589.95 B 97 a Butschli, 0,: .^eitere Ausfr.hrur:gen über den B^u der Gyanophyceen und Bacterien. Leipzig. T:. t-ngi^ ijnann, 1896 /^ WEITERE AUSFÜHRUNGEN ÜBER DEN BAU DER mwnm^ ünü bicterien IM ANSCHLÜSSE AN MEINE ABHANDLUNG AUS DEM JAHRE 1890 VON O. BÜTSCHLI PROFESSOR DER ZOOLOGIE MIT 2 LICHTDRUCK- UND 3 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN SOWIE 6 TEXTFIGUREN LEIPZIG VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1896. Alle Rechte vorbehalten. Inhalts verzeich niss. Seit« Einleitung 1 [. Abschnitt. Die Cyanophyceen und die Schwefelhacterieu 4 1. Zusammensetzung des Weichkörpers aus gefärbter Rindenschicht und farb- losem Centralkörper 4 2. Membran von Chromatium okenii 12 3. Die gefärbte Rindenschicht 12 4. Der feinere Bau des Centralkörpers 27 5. Einige Bemerkimgen über die Schwefeltröpfchen der Schwefelbacterien . 37 6. Bemerkungen über die körnigen Einschlüsse der Cyanophyceen und der Schwefelbacterien 40 7. Ist der Centralkörper der Cyanophyceen und Schwefelbacterien ein Zellkern? 43 IT. Abschnitt. Bauverhältnisse der kleineren und einfacheren Bacterien . 53 Zettnow's bestätigende Erfahrungen 53 F r e n z e l's bestätigende Erfahrungen 56 Bunge 's Angaben 56 AI fr. Fisch er's Ansichten und Angriffe 57 Künstler 's übereinstimmende Erfahrungen 64 Beobachtungen über Wabenstructur bei Ernst, Babes, Protopopoff und F r e n z e 1 65 Ilkewitsch's Beobachtungen und Anschauungen 66 Schotten us' Angaben 68 Wahrlich 's übereinstimmende Befunde 68 J. P e r e z und seine Meinung .• 70 Sjöbring, Trambusti und Galeotti 71 Mitrophanow's Auffassung 71 Nadson's ähnliche Ansichten 74 Wie sn er 's Archiplasma 75 Litte ratur 77 Tafelerklärune 79 39727 Masse besteht, welche nach ihren Eigenschaften nur dem C-entraUvürper der Cyanophyceen und Schwefelbacterien , also deren Kernbestandtheil ver- glichen werden konnte. Nur ])ei wenigen der untersuchten Bacterien war an den Enden noch eine, in geringer Menge vorhandene, schwächer färbbare Masse zu bemerken, welche der Rindenschicht oder dem Plasma der Schwefelbacterien und Cyanophyceen verglichen werden konnte, so dass diese Formen denUebergang zwischen jenen complicirteren und den einfachsten , die nur oder doch ganz vorwiegend (d. h. abgesehen von Geissein und Membran) aus Centralkörpermasse bestehen, vermittelten. Aus diesen Beobachtungsergebnissen musste sich also, insofern sie begründet waren, der zwingende Schluss ergeben, dass die einfacheren Bacterien, der Hauptmasse ihres Körpers nach, aus Kernsubstanz bestünden, das Plasma hingegen höchstens durch Geissein und Membranen, und nur bei den grösseren Formen (speciell den Schwefelbacterien) durch eine mehr oder weniger entwickelte, jener der Cyanophyceen entsprechende Rinden- schicht repräsentirt werde. Auf die Einzelheiten dieser Auffassung und die namentlich bei den Cyanophyceen etwas complicirteren Bauverhältnisse will ich an dieser Stelle nicht näher eingehen, sondern als weiteres Ergebniss meiner Beobach- tungen nur noch hervorheben, dass überall, sowohl in der Rindenschicht (oder dem Plasma) wie in dem Centralkörper (oder Kern) ein feiner Wabenbau nachgewiesen Avurde, in Uebereinstimmung mit meinen Er- fahrungen über die Structuren des Plasmas und der Kerne. — Bei den kleineren und kleinsten Bacterien vereinfacht sich natürlich auch diese Wabenstructur sehr, so dass ihre Körpersubstanz sicherlich nur aus sehr wenigen Waben aufgebaut ist. Meine hier in w^enig Worten recapitulirten Anschauungen über die Bauverhältnisse der beiden, und wie gerade meine Untersuchungen wiederum erwiesen, so nahe verwandten Organismen-Gruppen, erfreuten sich im Laufe der seither verflossenen 5 Jahre mancher Beistimmung, hatten jedoch auch mancherlei Angriffe zu erdulden. Meine A^eröffentlichung von 1890 war verhältnissmässig sehr kurz gefasst, da ich, mit anderer Arbeit sehr be- schäftigt, zu einer eingehenderen Darstellung, und anhaltenderen Verfolg- ung des ausgedehnten Gegenstandes keine Zeit fand. Die beigegebene Tafel war die Reproduction einer Wandtafel, die ich zur Erläuterung des Vortrags, der meiner Veröffentlichung zu Grunde lag, angefertigt hatte und war dementsprechend etwas schematisch gehalten. Dieser Umstand sowohl, wie auch die Kürze der Darstellung mögen dazu beigetragen haben, dass das Mitgetheilte auf mancher Seite weniger Vertrauen fand, als es mir zu verdienen schien ; wozu sich gesellte, dass ich mit dem Ein- brucli in (iioscs (icbiet ein dem Zoologen livnides Terrain betreten hatte, auf dem ich als Unerfahrener des Credits ermangelte. Immerhin gaben meine Arbeit, so wie die unabhängig und kurz vor ihr erschienene von M Zacharias (1890), den Anstoss /u wiederholten Untersuchungen der Cyanophyceen und Bacterien; ohne dass sich jedoch behaupten lässt, dass durch diese Arbeiten (he Frage in den principiell wichtigen Punkten wesentlich gefördert und geklärt worden sei. Im Gegentheil bin icli sogar der Meinung, dass durch ungeübte und voreilige Beobachter manche Ver- wirrung gestiftet wurde. Obgleich ich iiun in den Jahren, welche seit meiner Veröffentlichung verflossen sind , keine neuen Beobachtungen auf diesem Gebiet angestellt habe, schien es mir doch schon seit längerer Zeit angezeigt, mich von Neuem über die Frage zu äussern und namentlich auch meine Angaben durcli Veröffentlichung von Mih-ophotograpliien zu belegen, indem die inzwisclien erschienenen Publicationen gezeigt hatten, wie wenig Vertrauen meinen früheren Abbildungen entgegengebracht wurde und Avie wenig manche Beobachter von dem Geschilderten an den Objecten selbst wahrzunehmen vermochten. Ich habe daher im Laufe des vergangenen Winters den grössten Theil der 1889/Oü angefertigten Präparate von Neuem studirt und kann darüber im Ganzen nur sagen, dass ich, obgleich einzelne Präparate durch die Zeit etwas gelitten hatten, doch alles genau so gefunden habe, wie ich es 1890 schilderte. In neuester Zeit hatte ich endlich durch die Freund- lichkeit des Herrn Dr. med. S. Stockmayer Gelegenheit, einige interes- sante Oscillarien lebend zu untersuchen, die einige weitere Aufschlüsse ge- währten. In der folgenden Darstellung, (he ich möglichst kurz zu fassen suchen werde, gedenke ich hauptsächlich die Zweifel und Angriffe, welche gegen meine Angaben erhoben worden sind, zu betrachten. Das zu Besprechende theile ich in zwei Abschnitte, von denen der erste die Cyanophyceen und die sich ihnen so nahe anschliessenden Schivefelhacterien , sowie einzelne mit diesen übereinstimmende schwefelfreie Formen, der zweite dagegen die kleineren und einfacheren Bacterien behandeln soll. 1. Die Cyanophyeeen und die Sehwefelbaeterien. 1. Zusammensetzung des Weichkörpers aus gefärbter Rinden- schicht und farblosem Centralkörper. Nichts ist leichter und einfacher, als sich bei zahlreichen lebenden Cyanophyeeen (speciell den Oscillarien) von der Zusammensetzung des Weich- körpers aus der gefärbten äusseren RindenscMchi und dem farblosen Cen- trallcm'per zu überzeugen. — Ich habe darauf schon 1890 hingewiesen (p. 17); ebenso auch Zacharias (1890 p. 5 und später mehrfach). Diese und frühere ähnliche Erfahrungen bestätigten weiterhin Hieronymu.s (1892), Z u k a.l (1892) , P a 1 1 a (1893), N a d s o n (1895) und Stock- mayer (1895). Ebenso verdient es hier besonders hervorgehoben zu wer- den, dass schon auf einigen Abbildungen Winogradsky's (1888, s. dort Taf. IIl Fig. 2, 14, 16, 17) der Centralkörper lebender kleiner Sehwefel- baeterien ganz deutlich eingezeichnet ist, ähnlich wie ihn auch schon C o h n (1875, Taf. III Fig. 11) für das schwefelfreie, jedoch analog gebaute Bact. lineola darstellte. Gegenüber diesen übereinstimmenden Beobachtungen, deren Bestäti- gung keinerlei Schwierigkeiten bereitet, treten die abweichenden Angaben gewisser Forscher und Kritiker in den Hintergrund. In erster Linie gedenke ich der Untersuchungen Deinega's (1891), der, obgleich es ihm gelang, den C'entralkörper gewisser Oscillarien mit Haematoxylin oder Methylgrün zu färben, auf Grund ungenügender Verdauungsversuche an Spyrogyren zu der seltsamen Ansicht gelangte, dass der sog. Centralkörper, wie ihn iiamentli{!h Zacharias und ich durch Verdauungsversuche als verschieden^ von der Rindenschicht erwiesen hatten, der zusammengezogene und ge- schrumpfte Rest des sog. Chromatophors sei, d. h. des von ihm ange- nommenen Chromatophors , das als ,,em durclilöcliertes Plättehen die innere Oberfläche der Zelle belegen''' soll. — Diese irrthümlichen Angaben hat schon Zacharias (1891) richtig zurückgewiesen und sie erledigen sich, wie gesagt, einfach durch die so mühelos und ohne jede weitere Präpa- ration zu bestätigende Beobachtung der gefärbten Rindenschicht und des farblosen Centralkörpers in lebenden Oscillarien. Noch etwas hinter der Arbeit D ei n ega;'s bleibt die Dissertation von V. A. Marx (1892) zurück, der einmal den Centralkörper „äusserst selten bcmerlde'''- und weiterhin trotz verschiedenartiger Präparation und Färbung iiiclit im Stande war, ihn /u lärbeii; viclnielir blieb ietzteriT stets imge- t'ärl)t, während das periphere Plasma sich färbte (p. 12 und früher). Auch im Leben gelang es ihm nicht, den Centralkörper mit Metliyl violett zu tingiren und ebensowenig ergaben seine Verdauungsversuche entscheidende Resultate. Hierauf lässt sich nun wohl nur sagen, dass diese Angaben allein die Ungeübtheit des Beobachters , nicht jedoch die Seltenheit und die Untingirbarkeit des Centralkörpers beAveisen. Schon 1891 hat Alfred Fischer meine Unterscheidung von Hinden- schicht und Centralkörper bei den Cyanophyceen und Schwefelbacterien scharf angegriffen, da er bei den von ihm untersuchten Meinen Bactcricii nichts dergleichen linden konnte, und wo ja auch nach meinen eigenen Er- fahrungen nichts Derartiges vorkommt. — Ich habe darauf 1892 diesen unmotivirten Angriff ebenso scharf y.urückgewiesen. Da dies an einem Orte geschah, wo Bemerkungen über Ciiauophyceen und Bacterien nicht leicht gesucht werden, so wiederhole ich das dort (p. 76 — 79) Bemerkte auch hier. „Fischer hat sich heinesivegs damit beschäftigt, etwa eine der von mir untersuchten Formen , insbesondere eine der tijpisclien grossen Bacterien , auf deren Untersuchung meine ganze Darstellung beruht^ seinerseits zu sfudiren; selbst die Oscillarien. ivelche jederzeit zur Verfügung stehen, hat er nicht im Geringsten nach den von mir angegebenen 3Iethoden geprüft. Nichtsdesto- weniger hält er sich für voll berechtigt., atif Grund einiger Versuche über die plasmolytische Zusammenzieltung des Inhcdts gewisser Bacterienzellen, meine Ansichten über den Bau der fraglichen Organismen als irrige zu verurtheilen. Was ich bei den grossen Bacterien, wie Chrom ati um ol-enü und Ophido- monas jenensi s, sowie den zahlreich untersuchten Oscillarien als wcd)ig strucfurirte, radiär gestreifte dünne Plasmcdage schilderte, loäre nach ihm nichts anderes, (ds, bei de)- plasmolytischen Zurückziehmig des Inhcdts der Zellen, an gewissen Stellen der Wand haften gebliebenes Plasma, das sich fädig oder strahlig ausgezogen habe. Daher könne denn auch von einem be- sonderen Centredkörper oder Kern bei diesen Organismen keine Bede sein; das was ich als solchen ansehe, sei eben nichts u-eiter wie die Cenfrcdm((sse des zusammengezogenen Zellplasmas. Wer diese Deutung meiner Beobachtungen, welclie meine Befältigung zur Untersuchung derartiger Objecte in etwas zweifelhaftem Licht ersciieii/ei/ lässt, liest, kommt vielleicht auf die ncilieliegende Verniuthung, dass Fi seh ei' hei seinen Studien über die Plasmolyse des 'Inhalts der Bacterienzellen der- gleichen Vorgänge gefunden habe, wie er sie cds Quelle meiner Irrthümer be- zeichnet. Danach sucht man jedoch vergehlich: er hat nichts weiter n-ie die Zusammenziehung des Inhalts der Zelle unter Fintrirl-nng gewisser Lösungen beobachtet ; auf seinen Abbildungen suchen trir umsonst nach einer Spur von — 6 — Striictiirvei'liälhusse}). Seine ganze Deutung der von mir beschriebenen UiUlcr ist daher hypothetisch und gründet sich nur auf die Erfahrung, dass bei der Flasmolyse „getüöhnlicher PflansenzelJen'" ,,gar nicht selten^'' einzelne Plasma- fäden an der Wand der Zelle haften bleiben, die sich nach Fischer in die Poren der Zelhvand fortsetzen sollen. Soviel ich iveiss, ist diese Erscheinung bei der Plasmolyse ,,getv ähnlich er Pfianzenzellen'-^ keineswegs häufig, sondern die Ausnahme; in der Hegel zieht sich der Inhalt allseitig ohne solche Faden- bildung von der Wand zurück, und ivenn sie überhaupt vorkommt, dann tritt sie meist sehr unregelmässig hier und da auf. Wenn es deshalb schon ganz unztdässig und kritiklos erscheint, die von mir sowohl bei den grossen Bacterien wie bei den Oscillarien ganz regelmässig beobachtete strahlig-tüabige Plasmaschicht auf eine so abnorm auftretende Er- scheinung an den Zellen höherer Pflanzen zurückführen zu n^ollen, so wiid dies noch durch eine Reihe anderer Thatsachen weiterhin erwiesen. Fischer behauptet, tuie gesagt, dass edle von mir geschilderten Verhältnisse durch plas- molytisch veränderte Zellen vorgetäuscht tvorden seien und beruft sich darauf, dass ich mit Alkohol fixirtes Material untersucht habe, u'elches leicht )uehv oder weniger plasmolysirt sei. Hütte er sich etivas mehr Zeit genommen, meine Arbeit, welche zwar nur die Bedeutung einer vorläufigen Mittheihmg bean- spruchte, aufmerksam zu lesen, so wäre ihm nicht entgangen, dass ich keines- /vegs nur mit AlkoJiol conservirte, sondern dass ich gleichzeitig recht verschieden- artige und vorzügliche Fixirungsmittel , wie Pikrinschtvefelsäure, ohne und mit Osmiumsäure, Chr om- Osmium-Essigs äur e, Osmiumsäure- dämpfe u. s. f. verwerthete, und dass alle diese verschiedenen 3Iittel im Wesentlichen .zu den gleiche')) Ergebnissen führten. Wenn ich gewöhnlich schwachen Alkohol, und, zwar meist mit einem Zusatz von Jod, z)i)' Fixirung anivandte, so geschah dies deshalb, iveil ich mich überzeugt hatte, dass er ganz dasselbe leistet, tvie die übrigen Mittel, und gleichzeitig den Voiiheil bietet: dass die Färbungot an derartig ßxirten) Material besibra)) imter fheihveisem Aus- tritt des Inhalts. Ich halte es Jedoch für unnöthig, bei diesen Dingen länger .zu verweilen, da sich FiscJier's ganz unbegründete Einwände ohne Scliivierigkeit durch eine Reihe Thatsachen widerlegen lassen, die ihm ebenso zugänglich fvaren )vie mir und welche er sich daher selbst hätte vorlegen müssen, ivenn er es für nöthig erachtet hätte, sich in dieser Frage genauer .m orientiren, bevor er ein Urtheil abgab. Bekanntlich wurde der Centrcdldirper oder Kern der Oscillarien schon vor mir von E. Zacha r i as beobachtet, und dieser Forscher hat später (jleichzeüig mit mir nml nnahhängig diesen Gegenstand iveiter verfolgt^). Oh Fischer Zacharias' Arbeiten nicht kennt, da er sie nirgends envähnt, hJeihe dahingestellt. JedenfaUs hat sich Zach arias ebenso tvie ich überzeug t, dass die OscilJarienzelle einen ansehnlichen centralen ungefärbten Körper von besonderen Eigenschaften enthält. Ob dieser Körper rds Kern zu deuten ist, erscheint als eine Sache für sich; jedenfalls hat sich erfreidicher Weise auch in dieser Hinsicht genügende Uebereinstimmung zivischen Zach arias und mir ergeben. Ich darf ganz zufrieden sein, ivenn Zach arias anerkennt.^ dass dieser Körper als die Vorstufe eines Kerns betrachtet iverden dürfe^); dann ist er rben der Vertreter des Kerns der höheren Zelle, wie ich ihn auch auf- fasse. Ob ihm edle Eigenschaften des letzteren zukommen, ist eine Frage, ivelche iveiterer Untersuchung bedarf und schliesslich erscheint dies auch nicht unbedingt nöthig. Dieser Centrcdkörper der Oscillarienzelle ist nun sowohl nach Zach arias' ivie meinen Erfahrungen, denen übrigens die einiger älterer Forscher vorhergehen, schon in der lebenden Zelle als ungefärbter Central- theil ganz deutlich ivahrzunehmen ; ebenso hob ich hervor, dass dies von dem entsprechenden Centralliörper des Chromatium oJcenii gilt, ja dass sogar der des B acterium lineola schon im Leben zu beobachten ist. Wie man unter diesen Umständen die Behauptung zu vertheidigen wagen Jcann, dass der Centralkörper nur die Centralmasse des plasmolytisch zusam,mengezogenen ZelHnhaUs sei, bleibt mir wenigstens unergründlich und liefert wohl einen Be- iveis für die seltsame Art, in welcher heutzutage häufig argumentirt wird. Ueberlegen wir nun ferner, dass, wie ich und Zach arias ausführlich dar- legten, der Ceniralhörper sich soivohl durch ganz besondere Färbtmgsfähigheiten, W'ie auch durch sein Verhalten gegen Verdauungsflüssigkeiten auszeichnet , so wird die Haltlosigkeit der Fische r'schen Behauptung immer zweifelloser. Zu guter letzt kommt uns ausserdem noch ein absolut beiveisfähiger Punkt zu Hülfe, welchen ich jrüher nicht betont habe, da es mir unmöglich schien, den "fraglichen Einwand zu erheben. Bei Chromati um okenii sowohl tvie bei dim Oscillarien hatte ich häufig Gelegenheit , in den Präparaten verschieden- gradig plasmolysirte Zellen zu beobachten, d. h. solche, deren Inhalt von der Zellmembran mehr oder weniger zurückgezogen war. An solchen Exemplaren lässt sich auf das Bestimmteste feststellen, dass sich bei der Plasmolyse das gesummte strahlig-wahige Plasma mit scharfer, glatter Begrenzung von der Haut ablöst. Besonders von Chromatium habe ich Exemplare gefunden, deren gesammter Inhalt stark von der Membran zurückgezogen war und dennoch auf das Schönste sowohl die plasmatische Bindenschicht wie den Centralkörper 1) Botanische Zeitung 1887. p. 301: ibid. 1890. p. 1 ■^') Botanischo Zeitung 1890. p. 463. zeigte. Selbst cm B a cteritini Un.eol a gclan(j es, ähnliche Zustände sicher SU beobachten. Da ich durch vorstehende Ausführungen Fi sehe r 's Einwände genügend surüchgeiüiesen ^ind gekennzeichnet zu haben glaube, halte ich es für unnöthig, auf die weiteren Angriffe näher einzugehen, ivelche er gegen meine Deutung der Ideineren Bacterien als des Plasmas entbehrender oder doch daran sehr armer Centralliörper richtet ^). Da meine Argumentation nändich eine einfache Folge aus den Ermittelungen ist, ivelche sich an den grossen Bacterien und Cgano- phyceen ergaben, so bleiben sie zu Recht bestehen, wenn die von Fischer gegen die Richtigheit dieser Beobachtungen erhobenen Eimnände als irrig und unbegründet dargelegt ivorden sind. Dass dies aber der Fall, ivird, wie ich hoffe, genügend Mar geivorden sein." Auch Zacharias sah sich 1891 veranlasst, die Fischer 'sehe An- zweifelung des Centralkörpers abzuweisen, indem er p. 2 d. S. A.'s (Anm.) sagt: „Wenn Fischer hier sagen will, dass der Centrcdhörper in der lebenden Zelle als eine von dem peripherischen Plasma sicli, durch abiveichende Be- schaffenheit tmterscheidende Masse überhaupt nicht existirt^), so ist das un- richtig, wie man durch Untersuchung der Zellinhalte unter Verwendmuf geeig- neter Reagentien unschwer feststellen kann.'' In einer 1894 erschienenen umfangreichen Arbeit über die Bac- terien unternimmt es Fischer, meine morphologische Auffassung dieser Organismen von Neuem zu widerlegen, da, wie er meint (p. 1) „die meisten Bacteriologen wohl jetzt der Ansicht Bü tschli's huldigen'^ eine An- 1) „Teil ergreife die Gelegenheit, um einen Irrthum, der sich in meine Bacterien arbeit eingeschlichen hat, zu berichtigen. Auf p. 34 derselben wui'de bemerkt, dass auch schon frühere Forscher gelegentlich die Bacterien wegen ihrer intensiven Tingirbarkeit mit den Kernen der höheren Organismen verglichen hätten, namentlich sei dies meines Wissens von Klebs (AUgem. Pathologie, 1887, Bd. I, p. 75—76) geschehen. Herr Prof. Hüppe hatte die Freundlichkeit , mich darauf hinzuweisen , dass er es war , welcher diesen Vergleich schon etwas früher aussprach (Hüppe, Die Formen der Bacterien. Wiesbaden 1886, p. 94 bis 95), wie ich hier gern berichtige. Da ich wegen der Arbeiten, welche den Gegenstand der vorliegenden Schrift bilden, über meine Bacterienstudien nur kurz vorläufig berichten konnte, so fehlte mir auch die Zeit, die so umfangreiche Bacterien-Literatur eingehend durchzusehen. Bei der fraglichen Angabe folgte ich daher Ernst, welcher dieselbe Be- merkung auf p. 44 seiner Arbeit machte. Uebrigens hat diese historische Frage keine sehr erhebliche Bedeutung, da sowohl Hüppe wie Klebs die angedeuteten Beziehungen der Bacterien zu den Kernen echter Zellen für recht unsicher erachteten und ihnen jedenfalls keine grössere Bedeutung zuschrieben." 2) Dass dies Fischer aber thatsächlich sagte, scheint mir keinem Zweifel zu unter- liegen. Er bemerkt (p. 69): „Der Centralkö'rper aber, nach Bütschli der gewaltige Kern, ist nicht der Zellkern , sondern nur die H auptmasse des c ontrahirten Protoplasmas , in welchem erst iv eiter hin uach einem Kern zu suchen iväre.'' Die Rindenschicht dagegen ist nach ihm der übrige Mindertheil des Plasmas, der bei der Retraction des Inhalts der Zelle strahlig-fädig ausgezogen wurde. — 9 — schaumig, die mir, so woit ich die bucteriologische Literatur kenne, eigent- licli nicht recht zutreffend erscheint. Er bemerkt dann weiter (p. 2): ,,Bütschli hat meine Einwände für nichtig erhlärt und hält an seiner Ansicht fest ^ die durch neue Beohachtungen zu widerlegen ich- nun- mehr verpflichtet hin.'^ Da ich bei meinen Untersuchungen von den grösseren Seh wefelbacterien, sowie den Cj^anophyceen ausging, und, von da allmählich fortschreitend, den Bau der einfacheren Formen be- urtheilte, so habe ich in meiner oben abgedruckten Entgegnung an Fischer besonders betont, dass dieser Forscher weder eines dieser grösseren ßac- terien, noch eine Oscillarienzelle untersucht hatte, sich aber nichts- destoweniger erlaubte, meine Beobachtungen an diesen Formen für gänz- lich irrig und für das Ergebniss eines schülerhaften Beobachtungsfehlers zu erklären. Fischer sagt (1891 p. 68): „Chromatinmund Ophidomonas Jiahe ich nicht nachuntersiiclien hörmen, ich möchte deshalb meine Bemerhmgo) an die lleinen Bacterien und Oscillarien (!) anlmüpfen.'' Wie gesagt, hat er jedoch auch die Oscillarien nicht nachuntersucht. Da nun meine Be- urtheilung der kleinen Bacterien ausschliesslich auf den von mir ermittelten Bauverhältnissen der grösseren Formen beruht, so ist auch heute noch ebenso klar wie 1891 und 92, dass jede ernsthche und aufrichtige Wider- legung meiner Ansichten mit der Untersuchung jener grossen Formen und den nahe verwandten Cyanophyceen 7ä\ beginnen hat, was ja auch von anderen Forschern, wie Mitrophanow undNadson so gehalten wurde. Anders dagegen Fischer, der, obgleich er 1891 jene Angriffe auf meine Darstellung der Bauverhältnisse der Oscillarien und Schwefelbacterien ge- richtet hat, 1894, als er meine Einwände zu widerlegen sich verpflichtet fühlt, bemerkt (p. 2): ^.Ätisdriicllich hebe ich hervor, dass nur die Zellen der Bacterien , nicht auch diejenigen der Cnanophyccen be- handelt iverden sollen.'''- Dieser Ausspruch ist jedoch noch weiter einzu- schränken, denn nur eine Anzahl der kleineren und einfacheren Bacterien werden behandelt, dagegen auch hier die grossen Schwefelbacterien, von deren Studium ich ausging, gänzlich unbeachtet gelassen. In der Haupt- sache beziehen sich die Widerlegungen, welche Fischer 1894 gegen meine Auffassung vorbringt, sogar ausschhesslich auf Spirillum undula und sollen daher bei den Bemerkungen über diese Form und andere ein- fache Bacterien berücksichtigt werden. Diejenigen Einwände dagegen, mit welchen ich, wie aus der Leetüre der oben abgedruckten Stelle hervorgeht, die Fi scher 'sehen Angriffe gegen die Existenz eines ( "entralkörpers und einer Rindenschicht bei den Cyano- phyceen und den grösseren Bacterien zurückwies, berührt Fischer in seiner neuen Schrift ül)erhaupt mit keinem Wort. Ich muss sagen, dass ^V^ot>s~^o^ JS» "üb.«- < — 10 — diese neue Methode der Widerlegung meiner xlnsicbt mir ebenso selt- sam erscheint, wie die A'on Fischer im Jahre 1891 geübte. In meiner oben abgedruckten Entgegnung auf Fisch er 's Angriff betonte ich schon, dass seine Deutung der Rindenschicht, als durch Retraction und Plasmolyse hervorgerufen, ganz irrig ist, weil man vielfach Gelegenheit hat, zurückgezogenen Zellinhalt oder solchen, von dem sich die Membran abgehoben hat, zu sehen, an dem man sowohl den Unterschied zwischen Rindenschicht und Centralkörper in voller Schärfe, als auch die Structur der Rindenschicht ganz ebenso bemerkt, wie bei nicht abgehobener Membran. Zum Beweis dieser Angabe gebe ich hier 2 Mikrophotographien von Chromat. oJcenii (Taf. I Fig. 1 und 4), welche dies zeigen und verweise ferner auf die Abbildungen dieser Form (Taf. IIl, Fig. 1 und 3), welche dasselbe lehren. — Ferner ist auf Taf. III, Fig. 14 ein Exemplar von Bacterinm lineola abgebildet, das bei der Conservirung in Alkohol an der einen Längsseite geplatzt ist, wobei der Inhalt tlieil- weise herausströmte. Das Ausgetretene ist in solchen Fällen, wie hier und bei (liromatkmi olenii liäufig beobachtet wurde, hauptsächlich der Centralkörper (ck). Man bemerkt nun deutlich, dass sich an dem einen Pol der gesammte Inhalt von der Membran etwas zurückgezogen hat, also auch hier die deutlich sichtbare radiärwabige Rindenschicht kein Er- zeugniss der Retraction sein kann. Für die Cyanoxjhyceen möge das (xleiche durch die auf Taf. lY , Fig. 3 (Oscillarie) und Taf. V, Fig. 3 (Beggiatoa) dargestellten Befunde bewiesen werden. Die Irrigkeit der Fischer 'sehen Auffassung lässt sich jedoch noch durch weitere Thatsachen unschwer erweisen. Wenn die Behaup- tung Fi seh er 's richtig sein sollte, so müsste der Bau der Rindenschicht stets ein einfach radiärfaseriger sein. Dies ist jedoch nur dann der Fall wenn sie sehr dünn, d. h. nur eine Wabenlage dick ist; in diesem Fall besitzt sie natürlich den Character eines radiärwabigen Alveolarsaums. Wo jedoch, wie dies keineswegs selten ist, die Rindenschicht beträchtlich dicker wird, ist sie zwei bis mehr Wabenlagen stark und hat daher nicht mehr die Natur ehies einfachen Alveolarsaums, vielmehr gilt dies dann nur von ihrer äussersten Wabenlage. Der übrige Theil der Rindenschicht ist in diesen Fällen unregelmässig wabig. — Schon bei Cliromatiiim trifft nian zuweilen Exemplare, deren Centralkörper relativ sehr klein ist (Taf. FII, Fig. 2), wo die Rin(le]isc]iicht dabei' entsprechend mehrwabig erscheint. Bei den Cyanophyceen ist das Gleiche recht häufig ; ich verweise nament- lich auf die Figuren 5, 7, 8, \) und 20 auf Taf. IV, die Figg. 4, 8 und 10 auf Taf. V, sowie die ^Tiln-ophotographioi Taf. II, Fig. 31 und 41. — 11 — Endlich möge liier noch ein «Iritter ( iegen beweis gegen Fischer aufgeführt werden. — Ich habe schon 181)0 betont, dass sich der Inhalt des Chrom aliitni olcenii bei geeigneter Manipulation leicht hervorpressen lässt. In diesen Fällen kann man an dem ausgetretenen Weichkörper die beiden Bestandtheile, nämlich die rothgefärbte Rindenschicht (pl) und die Oentralkörpermasse (ck) wohl unterscheiden. Auf Taf. III, Fig. 5 ist ein derartiges Chromatmm abgebildet, an dessen ausgetretenem Inhalt die Verschiedenheit der beiden Bestandtheile auch durch die verschiedene Grösse der Waben recht auffallend erscheint. Für das mit Chromatium so nahe verwandte eigenthümliche Achro- inatium hat, wie ich bei dieser Gelegenheit noch erwähne, auch Schewia- koff (1893, p. 9 d. S. A.s), schon die Unhaltbarkeit der Fischer 'sehen Meinung mit sehr stichhaltigen Gründen erwiesen. Wenn auch der Centralkörper der Cyanophyceenzelle in der Regel schon im Leben deutlich zu sehen ist, so ist dies doch nicht immer der Fall. Bei intensiv gefärbter und relativ dicker Rindenschicht ist der un- gefärbte Centralkörper schwer oder kaum deutlich zu unterscheiden. Dies gilt z. B. für die grosse OsciUaria princeps , welche ich vor Kurzem etwas genauer studirte. Man erkennt zAvar auch hier bei genauerer Unter- suchung den Centralkörper der lebenden Zelle ziemlich gut daran, dass er zalilreiche Körner verschiedener und manchmal ziemlich bedeutender Grösse einschliesst. Dagegen ist er als farbloses Gebilde in dem Inhalt nicht deutlich zu bemerken. — Wenn die Fäden dieser OsciUaria etwas ge- })resst werden, wobei die später zu erwähnenden Structuren der Rinden- schicht, welche die Sichtbarkeit des Centralkörpers beeinträchtigen, schwin- den, so tritt der Centralkörper häufig als farbloses Gebilde ebenso scharf hervor, wie bei den meisten schmäleren Oscillarien. Die Grösse der OsciUaria priiiceps bietet anderseits aber auch Gelegenheit, die Existenz der beiden Inhaltsbestandtheile an dem hervorgepressten Inhalt festzustellen. Es gelingt nämlich sehr leicht, diese Oscillarie durch Pressen unter dem Deckglas zum Platzen zu bringen, worauf man an günstigen Stellen ganz deutlich die far])Iose Centralkurpermasse von der grüngefärbten Masse der Rinden- schicht unterscheiden kann. Am Schlüsse dieses Abschnitts weise ich noch auf die schon Zacharias (1890) geglückte Färbung des Centralkörpers im lebenden Zu- stand hin, wodurch gleichfalls sein Bestehen und seine besondere Beschaffen- heit gegenüber der Rindenschicht erwiesen wird. Zacharias gelang diese Färbung mit Methylviolett; später haben Palla (1893) und Lauterborn (1893), letzterer in meinem Laboratorium, die Färbung des Centralkörpers bei lebenskräftigen Cyanophyceen mit Methi/Jenhlafi selbstständig gefunden. 12 Auf die abweiclienden Angaben Mitrophanow's, der bei den Schwefel- bacterien einen scharf umschriebenen und von der Rindenschicht be- stimmt unterschiedenen Centralkörper meist vermisste, will ich an dieser Stelle nicht eingehen, da hiezu später, bei der genaueren Besprechung des ( 'entralkörpers geeigneter Stellung zu nehmen sein wird. 2. Membran von Chromatium okenii. 1890 (p. 8) habe ich angegeben, dass an der durch Pressen von ihrem Inhalt entleerten Membran von Chromatnmi nicht selten eine ziemlich weitmaschige Netzzeichnung wahrzunehmen sei. Später hat Schewiakoff (1893 p. 7 d. S. A.'s) bei dem nahe verwandten Acliromatinm ebenfalls eine engmaschige Netzzeichnung der isolirten Hülle beobachtet. Meine Angabe für Chromatium hat Mitrophanow (1893 p. 9) angezweifelt, indem er bemerkt: „il me semile seulement, qite lern' enveloppe (d. h. die vom (Jhromatium okenii) n'a pas de structure, non qtt'eUe en aie nne alveo- Jaire." — Ob Mitrophanow die Methode angewendet hat, d. h. die Ent- leerung der Hülle durch Druck, der ich allein diese Beobachtung verdanke, wird nirgends angegeben und ist daher unwahrscheinlich. — Zum Beweis meiner früheren Angabe bilde ich hier auf Taf. III Fig. 4 eine entleerte Hülle ab , die am Geisseipol die erwähnte Zeichnung deutlich darbietet. Diese Hülle war ganz leer und trug, wie die Figur zeigt, die Geissei noch ganz intact. Uebrigens habe icli die gleiche Zeichnung noch manchmal gesehen und mehrmals sogar am ausgepressten Chromatium die Hülle im optischen Durchschnitt ziemlich dick und mit einer wabigen Structur ver- sehen beobachtet. 3. Die gefärbte Rindenschicht. Nachdem im ersten Abschnitt die Existenz einer solchen Rinden- schicht für die in Rede stehenden Organismen besprochen und, wie ich glaube, erwiesen wurde, soll deren Bau nun etwas genauer erörtert werden. Meine 1890 vorgetragene Ansicht ist, dass sie einen wabigen Bau besitzt, der je nach ihrer Dicke etwas verschieden erscheint, wie es schon oben ausführlich genug dargelegt Avurde, wesslialb hier eine Wiederholung un- nöthig erscheint. Diese charucteristischeu Bauverhältnisse der Rindenschicht haben nach mir Schewiakoff (1893) für Achromatinm, Palla (1893) und Nadson (1895) für eine grosse Anzahl Cyanophyceen bestätigt. Bei Chrotiicdinm, lihahdochromfdhini und Ophidomonas stellt zwar auch Mitrophanow — i;-} — (1893) die Rindenscbicht (insofern er sie von dem Centralkörper überliaupt unterscheiden konnte) wabig- alveolär dar. Da er jedocb vielfach keine scharfen Grenzen zwischen Centralkörper und Rindenschicht fand und über- haupt ganz eigenthümliche Ansichten über das Verhältniss dieser beiden Theile hegt, so kann erst bei der Besprechung des Centralkörpers näher auf seine Ansichten eingegangen werden. Auf die Meinungen von Zacharias, Deinega und Hieronymus werde ich gleich zu sprechen kommen. Zuvor möge jedoch hier die Frage gestellt werden: ob die wabige Structur der Rindenschicht, die in geeigneten Präparaten so deutlich ist, wie die beigegebenen Tafeln (ich verweise namentlich auch auf die photo- graphischen) zeigen, auch im Leben besteht oder ob sie nicht etwa nur ein durch Gerinnung in der Rindenschicht hervorgerufenes Phänomen ist, da ja bei Gerinnungen Wabenstructuren stets entstehen, wie ich gezeigt habe. Schon 1890 wurde daher für Chromatinm besonders hervorgehoben, dass an gepressten Individuen ein deutliches rothes Maschen werk in der Rindenschicht zu beobachten ist und dass dieser Umstand sowohl, als auch die deutlich wabige Structur der herausgepressten Rinden schiebt (Fig. 5 Taf. III) beweist, dass der Wabenbau der Rindenschicht schon im Leben besteht. An der hervorgepressten Rindenschicht bemerkt man ferner, wie auch schon an den ganzen Chromatien, dass der rothe Farbstoff in den Wabenwänden liegt und zwar höchst wahrscheinlich als ein sehr feinkörniges Pigment. Wie ich schon früher (1890) und auch oben erörterte, findet sich so- wohl bei den Chromatien, wie bei den Cyanophyceen der Farbstoff aus- schliesslich in der Rindenschicht und diese ist daher namentlich bei schwefelarmen oder -freien Chromatien deutlich und scharf gegen den farb- losen Centralkörper abgegrenzt zu sehen. Um dies deutlich wahrzunehmen, ist es natürlich in der Regel nothwendig, die Chromatien entweder durch Osmiumdämpfe zu fixiren oder sie durch vorsichtiges Pressen zwischen Objectträger und Deckglas unbeweglich und gleichzeitig etwas durchsichtiger zu machen. Diese kleinen Kunstgriffe, welche jedem, der sich mit der- artigen Studien befasst, eigentlich geläufig sein müssten, scheinen nichts- destoweniger manchen Untersuchern wenig bekannt zu sein. — Auch die Angabe über die Beschränkung des rothen Farbstoffes auf die Rinden- schicht ist denn auch geleugnet worden. So bemerkt Mitrophanow (1893 p. 10): ,,seIon nies observations Je ingment est plus souvent distrihue danb- tout Je Corps du chromatium, pareil au hemoglohine dans les corps sanguins." — 14 - Gegenüber naeinen positiven Erfahrungen^), die in jeder Hinsicht auch durch die ganz übereinstimmenden Verhältnisse der Cyanophyceen unter- stützt werden, vermag ich dieser Behauptung keinerlei Beweiskraft beizu- legen und dies um so weniger, als der Autor selbst einige Zeilen später Angaben macht, welche die orsteren zu entkräften geeignet erscheinen. — Bezüglich Ilhahdochromatiitni , dessen specifische Verschiedenheit von Chromatium ol-enii mir sehr zweifelhaft scheint, wird nämlich p. 11 ge- sagt: ,,Cet exeniplaire nHait pas colorie partout (k/alement , Je pigment ne paraissait etre distribue cpi'ä Ja pmipMrie et groupe en d'iJöts separes. tandis qtie Ja partie axiaJe deJ'mdividv etait Jegerement cüJoree'' und über dasselbe Exemplar wird auf der folgenden Seite (p. 12) weiter bemerkt: „vti (pie de vivant Jes parties centraJes nncJcoJaires etaient saus cotdeur. iJ est clair que Je pigment nest contenu (pie dans Je protopJasme et von dans Je no}/au.'' Schon aus den citirten Aussprüchen dürfte hervorgehen, dass Mitro- ]>hanow's Angaben über die \'ertljeilung des Pigmentes wenig Vertrauen verdienen. Ich wende mich zu den Ci/anojjhyceen. Die Sichtbarkeit des wabigen Baues derRindenschicht im lebenden Zustand hat für diese Organismen schon Palla (1893) angegeben. So bemerkt er p. 528: ,^TJass dem gefärbten TheiJ des Cijanophi/eeenjrrotoj^Jasts ein Wabenbau im Sinne BütschJi' s suTiommt, glaube ich sicher annehn/oi .z'/i dürfen; ivenigstens hcdje ich stets l)ei GJoeotrichia, namentJich aber J)ei ToJtjpothrkr den Eindruclc einer soJchen Strnctur der Jebenden ZeJJe erhcdten.'' Für ToJiipothrix heisst es dann noch p. 544 : „Dagegen Jiess sich der wabige Bau'' (d. h. der Rindenschicht) „an vieJen ZeJJen Jjesonders schön beobachten. Er ist gewöhnJich schon an Jebenden, dem natürlichen Standorte entnommenen Fäden, I)esonders in den Zellen der Fadenspitse, deutlich wahrmmehmen, tritt aber J)ei BehandJnng der Zellen mit Methylenhlau oder ziveiprocentiger Ameisensäure noch besser hervor."' Ebenso bemerkt Nadson (1895, p. 70): ,,I)er Protoplast der unter- suchten Cyanophyceen zeigt einen Wabenbau im Sinne B ütschli's. Schon beim Leben der Alge kann solclie Structur deutlich genug ivahrgenommen werden". und führt dann weiter aus, dass dieser Bau wegen seines bei der ver- schiedenartigsten Präparation gleichbleibenden Characters jedenfalls keinc^ Erscheinung sei, ..trelche durch den Tod oder auf lintsfliche Weise durch Eeagen tien h ervorgerufen wird. ' ' 1) Ich verweise in dieser Hinsicht ferner auf dii; Arbeit Fürster 's (1892), welche auch über die häufig abnorme Vertheihmg des Pigments in der Rindenschicht nähere Angaben enthält. - 15 Bei tk'u voll mir 1880/90 .stndirteii le))oiideii Cyaii(»i)liycc'cii lial)e ich von der Dickenrichtung der 1 . 1 ■ , -, . , T Zellen ca. 4 "Waben vorhanden. o die der Abweichung, dass, entsprechend ^ ,■■,-■, ^ ., „ ^, ■ _ ^ Querscheidewände der Zellen. — (Jbj. der grösseren Dicke der Zellen, ca. 4 2 mm. Oc. 12. Vergr. 25G0. bis 5 Wabenlagen in der Dickenrich- tung vorhanden sind. Die Anordnung der Waben dieser oberfläch- lichen Schicht der Rinde ist eine ganz ausgesprochen längsf asrige , wo- durch sie bei schwächerer Vergrösserung, resp. bei ungenügender Lös- ung der Struktur ein läugsfibrilläres oder gestreiftes Aussehen erhält; Bütschli, Cyanophyceen und Bacteiien. 2 — 18 — eine Erscheinung, die übrigens bei Betrachtung der Oberfläche zahlreicher üscillarien hervortritt und zweifellos überall auf den gleichen Bedingungen beruht. Diese Erscheinung wurde denn auch schon früher, besonders bei der grossen Ose. princeps, beobachtet. So schildert Deinega (1891) in deren ßindenschicht ein ziemlich grobes längsfasriges Netzwerk (vergl. seine Taf. 22 Fig. 7a und 8), welches er als das in der ßindenschicht eingeschlossene grüne Chromatophor betrachtet. Deinega machte diese Beobachtung an mit Pikrinsäure getödteten Fäden und glaubte hieraus, wie aus anderen Erfahrungen, schliessen zu können, dass bei dieser und anderen Cyanophy- ceen ein „püättchenartiges durchlöchertes CJirontatophor" in der Rindenschicht vorhanden sei. — Meine Ansicht ist, dass Deinega die wabig-faserige Structur der Rindenschicht ungenügend beobachtete, und dass das von ihm geschil- derte Netzwerk das Bild dieser Structur bei nicht ausreichender Vergrösserung und Losung darstellt. In seiner Besprechung von Deinega's Arbeit be- tont auch Zacharias , dass man bei gewissen Oscillarien, ^,hei etwas höhe- rer EinsteUmiy das Bild eines grünen Netzes^' erhält. Bei einer braunvio- letten Oscillarie sah Zacharias die Rindenschicht bei hoher Einstellung aus gefärbten breiteren und ungefärbten schmäleren Längsstreifen zusammen- gesetzt, während auf der Ansicht der Zellen von der Breitfläche (Grenz- fläche) eine entsprechende radiäre Structur der Rindenschicht sich fand. Auf das letztere wird später noch genauer einzugehen sein. Auch diese Angaben von Zacharias beziehen sich zweifellos auf die Wabenstructur der Rindenschicht, wenn wir berücksichtigen, wie gleich näher ausgeführt werden soll, dass das Pigment in den Waben wänden enthalten ist, der Wabeuinhalt dagegen farblos erscheint. Eine sehr auffallende Erscheinung in dem wabig-faserigen Inhalt der Zellen von OsciUaria princeps verdient noch besondere Betonung. Häufig hat es den Anschein, als seien in das Wabenwerk zahlreiche grünlich glänzende, an Bacterien erinnernde, stäbchenartige Gebilde eingelagert. Die betreffenden Bilder sind vielfach so klar, dass es schwer ist, diese Auffassung zurückzuweisen. Sehr häufig liegen auch zwei dieser stäb- chenartigen Gebilde parallel neben einander. — Die Vorstellung, dass der Inhalt thatsächlich besondere stäbchenartige Einschlüsse zeige, wird durch folgende Erfahrung noch wesentlich gestützt. Wenn die Fäden dieser Oscillarie unter dem Deckglas gepresst werden, so wird in vielen die wabig-faserige Structur undeutlicher; gleichzeitig treten aber die frag- lichen Stäbchen deutlicher hervor, so dass man, wenn die sofort aufzu- zählenden Erfahrungen nicht dagegen sprächen, an ihrem Vorhandensein kaum zweifeln könnte. Dennoch kann ich, wie gesagt, die Stäbchen — li) — nicht für besondere (Jebildc, sondern nur für Itesondcrs imponirende Züge oder Tlieile des wabig-faserigen (Gerüstes lialten und zwar aus folgenden Gründen. Bei den crwälintrn gepressten Fäden versclnvinden schliesslich die Stäbchen völlig, und während nun, wie früher schon an- gegeben, die Rindenschicht scharf vom Centralkörper abgegrenzt und sehr intensiv gefärbt erscheint, ist die Structur der Uindenschieht. welche früher so deutlich war, gänzlich geschwunden, während in dem ('entralkör[)c'r häufig noch Reste von Structur zu sehen sind und namentlich die in ihm enthaltenen Körner deutlich hervortreten. Dieses Schwinden der Structur, sammt den scheinbaren Stäbchen, durch Druck ist sehr auf- fallend , da man den allmählichen Rückgang deutlich verfolgen kann ; es macht etwa den Eindruck, als wenn der Wabeninhalt allmählich von den grünen Gerüstwänden aufgesogen würde und so eine gleichmässige, intensiv grüne Masse entstünde. Der N-^organg ist um so eigenthüm- licher, als man in denselben Präparaten in der Regel auch Fäden findet, die durcli den Druck ganz abweichend verändert wurden, in denen sich nämlich die Structur vortrefflich erhielt, ja deutlicher wurde, wäln-end die Farbe der Rindenschicht zu schwachem Gelbgrün verblasste. Was jedoch am bestimmtesten gegen die selbständige Natur der erwähnten stäbchenartigen Gebilde spricht, ist, dass man in dem heraus- gepressten Inhalt der Fäden nie eine Spur der Stäbchen findet. — Wie schon oben erwähnt, gelingt es leicht, den Inhalt durch Druck hervor- zupressen, wobei die äussere Wand der Fäden an gewissen Stellen platzt und die (^uerscheidewände gleichzeitig durchrissen werden. Der plas- matische Inhalt der Zellen eines Fadens fliesst dabei zu gemeinsamer Masse zusammen, in der sich häufig noch (namentlich in dem Inhalt nicht ganz ausgepresster Fäden] die grüne Rindenschicht und die farb- lose Centralkörpermasse unterscheiden lassen. — Dabei ergeben sich nun hinsichtlich der Beschaffenheit des Inhalts einige wichtige That- sachen. Einmal ist derselbe zähflüssiger Xatur und zwar sowohl die Rindenschicht wie der Centralkörper, da man beide häufig aus den geplatzten Fäden nocli langsam ausfliessen sieht und wofür andererseits auch der Umstand spricht, dass der Inhalt der Zellen eines Fadens, resp. auch der benachbarter Fäden, zusammenfliesst. Weiterhin ersclieint der hervor- gepresste Inhalt stets auf das schönste ivahig-faserig. sowohl Rindenschicht wie Centralkörper. Die Schönheit dieser Structur übertritt't noch das, was ich früher (1892) bei lebenden Rhizopoden gesehen lialje. Die prächtig faserige Beschatfenheit der feinwabigen Structur ist natürlich eine Folge des Drucks und der dadurch in der zähflüssigen wabigen Masse hervor- "•erufenen Strömuno-en. Besonders gut ist dies vielfach an der Austritts- 20 — h^telle ans dem geplatztcji Faden zu sehen, aus welcher sich der Inhalt gewissermassen wie ein Sprudel ergossen hat und ganz das Bild darbietet, wie ich es schon 1885 ^) (siehe dort Tai VI, Fig. 10 a) für das zähflüssige Plasma gewisser Rhizopoden geschildert habe, bei seinem Durchtritt durch die engen Vcrbindungsöffinnigen benachbarter Kammern. Während, wie gesagt, diese wabig-faserige Structur in dem gesammten hervorgepressten Inhalt gewöhnhch sehr schon wahrzunehmen ist, kommen doch in den noch in den Fäden verbliebe- nen Inhaltsmassen, speciell in der grünen Rindenschicht, die ja naturgemäss weniger leicht austritt wie die Centralkör})er- masse, Stellen vor, die an Deutlichkeit der Structui- das hervorgetretene Plasma unge- mein übertreffen und nament- lich die \'erbindungsl;ädchen der Fasern sowie die Knoten- punkte viel klarer zeigen. Die nebenstehende Reproduction einer derartigen Stelle wird trotz der Mängel, welche der Wiedergabe durch Autotypie anhaften, diese Structurver- hältnisse hinreicliend erkennen lassen. Wie gesagt, ist nun in dem ausgetretenen Inhalt nie das Geringste von den stäbchen- artigen Gebilden zu sehen, wo- Fig. ,3. O.icillnria prirircpa Vuucli. Tlieil eines lebenden. Ins zum I'latzen gepressten Fadens; der grö.sste Theil des Inhalts ist ausgeströmt und findet sich auch ausserhalb des Fadens, von desseu Membran (mm) ein kleines Stück deutlich zu sehen ist. Der im Innern des Fadens ver- bliebene Inhalt (i) besteht aus der grünen Rindenschicht und zeigt die wabig- faserige Struetur vortretFlich. Auch der der Membran äusserlich anliegende, ausgetretene Inhalt ia)ist vvabig structurirt, jedoch weniger deutlich. — Obj. 2 mm. Oc. 8. Vergr. 1730. gegen die Körner der Central- kör|tonuasse sich vülhg intact erlialten. Hieraus, wie aus dem früher Auf- geführten, kann ich nur scldiessen, dass die vermeintlichen Stäbchen keine sell)stständigen Junlagerungen, sondern nur Theile des wabig-faserigen Ge- i-üstwerkes sind, die als solch' scheinbare Gebilde imponiren. lU'im Pressen der I^^'äden von Ose. xwinceps erhält man auch häuiig einzelne, ans dem \\'rl)and gelCtste Zellen, welche auf die l)reitseite oder 1) O. Hntschli, Kleine Beitriii^o zur KCnnfniss einiger mariner Rliizopodcn. Morph. .Jahrbuch Bd, XI, p. Tfc« tl. — 21 — Grenzfläche gedreht sind, und hat luudi in (heser Ansicht trehhcli ( ielegenlieit, sich von dem wabig-faserigen Bau des hdialts zu überzeugen, wie che neben- stehende Reproduction einer solchen Photographie (Fig. 4) beweist. An der- gleichen Zellen, die durch Druck etwas gelitten haben und bei denen daher, in der früher geschildertenW eise, der (\'ntralküri)er von der grünen rvindenseliicht mit absfesrenzt ist, erscheint letztere häutig sehr deutlich radiärfaseriu, der Centralkörper dagegen etwas grobwal)ig. Man erhält so ganz das Bild, welches Deinega (1891 Fig. Tb u. 9) von mit Pikrinsäure conservirten Zellen dieser Oscillarie gegeben hat, wobei er jedoch den Fehler beging, die im Centralkörper befindliche Structur dem in der Pindenschicht angenommenen netzförmigen Chromatophor zuzuschreiben. Die eben er- wähnte Radiärstructur der Rindenschicht , welche nicht etwa einem einfa(?hen Alveolar- saum entspricht, da hierzu die Rindenschicht zu dick ist, halte ich nicht für eine ge- wöhnlich vorhandene Structur, da sie bei den intacter er- scheinenden Zellen (wie Text- figur 4) nicht wahrzunehmen ist. Ich möchte daher eher an- nehmen, dass sie erst durch eine Zusammenziehung des ( 'entralkörpers hervorgerufen wird, die auf die wa))ige Struc- tur der Rindenschicht in diesem Sinne verändernd einwirkt. An der hervorgepressten Rindenschicht ist nun weiterhin sicher zu sehen, dass das wabig-faserige Gerüstwerk grün gefärbt ist, während der Wabeninhalt farblos erscheint. Ich muss mich daher, wie ich auch schon 1890 für Chromatimn hervorhob, der Ansicht von Nadson (1895 p. 70) anschliessen, dass das Pigment in den A\^abenwänden seinen Sitz hat. — Ob dies Pigment jedoch feinkörnig vorhanden oder diffus ist, vermag ich nicht zu sagen. Wenn die Rindenschicht der Ose. j^rinceps durch Druck ganz structurlos und gleichmässig grün geworden ist, liess sich in ihr nichts Fiu-. 4. Oscillarta jji iuccp.s Viiucli. Lebeudor Fiuleii, \ou welclieiii durch starke Pressuntr eine der Zellen auf die Breitseite herumgedreht wurde. Nur ein Theil dieser Zelle auf- genommen. Unterschied zwischen Eindenschieht und Centralkörper nicht deutlich, .dagegen der gesammte^ Inhalt durchaus wabig structurirt. Links unten ist unter- halb der Älembrau ein deutlicher Alveolarsaum zu er- kennen. — Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. — 22 von feiuköniigeiH Pigment wahrnehmen; dies scheint eher dafür zu sprechen, dass der Farbstoff in den Wabenwänden diffus vertheilt ist. Wie schon 1890, bin icli auch jetzt mit Zacharias und Nadson der Ansicht, dass die gesammte gefärbte Rindenschicht der Cyanophyceen dem Chromatophor der höheren Pfianzenzellen zu vergleichen ist ^). Wenigstens vermag ich weder zwisclien tler grün gefärbten Rindenschicht und der Zehmembran, noch zwischen ihr und dem Centralkürper eine hyahne un- gefärbte Plasmalage wahrzunehmen, wie sie Hieronymus (1892) und Palla'(1893) angeben. Der letztere hat dies übrigens gar nicht direct be- obachtet, sondern nur als eine Annahme hingestellt, die mir in keiner Weise nöthig erscheint. Hieronymus dagegen musste zu dieser Vorstellung ge- langen, da er über den Bau der Rindenschicht sehr eigenthümlichc Vor- stellungen hat, die sogleich näher erörtert Averden sollen. Hieronymus folgert aus seinen Beobachtungen, die er theils an frischen, theils an in 6 und 10°/oige NaCl-Lösung oder allmählich in con- centrirte Zuckerlösung übergeführten Oscillarien und anderen Cyanophyceen anstellte, dass die grüne Farbe der Rindenschicht auf der Einlagerung zahl- reicher, sehr kleiner grüner Kügelehen beruhe, die er den sogenannten Clrana (Arth. ^[eyer's) der Chromatophoren höherer Pflanzen ver- gleicht. — Diesen Vergleich lasse ich hier unerörtert, da ich die Bau Ver- hältnisse der Chlorophyllkörper höherer Ptianzen aus eigener Anschau- ung nicht genügend kenne und weil dieselben wohl auch noch weiterer Aufklärung bedürfen. — Jene grünen Kügelehen seien in tibrillären Zügen aufgereiht, die gewöhnlich steil schraubig zu der Längsaxe der Zellen ver- laufen. Aus der weiteren Darstellung scheint mir auch, obgleich keineswegs klar, liervorzugehen, dass Hieronymus thatsächlich eine Art Fibrillen an- ninnnt, in welche diese Grana eingebettet seien; denn er sagt auf p. 475: „Die Fibrillen und deren Grana^'' und ähnlich auf p. 477 ,,die in den Fibrillen lagernden (rranaJcerne^\ dagegen ist auf seinen Figuren von diesen Fibrilhni nichts zu sehen. 1893 (p. 74), in der Erwiderung auf Zacharias* Kritik, gibt denn Hieronymus auch zu, dass die Fibrillen nur auf Annahme beruhten. \'on den grünen Grana heisst es zuerst (p. 475), dass ,,es zweifel- haft ist, oh das (/(ii/.ze Grannm (fefärbt ist, oder nur eine Hülle, welche einen farhlosci/ Kern iDtifichcii irürde:- AW'nige Zeilen weiter dagegen werden (hese ij I). li.. wenn niclit etwu i-ichtiger die Chromatophoren der höheren Organismen mit ihren Tyrenoiden dem Gcsammtkörper der Cyanophyceen zu vergleichen sind. — Obgleich eine solche Möglichkeit den meisten Biologen jiaradox erscheinen wird, halte ich es für durchaus heicchtigt, diese Frage aufzuwerfen. Ihre P]ntscheidung in dem einen oder dem andern Sinne wird erst durch weitere und eingeheiulere Erforschung der Chromatophoren herlicizufnliicn sein. — 23 — (Jrunakcrne als etwas ganz Sicheres besclirieben; sie färbten sich mit Jod nicht, während die HüHe darin (Unikelbrann werde, sie widerständen ferner Salzsäure, Alkohol, Aether etc., dagegen würden sie von stark ver- dünnter Kaülaiige und concentrirter Schwefelsäure gelöst; es sei daher ,,/a6'^ m vcrmnthen'', dass die Granakerne aus ParamyJon beständen. — Um so auffallender muss es, diesen sehr positiven Angaben gegenüber erscheinen, dass auf den Abbildungen gar nichts von diesen Granakernen zu sehen ist. Natürlich folgert Hieronymus aus seinen Erfahrungen: „ein W abenhau, ivie ihn Bütschli gesehen hat, ist sicher nicht vor- handen'' und bemüht sich weiterhin, erklärlich zu machen, durch welche Trrthümer ich zu dieser Ansicht verleitet wurde. Er hält es nämlich für möglich , dass ich die farblosen Granakerne für die Wabenräume ge- halten habe , denn diese seien sehr stark lichtbrechend und erscheinen daher als farblose ^) Lücken mit gefärbter Hülle, ,,so dass man, wenn die Fibrillen sehr nahe aneinanderliegen und die grün gefärbten Theil e der Fibrillen dem Auge verschmelzen, wohl zur Annahme eines Wabenbaues gelangen hann.^' Natürlich, schliesst er ferner, wird sich das Chromatium, obgleich ich es nicht untersuchen konnte, ,,wohl kaum anders verhalten, als die ro)i mir untersuchten Phi/cocJiromaceen"' (p. 477). Leider muss ich der Hieronymus'schen Deutung des von mir irr- thümlich behaupteten Wabenbaues die Thatsache entgegenhalten, dass ich 1890 bei den lebenden oder ihres Farbstoffs nicht beraubten Cyanophyccen den Wabenbau gar nicht oder doch höchst selten beobachtet habe und dass sich meine damals gegebene Schilderung ausschliesslich auf ihres Farbstoffs beraubte, durch Alkohol oder anderweitig fixirte und präparirte Zellen be- zog, die mir zugemuthete Täuschung demnach gar nicht möglich war. Im Gegentheil muss es mir sehr auffallen, dass auf allen Abbildungen, die Hiero- nymus von tixirten und gehärteten Cyanophyceen gibt, zwischen demCcntral- körper und der Zellmembran stets nur ein weiter leerer Raum angegeben wird und in den Figurenbeschreibungen ständig wiederkehrt: ,,Chromatophor u-eggelassen."' — Mit der von Hieronymus gegebenen Schilderung des Baues der Riudenschiclit stehen nun die Erfahrungen der übrigen Forscher wenig 1) Dass „Farhlosigkeit" , oder, wie wohl richtiger gemeint, grössere Helligkeit, allein nicht zur Annahme starker Brechbarkeit genügt, resp. umgekehrt stark brechbare Elemente nicht naturgemäss farblos oder heller erscheinen müssen, bedürfte eigentlich keiner Erwähnung. Da jedoch diese Angabe häufig wiederkehrt, möge darauf hingewiesen werden. — Ob ein stärker lichtbrechendes Granum unter dem Mikroskop heller oder dunkler Avie die Umgebung erscheint, hängt bekanntlich nur von der Einstellung ab und diese vermag auch allein darüber zu entscheiden, ob das betreffende Element stärker oder schwächer lichtbrechend ist wie seine Umgebung. — 24 — im Einklang. Grüne punktförmige Körperchen, in farbloser (Trundsubstanz eingelagert, scheinen zwar auch Zach arias (Scytonema 1892) und P all a (1893, p. 529) vorhanden zu sein, wodurch die Rindenschicht ein punk- tirtes Aussehen besitze. Der letztere ist sogar geneigt, diese grünen Körper- chen für die winzigen Chromatophoren der Cj^anophyceen zu halten. Auch die reihenförmige Anordnung dieser Körperchen wurde von Palla häufig gesehen, obgleich seine Abbildungen davon nichts wiedergeben. Er be- merkt jedoch schon, indem er sich gegen die Hi er onymus 'sehen Fibrillen erklärt, mit Recht: „indessen lässt sich diese Erscheinung ebenso gut erMären aus dem Vorhandensein eines Wabengeriistes , in dessen Knotenpunläen die Farhstoffträger'''' (d. h. die grünen Körperchen) .Jiegen'-^. Hiermit nähern wir uns denn auch der Deutung, welche ich den Hieronymus'schen Angaben geben muss. Meiner Auffassung entsprechend, sind die von ihm, wie die von den übrigen Forschern angegebenen grünen Grana der Rinden- schicht nichts anderes, wie die Knotenpunkte des grünen Wabengerüstes der Rindenschicht, das, wie wir ja schon fanden, häufig oberflächlich längsfaserig-wabig ist. Dass es auch liie und da schief-fibrillär verlaufen mag, dürften wir gerade aus Hier onymus' Angaben erschliessen. Es wiederholt sich hier der von den Structurverhältnissen des Plasmas be- kannte Fall, dass die Wabenstructur bei schwächerer Vergrösserung, resp. ungenügender Untersuchung, als eine granuläre erscheint, da nur die Knotenpunkte wahrgenommen werden. Ich lasse dabei unentschieden, ob der Farbstofi; in dem Wabengerüst in Form feinster Körnchen enthalten ist oder diffus, obgleich ich, wie oben schon bemerkt, der letzteren Auf- fassung einstweilen zuneige. — Die Angaben von Hieronymus über die sog. Granalerne dagegen erachte ich für hinfällig, ja sein letztcitirter Passus lässt es mir sogar möglich erscheinen, dass sich die Angal)en liier- über auf die Wabenräume der Rindenschicht beziehen. — Ebenso schliesse ich mich gegenüber Hieronymus, der behauptet, dass der blaue Farb- stoff oder das sog. Fhycocyan „in dem ZdJsaft" der Gyanophyceen gelöst sei, völlig an Zacharias und Palla an, nach denen von einer solchen örtlichen Sonderung der beiden Farbstoffe keine Rede sein kann. Ich muss dies um so mehr thun, als bei Hieronymus jede Angabe darüber felilt, was er unter dem Zellsaft der Cyanophyceen versteht. Was er 1893 (j). 75) über diesen Zellsaft der Oscillarien sagt, maclit denselben nicht im (Jeringsten verständlicher, erweckt dagegen den sehr begründeten Verdacht, dass er vielfach den farblosen Centralkörper für eine ansehnliche Zellsaftvacuole gehalte/1 hat. l)evor ich zur Pesprcchung des Gentralkörpers übergehe, verweise ich zur näheren Erläuterung des 1890 von mir geschilderten Wabenbaues — 25 — der liindenschicht der Oscillarien und Sclnvefelbacterien, sowie der sich letzteren anschliessentlen anderen l^acterienformen anl' die dieser Arbeit bei- gegebenen Photograi)hien und Litliogra])hien, die Altes, was ich 18'JO etwas schematisch dargestellt habe, naturgetreu wiederholen. Dahei dürfte es sich doch empfehlen, auf die eine oder andere Figur ein wenig näher einzugehen. Die auf Taf. 2 Fig. 30 — 33 und 39 — 41 wiedergegebenen optischen Längsdurchschnitte von OsciUarien und Beggiafooi bedürfen kaum beson- derer Erläuterung, wogegen ich auf die Figur 36 besonders verweise, die eine Oscillarienzelle (gefärbtes Präparat) von der Breitseite darstellt und den etwas unregelmässigen Centralkörper, sowie die fast durchweg einwabige Rindenschicht sehr kenntlich zeigt. — Ebenso ist die einwabige Rinden- schicht deutlich zu erkennen auf den Photographien von Oplndomonas (P^ig. 6 — 8 Taf. 1); auf Fig. 7 ist der Querschnitt eines solchen Schwefel- bacteriums photographirt, der gleichfalls die radiäre Rindenscliicht strecken- weise deutlich zeigt, wenn auch keineswegs so klar wie der (Querschnitt von Cliromatunn (Fig. 5) und der oben erwähnten Oscillarie (Fig. 36). Sehr schön tritt auf den Photographien die einwabige Rindenschicht des BacterinmlineoJa [Flg. 10 — 12) hervor, und ganz entsprechend erscheint sie bei der F"ig. 18 dargestellten Zelle von Crenoth)i\r. Dagegen ist auf den opti- schen Querschnitten von Bader. lineola (Fig. 13—14) der Gegensatz zwi- schen Centralkörper und Rindenschicht zwar sehr klar, die radiärwabige Struc- tur der Rindenschicht jedoch nur angedeutet. Als weiteres Beispiel der ein- wabigen Rindenschicht verweise ich auf die F'ig. 38, Taf. II wiederge- gebene Photographie einer SpiruUna , deren Vergrösserung leider etwas zu gering ist und auf welcher auch der Gegensatz der Färbung zwischen Centralkörper und Rindenschicht fehlt, wesshalb ich damit die Fig. 2, Taf. \ zu vergleichen bitte,- welche denselljen Fladen naturgetreu wiedergibt. Besonders interessant erscheint ferner die Photographie (Taf. II, Fig. 29) der merkwürdigen Spivochaete serpens Ehb., die ich schon 1890 (Fig. 10) ab- gebildet habe, ohne damals zu wagen, die Wabenstructur der Rindenschicht, die ich schon in Andeutung gesehen hatte, einzutragen. Die Photographie zeio-t diesen Wabenbau in aller Deutlichkeit und gleichzeitig, dass die Rindenschicht hier den fadenförmigen, schwach schraubig gewundenen Centralkörper nicht allseitig gleichmässig umhüllt, sondern, wie dies schon 1890 gezeichnet wurde, sich schraubenförmig um den Centralkörperfaden herumwindet, eine Erscheinung, die in derselben Weise auch bei der oben erwähnten SpiruHna (s. Fig. 2 Taf. V) wiederkehrt und auf den im Prin- cip übereinstimmenden Bau dieser beiden Organismen liinweist. — 26 - Endlich muss ich iiocli zweier sehr kleiner Organismen gedenken, die ich leider his jetzt nicht lebend beobachtet habe , von denen ich jedoch Grund habe anzunehmen, dass sie kleine Schwefelbacterien sind. Der klei- nere dieser Organismen (Taf. I Fig. 15) lindet sich in verhältnissmässig grosser Zahl in einem Präparat mit Chromatium vinosum, von dem sich auch auf der Photographie ein Exemplar oben rechts findet. Es sind fast stets mehr oder weniger zahlreiche Individuen zu flachen Häufchen ver- einigt, die, wie man vielfach bemerkt, durch Theilung hervorgegangen sind. Obgleich natürlich eine sichere Bestimmung dieses Organismus unter den vorliegenden Umständen nicht möglich ist, so erinnert er mich doeli am meisten an den von Winogradsky (1888) geschilderten Tldopolycocciis ruber [s. dort p. 79u. Taf. IV Fig. 16 — 18), dessen Zellen nach Winogradsky 1 — 2fi Dm. besitzen sollen, während die hier abgebildeten 1,9 /< iniDm. haben. — Die Photographie der vier vorliegenden kleinen Zellen zeigt nun die radiärwabige ungefärbte Rindenschicht so klar wie uaöglich, während der durch Haematoxylin deutlicli roth gefärbte Centralkörper, soweit sichtlich, nur eine einzige Wabe darstellt. Der grössere Organismus (Taf. I Fig. 16) fand sich in massiger Zahl in einem Präparat mit Beggiatoa und erinnert, soweit ein Urtheil erlaubt ist, am meisten an die Thioci/säs violacea Winogr. (s. dort p. 65 u. Taf. II, Fig. 1—7), deren Zellen nach Winogradsky 2,7 — 5,2 /0 (p. 18) bemerkte ich, dass der Wabenbau des Central- körpers der Oscillarien auch im Leben wahrzunehmen sei und eine ähn- liche Ansicht hat Zacharias (IS'JO) insofern ausgesprochen, als er hervor- hob (p. 5), dass ,.im (^^ntidH-öriwr in fiänsl igen Fällen niclirfach geriisfcoiif/c oder (jramilirtc JUlilungcn crl-amd ircrden konnten''^ und dies auch auf seinen Figuren andeutet. — Li Jüngster Zeit habe ich die beiden mir von rierrn Dr. Stockmayer freundlichst übersendeten Formen: ()i. ("liroiiiatiuni, Bacter. linoola etc.) sind wir wohl berechtigt an/Ainehmen, dass dieses Bild dem des lebenden Spirillum durchaus entspricht und dass daher auch die beiden hellen l)olaren Stellen keine Kunstproducte , sondern natürliche Erscheinungen sind. In dieser Ansicht werden wir bestärkt durcli die Erfahrungen Mi tr o- ])hanow's, der bei S2)ir. iinduJa nach seiner wesentlich abweichenden Methode ganz die gleiciien Resultate wie ich erzielte ^) und ferner durch die Beobachtungen Zettnow's (1891), der bei einer als Spirill. serpens be- zeichneten und auch wohl dieser Art zugehörigen Form auf seinen nach dem L ö f f 1 er 'sehen ^''erfahren (Geisseifa rbung) gefärbten Trockenpräparaten gleichfalls die hellen Enden deutlich sah und photographirte, wogegen ihm das Gleiche bei Sp. iindida nicht gelang. — Ausserdem konnte jedoch Zettnow bei diesem SpiriU. serpens noch ehie weitere Erscheinung von grossem Interesse nachweisen; er beobachtete nämlich ganz in dergleichen Weise, wie ich dies schon oben (p. 25) und früher 1890 für SpiruJina und Spirocliaete geschildert habe, einen den dunkelgefärbten Centralkörper dieses Spirillum schraubig umziehenden Saum, in dem hier und da auch intensiv gefärbte dunkle Kugeln eingelagert waren, die nach meiner wohl sicheren Deutung nichts anderes als die so vielfach beschriebenen rothen Körner sein können, die ja auch bei der im Princip ganz gleich gebauten Spirocliaete in gleicher Lagerung von mir beobachtet und abgebildet worden sind (vergl. die Fig. 10 von 1890 und Fig. 29 dieser Arbeit). Zettnow, der sich in der Deutung des Gesehenen, nämlich des dunkler gefärbten Theils als Centralkörper und des schraubigen Saums sowie der hellen Enden als Plasma, an mich anschliesst, hat doch die grosse Uebereinstimmuug, welche zwischen den von ihm für Sp. serpens nachgewiesenen und den von mir früher für Spirocliaete geschilderten und abgebildeten Verhältnissen besteht, nicht betont. — Von dem wabigen Bau des umhüllenden schrau- bigen Plasmasaums, dessen Structur ich jetzt mit aller Deutlichkeit bei Spirocliaete und Spirulina sehen und auf den Figg. 29 und 38 auch photo- graphisch wiedergeben konnte, findet sich bei Zettnow nichts, obgleich 1) Während Mitrophanow bei der Beschreibung seiner Untersuchungen an Sp. undula (p. 32) die hellen Enden , sowie die mittlere helle Stelle auf Vacuolen zurück führt, eine Anschauung, die ja der meinigen durchaus entspricht, da ich das Rindenplasma natürlich auch ähnlich dem Centralkörper als vacuolig oder wabig ansehe, kommt er dagegen später (p. 37) zu demselben Schlnss wie Fischer, dass nämlich diese Erscheinungen durch Plasmolyse, d. h. durch Zurückziehung des Inhalts von der Membran bedingt seien. Obgleich er die Fi scher 'sehe Arbeit von 1891 in seinem Litteraturverzeichniss aufführt, erwähnt er sie doch weder an dieser Stelle noch sonst wo. Ich glaube daher wohl annehmen zu dürfen, dass er selbst ursprünglich anderer Ansicht war, sich jedoch durch die Fi seh er- sehen Einwände später bekehren Hess. — 56 — icli venniitlien mochte, dass es nur stärkerer Vergrösserung bedurft hätte, um auch davon Andeutungen auf den Photographien zu erhalten. — Ich hebe bei dieser Gelegenheit noch hervor, dass Zettnow auch bei einer Reihe weiterer Bacterien die hellen Enden gesehen und in gleicher Weise, wie ich dies zuerst für Sj). unätüa that, gedeutet hat. AuchFrenzel (1891) hat bei zwei 5«a?/ew (aus dem Darm der Orthop- tere Blabera und dem einer Eidechse) den Gegensatz zwischen einem, den grösseren Theil des Körpers bildenden Centralkörper und den hellen Enden deutlich beobachtet und zwar, was besonders wichtig erscheint, diesen Bau auch schon an lebenden Bacillen zu erkennen vermocht. Wenn mir an Frenzel's Angaben etwas unsicher scheint, so ist dies nur seine Be- merkung (p. 210), dass der Centralkörper ^^iveniger lichthrechend sei, ivie die beiden Spitsen'\ was weder mit meinen Erfahrungen, noch mit seinen eigenen Abbildungen harmonirt. Bei einem grossen grünen Bacillus aus dem Darm einer Anureularve (? Bufo mariniis), den er ferner beschreibt, fand er Zustände mit sehr deutlich grüner Rinde und farblosem Central- körper, die also völlig dem entsprachen, was ich für die Schwefelbacterien schilderte. Wie sich dem gegenüber die anderweitigen von Frenzel beob- achteten Modiükationen dieses Bacillus, bei welchen die Rinde nur au den Enden nachweisbar war und schliesslich solche, wo sie überhaupt ganz zu fehlen schien, verhalten, vermag ich nicht zu sagen; doch scheint mir aus FrenzeTs Darstellung hervorzugehen, dass er Färbungsversuche nicht genügend verwerthet hat; beziehen sich doch auch seine Abbildungen sämmtlich auf ungefärbte Präparate. Jedenfalls dürfte aber aus Frenzel's Erfahrungen hervorgehen, dass die hellen Enden , die ich bei einigen Bacterien schilderte , z. Th. auch schon an lebenden Formen zu beobachten sind. Was dagegen Bunge (1894) in neuerer Zeit an Trockenpräparaten, welche nach einer Modification der Löf Her 'sehen Geisseifärbung tingirt waren, als eine zwischen Membran und Centralkörper gewisser Bacillen gelegene und schwach gefärbte Rindenschicht beschreibt, muss ich einstweilen etwas skeptisch beurtheilen. Einerseits erwecken die gegebenen Bilder, z. B. diejenigen vom Cholef abacillus , den Verdacht, dass es sich um Schrumpfungserscheinungen des Inhalts in der Membran handeln könnte. Andererseits hingegen könnten auch gelegentlich gallertige Um- hüllungen in Frage kommen, wie sie ja thatsächlich bei manchen Bacillen auftreten; was um so wahrscheinlicher ist, als bei einer von Bunge beob- achteten Form (Bac. mucosus) aucli Zustände vorkommen, bei welchen mehrere dieser vermuthlichen Centralkörper in einer gemeinsamen Kapsel liegen, Bilder, wie sie nach Bunge schon früher de Stöckelin gesehen — ö7 — Iiat. Es liegt mir liier ferne, oliuc eigene Bekanntschaft mit diesen Dingen eine Dentung zu versuchen, doch dürfte, wie gesagt, einstweilen grosse Vorsicht bei ihrer Verwerthuug am Platze sein. Heftig angegriffen wurden meine Auffassung des Bacterienbaues und insbesondere meine Angaben über Sjjir. iindula durch Alfr. Fischer, der seine schon 1891 geäusserten Zweifel in der 1894 erschienenen umfang- reichen Arbeit eingehender ausführt, ohne dabei jedoch, wie schon oben bemerkt, auch die grösseren Formen der Bacterien und die Cyanophyceen (meinen Angaben über letztere war er früher gleichfalls entgegen getreten) irgendwie zu berücksichtigen. Fischer behauptet nun, wie früher, dass meine Angaben für Spirülum muMa nur auf dem Studium mangelhafter Präparate basirten, dass nämlich die von mir geschilderten hellen Enden dieser wie der übrigen sich ähnlich verhaltenden Formen (Figg. 4, 5 und 8 von 1890) nur auf einer durch Plasmolyse hervorgerufenen Zurückziehung des Plasma- körpers aus den Enden der Hülle beruhten und dass ebenso auch die mittlere helle Stelle, welche ich bei den in Theiluug begriffenen Individuen des Spirillum gefunden habe, einer ähnlichen plasmolytischen Rückziehung, resp. \'erunstaltung des Körpers ihre Entstehung verdanke. Gegenüber diesem Angriff muss ich nun zunächst bemerken, dass ich die hellen End- stellen des Sp. auch nach der Tödtung durch Osmiumdämpfe gefunden habe und zwar ganz regelmässig und von sehr gjeichmässiger Beschaffen- heit an den beiden Polen und dass die Erfahrungen, welche ich über die Wirkung der Osmiumsäuredämpfe, sowohl bei den grösseren Bacterien wie bei den Protozoen, gesammelt habe, durchaus dagegen sprechen , dass sie eine Retraction des Plasmakörpers in der geschilderten Form hervorrufen; Fischer setzt sich gerade über diesen Punkt sehr einfach hinweg, indem er p. 26 bemerkt: ,,TFie Osmiumdämpfe u'irketi, habe ich nicht unter- sucht.'' Seine Behauptung sucht er durch eine Anzahl beobachteter Zustände von S^}. nndula zu erweisen, die Trockenpräparaten entstammen, welche nach der Löff 1er 'sehen Methode gefärbt waren. Dass diese Zustände thatsächlich plasmolytische und gleichzeitig sehr unregelmässige Retractionen des Inhalts zeigen, erscheint auf den ersten Blick sicher und es wird mir kaum Jemand zumuthen, dass ich derartige Exemplare für eine normale Erscheinung gehalten haben könnte. Auch ich habe hie und da Der- artiges gesehen, mich jedoch wohl gehütet, darin etwas Normales zu er- kennen. Sehr characteristisch erscheint aber, was Fischer p. 27 über das Vorkommen dieser verunstalteten Spirillen in seinen Trockenpräparaten bemerkt, nämlich dass sie sich mit einer einzigen Ausnahme an dem Rande des eingetrockneten Tropfens gefunden hätten, wo aus erklärlichen — 58 -- Gründen die plasmolytische Wirkung stärker zur Geltung gelangt; dass hingegen die im Innern des Präparats gelegenen, bis auf ganz verein- zelte, keine solche Contractionen des Inhalts zeigten. Ich hätte demnach haupt- sächlich die randlich gelegenen und deformirten Exemplare untersucht, ohne zu bemerken, dass sie von den weiter innen liegenden wesentlich abweichen. — Dem gegenüber muss ich betonen, dass ich meine Studien hauptsäch- lich an mit Jodalkohol (50°/o) conservirten und nicht angetrockneten Exemplaren gemacht und zwar an vielen Hunderten angestellt habe, was ich wegen einer Bemerkung Fischer's p. 28): „ivie viele Exemplare Bütschli heohachtete, lässt sich aus seiner Arbeit nicht ersehen, oh viele Hunderte ?vie ich, vermag ich deshalb nicht zu sagen'"'', her- vorhebe. — Dass zwar das Studium von vielen Hunderten keine Garantie für die Richtigkeit des Gesehenen leistet, ersehe ich gerade aus Fischer's Arbeit. — Daneben habe ich auch Trockenpräparate, die z. T. auch mit Methylenblau oder Gentianaviolett gefärbt waren, untersucht und dies auf p. 21 ganz bestimmt angegeben , wesshalb ich nicht verstehe , warum Fischer auf p. 25 sagt: „ . . . jedoch scheint Bütschli nach einer Be- merkung auf p. 11 auch Gentianaviolett oder Methylenblau benutzt zu haben.''^ Nun gebe ich gerne zu, dass bei einem so minutiösen Object die Entscheidung der Frage, ob die hellen Enden eine Retractionserscheinung sind oder auf der Gegenwart einer schwächer färbbaren Substanz beruhen, seine Schwierigkeiten hat und nicht einfach so oder anders entschieden werden kann. — Daher habe ich denn auch schon 1890 die Gründe meiner Auffassung angeführt; nämlich, es lasse sich hie und da bestimmt sehen, dass der Inhalt des gesammten hellen Endes sich etwas von der Membran zurückgezogen hat, worauf ein zarter Saum zu bemerken ist, der das helle Ende des zurückgezogenen Inhalts begrenzt (s. Figg. 17 — 19 Taf. III). Diese thatsächlich beobachtete, wenn auch gewölmlich geringfügige Retrac- tion des Inhalts war für mich der Hauptbeweis, dass die hellen Enden nicht durch Rückziehung entstehen, sondern als solche existiren. Durch Fischer's Figuren aber, welche beweisen sollen, es rührten diese von mir beobachteten Bilder daher, dass eiii durch Zerreissung ent- stehendes dünnes zartes Bestehen nahe dem Ende hängen geblie- ben sei (d. h. bei der Retraction), kann ich mich nicht bekehren lassen. Die von mir gesehenen und abgebildeten Zustände haben durchaus nichts Zerrissenes oder Deformirtes an sich, Avogegen die von Fischer abgebil- deten der ihnen gegebenen Deutung völlig entsprechen, wie ich gerne anerkenne. — Ebensowenig kann ich mich jedoch mit der Deutung des hellen Mittelstücks, welches ich bei den Theilungszuständen beschrieben habe, als einer Retractionserscheinung einverstanden erklären. — Der- — 59 — artige Retractioiisvorgäiige liabeii stets etwas riiregelmässiges, wie dies auch aus Fisch er 's Figuren deuthch hervorgeht, während die mittlere helle Theilungsstelle sich als eine seln^ regelmässige und bei den ziemlich zahlreich beobachteten Exemplaren in gleicher Weise wiederholende vor- fand, wie demi auch Mitrophanow (Taf. XIX Fig. 39a— 1)) zwei Exem- plare abbildet, welche sie etwa gerade so zeigen, wie ich sie dargestellt habe. — Verschweigen will ich keineswegs, dass ich auch vielfach Exem- l)lare fand, die von den hellen Endstellen nichts Deutliches zeigten (wie sie auch auf Taf. III Figg. 20—22 abgebildet sind). Ob in diesen Fällen die Stellen ganz fehlten oder ob die Färbung den Unterschied nicht deut- lich machte, wage ich nicht sicher zu entscheiden; doch halte ich das letztere für wahrscheinlicher^ da nach den Erfahrungen bei Chromatium und Bacf. lineoJa sehr vorsichtige Färbung nöthig ist, um den Unterschied hervortreten zu lassen. Zu intensive Färbung hebt denselben in der Regel völlig auf ujid lässt das Ganze gleichmässig erscheinen. In diesem Fall befindet sich vermuthlich auch das auf Taf. I Fig. 19 photographirte und so sehr deutlich structurirte Exemplar, obgleich die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen ist, dass es nicht zu SpiriUnm anduJa gehörte. — Das in gewisser Hinsicht sehr berechtigte Bestreben der Bacteriologen, die Bacterien möglichst intensiv zu färben, liat meiner Ansicht nach wesentlich dazu beigetragen, den von mir nachgewiesenen Unterschied zwischen Central- körper und Rinde seither zu verdecken und die feineren Structurverhält- nisse zu verschleiern. Dass dies der Fall sein muss, lässt sich ja auch aus den ähnlichen Verhältnissen bei der Färbung der Zellkerne leicht er- kennen , ohne dass ich hier auf die zahlreichen Beispiele aus der Proto- zoenkunde etc. hinweise, wo trotz Färbungs versuchen die Kerne übersehen wurden. — Eine klare DifEerenzirung und Erkennung der Kerne mittels Färbung ist im Allgemeinen auf zwei Wegen zu erreichen. P]inmal durch sehr vorsichtige und genau controlirte Färbung mit nicht zu concentrir- ten oder sogar stark verdünnten Lösungen, w^odurch es gelingt, die den Farbstoff stärker aufnehmenden Kerne deutlich hervortreten zu lassen; wozu natürlich eine rechtzeitige Unterbrechung der Färbung gehört. Zwei- tens durch starke Ueberfärbung und darauf folgendes Ausziehen der E'arbe unter Controle, so lange, bis sie vorwiegend an den Kernen haftet. — Dass bei Ueberfärbung die Kerne nicht hervortreten können, ist klar und jedem Histologen ausreichend bekannt. Wenn ich in meiner Arbeit von 1890 einen Schritt weiter kam, so beruht dies wesentlich da- rauf, dass ich durch Erfahrungen über vorsichtige Kernfärbung bei den Protozoen eine gewisse Uebung in dieser Technik besass, die ich auf das Gebiet der Bacterien und üyanojjhyceen übertrug. — BO - Icli begreife daher auch das Erstaunen Fisch er 's nicht, dass es ihm auf seinen, mit Anilinfarben intensiv gefärbten Trockenpräparaten der Bacterien nie gelang, den Centralkörper zu finden (p. 28). Er sagt da- rüber: ,^Es unterliegt also keinem Zweifel, dass ich die Centralkörper hätte finden miissen, wenn sie da ivären." Ob er zwar überhaupt eines der von mir geschilderten Bacterien, mit allseitig von Rindenschicht umgebenem, typischem Centralkörper, untersuchte, scheint mir zweifelhaft. — Das Spir. imdula ist jedenfalls zur ersten Untersuchung des Centralkörpers ein sehr wenig geeignetes Object und konnte von mir auch nur auf Grund der Erfahrungen an den übrigen Formen in der angegebenen Weise gedeutet werden. — Weiterhin bemerkt er: „oder ich habe die Centralkörper mit derselben einfachen Metliode, mit der sie Bätschli färhen konnte, nicht färben können. Da nun aber diese Methode nicht mehr Geschick und Ueherlegung verlangt, als ich zu besitzen mich bescheide, so kann ivohl von einem Versagen der Technik in meinen Händen keine Rede sein."' Demgegenül)er muss ich einfach auf das oben Bemerkte verweisen, aus dem hervorgeht, dass es keineswegs so einfach ist, distincte Färbungen zu erzielen; auch bei der Anw^endung von Methylenblau und Gentianaviolett erhält man gelungene Färbungen nur bei vorsichtiger und nicht zu weit getriebener Tinction. — Da Fischer mit Vorliebe die intensivsten, zur Geisseldarstellung dienenden Färbungs- methoden verwendete, so ist es mir ganz klar, warum er auf seinen Präparaten von den von mir geschilderten Färbungsdifferenzen nichts sehen konnte, ganz ebenso, wie ja auch zahlreiche Forscher, welche diese Färbungen schon früher angewendet hatten, nichts derart bemerkten. Wie wenig geeignet Fisch er 's Präparate übrigens für die Unter- suchung des feineren Baues der Bacterien waren, geht aus einer einfachen Betrachtung seiner Figuren hervor. Auf allen erscheint der Inhalt der Zelle einfach homogen, ganz gleichmässig dunkel, wie es eben die so viel- fach abgebildeten, möglichst excessiv gefärbten Bacterienpräparate in der Regel zeigen. Nirgends ist in einer der abgebildeten Bacterien eine Spur von Structuren zu sehen, nirgends eines der so regelmässig vorhandenen rothen Körner. Ob Fischer auch diese Körner leugnet, da er sie eben- sowenig gesehen, wie den Centralkörper, geht aus der Arbeit nicht hervor^). 1) Erst in jüngster Zeit hatte ich Gelegenheit, Trockenpriiparate von Bacterien und sonstigen einzelligen Organismen, die nach der Löffl er 'sehen Methode zur Darstellung der Geissein gefärbt waren, zu untersuchen. — Nach diesen Erfahrungen kann ich sagen, dass bei dieser Färbung der Kern der präparirten Flagellaten und Infusorien nur selten hervor- tritt, vielmehr der Körper gewöhnlich ein intensiv rother Klumpen ist, in dem sich kaum etwas von dem inneren Bau erkennen lässt. Es bedarf daher wohl keiner weiteren Aus- — 61 — Bei der Beurtheiking des Bactericnbaues, wie sie Fischer gegen mich vorbringt, kann man docli nicht die von mir geschilderten Strncturen einfach bei Seite schieben und trotzdem ein ganz positives Urtheil lallen. — Fi sedier bemerkt darüber ganz kurz und lakoniscli p. 28: ,^Auf die Wahenstructur einzugehen^ war nicht beabsichtigt''''. Das glaube ich ihm recht gerne, denn wenn man davon gar nichts gesehen hat, wie die Figuren klar beweisen, wüsste ich nicht, wie man darauf hcätte ein- gehen können ; demi nachweisen zu wollen, dass auch die Wahenstructur nur eine plasmolytische Erscheinung ist, wäre doch etwas zu schwer geworden. Nichts destoweniger ist sich Fischer völlig klar über den Bau der Bacterien und zwar ganz im Allgemeinen, wie es scheint. Denn auf p. 32 spricht er sich in dieser Hinsicht sehr bestimmt folgendermassen aus: ,,Z)/e5er" (d. h. der Protoplast der Bacterien) ,Jiat denselben Bau ivie in uusgewacJisenen Pfl anzenzeUen., er bestellt aus einem der Zelltvand angepressten dünnen Schlauch {Primordial- scJilauch, Wandbeleg) aus Protopl asma und umschliesst den Zellsaft, der den grössten Theil des Zellinnern erfüllt"-. Nun möchte ich mir nur die bescheidene Anfrage erlauben, auf welche Beobachtungen denn Fischer diese Behauptungen eigentlich gründet. Vergeblich schaue ich mich auf seinen Abbildungen nach einer ein- zigen um, die etwas von dem Primordialschlauch und von der grossen Zellsafthöhle der Bacterienzelle zeige. Ich sehe überall den Inhalt ein- förmig und gleichmässig dunkel ; weder etwas von einem Primordial- schlauch, noch von einer Zellsafthöhle vermag ich zu erkennen. Und wird Herr Fischer es etwa versuchen wollen, auch die von mir früher und jetzt wieder geschilderten Bauverhältnisse von Chromati um. Opltido- führiing, dass diese Methode eben das, was sie leisten soll, d. h. die Geissein durch mög- lichst intensive Färbung deutlichst hervortreten zu lassen, sehr gut thut, dass sie hingegen, wie sich ja von vornherein erwarten Hess, zur Darstellung der Färbungsunterschiede des Kerns und Plasmas sehr wenig brauchbar erscheint. Dennoch fällt es mir sehr auf, dass Fischer und Andere bei der Anwendung dieser Methode von den Structuren des Bacterien- körpers gar nichts gesehen haben; ich finde wenigstens sowohl auf den von mir angefertigten, wie den von Zettnow mir gütigst übersandten und nach derselben Methode gefärbten Trockenpräparaten ganz prächtig structurirte Exemplare von Spirillum undula und vielen anderen Bacterien. Wenn ich mich daher frage, warum bis jetzt so gar wenig von den, doch vielfach so sehr deutlichen feineren Structuren der Bacterien gesehen wurde, so kann ich dafür nur die Erklärung finden, dass die Präparate in der Regel in der von den Bacteriologen meist geübten Weise mit weit geöifnetem Beleuchtungskegel untersucht wurden ; bei welchem Verfahren natürlich die Structurbilder völlig verschwinden und nur das Farbenbild übrig bleibt. Ich habe schon früher, bei Gelegenheit der Plasmastructuren auf die Mängel dieser Methode hingewiesen, jedoch gleichzeitig auch auf die Gefahren auf- merksam gemacht, welche bei der Untersuchung mit wenig geöffnetem Beleuchtung-sapparat zu überwinden sind (vergl. 1892, p. 115, 186 if.). — 62 — monas, Bacterium lineola etc. mit seinem Schema der Bacterienzelle zu vereinigen? Wo ist denn bei einer dieser Formen die grosse Zellsaft- höhle ? Mag man die Structuren dieser Formen beurtheilen, wie man will, eines ist sicher : ihr gesammter Inhalt ist eine plasmatische Masse und von einer Zellsafthöhle findet sich keine Spur. — Die Vorstellung, welche sich Fischer von dem Bau der Bacterienzelle gebildet hat, beruht jedoch auch in keiner Hinsicht auf der thatsächlichen Erforschung ihres Baues, sondern wird einfach aus ihrem Verhalten bei der Plasmo- lyse erschlossen. Die hierbei auftretenden Erscheinungen sind jedoch ganz vollkommen vereinbar mit dem von mir angegebenen alveolären oder Wabenbau ; denn die zahlreichen kleinen, von Flüssigkeit erfüllten Wabenräume haben zusammen plasmolytisch ungefähr ganz dieselbe Wirkung, wie eine einheitliche grosse Zellsafthöhle. Um meine Vorstellung, dass der Körper der kleinen einfachen Bacterien wesentlich nur aus einer dem Centralkörper der höheren ent- sprechenden Substanz bestehe, zu widerlegen, ergeht sich Fischer auf p. 29 in ganz unbegründeten Fictionen über den Centralkörper und seine Beschaffenheit. Er behauptet nämlich, die von ihm beobachteten Contractionen und Zerreissungen des Inhalts der Bacterienzelle bei der Plasmolyse seien ganz undenkbar, wenn der Körper der Bacterien der Centralkörper sei. — ,,Denn'^, fährt er fort, ,ßer CentraUcörper würde doch nach Bütschli's Auffassung ein fester gefügtes Ganges hüden, so wie der ZellJcern''^. Ich ha]3e mich 1890 über den Aggregatzustand des Central- körpers nicht ausgesprochen und bin auch nach den Erfahrungen, die ich über ihn bei Cyanophyceen und grösseren Bacterien besitze, keineswegs der Ansicht, dass derselbe fest sei. Möglich, dass er zähflüssiger ist, wie die Rindenschicht ; gegen seine Festigkeit sprechen jedoch die Erfahrungen bei OsciUaria princeps und Chromatium ganz direct. Ich kann daher auch nicht im Geringsten zugeben, dass die von Fischer beobachteten plasmolytischen Zusammenziehungen und Zerklüftungen des Inhalts der kleineren Bacterien gegen dessen Centralkörpernatur sprechen und dies um so' weniger, als plasmolytische Schrumpfungen und Deformationen des Inhalts echter Zellkerne jedem Histologen bekannte Dinge sind, wess- halb solche Vorgänge auch nichts gegen die Zellkernnatur der Körper- substanz der kleinen Bacterien beweisen können. Wenn Fischer, wie in dem Vorstehenden erörtert wurde, den Centralkörper der Bacterien noch immer beharrlich und ganz allgemein leugnet, so dürfen wir doch fragen, wie er sieh denn eigentlich die von mir für Bact. Jineola und die Schvefelhacterien früher und jetzt wieder eingehend dargelegten Uanvci'liältnisse erklärt und wie spccicll (Ue bei — 63 — diesen Formen durch gelnnoene Färbung bestimmt erweisbare Differenz des Centraltlieils und der Kinde. Nachdem ich auf der photographischen Tafel I dieser Abhandlung die von n:ir 1890 dargestellten Dinge objectiv genug, wie ich glaube, belegt habe, dürfte ich mich doch gegen den Ver- dacht, reine Phantasiegebilde ausgeheckt 7a\ haben, nicht mehr zu ver- theidigen brauchen. Die aus den Bauverhältnissen des oben geschilderten Spir. vndula geschöpfte Vermuthung, dass die Enden dieser Form von einer besonderen, der Rindenschicht vergleichbaren Masse gebildet werden, habe ich seiner Zeit auch durch (Me Beobachtungen an einer weiteren Bacterienform zu belegen gesucht (siehe Fig. 4a — c von 1890). Bei dieser ist die Erscheinung insofern klarer, als die dem Centralkörper vergleichbare, sich stärker tingircnde wabige Masse im Verhältniss zu dem Gesammtkürper des Bacteriums bedeutend kleiner ist und daher die Annahme, dass die Erscheinung auf Contraction beruhe, ganz unwahrscheinlich. Ich habe zwei derartige, in der Theilung begriffene Bacterien auf Figg. 27 und 28 photographisch wiederzugeben versucht und obgleich diese Photographien nur sehr massig ausgefallen sind, zeigen sie doch den characteristischen Unterschied deutlich und werden erläutern, dass die betreffenden Abbil- dungen aus dem Jahre 1890 zwar etwas schematisch, aber im übrigen ganz correct sind. Die stärker gefärbte, als Centralkörper gedeutete und stets sehr schön wabige Partie variirt hier in ihren relativen Grössen- verhältnissen zu dem Gesammtkörper sehr erheblich, ja ich habe sogar Exemplare gesehen, wo nur eine sehr kleine, ein wabige derartige Partie vorhanden war. In Bezug auf die Contractionshypothese betone ich hier besonders, dass bei sich theilenden Individuen die getheilten Centralkörper in den beiden jungen Individuen stets eine ganz ent- sprechende Lage besitzen, einerlei ob sie verhältnissmässig gross oder klein sind, ein Umstand, der sich mit einer Erscheinung, .die so unregel- mässig verläuft, wie plasmolytische Contractionen, durchaus nicht verträgt. Als besonders wichtig für die Beurtheilung der weniger gefärbten Partien der beiden Enden wurde schon 1890 darauf hingewiesen, dass icli zuweilen auch in deren Substanz eine sehr blasse wabige Structur Ijeobachtete. Das von mir 1890 auf Fig. 5 abgebildete Bacterium mit sehr deut- lichen hellen Enden, sowie die auf Fig. 8 dargestellten bilde ich hier noch- mals sorgfältiger ab (Taf. IV, Fig. 18 und 17) und verweise gleichzeitig auf die ganz ähnlichen Erfahrungen, die Zettnow (1891) bei Proteus rui- . (juris und dem sog. Korkzieherbacillus Löffler's erhielt. Ich habe, wie schon früher geschildert wurde, noch eine Anzahl — 64 — kleinerer Bacterien studirt, die mir von einem Unterschied zwischen Central- körper und Rindenmasse nichts mehr zeigten, obgleich sie ganz in der gleichen Weise wie die übrigen präparirt waren und sich meist auch mit diesen vereint in den Präparaten vorfanden. — Auch dieser Umstand spricht sehr erheblich gegen die Erklärung der oben geschilderten Zustände durch Plasmolj^se, wie es Fischer will, da ja die jetzt noch zu schildernden Formen dieselben Einflüsse erfahren haben, wie die ersteren und doch nie etwas von deren eigenthüm heben Eigenschaften zeigten. — Unter diesen Formen gedenke ich hier an erster Stelle eines schwach rothbraunen und massig grossen Spirillums, das ich im Jahre 1892 in grosser Menge in Sumpfwasser antraf und sowohl lebend als präparirt studirte. Diese Form zeigte die Wabenstructur des Körpers schon im lebenden Zustand vortrefflich, als die bewegliche Bacterie durch sorgfältiges Absaugen des Wassers zwischen Objectträger und Deckglas festgelegt, also auch etwas gepresst worden war. Leider gingen nur die nach solchen lebenden Exemplaren gefertigten Skizzen durch einen Zufall verloren, so dass ich hier auf die, nach einem mit Jodalkohol fixirten und mit Haematoxylin gefärbten Präparat hergestellte Photographie verweisen muss, die recht gelungen ist und den typisch einreihigen Wabenbau dieses Spirillums vor- trefflich zeigt. In jüngster Zeit habe ich denn auch gelegentlich bei lebenden SpiriUmn undula und volutans , sowie bei Bacterien, die jenen der Figg. 27 — 28 sehr älmlich waren, den Wabenbau recht deutlich gesehen. — Diese Erfahrungen erscheinen auch hier sehr wichtig, da es ja keineswegs von vornherein sicher ist, dass diese Structuren nicht durch Gerinnung erzeugte, sondern dem lebenden Organismus eigenthümliche sind. Fast ebenso gut zeigt auch das photographische Bild Fig. 24 den einreihigen Wabenbau eines anderen feinen Spirillums, das sich gelegentlich in einem der Präparate vorfand und das ich, da es nur in wenigen Exemplaren beobachtet wurde , nicht näher zu bestimmen wage ; doch dürfte es sicli zunächst an das sog. SpiriUmn tenue anschliessen. — Endlicli verweise icli auf die Photographie Fig. 20, die eine Gruppe der in Fig. 9 von 189U und Fig. 24, Taf. III dieser Abhandlung dargestellten kleinen Bacterien wiedergiebt. Auch bei diesen, relativ so kleinen Formen ist der wabig- einreihige Bau, sowie der Besitz rother Körnchen ganz khir. Die Fig. 25 giebt gleichzeitig das Bild derselben Gruppe bei hoher Einstellung, wobei man deutlich erkemit, dass jede der bei tiefer Einstellung hellen Waben in einen dunklen Punkt übergeht, also der Wabeninhalt schwächer licht- brechend ist, wie die umgebenden Wände. Der hier wie 1890 geschilderte Wabenbau der kleineren Bacterien wurde auch schon vor mir gesehen, wie icli 1890, da ieli nur einen ge- — (-15 — drängten vorläufigen Bericht gab, niclit näbej- ausführte. Namenthch habe ich hier zunächst der sehr guten Abbildung zu gedenken, die Künstler 1889 von SpiriU. tenue auf seiner Taf. 19, Fig. 9 gab. Dieselbe zeigt den einreihig-wabigen Bau ganz ebenso klar und deutlich, wie die hier mit- getheilten Photographien. Schon 1885 hat Künstler über den Bau der Bacterien bemerkt (p. 3) : „Der Körper ivird von stark Uchthrechendem Proto- plasma gebildet, icelches, wie man allgemein annimmt^ liomogen sein soll., sich aber nach der Eimvirknng von Reagentien aus Körperchen (corpuscides) zu- sammengesetzt erweist, die zu einem Faden aufgereiht sind, seltener zu zwei oder mehreren Reihen/^ Wie ich in meiner Arbeit über das Protoplasma auseinandergesetzt habe (1892, p. 119 ff.), war sich Künstler auch später nicht hinreichend klar über die Bedeutung derartiger Structuren, da er den Inhalt der Waben als das stärker tingirbare bezeichnet. Auch für das beobachtete Spirillum tenue wird die Angelegenheit wieder in der gleichen Weise dargestellt, indem Künstler auf p. 456 bemerkt, dass man nach der Färbung mit Noir de Collin, dem etwas Chromsäure zugesetzt war, eine „alternance de zones claires et sombres, les parties claires entourant Jes parties coJorees"" beobachte. Weiter heisst es: „Cette structure vacuolaire, fort belle, est d'mie finesse admirable, qui n'a de comparable que sa nettete. On voit le corps litter alement forme d'un protoplasma d'aspect dense, presen- tant dans son axe une serie de cavites sombres, regulieres arrondies, de memes ditnensions et disposees en file axiale.'" — „Quelques fois la regularite de cette ßle axiale est trouhlee et Von voit les vacuoles former des sigzags plus au moins accuses, pjremier passage vers im etat on elles forment une double file, ä logettes alternantes, et qui est quelquefois atteint:' Dass der von Künstler beob- achtete Bau genau die von mir beschriebene Structur ist, unterliegt keinem Zweifel und ich muss gegenüber seiner Darstellung durchaus daran fest- halten, dass der Inhalt der Vacuolen oder Waben sich nicht tingirt und schwächer lichtbrechend ist wie die Wände, daher bei tiefer scharfer Ein- stellung hell erscheint gegenüber den Wänden und umgekehrt bei hoher, wie dies ja auch die Photographien Fig. 25 — 26 klar zeigen. Diese bei geeigneter Färbung häufig so deutliche alveoläre oder wabige Structur konnte auch von anderen Forschern nicht ganz übersehen werden. So wird z. B. von Ernst (1889) das häufige Vorkommen von Vacu- olen oder „Lüchen'-'- in den untersuchten Bacterien erwähnt und abgebildet. Darunter sind auch einzelne Figuren, die sich der von mir geschilderten Wabenstructur sehr nähern (vergl. z. B. die Fig. 12, Taf. VI). Ernst scheint zwar der Ansicht zu sehi, dass diese Vacuolenbildung stets eine Degenerationserscheinung sei, eine Ansicht, die ich nach den von mir ge- machten Erfahrungen nicht theilen kann; obgleich es mir wohl mög- Bütschli. Cyanophyceen und Bacterien. 5 — ()6 — Hell ersclicint, dass die Striictiir bei der Degeneration dui'cli Anschwellung und \^ergrösserung der Wabenräume deutliclier werden mag als bei nor- malen Zuständen. Der von Babes (1889) bei dem Löff 1er 'sehen DiphtJieriehaciUus abgebildete Zerfall in zahlreiche quere Scheiben, die sich stärker wie die zwischengelagerten Partien färben (s. Fig. 14 und 15) und die ähnlichen Bilder, die er Fig. 40 von einem bei Gangrän beobachteten Bacillus giebt, dürften meiner Ansicht nach gleichfalls auf die einreihige Wabenstructur zu beziehen sein. Babes erklärt zwar die ersteren im: ,,Entartimgsformen'-\ aber doch wohl nur desshalb, weil ihm diese Bauverhältnisse selten zu Gesicht kamen. Ganz ähnliche Bilder hat später (1891) Protopopof f bei einem Bac- terium der Kuhzunge und bei Äcfinomi/ces gefunden und als eine ge- schichtete Structur beschrieben. Ohne hier auf die Weiterbildungen, die Protopopoff aus diesen Structuren entstehen lassen möchte, einzugehen, betone ich nur, dass diese geschichtete Structur jedenfalls dasselbe war, was ich als einreihige Wabenstructur beschrieben habe. Mit meinen Befunden recht gut übereinstimmende Beobachtungen über die Wabenstructur des Centralkörpers und der Rindensehicht hat Frenze 1 (1891) an den drei von ihm untersuchten, z. Th. sehr an- sehnlichen Bacillen gemacht. Ohne hier in eine genauere Erörterung seiner Ergebnisse einzutreten, will ich nur betonen, dass er zAvar mit der allgemeinen Auffassung, die ich über diese Structuren 1890 und später, 1892, entwickelte, nicht in allen Punkten harmonirt, dass jedoch das That- sächliche mit dem von mir Angegebenen in erwünschter Weise überein- stimmt und ich keinen Grund finde, die Richtigkeit der Hauptergebnisse Frenzel's in Frage zu ziehen. Die einreihige Wabenstructur ist es auch, die, meiner Ansicht nach, Ilke witsch (1894) zu einer sehr eigenthümlichen Darstellung der Sporen- bildung des Mibbrandbacühis' verleitet hat. — Durch eine besondere Methode der Osmiumfärbung und Reduction erhielt er Bilder, die, ins- besondere bei den kleineren Individuen, der von mir geschilderten ein- reihigen Wabenstructur ganz entsprechen. Seine Deutung dagegen ist eine sehr abweichende und wohl sicher irrthümliche. Er hält nämlich die Wabenräume für die Sporen. Dieselben sollen, wenn grösser, ein, seltener zwei dunkle Körperchen enthalten, welche als die Kerne der Sporen ge- deutet werden. Sehr seltsam erscheint, dass er diese Sporen als stark lichtbrechend bezeichnet, sie jedoch auf den Figuren ganz hell darstellt; demnach wären sie also ganz ungefärbt und wohl zweifellos auch s(Oiwächer lichtbrechend wie die sie einschliessende Substanz. Wie gesagt, zweifle ich — f)7 — nicht, (lass diese angeblichen Sporen nichts anderes gewesen sind, wie die Wabenräume. Was aber die sog. Sporenkerne sind, vermag ich nicht sicher zu sagen, kann jedoch die V^ermuthung nicht ganz abweisen, dass sie möghcher Weise niclits anderes waren, als der centrale dunkle Punkt, welcher naturgemäss bei etwas zu lioher Einstellung in jeder solchen schwächer lichtbrechenden Wabe auftreten muss. Dass gelegentlich auch zwei solch' scheinbare Kerne auf diesem Wege vorgetäuscht werden können, ist niclit unverständlich, wenn man bedenkt, dass die zarte Scheidewand zwischen zwei benachbarten Waben häufig so blass ist, dass sie leicht übersehen wird, wogegen die dunklen Punkte, welche die beiden Waben bei höherer Einstellung liefern, viel intensiver hervortreten. Meine Arbeit über den Bau der Bacterien erwähnt Ilke witsch übrigens über- haupt nicht. — In dieser Deutung von Ilke witsch 's Ergebnissen werde ich durch den Schlusspassus seiner Arbeit weiter bestärkt. Hier heisst es nämlich: ,,Zn}n Schlnsse möchte ich erwähnen, dass hei der hier he- schriehoien Fnrhuuysmethode viele Bacillen ans einzelnen sclnvach gefärhten, starl' lichthrechenden KoMen zu bestehen scheinen^ tvelche von einigen Verfassern für Sporen angesehen werden und zwischen ivelclien sich grössere und Ideinere dunJcel gefärbte Zwischenräume befinden. B. tuberculosis, B. di2)htheriae, pyociianeus, Koch's Kommahacillus, B. typhi abdominalis, B. coli communis, B. mall ei u. a., sie alle er- scheinen bei dieser Art von Färbung entweder paternosterförmig oder sie ähneln den hurzen Fäden des B. anthracis". Aus dieser Bemerkung dürfte doch klar hervorgehen, dass bei allen aufgezählten Bacterien die von mir geschilderte Wabenstructur beschrieben wird und zwar ganz rich- tig, abgesehen von der irrigen Auffassung der lichten Wabenräume als „stark lichtbrechend'''. Wir erfahren daher auch in erwünschter Weise, dass diese Structur ungemein verbreitet ist, d. h. wohl allgemein vor- handen. — Ich weiss zwar sehr wohl, dass ich sie selbst bei gewissen kleinen Formen nicht sicher nachzuweisen vermochte, glaube mir jedoch auch Rechenschaft geben zu können, warum dies der Fall ist. Ich ver- muthe wenigstens, dass in diesen Fällen die Färbung misslang, vielleicht nur desshalb, weil sich die Hülle sehr intensiv färbte, wodurch die Färbungsunterschiede des Innern verwischt wurden. Auch hinsichtlich der Wabenstructur mus ich bemerken, dass sehr starke Färbungen in der Regel keine deutlichen Bilder geben, wie dies ja aus den zahlreichen guten Photographien intensiv gefärbter Bacterien hervorgeht, die veröffentlicht wurden und auf auf denen nirgends eine Spur dieser Structur wahrzu- nehmen ist. Es wurde soeben auf eine vermuthlich durch unrichtige Einstellung 5* — 6S — hervorgerufene Täuschung bei Ilke witsch hingewiesen. Im Anschhiss hieran mag gleich einer Arbeit von Schott elius (1888) gedacht werden, bei der, wie ich ebenfalls anzunehmen gezwungen bin, Aehnliches eine verhängnissvolle Rolle gespielt hat. Schottelius will sich nämlich an lebenden wie an getrockneten und gefärbten Bacterien verschiedenster Art überzeugt haben, dass in deren Körper eine dunkler stabförmiger, zu- weilen auch anscheinend aus Körnchen zusammengesetzter Körper vor- handen sei, der die ganze Axe durchziehe und den er als Zellkern deutet. In gefärbten Trockenpräparaten trat dieser Kern noch deutlicher hervor, wie an den ungefärbten Bacterien. — Aus Schottelius gesammter Darstellung, die leider von Abbildungen nicht begleitet ist, scheint mir nun hervorzugehen, dass hier eine Täuschung vorlag, hervorgerufen durch irrige, d. h. zu hohe Einstellung. Wie oben bemerkt , gibt jede schwach lichtbrechende Wabe bei hoher Einstellung das Bild eines dunklen Punk- tes (Fig. 25 Taf. II). Ist die hohe Einstellung etwas unscharf, oder sind die Waben sehr klein und gleichzeitig die angewandte ^^ergrösserung nicht ganz ausreichend, so fliessen diese dunklen Punkte für das Auge des Be- obachters zu einem axialen dunklen Stäbchen zusammen, welches das ganze Bacterium durchzieht. — Zum Beweis dieser Angabe verweise ich auf die Fig. 21 Taf. I, welche ein Spirillum muluJa, von ganz ähnlichem Bau wie das Fig. 20 bei scharfer tiefer Einstellung dargestellte, bei falscher hoher Einstellung wiedergiebt und uns völlig das Bild vorführt, welches Schottelius von dem Bau der Bacterien mit ihrem dunklen Kern ent- wirft. Nehmen wir hierzu noch den Umstand,, dass Schottelius den Kern stets als ein dem äusseren Umriss concentrisches Gebilde fand , also bei KoJclcen entsprechend kugelig, dass er ihn ferner überall, bei allen ihm zugänglichen Arten beobachtete und ihn auf den gefärbten Präparaten (Gentianaviolett oder Fuchsin) sehr dunkel, ,,fosf schivar.^ gefärht-'- fand, so scheint mir dies Alles für die hier gegebene Deutung zu sprechen. Dazu gesellt sich, dass der verwerthete optische Apparat (Selb er t Apochr. 2 m, Oc. 4, 6 und 8) zwar nicht ungenügend, aber die Ocularvergrösserung doch nicht ganz ausreichend erscheint. Hinsichthch der Einstellung bemerkt Schottelius nur, dass sie sehr „vorsichtig und genau^' gemacht werden müsse. Ueber die morphologische Deutung des B a c t e r i e n - K ö r p e r s und im Besonderen jenes der einfacheren Formen, wie sie eine Anzahl weiterer Beobachter nach dem Erscheinen meiner Arbeit entwickelten, will ich im Folgenden nur kurz berichten, um den Umfang dieser Schrift nicht zu sehr auszudehnen. Die bald nach meiner Arbeit erschienene russische Publication von Wahrlich (1890) kenne ich nur nus Kleines Referat im (V-Bl. f. — 69 — Bacteriologie. Daiuicli i:^t Wahrlicli auf (Jruiul mikrochemischer sowohl wie Färbungs-\''ersuclie zu einer mit der meinigen im AVesenÜichen ganz iibereinslinnnenden Ansicht gekommen. Wenigstens bemerkt der Referent selbst, dass .///c Differenzen mit den liesuUaten BütschWs untergeordnete Ftinlde betreffen find auf den verschiedenen Untersuchungsmetlwden hasiren."' Wenn Wahrlieh hervorhebt, dass er zu der Deutung der Bacterienzelle als Zellkern schon vor dem Erscheinen meiner Schrift von 1890 gelangt sei, so kann mir dies nur angenehm sein, indem der objective Werth seiner Resultate für die Entscheidung dieser Frage dadurch wesentlich ge- steigert wird, insofern dieselben also durchaus unabhängis; und ohne den Einfluss meiner Ansicht entstanden. Dass ich von den Arbeiten Wahrlich 's keinerlei Kenntniss hatte, bedarf natürlich keiner Versicherung. — Wer sich bemüht, zu verfolgen, wie ich schrittweise, von den grösseren Schwefel- Ijacterien ausgehend , endlich auf durchaus erfahrungsgemässem Wege zu dem Resultat gelangte, dass der Körper der kleineren Bacterien in der Hauptsache dem Centralkörper oder Kern der höheren und der Cyanophyceen entspreche — ein Resultat, das mir durchaus unerwartet war — der wird zugeben, dass auch andere Forscher bei objectiver Würdigung der that- sächlichen \\^rh;lltnisse zu einer solchen Auffassung gelangen mussten. Denn, wie gesagt, irgend welche theoretischen Speculationen über die Be- deutung des Kernes oder dergleichen haben mich in keiner Weise geleitet ; das Endergebniss war vielmehr der unabweisbare Schluss aus den Beob- achtungen. Ich betone dies hier, weil die Darstellungen verschiedener späterer Autoren dies Verhältniss gerade umgekehrt erscheinen lassen, d. h. so, als wäre ich zu meiner Deutung der Bacterien durch speculative Erwägungen über die Bedeutuno; des Zellkernes gelangt'). Dass ich am Schlüsse meiner 1) Zum Beweise der Richtigkeit dieser Angabe, und um gleichzeitig zu zeigen, in welch" hohem Grade von gewisser Seite der Gedankengang der Schlussfolgerungen meiner Arbeit von 1890 in sein Gegentheil verkehrt wurde, verweise ich auf das, was Wiesner (1892) hierüber bemerkt (p. 261). Er sagt wörtlich: „Neuestens wird aber von einer Seite" (d. h. von mir) „mit Rücksicht auf die grosse Bedeutung des Kerns bei der Ver- erbung, bei der Entstehung und Ausbildung und überhaupt beim Leben der Zelle, versucht, eine andere Auffassung an die Stelle der älteren zu setzen. Es betrachtet nämlich B ütschli einzellige Gebilde ohne sichtliche innere Differenzirung nicht u'ie bisher als individualisirte Protoplasmen , sondern als Zellkerne. Er sieht in den homogen (!!) erscheinenden Zellenleibem der Schizophyten im Wesentlichen Kerne, die nur mit einer mehr oder weniger deutlich erkenn- baren Schicht von Protoplasma umkleidet sind". Dass diese Darstellung, wie gesagt, den gesaramten Gang meiner Untersuchungen und Schlussfolgerungen in sein Gegentheil verkehrt, bedarf keines Beweises und ich muss mich recht bestimmt dagegen verwahren, dass auf diese Weise bei Lesern, die meine Arbeit nicht kennen, der Schein erweckt wird, dass ich zu meinen Schlüssen über die morphologische Auffassung der Bacterien auf dem oben — 70 — Arbeit auf letztere Fragen kurz einging, um zu zeigen, dass das erhaltene, unerwartete Resultat mit den auf anderen Wegen erzielten Anschauungen über die Bedeutung des Zellkernes nicht im Widerspruch stehe und dann endlich noch einen kleinen speculativen Exkurs anknüpfte über die Be- deutung, welche dies Resultat für unser Urtheil über die wahrscheinHche Beschaffenheit der ursprünglichsten Organismen und ihre allmähliche Ent- wickelung zu einer typischen Zelle haben dürfte, dies ist doch ganz natür- lich und in keiner Hinsicht ein Beweis, dass ich mich von Speculationen leiten liess. Im Gegentheil finde ich vielmehr bei vielen derjenigen Forscher, welche sich mit meiner Ansicht nicht befreunden konnten, dass sie sich hierzu wesentlich durch theoretisch-speculative Gründe bestimmen lassen, wie wir gleich näher erfahren werden. Dass ich gewissen Gelehrten auch nicht weit genug gehe , wenn ich die Hauptmasse des Körpers der kleineren Bacterien und den erheblicheren Theil des der grösseren aus Kernmasse bestehend fand, erfuhr ich aus einer jüngst erschienenen Schrift von J. Perez (1894). Derselbe kann sich nicht damit befreunden, dass ich die Rindenschicht der grösseren Bacterien für Plasma erkläre und ebensowenig mit der Auffassung der Membran als eines Plasmagebildes. Sein Argument zwar (p. 19), dass sich eine eigentliche Zellmembran und das Plasma nicht färbten , lässt auf eine sehr geringe Erfahrung auf diesem Gebiet schliessen. Nach Perez sind daher die Bacterien nur Kerne und nichts wie Kerne. Von den Geissein spricht er eigenthümlicher Weise nirgends. Dass Perez diese Auseinandersetzung gleichzeitig benutzt, um, nach bekannten Mustern, die von mir ange- stellten Versuche, gewisse Eigenthümlichkeiten des Protoplasmas unserm Verständniss näher zu rücken, als ^,ahsohiment inidües"' (p. 8) zu bezeichnen, muss ich, wie Aehnliches, über mich ergehen lassen. Erstaunlich scheint es mir nur, dass in gewissen Köpfen die fixe Idee, dass ich mir die Auf- gabe gestellt hätte, ,,Protopl(m>ia'' künstlich zu machen, lücht ausrottbar citirten, rein tlieoretiscli-speculativen Wege gelaugt sei. — In welcher Weise Wiesner mit meinen Ergebnissen, nachdem er sie in der obigen Weise umgeprägt hat, argumentirt, dürfte sich aus dem seltsamen Ausspruch ergeben, der auf p. 263 steht. — „Wir sor/e«, die Hefe ist eine kernlose Zelle. Nach Bütschli miisste man dagegen diesen einzelligen Organis- mus als einen Kern betrachten, der von einer geu'öhnlichen Zellhaut umschlossen ist". Ich habe über die Hefezellen mich nirgends ausgesprochen, da ich sie nicht untersucht habe und hätte mir daher auch niemals erlaubt, einen derartigen Schluss auf Grund meiner Erfahrungen an den Bacterien zu ziehen. Natürlich stehen auch die Cyanophyceen für Wiesner auf einer Stufe der phylogenetischen Entwickelung, „atif welchen eine Differenzirung der lebenden Substanz in Kern und Plasma noch nicht eingetreten ist oder erst beginnt" (p. 266). Dass er bei der Beurtheilung dieser Frage nur Zacharias und Scott als seine Berather aufführt, während er wenige Seiten früher meine Ansicht über die Bacterien als auf specu- lativem Wege gewonnen darstellt, erscheint mir auch recht eisjenthümlicli. — 71 — erscheint, eine Ideenverwirrung, die wohl z. Th. dadurch hervorgerufen wurde, dass meine Untersuchungen den betreffenden Kritikern nur aus zweiter Hand und nicht im Original bekannt geworden sind. Zwei Publicationen aus dem Jahre 1892, die eine von Sjöbring, die andere von Trambusti und Galeotti, die sich mit der Kernfrage bei gewissen Bacterien befassen , geben mir nur wenig Veranlassung zu Be- merkungen , da diese vereinzelten Befunde sich der Beurtheilung schwer unterwerfen lassen. Was Sjöbring bei Bacillus anthiacis und suhtüis von kernartigen Gebilden beschreibt, erinnert zwar etwas an den von mir bei dem Bucterinm Figg. 27 und 28 Tai. II gesehenen Centralkörper ; das, was ich jedoch selbst an Bacillen sah , die ich für Heubacillen halten muss, steht durchaus nicht im Einklang mit den Ergebnissen von Sjöbring, wesshalb ich fast geneigt bin, anzunehmen, dass es sich bei ihm um eine andere Form gehandelt hat. Ich habe in Heuaufgüssen auch das auf Taf. IV Figg. 14 — 16 dargestellte Bacterium hjiuhg beobachtet, das einen sehr deutlichen Centralkörper und rotlie Körnchen zeigt und dessen Bau sich viel eher mit den Ergebnissen Sjöbring's vereinigen liesse. Wenig wahrscheinlich kommen mir dagegen Sjöbring's Ergebnisse an den Kokken der Hühnercholera vor, wo er Anzeichen von karyokinetischer Theilung eines kernartigen, stark färbbaren Einschlusses beobachtet haben will. Noch weniger zwar weiss ich mit den Ergebnissen Trambusti 's und Galeotti's zu beginnen, obgleich dieselben von Mitrophanow (p. 42) als ganz besonders wichtig hervorgehoben, jedoch weiter nicht viel berücksichtigt werden. Aus gewissen Anordnungsverhältnissen der mit Safranin färbbaren Körnchen in dem Bacillus auf Mitose zu schliessen, wie die Verfasser es thun (p. 722), dürfte doch zu weit gehen. Uebrigeus scheint es, dass ihre Ansicht über die Natur der Bacterienzelle (speciell des von ihnen studirten Bacillus) sich mit der meinigen und der Wahrlich 's deckt, wenn auch ihre Litteraturkenntniss so ungenügend ist, dass sie Ernst als den Begründer derselben aufführen. Meine Arbeit von 1890 dürften sie, wie auch das falsche Titelcitat verräth, wohl gar nicht gesehen haben." Wie für die grösseren Schwefelbacterien ist Mitrophanow auch für die kleineren Formen ein Gegner meiner Auffassung. Da er die Existenz eines scharf umschriebenen Centralkörpers oder Kerns auch bei den Schwefelbacterien nur in Ausnahmefällen zugibt, in den gewöhnlichen Zuständen dagegen die Kernelemente in einer mir nicht recht klaren Weise durch das gesammte Plasma vertheilt denkt, so ist er natürlich erst recht nicht geneigt, bei den kleineren die Existenz eines solchen Centralkörper« zuzugestehen. Mclmchr zeigt nach iliui dci' Kör[)er der — 72 — kleineren Bacterien stets diese Vertheilung der Kernelemeute durch das gesammte Körperplasma. Diese Kernelemente, die er mit Vorliebe auch „eZmewfe nucUolaires"' (siehe oben p. 34 ff.) nennt, sind die von ihm mit Methylenblau oder Haematoxylin gefärbten Körner, die zweifellos identisch sind mit den Körnern von Babes, Ernst und den rothen oder Chromatin- körnern, die ich beschrieb, und die auch Mitrophanow (p. 43) als Chromatinkörner auffasst. Zuweilen hat er nun diese Chromatinkörner auf den vorhergehenden Seiten auch anstandslos „Kerne'' genannt (p. 30, 33, 34) und er fühlt daher die Verpflichtung, sich über diese schwankenden und das Verständniss der Arbeit sehr störenden Bezeich- nungen zu äussern (p. 43). Wir erfahren daher, dass bei den Schwefel- bacterien alle den typischen Kern zusammensetzenden Theile, d. h. C h r o m a t i n k ö r n e r, G e r ü s t (Linin) und Kernsaft vorhanden sein können (d. h. zuweilen), bei den einfacheren Bacterien dagegen sei dies anders. Hinsichtlich dieser wird gesagt: „mais une ou meme deiix parties^'- (d. h. des Kerns) ,^petwent immediatement manquer, se trouvant encore dans une etat Sans forme dans le corps protoplasmatique. C'est cet etat imparfait d/i noyaii qui parait etre typiqtie pour les hacteries sans cotdeur. Leur corps protoplasmatique contient dans un etat potential aussi les parties constitutives du noyaii mais ne separe que les elements de chromatine en forme de grains\ et comme ce sont les seuls representants du noyau dans la cellule bacteriale — c'est ä eiix que peiit etre appropriee la determination de noyau'''. Diese Logik scheint mir doch eine ernstliche Kritik nicht zu ver. tragen, denn wenn die Körner Chrom citinJcörner sind, d. h. gewissen bestimmten Theilen typischer Kerne entsprechen , so sind sie eben Chromatinkörner und keine Kerne, daran wird keine Deutelei etwas ändern können. — Aber in dieser ganzen Argumentation steckt ein sehr erheblicher Theil vorgefasster Meinung und zugleich speculativer Vor- stellungen. Für die Behauptungen, dass das Protoplasma der Bacterien- zelle die beiden andern Kernbestandtheile „potentiell enthalte'' und dass die Chromatinkörner von dem Plasma hervorgebracht worden seien („separe les elements de chromatine en forme de grains"), fehlt jede tliat- sächliche Grundlage. Die vorgetragene Auffassung ist durchaus auf die nicht bewiesene, rein speculative Vorstellung gegründet, dass die Kerne Erzeugnisse des Plasmas seien, eine Vorstellung, welche, wenn man auch die Beobachtungen Mitrophanow's in allen Theilen für richtig halten wollte, aus ihnen in keiner Weise zu begründen ist und aus den Ver- hältnissen der typischen Kerne und Zellen sich erst recht nicht folgern lässt. Mitrophanow bemerkt denn auch p. 44 über den Kern : ..Ce pernier est un produit du protoplasme., ce suhstratum de vie^'. — 7B — Wie gesagt, finde ich für diese Behauptung in der Arbeit keinerlei genügende Anhaltspunkte, sondern nur das Bestreben, die zum Tlieil unsicheren Beobachtungen diesem Schema möglichst entsprechend zu deuten. Den von mir geschilderten und auch in dieser Abhandlung wieder erläuterten sehr klaren Fall des Baderium lineola lässt MitrophanoAv bei seinen Erörterungen ganz bei Seite, was zum Theil erklärlich ist, da seine eigenen, jedenfalls sehr ungenügenden Studien über diese Bacterien- form Resultate ergaben, die mit den meinigen in gar keine Beziehung zu bringen sind und die ich, wie gesagt, für ungenügende erachten muss. (lerade meine Erfahrungen an dieser Form jedoch liegen so klar, dass wir durch sie, wenn wir einerseits die höheren Bacterien, andererseits die einfacheren vergleichen, meiner Ansicht nach, ganz zwingend zu dem Schluss geführt werden, den ich 1890 hinsichtlich des Baues der ein- facheren Bacterien zog. — Der durch Haematoxylin sowohl, als wie durch vorsichtige Behandlung mit Anilinfarben stärker tingirbare Centralkörper dieser Form, der ausserdem die characteristischen rothen Körner des Centralkörpers der höheren Formen enthält, entspricht in jeder Hinsicht dem Centralkörper der Schwefelbacterien und Cyanophyceen. Betrachten wir demgegenüber die einfacheren kleinen Bacterien bei wohl gelungener, jener der gut gefärbten Bad. lineola entsprechenden Tinction, so finden wir, dass ihre gesammte Körpersubstanz sich sowohl hinsichtlich der Structur wie der Färbung ganz ebenso wie der Centralkörper des Bad. lineola verhält. Ein Hauptgewicht müssen wir dabei auf die richtige, gelungene Färbung legen, wie ich schon mehrfach betonte. Wir dürfen dieselbe jedenfalls in beiden Fällen als gleich und gelungen betrachten, Avenn die characteristische Differenz zwischen dem blauen Gerüstwerk des Centralkörpers und den deutlich rothen Körnern scharf erkennbar ist. Wenn dieser Unterschied in den kleinen Bacterien klar und bestimmt hervortritt, was, wie ich schon mehrfach bemerkte, durchaus nicht stets der- Fall ist, da ein Mehr oder Weniger der Färbung die Deutlichkeit beeinträchtigt, resp. auch den Unterschied ganz aufhebt^), — dann, wie gesagt, kann kein Zweifel bestehen, dass sich bei den kleineren Bacterien einerseits die gesammte wabige Körpersubstanz genau so färbt wie der Centralkörper des Bad. lineola und der Schwefelbacterien und dass andererseits die rothen Körner, die bei den letzteren in dem Centralkörper und besonders in dessen Oberfläche sich befinden, bei den einfachen Formen in der gesammten Körpersubstanz und auch da wieder mit besonderer VorUebe J) Wozu sich feiner, wie ich für die Schwefelbacterien früher und in dieser Arbeit ausführte, auch sonstige, bis jetzt unkontrolirbare Hindernisse gesellen können, die das Miss- lingen der Färbung bewirken. — 74 — in den oberflächlichen Knotenpunkten des Gerüstwerkes liegen. — Diese beiden scharf feststellbaren Punkte nun scheinen mir keine andere Deutung, als die von mir schon 1890 gezogene, zuzulassen, dass die Körpersubstanz der einfachen Bacterien dem Centralkörper oder Kern der höheren ent- spricht und dass wir daher eine Rinde oder ein Plasma höchstens in der Membran und den Geissein, insofern beide vorhanden sind, suchen können, dass also das Plasma hier jedenfalls nur minimal ausgebildet ist. Ganz ohne Bedeutung scheint mir für die Richtigkeit dieser meiner Auffassung die besondere Frage zu sein , ob die bei SpiriUum undida und anderen Bacterien gesehenen hellen Enden im Leben vorhandene oder, Avie Fischer und Andere wollen, nur Retractions-Erscheinungen sind. Wäre auch das letztere der Fall, was ich ja nach dem oben darüber Bemerkten nicht zugeben kann, so würde dies, wie gesagt, meine Deutung jener be- sonderen Formen nur insoweit alterieren, als ich dann zugeben müsste, dass auch sie den Bau der ganz einfachen besitzen, d. h. dass sie nur aus Centralkörpermasse beständen. Einer der Mitrophanow'schen im Allgemeinen völhg entsprechenden Ansicht begegnen wir bei Nadson (1895). Auch er spricht sich auf Grund seiner Avenig ausgedehnten Untersuchungen einfacherer Bacterien dahin aus (p. 72): „dass der midiferenzierte Protophist solcher Bacterien in sich x)otentiell nicht nur den Kern (Centredkörper) allein, sondern auch das Protoplasma enthält. Er entspricht also dem ganzen Protoplast anderer Orga- nismen. Wenn wir uns den typischen 7Mlhern mehr oder /veniger gleichmässig in der Masse des Zellinhcdts verstreut vorstellen, so icerdoi /vir in diesem Falle einen dem undifferenzirten Bacierien-Froioplaste äquivalenten Frotoplast Jiahen. Der Zellkern ist phnlogenetisch nicht älter und nicht jünger als das Frotoplasma. Am richtigsten erscheint dem Verf. die Vermuthung Wiesner 's, nach ivelcher ,,Kern und Frotoplasma phylogenetisch gleich alt sind.'"' Nadson schlägt dann weiterhin vor, den Protoplast der Bacterien und Cyanophyceen als ..Archiplasf- zu bezeichnen, zum Unterschied von dem liöheren typischen Protoplast, der einen .Morphologisch ge- sonderten 'AeUhern'-' enthält. Ich habe gegen N a d s o n 's Auffassung, die, wie gesagt, mit der M i t r op h a n o w's in allem Wesentlichen über- einstimmt, auch dieselben Einwände zu erheben, vor Allem den, dass sie eben nicht, wie Nadson meint, mit den Beobtichtungen und Betrach- tungen, auch seinen eigenen , am besten übereinstimmt. Ich halte aber auch (he Hypothese Wiesner 's, — die übrigens nichts Anderes ist, wie die ältere E. v. Beneden 's und fliickers von dem Plasson'^), das sich 1) Um Missverständnisse auszuscliliessen. dürfte es sicli empfehlen, die Wi e sner"sche Ansicht, die ;iuf p. 2(5(3—67 seiner .Schrift i,Die Elementarstructur und das VVachsthuni der — ir> später in Kern und Protoplasma dift'erenzire, in ein wenig anderem Gewände — für durchans unbegründet, ein hypothetisches Schema, das von den Erfahrungen in keiner Weise unterstützt wird , ja dem gerade die Thatsachen, welche uns die Bacterien an die Hand geben, direct widersprechen. Für die Diöerenzirung des Kerns und des Protoplasmas aus einem ursprünglichen Archiplasma sind wir nicht im Stande, irgend welche begründete Erfahrungen anzuführen, und der Gebrauch von Worten wie ..potentiell'-' und dergleichen, die nur dazu dienen können, diebestehende Unkenntniss zu verschleiern, dürfte am besten vermieden werden. Nirgends findet sich eine Erfahrung, welche dafür spräche, dass sich aus einer, ursprünglich im ,^ÄrcMplast^' mehr oder weniger zerstreuten Kern- substanz ein zusammenhängender Zellkern gewissermassen herauskrystallisirt lebenden Substanz. Wien 1892) näher dargelegt wird, ein wenig genauer zu erörtern. Da nämlich Wiesner, v.ie ja oben nach Nadson ausgeführt wurde, schliesslich bemerkt, dass Kern und Protoplasma „in jeder Zelle aLi gleich alt anzunehmen sind" (p. 267), so Hesse sich auch vermuthen, dass er eigentlich eine ähnliche Ansicht ausgesprochen habe, wie ich sie am Schlüsse dieser Arbeit als eine Möglichkeit darstellen werde. Dass dem jedoch nicht so ist, sondern, dass Wiesner nur die ältere Plassonlehre Beneden's, die ja auch Häckel zu ihren Anhängern zählt, wieder aufwärmte, indem er aidtt P\-dSsoi\ ,, Archiplasma" setzte, ist bei genauerer Durchsicht seiner Darstellung ganz klar. Auf p. 266 spricht Wiesner sich hierüber folgendermassen aus: „Der rudimentäre Zel'enleib rereinigte in sich noch - in primitivster Form — die Eigenschaften des Kerns und des Vrotoplasmas. Aus diesem homogenen, rudimentären Zellenleib — aus diesem Archiplasma — ist erst das hervorgegangen, was wir heute in fast allen Zellen sehen: Protoplasma und Kern. So gedacht, müssen Kern tind Protoplasma gleichzeitig entstanden sein." Einige Zeilen früher wird die Gegenwart dieser beiden Bestandtheile der Zelle als eine „morphologische Differenzirung" bezeichnet. Hiernach kann es also keiner Frage unterliegen, dass Wiesner in seiner Archiplasmahypothese genau dasselbe entwickelte, was E. van Beueden schon 1871 (Bullet. Acad. r. Belgique (2), T. 31, p. 22 d. S.-A.'s) in seiner Plassonhypothese dargelegt hatte. Wiesner selbst gedenkt der Beneden'schen Lehre nicht. Gegen diese Plassonlehre habe ich mich schon 1876 (Ueber die ersten Entwickelungsvorgänge der Eizelle, die Zelltheilung etc. p. 196 Anm.) gewendet und kam dabei zu dem Ergebniss, das ich in folgenden Worten aussprach, die hier nochmals wiederholt werden mögen, da sie ersichtlich seither wenig Beachtung fanden: yjch kann mich nicht der Ueberzeugung ver- schltessen, dass Begriffe, die uic die des Plassons im Beneden'schen Sinne, einfach durch das Plus oder Minus eines Bestandtheils bestimmt werden, dessen Eigenschaften , Entstehung und Bedeutung völlig unbekannt sind, sicherlich nur eine Scheinbedeutung besitzen". Einen Grund, diese früher geäusserte Ansicht zu Gunsten des Wiesn er "sehen Archiplasmas zu ändern, liegt nicht vor, da dieses, wie gesagt, nichts weiter als das Plasson unter anderem Namen ist. — Aber die Grundlage, auf welcher Wiesner überhaupt zu der Auf- stellung dieses Begrilfes gelangte, ist eine ganz unhaltbare. Seine auf Krasser 's Unter- suchungen über die Hefezellen gestützte und hartnäckig wiederholte Behauptung, dass diesen Organismen ein Kern fehle, dass hier vielmehr die Nucleinsubstanz gleichmässig im Plasma vertheilt und dieses daher als ein Archiplasma aufzufassen sei, wird durch die späteren Arbeiten über den Kern der Hefezellen (Möller. Janssens) als irrig erwiesen. — 76 — habe. — Das Einzige, was sich nach meinen Untersuchungen über die Bacterien sagen lässt und woran ich auch heute festhalte, ist, dass die Wahrscheinhchkeit durchaus dafür spricht, dass die ursprüngHchsten Organismen ihrer Hauptmasse nach aus Kernsubstanz und nur aus einem Minimum von Protoplasma bestanden und dass dieses letztere sich erst bei den höheren reichlicher entwickelte. Ob wir jedoch daraus schliessen dürfen, dass es auch ganz plasmalose lebende Kernsubstanz gibt oder gab und erst nachträglich von dieser Plasma gebildet wurde, oder ob die Kern- substanz stets mit etwas Plasma verbunden war, dies sind Fragen, die nicht dui'ch schematische hypothetische Annahmen entschieden werden können, zu deren Lösung uns jedoch ernstliche weitere Forschungen vielleicht einen Fingerzeig zu geben vermögen. Noch weniger wie früher kann ich jetzt einer solchen Auffassung, wie sie ßeneden's Plassonlehre zu Grunde liegt, — die jedoch, wie hervorge- lioben zu werden verdient, zu einer Zeit aufgestellt wurde, als Niemand an gelegentlicher freier Kernbildung im Plasma zweifelte — oder der Archi- plasmahypothese Wiesner 's zustimmen. — Wenn es überhaupt erlaubt wäre, auf Grund unserer derzeitigen Erfahrungen eine Hypothese über die erste Entstehung der beiden Grundbestandtheile der Zelle und damit der Zelle überhaupt aufzustellen , so schiene mir noch die meiste Wahr- scheinlichkeit für eine solche zu sprechen, weiche diese beiden Theile, d. h. Kernsubstanz und Protoplasma, gleichzeitig entstanden annimmt und gerade in dem Zusammentreffen dieser beiden Substanzen den Ausgangspunkt der Lebensvorgänge erblickt. Hierdurch würde der Erfahrung, dass die Lebensvorgänge allgemein aus dem Zusammenspiel dieser beiden Theile zu resultiren scheinen, jedenfalls besser Rechnung- getragen, wie durch die Plasson- oder Archiplasmahypothese. Immerhin ist nicht zu verkennen, dass die Bau Verhältnisse der einfachsten Bacterien, die jedenfalls nur eine sehr geringe Menge von Plasma besitzen, auch einer solchen Hypothese gewisse Bedenken entgegenstellen. Da jedoch diese kleinsten Organismen der Untersuchung naturgemäss die grössten Schwierigkeiten bereiten, so dürften, wie ich gerne anerkenne, die Acten über sie noch lange nicht geschlossen erscheinen. H e i (1 el b e r g . November 1 895. L i 1 1 e r a t LI r. Ausführlichere Verzeichnisse, auch der älteren Litteratnr über liie Cyanophyceon, siehe in den Schriften von Zacharias. Palla und Nadson. Einzelne mir nicht zugängliche Arbeiten von Dangeard, Chodat und ilallinesco, Waijrer, Strauss etc. wurden hier nicht aufgeführt, da ich dieselben im Text doch nicht zu berücksichtigen vermochte. Babes. V., üeber isolirt färbbare Antheile der Bacterien. Zeitschrift f. Hygiene. Vol. V. 1889. p. 173-90. Tf. II. B tttschli, 0., lieber den Bau der Bacterien und verwandter Organismen. Leipzig 1890. 1 Tf. — — Untersuchungen über mikroskopische Schäume und das Protoplasma. Leipzig 1892. p. 75-79 und p. 128—129. Bunge, R., Zur Kenntniss der geisseltragenden Bacterien. Fortschr. d. Med. Bd. XII. 1894. Nr. 17. p. (353—70. Tf. I. (Cbl. f. Bact. Bd. 16. p. 700-701). Colin, F., Untersuchungen über Bacterien. II. In Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. I. Hft. IL 1872, p. 127 ff. u. Hft. III, 1875, p. 141 ff. 3 Tf. Deinega, Val., Der gegenwärtige Zustand unserer Konntnisse über den Zelliiihalt der PliycocLroniacueu. Bullet, soc. Imp. natuial. Moscou L"-riL Nr. 2. 1 Tf. Ernst, P., üeber Kern- und Sporenbildung der Bacterien. Zeitschr. f. Hygiene. Bd. V. 1888. p. 428-86. 2 Tf. Fischer, Alfr , Die Plasmolyse der Bacterien. Berichte der k. sächsischen Ges d. Wissensch. Mathem.-physik. Klasse. 1891. p. 52-74. 1 Tf. — — Untersuchungen über Bacterien. Jahrb. f. wiss. Botanik. Bd. 27. 1894. Hft. 1. 5 Tf. Förster, Fr., Ueber eine merkwürdige Erscheinung bei Chromatium Okenii Ehrbg. Cbl. f. Bacteriologie. Bd. XL 1892. p. 257. 1 TL Frenzel, Joh., Ueber den Bau und die Sporenbildung grüner Kaulquappenbacillen. Zeitschr. L Hygiene und Infectionskrankheiten. 1891. p. 207-36 TL 14. Hierony m US , G.. Beiträge zur Morphologie und Biologie der Algen. In Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd. V. 1892. p. 461—92 TL 17. — — Ueber die Organisation der Phycochromaceenzellen. Bot Zeitung. 1893. p. 73. llkewicz, W., Lieber die Kerne der Milzbrandsporen. Cbl. L Bacteriologie. Bd. XV. 1894. p. 261—67. Keuten.J., Die Kerntheilung von Pkiglena viridis Ehrb. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. 60. 1895. p. 215—35. TL XL Künstler, J., La position systematique des Bacteriacees. .Journal de Mici-ographie. T. IX. 1885. p. 248 u 295. PL IV. — — Recherches s. la morphologie des Flagellc^s. Bullet. scientiL de France et de la Belgique. T. XX. 1889. p. 399-515. PL 14— 22 (speziell p. 456-57 u. PI. 19. Fig. 9.) Lauterborn, R., Ueber Bau und Kerntheilung der Diatomeen. Verhandl. des naturhist.- medic. Vereins zu Heidelberg. N. F. Bd. 5. 1893. p. 179—202. Tf. III. Marx, F. A., Untersuchungen über die Zellen der Oscillarien. Inaug.-Diss. Erlangen. Schwelm 1892. pp. 24. 1 Tf. Mitrophanow, P.. Etudes sur Torganisation des Bactöries. Journal internat. d'Anatomie et de Physiologie. 1893. T. X. 57 pp. 2 Tf. (Auszug einer grösseren russisch. Arbeit in ^Travanx de laboratoire zootomique de l'universite de Varsovie"). Nadson, P., Ueber den Bau des Cyanophyceenprotoplasts. Scripta botanica T. IV. 1895. pp. 76. 1 Tf. (russisch mit kurzem deutschem Resume). Palla, E., Beitrag zur Kenntniss des Baues des Cyanophyceen-Protoplasts. Pringsheim's Jahrb. f. wiss. Botanik. Bd. 25. 1893. p. 511—562. Tf. 24—25. Perez, J., Protoplasme et noyau. Memoires d. 1. societe sciences physiqu. et nat. Bordeaux. (4. s.). T. IV. 1894. Protopopoff, Sur la question de la structure des bacteries. Annales institut Pasteur. Vol. V. 1891. p. 332—36. PI. VIII. Schewiakoff, W. , Ueber einen neuen bacterienähnlichen Organismus des Siisswassers. Verh. d. naturh.-medic. Vereins Heidelberg. N. F. Bd. V. 1893. p. 44-79. Tf. II. Schottelius, M., Beobachtungen kernartiger Körper im Innern von Spaltpilzen. Cbl. f. Bacteriologie, Bd. 4. 1888. p. 705—709. Sjöbring, N., Ueber Kerne und Theilungen bei den Bacterien. Cbl. f. Bacter. Bd. XI. 1892. p. 65-68. Tf. 3. Stockmayer. S., Ueber Spaltalgen. Berichte der deutsch, bot. Gesellsch. 1894. p. 102 — 104. Trambusti, A. und Galeotti, G., Neuer Beitrag zum Studium der inneren Structur der Bacterien. Cbl. f. Bacter. Bd. XI. 1892. p. 717-22. Tf. 9. Wahrlich, Bacteriologische Studien. 1. Zur Frage über den Bau der Bacterienzelle IL Bacillus n. sp. , die Entwickelung-sgeschichte und einige biolog. Eigenthümlichkeiten desselben. Scripta botanica St. Petei-sburg 1890/91. 3 Tf. (siehe Ref. im Cbl. für Bacteriologie. XI. p. 49). Winogradsky, S., Ueber Sclnvefelbacterien. Bot. Zeitung 1887. p. 493 ff. — — Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Bacterien. Hft. I. Zur Morphologie und Physiologie der Schwefelbacterien. Leipzig 1888. 4 Tf. Zacharias, E., Beiträge zur Kenntniss des Zellkernes und der Sexualzellen. Botanische Zeitung 1887. p. 301. — — Ueber die Zellen der Cyanophyceen. Botan. Zeitung 1890. Nr. 1—5. 1 Tf. — — Referat über B ütsch li: „Ueber den Bau der Bacterien und verwandter Organismen." Botan. Zeitung 1890 p. 463—65. — — Ueber Val. Deinega's Schrift „Der gegenwärtige Zustand unserer Kenntnisse über den Zellinhalt der Phycochromaceen." Botan. Zeitung 1891. p. 664 — 68. — — Ueber die Zellen der Cyanophyceen. Botanische Zeitung 1892. p. 624. — — Ueber die Zellen der Cj^anophyceen. Botanische Zeitung 1893. Nr. 15. (Erwiderung auf Hieronymus.) Zettnow. E., Ueber den Bau der Bacterien. Cbl. f. Bacter. Bd. X. 1891. p. 690— 94. Tf. I. Zukal, H., Ueber den Zellinhalt der Schizophyten. Sitzungsber der k. Akad. d. Wissensch. Wien. M. n. Ol. Bd. 101. 1892. Abth. I. p. 301-26. 1 Tf. Tafel erkläruno. Die auf Tafel I — II vereinigten Mikrophotographien sind sämmtlich von mir selbst mit einem kleinem aufrechten Apparate und Zirkonlichtbelouohtung aufgenommen worden. Retusche wurde überall vermieden. Die cbaracteristischen Unterschiede der tingirten Präparate, insbesondere die sich scharf abhebenden rothen Körnchen des Centralkörpers, die in den photographirten Exem- plaren häufig sehr deutlich waren, treten in den Photographien leider nicht scharf hervor. Auch die blaue Centralkörpermasse selbst ist auf den Photographien in der Regel nicht so bestimmt von der Rindenschicht diflferenzirt, wie auf den Präparaten, obgleich bei der Herstellung der Photographien ein schwach gelbes Lichtfilter verwendet Avurde. Leider aber und dies ist am meisten zu beklagen, entspricht die Reproduction der Original- photographien im. Lichtdruck nicht den nach früheren Leistungen der Anstalt gehegten Erwartungen. — Auf den mir vorgelegten Probedrucken ist noch vieles herausgekommen und deutlich, was auf den späteren Drucken nur verschwommen erscheint. Trotz alledem hoffe ich, dass die Tafeln zeigen werden, dass ich das, was 1890 und jetzt wieder beschrieben wurde, wirklich so gesehen halie. Tafel I, Figg. 1-5. Chromatium okenii (Ehbg.). Fig. 1. Kleines Exemplar. Präparation: Pikrinschwefelsäure mit etwas Osmium- säure, Delaf. Haematoxylin, Damar. Das Exemplar lag etwas schief zur Bildebene . wesshalb der untere Pol nicht mehr deutlich erscheint. Die Hülle ziemlich weit abgehoben, sehr zart angedeutet. Optischer Längs- schnitt durch den Weichkörper, der am oberen Pol sehr schön die radiär- wabige Rindenschicht von dem Centralkörper (nur schwach gefärbt) ab- gegrenzt zeigt. Obj. 2. Z. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 2. Exemplar im Beginn der Theilung Präparat.: Osmiumsäure, saurer Karmin, Damar. Der Centralkörper nur sehr schwach gefärbt, dagegen die Structuren sehr schön, wenn auch bei weitem nicht so schön, wie ursprünglich 1890, da in dem Damar Tropfen aufgetreten sind, welche Veränderung jedenfalls auch die Güte des Präparates etwas beeinträchtigt hat. Optischer Längsschnitt. Rindenschicht und Centralkörper sehr gut hervortretend; letzterer etwas längsfaserig- wabig. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 3. Weite.- fortgeschrittener Theilungszustand. Präparat.: Pikrinschwefel- säure, Delaf. Haematoxylin, Damar. Optischer Längsschnitt. — Structuren gut; die Rindenschicht namentlich am unteren Rand recht deutlich. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. — 80 — Fig. 4. Kleines Exemplar. Pr äpar at. : Pikrinschwefelsäure, Delaf. Haematoxylin, Damar. — Die zarte Hülle iinregelmässig faltig abgehoben. Optischer Längsschnitt. Centralkörper und Rindenschicht sehr deutlich. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 5. Optischer Querschnitt durch ein Exemplar; etwas schief. Präparat.: Pikrinschwefelsäure, Delaf. Haematoxylin, Damar. Rindenschicht, Central- körper und rothe Körner sind deutlich zu sehen, ebenso die Structur der beiden ersteren. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Figg. 6 — 8. Ophidomonas jenensis Ehbg. Fig. 6. Mittlerer Theil eines Exemplars im optischen Längsschnitt. — Präparat.: Jodalkohol, Delaf. Haematoxylin, Damar. Färbung und Structuren gut. Rindenschicht und Centralkörper sind leider nur in der mittleren Region eine kurze Strecke gut zu unterscheiden, da die schraubenförmige Krümm- ung der Ophidomonas nur eine kleine Strecke ganz scharf einzustellen erlaubt. Einige ansehnliche rothe Körner vorhanden. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 7. Zwei Exemplare. Präpariat. : Osmiumdämpfe, saurer Karrain, Damar. Das eine der Exemplare ziemlich gut im optischen Längsschnitt; zeigt Rindenschicht und Centralkörper, sowie die Structuren ganz gut. Rothe Körner ziemlich reichlich. Das zweite Exemplar schief aufsteigend, so dass optischer Querschnitt, auf den eingestellt wurde, zu sehen. Derselbe zeigt den dunkeln Centralkörper und die helle radiär-wabige Rindenschicht. Letztere tritt nur links und oben deutlich hervor, da das Bild rechts durch den hellen Interferenzhof des anderen Exemplars gestört wird. Leider ist diese Photographie in der Reproduction mangelhafter ausge- fallen, wie die meisten übrigen. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 8. Kleines Exemplar. Präparat.: Alkohol, saures Delaf. Haematoxylin, Damar. Optischer Längsschnitt. Einstellung etwas tief. Rindenschicht und Centralkörper sehr deutlich ; letzterer mit zahlreichen rothen Körnern. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Figg. 9 — 14. Bacterium lineola (Ehbg.) Cohn. Präparat.: Trockenpräparat, Färbung, Delf. Haematoxylin, Damar. Rothe Körnchen hie und da gefärbt. — Einstellung tief. Der Centralkörper und die Rindenschicht sind deutlich zu unterscheiden, auch die Structur des ersteren massig gut; dagegen die der Rindenschicht kaum. Obj. 2. Oe. 18. Vergr. 3150. Fig. 10. Präparat.: Jodalkohol, saures Delaf. Haematoxylin, Damar. — In Theilung begriffenes Exemplar. Optischer Längsschnitt. Einstellung tief. Centralkörper und Rindenschicht, sowie ihre Structuren deutlich. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 11. Präparat.: Jodalkohol, saures Haematoxylin, Damar. Centralkörper und Rindenschicht, sowie Structuren gut. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 12. In Theilung begriffenes Exemplar. Präparat.: Trockenpräparat, Gentiana- violett (doch war der Centralkörper dieses Exemplars nicht gefärbt). Centralkörper, Rindenschicht und Structur gut. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 13 und 14. Präparat.: Jodalkohol, saures Haematoxylin, Damar. Optische Querschnitte durch zwei Exemplare. Rindeuschicht und Centralkörper sehr deutlich, die Structuren nur massig. Der in diesen Präparaten sehr schwach gefärbte Centralkörper erscheint auf dem optischen Querschnitt viel dunkler, da er in dieser Ansicht natürlich viel dicker ist. wie in der Längsansicht. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. - 81 — Fig. 15. Sehr kleiner kugliger Organismus, der in gewissen Präparaten mit Chromatium okenii und vinosum recht häufig und wahrscheinlich auch ein Schwefelbacteriuni ist (cfr. Thiopolycoccus ruber Winogr. 1887). Findet sich gewöhnlich in mehr oder minder zahlreichen, durch Theilung entstandenen Exemplaren, zu Häufchen ver- einigt. Hier vier Exemplare und rechts oben ein Exemplar von Chromatium vinosum. Im Centrum des Organismus ein durch Haematoxylin rüthlich ge- färbter Centralkörper und darum die ungemein deutliche radiärwabige Rindenschicht. Auch in dem Chromatium vinosum ist der stärker gefärbte Centralkörper etwas sichtbar. Die Klarheit der Structur macht diesen Organismus besonders interessant. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 16. Aehnlicher jedoch grösserer Organismus, in Präparaten mit Beggiatoa alba (cfr. Thiocystis violacea Winogr. 1887). Pr äparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Der Bau ist ganz ähnlich dem Organismus von Fig. 15, doch der röth- lich gefärbte Centralkörper grösser und mehrwabig. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 17. Crenothrix sp. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Kleines Stück eines Fadens mit langgestreckten Zellen. Centralkörper und Rindenschicht deutlich. Structur wenig deutlich. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 18. Crenothrix: sp. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Stück eines Fadens mit einer in Theilung begriffenen Zelle. Schwach gefärbt. Centralkörper und Rindenschicht deutlich , ebenso ihre Structur. Der Bau etwa ganz wie bei Bact. lineola. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Figg. 19 — 21. Spirillum undula Ebb. (vergl. oben p. 54). Fig. 19. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Sehr stark gefärbt, rothe Körnchen gut, aber bei der etwas tiefen Einstellung auf der Photographie wenig hervortretend. Geissein nicht. Wabenbau vortreff- lich und ganz einreihig. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 20. Präparat.: Jodalkohol, saures Haematoxylin, Damar. Geissein nicht, rothe Körner nicht. Wabenstructur deutlich, z. Th. mehrreihig, wenn auch blass, auf der Originalphotographie recht deutlich. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 21. Ein ähnliches Spirillum. Präparat.: Trockenpräparat, Haematoxylin stark gefärbt, Damar. Hohe Einstellung, falsches Bild. Der dunkle, scheinbare Centralkörper entsteht dadurch, dass die Wabenräume bei dieser Einstellung dunkel werden ; die scheinbare Rindenschicht geht aus der Mem- bran hervor, die bei dieser Einstellung hell wird und von dunklem Saum begrenzt erscheint. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 8150. Tafel II. Fig. 22. Spirillum undula Ehh. Präparat. : Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Färbung intensiv. Optischer Längsschnitt. Tiefe Einstellung. Zahlreiche rothe Körner, Geissein vorhanden, jedoch nur schwach angedeutet. Wabenstructur wenig deut- lich, dagegen helle Polenden hervortretend. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 23. Im Leben schwach rothbraun gefärbtes Spirillum, das schon im lebenden Zustand die Wabenstructur deutlich erkennen liess. Präparat.: Jodalkohol, saures Haematoxylin, Damar. Kleines Exemplar mit sehr deutlich einreihiger Waben- structur. Rothe Körner und Geissein nicht sichtbar oder vorhanden. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 24. Feines Spirillum (ob tenue?) aus einem Präparat mit Chromatium okenii. Präparat. : Pikrinschwefelsäure , Delaf. Haematoxylin, Damar. Weder Geissein noch rothe Bütschli, Cyanophyceen und Bacterien. 6 — 82 — Körner sichtbar oder vorhanden ; dagegen die einreihige Wabenstructur sehr k]ar und deutlich. Einstellung tief. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 25—26. Kleines Bacterium aus Sumpfwasser. Präparat mit Chromatium okenii (dasselbe Bacterium wie Fig. 9 meiner Abhandlung von 1890. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Wabenstructur gut sichtbar und auch rothe Körnchen; Geissein dagegen nicht. Fig. 26. Bei tiefer Einstellung, wo die Waben hell erscheinen, ihre Scheidewände und die rothen Körner (die jedoch bei dieser Einstellung wenig deutlich sind) dunkel. Fig. 27. Bei hoher falscher Einstellung, bei der jede der schwächer lichtbrechenden Waben in einen dunklen Punct übergeht, dagegen die Scheidewände und die äussere Hülle der Bacterien hell erscheinen. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 27—28. Bacterium aus Sumpfwasser (s. die Abhandl. v. 1890. Fig. 4). Fig. 27. Präparat.: Trockenpräparat, Gentianaviolett. Ein in Theilung begriffenes Exemplar mit dem wabig structurirten centralkörperartigeu Theii in jeder der Theilhälften ; die Photographie ist nur massig gelungen. Obj. 2. Oc. 18. Vergr. 3150. Fig. 28. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Ein in der Theilung weiter fortgeschrittenes Exemplar. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 29. Spirochaete serpens Ehbg. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Theil eines langen Fadens bei tiefer Einstellung. Der blaue fadenartige Central- körper ist sehr deutlich zu sehen und ebenso die wabige Rindenschicht, welche den Centralfaden schraubig umzieht. Die helleren runden, dunkel umrandeten Gebilde in der Rindenschicht sind rothe Körner, die bei tiefer Einstellung hell erscheinen, bei hoher dagegen dunkel und die daher wahrscheinlich hohl sind. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 30. Ziemlich feine Oscillarie aus Süsswasser. Präparat.: Alkohol, Osmiumsäure, Delaf. Haematoxylin, Damar. Ende eines Fadens mit sehr distinct gefärbten Centralkörpern und deutlicher Wabenstructur der Rindenschicht. Optischer Längs- schnitt. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 81. Oscillarie aus Süsswasser. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Einige Zellen aus dem mittleren Theil des Fadens mit sehr schön und distinct gefärbten Centralkörpern, die rothe Körner in bedeutender Menge enthalten. Die Rindenschicht ist bei diesem Faden relativ dick und ihre Structur wenigstens soweit angedeutet, dass man mehrere Wabenreihen in der Dickenrichtung erkennt. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 32. Dieselbe Oscillarie wie Fig. 30. Präparat.: Alkohol, Osmiumsäure, Haematoxylin, Damar; Centralkörper deutlich, doch relativ schwach gefärbt. Structur der ein- wabigen Rindenschicht massig deutlich. Optischer Längsschnitt. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 33. Oscillarie aus Seewasser (Kiel). Präparat.: Jodalkohol, Delaf. Haematoxylin, Damar. Centralkörper sehr distinct gefärbt; rothe Körner nicht deutlich. Waben- .structur der Rindenschicht massig deutlich. — Obj. 2. Oc. 8. Vergr. 1730. Fig. 34. Oüdllarie aus Seewasser (Kiel). Präparat.: Alkohol, hierauf Pepsin Verdauung, Haematoxylin, Damar. — Die Centralkörper sehr scharf und deutlich in den ein- zelnen Zellen zu sehen. Die Rindenschicht ist nicht völlig verdaut, da noch Spuren ihrer Structur zu erkennen sind. Optischer Längsschnitt. Obj. 2. Oc. 8, Vergr. 1730. Fig. 35. Dieselbe Oscillarie wie Figg. 30 und 32 aus Süsswasser. Präparat.: Alkohol, Popsinverdauung, Haematoxylin, Damar. Die Centralkörper, die meist in Theilung — 83 - begriffen sind, gut erhalten, dagegen von der Rindenschicht nichts mehr zu sehen. Optischer Längsschnitt. Obj. 2. Oc. 8. Vergr. 1730. Fig. 36. Breite Oscillarie aus Seewasser (Kiel). Präparat.: Alkohol, Osmiumsäure, Haematoxylin, Damar. Isolirte Zelle in der Ansicht auf die Breitfläche, Der in seinem üniriss etwas unregelmässige Centralkörper deutlich zu sehen, ebenso seine wabige Structur und die der fast durchaus einwabigen Rindenschicht, Optischer Querschnitt. Obj. 2. Oc. 8. Vergr. 1730. Fig. 37. Nostocaceenfaden aus Süsswasser (s. die Abhandlung von 1890 Fig. 18). Präparat.: Alkohol, Delaf. Haematoxylin, Damar. Die massig röthlich gefärbten Central- körper sind ziemlich deutlich zu sehen; die rothen Körner dagegen nicht. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 38. »S/i/rMMna- artiger Faden aus Süsswasser mit Beggiatoa alba. Die Bestimmung ist nicht sicher möglich, da die Form nicht lebend, sondern nur in dem Präparat gesehen wurde. Präparat.: Alkohol, Delaf. Haematoxylin, Damar. Die schön wabige Rindenschicht und der blaue Centralkörper sind in dem Präparat sehr deutlich, doch tritt auf der Photographie der Unterschied zwischen Centralkörper und Rindenschicht wenig deutlich hervor. Centralkörper mit zahlreichen rothen Körnern (s. die Fig. 2 auf Tf. V). Optischer Längsschnitt. Obj. 2. Oc. 8. Vergr. 1730. * Fig. 39. Schmaler Beggiatoenfaden aus Seewasser (Kiel). Präparat.: Alkohol, Haema- toxylin, Damar. Centralkörper sehr- distinct gefärbt, dagegen die Wabenstructur wenig deutlich. Structur der Rindenschicht deutlicher. Optischer Längsschnitt. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 40. Beggiatoa media Winogi-. aus Süsswasser. Präparat: Alkohol, saures Haema- toxylin, Damar. Centralkörper gut gefärbt ; in der mittleren Zelle noch in Theil- ung. Structur der Rindenschicht deutlich. Optischer Längsschnitt. Obj. 2. Oc. 12. Vergr. 2560. Fig. 41. Schmale Beggiatoa aus Seewasser (Kiel). Präparat: Alkohol, Haematoxylin, Damar. Kleine Strecke eines Fadens mit sehr distinct gefärbtem Centralkörper, der sich anscheinend fadenförmig durch mehrere Zellen hindurch er.streckt. Wabenstructur der Rindeuschicht sehr deutlich. Optischer Längsschnitt. (Aehn- liche Stelle siehe in Fig. 9 auf Tf. V.) Obj. 2. Oc. 8. Vergr. 1730. Tafel III— V. Bedeutung der Buchstabenbezeichnung : ck. Centralkörper. h. Hülle. pl. Rindenschicht oder Plasma, r. Rothe Körner. s. Schwefelkörner. Die auf Taf. 111 — V wiedergegebenen Figuren wurden nach ohne Zeichenapparat ent- worfenen Skizzen gezeichnet, wesshalb ich keine ganz genauen Vergrösserungsangaben machen kann. Aus der Vergleichung mit den thatsächlichen Massen der dargestellten Formen so- wohl, als den beiden photographischen Tafeln ergibt sich, dass die Vergrösserung durch- schnittlich 3000—4000 beträgt. Figg. 1 — 9. Chromatium okenii (Ebb.) Fig. 1. Präparat. : Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Optischer Längsschnitt. Centralkörper sehr distinct gefärbt, ebenso die rothen Körner. Die Struc- turen dagegen undeutlich. Einige rothe Körner in der Rindenschicht, die meisten dagegen in dem Centralkörper. Hülle an beiden Polen etwas abgehoben. 0* — 84 — Fig. 2. Dasselbe Präparat wie Fig. l. Centralkörper relativ sehr klein. Rinden- schiebt daher dick und an den Polen deutlich inehrwabig. Optischer Längsschnitt. Fig. 3. Präparat.: Pikrinschwefelsäure, Haematoxylin, Damar. In Theilung be- griffenes Exemplar, dessen Hülle allseitig abgehoben, nur an der Theil- ungsebene blieb sie befestigt. Structur des Centralkörpers und der Rindenschicht sehr klar. Optischer Längsschnitt. Fig. 4. Durch starkes Pressen völlig entleerte Hülle mit der die Geissei in Ver- bindung geblieben ist. Die Hülle zeigte deutlich eine blasse Netzzeich- nung, wenn auch nur auf einem Theil ihres Umfangs. Fig. 5. Fast schwefelfreies Exemplar, aus welchem der Inhalt durch starkes Pressen herausgetrieben wurde. An demselben ist die farblose feinwabige Centralkörpermasse, in der sich einige kleine Schwefelkörnchen finden und die rothe gröberwabige Masse der Rindenschicht zu unterscheiden. Das rothe Pigment findet sich sehr feinkörnig in den Wabenwänden. Figg. 6 — 7. Präparat.: Osmiumsäure, saures Karmin, Damar. Färbung sehr schwach. Structuren des Centralkörpers und der Rindenschicht sehr gut. Der erstere ist mehr oder weniger faserig-wabig (vergl. Tf. 1, Fig. 2). Optische Längsschnitte. Fig. 8. Präparat.: Pikrinschwefelsäure, Delaf. Haemato.xylin, Damar. Optischer Querschnitt eines Exemplars (vergl. Fig. 3, Tf. 1). Fig. 9. Exemplar, das frisch in künstlichen Magensaft gebracht wurde und dort 36 h. bei 18° C. verweilte. Das Pigment ist in ziegelrothen Fäden aus der Hülle hervorgedrungen. Figg. 10 — 11. Ophidomonas jenensis Fihb. Fig. 10. Präparat.: Jodalkohol, Delaf. Haematoxylin, Damar. Kleines Stück aus der Mitte eines Individuums. Centralkörper deutlich gefärbt und seine Structur wie die der Rindenschicht gut. Ein rothes Körnchen sicht- bar. Optischer Längsschnitt (vergl. Fig. 6 — 7, Tf. 1). Fig. 11. Osmiumsäuredampf, Wasser. — Ende eines Exemplars mit der Basis der drei Geissein. An den Polen zeigt sich gewöhnlich eine helle Stelle zwischen Hülle oder Inhalt. Optischer Längsschnitt. Fig. 12. Chromatium okenü (Ebb). Herausgepresste Centralkörpermasse, die sehr schön Avabig und einige kleinere Schwefelkörner enthält. Letztere den Wabenwänden eingebettet. Figg. 13—15. Baderium hneola (Ebb.) Cohn. Fig. 13. Präparat.: Osmiumdämpfe, darauf 5" o Sodalö.sung. — Centralkörper und Rindenschicht deutlich zu unterscheiden und die Structuren massig gut zu sehen. Optischer Längsschnitt. Fig. 14. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Exemplar, das an einer Längsseite geplatzt ist, wobei hauptsächlich der stärker gefärbte Centralkörper hervordrang. Zwischen der Hülle und der Rindenschicht hat sich daher an dem einen Pol ein deutlicher Zwischenraum gebildet. Optischer Längsschnitt. Fig. 15. Lebendes ruhendes Exemplar. Der Centralkörper und seine Structur sind deutlich erkennbar. Optischer Längsschnitt Fig. 16 — 22. Spirillum undula Ebb. (Vergl. über die Bestimmung dieser Form auch die An- gaben im Text p. 54.) Fig. 16. Osmiumdämpfe. — Geissein gut; rothe Körnchen deutlich; an jedem der Pole unter der Hülle eine helle Stelle. Figg. 17—22. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. — 85 — Fig. 17. Structnr und rotho Körner gut; der Inhalt am oberen Pol deutlich etwas von der Hülle zurückgezogen und der stärker gefärbte Centralkörper endet ein Stück vor diesem retrahirten Ende. Fig. 18. In Theilung begriffenes Exemplar mit deutlichen hellen Enden an der späteren Theilungsstelle. Der Inhalt an beiden Polen etwas von der Hülle zurückgezogen; dennoch die helleren Enden gut sichtbar. Fig. 19. Exemplar, dessen Theilung nahezu vollendet. Fig. 20. Structur deutlich, nur einreihig wabig, helle Enden nicht deutlich. Fig. 21. Aehnlich structurirtes Exemplar mit deutlichen hellen Phiden. Fig. 22. Schön structurirtes kleines Exemplar mit deutlicher Geissel. Nicht ganz sicher, ob zu Spirillum undula gehörig. Fig. 23. Kleine -Bacienen in einer Zoogloea massenhaft eingebettet. Sumpfwasser. Präparat.: Alkohol, Haematoxylin, Damar. Rechts oben ein Exemplar im optischen Quer- schnitt, die übrigen im Längsschnitt (Fig. 9 der Abh. v. 1890). Fig 24. Kleine Bacterien, die gewöhnlich reihenweise angeordnet sind. Sumpfwasser. Alkohol, Haematoxylin, Damar (vergl. Fig. 25—26, Tf. 2; Fig. 9, der Abh. v. 1890). Tafel IV. Fig. 1 — 2. Dicke braungrüne OscUlarie aus Süsswasser (Fig. 17, der Abh. von 1890). Fig. 1. Chromosmiumessigsäure, Wasser. Oberflächliche Structur der Rindenschicht. Fig. 2. Theil eines Fadens , der mit V2 verdünnter englischer Schwefelsäure be- handelt wurde. Der Faden stark aufgequollen, der Centralkörper dagegen relativ geschrumpft und durch den aufgelösten Farbstoff violettblau ge- färbt. Die Structur des Centralkörpers wenig deutlich. Die Rindenschicht gelbbraun und ihre Structur recht deutlich. Die beiden linken Zellen im optischen Längsschnitt; in der in Theilung begriffenen rechten da- gegen die Oberflächenstructur der Rindenschicht eingezeichnet. Fig. 3. OKrilhirie aus Süsswasser (dieselbe wie Tf. 2, Fig. 30 und 32). Alkohol, darauf wässerige Jodlösung. - Man sieht den Inhalt der Zellen einerseits von der Membran zurückgezogen und Centralkörper nebst Rindenschicht deutlich. Optischer Längsschnitt. Fig. 4. Dieselbe OscUlarie wie Fig. 1 — 2 frisch. Eine wahrscheinlich durch Druck isolirte, frische Zelle, die von der Breitfläche zu sehen ist und den Centralkörper, sowie die Rindenschicht deutlich erkennen lässt. Die Rindenschicht hier, soweit fest- stellbar, nur einwabig. Figg. 5 — 6. OscUlarie, die sich reichlich in Schnitten eines marinen Schwammes (Spongelia pallescens) vorfindet. Alaunkarmin, Canada. — Präparat von Dr. Jickeli. Fig. 5. Drei Zellen im optischen Längsschnitt. Fig 6. Querschnitt eines Fadens. Structur des Centralkörpers mangelhaft, da- gegen die der Rindenschicht gut. Fig. 7 — 8. OscUlarie aus Süsswasser (derselbe Faden wie Fig. 31, Tf. II). Alkohol, Haema- toxylin, Damar. Färbung des Centralkörpers und der rothen Körner besonders schön, die Rindenschicht ganz ungefärbt. Fig. 7. Stelle aus dem breiten Theil des Fadens, wo die Rindenschicht ver- hältnissmässig sehr dick ist. Hier einige wenige rothe Körnchen in ihr zerstreut. Structur des Centralkörpers undeutlich ; die der Rindenschicht wenig deutlich, radiärfaserig-wabig. Fig. 8. Em Ende dieses Fadens. Hier die Centralkörper relativ viel grösser und ihre Structur. sowie die der Rindenschicht recht deutlich. — Beide Figuren optische Längsschnitte. - 86 — Fig. 9. Oscillarie aus Seewassev (Kiel), ziemlich grosse Form. Eine einzelne, durch Zerfall isolirte Zelle von der Breitseite. Rindenschicht relativ sehr dick und Centralkörper klein. Optischer Durchschnitt. Fig. 10. Oscillarie aus Süsswasser. In kochendem Wasser getödtet und darauf 48 h in künstlichem Magensaft verdaut. Der Farbstoff (pi) ist in Gestalt fiidiger Gebilde hervorgedrungen, die sich zwischen der nicht völlig verdauten Rindenschicht und der Zellmembran finden. Figg. 11 — 12. Der auf Tf. 1 Fig. 16 photographirte Organismus aus Süsswasser. Die Fig. 11 ist die vor der Photographie entworfene Zeichnung des in Fig. 16 Tf. I photo- graphirten Exemplars und beweist, dass sich Zeichnung und Photographie in allen wesentlichen Verhältnissen decken. Fig. 12. Ein anderes, jedenfalls in Theilung begriffenes Exemplar desselben Organismus. Fig. 13. Crenothrix. Trockenpräparat, Haematoxylin, starke Färbung, Damar. Zelle des- selben Fadens wie Fig. 17 , Tf. I. Der Centralkörper stark violettroth gefärbt und seine Structur, sowie die der Rindenschicht ziemlich deutlich. Figg. 14 — 16. Bacterien aus Heuinfusion. Präparat.: Jodalkohol, saures Haematoxylin, Damar. Fadenartiger Centralkörper mit Andeutung von Structuren und einigen rothen Körnchen deutlich. Fig. 17. Bacteriuni aus Sumpfwasser; Alkohol, Haematoxylin, Damar (dasselbe wie Fig. 8 aus Abhandl. v. 1890.) Fig. 18. Baclerium aus Sumpfwasser (dasselbe wie Fig. 5 der Abb. von 1890). Trocken- präparat, Gentianaviolett. Zeigt deutlich den Gegensatz zwischen dem blauen Centralkörper und den röthlich gefärbten Enden. Fig. 19. Dieselbe Noatocacee wie Fig. 37 auf Tf. II. Lebend. Der farblose Centralkörper in der blaugrün gefärbten Rindenschicht sehr schön sichtbar, ebenso die Körner an den Querscheidewänden, welche sich bei dieser Form mit Haematoxylin roth färben. Fig. 20. Zwei Zellen eines feinen Nostocaceenfadens aus Süsswasser. Lebend nicht gesehen. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Sämmtliche Zellen in Theil- ung begriffen, wobei die jungen Scheidewände sich ähnlich intensiv färben, wie bei Chromatium okenii. Centralkörper deutlich. Tafel V. Fig. 1. Ein in mancher Beziehung der Fig. 20 Tf. IV ähnlicher Nostocaceenfaden aus Süss- wasser. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Centralkörper und seine Wabenstructur recht deutlich. Die Querscheidewände dunkler gefärbt. Fig. 2. Derselbe SpiriiUna-artige Organismus wie Fig. B8 aui TL U. Süsswasser. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Der fadenartige, deutlich blau gefärbte Centralkörper mit zahlreichen rothen Körnern sehr deutlich; ebenso die Structur der Rindenschicht. Derartige Fäden mit bis 29 und mehr Windungen gesehen. Fig. 3. Beggiatoe aus Seewasser (Kiel). Theil eines Fadens. Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Der Inhalt der Zellen hat sich z. Th. deutlich von der Zellmembran zurückgezogen und zeigt gleichzeitig den stark gefärbten Central- körper und die ungefärbte Rindenschicht. Fig. 4. Beggialoa media Winogr. aus Süsswasser. Präparat.: Alkohol, saures Haema- toxylin, Damar. Faden mit sehr intensiv gefärbten und kleinei-en, scharf um- schriebenen Centralkörpern, von denen einige in Theilung begriffen. — R-inden- schicht relativ dick und ziemlich deutlich structurirt. Fig. 5. Beggialoa media Winogr. aus Süsswasser. Präparat.: Jodalkohol, saures Haematoxylin, Damai. Mit sehr deutlichen, distinct gefärbten, grösseren Central- — 87 — körpern und schön structurirter Rindenschicht (derselbe Faden wie Fig. 19 der Abhandl. von 1890, vergl. auch Tf. II, Fig. 40). Fig. 6. Beggiatoc aus Seewasser (Kiel). Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Zel'e mit ansehnlichem grohwabigem Centralkörper und eingelagerten rothen Körnchen. Die groben Waben können z. Th. von aufgelösten Schwefelkörnern herrühren. Rindenschicht und ihre Structur sehr deutlich. Figg. 7a — b. Beggiatoa alba aus Süsswasser. Präparat : Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Zelle mit ansehnlichem Centralkörper. 7 a ein optischer Längsschnitt, der im Centralkörper einen weiten Hohlraum zeigt und! 7 b bei Einstellung auf die Oberfläche des Centralkörpers, die deutlich wabig ist. Fig. 8. Beggiaioe aus Seewasser (Kiel). Verhältnissmässig schmaler Faden mit verschieden grossen, sehr distincten Centralkörpern. Zwei derselben in Theilung. Rindenschicht deutlich structurirt. Fig. 9. jBejrgfiaioe aus Seewasser (Kiel). Präparat.: Alkohol, saures Haematoxylin, Damar. Derselbe Faden wie Fig. 41, Tf. II. Centralkörper fadenförmig und anscheinend durch mehrere Zellen zusammenhängend. Rindenschicht schön structurirt; erwies sich auf der Photographie feinwabiger, wie auf der Zeichnung angegeben ist. Optischer Längsschnitt. Fig. 10. i?e^3('a-^^ y r 17. A ■ • \ o <9 0