schütte erneuert werden muß, gewinnt die nordische Art (lapponica) trotz langsameren Wachstums einen Vor- sprung; man vergleiche auch die Ausführungen bei Föhren mit Föhren gemischten Beständen. Oberlbrstmoister Ho 11 wog*) hebt als Vorzüge

') Weinkauff, Zeitschrift f. Forst- u. Jagtlw. 1907.

-) Thüringer Forstverein 1905.

3) Forstw. Centralbl. 1907.

*) Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1901.

3. Beispiele für die künstliche Begründung von reinen u. gemischten Beständen. 4;i7

der Kulissenvorjüno-ung mit Saat oder l^tlanzunj^ oinjäliriger Führen auf armen and ärmsten Sand Schutz gegen Schütte her\-or.

Gattung Larix, reine LmehenuuJacjm. Frühjahrs V o 1 1 s a a t oder Riefensaat auf kahler Fläche; Kulissen- oder Breitstroifensaat anwendbar; Platzsaat nur bei einer Flächen- ausdehnung von mindestens 1 ha oder, wenn kleiner, 20 Jahre früher als der Anbau der Umgebung. Statt Saat in allen genannten Örtlichkeiten Pflanzung mit drei- bis vierjährigen verschulten Pflanzen unter Beseitigung aller krumm wachsenden Pflanzen ; nur die schönsten und starkwüchsigsten Individuen sollen in der Auswahlpflanzung ver- wendet werden : weniger günstig ist die StaiFelpflanzung ; Schutz gegen den Rehbock unerläßlich.

Gattung Quercus, Weifseichen.

Mit Recht schlägt Oberforstmeister Nej' in seinen Schriften vor, stets die Traubeneiche (sessüiflora) zu begünstigen und das Saatgut aus Gegenden zu beziehen, wo es nur Traubeneichen gibt. Anlage von Gruppen: bei Kleingruppen Altersvorsprung gegenüber der Umgebmig notwendig: Anlage von Kleinbeständen und Großbeständen: im Fage- tum stets wärmste Lage imd bester Boden notwendig.

Früh Jahrssaat. Unter lockerem Schirm Stecksaat, Vollsaat, Riefensaat, Leitersaat; letztere fülut Forstmeister Endres ^) auf 4U cm breiten Riefen mit (30 cm Abstand der Riefen derart aus, daß die Quer- rillen bei 20 cm Abstand derselben mit fünf Eicheln (5 8 cm tief belegt werden, so daß pro Hektar nur 7 8 hl notwendig werden. Keimlings- pflanzung ebenfalls unter Schirm; Saat mit 0,05 0,1 m Abstand der Früchte. Keimlingspflanzimg mit 0,2 0,5 m Abstand. Pflanzung mit V2 1 m hohen Pflanzen unter gleichen Verhältnissen, Abstand 1,5 2 m: Loehpflanzung: weitere Pflanzung nur bei Auswahlpflanzung zulässig.

Pflanzung von Heistern mit 2 m Höhe und darüber in 2 4 m Abstand; Heisterpflanzmig wird von Forstmeister Spangenberg-) als vorteilhaft bezeichnet : auf Föhronboden I. und H. Bonität , damit die Eiche einen Vorsprung erhalte; im Mittel- und Niederwalde zur Nachbesserung, in Frostlagen, in Örtlichkeiten mit starkem Wildstande, mit Viehweideberechtigungen ; entlang den Wegen und Triften, Zur Ergänzung in Ausschlagwaldungen dient auch die Stummelpflanzung.

Auf Sandboden kann sich Eiche nur dann dauernd er- halten, wenn ihr Buche beigegeben wird, sei es in kroneu- weiser ^lischung, sei es als Unterbau: geschieht dieses nicht, gehen die Eichen- in Föhrenwaldimgen über.

') Forstw. Centralbl. 1901.

2) Schlesischer Forstverein 1895.

438 Elfter Abschnitt. Die kün-stliclie Wiederverjüngung.

Gattung Bdula, Birli'n. Spätwintersaat auf Schnee; Späthorbstsaat auf gelockertem und wieder gefestigtem Boden : auf allen KalilÜächen, seien sie durch Kahl- schlag, vorherige landwirtschaftliche Benützung oder Kalamitäten ent- standen, empfiehlt sich Birkensaat zum Schutze des Edelholzanbaues. Pflanzung mit Vorwuchspflanzen wegen ausgreifender Wurzeln schwierig, Ballenpflanzung besser; Vorbau in Frostlagen durch Ballenpflanzung in einem Abstand von 1,5 2 m, mit Birkenheistern, insbesondere in sumpfigen , stark vergrasten Frostlagen ; Stummelpflanzung auf sehr magerem Sandboden.

E. Künstliche, gemischte Bestaudesanlageu in Gruppen, in Klein- beständen oder Großbestiinden.

Nach der Idee des Kleinbestandswaldes wii'd nicht mehr der Bestand gemischt, sondern dieser wird klein gewählt und rein be- gründet: der ganze Wald setzt sich aus reinen Kleinbeständen ver- schiedener Holzarten und verschiedenen Alters zusammen. Soll aber nach bisheriger Überschätzung der Vorzüge der Mischbestände und Unterschätzung der Opfer an Zeit und Geld zu ihrer Begründung und Erhaltung, der Bestand selbst aus melu'eren Holzarten, somit gemischt, künstlich begründet werden, so gelten folgende Grundlagen. Liegen Altholzbestände zur Verjüngung vor, so wird:

1. die künstliche Verjüngung am sichersten unter ähnlichen Ver- hältnissen erreicht, welche die natürliche Verjüngung verlangt; alle Gesetze für die Naturverjüngung solcher Bestände sind mutatis mutandis auch für die künstliche Begründung zu beachten.

2. Soll ein gemischter Bestand künstlich verjüngt werden, so sollen jene Holzarten, für welche die standortlichen Verhältnisse eine schnelle und sichere Naturverjüngung gewährleisten, auf natürlichem Wege, die übrigen Holzarten auf künstlichem verjüngt werden.

3. Die Naturverjüngung soll wenigstens teilweise erstrebt und erreicht werden für jene Holzarten, welche der künstlichen Verjüngung, insbesondere auf kahler Fläche, Schwierigkeiten bereiten.

4. Wenn eine natürliche Verjüngung auch als Ergänzung zur künst- lichen nicht erzielbar ist , soll der Altholzbestand zur Schutzstellung für die künstliche Verjüngung benützt werden.

5. Wird der Altholzbestand entfernt in der falschen Voraussetzung^ daß man nur auf kahler Fläche künstlich verjüngen könne, so wachsen die Schwierigkeiten der künstlichen Bestandsmischung mit der Zunahme der Frostgefahr, des Unkrautwuchsos und der Abnahme der Bodengüte.

0. Menge Saaten von zwei und mehreren Arten verschiedener Gattmigen auf Kahlflächen sind nur bei Holzarton mit annähernd

'S. Beispiele für die kniistlichc Begründung von rcinon u. gemischten Beständen. 439

gleicher Korngröße ausführbar und geben in der Regel einen Rein- bestand, in dem eine Holzart unterdrückt wird oder von Anfang an wegen unpassender Bodengüte oder Frostbeschädigung zurückbleibt.

7. Mengesaaten mit zwei oder mehreren Arten derselben Gattung sind zumeist zum Nutzen des Bestandes, der nach üblicher Auffassung nicht als Misch-, sondern als Reinbestand angesprochen wird.

8. Soll em Mischbestand mit Arten verschiedener Grattungen an- gelegt werden, so führt eine Trennung der Sämereien nach der Fläche, d.h. Ansaat jeder Holzart getrennt auf Plätzen, in Gruppen oder in breiten Streifen oder Streifenverbänden (kulissenweise Mischung) zum Ziele.

i>. Die Dauer der Mischung wird sodann gewährleistet, wenn eine Trennung der Sämereien nach der Zeit der Aussaat erfolgt, wobei zuerst die lichtbedürftigen und später die schattenertragenden, zuerst die waldbaulich schwächeren, später die waldbaulich stärkeren als Unterbau unter ersteren .erscheinen; diese Form führt übrigens zur stammweisen Mischung, welche sich bei genügendem Altersvorsprung der waldbaulich schwächeren auch erhalten kann.

1(». Auch die platzweise oder kleingruppenweise oder streifenweise Ansaat verschiedener Holzarten kann sich erhalten, wenn die Ansaat der waldbaulich schwächeren früher erfolgt als jene der waldbaulich stärkeren.

11. Mengepflanzungen wie Pflanzungen in abwechselnden Reihen mit verschiedenen Holzarten verschiedener Gattungen gleich- zeitig ausgeführt sind in der Regel so aussichtslos wie Mengesaaten; sie geben Rembestände oder verursachen eine Summe von Verlegen- heiten und Arbeiten im kritischen Alter; Mengepflanzungen von mehreren Arten derselben Gattung, z. B. Pinus silvestris und Pinus Banksiana, können vorteilhafter als reine Bestände sein.

12. Es empfiehlt sich Trennung der Holzarten nach der Fläche wie bei der Saat, d. h. Anpflanzung derselben Holzarten in Plätzen, Gruppen, Streifenverbänden (Kulissen).

13. Es empfiehlt sich, bei kleingruppenweiser oder einreihiger Mischung jener Holzart einen Vorsprung an Zeit zu geben, welche die waldbaulich schwächere ist, es entstellt ein streifen- oder gruppenweise gemischter Bestand oder "Wald.

14. Mengepflanzung zu verschiedener Zeit ist ebenfalls zulässig, wenn zuerst die waldbaulich schwächere Art begründet wird. Es entsteht ein stammweise gemischter Bestand.

15. Mißlingt eine Saat, so wird sie nicht mehr wiederholt, sondern sofort tritt Pflanzung mit derselben Holzart ein.

Iti. MißHngt eine Pflanzung, so wird sie mit derselben Holzart nicht wiederholt, sondern eine andere Holzart hat als Bestandespflanze an ihre Stelle zu treten, wenn die Beseitigung der Ursache des Miß- lingens unmöglich ist.

44() Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Gattmiff Picea {Fichten) mit Gattung Fagus {Buchen).

Von einem haubaren Mischbestand ausgehend, wäre zunäch.st die Buche gruppenartig auf natürlichem "Wege zu verjüngen, dann im kahlen Saumschlag mit Pflanzung von Fichten die Mischung herzustellen; es dürfte auch die Saat von Buchein unter den Fichten und eine Saat von Fichten unter den Buchen oder auch die Saat unter den gleichen Holzarten zum Ziele führen.

Au.sgehend vom reinen Fichtenbestande, wäre Buche unter Fichten- schutz anzusäen, so viel, als von jener erwünscht ist; dann käme kahler Saumschlag mit Pflanzung von Fichten. Ausgehend vom reinen Buchen- bestand wären ebenfalls so viel Buchen entweder natürlich zu begilinden oder künstlich unter Schirm zu säen oder auch zu pflanzen als erwünscht ist. Durch Fichtensaat unter dem Schirm der übrigen Buchen oder auch durch kahlen Saumschlag und Pflanzung von Fichten ergeben sich Buchen und Fichten in gruppenweiser Mischung.

Werden aber die alten Bestände kahl weggeschlagen oder ist über- haupt eine Kahlfläche in einen Fichten- und Buchenmischbestand um- zuwandeln, so gibt es dafür zwei Wege; der eine führt zum gruppen- weise der andere zum stammweise gemischten Walde. Der erste be- steht darin, daß auf geneigtem Gelände Buchen und Fichten in stärkeren Pflanzen, gruppen- oder kulissenweise getrennt, ausgepflanzt werden ; der zweite beginnt mit der Anpflanzung eines reinen Fichten- bestandes, der vom 50. Lebensjahre an stärker duix-hforstet mid endhch ständig durchlichtet wird, so daß ein Unterbau von Buchen durch Saat oder Klenunpflanzung oder Lochpflanzung erfolgen kami; bis zur Haubarkeit der Fichten tritt der Buchenbestand allmählich in die Fichtenkronen ein. Eine frühere Kronenmischung hat für die Fichte ohnedies nur Nachteile und Zuwachsverlust.

Gattung Picea {Fichten) mit Gattung Ahics (Tannen).

Ausgehend von dem Mischbestande beider Holzarten wäre die Tanne zuerst und zwar auf natürlichem Wege oder durch Saat oder Pflanzung imter Schirm zu verjüngen; die Fichte käme dann durch Pflanzung auf dem kahlen Saumschlage oder durch Saat unter Schirm.

Ausgehend vom reinen Tannenbestand ist unter diesem zuerst auf natürlichem Wege oder dm'ch Saat oder Pflanzung ein gruppenweiser Anflug von Tannen zu erstreben, worauf der Rest des Bestandes saum- weise kahl gehauen und mit Fichten ausgepflanzt wird ; da die Tannen sturmfester sind, wäre gleichzeitig mit der Tamienverjüngmig auch eine Fichtenansaat unter den gelichteten Tannenalthölzern möglich, wenig- stens in Wind geschützten Lagen.

Ausgehend von reinem Fichtenbestand muß die Tanne unter dem lockeren Schirm der Fichten angesät oder eingepflanzt werden, worauf Kahlsaumhiebe einsetzen, denen Ficlitenpflanzung folgt. Auf Kahl-

.i. Beispiele für die künstliclic Begrümluiig von rpiuen u. gemiscliten Beständen. 441

flächon wird die MisLlmng orupponweise oder streifeiiwoisc betätigt, indem beide Holzarten wenigstens auf schwach geneigtem Gelände ohne allzu gi'oße Frostgefahr gepflanzt werden können.

Gatfnn(f Abiis {Tannen) mit Gaifioicf Fagits {Buchen).

Unter einem erwachsenen Mischholzbestande können Tanne wie Buche auf natürlichem Wege oder durch Saat oder Pflanzung unter Schirm oder nur eine Holzart auf natürlichem Wege, die andere durch Saat oder Pflanzung unter Schirm versucht werden. Auf Kahlflächen ist nur Pflanzung mit kräftigerem Material, gruppenweise oder kulissen- weise beide Holzarten getrennt, bei geneigtem Gelände ausfülirbar. Auch reiner Tannenanbau , vom 5U. Jahre an , immer stärker durch- forstet und durchlichtet und dann mit Buchen unterbaut gibt eine erst im Haubarkeitsalter in die Kronen der Tanne eintretende Buchen- mischung.

Bei einer Mischung von Schattenholzarten mit Halb- schattenholzarten ist dieHalbschattenholzart in der Be- handlung einer Lichtholzart anzugleichen; bei einer Mischung von Halbschatten- mit Lichtholzarten ist die Halbschattenholzart in ihrer Behandlung nach den Regeln einer Schattenholzart zu behandeln; so müssen Ahorne, Ulmen, Linden in Mischung mit Buchen so behandelt werden, als stünde Eiche und Buche in Frage, somit flächenweise Trennung oder Vorsprung an Zeit für die Halbschattenholzarten.

Gattung Larix {Lärchai) mit einer Schatten- oder Halh.^chattenhohart.

Eine Begi'ündung von Lärchen und Fichten, Lärchen und Tannen, Lärchen und Buchen, Lärchen und Stroben und anderen Holzarten kann mit Aussicht auf Erfolg (Ausbleiben der Krebsbeschädigung als einer tötlichen Krankheit, Erhaltung während des kritischen Stangen- holzalters) nach folgenden Regeln geschehen:

L Mengesaat von Lärche mit Fichte ist wertlos, weil hierbei die Lärche im Stangenalter auscheidet.

2. Plätzesaat der Lärche auf einer kahlen Fläche von mindestens 5 bis zu 10 a , bei gleichzeitiger Saat oder Pflanzung oder natürlicher Verjüngung der umgebenden Mischholzarten ; gi-uppenweise Mischung der Lärchen.

3. Kulissensaat ((]— 10 Riefen zusammen); zwischen den Lärchen- kulissen Saat oder Pflanzung der Mischholzarten; kulissenweise Mischung der Lärchen.

4. Plätzesaat der Lärche auf kahler Fläche von 0,5—5 a 15 bis 20 Jahre vor der Begründung der Umgebmig durch Saat oder Pflan- zung oder natürhche Verjüngung: gruppenweise Mischung der Lärchen.

442 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

5. Streifenweise (einreihige) Saat der Lärchen 15 20 Jahre vor der Begi'ündmig der Zwischen-streifen mit einer anderen Holzart. Streifen wechsehid oder auch mehrere Streifen der Mi^chholzart zwischen den Lärchenstreifen ; streifenweise Mischung,

0. Plätzeweises Auspflanzen der Lärche in der Auswalüpflanzung ; Plätze von 5 10a Größe. Gleichzeitiger Anbau der Mischung; gi'uppen- weise Mischung der Lärchen.

7. Kulissenweises Auspflanzen der Lärche in der Auswahlpflanzung; gleichzeitiger Anbau der Mischung; kulissenweise Mischung der Lärchen.

8. Plätzeweises Anpflanzen der Lärche (Auswahlpflanzung) auf Flächen von 0,5 5a 10—15 Jahre vor Begründung der übrigen Holz- arten. Gruppenweise Mischung.

9. Streifenweise Auswahlpflanzung der Lärchen 15 20 Jahre vor dem Anbau der Holzarten der Umgebung. Streifen mit jenen der anderen Holzart wechselnd oder auch mehrere Streifen der Mischholzart zwischen den Lärchenstreifen.

10. Vollanbau der Lärche auf einer Kahlfläche (Kleinbestands- und Großbestandsfläche) durch Saat oder besser durch Auswahlpflanzung; zwischen den 20. und 30. Lebensjahr Unterbau der beizumischenden Schatten- oder Halbschattenholzarten wie Buchen, Hainbuchen, Eiben, Sektion: Strobus, Cembra und andere.

11. Einzelmischung von Fichte oder Tanne oder Zürbel (Cembra) mit Lärchen bei gleichzeitiger, künstlicher Begründung durch Pflanzung ist nur zulässig in den kühlsten Waldregionen, An- näherung an die alpine oder polare Region, weil dort alle Holzarten in aufgelöstem Schluß erwachsen; in tiefen Lagen würde eine solche Mischung somit ebenfalls zulässig sein, wenn es möglich wäre, so weit- ständig zu pflanzen oder so fortgesetzt den Bestand zu durchlichten, daß kein Bestandsschluß eintritt.

12. Einzelmischung bei gleichzeitigem Anbau ist stets zulässig zwischen Lärchen und Eiben, Lärchen und westländischer Thuja, Lärchen und Thujopsis oder Sciadopitys, weil diese Holzarten mit Sicherheit überall bis zur Haubarkeit der Lärche unter deren Kronen verbleiben.

13. Einzelmischung in gleichzeitigem Anbau von Fichte (Picea überhaupt) und Lärche ist zulässig auf Böden welche oberflächlich bis 40 cm arm von da an aber nahrungsroicher sind (Sandüberlagorung), weil durch diese Bodenverhältnisse die seicht wurzelnde Fichte zu lang- samcrem AVuchse gegenüber der tieferwurzelnden Lärche gezwungen wird.

14. Ausbesserung von einzehien Fehlstellen in Schattenholzkultm'en mit Lärchen führt stets zum Untergang der Lärchen, wenn nicht durch einen Unglücksfall, hier Glücksfall, die Umgebung zugunsten der Lärchen geschädigt oder vernichtet wird. Daher ist gleichzeitig Einzelmischung zwischen Fichten und Lärchen , Tannen und Lärchen , Buchen und

3. Beispiele für die künstliche Begrüiulung von reinen u. gemischten Beständen. 44;i

Lärchen zulässig, w e n u S i e li e r h e i t b c s t •• h t , daß die drei Schatten- liolzarten ein Dezennium hindurch zurückfrioron oder vom Wild vor- bissen werden oder die Buchen von den ]\Iäusen teilweise wenigstens geringelt werden. Häufig aber fällt in solchen Mischungen die Lärche im Stangenalter den Eicliliürnchen zum Opfer, welches die glatten Teile der Lärche ringelt.

15. Wm-den Lärchen zur Ausbesserang in Fichten- und Tannen- kulturen verwendet, so kann zur Rettung der Lärchen durch Wurzel- stümmelung (Abhauen einiger starker Wurzeln) der Fichten oder Tannen beigetragen werden ; auch das Köpfen der bedrängenden Schattenholz- arten ist zu empfehlen.

IG. Wurden Lärchen durch Übersäen oder Überpfianzen von Buchen- horsten eingebracht oder zur Ausfüllung von Lücken in Buchenver- jüngungen verwendet, so muß die Buche, sobald sie mit ihrem Geäste die Lärchenkrone erreicht, auf den Stock gesetzt werden, um die Lärche noch zu retten.

17. Am besten noch eignet sich die Lärche zur Ausfüllung in Kulturen von Lichtholzarten, aber sie kann sich dort nur halten, wenn sie auf den ihr passenden Boden kommt.

18. Nur guter, tiefgründiger Boden ist passend ; auf anderen Böden wächst sie zwar die beiden ersten Jahrzehnte sehr rasch, fallt aber dann rasch ab. An den zahllosen Lärchensünden im Walde ist diese trügerische Erscheinung in erster Linie schuld.

19. Luftige Höhenlagen sind für den Anbau der Lärche keine not- wendige Voraussetzung; sie passen aber der Lärche, wenn solche Höhen- lagen auch guten Boden tragen ; alle Lärchen lieben kalki'eichen Boden mehr als kieselsäurereichen : in geschützten , selbst sehr frischen und luftfeuchten Lagen ^) entwickeln die Lärchen schönere und höhere Schäfte unter Befolgung obiger Grundsätze.

20. Die besten und schönsten Lärchen einer Pflanzung oder auch einer Saat, und zwar nur diese, in ungefährem Abstände von 4 m, müssen gegen den Rehbock geschützt werden.

Gattung Larix {Lärche) mit einer Lichthohart.

Während Schattenholzarten mit den Lärchen nur so lange friedlich und zum Nutzen der Lärchen zusammen wachsen, als ihre Kronen unter den Lärchenkronen verbleiben es gilt dies bis zum Eintritt der Lärche in das Baumalter , passen Lärchen und Lichtholzarten auch in der Jugend und selbst im kritischen Stangenalter besser zu- einander.

Lärche findetsichmitEiche als Oberholz in Mittelwaldungen deshalb mit großem Vorteil ein, weil sie den größten Teil ihres Lebens

1) W. R. Fish er in Quarterly Journal of Forestry 1908 sagt, daü auch das Holz röter, härter und schwerer, die Stämme viel windfester seien.

444 Elfter Abschnitt. Die künstliche "Wiederverjüngung.

freiki-onig steht. Je besser aber das Klima der Eiche paßt Annäherung an das Optimum im Castanetum , desto ungünstiger (weil allzu warm) wird das Klima für die Läixhe. Diese Mischung entsteht zumeist dili'ch Anpflanzung der Lärche. Aus den zahlreichen Versuchen der Praxis, zweinadeligeFöhren mit Lärchen zumischen, würden hoch- wertige Bestände hervorgegangen sein, wenn man die Lärche nicht wie eine Föhre behandelt und von ihr vermutet hätte, daß sie, ent- sprechend ihrem Verhalten während der ersten 10 15 Jahre, eine be- scheidene Holzart sein müßte. Hätte man für die Lärche Boden- partien mit L und H. Föhrenbonität gewählt, wären die zahlreichen Lärchenfriedhöfe in Föhrondickungen nicht möglich ge- wesen. Wird die beste Bodenstelle der Lärche zugewiesen und mit dieser unter Auswahl der besten ausgepflanzt, so erhält man eine gruppen- weise Älischung mit der Föhre ; stehen größere Flächen von I. und II. Föhrenbonität zur Verfügung, so empfehlen sich ähnliche Maßnahmen wie bei der ]\Iischung mit Schattenholzarten. Es dürfen aber die Gruppen kleiner und die Vorsprünge an Zeit für die Lärche kürzer gewählt werden; auchhier haben Menge saaten vonLärchen- und Föhren - samen meist ungünstige Ergebnisse, nämhch reine Föhi'en- bestände gezeitigt. Daß alle solche Mischungen später einen Unterbau mit einer Schatten- oder Halbschattenholzart erhalten müssen, bedarf kaum mehr einer besonderen Erwähnung.

Gattung Qiicrcus {Weifseichen) mit Gattimg Fagus {Buchen).

Analog dieser Mischung sind auch andere Laubholz- lichtholzarten in Mischung mit der Buche zu behandeln.

Ausgehend von haubaren, reinen Eichenbeständen sind, da brauch- bare Vorwüchse selten sind, natürliche Verjüngung der Eichen meist wegen Bodenverunkrautung unmöglich sein wird, unter dena Schinn der Eichen auf den geringeren Bodenpartien Bucheln auszusäen oder Buchen zu pflanzen; auf den besten und besseren Stellen mögen die Eichen kalil hinweggenommen werden, worauf Leitersaat oder Pflanzung mit ein bis fünljährigen Eichen erfolgt. So ergibt sich eine gruppenweise Mischung beider Arten, welche den Verschiedenheiten im Boden entspricht.

Ausgehend von reinen Buchenbeständen wird über den besten Bodenstellen der wärmsten Klima läge eine lockere Schutz- stellung aus den Buchen hergestellt, unter welcher Anbau der Eichen in Riefensaat (Leitersaat) oder durch Keinilingspflanzung in tief be- arbeiteten Riefen oder durch Auswahlpflanzung stärkerer Pflanzen, seltener und niu- ausnahmsweise VoUheisterpflanzmig, erfolgt ; bei Wahl der Pflanzung kann die Fläche auch kahl gehauen werden. Auf den schwächeren Böden wird die Buche natürlich oder künstlich verjüngt. Ist alles guter Boden wird alle s mit Eichen bestockt . die Buchen

3. Beispiele für die künstliche Begrüuduug von reinen u. gemischten Beständen 445

erst bei Beginn der Bodenverunkrautung unter die Eichen als Unterbau eingebracht. Gegen die kulissen- oder gassenweise Bei- mischung der Eichen in Buchen wenden sich von Bornstedt (189(3) und andere Schriftsteller. Bleiben Teile der Eichenbestockung bei der Vollsaat zurück, weil sie auf minder passenden Boden geraton sind, werden diese der Buche mittels Saat oder Pflanzung zugewiesen. Frömbling will im Buchenwalde nur Traubeneiche, weil diese be- scheidener sei und mit der Buche Schritt halte, während der Stieleiche stets geholfen werden müsse.

Ausgehend von Mischbeständen von Eichen und Buchen, werden, wenn die Eichen die besten Böden innehalten und die Buchen auf geringeren wurzeln, die Eichen meist künstlich durch Saat oder Pflan- zung auf der Kahlfläche begründet, die Buchen auf natürlichem Wege verjüngt. Ist der Bestand von gleich gutem Boden, empfiehlt sich all- gemeiner Anbau der Eichen und später Unterbau der Buche; stockt aber, was ebenfalls vorkommt, die Eiche auf dem geringeren, die Buche auf dem besseren Boden, so wird mit den Holzarten gewechselt, d. h. die Eiche wird miter dem Schirm der Buchen, die Buchen unter dem Schii'm der Eichen eingebracht.

Eine gleichzeitige, stamm weise Begründung und Mischung von Buche und Eiche durch Auswahlpflanzung ist nur zu- lässig in wärmster Klimalage und auf Boden, der kalkarm ist, ohne deshalb überhaupt arm zu sein. Auf solchen Böden wächst die Eiche in gleichem Schritt mit der durch die Kalkarmut geschädigten Buche. In allen sonstigen Lagen von ganz Mittelem'opa ist die Buche der Eiche gegenüber im kritischen Alter vorwüchsig, die Eiche somit später ver- verloren, wenn ihr nicht fortwährende, zeitraubende und kostspielige Hilfe gebracht wird.

Wie Eiche werden die Halbschattenholzarten Acer, Ulmus, Carpinus, Tilia, Fraxinus u. a. behandelt, wenn eine von ihnen an die Stelle der Eiche tritt.

Bei der Mischung Eiche mit Ahorn oder Ulme oder Esche oder Hainbuche, Erle, Linde spielen die Halbschatten- holzarten die Rolle der Buche und werden ebenso behandelt wie diese.

Gattung Quercus (Weißeichen) kann gleichzeitig mit den Gattungen Taxus, Thuja, Thujopsis oder Sciadopitys durch Auswahlpflanzung begründet werden, da die genamiten Schatten- holzarten stets im Wüchse gegenüber den Eichen zurückbleiben.

Gattung Quercus ( Wdfseichm) mit Gattung Picea {Fichten). Weder klimatisch noch biologisch-waldbaulich passen diese beiden Gattungen zusammen; die Eiche ist stets von der durch ihr Schatten- erträgnis gewalttätigen Fichte bedroht, nur eine flächenweise Trennung, gruppen- oder kleinbestandsweise Mischung führt zum Ziele: für die

44G Elfter Abschnitt. Die künstliche "Wiederverjüngung.

gruppenweise Mischung ist Mortz Felds Methode^) ein nachahmungs- wertes Vorbild. Mortzfeld wählt in einem Fichtenbestande (auch in Buchen- und anderen Beständen anwendbar 1) a große Kultiu-flächen kreisförmig auf bestem Boden aus: auf diesen, gegen Wild dm-ch einen Zaun geschützten Flächen werden zweijährige, auch 4 Gjährige Eichen in so weitem Verbände gepflegt, daß dazwischen Saaten und Ver- schulungen von Fichten vorgenommen werden können: 10 Jahre darauf wird der Zwischenbau verlassen, um die Eichengruppe ein Fichten- oder Buchengürtel angelegt, worauf nach abermals 10 Jahren die Ver- jüngung des Hauptbestandes einsetzt.

Gathmg Quercufi {Wcifseichc) imd Gattung Ah/es (Tanne).

Gruppenweise Mischung ist wegen der beschattenden Eigenschaft der Tanne anzustreben ; hierbei erhält naturgemäß die Eiche die wännste Lage mit dem besten Boden (duix-h Saat oder Pflanzung) zugewiesen, während für die Tanne Naturvorjünguug unter Schirm gehandhallt wird. Nach dem Schemaj: Eiche und Buche kann die Ausführung einer solchen gruppenweisen Mischung keine Schwierigkeiten bereiten. Weit günstiger wird allgemein der Reinanbau der Eiche (durch Saat oder Auswahlpflanzung) und der Unterbau der Tanne im Alter der Verlich- tung der Eiche beurteilt. Jedenfalls eignen sich unter den Nadelhölzern die Halbschattenholzarten zum Unterbau unter Eichen besser als Tanne oder Fichte. Der allzu starken Bedrängung und Beschattung der Eiche durch Tanne dürfte auch die Minderwertigkeit der Eiche in den Tannen zugeschrieben werden. Oberförster Dr. Jäger will den allmählichen Ersatz der Weißtanne durch Buche.

Gattung Qiiercus (Weiße/chc) mit Pinus, zivei- und drcinadeJiger Seliim Pinaster, Murraya, Jeffrcya. Auf kahler Fläche wird Anbau der Eiche durch Saat, Keinilings- pflanzung oder Lochpflanzung auf den besten imd wärmsten Standorten bis zur Größe von 1 a herab, Föhrenbau dm-ch Saat oder Klemm- pflanzung oder auch Lochpflanzung auf den übrigen geringeren Boden- partien ausgeführt. Ist der Boden überall gleich gut (Föhrenboden 1. und H. Bonität), ist zwar die örtliche Trennung dmx-h Ansaat oder Anpflanzung der Eiche und Föhre am besten, es hat sich jedoch hier- bei die kulissenweise Trennung beider Holzarten weniger günstig ge- zeigt; plätzeweiser Anbau beider Holzarten verdient den Vorzug. Bei allen Pflanzungen mit Eiche und Föhre gelten Auswahlpflanzimgen als Regel. Dr. Kienitz") empfiehlt den Unterbau der Föhren mit der etwas Schatten ertragenden Traubeneiche.

') Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. Iö96. -) Märkischer Forstverein 1897.

3. Beispiele far die künstliclie Begründung von reinen u. gemischten Beständen. -147

Gattung Qucrcus (Weißrichr) mit Halhücliaitciiuadclhöhcrn {Sfrohus, Ccnibra, ChanKKCiipar/s, T^iuja und (indirr). Der griippomveise Anbau bedarf keiner weiteren Worte. Auswalil- pflauzung für alle Holzarten Regel. Unterbau der Eiche mit 20 bis 30 Jahren durch 2 m weite Pflanzung mit einer oder mehreren der obigen Holzarten gibt stammweise Mischung, welcher in Masse und Güte den reinen Beständen der Eiche überlegen sein werden.

Gattung Picea {Fichte) oder Ahie^ {Tanne) oder Faguf< {Bnchr) mit zivei- oder dreinadcJigen Föhren.

Auf ausgesprochen mineralisch kräftigerem Tannen- und Buchen- boden wird die Föhre schlechtschaftig und schlechtkernig, auf aus- gesprochenem Fichtenboden, mineralisch gut, aber seichtgründig, wird die Föhre kurzschäftig und kriunm. Der Anbau in Mischung geschieht somit nur auf Föhrenboden, d. h. kräftigem Boden mit reichlich sandiger Beimengung. Auf Föhrenboden I und H werden bei einer Anlage, welche vom reinen Föhrenstande ausgeht, unter den Föhren Fichten oder Tannen oder Buchen ausgesät, besser gepflanzt unter Auswahl der besten Bodenstellen des Bestandes. Der Bestandesrest wird durch Absäumung mit Saat oder Pflanzung, wie früher besclu-ieben, verjüngt. Ist ein rückgängiger Fichten- oder Buchen- oder Tannenbestand in einen Föhrenbestand in Mischung mit einer dieser Holzarten umzu- wandeln, so wird die Schattenholzart auf dem besten Boden natürlich oder künstlich unter Schirm verjüngt', w^orauf durch kahle Absäumung für Ansaat oder Pflanzung der Föhre gesorgt wird.

Auf einer Kahlfläche mit schwacher Neigung wird unter Auswahl des besten Bodens Fichte oder Buche oder Tanne angepflanzt : die Umgebang ward mit Föhrenpflanzen in BeStockung gebracht.

Auf Föhrenboden HI. und IV. Bonität kann eine gleichzeitige Be- gründung von Fichte und Föln-e erfolgen durch Mengesaat: auf solchen Böden bleibt die Fichte als Bodenschutz oder Füllholz unter dem Dache der Föhre; es liegt somit reiner Föhrenbestand vor.

SoUen Fichten, Buchen oder Tannen das Bodenschutzholz bilden, wird auf allen Föhrenböden im Zeitpunkte der Schlußauflösung (Stangen- alter) der Föhrenbestand mit Tannen- oder Buchensaat oder mit Fichten-, Tannen- oder Buchenpflanzung (französische Methode genügt) unterbaut.

Finus {Sektion der zwei- und dreinadeJigen Föhren mit den Föhren etner fünfnadeligen Sektion [Strohus, CembraJ oder mit ChamacC]ipari.% Tsuga, Thuja und anderen Haihschattennadelholzbäumen gemischt). Da die fünfnadeligen Föhren, die Weymouthsföhren und Zirben und übrigen Holzarten an den Boden anspruchsvoller sind als die zwei- und dreinad eligen Föhren, so kann eine Kronen- mischung nur auf Föhrenbodon I.— IL und III. Bonität erreicht werden;

448 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

auf geringem Boden sinken die tunfnadeligen Föhren und die übrigen Arten zu Füll- oder Treib- und Bodenschutzliolz herab. Die Mischung Strobe und Föhre haben zuerst Prof. Endres^) und Weinkauff^) empfohlen ; Dr. W a p p e s ^j hebt eine Reihe von Vorzügen , wie Er- haltung des Bestandesschlusses , Ausfüllung von Lücken , Nutzholz- steigerung, hervor, was alles wünschenswert wäre, wenn die Weymouths- föhre überall gegen Wildverbiß geschützt werden könnte.

Ausgehend von einem Föhrenbestande, wird Zürben- oder Stroben- samen auf Kahlflächen des Altholzes, entsprechend den besseren Boden- stellen desselben, ausgesät; besser empfiehlt sich die Klemmpflanzung mit zweijährigen oder die Lochpflanzung mit vierjährigen , bei der Zürbe auch mit sechsjährigen Pflanzen : der übrige Fölu-enbestand wird wie früher angegeben, künstlich verjüngt.

Um eine stammweise Mischung herbeizuführen, empfiehlt sich ein Unterbau der zwei- und dreinadeligen Föhren im Stangenalter durch Pflanzung von Stroben oder Zürben oder einer anderen der oben ge- nannten Holzarten. Auf den besseren Böden werden sie allmählich hauptständig, auf den geringeren bleiben sie Füll- und Bodenschutz- holz; zu letzterem Zwecke können auch Laubhölzer mit Halbschatten- eigenschaften, wie Tilia, Alnus, Acer, Ulmus, Carpinus und andere, ver- wendet werden; sie wie die genannten Nadelbäume werden den Boden unkrautfrei zu halten vermögen, und wenn sie es auch nur bis zu Stangen bringen, mehr Nutzen geben als die Buche.

Gattung Fraxinus (Eschenarten) tvird häuf ig mit Gattung Älnus (Erlen- arten) gemischt.

Diese Mischmig ist entschieden ungünstiger als die reinen Eschen- und reinen Erlenbestände. In Mischung, welche zumeist durch Pflanzung (Auswahlpflanzung) begründet wird, droht der Esche der Untergang durch die Erle. Der Esche fortgesetzt zu helfen, hat, von den Kosten abgesehen, auch deshalb keine Berechtigung, weil die Esche in Mischung mit der Erle viel weniger schönschaftig erwächst als in reinen Be- ständen , daher auch Gruppenmischpflanzung besser als stammweise Mischung.

Föhren der Seidion Finastcr mit solchen derselben Scltion oder der Seidion

Murraya.

Der Anbau der Silvestris- (mitteleuropäischen) mit der Lapponica-

(nordischen) Föhre geschieht am besten durch Menge saat, besonders

auf Föhrenböden als Mittel gegen die Schütte, noch besser

eignen sich hierzu die schnellwüchsigen Murrayaföhren (z.B. Banksiana,

') Allgem. Forst- u. Jagdztg. 1896. -) Forstw. Centralbl. 1«96. ') Ebenda 1897.

3. Beispiele für die künstliche Begründung von reinen u. gemischten Beständen. 440

Murrayaua 11. a.) . welche gar nicht vom Schüttepilz leiden, somit in Einzelmit^chuno; die Silvestris und andere Pinastcrführen isoheren und gegen den Schüttepilz schützen; in diesem Sinne ist auch Pinus un- cinnata (die Hackenführe) als Einbau zwischen Süvestristohren zu be- nützen. Dazu kommt, daß die Hackent'öhre, die etwas Schatten erträgt, den Boden schützt und stets aufrechte Stämme gibt. Banksführe ist überdies schneedruckfester als Silvestris.

Gaitintg Qucrcus (Weifseichen) mit anderm LauhholzJicJithoharten, ein- heimischen nie fremdländischen.

Die gi'uppen- und flächen weise Scheidung imter Auswahlpflanzung aller Holzarten bedarf keiner weiteren Erörterung: eine starmnweise Mischung, wie sie auf den besten Flußauböden zulässig ist, hat eben- falls nach den Grundsätzen einer Auswahlpflanzung zu geschehen, wo- bei die flächenweise Trennung auf Truppgröße sich beschränkt, um dem Bestände den Charakter als Femelwald zu belassen.

Gattung Pinus, zwei- und dreinadeJige Föhren., mit Gattung Betuta (Birlen) oder Älnus {Erlen).

In der kühlsten Waldregion oder in den übrigen Klimalagen auf geringerem Boden (Föhrenboden EH. V. Bonität), empfiehlt sich die Mischung, welche durch Einpflanzung der Birken oder Erlen (Weiß- und Schwarzerlen) zur Ausfüllung von Lücken in Fölu^enkulturen (Schneebruch-, Insekten-, Schüttelücken) erreicht werden kann. Im Norden imd auf sumpfigen Böden ist gleichzeitige Begründung durch Pflanzung deshalb zulässig, weil kein regelrechter Kronenschluß unter solchen Verhältnissen eintritt. Erlen, insbesondere Weißerlen können auch auf geringeren, allzu feuchten wie allzu trockenen Fökrenböden als Unterbau im Stangenalter der Föhren eingebracht werden. Sie decken den Boden und erhöhen seine Fruchtbarkeit.

Pinus (zwei- und dreinadelig), insbesondere Pinus silvestris mit Bohinia.

Akazien- und Föhrenmischung wird vielfach empfohlen , andere PapiHonaceen wären zu prüfen : auf Föhrenboden IV. Bonität ist Akazie nur noch am Waldrand zu gebrauchen V). Graf v. Finkenstein ") hebt als Vorteile der Beimischung der Akazie hervor : Erziehimg von Mull- boden, Verhinderung der Moosbildung, Minderung der Feuersgefahr, Verschönerung des Waldes und wertvolle Erträge. Abtrieb zwischen 30 und 50 Jahren.

') Weise, Mündener forstl. Hefte 1897. -; Märkischer Forstverein 1900.

May.r, Waldbau.

29

450 Elfter Abschnitt. Die künstliche Wiederverjüngung.

Alle Laubholzarten mit Ausnahme derBuche bewohnen die Auen entlang dem Unterlauf der Flüsse im Castanetum und wärmeren Fagetum; alle Laubhölzer, mit Ausnahme jener des Castanetums, be- wolmen die Auen im Oberlaufe der Flüsse im kühleren Fagetum, zu ihnen gesellen sich, von oben herabgetragen, noch die Nadelhölzer und Laubhölzer des Picetums. Diese Holzarten, deren Erhaltung in ihrer Gesamtzahl Ziel der Forstwirtschaft sein muß, zu sichern, ist allein der Femelwald mit seiner einzelnen, besser trupp- weisen Mischverjüngung teils auf natürlichem, teils auf künstlichem Wege geeignet. Die allgemein beliebte Umwandlung solcher Waldungen in einen schlagweisen Hochwald hält Verfasser für einen Mißgriff wegen der wünschenswerten Erhaltimg der Laubhölzer in solchen (Jrtlichkeiten, nachdem ihnen die früheren Standorte durch den Einlieitswald ent- rissen ^^^lrden.

Es schließt dies nicht aus, daß auch Reinbestände, am besten als Kleinbestände der für Flul3auen besonders geeigneten Pappeln, Eschen, Ulmen und anderer in- und ausländischer Holzarten zur Anlage kommen. Alle Pappelarten (Populus), besonders die raschwüchsigen Balsam- pappeln sollen durch Pflanzung ausgewählt geradschaftiger, kräftiger Lidividuen angebaut w^orden. Die Aufzucht der Pappelarten aus Samen im Pflanzgarten ist jeder andern Gewinnung von Pflanzenmaterial vor- zuziehen ; der Erfolg der Begründung durch Stecklinge und Setzstangen hängt von der Gunst der Witterung und von Erkrankungen der Schnitt- fläche ab , so daß plötzliche , große Abgänge nicht selten sind ; be- wurzelte Stecklinge und Wurzelbrutpflanzen mögen ebenfalls Benützung finden.

Zwölfter Abschnitt. Die Ausschlagverjüngung.

Nachdem die naturgesetzlichen Grundlagen dieser Verjüngungs- weisen bereits im Abschnitt IV, den waldbaulich-biologischen Eigen- schaften der Holzarten, niedergelegt wnirden, erübrigt hier noch, der praktischen Nutzanwendungen dieser Regeln zu gedenken.

A. Der Niederwald.

Die Stockausschlag- oder eigentlichen Niederwald- wirtschaften mit winterkahlen Laubbäumen können nur im wärmeren Fagetum, im Castanetum und kühleren Lauretum, somit im Gebiete des raschesten "Wachstums und der größten Stockausschlags- fähigkeit der winterkahlen Laubbäume, als gewinnbringend betrieben werden.

Als Stangenwald, zu Nutz-, Brenn- und Kohlholzzwecken, können auf frischem und gutem Boden alle Laubholzarten be- wirtschaftet werden, zu welchem Ende sie im Verband von 2 4 m angepflanzt werden; ihre ümtriebszeit (Alter) schwankt je nach Klima, Bodengüte und Zweck der Wirtschaft; auch Nadelhölzer können, jedoch nur im Castanetum, zu Stangenausschlagwald herangezogen werden, wie Cryptomeria, Pinus rigida, mitis mid andere. Auf trockeneren Böden sind nach Hamms ^) vortrefflicher Schrift Hainbuchen, Birken, Akazien, Acer campestre, Populus, Alnus incana (Weißerle), auf nassen Böden Erlen, Weiden und Pappeln zu wählen.

Die Anlage des Kastanienniederwaldes geschieht am besten durch Pflanzung in 4 m Abstand, seltener durch Saat; kalk- und kalireiche, leichte Sand- und Lehmböden sind am besten, die üm- triebszeit schwankt zwischen 15 20 Jahren; erster Umtrieb (Abhieb) nach 8 Jahren.

') Hamm, Der Ausschlagwald. 1896.

29'

452 Zwölfter Abschnitt. Die Ausschlagverjüngung.

Akazienniederwald (Tlobinia) aiü" gutem bis geringem Boden von mittlerer Tiotgründigkeit. Anlage durch Pflanzung in 4 m Abstand, Bodenbearbeitung bis auf 30 cm Tiefe ; auch Stummelpflanzen, von ein- bis dreijälu-igen Pflanzen gewonnen, finden Verwendung. Verjüngungs- gräben, Brutriefen zur Erzielung von Wurzelausschlägen, sollen 0,3 bis 0,4 m tief sein. Wüst*) empfiehlt zur Sicherung von Wurzelknöllchen den Pflanzlöchern Füllerde beizugeben, welche von einem Boden ge- nommen ist, auf welchem bereits Akazien gestanden haben.

Eichenschäl wald. Zumeist Weißeichen (Albae) eignen sich hierzu, weil nur diese einen hohen Gerbgehalt in ihrer Rinde aufweisen ; der Reinbestand einer Weißeiche ist der Mischung mehrerer Weiß- eichen vorzuziehen. Die Anlage in dem oben erwähnten Klima erfolgt auf gutem Boden durch Pflanzung ki'äftiger Halbheister in einem Abstand von 4 5 m. Dieser Verband gewährleistet die beste Entwicklung der Ausschläge (Lohden). Angesichts des Umstandes, daß heutzutage nur Schälwaldungen in wärmerem Klima, auf besserem Boden und unter guter Pflege sich als lohnend erweisen, müssen die Mittel angegeben werden, wie man den Schälwald heben beziehungsweise auf seiner Höhe erhalten , anderseits , was man tun kami , wenn aus natürhchen Gründen eine Hebung unmöglich ist. Man vergleiche hierüber in erster Linie die Sclirift von Jentsch^), welche an Ausführlichkeit und Zu- verlässigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Zur Hebung dient : Ver- meidung aller landwirtschaftlichen Zwischennutzungen (Hackwald- betrieb) ; Beseitigung aller beigemischten Holzarten : Verzicht auf den Überhaltbetrieb ; ist aber der Schälwald zu verlassen, so kann an seine Stelle treten:

1. Ein hochwaldartiger Eichenwald; man siehe Umwand- lung des Niederwaldes in Hochwald im Abschnitt VIH.

2. Rodung der Eichenstöcke und Anbau von Robinia, Clad- rastis, Gleditschia, Prosopis und anderen schmetterlingsblütigen Bäumen durch Pflanzung; dabei kann entweder der Niederwald forgesetzt oder ebenfalls ein Hochwald mit niederer Umtriebszeit gewählt werden.

3. Rodung der Eichenstöcke und Umwandlung durch Saat der Klemmpflanzung in einen Föhrenbestand.

4. Umwandlung in Weinberge, Obstgärten oder in landwirtschaft- liches Gelände.

5. Benützung der Eichen ziu' Trüflelkiütur sclilägt die landwirt- schaftliche Presse (1908) vor.

Für die Behandlung aller Nieder Waldungen gelten folgende allgemeine Regeln:

1) Wüst, Deutsche Forstzeitung 1S97.

2) Jentsch, l. c.

A. Der Niedenvald.

453

1. Da die Wiedeiausschlagsfähigkeit hei allen Holzarten zur Zeit des Ha uptlängen wachst ums am größten ist, ist dieses Alter als Umtriebszeit in den Niederwaldungon und im Unterholz der Mittel- waldungen festzulegen.

2. Hiebe im Niedorwaldo sind Kahlhiebe und erfolgen meist im Spätwinter oder Frühjahr; im Vorwinter abgehauen leiden die Stöcke während des Winters; bei Fällungen im Sommer werden die Stock- ausschläge mit dem Ausreifen der Triebe nicht fertig und frieren durch Frühfrost und Winterfrost von der Spitze aus zurück.

3. Die Stockhöhe (vom Boden bis zm- Abschnitttläche des Baumes) beträgt bei den Holzarten , welche am StummeLrande (Überwallungs- ■wulst) ausschlagen, 5 10 cm: das sind Robinia, die Ulmen, Hainbuchen, Roßkastanien, Hickories und Buchen; bei allen Holzarten aber, welche vorwiegend aus schlafenden Augen Ausschläge bilden: 0 5 cm; das sind Weißeichen, Erlen, Eschen, Bu'ken, Ahorn, Edelkastanien, Kirschen, Haselnüsse, Apfelarten, Vogelbeerarten ; je tiefer der Hieb, desto größer die Aussicht einer selbständigen BewTirzelung der Ausschläge.

4. Je wärmer das Klima des betreffenden Standortes, desto tiefer muß der Abhieb geführt werden, da mit der Wärme die Ausschlags- region am Stocke abwärts nickt: in kühlerem Klima ist auch aus dem Grunde, daß die Ausschlagsregion höher liegt, auch die Zahl der Aus- schläge eine geringere,

5. Der Schnitt soll möglichst glatt sein; wo es dm'chführbar ist, wie im Edelkastanienniederwald wird an der Abhiebsstelle der Wund- rand mit dem Rebmesser geglättet.

(3. Der Schnitt soll eine schiefe Ebene darstellen, damit Regen- wasser nicht auf der Fläche verbleibt, wodiurch Fäulnis hervorgerufen wird. Einzelne Holzarten wie Hainbuche, Ahorn, Birke stoßen Säfte aus, welche durch Bakterienfäulnis eine tiefere Zerstörung des Stockes einleiten. An solchen Stöcken erlischt oft plötzlich die Ausschlags- bildung.

7. Da Licht und Wärme neben plötzHcher SäfteüberfüUmig die schlafende Knospe erwecken, so wird um die Stöcke herum jeder Un- krautwuchs, Moos, Gras selbst Erde beseitigt; anderseits wird

8. durch Wiederanfüllen der Erde 1 2 Jahre nach Erscheinen der Ausschläge die selbständige Bewurzelung dieser besonders ge- fördert.

9. Wo Gefahr besteht, daß die Ausschläge versagen könnten wie auf sehr trockenem Boden, in Standorten, welche der Überschwemmung ausgesetzt sind, in Frostlagen empfiehlt es sich, sogenannte Säftezieher, das heißt eine Lohde an jedem Stock zu belassen, bis die neuen Aus- schläge erschienen sind, worauf der Hieb der alten nachgeholt wird.

10. Erscheint eine allzu große Zahl von Ausschlägen, so müssen einige davon, besonders die geringeren oder die gekrümmten, beseitigt

454 Zwölfter Abschnitt. Die Ausschlagverjüngung.

werden; man nennt dies Durchreiserung ; Reinigimgen sorgen für Be- seitigung des Unholzes (Fegeholz).

11. Das Befahren der Schläge zum Zweck der Ver\^Tindung der Wurzeln, um diese zu Ausschlag anzureizen, ist nicht empfehlenswert ; bessere Ergebnisse lassen sich durch Brutriefen 10 cm breit und 15 cm tief oder Brutgräben von 25 cm bis 40 cm Tiefe und Spatenbreite er- zielen ; es reagieren hierauf in erster Linie Holzarten, welche auch ohne Verwundung Wurzelbrut bilden.

12. Die Ergänzung der absterbenden Stöcke geschieht diu-ch Pflan- zung von Kemwüchsen, seltener durch Absenker.

B. Der Mitteiwald.

Da der Mittelwald eine untere Etage enthält, welche ein Nieder- wald ist, und eine obere, welche einem Hochwalde in Lichtstandsform gleicht, so kommen für ihn Niederwald- und Hochwaldregeln, bezüglich der Begründung und Bewirtschaftung in Frage-, für das Unterholz gelten die eben ausgeführten Leitsätze. Es gilt somit auch der oberste Satz der Niederwaldungen für den Mittelwald, daß er nur in wärmeren Klimalagen erfolgi^eich betätigt werden kann.

Der ]\Iittelwald kann ein reiner sein, das heißt nur aus einer Holz- art bestehen zum Beispiel als Unterholz ein Eichenschälwald, im Ober- holz ebenfalls Eichen, Unter- und Oberholz aus Eschen, aus Birken oder aus Erlen. Es gibt aber auch gemischte Mittelwaldungen, wie Erlen mit Birken auf feuchteren Böden. Auf Flußauböden des wär- meren Klimas (wärmeres Fagetum, Castanetum) kann jede Laubholzart Oberholz oder Unterholz sein ; auf Flußauen des kühleren Klimas (kühleres Fagetum) stellen sich neben Laubholzarten im Oberholz auch Fichten^), Lärchen und Tannen ein. Auf trockenen (normalen) Böden tritt nach Hamm im Ober holz auf: Birke, Silberpappel, Robinie, Hainbuche, Zitterpappel, Föhre, Lärche, Kirschbäume, Äpfel- und Birnbäume 2); im Unterholz Hainbuche, Zitterpappel, Schwarzpappel, Silberpappel, Salweide, Birke, Weißerle, Robinie und Sträucher. Auf nassem Boden des Überschwemmungsgebietes : Oberholz: Baumweide, Roterle, kanadische Pappel, Schwarzpappel, Weißerle, Birke ; als Unter- holz Weide, Rot- mid AVeißerle, Pappel, Sträuchcr.

Allgemein ist folgendes zu beachten:

1. Die Umtriebszeit des Unterholzes muß um so kürzer sein, je kurzschaftiger das Oberholz.

2. Je niederer die Untertriebszeit, eine um so größere Zahl von Oberhölzem kann im Mittelwald übergehalten werden.

^) Nach Deßloch (Forstw. Centralbl. 1896) soll Fichte nur in Horsten im Mittelwalde vertreten sein.

■-') Vi 11, Pfälzischer Forstverein 1904.

B. Der Mittelwald. 455

3. Auf geringen Böden kaiin nur eine geringe Zalil von Ober- ständern Fuß fassen, ohne den Unterstand allzusehr zu schädigen; aus diesem Grunde sind es die besten Bodenarten, auf welchen der Mittcl- wald seine größten Vorzüge aufweist.

4. Ähnlich wie schlechter Boden wirkt kühles Klima ; das Schatten- erträgnis der Unterhölzer nimmt im kühleren Klima ab, sie werden empfindhcher gegen Überschirmung und äußern ihre Empfindlichkeit in Herabminderung der Stockausschläge.

5. Schatten ertragende und Schatten gebende Oberhölzer, wie Buche, Linde, Ahorn, Ulme, Esche werden nicht länger als zwei bis drei Umtriebszeiten des Unterholzes geduldet, wegen Belästigung des Unterholzes.

(3. Da die Schirmfläche der Oberhölzer ständig wächst, so müssen auch im Oberholz Hiebe geführt werden, welche sich vor allem auf die nicht ausdauerfähigen Stämme beschränken; diese Auszugshauungen fallen mit dem Hiebe im Unterholz zusammen.

7. "Wird ein Oberständer gefällt, so ist dort genügend Raum für einen neuen : es werden daher die Laßreitel vorzugsweise in der Um- gebung eines später zu fällenden Oberständers übergehalten, was um so leichter geschehen kann, als die frei stehenden Oberständer in ihrer Umgebung natürliche Kemwüchse (Vorwüchse) regelmäßig hervor- bringen: außerdem sollen Oberhölzer, wie die Überhälter des Hoch- waldes, besonders an Wegen, Schneusen, Bestandsrändem stehen, um sie bei notw^endiger, vorzeitiger Fällung ohne Schaden für den Unter- stand nützen zu können.

8. Alle Ergänzungen im Unterholz erfolgen diu-ch Pflanzung mit solchen Arten, welche später zum Oberholz herangezogen werden können.

9. In solchen Jahren, in welchen die Oberhölzer Samen tragen, wird der Boden in ihrem Schirmbereiche entsprechend verwundet. Ergibt sich ein Aufschlag von Schatten meidenden Nutzholzalten, so sucht man dem Aufschlag durch entsprechende Aufästungs- und Lichtungshiebe im Unterholz und Oberholz Licht zu verschaffen ; eben- solche Hiebe sind notwendig, wenn Kernwüchse angepflanzt werden, wie es zur Ergänzimg der Unterholzstöcke aber auch des Oberholzes angezeigt erscheint.

10. Die Ergänzung des Oberholzes erfolgt nicht bloß durch Aus- schläge der besten Laubhölzer, sondern auch durch Pflanzung (Halb- heister bis Vollheister); wobei stets die wertvollsten Holzarten wie Eichen, Walnüsse, Akazien und andere gewählt werden sollen; sollen Nadelhölzer am Oberholz sich beteiligen, wie es in hohem Grade er- wünscht ist, so muß Pflanzung von kräftigen Stämmchen eintreten; ganz besonders eignet sich hierzu Föhre und Lärche : für sie aber gilt

456 Zwölfter Abschnitt. Die Ausschlagverjüngung.

die Auspflanzimg mit strengster Auswahl raschwüchsiger und g e - radachsiger Individuen als oberste Regel.

11. Bei Einzelüberhalt ist eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Oberständer erwünscht ; das Unterholz kann eme Lichtholzart sein, wenn auch ihr Zuwachs an Holz oder der Gerbgehalt in der Rinde durch die Überschirmung etwas leiden muß.

12. Bei gruppenweisem Überhalt muß das Unterholz unter den Gruppen aus einer Schattenliolzart bestehen.

13. Ziu" Beseitigung von Wasserreisern, der trockenen Aste smd Auf- ästungen notwendig ; nähere Angaben über Zeit und Art der Ausführung mögen im dritten Teil dieser Schrift, der von der Pflege und Er- ziehmig der Bäume und Baimivereinigimgen handelt, eingesehen werden.

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten).

Das oberste Xatur- und Grundgesetz des Waldbaues, daß jede Holzart in erster Linie in ihrer natürlichen Heimat an- gebaut und bewirtschaftet werden soll, muß bei Übertragung einer Holzart über ihre Heimatgrenze hinaus in ein fremdes Gebiet eine Erweiterung dahin erfahren, daß jede Holzart zunächst in ihrer Klimazone angebaut werden soll. Für die europäische Lärche ist die Heimat in den Alpen und Karpaten, und zwar im kühleren Fagetum und Picetum ; die Klimazone der Lärche ist somit das kühlere Fagetum und das Picetum nicht bloß ihrer Heimat, sondern auch des übrigen Europa sowie von Amerika und Asien. Die Heimat der Küstendouglasie umfaßt das ganze Fagetum und Picetum der West- küste von Nordamerika : die Klimazone umfaßt somit das Fagetum und Picetum der Heimat sowie die beiden Klimazonen von Ostamerika, Europa und xlsien. Es kann endlich auch eine Holzart über ihre Klimazone hinaus verbreitet werden, also in ein Gebiet, in welchem die Natur durch widerstrebende, klimatische Faktoren oder diu-ch Wett- bewerb anderer Holzarten der betreffenden Holzart den Eintritt ver- wehrt (Überschreitung der Wärme- und Kältegrenze einer jeden Holzart durch künstlichen Anbau). Li einem solchen Gebiete kann die Holzart

') Eingehende Ausführungen hierüber sind in des Verfassers Schrift: Hein- rich Mayr, Fremdländische "Wald- und Parkbäume für Europa (Berlin, Paul Parey, 1906, 622 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und 20 Tafeln), sowie in Leon Pardes Arboretum national des Barres (Paris 1906) enthalten: letzteres Werk gibt auf 397 Seiten Text Messungen über Wuchsleistuugen, Alter, Hiiho, Ansprüche an Boden usw. von 612 Holzarten: mit 94 prächtigen Abbildungen in einem Atlas. Seit 1907 erscheint auch ein großes, englisches Werk über die fremden Holzarten: The trees of Great Britain and Ireland by H. .T. Elwes und Aug. Henry, Edin- burgh. Dieses Werk enthält Angaben über die Anbauergebnisse mit fremdländischen Holzarten in dem klimati.sch so günstig gelegenen Großbritannien. Der überaus reiche Atlas enthält Abbildungen der schönsten Bäume in vollendeter Wiedergabe.

458 Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

selbst einen Wirtschaftswert besitzen, wenn auf die normale Be- tätigung des Pflanzenlebens, Samenbildung, natürliche Verjüngung ver- zichtet, vielmehr bloß Holz erstrebt wird. Sobald aber der Mensch seine schützende Hand zurückzieht, verschwindet die Holzart alhnählich wieder, das ursprüngliche Verhältnis und Gleichgewicht stellt sich wieder her; die menschliche Tätigkeit hat nur die Erkenntnis des Xaturgesetzes verschleiert, nicht aber die Naturgesetze selbst auf- gehoben. Ja, es gibt Äußerungen in der forstlichen Literatur, welche besagen, der Anbau einer Holzart außerhalb ihrer Klimazone beweise, daß das Naturgesetz der Abhängigkeit der Holzart und ihres Anbaues von der Klimazone überhaupt nicht existiere.

Aus dem im dritten Abschnitt Seite (51 und folgende gebrachten Klimazonen für die wichtigeren Holzarten der nördlichen Halbkugel mit Ausnahme der Tropen und aus der Klimazonenparallele zwischen Europa, Ostamerika, Westamerika, China, Japan und dem Himalaya geht zwar nicht die absolute Sicherheit, so doch die größte Wahr- scheinlichkeit der Anbaufähigkeit einer jeden Holzart in einem bestimmten Gebiet der nördlichen Halbkugel hervor ; die absolute Sicherheit besteht deshalb nicht, weil die Klimazone nicht absolute Gleichlieit, sondern nui' einen Parallelismus der größten Ähnlichkeit aufweisen, auf den im folgenden näher hingewiesen werden wird.

Der europäische Wald und der atlantische Wald von Nordamerika verdanken dem gleichen Meere ihr Dasein: gleiche meteorologische Elemente (Wanderungen von Luftverdünnungszentren) geben diesseits und jenseits der Atlantik dem Festlande den Witterungs- charakter. In Nordamerika tragen Ost- , Süd- und Südostwinde , in Europa Westwinde die Feuchtigkeit ins Land, während in Europa von Osten , in Ostamerika von Westen her trockene , kontinentale Lüfte wehen und in längerer Trockenperiode den neuen Waldkultm-en ge- fährüch werden. Li beiden Gebieten verliert von den Küsten hinweg das Klima mit der Luftfeuchtigkeit seinen ozeanischen Charakter, so daß schließlich das Klima der sogenannten Prärie im Norden der Union und im Süden von Kanada denselben kontinentalen Charakter aufweist wie das Klima im Bereiche der russischen Steppe. Um einige Grade ist die wärmste Zeit (Mai bis August) in Ostamerika noch wärmer als in der parallelen Landschaft in Europa; im gleichen Verhältnis sinkt während des Winters die extremste Temperatur in Nordamerika tiefer als in Europa; Bäume aus dem Osten von Nordamerika nach Europa verpflanzt finden somit ein etwas luftfeuchteres Klima mit etwas reich- licheren Niederschlägen, etwas geringere Sonnenwärme, etwas geringere Wintertemperatur. Nichts ist somit am europäischen Klima, was merklich ungünstig wäre; Holzarten, welche in die parallele europäische Landschaft gelangen, brauchen somit nichts in ihrer inneren Eigenschaft umzuwandeln oder mit anderen Worten sich nicht zu akklimatisieren.

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten. 459

um zu gedeihen : sie finden die Verhältnisse in Europa vielfach sogar günstiger. Die Richtigkeit dieser Deduktion beweist das mehrhundert- jährige Verhalten der ostamerikanischen Holzarten in Europa. An vielen Punkten Ostamerikas, in den Präriestaaten, auf Eigentumsflächen fast aller Universitäten und Schulen, in größter Vielseitigkeit ins- besondere im Arnold Arboretum zu Brookline (Mass.) unter C. S. Sargent werden die dort fremden Holzarten angebaut. Gedeihen Holzarten in Ostamerika, so darf man sicher sein , daß sie auch in Europa bei ent- sprechender Auswahl von Boden und Klima fortkommen werden: ge- deihen sie in Ostamerika nicht, so darf man noch nicht den Schluß ziehen, daß sie auch inEuropa nicht werden fort- kommen können.

Gleiche klimatische Verhältnisse obwalten im Felsen- gebirge und seinen Abdachungen nach Westamerika (Kolorado, Idaho, Wyoming). Seine Holzarten erwachsen in Ostamerika ohne Hemmungen; sie gedeihen auch in Europa, in die entsprechende Klimaparallele ge- bracht, ohne klimatische Störungen,

Wesentlich ungünstiger liegen die Aussichten für die westamerikanischen Holzarten in Europa. Zwar bietet Europa während der Vegetationszeit den westamerikanischen Holzarten eine größere Wärmesumme, dafür aber liegen die Wintertemperaturen in Europa sehr viel tiefer als unmittelbar an der pazi- fischen Küste: die tiefsten Temperaturen differieren bis zu 14 '^ C zuungimsten Europas ; erst höher im Gebirge , im Kaskadengebirge^ gleicht sich der Temperaturunterschied etwas aus , ohne aber ganz zu verschwinden. In allzu tiefer Wintertemperatur liegt für die west- amerikanischen Holzarten in Europa die größte Gefahr. Auch die Luftfeuchtigkeit ist in Europa nicht so günstig wie an der Pazifik. Nur an der Küste des Atlantischen Ozeans und seinen Ausbuchtungen, das ist somit in Großbritannien, Nordwestfrankreich, Belgien. Holland, deutsche Nord- und Ostseeküste, finden die pazifischen Holzarten gleich große Luftfeuchtigkeit. In der Tat beweist das bisherige Verhalten der nordwestamerikanischen Holzarten die Richtigkeit der vom Verfasser vor 18 Jahren auf Grund der Klima- und LandschaftsparaUele aus- gesprochenen Ansicht, daß diese Gebiete für eine Anzahl von west- amerikanischen Holzarten geradezu als das Optimalgebiet in Europa sich erweisen müßten. Diesem Verhältnis nähert sich das bewaldete Hügelland von Mitteleuropa, da mit der Erhebung bis zur Zone der Fichte und Lärche hin die Luftfeuchtigkeit steigt und die extremste tiefste Wintertemperatur nicht in dem Maße sinkt , als die gesamte Sommerwärme abnimmt. In den wärmeren, trockeneren, von Spät- und Frühfrösten häufig heimgesuchten Ebenen mit ihren sehr tiefen Winter- temperaturen aber dürften sich für die pazifischen Holzarten die Schwierigkeiten des Anbaues bis zur Unmöglichkeit steigern.

400 Dreizehnter Abschnitt. Anbau frL-mdländischor Holzarten.

Vergleicht man die Temperatur dcrWaldzouen Europas mit jener der Waldzonen Japans, so bestehen kaum in die Wag- schale fallende Unterschiede; wesentlich verschieden aber sind die Feuchtigkeitsverhältnisse; den japanischen Sommer beherrscht der Regeiunonsun , der für die Pflanzenwelt außerordentlich günstige Be- dingungen schafft; dagegen ist die Vegetationsruhe in Japan kalt und trocken; auch füi' die japanischen Holzarten werden nm* luftfeuchte Gebiete (Küsten- oder größere Waldgebiete) mit einiger Sicherheit füi' forstliche Zwecke in Aussicht genommen werden kömien : denn es steht zu erwarten, daß die japanischen Holzarten gegen Trockenperioden während der Vegetationszeit, wie solche Europa kennt, um so emp- findlicher sich erweisen werden, je kontinentaler das Klima.

Kein Land des asiatischen Kontinents nähert sich in seinem Klima enger dem von Europa als China; das ganze kontinentale Europa von der atlantischen Küste bis zum Ural, wie von Sizilien bis Norwegen wiederholt sich, soweit dies jetzt schon beurteilt werden kann, in seinem Klima im Riesenreiche von China. Wenn auch genauere, zalilen- mäßige Angaben der klimatischen Faktoren fiü' China nicht bekannt sind, so ist der allgemeine Witterimgscharakter schon aus der Ver- teilung und Zusammensetzung der Waldvegetation selbst erkennbar. China steht noch unter dem Einflüsse eines bereits abgeschwächten Regenmonsuns, der aber oft bis zum Mai und Juni sich verzögert; erst mit seinem Einzug brechen Frühling und Sommer zugleich an; es wäre zu erwarten, daß infolgedessen die chinesischen Holzarten später als andere verwandte Holzarten ihre Vegetation beginnen, somit auch gegen Spätfrost härter wären. Auf den regenreichen Sommer folgt ein trockener Herbst von kurzer Dauer und ein langer Winter mit Trockenperioden und Schneefällen im Norden und Regengüssen im Süden.

Auch das Waldgebiet des indischen Himalaya steht unter dem Einflüsse des sommerlichen Regenmonsuns ; bei Elevationen, welche Landschaften mit gleichen Durchschnitts - Jahrestemperaturen wie em-opäischo Standorte in sich schließen, sind die Winter beträchtlich milder; selbst in der Tannenzone, welche den Wald nach oben hin abschließt, sinkt das Thermometer augenscheinlich nicht unter 10*^ C. Es läßt sich erwarten, daß die indischen Holzarten im Winter von Mitteleuropa viel ungünstiger sich verhalten werden als die west- amerikanischen; nur Südengland und die Küstengebiete von Süd- europa, die warmen und luftfeuchten Täler der Südalpen haben sich bisher als eine zweite Heimat für die kältesten Himalayabewohner er- wiesen.

Der Atlas an der Nordküste von Afrika, der Kaukasus, der Ural liegen bereits außerhalb der Monsunregion; ihr Klima liegt in der Einflußsphäre jener Faktoren, welche auch das Klima von ganz

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten. 4()1

Europa bedinocn. Die oriechische Strobe , die sorbi.sche Fichte, die spanische wie die oriechische Tanne verhaken sich in den ihrer Heimat klimanahen Lagen von Mitteleuropa unter natürlichen "Wuchsbedingungen nicht anders , als wären sie in den Alpen, im Schwarzwald , in den Vogesen selbst heimisch.

Aus der Klimaparallele ergibt sich die weitere Tatsache, daU damit auch für Anbauversuche und Waldanlagen mit fremdländischen Holz- arten in Ost- und Westamerika, in Japan wie in China die natur- gesetzliche Basis gewonnen ist; dortige Forstwirte werden aus Vor- stehendem die Unterschiede ihrer Klimate und die Holzarten erkennen, um Anbauversuche mit Aussicht auf Erfolg zu beginnen. In Japan war Verfasser der erste, der mit ungefähr lUO amerikanischen Baum- arten, deren Sämereien er selbst sammelte, den Anbau eröffnete. Wie zu erwarten war, hat sich das Klima Japans bei richtiger Auswahl der Zonen für eiu-opäische wie amerikanische Holzarten gleich günstig erwiesen.

Verfasser sieht sich auf Grund von Versuchen und Beobachtungen in der freien Natur zur Feststellung gezwungen, daß auch die fremd- ländischen Holzarten so wenig wie die einheimischen imstande sind, sich einem fremden, vom heimatlichen wesentlich verschiedenen Klima anzupassen, sich zu akklimatisieren, d. h. ihr Inneres und Äußeres um- zugestalten, so daß sie ohne Beihilfe des Menschen weiterleben und sich vermehren könnten.

Anbauwürdigkeit. Die größte Zahl der fremdländischen Holz- arten erscheint anbauwürdig, wenn man allein ilu'en ästhetischen Wert, ihren dekorativen Vorzug berücksichtigt. Es fehlt aber auch nicht an Stimmen, welche den Exoten im Walde jegliche Fähigkeit, das natür- liche Schönheitsgefühl im Menschen auszulösen und zu befriedigen, ab- sprechen. Der Vater der Forstästhetik, v. Sali seh auf Postel, sagt, daß nur einheimische Holzarten ästhetisch schön sein können: wenn v. Sali seh dabei im Auge hat vom Wilde verbissene und verunstaltete oder durch impassende Standorte kränkelnde Exoten, so stimmt Verfasser ihm gern zu. Was aber gesund ist und gesund aus- sieht, hat auch Anspruch auf die volle Bezeichnung „ästhetisch schön".

Die Zahl der Auserwählten unter den Anbaufähigen vennindert sich sehr beträchtlich vom streng forstlichen Gesichtspunkte aus. An- bauwürdig sind alle Holzarten, welche einen wald bau liehen Vor- teil aufweisen. Ein solcher Vorteil wäre es, wenn eine exotische Holzart in ihren Ansprüchen an die Bodengüte noch be- scheidener wäre als die bescheidenste imter unseren einheimischen Holzarten, als die Föhre, wenn sie also auf den geringsten Sand- und Kiesböden noch fortkommen und Erträge liefern könnte, oder wenn sie, auf gleich guten Boden mit den einheimischen Holzarten gebracht, auf diesen in kürzerer Zeit größere, und zwar mit einheimischen Arten

4()2 Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremiUiuuli.scher Holzarten.

gleich gute Holzmassen erzeugen würde. Es scheint , als ob es dem Verfasser in der Tat gelimgen wäre, in der Pinus Banksiana eine Holz- art zu entdecken, die noch bescheidener als die einheimische Föhre und vor allem auch der unserer Föhre drohenden Schüttegefahr gegen- über geradezu immun ist; dazu kommt noch, unter gleichen Verhält- nissen mit unserer Föhre eine größere Wuchskraft und Widerstands- fähigkeit gegen Schnee; auch die Quercus rubra, die amerikanische Roteiche, ist bescheidener in ihren Ansprüchen an die Bodengüte als die mitteleuropäische Eiche; aber es steht zu befürchten, daß, was sie auf schwächerem Boden an Quantität mehr leistet, dafür an der Qualität des Produktes wiederum verloren geht. Vor allem sei sodann auf sumpfbewohnende, fremde Holzarten aufmerksam gemacht, nachdem diese Standorte im mittleren imd nördlicheren Europa nur einseitig von den einheimischen Holzarten ausgenützt werden. Unter allen Um- ständen werden sich als hervoiTagend wertvoll alle Papilionaceen- bäume, soweit sie anbaufähig sind, erweisen; mit ihnen kann noch auf den geringwertigen Böden operiert und demioch ein gutes Material erwartet werden, da sie ja imstande sind, den Stickstoff aus der Luft direkt mittels der KnöUchen an ihren Wurzeln aufzunehmen.

Die meisten Forstleute erklären es als einen Vorteil einer fremd- ländischen Holzart, wenn sie weniger unter Wildverbiß leidet; Fichten mit stechenden Nadeln werden allen Ernstes zum Anbau an Stelle der einheimischen Fichte auf allen dem Wildverbisse besonders ausgesetzten Örtlichkeiten empfohlen; konsequent durchgeführt müßten wir allmählich zum völligen Ersatz der einheimischen Arten durch eine fremde, rehsichere Fichte schreiten; den entgegengesetzten, extremen Standpunkt nimmt jener Oberforstmeister ein, der geschrieben hat, daß man vom Anbau der Weymouthsföhre Abstand nehmen solle, überall, wo sie doch nur vom Wilde aufgefressen werde! Verfasser erblickt im Wildverbiß keinen Grund, um eine einheimische Holzart zurück- zudrängen, und keinen, um eine fremde Holzart, die anbauwürdig ist. auszuschließen. Geh. Oberforstrat Wildbrand trifft ins Schwarze, wenn er das Wild die schlimmste Gefahr nennt, welche den Kul- turen droht; dies gilt für einheimische tmd im verstärkten Maße für fremdländische Baumarten.

Fremde Holzarten wären sodann anbauwürdig, wenn sie auf gleichen Böden mit den einheimischen Arten angebaut bei gleicher Holzgüte in gleichen Zeiträumen zu astreineren, vollholzigeren Schäften aufwachsen würden als die einheimischen Arten, oder wenn sie, den Forderungen unseres Klimas und der Wirtschaft genügend, ein von unseren Hölzern verschiedenes, d. h. ein dauer- hafteres oder festeres oder schöneres, schwereres oder leichteres, weicheres usw. Holz erzeugen als unsere einheimischen Arten.

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten. 4(J;j

An verschiedenen Ortend hat Verfasser darauf lnn<rewiesen , daß alle Holzarten, deren Gattung im europäischen Walde vertreten ist, dasselbe Holz erzeugen werden wie die einheimische Art derselben Gattung; d. h. daß eine fremd- ländische Fichte oder Tanne oder Lärche oder Eiche unter denselben Umständen, unter denen die einheimische Fichte, Tanne oder Lärche oder Eiche gutes Holz erzeugt, ebenfalls gutes, unter denselben Um- ständen, unter welchen die europäischen Arten schlechtes oder schlechtestes Holz bilden , ebenfalls schlechtes oder schlechtestes Holz erzeugen müssen. Daran ändert nichts der Umstand, daß etwa in einem Lande eine Holzart einen besseren Ruf, eine bessere Reklame besitzt als die Holzart derselben Gattung in dem fremden Lande.

Wer daher glaubt, irgendeine japanische oder amerikanische Holz- art sei deshalb für Europa wertlos , weil sie in ihrer Heimat gar nicht benützt werde, oder deshalb besonders wertvoll, weil sie in der Heimat so hoch im Ansehen und Werte stehe, befindet sich auf einem L:rwege. Das Urteil des Auslandes ist nur brauchbar zu einer flüchtigen Orien- tierung, ist aber unbrauchbar zum entscheidenden Vergleich mit den Leistungen der einheimischen Arten, unbrauchbar zur Entscheidung, ob die betreifende Holzart in Europa anbauwürdig ist oder nicht.

Für den Anbau der Föhren und deren Beurteilung in Anbauwürdig- keit gilt der Satz, daß alle jeneFöhreninersterLinieanbau- würdig sind, deren Sektion im heimischen Walde noch nicht vertreten ist. Von diesen allein kann ein verschiedenes, waldbauHches Verhalten, ein verschiedenes Holzprodukt erwartet werden ; andererseits aber können wir mit Sicherheit voraussagen, daß keine zwei- nadelige Föhre der Sektion Pinaster aus Amerika oder Asien im euro- päischen Walde unter gleichen Umständen mehr und Besseres leisten wird als die einheimische Föhre P. silvestris.

Dennoch sollen auch Angehörige derselben Gattung und bei Föhren derselben Sektion in Europa geprüft werden überall, wo eben die europäische Art ebenfalls nicht auf ihrem heimat- lichen, ursprünglichen Standorte sich befindet, wo somit auch die europäischen Holzarten nichts anderes sind als Fremdlinge : eine solche fremdländische Holzart ist z. B. die Alpenlärche nördlich der Alpen bis an die Waldgi*enze von Norwegen, ist die Föhre im ganzen westlichen Deutschland, in Nordfrankreich und in Belgien. Ditferenzen, die sich zwischen den Arten einer Gattung zeigen, in Nadel und Blattbildung (z. B. Fichtenarten der Gattung Picea), in der Wuchsform und Schaftbildung (Arten der Gattung Larix), im Widerstand gegen Insekten und Pilze infolge Verschiedenheit in der Vegetationsentfaltung,

') Geheimrat Dr. K. Gay er und Prof. Dr. H. Mayr, Die Forstbenutzung^ 9. Aufl., 1903.

404 Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

im Bau der Nadeln u. dgl. können groß genng sein , um den Anbau einer nah verwandten fremden Art außerhalb des natürlichen Ver- breitungsgebietes der einheimischen Art zu rechtfertigen.

Alle Vorteile, welche die Anbauwürdigkeit begründen, werden von Seiten der Holzarten nichtheimischer Gattungen voraussichtlich am voll- kommensten erfüllt, wenn sie in einer mit dem Heimatgebiete parallelen Klimazone angebaut werden. Je weiter hinweg von dieser Zone eine Holzart in ihrer neuen Heimat gerät, um so unwahrscheinlicher wird die Anbaufähigkeit, und um so mehr werden die Vorteile schwinden, bis endlich die' Grenze der forstlichen Brauchbarkeit erreicht wird; wo diese Grenze liegt, kann nur durch Versuche herausgefunden werden.

Anbauwürdig sind endlich alle Holzarten , welche neben brauch- barem Holze auch \^ünschens werte Nebenprodukte, wie Harz, Gerbstoff, Zucker, eßbare Sämereien u. dgl., hervorbringen.

Um nicht alles wiederholen zu müssen, was bezüglich der Saat und Pflanzung im allgemeinen bereits bei den einheimischen Holzarten im XI. Abschnitte erwähnt wurde, sei nachdrücklichst auf diese Ausführungen hingewiesen. Speziell für den Anbau der fremdländi- schen Baumarten seiennochfolgende Punkte hervorgehoben.

1. Zur Beurteilung der klimatischen Verhältnisse eines Landes, wie kleinerer Gebiete und einzelner Standorte, dienen etwa vorhandene meteorologische Beobachtungen, wobei zum Vergleich mit den fremd- ländischen Vegetationszonen die Daten auf denselben Grundlagen be- rechnet werden mögen.

Wo klimatische Daten felilen, gibt den besten Maßstab für die Be- urteilung des Klimas eines Standortes das Studium der an der be- treuenden Stelle ursprünglich vorhandenen oder noch vorhandenen Holzarten.

Wo meteorologische Angaben sowohl als Bäume fehlen , kann das Klima eines Standortes und benachbarter Gebiete nach den landwirt- schaftlichen Kulturgewächsen beurteilt werden. Zu diesem Ende wurden den Vegetationszonen des Abschnittes auch die für die betreffende Zone typischen, landwirtschaftlichen Nutzgewächse beigefügt.

2. Holzarten, welche aus einer kühleren Klimazone in eine wärmere versetzt werden, sind der Gefahr, durch Spätfröste beschädigt zu werden, stets ausgesetzt, weil die im Frülijahr zur Verfügung stehende, größere Wärmemenge die Pflanze zu frühreitigem Vegetationsbeginne zwingt; sie sind aber gegen Früh- und AVinterfröste unempfindlich.

Holzarten, welche aus dem wärmeren Klima in eine kühlere Zone versetzt werden, leiden nicht oder kaum durch verspätete Fröste, weil sie spät ihre Vegetation beginnen; dagegen genügt ihnen oft die dar- gebotene Wärme nicht zum rechtzeitigen Abschluß ihrer Vegetation ; sie sind in der Gefahr, durch Früh- imd Winterfröste beschädigt zu werden.

Dreizehnter Abschnitt. Anbau frenuUiindischcr Holzarten. 405

Alle küustliclien Betätigungen an den Pflanzen , wie Saat , ins- besondere verspätete Saat, Verschulung, Auspflanzung, Veredelung, starke Düngung, stören im betreffenden Jahre die normale Vegetation einer Pflanze und erhöhen die Gefahr einer Beschädigung im folgenden Herbst und Winter durch Kälte, weil dadurch die vegetative Tätigkeit der Pflanze hinausgeschoben wird. Deckung {Hochdeckung) kann nur im ersten Jahre der Saat und im ersten Jahre der Pflanzung sowie bei Herbstpflanzung von aus wärmeren Gegenden bezogenen Exoten empfohlen werden.

3. "Wegen der Kostspieligkeit des Saatgutes kommen für die fremd- ländischen Holzarten, welche sich leicht verpflanzen lassen, einstweilen am besten nur Aufzucht in Saat- imd Pflanzengärten und spätere Aus- pflanzung ins Freie in Frage.

4. Die Waldbegründung, die Bestandsanlage mag bei den fremd- ländischen in demselben Verbände wie bei den einheimischen Holz- arten ausgeführt werden, in erster Linie empfehlen sich gi'oße Gruppen von 1 a bis 0.3 ha und Kleinbestände von 0,3 ha bis 3 ha, und zw^ar, wie dies Preußen stets handhabte, in reinen Kulturen; für die Pflan- zmig ist Auswahlpflanzung, auch Staffelpflanzung besonders wichtig.

5. Fremdländische Holzarten zur Ausbesserung der Kulturen von einheimischen Holzarten zu verwenden, dürfte nur bei besonders rasch- A\-üchsigen Arten, wie Roteichen, der grünen Douglasie, mit Sitkafichten anzuraten sein.

6. Alle Anbauversuche mit fremden Holzarten sind angesichts der Kostspieligkeit des Pflanzenmaterials, des wissenschaftlichen Wertes solcher Versuche, mag das Resultat günstig oder ungünstig sein, zur Erreichung eines reinen Ergebnisses mehr noch als bei einheimischen Arten gegen Beschädigung aller Art, insbesondere durch Hasen, Rehe, Hirsche, Rüsselkäfer usw., zu sichern. Nur bei Holzarten, welche ge- rade wegen ihrer Widerstandskraft gegen die genannten Feinde emp- fohlen werden, fällt diese Sicherung weg. In allen übrigen Fällen aber soll man, wenn man Schutz nicht bieten kann oder will, lieber auf den Anbau fremder Holzarten verzichten. Schützt man aber, so wähle man eine solche Methode, welche nur eine einmalige Ausgabe erfordert und auch bei etwaigem Personalwechsel noch fortdauernd wirkt, im Fall der neue Wirtschafter kein Interesse oder kein Ver- ständnis für eine ernsthafte Behandlung der Fremdländerfrage im Walde besitzen sollte. Bezüglich des Schutzes der Pflanzen und der weiteren Erziehung und Behandlung derselben wolle der dritte Teil dieser Schrift eingesehen werden.

Holzarten für Standorte mit Lauretum-Klinia.

Feuchter bis nasser Boden: Chamaecyparis .sphaeroidea, Taxodium distichum, Picea sitkaensis.

Mayr, Waldbau. "^^

4(j(i Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

G u t er , f r i s c h e r S a n d b o d e n : Cupressus macrocarpa, Juniperus vii'giniana, Pmus palustris ; Robinia.

Trockener, minder guter, kiesiger oder sandiger Boden: Albizzia, Prosopis, Robinia, Sophora, Cladrastis, Biota.

Beweglicher Sandboden (Dünen- und Binnen 1 an ds and) : Pinus insignis, rigida, clausa, corsicana, maritima.

Normalboden, gut bis sehr gut: Carya alba, Juglan.s nigi'a, Cedrus atlantica, Deodar, Cryptomeria japonica, Juniperus virgiuiana, Sequoia sempervirens : Buxus-Arten, Paulownia, Quercus, Trachycarpus excelsa, Zelkowa Keaki u. a.

Steppenbüden: Picea pungens, Pinus clausa, Pseudotsuga glauca, Prosopis juliflora, Quercus rubra, variabilis, Robinia, Sophora.

Holzarten für Staudorte mit Castanetuiu-Klima.

Feuchter bis nass er Boden, stehende Nässe: Chamaecy- paris sphaeroidea, Taxodium distichum, Thuja occidentalis , Picea pungens, Sitkaensis.

Feuchter bis nasser Boden, Nässe wechselnd, Über- schwemmungs- oder Infiltrationsboden von Bächen und Flüssen: Platanus occidentalis, Cercidiphyllum, Nyssa silvatica, Phel- lodendron, Pterocarya rhoifolia.

Sandboden 11. und III. Bontät: Robinia, Albizzia, Cladrastis amurensis, Prunus serotina, Quorcus rubra, Sophora; Chamaec;sT3aris- Arten, Betula lenta, lutea, Maximov., Pinus, Sektion Strobus, Thu- jopsis, Biota.

Sandboden III. bis V. Bonität: Pinus rigida, Banksiana, Murrayana, pyrenaica, Albizzia, Betula nigra, Prosopis.

Beweglicher Sandboden (Dünen, Binnenlanddünen): Pinus rigida, Cupressus macrocarpa, Pinus clausa, insignis, Thunbergii, corsicana, maritima, Quercus dentata, Rosa rugosa (zur Festlegung).

Normaler, guter bis sehr guter Boden, auch Föhren- boden I. bis n. Bonität: Cedrus atlantica, Deodar, Cryptomeria japonica, Juniperus ^^rgin., Acer sacchar., Carya alba, olivaotbrmis, Gleditschia, Gymnocladus, Juglans nigra, Sieboldiana, Liriodendron, Melia, Morus alba, Paulownia, Platanus, Quercus palustris, rubra, Ro- binia, Chamaecyparis Lawsoniana, nutkaensis, obtusa, pisifera, Libo- cedrus decurrens, Sciadopitys, Sequoia gigantea, sempervirens, Thuja gigantea, Thujopsis, Tsuga dumosa, heterophylla, Sieboldii; Acantho- panax, Cercidiphyllum, Cladrastis amur., Hovenia, Cedrela, Magnolia hypoleuca, Nyssa, Phellodendron japonicum, Prmnis serotina, Shiuri, Pterocarya, Rhus vemicifera, Sophora, Zelkowa Keald.

Für Stoppe nböden: Pinus der Sektion Jeffreya und Murraya, Pseudotsuga glauca. Picea pungens : Albizzia, Carya porcina, Cladrastis,

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten. 4«)7

Fraxiuus pubescens, Prosopis, Prunus serotina, Shiuri, Quorcus dentata, rubra, variabilis, Robinia, Sophora.

Für verkarstete Standorte: Föhren der Sektion MuiTaya und die Schwarzföhren der Sektion Pinaster, insbesondere Pinus corsi- cana sowie die Laubhölzer des Sandbodens II. bis III. Bonität.

Holzarten für Standorte mit Fagetum-Klinia.

Für die wärmsten Lagen, in denen Castanea kultiviert noch er- folgreich zum Nutz- und Fruchtbaum erwächst, sollen auch Holzarten der vorigen Klimalage auf den entsprechenden Böden angebaut bzw. versucht werden; auf den kühleren und kühlsten Lagen können die Holzarten der folgenden Klimaregion, die Holzarten des Picetums bzw. Abietums angebaut werden.

Boden feucht bis naß; stehende Nässe, doch während der Vegetationszeit für Cirsium, Euphrasia usw. genügend trocken werdend; Moorboden, auch torfige Unterlage, intensivste Frost- lage: Picea pungens, Pinus Banksiana, Peuke, sibirica, Strobus, Thuja occidentaüs.

Boden feucht, Wasser sich öfters erneuernd (Flußufer. Überschwemmungen selten). Cercidiphyllum , Fraxinus americana, nigra, Phellodendron, Platanus orientalis. Populus deltoides, monilifera, suaveolens, trichocarpa. Liriodendron.

Sandboden H. und III. Bonität: Chamaec3T)aris- Arten, Pinus Strobus, Thujopsis, Betula lenta, lutea, Maximovicsiana , Cladrastis, Quercus rubra, Robinia, Sophora.

Sandboden III. bis V. Bonität: Föhren der Sektion Murraya : Banksiana, Murrayana, pjrenaica, pimgens ; dann Pinus corsicana, Be- tula lenta, lutea, Maximovicsiana, Cladrastis, Robinia.

Beweglicher Sandboden, Sanddünen: Pinus Banksiana, contorta, Murrayana, rigida, corsicana.

Normaler, guter bis sehr guter Boden, auch Föhren- boden I. und n. Bonität: Acer .saccharum, Carya alba, Juglans cinerea, nigra, Sieboldiana, Liriodendron, Robinia, Chamaecyparis Law- soniana, nutkaensis, obtusa, pisifera, Cryptomeria, Larix leptolepis, occidentalis, sibirica, Libocedrus decuiTCUs, Pinus koreensis, Lam- bertiana, monticola, parviflora, pentaphylla, Peuke, sibirica, Strobus, Pseudotsuga Douglasii, glauca, Taxus cuspidata, baccata, Thuja gigantea, Thujopsis, Tsuga canadensis, heterophylla. Alle Abies- imd Picea- Arten; Acanthopanax, Betula lenta, lutea, Maximovicsiana, Cercidi- phyllum. Cladrastis, Magnolia hypoleuca, Nyssa, Phellodendron, Prunus serotina, Shiuri; Fraxinus pubescens, Quercus rubra; Föhren der Sektion Murrava. Sciadopitys, Sequoia gigantea u. a.

HO*

4(38 Dreizehnter Abschnitt. Anbau freuulländi.scher Holzarten.

Für Stei^penböden: Pinus der Sektion MuiTa\-a, Pseudotsuga glauca, Picea pungens, Cladrastis, Fraxinus pubescens, Prunus serotina, Sliiuri, Quercus dentata, rubra, Robinia.

Für verkarstete Standorte: Föhren der Sektion Murraj-a, die Schwarzföhren der Sektion Pinaster und die Laubhölzer des Sand- bodens n. bis V. Föhrenbonität.

Holzarten für Staudorte mit Abietuin- bzw. Picetum-Klima.

Boden feucht bis naii, Erlen brücher wie beiFagetum- klima: Picea pungens, Pinus Banksiana, contorta, Murrayana, Peuke, sibirica, Strobus, Thuja occidentalis.

Boden frisch bis feucht (Flußufer usw.): Fraxinus ameri- cana, nigra, Populus sowie obige Holzarten.

Sandboden II. und III. Bonität: Cladrastis, Pinus Banksiana.

Sandboden III. bis V. Bonität: Pinus Banksiana, Murryana.

Normalboden, auch Föhrenboden I. bis 11. Bonität: Pinus Peuke, sibirica, Pseudotsuga Douglasii, glauca, Thujopsis, Scia- dopitys, Tsuga canadensis, heterophylla, alle fremden Picea-, Abies- und Larix-Arten außerhalb des ui'sprünglichen Verbreitungsgebietes der verwandten europäischen Ai'ten; Acanthopanax, Cladrastis.

Beweglicher Sandboden: Picea alba , Pinus Banksiana, rigida.

Mooriger Boden, Hochmoore: Pinus Banksiana, Murrayana, pumila.

Holzarten für das Alpinetum bzw. Polaretum.

Normaler Boden: Pinus pumila, Tsuga Pattoniana, Pinus si- birica.

Holzarten für besondere forstliche Zwecke.

Aus den vorhergehenden Anbau planen ergibt sich die Verwendung der Baumarten nach Boden und Klima.

Holzarten gegen Wildverbiß: Picea alba, pungens.

Holzarten als Vorbau in Frostlagcn mit feuchtem oder normalem Boden: Pinus Banksiana, Murrayana, Peuke, Strobus.

Holzarten für Unterbau unter Eichen, Föhren (I. und II. Bonität im Castanetum- und Fagetum-Klima) , Lärchen (im Fagetum- Klima) ; der Unterbau soll später am Hauptbestande sich beteiligen : Cedrus-Arten (nur Castanetum) , Chamaecyparis-Arten , Libocedrus, Pinus der Sektionen Strobus und Cembra, Sciadopitys, Taxus, Thuja- Arten, Thujopsis; Acer saccharum, Ulmus laciniata, Zelkowa Keaki.

Holzarten für Nieder waldbot rieb: Carya alba, Magnolia hj^oleuca, Paulownia, Robinia.

Baumarten, hervorragend durch Schnellwüchsigkeit, Holzmassener Zeugung: Populus doltoides, monilifera, suaveolens,

Dreizehnter Abschnitt. Anbau Ircnnlliuulischer Holzarten. 4(if)

tricliocarpa, Paulownia impcrialis; Sequoia gi^ijantca, Picea sitkaüusis, Pseudotsuga Douglasii, Pinus Banksiana.

Holzarten zur Ausfüllung von Pilzloclio rn in Nadel- holzkulturen: Cladrastis, Prunus serotina, Quercus rubra, Robinia.

Holzarten für Standorte, welche vom Schüttepilz verseucht sind: Pinus lapponica, Föhren der Sektionen Murray a (wie Banksiana, Murrayana u. a.), der Sektionen Strobus und Cembra; diese beiden bei besseren, frischeren Böden; abgesehen sei hier von auf solchen Böden anbaufähigen Laubhölzern.

Holzarten für Hoohgebirgsaufforstungen: Pinus üexilis, aristata, Balfouriana, Tsuga Pattoniana, Pinus pumila.

Holzarten als Ober holz in Mittelwaldungen: Chamae- cyparis-Arten, Cryptomeria, Larix-Arten, Libocedrus, Pinus der Sektion Cembra und Strobus, Pseudotsuga-Arten, Sequoia; Acer saccharum, Carya alba, Catalpa, Cercidiphyllum, Juglans-Arten, Liriodendron, Mag- nolia hypoleuca, Paulownia, Phellodendron.

Holzarten, hervorragend durch Schattenerträgnis: Sciadopitys, Taxus-Arten, Thujopsis dolabrata, Acanthopanax, immer- grüne Laubbäume.

Holzarten, hervorragend durch Stockausschlagfähig- keit: Camellia, Carya alba, Catalpa, Cercidiphjdlum, Cladrastis, Ho- venia, Liriodendron, Magnolia hypoleuca, Paulownia, Robinia, Phello- dendron.

Der vierte und fünfte Abschnitt dieser Schrift enthalten eine ein- gehende systematische , biologische und waldbauliche Beschreibung aller wichtigeren europäischen, amerikanischen und asiatischen Baum- arten vom Lauretum bis zum Polaretum ; aus diesen Abschnitten möge der Leser sich das forstliche Gesamtbild einer jeden Holzart zu- sammenfügen: er mag, im Falle ihm die kostbaren Gaben der Vor- lu-teilslosigkeit und der Freiheit der Bewegung im "Walde gewährt sind, eigene Versuche, wenn auch bescheidenen Umfanges, einleiten, wie dies so viele Wirtschafter im Walde bereits getan haben ; fühlt er sich unsicher, und bedarf er einer Hilfe, so mögen vielleicht die im Eingang dieses Abschnittes zitierten Schriften als Führer dienen.

Alles , was bisher im vorliegenden Waldbau vorgetragen wurde, hat sich gleichmäßig auf Europa wie Amerika und Asien bezogen: in diesem Abschnitt mußte eine Trennung eintreten ; denn was für Europa fremdländisch ist, ist für Amerika oder Asien heimisch; diese Welt- teile dagegen nennen die europäischen Holzarten fremdländische. Es sollen hier nur die für Europa fremden Baumarten, und zwar solche von diesen behandelt werden, welche auf Grund bisherigen Studiums der Holzarten , ihrer Biologie, ihrer Heimat und auf Grund

47U Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

der bisherigen Aubauergebnisse ^) als wertvolle Bereicherungen der spärlicheneiiropäischen Waldflora zum Anbau empfohlen werden können; auch einiger europäischer, aber für mitteleuropäische Landschaften fremder Holzarten soll gedacht werden.

Bis heute müssen als die wichtigsten Einführungen im mitteleuropäischen Walde nachstehende Holzarten bezeichnet werden.

Pseudotsuga Douglasii (Carr.), die Küstendouglasie, auch grüne Douglasie genannt.

In Europa wird ihre Raschwüchsigkeit, in Westamerika die vor- zügliche Holzqualität gerühmt. In den preußischen Staatsforsten ist der Anbau im Großbetriebe des Waldbaues angeordnet worden, in Bayern und den übrigen Staaten wird sie wenigstens geduldet; be- handelt wie eine Fichte , jedoch nur auf gutem und tiefgründigem Boden, hat die Küsten- oder grüne Douglasie alle Erwartungen noch übertroffen; getäuscht hat sie nur jene, welche eine schnellwüchsige Douglasie anzubauen meinten, an ihrer Stelle aber die langsamwüchsige Art unter den Händen hatten. Je weiter ab ein Anbaugebiet vom Einfluß des Meeres liegt, um so mehr bedarf die grüne Douglasie eines leichten Schutzes von Halbschatten- oder Lichtholzarten, nicht so fast gegen verspätete Fröste (sie leidet durch solche ebenso wie die blaue Art), als vielmehr gegen die schlimmste Gefahr in der Jugend, zumal im Verpflanzjahr, das ist Beschädigung durch Herbst froste (Düngung der Saatbeete deshalb nicht anzuraten) und Blattgrün- tod mit Nadelschütte, Knospen- und Gipfeltod durch strengeWinter- f röste. Vier bis sechs Jahre nach der Auspflanzung mag der Schutz beseitigt werden. Von der Meeresküste bis zu 800 m Erhebung mag die grüne Douglasie zm' Ausfüllung von Lücken und Kulturen Verwendung finden, von da an aufwärts ist ihre andauernde Vor- wüchsigkeit gegenüber Fichte, Tanne, selbst Buche noch fraglich; die Aufzucht ist von jener der Fichte nicht verschieden; der Anbau soll in reinen Klein- und Großbeständen erfolgen. Weitständig gepflanzt (4 5 m) erzielt sie in Schottland nach Schwappach in 42 Jahren 27 m Höhe und einen mittleren Durchmesser von 45 cm; in enger Pflanzung (1,3 m) in Freising bei München nach den Aufnahmen von Prof. Dr. Schüpfer: Alter 23 Jahre, Boden mittelmäßig; mittlere

') Prof. Dr. A. Schwappacli in Zeitschr. für Forst- u. Jagdwesen; Prof. Dr. R. Hart ig in Forstl. naturw. Zeitschrift; Prof. Dr. A. Cieslar in Zentral- blatt f. d. ges. Forstw.: Prof. Dr. Lorey in Allgem. Forst- u. Jagdztg. ; Prof. Dr. H. Mayr in Forstwissenschaft!. Centralbl.; Prof. Dr. Somerville .sowie die Publikationen der Eoyal English und der Koyal Scotch Arboricultural Societies berichten über englische, L. Parde, Hickel, Fron über französiche Anbau- ergebui.sse.

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten. 471

Baumhohe 12,8 m, mittlerer Durchmesser 11,1 cm, Schaftmasse 215 fm pro Hektar; Fichte würde auf demselben Standorte nur 40 fm im gleichen Alter ergeben. Im Sachsenwalde stehen nach Oberförster Titze pro Hektar mit 29 Jahren 407 fm, d. i. der doppeUo Ertrag der Fichte. Im europäischen Optimum (Großbritannien) leistet die Douglasie nach den Mitteilungen der Royal English und Royal Scotch Arbori- cultural Societies mehr als jede andere Nutzliolzart.

Pseudotsuga gl^auca (Mayr) , die blaue Douglasie, auch Koloradodouglasie genannt.

Daß sie anfänglich langsam wächst, ist ein Fehler in den Augen der Forstwirte und der modernen Forstwirtschaft. Allein vom zehnten Lebensjahre an wird ihr Wuchs lebhaft, wenn sie auch nicht mit ihrer schnellwüchsigen Schwester oder mit der einheimischen Fichte Schritt zu halten vermag. Ihr Holz ist so wertvoll wie das aller Douglasien, in Güte am meisten der Lärche sich nähernd.

Je weiter ab vom Meere ihr Anbaugebiet liegt, um so wert- voller wird diese Art, denn sie ist zwar ebenso empfindlich gegen Spätfröste wie die grüne Art, dafür aber ganz unempfindlich gegen tiefe Winter froste; Nadelbräune, Knospen- und Gipfeltod sind bei dieser Art mibekannt. Sie ist die wertvollste Einführung in den zerklüfteten Waldungen des Binnenlandes bis in'die Steppenregion. Man kann es niemand verdenken, wenn er in einem Gebiet, in welchem die grüne Art rasch emporeilt, die langsamwüchsige als wertlos bezeichnet; die Verallgemeinerung aber ist falsch. Ver- fasser sieht keinen Grund, von seiner Ansicht abzugehen, daß die langsamwüchsige Art ein sehr wertvoller Nutzbaum für Europa ist und für andere Kontinentalgebiete sein wird.

Picea Sitkaensis (Carr.), Sitkafichte. Ursprünglich angebaut als Fichte, die sich gegen den Wildverbiß selbst zu schützen vermag, hat sie sich mehr durch ihre Wuchs- geschwindigkeit (während der ersten Dezennien wenigstens) als durch ihre Sicherheit gegen den Wildverbiß Beachtung verschafft. Es muß aber trotz allen gegenteiligen Behauptungen solcher Schriftsteller, welche bloß einen einzigen Standort kennen, daran festgehalten werden, daß die Sitkafichte überall, wo die europäische Fichte (excelsa) ur- sprünglich heimisch ist, sich schlechter, weil frostempfindlicher während des Frühjahres (Spätfröste), und während des Winters (Nadel- bräune, Gipfehod) verhalten hat als die europäische Fichte, daß sie überall, wo die europäische Fichte nicht ursprünglich heimisch ist, das sind alle Standorte in Mitteleuropa unter 400 m Elevation, schnellwüchsiger ist als die europäische Fichte. Dort hat sie sich auf frischem bis feuchtem, selbst anmoorigem Boden bewährt, während sie

472 ^dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

auf gleichen Standorten über 40<-> m Elevation ohne einen Schutz- bestand von Erlen, Birken, Stroben u. a, wertlos ist.

Picea pungens (Engclm.), Stech fi cht e.

Diese Fichte ist zwar auch anfangs langsamwüchsig, verbessert sich aber hierin ebenso wie die blaue Douglasie; sie ist entschieden frost- härter als die Sitkafichte: ihre Nadeln sind zwar stechender, jedoch scheint sie von den Rehen und Hirschen in erster Linie deshalb ge- mieden zu werden, weil sie in ihren Nadeln und Trieben gleich der Picea alba und Picea Engelmannii einen die Tiere abstoßenden Geruch in sich trägt. Dadurch dürfte ihr Wert noch gi'ößer sein als der der Sitkafichte.

Picea alba {Linl\), Weißfichte.

Als Nutzholzart augenscheinlich ohne Wert, hat sie sich als Schutzholzart, als Windbrecherin besonders in Dänemark als un- entbehrlich erwiesen.

Pinus Strobus (/..), die Weymouthsföhre, Strobe.

Daß man die fünfnadeligen Föhren, wie die Stroben und Zürbeln, nicht wie zweinadelige Föhren (silvestris, austriaca) behandeln dürfe, ist allmählich Gemeingut aller Forstwirte geworden-, aber immer noch gibt es Anbauversuche mit Stroben auf schlechten, trockenen, sandigen Böden dritter und geringerer Güte, auf denen die Weymouthsföhi'e ihren Feinden nicht entrinnen kann. v. Wangenheims Empfehlung 1787, der auf Grund seiner Studien in Nordamerika schrieb, daß sie in „Lehmböden mit Sand, Gartenerde oder Humus vermischt, auf lockeren, eher feuchten als trockenen Böden" angebaut werden soll, hat man zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gefolgt; aus dieser Zeit sind sehr schöne haubare Bestände in Deutschland vorhanden; erst die letzten Jahrzehnte haben wieder zur richtigen Wertschätzung und zur richtigen waldbaulichen Behandlung der Stroben zurückgeführt. Die Strobe verdient den weitgehendsten Anbau wegen ihrer waldbaulichen Vor- züge (leichte Verpflanzbarkeit , Frosthärte, bessere Widerstandskraft gegen Schneedruck und Schneobruch, gegen Sturm, Raschwüchsigkeit, Bodenverbesserung, Schattenerträgnis) und wegen ihres vom Holze der europäischen Arten verschiedenen Holzes; das Holz junger Bäumchen ist selbstverständlich minderwertig wie bei allen Holzarten, da der Anteil des Kernholzes gering; im erwachsenen Baum ist das Holz dem der Zirbe völlig gleich, dessen Güte niemand bezweifelt. Ihre Verwendung in kleinen Reinbeständen auf frischem, feuchtem Boden, auf Föhrenboden I.— UI. Bonität, als Unterbau unter Lichtholz- arten ist vollauf gerechtfertigt; gerechtfertigt aber auch die Auslagen für den Schutz gegen den schlimmsten Feind, das Wild. Gegen den

Dreizehnter Abschnitt. Aiibuu fremdländischer Holzarten. 473

zweitgrößten Feind, den Wurzelkrebs Aoaricus niellens, scliützt noch am besten die Statrelpflanzunp: mit Zwischenbau von Erlen, Birken oder Sträuchern und stetiger Überwachung derselben mit Schere und Axt bis zum Dickungsschluü. in X\'elchem Alter die Zwischenhännie fallen können.

Pinus Banksiana {Lrtnih.), Bankst'öhre. Nach allen Berichten scheint die Banksföhre auf geringen und ge- ringsten Sandböden wie auf nassen, sumpfigen, anmoorigen Böden in schlimmster Frostlage Besseres zu leisten wie die einheimische Silvestris ; sie ist völlig frosthart, meidet aber nassen Tonboden ; auf solchen Böden wird ihr Gipfel frühzeitig gelb und stirbt ab. Ihre aufwärts gerichteten Äste, ihre kurze Benadelung sichern sie gegen Schneebruch. In sumpfigen Frostlagen gibt es keine Föhre mit spärlicherer Beastung, ihre gelbliche Färbung während des Winters ist besonders auffällig, aber kein Zeichen der Erkrankung, da sie dabei schnellwüchsig bleibt. Als Vorbauholzart auf solchen Örtlichkeiten mit späterem Unterbau einer Fichte ist sie hochwertig, da bei ihr die Antastung des Vorwaldes wegfällt. Legende ist, daß ihr Holz grobfaseriger sei als jenes der Silvestris , Legende , daß sie nur ein Strauch wird. Die Banksföhren von Grafrath sind jetzt 22 jährig mit 10 m Höhe und tadellos ge- radem, einheitlichem Schafte; in Gartenland (Park) freistehend gepflanzt, fängt sie buschartig an wie viele andere Föhren auch; in Amerika wird sie 25 35 m hoch. Die Banksföhre ist sehr leicht zu verpflanzen , für Ödlandsaufforstungen, als Ausfüllung in Föhrenkulturen oder als Haupt- holzart auf schlechtem Sandboden; zur Beimischung (Mengesaat) auf Kahlflächen mit großer Schüttegefahr verdient sie weitgehendste Ver- breitung; sie leidet nicht durch die Schütte, wenig durch Knospen- wickler, stark unter Wildverbiß.

Pinus austriaca (Höss.), die österreichische Schwarzföhre, ist in allen ihren Eigenschaften als warme , kalkreiche Lagen liebende Holzart wohl bekannt: sie leidet jedoch sehr durch Schnee- druck und Schneebruch, so daß ihr Anbau im mittleren Europa nur bei Elevation bis zu 400 m sich empfiehlt; von da an aufwärts kann die schönschaftige, kurz benadelte, gegen Verbiß gesicherte und ebenfalls frostharte Pinus corsicana, die korsische Schwarz- föhre, an ihre Stelle treten auf allen buchen- und fichtenmüden, auf allen kiesigen, sandigen Böden; beide sind in großen Gruppen oder Reinbeständen anzulegen.

Tsuga canadensis (Carr.) , die kanadische T s u g e oder Schierlingstanne, Tsugaheterophylla (San/. ) s y n. , M e r t e n -

siana (Carr.), westamerikanische Tsuge. sind zwei Baumarten, deren Gattung im europäischen Walde vollständig fehlt. Sie bilden prächtige Bestände von wertvollem, dauerhaftem, in

474 Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

Europa unbekanntem Holze und enthalten große Mengen von Gerbstoff in der Rinde; diese Gründe sind groß genug, um ihren Anbau im AValde unter gleichen Verhältnissen, wie bei den Douglasien erwähnt, zu betätigen. Die Pflanzung in gi'oßon Gruppen oder reinen Klein- beständen bietet keinerlei Schwierigkeit.

Robin ia Pseudoacacia (//.), Robinie, falsche Akazie.

Die Heimat dieses allbekannten, hochwertigen Baumes ist das Castanetum von Ostamerika-, dort ein seltener Baum, verdankt die Robinie ihrer wohlriechenden Blüte die Einführung in Europa und weitere Verbreitung. Inzwischen ist sie einer der wichtigsten Laub- bäume aus der Fremde geworden. Nur soweit Eichennutzholzzucht betrieben werden kann, also im milden Klima, kann auch mit der Robinie ein nutzbringender Niederwald auf geringwertigem, kiesigem, sandigem Boden angelegt werden. Auch als Oberholz im Mittelwald verdient die Robinie die größte Beachtung. Für Hochwald ist besserer Boden beansprucht. Vadas') empfiehlt in seiner neuen Schrift die Robinie als erste Generation nach heruntergekommenen Laubwaldungen ; in Mischwaldungen ist die Robinie zehn Jahre vor dem Hieb der übrigen Holzarten zu fällen , um andere Holzarten vor der Erdrückmig durch Robinienausschlag und Wurzelbrut zu sichern. Zur Aufforstung der Steppe in Ungarn und Rußland als eine der besten Holzarten erkannt, hat sie auch im Föhrenwalde Wert zur Ausnutzung und Verbesserung der geringsten Bodenarten, zur Ausfüllung von Pilzlöchern und der- gleichen; der Anbau geschieht durch Saat oder Pflanzung: Schutz gegen Hasen, Kaninchen und in der Nähe der Stadt auch gegen Menschen ist notwendig.

Juglans nigra (L.), schwarze Walnuß.

Der Beschreibung der Nußarten im VL Abschnitt ist hinzuzu- fügen, daß der Anbau in reinen Kleinbeständen oder großen Gruppen geschehen soll ; ein späterer Unterbau mit Buchen wird notwendig sein ; nur im Castanetum und wärmeren Fagetum auf bestem Boden kommt ein Anbau in Frage. Es mag Aussaat der Nüsse auf platz- oder streifen- weise tief bearbeiteten Böden, Auspflanzung angekeimter Nüsse oder auch Pflanzung gewählt werden. Forstrat E. Böhmerle^) befüi'wortet wegen Schwierigkeit der Pflanzung und Wachstumsstockung die Saat unmittelbar im Walde ; nigra ist der regia vorzuziehen. Staflelpflanzung nach Forstmeister Rebmann^), der langjährige Erfahrungen in aus- gedehnten Kulturen gesammelt, in 4—5 m Abstand. Das Zurücldrieren in kalten Wintern, besonders im ersten Winter nach der Pflanzuno-, ist

') Vadas, Forstliche Versuche (Ungarn). lOUS.

■'') Waldbauliche Studien über den Nußbaum und die Edelkastanie. 1906.

^) Allgem. Forst- u. Jagdztg. 190o.

Dreizehnter Abschuitt. Anbau fremdländischer Holzarten. 475

weniger auf geneigten als auf ebenen Kahlflächen zu fürchten. Juglans Sieboldiana {Maxim.), Siebolds Walnuß aus Japan scheint noch rascher zu wachsen und frosthärter zu sein als die amerikanische, schwarze Nuß.

Carya alba, weiße Hickory,

Wendet man dieser ausgezeichneten Holzart, welche das elastischste Nutzholz unter den Laubbäumen erzeugt , jenes Interesse zu , das sie verdient, so empfiehlt sich ihr Anbau durch Saat in Reinbeständen als Niederwald oder als Hochwald in kleinen Reinbeständen und großen Gruppen in gleichen Klimalagen wie bei den Walnüssen; auch als Oberholz im Mittelwald ist die weiße Hickory hochwertig, doch bedarf die Pflanze wegen ihrer langsamen Jugendentwicklung einiger Fürsorge gegenüber den Ausschlägen des Unterstandes im JNIittelwald. Die Aus- pflanzung ist wegen der sehr langen, weichen, saftigen Wurzeln mit sehr spärlichen, feineren Wurzeln schwierig. Für die Saat soll stets der Boden tief und kräftig bearbeitet werden. Schwappach^) ver- langt lockere Pflanzung , da in engem Schlüsse die Pflanzen wegen dichter Belaubung schlanker wachsen und durch Regen leicht um- gedrückt werden.

Quere US rubra (L.), Rot eiche.

Da diese Art schneller wüchsig ist als die europäischen Weiß- eichen, da sie mit weniger gutem Boden vorlieb nimmt, mag die Röt- eiche auf Böden angebaut werden , welche eine rentable Eichenzucht nicht mehr ermöglichen-, ihr Holz ist immerhin ein Eichenholz von ähnlicher, aber nicht von gleicher Güte wie jenes der Weißeichen. Für die Faßdaubenindustrie ist das Roteichenholz un- brauchbar: geringer ist auch die Dauer des Holzes, und für eine gewinnbringende Schäl Wirtschaft enthält die Rinde der Roteiche zu wenig Gerbstoff. Anlagen in Gruppen oder kleinen Reinbeständen auf Föhrenböden lU., Fichtenböden H. und IH., Buchenböden H., IH, bis IV, Bonität auf kiesigem Boden; nach den bisherigen Ergebnissen in Grafrath selbst in Lagen, welche den Weißeichen bereits zu kühl sind. Geh. Obertbrstrat Frey 2) empfiehlt die Roteiche zur Nachbesserung in Kulturen mit Weißeichen.

Als frostharte Holzarten von schnellstem Wuchs verdienen mehrere Pappelarten, wie Populus deltoides (Marsh) (syn. canadensis), P. monilifera (Ait.) und andere Balsampappeln, Beachtung. Hausrath^), Hartig, Zircher u, a, berichten über außerordent-

') Prof. Dr. Schwappach, Deutsche Forstzeitung 1907. ■-) Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. 1905.

3) Dr. Hausrath berichtet in Forstwissenschaftliches Centralblatt 1896: Mit 31 Jahren 2.9'j fm pro Baum.

47() Dreizehnter Ab.schuitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

liclie Leistungen ; zu diesen sind aber gute , frisclie Auböden im Inundationsgebiete der Flüsse notwendig. Stagnierende Wasser sind stets zu meiden ^). Das Holz der von der Forstwirtschaft systematisch unterdrückten Pappeln ist durch die Papier- , Zündholz- und Möbel- industrie wertvoll geworden., Ihr Anbau kann durch Pflanzung be- wurzelter Stecklinge, seltener durch Setzstangen erfolgen. In neuerer Zeit hat man die Aufzucht der Pappeln im Forstgarten aus Samen mit Erfolg durchgeführt; über die Saat mit Pappelsämereien wurde früher die nötige Andeutung gegeben. Forstrat Hofmann hat die Saat zu- erst mit Erfolg gehandhabt.

Der Zuckerahorn, Acer saccharum ( Marsh), sollte wegen des Zuckergehaltes des Saftes als Schatten-, als Allee und als Waldbaum weit- gehenden Anbau finden; er ist dem Spitzahorn in Behandlung und Verhalten gleich. Von europäischen Holzarten verdienen wiederholte Empfehlung :

Taxus baccata (L.), die Eibe. Nahezu ausgerottet, ob ihres vorzüglichen, rotbraunen Nutzholzes, verschmäht von den Forstwirten, weil sie sehr langsam wächst, ist die Eibe im ganzen kontinentalen Europa im Aussterben begriffen. Conventz hat eine vorzügliche Monographie über die Eibe verfaßt; Zweck dieser Zeilen ist, der Eibe wiederum eine Stätte im Walde zu verschaffen und sie trotz ihrer Langsamwüchsigkeit zu empfehlen als Unterbau unter Lichtholzarten an Stelle der Rotbuche; unter Eichen, Föhren und Lärchen ist sie gegen (Frost geschützt, auf der Kahlfläche aber leidet sie, besonders durch Nadelbräune und Abfrieren des Gipfels im Winter.

Die beiden europäischen Zürb ein, die Alpenzürbel und die sibirische Zürbel (Pinus Cembra[/v.] und Pinus sibirica [Mayr]), verdienen Anbau auf kahlen, frostigen, auch anmoorigen bis sumpfigen Flächen, für welche auch die Weymouthsföhre oder Erle als Bestockimg passen würden; beide Holzarten eignen sich sodann wie Eibe zum Unterbau unter den Lichtholzarten.

Die europäische Hackenföhre, Pinus uncinnata (Eaiiul), ist ein vorzüglicher Baum für Festigung der Dünen, für die Aufforstung der sumpfigen, frostreichen Einsenkungen und kann auf Fehlstellen der einheimischen Föhre zur Ausfüllung neben der Banksföhre dienen. P. E. Müller weist auf den wohltätigen Einfluß dieser Mischung hin ; auf besseren Böden und im wärmeren Picetum wird die Hackenföhre ein Baum bis zu 25 m.

Auf einige fremde Holzarten soll hier noch die Aufmerksamkeit gelenkt werden ; sie sind noch nicht lange genug geprüft, um ihre Vor- teile oder ihre Anbaufähigkeit sicher zu kennen; Verfasser muß auf

^) Hauptmann Kern, Deutsche Forstztg. 1902.

Dreizehnter Abschnitt. Anbau fromdländischer Holzarten. 477

die ausführlicheren Angaben seiner im Eingang dieses Abschnittes zitierten Schrift hinweisen. Es wird verwundern, daß zu dieser Gruppe der Fremdländer Larix leptolepis (Gord.), die japanische Lärche, nicht gerechnet ist.

Dieser ModeliebHng der Forstwirte hat von seinem Nimbus bereits viel eingebüßt, seit dem Verfasser der Nachweis gelang (189()), daß die japanische Lärche im zweiten Lebensjahrzehnte gegenüber der euro- päischen im Wuchs zurückbleibt, daß sie somit, zur Ausbesserung von Fichten- oder Buchenkulturen benützt, noch rascher als die einheimische Lärche in ihrer Umgebung untertauchen wird. Es bleibt höchstens noch der Vorzug, daß die japanische Lärche etwas weniger von In- sekten und bis heute so gut wie gar nicht vom Lärchenkrebs leidet. Ihi* allenfallsiger Anbau ist mit der einheimischen Lärche Seite 441 bereits besprochen.

Die sibirische Lärche, Larix sibirica (Led.) , ist zwar anfangs langsamer wüchsig was bei Anlage von reinen Klein- beständen weniger bedenklich ist als bei Einmischung mit anderen Holzarten , aber ihr Schaft ist am erwachsenen Baimie und, wie die bisherigen zehnjährigen Versuche des Verfassers gegenüber der euro- päischen und japanischen Lärche bereits erkennen lassen, so tadellos gerade, daß sie dennoch empfohlen werden muß.

Von den Chamaecyparis- Arten, insbesondere von Lawsons Schein - Zypresse (Cham. Lawsoniana [Pari.]) sind auf guten Böden in milden Lagen bereits so holfnungsvolle Kleinbestände und Gruppen vorhanden, daß diese Holzart, welche ein vorzügliches, wohlriechendes, feines, dauerhaftes Nutzholz gibt, nicht mehr aus dem europäischen Walde verschwinden sollte.

Die Gattung Thuja zählt zu den ihrigen eine sumpfige, kalte Erlen - örtlichkeiten bewohnende Art (Thuja occidentalis [L.] , der ostameri- kanische Lebensbaum) und eine zweite Art, welche ebenfalls sehr bodenfrische Lagen, aber weniger kalte, der Esche und Ulme zusagende Lagen bevorzugt, Thuja gigantea (Ntdt.), die Riesenthuja von West- amerika. Beide Arten geben hochwertiges Nutzholz.

Thujopsis dolabrata (Sieb, et Zucc), die japanische Hiba, und Sciadopitys verticillata (Sieb, et Zkcc), die japanische Schirmtanne, sind zwar zwei sehr langsam wachsende. Schatten ertragende Nadelbaiimarten, die sich aber dennoch empfehlen als Unter- bau unter Lichtholzarten (Eiche, Föhre, Lärche) und als kloine Rein bestände wegen ilu-es vorzüglichen Holzes.

Im Castenetum von ganz Südeuropa, im gleichen Klimagebiete des westlichen Mitteleuropa und auch in den wärmsten Lagen des Fagetimis des übrigen Mitteleuropa sollten als Haupt nutzholz neben den

478 Dreizehnter Abschnitt. Anbau fremdländischer Holzarten.

spärlichen und mano;elhat'ten , europäi.sclien Nutzarten folgende "Wald- bäume zum Anbau gelangen :

Catalpa speziosa ( Wai'd.) , westlicher Trompetenbaum, wegen seines sehr dauerhaften Holzes.

Liriodendron tulipiferum (Z.), Tulpenbaum, wegen des sehr schön gefärbten, gleichmäßig gewachsenen, mittelharten, dauer- haften Holzes, das als Blindholz alle übrigen Baumarten übertrifft.

Magnolia hypoleuca {Sieh, et Ziicc), Homagnolie, eine im wärmeren Fagetimi noch Winterhärte Magnolie mit gleichem Holze wie Liriodendron.

Paulo wnia imperialis( Sieb, et Zucc. ), P a u 1 o w n i e , mit einem ganz eigenartigen, der vielseitigsten Verwendung fähigen, außerordent- lich leichten und weichen Holze.

Prunus serotina {Ehrh.) und Prunus Sliiuri {F. Schmidt). Traubenkirschbäume, mit wertvollem , rotgetarbtem Kernholze : sie mögen auf geringeren kiesigen oder sandigen Böden angebaut werden.

Zelkowa Keaki (Sieb.), Keaki, aus Japan ist ein sehr rasch- wüchsiger , hartes , wertvolles Nutzholz liefernder Baum und verdient sicher Verbreitung auf nahrungsreichem, tiefgründigem Boden.

An Nadelholzarten besitzt Süd- und Westeuropa vielfach nur forst- lich minderwertige Föhren oder Zypressen : wo der Boden eine andere Holzart nicht duldet, mag natürlich die bereits vorhandene Föhre neben einer fremdländischen, wie z. B. Pinus palustris, bleiben ; für die besseren Böden aber, die noch lange nicht alle in landwirtschaftlichen Besitz übergegangen sind, sollten im ausgedehntesten Umfang fremdländische Nadelbäume, in erster Linie Cedrus atlantica (il/aw.), atlantische Zeder, Cryptomeria japonica (Don.), Kryptomerie, und Juniperus virginiana (Z.), der Ble istift Wacholder, zum Anbau gelangen; sie sind alle hochwertig, für das kontinentale Fagetuni jedoch, somit ganz Deutschland, zur Nutzholzproduktion, welche andere Anforderungen an eine Pffanze stellt, als daß sie nur als Zierbaum aufwächst, kaum mehr oeeionet.

Vierzehnter Abschnitt. Ödlandsaufforstung.

Von der nachfolgenden Abhandlung sind ausgeschlossen alle jenen kahlen Flächen, welche Naturereignisse, wie Insekten oder "Wind, ver- schuldet oder betriebsmäßiger Kahlschlag hervorgerufen haben; aus- geschlossen sind sodann alle Blößen im Walde, ob sie vergrast oder versumpft seien, ob sie alter Herkunft oder erst durch einen falschen Kahlhieb (Frostlöcher) entstanden und wegen allzu großer Schwierig- keit der Wiederbewaldung seit Jahren der Vergrasung überlassen seien •, sie alle in Wald zurückzuführen, ist nur eine Frage des Geld- und Zeitaufwandes; die Verjüngimgsmethode (zumeist Pflanzung mit dem stärksten Material) bietet nur mechanische Schwierigkeiten. Es muß aber nachdrücklich mit Jankowsky^) und anderen betont werden, daß die Aufforstung solcher begraster Blößen durchaus nicht immer wünschenswert ist; Wiesengründe rentieren vielfach höher als Wald, und versumpfte Stellen sind wichtiger als Wasserbehälter für die Um- gebung und das tiefer liegende Waldland denn als schlecht rentierende und kostspielige, sogenannte „Meliorationen". Wer der Ästhetik im Walde eine hervorragende Bedeutung zuerkennt, muß gerade auf die Erhaltung der Waldblößen und Waldsümpfe das größte Gewicht legen. Das Ödland, von dessen Aufforstmig hier die Rede sein soll, ist seit Jahrhunderten ein solches. An seine Aufforstung soll erst dann ge- gangen werden, wenn die Frage, ob durch die Umwandlung in Wald ein Gewinn finanzieller oder klimatischer oder wirtschaftlicher Art er- reichbar ist, gelöst ist. Kann dieses bejaht werden, so ist für die Um- wandlung in Wald, für die Wahl der Holzart, der Kulturmethode, der ferneren Bewirtschaftung von grundlegender Bedeutung, daß man die Ursache der Entstehung und des Fortbestehens des Ödlandes erkennt. Hierbei behilflich zu sein, ist das Ziel der Feststellungen über die naturgesetzlichen Existenzbedingungen der Waldungen im ersten Teil dieser Schrift. Im kurzen Auszug sei hier wiederholt:

') Jankowsky, Begrandung naturgemäUer Hochwaldbestände. 3. Aufl. 1904.

480 Vierzehnter Abschnitt. Ödlandsaufforstung.

1. Vergleicht man die Fläche, welche waldlos aus natürlichen Ur- sachen ist, mit jener, deren Waldlosigkeit der Tätigkeit des Menschen zugesprochen werden muß, so übertretfen die Ödflächen, von welchen einstens der Mensch den Wald beseitigt hat, an Umfang längst jene Flächen, welche aus natüi'lichen Gründen der Ansiedelung von Bäumen unzugänglich waren. Alle Üdländereien innerhalb der acht Waldregio n'e n der nördlichen Halbkugel sind Menschenarbeit, Arbeit der Axt und des Feuers: alle Ödländereien, welche außer- halb oder zwischen den Waldregionen liegen, sind natürlichen Ursprimgs. Zu den Werken des Menschen gehören die Ödländereien der Mittel- und Hochgebirge: Europa und Japan forsten dieselben auf; Amerika schafft einerseits umfangreiche neue Ödländer, beginnt ander- seits alte mit Wald zu versehen: China konserviert sein ungeheures Ödland in untätigem Gleichmut. Hierher zählen sodann die Sand- flächen des Binnenlandes, die in Waldgebiete vorspringenden, aus dem Walde herausgeschlagenen oder herausgebrannten Steppen oder Prärien, die Karste, Heideflächen, ja selbst viele Sümpfe und Moore. Den Auf- forstungen aller dieser Ödländereien stellen sich keine naturgesetzlichen, nur mechanische Hindernisse entgegegen, freilich stellen sie hohe An- forderungen an Zeit, Geld und waldbauliche Kunst.

2. Im ersten Teil dieser Schrift wui'de festgestellt, daß alle Ländereien der nördlichen Halbkugel, auf welchen während vier Monaten (Mai, Juni, Juli, August) weniger als 50 mm Niederschläge fallen, wald- los sind , auch wenn die relative Feuchtigkeit über 50 °/o während der- selben Zeit liegt, daß ferner Steppe herrscht, wenn zwar die Nieder- schläge reichlicher sind, aber die relative Feuchtigkeit unter 50 *'/o herab- geht. Für solche Flächen genügt es, den Wald einmal auf künstlichem Wege zu begi'ünden, damit er sich selbst erhalte durch seine Eigen- schaft, mit den zum Boden gelangenden Niederschlägen haushälterisch umzugehen. Liegen aber in einem Gebiet sowohl Niederschläge als Luftfeuchtigkeit während derselben Zeit unter den angegebenen Minimal- beträgen, so kann nur eine dauernde Bewässermig Wald begründen und erhalten ; fehlt diese Möglichkeit, so f<jhlt naturgemäß die Möglich- keit einer Aufforstung.

3. Wald fehlt in allen Gebieten, in welchen die Durchschnitts- temperatur der vier Monate Mai, Juni, Juli, August unter 10*^0 herab- sinkt ; das ist die alpine oder auch die polare Grenze des Waldes ; über dieser oder nördlich von dieser noch einen Wald , z. B. mit einer fremden Holzart, begründen zu wollen, ist ein nutzloses, weil natur- widriges Beginnen.

4. Sumpfige Gebiete sind waldlos, wenn ein Überschuß an Wasser vorhanden, wie bei jenen, welche erst in der Umwandlung aus seichten Wasserbecken in Sumpf und in Wald begriffen sind: daß Waldgebiete dm-ch die waldvemichtende Tätigkeit des Menschen wieder versumpfen

Vierzehnter Abschnitt. Ü.lhiudsaufforstungen. 4i^l

können , wurde sclion oben und im ersten Teile dieser Schrift an- gedeutet. Aus natürlichen Gründen sind sodann waldlos oder doch bauniarm die Hochmoore. Sie in Wald umzuwandeln, verlangt die tiefsten Eingrübe gegen die das Hochmoor immer mehr vergrößernden und erhöhenden Faktoren.

5. Waldlos aus natürlichen Gründen müssen alle Gebiete sein, deren Oberflächen von Winden in Bewegung gehalten werden, wie Flugsandbildungen des Binnenlandes und der Küste.

t). Auch das mitten in Waldregionen gelegene Ödland, das Dezennien hindurch anderen Zwecken (Viehweide , Getreidebau , Wiese) gedient hat, soll hier einbezogen werden. Wiesen und Ackerland au.sgoschieden, berechnet Dr. Griebe das europäische Ödland auf 22 000 Quadrat- meilen, das deutsche allein auf 3,7 Mill. Hektar.

Das Ödland d e r M i 1 1 e 1 g e b i r g e. Als Viehweide, insbesondere für Schafe und Rinder benutzt, gibt es meist geringe Erträge. Seine Aufforstung ist nicht schwierig, eine Festigung des Geländes, Ver- bauung der Wasserrisse meist entbehrlich: Oberforstmeister Ney will nur die Hänge in Wald umwandeln , die Kuppen und Hochplateaux aber als meistens gute Erträge liefernde Weiden- und Wiesenflächen erhalten wissen. Die Eitel ist mit Fichten und Föhren wieder auf- geforstet; die Rhön soll mit Tannen, Lärchen und Fichten zu Wald werden: sicher wäre auch Pinu.'^ uncimiata vorteilhaft. Das Ödland der Auvergne, nach den Angaben von Dr. Fankhauser^) 25 OUO ha gToß. wird mit der in der Auvergne heimischen Föhre (Bastard der Auvergne nach Ansicht des Verfassers) in Wald umgewandelt : die größte Schwierig- keit ist der Widerstand der Bevölkerung. Die schwäbische Alb erhält auf schwächeren Böden Schwarzföhre und einheimische Föhre, auf besseren die Fichte und Lärche; als Laubholz sind Weißerle, Vogel- beere , Mehlbeere , Linde und Robinie benützt. Das Kalködland wird durch Vorbau mit obigen Holzarten, wozu auch die Bastardfökre der Auvergne zu versuchen wäre, bepflanzt: auf Kalksteinböden, be- sonders reinem Kalk und Dolomit, wo nach H. von Li burnau^) die Weide die nachteiligsten Folgen zeigt, wären auch Rot- imd Weißbuche zu verwenden. Steile Hänge und Bergkuppen im Gebiete des Jm-a, des Buntsandsteines , des Plänerkalkes zu bewalden , setzt voraus , daß auf der Südseite des Berges in horizontalen Streifen von unten, auf der Nordseite von oben begonnen ward: dadurch wird die Neukultur auf der Südseite an den Nordrand der alten sich anschließen und an erhöhter Bodenfeuchtigkeit gewannen : die Aufforstung geschieht am sichersten mit starken Ballenpflanzen.

^) Dr. Grieb. Das europäische Ödland, seine Bedeutung und Kultur. 1898. -) Dr. Fankhauser, Das Ödland der Auvergne. Schweiz. Zeitschr. f. Forst- wesen 1903.

^) Österreich. Vierteljahrsschr. 1896. 3Iayr, Waldbau. -^1

4ö2 \'ierzehnter Abschnitt. ÖtUiindsaufforstuiigen.

Das Ödland des Hochgebirges. Glänzende Ergebnisse weisen auf diesem Gebiet der Aufforstung Südfrankreich, die Schweiz und Tirol auf. Großen Schwierigkeiten begegnet die Verbauung der Wildbäche, die Festigung des Geländes, die Aufforstung des Einzug- gebietes der Wildbäche (Perimeter). Hauptholzarten sind Arve oder Zürbel als beste, dann Fichte, Lärche, auch die Hackenföhre (uncinnata) : fremdländische Arten sind im XHI. Abschnitt genannt. Eblin^) be- trachtet das Gebiet der Alpenrose als ehemalige Waldfläche , welche somit wieder Wald werden kann. Professor Engl er 2) sagt: „Völlige Sicherheit gegen Lawinen gibt nur der gut bestockte Plenterwald" ; wo Bauten notwendig seien, soll man permanente, nicht hölzerne auf- führen. Zur Erzielung der Ungleichaltrigkeit soll Vorwuchs benutzt werden: unter der Alpenerle erscheine reichlich Fichte: Pflanzung in Trupps von 3— 5 Pflanzen, Abstand der Trupps 2 4 m. Eng 1er ver- langt bei Hochgebirgsaufforstungen mit ;Fichte die Abstammung der Pflanzen von Hochgebirgsfichten, da füi' die Aufforstung günstige Eigen- schaften erblich seien : es bedarf noch der Angabe , bei welcher Er- hebung die Hochgebirgsfichte beginnt, die Tieflandsfichte endet: im bayerischen Hochgebirge werden mit bestem Erfolge Fichtenpflanzen verwendet, welche von irgendwelchen Fichten abstammen und im Tief- lande zu kräftigen Exemplaren erzogen werden. Über die Aufforstung im Hochgebii'ge Südfrankreichs hat P. Demontzey ein klassisches Werk geschrieben: „Traite pratique du reboisement et du gazonnement des montagnes", (übersetzt von A. von Seckendorf 188U). Um der Abwärtsdi'ückung der Pflanzen durch den tauenden Schnee entgegen- zuwirken, empfiehlt C o a z ^) die Nischenpflanzung mit einem gegen den Berg hin gesenkten Pflanzloch und einen Stein am Fuß der Pflanze. Es wäre zu prüfen, ob nicht fremdländische Baumarten (XIH. Ab- schnitt) benutzt werden könnten.

Karste. Bald durch Schaf-, bald durch Ziegen weide, bald durch Feuer, Kahlschläge, Streunutzung entstandene und in diesem Zustande fortbestehende Entwaldungen;, vorwiegend in Kalkgebirgen, nennt man Karste. Da in verkarsteten Gebirgen ganz schlechte bis sehr gute Böden wechseln, muß auch eine größere Fülle von Holzarten angebaut werden , um zu verhindern , daß eine oder einige Holzarten das Über- gewicht erhalten. Es wäre für die spätere Behandlung, für allenfalsige Kalamitäten von Wichtigkeit, so viel als möglich kleine Reinbestände mit zahlreicher Abwechslung in den Holzarten zu begründen. Als Haupt - holzarten , welche vorwiegend ausgepflanzt werden , kommen zur An-

') Schweiz. Zeitschr. 1901.

').A. Engler, Über Verbau und Aufforstung von Lawinenzügen. Zeitschr. f. d. ges. Forstw. 1907.

^) Oberforstinspektor Coaz, Schweiz. Zeitschr. f. Forstw. 190:5.

Vierzehnter Abschnitt. Ödiandsatifforstungen. 483

Avendunn- die Selnvarztohre (Pinus austriaca) , die Paroliiiit'cUirc (Pinus pjTenaica) , die j^owöhnliche Föhre , Fichte, Lärche, Weißcrle, Hopfen- buche, Bhimenesche, sodann Robinie, Acer Negundo (violaceum), Eiche, selbst Edelkastanie , wenn Klima und Bodenverhältnisse dieses ge- statten. Hierzu kommen noch fremdländische Baumarten, deren emp- fehlenswerteste im vorigen Abschnitte erwähnt wurden. Eine um- fangi'eiche Literatur, vorwiegend in österreichischen, forstlichen Zeit- schriften , gibt über den Fortgang dieser Arbeit im österreichischen Karst regelmäßige Aufschlüsse. K. Rubbia bezeichnet die Verbesserung des Bodens durch möglichst raschen Bodenschutz und Bestandesschluß als erste Aufgabe , die zu enger Pflanzung führt : die Saaten sind zu- meist erfolglos gewesen. Die Schwarzföhre entspricht am besten; sie ist dort einer Halbschattenholzart gleich: in höheren Lagen dient sie als Vorwald für Tanne und Fichte. (Mitteilungen an den VIH. inter- nationalen Kongreß zu Wien 1907.)

Heide flächen. Auf allen Flächen, auf welchen an Stelle des Waldes Heide (Calluna vulgaris) getreten ist*), hat der Boden weit- gehende Umgestaltung durch sie erfahren: ihre abgestorbenen Wurzel- imd Stengelteile verwittern außerordentlich langsam zu einem sauer reagierenden, mit Sand vermischtem Rohhumus, unter welchem meist eine ausgebleichte Sandschicht (Bleichsand) liegt. Vielfach schreitet die Bodenverschlechterung noch weiter fort , indem unter dem Bleich- sand die in die Tiefe geführten, humosen Lösungen den Sand zu Ort- stein zusammenkleben, wie P. E.Müller und Ramann nachgewiesen haben. Ist die Heide erst spärlich vertreten , mit nacktem , lockerem Boden zwischen den Büschen, dann kann ohne weitere Bodenbearbeitung an die Aufforstung getreten werden; als Holzart kommt bei magerem Boden wohl die einheimische Föhre in erster Linie in Betracht; das schließt aber nicht aus , daß es auch unter den übrigen europäischen oder auch amerikanischen und asiatischen Föhren noch Holzarten gibt, die der einheimischen hierin überlegen sind, da das Heidegebiet auch für die einheimischen ein Neuland, eine Fremde ist. Es ist höchst wahrschein- lich, daß fremde Heideaufforstungsholzarten, z. B. die Sitkafichte, Pungensfichte, Besseres leisten als die mitteleuropäische und nordische Fichte, welche auf den Heideflächen ebenso Fremdling ist wie ihre amerikanischen oder asiatischen Schwestern.

Auf der dänischen Heide 2) hat sich bereits die Picea alba, die amerikanische Weißfichte, als Windbrecherin viel wertvoller gezeigt als die europäische Art excelsa. Man pflanzt auch die europäische Lärche

1) Dr. Grieb, Das europäische Ödland, seine Bedeutung und Kultur (1898), sagt, daß die Lüneburger Heide vor 200 Jahren noch mit Eichen bewachsen war.

*) Dr. Metzger, Einiges über die Heide in JUtland und deren Aufforstung. Müudener forstl. Hefte 1«98.

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484 Vierzehnter Abschnitt. ödhiiuLsaufforstungen.

an; sie ist dort ebenso fremd wio eine amerikanische oder asiatische Art: wenn es ein Gebiet gibt, in welchem eine Prüfung der fremden Holzarten in erster Linie geradezu ein Gebot der Pflicht und Not- wendigkeit ist, so sind es die Heideflächen. Eine andere für die dänische Heide völlig fremde Holzart ist die Hackenföhre, Pinus un- cinnata, welche durch Zufall nach Dänemark kam; sie hat sich so vor- trefl:'lich bewährt , daß man jalirzehntelang glaubte , sie müßte eine amerikanische Holzart sein und nannte sie Pinus inops ; es gibt Wirt- schafter und Pflanzzüchter, die diese irrige und rückständige Auffassung heute noch teilen, weil sie nichts lesen und nicht reisen. Wo die Heide bereits eine zusammenhängende Decke bildet, muß sie mit starken Sensen, mit kräftigen Hauen abgeschnitten oder abgeplaggt werden; vielfach genügt auch die Heide abzubrennen; der mit der Plaggenhaue oder dem Schälpfluge abgeschälte Heideboden wird zerhackt und mit dem Untergrund auf 20 cm Tiefe vermischt. Im nächsten Frühjahr dann wird geeggt, Lupinen gesät, und in die Lupinenstoppeln werden mit dem Keilspaten zweijährige Föhren auch Fichte und Lärche ein- gepflanzt (Greve^), Liegt unter der Heide Ortstein, so ist die Durch- brechung dieser Steinschicht notwendig, was nur mit starken Unter- grundspflügen, Dampfpflügen geschehen kann. Der emporgebrachte Ortstein verwittert, zerfällt und trägt durch seine Auflösung sogar zur Verbesserung des Bodens bei.

Heideflächen entstehen sehr leicht im rogiilären Kahlschlagbctriebo, insbesondere auf heißen Südhängen, nach Föhren- und Fichten- selbst Buchenbeständen, wenn bereits Rohhumus sich angehäuft hatte. Während bei Fichte und Föhre an der Rohhumusbildung mangelhafte Erziehung bzw. Mangel des Unterbaues schuld ist, stockt die Buche auf un- günstigem Standort, wenn sie Rohhumus bildet. Der Kahlschlag führt in solchen Fällen Verheidung herbei, welcher in ihrer typischen Bodenschichtung nur der Ortstein fehlt ; vielfach treten auch Heidelbeere, Vaccinium Myrtillus mid Vaccinium Vitis Idaea, die Preiselbeere, an die Stelle der Heide. Sie üben die gleiche Wirkung auf den Boden aus, obwohl Heide eine schattenfliehende , Heidel- und Preiselbeere schattenertragende Pflanzen sind. Auf solchen Böden wachsen die Fichten sehr langsam und schließen sich spät, nachdem sie Mäusen eine willkommene Zufluchtsstätte geboten haben, so daß alle anderen Holzarten außer Fichten kaum emporzubringen sind, besonders schwierig die auf solchen Standorten oft sehr wohltuende Lärche. Die nordwestdeutsche Heideaufforstung ist in der Literatur am besten bekannt durch das Handbuch der Heideaufforstung von Forstrat V. Bentheim und Dr. Grab ner 1904, durch F. Er d mann s Schrift: „Die Heideaufforstung und die Weiterbehandlung der aus ihr hervor-

') Forstmeister Greve, Die Heideflilclicn. Zeitsclirift f. Forst- u. Jao;d\v. 1906.

Vierzehnter Abschnitt. ödl:uulsaufforstun<i;on. 485

gegangenen Bestände 19o4". durch Landesto istrat Quaet - Faslem , welcher über hannoverische Heidoauftbrstnng in verschiedenen Vereinen lind Schriften Mittcihmgen brachte nnd durch Forstrat Ottos Vortrag im Deutschen Forstverein 1003. Die Nordwestdeutsche Heide umfaßt nach rdmann mindestens 300 000 ha. In Hannover sind bereits unter Mit- wirkung Quaet-Faslems 20 000 ha aufgeforstet. Auch auf der Nord- westdeutschen Heide wird ein Windmantel von Picea alba und auf schlechtestem Boden von Pinus iincinnata angelegt. Wo geringere Verheidung besteht wird Föhrenzapfensaat ausgeführt ; Flugsandflächen werden durch Heideplaggen, Steckzaun, Bedeckung mit Stangen und Reisig, Sandgräser, Sandhafer gebunden. Die Kultur der Hauptbolz- arten, Fichte und Föhre geschieht bei Einzelmischung bald reihen- oder streifenweise, bald in kleineren Gruppen. Eiche verlangt ein Schutz- holz; außerdem werden auch Lärche, Birke, Weißerle, Akazie und Weymouthsföhren angebaut. Buche und Tanne unter Vorwald von Lärche und Akazie ; alles Pflanzung. Nach der Pflanzung wird der Boden noch fortgesetzt gelockert, um das Wiedererscheinen der Heide zu verhindern; Nordseiten sind für Lärche und Tanne passend. Lärche bleibt auf der Heide längere Zeit vorw-üchsig, da die Fichte auf der Heide sehr langsam wächst, was auch die verheideten Fichtenkulturen auf der oberbayerischen Hochebene (Grafrath) bestätigen. P. E. Müller führt das langsame Wachstum der Fichte auf Mangel an Stickstoff zurück ; eine Durchpflanzung mit Hackenföhre und der gewöhnlicheren Föhre hebt das Gedeihen, weil, wie P. E. Müller vermutet, deren Mykorhizen den Stickstoff der Luft direkt aufnehmen: besser dürfte nach Ansicht des Verfassers sich Alnus incana oder eine der japanischen Erle, wie Alnus tinctoria, bewähren. AVelche unter den fremdländischen Holzarten überhaupt sich besonders für Heideaiifforstung eignen könnten, müßten erst Versuche größeren Umfangs feststellen.

Gras flächen, Prärie, Steppe. Wo diese Oberflächen auf natürlichem Wege entstanden waren, wurden sie auf künstlichem noch weiter vergrößert auf Kosten des Waldes; auf künstlichen wie natür- lichen Steppen wurde durch die Tätigkeit der Prärialpflanzen nicht eine Verschlechterung des Bodens sondern vielmehr eine Anhäufung von Humusmassen hervorgerufen, welchen eine nachhaltig hohe Frucht- barkeit zukommt. Aber das mechanische Hindernis der Steppen- vegetation selbst in Verbindung mit den unvermeidlichen Feuern hindert die Rückkelu- des Waldes. Setzt hier die aufbauende, menschliche Tätigkeit ein, so entsteht ein Wald, der an Wuchskraft das Höchste leistet, freilich bei leichtholzigen Bäumen auch das Minimum an Güte hervorbringt. Je nach der Niederschlagsmenge und der Luftfeuchtig- keit müssen die Maßnahmen zur Aufforstung der Steppe getroffen werden. Für die regenreiche Steppe (über 50 mm Niederschläge der vier Monate Mai bis August) genügt die künstliche Begiüindung von

43(3 Vierzehnter Abschnitt, ödlandsaufforstungen.

Wald, um bei schonender Weiterbehandlung Wald für alle Zeiten zu sichern. Die ungarischen, südrussischen, die ostamerikanischen bis zum Rande des Felsengebirges, die ungeheueren Grasflächen des nörd- lichen China mit Einschluß seiner entwaldeten Gebirge bedürfen nur einer Anpflanzung von Waldbaumarten, um sie in Wald mit seinen reichen Segnungen für das Tiefland und für die Bevölkenmg umzu- wandeln.

Die wichtigste Voraussetzung für die Aufforstung der Steppe ist die Vernichtung des Graswuchses; das Feuer genügt hierzu nicht, sonst wäre längst die Steppe vom Erdboden verschwunden. Bei allen Präriefeuern bleibt der Grasstock unversehrt und gewinnt durch die Aschendüngung, die nach dem Brande zurückbleibt. Hier hilft nur Beseitigung des Steppenwuchses durch Ausroden mit der Haue oder durch Zerstückelung und Übererdung durch den Pflug.

Ist dieses geschehen, so kann Saat oder Pflanzung mit ein- oder zweijährigen Waldbäumen verschiedener Gattungen eintreten. Nach dem Bericht von G. N. Wy ssotzky *) über die russische Steppe ist die Vertilgung des aufkommenden Unkrautes nach der Pflanzung einige Male während der Vegetationszeit ebenfalls mit dem Pflug oder der Haue zu wiederholen. Mit der oberflächlichen Lockerung wird auch die Abdunstung des spärlichen Wassers aus den tiefen Boden- schichten eingesclu-änkt. Dieses Verfahren wird wiederholt, bis die Pflanzung sich schließt. In Südrußland eignet sich am besten zur Auf- forstung die Eiche (Quercus pedunculata) ; um rasch einen Seitenschutz zu geben hat man auch schneller wachsende Holzarten (Ahorn, Esche, Ulme) dazwischen gebaut; aber die Schwierigkeit diese Holzarten im Zaume zu halten, hat dazu geführt, von der Esche und Ulme abzusehen und dafür Feldahorn, Linde, Birke und Apfelbäume sowie Sträucher und Halbbäume wie den tartarischen Ahorn, Evonymus und andere, zu wählen. Wie bei dem Anbau fremder Holzarten hat sich auch auf der Steppe die Füllstrauchpflanzung besser bewährt als die Füll- holz- oder Staffelpflanzung, wenn auch hier die Beiholzarten nicht in den Pflanzenreihen der Eichen, sondern zwischen zwei Eichenreihen zu stehen kommen. Für die südliche Steppe von Rußland sind auch fremd- ländische Bäume mit Aussicht auf Gewinn zum Anbau gelangt, nämlich Gleditschia, Morus, Juniperus virginiana und Robinia Psoudoacacia; letztere besonders auf Sandböden. Für die ungarische Steppe hat sich neben Eiche el^enfalls Robinia bewährt; daß für die europäischen Steppengebiete noch andere, fremdländische Baumarten die Prüfung ver- dienen, kann nicht zweifelhaft sein; aus diesem Grunde wurden im vorigen Abschnitt passende Holzarten hierfür empfohlen.

Bericht der 8. Sektion des intern, landw. Kongresses zu Wien 1907.

Vierzehnter Abschnitt. Ödlandsaufforstungen. 487

Auf der amorikanischon Steppe war es eine für die Besiodelmig tlriiigond notwendifje Einleitung, daß man die Kraft dos Windes brach. Man benutzt hierzu vielfach die europäischen Holzarten Fichte, Föhre, Lärche und besonders als Setzstangon ausgepflanzte Pappeln. Erst in den letzten Dezennien wählt man Holzarten aus, welche dem gleichen Zweck entsprechen und dabei noch die Aussicht auf ein wertvolles Produkt eröffnen.

Moore ^). Grünlands- oder Flachmoore sollen nur dann aufgeforstet werden , wenn ihre Umwandlung in gute Wiesen nicht rentabler erscheint als Waldkultur. Soll aufgeforstet werden , dann eignen sich nach vorheriger Entwässerung am besten hierzu Fichten, Erlen, Birken, Föhren (Silvestris), Hackenföhre und fremde Holzarten.

Der Hoch- oder Buckelmoorbildung im Walde selbst vor- zubeugen, ist Sache des Waldbaues ; die Ursache der Hochmoorbildung liegt in der saueren Reaktion des Rohhumus, welche die Ansiedelung der niederen Vegetation des Hochmoores begünstigt. Graf zu L e i - ningen^) nennt die Ausbreitungszone des Hochmoores die Kampf- zone: „siegreich bleibt die anspruchlosere Hochmoorvegetation, die Feindin des Waldes". Die Erziehung der Bestände (HL Teil) hat mit der Bildung von Rohhumus jener von Hochmooren in kühlen Lagen vorzubeugen. Die Wiederbewaldung der Hochmoore verlangt zunächst ebenfalls eine Entwässerung, dann eine Abtorfung, sobald die Torf- schicht über 1 m Höhe Mächtigkeit besitzt. Auf der abgetorften Fläche wird die erste oberste, humose Decke, welche behufs Torfgewinnung beseitigt wurde, wieder ausgebreitet und eine Pflanzung mit Fichte, auch Erle, Birke und Föhre besonders Hackenföhre oder fremden Holz- arten durchgeführt. Sowohl bei Flach- wie bei Hochmooren wird mit der forstlichen Kultm' nach der Abtorfung gewartet, bis sich wieder leichte Begi-ünung eingestellt hat.

Es wurde vor 30 Jahren bereits vom Vater des Verfassers dieser Schrift nachgewiesen, daß unkrautfreie Torfe, feuchte, anmoorige Flächen sehr wohl mit der Riesenpreißelbeere Vaccinium macro- carpum besiedelt werden können. Diese „Kronsbeere" liefert sehr hohe Erträge, freilich auch eine Frucht, die im Aroma der gewöhnlichen Preißelbeere (Vaccinium Vitis Idaea) nachsteht.

Beweglicher Sandboden der Küste (Dünen) und des Binnenlandes verlangen als erstes die Festlegimg des Sandes. Die großartigsten Aufforstungen weist die Südwestküste Frankreichs auf, wo bereits 18(J2 mit der Aufforstung der beweglichen Sandmassen und

') Bayerns Moore sind ausführlich beschrieben von Dr. A. Bau mann in Forstl. naturw. Zeitschr. 1894.

■■'J Graf zu Leiningen, Die Wald Vegetation präalpiner, bayerischer Hoch- moore. Naturw. Zeitschr. f. Land- u. P^orstvvirtsch. 19tj7.

488 Vierzehnter Abschnitt, öfllandsaufforstungen.

Dünen der Gascogne von Villers und Peyclion begonnen wui'de ; nach Jentzsch^) lagen 800 000 ha nahezu brach; sie wurden mit Pinus maritima aufgeforstet. Bei Dünenaufforstung wird zuerst durch niedere, in ihrer Größe landeinwärts ansteigende Flechtzäune eine Vordüne errichtet 2), an welcher der vom Wind landeinwärts getriebene Sand sich fängt. Diese Vordüne wird mit Dünenpflanzen wie dem Sandrohre (Arundo arenaria) oder dem Sandhafer (Elymus arenarius) oder der Sandsegge (('arex arenaria) bepflanzt. Hinter der Vordüne kann dann eine Festigung des Sandes durch Flechtzäune Und häufiger durch Deckwerk gegeben werden; als Decken werden Föhrenäste, Wachholderbüsche, Heidekrautplaggen, Schilfrohr, Besenpfriemen, selbst Seetang, Moorbodenabhub und anderes so gelegt, daß ein Quadrat oder Rhombus gebildet wird, in dessen Mitte dann die Aufforstungspflanze zu stehen kommt. Auf den beruhigten Sandflächen werden gewöhn- lich Föhren (Pinus silvestris) [auf frischem Boden auch Erle, Birke, Fichte und Weißfichte ^)] oder Hackenföhre oder korsische Föhre'*) im mittleren Europa, Pinus maritima und aleppensis im südlichen Europa, Pinus rigida in Ostamerika, Pinus insignis in Westamerika, Pinus Thun- bergii, sinensis und andere in Ostasien angepflanzt; schon unter dem Schatten der Föhren verschwindet das Sandgras Elymus (Psamma). Flugsand im Binnenland wird nach Festigung durch Pappel- und Weidenstecklinge oder durch Deckwerk am häufigsten mit Robinia bestockt.

Schutthalden und anderes bewegliche Gelände im Gebirge werden am besten mit tiefwurzelnden Holzarten, somit unter Ausschluß der Fichte zur Ruhe gebracht. K. v. Fischbach schlägt Stecklings- kultur mit der anspruchlosen Saalweide vor; Föhren wie Pinus un- cinnata und Pumilio sowie der Sektion Murraya, auch Pinus aristata sowie Erlenarten dürften in erster Linie zu versuchen sein.

Rauchschadenödland. Viele Rauchschadengebiete sind zwar noch nicht ganz Ödland, aber auf dem besten Wege es zu werden; K. Reuß^j sagt, die Aufforstung von Rauchblößen bei gleichbleibender oder gar verstärkter Einwirkung des Rauches habe keine Aussicht auf Erfolg. Da das Laubholz widerstandsfähiger als das Nadelholz ist, so verschwindet letzteres früher als ersteres; es kann somit vorüber-

') Jentzsch, Forstw. Centralbl. 19U7.

■-) Abromeit, Bock und Jentzsch in: Handbuch des deutschen DUneu- baues, herausgegeben von Gerhardt 1900.

^) Nach E. D. van Dissel hat sich die AVeißfichte (Picea alba) in Holland nicht bewährt; dagegen haben die österreichische und korsische Föhre gute Er- gebnisse aufzuweisen (Catalogus van de tentoonstelling voor oceanographie te Marseilles 1906).

••) Planting of sand-dunes at Hokham von D. Munro. Quarterlv Jurnal of Forestry 1908.

^} K. Reuß, Referat in der 8. Sektion des intern. Kongresses zu Wien 1907.

Vierzehntor Abschnitt öiilandsaufforstungen. 489

gehend durch Umwandhing der Xadel- in Laul)holzl)e.stände, der Laub- holzhochwahhnigen in Niederwahhmgen geholton worden ; über die Dauer der Widerstandskraft entscheiden neben der Giftwirkung Klima, Boden und Ahor der Holzart sowie deren Behandlung. Dr. Wisli- cenus betont in seinem Referate, daß der Ersatz der sehr rauch- empfindlichen, aber wertvollen Fichte (und der Tanne) durch rauch- härtero Holzarten nicht gerechtfertigt sei; wo der AVald auch ästhetische und sanitäre Zwecke für die Stadtbevölkerung zu erfüllen habe, sei die Umwandlung direkt geboten. Nach Unbescheid') soll in die Fichten reihenweise die Buche eingemischt werden; zum Anbau eignen sich sodann Eiche, Roteiche, Erle, Birke, amerikanische Esche; für diese Holzarten soll ein Mittelwaldbetrieb eingerichtet werden; auch Bergföhre. Weymouthsföhi-e (?). Balsampappel seien brauchbar; die Sitkafichte soll härter als die einheimische sein; auf die Ahorne, be- sonders den Zuckerahorn und die amerikanische Ulme für Rauch - gebiete (Großstädte) hat Verfasser vor 19 Jalu-en („Waldungen von Nord- amerika'', 1890) hingewiesen.

Eisenbahnlichtungen sollen innerhalb bewaldeter Gebiete waldfrei bleiben , in Steppen bewaldet sein zum Abfangen des treibenden Schnees. Danckelmann und Birner befüi-worten (189ö) die Eisenbahnstreifen mit Stauden wie Caragana arborescens und frutes- cens zum Schutze der Singvögel zu bepflanzen ; sie ließen sich durch Aufzucht von Christbäumen auch finanziell besser ausbeuten. In Steppengebieten kämen die bereits erwähnten Holzarten in räumiger Stellung in Frage.

Auf landwirtschaftlichem Gelände werden alle Nadel- hölzer frühzeitig rotfaul und sterben unter Einwirkung von Pol\-porus annosus ab. Prof. Dr. Albert und Zimmermann ^j, welche diese Erscheinung gründlich untersuchten, empfehlen entweder tiefgehende Bodenbearbeitung oder Verzicht auf Föhre und Fichte als erste Genera- tion ; an ihre Stelle könnten Weißerle, Aspe, Roteiche, Akazie treten ; Lücken im vorhandenen Laubholzbestande sind mit obigen Holzarten zu füllen. Beachtenswert ist sodann, daß mit der Wärme des Klimas die Rotfäule in ihrer Häufigkeit gesteigert und in ihrem Auftreten verfrüht wird.

') Sächsischer Forstverein 1897.

2) Zeitschrift für Forst- u. .Tagdw. 19u8.

Dritter Teil. Walderziehung und Waldpflege.

Eine Banmvereinigung von beliebiger Größe , welche auf un- passendem Boden oder in ungünstiger Klimalage oder in einer füi' Boden oder Klima oder Holzart ungeeigneten Methode begründet wurde, kann auch durch d,ie natur- und kunstgerechteste Pflege und Er- ziehung nicht dem höchsten Werte , welcher dem gegebenen Stand- orte abgewirtschaftet werden könnte, zugeführt werden. Es sind daher das Studium der naturgesetzlichen Grundlagen des ersten Teiles und die darauf fußende Waldbegründung nach den Andeutungen des zweiten Teiles die nötigen Voraussetzungen für den dritten Teil der Tätigkeit des Forstmannes im Walde , für die Pflege und Erziehimg des Ge- schaffenen. Verfasser zögert nicht zu behaupten, daß Pflege und Er- ziehung kaum minder schwierig sind als die Begründung, weil sie ein tieferes Eindringen in die Lebensgeschichte der Bäume voraussetzen, daß die Erziehmig vom praktischen Gesichtspunkte des Endzieles aller wirtschaftlichen Tätigkeit aus, das ist, den geschaffenen Bestand zur höchsten Wertleistung in kürzester Zeit zu bringen, geradezu als die wichtigste Aufgabe des Forstmannes betrachtet werden muß. In allen Waldbaubüchern und auch im vorliegenden ist der hierüber handelnde Teil dem Umfange nach der kleinste, weil er bis vor kurzem überhaupt als minder wichtig betrachtet wurde und erst seit etwa dreißig Jahren Gegenstand ernstlicherer Forschung ge- worden ist. Die Anschauung und die daraus folgende Tätigkeit zahl- reicher Forstwirte begegnen auf diesem Gebiet noch heute vielfach sich mit den Ansichten jener Laien, welche sagen, daß der Wald, ein- mal glücklich begründet, ohne Zutun des Menschen am besten auf- wachse. Es zählt hierher die mangelhafte Pflege der Jungwüchse, die bis vor ein paar Jahrzehnten nur in unermüdlichem Auspflanzen aller entstehenden Lücken bestand, aber die gefährlichsten Glieder der auf- wachsenden Jugend, die krummen, ästigen, vorgewachsenen, duldete; in allen heranreifenden Beständen sind sie als Zeusen einer mangel-

Dritter Teil. Walderziehuug und Waldpflege. 4\\l

haften Pflege eine schwere Sehädio^mg der Nutzholztüchtigkeit des Bestandes und eine Quelle der Verlegenheiten für die Erziehung. Auch jenen, welche sagen, daß sie ihre Bestände erziehen, wenn sie nur im Wettkampfe bereits ausgeschiedenes, imterdrücktes Material heraus- forsten, muß man entgegenhalten, daß ihre Durchforstung gar keine Erziehung ist, sondern nur eine Nutzung, welcher an manchen Orten vielleicht ein prophylaktischer Wert gegen Insekten und Feuer, aber selten ein finanzieller Gewinn zukommt.

Sind Saat oder Pflanzung ausgefülui;, sind die Erstlinge der Natur- verjüngung erschienen, so beginnen auch sofort Pflege und Erziehung.

Fünfzehnter Absehnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

1. Jungwuchspflege.

Zur Pflege des Jungwiichsos gehören: Nackbesserungen, Reinigungen und Schutz der Pflanzen gegen Unbillen aller Art bis zum Eintritt des Bestandesschlusses.

a) Nachbesserimgeii.

Versäumnissen hierin begegnet man im Walde nur selten; jede Lücke wird vielmehr sorgfältig ausgebessert, zwar oft mit einer Holz- art, welche später wiederum verschwindet, weil sie überwachsen wird; aber ausgebessert ist alles. Dieser lobenswerte Eifer kann auch zum Übereifer werden; zur Verschwendung an Zeit, Geld und Pflanzen- material. In nachstehendem sind auf Naturgesetze gegründete Regeln für eine rationelle Nachbesserung festgelegt.

1. Bei allen Nachbesserungen wird stets die Pflanzung angewendet mit dem wüchsigsten Material (Auswahlpflanzung).

2. Bei allen Nachbesserungen wird stets die Holzart der Um- gebung gewählt; eine Nachbesserung mangelhafter Naturverjüngungen mit anderen Holzarten, z. B. von Buche mit Fichte, führt nur zu schädlichen, meanderartig verschlungenen Mischungsrändern.

3. Durch Pflanzung leidet jede Holzart während der folgenden zwei bis drei Jahre im Höhenwuchse ; eine Nachbesserung jeder Fehl- stelle wird daher nur dann vorgenommen, wenn Aussicht besteht, daß die Nacligebesserte mit der Umgebung noch Schritt halten kann. Dies ist nur dann gegeben, wenn die Nachbesserung in dem auf die Pflanzung folgenden Jahre bereits geschieht. Wird auch in diesem Falle auf Nachbesserung verzichtet in der Hoffnung, daß auch Fehlstellen bis zu drei, ja sechs Pflanzen später sich doch schließen, so ist damit zugestanden, daß der Pflanzverband von Anfang an zu eng war. Vergehen aber zwei bis vier Jahre, so ist

1. Juugwuchspflege. 493

4. Die Nachbesserung einer fohlenden Plhmze zwischen zwei kräftig angewachsenen, in einer Pflanzung von 1 bis 1,5 m Abstand , da aussichtslos , zu unterlassen ; die Lücke schließt sich in wenigen Jahren.

5. Beträgt der Pilanzenabstand mehr als 1,') m, so wird die einzelne, fehlende Stelle ergänzt.

(>. Fehlen zwei Pflanzen in einem Verbände von 1 bis 1,5 m, so wird eine Pflanze ergänzt, und zwar genau in der Mitte der beiden fehlenden Pflanzen; beträgt der Pflanzenabstand über 1,5 m, so werden beide ergänzt : bei flächenweisem Abstorben von mehr als fünf Pflanzen wird nur eine zentrale Gruppe ausgebessert, zur Verhinderung der allzu starken Beastung der Fehlstellenränder: Föhrensaaten, durch Schütte dezimiert mit einzelnstehenden , wolfartig sich entwickelnden Üben-esten, werden voll durch Pflanzung ergänzt zur Erziekmg günstiger Schaftformen.

7. Hat die Pflanzung bereits eine Höhe von 2 m und mehr erreicht, so werden einzelne und selbst doppelte Fehlstellen nicht mehr mit einzelnen Pflanzen ergänzt; für größere Lücken kommt eine gruppen- weise Nachbesserung in Frage derart, daß vom Zentrum ausgehend nach den Lückenrändern hin gepflanzt wird, jedoch so, daß zwischen den Bestandspflanzen und der Nachbesserung ein Abstand gleich der halben Höhe der ersten verbleibt. Hat die Pflanzung 4 m erreicht, bleibt ein 2 m breiter Saum der Lücke frei von aller Nachbesserung, ent- gegen der Ansicht, daß bis zum Bestandsrande hin zu pflanzen ist; am Bestandsrande kann später nur die Axt oder die Aufästungssäge helfen. Liegt eine größere Abgangsfläche an einem Südhange, so beginnt die Nachbesserung am tiefsten Punkte und schreitet saumweise allmählich nach oben vor, wenn die Ausbesserung nicht in einem Jahi-e betätigt wird.

b| Reiuigimgen.

Folgende Arbeiten müssen deshalb als besonders wichtig betraohtet und durchgeführt werden, weil sie für den späteren Nutzbestand ent- scheidend sind und ihre gewissenhafte Durchführung Aufwand an Arbeit und Geld in späteren Jahren einspart; die Mangelhaftigkeit der erwachsenen oder der Haubarkeit sich nähernden Bestände in Nutzholz- tüchtigkeit und Gesundheit (Rottaule), die Verlegenheiten bei den Dui'chforstungen und Durchlichtungen in den gegenwärtig vorhandenen Beständen sind zum großen Teile auf mangelhafte Heinigungen in den Jugendjahren eines Bestandes zurückzuführen.

1. Allmähliche Beseitigimg der zum Zwecke der Verjüngung auf der Kahlfläche belassenen oder absichtlich eingepflanzten, vorher oder nachträglich auf natürlichem Wege angeflogenen Büsche von Unhölzem, wie Salweide, Pappeln, Birken, von llalbl)äumen und Sträuchern oder

494 Fünfzehnter Absclinitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

von eingedrungenen, nicht erwünschten anderen Holzarten. Schädigen sie bessere Holzarten nicht, so bleiben sie, bis sie selbst einen "Wert besitzen-, am Windrande empfiehlt sich die frühzeitige Beseitigung, damit später nicht allzu große Lücken entstehen.

2. Aufästen des zum Schutze in Frostlagen angelegten Vorwaldes von Föhren, Birken, Weiden, Pappeln; völlige Beseitigung erst dann, wenn dieselben verwertbare Dimensionen erreicht haben, ohne der Um- gebung allzusehr Schaden zugefügt zu haben.

3. Aushauen der breitästigen, auf Kosten besserer Nachbarn sich ausladenden Edelhölzer (Wölfe, Kollerbüsche).

4. Beseitigung aller Individuen , welche Schaft Verkrümmung oder Schaftvergabelung zeigen; das Beseitigen eines Gabelastes hat keinen nachhaltigen Erfolg, da in der Regel nach einigen Jahren durch imiere Anlage die Verunstaltung sich wiederholt ; bei Buchen und Föhren sind es gerade derartige minderwertige Individuen, welche die größte Wuchskraft entwickeln; sie sind zu beseitigen ohne Rücksicht auf etwaige Lückenbildungen.

5. Bei Eichen , Buchen sind dann besonders jene Stämmchen herauszunehmen, welche Neigung zur Klebeästigkeit zeigen, oder an welchen Krebswülste entstanden sind.

(J. Bei der Tanne sind alle Stämmchen mit Hexenbesen in der Hauptachse herauszunehmen; die Hexenbesen an den Seitenzweigen können verbleiben, da eine Einschi'änkung der Krankheit aussichtslos und der zur Beule führende Hexenbesen an der Achse ziemlich selten auftritt.

7. In Büschelpflanzungcn sind alle Pflanzen bis auf die beste ab- zuschneiden oder zu verstümmeln, wenn das in diesem Falle wohl- tätige Verbeißen oder Verschlagen von selten des Wildes nicht ein- getreten sein sollte.

8. Auflösung aller Zwiesel so frülizeitig als möglich durch Be- seitigung des schwächeren Triebes mittelst Baumschere oder Säge ; bei Laubhölzern sollen steil aufgerichtete Äste eingekürzt, wagerechte be- lassen werden.

A. Schiffet) glaubt, daß mit verschieden dichter Begründung (Buche und Eiche dicht, Lärche locker, Fichte mehr als 1,75 m) die kostspielige Jungwuchspflege entbehrlich werde; das verschiedene Ausformungsvermögen dürfte jedoch diese Hotfnung vereiteln.

Auswahlpflanzung dürfte eher die Jungwuchspflege ver- billigen.

') A. Schiffel, Wuchsgesetze normaler Fichtenbestände. Wien 1904.

1. Jungwuchspflege. 495

c) Sonstige Maßnahnieu für Pflege uud Schutz.

1. Laubliolzpflauzen, welche ihre Gipfel verloren durch Wildverbiß, Frostbeschädigung. Fegen des Rehbockes und andere Ursachen, werden tief am Boden abgeschnitten, d. h. auf den Stock gesetzt : das Anteeren der Gipfel schadet stets : sie können nur durch einen Zaun erfolgreich geschützt werden,

2. Allzu dicht stehende natürliche oder künstliche Saaten werden durchschnitten mit der sogenannten Vorwuchsschere, Durchforstungs- schere, oder mit der Heppe durcliliauen einzeln oder in sich kreuzenden Gassen.

3. Bei Laub- und Xadelhölzern wird der Aufmunterungsschnitt empfohlen, d. h. das Einstutzen der Seitenäste zu einer pyramiden- förmigen Krone, wodurch der Höhenwuchs gefördert wird. Es erscheint imter allen Umständen ein billigeres Verfaliren, von vornherein die am schnell\^-üchsigsten und geradschaftigsten veranlagten Individuen allein zur Pflanzung (Auswahlpflanzung, Staflelpflanzung , Zwischenstrauch- pflanzung) zu benützen,

4. Schutz der Jungwüchse gegen Beschädigung durch Tiere und Pilze ist vielfach Gegenstand einer besonderen Lehre, nämlich des Forstschutzes , von welchem Gegenstande eine ausgezeichnete Be- arbeitung mit allen Quellennachweisen, aus denen geschöpft wurde» vorliegt * ). Es kann sich hier nicht um Aufzählung der zahlreichen Maßnahmen gegen die Feinde der Jungwüchse handeln ; die in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Erkenntnis über den wahren Schaden durch Wild im Wald entdeckten und gehandhabten Mittel sollen in Kürze besprochen werden, da es noch Jungwüchse genug gibt, welche der Wirtschafter völlig sich selbst- überläßt in der Hoffnung, daß schon einmal der Zeitpunkt kommen werde, in dem die Pflanzen im Kampfe gegen das Wild siegen werden, wenn auch 15 und 20 Jahre welcher Zuwachsverlust! darüber hingehen sollten. Noch größer aber ist die Zahl jener wohldm'chdachten, mit aller Mühe ausgeführten Kulturen (Gruppen von Tannen, Unterbau von Buchen usw,), welche nach kurzer Zeit wieder völlig verschwinden allein durch Wild- verbiß. Es klingt sehr traurig, aber leider stimmt es für manchen Revier- bezirk, was Prof. Schwappach in seinem Referate auf dem inter- nationalen Kongreß zu Wien 1907 vortrug: „Laubholznachzucht, Anbau der Weißtanne, gemischte Bestände, Kulturen von fremdländischen Holzarten, Natur Verjüngung, Horstwirtschaft, Unterbau, kurz, das ganze schöne Repertoire des modernen Waldbaues, worüber die tiefsinnigsten Abhandlungen geschrieben werden, mid mit deren Nützlichkeit alle Fachgeuossen einverstanden, sie scheitern sämtlich nur zu oft bei der praktischen Anwendung am Wildschaden." Andererseits gibt es auch

') R. Heß. Der Forstschutz. :i. Aufl.

49(3 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Er/.ieliung der Hochwaldungen.

Jimgv/üchse, für deren Schutz gegen "Wild mehr verausgabt wird , als seinerzeit für die Begründung benötigt wurde. Auf Grund einer umfang- reichen Erhebung über die Schutzmittel und ihre Wirkung in den Staatswaldungen des Königreichs Bayern kommt Verfasser zu folgenden Feststellungen: Reiht man die Maßnahmen nach ihren Erfolgen ein, nach der Sicherheit der Wirkung, so steht obenan der Zaun, wie er bei der Anlage der Saat- und Pflanzgarten im elften Abschnitt beschrieben wurde; unter den Zäunen ist der beste das Drahtgeflecht; wird es auf Rahmen gespannt, so können während des Sommers einzelne Fächer entfernt werden, um den Tieren den Zutritt zur Grasvertilgung zu gewähren: im Herbste werden die Tiere wieder vertrieben und die Drahtfächer wieder eingeschaltet. Sachgemäß und alljährlich mit größtem Fleiße durchgeführt, geben sodann guten Schutz alle Mittel, welche ein mechanisches Hindernis gegen den Verbiß be- deuten, wie das Belegen des Gipfeltriebes mit Werg, Haaren, Blech- kronen, Spiraldrähten und dergleichen; häufig kommen schon Klagen von geringerem Erfolg bei den übel riechenden, übel schmeckenden Substanzen, welche auf den Gipfeltrieb geschmiert werden, als da sind: Teer, entsäuerter Teer, Mischungen von Teer mit Jauche oder mit Kuhmist oder mit Öl, Kalkschlamm, Schwefelschlamm, Raupenleim. Xyloservin und andere; am wenigsten Erfolg zeigen übel riechende Mittel, welche eine Jungwuchsanlage mit einem Kordon zu sichern suchen, z, B. mit Teer beschmierte Stricke werden gespannt, Lappen mit Pikrofoeditin werden aufgehängt, Belegen der Kulturen mit Reisig und Astwerk hat sich nützlich erwiesen.

Rechnet man alle Arbeiten, welche der Schutz gegen Wild verlangt, zusammen, so muß man zugestehen, daß die geringste Arbeits- leistung die einmalige Anfertigung des Zaunes ist; alle übrigen Schutzmaßnahmen müssen alljährlich wiederholt werden, und man kann von sehr gutem Boden und sehr kräftigem Wachstum der Pflanzen sprechen, wenn nach fünf Jalu-en der Schutz überflüssig wird : er zieht sich aber oft zehn und mehr Jahre hinaus. Dazu kommt aber noch folgendes: Die Erhebung hat gezeigt, daß die einfachen Schutzmittel. wie Teer und andere, gegen Wild nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie völlig sachgemäß durchgeführt werden: ihre Anwendung ver- langt daher eine besondere Sorgfalt und eine ständige Überwachung der Arbeit. Fehlt der nötige Fleiß und für manche Substanzen die nötige Vorsicht, so ist, wie die Erhebung gezeigt hat, zu befürchten, daß das angewandte Mittel schädlicher wird als das Wild, gegen welches die Pflanze geschützt werden soll. Dies gilt ganz besonders von allen Schutzmitteln, welche Teer verwenden.

Was die Dauer der Wirkung der Schutzmittel anlangt, so steht abermals obenan der Zaun. Wird er aus Drahtgeflecht her- gestellt, so sind die Erfahnmgen bezüglich der Haltbarkeit solcher Ge-

1. Juugwuchspflege. 4(17

flechte noch nicht alt genug, um eine Dauergrenze geben 7Ai können; Verfasser hat verzinkte Drähte seit 25 Jahren, vorzinkte Geflechte seit 1") Jahren in Gebrauch; sie sind noch so gut wie neu; nur die liölzernen Pfosten mußten innerhalb 25 Jahren dreimal erneuert werden ; bei hölzernem Zaun mußte innerhalb derselben Zeit dreimal eine völlige Auswechselung eintreten; die übrigen Schutzmittel müssen alljährlich erneuert werden.

"Was die Kosten der Sicherung anlangt, so steht zweifellos als einmalige und höchste Ausgabe obenan der Zaun. Es muß den Wirt- schaftern überlassen bleiben, alle Kosten für Sicherung mit anderen Mitteln ebenso korrekt zu berechnen, wie dies bei der Anlage des Zaunes geschieht, bei welcher alle Kosten in einem Zeitpunkte zu- sammenlaufen. Es muß aber aus der Erhebung konstatiert werden, daß immer mehr die Überzeugung sich durchringt, daß für größere Gruppen ja Schläge von Jungwüchsen das beste Schutz- mittel, der Zaun, auch das billigste ist. In den französischen Staats- waldungcn werden zum Schutze gegen Kaninchen die Grenzen gegen Privatwaldungen auf viele Kilometer hin mit Drahtgeflecht versehen.

In der ganzen Schrift sind keine Kostenvoranschläge zu finden : absichtlich wurden sie weggelassen als zu geringwertig; Kosten- anschläge, die um ihr Doppeltes, ja bis zum zehnfachen Betrage, je nach Örtlichkeit und Umständen, variieren, sind wertlos. Die neuere Zeit hat sich in Verbilligung der Schutzmittel und Verteuerung der Arbeitslöhne so geändert, daß alle früheren Anschläge wertlos geworden sind und die gegenwärtigen es ebenso sein müssen, da voraussichtlich in nächster Zeit wiederum sich alles hierin ändert : wo der Bedarf wächst, mindert sich der Preis der Schutzmittel. Man kann im Interesse des Waldes und seiner Rente nur wünschen, daß an Stelle des Einzel- schutzes einer jeden Pflanze der Flächenschutz durch den Zaun tritt.

Wird am Einzelschutze festgehalten, oder ist derselbe notwendig aus lokalen Gründen, zu denen, gegenüber fremdländischen Arten, auch die Verweigerung der Mittel durch die vorgesetzte Behörde zählt, so ist Folgendes zu beachten.

5. In Fichten jungwüchsen, welche in einem Verbände unter 1,5 m Abstand emporwachsen, sei es daß sie aus Saat oder enger Pflanzung hervorgegangen sind, ist es eine Verschwendung, jede Pflanze schützen zu wollen ; es genügt, wenn jede zweite mit dem Schutzmittel bedacht wird. Hierdurch werden 50 "/o an den Kosten der Sicherung eingespart und den Tieren des Waldes, deren Ausrottung nit^mand wünscht, ist Nahrung geboten.

6. In der Auswahl-, in der Staflel- oder Zwischenstrauchpflanzung werden selbstredend nur die Elitepflanzen der Edelholzarten in weitem Verband geschützt: insbesondere gilt dies gegen das Verfegen durch den Rehbock.

Mavr. Wal.ll)aii. 3-

498 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

7. Wenn es nicht gelingt, ein Schutzmittel gegen das Schälen der Stangen durch das Hirschwild zu finden vielleicht ist in dem Flamminger sehen Baumkratzer dies gefunden , so ist Hirschwild mit einer Waldwirtschaft, welche rechnet, nicht vereinbar.

8. Das Eichhörnchen, das, wie alle Nager, eine Massenvermelirung erfährt, ist wegen seines schw^eren Schadens in Saatgärten, wegen des Ausgrabens und Verzehrens der Sämereien, wegen Abschälens der glatten Rinde an jungen und alten Bäumen, wegen Abbeißens der Gipfelknospen mit nachfolgender Verzwieselung, durch Abschuß auf ein minder schäd- liches Maß (ein unschädliches gibt es bei diesem Tiere überhaupt nicht) zu vermindern.

9. Die Schonung der Feinde aller warmblütigen Schädlinge ruft zwar die Entrüstung der Jäger im Walde hervor; in einem Ab- schnitte, der sich der Pflege des Waldes widmet, klingt die Emp- fehlung minder unverständlich; ja, gegenüber dem Jäger, welcher als das schädlichste Tier für die Jagd den Fuchs bezeichnet, muß der waldbauende Forstwirt eingestehen dürfen, daß für den Wald der Fuchs das nützlichste Tier ist.

In manchen Örtlichkeiten ist der Maulwurf der neuen Kultur schädlich, indem er die mit Füllerde versehenen Pflanzenlöcher durch- wühlt, die Pflanzen lockert, so daß sie bei trockener Witterung er- liegen. Es empfiehlt sich das mehrmalige Festtreten der Pflanzen während des ersten Sommers.

10. Je mehr das Rechnen im Walde üblich wird, um so mehr treten jene Bekämpfungsmittel gegen Insekten und Pilze zurück, welche auf Vernichtung der bereits vorhandenen Schädlinge abzielen , um so mehr treten die Vorbeugungsmittel in den Vordergrund : gegen den Rüsselkäfer hilft die Beseitigung oder Entrindung seiner Brutstellen, der Stöcke: gegen den Wurzelkrebs durch Agaricus melleus und Polyporus annosus hilft ebenfalls die Rodung der Stöcke und, w^o diese in toto nicht zulässig ist, die schon früher erwähnte Femelrodung der Melleus- und Annosus -Stöcke; die Schutzmittel gegen die Schädlinge des Waldes müssen vorbeugender, somit zu- meist wald bau lieber Natur sein, wenn sie durchgreifend und billig sein sollen. Gegen die Schütte hilft vielfach das Bespritzen mit Kupfermitteln; nicht scheint Natm* Verjüngung, nicht die Düngung ein Vorbeugungsmittel zu sein; aber der Anbau schüttefester Föhren hilft in besonders gefährdeten Standorten gründlich ; gegen die Maikäferlarve hilft Vermeidung größerer Kahlflächen; gegen Nonnen, Spanner, Borken- käfer und andere Vermeidung großer reiner Bestände durch Klein- bestandsmischung des Waldes.

11. Gegen Unki^autwuchs, wie hochaufschießende Gräser, rankende, kletternde, schlingende, breitbuschige Sträucher, hilft nur das Ab- schneiden, Herunterziehen, Aushauen ; es genügt, diese lichtbedürftigen

•_'. Stangenwuclispflege. 4W

Pflanzen dem Liclit zu entziehen iind unter die Krone des .Jungwuchses zu stoßen oder zu treten; Graswuchs «^iht durch seine Beseitigung sogar Gewinn ; der oft verdächtigte Eteu ist harmhjs.

12. Schutz gegen Schnee, besonders an Hängen gegen das Ab- gleiten des tauenden Schnees bietet die Coazsehe Nischenpflanzung mit Verwendung von Steinen ; auch das Aneinanderbinden der Pflanzen in den senkrechten Reihen von einer Bergkuppe |zur Talsolüe mittelst Strohseiles oder auch mit Stangen ist in Verwendung gekommen. Am besten dürfte in solchen Fällen immer die Verwendung möglichst kleinen Pflanzenmaterials in terrassierten Streifen sich bewähren; ist letzteres untunlich, so werden kleine Pflanzen stets den größeren vor- zuziehen sein. Gegen das Umdrucken der Pflanzen durch Schnee- belastung hat man das Abschüttehi des Schnees mit gutem Erfolg an- gewendet ; solche abnormen Schneefälle sind Ausnahmen, so daß nicht alljährlich die Maßnahme notwendig wird: eine Pflanze, die in den Wurzeln gezerrt ist, vermag sich von selbst nicht mehr aufzurichten, sie muß angeheftet werden, wie es notwendig ist, zum

13. Schutze gegen Wind. Das beste Mittel ist Verwendung möglichst kleinen Materiales und w^eitständige Pflanzung; für Heisterptianzung kann das Anbinden, wie es bei hochstämmigen Obstbäumen üblich ist, notwendig werden; an solchen vom Wind gefährdeten Ortlichkeiten sollte die Heisterpflanzung unterbleiben: sie ist ohnedies für den gegenwärtigen, wirtschaftlichen Betrieb zu teuer.

2. Stangenwuchspflege.

Die Stangenwuchspflege umfaßt den Zeitraum vom Beginn des Bestandsschlusses bis zu seiner künstlichen Auflösung; ihr Ziel ist Förderung der Schaftschönheit und Güte. Mit dem Eintritt des Bestandsschlusses beginnt der gedrängte Schluß, der dichteste Schluß, in dem die Seitenäste abgestoßen und das Höhenwachstum ge- fördert wird. Es muß ein Ziel des natur- und wirtschaftgerechten Waldbaues sein, diese Zeit der Ästereinigung nicht über Gebühr auszudehnen, während dieser Zeit aber möglichst jene Fak- toren zu verstärken, welche die Ästeabstoßung be- schleunigen. Je dichter der Schluß, um so rascher und sicherer die Abtötung der Äste durch Lichtentzug, desto rascher durch An- sammlung von Luftfeuchtigkeit die saprophytische Zerstörung der ge- töteten Äste. In diesem Alter muß daher der Bestandsschluß ängstlich erhalten werden: die positiven und negativen Maß- regeln, welche am besten „Reinigungen" genannt werden, sind in diesem Alter folgende :

1. Beseitigung von krununw^üchsig sich entwickelnden, im Wachs- tum den übrigen voraneilenden, bessere Individuen in den Kronen bedrängenden Stangen ohne Rücksicht auf S.hluüdurchbrechung;

:52 *

500 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

2. Heraushauen von Zwieseln, welche erst im Stangenalter durch Schneebruth, dm'cli Knospenabbiß oder Gipfelschälen der Eichhörnchen, durch Pilze entstehen (die Zwiesel der Jungwuchsperiode wurden recht- zeitig in dieser beseitigt) ; auch diese Operation darf auf Bestandsschluß keine Rücksicht nehmen ;

3. Beseitigung allenfalls in diesem Alter noch vordrängender Un- hölzer, ebenfalls ohne Rücksicht auf Schluß.

4. Dagegen wird unterlassen: die Herausnahme der unter- drückten noch lebenden Individuen, gleichgültig ob sie der Hauptholzart oder einer Unholzart oder nur Straucharten angehören; das vielfach übliche Putzen der Stangenhölzer ist eine schädliche Maß- nahme, welche vielleicht der Ästhetik, sic-her nicht dem Nutzen ihren Ursprung verdankt.

5. Wo keine Feuersgefahr besteht (solche Ortlichkeiten gibt es in feuchteren Waldgebieten sehr viele I;, wo nicht Insektengefahr es ver- bietet, soU auch aUes absterbende und abgestorbene Material belassen werden, weil es den Bestand füllt, seine Luftfeuchtigkeit noch erhöht, imd durch Zusammenfaulen den absterbenden Ästen saprophytische Infektionssporen züchtet und dem Boden Nutzen bringt. Die Insekten- gefahr wird durch derlei schwaches Stangenholz in der Regel weit überschätzt. An den dünnen Stangen leben zumeist die harmloseren, mehr wissenschaftlich als forstlich bemerkenswerten Lisekten. Auch das Heraushauen der durch Wurzelkrebs, wie Agaricus melleus ge- töteten Stämme verursacht nur Kosten, bringt aber keinen Wert; das Umsichgreifen der Wurzelkrel)skrankheiten erfolgt und unterbleibt, wie Beobachtungen im Walde lehren . trotz Stämmchenrodung und trotz Sicherheitsgräben; der Zeitpunkt der Bekämpfung dieser Krankheiten ist der Zeitpunkt der Verjüngung (Stockrodung).

Man hat vielfach getadelt, daß die Praxis in diesem Alter des ge- drängtesten Schlusses nicht durchforstend eingreift, daß sie wartet bis das Material, das genützt wird, die Arbeitskosten deckt. Aus diesem Systeme aber sind vollendet astreine Bestände hervorgegangen. Ver- fasser zweifelt, daß unter Führung von Durchforstungsrogeln , welche im gedrängtesten Schluß einen Erziehungsfehler der Wirtschaft er- blicken , ebenso astreine und ebenso hochentwickelte Schäfte und in so kurzer Zeit sich ausformen können. Die Erhöhung des Wertes auch des schwächsten Stangenholzes, wie es der Bestand im gedrängten Schluß ausscheidet, hat dazu geführt, daß gegenwättig eine wahre Jagd auf diese Individuen betrieben wird, die viel zu früh einsetzt und um eines kleinen Gewinnes oder nur der „Sauberkeit" willen ein unersetz- liches Mittel für die Stammespflege preisgibt: daß auch Erziehungs- systeme erdacht wurden, welche im gedrängten Bestandesschlusse einen der Wertserzeugung schädlichen Zustand erblicken, soll später gezeigt werden.

2. Staugenwuclispflege. 5()1

Es ist nicht nötig, ja nicht einmal rätlich, daß der gedrängte Scliliiß so lange beibehalten wird, bis die Schatte auf wünschenswerte Schaft- hühe astrein geworden sind; es genügt und entspricht einer natur- und rentengerechteren Erziehung, wenn bis zur gewünschten Baum- höhe hinauf' die Schaftäste abgetötet wurden; das Reinigen, das Abstoßen, erfolgt dann in dem folgenden Lebensabschnitt des Baumes durch den Zahn der Zeit; während dieser Zeit treten aber wichtigere Aufgaben am einzelnen Baum in den Vordergrund: die Steigerung des Massen Zuwachses; der Stangen wuchspflege fällt die Förderung der Schaft gute, der Baum wuchs- pflege die Förderung der Schaftmassen zu; vom Eintritt des Bestandsschlusses bis rund zum 30.-40. Jahre soll deshalb der Be- stand so dicht als möglich geschlossen erhalten werden. Wenn man einwendet, daß die Schneegefahr schon vor diesem Alter eine Schluß- dui'chbrechung fordert, so übersieht man, daß unsere Föhre auch da- dui'ch gegen Schnee nicht geschützt werden kann, weil im Stangen- alter das Holz stets allzu spröde und brüchig ist; man übersieht, daß die Schneegefahr für die übrigen Holzarten doch nur bei außerordent- lichen Kalamitäten, welche glücklicherweise selten sind, merklichen Schaden den Jungwüchsen zufügen kann. mit und ohne frühzeitige Auflichtung.

G. Entstehen Löcher im Stangenholze durch Schnee , Insekten, Pilze, Blitz und andere Ursachen, so werden sie mit möglichst schnell- wachsenden Holzarten ausgefüllt , in der "Weise , daß dem Lochrande parallel ein Streifen, gleich der halben Höhe des Bestandes frei bleibt. Bei 10 m Durchmesser der Blöße würde bei m Bestandshöhe kein Nutzholz, sondern, wenn nötig, nur eine Schutzholzpflanzung eintreten können.

7. Nach Erreichung der Astreinigung und Asttötung bis zur wirtschaftlich nötigen Baumhöhe setzen die Durchforstungen ein. Verfasser^) hält daran fest, daß Durch forstungen nach der ursprünglich gegebenen Deutung und Bedeutung des Wortes solche Maßregeln sind, welche nur unterdmektes Material dem Bestände ent- nehmen, so daß dadurch der Bestandsschluß gar nicht (schwache Durch- forstung) oder nur für ganz kurze Zeit (starke Durchforstung) durch- brochen wird. A. Weise sagt in seinem Leitfaden für den Waldbau 1903, daß ein Hieb, der so weit geht, daß zur Deckung des Bodens besondere Maßnahmen nötig sind, nicht mehr unter den Begrilf einer Durchforstung fallt. Verfasser V) hat jene Maßnahmen, welche den Zweck haben den Bestandsschluß dauernd zu durchbrechen, damit noch ein Bodenschutzholz sich erhalten oder neu in den Bestand eingefügt

') H. Mayr, Die Erzieliungshiebe der neueren Schule, Allgem. Forst- u. Jagd- zeitung 1899.

502 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erzieliung der Hochwaldungen.

werden kann, Dnrchlic htiingen genannt und muß nicht bloß aus jn'inzipiellen, sondern auch aus praktischen, wirtschaftlichen Gründen an dieser Unterscheidung festhalten, was mit den folgenden Ausführungen näher begründet werden soll. Mit den Durchlichtungen beginnt auch ein neuer Abschnitt im Leben eines Bestandes.

Die Durchforstungen innerhalb der Stangem^aichspflege be- ginnen zwischen dreißigstem und vierzigstem Lebensjahre und zwar zunächt in der schwächsten Form, der Beseitigung der Toten und völlig Unterdrückten; die zweite mäßige Durchforstung nach etwa fünf Jahren (allgemein genommen sobald neues Durchforstungsmaterial sich ausgeschieden hat) greift neben bereits unterdrückten auch noch die eben mit der Krone untertauchenden Individuen heraus ; die dritte nach weiteren fünf Jahren nimmt neben unterdrückten und toten die in den Kronen von den starken Nachbarbäumen eingeengten, schlanken, vom Winde auf die Nachbarkronen geschleuderten und von diesen wieder zurückgeworfenen Stangen (Peitscher genannt), und löst allzu enge Gruppen durch Beseitigimg der minderwertigen Stämme auf, so daß mit dieser starken Durchforstung, ungefähr im fünfzigsten Lebens- jahr der Baumvereinigung, die Serie der Durchforstungen abschließen kann, worauf die Durchlichtungen folgen. Das Material, das bei den Durchforstungen anfällt, zählt alles, um mit der Praxis zu sprechen, zur Vor- oder Zwischennutzung.

Waren Jungwuchspfiege und Stangenwuchspflege energisch und sachgemäß durchgeführt, so findet die Durchforstung keine Stämme mehr, welche wegen Nutzholzfehler beseitigt werden müßten: der Grundsatz der Schlußerhaltung, beziehungsweise Wiederherstellung kann somit bei den Durchforstungen festgehalten werden. Eine Durchlöcherung des Kronenschlusses kann nur durch Beseitigung erkrankender oder ge- töteter Individuen oder vom Schnee gebrochener Stämmchen gerecht- fertigt sein.

3. Baumwuchspflege und -Erziehung.

War die erste Hälfte der Umtriebszeit der Ausschaltung aller zu Nutzholzzwecken unbrauchbaren Holzarten und Stämmchen , der Ast- reinigung der besten Bestandsglieder gewidmet, so liegt der Schwer- punkt der Erziehung während der zweiten Hälfte der Umtriebszeit in der Erziehung von Holzmassen, welche sich an den mit Elite- schäften versehenen Bäumen bis zur Haubarkeit anlegen. Sind Jung- wuchs- und Stangenholzpflege und -erziehung sachgemäß und energisch durchgeführt worden, so bleibt für die folgenden Hiebe nur noch jenes Material übrig, das beseitigt werden muß, damit die Kronen der Hauptstämme sich nicht mehr schließen können; die Hiebe beabsichtigen somit eine Durchbrechung des Kronenschlusses und

;{. Bauiuwuchspflege und -Erzit-hunjj;. 5<)3

vüUifi-e Freijstelluiig der Kronen; solche Hiebe dürfen nicht Durch- tbrstnng genannt werden, ohne die Begi'itie zn verwiiTen und lange Erklärungen nötig zu machen, was man unter solchen Durchforstungen zu verstehen hat. Verfasser hat sie Durchlichtungen genannt und alles Material, das sie entnehmen, ist zur Hauptnutzung zu zählen. Mit etwa 50 Jahren einsetzend -werden Durchlichtungen ebenfalls an- fänglieh mäßig etwa alle fünf .Jahre wiederholt, vom achtzigsten .Jahre an wird ein Zwischenraum von zehn .Jahren genügen, bis zur Hau- barkeit; der Abstand der Kronen soll in der ersten Hälfte der Baum- wuehspHege etwa Im, in der letzten Hälfte etwa 2 m betragen; es entspricht dies einem Standraum der Bäume von rund 25 qm , so daß pro Hektar rund 40O Stämme sich finden, von denen jeder 1 .3 f m Derbgehalt, je nach Holzart. Boden und Klima besitzen kann. Damit wäre erreicht, daß der Haubarkeitsbetrag eines derartig erzeugten Be- standes nicht geringer ist, als die Haubarkeitserträge der bisher er- zogenen Bestände, Nachdem aber auf dem bisherigen Wege der Durch- forstung nur 25 "/o der Haubarkeitsmassen an Zwischennutzungen ge- wonnen wurden, so stehen dieser Summe gegenüber die Durchforstungs- erträge mit rund 20 ^/o und die Durchlichtungserträge von rund 55 "/o der Haubarkeitsmasse im neuen "Walde, In der bisherigen Erziehung ist die Gesamtleistung des Waldes die Summe der Haubarkeitserträge (Au) plus der Durchforstungserträge (Df) im Alter a, b, c . . . . n; Holzertrag, somit = Au + Dfa -f Dfb + Dfc + .... + Dfn, Im neuen Walde ist die gesamte Leistung = A„ + J)i\ + Dfb -h . . , . + Dfn + Dia (Durchlichtungen) -f Dlb . . . . + Dln .

Au Die Holzmasse ist im ersten Falle = Au -f ^, " , im zweiten

3 A

Falle Au -f ' " . Man kann daher als Ideal, auf welches die Er- ziehung hinstreben soll , eine Formel bezeichnen , welche lautet : Ge- samte Derbholzleitung = 2 Au, da Df» + Dfb + + Dfn + Dl»

+ Dlb -f . . . . + Dl„ ^= Au , das heißt die Vorerträge aus Durch- forstungen und Durchlichtungen sollten gleich werden dem Haubarkeitserträge, ohne daß dieser unter die Hau- barkeitsgröße der bisherigen Wirtschaften herabgeht.

Es mag sein, daß dieses Ideal sich nicht überall und bei allen Holzarten erreichen läßt; die dänische Erziehung und Wirtschaft hat es für vier Holzarten : Eiche, Buche, Föhre, Fichte, erreicht, beziehungs- weise ist sie dem Ideale sehr nahe gekommen. Bei den günstigeren, klimatischen Bedingungen Mitteleuropas ist kaum zu zweifeln, daß das Ziel eiTcichbar ist ; denn durch die bisherige Methode des geschlossenen Bestandes sind vier Faktoren der Urproduktion nur imgenügend aus- genützt worden, das sind Wasser, Licht, Wärme und Bodengüte, ohne daß etwas an diesen Faktoren eingespart oder angehäuft worden wäre

504 Fünfzehnter Absclmitt. Pflege und Erzieliuug der Hochwalduiigen.

für kommende Baumgoschlcchter und ^lenscliengenerationen. Damit aber der Boden hierbei nicht in Güte durch Verwilderung sich ver- schlechtere, ist Schutz des Bodens nötig durch einen Bodenschutz, der mit der natürlichen Auflichtung der Licht- und Halbschattenarten, mit der Durchlichtung der Schattenholzarten einsetzt. Diesen Boden - schütz kann keine Baumgattung der nördlichen Halbkugel besser ge- währen als die Gattung Fagus, die Buchen, weil sie die einzige ist unter allen winterkahlen Laubbäumen, welche einen vollen Schatten selbst anderer Schattenbäume noch erträgt; sie geht schließlich kaum an Licht-, sondern an Wassermangel zugi^unde. Im Castanetum wird der Unter- bau möglich sein, trotzdem dieses nicht die klimatische Heimat der Rotbuche ist, da die Überschirmung und Überschattung die der Buche nachteilige, allzu große Erhitzung im Sommer mildert; im Fagetum ist die Buche in ihrem urheimatlichon Klim.a, im wärmeren Picetum ge- deiht sie als Unterbau, da die Überschirmung auch die der Buche schädlichen, allzu großen Kälteextreme mildert; im Castanetum und Picetum wird sie ein Strauch bleiben, w^as ihrer Rolle als Bodenschutz nur günstig ist: im Fagetum wird sie zum Füll- und Triebholze und schließlich zum Hauptstande aufzustreben suchen. An Stelle der Buche können auch Halbschattenholzarten wie Erle, Hainbuche, Ahorn, Linde oder selbst, wenn auch weniger vorteilhaft für den Boden und die Hauptholzarten, immergrüne Halbschattenholzarten (Nadelbäume) treten : Näheres hierüber wird im Abschnitt XVHI, Bodenpflege, gebracht werden.

Unter den weiter unten aufgeführten Durchforstungs- und Durch - lichtungssystemen der forstlichen Praxis und Literatur finden sich solche, welche in der Erhaltung des lebenden, unterdrückten Materials einen Ersatz für den Unterbau erblicken; man rühmt die Beweglichkeit des Wirtschafters in der Handhabung der Durchlichtungen in den Kronen, da durch das unterdrückte Material der nötige Boden- schutz gegeben sei. Für Licht- und Schattenholzarten triift diese Vor- aussetzung nicht zu, weil das Untertauchende und Unterdrückte sich nur so weit am Leben erhalten und nur eine solche Krone bilden kann als der Lichtzufluß durch das Dach der Herrschenden zuläßt. Liclit- durchlässigkeit des Hauptbestandes und Kronenentwicklung des unter- drückten oder Nebenbestandes stehen in innigstem Zusammenhang. Beide aber ergänzen sich zu einer Summe des Lichtentzuges für den Boden, welche gleich ist der Beschattung der normal ge- schlossenen Holzart. Es ist somit unter dem Dache des Unter- standes plus des Hauptbestandes einer Lichtholzart nicht heller und .nicht dunkler als unter dem Dach eines natürlich gelichteten Licht- holzbestandes, das heißt der Boden verunkrautet; es ist unter dem Unterstande und Hauptbestande eines Schattcnholzcs z. B. Fichte, Tanne selbst Buche nicht heller odov (hmkler als unter dem natür-

;!. Baimiwuchspflego uml Eiv.ichuiij;^. 505

liehen, oeschlossonon Dache der betrertenden Schattenholzart, das heißt, am Boden findet ungenügende Zersetzung der Abfallsstofi'e, An- häufung von Hohhunius statt; der Boden l)leibt somit bei Verwen- dung des unterdrückten Materials als Boden schütz in der gleich ungünstigen Lage, als ob der Bestand bei Schattenholzarten zeit- lebens geschlossen, bei Lichtholzarten nicht unterbaut worden wäre. Gewinn für den Boden beginnt erst dann, wenn an Stelle der unter- drückten Lichtholzarten eine Halbschatten- oder Schattenholzart, wenn an Stelle der unterdrückten immergrünen Schattenholzart eine winter- kahle Schattenholzart tritt. Das imterdrückte Material wird willkommen und nützlich sein bei der Verjüngung als Schutz des Bodens und der neuen Waldgeneration.

Es ist eine durch die Praxis längst festgestellte Tatsache , dal.i nirgends eine Samenverjüngung so rasch, so leicht, so willig und so sicher sich abspielt als auf frisch verwundetem Buchenboden; denn die beiden wichtigsten Momente sind hier vereinigt : bestes Keimbeet und Fehlen des Unkrautwuchses. Dieses günstige Verhältnis herzu- stellen und bei der Verjüngung auszunützen, ist einer der Zwecke des Unterbaues aller Holzarten. Der zweite ist die wahre Bewegungs- freiheit in den Durchlichtungshieben; soll aber gleichzeitig das Unter- tauchende und Unterdrückte vor der Verkümmerung bewahrt werden, muß dei den Durchlichtungen auch auf den Nebenbestand Rücksicht genommen werden; die freie Bewegung ist dadurch gehemmt.

Es wurde bei der vorausgegangenen Darstellung der Jungwuchs-, Stangenwuchs- und Baumwuchspflege und -Erziehung vermieden , eine komplizierte Einteilung der Glieder eines Bestandes nach Kronenklassen zu geben; je einfacher die Unterscheidung, desto besser. Die gegebene Einteilung lehnt sich mehr den ältesten Bezeichnungen, wie besonders Cotta, König und andere sie gaben, und den neueren von Kraft an. Es werden unterschieden: tote, unterdrückte (noch lebende), eben untertauchende, mit der Krone noch eingeklemmte (ein- geklemmte) , herrschende und vorherrschende Stämme. Was darunter zu verstehen ist, braucht keiner weiteren Erklärung, die aber sofort notwendig wird , sobald man die Klassen mit Buchstaben be- zeichnet und mit diesen weiter operiert. Es wurde vermieden, irgend- eine Einteilung der Stämme nach Schaftgüteklassen, wie Heck sie vor- geschlagen hat , zu wählen. Es bedarf für den Forstwirt , selbst den ungebildeten, nicht einer Erklärung, was ein Zwiesel, ein kranker, ein krummer oder krebsiger Baum ist, und es bedarf nicht der Vorschrift, daß, wenn ein solcher Baum einen besseren Nutzstamm bedrängt, der erstere fallen muß. Es sei aber zugegeben, daß viele Forstwirte im Gehorsam gegen den Grundsatz der ängstlichen Erhaltung des Be- standsschlusses den untertauchenden, schönschäftigen Stamm beseitigen und den krnmmschäftigen. vordrängenden Tangenichts am Leben lassen.

50(1 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

Es liegt in der Biologie des Bestandes begründet, daß alle Über- gänge von einer Stufe zur anderen vorhanden sein müssen , da ja im Laufe des Bestandslebens Tausende von Stämmen aus herrschenden allmählich zu unterdrückten werden und absterben.

Da Verfasser im ganzen Verlaufe der vorliegenden Schrift die Ab- sicht verfolgt hat, neben der eigenen Ansicht auch jene anderer Schrift- steller und Forscher gelten zu lassen, so sollen in nachfolgender kurzer Zusammenstellung die bisher ausgedachten oder ausgeübten Durch- forstungssysteme gebracht werden. Hinsichtlich der Geschichte der Durchforstungen sei auf die Arbeiten von Franz von Bauer, in jüngster Zeit von Dr. Carl Laschke (Neudamm 10o2) und Dr. Vinz. Sc hüpf er 1903 hingewiesen.

Die unten gegebenen Durch forstungssysteme gehen alle von Beständen aus, in welchen während der Jung- und S tangenwuchs- periode die wichtigste Pflege und Erziehung versäumt wurde. Diese Voraussetzung trifit allerdings für die weitaus größte Mehrzahl der aufwachsenden Bestände zu, so daß in der Tat im Zeit- punkt, in dem die Durchforstung beginnt, noch Unhölzer, breitästige Vorwüchse (Protzen) , zwieselige , krebsige und krummschäftige Indi- viduen vorhanden sind , zu deren Ungunst dann Regeln (freie Durch- forstung nach Heck, Plenterdurchforstung nach Borggreve) oder Ausnahme von den Regeln des Durchforstungssystems aufgestellt werden. Es erhellt daraus aber deutlich , daß die Durchforstungen außerordent- lich erleichtert, verbilligt und vereinfacht werden, wenn schon bei der Bestandsbegründung Auswahlpflanzung eintritt und in der Jung- wuchspflege, bei der es am leichtesten, billigsten und schadlosesten geschehen kann, alles beseitigt wird, was nicht wert scheint, daß es Baum wird.

G. L. Hart ig gibt in seiner Anweisung zur Holzzucht die Regel, daß nur ganz oder halb abgestorbenes, völlig übergipfeltes Holz heraus- gehauen werden dürfe; seine Vorschrift ist somit eine Durchforstung. Professor Dr. Hausrath^) erwähnt, daß die noch jetzt gültigen so- genannten Hartigschen Durchforstungsregeln nicht von Hartig, sondern von Duhamel duMonceau, dem berühmtesten Forstmanne des 18. Jahrhunderts, stammen; Hartigs Verdienst sei es, diesen Regeln durch eine populäre Darstellung zum Durchbruch verhelfen zu haben.

H. Cotta und Pfeil 1820 wollen in dem Augenblicke, in welchem Bestandsschluß eintritt, mittels Durchlichtungen verhindern, daß die Kronen sich bedrängen. So oft als möglich sollen diese Hiebe wieder- holt werden.

Ch. Lieb ich vertritt die sogenannte Prager Schule, welche statt

') Forstwissensch. Centralltlatt 189().

:J. Baumwuchspflege und -Erzielunig. 5^7

Durchforstnno-en Maßnahmen vorlangt, welche man als Durchlichtungen bezeichnen muß. Jeder Stamm soll einen entsprechenden Standraum erhalten; alle 10 Jahre wiederholen sich die Hiebe; damit künftighin diese „Durchtbrstungen", welche (damals) nur wertloses Material lieferten, in Wegfall kämen, soll sehr weitständig gepflanzt werden.

Hundeshagen will nur die Herausnahme des abgestorbenen Materials.

Pfeil 18t)0 will anfangs nur Unterdrücktes, später Durchlichtung bei Fichte, bei Eiche niu- Durchforstung.

Feist mantel will oftmals durchforsten, aber bloß im Neben- bestande.

K. Hey er will ebenfalls nur das Übergipfelte in anfangs kürzeren, später längeren Perioden nach dem Grundsatz : „Früh, oft und mäßig" herausnehmen.

Grabner ist der Erste, welcher den Gedanken ausspricht, daß der Xebenbestand erhalten werden soll, daß die herrschenden Stämme von Jugend an freizuhauen sind, damit sie ohne jeden Kampf mit den Xachbarn in das Haubarkeitsalter übergehen; seine Methode ist somit keine Duchforstung, sondern eine Durchlichtung.

Fischbach wäll, daß das Unterholz in der 2 -;3 fachen Zahl der Haubarkeitsstämme zum Zweck der Bodenüberschirmung erhalten bleibe.

Speidels mnttembergische Wirtschaftsregeln wollen Erhaltung des Nebenbestandes als Bodenschutzholz und entsprechende Pflege des Hauptbestandes durch Freihieb in den Kronen nach Abschluß des Hauptlängenwachstums.

Burckhardt unterscheidet eine dimkle, eine mäßige oder gewöhn- liche und eine starke oder vorgreifende Durchforstung; bei allen drei Graden wird der Nebenbestand zuerst herausgehauen.

Kraft hat eine Einteilung der Stämme und Stämmchen eines auf- wachsenden Bestandes gegeben, welche am meisten Anerkennung ge- fimden hat. Sie lautet: VorheiTschende Stämme, herrschende, gering mitherrschende, beherrschte: letztere zerfallen wiederum in zwischen- ständige oder eingeklemmte und teilweise unterständige (nach der Be- zeichnung des Verfassers dieser Schrift „untertauchende"); endlich ganz unterdrückte, welche teilweise noch lebensfähige oder absterbende oder bereits abgestorbene sind. Seine Regeln für die Erziehung der Be- stände lauten: Sichenmg guter Stammformen durch Verminderung starker Eingriffe in die Schlußverhältnisse der Stangenorte behufs Er- zielung astreiner und vollholziger Schäfte: allmähliche Lockenmg des Bestandsschlusses zur Gesunderhaltung der Kronen: daher für junge Stangenorte Entfernung der Eingeklemmten: für ältere Stangen- und Baumorte Herausnahme der Mitherrschenden behufs Freistellung der Herrschenden ( Durchlichtungen).

508 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

Borggreves Pleiiterdurcliforstung , deren Wesen bereits früher bei der Reformwaldwirtschaft besprochen wui'de, beginnt erst mit dem 00. Jahre in Beständen , in welchen bis dahin ein rationelle Erziehung gefehlt hat. Sie nimmt Vorherrschende (Protzen) in der Absicht einer hochwertigen Vornutzung und in der Hoffnung eines Eintretens der bedrängten Nachbarn, welche bessere Formen zeigen, in die dadurch entstandenen Lücken; dieses Verfahren wird alle 10 Jahre wiederholt.

"Wagen er beginnt den Kronenfreihieb der 400 Frohwüchsigsten pro Hektar schon vom 20. 30. Lebensjahr an: es sollen somit gerade in dem Augenblick, in dem der dichteste Schluß für die Astreinigung nach Ansicht des Verfassers am notwendigsten wäre, Durchlichtungen (Kronenabstand 50 70 cm) eingelegt werden: der Füllbestand wird nur schwach durchforstet-, alle zehn Jahre wiederholen sich die Durch- lichtungen oder die Kronenfreihiebe : nach der zweiten Durchlichtung tritt bereits Unterbau ein,

Bohdanecky in Worlik will ebenfalls den Bestandesschluß als eine die Kronen der Hauptstämme und die Ausnützung des Bodens schädigende Erscheinung frühzeitig auflösen: die Krone muß in einem bestimmten Verhältnis zur Gesamtlänge des Stammes stehen, damit die beste Holzgüte mit einer Jahresringbreite von 3 4 mm entstehe (jMillimeterbetrieb genannt): der Nebenbestand ist gleichgültig.

A. SchiffeP) gibt für Fichten folgende Durchforstungsregeln :

L Ohne Rücksicht auf die Ai"t der Begründung und auf die Bonität sind in den Jungwüchsen die Eingriffe wiederholt und in dem Maße fortzusetzen, daß eine Reinigung (Dürrwerden) der untersten Äste so lange hinausgeschoben wird, bis der Bestand die Höhe von mindestens 5 m (bei besseren Bonitäten mehr) erreicht hat.

2. Die Schaftreinigung soll allmählich fortschreiten und darf der halben Schaftlänge erst dann gleichkommen, wenn der Bestand das Maximum des Höhenzuwachses bereits erreicht oder überschritten hat. Hauptziel sei das Drängen im Bestände (Dickungsschluß, Dichtschluß, gedrängter Schluß nach früherer Darstellung) zu verhindern.

3. Bei der Durchführung der Durchforstungen in der Stangenholz- periode tritt unter allen Umständen die Baumindividualität in ihr Recht; auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Wuchsraumes für alle entwicklungsfähigen Stämme sei zu achten.

4. Nach Erreichung der Schaftreinigung bis zur halben Schaftlänge im Stadium der Höhenzuwachskulmination ist die Hauptaufgabe der Bestandeserziehung gelöst; fortab ist eine weitere gleichmäßige Schluß- unterbrechung unnötig, und es sind die weiteren Durchforstungen in gi'ößeren Zwischenräumen und mäßig durchführbar. Schiffel will

') A. Schiffel, "VVuchsgesetze normaler Fichtenbestände, Wien 1904. Zeit- schrift für das ges. Forstwesen 1900.

3. Bauiuwuclispllege uml -Krzioliung. 5(j9

nicht die Begünstigung von Elitostämmen, sondern aller ^utwüclisigen, normalkronigen ; die dichteste Erziehung verhangen Buche und Eiche, die lockerste die Lärche ; allgemeine Regeln für Beginn der Durch- tbrstungen gibt es nicht.

Michaelis*) will durch foi-tgesetzte Steigerung der Durchforstung im Herrschenden (das sind somit Dm'chlichtungen) eine fortgesetzte Steigerungdes Zuwachses erzielen ; da bei g 1 e i c h b 1 e i b e n d em Zuwachse mit der Durchmesserzunahmo die Jahrringsbreite abnehmen muß, würde bei Zuwachszunahme ein Gleichbleiben der .lahres- ringe, das Ziel der Erziehung, sich erreichen lassen.

Martins 2) Vorschläge gehen dahin, daß nach Herstellung einer guten Schat'tform die Kreisflächen summe des Bestandes ermittelt wird: diese soll von da an gleichgroß bleiben; was über sie liinaus zuwächst, soll im Wege periodischer Durchforstungen (dürften später in Durchlichtungen übergehen) weggenommen werden.

A. Schwappach ^) faßt die Aufgabe der Bestandeserziehung in die Worte zusammen: Ausbildung guter Schaftformen mit genügender Stärke und von tadelloser HolzbeschafFonheit in möglichst kurzer Zeit imter steter Rücksichtnahme auf Bodenpflege.

Er verlangt insbesondere Rücksichtnahme auf die biologischen und physiologischen Eigenschaften der verschiedenen Holzarten und auf die höhere Bedeutung des Jugendstadiums für Massen- und AVerterzeugung. Tanne, Fichte und Lärche sollen bis zur Beendigung des Hauptlängen- wachstums in lockerem Schluß gehalten werden, so daß bis zu diesem Zeitpunkt die Kronenlänge nur allmählich auf ein Drittel der gesamten Schaftlänge herabsinkt. Eichen und Buchen verlangen dichten Schluß in der Jugend, der durch frühzeitig beginnende Aushiebe aller schlecht- wüchsigen , kranken Stämme, durch Auflösung von Gruppen und Be- seitigung der Konkurrenz zweier gleichstarker Nachbarn allmählich unter steter Schonung des noch lebensfähigen, unterständigen Materials immer mehr gelockert wird. Die Kiefer ist im wesentlichen den vorigen gleich, doch etwas freier zu erziehen. Nach Beendigung des Haupt- längenwachstums tritt die Aufgabe zur Förderung des Stärkezuwachses in den Vordergrund ; die hierfür empfohlenen Hiebe zählen zu den Durchlichtungen. Bei der Bestandeserziehung darf der Wunsch nach Massenerzeugung niemals die Rücksicht auf die gute Beschaffenheit des zu erziehenden Nutzholzes in den Hintergrund drängen.

Ney verlang-t Schonung des Unterdrückten, Durchlichtungen erst nach dem Hauptlängenwachstum.

') Michaelis, Gute Bestandespflege mit Starkholzzucht. 1907.

2) Dr. Martin, Zeitschrift für Forst- u. Jagdw. 1902.

^) Prof. Dr. A. Schwapp ach, Referat über die Begründung und Erziehung von Waldbeständen unter Rücksichtnahme auf hohen Massenzuwachs und gute Holzqualität. Internat, landw. Kongreß. Wien 19U7.

510 Fünfzehnter Absclinitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungeu.

V. Fürst will den Kampf zwischen den Dominierenden erleichtern durch Entnahme der Bedränger: er will aber auch das Unterholz be- seitigen, um den bleibenden Bestand zu fördern.

Eclaircie par le haut oder Hochdurchforstung ist eine in Frankreich schon 1790 in den Eichenhochwaldungen geübte Durch- 1 i c h t u n g , welche sich vorzugsweise unter Führung von B r o i 11 i a r d und Boppe aus dem Mittelwald heraus entwickelte. Diese Methode schont das Unterständige, greift aber in den herrschenden Bestand kräftig ein (Diirchlichtung) , damit die Kronen sich nach allen Seiten hin, wie bei Oberhölzern des Mittelwaldes, entwickeln können ; gi'uppen- ständiges Oberholz des Mittelwaldes ist daher nach dieser Auffassung ebenso schädlich wie gruppenweises Zusammenstehen stärkerer In- dividuen, womit auch die Verjüngung in den Gruppenformen eine Ver- urteilung erfährt.

Die Dänische Durchforstung ist nur in der ersten Hälfte der Umtriebszeit eine Durchforstung, von da an eine Durchlichtung-, das Verfahren hat daher „Dänische Durchforstung und Durchlichtung" oder „Dänische Erziehung" zu heißen. Durch Reisen und Schriften von Dr. Metzger ist diese sehr beachtenswerte Erziehungsmethode in der forstlichen Literatur näher bekannt geworden. Zwar ist das Verfahren vorzugsweise an der Buche ausgeführt worden; es wird aber auch an Eiche, Föhre und Fichte gehandhabt und dürfte für alle Holzarten passen oder doch sehr beherzigenswerte Lehren zur Behandlung dieser in sich schließen. Das Verfahren unterscheidet: Haupt stamme, d. h. solche, welche wegen ihrer Geradschaftigkeit und gleichmäßigen Bekronung zu begünstigen sind, und schädliche Nebenstämme, d. h. solche, welche die zu erhaltenden Hauptstämme belästigen; dann unbrauchbare Stämme, d. h. solche, welche keine Nutzholzeigenschaft zeigen; so- •dami nützliche Neben Stangen, welche die Astreinigung des Hauptstammes bis zur beabsichtigten Höhe zu fördern haben; endlich indifferente Stämme, welche noch nicht erkennen lassen, ob sie Hauptstämme werden oder zu schädlichen Nebenstämmen herabsinken.

Die Dänische Durchlichtung entfernt stets die schädlichen Stämme, die unbrauchbaren Stämme, verschont aber die inditierenten und nütz- lichen. Der Unterstand wird somit verschont; die Krone soll */io der Schaftlänge betragen; nachdem der Schaft auf 15 m Länge von den Ästen gereinigt ist, beginnen die Dm'chlichtungen. Vor Eintritt des .Samenjahres setzt eine gründliche Bodenlockerung mit Pflügen und Eggen ein. Nach Samenabfall wird abermals geeggt, Fehlstellen werden angesät. Die Fläche wird mit Kalkstaub überstreut. Wegen des lo-äftigen Wuchses der Pflanzen kann frühzeitig gelichtet werden; die Eichen werden ebenso behandelt , nm' müssen sie, wenn Verunkrautung sich zeigt, mit Buchen unterbaut werden. Die Ergebnisse dieser Dänischen Erziehung beweisen , daß es mit Durchlichtungen gelingt , die Vor-

3. Baumwuchspflegc und -Erziehunfj;. ;,[!

nutzungon den llaul)arkeit.serträoou in Masse gleich/Aibringon , ohne die Haubarkeitserträgo unter die normalen sinken zu lassen.

H. Borgmanns hörst- und gruppenweise Lichlwuchs - durcht'orstung ist eine erst mit dem 50. Lebensjahre des Bestandes hier Fichte und Tanne beginnende Durchlichtung, welche sich auf 10 a große Flächen im Bestände gleichmäßig verteilt; innerhalb der Gruppen finden Hiebe von fünf zu fünf Jahren statt, welche all- mählich die bestgeformton Stämme in möglichst regelmäßige Entfernung von (5 m bringen sollen; die unterständigen noch lebensfähigen Stangen bleiben erhalten; mit dem 75. Jahre beginnt von der Mitte der Horste aus die Verjüngung.

Vogl in Kogl (Salzkammergut) verlangt bis zum 5U. Jahre in steigender Stärke Durchforstungen; von da an beginnen Durch- lichtungen, bis schließlich nur 200 300 starke Stämme pro Hektar übrig bleiben, welche aufgeästet werden. Frühzeitig tritt Verjüngung ein; die Vorwüchse werden ebenfalls aufgeästet; so entsteht eine femelwaldartige Bestandesverfassung, welche große Sicherheit gegen Wind und volle Ausnützung des Lichtungsgewächses gewährt. Die Verjüngung ist eine natürliche; wo sie lückig bleibt, wird gepflanzt; die Fällung der Lichtwuchsstämme über 0 8 m hohem Verwüchse verursacht nicht solche Beschädigung, daß nicht alles sich wieder ver- wüchse.

Urichs Lichtwuchskulissen betrieb beschränkt das Wagenersche Verfahren auf Betriebsstreifen von 15 20 m Breite, zwischen welchen Streifen von 40 60 m Breite liegen bleiben, welche in der bisher üblichen Methode durchforstet werden sollen. Urichs Kulissendurchlichtung sucht die bedenklichsten Erscheinungen in Wageners Durchlichtung: Laubverwehung, Verunkrautung und Ver- wilderung des ganzen Bestandes, durch die Zwischenstreifen hintan- zuhalten. Vom 70. Jahre an werden auch diese Zwischenstreifen der Durchlichtung geöffnet. Im 00. Jahre kann der Bestand gleichmäßig durchlichtet sein und in die Verjüngung eintreten. Urich denkt bei seinem Verfahren zunächst an die Buche.

Hecks freie Durchforst ung soll frei sein von jeder Schule und Schablone, frei in der Wahl der zu beseitigenden und zu belassenden Stämme. Man kann Heck hierin zustimmen, wenn er meint, daß in jedem Bestände eine andere Methode oder mehrere Methoden oder selbst ein Gebräu verschiedenster Methoden der Durchforstung und Durchlichtung der richtigen Erziehung entsprechen kann; wenn wir einmal die Biologie der Holzart genauer kennen und diese Kenntnis eine allgemeine Verbreitung gefunden hat, wird jeder von selbst die richtige für den Bestand passende Erziehungsweise herausfinden. Einst- weilen aber müssen wir uns immer noch mit Vorschrift€»n darüber, was

512 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwahluugen.

unter allen Umständen erhalten und unter allen Umständen beseitigt werden muß, begnügen.

Heck gibt Schaftgüteklassen für seine Durchforstung, womit er beweist, daß er Bestände meint, in denen selbst das ABC der Jung- wuchs- und Stangenwuchspflege versäumt oder sogar verboten wurde. In seinen Klassen sind Stockausschläge, sehr stark vergabelte Zwiesel, krumme, rauhästige und kurzschaftige Stämme enthalten ; er geht somit von Beständen aus, in denen jegliche rationelle Pflege mangelte. Der Freihieb der besten und besseren Schaftformen kennzeichnet Hecks „Freie Durchforstung" als eine „Freie Durchlichtung". Der Bestandes- schluß soll im allgemeinen, das Unterdrückte im besonderen erhalten werden.

V. Sa lisch geht von der waldbaulich als selbstverständHch er- scheinenden Voraussetzung aus, daß unter Lichtholzarten (Eichen) unterständige Schattenholzarten (Buchen) nicht beseitigt werden sollen : es ist ja eine der wichtigsten waldbaulichen Regeln die Lichtholzart mit einer Schattenholzart zu unterbauen. Er dehnt nun dies aus ästhetischen Rücksichten auch auf andere Holzarten aus und verlangt Erhaltung des Unterdrückten, Freihieb des Herrschenden, Auflösung von Gruppen kräftig entwickelter Stämme. Weise hat diese Durch- forstung Posteier- Durchforstung genannt, sie ist aber eine Durch- lichtung.

Kozesniks (1808) und Haugs (1899) Durchforstung nach Stammzahltafeln geht von der Voraussetzung aus, daß es für jede Holz- art, jegliches Alter, jeglichen Standort eine bestimmte Stammzahl geben muß, bei welcher die wertvollsten und größten Holzmassen pro Flächen- einheit erzielt werden. Sie verlangen daher die Aufstellung von Stamm- zahltafeln für jede Holzart, jedes Alter, jeden Standort mittels Probe- flächen, welche in möglichst normalem, das heißt geschlossenem Bestände auszuwählen wären. Wenn eine solche Untersuchung überhaupt durch- geführt werden kann, dann scheitert die allgemeine Anwendung der Stammzahltafeln wieder an der Schwierigkeit der Angleichung eines konkreten Falles an die Tafeln. Wären alle diese Schwierigkeiten zu überwinden, so könnten ja solche Tafeln mit Stammzahlen immerhin nach Absicht der Erfinder zur Beruhigung der Wirtschafter dienen, wenn sie über die Stärke des Eingriffes im Zweifel sind. Einem solchen Ge- dankengange folgt auch Schiff el (1. c. 19u4): Als ungefährer Maßstab für die Stärke des Eingrifies kann nach erfolgter Bonitierimg die Stamm- zahl der Ertragstafel für die Lichtschlußform (der Fichte) gelten.

Die forstlichen Versuchsanstalten verfolgen mit ilu-en Durchforstungsmethoden die genaue, wissenschaftliche Feststellung des Einflusses verschiedener Durchforstungsgrade und -Systeme auf Zu- wachs in Masse und Güte, sowie auf den Zustand des Bodens. Wenn sie somit auch den Zielen der praktischen Forstwirtschaft dienen, ist

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1. Jungwiichspflege. 4C>7

■flechte noch nicht alt oeiuio-. um eine Dauorij;renzo geben zu kcinnen; Verfasser hat verzinkte Drähte seit 25 Jahren, verzinkte Geflechte seit 15 Jahren in Gebrauch; sie sind noch so gut wie neu; nur die hölzernen Pfosten mußten innerhalb 25 Jahren dreimal erneuert werden; bei hölzernem Zaun mußte innerhalb derselben Zeit dreimal eine völlige Auswechselung eintreten: die übrigen Schutzmittel müssen alljährlich erneuert werden.

Was die Kosten der Sicherimg anlangt, so steht zweifellos als einmalige und höchste Ausgabe obenan der Zaun. Es muß den Wirt- schaftern überlassen bleiben, alle Kosten für Sicherung mit anderen Mitteln ebenso korrekt zu berechnen, wie dies bei der Anlage des Zaunes geschieht, bei welcher alle Kosten in einem Zeitpunkte zu- sammenlaufen. Es muß aber aus der Erhebung konstatiert werden, daß immer mehr die Überzeugung sich durchringt, daß für größere Gruppen ja Schläge von Jungwüchsen das beste Schutz- mittel, der Zaun, auch das billigste ist. In den französischen Staats- waldungen werden zum Schutze gegen Kaninchen die Grenzen gegen Privatwaldungen auf viele Kilometer hin mit Drahtgeflecht versehen.

In der ganzen Schrift sind keine Kostenvoranschläge zu finden -. absichtlicti wurden sie weggelassen als zu geringwertig; Kosten- anschläge , die vjox ihr Doppeltes , ja bis zum zehnfachen Betrage, je nach Örtlichkeit und Umständen, v^ariieren, sind wertlos. Die neuere Zeit hat sich in A'erbilligung der Schutzmittel und Verteuerung der Arbeitslöhne so geändert, daß aUe früheren Anschläge wertlos geworden sind und die gegenwärtigen es ebenso sein müssen, da voraussichtlich in nächster Zeit wiederum sich alles hierin ändert : wo der Bedarf wächst, mindert sich der Preis der Schutzmittel. Man kann im Interesse des Waldes und seiner Rente nur wünschen, daß an Stelle des Einzel- schutzes einer jeden Pflanze der Flächenschutz durch den Zaun tritt.

Wird am Einzelschutze festgehalten, oder ist derselbe notwendig aus lokalen Gründen, zu denen, gegenüber fremdländischen Arten, auch die Verweigerung der Mittel durch die vorgesetzte Behörde zählt, so ist Folgendes zu beachten.

5. In Fichtenjungwüchsen, welche in einem Verbände unter 1,5 m Abstand emporwachsen, sei es daß sie aus Saat oder enger Pflanzung hervorgegangen sind, ist es eine Verschwendung, jede Pflanze schützen zu wollen ; es genügt, wenn jede zweite mit dem Schutzmittel bedacht wird. Hierdurch werden 50 "/o an den Kosten der Sicherung eingespart und den Tieren des Waldes, deren Ausrottung niemand wünscht, ist Nahrung geboten.

»3. In der Auswahl-, in der Stafifel- oder Zwischenstrauchpflanzung werden selbstredend nur die Elitepflanzen der Edelholzarten in weitem Verband geschützt: insbesondere gilt dies gegen das Verfegen durch den Rehbock.

Mavr, Waldbau. 32

498 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwalduugen.

7. AVenn es nicht gelingt, ein Sclmtzmittel gegen das Schälen der Stangen durch das Hirschwild zu finden vielleicht ist in dem Fl amminger sehen Baumkratzer dies gefunden , so ist Hirschwild mit einer Waldwirtschaft, w^elche rechnet, nicht vereinbar.

8. Das Eichhörnchen, das, wie alle Xager, eine Massenvermehi'ung erfährt, ist wegen seines schweren Schadens in Saatgärten, wegen des Ausgrabens und Verzehrens der Sämereien, wegen Abschälens der glatten Rinde an jungen und alten Bäumen, wegen Abbeißens der Gipfelknospen mit nachfolgender Yerzwieselung, durch Abschuß auf ein minder schäd- liches Maß (ein unschädliches gibt es bei diesem Tiere überhaupt nicht) zu vermindern.

9. Die Schonung der Feinde aller warmblütigen Schädlinge ruft zwar die Entrüstung der Jäger im Walde hervor; in einem Ab- schnitte, der sich der Pflege des Waldes wadmet, klingt die Emp- fehlung minder unverständlich; ja, gegenüber dem Jäger, welcher als das schädlichste Tier für die Jagd den Fuchs bezeichnet, muß der waldbauende Forstwirt eingestehen dürfen, daß für den Wald der Fuchs das nützlichste Tier ist.

In manchen Örtlichkeiten ist der Maulwurf der neuen Kultur schädlich, indem er die mit Füllerde versehenen Pflanzenlöcher durch- wühlt, die Pflanzen lockert, so daß sie bei trockener Witterung er- liegen. Es empfiehlt sich das mehrmalige Festtreten der Pflanzen während des ersten Sommers.

10. Je mehr das Rechnen im Walde üblich wird , um so mehr treten jene Bekämpfungsmittel gegen Insekten und Pilze zurück, welche auf Vernichtung der bereits vorhandenen Schädlinge abzielen , um so mehr treten die Vorbeugungsmittel in den Vordergrund; gegen den Rüsselkäfer hilft die Beseitigung oder Entrindung seiner BrutsteUen, der Stöcke: gegen den Wurzelkrebs durch Agaricus melleus und Polyporus annosus hilft ebenfalls die Rodung der Stöcke und, wo diese in toto nicht zulässig ist, die schon früher erwähnte Femelrodung der Melleus- und Annosus - Stöcke ; die Schutzmittel gegen die Schädlinge des Waldes müssen vorbeugender, somit zu- meist wald bau lieber Natur sein, wenn sie durchgreifend und billig sein sollen. Gegen die Schütte hilft vielfach das Bespritzen mit Kupfermitteln; nicht scheint Natm-verjüngung, nicht die Düngung ein Vorbeugungsmittel zu sein: aber der Anbau schüttefester Föhren hilft in besonders gefährdeten Standorten gründlich ; gegen die Maikäferlarve hilft Vermeidung größerer Kahlflächen ; gegen Nonnen, Spanner, Borken- käfer und andere Vermeidung großer reiner Bestände durch Klein- bestandsmischung des Waldes.

11. Gegen Unkrautwuchs, wie hochaufschießende Gräser, rankende, kletternde , schlingende , breitbuschige Sträucher, hilft niu' das Ab- schneiden, Herunterziehen, Aushauen; es genügt, diese lichtbedürftigen

2. Stangenwuclispflcge. 4<»«»

Pflanzen dem Licht zu entziehen und unter die Ki'one des Jungwuchses zu stoßen oder zu treten; Graswuohs njibt durch seine Beseitigung sogar Gewinn : der oft verdächtigte Et'eu ist harndos.

12. Schutz gegen Sclmee, besonders an Hängen gegen das Ab- gleiten des tauenden Schnees bietet die C o a z sehe Nischenpflanzung mit Verwendung von Steinen ; auch das Aneinanderbinden der Pflanzen in den senkrechten Reihen von einer Bergkuppe Jzur Talsohle mittelst Strohseiles oder auch mit Stangen ist in Verwendung gekommen. Am besten dürfte in solchen Fällen immer die Verwendung möglichst kleinen Pflanzenmaterials in terrassierten Streifen sich bewähi'en; ist letzteres untunlich, so werden kleine Pflanzen stets den größeren vor- zuziehen sein. Gegen das Umdrucken der Pflanzen durch Schnee- belastung hat man das Abschütteln des Schnees mit gutem Erfolg an- gewendet : solche abnormen Schneefälle sind Ausnahmen, so daß nicht alljährlich die Maßnahme notwendig ^^drd : eine Pflanze, die in den Wurzeln gezerrt ist, vermag sich von selbst nicht mehr aufzurichten, sie muß angeheftet werden, wie es notwendig ist, zum

13. Schutze gegen Wind. Das beste Mittel ist Verwendung möglichst kleinen Materiales und weitständige Pflanzung: für Heisterpflanzung kann das Anbinden, wie es bei hochstämmigen Obstbäumen üblich ist, notwendig werden; an solchen vom Wind gefährdeten Ortlichkeiten sollte die Heisterpflanzung unterbleiben: sie ist ohnedies für den gegenwärtigen, wirtschaftlichen Betriel) zu teuer.

2. Stangenwuchspflege.

Die Stangenwuchspflege umfaßt den Zeitraum vom Beginn des Bestandsschlusses bis zu seiner künstlichen Auflösung; ihr Ziel ist Förderung der Schaftschönheit und Güte. Mit dem Eintritt des Bestandsschlusses beginnt der gedrängte Schluß, der dichteste Schluß, in dem die Seitenäste abgestoßen und das Höhenwachstum ge- fördert wird. Es muß ein Ziel des natur- und wirtschaftgerechten Waldbaues sein, diese Zeit der Ästereinigung nicht über Gebühr auszudehnen, während dieser Zeit aber möglichst jene Fak- toren zu verstärken, welche die Ästeabstoßung be- schleunigen. Je dichter der Schluß, um so rascher und sicherer die Abtötung der Äste durch Lichtentzug, desto rascher diu-ch An- sammlung von Luftfeuchtigkeit die saprophj-tische Zerstörung der ge- töteten Äste. In diesem Alter muß daher der Bestandsschluß ängstlich erhalten werden: die . positiven und negativen Maß- regeln, welche am besten „Reinigungen" genannt worden, sind in diesem Alter folgende :

1. Beseitigimg von krurmnwüchsig sich entwickelnden, im Wachs- tum den übrigen voraneilenden, bessere Individuen in den Kronen bedrängenden Stangen ohne Rücksicht auf Sehlußdurchbrechung;

500 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungeu.

2. Heraushauen von Zwieseln, welche erst im Stangenalter durch Schneebruch, durch Knospenabbiß oder Clipfelschälen der Eichhörnchen, durch Pilze entstehen (die Zwiesel der Jungwuchsperiode wurden recht- zeitig in dieser beseitigt) ; auch diese Operation darf auf Bestandsschluß keine Rücksicht nehmen ;

3. Beseitigung allenfalls in diesem Alter noch vordrängender Un- hölzer, ebenfalls ohne Rücksicht auf Schluß.

4. Dagegen wird unterlassen: die Herausnahme der unter- drückten noch lebenden Individuen, gleichgültig ob sie der Hauptholzart oder einer Unliolzart oder nur Straucharten angehören; das vielfach übliche Putzen der Stangenhölzer ist eine schädliche Maß- nahme, welche vielleicht der Ästhetik, sicher nicht dem Nutzen ihren Ursprung verdankt.

o. Wo keine Feuersgefahr besteht (solche Ortlichkeiten gibt es in feuchteren Waldgebieten sehr viele ! , wo nicht Insektengefahr es ver- bietet, soll auch alles absterbende und abgestorbene Material belassen werden, weil es den Bestand füllt, seine Luftfeuchtigkeit noch erhöht, und durch Zusammenfaulen den absterbenden Ästen saprophj-tische Infektionssporen züchtet und dem Boden Nutzen bringt. Die Insekten- gefahr wird durch derlei schwaches Stangenholz in der Regel weit tiberschätzt. An den dünnen Stangen leben zumeist die harmloseren, mehr wissenschaftlich als forstlich bemerkenswerten Insekten. Auch das Heraushauen der durch Wurzelkrebs , wie Agaricus melleus ge- töteten Stämme verursacht nur Kosten, bringt aber keinen Wert; das Umsichgreifen der Wurzelkrel)skrankheiten erfolgt und unterbleibt, wie Beobachtungen im Walde lehren . trotz Stämmchenrodung und trotz Sicherheitsgräben; der Zeitpunkt der Bekämpfung dieser Krankheiten ist der Zeitpunkt der Verjüngung (Stockrodung).

Man hat vielfach getadelt, daß die Praxis in diesem Alter des ge- drängtesten Schlusses nicht durchforstend eingreift, daß sie wartet bis das Material, das genützt wird, die Arbeitskosten deckt. Aus diesem Systeme aber sind vollendet astreine Bestände hervorgegangen. Ver- fasser zweifelt, daß unter Führung von Durchforstungsregeln , welche im gedrängtesten Schluß einen Erziehungsfehler der Wirtschaft er- blicken, ebenso astreine und ebenso hochentwickelte Schäfte und in so kurzer Zeit sich ausformen können. Die Erhöhung des Wertes auch des schwächsten Stangenholzes, wie es der Bestand im gedrängten Schluß ausscheidet, hat dazu geführt, daß gegenwättig eine wahre Jagd auf diese Individuen betrieben wird, die viel zu früh einsetzt und um eines kleinen Gewinnes oder nur der „Sauberkeit" willen ein imersetz- liches Mittel für die Stammespflege preisgibt; daß auch Erziehungs- systeme erdacht wurden, welche im gedrängten Bestandesschlusse einen der Wertserzeugung schädlichen Zustand erblicken, soll später gezeigt werden.

2. Stangenwuchspflege. 5OI

Es ist nicht nötig, ja nicht einmal rätlich, daß der gedrängte Schluß so lange beibehalten wird, bis die Schäfte auf wünschenswerte Schaft- hohe astrein geworden sind; es genügt und entspricht einer natur- und rentengerechteren Erziehung, wenn bis zur gewünschten Baum- höhe hinauf die Schaft äste abgetötet wurden; das Rehiigen, das Abstoßen, erfolgt dann in dem folgenden Lebensabschnitt des Baumes durch den Zahn der Zeit; während dieser Zeit treten aber wichtigere Aufgaben am einzelnen Baum in den Vordergrund : die Steigerung des Massenzuwachses; der Stangenwuchspflege fällt die Förderung der Schaftgüte, der Baumwuchs- pflege die Förderung der Schaftmassen zu; vom Eintritt des Bestandsschlusses bis rund zum 30.— 40. Jahre soll deshalb der Be- stand so dicht als möglich geschlossen erhalten werden. Wenn man einwendet, daß die Schneegefahr schon vor diesem Alter eine Schluß- durchbrechung fordert, so übersieht man, daß unsere Föhre auch da- durch gegen Schnee nicht geschützt werden kann, weil im Stangen- alter das Holz stets allzu spröde und brüchig ist; man übersieht, daß die Schneegefahr für die übrigen Holzarten doch nur bei außerordent- lichen Kalamitäten, welche glücklicherweise selten sind, merklichen Schaden den Jungwüchsen zufügen kann, mit und ohne frühzeitige Auflichtung.

6. Entstehen Löcher im Stangenholze durch Schnee , Insekten, Pilze, Blitz und andere Ursachen, so werden sie mit möglichst schnell- wachsenden Holzarten ausgefüllt, in der Weise, daß dem Lochrande parallel ein Streifen, gleich der halben Höhe des Bestandes frei bleibt. Bei 10 m Durchmesser der Blöße würde bei 1<> m Bestandshöhe kein Nutzholz, sondern, wenn nötig, nur eine Schutzholzpflanzung eintreten können.

7. Nach Erreichung der Astreinigung und Asttötung bis zur wirtschaftlich nötigen Baumhöhe setzen die Durchforstungen ein. Verfasser^) hält daran fest, daß Durchforstungen nach der ursprünglich gegebenen Deutung und Bedeutung des Wortes solche Maßregeln sind, welche nur unterdrücktes Material dem Bestände ent- nehmen, so daß dadurch der Bestandsschluß gar nicht (schwache Durch- forst ang) oder nur für ganz kurze Zeit (starke Durchforstung) durch- brochen wird. A. AVeise sagt in seinem Leitfaden für den Waldbau 1903, daß ein Hieb, der so weit geht, daß zur Deckung des Bodens besondere Maßnahmen nötig sind, nicht mehr unter den Begi'itf einer Diu-chforstung fällt. Verfasser*) hat jene Maßnahmen, welche den Zweck haben den Bestandsschluß dauernd zu durchbrechen, damit noch ein Bodenschutzholz sich erhalten oder neu in den Bestand eingefügt

^') H. Mayr, Die Erzieliuiigshiebe der neueren Schule, Allgeni. Forst- u. Jagd- zeituno- 1899.

502 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erzielmng der Hochwaldungen.

werden kann, Durchlic litungen genannt und muß nicht bloß aus prinzipiellen, sondern auch aus praktischen, wirtschaftlichen Gründen an dieser Unterscheidung festhalten, was mit den folgenden Ausfühnnigen näher begründet werden soll. Mit den Durchlichtungen beginnt auch ein neuer Abschnitt im Leben eines Bestandes.

Die Durchforstungen innerhalb der Stangenwuchspflege be- ginnen zwischen dreißigstem und vierzigstem Lebensjahre und zwar zunächt in der schwächsten Form, der Beseitigung der Toten und völlig Unterdrückten; die zweite mäßige Durchforstung nach etwa fünf Jahren (allgemein genommen sobald neues Durchforstungsmaterial sich ausgeschieden hat) greift neben bereits unterdrückten auch noch die eben mit der Krone untertauchenden Individuen heraus : die dritte nach weiteren fünf Jahren nimmt neben unterdrückten und toten die in den Kronen von den starken Nachbarbäumen eingeengten, schlanken, vom Winde auf die Nachbarkronen geschleuderten und von diesen wieder zumckgeworfenen Stangen (Peitscher genannt), und löst allzu enge Gruppen durch Beseitigung der minderwertigen Stämme auf, so daß mit dieser starken Durchforstung, ungefähr im fünfzigsten Lebens- jahr der Baumvereinigung, die Serie der Durchforstungen abschließen kann, worauf die Durchlichtungen folgen. Das Material, das bei den Durchforstungen anfällt , zählt alles , um mit der Praxis zu sprechen, zur Vor- oder Zwischennutzung.

Waren Jungwuchspflege und Stangenwuchspflege energisch und sachgemäß durchgeführt, so findet die Durchforstung keine Stämme mehr, welche wegen Nutzholzfehler beseitigt werden müßten: der Grundsatz der Schlußerhaltung, beziehungsweise Wiederherstellung kann somit bei den Durchforstungen festgehalten werden. Eine Durchlöcherung des Kronenschlusses kann nur durch Beseitigung erkrankender oder ge- töteter Individuen oder vom Schnee gebrochener Stämmchen gerecht- fertigt sein.

3. Baumwuchspflege und -Erziehung.

War die erste Hälfte der Umtriebszeit der Ausschaltung aller zu Nutzholzzwecken unbrauchbaren Holzarten und Stämmchen , der Ast- reinigung der besten Bestandsglieder gewidmet, so liegt der Schwer- punkt der Erziehung während der zweiten Hälfte der Umtriebszeit in der Erziehung von Holzmassen, welche sich an den mit Elite- schäften versehenen Bäumen bis zur Haubarkeit anlegen. Sind Jung- wuchs- und Stangenholzpflege und -erziehung sachgemäß und energisch durchgeführt worden, so bleibt für die folgenden Hiebe nur noch jenes Material übrig, das beseitigt werden muß, damit die Kronen der Hauptstämme sich nicht mehr schließen können; die Hiebe beabsichtigen somit eine Durchbrechung des Kronenschlusses und

:'.. Baumwuchspflege und -Erziehung. 5(j3

völlige Freistellung der Kronen; solche Hiebe dürt'on nicht Durch- torstung genannt werden, ohne die Bogi-iffe zu verwin-en und lange Erklärungen nötig zu machen, was man unter solchen Durcliforstungen zu verstehen hat. Verfasser hat sie Durchlichtungen genannt und alles Material, das sie entnehmen, ist zur H a u p t n u t z u n g zu zählen. Mit etwa 50 Jahren einsetzend werden Durchlichtungen ebenfalls an- fänglich mäßig etwa alle fünf Jahre wiederholt, vom achtzigsten Jahre an wird ein Zwischenraum von zehn Jahren genügen, bis zur Hau- barkeit; der Abstand der Kronen soll in der ersten Hälfte der Baum- wuchspflege etwa 1 m, in der letzten Hälfte etwa 2 m betragen; es entspricht dies einem Standraum der Bäume von rund 25 qm , so daß pro Hektar rund 40O Stämme sich finden, von denen jeder 1 3 f m Derbgehalt, je nach Holzart. Boden und Klima besitzen kann. Damit wäre erreicht, daß der Haubarkeitsbetrag eines derartig erzeugten Be- standes nicht geringer ist . als die Haubarkeitserträge der bisher er- zogenen Bestände. Nachdem aber auf dem bisherigen Wege der Durch- forstung nur 25 "/o der Haubarkeitsmassen an Zwischennutzungen ge- wonnen wurden, so stehen dieser Summe gegenüber die Durchforstungs- erträge mit rund 20 "/o und die Durchlichtungserträge von rund 55 "/o der Haubarkeitsmasse im neuen Walde. In der bisherigen Erziehung ist die Gesamtleistung des Waldes die Summe der Haubarkeitserträge (Au) plus der Durchforstungserträge (Df) im Alter a, b, c . . . . n; Holzertrag, somit = Au -f Dfa -f Dfb + Df« + . . . . -f Df'n. Im neuen Walde ist die gesamte Leistung = A„ -f Dfa -f Dfb -|- . . . . -f Dfn + DU (Durchlichtungen) + DU . . . . -f Dln .

Die Holzmasse ist im ersten Falle = Au + '," , im zweiten

3 A

Falle A„ -\ r-^. Man kann daher als Ideal . auf welches die Er-

4

ziehimg hinstreben soll, eine Formel bezeichnen, welche lautet: Ge- samte Derbholzleitung = 2 Au, da DU + Dfb + -|- Dfn -f DU

+ DU + . . . . -f Dln ^= Au , das heißt die Vorerträge aus Durch- forstungen und Durchlichtungen sollten gleich werden dem Haubarkeitserträge, ohne daß dieser unter die Hau- barkeits große der bisherigen Wirtschaften herabgeht.

Es mag sein , daß dieses Ideal sich nicht überall und bei allen Holzarten erreichen läßt; die dänische Erziehung und Wirtschaft hat es für vier Holzarten: Eiche, Buche, Föhre, Fichte, eiTeicht, beziehungs- weise ist sie dem Ideale sehr nahe gekommen. Bei den günstigeren, klimatischen Bedingungen Mitteleuropas ist kaum zu zweifeln, daß das Ziel erreichbar ist; denn durch die bisherige Methode des geschlossenen Bestandes sind vier Faktoren der Urproduktion nur ungenügend aus- genützt worden, das sind Wasser, Licht. Wärme und Bodengüte, ohne daß etwas an diesen Faktoren eingespart oder angehäuft worden wäre

504 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erzieliung der Hochwaldungen.

für kommende Baumgeschlechter und Menschengenerationen. Damit aber der Boden hierbei nicht in Güte durch Verwilderung sich ver- schlechtere , ist Schutz des Bodens nötig durch einen Bodenschutz, der mit der natürlichen Auflichtung der Licht- und Halbschatten arten, mit der Dm'chlichtung der Schattenholzarten einsetzt. Diesen Boden- schütz kann keine Baumgattung der nördlichen Halbkugel besser ge- währen als die Gattung Fagus, die Buchen, weil sie die einzige ist unter allen winterkahlen Laubbäumen, welche einen vollen Schatten selbst anderer Schattenbäume noch erträgt; sie geht schließlich kaum an Licht-, sondern an Wassermangel zugrunde. Im Castanetum wird der Unter- bau möglich sein, trotzdem dieses nicht die klimatische Heimat der Rotbuche ist, da die Überschirmung und Überschattung die der Buche nachteilige, allzu große Erhitzung im Sommer mildert; im Fagetum ist die Buche in ihrem urheimatliehen Klim.a, im wärmeren Picetum ge- deiht sie als Unterbau, da die Überschirmung auch die der Buche schädlichen, allzu gi'oßen Kälteextreme mildert; im Castanetum und Picetum wird sie ein Strauch bleiben, was ihrer Rolle als Bodenschutz nur günstig ist: im Fagetum wird sie zum Füll- und Triebholze und schließlich zum Hauptstande aufzustreben suchen. An Stelle der Buche können auch Halbschattenholzarten wie Erle, Hainbuche, Ahorn, Linde oder selbst, wenn auch weniger vorteilhaft für den Boden und die Hauptholzarten, immergrüne Halbschattenholzarten (Nadelbäume) treten; Näheres hierüber wird im Abschnitt XVHI. Bodenpilege. gebracht werden.

Unter den weiter unten aufgeführten Durchforstungs- und Durch- lichtungssystemen der forstlichen Praxis und Literatur finden sich solche, welche in der Erhaltung des lebenden, unterdrückten Materials einen Ersatz für den Unterbau erblicken; man rühmt die Beweglichkeit des Wirtschafters in der Handhabung der Durchlichtungen in den Kronen, da durch das unterdrückte Material der nötige Boden- schutz gegeben sei. Für Licht- und Schattenholzarten trifft diese Vor- aussetzung nicht zu , weil das Untertauchende und Unterdrückte sich nur so weit am Leben erhalten und nur eine solche Krone bilden kann als der Lichtzufluß durch das Dach der Herrschenden zuläßt. Liclit- durchlässigkoit des Hauptbestandes und Kronenentwicklung des unter- drückten oder Nebenbestandes stehen in innigstem Zusammenhang. Beide aber ergänzen sich zu einer Summe des Lichtentzuges für den Boden, welche gleich ist der Beschattung der normal ge- schlossenen Holzart. Es ist somit unter dem Dache des Unter- standes plus des Hauptbestandes einer Lichtholzart nicht heller und nicht dunkler als unter dem Dach eines natürlich gelichteten Licht- holzbestandes , das heißt der Boden verunkrautet ; es ist unter dem Unterstande und Hauptbestande eines Schattenholzes z. B. Fichte, Tanne selbst Buche nicht holler oder dunkler als unter dem natür-

M. Baiunwuchspflege und Erziehung. 5()5

liehen, geschlossonen Dache der betretenden Schattenholzart, das heißt, am Boden findet un<);eniigonde Zersotzuno; der AbfallsstoÜe, An- häutimo; von Rohhunms statt; der Boden bleibt somit bei Verwen- dung des unterdrückten Materials als Bodenschutz in der gleich ungünstigen Lage, als ob der Bestand bei Schattenholzarten zeit- lebens geschlossen, bei Lichtholzarten nicht unterbaut worden wäre. Gewinn für den Boden beginnt erst dann, wenn an Stelle der unter- drückten Lichtholzarten eine Halbschatten- oder Schattenholzart, wenn an Stelle der unterdrückten immergrünen Schattenholzart eine winter- kahle Schattenholzart tritt. Das unterdrückte Material wird willkommen und nützlich sein bei der Verjüngung als Schutz des Bodens und der neuen Waldgeneration.

Es ist eine durch die Praxis längst festgestellte Tatsache, daU nirgends eine Samenverjüngung so rasch, so leicht, so willig und so sicher sich abspielt als auf frisch verwundetem Buchenboden; denn die beiden wichtigsten Momente sind hier vereinigt : bestes Keimbeet und Fehlen des Unkrautwuchses. Dieses günstige Verhältnis herzu- stellen und bei der Verjüngung auszunützen, ist einer der Zwecke des Unterbaues aller Holzarten. Der zweite ist die wahre Bewegungs- freiheit in den Durchlichtungshieben; soll aber gleichzeitig das Unter- tauchende und Unterdrückte vor der Verkümmerung bewahrt werden, muß dei den Durchlichtungen auch auf den Nebenbestand Rücksicht genommen werden: die freie Bewegung ist dadurch gehemmt.

Es wurde bei der vorausgegangenen Darstellung der Jungwuchs-, Stangenwuchs- und Baumwuchspflege und -Erziehung vermieden, eine komplizierte Einteilung der Glieder eines Bestandes nach Kronenklassen zu geben; je einfacher die Unterscheidung, desto besser. Die gegebene Einteilung lehnt sich mehr den ältesten Bezeichnungen, wie besonders Cotta, König und andere sie gaben, und den neueren von Kraft an. Es werden unterschieden: tote, unterdrückte (noch lebende), eben untertauchende, mit der Krone noch eingeklemmte (ein- geklemmte), herrschende und vorherrschende Stämme. "Was darunter zu verstehen ist, braucht keiner weiteren Erklärung, die aber sofort notwendig wird , sobald man die Klassen mit Buchstaben be- zeichnet und mit diesen weiter operiert. Es wurde vermieden, irgend- eine Einteilung der »Stämme nach Schaftgüteklasson, wie Heck sie vor- geschlagen hat, zu wählen. Es bedarf füi' den Forstwirt, selbst den ungebildeten, nicht einer Erklärung, was ein Zwiesel, ein kranker, ein krummer oder krebsiger Baum ist, und es bedarf nicht der Vorschrift, daß, wenn ein solcher Baum einen besseren Nutzstamm bedrängt, der erstere fallen muß. Es sei aber zugegeben , daß viele Forstwirte im Gehorsam gegen den Grundsatz der ängstlichen Erhaltung des Be- standsschlusses den untertauchenden, schönschäftigen Stamm beseitigen und den krummschäftigen. vordrängenden Tangenichts am Loben lassen.

50() Ffuifzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

Es liegt in der Biologie des Bestandes begründet, daß alle Über- gänge von einer Stnfe zur anderen vorhanden sein müssen , da ja im Laufe des Bestandslebens Tausende von Stämmen aus herrschenden allmählich zu unterdrückten werden und absterben.

Da Verfasser im ganzen Verlaufe der vorliegenden Schrift die Ab- sicht verfolgt hat, neben der eigenen Ansicht auch jene anderer Schrift- steller und Forscher gelten zu lassen, so sollen in nachfolgender kurzer Zusammenstellung die bisher ausgedachten oder ausgeübten Durch- forstungssysteme gebracht werden. Hinsichtlich der Geschichte der Durchforstungen sei auf die Arbeiten von Franz von Bauer, in jüngster Zeit von Dr. CarlLaschke (Neudamm 1902) und Dr. Vinz, S c h ü p f e r 1903 hingewiesen.

Die unten gegebenen D u r c h f o r s t u n g s s y s t e m e gehen alle von Beständen aus, in welchen während der Jung- und S tangenwuchs- periode die wichtigste Pflege und Erziehung versäumt wurde. Diese Voraussetzung triöt allerdings für die weitaus größte Mehrzahl der aufwachsenden Bestände zu, so daß in der Tat im Zeit- punkt, in dem die Durchforstung beginnt, noch Unhölzer, breitästige Vorwüchse (Protzen) , zwieselige , krebsige und krummschäftige Indi- viduen vorhanden sind , zu deren Ungunst dann Regeln (freie Durch- forstung nach Heck, Plenterdurchforstung nach Borggreve) oder Ausnahme von den Regeln des Durchforstungssystems aufgestellt werden. Es erhellt daraus aber deutlich , daß die Durchforstungen außerordent- lich erleichtert, verbilligt und vereinfacht werden, wenn schon bei der Bestandsbegründung A u s w a h 1 p f 1 a n z u n g eintritt und in der J u n g - wuchspflege, bei der es am leichtesten, billigsten und schadlosesten geschehen kann, alles beseitigt wird, was nicht wert scheint, daß es Baum wird.

G. L. H artig gibt in seiner Anweisung zur Holzzucht die Regel, daß nur ganz oder halb abgestorbenes, völlig übergipfeltes Holz heraus- gehauen werden dürfe; seine Vorschrift ist somit eine Durcliforstung. Professor Dr. Hausrath\) erwähnt, daß die noch jetzt gültigen so- genannten Hartigschen Durchforstungsregeln nicht von H artig, sondern von Duhamel du Mo nee au, dem berühmtesten Forstmanne des 18. Jahrhunderts, stammen; Hartigs Verdienst sei es, diesen Regeln durch eine populäre Darstellung zum Durchbruch verholfen zu haben.

H. Cotta und Pfeil 1820 wollen in dem Augenblicke, in welchem Bestandsschluß eintritt, mittels Durchlichtungen verhindern, daß die Kronen sich bedrängen. So oft als möglich sollen diese Hiebe wieder- hole werden.

Gh. Lieb ich vertritt die sogenannte Prager Schule, welche statt

') Forstwissensch. Centralblatt 189().

■i. Baumwuchspflege und -Erziehung. 507

Durchforstunrjeu Maßnahmen verlangt, welche mau als Durchlichtungen bezeichnen muß. Jeder Stamm soll einen entsprechenden Standraum erhalten; alle 10 Jahre wiederholen sich die Hiebe; damit künftighin diese „Durchtbrstungen", welche (damals) nur wertloses Material lieferten, in Wegfall kämen, soll sehr weitständig gepflanzt werden.

Hundeshagen will nur die Herausnahme des abgestorbenen Materials.

Pfeil 18()0 will anfangs nur Unterdrücktes, später Durchlichtung bei Fichte, bei Eiche nui' Durchforstung,

Feist m an tel \\äll oftmals durchforsten, aber bloß im Neben- bestande.

K. He 3' er will ebenfalls nur das Übergipfelte in anfangs kürzeren, später längeren Perioden nach dem Grundsatz: „Früh, oft und mäßig" herausnehmen.

Grabner ist der Erste, welcher den Gedanken ausspricht, daß der Nebenbestand erhalten werden soll, daß die herrschenden Stämme von Jugend an freizuhauen sind, damit sie ohne jeden Kampf mit den Nachbarn in das Haubarkeitsalter übergehen: seine Methode ist somit keine Duchforstung, sondern eine Durchlichtung.

Fischbach will, daß das Unterholz in der 2 3 fachen Zahl der Haubarkeitsstämme zum Zweck der Bodenüberschirmung erhalten bleibe.

Speidels wüi'ttembergische Wirtschaftsregeln wollen Erhaltung des Nebenbestandes als Bodenschutzholz und entsprechende Pflege des Hauptbestandes dm'ch Freihieb in den Kronen nach Abschluß des Hauptlängenwachstums.

Burckhardt unterscheidet eine dunkle, eine mäßige oder gewöhn- liche und eine starke oder vorgreifende Durchforstung; bei allen drei Graden wird der Nebenbestand zuerst herausgehauen.

Kraft -hat eine Einteilung der Stämme und Stämmchen eines auf- wachsenden Bestandes gegeben, welche am meisten Anerkennung ge- funden hat, Sie lautet: Vorherrschende Stämme , herrschende, gering mitherrschende , beherrschte : letztere zerfallen wiederum in zwischen- ständige oder eingeklemmte und teilweise unterständige (nach der Be- zeichnung des Verfassers dieser Schrift „untertauchende"'): endlich ganz unterdrückte, welche teilweise noch lebensfähige oder absterbende oder bereits abgestorbene sind. Seine Regeln für die Erziehung der Be- stände lauten: Sicherung guter Stammformen durch Verminderimg starker Eingriffe in die Schlußverhältnisse der Stangenorte behufs Er- zielung astreiner und vollholziger Schäfte : allmähliche Lockerung des Bestandsschlusses zur Gesunderhaltung der Kronen: daher für junge Stangenorte Entfernung der Eingeklemmten : für ältere Stangen- und Baumorte Herausnahme der Mitherrschenden behufs Freistellung der Herrschenden ( Durchlichtungeii ).

508 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

Borggreves Plenterdurclifbr.stnng , deren Wesen bereits früher bei der Reformwaldwirtschaft besprochen wm'de, beginnt erst mit dem (iO. Jahre in Beständen, in welchen bis dahin ein rationelle Erziehung gefehlt hat. Sie nimmt Vorherrschende (Protzen) in der Absicht einer hochwertigen Vornntzung und in der Hoffnung eines Eintretens der bedrängten Nachbarn, welche bessere Formen zeigen, in die dadurch entstandenen Lücken; dieses Verfahren wird alle 10 Jahre wiederholt.

Wagen er beginnt den Kronenfreihieb der 400 Frohwüchsigsten pro Hektar schon vom 20. 30. Lebensjahr an; es sollen somit gerade in dem Augenblick, in dem der dichteste Schluß für die Astreinigung nach Ansicht des Verfassers am notwendigsten wäre, Durchlichtungen (Kronenabstand 50 70 cm) eingelegt werden: der Füllbestand wird nur schwach durchforstet; alle zehn Jahre wiederholen sich die Durch' lichtungen oder die Kronenfreihiebe : nach der zweiten Diu-chlichtung tritt bereits Unterbau ein.

Bohdanecky in Worlik will ebenfalls den Bestandesschluß als eine die Kronen der Hauptstämme und die Ausnützung des Bodens schädigende Erscheinung frühzeitig auflösen; die Krone muß in einem bestimmten Verhältnis zur Gesamtlänge des Stammes stehen, damit die beste Holzgüte mit einer Jahresringbreite von 3 4 mm entstehe (Millimeterbetrieb genannt); der Nebenbestand ist gleichgültig.

A. Schiffel\) gibt für Fichten folgende Durchforstungsregeln :

1. Ohne Rücksicht auf die Art der Begründung und auf die Bonität sind in den Jungwüchsen die Eingriffe wiederholt und in dem Maße fortzusetzen, daß eine Reinigung (Dün'werden) der untersten Äste so lange hinausgeschoben wird, bis der Bestand die Höhe von mindestens 5 m (bei besseren Bonitäten mehr) erreicht hat.

2. Die Schaftreinigung soll allmählich fortschreiten und darf der halben Schaftlänge erst dann gleichkommen, wenn der Bestand das Maximum des Höhenzuwachses bereits erreicht oder überschritten hat. Hauptziel sei das Drängen im Bestände (Dickungsschluß, Dichtschluß, gedrängter Schluß nach früherer Darstellung) zu verhindern.

3. Bei der Dm'chführung der Durchforstungen in der Stangenholz- periode tritt unter allen Umständen die Baumindividualität in ihr Recht; auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Wuchsraumes für alle entwicklungsfähigen Stämme sei zu achten.

4. Nach Erreichung der Schaftreinigung bis zur halben Schaftlänge im Stadium der Höhenzuwachskulmination ist die Hauptaufgabe dei' Bestandeserziehung gelöst; fortab ist eine weitere gleichmäßige Schluß- unterbrechung unnötig, und es sind die weiteren Durchforstungen in größeren Zwischenräumen und mäßig durchführbar. Schiffel will

') A. Schiffel, Wuchsgesetze normaler Fichtenbestäude. Wien 1904. Zeit- schrift für das ges. Forstwesen 190G.

:}. Baumwuchspflege und -P>zieliung. 509

nicht die Begünstigung von Elitestammen, sondern aller ^utwüclisigen, normalkronigen ; die dichteste Erziehung- verlangen Buche und Eiche, die lockerste die Lärche ; allgemeine Regeln für Beginn der Durch- tbrstungen gibt es nicht.

Michaelis^) will durch fortgesetzte Steigerung der Durcliforstung im Herrschenden (das sind somit Durchlichtungen) eine fortgesetzte Steigerung des Zuwachses erzielen ; da bei gleichbleibendem Zuwachse mit der Durchmesserzunahme die Jahrringsbreite abnehmen muß, würde bei Zuwachszunahme ein Gleichbleiben der.Iahres- ringe, das Ziel der Erziehung, sich erreichen lassen.

Martins 2j Vorschläge gehen dahin, daß nach Herstellung einer guten Schaftform die Kreisflächensumme des Bestandes ermittelt wird; diese soll von da an gleichgroß bleiben; was über sie hinaus zuwächst, soll im Wege periodischer Durchforstungen (dürften später in Durchlichtungen übergehen) weggenommen werden.

A. Schwappach ^) faßt die Aufgabe der Bestandeserziehung in die Worte zusammen: Ausbildung guter Schaftformen mit genügender Stärke und von tadelloser Holzbeschaffenheit in möglichst kurzer Zeit unter steter Rücksichtnahme auf Bodenpflege.

Er verlangt, insbesondere Rücksichtnahme auf die biologischen und physiologischen Eigenschaften der verschiedenen Holzarten und auf die höhere Bedeutung des Jugendstadiums für Massen- und Werterzeugimg. Tanne, Fichte und Lärche sollen bis zur Beendigung des Hauptlängen- wachstums in lockerem Schluß gehalten werden, so daß bis zu diesem Zeitpunkt die Kronenlänge nui' allmählich auf ein Drittel der gesamten Schaftlänge herabsinkt. Eichen und Buchen verlangen dichten Schluß in der Jugend, der durch frühzeitig beginnende Aushiebe aller schlecht- wüchsigen , kranken Stämme, durch Auflösung von Gruppen und Be- seitigung der Konkurrenz zweier gleichstarker Nachbarn allmählich unter steter Schonung des noch lebensfähigen, unterständigen Materials immer mehr gelockert wird. Die Kiefer ist im wesentlichen den vorigen gleich, doch etwas freier zu erziehen. Nach Beendigung des Haupt- längenwachstums tritt die Aufgabe zur Förderung des Stärkezuwachses in den Vordergrund ; die hierfür empfohlenen Hiebe zählen zu den Diu"chlichtungen. Bei der Bestandeserziehung darf der Wunsch nach Massenerzeugung niemals die Rücksicht auf die gute Beschaffenheit des zu erziehenden Nutzholzes in den Hintergrund drängen.

Ney verlangt Schonung des Unterdrückten, Durchlichtungen erst nach dem Hauptlängenwachstum.

') Michaelis, Gute Bestandespflege mit Starkholzzucht. 1907.

2) Dr. Martin, Zeitschrift für Forst- u. Jagdw. 1902.

3) Prof. Dr. A. Schwappach, Referat über die Begründung und Erziehung von Waldbeständen unter Rücksichtnahme auf hohen Massenzuwach.s und gute Holzqualität. Internat, landw. Kongreß. Wien 19U7.

510 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwalduugen.

V. Fürst will den Kampf zwischen den Dominierenden erleiehteni dm'ch Entnahme der Bedränger: er will aber auch das Unterholz be- seitigen, um den bleibenden Bestand zu fördern.

Eclaircie par le haut oder Hochdurcliforstung ist eine in Frankreich schon 1790 in den Eichenhochwaldungen geübte Durch - lichtung, welche sich vorzugsweise unter Führung von Broilliard und Boppe aus dem Mittelwald heraus entwickelte. Diese Methode schont das Unterständige, greift aber in den herrschenden Bestand kräftig ein (Darchlichtung) , damit die Kronen sich nach allen Seiten hin. wie bei Oberhölzern des Mittelwaldes, entwickeln können ; gruppen- ständiges Oberholz des Mittelwaldes ist daher nach dieser Auffassung ebenso schädlich wie gruppenweises Zusammenstehen stärkerer In- dividuen, womit auch die Verjüngung in den Gruppenformen eine Ver- urteilung erfährt.

Die Dänische Durchforstung ist nur in der ersten Hälfte der Umtriebszeit eine Durchforstung, von da an eine Durchlichtung; das Verfahren hat daher „Dänische Durchforstung und Durchlichtung" oder „Dänische Erziehung" zu heißen. Durch Reisen und Schriften von Dr. Metzger ist diese sehr beachtenswerte Erziehungsmethode in der forstlichen Literatur näher bekannt geworden. Zwar ist das Verfahren vorzugsweise an der Buche ausgeführt worden; es wird aber auch an Eiche, Föhre und Fichte gehandhabt und dürfte für alle Holzarten passen oder doch sehr beherzigenswerte Lehren zur Behandlung dieser in sich schließen. Das Verfahren unterscheidet: Hauptstämmo, d. h. solche, welche wegen ihrer Geradschaftigkeit und gleichmäßigen Bekronung zu begünstigen sind, und schädliche Nebenstämme, d. h. solche, welche die zu erhaltenden Hauptstämme belästigen: dann unbrauchbare Stämme, d. h. solche, welche keine Nutzholzeigenschaft zeigen: so- dann nützliche Neben Stangen, welche die Astreinigung des Hauptstammes bis zur beabsichtigten Höhe zu fördern haben; endlich indifferente Stämme, welche noch nicht erkennen lassen, ob sie Hauptstämme werden oder zu schädlichen Nebenstämmen herabsinken.

Die Dänische Durchlichtung entfernt stets die schädlichen Stämme, •die unbrauchbaren Stämme, verschont aber die inditierenten und nütz- lichen. Der Unterstand wird somit verschont; die Krone soll *lio der Schaftlänge betragen; nachdem der Schaft auf 15 m Länge von den Ästen gereinigt ist, beginnen die Durchlichtungen. Vor Eintritt des Samenjahres setzt eine gründliche Bodenlockening mit Pflügen und Eggen ein. Nach Samenabfall wird abermals geeggt, Fehlstellen werden angesät. Die Fläche wird mit Kalkstaub überstreut. Wegen des kräftigen Wuchses der Pflanzen kann frühzeitig gelichtet werden; die Eichen Averden ebenso behandelt, nur müssen sie, wenn Verunkrautung sich zeigt, mit Buchen unterbaut werden. Die Ergebnisse dieser Dänischen Erziehung beweisen , daß es mit Durchlichtungen gelingt , die Vor-

3. Baumwuchspflege und -Erzieluing. 511

nutzungen den Haubarkcit serträgen in Masse gleichzubringen , ohne die Haubarkeitserträge unter die normalen sinken zu lassen.

H. Borgmanns hörst- und gruppenweise L icht wuchs - durcht'orstung ist eine erst mit dem 50. Lebensjahre des Bestandes hier Fichte und Tanne beginnende Durchlichtung, welche sich auf 10 a große Flächen im Bestände gleichmäßig verteilt: innerhalb der Gruppen finden Hiebe von fünf zu fünf Jahren statt, welche all- mählich die bestgeformten Stämme in möglichst regelmäßige Entfenmng von G m bringen sollen; die unterständigen noch lebensfähigen Stangen bleiben erhalten; mit dem 75. Jahre beginnt von der Mitte der Horste aus die Verjüngung.

Vogl in Kogl (SalzkammergiU) verlangt bis zum 50. Jalire in steigender Stärke Durchforstungen; von da an beginnen Durch- lichtungen, bis schließlich nur 200—300 starke Stämme pro Hektar übrig bleiben, welche aufgeästet werden. Frühzeitig tritt Verjüngung ein; die Vorwüchse werden ebenfalls aufgeästet; so entsteht eine femelwaldartige Bestandesverfassung, welche große Sicherheit gegen Wind und volle Ausnützung des Lichtungsgewächses gewährt. Die Verjüngung ist eine natiü'liche : wo sie lückig bleibt, wird gepflanzt; die Fällung der Lichtwuchsstämme über 0—8 m hohem Vorwuchse verursacht nicht solche Beschädigung, daß nicht alles sich wieder ver- wüchse.

TJrichs L i c h twu c h s kul i ssen b e t r ie b beschränkt das Wagenersche Verfahren auf Betriebsstreifen von 15—20 m Breite, zwischen welchen Streifen von 40—60 m Breite liegen bleiben, welche in der bisher üblichen Methode durchforstet werden sollen. Urichs Kulissendurchlichtung sucht die bedenklichsten Erscheinungen ^ in Wageners Dm'clilichtung : Laubverwehung, Verunkrautung und Ver- wilderung des ganzen Bestandes, durch die Zwischenstreifen hintan- zuhalten. Vom 70. Jahre an werden auch diese Zwischenstreiten der Durchlichtung geöfinet. Im 0(J. Jahre kann der Bestand gleichmäßig durchlichtet sein und in die Verjüngung eintreten. Urich denkt bei seinem Verfahren zunächst an die Buche.

Hecks freie Durchforstung soll frei sein von jeder Schule und Schablone, frei in der Wahl der zu beseitigenden und zu belassenden Stämme. Man kann Heck hierin zustimmen, wenn er meint, daß in jedem Bestände eine andere Methode oder mehrere ^lethoden oder selbst ein Gebräu verschiedenster Methoden der Durchforstung und Durchlichtung der richtigen Erziehung entsprechen kann; wenn wir einmal die Biologie der Holzart genauer kennen und diese Kenntnis eine allgemeine Verbreitung gefunden hat, wird jeder von selbst die richtige für den Bestand passende Erziehungsweise herausfinden. Emst- weilen aber müssen wir uns immer noch mit Vorschrifton darüber, was

512 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwakhingen.

unter allen Umständen erhalten und unter allen Umständen beseitigt werden muß, begnügen.

Heck gibt Schaftgüteklassen für seine Durchforstung . womit er beweist, daß er Bestände meint, in denen selbst das ABC der Jung- wuchs- und Stangenwuchspflege versäumt oder sogar verboten wurde. In seinen Klassen sind Stockausschläge, sehr stark vergabelte Zwiesel, krumme, rauhästige und kurzschaftige Stämme enthalten ; er geht somit von Beständen aus, in denen jegliche rationelle Pflege mangelte. Der Freihieb der besten und besseren Schaftformen kennzeichnet Hecks „Freie Durchforstung" als eine „Freie Durchlichtung". Der Bestandes- schluß soll im allgemeinen, das Unterdrückte im besonderen erhalten werden.

V. Salisch geht von der waldbaulich als selbstverständlich er- scheinenden Voraussetzung aus, daß unter Lichtholzarten (Eichen) unterständige Schattenholzarten (Buchen) nicht beseitigt werden sollen : es ist ja eine der wichtigsten waldbaulichen Regeln die Lichtholzart mit einer Schattenholzart zu unterbauen. Er dehnt nun dies aus ästhetischen Rücksichten auch auf andere Holzarten aus und verlangt Erhaltung des Unterdrückten , Freihieb des Herrschenden , Auflösung von Gruppen kräftig entwickelter Stämme. Weise hat diese Durch- forstung Posteier- Durchforstung genannt, sie ist aber eine Durch- 1 i c h t u n g.

Kozesniks (1898) und Haugs (1899) Durchforstung nach Stammzahltafeln geht von der Voraussetzung aus, daß es für jede Holz- art, jegliches Alter, jeglichen Standort eine bestimmte Stammzahl geben muß, bei welcher die wertvollsten und größten Holzmassen pro Flächen- einheit erzielt werden. Sie verlangen daher die Autstellung von Stamm- zahltafeln für jede Holzart, jedes Alter, jeden Standort mittels Probe- Aachen, welche in möglichst normalem, das heißt geschlossenem Bestände auszuwählen wären. "Wenn eine solche Untersuchung überhaupt durch- geführt werden kann, dann scheitert die allgemeine Anwendung der Stammzahltafeln wieder an der Schwierigkeit der Angleichung eines konkreten Falles an die Tafeln. "Wären alle diese Schwierigkeiten zu überwinden, so könnten ja solche Tafeln mit Stammzahlen immerhin nach Absicht der Erfinder zur Beruhigung der Wirtschafter dienen, wenn sie über die Stärke des Eingriffes im Zweifel sind. Einem solchen Ge- dankengange folgt auch Schiffel (I.e. 19()4): Als ungefährer Maßstab für die Stärke des Einginffes kann nach erfolgter BonitieriTug die Stamm- zahl der Ertragstafel für die Lichtschlußform (der Fichte) gelten.

Die forstlichen Versuchsanstalten verfolgen mit ilu-en Durchforstungsmethoden die genaue, wissenschaftliche Feststellung des Einflusses verschiedener Durchforstungsgrade und -Systeme auf Zu- wachs in Masse und Güte, sowie auf den Zustand des Bodens. AVenn sie somit auch den Zielen der praktischen Forstwirtschaft dienen, ist

). Bauinwuchspflege um! Erziehung. 5J;3

es doch uuzulässio, daß die Praxis Diirchforstiingsmethodon , welche zur Avissenschaftlichon Erkenntnis der Natnrin;('setze tiihren, deshalb als rückständig bezeichnet, weil sie dieselben nicht mehr anwendet: aber zu- lässig, ja wünschenswert wäre es, daß jeder Praktiker, jeder Theoretiker mit neuen Gedanken und Anregungen sowohl die Forschung wie die Praxis befruchten sollte, ohne daß sie sich gegenseitig in die Arme fallen mit dem Vorwurfe der Rückständigkeit.

Für die Zwecke ihrer Untersuchimgen unterscheiden die forstlichen Versuchsanstalten eine niedere oder gewöhnliche Durch- forstung: schwach, mäßig imd stark: eine dauernde Kronendurch- brechimg tritt nicht ein: der von Prof. Bühl er hinzugefügte Ürad D als „sehr starke Durchforstung-" ist eine mäßige Diu-chlichtung, welche noch keinen Unterbau oder kein Unterholz nötig macht. Aut Veranlassung von Prof. Schwappach ist zu dieser Serie von Ver- suchen eine neue hinzugefügt worden als Hochdurch forstung. Sie pflegt die dereinstigen Hauptstämme und schont das Beherrschte.

Die schwache Hochdurchf orstung ist eigentlich eine Maß- nahme zur Beseitigung früherer Versäumnisse, denn Zwiesel, schlecht geformte Stämme, Sperrwüehso (Wölfe) sollten in einem Bestände, in welchem die Durchforstung anhebt, nicht mehr vorhanden sein: es ist aber diese schwache Hochdurchforstung nur eine starke Durchforstung der bisherigen Praxis, die eine '\'erstärkung in der Auflösung von Gruppen gleichwertiger Stämme erfahrt.

Erst die starke Hochdurchforstung ist eine Dm'chlichtung, weil sie die Pflege einer verschieden bemessenen Anzahl von Hau- barkeitsstämmen durch Beseitigung der Xachbarstämme anstrebt. Ver- öfientlichungen über den Einfluß verschiedener Durchforstungsgrade liegen von Kunze, S c h w a p p a c h , H e f e 1 e und neuerdings be - sonders eingehend von Flury vor.

Weise (1903) nennt alle Maßnahmen, welche nur unterdinicktes Material beseitigen, »Durchforstungen vom schwachen Holze her" : solche , welche hauptsächlich in dem mitherrschenden oder noch nicht ganz unterdrückten Material sich bewegen, „Durchforstimgen von der Mitte her", und solche, welche mit Hinwegnahme der stärksten Stämme beginnen „Durchforstungen vom Starken her". Da bei letzteren (z. B. Borggreve) immer wieder Bestandesschluß eintreten soll, so zählen eigentlich nur die ., Durchforstungen von der Mitte her" . wenigstens teilweise, zu den Durchlichtungen. Weise sagt, daß für die ver- schiedenen Lebensabschnitte des Bestandes wahrscheinlich die Durch- forstung verschieden gehandhabt werden muß, wenn man die höchsten Bestandeswerte erziehen will, nie aber soll man gnmdsätzlich bestimmen, daß ein Bestand stets in dieser, ein anderer stets in jener Weise durch- forstet werden müsse.

Mavr. Wiildbau -^3

514 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

Broillard \) sao;t, daß durch Kroncndurchforstimg (Dm'chliclitung) die Qualität des Eichenholzes sich verbessere , der Buche gleichbleibe, der Nadelhölzer sich verschlechtere; für letztere sei daher Durch- forstung (Beseitigung von überschirmten , kranken und krankhaften Stämmen) besser.

Forstmeister Müll er ^j will in reinen Eichen- oder Eichen- und Buchenstangenorten alle nicht als Zukunftsstämme zu bezeichnenden Stangen in 1 1,5 m über dem Boden köpfen: dadurch werden V2 ^ a aller Stangen entgipfelt, wodurch ein Bodenschutz- und Treibholz ent- steht.

Heß (1900) gestattet bei der ersten Durchforstung nur unter- drücktes , absterbendes , totes Holz zu beseitigen : erst bei der zweiten Durchforstung darf auch krankes, krebsiges, gekrümmtes, drehwüchsiges, vom Winde geschobenes Material beseitigt werden, wenn es herrschend ist. „Die Grundregeln für Anfang, Wiederholung und Stärke der Durch- forstungen liegen auch jetzt noch in den Heyer sehen Worten: früh, oft und mäßig. Nur sind die drei Begriffe, insbesondere das Wort ,mäßig' je nach Holzart , Standort und Holzalter verschieden zu inter- pretieren."

Auch ein Vorschlag des Oberforstrats Reuß^) verdient Erwähnung und Erwägung ; er will insbesondere bei Fichten streifenweisen Wechsel zwischen schwacher, mäßiger und starker Durchforstung.

Verfasser hat seine Ansichten über Pflege und Erziehung reiner Bestände in den Betrachtungen über Jungwuchs- , Stangenwuchs- und Baumwuchspflege niedergelegt. Teilweise als Ergänzungen obiger Grund- sätze, teilweise als Ersatz derselben für alle jene Bestände, welchen eine energische Jungwuchs- und Stangenwuchspflege im Sinne der Erörterungen auf Seite 402 u. ff. nicht oder nur unvollkommen zuteil wurde und auch künftighin nicht zuteil werden soll, wären für reine und gemischte Bestände folgende Regeln zu beachten:

1. Bis zum 50. Lebensjahre eines Bestandes hat der Blick nicht auf die Kronen, sondern zuerst auf die Schäfte sich zu richten : bei Beginn der D u r c h 1 i c h t u n g e n richtet sich der Blick auf die Kronen; die erste Hiebe, mag man sie Durchforstung oder Reinigung das klassische Försterlatein kennt die köstliche Bezeichnung „Läuteration" nennen, haben stets zuerst jene Stämme zubeseitigen, welche unerwünschten Baumarten angehören oder welche umgebogen, schaftkrank, krebsig, zwieselig, krummschaftig , stark drehwüchsig, vergabelt, mit Klebeästen behaftet, dick beastet oder gipfelkrank sind,

') Revue des Eaux et Forets 1901. ') österr. Forst- u. Jagdzeitung 1901. ') Österr. Forstzeitung 1901.

M. Biiuiuwuclispfloge und Kr/ielninji;. 5ir)

o h n 0 R ü c k s i f li t a u f d 0 11 B e s t a n d e s s c- h 1 u ü : nach dem .'>( ). Lobcns- jalire werden kranke Stämme, wie z. B. vom Föhrensehwamnio, Trametos pini, befallene Stämme (Schwammliieb) und absterbende Stämme jeder- zeit, schlecht geformte und Unliülzer nur dann weggenommen, wenn die Durchbrechung nicht allzu groß ist oder durch einen gruppenweisen Unterbau wieder unschädlich gemacht werden kann.

2. Tote Stämme können selbstverständlich jederzeit und überall zur Fällung gebracht werden: Käfer- und Insektengefahr kann sogar hierzu zwingen.

3. Es ist eine nicht zu rechtfertigende Verschwendung an Zeit und Geld, sogenannte schonendste oder schwache Durchforstung auf unterdrücktes Buschwerk und Gestänge auszuführen, deren Entnehmen dem Bestände nichts nützen, deren Verbleiben ihm nichts schaden kann, deren Verkauf nicht einmal die Werbungskosten deckt. Di© Praxis nennt das Beseitigen dieser in älteren Stangenorten und ot^ noch im Baumalter von der Jugendzeit her vorhandenen oder erst später aufgekommenen Unterwüchse das „Putzen" des Bestandes. Wenn schon Ästhetik hier den Ausschlag geben soll, so findet Verfasser die ungeputzten Bestände schöner als die geputzten.

4. Nach den Ausführungen über die biologischen Eigenschaften der Baumvereinigungen drängt das Ausladungs- und Ausformmigs- vermögen bei Eichen, Birken, Erlen, Fichten, Tannen, Douglasien und anderen , wenn sie aus gleichalterigen Verjüngungen hervorgegangen sind , die bestgeformten Stämme zur Herrschaft , während bei Föhre Lärche. Tsuga, Buchen und anderen Laubhölzern die minder gut ge- ratenen, ja oft die schlechtest geformten Individuen als Protzen zur Herrschaft gelangen; bei ersteren Holzarten bringt somit das Zuwarten bis zur ersten Durchforstung dem Zukunftsmassen- und Gütegehalt des Bestandes keine Einbuße, wälu-end bei der letzteren Gruppe der Haupt- bestand um so mehr mißgeformte Stämme enthalten muß, je länger mit der ersten Durchforstung gewartet wird; für erstere Gruppe kann mit der ersten Durchforstung gewartet werden, bis ihre Ausführung auch finanziellen Gewinn bringt ; für letztere Gruppe ist eine möglichst frühzeitige, erste Durchforstung nach Punkt 1 eine notwendige Kulturmaßregel, welche durchgeführt werden muß, auch wenn sie Geld kostet.

5. Jener Stamm ist stets zu entfernen, welcher einen wertvolleren in der Krone belästigt: der auf der Süd- und Westseite stehende Schädling muß früher fallen als der auf der Nord- und Ostseite befind- liche.

6. Das Köpfen eines Schädlings ist bei allen Holzarten zulässig, ausgenommen die Buche; bei ihr ist stets Abhieb am Boden dem Köpfen vorzuziehen.

510 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

7. An höheren Stangen, welche nicht geköptt werden können, emp- fiehlt sich das Abhacken einer oder mehrerer kräftiger Seitenwurzeln (Wurzelstüramelung) des Schädlings, der dadurch gezwungen wird, einige Jalu'e langsamer zu wachsen, so daß die wertvolleren Nachbarn einen Vorsprung im Höhenwuchs erhalten. Das Stummeln ist sodann auch da vorzuziehen, wo das durch Köpfen oder Abschneiden gewonnene Staudenwerk nicht verkauft werden kann , vielmehr im Bestände als im höchsten Grade feuergefährlich belassen werden muß; auch das Ringeln der Stämme ist nicht vorteilhaft, weil Nadelhölzer sofort, Laub- hölzer nach wenigen Jahren abtrocknen und Insekten- und Feuersgefahr erhöhen.

8. Können zwieselige Stämme nicht ganz beseitigt werden, so darf der schwächere Stamm nur dann noch abgeschnitten werden, wenn er am Abhieb oder Schnitt weniger als 5 cm Dm'chmesser besitzt. In solchen Fällen ist Aussicht, daß die Wunde in weniger als fünf Jahren sich schließt ; ist der Durchmesser größer , so würde nur Wundfäulnis oder Infektion eintreten, welche auch den Hauptstamm ergreifen würde. Es ist daher dringend rätlich, einen Zwieselast von über 5 cm Durch- messer nicht abzutrennen die Praxis schneidet am Zwiesel den unterdrückten Stamm regelmäßig ab , vielmehr denselben seinem natürlichen Tode preiszugeben. Er wird dann von saprophj^tischen Pilzen bewohnt und zerstört, welche wiederum ein Schutzmittel gegen parasitische Pilze sind.

0. In einem stammweise gemischten Bestände ist die Erhaltung der Mischung durch die gefährlichste Periode des Dickungs- und Stangenalters nur möglich mittels Durchlichtungen (Eclaircie. dänische Durchforstung und andere).

10. Jedes Erziehungssystem, mag es aus dem reichen Schatze der Literatur gewählt oder eigene Erfindung sein, muß den Weg von schwachen zu stärkeren Eingriffen einhalten; jedes sprungweise, jedes plötzliche Eingreifen ist ganz besonders bei Schattenholzarten gefähr- lich; weniger bedenkliche Folgen durch Schneebelastung, Regen- belastung, Winde, Rindenbrand sind bei Halbschatten- und bei Licht- holzarten zu gewärtigen.

11. Bei Durchlichtungen ist das Belassen des unterdrückten Neben- bestandes als Bodenschutzholz nur dann von Wert, wenn das Unter- drückte die Strauchhöhengreoze, d. i. 8 m, noch nicht überschritten hat: ist der Unterstand höher, so ist es besser, ihn ebenfalls zu beseitigen und für einen neuen Unterstand diu-ch Unterbau zu sorgen.

Man kann diesen elf Durchforstungsgeboten noch ein zwölftos hin- zufügen : Die Praxis braucht keine Stammkronenklassen, keine Stamm- schaftklassen , wie sie für vergleichende Untersuchungen nötig sind. Sie soll frei sein , das Erziehungssystem zu wählen , welches dem Be- stände not tut. Soweit obige elf Gesetze auf Naturgesetzen beruhen.

3. Baumwuchspflego imd Erziehung. 5I7

kann auch die treiesto Durchtbrstun«;- sieh ihrer nicht entschlafen; die Erziehung des Bestandes soll nicht frei sein nach 'der individuelUon Auftassuno; des Wirtschafters, sondern nach dem individuellen Bedürf- nisse des einzelnen Baumes : nur in diesem Sinne kann man von einer freien Erziehuno; sprechen.

Die Auszeichnung der Durchforstungen und Durchlichtungen geschieht mit dem allbekannten Baumroißer oder Risser; dabei sollte das untergebene, ungebildete und arbeitende Personal in die Idee der Auszeichnung eingeweiht werden, damit der Wirtschafter von dieser zeitraubenden Arbeit möglichst entlastet werden kann ; als beste Zeit erscheint die Vegetationsruhe, die Zeit der Blätterlosigkeit für Laubbäume , weil nur während dieser Zeit ein genaues Studium der Kronenentwicklung bei Betrachtung von unten gewonnen werden kann. Wer die Laubhölzer nur dann voneinander unterscheiden kann, wenn sie Blätter tragen, verdient nicht die Auszeichnung „auszeichnen" zu dürfen.

Auf äs tun gen. Die Beseitigung der Äste kann geschehen vor deren Absterben (Grün ästung) oder nach demselben (Trocken- ästung). Die Trockenästung beabsichtigt in erster Linie die Ver- besserung der Nutzholzqualität des geästeten Stammes und erst in zweiter Linie eine Nutzung oder einen anderweitigen Gewinn. Sind die Ausgaben für die Trockenästung durch Verkauf des Materials ganz oder doch zum größten Teile gedeckt, oder ist die hier- durch erzielte Güte- und Wertsteigerung der Haubarkeitsstämme groß genug , so ist sie in allen Bestandes-, Boden- und Klima- verhältnissen durchzführen. Kozesnik verlangt die Trocken- ästung an den auserwählten Nutzstämmen der Föhre vom 40. Jahre an auf besseren Böden; sie soll mit der Leiter bis zu 10 m Höhe durch- geführt werden : Astung mittels Säge. Das Astreißen, das Herunter- reißen der trockenen Äste , wie es zumeist der ärmeren Bevölkerung gewährt wird, muß als ein der Nutzholzqualität des Baumes nach- teiliger Usus bezeichnet werden, der abgeschafft werden sollte. Das Schwergewicht des ganzen Trockenastes befördert das Herausbrechen des Astes an seiner Anhaftungsstelle ; durch Überwallung entsteht an dieser Stelle ein kleiner Napf, der das vom Stamme herabfließende Wasser auffängt und längere Zeit aufbewahrt, wodurch die Zerstörung und Auflösung der Astbasis gefördert wird; wird aber dm'ch das Herunterreißen des Astes die Hebelwirkung vermindert, erhält sich der Aststummel längere Zeit und wird von den neuen Holzschichten des Stammes eingeschlossen. Die Trockenästung hat selbstredend auf den Zuwachs des Baumes keinen Einfluß.

Die Grünästung oder Aufästung wird stets von unten nach oben ausgeführt; sie ist seit langen Jahren Gegenstand von Unter- suchungen, um ihren Einfluß auf den Baum zu ermitteln. Zuerst haben

518 Fünfzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Hochwaldungen.

Nördlingor und Kienitz, dann R. II artig, Heß imd Kunze aus ihren Ergebnissen berichtet. Sie fanden, daß eine starke Ästung, welche ein Drittel der ganzen Krone beseitigt, eine geringe Zunahme des Höhenwuchses , aber auch eine Abnahme des Stärkewuchses be- wirkte. Aus Gründen , die bereits bei der natürlichen Ästung durch den Bestandsschluß erwähnt wurden, vermag eine Grünästung die Zone des stärksten Zuwachses nach aufwärts zu verlegen, wodurch eine Formverbesserung (Vollholzigkeit) eintritt: bei der künstlichen Ästung aber wird dieser Gewinn zumeist ausgeglichen durch einen Verlust an Zuwachs unterhalb der Ästung, welcher bei der natürlichen Ästung wegfällt. R. Hartig glaubt durch die Ästung die Gütequalität des Holzes (nur die Schwere wurde untersucht) beeinflussen zu können; er fand eine Zunahme des spezifischen Gewichtes , das Verhalten der Zuwachsgröße wurde nicht geprüft. Kunze fand bei Ästungen bis auf sieben Astquirlen eine Abnahme des Längstriebes.

Die Grünästung hat sodann bei immergrünen Holzarten den Zweck, Deck- und Dekorationsreisig, bei Birken Besenreisig zu gewinnen, ünter- wuchs und Unterpflanzungen gegen Wuchsstockungen und Beschädig- gung durch Überschimiung zu schützen, die Feuersgefahi* zu mindern, die Schäden der Fällung bei Beseitigung eines stark beasteten Stammes in natürlicher Verjüngung einzuschränken, Straßen, Wege und Wald- schneisen trocken zu legen, den ausgewählten Pflanzen bei der StaÖiel und Zwischenstrauchpflanzung wenigstens anfänglich eine Hilfe zu geben und andere.

Die Grünästung wird derart ausgeführt , daß der Ast möglichst nahe am Schaft abgetrennt wird; um Beschädigung des Stammes zu vermeiden, wird allgemein empfohlen aber nicht abgewandt erst etwas von unten her einzusägen, dann von oben her abzuschneiden. Neuerdings wird bei stärkeren Ästen die Stummelästung empfohlen; sie besteht darin , daß der Ast etwa einen halben Meter vom Stamm entfernt ohne weitere Vorsicht abgesägt wird, worauf dann sofort oder auch später die genaue Abtrennung am Schaft leicht und ohne Ver- letzung des Schaftes betätigt werden kann. Nachteilig ist die doppelte Arbeit , die sich aber bei besonders wertvollen Objekten z, B. Ober- hölzern im Mittelwald, Überhältern im Hochwald, rechtfertigen dürfte.

Je nach der Wuchskraft des Baumes können Äste bis zu 10 cm Durchmesser der Wunde beseitigt werden ; regelmäßig sollte über 5 bis 7 cm nicht gegangen werden ; von 3 cm aufwärts soll Schutz der Wunde durch Teeranstrich erfolgen. Wenn einige Tage gewartet w^erden kami, bis die Schnittfläche etwas abtrocknet, so wirkt der Teeranstrich nachhaltiger. Burkhardt, Heyer, Hempel und Eng 1er nehmen 7 cm, Tramnitz, Schwappach mid andere nehmen .j cm als oberste Grenze. Für die Nadelhölzer dürfen 5 cm nicht überschritten werden; am besten wird die Grünästung der Nadelbäume canz vemiioden. Bei

3. Baumwiichspflegc und Erziehung. 519

Antastung der Wa-sserroiser, vorzugsweise an Oberliolzeichen, hat nach den Vorsuchen des Verfassers es sich bewährt, wenn jede, auch die kleinste Schnittfläche mit der Umgebung tüchtig mit dem Pinsel angeteert wird, wodurch die noch vorhandenen sthlafonden Augen, aus denen sich neue Wasserreiser entwickeln ^\äirdon , zum Absterben ge- bracht werden.

Auch jenen Verfahrens soll gedacht werden, bei welchem au Ober- holzeichen im ersten Jahre nur das unterste, im zweiten das mittlere, im dritten Jahre das oberste Drittel der Wasserreiser beseitigt wird worauf eine Neubildung von Klebästen unterbleiben soll.

Zur Ästung sollte nur die Säge verwendet werden ; wird der Baum mit der Leiter oder mit dem von Hefele verbesserten Zehnpfundschen Steigerahmon oder mit Steigeisen oder mit dem von Hofrat Fried- rich erfundenen Grimpeur bestiegen, so sind die üblichen Baumsägen für den Obstbau zugleich die besten Entästungsgeräte ; unter den auf Stangen angebrachten Sägen hat Alers Flügelsäge viel Anerkennimg gefunden. Stoßeisen sollten nur bei trockenen, äußerlich bereits etwas mürbe gewordenen Ästen zm- Anwendung gelangen.

Sechzehnter Abschnitt. Pflege und Erziehung der Ausschlagwaldungen.

Die Ausschlagwalduiigen verlangen nur geringen Aufwand an Arbeit und Zeit. Sind bei dem Niederwaldbetrieb oder bei dem Unterholz des Mittelwaldes zu viel Ausschläge auf einem Stocke erschienen, so wird ihre Zahl zugunsten der bestgeformten vermindert im Wege einer Durchforstung, welche gewöhnlich Durchreiserung genannt wird. Sie erstreckt sich auch auf kranke , umgebogene , unterdrückte und tote Lohden. E. Mer^) hat nachgewiesen, daß der Zuwachs der bleibenden Lohden so außerordentlich sich steigert, daß der finanzielle Eifekt auf das Doppelte der nicht durchforsteten Fläche sich erhöhen kann. "Werden Kernwüchse oder Ausschläge edler Holzarten durch Ausschlagslohden minderwertiger Holzarten beeinträchtigt, so werden letztere zurückgeschnitten oder ganz hinweggenommen. In Schäl- waldungen ist die Beseitigung eindrängender Unholzarten (des Fege- holzes) für die Rentabilität des Betriebes von Wichtigkeit.

Im Akazienniederwalde sind kümmerlich aufwachsende Kulturen auf den Stock zu setzen , damit sich la'äftige Triebe bilden : in den ersten Jahren ist der Boden zwischen den Pflanzen roh zu be- hacken; mit fünf Jahren beginnt die Durchforstung und alle fünf Jahre wird sie wiederholt. Schutz gegen Hasen und Kaninchen durch Be- streichen mit Fett oder Teer ist nötig. Beim Abhiebe können auch die Stöcke herausgehauen werden, so daß die Wurzelabhiebe frei liegen und selbständige Ausschläge entstehen, nachdem die Stockausschläge durchwind mid Schnee leicht am Stocke abbrechen. Weidenheger sind wie Papier heger in Ostasien unkrautfrei zu halten.

Die Pflege des Oberholzes desMittelwaldes umfaßt folgende Arbeiten : Aufästungen (Dürr- und Grünästung), Bekämpfung der Wasser- reiserbildung sind im vorhergehenden Abschnitt geschildert worden: Schutz gegen Rindenbrand wird durch Anbinden von Riudenstücken

') E. Mer, Revue des Eaux et Forets 19uT.

Sechzehnter Abschnitt. Pfle<;e und Eiv.ieluing der Ausschlagswaldungen. 521

an clor Südwostseite der j^lattrindigeu Bäume erreicht; zopftrockene, pilzkranke, absterbende und tote Oberhölzer sind nach vorheriger Ent- ästung durch Hiebe , welche Auszug h a u u n g e n heißen , heraus- zunehmen: das Abwerten der trockenen Gipfel ( llirschhörncr) hat sich nach Prof. Sc hu borg nicht bewährt.

Der Mittelwald verlangt nicht blol.» die Durchreiserung und Durch- forstung des Unterholzes, sondern auch Hiebe im Oberholz, wenn nicht natürliche Ereignisse deren Zahl auf das Normale bereits herabgemindert haben. Solche Hiebe (ebenfalls Auszughauungen genannt) werden mit dem Hiebe des Unterholzes verbunden und beabsichtigen die Zahl der Überhälter wegen der Zunahme ihrer Kronen und der durch diese ge- übten Beschirmung des Unterstandes zu reduzieren. Die Lehrmeister des Mittelwaldes sind die Franzosen. So mögen auch ihre Regeln, welche Boppe und JolyetM in ihrem Waldbau mitteilen, hier Platz finden. Sie nennen die Überhälter des ersten Umtriebes balivaux (Laßraitel), des zweiten modernes, des dritten und vierten anciens, des fünften und sechsten Umtriebes vieille ecorce. Für Eichen gelten als Regeln, daß die Zahl der balivaux pro Hektar 50, der modernes 30, der anciens 20 und der vieille ecorce 10, somit die Summe der Überhälter pro Hektar 110 sein sollen. Trotz der Reduktion der Stammzahlen zeigt der Flächenraum, den die Kronen bedecken, eine Vergrößerung von 75(» qm der modernes auf 900 qm der vieille ecorce. Daß das Unterholz nicht Eichenschälwald sein kann, ergibt sich aus der großen Zahl der Oberhölzer. Die Autoren nennen die Hainbuche das beste Unterholz der Mittelwaldungen. Diese Zahlen im Oberholz gelten zu- nächst für Eiche und andere Lichtholzarten wie Pappel, Birke und zwar in ihrem günstigsten Klima; es läßt sich erwarten, daß je nach Wechsel des Klimas und der Bodengüte die Zahl der Überhälter be- hufs größter Ausnützung des Luft- und Lichtraumes über dem Unter- holze ohne allzu große Behinderung des letzteren verschieden sein muß.

Bei Umwandlung des Mittelwaldes in Hochwald ist erste Sorge die Pflege der Kernwüchse durch Freihieb: Ney^) verlangt dies alle acht Jahre : außerdem Durchforstungen und Durchreiserungen auf rückgängiges und unterdrücktes Material. Wenn das Unterholz so alt geworden ist, daß es bei Belassung eines ausreichenden Schutz- bestandes für eine gruppen- oder kleinbestandsweise Verjüngung nicht mehr ausschlägt, beginnt die Fällung desselben.

^) Boppe et Jolyet, Les forets. Traite de silviculture. 1901. ■-) Oberforstmeister Ney, Versammlung des deutschen Forstvereins zu Strali- burg 1907.

Siebzehnter Abschnitt. Bodenpflege und Bodenverbesserung.

Eines der ersten Gesetze des Waldbaues miil.) lauten : darauf hin zu arbeiten, daß trotz der intensitiven Ausnutzung der Bodenkraft diese niclit abnimmt, der Boden somit nachhaltig die erhoffte Rente geben kann: ja, wenn es durch waldbauliche Maßnahmen ohne allzu große Kosten möglich ist, sollen geringere und schlechte Böden fortschreitend sich verbessern.

Die Mittel, welche dem Waldbau zur En^eichung dieses hohen Zieles zur Verfügung stehen, sind mannigfach und sollen im nach- folgenden erörtert werden:

1. Die Erhaltung des Bodens selbst, durch Schutz gegen seine Entführung diu-ch Winde (Flugsandbildung), durch Wasser (Ab- schwemmung im Gebirge), gegen seine Abwärtsbewegung und Lockerung durch Weidetiere, durch unpflegliche Bringmethoden u. dgl.

Der Entstehung der erwähnten Mißstände beugt eine weise Forst- politik vor, indem sie verlangt, daß solche Örtlichkeiten ständig mit Wald bestockt bleiben, und sorgt, daß solche Waldungen in Hände ge- langen , in denen ihr Bestand gesichert ist. Das wird am allervoll- kommensten erreicht, indem der Staat die Waldungen entweder selbst an sich bringt oder in den Besitz von Korporationen gelangen läßt, welche unter seiner Kontrolle stehen (wie Gemeinden, Stiftungen und andere juristische Personen). Die waldbaulichc Behandlung solcher Schutzwaldungen beschränkt sich auf eine Naturverjüngung unter Schirm. Diese Forderung erfüllt am besten der Femelwaldbetrieb , sowohl der umlaufende wie der periodische. Wenn dabei auf eine truppständige Vereinigung der gleich alten Stämme hingewirkt wird durch Ver- einigung in kleinen Gruppen oder Trupps, so ist doch eine gewisse Regelmäßigkeit und Verstärkung der Benützung solcher Waldungen möglich, ohne daß deren Hauptzweck, Schutz des Geländes und Er- haltung der Bewaldung gefähi'dct wäre; man vergleiche den nächsten Abschnitt.

Siebzehnter Abschnitt. Bodeupflege und Bodeuverbesserung. Ö'IS

2. E r h a 1 1 u n o- 1 > z ^^•. Herstellung eines normalen Feuchtigkeitsgehaltes im Boden.

a) Die Sicherung der normalen Feuchtigkeitsmenge geschieht ein- mal durch Bewahrung einer normal verwitternden Boden- decke, damit humose , die Feuchtigkeit haltende Bestandteile dem mineralischen Boden beigomongt werden. Sodann V)odingt ein lockerer Bestandesschluß die Frischerhaltung dos Bodens; der Bestandes- schluß soll nicht zu dicht sein , damit nicht zu viel der Niederschläge von den Kronen zurückgehalten werden, und nicht zu locker, aber doch dicht genug, um die Abdunstung des Wassers aus dem Boden zu ver- zögern: für jede Holzart, jede Holzartenmischung, jedes KUima, jeden Boden wird einem anderen Schlußgrade jene goldene Mitte zukommen. Ist der Boden allzu trocken, so mag durch Bewässerung, wenn diese durchführbar ist, abgeholfen werden.

b) Bewässerung ist für den Wald nur notwendig in Gebieten, welche Steppen sind, weil in ihnen während der wichtigsten Yegetations- zeit genügende Niederschälge fehlen. Wo eine Bewässerung durch ober- irdische Zuleitung des Wassers, wie sie in Kalifornien ist, nicht geschehen kann, wird das üntergi'undwasser durch Pumpen und Schöpfwerke zur Bewässerung herbeigeholt werden müssen; da löst die Frage der Be- wässerung nicht der Waldbau, sondern die Wasserbautechnik. Wald- bau zur Aufforstung des Geländes kann erst einsetzen , w^enn die Be- wässerung gesichert ist.

In allen Waldgebieten von Europa, Amerika und Asien, in denen die Niederschläge für das Autwachsen von Wald vollkommen genügen, löst die ganze Frage der Waidbewässerimg der Waldbau; wo die Technik zu Hilfe kommen soll oder muß, da ist der Beweis erbracht, daß Waldbau, Waldwirtschaft und Waldpflege falsch waren. Eine Be- wässerung des Waldes innerhalb der natürlichen Waldgebiete ist weder nötig noch wünschenswert, und die L e o And erlind sehen Vorschläge zur Flächenbewässerung des Waldes behufs Förderung des Zuwachses, zur Überflutung behufs Vertilgung der Insekten, Erhaltung gi'ößerer Wasserstände in den Flüssen, zur Sicherung ihrer SchiÖ'barkeit usw. gehören in das Gebiet der Phantasien. Für bewaldete Gebiete ist d i e beste Bewässerung die Unterlassung der Entwässerung.

c) Entwässerung. Dauernde Entwässerungen sind mu* bei aus- gedehnten, mit mangelhaftem Holzwuchse bestockten oder holzleeren Ver- sumpfungen auszuführen: ist die Fläche zugleich vertorft, so wird zu- erst eine Entwässerungsanlage durchgeführt mid die Fläche abgetorft. Soll die Fläche wieder Torf werden, wird die Entwässerungsanlage wieder beseitigt; soll sie dauernd mit Holzwuchs versehen werden, wird die Entwässerungsvorrichtung erhalten; letzteres gilt auch für Grünlands- oder Flächenmoore, welche mit einem besseren Waldbestande versehen werden sollen.

524 Siebzehnter Abschnitt. Bodeupflege und Bodenverbessorung.

Es gibt zahlreiche Fälle im AValde , in denen nur eine vorüber- gehende Entwässerung angezeigt ist, um die Schwierigkeiten für Waldbegründung oder für das Aufwachsen des Waldes zu behoben. Ist die Verjüngung geschehen, hat sich der Waldzustand gehoben, so ist für weitere Drainage durch den Wald selbst gesorgt. Solche vorüber- gehende Entwässerungen sind Versenkungen des Grundwassers z. B, durch Stückgräben, welche in tiefere Sickergruben ausmünden (System Kaiser); Ringgräben fangen das nach einer Mulde zuströmende Tag- wasser auf; Entwässerungsgräben mit Faschinen ausgefüllt und mit Erde bedeckt erleichtern die Kultur der Fläche; solange sie Wasser führen , widerstehen die Faschinen der Fäulnis mid erfüllen sie ihren Zweck; wird den Gräben durch den heranwachsenden Bestand all- mählich das Wasser entzogen, so verfaulen die Faschinen, und es ver- fallen die Gräben, nachdem sie ihre Schuldigkeit getan haben. Ver- sumpfungen kleinster Ausdehnung werden in gebirgigen Geländen oft dadurch verursacht, daß eine kleine Mulde von einem morschen Baumstamm oder von angehäuften Ast- und Laubmassen abgeschlossen wird , so daß Wasser sich anstaut. Die Beseitigung der Hindernisse genügt, wenn man nicht vorzieht, solche Stellen als Wasserbehälter oder aus ästhetischen Gründen unberührt zu lassen.

Es ist für viele ein Zeichen des Fleißes, für den Verfasser ein Zeichen des Überfleißes , wenn jede , selbst die kleinste Versumpfung im Walde durch Entwässerung „unschädlich" gemacht, wenn jede Wiese im Walde durch Aufforstung „verbessert" wird. Beide nützen in der Regel in der gegenwärtigen Verfassung mehr, als wenn sie mit schweren Geldopfern in Wald umgewandelt werden. Über diesen Punkt wurde bereits früher gesprochen.

Wasser arbeiten größeren Um fang es, wie sie Korrektionen von Flüssen. Tieferlegung von Seen erfordern, wirken für das umliegende Gelände immer als Entwässerung. Sind die Bodenverhältnisse gute und die Niederschlagsmengen sehr reichlich geboten, wie dies z. B. in Mitteleuropa bei allen Elevationen über 5U0 m der Fall ist, so ist die Entwässerung für die benachbarten, bewaldeten Gebiete belanglos; je geringwertiger aber der Boden, je geringer die Erhöhung und damit die Niederschlagsmenge während der Vegetationszeit, um so gefähr- licher kann eine solche Wasserontführung für den anstoßenden Wald werden. Andererseits sichern Flußkorrektionen und Dammbauten gegen Überschwemmung der Waldungen entlang dem Ufer der Flüsse.

Überschwemmungskatastrophen gibt es auch im ganz unbevölkerten Urwalde. Die gefährlichsten AVassermassen der Kulturländer kommen in der Regel nicht aus den Regionen der oberen, sondern der mittleren Flußläufe, wo der Wald am meisten beseitigt, der größte Teil der fallenden Niederschläge nicht mehr in den Boden einsinken kann, viel-

Siebzehnter Abschnitt. Boilcnpflej^e und Bodenverbesserung. 525

mehr durch Griil^en und Kanalisationen für die müglichst beschleunigte Abtuhr des Wassers in die Flüsse gesorgt ist.

Immerhin schwächt der Wald die Hochwasser- und Wassermangel- wirkung ab, indem er, wie schon friiher erwähnt, für eine gleichmäßige Verteilung der oberirdisch abfließenden oder in den Boden einsickernden Wassermengen sorgt; auch aus diesem Grunde ist es wünschenswert, daß der Staat vor allem die Gebirgswaldungen in seine Hände bringt, um die für das Tiefland wichtige Kontinuität der Bewaldung zu sichern. Um im gebirgigen Gelände den Wald zu unterstützen und den Wasser- ablauf möglichst einzuscliränken, haben sich Stückgräben vortretFlich bewährt; sie sind zuerst in der Rheinpfalz (1870) zur Anwendung ge- kommen.

3. Erhaltung b z w^ Herstellung eines normalen Lockerungsgrades im Boden,

Ein normaler Lockerungsgrad wird durch die Waldvegetation selbst und die Tiere des Bodens allmählich hervorgerufen: Voraussetzung hierfüi- sind jedoch passender Bestandesschluß, Strevunischung und Sicherung einer normalen Verwitterung der Abfallstoffe. Mehrfach sind in neuerer Zeit direkte Bodenlockerungen im Walde durch verschiedene Werkzeuge empfohlen worden; besonders ist hierin Dänemark voran- gegangen. Es muß erst abgewartet werden, ob das Mehr an Zuwachs so groß oder größer ist als das Mehr an Ausgaben Die beste Boden - lockerung läßt sich freilich erzielen in Verbidung mit Bodendüngung; welches Düngemittel festen Boden lockert und lockeren festigt, wurde bei der Düngung des Pflanzgartens bereits besprochen.

Durch Kahl schlag freigelegter Boden erhärtet; unter Schirm besamter Boden bleibt in seinem normalen Lockerheitsgrade. Ver- heideter Boden neigt zm' Bildung von Bleichsand und Humussand- stein oder Ortstein. Dieser letzteren Bodenentartung vorbeugend, wirkt der Ausschluß der Heide durch Zwischenbau oder Unterbau einer be- schattenden Laabholzart. Damit läßt sich auch eine allgemeine Boden - Verbesserung erzielen, welche in Föhrenbeständen HL— V. Bonität zur Pflicht für den Wirtschafter wird. Damit aber eine anspruchsvollere Laubholzart Fuß fassen kann, wird eine Düngiing flächenweise, streifen- weise oder punktweise, je nach der gewählten Begründungsart der Föhre und ihres Zwischen- oder Unterbaues, notwendig werden. Ist Ortstein bereits vorhanden, so mag er mit dem Untergrimdspflug durch- brochen werden, worauf Föhrenanbau und Laubholzzwischenbau (wenn nötig letzteren nach vorheriger Bodendüngung) in wechselnden Streifen erfolgt. Zufolge der geringen Bodengüte bleibt das Laubholz unter- ständig. Schutz gegen Wild ist unentbehrlich, selbst bei geringstem Wildstande.

52«) Siebzehnter Abschnitt. Bodenpflege und Bodenverbesserung.

4. Erhaltung des Gleichoewic lit s zwischen Verbrauch und Aufschließung des vorhandenen mineralischen Re- servenäh rg eh altes des Bodens.

Die Aufschließung der Reservemineralien im Boden kann nur unter Mitwirkung von Kohlensäure erfolgen; diese aber entsteht im Boden durch Auflösung der Abfallstoffe der Bäume als da sind : Laub, Nadeln, Zweigstücke, Rinden- und Holzteile, Knospenschuppen, Blüten- und Früchtereste und andere, sowie durch Verw^esung von Tieren, Pilz- fäden, Bakterien u. dgl. Ihre normale Zerstörung, die normale Auf- lösung kann nur bei einem bestimmten Feuchtigkeitsgrade und bei An- wesenheit von Bakterien, Tieren und wachsenden Wurzeln sich ab- spielen. Die Bodenfrische wird gesichert durch einen mäßigen Be- standesschluß, wie zu 2 a oben erörtert wurde.

Schädlich, weil die normale Zersetzung der Streuabfälle unter- brechend oder hindernd, sind :

a) Alle Maßnahmen, welche den mäßigen Bestandesschluß jählings unterbrechen, vor allem Kahlschlag, der die Verbrennung, Ver- flüchtigung, Verwehung oder Erhärtung der Streu nach sich zieht oder üire rasche Aufzehrung durch Unkrautwuchs bewirkt; ähnlich wirken plötzlich einsetzende starke Durchlichtungen, allzu tiefes Untergraben der Streu bei Bodenbearbeitungen.

b) Ungeeignete Erziehungsformen, wie Beibehaltung eines allzu dichten Bestandesschlusses bei Eintritt ins Baumalter; dadurch wird die Zerstörung der Abfallstoffe verlangsamt oder ganz aufgehoben und Rohhumusanhäufung herbeigeführt; die Verheidung des Bodens unter Lichtholzarten verursacht Bleichsand-, im schlimmsten Falle sogar Ortsteinbildung.

Nützlich sind:

a) Mischung der Holzarten, da Mi seh streu sich leichter zersetzt als reine Streu. Nach der Methode des Verfassers würde sich durch den allgemeinen Unterbau aller Holzarten beim Eintritt ins Durchlichtungsalter stets Mischstreu ergeben, welche zwar auch durch die Kronenmischung verschiedener Holzarten, aber nur mit gi'oßen anderweitigen Opfern erreicht werden kann.

b) Verbot der Streuunternahme, Ablösung von Streurechten, Er- schwerung der Streunutzung durch Bodensträucher , Gestattung der Streuentnahme nur auf den besseren und besten Böden, solange bis die Streuabgabe ganz eingestellt werden kann ; Abgabe der Streu, wo sie durch falsche Erziehung des Bestandes angehäuft wurde und Korrektur der Erziehung in der Zukunft.

c) Schutzmittel gegen Streuentführung durch den Wind und Streuvernichtung durch Feuer; Anlage von W i n d m ä n t e 1 n und F e u e r m ä n t o 1 n am Bestandsrande, in Europa am

Siebzehnter Abschnitt. Bodenpflege und Bodenverbesserung. 527

Südwest- , "West- und Nordwestrande , oder auch bei lockerstehenden Waldungen durch Wiederholung von Wind- und Feuermänteln im Be- standsinnern. Ohne Windmantel erstreckt sich die Laubverwehung und Bodenaushagerung bis auf 100 m ins Innere des Bestandes. Als Wind- und Feuermantel dienen: die Anlage eines schmalen, niederwaldartig behandelten Streitens von Laubhölzern: AnpHanzung von Fichte, Tanne und anderen Schatten ertragenden, immergrünen Nadelbäumen in mindestens zwei bis drei Reihen. Die Vortreti'lichkeit derartiger lebender Zäune als Schutzmittel gegen Laubverwehung und Boden- feuer wird aber zunichte gemacht, wenn den Nachbarstämmen das Überwachsen solcher Zäune gestattet wird ; auch Laubhölzer können für solche Zäune (z. B. Buchen besonders der Abart „Süntelbuche" ) Verwendung finden. F r e y ^) sagt, daß dauernde Waldmäntel hecken- artig geschnitten werden, somit Laubholz sein müssen; Laubholz- sträucher eignen sich ebenfalls; Fichten und Tannen entlang den Be- standsrändern seien ungeeignet. Über Feuerstreifen und ihre Behandlung sind die Erfahrungen und Veröffentlichungen von Dr. Kienitz (All- gemeine Forst- und Jagdzeitung verschiedener Jahrgänge) grundlegend. Man hat sodann empfohlen sowohl zum Schutze gegen Randaushage- rung als zum Besten des ganzen Bestandes und seiner Sicherung gegen Wind den Rand eines Bestandes nicht zu durchforsten, damit er sich als Windmantel dicht geschlossen erhält: besser dürften starke Durchforstungen und Durchlichtungen zum Ziele führen, da sie die Astbildung begünstigen-, die dänische Waldranderziehung (Metzger) ist hierfür der beste Beweis ; solche Säume sollten aber mindestens 2 m weit von der Nachbargrenze abstehen, damit der Nachbar nicht die Beseitigung der Äste verlangen kann. Derartige Wind- oder Wald- mäntel sollen eine Breite von 5 m besitzen. Vorzügliche Dien.ste leisten sodann jene Pflanzen, welche die Natur, sich selbst überlassen, als Windbrecher anzubauen pflegt, das sind die zahlreichen Sträucher; aber auch von diesen ist der hohe Bestand fernzuhalten. Schüpfer-) will weitständige Pflanzung am Waldrande und von Jugend auf kräftige Durchforstung ; auch im Innern des Waldes sollten die Süd- und West- ränder der Bestände derart behandelt werden als ein den Wald festigendes Gerippe, xluch der Vorschlag Thaler s^) an Wegrändern, Schneusen zum Schutze des Bestandes und aus ästhetischen Gründen eine Art Überhalt der schönsten wie auch breitkroniger. kurzschaftiger, knorriger Stämme zu wählen verdient Beachtung. K ulimann*) empfiehlt das Belegen der Laubwaldränder mit Reisig zum Festhalten der Streu;

') Allgem. Forst- u. Jagdztg. 1905. •-) Forstw. Centralbl. 1909. ^) Allgem. Forst- u. .Jagdztg. 1908. *) Allgem. Forst- u. Jagdztg. 1904.

528 Siebzehnter Abschnitt. Boileupflege und Bodenverbesserung.

gegen Riiidenbrand der Buchen, Fichten und andere soll Reisig am Stamme 3 (J m hoch mit Blumendraht befestigt werden. Reuß will die Waldränder durch Auflegen von Steinen auf den Wurzeln festigen.

Als Windmäntel sowohl gegenüber dem Bestände als gegenüber der Laubverwehung wirken die Loshiebsstreifen, welche mit den stärksten Pflanzen der schnellwüchsigsten, immergrünen Nadelbäume bepflanzt werden sollen. Diese Loshiebsstreifen haben den Zweck, den gegen Osten hin liegenden Bestand und Boden zu schützen, wenn der gegen Westen vorliegende Bestand frühzeitiger, wegen höheren Alters, beseitigt werden muß. Solche Streifen anzusäen oder gar der Natur zur Besamung zu überlassen, ist verfehlt.

Isolier mäntel werden bei der Gruppenverjüngung notwendig erachtet, z. B. um Eiche gegen Fichtenumgebung zu sichern; hierzu wird Buche empfohlen, die aber gegen anliegende Eichen nicht minder gewalttätig ist als Fichte; eher dürfte das Ziel mit Lichtholzarten wie Lärchen, Föhren und anderen erreicht werden ; nur kleine Gruppen be- dürfen des Schutzes : sie mit solch gefährlicher Umgebung anzulegen, war von Anfang an ein Mißgrifl'; bei Klein- und Großbeständen ist es besser die Berührungsränder als Wege oder Schneusen auszubauen.

Die Aufzehrung des Humus durch Unkraut und Strauch wuchs würde dem Wald keinen Schaden, sondern nur Ge- winn bringen, wenn der Unkraut- und Strauchwuchs durch den Wald- wuchs selbst wieder vernichtet würde ; denn in diesem Falle kämen zu den aus dem Boden aufgenommenen NährstotFen noch jene als Dünge- mittel hinzu, welche der Luft entstammen. Da aber der Unkrautwuchs, besonders Gras, genützt oder anderweitig als der Kultur hindernd be- seitigt wird, so ergibt sich für den Waldboden nicht nur kein Gewinn, sondern sogar ein Verlust an Nährwerten. Es ist aus diesem Grunde und besonders wegen der physikalischen Bodenverbesserung Er- leichterung der Durchlüftung, der Zufuhr von Wasser mit Kohlensäure in Lösung wertvoll, den Unkrautwuchs durch Unterbau iTutor Lichtholzarten oder auch unter durchlichteten Schattenholzarten zu vernichten oder ganz zu verhindern.

Der Unterbau. W^ie Borggreve spricht aurh FriekeM dem Unterliau jeden Wert ab; er schade als Mitzehrer eher; Fichtenunter- bau unter Eichen sei unschädlich, auch wenn die Fichte in die Eiehen- krone hineinwachse 1 Als Mitzehrer kommt Unterbau doch nur dann in Betracht, wenn er zimi Treibholze emporwächst; dazu aber be- darf es eines guten Bodens, der den Unterbau auch ohne Schaden ertragen kann.

Zu Un t erb aulio 1 zarten eignen sich in erster Linie Laub- hölzer, da sie die Hälfte des Jahres nicht belaubt sind und damit

Märkischer Forstverein 1900.

Siebzehliter Abschnitt. Bodcnpflege und Bodenverbesserung. 529

Liclit , Luft mul Regen freien Zutritt zum Boden gestatten , was der normalen Auflösung der Streu förderlich ist; immergrüne, schatten- ertragende Nadelbäume wie Fichten und Tamien , Eilien sind hier am ungünstigsten und so ungünstig wie immergrüne Laubholzarten ; besser als diese sind immerginine Halbschattholzarten wie Weymouthsföhren, Zürbeln, Scheinzypressen und andere. Unter den Laubhölzern steht an erster Stelle die Buche (Fagus), welche mit Recht die Mutter des Bodens, die Stiefmutter für andere Holzarten genannt wird ; an zweiter Stelle sind Alnus, sodann Hainbuchen, Ahorne, Ulmen, Linden u. a. ; unter den Nadelhölzernsind die Stroben die Bodenmütter. Dr. Kienitz') rät den Unterbau der Föhre mit der Schatten ertragenden Trauben- eiche: Weise-) schätzt die Hainbuche unter Föhren höher als die Rotbuche: Fr, Boden empfiehlt die Süntelbuche (Fagus silvatica lusus tortuosa) als Windmantel; sie wäre auch als Unterbau wohl zu ge- brauchen. Bodenschutz geben auch Sträucher wie Himbeeren, Hol- lunder, Haselstrauch, Brombeere, Brennessel und andere. Prof. Schwap- pach sagt, daß die im Walde durch die Vogelwelt eingebrachten oder aufliegenden Laubhölzer in viel umfangreicherem Maßstabe als es jetzt der Fall ist, ein für günstige Streimiischung und Humus- zersetzimg ausreichendes Unterholz schaffen wäirden, wenn die Pflanzen nicht fortwährend vom Wilde vernichtet oder wenigstens verbissen \\-üi-den.

Der Unterbau kann bei der Buche, Hainbuche, Linde dmxh Saat geschehen, indem mit der Kulturhacke eine flache Scholle vom Boden abgehoben wird, unter welche ein paar Körner gelegt werden: dm-ch einen Tritt mit dem Fuße schließt sich der fast horizontale Spalt ; eine solche Stecksaat im Abstände von 20 40 cm erstreckt sich als Voll- saat über den ganzen, zu unterbauenden Bestand. Sicherer ist Pflan- zung mit ein- bis dreijährigen (im letzteren Falle schwachen) Buchen und den übrigen Holzarten. Es wird dabei dasselbe Instrument wie für die Saat benützt, der Boden jedoch tiefer und von 50 zu 50 cm, schief eingehackt, wie dies bei der französischen Klemmpflanzung beschrieben wurde und die Pflanze eingeschoben; ein Tritt mit dem Fuß schließt den Spalt; ob der Bodenschutz gerade- oder kiiimmschäftig empor- wächst ist gleichgültig. Die Rolle eines Füllholzes in Lichtholz- beständen zur Abstoßung der Äste und Unterdrückung der Wasser- reiserbildung sollte dem Unterbau nur auf den beiden ersten Boden- bonitäten zugewiesen werden: überdies ist die Reinigung der Schäfte über eine bestimmte Länge hmaus kein finanzieller Gewinn, vielmehr ein Verlust an Masse und Rente.

') Märkischer Forstverein 1900. •-) Ebenda 1«98.

Mavr, WiiMbau.

580 Siebzelmter Abschnitt. Bodeiipflege uuil Bodcnverbesseruug.

Fichten unter Föhren werden in der Regel schon bei der Saat, als Mengesaat von Fichten und Föhren bcgi'ündet; wird die Fichte zu dicht gesät, leidet auch die vorwachsonde Föhre. Wird Unterbau ge- pflanzt, soll allgemein stets 1 m Abstand von den Zukunftsstämmen, nicht von den Zwischenstämmen eingehalten werden.

Würde den Holzarten neben Bodenschutz auch die Aufgabe eines Treibholzes im Jungwuchsalter eines Bestandes zufallen, z. B. bei der Staffelpflanzung, so würden, wie schon erwähnt, sich hierfür Licht- und Halbschattholzarten besser eignen als Schattenholzarten, welche die Nutzholzart zu einer astlosen, schlanken Rute emportreiben, welche ohne Stütze sich nicht aufrechthälten kann. Um Pflanzen zu sparen hat man den streifenweis en Unterbau sowie den gruppenweisen Unterbau des Bestandes vorgeschlagen. Die volle Wirkung übt jedoch nur der totale Unterbau der ganzen Fläche aus. Der Gedanke möglichst an Pflanzen bei dem Unterbau zu sparen, hat Berechtigung wenn der Unterbau mit starken Pflanzen, welche eine normale Loch- pflanzung erfordern, ausgefüllt werden soll: ein derartiger Unterbau beschädigt die Wurzeln des Hauptbestandes und ist vor Wildverbiß ebensowenig gesichert, wie die billigere Klemmunterpflanzung oder die Untersaat.

5. Erhöhung des vorhandenen Nährgehaltes des Bodens durch Düngung, Freiland düngung.

Es wird allgemein angenommen, daß bei Besclii'änkung der Nutzung auf die oberirdische Holzmasse, bei Vermeidung der Streu- und Stock- holzgewinnung der Nährgehalt des Bodens sich nicht abmindert, ja sogar sich erhöht und solche Holzarten, welche reichlich Streuabfälle liefern wie Buchen, Schwarzföliren, Weymouthsföhren, Roteichen und andere werden , geradezu bodenverbessernd genannt. Es dürfte dem höchsten Maße der Erwartung nach dieser Richtung hin voll ent- sprechen, wenn durch die oberirdische Holzgewinnung das Gleich- gewicht zwischen Entnahme und Aufschließung der Nährstoffe im Walde erhalten wird. Ist mit der Nutzung eine bodenschädliche Form verknüpft, wie der Kahlschlagbetrieb, der eine oft mehr als zehn- jährige Unterbrechung der normalen Bodentätigkeit mit sich bringt, so liefern, die mit jeder Umtriebszeit auf Sandboden abnehmenden Er- träge in diesem Betriebe den Beweis , daß unsere Hoffnung auf Er- haltung des Gleichgewichts, auf Nachhaltigkeit sich nicht erfüllt. Auf den besseren und besten Bonitäten ist die Abnahme der Bodengüte bis heute nicht nachweisbar; der negative Beweis ist aber wegen der UnvoUkommenheit der Untersuchungsmethoden kein positiver für die Erhaltung oder gar Zunahme der Bodenkraft. Die zunehmenden Vorschläge für Freilanddüngung sprechen für Abnahme der Boden- kraft.

Siebzehnter Abschnitt. Bodeupflege uml Bodenverbesseruug. ölU

Es liegt in der Natur der künstlichon Düngung, daß nur die Obi^- flächo des Bodens angereichert werden kann, somit nur den Wald- ptianzen in der friihesteu Entwicklung die Vorteile zugute kommen können. Aus diesem Grunde ist die Düngung der Saat- und Pflanz- gärten längst in Übung und auch in dieser Sclu-ift an geeigneter Stelle gebührend berücksichtigt. Die Düngung der Freikulturen, be- sonders bei Ödlandsautforstungen, gehört erst den letzten Dezennien an, wenn man von der Bier mann sehen Rasenaschegewinnung und Düngung absieht. Daß die Düngung, wie erwartet werden muß, zunächst das An- und Aufwachsen der Aufforstungspflanzen sichert und fördert, steht heute bereits fest. Der Wert der Entwässerung und Kalkdüngung von Moorflächen behufs Umwandlung in Wald durch die seichtwurzelnde Fichte kann nicht bestritten werden: für die tiefwurzelnden Föhren aber muß erst der Fortgang der Düng-ungsversuche zeigen, ob der er- höhte Aufwand sich rentiert.

Auf Sand- und Heideböden ist mit Kainit- und Thomasphosphat eui schnelleres Wachstum der eingepflanzten Föhre in der ersten Jugend recht wohl möglich ; doch stehen die Ergebnisse in keinem Verhältnisse zum Düngerverbrauch. So z. B. wird berichtet, daß auf dem Gute Hanloh in Westfalen „armer, grüner Sand"' für drei Versuche von je 1,4 ha Größe ausgewählt wurde. Auf der Fläche I wurde mit 4 Zent- nern Kainit und 4 Zentnern Thomasschlacke, auf Fläche H mit 8 Zent- nern Kainit und 8 Zentnern Thomasschlacke gedüngt; Fläche HI blieb düngerfrei. Achtjährige Föhi'enpflanzen erreichten: minimale Höhe aufl 1,35 m; auf H 1^5 m: auf HI 0,8 m: maximale Höhe auf I l,7o; auf n 2,25: auf HI 1,20 m.

Die gewaltige Düngermenge von 10 Zentnern auf V* ha hat die Höhe, weiche auf dem* „armen, grünen Sand" ohne Düngung erreicht wurde, nicht verdoppelt. Dazu kommt, daß eine Leistung von 2,2 m für achtjährige Föhren eine mittebnäßige ist, daß mit jedem Jahre die Wui-zeln immer mehr dem Düngerbereiche entrücken, so daß die Düngermenge gar nicht ausgenützt wird.

„Bahnbrechende Versuche" wurden auf „vollständig imfruchtbarem Boden" ausgeführt. Mit derlei Ki'aftausdrücken wird eine ziemhch skrupellose Reklame von selten der Syndikate der Thomasphospat- fabriken betrieben, welche mit Recht viele Wirtschafter in der Dünger- verwendung im Walde vorsichtig gemacht hat. Es ist gut, daß den Berichten der Fabriken auch zuverlässigere Berichte von impartenschen Forstmännern gegenüberstehen und einwandfreie Versuche m Preußen, Belgien, Holland, der Schweiz und anderen Ländern eingeleitet wurden. "Professor Schwappach i) konnte keine Wirkung bei Vordüngung, d. h. Düngung vor Anbau der Holzart wahrnehmen; Nachdimgmig hat

Zeitschrift f. Forst- u. Jagdw. 1907.

532 Siebzehnter Abschnitt. Bodenpflege und Bodenverbesserung.

sich bei im Wuchs stockenden Verjüngungen wirksam erwiesen : Zwischendüngung in Löcliem zwischen den Pflanzen und Anfällen der- selben mit Moorerde hat sich bewährt. Bodenlockerung wirkt wie Düngung, weshalb Schweineeintrieb angeraten wird. Nach Beobach- tungen des Verfassers wühlt das Schwein allzu große Löcher in den Boden und verzehrt zahllose, feine Wurzeln : Professor J e n t s c h ^) sagt, es sei den Holländern durch Bodenbearbeitung und Düngung gelungen, den Umtrieb ihrer Schälwaldungen auf 10 12 Jalu-e zu ermäßigen, während im angrenzenden Westdeutschland erst ein Umtrieb von 15 20 Jahren gleiche Erträge liefere. In einer späteren Bemerkung schränkt Jentsch^) sein Urteil wiederum ein mit dem Satz, daß die bisherigen Ergebnisse in Belgien und Holland die Brauchbarkeit der Walddüngung noch nicht beweisen würden. Nach Dr. Hornberger^) besitzen die meisten Versuche im Walde keine Beweiskraft, weil sie keine exakten Versuche seien; sie sind wegen Wechsels in Boden, Luft, Wärme , Bewässerung , Bodenbearbeitung allzu verschieden und nicht vergleichbar.

Die Einwirkung des Kalkes bei Freilanddüngung ist unbestritten. Dr. Vater empfiehlt die Kalkung des Rohhimius und Bodenbearbeitung; Kalkung bzw. Mergelung. sagt Dr. Hornberger, wirkt auf sehr viele Böden wohltätig. Die Einwirkung des Kalkes auf Rohhmnus ist von P. E. Müller und Fr. AVeis*) eingehend untersucht worden. Durch Kalk wird der Stickstoff des Rohhumus in eine für die Pflanzen assi- milierbare Form übergeführt, worauf die günstige Wirkung der Kalloing und Bearbeitung des Bodens in Buchenverjüngungen zurückgeführt werden muß. Nach Ramm ergibt Düngung mit Thomasmehl und Kainit bei Tannensaaten, nach Erdmann Kalk mit Bodenbearbeitung für Eiche auf Flottlehm gute Ergebnisse : Oberförster Koch will Beisaat der Lupinen in Fichtenkulturen. Nach E n g 1 e r und G 1 u t z '^ ) geben Acker- erbsen und Sauerbohnen auf kalkreichem Boden , Lupinen auf lehm- reichem Boden , gelbe Lupinen auf kalkarmem Boden und in höheren Lagen die Ackererbse eine Anreicherung des Bodens mit Stickstotf. Bei erschöpftem Boden soll vor dem Anbau der Lupinen eine mäßige Düngung von Thomasmehl vorausgehen : auf humusarmem, aber minera- lisch noch kräftigem Boden soll die künstliche Düngung unterlassen werden.

Verfasser möchte das Augenmerk jener, welchen die tram-igsten AValdungen, nämlich Föhrenbestände IV. und V. Bonität, zur Bewirtschaftung unterstehen, auf die Freilanddüngung solcher Bestände

') Mündener Forstliche Hefte 1900.

2) Forstw. Centralbl. 1901.

3) Zeitschr. f. Forst- u. .Jagdw. 1908.

*) Naturwissenschaftl. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtschaft 19u:;. ^) Mitteilungen der Schweiz. Zentralanstalt f. Forstwesen 1903.

Siebzehnter Abschnitt. Bodenpfleg;e und Bodenverbet^serung. o;i:i

mit Kainit , Thomasmehl, Rasonascho und antlere kalireiche Dünger hinweisen ; die Düngung hätte in Streiten zwischen den Pflanzreihen oder Saatriefen , oder punktweise an den Pflanzstellon kurz vor der allgemeinen Bodenverunkrautung solcher Krüppelbestände zu erfolgen, nicht um durch die Düngung dem Boden Nährstofle zur Hebung des Zuwachses zuzuführen das wären kostspielige Festmeter , sondern, um dadurch den Unterbau eines Laubholzes (Buchen, Hain- buchen, Weißerlen und andere) zu erzielen. Nur durch Laubholz- unterbau kann der Boden allmählich mit dem geringsten Aufwand an Mitteln auf eine höhere Bonitätsstufe gehoben werden, selbstverständlich vorausgesetzt daß, wie bei jedem Unterbau so auch liier, Streunutzung imd Wildverbiß unterbleibt.

Wenn der Erle dieselbe Eigenschaft wie der schmetterlingsblütigen Robinie, den Lupinen, EOeearten und anderen Papilionaceen zukommt, daß sie den Stickstoff aus der Luft aufnimmt und durch Verwesung ihrer Wurzeln in reichlicher Menge dem Boden zuführt, dann ist diese natüiiiche Düngung der künstlichen vorzuziehen: denn die Erle und alle schmetterlingsblütigen Bäume verbessern den Boden auch phj'si- kalisch, wirken in größere Tiefe, geben selbst Erträge und verursachen die geringsten Kosten. Erle freilich wird als Einbau und Unterbau, mit und unter Föhren, auf Böden unter HI. Bonität ohne Düngung kaum mehr verwendet werden können.

Vor allem muß betont werden, daß die düngende Wirkung der Streu nie durch künstliche Dünger ersetzt werden kann; Ersatz für Entgang an mineralischen NährstoÖen durch die Streunutzimg ist zwar leicht und billig ; aber die physikalische Wirkung der Streu ersetzt kein mineralisches Düngemittel.

Achtzehnter Abschnitt. Schutzwaldpflege.

Als Schutzwalduugen bezeichnet man solche Waldungen, deren Beseitigung eine besonders nachteilige, deren Anbau eine besonders wohltätige Wirkung hervorbringt. Am weitesten gefaßt ist der Begriff Schutzwaldung in jener Anschauung, welche die Bewaldung eines be- stimmten Teiles der Bodenfläche eines Landes verlangt, damit den Bewohnern das notwendige Holz nachhaltig gesichert sei. Wo der Holzbedarf gering ist, wie vor allem in den wärmeren Klimaten, wo die Bevölkerung geringe Ansprüche an den Wald für industrielle An- lagen erhebt, mag diese Forderung erfüllbar sein. Fast alle größeren Kulturvölker der Erde sind gezwungen die Vereinig-ten Staaten werden in Bälde folgen von den Holzvorräten anderer Nationen zu zehren. Selbst Deutschland, von dessen Bodenfläche 25 "/o bewaldet sind, muß alljährlich Holz im Werte von 3UU Mill. Mark vom Auslande beziehen.

Angesichts dieser Erscheinung muß als erste Forderung erhoben werden, daß alles aufforstbare Ödland im eigenen Lande in Wald umgewandelt werden soll , um den Holzbezug von auswärts ein- zuscliränken und ortragloses oder ertragarmes Land in ertragreiches Waldland umzuwandeln. Baimilose Flächen, welche höhere Erträge durch anderweitige Benutzung geben, zählen hier nicht zmn Ödland. Holz mangelt vor allem den Steppenregionen; für die Besiedelung und Urbarmachung dieser, für die Kultur und Entwicklung ihrer Bewohner ist Bewaldung die wichtigste Aufgabe, zu der schon die Schutzlosigkeit gegen die Unbillen der Witterung drängt. Abb. 1 S. 17 gibt die wichtigsten, durch Mangel an Niederschlägen waldlosen Gebiete der Erde (in horizontaler Strichelmig) wieder; hinzu kommen noch un- geheure , vom Menschen erst entwaldete und brach gelassene Gebiete, in welche der Wald aus eigener Kratt nicht wieder zurückwandern kann oder darf. Aus den naturgesetzlichen Grundlagen ergibt sich weiter, daß von diesen waldlosen Flächen nur ein kleiner Teil nicht aufforstungsfähig ist: nicht bewaldbar sind sodann jene Landflächen im

Achtzehnter Abschnitt. Schutzwaldpflege. 535

Norden und auf den höchsten Bergen , denen die nötige Wärmemenge für das Dasein von Wald fehlt. In der Aljbildung 1 sind diese Flächen durch vertikale Strichelung gekennzeichnet, wobei die waldlosen Re- gionen der höchsten Bergspitzen bei der Kleinheit des Maßstabes selbstverständlich nicht wiedergegeben werden konnten. Über die Auf- forstung von Ödland handelt der XIV. Abschnitt.

Als erstrebenswerte Wirtschaftsfigur und Wirtschaftseinheit er- scheint bei allen diesen Waldneuanlagen der Kleinbestand mit seiner Erziehung zur Verjüngung. Durch letztere allein besteht Sicherheit, daß das Ödland nicht zurückkehrt und die schweren Kosten der ersten AValdanlage bei der Begi'ündung der zweiten und folgenden Wald- generationen in Wegfall kommen. Als Begründungsart hat sich allein die Pflanzung mit starkem Material (Strauehzwischenpflanzung, Aus- wahlpflanzung) als wirksam gegen die zahlreichen Pflanzenfeinde auf den Ödländereien erwiesen.

Allgemein ist die Anschammg verbreitet, daß das Klima eines Landes eine wesentliche Änderung erleiden muß, wenn einstens wald- reiches Land entwaldet oder einstens waldloses Land bewaldet wird. In der Tat bestätigt die Beobachtung, daß Steppenklima zu Waldklima sich verhält wie Kontinental- zu Insularklima. Der Wald wirkt wie das Meer nivelHerend auf die Extreme in Temperatur und Feuchtigkeit. Die Wirkung des Waldes erstreckt sich jedoch nur über ein paar hundert Meter von seinem Dache hinweg in das waldlose Gebiet und erschöpft sich auf diesem Wege in Erhöhung der Luftfeuchtigkeit um einige Prozente und der Abstumpfung der Extreme um einige , Avald- baulich und gärtnerisch freilich sehr wichtige Grade. Unmöglich kann diese geringe Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und diese geringe Er- niedrigung der Temperatur genügen-, um die Niederschlagsverhältnisse eines Landes wahrnehmbar zu verändern, und die von Blanford im mittleren Indien gefundenen Zahlen über Steigerung der Niederschläge nach Wiederbewaldung harren noch der Bestätigung und Aufklärung. Aber Blanford s Beobachtung ist in alle Bücher übergegangen als Bestätigung einer weit verbreiteten Anschauung im Volke. Die Auf- forstungen in den regenarmen Gebieten der deutschen und englischen Kolonien von Südafrika sind ausgeführt in der HotFnung, daß der neu zu begründende Wald die Niederschlagsmenge im Lande mehren imd die kostspieligen Bewässerungsanlagen entbelu-lieh machen werde. Wenn auch die Hoftrningen auf erhöhte Niederschläge sich voraussicht- lich nicht erfüllen werden, so bleibt die HoÖnung auf eine bessere, gleichmäßige Verteilung der gefallenen Niederschläge im Boden nach der Bewaldung. Mit allem Fleiß und mit reichlichsten Mitteln sollte daher dort aufgeforstet werden zur Zurückhaltung der Wasserabdunstung^ zur Erhöhung der Sickerwassermengen, aus welchen Quellen und die Wasserläufe der Flüsse gespeist werden. Wald, der eine solche Rolle

536 Achtzehnter Abschnitt. Schut/.waldpt'lege.

erfüllt, sei es in den Steppen oder innerhalb der Waldregionen selbst im Gebirge, im Hügellande, ist Schutzwald. Man neigt zur An- sicht, daß es eine Bewaldungsfläche gebe, z, B. jene von Deutschland mit 25 '^'o, welche bezüglich der Wasserversorgung als „normal" zu be- zeichnen wäre. Man nennt deshalb Länder, welche diese Zahl nicht erreichen, waldarm, solche, welche sie übertreffen, waldreich: wald- normal aber können dabei alle sein. Die normale Bewaldungszahl muß für jedes Land eine andere sein und eigens ermittelt werden. Sie ist die Summe aller Schutzwaldungen. Schutzwaldungen sind zunächst alle Waldungen der Hochgebirge (Talsohlen ausgeschlossen); Länder mit Hochgebirgscharakter , wie z. B. Schweiz und Tirol, er- halten schon dadurch eine sehr hohe, normale Bewaldungszahl ; in Ländern mit Mittelgebirgen wird sie nieder sein, in ebenem Gelände kann sie Null sein, da dort Schutzwaldungen aus naturgesetzlichen Gründen fehlen könnet^ Li Ländern mit Kontinentalklima werden Schutzwaldungen umfangreicher sein müssen als in solchen mit Lisular- klima.

Die meisten Forstgesetze verbieten in den Schutz Waldungen der Gebirge den Kahlschlag, in der Erkenntnis, daß durch plötzliche Bodenentblößung der Abwaschung der feinen Erde, der Vergrasung, der Feuergefahr am meisten Vorschub geleistet wird; der urwaldartige Charakter des Femel- oder Plenterwaldes erfüllt am besten die For- derungen des Gesetzes, erschwert aber die Nutzung und beeinträchtigt die Rentabilität solcher Waldungen. Als ein Ausweg erscheint hier der Kleinbestandswald, der in schmale Saumschläge ausgeformt wird; jeder Saum besteht, wenn möglich, aus einer anderen Holzart, wird zur Verjüngung erzogen und im beschleunigten Schirmschlage ver- jüngt. Soweit noch Buchen wachsen als LTnterbau steigt sie viel höher die Berge hinan denn als Baum werden zum Unterbau Buchen benützt; wo es der Buche zu kalt wird, mag eine Straucherle oder Sorbus an ihre Stelle treten. Die Richtung dieser Saumhiebe ergibt sich aus einer früheren Betrachtung Seite 312; dieser saumweisen Klein- bestands Wirtschaft nähert sich C. Wagners Blendersaum, entfernt sich aber prinzipiell von diesem dadurch, daß für den saumweisen Klein- bestand Reinbestand mit späterem Unterbau als Wirtschaftsziel gilt. Die Verjüngung des saumweisen Kleinbestandes erfüllt auch die For- derung des Gesetzes, weil sie keinen Kahlschlag voraussetzt: vom Kahl- schlag aber hat diese Wirtschaftsform das Beste angenommen: seine hohe Rentabilität und große Einfachheit.

Als Schutzwald ist aufzufassen solcher Wald , der die A b r u t - s c h u n g der Erdschichten auf geneigten, von Quellen durchrieselten Hängen verhindern soll. Nur die Bestände einer tiefwurzelnden Holz- art können diese Forderung erfüllen. Die seichtwurzelnde Fichte er- höht durch das Gewicht der Stämme die Gefahr ; Föhren. Lärchen und

Achtzehnter Abschnitt. ScliutzwaKli>flege. 5;S7

Laiibliölzer, als kräftige Pflanzen ausgepflanzt, verbinden die gleitende Schichte am besten mit der Unterlage , selbst wenn diese nur von schmalen Spalten zerklüftet ist. Solche Hangvvaldungen wären am besten im Femelbetrieb zu behandeln.

Als Schutzwald erscheint eine lockere Anhäufung von Bäumen, welche hindern, daß die Weidetiere mit ihren Tritten das fruchtbare Gelände abwärts bewegen , lockern und der Abwaschung überliefern. Der aufgelöste Femelschlag schadet am wenigsten der Weide und schützt am besten den Boden.

Soll Wald im Hochgebirge gegen Lawinen schützen, so muß der Wald der größten Standfestigkeit die besten Dienste geben. Ein Wald von tiefwnirzelnden Holzarten und seine Erziehung im auf- gelösten Schlüsse ergeben sich aus diesen Forderungen von selbst. Muß die seiclitwurzelnde Fichte gewählt werden, ist ihre freiständige Erziehung und femelartige Verjüngung vorzusehen ; der Femelwald hat die größte, der gleichalterige. geschlossene Hochwald die geringste Standfestigkeit.

Als Windbrecher schützt der Wald landwirtschaftliches Ge- lände (besonders wichtig beim ßeisbau in überschwemmten Feldern), Gärten mit Zier- und Xutzbäumen, Ansiedelungen an den Meeres- küsten, in ebenen Geländen, vor allem in Steppengebieten. Um mög- lichst schnell das Ziel zu erreichen, werden immergrüne Holzarten mit tiefer Bewurzelung, rasch wachsend, auf gutem Boden, in weitem Ver- bände angepflanzt. Je nach Klima und Boden werden Föhren, Pseudo- tsuga, Tsuga, selbst Lärchen und Fichtenarten, Chamaecyparis, Thuja, dann auch Laubhölzer, immergrüne und winterkahle Verwendung finden können. Da der Schutz ständig gegeben werden soll, kann niu- eine Femelwirtschaft in solchen Windmänteln Platz greifen.

Als Schutz gegen Wasser, gegen Überflutungen bei Hochwasser, ist der Wert des Waldes gering. Er hält wohl bei Flüssen, welche vom Gebirge mit Geschieben beladen herabeilen, letztere zurück, ver- liert aber selbst an Wert, da in ihm die wertvolleren Baumarten aus- scheiden. Im Unterlaufe der Flüsse ist der Schutzwert des Waldes gering. Der Wald der besten Laubhölzer erstreckte sich einstens im Unterlauf des Mississippi bis hart an den Vater der Ströme. Heute haben Hochwasser den Wald auf mehrere Kilometer Breite zu beiden Seiten des Stromes weggerissen: sein Wert als Schutz gegen Hoch- wasser war somit Null.

Nach Prof. Dr. H o n d a s M Berichten hat der Wald an der Küste Japans bei schweren Hochflutkatastrophen durch Winde ( Taifun) oder Erdbeben sich dadurch wohltätig erwiesen, daß er die Masse des in das Festland einflutenden Wassers verminderte und die aus dem

') Dr. S. Honda, Bull. Tokio 1989.

538 Achtzelinter Abschnitt. Schutzwaldpflege.

Festlande vom zurückfließenden "^'ae^sor mitgeschleppten Menschen, Holzhäuser und Holzgeräte absiebte. Föhren, "Wacholder (Juniperus) und Eichen (Quercus dcntata) haben sich dabei bewährt: in den Tropen dürften die Mangi'ovewaldungen der Küste ähnlichen Schutz bieten. Für solche Waldungen ist Femelbetrieb nötig.

Der Schutz des Waldes gegen Sandverweh ungen, gegen Wanderdünen, ist gering; Wald selbst wird von der Wanderdüne all- mählich vernichtet, indem diese im Walde in ungeminderter Schnellig- keit weiterschreitet ; hier hilft nur das Übel an der Wurzel zu fassen, nämlich zu verhindern, daß Sandmassen in Bewegung gesetzt werden ; diese Festigungsarbeit bespricht der Abschnitt über Aufforstung von Odländereien.

Aus hygienischen Gründen kann ein Wald Schutzwald sein beziehungsweise kann seine Begründung wünschenswert erscheinen. Soll eine menschliche Niederlassung gegen giftige Gase , wie sie Fa- briken in der Luft ausstoßen , gesichert werden , soll gegen Ruß und Staub Schutz gegeben werden, so dürften wegen ihrer geringeren Emp- findlichkeit gegen Gifte, Laubhölzer, wie Ulmen, Ahorn, Linden, Akazien, Eichen sich besser eignen als die besser siebenden Nadelhölzer; letztere sind die besten Staubschützer ; die Bewirtschaftung solcher Waldungen ist Femelung.

Soll eine malariatische, fieberische, versumpfte Landschaft assa- niert werden, so genügt die Umwandlung in Wald wegen der ent- wässernden Wirkung der Bäume, wenn die Feuchtigtieit dem empor- dringenden Untergrundwasser zuzuschreiben ist ; rührt der Überschuß von Tagwasser, so kann eine Bewaldung das Übel noch vergrößern. In solchen Fällen hat die Entwässerung an Stelle der Bewaldung zu treten. Ist Bewaldung zu wählen, so nehme man Baumarten, welche bei ihrer Nutzung das wertvollste Produkt geben ; daß schon der Duft gewisser Baumarten (Koniferen, Eukalyptus) luftreinigend wirke, wird von verschiedenen Seiten bestritten. Für solche Waldungen ist Klein- bestandswirtschaft und -erziehung, behufs späterer natürlicher Wieder- verjüngung empfehlenswert.

Es darf nicht verschwiegen werden, daß hygienische Gründe auch zur Vernichtung des Waldes zwingen können; um den Menschen und seine Haustiere gegen schädliche Insekten (Buio, Tsetse) zu schätzen, ist in manchen ( Jrtlichkciten (Ostasien, Südafrika) das einzige Radikalmittel die Zerstörung der Heimat dieser Peiniger, des Waldes. Es dürfte sich in diesem Fall empfehlen, alle Ortschaften mit einem Ring von landwirtschaftlichem Gelände zu umgeben, um sie vom Walde zu isolieren: eines Versuches wert ist der Gedanke, ob nicht ein breiter Gürtel von scharfriechenden Sträuchern und Bäumen (Eukalyptus, Zanthoxylon und anderen), der die Ortschaften gegen den Wald hin ab- schließt, die lästigen Dipteren abzuhalten vermag.

Neunzehnter Abschnitt. Waldpflege aus ästhetischen Gründen.

Es kann nicht zugestanden werden , dem ästhetischen Empfinden lind den Ansprüchen der Schönheitspflege eine entscheidende Be- deutung bei der Wahl der Holzart, der Einteilung, der waldbaulichen Behandlung eines Waldes, der öffentliches Eigentum ist, einzuräumen. Solche Waldungen müssen heutzutage in erster Linie der Rente ge- widmet sein. Wer in seinem Privatwalde die Ästhetik, die Schönheits- pflege, an erste Stelle setzt, wie im Lustpark, wer Aifektionswerten die Behandlung seines Waldes unterordnet wie im Wildparkwald, treibt eine rentenarme Wirtschaft; das ist sein Recht und seine Sache!

Der Wildpark wald. Die Hege und Aufzucht des Wildes ver- langt in der Auswahl der Holzarten Futter und Schutz bringende Bäume. Futter geben Eichen, Buchen, Roßkastanien, Edelkastanien, Wildobst, Vogelbeeren und zahlreiche beerentragende Sträucher und Kräuter ; sie alle anzubauen und zu pflegen, und zwar in einem solchen lichtfreien Betriebe, daß sie möglichst oft fruktizieren, ist eine der Haupt- aufgaben des Waldbaues im Wildpark. Der Mittelwald leistet die Auf- gabe am besten: um aber Deckung zu geben, sind Dickungen von immergi'ünen Nadelbäumen wie Fichten , Tannen , sind geschlossene Hochwaldungen nötig. Wiesen und Wildremisen, breite Schneusen für Jagdzwecke sind unentbehrlich. Der Wildparkbetrieb weist Wald- bilder auf, welche im natur- und rentengerechten Kulturwald verpönt sind, wie Unterbau der Eichen mit Fichtendickichton , abgefressene Kulturen, angerissene oder geschälte Stangenhölzer, hohe Umtriebszeiten für das frühzeitiger stammfaule Xadel- und Laubholz. Der Kultur- waldbetrieb ist Waldbau auf der Grundlage der Naturgesetze der Holz- arten, des Klimas und des Bodens; die Waldpflegc ist Kampf gegen die Schädlinge im Walde, zu deren schlimmsten das Wild zählt. Der Parkwaldbetrieb ist Waldbau auf der Grundlage der Naturgesetze zur Erhaltung und Vermehrung der Schädlinge im Walde, der jagdbaren Tiere. Nicht ein Lehrbuch über Waldbau, sondern ein solches über Jagd hat daher mit der Wildpark wirtschajft sich zu befassen.

540 Neunzehnter Abschnitt. Waldpflege aus ästhetischen Grüudeu.

Der Lustparkbetrieb setzt die Schönheitspflege als oberstes Prinzip der waldbaulichen Auswahl der Holzart, der Begründungstbrm und ganzen Erziehung. Noch mehr als im Wildparkbetriebe sinkt im Parkwalde die Rente aus dem Walde herab. Bei der Auswahl der Bäimie und Sträucher genügen im Lustparkbetriebe die einheimischen Holzarten nicht; er ist frei von dem Vorurteile als ob fremdländische Gewächse nicht imstande wären , in dem Beschauer Befriedigung des Schönheitsgefühles zu erwecken; verwendet er doch gerade an den hervorragendsten Punkten eine fremdartige Holzart mit Vorliebe. Steht ihm ein fremdländisches Gewächs nicht zur Verfügung, benutzt er einheimische Spielarten, Variationen, Luxus in Blätter- und Kronen- formen , in Farben und Blüten. Er meidet freilich ein gruppen- oder gar bestandsweises Zusammenhäufen solcher Formen , weil sie den Eindruck dessen erwecken würden, was sie wirklich sind, krankhafte Erscheinungen und Mißgeburten der heimischen Flora. Verfasser er- kennt den Wert der heimischen Bäume, Halbbäume und Sträucher für Schönheitspflege unbedingt an, kann aber nicht finden, daß fremd- ländische Baumarten, wenn anders sie normal mit saftigem Grün empor- wachsen, häßlich sein müssen, weil sie nicht europäische oder gar nicht „deutsche Bäume" sind. Solche schönen Gefühle haben den Bäumen gegenüber keine Berechtigung, weil auch Bäume nicht den Patriotismus besitzen an der deutschen Grenze halt zu machen. Die „deutsche Eiche" ist in ihren Wohltaten und Leistungen unseren westlichen Nach- barn, den Franzosen, den Engländern, den Ungarn gegenüber viel gnädiger als gegen uns. Die „deutsche Buche" ist ebenso schön in Frankreich , England , Dänemark und Österreich wie in Deutschland. Jeder Baum, mag er herstammen, w^oher er will, ist in seiner Art, wenn gesund und normal erwachsend und erwachsen, schön und ge- eignet zur Zierde für Park und Wald; Verfasser hat in einer Garten- bauschrift den Satz aufgestellt, daß von zwei Baumarten, welche in ihrem ästhetischen Werte gleich sind, jene angebaut werden soll, welche, wenn sie wieder beseitigt werden muß, einen höheren Wert in ihrem Holze besitzt. Reine, gleichmäßige Bestände einer Art wirken ungünstiger als gruppen- und truppweise, als stammweise gemischte Waldbestände; auch der Kleinbestandswald, welcher an Stelle großer, reiner Bestände kleine, reine Bestände in verschiedenster Abwechslung der Art und des Alters im Walde verlangt, ist ästhetisch höher stehend zu betrachten. Die gleichmäßige Verteilung der Stämme in einem Be- stände ist auf die Dauer langweiliger als eine Abwechslung zwischen Stämmen und Gruppen; eine Baumgi'uppe aus „ästhetischen Gründen" auflösen heißt ihre Ästhetik zerstören.

Unter der Wirtschaft gilt mit Recht der Kahlschlag als die häß- lichste Form , weniger deshalb , weil er plötzlich an Stelle des Hoch- waldes eine Prärie setzt, sondern vielmehr, weil solche Kahlflächen,

Neunzehnter Abschnitt. WuUlpflefjjo aus ilsthetischen Gründen. 541

zwar alnvochslniiosrtMcli in Gräsern , Blnuicn- und Hhittpflanzen, in Beeronkräntern und -standen aller Ai-t stets genaue, geometrische Figin-en darstellen ; geradezu öde ist der Niederwald ; höher sticht der Mittclwald insbesondere seine hochwaldartigo Form : Hochwald in Plenter- oder Femeltbrm ist das ästhetische Waldidoal. Freilich fallen auch bei dem Femelhiebe starke , liebgewonnene Stämme und sie müssen fallen, um das Buschwerk zu erhalten und Jungwuchs nach- zuziehen. Mit dieser Feststellung erschöpft sich auch das Interesse, das der Waldbau an der Lustparkwirtschaft nimmt.

Der Schönheitspflege im Wirtschaftswalde sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Schriften gewidmet worden ; allen voran ist die Forst ästhetik von Sali seh (IL Aufl. 11)02) zu nennen; man kann sie betrachten als eine natürliche Reaktion gegen die unnatür- liche Unifizientng des Waldes mit einer Holzart, im Süden von Deutsch- land mit Fichte , im Norden mit Föhre. Niemand wird leugnen , daß der Schönheitspflege im Walde ein Platz gebührt, sobald dieser ohne Einbuße oder nur mit einem geringfügigen Entgang an Rente ein- geräumt werden kann.

Der Schönheitspflege obliegt die Sorge dafür, daß das Auge eines jeden, der in den Wald flüchtet zur Erholung, am Walde und seinen Gliedern sich erfreue. Er erwartet Schönheit, Erhabenheit, imver- fälschte Natur; an Stelle des klappernden, monotonen Lärmes, des Pfeifens und Tutens des wachsenden Verkehrs in der Stadt will er Naturlaute hören, wie das Rauschen des Windes in den Bäumen, das Ächzen der sich reibenden Stämme und Äste, das Singen, Pfeifen, Summen und Trommeln der fliegenden , springenden , flatternden, kletternden Tierwelt; er ersehnt im Walde an Stelle des Staubes und Geruches ätherische , harzige Düfte , reinen Ozon , reine Lüfte. Je weniger von all den gehotften Genüssen der Wald dem Wanderer bietet, je weniger dieser abgezogen wird von den alltäglichen Sorgen seines Lebens, um so geringer seine geistige und leibliche Erholung, um so niederer der ästhetische Wert des Waldes. Die Ästhetik des Waldes muß in der Erfüllung dieser Grundgedanken ihr Arbeitsfeld erblicken; sie kann es ohne merkliche Schädigung der Rente, obwohl in un- mittelbarer Nähe der Stadt es sich rechtfertigen läßt eine förmliche Parkwaldwirtschaft zu betreiben: „Die räumliche Ausdehnung einer solchen Wirtschaft" sagt Weise ^) vortrefflich, „braucht niu' eine sehr bescheidene zu sein und meist genügt ein schmaler Sclileier, um da- hinter die Waldwirtschaft in behebiger Form imbehelligt durch den Anspruch des Publikums treiben zu können." Verfasser hat schon vor Jahren den Gedanken angeregt, die Städte selbst sollten für eine park- artige Verbindurg ihres Weichbildes mit dem AValdo sorgen, indem sie

') W. Weise, Leitfaden für den AValdbau 19u:}.

542 Neunzehnter Abscßnitt. Waldpflege aus ästhetischen Gründen.

die dem Wege zum Wald anliegenden Gnmdstücke aufkaufen mid park- artig mit Laubhölzern bewalden sollten.

Im folgenden sind einige Aufgaben der Waldästhetik angedeutet; von Salisch, Sektionschef L. Diniitz^), Oberforsträto Wilbrand und Thaler, Prof. Siefert^), Dr. Scliinzing^), Oberland forstmeister Dr. Stötzor u. a. haben den Wert und die Ziele der Waldästhetik hei-vorgehoben. Dr. Kienitz*) hat an der Birke gezeigt, daß vielfach Waldästhetik und Waldschutz Hand in Hand gehen.

Jeder Holzart, welche am betreffenden Standorte überhaupt wachsen kann, sei eine ihrer Bedeutung entsprechende, wenn auch noch so be- scheidene Stelle im Walde eingeräumt; den Sträuchern, den Schling- und Kletterpflanzen seien die Bestandsränder insbesonders an warmen Hängen zugewiesen; dem prächtigen Efeu falle das Halbdunkel der Baumschäfte unter den Kronen zu; je mehr Stämme von ihm über- kleidot sind, desto besser und schöner, denn der Efeu ist an sich völHg unschädlich. Man erhalte kleine Blößen, kleine versumpfte Ortlich- keiten in ihrem Urzustände, belasse die Steine, Felsblöcke in den Waldungen, verschone hohle ohnedies fast wertlose Laubbäume für Höhlenbrüter oder bringe künstliche Brutstellen an. Man schone so lange als möglich besonders hohe, besonders dicke Bäume, welche die Wanderer im Walde immer bewundern und in Höhe und Alter so gerne überschätzen, während sie die dünnen Stämmchen immer imterschätzen ; man hege sorgfältig vereinzelte Monstrositäten, vielgipflige, knorrige, verunstaltete , sogenannte malerische Bäume , Abnormitäten in Form und Farbe, kropfige, verschlungene, vergabelte Bäume; man schneide aus dem Wirtschaftswalde einzelne Partien mit besonders starken, alten Bäumen als Natm^denkmäler aus, um einige, wenn auch ganz be- scheidene Andeutungen an den einstigen Urwald zu erhalten. Es ge- bührt Prof. Dr. Conventz das Verdienst diese Frage aufgegriffen und durch Beschreibmig der vorhandenen Naturdenkmäler in Preußen erfolgreich gefördert zu haben; Dr. H. Klein in Baden, Stütz er in Bayern und andere sind ihm gefolgt. Längst sind Vorschriften zum Schutze seltener Kleinpflanzen erlassen'"'); für selten gewordene Wald- bäume wie Eiben, Zirben, Prunus, Sorbus, Pirus und andere fehlen sie.

Den wärmsten Dank aller studierenden Forstwirte, aller Freunde des Waldes, seiner Schönheit und seiner ethischen Kraft haben sich die Fürsten von Schwarzenberg in Böhmen gesichert, indem sie ©in wirkliches Stück Urwald am Berge Kubanj- bei Eleonorenhain von

') Über Naturschutz und Pflege des AValdschönen. TJOT. '-) Der deutsche Wald, Festrede 190Ö. =*) Allgem. Forst.- u. Jagdztg. 1907. *} Märkischer Forstverein 1895.

^) H. Conventz, Schutz der uatürlich^'n Landschaft, vornehmlich in Ba^'ern. 19Ü7.

Neunzehnter Abschnitt. Waldpflege aus ästhetischen Gründen. 543

jeder Bonützimii- , jecler vei-üiidenulon Täti<^keit dunli den Menschen ausschlössen. Verfasser möchte den vor vieh'n Jahren dem Fürsten gegenüber bereits ausgesprochenen Wunsch wiederhohni, daß der Urwald gegen Wild geschützt werde, um den Unterwuchs und Anflug, ein Charakteristikum des Urwaldes, zu retten.

Urwüchsige , aber nicht urwaldartige Waldresto sind in Deutsch- land vielfach erhalten , am schönsten im Großherzogtum (Oldenburg. Die Amerikaner gelten in Europa als die schlimmsten Waldverwüster ; sie waren auch die ersten, welche Urwaldreste größter Ausdehnung als „Nationaleigentum" vor weiterer Verwüstung zur wissenschaftlichen Belehrung und ethischen Bewertung dem Feuer und der Axt entrissen. Fällt im Kulturwalde ein alter, morscher, hohler Baum zu Boden, so lasse man ihn liegen, wenn er ohnedies nur gering-wertig oder ganz wertlos ist. Sein ästhetischer Wert als Erinnerung an den ehemaligen Urwald, als Baumleiche, für alt und jung als Ruhebank erkoren, ist viel höher, denn sein reeller als Häufchen Asche. Man lasse die Pilz- früchte mit Ausnahme jener wenigen, welche als Schädlinge der Bäume erkannt oder wohlschmeckend sind-, man verschone allen Unterwoichs, dessen Beseitigmig dem Wald keinen Nutzen, vielmehr Schaden bringt, da man den kleinen Vögeln im Walde die Sicherheit gegen ihre Feinde raubt. Man überwache oder halte besser ganz fern jene gewerbs- mäßigen Vernichter der Waldästhetik, jene Hyänen des Waldes, welche von städtischen Unternehmern angeworben, in Scharen in den Wald geschickt werden, um alles, was den Wald schmückt, auszureißen und in riesige Körbe oder Säcke zu stopfen. Zentnerweise werden Moose und Farne abgerupft, die Seerosen aus den Teichen gefischt, alles, was bunte Blüten, Früchte, Herbstblätter trägt, schonungslos zeirissen, und zurück bleibt buchstäblich die Verwüstung. All dieser Schmuck des Waldes wandert in die Stadt und nach wenigen Tagen oder selbst wenigen Stunden ästhetischen Genusses in die Kehrichttonnen. In der Nähe der Städte ist diese aus Mitgefühl für Arme hervorgegangene Duldung zu einer die Schönheit des AValdes vernichtenden, die Jagd belästigenden, den einsamen Wanderer im Walde in Ruhe und Sicher- heit bedrohenden Plage geworden. Das Bestreben, den Wald in die Stadt zu zaubern, vernichtet allen Zauber im Walde. Der Genuß ist nm- echt in der freien Natur selbst ; dahin sollen die Städter wandern ; für ihre Bedürfnisse an Blumen- und Pflanzenschmuck im Hause sorgen die Gärtner.

Man vernichte im Walde schonungslos Sperber und Habichte, schone die Eulen, Bussarde, Rüttelfalken, Spechte, den waldbaulich äußerst nützlichen Eichenstufer, den Eichelhäher; der Schrei der Eulen in lauwarmer Sommernacht, das Kreisen der Bussarde am blauen Himmel, das Rütteln des Falken hoch in den Lüften, das Hämmern der Spechte und ihi- Rufen, der Spottgesang des balzenden Eichel-

544 Neunzehnter Abschnitt. "Waldpflege aus ästhetischen Gründen.

Jiähers, alles das sind ästhetische Genüsse von seltener Kraft und Nachhaltigkeit,

Man entwässere, wenn es sein muß, nur in otienen Gräben, um das herrliche, ästhetische Wasser in der Sonne glitzern zu sehen, um es zu hören, wenn es über Hindernisse hinweglärmt. Man vermeide alles, was an die menschliche Tätigkeit im Walde allzuoft erinnert, wenn es Mittel gibt, das gleiche auf weniger aufdringlichem Wege zu erreichen. Man vermeide Leimringe an den Bäumen in der Nähe der Waldwege, 'wenn dies ohne Gefahr für den Wald geschehen kann, vermeide den Wald mit üblen Gerüchen zu erfüllen, um die Tiere von den Kulturen zu scheuchen , wenn es besser wirkende Mittel gibt ; wenn eingezäunt werden muß, wähle man eine geschmackvolle Form oder einen Zaun, den man erst sieht, wenn man auf ihn stößt (Draht- zaun), und wenn im Walde Verbote über Schießen, Hundeführen, Be- treten der Kulturen und dergleichen gegeben werden müssen, so sage man dies in empfehlender, nicht in gebietender Form, damit die zahl- reichen Besucher und Freunde des Waldes, welche dem lieben Walde zuliebe gerne folgen, nicht jählings und auf Schritt und Tritt aus alleii Freuden, Träumereien und Genüssen geworfen werden; die schlimmen Elemente hält die Furcht vor dem schützenden Beamten mit besserem Erfolge fern als angedrohte Paragraphen und Strafen.

Auch der ästhetisch schönste Wald wird auf das Gemüt des Menschen nicht einwirken können, wenn der Mensch nicht erzogen ist zur Empfänglichkeit für ästhetische Genüsse, wenn ihm nicht von Bandheit an im Hausgarten und in der Schule eingeimpft wird, daß auch Bäume Lebewesen sind, daß ihr sinnloses Ausreißen und Zer- fetzen ebenso häßlich ist wie das Zertreten, Morden und Quälen der Tiere, die auf dem Boden kriechen und von Unverständigen als giftig oder schädlich hingestellt werden. Li den Schulen sollte , wie Forst- inspektor Syrutschek verlangt, ein Teil des Sc-hulgartens als Saat- und Pflanzgarten ausgeschieden sein, in welchem Säen und Pflanzen gezeigt und zur Beobachtung des Werdeganges der Waldbäume an- geregt werden könnte. Der Arbor day der amerikanischen Schulen verdient Nachahmung : belehrende Ausflüge in Wald und Flur gehören in das Schulprogramm. Der Wald mag noch so reich an ästhetischen Reizen und Objekten für Beobachtung und Zerstreuung sein, wer das Sehen nicht gelernt hat, schaut herum und sieht nichts.

Der hochverehrte Altmeister des Waldbaues, Karl Gay er, eine künstlerische, feinfühlende Natur, ein Feind aller Künste und Künsteleien im Walde, der unermüdliche Kämpfer für Rückkehr zur Natur, hat die letzten Worte, welche sein lebhafter Geist ersann und seine form- gewandte Feder niederschrieb, der Ästhetik im Walde gewidmet. Mit seinen letzten Worten, welche er zu Beginn des Jahres VM)7 an die

Neunzehnter Abschnitt. Waldpflege aus ästhetischen Gründen. 545

( )ftentlichkeit richtete, sei dieser Abschnitt geschlossen : „Das Schön- heitsgefühl wird um so reicher befriedigt, je gewissen- hafter die Grundsätze einer naturgesetzlichen Wald- behandlung überhaupt Beachtung finden-, denn die Ge- setze der Natur stellen uns einzig und allein auf den Boden der Wahrheit und damit der ungezwungenen Schönheit."

Mayr, Waldbau. 35

Zwanzigster Abschnitt

Der Kleinbestandswald,

Vorschläge für eine natur- und rentengerechtere Waldwirtschaft.

Im eigentlichen Sinne des Wortes ist der dem Urwaldc am meisten sich nähernde Plonter- oder Femelwald die Wirtschaft anf kleinster Fläche : denn alle für den betreffenden Standort passenden Holzarten, alle Altersklassen drängen sich auf kleinster Fläche zusammen; eine kahle Stelle größer als ein Trupp kann nicht entstehen: die Ver- jüngung ist eine natürliche im sogenannten Femelschluß. Diese lu-spüngliche, natürliche Waldform gilt noch heute und galt der nach geometrischen Figuren strebenden Forsteinrichtung des vergangenen Jalu-hunderts als ein Chaos, in das nur Ordnung gebracht werden könne durch Wirtschaften, welche bei der Verjüngung eine gi'oß- flächenweise Beseitigung der Bäume aller Stänmae beim Kahlschlag, eines Teiles der Stämme beim Schirmschlag vorschreiben. Damit verschwanden die Femelwaldungen in der Ebene und im Hügellande, selbst im Hochgebirge und an ihre Stelle traten gleichaltrige Waldungen größter Ausdehnung: der erste Schritt vom jungholzreichen Femel- walde zum gleichmäßigen Hochwalde war leicht : der Übergang zur nächsten Waldgeneration vollzieht sich bereits unter erhöhten Schwierig- keiten, so daß erhöhte Ausgaben für künstliche Verjüngung notwendig werden. Der Übergang vom Femel- zum gleichaltrigen Hochwald in großen Beständen hat schwere Gefahren gebracht, so daß noch heute der Femelwald als das Waldideal zur Erhaltung der Holzarten, der Bodenkraft, zur Sicherung gegen Naturereignisse gilt. Zu ihm zurück- zukehren, ist eine Unmöglichkeit geworden, denn er entspricht nicht den Forderungen einer rentablen Waldwirtschaft von heute. Nur die aus dem Urwaldzustande erst heraustretenden Waldungen , welche an Absatz und Personal Mangel leiden, sind in Ermangelung einer inten- siveren Bewirtschaftung dem periodischen Femelbetrieb unterworfen. In den dichter bevölkerten Kulturländern muß die Rentabilität mehr und mehr in den Vordergrund der vom Walde zu leistenden Aufgaben treten, und eine rentable, d. h. rationelle Wirtschaft wird heutzutage

Zwanzigster Abschnitt. Der Kleinhestandswald. 547

ZU einem Kompromiß zwischen dem ökonomischen Prinzipe des nützenden Menschen und dem natm-^jesetzlichen der aufbauenden Naturkräfte zu gelangen suchen.

Die einfachste und bequemste aller Wirtschaften, der Kahlschlag, wird nur der Rentabilität voll gerecht, die Forderungen der Natur vernachlässigt er, nicht ungestraft, wie die schweren Waldkatastrophen beweisen; er vertreibt die Holzarten zugunsten einiger weniger, er vermindert langsam aber stetig die Bodongüte. Gay er hat dem reinen Bestände seinen Mischbestand, der künstlichen Verjüngung seine natür- liche in Gruppenform unter Schirm entgegengestellt. C. Wagner sucht in seinem „Blendersaum", im saumweisen Schirmschlage, Natur- verjüngung und Holzartenmischung zu erzielen. Gayers Methode hat, da die Bestände für ihre Verjüngung nicht erzogen wiu'den, vielfach ganz versagt, vielfach nur Stückwerk ergeben-, der langsame Ver- jüngungsgang hat schwere Nachteile für die Rentabilität gebracht, und was die Mischbestände anlangt, so nehmen sie auch in Bayern, wie die offiziellen Ausweise ergeben, nicht zu und der größte Teil dessen, was heute , kurz nach seiner Begründung , als kleingruppenweiser oder stammweiser Mischbestand erscheint, wird im kritischen Alter des Stangenholzes ohne fortgesetzte Hilfe und Kostenaufwand wieder reiner Bestand werden. Im Kahlschlag wie im Schirmschlag müssen die Rein- bestände größter Ausdehnung zunehmen, solange die Einteilung des Waldes, welche auf dem Großflächenprmzip beruht, beibehalten wird.

Will man der Ausdehnung imd den Nachteilen der Reinbestände erfolgreich entgegenarbeiten, muß man die Axt an die Wurzel des Übels anlegen, an die Forsteinrichtung, deren Einwirkung auf die ganze Waldwirtschaft aus früher Zeit her noch in der Gegenwart jede freiere Entwicklung einer naturgemäßen Waldbehandlung hemmt. Die Ein- teilung des Waldes muß geändert werden aus Gründen, welche naturgesetzlicher Art sind, der reine Bestand aber muß beibehaltenwerdenausGr ü^'n den, welche finan- zieller Natur sind.

Die Einteilung in Distrikte und Abteilungen mag aus betriebs- technischen Gründen beibehalten werden, die Unterabteilung aber, der heutige Bestand, soll abermals aufgeteilt werden in Bestände von 0,3 bis 3 Hektar Größe, in Kleinbestände, welche ständige Wirtschaft sfiguren sind; jeder Kleinbestand besteht aus einer anderen Holzart., in sich aber ist er ein reiner Bestand. Wo Aus - formung des Geländes wie Gebirge und Hochgebirge, Sandboden, nasser Standort, kühles Klima es wünschenswert erscheinen lassen, kann die- selbe Holzart auch im benachbarten Kleinbestande sich anschließen, und mag die Einheit biszu 5 Hektar Größe steigen ; es ist aber \\iinschens- wert, daß solche Nachbarbestände größere Altersditferenzen zeigen.

Alle Kleinbestände werden so begründet und erzogen (durchforstet

35*

548 Zwanzigster Abschnitt. Der Kleinbestandswald.

und dnrehliehtet), daß sie etwa zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr mit einer Schatten- oder einer Halbschattenholzart (letztere nur unter Lichtholzarten) unterbaut werden können. Daß der Unter- bau zu Füll- und Triebholz wird, ist nur auf den besten Boni- täten und nur unter Lichtholzarten willkommen ; in diesem Falle aber ist der niedriger bleibende Teil des Unterbaues, wo immer er ent- behrlich erscheint, als überflüssiger Zelircr am Boden zu beseitigen. Sucht der Unterbau zwischen Halbschatten- und Schattenholzarten empor- wachsen, wird er auf den Stock gesetzt. Der Unterbau verwirklicht die Vorzüge, welche der gemischte Bestand auf den Boden ausübt, in gleicher Vollkommenheit , ohne die wertvollen Bestandsglieder in der Krone zu beeinträchtigen.

Die Durchlichtungshiebe der zweiten Lebenshälfte sichern gegen Naturereignisse: Kraft und andere nach ihm denken sich die Diu-ch- lichtungen allmählich so verstärkt, daß natürliche Verjüngung sich ein- stellt. Kommt sie wirklich, so erscheint sie zu früh ; sie beeinträchtigt die Erziehungshiebe, die zwei Zwecken dienen sollen, hemmt die Nutzung des Altbestandes und wird, weil vorwüchsig, schwer durch die Nutzung geschädigt. Der Kleinbestandswald will diese vorzeitige Verjüngung durch Unterbau verhindern. E. Andre sagt 1832: Wer seine Waldungen richtig durchforstet, hat vom Sturme nichts zu fürchten und kann eine Besamung haben, w^ann und wie er will.

Die kleinbestandsweise Mischung der Holzarten in einem Walde sorgt dafür, daß Kalamitäten durch Insekten, Stürme, Schnee nicht über den Rahmen des Kleinbestandes hinausgreifen.

Die Verjüngung ist eine natürliche unter Schirm mit allen Vor- zügen, welche dieser Verjüngungsform zukommen, aber ohne ihre großen Fehler der Langsamkeit und Ungleichheit. Den Zeitpunkt des Eintrittes der Verjüngung mag die Forsteinrichtung bestimmen; sie findet den Kleinbestand stets verjüngungsbereit. Die freistehenden Althölzer tragen öfter und reichlicher Samen, der Boden ist durch den Unterbau stets aufnahmefähig. Auf Teile oder auch im ganzen Umfange des Kleinbestandes wird in einem Samenjahre nach Abfall des Samens (bei Fichten und Föhren auch kurz vor Abfall des Samens) die Hälfte aller Stämme gefällt und gerodet, der Unterbau gerodet, soweit er nicht zu etwaigem Schutze der Verjüngung nötig erscheint. Wo die Rodung als Bodenverwundung noch nicht genügt, mag eine solche mit eigenen Werkzeugen hinzutreten. Alle unsere bisherigen Er- fahrungen über Naturverjüngung müßten Lüge sein, wenn nicht eine gi'ündliche Besamung der Fläche eintreten würde. Nach einem oder zwei Hieben wird der alte Bestand ganz beseitigt, die Verjüngung des ganzen Kleinbestandes kann in 5 6 Jahren vollendet sein ; wo ein Teil des ehemaligen Unterbaues zum Schutz l)elassen wurde, möge er fallen.

ZwaiizigstCT Abschnitt. Dor Kleinbcstaiidswuld. r(4'.l

wenn or seine Schuldigkeit getan: wo Nachhilte n()tig ist, wird du- wird die gleiche Holzart gepflanzt. Diese Naturverjüngung ist schnell, sicher und leicht, entspricht somit allen Anforderungen an einen rentablen und naturgesetzlichen Waldbau,

Die ersten Bedenken gegen diese neue Wirtschaft werden der FlächengTöße des Kleinbestandes gelten, welche zahlreiche Wege und Schneusen verlangen. Mustert man heute schon in den wenigen Be- trieben, in welchen Jungwuchspflego, Durchforstung und Durchlichtung auf der Höhe der heutigen Forderungen stehen, so sind sie alle ge- zwungen gewesen, die heutigen Bestände aufzuhauen, um ihr Inneres zugänglich zu machen. Die Größe der Bestände ist schuld, weshalb sie im Dickungsalter der Pflege, im Stangen- alter der entsprechenden Durchforstung sich entziehen. Mangels an Wegen ist manches Waldgebiet ohne Rente. Im inten- siven Betriebe durchziehen schon heute den „Bestand" zahlreiche Waldwege, meist ganz zufällig und ziellos entstanden. Der Klein- bestandswald beseitigt, wenn möglich, alle Wege, welche den Bestand selbst durchkreuzen, und legt sie an die Bestandesgrenzen. Die Mehr- zahl dieser Wege bedarf keines Aufbaues und keines Ausbaues; sie ergeben sich von selbst an der Berülirung zweier Bestände, weil ver- schiedene Holzarten aufeinander treffen (man vergleiche die Abb. 12 und 13 Seite 240 und 241). Diesen Weg als unproduktive Fläche zu betrachten und bei der Anlage und Flächenberechnung auszuscheiden, ist ebenso unzulässig, als die zahllosen, durchwurzelten Lücken und Berührungsränder verschiedener Holzarten innerhalb des Waldes als unproduktiv anzusprechen. Erst jene Wege, welche einer dauernden Zurichtung bedürfen und damit für die Wurzeln der Bäume und für die Holzproduktion unzugänglich geworden sind, können als unproduktiv bezeichnet werden. Das Aufhauen der Schneusen ist im Kleinbestande nicht nötig, da die einzelnen Bestände durch den Holzartenwechsel genügend voneinander geschieden sind. Breite Schneusen für Jagd- zwecke zu hauen, kann einem Wirtschaftswalde nicht zugemutet werden. Daß überhaupt die Jagd im Kleinbestandswalde zu kurz käme , dürfte weder der moderne, jagdelnde Forstwirt noch der veraltete, wirt- schaftelnde Jäger behaupten.

Der Anbau der Holzarten im Kleinbestande soll den Forderungen der naturgesetzlichen Grundlagen des Waldbaues und der zu erhoffen- den Rentabilität entsprechen; erstere verlangen, daß alle Holzarten, auch die bisher verstoßenen, auf den ihnen passenden Standorten angebaut werden sollen; das Relief der Holzarten soll genau das Relief der s tandörtliche nVerschiedenheiten im Walde wiedergeben; nur bei größerer, flächonweiser Gleichheit des Stand- ortes werden die Kleinbestände eine quadratische oder rechteckige Figur erhalten können: die Rentabilität reguliert das VorhäUiiis der

550 Zwanzigster Abschnitt. Der Kleinbestandswald.

anzubauenden Holzarten, wobei jene, welche gegenwärtig die ren- tabelsten sind, in den Vordergrund treten mögen.

Man wird sodann einwenden, daß es schwierig oder unmöglich sei, einen Klcinbcstandswald kartographisch darzustellen. Das mag sein. In den bayerischen Wirtschaftsregeln ist sogar die Einzeichnung jeder Verjüngungsgi'uppe in einem Bestände gefordert. Wer prinzipiell die Gruppengröße über 0,3 ha ausdehnt, hat bereits den Kleinbestandswald. Es muß der Forsteinrichtung überlassen bleiben, sich mit diesem neuen AValddetail abzufinden, da sie um ihrer selbst willen dasselbe nicht ablehnen darf. Augenscheinlich nimmt die Anwendbarkeit, ja Not- wendigkeit der Kleinbestandswirtschaft zu, je wärmer das Klima, je besser der Boden, je größer die Zahl der Holzarten ist, welche eine Waldregion beherbergt, und welche anbauwürdig erscheint. Im ameri- kanischen Walde mit seiner Baumartenfülle dürfte der Kleinbestand die beste Form einerseits zur Erhaltung wichtiger Arten, andererseits zur Begründung und zur Aufziehung derselben darstellen. C. A. Schenk in Biltmore sagt in seiner Silviculture 1904: „Amerikanische Forst- wirte werden für lange Zeit hinaus wenig Gelegenheit haben, Durch- forstungen auszuführen." Wo sie dringend notwendig wären zur Er- haltung der gewünschten Arten im Kampfe gegen die übermächtigen Un- hölzer, werden sie unterbleiben, da die Flächengröße, die Zahl der Unhölzer, die Unabsetzbarkeit des Materials und die Höhe der Löhne dies verbieten werden. Die mühevoll begründeten, wertvollen Nutz- holzarten werden unter die große Zahl der minderwertigen Arten wieder untertauchen. Dieses Problem löst nur der Reinbestand, dem ein Kahschlag mit künstlicher Begründung durch Pflanzung vorausgeht; nur der Kleinbestand schränkt die Reinbestände auf die naturgesetzlich zulässige Größe ein, sichert die Erhaltung der wert- volleren Holzarten und gestattet die Durchfülirbarkoit allenfallsiger Reinigungen, Durclitbrstungen und Durchlichtungen. Erst in der zweiten Waldgeneration kann an eine natürliche Wiederverjüngung solcher Kloin- bestände gedacht werden.

Für den ostasiatischen, den artenreichsten Wald, gilt das gleiche. AUe Versuche, die dort mit einer gruppenweisen Natui-verjüngung im Sinne G a y e r s unternommen wurden , haben fehlgeschlagen an der Überhandnähme der Unhölzer, vor allem des Bambus, und an der Un- möglichkeit, die Edelhölzer gegen die Unhölzer zu schützen, ohne die zu erwartende Rente aus dem Walde für die Erziehung des Waldes aufzubrauchen. Nur im Kahlschlag und durch sofortige Aus- pflanzung der Kleinbestands fläche mit einer Holzart kann der Kampf gegen die Unhölzer erfolgreich und die Erziehung möglichst einfach und billig gestaltet werden.

Vor allem müßtte die Aufforstung aller 0 dländereien, der Steppen oder Prärien, der Sandwüsten, der Sümpfe nach dem System

Zwanzigster Abschnitt. Der KleiubestandswaUl. 551

des Elleinbestaiidswaldey gescliehon; die Erziolinn<>- zur N'erjüngung allein gibt neben anderen Vorteilen die Aussicht, daß später eine Ver- jüngmig ohne Kahlschlage durchgeführt und damit der Rückkehr des Ödlandes vorgebeugt werden kann.

In der schmalen, saumweisen Ausgestaltung endlich wird, wie Beispiele zeigen, der Kleinbestandswald auch im stärker geneigten Ge- lände, selbst im Hochgebirge sich bewähren; er erfüllt die Forde- rmigen der Schutzwaldgesetze und gestattet dem Besitzer eine regel- rechte, rentenreichere Benützung seines Waldes.

Aber nicht bloß für den winterkahlen Laubwald und für den Nadel- wald, auch für den immergrünen Laubwald der Subtropen, ja selbst für den tropischen Wald von Afrika, Amerika und Asien mit seinem Maximum an Baumarten und Minimum an Wirtschaftern und seinen gi'ößten Schwierigkeiten in Begründung, Pflege und Er- ziehung verlangt eine vereinfachte, geregelte und rentable und dennoch naturgesetzlich aufgebaute Forstwirtschaft die Preisgabe des un- regierbaren, ausgedehnten Mischwaldes und seinen Ersatz durch einen kleinbestands weise gemischten Wirtschafts wald , der zu- nächst durch Kahlschlag mit darauffolgender Pflanzung, nicht Saat, seine Inszenierung und dm'ch Erziehung zur Verjüng-ung und Unterbau später seine natürliche Wiederverjüngung erfahren müßte.

Es wird wohl längerer Ze^iträume bedürfen, bis diese Vorschläge für eine neue Waldwirtschaft, für welche es an Vorläufern in der Literatur und Vorbildern in der Natur nicht fehlt, Anhänger und Ver- wirklichung finden werden; die neue Waldwirtschaft bedeutet ja einen Verzicht auf so vieles, was einfach und bequem ist, wie den Kahlschlag, die Durchforstungen auf das Unterdrückte, schließlich die Saatgärten und ihre Kleinarbeit; sie bedeutet die Aufgabe so mancher Lieb- habereien in Holzarten und Kulturmethoden, so manchen Vorurteiles gegen andere Holzarten; aber sie bedeutet dafür auch größere Holzmassen verschiedener Güte in küi'zerer Zeit, Verminderung der Kosten für Be- gründung und Erziehung des Waldes, Erhaltung der Bodengüte, Schutz der Jugend , rechtzeitige Nutzung des Alten , Rückkehr bisher ver- stossener Holzarten, Sicherheit des Waldes gegen Gefahren aller Art und für viele Millionen, welche den Wald aufsuchen zur Erholung, ästhetischen Genuß durch den Holzartenwechsel und dmxh die Rück- kehr der vom Einheitswalde vertriebenen, gefiederten Tierwelt.

Sachregister.

(Die lömisclion Zahlen hinter den Öticlnvürteni l>edoiit(ii : l. Naturgesetzlichc Grundlagen. II. Begründung. III. Pflege und Erziehung.)

Abemaki I 208.

Abies I 87, 90, 108, 111, 124, 128, 136, 138, 148, 145, 148, 149. II 283.

balsamea I 64, 66, 151.

ceplialonica I 64, 65, 151.

conrolor I 64, 66, 151.

firma I 68, 151.

grandis I 64, 66, 151.

liomolopis I 65, 152.

Xordmanniana l 64, 65, 152.

poctinata I 64, 65, 108, 152.

Pindrau I 65, 66, 67, 152.

Pinsapo I 64, 65. 152.

sibirica I 64, 152.

Veitchii 1 66, 152.

Wol)hiana I 65, 66, 153.

, r(>ino Bestände II 836, 434.

und Fagus II 352, 441.

und Picea II 852, 440.

und Pinus II 814, 328, 447.

und Quercns II 356, 446. Abietum I 65.

für. Fremdländische Arten II 468. Abkühlung 18/, 226. Abschwemnnung II 270.

Absenker I 142, 145, 180, 215.

l)HanznMg II 429.

Abtri."l)salt('r II 293. Abwaschung 1 244. Acanthoi)anax I 63, 65. U 467. Acer I «i8, 64, 65, 103, 104, 128, 136. 143, 182. II 2S8, 842, 344, 435.

californicum I 183.

canijiestre I 183.

Negundo I 188.

pruinosum I 188.

violaceum I 183.

nigrum I 183.

pictum 1 183.

phitanoides I 183.

Pseudoplatanus I 183.

rubrum 1 64, 184.

saccliarum I 64, 184. II 476. Aesculus 1 62, 68, 103, 104, 187. II 287. Ästhetik III 539.

Agaricus melleus I 155, 159, 162, 166, 173. II 288.

shitake I 198. Agaven I 27, Gl. Ahorn = Acer. Aianische Fichte 1 168. ^ Akagashi I 208.

/. Natin-fiesctzlühe Grvndkifiiv. IT. Bcq

Akamatzu I 166. Akazie = Robinia. Akinire 1 212.

Akklimatisation I 79, 104, 105. Akkomodation I 104, 114. Albizzia I 63. II 466. Ahler i 185. Alders I 184. Alepi»oföhre I 166. Aikaliböden I 112. Allnmination I 104.

Alnus I 64, 65, 66, 67, 90, 103, 111, 112, 148, 144, 184. II 283, 342, 344, 4:35, 483.

glutinosa I 110, 184.

incana I 110, 144, 185.

maritima 1 110.

rubra I 110, 185.

viridis I 213.

Alpenbrandwirtschaft II 271. 291. lärciie I 1.59.

Waldgrenze I 19.

Weidewirtschaft II 269.

zürbel I 74, 174. II 476.

Alpinctum I 19, ;38, 47, 58, 66, 71, 158, 167, 218, 244.

für, Fremdländische Holzarten II 468. Annn-ikanisclie Buche I 192.

Christusdorn I 194.

Edelkastanie I 189.

Hainbuclie 1 187.

Linde I 211.

Pappelholz I 196.

Platane I 200.

Roterle I 185.

Rotföhre 1 167.

Seiuisserbaum I 194.

Ulme 1 212.

W(>il5eiche I 204. Anbauergebnisse 1 115, 209, 246. Anljaufähigkeit I 52.

für fremdländische Holzarten 11 457. Anbaugebiet I, 123, 138. , künstliches I ,56, 74. , natürliches I 74. Anbau, künstliclier I 163. Anbauwürdigkeit I 174. Anciens II f 490. Anemoni' I 108. Anflug 11 294. Ankaufpflanzen II 390.

(Aufzucht) II 891.

(Behandlung* II 391, 392. ründting. III. I'flege loitl Erziehung.

Sachrt'^^istiT.

558

Anlage, individuell»' I 12s.

Anmalzen der Siinieroicn 11 'Alt'.

Anpajisung l 79, 104. 114.

Ansaat, künstliche l 226, 232.

, natürlidie 1 22(), 282.

Araragi 1 179.

Araucai'ia I 57.

Arbor vitae I 180.

Arbutus elialaponsis I Gl, (Ki

Arteuehaiakti-re L 126.

Arve I 174.

Ashes I 192.

Asiatisehe Korkeichf I 2(»8.

Assimilation 1 95. lOl, 281.

Astbruch 1 203. 229.

Astigk.'it I 222.

Astreinigung I 98, 132, 235. II 266, 289.

waldbetrieb II 277.

. riächenweiser 11 277.

femelbctrieb IL 277.

Wirtschaft II 283.

Asunaro I 180. Atlantische Zeder I 154. Atterenisiation 1 114. Aueplenterwaldungen 11 279. Aufästung 1 203. 111 517. Aufästungshieb II 297. Aufbewahrung der Sämereien 11 369. Aufforstung 1 171, 176, 209, 214, 244. Auflichtung 11 301. Aufschlag II 294. Aunes 1 134.

Ausformuugsvermögen 1 206, 139. Ausheben der PHanzen II 409. Ausladungsvermögen I 206, 239. Auslichtung 11 269. Ausschlag 1 142.

-betrieb II 272.

-Fähigkeit I 79, 142. 14:1. 172. formen 11 285.

ptlanzung 11 429.

-Verjüngung II 451. vermögen 1 216.

-wald 1 248. II 272. III 520. , dopi)elter II 274.

Waldungen II 281, 283, 285.

Avurzeln I 143.

Auswahlprianzung II 410, 426. Auszughauung Ifl 521. Auwaldung 1 214. 11 450.

Bald Cvpress 1 178. Balivaux III 521. Ballenptlanzuug II 417. Balsam «r I 151.

-päppeln II 475.

tanne I 151.

Bambusarten I 145.

-Waldungen II 277. Bank.sföhre II 473. Basswood 1 211.

Bastarde I 119, 126. 169, 200, 210, 220. BastardfJihre der Auvergne I 169. Baumfeldwirt.schaft (Cottas) II 271. Baumgattunjjen, klimatypische 1 67, 72. , zonentypische 1 72.

I. I^aturpesetzlnhe Grundlaijrn. IL

Baumgenossenschaft I 217.

-grenze I 13. , hasel 1 214.

I kroneniiineidieht I 96, 98.

t kronenschlulS 1 133.

luft I ^7.

schattenlicht I 96, 99.

-Vereinigung 1 218, 230. 233. II 250, 281, 2S4. 294.

wuchsjitl.'ge III .502.

Baveri.sclies Verfall reu II 261, 327.

B.eoli I 192.

Beeohes 1 191. I Begründung, künstliche II 361. ' —.natürliche II 286.

Beinweid(> I 215.

Beizen der Sämereien II 377.

Berberis vulgaris 1 213.

Berberize 1 213.

Bergahorn I 183.

-erle I 213. Ulme 1 212.

I Berührungsstreifen 11 253.

Besamuugshieb 11 259, 321. ' (ins Volle) 11 259.

Beschattung I 88.

Beschneiden der Pflanzen 1 133. 11 408.

Bestände, gemischte 1 218, 223, 235. II 284. 328, 350, 351, 438. , , reine I 218, 223, 231. II 316, 433. I , gleichalterige 1 235.

(Nachteile) I 222.

(Vorteile) I 220.

Bestandsbegründung 1 232. II 286, 431.

biologie I 219. 239.

durchbrecliung II 256.

erziehung I 93, 132. II 304.

formen 1 246.

große I 246.

löcher 1 99. 229.

ränder 1 99, 227. 11 253.

schattenlicht I 97, 100.

-Schluß 1 7S. 86, 89. 101, 131. II 292. Wirtschaft 11 253.

Betrieb, kahlscidagweiser 1 219.

, landwirtscliaftiicher II 273.

Betriebsformen II 249.

Betula 1 64, 65, 66, 67, 87, 90, 99, 103,

104, 107, 111, 112, 136, 138, 143, 185.

II 359, 436.

humilis 1 213.

lutea 1 186.

nana l 213.

occidentalis I 186.

papyrifera I 186. jube

pubescens I 186. ! verrucosa I 186.

und Picea II 356.

und Pinus II 359, 449. Bewässerung III 523. Bigshellbark Hickory 1 18s.

trees 1 167, 178. Bindigkeit I 112, 113. Bindung des Bodens l 244. Binueuluft 1 92, 227.

wärme 1 227.

Begründung. III. Pflege und Erziehung.

554

Sachregister.

Biota Orientalis I 62, ß3, H4, 65, 158. Birches I 185. Birkbergüberhaltbotrit'b I 271.

Wirtschaft 11 271.

Birkenbestände II 850, 48ti.

Birken und Fichtenmischbestände II

und Föhrenmischbestände II 859, zone I 19.

Black birch I 186.

Cotton wood I 201.

maple I 183.

spruce I 164.

Walnut I 195. Blasenrost I 173. Blattbleiche I 12, 88.

-bräune I 186. große I 78.

grüntod I 171, 17S.

Blattmeuge I 78.

mosaik I 98.

Blaue D(.nglasie I 176. II 467. 468, Bleichsandbildung I 48, 109. Bleistiftholz 1 155, 157. Blendersaum II 260.

(C. Wagners) II 264.

schlag I 228, 245.

Blitzgefahr II 266. Blockpflauzung (Hauch) II 420. Blue spruce I 164. Blütebeginn I 121.

-bildung I 147.

-Jahr I 189. Blumene^sche I 214. Blutbuchenbilduno: I 121.

Boden I 84, 106/ 115, 121. 126. 132,

II 281, 302. , dürrer I 112. , feuchter I 19, 112, 193, 200. , flachgründigcr I 107. , frischer I 112. II 808. , geringer I 110. II 282. -, guter I 110, 218, 215, 232. , nährstoffarmer I 112. , nasser I 112. II 308. , sauer reagierender I 112. , schlechter I 110. , seichtgründiger I 107. , tiefgründiger I 106, 180, 189, 191, , trockener 1 112. , versumpfter I 112.

aufschlieliung I 86.

bearbeitung II 808.

durclifenchtung I 113.

durchlüftung I 36.

einschlag 11 432.

empfänglichkeit II 338.

entblölJung II 281.

-feuchtigkeit I 25, 68, 86. 110, 112, 227. II 288.

gute I 78, 106, 110, 141, 219, 281,

II 252. konsistenz I 40.

-mangel I 42.

menge I 106.

nährgehalt I 111.

neigung II 282.

I. Natur gesttzlkhe Gnindlafien.

Bodenpflege III 522.

-pilze I 112, 113.

-rassen I 122.

-schütz II 267. holz I 215.

356. temperatur I 86, 71, 86, 115.

449. -tiefe I 106, 162.

-vcrbe?sernnfr I 109. II 278. III 522.

Vergiftung I 40.

vermagerung II 278.

Vorbereitung II 379.

-wäi-me I 84, 115, 116. ; Bouleaux I 185.

i Box, Edler I 183.

j Boxes I 186.

! Hroussonetia II 273.

Bruchboden I 184.

Brücher I 87.

Brutiafr.hre I 171.

Buchenarton I 191. 471. bestände II 827, 484.

-hochwald, modifizierter II 267. Stockausschlag I 121.

-zone I 188. Buchen- und Eichenmischbestände II 857,

444.

, - und Fichten II 353, 440.

{ und Föhren II 358, 447.

I und Tannen II 354, 441.

I Buchs I 187.

-arten I 186. Buchtensäum(> II 309. Buckelmoore I 88. II 487. Büschel])rianzung I 128. II 420.

147. Buis I 186. Buna I 192. Buntficlite I 163. , Bur oak I 205. Buschformen I 120.

-wald II 278. Buttemut I 195.

Buxus I 61, 63, l(t8, 104. 144, 186.

microphylla I 186.

sempervirens I 1S7.

1 California live oak I 208. Calluna I 108. 203. Camcdlia I 62, 63. Canoe birch I 186.

Carpinus I 62, 68, 64, 65, 99, 103, 104, 107, 136, 143, 187. II 283.

americana I 187.

Betulus I 187.

cordata I 187. -- (künstl. Begr.) II 435.

(natürl. Begr.) 11 860.

Castanea I 67, 87, 107, 111, 137. 143. 188. 144, 11 345, 485.

crenata I 63, 189. 245. dentata I 68, 189.

vesca I 61. 62, 189.

-niederwald II 451.

Castanetum I 47, 57, 67, 73, 82, 150. II i 277, 291.

für. Fremdländische Holzarten II 466. Castanopsis I 61.

//. Jicgründung. III. Pflege nml Erstehung.

Sachregister.

555

187. 174. II 28:3,

111, U2.

Catalpa I 36, 186, 190.

speciosa l 190. II 478. Cedars I 153. Cödres I 153. Cedrus I 158. II U2.

iitlautica I 62, 154. II 478

Doodar I 62, 63, 154.

Libani 1 68, 154. , Ubeihälter II X60. Coltis I 62, 68. 345. Cembra I 90, 103, 111

:342, 345, 435. Cephalotaxus I 63. Ceratonia I 61. Cercidiphyllum I 63, 65, 128, 143.

japonicum 1 190. Cerisiers I 201. Chamaecyi>aris I 63, 65, 87, 90, 103,

125, 128, 136, 143, 144. 154. II 283,

Lawsouiana I 64, 155. II 477.

nutkaeiisis I 63, 64, 155. - obtusa I 155.

pisifera I 156.

sphaeroidea I 63, 64, 156. Chamaeropspalme I 63, 64. Charmes 1 187. Chätaigniers I 188. Cheues I 209. Cherry-trees 1 201. Chesuut I 189.

Chesnut oak I 205. Chesnuts I 188. Chinesische Birne I 199.

Eotföhre I 168.

Thujo I 1.53.

Ulme I 212.

Wachholder I 157. Christbaumbetrieb I 291. Christusdorn 1 194. Cinnamomum Camphora I 62. 190. Cladrastis amurensis I 65, 110, 191. Clematis vitalba I 213. ClorophvU I 85, 150. 154.

tod I 1.54, 161, 186. Colorado Douglas fir I 176.

Douglasie, blaue Douglasie I 49. Comus I 103.

mas 1 214.

sanguinea I 214. Corvlus I 108, 18.5, 143.

Ävellana I 214.

Columa I 214. Crataegus I 103.

monogyna I 214.

oxyacantha I 214. Crvptomeria I 68, 65, 103, 125, 148, 144

'11 283.

japonica I 62, 63, 132, 156. II 478. Cunninghamia sinensis I 62, 63, 143. Cupressus I 90, 125, 156.

macrocarpa I 61, 90, 157.

sempervirens I 90, 157.

torulosa I 62, 90, 157. Cypres I 156. C^ress I 156.

I. Naturgesetzliche Grundlagen

Dänische Durchforstmi^' III 510.

Geräte II 682. Dammptlanzung II 420.

saat II 886.

Darmstädter Saatgut I 127. Deodar I 1.54.

zeder I 1.54.

Dichti;;keit des Kroneuschliissea [ 232. Dickenwaehstum I 228. Diekun^-salter l 239.

Schluß I 289.

Dopi)elgipfelbildung I 228. III 494. Douglasien I .59. Douglas fir I 176. Drehwüchsigkeit I 124, 127. Düneuaufforstung I 1»;«, 171. 11 487.

-bildung I 40.

sand 1110, 118.

Düu einig 1 109. III .530. Duft'brueh 1 82. Dunkelschlag II 261, 292.

tlächenweiser II 819.

Dunkelschlag, ringförmiger II 260, 299, 325. , saumweiser 11 2-59, 828.

Verjüngung II 258, 801.

Durchforstung I 100, 233. II 258, 279, 300, III 501.

-gritif I 228.

liehtung I 100. II 266, 279, 292, 300.

III 502.

-lichtungshieb I 235.

-lüftung I 87, 112. reiseruug III 520.

schuittsstandraum I 233.

tempera^ur I 60, 85, 208.

Eclaircie III 510.

Edelkastanien I 67. 188, 207, 210. II 342, 485.

zone I 59.

Edgewörthia II 278. Eibenarten I 178. II 476. Eichenart(>n I 202. II 849, 487,

mit Lichtholzarten II 449. , immergrüne I 108, 208. II 341. Eichen- und Buchenmischbestände II 357,

444.

und Fichtenmischbestäude II 445.

und Föhrenmisehbestände II 359, 446.

und Halbsehattenholzarten II 447.

und TanneiimisehliestäiKle II 856, 446.

schälwald II 452.

Umwandlung II 452.

winterkahle I 90, 206.

Eigenschaften, erbliche I 118.

-, individuelle I 138.

, variable I 188.

, waldbauliche l 148, 165, 220, 246.

Einschaftigkeit I 202.

Einteilung des Waldes II 280, 293.

f^iiitritt des Samenertrages I 137.

Einzelmischung I 218.

übi'rhalt II 265.

Eiseubahnlichtung (Aufforstung) II 489. Eisregen I 82.

; Elms I 211. IL Begründung. JII. Fliege und Erziehung.

550

Sachregister.

Elsässer zweihiebig«'r Hocliwald II 266.

Eisbeer II 216.

Endhiob II 299, 303.

Engehnaniisfichto I 163.

Engerliugf U 402.

Enshu IL 402.

Entgipfcliingshieb I 247.

Entwässerung III 523.

, Kaisers III 524.

Epicras 1 KiO.

Erabli's I 182.

Erblichkeit I 120, 127, 133.

des Zuwachsvermögens I 123, 142. Erfrieren I 86.

Erhaltung der Bodenkraft I 237. Erhitzung I 13, 89, 226. Erholmigswirtschaft II 269. ErlcMiarten l 184.

bestände II 435.

Erle mit Esche II 448. Erlenbrücher I 226.

bruehboden I 193.

Ersatzgipfol II 249. Erwäi-mung I 12, 87.

der ErdobcrHäche 1 226.

d(«r Luft I 226. Erzieliungsformen 1 122.

-mi'thode 1 127.

-Verjüngung II 262, 284, 287, 300, 318. III 546.

-Wirtschaft II 262. Eschonarten I 192.

-bestände II 434. Eschen mit Erle II 448.

blätteriger Ahorn I 183.

Europäische Birke I 186.

Buche I 192.

Edelkastanie I 189.

Edeltanne I 1.52.

Eibe I 179.

Esche 1 193.

Fichte I 163.

Hopfenbuche I 197.

Lärche I 80, 159.

Lobenseichc I 208.

Walnur. I 195. Ev<.nymus I 103, 135, 214.

Fagctum I 38, 57, 67, 82. 153, 160, 165, 244. II 291, 298.

für fremdländische Holzarten II 467. Fagus I 87, 99, 103, 104, 111, 132, 137,

138, 143, 191. II 283.

Englierana I 64.

ferruginea I 64, 192.

japonica I 65. 192.

Sieboldii I 65, 192.

silvatica I 64, 108, 192.

sinensis 1 64.

(künstl. Begr.) II 434.

(uatürl. Bci,^r.) II 337.

und Abics 11 354, 441.

und Picea II 353, 440.

und Quercus II 357, 444. Faschinenwald II 273. Faulbaum 1 216.

J. Naturgesetzliehe Grundlagen. IL

Fegeholz III 520. Feldahorn I 183. Felsenföhre I 173.

-kirscho I 215.

Femelbetrieb II 253, 262, 279, 284, 290. , periodischer II 264. , Zonen weiser II 262. Femelhieb II 2-55, 269, 327.

-hnclnv.ild II 285. I - -pHanzung II 2(59.

I rhizombetrieb II 267.

I -schlag 1 245. II 325.

, Gayers II 261, 299.

-Verjüngung II 260.

Schluß I 234.

Verjüngung, zonenweise II 262.

-waid I 231, 238. II 2-52, 2()4. 280, 283.

-Wirtschaft -^ Femelbetrieb. Fern Wirkung von Flüssen und Seen I 31. Feuchtigkeit I 20, 27, 36, 53, 58, 71, 111,

125, 219, 228, 245. , relative I 58. Feuchtigkeitsraangel I 36.

Überschuß I 37, 109.

Feuer I 223, 245, 248. II 250, 254. mantel III 527.

-probe II 374.

-scheinzvpresse I 155.

-streifen 111 527. Fichtenarten I 160.

-zone = Picetum. bestände II 332, 433.

und Birkenmischbestände II 356.

und Buchenmischbestände II 353, 440.

und Lärchenmischbestände II 356, 441.

und Tannenmischbestände II 352. 440. Firs I 149. Flachmoore I 35, 37. II 487.

-wurzler I 107. Flasehenprobe (Olmesorg) II 375. Flatterulme I 212. Flaumhaarige Eiche I 206. Flechtenansatz I 92, 158.

-moore I 38. Florida-Lebenseiche I 209. Flügelnüsse I 202. Flag.sand I 110, 113, 215.

-bildung II 270. Flußauen I 184, 190, 196, 200. II 274, 359,

450. Föhn I 137. Föhren I 165.

, Keiidjestände II 347, 43(i. " {Kiefern)arten, gemischt II 447, 448.

und Birkenmisehbestände II 359, 449.

und Buchenmischbestände II 358.

und Eichennüschbestände II 359.

und Robinie II 449.

überliälter II 360.

Forma e I 122.

Formen I 118, 120.

Fragaria I 103.

Fra.xinus I 62, 63, 64, 99, 103, 104, 111,

112, 128. 136, 143, 192. II 283.

alba 1 193. j americana I 193.

Begründung. III. Fflege u>id Erziehung.

Sachregistc'i

557

Fraxinus fiiuM-f;i I l!l.'{.

oxiH-lsior I l'j;{.

maiulshurifa I (i5, 19:?.

orogoiia I 64, 193.

Ornus I 214.

pubeseons I 194.

(künstl. Begr.) 11 434.

(natürl. Begr.) 11 344. Freiiaiiddiingung lll 530. prianzung 1 115.

-saat II 379. Ständer I 132.

-stand I 86, 89, IUI, 161, 17-5, 23ö. II 257, 259, 266.

formiMi I 122.

-Stellung 1 1.32, 150, 191. II 296, 299. Fremdländische Holzarten, Anbau II 457.

für bes. Zwecke II 46S.

Frcnes I 192.

Frost I 97, 102, 113, 179, 226. II 254, 259,

.300. 303.

beschädigung I 226.

emiiündlichkeit I 82, 172.

-löcher I SS, 161, 185. II 302. Frühfrost I 69, 82, 86, 88, 209, 218, 230.

II 288, 464. Fruchtjahre I 139. Fruchtwechsel II 271. Fujiki I 211. Fujimatzn I 159. Fujisophore I 211. FuUholz III 529.

-strauchptlanzung II 486. Furchenver-schulung II 405. Futterlaubniederwald II 273.

Garryseiche I 205. Gartenpflanzen II 395. Gebrauchswert (Samen) II 372, 373. Geißblatt I 215. Gelbbirken I 111, 185.

föhre I 173.

Geueralmast I 238.

Genevriers I 157.

Geradschaftigkeit I 75, 124, 160, 167, 206.

II 255, 292. Geräte für Bodenbearbeitung II .380. Gerbereiche I 205. Gerberpasanie I 198. Geröllbod^n I 178. Gewebeulme I 212.

Gewicht d(>r Sämereien I 136. II 376. 377. Gingkvo I 47, 99. 143, 144. Gipfelbruch I 229.

-dürre I 131, 203. II 266.

knospentod I 82, 164, 178.

-verbiß I 151.

-Verlust I 128. Gleditschia I 63, 99, 137, 194.

japiMiica I 194.

Triacantlw.s I 194. Grabgabel II 410.

- -niuhlensaat (Cnttas) II :386. Graph. .lithi'a II 28s. Grasriächen (Aufforstung) II 485. Grauesche I 193.

]. Naturgesetsliche Grundlageu. 11.

135. 283.

256.

Graue Wnlnul'. 1 195. Graupeln 1 'M\. Grenzen, natürliche I 56. Griechische Strobe I 174.

Tanne 1 151. Größenklasst» der Bäume I Großbestand I 239. II 257,

-kahlschlag II 255.

Wirtschaft 11 251, 253,

(Jr.)ße Küstentanne I 151. Grnl'.fiiichteiche I 205. (iroßfrüchtige Douglasie 1 177. (iroßhickorv I 188.

sträucher I 1-35, 216.

Grünästung III 517.

düngung II 413. III .532.

betrieb I 213.

Grüne Douglasie = Küstendouglasie. Grünerle I 213.

landsmoore I 37.

(Aufforstung) II 487.

Grundwasser I 26, 107, 131. Senkung I 20.').

-spieger I 131, 178.

-stand II 297.

Stauung I 203.

Gruppe, gemischte I 218. , reine T 219. Gruppenschlag II 315. wald II 258. 283.

-Wirtschaft II 253, 255, 256. Gürtelprärie I 42. Gymnocladus I 63, 110.

dioica I 194.

Hackenföhre I 168. II 476. Hackwald II 285.

-Wirtschaft II 273. Hagel I 20, 36, 82, 93, 229. II 288. Hainbuche II 287, 2><9, 342, 435. Halbbäume I 103, 107, 177, 186, 202.

, immergrüne I 215.

-mästen I 139.

schattenbäume I 216.

holzarten I 78, 103, 155, 174, 184,

187, 193, 199. 211, 214, 222. II 293,842, 434.

hölzer I 173. 182.

l)flanzen I 103.

Hartrieii-el I 214.

Harzwahll.etrieb II 269.

Haselnuß 1 214.

Haubergwirtschaft II 273. I Hauptabtriebsalter il 289.

ausscheidungsalter I 233.

I bestandholzmasse I 223.

I längenwachstum 1 282.

-Vegetationsmonate I 58. Hecken I 214. Hedera I 103. Heide I 43, 244.

I flächen (Auff..rstung) II 483.

1 Henih.cks I 180. \S\.

Herbstfärbung I 92, 182, 184, 196. 1 -fn.st I S3. 196.

Herkunft des Saatgutes I 119, 124, 142. liefnündung. 111. Pflege und Erziehung.

558

Sachregister.

Herzwurzlcr I 107, 150, 158, 176, 189,

193. HOtres 1 191. Hiba I 180. 11 477. Hickories I 188. Hickorj-artt'u I 188. Himalavastrobe I 48, 178.

-tannc I 150.

-wevmoutlisfohre I 178.

-zeder I 1-54. Hinoki I 150. Hinterlicht I 96, 100, 218. Hipixiphai' rhamnoides 1 214. Hirschhöraer III 521.

Ho I 197. Hochdurchforstun{? III 510.

gebirgsficlite I 128.

-moore I 85, 88, 48.

(Aufforstung) II 487.

, nordisclie Föhre I 166.

wald I 75, 187. II 249, 280, 284.

, doppchilteriiTor II 266.

ideal (Pn-ßler^) II 269.

mit Landwirtschaftsbetrieb II

mit Kahlschlagform II 285.

mit Femelbetrieb II 285.

nachteile II 250.

vorteile II 249.

umtrieb II 279.

, zweihiebiger II 267.

Holzartenev/.ieiinng I 68.

j.arallele I 61.

wähl II 481.

Homagni.lie I 197. II, 478. Hondolärche I 159. Honey-Locust I 194. Hopfenbuche I 197. Hcirnbaum I 187 Hornbeam I 187. Horothorme I 15, 35, 46, 69. Horst I 217. Hovenia I 63.

dulcis I 194, 201. Hovenie I 194.

V. Hubersches Verfahren II 261, 327. Hügelptlanzung II 419.

(Manteuffel) II 419.

Hülsen I 215. Hundszunge I 216. Hutweidewirtschaft II 269.

Ibuki I 157.

Ifs I 178.

Hex A(iuifolium I 215.

Immergrüne Kastanieneiche I 197.

Indian silver fir I 158.

Individualitas I 121.

Individualitäten I 105, 108, 121.

Individualitätseigenschaften I 122.

Individuen I 82, 119, 138, 217, 219.

, isoliert stehende I 280.

Insekten I 78, 76, 110, 118, 146, 217,

II 250, 254, 288, 300. Insolation I 14, 21, 85, 89. , wärme I 85. Inubuna I 192.

I. JSatur gesetzliche Grundlagen.

192, Inu enshu I 191. Iramomi I 163. Isoliermantel III 528. Italienische Pajjpel I 200. Itaya-Ahorn I 188.

-Kaede I 183. Jahresisotherme I 14.

-ringbau I 76. -breite I 76, 207, 237.

-temperatur I 14, 59. Japanische Balsampappel I 200.

Buche I 192.

Buchs I 186.

Christusdorn I 194.

Douglasie I 177.

Edelkastanie I 189.

Eibe I 179.

Flügelnuß I 202-

Hnj)fenbuche I 197.

Kirsche I 201.

Kohleiche I 207.

Korkbaum I 198.

Lärciie I 159. II 477. 270. Linde 1 211.

Rotföhre I 166.

Schirmtanne I 177. II 477.

Schwarzföhre I 168.

Stieleiche l 205, 289.

Thuje I 179.

Tsuga I 181. Jeffreva I 90, 103, 112, 172.

föhren I 172. II 347.

, Mischbestände II 355. Jeffrevsföhre I 172. Jeffrey Piue I 172. Jerseyföhre I 171.

Pine I 171. Juglans I 47, 62, 63, 64, 87, 111, 138, 137,

188, 148, 195. II 283.

cinerea I 195.

mandshurica I 195.

nigra l 108, 195. II 474.

Sieboldiana I 195 II 475. , Überhälter II 860.

regia I 62, 68, 195. , (natürl. Begr.) II 360. Jungwuchs I 176. II 308.

-pHege I 128. III 492. Juniperus I 66, 90, 135, 137, 157.

chinensis I 62, 68, 157.

virginiana I 61, 68, 157. II 478.

Kadsura I 190.

Kältegrenze I 78, 87, 122, 142, 158, 208. II 281.

-Varietät I 123. Kahlhieb II 272, 295. Verjüngung II 254.

-schlag I 111, 118, 226, 246. II 272, 279, 280, 284, 295, 805.

betrieb I 178. II 252, 269, 285, 293.

228. niederwald II 285.

, ringförmiger II 256, 300.

, säum weiser 11 256.

- -Verjüngung II 258, 254, 268, 295. ; Kaisereiche I 204.

II. Begründung. III. Pflege und Erziehung.

Sachregister.

559

Kakteon I 27.

Kalifornische Lebontioifht« 1 208.

Lorbeer I 212.

Roteiche I 207. Kalkboden I 21S.

(anzeigende PHanzen) U 4:V2.

-dün^nnj; III 5:V2.

formatitin I 187.

Kampptianzen II 395. Kampherbauni I 190. Kanadische Pappel I 200

Tsujra 1 181. Karamatzu I 159. Karoliuenföhre I 171. Karste I 42, 171, 244. . Aufforstun}; II 482. Kashiwa I 204. Kastanie = Castanea. Kankasisclie Flügelnnß I 202.

Keaki 1 218. Kaukasnstiohte I 164. Kawagurumi I 202.

Keaki I 212. 213. II 842. 4:^5. Keimbett I 136, 226. energie II 371.

-fähigkeit I 141, 197. II 871.

-kraft I 141.

des Saatgutes I 160.

Keimling I 13. 25, 86, 88, 117. 161, 165.

proben II 373.

Prozent II 367.

ruhe II SS8.

Keimung II 288.

-zahl II 367, 371.

zeit II 388.

Kiefern = Föhren.

Kiesgeröllboden I 220

Kiri I 198.

Kirschenarteu I 201.

Kiwada 1 198.

Klapppflanzung (Alemann) II 420.

Klebeäste I 121. 130.

Kleearten I 103.

Kleinbestaud I 217, 218, 219, 237, 239 II 257, 282, 283, 284.

-kahlschlag II 255. wald III 546.

-Wirtschaft II 2.53, 256, 260. Klemmptianzung II 417.

. Unterpflanzung III 529, .530.

Klima I 11, 3.5, 53, 68, 115, 121, 138, 165

287. II 291. , montanes I 1.53. , rassen I 122. Klimatologie I 55, .58, 224. Varietät I 81, 123, 141.

-Verschiebung I 20.

zone I .56, 80, 160, 191, 224.

Körbchenpflanzung (Melchar) II 420. Kömerzahl der Sämereien II 377. Koloradodougla.sie = Blaue Douglasie. Kometsuga 1 181. Komi)ositionsbetrieb II 266. Komposthaufen II 411, 412. Konara I 205. Kopfausschlagformen II 274.

I. NatiirgeseUliche Grundlagen. U.

Kopf holz für Brennhidzzucht II 274.

-futterlaubbetrieb II 274.

weidenbetrieb II 274.

Koreazürbel I 175. Kork I 208.

bildung I 144, 198, 208.

eichen I 208.

-ulme I 212.

-waldwirtschatt II 269. Korngewicht I 141.

große I 141.

Kornelkirsche I 214.

Korsikanische Schwarzföhre I 167. II 473.

Koyamaki I 177. I Krauseiehe I 204. j Kreuzdorn I 216. 1 saat II 384.

Kriechföhre I 167.

formen I 120.

Kronendach I 225.

, geschlossenes I 225.

freihieb II 268.

-mischung II 322.

-Schluß 1 1.38, 150. II 2.55, 2-58, 271. , lichter I 233.

, lockerer I 233.

_ _ -Verhältnis 1 232. ' Kropfholzzucht II 274. Krüppehvald II 249.

-betrieb I 171.

Krummholzföhre I 20, 48, 167.

Vegetation I 70.

schaftigkeit I 127, 1.58.

wüchsigkeit I 121, 124, 126, 159.

Krjtomerie I 1-56.

Kuchenbaum I 190.

Küstendouglasie 1 170, 176. 11467,468,470.

klima I 53.

Sequoie I 178.

Kugelscheinzvpresse I 1.56. Kulissenhieb "l 228.

-kahlschlag II 256.

überhalt II 266.

Kulturhammer II 406. Kuuugi I 208. Kuri I 189. Kuroesomatzu I 163. Kuromatzu I 168. Kuro Shiuo I 16, 24. Kurznadeliire Fölire I 171.

schaftigkeit I 1-58.

triebbegrünung I 83.

Kuss I 190. Kusu I 190.

Lackbaum I 209.

Lärchenarten I 158.

bestände, küustl. Begr. II 437.

-krebs I 159.

ob.>rholz II 454,

überhälter II 360.

u. Fichten II :r)6, 441.

FöhnMi II 444.

Ki.hen II 443.

Halbschattenholzarten II 441.

Lichtholzarten II 441.

Begründung. III. Pflege und Erziehung.

500

Sacliregistei

Lärclien u. Sehattciiliolzarten II 441.

-wicsiMi II 269. Landwirtschaftli('he.s Gelände, Auftnrstnii},^

II 4»9. Lapi)eiiprobe II 375. Larchos l 158. Laricotuin I 05. Larix .1 20, 90, 99, 103, 104, 111, 125, 128,

l;^G, 138, 143, 145, 148,158. 11283,437.

americana I 64, 66, 159.

dahnrica I 66, 67.

europaea I 64. 65, 66, 133, 159.

kurilensis I 66, 67.

leptolepis I 65, 66, 159.

occidentalis 1 31, 64, 66, 160.

Princijjis Rupprechtii I 66, 67.

sibirica I 64, 65, 66, 67, 119, 133, 160. II 477.

und Picea, künstl. Be^r. II 441.

, nat. Begr. II 356.

Laßraitel II 275, III 521. Latcrite I 72.

Laul.häunie I 146, 181. II 283, 341.

-busi'lnvnld, immergrüner I 16. decke I 101.

holz-llalbschattenarten II 283.

Lichtholzarten II 283.

Schattenliolzarten II 283.

Lauretum l 60, 61, 71, 153, 156, 158, 171,

186, 190, 203, 205. 207, 209, 212. 215.

II 277.

für, Fremdl. Holzarten II 465. Laurus nobilis I 61, 215. Lawinenbildung II 270. Lawsonie I 63, 155.

Law.sons Scheinzypresse I 1.55. II 477. Lebensbaum l 179, 180.

eiche I 208.

Legföhre I 108. Lehm I 110, 113. Leitersaat II 386. Libanonzeder I 154. Libocedrus I 103.

decurrens I 63, 64.

macrolepis I 63. , nat. Begr, II 342. Lichenetum I 39, 244.

Licht I 34, 93, 115, 138, 147, 14s. II 255.

-bedürfnis I 78, 96, 104, 148, 198, 215, 219, 231.

entzufr I 94, 101, 148. 1.55. 162. 206,

231. 11 257, 296.

-formen I 122

, gemischtes I 95.

-genuß I 104. 111, 143, l.-)3. II 259. gestalt I 105.

-hiebe II 259, 299, 303.

-holzarten l 78, 103, 138, 157, 166, 172, 177, 182, 185, 194, 199, 214, 233. II 345, 436.

Intensität I 94, 97.

minimum I 9().

-klima I 93, 105.

mangel I 94, 105, 149, 238.

menge I 89, 105.

quelle I 94.

Lichtungsbetrieb II 267.

-hieb II 259. Lichtwuchsbetrieb (Wagener) II 267.

(V. Seebachj U 267.

, horstweiser (Borgmann) II 268.

, Knlissenbetrieb (Urich) II 268. I Ligustrum \ ulgare I 215.

■' Linden I 211. ' , künstl. Begr. II 435. ' , nat. Begr. II 342. I Liquidambar I 63. I styracitina 1 196.

Liriodendron I 47, 63, 64, 103, 104, 136. : tulipiferum I 196. II 478.

Litzaea I 62.

Live nak I. 209.

Lobh.Uy Pine I 172.

Lochhügelprianzung II 419.

! pHanzung II 418, 419.

' verschulung II 405.

Locker (Bnden) I 113.

Lockernngsapparat (SchüUermann) II 402.

Locust I 209. ; Lodgejx.les Pine I 171. I Löcherhieb II 255.

kahler II 256, 313.

Wirtschaft II 260.

LÖSS I 40, 73. 110. Lohheckenbetrieb II 273. Longleaved Pine I 172. Lonicera I 113, 135.

Cnprifolium I 215.

xvlosteum I 215. Lorbeerbaum I 210, 212, 215. Luftfeuchtigkeit I 21. mangel I 26.

ströme 1 23, 54, 72.

1 wurzeln I 143.

i Lustparkwirtschaft II 270. III. 540.

Lusus I 120, 138, 200.

Maaekie I 191. [ Machilus I 62. 1 Magnolia I, 47, 87, 103, 111. 137, 143, 196.

grandiHora I 61.

-- hypoleuca l 63, 65. 197. II 478. --, immergrün I 62.

Kobushi I 63. Mandelwei.le I 210. Mandschureiesche I 193.

walnuli I 195.

.Mannaesche I 214.

aples I 182. Malih.-lder I 183. Miiuseverbiß U 254. Meere, steinerne I 42. Meeresströmiuigen I 16. 18. 23. Meh'-zes I 158. . Mematzu I 166. MengepHanzung II iSd.

saat II :{86, 438.

Mergel I 110. Mesquit I 201.

Mischbestände l 12, 15, 25, 89, 97, 100, 104, 108. II 328. -streu III .526.

/. Naturgcsetzlichc Grundlagen. 11. Begründung. III. Pflege und Erziehung.

Saehrej^^ii^tei

iül

^liscluiiijf::, gruppenweise 1 223.

, klcinriächeinvcise l 223.

, stammweise I 223.

, Nachteile I 220.

, Vorteile I 220.

Mistbeete l IIa.

Mitteleuro})iiische Rotführe 1 168.

Mittelwald 1 132, 145, 199, 214, 249. 11 281.

, jirunpenstäiuliger IL 276.

, h()enwaKlarti{i;er II 276.

, Naehteile II 275.

, nieilerwaUlartiuer II 276.

-schlur. II 234. , trupi)stäiidiger II 276. , Pflege III 520.

ungen II 275. 278.

, Vorteile II 275. Modernes III 521. !Momitanne I 151. Monterevföhre 1 171.

pine" I 171.

zvpresse I 157.

Moorboden 1 13, 19, 73, 109, 220.

aug. Pfianzeu II 432. . Aufforstung II 487. Moosansatz I 92. :Mortzfelds Methode II 446. Mullboden ang. Pflanzen II 432. Murraya I 90, 103, 112, 169. II 347, 436. , Mischbestände II 355, 448. :Mutationes I 120. Mykorhiza I 113. Myrtle-tree I 212.

Nachbesserungen III 492. Nachhieb II 259, 322. Xadelbleiche I 88.

-bräune I 88, 101, 150, 175.

hölzer I 133, 145, 240.

lichtholzarten II 283.

röte I 86, 227.

Nährgehalt I 39, 110, 223. Nanakamado I 197. Natakunugi I 208. Naturbesamung II 288, 295.

-Verjüngung II 245, 280, ^91.

, Kahlschlag II 305.

Negundo aceroides I 183. Nepalzvpresse I 157. Netzuko I 179. Neulandbildung I 199. Niederschläge I 20, 24

237. II 243, 280.

-wald I 75, 145, 205, 207. 211, 214 273, 278, 283.

betrieb I 101, 189. 210, 197, 203, 215

II 273, 451. III 520.

kahlschlag II 275.

überhaltbetrieb II 273.

Nigrae (Eichen) I 206. Nikkotanne I 152. Nischenpflanzung II 419. Nitragin II 413.' Nordlandflclitcn I 123. Nordmannstanne I 152. Nothofagu.s I 157.

/. NaUirgisetzUche Grundlagen. IL Begründung. III. Pflege und Krziehung.

3Iayr, Wal.lbau. 36

48, 53, 228,

n

Noyers I 195. Nutkascheinzy|iresse I 155. Nutzholzwirtschaft (Homburgs) II 267. Nyssa silvatica I 63.

Oaks I 212.

Oberholz I 234. II 275.

licht I 96, 98.

Ödländereien I 68. II 291, 479.

-aufforstungen I 170. II 284, 479, 482. Ohio I 212. Olea I 61. Omatzu I 168. Ombrohore I 26, 28. , Steppe I 30. Omorikaflchte I 164. Onara I 204. Onigurumi I 195. Optimum (klimatisches) I 73, 122, 159, 168,

189, 203. Oregon ash I 193.

esche I 193.

Orientalische Platane I 200.

Thuje I 153.

Zypresse I 157. Ormes I 211.

Ortsteinbildung I 43, 109. III 525, 526. Ostamerikanische Lärche I 159.

Strobe I 174.

Thuje I 180. II 477. Osterreichische Schwai-zföhre I 166. Ostrya I 62, 63, 65, 197.

carpinifolia I 197.

japonica I 197.

Palmetum I 61. 71. Papilionaceen I 194. Paper birch I 186. Papierbirke I 186.

-heger II 273. III 520. Pappelarton I 200. II 283, 450. ParkettfJWire I 172. Paroliniführe I 171. Pasania I 62, 197.

cuspidata I 198.

densiflora I 198, Pausanien I 197. Paulownia imperiali

II 478. Pazifische Balsampappel I 201 Pechföhre I 172. Persi'a I 61. Peuples I 200. Pfahlwurzel I 150

wurzler I 106,

Pflanzbeil II 418.

blech C^Iantel) II 406.

eisen (Butlar) II 418.

(Prouve) II 418.

(Wartenberg) 11 418.

enaufix'walirung II 414.

gart.-n 11 :',95.

-düngun-' II 410.

hammer (iNIayr) II 418.

(Rembe) II 418.

haue II 418.

I 63, 136, 145, 198.

105, 176, 113, 126.

194, 203.

5(32

Sai'hregister.

Pflanzenketten 11 424.

lanze II 418.

methoden II 417.

regeln II 422.

schnüre II 424.

Pflanzung (Biermanns) II 419. 420. , Nachteile II 389. , Vorteile II 389.

-zeit II 415.

Pflege der Hoch Waldungen III 492.

Ausschlagwaldungen III 520.

Schutzwaldungen III 584.

des Waldes aus ästhetischen Gründen III 539.

Phellodendron I 63, 65.

japonicum I 198.

Picea I 20, 65, 87, 99, 103, 104, 107, 111, 112, 128, 136, 143, 145, 148, 160.

ajanensis I 65, 66, 163.

alba I 64, 66, 162. 11 283, 472.

bicolor I 65, 66, 163.

Engelmannii I 64, 65, 66, 163.

excelsa I 64, 65, 66, 108.

hondoensis I 66, 67.

Morinda I 65, 66, 163.

nigra I 64, 66, 164.

obovata I 64, 67, 119, 164.

Omorica 1 65, 164.

Orientalis I 64, 65, 164.

pungens I 64, 65, 66, 133, 164. II 472. , reine Best. II 332, 433.

sitkaünsis I 64, 66, 164. II 467, 468, 471.

und Abies II 352, 440.

Betula II 356.

Fagus II 3.53, 440.

Larix II 356, 441.

Picetum I 38, 47, 50, 65, 70, 72, 82, 115, 150, 158, 165, 168, 170, 174, 176, 180, 182, 184, 202, 20% 213, 244, 291, 298.

für, Fremdl. Holzarten II 468. Pichta I 152.

Pignut Hickory I 188. Pilzkultur I 198.

pasanie I 198.

Pinastor I 90, 103, 112. 165. II 347.

föhren (Kiefern) I. 165.

, Mischbest. II 365.

Pindrau I 152.

Pindrow I 152.

Pines I 165.

Pin oak I 207.

Pins I 165.

Pinsapo I 152.

Pinus I 87, 104, 107, 145, 148, 165.

aleppensis I 61, 62, 166.

austriaca I 62, 64, 119, 166. II 473.

Banksiana I 64, 66, 133, 169, 170, 171. II 473.

Ccmbra I 65, 66, 174. II 476.

corsicana I 62, 119. II 473.

densiflora I 63, 66, 166.

excelsa I 48, 62, 63, 65, 173.

inops I 63, 171.

insignis I 61, 63, 171.

Jeffrey i I (;3, 64, 119, 172.

Koreensis I 65, 66, 175.

Pinus Lambertiana I 64, 174.

lapponica I 65, 66, 119, 124, 166.

Laricio = corsicana.

leukod.'rmis I 64, 167.

maritima I 61, 62, 167.

mitis I 63, 132, 14:3, 171, 172.

Mughus I 119, 126, 167.

Murravana I 64, 65, 132, 171. II 468.

palustris I 61, 63, 171, 172. II 466.

Penke I 64, 65, 174. H 468.

Pinaster I 167.

ponderosa I 63, 64, 66, 173.

pumila I 67, 126. II 468.

Pumilio I 20, 33, 108, 124, 126, 134, 167.

pyrenaica I 171.

resinosa I 64, 66, 167.

rigida I 63, 64, 182, 143, 172.

scopulorum I 63, 64, 65, 119, 173.

sibirica I 64, 65, 119, 175. II 476.

silvestris I 64, 65, 124, 125, 133, 134, 168, 239.

sinensis I 62, 63, 65, 66, 168.

Strobus I 64, 66, 174 II 472.

Thunbergii I 62, 63, 168. II 466.

uncinnata I 33, 65, 71, 119, 168, 171. II 476.

uncinnato x silvestris I 90, 169.

und Betula II 859.

Pirus communis I 185, 137, 198, 199.

Malus I 199. Plaggenpflauzung II 420. Plane-troe I 199, 200. Platanen I 199. Platanus I 62, 112, 199.

occidentalis I 68, 200.

orientnlis I 200. Platzsaat II 385. Plenterschluß I 235.

Verjüngung II 827.

wald II 252, 264.

Wirtschaft II 253, 262.

Plum tree I 152.

Poplars I 200.

Populus I 63, 64, 65, 66, 67, 99, 103, 104, 111, 112, 136, 143, 144, 200.

alba I 200.

canadeusis II 475.

deltoides II 475.

monilifera I 200. II 475.

nigra I 20ü.

tremula I 200.

trichocarna I 64, 201. Prärie, Aufforstung II 485. Prosopis juliflora 1 64, 201. II 466. Protzen II 268.

Provenienz des Saatgutes I 119, 124, 126,

142. II 287. Pruniers I 201. Prunus I 68, 64, 65, 103, 137, 144, 201.

avium I 201.

Malialeb I 215.

Padus I 215.

Pseudocerasus I 201.

serotina I 63, 202. II 478. - Shiuri I 202. II 478.

spinosa I 216.

I. Natwgesetzliclie Grundlagen. II. Begmnduvg. 111. Pflege und Erziehung.

Sachrcgi8t(

503

Pseudotsuga I 87, 103. 111, 124, 128, 136, 138, 143, 175. II 283. 341.

Douglasii I 63, 64, 66, 119. 176. ir 467, 468, 470.

glauc-a I 64, 66, 119, 176. U 467, 468, 471.

japouica I {\r^, 119, 177.

macrocarpa I 61, 63, 177.

Überhälter II 360. Psvchrohore I 26. Pterocarva I 62, 202.

fraxiriifi.lia I 202.

rhoifolia I 202. Pyrauiidcnpappol I 145. PyrciiiuM.fr.hre I 171. Pyrus =^ l'irus.

Quaffbirno I 194.

Quercus I 88. 99, 104. 107, 111, 132, 137, 143, 148, 202. II 283.

acuta I 62, 208.

Aegilops I 208.

alba I 63, 64, 204.

bicolor I 204.

californiea I 207.

Cerris I 62, 207.

coiiferta I 204.

crispula I 65, 204.

dentata I 64, 65, 204.

Garryana I 62, 64, 205.

Hex I 62, 208.

macrocarpa I 63, 64, 205,

occidentalis I 208.

palustris I 64, 207.

peduuculata I 62, 64, 205.

pubescens I 62, 64, 206.

rubra I 207. II 475.

serrata I 63, 207.

sessiliflora I 62, 64, 206.

Suber I 61, 208.

tardissima I 207.

= variabilis I 63, 208.

virens I 61, 209.

und Abies 11 356, 446.

luid Fagus II 357, 444.

und Pinus II 359, 446.

, reine Bestände II 349, 437.

, gemischte Bestände (Lichth.) II 449.

Rändelllieb II 261, 300, 325. Kainweide I 215. Rajolen = Rigolen. Rasse I 118.

Raueliscbaden-Aufforstung II 488. Rauhr.Mf I 32. Red ash I 194.

birch I 186.

cedar I 157, 179.

fir I 167. 176.

maple I 184.

oak I 207.

wood I 178.

Reformwald (Borggre\e) II 268. Regen I 20, 36, 91. II 254. Regeneration II 338. Regenmenge I 58, 60, 89, 140. II 302. schatten I 28, 72.

Rolf I 31.

Reife der Sämereien I 140. Reinbeständ(^ I 219. 11 254, 304. Reinheitsprozcnt II 367. Reinigung (Sanien) II 370. Ri'inigiingen Ifl 493. Reinsaat II 3a5. Reproduktionskraft I 2U9. Reservebestand II 266. Reutbergwirtschaft II 271. Rhamnus cathartica I 216.

Frangula I 216. Rhizome 1 245. II 277. Rhizompflanzcn I 145.

-wald II 249, 277, 281. Rhododendron l 62. Rhus vernicifera I 63, 209. Riclitung der Saumscliläge II 323. Riefensaat II 385. Rieseusequoie I 178.

thuje I 197.

Rigolen II 379.

Ril'lenbedecker (Häffner) II 400, 401.

saat II 385

säer (Hörmann) II 401.

Rindenbrand I 12, 88, 162, 192. II 266,

289. III 520, 528. Ringfemelbetrieb II 264.

-hieb II 256. Rinnensaat II 399.

Robinia I 99, 103, 107, 110, 111, 112, 134, 143, 144, 145. II 2!^8.

Pseudoacacia I 63, 110, 209. II 474. Rock Pine I 173.

Röderwald II 271, 285.

Rohhumus I 43, 101, 109. II 296, 432.

-boden (anzeig. Pflanzen) 432. Rotahorn I 184.

buch(> = Buche.

-eichen I 206, 207. II 475.

-erle I 185.

faule I 60, 145, 162. II 489.

Rotheckenbetrieb II 273. Rubrae (Eichen) I 206. Rüsterarten I 211.

Saatbedecker (Häffner) II 400. 40 i.

(Spitzenberg) II 401.

bedeckung II 288, 386, 401.

beete I 13, 88, 115.

deckungsmittel II 387.

-dichte II 382, 400. tter II 387.

fatte (I<:iilinger) II 401. mittel 11 3S4.

-nacliteih' II 364.

schütz II .387.

vorteile II 364.

Säeapparat (Hacker) II 401. Saikadii I 194.

Sakura I 201.

Salix I 64, 65, 66, 67, 103, 111, 112, 136, 138, 143, 144. 209.

alba I 210.

amvgdalina I 210.

Caprea 1 216.

:ü;

1. XaturyesdzUche Grundlagen. IL Begrühdioui. IIJ. J'jli-nc loul Erziehung.

564

Sachregister.

Salix daphnr.ides 1 210.

purpiirea I 210.

viminalis I 210.

(Sahlweide) I 216. SambuciLs I 103, 135. Samen I 206. II 249, 292.

-bikliuiK I 101, 138. ernte I 141.

-erträ-nis I 79, 137, 237. II 301. grr)ße 1 141. II 366.

gilt'- II 3()4.

-hülle I 140, 150.

, innere Anlagen II 365.

-jähr I 137, 138, 301.

-körn I 86, 117, 123, 136.

menge I 138. II 382.

Sand I 13, 110, 113, 158, 219.

boden I 165, 170, 176.

auz. Pflanzen II 432.

-dorn I 214. Sapindnsfichte I 164. Sapins I 149.

Sassafras officinale I 63, 210. Sauerdorn 213. Saules I 209. Saumfemelbotrieb (Nev) II 264.

hiebsbreite II 312.

richtung II 311.

schlagformen II 309.

-schlag, gebrochener II 256.

, kahler II 256, 261.

Sawara I 156.

Schähvald II 273, 278. III 520. Schaftform I 85, 87, 89, 206, 236.

-länge I 75.

-reinigung I 235.

Verkürzung I 222.

Schatten.>rträgnis I 113, 178, 180, 190, 206.

208, 215, 231.

-holzarten I 78. 102, 102, 113, 132, 134, 162, 186, 222. II 256, 293, 331, 433.

Scheinzyi)ressen I 154. Schirmbeschattung I 102.

bestand, Nachteile I 257.

, Vorteile I 257.

dichte II 258.

-hieb II 295, 302. Verjüngung II 257.

, gruinienw. I 245. , ringförmig II 300.

, saumwoiser (Wagner) I 245.

Verjüngung II 254, 257, 294, 316.

, ringförm. II 260.

-Ständer II 303.

Standsformen I 122.

Verjüngung 11 288, 289.

, Hieb ins Volle II 324.

der Schattenholzarten II 331.

Schiurikirsche I 202. Schlagabraura II 271. Schlehdorn I 215.

Schleichwahhvirtschaft II 262, 327. Schleifbusch II 387. Schlingstrauch I 120, 215. III 498. Schlußdurchbrechung II 294.

grad I 232.

/. Notiirficsetzliche GrutuVaricn. IL

Schmuckbaumbetrieb I 270. Schnee I 20. 33, 36, 92, 126, 229, 250, 254, 257. III 499.

-bruch I 92. 162, 165, 173.

-druck I 92, 150, 158, 162, 170, 172.

saat II 386.

schul) I 93.

Schneitelbrennliolzbetrieb II 274.

l)etrieb II 272, 274.

fntt('rlaul)betrieb II 274.

-mittflwald II 276, 283.

-streubetricb II 274. Schnelhvüchsigkeit I 77, 101. lOö, 121,

132, 231. II 299, 300. Schuitti)robe [I 373. Schönschaftiiikoit I 125. II 462. Schräiii)Hanzung (Emeis) II 421.

(Pn.uve) II 421. Schutthalden I 110, 113. II 488. Schutz II 288. III 495.

-holzarten I 185, 216. pflanzen I 210.

-wald I 247. II 285. IIl 534.

-Avirtschaft II 270. III 534.

Schwarze Erle I 185. Schwarzfichte I 164. eiche I 103, 206.

-föhre II 473. Schwarzer Ahorn I 183. Schwarze Walnuß I 195. II 474. Schwarz])ap])el I 200. Sciadopitys verticillata I 63, 65, 103. 124,

143, 144, 177. II 341. 477. Seichtgrüudigkeit II 292.

wurzler I 113, 162.

Seitenbesamung II 289.

beschirmung II 289.

Selbstbegießung I 92.

saat I 13.

Sempervirentes (Eichen) I 208. Se<iuoia I 47, 59, 103, 125, 143. 144, 147, 177. II 342.

gigantea I 64, 178.

sempervirens I 61, 178. Setzholz II 385.

(Spitzenberg) II 418. Shellbark Hickory I 188. Shii I 198. Shinanoki I 211. Shioji 1 193. Shirabe I 152. Shiuri I 2o2. Shortleafi)iue I 171.

' Sibirische Ficlite I 119, 164. I Lärche 1 160. II 477. ' Tanne I 150, 152.

Zürbel I 175. II 476. Siebolds Buche l 192.

Tsuge I 181.

Walnuß I 195. II 475. I Silberpappel 1 200. I Silene I 103. I Silver fir I 151.

I Sitkafichte I 164. II 467, 468, 469, 471. ' Sohlweide = Sahlweide.

Sommerfrost I 83, 184, 193. Bcfirihidioifi. 111. Pfleqe unA Krzieliun(i.

Sachregister.

565

36, 87.

■Somincrkliina l 16.

-liiulo I -Jll.

-tcmperatur I 15, Sophora I 6:?, 210.

japouira I 'Jll.

platvrarpa l 211. Sorbns"! 64, 65, 66, 67, 1:37, 211.

aui'uparia I 199. _ domi'stica I 199. Späteiche l 207.

-frost 1 69, 81, 89, 280. IT 272, 280, 288.

saat I 82. 150. 161.

Spanischo Tanne I 152. Spcifrliny L 199. Sperbt>rl»aum 1 199. Spossartwirtsi'haft II 266. 8phagn(>en I 89, 43. Spielknohe 1 207. Spindelbaum I 214. Spiralbohrer II 418. Spirko I 168. Spitzahorn I 183. Sjjliuttemperatur 1 85. Sporn (Tanne) I 149. II 336. Spruces I 160.

Stärkezuwaohs I 74, 143, 236, StaffolpHanzuniT II 426. Stamniansschlä<je I 142.

-trieb I 142.

.wald II 253, 273, 283.

Staudortsformen I 80, 122. Standortsklima I 55.

räum 1 235.

Stangenwald II 451.

-wuchspriefre III 499. Stechficlite 1 164. II 472. Steclii)alme I 215. Steckling I 121. 142, 144.

pflanzung II 427.

Steppe I 25, 26, 27, 28, 29, 30.

aufforstung II 485.

Sterculia I 63. Sternfölire I 167 Stieleiche I 60, 205, 239. Stockabhieb I 82.

-ausscldäge I 142, 214. II 273, 278, 297.

betriebe II 272.

Stockplattensaat II 385. Sträucher I 103. 107, 135. , immergrüne I 215. Strandföhre I 167. Stranchbirke I 213.

-flora I 13.

linlzbetrieb II 273.

StreitVnsMut II 385. Strouabfall I 76.

anliäufung I 1-50.

entzug 1 219.

-miscliung 1 218.

Zersetzung I 36.

Streben = Strobus.

Strobus 1 90, 103, 111, 112, 125, 136, 185,

203. 11 342. 313, 435, 472. III 529. Stufen II 384.

saat II ;384.

Stückriefensaat II 385.

I. NaturgeseizUche Grundlagen. II. Begründung

StMckrillensa.it II 261. Stünu.iebingsbetrieb II 273. Stuinmelästnng III 51«.

plianziing II 430.

Sturm sieh.' andi Wind II 250, 281.

festigkcit I 150, 158, 189, 223.

gefalir II 261, 266, 292.

sidierung 1 218. III 546.

Subtropen I 12, 46, 57, 60, 72, 219. II 291.

III 551. Südfranzösische Fölire I 169. Sugar maple I 184. Sugi I 1.57. Sumpffölire I 167.

taxodie I 178.

Swamp wliite oak I 204. Sweet guni 1 196. Svcomore I 200.

Taedaföhre I 172. Tamarack I 158, 159, 160. Tanbarkoak I 198. TannenartcMi I 149.

-bestände II 336, 434.

und Buche II 354, 441.

und Eiche II 356, 446.

und Ficlitc II 356, 440.

und Föhre II 328. Tau I 20, 24, 31, 36, 91, 226. Taurische Föhre 1 167. Taxodium distichum I 63, 90, 103, 112,

124, 178. II 283. Taxus I 65, 90, 99, 103, 132, 137, 143, 144. 178.

baccata I 65, 179. II 476.

cuspidata I 179. Temperatur 1 12, 35, 46, 53, 58, 192.

konstante 1 59.

Umkehr I 69, 81.

Verschiebungen I 226.

Tetra (meno) therme I 15. Thermohore, alpine I 18, 69.

polare I 15, 69.

Steppe I 30. Tliuja I 47, 63, 65, 90, 103, 104, 112, 136,

138, 143, 144, 179. II 283. 341:

gigantea I 64, 90, 179. II 477.

faponica I 90, 179. _ occidentalis I 63, 64, 66. 90, 180 II 477. Thujopsis dolabrata 1 63, 65. 103, 138, 144,

180. II 341, 477. Tideland-spruce I 164. Tieflandsfichte l 123. Tiere, schädliche I 99, 164, 166, 176. II 495. Tilia I 64, 65, 103, 136, 14:3, 211. 11 342,

345, 435.

americana I 211.

-?

ndiHora I 211.

japonica I 211.

parvifolia I 211. Tilfeul I 211. Ton I 107, 110, 118, 20l. Topfpflanzung (Kassl) U 420.

(Reuter) II 420.

i)roben II 374.

Torf I 19, 39, 192, 213.

III. l'tlege und Erziehung.

560

Sachregister.

Torreya I 62, 63. Tranbeneieho I 206, 239.

-kirsche I 202, 215. II 478. Treibholz III 530. TreppeiikahlsfhLag II 309. Trompctonbanm I 190, II 478. Tropen I 12, 54, 56, 72, 219. III 551, Trupi) I 217, 218. II 252, 257. Tsuga I 05, 87, 103, 111, 125, 128,

ISO. II 283, 342.

canadensis I 66, 134, 181. II 473.

diversifolia I 65, 181.

hctorophylla I 64, 66, 181. II 473

Mertonsihiia = licterophylla.

Siobohiii I 63, 181. Tsuge = Tsuga. Türkisclie Hasel I 214.

Weichsel I 215. Tuliptree I 196. Tulpenbaum I 196.

Üborfallswind I 92. fiutung I 39.

-gangsAvaldungen II 277, 279. hälter II 360.

-halt II 265.

, bandweiser II 266.

bestand II 266.

weiser II 266.

betrieb I 132. II 257, 266.

freistand II 267.

gruppenweiser II 266.

(Nachteile) II 266.

, streifenweiser II 266.

(Vorteile) II 266.

sandung I 39.

schii-mung I 82, 97, 102, 149, 158,

II 299.

schwemmung I 54, 247. II 270.

sonnung I 95, 97.

-Verdunstung I 25, 32, 85.

-Avallungsknospen II 272.

wallungswulst I 145. II 274.

wurfkultur (Grohmann) II 421.

Ulmenarten I 211. II 342, 435. Ulmus I 62, 63, 64, 65, 99, 103, 108,

112, 136, 143, 144, 211. II 2K3, 345,

alata I 63.

americana I 212

eflFusa I 212.

laciniata I 212.

montana I 212.

parvifolia I 212.

suberosa I 212. Umbellularia ealif(.niica I Ol, 212. Umsäumung II 261.

hieb II 300, 325.

Ungarische Eiche I 204. Uuhölzer I 96.

kräuter I 43, 96. II 259. III 528.

, forstliche I 103.

krautbeseitigung II 401.

krautwuchs I 144, 191, 226. II 270,

Unterbau I 132, 214, 216, 222. II 266,

III 528, 530.

grnndbefeuchtung I 27.

J. Naturgesetzliche GriindUtfien.

143,

Untergrundwasser I 111.

-holz I 214, 216, 234. II 275.

-licht I 96, 98.

-saat III 530.

satzprobe (Kienitz) II 375.

Urashiromomi I 152.

Urushi I 209.

Urwald I 39, 43, 111, 147, 209, 231, 237,

238. II 252, 253, 264, 270, 282. , bewirtschafteter II 204. , geregelter II 264.

-Schluß I 147.

161.

190.

Vaccinium I 103. Valoneaeiche I 207. Variabilität I 126. Variation I 105. Varietas 1 119. Varietät I 118, 200. Vegetation I 225. , alpine I 19.

-beginn I 81, 121,

-dauer I 15, 80.

-grenze I 67. Schluß I Sl, 121,

-therme I 59, 80.

wärme I 18, 83.

Wasser I 84, 131.

-Zone I 56, 61, 67, 79, 81, 219. II 277. Veitclistanne I 152. Verästelungsbetrieb II 277.

-biß I 150, 162, 165, 203. Verbreitungsfähigkeit I 48, 105, 136, 138.

-gebiet 173, 74, 119, 189, 206, 219, 292. vermögen I 239.

Zone r 125.

235. A'erdämmung II 254.

dunstung I 21, 26, 37, 43, 84, 89, 229.

einigung I 224.

erbung I 231.

fahren, kombiniertes II 261, 335.

-gabelung I 119. halten gegen Wärme I 118.

I -jüngung n 249.

gem. Bestände I 223.~^II 328, 4:38.

111, i gru])penweise II '^60.'

435. . hörst- und gruppenweise II 260.

, künstliche I 79, 90, 135. II 251,

I 256. 259, 269, 290, 304.

I , natürliche I 79, 90, 135, 230. II 256,

284.

I art II 284.

1 betrieb II 290.

, künstlicher II 284.

' formi'n II 249, 281.

-gang II 290, 301.

-hieb II 29.5, 304.

I Zeitraum 11 251, 254.

, allgemiMner II 304.

, spezieller II 304.

-Zentren (Gruppen im Sinne Ga3'ers) II 261.

295. Verkaufsmaße der Sämereien II 376. 293. I Verkrüppelungsbetrieb II 276.

Verlichtnng I 222, 233. II 293.

Vermehrung I 145. II, Begründunci. III. l'flege und Erziehung.

Sachrt'gisU'r.

567

Vfrmehrnng durch Sämereien 1 185. , natürliche I 135. , ungeschlechtliche I 121, 145. Yerschulmaschine (Hacker) II 407.

rahmen (Rath) II 407.

rechen (Hacker) II 407.

Verschulungsabstand II 408.

-zeit II 408.

Verunkrautun^' I 78, 101, 117. II 262, 294. Verwandtschaft, morphologisch-anato- mische I 220. , systematische I 220.

der Holzarten I 52. Verwitterung I 11, 35, 42, 72, 109, 115. Viburnum I 135.

Lantana I 21(j.

Opulus I 216. Vielgipfeligkeit I 178, 181. Viermonatstemperatur I 15, 68. Virginischer ^^ achholder I 157. Vieille ecorce III 521. Vogelbeere I 199.

-kirsche I 201. Vollernte I 139.

licht I 10.5, 194, 197, 209.

mast I 139 II 261.

saat II 385.

Vorbereitungshieb I 101, 1:38. II 258, 262. Vorbereitung der Sämereien II 377. Vorderlicht I 96, 99, 130, 218. Vordüngung III .531. Vorgriftshieb II 295. Vorliieb II 2.58. Vorlichtung II 310. Vorwüchsigkeit I 231. II 300. Vorwuchs II 294, 296.

behandluug II 299.

. gemischter II 298.

-hörst II 299.

(Kahlschlag) I 88. II 305. . Musterung II 296.

pHauzen I 88. II 393.

, reiner II 298.

, verhütteter II 296, 299.

TV achholder I 157.

Wärme I 35, 39, 53, 58, 144, 150. II 255.

-ableitung I 12.

-ansprüche der Holzarten I 58. bedürfnis I 180.

-entzug II 2.57.

-genulJ I 143.

-grenze I 73, 159, 163, 219. mangel I 19, 125.

menge I 14, 89.

rOckschlag I 54.

über^^chuB I 60, 125. Waldästhetik III .539.

bandweiser I 218.

begründung I 97, 245.

, bestandsweise gemischt I 218. II 284.

, chinesisclier I 69.

, chinojapanischer I 50.

einteilung II 283.

erziehung I 109. III 490.

Waldfeldwirtschaft II 270. Waldfeuchtigkeit I 22.

-gebiete, europäische I 69. , westamerikanüsche I 69.

-grenze I 26, 5ü, 91, 161, 185, 227. , alpine I 18, 210.

, polare I 15, 18, 210.

therme I 15.

-Vegetation I 19.

Verschiebung I 19.

-wärme I 15.

, nordamerikanischer I 246. , ostamerikanischer I 50. , ostasiatischer I 50, 248.

-paeee I 245. III 490, 539. ränder I 214.

-rebe I 213.

regionen I 20, 25, 45, 49.

, indische I 45.

, kanadische I 45.

, nordmexikanische I 46.

, ostamerikanische I 69.

, ostasiatische I 69.

, sibirische I 45.

, atlantische der Alten Welt 1 45, 243.

, Neuen Welt I 45.

, pazifische der Alten AVeit I 45. , Neuen Welt I 45.

, stammweiser I 218. , subtropischer I 56. , truppweiser I 218.

typen I 46.

Weidewirtschaft I 269.

-Zonen I 46, 55, 56, 191, 224. Walnußarten I 195. Walnuts I 195. Wanderdünen I 40. Warzenbirke I 186. Washingtonia I 61.

Wasser I 41.

bedürfnis I 231.

-genuß I 98. II 259.

-mangel I 13, 94, 109, 170, 185, 231, 238.

-probe II 374.

-reiser I 130, 203, 206. II 289.

Überschuß I 231.

Weichholzscheinzypresse I 156. Weidenarten I 209.

-hegcr I 210. II 273, 428. Weißbirke I 186.

buche I 187.

-dorn I 214. Hickory I 188.

-eiche 1 103, 203. II 437. überhälter II 360.

-erle I 185. esche I 193.

-flehte I 162. II 472. rindige Föhre I 167.

-tanne I 89. Westamerikanische Birke I 186.

Lärche I 160.

Silbertanne I 151.

Thuje II 477.

Tsuge I 181. II 473, Westliche Korkeiche I 208.

, europäiscner I 49, 243,

J. NaturgesetzUche Grundlagen. IL Begründung. Hl. Pflege und Erziehung.

568

Sachregister.

Westlicher Trompeteubaum I 190. Western Catalpa I 190.

Hemlock I 181. Weymouthsföhre = Strobe, Strobus. White ash I 193.

cedar I 155, 156, 180.

elm I 212.

fir I 151.

<.ak I 204, 205.

Pille I 174.

~ spriice I 162, 168, 164. AVidcrstaiid jj:egeii Schnee II 288.

Wind 1 80, 93, 165, 183. II 288.

Wiederbewaldung I 171, 175.

-Verjüngung II 251, 272, 338.

, küiKstliclie 11 361, 362, 363.

, natürliche I 101, 150, 160, 223,

286, 287, 290. Wiesenbau II 285.

moore I 37.

Wildbeschädigung I 173, 193. Wildblaekcheny I 202. Wilde Birne I 199.

Apfel 1 199. AVildparkwii tschaft II 269. 111 539.

verbili II 254, 300, 303. III 495.

Willows I 209.

Wind I 33, 92, 126, 230. II 254, 256,

OQQ

brach I 92, 151.

-mantel 111 526. scliub I 93.

-schütz II 302.

wurf I 92.

Winterfärbung I 86.

-frost I 82, 88. II 280.

linde I 211.

temperatur I 15, 59, 69, 82, 87,

212 225. '7)7)

AVirtscliaftsformeu II 249. Wölfe II 297. Wuclisfehler II 250.

/. NaUirgesctzliche Grundlagen.

258,

Wühlspaten (Spitzcuberg) II 418, 42L AVurzelausschläge I 142, 215.

brut I 142, 144.

iiHanzung II 430.

konkurrenz l 106, 238.

krebs 1 43, 155, 160, 176.

prianznng II 430.

versclmeider (Muth) II 409.

Schluß I 133, 238.

Schneidemesser (Kaiser) II 409.

-Stecklinge I 143, 144.

-stümmeiung I 138.

Yachidamo I 193. Yellow Cypress I 155.

Pine I 173.

Poplar I 196.

Zaun I 214. III 496.^

Zedern I 153.

Zeit der Aussaat II 378.

Bodenbearbeitung II 382.

Pflanzung II 415.

Zelkowa I 62, 133, 212. II 345, 360.

crenata 1 213.

Keaki I 63, 213. II 435, 478. -überhälter II 360.

257, Zerreiche I 207.

Zirben = Zürbcin.

Zitteriiappel I 113, 201.

Zonenbilduug I 70, 89, 205.

Zopftrocknis I 131, 203.

Zubereitung des Keimbettes II 379.

Zuckerahorn I 184.

Zürbeln I 174. II 435.

Zusammensetzung der Waldungen I 49l

Zwergbirke I 213.

Zwieselbihhmg I 128.

Zwischennutzung, laudw. II 285.

-pflauzung = Staffelj

-Strauchpflanzung II 486. Zypressenarten I 156.

IL Begründung. III. Fliege und Erziehung.

Mayr, Waldbau.

Tafein.

Verteilung der Temperatur in Litt vnd Boden.

Mittsommer beililarer,wmdslillerWiltenmg.

jf^g Sonnen- Mitter- Sonnen- j^jf^ Sonnen- Mitter Sonnen- f^

ItntArviann Kl3/4>i Äiifnann lintpnnann Narht Änfnann

Sonnen- Mitter Sonnen -

Untergang, Nacht Aufgang

Untergang Nacht Aufgang.

e Q o nn o o nn c _

f

Der Zu- und Abnahme der Temperatur über 0°( not) und unter (blau ) entsprechen die Größenverhältnisse der Kreise.

Verla; vm Paiü Pareviiv Berlin S VT

HkiU)LiK\ <• t, kVllci B/>rimS.

Mayr, Waldbau.

Tafeim.

Verteilung der Temperatur in Luft und Boden.

Mittwinter bei klarer, windstiller Wiltenuig.

Miftao Sonnen Mitter- Sonnen- |v|j|,aq Sonnen- Mitter- Sennen- ^1^3» Sonnen- Mitten- Sonnen- Untergang, Nacht. Aufgang. ' Untergang. Nachf. Aufgang. Untergang. Nacht Aufgang.

ULAJ

Der Zu-und Abnahme der Temperatur über ( rot) und unter ( blau ) entsprechen die Größenverhältnisse der Kreise

Veiiag TOTi Paul Parcv m Berlai S W.

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Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hcdcmannstrafse 10.

Die Forsteinrichtung.

Dr. Friedrich Judeich,

weil. Kgl. SUclis. GclioitiKi- 01)crr<>rslr.it, l)inkt(ir ili-r l'orstakaJcniic zu Tharandt.

Sechste, ergänzte Auflage

von

Dr. Max Neumeister,

Kgl. Sachs. Geh. Oberforstrat, Direktor der Korstakadeniie zu Tharandt.

Mit einer Karte in Farbendruck. Gebunden, Preis 10 M. 50 Pf.

Illustriertes Forst- und Jagd-Lexikon.

Zweite, neubearbeitete Auflage.

Unter Mitwirkung" von Prof. Dr. Bühler-Tübingen, Prof. Dr. Conrad-Aschaffenburg, Forstrat Efsllnger-Speyer, Forstmeister Freiherr v. Nordenflycht-Lüdderitz, Oberforstmeister Runnebaum -Stade, Prof. Dr. Spangenberg- Aschaffenburg, Prof. Dr. Weber-München, Prof. Dr. Wilhelm-Wien

herausgegeben von

Dr. Hermann von Fürst,

Königl. Obertorstrat und Direktor der Künisl. forstlichen Hochschule Aschaffenburg.

Mit 860 Textabbildungen. In Halbleder gebunden, Preis 23 M.

Die

Begründung naturgemäßer Hochwaldbestände.

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Oberförster Rudolph Jani^owsky.

Dritte, vermehrte Auflage.

Mit vier lithographischen Tafeln. Preis 3 M. 50 Pf.

Der forstliche Hochbau,

Maximilian Lizius,

Kgl. bayr. Forstmeister und Dozent für forstliche Baukundc an der Kgl. Forstlehranstalt Aschaffenburg.

Mit 247 Textabbildungen. Preis 6 M.

Handbuch des forstlichen Wege- und Eisenbahnbaues.

Nach dem Nachlasse des Kgl. bayr. Forstmeisters M. Lizius

bearbeitet von

K. Dotzei,

Kgl. bayr. Forstmeister und Dozent an der 1-orstIchranstalt Aschaffenburg.

Mit 245 Textabbildungen. Gebunden, Preis 7 M. 50 Pf.

Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstralse 10.

Fremdländische Wald- und Parkbäunie für Europa.

Dr. Heinrich Mayr,

Professor der forstliclicn Pruduktionslehre an der Universität zu München.

[it 258 Abbildunsjcn im Texte und 354, zum Teil farbigen Abbildungen auf 20 Tafeln.

In Prachtband gebunden, Preis 22 M.

Monographie der Abietineen des Japanischen Reiches,

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Dr. Heinrich Mayr,

Professor der forstlichen Pruduktionslehre ;in der Universität zu München.

Mit 7 kolorierten Tafeln. Kartoniert, Preis 12 M.

Die Forstbenutzung,

\'on

Dr. Karl Gayer,

Geheimer Rat und Professor an der Universität zu München.

Neunte, vermehrte Auflage,

bearbeitet unter Mitwirkung- von

Dr. Heinrich Mayr,

Pmfessor der forstlichen Produktionslehrc .in der Universität zu Münche

Mit 341 Textabbildiingcu. Gebunden, Preis 14 M.

Die Eigenschaften und das forstliche Verhalten

der wichtigeren in Deutschland vorkommenden

Holzarten.

Leitfaden für Studierende, Praktiker und Waldbesitzer.

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Dr. Richard Heß,

Geh. Hofrat, o. ö. Professor der Forstwissonsch.ift und Direktor des Forstinstituts an der I.udwigs-Universitiit zu (iiefscn.

Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage. Gebunden, Preis 10 M.

Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstrafse 10.

Die Technik des Forstschutzes gegen Tiere.

Anleitung zur Ausführung

von N'orbeugungs- und Vertilgungsmafsregeln in der Hand des Revier

Verwalters, Forstschutzbeamten und Privatwaldbesitzers.

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Dr. Karl Eckstein,

l'rof. an der Fors'.akadeniie EberswaMe, Dirigent der zoologischen Abteilung des forstlichen Versuchswesens in Freulsen.

Mit 52 Tcxtabbilduugeii. Gebintdctt, Preis 4 M. 50 Pf.

Kauschingers Lehre vom Waldschutz.

Sechste Auflage.

H e r a u s g^ (.• y r b c- n \- i n

Dr. H. von Fürst,

Königlicher Oberforstrat, Direktor der forstlichen Hochschule in Aschaffenburg. Mit 5 Tafeln. Gebunden, Preis 4 M.

Leitfaden der Forstinsektenkunde.

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Dr. Otto Nüßlin,

Grofsh. Bad. Hofrat, Professor der Zoologie und Forstzoologie an der Technischen Hochschule, Vorstand am Grofsh. Naturalienkabinett in Karlsruhe.

Mit 356 Textabbildung-en und den Bildnissen hervorragender Forstentomologen.

In Leinen gebunden, Preis 10 M.

Forstliche Zoologie.

Dr. Karl Eckstein,

Professor an der Königl. Forstakademie in Eberswalde.

Mit 660 Textabbildungen. Gebunden, Preis 20 M.

Lehrbuch der Mitteleuropäischen Forstinsektenkunde.

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Dr. J. F. Judeich, unj Dr. H. Nitsche,

weil. Kgl. Sachs. Geh. Oberforstrat und Direktor Professor der Zoologie an der lorMak-idemie

der Forstakaderaie zu Tharandt, zu Tharandt.

Als achte Auflage von Ratzeburgs

Waldverderber und ihre Feinde

in voliständiyer Umarbeitung herausgegeben.

Mit Ratzeburgs Bildnis, 8 bunten Tafeln und 352 Textabbildungen.

Zwei Bände in Großoktav. Gebunden, Preis 40 M.

Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstrafse 10.

Handbuch der kaufmännischen Holzverwertung und des Holzhandels.

Für Waldbesitzer, Forstwirte, Holzindustrielle und Holzhändler.

^'on

Leopold Hufnagl,

Fürstlicher Zcntralj;üter(lircktor.

Zweite, gänzlich neubearbeitete Auflage.

Mit 28 Textabbildungen. Gebunden, Preis 6 M.

Massentafeln zur Bestimmung des Holzgehaltes stehender Waldbäume und Waldbestände.

Nach den Arbeiten der forstlichen X'ersuchsanstalten des Deutschen Reichs und Österreichs

iKrausgcufeben von

Kammerrat Dr. Grundner und Prof. Dr. Schwappach.

Z'iceite Auflage. Gebunden, Preis 2 M. 50 Pf.

Lehrbuch der Holzmesskunde.

Dr. Udo Müller,

a. o. Professor der Forstwissensrhaft an der Technisrhen Hochschule zu Karlsruhe.

Mit 115 Textabbildungen. Gebunden, Preis 12 M. 50 Pf.

Anleitung zur Aufnahme des Holzgehaltes der Waldbestände,

Dr. M. F. Kunze,

Geh. Hofrat, Professor an der Forstakademie Tharandt.

Z-iVeite Auflage. Kartoniert, Preis 2 M.

Hilfstafeln für Holzmassen-Aufnahmen,

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Dr. M. F. Kunze,

Geh. Hofrat, Professor an der Forstakademie Thirandt.

Zweite Auflage. Kartoniert, Preis 1 M. 50 Pf.

Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

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