WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN TIEFSEE-EXPEDITION AUF DEM DAMPFER „VALDIVIA" 1898-1899 IM AUFTRAGE DES REICHSMINISTERIUMS DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON CARL CHUN PROFESSOR DER ZOOLOGIE IN LEIPZIG LEITER DER EXPEDITION UND NACH SEINEM TODE FORTGESETZT VON A. BRAUER (f), E. VANHÖFFEN (f) und C. APSTEIN IN BERLIN ZWEITER BAND. ERSTER TEIL Mit 154 Abbildungen im Text, i Karte und 44 Tafeln JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1922 Übersetzungsrecht vorbehalten Inhalt des zweiten Bandes. Erster Teil. Seite i. Lieferung: I. Vergleichende Darstellung der Pflanzengeographie der subantarktischen Inseln insbesondere über Flora und Vegetation von Kerguelen. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. W. SCHIMPERS. Von H. SCHENCK. 1905. Mit Tafel I — 10 und 34 Ab- bildungen im Text 1 II. Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam. Mit Einfügung hinterlassener Berichte A. F. W. SCHIMPERS. Von H. SCHENCK. 1905. Mit Tafel 1 1 — 1 ? und 14 Allbildungen im Text . 179 2. Lieferung: III. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. W. SCHIMPERS. Von H. SCHENCK. 1907. Mit Tafel 16—27. 2 Kärtchen und Ctg Abbildungen im Text 225 3. Lieferung: IV. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. Mit Einfügung hinterlassener Schriften von A. F. W. S< HIMPER und nach den Vorarbeiten von H. SCHENCK. Von L. DlELS. 1922. Mit 1 Karte und Tafel 28 — 44 sowie 35 Abbildungen im Text . 407 3 I. Vergleichende Darstellung der Pflanzengeographie der subantarktisehen Inseln insbesondere über Flora und Vegetation von Kerguelen. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. W. Schimpers von Dr. H. Sehenek, Professoi an dei Technischen Hochschule Darmstadt. Mit Tafel I — X und 34 Abbildungen im Text. Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. Eingegangen den i. Mai 1905. C. Ch u n. Vorwort An der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 — 1899 hat als Botaniker Dr. A. F. W. Schtmfer, Professor der Botanik an der Universität zu Basel, teilgenommen. Dem hervorragenden Pflanzen- geographen sollte es leider nicht vergönnt sein, die Bearbeitung des gesammelten Materials bis zur Publikation zu fördern; er starb am 9. September 1901 zu Basel, zweiundeinhalb Jahre nach der Rückkehr von der Expedition, an den Folgen afrikanischer Malaria, welche seine Gesundheit untergraben hatte, mitten in angestrengtester Thätigkeit l). Sein Nachlaß muß nun von anderen bearbeitet werden. Manche wertvolle Notizen, auch einzelne fast fertiggestellte Kapitel über die Floren der besuchten Inseln liegen zwar vor, indessen ist es eine ungemein schwierige Aufgabe, aus den hinterlassenen Papieren das Wertvolle und vom Verfasser selbst zur Veröffentlichung Beabsichtigte herauszufinden. Manche Beobachtungen und manche seiner originellen Ideen, an denen sein Geist so fruchtbar war, sind mit ihm verloren. Im vorliegenden ersten Hefte der botanischen Ergebnisse habe ich im Anschluß an die S( HiMPER'schen Aufsätze über Kerguelen eine vergleichende Zusammenstellung der pflanzen- geographischen Verhältnisse der gesamten Antarktis zu geben versucht. Aus S< iiimi'kr's Feder rührt nur Kapitel I, § 5 und § 6 (S. 37— 52) und § 9 (S. 63—74), sowie größtenteils die Ein- leitung (S. 7 und 8) her. Wie ich aus einigen Notizen schließe, scheint auch Schemper selbst eine derartige zusammenfassende Behandlung geplant zu haben. Ich hoffe, daß sie von einigem Wert sein wird allen, welche sich für die Antarktis interessieren, namentlich auch zukünftigen Expeditionen, welche die zahlreichen Lücken unserer Kenntnisse ausfüllen wollen. Besonders wertvoll sind die prächtigen Vegetationsaufnahmen der Expedition, welche von den Herren F.Winter, Frankfurt a. M. und Navigationsoffizier W. Sachse, Harn lnirg, angefertigt wurden, zum Teil auch schon in dem vortrefflichen Reisewerk des Leiters der Expedition8) er- schienen sind, hier aber in möglichst guten Heliogravüren wiedergegeben werden. Die Ueberführung des Materials von Basel nach Darmstadt wurde durch den Assistenten Schimper's am Baseler botanischen Institut, Herrn Dr. R. Anheisser, besorgt. Dank dem Ent- gegenkommen der Reichsregierung konnte Herr Dr. Anheisser, durch gefällige Vermittelung des Herrn Professor Dr. Chun, von April 1902 bis April 1904 als Assistent bei dem Ordnen des Nachlasses, bei der Verteilung des Materials an die übrigen Mitarbeiter thätig sein. Seiner Zeichenkunst sind die Habitusbilder nicht nur in vorliegender Abhandlung, sondern auch in später zu publizierenden Beiträgen zu verdanken. Herr Professor Dr. E. Ihne in Darmstadt hatte die Freundlichkeit, mich bei den Kor- rekturen zu unterstützen, wofür ich ihm besten Dank abstatte. 1) Nachruf auf A. F. W. Schimper, Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft, Bd. XIX, 1901, S. (54). Mit Porträt. — Ferner Naturwissenschaftliche Rundschau, Bd. XVII, 1902, S. 36. 2) C. Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., Jena 1903. Darm Stadt, den 16. Juli 1905. Dr. H. Schenck. II SCHENCK, Inhaltsverzeichnis. § § § ii s Süd § 9 § i" § ii S p Einleitung I. Kerguelenbezirk (Kerguelen, Prinz Eduard-, Crozet-, Macdonald-Inseln) .... Botanische Erforschung von Kerguelen Lage und Beschaffenheit von Kerguelen Klima von Kerguelen Flora von Kerguelen Vegetationsformationen auf Kerguelen 1. Azorella- und ^Irr/eHa-Formation 2. Edaphische Formationen Fruchtbildung und Bestäubung der Kerguelenpflanzen Periodische Erscheinungen in der Kerguelenvegetation Anatomische Struktur der Kerguelenpflanzen Geschichte der Flora Kerguelens Prinz Eduard-Inseln Crozet-Inseln Macdonald-Gruppe (Heard-Insel und Macdonald-Inseln) georgien Botanische Erforschung Südgeorgiens ; ' Lage und Beschaffenheit von Südgeorgien Klima von Südgeorgien • • ■ • .... Flora von Südgeorgien Vegetationsformationen auf Südgeorgien Die Sandwich-Inseln Die Bouvet-Insel [IL Falk land-Ins ein § i. Botanische Erforschung und Litteratur I age und Beschaffenheit Klima Flora der Falkland-Inseln Vegetationsformationen Feuerland , i. Botanische Erforschung und Litteratur Lage und Beschaffenheit Klima Feuerlands Flora Feuerlands Vegetationsformationen auf Feuerland [nseln südlich von Neuseeland (die Snares, Antipoden-, Lord Auekland-, ('amplxdl- und Macquarie-Inseln) § i. Einleitung S 2. Botanische Erforschung und wichtigste Litteratur § 3. Zusammensetzung und Herkunft der Flora des Auckland-Bezirkes I rv v. ■ 7 9 9 13 '5 iS 37 39 46 50 52 56 63 75 77 79 82 82 84 85 87 90 95 95 96 96 "7 98 100 \02 lC-6 IOÖ IO9 I IO I l.| I [9 »30 130 131 1 | , Subantarktische Inseln. r Seite § 4. Klima des Auckland-Bezirkes 142 § 5. Vegetation der Snares 144 § 6. Vegetation der Auckland-Inseln 146 § 7- Vegetation der Campbell-Insel 153 § 8. Vegetation der Antipoden-Insel 156 § 9. Vegetation der Macquarie-Inseln 15g § io. Periodische Erscheinungen in der Vegetation des Auckland-Bezirkes 160 VI. Antarktisches Polargebiet 161 § 1. Einleitung; botanische Erforschung der Antarktis 161 S 2. Klima der Antarktis 164 § 3. Flora der Antarktis 169 1. Flora der Cockburn-Insel 169 2. Flora von Victorialand ... 171 3. Flora der Gerlachi -Straße 173 Verzeichnis der Textabbildungen und Tafeln. Seit Karte von Kerguelen 14 Fig. 1. Lycopodiitui magellanicum Hook, f .22 2. Lycopodi um saururus LAMK 22 3. Polypodium austräte Mi 11 22 4. Lomaria alpina Spreng] 22 5. Poa Cookii HOOK, f 23 6. Deschampsia antarctica E. Di.sv 23 7. Festuca kerguelensis Hook, f 24 8. Festuca erectu d'Urv 24 9. Colobanthus kerguelensis Hook, f 25 10. Lyallia kerguelensis Hook, f 25 11. Tillaea moschata I)C 25 12. Ranunculus trullifolius Hook, f 26 13. Ranunculus Moseleyi Hook, f 27 14. Pringlea antiscorbutica R. Br 28 15. Azorella S, lago Hook, f -9 16. Acaena adscendens Vahi 3° 17. Galium antarcücum HOOK, f 31 18. Cotula p/umosa HOOK, f 32 19. Azorella-Formutlon am Gazellehafen 39 20. Ncuropogon Taylori Hook. f. und N. melaxanthus Acn 4' 21. Polstergewächse der ^42o/"e//a-Formation (Lichtdrucktafel) I-1 22. Kugelmoose aus der ^-l.core//ße Polster von Azorella Selago. Tafel X. Kerguelen. Nordabsturz der südlichen im Gazellehafen gelegenen Insel. Basaltfels- wand mit Brutstätten der Chionis minor. An den Felsen weiße Polster von Cotula, Grasbüschel von Poa Cookii und Festuca erecta, oben Azorella, Acaena, Pringlea. Subantarktische Inseln. Einleitung. In dem breiten Meeresgürtel, welcher die große Eiskappe des Südpols umgiebt, sich nach Norden allmählich in den Pacifischen, Atlantischen und Indischen Ocean verliert und nur an der Südspitze Amerikas das Festland berührt, erheben sich in großen Abständen voneinander Gruppen kleiner Inseln. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß die kleinen Archipele dieser subantark- tischen Inselzone nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern zum größten Teile zu drei größeren Gruppen zusammentreten, nämlich wenn wir von Feuerland nebst den benachbarten Falkland- Inseln in östlicher Richtung fortschreiten, die Gruppe von Südgeorgien und der Sandwich-Inseln, diejenigen der Prinz Eduard-, Crozet-, Kerguelen- und Macdonald-Inseln und diejenige der Macquarie-, Campbell- und Auckland-Inseln, Die beiden letzteren Gruppen sind rein oder wenigstens überwiegend vulkanischen Ursprungs. Zwischen Südgeorgien und Kerguelen erhebt sich ganz isoliert die kleine Bouvet-Insel, zwischen den südlich von Neuseeland liegenden Inseln und Feuer- land die Dougherty-Insel. Obwohl diese Inseln sämtlich außerhalb des Polarkreises, teilweise sogar in der Breite von England und Norddeutschland liegen, so pflegt man sie vielfach doch als antarktische Inseln zu bezeichnen. Rein geographisch ist diese Bezeichnung wohl nicht korrekt; ihre Be- rechtigung liegt in den klimatischen Verhältnissen, welche aus den meisten derselben menschen- leere Einöden machen und ihnen vielfach sogar einen rauheren, in höherem Grade wüstenartigen Charakter verleihen als Spitzbergen, Nowaja Semlja oder die Westküste Nordgrönlands zur Schau tragen. Die zuerst von Ross angestellten und seitdem, namentlich in neuester Zeit, häufiger und zu verschiedenen Jahreszeiten wiederholten meteorologischen Beobachtungen lehren, daß der Charakter der geographisch zur südlichen temperierten Zone gehörenden Meere und Inseln im Gegensatz zu den nördlichen temperierten, mit ihrem milden Klima und reichen organischen Leben, in der niedrigen Temperatur des Sommers und in der Häufigkeit heftiger Stürme lietrt. Der Winter ist auf den subantarktischen Inseln nicht viel kälter als der Sommer und nicht nun viel weniger kalt als im arktischen Gebiete, sondern sogar weniger kalt als in einem großen Teile der in der entsprechenden nördlichen Breite liegenden Kontinente und Inseln. Der kalte Sommer ist ein sehr charakteristisches klimatisches Merkmal der südlichen Hemisphäre. Die meteorologischen Beobachtungen , welche von seiten der nunmehr sämtlich zurückgekehrten Südpolarexpeditionen der letzten Jahre an den Rändern des antarktischen 7 8 II. Sc BENCK, Kontinents angestellt wurden, ergaben, daß die Mitteltemperaturen des wärmsten Monats in diesen hohen südlichen Breiten sogar unter o" sich bewegen, daß dagegen die Temperaturen d.s kältesten Monats von denjenigen der entsprechenden nördlichen Breiten nicht sehr ver- schieden sind. Die Temperatur ist natürlich in den niederen Breiten, welchen die subantarktischen Insel- gruppen angehören, entsprechend höher und durch größere Gleichmäßigkeit charakterisiert. Die mittlere Wintertemperatur liegt auch hier etwas über dem Nullpunkt und beträgt /.. B. in Kerguelen 2,0° C, während sich die Sommertemperatur nur auf 64 ° C erhebt. Die Quelle der niedrigen Sommertemperatur ist jedenfalls in der südpolaren Eiskappe zu suchen, denn niedrige Sommertemperatur durch die vorherrschenden Polarwinde weithin über das Meer verbreit« 1 wird. Außer durch ihre kalten Sommer sind die hohen südlichen Breiten durch die viel größere Häufigkeit und Heftigkeit der Winde während des ganzen Jahres vor den hohen nördlichen charakterisiert und verdanken die Eigenart und Dürftigkeit ihres pflanzlichen Lehens der vereinten Wirkung dieser beiden vegetationsfeindlichen Faktoren, während im Norden die höhere tempe ratur und relative Windstille des Sommers eine reichere Entwickelung des Pflanzenlebens er- möglicht, welches weit üppiger sein würde, wenn die große Kälte und Länge des Winters, sowie die Bewegung der Atmosphäre während desselben nicht der schaffenden Kraft der Sommersonne ihre zerstörenden Einflüsse entgegensetzten. Der wüstenartige Charakter der Vege tation in der Antarktis ist durch das Sommerklima, derjenige der Arktis durch das Winterklima bedingt; die größere Dürftigkeit der ersteren ist ein beweis, daß entgegen der Ansicht früherer Pflanzengeographen, /. B. Grisebach's, große Winterkälte dem Pflanzenleben weniger schadet als Sommerkühle, und daß der Wand, mit niedriger Temperatur gepaart, unter allen ungünstigen klimatischen Faktoren in zerstörender Wirkung obenan steht. Die extrem pflanzenfeindlichen klimatischen Bedingungen, welche in der eigentlichen Antarktis innerhalb des südlichen Polarkreises herrschen, bedingen das vollständige Fehlen jeder Phanerogamenvegetation. Als südlichste Blütenpflanze ist bis jetzt nur aus der Westantarktis ein kleines Gras, Deschampsia antardica E. 1 )i:sv., bekannt geworden. Im übrigen besteht die Vege- tation an den aus dem ewigen Eise hervorragenden Felsen nur aus Moosen, Flechten und I andalgen. Die oben genannten /wischen 45" und 6o° S. Br. eingeschlossenen subantarktischen Insel- gruppen zeigen zwar manche übereinstimmende Züge in ihrer Vegetation, andererseits aber auch Verschiedenheiten je nach der milderen oder rauheren Beschaffenheit des Klimas, welche keines wegs überall parallel läuft mit den Breitekreisen. I >i< • gletscherbedeckte Heard-Insel z. B. be herbergt nur eine sehr kümmerliche Flora von einigen wenigen Blütenpflanzen, die Campbell-Insel ungefähr unter der nämlichen breite trägt dagegen noch Gebüsche Die Flora dieser [nselzone von Südchile-Feuerland bis zur Auckland-Campbell-Gruppe ist in ihren Hauptzügen zum ersten Male bearbeitet worden in der berühmten „Flora antaretica" von |. D. Hookjer, weh her ab Schiffsarzt und Botaniker an den antarktischen Leisen von Sir James 8 Subantarktische Inseln. q Ross teilnahm. Mit Recht unterscheidet Hooker die Flora von Feuerland und der ostwärts bis zu der Kerguelengruppe gelegenen Inseln von der Flora der Auckland-, Campbell- und Macquarie-Inseln und behandelt auch diese beiden in sich zusammengehörenden Floren getrennt in den beiden Teilen seines Werkes. Das erstere, antarktisch-südamerikanische Gebiet besitzt eine Flora, deren Herkunft auf die Südspitze und die Anden Südamerikas hinweist, das letztere, antarktisch-neuseeländische Gebiet aber erhielt den Hauptteil seiner Flora von Neuseeland und Südostaustralien her. In beiden Gebieten aber finden sich gemeinsame oder korrespondierende Arten von Pflanzen, eine Anzahl gemeinsamer Gattungen, welche auf ehemalige engere floristische Beziehungen zwischen den Ausgangsländern schließen lassen1). Auf den meisten der in Rede stehenden Inselgruppen begegnen uns außer weit verbreiteten Arten auch endemische Pflanzentypen. So sind auf den Kerguelen-, Mac Donald-, Crozet- und Prinz Fduard-Inseln einige sehr charakteristische Endemen vorhanden, welche uns veranlassen, diese Inseln zu einer größeren Gruppe, dem Kerguelenbezirk, zusammenzufassen. Die Falkland- Inseln beherbergen zwar einige endemische Formen, schließen sich aber im wesentlichen an Feuer- land an, während aus Südgeorgien keine eigentümlichen Arten bekannt geworden sind. Auch die antarktisch-neuseeländischen Inseln, die wir als Aue kl and bezirk bezeichnen, tragen sehr eigenartige endemische Typen, welche auf Neuseeland nicht vorkommen. Da nun auch die Vegetationsverhältnisse der einzelnen Inselgruppen manches Verschieden- artige trotz vieler gemeinsamen Züge bieten, so hielt ich es für zweckmäßig, im Anschluß an die Darstellung der Kerguelenflora diejenige der übrigen Inseln gesondert zu behandeln. In einem letzten Abschnitt folgt sodann eine Zusammenstellung dessen, was bis jetzt von Seiten der letzten Südpolarexpeditionen aus dem Gebiet des antarktischen Kontinents über dessen Flora zu Tage gefördert ist. I. Kerguelenbezirk [Kerguelen-, Prinz Eduard-, Crozet-, Macdonald-Inseln.] § i. Botanische Erforschung von Kerguelen. Die Kerguelen-Inseln 2) sind seit ihrer Entdeckung am 13. Februar 1772 durch den französischen Kapitän Yves Joseph de Kerguelen-Tremarec wiederholt als Ziel wissenschaftlicher Expeditionen besucht worden. James Cook gelangte Dezember 1776, auf seiner dritten Reise, zu der von ihm Desolation Island genannten Hauptinsel; sein Schiffsarzt Anderson brachte 6 der häufigsten Pflanzen (Azore//a, Cotula, Pringlea, Ranunculus crassipes, Poa Cookii, Des- champsia antardica) von dort heim, welche aber erst 1 843 von J. D. Hooker beschrieben wurden. 1) Vergl. A. Engler, Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, Teil II, Leipzig 1882, Kap. 3 und 10 — W. B. Hemslev, Challenger Report, Botany, p. 52. 2) Aussprache des bretonischen Wortes lautet Kerkellen (ker = Haus, kelen = Hex), nach O. Schlüter, Zeitschr. der Ges. für Erdkunde, 1902, S. 65. 9 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 2 IO H. SCHENCK, Diesem verdanken wir die erste Erforschung und die ausführliche Darstellung- der Flora. J. I). Hooker begleitete als Botaniker und Arzt die denkwürdige antarktische Expedition von Sir [ames Ross ( i ) auf den beiden Schiffen „Erebus" und „Terror". Ross hielt sich vom 12. Mai bis 20. Juli 1840 in dem W'eihnachtshafen an der Nordspitze Kerguelens auf. Hooker lernte zwar die Flora zur dortigen Winterszeit kennen, konnte aber, da die Unterschiede in den Jahres- zeiten geringfügige sind, fast die ganze Phanerogamenflora, im ganzen 18 Arten, und 3 Farne einsammeln, zu, denen späterhin nur einige wenige neue hinzu entdeckt wurden. Die Kerguelen- flora ist im zweiten Bande seiner 1847 erschienenen „Flora antarctica" enthalten (2). 3 1 Jahre nach dem Besuche von Ross und Hooker nahm die „Challenger"-Expedition vi mi 7. Januar bis zum 1. Februar 1874 Aufenthalt auf der Insel. Wir verdanken dem Natur- forscher dieser Expedition, H. N. Moseley (3), wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse von der Flora Kerguelens. Während des Winters 1874/75 verweilten 3 wissenschaftliche Expeditionen, eine eng- Hm he, eine nordamerikanische und eine deutsche, zur Beobachtung des Venusdurchgangs auf der Insel. Die English Transit of Venus Expedition hielt sich vom 11. Oktober 1874 bis 27. Februar 1875 im Royal Sound und in Swains Bay auf, wo Rev. A. E. Eaton (4, 6) sehr vollständige Sammlungen anlegte. Die American Transit of Venus Expedition wählte ihre Station ebenfalls am Royal Sound und blieb dort vom 10. September 1874 bis 11. Januar 1875, während welcher Zeit Dr. J. II. KtDDER (5), Arzt der Expedition, sammelte. Die von ihm mitgebrachten Pflanzen wurden von A. Gray, Tu. James, Edw. Tuckermann und W. G. Farlow bestimmt Die Resultate dieser beiden Venus-Expeditionen und auch der „Challenger"-Expedition wurden von J. D. Hooker, \V. Muten, J. M. Crombie, G. Dickie und P. F. Reinsch in der Botany of Kerguelen Island (6) 1879 und späterhin nochmals von W. B. Hemsley (7) im Challenger Report 1885 zusammengestellt. Besonders reiche Ausbeute, namentlich an Kryptogamen, brachte die deutsche Expedition auf S. M. S. „Gazelle" (8, 9) mit, welche sich vom 26. Oktober 1874 bis 5. Februar 1875 au^ ihrer Station in Betsy Cove aufhielt. An ihr nahmen Professor Dr. Studer als Zoologe und Geologe, Marine-Stabsarzt Dr. F. Naumann als Botaniker teil. Die von Naumann1 gesammelten Pflanzen wurden von A. Engler, E. Askenasy, F. v. Thümen, J. Müller Argov., V. Schiffner, K. Müller, M. Kuhn bearbeitet, während wir Naumann selbst eine Darstellung der Vege- tationsverhältnisse, in welcher auch biologische Beobachtungen niedergelegt sind, verdanken. Unter den von Dr. Naumann gesammelten Gefäßpflanzen befand sieh nur eine für Kerguelen neue Art, Hymenophyllum peltatum Disv., mit welcher die Gesamtzahl der harne und Bluten- pflanzen auf 28 stieg. Im fahre [898 gelangte die deutsche Tiefsce-Expedition auf dem Dampfer „Yaldivia" unter Leitung von Professor Dr. K. Chun (10) nach Kerguelen. Trotzdem der Besuch nur •■,' ._, Tage, vom 25. bis 29. Dezember, dauerte, und nur wenige Exkursionen am Gazellehafen und ein kurzer Ausflug am Weihnachtshafen unternommen werden konnten, hat doch der Botaniker der Expedition, Professor Dr. \. F W. Schimper, wertvolle Beobachtungen über die höchst eigenartigen Vegetationsverhältnisse angestellt Begünstigt durch gute Witterung, eine seltene 10 Subantarktische Inseln. j , Erscheinung auf Kerguelen, vermochte die Expedition eine Reihe von vorzüglichen photo- graphischen Aufnahmen der Formationen anzufertigen. Neue Pflanzenarten sind in den mitge- brachten Sammlungen nicht enthalten. Das von Schimper gesammelte Alkoholmaterial wurde im botanischen Institut zu Basel von W. Mardner (ii) zu einer Untersuchung der anatomischen Struktur der Kerguelenpflanzen benutzt und von Charlotte Terneiz (12) zu einer mono- graphischen Bearbeitung der Morphologie und Anatomie der Azorclla Selago verwertet. Von sämtlichen bisherigen Expeditionen hatte keine einzige auf der Insel einen ganz- jährigen Aufenthalt genommen, so daß noch keine vollständige meteorologische Jahresreihe vorlag. Diese werden wir von Seiten der Kerguelenstation der von E. v. Drygalski geleiteten deutschen Südpolarexpedition (13) 1901 — 1903 erhalten. Die Beobachtungen der Station, welche im November 1 90 1 an der Observatory-Bucht im Royal Sound errichtet wurde, erstreckten sich bis Ende Februar 1903. Die Sammlungen und Beobachtungen des Botanikers der Station, Dr. E. Werth, sowie auch des Zoologen der Expedition, Prof. Dr. E. Vanhöffen, werden unsere Kenntnisse von der Flora Kerguelens, namentlich der niederen Pflanzen, bedeutend erweitern. Von besonderem Interesse sind auch die auf der Possession-Insel der Crozetgruppe und auf der Heard-Insel an- gelegten Sammlungen. 1) Ross, Sir James Clark, A voyage of discovery and research in the southern and antarctic regions 1839 — 1N43, Vol. I, London 1847. (Enthalt p. 63 Kapitel über Kerguelen und p. 83 — 87 Bericht von J. D. Hooker über die Vegetation der Insel.) 2) Hooker, Joseph Dalton, The botany of the antarctk voyage of II. M. S. Discovery ships „Erebus" and • „Terror" in the years 1839 — 1843 under the command of Captain Sir James Clark Ross, London 1847. I. Flora antarctica. Part. I. Botany of Lord Auckland's Group and CainpbcU's Island. Part. II. Botany of Fuegia, the Falcklands, Kerguelen's Land, etc. 3 a) Moseley, IL N, On the botany of Marion Island, Kerguelen's Land and Yong Island of the Heard Group. Journ. of the Linn. Soc, Vol. XIV, 1875, Botany, p. 387. b) Oliver, Prof., List of plants collected by H. N. Moseley on Kerguelen's Land, Marion Island and Yong Islands. Ibid., p. 389. c) Moseley, II. N., Naturalist to II. M. S. „Challenger", Fourther notes on the plants of Kerguelen, with some remarks on the insects. Journ. of the Linn. Soc, Vol. XV, 1877, Botany, p. 53. d) Mitten, W., The Musci and Hepaticae collected by 11. X. Moseley, Naturalist to H. M. S. „Challenger". Ibid., p; 65. e) Moseley, H. N., Notes on the Flora of Marion Island. Ibid., p. 481. f) Thomson, C. W., and Murray, J., Report on the scientific results of the voyage of H. M. S. „Challenger" 1873 — 1876. Narrative, Vol. I, Part. I, London 1885, by Tizard, Moseley, Buchanan and Murray, p. 332 — 366 Kerguelen. (Taf. XV bringt in Phototypie die Azorella Selago, Taf. XVI Pringlea antiscorbutica, Taf. XVII die Formation der Azorella)) 4) Eaton, A. E. , First Report of the Naturalist attached to the Transit-of- Venus Expedition to Kerguelen's Island, December 1874. Proceed. of the Roy. Soc. of London, Vol. XXIII, 1875, p. 351. 5) Kidder, J. IL, Contributions to the natural history of Kerguelen Island, made in connection with the U. S. Transit-of-Venus Expedition 1874— 1875. Bull, of the U. Stat. Nat. Mus., Vol. I, No. 2, erschienen 1875, enthält: Elliot Coues, Ornithology; No. 3, erschienen 1876 enthält u. a. : A. Gray, Th. James, Edw. Tuckermann, W. G. Farlow, Botany. 6) Anaccountof the petrological, botanical and zoologicalcollectionsmadeinKerguelen's Land and Rodriguez, during the Transit of Venus Expeditions in the years 1874 — 1875. Philos. Transact. of the Roy. Soc, Vol. CLXVIII, 1879. 1 1 j 2 H. SCHENCK, T ii troduc to r y D ntes: i. Eaton, Rev. A. E., The physical features of Kerguelen Island, p. i. 2. — Recent visits of naturalists to Kerguelen Island, p. 4. Botany, Separatabdruck, mit besonderer Paginierung, enthält : 1. Hooker, J. D., Observations on tlie botany of Kerguelen Island, p. 1 (5). 2. — Flowering plants, Ferns, Lycopodiacae and Characeae, p. 9 (17). 3. MlllEN, W., Musci, p. 16 (24). 4. — Hepaticae, p. 32 (40). 5. Crombie, Rev. J. M., Lichens, p. 38 (46). 6. DrcKiE, G., Marine Algae (exclusive of the Diatomaceae), p. 45 (53). 7. REINSCH, P. F., Algae aquae dulcis Insulae Kerguclensis, p. 57 (65). 8. Berkeley, Rev. INI. J., Fungi, p. 85 (93). 7) Hemslev, W. B., Kerguelen Island. Report "ii the scientific results of the voyage of H. M. S. „Challenger", Botany, Vol. 1 2, London 1885, p. 211. 8) Die naturwissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition S. M. S. „Gazelle". (Mit Karte von Kerguelen.) Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, Bd. XI, 1S70. Enthalt : 6. Die Kerguelen, S. 94. 7. IlisKER, Dr., Zool. Beobaeht. über das Vorkommen der Sturmvögel u. die Fauna Kerguelens, S. 108. 8. Naumann, Dr. F., Stabsarzt, Flora von Kerguelen, S. 126. (Im Reisebericht der „Gazelle" S. 102 abgedruckt.) 9) Die Forschungsreise S. M. S. „Gazelle" in den Jahren 1874 — 1876 unter Kommando des Kapitän zur See Freiherm von Schleinitz, herausg. von dem Hydn (graphischen Amt des Reichsmarineamts. I. Teil. Der Reisebericht, Berlin 1889. Enthält: Kap. VII. Die Kerguelen-Inseln, S. 80; Die Flora Kerguelens, S. 102; Die Fauna Ker- guelens, S. 104; Die "Witterung der Kerguelen, S. 115. II. Teil. Physik und Chemie, Berlin 1888. III. Teil. Zoologie und Geologie, Berlin 1889, von Th. Studer. IV. Teil. Botanik, 1899. 1. Engler, A., Uebersicht über die bot. Ergebnisse der Expedition. 2. Askenasy, E., Algen. 3. Pilze und Flechten. (Pilze von Baron Felix v. Thümen, Flechten von Dr. J. MüLLER-Arg.) 4. Schiffner, Dr. V., Lebermoose. 5. Müller, K., Laubmoose. 6. Kuhn, Dr. M., Farne und Bärlappe. 7. Engler, Dr. A., Siphonogamen. 10) Chun, Carl, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., Jena 1903. Kap. XIII, Kerguelen, S. 254. 1 1 1 M \kdm.r, WILHELM, Die Phanerogamen-Vegetation der Kerguelen in ihren Beziehungen zu Klima und Stand- Mi. Inaug.-Dissert., Basel 1902. 12) Ternetz, Charlotte, Morphologie und Anatomie der Azorella Selago Hook. fil. Rot. Ztg., 1902. 13a) v. Drygalski, E., Deutsche Südpolar-Expedition auf dem Schiffe „Gauss". Veröffentl. des Instituts für Meereskunde und des Ge<><;r. Instituts der Universität Berlin. Heft 1, März [902 enthält u. a. : Kn/knsperger, J. J., Begründung der Station an der Observalory Bay. Heft 2, August 1902, enthält u. a. : v. Drygalski, E., Aufenthalt auf den Kerguelen-Inseln, S. 10. V win'ii 1 1 x, E., Biolog. Beobachtungen bei der Kerguelen-Station, S. 45. WiKiii, E., Die Kerguelen-Station, S. 68. II. ft 5, Oktober 1903, enthält u. a. : Luyken, K, AJlg. Bericht über die Thätigkeit der Kerguelen-Station, S. 54. Gazbrt, IL, Bakteriologischer Bericht, S. 154. b) v. DRYGALSKI, E., Zum Kontinent des eisigen Südens, Berlin 1904, S. 177. I 2 Subantarktische Inseln. , •, § 2. Lage und Beschaffenheit von Kerguelen. Die zu Frankreich gehörigen Kerguelen-Inseln ') liegen zwischen 480 und 500 S. Br. und 68° und 710 O. L. Gr. in einer Entfernung von ca. 4000 Meilen oder ca. 7400 km von der Südspitze von Südamerika. Sie bestehen, wie die beifolgende Karte2) zeigt, aus einer in zahl- reiche Halbinseln zerklüfteten, mit tief einschneidenden Fjorden versehenen Hauptinsel, etwa 130 meist in den Buchten gelegenen größeren und kleineren Inselchen und ca. 160 Felsen und Riffen. Die Hauptinsel hat ein Areal von ca. 129 Q-Ä [eilen. Fast überall erhebt sich nach Studer das Land in steilen Felsabstürzen aus dem Meere und dehnt sich über denselben, bei 100 oder mehr Meter Höhe, plateauartig aus; nur selten, so an der Ostseite, ist die Küste niedrig; sie stellt dort eine sumpfige, sich wenig erhebende Ebene dar. Von der Küste steigt das Land meist in tafelförmigen Basaltterrassen auf, welche mit Steilwänden stufenförmig abstürzen und ebenso wie auch die häufig auftretenden, aus horizontalen Basaltschichten aufgebauten Tafelberge (siehe Taf. II) sehr charakteristisch für die Landschaft sind. Tiefebenen und flache Thäler fehlen im Inneren. Auf den Plateaus sammeln sich die Schmelzwässer in zahlreichen Tümpeln und Seen, aus denen die Gebirgsbäche vielfach in Kaskaden zu den Fjorden hinabstürzen. Das Centrum der Insel wird von einer mächtigen Gebirgsmasse eingenommen, welche im Südosten im Mount Ross mit 1865 m gipfelt. Dieser erhebt sich auf einem Hochplateau von 500 — 700 m. Der Kamm des im Osten der Gazellebucht sich erhebenden Crozier-Gebirges (Taf. I im Hintergründe) hat eine Höhe von 990 m, Mount Wyville Thomson im Südosten, südlich vom Royal Sound 963 m, Mount Richards im Westen 1220 m. Die Höhe des Mount Ross entspricht ungefähr der oberen Waldgrenze in unseren Alpen. Die Schneegrenze rückt nach Naumann von etwa 1000 — 1500 Fuß im Oktober bis zu 2000, ja 3000 Fuß im Januar in die Höhe, auf den höchsten Bergen bleibt also auch im Sommer der Schnee liegen. Der Centralstock im mittleren Teile der Insel, welcher im Mount Richards gipfelt, ist mit Firnfeldcrn und Gletschern bedeckt, welche vielfach bis zum Meere hinabgehen, in den letzten Jahrzehnten aber bedeutenden Rückgang erlitten haben. Ueberall auf der Insel und an den Küsten zeigen sich ausgeprägte, durch die heftigen Regen- stürme, durch die Gletscher und durch die wilde Brandung bedingte Erosionserscheinungen. In geognostischer Hinsicht bestehen die bis jetzt bekannten Teile der Insel der Haupt- masse nach aus vulkanischen Gesteinen , in erster Linie aus Basalt. Indessen liegen nach Studer3) Anzeichen vor, daß auch sedimentäre Gesteine, welche wahrscheinlich in der Central- kette sich vorfinden dürften, an der Zusammensetzung der Insel teilnehmen. An einzelnen Stellen sind sedimentäre Gesteine gefunden worden, so an der Uebungsbai ein dolomitartiges Gestein, am Foundary Branch Kalkstein, an der Südseite des Royal Sounds eine fossile Muschel. Ferner stehen im Süden der Observationshalbinsel Glimmerdiorit und Labradorporphyr an, woraus folgt, daß die Insel schon vor der Tertiärzeit existiert haben muß. 1) Th. Studer, Forschungsreise der „Gazelle", Bd. III, S. 57 ff. — C. Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., 1903, S. 254. 2) Vergl. auch Stieler's Handatlas, 1905, Karte No. 6. 3) Th. Studer, 1. c. S. 84. 13 14 H. SCHENCK, ■ • l 3S - H Subantarktische Inseln. j r Unter den vulkanischen Gesteinen sind ältere und jüngere zu unterscheiden. Erstere, Sanidintrachyt an der Nord- und Ostseite der Insel und Phonolith am Greenland Harbour, kommen aber immer nur in einzelnen zerstreuten Riffen vor; sie wurden von dem jüngeren Doleritbasalt durchbrochen. Der Basalt erscheint in regelmäßigen, übereinander geschichteten horizontalen Bänken abgelagert, welche ihren Ursprung wiederholten, durch große Intervalle ge- trennten Ausbrüchen verdanken. Die obersten Bänke sind infolge Erosion mannigfach in einzelne Bergzüge und Kuppen zernagt. Die einzelnen Bänke zeigen an ihrer oberen Grenze mandelstein- artige Ausbildung des Basalts, welcher zu einem thonig-sandigen Gesteine an der Oberfläche verwittert. Hier und dort, so am Christmas Harbour und an der Cumberland Bay, treten zwischen den Basaltbänken Kohlenschichten auf; auch ist am Christmas Harbour fossiles ver- kalktes oder verkieseltes Koniferenholz gefunden worden. Zur Tertiärzeit existierten somit auf Kerguelenland Nadelholzwälder, deren Reste von den letzten Basaltausflüssen bedeckt wurden1). Nach Goeppert gehört das Holz zu Araucarites. Beust bezeichnet die von ihm untersuchten Stücke als Cupressoxylon antarcticum. Diese tertiären Kerguelenkoniferen dürften vielleicht verwandt sein mit den im südchilenischen Wald noch heute einheimischen Gattungen. Diese Wald Vegetation ist infolge der auf die Tertiärzeit folgenden Vergletscherung des Landes vernichtet worden. An manchen Stellen der Insel ist unzweifelhaft zu erkennen, daß die Vereisung in früheren Zeiten eine weit ausgedehntere war. So zeigt uns Taf. I den Anblick einer typischen Glaciallandschaft mit abgerundeten Felsen und zerstreuten Felsblöcken in der Nähe des Gazellehafens. Recente Kraterkegel, wie solche auf der Marion-Insel und auf der Possession-Insel der CrozK- gruppe angetroffen werden, fehlen auf Kerguelen, wo die Erosion die Oberfläche des Landes in bedeutendem Maße verändert hat. Im Südwesten der I lauptinsel sollen aber ein noch thätiger Vulkan, und in seiner Nähe heiße Quellen existieren. § 3. Klima von Kerguelen. Eine vollständige meteorologische Jahresreihe für Kerguelen ist aus den Publikationen der Kerguelenstation (November 1901 bis März 1903, Observatory Bay, Royal Sound) der deutschen Südpolarexpedition zu erwarten; einstweilen liegen darüber nur vorläufige Berichte mit einigen Witterungsangaben vor. Die bisherigen Beobachtungen, von der Expedition des Kapitän Sir James Clark Ross auf „Erebus" und „Terror" vom 12. Mai bis 20. Juli 1840 im Christmashafen, von der „Challenger"- Expedition Januar 1874, von der englischen Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges November 1874 bis Februar 1875 im Royal Sound, von der deutschen Expedition der „Gazelle" zur Beobachtung des Venusdurchganges 15. November 1874 bis 29. Januar 1875 in Betsy Cove, sind von J. Hann2) referiert und in seinem Handbuch ;!) zusammengefaßt worden. Die folgende Tabelle bringt eine Zusammenstellung dieser Daten: 1) Th. Studer, 1. c. S. 61. — James Clark Ross, 1. c. Vol. I, p. 71. — Challenger Report, Narrative I, 1, p. 349. 2) J. Hann, Zeitschrift der Oesterr. Ges. für Meteorologie, Bd. XII, 1877, S. 100, und Bd. XV, 1880, S. 421. 3) J. Hann, Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl., Bd. III, 1897, S. 4O4. J5 i6 H. SCHENCK, Klima ie nachfolgende Liste sämtlicher, bisher aus dem Kerguelenbezirk bekannt gewordenen Gefäßpflanzen umfaßt auch die Flora der Prinz Eduard-Inseln, Crozet-Inseln und Heard-Insel zunächst auf Grund der von J. D. Hooker2) und von W. B. Hkmslky 3) gegebenen Zusammen- stellung, zu welcher die neueren Expeditionen nur wenig Neues hinzugefügt haben. Dr. Nau- mann (,,Gazelle"-Expedition) fand auf Kerguelen 2 von der Insel bisher noch nicht bekannte Arten, nämlich Hymenophyllum peltatum Desv. und den eingeschleppten Rumex acetosella I.. '). Die Sammlungen von W. Schimper und F. Winter während der deutschen Tiefsee-Expedition ergaben keinen Zuwachs. Dagegen hat die deutsche Südpolarexpedition 1901 — 1903 unsere Kenntnisse von der Flora der Possession-Insel (Crozet-Gruppe) und der Heard-Insel erweitert. Ueber diese Funde liegen Berichte von E. Werth8) und E. VanhÖFFEN6) vor. Der Freundlichkeit dieser Herren verdanke ich die Durchsicht ihrer Sammlungen, über welche in dem Expeditions- werk der Südpolarexpedition eingehend berichtet wird. Vanhöffen fand als neu für Heard-Insel / ,'iiüi kergueknsis Hook. f. Zwischen seinen Herbarpflanzen von dieser Insel lagen aber auch Fragmente von Deschampsia antarciica E. Desy. In Werth's vorläufigem Bericht über die Flora der Possession-Insel sind einige Arten als nicht sieher bestimmt angeführt; ich habe dieselben revidiert und demgemäß in die nachfolgende Liste eingetragen. Bisher waren von den Crozets nur Pringlea, Acaena, .1 orella, Galium, Cotula, Lomaria alpina und Asplenium obtusatum bekannt. Die Angaben über die geographische Verbreitung der Arten wurden nach Möglichkeit vervollständigt Die endemischen Arten sind fett gedruckt i) Nach Referat in Geogr. Zeitschr., 1903, S. 389. 2) PI I nctioiu Royal Soc, Vol. ei.xvill, 1879, p. 9. baUengei Report, 1, 2, 1885, p. 252. |i Dil I "i-ilmngsrcise S. M. s. „Gazelle", Teil IV: Botanik, 1889. 5) E. WERTE, Die Vegetationsvetballnisse \>n Possession Island. VciGIfcntl. des IcMiUits fu>Mn Hot 2, S. 36. b) 1 Biologi 1 hi ' Bi in In. II' ." • 1 tnsel II ), Hell 5, S 144. [8 Subantarktische Inseln. •9 Phanerogamen und Pteridophyten des Kerguelenbezirkes. Prinz Eduard- Crozet- Kerguelen Inseln (Marion- Insel) Inseln (Posses- sion-Insel) Heard- Insel Geographische Verbreitung Einheimische Gefässpflanzen. Lycopodiaceae. 1) Lycopodium saururus Lamck. (= L. + + — — Südamerika, Falkland, Tristan da Cunha, elongatum Hook.). (Fig. 2, S. 22) Neu-Amsterdam, St. Helena, Afrika 2) Lycopodium clavatum L. var. magel- + + + — Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Tristan da lanicum Hook. f. (Fig. 1, S. 22) Cunha F i 1 ices. 3) Hymenophyllum peltatum Desv. + + + — 1 liili, Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Neu- (= H. unilaterale BOSY; //. Wilsoni Amsterdam, Neuseeland, Australien, Kap- Hook.) land, Mascarenen, Canaren, Azoren, Madeira, Westeuropa 4) Cysloptcris fragil is BERNH. + Feuerland, Falkland, Südgeorgien, weit ver- breitet in nördlichen und südlichen temp. Zonen 5) Lomaria alpina SPR. (= /.. fenna + + + — Südchile, Feuerland, Falkland. Neu-Amster- marina Mett.). (big. 4, S. 22) dam, St. Paul, Antipoden-Inseln, Macquarie, Tasmanien, Neuseeland, in der südlichen temp. Zone verbreitet 6) Aspleitiuiii öbtusatum FORST. + In der südlichen temperierten Zone weit ver- breitet. Auckland, Campbell, Antipoden, Snares 7) Aspidium mohrioides Bi — + — — Chili, Californien, Feuerland, Falkland, Süd- georgien, Neu-Amsterdam, Auckland-Inseln 8) Polypodium vulgare L. var. Eatom + — — — trika, Hawai, nördliche temp. Zone Baker 9) Polypodium austräte Mi i 1 . (= Gram- + + — — Feuerland, Tristan da Cunha, Neu-Amsterdam, uiitis australis R. Br.). (Fig. 3, Neuseeland, Australien, Tasmanien, Anti- S. 22) poden, Auckland, Campbell, Macquarie. All- gemein verbreitet in der südlichen temp. Zone Juncaceae, io) Jim, iis scheuchzerioidei Gaud. + + Feuerland. Falkland, Neuseeland, Auckland- [nseln, Camphell, Antipoden F. Buchen vu (Monographia Juncacearum in Bot. Jahrb. f. Syst., Bd. XII, 1890, S. 287) erwähnt, daß die Herbarpflanzen zu Kew ihm Zweifel ließen, ob die Specimina von anderen Gegenden als aus dem Gebiet der Magellan- straße wirklich zu /. scheuchzerioidei gehören oder richtiger zu J. pusillus FR. Buch. (Neu- seeland, Tasmanien, Australien), oder zu /. novae Zealandiae J. D. Hooker (Neuseeland, Süd- georgien) zu ziehen sind. Cyp eraceae. 11) Unciniii compaeta R. BR. + — Tasmanien, Neuseeland, Australien, Neu- Amsterdam, St. Paul Gramineae. 12) Deschampsia antaretica E. DESV. + — + + Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Süd-Shet- (= Aira antaretica Hook.). (Fig. 6, lands. (Auf den Crozets und der Heard-Insel S. 23;. von VANHÖFFEN gesammelt) 13) Agrostis magellanica I.AMCK. (= + — + — Chili, Feuerland, Falkland, Campbell, Anti- ;tü am 'an ti, a HOOK.) poden, Macquarie 14) Poa Cookii Hook. f. (= Feststen + + + + Endemisch Cookii Hook. f.). (Fig. 5, S. 23) 20 II. Sc BENCK, Prinz Eduard- Crozet- K « rguelen Inseln (Marion- Insel Inseln (Posses- sion-Insel) lleard- Insel Geographische Verbreitung 15) Festuca erecta D'Urv. (Fig. 8, S. 24) + F'cuerland, Falkland, Südgeorgien 16) Festuca kerguelensis Hook. f. + — — + Endemisch. (Auf I-Ieard-Insel Januar 1902 Triodia kerguelensis HOOK, f.). von E. VANHÖFFEM zuerst gesammelt^ :. S. 24) Por tulacaceac. 1 7 1 Montia fontana L. + + + In allen antarktischen Ländern, weit verbreitet in den nördlichen und südlichen temper. Zonen. Fcuerland, Neuseeland, Auckland, Campbell, Macquarie Caryophy llaci 18) Colobanthus kerguelensis + — — + Endemisch 1 1 k IK. f. (Fig. 9, S. 25) 1 11 Lyallia kerguelensis Hook. f. + — — — Endemisch ( 1 ig. 10, S. 25) R .1 n unculaceae. 20) Ranuncului biiernatus S.\i. (hierzu + + + — Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Tristan da R. crassipes Hook. f.). (F'ig. 12 c, d, Cunha?, Neu-Amsterdam, Macquarie S. 26) 2 1 1 Ranunculus trullifolius Hook. f. + — — Ireuerland, Falkland (nach HoOKEB am nächsten verwandt mit R. bonariensis Pont.). (Fig. 12a, b, S. 26) 22) Ranunculus Moseleyi 1 [1 >ok. f. + _ Endemisch (nach Hooker wahrscheinlich ver- wandt mit südamerikanischen Arten). (Fig. 13, S. 2;) Crucif erae. 23) Pringlea antiscorbutica l< + + + f Endemisch Br. „Kerguelenkohl". (Fig. 14, .S. 28, Fig. 24 S. 49, Fig. 25, S. 51) C r a s s u 1 a c e a e. 24) Tillaea moschata DC. (Fig. 11, S. 25) + + + — Feuerland, Falkland, Neuseeland, Snares, Antipoden, Auckland, Campbell, Macquarie U m hei li ferae. 25) Azorella Selago Hook. f. (Fig. 15, + + + + Feuerland, Macquarie S. 29, Fig. 23, S. |)i K osaci tcaeua adscendem V.\m 1 ./. + + + Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Macquarie affinü Hook, f.) „Kergnelenthee". 0 *■ "'• s- 30) Calli tr ichaceac. 27) Callitriche verna L. 1 C. antat + + + + In allen antarktischen Ländern, weit verbreitet 1 U.) in den nördlichen und südlichen temp. Zonen Sc 28) Limosella aqvatic 1 + — — Irland, Neuseeland, weit verbreitet in allen temp. Zonen Ruh Galium antarc ticum Hook. f. (Fig. 17, S. 31) < "111 p ■. si lae. + — + — Feuerland, Falkland, Südgeorgien jo) Cotula plumosa Hook. f. (Fig. 18, + — + — Antipoden, Auckland, Campbell, Macquarie s ja) Sinn 28 '4 T : Subantarktische Inseln. 21 Prinz Eduard- Crozet- Kerguelen Inseln (Marion- Insel) Inseln (Posses- sion-Insel) Heard- Insel Geographische Verbreitung Eingeschleppte Arten. i) Poet pratensis L. + — — — Nach Moseley 2) Poa annua L. + — — — Nach Moseley 3) Rumex acetosella L. + — — — Auf Kerguelen bei Betsy Cove von Naumann in einigen Exemplaren gefunden 4) Stellaria media L. + + — — Auf Marion-Insel nach Moseley häufig 5) Cerastium triviale Link. + + Nach Moseley auf Kerguelen, desgleichen nach Naumann an mehreren von Walfisch- fängern besuchten Häfen sehr verbreitet und außerordentlich üppig gedeihend. Von WINTER am Gazellehafen gesammelt. Auf Possession Island (Crozets) nach Werth in üppigen Exemplaren \Y. Schimper sammelte im Dezember 1898 am Gazellehafen auf Kerguelen die folgenden Gefäßpflanzen, die meisten in verschiedenen Standortsformen : Lomaria alpina Sprengel Ranunculus bitematus Sm. Cysiopteris fragilis Bernh. Ranunculus trullifolius Hook. f. Lycopodium saururus La.m. Pringlea antiscorbutica R. Br. Fcshica ereeta d'Urv. Tillaca »wscliata DG Festuca kergueknsis Hook. f. . / orella Selago Hook. f. Poa Cookii Hook. f. Acaena adscendens Vahl. Agrostis antaretica Hook. f. Galium antareticum Hook. f. Cohbanthus kergueknsis Hook. I. Cotula plumosa Hook. f. Die von F. Winter zu gleicher Zeit und am gleichen Orte gesammelten Herbarpflanzen umfassen nur einen Teil der obigen Arten, außerdem noch Cerastium triviale Link. Aus der in obiger Liste gegebenen Zusammenstellung efgiebt sich, daß die Gefäßpflanzen- flora der vier Inselgruppen unzweifelhaft zusammengehört, denn sie zeichnet sich durch das Vor- kommen einer Anzahl endemischer Arten scharf aus gegenüber der Flora von Südgeorgien, welche im wesentlichen nur als ein Ableger der feuerländisch-falkländischen bezeichnet werden kann. Kerguelen selbst beherbergt 28 Arten, also den Hauptstock; es fehlen hier nur zwei Arten weitverbreiteter Farnkräuter, nämlich Aspidium mohrioides Bory (Marion-Insel) und As- plenium obtusatum Forst. (Crozets). Nach Kerguelen ist die Possession-Insel der Crozets mit 1 7 Arten, dann die Marion- Insel mit 14 Gefäßpflanzen die artenreichste, während die Heard-Insel infolge ihres extrem rauhen Klimas eine armselige Flora von nur 7 Arten trägt, welche allerdings größtenteils gerade die am meisten charakteristischen Gewächse des Bezirkes umfaßt Unter den 30 Arten des Bezirkes treffen wir allein 6 endemische Arten, also 20 Proz. der Gesamtflora, an, nämlich Poa Cookii Hook. f. Lyallia kerguelensis Hook. f. Festuca kerguelensis Hook. f. Ranunculus Moseleyi Hook. f. Colobanthus kerguelensis Hook. f. 21 Prinolea antiscorbutica R. Br. 22 H. SCH Fig. 2. Lycopodium Saurums I.amk. Auf Kerguelen von Schimper gesammelt. Nat. Gr. Kig. i. Lycopodium mageUanicum Hook. Eil. Nach einem von E. VanhöFFEN auf Kerguelen 1902 gesammelten Exemplar. Nat Gr. ;. Polypodium austräte Mi 11. Nach einem von E. Vanhöffen auf Kerguelen 1902 gesammelten Exemplar. Nal Gr. ®0? '/i.v.',; SPKENGL. Auf Kerguelen VOll SCHIMPER gesammelt N 22 Subantarktische Inseln. 23 Fig. 5. Poa Cookii HOOK. fil. Kergnelen. a/a nat. Gr. (S( mimi 1 R.) Fig. 6. Deschampsia antarctica E. Desv. A vor der Blüte, B blühend. Nach HOOKEK fil.. in Flora antarctica, Taf. CXXXIII. J/9 nat. Gr. 23 24 H. SCHEM K, Fig. 7. Festuca kerguelensis Hook. fil. Von niertem Standort Kerguclcn. Nat & (S( IIIMI-KK.) Fig. 8. Fesluca erecta d'Urv. Keigiielen. ' nat, i'.r. (Schimpkr.) -'-I Subantarktische Inseln. 25 m Fig. 10. Lyallia kergitetensis Hook. fil. Nat. Gr. (Schimper.) Fig. 9. Colobanthus kei Hook. fil. Kerguelen. Nat. Gr. (SCHOIPER.) Fig. II. Tillaea moschata De. Nat. Gr. 25 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. II. I. Teil. 2b Fig. 12. ;i, li Ranunatlui trullifol li k. fil. Nach icranaceae 6) Bartramiaceae 7) Pottiaceae . Indreaea Entoslkodon ( atharinea Mielichhqferia Blindia Bartramia Pottia Trichostomum Orthotrichum Grimmia Dichelyma JIvplIHHl 8 Arten 2 1 Art 2 Arten 6 .. 8 .. 3 •- 1 Art I Arten 20 ., 1 Art 16 Arten Polytrichum Bryum Dicranum Jhihula 3 Arten 15 .. 5 8) ( )rthotrichaceae 9) Grimmiaceae 10) Fontinalaceae 1 1) Hypnaceae Die felsbewohnenden Gattungen Andreaea und Grimmia, auch Bryum, sind also besonders stark vertreten. Dagegen fehlt auf Kerguelen eigentümlicherweise die Gattung Sphagnum vollständig, und die Pleurocarpi sind im Gegensatz zu den arktischen Ländern relativ schwach vertreten. ScHiMPER sammelte Dezember 1898 auf Kerguelen nur folgende von F. V. Brotherus bestimmte Moose: 1) J. Cardot, Mousses et coup d'ceil sur la flore bryologique des Terres Magellaniques. Resultats du voyage du S. V. „Belgica" en 1897 — 1899, Botanique, Anvers 1902, p. 13. 35 5* 36 H. SCHENCK, i) Andreaea parallela K. Müller. Stets steril, in Kugeln mit erdigem Kern wachsend (vergl. S. 42, Fig. 22). 2) Blindia aschistodontoides K. Müller. Desgl. (vergl. S. 42, Fig. 22). 3) Racomürium chrysoblastum (K. Müller) Pak. Bildet große Polster auf steinigem Boden. Am Gazellehafen. (Vergl. Fig. 21 auf Tafel zu S. 42.) 4) Ditrichium Hookeri II im:. (= Leptolrichum Hookeri K. Müller). Große Polster auf steinigem, feuchtem Boden. Auch unter den Lebermoosen1), von denen etwa 30 Arten bekannt geworden sind, befinden sich /ahlreiche endemische Arten. Sie zeigen Beziehungen zu denen Feuerlands und des neuseeländischen Inselbezirkes. Von weit verbreiteten Arten sind zu nennen Aneura inulti- fida I... A. pinguis L., Marchantia polymorpha L. Die Flechten2) gehören größtenteils den Krustenflechten Verrucaria, Lecidea, Perlusaria, Lecanora, Psoroma, Pannana an, während die Blattflechten nur durch sehr wenige Pelligera und Parmelia, die Strauchflechten durch einige Cladonia, Argopsis und l'sneaceen vertreten sind. Viele Arten sind endemisch. Besonders wichtig durch massenhaftes geselliges Auftreten sind die felsbewohnenden L'sneaceen Ncuropogon melaxanlhus Nyl. und X. Tay/ort (Fig. 20, S. 4 1 1, welche beide in höheren Regionen, letztere an Felsen bis 1200 Fuß, verbreitet sind. JV. melaxanlhus Nyl ist in der ganzen arktischen Zone, mit Ausnahme Skandinaviens, und in der ganzen ant- arktischen Zone verbreitet. Si 11 im i'ER sammelte Dezember 1898 auf Kerguelen folgende von Al. Zahlbruckner be- stimmte Arten: 1) Neuropogon melaxanlhus Ach. Auf Felsen häufig. 2) Neuropogon Tay/ort Hook. f. Auf Felsen häufig. 3) Placodium bicolor (Tuck.) Müll. Arg. (= Lecanora gelida v. laieritia Cromb.). Am ( iazellehafen massenhaft 4) Lecanora spec. Auf dem Boden an nassem Standort häufig. Von Pilzen1) sind bisher nur sehr wenige, im ganzen ein Dutzend Arten, bekannt ge worden, die meisten davon weit verbreitet Sie verteilen sich auf folgende Gattungen: . Igaricus, 5 Arten, darunter . l.hypnorum Batsch und . l.g/eöarum Berk. auf Azore/fcPdlstern. Coprinus, 2 Arten. Peziza, 2 Arten. Sphaeria herbarum Pers., an toten Stämmen der Pringlea. Phoma festucina v. Thümen, auf Festuca erecla. Cladosporium gramineum Lk., an Poa Cookii Hook. f. Die Süßwasseralgenflora4) Kerguelens ist eine sehr reiche. Reinsch zähll im ganzen 106 Arten auf, welche sich in folgender Weise verteilen: i) W. Mitten, Hepaticae, in: Botany of Kerguelen Island. Philos. Trnnsai Royal S ity, Vol. CLXVIII, 1879, — V. si im im k, Lebermoose, in: Forschungsreise dei „Gazelle", Bd. IV. 1K89. 2) I- M. 1 komme, 1 ■ Botany ol Kerguelen Island. Phil. Transact. of the Royal. Soc. Vol. < I. XVIII, 1879, p. 38. — J. Mi 1 1 1 i-, Argov., Flechten, in: I • >rschungsreisc der „Gazelle", IUI. IV, 1889. 3) AI. |. Berkeley, Fungi, in: Botany of Kerguelen Island. Phil, rransact ol the Royal Soc., Vol. ci.W'lll. 1879, p. Sv — Felix v. Thümen, Pilze, in: Forschungsreise der „Gazelle", Bd. IV, 1889. p P. F. Km\~' 11. Ugae aquae dulcis Ins. Kerguelensis, in: Botanj ol Kerguelen Island. Phil. Transact, "f the K<>\.lI So< . Vol. 1 I.W III, 1879, ].. 57. 36 Subantarktische Inseln. ■> 7 Diatomeae 21 Arten in 13 Gattungen Cyanophyceae 33 ., „18 Chlorophyceae 50 „ „ 30 „ (inkl. Conjugatae) Phaeophyceae 1 Art „ 1 Gattung Rhodophyceae 1 „ „ 1 „ Von diesen sind 18 Arten Kerguelen eigcnthümlich, also relativ wenige. Die Süßwasseralgen sind im allgemeinen wenitr variabel unter den verschiedensten Klimaten und haben vielfach sehr weite Verbreitung. Die Phaeophycee ist Rhizocladia trpciis Rkixsch, ein neues Genus; die Rhodo- phycee ist das neue Batrachospermum minutissimum Retnsch. Zu den 106 Arten kommen noch 7 Arten aus der „Flora antarctica", so daß die Gesamt- zahl 1 1 3 beträgt. Die Characeen sind durch Nitella antarctica Braun vertreten. Die Meeresalgen1) sind bis jetzt in 82 Arten bekannt geworden, von denen etwa ein Dutzend der Inselgruppe eigentümlich sein mögen. Besonders auffallend sind die großen, ge- sellig wachsenden, für die kalten Oceane charakteristischen Brauntange: D'Urvülea itlilis Bory Lessonia fuscescens Borv D' Urvillea Harveyi Hook. f. Desmarestza-Arten Macrocystis pyrifera Ag. Die meisten Meeresalgen gehören der antarktischen, weil verbreiteten marinen Flora an. Etwa Vi der Arten kommen auch an den Küsten Europas vor, und einige sind kosmopolitisch. Anhang. Nutzpflanzen Kerguelens. Seil Cook's /eilen i^L von allen Besuchern der Insel die Pringlea antiscorbutia, der Ker- guelenkohl, als wertvolles und antiskorbutisch wirkendes Gemüse geschätzt worden. Acaena adscendens, der Kerguelenthee, wird von Walfischfängern als rhee gegen Fieber benutzt. Unter den einheimischen Gräsern gilt Poa Cookii als gutes Viehfutter. § 5- Vegetationsformationen auf Kerguelen. [Nach (Uni Manuskript von W. Schimper; sämtliche Litteraturhinweise und Anmerkungen von II. Sem 1 Einleitung. Wo im Süden und im Norden der Baum wuchs aufhört und eine niedrige Vegetation von Zwergslräuchern, von kleinen, wenn auch oft großblütigen Stauden und von Moosen und Flechten die Landschaft zu beherrschen beginnt, da liegt für den Botaniker die Grenze zwischen den temperierten und den kalten oder polaren Zonen. Diese Grenze weicht im Norden nicht sehr wesentlich vom Polarkreise ab, wenn sie denselben auch in der östlichen Hemisphäre vielfach 1) G. DICKTE, Marine Al^ae, in: Pliil. Transact. of die Royal Soc, Vol. CLXVUI. [879, p. 45. — E. Askenasv, Algen, in: Forschungsreise der „Gazelle", Bd. IV, 1889. 37 ?R H. SCHENCK, überschreitet und in der westlichen vielfach nicht erreicht. Im Süden hingegen, wo das stets stürmische Klima dem Baumwuchs entgegenwirkt, liegt diese Grenze um ein beträchtliches dies- seits des Polarkreises, so daß die Gebiete, welche der Pflanzengeograph als antarktische oder richtiger als südliche kalte Zone bezeichnet, geographisch noch zur temperierten Zone gehören. Jenseits des Polarkreises ist in der Antarktis, im Gegensatz zur Arktis, die Vegetation bis auf wenige niedere Kryptogamen unterdrückt. Während die arktische oder nördliche kalte Zone, dank den Bemühungen einer Anzahl skandinavischer' Forscher, nicht bloß floristisch, sondern auch ökologisch zu den am besten be- kannten Gebieten der Erde gehört, ist unsere Kenntnis der antarktischen Vegetationszone in dieser Hinsicht kaum eingeleitet. Der kurze Aufenthalt der deutschen Tiefsee-Expedion auf Kerguelen erlaubte mir, dank dem einheitlichen und scharf ausgeprägten ökologischen Charakter der Vege- tation dieser Inselgruppe und der geringen Anzahl der Hinzelformen, einen Einblick in die Be- dingungen des Pflanzenlebens und ihren Einfluß auf Physiognomie und Gliederung der Vege- tation zu gewinnen. Die herrschende Formation der Arktis, diejenige, in welcher der allgemeine Charakter des Klimas in seinen Wirkungen auf das Pflanzenleben unbehindert zum Ausdruck kommt, ist die Tundra oder Kältewüste, in welcher die Dürftigkeit des Pflanzenlebens vornehmlich durch die Kürze und nietlere Temperatur des Sommers bedingt ist. Wie die Trockenwüste oder Wüste im gewöhnlichen Sinne, entbehrt die Tundra einer zusammenhängenden Bedeckung durch Pflanzen, indem die Unbill des Klimas alljährlich viele Pflanzen vernichtet und der Vermehrung durch Samen oder Ausläufer entgegenwirkt. Das Fehlen der Bäume und aufrechten Sträucher ist jedoch weniger durch die Kälte als durch die nament- lich während des Winters mit Heftigkeit wehenden Winde bedingt, deren trocknende Eigenschaft vornehmlich während der Winterszeit wirkt, wo die Pflanzen aus dem gefrorenen Boden ihren Wasserbedarf nicht decken können und daher nur unter dem Schutze der Schneedecke der Aus- dörrung entgehen. Xerophile Einrichtungen, das heißt Schutzmittel gegen schädlichen Wasserverlust, sind jedoch auch bei den arktischen Pflanzen vorhanden, welche wohlgeborgen im Schnee den Winter zubringen, denn der Boden ist auch im Sommer hartgefroren, während die oberirdischen [eile, durch die Sonne erwärmt, Wasserdampf abgeben. I »ie Trockenwüste besitzt Wasseroasen, die arktische Kältewüste Wärmeoasen. Nach Süden gerichtete Abhänge in der oft welligen Tundra sind von einer üppigen und zusammenhängenden Pflanzendecke überzogen, welche zu dem spärlichen Pfanzenwuchse der umgebenden Einöde den auffallendsten Kontrast bietet. Die Physiognomie der Pflanzenformationen der südlichen kalten Zone hat mit denjenigen der Arktis viele gemeinsame Züge, doch zeigt sie auch wesentliche Abweichungen von denselben. Aehnlichkeiten und Unterschiede stehen mit solchen der Klimate in Einklang. Der Winter ist viel weniger kalt in der Antarktis als in der Arktis, aber der Sommer viel weniger warm, so daß die Unterschiede zwischen den fahreszeiten kaum zum Ausdruck kommen. Während der hohe Norden spärliche Niederschläge und vorwiegend winterliche Winde besitzt, sind für den hohen Süden heftige, von Schnee oder Regen begleitete Stürme tägliche Erscheinungen. Ein beträchtlicher Teil der Arktis isl jeden Sommer schneefrei und dem Pflanzenleben zugäng- lich, während das antarktische Gebiel noch in viel niedrigerer breite von einem nie völlig 38 Subantarktische Inseln. 39 schmelzenden und nur an wenigen Stellen seines äußersten Randes unterbrochenem Schnee- und Eisfeld bedeckt ist. In den ewig vereisten Landschaften der Antarktis tragen nur einzelne senkrechte Wände und Felszacken eine dürftige, nur aus wenigen Kryptogamen bestehende Vegetation. Die schnee- freien Flächen sind, wie in der Arktis, von der Tundra in Anspruch genommen. Trotzdem sie sich weit mehr als die arktische von dem Polarkreise in die niederen Breiten hinein ausdehnt, stellenweise sogar bis diesseits des 45. Breitenkreises, bedeckt die antarktische Tundra doch, im Vergleich zur arktischen, ein winziges Areal. Dieses Mißverhältnis ist in erster Linie durch die geringe Ausdehnung des Landes im Vergleich zum Meere bedingt; aber da, wo die Tundra auftritt, zeigt sie sich zwischen Firnfelder eingeengt und stellt z. B. auf der Heard-Insel gleichsam eine Oase in der Schneewüste dar. 1. Azore/Ia-Formation und Aca ena-Formahon auf Kerguelen. Von einer der terrassenartigen Höhen in der Umgebung der Gazellenbucht betrachtet, stellt sich das reich zerklüftete Gelände Kerguelens als eine Wüste dar, auf deren grauem, mit Felsblöcken bestreutem Boden die bis halbmeterhohen und um das Doppelte breiten Polster der Azore/la Selago Hook. f. teils vereinzelte, teils dichter stehende grüne Punkte darstellen (Taf. I und II). Wie die arktische Tundra hat auch die antarktische ihre Oasen; bestimmte Abhänge /eigen sich bald mehr, bald weniger gleichmäßig grün gefärbt; grün sind auch die Vertiefungen des Bodens, soweit sie nicht von S< hnee und Eis gefüllt sind, und die kleinen Inseln der Bucht leuchten wie Smaragde auf der meist düsteren Fläche des Meeres. Die Armut und eigenartige Ausbildung der Vegetation rührt in jeder Wüste von unzu- reichender Wasserzufuhr her, doch kann dieselbe von mancherlei Ursachen bedingt sein, indem die Wasseraufnahme durch die Pflanze ein physio- logischer und nicht ein physikalischer Vorgang ist. Physikalische und physiologische Trocken- heit sind scharf auseinanderzuhalten. So kennen wir bereits außer den Trockenwüsten oder Wüsten in gewöhnlichem Sinne des Wortes, wo der Boden gleichzeitig physikalisch und physiologisch trocken ist, auch Kältewüsten oder Tundren, wo die Verkümmerung der Vegetation auf feuchtem, sogar nassem Boden durch die Kälte bedingt ist, welche die Wasseraufnahme erschwert und zeitweilig sogar ausschließt, und die Höhenwüsten, wo die große Trockenheit der Luft, verbunden mit stärkster Insolation, auch bei regelmäßiger Befeuchtung des Bodens das Aufkommen einer nur kümmerlichen Vege tation zuläßt. 39 t» Fig. i<). .4ci'/v//«-Formation. graphie von Dr. C. APSTEIN. Am Grazellehafen. Nach Photo- -q H. SCHENCK, Die Trockenwüste besitzt Oasen, in muldenartigen Vertiefungen des Bodens oder in dem Bett der Wasserläufe, wo sich in der Tiefe Wasser ansammelt; die arktische Tundra hat Wärme- oasen, an den nach Süden gerichteten Abhängen, und auch die Höhenwüste hat an feuchten, schattigen Stellen ihre Oasen. Die größten oasenartigen Flecke der Tundra auf der ant- arktischen Kerguelen-Insel und wohl der Antarktis überhaupt sind die nach Norden und die nach < >sten gerichteten Abhänge. In den Oasen sind die allgemeinen klimatischen Faktoren, welche den Charakter der Wüste bedingen, durch lokale Einflüsse des Bodens oder der Lage gegen den Horizont in mehr oder weniger hohem Grade aufgehoben. Sit- bieten daher die wichtigsten Fingerzeige zur Er- klärung: des wüstenartigen Charakters einer Gegend. Wären auf Kerguelen nur die nach Norden gerichteten Abhänge mit einer relativ üppigen Vegetation bedeckt und die nach Süden ge- richteten besonders kahl, so wäre der Unterschied auf zu niedrige Temperatur zurückzuführen. I >ie i >bstabhänge sind aber mindestens ebenso üppig, oft üppiger bewachsen, als die während des langen Sommertages dauernd bestrahlten nördlichen, und die kahlsten sind nicht die süd- lichen. Mindern die dem vollen Anprall des herrschenden Windes ausgesetzten westlichen. Zwar ist die vorherrschende Richtung des Windes Nordwesten; jedoch bedingt die Konfiguration des Bodens an der Gazellenbucht, daß erstere zwischen den Hügeln eine mehr westliche Richtung annimmt. Nicht physikalische Trockenheit des Bodens bedingt den wüstenartigen Charakter Kcrguelens, denn derselbe ist. wenn auch meist steinig, schon an der Oberfläche oder doch in geringer Tiefe immer nass; ebensowenig kann die niedrige Temperatur des Hodens die einzige Rolle spielen, Amn nur die Nordabhänge würden in diesem Falle am stärksten, die Südabhänge am schwächsten bewachsen sein. Der häufig stürmische Wind ist als der dem Pflanzenwuchs feindliche Faktor zu betrachten. Kerguelen stellt eine Windwüste dar, in welcher die maßgebenden trocknenden Wirkungen des Windes durch die niedrige Temperatur des Bodens unterstützt sind1). Alle Eigentümlichkeiten der Vegetation stehen mit dieser Anschauung im Einklang. Der Windschutz allein erklärt das Auftreten einer üppigen Vegetation in den Vertiefungen des Hodens; denn an Feuchtigkeit ist überall kein Mangel, und durch höhere Wärme sind solche Standorte gewiß nicht ausgezeichnet Auch die Betrachtung der Polster von Azorella beweist ihn- Richtigkeit, denn sie sind auf der Westseite schwächer entwickelt als an den anderen Seiten, namentlich als an der Ostseite, und letztere trägt beinahe allein die Pflanzen (. \i\niia adscendens Vahl, . Igrostis antardica Hook, f., Lycopodium saururus Lmk.), welche beinahe jedes Azorella- Polster bewachsen [Taf. 11]-). Ferner pflegen die auf den windigen Hochflächen häufig zerstreut i) Von neuerer Litteratur über den Wind als pflanzengeographischen Faktor ist zu erwähnen : i. A. HanSKN, l>i<- Vegetation der ostfriesischen Dasein, Dannstadt 1901, und Experimentelle Untersuchungen über die Beschädigung der Blätter durch den Wind, ., 1904. (Vergl. ntroversen von Hansen und Wakmim. im Bot. Jahrb. 1. System., Bd. XXXI u. XXXlI.i — 2. ]. Früh, l>i<- Abbildung der vorherrschenden Winde durch die Pflanzenwelt. Jahresbericht der Geogr.-Ethnographischen Gesellschaft Zürich, 1901/1902; hier i-t auch die bisherige Litteratur zusammengestellt. Vuli Naumann (Zeitschr. der Gesellsch. f. Erdkunde Berlin, Bd, XI. 1876, S. 1 ;i|) hat beobachtet, daß sich häufig kleinere Gev !o-Polstern ansiedeln, so namentlich Galium antarcticum , Ranunculus biternatus , Lycopodium magellanicum; cheine solche Orte sogai zu bevorzugen. Auf einem von Schimpj leiten Polster, von etwa 13 cm er, tindel sich ! 1 »gewachsen, auf einem zweiten, etwas größeren dagegen (vergl. Fig. :i auf Tafel zu s |'i \iuli Colobanthui und Ranunculus biternatus wurden von ScHlMPER abachtet I" Subantarktische Inseln. 41 liegenden Felsblöcke mit Bartflechten rasen (Neuropogon melaxanthus Ach. und N. Taylorii Hook. f. Fig. 20) in großen Mengen bedeckt zu sein, und zwar wiederum in sehr ungleicher Verteilung auf ihren verschiedenen Seiten. Es sind nicht die dem häufigsten Regen, aber auch den stürmischen und trockenen West- und Nordwest- Winden zugekehrten Seiten, welche hauptsächlich bewachsen Fig 20a. Neuropogon Taylori 1 1 ■ ■< >k . fil. Xat. (lr. Fig 20b. Neuropogon melaxanthus Ach. Nat. Gr. sind; dieselben sind an sehr offenen Standorten sogar ganz kahl. Bevorzugt sind die < »stseiten, während die Nord- und Südseiten wiederum weniger bewachsen sind. Es geht schon aus dem Vorhergehenden hervor, daß Acaena adscendensVAHL (Fig. [6, S. 30) die günstigsten Standorte beansprucht; sie ist es in der That, welche die nach Osten und Norden geneigten Abhänge ganz vorwiegend bedeckt. Sobald die Bedingungen günstiger werden, rücken die Azorella-Fdlster dichter aneinander und bilden schließlich einen zusammenhängenden Ueberzug. Wird der Standort noch günstiger, so wird dieser Azorella-U eberzug alsbald von einem Acaena- Ueberzug abgelöst Azorella beherrscht die Wüste, wo Acaena nur kümmerlich oder gar nicht gedeiht; Acaena beherrscht die (»äsen und hält von denselben die Azorella fern (Taf. 111). Eine derartige Teiluiv' des Hodens zwischen nur zwei vorherrschenden Arten ist ohne Analogon in anderen Gebieten, denn auch bei der manchmal scharfen Trennung von Nadel- und Laubwald in den Waldgebieten handelt es sich um ganze Pflanzengesellschaften. Außer in einigen nachher zu besprechenden edaphischen Formationen sind die Begleiter der Azorella wie- der Acaena nur wenige? und wenig mannigfaltige. Vielfach habe ich auf weiten Flächen von höheren Pflanzen nur Azorella gefunden: wohl stets ließen sich bei einigem Suchen auf den Steinen des Bodens kleine Krustenflechten nachweisen. Die häufigsten Begleiter von Azorella sind: Colobanlhus kerguelensis Hook, f., Agrostis antaretica Hook. Lyallia kerguelensis Hook, f., Festuca kerguelensis Hook, f., Pringlea antiscorbutica R. Br. Auch die Acaena^oxmdXs.Q® sah ich manchmal auf größeren Strecken vollkommen rein; sie tritt sogar häufig reiner auf als die ^f~tf/v//<7-Formation. Als Begleiter fand ich: 4i Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 6 Ja' 42 H. SCIIEXCK, Pringlea antiscorbutica R. Bk., Festuca erecta d'Urv. Ranunculus biternatus S\i., Poa Cookii Hook, f., Galium antardicum Hook. L Lomaria alpina Spr. Bei näherer Betrachtung zeigen sich die Unterschiede in den Existenzbedingungen beider Formationen in der Struktur ihrer Gewächse wohl ausgeprägt Für die Azore/Ja-Forma.tion ist die Polsterform charakteristisch, welche den mechanischen wie den trocknenden Wirkungen des Windes den besten Widerstand entgegenstellt. Mit ihrer Basis dem Boden dicht anliegend, von gewölbter Gestalt, nahezu glatt, sind die -rollen und dichten Polster vor dem Ausreißen durch den Wind vollkommen geschützt Die gleiche Gestalt wiederholt sich im kleineren Maßstab bei Lyallia kergue/ensü Hook. f. (Fig. to, S. 25), welche ich allerdings nicht finden konnte, die aber nfalls besonders windige offene Standorte bewohnt1), sowie bei dem noch kleineren Colobanthus kerguelensis Hook. f. (Fig. 9, S. 25), welche ich nur in den vom Sturm gefegten wüstenartigen Hoch- flächen, zwischen locker zerstreuten Azorella- Polstern vereinzelt wachsen sah, wo sie jungen Azorella- Pflanzen so ähnlich war. daß einige Uebung dazu gehörte, sie von denselben zu unterscheiden. Festuca kerguelensis Hook. f. (Fig. 7, S. 24. und Fig. 21, Taf. zu S. 42), das häufigere der in den windigen Azorella-TLinöden wachsenden Gräser — das andere, Agrostis antardica Hook.. ist auf die Asord/a-Polster beschränkt ist ebenfalls polsterartig, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Blatt- enden frei hervorragen; diese Blatt- enden waren jedoch stets vertrocknet im Gegensatz zu den im Schutzeder Polster befindlichen saftigen unteren Teile. Endlich zeigt sich die Polster- form in vollkommenster Ausbildung auch bei den Moosen, welche stellen- weise in der ./»/'('//(/-Formation recht häufig sind. Namentlich ausgezeich- net ist diese Wuchsform bei Raco- mitrium chrysoblastum Pak., deren Polster 1 dem hoch und über ,, dem breit werden (Fig. 21). Die wunder- barsten Formen unter den Moosen der . / orella- Formation sind jedoch diejenigen, die als Kugelmoose bezeichnet werden mögen. Hin und wieder erscheinen scharf begrenzte Stellen dicht bedeckt von rundlichen, dunkelbraunen Gebilden, welche der Losung eines Huftieres zum Vertauschen ähnlich aussehen. Ihre Größe schwankt zwischen einer Kirsche und einer mittleren Kartoffel. Die kleineren Kugeln bestehen aus lilindia aschistodontoidei K. Müll., die größeren aus Andreaea parallela G Müll, deren radial geordnete Sprosse rings um einen kleinen Fig. 22. Kugel aas dei I fo-Formation auf Kcrguclcn. Andreaea parallela C. MÜLLES (5 größere Kugeln), Blindia aschistodontoidei < MÜLLEl (die kleinen Ballen). Nach Photographie (SCHIMPER). Nach |. II. K 1 1 • ragen «riehst am Royal Sound Lyallia kergueler, .weise an den Hängen steiniger Hügel, fast immer an d< n häufigen Wechsel von ["rockenheit und Feuchtigkeit ausgesetzt ist Bulletin of the It. itional Museum, Vol, I, No. \, 1897b, p. 22). 1- <*■ N H £"1 •- & 3 2 c o -S pq ^ 2 a b ■? X * c 5 o Q 1 4 c t/J fn 0 o 4 E ^j S tu § 5 ^ CM lU j-.' na -iä 0) 3 W | •SF 'S 1' ^ t/ ^ k- ^ o t* Ctf "7^ k C PU c <.-. e ^ 1 N <-> büo centralen Erdklumpen oder auch um ein Steinchen nahezu gleichmäßig geordnet sind. Bei starkem Winde rollen diese Gebilde, oft auf weite Strecken ; ähnlich wie andere von dem Winde fortgetriebene Körper werden sie an bestimmten Stellen zusammengeweht, bis ein starker Wind- stoß sie wieder forttreibt. So ist bald die eine, bald die andere Seite frei und kann sich weiter entwickeln '). Die einzigen Pflanzen, welche in der Azore/la-Wüste die Polsterform nicht besitzen, sind solche, die auf den Asore/h-Fdlstevn wachsen, sowie ganz vereinzelte und winzige Exemplare der Pringlea antiscorbutka R. Br., welche nicht bloß durch starke Reduktion aller Teile, mit Aus- nahme der verhältnismäßig sehr starken Wurzel, sondern auch durch reiche Behaarung von der an günstigen Standorten wachsenden Eorm so wesentlich abweichen, daß man beim ersten Blick eine andere Art zu sehen glaubt (Fig. 14, S. 28). Die Behaarung stellt natürlich ein Schutzmittel gegen die Trockenheit dar. Vorrichtungen zur Verhinderung von zu großem Wasserverlust sind bei allen Pflanzen der Azon //^-Formation nachweisbar. Als hervorragendstes Schutzmittel ist der Polsterwuchs aufzufassen, welcher ganz ähnliche Vorteile gegen zu großen Wasserverlust bietet wie die Succulenz bei den Kakteen und den ihnen äußerlich ähnlichen < k wachsen, indem in beiden Fällen Reduktion der freien, also transpirierenden Oberfläche erreicht wird. Beim ersten Blicke erscheint es befremdend, daß typische Polsterform und ausgeprägte Succulenz, welche beide ganz ahnliche Vorteile gegen zu große Transpiration bieten, geographisch ziemlich scharf getrennt bleiben. Die Polsterform ist charakteristisch für kalte und oft niederschlagreiche, ausgeprägte Succulenz im allgemeinen für sehr regenarme, xerophile Gebiete. Allerdings kommen einige Blatt- succulenten, namentlich Semperuivum- und Saxifraga-Arten in den hohen Regionen der Alpen vor, an ähnlichen Standorten wie die Polsterpflanzen, und Kakteen, sogar solche von Kugelform, wachsen in der im Winter sehr kalten alpinen Region der Hochgebirge Kaliforniens. Letztere besitzen ein sehr trockenes Winterklima. Wie die Kultur erwiesen hat, ist es für die Ueberwinterung solcher Kakteen Bedingung, daß sie vorher unter entsprechendem Wasserverlust stark zusammenschrumpfen. Wir haben hierin einen deutlichen Fingerzeig, daß großer Saftgehalt bei tiefer Temperatur ungünstig wirkt, was auch wohl ver- ständlich erscheint, da das Gefrieren großer Wassermengen und noch mehr das Auftauen erhebliche Zerstörungen der Gewebe verursachen würden. Durch das Schrumpfen wird aber nicht bloß die Wasser- menge vermindert, sondern auch die Konzentration des Saftes erhöht und dessen Gefrierpunkt daher herabgesetzt. In den warmen Zonen würde sich die dichte Polsterform nicht erhalten, weil die Wärme, verbunden mit der Feuchtigkeit und Dunkelheit innerhalb der Polster, rasche Streckung der Einzelsprosse und damit die Auflösung der Polster bedingt. Derartiges zeigt sich schon, unter besonders günstigen Bedingungen, wie nachher noch gezeigt werden soll, in den -dsors/Za-Polstern. Lockere Polsterformen sind hingegen in warmen Wüstengebieten ganz gewöhnliche Erscheinungen, namentlich unter den holzigen Gewächsen. In ausgezeichneter Weise zeigt sich bei Azorel/a der schon durch die Polsterform ge- währte Schutz gegen zu großen Wasserverlust auf die Struktur der Einzelsprosse ausgedehnt. 1 1 Zur Ergänzung der ScHi.MPER'schen Angaben sei erwähnt, daß „Kugelmoose" auf Kerguelen bereits von J. H. Kidder 1874 beobachtet worden sind. An der Bearbeitung der von K EH gesammelten Moose von THOMAS P. James (Bulletin of the United States National Museum, Vol. I, 187(1, No. 3, p. 25) wird zu der neuen Grimmia Kidderi JAMES bemerkt: „Growing in small globular masses on hill-sides at some distance from the sea. The small balls formed by uns eunous moos seem not to be rooted to any other plant, but to be blown about by the wind indiscriminately. The detached masses generali; were found disposed in a fan shape, radiating apparently from a central point, as if a larger mass in which they had been aggregated, had been broken up by the force of the wind. Found only in a barren State. Very local." Außer Andreaea, Blindia und Grimmia mögen vielleicht auch noch andere Moosgattungen Vertreter zu dieser eigenartigen Vegetationsform, die sicher auch auf anderen antarktischen Inseln noch zu finden sein wird, stellen. 43 44 H. SCHENl k. An den typischen Standorten, also an offenen windigen Stellen, schließen die Sprosse so dicht, daß die Oberfläche keine Lücken aufweist (Fig. 15, S. 29). Die Blätter solcher Polster sind sehr klein, konkav und bilden mit der Sproßachse einen spitzen Winkel, so daß der Gipfel eines jeden Sprosses eine kleine Nische darstellt, aus welcher auch bei starkem Winde die Luft nur langsam verdrängt wird (Fig. 23a). An geschützten Stellen, z. B. am unteren Rande der Polster in der ./ 1 >rclla- Formation, wird die Struktur eine lockere, indem die Einzelsprosse sich strecken Fig. 2.5 a. A-~orcUa SeUtgo Hook. Eil. Sproß aus der belichteten Seite eines Polsters. Nat. Gr. Fig. 23b. lago Hook. lil. Sproß von der Schattell- seite eines Polsters. Nat. Gr. und ihre größeren Blätter flach ausbreiten (Fig. 23b). Bei geringer Beleuchtung, /.. B. wo ein Polster sich gegen einen Stein stützt, kommen ausgeprägte Vergeilungserscheinungen zum Vi >rsi lleill '). Obgleich die Azore/farFormaXioTi diejenigen Formen der Kerguelenflora vereinigt, welche das rauhe Klima, im besonderen die stürmischen Winde am besten ertragen, so ist sie .loch demselben nicht vollkommen angepaßt und tiefgreifenden Zerstörungen ausgesetzt. Namentlich eilt dies von der Azorella selbst. Hin und wieder sah ich ausgedehnte, jedes Pflanzenlebens bare Stellen, auf welchen die zerfallenden und vermodernden Ruinen mächtiger Azore//a-P6lster von einst üppigem Pflanzenwuchse Kunde brachten. Ich sah aber auch Stellen, /. B. an den Süd- abhängen der Ahlefeldt-Halbinsel, bei dem großen Brutplatz der Pinguine, wo die Azore/la-Polster, und nur diese, auf weitere Strecken ausnahmslos abgestorben waren. Daß die zerstörenden Kin- 11 Die dichte Zusammendrangung der Sprosse der Asorelia hat /ur Folge, daß bei Sonnenschein eine bedeutende, für die Funktion des Wurzelsystems günstige Erwärmung des Inneren dei Polstei stattfindet So bei 11. \. Mumih Notes "n die flora "i Marion bland, Journal "( the Linn. Society, Vol. KV, 1877, p. 185) auf dei Marion-Insel am 26. Dezember iS;.i bei <>c>o Fuß reshohe eini m von \\" l (7,2° ' I, w rhermometei mitten in einer runden ./.-»<•, 7, /-Masse auf 500 F (10° CJ -- 1 i- -j^- I)i.- Polstei halten also eine bei Quantität Sonnenwarme zurück, und M<>-i 1 1 \ meint sogar, daß diese Thal - ihre eigenartige Form vielleicht mitbedingen könne. ibei auch Challengei Report, Narrative I. p, joi „No doubl powei tance to wind is also gained bj the assumption ol this rorm." Dei \ irteil dei w irmespeicherung indessen Isl unsere] Ahm. In nach von sekundarei g im die 11 ng von Polsterpflanzen, füi die in ersl 1 in dei Wind ra 1-4. 44 Subantarktische Inseln. 45 flüsse gegenwärtig nicht mehr existierten, zeigte sich in letzterem Falle deutlich an dem Vor- kommen zahlreicher junger Pflanzen der Azorella in den abgestorbenen alten Polstern. Als ich die Erscheinung zuerst in der Nähe des Strandes beobachtete, glaubte ich, sie auf das Bespritzen der Polster mit Meeresschaum bei starkem Sturme zurückführen zu können, da Azorella, im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen Kerguelens, das Salzwasser nicht verträgt. Bald sah ich jedoch ähnliche Verwüstungen auch in größerer Entfernung vom Meere und lernte dann den zerstörenden Faktor kennen. Es waren nämlich alle aus dem schmelzenden Schnee hervorragenden oder von demselben bereits entblößten Polster tief gebräunt und teilweise bereits angefault, und nähere Untersuchungen ließen mich überall, wo nicht zu alte Azo/r/la-Ruman standen, solche Un- ebenheiten, wie sie zerfließender Schnee in weichem Boden hervorruft, erkennen. Auch wurde die Annahme einer häufigen und in großem Maßstabe stattfindenden Zerstörung der Azorella durch den Schnee dadurch bestätigt, daß dicht an solchen Stellen die Spalten senkrechter Felsen mit schwellenden grünen Azorella- Polstern geschmückt waren. Auch in dieser Eigentümlichkeit zeigt sich das Vorkommen von Azorella an den Wind gebunden. Schneedecken sind in Kerguelen, wenigstens im ("istlichen Teile, außer auf den Höhen, wo sie in Firn umgewandelt werden, der Regel nach nicht von großer Dauer, indem, auch im Winter, die milde Temperatur sie zum Schmelzen bringt oder der stürmische Wind sie wegfegt und in Vertiefungen des Bodens anhäuft. Eine andauernde winterliche Schneedecke, wie in den arktischen und subarktischen Gebieten, würde die Azorelh, ganz vertilgen, ohne der Aeaena wesentlich zu schaden, welche ich aus dem schmelzenden Schnee zwar mit toten Blättern, aber mit gesunden Achsen hervorragen sah. Dieser Umstand begünstigt jedenfalls die Aeaena in ihrem Kampf um die Herrschaft an den nördlichen und östlichen Abhängen, da gerade auf diesen der Schnee länger verweilt als auf den dem vollen Anprall des Sturmes ausgesetzten westlichen. Die Aeae ««-Formation zeigt ein etwas ungleiches Gepräge, je nachdem die Be- dingungen ihrem Gedeihen mehr oder weniger günstig sind. Die Nord- und Ostabhänge, in der Nähe des Meeres, wo die Luftfeuchtigkeit sehr groß ist. sind von schwellenden Teppichen der Aeaena bedeckt, in welchen andere Pflanzen sich gar nicht zu zeigen pflegen (Taf. IV). Die kriechenden Hauptsprosse überziehen den Boden mit einem engmaschigen Netze, aus welchem sich die Laubsprosse senkrecht zu etwa I lall »meterhohe erheben. An solchen Standorten pflegt die Pflanze steril zu sein oder erzeugt doch nur wenig Blüten. Die Aeaena herrscht fast aus- schließlich vor, und auf sehr humusreichem Boden, namentlich an den Ostabhängen, z.B. ander Christmasbai, treten als kräftige Mitbewerber Poa Coole// Hook, f.1) und stattliche Exemplare der Pringlea antiscorbutica R. Br. auf. Anders ist der Habitus der Aeaena und hiermit der ganze Charakter der Formation an weniger luftfeuchten Stellen. Da schmiegt sie sich dicht dem Boden an. senkrecht stehen nur die Zweigspitzen und die in solchen Fällen zahlreichen blühenden Sprosse. Derartige Standorte sind auch durch das reichliche Auftreten von Begleitpflanzen charakterisiert. Namentlich pflegen Moose massenhaft vorhanden zu sein; kleine, vollkommen reine Beete von Lomarkt alpina Spreng.8) i) r , ist nach J. D. HoOKER(Flora antaret., p. 383) das häufigste Gras auf Kerguelen und sehr wertvoll als gutes Viehfutter. 2) Sowohl nach Angaben von 11. X. MOSELEI [Journal Linn. Soc. Vol. XV, iSj;. p. 53) als von Naumann (Zeitschrift Ges. Erd. Berlin, Bd. XI, 1876, S. 120) ist Lomaria alpina enorm häufig bei Betsj Cove und bekleidet oft ganze Abhänge fast aus- schließlich; ebenso ist sie am Royal Sound außerordentlich häufig nai LEY (I. c), A. IC. Eaton iProceed. of the 1 Soc Vol. XXIII, 1875, P- 35') und J. II. Kidder (Bull. Unit. States Nat. Museum, Vol. 1, [876, No. ;. p. 251. 1-5 46 (Fig. |, S. 22) sind in das große /&»«fcz-Area1 eingesprengt; Azorella, Pringlea und zwei der ./ ■ k-Formation fehlende Artin, Galium antardicum Hook. f. (Fig. 17, S. 31) und Ranunculus büematui Sm. (Fig. 12, S. 26), treten hier und da auf. Entsprechend den günstigen Existenzbedingungen in der Acaena-YormaXion, finden wir in ihren Bestandteilen keine ausgeprägten Schutzmittel gegen die mechanischen und trocknenden Wirkungen des Windes; die Vegetation hat nicht xerophilen, sondern hydrophilen Charakter. Die Acaena- und die Asorella-Forxaalaoxi zeigen, wie- im Vorhergehenden angedeutet ist, je nach der Richtung und Heftigkeit des Windes, eine sehr verschiedene Facies. Wären unter den I Wandt» -ilen der Flora kräftige, anpassungsfähige Mitbewerber vorhanden, so würden den un- gleichen Bedingungen ungleiche Formationen entsprechen. Unterschiede sind wohl vorhanden, bestehen aber vornehmlich in dem ungleichen Habitus der beiden Hauptarten. Erst die genauere Betrachtung lehrt, daß auch die floristische Facies eine etwas andere ist, indem die Neben- bestandteile nach den Bedingungen teilweise wechseln1). 2. Edaphische Formationen auf Kerguelen. Die Armut an kampffähigen Mitbewerbern zeigt sich auch in den edaphischen, das heißt durch die Eigentümlichkeiten des Bodens bedingten Formationen. Wir sind es gewohnt, mit jedem Wechsel der physikalischen oder chemischen Beschaffenheit des Substrats einen Wechsel der Flora zu finden und ein sehr eigenartiges Substrat, z. B. Sumpfboden, Salzboden, oder Felsen bedingt das .Auftreten einer floristisch und vegetativ ganz eigenartigen Pflanzendecke, deren Ge- präge mehr durch die Eigenartigkeit des Substrats als diejenige des Klimas bedingt ist, so daß wir in solchen Fällen von edaphischen Formationen im Gegensatz zu der klimatischen sprechen. Auf Kerguelen sind wegen der Schwäche der meisten Mitbewerber die edaphischen Formationen floristisch wenig charakterisiert, während sie ökologisch ihre starken Eigentümlich- keiten bewahren. Außer im Wasser, jedoch noch im Sumpf und in seichten Bächen sind Acaena und Azorella, jedoch namentlich die erster».', die häufigsten Arten. Vielfach ist sumpfiger Boden am Rande der Lagunen ausschließlich von Acaena adscendens Vahl bedeckt Das Aus- 1) Nachtrag. Ueber die oberen Grenzen der Vegetation auf Kerguelen hat SCHIMPER keine Beobachtungen an- gestellt, da von der Expedition keine Gebirge bestiegen worden sind. In der Litteratui finden sich mit wenige Angaben. Die Acaena- Formation ist hauptsächlich in den tieferen Lagen in der Nähe dei Küste verbreitet, die Asorella-Form&ticm auf den exponierten Hängen und den Plateaus, II- N. MOSEIET (»hallenger Report, Botany, Vol. I, 3, p. 213 — 214) bestieg den Table Mountain bei » hristmas llarhour und bemerkt über den Wechsel der Vegetation, daß die dichte üppige Vegetation bei ca. 300 Fuß aufhört and sparsamer wird ; Colobanthui terguelensis liebt den unfruchtbaren steinigen Boden in dieser Höhe; bei ca. 500 Fuß Höhe beginnt Neurop Taylori und wuchst massenhaft auf den höheren Felsen; Azorella, Pringlea und Agrostis magellanica gehen aufwärts bis ca. 1000 Fuß, der Höhe des Kammes, von dem die Felsenmasse des Gipfels entspringt. Hier hört Pringlea auf, aber Azorella setzt sich in sehr geringen i! bis zum »iipfel (1215 Fuß) fort; oben aul demselben wächst sie nui an geschützten Stellen zwischen Felsen und sein zwergig. Festuca kerguei ch nach J. D. Hookes (Flo ii in felsigen Stellen bei einet Höhe von 300 bis 1200 Fuß, nach |. H. KlDDEF Bull. Unit States Nat. Museum. Vol. I, N'o. J, p. 24) sogar bis 2000 Fuß. F. Nai MANN (Zeitschrift ! [.II, Bi rlin, Bd. XI, 1876, S. 129) fand die auch an rauhen » >rtcn häufige Pringlea in kleinen Exemplaren an di m übet 3000 Fuß ti Mount Crozier noch in einer Höhe von wenigstens 2000 Fuß, nachdem Izorella, Festuca kerguelensis lb»'K. f. und fast alle Moose schon einige hundert Fuß tiefer aufgehört hatten; am < astle Mount beobachtete ei Pringlea und Festuca h bis etwa Fuß. Aul einem Gipfel bei dem letzterwähnten Berge, etwas übet 2000 l uß, traf ei nur einige Moose und Steinflechten an, auf dem höchsten am Mount Croziei erreichten Funkte (2900 Fuß) ibei nui Flechten, namentlich Usnea Taylori anf .dien Felsen \uch I 11. Kiiuiii (1, c. p. 211 giebt ah enze dei Pi nglea am Mount 1 n an. Untet allen Blutenpflanzen der Insel geht also Pringlea am höchsten bin 0 m) und zeigt dadurch an, d.i' die Kälte am besten vertragt 46 Subantarktische Inseln. . _ 4/ sehen der Pflanze ist jedoch, namentlich wo der Acaena-Sumpi an die klimatische Acaena- Formation grenzt, von letzterer so abweichend, daß man ohne nähere Betrachtung glauben würde, eine ganz andere Pflanzenart vor sich zu haben. Schon in großer Entfernung fällt der Unter- schied der Farbe auf, die in der klimatischen Acaena-FormaXion dunkelgrün bis bräunlich-grün, im Acaena-Sumpi aber intensiv braunrot ist; daran kann man schon - - was praktisch oft von Wichtigkeit ist - den Beginn des unsicheren Sumpfbodens erkennen. Im Sumpfe, auch an geschützten Stellen, kriecht die Acaena, ähnlich wie auf trockenstem Boden oder an den windigsten Standorten; ihre Sprosse erreichen keine bedeutende Länge, die Blätter bleiben klein, die ganze Pflanze trägt das Gepräge der Verkümmerung (Fig. 16,4, S. 30); offenbar behauptet sie nur des- wegen solche Standorte, weil kräftige Mitbewerber fehlen. Als Nebenbestandteile sah ich beinahe nur vereinzelte Exemplare des Ranunculus biternatus S.u. (Fig. 12, S. 21)1). Ich habe es leider unterlassen, zu untersuchen, ob der Boden im Acaena^flxm^He. brackisch ist, doch bin ich, nach dem Vorkommen derselben hauptsächlich an Teichen in der Nähe des Meeres, geneigt, solches anzunehmen. In derartigen ,iei den Dicotyledonen Tillaea moschata, Lyallia kerguelensis und Cobbanthus kerguelensis!1 A. E. Eaton1), der als Teilnehmer an der Venus-Expedition vom 11. Oktober i S74 bis 27. Februar 1X75 im Royal Sound auf Kerguelen verweilte, hat über den Beginn der Blütezeit einige Beobachtungen in seinem Bericht vom 31. Dezember mitgeteilt. Bei der Ankunft im Oktober war der Boden mit Schnee bedeckt, und kaum irgend eine Pflanze hatte zu treiben begonnen; Pringka zeigte weit vorgerückte Knospen und schickte sich zur Blüte an; Acaena stand im Beginn der Laubentfaltung. In der ersten Woche des November kam Poa Cookii und einige Tage später Azorella heraus, und die jungen Wedel der Farne standen im Begriff, sich aufzurollen. In der dritten Woche des November wurden Montia und Acaena an geschützten Stellen in Blüte gefunden, ferner auch Galiuni und die ersten Blüten von Coiula. Eine Woche später folgten Ranunculus trullifolius und Festuca ereeta, Mitte Dezember Festuca kerguelensis, Lyallia, Ranunculus crassipes, während Pringlea, ausgenommen auf den Bergen, überall verblüht war. Deschampsia begann ihre Rispen zu treiben, Tillaea befand sich noch in Ruhe. Auch f. II. Kidder hat während des Aufenthaltes der amerikanischen Yenus-Expedition am Royal Sound vom 10. September 1 874 bis 11. Januar 1875 phänologische Beobachtungen über den Beginn der Blütezeit angestellt, welche in der Bearbeitung seiner Sammlungen von A. Gr.w -) citiert sind. Kidder beobachtete die folgenden Pflanzen zuerst in Blüte: Pi 'in gl ra antiscorbutica . I orella Selago Co/11 la plumosa Festuca kerguelensis Gaiiiun antarcticuni Festuca ereeta Montia fontana Lyallia kerguelensis Ranunculus Interna fus Ca/ 'Ulriche rerua Tillaea moschata Deschampsia (Ana) antarctica Reife Früchte fanden sich bei Cobbanthus kerguelensis am 2. Januar, bei Lyallia kerguelensis schon am 21. Dezember, wo diese Art bereits ganz ausgeblüht hatte. Aus diesen Notizen geht hervor, daß einige Arten, wie Pringlea, sehr zeitig, andere, wie Deschampsia, erst später im Sommer zu blühen biginnen. Bei ein und derselben Art kann das Aufblühen Verschiebungen erleiden, welche durch die besonderen Verhältnisse des Standortes und der jeweiligen Witterungen bedingt sein werden. am 2t November am I 2. November am 30. November am ~> Dezember am ,V Dezember am 6. 1 )ezember am -, Dezember am '4- Dezember am 1 5- Dezember am ■5- Dezember am 18. Dezember am 2 1. I )ezember 1) A. 1 1 won, Proceedings etc., p. 333. 2) A. Gray, Phaenogamia, Kilii iceae, in: Hüll. Uniied States Mal Museum, Vol. I. 1876, No. 3. p. 21 ff. 54 Subantarktische Inseln. r r Ueber das Verhalten der Kerguelenpflanzen im Winter bemerkt J. D. Hooker *), der sich vom 1 2. Mai bis 20. Juli 1 840 am Christmashafen aufhielt, daß von den 5 Pflanzen, welche Cook im Dezember blühend antraf (Azorella, Cotula, Pringlea, Ranunculus biternatus, Poa Cookii) 4 in gleichem Zustande im Mai gefunden wurden und daß 3 von ihnen bis zum 20. Juli Blüten zeigten. Im Juni wurden 12 unter den 18 Arten in Blüte gesammelt. Die wiederholten Schnee- stürme hatten wenig schädlichen Einfluß auf das Laub, und die Azorella war die einzige Pflanze, die wirklich durch strenge Witterung von 3 aufeinander folgenden Tagen durch den Frost gelitten hatte. — Vielleicht ist der Winter 1840 besonders mild gewesen. Sämtliche einheimischen Kerguelenpflanzen sind ausdauernde Kräuter, die also auch während der kühlen Zeit grün zu bleiben scheinen; die Hauptentwickelung der Sprosse vollzieht sich im Sommer, wird aber auch unter günstigen Witterungsverhältnissen bis spät in den Winter langsam fortdauern, während die älteren Blätter allmählich von unten fortschreitend absterben. Nur unter den eingeschleppten Arten sind einjährige vertreten, wie Poa anntut, Cerastium t> h 'ia/c. Ueber das Alter, welches die Polster oder Rasen bildenden Kerguelenpflanzen erreichen können, ist wenig Sicheres auszusagen. Was zunächst Azorella Selago anbelangt, so ergeben sich für die Altersbestimmung keine Anhaltspunkte, da weder die beblätterten Sprosse an den zu Gebote stehenden Exemplaren irgend- welche Gliederung in Jahresproduktionen erkennen lassen, noch auch im Holzkörper von Stamm und Wurzel eine Spur von Jahresringbildung zu bemerken ist. An den Sprossen sind nur die obersten Blätter grün; nach dem Inneren des Polsters zu gehen sie allmählich in die abgestorbenen braunen, noch jahrelang erhalten 1 »leihenden älteren Blätter über. Bei der Gleichmäßigkeit des Klimas dürften die Polster das ganze Jahr hindurch, im Winter natürlich langsamer, in vegetativer Thätigkeit bleiben. Ohne Zweifel beläuft sich das Alter von solch riesigen Polstern, wie sie Tafel VII und IX darstellen, auf viele Jahrzehnte. Ich mutmaße, daß ein mir vorliegendes Polster von ca, 13 cm I hirchmesser zur Erreichung dieser Größe vielleicht ein Dutzend Jahre gebraucht haben wird. Weitere Beobachtungen aber sind erforderlich, um zu sicheren Resultaten zu gelangen. Pringlea antiscorbutica, die stattlichste Pflanze Kerguelens, hat ausdauernde, oft 3 — 4 Fuß lange, am Boden liegende, kräftige, dicke Rhizome, an deren Enden die kohlkopfartigen Blatt- rosetten stehen. Die unterwärts mit kleinen Blättern besetzten Blütenschäfte entspringen an der Basis dieser Rosetten. Die alten lilütensrhäfte sterben nach der Samenreife ab und verwittern langsam, fallen aber nicht ab (Tat. YIII und IX). Moseley2) fand an einem Exemplar bei Betsy Cove 28 Blütenschäfte verschiedenen Alters, 3 von ihnen nur frisch und letztjährig. Sie schienen zusammen zu 8 aufeinanderfolgenden fahren zu gehören. Pringlea bietet also bessere Anhalts- punkte zur Altersbestimmung als Azorella. Indessen konnte ich in dem parenchymreichen Holz- körper von Wurzel und Rhizom keine Jahresringbildung beobachten, vielmehr stehen die Gefäße in radialen Reihen und sind gleichmäßig angeordnet. Wie lange die einzelnen Blätter in den ausdauernden endständigen und weiterwachsenden Rosetten lebend bleiben, läßt sich nicht er- messen, jedenfalls wohl kaum länger als ein Jahr. n j. D. Hooker, in: Ro>s. Voyage etc., Vol. I, p. 86. 2) MoSELEY, Challenger Report. Botany, Vol. I, Pt. 3, p. 213. 55 56 H. SCHENCK, Die ausgedehnten Rasen von Acaena adscendens haben ohne Zweifel ein bedeutendes berseite entwickelt, aber nicht scharf abgesetzt gegen das Schwammparenchvm. Diese wenig scharfe Differenzierung beider Gewebe entspricht der auf Kerguelen ungemein häufigen trüben Witterung und kehrt in gleicher Weise auch bei fast sämtlichen übrigen Gewächsen des (iebietes wieder. Auf Flüchenschnitten zeigt sich auch, daß das Palissadenparenchvm recht locker gebaut ist und daß die Inten ellularen hier nicht viel geringer sind als im Schwammparenchvm. Alle Mesoph\ 11/ellen sind dünn- wandig. 11 i'iuKKH 11 1 1 i.m 1/, Morphologie und Anatomie iler Azorella Selago. Botan. Zeitung, u>02. -•1 Wilhelm Mardner, Die Phanerogamen-Vegetation dei Kerguelen, Baselei Enaug.-Diss., Main/ [902. 56 Subantarktische Inseln. 57 Bemerkenswert ist die subepidermale Mesophyllschicht an der Unterseite des Blattes. Sie besteht aus einer geschlossenen oder doch nur hier und dort von kleinen Intercellularen durch- setzten Lage von Zellen, die auch mit der unteren Epidermis fest verbunden, dagegen von dem Fig. 26. Azorella Selago Hook. fil. Querschnitt durch einen Blattzipfel. Oben links Epidermis der Oberseite, rechts Epi- dermis der Unterseite. Vergr. 100. H. SCHSNCK gez. übrigen Mesophyll durch eine große flache Spalte abgehoben erscheint. So entsteht im Blatt eine größere, lufterfüllte Ouerspalte, welche auf Querschnitten leicht einreißt. Das Blatt verdankt seine lederige Beschaffenheit wesentlich der Oberhaut, deren Zellen ringsum etwas verdickt sind und eine starke Cuticula besitzen, ferner der Ausbildung von Sklerenchym an den Flanken und, wenigstens im oberen Teile der Blattzipfel, auch in der Mittel- linie an der Oberseite. Die mechanische Festigung der Blattränder ist von Bedeutung- als Schutz gegen die scherende Kraft der heftigen Winde. Spaltöffnungen finden sich hauptsächlich an der Oberseite des Mattes, und zwar in außer- ordentlich großer Anzahl, sind aber auffallend klein; in geringer Zahl treten sie auf der Unter- seite auf. Die für Umbelliferen charakteristischen Sekretgänge verlaufen an der Unterseite der Battgefäßbündel. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß die Struktur des Blattes in Bezug auf das Mesophvll einer an feuchtem, schattigem Standort wachsenden Pflanze entspricht, in Bezug auf die Epidermis aber xerophilen Charakter, wenn auch nicht sonderlich stark ausgeprägt, zur Schau trägt. Stämmchen und Wurzeln erfahren ein nachträgliches Dickenwachstum. In älteren Polstern (vergl. Fig. 15, S. 29) erscheinen die Hauptwurzel und die kräftigen Seitenwurzeln stark verdickt. Von dem oberen Ende der ersteren entspringen die sich verzweigenden Stämm- chen, die im Verhältnis zur Hauptwurzel viel dünner sind. Ein Polster von 13 cm Durchmesser besaß eine oben 15 mm dicke Hauptwurzel mit ca. 6 mm dickem Holzkörper, von welcher 7 mm dicke Hauptstengel, deren Holzköq:>er 2 mm im Durchmesser betrug, abgingen. Wie schon Charlotte Ternetz nachgewiesen hat, stellt sich im Holzkörper älterer Stämmchen und besonders der dicken fleischigen Wurzeln ein anomales Dickenwachstum ein. Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. 0 / 58 II. Sl HENl'K, Zunächst ist hervorzuheben, daß in der Regel nur ein kleines, aus etwas dickwandigen Zellen bestehendes Mark sich vorfindet; der sekundäre Holzring erscheint dementsprechend nach innen gerückt und bildet mit dem engen Mark einen festen, centralen Strang. Die Gefäße sind im Mob ziemlich gleichmäßig in das reichlich vorhandene Parenchym eingebettet und lassen keinerlei Jahresringbildung erkennen. Im Verhältnis zum llolzkörper ist die Rinde am verdickten Stämmchen sehr stark entwickelt. Sie besteht außen aus Kork, dessen Phellogen in den äußeren Rindenschiqhten sich bildet, darunter folgt in der primären Kinde ein Kranz großer Oelgänge, dann die sehr breite Siebzone, welche in ihrer äußeren Partie sehr locker gebaut ist und große, durch Auseinanderweichen und Verzerrung der Zellen entstehende Lufträume führt1). Das anomale Dickenwachstum beginnt in 5 —6 mm starken Achsen, indem in den Mark- Strahlen des Holzkörpers Spalten entstehen und die hier befindlichen Zellen zu Dilatationsparenchym auswachsen. Jeder Holzstrang umgiebt sich mit Cambium, das nun nach dem Holzstrang zu Holz, nach der von ihm abgewandten Seite Siebgewebe produziert Der Vorgang wiederholt sich späterhin an den getrennten Holzsträngen, und so umfaßt der ältere Stamm zahlreiche Stränge, die von breiten, in ihren älteren Teilen wiederum Lufträume führenden Siebzonen um- geben sind. Die Hol/stränge haben im Querschnitt fächerartige Anordnung8). In der Wurzel, deren primärer Centralcylinder diarch gebaut ist und kein Mark führt. Stellt sich dieselbe Anomalie im Laufe des Dickenwachstums ein. Das Auftreten größerer Lufträume in den fleischigen Geweben der Wurzel und des Stammes entspricht der Auflockerung des Mesophylls und dürfte in Beziehung stehen zu dem feuchten, regnerischen Klima. Die centrale Lagerung des Holzkörpers in jungen Wurzeln und Stengeln bewirkt eine zugfeste Konstruktion; die Zerklüftung des Holzkörpers in den älteren Organen ist den in manchen Lianenstämmen beobachteten Erscheinungen an die Seite zu stellen und ergiebt eine Kabelstruktur. Es liegt der Gedanke nahe, daß diese Bildungen eine Anpassung an die mechanische Inanspruchnahme der betreffenden Organe vorstellen. Ohne Zweifel bedarf das runde Polster einer festen Verankerung im Boden gegen die abscherenden und tordierenden Kräfte der heftigen Winde, und in der That sind die tiefgehenden Hauptwurzeln ungemein stark entwickelt. Colobanthus kerguelensis Hook. f. (Fig. 27) Die kleinen Polster setzen sich aus mehreren, dem oberen Ende der langen Hauptwurzel entspringenden Stämmchen mit rosettenartig gestellten Blättchen zusammen (Fig. 9, S. 25). Die sueculenten, etwas lederigen lanzettlichen Blättchen sind 6 8 mm lang, 3 mm breit. Wie Azorella ist auch Cohbaiülius eine charak- teristische Pflanze in den Windwüsten der Insel, und ihre Blattstruktur zeigt mit derjenigen der ersteren manche Uebereinstimmung. Die Unterseite des Blattes ist gewölbt. Wie der Ouerschnitt Fig. 27 zeigt, besteht das Mesophyll aus ziemlich gleichartigen, locker gefügten, dünnwandigen Zellen. Palissadenparenchym erscheint an der Oberseite nur sehr schwach ausgeprägt und greift an den Seitenrändern auch auf die Unterseite über. Bemerkenswert ist, wie bei Azore/Ja, die Aus- bildung der subepidermalen Parenchymlage an der Unterseite in Form einer mit der unteren Fpidermis fest verbundenen Zellschicht, welche von dem übrigen Mesophyll durch eine große, luftführende (Juerspalte sich abhebt. 1 METZ, 1. C ] 1,1 if. 1. 2) Ilml. Fig. 1—5, I..I. 1. 58 Subantarktische Inseln. 59 Die lederige Textur des Blattes ist bedingt durch die Verdickung der Zellen beider Epi- dermen und besonders der Blattränder, wo die Oberhautzellen in Form eines starken Saumes vorspringen. Spaltöffnungen finden sich in großer Menge auf der Blattoberseite und sind wiederum Fig. 2;. Fig. 2~. Cotobanthns kergiulensü Hook. fil. Querschnitt durch das Blatt, links Mittelnerv. A Epidermis der Oberseite, B subepidermale Parenchymlage an der Unterseite, C Epidermis der Unterseite. Vergr. 100. H. Schenck gez. durch ihre Kleinheit bemerkenswert; auf der Unter- seite treten Spaltöffnungen nur in der Nähe der Ränder auf, wo das lockere palissadcnartige Gewebe übergreift. Die lange, kräftige Hauptwurzel ist sehr zugfest gebaut. Mark fehlt; der centrale Holzkörpir nimmt etwa die Hälfte des Durchmessers ein und enthält Gefäße und stark verdicktes Parenchym ohne Jahresringandeutung. Auch die breite sekundäre Bast- zone hat auffallend stark verdickte Zellen; der sie außen bedeckende Kork geht aus dem Pericykel hervor. Pringles antiscorbutica R. Br. (Fig. 28). Pringka weicht von allen übrigen Kerguelenpflanzen ab durch seine großen, in kohlähnlicher Rosette an- geordneten Blätter, deren Struktur aber in wesent- lichen Punkten sich an diejenige von Azorella an- schließt. Entsprechend der durch regnerisches und nebeliges Wetter häufig herabgesetzten Intensität des Lichtes erscheint das Palissadenparenchvm nur schwach ausgebildet. Die Blätter sind schräg aufgerichtet; daher Fig. 28. Pringlea antiscorbutica R. Br. Querschnitt durch das Blatt. Unten links Epidermis der Unterseite, rechts Epidermis der Ober- seite. Vergr. ioo. H. Schenck. 59 6o H. Sin kommt auch der Unterseite direktes Licht zu, und beide Blattseiten zeigen somit ziemlich gleichen Bau. Unter der Epidermis folgen auf beiden Seiten 2 — 3 Lagen ganz kurzer Palissaden, die nach innen in das große Lufträume führende Schwammparenchym übergehen (Fig. 28). Alle Mesophvllzellen sind zartwandig. Die ganze Struktur des Blattparenchyms erinnert, wie auch Makdxer1) hervorhebt, auffallend an solche von Wasserpflanzen. Trotzdem sind die Blätter nicht schlaff, sondern ihre Aussteifung erfolgt einmal durch die dichte Zusammenfügung der peripherischen Zellschichten und dann durch die Epidermis, deren Außenwände stärker verdickt erscheinen. Spaltöffnungen finden sich in grober Zahl vor auf beiden Seiten des fast isolateralen Blattes und zeichnen sich auch hier wie bei Azorella durch Kleinheit aus. Hygrophiler Bau des Parenchyms, schwach xerophiler Charakter der Oberhaut sind hier vereinigt. Die Blätter sind mit zerstreut stehenden einzelligen, zugespitzten, plasmaführenden weichen Haaren bedeckt, nach den Rändern zu ist das Haarkleid dichter. Die dicke, fleischige Wurzel2) entwickelt beim sekundären Dickenwachstum einen paren- chymreichen Holzkörper, in welchem die Gefäße in schmalen radialen Reihen angeordnet sind, und eine sehr breite, nach außen wie bei Azorella von großen radialen Luftspalten durchsetzte, parenchvmreiche, faserfreie Siebzone, die nach außen von dem dichteren Gewebe der primären Rinde bedeckt wird. An der Peripherie folgt mehrschichtiges Phelloderm und Kork. Jahres- ringbildung konnte ich nicht beobachten. Anomales sekundäres Dickenwachstum nach Art der Azorella tritt bei Pringlea späterhin nicht ein. Bei Azorella erreichen die Wurzeln jedenfalls ein viel höheres Alter und sind an den immer größer werdenden Polstern in viel höherem Maße mechanisch in Anspruch genommen. Die aufrechten starken und dicken Blütenstandsachsen sind im Gegensatz zur Wurzel wesentlich biegungsfest konstruiert. Die Gefäßbündel umgeben ein sehr großes Mark und schließen zu einem sekundären festen Holzring zusammen, an dessen Außenseiten die flachen Siebteile noch durch Kollen- chvmbelage überdeckt sind''). Die inneren Schichten der aus dünnwandigem Parenchvm bestehenden primären Rinde sind locker gefügt und enthalten große Lufträume, die äußeren dagegen sind dichter, die Epidermis ist stark verdickt. Die Lufträume im Parenchvm von Blatt, Wurzel und Stengel, sowie die Dünnwandigkeit der Zellen sind bemerkens- wert. Acaena adscendens Vahl (Fig. 29). Im Gegensatz zu Azorella bevorzugt Acaena geschützte Standorte; die äußere Form und innere Struktur beider Gewächse sind dem- entsprechend auffallend verschieden. Acaena zeigt in der Beschaffenheit des Laubes keine Besonderheiten. Die Fiedern Fig. 29. Acaena ad \ wn . Quer- cjer un.,a; „.;,__, ^.fiederten Blätter sind dünnhäutig und schnitt durch das Blatt . nach Herbarmaterial, . . . . etwas schematisch. Veigr. 200. ii Schenck gez. schwach 1 »haart. Die feinen, seidenartigen, einzelligen Ilaare. ii W. M \kiini k. I. c S. i ;• 2) W. M AKIIM K, 1. C. Fig. 5. 31 W. M \kii\i k. 1. c. Fig. 6. („, Subantarktische Inseln. 61 <^ deren Wandung stark verdickt ist, so daß das Lumen nur an der Basis deutlich erkennbar bleibt, stehen am dichtesten an der Unterseite auf den Blattnerven und an den Rändern. Die dünnwandige Spreite, deren Zellen an dem mir zur Verfügung stehenden Herbar- material stark geschrumpft waren, zeigt im Mesophyll eine deutlichere Differenzierung in Palissaden- und Schwammparenchym als die übrigen Kerguelenpflanzen. Die Epidermiszellen haben nur schwach verdickte Wände und wölben sich meist papülenartig nach außen vor, die Spaltöffnungen sind eingesenkt. Die Stengel von Acaena haben holzige Beschaffenheit. Auf die schmale, außen von braunem dünnen Kork bedeckte Rinde folgt eine feste Holzzone und in der Mitte ein weites Mark. Alles Parenchym erscheint kompakt, führt keine größeren Lufträume. Acaena ist die einzige Pflanze Kerguelens, deren Holzkörper deutliche Jahresringe erkennen läßt. Die älteren unteren Stengel- teile bleiben eine Reihe von Jahren erhalten und wachsen langsam in die Dicke. An einem Exem- plar konnte ich am untersten Stengelende 7 deutliche Jahresringe feststellen. Die Pflanze ist daher als Halb- strauch zu bezeichnen. Die feste, holzige Konsistenz der Stengel steht in Kontrast zu den parenchymreichen, mit großen Luftlücken im Parenchym versehenen Stengeln und Wurzeln der Azorel/a und Pringka. Cotula plumosa Hook. f. (Fig. 30). Die dreifach fiederspaltigen Blätter dieser gewöhnlich auf den Strandklippen ausgedehnte lockere Rasen bilden- den Pflanze variieren in der Größe je nach dem Stand- ort. Auf günstigem Boden und an geschützten Stellen 30 cm lang, erreichen sie auf trockenem, exponiertem Standort nur etwa 1 cm Länge und bilden daselbst kleine niederliegende Rosetten, die auch viel dichter mit Wollhaaren bekleidet sind (Fig. 18). Wie aus dem Querschnitt durch den Zipfel eines Blattes (Fig. 3(1) zu ersehen ist, zeigt das ge- samte Mesophyll keine deutliche Differenzierung in Palissaden- und Schwammparenchym. Es besteht aus dünnwandigem, Intercellularen führendem Parenchym. An der Oberseite sind die Zellen etwas kleiner, lockerer gefügt, mit reichlicherem Chlorophyll versehen und vertreten hier das Palissadengewebe. Solches as- Fig. 30. Cotula plumosa Hook. fil. Querschnitt durch ... i r~ 1 r' 1 i ■ 1 u j n ^ die Mitte eines Blattzipfels. Chlorophyll rechts eingetragen. In sinulierende Gewebe findet sich auch an der Unter- , „. ... J , ,;; , .,;,/.. . der Mitte farbloses Parenchym. Unter dem Gefalibundel ein seite in der Nähe der Blattränder in schwacher Ent- Sekretkanal, vergr. 130. h. Schenck gez. wickelung. Die Epidermis auf beiden Seiten besitzt dagegen schwach xerophile Struktur, einmal in der stärkeren Verdickung der Wände und ferner in dem reichlichen Auftreten von langen, mehr- gliedrigen, etwas bandförmig abgeflachten Wollhaaren, die mit einer Reihe ganz kurzer, inhalts- führender und dünnwandiger Zellen der Epidermis aufsitzen, während die auf sie folgenden gestreckten 61 62 H. Si HENCK, Zellen plasmafrei sind und Luft führen. Diese kurze basale Zellreihe erweckt den Anschein, als ob sie als Gelenk für das Wollhaar fungiere und das Abspreizen oder das dichtere Anlegen des Haar- kleides vermittle. Spaltöffnungen sind auf der Oberseite reichlit her als auf der Unterseite vorhanden. Der Stengel bietet in seiner Struktur keine Besonderheiten, die in speciellem Zusammen- hang mit den klimatischen Bedingungen stehen. Er besitzt einen Ring von verschieden großen Gefäßbündeln ; vor jedem Siebteil läuft ein Sekretgang, der auch in das Blatt eintritt und die Blattnerven an der Unterseite begleitet1). Poa Cook// Hook. f. (Fig. 31). Dieses stattlichste Gras der Inselgruppe, in der Nähe der Küste an Felsen in geschützter Lage üppig gedeihend, hat breite Blätter, deren Spreite, tig- 31. Poa Coo/tii Hook. fil. Links Querschnitt durch ein ganzes Blatt. Vergr. 20. Rechts Querschnitt durch eine vierkantige Leiste der Blattoberseite. Vergr. 200. IL Schekck gez. wie Fig. 31 zeigt, rinnig sich zusammenfaltet. Auf der Oberfläche verlaufen zahlreiche Längs- furchen, zwischen denen das Gewebe auf dem Querschnitt rechteckig vorspringt. Die Verteilung von Assimilationsgewebe und Skler- enchvm ist aus der Abbildung zu 1 :rs< hen. Die Spaltöffnungen liegen geschützt in den Furchen. Die dick- wandige, spaltenfreie untere Epi- dermis schließt das Blatt im zu- sammengelegten Zustand nach außen dicht ab. Festuca erecta d'Urv. (Fig. 32), die größte der beiden Fesfuca-Aiten, in dichten, starren Büscheln an exponierteren Stand- orten als Poa Cookii wachsend, zeigt eine in viel höherem Maße xero- Fig.32. Festuca erecta d'Urv. Rechts Querschnitt phile Struktur des IM. Utes (Fig. 32). durch das ganze Blatt, mechanisches Gewebe schattiert |)j,. Stn'eite /ci"t auf der Oberseite Vergr. 60. Links Querschnitt li eine Leiste der Blattoberseite. Vergr. 200. h. scbenck ge». mehrere einspringende, die Spalt- 11 W. Makunf.k, 1. c S. 18. 62 Subantarktische Inseln. 63 Öffnungen beherbergende Furchen, die ein dichtes Zusammenfalten des ganzen Blattes vermittelst der Gelenkzellen zwischen den vorspringenden Leisten ermöglichen. Sklerenchym ist an der Unterseite mächtig entwickelt und findet sich auch an den oberen Längskanten der Rippen. Die Epidermis der Oberseite springt papillenartig vor und trägt zahlreiche Borstenhaare, die zur Schaffung eines windstillen Raumes im Inneren des zusammengelegten Blattes beitragen. Festuca kerguelensis Hook. f. (Fig. 33). Die schmalen Grasblättchen dieses in kleinen Polstern auftretenden Grases haben ebenfalls rinnig zusammen- gefaltete Spreiten. Nahe der Mittelrippe der Oberseite liegt jederseits eine Furche mit Gelenkzellen. Die Epidermis ist dickwandig und trägt an der Oberseite kurze Stachelhärchen. Der ganze Aufbau des Blattes ist entsprechend der Kleinheit der Blätter ein viel einfacherer als bei voriger Art. Agrostis magellanica Lamk. Die Blätter nehmen in ihrem Bau ungefähr eine Mittelstellung zwischen Festuca ereda und kerguelensis ein. Die Unterseitenepidermis ist dickwandig und durch etwas Sklerenchym verstärkt. An der Oberseite der rinnig zusammengefalteten Spreite verlaufen jederseits von der Mittelrippe 2 Furchen, und die obere Epidermis trägt Borstenhaare. Ohne durch besonders xerophile Struktur ausgezeichnet zu sein, ist doch der Bau der wichtigsten Grasarten Kerguelens ein solcher, daß er genügenden Schutz gegen die herrschenden Winde darbietet. J3. Festuca kerguelensis Hook. fil. Querschnitt durch das Blatt. Vergr. 200. H. Schenck gez. § 9. Geschichte der Flora Kerguelens. [Nach dem Manuskript von W. Schimper; sämtliche Litteraturhinweise und Anmerkungen von H. Schenck.] In dem breiten Meeresnürtel zwischen dem südlichen Polarkreise und den Kontinenten stellen die subantarktischen Inselgruppen einige winzige Punkte dar, die durch Hunderte von Seemeilen von den Kontinenten getrennt sind. Es erscheint bei Betrachtung der Karte kaum möglich, daß Landpflanzen und Tiere so entlegene und kleine Inseln erreichen können, und so hat man zu der Hypothese eines großen Kontinents gegriffen, oder man hat doch in den meisten /wischenräumen Inseln auftauchen und wieder untertauchen lassen. Mit der Annahme einer die Südspitzen der Kontinente verbindenden Antarktis sind die ungeheuren Tiefen unvereinbar, welche die deutsche Tiefsee-Expedition da, wo dieses Südpolar- land sich erstrecken sollte, nachwies1); mit der Annahme einer von der jetzigen wesentlich ab- weichenden Konfiguration, wenigstens seit Beginn der Tertiärzeit, ist die Flora und Fauna der 1) Vergl. C. Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., 1903, S. 290. 63 64 H. SCHENCK, subantarktischen Inseln unvereinbar, denn ihr Charakter lallt sich nur dadurch erklären, daß sie, wie gegenwärtig, auch früher, wenigstens so weit zurück, als die Geschichte ihrer jetzigen Flora und Fauna reicht, ganz vereinzelt im Ocean lagen und nur durch den stürmischen Westwind miteinander in Verbindung standen. Die meisten dieser Inseln scheinen ein hohes Alter zu besitzen. Dies gilt namentlich von Südgeorgien, das aus Urgestein besteht, aber, wenn auch in geringerem Grade, ebenfalls von dem vulkanischen Kerguelen, wo neben Lava und Basalt auch dioritische Eruptivsteine nach- gewiesen wurden. Die Flora und Fauna der Kerguelen-Inseln ist in der That teilweise hohen Alters, aber Einwanderungen haben noch in neuerer Zeit stattgefunden und gehen allem Anscheine nach noch gegenwärtig vor sich. Die Flora Kerguelens, welche den Gegenstand der folgenden Betrachtungen in erster Linie bildet, setzt sich wie diejenige aller oceanischen Inseln aus alten und aus neuen Ansiedlern zusammen. Die ersteren sind nur zum kleinsten Teile Blütenpflanzen; aus uralter Zeit stammt jedenfalls der Kerguelenkohl. Pringlea antiscorbutüa, der letzte Vertreter eines anderwärts längst verschwundenen Typus, welcher seiner Auswanderung nach der einsamen Insel seine Erhaltung in der Jetztwelt verdankt. Als Zweitälteste Form unter den Blütenpflanzen hat die Lyallia kerguelensis zu gelten, ebenfalls die einzige Art ihrer Gattung, doch mit Verwandten in den Anden; sie beweist, daß die Beziehungen zwischen Kerguelen und Südamerika in ferne Yer- gangenheit zurückreichen. Die übrigen Arten sind mit kontinentalen nahe verwandt oder iden- tisch, die meisten mit antarktischen Formen, nur zwei mit australischen. Von den drei bis nahe an die Grenze der Antarktis reichenden Kontinenten hat das am fernsten gelegene Südamerika bei der Kolonisation Kerguelens die Hauptrolle gespielt, während das nächstgelegene Afrika nicht in Betracht kam; die Richtung des Windes und der Meeresströmungen, nicht die Entfernung. ist für die Pflanzenverbreitung maßgebend. Während die Phanerogamenflora vorwiegend modern amerikanisches Gepräge trägt und mit wenigen Ausnahmen auf neuere Einwanderung zurückzuführen ist, zeichnet sich die Moos- flora durch eine Eigenartigkeit aus, wie sie sich nur durch hohes Alter erklären läßt. Mit der Pringlea zusammen stellen die Moose Kerguelens Reliquien aus längst verschwundenen Erd- epochen dar. Die Betrachtung der Landfauna1) führt zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Das gänzliche Fehlen von einheimischen Landsäugetieren und Reptilien, und das beinahe gänzliche der nur durch eine endemische Schnecke, Helix (Patula) Hookeri, vertretenen Weichtiere2), verleihen Kerguelen einen echt oceanischen Charakter. Die pelagischen Vögel sind in der Antarktis überall die gleichen: sie fliegen mit dem Weststurm im Kreise herum. Von den nicht pelagischen Vögeln Kerguelens sind zwei Raubmöven {Larus dominicanus und Lestris antarcticd) auf den in die südliche temperierte Zone hineinreichenden Kontinenten verbreitet, die übrigen \ Arien sind endemisch, jedoch mit südamerikanischen oder falkländischen so nahe verwandt, daß sie wohl nur als Varietäten derselben zu betrachten sind (CAwnis minor, Scheidenschnabel, mit Chionis l) '•• i die Landfauna in iler zusammenfassenden Darstellung von Sti der, Gazelle, Teil III, S. 86 — 174, sowie im Kapitel ..Kerguelen" in C. CHI N, Aus den liefen des Wellmeeres, 2. Aufl., 1903, S. 254fr. i) Wahrend der deutschen SOdpolar-ExpedirJon, Januar i'i<>2. fand Vanhöffen auf Kerguelen eine zweite Art. nämlich neue Nacktschn "I Subantarktische Inseln. 65 alba auf Falkland, Feuerland und Südgeorgien nahe verwandt; Querquedula Eatoni, eine kleine Entenart, von der Querquedula Südgeorgiens schwer unterscheidbar und verwandt mit Qu. creccoides der Falkland-Inseln ; Sterna virgata, eine Seeschwalbe Südgeorgiens, scheint mit der südgeorgischen Art identisch; der Kormoran Kerguelens, Phalacrocorax verrucosus, ist nahe verwandt mit dem südgeorgischen Kormoran, welcher nach Studer dem P/t. albiventris von den Falkland-Inseln und der Magellanstraße näher stehen dürfte als dem Ph. caruneulatus von Neuseeland, wozu ihn Pagenstecher stellt. Während die Vögel, die einzigen Vertreter der höheren Tierwelt auf Kerguelen, ähnlich wie der größte Teil der höheren Pflanzen, sämtlich recente Einwanderer sind, zeigen sich die niederen Tiere nicht minder eigentümlich als die niederen Pflanzen und stellen, wie sie, die Ueberreste einer uralten Organismen weit dar. Die Insekten, welche, wie auf den meisten ocea- nischen Inseln, verkümmerte Flugorgane besitzen, sind fast sämtlich endemisch und meist höchst eigenartig1), und ihnen schließen sich auch die Arachnoideen an. Die Betrachtung der untergetauchten Organismenwelt der Uferregion führt zu ganz ähn- lichen Ergebnissen wie diejenige der festländischen. Die Algenflora zeigt, neben Einwanderern aus dem antarktischen Amerika, eine große Anzahl eigenartiger, allem Anscheine nach sehr alter Formen. Noch instruktiver ist jedoch die Uferfauna, deren Charakter, wie die Untersuchungen Pfeffer's2) zeigten, nur durch die Annahme einer uralten weiten Entfernung von allen Kon- tinenten und von den übrigen [nselgruppen erklärt werden kann. 1) Nach der Zusammenstellung von G. Endesleim (Die Landarthropoden der von der Tiefsee-Expedition besuchten antarktischen Inseln, Wiss. Ergebnisse der deutschen Tiefsecl iped., Bd. III, [903) umfaßt die stark endemisch ausgeprägte Insektenfauna von Ker- guelen 35 Arten in 28 Gattungen, deren Zahl aber durch die neueren Funde der deutschen Südpolar-Expedition noch eine Vermehrung erfahren wird. 9 flügellose Käferarten sind sämtlich endemisch. Zu den Rüsselkäfern, welche den Hauptanteil ausmachen, gehören nicht weniger als 5 Arten der endemischen Gattung Ectemnorhintts und eine Art der endemischen Gattung Canonopsis. Beide Gattungen sind höchst eigentümlich. Ihre nächsten Verwandten, die Pkyllobius- Arien, die besonders im paläarktischen Gebiet weit verbreitet sind, leben auf Laubhökern, während die Kerguelenrul'.ler flügellos unter Moosen und Steinen sieh aufhalten. Mit STUDER können wir sie als seht alte Bewohner der zur Tertiärzeit noch bewaldeten [nsel betrachten. Zu einer ebenfalls endemischen Gattung gehört ein kleiner neuer Wasserkäfer, Meropathtts Chitni, während der ein/ige Staphylinide dei Insel, Phytosus atrieeps, eine verwandte Art derselben Gattung in Nordeuropa, nicht in der Antarktis, aufweist. Von Schmetterlingen tritt die kleine Embryonopsii halticella mit stark reduzierten I lügein endemisch auf. VanhöFFEN kon- statierte während der deutschen Südpolar-Expedition außen ch einen großen Schmetterling, dessen Raupen in Pringlea-Stninken leben (vergl. E. v. Drygalski, Zum Kontinent des eisigen Südens, 1904, S. J69). Die Fliegen gelieren größtenteils eigenartigen endemischen Gattungen an, unter ihnen ist namentlich die flügellose Calycopteryx Mbseleyi, welche die Blattscheiden von PringUa bewohnt und sich kaum aus denselben herauswagt, bemerkenswert. Der stark ausgeprägte Endemismus und die Reduktion dei Flügel bei den Insekten spricht für hohes Alter. Auffallend er- scheint das vollständige Fehlen der Hymenoptera, aus welchem ENDERLEIH schließt, daß die Kerguelen-Inseln schon vor der Ent- Wickelung dieser Ordnung isoliert gewesen seien. Unter den Arachnoideen ist besonders die endemische Spinne Afyro üerguelensis zu nennen; eine zweite Art dieser Gattung lebt am Kap der guten Hoffnung. Ebenso sind die verschiedenen Milbenarten der Insel eigentümlich. Was die erdbewohnenden Würmer anbelangt, welche vielfach als Zeugen ehemaliger I.andverbindungen ins Treffen geführt werden, so kommen auf Kerguelen nach W. Mn n\i im \ (Die Oligochäten der deutschen Tiefsee-Expedition, Wiss. Ergebnisse dei deutschen Tiefsee-Exped., Bd. III, 1902) 3 Arten vor. Enchytraetts albidus ist eine in der Arktis und auch an den Küsten Amerikas weitverbreitete halbmarine Art, Phreodrilus kergttelensis und Notiodriltts kerguelarum dagegen sind endemisch, letztere auch auf Marion Eiland. Von der deutschen Südpolar-Expedition wurde noch eine neue Art Notiodriltts crozetensis auf Possession-Eiland gefunden. Verwandte Arten von Notiodriltts treten auch auf den übrigen Inseln der subantarktischen Zone auf. Diese Oligochäten sind nun nach Mk'IIAELSEN nicht als eigentliche Terricolen anzusehen, sondern gehören zu euryhalinen Formen, die gelegentlich bis in die salz- haltigen Regionen des Meeresstrandes vordringen. Ihre Verbreitung über den Ocean durch treibende Stämme, Tangmassen etc. erscheint daher möglich. Jedenfalls aber deutet die Ausbildung endemischer Formen unter ihnen auf eine weit zurückliegende Zeit der Ueberführung nach den Inseln. 2) G. PFEFFER, Die niedere Tierwelt des antarktischen Ufergebietes, in: NEUMAYER, Die internationale Polarforschung 1882 bis 1883, Bd. II, S. 455«. 65 Deutsche Ticfsec-Expedition 1898— 189t). Bd. II. I. Teil. 9 66 H- SCHENCK, Der auffallende Unterschied im Alter der höheren und niederen Oreanismenwelt Kereuelens erklärt sich aus der wechselreichcn Vergangenheit, die allenthalben deutliche Spuren auf der Insel hinterlassen hat. Die Kohlenlager und fossilen Nadelholzstämme1) am Christmashafen zeigen, daß die Inseln einst ein wärmeres Klima besaßen als gegenwärtig, vielleicht demjenigen Neu Amsterdams vergleichbar, wo die Winde kaum weniger heftig wehen als auf Kerguelen, aber weniger vernichtend auf den Baumwuchs wirken, indem der Boden stets warm genug bleibt, um den Wasserverlust im trocknenden Winde rechtzeitig zu decken. Uebrigens beweist das Vorkommen fossiler Baumstämme sowie fossiler Muscheln auf der Seymour-Insel8), also in der Nähe des Südpolarkreises, daß das Klima daselbst einst viel milder war. Die Struktur der Oberseite der die Kohlenlager Kerguelens bedeckenden Basaltschichten bekundet, daß auf ein wärmeres Klima als das jetzige ein kälteres als das jetzige gefolgt ist, denn dieselben tragen die Spuren ehemaliger Vergletscherung. Solche Spuren zeigen sich allent- halben auf der Insel, die dementsprechend einst von einem zusammenhängenden Eismantel bedeckt gewesen ist. Die reiche Fjordbildung beweist, daß einst zahlreiche Gletscher sich in das Meer ergossen. Spuren ähnlicher Art zeigen sich auch in Südgeorgien und sind auf den übrigen ant- arktischen Inseln und Ländern weit verbreitet; die südliche temperierte Zone hat, ähnlich wie die nördliche, eine Eiszeit, oder wahrscheinlicher eine Mehrzahl solcher, durchgemacht. Die letzte dieser kalten Perioden mag weniger weit zurückliegen als im Norden, denn die Bouvet-Insel ist ganz vereist, auf der Heard-Inscl nimmt der ungefrorene Boden nur ein kleines Areal ein, und den südlichen Polarkreis umgiebt eine zusammenhängende Eiskappe. Das frühere kältere Klima Kerguelens erklärt (.las Mißverhältnis zwischen der höheren und niederen endemischen Organismenwelt. Das Gebiet jenseits des Südpolarkreises ernährt an den wenigen Stellen, wo der Boden die Eisdecke durchbricht, nur Moose und Flechten, Gewächse, die sich auch bei niederer Temperatur vollkommen entwickeln und monatelange Bedeckung mit Eis und Schnee unbeschadet ertragen. Die zahlreichen alten Endemismen unter den Moosen und Flechten Kerguelens sind Ueberreste der glacialen und präglacialen Flora. Nur eine Bluten- pflanze ist aus uralter Zeit erhalten geblieben, Pringlea antiscorbutica, der Kerguelenkohl, der nicht bloß durch seine einsame systematische Stellung, sondern auch durch seinen auffallend stattlichen Habitus als Fremdling inmitten der jetzigen kleinblätterigen Flora erscheint. Allerdings geht er weniger weit in die Höhe als die \I<>i>se und blechten, welche noch beträchtlich oberhalb der letzten Blütenpflanzen in üppiger Entwicklung auftreten; doch erreicht er unter den höheren Gewächsen Kerguelens das höchste Niveau über dem Meere: er kommt am Mt. Crozier noch bei ;< H i m vor und erweist sich dadurch als diejenige Blutenpflanze der Insel, welche die niedrigste remperatur erträgt 1 »lese Eigenschaft, welche ihr das Fortbestehen während der Eiszeit er- möglichte, hängt mit der erstaunlichen Anpassungsfähigkeit «1er Pringlea zusammen, die auf den guanoreichen und warmen Inseln der Gazellebucht einen Kiesen (Taf. IX), auf den windgefegten Hochflächen einen /wer- darstellt (Fig. 14, S. 28), aber überall reichlich Samen trägt. Möglicherweise hat Lyallia kerguelensis und der nur auf <,\t-n Höhen vorkommende, aus- geprägt kältebedürftige Colobantkus kerguelensis die letzte Eiszeit auf Kerguelen ebenfalls durch- gemacht Doch fand ihre Einwanderung jedenfalls in verhältnismäßig naher Vergangenheit statt. 1 I \ ei-gl. nbcn S 2, S. 15. z\ VergL weitet unten Kap. IV, § 4 und Kap. VI. Subantarktische Inseln. /: _ Mit der Flora der letzten wärmeren Epoche ging auch deren Fauna zu Grunde. Nur solche Tiere, welche sich der abnehmenden Temperatur anzupassen vermochten oder im Hoch- gebirge, mitten im Eis und Schnee lebten, blieben erhalten. So deuten die meisten Käfer noch auf einen einst üppigeren Pflanzenwuchs hin. Das Fortbestehen der Eiszeit auf der Heard- und Bouvet-Insel beweist, daß verhältnis- mäßig geringe Veränderungen des Klimas deren Auftreten und Wiederverschwinden bedingen. Versetzen wir uns in Gedanken auf Kerguelen zur Zeit des Eintrittes des milderen Klimas, etwa während der Uebergangsstufe, auf welcher sich die Heard-Inseln gegenwärtig befinden. Die gegen Norden und Osten geneigten Abhänge sind an den Küsten schneefrei. Der Boden ist verschiedener Art, jedoch beinahe überall für das Gedeihen von Gewächsen geeignet. Zwar herrschen Steine vor, doch ist aus deren Verwitterung Erde entstanden, welche durch die Nieder- schläge fortwährend befeuchtet wird. An manchen Stellen sind die thonigen Bestandteile sogar herrschend: sie verhindern das Durchsickern des Schnee- und Regenwassers und führen zur Ent- stehung von Sümpfen, Tümpeln und Teichen. Die Felsen sind reich zerklüftet und enthalten in ihren Spalten thonige Verwitterungsbestandteile, welchen die persi stierenden Flechten und Moose Humus beigemengt haben; auch haben die Seevögel den Boden stellenweise gedüngt. Zahlreiche genügsame Pflanzenarten finden ihn; Existenzbedingungen erfüllt. Die Samen, welche bisher auf Kerguelen an den ungünstigen Bedingungen zu Grunde gingen, können nun eine neue Pflanzen- kolonie gründen. Wie werden keimfähige Samen eine so einsame Insel erreichen? Die Untersuchung der Floren der neueren vulkanischen und namentlich der Koralleninseln hat ergeben, daß dieses durch Vermittelung der Meeresströmungen, der Winde und der Vögel geschieht1), und zwar mit solcher Sicherheit, daß keine der die Bedingungen des Pflanzenlebens bietenden Inseln desselben entbehren. Es ist in neuester Zeit gelungen, die sonst in ferner Vergangenheit verborgene Entstehung der Insel- floren in einem Falle direkt zu beobachten, allerdings nur in mäßiger Entfernung des koloni- sierenden Pflanzenstaates, nämlich auf der kleinen Insel Krakatau, welche durch die Eruption von 1883 zu einer pflanzenleeren Lavawüste geworden war-). Als erste Ansiedler zeigten sich auf dem Strande l'flanzenarten, deren mit Schwimmvorrichtungen versehene Samen unversehrt durch Meeresströmungen fortgetragen werden, und auf den Abhängen solche, deren Verbreitung durch den Wind geschieht, nämlich Lebermoose und Farne mit staubähnlichen Sporen, Compositen mit Flugorganen an ihren winzigen Schließfrüchten8). 1) Vergl. unter anderem: a) A. ENGLER, Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, 1882, Bd. II, S. 126 etc. b) \V. B. HEMSLEY, Challenger Report, Botany, Vol. I, 1885. I. Introduction, On insular Floras ; Appendix, On the dispersal < > f plants by oceanic currents and birds. c) A. F. W. SCHIMPER, Die indo-malavische Strandflora. Bot. Mitteil, aus den Tropen, Heft 3, 1891, und Pflanzengeographie, [898, S. 32, 90. 2) M. TREDB, Notice sur la nouvelle flore du Krakatau. Annales du Jardin botanique de Buitenzorg T. VII, 1888, p. 213 — 224. 3) Ueber „die Fortschritte der Flora des Krakatau" und der beiden kleinen benachbarten Vertaten- und Lang-Eiland verdanken wir O. Penzig (Annales du Jardin botanique de Buitenzorg, T. XVIII, 1902, p. 92 — 113) eingehenden Bericht. O. PENEIG besuchte die Inseln am 16. März 1897 in Gemeinschaft mit den Botanikern TREDB, BoeRLAGE, Raciuorski und CxAUTRIAU. Die Strandflora zeigte bereits infolge weiterer Zufuhr von Driftfrüchten eine gute Entwickelung; gegen das Innere zu herrschten hohe Gräser vor mit vereinzelten anderen Elementen ; die steil aufsteigenden Felswände aber zeigten größtenteils noch dasselbe Bild wie früher, ein Vorherrschen von ge- selligen zahlreichen Farnen, hier und dort vereinzelte Phanerogamen. Im ganzen sind bis jetzt auf den 3 Inseln 16 Pteridophyten und 53 Phanerogamen nachgewiesen. Bezüglich der Verbreitungsmiltel ist zu erwähnen, dal! von 32 Arten die Früchte und Samen durch die Drift, von 33 Arten die Sporen oder Früchte durch den Wind herbeigeführt sein können, während bis jetzt nur 4 Arten (Melastoma folyanthum und 3 Ficus-Axtea) von Vögeln übertragen wurden. 67 9 Ag H. SCHENCK, Vögel hatten, als Treüb 1886 die ersten Kolonisten auf Krakatau kennen lernte, noch keine Rolle gespielt Diese Lücke wurde einigermaßen durch meine Beobachtungen auf dem Vulkan Guntur auf Java ausgefüllt, der um die Mitte des ig. Jahrhunderts bis zum Fuße mit einem Lavamantel bedeckt werden war. Die bereits ziemlich üppige Pflanzendecke, welche ich im fahre 1890 auf demselben fand, verdankte ihre Entstehung theils, wie das Vorhandensein saftfrüchtiger Pflanzen bewies, den beerenfressenden Vögeln. Der westliche Sturm, der die Landflora Kerguelens beherrscht, ist gleichzeitig deren Ur- heber geweseh, bald unmittelbar, bald dadurch, daß er die Flugrichtung der Vögel bestimmte; so wurde K erspielen nicht von Südafrika oder Australien aus, sondern von Amerika kolonisiert, dem entferntesten der drei in die südliche temperierte Zone ragenden Kontinente. Nur zwei Arten, Cotula und Uncinia, wurden durch den seltenen östlichen Wind, aus dem .südaustralischem ( rebiete gebracht. Trotz seiner stürmischen Heftigkeit hat sich der Wind auf Kerguelen als weit weniger wirksamer Pflanzenverbreiter erwiesen, als auf vielen anderen Inselgruppen, wo er mit geringerer Gewalt bläst, aber von einem weniger entfernten Kontinente aus. So trägt der Wind aus Amerika nach Bermuda, aus Europa nach den Azoren, aus Afrika nach den Capverden die mit Feder- büschen oder Flügeln versehenen Samen vieler Blütenpflanzen, während nur der leichte Sporen- staub von Farnen und Lycopodien den ungeheuren Weg vom antarktischen Amerika bis nach Kerguelen, vielleicht durch Vermittelung der Crozet- und Prinz Eduard- Inseln, einige Male durchflog. Eigentliche Landvögel, wie sie durch den Sturm häufig nach den Azoren verschlagen werden, und wie sie zuweilen auf den Schiffen, in weiter Ferne von jedem Lande, einen Ruhe- punkt suchen, scheinen niemals bis nach Kerguelen gelangt zu sein, oder sie haben keine Spur ihres Besuches hinterlassen. Die für die Besiedelung von Inseln mit Pflanzen sonst so wichtige Mitwirkung der beerenfressenden Vögel ist ganz ausgeblieben. Nur die kräftigsten Flieger, vor- nehmlich der Albatros und andere, ferne Reisen unternehmende pelagische Vögel, vielleicht hier und da ein Sumpfvogel, wurden durch den Sturm vom antarktischen Amerika bis nach Kerguelen getrieben, und was an ihrem Gefieder oder im Schlammüberzug ihrer Füße an Samen sich be- fand, versah das aus der Eiszeit heraustretende, von Blütenpflanzen beinahe ganz entblößte Kerguelen mit Planzenkolonisten aus Amerika. Die durch Vögel gebrachten I'hanerogamen Kerguelens sind alle mit einsprechenden Verbreitungsmitteln versehen: diejenigen trockener Standorte besitzen kleine Schließfrüchte mit Vorrichtungen zum Festhaken am Gefieder, während die Pflanzen der Teiche und Ufer so winzige Samen oder Früchtchen besitzen, daß eine geringe Menge Schlamm zu ihrer längere Zeit dauernden Befestigung an Füßen oder Gefieder genügt. Die Verbreitung der Hakfrüchtchen geschah durch die Albatrosse, welche ihre hohen Nester auf den bewachsenen Abhängen errichten und die umgebenden Pflanzen als Baumaterial benutzen. Will1) sah in Südgeorgien die Früchte der Acaena adscendens reichlich am Gefieder von Ossifraga gigantea hängen. Diese Art kommt auf sämtlichen Inseln des subantarktischen Gürtels vor, doch wird sie in ihrer Verbreitung von anderen Arten derselben Gattung noch übertroffen: so ist die Acaena exigua Gray, von Amerika aus, nach den weit entfernten und nur n II. W111, Vegetationsverhältnisse Südgeorgii HAYBR, Die internal. Polarforschung [S82--S3, IUI. II. 1890, S. 178. 68 Subantarktische Inseln. 69 von wenigen gegenwärtigen Pflanzen erreichten Sandwich-Inseln gelangt1). Die Acaenen ver- danken ihre großen Areale ihren mit wirksamen Hakvorrichtungen versehenen Früchten. Bei Azorella bilden die persistierenden und erhärtenden Griffel eine kleine Gabel, welche, wie die Verbreitung der Art von Feuerland aus nach sämtlichen antarktischen Inseln beweist, als Mittel der Beförderung nicht weniger wirksam ist als die Haken der Acaena-Früchte. Eine noch auf- fallendere Hakenbildung ist für die Gattung Uncinia charakteristisch, welche, dank derselben, auf dem ungewöhnlichen Wege von Osten her Kerguelen erreichte. Einen Haken besitzen auch die Früchte der Ranunkeln. Die Grasfrüchte befinden sich reichlich in dem hauptsächlich aus Gräsern aufgebauten Neste des Albatros und treten häufiger und länger mit seinem Gefieder in Berührung als die Früchte der meisten anderen Arten: ihre spitzen Spelzhüllen dringen in dasselbe ein und werden durch ihre rauhe Oberfläche befestigt. Diejenigen Arten, deren Samen im erhärteten Schlamme der Füße oder des Gefieders von Vögeln verklebt, nach Kerguelen gelangten, mögen ebenfalls durch den Albatros eingeführt worden sein, oder sie hingen an Wasservögeln, die der Sturm nach Kerguelen verschlug. Daß, trotz der Entfernung, dieser Fall sich ereignete, geht aus dem Vorkommen der aus dem ant- arktischen Amerika stammenden Querquedula Ealimi, der kerguelen ischen Wildente, hervor. Drei dieser Pflanzenarten sind auf solche Weise über die ganze Welt verbreitet worden, Limo- sella aquatim, Callitriche verna und Montia fontana, während zwei Teichranunkeln, sowie Juncus scheuchzerioides und Tillaea moschata aus dem antarktischen Amerika kamen. Einen ähnlichen Ursprung müssen wir der Cotula plumosa, obwohl sie eine Strandpflanze ist, zuschreiben, da die östliche Lage ihrer Heimat die Mitwirkung der Meeresstömungen ausschließt, während ihre sehr kleinen Schließfrüchte sie zur Verbreitung durch Vögel wohl geeignet machen; auch spricht ihr massenhaftes Auftreten da, wo Vogelkol angesammelt ist, zu Gunsten dieser Annahme. Nur für die drei wahrscheinlich ältesten pflanzlichen Bewohner des Archipels läßt sich die Art der Verbreitung über weite Meeresstrecken nicht nachweisen: Pringlea, Lyallia und Colob- anthus. Die geringe Verbreitung dieser Pflanzen, die auf den Bezirk Kerguelen beschränkt ist, wo die Lyallia sogar nur Kerguelen selbst bewohnt, zeugt von geringer Fähigkeit, das Meer zu überschreiten. Vögel mögen die kleinen Samen der beiden Caryophyllaceen einst aus dem ant- arktischen Amerika herübergebracht haben; wie die Stammform der Pringlea Kerguelen erreichte, ist geheimnisvoll, wie alles, was diese einsame Pflanze betrifft. Die Meeresströmungen, die sich in den Tropen als die wirksamsten aller Pflanzenverbreiter erweisen und manche Korallen-Inseln, bei Ausschluß aller anderen Faktoren, mit einer Landflora versehen haben, scheinen in der Antarktis nur die untergetauchte Uferflora beeinflußt zu haben, und dies sogar in beschränktem Malte. Durch das Meer ausgeworfene Samen und Früchte, wie sie sonst an Küsten mit starken Gezeiten so reichlich zu liegen pflegen, wurden bis jetzt auf den antarktischen Inseln nicht gefunden. Möglicherweise fehlt es den Samen der antarktisch- amerikanischen Strandflora, welche, der Richtung der Strömung entsprechend, allein für Kerguelen in Betracht kommt, an hinreichend dauerhaften Schwimmvorrichtungen. 1) Focke in: Nat. Pflanzenfam., Bd. III, 3, 1894, S. 46 giebt als Verbreitungsgebiet von A. exigua Gray: Kalifornien, Mexiko, Südamerika und Sandwich-Inseln an. Im Index Kewensis, I, 1843, S. 14. und in W. F. Hh.i.kisuand, Flora of the Hawaian Islands, 1888, p. 118, wird sie als endemische Art der Sandwich-Inseln bezeichnet, wo ihre Rasen sich auf der Spitze des Mount Eeka von Maui und auf dem höchsten Gebirge von Kauai auf Sumpfboden vorfinden. 69 jq H. SCHENCK, Die Kerguelen erreichenden Pflanzenarten haben auf Aufnahme in die Flora mehr Aus- sicht als auf den meisten anderen Inseln, weil sie, der gewöhnlichen Richtung der Stürme ent- sprechend, von klimatisch ähnlichen Gebieten herrühren. Während der Golfstrom vergeblich die Samen westindischer Pflanzen nach nordischen Küsten bringt, kreisen die antarktischen Winde und die von ihnen getriebenen Vögel innerhalb einer klimatisch beinahe homogenen Zone. Kerguelen stimmt in seinem Klima mit dem Kap Hörn in wesentlichen Zügen überein. Daß es trotzdem nur einen kleinen Bruchteil von dessen Flora erhielt, ist vornehmlich der un- geheuren Entfernung, welche nur von wenigen, für ferne Luftreisen besonders gut ausgerüsteten Arten durchwandert werden konnte, in zweiter Linie aber dem Fehlen geeigneter tierischer Be- stäuber zuzuschreiben. Die Bedeutung des letztgenannten Faktors für die Entwickelung der Flora windiger Inseln zeigt sich gegenwärtig auf den in moderner Zeit vorn Kontinent abgelösten Inseln der Nordseeküste1), wo die Abnahme der Insekten bereits eine solche der Insektenblütler zur Folge gehabt hat. Normal insektenblütige, jedoch der Selbstbestäubung fähige Arten wurden auf Kerguelen, ähnlich wie in der Arktis2), wo ähnliche Bedingungen herrschen, unter Verlust oder Abnahme ihrer Lockmittel, zu normalen Selbstbestäubern, wie Ranunculus, Galium ani- areticum, Cotula, oder wie die Pringlea, deren gelegentlich auftretende Blumenkrone auf frühere Insektenbestäubung hinweist, zu Windblütlern. Nur solche Arten konnten bestehen, welche der Selbstbestäubung oder Windbestäubung fähig waren oder sich nur vegetativ vermehrten. Auf diese Weise erklärt sich die Armut der Flora an Arten. Der Vergleich der Flora Kerguelens mit derjenigen der übrigen antarktischen Inseln ergiebt eine nahe Uebereinstimmung mit den nahe gelegenen Gruppen Heard, Prinz-Fduard und Crozet, während eine nur entfernte Verwandtschaft sie mit den fern liegenden Archipelen des Feuerlandes und des Auckland-Bezirkes verbindet. Die Aehnlichkeit der Flora auf den Inseln des Kerguelenbezirkes hat vielfach zu der Annahme eines früheren Zusammenhanges3) derselben geführt, jedoch mit Unrecht. Die gegenwärtigen Umrisse Kerguelens, namentlich seine zahl- 1) Nach P. Kmiii (Handbuch der Blütenbiologie. Leipzig, Bd. I, 1898, S. 87) treten die echten Windblütler in um so gi. Individuen- und Artenzahl auf, je mehr ein Standort dem Wind ausgesetzt ist. So betrügt der Anteil der wmdblütigen Pflanzen in Deutsch- land etwa 21,5 l'roz. unter den Blütenpflanzenarten, in Schleswig-Holstein etwa 27 Proz., auf den Inseln Rom, Sylt, Amnin, Führ 30,25 Proz., auf den Halligen sogar 47 Proz. Vergl. auch SCHIMPER, Pflanzengeographie, S. 143. 2) Vergl, Sc 'iiiMi'EK, Pflanzengeographie, S. 141. 3) J. D. HOOKEB (1 in the botany of Kerguelen Island, p. 5 n. 6) hat wiederholt die Ansicht geäußert, daß die Inselgruppen Kerguelen, Cro/Hs, Prinz-Eduard die Ueberreste eines alten Kontinentes oder eines Archipels vorstellen, welcher sich westwärts nach • Kl habe und über welchen die Phanerogamen nach den Inseln gelangt seien, denn man könne nicht annehmen, daß die Samen Qbei einen Meeresraum von 4000 Meilen Weite gelangen; die Sporen kryptogamer Gewächse könnten allerdings durch die West- winde leicht übergeführt werden. Auch II. X. M im, iChallenger Report, Botany, Vol. I, Part. 3, p. 190) schließt sich dieser Ansicht an und meint mit HOOKER, daß auch St. Paul und Neu-Amsterdam zu den letzten Ueberbleibseln d len I.andkörpeis zu rechnen seien. Nach MOSELEY soll das Vorkommen von Pringlea mitsamt der flügellosen Fliege Calycopteryx MoseUyi K.vroN auf der Ileanl-Insel dafür sprechen, daß die Pflanze nicht durch Vögel dorthin gelangt sein könne, sondern nur durch ehemalige Landverbindung. Die gleiche Annahme wird auch von Tu. Si Gazelle, Bd, III. S. 134), dem Zoologen und Geologen der „Gazelle"- Expedition vertreten; er i^i der Ansicht, daß sich von .-ren, Kerguelen mit Feuerland verbindenden Landkomplex ein l'.-il. welcher die jetzigen Inseln des Kerguelenbezirks umfaßt, frühei abgetrennt habe, so daß dort 1 inen sich specialisieren konnten, bis auch dieser Teil in kleine Ins. -In zersplitterte, von denen Kerguelen und die Heard-Insel am längsten in Zusammenhang verblieben. Fauna und Flora von Kerguelen sei als., ein Ueberresl einer einst reichen Organismenwelt, was namentlich durch die fossilen Hölzer und die Rüsselkäfer erwiesen würde. St Paul und Amsterdam aber Schließt er mit Recht von der faunistischen Region der ant- 1 hi i' Zorn aus. Alle diese Inseln, namentlich St. Paul und N lam, sind ihrer ganzen Bildung nach ech( .mische Inseln, und es Iren schon sehr gewichtige geologische Thatsachen ingeführt werden, um die Hypothese eines großen Kontinentes glaubhaft zu mac! 7" Subantarktische Inseln. n j reichen Fjorde, sind das Werk der Gletscher; seit der Eiszeit ist Kerguelen mit seinen Neben- inselchen selbständig gewesen, als einsame Inselgruppe hat es seine postglaciale Flora erhalten. Die Struktur der anderen Inseln weist auf eine ähnliche Geschichte hin. Auch die Lokalisierung eines jedenfalls postglacialen Immigranten auf den Crozets (Asplenium oblusatum), die eines anderen auf der Marion-Insel (Aspidium mohrioides) und diejenige zahlreicherer Arten auf Ker- guelen sprechen gegen jede neuere Verbindung. Für eine solche in früheren Zeiten wird man vielleicht die allgemeine Verbreitung im Bezirke des Kerguelenkohls, welchem Mittel zur über- seeischen Verbreitung zu fehlen scheinen, namentlich jedoch diejenige der in seinen Blattscheiden wohnenden schwerfälligen flügellosen Fliege, welcher keine ferne Reise durch das Meer oder durch die Luft zugemutet werden kann, geltend machen. Daß dennoch eine solche Verbreitung stattfand, ist kaum zu bezweifeln, denn die Unterschiede der Algen-, Moos- und Flechtenflora der Inseln sind mit der Annahme eines einstigen Zusammenhanges unvereinbar. Außerdem ist, wie nachher noch gezeigt werden soll, aller Wahrscheinlichkeit nach der Kerguelenkohl samt seiner Fliege erst nach der Eiszeit auf die Heard-Insel gelangt. Beide müssen also mäßige Ent- fernungen über das Meer zurücklegen können. Die Mittel dazu sind zwar unbekannt, jedoch nicht undenkbar. So dürften größere, vom Sturme abgerissene Bruchstücke der Pflanze, nament- lich in Zusammenhang mit vertrockneten Teilen, längere Zeit auf dem Meere schwimmen, oder Eisberge mögen eine Rolle gespielt haben, oder die Kerguelenente, die sich ausschließlich vom Kohle ernährt, mag gelegentlich einzelne unverdaute Samen mit ihrem Kote, unbeschädigte Eier der Fliege an ihrem Schnabel oder ihren Füßen nach anderen Inseln tragen. Während die Inseln des Krrguelenbezirks im Kerguelenkohl ein präglaciales Formelement gemeinschaftlich besitzen, ist die Verwandtschaft der Floren der verschiedenen Inselbezirke auf die recente kolonisierende Thätigkeit des Windes und der Vögel beschränkt geblieben, die älteren, schwer beweglich oder unbeweglich ''('wordenen Elemente zeigen tiefgreifende Unterschiede, die jeden Zusammenhang seit der Kreidezeil ausschließen. Was zunächst die Flora Südgeorgiens betrifft, so besitzt sie ein von derjenigen Kerguelens sehr abweichendes Gepräge, dank dem aus dem antarktischen Amerika eingewanderten Tussockgras, Poa flabellatcu, welches ihren Haupt- bestandteil bildet, während die auf den Inseln des Kerguelenbezirks die gleiche Rolle spielende und auch in Feuerland vorkommende Azorella Se/ago vollständig fehlt. Die Ursache dieses Unterschiedes ist für die beiden Arten eine ungleiche. Das Tussockgras fehlt auf Kerguelen, wo es wohl gedeihen würde, weil es so weite Strecken zu überschreiten nicht im stände ist, während die bewegliche und weit fernerer Reisen fähige . izorella durch einen ihr verderblichen klimatischen Faktor, nämlich die lange andauernde Schneebedeckung, von der Flora Südgeorgiens ausgeschlossen bleibt. Wie bei der Darstellung der Flora Kerguelens hervorgehoben wurde, gehen die Azorclla-¥o\~\£x im Schnee allmählich zu Grunde; während in Kerguelen der Schnee schon nach wenigen Tagen zu verschwinden pflegt, bleibt er in Südgeorgien oft lange auf dem Boden liegen. Während Kerguelen eine nicht unbeträchtliche Anzahl endemischer höherer Pflanzen be- sitzt, entbehrt Südgeorgien1) solcher gänzlich; vielmehr sind die Phanerogamen und Farne hier sämtlich neu eingetroffene Kolonisten und sämtlich Feuerländer, mit Ausnahme einer Art, die I) Vergl. Kap. II, § 4, S. S;. 71 - -, H. SCBENCK, durch Vögel aus den Gebirgen Neuseelands gebracht wurde. Der auf Kerguelen erkennbare Gegensatz Im Alter der höheren und der niederen Flora wird hier zur scharfen Trennung. Namentlich weist der eigenartige Charakter der Laub- und Lebermoosflora auf jene entfernte Epoche hin. wo die Organismen der südlichen und nördlichen kalten Zone miteinander überein- stimmten. Zwar sind, mit Ausnahme des auch auf Kerguelen vorkommenden Psilopilum antareticum, nach du- Auflassung von K. MÜLLER sämtliche Laubmoose endemisch, doch sind sie alle, ganz besonders aber die Andreacaccen, Grimmiaceen, Polytrichaceen, sowie die in Feuerland und Ker- guelen fehlenden Distichaceen, vn echt nordischem Typus und von ihren feuerländischen Sippen- g< nossen w< it v< rschieden '). Auch die Meeresalgen zeigen 'ine ähnliche Selbständigkeit denen der übrigen antarktischen Gebiete gegenüber; sie enthalten nach Retnsch unter 58 Arten etwa 2cS endemische Arten oder Varietäten. Die spärliche Fauna des Landes und die reichere der Ufer zeigt denjenigen der Flora entsprechende Unterschiede. Südgeorgien besitzt, im Gegensatz zu Kerguelen, und entsprechend seiner geringen Entfernung vom Kontinent, in Antkus antareticus einen echten Landvogel; der selbe ist zwar endemisch, jedoch mit Arten des antarktischen Amerika so nahe verwandt, daß er als insulare Form einer derselben aufgefaßt wird. Wie Kerguelen, besitzt auch Südgeorgien eine Chionis (CA. alba) und eine Wildente [Querquedula Eatoni). Beide Vögel sind ihren auf den Falklands lebenden Stammgenossen -Lieh oder nahezu gleich geblieben, denn beide sind kräftige Flieger und daher in gelegentlicher Verbindung mit der Heimat geblieben, im Gegensatz zu dem großer Reisen unfähigen Anthus und zu ihren Verwandten auf dem so viel entfernteren Kerguelen. hie überaus spärliche Insektenfauna Südgeorgiens setzt sich aus sehr alten Insassen und aus neueren Einwanderern zusammen, im Gegensatz zu derjenigen Kerguelens, wo nur die ersteren vorhanden sind; wie bei den Vögeln zeigt sich hier der Einfluß der größeren Nähe des Kontinents. Hingegen weist die Uferfauna Südgeorgiens, nach 1'iiiiik. keine Spur einer Ein- mischung magellanischer Elemente und nur entfernte, wenn auch erkennbare Beziehungen zu derjenigen Kerguelens. hie Verbreitung der Endemen auf den antarktischen Inseln ergiebt, daß diejenigen der letzteren, die ein wärmeres Klima besitzen, also die Crozet-, Prinz-Eduard-, Kerguelen-, Falkland-, Auckland- und Campbell-Gruppen, ebenso wie die noch weniger kalten St.-Paul- und Amsterdam- Inseln, endemische, oder doch auf anderen Inseln nicht vorkommende höhere Pflanzen besitzen, während die kälteren Inseln, nämlich Südgeorgien, die SüdsheÜand- und die Heard-G nippe, sowie die Macquarie-InseL derselben entbehren und dennoch einen ebenso ausgesprochen endemischen Charakter ihrer niederen Flora aufweisen, wie die Inseln der ersten Reihe8). Dieser auffallende Unterschied ist auf die für das Verständnis der antarktischen Floren so wichtige Eiszeit zurück- zuführen, hie wärmeren Inseln konnten während derselben einige Blütenpflanzen behalten, während die kälteren eine nur aus Moosen, Flechten und Algen bestehende Flora bewahren 1) Vergl. Kap. II. 1. S. 88. Wenn auch nach J. 1 vrdoi die Zahl dei Ende n eine Einschränkung erleiden muß, bleibl ; da Moo flora doch eini sehi '■'■■ Hung zu Feuerland nui ein'- sehi gerii 2) Hiermit stimmen auch ade dei „Belgica"-Expedilion auf dem Palmei Archipel, dessen Moose und Flechten vidi en, überein. 72 Subantarktische Inseln. ., , konnten. So ist auf jenen Inseln keine Spur der, wie das Vorkommen fossiler Baumstämme auf der Seymour-Insel zeigt, einst üppigeren präglacialen Phanerogamenvegetation geblieben. Außer- dem war auf den wärmeren Inseln die Eiszeit längst verschwunden, als sie auf den südlichen noch fortdauerte; die Kolonisten zeigten auf den ersteren bereits zum Teil Abweichungen vom ursprünglichen Typus, während sie auf den letzteren, dem kürzeren Zeitraum seit der Eiszeit entsprechend, noch unverändert geblieben sind. Das Mutterland dieser Einwanderer war für Südgeorgien : Feuerland und die Falkland-Inseln, für die Heard-Gruppe : Kerguelen, für die Mac- quarie-Insel : die Auckland- und Campbell-Inseln. Die uns als das Tochterland Kerguelens besonders interessierende Heard-Insel weist die deutlichsten Spuren einer ganz recenten Eiszeit auf; sie ist noch zum größten Teile von Eis bedeckt, und nur wenige eng begrenzte Stellen des von dem Schlamm und Sande eines früheren ausgedehnten Gletschers überzogenen Tieflandes zeigen eine spärliche Vegetation, bestehend aus Azorclla Selago, Pringlea, Cobbanthus kerguelensis, Callitriche verna, Festuca kerguelensis, Poa Cookii. Für die leicht bewegliche Acaena, die wichtigste Pflanze der Wärmeoasen Kerguelens, ist das Klima noch zu kalt. Alle diese Blütenpflanzen sind augenscheinlich nach dem Zurück- treten der Gletscher aus Kerguelen eingewandert. Die Flanken der Gebirge tragen an ihrer Basis einige kleine Azorella-Fohter, in größerer Höhe jedoch nur noch Moose; letztere stellen teilweise Ueberreste der alten Flora der Insel dar und sind derselben eigentümlich. Die vorhergehenden Ausführungen dürften wohl den zu Beginn dieses Kapitels auf- gestellten Satz beweisen, daß, entgegen der gewöhnlichen Ansicht, die Konfiguration des die Süd- spitze der Kontinente vom Südpolarkreise trennenden Gürtels des Erdballs, wenigstens seit dem Beginn der Tertiärzeit, wesentlich die gleiche geblieben ist, und daß der antarktische Kontinent in der angenommenen weiten Ausdehnung, ebenso wie die Atlantis oder die Lemuria, der chimärischen Geographie angehört1). Die Flora und Fauna der antarktischem Inseln, welche zur Annahme eines diese verbindenden antarktischen Kontinents oder doch einer weit größeren Aus- dehnung des Landes in früheren Zeiten geführt hatten, beweisen im Gegenteile die Unfrucht- barkeit derartiger Vorstellungen, denn gerade ihre ältesten Organismen zeigen am allerwenigsten lie/iehun-en von einer Insel /ur anderen oder zu den Arten der benachbarten Kontinente; die Aehnlichkeiten sind auf die postglacialen Formen beschränkt, welche sämtlich für ferne Reisen über das Meer ausgerüstet sind. Wäre Kerguelen nach der Eiszeit durch einen Kontinent oder große Inseln mit dem ant- arktischen Amerika verbunden gewesen, so würde seine Flora das Gepräge außergewöhnlicher Wanderfähigkeit in weniger hohem Grade; tragen; nicht bloß die leichtesten Sporen hätte der Wind eingeführt, sondern auch die mit Flugvorrichtungen versehenen Samen von Blütenpflanzen; nicht allein die kräftigsten Flieger hätten die entlegene Insel erreicht, sondern auch beerenfressende Vögel, denn mehrere Arten der letzteren durchwandern alljährlich die 900 Meilen, die Portugal 1) Auch von Seiten der Zoolügen mehren sich die Stimmen gegen die von Rvtimeyek, HUTTON, Fokf.es u. a. verfochten« Annahme eines großen, Neuseeland, Australien, Südamerika, Madagaskar oder auch Südafrika verbindenden antarktischen Kontinents. Namentlich haben Lydekker und JBurckhardt in neuester Zeit Gründe gegen diese Hypothese beigebracht. (Yergl. J. Meisenheimer, Die bisherigen Forschungen über die Beziehungen der drei Südkontinente zu einem autarktischen Schüpfungscentrum. Naturw. Wochen- schrift, N. F. Bd. III, 1903, S. 25.) Das einzige, was vielleicht von dem Riesenland übrig bleiben wird, ist eine Verbindungsbrücke von Feuerland über das jetzige antarktische Land nach Neuseeland hinüber, aber auch längs dieser Linie wird man schon mit der Annahme einer etwas weiteren Ausdehnung der heute bestehenden Küsten und Inselgruppen auskommen können. 73 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. 11. 1. Teil. IO - . H. Schi mk. von den Azoren trennen, und es giebt im Frühjahr und I lerhst kaum einen Sturm, der nicht die eine oder andere fremde Vogelart nach jenen entfernten Inseln brächte. Was so häufig auf den Azoren geschieht, hätte auch in der Antarktis, wo die Stürme noch weit heftiger sind, hin und wilder stattfinden sollen, besitzt doch die beinahe gleich endegene Insel Neu-Amsterdam, in Phylica nitida, einen beerentragenden Baum afrikanischer Verwandtschaft, und Tristan d'Acunha, außer derselben Phylica und außer Beerenpflanzen antarktisch-amerikanischen1) Ursprunges, auch 1 leeren fressende Vögel aus südamerikanischen und afrikanischen Sippen. Daß aber keine der beerentragenden Pflanzen des Cap Hörn auf dem klimatisch so ähnlichen Kerguelen ihr zu- sagende Bedingungen fand, erscheint ganz ausgeschlossen, um so mehr, als das Fehlen des Kampfes ums Dasein das Gedeihen auch außerhalb des Optimums ermöglicht. Die an der antarktischen Flora gewonnenen Anschauungen stehen mit denjenigen in Ein- klang, welche, bereits vor mehreren Jahren, Pfeffer8) aus ihr Untersuchung der antarktischen Meeresfauna gewonnen hat. Auch unter den Seetieren ist grolle Verbreitung auf diejenigen Formen beschränkt, welche noch gegenwärtig um die Antarktis herum wandern können; für die Ufertiere ist das wesentliche Hindernis, das von verhältnismäßig nur wenigen Formen überwunden wird, die grobe Tiefe des Meeres sowohl zwischen den einzelnen Inselgruppen, als zwischen diesen und den Kontinenten. „Die (irkumpolarität der antarktischen Litoraltiere ist nur schwach aus- ausgeprägt, cirkumpolare Arten giebt es recht wenig, und cirkumpolare Gattungen nicht gerade viel. Dagegen findet man, daß die Gesamtheit der .subantarktischen Faunengebiete hinsichtlich der meisten Tiergruppen mehr Aehnlichkeit hat mit der arktischen Fauna als unter sich .... Es hat demnach nie im Süden, in neueren Zeiten, eine Landesausdehnung gegeben, welche sich irgendwie mit der des arktischen Gebietes vergleichen könnte; sonst hätten zahlreiche Tiere an den Ufern entlang ihre cirkumpolare Verbreitung finden müssen." Wie die ältesten Bestandteile der antarktischen Flora bringen auch diejenigen der Fauna Kunde von einer Erdperiode, wo die Organismen der kalten Zonen beider Erdhälften weit ähn- licher waren, als sie gegenwärtig sind. Die Annäherung der Typen in ferner Zeit spricht für eine gemeinschaftliche Quelle. Wenn diese Duelle aber neuerdings wiederholt in den ver- schwundenen antarktischen Kontinent gelegt worden ist, so stehen alle bisher gewonnenen That- sachen jedoch mit solcher Ansicht in entschiedenem Widerspruch. i) Nerlera depressa, Empetrum nigrum var. rubrum, beide in Feuerland und auf den Falkland-Inseln häufig. , Die niedere Tierwell des antarktischen Ufergebietes, in: ti. Neumayer, Die iiuernat. Polarfurschung, 18S2 83, Bd. II, p. i59 ff- 1 im in | wohl i harakteräierti ; i) Magalb 1 Bezirk: Südspitze Amerikas, Staatenland, Falkland. orgien, wozu anscheinend auch Südshetland und Südorkney gehören; zeigt keim- Spur einer Einmischung des ersteren irks, ist rein antarktisch. 3) Kerguelen, Marian, Crozets, Heard; zeigen ziemlich rein antarktischen Charakter, wenn auch nicht ganz so polar wie Georgien. 4) Aucklandbezirk; völlig durchsetzt von der neuseeländisches Fauna, anderseits ziehen sich echt antarktische Tiere bis nach Neuseeland, I asmanien und Australien. Pfeffer (S. 1.59) faßt arktische und antarktische Fauna als gleichaltrige Relikte der annähernd gleichförmigen alten allgenuinen Fauna dei Erde, die sah wenig verändert haben, auf und glaubt dadurch ihre Ähnlichkeiten erklären zu können. Indessen entbehrt : genügend' düng, vor allem des Nachweises eines [rüher gleichförmigen Klimas der Erdoberfläche. Die Rätsel der höchst - timmung odei nächsten Vi haft vdelei riere und Pflanzen der Arktis und Antarktis können erst mit einij lösl werden, wenn aul Grund von rhatsachen dei Wust dei Hypothesen gelichtet erscheint. V01 nmerk zu richten auf die Verbreitungsmittel und Wanderungen dei I irganismen, deren Feststellung die Erklärung in richtige :!• 11 wird. 71 Subantarktische Inseln. - - § 10. Prinz Eduard-Inseln. (Marion - Insel und Prinz Eduard - Insel.) i. Botanische Erforschung und Litteratur. Die beiden Inseln wurden 1772 durch Marion du Fresne entdeckt. Von der Prinz Eduard-Insel ist die Flora bis jetzt noch nicht bekannt, wohl aber von der Marion-Insel, deren Erforschung wir der „Challenger"-Expedition (1), die am 25. Dezember 1873 beide Inseln sichtete und am 26. Dezember an der NO.-Seite der letzteren landete, verdanken. Der Botaniker dieser Expedition, H. N. Moseley (2, 4), gab im Journal of the Linnean Society, Vol. XV, und im Challenger-Report eine Darstellung der Vegetationsverhältnisse. Die von ihm gesammelten Pflanzen wurden von Oliver (3), Dickte (5), Berkeley (6), Mitten (7) und O'Meara (8) be- arbeitet, die Ergebnisse sodann von W. B. Hemsley (9) im Challenger-Report zusammengestellt. 1) Tizard, Moseley, Büchanan and Murray, Prince Edward and Marion Islands. Report on the scientific results of the voyage of H. M. S. „Challenger" 1873 — 76, Narrative, Vol. I, fast part, London 1885, p. 291 — 302. 2) Moseley, H. N., On the botany < ■ f Marion Island, Kerguelen's Land, and Yong Island i.f the Heard Group. Journal of the Linnean Society, Botany, Vol. XIV, [875, p. 387. (Lettei to Dr. Booker.) 3) Oliver, Prof., List of plants collected by H. N. Moselex 011 Kerguelen's Land, Marion Island, and Yong Island. Ibid., p. 389. 4) Moseley, H. N., Notes on the Flora of Marion Island. Ibid., Vol. XV, 1877, p. 481 — 486. 5) Dickie, G., Algae collected l>\ Mr. Moselei al Marion Island. Ibid., Vol XV, p. 42. 6) Berkeley, M. J., Enumeration of Fungi collected during the Expedition of IL AI. S. „Challenger", Marion Isle. Ibid., V,»I. XV. p. 52. 7) Muten, W., On the Musci and Hepaticae collected during the „Challenger" Expedition, Marion Island. Ibid., Vol. XV, p. 70. 8) O'Meara, E., On the Diatomaceous Gatherings made a1 Kerguelen's Land by IL N. Moseley. Ibid., Vol. XV, P- 55- 9) Hemsley, W. B., Prince Edward Group, Marion Island. Report on the scientifi« results of the Voyage of H. M. S. „Challenger", 1873—76, Botany, Vol. I. Pt 3, London 1885. p. 1S7. 2. LaQ-e und Beschaffenheit. Die Marion-Insel liegt 460 52' S. Br. und 37" 45' O. L., die Prinz Eduard-Insel 460 36' S. Br. und 37° 57' O. L. Diese Lage entspricht etwa derjenigen von Lausanne auf der nördlichen Halbkugel. Die Entfernung von dem afrikanischen Kontinent beträgt ca. 960 Meilen, von den Falkland-Inseln ca. 4500 Meilen, von den nächstliegenden Crozets 450 Meilen und von Kerguelen ca. 1 200 Meilen. Beide Inseln sind vulkanischen Ursprunges. Die kreisförmige, 16 Q -Meilen große Prinz Eduard-Insel erhebt sich zu 2370 engl. Fuß (= ca. 726 m) Höhe; die größere Marion-Insel, welche ca. 11 Meilen lang, 7 Meilen breit ist, ca. 70 D-Meilen Areal umfaßt, und aus basaltischen Laven besteht, in ihrem centralen höchsten Teil zu 4200 Fuß (= 1280 m). Die Abhänge der Marion -In sei sind mäßig geneigt und an zahlreichen Stellen von seichten Thälern unterbrochen, welche von den Klippen bloßgelegter, älterer Lavaströme begrenzt werden und von recenteren Lavaströmen mit noch rauher Oberfläche erfüllt sind. Ueberall zerstreut treten kleine, aus roten Schlacken aufgebaute Eruptionskegel auf. 75 76 H. SCHENTK, 3. Klima. Wie die Crozets, liegen beide Inseln um 2 Breitengrade nördlicher als Kerguelen inner- halb der antarktischen Drift und des Gürtels vorherrschender heftiger westlicher Winde. Bezüg- lich des Klimas liegen /war keine ausreichenden Beobachtungen vor, indessen ist aus Moseley's Schilderung der Vegetation zu entnehmen, daß im wesentlichen die gleichen Verhältnisse herrschen wie auf Kerguelen. Nach den Messungen der „Challenger"-Expedition an Bord vor Marion-Island betrug am 26. Dezember 1873 das Maximum 7,5°, das Minimum 2,23° 2~. „ 1873 „ „ 6°, „ „ 4,7° Zum Vergleich sei angegeben, daß das Monatsmittel für den Dezember auf Kerguelen 6,6° beträgt. Das Klima der Marion-Insel mag vielleicht etwas milder sein, denn Moseley schätzt die absolute Grenze der Vegetation auf ca. 600 m, während er sie für Kerguelen auf ( a. 160 m oder tiefer angiebt. 4. Flora. Aus der auf S. ig gegebenen Liste der Gefäßpflanzen ist ersichtlich, daß auf der Insel 14 Arten, darunter 6 Pteridophyten, von MoSELEY gesammelt wurden. Dieselben kommen sämt- lich auch auf Kerguelen vor, mit Ausnahme eines Farnkrautes, Aspidium mohrioides Bory, welches weit verbreitet ist und vielleicht auch auf Kerguelen noch gefunden werden wird. Die auffallendsten und häufigsten Kerguelenpflanzen, wie Azorella, Acaena, Pringlea, Poa Cookii, kehren auf der Marion-Insel wieder, so daß auch der Gesamteindruck der Flora der gleiche ist. Ks ist anzunehmen, daß bei vollständiger Erforschung der Insel noch weitere Arten des Kerguelenbezirkcs gefunden werden. Unter den Gefäßpflanzen beherbergt also die Marion-Insel keine ihr ausschließlichen Arten, wohl aber unter den Kryptogamen, denn unter den von Moseley gesammelten 24 Klubmoosen fanden sich 4 endemische Arten, unter den 6 Lebermoosen 1 und unter den 8 Meeresalgen ebenfalls 1, im ganzen also 6 endemische Kryptogamen. Bemerkenswert ist, daß keine Arten von der auf Kerguelen stark vertretenen Gattung Andreaea gefunden wurden. Auch Sphagnum fehlt, wie überhaupt auf den Inseln des Kerguelenbezirks die Torfmoose nicht vertreten zu sein scheinen. Kerguelen und Marion haben 3 Mfoosarten gemeinsam. Von den 5 beobachteten Rechten, welche sämtlich der Insel nicht eigentümlich sind, ist die auch auf Kerguelen sehr häufige Bartflechte Neuropogon melaxanthus Nvi.. zu erwähnen. Die beiden Pilze gehören zu Agaricus', der eine, Agaricus atro-rufus$£X\\\\\., weist weite Verbreitung auf, der andere, Agaricus glebarum Berk., kommt in Azore/Za-Pohtern, auch auf den Falkland-Inseln und Kerguelen vor. < urade unter den Kryptogamen scheinen allgemein die antarktischen Inseln den größten Prozentsatz ihrer endemischen Firmen zu besitzen, worauf von Schimper im Kapitel über die Kerguelenflora S. 72 bereits hingewiesen wurde. 5. Vegetation. Nach Moseley's Beobachtungen sind die Strandfelsen mit Tillaea moscliata DG bedeckt. nid wird nicht erwähnt, [enseits der Strandlinie beginnt auf schwar/em, torfigem, den Fels 7" Subantarktische Inseln. -« bedeckenden Boden eine dichte Vegetationsdecke, welche sich aus Acaena adscendens Vahl, Azorella Selaoo Hook. f. und Poa Cookii Hook. f. zusammensetzt und an den Häng-en hinauf- zieht. Die Acaena ist bei weitem die häufigste Pflanze der Insel und erscheint, ebenso wie auch die anderen Pflanzen in besonders üppiger Entwickelung infolge des reichlichen von den zahlreichen Seevögeln gelieferten Düngers. Diese Formation entspricht also im wesent- lichen Schimper's Acaena-F ormalxon Kerguelens. Pringlea antiscorbutica wurde in dem von Moseley besuchten Teile der Insel, an der NO.-Seite, keineswegs so häufig wie auf Kerguelen angetroffen, sondern in Gruppen von je 4 — 5 Pflanzen zerstreut an der Küste, ferner an den Ufern eines kleinen Baches und eine Gruppe sogar noch bei 1000 Fuß (= ca. 300 m) Höhe. An feuchten Orten, besonders nahe der See wächst Ranunculus bitematus Sm. üppig, und mit der Wasserform der Acaena adscendens Vahl, mit Caüitricke verna L. und Montia fontana L. zusammen auch in den Wassertümpeln. In der Acaena-Yoxmti(\ox\ finden sich nicht selten Lycopodiunt Säumnis Lamk. und Z. magellanicum Hook, f., ferner überall häufig und in dichten ausgedehnten Rasen Loinaria alpina Spr., während die übrigen Farne der Insel unter geschützten Felsen in der Nähe von Bachufern vorkommen. Moseley hebt die überraschende Häufigkeit der Moose hervor, welche an einigen besonders feuchten Stellen in zusammenhängenden Polstern den Boden auf viele Ouadratmeter Ausdehnuiv' bedecken, während von den Flechten besonders die krustenbildenden an den Felsen häufig sind. Die ersten Schneeflecken wurden während des Anstiegs v<>n Moseley bei 800 Fuß (= ca. 240 m) angetroffen; der höchste Punkt, den derselbe erreichte, lag bei etwa 1500 Fuß (= ca. 460 m). In dieser Höhe bildet die . \zorella Selago Hook. f. zusammen mit einigen Moosen den wichtigsten Bestandteil der Vegetation. Ihre grünen Polster erscheinen zerstreut zwischen den nackten Felsen und Steinen; die Schneeflecken wurden häufiger und ausgedehnter. Die Azorella schien sich, immer sparsamer werdend, noch 300 Fuß (= ca. 90 m) höher hinauf fortzusetzen, und die absolute Grenze der Vegetation mag wahrscheinlich bei 2000 Fuß (= ca. 610 m) liegen. In dieser oberen Region entspricht also die Vegetation der Azorella- F( irmation Kerguelens. Die höheren Teile der Insel sind mit einer kontinuierlichen Decke ewigen Schnees be- deckt, die höchsten Gipfel infolge der Abkühlung, welche die feuchten Seewinde erleiden, häufig in Nebel gehüllt. Wie weit die Schneelinie im Winter nach unten vorrückt, ist nicht bekannt; indessen dürfte die Verschiebung infolge der relativ gleichmäßigen Temperatur während des ganzen Jahres keine sehr bedeutende sein. Soweit aus den kurzen Angaben Moseley's zu entnehmen ist, herrscht in der unteren Region der Insel die Acaena-Y oxmi\\\o\\ in der oberen die Azore//a-Forma.tion. § 11. Crozet-Inseln. 1. Botanische Erforschung; und Litteratur. Weder Sir James Ross' Antarctic Expedition 1840, noch die „Challenger"-Expedition 1874 bev\ 77 konnten auf den Crozet-Inseln eine Landung bewerkstelligen. Nur einige wenige Pflanzenarten ~g H. SCHENCK, welche von Asa (Ikav (] i bestimmt wurden, sind späterhin von Schiffsoffizieren mitgebracht worden. \V. B. Hemm.i-.v zählt im Challenger-Report (2) alles, was gefunden worden war, auf und erwähnt von Blütenpflanzen nur Pringlea, Acaena, Azorella, Galium, Cotula, von Farnen Lomaria alpina und Aspienium obtusatum. Im Jahre 1901, am 25. Dezember, nahm die deutsche Südpolar- Expedition unter E. v. Drygalski (3) einen leider nur 3-stündigen Aufenthalt auf der Posses sion-InseL Bisher liegen über die Ergebnisse vorläufige Berichte von dem Geologen Dr. E. I'iiiuiti, dein Botaniker Dr. E. Werth, und dem Zoologen Dr. E. Vanhöffen vor. Durch die Sammlungen Wkrth's und Vanhöffen's sind eine Reihe bisher nicht von den CrozetS be- kannter Kerguelenpflanzen auf der Possession-Insel nachgewiesen worden (vergl. S. 18). 1) Gray A., Crozet Flora, in: J. H. KinnER, Contributions to the natural history of Kerguelerj Island Bulletin cif the United States National Museum, Vol. I, No. 3, 1876, p. 31. 2) Hemsley, W. B., The Crozets. Report on the scientific results of the voyage of II. M. S. Challenger 1873 — 76, Botany, Vol. I, Pt 2, 1885, p. 207. 3a) Die Deutsche Südpolar- Exped ition auf dem Schiff „Gauß" unter Leitung von Krich v. Drygalski. Veröffentlichungen des Instituts für Meereskunde und des geogr. Instituts Berlin, Heft 2, 1902. Enthält: E. riiii.ii'i'i, Geologische Beobachtungen über Possession Island, S. 32. E. Werth, Die Vegetationsverhältnisse von Possession Island, S. 36. E. Vanhöffen, Biolog. Beobachtungen auf der Possession-Insel, S. J2. 3b) v. Drygalski, !•'.., Zum Kontinent des eisigen Südens, Berlin n)"4, S. 167. 2. Lacre und Beschaffenheit. ö Die 1772 von Marion du Eresne entdeckten Crozets liegen 460 — 46'/,° S. Br. und so1/* bis 52l/2° O. L. v. Gr. Die Gruppe besteht aus mehreren Inseln, von denen die Possession-Insel, mit 15 — 20 Meilen Länge und ca. m Meilen Breite, die größte ist und in der Mitte liegt, die East-Insel im Osten, die Schweine-Insel, Pinguin-Insel und Apostel-Insel im Westen sich be- finden. Possessiondnsel erreicht ca. 1600 m, die Ost-Insel 800 m Höhe Die Possession-Insel fällt fast überall mit einer steilen Abrasionsmauer von wenigen Metern bis zu etwa 200 m Höhe zum Meere ab. Die Insel ist ein Stratovulkan, dessen Abhänge sich stufenförmig aus flachgelagerten Strömen basaltischer Lava, mit zwischengelagerten Bänken von grobem vulkanischem Agglomerat, aufbauen. Dem SO.-Abhang ist ein kegelförmiger Krater ans roten Schlacken aufgesetzt Es scheinen also dieselben Verhältnisse vorzuliegen, wie auf der Marion-InseL I'iiiuiti kennte keine Spuren von Gletscherwirkungen wahrnehmen, auch keinen Fluß- schotter, und schließt ans der sehr frischen Beschaffenheit der Gesteine und der Flachheit der Thäler, daß die Basaltlagen nicht älter als diluvial, höchstens plioeän sind, und daß die Ausbrüche des roten Vulkankegels dem Alluvium zufallen, vielleicht sogar nur wenige Jahrhunderte zurückliegen. 3. Flora und Vegetation. Die Vegetation scheint sich nicht sehr hoch an den Abhängen in die Höhe zu ziehen. wenigstens giebt II cer') an, daß die Inseln einen höchsl '"'den Anblick gewähren ; ein schmaler 1) Fl 78 Subantarktische Inseln. ~~ grüner Gürtel umsäume die Küsten über den schwarzen basaltischen Klippen. Auch Moseley ') sagt, daß die Abhänge an der Ostseite von Possession Island mit einer Vegetation ähnlich der- jenigen von Marion Island bedeckt seien, die aber nicht so hoch hinauf sich erstrecke. Dr. Emil Werth stellte an der Ostküste, wo die Südpolar-Expedition am Weihnachts- hafen landete, Beobachtungen über die Vegetation an, aus denen folgendes zu entnehmen ist. Auf den Basaltfelsen am Strande tritt Tillaca moschata DC. in kleinen Rasen, dazwischen ein kleines Gras, Deschampsia antarclica Desv.2) auf, ferner ebenfalls nur in der Nähe des Strandes die Cotula plumosa Hook. f. in dichten Massen an den steilen Gehängen der besuchten Bucht, in Gemeinschaft mit den bis i72 Fuß hohen Büscheln von Poa Cookii Hook, f., mit Acaena adscendens Vahl und mit dem eingeschleppten, üppig gedeihenden Cerastium triviale Lk. Höher hinauf, über 25 m Meereshöhe, ist Acaena vorherrschend, und zwischen ihr treten Poa Cookii Hook. f. und Pringlea antiscorbutica R. Bk. auf. In etwa 75 m Meereshöhe erschienen die dichten Polster der Azorella Selago Hook, f., aus einem von Lomaria alpina Spr., Lycopodium magellanicum Hook. f. und Laubmoosen gebildeten Teppich hervorragend. Dazwischen tritt auch die Acaena auf, lerner Ranunculus crassipes Hook. f. und Galium antardicum Hook, f., welche auch in tieferen Regionen bis zum Strande hinab sich vorfinden. Hymenophyllum peltatum Desv. kommt in größeren Höhen in Felsspalten vor. Zu den an sumpfigen oder feuchten Stellen wachsenden Arten gehören unter den von E. Werth gesammelten Pflanzen Callitriche venia L, Montia J'ontana L und /unetts scheuch- zerioides Gaxjd. A. GRAY8) gießt an, daß amerikanische Sehil'l'soffiziere „a small vinc, witli blue flowers growing among scoriae" gesehen hätten. Es ist rätselhaft, um welche Pflanze es sieh dabei handelt. Eine reine „ Izorella -Formation wie auf Kerguelen ist nach Obigem nicht beobachtet, aber wahrscheinlich dürfte sein, daß sie in höheren exponierten Lagen der Insel angetroffen wird, wie aus den Angaben Moseley's für die Marion-Insel geschlossen werden darf. Die Kryptogamen-Vegetation ist gut entwickelt; feuchte Felsen sind mit grünen Algen überzogen, Geröll und Felsen mit Flechten bedeckt, und Moose fast überall am Boden und in großen Rasen an den Felsen vorhanden. Besonderes Interesse verdienen die Beobachtungen Vanhöffen's über die niedere Land- fauna, welche relativ reich ist und einige neue, bisher auf Kerguelen noch nicht beobachtete Arten darbietet. Vanhöffen fand auch eine geflügelte neue Fliegenart in ziemlicher Menge, jedenfalls ein merkwürdiges Vorkommen auf einer den Winden so sehr ausgesetzten Insel. § 12. Macdonald-Gruppe. (Heard- Insel und Macdonald - Inseln.) 1. Botanische Erforschunq; und Litteratur. Bis jetzt sind nur von der Heard-Insel die Flora und die VegetationsYerhältnisse bekannt geworden, und zwar durch zwei Expeditionen, zuerst durch die „Challenger"-Expedition (1), welche 1) Challenger-Report, p. 207. 2) Von Werth als Agrostis antaretica bezeichnet. Nach meiner Bestimmung handelt es sich hier um Deschampsia antaretica Desv. Agrostis antaretica Hook. f. ist übrigens auch von Werth auf der Possession-Insel gesammelt worden. 3) A. Gray, 1. c. p. 31. 79 $0 H. SCHEXCK. am 6. Fei »mar [874 nachmittags auf der Insel an der Whisky-Ray landete. Der Botaniker der Expedition, II. X. Moseley, stattete der Insel einen zweistündigen Besuch ab; er bezeichnete sie in seinem ersten Bericht (2) als Yong Island. Seine Sammlungen wurden von Oliver (3), Mitten (4) und Hemsley (5) bearbeitet Die deutsche Südpolar-Expedition (6) 1901 — 1903 unter Leitung von E. v. Drygalskj auf dem Schiffe „Gauß" hat auf der I Ieard- Insel am 3. Februar 1902 einen eintägigen Aufenthalt genommen, über dessen Ergebnisse E. Philipp] und E. Vanhöffen und später v. Drygalskj berichtet haben. 11 Tizard, Moseley, Buchanan and Murray, Mac Donald Islands, Hcard Island. Re]>< >ii on the scientific rcsults of the vi>\ 114c i>l H. M. S. „Challenger" 1873 — 76, Narrative, Vol. I, First Part, London 1885, p. 368—379, und 2 Ansichten. 2) Moseley, II. N., < in the botany of Marion Island, Kerguclen's Land and Yong Island of the Heard Group. Journal of the Linnean Society, Vol. XIV, Botany, 1875, p. 387 — 388. 3) Oliver, Prof., List of plants collected by H. N. Moseley od Kerguelen's Land, Marion Island and Yong Island. [bid., p. 389. 4) Mitten, W\, Musci and Hepaticae collected during the „ChaIlenger"-Expedition, Heard tsland. Ibid., Vol. XV, ■s77- P- 73- 5) Hemsley, W. 1!., Macdonald Group: Heard Island. Report on the scientific results of the voyage of „II. M. S. „Challenger" 1873 — 75, Botany, Vol. 1, Part 2, London 1885, p. 245. (Der ausführliche Bericht von II. X. Moseley Qbei die Vegetation von Beard Island ist an dieser Stelle wiedergegeben. Die Deutsche Südpolar-Expedition auf dem Schiffe „Gauß" unter Leitung von Eric 11 v. Drygalski. iffentlichungen des Instituts für Meereskunde und des geographischen Instituts an der Universität Berlin, Heft 5, Oktober [903. Enthält: Philippi, Emil, Geologischer und chemischer Bericht. Heard-Insel, S. 126. Vanhöffen, Ernst, Biologischer Bericht. Heard-Insel, S. 14p 6b) Drygalski, E. v.. Zum Kontinent des eisigen Südens, Berlin 1904, S. 212. 2. Lage und Beschaffenheit. Die von Kapitän Heard [853 entdeckte Heard-Insel liegt 53" 10' S. Br. und 73" 30' O. L., die von Kapitän Macdonald 1854 entdeckte und aus zwei kleinen Inseln und einem isolierten Felsen bestehende Macdonald-Gruppe etwas weiter westlich. Die ganze Gruppe befindet sich also ca. 3V2 Breitengrade südlicher als Kerguelen, in gleicher Breite mit der Magellanstraße Die Inseln sind vulkanischen Ursprunges und bestehen aus Basaltlaven und Agglomeratcn. Die Heard-Insel ist etwa 25 Meilen lang, bis 9 Meilen breit und mißt bei länglichem Umriß etwa 100 □-Meilen. Sie erhebt sich zu einem abgerundet-kegelförmigen, meist in Nebel gehüllten großen Berg, dem „Big Ben" oder Kaiser Wilhelm-Berg, welcher mindestens 2000 m hoch sein soll, während ehr höchste Berg der Macdonald-Inscln nur ca. [90 m erreicht. Der Kaiser Wilhelm-Berg ist mit ausgedehntem Kirn bedeckt, von welchem allseits Cilelscher über stufenförmig abfallende Felsen zum Meere hinabgehen. E. v. Drygalskj zählt 7 solcher Gletscher allein auf der Nordseite. Die heftig umbrandeten Küsten bestehen daher abwechselnd aus Klippen und Gletscherenden. Die Heard-Insel befindet sich, obwohl nur 300 Meilen südlich von Kerguelen, noch gegenwärtig in dem vereisten Zustand, der früher auf letzterem geherrscht haben muß. 80 Subantarktische Inseln. g j Nach Philippi grenzt im Westen an den Hauptberg- der Insel eine sandige, niedrige Ebene, in die 3 Buchten einschneiden, von denen die nordöstliche Corinthian-Bai von der nord- westlichen Atlas Cove durch eine eigentümliche Felsgruppe, Roger's Head, getrennt wird. Auf dieser Felsmasse befinden sich 6 wohlerhaltene Krater, deren Schlacken und Bomben außer- ordentlich frisch erscheinen. „Es scheint, daß sich an den halb zerstörten Flanken eines haupt- sächlich aus Agglomeraten aufgebauten älteren Eruptivkegels mehrere sehr junge Krater gebildet haben." Ein aus frischer basaltischer Lava bestehender Strom zieht sich von den Klippen hinab zur Corinthian-Bai. Recente Krater oder Schlackenkegel finden sich auch auf den Crozets, auf Marion, auf St. Paul und Neu-Amsterdam und sprechen dafür, daß die vulkanische Thätigkeit auf diesen Inseln nach der Tertiärzeit angedauert hat. Die Eruptionen dieser Krater auf der Heard-Insel scheinen aber nur lokaler Natur gewesen zu sein und nicht, wie auf Krakatau, die Vegetation vollständig vernichtet zu haben, da auf der Insel einige endemische Moose, die wahrscheinlich aus alter Zeit stammen, erhalten geblieben sind. 3. Klima. Das Klima der Insel ist weit strenger als auf Kerguelen, wo/u die große Erhebung des eisbedeckten Kaiser Wilhelm-Berges wesentlich beitragen mag. Im Winter soll der ganze Boden und alles Wasser gefroren sein, während im Dezember öfters Sonnenschein herrscht und der Kaiser Wilhelm-Berg klar wird. Das Wetter ist so stürmisch, daß durchschnittlich ein Wal- fischboot nur einmal an 3 Tagen landen kann. Die Temperatur betrug nach II. Gazert1) am ,}. Februar 1902 in der Corinthian-Bucht: Maximum Minimum Mittel Meer 3,5° 2,8° 2,io" C. 4. Flora und Vegetation. Die Vegetation der I leard-Insel ist eine sehr kärgliche, und der größte Teil des Hodens, soweit er nicht mit Eis bedeckt ist. erscheint kahl. Mosele? bemerkte in der Nähe der Whisky Bay auf einer Ebene grüne Polster von Azorella Selago Hook, f., welche auf Schlamm- oder Sandhügeln wuchsen, zum Teil von beträchtlicher Ausdehnung. Die Pflanzen standen zur Zeit des Besuches, am 6. Februar, in Blüte und Frucht. Auf einigen dieser Hügel wuchsen Büschel von Poa Cookii Hook. f. in voller Blüte und an diu geschützten Seiten der Hügel Pringka antiscorbutica R. Br. in Menge, aber nur von zwergiger Statur im Vergleich zu den Exemplaren auf Kerguelen. Die Pringka stand meist in Frucht, nur einige Exemplare noch in Blüte. Colo- bantkus kerguelensis Hook. f. erscheint an geschützten ( )rten in größerer Häufigkeit als auf letzterer Insel. In den Wassertümpeln wurde außer einer Fadenalge nur noch Callitriche venia L. als Wasserpflanze beobachtet. Farne fehlen vollständig. Moseley hält es für unwahrscheinlich, daß außer dieser von ihm gefundenen armseligen Flora von 5 Arten noch andere Blütenpflanzen vorkommen. Es ist indessen Vanhöffen ge- lungen, zu den bekannten Arten noch zwei Gräser auf den Hügeln zur Rechten der Corinthian 1) H. Gazert, Met. Bericht, in: Deutsche Südpolar-Expedition, Veröffentl. des Cnst. für Meereskunde etc., Heft •;. 1003, S. 123 8l Deutsche Tiefsee- Expedition 1898 — 189g. Bd. II. I, Teil. I I O, H. SCHENCK, Bai hinzuzufügen. Zwischen den Polstern von AzoreUa wuchs außer verkrüppelten Stauden der Pringlea und kleinen Polsterchen von Colobanthus auch Festuca kergttelensis Hook. f.1). Ferner bemerkte ich unter den Herbarpflanzen Vanhöffen's einige Fragmente von Deschampsia ant- arctica Hook. Beide Gräser standen nicht in Blüte. Von Insekten fand Vanhöffen 2 Rüsselkäfer und 2 flügellose Fliegenarten, wovon die eine, Calycopteryx, in den Blattwinkeln der Pringlea lebt und auch von Mosele? erwähnt wird. Die Vegetation entspricht im wesentlichen der Azore/ta-¥ ormaäon Kerguelens oder der oberen Region von Marion Island. Bemerkenswert ist das Fehlen der Acaena, für welche wohl die klimatischen Bedingungen, vor allem der Frost im Winter, zu ungünstige sind, ebenso der strandbewohnenden Cotula und der Ranunculus-Arten. Anderseits könnte Lyalia vielleicht noch gefunden werden. Nur 3 Laubmoosarten und 1 Lebermoos wurden von Moski.ky sparsam an den Flanken der bewachsenen Hügel gefunden. Grimmia insularis Mm. ist der Heard-Insel eigentümlich, Batramia robusta Hook, f. et Wils. kehrt auf den Auckland- und Campbell-Inseln, Fossombronia australis Mi 11. auf Neuseeland und Tasmanien und auf Kerguelen wieder. Der weit verbreitete Ceratodon purpureus Bkid. findet sich ebenfalls auf Kerguelen. Die Meeresalgenflora zeigt Ab- weichungen von derjenigen Kerguelens und enthält nach Moseleys Sammlung unter 8 Arten nur 3 mit Kerguelen gemeinsame Arten, während Scytothalia obscura Dickte und CallophyUis elongata Dickte endemische Formen darstellen. Die kärgliche Kryptogamenflora der Insel wird aus den später zu publizierenden Samm- lungen Vanhöffen's noch einen Zuwachs um einige Moose und Flechten erfahren. Im allgemeinen konnte Moski.ky an den Berghängen der Insel nur an den -'-schützten Seiten sehr sparsam verteilte grüne Flecken von Vegetation beobachten. In der unteren Region herrschten die Azore/Za-Polster vor, welche an den Abhängen in die Höhe gehen und nach oben durch hellgelbe, aus Moosen bestehende Rasen ersetzt werden. Die Vegetation scheint bei 90 bis 120 m ganz aufzuhören, während sie auf der Marion-Insel bis ca. 600 m, auf Kerguelen bei ca. 460 m oder tiefer ihre Grenze erreicht. Die Macdonald- Insel wurde von der „Challenger"-Expedition am 6. Februar 1874 nur gesichtet. Sie ist eine auf allen Seiten von Klippen umgebene Felsenmasse, auf welcher kein Schnee lag. bin Streifen flacheren Landes zeigte eine Vegetationsdecke, welche derjenigen der Heard-Insel ähnlich zu sein schien. IL Südgeorgien, nebst Sandwich-Inseln, Bouvet-Inscl. ^ 1. Botanische Erforschung Südgeorgiens. Südgeorgien wurde 107^ von La R intdeckt, welcher die Insel St. Pierre nannte. Cook besuchte sie mit I 1775 und galt ihr den Namen Südgeorgien. Er berichtet I) V \M|.".H I \. I. ( S, I \ | 82 Subantarktische Inseln. 83 über die Vegetation nur kurz, daß er ein in Büscheln wachsendes Gras, wilde Bibernell und eine moosähnliche Pflanze an Felsen gesehen habe; die beiden ersteren Pflanzen werden wohl Poa flabellata und Acaena adscendens gewesen sein. Wedell landete 1823 auf der Insel, und in neuerer Zeit nahm H. W. Kluschak vom Oktober 1877 bis Ende Februar 1878 auf ihr Aufenthalt. Sir James Ross berührte auf seiner Reise 183g — 43 die Insel nicht, daher finden wir auch in Hooker's Flora antarctica keine näheren Angaben über ihre Pflanzen. Unsere jetzige Kenntnis der Flora Südgeorgiens verdanken wir im wesentlichen den Beobachtungen und Samm- lungen der deutschen Expedition (1), welche unter Leitung von Dr. K. Schrader vom 16. August 1882 bis 6. September 1883, also über ein Jahr im Moltke-Hafen der an der Ost- küste befindlichen Royal Bay Station nahm und daselbst hauptsächlich erdmagnetischen, meteoro- logischen und astronomischen Studien (Venusdurchgang am 6. Dezember 1882) oblag. Als Arzt und Botaniker gehörte Dr. H. Wux der Station an, als Arzt und Zoologe Dr. K. von den Steinen. Dr. Will gab eine wertvolle Darstellung der Vegetationsverhältnisse Südgeorgiens; die von ihm gesammelten Pflanzen wurden bearbeitet von A. Engler, C. Müller, J. Müller, K. Pranil, C. M. Gottsche, I'. F. Reinsch. Von großer Wichtigkeit ist es, daß die botanischen und meteorologischen Beobachtungen während eines ganzen Jahres ausgeführt wurden, was bis dahin noch auf keiner antarktischen Inselstation geschehen war. Erst im jähre 1902 ist Südgeorgien von neuem zu wiss< nsehaftlicher Erforschung besucht worden, und zwar von einem Teile der schwedischen Südpolar-Expedition 1901 -1903. Nach- dem die Hauptexpedition unter O. Nokdenskjöld ihre Winterstation auf Snow- Hill- Land in der Westantarktis eingenommen hatte, kehrte das Schilf, die „Antarctic", am 26. März 1902 nach den Falklands-Inseln zurück. Von hier aus wurde unter Leitung des Geologen J. Gunnak Anderson und unter Teilnahme des Botanikers C Skottsberg, der Zoologen A. Üiilix und K. A. Andersson und des Meteorologen und Kartographen S.A. Düse ein Abstecher nach den Buchten an der Nordostküste Südgeorgiens ausgeführt. Der Aufenthalt daselbst dauerte vom 22. April bis 15. Juni 1902, fiel also in den Spätherbst und Winter. Von Publikationen liegen Berichte vor von f. G. Andersson (2) und Skottsberg (3). Es steht zu erwarten, daß unsere Kenntnisse namentlich der Kryptogamenflora wesentliche Erweiterung erfahren werden, während für die Phanerogamenflora nur ein Zuwachs von 2 für die Insel neuen Arten {Galium antaretkum und die eingeschleppte Poa pratensis) zu verzeichnen ist. 1 a) Neumayer, ()., Die internationale Polarforschung [882- [883. Die deutschen Expeditionen und ihre Er- gebnisse. Bd. I, Berlin 1891, enthält: Kapitel 4: Die Expedition nach dem Moltke-Hafen auf Südgeorgien, deren Verlauf und Rückkehr, S. 91. Bd. II, Berlin 1890, enthält: 7. Thürach, Dr. Hans, Geographische Beschreibung der Insel Südgeorgien, S. 109. 8. Engler, A., Die Phanerogamenflora in Südgeorgien, nach den Sammlungen von Dr. Will be- arbeitet, S. 166. Abdruck dieser Abhandlung auch in: Botanische Jahrbücher für Systematik, Bd. VII, 1886, S. 2S1. 9. Will, Dr., Vegetationsverhältnisse Südgeorgiens, S. 172. «3 84 II SCB 10. von den Steinen, Karl, Allgemeines über die zoologische Thätigkeit und Beobachtungen über das Leben dn Robben und Vögel auf Südgi . S. 194. 11. Müller, Carl, I Austro-Georgiae, S. 279. 12. Müller, Dr. ].. Lichenes, S. 322. 13. Prantl, K., Filiees, S. 328. 14. Retnsch, P. F., Die Südwasser-Algenflora von Südgeorgien, S. 329. 15. Reinsch, P. !•'.. Zur Meeres-Algenflora von Südgeorgien, S. 366. 16. Gottsche, Dr. C. M., Die Lebermoose Südgeorgiens, S. 449. 17. Pfeffer, Di Die niedere Tierwelt des antarktischen Ufergebietes, S. 455. 1 IjI Will, II., Die Vegetationsverhältnisse des Exkursionsgebietes dei deutschen Polarstation auf Südgeorgien. Botanisches Centralblatt. Bd. XXIX. 1S87, S. 251. 1 c) Reinsch, P. F., Species et genera nova Algarum ex insula (Georgia australi. Berichte der Deutschen botani- schen Gesellschaft, Bd. VI, 1888, S. 144. 1 d) Neumayer, Prof. Dr., und Borgen, Prof. Dr., Die internationale Polarforschung 1882 — 1883. Die Be- ichtungsergebnisse der deutschen Stationen, Bd. IL Südgeorgien, Berlin 1886. (Enthalt die meteoro- ischen Beobachtungen.) 2) Die Forschungsreise der Schwedischen Südpolar- Ex pedition nach Südgeorgien. Globus, LXXXIII, 1903, S. 103. Nach dem Bericht von J. G. Andersson, Port Stanley, den 18. Juli 1 in Ymer, mio2, Heft 3. Ferner Andersson, J. G, in: O. Nordenskjöld, Antarctic, Bd. II, Berlin [904, S. 27. i -Mit Ansichten nach photographischen Aufnahmen.) 3) Skottsberg, Carl, Nägra ord on Sydgeorgiens Vegetation. Botaniska Notiser, 1902, Heft 5, p. jio — 224, und 1 Tal". (Mitteil, der Botaniska Sektionen af Naturvetenskapliga Studentsöllskapet i Upsala, 17. Oktober 1902.) Referat VOD GREVILLIUS im Botanischen Centralblatt, Bd. X 1 II, 1903, S. 82, und von Bohlin, in: Just, Botanischer Jahresbericht, 1902, Bd. I, S. 567. § 2. Lage und Beschaffenheit von Südffeoreien. Südgeorgien1) liegt /wischen 54 und 550 S. Br., also der Breite von Schleswig- Holstein auf der nördlichen Halbkugel entsprechend, und zwischen 35'^ und sr'V W. L Von den subantarktischen Inseln ist Südgeorgien hinsichtlich des Klimas am besten bekannt, da die deutsche Expedition unter Dr. K. Schrader dort ein ganzes Jahr hindurch, von August 1882 bis September [883, sich aulgehalten hat. Die nachstehende Tabelle bringt die Beobachtungen dieser Expedition2) bezüglich der Temperatur und der Niederschläge. Sudgeorgien 54° 31' S. Br. und 36" 0' W. I.. v. Gr. Moltke-Hafen, NO.-Küste. (Nettmayer und P'...k..i\, s. 140.) 1882 83 t. . lutes Temperatunmttrl ,, . Maximum Absolutes ,. „. , , , r rosttage Niederschläge Minimum Septembei Oktober November Dezember Januar Februar März April Mai Juni Juli August - 0,9" | 1,3° Frühjahr + 1,1" 2,9» 1 3.7° | 4,6" Sommer + 4,6° 5.4" 1 3.5" ) 0,5° Herbst 4- 1,3° — 0,2» ) - 2,9° | — 2,3° Winter — 1,3° 1,2° 1 1,8« 6,7° 9,8° [1,9° 11,7° 17,8° .1,9° 9.5° 9,5° 5.7° 'S.«0 — 6,8" — 6,9« — 1,6° 0,1» — 0,2° 0,0° — 3.4° — 6,8° — 8,5» — io,o° — 12,3° — 10,7" [9 23 16 0 2 1 8 23 28 29 29 22 1 2;, 'i mm | [17,8 ,. Frühjahr 315.5 mm 69,8 „ 1 " 1 82.1 ,, ] Sommer 241,7 „ 85,6 „ ' 146,8 „ | 81,6 „ J Herbst 243,9 '5.5 .. 1 52.2 „ | 35,0 „ [ Winter 187,2 „ 100,0 „ 1 Jah, i,4° 17,8° — 12,3" 200 988,3 mm r) Auch die schwedische Südpolar-Expedition hat dies von neuem feststellen können. Vergl. Andersson in: Globus, Bd. LXXXTTT, S. 105. 2) G. Neumayer, Die internationale Polarforschung 1882—83, Bd. I, 1891, S. 106. — Neumayer und Borgen, Die inter- nationale Polarforschung 1882—83. Die Beobachtungsergebnisse der deutschen Stationen, Bd. II, 1886, S. 140 und S. 335. — J. Hann, Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl., Bd. III, [897, S. 467. 85 Q£ H. SCHENCK, Aus dieser Tabelle ergiebt sich, daß die Temperatur das ganze Jahr hindurch ziemlich gleichmäßig niedrig ist. Der kälteste Monat war der Juni mit - 2,9", der wärmste der Februar mit (- 5,4". In gleicher I '. 1 - ' i t « ■ auf der nördlichen Halbkugel hat Hamburg eine mittlere Jahres- temperatur von -|- 8,5°, also 7" mehr. Die beobachteten absoluten Extreme auf Südgeorgien waren f [7,8° (im Februar) und - 12,3" (im Juli); jedoch sank in allen Monaten die Tem- peratur auf oder unter den Gefrierpunkt; die Zahl der Frosttage betrug 200, der Tage mit Schneefall 223, von denen 47 in <\vn Sommer fielen. Die Vegetation befindet sich also unter au! ii •rordentlich ungünstig« n I '» dingungen. Von Interesse ist der Vergleich der Temperatur von Kap Hörn und von Südgeorgien l) aus dem sich ergiebt, daß ersteres, obwohl 1" südlicher gelegen, dennoch ein um 4" höheres Jahresmittel (5,4°) und besonders einen um etwa 4" wärmeren Winter aufweist. Die niedere Temperatur Südgeorgiens ist bedingt durch die kalte antarktische Meeresströmung und durch seine oceanische Lage, Die reichlichsten Niederschläge fielen auf Südgeorgien im März mit [46,8 mm, die ge- ringsten im Mai mit [5,5 mm, indessen /eigen die Niederschläge im allgemeinen wenig erhebliche Differenzen im Laufe des Jahns. Die reichlichen Niederschläge in Verbindung mit der niedrigen I niperatur bilden die Ursache für die ausgedehnte Bedeckung des Landes mit Schnee und Eis, besonders an der Westseite der Insel. Die Summe der Niederschläge (988,3 mm) im Jahr ist bedeutend höher als an der deutschen Nordseeküste mit 670 mm. Die mittlere Bewölkung von 7,1 herrscht fast gleichmäßig zu allen Jahreszeiten ; im Winter betrug sie 6,7 gegen 7,4 im Sommer. Die Winde wehen vorherrschend aus W, WSW. und NW. und sind gewöhnlich sehr heftig, wie überhaupt in dem ganzen subantarktischen, größtenteils vom Ocean eingenommenen GürteL Sie pflegen fast jeden zweiten oder dritten Tag sich einzustellen und tragen wesentlich zur Erhöhung der Ungunst des Klimas für die Vegetation bei. 1 >ie jährliche Schneebedeckung der Insel scheint in Bezug auf Dauer und Intensität Schwankungen zu unterliegen. Bei der Landung der Expedition im August 1882 war der Boden hart gefroren und mit Winterschnee von 1 — 2 m Tiefe bedeckt, während im Winter ins,; (Juni bis August) /war auch Schneefälle in größerer Anzahl eintraten, aber häufiger der Boden, soweit der Humus reichte, schneefrei war, eine Erscheinung, die auf die an der NO.-Seite Süd^eorgiens öfters auftretenden Föhnwinde zurückzuführen ist. Auch brachten die ersten Tage des August 1883 bereits Tauwetter, der Schnee schmolz, und Ende des Monats kam infolge der höheren Tem- peratur bereits die grüne Decke des Tussockgrases hervor, wahrend im Jahre [882 der August noch durchaus winterlich war und erst im Oktober der Schnee mehr und mehr weg schmolz. Die NO.-Seite der Insel, auf welcher die Station lag, zeigt andere Eis- und Schneeverhältnisse als die SW.-Seite. Erstere ist gegen die heftigen Westwinde durch die steilen Gebirgszüge g schützt, oder die Westwind«- kommen als Föhnwinde von diesen herab, letztere dagegen erscheint das ganze [ahr hindurch mit Schnee bedeckt und in höherem Malle vergletschert Auf der NO.-Seite werden die Berghänge im Sommer bis zu 5 — 600 m schneefrei i) Vergl 11 \e-. I. c. S, |,68. 86 Subantarktische Inseln. 87 § 4. Flora von Südgeorgien. Liste der Gefäßpflanzen. [Nach A. Engler, Bot. Jahrb. f. Syst., Bd. VII, 1886, S. 281, und C. Skottsbercs, Bot. Notiser, 1902; mit Nachträgen bezüglich der geographischen Verbreitung der Arten.] Südgeorgien Verbreitung Lycopodiaceae. I. Lycopodium clavatum L. var. magelliini, um Hook, f. Feuerland, Falkland, Kerguelen, Tristan da Cunha Filices. 2. Hymmophyttum feltatum Desv. ( = //. Wilsoni Hooi Feuerland, Chile, Falkland, Kerguelen, Neu-Amsterdam, Kapland, Mascarenen, Canaren, Azoren, Madeira. "Westeuropa 3. Aspidium mohrioides Bory Feuerland, Chile, Kalifornien, Falkland, Marion-Insel, Neu-Amster- dam, Auckland-Inseln 4. Cystoptens fragilis BERNH. Feuerland, Falkland, Kerguelen, weit verbreitet Juncaceae. 5. Rostkovia magellanica Hook. f. (=Ä sphaerot arpa 1 >ES\ .) Feuerland, Falkland, Campbell-I., Neuseeland 6. Juncus Novae Zealandiae HOOK. 1. Neuseeland, Chatam-I. (Wahrscheinlich nur eine Varietät oder Form des in den chilenischen Anden vorkommenden Juncus stipulatus N. et M.) Gramineae. 7. Desckampsta antarctica K. I 'r Aira antan tica Feuerland, Falkland, Süd-Shetland-I., Kerguelen Hook.) 8. Phleum alpinum L. Magel ! 1: ■ ! und arktische Zone 9. Festuca erecta D'URV. rland, Falkland, Kerguelen 10. Poa fläbellata Hook. f. (= Dactyli. aespitosa FORST.) 1 11 rland, Falkland Portulacaceae. 1 1 . MotU in fontana L. In allen antarktischen Ländern, weit verbreitet Caryophyllaceae. 12. Colobanthus subulatus HOOK. f. Feuerland. Falkland, Campbell-I., Neuseeland, Australien 13. Colobanthtu crassifolius Hook, f. Feuerland, Kalkland Rann 11 tu laceae. 14. Ranunculus biternatus Smith. terland, Falkland, Kerguelen, Macquarie-1., Neu-Amsterdam Rosacea e. 15. Acaena adscendens Vakl. Feuerland, Falkland, Kerguelen, Macquarie-I. 16. Acaena laevigata Att. Feuerland, Falkland Callitrichaceae. i". Callitriche venia L. In allen antarktischen Ländern, weit verbreitet Rubiaceae. 18. Gaiium antarcticum Hook. f. Feuerland, Falkland, Kerguelen (auf Südgeorgien zuerst von SKOTTSBERG gefunden) Als eingeschleppte Art wurde von SKOTTSBERG1) an einer Stelle im südlichen Arm der Cumber- land-Bai auf feuchtem Boden Poa pratensis L. gefunden , welche auf den Falkland-Inseln und auf Feuerland an bebauten Stellen sehr verbreitet ist. Die Fundstelle auf Südgeorgien liegt ziemlich nahe an einem Hafen, welcher öfters von Walfischfängern besucht wird. Aus vorstehender Liste ergiebt sich, daß die artenarme Flora der Insel, von welcher bis jetzt nur 18 Arten Gefäßpflanzen bekannt sind - eine Zahl, die bei vollständiger Erforschung 1) SKOTTSBERG, 1. c. S. 1 20. «7 88 H. SCHENCK, kaum eine wesentliche Erhöhung erfahren dürfte zur Pflanzengemeinschaft des antarktischen Südamerikas, im besondern derjenigen Feuerlands und der Falkland-Inseln gehört, und daß von dort her wohl auch die Einwanderung erfolgte. Die Thatsache, daß keine einzige endemische Art auf der Insel vorkommt, spricht für eine jüngere Herkunft der Gefäßpflanzenflora als die- jenige der Kerguelen-Gruppe; möglich ist, daß alte Pflanzentypen, welche auf Kerguelen jetzt noch vorhanden sind, in früheren Zeiten auf Südgeorgien lebten; aber infolge zunehmender Vereisung der Insel zu Grunde gingen und «lall dann eine Neubesiedelung von Westen her erfolgte. Unter den Kryptogamen dagegen sind thatsächlich, wie weiter unten hervorgehoben ist, zahlreiche endemische Formen vorhanden. Folgende Arten Südgeorgiens sind auch im Kerguelenbezirke vertreten: Lycopodium magellanicum Hook. f. Monlia fyntana L. Hymmophyllum peltatum Desv. Ranunculus biternatus Smith. Aspidium mohrioides Bory. . leaena adscendens Vahl. Cystopteris fragilis Bernh. Callüriche venia L. Descßiampsia antaretica E. Desv. Galium antareticum Hook. f. Festuca ereeta d'Urv. und diese Arten haben mit Ausnahme von Lycopodium magel/anium, Deschampia antaretica, Festuca ereeta und Ga/ium antareticum Verbreitungsgebiete, die bis nach ein/einen der südlich von Neu- seeland gelegenen Inseln oder nach Neuseeland selbst hinreichen. Mit Ueberspringen des Kerguelen- bezirkes kehren ferner in dem neuseeländischen (leimt auch noch folgende Arten wieder: Colobanthus subulatus Hook. f. Rostkovia magellancia Hook. f. Juncus Novae Zealandiae Hook. f. Zu letzteren Arten ist zu bemerken, daß von den antarktischen Pflanzen überhaupt eine größere Zahl rings um den Südpol in weit auseinanderliegenden Gebieten verbreitet sind, ohne aber sämtlich auf allen Inselgruppen vorhanden zu sein. So kommt Phleum alpinum an der Magellanstraße und auf Südgeorgien vor, fehlt aber den Falkland Inseln. Manche dieser Arten werden aber vielleicht später in den Zwischengebieten noch aufgefunden. Im Gegensatz zu den Phanerogamen und Pteridophyten zeigen die Bryophyten und Thallophyten wenigstens unter den Laubmoosen und Meeresalgen auffallend viele endemische Formen und deuten darauf hin, daß die KryptOgamenflora dieser Insel ebenso wie diejenige der meisten übrigen antarktischen Inseln hohes Alter haben muß. K. MÜLLER1) fand in ^\ . Bd. 1 1, S. i 49. 2) J. MÜLLER, in: Nkumaver, Bd. U I. c. S. 322. 0 Ki ism 11, ibid s \) Km nm 11, ibid. ! d Bei Deutsch bot Ges., 1888, S. 144 90 Subantarktische Inseln. „ . an Massenhaftigkeit des Auftretens und der Verbreitung so sehr, daß alle anderen Arten ganz zurücktreten und keine Rolle in der Zusammensetzung der Pflanzendecke spielen. Da das Tussock- gras auf Kerguelen nicht vorkommt und anderseits die häufigsten und auffallendsten Kerguelen- pflanzen Azorella Selago, Pringlea antiscorbutica, Coiula phtmosa, auf Südgeorgien fehlen, so bietet die Vegetation der letzteren Insel im großen und ganzen ein wesentlich anderes Aussehen. In ähnlicher Ausbildung aber kommen Tussockbestände auf den Falkland-Inseln vor, die sich im übrigen aber einer ungleich reicheren Flora und mannigfaltiger gegliederten Vegetation erfreuen. Das Tussockgras ') Poa flabcllata Hook. f. stellt einen Vegetationstypus dar, welcher sich in anderen antarktischen Gebieten an gewissen Arten von Gräsern und Cyperaceen in ähnlicher Weise wiederholt. Die großen Büschel des auf Südgeorgien \\ m Höhe erreichenden Grases mit ihren steifen, in hohem Maße windbeständigen, meterlangen, fahlgrünen Blättern sitzen auf dicken, 50—60 cm hohen torfigen Polstern, deren Masse aus den vermodernden Ueberresten der Blätter, aus den Rhizomen und Wurzeln sich zusammensetzt. Ohne Zweifel eebraucht ein solches Polster eine Reihe von Jahren, ehe es zu solchem Umfang herangewachsen ist. Will hält es für sehr wahrscheinlich, daß ein jedes Polster aus einem Pflanzenindividuum hervor- gegangen ist. Die einzelnen Polster erheben sich voneinander getrennt durch Zwischenräume, die indessen von den überneigenden Blättern der IU'ische vollständig verdeckt werden. Die Tussock- büsche Südgeorgiens scheinen ähnliche Standorte wie die Azorella-Polster Kerguelens zu bevor- zugen. Wie diese kommen sie nicht auf sumpfigem Boden, auch nicht oder nur kümmerlich an Bachrändern vor, sondern an Hängen, welche Schmelz- und Regenwasser rasch abfließen lassen. Will fand auch, daß sie sehr gut auf A^n am Strand stehenden Felsblöcken gedeihen und auf denselben eine dicke Decke über einer Torfschicht bilden. Von der Flutgrenze der Meeresküste steigt die Tussockformation bis zu einer Höhe von ca. 300 m und liedeckt an (V-x\ geschützten Nordhängen ununterbrochen "roße Flächen. Ebenso bedeckt die Acaena adscendens in dichter geselliger Vegetation größere Flächen besonders an den Nordhängen, liebt aber im Gegensatz zu Poa flabellata nicht zu trockene Standorte; in den Thälern bevorzugt sie die Ufer dir Bachläufe, an den steilen Berghängen die feuchten, durch Felsen geschützten Stellen. Es scheint nach diesen Bemerkungen von Will, als ob Poa und Acaena in ähnlicher Weise sich in den Boden teilen, wie auf den Kerguelen Azorella und Acaena. Will erwähnt auch, daß die Blätter der Poa, selbst wo sie den stärksten Stürmen ausgesetzt seien, nur wenig an den Blattspitzen zerschlitzt würden, und ebenso ist ja auch die Azorella dank ihrer Organisation an die exponierten Standorte angepaßt. Indessen wird man die Tussockformation der wüstenartigen Azorella- Formation nicht gleichwertig setzen können. Die übrigen Pflanzenarten haben beschränktere Verbreitung. An trockenen sonnigen Hängen kommen Phleum alpinum L. und Festuca ereeta d'Urv. vor. Colobanlln/s subulatus Hook. f. ist sehr häufig und gehört ebenso wie C. kerguelensis zu der antarktischen Polsterform. Sie wächst in kleineren Polstern bis 10 cm Durchmesser an Felsen der Steilküsten, in größeren Rasen bis zu 1 qm Umfang auf trocknerem Boden zwischen Moos bis zur oberen Grenze der Phanerogamenvegetation. Die drei Farnkräuter sind ausschließlich auf Felsspalten beschränkt. 1) Abbildung des Tussockgrases siehe: "Will in: G. Neumayer, Die intemat. Polarforschung 18S2— 83, Bd. II. S. 176. Ver- gleiche ferner weiter unten S. 94 und das Kapitel über die Flora der Falkland-Inseln. 91 Q2 H. SCHENCK, Am häufigsten ist Hymenophyllum peliatum Di:sv. ; die beiden anderen Arten, Aspidium mohrioides Bory und Cystopteris /ragüis Bkxii., dagegen wurden nur an je einer einzigen Fels- wand aufgefunden. Auf sehr feuchtem Boden bildet Deschampsia (Aira) antarctica F. Desv. kleine, saftig grüne Wiesen, besonders da. wo Wasserrinnen in der Nähe des Strandes allmählich verlaufen. In höheren Lagen steht das Gras meist kümmerlieh und vereinzelt zwischen dem Schutt der IVrghänge. Rostkor ia magellanica Hook, f., durch dunkle, grünbraune Färbung der Blätter von weitem kenntlich, ist charakteristisch für sumpfigen Boden, den sie in dichten Rasen oder in 20 — 30 cm breiten, vielfach kreis- oder spiralförmig gewundenen Streifen bedeckt. Sie wächst sehr häufig mit Deschampsia antarctica zusammen. Zu der Sumpf- und Wasservegetation gehören ferner Ranunculus bitematus S.\ welche sich an Bachrändern vegetativ reich entwickelt, und Callitriche verna 1.. Ferner wurde Colobanthus crassi/olius Hook. f. vereinzelt zwischen Moos auf sehr nassem, sumpfigem Boden in den Niederungen, funcus Novae Zealandiae Hook. f. in kleinen Wassertümpeln des unteren Whalerthales gefunden. Was die Verbreitung der Vegetation nach Bodengestalt, Insolation und Windexposition anbetrifft, so ist Folgendes zu bemerken. Der Gebirgszug der Insel steigt in steilen Abstürzen von der See auf. fast überall ohne breiteres Vorland. Die Steilküsten sind fast völlig frei von Vegetation und können nur an kleinen Vorsprüngen Tussock und Acaena oder M o< >se beherbergen. Die steileren Thonschieferhänge bieten der Vegetation keine Gelegenheit zur Ansiedlung, weil die durch die Verwitterung und Frostwirkung gebildeten Schuttmassen sich sehr oft in Ab- wärtsbewegung befinden. An den die Royal-Bay begrenzenden Bergkämmen, die von Südost nach Nordwest streichen, sind die Nordhänge, sofern sie nicht zu steil sind, von der Flutgrenze bis zu 300 m mit üppigster Vegetation liedeckt, die kaum von der Sonne getroffenen Südhänge dagegen vollständig öde und vegetationslos. In den Thälern breitet sich die Vegetation auf der Sohle nur bis zu einer bestimmten, durch die Insolation bedingten Grenzlinie nach den Süd- abhängen hin aus. welche letztere lange mit Schnee bedeckt bleiben. Die Schneebedeckung der Südhänge und die luftigen ständigen Westwinde sind die Ursachen dafür, daß nur auf den nördlichen und östlichen windgeschützten und den Sonnenstrahlen ausgesetzten Hängen Pflanzen- wuchs sich entwickeln kann, in ganz ähnlicher Weise, wie diesScHiMPER auch von Kerguelenland hervorhebt Im allgemeinen findet sich eine üppige Vegetation auf der Insel also nur an der Nordostküste und auf den niedrigen Teilen der Nordspitze. Entwickeluno- der Vegetation. Im November, wenn der Schnee in <\>-n tieferen Regionen weggeschmolzen ist. beginnt die Vegetation ihre Entwickelung, im März geht mit der Bedeckung des Bodens durch neuen Schnee die kurze Periode zu Ende. I >a die meteorologischen Verhältnisse schwanken, so kann die Vegetationszeit kürzer oder länger ausfallen. Will erwähnt, daß infolge der hohen Schnee- decke des Jahres [882 Acaena adscendens Vahl. erst gegen Ende Oktober und Anfang November wieder zu vegetieren begann, dagegen im Jahre [883 infolge geringerer Schneebedeckun- des Landes schon Anfangs August neue Blätter entwickelte. 92 Subantarktische Inseln. „ , Die Kürze der Vegetationsperiode bedingt hier wie auch auf Kerguelen den Mangel ein- jähriger Pflanzen. Die gesamte Flora besteht nur aus ausdauernden Kräutern. Die Hauptblütezeit der meisten Gewächse fällt in den Januar, jedoch zeigen die einzelnen Arten bezüglich des Aufblühens einige Verschiedenheiten. Poa flabcllata Hook, f., das Tussock- gras, beginnt schon Anfangs November in vereinzelten, an schneefreien, nach Norden gelegenen Standorten wachsenden Exemplaren zu blühen, während die allgemeine Blütezeit dieses Grases Ende des Monats stattfindet ; Will fand aber auch noch Ende Januar an Stellen, wo der Einfluß der Sonne sich nicht so intensiv hatte geltend machen können, einzelne Pflanzen in voller Blüte. ' Deschampsia antardica E. Desv. und Phleum alpinum L. blühen im Februar, Festuca erecta d'Urv., Rostkovia magellanica Hook, f., Cofobanthus subulatus Hook. f. im Januar. Acaena adscendens Vahl beginnt an besonders günstigen sonnigen und windgeschützten Standorten schon Mitte November zu blühen, während die Blätter noch weit in der Entwicklung zurück sind; allgemein kommt sie aber erst im Januar zur Blüte. Will sagt von ihr: „Die Blütezeit ist völlig vom Standort abhängig; sie erstreckt sich über längere Zeiträume, und man darf nur die etwas höher gelegenen und an die Südhänge sich anschließenden Partien der Thäler aufsuchen, um während des ganzen Sommers hindurch Mühende Exemplare aufzufinden." Die kleinere Acaena /aez'i^ata An. stand Anfangs Januar in vollster Blüte. Zur Charakterisierung der Vegetationsbedingungen sei erwähnt, daß Roggen, welcher von Will während des Aufenthaltes auf Südgeorgien im November [882 ausgesät wurde, bis zur Körnerbildung sich entwickelte, alier infolge eines Schneesturmes am 30. März [883 nicht völlig ausreifte, daß Kartoffelpflanzen in gleicher Zeit i<> cm hoch wurden, nicht zur Blüte gelangten, alier je 10 — 12 Knöllchen von Erbsen- bis Haselnußgröße erzeugten. Trotz der kurzen Vegetationsperiode und der durch die heftigen Winde bedingten un- günstigen Verhältnisse für Blütenbestäubung und Fruchtreife gelangen die einheimischen Pflanzen zur Ausbildung reifer Früchte. Das Tussockm'as lieferte verhältnismäßig sehr geringe Ausheute an keimfähigen Samen. Von Festuca erecta und Montia fontana wurden am 20. Januar reife Früchte gesammelt, Acaena adscendens gelangt an günstigen Standorten zu voller Fruchtreife, und Will fand im Frühjahr die Früchte in Keimung. Kryptogamen. Nächst den Phanerogamen spielen nach Will die Laubmoose in Zahl der Arten und üppigen Moosrasen eine wichtige Rolle in der Zusammensetzung der Vegetationsdecke, besonders in den sehr feuchten, häufig sumpfigen Thalniederungen, sowie auch auf dem Hochplateau nörd- lich von der Royal Bay. Die Polytrichaceen herrschen vor, besonders P. timmioides K. Müll. und P. macroraphis K. Müll., welches auf weit ausgedehnten Strecken des Hochplateaus den steinigen Boden mit oft fußdicken Schichten bedeckt. In den Thalniederungen und auf den Terrassen des Hochlandes auf sumpfigem Boden herrscht dagegen Baibula runcinata K. Müll. vor, wächst dort zusammen mit Acaena adscendens und Rostkovia magellanica und giebt Ver- anlassung zu Torfbildung. Auch die Lebermoose sind zum Teil ziemlich häufig, die Mehrzahl gehört zu den Jungermanniaceen; Marchantia polymorpha L. kommt an Bachufern vor. 93 r.. H. SCHENCK, 94 Unter den Flechten erscheinen einige Arten massenhaft, so auf den moosbedeckten Flächen des Hochplateaus Cladonia rangiferina Hoiim.. ferner Sticta Freycineti Del. und endo- chrysca Dkl. Die häufigste Flechte aber ist der auch für Kerguelen selir charakteristische Neuropogon melaxanthus Nvi.., welcher mit seinen aufrechten, reich verzweigten Raschen die Felsen weithin überzieht und sieh noch in Höhen von über 600 m an den Bergkam men vor- findet, während er in tieferen Regionen seltener ist. Unter den Krustenflechten ist das die Strandfelsen überziehend«: Ampliiioma dimorphum Müll. Arg besonders zu erwähnen. Vegetation der Cumberland-Bai. Die Beobachtungen Will's über die Vegetationsverhältnisse Südgeorgiens, auf welche sich die vorstehende Darstellung gründet, werden durch Skottsberg'), den Botaniker der schwedischen Südpolar-Expedition, im wesentlichen bestätigt; in einigen Punkten aber erfahren sie Ergänzung. Skottsberg verweilte auf der Insel vom 22. April bis 15. funi 1902. I )as Exkursionsgebiet umfaßte die Küsten der nordwestlich von der Royal Bay, dem Standquartier der deutschen Expedition, gelegenen großen Cumberland-Bai. Obwohl der Winter schon seit längerer Zeit ein- getreten war, fand Skottsberg an sonnigen Stellen noch die eine oder andere Phanerogame, allerdings ganz vereinzelt, in Blüte. Es ist dies sehr bemerkenswert und zeigt, daß die Vegetation jede günstige Konjunktur des Klimas bis zum Eintritt der Schneebedeckung ausnutzt. Ueber- haupt war der Aufenthalt sehr von der Witterung begünstigt; vom 14. bis 26. Mai war das Wetter ruhig und sonnig, der Schnee schmolz zum groben Teil«- fort, die Temperatur stand oft mehrere Grade über <>", bis dann am 27. Mai Schneefall eintrat, und bei der Abreise am 15. Juni die Schneedecke 1 m hoch lag"). Auch in der Cumberland-Bai ist an den Küsten die T ussockf o r m ation3) sehr ver- breitet und zieht sich vom ebenen Strand an geschützten Buchten, wo sie ihren besten Standort hat, in den Thalsenkungen und an den Berghängen bis 250 — 300 m hinan, selbst an den steilsten Abhängen, sofern diese nicht starkem Steinrutsch ausgesetzt sind. Sie meidet feuchte Senkungen und nasse Orte. Viele der kleinen Inselchen an der Küste sind vollständig mit Tussock bedeckt Da wo das Tussock sich nicht angesiedelt hat und der Boden auch nicht allzu sumpfig ist, erscheint eine Wiesenformation, dichte Grasmatten von Phleum alpinum L. und Festuca ereeta d'Urv., letztere gewöhnlich überwiegend. Die Wiesen ziehen sich bedeutend weiter land- einwärts als das Tussock und höher an den Felshängen aufwärts, bis sie sich allmählich auflösen. Auch Deschampia antardica Hook. f. nimmt teil an der Wiesenbildung und bildet an etwas feuchten Stellen oft größere reine Bestände. Die beiden Acaenar-Arten sind zwar auch in den Wiesen vorhanden, haben aber geringere Bedeutung; Moose und Rechten dagegen spielen eine wichtig«; Rolle in denselben. . I, ,i,n,i adscendens bildet dichtes Flechtwerk, in welchem Galium antareticum eingebettet gefunden wurde, am Grunde von Felswänden, an feuchten Bachlehnen. Sie umgürtet die lussuck- bestände Längs der Strandlinie und dringt in sie auch ein. wo die Grasbüschel weiter aus einanderstehen. 1 1 S '',1. c. S. 2l6. 2) Anderssoji, ' ! I. XXXIII, S. 104. j) E q bringt an: tellung eines [ussockbestandes i i Photographie. Auch in dei Zeitschrift bua sind einige Aufnah I i Werke O. Nob l >'s: Antarctic, [904, Bd 11. s. 2; ff. o| Subantarktische Inseln. nr Nasse Stellen sind mit Rostkovia magellanica Hook. f. bewachsen, untermischt mit [uncus Novae Zealandiac Hook. f. und Ranuncuhis biternatus Sm. An die unmittelbare Nachbarschaft von Bächen, Wasserfällen ist eine besondere Vegetation gebunden, welche vorwiegend aus lebhaft grünen Moospolstern mit eingesprengter Montia fontana besteht. Callitriche venia L. und R. biter- natus gedeihen üppig in Flußbetten, scheinen aber daselbst nie zu blühen. Eine ziemlich eigenartige Vegetation nimmt große Strecken auf Moränenboden der Cumberland-Bai ein. Skottsberg bezeichnet sie als eine Art magerer Wiesen Vegetation, in welcher die Phanerogamen sparsam bleiben. Festuca ereeta, Phleum alpinum, Deschampsia antaretiea, die beiden Acaena-Arten, Lycopodiwn magellanicum treten hier auf, Moose und Flechten spielen die wichtigste Rolle. Für Tussock scheint der Boden zu feucht zu sein. Sehr charakte- ristisch für diesen Standort ist Colobanthus crassifolius. Mit zunehmender Meer es höhe wird die Vegetation immer ärmer. Schon auf den Gipfeln von niederen, kaum ioo m übersteigenden Hügeln herrscht, falls die Winde freien Zutritt haben, eine Flechtenheide aus Sphaerophorus, Stereocaulon magellanicum, Neuropogon melaxanthus Nyl., S/ieta Freycinetii, untermischt mit Moosen, und auf dem Gestein findet sich überall Rhizo- carpon geographicum. Die Phanerogamen der Wiesen treten hier äußerst sparsam auf und bleiben mehr oder weniger zwergig. Festuca ereeta, Phleum alpinum und Deschampsia antaretiea, be- sonders die letztere, wurden noch bis nahe 500 m Höhe gefunden. Im allgemeinen reichen die Wiesen nur bis 300 m. Auf den Felsenkämmen traf Skottsberg ebenfalls die weit verbreitete antarktische Flechte Neuropogon melaxanthus an, welche sich aber nur an windgeschützten Stellen voll entwickelt. Die höheren Felsgipfel sind ganz frei von Vegetation, bis auf vereinzelte Moospolster oder einige Krustenflechten. >> 6. Die Sandwich-Inseln. Die botanisch noch unerforschten Sandwich-Inseln \ südwestlich von Südgeorgien zwischen 56° und 590 S. Br. und 26° und 280 W. L gelegen, bestellen aus etwa [6 kleinen Inseln, die in Form eines nach Westen offenen Bogens angeordnet sind. Die nördlichste ist die 350 m hohe Sawadowskji-Insel, ein Vulkan, der im Jahre 1820 von seinem Entdecker von Beixinghausen in Thätigkeit angetroffen wurde; diese Insel war fast gänzlich schneefrei. Die übrigen Inseln, deren geologischer Aufbau unbekannt ist, sind größtenteils mit Schnee und Eis liedeckt. Cook2) erwähnt, daß zwei Hügel frei von Schnee gewesen seien und augenscheinlich grünen Rasen trugen. Es ist also wahrscheinlich, daß einige südgeorgische Gräser sich bis hierher ausgebreitet haben. Ohne Zweifel sind Moose und Flechten bei späterer Erforschung zu erwarten, nach den auf den anderen Inseln gemachten Erfahrungen vielleicht auch endemische Kryptogamen. § 7. Die Bouvet- Insel. Die einsam im Ocean gelegene Bouvet-Insel wurde von der deutschen Tiefsee-Expedilion3) am 25. November 1898 wieder aufgefunden, und ihre Lage auf 5.1" 26' S. Br., 30 24' O. L. 1) K. Fricker, Antarktis, Berlin 1898, S. 116. 2) J. D. Hooker, Flora antaretiea, p. 216. 3) C Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., Jena 1903, S. 175. 95 g6 II. SrHENCK, bestimmt Bei einer Ausdehnung von 5,1 zu 4,3 Seemeilen erhebt sich der aus basaltischem Gestein 1k •stehende, oben einen weiten Kraterrand zeigende [nselberg zu 935 m. Seine Hänge dachen sich nach Süden und Osten sanft ab, nach Norden und Westen stürzt die Küste steil ab. Die Bouvet-Insel liegt in einer nach Norden sich erstreckenden Kältezunge des ant- arktischen .Metns noch innerhalb der äußersten Grenzlinie; des Packeises; sie ist ganz ver- gletschert, bis auf die besonders am Nord- und Westrand befindlichen Steilabstürze, und bietet daher für PfJLanzenwuchs weit ungünstigere Verhältnisse als das auf gleicher Breite gelegene Südgeorgien. Chin') berichtet, daß keine Spur von Vegetation, auch nicht mit dem Fernrohr aus einer Entfernung von nur 2 Seemeilen, wahrgenommen werden konnte. Eine Landung war leider unmöglich. Immerhin darf man annehmen, daß an den Felsen noch eine kümmerliche Vegetation aus Moosen und Flechten sich vorfinden wird. III. Falkland-Inseln. § 1. Botanische Erforschung und Litteratur. Die botanische Erforschung der Falkland-Inseln verdanken wir hauptsächlich Sir J. D. Hooker, dem Botaniker der antarktischen Expedition von Sir ). C. Ross (1), welche sich auf denselben vom 6. April bis 6. September und vom 13. November bis 17. Dezember 1842 auf- hielt. HoOKEB (2) gab in seiner bekannten Flora antaretica die Beschreibung und Abbildung der meisten Arten, nebst Bemerkungen über die biologischen Verhältnisse, die erste zusammen- fassende Bearbeitung auf Grund seiner Sammlungen, sowie derjenigen von Gaudichaud, Darwin. Wkihiii und Lv.u.i.. Charles Darwin nahm an der Weltreise des Kapitäns Frrz Roy auf der „Beagle" 1831 bis [836 teil. Er hatte Gelegenheit, von März bis Mai [834 die Falkland-Inseln zu durchstreifen und gab Schilderungen von ihrer Beschaffenheit (3). A. GRISEBACH (4) brachte 1872 in seiner .Vegetation der Erde" eine kurze Darstellung der Vegetationsverhältnisse auf Grund der seitherigen Publikationen. Die „(hal 1 e n gc r"- Expedition berührte [876 die Inseln und nahm nur einen kurzen Aufenthalt vom 22. Januar bis 6. Februar. Im Reisebericht (5) finden wir Angaben über die Natur und das Klima des Landes, im botanischen Teil eine von W. B. Hemsle^ (6) aufge- stellte vollständige Liste (\f Falkland Islands flowering plants. 7) Alboff, N., Essai de Flore raisonnee de la Terre de Feu. Annales dcl Museo de la Plata, Seccion botanica, La Plata 1902. 8) Franciiet, A., Phanerogamie in: Mission scientifique du Cap Hörn 1882 — 1883, T. V, Botanique, Paris 1889. 9) Alboff, N., et Kurtz, F., Enumeration des plantes du canal de Beagle. Revista del Museo de la Plata, T. VII, 1896. 10) Düsen, P., 1) Die Gefäßpflanzen der Magellansländer. Wissenschaftliche Ergebnisse der schwedischen Ex- pedition nach den Magellansländern untei Leitung von Otto Nordekskjöld, Bd. III, Stockholm 1900. — 2) Zur Kenntnis der Gefäßkryptogamen des südlichen Patagoniens. Öfversigt af Kongl. Vet.-Akad. För- handl., Bd. LVIII, 1901. ii) Hariot, P., Liste des Phanerogames et des Cryptogames vasculaires recoltees ä la Terre de Feu par Willems et Rousson 1890— 189 1. Journal de Botanique, T. XIV, 1900, p. 148. 12) Akdersso'n, J. G., Geogr. Journal, Bd. XXI, 1003, S. 159. (Vergl. Referat in Geogr. Zeitschrift, 1903, S. 173.1 Ferner: J. G. Andersson in: O. Nordenskjöld, Antarctic, Bd. II, Berlin 1004, S. 5 ff. 13) Melvill, J. Cosmo, Report on the plants obtained by Mr. Rupert Vallentin in the Falkland Islands, 1901 to 1902. Memoirs and Proceedings of the Manchester Literary and Philos. Society, Vol. XL VII, 1902 — 1 003, No. 10, p. 1- 8. § 2. Lage und Beschaffenheit. Die Falkland-Inseln1), 1592 von Davis entdeckt, liegen 51 — 530 S. Br. und 57^ — 6 i ' ," W. L. Gr. in einer Entfernung von 300 Meilen von der Magellanstraße ; ihr Polabstand entspricht demjenigen von London auf der nördlichen Halbkugel. Die Gruppe besteht aus 2 großen Inseln, West- und Ostfalkland, beide durch den fjord- artigen Falkland-Sund getrennt, und aus zahlreichen kleinen umliegenden Inselchen. Sie umfassen ein Areal von 12532 qkm. 1) Sie vers, Amerika, 1894, S. 43. 97 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. II. 1. Teil. 13 98 II. & HFNrK. Die Küsten der beiden Hauptinseln sind an den Außenseiten durch zahlreiche tiefe Buchten reich gegliedert Die Oberfläche des Landes, von flacher oder wellenförmiger Be- schaffenheit, erhebt sich zu Mittelgebirgen, welche nur 600 — 700 m Höhe erreichen. Die Inseln sind nicht vulkanischen Ursprunges, sondern gehören ihrer Bildung nach zum südamerikanischen Kontinent. Die Tiefenlinie von 200 m, welche von der Küste Feuerlands aus nach ( >sten die Inseln umfallt, verbindet sie mit Südamerika. Nach J. G. Andersson sind sie hauptsächlich aus Devonsandstein, in welchem sich viele marine Fossilien vorfinden, aufgebaut; als Unterlage des Devons wurde bei Cap Meredith Gneiß und Granit beobachtet Eine sehr merkwürdige Bodenbildung liegt in den Steinströmen1) vor; an vielen Stellen bedecken große Blöcke und Steine die Sohle der Thäler. Der Transport dieser umfangreichen Gesteinstrümmer thalwärts soll nach Andersson durch Schneeschmelzwässer in früheren Zeiten bewirkt worden sein. Die Beobachtungen Andersson's an den Strandlinien ergaben, daß die Inseln vor der Eiszeit 30 — 50' höher aus dem Meere emporgehoben, in einer postglacialen Zeit aber mindestens 210' tiefer als gegenwärtig in das Meer versenkt waren. Die in britischem Besitz befindlichen Falklands sind bewohnt. Die Einwohner treiben hauptsächlich Schafzucht. § Kli ima. Auf den Falkland-Inseln sind in Port Stanley zusammenhängende meteorologiche Be- ol .arhtungen vorgenommen worden, welche uns aus den Referaten und Erörterungen von J. H.\ nx") zur Verfügung stehen, folgenden Tabelle enthalten: Die wichtigsten, uns interessierenden Daten sind in der nach- Port Stanley, 1 ilkland-Inseln, 510 41* S. Br., 570 51« W. L. Mitte] 0 C. 1 Mittel " C. 'eniperatur Mittel 0 C. der Luft Mittl. tägliche Extreme ° C. Mittl. Monats- extreme 0 C. Mittlere Tempera- tur des Meeres 0 C. Relat. Feuch- tigkeit 9h a. Bewöl- kung 9!» a. Re Menge nun jen Tage Wind- stärke >«75-77 1882 83 1S.X7 1875-77 's75-77 iv: 8., 1875 r: 1875 77 1882—83 Dezember 8,2 9,0 9,8 11,7 4,7 18,1 —0,1 10,4 76 7.4 50 21,0 4,8 aal 9.8 8,9 10,5 '34 6,2 •9.5 1,9 10,3 72 7,2 69 21.3 4-4 1 bruar 9,2 9.1 1 1,2 12,8 5,6 '9,5 ',6 10,4 76 1,2 55 19,3 4-2 Mär/ 9,2 6,9 9.9 12,4 6,0 17,8 o,3 7,7 81 6,6 43 18,3 4.5 April 6,6 5.5 6,3 9.5 3,6 1 1.3 °,5 5.7 84 6,4 5' 22,3 !•' Mai 1.6 4." 5.2 7.o 2,2 10,3 -3,5 4,8 90 6,9 13 19.3 3,8 Juni 3.3 2,2 '.4 5.3 1 2 7,8 -2,9 3,4 9' 7,6 37 20,0 3,8 Juli 2,5 2,9 3,' 4,8 0,2 8,2 —4,' 2,7 .,. 7,2 4 7 20,3 4.8 August 3.' 3.2 1,1 0,6 9,5 —3,7 3-7 88 6,7 30 22,0 4.8 Si ptember M 4,0 2,3 7-3 i,5 12,1 —2,7 4.1 81 6,2 29 >>■: 3-5 ( >k lober 5.0 6,1 8,0 2,0 '3-4 — 2,1 6,6 82 7,7 34 21,3 4.9 7." 7,9 9.2 10,3 2,9 17.0 — 0,1 8,9 76 7.9 «5.3 M Jahr 6,1 5.84 6.3 9.o 3.' 21,6 -5.4 6,6 82 7.1 W 236,1 4.3 11 Darwin, Kose um die Welt, S. 22,. - Andersson, Geogr. Zeitschr., 1903, S. 173. 2) J. Hann, Meteorologische Zeitschr., 1881, S. 298 (Beobachtungen 1875 — 77) ; 1884, S. 78 (Beobachtungen August 1882 bis Aug.. obachtungen 1887). — |. Il\s\. Handbuch dei Kümatologie, 2. Aufl.. Bd. III. 1897, S. 466. 98 Subantarktische Inseln. qq Aus den Temperaturdaten geht hervor, daß im Vergleich zu Kerguelen Falkland, obgleich über 2° südlicher gelegen, eine um etwa 2° C höhere mittlere Jahrestemperatur hat. Im Winter- mittel zeigt sich allerdings kaum ein Unterschied; das absolute Winterminimum beträgt auf Falkland — 7,3°, auf Kerguelen —8°. Der Sommer dagegen ist im Mittel auf Kerguelen um etwa 3 — 40 kühler, und das Sommermaximum von 17,3° niedriger als das auf ersterem beob achtete von 24,4°. Kerguelen zeigt also in höherem Maße die oceanische Gleichmäßigkeit der Temperatur als Falkland. Auf den Falkland-Inseln hat der Sommer im Mittel 9 — io°, der Winter etwa 30, die Jahresschwankung beträgt etwa 7°. Die mittleren Monatsminima sinken zwar fast das ganze Jahr unter o°; nur Januar bis April sind ausgenommen; indessen sind die Minima nur geringe und das durchschnittliche Jahresminimum beträgt nur — 5,4°, so daß die Vegetation durch diese Fröste keinen wesentlichen Schaden erleiden kann. Von besonderem Interesse ist die Thatsache, daß die Meerestemperatur in der Regel etwas höher ist als die Lufttemperatur, wie auch aus der Tabelle hervorgeht. Im Challenger Report1), wird die Ursache dieser Erscheinung auf die aus SW kommende Meeresströmung, welche an den südlichen Küsten der Inselgruppe Baumstämme von der Staten-Insel oder von Feuerland her antreibt, zurückgeführt. Die Oberflächendrift, die durch westliche Winde an die Westküste von Südamerika getrieben wird, gabelt sich etwa zwischen Chiloe und Valparaiso und entsendet einen Ast längs der Küste von Chile und Peru nach Norden, den anderen südwärts in kältere Zonen, erwärmt die Küsten von Feuerland, läuft um Kap Hörn und übt mildernden Einfluß sogar noch bis zu den Falkland -Inseln aus. An der Westküste Patagoniens ist die mittlere Meerestemperatur fast stets höher als die der Luft Die jährliche Regenmenge betrug 1875 — 77 5T7 mr>t 1887 717 mm; sie verteilt sich ziemlich gleichmaßig über die Monate, ebenso auch die Zahl der Regentage, welche 187=, — 77 auf 236, 1887 auf 234 sich belief. Auch in der mittleren Bewölkung, welche zwischen 64 Proz. und 7g Proz. schwankt, und in der relativen Feuchtigkeit, welche sich zwischen 72 Proz. (im Januar) und 91 Proz. (im Juni und Juli) bewegt, zeigt sich die große Gleichförmigkeit des Klimas. Die Bewölkung ist eine sehr beträchtliche. Völlig wolkenlose Tage kommen nicht vor. Das Klima der Falkland-Inseln ist ein sehr windreiches. Kalmen sind sehr selten; fast ständig weht der Wind mit beträchtlicher Stärke, häufig stürmisch. Die meisten Winde kommen aus SW., W. und NW. Ostwinde dagegen sind selten. Nach Hann's Zusammenstellung stimmen Frühling und Sommer einerseits, Herbst und Winter anderseits, in Bezug auf die Häufigkeit der Winde überein: Die Zahl 3' IOO H. SCHF.NCK, Pflanzenwuchs schädlichen Wechsel von kalt und warm, von feucht und trocken. J. D. Hooker1) hebt dies treffend hervor. Die S.- und W.-Winde sind heftig, kalt und oft mit Schneestürmen verbunden, die O.- und N .-Winde kommen aus wärmeren Meeren, mit Feuchtigkeit beladen, welche, rasch kondensiert über der kalten Oberfläche des Bodens, Nebel bildet, so daß die Sonnen- strahlen nicht durchdringen können, während die NW.-Winde ausnehmend trocken und verdorrend wirken, da sie von den patagonischen Ebenen her wehen. Nicht nur die Pflanzenwelt muß sich diesen ungünstigen Bedingungen anbequemen, auch unter den Tieren zeigen sich manche An- passungen an das windige Klima. So fand Moselev auch auf den Falkland-Inseln einige Fliegen- arten mit rudimentären Flügeln. § 4. Flora der Falkland-Inseln. Entsprechend dir größeren Nähe des südamerikanischen Kontinentes und auch dem milderen Klima ist die Flora der Falkland-Inseln bedeutend reichhaltiger als diejenige von Südgeorgien und Kerguelen. Nach IIkmsi.ky's Liste vertreten 76 Arten die Dicotylen, 39 die Monocotylen. Da/u kommen noch 2 Arten, welche von Hemsley nicht verzeichnet sind, nämlich Festuca ereeta d'Ukv., die nach HoOKER auch auf Falkland vorkommt, und Draba fiiniculosa Hook, f., die früher nur von diesen Inseln bekannt war, nach DusEN aber auch auf Feuerland auftritt. Die Pteridophyten sind in 12 Arten nach Hooker's Flora vertreten, Im ganzen beläuft sich also die Flora auf 129 Gefäßpflanzen, denen 18 Arten auf Südgeorgien und 30 Arten auf Kerguelen gegenüberstehen. Die weitaus größte Mehrzahl der Arten, 90 Proz., erscheint gleichzeitig auch in den Südlichen Teilen von Südamerika, auf Feuerland wieder und hat mit der dortigen Flora gemein- samen Ursprung. Eine Anzahl von diesen Arten zeigen weite Verbreitung in der südlichen Hemisphäre 12 Arten, also ca. 10 Proz., stellen den endemischen Bestandteil der Flora war, der für eine kontinentale Inselgruppe ziemlich bedeutend ist. Endemische Arten der Falkland-Inseln : i) Hamadryas argentea Hook f. - Ranunc. 8) Ckenopodium macrospermum Hook. f. - 2) Arabis macloviaita I Iook. — Crucif. Chenopod. 3) Draba falklandica Hook. f. - Crucif. 9) Chloraea Gaudichaudn Brogn. - Orchid. 4) Gnaphalium antarcticumHooK.i. — Comp. 10) Carex acaulis d'Ukv. - Cyperac. 5) Senecio littoralh Gaud. Comp. in Carex indecora Krxni. Cyperac. 6) Chevreulia lycopodioides DC. — Comp. 12) Agrostis prostrata Hook. f. — Gramin. 7) Chabraea maveolens DC. — Comp. Hemslev zählt mit Einschluß dieser 12 Arten im ganzen 25 endemische Arten auf. Indessen ist in neuerer Zeit die Hälfte derselben auch auf Feuerland beobachtet worden, nämlich: nach N. Alboff: Ranunculw sericoeephalus Hook, f., Azorella ranunculus i>'Ukv., Macro- rhynchus pumilus DC; 11 Hooker, Flora antaretica, Vol. II, p, 213. n in Subantarktische Inseln. TOI nach Fr. Kurtz: Antndo pilosa d'Urv. ; nach P. Hakiot: Ranuncuhis serkocephalus d'Urv.; nach C. Spegazzini: Ranuncuhis madovianus d'Urv.; nach A. Franchet: Feshtca antardica Kunth, Arundo pilosa d'Urv., Agrostis falklandica Hook, f., Macrorhynchus pumilus DC. ; nach P. Düsen: Nassauvia serpens Gaud., Senecio falklandicus Hook, f., Azorella ranuncuhis d'Urv., Oxalis enneaphylla Cav., Acaena lucida Vaiil, Ranuncuhis hydrophilus Gaud., Uncinia madoviana Gaud. '). Danach steht zu erwarten, daß bei weiterer Erforschung Feuerlands die Zahl der falk- ländischen Endemen noch mehr reduziert wird. Immerhin deuten die Endemen, unter denen, im Gegensatz zu Kerguelen, keine eigen- tümlichen Gattungen vorhanden sind, darauf hin, daß die Inseln seit langer Zeit vom Festland getrennt bestanden haben, und sie gehören wohl mit zu den ältesten Vertretern der Flora, welche durch Nachschul) aus Feuerland Bereicherungen erfuhr. Da indessen das Klima von Falkland ungünstiger ist als dasjenige Feuerlands und vor allem in den heftigen Winden einen baum- feindlichen Faktor enthält, so erscheint es verständlich, daß nur ein Bruchteil der reichen Flora dieses benachbarten Gebietes auf den Inseln sich erhalten oder zur Ansiedlung gelangen konnte. J. D. Hooker2) hellt hervor, daß die Bäume Feuerlands und sogar solche Sträucher, wie Berberis, Escallonia, Fuchsin, Ribes etc., auf den Falkland-Inseln fehlen und daß die mittlere Temperatur zu gering sei für die Leguminosen. Malvaceen und andere prädominierende Ord- nungen Patagoniens. Auch erscheint ihm bemerkenswert, daß manche Arten, welche auf Feuer- land und in Patagonien nie in Gesellschaft zusammen wachsen, auf der Falklandgruppe durch- einander gemischt den Boden bedecken. Im Gegensatz zu Hooker, welcher die falkländische Fora als eine Mischung von feuer- ländischen und patagonischen Arten betrachtet, hebt Alboff3) wohl mit Recht hervor, daß sie ganz zur Flora Feuerlands gehöre. Einerseits habe man zu Hooker's Zeiten gewisse Teile Feuerlands (Nordküste der Magellanstraße, Port Famine etc.) zu Patagonien gerechnet, andererseits sei die Flora jetzt vollständiger bekannt und für manche früher nur von der Magellanstralie bekannte Arten sei jetzt die allgemeine Verbreitung in dem feuerländischen Gebiet nachgewiesen. Auch die Endemen ständen in intimster Verwandtschaft mit feuerländischen Arten. Nach Alboff entspricht die falk- ländische Vegetation im wesentlichen ganz der Formation der „Balsambogs" oder „tourbieres seches", welche er auf Feuerland neben der auf Falkland fehlenden Formation der Wälder unterscheidet. Der Familienangehörigkeit nach gruppieren sich die Arten der falkländischen Flora in folgende Gruppen. Vorherrschend sind : Compositae mit 19 Arten Cyperaceae mit 10 Arten Gramineae „16 „ Ranunculaceae „ 8 „ Pteridophyta „ 1 2 „ Umbelliferae „ 8 „ 1) G. KÜKENTHAX, Species generis Uncinia Pers. in America meridionali extratropica sponte nascentes, Bot. Centralbl., Bd. LXXXII, 1900, S. 132, giebt als Verbreitungsgebiet von U. macloviana Gaud. mit ihren verschiedenen Formen Chile, Feuerland, Falkland-Inseln und Juan Fernandez an. 2) J. D. Hooker, Flora antaretica, Vol. II, p. 215. 3) N. Alboff, Essai de Flore raisonnee de la Terre de Feu, La Plata, 1902, p. 10. IOl 102 H. SCHENCK, Dann folgen: Caryophyllaceae mit 5 Arten Orchidaceae mit 4 Arten Rosaceae » 4 „ )uncaceae „ 4 „ Scrophulariaceae „ 4 „ Cruciferae „ 3 Je 2 Vertreter haben : Violaceae Ericaceae Haloragaceae Primulaceae Rubiaceae Liliaceae Je 1 Vertreter kommt auf: Droseraceae Plumbaginaceae Oxalidaceae Plantaginaceae Onagraceae Chenopodiaceae ( allitrichaceae Santalaceae Myrtaceae Thymelaeaceae Portulacaceae Empetraceae Crassulaceae [ridaceae Lobeliaceae Najadaceae Gentianaceae Centrolepidaceai ■ In dieser Zusammensetzung der Flora zeigt sich somit eine bemerkenswert« • Aehnlichkeit mit borealen Floren. Ein Vergleich der falkländischen mit der kerguelensischen Flora ergiebt folgende gemein- same Arten: 1 ) Lycopodium saururus Lamk. 2) „ magellanicum I Iook. f. 3) Hymenophyllum peltatum Desv. 4) Cystopteris fragilis Bernh. 5) Lomaria alpina Spr. 6) Aspidium mohrioides Bort? 7) / um us scheuchzerioides Gaud. 8) Deschampsia antarctica Desv. 9) Agrostis magellanica Lamk. 10) Festuca erecta d'Urv. 1 1) Montia /<>// tana L. 12) Ranuncultis bitematus Sm. 13) „ trullifo/ius I Iook. f. i.|) Tillaea moschata HC. 15) Acaena adscendens \.\111.. 16) Call it liehe venia f.. 1 7) Limosella aquatica L. 18) Galt um antareticum I Iook. f. Während Kerguelen etwas mehr als die Hälfte der Flora mit den Falkland-Inseln ge- meinsam hat, kehrt dagegen die gesamte Flora Südgeorgiens mit Ausnahme von 2 Allen ( Juneus Novae Zealamliae I Iook. f. und Plileum alpinum L.) auf letzteren Inseln wieder. § s Vcofetationsformationcn. Die flache oder wellenförmige, den Winden preisgegebene Oberfläche der Falkland-Inseln ist ein baumloses Gebiet. Trotz der heftigen Winde erscheint der Boden infolge der häufigen Niederschläge und Nebel und der kühlen Temperatur feucht, mit ausgedehnten Mooren und Sümpfen bedeckt, zwischen denen sich zahlreiche kleine Seen vorfinden. Wo das Gestein an den Hügelketten hervortritt, bildet es kahle, unfruchtbare Felsen. 102 Subantarktische Inseln. T ^ -> Ueberall auf diesen Mooren tritt als wichtigste Charakterpflanze der Inseln die auch auf Feuerland am Südrand des Steppengebietes und im Waldgebiet, hier meist in höheren Lagen, vorkommende, ferner auch auf der Staten-Insel auftretende Umbellifere Azorclla gkbaria A. Gray ') (= Bolax gkbaria Commerson) auf, die als „Balsam Bog" bezeichnet wird. In ganz ähnlicher Weise, wie die nahe verwandte Azorelia Selago Hook. f. auf Kerguelen, wächst diese Pflanze zu großen Polstern heran, welche nach J. D. Hooker's2) Darstellung gewöhnlich halbkugelige Form und eine Höhe von 2 — 4 Fuß aufweisen, zuweilen aber auch breiter als hoch und sogar bis 8 oder 10 Fuß Durchmesser erreichen und getrennt voneinander auf dem Boden zerstreut stehen. Eine sehr anschauliche Darstellung von riesig entwickelten Polstern giebt uns eine Phototypie im Challenger Report3), welche die auffallende Aehnlichkeit mit der Azorclla von Kerguelen vor Augen führt. (Vergl. unsere Taf. VII.) Die ältesten Polster beginnen an der Basis rundum zu zerfallen, so daß sie schließlich wie große Bälle mit schmaler Befestigungsstelle auf der Erde liegen. An der Oberfläche des Polsters stehen die zahllosen, kleinen Sprosse mit ihren dach- ziegeligen Blättern in einer Fläche und so dicht, daß es schwierig ist, aus der harten Schicht Stücke mit dem Messer herauszuschneiden. Auf den Polstern siedeln sich zuweilen Flechten an oder, wenn zerstörte Stellen vorhanden sind, auch andere Pflanzen. Jedes Polster geht nach Hooker aus je einer einzigen jungen Pflanze hervor, die auf sehr langer, dünner Wurzel zunächst nur 2 — 3 kleine, sich weiterhin allseitig verzweigende Stämmchen trägt. Bei einem Durchmesser von 1 Fuß ist die Oberfläche bereits ganz glatt und konvex. Hooker meint, daß die alten Polster vielleicht 100 Jahre zu ihrer Fntwickelung gebraucht hätten. Das Klima der Falkland-Gruppe scheint der Entwicklung dieser Pflanze sehr günstig zu sein, denn auf der Hermite-Insel erreicht sie niemals die Form und Größe wie auf ersterer. Die innere Masse der Polster besteht aus den unteren Teilen der Aeste und dem von Adventivwurzeln durchsetzten, abgestorbenen, ver- modernden Laub derselben. Bolax glebaria liefert ein im frischen Zustand weißes, an der Luft bald rotbraun werdendes Gummiharz. An wannen Tagen verbreiten die Polster aromatischen Duft. Nächst Balsam Bog ist das auch auf der Staten-Insel, Feuerland und auf Südgeorgien vorkommende „Tussock^ras", Poa ftabellata Hook, fil.1) (= Poa caespitosa Benth. et Hook, f., Dactylis caespitosa Förster) die wichtigste Charakteqjflanze der Falkland-Inseln. Die Bestände dieses gesellig wachsenden, hohen Grases sind allerdings vielfach auf den Hauptinseln infolge der Schafzucht zerstört und haben sich nur auf den kleineren Inseln ungestört erhalten können5), früher aber bedeckten sie ganz allgemein in oft meilenweiter Ausdehnung die unter dem Einfluß der feuchten Seeluft stehenden Küstcnlandschaften, besonders an den Rändern der Torfsümpfe, aber auch auf Küstensandboden, welcher durch Vogelexkremente und verwesende Meeresalgen reichlichen Dünger erhält. Hooker beobachtete das Gras übrigens auch im Innern des Landes an unzugänglichen Klippen, wo es durch Vögel hingebracht und von diesen gedüngt wurde. In 1) P. Düsen, Gefäßpflanzen der Magellansländer, S. 145 giebt als Verbreitung im Eeuerland an: „In dem Steppengebiet selten angetroffen, jedoch mit Ausnahme der südlichsten, nahe der Waldgrenze gelegenen Teile dieses Gebietes, denn hier tritt die Pflanze, be- kanntlich große, feste halbkugelige Polster bildend, reichlich auf und ist über weite Flächen verbreitet. In dem mittelfeuchten "Waldgebiete tritt sie ebenfalls hier und da reichlich auf, jedoch nur an Stellen, die fast Steppencharakter besitzen". 2) J. D. HOOKER, Flora antaretica, Vol. II, p. 285 — 287. — Abbildung der Pflanze in HOOKER'S Icones plant., Tab. CCCCXCII. 3) Narrative, Bd. I, Pt. 2, p. 888, PI. XXXV. 4) J. D. HoOKEK, Flora antaretica, Vol. II, p. 384 und Tab. CXXXV1- CXXXYII. — B. STEIN, Das Tussockgras, Gartenflora, 1885, S. 164, bringt eine Beschreibung des Grases, Notizen über Kulturversuche und auf Tafel MCXCIV ein Habitusbild, auf Tafel Ml'Xl'VII Blütenrispe und Aehrchen. 5) Nach J. G. ANDERSSON in: NORTJENSKJÖLD, Antarctic, Vol. II, p. 8. I03 T~. H. SCHENCK, IO4 England läßt sich das Gras in weiter Entfernung von der Küste auf feuchtem, leichtem Torfboden mit Erfolg kultivieren. Wenn es daher auf den Falkland-Inseln im Innern zurücktritt, so scheint dies vielleicht durch die Konkurrenz der übrigen Florenbestandteile bedingt zu sein. Auf Süd- georgien fand Wnx das ('.ras am besten gedeihend an Hängen, welche Schmelz- und Regen- wasser abfließen lassen. Das Tussockgras vegetiert auf den Falkland-Inseln in weit über mannshohen Büscheln, die sich aus I hinderten von Halmen zusammensetzen und an ihrer Basis einen 6 — 7 Fuß hohen- 3 — 5 Fuß dicken, stammartigen Ballen, bestehend aus verflochtenen Faserwurzeln und den abge- storbenen Basen der alten Halme, besitzen. Die Blätter erreichen 7 Fuß Länge. Jedes Büschel wuchs aus einer jungen Pflanze im Laufe der Jahre heran. Hooker vergleicht die Tussock- bestände mit Hainen von kleinen Palmen; die dicken cylindrischen Stöcke stehen getrennt neben- einander und bilden ein Labyrinth, welches von den riesigen wogenden Grasgarben überdeckt wird. Zur Blütezeit ragen aus dem Centrum der Garben die großen Blütenrispen weit hervor. fedenfalls stellt dieses Gras eine höchst merkwürdige Vegetationsform vor1). Auf Südgeorgien scheint es nicht die oben angegebenen Dimensionen zu erreichen, was sich durch die geringere Sommerwärme erklären würde. Für die Viehzucht auf den Falkland-Inseln ist das Tussockgras von der allergrößten Bedeutung, da es infolge seines Zuckergehaltes ein außerordentlich reich- liches und vorzügliches Futter liefert. Die daumendicken, zuckerreichen Wurzeln wie auch die jungen Triebe werden von den Bewohnern der Inseln als Gemüse gegessen. Gegenüber Balsambog und Tussockgras treten alle übrigen Bestandteile der Flora im Gesamtbild der Vegetation zurück. Die Balsambog- Formation entspricht der Azoreäa-Formation Kerguelens, die Tussock-Formation der gleichen Formation Südgeorgiens. Tussock fehlt auf Kerg uelen, Azorella auf Südgeorgien. Ls ist bemerkenswert, daß beide Formationen auf den Falkland-Inseln vertreten sind, erstere im Innern, letztere an den Küsten, wo die Luftfeuchtigkeit am größten ist. Die Falkland-Inseln besitzen im Gegensatz zu Feuerland in den heftigen, ungehindert über das niedrige Land streichenden Westwinden einen entschieden baumfeindlichen Faktor ihres Klimas, trotzdem diese Winde meist mit Feuchtigkeit beladen sind und die Inseln so häufig in Nebel verhüllt liegen2). Keine einzige Baumart des Feuerlandes kommt auch nur lokal vor, sondern als Vertreter von Holzgewächsen finden sich nur einige wenige Sträucher und nieder- ließ ini 1t ■ kri( chende Zw 1 rgsträuchelchen. Der stattlichste Strauch der Gruppe ist eine Composite Feuerlands, Südpatagoniens und Südchiles, Chiliotrichum amelloides G\ss.; er erreicht 1 5 Fuß I I<"»h»- und bildet niedriges Ge- büsch längs der Flußufer. Sehr selten, nur auf Westfalkland an den südlichen und westlichen Küsten findet sieh der zweite kleine Strauch, die in Feuerland und in Neuseeland verbreitete / 'eronica elliptica Forst. Die übrigen Holzgewächse sind ausschließlich kriechende Zwergsträucher Feuerlands, welche, dem 1 '.öden angeschmieg 1, den heftigen Winden nicht preisgegeben sind: Empetrum rubrum i) In schwächerem Maße wiederholt sich diese Wuchsform bei Spartina arundinacea Cakm. auf Tristan da Cunha uml Neu- Amsterdam, bei Poa foliosa Hook. f. aui der Inseln südlich von Xcuscclan.l, bei Carex trifida < \\. eh und im antarktischen Amerika, nach 1I""Kik auch bei Carex paniculata in Großbritannien. 2) Vcrgl. J. Fl Abbildung der vorherrschenden Winde durch die Pflanzenwelt Jahresbericht der Geogr.-ethnograph. (icscllsch. Zürich 1901/02, S I I I | Subantarktische Inseln. TOC Vahl., von Ericaceen die sehr häufige Pemettya pumila Hook, und die Gaultheria microphylla Hook, f., ferner die kleine Thymelaeacee Drapetes muscosa Lam. und die ähnlich Vaccinium oxycoccus auf Torfboden kriechende Myrtus nummularia Poiret. Keine einzige endemische Pflanze gehört zu den Holzpflanzen. In welcher Weise die zahlreichen arideren Bestandteile der Flora an der Zusammensetzuno- der Formationen sich beteiligen, bedarf noch vielfach weiterer Beobachtungen. Aus den Stand- ortsangaben in der Flora antarctica ist nicht viel zu entnehmen. Nur folgendes sei noch hervorgehoben. Außer durch Azorella gkbaria wird die Polster form noch vertreten durch Azorella caespitosa Cav. auf Westfalkland und Azorella lycopodioides Gaud., ferner durch Colobantlnts subu- latus Hook. f. Letzterer findet sich nahe der See und dann wieder auf den Spitzen der Berge bei 700 — 1000 Fuß; er ist auch auf Südgeorgien vorhanden. Eine größere Zahl von Arten beteiligt sich an der Zusammensetzung der Vegetation der Sümpfe und Moore. So gehören zu den häufigsten torf bildenden Moorpflanzen, außer den Zwergsträuchern und Azorellen, die Liliacee Astelia pumila Brown, die Ranunculacee C alt ha appendiculata Pers., welche in breiten, harten Polstern den Boden bedeckt, und die sehr häufige und ausgedehnte Bestände bildende Centrolepidacee Gaimardia australis Gaud. Bedeutend ist der Prozentsatz der Gräser, Cyperaceen und Juncaceen, welche teils an sumpfigen, moorigen, teils an trockenen Boden gebunden sind. Die auf Kerguelen und Südgeorgien gänzlich fehlenden Erdorchideen sind in 4 Arten aus den Gattungen Chloraea, Asarca und Codonorchis vertreten. Parasitische Lebensweise dürfte vielleicht Nanodea muscosa Gaertn, eine kleine rasenbildende krautige Santalacee, führen. Zur Formation der Wasser pflan zen gehören Myriophyllum elatinoides Gaud., Call it riebe verna L, Montia fontana I.., Limosella aquatica L, Ranunculus hydrophüus Gaud. und trullifolius Hook, f., Azoüa magellanica Wii.ld. Unter den Farnen ist von Interesse das Vorkommen von 3 Hymenophyllaceen, Hymeno- thylium peltatum Desv., Trichomanes flabellatum Bory und eaespitosum Hook., von denen erstere bis nach Südgeorgien und Kerguelen vordringt, ferner von Gleickenia cryptocarpa Hook, und Schizaea australis Gaud., weil diese Formen als tropische Ausläufer betrachtet werden können. Die übrigen landbewohnenden Farne und Bärlappe, nämlich Cystopteris fragilis Bernh., Aspidium mohrioides Bory, Lomaria alpina Hook, f., Lomaria magellanica Desv., Lycopodium saururus Lam. und Lycopodium magellanicum Hook. f. sind fast alle in der antarktischen Inselzone weiter verbreitet. Unter ihnen herrschen nach Hooker1) Lomaria alpina und magellanica vor; erstere ist ein kleines Farnkraut, wächst aber gesellig und bedeckt oft beträchtliche Strecken, letztere wächst zwischen Felsen und erhebt ihren kurzen kräftigen Stamm, von dessen Gipfel allseitig zahlreiche Wedel abspreizen, wie ein kleiner Farnbaum oder eine zwergige Zamia. An den Meeresküsten der Falkland-Inseln scheint eine reichhaltige und eigenartige Strand- formation entwickelt zu sein, wenigstens wird für eine Anzahl von Arten dieser Standort besonders angegeben. Hierher gehören das endemische Chenopodium macrospermum Hook, f., die Statiee armer ia L. (sehr häufig), die Sagiiia proeumbens L. (wohl nur eingeschleppt!), die endemische 1) J. D. Hookek in Ross, Voyage etc., Vol. II, p. 208. I05 Deutsche 1 ielsee-Iixpedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. \a io6 H. Snn M k. Arabis machviana Hook. Auf Felsen an der See wachsen Acaena lucida Vahl. und in großer Meng* Oxaiis enneaphylla Cav. ; die letztere soll im Frühlingsmonat November mit ihren Blüten die Felsen wie mit einem schneeweißen Mantel bedecken. Auch eine Graminee ist auf die Küste beschränkt, Festuca arundo Hook. I'., nächst dem Tussock das größte Gras der Inseln. Sie bildet in Menge auf dem Strandsand 3 — 4 Fuß hohe große Büschel mit harten, für das Vieh ungenieß- baren Halmen und Blättern. Einige, Pflanzenarten scheinen auf die Gipfel der Berge beschränkt zu sein; so soll Viola tridentata Menz. bei 1200 — 1 500 Fuß, Colobanthus subulatus Hook f. außer an der Küste auch bei 700 — 1000 Fuß auftreten. Die Vegetation an den kahlen Felsen der Gebirge dürfte im übrigen eine sehr spärliche sein, abgesehen von Flechten, unter denen namentlich die in der Antarktis verl >reitete zierliche Strauchflechte Neuropogon melaxanthus Ach. zu erwähnen ist. Die Flechten erfahren nach Hooker1) überhaupt auf den Falkland-Inseln eine auffallende Entwickelung. Auch längs der Meeresküste wachsen manche Arten, besonders in großer Menge die bis fuß- lange herabhängende Ramalina scopulorum Ach. var. terebrata Hook. f. Die Moose dagegen treten zurück. Spkagnum ist zwar vorhanden, aber nicht so häufig, wie aus der Vorherrschaft der Torf- moore erwartet werden könnte. Vielmehr übernehmen Gräser, Blutenpflanzen und unter den Zwergsträuchern besonders Empetrum und Myrtus nummtdaria den größten Anteil an der Torf- bildung. Die Hauptblütezeit und Vegetationsentwickelung wird in die Sommermonate Dezember bis Februar fallen. Mangel an Sonnenschein und Sommerwärme sind die Ursache, daß Cerealien kaum gebaut werden können, Gerste und Hafer sollen schlecht reifen, Weizen überhaupt nicht. IV. Feuerland. ^ 1. Botanische Erforschung und Litteratur. o o Die erste zusammenfassende Darstellung der feuerländischen Flora verdanken wir J. I). Hooker (i), «lein Botaniker der antarktischen Expeditionen von Sir James Clark Ross (2), welcher September bis November 1842 Aufenthall auf der Herrn ite-Insel, einer der südlichsten Inseln des Archipels, nahm. Hooker's Flora antaretica berücksichtigte die Ergebnisse aller älteren Forschungen und bildet noch heute, obwohl die damalige Zahl von 350 Gefäßpflanzen jetzt auf ungefähr das Doppelte gestiegen ist, die Grundlage, da die wichtigsten und charakte- ristischsten Gewächse ziemlich vollständig in ihr enthalten sind. Einige Angaben über die Be schaffenheil der feuerländischen Vegetation sind in dem Reisewerke von Charles Darwin (3) enthalten, welcher 10 Jahre vor Homkkr als leilnehmer der Weltreise des Kapitän Frrz lv >n auf der „Beagle" Dezember [832 bis Februar 1833 und dann wieder Februar, Mär/ und Mai [834 auf Feuerland sich aufhielt. Seit Hooker's Zeiten sind eine Reihe von Forschern und Sammlern in Feuerland thätig v) J. 1). Hookeb in R.OSS, Voyage ■II., |.. 265 11. 268. io6 Subantarktische Inseln. 107 gewesen. Von wichtigeren Publikationen aus neuerer Zeit sind hauptsächlich die Abhandlungen von Franchet, Spegazztni, Alboff, Düsen und Hariot zu erwähnen. A. Franchet (4) bearbeitete die Phanerogamen der Sammlungen von Dr. Savatter, welcher als Arzt an der Erdumseglung der „Magicienne" 1877 — J879 teilnahm, und von den Aerzten Dr. Hyades und Dr. Hahn, sowie von P. Hariot, welche die französische Kap Hoorn- Expedition 1882 — 1883 begleiteten. P. Hariot sammelte hauptsächlich Kryptogamen. C. Spegazzini (5) nahm 1881 teil an einer argentinischen Expedition nach Feuerland. N. Axboff, ein russischer Botaniker, erforschte im Auftrage des Museum de la Plata vom 5. Februar bis 15. April 1896 hauptsächlich den Beagle-Kanal bei Ushuaia und die Staten- insel. Er publizierte eine wichtige Skizze (6) der Vegetationsverhältnisse des Beagle-Kanals und in Verbindung mit Dr. Fr. Kurtz zu Cordoba eine systematische Aufzählung (7) der gesammelten Gefäßpflanzen. Eine umfangreiche Darstellung der Zusammensetzung und Herkunft der feuer- ländischen Flora, welche er in Angriff genommen hatte, wurde nach seinem 1897 erfolgten Tode von Eugene Autran herausgegeben (8). 1895 — 1896, vom November bis zum April, war auch eine schwedische Expedition, von Dr. O. Nordenskjöld (9) geleitet, in den Magellanslänclern thätig. Der Botaniker P. Düsen nahm an derselben teil ; seine Forschungen erstreckten sich auf den mittleren Teil der Hauptinsel Feuerland, das Azopardothal, die Desolationsinsel und Ushuaia. Dus£n publizierte die von ihm gesammelten Gefäßpflanzen (10) und legte seine Beobachtungen über die Beschaffenheit und Zusammensetzung der Formationen in zwei Abhandlungen (11) nieder, welche nebst den Alboff- schen Arbeiten als wichtigste neuere Veröffentlichungen über die feuerländische Vegetation zu be- zeichnen sind. P. Düsen verdanken wir ferner eine Darstellung der Vegetation des westlichen Patagoniens auf Grund seiner Forschungen, die er [896 — 1897, nach seiner Reise in Feuerland, in ersterem Gebiete (Newton-Insel 50° 53', Puerto Buen. 1 51". Molyneux-Sund 500 16', Rio Aysen, Guaitecas- Inseln 430 50' S. Br.) als Teilnehmer der 1896 — 1899 nach l'atagonien unternommenen Princeton- Univcrsity-Expedition (12) anstellte. P. Duskn bearbeitete endlich auch die Pflanzen, welche Dr. Borge im südlichen Pata- gonien während der von Erland Nordenskjölh Februar bis April 1899 nach Ultima Esperanza zur Untersuchung der Neomylodon-Höhle unternommenen Expedition gesammelt hatte (13). Ein vollständiges Literaturverzeichnis über die feuerländische Flora ist von Düsen in seiner ersteitierten Abhandlung S. 84 — 95 zusammengestellt. 1890 — 91 sammelten Willems und Rousson an der atlantischen Küste der Hauptinsel Pflanzen, die von P. Hariot (14) bestimmt wurden. Weitere Beiträge zur Flora Feuerlands sind aus den Publikationen der belgischen und der schwedischen Südpolar-Expedition zu erwarten. Die erstere, unter A. de Gerlache auf dem Schiffe „Belgica", passierte auf ihrer Fahrt nach dem Palmer-Archipel die Magellanstraße, den Beagle-Kanal und die Stateninsel im Dezember 1897 bis 13. Januar 1898. E. Racovitza legte auf dieser Reise botanische Sammlungen an. Von der schwedischen Südpolar-Expedition unter Leitung von Dr. O. Nordenskjöld (15), an welcher als Botaniker K. Sko 1 1 sberg, als Geologe J..G. Andersson teilnahmen, hat ein Feil auch Eeuerland besucht, im März und dann wieder von September bis November 1902. 107 14* io8 H. SCHENCK, Kleinere Mitteilungen über den Charakter der magellanischen Wälder wurden von C Martin (i6), F. W. Neger (17) und W. Frömbung (18) gegeben. Endlich ist auf die zusammenfassenden Darstellungen in den pflanzengeographischen I [andbüchern von A. Grkebach (19), A. Engler (20), A. F. W. & himi'er (21) hinzuweisen, sowie auf den Challengcr Report, in welchem W. B. Hemsi.ky (22) die Zusammensetzung und Her- kunft der antarktischen Flora erörtert. Keineswegs kann Feuerland als botanisch vollständig erf< erseht gelten, namentlich dürfte in der alpinen Region der höheren, äußerst schwierig zu erreichenden Gebirge noch manche neue Art von künftigen Forschern gefunden werden. 1) Hooker, Joseph Dalton, The botany of the antaretie voyage of II. M. S. discovery ships „Erebus" and „Terror" in the years 18311 [843 under the command of Captain Sir James Clark Ross, London 1847. I. Flora antaretica. Part II. Botany of Fuegia, the Falklands, Kerguelen's Land etc. 2) Ross, Sir [ames O 4.RK, A voyage of discovery and research in the southem and antaretie regions 1839 — 43, Vol. II, London 1847. (Enthält p. 288 eine Darstellung der Vegetation der Hermite-Insel von J. D. Hooker.) 3) Darwin, Charles, Reise eines Naturforschers um die Welt. Deutsch von V. Carüs, [875, S. 234. 11 Franchet, A., Phanerogamie in: Mission scientifique du Cap Hörn 1882 — 1883, T. V, Botanique, Paris 1889. (Die Kryptogamen wurden von Petit, J. Müller, Bescherelle, Massalongo u. a. bearbeitet) 5) Spegazztni, C, Plantae per Fuegiam anno 1882 collectae. Anales del Muse,. National de Buenos Aires, T. V, Buenos Aires 1896— 07. 6) Ai.bokf, N., Observatimis sur la Vegetation du canal de Beagle. (Contributions ä la flore de la Terre de Feu, I.) Revista del Museo de la Plata, VII, 1896. Mit 4 Vegetationsbildern in Phototypie! 7) Alboff, N., et Kurt/., Fr., Enumeration des plantes du canal de Beagle. (Contributions ä la flore de la Terre de Feu, II.) Revista del Musen de la Plata, VII, 1896. 8) Alboff, Nicolas, Essai de Flore raisonnee de la Terre de Feu. Anales del Museo de la Plata, Secciön botanica I, I.a Plata 1002. (Referat in Botan. Centralblatt, Bd. XCII, 10,03, S. 209.) 9) NORDENSKJÖLD, O., Das Feuerland und seine Bewohner. Geogr. Zeitschrift, Bd. II, 1896, S. 662. — lT< die Natur der Magellansländer. Petermann's Geogr. Mitteil., 1897, S. 212 und Karte, Taf. XVI. 10) Duskn, P., Die Gefäßpflanzen der Magellansländer nebst einem Beitrage zur Flora der Ostküste von Patagonien. Wissenschaftl. Ergebnisse der schwedischen Expedition nach den Magellansländern unter Leitung vmi Otto Nordenskjöld, Bd. 111. Stockholm 1900. I,) _ Ueber die Vegetation der feuerländischen Inselgruppe. Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzen- geschichte und Pflanzengeographie, Bd. XXIV, 1898, S. 1 , g - Die Pflanzenvereine der Magellansländer. Wissenschaftl. Ergebnisse der schwedischen Expedition nach den Magellansländern unter Leitung von Otto Nordenskjöld, Bd. III. No. 10, Stockholm 1905- 12) Scott, W. B., Reports <>f the Princeton University Expeditions tu Patagonia [896 1899; J. B. Hatciikr in Wiarge, Vol. VIII, Botany. Part I. The Vegetation of Western Patagonia by Pik Düsen, 1003. Princeton, N.F., Stuttgart 1903. — Ausführliches Referat von Engler in Bot Jahrbüchern für Systematik, Bd. XXXIII, 1904, Litteraturber. S. 30. 13) Düsen, 1'., Zur Kenntnis der Gefäßpflanzen des südlichen Patagoniens. Öfversigt af Kongl. Vetenkaps-Akade- miens Förhandlingar, Bd. LV1II, 1001, p. 229. 14) Hariot, I'.. Liste des Phanerogames et des Cryptogames vasculaires recoltees ä la Terre-de-Feu par M. M. W111.1. ms et Rousson 1890 01. Journal de Botanique, T. XIV, 1900, p. 14s. 131 Andersson, |. G., in: O. Nordenskjöld, Antaretie, Bd. II, Berlin 1902, S. 81. Martin, C, Dei patagonische Urwald. Mitteil, iles Vereins für Erdkunde zu Halle a./S., 1882, S. 80. 171 Neger, F. W., Uebei den Charakter des südchilenischen Urwalds. Forstiich-naturwissenschafuiche Zeitschrift, Bd IV, 1895, S. 425—-I 18) Frömbling, W„ Rotanis, he Exkursionen in Chile. Botanisches Centralblatt, Bd. LXII, 1895, S. 4 u. 10. [sebach, A., Die Vegetation der Erde, Bd. II, 1872, S. 481. 108 Subantarlitische Inseln. j qq 20) Engler, A., Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, Bd. II, 1882. 21) Schimper, A. F. W., Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage, 1898, S. 518, 615. 22) Hemsley, W. B., Report 011 present State of knowledge of various insular floras p. 50. The antarctic Flora. Challenger Report, Botany, Vol. I, 1885. § 2. Lage und Beschaffenheit. Südamerika erreicht mit seiner äußersten Südspitze, dem auf der gleichnamigen Insel gelegenen Kap Hoorn, fast 560 S. Br., erstreckt sich also um 6 Breitengrade weiter nach Süden als Kerguelen. Die durch die Magellanstraße vom Kontinent abgetrennte feuerländische Inselgruppe nebst den nordwestlich sich anschließenden Inseln und Halbinseln liegt also noch innerhall) der subantarktischen Inselzone. Aus ihrer Flora ist auch die Hauptmasse der Flora der weiter westwärts gelegenen Falkland-Inseln, Südgeorgiens und der Kerguelengruppe hervor- gegangen, und einzelne Elemente sind sogar bis nach den Macquarie-Inseln verbreitet. Eine ver- gleichende Darstellung der Vegetation dieser Inselgruppen muß daher auch die Beschaffenheit der Pflanzenwelt Feuerlands und die dort herrschenden klimatischen Verhältnisse berücksichtigen. Für unsere Zwecke genügt es, nur die wichtigsten Momente hervorzuheben. Die Hauptinsel Feuerland, Tierra de! Fuego, liegt zwischen 52" 36' und 550 S. Br. und mißt 71 500 <|km. Ihre östliche Küste verläuft, abgesehen von der San Sebastian-Bai, ziemlich gerade als Fortsetzung der patagonischen Ostküste. Der nördliche Teil der Insel ist nach Norden- SKJÖLD1) ein im Westen bis 580 m, im ( >sten etwa 200 m hohes Hügelland, die Landschaft im allgemeinen der patagonischen Steppe ähnlich, ein tertiäres Tafelland, meist bedeckt mit Moränen- ablagerungen, Geröll und Geschiebelehm. Von der Bahia inutil bis zur Bahia de San Sebastian erstreckt sich quer durch die Insel ein scharf begrenztes, breites, mit vielen Brackwasserlagunen besetztes Tiefland, dessen Thonboden eine spärliche Vegetation meist von Salzpflanzen aufweist; auf großen Strecken ist der Thon von moorartigem Humus bedeckt und trägt dann eine üppigere Vegetation. Südlich von diesem Tiefland erhebt sich das Land wieder als Hügelland von gleichem Aufbau wie im Norden bis zu der Hochkordillere im Süden, welche an der Nordküste des Admiralitätssundes und des Lago Fagnano sich hinzieht und eine Parallelkette zu der Haupt- kordillere am Südrand von Feuerland vorstellt. Die hohen Kettengebirge des durch fjordartige Einschnitte und Kanäle ungemein reich gegliederten südlichen und westlichen Gebietes der Inselgruppe bilden die Fortsetzung der nach Osten sich umbiegenden Anden und bestehen auf der Hauptinsel aus metamorphischen krystal- linischen Gesteinen, während auf den äußeren Inseln südlich vom Beagle-Kanal Eruptivgesteine von wahrscheinlich mesozoischem Alter und außerdem echte Basalte eine große Rolle spielen. Die höchsten Erhebungen liegen in der Hauptkette am Südrand Feuerlands, Mount Sarmiento mit 2070 m und Mount Darwin mit 2100 m. An der Ostspitze endigt das Gebirge in den Three Brothers mit 500 m in der Nähe des Cap San Diego, setzt sich aber, durch die Le Maire-Straße unterbrochen, auf der Staten-Insel mit 800 — 900 hohen Kuppen fort. Die höheren Berge sind mit ewigem Schnee bedeckt, dessen untere Grenze bei ca. 3000 bis 4000 Fuß (1000 — 1300 m) liegt. Große Gletscher kommen von ihnen durch die Waldzone 1) O. NORDENSKJÖLD, Geogr. Zeitschrift, 1896, S. 662, und Petermann's Geogr. Mitteil., 1S97, S. 212 und Karte Taf. XVI. IO9 I IO I ! -i HENCK, hinab zum Meere, und fast jeder Meeresarm, der bis zu den inneren höheren Gebirgsketten vor- dringt, ist durch solche Gletscher innen abgeschlossen. An der SW.-Küste Chiles setzt sich der Charakter der feuerländischen Küstenbildung weiter nach Norden fort. Unter 47°S. Br. entsendet ihr gewaltige, 3870 m hohe Berg San Valentin westwärts seine riesigen Gletscher hinab durch immergrünen Urwald bis zum San Rafael-See im Hintergrunde des Elefantes-Fjords, und noch weiter nördlich wiederholt sich das Hinabsteigen zum Meere der durch die übermäßige Feuchtig- keit und die winterlichen Schneemassen gespeisten Gletscher. Unzweifelhaft war in früherer Zeit die Vergletscherung der magellanischen Länder eine sehr ausgedehnte; ihre Spuren lassen sich überall nachweisen; der flachere nördliche und mittlere Teil der Hauptinsel ist ganz mit Moränenmaterial bedeckt. Nach O. Nordenskjöld lag das Feuer- land zur Glacialzeit etwa 60 m niedriger als jetzt Vor der Eiszeit, zur Tertiärzeit scheint das Klima, wie Nordenskjöld aus den von ihm gesammelten Tier- und Pflanzenversteinerungen folgert, nicht viel wärmer gewesen zu sein als zur Jetztzeit. § 3. Klima Feuerlands. Zusammenhängende meteorologische Beobachtungen1) sind angestellt in der Orange-Bai am Kap Hoorn von der französischen Polarexpedition September 1883 bis August 1884, zu Ushuaia von der dortigen Missionsstation, auf der Staten-Insel von der argentinischen meteoro- logischen Station, zu Punta Arenas von dem Observatorium der Salesianer, auf der Insel Evangelistas an dem Westausgang und zu Punta Dungeness am Ostausgang der Magellanstraße, so daß wir einigermaßen über die Existenzbedingungen der feuerländischen Vegetation unter- richtet sind. Die Station am Kap Hoorn, wo der Wald seine Südgrenze erreicht, hat für uns das meiste Interesse, zumal auch die Beobachtungen der französischen Station sehr vollständig alle Elemente des Klimas berücksichtigten. In Tabelle 1 sind dieselben wiedergegeben. Tabelle I Kap Hoorn (Orange-Bai), 55° 31' S. Br., 68° 5' W. v. Gr. 11,8 m. (Nach den Beobachtungen dei französischen Polar-Expedition September 1882 bis August 1883. J. Dann in Met. Zeitschr., 1880. S 97, .ss 2 83 Temperatur der Luft 24-stünd. Mittel Absolute Extreme Mittlere tägliche Extreme Größte tägliche Schwankg. 1 emp. des Bodens in 30 cm p. des Mt 1 res 8h ib Niederschlage Regen- menge Regen- tage Schnee- Grau- tage peintage Septembei Oktober November I »1 inlier Januar April M;u Juni Juli August fahl 5.6« 5,6« 6,6« 7.7" 7.6« 8,7° ^.7" 1.7" :■■ 2,1° J.O« 2,8° ;■;'■ 11,7° o,9° (8,i«) (3,2°) 16,4° 5,4° io,6° 1,8" 15.7° 0,2° ii,6° 2,8° 0,9° 12,8° 3,8° [6,8° 0,3° [2,5° 4.'° 0,9" 1 1,2° 4.6° 1 V"" 0,0 ° 9,9« 3.o ° 12,0° '•7" 8,1 " 2,1 " 14,6° i,S° 7."" 1,9° 8,8 " -5.3° M" 0,1° 12,3° 5,8 " 0,5« 1 1,0« 7-"" 6,3» o,3 ° -M" *.3° I2,X" 14.7° 'vi" .7.0" «2,5° io,o° 13,1° 8,0» 8,7° n,6° (2.2°) 1 ,8 " 1,4° 2,6" 1,6« «,5« 1,6° 1.1" 1,6" ir.o" 2,0" ( 5.7 "> 6,3« SS 1 26 9.7° 1,1 io,7° 11.2 86 8.7° 152 7."" 178 6.4° 115 5.7" '23 5.5° 39 5,2° 1 $9 151 1 (25) 26 28 29 28 24 26 25 23 21 506 (IO) 6 3 2 7 2 4 1 9 9 1 1 >3 80 (7) 9 9 8 1 1 1 1 1 1 1 10 5 102 1) Vergl. J. Hann, Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl., Bd. III, 1 s • 1 7 , s. 448, und die Referate von J. 1 1 w s in der Metcorolog. Zeitschrift. I IO Subantarktische Inseln. I I I 1882/82 Frosttage Relative f Mittel euchtigkeit Tägliche Amplitude Geschwi Mittlere m Sek. Wind ndigkeit Stunden Maximum Sturm Kalmen Himmel Mittlere J Stunden Bewölkung [Sonnenschein September (12) (80) (17) 5.5 25 (34) (100) (7,5) ( 88) Oktober 9 83 20 5,5 28 17 66 7.7 1 10 November 1 82 H 7.4 28 54 79 8,5 122 Dezember 0 83 20 7,5 28 55 76 8,4 119 Januar 0 83 20 9.2 29 51 3° 8,5 "7 Februar 0 81 22 7.8 33 7i 88 7,9 1 10 März 4 79 13 6,6 39 5i 90 8.4 57 April 3 84 H 5.9 21 16 '23 8,1 5° Mai 5 83 8 5.6 22 10 45 7.« 58 Juni 18 88 8 6,0 23 23 100 7.7 28 Juli 16 82 9 5.9 37 41 74 7,2 46 August >5 76 •3 5.5 24 25 62 7.4 67 Jahr 83 82 16 6,6 39 _ — 7,9 972 In Tabelle II habe ich sodann zum Vergleich von den übrigen Stationen Feuerlands und zugleich von einigen antarktischen Inseln, sowie von einigen südamerikanischen, weiter nach Norden gelegenen Stationen nur die mittlere Temperatur des Jahres, des Januar und des Juli, sowie die Niederschläge für Jahr, Sommer und Winter zusammengestellt. 1 a belle II. Mittlere Temperatur Niederschläge Januar i Juli Jahr & mimer is Febr., Winter Juni bis Aug. Jahr Belgica 700 S. Br. (vergl. Kap. VI) — 1,2 -23,5 — — — Südgeorgien 540 31' S. Br. (vergl. S. 85) 4.'' — 2,3 t,4 241 ■87 988 Kerguelen 48— 500 S. Br. (vergl. S. 15) 6.4 2,0 4,2 258 74'' ? Falkland-Inscln 510 41' S. Br. (vergl. S. 98) 9,8 2,5 's' '74 1 ' 1 5" 7 Kap Hoorn 55" 31' S. Br. (Met. Ztschr., 1889, S. 9 7) 7," 2,1 5,4 399 3'" 'S" Ushuaia 540 49' S. Br. (Met. Ztschr., 1889, S. 98) 9,0 2.5 5,9 166 123 670 Statcn-Insel 540 23' S. Br. (Met. Ztschr., 1898, S. 3<>°) 9,0 2,7 5,7 353 428 Mir l'unta Arenas 53" 10' S. Br. (Met. Ztschr., 1900, S 37") 1 1,0 i.9 6.7 85 87 370 Insel Evanjelistas 5 2° 24' S. Br. Am Westausgang der Magellanstraße (Met. Ztschr., [904, 9,3 3,4 6,8 839 5<>3 2769 S. 289; 1905, S. 130) 1903 8,0 4,0 5,9 1114.' 8,5 344') Punta Dungeness 520 24' S. Br., am Ostausgang der Magellanstraße (Met. Ztschr., 1905, S. 130) 1 1,0 2,4 6,7 186 16 273 Chubut 43" 19' S. Br. (Met. Ztschr., 1891, S. 383) 21,3 IM ■3,2 46 42 207 Puerto Montt 410 27' S. Br. (Met. Ztschr., 1903, S. 120) 14.2 7,' 104 394 783 2300 Santiago de Chile 330 26' S. Br. (Met. Ztschr. 1903, S. 33") 20,0 7-7 13.6 9 [95 325 Aus beiden Tabellen ergiebt sich zunächst die bemerkenswerte Thatsache, daß in Bezug auf die Temperaturverhältnisse auf Feuerland im wesentlichen die gleichen Verhältnisse wie auf den Falkland-Inseln ') herrschen. Die mittlere Temperatur des Jahres beträgt 5 — 6°, des Sommers ca. 8°, des Winters 2— 30. Die Temperatur zeigt auffallend geringe Differenzen im Laufe des 1) Vergl. Kap. III, § 3, S. 98. I I I . . - H. SCHF.NCK, fahres. Die absoluten Extreme am Kap Hoorn betrugen zwar +24,3" und — 7,0", die mittleren aber nur +9,3" und +2»3°- Die Niederschläge sind ziemlich gleichmäßig verteilt, sehr reichlich, und bewirken, in Ver- bindung mit der kühlen Temperatur, daß der IV>den ständig sehr feucht bleibt Ein Viertel der Niederschläge fällt als Schnee. Die Schneegrenze liegt bei ca. 1000 m, im Winter bei ca. 500 m. Im westlichen Teile des feuerländischen Gebietes fallen die Niederschläge am reichlichsten, auf der Insel Evanjelistas z. B. 344g mm im Jahre 1903; der Sommer ist regen- reicher als der Winter. Auf der Stateninsel in Osten beträgt die Niederschlagsmenge nach obiger Tabelle 1447 mm'). Punta Arenas an der Nordgrenze des östlichen Teiles des Gebietes hat dagegen bedeutend weniger Niederschläge (370 mm) und vermittelt den Uebergang zu dem trockenen patagonischen Steppengebiet, in welchem Punta Dungeness 273 mm und Chubut nur 207 mm aufweist. Auch werden hier die Temperaturextreme gradatim größer. P. Duskn L') unterscheidet in Feuerland drei pflanzengeographische Gebiete, nämlich das Steppengebiet im Norden der Hauptinsel Feuerland, das mittelfeuchte Gebiet der sommergrünen Buchenwälder südlich von ersterem und das regenreiche Gebiet der immergrünen Buchenwälder, weh lies den Süden und Westen Feuerlands umfaßt. Die Grenze zwischen Steppe und laub- al .werfendem Buchenwald verläuft von Bahia inutil bis zur Rio Grande-Mündung. Letzterer erstreckt sich bis auf die Cordillere im Süden und ist auch noch auf den Nordhängen derselben entwickelt. Auch die Umgebung von Ushuäi'a soll nach Duskn zu dem mittelfeuchten Gebiet gehören. Die Küste des Beagle-Kanals möchte ich indessen im allgemeinen noch zu der regen- reichen Zone rechnen. Düsen citiert die jährliche Niederschlagsmenge von Ushuaia mit 51 1 mm, während sie nach obiger Tabelle II auf 670 mm sich beläuft. Jedenfalls sind im eigentlichen mittel feuchten Gebiet und noch mehr im Steppengebiet, dessen Grenze nach Düsen durch eine Niederschlagsmenge von etwa 370 mm bestimmt sein soll, die jährlichen Niederschläge geringer und das Klima kontinentaler als in den westlichen und südlichen Teilen Feuerlands. Längs der Westküste herrscht das regenreiche und im allgemeinen gleichmäßig kühle Klima auch weiter nordwärts, und hier nehmen die mittleren Temperaturen nach Norden allmählich zu. Die Daten für Puerto Montt, 41" 27' S. Br., bezeichnen bereits das Klima des südchilenischen temperierten Regenwaldes8), während diejenigen von Santiago (33" 26' S. Br.) das Gebiet der chilenischen Hartlaubflora charakterisieren. Was den Charakter der Witterung Feuerlands im speciellen anbelangt, so ist während der wärmeren Monate des fahres nach IIaxn eine große Veränderlichkeit der Temperatur inner- hall» eines Tages hervorzuheben. Nicht selten fällt die höchste Temperatur eines Monats mit der niedrigsten oder nahezu der niedrigsten zusammen. Warmes klares Welter wechselt mit Regen -der Graupeln und Sinken der Temperatur bis zum Gefrierpunkt. Auch im Sommer treten m jedem Monat gelegentliche Schneefälle ein und das Wetter ist viel unruhiger, trüber und stür- mischer als im Winter. In letzterem dauern die Frostperioden, die am häufigsten bei Winden von SW. Tis S. oder SSO. eintreten, selten länger als 3 — 4 Tage. 1, p, in -i\, Pflanzenvereine der Mageil: i allerdings 2900 mm an. j) p. DusftN, Pflanzenvereine dei Magellansländer, S. 1 |<>, und Karti 1 af, MX. 3) Vergl. hierzu c. Makiin, Dei Regen in Südchile, Meteorol. Zeitschr., 1901, s. .166, und Zum Klima von SüdchUe, hm- und ' hiloi , eb< ad. S. 1 14, I 12 Subantarktische Inseln. TT"' Höchst bemerkenswert ist die Thatsache, daß trotz des wechselreichen Klimas die Ein- geborenen nackt einhergehen. Nach dem von Hann citierten Bericht von J. Lephay1) ist am Kap Hoorn „im vollen Sommer, im Januar namentlich, Sturm der normale Zustand der Atmosphäre. Windstillen sind dann seltener als zu jeder anderen Epoche des Jahres, starke Stürme treten mindestens jeden vierten oder fünften Tag ein. Zwar ist die Temperatur zu dieser Jahreszeit etwas höher und die Tage sind länger, dies hindert aber durchaus nicht, daß der Schnee zuweilen einige Tage hindurch am Boden liegen bleibt." „In dem Maße aber, als die Sonne sich dem Horizont wieder nähert, werden die Stürme weniger und weniger stark und zahlreich ; nach dem Monate März, der oft noch sehr stürmisch ist, scheint eine relative Ruhe der Luft zur Herrschaft zu gelangen; die Brisen von W. werden weniger häufig, und es treten nun auch öfter Winde zwischen O. und NW. ein. Fröste treten nun häufiger auf in dem Maße, als die Schneelinie, von den Bergen herabsteigend, sich der Niederung nähert. Mit dem Monate Mai werden die warmen und trockenen Winde von O. und N. sehr viel häufiger. Es ist in der Thal die schöne Jahreszeit dieses Landes, die nun Platz greift, mit häufigerem klaren Sonnenschein während der Frosttage." „Dieser günstige Zustand der Witterung dauert bis gegen Ende des Juli, von wo an das Wetter wieder immer weniger beständig wird. Im September und Oktober beginnen die Westwinde wieder die volle Herrschaft zu erlangen und mehr und mehr zuzunehmen bis zum Januar, der in dieser Gegend der am meisten stürmische Monat zu sein scheint." „Diese Umkehrung der Jahreszeiten in betreff der atmosphärischen Störungen, eine relativ milde Temperatur, che sich innerhalb enger (irenzen hält, eine sehr häufig bis zur Sättigung feuchte Atmosphäre, zu jeder Zeit des Jahns Niederschläge in aller Form, als Regen, Schnee, Hagel, ein im allgemeinen fast stets bedeckter Himmel, sehr heftige und plötzliche Stürme namentlich zur Zeit der langen Tage, dies sind die allgemeinen ( harakterzüge des Klimas in der Gegend von Kap Hoorn." Diese Angaben von Lephay sind von Bedeutung für die Beurteilung der klimatischen Bedingungen der feuerländischen Wälder und zeigen, daß in Bezug auf die Winde andere Ver- hältnisse herrschen als auf den baumlosen Falkland-Inseln, tue im übrigen ein ähnliches Klima aufweisen. Auf der Kap Hoorn-Insel und auf der Campbell -Insel erreicht der Baumwuchs seine Südgrenze; daher bieten die klimatischen Verhältnisse hier besonderes Interesse für den Vergleich mit dem Nordpolargebiet, an dessen Südgrenze der extrem kalte und trockene Winter das Aufhören der Wälder bedingt. Feuerland, besonders die südlichen Inseln und die westlichen Teile, weisen eine starke Bedeckung des Himmels auf, welcher meist grau mit matter Sonne erscheint; die Bewölkung ist im Sommer stärker als im Winter. Die Einwirkungen der geringen Lichtintensität, die während eines großen Teiles der günstigen Vegetationsperiode herrscht, auf die Beschaffenheit der Vege- tation verdienen eingehendere Untersuchungen. Es scheint, daß z. B. die Schirmform der Baum- kronen, wie Neger vermutet, auf sie zurückzuführen ist. Die Unterschiede des feuerländischen Klimas im Vergleich zu demjenigen der antarktischen Inseln sind hauptsächlich zurückzuführen auf die Einwirkung des anstoßenden südamerikanischen I) Mission scientifique du Cap Hörn 1882 — 83. II. Meteorologie par J. Lephay, Paris 1885. 113 Deutsche Ticfsee-Expcdition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. ic ... H. SCHENCK, Kontinents. Bemerkenswert ist, daß in der verhältnismäßig geringen Entfernung von 14 Breiten- graden südwärts, am Rande des antarktischen Kislandes die Temperaturverhältnisse wesentlich verschiedene sind. Das Julimittel sinkt von -(-2,1" unter so" S. Br. auf —23,5° unter 700 S. Br. i.,l'.el-ie,i-i. das Jahresmittel von -f-5,40 auf —9,6°, während das Januarmittel in geringerem Grade, von -f-7,60 auf - ],2", zurückgeht ^ 4. Flora Feuerlands. I >ie feuerländische Flora in der im § 5 genauer angegebenen Ausdehnung von 56 — 44" S. Br. mit Ausschluß des nördlichen, zum patagonischen Steppengebiet gehörenden Leües der Haupt- insel Feuerland umfallt nach Alboff1) 015 Arten Gefäßpflanzen in 68 Familien und 200 Gattungen. Von diesen sollen 147 Arten nur in den nördlichen Teilen des Gebietes vorkommen und die Magellänstraße nicht überschreiten, so daß für dc\i eigentlichen feuerländischen Archipel (o,s Arten verbleiben. Durch die Sammlungen von Düsen*) und von Willems und Roussoi erhöht sich diese Ziffer, so daß wir wohl jetzt rund 500 Arten rechnen können, die aber sicher bei weiterer Erforschung noch Zuwachs erfahren werden. Im allgemeinen zeichnet sich diese Flora im Vergleich zu borealen Gebieten nicht durch Reichhaltigkeit aus, und dies mag im wesent- lichen durch die klimatischen Verhältnisse bedingt sein, vor allem die niedrige Sommertemperatur in Verbindung mit reichlichen Niederschlägen, wodurch eine strenge Auswahl unter den ein- wandernden Gewächsen stattfinden muß. hie Zusammensetzung und Herkunft der feuerländischen Rora ist von J. 1). Hooker, Engler, Hemsles und zuletzt von Albofi erörtert worden, liier mögen nur die wichtigsten Momente hervorgehoben werden. Die Flora Feuerlands zeichnet sieh durch eine höchst merkwürdige Mischung von Ele menten sehr verschiedener Herkunft aus. [) Etwa die Hälfte besteht aus endemischen Arten, und darin offenbart sich ein hohes Mali von inselartiger Abgeschlossenheit gegen die benachbarten Florengebiete. Die meisten der endemischen Arten sind mit chilenischen Formen am nächsten verwandt; eine kleinere Anzahl gehört ZU Gattungen, welche dem Gebiete eigentümlich sind und daher wohl mit zu den ältesten Bestandteilen zu rechnen sind, z. B. die Ranunculaceengattung Hamadryas mit ( Arten, und die monotypischen Gattungen Lebetantkus (Epacrid.), Nanodea (Santal.), Tetroncium (Juncag.), Tapeinia drid.i. Auf gleiche Stufe können wir auch mehrere endemische Arten stellen, welche zu Gattungen gehören, die sonst nur noch im neuseeländischen Gebiet wiederkehren, z. B. Drapetes (Thymel.), Astelia (Liliac.), Rostkovia (Juno), Gaimardia (Centrolep.). 2) Unter den nicht endemischen Arten des Gebietes ist etwa die Hälfte (also ein Viertel der Gesamtflora) südamerikanisch, namentlich im chilenischen temperierten Regenwald oder in den Anden verbreitet Unter diesen ist auch das tropische Element bemerkbar. Etwa ein Mutzend Tropengattungen senden Vertreter vom Norden her mehr oder weniger weit nach Süden in «las Gebiet hinein, so z. B. Myrtus, Eugenia, Maytenus, Akophila, HymenophyUum etc. 11 \ i). Die vollständige Liste der Flora befindet sich im Appendix, p. V. 2) |>. |i lanzen der Magellanländer, 191x1; Gefäßpflanzen des sfldlichei I ens, iqoi. () F II uui IT, 1. e. p. 1 (V ' 1 1 Subantarktische Inseln. 3) Gering an Zahl sind n o rd a m erikanische Arten, meist Gebirgspflanzen, welche von den westlichen Staaten der Union längs der Andenkette nach Süden sich ausbreiteten. 4) Sehr merkwürdig ist die Beteiligung des borealen Elementes an der Zusammen- setzung der Flora. Nicht nur eine größere Anzahl von kosmopolitischen oder auf der nörd- lichen Hemisphäre weiter verbreiteten Arten treten im Gebiet auf, sondern vor allem interessant ist das Wiedererscheinen von arktisch-alpinen oder von nur lokal im Norden vorhandenen Arten, welche in den weiten zwischengelegenen Gebieten vollständig fehlen. Als auffallendste Beispiele seien genannt: Erigeron alpinus Lam. Carex incurva Lightf. Primula farinosa L. Carex microglochin Wahlb. Gentiana prostata Haenkf. Phleum alpinum L. Empetrum nigrum L. Trisetum subspicatum Hook. f. (in der var. rubrum Willd.) Umgekehrt finden wir aber keine specifisch antarktisch-südamerikanischen Gewächse in nordischen Gebieten; es hat also kein gegenseitiger Austausch stattgefunden, und diese Thatsache mag, wie Wallace1) mit Recht hervorhebt, wenigstens zum Teil auf der Verschiedenheit der Klimate beruhen. Arktische Pflanzen können das antarktische Klima vertragen, aber umgekehrt muß der extrem kalte Winter wie auch der bedeutend wärmere Sommer des Nordens den ant- arktischen Gewächsen durchaus unzuträglich sein. Die Frage, auf welche Weise 1«. re.il,> Pflanzen, sowohl Phanerogamen wie auch Krypto- gamen, nach Feuerland oder nach den antarktischen Gebieten, in deren Flora ebenfalls nordische Elemente enthalten sind, gelangten, harrt noch einer allseitig befriedigenden Beantwortung. Es isl nicht ausgeschlossen, dal! diese Pflanzen hier und dort zerstreut in der Andenkette noch später gefunden werden2), wodurch die Annahme einer Wanderung längs der Hochgebirge nach Süden3) eine wesentliche Stütze erhalten würde. Grisebach4) glaubt die Herkunft von Gentiana prostata im Feuerland von den Zügen des Albatros {Diomedea) ableiten zu können, welcher über beide Hemisphären, von Kap Hoorn bis zu den Kurilen und Kamtschatka wandert5). Bezüglich der übrigen gemeinsamen Arten, abgesehen von den kosmopolitischen, ist Grisebach der Ansicht, daß sie nicht identisch seien, sondern auf Grund gewisser Unterschiede zu den vikariierenden zu rechnen seien. Indessen sind diese Unterschiede so geringfügige, daß diese Ansicht nicht auf- recht zu halten ist, und die Schwierigkeit der Erklärung würde durch sie auch nicht gehoben. 1) A. R. Watj \. r, Island Lifo, 1SS0, p. 495. 2) Primula farinosa I... in der ganzen arktischen Zone und in dei ilpinen Region Europas, Asiens, Nordamerikas, sodann wieder auf Feuerland und den Falkland-Inseln verbreitet, wurde neuerdings auch in dm Anden von Chile an 3 Stellen nordwärts bis zu 39° S. Br. gefunden. Vergl. U. DERGANC, Primula farinosa I.. in den Anden. Allg. bot. Zeitschr., Bd. VIH, [902, S. 120 — 121, und Referat Just, Bot Jahresbericht, [902, T. S. 565. Interessant ist auch die Verbreitung von Arnica alpina OlIN, die in Lappland, Sibirien und Nordamerika bis Kalifornien vor- kommt und neuerdings von F. W. NEGER (Bot. Centralblatt, lfd. LXXVII, [899, S. 1) in den valdivianischen Anden nachgewiesen wurde. Aus dem Feuerland ist sie nicht bekannt. 3) A. R. WALLACE, Island Life, 1880, p. 488. 4) GRISEBACH, Veget. der Erde, Bd. II, S. 496. 5) Hierzu bemerkt H. N. MoSELEY (in: A. R. W\ii V.CE, Island Life. London 1880, p. 250, Anmerkung), daß auch Seevögel aus den Gattungen Procellaria und Puffinus, welche auf den Inseln in höheren Breiten in der Nähe der Küsten, innerhalb der Tropen aber auf den höchsten Inselgipfeln nisten und ihre Nester im Boden an dicht bewachsenen Stellen anzulegen pflegen, als Verbreiter von Sporen, Samen oder Früchten in Betracht kommen müssen. 1 1 5 '5 j ,£. IIS. HKNCK, Jedenfalls werden genauere Beobachtungen über die Wanderungen, Zugstraßen und Nistplätze der in Betracht kommenden Seevögel, über die von letzteren am (icfieder oder an den Füßen oder im Darmkanal verschleppten Früchte und Samen von der größten Wichtigkeit sein1). Das Auftreten von Wasserpflanzen und Sumpfpflanzen seihst auf sehr entlegenen, rein oceanischen Inseln ist ohne Annahme der Mitwirkung von Vögeln nicht verständlich, und so dürfen wir am ehesten von seiten der Ornithologen die Erklärung für das Vorkommen arktischer Pflanzen in der Ant- arktis erwarten; während die wiederholt aufgestellte Hypothese2), welche mit früheren, altem irrend auf der Nord- und Südhemisphäre eingetretenen Eiszeiten und äquatorwärts und dann wieder polwärts eingetretenen Verschiebungen ganzer Floren operiert, zu sehr in der Luft schwellt und das Wandern der arktischen Pflanze quer durch die Tropenzone in keiner Weise aufhellt. Nicht minder interessant als das horeale Element in der feuerländischen Flora ist das Vorkommen von Pflanzen, welche in Neuseeland und zum Teil auch in Australien (Tasmanien und Victoria) wiederkehren. Alboff zählt 23 .Arten auf, die beiden Gebieten gemeinsam sind und zum Teil auch auf antarktischen Inseln auftreten. Als Beispiele seien genannt: ( 'olobanthus subulatus Hook f. Geranium sessiliflorum Cav. Oreomyrrhis andicola Endl. Nertera depressa Banks etc. etc. Veronica elliptica Forst. Die gemeinsamen Züge, die sich überhaupt in der Flora Südamerikas. Neuseeland- Australiens, der antarktischen Inseln und — allerdings in geringerem Grade auch noch in derjenigen Südafrikas bemerkbar machen, sind von f. 1). Hooker8) und dann von ENGLER*) er- örtert worden. Eine vervollständigte Uebersicht über diese Florenelemente verdanken wir W. B. Hemsley6). Bezüglich aller Einzelheiten sei auf diese Werke wie auch auf die Aus führungen von Alboff verwiesen. Hemslev zählt 48 gemeinsame Arten Südamerikas und Australien-Neuseelands, wobei die weitverbreiteten nicht in Betracht kommen, und 49 gemeinsame Gattungen, mit einer größeren Anzahl von korrespondierenden Arten. Einige der wichtigsten Gattungen sind z. B.: Drimys (Magnol.). Embothrium (Proteac). Donatio (Saxifr.). Drapctcs (Thymel). Azorella (Umbell.). ATo//i<>/ii^its (Cupul.). Fuchsia (Onagr.). Astelia (Liliac). Phyllachne (Stylid.). Gaimardia (Centrolep.). Pernettya (Kric.). Uncinia (Cyper.). Cakeolaria (Scroph.). Carpha (Cyper.). Ourisia (Scroph.). Es ist also ein gemeinsamer Grundstock in der Flora der beiden, jetzt durch den weiten Ocean und das vereiste antarktische Festland getrennten Gebiete zu erkennen, dm wir nachdem 11 Vergl. dir Zusammenstellung vmi W. I'. Hemsley, Challengei Report, Botany I. 1885, [ntroduetion p. .)v Von arbeiten llbei die Sam mg durch Vögel Bei erwähnt: Jen Holmboe, Notizen ilbei die endozoische Samenverbreitung der Vögel, Nyt Magazin f. Naturvidensk., Bd. XXW'III, Christiania [900. Holmboi zahlt die Pflanzen auf, deren Sa n er in den Ventrikeln norwegische! inden hat Vuch Alboff, Essai, p. • ■ ■ ff., glaubt diese Hypothese I1r1.n1/iehen zu müs 11 ' London 1 )i A Versuch einei Entwickelungsgesch. ^>. A voyage of discovery etc., Vol. II. 184;. p. 4. 11) J. D. Hooker in: James Clark Ross. A voyage of discovery etc.. Vol. I, p. ;i. — Ferner: Challenger Report, Narrative, Vol. I, Part I, p. ^40. — Th. Studer, Forschungsreise der „Gazelle", Bd. III, S. 61. 117 n8 II. & HF.NCK, Knochen aufgefunden1). Nach den Untersuchungen von Nathorst8) handelt es sich um Reste eines Seguoia-ähnhchen Nadelholzes, um Blätter von Araucaria, ähnlich denen der Araucaria brasiliensis, um Blätter der Gattung Fagus, endlich um zahlreiche Farne. NoRDENSKJÖLD ist nicht der Ansicht von Nathorst, daß diese Pflanzenreste herbeige- schwemmt worden sind, sondern daß sie aus der Umgebung des Fundortes seihst stammen; sie finden sich in einer Strandablagerung. Diese Funde sind von außerordentlicher Wichtigkeit, denn sie beweisen, dal» schon zu eoeäner Zeit in der Westantarktis Wälder von Buchen und Araucarien existierten, von denen fossile Reste nach NoRDENSKJÖLD auch in den älteren Tertiärschichten des Magellangebietes sich vorfinden3). Ein ehemaliger direkter Zusammenhang beider Gebiete ist damit zwar noch nicht bewiesen. Die Untersuchung der fossilen Wirbeltierknochen ergab näm- lich, daß sie, abgesehen von einigen noch nicht bestimmten Knochen, alle von einem Pinguin herrühren, der bedeutend größer gewesen sein muß als der Kaiserpinguin, die größte jetzt lebende Art4). Landsäugetierreste sind also bis jetzt noch nicht aus dem Gebiet der Westantarktis nach- gewiesen. Die schwedische Expedition hat auf Snowhill-Insel, Ross-Insel, Cockburn-Insel und in dem südlichen Teil der Seymour-Insel auch Ablagerungen aus der mittleren und der oberen Kreide- formation mit zahlreichen fossilen Ammoniten, Muscheln, Schnecken und anderen Seetieren ent- deckt"), und sogar auch das Vorkommen von pflanzenführenden Juraschichten festgestellt. Die zahlreichen fossilen Pflanzenreste, welche J. Gunnar Andersson6) bei der Hoffnungsbucht auf Louis-Philipp-Land vorfand, schließen sich nach den Untersuchungen von Nathorst7) teils an an die furaflora Europas, teils auch an diejenige Indiens an und beweisen, daß zu jener Periode Klima und Vegetation auf der ganzen Erde gleichförmig gewesen sein müssen. Es fanden sich Reste von zahlreichen harnen, von einem Schachtelhalm, einem Wasserfarn Sagc/inf/fris, \ Arten Cycadophyten und endlich Reste einer Araucaria, welche insofern bemerkenswert ist, als sie zu der Gruppe der Araucaria excelsa von der Norfolk- Insel gehört, mit den jetzt in Südamerika noch lebenden Arten also nicht in nächster Verwandtschaft steht. Tertiäre Pflanzenreste, Blattabdrücke in einer Sandsteinablagerung, sind auch in Victoria- land von der englischen Südpolar-Expedition8) gesammelt worden. Weitere derartige Funde aus der Antarktis würden von großer Bedeutung sein. Indessen ist auch schon auf Grund der Funde auf der Seymour-Insel und auf Kerguelenland die Folgerung berechtigt, daß längs der Küsten des antarktischen Kontinents von der Westantarktis bis Victoria land ein wärmeres, Waldvegetation zulassendes Klima zur Untertertiärzeit existierte. Da wir heute im Feuerland Libocedrus tetragona als südlichsten Coniferenbaum antreffen, braucht dieses Klima kaum wärmer als das jetzige der Südspilze Südamerikas gewesen zu sein. I : o. X'.. i,, Anl.nctii. Bd. I. 1904, S. 276IT. tbid. Bd. I, S. 278 und Abbild. S. 279. Fernei \ G. Nathorst, Sui la Plore fossile des regions antaretiques, Comptes rendus de l'Acad. des St Paris, 1904, fuin b, p. 1449. j) O. NoRDENSKJÖLD, Antarctic, Bd. I, 1904, S. 280. H tbid. s. 277. 5) II, id. S. 280. 6) |. <>. Andersson in: O. Nordenskjöld, Antarctic, Bd. II. 1904, s. 22.). 7) tbid. s 225, und A. I 'ans, 1904, [uin 6, p. 1449 Petermai Geogi Mitteil , 1904, S. 177, und J. G Andei on in: Nordensk , Bd. II, S 124. 1 IN Subantarktische Inseln. 119 Wenn also noch zu Beginn der Tertiärzeit ein wärmeres Klima und Waldvegetation in der Westantarktis bestand und demgemäß auch längs der Küsten des antarktischen Kontinents und allgemein auf den Inseln südlich von Neuseeland herrschte, so ist damit bereits eine engere Verbindung der Flora Neuseelands und Feuerlands gegeben, ohne daß man anzunehmen braucht, daß die Konfiguration des antarktischen Kontinents und der antarktischen Inseln ganz wesentlich andere gewesen sind. Die Zwischenräume zwischen Feuerland und den südlich davon gelegenen Inseln, sowie zwischen Victorialand und Macqtiarie-, Campbell-, Auckland-Inseln und Neuseeland sind bedeutend geringer als zwischen manchen oceanischen Inseln und den Ursprungsländern ihrer Floren. Immerhin könnten auf dem oben bezeichneten Verbindungswege die Länder zu früheren Zeiten eine etwas größere Ausdehnung eingenommen haben, zumal berücksichtigt werden muß, daß die kontinuierliche starke Brandung die Küsten der Inseln in sehr starkem Maße abgetragen haben muß. In der That ist E. Racovitza1) auf Grund der Beobachtungen der belgischen Südpolar-Expeditioii an den Küsten der Belgica-Straße zu der Ansicht gelangt, daß dieses Gebiet eine in das Meer versenkte Ländermasse vorstellt. Möglicherweise hat also der Palmer -Archipel mit Grahamland und den Süd-Shetlands-Inseln in Zusammenhang gestanden, während dagegen in der Drake-Straße zwischen Feuerland und den letzteren Inseln bedeutende Meerestiefen, nach Messungen der „Belgica"-Expedition bis 4010 m, vorhanden sind und anscheinend gegen eine ehemalige Verbindung des amerikanischen und antarktischen Kontinents sprechen. Wenn im vorigen nur die Gefäßpflanzenflora berücksichtigt wurde, so muß indessen hervor- gehoben werden, daß dieselben Gesichtspunkte bezüglich der Herkunft und Zusammensetzung der Flora auch aus der Betrachtung der Kryptogamen des feuerländischen Gebietes sich er- geben. Speciell für die Laubmoose verdanken wir in neuester Zeit J. Cardot2) eine Zusammen- stellung, aus welcher hervorgeht, daß aus dem Gebiet von 560 bis zum Chonos-Archipel unter 450 S. Br. bis jetzt 227 Moosarten bekannt geworden sind. Unter diesen sind 149, also 60 Proz., endemisch. Nur eine Gattung, das zu den Splachnaceen gehörige Hymenocleiston magellanicum Dub., ist (.lern Gebiet eigentümlich. Von den nicht endemischen Arten sind 38 auch in anderen Teilen Südamerikas, besonders in Chile und in den Anden vertreten, und 50 Arten kehren auf Neuseelami, den südlich davon gelegenen Inseln, Tasmanien oder in Südost-Australien wieder. Von den ersteren und letzteren kommen im ganzen 20 Arten von weiter Verbreitung auch gleich- zeitig in der borealen Hemisphäre vor. Südgeorgien hat mit Feuerland nur 2 Arten gemeinsam, Kerguelen 24, die antarktische Polarzone 5. Es herrscht also in der Südhemisphäre nicht die große Gleichförmigkeit in der Moosflora, welche die arktische cirkumpolare Flora charakterisiert. Die nahen Beziehungen zu Neuseeland und den ihm benachbarten Gebieten sind besonders interessant. § 5- Vegetationsformationen auf Feuerland. Obwohl der feuerländische Archipel unter gleicher Breite wie Südgeorgien liegt, so zeichnet er sich dennoch, dank seiner günstigen klimatischen Bedingungen, unter allen antarktischen Insel- 1) K. RACOVITZA, Die Resultate der belgischen Südpolar-Expedition, in: F. A. COOK, Die erste Südpolarnacht 1898 — [899, deutsch von A. WEBER, Kempten 1003, S. 363 u. 367. 2) J. CARDOT, Mousses et coup d'ceil sur la flore bryologiquc des Terres magellaniques. Resultats du voyage du S. Y. „Belgica" eii 1897 — 1899 sous le commandement de A. de Gerlache de Gomery, Botanique, Anvers 1902. 119 , .,„ H. SCHENCK, gruppen zwischen 500 und 6o° S. Br. durch die reichste Flora aus, und die Formation des Waldes, die südlich von Neuseeland in kümmerlicher Form noch auf der Campbell-Insel bei 520 30' vor- kommt, erreicht hier bei 560 am Kap Hoorn ihn- äußerste Südgrenze Die relativ große Reichhaltigkeit der Flora Feuerlands erklärt sich aus der Konfiguration des südamerikanischen Kontinents. Ueber die Magellanstraße hinaus nach Süden, im Westen und Süden der Hauptinsel Feuerland, verläuft die Fortsetzung der Anden; im nördlichen Teile Feuer- lands herrschen dagegen ähnliche Verhältnisse wie in der patagonischen Ebene. Einer Wanderung der Floren beider Gebiete nach Süden stehen keine nennenswerten Schranken entgegen. Nach Klima, Bodenbeschaffenheit und Vegetation haben wir eine Steppe und ein Wald- gebiet zu unterscheiden. Der nördliche und mittlen- flache Teil der Hauptinsel Feuerland ist im allgemeinen ein trockenes, waldloses Steppengebiet, das die Fortsetzung der patagonischen Ebene mit ihrer xerophilen Vegetation bildet. Die Südgrenze dieses trockenen Gebietes verläuft nach I'. Düsen1) von der Ostküste etwas südlich vom Rio Grande nach Westen und trifft die Westküste an der Südseite der Bahia inutil. In der Magellanstraße setzt J. D. H0OKER2) die Grenze bei Port Famine; Darwin8) sagt, daß Cap Negro in der zweiten Enge der Straße als Punkt angesehen werden könne, von wo nach Süden das Land die ausgesprochenen Züge des Feuerlandes annimmt. Alboff4) legt die Grenze auf eine Linie von Gente Grande-Bai im Westen nach Bahia Tctis im Osten. In dem südwärts gelegenen, gebirgigen Teil der Hauptinsel, in dem reich gegliederten Westen, auf den zahlreichen Inseln des Archipels fallen reichlichere Niederschläge, und hier finden wir Wälder, eine Flora, die wesentlich von der patagonischen Steppenflora zu unterscheiden ist. Wir bezeichnen dieses pflanzengeographische Gebiet als das f euerlän d ische Gebiet5). Nach Norden setzt sich dieses Waldgebiet längs der Westhänge der Anden und über die Insel- archipele in gleicher Beschaffenheit fort. Die meisten für Feuerland typischen Arten dehnen ihr Anal weiter nordwärts aus. Die Nordgrenze des Gebietes können wir auf 440 S. Br., also zwischen Chiloe" und Chonos Archipel setzen. Von 44" S. Br. bis etwa 350 S. Br. schließt sich längs der Westseite der Anden der südchilenische temperierte Regenwald an den feuerländischen Wald, welcher von SeHlMPER8) zu den Waldformalionen der kalttemperierten Gürtel, zu den Sommerwäldern, gerechnet wird, was aber in vollem Umfange nicht zutrifft. Grisebach') faßte beide Waldgebiete nur als Zonen eines einzigen auf, dem er die Bezeichnung „antarktisches Wald- gebiet" gab. Indessen sind trotz der Uebergänge im mittleren Teile die < Gegensätze zwischen Valdivia im Norden und Feuerland im Süden doch so bedeutende, daß die Zweiteilung vorzuziehen ist. Auch Alboff8) verlegt die Nordgrenze der feuerländischen Flora auf den 44", schließt also den Chonos-Archipel noch ein, während J. I). I Iook.hr :') sie auf einige Meilen jenseits des Golfes von 1) P. Dus&N, Vegetation der feuerländischen Inselgruppe, S. 179. Ferner: Pflanzenvereine dei Magellanslfinder, S. 352 und Karte Taf. XIX. Audi auf der Karte von Nordenskjöld, l'i reKMANN's Geogr. Mitteil., 1897, Taf. XVI. ist die Grenze eingezeichnet -■I I I >. 1 1 , ] lora antaret., p. 213. 3) Ch. Darwin, Reise um die Erde, S. 265. 4) N. Ai 1 ■••! 1 , I Bsai, p. [6. 5 X. Aii."ii. Essai, p. 12, 1 '■,, ziehl mit Recht dii Bezeichnung „Domaine de la Bore Fuegienne" anderen Namen wie ,,l I01 11 inique" vor. 6) W. SCHIMFER, Pflanzengeographie, S. 518. 7) A. 1 ;el ition dei Erde, Bd. 11, S. j8i. X) N. Albo i ii, p. 10. I 1 1. II. ...ki k, Flora ant, p. 213. I 2( ' Subantarktische Inseln. .,. Penas verlegt, und auch Schimper auf seiner Formationskarte den Chonos-Archipel noch in den südchilenischen temperierten Regenwald einbezieht. Frömbling1) giebt als Grenze ungefähr 4 8° S. Br. an. In dem Waldgebiet Feuerlands sind nach P. Düsen2) 2 Zonen, eine regenreiche und eine mittelfeuchte, zu unterscheiden, wie bereits oben (S. 112) erwähnt wurde. Die Regenzone ist charakterisiert durch das Auftreten immergrüner Buchenwälder, die mittelfeuchte durch sommer- grüne Buchenwälder. In reiner Ausbildung bedecken letztere den mittleren Teil der Hauptinsel südlich von dem Steppengebiet bis zu dem Randgebiet der Cordillere des südöstlichen Teiles von Feuerland. Ueber diese sommergrünen Buchenwälder sind wir zuerst von P. Düsen unterrichtet worden, während die bisherigen Angaben über den Charakter der feuerländischen Wälder sich im wesentlichen auf diejenigen der regenreichen Zone beziehen. Die folgende Darstellung beschränkt sich auf das Waldgebiet mit seinen beiden Zonen und auf die in demselben auftretenden offenen Formationen der Torfmoore und alpinen Felsfluren; das Steppengebiet hat für den Vergleich Feuerlands mit den subantarktischen Inseln nur geringes Interesse. 1. Der sommergrüne Buchenwald im mittelfeuchten Gebiete von Feuerland. Nach P. DusEN:f) ist der laubabwerfende Buchenwald des mittelfeuchten Gebietes ökologisch und physiognomisch von den immergrünen Wäldern des Südens und Westens verschieden. Die immergrünen und blattabwerfenden Buchen herrschen in getrennten Gebieten, und ihre Bestände zeigen auch Verschiedenheiten in der Zusammensetzung des Unterholzes und der bodenständigen Krautvegetation. In typischer Ausbildung tritt der sommergrüne Buchenwald auf den Höhen und Plateaus südlich vom Rio Grande bis zur Cordillere auf; er ist außerordentlich einförmig, ausschließlich zusammengesetzt aus blattwerfenden Fagus (NotkqfagusJ-Krten. Große Teile be stehen ausschließlich aus Fagus Montagnei, aber auch Fagus antaretica dürfte hier zweifellos ver breitet sein. Die Bäume stellen dicht und bewirken eine vollständige Beschattung des Bodens. Sträucher fehlen im Wald, finden sich aber an seinen Rändern, so Ribes magellanicum, Berberis microphylla und Chiliotrichum diffusum. I )ie bodenständige Krautvegetation ist zwar üppig entwickelt, aber artenarm, sie besteht aus da litt in aparine, Osmorhiza Berterii, Alopecurus alpinus, Phleum alpinum, Jyrounis unioloides, Cardamine hirsuta var. magellanica. Moose fehlen fast vollständig am Boden, ebenso fehlen Farne. Als Parasit auf den Buchen erst heint Myzodendron pundulatum oft massenhaft. Epiphyten und Lianen kommen nicht vor. Auffallend ist die Artenarmut dieser Waldflora, sie steht in Kontrast zu den viel reicher zusammengesetzten Regenwäldern. Auch die Wälder im Thale des Azopardc-Flusses und bei Ushuaia rechnet Düsen noch zu dem mittelfeuchten Gebiet; sie sind aber schon reicher zusammengesetzt. Am Beagle Kanal kommen neben den laubabwerfenden Buchen auch immergrüne Bäume von Fagus betuloides und von Drimys Wintert vor, und daher sind die Wälder bei Ushuaia wohl eher noch zu den regen reichen Wäldern zu ziehen. 1) w. Frömbling, 1. c. S. 43. 2) P. Düsen, Pflanzenvereine der Magellansländer, S. 353. 3) P. Düsen, Pflanzenvereine der Magellansländer, S. 405 u. 475. 12 I Deutsche Tiefsee-Expedition 1808 — 1899. Ud. II. 1. Teil. I(> , -, -, H. SrHENCK, I »er laubwerfende Buchenwald setzt sich nach Norden an den < >sthängen der patagonischen Cordillere fort und ist /.. B. noch unter 45" S. I>r., ungefähr 45 km von der Mündung des Rio Aysen, vorhanden'). 2. Die immergrünen Wälder des regenreichen Gebietes Feuerlands. In den gebirgigen, westlichen und südlichen Teilen des feuerländischen Archipels zieht sich überall ein Gürtel dichten hohen Waldes von der Küste an den Berghängen aufwärts. Nach Darwin*) liegt die obere Waldgrenze bei 1000 — 1500 Fuß, am Beagle-Kanal bei 1400 bis [500 Fuß, die Linie des ewigen Schnees bei 3000 — 4000 Fuß. Alboff3) giebt am Beagle-Kanal bei Ushuaia als Waldgrenze 500 — 550 m an. Auf der Hermite-Insel, nahe bei Kap Hoorn, also am Südende des (ießietes, traf |. I). II0OKER4) den Wald ßis zu einer Höhe von 800 Fuß. Auf der Desolations -Insel am westlichen Ausgang der Magellanstraße gehl der Wald nach I >USEN ■') ßis 400 m aufwärts. Auf Feuerland herrschen im wesentlichen ähnliche klimatische Verhältnisse wie auf den Falkland-Inseln , auf denen allerdings die Niederschläge geringer sind. Es erscheint auf den ersten Blick überraschend, daß auf letzteren Inseln der Wald vollständig fehlt. Der baumfeind- liche Faktor ist hier in den heftigen ständigen Westwinden zu suchen, welche ungebrochen über das flache niedrige Land hinstürmen, während auf Feuerland die Gewalt des Windes gebrochen wird und die Winde nach Lephay's Bericht, wenigstens während der kalten Jahreszeit, was be- sonders wichtig ist, nachlassen, wodurch ihre gefährlichste Wirkung beseitigt wird. Die Urwälder Feuerlands setzen sich in monotoner Weise nur aus sehr wenigen llolz- gewächsen zusammen und gleichen darin denen der nördlichen temperierten Zone. Von Wald- bäumen sind zu nennen: Fagus (Nothofagus) betuloides Mirb., Fagus (Nothofagus) antaretica Forst., Drimys Wintert Forst., von untergeordneter Bedeutung: Libocedrus tetragona Endl. Der wichtigste Waldbaum ist die immergrüne Buche Fagus betuloides Mirb., hinter welcher die laubabwerfende Fagus antaretica Forst. zurücktritt Das verschiedene Verhalten beider Arten deutet, wie I L >< .Ki u bereits hervorhebt, auf getrennte Entwickelung in klimatisch verschiedenen Gebieten und entspricht bis zu einem gewissen Grade auch noch ^-\~\ jetzigen Standortsverschiedenheiten. In den regenreichsten westlichen Teilen der Magellanstraße, so auf der Desolations-Insel (bei Puerto August,,,, Pestehen nach Disex") die Küstenwälder bis etwa 300 m Meereshöhe aus Fagus betuloides und der ebenfalls immergrünen Drimys Winter^ während die blattabwerfende und im Herbst durch die braune Farbe des Laubes von weitem kenntliche Fagus antaretica in den Gebirgen erst bei etwa 300 m beginnt und noch bei etwa 500 m ßeoßachtet wird, woselbst sie aber schon kleine zwergförmige Bäume oder Sträucher bildet, deren flache Kronen fast oder vollständig an den ISoden gedrückt sind. Im südlichen Feuerland längs des Beagle-Kanals und auch im mittleren Teile der Magellanstraße kommen beide Arten zusammen vor; Fagus antaretica tritt hier auch im Tiefland auf; überall an der Waldgrenze wird sie sehr niedrig und zwergig. 11 Wrul. I'. In .1 \. I'.ut. 1 ilnl.iuh. 1 i'ur Systematik, Bd. XXXIII, Litteraturbericht S. 34 2, 1 11. Darwin, Reise um die Erde, s. 240 u. 253. ; X. Ai ,;. .1 1 , < )bserv., p. 22. )l |. 1 1. HOOKER, in: K' ISS, Voyage, Vol. II, p. 288. i' , -.. Pflanzenvereine dei Magellansländer, S. 422. 6) P. I" 5EN, G I ler, s. 199. — Pflanzenvereine dei Ms ler, s. ps. (.23, 17;. I 2 2 Subantarktische Inseln. T -, -, J. G. Andersson1) giebt an, daß am Südabhang der Cordillere, welche den Beagle-Kanal an seinem Nordufer begleitet, die beiden Buchen gemischt auftreten, daß aber der Wald auf der Nordseite nach dem Lago Fagnano zu nur aus Fagus antarctica, mit langen Guirlanden der Bartflechte behangen, zusammengesetzt sei. Der in den Gebirgen Südamerikas verbreitete Magnoliaceenbaum Drimys Winteri Forst. ist nach Düsen8) im westlichen Teile des Feuerlandes häufig in der untersten Region der Wälder, nach Alboff3) bis ioo m Meereshöhe an geschützten Orten anzutreffen, im südlichen Teile seltener; bei Punta Arenas dringt er bis zur Waldgrenze empor, erreicht aber sonst nicht die östliche Waldgrenze. Die Koniferen sind bemerkenswerterweise im Feuerland nur durch einen einzigen Wald- baum vertreten, Libocedrus tetragona Endlicher, welche von Südchile (am Valdiviafluß bei 400 S. Br.) bis zu den südwestlichen Inseln des Archipels verbreitet ist4). Sie gehört nach Düsen Ä) der regenreichen Waldregion an, ist hier selten und immer spärlich, auf der Desolations-Insel von der Küste an, da, wo der Wald lichter ausgebildet ist, bis zu 300 m emporgehend. Mar 1 in") fand sie bei der Borja-Bai in der mittleren Magellanstraße auf Lichtungen über dem eigentlichen dichten Wald. Der Baum erreicht etwa 12 15 111 Höhe und zeichnet sich durch sehr regel- mäßige Verästelung aus. Die zweite Konifere des Gebietes ist die Taxinee Lepidothamnw Fonkii Pim.ii'H, ein kaum 20 — 25 cm hoher, polsterbildender, im Habitus an funiperus nana der arktisch-alpinen Region erinnernder Zwergstrauch, der zuerst auf den Guaytecas-Inseln von Fonk entdeckt, von Philipp] auf dem sumpfigen Plateau der Cordillera pelada südlich von Valdivia, und von Savatler7) auf der Wellington-Insel gefunden wurde. Auch kommt er im Mündungs- gebiet des Rio Baker (480), am Canal Messier und ('anal Smith vor8), liis jetzt ist er also noch nicht im eigentlichen Feuerland nachgewiesen. Zwei Holzgewächse, nämlich die prachtvoll rot blühende, immergrüne Proteacee Embothrium coccineum Forst.9), mit einfachen länglichen Blättern, und die mit immergrünen, 5-fingerigen Blättern versehene Araliacee Psatdopanax laetevirens Gay10), welche als Waldbäume in dem chilenischen Regenwald von Valdivia auftreten und von dort bis Feuerland südwärts vordringen, scheinen hier nicht mehr zu Bäumen heranzuwachsen, wenigstens werden sie als Sträucher bezeichnet. Embothrium wird von Orange-Bai, Beagle-Kanal, Punta Arenas angegeben; Pseudopanax wurde von Savatier noch auf der Desolations-Insel gefunden und bildet nach Frömbling11) kugelige hellgrüne Büsche von 2 — 3 m Durchmesser. Beide sind also zur folgenden Gruppe der Sträucher zu rechnen. Eine Anzahl von meist immergrünen Sträuchern bildet das Unterholz des feuer- i) J. Cr. Andersson, in: 0. Nordenskjöld, Antarctic, Vol. II, 1004, p. 81. 2) P. Dusi'n, Gefäßpflanzen der Magellanslämler, S. [79. Pflanzenvereine dei Mageliansländer, Taf. XXIV. 3) N. Alboff, Observat., p. 23. 4) K. REICHE, Die Verbreitungsverhältnisse der chilenischen Koniferen. Verhandl. des Deutschen naturw. Vereins Santiago, Bd. IV, 1900. Referat in: JUST, Jahresbericht 1900, Bd. I, S. 402. 5) P. Duskx, Gefäßpflanzen der Magellansländer, p. 235. 6) C. Martin, Der patag. Urwald, S. 96. 7) Franchet, Mission du Cap Hörn, p. 365, u. Abb. auf PI. IV. 8) K. REICHE, 1. c. 9) Abbild, in Gartenflora, 1891, S. 57, Taf. MCCCXI.. 10) Abbild, in FRANCHET, Mission du Cap Hoorn, PI. 1. 111 Frömbling, 1. c. S. 43. 123 [6 | -> , II. SCHENCK, ländischen Waldes. Sic sind übrigens nicht überall in gleicher Häufigkeit vorhanden, manche mehr in den westlichen, andere mehr in den südlichen und östlichen Teilen vorherrschend. Als wichtigste Arien sind zu nennen: Berberis ilicifolia Forst. (Berberid.), immergrün; Berberil buxifolia Kam. (Berberid.), immergrün; Berberil empetrifolia Lam. (Berberid.), immergrün; Maytenus magellanicw Hook. f. (Celastrac), immergrün; Myginda disticha Hook. f. (Celastrac), immergrün; Ribes magellanicum Poir. (Saxifrag.), laubabwerfend; Pseudopanax laetevirens Gay (AraL), immergrün; Escallonia serrata Smith (AraL), laul >al »werfend ; Fuchsia magellanica Lam. (Onagr.), laubabwerfend; Tepua/ia stipularis Griseb. (= Metrosideros stipularis Hook. f.. Myrt), immergrün; Embothrium coccineum Forst. (Proteac), immergrün; Pernetiya mucronata Gaud. (Eric), immergrün; Des/ontainea spinosa Rkmy (Logan.)2), immergrün; Veroniea elliptica Forst. (Scrophul.), immergrün; nur in (kr Nähe der Meeresküste; Chiliotrichum amel/oides Gass. (Comp.), laubabwerfend; im Norden und Osten verbreitet im Waldgebiet mehr an den Küsten der Inseln; Philesia buxifolia Lam. (Liliac). Hierzu kommt als immergrüner Kletterstrauch die einzige südamerikanische Epacridacee Lebet- anthm americanus Endl.8), welcher hoch auf die Bäume hinaufgeht Sonstige Li. men fehlen. Unter den Waldbäumen erreichen die Buchen die größten Dimensionen. Darwin') er- wähnt von Port Famine Stämme von 13 Fuß, sogar von 17 Kuli Umfang, während Drimys .4 Lull 6 Zoll Umfang hatte. Nach Albofi ) erreichen die beiden Buchenarten bei Ushuaia eine I lohe von 15 20 m. Neger6) erwähnt den eigenartigen pinienähnlichen Wuchs der Bäume an der Magellan- straße und an den Küsten des südlichen Chiles. Von fasl gleicher Höhe, verzweigen sie sich dolden- 0,1er trugdoldenartig und sind nur am Ende belaubt Die Form der flächenartig aus- gebreiteten Laubkronen soll hauptsächlich bedingt sein durch die hochgradige ständige Bewölkung und sieh sowohl ausprägen bei Fagus betuloides und antardica, als auch bei baumartigen Mvrtaceen, bei Drimys u. a.\>. Stellenweise sind die Wälder infolgedessen so dunkel, daß Unterholz kaum existieren kann. Wo letzteres entwickelt ist, soll es Licht durch die seitlich vom Waldrande oder von Lichtungen her einfallenden Strahlen erhalten. Als eine sehr charakteristische Eigentümlichkeil des feuerländischen Waldes wird von allen -.' in 1, Mission du Cap II. ».in, Pbanerogamie, p. 36 und Abbild, auf PI. IV. bbild. m I'. In .i's. Pflanzenvereine dei m : . \\\ 1 'flanzenvereini dei Mageil 1 1 if. XXI. 4) Ch. Darwin, Reise um .In- Erde, S 11- •'!• .. p. IL. 1 W. Neger, Forstl.-naturwiss. Zeitschrift, Bd. IV, 1895. Vergl. auch P. D 1 , Pflanzenvereine, S. (81. ~) Vergl. .11.- Abbildung Fig. (28, S fji 7 in Schimper's Pflanzengeographie, femei von Fagus betuloides in o. NoRDEN- V..I II. 124 Subantarktische Inseln. T 2 s Forschem1) die Menge der am Boden kreuz und quer liegenden, umgestürzten und in langsamer Vermoderung begriffenen Baumstämme bezeichnet, in die der Wanderer knietief einsinkt. Die Ursache hierfür mag in der niedrigen Jahrestemperatur, besonders des Sommers zu suchen sein, welche die holzzerstörende Thätigkeit saprophytischer Pilze und Bakterien verlangsamt. In den tropischen Regenwäldern Brasiliens sah ich den Boden des Waldes mit üppigem Unterholz, Bodenkräutern und Farnen bedeckt, indessen nur selten modernde Stämme oder besonders reich- liche Humusbildung. Eine andere Eigentümlichkeit des Waldes auf Feuerland besteht in der außerordentlich massenhaften Entwickelung einer den Boden und die umgestürzten Stämme vollständig bedeckenden und oft mannshohe Polster bildenden Vegetation von Laub- und Lebermoosen, die auch an den lebenden Stämmen noch eine Strecke hinaufwachsen. Im Gegensatz zu den tropischen Regen- wäldern wachsen Moose nur selten epiphytisch an Zweigen oder auf den Blättern. Bodenständige phanerogame Kräuter treten da, wo der Wald geschlossen und dicht ist, gegenüber den Moosen ganz zurück. So beobachtete Düsen2) in den Wäldern bei Puerto Angosto auf der Desolations-Insel nur die Liliacee Callixene marginata Lam., während die Farne zahlreich vertreten waren durch einige Hymenophyllaceen und durch Gruppen von Gleichen in acutifolia Hook. (= quadripartita Hook.). In lichteren Wäldern, an Waldrändern, an Bachufern dagegen treten reichlicher Boden- kräuter auf, wie z. B. Gunnera magellanka Lam., Rubtis geoides Sm„ Viola maculata Cav. und manche andere Arten3). Die Epiphyten sind im eigentlichen feuerländischen Wald nicht durch Phanerogamen, sondern ausschließlich durch einige wenige, alier häufig vorkommende Farnarten vertreten, nämlich einige Hymenophyllaceen, Grammitis austra/is R. Br. und . Xsplenium magellanicum Kauljf. Phanerogame Epiphyten kommen erst viel weiter nördlich im Waldgebiet vor. Die Parasiten sind vertreten durch die mit den Santalaceen verwandte, eine selbständige Familie bildende Gattung Myzodendron, mit den | Arten M. pundiüatum Banks et Sgl., brachy- staehyum De., oblongifolium De. und qitadrifiorum. De. Diese auf den Buchen schmarotzenden Büsche sind eine häufige und auffallende Erscheinung, nicht minder wie auch ein parasitischer, zu den Discomyceten gehöriger Pilz, Cyttaria Darwinii Berkeley, dessen kugelige hellgelbe Fruchtkörper nach Darwin') in ungeheurer Menge an den Buchenstämmen angetroffen werden und (\vn Feuerländern als wichtigstes vegetabilisches Nahrungsmittel dienen. Cyttaria ist noch in einigen anderen Arten in Feuerland vertreten, eine andere Art kommt auf Tasmanien vor. Mit den bisher genannten Gewächsen sind die wesentlichen Bestandteile des feuerländischen Waldes erschöpft, die Artenzahl ist also nur eine geringe Schimper5) rechnet ihn zu den Sommer- wäldern der kalt temperierten Zone wegen des Vorkommens der blattabwerfenden Fagtis antaretica und wegen der niedrigen Temperatur des Winters; doch sei seine Oekologie noch wenig bekannt. i) Ch. Darwin, Reise um die Erde, S. 240 u. 269. — C. Martin, Der patag. Urwald, S. 95. — P. Duskn, Vegetation der feuert. Inselgr., S. 186, und Pflahzenvereine, S. \2$. Vergl. auch Abbildung Fig. 32;, S. 616, in Schimper's Pflanzengeographie. 2) P. Drsi:\, Vegetation der feuerl. Inselgr., S. 186, um\ Pflanzenvereine der Magellansländer, s |_'). Taf. XXII (Hymeno- phyllaceen) und Taf. XXIII (Gkichenid). i) Vergl. Alboff, Observations, p. 24. — P. Dusän, Pflanzenvereine, S. 4M. )| Ch. Darwin, Reise um die Erde, S. 270. — Abbildung, Phototypie in Aluofi', Observat., Taf. 111. 5) W. St himper, Pflanzenvereine, S. 615. ^5 I 26 II. SCHENCK, Ohne Zweifel nimmt aber, wie auch Düsen hervorhebt1), der Wald im Westen und Süden Feuerlands eine besondere Stellung ein. Das gleichmäßige und feuchte Klima be- günstigt die immergrünen Gehölze, zu denen fast alle Waldsträucher gehören, und zwar solche, die bei relativ niedriger Temperatur vegetieren. Man kann nur diejenigen Waldstrecken in höheren Lagen "der in der mittelfeuchten Zone Feuerlands, in denen Fagus antardica oder andere laubabwerfende Buchen vorherrschen, unseren Wäldern vergleichen. Ueber den Gang der periodischen Erscheinungen liegen wenig Angaben vor. Dus£n*) berichtet, daß am 19. November bei Punta Arenas die Buchen in voller Blüte standen, ebenso l'iola, Draba und Berberis, daß im März auf der Desolations-Insel Fagus antardica die gelbbraune Herbstfarbe angenommen habe, daß Anfangs Mai in Ushuaia alle krautartigen Pflanzen mit seltenen Ausnahmen verwelkt gewesen seien, fedenfalls fällt die Hauptvegetationsperiode in die Sommermonate, aber selbst mitten im Winter werden gewisse Pflanzen in voller Blüte gefunden. So berichtet Martin3), welcher im Juni 1 . (Juncag.) Gentiana patagonica (iuis. (Gentian.) Carex mageUanica Lam. (Cyper.) Plantago nionanthos d'Urv. (Plantag.) Einige kriechende Zwergsträucher mischen sich zwischen die Kräuter, nämlich: Empetrum rubrum Wn.i.n. (Empetr.) Myrtus nummularia Poir. (Myrt.i Pernettya empetrifolia Gaud. (Eric.) = P. Fagus antaretica Forst, in niederliegenden pumila Hook. f. /wergformen. An trockenen Stellen nehmen die Tourbieres nach Albofi ') eine besondere Ausbildung an und bilden dann die Formation der Balsam-bogs, die derjenigen der Falkland-Inseln und der Azorella- Formation Kerguelens entspricht. Es fehlen die Sphagna und die sumpf- liebenden Vertreter, wie Tetroncium, Drapetes, Marsippospermum etc. Dagegen herrschen die 1) A. Francis I du Ca] Korn, Phanerogamie, p, 55g u. $92. 2) Sowohl P. I> i' (Pflanzenvereine dei Magellanslander, S. 424), als auch N. Albofi (Essai 1I11 Flore rais. de la di Feu, p im haben den Fundort Port Otwaj Tres Montes, wo Sa\ \iiik am 20., 21. Januar 1879 die genannten Pflanzen sammelte, mit Otway Water westlich von Pui - verwechselt. Danach sind als., die Angaben v,m Dvsin S. \2\ und 1 S. 1 •'■ richtigen. Die pbanei nt, also nicht den 530 S. Br. Daß unter Otway der Hafenort bei Cap rres Montes (470 S. Br.) gemeint ist, geht aus den übrigen Fundort in I k \\. m r's Be- arbeitung dei Sammlungen Savatier's unzweifelhaft hi j) \, \i off, Essai, p. 9, und Observ., p 26 ' onsbild auf rafel 1 Vergl. hierzu auch P. 1" in (Pflanzenvereine dei Magellanslander, S. i;p. weichet diese Formation als ,.M — decke" ch Dus&N's Formationen des Moossumpfes, des Sp/tagnum-Moores, und iles Polsi (1. c S. 396, 398, \"<<> sind hierhet zu rechnen. ■iv.ii., |i. 27, Formationsbild auf Taf. II. [28 Subantarktische Inseln. j tq großen, bis 1,5 m breiten und 1 m hohen kompakten Polster von Azorella gkbaria A. Gr. (== Bolax gkbaria Comm.) vor, neben denen auch die lockeren Polster von Azorella lycopodioidei Gaud. erscheinen, sowie eine Anzahl von Kräutern und Zwergsträuchern, hauptsächlich Empetrum rubrum Willd., Perneüya mucronata Gaud., pumila Hook, f., Primula farinosa L., Azorella ranuneuloides d'Urv., Lycopodium magellanicum Sw. P. Düsen ') beobachtete ausgedehnte Bestände der Bola.x gkbaria am nördlichen Rande des mittelfeuchten Waldgebietes südlich vom Rio Grande und bezeichnet dieselben als Bolax-Wei&e. Hier fließen die Polster „fast überall vollständig zusammen und bilden eine fast ununterbrochene, kompakte und sehr harte Pflanzendecke, die sich über beträchtliche Areale ausdehnt". Als Charakterpflanze tritt in den Polstern fast nur noch Euphrasia antardica Bth. auf, andere Pflanzen nur selten und vereinzelt. Klimatisch bedingt ist das Auftreten der Torfmoore durch reichliche Niederschläge in Verbindung mit niedriger Temperatur, durch welche die rasche Zersetzung der pflanzlichen Sub- stanzen verhindert und Vertorfung begünstigt wird. Torfmoore stellen sich überall da ein, wo der Wald niedergeschlagen worden ist. So beobachtete Alboff2), daß auf der Halbinsel bei Ushuaia an Stelle des abgeholzten Waldes Torf- moore auftreten, die das Aufkommen jeder anderen Vegetation, ausgenommen Zwergbuchen, ver- hindern. Wald und Torfmoore teilen sich also in den Boden, und der erstere wird nur sehr langsam von seinen Rändern aus in die letzteren vordringen können. Die alpinen Torfmoore beginnen nach Alboff3) am Beagle-Kanal schon bei 1.50 oder 500 m, reichen in ein/einen Zungen bis [.OO m hinab und zeigen ihre beste Ausbildung zwischen 5 — 700 m. Sie nehmen in ihrer Zusammensetzung eine Mittelstellung ein zwischen den typischen Torfmooren der lieferen Lagen und den Balsambogs. Neben den Polstern der Azorella gkbaria A. (\\<.\\ und denjenigen von A. lycopodioides Gaud. treten hier auch diejenigen von Azorella Selago Hook. f. hinzu und außer den gewöhnlichen Begleitpflanzen, wie Drapetes, Nanodea, Empetrum, Perneüya etc., erscheinen auch Caltha dioneaefolia Hook, f., Viola tridentata Mkx/., Astelia pumila K. Bk. (LUiac). Auch finden sich in der alpinen Region neben diesen bestandbildenden Polster- oder Rasenpflanzen eine Anzahl von alpinen kleinen Kräutern, meist Compositen, und Gräser. Oberhalb 700 m verschwindet der geschlossene Rasenwuchs; Moose und Flechten beginnen vorzuherrschen, und nur in den Felsspalten erscheinen noch einige alpine Pflanzen, wie Gerast nun fuegianum N.Alb., Saxifraga Cordilkarum Presl, X bicuspidata Hook, f., Nassauvia pumila Endl. et Poeit., Colobantlius subulatus Hook. f. Bei 1000 m Höhe hört mit der unteren Schneegrenze die Vegetation auf, und nur die auch auf den antarktischen Inseln in größerer Höhe weitverbreitete Usneacee Neuropogon mela- xanthus A< n. besiedelt noch die sonst kahlen Felsen. Die alpine Region der feuerländischen Gebirge ist noch wenig erforscht und wird viel- leicht noch manche neue Arten liefern. J. D. Hooker4) hat den Gipfel des Mount Kater. 1 700 Fuß hoch, auf der Hermite-Insel bestiegen und fand auf demselben noch folgende 4 Arten: ij P. DrsKN, Pflanzenvereine der Magellansländer, S. 384. 2) N. ALBOFF, Essai, p. 75, 76, und Observat., p. 28. 3) N. ALBOFF, Observat., p. 29. 4) J. I). HOOKER, in: R.OSS, Voyage etc., Vol. II, p. 293. 129 Deutsche Tiefsee-Fxpedition 1K98 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 1 ■» . ,q II. SCHENCK, Azorella Selago Hook. f. Abrotanella emarginata Cass. Pernettya pumila Hook. f. Empetrum rubrum W'ii .1.1 >. I'. Düsen1) bezeichnet die Formation der alpinen Felspflanzen als „Felsenflur". Auf der Desolations-Insel fand er als Bestandteile dieser Formation oberhalb der Waldgrenze (400 m) folgende Arten : Lagenophora nudicaulis (Comm.) Drapetes muscosa Lam. Senecio trifurcatus Less. Luzula antardica Desv. Perezia magellanica Lag. Marsippospermum grandiflorum Hook. Phyllachne uliginosa Forst. Deschampsia parvula Desv. Azorella Selago Hook. f. Aspidiwn mohrioides Bor"V Bovei Speg. Hymenophyllum caespitosum Christ. Caltha dioneaefolia Hook. f. An Felsen ferner: Saxifraga Albowiana F. Kurtz Ourisia nana Benth. „ bicuspidata Hook. Lycopodium magellanicum Hook. Ourisia breviflora Bth. Die weitaus überwiegende Mehrzahl der feuerländischen Pflanzenarten gehört der For- mation der Torfmoore im weiteren Sinne an, welche auch den Hauptbestand der Floren der sul antarktischen Inseln <"istlich von Feuerland geliefert hat. Ihren verschiedenen Modifikationen entsprechen, zum Teil wenigstens, die auf den Inseln auftretenden Yegetationsformationen. Die Bezeichnung Alboff's „Torfmoore" für die Gesamtheit der waldfreien Formationen Feuerlands ist vielleicht zu weitgehend und nach vollständigerer Erforschung des Gebietes einer Einschränkung zu unterwerfen. V. Inseln südlich von Neuseeland. [Die Snares, Antipoden-, Lord Auckland-, Campbell- und Macquarie-Inseln.] § 1. Einleitung. Die Flora der südlich und westlich von Neuseeland gelegenen Inselgruppen steht zu der neuseeländischen in einem ähnlichen Verhältnis wie diejenige des Kerguelenbezirkes zu der feuer- ländischen. Hier wie dort hat der gröbere Teil der Flora der Inseln gemeinsamen Ursprung mit demjenigen des Hauptgebietes. Hier wie dort bezeichnen alter auch höchst eigenartige und jedenfalls sehr alte endemische Gewächse eine durch insulare Allgeschlossenheit bedingte Selb- ständigkeit in der früheren Entwickelung der Flora. her neuseeländische Florencharakter überwiegt auch auf den Lord Howe-Inseln, der Nor folk-Insel und den Kermadec-Inseln. Die Flora der Chatam-Inseln ist in ihren wesentlichen envereine dei Magellansländer, s. y\\ u. \\~- 130 Subantarktische Inseln. j ■> j Elementen nur eine Abgliederung derjenigen der Hauptinseln Neuseelands und ihre wenigen endemischen Arten zeigen nahe Beziehungen zu solchen des Ausgangsgebietes. Uns interessieren hier nur die in höherer Breite als die Stewart-Insel gelegenen Gruppen, welche wir als Auckland Bezirk zusammenfassen wollen, nämlich die Snares, die Anti- poden-Inseln, die Auckland-Inseln, die Campbell-Insel, und die Macquarie- Inseln1). Die Bounty-Inseln können außer Betracht bleiben. Sie erheben sich unter 470 43' S. Br. und 1 79" 05' O. L. in Form von etwa 20 granitischen Inselchen und Felsen, die höchsten bis 88 m über das Meer, und tragen nur Brutstätten von Pinguinen, die keinerlei Landpflanzen aufkommen lassen. Nur hier und da sind die Felsen von einer grünen Alge überzogen2). Die Emerald-Insel, welche im Süden der Macquarie-Inseln unter 570 30' S. Br. und 162" 12' O. L. 1821 von dem Schiffe „Emerald" entdeckt wurde und ein hohes felsiges Eiland vorstellen soll, ist später nicht wieder aufgefunden worden; ihre Existenz ist daher fraglich. Weit abseits von den genannten Inseln erhebt sich unter 59" 20' S. Br. und 1190 44' W. L., ungefähr in der Mitte zwischen dem neuseeländischen und dem feuerländischen Gebiet die Dougherty- oder Keates- Insel3) aus dem Meere, ein 9 — 11 km langer und ca. 100 m hoher, in der Mitte von einem Gletscher bedeckter, wahrscheinlich vulkanischer Felsen. Etwaige Pflanzenfunde auf dieser nie betretenen Insel würden ein ganz besonderes pfl.mzengeographisches Interesse darbieten. Wahrscheinlich sind hier versprengte Vertreter von den antarktisch- neuseeländischen Inseln zu erwarten, vielleicht auch haben sich hier endemische niedere Pflanzen, wie in den übrigen antarktischen Gebieten, erhalten. Je weiter wir in dem südlich von Neuseeland gelegenen [nselgebiet polwärts vorschreiten, desto mehr stimmt der Charakter der Vegetation in ökologischer Beziehung überein mit der- jenigen von Kerguelen oder von Südgeorgien. Das Klima von Kerguelen ist zu rauh und zu stürmisch, um Holzgewächse oder auch nur Gebüschformationen aufkommen zu lassen. Auf den Auckland-Inseln treffen wir noch immergrünen Wald an, auf der Campbell-Insel, mehrere Grade weiter südlich, noch Gebüschformation; auf den Antipoden-Inseln wachsen an geschützten Stellen auch noch Sträucher, während hingegen auf den Macquaries Gehölzformationen gänzlich fehlen. Die klimatischen Bedingungen sind unter gleichen Breitenkreisen südlich von Neuseeland günstiger als in dem Gebiet östlich von Feuerland bis Kerguelen, denn auch die Falkland-Inseln und Süd- georgien, welche beide wie die Auckland- und Campbell-Inseln zwischen 50" und 550 S. Br. liegen, weisen eine ausgesprochen antarktische -('holzfreie Vegetation auf, während andererseits auf den süd- lichsten Inseln des feuerländischen Archipels die Formation des Waldes bis zum 560 S. Br. reicht. § 2. Botanische Erforschung und wichtigste Litteratur. Unter den südlich von Neuseeland gelegenen Inseln sind die Hauptgruppen Auckland und Campbell vorzugsweise besucht worden. Wir verdanken Joseph Dalton Hooker (i) die gründliche Erforschung der Flora dieser beiden Gruppen. Hooker nahm als Botaniker teil an 1) F. R. Chapman, The outlying islands south of New Zealand. Transactions of the New Zealand Institute, Vol. XXIII, 1890, p. 518. 2) L. Cockayne, Botanical excursion to southern islands. Ibid., Vol. XXXVI, io.°3. P- 29D- 3) K. Fricker, Antarktis, Berlin 1898, S. 150. 131 17* , ,, H. SCHENCK, der antarktischen Expedition von Sir James Ross (2), welcher am 12. November [840 Hobarton auf Vandiemensland verließ und vom ig. November bis 17. Dezember, also zu Beginn des dortigen Sommers auf den Inseln Aufenthalt nahm. In Hooker's Flora antaretica finden wir nicht nur die Flora beschrieben und die wichtigsten Arten vorzüglich abgebildet, sondern auch interessante Angaben über die Beschaffenheit der Vegetation. Ein Jahr vor dem Besuche Hooker's, 1839, war die französische Expedition des Admirals Dumonj d'Urvtlle auf den Auckland-Inseln thätig und brachte eine reiche Ausbeute heim. Die von I [ombron und Jacquinoj gesammelten Pflanzen wurden in dem Reisewerk dieser Ex- pedition (3) von ihnen abgebildet, die niederen Kryptogamen von C Montague und die Gefäß- pflanzen von f. Decaisne beschrieben. Etwa ein halbes Jahr vor der Expedition Ross besuchte auch eine amerikanische Expedition, unter ('. WlLKES, die Inseln. Ihre botanische Ausbeute wurde' von AsÄ Gray bearbeitet (4). Vom 15. Oktober 1874 bis 6. März 1875 hielt sich die deutsche Expedition (5) zur Beobachtung des Venusdurchganges auf der Auckland-Insel auf. Der Astronom Dr. W. Si hur und der Photograph II. Krone brachten Pfanzensammlungen mit, welche von F. Kurtz (6) bearbeitet wurden. Wir verdanken dieser Expedition auch meteorologische Beobachtungen. Ebenfalls im Jahre 1X74 stellte die französische Expedition zur Beobachtung des Venus- durchganges Forschungen auf der Campbell-Insel an; Dr. II. Filhol (7) legte während des Auf- enthaltes botanische Sammlungen an. Um die weitere botanische Erforschung und die systematische Bearbeitung der Flora der Inselgruppen haben sich in neuerer Zeit die neuseeländischen Naturforscher, unter denen besonders F. R. Chapman, Tu. Ktrk, J. Buchanan, D. Petrus und L. Cockayne zu nennen sind, große Verdienste erworben. J. Buchanan legte Dezember [883 auf der Campbell-Insel größere Pflanzensammlungen an. F. R. Chafman (8) und Tu. KiRK (9) bereisten im dortigen Sommer [890 sämtliche südlichen Inseln mit Ausnahme der Macquaries. beiden verdanken wir auch die erste Erforschung der Antipoden-Inseln und der Snares, und ihre Berichte geben Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Vegetation. Dr. L Cockayne (10), der bekannte neuseeländische Pflanzengeograph, besuchte die Auckland-, Campbell- und Antipoden-Inseln 1903 zur dortigen Winterszeit. Er publizierte eine ausführliche und vieles Neue enthaltende Darstellung der von ihm beobachteten Formationen, gab eine revidierte Liste der Flora der gesamten Inselgruppen und erörterte die Herkunft der Florenelemente. Seiner Abhandlung sind Karten der Inseln, einige Vegetationsbilder und ein vollständiges Litteraturverzcichnis beigegeben, auf welches bezüglich aller speciellen Publikationen hingewiesen sei, während im vorstehenden nur das Wichtigste hervorgehoben wurde. Die abgelegenen Macquarie-Inseln wurden eingehender zuerst von Dr. J. II. Scott (ii) untersucht, welcher die Hauptinseln gegen Ende t88o besuchte. Seine Resultate sind von W. B. IIim-ii-, (12) im ('hallenger Report ausführlich citiett. Sodann hat A. HAMILTON (13) die Insel im Sommer 1 So | botanisch erforscht und eine größere Anzahl von Arten daselbst neu aufgefunden. Im Jahn- [901 November nahm die englische Südpolar-Expedition (14) auf der „Discovery" unter Führung von R. F. Scan kurzen Aufenthalt auf der Macquarie-Insel , auf welcher der Botaniker Dr. Köttlitz und der Geologe Ferrar Sammlungen anlegten, deren Be- arbeitung noch aussteht. 13^ Subantarktische Inseln. I "2 2 i) Hooker, Joseph Dalton, The botany of the antarctic voyage of H. M. discovery ships Erebus and Terror in the years 1839 — 1843 under the command of Captain Sir James Clark Ross. I. Flora antarctica. Part. I. Botany of Lord Auckland's Group and Campbell's Island, London 1847. 2) James Clark Ross, A voyage of discovery and research in the southem and antarctic regions 1839—43, Vol. I, London 1847. Enthält p. 144 ff. Bemerkungen von J. D. Hooker über die Vegetation der Auck- lands-Inseln, p. 158 über Campbell-Insel. 3) „Voyage au Pole sud", Botanique ; C. Montague, Plantes cellulaires, 1845, J. Decaisne, Plantes vasculaires, Paris 1852. 4) Wilkes, C, Narrative of the United States Exploring Expedition etc., Philadelphia 1845. 5) Die Forschungsreise S. M. S. „Gazelle" in den Jahren 1874 — 1876 unter Kommando des Kapitän zur See Freiherrn v. Schleinitz, I. Teil: Der Reisebericht, Berlin 1889, Anhang II, S. 302. 6) Kurtz, F., Flora der Aucklands-Inseln. Verh. d. Bot. Vereins der Provinz Brandenburg, Bd. XVIII, Okt. 1875, S. 3. — Flora der Aucklands-Inseln. Nachtrag. Ibid., Bd. XIX, 1877, S. 168. 7) Filhol, H., Recueil de memoires relat. ä l'observation du passage de Venus. Mission de l'ile Campbell, T. III, Pt. 2, Botanique, Paris 1885. 8) Chapman, F. R., The outlying islands south of New Zealand. Transactions New Zealand Institute, Vol. XXIII, 1890, p. 496 — 51 1. 9) Kirk, Th., Report on a botanical visit to Lord Auckland, Campbell, Antipodes and other antarctic Islands. Journal of the Linnean Society, Vol. XXVIII, 1891, p. 327 — 330. — On the botany of the antarctic Islands. Report of the Australasian Association for the Adv. of Science, III. meeting Christchurch, 1891. Referat im Bot. Centralbl., Bd. LIII, S. 21. — On the botany of the Snares. Transact. New Zealand Institute, Vol. XXIII, [890, p. 426. — On the botany of Antipodes Island. Ibid. p. 436. — On Pleurophyllum Hook. f. Ibid. p. 431. — On the macroeephalous Olearias of New Zealand. Ibid. p. 443. — The students flora of New Zealand, Wellington 1899. Leider ist von diese] vorzüglichen, auch die neuseeländisch-antarktischen Inseln umfassenden Flora infolge Ablebens des Verfassers nur der erste Band, Ranunculaceae bis Compositae umfassend, erschienen. 10) Cockayne, L, A botanical excursion during midwinter to the Southern Islands of New Zealand. Transactions New Zealand Institute, Vol. XXXVI, 1903, p. 225, mit mehreren Vegetationsbildern. 11) Scott, J. H., Macquarie Island. Transactions New Zealand Institute-, Vol. XV, 1882, p. 484. 12) Hf.msley, W. B., The flora of Macquarie Island, in: Report on present state of knowledge of various insular flores, p. 62. Challenger Report, Botany, London 1885. 13) Hamilton, A., Notes cen a visit to Macquarie Island. Transactions New Zealand Institute, Vol. XXVII, 1895» P' 559- 14) The voyage southward of the „Discovery". Geographica! Journal, Vol. XIX, [902. § 3. Zusammensetzung und Herkunft der Flora des Auckland-Bezirkes. Die folgende Liste der Gefäßpflanzen des Auckland-Bezirkes ist nach der kritischen Zu- sammenstellung von L. Cockayne1) wiederholt, mit Zusätzen zur geographischen Verbreitung der Arten nach Kirk's neuseeländischer Flora, Index kewensis, Hookkk's und Baker's Synopsis Filicum etc. Sie basiert auf den Ergebnissen der im vorigen Abschnitt verzeichneten Ex- peditionen und Forschungen. A. Engler2) hatte bereits im Jahre 1882 in seiner Liste der neu- seeländischen Flora auch die damals bekannten Pflanzenarten von Auckland und Campbell auf- genommen. Seit dieser Zeit ist aber durch die Forschungen der neuseeländischen Botaniker vieles Neue hinzugekommen. 1) L. COCKAYNE, A botanical excursion during midwinter to the Southern Islands of New Zealand. Transact. New Zealand Institute, Vol. XXXVI, [903, p. 318. 2) A. Engler, Eiitwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, Bd. II, 1882, S. 57. 133 •34 H. SCHENCK, Pteridophyten und Phanerogamen des Auckland-Bezirkes. < u Verbreitung 9 10. 1 1. 12. «3- I •!• '5- 16. I.ycopodinae. Lycopodium partum R. Br. var. polaris Kikk L. fastigiatum R. Br. L. scarwsum Korst. Tmtsipteris Forsten' Endlich. Fi lices. Hemitelia Smithii HOOK. Ilymenophyllum tunbridgense SM. //. minimttm A. Ruh. //. br.alvc SWAKIV. //. multifidum Sw. //. polyanthos Sw. ff. villosum Col. //. dilatatum Sw. //. demüsum Sw. //. ßabellatum LAsnx. //. javanicum Spg. Pteris csculenta Forst. L. capensü WlIXD. 17. Pt. imisa Thim . 18. fomaria procera Sl'RENG. (= 19. /.. discolor W111 n. 20. L. Jura Ml 21. L. alpina Spreng. 22. L. fluviatüis Spreng. 23. Asplemum obtusatum FORST. 24. A. scleropium Hombr. et Jacqu. 25. A. btilbiferum Form. 26. A. flaccidum FORST. 27. Aspidiitm mohrioides Bory 28. A. vestitum Hook. (./. venustum Hombr. et Jacqu.) 29. A. cystotegia H()OK. 30. Polypodium austräte Mett. (= Grammttis australis) 31. P. austräte rigidum Hombr. et Jacqu. 32. P. austräte pumilum ARMSTR. 33- P- grammitidis R. Br. 34. /'. rugulosum I.ahii.i.. 35. /'. Billardieri R. Hr. 36. Schizaea australis GAUD. 37. Hypolepis milUfolium !1<»>k. 38. Todea superba COL. + + + + + + Neuseeland Neuseeland, Tasmanien, Australien, Feuerland — Neuseeland, Tasmanien, Südamerika, Feuerland — Neuseeland Neuseeland Neuseeland, weit verbreitet Neuseeland, Tasmanien Neuseeland — Neuseeland, paeif. Inseln Neuseeland, Südamerika, weit verbreitet -(- ? - Neuseeland Neuseeland, Polynesien, Java Neuseeland, Polynesien, Java Neuseeland, Australien, Polynesien Neuseeland, Australien, Tropisches Asien Neuseeland, Australien, Tasmanien, Feuerland. Weit verbreitet Neuseeland, weit verbreitet + — Neuseeland, Feuerland, weit verbreitet Neuseeland, Australien, Tasmanien Neuseeland -f- Neuseeland, Tasmanien, Südamerika, Fcucrland, Falk- land, Kerguelen Neuseeland, Tasmanien, Südaustralien Neuseeland, Australien, Polynesien, Chile, Peru, Crozets Endemisch Neuseeland, Australien, weit verbreitet Neuseeland, Australien, Hawaii, Natal Feuerland, Chile, Californien, Falkland, Südgeorgien, Marion, Neu-Amsterdam + Neuseeland, Australien, Südamerika Neuseeland Neuseeland, Australien, Tasmanien, Feuerland, Chile, Kerguelen, Neu-Amsterdam, Tristan da Cunha Endemisch Neuseeland Neuseeland, Australien, Feuerland Neuseeland, weit verbreitet Neuseeland, Tasmanien, Australien Neuseeland, Australien etc., Falkland Neuseeland Neuseeland Gramineae. 19, I-lirhorta ThomSOtll 1'KIRIE 40 Hierochloa redolens R. Br. 41. ff. Brunonis H"<>k. f. 42. Deyeuxia Forsten Kinth 43. Agrostis antaretiea Hook. f. (= A. magellanica I.MK.) 44. A. subulata Hook. f. 4_v Deschampsia caespitosa BEAUV. + + + - + + - + Neuseeland Neuseeland, Australien, Tasmanien, Keuerland Endemisch Neuseeland, Australien, Tasmanien Feuerland, Chile, Falkland, Kerguelen Endemisch — Neuseeland, ml. ko! •liti>i 1) '34 Subantarktische Inseln. 135 T3 C eil CA V O a. 3j cd 3 CT u Verbreitung VI 3 rt c CS < O < 7. 46. Deschampsia Chapmani Petrie __ + Endemisch 47. D. Hooker i Kirk — 4 + + + Neuseeland 48. D. gracillima Kirk — + — — — Endemisch 49- D. penicillata Kirk — — — — + Endemisch 50. Trisetum subspicatum Beauv. — — + — — Neuseeland, Tasmanien, Feuerland, arktische und Region der Nordhemisphäre alpine 51. Danthonia bromoidrs Hook. f. — + + — — Neuseeland 52. D. australis Buch. — — + — — Neuseeland 53. Festuca scoparia Hook. f. + + + + — Neuseeland 54. F. contracta Kirk — — — — + Endemisch 55- Poa foliosa Hook. f. + + + + + Herekopere Island. Die Form Poa foliosa ß auf Seeland ist von Hackel (Transact. New Zeal. Neu- Inst., Vol. XXXV, p. 381 als P. novae-zelandiae bezeichnet 56. P. ramosissima Hook. f. — + + — — Endemisch 57. P. Hamiltonii Kirk — — — — + Endemisch 58. P. breviglumis Hook. f. — — + + — Endemisch 59. P. incrassata Petrie + — — — Endemisch 60. P. chathamica Petrie + ? — — — Endemisch dl. P. anceps Forst. ? + ? + ? + — Endemisch ? Cyperaceae. 62. Scirpus aucklandicui (Hook, f.) BOECK, + :- T + + — Neuseeland, Neu-Amsterdam 63. Sc. cernuus Vahl + — — + — Neuseeland, Fenerlaqd, kosmopolitisch 64. Sc. antarctzcus L. + — — — Südafrika 65. Oreobolus pumilio R. Br. — + + — — Neuseeland, Australien, Tasmanien 66. Carex ternaria Forst. — + — + — Neuseeland 67. C. trifida Cav. + + + + — Neuseeland, Chatam, Feuerland, Chile, Falkland 68. C. appressa R. Bk. — + + + — Neuseeland, Australien, Tasmanien, nördl. und temper. Zonen südl. 69. Uncinia riparia R. Br. var. pseudorupeslris Küken. — + + + + Neuseeland Centrolepidaceae. 70. Gaimardia ciliata Hook. f. — + — — Neuseeland 71. G. pallida Hook. f. (= AUpyrum pallidum Hook.) — — + — — Neuseeland Juncaceae. 72. Juncus antarctzcus Hook. f. — + + — — Neuseeland 73. J. scheuchzerioida GaUD. — + + + — Neuseeland, Feuerland, Falkland, Kerguelen 74- _/• oufonius L. + + — — — Neuseeland, kosmopolitisch 75- J. planzfolius R. Br. + — — — — Neuseeland, Australien, Tasmanien, Chile 76. Rostkovia gracilis Phil. — + + — — Neuseeland, Chile 77. R. sphaerocarpa Desv. (ä. magtllanica Hook, f.) — + — — Neuseeland, Feuerland 78. Luzula crinita Hook. f. — + + + + Endemisch Li liaceae. 79- Bulbinella Rossü Benth. et H. (= Chryso- — + + — — Endemisch oactron Rossii Hook. f. = Anthericum Rossü Hook, f.i So. Astelia linearis Hook. f. — + + — Neuseeland 81. A. linearis Hook. f. var. subulata. — + + — — Endemisch Orchidaceae. 82. Corysanthes rotundifolia Hook. f. — + + + ? — Neuseeland 83. C. macrantha Hook. f. — + — — Neuseeland 84. Caladenia Lyallii Hook. f. — + — — Neuseeland 85. C. bifolm Hook. f. + + — — Neuseeland, Chatam 86. Chiloglottis cornuia Hook. f. + + + — Neuseeland 87. Lyperanthus antarcticus Hook. f. Neuseeland 135 136 H. SCHFNCK, S.S. Thtlymitra longifolia FORST. 89. T. uniflora HOOK, f. 90. Prasojiliylltim Colensoi HOOK, f. S -t « ■c 3 0 -rj — 0 — Q, 3 - Verbreitung + Neuseeland, Australien, Tasmanien Neuseeland Neuseeland Urticaceae. 91. Urtica aucklandica h. >k. f. var. angustata T KlRK 96. Coldbanthm Billaräieri Fi n/.i.. 97. C. mbulatta 11"ok. f. 98. C. muscoides Hook. f. Por tulacaceae. 99. Montia fotttana L. Ranunculaceae. 100. Ranunculus pinguis Hook. f. 10 1. ä. acaulis Banks et Sol. 102. /?. subscaposus Hook. f. 103. /?. aucklandicus A. Gr. 104. /?. Hectori Kikk 105. ./?. Uternatm SM. (= Ä. crassipei HOOK, f.) 106. 107. 108. 109. 1 10. "3 114. llv I II.. 117. I I.H I 19. Cruciferae. Cardamine hirsuta L. var. stibcamosa C. corymbosa Hook. f. r. . scoparium HOOK. f. — — + — Neuseeland 136. D. urvilleanum A. Kn 11.. — — + — 137. Cyathodes empetrifolia II'>ok. f. — + + — — Neuseeland Primulaceae. 138. Samolus repens Pekn. — + - — — Neuseeland, rhatam, Australien, Südafrika, Südamerika \ 1 j 1 ■, inj, eae [39. Suttonia divaricata Hook. f. — + + — — Neuseeland G e n t i a n a c c a c. 140. Gentiana cerina II""k. f. forma suberecta — + — — Endemisch Kirk 141. G. cerina Hook. f. forma cerina Kikk — + — — Endemisch 142. G. cerina Hook. f. forma concinna Kikk — + — — — Endemisch 143. G. antarctica Kikk — — + — — E ademisch 144. G. antarct. Kikk var. imbricata Kirk — + — misch 145. G. antipoda Kikk — — — + — Endemisch Boragin aceae. 146. Myosotis capitata Hook. f. — + + ? — Neuseeland 147. .1/. capitata Hook. f. var. albiflora + — — — Neuseeland [48. .1/. antarctica Hook. f. — — + — — Neuseeland ? Scrophulari aceae. 149. Veronica elliptica Forst. 150. 1/. lient haut i Hook. f. + + + + + — Neuseeland, Chatam, Chile, Feuerland, Falkland Endemisch Plant aginaceae. 151. Plantago aucklandica Hook. f. — + — — — Endemisch I52- /*/• Brown ii Rat. (?) (= /Y. carnosa Flora ant- — + — — — Endemisch. Die Pflanze scheint nach COCKAYNE von arctica) P. Brtyamii Neuseelands verschieden Rubiaceae. 153. Coprosma foetidissima Forst. — + + '■ — Neuseeland 154. C cuneata Hook. f. + + — [ Neuseeland Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. II. 1. Teil. 61 138 H. SCHENCK, Verbreitung 153 Coprosma eilt ata J 1< >■ >k. i 156. C. parviflora Hook, f. 157. C. repens HOOK. f. 158. Ncrtcra depressa Bank- el Sol. Lobeliaceae. 15g. Pratia arenaria HOOK. f. S t y 1 i d i a c e a e. 160. Phyllachne clavigera F. ■ phyllum clavigerum Hook, f.) Com posi ta e. 161. Lagcnophora Forsten DC. 162. Olearia Lyallii Hook. f. Mi 11.. (= Helo- 163 1O4. 105. 106. 167. 168. 169. 170. '/"•'■ 172. >73- T4- ■75' 176. 1 ','■ t78. 179- 180. 181. 182. Celmisia vernicosa Hook. f. C. Chapmani Kikk ('. verbaseifolia Hook. f. Gnaphalium luteo-album L. Abrotanella spathulata Hook. f. A. rosulata Hook. f. Helichrysum prostratum Hook. f. Cotula plumosa Hook. f. C. propinqua Hook. f. C. lanata Hook. f. C. oustralis Hook. f. C. dioica HOOK. f. Pleurophyllum speciosum Hook. f. PI. criniferum Hook. f. PI. Hookeri Buchanan Senecio Stewartiae J. B. Armstr. (= s. MüUeri T. Kirk) 5. antipodus Kirk Cassinia Vauvilliersii Hook. f. Eret /1 fites sp. Sonchtu asper All. + + + + + + ? + + + + — — + + — + + + + — + ? + + + ? + + + + + Endemisch Neuseeland Neuseeland Neuseeland, Tasmanien, Eeuerland, Anden, Tristan da Cunha Chatam Endemisch Neuseeland Endemisch. Sehr nahe mit O. Colensoi Hook. f. Neu- seelands verwandt Endemisch Endemisch Neuseeland Neuseeland, kosmopolitisch Endemisch Endemisch Neuseeland Kerguelen Endemisch Endemisch Neuseeland Neuseeland Endemisch Endemisch Endemisch Endemisch auf Snares und einigen Inselchen bei der Stewart-Insel Endemisch Neuseeland Neuseeland Neuseeland, kosmopolitisch Summa 23 13K 103 56 ' 31 Eingeschleppte Blüten p flanzen. The Snares. (Nach Kirk.) Poa annun I.. Holcus lanatus L. SÜ glomeratu L. hloa rechtens R. Kr. I K 1 \ 1 11 / um perenne l.. Juncus bufonius I.. Sonchu\ oleraceus L. Antipoden-Insel. (Nach Kirk.) Poa annua L. Stellaria media Cyr. Sonelnts oleraceus L. M acquarie-Insel Poa annua L. Stellaria media C\kiii Cerastium triviale LINK (Nach Scott, Kirk.) Phormium tenax F'orst. Rumex acetosa L. Cerastium triviale Link Cerastium glomeratum Turin . Stellaria media Cyr. Ranunculus repens L. tica oleracea L. Auckland-Inseln. (Nach K.URTZ, Kikk.) Fragaria ckiloensis Khrh. Poa annua I.. Trifolium repens L. /'.w palustris Roth Wie* europaeus I.. Holcus lanatus L. Mentha piperita I. /i;/«i/ L. Bellis perennis L. Agrostis alba I.. •'■'»•>' oleraceus I.. 138 Subantarktische Inseln. I "JQ Kryptogamen. Moose und Flechten sind auf den Auckland- und Campbell-Inseln reichlich vertreten. Hooker verzeichnet in der Flora antarctica 66 Laubmoose, 85 Lebermoose und 3 1 Flechten, jedenfalls nur ein Bruchteil der vorhandenen Arten. Von Interesse ist das Vor- kommen von 4 Arten der auf Kerguelen gut vertretenen Gattung Andreaea, sowie von Sphagnum welche Gattung auf den übrigen antarktischen Inseln fehlt, aber auf Feuerland wiederkehrt; ferner von tropischen Moostypen, wie Macromitrium, Schlotheimia, Alniadclphus, die ebenfalls auf Kerguelen vollständig fehlen. FiLHOL1) hat eine Zusammenstellung der Kryptogamen der Campbell-Insel gegeben. Die meisten sind auch in Neuseeland einheimisch und manche auf den übrigen antarktischen Inseln verbreitet. Unter 42 Laubmoosen verzeichnet er 4, unter 21 Lebermoosen 4, unter 49 Flechten 18 dem Aucklandbezirk eigentümliche Arten. Die Gesamtzahl der Pteridophytcn und Blütenpflanzen beläuft sich nach obiger Liste auf 182, wobei auch einige wichtige Varietäten mitgezählt sind. Weitere Forschungen in den höheren Regionen der Inseln werden diese Zahl wohl noch etwas erhöhen, und genauerer Ver- gleich einiger noch zweifelhaften Formen ist erforderlich, um festzustellen, ob es sich bei ihnen um endemische handelt. Scheiden wir zunächst die endemischen Arten aus, welche die hohe Ziffer von 58 erreichen, also ca. 30 Proz. der Gesamtflora ausmachen, so verbleiben zunächst 1 1 1 Arten oder ca. 60 Proz., welche auch auf Neuseeland wiederkehren, und unter diesen giebt es 19 Arten, die auch gleich- zeitig in Südamerika, besonders im Gebiete der feuerländischen Flora wiederkehren, wobei von den allgemein verbreiteten Arten abgesehen sein soll. Es sind dies folgende Arten: Lycopodium fastigiatum Carex trifida Lycopodium scariosum Juncus scheuchzerioides Lomaria alpina Juncus planifolius Asplenium obtusatum Rostkovia sphaerocarpa Aspidium vestitum Rostkovia gracüis Polypodium austräte Colobantlms subulatus Polypodium grammitidis Tillaea moschata Sckizaea australis Veronica elliptica Hierochha redolens Nertera depressa Trisetum subspicatum (auch in der Arktis) Anderseits giebt es auch eine Anzahl Arten, im ganzen 6, welche im feuerländischen Gebiet und gleichzeitig auf einzelnen Inseln des Aucklandbezirkes vorkommen, und zwar besonders auf der südlichsten Gruppe der Macquaries, nicht aber auf Neuseeland gefunden werden. Es sind Aspidium mohrioides (Auckland); Agrostis antarctica (Campbell, Antipoden, Macquarie); Ranunculus bitematus (Macquarie); H. FiLHOL, Passage de Venus, Mission de l'ile Campbell, T. III, Pt. 2, Botanique, p. 8. 139 , , _. H. SCHENCK, Azoreüa Selago (Macquarie); Acaena adscendens (Macquarie); Cotttla plumosa (Auckland, Campbell, Antipoden, Macquarie). Für diese darf mit Ausnahme der letztgenannten Art1) wohl angenommen werden, daß sie von Feuerland über Kerguelen her nach den Inseln gelangt, aber nicht bis Neuseeland vorge- drungen sind. Wir haben also in der nicht endemischen Flora des Aucklandbezirkes, abgesehen von weit- verbreiteten Arten, ein neuseeländisches Element, welches ganz bedeutend überwiegt, sodann ein gemeinsames neuseeländisch - feuerländisches Element und ein rein feuerländisches Element zu unterscheiden. Von den endemischen Pflanzen, die einen so beträchtlichen Teil der Gesamtflora aus- machen, zeigen manch«- sehr nahe Beziehungen zu neuseeländischen Formen, einige aber auch zu feuerländischen Arten. Anderseits treffen wir unter ihnen aber auch manche sehr eigenartige Gewächse an, welche vielleicht ähnlich wie Pringlea und Lyallia des Kerguelen bezirk es sehr alte jetzt isoliert dastehende Typen vorstellen, wozu unter anderen vor allem die 3 Arten derauf den Inseln endemischen und nicht in Neuseeland vertretenen Compositengattung Pleurophyttum, ferner die ebenfalls endemische monotypische Araliaceengattung Stilbocarpa polaris, die endemischen Arten von Ligusticum, Celmisia, Cotula, Gentiana, Colobanthus, Bulbineüa zu rechnen sind. Eine jede Inselgruppe besitzt außer gemeinsamen Endemen des ganzen Bezirkes für sich auch einige eigentümliche Vertreter, die den übrigen Inseln fehlen oder wenigstens noch nicht auf ihnen nachgewiesen sind. Das Vorhandensein so vieler eigenartiger Endemen spricht entschieden für eine große Selbständigkeit in der früheren Entwicklung der Flora, ebenso auch die Thatsache, daß Neu- seeland nur einen beschränkten Teil seiner Flora den Inseln abgegeben hat, daß manche höchst charakteristische Gewächse Neuseelands nicht im Aucklandbezirk wiederkehren. Im Vergleich mit den arktischen Gebieten, die noch dazu in viel höheren Breiten liegen, ist die Flora der Inseln südlieh von Neuseeland wie auch der übrigen subantarktischen Inseln eine ärmliche zu nennen, was die Zahl der Arten anbetrifft. Diese Thatsache ist auf die insulare Vereinsamung der betreffenden Länder zurückzuführen. Infolge des feuchten gleichmäßigen Klimas aber ist die Entwickelung der Vegetation, in welcher relativ wenige Arten vorherrschen, eine recht üppige. Die Endemen sind fast ausschließlich Stauden. I )ie I Iolzgewächse, Sträucher und bäum«-, sowie die meisten übrigen Bestandteile der Wälder und Gebüsche dagegen kehren auch auf Neu- land wieder oder haben dort ihre allernächsten Verwandten, und da ihre Samen und Früchte entweder sehr klein (Metrosideros, Dracophyllum) oder mit Flugvorrichtungen versehen (Olearia, Cassiiüa) oder beerenarti^ ( Panax, Coprosma, Suttonia) ausgebildet sind, so steht der Annahme f Botany, Vol. X, 140 Subantarktische InselD. I /1 I von 4 endemischen Palmen und 2 Pandanus einen tropischen Charakter erhält, die wichtigsten Holzgewächsgattungen der Auckland-Inseln ebenfalls, allerdings in anderen und meist in besonderen Arten, vertreten, nämlich Metrosideros, Dracophyllum, Panax, Myrsine, Coftrosiiia, Okaria, Cas- sinia. Im übrigen hat Lord Howe Island eine wesentlich andere Flora als die Inseln südlich von Neuseeland. Von ihren 209 Arten erscheinen auf letzteren nur das kosmopolitische Gnaphalium luteo-album L., Deyeuxia. Forsteri Kunth und 10 Farnkräuter wieder. Wie auf den übrigen antarktischen Inseln fehlen die Leguminosen in fler ursprünglichen Flora des Aucklandbezirkes vollständig, sind dagegen in 2 eingeschleppten Arten auf den Auckland- Inseln vertreten. L. Diels1) hat versucht, die Entvvickelungsgeschichte der Flora Neuseelands und der zu diesem gehörenden benachbarten Inseln aufzuklären, und die Hypothesen erörtert, die von Zoologen und Geologen über ehemalige Landverbindungen der Inseln mit dem Hauptland geäußert worden sind. Die floristischen Beziehungen zwischen Neuseeland, Ostaustralien und Südamerika würden danach nicht aus der Kreidezeit, sondern aus der Tertiärzeit herzuleiten sein. Wenn auch ge- wichtige Gründe für eine tertiäre Verbindung der Chatam-Insel mit Neuseeland sprechen, so scheint mir dies für die Auckland-, Campbell-, Antipoden- und Macquarie-Inseln, die in posttertiärer Zeit von Groß-Neuseeland durch Versenkung der Landbrücken unter das Meer entstanden sein sollen, noch nicht genügend erwiesen zu sein, und wir können schließlich auch ohne solche Annahme aus- kommen. Wie auf Kerguelen, setzt sich die Nora dieser Inseln aus alten Bestandteilen und plenteren Ankömmlingen zusammen; der Ursprung der Endemen, die zum Teil wenigstens aus tertiärer Zeit zu stammen scheinen, ist rätselhaft. Sie mögen, wie auch Diki.s2) annimmt, Relikte sein einer früheren reicheren Flora, welche auch auf dem jetzt vereisten antarktischen Kontinent, wenigstens an den Rändern desselben, sich ausgebreitet hatte. Neuerdings hat auch L. Co< kayne8) die Herkunft der Flora des Aucklandbezirkes behandelt. Er führt einige Momente an, welche für die Besiedelung durch Wrmittelung von Vögeln, Winden, Meeresströmungen sprechen. So ist hervorzuheben, daß eingeführte Landvögel von Neu- seeland nach den Auckland-Inseln und der Chatam-Insel verschlagen wurden und dort jetzt naturalisiert sind; der Rauch von Waldbränden auf Neuseeland soll unter Umständen bis zur Chatam-Insel gelangen. Indessen nieint CoCKAYNE, daß die allgemeine Ansicht der Botaniker der Annahme einer Samenverbreitung in größerem Maße über weite Oceanstrecken entgegenstände. Als wichtigen Grund für eine ehemalige Landverbindung zwischen Neuseeland und den Auckland- Inseln glaubt Cockayne das Auftreten des Ratawaldes auf letzteren, also einer distinkten Pflanzen- formation, die in ganz ähnlicher Zusammensetzung mit allen ihren wichtigeren Vertretern auch in manchen Teilen der Südinsel Neuseeland wiederkehrt, hervorheben zu müssen. Nach Hutton soll im älteren Pliocän eine große Landerhebung alle Inseln des Gebietes bis Chatam, Kermadec, Auckland, vielleicht sogar bis Macquarie verbunden haben. Wahrscheinlich habe zu dieser Zeit auch mehr Land im antarktischen Ocean existiert, wodurch manche antarktische Pflanzen und Tiere nach Neuseeland gelangen konnten. Das Vorhandensein des Ratawaldes soll diese Hypo- these unterstützen. Auf der anderen Seite betrachtet aber Cockayne mit Recht die Pleurophyllum- Formation, welche die wichtigsten endemischen Gewächse umfaßt, als Ueberbleibsel einer früher i) L. Diels, Vegetationsbiologie von Neuseeland. ENGLER's Botanische Jahrbuch er, Bd. XXII, S. 2g i — 299. 2) 1.. Diels, 1.- c. S. 293. 3) Cockayne, 1. c. p. 308. 141 . , , H. SCHENCK, 142 viel ausgedehnteren südlichen Staudenformation und ebenso den 0/ci7/ia-Wdk\, der auf den Snares und in beschränkter Ausdehnung auch auf Auckland auftritt, als Ueberbleibsel einer älteren Waldbekleidung der südlichen Inseln, vielleicht auch eines Teiles des problematischen antarktischen Kontinents der älteren Tertiärzeit. Cockayxk glaubt auch in den engen floristischen Beziehungen zwischen Kerguelen und Macquaries einen Grund für Landverbindungen mit Südamerika zu erblicken und meint endlich, daß die übrigen Thseln, nämlich Campbell, Antipoden, Bounties, sei es zu gleicher, sei es zu ver- schiedener Zeit, mit Neuseeland in Verbindung gestanden haben. Cockayxk1) führt auf Grund der Untersuchungen von Benham auch das Auftreten von Erdwürmern auf den Inseln als Zeugen für ehemalige Landverbindungen auf, da diese Tiere eine Uebertragung über den Ocean nicht vertragen könnten. Eine endemische Art, Notiodrilus auck- tandicus, kommt auf den Auckland-Inseln, eine zweite Art, Notiodrilus macquariensis, auf den Macquaries vor. Nach Michaelsen2) kommen endemische Arten der weitverbreiteten Gattung Notiodrilus auch im Kerguelenbezirk, ferner auf Südgeorgien, auf den Falkland-Inseln und in Feuerland vor. Das Auftreten dieser Würmer auf den subantarktischen Inseln kann aber nicht als Beweis für ehemalige Landverbindungen herangezogen werden, denn nach Michaelsen handelt es sich bei den Notiodrilen nicht um eigentliche Terricolen, sondern um euryhaline Formen, die eine Verbreitung über das Meer zulassen3). Auf den Bounty-Inseln fand Cockayxk eigenartige Spinnen, die nach Hogg ihre nächsten Verwandten in Südamerika haben. Es dürfte sich hier wie bei den Spinnen Kerguelens wohl auch um sehr alte endemische Formen handeln. I >ie Inselgruppen haben nun wohl ohne Zweifel in früheren Zeiten größere Ausdehnung gehabt, wie schon aus der Beschaffenheit der den beständigen Weststürmen ausgesetzten Küsten zu schließen ist. Sehr viel Gesteinsmaterial muß im Laufe der Zeiten durch die Wogen ab- getragen worden sein. Indessen möchte ich betonen, daß man mit ehemaligen Landverbindungen vorsichtig und nur dann operieren sollte, wenn wirklich zwingende geologische Gründe eine solche erweisen oder wahr- st heinlich machen. Das Auftreten des Ratawaldes und auch der übrigen neuseeländischen Pflanzen auf den südlichen Inseln ist in I Einsicht auf die Besiedelung zahlreicher anderer, isolierter, oceanischer Inseln nichts Rätselhaftes. Wenn nun auch die eigentlichen antarktischen Länder vielleicht zur Tertiärzeit größere Ausdehnung besaßen, so halte ich eine ehemalige Verbindung der Macquaries mit Kerguelen durch Vermittelung des polaren Kontinents für durchaus unwahrscheinlich. Die von Schimpkk betreffs der liesiedelun^ Kerguelens geäußerten Ansichten dürften, auch auf den Auek- landbezirk übertragen, dem Stande unserer Kenntnisse am besten Rechnung tragen. ^ 4. Klima des Aucklandbezirkes. Von den Auckland-Inseln liegen einige meteorologische Beobachtungen vor, aller- dings keine regelmäßigen Jahresreihen, sondern nur der Witterungsbericht des Kapitän Mus- 1) COCKAYNE, I. c. p. 314. 2) W. Michaelsen, Die Oligochäten der deutschen 1 I o, nebsl Erörterung dei Terricolenfauna oceanischer Inseln, insbesondere dei in ein des Bubantarktischen Meeres. W'issensch. Ei deutschen Tiefsec-Exped., Bd. III, Jena 1902. 3) Vergl. Kapitel 1, § 9, S. 65, Anmerkung. 142 Subantarktische Inseln. 143 grave1), welcher mit seiner Mannschaft 20 Monate unfreiwillig auf der Insel in Carnley Harbour zubrachte, nachdem sein Schiff „Grafton" am 3. Januar 1864 gescheitert war; ferner die Be- obachtungen der deutschen Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges, welche vom 15. Oktober 1874 bis 4. März 1875 aur ihrer Station in Port Ross sich aufhielt2)3). Das sehr feuchte, regnerische und stürmische oceanische Klima der unter 500 32' S. Br. gelegenen Insel zeigt in seinen Elementen am meisten Uebereinstimmung mit demjenigen von Feuerland. Die mittleren Temperaturen des Sommers und des Jahres sind wesentlich höher als auf Kerguelen in ungefähr derselben Breite, und diese thermische Begünstigung ist bedingt durch die warme auf der Ostseite Neuseelands und Australiens nach Süden gehende Meeresströmung. Die Temperaturen betrugen nach den Beobachtungen der deutschen Station: 1874/75 Mittel Extreme j Oktober 1874/ November 1 Dezember 1875 OaDuar \ Februar 7,3 8,2 9.6 10,1 9.7 13.4 17.3 •5.9 ■ 6,5 15.3 2.9 -0,6 '.2 0,2 i.5 Sommermittel Dezember bis Februar 9,8 '5,9 1,0 Hann schätzt die mittlere Jahrestemperatur auf 7,0° C. Nach Musgrave's Beobachtungen ist der Winter mild. Frost tritt nur an einzelnen Tagen auf. In 2 Wintern betrug das Minimum nur — 5,6° C, und zuweilen stieg tue Temperatur auf 10 — 11". Der Schnee blieb selten länger liegen und schmolz selbst auf den Bergen rasch wieder weg. Das Gras blieb grün, und die Bäume behielten ihre Blätter. Musgrave vergleicht den strengsten Wintermonat Juli mit dem April im England. Der Sommer ist dem oceanischen Klima entsprechend kühl. Schur berichtet, daß in den Vormittagsstunden zuweilen Schnee auf den höheren Bergen gefallen sei; in der Nähe der Station habe nur einmal, am Morgen des 11. November, Schnee gelegen. Im Herbst hielt sich nach Musgravk die Temperatur zwischen o° und io° C, im Frühling zwischen 4V20 und 9" C. Bezüglich der Regenmenge liegen keine Beobachtungen vor. Regen tritt aber sehr häufig ein, ebenso ist die Bewölkung und Luftfeuchtigkeit eine hohe. 1874/75 Tage ohne Regen Bewölkung i — 10 Feuchtigkeit, relative j Oktober 1874 ) November 1 Dezember l8;5 | Januar \ Februar 4 3 1 5 4 9.3 7,8 8,6 8,0 7,8 84 86 84 80 Bezüglich der relativen Feuchtigkeit sind nur die Minima angegeben, eine vollständige Sättigung der Luft trat bei Regen und Nebel sehr häufig ein. Bei Westwind sank die relative Feuchtig- keit zuweilen unter 50 Proz. und sogar bis 39 Proz. 1) J. Hann, Referat über die met. Beobachtungen von Kapitän MUSGRAVE (Castaway on the Auckland Isles, London 1S66) in: Zeitschrift der üstetr. Gesellschaft für Met., Bd. I, 1866, S. 42. 2) W. Schur, Ueber das Klima der Auckland-Inseln. Zeitschrift der österr. Gesellsch. f. Met., Bd. XIII, 1878, S. 198. 3) J. Hann, Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl., Bd. III, [8,17, S. 417 u. 465. H3 ... II. SrilF.NCK, '11 Die häufigsten Winde während der obigen Beobachtungsperiode kamen aus \Y. mit 10,8 l'ro/., NW. mit 1 2,0 l'rox. und WNW. mit 9,6 Proz. Regen und Stürme sind während des ganzen fahres häufig, häufiger im Sommer als im Winter, was ja auch mit den Beobachtungen an Kap I loorn übereinstimmt. Ueber 'las Klima der ( a m pbel 1- In sei hat neuerdings C01 kaynk'i einige Aufzeichnungen, die er von dem Schafzüchter Gordon erhielt, gegeben, woraus hervorgeht, daß es dem- jenigen der Auckland-Inseln ähnlieh ist Der südlichen Lage entsprechend wird die Temperatur- kurve etwas niedriger liegen. In höheren Lagen traten im Winter stärkere Fröste ein, an der Küste dagegen herrscht milde Temperatur, wie aus dem Vorhandensein von Baumwuchs schon hervorgeht Auf den Macquarie-Inseln ist das Klima noch rauher und dürfte am ehesten mit dem- jenigen Kerguelens übereinstimmen, da einige Charakterpflanzen des letzteren hier in gleicher Weise auftreten. § 5. Vegetation der Snares. Die Snares erheben sich unter 480 S. Br. in einer Entfernung von etwa 60 Meilen süd- lich von dem unter 470 20' S. Br. gelegenen Südkap der Stewart-Insel als eine aus zwei größeren und einigen kleineren felsigen Inselchen bestehenden Gruppe aus dem Meere. Von den 2 Hauptinseln, welche durch einen engen Kanal getrennt sind, hat die größere eine Länge von etwa 1 Meile und eine Breite von V2 Meile. Ihr höchster Punkt erhebt sich bis etwa 145 m. Die Küste stürzt mit steilen und hohen Klippen an vielen Stellen ab, bietet aber an der N O.- Seite einen guten Hafen. Geologisch gehören die Snares zu der Stewart- Insel, denn sie bestehen ebenfalls aus Granit Der größere Teil der Insel ist nach Kirk und Chapman bedeckt mit einem lichten, hier und da offenen immergrünen Buschwald, welcher eine Bestandeshöhe nicht über etwa 0 m erreicht und größtenteils aus der massenhaft auftretenden Olearia Lyallü Hook !., einem Compositenbaum mit breit- oder rundlich-eiförmigen, sehr dicken und lederigen Blättern und terminalen Trauben großer Blütenköpfe, sich zusammensetzt. Schon von weitem ist der Olearia- Wald kenntlich an der eigenartigen, grauen oder weißlichen Färbung des Laubes; die jungen Triebe sind dicht tomentos, die Blätter verlieren aber auf der (»beiseite ihr Haarkleid während des ersten Winters. Nur an geschützten Lagen wachsen die Bäume aufrecht mit ausgebreiteten Aesten bis zu einer Höhe von ca. 28 Fuß; die Stämme sind meist 1 — 2 Fuß, seltener 3 Fuß dick. An den dem Winde ausgesetzten Abhängen indessen erscheinen die Stämme ge- krümmt oder werden durch den Winddruck niedergelegt8); die oberen Zweige wurzeln dann an den Spitzen, erzeugen neue aufstrebende Stämme, welche wiederum später zu Loden ge- drückt werden und den Vorgang wiederholen. Die heftig wehenden Seewinde spielen, wie wir auch schon bei der Betrachtung der Kerguelenvegetation sahen, überhaupt auf den subantark- tischen Inseln eine wichtige Rolle in der Ausgestaltung der Formationen. Olearia Lyallia 11 L. Cockayne, A botanical excuraion during midwintei to the southern Islands of New Zealand. Transact. New Zealand 2' < '" Kayne (1- c, ckland-Inseln, daß schon die jungen Pflanzen häufiger prostrate als orthotrope Stamme besaßen, und meint, es könne sich liio auch um eine erblich' lichkeit handeln. 1 I 1 Subantarktische Inseln. j « r Hook. f. ist zwar endemisch auf den Snares und den Auckland-Inseln, aber nach Kirk nahe verwandt mit der in Neuseeland verbreiteten Okaria Coknsoi Hook, f., von welcher sie sich durch robusteren Wuchs, breitere Blätter und 5 — 8 statt 1 — 2 Reihen Involucralblätter, sowie durch dichtere Behaarung unterscheidet. Die Gattung neigt überhaupt zur Bildung besonderer Inselarten. Auf der Chatam-lnsel bildet Okaria chatamica, auf der Stewart-Insel Okaria Coknsoi, an der Westküste Neuseelands Okaria operina zusammen mit Senecio rotundifolitts ähnliche Gehölze aber nur von Gelnischcharakter1). Aus dem weißlichen Laub des Okaria-Waldes treten hier und da grüne Flecken hervor, von dem Laub des Senecio Muelleri T. Kirk herrührend, einer prachtvollen insularen Art mit großen terminalen Rispen gelber Blumen. Dieser Baum erreicht bis 26 Fuß Höhe, hat einen kurzen Stamm von 2 Fuß Durchmesser und trägt an den Zweigenden Büschel von schwach lederigen, lanzettförmigen, Unterseite dünn weiß behaarten Blättern. Auch diese Art ist endemisch und kehrt merkwürdigerweise wieder auf der kleinen felsigen Herekopere-Insel in der Foveaux-Straße, welche die Stewart-Insel von der Südinsel Neuseelands scheidet. Sie ist verwandt mit mehreren strauchigen oder baumartigen neuseeländischen .Vwo/.'-Arten, aus welcher Gruppe auch der auf der Chatam- lnsel endemische Senecio Huntii F. von Mri-.ii.ik hervorgegangen sein dürfte. Die dritte und letzte Holzpflanze der Insel ist die sowohl in Neuseeland als auch im südlichsten Südamerika verbreitete Veronica elliptica Forst., welche hier und da, besonders an offenen Waldstellen und an der Küste dichtes Gesträuch von 4 — 8 Fuß Höhe bildet. Nach Kirk ist die Form der Snares robuster und großblütiger als die der Stewart-Insel. Das offene Land, in Form eines Gürtels über dem Buschwald bis zu dem oberen Rande der Klippen, sowie an einzelnen Stellen im centralen Teile der Insel, ist bedeckt mit einer Tussockformation, welche hauptsächlich von 2 tussockbildenden Arten, der auf allen Inseln des Aucklandbezirkes und auch auf der Stewart-Insel verbreiteten Poa foliosa Hook. f. und der stattlichen, auf Neuseeland und den südlich davon gelegenen Inseln, sowie auch im ant- arktischen Amerika wiederkehrenden Carex trifida Cav., zusammengesetzt wird. Zwischen den Grasbüscheln zerstreut finden einige andere krautige und -rasartige Gewächse Schutz. Auf der Insel giebt es nur wenig Süßwasser, daher ist die Sumpf- und Wasserflora ganz unbedeutend; von typischen Wasserpflanzen ist nur die ungemein weitverbreitete Callitriche verna L. vorhanden. Von den übrigen in Kirk's Liste enthaltenen Pflanzenarten verdienen noch 3 interessante Gewächse hervorgehoben zu werden. Die auffallendste krautige Pflanze ist die oft über 3 — 4 Fuß große Aralia Lyallii var. robusta T. Kirk mit ihren aus kräftigem Rhizom entspringenden, 2 Fuß breiten, rundlich-nierenförmigen Blättern und mit großen Dolden weißlich-grüner Blüten und wachs- artief aussehender Früchte. Die Varietät robusta dieser auf einigen Inselchen der Foveaux-Straße und an der Südküste der Südinsel auftretenden, „Punui" genannten Art ist auf die Snares beschränkt und zeigt in dem Mangel der Stolonen und in den kleineren Blüten, sowie in einigen anderen Charakteren Abweichungen vom Typus, welche auf die Herausbildung einer neuen endemischen Pflanzenform hinzielen. Die Aralia tritt sowohl im Walde als auch im offenen Terrain auf und gedeiht in dem guanoreichen Boden auffallend üppig. l) COCKAYNF, 1. C. p. 2,4. •45 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. 1. feil. 19 14b H. SCHENCK, Eine neue, der Insel eigentümliche, ca. 4 Fuß hohe stattliche Umbellifere, Ligusticum acutifolium T. Kikk, verwandt mit dem neuseeländischen /.. intermedium Hook, fil., wurde von Kikk nur an einer, ca. 350 Fuß über dem Meere gelegenen Stelle der Insel auf den Klippen aufgefunden. Auch auf den Antipoden-, Auckland- und Campbell-Inseln treten solche stattliche endemische Ligusticum-Staxiäen auf. In Colobanthus muscoides Hook, f. besitzen die Snares eine typische antarktische Pflanze, welche sonst .nur noch auf den übrigen Inseln des Auckland-Bezirkes, z. B. häufig auf den Meeres kuppen der Auckland- und Campbell-Inseln, wiederkehrt und wahrscheinlich auch von dort nach den Snares gelangt sein dürfte, wo sie Kikk nur an einer einzigen Stelle, merkwürdigerweise in einem kleinen Sumpfe, vorfand. Sie bildet daselbst ziemlich große dichte Massen, deren innere reile aus den teilweise zersetzten älteren Pflanzen und den Wurzeln junger Pflanzen bestehen. Die Samen keimen oft schon in den Kapseln, und die alte Oberfläche der Polster bedeckt sich so rasch mit jungen Pflanzen, daß viele Kapseln mit reifen Samen tief in die Masse eingebettet werden, bevor die Keimung erfolgen kann. Man darf wohl annehmen, daß diese Polsterpflanze aus ihrer eigentlichen Heimat hierher verschlagen wurde und sich erhielt, weil ihr der Raum von Milbe werl tern nicht streitig gemacht wurde. Die Kryptogamen sind auf der Insel sehr spärlich vertreten. Kikk fand nur einige Flechten und außerordentlich selten Laubmoose. Im ganzen ist die Flora der Snares eine sehr artenarme, sie zählt nur 23 Arten. Wenn auch eine nähere Untersuchung der Klippen vielleicht noch einige neue Arten ergeben dürfte, so ist es nach Kikk doch unwahrscheinlich, daß die Zahl sich wesentlich erhöhen wird. In Betracht für die geringe Zahl kommt zwar die geringe Größe der Felseninseln, aber man hätte eine reich- lichere Besiedelung, von der nicht so sehr weit entfernten Stewart-Insel ausgehend, erwarten können. Von Vogelarten leben auf den Inseln hauptsächlich Pinguine und Pujfinus tristis, welche viel Guano erzeugen. Es scheint ein Austausch zwischen den Snares und der Stewart-Insel durch Vermittlung der Winde oder durch Vögel nur in geringem Maße stattzufinden. Die 1 Iaupt- masse der neuseeländischen Florenelemente (z. B. die Koniferen) erreicht ihre Südgrenze auf der Stewart Insel. Endemisch sind auf den Snares nur 2 Arten, die erwähnten Senecio Mülleri Kikk und Ligusticum acutifolium T. Kikk, ferner die var. robusta von Aredia Lyallii T. Kikk. Hierzu kommen noch Colobanthus muscoides Hook, f., Poa foliosa Hook. f. und Olcaria Lyallii Hook, f., also im ganzen 6 Arten, die nicht auf Neuseeland vorkommen, immerhin ein beträchtlicher teil, der die Selbständigkeit der Snaresflora gegenüber Neuseeland bezeichnet. § 6. Vegetation der Auckland- Inseln. Die zwischen 500 30' und 500 55' S. Br. auf 166" Ü. L. gelegenen Auckland-Inseln um- fassen einen Flächenraum von etwa 850 qkm. Die Hauptinsel Auckland mißt etwa 55 km Länge und 20 km Breite, hat ungefähr dreieckigen Umriß und ist gebirgig; ihre Basaltkuppen erheben sich von 280 bis 157 m Höhe, reichen also nicht zur Linie des ewigen Schnees wie die hohen Gebirge Feuerlands. Während die Westküste ziemlich geradlinig nordsüdlich verläuft und in steilen hohen Klippen mit zahlreichen herabstürzenden Wasserfällen abfällt, ist dagegen die Ost- 146 Subantarktische Inseln. ■ . n küste und auch die Südküste von zahlreichen tiefen Buchten zerschnitten. Vor der Südküste liegt, durch einen Meeresarm, Camley Harbour, getrennt, die westöstlich streichende Adams-Insel, eine ca. 600 m hohe, aus dem Meere schroff aufragende lange Gebirgskette. Die übrigen Inseln sind alle bedeutend kleiner, so die hohe Disappointment-Insel vor der Westküste, die flachen Inseln Rose, Enderby und Evving an der Nordspitze vor dem Port Ross. Außerdem gehören noch eine Anzahl von kleineren, aus dem Meere emporragenden Felsen, besonders an der West- küste zerstreut, zu der Gruppe. Die Inseln stellen die Ueberbleibsel eines ehemaligen ausgedehnten Vulkanberges vor, von welchem der größere Teil durch die von Westen anstürmende Meeresbrandung weggenagt wurde. Ihr Gestein ist Basalt und Tuff, deren Zersetzung einen fruchtbaren Boden liefert. Eine mehr oder weniger tiefe, infolge des sehr feuchten Klimas beständig durchnäßte Torfschicht bedeckt überall den Boden, ausgenommen an senkrechten Felswänden. Die Vegetationsdecke gliedert sich nach den Darstellungen von Hooker, Chapman, Kirk, Cockayne in Gehölzformationen, in offene Gras- und Staudenformationen und in die Formationen der Küstenvegetation. Der heftig wehende West- und Nordwestwind bedingt in erster Linie die Verteilung der Gehölze und bewirkt, daß nur an den geschützten Leeseiten der Insel ein regel- mäßiger Waldgürtel längs der Küste sich ansiedeln konnte. Die Nordküste ist infolge mangeln- den Schutzes fast ohne Wald, die Westküste und ebenso der äußere Teil der Südküste außer- dem zu steil ; dagegen stellt sich der Wald überall innerhalb der ausgedehnten windgeschützten Häfen der Ostseite ein. Oberhalb des Waldes folgt, einige hundert Fuß aufwärts sich er- streckend, Scrub- oder Gebüschformation, darüber Gras- und Staudenwiesen, die auch in der unteren Region die waldfreien Stellen bedecken. A. Gehölzformationen. I. Ratawald. Der immergrüne Regenwald der Auckland-lnscln wird nach dem Namen des vorherrschenden und wichtigsten Baumes, der Mvrtacee Metrosideros lucida Mkxziks, als Ratawald bezeichnet. Die zweite Form des Waldes, der O/earüt-Wsld, der für die Snares charakteristisch ist, tritt nur lokal auf und spielt auf der Hauptinsel selbst keine Rolle. Die wichtigsten Holzarten des Ratawaldes sind außer Metrosideroi von Bäumen die Epacridacee Dracophyllum longifolium R. Br. und die Araliaccc l\vnr\ simplex Forst., von Sträuchern die Rubiacee Coprosma foetidissima Forst., die Myrsinacee Sultonia divaricata Hook. f. und die Composite Cassinia J 'auvilliersü Hook. f. Metrosideros lucida Menzies, auf Auckland sehr häufig, von der Küste bis 150 m ansteigend, auf Campbell dagegen sehr selten, kommt nach KlRK1) auf ganz Neuseeland, besonders reichlich aber in der oberen Region der Südinsel bis zu 1200 m Höhe vor. Die gegenständigen gestielten elliptischen Blätter sind in jungen Stadien seidig behaart, später kahl, von lederiger Beschaffenheit. Die roten Blüten stehen an den Spitzen der Zweige zu 3 —5 in kurzen gestielten Dolden. Nach Hooker '-) ist Metrosideros der größte Baum der Insel und erreicht an geschützten Stellen 6—12 m Höhe; die bis 1 m dicken Stämme steigen meist schräg auf, entsenden sparrig abspreizende und oft geweihartig verzweigte Aeste und tragen oben eine vollkommen flache, wie mit einer Sense geschnittene Laubkrone, Erscheinungen, die auf die Wirkung der heftig wehenden Winde zurückzuführen sind. Nach COCKAYNE sind die Bäume 1) T. Kirk, Flora of New Zealand, p. 160. 2) J. D. Hooker, Flora antaretica, p. 12. H7 19* l |,S H. SCHENCK, auf der Enderby-Insel etwa 5 m hoch; am Camp Cove im Süden der Auckland-Insel befindet sich das fiache Walddach etwa )ö m über dem Boden. Dracophyllum longifolium R. Br., ebenfalls sehr häufig, ist ein 5 — 7,5 in hoher Baum mit etwa 45 cm Stammdurchmesser. Die nadeiförmigen, an den Spitzen der letzten Zweige gebüschelten Blätter die aus dem flachen Walddach der Ratabäume hervorragen, verleihen den Bäumen Aehnlichkeit mit unseren Kiefern. Die weißen Blüten stehen in Aehren. Panax Simplex FORST., ein häufiger Baum, bis 150 m Meereshöhe verbreitet, erreicht 10 m Hohe und trägt lederige, gestielte, elliptisch lanzettliche, grobgezähnte Blätter. An jungen Pflanzen sind die Blätter s-/ählig oder 3-zählig, oder auch einfach '). Coprosma foetidissima Forst. Gewöhnlich als sparrig verästelter Strauch von 2 — 3 m Höhe, soll diese Art gelegentlich aber auch Baumform annehmen. Suttonia divaricata HOOK, f., ein klein- und lederblättriger Strauch mit durcheinander gewirrten divaricaten Zweigen, zeigt nach Cockayne2) den Habitus gewisser xerophiler, an trockenen Boden und trockene Winde angepaßter Sträucher Neuseelands (z. B. der Aristotelia fruticosa). Das Auftreten von solchen Pflanzenformen in einem Regenwald ist eine auffallende Erscheinung. Im Anschluß an L. Diels meint CO( ECAYNE, daß es sich hier um Relikte aus der neuseeländischen Steppenzeit handelt. Cassinia Vauvilliersii 11<">k. f. ist ein bis 2,5 m hoher, aufrechter, sehr verzweigter Strauch mit oblong-spatelförmigen, unten behaarten Blättern und terminalen weißen, vielköpfigen Corymben. Der Ratawald ist, wie Cockayne3) hervorhebt, keineswegs ein endemisches Produkt der Aucklandinseln, denn alle seine Holzarten und überhaupt fast sämtliche Bestandteile kehren in ähnlichen Wäldern in gewissen Teilen Neuseelands und der Stewart-Insel wieder. In ökologischer I Einsicht gehört er zu den immergrünen temperierten Regenwäldern 4), wenn er auch gegenüber den neuseeländischen infolge der ungünstigeren klimatischen Verhältnisse und der insularen Ver- einsamung in floristischer Beziehung verarmt erscheint. Eine ganze Reihe für Neuseeland typischer Gattungen fehlt in ihm, z. B. Fagus und die Koniferen. Es fehlen ferner auch die Lianen. Der heftige und konstante Wind verleiht ihnen eine eigenartige Physiognomie und bedingt die flache Form seines Laubdaches. Unter dem Schutze des letzteren, im Inneren des Waldes aber können die Winde ihren schädigenden Einfluß nicht ausüben: hier erscheint infolge- dessen eine reiche hvgrophile Vegetation von Farnkräutern, Moosen und Lebermoosen, nament- lich in den Waldpartien der tief einschneidenden Buchten der Ostküste. Unter den Bodenfarnen ist Aspidium vi-sti/uii/ II <.. besonders bemerkenswert. Dasselbe kommt bis über |<><> m Höhe vor, wuchst aber in der feuchten schattigen Wald/one an der Küste zu einem kleinen prächtigen Baumfarn hervor, mit über meterhohem, bis 15 cm dickem aufrechten Schaft, der an seinem oberen Ende die flach ausgebreiteten, bis 1,5 m langen Wedel trägt In hohen Lagen dagegen ist der Habitus des Farnes der gewöhnliche, die Wedel sind kleiner \\\v\ schräg aufgerichtet. Im Hintergründe von Normann's Inlet, WO der Wald sehr üppig entwickelt ist, wurde in neuerer Zeit sogar ein echter Farnbaum, die neuseeländische Hemitelia Smithii Hook.'') aufgefunden. Der Regenreichtum und die beständige Feuchtigkeit ermöglicht auch das Auftreten von Hymenophyllum-Kx\sm, die in Gemeinschaft mit Lebermoosen und Laubmoosen den torfigen Hoden .in vielen Stellen dicht bedecken und auch, wie z, B. Hymcnophyllum multifidum Sw., H. minimum o Naher« i I phyüie bringt Cockayne, l. c p, 249 2) Co( k wm , I. c. p. 250, i'ne, 1. c. p. 24 sansichten auf Taf. XIII u. XVI. p w. Schimper, Pflanzengeographie, S. 505. 5) C01 h\i ne, I. c. p. : 11 I48 Subantarktische Inseln. IAO. A. Rich., H. flabellatum. Labill., epiphytisch an Baumstämmen leben. Als Epiphyt wird auch Polypodiwm Billardieri R. Br. angegeben. Dagegen scheinen keine Blütenpflanzen auf Bäumen vorzukommen. In die krautige Bodenvegetation mischen sich hier und da einige Kräuter, die übrigens in anderen Formationen wiederkehren. Vergleichen wir den Auckland-Wald mit dem feuerländischen, so fällt zunächst der Mangel laubabwerfender Bäume und Sträucher in ersterem auf. Die für Feuerland wie auch für Neu- seeland wichtigen Buchen fehlen, ebenso die Koniferen. Ueberhaupt ist die systematische Zu- sammensetzung der Gehölze eine sehr verschiedene. Bis auf Veronica fehlen in Feuerland sämtliche Holzgattungen Aucklands. Die feuerländischen Wälder nehmen den temperierten Regen- wäldern gegenüber eine selbständigere Stellung ein und gehen von immergrünen Beständen über zu den sommergrünen der Fagus antardica Forst. 2. O/ear/a Lyallii-VJald. I )iese für die Snares eigentümliche Form des Waldes findet sich in der Aucklandgruppe nur auf der nordöstlich von der Hauptinsel gelegenen Ewing- Insel in Form einer schmalen Zone an der windgeschützten Seite und vielleicht in sehr be- schränkter Ausdehnung noch an ein oder zwei Stellen auf der Auckland-Insel selbst. Nach Cockayne1) sind die O/earia-Bäume hier 6,1 9,1 m hoch, teils aufrecht, teils mit prostraten Stämmen von ca. 50 cm Durchmesser. Mit der Oleana gemischt treten Sträucher von Veronica elliptica Forst, auf, dagegen fehlt der für die Snares charakteristische und dort endemische Baum Senecio Mülleri T. Kirk. Der Boden besteht aus Torf mit moderndem Laub bedeckt. Unter- holz fehlt, abgesehen von jungen Okaria-Püaxizen ; an einzelnen Stellen wurden Asplenium obtusatwm Forst, und Lomaria dura Moore als bodenständige Farne beobachtet Der vorherrschende Ratawald scheint den Winden gegenüber widerstandsfähiger zu sein, und Cockayne vermutet, daß die O/earia-BeStände vielleicht die Ueberbleibsel einer früher aus- gedehnten ursprünglicheren Formation vorstellen. 3. Subalpiner Scrub. Oberhalb des Waldes folgt ein Gürtel von dichtem und fast undurchdringlichem Gebüsch, das an den Abhängen besonders in geschützten Schluchten oder Einsen klingen bis 240 oder 300 m hinaufsteigt und nach oben in die Tussockgrasformation allmählich übergeht. In diesem Gebüschgürte] treten zum Teil die nämlichen Holzpflanzen wie im Walde selbst auf, bleiben aber hier infolge der heftiger wirkenden Winde zwergig und sind auch mit einigen anderen Sträuchern, wie z. B. Coprosma euneata Hook, f., ciliata Hook, f., untermischt. Die Grenze zwischen Wald und Scrub wird an verschiedenen Stellen der Inseln ver- schieden hoch liegen, je nach der Exposition, und muß noch im einzelnen festgestellt werden. Chapman2) giebt an, daß in den Buchten der Ostküste der Wald einen regelmäßigen Gürtel längs der Küste bis ca. 200 Fuß (60 m) aufwärts bilde. Die mittlere Grenze wird aber wohl höher liegen, vielleicht bei etwa 100 oder 120 m. Cockayne8) beobachtete, daß auch noch in den subalpinen Tussockwiesen über dem Ge- hölzgürtel Sträucher zwischen den hohen Gräsern vorkommen. Dracophyllum longifolium R. Br. von Mannshöhe und Cassinia Vauvüliersii Hook, f., beide mit xerophilem Laub, sind hier noch häufig, und Coprosma euneata Hook. f. bildet einen geschützt am Boden kriechenden Strauch. 1) Cockayne, 1. c. p. 252. — Vegetationsansichten, Taf. XIV u. XV. 2) Chapman, Transact. New Zeal. Inst., Vol. XXIII, p. 501. 3) Cockayne, 1. c. p. 265. 149 i rQ II. SCHF.Xi K, B. Gras- und Staudenformationen. Oberhalb des Gebüschgürtels bis auf die Gipfel der Berge und an exponierten und nicht mit Wald bedeckten Abhängen der unteren Region ist der Boden, der überall auf der Insel mit mehr oder weniger tiefem, feuchtem, häufig auch nassem, aus langsamer Verwesung der ab- gestorbenen Blätter hervorgegangenem Torf bedeckt ist, hauptsächlich mit Gräsern und Stauden der verschiedensten Art bewachsen. Die Mehrzahl der auf Auckland vorkommenden Pflanzen- ii und v<>r allem die endemischen Gewächse gehören diesen offenen Formationen an. Nach den vorhandenen Angaben von Hookkk, Kikk, Chapman ist es schwierig, sich ein klares Bild von der Anordnung der einzelnen Arten zu bestimmten Formationen zu machen, und es bedarf noch weiteren Studiums, namentlich der oberen Regionen der Insel, um die durch edaphische Finflüsse bedingten Unterschiede genauer festzustellen. Cockayne hat nur einige wenige Punkte der Insel im Mittwinter kurz besucht und unterscheidet: i) Tiefland -Tussock (Lowland tussock), 2) PUurophyllumMsiXs. (Pleurophyllum meadow), 3) subalpine Wiese (subalpine meadow), indessen dürfte damit die Mannigfaltigkeit noch nicht erschöpft sein. Unter den Gräsern sind ohne Zweifel die tussockbildenden Arten am auffallendsten und in ihrem Auftreten wie auch auf Südgeorgien und Falkland bedingt durch das subantarktische Inselklima. Hauptsächlich 2 Arten sind zu nennen. Danthonia bromoides Hook. f. wächst nach II'mikik in großen Massen besonders in den höheren Regionen von 240 — 360 m, und auch Cockayne1) bezeichnet es als vorherrschendes Gewächs seiner subalpinen Wiesenformation, die er oberhall) der Waldlinie in Camp Cove im südlichen Teile der Auckland-Insel kennen lernte. Das hartblättrige Gras wird über meterhoch und wächst in getrennten groben Tussocks auf 0,6 — 1 m dicken Strünken, welche dadurch zu stände kommen, daß die halb kriechenden untersten, dicken Teile der aufsteigenden Halme mit ihren zahlreichen Wurzeln über dem Boden sich zu einem festen, ringsum mit den Kisten der abgestorbenen Blätter bedeckten Polster verflechten. Poa foliosa Hook f. erzeugt ebenfalls solche Tussocks und entspricht darin der Poa flabcllata Hook. f. auf Falkland und Südgeorgien. Dieses Gras kommt in der Nähe der Seeküste vor. Auf l'.wing und Enderby Island beobachtete Cockayne2) auf nassem Boden in der Nähe der Küste seine Lowland-Tussock-Formation, die aus Gräsertussocks und an sumpfigen Stellen besonders aus Carex-Tussocks sich zusammensetzt. Die Strünke erreichen hier 1,5 m Höhe, sind mit Regenwasser durchtränkt und machen also die auf ihnen wachsenden Pflanzen unab- hängig von dem sauren Wasser des sumpfigen Torfbodens. Neben den Gräsern spielen zahlreiche Stauden eine wichtige Rolle in der Zusammen- setzung der waldfreien Formationen. Zum Teil zeichnen sich dieselben durch auffallenden Wuchs, Großblättrigkeit und durch prachtvolle bluten aus. Die Blütenfülle während des Sommers und die auffallenden Blumenfarben auf Auckland und Campbell stehen einzig da in dem subantarkti- schen tnselgürtel und zeigen schon durch ihre Existenz, daß hier im Gegensatz zu Kerguelen trotz der häufigen starken Winde geflügelte Insekten als Bestäuber thätig sind. Viele der in der Florenliste genannten Stauden gehören als charakteristische Vertreter der Staudenvegetation der oberen Region an, gehen aber mit ihrer Formation auch tiefer hinab an den Hängen, i\,i. wo I I COOB \l M . 1. C. |>. 265. 2J COOKAYKK, L c. p. 255. 150 Subantarktische Inseln. j r j der Wald nicht zur Entwickelung kommen kann, sei es infolge der Exposition oder sei es infolge zu großer Bodennässe. Auch in der Nähe der Küste an steilen Felsen kehren manche Stauden wieder, oder auch an offenen Stellen im Wald, an dessen Rändern, an Bachufern. Ueberhaupt muß bemerkt werden, daß infolge des gleichmäßigen, sehr feuchten Klimas viele Gewächse der Insel gleichzeitig in verschiedenartigen Formationen vertreten sind, eine Erscheinung, die sich auch auf Feuerland wiederholt. Die Stauden mögen an meinchen Orten, besonders wohl in der oberen Region mit Gräsern vergesellschaftet auftreten oder dort sich einstellen, wo die Tussocks größere Zwischenräume frei lassen. Aber sie bilden auch fast ohne Gräser reine Bestände unter sich. Auf der Adams-Insel, am Carnley Harbour z. B. ist der Waldgürtel durch baumlose Streifen bis zum Meere hinab unterbrochen, und auf diesen finden sich die auffallenden Stauden wie in einem Garten zu einer Formation vereinigt, die Cockayne1) als Pleurophyllum-Wiese bezeichnet. Einige der bemerkenswertesten Stauden, welche zugleich in dem Auckland-Bezirk endemisch sind, mögen hier genannt sein. Die auffallende endemische Compositengattung Pleurophyllum*) ist mit 3 Arten vertreten. Pleurophvllum speciosum Hook. f. wächst nach Kirk in der unteren Region, bis zu 800 Fuß ansteigend, an feuchten Orten und ist eine ungemein prachtvolle Pflanze, welche auf dicker fleischiger Wurzel eine bodenständige Rosette großer, mit zahlreichen parallelen Rippen ver- sehener, behaarter Blätter entwickelt. Der 60 — 90 cm hohe, dicke, einfache Stengel trägt eine Traube von fast 5 cm breiten, schön purpurroten Blütenköpfchen. Pleurophyllum criniferum Hook. f. hat ähnlichen Habitus, nur sind die Wurzelblätter noch länger, 30 — 120 cm lang und bis 30 cm breit, oben borstig behaart. Die 2V2 cm großen, fast kugeligen Köpfchen in dichten Trauben am Ende des Schaftes haben kleine braunpurpurne Blüten. Nach HoOKER bedeckt diese auffallende Pflanze den Boden oft in großer Ausdehnung. Die konkaven Blätter halten eine beträchtliche Menge von Regenwasser oder Schneeschmelzwasser zurück. Die dritte Art, Pleurophyllum Hookeri J. Buchanan, hat kleinere und schmälere Blätter, welche auf beiden Seiten dicht weißseidig behaart sind. Sie wächst oben auf den Bergen. In der Behaarung der Blätter erinnert sie an die höchst sonderbare Composite Argyroxiphium auf den Bergspitzen von Hawaii. Sie ist unter den 3 Arten am meisten xerophil und findet sich auch auf den Macquarie-Inseln 3) wieder, wohin die beiden ersteren Arten ihr nicht folgen. Alle 3 Arten kehren aber auf der Campbell-Insel wieder und P. criniferum auch auf der Antipoden-Insel. Die Pleurophyllen erinnern in ihrer eigenartigen Erscheinung, besonders durch ihre großen bodenständigen Blattrosetten, an die Pringlea Kerguelens und stellen vielleicht wie diese sehr alte Pflanzenformen vor. Mit Pleurophyllum verwandt ist die ebenfalls in die Nähe von Aster zu stellende Gattung Celmisia, welche in der alpinen Region Neuseelands in prächtigen Arten vertreten ist. Auf den Auckland-Inseln kommt die für diese und die Campbell-Insel endemische Celmisia vernicosa Hook. f. vor, welche mit ihren zahlreichen bodenständigen schmalen, bis 10 cm langen, lederigen, 1) Cockayne, 1. c. p. 255. 2) Nach Kirk (Transact. New Zealand Institut, Vol. XXIII, 1890, p. 431) herrscht Konfusion in den Abbildungen der 3 Arten. Hookf.k giebt in der Flora antaretica die Abbildungen zweier Arten, irrtümlich sei aber ein Blatt von P. speciosum als zu P. criniferum gehörig dargestellt worden. Die dritte Art P. Hookeri wurde von BUCHANAN beschrieben, die Abbildung dazu sei aber nach einem Exemplar des /'. criniferum gezeichnet. 3) Sron giebt /'. criniferum für die Macquaries an, seine Pflanze ist aber nach Kirk P. Hookeri]. BUCH. 1 51 , - -> H. SCBENCK, glänzend lackierten Blättern und mit ihren prachtvollen Blütenköpfen, deren Discus purpurn, deren Randblüten hellrosa gefärbt sind, eine der schönsten Pflanzen des Bezirkes vorstellt und ent- sprechend ihrer xerophilen Struktur der Gipfelflora angehört, aber auch auf exponierten Felsen an der Küste sich einstellen soll. Sehr stattliche Stauden sind ferner die Umbelliferen Ligusticum latifolium Hook, f., welches 180 cm Höhe erreicht, und das habituell ähnliche Ligusticum antipodum Hook. f. Bulbinella Rossii Benth. et H. ist mit ihren zahlreichen schwertförmigen, einem Rhizom ent- springenden, 40 cm langen und 3,5 cm breiten Blättern und mit ihren über 30 cm langen Blüten- schäften, die in orangegelben Buten trauben endigen, neben Pleurophyllum und Celmisia das schönste Gewächs der Inseln. Die hübsche kleine Gentiana concinna Hook. f. mit weißen, rotgestreiften Blüten tritt an Felsen auf den Bergen häufig auf. Die Araliacee Stilbocarpa polaris Dec et Pi.. überzieht oft weite Strecken mit ihrem glänzend grünen Laub von langgestielten, nierenförmigen, am Rande viellappigen -rollen blättern, die einem kriechenden Rhizom entspringen, und giebt mit ihren fast 30 cm breiten Dolden wachsartiger hellgelber Blumen eine sehr auffallende Erscheinung ab. Auf den Auckland-Inseln kommt sie meist in tieferen Lagen, selbst mitten im Walde vor, wird aber bis ;<><> Fuß auf- steigend angegeben, während sie auf den Antipoden-Inseln und den Macquarie-Inseln zwischen den Tussockgräsern wächst. Aulier diesen genannten lassen sich noch zahlreiche andere Stauden anführen, die mit ihnen vergesellschaftet auftreten. Cockayne erwähnt als Bestandteile der P/europAy/Zum-Wiesen unter anderen noch folgende Pflanzen: Cotula pliuuosa Hook, f., welche auf Kerguelen große Bestände in der Nähe der Meeresküste bildet, Cotula propinqua Hook, f., Helickrysum prostratum Hook, f., Nertera depressa Banks et Sol., Acaena sanguisorbae Vahl. var. antaretica, Myosotis capitata Hook, f., Scirpus aucklandicus Boeck., Aspidium vestitum Hook., Asplenium obtusatum Forst., zahlreiche Laubmoose, Lebermoose und Flechten. Vergleichen wir die Vegetation der Auckland-Inseln mit derjenigen Kerguelens, so treten auffallende Unterschiede hervor. Kerguelen ist nur in ärmlicher Weise mit Pflanzenarten besiedelt worden, und seinen viel ungünstigeren klimatischen Bedingungen entsprechend fehlt Wald und Scrub. Die auffallendste Forrmition Kerguelens, die Azore//a-Formaticm mit ihren Riesenpolstern, fehlt auf der Auckland-Gruppe, würde dort aber vielleicht zur Ausbildung gelangt sein, wenn die Gebirge sich noch höher erhöben. Jedenfalls ist bemerkenswert, daß die für die neuseeländische alpine Region so charakteristischen „vegetable sheeps", die -rollen Polster der Compositengattungen Haastia und Raoulia, hier nicht angetroffen werden. Indessen fehlt es auf den Auckland-Inseln nicht ganz an polsterbildenden Gewächsen. So bildet die auch auf der < ampbell-Insel vorkommende Stylidiacee Phyllachne clavigera F. v. Mi'i.i.. dichte runde Polster auf halbsumpfigem Torfboden der subalpinen Wiesen. Oreobolus Pumilio R. Pm., eine Cyperacee, wächst in dichten konvexen Massen an ex- ponierten Stellen der Berge An den Küstenfelsen finden sich die bis 54 cm breiten kompakten Polster der Caryophyllacee Colobanthus museoides HooK.f. Auf der Campbell-Insel wird die Polster- form durch die Composite Abrotanella rosulata Hook. f. vertreten. Dagegen hat Azorella reni- formh Benth. ei Hook, nicht die Tracht von Azoreäa Selago Kerguelens, sondern ist ein kleines, kahles, fleischiges Zwergkraut, in Felsspalten bis ca. 1.20 m vorkommend. [52 Subantarktische Inseln. j r -y C. Küstenvep-etation. & 1. Sanddünen treten nach Cockayne1) nur an der Südküste der Enderby-Insel auf. An offenen Stellen sind sie besiedelt mit einem dichtwachsenden Moos, mit der kleinen Tülaea moschaia DG, welche an gleichem Standort auch auf Kerguelen vorkommt, mit Ranunculus acaulis Banks et Sol. und Rumex neglectus Kirk, beide mit kriechenden unterirdischen Stengeln. An windgeschützten Stellen ist die Pflanzendecke dichter und besteht aus Epilobium confertiflorum Hook, f., Pratia arenaria Hook, f., Lagenophora Forsteri DG, Ranunculus acaulis Banks et Sol. 2. Küstenfelsen. Die Formation der Küstenfelsen spielt eine sehr wichtige Rolle auf den Inseln südlich von Neuseeland2). Sehr häufig wachsen auf den Klippen die ausgedehnten Rasen der endemischen Cotula lanata Hook, f., die harten, bis 54 cm breiten Polster des eben- falls endemischen Colobanthus museoides Hook, f., die flach an die Felsen gedrückten Rosetten einer endemischen Plantago, die von Hooker zu P. Brawnii gerechnet wurde, die niedrigen Rasen von Tülaea moschata. Auch der auf Neuseeland sehr häufige Halophyt Samolus repens Pers. ist auf einer Klippe beobachtet worden. An sehr feuchten steilen Felsen, dicht an der See, erscheinen Poa ramosissima Hook. f. und Festuca scoparia Hook. f. in dichten Massen angesiedelt Eine scharfe Abgrenzung dieser Küstenformation von den Gras- und Staudenformationen ist nicht zu ziehen. Letztere können bis dicht an die Flutgrenzen heranreichen, und aus den Angaben in Hooker's Flora antaretica geht hervor, daß manche Stauden, die in den oberen Regionen der Insel häufig sind, auch auf den Strandklippen wiederkehren. Die dien genannten Pflanzen scheinen dagegen gerade hier ihren geeignetsten Standort zu finden, in erster Linie natürlich die Halophyten. Die Auckland-Inseln bilden das Centrum der Flora des ganzen Inselbezirkes, von dessen 182 Arten allein [38 auf ihnen vorkommen, von dessen s< »k. f. Wo der Boden feuchter ist, ändert sich die Zusammensetzung, indem Carex appressa R. Br. das Material für die Tussockbestände liefert. b) Subalpine Tussock wiese. Mit größerer Höhe ändern sich die klimatischen Be- dingungen, die Nebel werden häufig, die Winde heftiger, Fröste im Winter stärker. Als herr- schendes Tussockgras finden wir hier wie auf Auckland Danthonia bromoides Hook, f., dazwischen wiederum die Stauden der Insel, aber in anderer Gruppierung. Unter den Pheurophyllum- Arten tritt hier PL Hookeri Buchanan an erste Stelle, ferner sind als häufig zu erwähnen -rolle Rasen der kriechenden Coprosma repens Hook, f., Helichrysum prostratum Hook, f., Nertera depressa Banks et Sol., Stellaria decipiens Hook, f., Epilobium linnaeoides Hook. f. und confertiflorum Hook. f. Bemerkenswert sind die harten Polster der Phyllachne clavigera F. v. Müll., die hier wie auf Auckland an feuchten Stellen vorkommen und die Azorella-¥orm vertreten. c) Ros //('<97'/tf -Formation. Ueber der subalpinen Tussockwiese findet sich eine sehr distinkte Zone, in welcher Rostkovia gracilis Phil, vorherrscht In ihrer Gesellschaft treten wiederum die Stauden auf, unter denen besonders Pleurophyllum Hookeri Buchanan und Phyllachne clavigera F. v. Müll., letztere hier in Polstern bis 66X40 cm Größe und 20 cm Dicke, zu nennen sind. Diese Rosthovia~GeseWscha.it tritt gewöhnlich auf zwischen den Gesteins- trümmern am Fuße der Felsklippen unter den Gipfeln der Berge. Der Boden ist hier wie in den beiden vorhergehenden Formationen überall ein feuchter Torf. 1 ) Cockayne, 1. c. p. 275. 155* i56 II. Si i ■ ■ d) Subalpine Fels \ c-c t a ti on. Die Gipfel der Felsen sind meist von Felsen einge- nommen, die eine mannigfaltige Vegetation von Stauden 1 >< herbergen. In geschützten Höhlungen und Spalten, wo Torf in Mengen sich anhäuft, finden die meisten krautigen Arten der Insel, so auch die Stauden von Pleurophyllum, Ce/misia, Ligusticum u. a. vorzügliche Standorte. Aber s,ll,sl an steilen und senkrechten Felswänden siedeln sich noch manche kleinere Felspflanzen an und können hier infolge des feuchten Klimas ihre Kxisten/ fristen. An dem windumfegten Gipfelfelsen des Mount Honey, bei sfi.s m, beobachtete Cockattne außer Flechten und Moosen noch Polypodium austräte pumilum Armstr., Ligusticum antipodum Hook. f. in kleineren Exem- plaren, Phyllachne clavigera F. v. MÜLL, hier merkwürdigerweise als Felspflanze, ein Gras und Luzula crinita 1 1« m >k. f. Als häufige Felspflanzen an ähnlichen Standorten werden ferner noch AbrotaneUa rosulata Hook, f., spathulala Hook f.. Colobanthus subulatus Hook. f. in Polstern von 5 cm Durchmessern, sogar auch noch Hymenophyllum multißdum S\\. erwähnt hie Abrotanella rosulata Hook. I. ist eine endemische, nur an Gipfelfelsen wachsende Art, die mit ihren dicht polsterförmig gedrängten Stengeln und dachziegelartigen lederigen Blätter habituell an alpine Saxifragen erinnert 3) Küstenvegetation. An den felsigen Küsten wird die Vegetation eine ähnliche sein wie auf Auckland. Cotu/a lanata Hook. f. und Colobanthus museoides Hook. f. werden als Küstenpflanzen angegeben. Tillaea mosekata DG findet sich auf allen Inseln des Bezirkes am Meeresufer vor. Obwohl ein großer Teil der Gräser und Stauden der Auckland-Inseln auch auf Campbell wiederkehrt, ist doch die Flora insgesamt schon wesentlich ärmer und zählt im ganzen 103 Arten. Von den 58 endemischen Arten und Varietäten des ganzen Bezirkes kommen auf ihr 33 vor, und davon sind auf sie selbst beschränkt nur die folgenden: Agros/is sulni/ata Hook. f. Ranunculus subscaposus Hook. f. (an Bachufern im Gebüsch) Gentiana antardica Kork und var. imbricata Kikk Abrotanella rosulata Hook. f. Celmisia Chapmani Kikk. Der Prozentsat/ der Fndemen ist also auf Campbell ein wenig höher als aut Auckland. ^ 8. Vegetation der Antipoden-Insel. hie Gruppe besteht aus einer Hauptinsel und etwa 7 sehr kleinen Inselchen und Felsen. hie Antipoden-Insel liegt unter pT 41' S. Br. und 1 7 -s " . ( .^ ' ( >. L nahe/u London diametral gegenüber. Ihre größte Länge von Osten nach Westen beträgt 21/« Meilen, ihre Breite i1, Meilen. KlRK vergleicht den Umriß der Insel mit der Form eines Schinkens. Der größere westliche Teil wird von einem erloschenen Vulkan, Mount Galloway, eingenommen, welcher sich als rund- gipfeliger Berg zu .102 m Höhe erhebt und nach Osten zu einen, den schmäleren Teil der Insel bildenden Lavastrom entsendet, hie mit sehr steilen, von Pinguinen bewohnten Klippen abfallende Küste ist nur an der NO.-Ecke bei sehr gutem Wetter zugänglich. '156 Subantarktische Inseln. T £7 Die Hauptgesteinsart ist Basalt. Hutton hält die Insel für den Ueberrest eines sub- marinen Vulkans, welcher mit Neuseeland niemals in Landverbindung gestanden habe. Auf der Antipoden-Insel treten die Gehölze in noch weit höherem Maße zurück im Ge- samtbild der Vegetation, derart, daß, von weitem gesehen, die Insel gleichmäßig von einer mehr oder weniger dichten Tussockgrasformation bedeckt erscheint. i) Scrub oder Gebüschformation findet sich nach Cockayne1) zwar an allen Bergen der Insel vor, aber nur an den windgeschützten Seiten in Schluchten oder Senkungen, in denen sie in langen, breiten Streifen hinaufgeht. Der Scrub besteht aus etwa 1,5 m hohen, sehr dicht zusammenwachsenden Büschen von Coprosma ciliata Hook, f., deren Aeste oben eine flache, dichte Laubkrone tragen. Alle übrigen Holzgewächsgattungen der Auckland-Inseln fehlen vollständig. Von den Coprosma-Arten fehlt auch die stattlichste Art. C. foetidissima Forst. Die Büsche von Coprosma ciliata kommen nun auch außerhall) der eigentlichen Scrubformation auf der Insel vor, und zwar eingesprengt in die Tussockformation, wo sie zwischen dvn hohen Gräsern den nötigen Windschutz finden. Hier auch erscheinen die beiden anderen Arten der Gattung, nämlich Coprosma repens Hook. f. als kriechendes, halb krautiges Gewächs und C. euneata Hook. f. als niederliegender, dicht verzweigter Strauch. 2) Tussockformation. Die Zusammensetzung dieser fast die ganze Insel einnehmen- den Vegetation ist nicht überall dieselbe; die feuchtere oder weniger nasse Beschaffenheit des Torfbodens, die Lage zu den herrschenden Winden, die Meereshöhe üben Einfluß auf sie aus. Cockayne2) unterscheidet 3 Subformationen , nämlich Maritime Tussock slopes, Fiat Tussock meadovv und Inland Tussock slopes, in denen jedesmal gewisse Pflanzen vorherrschen; indessen genügt es hier, und ich halte es auch für richtiger, alles zu einer Hauptformation zusammen- zufassen. In der Nähe der Küste wachsen die Tussockgräser auf ihren dicken Strünken zu ca. 1,5 m Höhe heran und stehen oft so dicht zusammen, daß kaum noch andere Gewächse dazwischen Platz finden. Auf ebenem Boden und an den Berghängen im Inneren der Insel dagegen stehen die Tussocks lockerer, und viele Stauden und Farne mischen sich in die Bestände ein. Die Tussocks werden hauptsächlich von einer Art (vielleicht Poa aneeps Forst.?) gebildet, in geringerem Maße von Poa foliosa Hook. f. und Carex trifida Cav. Von Pteridophyten ist be- sonders Aspidium vestiium Hook, zu nennen, ferner Pteris incisa Thunbg., Lomaria alpina Spreng., Lycopodium fastigiatum R. Br. und varium R. Br. Unter den Stauden fallen namentlich die eigenartigen Gewächse auf, die für den Inselbezirk endemisch sind, die großblättrige Araliacee Stilbocarpa polaris A. Gr., deren Kolonien oft große Flächen (1 1 X 3 m z- B. und mehr) ein- nehmen, das stattliche Ligusticwm antipodum Hook, f., das schönblütige PUurophyllum crintferum Hook. f. mit seinen großen Blattrosetten, Urtica australis Hook, f., die auch auf Chatam und einigen Inseln der Foveaux-Straße auftritt, die auf die Insel beschränkte Gentiana antipoda Kxrk mit ihren oft über 1 Fuß breiten, dichten Massen aufstrebender Stengel, und endlich Senecio anti- podus Kxrk, welcher große, ausgebreitete Büsche mit robusten, innen hohlen Stengeln und end- ständigen Corymben gelber, strahlloser Blütenköpfe vorstellt. Letztere Art, auf der Insel endemisch, wächst an Stellen, welche von dem Riesensturmvogel Ossifraga gigantea reich gedüngt sind. 1) Cockayne, 1. c. p. 2114. 2) Cockayne, 1, c. p. 28g. Vergl. Taf. XX, welche eine Tussockwiese zur Darstellung bringt. 157 i58 H. SCHENCK, Cockavnk giebt an, daß auch auf der Chatam-Insel eine endemische Pflanze Cotula Featherstoni, auf Stellen, die von gewissen Seevögeln besucht werden, beschränkt sei. Reicher, fettgedüngter Boden mag in beiden Fällen die Herausbildung dieser eigenartigen und üppig wachsenden Pflanzentypen bedingt haben. Außer den genannten Arten treten noch andere, meist kleinere Stauden in den Tussock- wiesen auf. Die Vergesellschaftung dieser Arten ist nicht überall dieselbe, was ja schließlich in fast allen größeren Pflanzenformationen der Fall ist. 3) Sumpf Vegetation. An manchen Stellen der Insel finden sich sumpfige Stellen, und hier geht die Tussockformation in echte Sumpfformation über. Die Tussocks fehlen im eigentlichen Sumpf fast vollständig, dafür stellt sich Carex ternaria Forst, in Masse ein. Aber in diese Formation treten auch manche Stauden und Farne ein, die sonst auf den Wiesen wachsen, aber einen größeren Wassergehall des Substrates unbeschadet ertragen können. In einem so feuchten Klima ist die Mehrzahl der Gewächse an Nässe des Bodens gewöhnt. Die einzige Wasserpflanze, die auf sämtlichen Inseln des Bezirkes auftritt, ist Callitrkhe verna L. ( C. antareticä). \) Küstenfelsenvegetation. An den Küstenfelsen dicht über der Flutgrenze finden wir wie auf den Auckland-Inseln eine ökologisch ähnliche Formation, welche aber floristisch einige Unterschiede aufweist, indem auf der Antipoden-Insel das weitverbreitete Apium austräte Thouars in ihr auftritt, während dagegen Plantago und Poa ramosissima fehlen. Außer Apium wachsen an den Küstenfelsen wiederum Tillaea moschata DG, Büschel von Festuca scoparia Hook, f., runde Polster von Cohbanthus museoides Hook, f., in geschützten Spalten dichte Massen von Scitpus aucklandkus Boeck., Rasen von Cotula plumosa Hook. f. Selbsl auf den Küstenfelsen lagert Torf überall, wo die Felsen Vorsprünge darbieten oder nicht zu steil sind. Die Flora der Antipoden-Insel zeigt in ihrer Beschaffenheit und Zusammensetzung die meisten Beziehungen zu den Auckland- und Campbell-Inseln, während die Snares in engeren Be- ziehungen zu Neuseeland stehen. Die Flora ist bedeutend reichhaltiger als diejenige der Snares Von den 56 auf der Insel vorkommenden Arten gehören im ganzen 12 zu den Endemen des Auckland Bezirkes. Ausschließlich auf der Antipoden-Insel kommen von letzteren nur die drei folgenden vor: Stellaria deeipiens Hook. f. var. angustata T. Kikk ( im/ in hu antipoda Kikk Senecio antipodus Kikk. Der Hauptstock der Flora mag von Auckland her durch Winde oder Vögel, die den Winden folgen, hergebrachl sein. In dieser Hinsicht sind zwei Angaben von Interesse Kikk erwähnt, dal', er Stellaria deeipiens Hook. f. auf verlassenen Nestern des Albatros angetroffen habe, und Chapman giebl an. daß er in den Dunenledern junger, noch schwarzer Albatrose die mit Widerhaken versehenen Früchte von Acaena1) eingeflochten gefunden habe Auch von Neu 1) Chapman gi i adscendem Vahi an, die aber nicht auf dei Antipoden-Insel vorkommt Es wird Acaena sanguisorbat [58 Subantarktische Tnseln. j rg Seeland aus sind Pflanzen auf die Insel hinübergelangt. Das sind in erster Linie solche, welche den übrigen Inseln fehlen, nämlich: Asplenium bulbiferum Forst. Apium austrak Thouars Hypolepis millefolium Hook. Epilobium alsinoides A. Cunn. Prasophyllum Colensoi Hook. f. § 9- Vegetation der Macquarie- Inseln. Die Macquarie-Gruppe besteht aus mehreren, in einer von Norden nach Süden streichenden Linie angeordneten Inseln, von denen die Hauptinsel Macquarie unter 540 40' S. Br. und 1590 45' O. L. liegt und etwa 22 Meilen Länge, 5 Meilen Breite mißt. Nach J. H. Scott ist die Oberfläche derselben hügelig; die höchste Erhebung beträgt etwa 6 — 700 Fuß. Die felsigen Gipfel der Hügel sind durch den Wind kahl gefegt und infolge von Frostwirkungen zerklüftet. In den Senkungen liegen einige Seen, aus denen Flüsse hervorkommen. Die Insel soll zum Teil aus Grünstein bestehen. Ueber ihre Geologie wird die englische „Discovery' -Expedition ') wohl weitere Aufklärung bringen. Fkkkar fand alte Strandlinien vor, welche zeigen, daß die Insel in den letzten Perioden eine Hebung erfahren hat Im Vergleich zu der Auckland-Gruppe und der CampbeU-Insel erscheint die Flora der Macquarie-Insel bedeutend verarmt Nur 31 Arten Gefäßpflanzen sind bis jetzt bekannt ge worden. Die Bäume und Sträucher der ersteren [nseln sind sämtlich nicht vertreten, und nur noch ein einziger Vertreter aus einer Strauchgattung, Coprosma repens Hook, f., kommt vor, stellt aber ein kleines, niederliegendes, halb krautiges Zwergsträuchelchen vor. Nach J. II. Scott ist die Vegetation sehr gleichförmig. Weite Strecken sind einge- nommen von gelblichem Tussockgras, Poa foliosa Hook, f., zwischen welchem hier und dort größere Bestände von Stilbocarpa polarü Dec. et Pl. und Pleurophyllum Hookeri Buchanan sowie besonders zahlreich Moose auffallen. Stilbocarpa, die sogenannte Macc|uarie Kohlpflanze, entwickelt sich namentlich an geschützten Stellen. Diese und Pleurophyllum sind die einzigen der größeren eigenartigen endemischen Stauden des Bezirkes, welche sich hier noch vorfinden; sie entsprechen der Pringlea antiscorbutica Kerguelens. In hohem Grade bemerkenswert erscheint das Auftreten der Azorella Selago Hook, f., welche den übrigen Inseln des Bezirkes fehlt und erst hier die zusagenden klimatischen Be- dingungen, die also mit denen Kerguelens im wesentlichen übereinstimmen müssen, wiederfindet. Azorella wächst auf den Hügeln, dort große Polster von oft über 1 m Durchmesser bildend. Auf der dichten Oberfläche derselben siedeln sich oft Flechten und, wie auf Kerguelen, auch andere kleinere Pflanzen an; Hamilton beobachtete Coprosma repens Hook. f. und Polypodium awtrale pumilum Armstr. auf ihnen. Die übrigen, meist kleineren Arten treten im Gesamtbild der Vegetation zurück. Acaena 'adscendens Vahl und Acaena sanguisorbae Vahl wurden beide auf der Insel gefunden. Ob sie aber, wie auf Kerguelen, größere Formationen bilden, wird nicht erwähnt. 1) Geogr. Journal, Vol. XIX, 1902, p. 442. 159 H. SCHF.NCK, Cotula plumosa Hook, f., Colobantkus muscoides Hook. f. und Tillaea moschata Hook. f. dürften für die Strandvegetation charakteristisch sein. Wasserpflanzen sind in Montia fontana L. und Callüriche verna L vertreten. Nach dem kurzen Bericht der englischen „Discovery"-Expedition ') bedeckt die Tussock- grasformation in üppiger Entwicklung die Ostseite der Insel, während die westlichen Abhänge der Berge alle kahl sind und vom Wind gefegt werden. Hier dürfte wohl AzoreUa allein vor- herrschen. Die Vegetation erinnert in dem Auftreten der AzoreUa und zugleich der Tussoek bestände sowohl an Kerguelen als auch an Südgeorgien, und auch in der Zusammensetzung der Flora zeigen sich einige Uebereinstimmungen. Von ik-n 31 Gefäßpflanzenarten der Insel kommen folgende 10, also ca. '/* auch auf Kit- uelen vor. 1) Lomaria alpina Spr. 6) Tillaea moschata Hook f. 2) Polypodium austräte Ali 11 . 71 AzoreUa Selago Hook. f. 3) Agrostis antaretica Hook. f. 8) Acaena adscendens Vahl |i Montia fontana L. 9) Callüriche venia L. 5) Ranuncuhis bitematus Hook f. 10) Cotula plumosa Hook. f. Besonders hervorzuheben sind Ranunculus bitematus, Acaena adscendens und AzoreUa Selago, welche von Kerguelen nur bis Macquarie gelangt sind, nicht aber zu den übrigen Inseln des Bezirkes, und von diesen 3 Pflanzen spielen Acaena und AzoreUa in der Vegetationsdecke Kerguelens eine ganz besonders wichtige Rolle. Von den endemischen Arten des ganzen Auckland-Bczirkes sind auf Macquarie im ganzen 9 Arten vertreten, darunter 3 auf die Insel beschränkte Gräser: Deschampsia peniciUata Kikk, Festuca contractu Kirk und Poa Hamätonii Knut. Vielleicht werden dieselben später auch noch auf den I Iauptinseln gefunden. Die Zusammensetzung der artenarmen Flora erweckt den Eindruck, daß ihre Elemente, wenigstens zu einem Teile, vielleicht in postglacialer Zeit, teils aus Neuseeland und von den Hauptinselgruppen Auckland und Campbell, teils von Kerguelen her übertragen worden sind. Allgemein sind ja in der Antarktis Spuren einer früher ausgedehnteren Vergletscherung nach- gewiesen, die sicher auch auf den Macquarie-Inseln geherrscht und den der Vegetation zur Ver- fügung stillenden kaum bedeutend eingeengt haben muH. § 10. Periodische Erscheinungen in der Vegetation des Auckland- Bezirkes. (Jeber die periodischen Erscheinungen in der Vegetation der [nseln des Auckland-Bezirks liegen nur wenige Mitteilungen vor. Die Gehölzformationen setzen sieh aus immergrünen Bäumen und Sträuchern zusammen. Wie lange die Blätter an den Zweigen erhalten bleiben, ob im Holz scharf abgesetzte jährliche Zuwachszonen vorhanden sind, ist nicht untersucht. gr. Journal, Vol. XIX, 1902, p. 11-'. [60 Subantarktische Inseln. j 5 j Die Blütezeit ') der Gehölze fällt in den Südsommer, in die Monate Dezember und Januar (z. B. Metrosideros lucida und Olearia Lyallü), bei einigen beginnt sie auch schon im November, bei anderen dauert sie bis in den Februar. Die Gras- und Staudenformationen können in mancher Beziehung mit den Staudenwiesen, wie sie in den Alpen in einer Meereshöhe von etwa 1800 m vorkommen, verglichen werden. Die großblättrigen Stauden Gentiana lutea und Veratrum album erinnern an die Pleurophyllen. Indessen zeigen unsere Alpengräser keine Tussockbildungen, und die Alpenwiesen sind sommergrün, im Winter mit Schnee bedeckt, während auf den Auckland-Inseln die Gras- und Staudenbestände auch im dortigen Winter infolge der gleichmäßigen Jahrestemperatur im allgemeinen vegetieren, wenn auch in abgeschwächtem Maße. Cockayne ist der einzige Forscher, der bislang die Inseln mitten im Winter besuchte, und aus seinen Darstellungen ist zu ersehen, daß die meisten der Gräser und Stauden ihr Laub nicht einziehen. Cockayne2) sagt speciell von den PleuropAyllum-Ma.tt.en auf der Auckland-Insel, daß diese im Winter einen anderen Anblick darbieten als im Sommer. Einerseits fehlen die auffallenden Blüten, andererseits zeigen einigre wichtige Vertreter einen abweichenden winterlichen Habitus. Die großen Blätter von Pleurophyllum criniferum fehlen, diejenigen von Pleurophyllum speciosum bilden nur kleine Wintern isetten, Bulbinella ist kaum sichtbar, da ihre Winterknospen zwischen den Basen der alten vermodernden Blätter verborgen sitzen. Stilbocarpa polaris und Ligusticum latifolium dagegen haben auch im Winter große grüne Laubmassen. Gentiana cerina bildet glänzend grüne Winterrosetten. Das in den subalpinen Tussockwiesen der Campbell-Insel häufige Pleurophyllum Hookeri hat im Winter abgestorbene Blätter, die um die Knospe in dichter Lage am Boden liegen. Die Hauptvegetationszeit fällt in den Sommer; Dezember und Januar bezeichnen auch für die Wiesenpflanzen die Hauptblütezeit. Da die Niederschläge ziemlich gleichmäßig verteilt sind, so wird der Entwickelungsgang der Vegetation fast nur durch die Wärmezufuhr beeinflußt. VI. Antarktisches Polargebiet § 1. Einleitung'; botanische Erforschung der Antarktis. Innerhalb der subantarktischen Inselzone treffen wir alle Abstufungen von dem milderen, Waldvegetation zulassenden Klima Feuerlands und der Auckland-Inseln bis zu dem ungünstigeren der vereisten Heard-Insel, auf welcher nur noch wenige Phanerogamen zu existieren vermögen. Leider sind die Sandwich-Inseln, auf denen vielleicht ähnliche, wenn nicht noch ungünstigere Ver- hältnisse wie auf der Heard-Insel vorliegen, botanisch noch nicht erforscht. Jedenfalls vermitteln 1) Angaben über die Blütezeiten finden sich in Kirk's Flora von Neuseeland. 2) Cockayne, 1. c. p. 258. IÖI Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. IÖ2 H. SCHEM'K, diese Inseln den Lebergang zu «1< r eigentlichen Antarktis, zu der wir klimatisch und pflanzen- geographisch nicht nur die polaren Festlandsgebiete, sondern auch die vorgelagerten Süd-Shetland- und Süd-Orkney-Inseln rechnen müssen. Nur eine einzige Phanerogame ist bis jetzt aus dem Grenzgebiet der Antarktis bekannt geworden, f. I ). Hook. er1) giebt an, daß ein Amerikaner, Dr. Knaus, auf den Süd-SheÜand- Inseln ein kleines ('.ras, Deschampsia antardica E. Desv. (= Aira antantica I IooiO gefunden hal>e. Diese südlichste Blütenpflanze wurde 1898 von der „Belgica"-Expedition sogar noch weiter südlich, im Palmer Archipel an dem Gerlache-Kanal beobachtet2) und auch von der schwedischen Südpolar-Expedition 1002 im Orleans-Kanal gefunden'). Im übrigen sind bis jetzt nur niedere Pflanzen, Flechten, Laubmoose, Lebermoose und einige Land- und Süßwasseralgen, sowie Meeresalgen aus der Antarktis bekannt geworden. Die Existenzbedingungen der Pflanzenwelt gestalten sich im hohen Süden außerordentlich ungünstig. Das Klima der Antarktis läßt Vegetation höherer Pflanzen nicht mehr zu. Eine Zusammenstellung seiner Elemente, welche im folgenden Abschnitt gegeben ist, hat daher für die Pflanzengeographie nicht nur allgemeines, sondern hier mit Rücksicht auf den Vergleich mit den Verhältnissen der subantarktischen Inselzone auch besonderes Interesse Das innerhalb des südlichen Polarkreises liegende Gebiet ist zum weitaus größten Teile von einer immensen Eiskappe bedeckt, in welche nur das im Sommer offene Rossmeer südlich von Neuseeland und das Weddellmeer südlich von Südgeorgien weit hineingreifen. Diese Eis- decke lagert, wie aus allen Anzeichen und Beobachtungen, besonders auch aus den klimatischen Verhältnissen zu schließen ist, einem ausgedehnten antarktischen Kontinent4) auf. von welchem bis jetzt nur einzelne Küstenstrecken aufgeschlossen sind. Ringsum ist dieser große Kontinent, welcher, auf die Nordhemisphäre übertragen, bis an die Nordküste von Island und bis in die Beringstraße reichen würde, vom Ücean umgeben, während umgekehrt im Norden ein centrales polares Eismeer rings von Kontinenten und Inseln um- schlossen wird. Lieser Gegensatz in der Verteilung von Wasser und Land zwischen Nord- und Südpolargebiet bedingt in erster Linie die bedeutenden klimatischen Unterschiedi', die ihrerseits wieder die Unterschiede in der Beschaffenheit der Vegetation verursachen. Trotz der Bedeckung des Landes mit ewigem Eis und Schnee giebt es aber an der Küste manche schneefreie Stellen, steile Felswände oder Geröllhalden, an denen Moose. Flechten und Landalgen sich erhalten können. In allen drei Gebieten, in denen die Südpolar-Expeditionen der letzten Jahre Forschungen anstellten, in Victorialand, am Gaußberg und in der Westantarktis sind ,m solchen schneefreien Stellen kryptogame Gewächse beobachtet und gesammelt worden, welche hervorragendes Interesse bieten und erwarten lassen, daß auch noch an zahlreichen anderen Punkten von zukünftigen Expeditionen niedere Landpflanzen aufgefunden werden. ). I). Hooker war der erste, dem wir die Kenntnis einer Kryptogamenflora aus der Antarktis verdanken. Er besuchte während der Expedition von Sir James Clark Ross im 1) J. D. II -ii, 1 Li! antarctii 1, Vol. 11, p. 215. 2) |. Cai ditioo antaretique Helge. Resultats du voyage du S. Y. „] \Sn; 1899 sous commandement de A. DE ' il 1.1 \' m , Botanii ; '. p. I ~ ■ 3) J. G. Andersson iiml K. Skottsberg, in: O. Nordenskjöld, Antarctic, Berlin 1904, Bd. 11, S. 120. I V*ergl. J- Murray, The scientific advantages of an antarctic expedition Proceedings o( the Royal Soderj oi London, VoL l.XII, 1898, p. 427. [62 Subantarktische Inseln. 163 Januar 1843 die kleine Cockburn-Insel an der Ostküste der vor Louis Philippe-Land gelegenen James Ross-Insel und sammelte dort einige, später in der Flora antarctica beschriebene Algen, Flechten und Moose. Die umfangreichste Sammlung antarktischer Kryptogamen brachte die belgische Südpolar- Expedition Januar und Februar 1898 an den Küsten der von ihr entdeckten Belgica- oder Gerlache-Straße zusammen. Aus der bereits vorliegenden Bearbeitung ergeben sich sehr wert- volle Momente für die Beurteilung der Zusammensetzung und Herkunft der antarktischen Flora. Auch die von C. E. Borchgrevtnk 1898 — 1900 in Victorialand gesammelten wenigen Moose, Flechten und Algen sind bereits publiziert. Es steht zu erwarten, daß die Bearbeitung der von der deutschen, der englischen, der schwedischen, der schottischen und der französischen Südpolar-Expedition angelegten botanischen Sammlungen uns weitere wertvolle Beiträge zur Flora antarctica in den nächsten Jahren bringen werden. Immerhin wird aber das schon vorliegende Material aus den 3 oben genannten Gebieten genügen, um einige auch für die Pflanzengeographie der subantarktischen Inseln wichtige Folge- ningen zu ziehen. Die deutsche Expedition1) unter Leitung von E. v. Drygalski, 1901 — 1903, auf dem Schiffe „Gauß", entdeckte die Kaiser Wilhelm II.-Küste, an welcher sich als teilweise schneefreie Basaltkuppe von 366 m Höhe der merkwürdige Gaußberg erhebt. Ein Moos in dichten Polstern, einige Flechten und Algen sind alles, was an Vegetation an dieser exponierten Lokalität sich vorfand. Die englische Expedition2) unter Leitung von Robert F. Scotj auf der „Discovery" ver- weilte in Süd-Victorialand 2 Jahre lang von Februar 1902 an und traf am 1. April 1904 auf Neuseeland wieder ein. Die Kryptogamenliste von Yictorialand dürfte durch sie eine bedeutende Bereicherung erfahren. Der schwedischen Expedition :i) unter Leitung von Otto Nordenskjöld 1902 — 1903 ver- danken wir die Festlegung des Kartenbildes des Gebietes südlich von Feuerland, welches von Norpknskjöld als Westantarktis im Gegensatz zur Ostantarktis (Viktorialand, Wilkesland) be- zeichnet wird. Obwohl das Schiff „Antarctic" mit einem Teil der Sammlungen im Eise unter- ging, so wurde doch ein ungemein reichhaltiges wissenschaftliches Material von dieser Expedition aus dem Orleans-Kanal und von den Inseln und Küsten des Louis Philippe-Landes heimgebracht. Die schottische Expedition1), unter Leitung von William S. Brück auf der „Scotia" er- forschte 1903 — 1904 das Weddellmeer und die Süd-Orkney-Inseln. Die gesamte Landvegetation dieser Inseln besteht nach dem Bericht des Botanikers der Expedition, R. N. Rudmose Brown, nur aus 3 Laubmoosen, 1 Lebermoos und wenigstens 6 Arten Flechten. Ferner fand sich eine rote Schneealge vor, die jedenfalls identisch ist mit Haematococcus nivalis, denn diese Art wurde i) a) Die Deutsche Südpolar-Expedition auf dem Schiffe „Gauß". Veröffentlichungen des Instituts für Meereskunde und des geographischen Instituts an der Universität Berlin, Heft 5, Oktober 1003. — b) E. v. Drygalski, Zum Kontinent des eisigen Südens, Berlin 1904, S. 295. 2) The antarctic Expedition. Geographical Journal, Vol. XXI, 1903, p. 655. Vergl. auch die Karte in PETERaMANN's Geogr. Mitt., 1904, Taf. XVI. 3) O. NORDENSKJÖLD, J. G. AnDERSSON, C. A. Tarsen, C. Skottsberg, Antarctic. Zwei Jahre in Schnee und Eis am Südpol, Berlin 1904. Dem Werke sind 2 Karten der Westantarktis beigegeben. 41 First antarctic voyage of the „Scotia". II. Scientific Reports. The Scottish Geographical Magazine, Vol. XX, 1904, März. Vergl. auch Petermann's Geogr. Mitt., 1904, S. 5; u. 79. 163 164 H. SCHENCK, ii von f. G. Andersson1), dem Geologen der schwedischen Expedition, an der Hoffnungs- bucht im Antarctic Sund auf Louis Philippe-Land Dezember [902 festgestellt und dürfte also eine weitere Verbreitung im Südpolargebiet aufweisen. Die von den South Orkneys mitgebrachten Meeresalgen1) umfassen 12 Arten, unter denen 4 neu sind, nämlich Monostroma endiviaefolium, Lessonia grandi/olia, Pteridiwn proli/erum und Leptosarca simpkx. Die Süd-Orkney-Inseln, die sieh nach dem geologischen Bericht von J. H. H. I'ikik aus alten sedimentären Gesteinen (Grauwacke, Konglomerate) aufbauen, sind größtenteils mit Kis be- deckt und daher trotz ihrer vorgeschobenen Lage /wischen dem 61" und 6o° S. Br. klimatisch und pflanzengeographisch zur eigentlichen Antarktis zu rechnen. Weddeli, welcher die Laurie- [nsel der Gruppe 1823 besuchte, hat berichtet, daß auf ihr ('.ras in Form von kurzen R;isen vorkomme; indessen konnte die schottische Expedition keine Spur desselben finden. Wahr- scheinlich liegt eine Verwechslung mit graugrünen Strauchflechten vor, wie Brown vermutet Immerhin ist es nicht unmöglich, daß zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch Gras (vielleicht Deschampsia antareticä) auf der Inselgruppe existierte, später aber infolge zunehmender Vereisung zu Grunde ging. Die durch den Bransfield-Sund von dem westantarktischen Festland getrennten Süd- Shetland- Inseln, zwischen 61" und 63" S. Br. gelegen, bilden eine von SYV. nach NO. -.■richtete Hauptreihe von Inseln, die sich meist zu hohen Schneebergen mit bis zum Meere herabreichenden Gletschern erheben. Der Hauptreihe südlich vorgelagert liegen die beiden vulkanischen Inseln Bridgman und Deception; letztere eine der größten Kraterinseln der Erde. Die Inseln sind größtenteils mit Schnee und Eis bedeckt. Nur wenige steile Felsen und Geröll- felder bleiben frei und bieten Standorte für eine aus Moosen und Flechten bestehende Vegetation. Larsen8) fand im antarktischen Sommer 1894 am südlichen Teil der Green wich-lnsel an einigen Stellen Moose. Nach seinen Angaben1) liegt die Schneegrenze auf diesen Inseln in ca. 30 m Meereshöhe während sie in der Breite der Joinville-Insel und am König Oscar II.-Land auf unge- fähr Meereshöhe hinabsinkt. Auch auf der Bridgman-Insel und auf der Deception-Insel6) ist etwas Vegetation beobachtet worden. Nordenskjöld's Expedition") landete an der Nelson-Insel Januar 1902 und fand dort an schroffen Porphyritfelsen nur grüne Moospolster und ziemlich üppige Flechten, während jede Spur von Gras fehlte. Von der erst kürzlich, im März 1905, zurückgekehrten Expedition Charcot's, auf dem iitie „Francais", welche in dem Palmer-Archipel und der Gerlache-Straße Forschungen anstellte, liegen nur vorläufige Berichte vor7). § 1. Klima der Antarktis. Ueber das Klima der Randgebiete des -rollen antarktischen, mit Eis bedeckten Landes haßen wir erst durch die neuesten Südpolar-Expeditionen eingehende Kenntnis erhalten. 11 |. G. Andersson, in: O. Noi M n i [öld, Antarctic, Bd. II. S. 137. and I S Gepp, Antarctic Algae. Journal of botany, Vol. XI. III. 1905, p. 10; u. p. 162. — Ref. in bot Centralbl., Bd. Xi V 111, [905, S [ohannes 1 Reisen fason" und dei „Hertha" in das antarktische Meei 1893/94 Mitteil. der Gi llschaft Hamburg, 1X95. |, 1 1 ... 1 s. 273. 5) J. D. Hooker, Flora ml in tii . Vol 1 1, p. 21 i. 6) O. Nordenskjöld, Antarctic, Bd. I. S j) Petermann, Geogr. Mitt.il. 1905, S 144. 1 o | Subantarktische Inseln. I6.S Die erste meteorologische Jahresreihe aus dem Südpolargebiet verdanken wir dem Meteoro- logen H. Arctowski der belgischen Expedition1 Die „Belgica" lag ein ganzes Jahr im Eise eingeschlossen, vom März 1898 bis Februar 189g, unter 690 38' bis 710 36' S. Br. und 8on 30' bis 960 40' W. L. Sodann folgten die Beobachtungen von C. E. Borchgrevink2), welcher in Victorialand am Cap Adare, 710 18' S. Br., ein Jahr, vom Februar 1899 bis März 1900 zubrachte. Von der britischen antarktischen Expedition unter Leitung von R. F. Scott auf der „Discovery", deren Station in Victorialand, ca. 35 km von Mount Erebus entfernt, unter der hohen Breite von 77° 49', vom Februar 1902 an 2 Jahre hindurch sich befand, sind die Ergebnisse der Beobachtungen während des ersten Jahres publiziert3). Die vierte Beobachtungsreihe liegt vor von der Kaiser Wilhelm II.-Küste, vor welcher die deutsche Südpolar-Expedition4) auf dem Schiffe „Gauß" unter Leitung von Dr. Erich v. Dry- GALSki ein Jahr lang, vom 22. Februar 1902 bis 8. Februar 1903, unter 66° 2' S. Br. und 890 48' O. L. im Scholleneise ihre Station innehatte. Die schwedische Südpolar-Expedition unter Leitung von Dr. Otto Nordenskjöld, welche die Küsten der Westantarktis erforschte, errichtete auf Snow Hill-Insel, 640 22' S. Br. und 570 W. L. ihre Station, auf welcher von März 1902 bis Oktober 1903, 20 Monate lang, meteoro- logische Beobachtungen angestellt wurden, deren vorläufige Berechnungen G. Bodman5) ver- öffentlichte. Von der Laurie-Insel der Süd-Orkney-Gruppe, ca. 61" S. Br. und 44V20 W. L, verdanken wir eine Beobachtungsserie von April bis Oktober [903 dem Meteorologen Mossman der schottischen antarktischen Expedition6), welche unter Leitung von William S. Bruce das Weddell- meer als Forschungsgebiet gewählt hatte Diese 6 Stationen bilden einen Kranz rings um den Rand der großen südpolaren Eis- kappe, und ihre Ergebnisse gestatten bereits, die wichtigsten Züge des antarktischen Klimas zu erkennen, auf welche A. Supan7) zunächst auf Grund der Beobachtungen Arctowski's und Borchgrevink's und fernerhin auch der übrigen Expeditionen hingewiesen hat. Von größter Wichtigkeit für die Beurteilung der Existenzbedingungen, welche Land- pflanzen an den wenigen schnee- oder eisfreien Stellen des antarktischen Landes vorfinden, sind die Temperat urverhältnisse, über welche die beistehende Zusammenstellung der von den obigen 6 Stationen erhaltenen Werte Aufschluß gießt. Zum Vergleich sind die Daten einer im hohen Norden gelegenen Station, Teplitz-Bai in Kronprinz Rudolf-Land, beigefügt. 1) IL ARCTOWSKI, Das antarktische Klima. In: F. A.Cook, Die erste Südpolarnacht 1898 — 1899. Deutsch von A. Weber, Kempten 1903, S. 372. — A. Sutan, Die erste meteorologische Jahresreihe aus dem Südpolargebiet. Meteorol. Zeitschr., 1900, S. 220. Ferner J. Hann, Meteorol. Zeitschr., 1899, S.475, u. 1900, S. 521. — Die definitiven Berechnungen citiert in Meteorol. Zeitschr., 1004. S. 438. 2) J. Hann, Die meteorol. und erdmagnetischen Ergebnisse der antarktischen Expedition des Jahres 1899/ 1900. Meteorol. Zeitschr., 1900, S. 519. — Vergl. auch F. Mevitjs, Petermann's Geogr. Mitteil., 1900, S. 239. 3) J. Hann, Meteorolog. Ergebnisse der britischen antarktischen Expedition. Meteorol. Zeitschr., 1903, S. 2-4. 4) Hans GäZERT, Meteorol. Bericht. In : Deutsche Südpolar-Expedition auf dem Schiffe „Gauß" unter Leitung von E. V. Drv- galski ; Veröffentl. des Instituts für Meereskunde etc., Heft 5, S. 101, Berlin 1903. — Vergl. ferner Referat von A. Supan, Peter- MANN's Geogr. Mitteilungen, 1903, S. 275. 5) GöSTA BoDMAN, Meteorologische Ergebnisse der schwedischen Südpolar-Expedition. Petermann's Geogr. Mitt., 1904, S. 117. 6) Referat von A. Supan in Petermann's Geogr. Mitt., 1904, S. 79. 7) A. Supan, Das antarktische Klima. Verhandlungen des 13. deutschen Geographentages zu Breslau 1901, Berlin 1901, S. 41. — Ferner A. Supan, Die wissenschaftl. Arbeiten der deutschen Südpolar-Expedition. Petermann's Geogr. Mitt., 1903, S. 275. 165 i66 H. SCHENCK, B elgica 69" 38' bis 71" 36' S. Br., 8o° 30' bis 960 40' W. L. Nach ARCTOWSK] (Met. /.eitsclir., 1904,8.439, definitive Berechnungen) C a p A d a r e 71° 18' S. Br. und 1700 10' O. L. Nach BORCHGREVINK (Met. Zeitschr., 1900, S. 519) Victoria La nd bei M t. Erebus 77° 49' S. Br. und 1660 0. L. Nach R.OTOS (Met. Zeitschr., 1903,8. 274) Kaiser Wilhelm 1 I.- Küste bei Gaußberg 66° 2' S. Br. u.89048'O. L. Nach Gazert (Deutsche Südpolar-Exped., 1. c. S. 107) Zeit der Beobachtungen März [898 bis Mär/ 1 Febr. 1899 bis Febr. 1900 Febr. 1 902 bis Januar 1 903 22. Febr. 1902 bis 8. Febr. 1903 . Temperatur Temperatur Temperatur Temperatur Mittel Absolute Extreme Mittel Absolute Extreme Mittel Absolute Extreme Mittel Absolute Extreme März — 8,9 —0,6 — 20,3 — 7,9 - 0,5 — '9,2 — 13,7 — 2,5 — 26,1 — 8,4 — — April —11,8 — 0,6 —26,5 — 12,1 — 1,1 —23,3 —21,9 -6,9 —35-3 -15,6 — — Mai - 6,5 +0,8 —25,2 —20,3 — 4,9 -35,' —24,9 — 7,2 —39,7 — 13,6 — — Juni -'5,5 0,0 —3 ',2 —24,3 — 9,9 -37,8 — 26,9 — 10,6 —43,9 —17.4 — — Juli -23,7 —1,1 —37,i — 22,6 — 4,6 —39,9 — 22,6 - 9,4 -38,9 — 18,0 — — August -",3 +0,3 —29,8 —25,2 — 7,3 -4i,7 —27.3 — ■4,4 -45,8 —21,8 — —40,8 September — 18,6 +0,9 -43." — 244 -IM -37,8 —26,1 — 'M -42.5 — ir.<> — — i iktober - 7,8 +0,8 —26,3 — 18,8 - 6,9 —37.5 —22,8 — I 1,2 — 41.0 — 12,9 — — November - 6,9 + 1,0 —21,4 — 7,9 4- 7,6 — 20,0 — 11,0 — 2,3 -17,8 - 6,7 — — Dezember — 2,3 + 2,5 -■4,8 — 0,1 + 5,7 - 6.4 - 4,8 4- 3-9 — >5,4 — 1,0 — — [anuar — 1,2 4-1,8 - 8,4 4- 0,6 4- 9-4 - 5-3 — 3,9 4- 3,9 — '3.3 — 0,8 +3.5 — Februar - 1,1 4-i,i - 9,8 (- 2,2) — — 9,° 1,6 — 18,2 — 3,5 — — Jahr — 9,6 | +2,5 —43,' -13,8 j 4- 9,4 -41-7 -17,8 : 4- 3,9 -45.8 --,5 4-3.5 40.S Snow Hill-Insel, Graham- land 640 22' S. Br. u. 57° W. L. Nach G. BODMAN (PETERMANN'sGeogr.Mitt, 1904,8. 1 17 vorlaufige Berechnungen) Laurie- Insel, Süd-Orkney- Gruppe ca. 61" 8. Br. und 44'/,° W. 1.. Nach Mossman (PETERMANN'sGeogr.Mitt., 1904,8.80) Kronprinz Rudolf- Land, T e p 1 i t z - B a i 81° 47,5' N. Br. und 38° 4' 0. L. Expedition des Prinzen I.rn.i AMADEO di Savoia (Met. Zeitschr., 1903, S. 238) Zeit der Beobachtungen März 1902 bis (iktober 1903 April bis Oktober 1903 1899/1900 Temperatur Temperatur Temperatur Mittel Absolute Extreme Mittel Absolute Extreme Mittel Absolute Extreme M.LI/ — 10,4 4-7,8 -20,5 — — — — 29,0 19,4 -43.8 April -13.8 4 7.9 —28,2 - 6,3 4-2,3 —22,3 — «9.i - 3,5 -35.5 Mai — 18,2 4 7,2 —30.7 - 8,3 4-7.8 -26,5 - 9,6 — 1,0 — 19,0 Juni — 19,7 4 4,2 -35,8 —12,5 4-5,3 —3'.' — ',3 4- 4,3 — 8,0 Juli — 20,9 4 4,' -34,8 - 8,4 + 1,2 -25,4 4- 2,3 4- 12,0 — 3.0 August — 19,4 4 9,3 —41,4 — 7.3 4-3,3 -26,3 + (0,9) 4- 9.o — 9.0 September -'5,7 4-7,6 —34.9 -10,3 i M — 3'-' — 5-3 4- 6,0 — 19,0 Oktulirl — 9,4 + 7,' -25.7 - 2,8 4 5,6 —22,8 — 17,0 — [,3 —3C5 November — 8,1 1 6,4 — 17,0 — — — —18,8 — M —28,0 1 li " ruber — 2,0 4 3,o - 9,8 — — — —17,8 — 2,0 56.5 Januar — 0,9 H 5.6 — 5.7 — — — —'9.9 — 2,4 -38,5 1 ■ l>ruar — 3.5 i 2,9 — 14,5 — — — —29.7 —18,4 — 44-' ' Jaln n,8 +0.1 —41.4 — '3.7 | 12,0 -44.0 Aus der Tabelle ergiebt sich, daß im hohen Süden wesentlich ungünstigen- thermische Verhältnisse herrschen als in der subantarktischen Inselzone, und diesen entspricht die immense Eisdecke des antarktischen Landes. Die mittlere Jahrestemperatur und besonders die Winter- 166 Subantarktische Inseln. 167 temperaturen sind ganz bedeutend niedriger als z. B. auf Kerguelen mit seiner gleichmäßigen oceanischen Temperaturkurve. Kaiser Wilhelm II. -Küste Kerguelen 66° S. Br. 49« S. Br. Winter — 19, Sommer — I,i Jahr — [1,1 + 2,o° + 6,4" + 4,2° Die niedrigen Wintertemperaturen und auch die tiefen absoluten Minima, z. B. — 45,8° im südlichsten Victorialand, wo sogar einmal bei Mount Erebus — 52,2° beobachtet wurde, ent- sprechen den nordpolaren Verhältnissen, wohingegen ein wesentlicher Unterschied zwischen Süd und Nord in der Temperatur des Sommers und des Herbstes hervortritt. Ein ausnehmend kalter Sommer und Herbst ist in hervorragendem Grade charakteristisch für die hohen südlichen Breiten. Teplitz-Bai unter 81" 47' N. Br. hat ein Sommermittel von 4*0,63°, Victorialand unter 77" 49' S. Br., also noch 4 Breitengrade weiter vom Pol, aber —5,9°. Daher haben wir, wie Supan hervorhebt, den absoluten Kältepol der Erde in der Antarktis zu erwarten. Diese großen Unterschiede in den Temperaturen des Sommers bedingen naturgemäß in erster Linie die Unterschiede in der Vegetation. Im höchsten Norden treffen wir noch eine relativ reiche Gefäßpflanzenvegetation an, dir für ihre Entwickelung die kurze Sommerzeit aus- nutzen kann. Noch unter 80" N. Br., auf Grinell-Land, sind 69 Arten Blütenpflanzen gefunden worden1), während im Süden polwärts von 650 jegliche Gefäßpflanzenvegetation fehlt und nur noch Moose, Flechten und Algen ihr Dasein fristen können, denn ein Blick auf obige Tabelle zeigt, daß im hohen Süden die mittleren Temperaturen aller Monate unter o" bleiben, daß fast in allen tiefe Minima eintreten und daß die gelegentlichen Maxima im Sommer nur geringe sind. Nur an wenigen Tagen erhebt sich die Temperatur über o°. Die höchsten Maxima weist die Station auf Snow Hill-Insel auf, aber auch hier waren die hohen Grade nur Ausnahmen. Von der Kaiser Wilhelm II. Küste sagt Gazert2): „Der wärmste Monat war der Januar mit nur — o,8°. Als absolutes Maximum beobachteten wir am 2. Januar +3,5°. Das Tagesmittel erhob sich über o° am 29. Dezember, 2. bis 5. Januar und 10. bis 14. Januar. Das höchste Tagesmittel weist der 11. Januar mit -\- 1,2" auf. Diese Werte werden wohl noch eine Korrektion erfahren, da die Hütte nach Vergleichen mit Assmann's Aspirationspsychrometer Werte ergab, die sich wohl als zu hoch erweisen dürften." Von Wichtigkeit für die Existenzbedingungen der Kryptogamenvegetation dürften die Be- obachtungen der schwedischen Station auf Snow Hill-Insel betreffs der Bodentemperaturen an einer permanent schneefreien Stelle sein, insofern aus ihnen hervorgeht, daß die Insolation im Sommer eine große ist und den Boden bis 5 dm aufzutauen vermag. In 2 Monaten, Januar und Februar, erlangte der Boden in einer Tiefe von 3 dm eine mittlere Temperatur über den Gefrierpunkt, nämlich 4- 1,6 bezw. +0,5", und auch sogar in der Tiefe von 5 dm ist die Sommer- temperatur von ■ — o,8° bedeutend höher als die entsprechende Lufttemperatur von — 2,1°. Windverhältnisse: Aus den bisherigen Beobachtungen ergiebt sich in Bezug auf die 1) Dr. G. Andersson, Zur Pflanzengeographie der Arktis. Geographische Zeitschr., Bd. VIII, 1901. 2) H. Gazert, 1. c. S. 109. 167 i68 H. SCHENCK, Winde'), daß über dem antarktischen Polarland ein I Im In 1 ruckgebiet mit einer permanenten inneqjolaren Anticyklone liegt, welche eine jahreszeitliche Verschiebung, im Winter weiter nach der östlichen Halbkugel zu, entsprechend der dort befindlichen Hauptmasse des Festlandes, erleidet. Während in der antarktischen Inselzone (40 — 6o° S. Br.) Westwinde und Weststürme und niederer l'.an »meterstand charakteristisch sind, nach den Beobachtungen der „Valdivia" südlich von Ker- guelen im Sommer bis 5*>'/J', weiter südlich alsdann eine Kalmenzone mit flauen, veränderlichen Winden folgt, herrschen dagegen an den Randstationen des antarktischen Landgebietes östliche. südöstliche und südliche, also polare Winde vor, welche aus der Anticyklone über dem Inlandeis abfließen*). Wie übereinstimmend aus den Beobachtungen hei Cap Adare, Mount Erebus und Gaußberg hervorgeht, sind die östlichen und südöstlichen Winde nicht nur das ganze Jahr hindurch vorherrschend, sondern treten auch häufig als überaus heftige und langandauernde Stürme" mit massenhaftem Schneetreiben auf. Die Station der „Belgica" zeigte im Sommer Vor- herrschen der polaren Winde, im Winter dagegen der westlichen, nordwestlichen und nördlichen Winde, was sich aus der Verschiebung der Anticyklone erklärt. Auf der schwedischen Station an der Küste von Grahamland wehten die Winde meist aus S. bis WSW., durchschnittlich an I Tagen in der Woche; weit weniger häufig waren solche aus NNO. bis O., letztere relativ lau. erstere als eisige Stürme. Die polaren Winde überwiegen also auch hier, ihre andere Richtung erklärt sich nach Supan 3) dadurch, daß die barometrische Depression nicht im N., sondern im O. (Weddellmeer) liege. Niederschläge: Die Messung der Niederschläge, die in Form von Schnee fallen, er- schien bei der Heftigkeit der Winde auf den Stationen kaum durchführbar. Nur sehr selten trat Regen ein. Wie aus der folgenden Tabelle der „Belgica" hervorgeht, herrschen ziemlich gleichartige Verhältnisse im Laufe des Jahres. „Belgica" 69°38'bis ;i°36' S. Br. Zahl der Tage Niederschlag Stunden mit Schnee mit Regen Herbst Winter 1' ruhling Sommer 67 5 60 1 69 3 64 1 1 462 529 565 Jahi 260 20 2022 BoDMAN teilt mit, daß auch auf der schwedischen Station Snow Hill-Insel die Nieder- si hlagstage ziemlich gleichmäßig verteilt im Jahre waren. Regen sei vereinzelt vorgekommen, aber keineswegs nur während der wärmeren Jahreszeit, sondern auch im März, April, Mai. Am Gaußberg wurde feiner Sprühregen, meist vermischt mit Schnee, mehrfach Ende Dezember und Anfang |anuar beobachtet. Die wenigen Regentage mögen immerhin von Bedeutung für die vegetative Thätigkeit der Moose. Flechten und Al-en sein. Luftfeuchtigkeit: Gazert bemerkt für die Station Keim Gaußberg, daß die relative Feuchtigkeit gewöhnlich zwischen ;<> und 80 Proz. schwankte. Sie sank gewöhnlich bei Beginn 1) A Sm tr, Das antarktische Klima. I. c. s. 49, und l'i [-ermann 's Geogr. Mitteil 03, S. 274; fernei 11. 1 1 \ ert, I. c. S. 1 15. 2) Die Rauchsäule des 3X00 m hohen Mount Erebus zeigte dagegen als Windfahne füi die oberen Luftströmungen fast stets südwestliche odei westliche Richtung. j) A. Supan, Petermann's Geogr. Mitteil., 1904, S. 31. [68 Subantarktische Inseln. 169 von Stürmen, um noch während derselben auf 80 bis 100 Proz. anzusteigen. An sonnigen Sommertagen sank sie zur Zeit des Temperaturmaximums öfter auf 50 Proz. Diese Kombination der höheren Temperatur mit großer Trockenheit muß auf die Vege- tation ganz besonders ungünstig wirken. Die Gruppen der schnee- und eisbedeckten Süd-Shetland- und Süd-Orkney -Inseln, zwischen 60 und 65" S. Br. gelegen, müssen in Bezug auf Temperaturverhältnisse und Vege- tationsbeschaffenheit noch zu den Küstenländern des antarktischen Landes gerechnet werden. Von der ersteren Gruppe liegen zwar noch keine zusammenhängenden Beobachtungen vor. Die wissen- schaftliche Expedition von Forster ließ 1829 auf der Deception-Insel (630 S. Br.) ein Minimum- thermometer zurück, das, von Kapitän Smiley 1842 wiedergefunden, als absolutes Minimum der 13 Jahre — 20" C zeigte1). Die in der Tabelle S. 166 mitgeteilten Beobachtungen der schottischen Expedition auf der Laurie-Insel, welche späterhin noch Fortsetzung erfahren werden, ergeben naturgemäß etwas höhere Monatsmittel als auf Snow Hill-Insel; dieselben bleiben aber vom April bis Oktober sämtlich unter o". Im Vergleich zu Südgeorgien (S. 85) treffen wir also wesentlich andere Verhältnisse an. Die Süd-Orkney-Inseln liegen zwischen den Zonen der äqua- torialen und polaren Luftströmungen, und zwar überwiegen die ersteren etwas über die letzteren. Nach Suran2) erklärt sich aus der unregelmäßigen Verschiebung der Grenze beider Zonen die sprungweise Aenderung der mittleren Monatstemperaturen. § 3. Flora der Antarktis. Die bis jetzt publizierten Bearbeitungen der Kryptogamen aus der Antarktis erstrecken sich, wie oben erwähnt, auf die HoOKER'sche Sammlung von der Cockburn-Insel, auf die Borch- GREVTNK'schen Pflanzen aus Victorialand und auf die reichhaltigen Sammlungen der belgischen Südpolar-Expedition aus dem Gerlache-Kanal. 1. Flora der Cockburn-Insel. Aus J. D. Hooker's „Flora antarctica" und der „Botany of Kerguelen", in welcher sich einige Hinweise finden, zusammengestellt. Verbreitung Muse i. ■ • Didymodon? glacialis Hook. f. et Wils. Endemisch 2. Tortula laevipila Bruch ei SCHIMP. Falkland; Europa 3. Tortula gracilis Bruch et Shimp. Europa 4. lii -vii m argenteum I.inn. Falkland; weit verbreitet 5- Bryutn antareticum II c. f. et Wils. Endemisch I. ich e nes. 6. Physda stellaris Ach. Weit verbreitet 7- Lecanora (Placodium) chrysoleuca Ach var. ß Europa; die var. ß auf Cockburn-Insel; var. ;• lignicola Dult oni Hook. f. H01 'K. f. Feuerland 8. Lecanora (Placodium) Babingtoni Hook. f. et Tavl. Endemisch 1) J. Hann, Zeitschr. d. Oesterr. meteorol. Gesellsch., Bd. I. 1866, p. 44. 2) A. Supan, Petermann's Geogr. Mitteil., 1904, S. 79. 169 Deutsche Tiefsee-Expeditiou 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 1 7' ' II. SrHF.NCK. Verbreitung ■i. / Placodium) murorum A< B, Feuerland, Falkland, var. ß farcta = L. elegant Arn. auf Kerguelen IO. lecanora (Placodium) miniata Arn. Falkland ; weit verbreitet 1 1. Pertusaria prrrimosa Xyl. (== Pcrtusoria communis DC, Flora Feuerland, Kerguelen am., p. 540) 12. Vcrrucaria nmbrina ACH. Europa 13. ColUma criipum A< 11. Europa M eeresalgen. 14. Scytothalia Jacquinotii Mont. Deception-Insel der Süd-Shetlands ; Grahamsland 630 S. Br. im Ocean ■ 5- Desmarestia aeuleata I.vm.i:. var. media ' 1 1 Nördl. temperierte und arktische Meere, Kerguelen 16. Adenocystis Lessoni Hook. f. et IIakv. Feuerland, Falkland, Kerguelen, Auckland, Campbell \~ . Lessoma fuscescens Rory Chili, Feuerland, Falkland, Auckland, Campbell. (In „Bo of Kerguelen" von Cockburn-Insel angegeben, nicht in „Flora antarctica" erwähnt!) 18. Gigartina Radula ESP. (= Tridaea Radula BORY) Feuerland , Falkland , Kerguelen , Capland , Neuseeland, Auckland, Campbell, California Landalgen. 19. Oscillatoria autnmnalis Agarbh Falkland, Europa 21). Microcoleui repens Hakvev Europa 21. i l.h.iin. (= Prasiola crisp,i Menegh.) Falkland ; weit verbreitet J. D. Hooker besuchte die Cockburn-Insel, welche größtenteils vulkanischen Ursprunges ist und sich zu 830 m Höhe erheben soll, im Januar 1843, während der antarktischen Expedition von Sir James Clark Ross, in dessen Reisewerk er über die Vegetation der Insel berichtet1). Von den 5 Moosen scheinen 2 Arten, von den 8 Flechten eine Art und eine Varietät der Insel eigentümlich zu sein. Die übrigen Arten kehren zum Teil in der subantarktischen Zone wieder, zum Teil sind sie weiter verbreitet und auch im Norden vorhanden. Die Moose wachsen in Felsspalten und sind excessiv winzig. Nur Bryum antarcticum hatte junge Sporogone, die übrigen waren steril. Sämtliche Moose waren auf Standorte nörd- licher Exposition beschränkt und hart in den Boden eingefroren. Die auffallendste Land- kryptogame ist Lecanora miniata Ach., welche massenhaft und weithin sichtbar die Klippen mit ihren gelben Krusten überzieht. Diese weitverbreitete Flechte ist überhaupt an den Küsten der sul »antarktischen Inseln eine sehr häufige Erscheinung, wurde aber von I Iooker nirgends anderswo in solcher Menge wie auf Cockburn angetroffen, wo die Pinguinbrutplätze ihr günstige Er- nährungsbedingungen zu bieten scheinen. Die übrigen Krustenflechten waren klein oder unscheinbar. Die Gallertflechte, Collema crispum .V n., fand sich am Rande einer Wasserpfütze Unter den Eandalgen erscheint Prasiola crisfia Menegh. bemerkenswert als häufiges und auffallendes Gewächs. Wie Lecanora miniata ist sie im Süden verbreitet, namentlich an Stellen, z. B. Brutplätzen der Vögel, wo organische Substanzen sich vorfinden. Die häutigen, hellgrünen, kaum ' 4 /oll hohen Plänzchen vegetieren in groller Menge dicht zusammengedrängt. Die beiden blaugrünen Algen wachsen auf dem Boden an feuchten Stellen. Oberhalb der Felsenriffe, mit denen die Insel bis 460 m Höhe umgürtet ist, traf Hooker keine Vegetation mehr an. Die Flechten stiegen am höchsten, hast sämtliche Moose und 11 J. O Hooker, in: r • . \ voyage ol discoverj and research in the southern and antaretie regions [839 i.i. Vol. II, iK 47, p, * (6 170 Subantarktische Inseln. , - . Flechten erschienen auf einen steilen steinigen Abhang, dessen Boden tief gefroren war, beschränkt. An dem Tage, an welchem Hooker die Insel besuchte, war der Boden nur oberflächlich durch die Sonnenstrahlen etwas aufgetaut. Die Pflanzen sind also an einen fast ständig gefrorenen Boden gebunden, und nur an einigen wenigen Tagen des Jahres während des Sommers können sie vegetieren. Bei Sonnen- schein giebt das schwarze vulkanische Gestein rasch seine Feuchtigkeit ab; Lecanora und Ulva trocknen dann derart aus, daß sie in Stücke zerbröckeln, wenn man sie entfernen will. Hooker bemerkt, daß die Luft während seines Aufenthaltes auf der Insel excessiv trocken gewesen sei. Selbst im Sommer sind also die Existenzbedingungen der kümmerlichen Vegetation sehr un- günstig und für Gefäßpflanzen durchaus ungeeignet 2. Flora von Victorialand. Von der Vegetation des Victorialandes war bis zu den Forschungsreisen C. E. Borui- greyink's und der britischen „Discovery"-Expedition nichts bekannt. C E. Borchgrevtnk hatte bereits 1894 — 95 Victorialand auf dem norwegischen Fang- dampfer „Antarctic" besucht1). 1898 — 1900 unternahm er seine Hauptexpedition2) auf dem Schiffe „Southern Cross", welches von dem Londoner Verleger Sir George Newnes ausgerüstet wurde; er verließ England im August [898, überwinterte Februar 1899 bis 2. März 1900 am Cap Adare unter 71" 18' S. Br., unternahm dann eine Fahrt längs Victorialand bis 780 35' S. Br., erreichte auf Schlitten als südlichsten Punkt 780 50' S. Br. und traf Ende März 1900 wieder auf Neuseeland ein. Die reichen naturhistorischen, meist zoologischen Sammlungen dieser Expedition wurden vom Britischen Museum1) in London, die botanischen zum Teil auch von Prof. Dr. N. Wille1) in Kristiania bearbeitet. Aus den Sammlungen und Beobachtungen Borchgkkx tnk's ergiebt sich5), daß die Basis von Victorialand aus Graniten, Gneißen und Glimmerschiefern besteht; darüber lagern paläozoische Schiefer und Ouarzsandsteine. Jüngere Eruptivgesteine, Basalte und auch Phonolithe bauen die 1) (". E. 1 wnk, Lieber die Reise der „Antarctic" nach Victorialand. Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1895, S. 61 1. 2) C. E. l'.'iui ik.KEViNK. Die Antarktische Expedition des „Southern Cross" in den Jahren 1898—1900. Verhandl. der Gesell- schaft für Erdkunde zu Berlin. 1901, S. 162. — C. E. Borcik.ri vink, First on the Antarctic Continent being an Account of the British Antarctic Expedition 1898 — 1900, London 1901. — F. MEVTl Bori SGREVINK's Sudpular-Expedition. PETERM.'s Geogr. Mitteil., 1900, S. 238. 3) Report on the collections of natural history made in the antarctic regions during the voyage of the „Southern Cross", London 1902 (herausgegeben vom British Museum.) Enihält p. 319 u. 320 Cryptogamia : A. GEPP, Musci. V. H. Blackman, Lichenes. Miss E. S. Barton, Algae. 4) N. WILLE, Mitteilungen über einige von C E. Borchgrevink auf dem antarktischen Festlande gesammelte Pflanzen. Nyt Mag. f. Naturvidensk., Bd. XL, Heft 3, Kristiania 1902. Enthält : N. BRYHN, Sarconairum, genus muscorum novum, p. 204. Th. M. Eriks, Lichenes antarctici, p. 208. N. Wille, Antarktische Algen, p. 209. Jens HoLMBOE, Navicula mutica Kürz aus dem antarktischen Festland, p. 221. 5) Vergl. G. T. Prior, Report on the rock-specimens, in: „Southern Cross" Report, p. 321. 171 i?: II. SCHENCK, hohen Vulkanberge auf. Auf dem mächtigen Basaltfelsen des Cap Adare wurden in ;,oo m Höhe Blöcke von Granit und Quarzfelsit beobachtet Von der deutschen Südpolar-Expedition sind solche erratische Gesteine auch auf dem Gaußberge gefunden worden. Die Gletscher hatten somit in früheren Zeiten eine größere Ausdehnung. Victorialand scheint seit dem Palaeozoicum als Festland existiert zu haben. Obwohl die hohen Randgebirge und das Hochplateau des Inneren Victorialandes unter ewigem Schnee und Eis begraben liegen, so tritt doch längs der Küste hier und da der nackte Fels oder Boden hervor, und an solchen Stellen stellt sich trotz des extrem vegetationsfeindlichen Klimas ein allerdings sehr kümmerlicher Pflanzenwuchs ein. C. E. Borchgrevink sammelte an verschiedenen Punkten von Victorialand, auf Possession Island, am Cap Adare (71" 18' S. Br.), auf Geikie-Land bei Cap Adare, auf Sir George Newnes- Land (71" 20' S. Br.) einige wenige Moose, Flechten und Algen, welche insofern ein besonderes Interesse beanspruchen, als sie die südlichsten bis jetzt bekannt gewordenen Pflanzen vorstellen. Die folgende Liste ist aus den oben citierten Publikationen des Britischen Museums und Wii.i.i.'s zusammengestellt. Verbreitung Musci. 1. Sarconeurum antareticum N. Bryhs Neue, zu den Pottiaceen gehörige Gattung, dichte Polster bildend 2. Barbula fuegiana Jat.g. Feuerland 3. Barbula spec. nteum L. Weit verbreitet L i c h e n e s. 5, Usnta sulphurea Tu. Fr./, sphacelaia ( Neuropogon mela- Antarktische und arktische Zonen, alpine Region von Süd- xanthus Nyl.) amerika und Australien 6. Usnta Taylori Hook. f. (= Neuropogon Taylori Nyl.). ECerguelen BORCHGREVINK berichtet, er habe auch gemeines Renntier- moos gefunden. Nach Tu. M. FRIES (1. c. p. 209) dürfte es sich wahrscheinlich um Usnta Taylori handeln. 7. Phystia stellat NTyl, // iura, Physcia stellaris, Phacodium lucens, Lecidea geographica von Racovttza auch im Palmer- Archipel gefunden. Ueber das Vorkommen der Prasiola crispa berichtet Borchgrevtnk, welcher die Pflanze als eine Art „Leberkraut" bezeichnete, daß er sie Januar 1895 au^ der Possession-Insel an Basalt- felsen ungefähr 30 Fuß über dem Meeresspiegel angetroffen habe. Im März igoo bestieg er das ,Cap Adare und fand die Vegetation dieser Alge bis zur Höhe von 800 Fuß an den Felsen. Die Pinguine besiedeln den Berg sogar bis 1000 Fuß Meereshöhe. Von Geikie-Land und Newnes- Land wurden nur Moose und Flechten mitgebracht. Die Possession-Insel wurde von Ross am 1 1 . Januar 1 84 1 besucht. Entweder hat Ross die Alge übersehen oder sie war damals noch nicht auf der Insel vorhanden, denn er sagt1): ,We saw not the smallest appearance of Vegetation, but inconceivable myriads of penguins com- pletely and densely covered the whole surface of the island." In Victorialand dürften die felsbewohnenden Kryptogamen ihre äußerste Südgrenze finden. Trotz der Lage in sehr hohen südlichen Breiten ist seine Küste insofern begünstigt, als sie von dem im Sommer offenen Ross-Meer bespült wird, während das Innere des antarktischen Kontinents wohl überall unter einer mächtigen Eisdecke begraben liegt Was die Landfauna von Victorialand anbelangt, so sind durch die Expedition Borch- GREVTNk's 2 Arten von Arthropoden bekannt geworden. Die erste Art ist ein zu der Ordnung der Collembola oder Springschwänze gehöriges kleines, nur 2 mm langes, ungeflügeltes Insekt, welches von Dr. Klovstadt im November [899 unter Flechten auf Geikie-Land gefunden und von Carpenter2) als Isotoma Klovstadi n. spec. bezeichnet wurde. Diese Art ist am nächsten verwandt mit der auf Feuerland vorkommenden Isotoma silvatica Schäffer, und Carpenter meint, daß die Existenz dieses Insektes auf eine ehemalige größere Ausdehnung des antarktischen Kontinents und auf eine südliche Wanderroute zwischen den östlichen und westlichen Ländern hindeute. Die zweite Art ist eine auf Moosen bei Cap Adare lebende Milbe, von Trouessart *) als neue typische Species, Pentkaleus Belli, beschrieben, während von der „Belgica"-Expedition aus der de Gerlache-Straße eine andere antarktische Art derselben Gattung, P. villosus Tri., mit- gebracht wurde. Ob wir in diesen beiden Arthropoden Relikte einer ehemaligen reicheren Landfauna erblicken dürfen, wird sich ermessen lassen, wenn vollständigere Beobachtungen über die Landflora und Fauna Victorialandes und auch der übrigen Gebiete der Antarktis vorliegen. 3. Flora der Gerlache-Strasse. Der belgischen Südpolar-Expedition verdanken wir wichtige neue Entdeckungen im Ge- biete der Gerlache- oder Belgica-Straße. Diese Expedition unter ihrem Kommandanten Adrien de Geriache auf dem Schiffe „Belgica", zu deren wissenschaftlichem Stabe unter anderen Emil 1) Sir James Cuvrk ROSS, A voyage of discovery and research in the southem and antaretie regions, Vol. I, 184-, p. 1S9,. 2) G. II. Carpenter, Collembola in: Report on the collections etc. during the voyage of the „Southern Cross", p. 221. 3) Dr. E. L. Trouessart, Acarina, ibid. p. 225. 173 . _ . H. SCHENCK, Racovitza als Zoologe und Botaniker, Henryk Arctowski als Geologe, Oceanograph und Meteorologe, Frederick A. Cook als Arzt, Anthropologe und Photograph gehörten, verließ Ende August [897 Belgien, passierte Ende des Jahres die Magcllan-Straße und den Beagle-Kanal, trat am 1 ,v fanuar 1898 von der Staten-lnsel die Fahrt nach Süden an, durchquerte die Reihe der Süd-Shetland-Inseln, erforschte sodann vom 23. Januar bis 12. Februar 1898 die Küsten der von ihr entdeckten Gerlache- oder Belgica-Straße, wurde weiter südlich vor Alexanderland vom Eise eingeschlossen, in welchem das Schiff zwischen 690 38' und 710 36' S. Br. und So" 30' bis 960 40' \V. L. von Ende Februar 1S9S bis März [899 trieb, und kehrte am 28. März [899 nach Punta Annas zurück. Die wissenschaftlichen Resultate dieser Expedition werden in dem großen Werke: „Ex- pedition Antarctique Beige" von der Commission de la „Belgica" herausgegeben. Reiseberichte liegen vor von dem Kommandanten de Gerlache1), von dem Arzte Cook2) und von dem Kapitän G. Lecointe3)* Die Küsten der Gerlache-Straße1) werden von hohen gebirgigen Tafelländern mit steil ab- fallenden Wänden und engen Schluchten gebildet. Eine der Bergspitzen scheint sich über 2000 m zu erheben. Das Gebiet macht den Eindruck einer ins Meer gesunkenen Ländermasse Alte krvslallinische Gesteine, Granit, Diorit und Syenit setzen die Gebirge zusammen, Gneis wurde nur an der paeifischen Mündung der Straße beobachtet. Die Belgica-Straße war während des Aufenthaltes der Expedition vom 23. Januar bis 12. Februar 1898 eisfrei. Einige kleine Inseln erschienen nur zum Teil mit Fis bedeckt, während die ausgedehnten Inseln und das Dancoland, welches den Kanal südöstlich begrenzt und die Westküste von Grahamland vor- stellt, mächtige Eisdecken und an den Berghängen Gletscher tragen. Nur steile Felsenabstürze waren schnee- und eisfrei, wie auch auf den von Cook publizierten photographischen Ansichten zu ersehen ist. Hier kann der Schnee nicht haften oder verschwindet wenigstens während des kurzen Sommers. An solchen Standorten ist Entwicklung von Vegetation möglich, und in der That waren hier Moose und Flechten in reichlicher Anzahl vorhanden. Aus allen Thälern kamen Bäche zum Meer hinab. Die Grenze des ewigen Schnees fällt fast genau mit der Meereshöhe zusammen. Ueberall zeigten sich Spuren ehemaliger mehr ausgedehnter Yergietsche- rung des Fandes; dies stimmt überein mit den Befunden in den anderen antarktischen Gebieten. Emu. Racoviiv.a sammelte an den schneefreien Stellen der Belgica-Straße zahlreiche Moose, Lebermoose und Flechten, welche von J. Carixjt5) F. Stephani8) und Ed. A. Wainio7) bearbeitet wurden. Die von Racovitza gesammelten Moose und blechten zeigen, daß die Antarktis bedeutend reicher an Pflanzen ist, als vermutet werden konnte, und bieten auch in pflanzengeographischer Hinsicht besonderes Interesse für die Beurteilung der Herkunft und Zusammensetzung der ant- i) Dl Gl 11 ■>< in, Voj ig« de la „Belgica", Paris 1002. 21 Iiii.ihik A. e.."h. Die >■■■ lai nacht i*'/* 1 s. A. Wainio 55 Arten, unter denen 28 von Wainio als neu beschrieben wurden, also einstweilen als endemisch betrachtet werden können. Es. sind folgende Arten: J75 176 H. SCHF.NCK, Parmelia antarctica Stereocaulon pygmaeum Stereocaulon antarcticum Lecanora Brialmontii tnora Gi rlachei 6. Lecanora jRacovilzae ~. Lecanora orostheoides 8. Lecanora aspidophora '). Lecanora poliopjiaeoides 10. Lecanora dancoensis 1. 2. 3- 4- 1 1 . Perlusaria corallophora 1 2. Pertusaria grata 13. Placodium regale 14. Placodium cirrochrooides 15. Rinodina hypopoichila [6. Buellia Augusta 1 ". Buellia brdbantica 18. Buellia anücmera ig. Lecidea brunneoatra 20. Lecidea rupicida 21. . /< arospora macrocyclos 22. Verrucaria glaucoplaca 23. Verrucaria elaeopku a 24. Verrucaria Haan 2;. Verrucaria dispartita rucaria cyltndrophora 2~. Lepraria straminea 28. Lepraria pallidostraminea Die übrigen Flechten sind, bis auf 3 Arten, auch in den arktischen oder temperierten borealen Regionen vertreten, und weisen zum großen Teile sehr ausgedehnte Verbreitung auf. Es sind folgende: 8. 9- 10. 1 1. 12. «3- 14. «5- 16. >7- 18. 19- 20. 21. 22. 23- 24. Umbilicaria Dillemi T\ i k. Umbilicaria leiocarpa DC. Umbilicaria cylindrica Dub. Ustua sulphurea Th. Fr. (= pogon melaxantkus NY1~) Parmelia pubescens Wain. ra polytropa Tu. Fr. Lecanora atra Arn. Xanthoria lychnea "Wain. Placodium murorum DC. Physcia caesia NYX. Physcia stellaris Nvl. Buellia protothallina Wain. Cladonia coeeifera Wmx>. Cladonia gracilis WlLLD. Cladonia pyxidata Fr. fea geographica Fr. Lecidea concreto Wain. Lecidea grandis Wain. ■ /'./(/., 1;/;,; Floekk. ■ atroalbi ans \vi.. Lecidea atrobrunnea ScHAER. ■ .■■(/ subcongrua N\ i . Mastodia tesselata HOOK. f. et Harv. Verrucaria maura \\ 1 1 i MB. Canada Arktische and lioreal-alpine Regionen Arktische und boreal-alpine Regionen, Gebirge Afrikas und Australiens Arktische und antarktische Regionen; alpine Region von Südamerika und Australien Arktische Region Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika Kosmopolitisch Europa, Asien, Nord- und Südamerika Kosmopolitisch Kosmopolitisch Europa, Asien, Nordamerika Europa, Südamerika Kosmopolitisch Kosmopolitisch Kosmopolitisch Kosmopolitisch Kos politisch Kosmopolitisch Europa, Asien. Nordamerika Europa Europa, Asien, Südamerika Europa, Asien Ostsibirien, Südamerika, Kerguelen Kosmopolitisch Die 3 nun noch übrig bleibenden Arten haben folgende Verbreitung: 1. Pseudocyphellaria tndochrysea Wain. 2. Ramalina terebrata Tayl. et HOOK, 3. Placodium lucens \ i . Südamerika Antarktische Inseln, Südamerika Kerguelen, Kap Hörn Hieraus ergiebt sich die von Wajnio hervorgehobene wichtige Thatsache, daß die Flechtenflora der Belgica-Straße weit mehr Beziehungen und gemeinsame Arten mit der arktischen hat als mit derjenigen Feuerlands und der ant- arktischen Inseln, mit denen sie nur 9 übereinstimmende Arten teilt Zu gleichem Resul- tate gelangte auch J. Cardoi bei der Untersuchung der Laubmoose. Was die Standorte obiger Rechten anbelangt, so bewohnen fast alle Felsen oder Gestein. Nur die 3 Cladonien wurden auf vermoderten Moospolstern gefunden, und /war in .sterilem Zustand oder nur mit Spermogonien. bemerkenswert ist das Vorkommen von Usnea sulphurea Im. Fr. (Neuropogon melaxanthus), welche auch auf Südgeorgien und Kerguelen eine wichtige 176 Subantarktische Inseln. 177 Rolle in der Lichenenvegetation spielt und in der Belgica-Straße an 4 verschiedenen Stellen sich vorfand. Racovitza sammelte eine größere Anzahl seiner Flechten auf der Insel Brabant an einem isolierten Felsen mitten auf einem Gletscher bei 300 m Meereshöhe und mehrere sogar an ähn- licher Lokalität bei 530 m Meereshöhe. Wir dürfen daraus schließen, daß auch in den übrigen Teilen des antarktischen Kontinents, vorausgesetzt, daß nackter Fels zu Tage tritt, eine Lichenen- flora zu erwarten ist. Wainio beschreibt auch einen neuen Pilz, Didymosphaeria Placodiorum, der als Parasit auf dem Thallus von Placodium lucens und regale nachgewiesen wurde Die Landfauna des Palmer-Archipels ist, ähnlich wie in Victorialand, nur durch einige wenige kleine Tiere vertreten. Beobachtet wurden eine kleine Diptere mit rudimentären Flügeln, Springschwänze oder Collembola in großen Mengen und einige Arten kleiner Acariden, welche sich im Moose und in den Flechten aufhalten, darunter auch einige endemische Arten. Ungemein reich entwickelt aber erscheint die marine Vogelfauna, und zahlreiche Robben beleben Fis und Küstenfelsen. E. Racovitza1) schließt aus der früher ausgedehnteren Yergletscherung des Palmer- Archipels, daß die Pflanzen und Landtiere nicht die Ueberreste der Flora und Fauna einer prä- glacialen Epoche sind, Mindern daß sie aus Amerika durch die beiden Ländern gemeinsamen, sich durch große Flügelspannung auszeichnenden Vogelarten herübergebracht wurden; indessen spricht der hohe Prozentsat/ endemischer Moose und Flechten gegen seine Ansicht und gestattet, wenigstens in diesen Vertretern die Ueberbleibsel einer alten antarktischen Flora zu suchen. Die Beziehungen zu der arktischen und borealen Fluni stehen nicht isoliert, auch unter den Pflanzen Feuerlands und der antarktischen Inseln kehren unzweifelhafte nordische Formen wieder, über deren Wanderung nach Süden einstweilen nur Vermutungen ausgesprochen werden können2). Nicht nur unter den landbewohnenden ECryptogamen zeigen sieh manche engere Beziehungen zwischen Arktis und Antarktis, auch unter den antarktischen oceanischen Planktondiatomeen kehrt eine Anzahl in den arktischen Gewässern wieder. Eine Zusammenstellung der bis jetzt bekanntenge meinsamen Formen hat H. II. Gran3) gegeben. Derselbe hält es für wahrscheinlich, daß die betreffenden Diatomeenarten in den oberen Schichten durch die tropischen .Meere gewandert sind. Einzelne gemeinsame Arten sind auch in den Tropen gefunden worden, und für die anderen wäre es nicht ausgeschlossen, daß» vereinzelte Zellen durch die warmen Meere hindurchgelangten. Das Auftreten endemischer kryptogamer Gewächse in der Antarktis ist von größter Wichtigkeit. Unzweifelhaft muß zu tertiärer Zeit, wie in dem Abschnitt über die feuerländische Flora, S. 118, bereits hervorgehoben wurde, ein milderes Klima, welches Waldvegetation zuließ, wenigstens an den Rändern des antarktischen Kontinents geherrscht haben, wodurch eine engere Verknüpfung der neuseeländischen und feuerländischen Flora bewerkstelligt wurde. Die Vereisung der Antarktis scheint periodischen Schwankungen zu unterliegen. Am Gaußberg, in der Westantarktis und in Victorialand, wie auch an manchen Stellen der sub- antarktischen Inselzone und im südlichsten Südamerika finden sich unzweifelhafte Spuren ehe 1) E. Racovitza, in: Cook, Die erste Südpulai nacht 1S98 — 1898, Kempten K103, S. 369. 2) Vergl. S. 115 (Feuerland, Geschichte der Flora). 3) H. H. Gran, Die Diatomeen der arktischen Meere, I, in: Fauna aretica, Bd. III. Jena 1904, S. 547. 177 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. II. 1. feil. 23 j yg II SCHSNCK, Subantarktische [nseln. maliger weiter ausgedehnter Eisbedeckung. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Ver- gletscherung eine stärkere als zu Anfang und jetzt; die große Eismauer im südlichsten Victoria- land ist seitdem nach Süden zurückgewichen. Ross fand sie 45 — 90 m über dem Meer empor- ragen, BoKciic.KKViNK 1900 kaum 20 m hoch. Ohne Zweifel muß das Vorrücken der Ver- gletscherung hier und da zur Vernichtung aller Vegetation geführt haben. Aber selbst während der Perioden stärkerer Vereisung konnten sich Moose Flechten und Algen an geschützten Stellen erhalten, wie aus dem Vorhandensein endemischer Arten hervorgeht. Im übrigen aber ist die Hauptmasse der tertiären Wald Vegetation der Antarktis zu Grunde gegangen, alle Gefäßpflanzen wurden vernichtet, und die jetzige Kryptogamenflora setzt sieh zusammen aus alten Relikten und recenten Ankömmlingen. IL Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu - Amsterdam. Mit Einfügung hinterlassener Berichte A. F. W. Schimpers von Dr. H. Sehenek, Profcsvr an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Mit Tafel XI— XV und 14 Abbildungen im Text. im Eingegangen den 12. Juli 1905. C. Chun. Vorwort. Zehn Breitengrade nördlich von Kerguelen liegen im südlichen Indischen Ocean, ungefähr in der Mitte zwischen der Südostkante Afrikas und der Südwestecke Australiens die beiden einsamen, in französischem Besitze befindlichen Inseln St. Paul und Neu- A msterdam. Die deutsche Tiefsee -Expedition berührte diese Inseln auf ihrer Fahrt von Kerguelen nach Sumatra am 3. und 4. Januar 1899, nahm aber auf beiden nur kurzen Aufenthalt. Zwar bieten daher die hinterlassenen Aufzeichnungen Schtmper's über die Vegetationsverhältnisse wenig Neues; indessen dürften die von F. Winter während der Expedition aufgenommenen, diesem Hefte beigegebenen Vegetationsbilder von besonderem Interesse sein. So habe ich versucht, im folgenden eine Darstellung der Flora und Vegetation auf (irund der vorhandenen Litteratur zu geben unter Einflechtung der von Schimper (§ \. 2 S. 203 und § 5, 2 S. 209) verfaßten beiden kurzen Berichte über die Beschaffenheit der Pflanzendecke beider Inseln. Die Inseln St. Paul und Neu-Amsterdam ents] irechen in ihrer Lage der unter ungefähr derselben Breite im südlichen Atlantischen Ocean. etwa in der Mitte /wischen der La Plata- Mündung und Kapstadt gelegenen Tristan da Cunha-Gruppe nel>st der ( iough-Insel, welche merkwürdigerweise mit den ersteren einige wichtige Pflanzenarten gemeinsam haben. Ein kurzer Hinweis auf ihre Flora und Vegetation mag daher am Schlüsse dieses Heftes Raum finden. Die Habitusbilder im Text sind von Herrn Dr. R. Anheisser, die amitomischen Figuren von mir selbst gezeichnet. Herrn Professor Dr. E. Ihne in Darmstadt spreche ich für gefällige Mitarbeit bei den Korrekturen besten Dank aus. Darmstadt, den 15. August 1905. Dr. H. Schenck. 181 j O, II . SCHENCK, Inhaltsverzeichnis. Seit* Einleitung ' '84 § 1. Botanische Erforschung von St. Paul und Neu- Amsterdam 184 § 2. Klima von St. Paul 187 § 3. Zusammensetzung der Flora von St Paul und Xeu-Amsterdam .189 i; 4. Vegetation von St. Paul 201 1. Lage und Beschaffenheit der Insel 201 2. Bericht von A. F. W. Schimper über die Vegetation von St. Paul 203 3. Nachträge zu dem Berichte Schimper's über St. Paul 204 a) Grassteppe 204 b) Formation von Sphagiutm mit Lycoßodiitin cernuum 205 S 5- Vegetation von Neu-Amsterdam 208 1. Lage und Beschaffenheit der Insel 208 2. Bericht von A. F. W. Schimper über die Vegetation von Neu-Amsterdam . ... 209 3. Nachträge zu dem Berichte Schimper's über Neu-Amsterdam 212 § 6. Periodische Erscheinungen in der Vegetation von St. Paul und Xeu-Amsterdam 214 § 7. Anatomische Struktur der Pflanzen von St. Paul und Neu-Amsterdam 215 § 8. Tristan da Cunha-Gruppe 218 Klima 219 Flora 220 Vegetation 222 § 9 Gough Island 224 182 St. Paul und Neu-Amsterdam. 183 Verzeichnis der Textabbildungen und Tafeln. Seite IQI Fig. 1. Aspidhim coriaceum Swartz 2. .Spartina arundinacea Carmich. . . ... 102 3. Poa Novarae Reichardt 193 4. Scirpus nodosus Rotte. ... . 193 5. Pltylica nitida Lam ig4 6. Plant ago Stauntoni Reichardt 194 7. Karte der Insel St. Paul 202 „ 8. St. Paul. Blick auf den Eingang zum Kraterbecken 202 „ 9. Neu-Amsterdam. Ansicht aus NNO. in 4 Seemeilen Abstand 20g „ 10. Spartina arundinacea Carm., Blattstruktur 216 „ n. Poa Novarae Reichardt, Blattstruktur 216 12. Scirpus nodosus Rottb., Struktur des Halmes 217 „ 13. Phy/ica nitida Lam., Blattquerschnitt .218 14. Phylica nitida Lam., Holzquerschnitt . . 218 Tafel XI. St. Paul. Blick auf die Ansiedelung der Fischer; im Hintergründe Ankerplatz der „Valdivia"; an den Abhängen des Kraters Grasvegetation, aus Büscheln hauptsächlich von Scirpus nodosus und Poa Novarae gebildet. Tafel XII. St. Paul. Brutplatz der Pinguine, Eudyptes chrysolophus. Büsche von Scirpus nodosus. Tafel XIII. Neu-Amsterdam. Im Vordergrunde zwei Eruptivkrater. Steppenartige Grasvege- tation, aus Spartina, arundinacea, Poa Novarae und Scirpus nodosus gebildet. Tafel XIV. Neu-Amsterdam. Bäumchen von Phylica nitida in der Grassteppe Tafel XV. Neu-Amsterdam. Nordseite der Insel mit der „Valdivia" vor Anker. Grassteppe hauptsächlich aus Poa Novarae, ferner Spartina arundinacea und Scirpus nodosus; links Gruppe von Aspidiuni coriaceum. 18; j gj^ H. SOHF.NCK, Einleitung. Die Inseln St. Paul, Neu-Amsterdam und Tristan da Cunha sind pflanzengeographisch nicht mehr zu der subantarktischen Inselzone zu rechnen, denn sie zeigen in mehreren Punkten wesentliche Unterschiede Zunächst ist das Klima dieser Inseln bedeutend milder als auf Kerguelen. Die größere Wärme während des Sommers in Verbindung mit den vorherrschenden Winden bedingt eine mehr ausgeprägte xerophile Struktur der charakteristischen Bestandteile der Vegetation. Die Gräser tragen den Charakter von Steppengräsern, die kleinblättrige, immergrüne Phylica nidida, das einzige vorkommende Holzgewächs, ist zu den HarÜaubgehölzen zu rechnen. Dem- entsprechend fehlen gerade diese wichtigsten Gewächse auf Kerguelen und man darf wohl annehmen, daß sie dort auch keine günstigen Existenzbedingungen finden, selbst wenn ihre Samen durch Vögel gelegentlich herbeigebracht werden seilten. Ebenso herrschen unter den Farnen Typen vor, welche der subantarktischen Inselzone fremd sind. Die Beziehungen zu letzterer sind nur geringfügige und zeigen sich hauptsächlich in der Flora des Gipfels von Neu-Amsterdam, welcher ein kühleres Klima aufweist Nach Klima, Flora und Vegetation nehmen die 3 Inseln eine besondere Stellung ein; untereinander zeigen sie soviel Gemeinsames, daß sie zu einer oceanischen Inselgruppe zusammengefaßt zu werden verdienen. § 1. Botanische Erforschung von St. Paul und Neu-Amsterdam. St. Paul und Neu-Amsterdam wurden am 17. Juli 1633 von Antonio van Diemen, Kapitän des Schiffes „Niew Amsterdam", welcher zwischen beiden Inseln durchfuhr, wiedergefunden und benannt, nachdem bereits am 18. März 1522 die größere [nsel Neu-Amsterdam von den Gelahrten Mageixan's auf der Rückreise nach Europa und weiterhin im Jahre 1017 von dem holländischen Schiffe „Zeewolf" gesichtet worden war. I ine eingehende Erforschung der Insel St. Paul verdanken wir der österreichischen „Novara"- I Spedition (1). Die Fregatte „Novara" ankerte vom 19. November bis zum 6. Dezember 18571) vor dieser Insel. Während die Offiziere die Insel kartographisch aufnahmen, untersuchte sie Dr. F. v. Hochstetter in geologischer Beziehung und legte in Gemeinschaft mit Handelsgärtner Ji.i.im k botanische Sammlungen an. welche später von Reichardt, Grunow, v. Krempelhuber, .\b.Mi.\irs, Ehrenberg bearbeitet wurden. Die Insel Neu-Amsterdam konnte leider von der „Novara"-Expedition, welche sich am 7. Dezember [857 nur wenige Stunden auf der infolge der steil abfallenden Küste nur sehr schwer zugänglichen Insel aufhielt, nicht genauer untersucht werden. Die Landung erfolgte zunächst an der SO.-Seite zwischen zwei Felsen- riffen, allein eine 200 Fuß hohe Felsmauer machte das Vordringen unmöglich, und erst an i)l' Insi 1 St. Paul, s -, gi, bi irrtümlii h [856 an. 1,X| St. Paul und Neu-Amsterdam. . o - einer zweiten Landungsstelle, an der SO.-Ecke, gelang es, die 120 Fuß hohe Plattform der Insel zu erklettern. Hochstetter1) berichtet über diese Expedition: „Dichtes binsenartiges Gras von Manneshöhe, halb verdorrt, halb grün, hier von Sturm und Regen geknickt, dort gerade auf- stehend, bedeckte die Fläche der Insel und stellte einem weiteren Vordrineen ebenso eroße Hindernisse entgegen, wie wenn es der dichteste Urwald gewesen wäre. Nur mit größter An- strengung konnten wir einen kleinen kahlen Schlackenkegel ersteigen, der 20 Schritte von der Stelle lag, wo wir die Plattform der Insel erreicht hatten. Eine Viertelstunde entfernt, an dem flach ansteigenden Gehänge lagen in der Grasheide grüne Buschinseln, die unser höchstes Interesse erregten ; allein der Abend war gekommen, es hätte Stunden gebraucht, um dorthin zu gelangen, und wir mußten an die Rückkehr zur Fregatte denken." H. W. Reichardt (2) veröffentlichte im Jahre 1871 eine Abhandlung über die Flora der Insel St. Paul, in welcher er sämtliche bis dahin von beiden Inseln bekannten Pflanzen, Krypto- gamen und Phanerogamen, aufzählte und außer den von der „Novara"-Expedition gesammelten auch die wenigen von Sir George Sjauxtox 1793 mitgebrachten Pflanzen erwähnte. Diese letzteren stammen von St. Paul, nicht, wie Reichardt angab, von Neu-Amsterdam, denn die beiden Inseln sind von Sir G. Staunton miteinander verwechselt worden, ein Irrtum, welcher von J. D. Hooker (3) in seinem 1S74 vor der Linnean Society gehaltenen Vortrage über die Flora beider Inseln berichtigt wurde. J. D. Hooker berichtet in seiner Abhandlung über die Entdeckung der merkwürdigen Pl/ylica <7//wya: Thouars (= P. nitida Laxi.) auf Neu-Amsterdam, des einzigen Holzgewächses dieser Insel, dessen Büsche bereits von Hochsteiter aus der Ent- fernung bemerkt worden wann. Schon seit 1702 war bekannt, daß auf Amsterdam Bäume vorkommen, aber erst 1873 gelang es, die Art zu bestimmen; Kapitän GoODENOUGH des eng- lischen Kriegsschiffes „Pearl" landete auf der Insel und sandle ein Specimen der Phylica sowie auch einen Lomaria -Wedel an Hooker. Letzterer vervollständigte die REiCHARDx'sche Liste durch Hinzufügung einer kleinen Pflanzenkollektion, welche 1853 gelegentlich eines Besuches des englischen Kriegsschiffes ..Herald" auf St. Paul von Ma< Gimivkay und Mii.xe gesammelt worden war; auch veröffentlichte er die Bearbeitung Mmmx'n der wenigen bis dahin von St. Paul bekannt gewordenen Laubmoose Nächst der „Novara"- Expedition hat die französische, unter Kommando des Kapitäns Mouchez ausgesandte Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges (9. 1 )ezember 1874) unsere Kenntnisse von der Beschaffenheit beider Inseln erweitert. Die Ankunft des Schiffes „Dives", welches die Expedition hin- und zurückbrachte, vor St. Paul erfolgte am 23. September 1874, die Abreise von den Inseln am 8. Januar 1875. Es gelang dieser Expedition, an welcher unter anderen Ch. Velain als Geologe, Gaston de l'Isle als Botaniker, E. Rocheforj als Zoo- loge und Schiffsarzt teilnahmen, auch die sehr unzugängliche Insel Neu-Amsterdam, deren Inneres bis dahin fast gänzlich unbekannt war. wahrend eines mehrtägigen Aufenthaltes vom 16. bis 25. De- zember 1874 zu erforschen. LJnter den größten Schwierigkeiten wurden die vulkanischen Krater der Insel bestiegen und Beobachtungen über die Vegetation angestellt. In dem Hauptwerk der Expedition (4) finden sich genaue geologische Karten beider Inseln. Velain (5) hat über die Fauna berichtet und eine kurze Darstelluno- der Vegetationsverhältnisse gegeben, auch über die 1) „Novara"-Ex]iedition, Geol. Teil, Bd. II, S. 69. I85 Deutsche Hefsee- Expedition 1S08— iftqq. Bd. II. i. Teil. 24 i86 II. SCHF.NCK. vulkanischen Erscheinungen Mitteilungen publiziert Die von de i.'Im.i: gesammelten Krypto- gamen wurden von Be» herelle (6), Nylander (7) und Fournter (8) bearbeitet, während die Phanerogamen von W. B. Hemsle\ (9) im Challenger Report in die revidierte Liste aller bisher von beiden Inseln bekannten Pflanzen aufgenommen wurden. Die deutsche Expedition der „Gazelle" (10) lief St. Paul am 12. Februar1) 1875 an, hielt sich aber nur wenige Stunden auf dieser Insel auf, während Neu-Amsterdam nicht besucht wurde. Die, von Dr. Naumann auf St. Paul gesammelten Pflanzen wurden von Engler, As- kenasy, v. ThÜmen, K. Müller und M. Krnx bearbeitet. Außer einigen neuen Algen und einem neuen Pilz wurde nur Scirpus atropurpureo-vaginatus BcV keler als Neuheit festgestellt. Der Dampfer „Valdivia" der deutschen Tiefsee-Expedition unter Leitung von ('. Chun (ii) ankerte, von Kerguelen kommend, am 3. Januar 1899 morgens 8 Uhr vor St. Paul. Die Expedition verweilte auf ihr nur einige Stunden und dampfte um 2 Uhr nachmittags weiter nach Neu-Amsterdam, wo sie in der Frühe des folgenden Tages an der N().-Küste landete und einen 4-stündigen Aufenthalt nahm. Aus der kleinen, von A. F. W. Sciiimi'Kk mitgebrachten Sammlung ergiebt sich, daß Plantago Stauntoni Reichardi und Trisetum insulare Hemsley, bisher nur von St. Paul bekannt, auch auf Neu-Amsterdam vorkommen. Eine anatomische Untersuchung des eingesammelten Materials wurde auf Veranlassung Schimper's im Botanischen Institut zu Basel von J. Swaxutnd (12) ausgeführt. In neuester Zeit sind die Inseln von der „Gauß" der deutschen Südpolar-Expedition unter E. von Drygalsk] (13) auf der Heimreise aus den antarktischen Gewässern angelaufen worden, am 26. April 1903 St. Paul, am 27. April Neu-Amsterdam. Der Zoologe Professor Dr. F. Yax- höffen, welcher auch auf der „Valdivia" die Inseln schon besucht hatte, brachte eine Anzahl Herbarpflanzen mit, über welche in den Publikationen der Südpolar-Expedition berichtet wird. Neue Gefäßpflanzen sind unter denselben nicht zu verzeichnen und auch kaum noch von den Inseln zu erwarten, am ehesten noch von der Gipfelregion von Neu-Amsterdam, die bisher nur von der französischen Expedition erreicht worden ist. i) Reise- de] österreichischen Fregatte „Novara" um die Erde 1857 — 1 Geologischer Teil, Bd. II, Wien 1866. v. Hochstettf.r, F.. Geologische Beschreibung der Insel St. Paul. S. 39. — Die Insel Amster- dam, S. 67. Ehrenberg, C. G., Die mikroskopischen Lebensformen auf \\w Insel St. Paul, S. 71. Botanischer Teil, Bd. I, Wien [867 — 1870. (Bd. II nicht erschienen Grumow, .V, Algen. v. Krempelhuber, A., Lichenes. Reichardt, H. W., Fungi, Hepaticae, Musci. .Miiiixii , G., Cryptogamae vasculares. 2) Reichardt, II. W., Ueber die Flora dei Insel St Paul im Indischen Ocean. Verhandl. der. k. k. ZooI.-bot Gesellsch. in Wien, Jahrg. [871, Bd. XXI. 3<'u Hooker, |. 1».. On the discovery of Phylica arborea Thotjab of Tristan d'Acunha, in Amsterdam Is- land in the S. tndian Ocean; with an enumeration of the Phanerogams and vaseulai Cryptogams of thal island and of St Paul. (Read Maj ;. 1874.) The fournal of the Linnean Society, Botany, Vol XIV, don [875, p. 17 1. 1 ■" \\'., Mosses of the island of St Paul. [bid. p, 480. 11 Im Reisebericht dei „Gazelle", 1 i il l. S. 133 ist irrtümlich dei 12. Januai angegeben. [86 St. Paul und Neu-Amsterdam. I87 4) Recueil de memoires, rapports et documents relatifs ä l'observation du passage de Venus sur Ie soleil, T. II, partie II, Paris 1880. Enthalt p. 1 — 460 Mission de l'ile Saint -Paul: E. Rochefort, Meteorologie; Ch. Velain, Recherches geologiques faites ä Aden, ä la Reunion, aux lies Saint-Paul et Amsterdam, aux Seychelles. 5) Velain, Ch., Remarques au sujet de la faune des lies Saint-Paul et Amsterdam. Arch. de Zool. exper., Paris 1878. -- Observations effectuees ä l'ile Saint-Paul. Compt. rend. de TAcad. Paris, 1875, T. LXXX, p. 908. — Analyse des degagements gazeux de l'ile Saint-Paul. Ibid., 1875, T. LXXXI, p. 332. 6) Bescherelle, E., Notes sur les Mousses des lies Saint-Paul et d'Amsterdam. Compt. rend. de l'Acad. Paris, 1875, T. LXXXI, p. 720. 7) Nylander, W., Liste des Lichenes recueillis par M. G. de l'Isle aux lies Saint-Paul et d'Amsterdam. Compt. rend. de l'Acad. Paris, 1875, T. LXXXI, p. 725. — Lichenes Insulae Sancti Pauli. Flora, 1886, p. 318. 8) Fournier, Eug., Sur les Fougeres et les Lycopodiacees des lies Saint-Paul et Amsterdam. Compt. rend. de l'Acad. Paris, 1875, T. LXXXI, p. 1139. 9) Hemsley, W. B., Amsterdam and St. Pauls Islands. Report on the scientific results of the voyage of H. M. S. „Challenger", Botany, Vol. I, Part 3, 1885, p. 259. 10) Die Forschungreise S. M. S. „Gazelle". I. Teil. Reisebericht, Berlin 1889, S. 133. III. Teil. Zoologie und Geologie, Berlin 1889, S. 176 — 178. IV. Teil. Botanik, Berlin 1889. Engler, A., Uebersicht über die botanischen Ergebnisse, S. XV. Askenasy, E., Algen. v. Thümen, F., Pilze, S. 4. Müller, K., Laubmoose, S. 39. Kuhn, M., Farne und Bärlappe. Engler, A., Siphonogamen. 11) C'iiun, Carl, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., Jena 1903, S. 296 12) Swanlund, J., Die Vegetation Neu-Amsterdams und St. Pauls in ihren Beziehungen zum Klima. Inaug.-Diss. Basel, 1901. 13) v. Drycal.ski, F., Zum Kontinent des eisigen Südens, Berlin [904, S. 5 ^ 2. Klima von St. Paul. Vollständige meteorologische Jahresreihen liegen von St. Paul (380 43' S. Br., 770 31' O. L. Gr., nicht vor, sondern außer vereinzelten Angaben nur die vom 7. Oktober bis 31. Dezember 1874 von der französischen Expedition ') zur Beobachtung des Vemisduivhganges angestellten Messungen über deren Resultate J. Hann2) zusammenfassend referiert hat. > Die mittlere Temperatur betrug 1874 Oktober 11,9° C, Novembei ir,ii° C, Dezember 14,5° C, das Mittel von Oktober bis Dezember 13,0° C, die absoluten Extreme 20° am ig. Dezember und 6,4° C am 1 5. Oktober. Hann3) giebt den Juli (1871) mit 10,7° C an und glaubt die Mitteltemperatur des ganzen Jahres ziemlich verläßlich auf 1 2,6" C zu schätzen. Velain *) sagt dagegen, die Temperatur des 1) Recueil de memoires, rapports et documents relatifs a l'observation du passage de Venus sur Ie soleil, T. II, partie II, Mission de l'ile Saint-Paul — Meteorologie (E. Rochefort), Paris [880, p. 39. 2) J. Hann, Zeitschrift der Oesterreichischen Gesellschaft für Meteorologie, Bd. XVII, Wien [882, S. 147. 3) J. Hann, Handbuch der Klimatologie, 2. Aufl., Stuttgart 1897, Bd. III. S. 463. 4) Ch. Velain, Remarques etc., p. 142. 187 - I od H. SCHENCK, fahres scheine 70 C im Mittel zu sein, was aber wühl zu niedrig geschätzt ist, sie sinke im Winter nur einige Grad unter o° und erhebe sieh kaum über 1 7" im Sommer. Die .Meerestemperatur betrug Oktober— Dezember 1874 zwischen 13" und 14°. Die „Gazelle"1) berührte am 12. Februar 1875 St. Paul und beobachtete: Lufttemperatur Meercstemperatur Maximum Minimum Mittel 19,: I ir^C l8,o°C 17,0° C Die „Valdivia"- Expedition*) beobachtete bei St Paul und Neu- Amsterdam folgende Temperaturen : Minimum Mittel Meerestemperatur u,6°C I3,7°C 14,0—15,1 < n,2»C 13,0° C 14,8-15,9» C Die deutsche Südpolar-Expedition besuchte die beiden Inseln auf der Rückreise im April 1903. Nach Gazert8) betrugen die Temperaturen Maximum 1899 5. fanuar l6,o°C 1899 1. Januar 15,6° C Maximum Minimum Mittel Meerestemperatur 1903 26. April St Paul 12,3» C 10.;° C n,8° C 15,21 ■ 903 2;. April Xeu-Anisterdam 15,1' C 12,4° C 14,1 L I5.*4°C Wenn auch die Monatsmittel im Laufe des Jahns keine sehr bedeutenden Unterschiede aufweisen werden, so können doch im Winter starke Abkühlungen eintreten. Yi'iaix spricht von starken Frösten im Mai und Juni, Hochstetter4) von Schnee, welcher im Winter 3 — 4 Fuß hoch liegen soll, allerdings auf den heißen Stellen der Insel sich nicht halten könne. Jedenfalls aber ist anzunehmen, daß in den oberen Regionen der Insel Neu-Amsterdam, die sich, im Gegensatz zu der nur 272 m hohen Insel St. Paul, bis zu 911 m erhebt, im Winter längere Schneebedeckung eintritt. Angaben darüber habe ich aber nicht finden können, 1N74 betrugen: Regenmenge Regentage Regendauer Oktober ",i nun 12 Tage 1-9,6 Stunden Novembi 1 30,8 „ 9 „ 1 ' ■. 1 Dezember 100,0 „ 1 1 87,4 „ im ganzen unter 86 Tagen 32 mit Regen und 207,9 mm Regenhöhe. Die größte Regenmenge an einem Tage war 30 mm. Nach allen Beobachtungen herrschen Winde aus SW. bis V vor. Sie sind nach HoCH- stetter5) zugleich auch die stärksten Winde, während Ostwinde so sehen eintreten, daß gerade die « >stseite der [nsel >\<-n einzigen sicheren Ankerplatz für Schilfe zu allen Jahreszeiten vorstellt. Oktober bis Dezember 1874 betrug die Dauer der einzelnen 8 Windrichtungen in Stunden: N. NO. 0. SO. S. sW. W. NW. Kali 359 85 2 64 105 363 603 148 20 Bei Nord- und Nordwestwind war die Witterung trüb und regnerisch, die remperatur mild, der Barometerstand tief; sobald der Wind aber nach SW. geht, wird das Wetter klar, die Luft orschungsreise S M. S. „Gazelle", V. Teil, Meteorologie, S. 59. 2) Nach G. SCHOTT, Oceanographie und maritime Meteorologie. Wisscnschaftl. Ergebn. der deutschen Tiefsee-Expedition ,. Bd. I, Jena 1902. , Met. Bericht, che Südpolar-Expedition „Gauß". Vcrüffcnll. des Inst, für Meereskunde etc., lieft 5, Berlin 1903, S. 124. II II. .. 11 11 iter, Geolog. Beschreibung der Insel St. Paul, S. 63. id. s. 64. [88 St. Paul und Neu-Amsterdam. 189 kalt, und der Luftdruck steigt. Die bei Nordwinden stets sehr beträchtliche relative Feuchtigkeit wird bei Südwestwinden geringer. Die Witterung ist namentlich im Winter äußerst stürmisch. Der Gipfel der Insel Neu- Amsterdam erscheint fast immer in eine Wolkenkappe eingehüllt, wie dies auch für den Dom der Insel Tristan da Cunha angegeben wird. § 3. Zusammensetzung der Flora von St. Paul und Neu-Amsterdam. Die im Nachstehenden gegebenen Zusammenstellungen gründen sich auf die im Challenger Report (p. 261) von W. Botting Hemsley gegebene Liste mit einigen Aenderungen und Zu- sätzen, das Verzeichnis der Laubmoose auf die Liste von Bescherelle (Compt. rend., 1875, p. 720), der Flechten auf die Liste von Nvlander (Flora, 1886, p. 318). Die insular-endemischen Arten sind fettgedruckt. Phanerogamae und Pteridophyta St. Paul Neu- Amsterdam Verbreitung Lycopodiaceac. I. Lycopodium triehiatum BoRV — + Tropisches Amerika, Reunion 2. /.. cernuum Linn. + — Weit verbreitet in wärmeren Ländern 3. L. saururus Lam. — + Tristan da Cunha, Kerguelen, Falkland, Südamerika, Süd- und Westafrika Filices. 4. Gleichenia polypodioides SM. — + Südafrika 5. Hytnenophyllum obtusum Hook, et Arn. — + Polynesien, Südafrika 6. 11. peltatum DESV. (= //. Wilsom 11' — + Sehr weit verbreitet, Chili, Feuerland, Falkland, Süd- georgien, Kerguelen, Kapland, Neuseeland, Australien ~. Trichomanes saxifragoides Presl. — + Japan, Ceylon, Java, Borneo, Neu-Guinea, Polynesien 8. Lomaria alpina Spreng. (= L. penna-manna + + Tristan da Cunha, Sud-Chile, Feuerland, Falkland, Mett.) Kerguelen, Tasmanien, Neuseeland, Antipoden, Mac- ■ Umrie 9. BUchnum austräte Linn. + + Tristan da Cunha, Südafrika, Mascarenen 10. Asplenium furcatum Thvnbg. — + Weit zerstreut in wärmeren Ländern 11. Nephrodium villosum Prest. (= Phcgoptcris + — Tropisches Amerika .1:1,1 FOURNI] 1 12. N. aquilinum Hemm — + Tristan da Cunha 13. N. FiUx mos RlCH. ; (Aspr'dium Filix mos Sw.) + + Weit verbreitet, aber nicht in extratrop. Südamerika, Australien oder Neuseeland 14. Aspidium coriaceum Swartz. (Fig. 1, S. 191) + Tristan da Cunha, weit verbreitet in der südlichen Hemisphäre. Nach N. ALBOFF auch auf Isla de los Conejos in Feuerland 15. .1. mohrioides Bory — + Californien, Chili, Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Marion-Insel, Auckland-Inseln 16. Polypodium austräte METT. + Tristan da Cunha, Feuerland, Kerguelen, Neuseeland, Australien, Tasmanien, Antipoden, Auckland, Camp- bell, Macquarie 17. P. serrula! um Mett. + Allgemein verbreitet in Tropen bis in die Subtropen. Nach HEMSLEY ist das Vorkommen auf Neu-Amster- dam nicht ganz sicher 18. Acrostichum succisaefolium Thoüars — + Tristan da Cunha (Mauritius?) !'). Monogramme graminea Schkuhv. + Südafrika und Mascarenen. Nach Hemsley ist das Vorkommen auf Neu-Amsterdam nicht ganz sicher. Juncaceae. 20. Juncus communis E. Mey. + 4- Kosmopolitisch 1 8g ]i)0 H. SCHENCK, l'li.inerogamen und Pteridophyta St. Paul Neu- Amsterdam Verbreitung < lyperaceae. 21. Seirpus aucklandicus BOECKL. 22. Sc. nodosus Rotth. (Fig. 4, S. 193) 23. Sc. atropurpureo ■ vaginatus l '•■■>• ' 1 ■ (Nach IIimsi.ev vielleicht nur Var. von Sc. nodosus) 24. Uncinia brevicaulis Thouars var. ro- bustior Hemsl. 25. U. compacte R. Bk. + + + + + + + + + Neuseeland, Lord Aucklands- und Campbell-Inseln Südliche temperierte und subtropische Zonen, auch auf St. Helena misch .ml St. Paul zuerst von Dr. NAUMANN gefunden) Tristan da Cunha Kerguelen, Neuseeland, Tasmanien, Australien G r a in i n e a c. 26. Spartina arund inacea Carm. (Fig. 2, s. C92) 27. Trisetum insulare Hemsl. 28. Agrostis Delislei Hemsl. 29. Poa Novarae Reichardt (Fig. 3, S. 193) + + Tristan da Cunha + + + + + Endemisch (auf Neu-Amsterdam zuerst von SCHTMPF.R gefunden) Endemisch Endemisch Ranunculaceae. 30. Ranuncittus biternatus Sm. Rhamnaceae. + Tristan da Cunha ?, Feuerland, Falkland, Südgeorgien, Kerguelen, Macquarie 31. Phylica nitida Lam. {Phylica arborea Thouars) [Fig. 5, s. 194] — + Trist. in da Cunha, Rcunion, Mauritius Rosacea e. 32. Acacna sanguisorbae Vahl Umbellif erae. + Tristan da Cunha, Neuseeland, Tasmanien, Antipoden- Insel, Lord Auckland, Campbell, Macquarie 33. Apium austräte Thouars Convolvulaceae. + + Tristan da Cunha, Südafrika, Südamerika, Australien, Neuseeland, Snares, Antipoden-Insel, südpacifische Inseln 34. Calystegia sepium R. Br. + — Weit verbreitet in nördl. und südl. temperierten Zonen Plantaginaceae. 35. P/antago Stauntoni Reichardt (Fig. 6, S. 194) 36. PI. pentasperma Hemsl. + + + Endemisch (auf Neu-Amsterdam von SCHIMPER zuerst gefunden) Endemisch Summa 16 33 W. St iiimi'ER sammelte auf St. Paul am 3. Januar IcSqq folgende Arten: Plantago Stauntoni Reich. Juncus communis E. Mey. ScirpUS nodosus Rottb. Hohns lanatus L. Poa Novarae Reichardt Spartina arundinacea Carm. fjycopodium cernuum 1.. Lomaria alpina Spreng. JilcihniDii austräte Ltnn. Auf Neu-Amsterdam am 4. Januar 1899: Phylica nitida Lam. Plantago Stauntoni Reich. Sonchus oleraceus L. Scirpus nodosus Ron b. /iinais communis E. Mey. Holcus lanatus 1 .. Zum Teil sind diese Pflanzen auch gleichzeitig von F. Winter und Dr. E. Vanhöffen, ebenfalls Teilnehmer der „Valdivia" Expedition, gesammeil worden. 190 Poa Novarae Reich. . Xgrostis alba I .. Spartina arundinacea Carm. Trisetum insulare HemSL. . Ispidium coriaceum Sw. Blechnum austräte I .. St. Paul und Neu-Amsterdam. IQI Fig. 1. Aspidium coriaceum SWARTZ. Exemplar mit langen Wedelstielen aus einer Lavahöhle von Neu-Amsterdam. Nach einer Photographie von F. WINTER. 8/s0 nat. Gr. Rechts Endfieder in nat. Gr. xg2 H. SCHF.NTK, II Fig. 2. Spartina arundinacea CARMICH. */i nat- r'r- (SCH1MPER.) 192 St. Paul und Neu-Amsterdam. 193 Fig. 3. Poa Novarae Reinhardt. 8/a nat- Gr. (Schimper.) Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. 11. I. Teil. Fig. 4. Scirpus nodosus Rotte. 2/, nat. Gr. (Schimper.) 25 H. SCHENCK, 194 Fig. -. Phyh utida Lam. Zweig mil .,., v,„, Schimpeb gesammelt Blüte, rechts Blattei vergrößert, in bimper. b-ig. 6. fl&wfctfo Stewito« B ^'"- Nach einen, von Si ffi Neu-Amsl nplar. Nat & IM) St. Paul und Neu-Amsterdam *95 Eingeschleppte und verwilderte Phanerogamen. i. Auf St. Paul. (Nach Reichardt, Hemsley, Velain, Schimper.) 8. Brassica olcracea L. 9. Apium graveolens L. 10. Daums Carola L. 1. Poa an mia L. 2. Hole ks lanatus L. 3. Polypogon monspeliensis Dese. 4. Panicum sanguinah L. 5. Rumex acetosa L. 6. Stellaria media L. 7. Sagina procumbens L. Hochstetteri Reich.) (= 5. 11. Petroselinum sativum L. 1 2. Solanum tuberosum L. 1 3 . Sonehus oleraeeus L. (sehr häufig ) 14. Sonehus arvensis L. 1 5. Cynara scolymus L. 2. Auf Neu-Amsterdam. (Nach den Sammlungen von Schimper, F. Winter.) 1. Agrostis alba L. 3. Sonehus oleraeeus L. 2. Holais lanatus L. In den Florenlisten von Reichardt und von Hemsley sind zwei bisher als Endemen be- trachtete Arten zu streichen und unter die eingeschleppten Pflanzen zu versetzen, nämlich Sagina Hochstetteri Reichardt (= Co/oban/hus diffusus Hook, f.), welche identisch ist mit Sagina pro- cumbens L. ') und Agrostis di/jicilis Hemsley, welche zu Agrostis alba L. zu rechnen ist. Exem- plare, welche von W. Schimper auf Neu-Amsterdam am 4. Januar 1899 gesammelt worden sind und im Kewherbar von Herrn Dr. O. Stapi als übereinstimmend mit den daselbst aufbewahrten Exemplaren der A^ii>stis difficilis IIkmsi.lv erkannt waren, erwiesen sieh hei späterem Vergleich als Agrostis alba L., welche in typischen Formen von F. Winter ebenfalls am 4. Januar 1899 auf Neu-Amsterdam gesammelt wurde. Herr W. Botitng Hemslex bestätigte mir laut Schreiben vom 7. Juni 1904 die Zugehörigkeit seiner A. di/jicilis zu A. alba I.. Trockener Standort auf Felsen ma. Webern nutans Hedw. + + Nördliche Halbkugel, Neuseeland, Tasmanien. Süd- amerika ;. Campylopus megalotus Besch. + — Endemisch 8. C. clavatus R. Br. + — Endemisch 0- C. falcifolius Mut. + — Endemisch 10. C. ex im i us Rchdt. + Endemisch. Auf St. Paul von Dr. NAUMANN (,,Gazelle"-Expedition) als einziges Laubmoos ge- sammelt. Auch von Schimper gesammelt. 11. C. minor Besch. — + Endemisch 12. C. cnntat 11 Ins Besch. — + Endemisch 13- C. paulensis Brotherus + — Endemisch. Nov. spec. von Schimper gesammelt 14. Dicranum subconfine Besch. — + Endemisch 1) Nach brieflicher Mitteilung von Herrn W. B. HEMSLEY, Kew. 195 25* 196 H. Schi n< k. M usci (Bf.s, 111 kl in. Compt rend., T. I.XXXI, p. : St Paul Neil- Amsterdam Verbreitung 1 15 Dicranum fulvastrum Besch. + Endemisch 16. Dicranella pyrrhotricha Besch. + — Endemisch 17- Trematodon setaceus n + — Endemisch 18. Philonotis trichophylla Besch. — + Endemisch 1 ' Syrrhopodon isleanus Besi h. + — Endemisch 20. Trichostomum interruptum Besch. — + Neuseeland zi. Tr. n perangustum 1 — + Endemisch 22. Barbula muralis Hedw. + — Kosmopolitisch 23. Ceratodon calycinus Hampe + — Endemisch 24. Racomitrium pruinosum P.i CB — + Neuseeland. Varietät des kosmopolitischen R. i$um /.//;»- 25. Entedon pallidus M11 1 + — Neuseeland, Lord Howe-Insel, Taiti 26. Hypnum compressulum Besch. — + Endemisch 2;. Rhaphidorrhynchum aurescens — + Endemisch 28. Rh. confertulum Besch. + Endemisch 29. A4, contiguum Hook. f. et Was. j_ Lord Howe-Insel, Tic des Pins \Y. SuiiMPiu brachte von St. Paul folgende, von Herrn Professor V. F. Brotherus in Helsingfors bestimmte Laubmoose mit: 1. Sphagnum lacteolum Besch., 1 zusammenvegetierend an einer heißen Quelle am oberen 2. Campylopus eximius Ri:inn>i.,| Kraterrand. 3. Januar 1899. 3. Webera nuians Hedw., von demselben Standort. |. Campylopus pauknsis Brotherus n. sp. St. Paul. 3. Januar 1899. Von letzterem Moose verdanke ich Herrn Brotherus die folgende Diagnose. 10. No- vember [903: Campylopus paulensis Brotii. n. sp. Dioicus; gracilis, caespitosus, caespitibus ad 3 cm usque altis, densis, atro-fuscis, rix nitidiu- sculis; caulis erectus, parce radiculosus, e basi jam dense foliosus, simplex vel parce ramosus; folia sicca adpressa, humida erecto-patentia, canaliculato-concava, e basi elongate oblonga, haud auriculata sensim breviter lanceolato-acuminata, pilifera, sine pilo c. 3 mm longa et 0,75—0,80 mm lata, marginibus superne subconniventibus. integerrimis, nervo basi dimidiam partem folii latitudinis oecupante, usque ad apicem a lamina distineta, dorso humiliter lamelloso, in pilum plus minusve elongatum, hyalinum, strie- tum, serrulatum produeto; cellulis superioribus incrassatis, lumine anguste elliptico, obliquis, basilaribus interioribus teneris reetangularibus, marginalibus angustissime linearibus, pluriseriatis, hyalinis, alaribus paulum majoribus, fuseidulis, omnibus laevissimis; bracteae perichaetii e basi hyalina, vaginante setaceae, piliferae; sota 7 mm alta, cygnea, apice scabra; theca subovalis, asymmetrica haud strumosa, costata, fusca; peristomium simplex; exostomii dentes 0,375 mm longi et 0,06 mm lati. fusco-rubri; spori 0,010 mm, fuseiduli, laeves; operculum oblique rostratum. Caetera ignota. Ins. St. Paul (A. F. \V. SCHIMPER). Species ('. polytrichoidi De Not affinis, sed foliorum forma, nervo dorso humiliter lamellato, cellulis alaribus minus distinetis neenon seta apice scabra dignoscenda. Hepatic St Paul Neu- Amsterdam Vei ireitung 1 . Anthoceroi laevi 1.1 w + — Ki smopolitisch 2. A. punctata* L. + — Weit verbreitet 3. Marchantia polymorphe I.inn. + — Kosmopolitisch \, M. Berteroana LEHM, '-i Ldbo. ( .1/. tabut ■ 1 N ab E. + — aErika 5- Lophocolea Jelinekii K + — Enden ; — Europa [90 St. Paul und Neu-Amsterdam. 197 W. Schimper sammelte auf St. Paul am 3. Januar 1899 3 Lebermoose, welche von Herrn Professor Dr. V. Schiffxer bestimmt wurden, nämlich Marchantia Berteroana Lehm, et Ldbg., Anthoceros punetatus L. und eine zweite unbestimmbare Art von Anthoceros mit glattem sterilem Thallus. Lieh enes Neu- (Nylander, Flora, 1886, S. 3 1 .S ) ■ ) St. Paul Amsterdam Verbreitung 1. Leptogium inflexum Nyl. + Endemisch 2. Cl. fnnbriata Hffm. + — Europa 3- Stereocaulon proximum Nvt .. — + Endemisch 4. Ramalina titspidata Nyl. + — Europa 5 Parmelia praeperlata Nyl. + — Endemisch 6. P. confluens Nyl. + — Endemisch 7- P. subrudeeta Nyl. + — Endemisch 8. Physcia parietina f. aureola (Ach.) + — Europa 9 Ph. speciosa (Hffm.) + — Europa 10. Ph. pieta (Sw.) + — Endemisch 11. Peltigera dolichorhiza Nyl. — + Endemisch 12. P. Uptoderma Nyl. + — Tropisches Amerika (nach Reichardt) 13. Lecanora fulgescens Nyl. + — Endemisch 14. /.. milvina (Whlnb.) + — Europa 15. /.. subsulphurata Nyl. + — Endemisch 16. Z. macrophthalma (Tayl.) + — Kerguelen 17. ürceolarict deuteria Nyl. + — Kapland 18. Lecidea conioptoides Nyl. + — Endemisch 19. Z.. parasemopsis Nyl, + Endemisch 20. /.. stelluktta Tayl. + — Europa 21. Opegrapha consi millima Nyl. + — Endemisch 22. Stigmatidium leueolytum Nyl. + — Endemisch 23. Verrucaria aethioboliza Nyl. + — Endemisch Summa 2! 2 Pilze und Algen. Von Pilzen ist bislang nur eine Art von St. Paul bekannt, die Sphaeriacee Phomotospora schfiua v. Tiiümen8), welche auf trockenen Halmen von Scirpus arundinaceus Carmich (soll wohl heißen Spartina arundinacea Carmich.) angegeben wird. Die von der „Novara"-Expedition gesammelten Algen sind im I. Band des „Novara"- Werkes bearbeitet. Aus Obigem ergiebt sich, daß bis jetzt auf beiden Inseln 36 Gefäßpflanzen, nämlich 19 Pteridophyten, 10 Monocotylen und 7 Dicotylen gefunden wurden, wovon auf St. Paul 16 Arten, auf Neu-Amsterdam 33 Arten kommen. Endemisch sind folgende Arten : 1. Trisetum insulare IIkmsl. 4. Scirpus atropurpureo-vaginatus Böckeler 2. Agrostis Dclislei Hemsl. 3. Poa Novarae Reichardt 5. Plantago Stauntoni Reichardt 6. Plantago pentasperma Hemsl. 1) Die Flechtenliste NYLANDER's in Flora, 1886, ist vollständiger als seine erste Aufzählung in Compt. rend., T. LXXXI, p. 725, welche von Hemslf.y in Challenger Report, p. 279 reproduziert ist. 2) Forschungsreise der „Gazelle", Teil IV, Pilze, S. 4. 197 ig8 H. SCHENCK, Zu diesen können wir auch die außer auf beiden Inseln nur noch auf Tristan da Cunha vorkommenden 4 Arten rechnen, nämlich: 7. Uncinia brevicaulis Tuouars 9. Nephrodium aquilinum Hemsl. 8. Spartina arundinacea Carmich. 10. Acrostkhum succisaefolium Thouars Ferner auch die insulare, nur auf Amsterdam, Tristan, Reunion und Mauritius beschränkte 1 1. Phylica nitida Lam. Wir erhalten somit u/„ der ganzen Flora als insulare eigenartige Formen. Zu den endemischen Arten ist folgendes zu bemerken: Phylica nitida Lam. gehört zu einer artenreichen südafrikanischen Gattung, welche auch in Madagascar Vertreter hat und in einer endemischen Art auch auf St. Helena1) vorkommt, stellt also ein afrikanisches Element in der Flora von Neu-Amsterdam vor. Die Gattung Plantago ist auch auf anderen Inseln in endemischen Arten verbreitet, so z. B. Plantago aucklandica Hook. f. auf den Auckland-Inseln. Poa und Agrostis neigen zur Bildung endemischer Inselarten: auf den Auckland- und Campbell-Inseln tritt Poa ramosissima Hook, f., auf Kerguelen Poa Cookii Hook, f., auf den Kalkland-Inseln Agrostis prostrata Hook. f. endemisch auf. Spartina umfaßt nach Hackel2) 7 Arten, hauptsächlich Salzgräser, 3 davon an den atlantischen Küsten und zum Teil am Mittelmeer, 2 in den Prairien, 1 bei Montevideo und 1 auf St. Paul, Amsterdam und Tristan da Cunha. Nach Hemsley3) ist Spartina arundinacea mit einer amerikanischen Art am nächsten verwandt. Die übrigen 25 Arten, namentlich die Pteridophyten , haben meistens eine weite Ver- breitung in den südlichen Ländern und mögen teils aus Südamerika, teils aus Südafrika her- gekommen sein. Neuseeländisch-australischer Herkunft dürften nur die folgenden sein : Acacna sanguisorbae Vaiii. Scirpns aucklandicus Böckeler Uncinia conipaeta R. Br. welche in Südamerika oder in Afrika fehlen. Was die Beziehungen von St. Paul und Neu-Amsterdam zu den Inselgruppen des ant- arktischen Gürtels anbelangt, so finden sich folgende Arten: 1. Uncinia com pacta R. Br. » 2. Lycopodium saururus Lam. auch im Kerguelenbezirk. 3. Hymenophyllum peltatum Desv. 4. Ranunculus bitematus S.\r. auch im Kerguelen- und im Aucklandbezirk. 5. Lomaria a/pina Spreng. i'. Aspidium mohrioides Borv 7. Polypodium austräte Mi u. 8. Acaena sanguisorbae Vaiii. | . „. ,, .. _... 1 auch im Aucklandbezirk. 9. Scirpus aucklandicus BOCKELER I 0 Phylica ramosissima DC, Abbild, inj. Ch. Melliss, St Helena, 1875, PL XXXII 21 Nm. Pflanz.-Fam., Bd. II, 2, S. 58. |) Hemsley, Challengei Report, [ntroductioD, p. 67. 198 St. Paul und Neu-Amsterdam. j qq und von diesen können Ranunculus, Acacna, Uncinia als antarktisches Element in der Flora beider Inseln gelten. Die Gesamtflora ist also gemischt aus Pflanzen verschiedener Herkunft, von denen eine Anzahl zu endemischen Formen umgebildet wurden. Der ziemlich hohe Prozentsatz insularer Arten sowie die Armut der Flora deuten darauf hin, daß die Besiedelung der ausgesprochen oceanischen Inseln eine sehr erschwerte ist. Die Hälfte der Arten besteht aus Farnpflanzen, welche auf weit entlegenen Inseln in der Regel stark vertreten sind und deren Sporen leicht durch Winde verbreitet werden können. Früchte und Samen der Phanerogamen aber können, soweit sich ermessen läßt, hauptsächlich durch Vögel gelegentlich hierher verschlagen werden; durch solche muß auch der Austausch der mit Tristan da Cunha gemeinsamen Arten vermittelt worden sein. Das merkwürdige isolierte Vorkommen von Spartina arundinacea, von Phylica nitida Lam. und der 3 anderen oben genannten Pflanzen nur auf außerordentlich weit (ca. 3000 Meilen nach Hooker) auseinander gelegenen Inseln läßt sich nur erklären durch die Annahme der Verbreitung durch Seevögel, welche auf Inseln zu nisten pflegen und die Festländer vermeiden. W. B. Hemsley1) hält allerdings die Mitwirkung von Vögeln für die Verbreitung der Phylica für sehr problematisch und neigt eher zu einer Annahme ehemaliger größerer Landverbindungen. Indessen citiert er die Ansicht von H. B. Guppy, welcher die Möglichkeit eines Transportes von Samen von der Insel Süd-Trinidad nach Neu- Amsterdam, also auf 5 — 6000 Meilen Entfernung, behauptet Gupfy fand einen kleinen harten Samen im Magen einer Kaptaube, Daption caßensis, ca. 550 Meilen östlich von Tristan da Cunha, eines Vogels, der etwas südlich von Süd-Trinidad und bis nach Neu-Amsterdam beobachtet worden ist. Moseley2) beobachtete, daß die Beeren der Phylica auf [naccessible Island von Nesospiza acunhae, einem hinken, verzehrt werden. Jedenfalls wäre zu wünschen, wenn die Zoologen auf die Lebensgewohnheiten und die Nahrung der in Betracht kommenden Vogelarten fernerhin ihr Augenmerk richten wollten. Von den 36 Arten kehren im ganzen 13 Arten auch auf Tristan da Cunha wieder. Bemerkenswert ist der vollständige Mangel der Leguminosen auf beiden Inseln und auch auf Tristan da Cunha; überhaupt ist diese Familie auch auf den antarktischen Inseln nicht ver- treten, und nur im feuerländischcn Gebiet stellen sich einige Formen ein8). Auch unter den Bryophyten und Lichenen ist der Endemismus sehr stark aus- geprägt. Nach Bescher ehe*) sind von den auf St. Paul und Amsterdam beobachteten 28 Laub- moosen 20 Arten, also ein sehr hoher Prozentsatz, diesen Inseln eigentümlich, wozu noch als weitere Art der von Schimper gefundene Canipxltpus paulensis Brotherus hinzukommt. Sehr merkwürdig ist, daß gerade diese Gattung in so vielen eigenartigen Formen auftritt. Bemerkens- wert ist ferner Sphagnum in 2 Arten, welche Gattung auf Kerguelen vollständig fehlt. Die Hypnaceen mit nur 4 Arten treten sehr zurück. Die nicht endemischen Laubmoosarten haben teils sehr weite Verbreitung auch in der nördlichen Hemisphäre, teils aber kehren sie auf Neuseeland oder auf pacifischen Inseln wieder. 1) W. JB. HEMSLEY, Challenger Report, Botany, Vol. I, 1885, Appendix, p. 313, und Introduction, p. 45. 2) N. Moseley, Journal of Linn. Soc, Vol. XIV, 1875, p. 382, und Challenger Report, Narrative, p. 261. 3) Vergl. oben S. 33. 4) Bescherelle, C. r., Vol. LXXXI, p. 720. 199 ->qq H. Schenck, Auch unter den endemischen Formen sind eine Anzahl nahe verwandt mit pacifischen, einige aber mit südamerikanischen Arten. Die Moosflora beider Inseln ist also ebenfalls gemischter Herkunft und deutet in ihren vielen eigentümlichen Formen auf hohes Alter. Unter den 6 Lebermoosen ist nur i Art endemisch. Die Flechten sind mit Ausnahme von 3 Strauchflechten alle Blattflechten und Krusten- flechten, welche meistens an Felsen, die übrigen auf Erde oder auf Moosen, wachsen. Nach Nylander sind 14 unter den 23 Arten endemisch. Im Anschluß an die Flora mögen auch einige Bemerkungen über die Fauna Platz finden. Als rein oceanische Inseln beherbergen St. Paul und Neu-Amsterdam keine ursprüngliche Landfauna. Die wiederholt beobachteten Mäuse, Ratten, Katzen, Kaninchen, Schafe und Ziegen auf St. Paul sind ebenso wie die Rinder auf Neu-Amsterdam durch Schiffe zugeführt. Die Avifauna ist nur durch zahlreiche Seevögel vertreten. Von Landarthropoden sind durch die „Novara"- und die deutsche Tiefsee-Expedition nach ( i. Enderletn's1) Zusammenstellung 20 Arten auf St. Paul und 4 Arten auf Neu-Amsterdam nachgewiesen. Hierzu würden noch einige von Yelaix-) beobachtete, aber von Enderlei x nicht erwähnte Formen hinzukommen. Endekleix ist der Ansicht, daß sich unter allen Arten kaum eine endemische nachweisen lassen wird, da sie, abgesehen von den sicher aus Europa eingeschleppten, von den zunächst- liegenden Inseln und Kontinenten her nach den Inseln gelangt seien; außer Südafrika komme besonders Australien in Betracht, da australische Walfischfänger schon seit langer Zeit St Paul als Station benutzen. So ist die Spinne Tetragnatha gulosa von Australien-Neuseeland her ein- geschleppt Aus Nordwesteuropa stammt dagegen ein Tausendfuß, Cylindrqjuhis frisins Verh. Die Käfer sind nur durch einen unbestimmten Laufkäfer, die Schmetterlinge durch die kleine neue Gracilaria Strassenella Entderl, die Fliegen dagegen durch 8 Arten vertreten. Die Besiedelung der Inseln mit niederen Landtieren dürfte wohl, wie Endes LEIN hervor- hebt, einer relativ jungen Zeit angehören. Immerhin sind einige' wenige Arten bis jetzt nur auf ihnen gefunden worden, und es bleibt zu untersuchen, ob sie als besondere [nselformen zu betrachten sind. Unter den Pflanzen haben sich aus den ursprünglichen Ankömmlingen besondere Arten herausgebildet, also dürfte wohl Gleiches auch für die Tiere wahrscheinlich sein. Velain berichtet, daß die französische Expedition eine schöne Noctuelle und ein Exemplar von Apis mellifica auf St Paul gefangen habe. Beide Tiere können nur durch den Sturm herbei gebracht worden sein. Die Honigbiene ist am Kap, in Australien und Neuseeland naturalisiert Das gefangene Exemplar dürfte wohl aus ersterem Gebiet verweht worden sein. Velain meint. daß dieser Transport nichts Unwahrscheinliches habe. Nach Velain sind auch mehrere tropische Arthropoden auf St Paul eingeschleppt, welche, wie weiter unten erwähnt, an den heißen Stellen der Insel sieh erhalten konnten. Von der deutschen riefsee-Expedition wurde, nach W. Michaelsen3), ein kleiner Erdwurm [) G. Endeklein, Die Landarthropoden dei von dei Tiefsee-Expedition besuchten antarktischen Inseln. Wiss 1 rgebnisse dei deutschen Tiefsee-Expedition, Bd. III, 1903. V11 un, Remarques etc., p. 12, .),;, 17. 3) W. Michaelsen, Die Oligochaten dei deutschen Tiefsec-Expedition. Wiss. 1 i^ebnisse der deutschen riefsee-Expedition, Bd. III. 1902. 200 St. Paul und Neu-Amsterdam. 201 im Humus des Kraterrandes von St. Paul gefunden, der zu den Oligochäten gehörige Helodrilus pärvus, welcher, in Nordamerika einheimisch, nach Kapland und nach der Insel verschleppt worden ist. Auf Neu-Amsterdam soll nach Velain eine kleine He/ix- Art vorkommen. Die marinen, von Yi'i.aix1) eingehender studierten Mollusken beider Inseln weisen 53 Arten auf, von denen 46, also go Proz. neu waren. Wenn auch nicht alle 46 Arten endemisch seiu sollten, so ist doch die Eigenartigkeit der Molluskenfauna eine sehr ausgeprägte. Ihre Gattungen gehören teils den tropischen, teils den kalten Meeren an, teils sind sie weit verbreitet. Im allgemeinen zeigt sie die meisten Beziehungen noch zu derjenigen der Küste Kaplands; mehrere Arten sind gemeinsam oder nahe verwandt. Auch unter den Küstenfischen haben beide Gebiete zwei gemeinsame Vertreter, was sich durch die Richtung der Strömungen und Winde von Westen nach Osten erklärt. Aus der Zusammensetzung der Flora und der Fauna folgt, daß die beiden Inseln nicht zu der Region der subantarktischer] Inselzone zu rechnen sind"). Auch ihr vulkanischer Ursprung spricht gegen die von Moseley geäußerte Hypothese einer früheren Landverbindung mit Ker- guelen und Feuerland, für die' keinerlei Beweise oder Anzeichen vorliegen. ^ 4. Vegetation von St. Paul. 1. Laoc und Beschaffenheit der Insel. Die Insel St. Paul liegt 380 43' S. Br. und 77" 31' ( >. L v. Gr. Der Flächeninhalt be- trägt 7 qkm, die größte Länge der Insel von NW. nach SO. nahezu 3 Seemeilen i^'L, km), die größte Breite etwa 2 Seemeilen (3,7 km). Wie ein Blick auf die Karte (Fig. 7) zeigt, besteht die Insel aus einem einzigen grollen vulkanischen Krater, dessen Ostwand zerstört ist. Von Westen gesehen, zeigt sie sich als ein mit io" Neigung ansteigender flacher, oben abgestumpfter Kegel, dessen Ränder in senkrechten. 30 — 60 m hohen Felswänden zum Meere abstürzen und an einigen vorspringenden Punkten kleine, aufgesetzte Schlackenkegel tragen. Das große, im Durchmesser 1200 m weite, bis 69 m tiefe, mit Wasser erfüllte kreisförmige Kraterbecken steht durch einen schmalen, bei Ebbe nur kaum 1 m tiefen Durchbruch in der niedrigen östlichen Harre mit dem Ocean in Verbindung. Die Barre war noch im Jahre r 696 und auch noch 175.) geschlossen und ist erst später am Ende des [8. fahrhunderts durch den Anprall der Wogen bei einem heftigen Sturm durchschnitten worden. 178g wurde der "Durchbruch zum ersten Male festgestellt Die steil in die Lagune abfallenden inneren Kraterwände erheben sich bis zu 272 m. Fig. 8 giebt die Ansicht der Ost- seite der Insel mit dem Eingang zum Kratersee, Taf. XI die Nordostecke des Kraterwalles mit dem nördlichen Teile der Barre. Nach den Untersuchungen Hochstetter's und Yklain's baut sich die ganze Insel aus- schließlich aus vulkanischen Gesteinen auf, und zwar finden sich zu unterst Rhyolith, darüber rhyolithische Tuffe und Breccien, welche von Doleri Usingen durchbrochen sind. Ueber diesen 1 1 Vi 1 un, 1. c. p. 142. 2) Vergl. STUDER, Die Forschungsreise der „Gazelle", Teil III, s. \-\. 20I 1>. ntMhe Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. x. Teil. 26 II. SCHENI K, .. < iesteinen lagern die die Hauptmasse der Insel bilden- den basaltischen Laven- und Schlackenschichten, welche der letzten Eruptionsperiode ange- hören und aus dem tiefen, trichter- förmigen Krater hervorkamen. An hs^ heißen Stellen, aus den.ii YVasser- dämpfe und < eise entweichen, erkennen. \ einigen Oertlichkeiten der Insel lassen sich noch heute die letzten Spuren vulkani- scher Thätigkeit in ( ie- stalt von Thermal- quellen und ^r \ ' Fig. ~. Karte der Insel St. Paul. Die Zahlen geben die tiefe in Metern an. (Nach der englischen Seekarte.) Aus C. l'iirx, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., 11)03, S. 297. Fig. S. St. Paul. Blick auf den Eingang /um Krater- becken. Aus C. CHTJN, Ans den Tiefen des Weltmeeres. 2, Aufl.. [903, S. 298. Fig. 8. J02 St. Paul und Neu-Amsterdam. ,,„-, Die porösen Laven und Schlacken treten nur an verhältnismäßig wenigen Punkten als nacktes ( restein zu Tage, sondern sind oberflächlich stark zersetzt zu einer eisenschüssigen gelben oder roten Lehmmasse. Die zersetzte Lava hat einen vortrefflichen Boden geliefert für die hohe Grasvegetation, welche die Insel bedeckt und deren faserige Wurzeln in der zersetzten Lava und vulkanischen Asche eine oft mehrere Fuß tiefe Humusschicht von weicher, schwammiger Beschaffenheit gebildet haben. Das Gehen auf diesen mit Grasbüscheln bestandenen, schwammigen, vom Regen durchfurchten und von den Bruthöhlen der Seevögel durchlöcherten Boden ist ungemein beschwerlich und ermüdend. 2. Bericht von A. F. W. Schimper über die Vegetation von St. Paul. „Unser Aufenthalt auf der Insel St. Paul war ein so kurzer, daß nur sehr dürftige „Beobachtungen gesammelt werden konnten l). Die Insel stellt bekanntlich einen kegelförmigen „Vulkan dar, der an einer Seite bis unter das Meeresniveau eingestürzt ist, so daß der kessel- „artige Grund des Kraters eine Lagune darstellt. Grasfluren bedecken die Oberfläche, soweit sie „nicht aus Felswänden besteht oder von Blöcken bedeckt ist. Dieselben erscheinen an den äußeren „Abhängen, soweit sie uns erkennbar wurden, von steppenartigem Charakter, mit büschelartigen, „durch breite nackte Streifen getrennten grasähnlichen Gewächsen. Die gleiche Formation beherrscht „auch die inneren Abhänge und den schmalen horizontalen Rand2). Recht auffallend kontrastiert „zu den im ganzen düsteren Farben dieser Steppe im Krater ein breiter (schräg nach oben) „geneigter Streifen durch frische grüne Farbe und Vegetationsfülle und demgemäß mehr wiesen- „artigen Charakter. Unser Aufstieg zum Kraterrand ging schief aufwärts durch diesen Streifen „und ich erreichte im Krater nur die Grenze der lockeren Steppe, während Dr. Bachmann sie „auch auf dem Randteile betrat und in größerer Ausdehnung in der Nähe besehen konnte. „Die häufigen Besuche von Fischern sind nicht ohne Einfluß auf die Vegetation St. Pauls „gewesen; Sonchus oleracem L wurde von uns sehr viel in der Nähe des Meeres gesehen und der „ebenfalls eingeschleppte Hohns lanatus L. zeigt sich der heimischen Vegetation reichlich unter- „mischt bis gegen den oberen Rand; doch schien er auf den erwähnten frischen Streifen ziemlich „beschränkt zu sein. Der steile Aufstieg ging /wischen hohen steifen Büscheln von Scirpus nodosus „Rottb. und Poa Novarae Reichardt, zwischen welchen hier und da ein Farn sich zeigte. Die „gleichmäßig grüne Farbe, welche diese wiesenartigen Streifen in so auffallender Weise gegenüber „der eigentlichen Steppe kennzeichnet, ist nicht bloß durch den dichteren Wuchs dieser Pflanzen „bedingt, sondern auch durch den wesentlichen Anteil von Moosen an der Vegetation. I )ie „Zwischenräume sind nicht nackt, sondern überzogen von Marchantia, Anthoceros und einigen „sterilen Laubmoosen. Solche Moose zeigen sich, zusammen mit Flechten, auch auf den Felsen. „Auf dem oberen Rande fand Bachmann eine lockere Vegetation von durchaus steppen- „artigem Charakter ; die Zwischenräume waren nackt oder trugen vereinzelte Moose. Hier fand „Bachmann ein Fxemplar von Plantago Stauntoni. Interessant war die Vegetation an einer heißen „Quelle. Sie bestand aus Polstern eines glänzend roten Sphagnum (S. ladeolum Besch. nach „Brotherus' Bestimmung), des dunkelgrünen Campylopus eximius Reichardt, sowie von anderen i) Um so mehr, als ich unmittelbar vorher einen erneuten Fieberanfall gehabt hatte. Der mich auf meinen Exkursionen begleitende Dr. Bachmann erreichte daher allein den oberen Rand der Kraterinsel. 2) Nach Mitteilungen Dr. Bachmann's. 203 26* 2q. H. SCHENCK, „Sumpfmoosen, /wischen welchen Lycopodium cernuum L sich zeigte. St. Paul ist die südlichste „Station dieses megaphilen Lycopodium, welches hier, auf die nächste Nähe der warmen Quellen „beschränkt, gleichsam wie in einem Treibhause gedeiht1). „Im übrigen war es infolge der Kürze des Besuches und anderer mißlicher Umstände „nicht möglich gewesen, irgend welche Daten für ökologische Betrachtungen zu gewinnen. Auch „unter Heranziehung der Veröffentlichungen früherer Expeditionen läßt sich eine genaue Hinsicht „in den Zusammenhang zwischen dem Vegetationscharakter St. Pauls und den äußeren Bedingungen „nicht gewinnen. Alles, was wir von der Meteorologie dieser Insel wie von Neu-Amsterdam „wissen, weist auf ein echtes Grasflurklima hin, und das Vorherrschen starker Winde, deren zer- störende Wirkungen auf die Vegetation auf Neu-Amsterdam so augenscheinlich sind, macht es „verständlich, daß die Vegetation, trotz des Regenreichtums, einen mehr xerophilen Charakter „besitzt Diese allerdings nirgends sehr ausgeprägte Xerophilie weicht auf dem oben erwähnten „Streifen am Abhang innerhalb des Kraters einer entschiedenen Hygrophilie. Ob diese Erscheinung „mit der Richtung der häufigsten Regen oder mit Windstille oder auch mit edaphischen Ein- güssen, /. B. der Anwesenheit warmer Quellen2) im Boden, in Zusammenhang steht, das sind „Fragen, welche späteren Reisenden überlassen werden müssen. Ebenso bleibt es ganz unsicher, „ob das gänzliche Fehlen von Bäumen daher rührt, daß das Klima noch mehr baumfeindlich „ist als auf Neu-Amsterdam, oder, was wahrscheinlicher erscheint, mit der fehlenden Zufuhr „keimfähiger Samen geeigneter Holzpflanzen zusammenhängt." 3. Nachträge zu dem Berichte ScHlMPER/s über St. Paul. (Von II. Scheni K.) Aus dem kurzen Bericht Schimper's wie auch aus den Beobachtungen der „Novara"- I Spedition und der französischen Venus-Mission geht hervor, daß wir auf St. Paul 2 Formationen zu unterscheiden haben, von denen die Grassteppe durch die klimatischen Verhältnisse bedingt ist. die streng lokalisiert auftretende Formation von Spkagnum mit Lycopodium cernuum dagegen edaphischen Einflüssen ihr Dasein verdankt. a) Grassteppe. Die Hauptmasse der Grassteppe setzt sich im wesentlichen aus nur 2 Pflanzen zusammen. Poa Novarar Riichardj und Scirpus nodosus Rotte.3), beide von xerophiler Struktur. Auch die ebenfalls xerophil gebaute Spartina arundinacea Carm. ist ein Bestandteil der Grassteppe und auch von S< HIMPEB auf der Insel gesammelt; indessen scheint sie nicht so verbreitet zu sein wie auf Neu-Amsterdam, denn [eunek4) bezeichnet sie als zerstreut und nicht häufig, während sie M n x 1: häufig am Ufer rings um das Bassin vorfand. Diese Gräser wachsen in großen, getrennt nebeneinander stehenden Büscheln, welche oft auf kleinen torfigen Hügeln zu wachsen scheinen8). Speciell für Poa Novarae wird angegeben6), daß sie mit ihren Wurzelstöcken die lue, polster- I) VergL weilet unten S. 205. .•1 Vergl. weitet unten s. 208. () Hierzu vielleichl auch Scirpui atropurpureo-vaginatui Böi KJ U R |i Ki 1. 11 m. in, 1 lora dei tasi 1 St. Paul, S. 31. 6) Kill II AUDI , I. C. S. 32. 204 St. Paul und Neu- Amsterdam. 20^ förmige Rasen bildet, welche an die Rasen des Tussockgrases (Poa flabcllata Hook, f.) der Falk- land-Inseln oder der Poa foliosa Hook. f. der Auckland- und Campbell-Inseln erinnern. Da die Höhe des Kraterrandes nur 250 m im Mittel beträgt, so finden die Gräser überall dieselben Bedingungen. Sie bedecken auch die steilen inneren Abstürze des Kraters. An den äußeren Abhängen, besonders gegen den Kraterrand zu, sind sie nach Velain1) zwergiger, beständig unter dem Einfluß der heftigen, fast kontinuierlichen Winde gebogen und auf dem Boden niederliegend. Erst weiter unten auf dem flach geneigten Plateau über den Randklippen nehmen sie wieder gerade Haltung an und werden größer. Als untergeordnete Bestandteile der Steppe sind noch zu nennen: Trisetum insulare Hemsl. besonders in tieferen Lagen, Junais communis E. Mey., Uncinia brevicaulis Thouars und Uncinia compacta R. Br. Von den wenigen übrigen Gefäßpflanzen der Insel verdient Plantago Staun ton i Reichardi besonderes Interesse. Plantago Stauntoni9) (Fig. 6 S. 194), ein stengelloses ausdauerndes Gewächs mit zahlreichen aufrecht abstehenden, dicht tomentosen, lanzettförmigen, bis etwa 15 cm langen Blättern und 2 — 4 aufsteigenden Blütenschäften, ist gruppenweise über die Insel verbreitet Es zeichnet sich eben- falls durch xerophile Struktur aus. Sagina procumbens {Colobantkus diffusus Hook, f.!) soll nach Hochstetter an einzelnen Stellen in der Nähe des Kraterrandes vorkommen. Calystegia sepium R. Br. ist in der Nähe des Bassinuferrandes gefunden und dürfte wohl ebenfalls eingeschleppt sein. Apium austräte, die letzte der Dicotylen, wächst auf Sand an der Küste. Was die 4 Farnkräuter anbelangt, so sollen Lomaria alpina Sprengel, Blechnum austräte L. und Nephrodium Filix mos Rich. auf humushaltigcn Stellen über die Insel verbreitet sein. Das sonst im tropischen Amerika einheimische Nephrodium villosum Presl. (= Phegopteris bivestita Fourn.) bewohnt nach Velain8) windgeschützte Spalten und Lavahöhlungen am Kratergipfel, ver- hält sich also wie die meisten größeren Farne der Insel Neu-Amsterdam. Bemerkenswert für die klimatischen Existenzbedingungen der Vegetation der Insel sind einige Notizen Velain's*) über das Verhalten der Kulturpflanzen. Getreidekulturen blieben resultatlos. Einige Gemüsepflanzen, wie Daucus, Petroselinum, . Ipium, Solanum etc., sind fast über die ganze Insel zerstreut verwildert, bleiben aber dann von kümmerlicher Entwicklung. Bäume (Eiche, Apfelbaum, Maulbeerbaum) konnten sich nicht halten. Die „Novara'-Expedition hatte allerlei Samen von Gemüsen und von einigen Bäumen ausgesät, indessen war davon nichts erhalten geblieben. Eigentümliches Verhalten aber zeigte Brassica oleracea, welche häufig auf der Höhe der Küstenriffe verwildert wuchs und den baumförmigen Habitus des auf der Insel Jersey auftretenden Kohles angenommen hatte. b) Formation von Sphagnum mit Lycopodium cernuum. Diese edaphische Formation verdankt der noch nicht vollständig erloschenen vulkanischen Tätigkeit auf der Insel ihr Dasein. In früheren Jahrhunderten muß letztere noch eine regere 1) Vm.un, Remarques etc., p. 40. 2) Vergl. auch die Abbildungen in Challenger Report, Taf. XLI und XLII. 3) Velain, Remarques etc., p. 40. 4) Velain, 1. c. p. 39. 205 ,Q^ H. SCHF.NCK, gewesen sein. Von den Schlackenkegeln, welche sich am unteren Rande der Abhänge des Kraters zerstreut vorfinden, sollen nach Vhi.aix's Chat') die 4 an dem Westpunkt befindlichen noch 1793, als Lord M.vAKiNKv die Insel besuchte, Dämpfe entlassen haben und so heiß gewesen sein, daß man sie nicht betreten konnte. Im Jahre 1874 dagegen erschien nach den Beobach- tungen Ym.aix's die vulkanische Tätigkeit nur noch auf das Innere des Kraters beschränkt. während früher, nach den Berichten /ahlreicher Seefahrer, an vielen anderen Punkten der Insel Dämpfe dem. Boden entstiegen. Die Schlackenkegel waren [874 zum Teil mit Moosen und Gräsern bedeckt. Thermalquellen kommen nur am Fuße der Abstürze der Kraterinnenwand im Nord- winkel des Dammes, ein wenig unter dem Niveau der Flutgrenze zum Vorschein, liefern ein etwa ioo° heißes, stark alkalisches und eisenhaltiges Wasser und scheiden beständig Kohlensäure, Stickstoff und Wasserdämpfe ab. In der Umgebung dieser Quellen ist der Boden streckenweise heiß, unter der Oberfäche 60 — 72", in einer Tiefe von 1 m schon so heiß, daß es nicht möglich war, tiefer zu graben. Velain8) berichtet, daß diese hohe Temperatur ferner auf einem sehr bemerkenswerten, etwa 200 m breiten Streifen an der Innenwand des Kraters im Westen, vom Ufer ein wenig schief nach oben bis zum Rande emporsteigend, sich kundgiebt Schon von weitem sei dieser Streifen durch seine besondere Vegetation erkennbar, die sich hauptsächlich aus S/>//a^tii(i)i lacteolum und Lycopodimn cermtum zusammensetze und scharf von der übrigen Grasvegetation der Insel auch in ihrer bleichgelben oder graugrünen Färbung absteche. Vklaix sagt über diese Vegetation das folgende: „Ces plantes, qui sont exclusivement cantonnees dans ces espaces chauds, y forment, soit au-dessus des roches eboulees sur la pente dans le bas de la falaise, soit et surtout vers le haut, au milieu des escarpements verticaux, qui rendent le sommet du cratere absolument inaccessible, des tapis epais, au travers desquels s'6chappent et distillent les vapeurs qui de partout se degagent du so! sous-jacent Malheur ä qui s'aventurerait sur ces manteaux de mousse, rar ils n'offrent aueune resistance, et sous ces tapis trompeurs, suspendus pour ainsi dire au-dessus des rochers, la temperaturc s'eleve ä 50 et 60 degres. Le sol argileux sous-jacent est lui-memc sans consistan« 1 . et cede sons la moindre pression." - - „De distance en distance quelques orifices beants laissent echapper des jets de vapeurs chaudes, et tout autour la Vegetation est absolument decoloree et fletrie." Am unteren Rande dieses heißen Streifens, dicht am Meeresrande, konnte Vki.aix') landen und feststellen, daß der Boden aus einem weichen, buntfarbigen Thone bestand, welcher mit gelatinöser Kieselsäure, da WO die heißen, kohlensäurehaltigen Dämpfe hervorkamen, imprägniert erschien. I >i< Temperatur des eingesenkten rhermometers erreichte rasch den Siedepunkt, in 2 m Tiefe schmolzen am 24. November [873 hinabgesenkte Zinndrähte, was einer Temperatur von z 1 8° entsprechen würde. Während 1874 der heiße breite Streifen nur bis /um Kraterrande reichte, dehnte er sich früher, noch 1857 /ur Zeit der „Novara"-Expedition über den Rand 'les Kraters in nordwest licher Richtung weiter aus. Nach Hochstetter*) betrug die Ausdehnung der heißen Fläche 11 Vn u\. Remarques au sujet de la faune des lies St. Paul et Amsterdam, p. 33, und Recueil etc., p. 312. 2) Vi 1 \in, 1. c. |>. 35. Vergl. die Karte der Insel auf 1 it. I, auf welcher Vi 1 \i\ den heißen Streifen eingezeichnet hat. • V11 \in in Recueil, p. 304 \) Vil UN, 1. c. p. .}<), sowie I ndns, T. I XXX, p. 998, und 1. I.XXX1, p. 333. II II.. 11-11 iiik, Geologische Beschreibung der Insel St. Paul. S. 62. 2t ,o St. Paul und Neu- Amsterdam. 20*' auf dem Plateau der Nordabdachung etwa 200 Klafter1) (= 37g m) Länge und 80 Klafter (= 152 m) Breite. „Die heißesten Stellen geben sich schon aus der Entfernung durch eine andere Vegetation zu erkennen, indem auf den warmen und durch Wasserdämpfe fortwährend feucht gehaltenen Flächen an die Stelle der Grasvegetation eine üppige Moos- und JLvcopodium-V egetahon {Lycopodium cernuum) von saftig grüner Farbe tritt. Die schwefelgelben Flecken in den saftig grünen Moos- flächen geben sich bei näherer Untersuchung als durch allzugroße Hitze versengte kranke Moos- flächen zu erkennen. Diese Moosflächen sind stets mit Wassertropfen behangen wie von starkem Tau, da der heißen Fläche eine Menge Wasserdampf entströmt." Wo die Entwickelung von Wasserdampf heftiger ist, da bemerkt man runde, röhrenförmige Löcher, oder auch lange, schmale Spalten, in denen der Boden zu einer roten oder gelben schlammigen Masse zersetzt ist. Das Thermometer zeigte schon in Tiefe von 1 Fuß Siedhitze, und die ausströmenden Dämpfe färbten blaues Lackmuspapier rot. „Schnee bleibt auf dieser Fläche natürlich nie liegen." Velain2) traf an dieser früher heißen Stelle des Plateaus zwar auch noch Sphagnum und Lycopodium an, aber er konnte dieselbe ohne Gefahr betreten. Der Boden unter den Moosen war vollständig feucht; nur an einigen wenigen Punkten stic'- das eingesenkte Thermometer um einige Grad, und dort ließen sich auch noch langsam und intermittierend austretende Wasserdämpfe beobachten. Die Insel ist also in fortschreitender Abkühlung begriffen, so daß wahrscheinlich in Zukunft diese eigentümliche Vegetation verschwinden wird. Schon vor der „Novara"-Expedition hatten [853 Gillivrav und Milnk das Lycopodium cernuum an demselben Standort auf dem Kraterrand entdeckt in der Nähe heißer Quellen, deren Wasser eine Temperatur von 1 140 F. (460 G) aufwies, während die Temperatur der Luft nur 650 F. (18") betrug. J. D. Hooker3) bemerkt hierzu in seinem Aufsatz über die Flora von St. Paul folgendes: „This is a curious instance of the existence in the neighbourhood of hot Springs of a tropical species beyond its proper latitudinal ränge. In the Azores Lycopodium cernuum is also found in the proximity of hot Springs. Other instances of the same kind are afforded by the oecurrence of Gleichenia dichotoma Wii.i.r, Ncphrodium wolle Dksv., N. unihim Br. and Nephrolepis tuberosa Presl. in the Northern Island of New Zealand"*). *) „Kirk has lately informed nie, that the Gleichenia grows at Rotomahana to the height of 6 feet or more, amongst Lepto- spermum etc., on steaming soil that scarcely bears your weight, and which, on the slightest rupture of the surface, emits dense jets of heated steam." Die heißen Stellen auf der Insel St. Paul stellen eine Wärmeoase vor, in welcher das tropische Lycopodium cernuum von den gelegentlichen Frösten des Winters unberührt bleibt. Die von Schimper mitgebrachten Herbarexemplare sind meist steril. In tropischen Gebieten wächst Lycopodium cernuum zu stattlicher Größe heran. In Brasilien fand ich es häufig zusammen mit Gleichenien an lehmigen Böschungen. Die allseitig verzweigten, wie kleine Bäumchen aussehenden Sprosse erreichen dort i — 2 Fuß Höhe, während auf St. Paul das größte von Schimper gesammelte Exemplar, welches auch einige Sporangien trug, nur 20 cm Höhe hat und die in dem Moos- 1) I österreichischer Klafter = 1,896 m. 2) Vi] AIN, 1. C. p. 36. 3) J. D. Hooker, Journal of the Linn. Soc, Vol. XIV, p. 479. 207 208 II. 5( HENCK, rasen befindlichen zwergigen Exemplare in ihrer Wuchsform mehr an die vegetativen kriechenden Sprosse von Lycopodium clavatum erinnern. Sehr bemerkenswert ist es, daß auch einige tropische, aus Mauritius oder Reunion durch die Schiffe der Fischer eingeschleppte Arthropoden sich hier erhalten konnten. Yki.ain1) fand in der Nähe der Thermalquellen und heißen Stellen 3 große Myriopoden [Julus corallinus, Scolo- pendra Borbonica, Geophilus insularis), eine Schabe {Blattei americand), eine Kreuzspinne {Epeira indurata) und endlich eine Assel (Oniscus asella). Si HIMFER erwähnt in seinem Bericht das Auftreten von Hokus lanatus in einem frisch grünen Streifen an der Innenseite des Kraters und läßt die Frage offen, ob diese hygrophile Vegetation in Zusammenhang mit warmen Quellen stehe. Hierzu finde ich in der Literatur nur eine ein/ige Bemerkung von Yki.aix2): „Sur les cötes de ces espaces chauds, la temp6rature du sol va graduellement en s'affai- lilissant, et ce fait est encore aecuse nun plus par des differences essentielles dans la flore, mais par une Vegetation plus vigoureuse que dans aueune autre partie de l'tle. Ine Houl. orientierten Längsseiten; ihre Länge beträgt 8,6 km, ihre Breite 5,5 km, ihr Flächeninhalt etwa 40 qkm, also etwa das 5-fache von demjenigen der Nachbarinsel. Die Insel (Fig. 9) stellt einen großen Vulkanberg vor, dessen untere sanft ansteigende Hänge am Rande mit etwa 30 80 m hohen senkrechten unzugänglichen Felswänden zum Meere abstürzen. Im Westen erheben sich diese Abstürze als steile Wände von 500 600 m. Nur im äußersten NO. neigt sich das Plateau der Insel an einer Stelle flach zum Strande und gestattet Landung bei ruhigem Wetter. Auf den unteren Abhängen des Berges erscheinen zerstreut ganz ähnliche, rothraune oder 1) Vi 1 \in. I. r. |i. \2. 2) Vi 1 \i\. I, < p. | ;. () Verwilderte Ziegi p Vergl. die oben citierten on Hochs >;, „Novara"-Expedition, Bd. II, S. 67; Vfiu.s besonders in 1 11. ... | . . ., , ■ \„ii., s 504. Die einzige existierende geologische ösischen Venus-] ipedition 208 St. Paul und Neu- Amsterdam. 20Q schwärzliche Schlackenkegel aufgesetzt, wie sie auch für St Paul erwähnt wurden. Unsere Taf. XIII bringt im Vordergrunde 2 solche im Norden der Insel gelegene Schlackenkrater zur Darstellung. Nach den Untersuchungen von Hochstetter und Velain baut sich die ganze Insel aus Bänken und Strömen basaltischer Laven auf, die mit roten und braunen Schlacken abwechseln. Alle diese vulkanischen Produkte entsprechen den jüngeren basaltischen Laven der Insel St. Paul, Fig. i). Neu-Amsterdam. Ansicht aus NNO. in \ Seemeilen Abstand. Aus ' < H.TJN, Aus den Tiefen des Weltmeeres, 2. Aufl., [903, S. 305. während die rhyolithischen älteren Gesteine, die die Basis der Letzten Insel bilden, fehlen. Hieraus scheint hervorzugehen, daß Neu-Amsterdam jüngeren Ursprunges ist; die vulkanische Thätigkeit auf Neu-Amsterdam ist aber ganz erloschen. I 'her die Beschaffenheit des obersten Teiles der Insel liegen bis jetzt nur die Angaben von Velain vor. Die Insel ist oben abgestutzt durch ein großes, ovales, 2 km breites und 3 km langes Plateau, welches von 3 großen, flachen Basaltlavaströmen, die in 3 Abstufungen ver- schiedener Höhe (720 ;.vs m) aufeinander folgen, gebildet wird. Eine Strecke vor diesem Plateau liegt nordöstlich ein Kraterberg von 690 m, welcher gewöhnlich für den höchsten Punkt der Insel gehalten wird'). Das Plateau wird im Süden und Osten überragt von den stehen- gebliebenen Resten des ehemaligen sehr großen Hauptkraters der Insel, wovon der höchste Punkt „La Dives" (911 m), am Südrand des Plateaus liegt während am Ostrand „Le Fernand" zu 829 m sich erhebt. Die höchste Spitze „La Dives", nieist in Wolken, ist vom Meere aus nur sehr selten zu sehen. Auf dem Plateau selbst findet sich ein aufgesetzter, 30 m hoher, außerordent- lich regelmäßiger Schlackenkegel und etwas nördlich von diesem ein riesiger, 300 m weiter und etwa K>ii m tiefer, kesselartig direkt in den Boden eingesenkter Explosionskrater, welcher vielleicht von einer drr letzten Phasen der vulkanischen Thätigkeit herrührt Das Plateau ist sumpfig und trägl einige kleine Süßwasserseen. 2. Bericht von A. F. W. Stil im per über die Vegetation von Neu-Amsterdam. „Wir landeten an der Nordseite der Insel in der Frühe des 4. Januar 1899. Unmittelbar „hinter dem felsigen Strande erhebt sich der Roden zunächst als sanfter, später als steiler Ab- [) Vergl. Taf. XIII, der Krater im Hintergrund. Bei dei Ansicht aus N. wird der Hauptgipfel nicht sichtbar sein. 2( )( 1 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1S99. fiel. II, 1. Teil. 2~ "M<> H. S „hang, welchem rippenartige Lavaströme, einzelne kleinere Kraterkegel und kleinere Unebenheiten ..eine reiche Gliederung verleihen. Der Charakter der Vegetation ist im ganzen steppenartig; „wohl zeigen sich hier und da teils einzeln, teils hainartig gruppiert kleine Bäume, doch sind sie „nicht nur zu spärlich, um der Grasflur den Charakter einer Savanne zu verleihen, sondern ihr „Auftreten ist, wie beim ersten Blick erkennbar, beinahe stets an Windschutz gebunden. „Die Grundformation, diejenige, welche, von keinen Accidentien des Hodens beeinflußt, das „Klima widerspiegelt, ist die baumlose Stippe. In der 'I hat ist das Klima der Insel, soweit „wir dasselbe kennen, als echtes Grasflurklima zu bezeichnen, denn es besitzt in seiner mäßigen „Temperatur und seinen häufigen mäßigen Niederschlägen dem Graswuchs günstige Eigenschaften „und in seinen heftigen Winden ein baumfeindliches Element ..Kine Strandflora ist nicht vorhanden. Die Steppe beginnt unmittelbar hinter den nackten „Felsen am Meere und dehnt sich, so weit erkennbar, bis zum Gipfel1) des Berges aus. Sie „bietet jedoch keineswegs ein gleichmäßiges Bild; vielmehr schafft der reich gegliederte Hoden „durch seine Unebenheiten und seine ungleichartige physikalische Beschaffenheit mannigfache „Standorte, und dieser Mannigfaltigkeit der Standorte entspricht eine solche der Flora, denn ob- „wohl die Zahl der Arten nur wenig größer ist als auf KLerguelen, nehmen, dank einem dem Pflanzen- „leben günstigeren Klima, zahlreichere Arten am Kampfe um den Raum teil und gruppieren „sich zu kleinen, scharf begrenzten, in der Steppe zerstreuten Gesellschaften. „Wo der reine Steppencharakter herrscht, besteht der Boden aus einem Gemenge größerer „und kleinerer Lavastücke mit humushaltigen, erdigen Bestandteilen. Hohe, struppige, locker ab- stehende Büschel von Poa Novarae Reh iiakm und Spartina arundinacea ('ahm. bilden in der „Nähe des Meeres beinahe ihre einzige Vegetation. Etwas höher verschwindet die Spartina „beinahe gänzlich, während Scirpm nodosus Rottb. als neuer Bestandteil hinzutritt und mit zu- nehmender Höhe immer mehr überwiegt, derart, daß an einzelnen Stellen keine andere Pflanze „sichtbar ist. In riesigen, manchmal bis nahe an die Schultern heranreichenden Kuscheln spreizen „nach allen Richtungen seine steilen und spitzen Halme; andere biegen sich zum Hoden hinab „und überbrücken die breiten /wischenräume mit einem dichten Geflecht, welches häufig eine der „zahlreichen kesselartigen Höhlungen verdeckt Nur langsam und mit großer Mühe konnte ich „mir durch die sich kreuzenden Malme einen Weg bahnen; auch nicht immer, denn manchmal „bildeten sie, trotz der breite der Zwischenräume, eine Wand, welche ich nicht zu durchbrechen „vermochte. Ich wäre noch weniger weit gekommen, hätte das auf der Insel verwilderte Rindvieh „sich nicht Hahnen durchbrochen, welche allerdings häufig zu Wasserlachen führten. Eine be- sondere Flora zeigte sich an solchen nassen Stellen nicht; hier erreichte aber der Scirpus „seine größte Ueppigkeit und Höhe. Frühere Besucher der Insel haben bereits Aehnliches erlebt; „es vermochte die „Novara" Expedition durch die Scirptts-Didäcbte nicht hindurchzukommen. Diese „I rfahrungen zeigen, daß das Klima der Vegetation dieser vorwiegenden Pflanze der Insel außer „ordentlich günstig ist. Aehnliches wird auch durch das üppige Gedeihen der beiden nächst „wichtigsten Steppenpflanzen Poa Novarae und Spartina bestätigt „Derartige Dickichte sind allerdings keineswegs allgemein; die Vegetation ist auf den riff- „artigen Lavaströmen bedeutend niedriger und lockerer und stellt dem Vorwärtskommen kein „wesentliches I Ihidenhs entgegen. i . s w . ii.-r unten S 2IO St. Paul und Neu-Amsterdam. 2 11 „Ich sah nur wenige Arten zwischen den Gras- und .SWy/v/.v-Büseheln wachsen; in der „Nähe des Landungsplatzes ist Sonchus oleracetts L. verwildert und häufig. Sonst schmückt hin „und wieder eine kleine Rosette von Lomaria alpina Spreng, oder ein einzelnes Moos an be- sonders steinigen Stellen, wohl auch ein ganz verkümmertes Exemplar von Aspidium coriaceum „S\v. die nackten Zwischenräume. „Ueberall ragen aus dem Boden größere und kleinere Lavablöcke. Ihre Spalten und „dünnen erdigen Ueberzüge sind meist nicht von den gewöhnlichen Steppengräsern bewachsen, „sie sind vielmehr in der Regel der einzige Standort eines viel kleineren Grases, Trisetum insulare „Hemsl., das üppig gedeiht und teils vertrocknete vorjährige, teils ganz junge unentwickelte „Blutenstände trug. „Eigenartigere Standorte sind die in der Steppe zerstreuten kesselartigen Vertiefungen; „sie gehören ausschließlich den Farnen, welche sich, mit Ausnahme der Lomaria, nur ganz ver- einzelt und kümmerlich wachsend, an anderen Standorten zeigten. Hier wird Aspidium coria- „ceum S\v. nahezu mannshoch; ich habe ein Exemplar von i m 43 cm Höhe gemessen; auch „Bkchnum austräte L. und Lomaria alpina Sreng. werden hier sehr üppig, allerdings ohne auch „nur annähernd die Dimensionen von Aspidium coriaceum zu erreichen. Die Höhe des Wuchses „dieses stattlichsten Farnes der Insel ist direkt proportional der Tiefe des Kessels, außerhall) „desselben hervorragende, dem Winde ausgesetzte Teile waren ausnahmslos verkümmert und „teilweise vertrocknet. „Die größeren und tieferen Einsenkungen hat sich der einzige Baum der Insel, „Phylica nitida Lam., erobert. liier bildet er manchmal dichte Büsche, von denen nur „die oberen 'Teile der kleinblätterigen, von halbreifen und reifen Früchten dicht bedeckten „Kronen über das Niveau des umgebenden Bodens hinausragen, und in deren Schatten keine „andere Pflanze gedeiht. Noch größere Maine zeigen sich an geschützten Abhängen. Oft sieht „man auch einen einzelnen Baum oder ein paar bäume im Windschatten eines größeren Fels- „blockes. Nur wenige Bäume sind den Wirkungen des Windes ohne Sehnt/ preisgegeben und „zeigen seine verheerenden Wirkungen in ihren reduzierten Dimensionen, in der Krümmung „ihrer Stämme und Aeste nach Osten hin, in dem Vertrocknen sämtlicher Zweige an der West- „seite der Krone '). „In der Savanne entspricht das Klima gleichzeitig den Existenzbedingungen xerophiler „Bäume und xerophiler Gräser. Hier auf Amsterdam zeugt der Baumwuchs von einem ent- schieden baumfeindlichen Element im Klima: dasselbe ist der heftige Westwind. Die Kronen „aller derartig frei wachsenden Bäume sind niedriger als diejenigen geschützter Stellen, die 3 bis „4 m Höhe erreichen. Befinden sich die bäume durch einen Abhang oder eine Felswand gegen „den Westwind geschützt, so zeigen sie wieder normale, gut ausgebildete Kronen und können kleine „Gebüsche bilden. Ob jemals solche Büsche sich zu wahren Wäldern ausdehnten, muß dahingestellt „bleiben. Daß solche Bäume in der freien Stippe, wo ihre Existenzbedingungen so offenkundig „schlecht sind, überhaupt existieren, ist wohl durch die eine gleichmäßige, alleinige Herrschaft „der Steppenpflanzen ausschließende heterogene Beschaffenheit des Bodens bedingt. Es unterliegt 1) Abbildung eines solchen Baumes nach photographischer Aufnahme von 11. Gazeri in K. \. Drygalski, Zum Kontinent des eisigen Südens, Beilin 1904, S. 553. 2 I I 2~* , . -, H. S< Hl N. K. „keinem Zweifel, daß die Verkümmerung der Farnwedel — mit Ausnahme der entschieden xerophil „gebauten Lomaria — außerhalb der Löcher des Bodens durch den Wind bedingt ist. „Wie die Pflanzen Kerguelens sind auch diejenigen Amsterdams Windblütler. Sie gehören „ausschließlich solchen Sippen an, die auch windblütig sind, mit Ausnahme der Phylica. „Die Früchte von Phylica sind nicht der Verbreitung durch den Wind angepaßt, wenn „auch eine solche auf ganz kurze Entfernungen, außerhalb des kleinen Raumes der Insel statt- gefunden haben mag. Vielmehr weist die ganze Beschaffenheit der Früchte auf Verbreitung „durch die Vögel. Kaum anders läßt sich das Verschlagen dieses auf den Gebirgen der Mas- „carenen wachsenden und wohl dort ursprünglich heimischen Bäumchens erklären, als durch Mit- wirkung eines nach der Insel verschlagenen einzelnen Vogels. Auch <\as bisher nicht genügend beachtete Auftreten vereinzelter, jedenfalls von Seevögeln über den Ocean gebrachter antarktischer [nselgewächse in der Gipfelflora von Neu-Amsterdam ver- dient besonderes Interesse. Die in den Lavahöhlen in der unteren Region üppig entwickelte Farnvegetation verarmt in größerer Höhe, offenbar infolge der abnehmenden Temperatur. Am Grunde der Löcher in der obersten Region erscheinen nur noch Diatomeen, oft in großer Masse alle Unebenheiten der Wände erfüllend und den Boden mit einer mehr als meterdicken Schicht bedeckend. Zur Entwickelung einer Strandformation fehlt es am Fuße der heftig umbrandeten Klippen an Raum. Als einzige Pflanze an feuchten Orten an der Seeküste wird Von De l'Isle Apium austräte Thouars angegeben. § 6. Periodische Erscheinungen in der Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam. Den Verlauf der periodischen Erscheinungen der Vegetation in seiner Abhängigkeit vom Klima darzustellen, ist aus Mangel vollständiger Beobachtungen kaum durchführbar. Die Sommer- monate Dezember und Januar bezeichnen naturgemäß die Hauptblütezeit. Schmper sammelte am 3. Januar [89g auf St. Paul und am 4. Januar auf Neu-Amsterdam Scitpus nodosus, Spartina arundinacea, Poa Novarae, . Igrostis alba, Holcus lanatus, Juncus communis, Sonchus oleraceus in voller Blüte. Die „Novara"-Expedition hielt sich vom 19. November bis 6. Dezember [857 auf den Inseln auf; sie fand nach Jelinek Spartina auf St. Paul gerade im Beginn dir Blüte Poa V Plantago Stauntoni, Plantago pentasperma, Uncinia brevicaulis, Agrostis Delislei müssen auch schon im Dezember in blute stehen, da die von JELINEK und später \<>n De l'Isu im Dezember [875 mitgenommenen Pflanzen blühend abgebildet oder beschrieben sind. Phylica nitida auf Amsterdam dagegen blüht später. Die ScHiMPER'schen Exemplare vom I.Januar (Fig. 5) tragen sehr reichlich reife Früchte, während die Endsprosse, welche Blüten- knospen seitlich tragen, im Austreiben begriffen waren. Dagegen fand die deutsche Südpolar- Expedition am 27. April 1903, wie E. v. Drygalski1) berichtet, die Bäume mit Blüten, die wie Faulbaum dufteten. Das in Fig. 6 S. 194 abgebildete, von Schimper am \. Januar 1899 gesammelte Exemplar von Plantago Stauntoni ist in der Entwickelung der Blattrosette begriffen, die nach abwärts ge bogenen alten Fruchtstiele zeigten entleerte und im Abfallen begriffene Kapseln. Die Blütezeit dieser Art scheinl also in den Spätsommer zu fallen. Was d.is Verhalten der Farnkräuter anbelangt, so zeigt Blechnum austräte Anfang Januar außer alten ausgestäubten Wedeln mit dunkelbraunen Sori junge Wedel mit noch bedecktem • (Kl, /um ECondni nt ■ -. Berlin ig St. Paul und Neu-Amsterdam. 215 Sori. Gleiches gilt für Aspidium coriaceum, wovon ein Exemplar auch einen jungen noch nicht ganz aufgerollten Wedel besaß. Lomaria alpina hat zu gleicher Zeit fertile Wedel mit reifen Sporangien. Wedelentwickelung und Sporangienreife findet also im Sommer statt, mag aber wohl auch in den Winter hinein andauern. Einige weitere Daten werden sich noch aus den von der deutschen Südpolar-Expedition Ende April eingesammelten Pflanzen ergeben; bis jetzt hat aber noch keine Expedition die Inseln mitten im Winter besucht. Atich in der Tierwelt der Inseln /('igen sich Anpassungen an die klimatischen Perioden. Erwähnt sei, daß die Pinguine, Eudyptes chrysolophus, deren drolliges Gebaren von Velain1) sehr anschaulich geschildert wird, nur von August bis März, also während der warmen Zeit, die Insel St. Paul bewohnen; die Legezeit fällt in den September, die Mauserung beginnt im Dezember. Von März bis Juli, 5 Monate lang, verlassen die Vögel die Insel gänzlich und scheinen dann ein rein oceanisches Leben zu führen. Auch verschiedene andere pelagische Vögel, besonders Albatrosse, halten sich während ihrer Brütezeit auf der Insel auf. § 7. Anatomische Struktur der Pflanzen von St. Paul und Neu-Amsterdam. Die Anatomie mir der wichtigsten Charakterpflanzen sei hier berücksichtigt, um den Einfluß der klimatischen Bedingungen auf ihre innere Struktur zu ermessen. Bezüglich weiterer Einzelheiten ist auf die anatomische Untersuchung hinzuweisen, welche J. S\v.\\i.r\i> ') auf Ver- anlassung S( iiimi'ik's im Baseler Botanischen Institut vorgenommen hat. Die große Masse der Vegetation setzt sieh nur aus wenigen Gräsern, Spartina arundinacea, Poa JVbvarae und Scirpus nodosus, zusammen, die zunächst zu berücksichtigen sind. Sodann sei das einzige Holzgewächs, Phylica nitida, und endlich von krautartigen Pflanzen P/antago Stauntoni besprochen. Spartina arundinacea (arm. (Fig. 10). Nach der xerophilen Struktur der Blätter ge- hört dieses stattliche rigide ( rras zur < rruppe der Steppengräser mit Rollspreiten. I >ie glatte Unter- seite ist von einer sehr dickwandigen und durch zahlreiche Sklerenchymbänder verstärkten Epidermis bedeckt. An der Oberseite springen Kippen vor. größere, auf dem Querschnitt keilförmige, oben abgestutzte Hauptrippen und kleinere Kippen, welche die' Zwischenräume zwischen denselben aus- füllen (Fig. 10 A). Nach den Rändern zu werden die Rippen kleiner und einfacher, und die Zahl der kleineren sinkt von 5 auf 3 und auf 1. Im zusammengerollten Zustand schließen die Hauptrippen mit ihrer oberen Seitenflächen dicht zusammen, derart, daß die kleineren Rippen samt den sie trennenden Furchen, in denen die Spaltöffnungen sich befinden, ganz eingeschlossen werden. Dieser komplizierte Bau und auch die regelmäßige Anordnung und scharfe Differen- zierung der Gewebe gewähren auf Querschnitten ein ungemein zierliches Bild (Fig. 10B). Jede Rippe führt ein Gefäßbündel, das von schmaler Sklerenchymscheide und breiterem, chlorophyllführendem 1) Ykimn, Remarques etc., p. 57 — 61. 2) J. Swam IND. Die Vegetation Neu-Amsterdams und St. Pauls in ihren Beziehungen zum Klima. [naug.-Diss. Basel 1901. 215 2l6 1 1. S( m ni k. Parenchym umgeben wird. An letzteres schließt sich nach außen Wassergewebe an, und unter der kleinzelligen, mit zapfenartigen, soliden Auswüchsen besetzten Epidermis liegt eine mehr- ■' Fig. 10. Spartina arund ta < VRM. A Querschnitt durch das ganze Rollblatt; mechanisches Gewebe schattiert. Ver| B eine groß iste dei Blattoberseite <|iier; auf der rechten Seite die Chlorophyllkömei eingetragen. Vergr. i < " >. H. SCHENCK gez. schichtige Zone von englumigen Bastfasern. Alle diese Strukturen zielen darauf hin, das Blatt vor den austrocknenden Wirkungen der häufigen Winde zu schützen. Poa Novarae Rei i hau im (Fig. in. Die Blätter folgen in ihrem Auf- bau zwar einem anderen Typus als bei Spartina, i igen al ier ebenfalls aus- geprägte Schutzeinrich- tungen gegen Austrock- nung. 1 )ie Spreite wird bei Trockenheit rinnig zusam mengelegt (Fig. nA). Neben der etwas vorsprin- genden Mittelrippe liegen 2 mit ungemein großen, radial gestreckten Gelenk- zellen ausgekleidete Furchen. 1 >ie Spreiten setzen sich zu- Fig. ii. i n Reichardt. A. Querschnitt durch das ganze Blatt; mechanisches Gewebe schattierl Vergr. 20, 1' ; > ;i \. k gez. 2l6 St. Paul und Neu- Amsterdam. 217 sammen aus Sklerenchymbändern, in welche die Gefäßbündel in der Mitte eingebettet liegen und zwischen diesen festen Rippen aus chlorophyllhaltigem, dünnwandigem Parenchym, in dessen Mitte einige Wassergewebszellen auftreten (Fig. 11 B). An der Oberseite liegen über diesen Paren- chymstreifen papillös vorspringende Epidermisz eilen, von denen die mittleren mehr oder weniger als Gelenkzellen ausgebildet sind, so daß bei trockenem Wetter und Einfaltung des Blattes auch die Sklerenchymbänder an ihren oberen Enden einander genähert werden können. Die untere spaltenfreie Epidermis des Blattes ist dickwandig und schließt das zusammengefaltete Blatt nach außen ab. ScirpUS nodosus Rottb. (Fig. 12). Die Halme zeigen auf Querschnitten eine peri- pherische schmale Zone, welche abwechselnd aus zahlreichen (ca. 80) keilförmig nach außen ver- breiterten Sklerenchymfaser- strängen und chlorophvllhaltigen Parenchymstreifen sich zusammen- ?^o. - A . M ( ' setzt und den breiten Central- cylinder umgiebt (Fig. 12 A). Letzterer besteht aus farblosem, weitzelligem Grundg-webc mit ein- gestreuten Gefäßbündeln, feder grüne Parenchymstreifen baut sich aus radial gestreckten, palissaden- ähnlichen Zellen zusammen und die ihn überdeckende Epidermis führt eine Längsreihe von Spalt- öffnungen (Fig. 1 2 B), unter welcher jedesmal eine Atemhöhle zu er- kennen ist. Die Epidermis be- \ sit/t sehr dicke Außenwände und liefert im Verein mit dem Skier- F* '2' Sti'*Mt nodosui K',ll,; X ' "' ««^Querschnittes durch die Peri- pherie des Halmes. Vcrgr. 200. I'. Epidermis zwischen 2 Rastbündeln mit einer Reihe enehym einen wirksamen Schutz Spaltöffnungen. Vergr. 200. H. Schenck gez. gegen übermäßige Transpiration. Die starken, radial gestellten Baststränge verleihen dem Halm den nötigen Halt und geben ihm elastische Biegsamkeit. Phylica nitida Lam. (Fig. 13, 14). Die zu den Rhamnaceen gehörige Phylica ist das einzige Holzgewächs der Insel Neu- Amsterdam. Die Zweige sind dicht besetzt mit 10 — 15 mm langen, lanzettlich-linealischen, lederigen Blättern, welche mehrere Jahre lebenstätig bleiben. Die Struktur dieser Blätter ist eine ausgeprägt xerophile, wie ein Blick auf Fig. 13 zeigt. Nicht nur ist die etwas runzlige, am ausgewachsenen Blatt unbehaarte Oberseite mit einer ungewöhnlich stark ausgebildeten Cuticula versehen, und die Unterseite mit einem dichten Filz ineinander ge- wirrter, luftführender, dickwandiger, ein/elliger Wollhaare bedeckt, sondern das Blatt ist auch an seinen Rändern nach unten eingerollt. Die Einrollung kann an trockenen Blättern bis zur etwas vorspringenden Mittelrippe erfolgen, so daß von dem weißen Haarfilz nichts mehr sichtbar bleibt. Die Spaltöffnungen befinden sich zwischen den Haaren der Unterseite, und ihre Schließ- 217 Deutsche Tiefsee- Expedition 1898— iSqo,. Bd. II. 1 feil 28 21 8 I I Sl Ml N. K. zellen sind über die Fläche emporgehoben. Das in Palissaden- und Schwammparenchym differen- zierte Mesophyll ist dicht gefügt, auch in letzterem erscheinen die Intercellularen sehr eng. Die Stengel sind in ihren oberen blättertragenden Partien sehr dicht filzig behaart und von einer dickwandigen Epidermis bedeckt, unter welcher auch die peripherischen Schichten der primären Kinde durch Dickwandigkeit sich auszeichnen. Das sekundäre I I<>l/ der Stengel zeichnet sich durch sehr festes Gefüge infolge Kleinheit und Dickwandigkeit seiner Elemente aus. Die Grundmasse des Holzes /wischen den einreihigen Markstrahlen besteht hauptsächlich aus inhaltsfreien Holzfasern. Die Tüpfelgefäße sind meist in kurzen Radialreihen angeordnet, deren gleichmäßige Verteilung auf den Ouerschnitt keinerlei Andeutungen von Jahresringen erkennen läßt (Fig. i 1 1. Wenn auch die Holzproduktion während der kühleren Jahreszeit vielleicht eine geringere sein mag, so sind doch keine Unterbrechungen der Thätig- keit des Cambiums aus der Struktur des I [olzes ersü htlich. Man darf wohl annehmen, daß die Holzgewächse ocea- nischer Inseln mit gleichförmigem Klima ohne kalten Fig, i . Fig. 13. Phylica nitida l.wi. Querschnitt durch das Rollblatt. An der Oberseite die ungewöhnlich stark ausgebildet I uticula eingezeichnet. Vergr. 20. H. Si 111 m k gez. Fig. 14. Phylica nitida I.am. Querschnitt durch das 11"]/. Vergr. 200. II. s. 111 ni r gez. Fig. 1 ). Winter allgemein der [ahresringbildung enthehren. Wenn eine solche auf Kerguelen in ^-n mehrjährigen Achsen der Acaena adscendens allerdings hervortritt, so ist zu bemerken, daß dort der Winter wie auch das ganze fahr sich durch niedrigere Temperaturmitte] kennzeichnet Plantago Stauntoni Reichardt. Diese Art gehört zu den wenigen auf den Inseln vorkommenden dicotylen Kräutern und ist als endemische Pflanze bemerkenswert. Der xerophile Habitus (Fig. 6, S. 194) wird bedingt durch die beiderseitige dichte Behaarung der etwas suk- kulenten, rosettig angeordneten Blätter. Die Haare sind dickwandige, 3- oder 4-zellige Borsten haare; auch die übrigen Epidermiszellen haben dicke Wände. Das Blatt ist isolateral gebaut, besitzt ein mächtig entwickeltes Mesophyll, das in seiner ganzen Breite aus quer zur Oberfläche -'■streckten, dicht gefügten /eilen zusammengesetzt ist. Die mittleren Schichten sind etwas lockerer und entsprechen dem Schwammparenchym, sind aber nicht scharf geschieden von den Palissadenschichten beider Blattseiten. I )i< • xerophile Struktur dieser krautigen Plantago steht in Uebereinstimmung zu derjenigen der baumartigen Phylica. § 8. Tristan da Cunha-Gruppe. Für die Beurteilung der Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam ist es von Wichtigkeil und Interesse, auch die Tristan da < unha-Gruppe in den Kreis der Betrachtung 218 St. Paul und Neu-Amsterdam. 2 I Q zu ziehen. Wir verdanken W. B. Hemsley1) eine zusammenfassende, im folgenden benutzte Darstellung der Flora dieser eigenartigen Inseln auf Grund der Sammlungen und Forschungen von A. du Peitt-Thouars (1793), D. Carmichael (1816/17), ^IAC Gillivray und Milne (1852) und Moseley (1873)2). Die in britischem Besitz befindliche, 1506 von dem portugiesischen Seefahrer Tristan da Cunha entdeckte Gruppe besteht aus den drei größeren Inseln Tristan da Cunha, Inacces- sible und Nightingale, sowie einigen umliegenden kleinen Inselchen3). Erstere liegt unter 37" S. B. und 12° W. L. Gr, mißt bei kreisförmigem Umriß etwa 16 Ouadratmeilen und erhebt sich mit ihrem centralen, einem Plateau aufgesetzten, gewaltigen, 1640 m hohen Dom bis zu einer Höhe von 2340 m, während die etwa 4 Quadratmeilen große, vierseitige Inaccessible-Insel nur 600 m und die kaum 1 Ouadratmeile umfassende unbewohnte Nightingale-Insel 360 m erreichen und etwa 20 Meilen südwestlich von ihr gelegen sind. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und bestehen hauptsächlich aus Basalt, basaltischen Laven und Tuffen. Der aus schwarzen und roten Laven und Aschen aufgebaute Gipfel des Domes von Tristan trägt auf seiner Spitze einen erloschenen Krater. Klima. Das Klima der Inselgruppe dürfte infolge ihrer Lage unter fast der nämlichen Breite wie St. Paul und Neu-Amsterdam inmitten des < >ceans im wesentlichen die gleiche Beschaffenheit wie auf letzteren Inseln aufweisen. Zusammenhängende Beobachtungen fehlen allerdings. Aus den wenigen Mitteilungen von Garmichael und Moseley4) geht hervor, daß in den unteren Lagen von Tristan die Vegetation während des Jahres keine wesentliche Unterbrechung erleidet. Im Sommer steigt die Temperatur selten über 23" C im Schatten, sie mag im Sommer etwa 200 C im Mittel betragen, im Winter, wo sie gelegentlich auf |" C sinkt, etwa 13" C. Die Temperatur zeigt also im Laufe des Jahres keine großen Unterschiede. Im Winter fällt selten etwas Schnee oder vorübergehender Reif. Infolge der bedeutenden Erhebung des Domes von Tristan, welcher in seinen oberen Teilen selten frei von Schnee ist, ist die Insel außerordentlich regenreich. Der Regen soll während des größten Teiles des Jahres fast beständig fallen, und die obere Region des Berges ist gewöhnlich von einer dicken Wolke eingehüllt, von welcher die schweren Regengüsse auf die tieferen Teile herabkommen. Die Regenmenge dürfte größer sein als auf St. Paul und Neu- Amsterdam. Die vorherrschend aus W., im Winter aus NW., im Sommer aus SW. wehenden Winde und häufigen starken Sturme aber wirken einer übermäßigen Feuchtigkeit entgegen. August, September, Oktober sind die schlimmsten Monate, in denen die Stürme oft 14 Tage 1) W. B. HEMSLEY, Report on the botany of the islands of the Southern Ocean. The Tristan da Cunha group. In Challenger Report, Botany, Vol. I, Pt. 2, 1885, p. 133. 2) MOSELEY besuchte als Teilnehmer der „Challenger"-.Eicpedilion vom 15. bis [8. Oktobei [873 alle drei Inseln der Gruppe. Vergl. II. N. MOSELEY, Notes on plants collected in the islands of the Tristan d'Acunha group. Journal of the Linnean Society, Vol. XIV, 1S75, P- 17~- — Tl/.ARD, MOSELEY, I'.i . n\\\s .nid Mi RRAY, ('hallenger Report, Narrative, Vol. I, Pt. 1, [885, p. 240. 3) Beschreibung der Inseln, Karte und einige Ansichten finden sich im Challenger Report, Narrative, Vol. I, p. 240. — Vergl. auch Petekmann's Geogr. Mitteil., 1904, S. 150. 4) Vergl. Challenger Report, Narrative, Vol. 1, Pt. 1, p. 267. 2 1') -, iq H. SlllEM K. hintereinander wehen. Dezember l>is März sind relativ ruhiger und bilden «In- gute Jahreszeit Ostwinde stellen sich selten ein. Den Winden ist zuzuschreiben, daß die Gewächse zum Teil wenigstens xerophile Charaktere aufweisen, Kartoffeln, Kohl, Möhren und andere Gemüse ge- deihen /war gut, können aber infolge der beständigen Winde nur im Schutze von Gartenmauern gezogi n werden. Flora. Die ursprüngliche Flora der Tristan da Cunha-Gruppe umfaßt nach Hemsley's Zusammen- stellung 55 Arten Gefäßpflanzen (26 Pteridophyten, 10 Monocotylen und 19 Dicotylen), während St. Paul und Neu-Amsterdam nur 36 Arten Gefäßpflanzen (ig Pteridophyten, 10 Monocotylen und 7 Dicotylen) beherbergt. Heiden Inselgruppen gemeinsam sind folgende Arten: 1. Ranunculus biternatus Sm.? 2. Phylica nitida Kam. 3. Acaena sanguisorbae Vaiil 4. Apium austräte Thouars 5. Uncinia brevicaulis Thouars 6. Spartina arundinacea Carm. 8. Lomaria alpina Spreng. 9. Blechnum austräte Lixx. 10. Nephrodium aquilinum Hemsl. 11. Aspidium coriaceum Swartz. 1 2. Polypodium austräte Mett. 13. Acrostichum succisaefolium Thouars 7. Lycopodium saururus Lam. Der große Anteil von is/8ä und IS/8G gemeinsamer Arten erscheint um so bemerkens- werter, als die beiden Inselgruppen außerordentlich weit (über 3000 Meilen) auseinanderliegen. Dazu kommt, daß 4 von diesen Arten, nämlich Uncinia, Spartina, Nephrodium, Acrostichum, überhaupt nur auf beiden Inselgruppen einheimisch sind, und daß unter den gemeinsamen Arten einige, wie namentlich Spartina und Phylica, eine Hauptrolle in der Zusammensetzung der Vege tation spielen. Der Endemismus ist in der Flora der Inselgruppe sehr stark ausgeprägt. Folgende Arten sind ihr eigentümlich: 1. Cardamine propinqua Carm. 2. Hydrocotyle capitata Thouars 3. Nertera assurgens Thouars 4. Gnaphatium pyramidale Thouahs 5. Cotula Moseleyi Hemsl. o. Chenopodium tomentosum Thouaks 7. Atriplex plebeja Carmich. 8. I\iiin<\ frutescens Thouars 9. funeui tristanianus Hemsl. ro. Scirpus sulcatus Thouars 12. Scitpus O/ivcri Bokckki.kk 13. Carex insularis Carmich. 14. Carex Thouarsii Carmich. 15. Agrostis ramulosa Carmich. 16. Agrostis media Carmich. 17. Lycopodium diaphanum Swartz [8. Hymenophyllum aeruginosum Carm. ii. Trichomanes tenerum Spreng. . Isplenium medium I l< m >K. 21. Gymnogramme cheilanthoides Kaxii. 22. Vittaria stricto Carmich. 11. Scirpus thouarsianus Si im lt. Rechnen wir dazu noch die 1 oben genannten, beiden Inselgruppen eigentümlichen Arten alsi • die Hälfte der Flora als und auch die Phylica als insulare Form, SO erhalten wir ' 22( » ■ St. Paul und Neu-Amsterdam. ?2I endemische Gewächse. Im Vergleich zu St. Paul und Neu-Amsterdam erscheint es be- merkenswert, daß unter den Endemen die Gattungen Plantago und Trisetum auf Tristan fehlen, während hier wiederum besondere Inselformen aus anderen Gattungen auftreten. Was nun die zweite, nicht endemische Hälfte der Flora anbelangt, so überwiegen darin die Pteridophyten mit 18 Arten. Von diesen haben folgende weitere Verbreitung: i. Lycopodium saururus Lam. 8. Asplenium monanthemum Lixx. 2. Adiantum aethiopicum Lixx. g. Aspidium coriaceum Swartz 3. Pteris incisa Thunb. 10. Polypodium punetatum Thuxb. 4. Lomaria boryana Willi >. 1 1. Acrostichum conforme Swartz 5. Blechnum austräte Lixx. 12. Acrostichum hybridum Borv 6. Asplenium obtusatum Forst. 13. Acrostichum spathulatum Bory 7. Asplenium lunulatum Swartz 14. Ophioglossum vulgatum Lixx. Afrikanischer Herkunft ist: 15. Nephrodium tomentosum Desv., Mascaren, Madagascar. Charakteristisch für die südliche temperierte Zone sind: 16. Lycopodium magellanicum Swartz 17. Lomaria alpina Sprengl. 18. Polypodium austräte Mim. Die Monocotylen stellen zu dieser /weilen Hälfte keine Vertreter, sie sind sämtlich auf Tristan und in 2 Arten zugleich auch auf St. Paul und Neu-Amsterdam endemisch. Die beiden Agrostis-Arten stehen Agrostis Deliski von Neu-Amsterdam sehr nahe. Ls bleiben nun noch 10 nicht endemische Dicotvlen mit folgender 1 [erkunft: Ranunculus bitematus Sm. (sofern Bestimmung richtig), weist auf das antarktische Insel- gebiet, Acaena sanguisorbae Vaiil. Australien, Neuseeland, Co/u/u austraiis Hook., Australien, Neuseeland, Pelargonium austräte WriXD., Australien, Tasmanien, Neuseeland, Südafrika, . Ipium austräte Thouars, südliche temperierte Zone, Nertera depressa Gärtn., südliche temperierte Zone, Convolvulus sotdanella L. (?), südliche temperierte und nördliche temperierte Zone, Lagenophora Commersonü Cass., Südamerika, Chevreulia stolonifera Cass., Südamerika, Empetum nigrum L. var. rubrum, Südamerika. Wir gelangen somit zu dem gleichen Resultat wie bei St. Paul und Neu-Amsterdam be- züglich der Zusammensetzung der im ganzen sehr artenarmen Flora, nämlich, daß sie aus sehr verschiedenen Elementen zum Teil weit entfernter Herkunft zusammengesetzt ist. J. D. Hooker1) bezeichnete die Flora als wesentlich feuerländisch, indessen ist diese Ansicht, wie schon Hemsley2) 1) J. D. Hooker, Flora antaretica, p. 216, und Botany of Kerguelen Island, p. 8. 2) W. B. Hemsley, Challenger Report, Botany, Vol. I, Pt. 2, p. [45. 2 2 1 -, -, i H. SCHKNCK, hervorhebt, nicht haltbar. Specifisch antarktisch-amerikanische Elemente sind nur in geringer Zahl vertreten. Die Besiedelung der Inselgruppe ist nicht allein von Südamerika her, sondern auch von Osten her erfolgt, was um so bemerkenswerter erscheint, als die vorwiegenden Winde aus Westen kommen und zwei Meeresströmungen von dort hör, die Cap Horn-Strömung und die Brasil- Strömung, an den Inseln vorbeistreichen. Letztere soll nach Moseley brasilianische Samen am Strande auswerfen, welche aber nicht keimen, weil sie aus tropischem Gebiete stammen. In erster Linie kommen für die Verbreitung der Samen über den Ocean wohl die Vögel in Betracht. Die endemische Pflanzen stellen wohl die ältesten Bestandteile der Flora vor, die aus den ersten Ankömmlingen als insulare Formen hervorgegangen sein mögen. Von Kryptogamen zählt Hemsley 26 Laubmoose, 11 Lebermoose, 10 Lichenen, 2 Pilze auf, unter denen viele endemisch sind, ein Teil alier aus weitverbreiteten Arten besteht Sie liefern keine neuen Gesichtspunkte zu dem bereits oben Gesagten. Vegetation. In noch höherem Grade als in der Zusammensetzung der Flora zeigt sich die Ueberein- stimmung zwischen der Tristan-Gruppe und Neu-Amsterdam in der Vegetation, denn Hauptmasse aus 2 Arten, nämlich Spartina arundinacea und Phylica nitida, sich zusammensetzt Spartina, auf 'Tristan als Tussockgras bezeichnet bildet mit ihren 5 6 Fuß Höhe erreichenden, großen und dichtstehenden bläulichgrünen Büscheln weit ausgedehnte, außerordentlich schwierig passier- bare Bestände, in denen die Pinguine ihre Brutplätze anlegen1). Mosele"s giebt an, daß die Büsche] der Spartina in ganz ähnlicher Weise wie Poa fiabel/ata Hook. f. der Falkland-Inseln in ihrer Lasis dicke und harte Stöcke aus den durcheinander wachsenden Halmbasen und Wurzeln bilden. Wie auf St. Paul und Neu-Amsterdam Scirpus nodosits, so bilden auch auf Tristan Hebendem Spartina-Gras besonders häufig mehrere endemische Scirpus wichtige Bestand- teile der Grassteppe. In höheren Lagen am Dom von Tristan herrschen Agrostis- media und Agrostis ramuhsa in der Grasvegetation vor. In Felsklüften oder in der Spartitia-Steppe tritt auf 'Tristan bis zu dem Fuße des Domes (etwa 800 im aufwärts der einzige bäum der Insel- gruppe auf, die Phylica nitida, wie auf Neu-Amsterdam in Form von Buschwäldern, welche an exponierten Stellen, in den höheren Lagen der Inseln niedriger bleiben, infolge der Ein- wirkung des Wmdes niederliegende Stämme entwickeln, im Schutze der Klippen aber bis 20 Fuß Höhe erreichen. I »er Durchmesser älterer Stämme soll 1 — i'/g Lull betragen. In >Un Phyliea- Wäldchen wachsen geschützt am Boden Cyperaceen, Tarne (z. B. Pteris incisa, Asp/enium obtusatum, lunulatum, Polypodium punetatum, Vittaria strieta, Acrostichiitn succisae/olium, con- forme etc.), Moose, ferner von Dicotylen Nertera depressa, Acaena sanguisorbae, Chenopodium tomentosum u.a. Letzteres bildet Büsche mit holzigen Stämmchen, kann als., als die /weite Holz- pflanze der Gruppe bezeichnet werden; sie hat stark duftende Blätter, welche zu Tee Be nutzung finden. 11 Challenger Report, Narralive Vol I, PI t, p, 251, bringt dii Phototypie eines Pinguinbrutplattes mit Spartina von Inao 1 St. Paul und Neil-Amsterdam. 90-? Gegenüber den beiden wichtigsten Gewächsen treten die übrigen Bestandteile der Flora im Gesamtbild zurück, wenn sie auch an manchen Stellen häufig oder gesellig erscheinen. Die Angaben über das Vorkommen der einzelnen Arten sind übrigens noch recht dürftig. So wächst an den Felsen häufig Empetrum nigrum var. rubrum als niederliegender Zwergstrauch, welcher auf Neu-Amsterdam und St. Paul fehlt. Rumex frutescetis bildet hellgrüne Bestände am Grunde der Wasserläufe. Pelargonium austräte ist häufig in den unteren Teilen der Insel. Lomaria alpina kommt an offenen Stellen vor. Am meisten verbreitet ist aber unter den Farnen, die in Bezug auf Artenzahl fast die Hälfte der Gesamtflora umfassen, die Lomaria boryana Willd. An allen feuchten Stellen vom Plateau bis hinab zum Tiefstand fällt sie durch ihren eieenartisren Habitus auf. Ihr mehrere Fuß langer und i dm dicker Stamm liegt gewöhnlich am Boden, erhebt sich aber zuweilen wie ein kleiner Farnbaum in die Höhe und trägt eine Krone von zahlreichen, steifen, i — 3 Fuß langen Wedeln, aus welcher die Sporophylle senkrecht empor- stehen. Diese kleinen Farnbäume bilden ein Gegenstück zu denen von Aspidium vestitum Hook. der Auckland-Inseln. Moose und Lebermoose erfahren infolge des großen Regenreichtums eine üppige Ent- wickelung und bedecken oft ^\rn linden mit ausgedehnten grünen Lagen. An sumpfigen Stellen wachsen unter anderen Carry insularis, Hydrocotyle capitata, Juncus tristanianus, am Strande die endemische Atriplex pkbeja Carmich. Der Gipfel des 2506 m hohen Doms auf Tristan ist in seinen obersten, meist schnee- bedeckten Teilen ganz vegetationslos; der aus Laven und linkeren Schlackenmassen bestehende Boden ist frei von Humus. Nur einige Moose und Rechten haben sich auf dem Gipfel an- gesiedelt. Indessen ist im Hinblick auf die Gipfelflora von Neu-Amsterdam nicht ausgeschlossen, daß in den oberen Regionen des Domes vielleicht noch ein/eine Typen der antarktischen Inseln gefunden werden. Das Klima der Tristan-Gruppe scheint noch regenreicher zu sein als dasjenige von Neu- Amsterdam und St. Paul. Wenn trotzdem die beiden wichtigsten Gewächse, Spartina und Phylica, wie oben dargestellt, xerophile Struktur aufweisen, so kann zur Erklärung dieser Thatsache nur der häufige und heftige Wind als Faktor herangezogen werden, welcher die exponierten Pflanzenteile austrocknet, während dicht angeschmiegt auf dem häufig durchnäßten Boden eine hygrophile Decke von Laub- und Lebermoosen sich entwickeln kann, in welcher auch die kriechende Nertera i/rpirssa geeignete Lebensbedingungen vorfindet. In den geschützten Senkungen und Furchen /wischen den Fels- und Lavakämmen, oder am Boden der Phylica-W'äldcher) ist den weniger xerophil beschaffenen Pflanzen Gelegenheit zur Ansiedlung geboten. Eine eingehendere Unter suchung der Vegetation in Rücksicht auf diese Verhältnisse wird vielleicht noch manches Interessante zu Tage fördern. Bezüglich der Periodicität der Vegetation liegen keine ausreichenden Angaben vor. Mosinv') bemerkt, daß einige Pflanzen das ganze [ahr hindurch blühen, andere aber ihre regelmäßige Blütezeit haben. Pelargoninm australe blüht Mitte Sommer. Chenopodium wurde im Oktober nirgends mehr in Blüte gefunden, ebenso nicht Hydrocotyle capitata; Phylica trug zu gleicher Zeit überall ausgebildete, aber noch grüne Früchte. 1) H. N. Mose.ley, Journ. of Linn. Soc, Vol XIV, 1875, p. 383. 1 ! 1 224 "' Schemck, St. Paul und Neu-Amsterdam. § 9. Gough Island. Gough Island oder Diego Alvarez, unter 400 30' S. Br. und 10" W. L Cr. gelegen, muß zu dcniscll.cn [nselflorengebiet gerechnet werden, wie die Tristan da Cunha-Gruppe, St Paul und Neu-Amsterdam. Nach Angabe von Moseley') soll sie dieselben Blütenpflanzen wie Tristan und als einzigen Baum ebenfalls die Phylica nitida beherbergen. Näheres über ihre Vegetation ist bis jetzt noch nicht bekannt e 11. x. Moseley, [ourn. of Ünn. Soc., Vol. XIV, 1875, !'■ J84 Bu< hdrw lu ! 1 : Pohk in [ooa — 2901 I. Vergleichende Darstellung der Pflanzengeographie der subantarktisehen Inseln insbesondere über Flora und Vegetation von Kerguelen. Mit Einfügung- hinterlassener Schriften A. F. W. Schimpers von Dr. H. Sehenek, Professor an der Technischen Hochschule Darmstarit. Mit Tafel I — X und 34 Abbildungen im Text. Tafeln. Eingegangen den i. Mai 1905. C. Chun. Tafel I. Tafel I. Kergbelen. Glaciallandschaft am Gazellehafen, Windwüste mit sehr zerstreut auftretenden Polstern von Azorella Se/ago. ,fi b 1 1 % t ■ LiJ i >i% r i 1 ul i 1 Tafel II. Tafel IL Kerguelen. a) Südliches Ufer des Gazellehafens; Formation der Azorella Selago. b) Plateau südlich vom Gazellehafen; Tafelförmiger Berg mit horizontalen Basaltbänken; im Vordergrund die Formation der Azorella Selago. DEUTSCHE Tl EFSEE- EXPEDITION "I898- 99- Bd.H. BOTANISCHE ERGEBNISSE. rL II. ■ ■ . siedeil Tafel III. Tafel III. Kerguelen. a) Plateau südlich vom Gazellehafen; im Vordergrunde Polster von Azore/Ia Selago; auf dem Abhänge links Formation der Acaena adscendens gemischt mit Azorelfa. b) FeJs- bach südlich vom Gazellehafen; rechts (Leeseite) AcaenarYormaXion ; links Azore/la-Toteter. EFSEE- E IGUELE1N Plateau 'icH I \ 0 Leese'e ce,"'Ci■''e, •»* und auf welchem Prof ächimpei I sena adsce'-;e".- ae~- Tafel IV. Tafel IV. Kerguelen. Am Valdivia-Fall in der SW.-Ecke des Gazellehafens; Acaena adscendens an günstigem Stand >rt o T3 - u ■a >, 1 x. a n H ^ QJ _ 6J0 ja '3. cd O. 43 51 c V P ■- *3 ff ^ o u T> g B w 1-1 w O w O w a < s I 4P Tafel V. Tafel V. Kerguelen. Basaltfelswand am Südufer des Gazellehafens; reine Acaena adscendens- Formation. '. . rS-IV*£--i.. du ! ff • ■;■; • ' .'•r^' o •- ? 5 "5 A3 c; O u Ul ■s « t: i Tafel VI. Tafel VI. Kerguelen. Kleine Inseln des Gazellehafens. Vorne Acaena, Azorella, Cotula, Fcstuca ereeta. Die Insel in der Mitte bestanden mit Azorella- Polstern, weißen Rasen von Cotirfa plufttosa, dunklen Ueberzügen von Acaena adscendens und Gruppen von Pringka antiscorbuiiea. Tafel VII. Tafel VII. Kfejguelen. Kleine Insel im Gazellehafen. Riesenpolster von Azorella Selago, Rasen von Cotula phcmosa, Pringlea antiscorbutica. Tafel VIII. Tafel VIII. Kerguelen. Kleine Insel im Gazellehafen. Gruppe von Pringlea antiscorbutica in Frucht, Colit/a und Atariia die Polster von Ajurlla überwuchernd. Tafel IX. Tafel IX. * Kerguelen. Kleine Insel im Grazellehafen. Gruppe von Pringka antiscorbutica und ^roße Polster von A »rclla Sei Tafel X Tafel X. Kerguelen. Nordabsturz der südlichen im Gazellehafen gelegenen Insel. Basaltfelswand mit Brutstätten der Chionis minor. An den Felsen weiße Polster von Cotula, Grasbüschel von Poa Cookii und Festuca ereeta. Oben Azorella, Acaena, Pringlea. o p D C t/3 IL Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam, Mit Einfügung hinterlassener Berichte A. F. W. Sehimpers von Dr. H. Sehenek, Professoi an dei Technischen Hochschule Darmstadt, Mit Tafel XI— XV und 14 Abbildungen im Text. Tafeln. Ein-c-an-cn den 1 2. Juli 1905. C Chun. Tafel XI. Tafel XL St. Paul. Blick auf die Ansiedelung der Fischer; im Hintergründe Ankerplatz der „Val- divia"; an den Abhängen des Kraters Grasvegetation, aus Büscheln hauptsächlich von Scirpus nodosus und Poa Novarac gebildet. . X ■ "q. : □. ■ < . ■ . . ■ Tafel XII. Tafel XII. St. Paul. Brutplatz der Pinguine, Eudyptes chrysohphus. Büsche von Scirpus nodosus. • - > \ • t' -- *!• ■ '-Vi - JE» ,. mA\w t — ^RP^ . • .' .^ m •"?• < '■ <4 tfr-»WH ' -'"-, £ .t -. • ' « > ^ ;» > V I a ; • .« 9K aj| - '"» -.1* w ^ ' - - . / ■ \ - - ; - ^L < 5 Q- Tafel XIII. Tafel XIII. Neu-Amsterdam. Im Vordergründe zwei Eruptivkrater. Steppenartige Grasvegetation, aus Spartina arundinacea, /'><" LiJ IQ r~ t3 o T3 t/1 L □ U 1 Ol < < (^ r o D > r- Z "D III. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarisehen Inseln. Mit Einfügung- hinterlassener Schriften A. F. W. Schimpers. Von Dr. H. Sehenek, Professor an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Mit Tafel XVI— XXVII [I— XII], 2 Kärtchen und 69 Abbildungen im Text. V&äfeV s< s**ts Deutsche Tiefsee-Kxpedition 1898 — i8gg. Bd. II. 1. Teil. 2Q Eingegangen den 15. Juni 1907. C. Chun. Vorwort. Die deutsche Tiefsee-Expedition "stattete den ('anarischen Inseln nur einen kurzen Besuch vom 20. — 22,. August 1898 ab; am 21. August wurde ein Ausflug nach Icod auf der Nord- seite Tenerifes, am 22. August nach dem Lorbeerwald von Agua Garcia und nach Santa Cruz unternommen, am 23. August in Las Palmas auf Gran Canaria Aufenthalt genommen1). Trotz der Kürze der Zeit gelang es dem Botaniker der Expedition, Professor Dr. A. F. \Y. Schimper, aus seinen Beobachtungen einige allgemeine Gesichtspunkte zur Beurteilung des Vegetations- charakters der basalen Region und des Lorbeerwaldes zu gewinnen. Aus seinen hinterlassend! Papieren glaube ich daher, die den Canaren gewidmeten Kapitel nach sorgfältiger Prüfung nebst den von Herrn Fritz Winter, dem Photographen der Expedition, aufgenommenen Vegetations- ansichten den Fachgenossen übergeben zu sollen. Das Studium der Litteratur über die Canaren gab mir Veranlassung, die ScHiMPER'schen Fragmente zu einer Gesamtdarstellung der Vegetations- regionen dieses Archipels zu ergänzen; sie enthält zwar noch viele Lücken, indessen hoffe ich, daß sie wenigstens zukünftige Forschungen erleichtern werde. Im Textdruck sind die von Schimper herrührenden Abschnitte mit den Zeichen „" ver- sehen. Von einer größeren Anzahl charakteristischer canarischer Pflanzen hatte Schimper bereits Habitusbilder herstellen lassen; einige hat Herr Dr. W. Brenner, die meisten aber Herr Dr. R. Anheisser gezeichnet. Diese Abbildungen wurden vervollständigt, zum Teil nach photo graphischen Aufnahmen von Gewächshausexemplaren. Von Herrn Dr. 0. Simony, Professor an der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien, waren Schimper eine Anzahl seiner hervor- ragenden canarischen Vegetationsaufnahmen in höchst dankenswerter Weise zur Verfügung gestelll worden. Zu besonderem Danke bin ich Herrn Privatdozenten Dr. Erwin Baur in Berlin ver- pflichtet, welcher mir die Vorlagen der 3 Tafeln XVI [1], XX [V], XXV [X] aus seinen im Früh- jahr 1906 gewonnenen Bildern bereitwilligst übergab. Eine Reihe von Fachgenossen und Leitern botanischer Gärten haben mir in liebenswürdiger Weise ihre Unterstützung durch Bestimmungen von Herbarpflanzen, durch Materialabgabe oder durch Ueberlassung von Litteratur geliehen, wofür ich ihnen, besonders den Herren Dr. Hermann Christ -Basel, Professor Dr. Hans Schinz- Zürich, Alwin BERGER-La Mortola, Professor Dr. Martin M <">i tius- Frankfurt a. M., Professor Dr. Adolf HANSEN-Gießen, Professor Dr. [Carl ScHRÖTER-Zürich verl lindlichen Dank ausspreche, den ich auch Herrn Professor Dr. Egon [hne- Darmstadt für freundliche Mithilfe an den Korrekturen .abstatte. 11 Vergl. den Bericht von C. Chun, Aus den riefen des Weltmeeres, z. Aufl., [903, S. 53. Darm Stadt, im Juni 1907. Dr. H. Schenck. 22ljc, I >' »denbeschaffenheit der Canaren 236 § 3. ' Klima dir Canaren 244 § 4. Gliederung der Vegetation auf Tenerife 251 § 5. I 'ebersieht über die Regionen auf Tenerife 252 II. Die basale Region 255 § 1. Formationen der basalen Region 255 § 2. Succulente Gewächse der basalen Kegion 257 § 3. Die canarische Dattelpalme, Phoenix Jubae (Webb) Chrisi 260 § 4. Der canarische Drachenbaum, Dracaena-Draco L § 5. Die canarisehcn Federbusehgew.'ichse 271 § 6. Dendrosonchus 288 § 7. Plocatna-, Spartium- und Lrikenformen 290 § 8 HarÜaubsträucher 295 § 9. Bäume der basalen Region 296 1. Wasser- und Sumpfvegetation 2. Küstenvegetation 3. Windwirkung auf Tiere 4. Eigentümlichkeiten der Blüten 5. Endemismus und Herkunft der basalen Flora 310 6. Basale Pflanzentypen auf Madeira, den Azoren und (\en Capverden 314 ntere montane Region; der Lorbeerwald 310 § 1. Der Lorbeerwald auf Tenerife (Agua Garcia) ; seine Zusammensetzung und Herkunft 316 § 2. Oekologie des eanarisehen Lorbeerwaldes § 3. Verbreitung der Lorbeerwal der auf den Canaren § ;. Verzeichnis der Gefäßpflanzen des eanarisehen Lorbeerwaldes 354 § 5. Der Lorbeerwald auf Madeira und den Azoren 363 IV. Die obere montane Kegion; der Pinar 367 § 1. Der Pinar auf Tenerife- >5 2. Sträucher und Stauden der Kiefernregion 373 ^ 3. Juniperus Cedrus Webb et \\\ rth., der Cedro .17s lj 4. Der Pinar auf den übrigen Canaren 377 S 5. Liste der Gefäßpflanzen des Pinars 378 •5 6. Herkunft der Pflanzen des Pinars 381 V. Die alpine Region der Canaren 383 ij 1. Urographie, I'* »denbeschaffenheit und Klima der Hochregion auf Tenerife .... S 2. Vegetation dir alpinen Region auf renerife 386 i 3. Hoehgebirg.spflanzen auf Palma, < anaria, Madeira und den Azoren 394 :? |. Verzeichnis der Gefäßpflanzen der alpinen Kegion der Canaren ij 3. Herkunft der Gefäßpflanzen der alpinen Region der Canaren 400 VI. Canarische Nutz- und Kulturpflanzen 402 § § III. Die 1 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 229 Verzeichnis der Karten. Seite 1. Karte der Canarischen Inseln aus Kiepert'S Neuem Handatlas 237 2. Karte der Vegetationsformation auf Tenerife von Hans Meyer 239 Fig. '4 15 16 17 IQ 20 21 22 24 25 26 27 29. 30. 3i- 32. 33- 34- 35- ., 3&- Verzeichnis der Textbilder. Seite Euphorbia canariensis L 257 Euphorbia aphylla Brouss. Zweig 259 Euphorbia aphylla Br< »USS. Junge Pflanze 259 Phoenix Jubae Christ. Junge canarische Dattelpalme 261 Phoenix Jubae CHRIST. Blattteil und Fruchtstand 262 Dracaena Draco L. Junger unverzweigter Baum 264 Dracaena Draco L. Teil eines Fruchtstandes 265 Dracaena Draco L. Stamm des großen Drachenbaumes von Icod 268 Dracaenites narbonensis Sap. Fossiles Blatt 271 Euphorbia atropurpurea BROUSS. und Kleinia neriifolia Il.vw., Federbuschgew. iehse . 272 Kleinia neriifolia H.wv. Junges Exemplar 273 Euphorbia regis Jubae Webb et Berti 1. Junger Strauch 273 Campanula Vidalii WATSON, Euphorbia balsamifera Arr. und Echium virescens DC. Federbuschsträucher 273 Musschia Wollastoni LOWE. Vegetative und blühende Pflanze 274 Kleinia pteroneura DC. und Euphorbia dendroides L. Zweige 274 Euphorbia regis Jubae WEBB et BERTH. Keimpflanze 274 Euphorbia atropurpurea BROUSS. Zweig 279 Euphorbia atropurpurea BROUSS. Junges Exemplar 279 Echium virescens DC 281 Sempervivum balsamiferum WEBB ei BERTH 282 Sempervivum Webbii Bolle. Vegetative und blühende Pflanze 283 Sempervivum arboreum L 284 Sempervivum canariense L. im Barranco Tajodio 285 Dendroseris micrantha Hook, et Arn 287 Sonchus Jacquini DC. und Sonchus leptoeephalus C.\s> 289 Plocama pendula Hort. Kew 290 Plocama pendula Hort. Kew. Zweige 290 Heinekenia peliortiyncha Webb; Reseda scoparia BROUSS.; Odontospermum stenophyllum C. Schultz; Sonchus leptoeephalus Cass.; Plantago arborescens PoiR.; Convolvulus scoparius L. fil 293 Chrysanthemum frutescens L 294 Lytantlius salicinus Wettst 295 Bosia yerva mora L 296 Statice arborea Willd.; St. brassieifolia Webb 3°5 Statice imbricata Webb; St. Humboldtii C. Bolle; St. corculum Christ 306 Sempervivum annuum CiL Sm. Blütenstand 310 Walclbild von Agua Garcia auf Tenerife mit Rex canariensis PoiR., Erica arborea L. und Myrica Faya Ait 3J8 Laurus canariensis Webb et Berth. Zweig 3IQ 5 '■3° 'ig • 37- ti 3»- >J 39- »* 40. •* 41. »» 42. »» 43- »» II- *» 45- »» !"• »» 17- '* 48. »* 49- »» 50. M 51 tt 52. »» 53- M 54 tt 55> tt 56. >t 57' n 58- l» 59- 1t 60. II 61. tt 62. it 63. 1, 64. ») 65- I» 66. »1 67. »1 68. tt 69. H. SCHENCK, Seite Hex canariensis Poir und Ilex platyphylla Webb et Berth. Zweige 320 Hex canariensis POIR. Blatt der lebenden und der fossilen Form 322 Viburnum rugosunt Pers. und Noteiaea grandaeva Sap., fossile Blätter ^22 Fossile tertiäre Lauraceen 323 Apollonias canariensis NEES. Zweig 324 Ocotea foetens Benth. et Hook. Fruchtzweig 32g Persea indica Spreng. Fruchtzweig 326 I Icherdenia cxcelsa Banks. Blühender und fruchtender Zweig 327 Phyllis nobla L. Blütenzweig 328 Gesnouinia arborea Gand. Blütenzweig $28 Bencomia caudala Webb et Berth. Blütenzweig' 32g Fossile .S'»//7«.v-Blättcr 32g Geranium anemonefolium L'Herit. \u\i\ . Heer's. Prof. Dr. K. von Fritsch bereiste Madeira August 1862, die Canaren vom September bis Mai [863 und brachte in seinen Reise- bildern manche botanische Einzelheiten sowie in seinem Vortrage über die ostatlantischen Insel- gruppen eine pflanzengeographische Darstellung der Flora, in welcher er auch die Besiedelung der Inseln behandelt. Professor Dr. Alexander Koenig (Bonn), der im Winter 1888/89 Tenerife besuchte, gab anziehende Schilderungen der canarischen Natur in seinen ornithologischen For- schungsergebnissen. Professor Dr. Oscar Simon-* (Wien) stellte Herbst 1888 und Herbst 1889 physikalische Studien auf den Inseln an; ihm verdanken wir eine Reihe von vorzüglichen Vege- tationsaufnahmen. Dr. Hans Meyer hielt sich Frühjahr [894 auf Tenerife auf und bestieg den Pik am 5. und 6. April; sein mit lehrreichen Karten und Abbildungen ausgestattetes Buch über die Insel giebt eine vorzügliche Darstellung ihres Gebirgsbaues und ist auch wertvoll durch die zahlreichen eingestreuten Angaben über die Verbreitung der Formationen. Verzeichnis der Litteratur über Vegetation und Flora der Canaren. Barker-Webb, P., et Berthelot, S., Histoire naturelle des lies Canaries, Paris 1836 — 1850. T. I. Premiere partie : L'Ethnographie et les Annales de la conquete, Paris 184 2. Deuxieme partie: Miscellanees, Paris 183g. T. II. Premiere partie: La Geographie descriptive, la Statistique et la Geologie, Paris [83g Deuxieme partie: La Zoologie, Paris 1836 — 1843. 0 Deutsche Tief see- Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 2q 2\A '•■ SCHKNCK, T. III. Premiere partie : La Geographie botanique (S. Bertiiei.ot) Paris 1840. Deuxirmc partie : Phytographia canariensis, Sectio I IV, Paris 1836 — 1850. Atlas, contenant les Plani physique et bot et de la Geologie, Paris 1839. Bolle, C, Die Canarischen Inseln. I. Allgemeines. Zeitschr. f. allgem. Erdkunde, N. F. Bd. X. S. 1, Berlin 1861. — Die C. 11 Inseln. II. Historischer Umriß. Ibid., Bd. X, S. 161, Berlin 1861. — Die Canarischen Inseln. III. Die einzelnen Inseln. 1. Tenerife. Ibid., Bd. XI, S. 73, Berlin 1861. — Die Canarischen Inseln. III. Die einzelnen Inseln. 2. Gomera. Ibid., Bd. XII, S. 225, Berlin 1S62. — Die Standorte der Farm auf den Canarischen Inseln. I. Ibid., IM. XIV, S. 28g, Berlin 1863. — Die Standorte der Farm auf den Canarisi hen Inseln. II. Ibid. Bd. XVII, S. 249, Berlin 1864. — Die Standorte der Farm auf den Canarischen Inseln. III. Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin, Bd. I, S. 209, Berlin 1866. — Die Standorte der Farm auf den Canarischen Inseln. IV. Ibid., Bd. I, S. 273, Berlin 1866. — Florula insularum olim purpurariarum nunc Lanzarote et Fuertaventura cum minoribus Isleta de Lobos et la Graciosa in Archipelago canariensi. Fngler*s Botan. Jahrb., Bd. XIV, 1891. — Botanische Rückblicke auf die Inseln Lanzarote und Fuertaventura. Ibid., Bd. XV, 1892. Bornmüller, J., Ergebnisse zweier botanischer Reisen nach Madeira und den Canarischen Inseln. Engler's Botan. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 387—492. — Senecio Murrayi BORNM., eine unbeschriebene Art von Ferro, sowie einige floristische Notizen über diese Insel. Ibid., Beiblatt No. 72 zu Bd. XXXIII, 1904, S. I. — Ueber zwei für die Flora von Makaronesien neue Arten der Gattung Umbilicus. Bulletin de I'Herbier Boissier, " T. III, 1903, S. 47. Bory de St. Vincent, Essais sur les Islcs Fortunees et l'antique Atlantide, Paris, An XI (1803). Uebersetzung von Ehrmann in Bibliothek der Reisebeschreibungen, Bd. XII, Weimar 1804. Buch, Leopold von, Physikalische Beschreibung der Canarischen Inseln, Berlin 1825. Abdruck in L. von Buch's gesamm. Schriften, Bd. III, Berlin 1877 (enthält in Kap. IV Uebersicht der Flora der Canaren). Bunbury, Ch. J. F., Remarks on the botany of Madeira and Teneriffe. Journal of the Proceedings of the Linnean Society, Botany, Vol. I, P. 1, 1857, p. 1 — 34. (Uebersetzung in Botan. Ztg., 1857, S. 43 ff.) Christ, H., Vegetation und Flora der Canarischen Inseln. Engler's Botan. Jahrb., Bd. VI, 1885, S. 458. — Spicilegium canariense. Ibid., Bd. IX, 1887, S. 86. — Euphorbia Berthelotii C. Bolle. Ibid., Bd. XIII, 1891, S. 10. — Eine Frühlingsfahrt nach den Canarisi hen Inseln, Basel 1889. — Ueber afrikanische Bestandteile in der Schweizer Flora. Berichte d. Schweiz. Botan. Gesellsch., 1897, Heft 7. Engler, A., Versuch einer Entwickclungsgeschichte der Pflanzenwelt, Bd. I, 1879, S. 7 1 ; Bd. II, 1882, S. 340. Fritsch, K. von, Meteorologische und klimatologische Beiträge zur Kenntnis der Canarischen Inseln. I'i 1 i.kmaxn's Mitteilungen, 1866. Funsen, K. von, Härtung, G., und Rliss, W., Tenerife, geologisch-topographisch dargestellt, Winterthur 1867. FRiTSCh, K. von, und Reiss, W., Geologische Beschreibung der [nsel Tenerife, Winterthur 1868. Fritsch, K. von, Reisebilder von den Canarischen Inseln. (Mit 3 Karlen von Hierro, Gomera und Gran Canaria). Ergänzungsheft N<>. 22 zu Petermann's Geograph. Mitteilungen, Gotha 1867. — Ueber die ostatlantischen Inselgruppen Berichl d. Senckenbergischen naturforsch, Gesellsch. Frankfurt .1. M., 1869/1870, S. 72. GRISEBACH, A., Die Vegetation der Erde, Bd. II, 1872, S. 510. Härtung, G., Die geologischen Verhältnisse dei [nselu Lanzarote und Fuertaventura. Neue Denkschr, d. allgem Schweiz. Gesellsch. f. d. gesamten Naturwissensch., Bd. XV, Zürich [857. Mn Karten II JR, J. I).. Consid6rations sui les Flores insulaires. Extrait du Gardner's i hronicle ^nnales des Sciences naturelles, S6rie V, Botanique, T. VI, 1866, p. 267- — Lecture on Insular Floras. Journal ol Botany, Vol. V, 1867, p. 23 — 31. Ili Mumm, Alexander von, Relation historique du voyage dans les regions equinoxiales du nouveau continent, ...n II. 1 1 \i ff, Stuttgart 1 Bd. I. 1. Kap. Abreise von Spanien; Aufenthalt auf 1 len Inseln, S. 54 76. ,, Ten« rifl 1, S. 77 1 10 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ~> 7.Z, Koenig, A., Ornithologische Forschungsergebnisse einer Reise nach Madeira und den Canarischen Inseln. Cabanis Journal f. Ornithologie, 1890. Masferrer y Aquimbo, Recuerdos botanicos de Tenerife, Madrid 1880 — 1882. Meyer, Hans, Die Insel Tenerife. Wanderungen im canarischen Hoch- und Tiefland, Leipzig 1896. Noll, Dr. F. C, Das Thal von Orotava auf Teneriffa. Programm der höheren Bürgerschule zu Frankfurt a. M., 1872. Der Pik von Tenerife und die Canadas. Jahresber. d. Frankfurter Vereins f. Geogr. u. Statistik, 1871/72, S. 62 — 106. Sapper, K., Die Canarischen Inseln. Geograph. Zeitschr., Bd. XII, 1906, S. 481. — Beiträge zur Kenntnis von Palma und Lanzarote. Petermann's Mitteilungen, 1906, S. 145. Sauer, Fr., Catalogus plantarum in canariensibus insulis sponte et subsponte crescentium. Dissert. inaug. Halis Saxonum 1890. Schacht, H., Zur Kenntnis der Visnea Mocanera, L. KL, Regensbuig 1859. — Madeira und Tenerife mit ihrer Vegetation, Berlin 1859. Simony, O., Ueber eine naturwissenschaftliche Reise nach der westlichen Gruppe der Canarischen Inseln. Mitteil, d. k. k. Geograph. Gesellst h. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 145. I. Tenerife. — Reise nach den Canarischen Inseln. Sitzber. k. k. Zool. bot. Ges. Wien, 1891, S. 12; Referat in Bot. Centralbl. Beihefte, 1892, S. 117. — Photographische Aufnahmen auf den Canarischen Inseln (Verzeichnis). Annalen d. k. k. Naturhist. Hofmuseums, Bd. XVI, 1901, S. 36. Smith, Christen, Dagbog paa Reisen til de Canariske Oeer i 1815 ved F. C. Kiaer. Christiania Videnskabs- Selskabs Forhandlinger 1889. Referat in Bot. Centralbl. Beihefte 1892, S. 117. Reisehandbücher. Brown's Madeira, Canary Islands and Azoren, a practical and complete guide etc., 8. edition, 1905. (Ist das aus- führlichste Reisehandbuch.) Woerl's Reisehandbücher. Die Canarischen Inseln in Wort und Bild, Leipzig 1906. Meyer's Reisebücher: Das Mittelmeer und seine Küstenstädte, Madeira und Canarische Inseln, 3. Aufl., 1907. Die zahlreichen Reiseschilderungen und Aufsätze allgemeinen Inhalts über Land und Bewohner der Canaren sind citiert in Brown's Reiseführer, S. g39, in H. Christ, Frühlingsfahrt, S. 247, und H. Meyer, Tenerife, S. 14. Die beiden letztgenannten Bücher werden jedem, der die Inseln besucht, von Wert sein. Litteratur über Beziehungen der canarischen Flora zur Tertiärflora Europas. (Zusammengestellt von W. Schimper.) Engler, A., Versuch einer Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt, Bd. I, 1879, S. 48, 71. Gaudin, Ch. Th., et Strozzi, Carlo, Memoire sur quelques gisements de feuilles fossiles de la Toscane. Neue Denkschriften d. Allgem. Schweiz. Gesellsch. f. d. gesamten Naturwissensch., Bd. XVI, Zürich 1858. — — Contributions ä la flore fossile italienne. Second memoire : Val d'Arno. Ibid., Bd. XVII, 1 860. — — Idem. 4me memoire : Travertins Toscans. Ibid. Gaudin, Ch. Th., et Piraino de Mandralisca, Contributions ä la flore fossile italienne. 5mc memoire: Tufs volcaniques de Lipari. Ibid. Heer, O., Untersuchungen über das Klima und die Vegetationsverhältnisse des Tertiärlandes, Winterthur 1860. — Ueber die fossilen Pflanzen von St. Jorge in Madeira. Denkschriften der Schweizer. Gesellschaft für die ge- samten Naturw., 1856. Martins, Ch., Sur l'origine paleontologique des arbres, arbustes et arbrisseaux indigenes du midi de la France sensibles au froid dans les hivers rigoureux. Mein, de l'Academie de Sciences de Montpellier, T. IX, 1877. Potonie, H., Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie, 1899. (Tertiärflora S. 384). Saporta, Gaston de, Etudes sur la Vegetation du sud-est de la France ä l'epoque tertiaire. Annales des Sciences naturelles, Botanique. 4e Serie, T. XVII, 1862; T. XIX, 1863; 5e Serie, T. III, 1865; T. IV, 1865; T VIII, 1867; T. XV, 1872; T. XVII, 1873; T. XVIII, 1873. — Dernieres adjonetions a la flore fossile d'Aix-en-Provence, 2e partie. Annales des Sciences naturelles, Bota- nique, 7e Serie, T. X, 1889. II 30* 2->() H. SCHENCK, irta, Gastom de, Remarques sur les genres des vegetaux actuels dont l'existence a ete constatec ä l'etat fossile. Bulletin de la Societe botanique de France, T. XIII, 1866. — La florc des tufs quaternaires de France, Aix 1867. — Apercu sur la flore quatemaire, Caen 1867. — Sur l'existence de plusieurs especes actuelles observees dans la flore plioeene er 2000 m hohem Berges kränze, der nach innen sehr steil auf ca. 500 m abfallend, ein riesiges 5X7V2 km breites, krater- Förmiges Kesselthal, die berühmte Caldera de Taburiente, umrahmt, während seine äußeren Abhänge von zahlreichen, tiefen, radialen Barrancos durchfurcht sind. Der unebene, von zahlreichen Quellen und Bächen bewässerte und malerisch bewaldete Boden der Caldera öffnet sich nach SW. in einem tiefen Einschnitt, Barranco de las Angustias, zum Meere. In dem ringförmigen Gebirgskamm liegen die höchsten Felsgipfel '1er Insel, derRoque de los Muchachos (2420 m), der Pico de la Cruz (2305 m), der Pico de los Cedros (2170 m)2). Von diesem Ringgebirge zweigt sich ein die Mittellinie der nach Süden sich keilförmig zuspitzenden Hälfte der Insel durchziehendes, hohes Gebirge ab, das zwar in dem Paßübergang der Cumbre nueva zwischen der Hauptstadt Santa Cruz und El Paso sich auf 14 15 m er- niedrigt, dann aber wieder höher wird, im Pico del Vergojo iN.N:; m erreicht und in der Montana Pelada mit 2065 m seinen höchsten Punkt besitzt. Die Abhänge dieses Gebirges nach der Ostküste sind von zahlreichen, tiefen, parallelen Barrancos durchfurcht, nach der Westseite dagegen von aus- 1) K. v. Fritsch, Reisebilder, S. 9. — Christ, Frühlingsfahrt, S. T4- — W. v. KNEBEL, Studien zur Oberflächengestaltuiig der Inseln Palma und Ferro, Globus, Bd. XC, 1906, S. 312. — K. Saiter, Petermann's Mitteil., 1906, S. 145, mit Karte. 2) I Iöhenangaben .nach SlMONY. 17 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil 31 -, . -, II. SeHK.MK, gedehnten, neueren, basaltischen Lavaströmen bedeckt, die vielfach noch ganz kahl sind und zum Teil aus dem 16. Jahrhundert datieren. In der Südspitze der Insel liegt der Kratervulkan von [678/78, die Montana de Fuego (700 m) bei Fuencaliente. Das liier gelegene Lavafeld bietet nach v. Fritsch „ein Bild fürchter- lichster Verwüstung*. Die Caldera de Taburiente greift in das alte Grünstein-Diabas-Gebirge der Insel ein, auf das die vulkanischen Gebirge aufgeschüttet winden. Seit 1 < » 7 -S haben keine vulkanischen Aus- brüchen mehr auf Palma stattgefunden. < 1 o m e r a •). Gomera hat bei fast kreisrundem Umriß eine Länge von 25V4 km, eine Breite von 2oVi km und einen Flächeninhalt von 374 qkm. Bolle vergleicht die Form der Insel treffend mit einem niedrig abgebrochenen Säulenschaft, der von einer sanft gewölbten, unregelmäßigen Kuppe bedeckt wird. Diese Kuppe erreicht in dem viergipfeligen Rücken des Alto de Gara- jonay ihren höchsten Punkt mit 1,38° m. Nur einige Felsen ragen aus dem über 1000 m hohen welligen Plateau, dessen tiefgründiger Boden mit häufig durch Wolken benetztem Lorbeer- wald bedeckt ist, hervor, so der glockenförmige Roque de Agando (ca. 1250 m) und die Fortaleza de Chipude (1245 m). Gegen das Meer fällt das Plateau steil ab, im NW. über 600 m, im SO. wenig über 100 m hoch. Die Gehänge des Gebirgsdomes sind von zahlreichen tiefen Barrancos radienartig durchfurcht, von denen einige im oberen Teil kesseiförmig in das Plateau eingreifen. Die Hauptmasse der Insel ist durch vulkanische Aufschüttung von Basalten, Phonolithen, Andesiten auf das basale Grünsteingebirge, das an der Nordostseite noch bis 700 m aufragt, gebildet Die meisten vulkanischen Gesteine sind bereits stark verwittert, frische Laven und deutliche Krater selten; die vulkanische Thätigkeit ist also viel früher als auf den übrigen Canaren erlöst hen und ein Ausbruch zu historischer Zeit nicht mehr erfolgt. '6' 1 1 i e r r o [Ferro] 2). Die Insel Hierro hat bei ungefähr dreieckigem Umriß eine Länge von 291/4 km. eine Breite von 20V4 km, einen Flächeninhalt von 275 qkm. Sie wird gebildet von einem steil aus dem Meere aufsteigenden, halbmondförmigen, durchnittlich 1000 m hohen, trockenen und vege- tationsarmen Plateau, dessen nach NW. gerichteter Rand zu einem Bergkranz sich erhöht und dann, etwa -So 1 m tief sehr steil abfallend, amphitheatralisch eine Mulde umrahmt, in die der weite Meerbusen El Golfo iitul < in diesen begrenzender, flachhügeliger Küstensaum eingreift So -leicht die Insel einem zur Hälfte abgesprengten Kiesenkrater von ca. 14 km Durchmesser. Die höchsten Punkte liegen in dem erwähnten Bergeskranz, Alto del Malpaso 1415 m, Montana de Tenerife [336 m, La Mareta 1395 m, Risco de [inama 1320 m. Das Gebirge besteht aus basaltischem Gestein, das Plateau ist zum Teil mit Rapilli be- !.t. Zahlreiche, frisch erscheinende Ausbruchkegel und Lavaströme auf dem Plateau deuten I nUgem. Erdk., Bd MI. [862, S. 227. — K. v. Fritsch, K -I 1. S. 18. — W. v. K Bd. \C, 1 1. — J. BoRNMI n. J.ilirl)., .1. X\ NIM. 1904, !■•■ iblntl J2, [8 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2/1 7 an, daß die vulkanische Thätigkeit viel später als auf Gomera erloschen ist, jedoch sind seit der Zeit der Entdeckung der Insel keine Ausbrüche mehr erfolgt. Fuerteventura1). Fuerteventura ist eine ca. 30 km breite, 99 km lange, in Richtung SW. — NO. gestreckte Insel von 171 7 qkm Flächeninhalt. Ihr schmälerer, südlichster Teil, die Halbinsel J a n d i a (oder Handia), stellt ein basaltisches, stark zerstörtes Gebirge dar, dessen Hauptkamm im Pico del Frayle 855 m, in den Orejas del Asno 842 m erreicht, nach Nordwesten steil abfällt, am Südostabhang von zahlreichen tiefen Thälern durchfurcht wird und sich in einen dünenbedeckten Strand fort- setzt. Ein mit Dünensand bedeckter Basaltrücken verbindet die Halbinsel mit der Hauptinsel, die von einem aus Syenit, Diorit, Gabbro und Diabasen, sowie kleineren Partien von Thonschiefer und Kalksteinen bestehenden Mittelgebirge mit gerundeten Bergkuppen bis Oliva durchzogen wird. In der Gran Montana erhebt sich dieses Gebirge bis etwa 765 m. Altvulkanische Basalte durchsetzen es, und längs der Ostseite zieht sich eine basaltis« he Küstenkette nach Norden. Neuere Ausbrüche vulkanischer Gesteine finden sich bei Pajara im Westen, Ausbruch- kegel bei Gayria und Tiguitar auf der Ostscite. In historischer Zeit aber erfolgte kein Aus- bruch mehr. Der nordöstliche Teil der Insel wird von einer sanft gewölbten Fläche ein- genommen, auf welcher stricken weise Dünensand liegt und sich Rapillikegel aus jüngeren Lavenströmen erheben. Lanzarote2). Diese schmale, 58V2 km lange und 21 1/4 km breite, 806 qkm Fläche umfassende Insel setzt die Richtung von Fuerteventura nach Nordosten fort; sie besteht aus zwei altvulkanischen, stark zerstörten Gebirgsteilen, von denen die Montanas de Famara im Norden den höchsten Punkt Penas del Chache mit 670 m erreichen. Verbunden sind diese Gebirge durch einen breiten Bergrücken späterer Bildung, auf dem sich parallele Reihen von jüngeren Ausbruchkegeln er- heben. Unter diesen zahlreichen Kratern des mittleren [Teiles der Insel ist die Montana blanca mit 579 ui der höchste. Gewaltige Eruptionen erfolgten in den Jahren 1730 bis 1736 und über- schütteten einen größeren Teil der Insel mit Laven und Schlacken oder Fapilli. Fs entstanden die Ausbruchkegel der Montanas de Fuego (525 m), die noch heute Fumarolenthätigkeit aufweisen und deren Kraterwände im Innern noch glühend heiß sind. Auch 1824 fanden, in geringerem Grad Ausbrüche statt Die neueren vulkanischen Laven sind noch kahl, kaum von Flechten bewachsen. Das alte Thonschiefer- und Grünstein-Gebirge ist auf Lanzarote vollständig zugeschüttet. Die niedrigen Berge und ausgedehnten, fast ebenen Flächender Insel sind mit mächtigen Anhäufungen von durch den Nordostpassat herbeigetriebenem Kalkdünensand bedeckt, der zu festem Kalkstein zusammensintert und dann als Brennkalk nutzbar wird. 1) G. v. Härtung, Die geologischen Verhältnisse der Inseln Lanzarote und Fuertaventura. Neue Schweizer Denkschriften, F.d. XV, 1857. (Mit Karte.) — K. v. Fritsch, Reisebilder, S. 28. — C. Bolle, Botanische Rückblicke auf Lanzarote und Fuertaventura. Bot. Jahrb., Bd. XXXVI, 1892. 2) K. v. Fritsch, Reisebilder, S. 33. — C. Bolle, Bot. Rückblicke auf Lanzarote und Fuerteventura. Bot. Jahrb., Bd. XXXVI, 1892. — K. Sapper, Petermann's Mitteil., 190!), S. 1 r ^ , mit Karte. — G. Härtung, Die geol. Verhältnisse der Inseln Lanzarote u. Fuertaventura. Neue Schweizer Denkschriften, Bd. XV, 1857. 19 31* , . . H. Schi nck, - I I [sleta de Lobos. In der Bocayna-Straße /wischen Fuerteventura und Lanzarote, 4,6 qkm -roß, besteht aus einem 122 m hohen halbzerstörten Kraterkegel mit. welligem Lavafeld. Gr ar i osa. Durch dir Meerenge El Rio v>n Lanzarote getrennt, 28,6 qkm groß, von Dünen bedeckt, mit -i kegelförmigen Vulkanen; Montana del Mojon 190 m hoch. Montana Clara. 2,c (jkin groß, Gipfel 238 m hoch, mit steil abstürzender Klippenwand im Norden. AI e^ranza. 0.1 qkm groß; vulkanische Berge Montana de la Caldera 2.S5 m und Montana de Lobos 205 m, aus letzterem Vulkan ein ausgedehntes Lavafeld nach Norden hervorgekommen. ^ 3. Klima der Canaren. Bot 11, C, Zeitschr. f. ! 11 le, Bd. X, [861, S. 9. -di, K. v., Meti he und klimatographische B zur Kenntnis dei Canarischen Inseln. Peterm. Mitteil., Bd. XII. [866, S. 217. Biermann, Dr., Bei Kenntnis des Klima dei « anarischen [nseln. Met. Zeit chi 1 187, S. 1. ist, II.. Frühlingsfahrl nach den Canarischen [nseln, [889, S. i<>| u. 223. Hann, f., Handbuch der Klimatolngie, IM. 111. 2. Aufl., 1897, 3. 60 Itere Litteratur voUstäni citiert.) .Mi \ 1 r, II., Tenerife, 1 Sapper, K., Die Canarischen [nseln. Geogr. Zeitschr., Bd. XII, 1 - r_>. rd, < >., I zur Klimat 1 Canarischen Inseln. Met. Zeitschr., 1907. hie beträchtliche Höhe der westlichen Canarischen Inseln, besonders Tenerifes bedingt naturgemäß regionale Verschiedenheiten des Klimas; wir unterscheiden drei Höhenstufen, von denen die unlere auf allen Canaren, die montane nur auf <.\m westlichen und die alpine hauptsächlich auf Tenerife und nur in geringem Maße auf Palma und Gran Canaria zur Geltung gelangen. Nur aus der basalen Region liegen vollständige fahresreihen meteorologischer Beobachtungen vor, auch von Laguna auf Tenerife. das bereits 570 m hoch liegt, leider aber nicht aus dem Lorbeerwald und dem Pinar der montanen Region und aus dei- Hochregion, deren Klima wir nur im allgemeinen skizzieren können. I. Basale Region. I e m jie rat u r: Der jährliche Gang ^\<'f Temperatur an den Küstenorten und in den tieferen Lagen der westlichen Canaren ist, wie aus Folgender Tabelle zu ersehen, ein sehr gleich- mäßiger. Der ausgleichende Einfluß des umgebenden Oceans und besonders die Bespülung der Küsten durch den südlichen Arm des Golfstromes bedingt sowohl das verhältnismäßig hohe fahr« smittel, von ' < . als auch die nur geringfügigen Abweichungen der Monats- von dem fahresmittel. 1 >as maritime Klima äußert sich ferner in der Verspätung der Extreme der 20 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. J45 Temperatur1); das Minimum ist auf den Februar, das Maximum auf Ende August verschoben, und die Sommerwärme erstreckt sich noch bis über den Oktober hinaus; der Winter ist gleich- mäßig mild, der Sommer mäßig heiß. Auch die absoluten Temperaturextreme erreichen keine bedeutenden Werte. T emperaturen-Tab eile. Gran Canaria Las Palmas 9 m 27 ° 28' N R- Tcnerife O ro tava Station La Paz 100 m Tenerife Puerto de Orolav a 280 25' N.B. Tenerife Santa Cruz 28 ° 29' N.B. Tenerife Laguna 570 m 280 12' N.B. Met. Zeitschr., s. 32 2) [896, 28° 25' N. Br. Nach O. BüRCHAKD, Met. Zeitschr., 1907, S. 73 Nach HoN- EGGER, Met. Zeitschr., 1887, S. 8 P, Smvi 11, Met. Zeitschr., 1887, S. 8 Nach Hann in Met. Zeitschr., 1887, S. 178 Zeit der Be- obachtung 1891 1905 1875—77 (2 Jahre) 2'/a Jahre 1876— 1882 r Absolut. Min. Temperatur °C Temperatur, Mittel (7a. 2P, 9P) Temperatur, Mittel Temperatur, Mittel der tägl. Extreme Mittl. Max. Honats- Min. Mittel d. Sgl. Ex- treme Absolut. Max. Tages- mittel(7a, 2P, 9P) Tag Mittl. Max. ss- und > Mittl. Min. lonatsext Absolut. Max. •eme Absolut. Min. Dezember 18,7 26,0 12,6 r.6, 1 19,9 13.5 22,3 n,4 18,5 19.0 M.i 22.4 5-0 Januar '5>7 23>o 9,6 15.9 19,4 ■3,1 24,2 I 1,0 16,8 '3.3 20,6 4-9 Februar 16,4 23,2 10,4 14,6 17.8 <2.-| 22,6 10,5 >7.o 1 r .' ■ 13.1 22,7 4.3 März 18,5 26,8 11,6 t6,3 13,6 31.2 12,1 18,2 13.9 24,1 5.4 April 19,1 31.2 '3-2 [7.2 20,2 '4.7 - -1- 12,9 19,2 19,6 15.3 27-7 3.9 Mai '9.4 28,2 13.6 18,0 15.7 2 2, | 13.5 20,9 22,1 16,8 iofi 7,9 Juni 21,1 26,0 15,6 20,2 23.' t7.3 28,6 13-8 22.3 23,3 18,2 3M 9,8 Juli 23.4 28,6 19,4 20,8 23.1 18,0 24,8 '5.8 24,1 25,1 20,8 37.') 12,7 August 23 4 29,2 19,4 21.7 24,0 25.6 17,2 25.1 25,9 22,4 38,4 12,8 September 22,8 30.0 '7»o 2'.3 23.X 25,6 16,0 24.5 25,2 21,0 33.4 12,1 Oktober 21." 28,2 15,0 19,9 23.3 17,0 27,1 '4.' 22,2 23.7 19,1 32,4 10,8 November 19-3 27,0 13-8 17.3 20,5 1 [,9 25,8 11, 1 20,7 21,3 16,3 26,7 Jahr 20,0 1 31,2 „,<. 18,3 21,2 51,2 - 1 7.(1 (4°,9) 3,4 Von den Purpurarien stehen keine Tabellen zur Verfügung, doch ist hier das Klima kon- tinentaler, die Sommerhitze extremer als auf Tenerife. An der oberen Grenze der basalen Region, beispielsweise in Laguna bei 570 m, ist das Temperaturmittel in allen Monaten bereits etwa 30 niedriger und die Unterschiede zwischen Maximum und Minimum bedeutender, der Gang der Temperatur aber immer noch ein gleich- mäßiger. Niederschläge: Als Mittel der jährlichen Regenmenge der Küstenorte der westlichen Canaren können wir 300 — 350 mm ansetzen. Gelegentlich gießt es aber auch recht trockene Jahre, so erhielt Las Palmas 1891 nur 173 mm, 1887 188 mm, Puerto Orotava 1878/79 137 mm, 1880/81 193,3 mm> während andererseits in einzelnen Jahren der Betrag von 500 mm erreicht wird. Die Regenminima sind von besonderer Bedeutung für die Vegetation, indem sie eine 1) Vergl. j. Hann, Handbuch der Klimatologie, Bd. III. 1897, S. 61. 2) Vergl. außerdem Met. Zeitschr., 1885, S. 334 (Angaben für 1882), 1889, S. 316 S. 79 (Angaben für 1884 11. 1885), 1S92, S, 317 (Angaben für 1887—1889), 1893, S. 393 (Angaben für 1890), 189b, S. 32 (Angaben für 1891 u. [892). 2 I 246 Ji. Sei kräftige Auslese unter den Pflanzen vornehmen und den xerophilen Charakter der basalen Region reinhalten. Tab e 1 1 e der Niederschlagsmenge n. Gran Canaria Las Palmas Nach H.ann, "Hdb. d. Kliniat., Bd. 111, i»<>7. S. 1,2 Tenerife ' a v a Nach 1 I. Bi im iiaki», Met. Zeitschr., 1907, S. 75 Ten. Puerto de Orotava Nach Honegger, Met. Zeitschr., 1887, S. 9 Tenerife Santa Cruz Nach 11 \nn, Hdb. d. Klimat., IM. III. 1 Tenerife Laguna ibid. Zeit der Beobachtung 10 Jahre 1905 März bis Dezember 190(1 Januar und Februar 1874— 1885 1886— 1893 12 Jahre gi nmenge min ReeeD- Zahl Regentage mm Zahl der Tau tage Regenmenge nun Zahl der Regentage Regen- menge mm Zahl der Regentage Regenmenge mm Dezember 74 i.5 4 54 7.2 58 10,7 123 Januar 1- 9.° 7 25 5' »>.5 69 u,9 76 Februar 32 45.2 '3 16 64 6,3 1' 8,9 73 Mär/. 28 40,4 6 10 53 8,4 28 6,9 88 April ■7 2.7 2 1 1 19 5,o 26 6,8 35 Mai 8 12,3 7 6 1 1 3,o 7 2,0 '7 Juni 1 15.4 6 1 1 1 i.t 1 0,9 6 Juli 2 1,9 1 t6 0 0,4 0 0,2 4 August 4 1,1 5 26 1 0,2 0 0,0 1 niber 5 o,o 0 26 2 J.| 2 1,8 10 ( >k tober 37 S/.o 10 2h 35 5.7 38 7,o 5i \'..\ 1 1 100 140,6 14 26 44 7,' 37 9.0 -0 Jahr 35° 527,1 75 227 335 ;..« 307 66,1 554 Im allgemeinen treten die Niederschläge reichlicher auf den Nordseiten der Inseln als auf den Südseiten, die im Windesschatten liegen, auf. Die Purpurarien besitzen ein trockeneres Klima als Tenerife und leiden in manchen Jahren unter Dürre. Die geringe Regenmenge erklärt sieh nach J. Hann J) aus der Lage der Canaren im sub- tropischen Barometerminimum des Atlantischen Oceans und dem dadurch bedingten Vorwiegen der Nord- und Nordostwinde. Die Hauptmasse des Regens fällt in die Wintermonate. Die Regenzeit setzt im Oktober ein und klingt im April aus. Die Sommermonate von Mai bis Oktober umfassen die Trocken- zeit In den oberen Teilen der basalen Region wird das Klima feuchter, die Niederschläge fallen reichlicher, beginnen früher und dauern länger, so in Laguna 15710 mit 554 mm Regen- menge von September bis Mai. Die Vegetationszeit fällt in der basalen Region in die winterliche Regenzeit; zu beginn des Sommers dorren die Kräuter ab, um im Oktober wieder auszutreiben. Luftfeuchtigkeit und Bewölkung: Nach Burchard's Beobachtungen2) ergab sich, daß der jährliche Gang sowohl der absoluten als auch der relativen Feuchtigkeit mit dem Gange der Luftwärme annähernd zusammenfällt, so daß das Maximum beider im August, das Minimum im Februar liegt J )ie Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit ist auf den Canaren in 1 1 I I i.lb. d. K Bd. III, e 5, 7". 22 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 247 dem konstant trockenen Sommer weit größer als im Winter. Auch v. Fritsch !) hebt hervor, daß die unteren Lagen der Atmosphäre auf den Canaren gewöhnlich mit Wasserdünsten ge- sind, die sich oft nahe dem Punkte der Kondensation befinden. Ohne Zweifel schwängert Orotava, Station La Paz 100 m Nach O. Burchard, Met. Zeitschr., 1907, S. 73 Beobachtungsjahr 1905 Bewölkung Relative Luftfeuchtigkeit Mittel (7a, 2P, 9p) Mittel (-.\ 2P, 9p) Dezember 4.2 68,8 Januar 5.4 70,5 Februar 3.6 62,8 März 6,9 74.1 Aprii 7.3 74.3 Mai 8,1. 7 1,3 Juni 6,1 77,4 Juli 5-8 79.4 Augusl 5.4 85.4 September 5.9 79.8 Oktober 5.3 ö-r November 5.8 74.3 Jahr 5,8 74.7 hat dieses klimatische Moment große Bedeutung für die basale Vegetation. Auch die o-roße Zahl der Tautage (vergl. dir Tabelle der Niedersi hläge S. 246) muH einen günstigen Ein- fluß auf die Pflanzenwelt ausüben, hie Taubildung ist nach Burchard2) in den trockenen Sommermonaten, doch auch im Herbst und Winter eine überraschend konstante Erscheinuno-. Das Minimum der Bewölkung liegt im Winter, das Maximum im Frühjahr gegen den Mai hin. Winde: Die Canaren stehen unter dem Einfluß des Nordostpassates („brisa"), der im Sommer mit großer Regelmäßigkeit weht, im Winter zwar zuweilen unterbrochen wird, aber auf offener See herrscht 3). Auf den gebirgigen Inseln findet ein Wechsel von Land- und Seewind statt. Der Seewind („tiempo de abajo") am Tage verstärkt den Passat, der Bergwind („tiempo de arriba") bei Nacht wirkt ihm entgegen. Heiße und luftige Süd- oder Südostwinde („levante") treten selten auf und halten meist nur kurze Zeil an, können aber der Vegetation großen Schaden zufügen und führen gelegentlich Heuschreckenschwärme aus Afrika herbei. Obwohl die Nordost- und Ostwinde mit mäßiger oder geringer Stärke wehen, sind sie doch wegen ihrer Regelmäßigkeit von Einfluß auf die Gestaltung der Vegetation. IL Montane Region. Der Nordostpassat kühlt sich beim Aufsteigen an den gebirgigen, westlichen Inseln ab, und seine Feuchtigkeit verdichtet sich zu einer mächtigen Wolkenschicht, deren untere Grenze meist zwischen 800 — 1200 m liegt und deren Dicke 300 — 500 m beträgt4). Im Sommer hält 1) K. v. Fritsch, Petermann's Mitteil., Bd. XII, S. 220. 2) O. Burchard, Met. Zeitschr., 1907, S. 72. 3) Vergl. Biermann, Met. Zeitschr., 1SS7, S. 1. l) Biermann, Met. Zeitschr., 1S87, S. 1. — K. v. Fritsch, Petermann's Mitteil., Bd. XII, s. 218. 23 2i,g H. SCHENCK, sich nach (in. im b die Wolkenschicht auf den Gräten der Cumbre zwischen 1200 — 2000m, auf Tenerife und Palma läßt sie die Südseite fast frei; im Winter rückt sie bis 700 und 500 m gegen die Küste hinab. Ringförmige Wolkenbänke um die Höhen der Inseln sind ein fast nie fehlender Zug in der Landschaft der ( anaren. Die Bildung der Wolken setzt nieist 1 — 2 Stunden nach Eintritt des Seewindes am Vor- mittag ein, und gegen Abend beginnt der Wolkengürtel sich wieder zu lösen. Seine oberen und unteren Grenzen erscheinen oft fast wagerecht, und aus ihm ragen die Gipfel von Tenerife, Gran Canaria und Palma hervor. Vor allem sind es die Nord- und Nordostabhänge, welche einen konstanten Wolkengürtel tragen, während die Südseite und Westseite trocken bleiben oder die Nebel erst in größerer Höhe aufweisen. In den unteren Teilen der montanen Region, in dem eigentlichen Wolkengürtel, herrscht an den feuchtesten Stellen, in Schluchten und Senkungen, der canarische Lorbeerwald. Leider fehlt es an genauen Daten über die Höhe der jährlichen Niederschläge in dieser Formation. Es muß in Rücksicht gezogen werden, daß die Kondensation der Nebelfeuchtigkeit durch die Vegetation selbst dem Boden recht viel Nässe zuführen kann. Sciiimpkk rechnet den Lorbeerwald zu den tempe- rierten Regenwäldern. Wir dürfen erwarten, daß spätere Beobachtungen im canarischen Lorbeer- wald recht bedeutende jährliche Regenmengen ermitteln werden, die wohl mindestens den drei- fachen Betrag der basalen Niederschläge erreichen mögen. Laguna bei 570 m hat bereits 554 mm. In der montanen Region liegen daher zahlreiche Quellen, die das Wasser für die künst- liche Bewässerung der basalen Kulturen liefern. Die Temperatur ist in der montanen Region einige Grade niedriger als in der basalen Zone; der Winter ist aber auch hier milde und frostfrei. In der oberen montanen Region, die vom Pinar eingenommen wird, werden die Nieder- schläge wieder geringer und die Temperaturunterschiede /wischen Sommer und Winter größer. Dies ist die Uebergangsstufe in die trockene alpine Region. An den äußeren Abhängen des Ringgebirges des Teyde auf der Nordseite Tenerifes steigen die Nebel und Wolken aufwärts bis über 2000 m. Der eigentliche Gürtel des Pinars liegt zwischen 1600 — 2000 m. Er steht noch unter dein Einfluß des Nordostpassates, der ihm Feuchtigkeit zuführt. Die winterliche Tempe- ratur m uß hier noch recht milde sein, da die canarische Kiefer bei uns in Mitteleuropa im Freien nicht mehr aushält III. Alpine Region. Ueber der montanen Region erhebt sich auf Tenerife die alpine wolkenfreie Region aus den Cafiadas bis zum Gipfel des Piks .173° m- Hier herrscht ein scharfer Gegensatz /wischen Sommer und Winter: die Vegetationszeit beginnt im April und Mai, auf den kurzen dürren und heißen Sommer mit kühlen Nächten folgt die rauhe Jahreszeit. Die Cafiadas und der Pik be- decken sich im Winter mit Schnee, die Vegetation erleidet also hier eine winterliche Ruheperiode. hie Schneefälle greifen auch, allerdings unregelmäßig und meist nur von kurzer Mauer, in die obere montane Region herab bis 1600 m. 11 IL 1 111 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ,,q Die winterlichen Schneefälle in der Hochregion sind nicht jedes Jahr gleich stark. Nach Biermann1) war der Winter 1868/69 schneearm ; nur der Teyde selbst erhielt am 24. Dezember eine Schneeknappe, die sich einigemale erneuerte, und Anfang April war kein Schnee mehr vor- handen. 1884 dagegen trug der Teyde noch im Juni Schneefelder bis 3000 m herab; am 11. September kam schon der erste neue Schnee, und vom 12. Oktober an war der Teyde weiß bis in den April hinein. Nach H. Meyer 2) waren die Wintermonate 1893/94 für die Hochregion Tenerifes un- gemein schneereich gewesen. Der Pik hatte Ende März noch einen dichten Schneemantel auf seinen Schultern, und bis herab zu 1900 m, auf dem ganzen oberen Grat der Cumbre bis zum Pedro Gil hin lagen noch zahlreiche Schneeflecken. Anfangs April hatten einige schwere Ge- witterstürme den Pik von neuem und diesmal noch tiefer hinab mit Schnee überzuckert. Der Nordostpassat beherrscht die untere und die montane Region, v. Fritsch3) fand September 1862 seine obere Grenze meist bei 2000 — 2400 m; der Passat geht also hoch hin- auf über die obere Grenze des gewöhnlichen Wolkengürtels und erreicht nur selten den Teydegipfel. Ueber dem Passatwind folgt in der Regel eine 300 — 600 m mächtige windstille Zwischen- region, über welcher der Antipassat4) als ein trockener Südwest- oder Westwind herrscht. In der Hochregion herrseht eine ungemein kräftige Insolation während des Tages und starke Wärmestrahlung bei Nacht, so daß starke Temperaturschwankungen eintreten. Ueber die Intensität der Insolation in verschiedenen Höhen auf renerife hat Knut A\ 1 [895/96 Untersuchungen angestellt, aus denen sich ergab, daß die Gesamtstrahlung während des Tages um nahe 30 Proz. vom Meeresniveau bis zur Höhe von 3700 m wächst, wobei die Vertikal- kraft um ungefähr 22 Proz. zunimmt. Die Luft ist in der Hochregion extrem trocken, v. Fritsch6) sagt, daß die Trockenheit sich durch Aufspringen der Lippen bemerkbar mache; gefallene Ziegen verwesen nicht, .sondern trocknen ein. Die Gesteine der Ginadas und des Teydekegels sind infolge dei [Yockenheit wenig zersetzt. O. Simony?) stellte auf der Aha vista 3262 m am Teyde Beobachtungen an. Es betrugen die Temperaturen vom 12. bis 21. August 1888: um ;'' u m 21' u m 9" M i n i m u m zwischen 8,8° /wischen 12,6° zwischen s,;0 zwischen (.,9° und n,8° und i(i, •" und i i,3° und 7,3° Die relative Feuchtigkeit während dieser Zeit schwankte zwischen 9 und 71 Proz. und bewegte sich meist zwischen 10 und ,;< • Proz. 1) Biermaxn, Met. Zeitschr., 1SS7, S. 10. 2) II. Meyer, Tenerife, S. 249. 3) K. v. Fritsch, Petermann's Mitteil., Bd. XII. s. 218. 4) Hann, Met. Zeitschr., 1906, S. 561. 5) Ref. in Met. Zeitschr., 1901, S. 185. 6) K. v. Fritsch, Petermann's Mitteil., Bd. XII, S. 221. ;) o. Simony, Mitt. d. k. 1;. Geograph. Gesellsch. Wim. IUI, XXXITX, 1890, S. 161 25 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. ^2 2 SO H. SCHENCK, II. Meyer1) beobachtete folgende Temperaturen: ; April 5. Canadascircus 2056 m (Schneeflecken in größerer Zahl) n4S Vm. -f- 1 Alta vista 3270 m 4'5 Nm. — 1/.,° 7 Nm. — 20 Nachtminimum — q}/%° Bodentemperatur (1 cm I — 3 V-,0 April 6. Gipfel 3730 m 8 Vm. — 2i/.,° Estancia de los Alemanes 3053 m io3° Vm. -f- 6°. IV. Vergleich des Klimas der Canaren mit demjenigen der übrigen atlantischen Inselgruppen. Azoren Ponta Delgada auf S. Miguel J7° \S' N-Br. M ad ei ra Funchal 32 ° 38' N. Br. Canaren Puerto de Orotava 280 25' X. Br. Met Zeitschr., 1887, S. 8, 9 Cap Verden ja auf Santiago 1 |" 54,4' X.Br. 20 J. Hann, Lehrb. d. Met., 1906 in Met. Zeitschr., 1897, S. 158 25 m J. Hann, Lehrb. d. Met., 1906 34 "> Zeitschr. d. Oesterr. Ges. f. Met., 1881, S. 29; 1896 Miul. Temp. Regenmenge mm Miul. Temp. Regenmenge mm Mittl. Temp. Regenmenge mm „ Mittl. Temp. Regenmenge r mm mber ■ 5.'n 5' 16,3 ° 119 18,5» 54 24,0° 18 Januar 14,1 " 94 15.5° 106 16,8 ° 5' 22,2° 1 1 liruar •3-9° 151 15,2« 81 17,0° 64 22,2 ° I Miir/ 14,1° 12 '5,5° 73 18,2 ° 53 22,7 ° O April "5.4° 3 i6,4° 54 [9,2° rg 23^3° 0 Mai i6,6° IOI 17,8° 23 20,9° 11 24,0° 0 Juni 18,9° 92 '9,5° 13 22,5 ° 1 24,8° 0 Juli 21,3° 20 21,4" 1 2.),." 0 25.5 ° 12 August 22,0° 7 22,3° 2 25.' ° 1 26,5° •03 S, j,i 20,9 0 '4 21,9° '7 24.5 ° 2 26,6° ■36 Oktober IS,., ° 65 20,3 « 60 22,2" 35 26,3» 49 mber 16,9 • '°5 '34 20,7° 44 25-5° 3 17,3° 715 18,4» 683 20,8° 335 24-5 ° 323 A / i >ren. i) Jährliche Regenmen S. 202.) gc zu Ponta Delgada (1864 in;;) 855 mm. (Zeitschr. d. 1 Ges. f. Met, 1876, >esgl. zu Angra n. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarisclien Inseln. 2^,1 Wie bereits Berthelot1) richtig bemerkt, ist die Bezeichnung „Zone der Reben" nicht recht zutreffend. Eine Zone der Gräser gibt es nicht auf den Canaren, denn in der alpinen Region kommen Gräser nur als äußerste Seltenheiten vor; Humboldt wurde zur Aufstellung dieser Zone durch irrtümliche Angaben von Broussonet veranlaßt. Leopold v. Buch2) begrenzte die Regionen folgendermaßen: i) Die afrikanische Region oder die subtropische, bis 1200 Pariser Fuß = 390 m. 2) Die Region der europäischen Kultur oder die mediterraneische, von 1200 bis 2500 Pariser Fuß = 390 — 815 m. 3) Die Region der dichtbelaubten Wälder oder die sempervirente, von 2500 bis 4100 Pariser Fuß = 81 5 — 1336 m. 4) Die Region der Kiefern oder der Pinar, von 4100 bis 5900 Pariser Fuß = 1336 bis 1922 m. 5) Die Region der Retama blanca oder die Cumbre, von 5900 an aufwärts bis 10380 Pariser Fuß = 1922 — 3382 m. 1000 Fuß bis zum Gipfel des Pik sind völlig von aller Vegetationsspur entblößt. Berthelot3) hebt hervor, daß Region 1 zu niedrig bemessen sei, die 2. Region könne nicht in so enge Grenzlinien eingeengt werden, und die Grenzen zwischen der 3. und 4. Region seien nicht ganz zutreffend. Eine genauere und umfassendere Darstellung der Regionen auf Tenerife verdanken wir S. Berthelot*), der mit richtigem blick die Verschiedenheiten auf Nord- und Südseite der Insel berücksichtigt. 1 . Erstes K 1 i m a. Nordseite: Vom Meeresufer bis 1500—2000 Pariser Fuß = 489—652 m. Südosl seite (und Südwestseil 1 \'<>m Meeresufer bis 2500 Pariser Fuß = 8i5m und an einzelnen ( Irten noch hoher hinauf: Region der Euphorbien und Region der Felspflai 2. Zwei t es K 1 i m a. No rdsei te: Von 1500 bis über 5000 Pariser Fuß = bis 1629 m : Südostseite (und Südwestseite): Von 2500 bis ca. 4000 Pariser Fuß = 8i5 bis 1303m (hier und dort weniger): Region der Lorberbäume und Waldpflanzen und Nur kleine Gruppen von Lorbeer, Arbutus und Kegion der Eriken und eisten. Erica in tief en Schluchten ; Cistus-Gebüsch. in g rößt< sr Ausdehnung. 3. Drittes Klima. Auf der Südseite von 4000 Pariser Fuß = no? ml,. _. , , , _.., „ . „ „ XT , >A ' bis zum (Tipfei des Pik 1 1 424 Pariser Fuß. „ „ Noraseite „ 5000 ., „ = 1629 „ | Region des Kiefernwaldes auf der Nordseite bis fast 9000 Pariser Fuß = 2932 m. „ „ ., „ „ Südseite bis 8000 „ ., =2606 „ Region der strauchigen Leguminosen und der alpinen Pflanzen. Obere Grenze variiert nach den Lokalitäten. 1) Webb und Berthelot, Geogr. bot., p. 37. 2) L. v. Bi < 11, Physikalische Beschreibung der Canarisclien Inseln [825, in Gesammelte Schriften, Bd. III, es;r, S. 341 3) Berthelot, Geogr. bot., p. 41. 4) S. Berthelöt, Geogr. bot., Paris 1840, p. 56. 29 t - , 11. ScHENc K, Der Ausdruck „Region" unter den Rubriken i. und 2. Klima ist nicht glücklich gewählt. Berthelot selbst hebt hervor, daß er nicht regelmäßig übereinander gelegene Zonen darunter versteht, sondern nur ..partielle und isolierte Gruppen". Der Ausdruck Formation würde also richtiger sein. H. Christ1) schließt sich in der Abgrenzung seiner 3 Regionen im wesentlichen Berthelot an. Seine Darstellung lx/ieht sich aber auf die Nordseite Tcnerifes. Er unterscheidet: 1) Region unter den Wolken oder Strandregion, bis ca. 700 m, also bis dahin, wo die Passatwolke gewöhnlich zu schatten beginnt Afrikanische Strand- und Steppenpflanzen; die meisten endemischen Felssträucher; in den Barrancos Succulenten und Draeaena. 2) Wolkenregion, 700 — 1600 m, wo in der Regel die Passatwolke lagert und aus- giebige Bewässerung und Beschattung sichert Atlantischer Lorbeerhain in Schluchten und Mulden des unteren Teiles, Macchien der Lorbeer-, Eriken- und Farnform. 3) Region über den Wolken oder Gipfelregion. Allmählicher Eintritt in die wolkenfreie trockene Höhenlage über dem Passat. Von 1 700 bis 2800 m treten noch Wolken auf, und es erfolgen Niederschläge: höher am Kegel des Teyde herrscht jedoch der Antipassat, und ein Wechsel starker täglicher Insolation und nächtlicher Er- kaltung bei sehr trockener Luft beginnt Die Schneefälle reichen vom Februar in den April in sehr unregelmäßiger Folge und kurzer Dauer bis herab zu 1600 m und tiefer. 1600 — 2000 m eigentlicher Gürtel des Kiefernwaldes, der aber noch bis 2500 m an den äußeren Flanken des Ringgebirges hinaufgeht. Ueber dem Pinar zunächst Adenocarpus viscosus und von 2000 m an immer ausschließ- licher herrschend Spartocytisus supranubius, bis 2800 m am Pico de Teyde emporsteigend. Die Verteilung der Regionen und Formationen auf Tenerife hat Dr. Hans Meyer, der im Frühling 1894 die Insel bereiste, auf seiner S. 239 zum Abdruck gelangten Karte zur Dar- stellung gebracht. A. F. W. Schimper unterscheidet eine basale, eine montane und eine alpine Region auf Tenerife; er rechnet zu der montanen Region als obere Stufe den Pinar, während Berthelot und Christ den canarischen Kiefernwald in ihre dritte Region einbeziehen. Im Anschluß an die Darstellungen dieser beiden Autoren gelangen wir so zu folgender Gliederung: 1. Basale Region. Auf der Nordseite o — 700 m. Auf der Südseite o — 800 111. 2. M "ii t ane K egion. a) I 'ntere Stufe, auf der Nordseite 700 — 1600 m: Lorbeerwald (temperierter Regenwald!) in Mulden und Schluchten; Hartlaubbusch an trockenen Al>hangen. b) Obere Stufe, auf der Nordseite 1600 — 2000 m: Kiefernwald, Pinar. Auf der Südseite 800 — 1300 m: Nur kleine Gruppen von Lorbeerwald in einigen Schluchten; Eiartlaubbusch in größter Ausdeh- nu 1 Auf der Südseite 1300 — 2600 m: Kiefernwald. 1) H. Chrisi, Frühlingsfahrt, S. 223; Veget u. Flora dei 1 S. 1.89. 30 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2 S S 3. Alpine Region. Retama blanca-Formation bis 2800 m; vereinzelte Retama-Büsche und einige alpine Stauden bis ca. 3000 m; Viola cheiranthifolia bis 3200 m. Oberhalb dieser Grenze der phanerogamen Vegetation nur vereinzelte Moose und Flechten. Gipfel des Teyde 3730 m. § IL Die basale Region. 1. Formationen der basalen Region. (Nach dem Manuskript von A. F. W. Schimper.) „Die Flora der Canaren gehört nicht zu jenen Inselfloren, welche, von den in Gesellschaft „des Menschen einwandernden Pflanzen, von seinen Tieren zerstört, verschwinden oder nur noch „an fernen unzugänglichen Stellen ein verborgenes Dasein führen. Vielmehr stellt sie zum „größeren Teile ein kräftiges Geschlecht urwüchsiger Gewächse dar, welche dem Menschen den „Boden streitig machen, welche gegen Tiere gewaffnet sind oder, von ihnen angetastet, sich wieder- herstellen, welche mit den ausländischen Unkräutern den Kampf ums Dasein erfolgreich führen „und dieselben sogar von manchen ausgedehnten Standorten dank ihrer viel vollkommneren An- passung ferne halten i). „Welches Gepräge die ursprünglichen Vegetationsformation vor Anfang der Kultur auf „dem anbaufähigen Boden der basalen Region trug, ist zur Zeit nicht mehr zu entscheiden. Als „natürliche Formationen sind nur noch Steinfelder und Felsen erhalten, demnach „Formationen, die ihren ökologischen Charakter in erster Linie dem Substrat verdanken. Beider „großen Trockenheit des Klimas ist anzunehmen, daß die Vegetation des feinkörnigen Bodens „ursprünglich aus niederem xerophilen Gesträuch bestand und sieh nicht sehr wesentlich von der- jenigen der Steinfelder unterschied. Arten, die heute massenhaft als Unkräuter und Gestrüpp an „Wegerändern auftreten, dürften Bestandteile solcher klimatischer Formationen gewesen sein, so „z. B. Klcinia nerüfolia Haw, Euphorbia regis Jubae Webb, während die beiden monocotylen „Bäume der basalen Region, Dracanea Draco L. und Phoenix canariensis Hort, derselben mit „Sicherheit angehört haben und auch vielfach noch die Standorte einnehmen, wo sie vor dem „Anfange jeder Kultur wuchsen. Beide Bäume tragen ausgeprägten xerophilen Charakter. „Die mehr oder weniger im ursprünglichen Zustande erhaltenen Formationen der Stein- „felder und Felsen nehmen, da die Trockenheit des Klimas der Verwitterung ungünstig ist, große „Areale ein und tragen eine lockere Vegetation aus ausgeprägt xerophilen Sträuchern und Stauden „mit wenigen Gräsern, welche ökologisch denjenigen ähnlicher Standorte in den Mittelmeerländern „nahe treten und teilweise systematisch mit ihnen übereinstimmen. Doch sind viele Arten „endemisch, und einige dieser Endemismen zeigen die Eigentümlichkeit, daß sie die Gestalt des „Drachenbaumes im kleinen wiederholen, d. h. sie tragen auf kurzem und dickem Stamme „wenige dicke und fleischige Aeste mit an deren Enden schopfartig gedrängten Blättern. Es sind „namentlich Euphorbia regü Jubae Webb und ihre Verwandten, Klcinia neriifolia Haw. und 1) Bereits S. BERTHELOT (Geogr. bot, p. 77) und BoLLE (Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. X, S. ig) heben die Kraft der ein- heimischen Vegetation der Canaren hervor. 31 256 H. SCHENCK, „Sempervivum-Arten. Die beiden ersteren sind bei aller Originalität der Gestalt einander doch „so ähnlich, daß sie im nicht blühenden Zustand leicht miteinander verwechselt werden können, „und gehören zu den gemeinsten Pflanzen der Steinfelder, welche die erstere manchmal mit ziem- lich dichtem, etwa meterhohem Gestrüpp bedeckt. Ein sehr typisches Steinfeld ist auf unserer „Tafel XVI [I] dargestellt. Die spärlichen, dicht verzweigten Striiucher, welche gewöhnlich die „Euphorbia begleiten und aus den Steinfeldern entsprießen, sind Chrysanthemum frutescens L., „Cisfns vaginafus An., Lytanthus salicinus W'i iisi., (= Ghbularia salicina Lam.), Adhatoda kysso- „pifolii Nees. und Micromeria varia Bin., sämtlich canarische Endemen und zu den gemeinsten ..Vertretern der cannrischen Flora gehörend. „Während die eigentlichen Succulenten in der Steinfeldformation fehlen oder, wo sie „auftreten, offenbar zufällige, anscheinend eingeschleppte Bestandteile darstellen, beherrschen sie „die felsigen Gehänge, namentlich in den Barrancos. Euphorbia canariensis L. entspringt aus „den Spalten der sonnigen Felswände und gelangt auch an den dürrsten Standorten zu ansehn- licher Entwicklung. Mit der Kandelaber-Euphorbia vergesellschaftet, zeigen sich hie und da „die Rosetten der für die Canarenflora so bezeichnenden Semperviva, doch sind die von ihnen „bevorzugten Standorte, trotz ihrer Succulenz, die feuchteren Felsspalten. Ist die Felswand noch „feuchter und gleichzeitig schattig, so ist sie von Adiantum capillus Veneris L. bedeckt Wie „die Steinfelder und in noch eigenartigerer Weise haben die Felsen Endemismen entwickelt, so „vor allem innerhalb der Gattung Sempervivum. Die Canaren sind einer der mächtigsten oder „vielmehr, in Anbetracht ihres Areals, der mächtigste Bildungsherd neuer Arten in dieser Gattung „gewesen; diese Arten haben zum Teil ein äußerst beschränktes Areal, und kein Gebiet der Erde „scheint eine so günstige Gelegenheit zu bieten, einen Einblick in die Ursachen der Entstehung „neuer Arien zu gewinnen, wie die Canaren mit ihren zahlreichen endemischen Semperviva. „Der Salzboden der Küste ernährt eine halophytische Flora, welche, im Gegensatz zu den „meisten Strandfloren, ebenfalls reich an Endemismen ist. Namentlich ist hier ein Bildungsherd „von Arten der Gattung Statice gewesen, von welcher 13 Arten bezw. Unterarten den Canaren „eigen sind und, wie die Semperviva, zum Teil äußerst begrenzte Bezirke bewohnen. „Die wichtigsten natürlichen Pflanzenformationen der basalen Region sind auf Tenerife „folgend* ■ : 1. Klimatische Formationen. „Niedrige Gehölze auf erdigem Boden durch die Kultur vollständig verdrängt Die einzigen „baumartigen und überhaupt die auffallendsten Gewächse dieser Formation waren Phoenix cana- „riensü Hort, und Dracaena Draco L. 2. Edaphische Formationen. A. Formation der Steinfelder. „Wie alle Formationen auf solchem Substrat durchaus offen, vornehmlich aus niederen „Sträuchern von xerophiler Struktur. Vorherrschen des sklerophyllen Typus. „Charakterpflanzen: Euphorbia regis Jubae Webb (wohl überhaupt die gemeinste l'il „der Insel), Kleinia neriifolia ll.wv. (nur im unteren Teile der Region), Chrysanthemum frute- yßcens 1... Micromeria varia l>ni., Lytanthus salicinus Wims:., Adhatoda hyssopifolia Nees etc. 32 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 257 B. Formation der Felsen. „Euphorbia canariensis L., zahlreiche SempervzTJum-Arten u. s. w. An feuchten Stellen „Adianttim capilhts Veneris L. etc. C. Sumpf- und Wasservegetation. „Infolge Trockenheit des Klimas sind die Formationen feuchter Ufer an Bächen etc, die „Süßwassersümpfe, die Süßwasserflächen etc. ganz untergeordnet. D. Formation des Meeresstrandes. „Felsen, Steinfelder, grober Sand. Charakteristisch sind namentlich Sfaf/cr-Arten. § 2. Succulente Gewächse der basalen Reoion. („Text" von A. F. W. Schimper.) „Steigen wir vom Strande hinauf an den gebirgigen Abhängen Tenerifes, so finden wir „uns bald der charakteristischsten Pflanze der Felsenformation der Canaren gegenüber, einer weit „übermannshohen cactusähnlichen Wolfs- „milchart, dem Cardon, Euphorbia cana- „riensts L. Es ist dies wohl für den „nicht botanischen Reisenden, nament- lich wenn er tropische Gebiete nicht „kennt, nächst dem später zu besprechen- den Drachenbaume die am eigen- artigsten und interessantesten erschei „nende Pflanze der Canaren. Schon in „den Berichten der alten Reisenden wird „sie eingehend geschildert Neben „ihrem eigentümlichen Aussehen trägt „auch ihre I läufigkeit dazu bei, daß sie „stets so viel Beachtung gefunden hat; „aus allen Felsspalten sieht man schon „in weiter Ferne ihre mächtigen kande- „laberartigen Büsche hervortreten (Texl „fig. 1 und Taf. XVI [1]). „Für den Botaniker gehört der „Cardon in keiner Hinsicht zu den am „meisten beachtenswerten Gliedern der „Canarenflora. Aehnliche äußere Eigen- tümlichkeiten zeigen sich bei ver- schiedenen, sehr häufigen Euphorbien der östlichen tropischen und subtropischen Gebiete, nament- „lich in < )st- und Südostafrika; nur sind diese Euphorbien vielfach noch weit größer und durch „die Bildung eines mächtigen Stammes mit oft sehr regelmäßiger Verzweigung weit großartig« r „und schöner als der bereits an der Basis verzweigte, unregelmäßig buschige Cardon. Auch Fig. 1. Euphorbia carutrien I Deutsche Hefsee- Expedition 18 IM. II 1. teil. 00 33 2 cg H. SCHENCK, „pflanzengeographisch ist die cactusähnliche Euphorbia der Canaren insofern weniger interessant „im Vergleich zu anderen canarischen Endemen, als sie nahe Verwandte, allerdings von etwas „geringeren Dimensionen, auf dem benachbarten Kontinente in Marocco besitzt '). Euphorbia canariensis L. ist auf den Canarischen Inseln weitverbreitet und fehlt auch keineswegs den Purpurarien. Nach Bolle2) besitzt Fuertaventura auf der Strandebene von Jandia sogar einen Reinbestand des Cardon, dessen Büsche dort ihre volle Normalgröße von 4 — 5 m im Durchmesser bei regulärer Höhe erreichen. Ein eigentlicher Hauptstamm kommt beim Cardon nicht zur Entwicklung, vielmehr bestehen die Büsche, wie Taf. XVI [I] zeigt, aus zahlreichen, ungefähr gleichstarken, senkrecht gestellten und kandelaberartig verzweigten 1 »laugrünen, wachsüberzogenen und erst im Alter mit grauem Kork bedeckten Sprossen, deren unterste, nach außen gerichtete Seitenzweige mit ihrer Basis dem Boden anliegen und dann im Bogen senkrecht nach oben streben ; so wächst der Busch an seiner Peripherie immer weiter und kann an sehr alten Exemplaren schließlich einen Umfang von 1 5 m erreichen bei einer Höhe von nur einigen wenigen Metern. Die Wurzeln des Strauches entspringen, wie Schacht3) angiebt, sämtlich der Hauptwurzel, sie verbreiten sich nach allen Richtungen ungemein weit im Umkreise; er hat sie bis zu 50 Fuß Länge verfolgen können. Die Sprosse sind 4-, häufig auch 5-kantig und tragen längs ihrer Kanten an Stelle der Blätter kleine, abwärts gebogene Dornpaare, aus deren Achseln die Zweige ohne bestimmte Regel entspringen. Schon an den Keimpflanzen, gleich über den beiden kegelförmig vorspringenden Keimblättern, wird der Hauptsproß als sueculente blattlose Säule ausgebildet; er verzweigt sich erst nach einigen Jahren. Die roten, unscheinbaren Blüten erscheinen nach Schacht im April und Mai an den Spitzen der Sprosse aus den Achseln der Dornpaare, und zwar stehen 1 mittleres männliches und 2 seitliche zwittrige Cyathien in je einer Achsel. Die Früchte reifen im August, ihre Samen keimen nach den ersten Regen in demselben Monat In den umfangreichen Büschen des Cardons siedeln sich häufig manche andere Gewächse der basalen Zone an, die zwischen seinen Säulenstengeln Raum zur Entwicklung finden. Sie bleiben hier geschützt gegen die Angriffe der Ziegen 4). Die Canaren besitzen noch eine zweite endemische, sueculente und blattlose Wolfsmilch- art, die Euphorbia aphylla Brouss. 5), welche zur Sectio TirucaUi Boissier gehört, also zu einem anderen VerwandLschaftskrcise als der zur Sectio Diacanthium Boissier gezählte Cardon. 1 )ie Euphorbia aphylla, auf Tenerife „Tolda" genannt, ist ein niedriger, reich verästelter Strauch, dessen 6 — 8 cm lange, stielrunde, bleistiftdicke, graugrüne Astglieder an Stelle der Blätter kaum hervortretende Blattnarben aufweisen. Die kleinen Cyathien erscheinen einzeln oder zu 3 — 5 an der Spitze der Aeste. Auf Tenerife kennt man für die Tolda nur einen Standort, nämlich Felsen in der Nähe der Küste bei Buenavista in der Nähe der Westspitze der Insel, der Punta de Teno. Auf Gran Canaria wächst sie häufig an Krisen bei Las Palmas und auch auf Gomera kommt sie vor. Sir spielt also nicht die wichtige Rolle in der Physiognomie der basalen Vegetation wie 1) Vergl. Chwst, Vegetation und Flow der Canarischen Inseln, S. 50;. — Bolle, Bol Jahrb., Bd. Wl, 1892, S. 243. Ver- wandte Arten sind E. resinifera Berg, K Beaumierana Hook. Hl. et Coss. iLLE, Bot. Rückblicke, Bot Jahrb., Bd. XVI, 1892, S. 243. j) Schacht, Madeira and Tenerife, S. 127. .1) VergL S. Bebthelot, gr. bot, p. 175, und C Bolle, Bot Rückblicke auf ilie Ins. In 1 anzarote und Fuertaventura, S. 243. 5) Vergl. Chäist, Vegetation und Flora dei Canarischen [nseln, s. 508; Bbroer, Sueculente Euphorbien, Stuttgart 1907, S. 23. 34 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2 59 der Cardon. An ihren exponierten Standorten wird sie höchstens 1 m lang, nach Born- müller 1) kann sie aber in geschützter Lage baumartig werden, er sah in Gärten von Funchal auf Madeira kultivierte Exemplare von etwa 7 m Höhe. Die Verwandten der Euphorbia aphylla bewohnen Ostafrika, Madagascar, Südarabien, Kap- land; eine ihr nahestehende Art, Euphorbia arbus- cula Balf. fil., findet sich auf der Insel Socotra, wo auch noch andere wichtige canarische Endemen nahe verwandte Arten aufweisen. Fig. 2. Euphorbia aphylla Brouss. Tenerife. Nat. Gr. [SCHIMPER.] Fig. 3. Euphorbia aphylla Brouss. 15 cm hohe junge Pflanze mit kandelaberartiger Verzweigung. Im botanischen Garten zu Zürich Photographien von H. Schenck, April 1907. Die basale Region der Canaren beherbergt von Stammsucculenten noch 2 endemische Arten der Asclepiadaceengattung Ceropegia, nämlich die auf den Inseln verbreitete Ceropegia dichotoma Haav., den „Cardoncillo", und die nur auf Gran Canaria beschränkte Ceropegia ßisca Bolle, zwei Felssträucher, die sich mit ihren, bald blattlos werdenden, gegliederten, stielrunden, succulenten Stengeln an die Pflanzenform der Euphorbia aphylla anschließen. Ihre nächsten Ver- wandten leben in Südafrika und in Indien. 1) Bornmüller, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 448. 35 33" ofsry H. SCHENCK, Aii die Stammsucculentcn reihen wir .-//to' vulgaris Lam. (= .///<*'•' ?vvv? L.) als Vertreter der Blattsucculenten an, zu denen auch die in § 5 erwähnten Sempervivum- und Monanthes- Arten zu rechnen sind. Die Alm'' der Canaren ist ein Gewächs, das wiederum seine nächsten Yer- wandten in Südafrika und zwar dort in einem ungemeinen Formenreichtum aufweist. Als eine der Stammpflanzen der offizinellen Aloe-Droge hat sie in fast allen wärmeren Küstenländern der alten und der neuen Welt weite Verbreitung gefunden, und so stößt die genaue Feststellung ihrer Heimat auf Schwierigkeiten. Allem Anschein nach aber seheint sie den Canaren und Capverden ursprünglich eigentümlich gewesen zu sein als Gegenstück zu der auf Socotra einheimischen , l/oe Perryi Baker. Chrisi >> sagt zur Begründung seiner Ansicht von der insularen Herkunft der Pflanze, sie trete im Mittelmeergebiet nur in der Nähe des Seestrandes, an Felsen und Mauern und derart ver- einzelt auf, daß wohl nirgends der Verdacht der Einwanderung im Gefolge der Menschen ganz ausgeschlossen sei; ferner komme sie nicht im benachbarten Nordafrika (Marokko) vor. Auf den Capverden und zwar auf S. Antonio dagegen erscheine sie nach S< iimim fern von allen menschlichen Wohnungen an stillsten Felsenwänden. Die Aloe vulgaris ty ein etwa 1/2 m hohes Gewächs, hat succulente, lanzettlich zugespitzte, bedornte, zurückgebogene Blätter an einem kurzen holzigen Stamm, der einige Jahre bis zur Blütenbildung gebraucht (bei uns in Kultur 6 — 7 Jahre). Die Blütezeit fällt in den März. Auf den Canaren wuchst die Aloe- /erstreut an Küsten fei sen, so bei Garachico auf Tenerife Dem trockenen Klima der basalen Regie erscheint die Veeetationsform der Succulenten in hohem Grade angepaßt. Das zeigt sich auch in dem vorzüglichen Gedeihen der aus der neuen Welt zur Cochenillezucht früher eingeführten und jetzt überall verwilderten „Tuneras", in erster Linie Opuntia Ficus indica \ .., weniger häufig Opimtia Tuna Mnx. Ebenso ist die blatt- succulente mexikanische Agave americana L., auf den Inseln heimisch geworden. § 3. Die canarische Dattelpalme, Phoenix Jubac (Webb) Christ. („Text" von A. F. W. Schimper.) „Eine Exkursion von Puerto de la Orotava nach einem westlicher gelegenen Punkte der „Nordküste, tcod de los Vinos, bietet die Gelegenheit, die verschiedenen Vegetationsformalionen „und die wichtigsten Pflanzentypen der unteren Region der Insel kennen zu lernen. „Allenthalben zeigt sich längs des Weges, teils einzeln, teils in kleinen Beständen, die „canarische Dattelpalme, Phoenixjubae (Webb) Christ3) [= Phoenh canariensis Hort.] (Taf.XVIl [II].) „Sie ist auf dem canarischen Archipel endemisch, doch kommt sie jetzt wildwachsend nur „auf Palma vor, in den Felsspalten entlegener Barrancos. Auf Tenerife zeigt sie sich nur im „Bereiche der Kultur, angepflanzt oder verwildert. Auf den Capverden, auf Madeira und auf den „Azoren fehlt sie. „Schon in weiter Ferne kennzeichnet sich die canarische Dattelpalme von der ebenfalls „kultivierten afrikanischen Phoenix daetylifera I..; bei letzterer erhellt sich die Blattkrone als „steiler Besen, nur die alten Blätter hängen, nicht minder steif, herab. Bei ersterer krümmen „sich die Blätter in weitem Bogen herunter. 1) ' ipicilegium, iXSS, s. 17t; Vegetation und I lora der Canarischen Inseln, S. 508. n. lam. nat., Vol. I. Bonn [843 i<\ Cafel I.V. 3) ' 1 1 lora dei Canarischen bisein, S. 500. 36 Beiträge zur Kenntuis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2ÖI „Junge Exemplare (Textfig. 4) zeigen neben der viel bedeutenderen Größe der Blätter den „Unterschied in noch auffallenderer Weise als die ausgewachsenen Bäume; letztere erheben sich „bei der canarischen Art anscheinend niemals zu so bedeutender Höhe, wie die mächtigen Dattel- palmen der algierischen Sahara, deren Prachtgestalten außerhalb ihres natürlichen Wohngebietes „auf den Canaren wie an der Küste des Mittelmeeres niemals auch nur entfernt erreicht werden. Fig. 4. Phoenix Jubae (Webis) Christ. Junge canarische Dattelpalme. Tenerife. [Sciiimper.] „Die nähere Betrachtung beider Palmen zeigt noch andere Unterschiede. Die Gesamt- „fläche des Blattes bei der Dattelpalme ist nach der Mitte der Krone gerichtet, der stabförmige „Stiel stellt sie senkrecht zur Lotlinie, bei der canarischen Palme erfährt der bandförmige Blatt- stiel eine Drehung von etwa 900, wodurch die Blattfläche sich gleichsinnig mit der Lotlinie „stellt. An der noch kurzstämmigen Palme beider Arten ist der Unterschied auffallend. Bei der „afrikanischen Dattelpalme sehen wir die Blätter des regelmäßigen Trichters an den Seiten 37 2Ö2 H. SCHENCK, „im Profil, bei den canarischen zeigen die „seitlichen Blätter ihre breiten Flächen, und „das Ganze stellt ein viel weniger regel- mäßiges Bild dar. „Die Krone der canarischen Palme „bietet gegenüber ihrer Verwandten auch „ein Bild größerer Ueppigkeit. Ihre Blätter „sind breiter, ihre Segmente sind es eben- falls und gleichzeitig weniger gefaltet, so „daß sie sich berühren; auch sind sie leb- „haft grün, nicht graugrün, so daß die ganze „Krone voll, schwer und krautig saftig er- scheint, während diejenige der libyschen „Art sich durchsichtig, sparrig und wie aus „Blech herausgeschnitten darstellt „Die Unterschiede sind nicht auf „Stamm und Platt beschränkt; auch der „Blütenstand der canarischen Art weicht „durch fächerartige Verzweigung von dem „massiven Blütenstand der Verwandten ab. „Die canarische Dattel endlich ist rundlich, „nicht länglich; ihr Fleisch dünn und lcder- „artig, für dvn Menschen ungenießbar; da- „gegen wird es von verschiedenen Vögeln „verzehrt. Der Same ist etwas größer als „derjenige der echten Dattel und entspricht „in seiner rundlichen Gestalt der Gestalt „der Frucht | I extfig. 5). Phoenix canariensis kann bedeutende Höhe erreichen. Das höchste Exemplar auf Tenerife ist nach II. Meyer1) eine einsame 44 m hohe Palme im Garten der Familie Sauzal zu Orotava, der auch den berühmten Drachenbaum Hvmroldt's enthielt; sie sei vor 400 Jahren schon für die Guanchen eine bekannte Landmarke gewesen. Uebri- Fig. 5. Phoenix Jubae (WXBB) CHRIST. Blattteil, Zweig des Frachtstandes und Einzeürucht mit teilweise] Ent- fernung des Kxokarps. Nat. Gr. Aus dem Garten La Mortola. & IIIMI'KK.] 1 1 II. Mint. 1 ni rife, S. 95. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 26 3 gens liegen betreffs des Alters höherer Bäume keine exakten Mitteilungen vor, und daher ist auch diese Angabe mit Vorsicht aufzunehmen. „Die canarische Dattelpalme wird gegenwärtig auf sämtlichen Inseln angetroffen; ob sie „auch ihnen allen angehörte, kann nicht mehr entschieden werden. Jedenfalls hat sie ohne Mit- wirkung des Menschen den Archipel nicht überschritten. Als Zierpalme kultiviert, verdrängt sie „an den Küsten des Mittelmeeres mehr und mehr die gewöhnliche Dattelpalme, welche sie unter „einem der letzteren weniger zusagenden Klima an Schönheit weit übertrifft. Ihre Merkmale „bleiben unverändert erhalten ; es ist unbegreiflich, daß sie früher beinahe allgemein und heute „noch von einigen Fachmännern nur als eine Varietät der Phoenix dactylifera betrachtet wird. Da die Gattung Phoenix schon im Tertiär von Süd- und Mitteleuropa in verschiedenen Arten weit verbreitet war, so liegt die Vermutung nahe, daß die canarische Art schon in dieser Periode, ebenso wie auch der canarische Drachenbaum, nach den Inseln gelangte. § 4. Der canarische Drachenbaum, Dracaena Draco L.1). („Text" von A. F. W. Schimper.) „Weit seltener ist die zweite Baumart der unteren Region, aber auch viel merkwürdiger. „Der Drachenbaum, Dracaena Draco L. 2), ist die berühmteste Schöpfung der Pflanzenwelt der „Canaren (Taf. XVIII [III] und XIX [IV]). Ihre, wie man glaubte, einzig dastehende ungeschlachte „Gestalt, welche zum Vergleiche mit den Dickhäutern unter den Tieren führte, wurde bereits von „den ersten Reisenden bewundert und geschildert und ist seit der Darstellung Humboldt's in „ihren wesentlichen Zügen allgemein bekannt. „Aehnlich wie die canarische Dattelpalme ist auch der canarische Drachenbaum im wild- wachsenden Zustande selten geworden. Wie die erstere gehört er zu der Flora der trockenen „offenen Standorte, der Felswände der Barrancos. Webb und Berthelot3) geben als zwei ursprüngliche Standorte des Drachenbaumes auf Tenerife unzugängliche Felsen im Barranco del Inficrno bei Adeje4) und die beiden Basalt- pyramiden Los dos Riscos im Thale von Taganana an. Bornmüller5) äußert sich über sein Vorkommen folgendermaßen: „Drachenbäume sind allerorts auf (\v\\ Inseln anzutreffen, bald außer- halb, bald innerhalb von Einzäunungen. Zweifelsohne wildwachsende Exemplare in allen Alters- stufen kann man reichlich beobachten an den zum Meere hingewandten, etwa 300 m hohen Felswänden der Roque de las animas bei Taganana" . . . ferner „auf dem Wege von Garachico nach Los Silos, hoch an den Felsenzinnen des in senkrechten, reichbewachsenen Wänden ab- fallenden Gebirgsstockes". Das heutige spontane Auftreten des Drago scheint nach Bornmüller somit auf die geologisch ältesten Teile der Insel beschränkt zu sein. 1) Webb et Berthelot, Histoire nat. des lies Canaries, T. III, i; Gfeogr. bot., Paris 1840, p. 73 u. 177; Miscellanees, p. 2 u. 97. — S. Berthelot, Observations sur le Dracaena Draco L. Nova Acta Acad.-Leop. Carol., Vol. XIII... Bonn 1S27. p. "7. N. W. P. Rauwenhokk, Bijdrage tot de kennis van Dracaena Draco L. Verhandelingen der Koninkl. Akad. van Wetenschappen, Amsterdam, Bd. X, 1864. — H. SCHACHT, Madeira und Tenerife, 185g, S. 24 u. 162. — MEYER, Tenerife, S. 95 u. III. — CHRIST, Frühlingsfahrt, S. 168, 186, 200; Veget. u. Flora der Can. Inseln, S. 471 u. 507. — F. C. Ncu.L, Das Thal von Orotava auf Teneriffa. Programm der höheren Bürgerschule Frankfurt a. M., 1872, S. 22. — H. Lojander, Beiträge nir Kenntnis des Drachenblutes, Diss. Straßburg, 1887. Hier auch die gesamte ältere I.itleratur. 2) Canarisch „Drago", maderensisch „Dragoeiro", französisch „Dragonnier". 3) Webb et Berthelot, Phytogr. canar., T. II, p. 331 und Atlas, Taf. VIII, Fig. 2 n. (. 4) Dieser Standort auch von Fritsch, Reisebilder, S. 7, aus den Jahren 1862/63 erwähnt. 5) Bornmüller, Bot. Jahrb., Bd. XXXI11, 1904, S. 409. 39 >64 H. SCHENCK, Draeaetia Draco I.. Junger unverzweigter Baum in etaer Opuntia-Kullur. Links und im Vordergrund Kleinia nertifolia Hau., ganz links Euphorbia canariensü L. fenenfe. [SCHUIFER.] Fig. 6. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 265 Webb und Berthelot nennen als Heimat des Baumes innerhalb des Canarischen Archi- pels die Inseln Canaria, Tenerife, Gomera, Palma. Es ist wohl anzunehmen, daß er vor der Eroberung der Inseln auch auf Hierro vorhanden war. Auf Palma wachsen noch viele Dragos im nordöstlichen Teile, besonders bei Barlovento und La Gallegal); auf Gomera sollen sie nach Bolle2) einst überaus häufig gewesen sein, er fand aber nur noch ein einziges mächtiges Exemplar in der Nähe von S. Sebastian. Der Drachenbaum fehlt auf den Purpurarien; hingegen gehört er, im Gegensatz zur canarischen Palme, auch der Flora der Madeira- und Capverden-Gruppe an. Auf ersterer Insel ist er fast ausgerottet; Webb sah ihn zum letzten Male wild- wachsend auf Porto Santo im Jahre 1828 3); auf Madeira giebt es nach Bornmüller4) heute noch wildwachsende Exemplare an den Felswänden des Cabo do Garajäo. Hingegen dürfte er auf den Capverden noch zahlreicher erhalten geblieben sein, wo ihn Bolle in Mengen wild gefunden hat 5). Abgesehen von den wenigen, anscheinend ursprünglichen Standorten findet man die merkwürdige Erscheinung des Drago auf den Canaren jetzt beinahe nur noch in der Nähe der Wohnungen, in Gärten; die ältesten Bäume allerdings mögen ver- schonte Ueberbleibsel der Urvegetation vorstellen. „Der ebenso durch Dicke wie durch plumpe Unförmlich- „keit auffallende Stamm , von welchem stellenweise fingerdicke „Luftwurzeln entspringen, teilt sich in einer im Verhältnis zu „seiner Dicke mäßigen Höhe in mehrere dicke Aeste, die nach „wenig wiederholter, wirteliger oder gabeliger Verzweigung in „Rosetten schwertförmiger Blätter enden. So kommt das ge- wöhnlich zum Vergleich herbeigezogene Bild eines mächtigen „schwerfälligen Kronleuchters zu stände. „Junge Drachenbäume sind noch seltener als alte. Der Unter- schied iiu Wüchse zwischen ersteren und letzteren ist auffallend „(Textfig. 6 u. Taf. XVIII [III] XIX [IV]). Aehnlich wie die anderen „Liliaceenbäume verzweigt sich der Drachenbaum erst, nachdem er „beträchtliche Größe erreicht hat; ebenso trägt aber zu dem ab- deichenden Aussehen die Verteilung der Blätter bei, welche den „noch unverzweigten Stamm als lockere Spirale umwinden. Die „verbreiterten und ineinander geschachtelten Blattbasen umhüllen „die Zweiggipfel panzerartig. Die Blüten sind in Rispen gruppiert; die „rotgelben, kirschgroßen, sehr saftigen Beeren werden von Vögeln, namentlich von Amseln, verzehrt „und enthalten einen, selten zwei oder drei Samen (Textfig. 7). In welchem Alter die Verzweigung 1) Fritsch, Reisebilder, S. 15. 2) Bolle, Gomera, S. 234. 3) Christ, Vegetation, S. 507. 4) Bornmüller, Botan. Jahrb. 5) Christ, Vegetation, S. 507. Fig. 7. Dracaena Draco L. Teil eines Fruchtstandes. Nat. Gr. Aus dem Garten La Mortola. [Schi m per.] Bd. XXXIII, S. 410. Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. 41 34 266 H. SCHKNCK, „eintritt, ist nicht sicher festgestellt, ebenso ist das Alter der mächtigen Bäume mit irgendwelcher „Sicherheit in keinem Falle festgestellt worden, denn es fehlt bis jetzt an zuverlässigen Grund- „lagen, Jahresringe lassen sich in dem sekundären Zuwachse des Stammes nicht erkennen. Die jungen Drachenbäume haben einen einfachen dicken Stamm (Textfig. 6), dessen Ver- zweigung erst erfolgt, nachdem seine Gipfelknospe in die Bildung der ersten Blütenrispe auf- gegangen ist. Schacht1) sah in Santa Cruz auf Tenerife einen 8-jährigen, etwa 8 Fuß hohen jungen Drago, der schon zum ersten .Male blühte, und bemerkt, daß sonst in der Regel die erste Blüte viel später, wenn «1er Stamm schon 20 Fuß hoch sei, hervortrete. Nach Berthelot2) beginnen die Drachen bau nie erst nach 25 — 30 Jahren sich zu gabeln. Chrisi 3) sagt, daß junge Dragos unter 10 Jahre alt bei einer Höhe von 1 V2 m bereits Stämme von Schenkeldicke aufweisen. Weitere Beobachtungen über Höhe und Alter sind erwünscht. Ohne Zweifel werden die Standortsverhältnisse von Einfluß auf das frühere oder spätere Eintreten der Blüte sein. In unseren Gewächshäusern, wo ihnen die Sonne mangelt, gebrauchen die jungen Drachen- bäume naturgemäß weit längere Zeit, ehe sie blühreif werden, als unter dem milden Klima der Canaren. Aehnliches Verhalten ist ja auch für die hapaxanthische Agave anicricana bekannt So wird es immer ein seltenes Ereignis sein, wenn in einem botanischen Garten ein Drachenbaum zur Blüte gelangt. Ratjwenhoff4) citiert eine Mitteilung von Mm kav, wonach ein 1810 zu Dublin aus Samen gezogener Drago 1846 bis zu dem Dache des 20 Fuß hohen Hauses herangewachsen war. Der Stamm wurde dann 4 Fuß über dem Boden erst eingeschnitten, später ganz durch- schnitten und nach Bildung neuer Luftwurzeln wieder eingepflanzt, worauf er im ganzen nach 14+18 Monaten zur Blütenbildung überging. Ueber 38 Jahre dauerte also in diesem Falle das Jugendstadium. Solche Verkürzung zu lang gewordener Drachenbaumstämme wird und wurde öfters in Gewächshäusern ausgeübt, so mit Erfolg an Exemplaren des botanischen Gartens zu Darmstadt und zu Frankfurt a. M., sie beweist, daß die Drachenbäume außerordentlich lebens- zähe sind. I'.kki iiHi.oi 5) bewahrte in seinem Zimmer zu Orotava einen losgerissenen Ast eines Drachenbaumes auf, dessen grüne Früchte reif wurden und der noch nach 14 Monaten frische Blätter aufwies, und bemerkt: „Par l'effet de leur robuste Organisation ils resistent aux vents les plus impetueux, bravent sur un sol volcanise les rayons d'un soleil brülant et toutes les intem- peries de l'atmosphere." Die beste mir bekannte Abbildung des Blütenstandes von Dracaena Draco giebt Rauwen- nach einem im botanischen Garten zu Rotterdam im Mai [860 zur ersten Blüte gelangten Drago, dessen Schaft bis zur Blattkrone 2,74 m Höhe maß und an seinem Gipfel eine ca. 1,2 m hohe Krone trug; leider ist das Alter dieses Baumes nicht angegeben. Die große Panicula steht terminal, die kleinen, denen des Spargels ähnlichen bluten zu | "der 5 gebüschelt an den Rispenästen. H 1 , Madeira, S. 2t.. -■) Bl b »1 , Nova Acta, Vol. \IIIt, s I brist, Frühüngsfahrt, s. J02. 1 S. 50. 5) B 1.1, Vol. XIII.,, S. 781 u. 783. 6) R w WKNHOFP, I. C l.if. I. 1- Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canariscken Inseln. ?67 Berthelot1) bildet einen blühenden Ast von einem verzweigten Baume ab und bemerkt, daß die Blüten sich abends öffnen, am folgenden Morgen wieder schließen; auf den Canaren fällt die Blütezeit auf Ende August. Die alten Rispen lösen sich ein oder zwei Jahre nach der Blütezeit los und hinterlassen je eine tiefe Narbe; der abgeblühte Sproß stellt damit sein Längenwachstum ein und erzeugt dann unter seinem Ende einige wirtelig gestellte Seitensprosse, oft auch nur zwei, oder an manchen Aesten höherer Ordnung auch nur einen Tochtersproß, der dann den Muttersproß sympodial fort- setzt, sich aber durch eine Einschnürung von ihm auch späterhin deutlich abgesetzt zeigt. Die Verzweigung erfolgt also in ähnlicher Weise, wie am Rhizom von Polygonatum oder von Iris. Der Hauptstamm verzweigt sich in mehrere (4, 5) wirtelig gestellte dicke Aeste2), die sich dann weiter zu der eigenartigen Schirmkrone alter Bäume gabeln. Die Länge der einzelnen Glieder des Zweigsystems ist eine verschiedene, im allgemeinen sind die zuerst gebildeten Wirtel- äste länger und kräftiger als die Glieder höherer Ordnung. Deutlich kann man an unserer Ab- bildung des Baumes von Icod (Taf. XVIII [III]) unter dem Vergrößerungsglas an den tiefen Narben der abgefallenen Blütenstände die Sproßglieder voneinander unterscheiden und feststellen, daß die Aeste in der Regel sich mehrmals hintereinander monochasial fortsetzen, bevor sie eine Gabelung ausführen. Die obersten Glieder der Krone folgen so dicht aufeinander, daß die Zeit, die ein Glied bis zur Blütenbildung gebraucht, unmöglich eine sehr lange sein kann, jedenfalls nur wenige Jahre, während der Hauptstamm dazu viel mehr Jahre gebraucht Aus der Wachs- tumsweise der Aeste erklärt sich, daß die Drachenbäume nicht jedes Jahr blühen, und daß die Blütenperioden je nach dem Lebensalter und je nach den Zweigen Verschiedenheiten aufweisen. In hohem Alter sind die Aeste ungleich entwickelt und gelangen daher nicht mehr alle gleich- zeitig zur Blüte. Genauere Beobachtungen dieser Perioden werden sicher Anhaltspunkte geben, um das Alter der Drachenbäume einigermaßen genau zu bestimmen. Der auf Taf. XVIII [III] und in Textfig. 8 dargestellte Drachenbaum von Icod de los Vi 11 os ist heute der größte und wohl auch der älteste auf Tenerife. Er wird zuerst erwähnt von SciiACin'3) 1857 mit 60—70 Fuß Höhe, mit 9,5 m Umfang 8 Fuß über dem Boden und mindestens 12 m Umfang dicht über dem Boden. Sodann giebt Christ*) [884 die Maße an mit ca. 20 m Höhe, 11,7 m Umfang in 2,8 m Höhe über dem Boden, und macht darauf auf- merksam, daß also, falls Schacht's Messungen in gleicher Weise wie die seinigen vorgenommen seien, der Baum in 27 Jahren eine Zunahme von 2,2 m erfahnn habe. Dieser Fortschritt des Icoder Stammes im Wachstum sei ein so großer, daß der Begriff eines sehr schnell sich ver- dickenden, also sehr rasch wachsenden Baumes, unabweisbar sei. In der That ist das Alter der größten Drachenbäume ganz bedeutend überschätzt worden. Berechnen wir nach obiger Zunahme der Stammdicke das Aller des [coder Baumes, s<> erhalten wir nur [43 fahre. Ob diese Zahl nun zutrifft, muß einstweilen noch dahingestellt bleiben. O. Simon y 5) maß [889 in gleicher Höhe wie Christ den Umfang zu 11,72 m, die Gesamthöhe zu 23 m. Auch Hans Meyer6) erwähnt den 1) I'.f.rthei.ot, Nova Acta, Vol. XIII,, p. 779. u. Taf. XXXVIII. 2) CHRIST, Frülilingsfahrt, S. 202, Abbildung eines Baumes mit 4-teiliger Kandelaberkrone. 3) Schai in, Madeira, S. 25. 4) Christ, Früklingsfahrt, S. 200. 5) O. Simonv, Mitteil. d. k. k. Geograph. Gesellscli. Wien, Bd. XXXIII, 1S90, S. 219. 6) H. Meyer, Tenerife, S. 111 u. 112. 43 34* 268 H. S( in Ni k, Fig. s. Dracaena Draec L. Stamm des grollen Drachenbaumes bei Icod auf Tenerifc. Sckimpkr.) Nach photographüchei Aufnahme von F. \Vi\n:u 21. August 1898. 44 (Links Prof. CHUN, rechts Prof. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 260. Baum von Icod und giebt 1894 als Maße an 12V4 m Umfang 3 m über dem Boden; somit gegen 1884 wiederum eine Zunahme von 0,55 m. Meyer meint, daß jede Gabelung einer Blüten- periode von ca. 1 2 Jahren entspreche, und wenn man die vielen Verästelungen abzähle, möchten an 2000 Jahre für den Icoder Drago herauskommen. Selbst wenn wir auf unserem Bilde (Taf. XVIII [III]) die zu hohe Zahl von 30 Verzweigungen herauslesen und dann die Periode bis zur Blüte für jedes Glied durchschnittlich mit 10 Jahren ansetzen, erhalten wir nur 300 Jahre. Auf Grund dieser und der obigen Schätzung von 143 Jahren kommen wir vielleicht auf + 200 Jahre. Unser Bild des Drago von Icod zeigt sehr deutlich die Luftwurzeln, die an älteren Aesten hervorkommen und die sich häufig in einige Seitenwurzeln verzweigen. In halber Höhe des Stammes und an seiner Basis sind zahlreiche solcher Wurzeln vorhanden. Diese Luftwurzel- bildungen mögen von Bedeutung sein für die Festankerung des Drago an steilen Felswänden, seinen eigentlichen Wohnstätten. Inwieweit übrigens solche Adventivwurzeln am Dickenwachstum des unteren Stammteiles beteiligt sind, bedarf noch der Untersuchung. In alten Bäumen siedeln sich häufig junge Sämlingspflanzen als Epiphyten an. Der Drago von Icod wird an Höhe, aber nicht an Stammumfang und Alter, übertroffen von dem Drachenbaum bei Realejo de arriba. Christ i) bezeichnet ihn als den höchsten Drago der Inseln ; der schlanke, vollkommen gesunde Baum mit weithin sichtbarer Schirmkrone mißt reichlich über 25 m. Bunbury 2) giebt [857 seinen Stammumfang auf 1 \ engl. Fuß und 4 Zoll (= 4,37 m) in einer Höhe von 4 Fuß an. Leider fehlen Maßangaben aus neuester Zeit zum Vergleich, doch hält der Stamm nach der 1887 publizierten Abbildung von Lojander etwa i3/4 — 2 m Durchmesser. Das dritte hervorragende Exemplar aufTenerife ist der Drachenbaum von Laguna, auffallend kurz- und dickstämmig und schon von Mannshöhe an verzweigt in eine außerordentlich dichtbuschige Krone (Taf. XIX [IV]). Her gedrungene Wuchs mag hier vielleicht durch die Höhenlage (Laguna 550 m) mitbedingt sein. Leider liegen keine genauen Messungen des wohl annähernd 2 m dicken Stammes vor. Fast machl dir Baum den Eindruck, als ob er durch Verwachsung aus mehreren Stämmen hervorgegangen sei. Der mächtigste Drago der Canaren ist der durch die Schilderung A. v. Humboldt's und aller späteren Reisenden berühmt gewordene Drachenbaum zu Orotava3) gewesen. Humboldt4) schätzte 1799 seine Höhe auf 50 — 60 Fuß; sein Umfang betrug nahe über den Wurzeln 15 Fuß (14,6 m), sein Durchmesser in einer Höhe von 10 Fuß über dem Boden nach Sir Georg Staunton noch 12 engl. Fuß (= 3,7 m), sein mittlerer Umfang nach Borda ^^ Fuß 8 /oll = 10,9 m). Berthelot5) berichtet, daß dieser berühmte bäum schon zur Periode der Er- oberung Tenerifes 1496 als ein Baum von hohem Alter betrachtet worden sei, und giebt [827 als Maße an: Höhe 70 — 75 Fuß, Verzweigung in Höhe von 20 Fuß, Umfang an der basis 46V2 Fuß (= 15,1 m). Am 21. Juli [819 riß ein Sturm die Hälfte der Krone ab; im März 1867 wurde der Baum durch einen Orkan ganz zusammengerissen1'), und r. 868 ging sein Stumpf 1) Christ, Frühlingsfahi l, S. [86. Gute Abbildung des Baumes in LOJANDER, 1. c. Taf. IV. 2) Bunbury, Journal of the Proceedings of the Linnean Society, Bot., Vol. I, 1857. 3) Abbildung im Atlas von WEBB und BERTHELOT, Taf. VIII, aus den Jahren 1790 und 1^30. Ferner SCHACHT, Madeira, S. 24 aus dem Jahre 1857. 4) A. v. Humboldt, 1. c. S. 104. 5) Berthelot, Nova Acta, 1827, p. 780. 6) E. Haeckel (Eine Besteigung des Pik von Tenerife, Zeitschr. d. Ges. f. Erdk., Bd. V, 1870, S. 14) hat den Baum im Herbst 1866 noch lebend gesehen. 45 270 ii Sa durch Feuer zu Grunde F. C. Noll1), der Tenerife [872 besuchte teilt die Messungen des Herrn Wdldpret mit - - eine Höhe von etwa 65 Fuß, 'inen Umfang von 18 m — und erwähnt, daß zwei Nachkömmlinge des Kiesen, aus bei seinem Sturze gesammelten Samen von Herrn Honegger gezogen, im Gewächshause des botanischen Gartens zu Frankfurt a. M. grünen. Diese beiden Djagos, denen somit ein historisches luten-sse zukommt, existieren noch heute, der eine gedeiht im Palmen- garten, der andere, im botanischen Garten zu l'Yankfurt verblieben, hat nach meiner Messung 1907 einen Stammdurchmesser von 10 cm und eine Höhe von 7 m, war aber vor ca. 1 2 Jahren bereits um 1 1/2 m an seiner Basis gekürzt worden und hat somit nach ca. 38 Jahren eine Gesamthöhe von 8'/2 m erreicht, ohne zur Blüte gelangt zu sein. Das Alter des Humboldi 'sehen Drachenbaumes ist auf ca. 1000 Jahre, von anderen, wie F. G Noi.l mitteilt, sogar auf 1000 — 6000 Jahre geschätzt worden. Ein Zehntel der letzteren Zahl könnte meiner Ansicht nach eher das Richtige treffen. Die Zerstörung des Baumes durch zwei heftige Stürme zeigt, daß dem Lebensalter dieser Riesenbäume eine Grenze gesetzt ist, die Schirmkrone wird schließlich zu schwer und bietet den Orkanen zu viel Angriffspunkte dar. „Geringe Mengen eines rötlichen Harzes treten hie und da aus Rissen der Rinde des „Drachenbaumes während des Sommers hervor. Diese unbedeutende Erscheinung sprach zu der „Phantasie der früheren Reisenden noch weit mehr, als seine sonderbare Gestalt. Der Saft sollte „zu Blut werden, zu „Drachenblut", und merkwürdige I Eigenschaften besitzen. Dieses canarische „Drachenblut findet höchstens an Ort und Stelle einige Verwendung. Das Drachenblut des „Handels wird von Calamus Draco geliefert. „Ebenso merkwürdig wie in morphologischer ist auch der canarische Drachenbaum in „geographicher Hinsicht. Zwar ist die Gattung mit 36 Arten in den Tropen der alten Hemi- sphäre von Westafrika bis Australien verbreitet, jedoch weichen ihre Arten in dem nächsten „Gebiet, wo sie sich zeigt, in dem Kamerungebirge, von der canarischen bedeutend ab. Sehr „nahe Verwandte von Dracaena Draco sind hingegen Dracaena Cinnabari Balf. fil. von Soco- „tra-i, Dracaena schizantha Baker von der Somaliküste und Dracaena Ombet Korsi mv et „l'i \ r. aus Nubien3). Dracaena Boerhavi Iix<>kk ist ein in botanischen Gärten öfters kultivierter Drachenbaum mit langen, herabhängenden Blättern: sie stellt nur eine wohl in der Kultur entstandene Form der Dra- ituiKi Draco, die Varietät pendulifolia llwxi:, vor4). „Auf das Vorkommen der beiden, nahe verwandten Drachenbäume auf den Canaren und „auf Socotra sind die Beziehungen zwischen den so weil voneinander entfernten und klimatisch „nichl sehr ähnlichen Inseln denn Socotra ist heiller und noch trockener keineswegs be- schränkt. Vielmehr zeigen die Floren «ine ganze Anzahl paralleler Arten gerade unter den- jenigen Typen, die den Canaren ihr eigenartiges Gepräge verleihen. 11 l. c. Noll, Thal von Orotava, S. 22. Abbildung von Dracaena Cinnabat Bai Drai iocotra siebt in \ sbildi r, .;. Reihe, 11.1t 5, k. \. Wettstein, Socotra, 1..1. XXV b. XXVI. se An wird von Durand ei Schinz (Conspectus florae Afiicac, T. V, 1895, p. ;-•:) sogar als Subspecies zu D. hm,.' I.. . vohl nach dem Vorgange von Bake» (Journ. ol the Linn. Soc., Vol. XIV, r.875, p. 527), ist ab« sicher von ihr verschieden, Abbildung von Dracaena Ombet auf Tat. V bei II. Lojandj l) Vergi. Göppert in ^3, S. 400. 46 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 271 „Die unerwartete Uebereinstimmung wird vollkommen begreiflich, wenn wir anstatt der „jetzigen Verbreitung der Gattung deren früheres Areal betrachten l). Zur Eocän- und Unter- „oligocänzeit war Dracaena mit mehreren Arten in Mittel- und Süd- „europa vertreten; einige derselben waren mit der canarischen Art „verwandt und besaßen ähnliche Dimensionen, namentlich gehörten „Dracaena Brongiartii Saporta2) und Dracaena narbonensis Saporta3) „zum gleichen Artenkreise (Textfig. 9). Das Schwinden der Drachen- „bäume aus Europa wurde nicht wie dasjenige so vieler anderer „Tertiärbäume durch die Glacialzeit, sondern durch die klimatische „Veränderung, welche mit dem Miocän eintrat, bedingt. In dem aus „zahlreichen Inseln bestehenden europäischen Areal der eocänen Dra- „cänen war das Klima, nach dem Gesamtbild der Vegetation zu ur- teilen, demjenigen, welches gegenwärtig in den unteren Landschaften „der Canaren herrscht, ähnlich, d. h. ebenso arm an Niederschlägen „wie die Sahara, aber wie auf allen Inseln durch Reichtum der Luft „an Wasserdampf charakterisiert. Der Vegetationscharakter der Küsten- „landschaft von Teneriffa, mit ihren Dracänen und Dattelpalmen, „ihren kleinblättrigen und dornigen Gewächsen hat mit demjenigen „Europas zur Eocänzeit eine unverkennbare Aehnlichkeit. Wie die „Dracaenen und Dattelpalmen aus dem eocänen Europa die Canaren „erreichten, wird durch den Umstand, daß die Früchte von Vögeln „verzehrt werden, leicht begreiflich. Fig. 9. Blatt von Dracaenites narbonensis, links ein Wedel von Bemionitites scolo- pendrioides. Aus dem Tertiärkalk von Armissan bei Narbonne. ',', nat. Gr. Nach Saporta (Annales des Sciences nat., Botanique, 5" Serie, Tome IV, 1865, PI. V, Fig. 5). [Schimper.] § 5. Die canarischen Federbuschgewächse. („Text" von A. F. \V. Schimper.) „So fremdartig und neu der Wuchs des Drachenbaumes dem Reisenden erscheint und „ohne Aehnlichkeit mit irgend einem kontinentalen Gewächs, so ist seine Gestalt doch auf den „Canaren keineswegs isoliert; vielmehr sieht man in den offenen Landschaften des Tieflandes der „Inseln überall, jedoch in Zwergform, die Kandelaber mit den Federbüschen schmaler Blätter auf- treten. Man glaubt manchmal eine einzige Art oder doch ganz nahe verwandte Arten vor sich „zu haben, und man erstaunt, wenn man die Blüten erblickt, in der einen eine Wolfsmilch, in „der anderen einen Senecio zu erkennen. „Holzgewächse aus den verschiedensten Verwandtschaftskreisen haben auf den Canaren „die Federbuschform angenommen, darunter einige der gemeinsten Endemen, wie die un- 1) A. Schenk in Zittel's Handbuch der Paläontologie, Bd. IT, 1890, S. 360, 820, 829 2) Saporta, Annales des Sc. nat., Bot., 4e Serie, T. XVII, 1862, p. 227. 3) Saporta, A.nnales des Sc. nat. Bot., 5^ Serie, T. IV, 1865, p. 86 47 2~2 II. & „krautartig überall wuchernde Kleinia neriifolia Haw. (Textfig. 10 und 1 1), die ebenso häufige „Euphorbia regis Jubae Webb (Taf. XX [Y] und Textfig. 12), welche sterile Standorte oft für sich „allein in dichten Beständen beherrscht, und eine Anzahl anderer mehr lokalisierter Euphorbien „von ähnlicher Gestalt, die mit der genannten zusammen die Gruppe der Tabaybas bilden. Fig. 10. Federbuschsträucher. Links Euphorbia atropurpurea Brouss., rechts Kleinia neriifolia Haw., Cartaren. Stark verkleinert. Nach WEBB und Berthelot, Atlas, Facies Taf. II und III. [Schimper.] „Manche der endemischen canarischen Semperviva haben mit der Kleinia, trotz ihrer mehr „fleischigen Blätter, eine sehr große Aehnlichkeit, und die gleiche Form tritt wieder auf bei ,,/ü/i/inii-Arten (E. virescens DG [Textfig. 13 und 19], E. simplex DC. etc.). „Suchen wir nach der Federbuschform in anderen Gebieten, so finden wir sie vertreten, „jedoch anscheinend weniger häufig, auf den anderen makaronesisrhen Inseln; sie zeigt sich in aus- „geprägter Form in der Campanula Vidalii Watson der Azoren (Textfig. 13) und in einer abweichen- den Ausbildung des Grundtypus bei der ebenfalls zu den Campanulaceen gehörenden Musschia „ Wollastoni Lowe von Madeira (Textfig. 14.) Wir vermissen sie ganz in den Mediterranländern, deren „Flora systematisch mit derjenigen der makaronesischen Inseln so nahe verwandt ist. Auch bei den „nächsten Verwandten canarischer Federbuschpflanzen finden wir sie nicht. So ist die südeuropäische JEuphorbia dendroidei L mit den canarischen Tabaybas verwandt und erinnert auch habituell an „dieselben, nur nicht in dem besonders charakteristischen; die Aeste sind dünner und die Blätter „sind durch deutliche Internodien getrennt, in lockerer Spirale angeordnet Der gleiche Unter- „sehied kennzeichnet die canarische Kleinia neriifolia Haw. vor ihren marokkanischen Ver- 48 Beitrüge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. Fig. II. 273 Fig. 12. F^- '3- Fig. 11. Kleinia ncriifolia Il.wv. 69 cm hohes Exemplar. 16. Mai 1907 photographiert im botanischen Garten zu Darmstadt von H. Schenck. Fig. 12. Euphorbia regis Jubae Wem! et Berth. 70 cm hohes, ca. 6 Jahre altes Gewächshausexemplar, mit den ersten Astquirlen. Im botanischen Garten zu Zürich photographiert von II. SCBENCK, April 1907. Fig. 13. Federbuschpflanzen. Links Campanula Vidalii WATSON .von den Azoren, in der Mitte Euphorbia balsami- fera AlT. von den Canaren, rechts Echi- nitni virescens DC. von den Canaren. Stark verkleinert. Photographische Auf- nahme von C. Ruf im botanischen Garten Basel. [Schimper.] Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 49 Bd. II t. Teil. 35 274 H. SCHF.NC-K, „wandten (z. B. Kleinia pteroneura DC, Textfig. 15). Da kehrt aber die bedeutsame Erscheinung „wieder, [die wir bei den Dracänen kennen lernten daß die Jugendform der canarischen Art „(Textfig. [6) bezüglich der Anordnung der Blätter den kon- tinentalen Formen -leicht. Das Auftreten einer sonst selteneren „Wuchsform innerhalb der ver- schiedensten Formenkreise, „die Abweichung der canari- „schen Art gerade bezüglich „dieses Charakters von ihren „kontinentalen Verwandten, die „Uebereinstimmung des ju- gendlichen Zustandes der „ersteren mit dem ausgewach- senen der letzteren sind un- zweifelhafte Beweise, daß wir „es mit einer Anpassung an „äußere Faktoren zu thun „haben. Fig. 14. ifusschia Wollastoni LOWE von Madeira. '/io nat- Gr- A vegetative Pflanze, B dieselbe Pflanze in Blüte. Photographische Aufnahme von C Ruf im botanischen Garten Basel. [Schimper.] Fig. 15. Fig. 16. Fig. 15. Links Kleinia pteroneura DC. ans Marokko, rechts Euphorbia dendroides L. ans Sfldfrankteich. Nat C,r. [ScmMPKR.] Fig. 16. Euphorbia regis fubae WEBB. Keimpflanze. Nat. <',r. Botanischer Garten Basel. [Schimper.] 50 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2 7 s! „Betrachten wir die Vegetation außerhalb des soeben umgrenzten Gebietes — desjenigen der „Mediterranländer mit ihren Kolonien — so werden uns allerdings Holzgewächse mit an einem ein- fachen Stamme oder an wenigen dicken Aesten in Endrosetten gruppierten Blättern häufiger „begegnen, und zwar unter den verschiedensten Existenzbedingungen ; auch wird sich in manchen „Fällen, im Gegensatz zur Flora der Canaren, ein unverkennbarer Zusammenhang mit der syste- matischen Verwandtschaft bieten. Letzteres ist namentlich der Fall bei den Palmen und bei „den Araliaceen. In beiden Familien weichen jedoch die Blätter wesentlich von denjenigen der „canarischen Federbuschgewächse ab; sie sind sehr groß, meist sehr breit und sehr reich zerteilt. „In den beiden erwähnten Familien, welchen wir noch einige andere Sippen hinzufügen „könnten, ist die Anhäufung der Blätter an den Achsenenden offenbar von klimatischen Faktoren „unabhängig; jedoch ist hier auch ein äußerer Faktor als gestaltbildend im Spiele, die Schwere- „Die großen Blätter von Palmen und Araliaceen haben ein bedeutendes Gewicht und sind durch „eine verhältnismäßig kleine Fläche mit dem Stamme verbunden. Nahe dieser Fläche ist im „Blattstiele die kritische Stelle, diejenige, wo das Zerreißen am leichtesten geschehen kann, denn „hier ist die durch das Gewicht des Blattes bedingte Spannung am größten. Denken wir uns „nun die Blätter durch den Wind bewegt, so wird die Spannung an der kritischen Stelle noch „weit größer werden, denn Stamm und Blatt werden ganz ungleich bewegt. Das Abreißen von „Blättern durch starken Wind geschieht, wie ich mich durch sehr zahlreiche Beobachtungen über- zeugte, in weit höherem Maße, wenn dieselben groß, als wenn sie klein sind, und beinahe stets „an der kritischen Stelle, obwohl dieselbe verbreitert zu sein pflegt; die zweite; kritische Stelle an „der Basis der Spreite ist nach meinen Beobachtungen weit widerstandsfähiger. „Es ist klar, daß das panzerartige Uebereinanderdecken der Blattbasen die Widerstands- fähigkeit der kritischen Stelle beträchtlich erhöht. Eine 1 ■". r h ö h u n g der Widerst a n d s - „fähigkeit ist um so notwendiger, als die Blätter größer und schwerer und „die Luft bewegter ist, denn in beiden Fällen ist die kritische Stelle mehr in Anspruch „genommen als bei geringer Größe der Blätter und bei ruhiger Luft. „Die Größe der Blätter bei Palmen und Araliaceen und anderen Gewächsen macht die „rosettenartige Gruppierung der Blätter ökologisch begreiflich. „Ebenso begreiflich ist es uns nach dem gleichen Gesichtspunkte, daß die Blätter boden- ständiger Rosetten so viel häufiger große Dimensionen erreichen als diejenigen von Bäumen; „denn die kritischen Stellen sind hier von dem umgebenden Boden geschützt, und die Spreiten „werden in den tieferen Schichten der Atmosphäre weniger bewegt als in den oberen, wo die „hemmende Reibung der Erdoberfläche auf die Luftströmungen, sowie der von den größeren „Unebenheiten bedingte Windschutz aufhören. „Bei den Federbuschgewächsen mit mittelgroßen und kleinen Blättern muß ein anderer „Faktor als die Schwere der Blätter den starken Schutz der kritischen Stelle notwendig machen. „Die Federbuschpflanzen, deren Blätter die gewöhnlichen Dimensionen nicht „übertreffen und bei welchen der in Rede stehende Charakter nicht Sippenmerkmal ist, sind „ausschließlich Bewohner sehr windiger Standorte. „Betrachten wir diese Gewächse näher, so werden wir uns überzeugen, daß noch andere „Merkmale in Beziehung zur Luftbewegung stehen. Die Blätter typischer Federbuschpflanzen „sind lang und schmal oder entbehren doch einer ausgeprägten Gliederung in Stiel und Spreite. 51 35* 176 H. SCHENCK, ,.l Kirch die schmale Gestalt ist dem Winde eine geringe Widerstandsfläche geboten und damit die Ge- „fahr des Zerreißens vermindert, sowohl der Spreite als auch, infolge des geringen Zuges, der kritischen „Stelle. Das Fehlen des Stieles bedingt dasjenige der oberen kritischen Stelle. Was die erste kritische „Stelle betrifft, so ist sie durch Verbreiterung der Blattbasis und namentlich durch das panzerartige „Uebereinanderdecken in wirksamster Weise geschützt. Die Spreiten sind blechartig steif, oder „zwar sehr biegsam, aber auch, dank der Ausbildung ihres mechanischen Systems, sehr elastisch i). „Der Schutz gegen Wind zeigt sich auch in dem Achsensystem. Eine reiche Zerteilung „in kleine Aeste würde ein leichtes Zerreißen bedingen; daher sind nur wenige dicke Aeste vor- „handen. Säulenartige Festigkeit (z. B. beim Drachenbaum) oder große Biegsamkeit, verbunden „mit großer Elastizität, z. B. in auffallender Weise bei den Euphorbien, schützen Stamm und „Aeste gegen das Zerbrechen. Die Aeste sind zwar oft sehr lang, was die Inanspruchnahme der „kritischen Stelle an der Basis bei großer Biegsamkeit in hohem Maße bedingt, sie sind aber „dementsprechend an der Basis beträchtlich dicker, so namentlich bei den biegsamen Euphorbien. Im Anschluß an die vorstehenden Ausführungen Schimper's seien im folgenden noch einige weitere Angaben über Federbuschgewächse der Canaren und anderer Gebiete angefügt. 1) Compositen. Kleinia neriifolia Haw. {Senecio Kleinia Less.) [Textfig. 10 und 1 1, S. 272 und 273] ist der einzige Vertreter dieser hauptsächlich südafrikanischen, systematisch enge an Senecio sich anschließenden Gattung auf den Canaren, in der basalen Region des ganzen Archipels häufig und ihr eigentümlich; sie gehört mit manchen anderen canarischen Endemen zu dem von Ciikisi als altafrikanisch bezeichneten Bestandteil der Canarenflora2). Eine zweite nach Norden vorgeschobene Art der Gattung, Kleinia pteroneura DG, tritt an der marokkanischen Küste auf. Kleinia neriifolia führt den einheimischen Namen „Berode"; sie stellt kleine, reich und regelmäßig quirlig verästelte Bäumchen dar, die in höherem Alter bis 3 m Höhe erreichen, mit fleischigen Zweiggliedern, die ein sehr großes Mark, einen sehr schmalen Holzring und eine grüne Rinde mit auffallenden, lange bleibenden Blattnarben, endständige Rosetten etwas fleischiger, schmaler Blätter und aus diesen hervorragende gelbe Blütenbüschel besitzen. Im Sommer werden die Blätter abgeworfen3). Außerordentliche Lebenszähigkeit zeichnet die Pflanze aus; abgeschnittene Zweige bleiben monatelang lebendig1)- Allagopappus dichotomus Cass., ein gabelig verästelter Compositenstrauch der basalen Zone von Tenerife und Canaria, trägt lineale, derbe, 3 — 4 cm lange Blätter, die an den Astenden 'lieht aufeinander folgen. Er nähert sich darin sehr den typischen Federbuschpflanzen, ebenso wie auch das auf Fuertaventura endemische, im Handiaeebip'e die Felsen mit <>eselli''er Veire- tation überziehende Odontospermum sericeum C Schultz [Nauplius sericeus C'ass.), ein herrliches, 1 — 1 >/3 m hohes, kleines Zwergbäumchen mit silberweiß behaarten, spateiförmigen Blättern und thalergroßen, goldgelben, nach Hollunderblüten duftenden Strahlenblüten, eine der schönsten endemischen 1) Di« Litteratur über die mechanischen Eigenschaften dei Laubblätter hat seitdem eine Bereicherung erfahren durch Ai Urspri mo, Die physikalischen Eigenschaften der Laubblätter. I - hrift der Universität Basel. Bibl. botanica, Heft 60, 1903. Diese Arbeit wurde aui Veranlassung S< mimi-i k's unternommen. In ihr ist aber der Federbuschtypus nicht behandelt. .'1 II. en. 1 afrikanische Bestandteile dei Schweizei Flora, S. IJ. 3) A. Beroer, Systematische Qebersichl dei kultivierten rCleinien (Monatsschr, f. Kaktenkunde, lid. XV, (905, S. 37) giebl Pflai ' La Morto blüh) und dal Septembei *<>n neuem austreibe, j;.m^ wie Euphorbia dendroidts. |i s, hacht, Madeira, S. 126. — 1 ind Flora dei Canarischen Inseln, s. 167. 5 2 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2 7 7 Pflanzen, die Bolle mit Leucadendron argenteum des Tafelberges vergleicht und als canarisches Edelweiß bezeichnet i). 2) Euphorbia 2). Die Federbuscheuphorbien, auf den Canaren „Tabaybas" genannt, bilden eine makaronesische Gruppe der Sectio Tithymalus, Subsectio Pachycladae Boissier, die in einer Anzahl besonderer Arten auch auf anderen Inselgebieten der alten Welt (Socotra, Java, Ficlji, Norfolk, Neu-Seeland) verbreitet ist. Die Tabayben verhalten sich in ihrem Formen- reichtum wie die makaronesischen Arten von Echium, Semperzrivum, Statice und Sonclius; sie stellen eine Gattungsgruppe vor, die aus dem Mittelmeergebiet frühzeitig nach den Inseln ge- langte und sich dort in neue Arten spaltete. Christ 3) gruppiert die Tabayben folgendermaßen: 1) Blütenstände rispenartig: E. mellifera Air. (Madeira, Canaren); E. stygiana Wats. (Azoren). 2) Blutenstände- in Dolden: E. atropurpurea Brouss. (Tenerife); E. Bourgaeana J. Gay (Tenerife); E. Tuckeyana Steud. (Cap verden); E. Berthebtii C. Bolle (Gomera); E. regis Jubae Webb (Canaren); E. piscatoria (Madeira); E. obtmifolia Poir. (Canaren); E. dendroides L (mediterran). 3) Inflorescenz einköpfig: E. bahamifera Air. (Canaren). Unter ihnen erscheint Euphorbia regü Jubae Webb, „Tabayba selvaje", auf allen westlichen Inseln der Canaren verbreitet und bedeckt oft ganze Abhänge mit ihrer ausschließlichen Vege- tation von Buschwäldern. Nach Bolle findet sie sich auch auf Fuertaventura Sie wird bis 6 m hoch, ihr Stamm erreicht Schenkeklicke und verzweigt sich reich in 3 — 5-zählige Quirle. (Taf. XX [V] und Textfig. 12.) Nächst dieser Art ist die Euphorbia balsamifera Air., „Tabayba dulce" (Textfig. 13), als ein reich verzweigter und regelmäßiger Kugelstrauch mit schirmdachartiger Krone und mit lineal- lanzettlich zugespitzten, ca. 20 cm langen Blättern in der basalen Region in der Nähe der Küste im Archipel verbreitet. Sie ist auf Tenerife weniger häufig als die erstere, wächst an der Südseite und auch an der Nordspitze der Insel; dagegen ist sie für Canaria charakteristisch, wo nach Schacht (S. 12g) ihre 10 Fuß hohen, runden Büsche die dürren Hügel bei Las Palmas bedecken. Vor allem aber repräsentiert sie den Typus der Tabayben auf den Purpurarien, wo außer ihr noch E. regis Jubae und obtusißlia vorkommen, aber hinter sie ganz zurücktreten. Auf Fuertaventura und Lanzarote bildet sie nach Bolle*), in endloser Menge aneinander gereiht, den sogenannten Monte verde oder Buschwald, sie wächst bis zur Größe eines mäßigen Feigen- baumes heran, bleibt allerdings meist viel niedriger und ist für die Bewohner von größter Wichtig- keit als Brennholz liefernde Holzpflanze. Diese Tabaybales gehören wohl mit zu den eigen- tümlichsten Bildungen der Canaren, indem in ihnen auf weite Strecken hin die Federbuschform öv 1) C. Bolle, Florida insul. Purpur., S. 242, und Botanische Rückblicke auf Lanzarote und Fuertaventura, S. 249 u. 254. — Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 501. 2) Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 503; Spicileg., S. 106, und Botan. Jahrb., Bd. Xni, 1891, S. 13. — Bolle, Florida insul. Purpur., S. 253. 3) Christ, Botan. Jahrb., Bd. XIII, 1891, S. 13. 4) Bolle, Botan. Rückblicke, S. 244. 53 278 H. SCHENCK, dominiert. Bolle1) sagt, daß auf der Südseite des Handiagebirges enorme Stämme vorkommen, der Hauptsache nach aus wirr dichotomem Astwerk bestehend, mit tafelförmigem, flachem Gipfel, das Ganze von fast viereckiger Gestalt. Von der kleinen Isleta de Lobos sagt Bolle2): „Ganz eingehüllt erscheint dies Lobos in den (Machtvollsten Busch wald, den die Euphorbienformation je hervorzuzaubern vermochte. Es ist aus- schließlich E. balsamifera, die auf der wüsten Insel, gruppiert um einen alten, vom Meere halb verschlungenen Erhebungskrater, wunderschön, in ganz jungfräulicher Unberührtheit und staunens- werter Baumgröße sich entwickelt und erhalten hat." Euphorbia obtusifolia Poir. wird für Tenerife, Canaria, Palma, Gomera und Hierro ange- geben und tritt nach Bornmüller namentlich auf den drei letztgenannten Inseln überall massen- haft auf. Auf Hierro ist sie der häufigste Strauch. Nach Bolle kommt sie auch auf Graciosa, Fuertaventura und Lanzarote vor. Sie hat gleiche Tracht wie E. regis Jubae. Euphorbia Berthehtii C. Bolle 3) ist im Gegensatz zu den drei vorigen Arten nur auf eine einzige Insel beschränkt, ein endemisches Erzeugnis Gomeras, wo sie nach Bolle in der Nähe der Küste in den Barrancos mit Echium aculeatum Poir. Buschwälder bildet. Simony fand sie 1 889 sogar in einigen Exemplaren auch auf dem Gipfelplateau der Fortaleza bei 1 2 1 5 m. Bolle sagt: „Das etwa mannshohe Bäumchen (5 — 7 Fuß Höhe!) wölbt, fast breiter als hoch, seine kandelaberartige Krone über dem Sockel eines kurzen, am Grunde unmäßig verdickten und da- bei geringelten Stammes. Von giftigem Milchsaft strotzend und deswegen gefürchtet, starrt es im Herbste vollkommen blattlos mit sparrigen, aschgrau gerindeten Zweigen, deren obere Enden angeschwollen und blutrot gefärbt sind, in die Lüfte." Euphorbia atropurpurea Brouss., „Tabayba majorera" (Textfig. 10, 17 und 18), kommt nur auf Tenerife vor, und zwar als Felsstrauch auf der Südseite der Insel und an ihrer Westecke (Vorgebirge Punta de Teno und bei Buena Vista). Der gabelig oder dreiteilig verästelte Strauch trägt rotbraun berindete, glatte Aeste mit quer verlaufenden Blattnarben und graugrüne, sitzende, verkehrt eilanzettliche Blätter. Infolge ihrer braunrot gefärbten Blütenstände ist diese Art eine der auffallendsten der Tabaybas. Nahe verwandt mit ihr ist die auf unzugänglichen Felsen bei Guimar an der Südseite Tenerifes vorkommende, also streng lokalisierte endemische Euphorbia Bourgaeana J. Gay. Abweichend durch meist baumartigen Wuchs und durch ihr Auftreten in der höher ge- legenen Waldregion verhält sich unter den Tabayben die Euphorbia meüifera An.4), die in den Wäldern Madeiras verbreitet ist. Auf den Ganaren selten, findet sie sich nur auf Palma und an der Nordspitze Tenerifes in den Wäldern bei Taganana, wo sie einen bis 10 m hohen Baum vorstellt. Wir dürfen wohl annehmen, daß sie als eine an das Klima der montanen Region an- gepaßte Form aus einer basalen Art hervorgegangen ist. Die Tabayben sind ferner vertreten auf den Azoren durch die der E. meüifera nahe- stehende /:'. stygiana Wais., auf Madeira durch die der E. regis Jubae ähnliche E. piscatoria 1) C. I otan. Rückblicke, S. 255. ■ 1 Bolle, I a B tt< 1 blii i. S 1. Boten. Jahrb., Bd. XIII, [891, S. io. \) Yaiii , Madi 11. 1, s. 277. 54 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 27g Air., die aber die Rosettenbildung an den Zweigenden weniger ausgeprägt zeigt, auf den Capverden durch die dort sehr verbreitete E. Tttckeyana Webb. Im Mittelmeergebiet erscheint die Euphorbia dendroides L. i). Christ2) bezeichnet sie als eine aus dem atlantischen Centrum der Gruppe ins Mittelmeergebiet übergetretene, zu- gleich etwas kleinere Form. Man kann sie aber auch als Relikt der alten Tertiärflora des mediterranen Gebietes betrachten. An ihr ist Fig. 17. Euphorbia atropurpurea Brouss. Exemplar aus La Mortola. */, nat. Gr. Fig. 18. Euphorbia atropurpurea BroüSS. 60 cm hohes, etwa 3 — 4-jähriges Gewächshausexemplar, blühend; der erste Ast- quirl beginnt sich zu entwickeln. Im botanischen Garten zu Zürich photographiert von H. Schenck, April 1907. 1) A. Berger, Succulente Euphorbien, Stuttgart 1907, S. 17. 2) Christ, Vegetation und Flora der Canaren, S. 503. 55 2go "• SCHENCK, die Federbusch form nicht typisch ausgeprägt. Sie stellt einen kugelrunden Strauch oder Zwerg- baum von i — 3 m Höhe vor. Auch bei ihr zeigt sich als Anpassung an das dürre sommer- liche Klima das Abwerfen des Laubes im Frühjahr und das Wiederaustreiben erst gegen Ende des Sommers. Sie steht also im Winter und Frühjahr belaubt da und blüht im März und April. Die Federbusch form scheint nicht nur auf die Sectio Pachycladae Boiss. beschränkt, sondern auch in anderen Sektionen dieser ungemein vielgestaltigen Gattung zur Ausbildung ge- langt zu sein. So muß wohl nach der Abbildung und Beschreibung in Hooker's Icones plant. (Plate 2347, Nov. 1894) auch die zur Sectio Goniostema gerechnete strauchige Euphorbia Abbottii Baker der Aldabra-Insel zu dieser Vegetationsform gezählt werden. 3) Echium '). Die zahlreichen Arten der Canaren und von Madeira gruppiert Chris 1 in folgender Weise: a) S i m p 1 i c i a. Subacaulia, simplicia, rosulata, hapaxantha, paniculis terminalibus longissinus. 1) Echium simplex DG, „Arrebol", Tenerife. 2) Echium Pminana Webb, „Pininana", Palma. 3) Echium cailithyrsum Webb, Canaria. 4) Echium Auberianum Webb, Tenerife, alpine Region. b) Virescentia. Fruticosa ramosa, foliis ad apicem ramorum fasciculatis, paniculis terminalibus longis pyramidalibus bracteatis. 5) Echium virescens DG, westliche Ginaren, besonders Tenerife. 6) Echium nervosum Arr, Madeira. 7) Eclüiim candicans L. fil, Madeira. 8) Echium bifrons DG, Palma. 9) Echium hierrense Webb, Hierro. 10) Echium onosmaefolium Webb, Canaria, montane Region. c) Gigant ea. Fruticosa ramosa, foliis confertis aut sparsis, non rosulatis, paniculis brevibus ovatis. 11) Echium giganteum L., westliche Canaren. a) genuinum Bornm. (5) leucophaeum Webb. Y) aculeatum Poiu. (pro sp.). 12) Echium Decaisnei Webb (E. thyrsifiorum Mass.), „Tajinaste", Canaria und Pur- purarien. d) Stricta. Fruticulosa ramosa, foliis sparsis, ovato-lanceolatis, viridibus, cicinnis axillaribus. 13) Echium slridum L. fil., „Tajinaste", westliche Canaren. var. lituolatum (Jacq.), Tenerife, Canaria. 1) Christ, SpicUegium, s. \zu, Bornmüller, Bot Jahrb., Bd. XXXIII, [904, S. 465. - Bolle, Florida insul. Purpur., s. 247, — Vergl. ferner A. DB CoiNCY, Les Echium de la Section des Pachylepis sect. nov. (Bull, de l'Herbier BOISSIBS, 2"' Serie, T. 111, p. 261). CoiNi v stellt für die strauchigen ICchien der allantisclitn Insoln die neue Seclion PachyUpis auf und gruppiert sie in anderer \V. isr wie CHRIST. 56 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 28l Abgesehen von dem aus dem Mediterrangebiet stammenden, als Unkraut überall auf sämt- lichen Canaren verbreiteten Echium plantagineum L., „Vivorino", sind sämtliche Arten endemisch, und zwar den westlichen Inseln eigentümlich, nur Echium Decaisnei Webb findet sich nach Bolle auch auf dem Handiagebirge Fuertaventuras und auf Lanzaro te. Eck. Decaisnei stellt einen 4 — 5 Fuß ^SsSm jf w - /"^ Fig. 19. Echium vircscens DC. Canaren. Photngra|>liiscbe Aufnahme eines kultivierten Exemplares von A. Purpus im botanischen Garten Darmstadt. I. April 1906. hohen Strauch dar und ist ebenso wie auch das verwandte großstrauchige E. giganteum L. und wie Echium strictum L. fil. nicht oder kaum zu der Federbuschform Schimper's zu rechnen, da die schmalen Blätter an den Aesten verteilt, nicht rosettig an den Enden gehäuft stehen. Dahingegen sind wohl die Simplicia und Virescentia größtenteils als Federbuschpflanzen, die hauptsächlich die Felsen der Barrancos mit ihren auffallenden Blütenständen zieren, ausge- bildet. Es ist von Interesse, wieder wie bei Statice, das nach Inseln getrennte Vorkommen fast aller hierher gehörigen Arten zu bemerken; die örtliche Trennung hat auch hier wieder die Spaltung innerhalb dieser Gattung mediterraner Herkunft begünstigt. Als Beispiele für die beiden Gruppen seien Echium simplex DC. und Echium vircscens DC. (Textfig. 13 und 19) erwähnt, die in unseren Kalthäusern besonders häufig kultiviert werden1). I) Betreffs beider Arten siehe u. a. H. Hallier, Canarische .&/«»;«- Arten im Hamburger Botanischen Garten. Gartenflora Bd. LI, 1902, S. 372. (Mit Habitusbildern.) 57 Deutsche Tiefsee-Espedition 18 Bd. II. i. Teil. 36 282 H. SCHENCK, Echium simple x DG, der „Arrebol" Tenerifes, stellt ein höchst eigenartiges, an einen Monocotylenbaum erinnerndes Gewächs dar, mit einfachem, kräftigem, bis 5 cm dickem, holzigem Stamm, der schließlich an mehrjährigen Pflanzen eine Höhe von 1 V2 m erreicht, und an seinem Ende eine mehrere Decimeter breite Rosette lanzettlicher, grauseidenglänzend behaarter Blätter trägt, deren Blattrippe an der breit ansitzenden Blattbasis ungemein stark verdickt ist. So ist die Form und die Anordnung der Blätter in hohem Maße geeignet, der zerreißenden Wirkung des Windes zu begegnen. Die Achse verlängert sich nach mehreren Jahren, wenn das Gewächs zur Blüte übergeht, zu einem hohen, dicht beblätterten Schaft, der in eine mächtige, bis 70 cm lange Rispe milchweißer Blätter ausläuft. Mit der Fruchtbildung erschöpft die Pflanze ihre ganze Kraft und stirbt dann ab. Echium virescens DC. da- gegen, als Typus der Gruppe Virescentia, bildet, wieTextfig. 1 1 1 zeigt, einen sparrig verästelten Strauch, der 1 1/2 m Höhe und mehr erreicht. Die lanzettlichen, graugrünen, weichhaarigen Blätter bilden an den Zweigenden Ro- setten, aus deren Mitte jedes Jahr die hier viel kleineren Rispen blauer Blüten hervorkommen. 1 1 Sempervivum l). Diese Gattung hat in den 4 Sektionen Aichryson, Goochia, Aeonium, Greenovia eine unge- mein reiche Entwicklung von Formen auf den Canaren, be- sonders auf den westlichen Inseln, erfahren. Im ganzen sind etwa 60 Arten unterschieden worden, und auch die mit Sempervivum verwandte Gattung Monanikes zählt hier etwa 10 Arten. Viele Fig. 20. Sempervivum balsamiferum WEBB el BERTH. 69 cm hoher Strauch. April 1907 Photographien im botanischen Garten zu Damistadt von II. Schenck. dieser bnrmen, die übrigens noch einer exakten monographischen Bearbeitung harren, sind ebenso, wie es innerhalb der gleichfalls der Mediterranflora entstammenden Gattungen Statice, Echium etc. der Fall ist, auf einzelne Inseln oder engbegrenzte Standorte beschränkt. Auch Madeira und die < ap Verden besitzen eine Anzahl endemischer Formen, während die Azoren nach Tkelease 1) CHRIST, Spicilegium, S. 108 u. 160, giebl .ine Uebersicht der Arten. — Vcrgl. ferner BORKMi 11 1 k, Botan. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 427, und Hierin, s. 9, _ r.,.ui, Florida insnl. Purpur. S. 240. — Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 470 u. 502; Frühlinggiahrt, s. i.s;. — K. p. Murray, ( anarian and Madeiran Ciassulaceae, Journal of botan; XXXVII, 1899, S. 201. 58 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 283 nur eine Art, Sempervivum vülosum Air. beherbergen, die auch auf Madeira und in verwandten Formen auf den Canaren vor- kommt. Nur ein Teil dieser makaronesischen Semperviven gehört zu den Federbusch- gewächsen Schimper's, nämlich diejenigen Arten, welche zu kleinen Sträuchern heran- wachsen und dann am Ende ihrer dicken und laneren Zweite die Blätter in Rosetten- form angeordnet zeigen. Hierher gehören wohl sämtliche Vertreter der von Christ aufgestellten Sectio Goochia, als deren Vertreter z. B. das an trockensten Felsen Tenerifes häufige Sempervivum Lindleyi (Webb) oder das auf Lanzarote endemische Sempervivum balsamiferum (Webb) [Textfig. 20] genannt seien; aus der Sectio Aeonium -> A B Fig. 21. SeniptTvivmn WebUi BOLLE, von den Capverden. A mehrjähriges Exemplar vor der Blüte 1906 30. März, B blühende Pflanze 1906 18. Mai. PhotogTaphische Aufnahmen von A. Purpus im botanischen Garten zu Darmstadt. 59 36* 284 H. SCHBNCK, Christ ist Sempervivum holochrysum (Webb) von Südtenerife zu nennen. Eine jede Insel des Archipels besitzt eine oder mehrere solcher strauchiger Formen, die hauptsächlich an den Felsen der Barrancos sich ansiedeln. Textfig. 2 1 giebt den Habitus einer einfach-stäm- migen, mehrjährigen Pflanze des auf den Capverden einheimischen Sempervivum Wcbbii Bolle wieder, wäh- rend Textfig. 22 ein älteres, verzweigtes Exemplar von Sempervivum arboreum L. zur Darstellung bringt Letzteres ist die einzige Art der strau- chigen Federbuschformen der Gattung, die auch in Portugal und auf den südlichen Inseln des Mittelmeergebietes bis zu den griechischen Inseln und Cypern verbreitet ist Cur im m nimmt mit Recht an, daß diese Art vom atlantischen Centrum aus in ihr heuti- ges Anal eingewandert sei. Bolle2) führt .V. arboreum von Lanzarote auf, während Index Kewensis und auch Christ es nicht unter den eanarischen Gewächsen auf- führen. Die Angaben über sein Vorkommen auf den Ca- naren beziehen sich zum 1 eil auf das nahe verwandte Sem- pervivum holochrysum l Wi bb). 1 lingegen wurde es in neuerer Zeit von Rkv. 1'. Murray3) auf Canaria nachgewiesen; im Mittelmeergebiet tritt es also nur eingeschleppt und verwildert auf. In der Hochgebirgsflora von Abessinien kommen übrigens auch zwei Semperviven vor4), < 1 und Flora der Canarisilun [nseln, S. 502. , Morula insul, I 240. ;i I'. Mi-rkay, Joun 1. XXX VII, [899, S. 202. 4) A Hochgebirgsflora hen Afrika. Abhandl. d. König!. Akad. Berlin, 1891, S. 229. 60 Kig. 22. Sempervivum arboreum I... ca. '/,-, nat. Gr. Photographische Aufnahme von Prof. J. A. HiNRiMi 1 uischen Garten zu Coimbra. Si HIMPER.] Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 285 Fig. 23. Sempervivum canaricnse L. An einer Tuffwand im Barranco Tajodio jauf Tenerife. Photographische Aufnahme von Prof. Dr. O. Simony. 6l -,gft H. SCHENCK, nämlich das mit .S arboreum nahe verwandte Sempervivum chrysanthum Höchst, und das zur atlantischen Sektion Aichryson gehörige .S". abessinicum Höchst. Den strauchigen Arten stehen andere gegenüber, die nicht zur Federbuschform gehören, sondern denn holziger, mehrjähriger Stengel kurz bleibt und somit die Blattrosette dem Boden dicht genähert trägt. Als Typus dieser Formen kann Sempervivum canariense L. [Aeontum Wi betrachtet werden, das auf den westlichen Canaren in Barrancos der basalen Region verbreitet ist. Un^r Bild Textfig. 23, nach einer Aufnahme von (.). Sdmony, zeigt die Pflanze in ver- schiedenen Stadien an ihrem natürlichen Standort, einer Tuffwand. Die großen trichterförmigen Rosetten obovat-spateliger Blätter sitzen flach der senkrechten Wand an. Die Canarier nennen diese Art „Oreja de Abad" (Ohr des Abtes); die Rosetten gehen nach mehreren Jahren zur Blüte über und sterben dann ab. Aehnlichen Wuchs besitzt Sempervivum aureum Chr. Sm. {Greenovia aurea Webb), „Pastel del Risco". Auch ihre becherförmigen Rosetten sitzen auf kurzen, ausläufertreibenden Stämmen, daher zu mehreren bei einander, an senkrechten Felswänden renerifes und Canarias; sie erreichen große Dimensionen und treiben einen bis 2 Fuß hohen, reich zusammengesetzten Blütenstand. Christ •) giebt an, daß eine Pflanze mit dem Blütenstand wohl 10 Pfd. wiege. Die Arten von Monanthes Haw. {Petrophyes Webb et Berth.) sind meist kleine, von Felsen herabhängende Kräuter mit kriechenden Zweigen und sueculenten kleinen Blättchen. Sie wiederholen also ähnliche Wuchsformen, wie unsere kleinen Sedu ///-Arten. 5) Federbuschgewächse in anderen Gebieten. Die Flora der Juan Fernandez-Inseln (ca. 33V20 S. Br.) besitzt eine Anzahl endemischer Federbuschbäume aus (\m Familien der Umbelliferen, Compositen und Plan tag! naeeen. So zeigl Eryngium bupleuroides Hook, et Arn.2), ein gabelig verzweigter kleiner Baum mit abgerundeter, von den endständigen Blattrosetten gebildeter Krone, habituell große Aehnlichkeit mit den Tabaybas der Canaren, und unter den Compositen sind Rhetinodendron Berteroi Hemsi-, mehrere Arten von Robinsonia, Centaurodendron dracaenoides [ohow und einige Dendroseris- Arten 3) als hierher gehörige Sträucher oder kleine Bäume zu zählen (Textfig. 24). Ihre starknervigen Blätter haben lanzettliche Form und sitzen mit breiter Basis dicht gedrängt den Zweigenden an. Plan- tago fernandezia Bert.4) gehört ebenfalls hierher; ihr holziger, dicker, einfacher, 1 -2 m hoher Stamm trägt einen Busch von halbstengelum fassenden, 20 cm langen, schmallanzettlichen Blättern, so daß d.is Gewächs den Habitus eines monocotylen Schopfbaumes aufweist. Johow bemerkt, daß sie von allen Arten der Gattung die meiste Aehnlichkeit mit Planta^) prineeps Cham, et Schl. der Hawaii-Inseln aufweise, die in der That nach der Beschreibung5) hierher gehört Die Hawaii-Inseln beherbergen auf ihren höchsten Höhen einige holzige Compositen, Argyroxiphium sandivicense I )(.'. und virescem Hillebr., Wilkesia gymnoxiphium Gra\ und Grayana Hillebr.6), die mit ihrem Yucca-ähnlichen Habitus und ihren dichten Kronen schmaler sitzender blingsfahrt, S. 187. 2) F. Johow, Floi d [1 1 dez, Santiago [896, Taf. XII. \) Ibid., l.if. VI, Dendroseris micrantha HOOK, et ARN. 11 ll.id., Taf. VIII. 5) W. Uli 1 1 BRAND, Flora of the Hawaiian Islands, 1888, p. 363. 6) Ibid., p. 218. 62 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 287 Blätter den Charakter der Federbuschpflanzen wiederholen, und ihnen schließen sich auch die Espeletien1) der südamerikanischen Andern an, die eine gewisse Aehnlichkeit mit einer jungen Dracaena Draco aufweisen. Aus den ostafrikanischen Hochgebirgen ist hier Senecio Johnstoni Oliv.2), von ähnlichem Wüchse, zu erwähnen. In diesen Gebirgen treten auch holzige, einfachstämmige Lo- belien vom Habitus des canarischen Echium simplex auf, z. B. Lobclia Volkensii Engl. vom Kilimandscharo und Ulugurugebirge 3) In den Gebirgen des Kaplandes dürften ebenfalls eine Anzahl von Federbusch- gewächsen aus verschiedenen Familien nach- zuweisen sein, wie ich aus Vegetationsauf- nahmen des Herrn Dr. R. Marloth4) schließen möchte. Unter den Holzgewächsen der tropi- schen Strandflora, deren Physiognomie außer von anderen Faktoren auch von häufigen Winden beeinflußt wird, ist die Federbusch- form ebenfalls vertreten. Als Beispiele seien zwei weitverbreitete Strandsträucher des In- dischen Oceans erwähnt, die Goodeniacee Scacvola Koenigii Vaiii. mit langen wirren Aesten und endständigen Blattrosetten und die Borraginacee Tourneforlia argentea L. Bemerkt sei, daß die oben ange- führten nicht canarischen Federbuschtypen noch weiterer Untersuchungen bedürfen, in- wieweit bei ihnen eine Anpassung an windi- ges Klima vorliegt, oder ob es sich nur um rein morphologische Charaktere handelt. Es ist denkbar, daß eine typische Feder- buschpflanze, die in einem windigen Klima entstanden war, nachträglich auch in Gebiete mit anderem Klima einwandern konnte, wo sie ihre Organisation beibehielt, weil die Grenzen ihrer Existenzmöglichkeit nicht überschritten wurden. Fig. 24. Dendroserü micrantha Hook, et Arn. var. pruinata Johow von Juan Fernande;:. Pbotographische Aufnahme eines 1,10 m hohen kultivierten Exemplares von A. Purpus im botanischen Garten zu Darmstadt I. April 190;. 1) Abbildungen in Engi.er-Prantl, Nat. Pflanzenfamil., Bd. IV, 5, S. 217, und K. Goebel, Pflanzenbiolog. Schilderungen, IL Teil, 1891, Taf. X. 2) A. Engler, Die Pflanzenwelt Ostafrikas, 1895, A, S. 128. 3) Abbildung auf Taf. XXXII und XLIX in W. Goetze und A. Engler, Vegetationsansichten aus Deutsch-Ostafrika, 1902. 4) Vgl. R. Marloth, Kapland, "Wiss. Ergeb. der deutschen Tiefsee-Expedition, 1898 — 99, Bd. II, 3. Teil. 6.1 238 H. SCHENCK, § 6. Dendrosonchus. Die Federbuschform findet sich unter den Compositen bei Kleinia )iaiifolia in typischer Form, bei den atlantisch insularen strauchigen So//c//us-Arten der Sectio Dendrosonchus Webb1) in einer modifizierten Form in Bezug auf die Gestalt des Blattes. Die Canaren beherbergen aus dieser Sektion 11 verschiedene Arten, von denen Sonchus pinnatus An. auch auf Madeira wiederkehrt Letztere Insel besitzt noch 2 andere Arten, und auch den Capverden ist eine Art eigentümlich. So reiht sich diese Artengruppe von Sonchus an die Tabaybas der Gattung Euphorbia und an die strauchigen Echium-Arten an; sie zeigen die Zersplitterung eines Pflanzentypus in zahlreichen nahestehenden Formen, die oft nur auf eine einzige Insel beschränkt sind. Die meisten dieser Sonchus-Arten gehören der basalen Region an und sind Bewohner der Felswände der Barrancos, einige aber dringen in den Barrancos höher hinauf in die montane Region, sie bevorzugen also etwas feuchte Standorte im Gegensatz zu den typischen Federbusch- pflanzen der basalen Region Euphorbia regis Jubae und Kleinia ucriifolia. Als typischer Vertreter ist Sonchus facquini DG (S. fruticosus Jacq., non L. fil.) zu nennen, der auf Tenerife endemisch in Felsspalten der Schluchten des Anagagebirges, an Felsen bei Bajamar und auch an Strandfelsen bei Buenavista vorkommt2). Wie Textfig. 25 zeigt, trägt der holzige, mehren.' Decimeter lange einfache oder wenig verzweigte Stamm endständige Rosetten von Blättern, die nicht wie bei Kleinia schmal-lineale, sondern breite und tief fiederspaltige Spreiten aufweisen. Durch die Zerschlitzung des Laubes in bewegliche Zipfel wird die Gefahr des Zerreißens durch den Wind bedeutend vermindert. Die übrigen Arten stellen ähnliche kleine Sträucher dar mit gewöhnlich lh m hohen holzigen Stengeln; ihre Blätter sind stets mehr oder weniger tief fiederschnittig, mit breiten oder sehmalen Blattzipfeln versehen, die Federbuschform kommt mehr oder weniger zum Vorschein. Zwei Arten dieser .s;^//^ Sträucher aber verdienen ganz besondere Erwähnung, Sonchus lepto- cepha/us Gass. und Sonchus arboreus DG (= Prenanthes arborea Brouss.), indem sie uns in der extremen Zerteilung ihres Laulies in sehr lange, schmale, biegsame Fiederzipfel eine Pflanzen- gestaltung vor Augen führen, die in ähnlicher Weise wie bei der weiter unten behandelten Plocatna als eine Anpassung an das windige Klima aufgefaßt werden können. Sonchus kptoeephalus Cass., der „Balillo", stellt einen wenigästigen Strauch oder ein Zwergbäumchen von etwa 2V2 m Höhe dar, der an der basalen Region an den trockensten brisen, an exponierten Standorten vorkommt und auf Tenerife häufig ist. Textfig. 253) nach Webb und Bkk 1 iiM.ni giebt eine Vorstellung von seinem Aussehen, und Textfig. 28, 4 von der Gestalt der großen, entfernt stehenden, in schmal-lineale, seidig behaarte Zipfel geteilten Blätter, welche herab- hängen und leicht einem jeden Windstoß nachgeben. Sonchus arboreus DG wird ebenfalls über- mannshoch, ist dem vorigen ähnlich gestaltet, nur in allen Teilen kräftiger; er gehört zu den , Spicileg., s. 1691 VegeL, S. 504 und s. |,-j. 2) BORNMÜLLER, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII. 1.104, S. 488. 3) Im Atlas von Webb and 1 1 • . 1 Bild mit Prenanthes arborea bezeichnet, es stellt alier wie dii Autoren in dei Phyt., I llf, p. 444 berichtigen, den 5. leptocephahu Cass. dar. "1 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 289 canarischen Endemen sehr lokalen Vorkommens; sein einziger Standort liegt auf der Südseite von Tenerife auf einem erloschenen Vulkan zwischen Santa Cruz und Guimar l). Beide Arten zeichnen sich aus durch ihren höheren Wuchs und durch ihre fadenförmigen oder sehr schmalen Blattfiedern ; auch sind ihre Blätter nicht so dicht in Rosetten angeordnet, ftJS Fig. 25. i Sonchus Jacquini DC. [S. fruticosus Jacqtj.), */,„ nat. Gr. 2 Sonchits leptocephahis Cass., '/u nai. Gr. Nach WEitn et Berthelot, Atlas, Taf. VI (cf. Phytogr. canar., T. III, p. 4.44). während die übrigen SoncAw-Arten viel kleiner bleuten und geschütztere Standorte vorziehen, wo ihre breiteren Blattflächen nahe dem Boden den Winden nicht so sehr ausgesetzt sind. Ein- gehendere Beobachtungen über die Beziehungen dieser Sottc/ms-Formen zu ihren speciellen Stand- ortsbedingungen sind noch erforderlich. Besonders hervorzuheben ist aber, daß die beiden 1) C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. X, S. 18. Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 189g. Bd. II. I. Teil. 65 37 290 H. ScilEKCK, strauchigen Arten an exponierten Standorten wachsen, wo sie den Winden preisgegeben sind; 1» ide Arten schließen sich an die P/ocama-Form an. § 7. Plocama-. Spartium- und Eriken-Formen. („Text" von A. F. \V. Sc himper.) „Zu den häufigsten und charakteristischsten Gewächsen der tieferen Landschaften von „Teneriffa gehört ein 6 — 12 Fuß hohes Bäumchen, der „Balo", Plocama pendula Hort. Kew., „welche zu der Rubiaceengruppe der Anthospermen gehört, die auf den Canaren durch eine 'Vi* « M Mi - L kl Fig. 26. Plocama pendula Hort. KfW. „Balo". Sehr verkleinert. Nach Webb el Bki rHELOT, Atlas, S, Taf. III. [S, HIMI'ER.] X \\ Fig. 2;. Plocama pendula Hort. Kew. a und 1> in nat Gr., c auf '/,, verkleinert, b Früchte, a Zweig mit Blüten. [Schimper.] „zweite Gattung, PhyUis, außerdem aber nur noch in Südafrika und Australien, dort aber reich- „li( h, vertreten ist Die sehr dünnen, aber zähen und riastischen Aeste des Balo hängen schlaff „herab; sie tragen schmale Blätter und bedecken sich im Frühjahr mit kloinen weißen Blüten, „aus welchen weiße Beeren sich entwickeln (Textfig. 26 und 27). „Hier stehen wir einem von dem bisher besprochenen ganz abweichenden Yegetations- „typus gegenüber; keine dicken Aeste, keine langen Blätter mehr, sondern dünne, herabhängende 66 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2QI „Aeste, kurze, jedoch wiederum schmale Blätter. Auch diese Vegetationsform hängt entschieden „mit dem Klima zusammen, denn sie findet sich, wenigstens in einem ihrer beiden Komponenten, „bei Arten aus der verschiedensten Verwandtschaft, und zwar an trockeneren windigen „Standorten. Mit der Federbuschform sind meistens große Transpirationsflächen verbunden; „dieselbe ist daher in ihren großblättrigen Vertretern an feuchtere Gebiete oder Standorte gebunden. „Nicht alle Arten, welche sich physiognomisch dem Balo nähern, vereinigen seine beiden „charakteristischen Eigenschaften, die dünnen, zähen Aeste und die kleinen schmalen Blätter. „Vielmehr finden wir bei manchen nur die erstere derselben, namentlich bei einer Anzahl Papi- „lionaceen, auch bei Convolvulaceen, meist Bewohnern sehr trockener Standorte. Dies ist Grise- „bach's Spartium-J* brm. Andererseits finden wir häufig kleine schmale Blätter an mehr oder „weniger dicken oder doch starren Aesten, und an solchen oft dicht gedrängt, Grisebach's „Erikenform. Die im Wüchse an Eriken, doch keineswegs an unser schuppenblättriges Heide- kraut erinnernden Gewächse gehören wiederum sehr verschiedenen systematischen Kreisen an. „Bei den echten erikenähnlichen Gewächsen sind im Gegensatz zum Balo die Blätter so zahlreich, „daß sie eine keineswegs geringe Transpirationsfläche bedingen; manche Pflanze mit normalen „Blättern besitzt keine größere ; der Typus ist zwar, im feineren Bau, entschieden xerophil, jedoch „nicht extrem im Schutz gegen Wasserverlust. Sehen wir uns nach dem sonstigen Vorkommen „der echten Erikenform um, so finden wir sie an ganz bestimmte Existenzbedingungen ge- „bunden. Sie ist in erster Linie charakteristisch für das südwestliche Afrika, dessen klimatische „Komponenten, soweit sie für die Vegetation in Betracht kommen, Regenarmut, feuchte Luft und „starker Wind sind, sie zeigt sich, bei ähnlichen klimatischen Bedingungen, auf den Gipfeln tro- pischer Kegelberge, wo ich sie z. B. auf der Serra do Picü in Brasilien einen ganz absonderlichen „Habitus den Vertretern von Melastomaceen und Malpighiaceen gebend fand, wo sie charakte- ristisch ist für die Gipfelvegetation des Kinabalu (Borneo), den hohen Gipfel der Insel Reunion, „des Kilimandscharo und des Kamerunpik. Endlich zeigt sie sich, jedoch weniger verbreitet „und auf wenige systematische Typen beschränkt, auf den Hochgebirgen der nördlichen tempe- rierten Zone, in den Tundren des Nordpolargebietes und in dem westlichen Gebiete Europas - „wiederum an physiologisch ähnliche klimatische Bedingungen gebunden, denn die durch Regen- „mangel bedingte Trockenheit der wärmeren Gebiete wird in diesen Fällen durch Kälte des „Bodens ersetzt. „Fragen wir uns, welcher der klimatischen Faktoren das Zerteilen der transpirierenden „Fläche in kleine und schmale Stücke bedingte, so können wir mit Sicherheit den Wind wiederum „als solchen bezeichnen. Das kleine schmale Blatt bietet dem Winde geringen Widerstand, es „ist schmal und steif und wird an einer dünnen biegsamen Achse getragen, derart, daß es, wie man „sich leicht durch Beobachtung überzeugen kann, auch bei starkem Winde keine Eigenbewegung „zeigt; eine kritische Stelle ist nicht vorhanden, das Abreißen des Blattes ist demnach ausge- schlossen. Der Feuchtigkeit der Luft entspricht es, daß die Laubfläche eine beträchtliche Größe „repräsentiert; zunehmende Gefahr zu großen Wasserverlustes bedingt eine Abnahme der Größe „der Blätter, oder deren Zahl, oder auch das Auftreten besonderer Schutzmittel, wie Woll- und „Seidenhaare, Harzüberzüge u. dergl. „Die Federbusch-, Erica- und Spartium -Formen beherrschen die Vegetation an den „offenen windigen Standorten sämtlicher Regionen Teneriffas, in dem erwähnten, natürlich nicht "7 37* 2(,2 H. SCHENCK, „vollkommenen Zusammenhang mit der Trockenheit, aber in erster Linie als Anpassung an „den Wind. In typischer Weise kehren die beiden Eigenschaften des Balo, dünne, zähe Aeste und kleine, lineale Blättchen, bei dem „Pico de Paloma", Heinekenia peliorhyncha Webb, wieder, einer mit Lotus verwandten endemischen Pflanze Tenerifes, die ihrer großen roten, C/ian/Azis-'ähnlichen Blüten wegen in unseren Gewächshäusern als Zierpflanze vielfach kultiviert wird. Sie kommt nur an zwei Felsenstandorten Tenerifes vor, nämlich oberhalb Anco auf der Südseite und ober- halb La Florida auf der Nordseite. Heinekenia stellt aber nicht wie der Balo ein trauerweiden- ähnliches Bäumchen vor, sondern eine mit ihren dünnen Langtrieben herabhängende Felspflanze, und wird daher bei uns in Ampeln gezogen. Die Fiederblättchen, meist 5 oder 7, sind gleich- gestaltet, schmallineal und an die Blattbasis zusammengerückt; so erscheinen die Sprosse büschelig beblättert. An der südteneri fischen Form sind die Blättchen weiß-seidig behaart, an der nord- teneri fischen fast kahl. Textfig. 28, 1 stellt einen blühenden Zweig dar. An Heinekenia reihen wir die canarischen Arten von Asparagus an, die in der Ausbildung der biegsamen Zweige und der linealen, in Büscheln stehenden Cladodien ähnliche Gestaltungs- verhältnisse aufweisen. An Felsen der Barrancos der Canaren, besonders Tenerifes, erscheint häufig der auch auf Madeira, auf den Capverden und in Algier auftretende Asparagus scoparius Lowe, dessen bambusartige Schößlinge in langen Bogen von den steilen Standorten herab- hängen i). Asparagus umbellatus Link, ebenfalls auf Madeira vorkommend, besitzt lange, zwischen Gesträuch windende Sprosse mit Büscheln vierkantiger Cladodien. . tsparagus arborescens Wii.i.d. und Asparagus albus Link, zwei Felssträucher der cana- rischen basalen Region, weisen sehr lange, lineale Cladodien auf und bezeichnen den U ebergang zu der Spartium-¥orm. Kleine Sträucher mit schmalen, linealen Blättern sind in der basalen Region verbreitet und gehören den verschiedensten Familien an, derart, daß die hierher gehörigen Vertreter auf- fallende Aehnlichkeit in ihrem Habitus aufweisen. In Textfig. 28 sind einige dieser Typen dargestellt. Reseda scoporia Brouss. auf Tenerife und Canaria, ein fußhoher Strauch mit aufrechten, verzweigten, rigiden, grünen Zweigen und kahlen, linealen Blättern (Textfig. 28, 2). Qdontospermum stenophyllum C. Schultz, ein elegantes, bis 3 dem hohes, dicht verzweigtes Compositensträuchelchen mit gebüschelten, weiß-seidigen, linealen Blättchen, das an einigen Stellen der Insel Canaria die Küstenfelsen bewohnt (Textfig. 28, 3). Plantago arborescem Poir., der „Pinillo", bis 1 m hoher, dicht mit kahlen, pfriemförmigen Blättern besetzter Strauch auf trockenen Felsen (Textfig. 28, 5). Convolvulus scoparius L GL, „Lena noel" (Textfig. 28, 6). Kleiner Strauch mit aufrechten. besenartigen Zweigen und fadenförmigen, hinfälligen Blättern, an trockenen Felsen der Barrancos der westlichen Canaren. Nebst einigen anderen weniger verbreiteten Arten von ähnlichem Habitus gehört C. scoparius L. fil. zur Sektion Rhodorrhiza der Gattung. Ihrer Zweigbildung i| CHRIST, I a der Canarischen Inseln, S. .\-i. Fig. 28. 1 Heinekenia peliorhyncha Webb, 2 Reseda scoparia Brouss., 3 Odontospermum stenophyllum C. Schultz, 4 Sonch-us leptocephalus Cass., 5 Plantago arborescens Poir., 6 Convolvulus scoparirts L. GL Nat. Gr. [Schimper.] 294 H. SCHENCK, nach erinnern sie nach Christ •) eher an Spartium scoparium als an ihre Verwandten im Mittel- meergebiet Lineale Blätter finden sich ferner bei den endemischen kleinen Compositensträuchern Schizogvne sericea DG und Phagnalon umbelliforme Webb. Auch den „Duraznillo" die endemische Borraginacee Messerschmidtia fruticosa L., könnten wir vielleicht hier erwähnen. Dieser Strauch ist an Felsen der Barrancos ziem- lich häufig, besitzt herabgebogene, dünne Aeste und lanzettliche Blätter, die bei der var. angustifolia der Küsten Südtencrifcs lineale Form annehmen. Zerteilung des Laubes in schmale Zipfel als Anpassung an das windige Klima haben wir bereits bei Sonchus arbo- reus und Leptocephalus kennen gelernt. Sie kehrt auch wieder innerhalb der Gattung Chrysanthemum bei der Sektion A rgy ra ntJic um m. Die 7 canarischen Endemen dieser Sektion stellen kleine Sträucher vor; als ihr Typus kann die auf Steinfeldern und an Felsen der unteren Region auf Tenerife, Palma und Canaria verbreitete „Magarza", Chrysan- themum frutescens L., gelten, ein Strauch, der wegen seiner schönen weißen Strahlen- Blüten als Zierpflanze in unseren Kalt- häusern allgemein verbreitet ist. Die ein- bis zweifach fiederschnittigen Blätter mit ihren linealen, etwas sueculenten, blau- bereiften Zipfeln, verleihen dem Strauch Fig. -'). Chrysanthemum frutescens L. '/, oat (ir. einen graziösen Habitus und leichte Be- weglichkeit im Winde (Textfig. 29). Argyranthemum liefert uns ein weiteres Beispiel für die Bildung zahlreicher Formen aus einem lypus. .1. frutescens seihst ist schon eine vielgestaltige Art. Während aber die cana- rischen Sonchus-Arten ihren Ursprung auf die Mittelmeerflora zurückführen, schließen sich die - Irgyranthemum-Arten an südafrikanische strauchige Arten des Genus Chrysanthemum an 2). An die genannten Chrysanthemen reiht sich in der Laubbildung Artemisia canariensis I s., ein graufilziger endemischer Strauch der basalen Region Tenerifes und Canarias, dessen zwei bis dreifach fiederspaltige Blätter lineale Zipfel aufweisen. [rist, Vegetation and Flora I chen Inseln, s. 505. irischen Inseln, S. 510. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 295 Die Spartium-H orm ist vertreten durch 3 endemische Ginstersträucher der Gattung Rciama und durch Arten von Ephedra, in der Hochregion außerdem durch Spartocytisus, Die Erikenform wird besonders repräsentiert durch die Gattung Micromeria, die nicht nur in der basalen, sondern auch in der Hochregion in einer ganzen Reihe verwandter Arten, in Form von kleinen, reichverzweigten Zwergsträuchelchen mit kurzen, nadeiförmigen oder lanzettlichen Blättchen verbreitet ist. Am häufigsten ist die formenreiche Micromeria varia Benth. In der oberen montanen Region herrscht die Erikenform vor durch Erica arborea L. und scoparia L., Adenocarpus viscosus Webb et Berth. und mehrere kleinblätterige Genisten. § 8. Hartlaubsträucher. Die Succulenten-, Federbusch-, P/ocawa-, Spart ium- und Erikenformen verleihen der basalen Vegetation der Canaren ihre auffallende Eigenart. Außer ihnen treten aber in der unteren Region auch noch manche andere Sträucher auf, die ihnen nicht zuzurechnen sind, die aber auch, je nachdem sie an offenen Standort auf Steinhalden oder an exponierte Felsen, oder an geschütztere Stellen in Barrancos gebunden sind, mehr oder weniger xerophiles Gepräge aufweisen. Die Form der mediterranen Hartlaubgewächse beherrscht in der montanen Region die offenen Halden, aber manche ihrer Vertreter steigen mehr und weniger tief auch in die basale Region herab. Zu den Hartlaubgehölzen gehört beispiels- we\seEy/a7i///itssa/ici//i/sWKi:LS\:.(G/o/>i(/ariasa/ic///a Lam.), der „Lentisco" (Textfig. 30), ein aufrechter, 2 — 3 m hoher Strauch mit lederigen, lanzett- lichen Blättern, der an den Felsen der Bar- rancos von Tenerife und Talma nicht selten auftritt und auch auf Madeira vorkommt. R. v. Weitstein hat diese Art und die mit ihr ver- wandte endemische Art der Cap Verden, L. amyg- dalifolius (Webb) Wettstein, von Globularia als besondere Gattung, die am nächsten an Globu- laria nudicaulis L. sich anschließen soll, ab- getrennt !). Ein verbreiteter, kleiner, immergrüner Strauch der trockenen Felsen der basalen Region ist ferner die „Mata prieta", Adhatoda hyssopi- folia Nees, mit fast fleischigen, länglich-stumpfen Fig. 30. Lytanthui salicinus WETTST. {Globularia salicina LAM.). Nat. Gr. 1) R. v. Wettstein, Globulariaceen-Studien. Bd. IV 3 b, S. 273. Bull, de l'Herb. Boissier, T. EU, 1895, und Natürliche Pflanzenfamilien, 71 2g6 H. SCHENCK, Blättern, eine Acanthacee, die ihre nächsten Verwandten im Kapland aufweist. Sie wächst oft /wischen den Büschen des Cardons, wo sie mit manchen anderen Sträuchern vor den Ziegen geschützt bleibt Rumex Lunaria L., die „Vinagrera", eine bis 3 m hohe, strauchige Art mit reich- haltigen, spreizästigen Rispen, hat rundlich-herzförmige, glänzend grüne, etwas fleischige Blätter. Sie ist ein endemischer Charakterstrauch der Barrancos in der unteren Region der west- lichen Canaren. Nach Chris 1 schließt sie sich an Rumex scu- tatus L. an. Bosia yerva viora L. '), der „Hediondo" (Tcxtfig. 31), ein endemischer Amarantaccen- strauch von 2 m Höhe, mit gestielten, ganzrandigen, breit- lanzettlichen , etwas fleischigen, persistierenden Blättern, auf Tene- rife und Canaria an Felsen der Barrancos verbreitet , verdient gleiche Beachtung wie die Acuta- toda, indem ihre nächsten Ver- wandten in weit entfernten Ge- bieten zu suchen sind. Nach H. Schtnz und E. Autran ge- hören zur Gattung Bosia außer der canarischen nur noch zwei Arten, nämlich B. cypria Boiss. auf Cypern und B. Amhcrstiana Hook. fil. in Indien, beide durch sitzende Blätter verschieden. Fig. ji. Bosia yerva mora L. a in Blüte, b in Frucht, c Blatt. Nat. Gr. [Schimit.r.] § 9. Bäume der basalen Region. Aulier den endemischen monocotylen Bäumen der Dracaena und Phoenix sind auch noch 3 Baumarten des Mittel meergebiets in der basalen Region der Canaren einheimisch, nämlich die „Sabina", Juniperus phoenicea L., der „Azebuche", O/ra europaea L, und der „Almacigo", Pistana atlantka Desf, deren beeren- oder steinfruchtartige Früchte durch Vögel nach den Inseln über- tragen werden konnten. Juniperus phoenicea L ist die einzige Conifcre der basalen Region, da die beiden anderen Nadelhölzer, Pinus canariensis Ch. Sm. und Juniperus CedrusWEEB, der oberen montanen Kegion angehören. Die Purpurarien beherbergen keine dieser drei Coniferen. Die Sabina dürfte in der od and Floi S. 512. l'.nll. de l'Herb. I 1893, p. 9, 7-1 S. ms/ et Ai 11. -\s. Des genres Achatocarptu et Bosia. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 297 oberen basalen Region in früheren Zeiten wohl weiter verbreitet gewesen sein. Wegen ihres wertvollen Holzes ist sie aber von den Einwohnern an manchen Stellen fast ausgerottet worden. Auf Tenerife war sie früher an der Steilküste nördlich von Taganana häufig '). Sie findet sich auf der Südseite dieser Insel bei Guimar (Barranco Badajoz 4 — 500 m)2), bei Guia etc., auf der Insel Palma in mächtigen Exemplaren, die im Habitus an Libanoncedern erinnern, in der Cal- dera, auf Gomera im oberen Valle Hermosa, auf Hierro bei Sabinosa häufig zwischen 3 — 500 m3), auch auf Canaria in einzelnen Exemplaren. Wahrscheinlich dürfte die Sabina schon zur Tertiär- zeit nach den Inseln gelangt sein; bereits im Eocän Südfrankreichs traten Jundperus-AxXjgn aus der Sabina-Gruppe auf. Oka europaea L., die wilde Olive, ist sowohl auf Tenerife, Canaria, Palma, als auch auf Madeira einheimisch und soll nach Bolle4) sogar auch auf Fuertaventura früher vorhanden gewesen sein. Nach Berthelot 5) dürfte die wilde Olive in früheren Zeiten ausgedehnte Wälder auf den Canaren gebildet haben. Oka war schon im Unteroligocän in Europa in einer dem Oelbaum nahestehenden Art vorhanden und könnte also schon zur Tertiärzeit nach den Inseln gelangt sein. Pis/acia atlantica Desf., ein mit P. Terebinthus L. verwandter Baum des nordafrikanischen Mittelmeergebiets, mit abfallenden gefiederten Blättern, kam auf den westlichen Canaren und auch auf Fuertaventura zerstreut vor. Er liefert ein Gummiharz, das früher viel gesammelt wurde, so daß der Baum z. B. auf Gomera6) ganz ausgerottet ist. Wie der Oelbaum scheint die Pis/acia auch vorwiegend der oberen basalen Kegion unterhalb der Lorbeerregion angehört zu haben. § 10. Farne der basalen Region. Die canarische Farnflora7) erreicht ihre Hauptentwickelung naturgemäß in der feuchten unteren montanen Region des Lorbeerwaldes; im Pinar und noch mehr in der alpinen Region tritt sie an Artenzahl ganz zurück, und auch in der basalen Region spielt sie an den offenen Standorten keine bedeutende Rolle. Das einzige Farnkraut, das in der basalen Region zwischen diu typischen canarischen Endemen Cardon, Plocama, Kkiuia und Tabaybas auf Felsen und an trockenem Standort wächst, ist die auch im Mittelmeergebiet und in Nordafrika, Afghanistan bis zum Nordwesthimalax a verbreitete Nothoclilacna lanuginosa Desv. (N. vellea R. Br.) [Textfig. 54], ein dichtwolliger xero- philer Farn mit 1 V2 — 2 dem, in schattigen Schluchten sogar über 3 dem langen Wedeln. Er ist auch der einzige Farn, der auf den trockenen Inseln Fuertaventura und Lanzarote zerstreut sich angesiedelt hat, wenn man absieht von dem nur an Quellen vorkommenden Adiantum Capillus Veneria L. und ferner von Polypodium vulgare^, Asplenium Adiantum nigrum L. var. argutum 1) C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Rd. XI, 1861, S. 90. 2) J. Bornmüller, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 398. 3) Ibid. S. 398. 4) C. Bolle, Botan. Rückblick auf Lanzarote und Fuertaventura, S. 232. 5) S. Berthelot, Geogr. bot., p. 74. 6) C. Bolle, Gomera, S. 256. 7) Vergl. C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XIV, S. 289 fr. 73 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. 38 >q8 n & in \. k. Hm 11. und Asplenium Hemionith L., die nur auf den höchsten Bergen dieser Inseln genügende Feuchtigkeit vorfinden •). An nicht zu trockenen, schattigen Felswänden der Barrancos der basalen Region finden sieh ferner: Cheilanthes pvlchclla Born (Textfig. 54), endemisch, nach Christ verwandt mit der Ch. hispanica Mi u. Südspaniens und Portugals und mit afrikanischen Arten. Cheilanthes /ragans Webb, in einer breiteren Form Ch. maderensü Lowe auf den atlan- tischen Inseln; sonst im Mittelmeergebiet und Nordafrika verbreitet. Die Gattung war schon im Tertiär Europas vertreten {Cheüanthes primaeva Sap. im Tertiär von Aix [Textfig. 55]). Gymnogramme kptophylla Desv., auch im Mittelmeergebiet, ist insofern an das trockene Klima des Sommers angepaßt, als sie bald nach den ersten Regen im Winter sich entwickelt im Februar und März fruktifiziert und dann ihre Vegetation abschließt2). Wo genügend Feuchtigkeit zur Verfügung steht, kann sich auch in der basalen Region als edaphische Formation eine Farngesellschaft entwickeln. So gedeihen an feuchten Felsen überall in Ueppigkeit der „( ulantrillo", Adiantum Capillus Venera L., an Bachufern Pteris longifolia L. und Aspidium mof/e Swartz, alle drei in wärmeren Ländern sehr verbreitete Farne In feuchten Schluchten und in den oberen Teilen der barrancos an Quellen, Bächen, unterhalb der Lorbeerregion treten schon manche der /ahlreichen Farnarten auf, die erst in letzterer ihre Hauptentwickelung erfahren, so z. B. Adiantum reni/brme 1^, Nothochlaena marantae R. Hu.. Davallia canariensis S.u., Asplenium Hemionitis L. ^ 11. Wasser- und Sumpfvegetation. Die Bodcnbildung der ('anarischen Inseln ist der Entfaltung der Wasserpflanzen- und Sumpfpflanzenformationen sehr ungünstig'5). Der einzige See Tenerifes auf der Hochebene von Laguna hatte noch im 16. Jahrhundert größere Ausdehnung, ist aber heute auf zwei kleine Tümpel zusammengeschrumpft, die madre del agua (ca. 50 4111), die nach 0. Simons ') als einzige Wasserpflanze Potamogeton trichoides Cham, et Sem., beherbergt, und die fossa del agua, ein seichter, mit Conferven erfüllter, im Sommer trockener Sumpf. Auf den Purpurarien finden sich einige Sümpfe in der unmittelbaren Nachbarschaft des Meeres. Die Bäche, die die Thäler und die zahlreichen Barrancos in raschem baute durchströmen, haben ihre Quellen (madres del agua) in der Waldregion. Im Sommer versiegen sie häufig im unteren Teile oder lassen nur Reihen von Lachen zurück. So sind also die Standorte für Wasser- und Sumpfpflanzen sehr lokalisiert, und es nimmt uns nicht wunder, daß nur relativ wenige Arten sich angesiedelt haben. ( anarische Wasserpflanzen. (Nach Christ, Sauer, Bornmüller, B Batrachium trichophyllum flor. Bat. Batrachium tnarinum Fries. „ heterophyllum Fries (Tenerife, bei „ tripartitutn (DG). Laguna). .. hololeucum (Lloyd). i) < r„ ii 1 1 , 1 lorul. insu). Purpur., S. 256. Jlg. Erik., IM. XIV. s. 322. ■ Bolle, Zeitschr. f. allg. Erik., Bd. x. 1861, S. r. u. Bd. XI, 1861, S. 87. D o. si\,..s\, Mut. k. k d XX.XIII, 1S90, S. 160. VergL auch II MEYER, Tenerife, S. 68. 74 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 299 Myriophyllum spicatum L. Callitriche stagnalis Scop. Lemna minor L. „ gibba L. Potamogeton fluitans R< 1 1 1 r. „ pusillus L. Potamogeton natans L. j3 canariensis (Link pro spec). „ IricJioides Cham, et Schlecht. Zannichellia palustris L. Ruppia maritima L. Najas major L. var. microcarpa Al. Br. {N. mi- crocarpa C. Bolle). Nasturtium ojfniuale R. Br. Lythrum kyssopifolium L. „ Graefferi Ten. Helosciadium nodiflorum Ko< 11. „ repens Koch. / 'cro/i ica Anagallis L. „ Beccabunga L. Rumcx conglomeratus Murr. „ obtitsifoliits L. Typha aitstralis Schum, et Thonn. (7! macran- thelia Webb et Berth.). (In Afrika ver- breitet.) Canarische Sumpfpflanzen. Ja iicus bufonius L. „ capitatus Weig. „ glaucus Ehrh. „ effusus L. Cyperus mucronatus Rottb. „ polystaehyus Roi 1 b. Scirpus pal 11 st er I .. „ maritim us 1 .. „ holoschoenus 1 .. .Sre>« Seb. et Matjr. Cladium mariscus R. Br. Marsilia diffusa Lepr. (Afrika.) Aus diesen beiden Listen ergiebt sich, daß sämtlich'- Arten aus den benachbarten Fest- ländern, in erster Linie Europa, eingewandert sind. Wie viel dabei auf Rechnung des Menschen kommt, bleibt dahingestellt; im allgemeinen aber werden die Samen aquatischer Gewächse leicht von Vögeln weithin verbreitet, und es ist anzunehmen, daß im Laufe der Zeiten auch die Samen mancher anderen Wasserpflanzen herbeigeführt wurden, ohne aber die Bedingungen für ihre Ent- wicklung zu finden. Einige der genannten Arten kehren auf den Azoren wieder, wo außerdem manche den Canaren fehlende, mitteleuropäische Sumpfpflanzen auftreten. Keine einzige Art ist auf den Canaren endemisch. Nur die canarischen Formen von Potamogeton natans und von Najas major könnten vielleicht als Beginn einer Bildung insularer Typen von Wasserpflanzen betrachtet werden, und von den Azoren wird nur fsoetes azorica Durien als endemische Wasserpflanze angegeben. Die asiatischen Pflanzen sind der Einwirkung des eigenartigen Klimas der Inseln auf die Gestaltung entzogen. Nur zwei Seegräser werden von den Küsten der Canarischen Inseln angegeben'), nämlich: Zostera nana Rom. Nur an der Küste der Purpurarien, mitteleuropäische Küste. Mittel- meer, nordwestafrikanische Küste, Azoren, Madeira, Canaren. Ferner Südafrika, Japan. 1) P. Ascherson, Die geographische Verbreitung der Seegräser, in Petermann's Geograph. Mitteil., Kd. XVII. [871, S 241 Mit Karte. 75 38* ,qq H. SCHENCK, Cymodocea nodosa Ascherson (C. Webbiana Adr. [uss, C. aequorea Kömig). Im ganzen Mittelmeergebiet und von dort über Madeira, Canaren, westafrikanische Küste bis Senegambien. Beide Arten sind somit von den Küsten der benachbarten Kontinente nach den Inseln gelangt Auf den ersten Blick erscheint es auffallend, daß, obwohl ein südlicher Arm des Golf- stromes die Küste der Canaren bespült, keines der westindischen Seegräser nach diesen Inseln gelangt ist, weder Thalassia testudinum Kün., noch Cymodocea manatorum Aschs, noch Halodulc WrighHi Aschs., von denen die letztere an der tropisch-westafrikanischen Küste wiederkehrt. Als < rrund für die Verhinderung der Ansiedelung dieser Meeresgewächse mag wohl die geringere Temperatur des Meeres vor der nordwestafrikanischen Küste in Betracht kommen. § 12. Die canarische Küsten Vegetation. Liste der canarischen Strandpflanzen. (Nach Webb et Berthelot, Christ, Sauer, Bolle, Bornmüller, Stapf {Statue) zusammengestellt) Die endemischen Arten sind in Kursiv gesperrt gedruckt. L i 1 i a c e a e. Urginea Scilla Stein m. Häufig. . Isphodelus fistulosus L. P o 1 y g o n a c e a e. Polygon itm maritimum L. Chenopodiaceae. Bcla vulgaris $ maritima Moo. Häufig. Beta procumbens Chr. Smith. Häufig, auch auf den Capverden. Beta Webbiana Moo. Auf den Purpurarien und an der Isleta von Gran Canaria. /)'e/a palellaris Moo. Auch auf Madeira. . Itriplex glauca L. Atriplex lialimits L. Auf der Insel Graciosa. Atriplex portu/aeoides L. Auf Lanzarote, Graciosa. Atriplex parvifblia Lowe. Auch auf Insel Porto Sani" der Madeiragruppe und Marokko. Chenolea lanata Moq. (= Ch. canariensü Moq.). .Auch auf Madeira und bei Mogador. Arthrocnemum fruticosum Moo. (= Salicomia fruticosa L.). Auf der Insel Graciosa Suaeda vermiculata Forsk Auf Gran Canaria und Purpurarien. Suaeda fruticosa Forsk. Purpurarien. Suaeda maritima Moq. Lanzarote, Tenerife Traganum Moquini Webb. Purpurarien. Salsola Kali Ten. Gran Canaria. Salsola longi/olia Forsk. var. verticiüata Moq. Auch bei Mogador. Salsola vermiculata L. Tenerife, Purpurarien. 7" Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ?q • Aizoaceae. Mesembrianthemum nodiflonim L., „Cosco". Häufig am Strand der Canaren, an den Küsten des Mittelmeeres und Südafrikas, auch auf Porto Santo. Mesembrianthemum crystallinum L., „Bariila". Häufig, besonders auf den Purpurarien. Mittelmeerküste und südafrikanische Küste. Aizoon canariensc L., „Patilla". Häufig am Strand der Canaren und an der nordafrika- nischen Küste. Caryophyllaceae. Polycarpia Teneriffae Lmcfc. Sehr häufig. Crucif erae. Cakile maritima Scop. Matthiola tristis R. Br. Purpurarien. Matthiola Bolleana Webb. Fuerta Ventura. Zygophyllaceae. Fagonia cretica L. Zygophyllum Fontanesii Webb et Berth. „Salado moro" auf Tenerife, „Uvula" auf Lanzarote. E u p h o r b i a c e a e. Euphorbia Peplis L. Auch auf Madeira und den Azoren. Euphorbia Paralias L. Tamaricaceae. Tamarix anglica Bourg. ß Berthelotii Webb, syn. ined. Tenerife, Gran Canaria, Fuertaventura. Tamarix anglica Bourg. x Lanzarottae Webb, syn. ined. Endemisch auf Lanzarote. Tamarix gallica L. ß canariensis Bourg. Tenerife, Gran Canaria, Fuertaventura. NB. Die Tamarisken, auch die auf Palma. Gomera und Ilierro vorhandenen, bedürfen noch näherer Untersuchung. Frankeniaceae. Frankcnia pulveruknta L. Tenerife, Purpurarien. Frankenia Boissieri Reut. Canaria. Fraukenia intermedia DC. (F. capitata Webb et Berth.). Auf Canaria, Fuertaventura. Frankenia erieifolia Chr. Sm. Tenerife, Palma, Graciosa. Umbelliferae. Crithmum maritimum L. Häufig. Papilionaceae. Ononis natrix L. Lotus lanzerot ten s i s Webb et Berth. Lanzarote. Lotus sess il ifolius DC. Lotus glatteres Air. 77 302 H. SCHENCK, Plumbaginaceae (Textfig. 32 und 33). Statice, Sectio Pteroclados, § 1, Odontolcpideae Bois^. Statice Thouini \'iv. O- Tenerife und Mittel meergebiet. Statice, Sectio Pteroclados Boiss., § 2 Nobiles Boiss. 1). Statice arborea Wiixp., typica Stapf (St. arborescens Broüss.). Nur an 2 Stand- orten an der Nordküste Tenerifes gefunden, dort aber jetzt nicht mehr vorhanden; nur noch in Kultur. Diese Standorte waren: 1) Burgadofelsen bei Rambla del Castro und El Daut6, 1 km westlich von Garachico. Statice arborea f. frutescens Stapf (St. frutescens Lemaire, St. fmticans Webb.). Nur auf Tenerife am felsigen Vorgebirge El Frevle bei Punta de Teno. Statice macrophylla Broess. Nur an der Nordküste von Tenerife zwischen Punta del Viento und Taganana und an hohen Klippen unterhalb Santa Ursula, früher auch bei der Punta de Teno. Statice b rassic i/o I ia Webb, typica Stapf. Nur auf Gomera am Felsen El Risco de las Sulas bei Agulo und auf Flierro an einigen steilen Felsen bei Sabinosa an der Bai El Golfo. Statice brassieifolia f. macroptera Stapf (.SV. 7/iacroptera Webb). Nur auf Hierro an demselben Standort mit der typischen Art.. Statice imbricata Webb. Nur an dir Nordküste von Tenerife an 3 Standorten: Strandklippen bei Buena Vista am Westende der Insel, Inselfelsen El Roque de Garachico, La Hondura östlich von Tacoronte. Statice puberula Webb. Nur auf Lanzarotc an den westlichen Abstürzen des Famaragebirges und an der gegenüberliegenden Küste von Ciraciosa. Statice puberula var. Bourgeai Stapf (St. Bouroaei Webb). Lanzarote, an den westlichen Abstürzen des Famaragebirges. XI'». Statice Preauxii Webb, angeblieh auf Gran Canaria, ist nicht wieder beobachtet worden, eine zweifelhafte Art, die vielleicht zu St. puberula gehört (Stapf, 1. c. S. 308.) Statice, Sectio Limonium. Statice ovalifolia Poir. Auf der Isleta de Lobos der ("istlichen Canaren, auf Madeira und im westlichen Mittelmeergebiet. Statice, Sectio Aphanoph\l lac Christ. Statice tu he rc 11 lata Boiss. Isleta de Lobos, Gran Canaria an den Lagunen von Maspalomas, und am Cabo blanco der nordwestafrikanischen ECüste. Statice papillata Webb. Isleta de Lobos, Alegranza, Fuertaventura auf der Halb- insel Handia, Graciosa. Statice, Sectio Cladophyllae Christ. Statice pectinata An. (.S7. pectinata II. Kew. var. incompta Webb et Berth.). Tene- rife, Canaria, I Iierro. 11 i> Stapf, rhi Statices ol Üv 1 oarii 1 "i thi Subsection Nobiles. Annals ol Botany, Vol. xx, 1906, p. 205 u. 301. 78 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 70T. Statte e Humboldt ii C. Bolle (St. pectinata H. Kew var. Solandri Webb et Berth.). Palma, Gomera, Hierro, Tenerife. Nach Bornmüller auf Tenerife auch Ueber- gangsformen zu voriger Art. Staticc Corculum Christ (St. pectinata Arr. var. Corculum Webb et Berth.). Canaria an der Isleta. Nach Bornmüller auf Tenerife bei Taganana zusammen mit var. incompta und Uebergangsformen zu dieser. Zu dieser Gruppe gehören auch die beiden auf den Capverden vorkommenden St. Braunii C. Bolle und St. Brunneri Webb, ferner St. mucronata L. fil. von Marokko. Solanaceae. Lycium afrum L. Dornstrauch am Strand. Gran Canaria, Isleta de Lobos. Plantaginaceae. Plantago serraria L. Gran Canaria, Tenerife, Purpurarien. Planfago amplexicaulis Cav. Gran Canaria, l'urpurarien. Plantago argeniea I )esf. Graciosa, Fuertaventura. Plantago decumbens Forsk. Gran Canaria, Tenerife, l'urpurarien. Compositae. Diotis maritima Poir. Auf Gran Canaria. Die Küsten der westlichen Canaren1) sind überwiegend l'elsig und steil und bestehen aus von der Brandung zernagtem vulkanischen Gestein. Nur schmale Streifen schwarzen vulkanischen Sandes umsäumen hie und da die Küstenfelsen, und nur an einigen Stellen, in Buchten, dehnt sich der Sand weiter landeinwärts aus, so besonders auf Canaria an der Südostseite. Auf Canaria besteht ferner der schmale Isthmus, der die Isleta mit der Hauptinsel verbindet, aus gelbem Muschelsand. Auf den östlichen Inseln dagegen finden wir weite, von Sand und Dünen bedeckte Küstenstrecken, und so sind naturgemäß auf den l'urpurarien die Bedingungen für die Entwickelung einer Strandsandvegetation, ^Vv eine grolle Zahl der in der Liste citierten Pflanzen angehört, ge- geben, während auf den westlichen Inseln die Küstenpflanzen hauptsächlich an die Felsen ge- bunden sind. Auf den Purpurarien treffen wir in den sandigen und an einzelnen Stellen mit Lagunen versehenen Küstenstrecken ausgedehnte Bestände von Tamarisken hinten den Dünen. Weite Strandsandstrecken sind von maritimen Chenopodiaceen bedeckt, die sich zu charakteristischen For- mationen vereinigen. Bolle2) nennt als Lestandteile derselben Halimus portulacoides, Salicomia fruticosa, Suaeda fruticosa, Traganum Moquini, Sa/sola vermiculata und Chenolea canariensis. Auffallend erscheint der Mangel von kriechenden Düncnpflanzen. Eine Formation, die also der tropischen Pes m/r^-Formation zu vergleichen wäre, fehlt. Von Mangrove ist ebenfalls keine Spur vorhanden. Die Ipomoea pes caprae L. kommt dagegen bereits auf den Capverden vor. Die obige Liste umfaßt den Hauptstock der canarischen Strandflora, in die sich außer- dem noch manche landeinwärts vorkommenden Unkräuter und Sandpflanzen einmischen. i) Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 465. — C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. X, 1861. 2) Bolle, Botan. Rückblicke, S. 250. 79 ,q. II. SCHENTK, Sämtliche nicht endemische Strand- und Küsten felspflanzen der Canaren entstammen der Strandflora des Mittelmeergebietes und sind in letzterem und an der anstoßenden südwest- europäischen sowie der nordwestafrikanischer] Küste mehr oder weniger verbreitet Nur für die beiden strandbewohnenden JlfesemiriantAemum-Aiten, die übrigens auch an den Mittelmeerküsten sich ausgebreitet haben, müssen wir wohl die Herkunft aus dem Areal der Gattung in Südafrika annehmen, ebenso wie für eine dritte nicht strandbewohnende Art dieser Gattung, Mesembrir anthemum aassifolium L., die an Felswänden des Handia-Gebirges und im südlichsten Canaria auftritt i). Die endemischen Arten und Varietäten unserer Liste, im ganzen 27 Nummern unter 64, also über 1/3 der gesamten Strandflora, leiten sich ebenfalls sämtlich von Gattungen der Küsten des Mittelmeergebietes ab, während Amerika keine Vertreter gesandt hat, obwohl ein Südostarm des Golfstroms von den Azoren her über Madeira zu den Canaren führt, sogar einige Meeres- tiere von den Küsten Centralamerikas nach Tenerife herübergebracht hat2) und mit seiner Drift Samen der Antillen an der Küste der Canaren, so besonders der Inseln Gomera3), Canaria, Hierro4) auswirft. Der hohe Prozentsatz endemischer Arten unter den Küstenpflanzen ist eine sehr auf- fallende Thatsache, denn im allgemeinen trägt die Strandflora der Kontinente und der meisten Inseln kosmopolitisches Gepräge; ihre Vertreter sind an den Küsten innerhalb der ihnen zusagenden Klimazone weit verbreitet. Hier auf den Canaren aber, an den äußersten Grenzen der Mittel- meerflora, ist auch die Strandflora von der Umbildung zu neuen Formen nicht verschont ge- blieben. Die beiden Tamarix-hxX&R haben neue endemische Varietäten gebildet, die Gattung ßc/a hat 3 endemische Arten geliefert. Am bemerkenswertesten aber erscheint die Arten- neubildung in der Gattung Statice. Vertreter dieser Gattung aus mehreren ihrer verschiedenen Sektionen sind nach den Canaren gelangt. Nur 2 Arten sind heute identisch mit mediterranen, Sl. 77/on 1 11 i und St. ovalifolia, die übrigen 13 Formen dagegen sämtlich den Inseln eigentümlich und wohl auch auf ihnen aus den Einwanderern entstanden. Wohl ohne Zweifel gilt dies von der herrlichen Gruppe der Nobiles5), die in 8 Formen, zu 5 Arten gehörig, sich gespalten hat. Die Former, zeichnen sich sämtlich durch eng begrenzte Standorte aus, die bei einigen nur auf eine ein/ige Insel beschränkt sind, bei keiner Form aber sich auf mehr als 2 Inseln des Archipels verteilen. Diese auf den Canaren als „Siemprevivas del mar" bezeichneten Stauden besitzen auf kräftigen kurzen Achsen große Rosetten derber breiter Blätter. Ihre großen, doldenartig weit ausgebreiteten Rispen tragen zahlreiche Blüten, deren persistierende, prachtvoll cyanblau gefärbte Kelche diese Gewächse zu den schönsten Zierden der endemischen Canarenflora erheben. Die stattlichste Arl ist die jetzt von ihren ursprünglichen Standorten leider verschwundene Statice arborea (Textfig. 32, 1), deren Hauptachse sich unter günstigen Bedingungen zu einem aufrechten blattlosen Stamm mit kurzen Aesten, die gedrängte Rosetten großer Blätter tragen, entwickelt und die somit einigermaßen an die Federbuschpflanzen erinnert. 1 1 I'.. .1 1 E, Boten. Rückblicke, S 2) CHRIST, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 463. 3) Bolle, Gomera, S. 240, und 7v\->\w. f. allg. Enlk., Bd. X. S. 4. II K. v. I- 1:1 1 -111. I 1, S. 20. I mrist, Vegetation und Flora der Canarisclicn Inseln. S. 504; Spidlegium, S. 1 4 1 ; Friililingsfahrt. S. 150. — S: Annais. of Boteny, Vol. XX, 1906, p. 205. 80 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 305 Fig. 32. 1 Statue arborea Willd. Tenerife. 2 5ta«r« brassicifolia Webb. Gomera, Hierro. Deutsche Tiefsee- Expedition 1898—1809. Bd. II. 1 Teil 39 3o6 II. s. V'K- »• ' S v ! Cenerife. : 67„//,r Humboldtii C. Bolle. Westliche Canaren. 3 5Ä1&, ««»/«,« CHRIST. < n.in Canaria, I Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 307 Die übrigen Arten besitzen alle bodenständige Rosetten. St. imbricata ist ausgezeichnet durch ihre tief fiederschnittigen Blätter. Bei Statue brassicifolia (Textfig. 32, 2), macroptera und imbricata (Textfig. 33, 1) sind die Achsen der Blütenstände breit geflügelt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten beziehen sich auf die Flügelung der Rispenäste, die Form der Blätter, die Behaarung und die Dimensionen der Pflanzen; fast sämtliche unterscheidenden Merk- male sind rein morphologische und lassen keine Beziehungen zu den besonderen Standorts- bedingungen erkennen. Christ1) bemerkt sehr richtig: „Wer die Natur dieser felsigen Standorte kennt, begreift die strenge Isolierung der Arten, denn diesen Laven fehlt jeder Humus; nur in seltenen Spalten und Höhlungen vermag eine Pflanze sich zu halten: eine dichte Verbreitung Seite an Seite mit der Mutterpflanze ist unmöglich." Geringer ist die Formenneubildung in der Verwandtschaftsgruppe der Statice pectinata An., die viel kleiner ist als die Nobiles und sich durch die hell-violettrote Färbung der Kelche ihrer kleinen Blüten auszeichnet. Mit ihr nahe verwandt ist St. Humboldtii (Textfig. t,^,, 2), während St. corculum (Textfig. t,^, 3), um die Hälfte kleiner, einen dichten, rasigen Zwergstrauch, wohl infolge Anpassung an extrem trockenen Standort, vorstellt. Statice tuberculata mit rosenroten, Statice papillata mit lila gefärbten Inflorescenzen stellen ebenfalls auffallende Erscheinungen vor. Auf der kleinen Insel Lobos wachsen diese Endemen gesellig mit der lavendelblau Mühenden Statice <>v,ilil 11. 151. 2) A. K"i nm., ibid, S, 325. 3) P. Krsin, Blumen und Insekten auf den aordfi Inseln, 1894, S. 14. 84 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ?OQ „unserem Verständnisse näher. Aehnlich wie die Insekten durch Verkümmerung ihrer Flügel „der Ungunst des Klimas sich unterwarfen oder ihr, wenn sie der Flügel zur Existenz bedurften, „durch deren Vergrößerung Trotz boten, zeigen die Blüten auf den Canaren weit mehr als auf „den benachbarten Kontinenten einen auffallenden Kontrast zwischen geringer Größe, verbunden „mit Unscheinbarkeit einerseits und außergewöhnlicher Pracht andererseits, je nachdem sie ohne „Insektenbestäubung fortkommen oder derselben durchaus nicht entbehren konnten und daher „diese durch stärkere Lockmittel sich verschaffen mußten. Beobachtungen über Bestäubung der „canarischen Blüten fehlen, doch können wir auf Grund der Verhältnisse bei ähnlichen Blüten „schließen, daß diejenigen der ersten Gruppe Selbstbestäuber und Windbestäuber sind. Sehr „lehrreich ist es, daß einzelne canarische Formen europäischer Arten durch viel kleinere Blüten „charakterisiert sind, so Viola odorata L. var. maderensis Webi; und Orcliis patens Desf. var. „canariensis Lindl. Sonst sehen wir Sippen, welche von Insektenbestäubung nicht ganz abhängig „sind, auf den Canaren reich entwickelt, und manche sehr klein- und unscheinbarblütige Gattungen „gehören zu denjenigen, die eine Menge neuer Arten ausgebildet haben, wie Polycarpia unter den „Paronychiaceen, Bystropogon, Micromeria und Leucophae unter den Labiaten; auch die Euphor- bien sind wohl zu denjenigen Formen zu rechnen, bei welchen ohne Beihilfe der Insekten Be- stäubung regelmäßig eintritt, denn der Insektenbesuch (Dipteren) ist auch bei uns sehr spärlich l) „und doch die Samenerzeugung sehr reichlich. „Diesen unscheinbar blühenden Formen steht, wie schon erwähnt, ein starker Prozentsatz „von Pflanzenarten gegenüber, die sich im Gegenteil durch außergewöhnliche Blütenpracht aus- zeichnen. Viele Canarenpflanzen sammeln, ähnlich wie die Agave-Krten, jahrelang Nährstoffe „für die Blüten- und Sämenbildung, nach welch letzterer die ganze Pflanze oder nur der fertile „Sproß zu Grunde geht Hierher gehören namentlich die holzigen canarischen Echium Arten, „die durch ihre riesigen, weißen oder leuchtend blauen Blutenständen zu den augenfälligsten Ge „wachsen des Archipels gehören; namentlich ist dies der Fall für das weißblütige Echium sim- „plex L. Ferner zeigen ähnliches Verhalten gewisse SemperviiJUtn-Art&n. „Daß Aehnliches sich in Madeira wiederholt, führen die Pikier eines und desselben Stockes „von Musschia Wollastoni Lowe2) zur Blütezeit und im vorhergehenden vegetativen Zustande „vor Augen (Textfig. 14, S. 274). „Die Zunahme des Schauapparates beruht manchmal nur auf Vergrößerung der Krone „gegenüber den verwandten kontinentalen Arten, so bei Cistus vaginatus Air., der großblütigsten „aller Cistrosen, bei Geranium anemonefolium L'Herit., einem großblütigen nahen Verwandten „unseres unscheinbaren G. Robertianum L, bei Ranunculus cortusaefolius Wiu.n., einem Ver- wandten des Ranunculus creticus L„ bei Viola cheiranthifolia H. B. aus der Tricolorgruppe, oder „die Farbe ist von außerordentlich leuchtendem Glänze, wie bei der zur Zierpflanze gewordenen „Heinekenia petiorhyncha Webb, die vereinzelt auf hohen Felsen der Barrancos wächst und daher „einer solchen Lockfarbe wohl bedarf. Meistens jedoch handelt es sich um eine Vergrößerung „des Blütenstandes, mit welcher oft eine Zunahme der Farbenintensitül verbunden ist. Als präch- tige Beispiele seien die canarischen S/atice-Arten der endemischen Gruppe der Nobiles der 1) P. Kunth, Blumen und Insekten auf den nordfriesischen Inseln, 1894, S. 131. 2) Musschia Wollastoni wird vielfach bei uns kultiviert und gebraucht dann gewöhnlich ; Jahre, zuweilen auch nur 6 Jahre, ehe sie zur Blütenbildung übergeht. 85 3io H. SCHENCK, „Sektion Pteroclados gemeint, welche Chrisi wegen des außerordentiichen Glanzes der blauen „Farbe ihrer mächtigen, oft riesigen Blütenstände mit Paradiesvögeln vergleicht Diese Staticen „bewohnen, wie der leuchtend rote Lotus, jedoch in der Nähe des Meeres oder sogar vom Meere „umspült, ganz einsame F eisen. Bescheidener ist in seiner Blütenentwickelung das gemeine ein- F'6- 34- Sempervivum anmutm Ch. Sm. (= S. dichotomum DC). Blütcnstandjvon oben in '/, nat. Cir. Höhe des Stengels unterhalb des Blütenstandes 13 cm. Gesamthöhc 45 cm. Nach Photographie, angefertigt im botanischen Garten Hasel. [ScfflMPEK.] „jährige Sempervivum annuum Chr. Sm., und doch bietet sein gelber Blütenstand, namentlich im „Verhältnis zur Gesamtgröße der Pflanze, einen überraschenden Anblick (Textfig. 34). Andere „Beispiele bieten uns Dracocephalum, Cineraria, Digitalis, viele Papilionaceen, z.B. Spartocyiisus yfiupranubius Christ, die Retama blanca der Canadas. ^ 15. Endcmisnuis und Herkunft der basalen Flora („Text" von A. !•". W. Schimper, Anmerkungen von II. Schenck.) „Wir haben gesehen, daß der physiognomische Charakter der basalen Vegetation der „Canaren /.um Teil durch äußere Faktoren bedingt worden ist; die Anpassungsmerkmale sind „teilweise Artenmerkmale Auch in dir montanen und in der alpinen Region werden wir noch „einige Anpassungen dir Vegetation an das Klima beobachten können. „Wie dir Anpassung überhaupt, hat sie auch hier nichts Neues geschaffen, sie hat nur „vorhandene Merkmale modifiziert Sir hat die Blätter an die Gipfel der Stengel zu einer „Rosette zusammengerückt, so daß die kritischen Stellen i\vr Blattbasen einander schützten, sie 86 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2 T T „hat große Blattflächen nach der Bandform hin modelliert oder kleine nach der Nadelform, sie „hat Blumenkronen verkleinert und vergrößert, deren Farben intensiver gemacht, die Zahl der „Einzelblüten in Blütenständen vermehrt. In welcher Weise haben wir uns dabei die Reaktion „der Pflanzen auf die Umgebung zu denken? Nach der Dar witschen Lehre wäre keine „Reaktion vorhanden. Bei gänzlicher Passivität seitens der Pflanzenwelt hätte die natürliche Aus- lese des Nützlichen ihr Werk ausgeführt. Wie in vielen anderen Fällen läßt uns der geniale „Gedanke hier im Stiche, denn ein Zusammenrücken der Blattbasen ist nur von Nutzen, wenn „die letzteren einander überdecken, also im definitiven Zustande; Zwischenstufen wären be- deutungslos. Die Fälle, wo die DARWiNsche Selektionslehre sich als unfähig erwiesen hat, die „Anpassungen zu erklären, haben sich so vermehrt, daß wir uns bescheiden müssen, auf die „einzige wissenschaftliche Theorie der Anpassung, die bisher gegeben worden ist, zu verzichten. „Die Hypothesen der Wirkung von Gebrauch und Nichtgebrauch von Lamarck, Nägfj.i und „der Neu-Lamarckisten, welche sich namentlich unter den Zoologen befinden, mögen ein Körnchen „Wahrheit enthalten; vorläufig sind sie als Phantasiegebilde zu bezeichnen. „Die Anpassung an das Klima der Canaren, hauptsächlich an den Wind, hat manches „Artenmerkmal hervorgerufen; doch entzieht sich die überwiegende Mehrzahl der canarischen „Endemen einer solchen Erklärung. Die Canarenflora setzt sich nach Abzug der mit dein „Menschen eingewanderten Fremdlinge aus über 800 Arten zusammen, und davon sind mehr als „die Hälfte endemisch1). Eine Anzahl dieser Arten sind nicht wirklieh autochthon, sondern „uralte Einwanderer, die in ihrer ursprünglichen Heimat ausgestorben sind. Diese leicht kennt- lichen Arten bilden jedoch nur eine kleine Minderheit; die übrigen sind canarische Neubildungen, „sie sind unter den eigentümlichen Existenzbedingungen der Canaren entstanden, aber der Ver- buch, deren Eigentümlichkeiten in jedem einzelnen Falle auf diese Bedingungen zurückzuführen, „läßt vollständig im Stiche. Mehrere canarische Gattungen haben /ahlreiche endemische Arten; „in einigen Fällen lassen sich zwar einzelne der Merkmale dieser Arten auf ungleiche Existenz- „bedingungen zurückführen, aber keineswegs alle, und in der Mehrzahl der Falle läßt die An- passung vollständig im Stiche, indem sie sich in dem ganzen Cyklus verwandter Arten gleich „entwickelt hat oder häufiger nur Unterschiede zeigt, welche nicht mit den äußeren Bedingungen, „sondern mit der ungleichen inneren Natur der Pflanzen zusammenhängen. In anderen Worten, „die Artenmerkmale der canarischen Endemen sind weitaus in dm meisten Fällen morphologische, „nicht ökologische; die Endemen verhalten sich demnach ähnlich wie die kontinentalen Arten. „Das Gleiche gilt von den Inselfloren überhaupt. Hierin ist ein Unterschied zwischen „den letzteren und den Festland floren nicht vorhanden; ein solcher war a priori auch nicht zu „erwarten, denn die Kontinente bieten in einzelnen Gebieten, namentlich in Wüsten, weit extremere, „zur Ausbildung von Anpassungen weit günstigere Bedingungen, als die Inseln. „In einem wichtigen Punkte weichen die Canaren von den benachbarten Kontinenten, auf „welche ihre Flora ursprünglich zurückzuführen ist, ab, nämlich in dem außerordentlichen Prozent- sätze von Endemen, welche über die Hälfte der ganzen Flora bilden. Ein solcher reicher En- i) H. Christ giebt in seiner 1885 erschienenen Abhandlung über Vegetation und Flora der Canarischen Inseln die Gesamtzahl der Gefäßpflanzen auf 806 an, darunter 414 endemischem Arten. In seinem Spicilegium canariense 1888 (S. 156) zählt er 4" malcaro- nische endemische Gefäßpflanzen der Canaren auf, wovon auf Tenerife 124 Arten bezw. Varietäten, auf Gran Canaria 64, auf Palma 26, auf Gomera 22 beschränkt sind. Hierro hat nach Bornmüller (S. ii) nur 8 Endemen. 87 , . 2 H. SCHENCK, „demismus kommt der Mehrzahl der alten Inseln zu und ist auf manchen der letzteren noch stärker „entwickelt „Die Inseln mit reichem Endemismus zerfallen in zwei Gruppen, solche, deren endemische „Arten vorwiegend monotypen oder doch oligotypen Gattungen angehören, und solche mit sehr „zahlreichen endemischen Arten in wenigen Gattungen. Die ersteren Inseln enthalten weit mehr „endemische Gattungen, als die letzteren und ihre Endemen sind nicht autochthon; es sind alte „Einwanderer," die auf den Kontinenten erloschen sind; die Seychellen können als typisches Bei- spiel für diese Gruppe gelten. Die Inseln der zweiten Gruppe dagegen sind der Herd zahl- reicher Neubildungen gewesen1). Wir wollen die Frage zu beantworten suchen, warum der- artige Neubildungen so viel massenhafter auf den Canaren entstanden sind, als in der Mutter- „flora, als welche, abgesehen von wenigen mono- oder oligotypischen und demnach in diesem „Zusammenhang nicht zu betrachtenden Gattungen, ohne jeden Zweifel die Mittelmeerflora zu „betrachten ist, mit welcher die Canarenflora beinahe ihre sämtlichen Gattungen und die über- „wiegende Mehrzahl ihrer nicht endemischen Arten gemeinsam hat. „Die genauere Untersuchung einer Anzahl nahe verwandter Arten, sogenannter „kleiner „Arten" polymorpher Sippen der mitteleuropäischen Flora durch Kerner, v. Wettstein, Briquet „und andere hat den Beweis erbracht, daß an der Peripherie des Areals des Typus zahlreiche „neue Formen entstehen; v. Weitste: x, der diese Erscheinungen in mustergiltiger Weise für die „Gruppe der Euphrasia qffkinalü und für Gentiana sectio Endotricha studiert hat, sieht hierin „eine Anpassung an neue Existenzverhältnisse. Es ist vielleicht vorsichtiger, hier garnicht von „Anpassung zu sprechen, sondern von einem fördernden Einfluß neuer Existenzbedingungen auf „die Mutation, da in der Regel ein Zusammenhang der von dem Typus abweichenden Eigen- schaften mit den vom Centralareal abweichenden äußeren Bedingungen nicht erkennbar ist. Den „Canaren kommen in hohem Maße die Bedingungen für die Hervorbringung neuer Formen aus „dieser eben erwähnten Ursache zu; sie haben ihre Flora vom Mediterrangebiete erhalten, sie „liegen aber außerhalb desselben, nicht bloß geographisch, sondern, was viel wichtiger ist, klima- „tisch; das Klima ist wärmer und viel gleichmäßiger und in der Küstenzone noch regenärmer „als im Heimatlande. Sehr bezeichnend ist der Umstand, daß die kleinen östlichen Inseln „Fuerteventura und Lanzarote mit einem demjenigen der Sahara ganz ähnlichen Klima ihre aus i) Gattungen der canarischen Flora mit zahlreichen endemischen Arten sind folgende: Polycarpaea Gemsta Micromeria Seni Euphorbia Bystropogon Tolpis Sempervivum Stattet- Leiuopliai- Sonchus \nthes Convolvulus Chrysanthemum Monotype und Gattungen der makaronesischen Flora sind: Gesnouinia arborea GaüD. (I'rtic), Canaren Heinekenia peliorhyncha WEBB (Papil.) Canaren Dicheranthus plocamoidei Wim (Caryophyll.), Canaren neris canariensis A DC (Myrsin.i, Can ren, M Parolinia ornata Webb (Crucif.), < inaren Lytanthui laiicinus \. Wettst. (Globul.), Canaren, Madeira pidendron (Crucif.), 2 Arten auf Madeira, 3 Arten auf den „ amygdulifoliui v. WETTST., Capverden Capverden, 1 Art i.\. auf den Canaren Cedronella canariensis Wir. in. (Lab.), Canaren, Madeira Visnea mocanera f.. I naren, Madeira Ixanthus ■ Grisi Gent.), I anaren oppositifolia DC. (Umbell.), Canaren Atusschia aurea Dum. und Wollastoni Lowe (Camp.), Madeira Astydatnia canat >. ■ .. DC. (Umbell.), Canaren Phyllis tiolila L. (Rub.), Canaren, Madeira 1'aki. und montana Webb (Umbell.), Canaren „ Hi . Canaren Bencomia caudata Webb et BERTH. il Plocama pendula An. (Rub.), Canaren moquiniana Webb et BERTH., Canaren Vieraea laevigata Wri.n (Comp.), Canaren. „ maderensü BornmCller, Mad Allagopappus dichotomm ' mp.), Canaren. 88 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. i j •} „der Sahara erhaltenen Bestandteile kaum modifiziert haben. Bezeichnend ist es auch, daß die „Azoren mit ihrem demjenigen des südwestlichen Europa ganz ähnlichen Klima die eingewan- derten Formen so wenig modifiziert haben. Der eben erwähnte Faktor genügt nicht, um den „hoch entwickelten Endemismus der Canaren zu erklären, denn wir können auf Grund desselben „nur ähnliche Abweichungen erwarten, wie sie sich auf den Kontinenten auch zeigen. Ein weit „mächtigerer Faktor ist die insulare Isolierung gewesen. „Nur vereinzelt kamen die Samen aus den Mittelmeerländern nach den Canaren ; die aus „denselben sich entwickelnden Pflanzen hatten sämtlich die Tendenz nach Variation in einer „bestimmten Richtung, und diese Tendenz wurde nicht durch Kreuzung kompensiert. Es fand, „um mit Weismann zu sprechen, Amixie statt. Andererseits wurde die Variabilität durch die „neuen Bedingungen wesentlich erhöht. Eine erste Bedingung für die Ausbildung neuer Formen „war allerdings die, daß die Samen nur spärlich und selten aus dem Mutterlande nach den „Canaren gelangten; manche Arten mit sehr ergiebigen Verbreitungsmitteln haben keine Ver- minderung erfahren. Letzteres mag auch in manchen Fällen daher rühren, daß die Art sich in „einem Zustande vollkommener Starre befand, so daß sie, auch wenn nur ganz vereinzelt „herübergekommen, keine Veränderung erfuhr. „Diejenigen unter den endemischen Arten, die mit verhältnismäßig ergiebigen Verbreitungs- „mittcln ausgerüstet sind, namentlich solche mit saftigen Früchten oder mit Flügeln, Pappus „u. dergl. an ihren Samen, sind meist über den ganzen Archipel, soweit ihnen die klimatischen „Bedingungen entsprechen, verbreitet; man wird z. B. das Fehlen mancher leicht beweglicher „Arten der westlichen Inseln auf den östlichen und umgekehrt mit viel größerem Rechte auf „das ungleiche Klima als auf mangelnde Einwanderung zurückführen. Anders verhält es sich „mit den schwerfälligen Arten, für welche die Reise von einer Insel zur anderen ein überaus „seltenes Ereignis gewesen ist. Da hat sich innerhall) des Archipels, innerhall) der einzelnen Inseln, „die Neubildung von Formen, denen allerdings nicht immer Artcharakter zugeschrieben worden „ist, wiederholt; innerhalb mancher Gattungen (z. B. Senecio, Echium, Staiice, Müromeria) giebt es „Arten und Varietäten, die je nur eine einzelne Insel oder höchstens zwei benachbarte bewohnen. „Bildung neuer Formen durch Isolierung hat jedoch in hohem Grade sogar innerhalb des „Raumes einer einzigen Insel stattgefunden, - in höheren Grade als auf dem Kontinent. Dies „ist namentlich der Fall auf Teneriffa, wo das mächtige Massiv des Teyde und das kleinere des „Anagagebietes den Pflanzenwanderungen Hindernisse entgegensetzten, wo die großen Unter- schiede der Klimate in verschiedenen Höhen die Bildung regionaler Formen unterstützten, indem „nicht, wie auf dem Kontinente, Einwanderungen aus kühlen Zonen in hohem Maße für die Be- „siedelung der kühlen und kalten Region in Betracht kamen, - - obwohl solche Einwanderungen, „wie später gezeigt werden soll, nicht ganz ausgeschlossen geblieben sind. Endlich bedingte der „schroffe Wechsel der wüstenartigen Gebiete mit den tiefen, feuchten Barrancos ebenfalls Iso- lierungen. Immerhin müssen wir, um die große Wirkung solcher lokaler Isolierung zu erklären, „die bereits erwähnten Ursachen noch zu Hilfe nehmen, nämlich die gesteigerte Variabilität infolge „der exzentrischen Lage gegenüber dem Mutterlande und der Amixie. „Die soeben aufgezählten Faktoren erklären die Entstehung allgemeiner canarischer „Endemen, diejenigen moninsularer Endemen innerhalb des Archipels und lokaler Endemen inner- halb einer und derselben Insel; dank diesen verschiedenen Ursachen konnte sich eine einzelne 89 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. II. 1. Teil. 40 , . . II. SCHENCK, ..Art, falls sie sich im Zustande der Variation befand, in eine große Anzahl neuer Arten spalten. „Thatsächlich können wir die zahlreichen endemischen Arten mancher Gattungen auf diese „Faktoren zurückfuhr« n. „Es scheint aber nicht, daß dies durchweg der Fall sei; die 60 Arten der Gattung „Sempenrivwm scheinen keineswegs isoliert zu sein, sondern sogar in ihren verwandten Formen „teilweise durcheinander zu wachsen, ähnlich wie hei uns Hieracium, Erophifa. Allerdings ist „unsere Kenntnis der canarischen Semperviva, sowohl was die Begrenzung der Formen anbelangt „als namentlich auch bezüglich des natürlichen Standortes, so unvollkommen, daß ich mich nur „mit Vorsicht aussprechen kann; doch sprechen ganz analoge und ganz unzweifelhafte Er- scheinungen bei den Käfern dafür, daß auf den Canaren, wie wohl auch anderwärts, eine ge- meinschaftliche Entstehung neuer Formen auf engstem Räume stattgefunden hat. ,.[)!'■ Mehrzahl der bisher erwähnten Gattungen gehören der europäischen, speciell der ,-,mediterranen Flora an, welcher wir als extremes und abweichendes Glied die marokkanische „anschließen. Wir haken andererseits aber auch canarische Endemen zu nennen, welche zu der „heutigen südeuropäischen Flora keine Beziehungen aulweisen, so Dracaena, deren geographisch „nächste Verwandte Socotra und Nuhien bewohnen, P/öcama, die sich südafrikanischen Formen „anschließt, ferner Bystropogon, eine sonst südamerikanische Gattung. Die drei Beispiele weisen „bereits daraufhin, daß die canarische Flora sich nicht ganz, wenigstens in recenter Zeit, aus dem „Mittelmeergebiet rekrutiert hat; wir könnten noch für die Küstenregion andere Beispiele hinzu- fügen; da sind manche, namentlich monotypische Gattungen, deren jetzige Verwandte nur in „fernsten Gebieten vorkommen, namentlich in Socotra, in Arabien und in Südafrika, und auch „manche Vertreter europäischer Gattungen schließen sich den können solcher Gebiete an. Diese „eigenartigen Beziehungen werden uns weit mehr in der montanen Region, speciell im Lorbeer- „walde begegnen und sollen da im Zusammenhang besprochen werden. „Vorläufig ist lediglich gezeigt worden, daß die canarische Flora in ihrer Hauptmasse „durch Variation und Spaltung der Einwanderer Nachkomme der Mediterranflora ist, ein Nach- „komme von stark insularem Charakter, indem er nur die Typen enthält, die über das Meer „kommen konnten. Hookfk wundert sich, daß Eichen und sonstige Cupuliferen in wildem Zu- stande auf den Canaren fehlen; es wäre ein Rätsel, wenn sie da wären. Aus dem gleichen „Grunde fehlen eine Fülle großsamiger Leguminosen. „Analoge Beziehungen und ähnliche Veränderungen zeigen sich auch in der Tierwelt. „Am h diese besitzt einen ausgeprägt insularen Charakter, indem nur diejenigen Tiergruppen ver- treten sind, welche über das Meer wandern können. Also fehlen in erster Linie alle Säugetiere'). § [6. Basale Pflanzentypen auf Madeira, den Azoren und den Capverden. Christ, II. Vegetation und Flora dei Canarischen [nseln. Bot. Jahrbücher, Bd. VI, [885, S. 458. 1 1 mische Bestandteile in der Schweizer Flora. Berichte dei Schweiz, bot. Ges., Hefl VII, 1897, S. 20. — Spicilegium canariense Bot. fahrt)., Bd. IX. [887, S. 86. 1) Vergl. ni obigen Ausführungen K. v. Fmtsch: 1.1.1 die ostatlantischen Inselgruppen. Bericht der Senckenbergischen n.üiMf. Gesellschaft Frankfurt a. M.. 1869/70, S. 96. 90 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. -> j c Trelease, W., Butan, observations on the Azores. Report of the Missouri botan. Garden, Vol. VIII, 1897, p. 77. Bornmüller, J., Ergebnisse zweier botanischer Reisen nach Madeira und den Canarischen Inseln. Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, S. 387. Lowe, R. Th., Manual flora of Madeira, London 1888. Vahl, M., Ueber die Vegetation Madeiras. Bot. Jahrb., Bd. XXXVI, mos, S. 253. Krause, E. H. L., Flora der Insel St. Vincent. Bot. Jahrb., Bd. XIV, 1891. Vergleichen wir die Floren der vier ostatlantischen Inselgruppen untereinander, so ergiebt sich, daß die westlichen Canaren als Centrum die reichste Entwickelung aufweisen. Hier ist vor allem der Lorbeerwald am vollständigsten und reichhaltigsten vertreten, der auch auf Madeira noch in ähnlicher, wenn auch schon etwas ärmerer Form, auf den kühleren Azoren dagegen ganz bedeutend artenärmer wiedergefunden wird. Auf den Purpurarien sind nur Andeutungen der montanen Region zu erkennen, auf den Capverden fehlt der Lorbeerwald. Die Vegetation der Capverden') entspricht in ihren wesentlichen Charakteren der basalen Kegion der Canaren, wenn auch die letzteren an Formenreichtum gewisser charakteristischer Gattungen sie bedeutend übertreffen. Auf Madeira2) erscheint die basale Region an der Südseite; ihr fehlen aber bereits eine größere Reihe von charakteristischen canarischen Typen, und auf den Azoren 3) sind sie sehr sparsam vertreten. Ernst Krause*) sagt daher: „Die Azoren und Capverden können nicht zu einem Floren- gebiet vereinigt werden. Die Gebietserenze verläuft über den südlichen Kamm der Insel Madeira, so daß deren Südabhang nebst Porto Santo mit den Canaren und Capverden ein Florengebiet bildet, während Nordmadeira mit den Azoren zusammen bleibt Das südatlantische Floren- (Jiiet, bestehend aus Südmadeira, Porto Santo, den Desertas, Salvagens, Canaren und Capverden ist in sich abgeschlossen: die Dracaena- Euphorbia-!? brmation ist auf diese Inseln beschränkt.... Die Beziehung zur nordatlantischen Flora ist ausgeprägt durch das Auftreten des Lorbeerwaldes auf den Bergen der Canaren." Diese Abgrenzung zweier Florengebiete giebt aber den thatsächlichen Beziehungen der Inseln zu einander keinen richtigen Ausdruck, da Nordmadeira nicht von der Lorbeerregion der Canaren abgetrennt werden kann. Es ist richtiger, nach dem Vorgange von A. Engler5), alle Inselgruppen als ein Klorenreich der altlantischen Inseln oder Makaronesien zusammenzulassen & 1) Auf der Insel St. Vincent der Capverden unterscheidet E. H. L. Krause (1. c. S. 119) zwei Vegetal sfonnationen : 1. Eine Strauchformation, in welche] Euphorbia Tuckeyana Webb und /■'./mim stenosiphon Webb tonangebend sind. Als Baum trat liier früher Dracaena lh.no I.. auf, die sich abei nur noch an abgelegenen Orten auf St. Nicoiao und Si. Antonio erhalten hat. Euphorbia Tuckeyana (von 4011 in bis zu den höchsten Punkten, etwa 750 in) wird bis 2,5 m, meist nur etwa 1 in hoch und hat bis 10 cm dicke Stämme. Echium stenosiphon ist ein t'/., m hoher sparriger Strauch. Zwischen ihnen klettert die blattlose sueculente Sarcostemma Dalioni Descne. 2. Eine mannigfach zusammengesetzte Strandflora, in welcher Tamarix senegalensis DC, Zygophyllum Fontanesi. Webb, Sporobolus spicatus Vahl und robustus Km. am meisten auffallen. Die capverdische Strandflora z< igt vielfache Uebereinstimmungen mit der canarischen. — Euphorbia Tuckeyana entspricht der E. atropurpurea BroUss. der Canaren. Die strauchigen Semperviven sind auf den Capverden durch Aeonium gorgoneum SCHMIDT und A Webbii Bolle vertreten. 2) Auf der M adeira- Gruppe fehlen Phoenix, Kleinia, Plocama, Euphorbia canariensis. Dagegen ist Dracaena Draeo vor- handen, die Federbuscheuphorbien sind vertreten durch Euphorbia piscatoria AlT. und E. mellifera AlT. um Lorbeerwald !), die strauchigen Sempervivum und Echium in mehreren Arten. Dazu kommen die 2 endemischen Campanulaceen Musschia aurea DUM. und Wollastoni Lowe, und 2 endemische Umbelliferentypen Melanoselinum und Monizia. 3) Die strauchigen Euphorbien sind auf den Azoren nur durch Euphorbia stygiana WATSON vertreten; die Federbuschform ist ausgeprägt bei der an Küstenfelsen von Flores wachsenden Campanula Vidalii WATSON. Dracaena, Phoenix, Euphorbia canai Kleinia, Plocama, die strauchigen Echium-Axten fehlen. Statice ist nur durch St. Limoninm L. vertreten. 4) E. Krause, Bot. Jahrbücher, Bd. XIV, 1892, S. 422. 5) A. Engler, Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, Bd. II, 1882, S. 340. 91 40* 3*6 H. Sem S''k, und die 4 Inselgruppen als ebensoviele Provinzen diesem unterzuordnen. Engler nennt es makaronesisehes Uebergangsgebiet, indessen ist mir die Bezeichnung „UebergangsgebieF' nicht recht verständlich; die basale Region wie auch die Lorbeerregion haben genug Eigenartiges» um der Gruppe ihre selbständige Stellung anzuweisen. E. Krause1) sagt ebenso: „Will man Makaro- nesien nicht auseinanderreißen, so kann man diese Archipele überhaupt keinem der großen Floren- reiche anschließen, sondern muß sie zu einem neuen Florenreich vereinigen, welches sich den sfiduch-extratropischen Gebieten dadurch anschließt, daß in ihnen Typen vorherrschen und Forma- tionen bilden, welche in anderen Florenreichen zwar vorkommen, aber doch nur eine unterge- ordnete Rolle spielen." Den südlich-extratropischen Gebieten wird man allerdings Makaronesien trotz mancher floristischen Beziehungen nicht zurechnen können, da seine Flora der Hauptmasse nach aus dem südwestlichen Europa, aus dem westlichen Mediterrangebiet und aus dem westlichen Nordafrika schon seit Beginn der Tertiärzeit einwanderte. Manche der alten Einwanderer, die im Ausgangs- gebiet ausgestorben sind oder sich heute nur in entlegenen Gebieten noch vorfinden, erhielten sich auf den Inseln, viele bildeten sich unter dem Einfluß des insularen Klimas zu eigenartigen Formen weiter aus, und ein großer Teil namentlich recenter Einwanderer blieb noch unverändert oder kaum verändert. Die Zusammensetzung der Flora ist also eine recht komplizierte. So entstammt beispielsweise Dracaena Draco L. dem Eocän Europas oder Nordafrikas, Ocotca foetens Bentii. et Hook, dem Pliocän Europas, Euphorbia regis Jubac Webb ist ein insularer Typus einer aus dem Mediterrangebiet eingewanderten Gattung, und Erica arborea L. eine unverändert gebliebene Art des Mittelmeergebietes. III. Die untere montane Region; der Lorbeerwald. ^ i. Der Lorbeerwald auf Tenerife (Agua Garcia), seine Zusammensetzuno- und Herkunft2). („Text" von A. F. W. Schimper, Einfügungen und Anmerkungen von II. Schenck.) „Die Halbwüste mit ihren an die jetzige nordafrikanische Wüste mahnenden Dattelpalmen „und ihren an die südafrikanische Wüste erinnernden Euphorbien, ihren aus vorweltlichen afri „kanischen Wüsten stammenden wunderbaren Drachenbäumen, ihren aus den trockensten Ge- rieten Amerikas eingeführten Opuntien liegt unter unseren Füßen. Wir befinden uns in einem „kühlen feuchten Gürtel, wo die Kulturgewächse des milderen mittleren Europas gedeihen. Wie „in der unteren Region, so zeigt sich auch hier nur an wenigen Flecken die ursprüngliche Vege- „tationsdecke noch in jungfräulichem Zustande. „Stellen wir nach diesen Bruchstücken das Gesamtbild des Gürtels wieder her, so ergiebt „es sich als ein solches großer Buntheit Vorherrschend ist Hartlaubbusch, vergleichbar „den lippigsten Maquis der Mittelmeerländer, /. B. denjenigen Korsikas. Nur Myrica Faya An. i ) E. Krause, l. c. s. 12 1. 2) Vagi, hierzu die Litteratai Ob« Tertiärfloren S ';^ 92 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 317 „ist als Baum zu bezeichnen und als solcher von mäßiger Größe; die Baumheide, Erica arborea Z.., „stellt hier nur einen großen Strauch dar und bildet als solcher manchmal Bestände beinahe für „sich allein. Massenhaft erscheinen Cistrosen, Cistus monspeliensis L. und Cistus vaginatus An., „zu dichtem Gebüsch, wie in den Maquis, vereinigt, während sterile Standorte von dem gewöhn- lichen Adlerfarn, Pteris aquilina L, behauptet werden. „Der Hartlaubbusch bewohnt namentlich die offenen, windigen und weniger feuchten „Stellen. Dagegen herrscht an den geschützteren, dem Regen mehr ausgesetzten Abhängen und „in den feuchteren Schluchten die eigenartigste und interessanteste Pflanzenformation der atlan- tischen Inseln, der Lorbeerwald. „Der Lorbeerwald ist nur in seiner vollkommenen Ausbildung als gemischter hygrophyter „Hochwald ein Produkt des feuchten makaronesischen Klimas; er fehlt den östlichen Ganann, „wie auch den Capverde-Inseln, während er, unter einigen Abweichungen seiner Zusammensetzung, „in wesentlich gleichem Gepräge auf den westlichen Canaren und auf Madeira, in einer verarmten „Form auf den Azoren wiederkehrt. „Sein Areal hat infolge der Zerstörungswut der Einwohner abgenommen; jedoch ist die „von manchen Reisenden und Geographen vertretene Ansicht '), daß er früher die ganze mitt- lere Höhenregion der gebirgigen Inseln einnahm, unrichtig. An reichliche Feuchtigkeit gebunden, „ist er jedenfalls stets nur fleckenartig aufgetreten. In größter Ausdehnung zeigt er sich heut- zutage auf Gomera, wo seine Existenz den besten Kenner der canarischen Flora, G Bolle, zu „einer begeisterten Schilderung hingerissen hat. Auf Tenerife sind lxxleutendere Ueberreste des „Waldes nur noch bei Agua Garcia 2), bei Laguna und Mercedes, kleinere in verschiedenen „Schluchten, namentlich bei Guimar erhalten geblieben. Auch diese Waldparzellen haben Be- wunderer gefunden, welche ihre Ueppigkeit derjenigen der tropischen Urwälder mindestens „gleichstellen. Der Reisende, welcher diese letzteren aus eigener Anschauung kennt, wird den „Vergleich irreführend und die Bewunderung des canarischen Lorbeerwaldes wenigstens auf „Tenerife übcrschwänglich finden. Nichtsdestoweniger, jedoch aus ganz anderen Gründen, ge- nhört derselbe zu den bemerkenswertesten Formationen der Welt. „Der Wald bei Agua Garcia (Tai XXI [VI] und XXII [VII], Textfig. 35), überzieht den „Grund und die Seiten einer Mulde3); von geringer Ausdehnung und scharf abgegrenzt gegen „halbzerstörtes Gebüsch und vernachlässigtes Kulturland, wird er vom Auge leicht in seiner ganzen „Ausdehnung überblickt und schon in der Ferne erkannt als von ungleicher Ueppigkeit und „Zusammensetzung an den Abhängen, wo er von den Niederschlägen direkt abhängig ist. und „im Grunde der Mulde, wo er im Genuß des Drainagewassers seine höchste Entfaltung zeigt. „Der trockenere und wesentlich größere Teil des Waldes ist der weniger interessante, „obwohl er manche fremdartige Erscheinung aufweist. Gleich beim Eintritt fällt die mächtige 1) Vergl. z. B. Wf.bb et Berthelot, Geogr. botan., T. III, p. mff. ; C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. X, S. 20, Bd. XII, S. 246. 2) Litteratur über den Wald von Agua Garcia : Berthelot, Geogr. botan., p. 98, 114, 131 — 134. BuNbURY, Remarks on the Botany of Madeira and Teneriffe, p. 33. Christ, Frühlingsfahrt, S. 189. Meyer, Tenerife, S. 80. Schacht, Madeira, S. 109. 3) Nach H. Meyer (Tenerife, S. 80) steht der Wald von Agua Garcia oberhalb des Gehöftes Portigal (;;om), die hohen Laubhallen des Lorbeerwaldes, dessen Umfang kaum mehr als 3 qkm beträgt, betreten wir bei 882 m. 93 3i8 H. SCHENCK, „Höhe der Erica arborea L. auf, welche nur hier ihren Namen Baumheide vollauf verdient, denn „sie gestaltet sich nur hier, sogar unter allen canarischen Wäldern, zu einem echten edlen Baum1), „dessen cylindrischer, massiver Schaft sich erst in der Höhe zur spitzen Krone verzweigt Wie „die Baumheide tritt auch Myrica Faya Air. aus den Maquis in den Wald über und nimmt dann „unter den günstigen Bedingungen stattlicheren baumartigen Wuchs an. „Während Baumheide und Myrica dem Wald südwestcuropäische Züge verleihen, ver- netzen uns die in ihrer Gesellschaft wachsenden anderen Bäume der trockeneren Waldteile in „ganz andere Landschaften. Meist höher „als die Baumheiden, nämlich im Durch- schnitt 20 m hoch, erheben sich stattliche „Lorbeerbäume, die zwar den mediterranen „sehr ähnlich sind, jedoch VOI1 ihnen sieh „nicht bloß durch ihre viel beträchtlichere „Größe, sondern auch durch größeres und „namentlich mehr glattes, nahezu glänzendes „rein grünes Laub unterscheiden. Wir be- „befinden uns in einer anderen klimatischen „Formation, nicht mehr im Mattlaub- „walde, welcher die Gebiete mit nabkühlen „Wintern und trockenheißen Sommern be- „wohnt, sondern in dem an ein immer- „feuchtes, mäßig warmes Klima gebundenen „temperierten Regcnwald2). Eine ähn- liche Waldphysiognomie begegnet uns in „anderen Gebieten mit ähnlichem Klima, so „namentlich in [apan, auch in Süd-Chile, in „der Kapkolonie (Knysna-Wald), in Neu- seeland, in den Tropen aber nur im Iloch- „gebirge, und zwar in einer abweichenden „montanen Ausl tildung. „13er makaronesische Lorbeerwald stellt „demnach einen Waldtvpus dar, dessen Ana- //. ex canortensts PfJIR. Fig- 35- Wald von Agua Garcia auf 1 (baumartig), rechts Erica arborea ~L. als Baum, vorn Gebüsch von Erica Joga Wenig zahlreich sind und in größten arborea L., im Hintergrunde Myrica Faya An. Photographische Auf- . , , nähme von f. Winter 22. August .- ,- schimper.] „Entfernungen hegen; doch gilt letzteres nur „von der Jetztzeit. Am Ende der Tertiärzeit, „vor der Eiszeit, stellte er eine solche fremde Erscheinung nicht dar, vielmehr eine Kolonie „aus dem europäischen mioeänen und namentlich plioeänen Walde, mit vereinzelten aus Amerika 1) Meyei (Tenerife, S. 80) giebl die Höhe dei Et ira-Bäume bis zu 20 m, ihre Stammstarke zu 70 cm an; Bunbury (I. c. s- J3) ''"' Höhe bi zu (O engl. 1 iiß, ihren Stammumfang nicht iilier .( engl. Fuß. ( ' 1 1 k 1 - 1 (Frflhlingsfahrt, S. 86J sagt: „Stämme i 0 1 ni, Höhi und 1 iß Durchmesse! sind nichl selten und halten im Habitus ungefähr die Mitte /wischen der ramariske und einer Conifere. \mh M. Vahi (Uebei dii Vegetation Madeiras, Bot. Jahrb., Bd. XXW'I, 1905, S. 276) findet, daß die Blattformen der 1 um In an diel di ubtropischen Regenwaldes als an diejenigen dei mediterranes Baumarten erinnern, 94 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 3'9 „eingewanderten Bestandteilen. Ein vollkommenes Abbild des damaligen europäischen tem- perierten Regenwaldes ist allerdings in dem canarischen Lorbeerwald nicht gegeben, denn er „konnte sich nur aus solchen Arten zusammensetzen, deren Samen die Inseln zu erreichen „vermochten; seine Mannigfaltigkeit ist demgemäß geringer. Doch gab es auch beinahe reine „Wälder des Lorbeertypus. Wohl kein „anderer Wald auf der Welt giebt flo- „ristisch wie ökologisch eine so annähernde „Vorstellung des Waldes, welcher vor der „Eiszeit etwa das damals viel kleinere in- sulare Frankreich bedeckte, eines Waldes, „für dessen Feuchtigkeit das massenhafte „Auftreten großer Farne Zeugnis ablegt. „Der canarische Lorbeer, Laurus cana- „riensis Webb et Berth. (Textfig. 36), war „bereits in den miocänen Wäldern z. B. „bei Lyon sehr häufig; er entsprach dem „damaligen mildfeuchten Klima, während „der an extremere klimatische Bedin- gungen gebundene gewöhnliche Lorbeer, „Lauras nobilis L., noch fehlte und erst „im Pliocän und im Quaternär auftrat '). „Wie die erstere Lorbeerart aus dem „tertiären Europa nach den seit ihrer Ent- stehung in insularer Entfernung befind- lichen Canaren gelangte, das lehrt sofort „die Tierwelt des Lorbeerwaldes; er ist „nämlich die Heimat endemischer Tauben, „Co/umba laurivora und C. Bollci ', die „jetzt ebenfalls auf die atlantischen Inseln „beschränkt sind. In den Vorfahren dieser „Tauben haben wir jedenfalls die haupt- sächlichsten, vielleicht gar die einzigen „Wanderer zu erblicken, welche so viele „saftfrüchtige Pflanzen aus dem euro- päischen Tertiärwald in die Gebirge der „atlantischen Inseln brachten. „Non nisi „Columba laurivora appetita" heißt es bei „Webb und Berthelot 2) von den Beerenfrüchten allerdings des Vinatico, Phocbc indica Pax, „und der ausgezeichnete Kenner der canarischen Vogelwelt, A. König3), sagt, daß die Beeren 1) Schenk, Paläophytologie, S. 821, 822. 2) Phytogr. canar., Bd. II, S. 225. 3) A. KÖNIG, Ornithologische Forschungsergebnisse einer Reise nach Madeira und den canarischen Inseln. Journal für Orni- thologie, 1890, S. 305. 95 Fig. 36. Laurus canariensis Webd el BERTH. */8 nat. Gr. [SchimpeR.] 320 H. SCHENCK, Fi«. 37. 1 Ikx canariensü Pott. 2 //,x platyphyUa Webb et BKRTH. Nat. Gr. [Schimper.] Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. -j 2 I „des canarischen Lorbeers und des Til, Ocotea foetens Benth. et Hook., die ausschließliche Nah- „rung der Cohimba Bollei liefern. Wie die der Verbreitung durch Tauben angepaßten Saft- Früchte üherhaupt, gehören diejenigen des Lorbeerwaldes nicht zu den kleinsten, erreicht doch „diejenige des canarischen Erdbeerbaumes, Arbuhts canaricnsis Duham., sogar die Größe einer „Aprikose, und manche haben ziemlich große Samen oder Steinkerne, welche auf Verbreitung „durch größere Vögel hinweisen (Lauraceen, Hex). Fast sämtliche Holzgewächse des Lorbeer- „waldes besitzen Saftfrüchte, und zwar stets von solcher Größe, daß sie durch Tauben verbreitet „werden können. Die einzige Ausnahme unter den Bäumen ist die Baumheide, Erica arborea L, „aber ihre Samen sind so winzig, daß sie sowohl durch den Wind, als auch äußerlich an Vögeln „hängend herübergebracht werden konnten. „Vielfach ist in floristischen Werken als ein Rätsel aufgestellt die Thatsache des Fehlens „gewisser Baumtypen, welche dem Klima des Lorbeerwaldes unzweifelhaft entsprechen würden, „so z. B. des Fehlens der Eichen. Ein Rätsel wäre vielmehr das Vorkommen von Eichen auf „diesen Inseln. Wie sollten Eicheln dahin gelangt sein? Die Früchte gewisser Quercus-Arten „kommen zwar in den Auswürfen des Meeres vor, jedoch nur in geringer Entfernung von ihrem „Ursprungsorte. Sie besitzen also wohl eine geringe Schwimmfähigkeit, doch ist die Keimung „solcher Auswürfe nie beobachtet worden. Und wie würden etwaige keimfähige Eicheln des „europäischen Tertiärwaldes in die hohen Regionen gelangt sein, wo sie erst die ihnen passenden „Bedingungen zur Keimung gefunden hätten? „Aehnliche Ursachen haben manchen der tonangebenden Bäume des .spättertiären euro- päischen Regenwaldes die Auswanderung nach den Canaren unmöglich gemacht, so den Juglan- „daeeen, den Platanen, den Ahornarten, den Leguminosen. Das Fehlen gewisser häufiger Tertiär- „bäume, deren Verbreitung durch Vögel wohl denkbar ist, wie z. B. Cinnamomum, erklärt sich „andererseits dadurch, daß seiner ganzen Verwandtschaft nach der Ursprung des makaronesischen „Lorbeerwaldes auf die Pliocänperiode zurückzuführen ist; in derselben fehlten aber die im „Miocän so häufigen Zimmetbäume J). Daß dem Lorbeerwald ein jüngeres Alter zukommen soll „als den Pflanzenformationen des Tieflandes, ist nicht überraschend, werden doch noch heutzuta-e „manche Berge durch vulkanische Eruptionen völlig ihrer Vegetation beraubt, während das Tief- land unverändert bleibt. Der vorwiegend moderne Charakter der oberhalb des Lorbeerwaldes „befindlichen Formationen spricht für ein noch jüngeres Alter derselben. „Wenden wir uns wieder an die Betrachtung des Lorbeerwaldes von Agua Garcia in „seiner jetzigen Zusammensetzung und Physiognomie, so begegnen wir, indem wir uns aus dem „lichten und verhältnismäßig trockeneren Rande in das dunklere und feuchtere Innere begeben, „beinahe mit Schritt und Tritt neuen Erscheinungen; teilweise sind sie weit fremdartiger, als der „canarische Lorbeer, doch bleibt ihre Geschichte beinahe stets im wesentlichen die gleiche. In „Gesellschaft des Lorbeers und der Baumheide, schon in den nach außen zu gelegenen Wald- feilen, zeigt sich viel eine stattliche, baumartige Stechpalme, Ilc\ canaricnsis Poir. (Textfig. 37); „dieselbe ist nicht mit der europäischen Art verwandt, sondern nähert sich mehr amerikanischen „Arten 2). Doch stammt sie nicht aus Amerika; sie wuchs während des Pliocäns im mitteleuropäischen 1) Schenk, Paläophytologie, S. 836. 2) Th. Loesenkr (Monographia Aquifoliacearum, Pars I, Nova Acta K. Leop.-Carol. Akad., Bd. LXXVIII, 1901, S. 136) rechnet Hex canaricnsis zu Sectio 2 Cassinoides der Serie A Lioprinus des Subgenus III Etiilex. Zu dieser Sectio gehören 2 ostasiatische und 9 amerikanische Alten, von denen Hex coriacca Chapm. aus Nordamerika unserer Art am nächsten steht. 97 Deutsche Tiefsee-Expedition i8q8 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 41 322 H. SCHF.NCK, „Wald bei Lyon mit dem < anarischen Lorbeer (Textfig. 38). Gleiches gilt von einem stattlichen ..Strauche, welcher die Hauptmasse des Unterholzes im Walde von Agua. Garcia bildet, Viburnum „rugosum Pers., welches sich dem Viburnui/i Timis L. der Mittelmeerländer ähnlich verhält, wie „der canarische Lorbeer /um gemeinen (Textfig. 39). Es ist die Form des feuchteren Klimas, „des hygrophilen Regenwaldes im Gegensatz zum mehr xerophilen des Mattlaubwaldes; seine „Blätter sind groß und glatt. Ebenfalls aus dem „europäischen plioeänen Walde stammen noch Fig. 38. 1 Ile.x canariensis, Blatt der lebenden Form; 2 /lex canariensis plioceniea, fossil im Tertiär von Meximieux bei Lyon. Nat. Gr. (Nach SAPOR1 \, Arch. du Mus. d'llist. nat. de Lyon, T. I, PI. XXXVI.) [Schimper.] Fig- 39- • Viburnum rugosum Pers., fossiles Blatt von Meximieux. (Nach SAPORTA, Arch. du Mus. d'llist. nat. de Lyon, T. I, PI, XXXI, I' ig. i.) 2 Noteiaea grandaeva Sap., Ai\ in Provence. (Nach Saporta, Ann. Sc. nat., 7C Serie, T. X, PI. IX, Fig. 7.) Nat. Gr. [Schimper.] „zwei Lorbeerbäume des canarischen Waldes, der Barbusano, Apollonias canarie?isisNEES (Textfig. 4 1 ), „und der XiL Ocotea foetens Bkniii. et Hook. (Textfig. 42); sie haben sich seitdem beinahe unver- „änderl erhalten, während sie in der großen Revolution des Kontinentes zu Grunde gingen. Die „nächste Verwandte des Til, die Ocotea bullata E. Mky., bewohnt jetzt den Regenwald des Kap- „landes, welcher, wie bereits erwähnt, ökologisch dem makaronesischen Lorbeerwald nahe ver- „wandl ist; wie die makaronesischen Inseln hat 'las Kapland vielen Flüchtlingen des nördlichen „Tertiärs eine Zufluchtsstätte gewährt, ohne jedoch dieselben unverändert zu erhalten, wie die „Canaren es thaten. Bezeichnend ist auch das Vorkommen von Ocotea in 8 Arten auf Mada- „gascar, wo sich alte Typen in großer Zahl erhalten haben. „Der Til, Ocotea foetens Benth. et Hook., ist im Walde von Agua Garcia selten, reichlicher „tritt er in den höher gelegenen Teilen des Waldes von Laguna auf und wird in den Wäldern „von Palma zum herrsehenden Baume. Vornehmlich bildet er jetloch eigene kleine Bestände „an Quellen und Bächen Da erreicht er zwar meist eine nicht so große Höhe wie im Wähle, „WO er 25 — 28 m hoch wird und daher seine Krone über diejenigen aller anderen Bäume, die 98 Fig. 40. Fossile tertiäre Lauraceen aus Frankreich und Norditalien mit den jetzigen Verwandten. I — 3 Persea amph'folia. 1 und 2 fossil (nach Saporta, Arch. Mus. Lyon, T. I, PI. XXVII, Fig. 2 und 4); 3 fossil (nach Strozzi, Val d'Arno, Taf. VIII, Fig. 1). — 4 — 6, 8 Lauras canariensis. 4 Blatt der lebenden Form (nach Saporta, Arch. Mus. Lyon, T. I, PI. XXY1II): 5 fossil (nach Gaudin und Strozzi, Travertin Toscana, Taf. III, Fig. 9 und 10); 6 desgl. (nach Saporta, Arch. Mus. Lyon, T. I, PI XXVII, F'g- 7); 8 fossiles Blatt (nach Gaudin und Piraino de Mandralisca, Tufs de Lipari, Taf. I, Fig. 3). — 9 — 11 Ocotea Heerii. Fossile Blätter; 9 und 10 nach Saporta (Arch. Mus. Lyon, T. I, PI. XXVI, Fig. 9 und 5); 11 nach Gaudin et Strozzi (Val d'Arno, Taf. VIII, Fig. 6). — 7 und 13 Apollonias canariensis. Frucht und Blatt der lebenden Form (nach Saporta, Arch. Mus. Lyon, T. I, PI. XXVII, Fig. o und Taf. XXVI, Fig. a) — 12 Apollonias canariensis pliocenica (nach Saporta, ibid., PI. XXVI, Fig. 1). 41* 324 H. SCHENCK, ..eilten 20 m messen, überragt; vielmehr stellt der Til eine Erscheinung dar, welche von den „schlanken Bäumen feuchter tropischer Gebiete sehr abweicht. Der knorrige, dicke, wenig hohe „Stamm1) trägt eine mächtige, sehr breite und dichte Krone, den beliebtesten Sitz der Lorbeer- „taube namentlich zur Zeit der Reife der wenig fleischigen Beerenfrüchte. „Der Barbusano, Apollonias canariensis Nees, hat, wie der Loro und der Til, seine eigenen .Standorte, wo er den einzigen Vertreter seiner Familie darstellt; er erhebt nämlich seine dicken Fig. 41. .lf«>llonias canariensis Nee--. Nach einem J Herbarexemplar, .in dem die Früchte sich zu entwickeln beginnen, rechts reife Früchte. '/, nat Gr. (Botanisches Museum Zürich.) „Stämme, die eine sehr dichte Krone tragen, an steileren Abhängen. Auch Apolhnias canariensis „Nees wuchs im tertiären Walde von Meximieux, Jetzt ist ihr nächster Verwandter in Ostindien „und namentlich auf Ceylon heimisch. Anderen Ursprunges ist hingegen die vierte und schönste in und Tenerüe, S. toi) bildet einen uralten I il (bei Achado do Judeo auf Madeira) ab, dessen kurzer HaupUtamm Ober \0 I ing aufwies und mehrere gerade, über 100 1- 11I '. hohe Hauptäste entsandte. IOO Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 325 „der Lorbeerarten des canarischen Waldes, der stattliche Vinatico, Phocbc indica Fax (= Persea „indica Sprengel) [Textfig. 43]. Nicht aus dem europäischen Tertiär ist er nach den Canaren „gelangt, sondern aus dem tropischen Amerika, wo seine nächsten Verwandten sich befinden. Der Vinatico besitzt, wie schon Schacht j) hervorhebt, in noch höherem Maße als der Til das Vermögen, aus dem Hauptstamm neue Schößlinge zu treiben. Aus alten Stöcken ent- springen oft mehrere mächtige, gerade Stämme und dazwischen Triebe jeden Alters. Im Walde von Agua Garcia sah Schacht die größten Exemplare des Baumes, mächtige, 24 — 38 Fuß im Umfang haltende, dabei oft nur 7 — 8 Fuß hohe und mit dichten Moos- polstern überzogene Hauptstämme, aus denen die geraden Schößlinge hervorkamen. Taf. XXII [VII] bringt diese Eigentümlich- keit des Baumes zur Darstellung. „Pkoebeindica bildet den Hauptbestand- teil der feuchtesten Waldteile, in Agua Garcia „am Grunde des Kessels, wo man vergeblich „nach den anderen Lorbeeren oder der bei- „nahe ganz auf den trockenen Waldsaum „beschränkten Faya suchen würde, wo die „Baumheide nur noch vereinzelt als Strauch „auftritt und wo die canarische Hex durch „die weit mehr großblättrige Hex platyphxlla „Webb et Berth. (Textfig. 37) vertreten ist, „welche sich nur hier und angeblich auch „in einer kleinen Waldparzclle hinter Guimar „befindet. Durch die mächtige Größe ihrer „Blätter übertrifft sie alle anderen //cv-Arten. Hex platyphylla führt den canarischen Namen „Naranjero salvaje", wilde Orange, wegen ihres glänzend grünen, den Orange- blättern ähnlichen Laubes. Sie trägt an schlankem, glattem Schaft lange, herabhängende, wenig verzweigte Aeste2) und gewinnt dadurch einen sehr eigenartigen Habitus. Schacht 3) vergleicht sie in der Tracht mit der Fichte. Ile.\ - platxphvlla Webb et Berth. ist nicht mit Hex canariensis verwandt. Loesener 4) zählt sie in die Verwandtschaft der Hex aquifolium und einiger asiatischer Arten zu Subsectio a Oxyodontae der Sectio 2 Aquifolioides der Series c Aquifolium des Subgenus III Euilcx. Loesener betrachtet diese Art als Varietät von Ilcx Pcrado Air., die er folgendermaßen gliedert: Fig. 42. Ocotea foetcns Benth. et Hook. 3/4 nat. Gr. 1) Schacht, Madeira, S. 102, 110 und Taf. VI. 2) Abbildung des Baumes auf Taf. IV und IX im Atlas von Webb et Berthelot. 3) Schacht, Madeira, S. 1 10. 4) Loesener, Monographia Aquifoliacearum, Pars I, Nova Acta der Kais. Leop.-Carol. Akad., Bd. LXXVIII, 1901, S. 244. IOI -,,£ H. SCHENCK, var. a platyphylla (Webb) Loes. Tenerife. Auch auf Madeira, wo sie Uebergangsformen zur var. b zeigt var. b maderensis (Lam.) Loes. (Hex Perado An.) iVkideira und auch auf Tenerife. var. c azorica Loks. (Hex Perado YVats.) Azoren. var. d iberica Loes. (Hex aquifolium ji Willk. et Lange.) Südspanien (Serra de Palma). Fig. 43. Persea indica SPRENG. (Phoebe indica Pax.). '/, nat. Gr. [SCHIMI'ER.] Innerhalb dieses Verwandtschaftskreises können wir wohl Ilcx platyphylla als die an die Bedingungen des feuchtesten Lorbeerwakles angepaßte Form ansehen. Wie Hex canariensis dürfte auch Hex platyphylla aus dem europäischen Pliocän nach den Inseln gelangt sein. ,Jene feuchten Waldteile, in welchen auf auffallend massivem und knorrigem Stamm „der Yinatico seine große spiegelnde Laubfläche trägt und wo der Charakter eines hygrophilen „Regenwaldes weit mehr ausgeprägt ist, als an anderen Stellen, beherbergen die eigenartigsten „Formen des Lorbeerwaldes. Zerstreut wächst in solchen Waldteilen der staatliehe, zu den Oleaceen „gehörige Palo blanco, Noteiaea excelsa Vent., wieder ein sonst überall verschwundener Baum des 102 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 327 „pliocänen europäischen Waldes, der allerdings nicht ganz unverändert ist. Ihr nächster Ver- wandter ist Oka grandaeva Saporta, aus den Tuffs von Meximieux, wahrscheinlich ihre Ahn- „form (Textfig, 39, S. 322). Heutzutage hat sie ihre Gattungsverwandten, die sämtlich zu einer „anderen Untergattung gehören, in anderen Zufluchtsstätten alter Formen, in Australien und Neu- „Caledonien. Der temperierte Wald des Kaps birgt eine physiognomisch sehr ähnliche Form „in Oka laurifolia Lam. Systematisch noch mehr vereinzelt zeigt sich ebenfalls in jenen Wald- feilen ein schlanker Baum, „der Mocan, Visnea Mo- „canera L. fil; die Gattung „ist monotyp und zu „den Ternströmiaceen ge- „hörig, die heutzutage in „Europa ganz fehlen. Die „Familie war jedoch im „europäischen pliocänen „Walde sehr verbreitet, „und Blüten von Eurya- „Arten, der Gattung, die „ Visnea am nächsten steht, „sind aus viel älterer Zeit, „im Bernstein von Samland, vollkommen „erhalten. Dort also, in Mitteleuropa, „würde die Heimat des Baumes zu „suchen sein, nicht in Indien und ( >st- „asien, wo die Gattung Eurya sich bis „heute in zahlreichen Formen erhielt. „Das Gleiche gilt von den beiden Myr- „sinaceen 1), wiederum die Angehörigen „einer aus Europa seit dem Tertiär ver- schwundenen, in den tropischen Ge- rieten jedoch reich vertretenen Familie. „Beide stellen stattliche Bäume dar, der Aderno, Heberdenia excelsa Banks (Textfig. 44) ist ver- hältnismäßig häufig, der Marmolan, Pleiomeris canariensis A. DG, ist der seltenste und dank „seiner sehr großen, an diejenigen der Magnolia grandifolia erinnernden Blätter der schönste „Baum des canarischen Lorbeerwaldes. Nähere Verwandtschaft zeigt die monotypische Pleiomeris „zu keiner der lebenden Äfyrsi?ie- Arten, während von Heberdenia eine zweite Art, Heberdenia »pendulißora Mez, in Mexiko auftritt. Die Heimat der canarischen Myrsinen ist unzweifelhaft „wieder das tertiäre Europa, wo die Familie, wie fossile Reste zeigen, nicht selten war. Die „Beerenfrüchte ermöglichten auch hier die Verbreitung über den Ocean. Hingegen fehlt es bis „jetzt für zwei stattliche Sträucher, die im Schatten des Vinatico im Walde von Agua Garcia Fig. 44. Heberdenia excelsa Banks. Nat. Gr. [Schimper.] 1) Abbildungen von beiden Arten in C. Mf.z, Myrsinaceae, Pflanzenreich, Bd. IV, 236, 1902, S. 158 und S. 338. I03 328 H. SCHENCK, leihen, an paläontologischen Beziehungen, nämlich für die Rubiacee Phyllü nob/a L. (Textfig. 45), „welche mit Viburnum rugosum Pers. und Hypericum grandifolium Chois? wesentlich an der „Bildung des Unterholzes teilnimmt, und für die seltene Urticacee Gesnouinia arborea Gaud. „(Textfig. 46), welche sich nur an wenigen Stellen im tiefsten Schatten findet und mehr als irgend „ein anderer Bestandteil des Waldes an einen „tropischen Typus mahnt, nämlich an die in allen „Regenwäldem verbreiteten Boc/imcria- Arten mit „ihren Nesselblättern und langen borstigen Blüten- Ständen , die bei der canarischen Art schön „rot sind. „In den so zahlreichen Fällen, wo der palä- „ontologische Befund im Stiche läßt, suche man „nach Verwandten in jenen kleinen und durch „ungeheure Abständen getrennten Gebieten, in *-V*-" Fig. 45. Phyllü nobla L. Nat. Gr. [Schimpf.r.] Fig. 46. Gesnouinia arborea GaüD. */, nal. Gr. [Schimitk.] ..welchen, von großen klimatischen Veränderungen wie von fremden Einwanderungen mehr ver- schont als in den großen kontinentalen Hbcnen, die temperierte Tertiärflora sich bis zur Gegen- wart erhalten konnte. Ein solches Schongebiet ist in allererster Linie das Kapland; seine „floristischen Beziehungen zu den Canaren sind bereits mehrfach erwähnt werden, liier finden „wir die nächstverwandte Gattung der Phyllis, nämlich Ga/opina, während eine /weite nahe ver- wandte Gattung Normandia auf Neu-Caledonien einheimisch ist. Die Gesnouinia ist mit (\r\\ „ihr äußerlich ähnlichen tropischen Strauchnesseln nicht verwandt, sondern hat ihre nächsten Ver- wandten in Europa bewahrt, und zwar auf Corsica und Sardinien, wo sich dank der insularen 101 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 329 „Abtrennung und der feuchten insularen Lage einige Typen vergangener Zeiten erhalten konnten. „Hclxine Solei rolii Req. heißt die Verwandte der canarischen Gesnouinia und stellt eine kleine „kriechende Staude dar, die die Beziehungen zur krautigen Parietaria unserer Mauern und Felsen „vermittelt. Hier wären wohl auch Gymnosporia und Bencomia zu erwähnen. Gymnosporia cassinoides Masf. ist ein seltener immergrüner Celastraceenbaum des Lorbeer- waldes; sie gehört zu den Endemen, die ihre verwandten Arten auf Mauritius, in Natal, auf Madagascar und im tropischen Asien haben. Die auf den Canaren und Madeira endemische Rosaceengattung Bencomia (Textfig. 47), verwandt mit Poterium und Acacna, am nächsten der kapländischen Gattung Cliffortia stehend, gehört zwar nicht dem Lorbeerwald selbst an, aber ihre Arten treten als Felssträucher in der unteren montanen Region auf. Es sind wenigästige Sträucher mit an den Zweig- enden stehenden, gefiederten Blättern und blatt- achselständigen, langen Blütenähren. Ben- comia caudata Webb et Bekiii. kommt auf Tenerife, Palma, Hierro vor, B. moquiniana Webb et Berth. nur auf Tenerife, B. made- rensis Bornm. auf Madeira. Fig. 47. Bencomia caudata WEBB et Berth. ■'. , nat. Gr. [SCH1MPER.] Fig. 48. Fossile Stnilax-'B&tter aus dem europäischen Tertiär. 1 Smilax mauritanica DESF., Tufs de Lipari. (Nach Gaudin und PlRAlNO Dl MANDRALISCA, Schweizer Denkschriften, Bd. XVII, Taf. I, Fig. 6.) 2 Smilax Targiomi, Val d'Arno. (Nach STROZZI, ibidem, Taf. X, Fig. 5.) Nat. Gr. [Schimper.] „Die wenigen holzigen Kletterpflanzen sind ähnlichen Ursprunges wie die Bäume und „Sträucher. Der mächtige Convolvulus canariensis L. wird von dem besten Kenner der Sippe, „Choisv, in die Nähe einer kapländischen Art gestellt; von den beiden Smi/ax-Arten (Textfig. 48) „ist Smilax mauritanica Webb et Berth. durch eine nächstverwandte Form, Smilax Garguieri „Sap. !), im Miocän Süd-Frankreichs nachgewiesen, sie war noch im Pliocän und später in „Mitteleuropa verbreitet; Smilax canariensis hatte in Smilax Targionii Gauo. aus dem Pliocän „von Toscana ihren Vorläufer, und Arten dieser Gattung spielten überhaupt in den tertiären „Regenwäldern Europas eine große Rolle, wie gegenwärtig noch in den ihnen ähnlich gebliebenen 1) Saporta, Ann. Sc. nat. Ser. 5, T. III, 1865, p. 85. Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. II. 1. Teil. I05 42 , ,0 H. SCHENCK, „japanischen Wäldern. Der canarische Ruscus androgynus E. >) wird als Typus einer eigenen „Gattung Semele Kr.vni aufgefaßt Der canarische Epheu, Hedera Helix E. var. canariensis „Webb et Berth, schließt sich manchen der zahllosen Spielarten von Hedera an, die von der „Kreide aufwärts die europäischen Wälder, sich dem jeweiligen Klima anpassend, beständig be- „wohnt haben, und sogar die stattliche Brombeere des Waldes von Agua Garcia, Rubus discolor „Weihe, dürfte ebenfalls ein Einwanderer aus alter Zeit sein, auch er ist im Tertiär nachge- wiesen worden. „Wiederum zu ähnlichen Ergebnissen führt die Betrachtung der krautigen Bodenvegetation. „Allerdings finden wir in derselben einige Arten des europäischen Waldes, teils allgemein ver- breitete, wie Viola odoraia L. und V. canina L., Myosotis silvatica Hoff.2), teils atlantische, wie „Scrophularia Scorodonia E. und Origanum virens Hofkmg. et Ek. Kräuter siedeln sich leichter „an als Holzgewächse, und das alljährliche Eintreffen europäischer Zugvögel macht uns das Vor- kommen dieser Gewächse wohl begreiflich, deren Samen klein genug sind, um am Gefieder „oder an den Füßen hängen zu bleiben. Ebenso dürften eine Reihe anderer europäischer Kräuter „eingetroffen sein, die jedoch kaum im Eorbeerwalde vorkommen, sondern an lichte Standorte „der montanen Region gebunden sind. Doch ist es hier nicht möglich, die Einschleppung durch „den Menschen von derjenigen durch natürliche Agenden mit einiger Sicherheit auseinander- zuhalten. Einige andere Bestandteile des I .url «vi-waldes sind zwar ebenfalls vielleicht posttertiären .europäischen Ursprunges, jedoch speeifisch von den nächstverwandten jetzigen, mediterran- ,,europäischen Typen wohl verschieden, so Geranium anemonefolium L'Her.3) (Textfig. 4g), Ra- „nunculus cortusaefolius Willd.4), Cedronella canariensis Wu.i.n., hopkxis canariensis Steud. etc. „Tertiären Ursprung werden wir hingegen für die Arten von Pericallh Webb (Subgenus von Senecio) „beanspruchen, denn ihre nächsten Verwandten sind heutzutage auf das Kapland beschränkt. „Diese prächtigen Gewächse sind die Stammpflanzen der „Cinerarien" unserer Gärten; wie diese „ihre künstlichen Nachkommen zeigen auch die natürlichen Typen große Neigung zum Variieren ; „neun, meist nahe verwandte und offenbar aus einer gemeinsamen Stammform hervorgegangene „Arten sind in den Canaren heimisch, von welchen allerdings nur drei die Eorbeerwälder „Tenerifes bewohnen, ohne auf dieselben beschränkt zu sein, da sie teilweise offene Standorte „der montanen Region bewohnen und teilweise dieselben bevorzugen. „Vögel sind es hingegen gewesen, die eine der merkwürdigsten und schönsten canarischen „Endemen in jener fernen Zeit herüberbrachten, die Canarina Campanula Eam. (Textfig. 50). „Lange blieb diese stattliche Pflanze, die mit ihrem halbkletternden Wüchse, ihren rostbraunen „Blüten und saftigen, süßschmeckenden Beeren fruchten, in ihrer ganzen Phvsio^nomie eine Aus- nahmestellung unter den Glockenblütlern einnimmt, einsam in ihrer Gattung und ein pflanzen- 1) Die jetzigen Verwandten v..n Semele androgyna Krvm, sämtlich im Mitulmeergebiet, sind nach Bakfk (Journ. L. Soc Vol. XIV, 1875, p. 6 Ruscus aculeatui I-, Europa, Fortunaten, Kaukasus, Syrien Hypophyllum I.., Fortunaten, Medit, Oeslerreich, Kaukasus „ „ \.ir. Hypoglossum I.am., ibid. Danai racemosa MoENCH., Griechischer Archipel, Kaukasus, Persien. 2) I > maren ist dir subtropische Kasse M. macrocalycina Coss. Vergl. S. 361. 3) Verwandt mit Geranium Robertianum. 4) Verwandt mit Ranunculus cretteus L. auf Kreta. IO6 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 331 Fig. 49. Geraniwn anemonefolium L'Herit. links; Gcranmm Robertiamim L. rechts. Nat. Gr. [Schimpek.] 42* 332 H. SCHENCK, 51. Dm ' ' ■' I " »/, iut. Gr. Si niMii-R.] Kig. 50. Canarina Campanula I-. Nat. Gr. [SCHMPER.] 108 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 17? »geographisches Rätsel. In neuerer Zeit erst wurde auf dem Runssoro in Ostafrika eine zweite „Art entdeckt, Canarina Eminii Ascherson et Schweinf. Eine dritte Art, Canarina abyssinica Engl., wurde 1900 im Galla-Hochland und Südabys- sinien bei 2500 und 2000 m Meereshöhe aufgefunden1). „Wie die Inseln, sind auch die Höhen Zufluchtstätten verdrängter Pflanzen. Die Hoch- gebirge des östlichen Afrika haben in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle gespielt. Ebenso „vereinsamt inmitten des heißen Tieflandes wie die atlantischen Inseln im Ocean, bergen ihre „kühlen und feuchten Höhengürtel sonst verlorene Typen der europäischen warmtemperierten „Tertiärflora. Das Auffinden von Arten von Canarina an voneinander so weit entfernten und so „bedeutsamen Stellen deutet auf eine erloschene europäische Ahnform hin. „Rätselhafter ist der Ursprung der Drusa oppositifo/iaDC.(Texttig. 51), einer kleinen, unschein- baren Umbellifere, deren nächste Verwandte Südamerika, das andine namentiich, bewohnen, „wenn auch ihr gleichzeitiges Vorkommen in Marokko einen tertiären europäischen Ursprung „wahrscheinlich macht. Namentlich aber stehen wir ratlos vor einem der stattlichsten und ge- meinsten Kräuter des feuchten Vinatico-Waldes, der einer ins Riesenhafte gewachsenen Chlora „vergleichbaren Gentianacee Ixanthus viscosus Griseb., deren systematische Verwandtschaft und „Ursprung ganz unentwirrbar sind. „Die Farnkräuter, welche in der Flora des canarischen Lorbeerwaldes einen mehr massen- haften als mannigfachen Bestandteil bilden, zeigen, wie gewöhnlich, einen weit weniger eigen- artigen Charakter als die Blutenpflanzen, indem ihre staubähnlichen Sporen schon durch leichte „Winde auf weite Entfernungen getragen werden. Unter den endemischen Arten sind einige „nur als schwach ausgeprägte klimatische oder insulare Formen weit verbreiteter Arten aufzufassen, „so Aspidhtm canariense A. Br., zum Formenkreis des Aspidium /i/i\ was L. gehörig, Ceterach „ofßcinarum Willd. var. au reu/u, Asplenium Adiantum nigrum L. var. acutum; einzelne sind „Kosmopoliten, wie Pteris aquilina L. ; die meisten kommen auch in dem atlantischen Gebiet „Europas und Nordafrikas vor. Unter den letzteren sind besonders Davallia canariensis Sm., die mit indischen und afri- kanischen Davallien verwandt ist (Textfig. 52), Asplenium Hemionitis L., das im Tertiär von Armissan bereits in Hcniionilitcs scolopendrioides Sap. seinen Vorläufer zu besitzen scheint (Textfig. 55), und die weit verbreitete Woodwardia radicans Sm., die ebenfalls aus der Tertiärzeit stammt, im Pliocän Centraleuropas und bereits auch schon im Miocän (/['. Roessneriantts) verbreitet war (Textfig. 53 und 55), zu nennen. Die auffallendsten makaronesischen Farnformen aber sind Dicksonia Culciia L'Herit. und Adiantum reniforme L. Dicksonia Culciia L'Herit. ist die einzige Cyatheacee Makaronesiens, hauptsächlich in der montanen Region der Azoren verbreitet, auf Madeira selten und auf Tenerife als größte Seltenheit an der Nordseite des Anaua^ebiroes vorhanden und dorthin wohl wahrscheinlich von Madeira aus gelangt. Nach Bolle2) stellt sie einen stattlichen Farn vor, mit über 4 Fuß hohen Wedeln und mit kräftigem, nach oben gebogenem Rhizom, das aber keinen eigentlichen Farn- stamm bildet, im Habitus an Struthiopteris erinnernd. Am nächsten verwandt ist mit ihr Dicksonia 1) A. Engler, Campanulaceae africanae. Bot. Jahrb., Bd. XXXII, 1903, S. 116. 2) C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XIV, S. 332. IO9 334 H. SCHENCK, Fig. 52. Darallia canaricnsis Sm. Nat. Gr. [Schimper.] Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 335 arborescens L'Herit., von baumartigem Wuchs, auf St. Helena endemisch, ferner D. Sellowiana Hook, in Brasilien, D. conüfolia Hook, in den Anden, und D. antarctica Lablll. in Ostaustralien und Tasmanien. Man kann für sie amerikanische Herkunft annehmen, wenn sie nicht noch im Tertiär Europas nachgewiesen werden sollte. Adiantum reniforme L. (Text- fig. 54, i), „die Yerba tostonera" oder das Guldenkraut der Einwohner, wohl das eigenartigste Famkrautsämtlicherwest- lichen Canaren und auch auf Madeira und Capverden vorkommend, mit lang- gestielten , rundlich - nierenförmigen Wedeln von lederiger Textur, ist nach Bolle ') nicht nur in der Lorbeer- region verbreitet, wo es auf humosem Boden seine vollkommenste Entwicke- lung erreicht, sondern auch weiter abwärts in der oberen basalen Region bis zu 300 m abwärts an nassen Felswänden der Barrancos. Im Wald von Agua Garcia wurde es von Berthelot gefunden ; Bolle und Bornmüller beobachteten es nament- lich in den Wäldern des Anaga- rn eebirg-es oberhalb Taeanana. Die nächsten Verwandten dieses auffallenden Farnkrautes, eben- falls mit einfachen, nierenförmigen Spreiten, sind Ad. asarifolium Willd. von Mauritus und Bourbon, Ad. crenatum Baker, von Nordmada- gascar, beide als Subspecies zu A. renifolium L. gehörig, und vielleicht auch Ad. Parishii Hook, von Moul- mein in Birma. Zur Pliocänzeit war Ad. reniforme aber auch in Europa vorhanden, wie die Blattabdrücke von Meximieux bei Lyon lehren (Textfig. 55). Sie wird also damals wohl noch weitere Ver- breitung gehabt haben. Von dort hat sie ihren Weg nach den Canaren gefunden, und während sie in Europa ausstarb, erhielt sie sich auf den weit auseinanderliegenden afrikanischen Inseln. F'g- 53- Woodwardia radicans S\v. Links Teil eines fertilen Segmentes, - . nat Gr., rechts ein ganzer Wedel, */,s nat- Gr. [Schimfer.] 1) C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XIV, S. 300. I 1 I 336 H. ScHKNCK, „Wie die Farne verhalten sich die Moose ') : auch bei ihnen ist der Endemismus schwach ; „auch sie zeigen vornehmlich Beziehungen zu dem atlantischen Europa und Nordafrika, Letztere „sind sogar noch weit ausgeprägter als bei den Farnen und sprechen zu Gunsten der Hypothese „von Waixace, daß manche tertiäre Moose am äußersten westlichen Rande Europas, wo das „Klima der Eiszeit weniger kalt war, die letztere überstanden haben; es verhält sich mit diesen „Moosen Westeuropas wie mit denjenigen Kerguelens, sie sind Ueberbleibsel einer früheren Epoche. „Kurz gesagt, ist der canarische und überhaupt der makaronesische Lorbeerwald 2) dadurch „entstanden, daß am Schlüsse des Tertiärs, als die Inseln infolge der Abnahme der vulkanischen „Erscheinungen, mit Ausnahme der noch tätigen Kegel, „ihr jetziges Antlitz und das damit zusammenhängende „montane Klima erhalten hatten, sich an den dafür ge- eigneten Stellen, ähnlich wie heutzutage etwa auf „Krakataua, Gehölzformationen entwickelten. Nach Ana- logie anderer Fälle ist anzunehmen, daß die Anfänge „auf den Wind zurückzuführen sind, der aus Europa „zunächst Moose und Farne einführte. Europäische Zug- vögel, namentlich die rasch fliegenden Tauben, Be- wohner des pliocänen Waldes, kolonisierten die Canaren „an allen dafür klimatisch geeigneten Stellen, mit den- jenigen Gewächsen dieses Waldes, von deren Beeren sie „sich ernährten, oder deren Samen an ihrem Gefieder „hängen blieben. Ganz vereinzelt wurden auch , wie „heute, Vögel der Antillen durch den Sturm nach den „atlantischen Inseln verschlagen und lieferten einige Be- standteile3); das Klima noch mehr als die Seltenheit „dieser amerikanischen Besuche erklärt die Spärlichkeit „des amerikanischen Bestandteiles des Waldes. Der Wind „setzte seine Tätigkeit fort und bevölkerte namentlich „den Waldschatten mit Farnen, Moosen, Flechten und „Pilzen. Während und nach der Eiszeit hörte die Zu- nahme der Waldflora durch Kolonisation, wenigstens „von Europa aus, beinahe ganz auf. Das bisher gleich- mäßig warme und feuchte europäische Klima war tief „verändert; im Norden hatten sich kalte, im Süden sehr trockene Jahreszeiten herausgebildet „Die wenigen Nachzügler sind nicht ausschließlich Waldbewohner und zeigen sich im ß& n Fig. 55. Fossile Farne aus dem europäischen Tertiär. 1 und 2 Woodwardia radteans pliocenica, Meiimieux. (Nach Sa PORTA, Arch. du Mus. d'llist. 11:1t. de Lyon, PL XXII, Fig. 1 et Fig. 1 a.) 3 Adiantum reniforme ■pliocenicum, Meximieux. (Nach Sapoi i'A, ibid., PI. XXII, Fig. 5). 4 und 5 Cheilanthei primaeva SAP., Aix en Provence. (Nach Saporta, Annal. des Sc. nat, Bot., 5« Serie, T. XVII, PI. I, Fig. 12 n. 13a.) 6 J/.-mwui- Wies scolopendrioides Sap., Armissan hei Narbonne. (Nach SAPORTA, Annal. des Sc. nat., Bot., 5e Serie, I I V, PI. II, Fig. 5.) — 2 und 4 vergrößert, sonst nat. hne Gnidium L. und Origanum virens Hoffmg. „et Lk. Die feuchten inneren Waldteile blieben für die Kolonisation, da sie ohne Analogon im „postglacialen Europa waren, beinahe unzugänglich. Zwar werden die Canaren alljährlich von „verschiedenartigen, teilweise beeren fressenden Vögeln i) aufgesucht, andere zahlreich gelegentlich „dorthin verschlagen; die Vögel und die etwaigen mitgebrachten Samen finden aber in diesem „europäischen Walde einer längst erloschenen, abweichenden klimatischen Periode keine für sie „geeignete Stätte. Der Lorbeerwald bleibt unverändert in seinem tertiären Charakter, und die „Tauben, welche denselben einst geschaffen und mit ihm erhalten blieben, werden von den „europäischen Besuchern Tenerifes nicht verdrängt § 2. Oekologie des canarischen Lorbeerwaldes. („Text" von A. F. W. Schimper, Zufügungen und Anmerkungen von II. Schenck.) „Wir haben das Werden des canarischen Lorbeerwaldes kennen gelernt. Betrachten wir „ihn nun als einen Teil der canarischen Natur, in seinen mannigfachen Wechselbeziehungen mit „ihr in seinem jetzigen Zustande, in welchem sich dieselbe nicht weniger eigenartig ausprägt, als „in dem Pflanzenleben der Küste, jedoch mit ganz neuen, den abweichenden äußeren Bedingungen „entsprechenden Lebenserscheinungen. „I )er makaronesische Lorbeerwald ist immergrün und weicht dadurch nicht bloß von den „sommergrünen Laubwäldern Mitteleuropas ab, sondern auch von dem plioeänen europäischen „Walde, aus welchem seine Bestandteile beinahe sämtlich gekommen sind. Das gänzliche „Fehlen laubabwerfender Bäume ist nicht auf das canarische Klima im allgemeinen zurückzuführen, „denn die canarische Flora besitzt zwei sommergrüne Holzgewächse, Sath canariensis Cur. Sm. „und Sambucus palmensis Link, die allerdings nicht im Walde wachsen, und das Verwildern „europäischer Bäume, wie Castanea vesca, Populus alba etc., zeigt die Gunst der Verhältnisse „gerade in dieser Höhenregion. Das gänzliche Fehlen der sommergrünen Holzpflanzen im „Lorbeerwalde beruht teilweise auf historischen Ursachen. Die laubabwerfenden Bäume des „Pliocänwaldes liesaßen weder Beeren noch zur Verbreitung durch den Wind geeignete Samen. „Zudem sind die Existenzbedingungen gerade im Lorbeerwalde für die Immergrünen günstiger „als für die Sommergrünen, da der Sommer auch in der montanen Region nur wenig Nieder- schläge bringt, und der Winter mild genug ist, um die Tätigkeit des Laubes zu ermöglichen. „Im Mediterran: -einet sieht man die laubabwerfenden Bäume nicht zerstreut zwischen den „immergrünen, sondern am Ramie der Wasserläufe, wo der Boden im Sommer durchwässert „bleibt, im Winter aber durch niedrigere Temperatur bei sehr großer Nässe und entsprechendem „Rückgang der Salze für die Laubtätigkeit weniger geeignet ist. i) V'ergl. A. KÖNIG, Omithologische Forschungsergebnisse einer Reise nach Madeira und den I anari chen Inseln. Journal füi Ornithologie, 1890, S. 298 u. 299. 113 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 4 5 338 SENCK, „Zur Zeit unseres Besuches, auf der Höhe der Trockenzeit, waren die Blätter des Vinatico „trotz seiner feuchten Standorte, zum Beweis für weniger günstige Wasserzufuhr, zum größten „Teil rot und gelb geworden und bedeckten überall den Boden. „Die immergrüne Belaubung verbirgt die periodische Abwechslung der Lebensvorgänge, „doch fehlt dieselbe' natürlich nicht, ist sie ja auch im tropischen Urwald vorhanden. Die „Temperatur des Winters ist niedrig genug, um die Aufnahme und Bearbeitung der Nährstoffe „aus Roden .und Luft herabzusetzen, aber nicht zu verhindern, und Aehnliches gilt von der „sommerlichen Trockenheit. Am regsten sind die vegetativen Vorgänge im Frühsommer, wo „optimale Bedingungen der Wärme und Feuchtigkeit herrschen; dies ist die Zeit, wo neue „Laubtriebe sich aus den ruhenden Knospen entwickeln. „Niedere Temperaturen sowie große Trockenheit bedingen Ausreifen der Blütenstoffe; der „reichste Flor tritt in den subtropischen Gebieten von ähnlichem Klima wie auf den Canaren im „Frühjahr ein, ein weniger reicher und auf die Holzgewächse beschränkter im Herbst nach der „Trockenzeit, wie bei uns, wo ein sehr trockener Sommer einige Herbstblüten an vielen Holz- „gewächsen hervorruft. Das Auftreten der Blüten entspricht im canarischen Lorbeerwalde den „gleichen Einwirkungen; man sieht nicht, wie in den Tropen auf manchen, jedoch auch dort nur „auf einer Minderzahl von Bäumen und Sträuchern, gleichzeitig Blüten und Früchte in allen „Entwicklungsstufen, sondern nur etwa die Frühlingsblüte zusammen mit der zur reifen Frucht „gewordenen Herbstblüte. Manche Bäume scheinen doppelte Blütezeit zu besitzen, die erste im „Frühjahr, die zweite im Spätherbst. Die Blütezeiten der Bäume und Sträueher des Lorbeerwaldes bedürfen noch eingehender Beob- achtung, zumal die vorhandenen einzelnen Angaben zum Teil voneinander abweichen. Die Haupt- blütezeit scheint aber in das Spätfrühjahr Ende April und Mai zu fallen '!. Für Madeira liegen einige Beobachtungen von G. HÄRTUNG *) vor. Hier blüht Myrica an tieferen Abhängen Ende Februar, im März und April folgen Laurus, Ilex perado, Rhamnus glandulosa, Celastrus umbellatus, Euphorbia mellifera, im Mai die Mehrzahl der Bäume, wie Barbusano, Til. Noteiaea Heber denia und Pleionteris (für die beiden letztgenannten wird andererseits der Februar auf Tenerife angegeben). Prunus lusitanica blüht nach SCHACHT auf Tenerife Anfangs Mai. HÄRTUNG8) bemerkt, daß einige Gewächse nach den im Herbst eingetretenen Regenschauern zu Anfang November eine nicht unbeträchtliche Zahl von Blüten hervorbringen, die bald darauf ver- schwinden, um dann im Frühjahr zur Hauptblütezeit — durch um viel größere Mengen ersetzt zu werden; diese Erscheinung soll besonders für den Til charakteristisch sein. Am meisten scheint sieh der Vinatico in dir Blütenbildung tropischen Bäumen zu nahern, denn !i Härtung4) hat er wahrend des ganzen Jahres unreife Früchte oder Blüten aufzuweisen, und auch Vaccinium maderense soll wahrend des ganzen Jahres blühen. Jedenfalls haben aber diese Bäume ihre I [auptblütezeit auch im Frühjahr. „hie Kräuter blühen sämtlich im Frühling; sie beginnen im Februar mit dem Veilchen, „andere treten allmählich hinzu, der Höhepunkt wird im Mai erreicht, nachher schwinden die „Blüten mehr und mehr. Als wir im August den Wald besuchten, sahen wir nur, in den „trockenen Teilen, drei kleine Sträucher und Kräuter blühen: Daphne Gnidium I... Origanum i) i [ihliDgsfahrt, S. i l) Hl \/..t. n. [860, S. ;o. J) ll.i.l. s. ;i. ■ I 1 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischeii Inseln. •? ?a „riirus Hofemg. und Lk., Scrophularia Scorodonia L. Alles Uebrige war reichlich von reifenden „oder noch mehr von reifen oder überreifen Früchten bedeckt. Eine Verdoppelung der Blüte- zeit zeigt sich nirgends bei den Kräutern temperierter Zonen, da die Frucht- und Samenbildung „direkt mit der Verarbeitung des Rohmaterials zusammenfällt und daher in die früheren Monate „verlegt wird. Nur gewisse Knollenpflanzen, die sich durch den Besitz von aufgespeicherten „Nährstoffen den Holzgewächsen nähern, verhalten sich auch bezüglich der Blütenbildung manch- „mal diesen ähnlich. „Nähere Betrachtung der Bestandteile des Waldes wird noch eine Fülle von Eigentümlich- „keiten aufweisen, die teilweise in nachweisbarem, teilweise in noch nicht bekanntem, wenn auch „unzweifelhaft vorhandenem Zusammenhang mit den äußeren Bedingungen stehen. Unternehmen „wir eine neue Wanderung durch den Wald. In seinem äußeren, weniger geschützten, weniger „feuchten Teile schließt sich der canarische Lorbeerwald noch nahe an den mediterranen immer- „grünen Laubwald an und zwar an dessen westlichere Facies. Allerdings sind die Bäume und „Sträucher höher und üppiger, aber ihre Blätter sind noch hart und klein und zeigen bei mehreren „(Jlfyrica, Erica, Cislus, Androsaemum, Dapkne Gnidiuni), die charakteristische Glanzlosigkeit und „unreine Farbe, bei anderen, so bei Vibumum rugosum Pers., namentlich aber beim Lorbeer, JLaurtis canariensis Webb et Bkriii., hat sie im Vergleich zu den mediterranen Verwandten „abgenommen. Die zarteren Kräuter sind nur im Frühling belaubt, die immergrünen sind derb. „Besonders bezeichnend sind die Farne, welche in diesem Teile des Lorbeerwaldes beinahe nur „durch eine dickblättrige, wollige Form des Adlerfarns, Pieris aquilina L., vertreten sind; eine „Form, welche auch an ganz offenen windigen Standorten vorkommt. Noch zwei bezüglich der „Feuchtigkeit genügsame Farne kommen hier vor, Aspknium Adiantum nigrum L. und Davallia canariensis Sm. „Nur wenige, kleine, bräunliche Moose bedecken den Boden {Trichostomum mutabile „Bruch); Stämme und Aeste der Bäume sind beinahe unbemoost, hingegen hängt die Usnea „plicata Hoffm. von den Aesten herab und weist auf leichte, aber häufige kühle Nebe! hin. Bei „dichterem Nebel würden die Moose reichlicher auftreten. „Indem wir tiefer in den Wald eindringen, werden die bisher kleinen Laubflächen größer „und, was besonders auffällt, bei frischgrüner Farbe sämtlich glänzend, von allen Bäumen und „Sträuchern werden die Lichtstrahlen zurückgespiegelt; die jetzt üppige, großblättrige Sehatten- „flora ist zwar ebenfalls sattgrün geworden, sie ist aber glanzlos geblieben. „Die Verwandlung ist erst in der Tiefe der Schlucht vollendet, da, wo Phoebe indica Pax „den herrschenden Baum darstellt. Während mehr nach außen der Boden nur so viel Wasser „besitzt, als er vom Regen behält, durchsickert das nicht festgehaltene Wasser in den tiefen „Boden der Mulde und erhöht deren Feuchtigkeit. „Nur hier trägt der Wald entschieden hygrophiles Gepräge. Die Laubflächen sind weit „größer geworden und spiegeln an der Phoebe indica Pax, an der Hex platyphylla Webb et Beriii.. „an der noch mehr großblättrigen Myrsine canariensis Spreng., ähnlich wie sie in den „üppigeren Regenwäldern des südlichen Nordamerika und Japans spiegeln. Große Farne be- decken dicht den Humusboden und die nassen lehmigen Felswände. Nur hier finden wir „den „Heiecho negro" (Trichomanes speciosum WruuD.) [Textfig. 54, 4, S. 335], den zarten dunkeln „Farn, welchen so viele Reisende als die interessanteste Pflanze des Lorbeerwaldes betrachten, 115 f3 „sehr mit Unrecht, denn derselbe ist nicht bloß im ganzen tropischen Amerika gemein, sondern „geht viel weiter nach Norden als Tenerife, bis nach Irland. Dieser Farn ist jedoch in anderer „Hinsicht instruktiv; er wächst in Agua Garcia, seinem einzigsten Standorte auf den Omaren, „nur an nassen I .eh m wänden in nächster Nähe fließenden Wassers, durch dessen Staub er fort- während benetzt wird; im tropischen Regenwalde Amerikas überwuchert er, von der Mähe des „fließenden Wassers ganz unabhängig, in mächtigen Decken die unteren Teile der Baumstämme „und die beschatteten Felsen, - ein schlagender Beweis für die geringere Luftfeuchtigkeit und „wohl noch mehr die geringere Taubildung im Lorbeerwalde, — denn regelmäßige Befeuchtung „mit Tau ermöglicht die für den tropischen Regenwald so charakteristische Hymenophyllaceen- „vegetation, welche das Wasser nicht durch die Wurzeln, sondern ausschließlich durch die „Blätter aufnimmt und gegen Trockenheit der Luft beinahe ebenso empfindlich ist, wie die im „flüssigen Wasser lebenden Pflanzen. „Ueberhaupt genügt das Fehlen echter Epiphyten nicht nur, um den Lorbeerwald öko- „logisch scharf vom tropischen Regenwald zu trennen, sondern ihm sogar nur eine niedere, d. h. „wenig hygrophile Stufe unter den temperierten Regenwäldern anzuweisen. Das sehr häufige „epiphytische Vorkommen von Davallia canariensis Sm., sogar auf den höchsten Baumgipfeln, das „gelegentliche von Sempervivum dichotomum DG, von Soncaus-Arten, zeigen immerhin einige An- deutungen eines charakteristischen Merkmals der Regenwälder, welches in den sonst ökologisch „ähnlichen Regenwäldern Südjapans, des Kaplandes u. s. w. noch zur typischen, wenn auch im ..Vergleich zum Tropenwalde reduzierten Ausbildung, gelangte. „Epiphytische Moose sind reichlich vorhanden, ebenso wie in feuchten europäischen „Wäldern. Nur bei dem wassertriefenden Trichomanes kommt ein Moos, Rhynckostomum aavi- ,.s,iu»i Schimfer, auch auf den Blättern vor, im übrigen aber fehlt die epiphylle Vegetation wegen „zu geringer Taumenge und Luftfeuchtigkeit im Vergleich zum tropischen Regenwald und sogar „zu gewissen temperierten Regenwäldern (Knysna-Wald). „Alle anderen Merkmale stehen mit dem eben erwähnten im Einklang. Die Lianen, welche „mehr reichliches Bodenwasser im Gegensatz zu den an reichliches meteorisches Wasser ge- bundenen Epiphyten verlangen, erreichen nicht bloß nicht die Mannigfaltigkeit und Mächtigkeit „derjenigen des Tropenwaldes, sondern auch nicht derjenigen Japans. Ncu-Seelands und des Kap- „landes. Zwar überragt der schöne Convolvtäus canariensis L. die höchsten Baumkronen1), doch „ist er selten und zeigt in seinen kleinen, stark behaarten Blättern die Ungunst der Wasserzufuhr. „Noch seltener sind zwei ebenso hohe Smilaceen, Smi/ax canariensis Wii.i.h. und Semele andro- „;'i7M Lex in. Reichlich treten nur niedrige, krautige Kletterer auf, Smi/ax pendulina \jowe und „Rubia angustifolia 1..; sogar der canarische Fphcu, Ilcdera helix L. var. canariensis Webb et „Beriii., erhebt sich nicht oder nur selten an Am Stämmen. „Den Bäumen gehl das tropisch-hygrophile Gepräge ebenso ab. Ihre Stämme sind im „Verhältnis zur Höhe weil dicker und entbehren stets der so vielen bäumen feuchter Tropen- „wälder zukommenden Flügelleisten; die Rinde ist dicker und rissiger; die Kronen sind reicher „verzweigt und viel dichter, die Laubflächen sind zahlreicher und auch in diesem feuchtesten ii Win. et Bj . Phytographia canariensis, T. II, p. 25 erwähnen, daß o als hochklettemdei und ineinander ge- t) und Lorbeerbäume von jo Fuß Höhe hinaufwindet. I IO Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. , . , „Waldteile viel weniger groß. Aehnlich sehen die Bäume aus z. B. im temperierten Regenwalde „des Kaplandes, noch ähnlicher wahrscheinlich in den Wäldern Südjapans. „Die vergleichende Betrachtung der Baumblätter im Lorbeerwalde (Textfig. 56) ist lehr- reich. Sie entbehren sämtlich der Träufelspitze und zeigen sich darin im Einklang mit allen „temperierten Regenwäldern im Gegensatz zu den tropischen. Aufgeklärt ist dieser, jedenfalls „durch äußere Faktoren bedingte Unterschied nicht. Allen Beobachtern1) ist die große Aehn- „lichkeit des Laubes beinahe aller Holzgewächse des Lorbeerwaldes aufgefallen, von welchen nur „die Formen des Waldsaumes, namentlich Myrica, weniger Androsaemum und Prunus etwas „abweichen. Beinahe alle diese Blätter haben ovale Gestalt, und beinahe alle sind vollkommen „ganzrandig, sie sind spiegelglänzend, sattgrün, fiedernervig, mit sehr starkem Hauptnerv und „unregelmäßigem, langmaschigem Netze zarter Seitennerven versehen. Bei 3 Arten, Ocotea „foetens Benth. et Hook., Laurus canariensis Webb et Berih. und Rkamnus glandulosa Air., „zeigen die Blätter in den unteren Nervenwinkeln Vertiefungen, sogenannte Domatien, welche „sich an der Oberseite blasenartig erheben. Diese Domatien sind sehr ungleich groß und fehlen „an manchen Blättern ganz, sie sind an der konkaven Seite von langen Haaren bedeckt. Wir „haben es in den Domatien mit rätselhaften Gebilden zu thun, die mit klimatischen Verhältnissen „zusammenhängen und sich anscheinend nur bei Holzpflanzen zeigen. Sie sind in den kalt- „temperierten Gebieten selten und nur schwach ausgebildet, am deutlichsten noch bei der klein- blättrigen Linde, wo sie als die in den Diagnosen hervorgehobenen rostfarbigen Haarbüschel in „den Nervenwinkeln auftreten. Lundström, der diese bisher kaum beachteten Gebilde genauer „studierte und benannte, wollte in ihnen den Sitz von Milben erblicken, deren Rolle in der Rein- haltung des Blattes bestehen sollte; es würde sich um eine der Myrmecophilie vergleichbare „Symbiose handeln. Spätere Beobachter haben diese Hypothese nicht bestätigt; irgendwelche „Spuren solcher Tiere zeigten sich in den viel größeren Domatien des canarischen Waldes nicht. „Derartige Domatien kommen in ähnlicher Größe und Ausbildung noch in anderen temperierten „Regenwäldern, so in dem überhaupt dem canarischen Lorbeerwalde vergleichbaren Knysna-Walde „im Kaplande vor, wo der einzige nahe Verwandte des canarischen Til, Ocotea bullata E. Mev., „sie in ähnlicher Ausbildung wie jener aufweist. Noch viel mehr sah ich sie in den temperierten „Regenwäldern oberhalb Newara Elejia auf Ceylon. Im tropischen Regenwalde werden sie viel- jach viel größer, so namentlich bei vielen Melastomataceen und Rubiaceen, und dienen dann „Ameisen zum Wohnsitze. Inwiefern eine Anpassung an die letzteren hier vorliegt, könnten nur „Untersuchungen an Ort und Stelle zeigen, die bis jetzt noch fehlen. „Eine derartige Uebereinstimmung der Blattstruktur der Holzgewächse einer und derselben „Formation hat insofern nichts Ueberraschendes, als sich Aehnliches vielfach wiederholt. Alt- bekannte Beispiele bieten die Gehölzformationen des temperierten Australiens und diejenigen des „südwestlichen Kaplandes. Je mehr wir uns in das Studium der einzelnen Formationen vertiefen, „je mehr finden wir die gleiche Erscheinung wieder, bald in sehr auffallender Weise, nämlich „da, wo sämtliche I lol/gewächse übereinstimmen, wie in der tropischen Mangrove oder im cana- rischen Lorbeerwalde, bald, zunächst weniger in die Augen springend, indem die Blätter mehrere „wiederkehrende Typen aufweisen, wie z. B. in den tropischen Regen wäldern oder in den meisten „sommergrünen Wählern. In einzelnen Fällen ist es gelungen, derartige Uebereinstimmung auf 1) Vergl. Berthelot, Geogr. bot., p. 171; Bunbury, Botany of Madeira and Teneriffe, p. 33. I 17 34- II. SCB Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 343 Fig. 56 K — R. Blatttypen aus dem canarischen Lorbeerwald. Nach Zeichnungen von W. Brenner. Nat. Gr. [Schtmper.] K Hex canariensis Poir., Oberseite ; L Prunus lusitanica L., Oberseite ; M Arbutus canariensis Vent., Unterseite ; N Heberdenia exceka Banks, Unterseite; O Heberdenia excelsa Banks, Unterseite; P Pleiomcris canariensis A. DC, Oberseite; Q Noteiaea excelsa Webb et Berth., Oberseite; R Viburnum rugosum Pers., Unterseite. 344 H. SCHENCK, „klimatische Faktoren zurückzuführen und das Wiederauftreten bestimmter Blatttypen in geo- graphisch weit entfernten Gebieten durch die Wiederkehr dieser klimatischen Faktoren zu er- klären; meist jedoch stehen wir hier noch vor ungelösten Rätseln. Ein solches Rätsel bietet „eben der canarische Lorbeerwald. „Die Vegetationsorgane im Lorbeerwalde stimmen im übrigen mit denjenigen der öko- logisch ähnlichen Wälder überein. Die ruhenden Laubknospen sind schwach entwickelt, namentlich „nur mit einer krautigen und weniggliedrigen Niederblatthülle versehen, entsprechend den „günstigen Bedingungen in der Ruhezeit. „Die krautige und halbstrauchige Vegetation verhält sich der holzigen ganz entsprechend. „In den trockeneren äußeren Waldteilen zeigt sich wohl in den feuchten Frühlingsmonaten ein „zartblätteriger Frühlingsflor, in der Trockenzeit hingegen nur noch eine mehr derb- und klein- „blätterige Vegetation von Daphne Gnidium L, Origanum virens Hoi img. et Link etc. Von „Farnen ist hier beinahe nur Pteris aquilina L., und zwar in einer unterseits stark behaarten, „mehr xerophilen Form, vertreten. Im Schatten des Vinatico und seiner ausgeprägt hygrophilen „Begleiter bleibt die Vegetation auch in der Trockenzeit groß- und zartblätterig, ohne diejenige „etwa der Buchen- oder Tannenwälder hierin bedeutend zu übertreffen, ohne die ungemeine Fülle, „Frondosität und Zartheit der krautigen Vegetation im tropischen Regenwalde zu erreichen. „Dazu fehlt es hier an genügender Feuchtigkeit und an hinreichend starkem Lichte. Die ge- meinsten Bodenfarne gleichen an Größe und Gestalt denjenigen gemeinsten Waldfarnen Mittel- „europas, von welchen sie nur wenig abweichende Formen darstellen. Die Blätter von Polypodium „vulgare L., das an erdbedeckten Felsen und Stämmen emporklettert, sind etwas breiter und „kür/er als bei uns, eine wahrscheinlich klimatische Abweichung, welche sich auch im Mediterran- „gebiet zeigt Weit auffallender verändert zeigt sich das Ceterach officinarum Wii.i.p.. welches „in Südeuropa an trockene Felsen gebunden und dementsprechend sehr mäßigen Wuchs zeigt, „auf Tenerife aber größere Anpassungsfähigkeit besitzt; man sieht es nicht bloß auf den sonnen- verbrannten Felsen der basalen Region, wo es gemein ist und der mediterranen Form voll- „kommen gleicht, sondern gelegentlich auch auf dem tiefen schwarzen Humus des schattigen „Lorbeerwaldes. Da ist es kaum noch zu erkennen und wurde auch für eine besondere Art „gehalten, so stattlich ist sein Wuchs, der ihn zu einem der prächtigsten Farne macht. Die „anderen Farne des Humusbodens bieten nichts Beachtenswertes und treten meist zurück, mit „Ausnahme dir stattiiehen Woodwardia radicans Sw., die an feuchten Lehmwänden in der Nähe „dir zarten dunklen Ueberzüge des Trühomanes speciosum Wn.i.n. in Fülle und in üppiger Ent- „wiekelung mit ihren herabhängenden großen Wedeln erscheint; hier kommen auch Asp/enium „Hemionitis L und Pteris arguta Air. in reichlicher Menge vor. „Die Moose spielen auf dem Boden eine unbedeutende Rolle; das auch bei uns gemeine „Thamnium alopecurum wächst /wischen dm Farnen auf dem schwarzen Humus, der Eeder- „artige canarische Fissidens serrulatus Brid. ist reichlich an mehr offenen, aber feuchten Stillen „zusammen mit einem zarten Lebermoose, Saa i i Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ->a r „so ist der canarische Fingerhut, hoplexis canariensis Lind., mit seinen braungelben Blüten !wohl „beträchtlich kleinblütiger als der rote Fingerhut und kommt der bescheidenen Digitalis lutea „kaum gleich, sie drängt aber, wenn sie blüht, ihre dichten Trauben aneinander; ähnlich ver- „hält sich Eckium viresccns. Die violetten Blüten der Cedronclla canariensis Wit.t.d. sind größer „und farbenprächtig, die Cinerarien bevorzugen teilweise solche lichtere und trockenere Stellen, „die beiden Cistus, das großblütige Androsaemum dringen jenseits des Saumes in die helleren, „trockeneren Waldteile ein ; Orchideen und eine großblütige Iridacee, Romulea grandiscapa J. Gay, „schmücken dieselben im Frühling, Prunus lusitanica L., die am Waldrande bei Laguna wächst, „ist der einzige schönblütige Baum des Lorbeerwaldes, denn der noch schöner blutige, ebenfalls „nur an offenen, freien Stellen wachsende canarische Erdbeerbaum, Arbuius canariensis Veill. ist „nicht als eigentlicher Bestandteil desselben zu betrachten. „Im Walde selbst, namentlich in dem feuchteren Teile, sind sämtliche Holzgewächse und „beinahe alle Kräuter auffallend kleinblütig. Allerdings tritt überall im Waldesschatten im Ver- gleich zu offenen Standorten der Blütenflor zurück, denn derselbe ist in hohem Grade vom „Licht abhängig und wird außerdem durch große Feuchtigkeit herabgesetzt. Doch ist derselbe „im Vergleich zu anderen immergrünen, gleichschattigen und ebenso feuchten oder viel feuchteren „Wäldern auffallend gering. Man denke an die Ternströmiaceen und Myrsinaceen, an die Olea- zeen des Knysna-Waldes am Kap, um nur Familien zu erwähnen, die auch im Lorbeerwalde „vertreten sind. Sie haben zum Teil prächtige oder doch in reiche, auffallende Blütenstände „gruppierte Blüten; hier sind die Blüten auch reichlich, aber alle klein, alle, wie das Laub, von „gleicher Physiognomie, von der Physiognomie der Lorbeerblüten, weiß, gelblichweiß, grünlich- gelb. Einige sind allerdings wohlriechend. Die für den tropischen Regenwald so charakte- „ristische Erscheinung der Cauliflorie, der Erzeugung von Blüten aus altem Holz, ist in tem- perierten Regenwäldern stets schwach entwickelt und beinahe stets auf die Aeste beschränkt „(Ramiflorie). Im Lorbeerwalde sehen wir sie nur bei den beiden Myrsinen. Auch hier stehen „wir ökologisch noch vor einem Problem. Am wahrscheinlichsten dürfte die geringe Dicke und „Härte der Rinde bei tropischen Bäumen im Vergleich mit der größeren Dicke und Härte der „Rinde bei temperierten die klimatische Gruppierung erklären. Die Blüten der Kräuter sind „ebenfalls zum größten Teile unscheinbar. Allerdings giebt es da ein paar Ausnahmen, wie „Ranunculus contusaefolius Willd. und Geranium ancnioncfolium L'Hkrit., die den größer blutigen „Formen der mitteleuropäischen Flora vergleichbar sind; jedoch sind schon im trockeneren Teile „des Waldes die Kleinblüten vorherrschend: Daphne Gnidium L, die vorherrschende kleinere „Pflanze des Erikenwaldes ist, wie die Erica selbst, klein- und weißblütig; noch unscheinbarer „sind jedoch ihre meisten Begleiter, wie Scrophularia Scorodouia L., Origanum virens Hoffmg. et „Lk., Bystropogon canariensis L'Herit. „Im Schatten des Vinatico sind die seltenen Endemen in ihren Blüten ganz unscheinbar, „wie die geographisch so geheimnisvolle Doldenpflanze Drusa oppositifolia DG, von andiner Ver- wandtschaft, und, im Vergleich zu anderen Gentianaceen, Ixanthus viscosus Griseb., und sämtliche „Kletterer, denn auch Convolvulus canariensis L. gehört zu den wenigen kleinblütigen Formen „dieses sonst blütenprächtigen Geschlechtes. I 21 Deutsche Tiefsee-Erpedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. 44 34^ H. SCHENCK, § 3. Verbreitung der Lorbeerwälder auf den Canaren. (Von H. SCHEN« K) 1. Tenerife. Wie S( iiimi'kk wohl mit Recht im Gegensatz zu manchen Autoren hervorhebt, kann der Lorbeerwald' in seiner typischen Ausbildung niemals, auch nicht vor der Besiedelung der Inseln durch den Menschen, die ganze mittlere Höhenregion der westlichen Canaren gleichmäßig bedeckt haben; er war beschränkt auf die geschützten und feuchtesten Mulden und Schluchten, während auf dem zwischeniiegenden offenen Terrain der Hartlaubbusch hauptsächlich aus Erica und Mxrka oder aus Cistus sich ausbreitete. Unzweifelhaft aber besaß er früher vor den Eingriffen des Menschen größere Ausdehnung. Die Stelle der zerstörten Waldparzellen nimmt heute der Buschwald ein, soweit der Boden nicht zu Kulturen verwertet wurde. Würde die Vegetation der Wolkenregion sich selbst überlassen bleiben, so dürfte wohl schon nach wenigen Jahrhunderten der ursprüngliche Zustand wieder erreicht sein; die endemische Vegetation würde dank ihrer vollkommeneren Anpassung an das feuchte insulare Klima die eingeführten Kulturpflanzen bald verdrängt haben. So bemerkt schon Berthelot1), daß die Edelkastanie, die bald nach der Eroberung angepflanzt wurde und zu starken alten Bäumen auf den Inseln herangewachsen ist, sich kaum durch Samen von selbst vermehre. An verschiedenen Stellen seien die Kastanienhaine schließlich zu Grunde gegangen, und an ihre Stelle trete die einheimische Vegetation der Erica, Myrica und der Lorbeeren. Außer dem von Schimper eingehend geschilderten Lorbeerwald von Agua Garcia giebt es heute auf Tenerife noch einen größeren, erhalten gebliebenen Lorbeerdistrikt, nämlich den „Monte de las Mercedes", nördlich von Laguna in einer Mulde des Anagagebirges gelegen. Berthelot2) gab aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Schilderung dieses Lorbeerwaldes, in welchem Vinatico und Loro als häufigste Bäume, Barbusano dagegen zerstreut, Til gegen die Gebirgskämme hin zahlreich, Hija {Prunus Itisitanica) und Faya in Gruppen an den Waldrändern vorkämen. Der Mercedes- Wald wird oft erwähnt3). Noch heute ist er vor- handen, und II. Meyer4) berichtet 1894, daß von dem Westende der Cumbre von Anaga (912 m) bis nahe zum Dorfe Mercedes (652 m) noch ein breiter Streifen prachtvollen Lorbeer- waldes mit Stämmen bis 20 m hoch und bis 3Ai m dick sich hinabziehe. Auch in der Anagakette selbst, namentlich oberhalb Taganana, von wo ein schöner Waldweg in vielen Windungen, den Vueltas de Taganana, zur Cumbre emporführt, sind noch l'estände von Lorbeerwald5) anzutreffen, die, wie Bolle sagt, von ferne gesehen, sich wie dunkle Wolkenschleier über die Cumbren breiten. Ueber die Vegetation der Anagakette bemerkt II. Meyer6), daß auf der Nordseite des 900 — 1000 m hohen Kammes, dessen höchster Punkt 1038 111 mißt, die Nebel bis unter 600 m herabdringen, im trockeneren Süden nur wenig unter 1 1 l'.i 1: 1 111 lot, Geogr. bot, p. 101. .' i:n , Gi ogr. bot., p. 1*7. () So von 11. Schacht, Madeira, S. m, von C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI. S. 87. |i \ii vkk, Tenerife, S. 76. 5) B Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI. s, 88 891 l UTS H, Reisebilder, S. (.; BOKNMÜIXKR, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII. 6) -Nl s- 53. ö. :<■■ 122 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ^4 7 700 m; gleich weit erstrecke sich im allgemeinen auch der Erica-Buschwald, aber auch echter alter hochstämmiger Lorbeerwald habe sich an mehreren Stellen südlich unter der Cumbre, namentlich am Monte de Taganana, am Cruz de Afur und Monte Aguere in Mulden und an Wasserfällen erhalten i). In dem Buschwald des Anagakammes bildet die mediterrane, auf den Canaren, wie es scheint, nur hier vorkommende Erica scoparia, der Tejo, einen wichtigen Be- standteil. Auf der Nordwestseite von Tenerife, südwestlich vom Agua-Garcia-Lorbeerwald, werden kleinere Waldgruppen von Berthelot2) angegeben auf den Höhen oberhalb Matanza, Victoria und Santa Ursula; ferner3) in der Mulde von Orotava primitive Lorbeerwälder an den Abhängen von Resbala und Florida und auf den Höhen von Agua Mansa; weiterhin nach Westen an der Basis der Ladera de Tigaiga, oberhalb des Städtchens Icod und zuletzt der „Monte del Agua" genannte Wald bei Los Silos, wo damals noch Heberdenia und Pleiameris häufig vorkamen. Von dem letztgenannten schönen Wald im Barranco de los Silos sagen Schacht4) und C. Bolle5), daß er in neuerer Zeit durch Feuer stark ver- wüstet worden sei. Schacht erwähnt, daß unter seinen mächtigen Bäumen Visnea und Ilex platypkylla verbreitet gewesen seien. Heute, nach ca. 60 Jahren, wird von diesen Waldresten nicht mehr allzuviel übrig geblieben sein, doch fehlt es darüber meist an exakten Angaben. Der Wald von Agua Mansa (bei ca. 1290 m) wird von Bunbury [1857]6) kurz erwähnt; er nennt als Bestandteile stattliche Bäume der Persea indica und Unterholz aus Erica, Myrica, Viburnum, Ilex canarieiisis, Hypericum grandifolium und Cisius, wenige Kräuter {Myosotis), aber massenhaft Farne, besonders Pteris arguta, Asplenium acutum, Cystopteris fragilis, und Moose. Unser Bild (Textfig. 57) bringt nach Aufnahme von O. Simony eine Partie aus dem feuchten Barranco Hidalgo bei Agua Mansa zur Darstellung. Simony 7) erwähnt von Farnen, die hier in großer Fülle gedeihen, Woodwardia radicans, Atkyrhcm umbrosum , Polypodium canariense, Asplenium palmatwn, Adiantum Capillus Veneris, während die außer dem Bereich des Spritzwassers gelegenen Felsklüfte noch in einer Seehöhe von 1400 in mit dem ansehnlichen Sempervivum au 1 cum bewachsen sind. In dem westlieh von der Ladera de Tigaiga gelegenen Barranco de Castro trat Christ 8) noch waldartige Baumgruppen des Til an, darunter Stämme, die bei geringer Höhe gegen 10 m Umfang aufwiesen, und im Schatten der Tilbäume Asplenien, Cinerarien, Luzu/a, Woodwardia. In diesem Barranco wächst nach Bornmüller 9) auch noch häufig der Marmolan, jener schönste und seltenste Baum Tenerifes, der gerade als typisches Holzgewächs des feuch- testen Lorbeerwaldes gelten kann; er ist in den Wäldern von Taganana dagegen recht selten. 1) Einige Angaben über die Vegetation des Anagagebirges vergl. in O. Simony, Min. d. k. k. Geogr. Gesellschaft, Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 148. 2) Berthelot, Geogr. bot., p. 135. 3) Ibid. p. 136. 4) Schacht, Madeira, S. tu. 5) C. Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI, 1861, S. 83. 6) Bunbury, Remarks on the Bot. of Madeira and Teneriffe, p. 29. 7) Simony, Mitt. k. k. geogr. Ges. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 221. 8) Christ, FrüMingsfahrt, S. 196. 9) Bornmüller, Bot. Jahrbücher, Bd. XXXIII, S. 460. 44* 34» H. SCHENCK, P'g- 57 Wedeln, Hcdera Dr. O. Simon v. V«ua MaMt Wasserfall, //;,,/. / /..,„,, sw. mit 2-2 5 m laneen w* WEB» et B*rth., *„/.,„ sp«,, oben ünto &-,,,A,™.,,„, s,,ec. Photographische Aufnahme von Prot 124 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 349 Fig. 58. Barranco de |Badajoz südlich von Guimar auf Tenerife. Photographische Aufnahme von Prof. Dr. O. Simony, [SCHIMI'ER.] 125 35° H. SCHENCK, Zwischen den Lorbeerwaldinseln ist auf der Nordseite von Tenerife an den Abhängen der Cumbre und des Teydegebirges überall der sie verbindende Gürtel des .fir/ra-Buschwaldes vor- handen. Steigen wir von Cruz Santa (457 m) bei Orotava empor zum Portillo der Canadas 115 m) des Pik, so treffen wir nach Meyer1) die ersten /:V/c<7-Sträucher bei 504 m zwischen großen Lavablöcken, bei 690 m liegt der oberste Weinberg, die Er/ca-Sträucher werden nach oben hin reichlicher, und bei < 1 1 8 m Höhe erscheinen die ersten baumförmigen Eriken, umwuchert von Adlerfarn. Bei 1038 m beginnen die I Iaine angepflanzter alter Edelkastanien, bei 11 72 steht rrder oberste Kastanienbaum in der obersten Zone des geschlossenen Eeldbaues, oberhalb welcher der eigentliche „Monte verde" beginnt, die dichte Busch formation der baumförmigen Eriken, die bis zu 8 m Höhe er- reichen und in ihrer Pvramidengestalt und mit ihren nadelartigen dunkelgrünen Blattern an die heimatlichen Tannen- wälder erinnern. Als Unterholz wächst in dem unteren Teile der Region überall die Myrica Faya, weiter oben der grauwollige, meist flach- kugelige Sträucher vor- stellende Codezo, Adeno- caifus frankenioides, und der Escobon, Cytisus pro/i/criis, die beide von 1 130 m die Oberherr- schaft erlangen und bis zu den untersten Ilochregion bezeichnen, eine Fig- 59' Bai lel Kio, 880 m, bei Guimar auf Tenerife. Arbutus canariensis I.., im Hinter- gründe waldbedeckte Gehänge. Photographischc Aufnahme von Prof. Dr. O. SlMONT. [Schimper.] den Eintritt in die wolkenfreie Retamabüschen (bei 1840 m), c eigene Vegetationszone bilden. Die ganze montane Region ist also an diesen Abhängen heute von dem Hartlaubbusch eingenommen, während früher in dem oberen Teile wohl auch Kiefernwald, zu dessen Formation die strauchigen Leguminosen zu rechnen sind, und in ihrem unteren 'Teile auch Lorbeerbestände vorhanden gewesen sein dürften. Während auf der feuchten Nordwestseite der Insel 'Tenerife der Lorbeerwald in zahl- reichen feuchten Schluchten und Mulden früher verbreitet war, liegen auf der trockenen Süd- U iMlwck, Tenerife, S. 168. I 26 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. t r j seite die Verhältnisse wesentlich anders. Die basale Region reicht hier höher hinauf, in der montanen Region herrschen die C«Y?^-Gebüsche und in ihren höheren Lagen der Kiefernwald; die Lorbeerformation aber fehlt fast überall mit Ausnahme der Mulde von Guimar !), die infolge ihrer Lage fast südlich von der bei Laguna befindlichen Einsattelung zwischen der Cumbre und der Anagakette noch von dem Nordostpassat erreicht wird und somit genügende Feuchtigkeit erhält. Im Barranco de Badajoz und im Barranco del Rio dieser Mulde (Textfig. 58 und 59) sammeln sich die Wolken, die aber nicht mehr ihre südwestliche Grenzmauer, die Ladera de Guimar, überschreiten. In den genannten Barrancos finden sich manche Vertreter des Lorbeerwaldes; vor allen tritt hier Arbutus canariensis in prächtigen alten Bäumen zu Hunderten an den waldigen Abhängen auf (Textfig. 59); hier findet sich auch der „Peradillo", Gymnosporia cassinoides Masf., ein Bäumchen aus der Familie der Celastraceen, das sonst sehr selten zu sein scheint, und nach Bolle2) bildete die Visnea mocanera hier ganze Bestände. 2. Gomera. Unter den westlichen Canaren beherbergt die Insel Gomera noch die bedeutendsten und vielfach im ursprünglichen Zustand erhalten gebliebenen Reste des Lorbeerwaldes. Die Insel ist in neuerer Zeit wenig von Botanikern besucht worden; wir verdanken aber C. Bolle3), der im Herbste 1856 Gomera erforschte, eine begeisterte Schilderung ihrer Vegetation. Das wellen- förmige Plateau der Insel und seine von Schluchten durchfurchten steilen Abhänge sind ganz mit Laubwald bedeckt. Nur einige wenige Felsgipfel ragen über das Plateau empor, so der höchste Punkt, Alto de Garajonay, 1380 m. Abgesehen von der basalen Region, gehört somit der größere Teil der Oberfläche der unteren montanen, von den Passatwolken ständig durchfeuchteten Region an. Der Pinar kommt nicht zur Entfaltung. Den Lorbeerwald setzen nach Bolle hauptsächlich folgende Bäume zusammen: die 4 Lauraceen Vinatico, Barbusano, Loro, Til, dann Visnea mocanera, Prunus lusitanica, Noteiaea exce/sa, Hex canariensis, Heberdenia exce/sa, Pkiomeris canariensis, Arbutus canariensis, Myrica Faya, Urica arborea. „Alle diese Riesen der Wildnis sind, mit wenigen Ausnahmen, in ebenso schlanken als mächtigen Stämmen aufgeschossen. Erst oben verästeln sie sich und verschmelzen ihre Kronen von lederartigen, glänzenden, nie abfallenden Blättern zu einem hohen Dome, unter welchem beständige, tiefe Dämmerung herrscht. Kein Unterholz hemmt den Schritt, wie Säule an Säule gereiht stehen die gewaltigen Stämme da, oft zu drei und mehreren aus einer Wurzel entsprossen, . . . meist von einem Ueberflusse herab- hängender grüner Moose und Flechten dicht und polsterartig überzogen. Auf dieser Decke von Kryptogamen wuchern wieder hauslauchähnliche Succulenten und Farne mit schöngefiederten Wedeln und goldfarbig-rauhen, kriechenden Wurzelstöcken." Convohuhis, Ruscus und Rubus ranken als Schlingpflanzen an den Stämmen empor. Am Boden „wuchert eine Welt von Farnen, die, in der von immerwährender Feuchtigkeit ge- tränkten Humusdecke des Bodens oder auf niedergestürzten, modernden Baumstämmen wurzelnd, 1) Berthelot, Geogr. bot, p. 63, 136; Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI, S. 78; Bornmüllek, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, S. 459; O. Simon y, Mitt. k. k. Geogr. Ges., Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 226; Meyer, Tenerife, S. 161. 2) Vergl. Schacht, Madeira, S. 11 1. 3) Bolle, Zeitschrift für allg. Erdk., Bd. XII, 1862, S. 225, 246; vergl. auch Frjtsch, Reisebilder, S. 15. 127 ■7 r o H. SCHF.NCK, oft so hoch werden, daß sie — ein Wald im Walde — dem Menschen über dem Kopf zu- sammenschlagen" Die schlanken Stamme der Lorbeerbäume erreichen nach Fritscii eine Höhe von über 30 m. An manchen Stellen bildet die Erica ausgedehnte ßuschwälder. 3. Pal mal). Die Gebirgskämme der Insel Palma erheben sich über 2000 m und erreichen im Pico de los Muchachos ihren höchsten Punkt, ca. 2420 m. Infolge ihrer bedeutenden Höhe wirken sie wie auf Tenerife als Klimascheiden. Ihre nach Norden und nach Osten gerichteten Abhänge werden oberhalb der basalen Region vom Passat in Wolken eingehüllt und tragen daher in ihren Schluchten und Mulden Lorbeerwald (von 580 — 1300 m), der in höheren Lagen in einen /{rica-Jl/vrica-Biischwa\d übergeht, während die im Wolkenschatten gelegenen Westabhänge vom Pinar mit Cw/ws-Gebüsch eingenommen sind. Der centrale, von Norden nach Süden verlaufende hohe Gebirgskamm hat westlich von der Hauptstadt Santa Cruz eine Einsattelung von 14 15 m, die sogenannte Cumbre Nueva, und an • lieser Stelle greift nach Berthelot2) der iT/vVtf-Buschwald von der Ostseite her eine Strecke weit, etwa 300 m, auf den Westabhang hinüber, wo er dann in den Pinar übergeht. Die Ver- mischung beider Formationen ist hier dadurch bedingt, daß die Passatwolken über den niederen Sattel ebensoweit hinüberwandern können, bevor sie sich auflösen, während sie sonst die hohe Cumbre nicht überschreiten. In den Lorbeerwäldern Palmas treten die 4 canarischen Lauraeeenbäume, vorherrschend aber unter ihnen der Til auf, der ebenso wie auch der Vinatico zu mächtigen Bäumen heran- wächst. Berti ielot erwähnt einen Til von 14 Fuß Umfang oberhalb S. Andres. Visnca mocanera und flex canariensis sollen nächst den Lorbeerbäumen sehr verbreitet sein. Besonderes Interesse bietet die berühmte gewaltige Caldera auf Palma, deren Vegetation Berthelot3) anschaulich schildert. Im Grunde dieses immensen, von einem steilen, über 2000 m hohen Ringgebirge umgebenen Circus mischen sich Vertreter der verschiedenen Höhenlagen. Große canarische Pinien stehen neben den Drachenbäumen und Palmen der basalen Region, Juniperus Cedrus besiedelt die Felsen, Lorbeerbäume, Erica und Myrica vegetieren in üppiger Entwicklung. In diesem feuchten und warmen, vor dem Winde geschützten, aber gut bewässerten, quellenreichen Kessel finden die verschiedenartigst organisierten Gewächse eine geeignete Wohn- stätte, Berthelot sagt: „Les plantes y vivent comme en serre, c'est une temperature d'orangerie"4). Auch in den Barrancos der Ostseite steigen die canarischen Kiefern vielfach hinab in die 1 .1 irbeerregion, wie dies in gleicher Weise auf Tenerife an manchen Orten beobachtet wird. 4. Hierro. Entsprechend der geringeren Größe der Insel und ihrem orographischen Aufbau hat der Lorbeerwald auf Hierro keine solche Ausdehnung erlangt wie auf den übrigen westlichen Inseln. l) BEI r. bot., p. 143, (>4, 66; KRITSCH, Reisebilder, S. 9 — 1 5 ; Christ, Frühlingsfahrt, S. 87». ' , Geogr. bot., p. 64. 3) Berthelot, Geogr. bot., p, 66 u. 145. 4) Vegetationsbild aus der Caldera auf PI. y des Atlas von WEBB und BERTHELOT. 128 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. XZ.1, Sein Wohngebiet sind hier die steilen, nach Norden und Nordwesten gerichteten inneren Abhänge des halbmondförmig den flachen Meerbusen El Golfo umrahmenden Hauptgebirgskammes der Insel, der im Süden im Alto del Malpaso mit 14 15 m gipfelt. Steigt man am Risco de Jinama von dem Gebirgskamm (1320 m) hinab zum Golf, so betritt man bald den Waldgürtel. Wir verdanken Bornmüller !) eine Schilderung seiner Vegetation: „Die immergrünen Wälder tragen hier ganz das Gepräge und die Ueppigkeit wie jene von Taganana der Insel Tenerife, doch ist der Wald nicht so artenreich, da die schönsten Gehölze wie Pleiomeris, Catha, /lex platyphylla, Isopkxis hier fehlen. In der oberen Region findet sich Pinus canariensis mit Erica arborea, Myrica Faya, Ilex canariensis untermischt, in den tiefer liegenden Teilen tritt die Lorbeerform in den Vordergrund mit Laurus canariensis, Apollonias canariensis, Noteiaea excelsa und vor allem Visnea mocanera, welche wie nirgendswo auf den Inseln hier waldbildend und häufig in ungeheuren Baumriesen auftritt. Auch Arbutus cana- riensis, meines Wissens von Hierro noch nicht nachgewiesen, überragt hie und da in großen Stämmen die Waldung." Im Unterholz finden sich Hypericum grandifolium, Cistus vaginatus, Cistus monspeliensis, Jasminum odoratissimum sehr häufig und iiberrankt von Vicia cirr/wsa, Gesnouinia arborea, Urtica morifolia und Bystropogon meridiani.a Von Waldkräutern nennt Born- müu.kk Ranunculus cortusaefolius, Myosotis silvatica, Senecio Murrayi. Prächtig sind die Farne entwickelt und „selten wird man auf den Inseln so üppige Exemplare von Ceterach aureum, Asp/cniii/n canariense, Polypodium vulgare v. Teneriffae zahlreich beisammen antreffen als gerade hier, neben Aspidium canariense, Nothochlaena Marantae, Adiantum reniforme etc." Sobald bei etwa 450 m Höhe der untere Waldsaum erreicht ist, befindet man sich wieder in der basalen Region der Euphorbien, Opuntien und Kleinien. 5. Gran Canaria. (Iran Canaria, die östlichste Insel der Fortunaten, trug in früheren Zeiten noch größere Lorbeerwälder, die wie auf Tenerife und Palma hauptsächlich die Nord- und Nordosthange bedeckten, während auf den entgegengesetzten Bergseiten nur in den tieferen Schluchten die Bedingungen für ihr Auftreten gegeben waren. Auf Kosten der sich ausbreitenden Kulturen sind aber die ehemaligen Wälder fast überall verschwunden. Im nördlichen Teile der Insel, im Distrikt von Teror und Moya sind von dem im Zeitalter der Eroberung berühmten Walde von Doramas2) nur noch vereinzelte Tilgruppen und Lorbeerhecken, umrankt von Smilax, Convol- vulus und Ilcdcra, übrig geblieben, nachdem die letzten schönen Waldreste bei Moya, die noch von Wehr und Berthelot im Jahre 1820 besucht wurden, bald nachher vernichtet wurden. Ein Seitenstück zu der Caldera der Insel Palma (vergl. S. 352) bietet die ausgedehnte, bis fast zum Centrum der Insel von Süden her einschneidende Caldera de Tirajana, deren etwa 700 m hoch gelegener Grund von hohen steilen Gebirgskämmen umrahmt wird. An den Abhängen steieen auch hier die Kiefern hinab, und im Grunde mischen sich wiederum die Ver- treter der basalen und montanen Region3). 1) Bornmüller, Bot. Jahrb., Bd. XXXIII, [904, Beiblatt No." 72, S. 8. 2) Berthelot, Geogr. bot., p. [38; Kritsch, Reisebilder, p. 25. 3) Berthelot, Geogr. bot., S. 68. I 29 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bit. II. 1. Teil. )5 ■> r, H. Si IltMK, 6. Purpurarien. Lanzarote und Fuertaventura ragen mit ihren höchsten Erhebungen kaum über die basale Region Tenerifes hinaus. Erstere Insel gipfelt im Norden in dem steilen Gebirgskamm Las Tinas (Famaragebirge) mit 684 m, letztere im Handiagebirge, im Pico del Fraile, 855 m. Nur an der Nordseite dieser höchsten Gebirgskämme ballen sich die Passatwolken zu- sammen und befeuchten den Boden, und so treffen wir an diesen Stellen einige Elemente der Lorbeerregion an '). Wenn auch Bolle, der beste Kenner der Vegetation der Purpurarien, meint, daß an Stelle der jetzigen geringen Reste beide Inseln dort eine immergrüne Waldregion beherbergt hätten, so wird diese doch niemals den Charakter eines echten Lorbeerwaldes nach Art desjenigen von Agua Garcia getragen haben können. Nach Bolle finden sich an unzugänglichen Abstürzen der Nordseite des Handia- gebirges am Pico del Fraile und am Pico de la Zarza noch Bäume der Catha cassinotdes, „Arbol de la Cumbre" genannt, und des wilden Oelbaumes, Oka europaca, deren kleine Wäldchen, von unten gesehen, wie dunkle Flecken auf grünem Fels erscheinen, ferner 3 Farnkräuter, Poly- podium vulgare, Asplenium Adiantum nigrum und Asplenium Hemionitis, an feuchten moosigen Felsgehängen, die sich mit Ranunculus Teneriffae als Ueberreste der ehemaligen Waldflora bezeichnen lassen. Auch Rii/ms discolor Weihe kommt im Handiagebirge vor. Die Erica arborea erscheint auf Fuertaventura im Gebirge oberhalb S. Maria de la Pena. Auf Lanzarote finden wir die Spuren der Lorbeerregion auf dem hohen Kamm des Famaragebirges (Las Penas 680 m, Peiiitas de Chachc), in welchem Erica arborea, Myrica Faya, Hypericum grandiflorum Christ, Ranunculus Teneriffae ihren Standort haben. Cis/ns, Cytisus, Adenocarpus und Pinus canariensis fehlen den Purpurarien vollständig. § 4. Verzeichnis der Gefässpflanzen des canarischen Lorbeerwaldes2). (Von H. Schenck.) Das nachfolgende Verzeichnis ist hauptsächlich aus den citierten Werken von Webr et Berthelot, Bolle, Christ, Sauer, Bornmüller zusammengestellt. Nur solche Arten fanden Aufnahme, deren Vorkommen speciell im Lorbeerwald oder wenigstens in dessen Region angegeben ist. Für manche Arten, die in Christ's Spicilegium zu seiner Regio II zählen, bedarf es noch der Feststellung, ob sie als Bestandteile des Lorbeerwaldcs angesehen werden können. Hymenophyllaceae. HymenophyÜum tunbridgense Sm. Tenerife. Ueberaus selten im Walde von Agua Garcia. (Madeira, Azoren. Fast liberal] in tropischen Hochgebirgen und in feuchten temperierten Küsten- ländern; im westlichen Europa spärlich zerstreut bis nach Sachsen.) 11 Berti gr. l«>t.. p. <> u, 115; G. Härtung, Die geolog. Verhältnisse der Inseln Lanzarote und Fuertaventura, Neu. Denkschriften der Schweiz. Gesellschaft, 1857, Bd. XV, S. 14; Bolle, Bot. Jahrb., Bd. MV. S. 230 u. Bd. XVI, S. »30, 254. :) Die endemischen Arten kursiv gesperrt gedruckt, I30 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 355 Trichomanes speciositm Willd. (7>. radicans Hook, nee S\v.) Canar.: „Heiecho negro". Lorbeerwälder der Canaren, selten. Wald von Agua Garcia auf Tenerife, auf feuchtem, schattigem Boden. (Madeira, Azoren. Allgemein in den wärmeren Gebieten, namentlich in der nördlichen Hemisphäre; in Europa nur in Irland.) Cyatheaceae. Dicksonia Culcita Herit. Auf Tenerife nur auf der Nordseite des Anagagebirges in den Dickichten der Erica scoparia sehr selten. (Madeira, Azoren.) Polypodiaceae. Polypodium vulgare L. var. Tenerifae Fee. Allgemein in den Lorbeerwäldern der Canaren, namentlich auf felsigem Boden, auch auf alten Baumstämmen. (Die Varietät auf den atlantischen Inseln und in den Mittelmeerländern verbreitet, der Typus namentlich in Nordeuropa und Nord- asien, auch auf den Gipfeln von Madeira; verschiedene Varietäten in Nordamerika, auf den Sandwich-Inseln etc.) Pteris aquilina L. Gesellig an den helleren Standorten der canarischen Lorbeerwälder und nach dem Fällen der Bäume massenhaft zunehmend. (Nahezu kosmopolitisch.) Pteris arguta An. Lorbeerwälder der Canaren, an feuchten Stellen meist mit Woodwardia (Azoren, Madeira, Portugal.) Adiantum reniforme L. Canar.: „Yerba tostonera, Ombliguillo". Lorbeerregion der westlichen Canaren abwärts bis etwa 330 m Meereshöhe, nach Bolle reichlich und stattlich ent- wickelt in den Lorbeerwäldern der Vueltas de Taganana. Auch im Walde Agua Garcia, Barranco Badajoz etc. auf Tenerife. (Madeira, Capverden.) Woodwardia radicans (L) Sw. Gemein in den canarischen Lorbeerwäldern, auf feuchten Lehmwänden, namentlich an Quellen und Bächen, das größte der canarischen Farnkräuter mit 2 — 2 1/2 m langen Wedeln. (Madeira, Azoren, westliches Mediterrangebiet, Nordindien, Java, Guatemala, Mexiko, Californien.) Asplcnium canariense Willd. In der basalen Region, auch in der Lorbeerregion, so auf Tenerife im Barranco de Badajoz, auf Hierro. (Madeira, Capverden. Verwandt mit dem weitverbreiteten A. furcatutn Thunb.) Asplcnium Adiantum nigrum L. var. acutum. (A. acutum Bory.) Verbreitet in den canarischen Lorbeerwäldern, z. B. im Walde von Agua Garcia, auf dem Boden und, nach Christ, auf alten Baumstämmen. (Der Typus verbreitet in Europa, Nordasien, Hochland des tropischen Afrika, Südafrika, Mascarenen, Sandwich-Inseln, die Varietät in den wärmeren Teilen des Areals.) Asplcnium Trichomancs L. Tenerife, im Walde von Laguna (nach Bory de Saint- Vincent) ; La Palma, Lorbeerwälder der Cumbre nueva (Bornmüller). (Kosmopolitisch in den temperierten Zonen und Gebirgsregionen.) Asplcnium Hcmionitis L. (= A. palmatum Lamck.). Allgemein in den canarischen Lorbeer- wäldern, doch nicht massenhaft. (Atlantische Inseln, atlantischer Rand Europas, Nordwestküste Afrikas bis Algier.) 131 45* H. Si in tu k. Ceterach officinarum W11.11>. var. aureum. {Asplenium Ceterach L. v;ir. aureum Hook. f. Ceterach aureum L v. Buch.) Canar.: „Doradilla de Canarias". Auf Humusboden in den Lorbeer- wäldern der westlichen Canaren, nicht reichlich. (Die Varietät auch auf Madeira, der Typus an trockeneren Standorten der Canaren, in Westeuropa, im Mittelmeergebiet, in Vorderasien bis zum Himala\ Athyrium umbrosum Prsl. Im Lorbeerwald oberhalb Taganana und von Agua Garcia auf Tenerife." (Madeira, Azoren, Capverden.) . ispidium aculeatum Swartz. Massenhaft auf dem Humusboden aller canarischen Lorbeer- wälder. (Madeira, Azoren. Nahezu kosmopolitisch.) Aspidiutn canariense A. Br. (Asp. ///ix was L. var. elongatum IIk. et C,k. ex p.) Mit dem vorhergenannten die Hauptmasse der Farnvegetation an feuchteren Stillen der Lorbeer- wälder bildend. (Aehnliche oder identische Abweichungen des Wurmfarnes sind auf den Azoren, Madeira, an der Küste Westafrikas, im Kapland, auf den Mascarenen, in Ostindien und in den südlichen Staaten Nordamerikas verbreitet.) Cystopteris fragilis L. Auf schattigen Felsen der canarischen Lorbeerwälder. (Madeira, Azoren, Capverden. Kosmopolitisch.) Lomaria Spicant Desv. Auf Tenerife bei 650 — 1000 m Meereshöhe nur im nördlichen Teile der Insel, Wald von Mercedes, auf der Anagakette zwischen Erica scoparia. Auch auf Gomera. (Madeira, Azoren, Europa, Asien, Amerika.) Nothochlaena Marantae R. Br. In der unteren Region und auch in der Waldregion der Canaren bis in die Kiefernregion. (Mittelmeergebiet, Abessynien, Ilimalaya, Madeira, Azoren, Capverden.) Davalliaceae. Davallia canariensis Sm. Allgemein in den canarischen Lorbeerwäldern, an hellen Stand- orten, auf Felsen und aufbäumen, weniger auf trockenerem Humusboden. (Madeira, Capverden, Spanien, Portugal, Nordafrika.) Selaginellaceae. Selaginella denticulata I.k. Auf feuchtem Lehmboden in den canarischen Lorbeerwäldern. (Madeira, Azoren, Mittelmeergebiet) Gramineae. Ammochha pungens Boiss. Auf Tenerife in Lorbeerwäldern an Felsen. (Nordafrika.) Cyperaceae. Carrx Perraudieriana |. Gay. 120 1 |.o cm hohe Waldcyperacee auf trockenem Laub waldboden, in diu Wäldern bei Taganana nach Bornmüixeb bei 6 — 800 m mit den beiden folgenden Arten zusammen. (Endemisch auf Nord-Tenerife.) Carry canariensis Kükenthal. In Lorbeerwäldern bei Taganana bei 400 — 000 m und im Wald bei Las Mercedes auf Tenerife. Auch auf Hierro. (Endemisch.) 132 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ■? ^ 7 Carex divulsa Good. In Wäldern bei Las Mercedes, Taganana auf Tenerife. Auch auf Palma. (Europa, Madeira.) Juncaceae. Lttzula purpurea L. In den Randteilen der Lorbeerwälder. (Portugal, Madeira.) Luzula canariensis Poir. Lorbeervvälder von Tenerife, an trockeneren und helleren Stellen, namentlich im Walde von Las Mercedes. Auch auf Canaria. (Endemisch.) Liliaceae. Smilax pendulina Lowe. (Sm. mauritanica Webb et Berth. nee Poir., Sin. latifolia Soland.) Häufig in allen Lorbeerwäldern der Canaren. (Madeira.) Smilax canariensis Willd. Endemisch auf den westlichen Canaren, selten. Semele androgyna Kunth. (Ruscus androgynus L., Danae androgyna Webb et Berth.) Canar.: „Gibalbera". Auf den westlichen Canaren. Nicht seltener hoher Kletterer in den meisten Lorbeerwäldern. (Madeira.) Iridaceae. Rouiulea grandiscapa Gay. (Trickonema grandiscapum Webb et Berth.) In den canarischen Lorl »eerwäldern verbreitet. (Endemisch.) Iris foetidissima L. Auf Tenerife in Wäldern bei Taganana, auf Palma an mehreren Stellen, so im Barranco de los Sauces unter Ocotea foetens, an der Cumbre nueva bei iooo m. (Europa, Orient, Azoren.) Orchidaceae. Ordiis cordata Willd. [Peristylus cordatus Ljndl, Habenaria cordata R. Br.) Lorbeer- wälder der Canaren. (Nordamerika, Europa, Madeira.) Habenaria intaeta Benth. (Ttnaea intacia Biv.) Auf Palma in Lorbeerwäldern an der Cumbre nueva bei iooo — 1300 m nach Bornmüller. (Europa, Nordafrika.) Salicaceae. Salix canariensis Chr. Sm. Canar.: „Sauce". Laubwerfender, 7 m hoher Baum an Bächen und Quellen, auch in der Region der Lorbeerwälder, auf Tenerife, Palma, Canaria, aber nicht zur Formation des eigentlichen Lorbeerwaldes zu rechnen. (Madeira, Marocco?) Myricaceae. Myriea Faya Air. Canar.: „Haya" oder „Faya". Häufig in den trockeneren Randteilen der canarischen Lorbeerwälder. (Madeira, Azoren, Portugal.) Urticaceae. Gesnoninia arborea Gaud. (Parie/aria arborea L'Her., Boehmeria rubra Webb et Berth.) Canar. : „Ortigon de los montes". Seltener endemischer Monotyp der westlichen Canaren. Auf Tenerife, als bis 6 m hoher Baum oder hoher Strauch in den schattigsten Teilen der Wälder bei Agua Garcia und Laguna, im Barranco del Valle etc. Urtica morifolia Poir. In Lorbeerwäldern der Canaren, Strauch. (Madeira.) 133 35» H. SCHKNCK, Caryophyllaceae. Silene nutans Linn. Häufig auf den Canaren. In den Lorbeerwäldern in einer größeren Form. (Europa.) Ranunculaceae. Ranunctclus cortusaefolius Willd. (R. Teneriffde Pers.) Verbreitet in den canarischen Lorbeerwäldern. (Varietäten dieser Art auf Madeira [R. grandt/olius Lowe] und auf den Azoren [Ä'. megaphyllus Steud.]. Verwandt mit R. creticus L. auf Kreta.) Lauraceae. Lattrus canarietisis Webb et Berth. Canar.: „Laurel", auf Palma „Loro". Haupt- bestandteil aller canarischen Lorbeerwälder. (Madeira.) Apollonias canariensis Nees. (A. barbusana A. Br., Persea canariensis Spreng., Phoebe barbusana Webb et Berth.) Canar.: „Barbusano". Zerstreut in den Lorbeerwäldern der Canaren. (Madeira.) Phoebe indica Pax. {Lauras indica L, Persea indica Spreng.) Canar.: „Vinatico". Hauptbestandteil des canarischen Lorbeerwaldes. (Madeira, Azoren.) Ocotea foctens Bentii. et Hook. (Zaums ßeiens Air., Oreodaphne foetens Nees.) Canar.: „Til". Verbreitet im canarischen Lorbeerwald, stellenweise als wesentlicher Bestandteil. (Madeira; auf den Azoren ist das Vorkommen nach Trelease zweifelhaft.) Cruciferae. Crambc strigosa L'Herit. An feuchten Felswänden in der Region der Lorbeerwälder. Im Walde selbst in einer breitblättrigen Waldform nach Bornmüller, welcher alle Crambe-Arten der Canaren nur als Formen dieser variablen Arten auffaßt. (Endemisch.) Cistaceae. Cistus vaginatus Air. (C. symphytifolius Lam. var. a vaginatus Grosser.) Canar.: „Jarra". Endemisch auf Tenerife, Gran Canaria und Palma, sehr gemein, hauptsächlich an offenen, trockeneren Standorten. Cistus monspeliensis L. Canar. „Iuagarzo". Sehr gemein auf den Canaren, an ähnlichen Standorten wie der vorige. (Westliches Mediterrangebiet.) Violaceae. Viola tricolor L. Gemein auf den Canaren. (Europa.) Viola canina L. Gemein auf den Canaren. (Europa). Viola Dehnhardtii Ten. (V. maderensis Lowe, Viola odorata I.. var. maderensis Webb syn.) Auf Tenerife in Lorbeerwäldern bei Las Mercedes 750 m nach Bornmiuhr, im Walde Agua (iarria; auf Canaria und Palma. (Madeira, Azoren.) 1 1 ypericaceae. Hypericum (Androsaemum) grandi/oliutn Choisy. Canar.: „Maljuradn". Gemein in allen Lorbeerwäldern. (Madeira.) 134 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ■? rq Ternstroemiaceae. Visnea mocanera L. fil. Canar.: „Mocan". Endemisches Genus auf den Canaren. In den meisten Lorbeerwäldern, aber zerstreut und selten häufig. (Madeira.) Geraniaceae. Geranium ancmone fol i um L'Her. Gemein in den Lorbeerwäldern der Canaren. (Madeira.) Pittosporaceae. Pittosporum coriaceum Arr. (P. laurifotium Brouss.) Ueberaus seltener Baum in den Lorbeerwäldern von Tenerife. (Madeira.) Aquifoliaceae. Hex platyphylla Webb et Berth. Canar.: „Naranjero salvaje", wilde Orange. En- demisch auf Tenerife. (Vergl. S. 325.) Wälder von Agua Garcia und von Guimar, auch bei Las Mercedes und Vueltas de Taganana. Ilex canariensis Poir. Canar.: „Acebino". Gemein in allen Lorbeerwäldern der Canaren. (Madeira). Rhamnaceae. Rhamnus glandulos a Air. Canar.: „Sanguino". Bis ca. 6 m hohes Bäumchen oder Strauch. Ziemlich häufig in den äußeren trockeneren Teilen der canarischen Lorbeerwälder. (Madeira.) Celastraceae. Gymnosporia cassinoides Masf. {Cat/ia cassinoides Webb et Berth., Cclastrus cassi- noides L'Herit.) Canar. „Peradillo". Immergrüner Baum, seltener Bestandteil des Lorbeerwaldes der Canaren. Auf Tenerife oberhalb Taganana und in Barrancos bei Guimar. Auch auf Fuerta- ventura, und zwar auf den höchsten Höhen des Handiagebirges, wo sie früher nach Bolle eine Waldregion bildete. (Endemisch.) Euphorbiaceae. Euphorbia mellifera Air. Canar. (Palma): „Adelfo". Nach Bolle zum Buschholz des Lorbeerwaldes gehörig. 6 — 12 Fuß hoch, baumartig. Von Webr und Berthelot ange- geben aus den Bergen Tenerifes, als 30 Fuß hoher Baum aus dem Walde Monte Grande bei Barlovento auf Palma. (Madeira in der Lorbeerregion.) Thymelaeaceae. Daphne Gnidium L. Trockenere Standorte der Lorbeerwälder, z. B. gemein im Walde von Agua Garcia. (Südwestliches Europa, Mediterrangebiet.) Araliaceae. Hedera He/ix L. var. canariensis Webb et Berth. Canar.: „Yedra". Gemein in den cana- rischen Lorbeerwäldern, meist nur auf dem Boden kriechend, nach Webb und Berthelot auch an alten Stämmen kletternd. (Portugal.) 135 , , )( , II. SCBZNCK, Umbellifcrae. Drusa oppositifolia DC. (Bowlesia oppositifolia Buch.) Canarische Lorbeerwälder. (West-Marocco.) Crassulaceae. Sempervivum (Aichryson) dichotomum DC. (S. annuum Sm.) Auf dem Boden, an Felsen oder als gelegentlicher Epiphyt (auch auf Hausdächern); das häufigste der endemischen Semperviva, jedoch weniger im Lorbeerwald als an offenen Stellen. Rosaceae. Prunus lusitanica L. Canar.: „Hija". Stattlicher Strauch oder Baum, bis gegen iomhoch, am Saume einiger canarischer Lorbeerwälder. Auf Tenerife z. B. im Walde bei Laguna und an einzelnen Punkten der Anagäkette; fehlt in Agua Garcia. (Madeira, Azoren, Iberische Halbinsel). Ruh us Bollei Focke, nach Focke die typische Form der ursprünglichen Waldbrom- beere der westlichen Canaren (Bornmüller, Bot. Jahrbuch, Bd. XXX111, 1904, S. 435). Ruhus rusticanus Mkrc. (= A'. frulicosus et R. discolor aut Canar. et Mader. pr. max. parte). Beide Brombeerarten, canar.: „Sarza", werden von Focke als subspecies zu R. ulmifolius Si hott gerechnet. Bencomia caudata Webb et Berth. Felsstrauch der unteren montanen Region. Auf Tenerife (Anagagebirge), Palma, Hierro. (Endemisch.) Bencomia Moquiniana Webb et Beritt. Desgl. Auf Tenerife. (Endemisch.) Papilionaceae. Cytisus canar ic 11 s/s Masf. (Genista canariensis L.) Endemisch auf Tenerife, an Felsen unterhalb der Waldregion, in einen großblättrigen Waldform aber auch im Wald von Agua Manza, bei 1100m; im Anagagebirge die var. discolor Webb zwischen Erica bei 7 — 900 m, die var. ramosissima Polr. an Felswänden. (Endemisch.) Vicia c irr/10 sa Chr. Sm. Nach Bornmüller im Lorbeerwald von Hierro an Sträuchern rankend, auf Li Palma im /•>/<>?- lUischwald, stellenweise in großer Menge. Auch auf Tenerife. (Endemisch.) Ericaceae. Erica scoparia Lixx. Canar.: „Tejo". Auf Tenerife im Buschwald auf den Höhen des Anagagebirges. (Westliches Mittelmeergebiet, Madeira.) Erica arborea L. Canar.: „Brezo". In den trockeneren Teilen aller canarischen Lorbeer- wälder, meist strauchig gesellig, in dem Walde zu Agua Garcia als echter Baum Ms i,s m hoch. (Madeira, Mediterrangebiet bis zum Kaukasus.) Arbutus canariensis Velll Canar.: „Madrono". Bis ca. 7 m hohes Bäumchen. Kaum zum Lorbeerwald zu rechnen, sondern mehr selbständige Gebüsche bildend, so bei Badajoz. Selten, außer in Barranco de! Agua, oberhalb Arafo, an der Südseite von Tenerife Nach Bornmüller am Risco de Jinama auf Hierro. (Endemisch auf ^.-n westlichen Canaren.) 136 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. i£,j Myrsinaceae. Pleiomeris canar iensis A. DC. (Myrsine canariens/s Spreng.) Canar.: „Marmolan". An feuchten, schattigen Stellen. Selten. Vereinzelt im Walde von Agua Garcia, Bestände bildend im Barranco del Agua hinter Guimar. Nach Bornmüller in den Wäldern bei Taganana recht selten, um so häufiger im Barranco Castro zwischen Orotava und Icod. (Monotypisches Genus. Endemisch auf Tenerife.) Heberdenia excelsa Banks. {Myrsine Heberdenia Roem. et Schult., Ardisia excelsa Air.) Canar.: „Aderno". In den feuchteren Teilen der Lorbeerwälder häufig, jedoch zerstreut, z. B. im Walde von Las Mercedes bei Laguna. (Madeira.) Oleaceae. Notelaca excelsa Webb et Berth. {Picconia excelsa DC, Oka excelsa An.) Canar.: „Palo blanco". Häufig, aber zerstreut in den canarischen Lorbeerwäldern. (Madeira. Auf den Azoren verwildert, aber nach Trelease ohne Zweifel ursprünglich angepflanzt.) J asm in um odoratissimum L. Hauptsächlich in der basalen Region auftretender, oft aber auch bis in die Waldzone der Canaren vordringender Strauch. (Madeira.) Gentianaceae. Ixanthus viscosus Griseb. Häufig in den canarischen Lorbeerwäldern. (Ende- misches Genus.) Convolvulaceae. Convolvulus canariensis L. Hochkletternder Strauch mit holzigem Stengel, in den Lorbeerwäldern von Gran Canaria, Tenerife und Piilma häufig. (Endemisch.) Boraginaceae. Myosotis süvatica Hoffm. Canar.: „No me olvides". Lorbeerwald von Agua Garcia und auch in den canarischen Lorbeerwäldern der übrigen Inseln verbreitet. (Nördliche temperierte Zone, Orient.) Nach Bornmüller stimmen die canarischen Exemplare überein mit Myosotis macrocalycina Coss. aus Algier, welche er als eine subtropische große Rasse der M. süvatica Hoffm. betrachtet. Echium vires cens DC. Am Saume der Lorbeerwälder. (Endemisch, auf Madeira das ihm ähnliche Echium candicans L. fil.) Scrophulariaceae. Scrophularia Scorodonia L. Canarische Lorbeerwälder, z. B. Agua Garcia. (Madeira, atlantisches Europa, Asien und Nordafrika.) Isoplexis canariensis Lixpl. {Digitalis canariensis L., Callianassa canariensis Webb et Berth.) Canar.: „Ajonjoli". Am Rande der Lorbeerwälder. (Endemisch.) Labiatae. Cedronella canariensis Willd. {Dracocephalum canariense Webb et Berth., C. triphylla Mönch.) Canar. (Tenerife): „Algaritofe". Am Rande der canarischen Lorbeerwälder. 137 Deutsche Tiefsee-Espedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. 46 362 H. SCHENCK, (Madeira. Trelease, p. 141, giebt für die Azoren an: „San Miguel. — Escaped, and not recently collected".) Byst ropo^on canariensis L'Her. Canar.: „Poleyo de Monte". Am Rande der canarischen Lorbeervvälder. (Endemisch.) Byst ropogon mer.idiani Bolle. Strauch in Lorbeerwäldern auf Hierro und Palma. (Endemisch.) Orieanum virens Hoefmg. et Lk. Trockene Stellen der canarischen Lorbeerwälder. (Madeira, Azoren, südwestliches Europa.) Rubiaceae. Phyllis nobla L. Canar.: „Simple noble". In den canarischen Lorbeerwäldern, an schattigen, feuchten Stellen. (Madeira.) Rubia angustifolia L. In einigen canarischen Lorbeerwäldern, z. B. Agua Garcia. (Madeira, Azoren, südwestliches Europa.) Rubia peregrina L. Am Rande der Lorbeerwälder. (Mediterrangebiet) Rubia fruticosa An. var. periclymenon. Im Lorbeerwald von Agua Garcia nach Webb et Behihki.oi. (Y)v.r Typus und die Varietät endemisch.) Galiuiu ellipticum Willd. Hochstengeliges Kraut in mehreren Formen in den Lorbeer- wäldern auf Tenerife, Palma, Hierro. (Westliches Mittelmeergebiet, Madeira.) Caprifoliaceae. Viburnum rugosum Pers. ( l '. rigidum Vent.). Canar.: „Follado". Gesellig und einen Hauptbestandteil des Unterholzes bildend. (Endemisch.) Sambucus palmensis Link. „Sauco" auf Palma. Laubwerfender, baumartiger Strauch oder Baum, an Bachufern in der Lorbeerregion und unterhalb derselben auf Tenerife, Palma. Gomera. Nicht zum eigentlichen Lorbeerwald zu rechnen. (Endemisch.) Campanulaceae. Canarina Campanula I.ixx. Canar.: „Bicacaro". Verbreitet in den Lorbeerwäldern. (Endemisch.) Compositae. Senecio Tussilaginis Less. [Pericallis Tussilaginis Webb, Doronicum Tussilaginis Sch. bip.) Canar.: „Tusilago". Gemein in den Lorbeerwäldern von Tenerife und Canaria. (Endemisch.) Senecio appevd iculatus Schultz bip. {Pericallis populifolia Webb.) Canar.: „Palomera". /.erstreut in den Lorbeerwäldern von Tenerife, Palma, Canaria. (Endemisch.) Senecio cruentus DC. {Pericallis cruenta Wkhu et Hkrtii., Doronicum cruentum Schultz bip.) Zerstreut in den Lorbeerwäldern von Tenerife und Canaria. (Endemisch.) Senecio (Sectio Pericallis Webb) Murrayi Borxm. (Botan. Jahrb., Bd. XXXIII, 1904, Beiblatt Mo. 72). 1—2 Fuß hohe Staude, nur auf Hierro zwischen Gebüsch auf Geröllfeldern, und in Wäldern an Felsen, 6 — 1 100 m. (Endemisch.) 138 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. T,6t, § 5. Der Lorbeerwald auf Madeira und den Azoren. (Von H. Schenck.) 1. Madeirai). Auf der Insel Madeira beginnt nach Schacht die eigentliche Waldregion erst mit 2000 bis 3000 Fuß und steigt fast bis auf die höchsten Gipfel aufwärts (Pico Ruivo 1846 m). Lowe setzt seine Region des Laurus und der Erica auf 2500 — 5500 Fuß; die immergrüne Region liegt danach also etwa zwischen 600 und 1800 m. Manche ihrer Holzgewächse steigen aber in feuchten Schluchten bis tief in die basale Region hinab, besonders auf der feuchteren Nordseite; die Abgrenzung beider Regionen scheint so auf Madeira weniger scharf als auf Tenerife, ist daher auch von den Autoren zum Teil verschieden angegeben. In der immergrünen Region herrscht ein Maquis-artiger Buschwald vor, dessen Sträucher sich in den Schluchten mit den Bäumen des Lorbeerwaldes mischen oder vor letzterem ganz zurücktreten. Ein wirklicher Lorbeerwald, mit Annäherung seines Charakters an den subtropischen Regenwald, findet sich aber auf Madeira nur in den feuchtesten Schluchten der Nordseite in den unteren Lagen, während die oberen nur Maquis tragen. Ein Kiefernwald fehlt. Nach Vahl hat früher der Hochwald auf der Nordseite in der Region zwischen ca. 300 bis über 1000 m geherrscht, in einem Gürtel zwischen 500 — 700 m müsse er überwiegend gewesen sein, aus- genommen an den schmalen Bergrücken, wo die Bodenfeuchtigkeit zu gering war. Im maderensischen Lauretum treffen wir die meisten Baum- und Straucharten des cana- rischen wieder, so vor allem die 4 Lorbeerbäume, Laurus canariensis Webb („Louro"), Ocotca foetens Benth. et H. („Til"), Apollonias canariensis („Barbusano"), Persea indica Spreng. („Vinhatico"), dann ATotclaca exceisa Webb („Pao branco"), Heberdenia excelsa Banks („Aderno"), Erica arborea L. („Urze molar") in Stämmen von 40 Fuß Höhe, Myrica Faya Ait. („Faya"), Prunus lusitanica L., Rhamnus o/andu/osa Arn, Hex canariensis Poir. und Hex Perado Ait., beide meist strauchig, letztere an Stelle der hier fehlenden Ilex platyphylla Webb et Benth., ferner Pittosporum coriaceum Ait. und Visnea mocanera L. f II., beide sehr selten. Während auf Madeira Pleiomeris und Arbutus fehlen, begegnet uns hier andererseits als häufiger Baum die den Ericaceen nahestehende endemische Clethra arborea Air. („Folhadeiro"), deren Verwandte heute in Amerika und in Ostasien leben. C /et// ra- Arten finden sich aber im europäischen Tertiär, und so liegt die Ver- mutung nahe, daß Madeira ihre Art aus Europa erhalten hat. Reste von Cletlira arborea sind in den Tuffen der Quartärzeit von St. Jorge auf dieser Insel von Heer nachgewiesen2). Ihr gerader Stamm trägt eine lockere Blätterkrone mit endständigen Blätterrosetten, aus denen die duftenden Blütentrauben hervorkommen. Charakteristisch für die Wälder Madeiras ist ferner die bis 7 m hohe, dickstämmige und baumartige Euphorbia mcllifera Arr., die besonders längs der Wasserläufe sich ansiedelt. Sie kommt auch auf Palma vor; auf Tenerife kennt man ihren 1) H. Schacht, Madeira und Tenerife, S. 93 ff., S. 105. — G. Härtung, Die Azoren, 1860, S. 62. — A. Grisebach, Vegetation der Erde, Bd. II, S. 504. — Ch. Bunbury, Remarks on the botany of Madeira and Teneriffe. Journal of the Linn. Soc. London, Botany, Vol. I, 1857, p. 9. — R. Th. Lo\ye, A Manual flora of Madeira, 1868, p. 4. — J. BORNMÜIXER, Bot. Jahrb., Bd. XNXIII, 1904, S. 387 ff. — M. Vahl, Ueber die Vegetation Madeiras. Botan. Jahrb., Bd. XXXVI, 1905, S. 276. — Carlos de Menezes, Arv-ores e arbustos madeirenses, Funchal 1904. (Ref. Just., Bot. Jahresber., 1905, Bd. I, S. 784. 2) Schenk, Paläophytologie, S. 732. 139 46* 364 H. SCHENCK, Standort nicht näher. Mit den Tabayben der basalen Region verwandt, stellt sie sich dar als eine in die feuchte montane Region eingewanderte Form dieser Gruppe. Wenn auch unter den strauchigen und krautigen Bestandteilen des Waldes einige cana- rische Endemen, wie z. B. / 'iburnum rugosum, Gesnouinia arborea, Convolvulus canariensis, fehlen, so ist doch die Mehrzahl der wichtigeren Arten auf Madeira vertreten, sei es in denselben oder in korrespondierenden Formen: Phyttis nobla L. Hypericum grandifolium Cnois. Isoplexis sceptrum I.ixm.. lindemisch. Bystropogon maderense Webb. Endemisch. Cedronella triphylla Mm n. Ranunculus grandifolius Lowe. Endemisch. Viola maderensis Lowe. Geranium anemonefolium L'Herit. Fragaria vesca L. Labelia urens L. Orchis foliosa Sol. Endemisch. „ cordata Willd. Zahlreiche Farne, darunter Dicksonia Culcita L'Herit. und Acrostichum squamosum Sw, ein subtropischer Farn, auch auf Azoren, von amerikanischer Herkunft, An schattigen Felsen, in Schluchten der Lorbeerretrion kommen auf Madeira einitre eigen- artige, endemische, strauchige Pflanzen vor: Chrysanthemum pinnatifidum L. fil. Sonchus squarrosus DG Musschia Wollastoni Lowe. Stengel einfach oder wenig verzweigt, zur Federbuschform Schtmpers gehörig. Musschia aurea Dumort. Stamm kurz, an Küstenfelsen und in Schluchten aufwärts in die Lorbeerregion hinaufgehend. Mi'lanoselimun decipiens Schrad. et Wendl. Auffallende hapaxanthischc baumförmige Umbelliferenstaude, verwandt mit Thapsia. Die Lianen sind vertreten durch: Semele androgyna Krxui. Smilax pendulina Lowe. Hedera canariensis WruuD. Rubus grandifolius Lowe Endemisch. Rubus discolor Weihe. Gelegentliche Epiphyten : Davallia canariensis Sm. Polypodium vulgare L. Sempervivum villosum Air. Einjährig. Endemisch. Sempervivum divaricatum Air. Einjährig. In demisch. Acrostichum squamosum Sw. Selten. An der Zusammensetzung der Maquis oberhalb der Lorbeerwälder nehmen einige Bäume in strauchigen Formen teil, so die beiden //<-v-Arten und Lauras canariensis, ferner vor allem Erica arborea, die auch auf den höheren Gebirgskämmen, oft mit Pteris aquiliua vergesellschaftet, vorherrscht. Dazu kommen Erica scoparia L (sehr häufig), Ruscus- hypophyllum L., Jasminum odoratissimum I... die endemischen Berberis maderensis Lowe, Genista virgata Air., Genista made- rensis Webb, Adenocarpus divaricatus L'IIhrit. und als besonders wichtiger, in höheren Lagen ausgedehnte Bestände bildender Busch das Vaccinium padi/olium Sm., das auf den Canaren ganz fehlt, aber auf den Azoren in einer verwandten Art wiederkehrt und nach ("iikisi zu einer in ( Istafrika und im llimalaya bis zum westlichen Kaukasus verbreiteten Gruppe gehört Nach Vahl 140 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 1,f)Z, wirft dieser Strauch in exponierten Lagen im Winter das Laub ab. Auch einige mitteleuro- päische Sträucher haben sich im Buschwald angesiedelt, nämlich U/ex europaens, Sarothamnus scoparms Koch, Rosa canina L., als Seltenheit und in Strauchform Sorbus auaiparia. Sambucus nigra L. erscheint nur auf den Azoren wieder, auf Madeira aber vertritt sie eine verwandte Art, Sambuais madcrcnsis Lowe, auf den Canaren Sambuctis palmensis Chr. Sm. Taxus baccata und Juniperus oxycedrus L. („Cedro") waren früher in der immergrünen Region vorhanden, sind aber jetzt fast verschwunden. Rhammts latifolia L'Herit., ein zur Frangu/a-Grup-pe gehörige laubwerfender Strauch der Azoren und Madeiras, findet sich auf letzterer Insel nicht mehr im wilden Zustand. In die basale Region namentlich der Nordseite der Insel dringen maquisartige Gebüsche in den Schluchten tief hinab. Hier wachsen u. a. Myrtus communis L, Oka europaea L., Juni- perus phoenicea L., alle 3 dem mediterranen Hartlaubwald angehörig, ferner von endemischen Holzgewächsen Apollonias canariensis Nees., Catlia Dryandri Lowe, mit Catha cassinoides Webb der Canaren verwandt und von afrikanischer Verwandtschaft, endlich die interessante Sapotacee Sidcroxylon mcrmulana Lowe, die ebenfalls afrikanischer Herkunft sein dürfte und nach Born- müller neuerdings auch bei Realejo auf Tenerife entdeckt wurde; sie kommt auch auf den Capverden vor. Diesen Sträuchern oder Bäumen mischen sich höher hinauf die oben genannten Holz- gewächse der Lorbeerregion bei. 2. Azoren 1). Auf den Azoren ist der makaronesische Lorbeerwald zwar auch vorhanden, aber in einer gegenüber den Canaren sehr verarmten und entsprechend ihren etwas weniger günstigen klima- tischen Bedingungen in einer minder ausgeprägten Form, Die weite Entfernung der Inseln von Europa, dem Hauptstammland ihrer Flora, bedingte die Zufuhr einer geringeren Zahl von Ein- wanderern, deren Samen nur durch Zugvögel, deren Sporen durch den Wind herbeigebracht werden konnten ; der Nordostpassat verbindet das Festland mit diesen Inseln. An der Zusammensetzung des Lorbeerwaldes nehmen hier von Lauraceenbäumen nur die Persca indica Spreng, und die ihr verwandte endemische Persea azorica Selb. 2) teil. Beide Arten sind wohl amerikanischer Herkunft. Die 3 übrigen Lauraceen der Canaren, Loro, Til, Barbu- sano, sind nicht vertreten. Zwar wird der Til, Ocotea foetens Benth. et H. von der Insel Terceira angegeben, wozu aber Trelease 3) bemerkt: „perhaps doübtfully established". Nächst den beiden Pei MV7-Bäumen sind Noteiaea excelsa Webb et Berth., Myrka Faya Dryand. und Hex platy- pliylla Webb et Berth. (Z Perado Air. var. c. azorica Loesener) zu nennen, ferner in höheren Lagen die endemische funiperus brevifolia Antoine, im ganzen also nur 6 Baumarten. Nach Härtung liegt die eigentliche Region des immergrünen Lorbeerwaldes zwischen 1500 — 2500' (470 — 785 m). Ursprünglich scheint der Wald aber noch tiefer hinab die Inseln bedeckt zu haben, wurde aber dann durch die Kulturen verdrängt. Sämtliche Bäume bleiben 1) M. Setjbert und C. Hochstetter, [Jebersicht der Flora der azorischen Inseln. WlEGMANN'S Archiv für Naturgeschichte 9. Jahrgang, Bd. I, 1843, S. I. — G. Härtung, Die Azoren, 1860, S. 56 u. 60. — A. Grisebach, Vegetation der Erde, Bd. II, 1872, S. 499. — W. Trelease, Botanical observations on the Azores. Report of the Missouri bot. Garden, 1897. 2) In der alteren Litteratur ist diese Art als Lauras canariensis Wats. aufgeführt, so von HÄRTUNG, Grisebach. 3) Trelease, 1. c p. 148. 141 -l(y() H. SCHENCK, unter dem Einfluß der Winde, die hier im freien Ocean heftiger wehen als auf den Canaren, niedrig, ebenso auch die eingeführten europäischen Bäume; häufig sind sie strauchig ausgebildet, und der Wald geht dann in Maquis über, die auch über der Lorbeerwaldregion den Boden bedecken. Als Unterholz der Lorbeerregion und als Sträucher der Maquis erscheinen neben Myrica Faya und Hex Perado folgende Arten: Prunus lusitanica (Madeira, Canaren). Aus dem Mittel meergebiet. Myrtus communis (Madeira). do. Viburnum Tinus. do. Daphne Laureola. do. Ruscus aculeatus (Canaren). do. Rhus coriaria L. (Madeira, Canaren). do. Vaccinium cylindraceum Smith. Endemisch, auf Madeira durch Vaccininm padifolium S.\i. vertreten. Erica azorica Höchst. iE. scoparia Wats.). Endemisch. Hypericum foliosum Dryand. Endemisch. Auf den Canaren und Madeira das verwandte Hypericum grandi/olium Choisy. Myrsine africana L. Aus Afrika, merkwürdigerweise nicht auf den Canaren und Madeira. Rhamnus latifolia L'Herit. Endemisch auf Madeira und Azoren, zur Prang uia-Gruppe, laubabwerfender Strauch . Sambucus nigra L. Aus Westeuropa. U/ex nanus Fori- do. U/ex europaeus L. (Canaren, Madeira) do. Sarotliamnus scoparius Wats. Madeira. do. Calluna vulgaris L. In höheren Lagen. do. Daboecia polifolia Don. In höheren Lagen. do. Von Kletterpflanzen treten auf: Hedera canariensis WrxxD. Smi/ax excelsa L. Aus dem Mittelmeergebiet Sinilax divaricata Sol. Endemisch. Kuhns u/mifolius Schott (Madeira). Die Mehrzahl der Sträucher stammt also unverändert aus Europa, und zwar nicht nur aus dem Mittelmeergebiet, sondern auch aus Westeuropa. Ueberhaupt enthält die azorische Flora 'inen großen Prozentsatz europäischer Arten. Von den Bodenpflanzen des canarischen Lorbeerwaldes sind nur einige wenige Arten nach den Azoren verschlagen worden, vor allem fehlen die eigenartigsten der canarischen Endemen, während die Azoren andererseits auch einige ihnen eigentümliche Kräuter zur Ausbildung gebracht haben, je eine Art .ms den Gattungen Cardamine, Cerastium, Sanicula, Lysimackia und Luzula. Sehr reich sind auf den Azoren die Bodenfarne vertreten, ^\rr überwiegenden Mehrzahl nach europäische Arten. Aber auch Amerika hat einige Arten geliefert Dicksonia euleila L'IIi'kii., die auf Madeira und Tenerife sehr selten geworden ist, erscheint auf den Azoren noch häufig, ebenso Acrostichum squamosum S\v., das aus dem tropischen Amerika hierher und nach ' I- Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ,A« Madeira gelangt ist, den Canaren aber fehlt. Ein tropischer Bärlapp, Lycopodium cemuum L., hat sich in gleicher Weise wie auf der Insel St. Paul nur in der Nähe von heißen Quellen angesiedelt i). Besondere Beachtung verdient Juniperus brevifolia, die hauptsächlich in der Region von 2500 — 4500' (785 — 14 12 m), aber ohne scharfe Abgrenzung, auftritt, als niedriger Baum mit sehr breiter Schirmkrone, in seiner dem windigen Klima angepaßten Gestaltung also ein Gegen- stück zu der Juniperus Cedrus der Canaren vorstellt, auf den Azoren aber eine viele tiefere Lage einnimmt. Dieser Wacholder geht übrigens in strauchiger Form hoch hinauf bis 5200' (1632 m) und mischt sich als Bestandteil der Maquis hier mit Erica azorica, Hex Perado und Vaccinium cylindraceum. Die Azoren erheben sich nur im hohen Kegelvulkan der Insel Pico mit 2320 m zu größerer Höhe, die übrigen Inseln bleiben alle viel niedriger, und zwar Santa Maria 570 m, Flores 941 m, Fayal 102 1 m, Terceira 1047 m, San Miguel 1088 m. Nur auf Pico kommen daher die höheren Regionen zur Entfaltung. Oberhalb der Maquis 1632 m folgt hier nach Hochstetter und Seubert noch eine mitteleuropäische Region bis 2228 m, in welcher zu unterst noch die endemische Erica azorica in Gesellschaft mit Daboecia polifolia auftritt; höher hinauf wächst als einziger Zwergstrauch Calluna TJulgaris, ferner Polygala vulgaris L., Thymus serpyllum L. v. angustifolius Boiss. {'f. micans Drouet) und einige Gräser, also ausschließlich europäische Arten. Alpine Gewächse fehlen vollständig. 3. Auf den Capverden fehlt der Lorbeerwald; kein einziger der in unserer Liste enthaltenen Bäume ist wohl hier ver- treten; die klimatischen Bedingungen sind ihrer Ansiedelung ungünstig. IV. Die obere montane Region; der Pinar. (Von H. Schenck.) § 1. Der Pinar auf Tenerife. Taf. XXIII [VIII]. Während der canarische Lorbeerwald auf Tenerife nur in den feuchtesten Mulden der unteren montanen Region zwischen 700 — 1600 m Höhe, hauptsächlich auf der Nordseite der Insel, die geeigneten Bedingungen für seine typische Entwickelung findet, erscheint dagegen der von der canarischen Kiefer, Pinus canariensis Chr. Sm., als einziger Baumart gebildete Pinar weniger streng an eine bestimmte klimatische Region gebunden. Zwar liegt sein eigentlicher Gürtel auf der Nordseite der Insel nach Christ 2) über der Lorbeerwaldregion zwischen 1 600 und 2000 m. Aber aus dieser Region steigt er vorzugsweise an den trockeneren, dem Winde und der Sonne exponierten Böschungen auch in die tiefere montane Region bis 1100 m oder noch 1) Vergl. J. D. Hooker, Journal of the Linnean Soc, Vol. XIV, p. 479, und H. Schenck, Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam, Wiss. Ergebn. der deutschen Tiefsee-Expedition, Bd. II, S. 20;. 2) Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 486 und 490; Frühlingsfahrt, S. 225. H3 368 H. SCHENCK, Fig. 60. Pinna canariensü (iik. Sm. Zweig, männliche Blüte, Zapfen und Samen. 1, 3, 4 in */, nat. Gr., 2 in nat. Gr. [Sl mimitk .J 144 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ?6Q tiefer, und vereinzelt dringen die Bäume sogar bis in die basale Region vor, so an einzelnen Stellen Tenerifes und in den Barrancos auf Palma, im heißesten Süd-Canaria sogar bis zur Meeresküste. Andererseits erstreckt sich der Pinar an den äußeren Abhängen des Canadas- gebirges noch höher hinauf, einzelne Bäume finden sich sogar noch bei 2500 m oder höher, soweit wie noch Wolken auftreten, aber in die Canadas selbst treten sie nicht ein. Auf der trockeneren und heißen Südseite von Tenerife nimmt die Kiefer nach Berthelot i) im allgemeinen die Region zwischen 1300 und 2600 m ein, und in früherer Zeit mag sie sich sogar bis zur basalen Region herab erstreckt haben. Hier fehlt, abgesehen von den Barrancos bei Guimar2), die Lorbeerregion. Die untere montane Region, die bei ca. 800 m beginnt, wird heute von Maquis, hauptsächlich aus Cistus eingenommen, während die Erica arborea zurücktritt. Da die winterlichen Schneefälle, die allerdings in der montanen Region nur kurz dauern und von Februar bis April eintreten, bis zu 1600 m und tiefer herabgehen, so muß die cana- rische Kiefer ziemlich bedeutende Temperaturextreme vertragen können. Indessen ist sie doch durchaus an ein mildes Winterklima gebunden, denn in Süddeutschland hält sie nicht mehr aus, die Nordgrenze ihrer Kulturzone liegt am Genfer See, wo erwachsene und reichlich fruchtende Exemplare stehen 3). Pinus canariensis^) [Textfig. 60], zeichnet sich durch sehr rasches Wachstum aus. Bei ungehinderter Entwickelung erreicht der gerade Stamm die Höhe unserer Tannen (30 m und mehr); seine Aeste, bei freiem Stand, wie es gewöhnlich der Fall ist, vom Boden an beginnend, stehen in unregelmäßigen, horizontal weit al »spreizenden, entfernten Wirtein und werden nach der Spitze zu kürzer5). So wächst der Baum mit pyramidenförmiger Krone heran, bis im Alter der Wipfel sich abrundet; die Bäume erinnern dann im Umriß an Edeltannen oder noch mehr an regel- mäßig gewachsene Arven. An dem Winde exponierten Standorten aber nehmen sie vielfach schirmförmige Gestalt ihrer Kronen an. Eine tiefrissige Borke bedeckt ihre Rinde ; ihr Holz zeigt deutliche Jahresringe; das Kernholz, „Tea" genannt, ist gelblich, sehr harzreich und daher schwer. Höchst eigenartiges Aussehen verdanken die Kiefern ihren silbergrauen, zu dritt in den Scheiden der Kurztriebe sitzenden Nadeln, die, von zweijähriger Lebensdauer, in großen Büscheln an den Enden der Zweige gehäuft erscheinen, 20 — 27 cm Länge erreichen und wie Roßhaar- büschel in Winde spielen. Aehnliches Verhalten wiederholt sich mehrfach innerhalb verschiedener Sektionen der großen Gattung, so z. B. bei Pinus excelsa Wall., der Thränenkiefer des Himalaya, aus der Sectio Eustrobus, bei den mexikanischen Kiefern P. Montezumae Lamb., filifolia Lixm.., Pseudostrobus Lindl. aus der Sectio Pseudostrobus, ferner innerhalb der Sectio Taeda, wozu auch die canarische Art gehört, bei der mexikanischen Pinus patula Schiede et Deppe6), bei der californischen Pinus Jeffreyi Host, und besonders bei der im Himalaya einheimischen Pinus longifolia Roxb., deren Nadeln bis 40 cm Länge erreichen. An den Sämlingspflanzen der canarischen Kiefer (Textfig. 61) folgen über den Keim- blättern zunächst in größerer Anzahl spitze, einzeln stehende Nadeln; erst von einer gewissen 1) Berthelot, Geogr. bot., p. 58 u. 153. 2) Vergl. S. 351. 3) V. Tubeue, Die Nadelhölzer, 1897, S. 35. 4) Vergl. Berthelot, Geogr. bot., p. 171. — Christ, Vegetation und Flora, S. 486; Frühlingsfahrt, S. 88. — Schacht, Madeira, S. 113. 5) Abbildung junger Baume auf Taf. VI im Atlas von Webb und Berthelot. 6) Vergl. Vegetationsbilder, 2. Reihe, Heft 3; E. Stahl, Mexikanische Nadelhölzer, Taf. 13. H5 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 4,7 37° H. SCHENCK, Höhe ab treten dann die Nadelbüsche] in den Achseln dieser Nadeln oder, weiter oben, von Schuppenblätteni auf. Die Jugendform erhält sich in Vergleich zu anderen Kiefernarten hier auffallend lange. Stecklinge von Zweigen der Jugendform wachsen leicht heran und ergeben blaugrüne, buschige, ganz abweichende Pflanzen i). Auch die Adventivsprosse, die aus dem unteren Teile älterer Stämme und größerer Aeste als dicht buschige Zweige oft in Masse hervorkommen, zeigen dieselbe atavistische Nadelbildung wie die fugendformen. So ist die canarische Kiefer A B Fig. 6l 4 Pirna eanariensis Chr. S\f. 12 cm hohe einjährige Pflanze um 9 Keimblättern and einzeln stellenden Nadeln. a Garten fena erbalten, im botanischen Garten Darmstadt 2. Dezember 1906 photographierl von Inspektor A. Puepds.) I'. Pirna canai I ax. Sm. Links etwa ; fahre altes Exemplai mit Primärnadeln, rechts etwa 6 Jahre altes und i"> cm hohes Baumchen, an dem die Bildung dei gen Kurztriebe begonnen hat. (April 1907 photographiert im botanischen Garten Zürich von I I. Sc III \. | durch eine ungemeine Regenerationsfähigkeit ausgezeichnet, die auch bei gewissen amerikanischen Kiefern wiederkehrt 2). Schachts) berichtet: „Vielfach hatte ich Gelegenheit, Stämme zu sehen, ti l. l'.i 1 .M', Handbuch dei Nadelholzkunde, [891, S. 251. chlagsprosse mit einzeln stehenden Nadeln bemerkt man z. B. häufig in unseren botanischen Gärten bei Pinus mono- phylla Torr, i I ius Califomien. 3) Sen \, in, Madeira s. 114, 146 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. , s. . die einer mit Grün umkränzten Säule glichen, weil nach Entfernuno- der Zweige Tausende von Nebenknospen überall hervorgebrochen waren; dicht oberhalb der Quirlansätze scheint übrigens die Bildung dieser Nebenknospen besonders reichlich zu erfolgen." Die Blütezeit des Baumes fällt in das Frühjahr. Die vorigjährigen, noch tiefgrünen, mit Harz überflossenen Zapfen sind dann bereits ausgewachsen. Die reifen Zapfen haben eine Länge von 10—17 cm, öffnen sich im zweiten Jahre, und dabei lösen sich die untersten Schuppen ab. Die sehr reichliche Samenbildung und die leichte Keimfähigkeit der Samen verdienen hervor- gehoben zu werden. Die ältesten canarischen Pinien zeigen sehr bedeutende Dimensionen. Berthelot 1) erwähnt ein Exemplar, das fast 10 m Umfang hielt. Der „Pino santo" oder „Pino del Paso" oberhalb La Guancha auf Tenerife, der wohl noch in die Zeit vor der Eroberung- der Ciliaren zurückreicht, wurde von Christ 2) in 2 m Höhe auf 3,1 m Umfang gemessen, und auf Palma haben einige uralte Pinos fast den doppelten Umfang. Der „Pino santo" oder „Pino de la Virgen" 3) am Abstieg von der Cumbra nueva nach El Paso auf Palma mißt nach Brown*) über 25 engl. Fuß (= 7,62 m) Stammumfang. Einige mächtige Pinien, „Los Pinos grandes", stehen am Waldrand oberhalb Vilaflor (1476 m) am Südhang des Piks von Tenerife; sie haben nach Meyer 5) 2 m Stammstärke, 35 — 40 m Höhe und 6 — 7 m Astlänge. Der Kiefernwald bevorzugt die trockeneren, regenärmeren Hänge der montanen Region und erscheint daher auch auf der Südseite Tenerifes häufiger und in schönerer Entwickelung als auf der Nordseite. Von vielen Autoren wird besonders hervorgehoben, daß die canarische Kiefer selbst auf nacktem Lavafels oder vulkanischen Schlacken fortkommt. Kein anderes Ge- wächs der Inseln ist in so hervorragendem Maße wie sie befähigt, sich auf den noch kahlen jüngeren Lavaströmen anzusiedeln, ihre Wurzeln in die Spalten des harten Gesteins hineinzu- senken und aus ihnen die wenige Feuchtigkeit herauszuziehen. So sagt H. Meyer6): „dicht am Südfuß des Vulkankegels (oberhall) Guimar) steht in 1270 m Höhe in gänzlich nacktem, eisen- festem Lavagestein die oberste Pinie, ein kerngesunder, ca. 15 m hoher Baum von doppelter Mannesstärke." Da die jährliche Regenmenge in dieser oberen montanen Region, namentlich auf der Südseite eine sehr geringe ist, so ist der Baum wesentlich auf die Ausnutzung der durch die täglichen Nebel- und Wolkenbildungen gelieferten Feuchtigkeit angewiesen. Dafür sprechen namentlich Angaben und Beobachtungen von H. Meyer ?). Beim Abstieg von Guajarapaß nach Vilaflor am Südabhang des Teydemassives durchquerte er in der Region der Wolkenbänke den Kiefernwald. „Die umherstehenden Pinien trieften von der Feuchtigkeit der Nebel, ohne daß es geregnet hatte, und führten das von den langen Nadeln tropfende Naß in großen Pfützen ihren Wurzeln zu, während ringsum der Boden und die Steine vollständig trocken waren. Der Nebel genügt also vollkommen, um in diesen trockenen Höhen die Pinien zu bewässern." 1) Berthelot, Gcogr. bot., p. i;i. 2) Christ, Veget. u. Flora, S. 487; Frühlingsfalnt, S. 199 mit Abbildung. 3) Abbildung auf Tafel XLIII in Webb et Berthelot, Histoire naturelle, Vol. I,. 4) Brown, Madeira, Canaries, Azores, p. iir 5) Meyer, Tenerife, S. 190. 6) H. Meyer, Tenerife, S. 15;. Vgl. auch Berthelot, Geogr. bot., p. 14;. 7) H. Meyer, Tenerife, S. 188 u. 222. 147 47* ,«•> H. SCHENCK, Diese Beobachtung steht ganz im Einklang zu dem interessanten Befund, den Dr. R. Marloth in Kapstadt aus seinen Experimenten über die Ausnutzung der Feuchtigkeit der Südwestnebel durch die Vegetation des Tafelberges erhielt1). Marloth stellte auf der Höhe des Tafelberges 2 Regenmesser auf, den einen offen, den anderen überdeckt von einem Gerüst aus Restionaceenhalmen. Der offene Behälter zeigte in der Zeit vom 21. Dezember 1902 bis 15. Februar 1903 4,97 inches Niederschlag, der andere dagegen lieferte in der gleichen Zeit die erstaunliche Menge von 79,84 inches. Daraus geht hervor, daß die Vegetation höherer Gebirgsregionen aus regelmäßig herbeigeführten Nebeln bedeutende Mengen von Wasser nieder- zuschlagen und ihren Wurzeln zuzuführen vermag. Die Frage, inwieweit bestimmte Pflanzen- formen an eine solche Verwertung der Nebelfeuchtigkeit in ihrem Bau angepaßt sind, verdient wohl besondere Beachtung. Mir scheint es, daß gerade die endständigen Quasten der feinen und sehr langen Nadeln des canarischen Pino ausgezeichnete Nebelfänger vorstellen, aus denen die kondensierten Tropfen rasch abzulaufen vermögen. Zugleich stellen diese langen Nadelbüschel ähnlich wie die Plocama der basalen Region eine Form des Laubes dar, die infolge ihrer 1 eichtbeweglichkeit der zerreißenden Kraft der Winde wenig Angriffspunkte darbietet So ist die canarische Kiefer in vorzüglicher Weise ihrem Standort und Klima angepaßt, und da sie unabhängig ist von einem tiefgründigen Humusboden, ihre Abholzung also von keinem Einfluß auf den Boden ist, da sie sich ferner durch große Regenerationskraft, reich- liche Samenbildung und leichte Keimfähigkeit auszeichnet, so können sich ihre Wälder wieder leicht ersetzen, wenn sie niedergeschlagen werden. Es besteht also keine Gefahr der Entwaldung in der oberen montanen Region. Der Pinar konnte sich daher auch in großer Ausdehnung erhalten. In typischer Ausbildung bedeckt der Pinar die Hänge des Teydemassives oberhalb Vilaflor (1476 m) bis hinauf zum Guajarapaß (2436 m). Meyer2) sagt von ihm: „Ohne alles Unterholz oder gar Gras und Moos stehen die prächtigen, meterdicken und haushohen Wetterbäume, die gerade hier (unter dem Guajarapaß) den Arven unserer Hochgebirge im Habitus außerordentlich ähnlich sind, auf dem nackten Lava- und Aschenboden, ein Wunder der vegetativen Kraft und Zähigkeit" Tiefer hinab bei 2302 m „wird der Pinal dichter; 20 — 30 m stehen die alten, vom Wetter zerzausten Baumriesen voneinander entfernt, mit durchschnittlich 11/2 m Stammesdicke und 2i>m Wipfelhöhe." O. SimonyS) beobachtete dort sogar Exemplare von 2 — 2,5 m Durchmesser des Stammes, 35 — 40 m Höhe und 5 — 7 m langen untersten Aesten. Die entfernte Stellung der Bäume im Bestand und auch der Mangel an Unterholz ist ein Charakter, der sieh in Nadelwäldern anderer trockener Gebiete wiederholt4) und der auch ein Analogon in der Retamaformation der Hochregion findet. Das Wurzelsystem eines jeden Individuums breitet sieh über eine gewisse Fläche rings um den Hauptstamm aus und wird nun, wenn die Wasserzufuhr eine spärliche ist, das Aufkommen junger Pflanzen sowie auch von Unterholz oder von größeren Bodenpflanzen innerhalb seines Bereichs durch Aufsaugen aller 1) R. UaKLOTH, Results of experiments on Table mountaio for ascertaining the amount of moisture deposited from the South- 1 ' 11 tetions "f the South African Phil. S..c, Vol. XIV, 1903, p. 403, und Vol. XVI, 1905, p, •>'. 1 nerife, S. 187. 5) O. StttONY, Mitt k. k. Geogr. Ges. Wien, Bd. XXXlil, 1890, s. 226. Man vergl. beis] inde von Pinus edulis Engelm. und funiperus motuaperma Sargent auf vul- kanischen 11 Hochlandes von Arizona in „Vegetationsbilder", 4. Reihe, Heft 7, C. A. Porpds, Arizona, l'.ifcl 39. 148 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 3 7 "* Feuchtigkeit verhindern müssen. Der Boden der Kieferwälder in der oberen Region auf hartem, vulkanischem Boden ist frei von Humus i), höchstens bedeckt von einer Schicht rotbrauner Nadeln, die, ohne Humus zu bilden, austrocknen, und erst in feuchten tieferen Lagen wird die Bodendecke eine dichtere. Auf der Nordseite Tenerifes ist entsprechend der größeren Feuchtigkeit der Charakter des Pinars ein anderer als an der Südseite. Der dichteste, größte und schönste Pinienwald der Insel steht nach Meyer's Schilderung 2) oberhalb La Guancha auf dem mächtigen Strome von glasiger Obsidianlava, der sich vom Nordwestfuße des Teydekegels ins Unterland hinabzieht. Die Pinien erstrecken sich hier von 1974 m Höhe bis hinab zu 1286 m. Dichte braune Polster von weichen Nadeln, in denen unzählige Zapfen zu Humus vermodern, bedecken den Boden, die Bäume, hier durchschnittlich 60 — 80-jährig, haben viel jungen Nachwuchs und stehen viel dichter (8 — 12 m) als auf der Südseite, wo allerdings Baumriesen stehen, die man hier vergeblich sucht. „Höchst charakteristisch sind die langen Zotten und Fasern grauer, feiner Bartflechten, die von ca. 1550 m abwärts überall von den Aesten wehen und sich oft auch an der Nordseite angesetzt haben." Die Wurzeln der Bäume dringen in die Spalten des harten Felsgesteins ein und sprengen die mächtigsten Obsidianblöcke auseinander. Nach der oberen Waldgrenze zu werden die Pinienwälder immer offener. Am Fuß des Sombreritogipfels, südlich vom Teydekegel, stehen nach Meyer 3) die obersten vom Wetter zer- zausten Pinien bei 2407 m, und hier an dieser oberen Grenzregion ist das Wachstum des Baumes ein sehr eigenartiges. Die jungen Pflanzen bilden zuerst breite, runde, polsterförmige Büsche, denen Stürme und Schneedruck nichts anhaben können ; aus ihrer Mitte wächst dann der Stamm anfangs gerade hervor, neigt sich aber, je älter er wird, unter dem Druck des täglich vom Unterland heraufwehenden starken Windes derart, daß alle größeren Pinien dieser Region nach Norden übergeneigt sind4). Die canarische Pinie erhält auch einen anderen Habitus, wenn sie, aus ihrer eigentlichen Region herabgestiegen, in der basalen Region heranwächst. Dann nimmt sie mehr die Gestalt der mediterranen Pinie an, „mit dünnem Stamm, höherer Aststellung und schirmförmiger Aus- breitung der Krone"5). Ihre Nadeln bleiben beträchtlich kürzer, so daß sie eine ganz andere Spccies zu sein scheint. § 2. Sträucher und Stauden der Kiefern region. Im Pinar tritt an vielen Stellen Unterholz auf, Strauchwerk, das auf den Lichtungen eine maquisartige Gebüschformation bildet6). Nur wenige Arten sind zu nennen. Der mediterrane C ist us monspeliensis L., „Juagarzo", und der endemisch canarische C/'s/us vaginatits Air., „Jarra" 1) Berthelot, Geogr. bot., p. 149; Meter, Tenerife, S. 190. 2) Meyer, Tenerife, S. 243 — 246. 3) H. Meyer, Tenerife, S. 191. 4) Vergl. die Abbildung auf S. 191 in Meyer's Tenerife. 5) H. Meyer, Tenerife, S. 131 u. 219; vergl. auch H. Schacht, Madeira, S. 114; O. Simony, Mut. k. k. Geogr. Ges. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 221. 6) Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 486; Frühlingsfahrt, S. 198, 223; Bunbury, Remarks on the botany of Madeira and Teneriffa, p. 30 — 32. 149 374 H. SCHENCK, erscheinen als mannshohe Büsche und bedecken sich im Frühjahr, ersterer mit weißen, letzterer mit großen rosenroten Blüten. Von beiden Arten ist die ersten- besonders auf der Südseite Tenerifes verbreitet Wie im Mittelmecrgebiet schmarotzt auch hier der rote Cytinus Hypo- cistis L. auf den Wurzeln der Cistrosen. Im Pinar von Gran Canaria erscheint noch eine dritte, hier ende- mische Art, Cis/us ochreatus Chr. Sm. Auch die aus den Maquis des Mittel- meeres stammende Daphne Gnidium L., „Trobisco", ist häufig. An der unteren Grenze des Pinars mischen sich namentlich auf der Nordseite von Tenerife die Kiefern mit dem Buschwald des „Brezo", der Erica arborea, die für die Lorbeerregion charak- teristisch ist. Den genannten Arten schließen sich zwei endemische Leguminosen- sträucher an, die häufig und oft in ausgedehnten Be- ständen auftreten, der „Esco- bon" Cytisus proliferus L. fil., und der „Codezo", Adeno- carpus viscosus Webb et l'.i i< in., beide, wie über- haupt sämtliche Sträucher des Pinars, von mediterraner Verwandtschaft und Herkunft'). Schon an der oberen Grenze der LorbeerreLHon, im Buschwald des „Monte verde", treten beide Gewächse zusammen mit der Erica arborea auf (Taf. XXIV [IX]. Der „Escobon" geht hoch hinauf bis zum oberen Rande des Pinars. Er wächst zu einem 12 — 15 Fuß hohen, aus- gebreiteten Bäumchen heran, dessen Aeste dicht mit dreizähligen Blättern besetzt sind; die zoll- langen Teilblättehen haben lanzettliche Gestalt. Im Frühjahr (Mai) bedecken sich die Sträucher mit weißen Schmetterlingsblüten. An manchen Stellen bilden die Lscobonbäumchen eine Art niederen Waldes. Hauptsächlich an der oberen Grenze des Pinars tritt der „Codezo" auf, Adenocarpus viscosus Webb et Berth. a Jrankeniaides2) [Textfig. 62]. Seine einem kurzen knorrigen Stamme ent- 11 Vcrgl. die Vegetationskarte S. 231). 2) Habitusbild auf Tai. X des Atlas von Webb und Berthelot; ferner Berthelot, Geogr. bot, p. 179. I50 Fig. 62. Aäenocarpus viscosus Webb et Berth. a frankenioides Weihi et Berth. "/« nat. Gr. Nach Zeich- nung von W. i'.RE.N.NER. [SCHIMPER.] Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. -j y r springenden, der Länge nach dicht beblätterten, sperrigen Aeste bilden halbkugelige Büsche, die im Mai die harzduftenden, endständigen, gelben Blütentrauben tragen. Anfangs treten sie noch mit dem Escobon vergesellschaftet auf, höher hinauf aber, z. B. wenn man sich beim Aufstieg von Orotava dem Portillo der Canadas nähert, herrschen sie allein vor in einer Zone von ziemlich großer Ausdehnung, und über ihnen erscheinen dann die Retamabüsche der Hochregion (Taf. XXV [X]). In einer zweiten Form ,3 spartioides Webb et Berth. kehrt dieser Strauch auf Palma am oberen Rande des Pinars wieder. Der Codezo scheint mir seiner ganzen Gestaltung nach ein Gewächs zu sein, das auf die Ausnutzung der Feuchtigkeit der Passatwolken angewiesen ist ; doch erfordert die Be- antwortung der Frage, inwieweit dies der Fall ist und inwieweit überhaupt die Gewächse der Kieferregion irgendwelche diesbezügliche Anpassung aufweisen, eingehendere Beobachtung an Ort und Stelle. Wie schon aus der Liste hervorgeht, ist die Gesamtzahl der Arten der Kiefernregion im Vergleich zum Lorbeerwald eine sehr geringe So haben auch die Bodenkräuter1) nur geringe Bedeutung, und nur einige wenige Arten fallen als häufige und allgemein verbreitete auf. Hier sind in erster Linie das westeuropäische Helianthemum guttatum Mn.i.., ein einjähriges Kraut mit gelben, an der Basis rotfleckigen Blumenblättern, und der mediterrane Asphodelus mzervearptts Yiv., dessen verzweigte, mannshohe Blütenschäfte Ende Mai ihre weißen Blüten tragen, zu nennen, ferner die auf den Gmaren an sterilen Orten verbreitete, „Altabaca", Inula viscosa Hort. Kew., ein aus- dauerndes, drüsig behaartes, steifstengeliges, gelbblühendes Kraul, (las als Ruderalpflanze im Mittel- meergebiet verbreitet ist und auf den Lichtungen des Pinars massenhaft erscheint; ebenso bedeckt Pteris aquilina oft ausgedehnte dürre Streiken der höheren Gebirgslagen mit ihrer geselligen Vegetation. Der Adlerfarn erscheint nach Bolle2) am Pik noch in einer Höhe von 7000', dringt aber nicht in die Canadas ein. Außer ihr beherbergt die Kieferregion noch drei xerophile Farn- kräuter, nämlich ATotIi und die Abstürze dir Caldera noch wenige alte Stämme des Juniperus bergen. Im Ringgebirge des Teyde hat nach II. Meyer4) früher auf dem Morro del Cedro (2438 m), südwestlich vom Teydekegel, eine stolze Ceder jm -standen. Fritsch5) erwähnt diesen i) I.. 1 Miti.il. d. Deutsch d Gesellsch., 1906, S 92 2) Bornmüller, Bot Jahrb., Bd. xxxni, 1904, S. $98. ;i K. v. Peitsch, Reisebilder, S. 12. \) II Mi vf.r, Tenerife, S. 230. 51 K. I 1 Ulcr, S. 6. 152 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 377 herrlichen alten, nunmehr verschwundenen Wachholderbaum, dessen Stamm 5 1/2 m Umfang und dessen Höhe wohl an 30 m betragen habe. Fritsch meint, daß der Cedro auch in den Canadas früher vorhanden gewesen sei, da man an manchen Punkten noch Aeste und Stammstücke in den I.avafeldern (so an der Chahorra) an- treffe. Dazu stimmt die Angabe Leopold v. Buch'sI) von einem großen starken Baum unterhalb des Monte Trigo in den südlichen Canadas des Teyde. Indessen ist wohl an- zunehmen, daß im allgemeinen der Cedro wie auch die Kiefer, an den Außenseiten emporsteigend, nur an einzelnen Stellen den Kamm des Ringgebirges erreicht hat und innerhalb desselben nur in der Nähe von Quellen ganz vereinzelt sich ansiedeln konnte. Auf der Insel Gomera liegt nach Bolle2) in den Forsten oberhalb Herrn igua eine als la Hoya del Cedro bezeichnete Mulde, „in der noch ein paar Stümpfe canarischer Cedern das frühere Vorhandensein dieses herrlichen Baumes beurkunden". Juniperus Cedrus Webb et Berth. ist eine mit J. oxyccdrus L. und J. macrocaifa Sibth. des Mittelmeergebietes verwandte Art, deren Nadelblätter in dreizähligen Quirlen stehen. Der kugelige Beerenzapfen, im reifen Zustand rotgelb gefärbt, enthält nur einen Samen. Der Baum erreicht hohes Alter und bedeutende Dimensionen, über 1 m Stamm- durchmesser. Fig. 64. Juniperus Cedrus WEBB et Rf.kth. Nach Herbar- exemplar von der Insel Palma, leg. C. Bolle, 1851, Bot. Mus. Zürich, gezeichnet von R. Anheisser. 3/« nat- Gr. Unsere Textfig. 63 stellt die Ruine einer uralten Ceder dar, die von Prof. O. Simony am Pico de los Cedros auf der Insel Palma bei 2200 m aufgenommen wurde. Der mächtige, ohne Zweifel mehrere hundert Jahre alte, kurze, mannshohe Stamm trägt eine ebenso hohe, weit schirmförmig ausgebreitete Krone, die nur auf einer Seite noch grünes Laub besitzt. Ver- gleichbar einem Hutpilz, kann (.lieser Wachholder als Typus einer an das Klima der wind- gefegten Hochregion angepaßten Baumform gelten. § 4. Der Pinar auf den übrigen Canaren. Die Verbreitung des Pinars auf Tenerife ist aus der Vegetationskarte (S. 239) zu ersehen. Auf Gran Canaria scheinen die Kieferwälder, die zu Berthelots3) Zeiten hier noch sehr 1) L. v. Buch, Ges. Schriften, Bd. III, S. 392. 2) C. Bolle, Gomera, S. 245. 3) Berthelot, Geogr. bot., p. 158. Deutsche Tiefsee-Espedition 18 Bd. II. Teil. 153 ■fng H. SCHENi K, verbreitet waren, sehr gelichtet zu sein. Bornmüller j) sagt, daß die ganze Cumhre völlig waldlos sei. Dagegen besitzt Palma auf ihren Gebirgskämmen und besonders an deren Süd- und Westhängen noch ausgedehnte Pinare. Gomera ist auf ihrem Hochplateau ganz von Lorbeer- und Ertc&Waldang bedeckt; es fehlt hier an höheren Gebirgskämmen, die dem Pinar geeignete Wohnstätten bieten. Nur ein- zelne Bäume haben sich an exponierten Felsen angesiedelt. So ragt nach Bolle2) aus dem Walde der Roque de Agando (ca. 1250 m) als glockenförmiger, unersteiglicher Monolith hervor, auf welchem ein uralter Kiefernbaum angegeben wird. Bolle3) fand auch im oberen Valle Hermoso einen Felsgipfel mit einer malerischen Gruppe sehr schöner Kiefern gekrönt. Hierro war ehemals stark bewaldet. Während an den feuchten Abstürzen des Bergkranzes der Insel nach dem Golfo zu Lorbeerwald vorhanden ist, trägt datreyen der südliche Abhang der Insel nach Fro-sch *) auf trockenem Lapilliboden einen zwar sehr gelichteten, aber beim Orte El Pinar noch recht schönen Kiefernwald. Auf den Purpurarien fehlt die Kiefer vollständig. Madeira und die Azoren entbehren ebenfalls der Kiefernwälder. In der montanen Region Madeiras traten von Nadelholzbäumen früher Taxus baccata und Juniperus oxycedrus auf; die Azoren beherbergen die endemische Juniperus brevifotia 5). § 5. Liste der Gefässpfianzen des Pinars6). Die folgende Liste gründet sich hauptsächlich auf die citierten Abhandlungen von Webb und Bertiielot, Bolle, Christ und Bornmüller. Im wesentlichen sind nur solche Arten in sie aufgenommen, von denen speciell die Kiefernregion als Standort angegeben ist Filices. Pieris aquilina L. var. lamtginosa. Omar.: „Heiecho". Nach Bolle der verbreitetste Farn der Canaren, namentlich in der Ber^region bis abwärts zu etwa 1500 — 1000 Fuß. In der Kiefernregion auf den Kämmen von Canaria, Tenerife und Palma bis ca. 2000 m. (Kosmopolitisch.) Notliochlacna marantae R. Br, Canar.: „Doradilla acanelada". Auf den Canaren haupt- sächlich in der unteren Region unterhall) des Lorbeergörtels. Nach Christ im Pinar in einer bis 1/2 m hohen Form. Nach BORKMÜLLER im Pinar auf Palma an Felsen. (Mittelmeergebiet, Himalaya, Abessynien, Azoren, Madeira, Capverden.) Cheilanthes guanchica C. Bolle. Tenerife, in den Bandas de Chasna an trockenen Felsen des Pinars bei 4 — 5000 Fuß. (Endemisch.) 1) B ! ilirl... Bd. XXXIW, P104, S. 398. 2) Bo ra, s. 245. 3) B01 1 1 , Ibid. s. 2(v 1 im 11, Reisebilder, S. 18. S. (65 ... 567. 6) Di> l-.nil' ni' .1 kuni\ y.-,|»r.i gedruckt ■54 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 3 7Q Ceterach officinarum Wii.ld. Tenerife, im Pinar von ca. 1300 m in den Bandas von Chasna bis hinauf zum Filo de las Canadas. Canaria im Pinar des Centralgebirges. Die Form C. aureum in den Lorbeerwäldern der Canaren. (Westeuropa, Mittelmeergebiet, Vorderasien bis Himalaya.) Coniferae. P 11171 s canar iens is Ch. Sm. Canar.: „Tea". Auf den westlichen canarischen Inseln in der oberen montanen Region Wälder bildend. (Endemisch.) Juniperus Cedrus Webb et Berth. Canar.: „Cedro". Auf den westlichen canarischen Inseln an der oberen Grenze der Kiefernregion, auf Tenerife in die alpine Region aufsteigend; auf Palma noch an mehreren Standorten auch in tieferen Lagen vorhanden, auf den übrigen Inseln nur noch ganz vereinzelt oder schon ausgerottet. (Endemisch.) Gramineae. Oryzopsis coendescens Hack. var. Te?ieriffae Hack. Auf Tenerife, in der Kiefernregion bei Chasna. (Die Art im Mittelmeergebiet, Kleinasien.) Anthoxanthum Puelii Lei. et Lmt. Auf den Inseln verbreitet. Auf La Palma nach Bornmüller im Pinetum der Cumbre nueva. (Europa.) Vulpia myurus Gmel. Auf Tenerife bis 2000 m; auf Canaria auf der Cumbre bei 1600 bis 1 700 m. (Europa, Nordasien, Nordamerika.) Browns tectorum L. Auf Tenerife auch in der Hochregion nach Bolle (Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. X, S. 22). (Europa, Nordafrika, Arabien.) Juncaceae. Juncus bufonius Linn. Häufig auf den Inseln, auf Tenerife auch in der Kiefernregion bei Chasna an der Quelle Traste de Dona Beatriz (Webb und Berth.). (Kosmopolitisch.) Liliaceae. Asphodclus microcarpus Viv. In der montanen Region verbreitet, häufig im Pinar nach Christ. Auf der Cumbre von Canaria bei 1500 m nach Bornmüller. (Mittelmeergebiet.) Caryophyllaceae. Buffonia Teneriffae Christ. Tenerife, kleiner Halbstrauch bei Chasna (Vilaflor) in der subalpinen Region. (Endemisch.) Cistaceae. Helianihemum guttatum Mill. (Tuberaria annna Spach.) Häufiges Kraut im Pinar der Canarischen Inseln. (Westeuropa, Mittelmeergebiet.) Cistus monspeliensis L. Canar.: „Juagarzo", In den Maquis der montanen Region der Inseln, im Pinar als Unterholz. (Westliches Mittelmeergebiet.) C i s t u s vaginatus Arr. (= Cistus syinphyüfoUus Lam., Rliodocistus Berthelotianus a symp/iyfi/o/ius Spach). Canar.: „Jarra". In den Maquis der montanen Region von Tenerife Canaria und Palma, im Pinar als Unterholz mit voriger Art. (Endemisch.) '55 48* •3#q II. SCHENCK, Cistus ochreatus Chr. Sm. (C. candidissimus Dux., Rkodocistus Berihelotianus ß /(V^o- phyllus, Spach.) Nur auf Canaria und Palma im Pinar höherer Gebirgskämme. Hierzu auch Cistus osbeckiaefolius Webb im Pinar von Tenerife. (Endemisch.) Hypcricaceae. Hypericum (Androsaemum) grandi/o tium Chojsy. Canar.: „Malforado". Haupt- sächlich in den Lorbeerwäldern, aber auch im Ct'stus-Gebüsch und in den Kiefernwäldern der ( anaren in einer schmalblätterigen Form. (Madeira.) Crassulaceae. Sempervivum strepsicladum Webb et Berti i. (Aeonium). Tenerife, an Felsen ober- halb Chasna bei 5000' über dem Meer. (Endemisch.) Sempervivum Smitkii Sims. (Aeonium). Tenerife, an Felsen in der Kiefernregion. (Endemisch.) Sempervivum barbatum Chr. Sm. (Aeonium). Tenerife, an den trockensten Felsen in der Kiefernregion. (Endemisch.) Sempervivum caespi tos um Chr. Sm. (Aeonium). Canaria, an Felsen bei 5000 — 5400' über dem Meere. (Endemisch.) Sempervivum rupifragumi Webb (Greenovid). Tenerife, an Felsen der oberen Region. (Endemisch.) Sempervivum Aizoon (C. Bolle) Christ (Greenovid). Tenerife, an Felsen der oberen Region. (Endemisch.) Grammanthes Heylandianum Webb. (Umbilicus Heylandianus Webb et Berth.) Im CwAw-Gebüsch und als Bodcnpflanze im Pinar auf den Höhen der Insel Palma. (Endemisch.) Rosaceae. Rosa canina L. var. biserrata Merat, forma palmensis Christ. Palma, nach Christ auf der Cumbre de Garafia. Papilionaceae. Ulex curopaeus L. Auf Tenerife, im Pinar oberhalb Icod de los vinos. (Westeuropa.) Adenoctxrpus viscosus Webb et Berth. k frankenioides Webb et Berth. Canar.: „Codezo"- Tenerife, an der oberen Grenze des Pinars, 1650 — 2000 m. (3 rpartioidei Webb et Berth. Palma, am oberen Rande der Kiefernwälder. (Endemisch.) Nach Bornmüller (S. 436) sollen A. viscosus und A. foliolosus DC. durch Zwischenformen verbunden sein und somit sei A. viscosus ol frankenioides nur eine den Verhältnissen des Hoch- gebirges (Tenerifes) angepaßte Form des A. foliohsus DC, der in der unteren montanen Region der Inseln in verschiedenen Formen vorkommt Cytisus proliferus L Canar.: „Escobon". In der montanen Region, Gebüsche bildend am oberen Rande des Pinars bis zur oberen Grenze des Wolkengürtels. (Endemisch.) '56 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. "?8l Lotus angustissimus Linn. In der montanen Region der Canaren, steigt hinauf in die Kiefern region. (Westeuropa, Mittelmeergebiet, Madeira.) Thymelaeaceae. Daphne Gnidium L. Canar.: „Trobisco". Auf Tenerife, Canaria, Palma in den Maquis der Erica und der Cistrosen, häufig im Pinar. (Mittelmeergebiet.) Rafflesiaceae. Cytinus Hypocistis L. Canar.: „Putigas". Auf den Wurzeln von Cis/us im Pinar von Tenerife und Palma. (Mittelmeergebiet) Convolvulaceae. Convolvulus Bcncltoavensis Bolle. Nur auf Palma in der Gipfelregion. (Endemisch.) Boraginaceae. Echium virescens DG var. angustissimum Bolle ms. Auf Tenerife bei Chasna (Vilaflor) im Barranco del Cuervo, subalpine Region. Die Art selbst in der unteren montanen Region der Canaren. (Endemisch.) Labiatae. Micromeria varia Bentii. var. lachnophylla Webb et Berth. Tenerife, an Felsen oberhalb Chasna. Die Art selbst in den unteren Regionen der Canaren und auf Madeira. (Endemisch.) Calamintha aßcinalis Link. Canar.: „Nauta". Auf den Canarischen Inseln an Wald- rändern verbreitet. Von Bertiielot als Bodenpflanze des Pinars erwähnt. (Mittelmeergebiet, Westeuropa, Madeira.) Lcucophac canariensis Webb. Canar.: „Chahorra". Auf Tenerife; wolliger Halbstrauch an Felsen oberhalb Agua Manza. (Endemisch.) Rubiaceae. Rubra, angustifolia L. Nach Bornmüller auf Tenerife in der Region der Erica und des Pinars. Auch auf Palma. (Madeira, Spanien.) Compositae. ' Centaurea arputa Nees. Auf Palma in der Kiefernresrion. Auf Tenerife bis auf die Montanas de las Canadas aufsteigend. (Endemisch.) hiula viscosa Hort. Kew. {Erigeron viscosum L.) Canar.: „Altavaca". Häufig auf den Canaren, bis hinauf in die Kiefernwälder, wo sie mit Pteris aquilina die Lichtungen überzieht. (Ruderalpflanze des Mittelmeergebietes.) § 6. Herkunft der Pflanzen des Pinars. Pinus canariensis Chr. Sm. hat in der Jetztzeit ihre Nächstverwandten in Nordamerika und Mexiko. Als 3-nadelige Kiefer und nach der Beschaffenheit ihrer Zapfen gehört sie zu der Sectio 157 382 H. SCMKNCK, Taeda oder nach der neuesten, von Maxwell T. Masters *) gegebenen Uehersicht über die Arten der Gattung Pinus zur Sectio Ponderosae. Nach Form und Größe der Zapfen stehen ihr am nächsten innerhalb dieser Sektion Pinus ponderosa Dougl., Pimts Jeffreyi Murr., Ptnus attcnuata Lemmon (= P. tuberculata Gordox), Pinus radiata D. Don. (= P. insignis Dougl.), die sämtlich in den pacifischen Staaten Nordamerikas ihre Heimat besitzen; in der bedeutenden Länge der Nadeln erinnert sie an die mexikanische Pinus paiula Schiede et Deppe. Auf dem europäischen Kontinent sind die 3-nadeligen Kiefern, die zur Miocänzeit neben 2- und 5-nadeligen Arten auftraten, ausgestorben; von den 5-nadeligen hat sich nur Pinus Cembra erhalten; von den 3-nadeligen existierte Pinus canariensis in der späteren Tertiärzeit im östlichen Spanien (Prov. Murcia)2), und wir dürfen wohl annehmen, daß sie von hier aus, durch Vermittlung von Vögeln, zu den Canarischen Inseln gelangte, wo sie ebenso wie Lantus canariensis, Ocotea foekns und viele andere Bestandteile des Lorbeerwaldes bis zur Jetztzeit infolge des unverändert gebliebenen Klimas sich erhalten hat Nur 2 Vogelarten sind charakteristisch für den canarischen Pinar. Dendrocopus major canariensis König, „Pica madero", eine Abart unseres großen Buntspechtes, mit dunkler gefärbter Unterseite, ist nach König3) ein echter Standvogel des Pinars, der sowohl Insekten an den Stämmen absucht als auch die Kiefersamen aus den Zapfen klaubt. Fringilla teydea Webb et Berth., der blaugraue Teydefink, „Pajaro azul de Teyde", ebenfalls den Pinar bewohnend, nährt sich als Körnerfresser vorwiegend von den Samen der Kiefer4), sucht aber zur Zeit der Samen- reife der Retama blanca auch die Canadas auf und fliegt ab und zu bis zur oberen Grenze dieser Sträucher hoch an den Abhängen des Teyde hinauf5). Möglicherweise könnte die Uebertragung der Kiefer nach den Canaren zur Tertiärzeit somit durch Spechte und Finken erfolgt sein. Die zweite Conifere des Pinars, Juniperus Cedrus Webb, gehört in die Verwandtschaft der südeuropäischen Juniperus oxycedrus L. und macrocarpa Sushi. Ihre Beerenzapfen machte sie besonders geeignet zur Auswanderung vom Festland nach den Inseln durch Vermittlung von Vögeln. Zur Tertiärzeit war die Gruppe oxycedrus bereits in Europa vertreten. Da der canarische „Cedro" eine endemische Art vorstellt, mag er vielleicht auch schon zur Tertiärzeit zu den Inseln gelangt sein. Was die übrigen Gewächse der Kiefernregion anbelangt, so stammt ein großer Teil der- selben, wie aus der Liste § 5 zu ersehen, aus Europa. Unter diesen nicht endemischen Arten In finden sich einige Arten, die in beträchtlichem Maße an der Zusammensetzung des Unter- holzes und der Bodenflora teilnehmen, so z. B. Cistus tnonspeliensis, Daphne Gnidium, Asphodelus microcarpus, Pteris aquilina, Inula viscosa. Die endemischen Arten sind entweder mit mediterranen direkt verwandt, wie z. B. Cytisus proliferus, Adenocarpus viscosus, Cistus vaginatus, Cistus ockreatus, oder sie haben ihre nächsten Verwandten in tieferen Regionen der Inseln, wie z. B. die Sempervivum-Arten. [) M. M iriew "f the genus Pimts. Journal of the Linn. ,Soc. Botany, Vol. XXXV. Ref. in Bot Jahrb., Bd. XXXIV, 1904, S. 28 des Litteraturberichtes. 2) CHRIST, VegeL u. Flora der Can. Inseln, S. 514; Frühlingsfahrt, S. 88. CONIG, Ornithol. Forschungsergebnisse einer Reise nach Madeira und den Canarischen Inseln. Cahanis' Journal für Ornithologie, 1890, S, 35] lind Tafel II. |l ll.iil. S. .12.). 5) Vergl. F. C. Noi.l, Da Pü ron Tenerife, S. 86; O. Simony, Mitt k. k. Geogr. Gesellschaft, Bd. XXXIII, 1890, S. 215. •5« Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ^8^ Im Vergleich zu der basalen Region und auch der Lorbeerregion sind im Pinar nur sehr wenige Gewächse vertreten, deren nächste Verwandte weit abgelegene Gebiete bewohnen. So gehört Grammanthes Heylandianum Webb zu einem südafrikanischen Genus und Cheilanthes guanchica, nach Boi.le der Cheilanthes pulchella Bory am nächsten stehend, soll nach Christ ') neben der südspanischen Ch. hispanica Mett. zu einer Gruppe afrikanischer Arten gehören. V. Die alpine Region der Canaren. (Von H. Schenck.) § i. Urographie, Bodenbeschaffenheit und Klima der Hochregion auf Tenerife. Hierzu die Karte von Tenerife S. 239. Nur auf Tenerife ist infolge der bedeutenden Erhebung des Teyde die canarische Hoch- region in größerem Umfange vorhanden ; auf Palma und Canaria gehören ihr nur die höchsten Gipfel und Kämme an, auf denen keine ausgedehnte, alpine Formation sich ausprägen konnte. An der oberen Grenze des eigentlichen Gürtels des Pinars auf Tenerife, bei ca. 2000 m, betreten wir das Gebiet der Retama blanca, des Spartocytisus supranubius (L. fil.) Christ, der Charakter- pflanze der alpinen Region. Die orographischen Verhältnisse, die Bodenbeschaffenheit und das Klima spielen in dieser Region eine besonders wichtige Rolle in der Ausgestaltung der Pflanzendecke. Das westliche dreikantige Massiv Tenerifes wird in einer Meereshöhe von 2000 m von dem großartigen Teydecircus gekrönt, einem Riesenkessel von 188,5 qkm Ausdehnung, aus welchem der gewaltige Kegel des Pico de Teyde aufsteigt2). Das hauptsächlich aus Trachyt, Phonolith und Basalt bestehende Ringgebirge, Las Montanas de las Canadas, erscheint wie der Ueberrest eines ehemaligen ausgedehnten Gipfelkraters. Nach innen steil, oft fast senkrecht abstürzend, erhebt es sich, auf seinem Kamm mit vielen Felszacken gekrönt, einige hundert Meter (bis zu 500 m) über dem Boden des von ihm eingerahmten Kessels. Die tiefe und breite Furche zwischen ihm und den Teydekegel führt den Namen Las Canadas (die Rinnen); die Canadasebene ist namentlich in ihrem östlichen Teile mit graugelbem Bimsteingeröll bedeckt. Das Ringgebirge zeigt sich am vollständigsten und ununterbrochen erhalten an der Ostseite und an der Südseite, wo es im Guajaragipfel mit 2715 m seinen höchsten Punkt erreicht Von Villaflor führt der Weg über den Guajarapaß (2436 m) nach dem dort 2260 m hoch gelegenen Circusboden. Weiter nach Südwesten sinkt der Circusboden auf 202 s m, an Stelle des Bimssteingerölls tritt als Bodendecke Geröll der Canadaswände und vulkanisches Gestein des Pik auf; der Ringwall erhält tiefere Einschnitte. Im Südwesten erhebt sich in ihm als größere Felskuppe der Morro del Cedro, 2438 m. In dem 1) Christ, Veget. u. Flora der Can. Inseln, S. 512. 2) Die folgenden Angaben hauptsächlich aus Meyer, Tenerife, Kap. 7, S. 165, u. Kap. ro, S. 24g. Ein gutes Uebersichts- kärtchen des Teydecircus und des Piks auf S. 178. Vergl. ferner Bolle, Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI, S. 92; F. C. Noll, Jahresber. des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik, 1871/72, S. 62; Fritsch, Reisebilder, S. 5 ; O. Simons, Mitt. k. k. Geogr. Ges. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 162. 159 384 H. SCHENCK, nördlichen Teil der Westseite wird der Ringwal] unterbrochen durch den breiten, allmählich ansteigenden Hang des Talus de Bilma, wo jüngere Lavaströme alles überflutet haben und zahl- reiche Aschenkegel tragen. Weiterhin ist der Ringwall im westlichen Teile der Nordseite zerstört oder überflutet von den Obsidianlaven, die in einer breiten Fläche nach Icod de los Vinos hinab- ziehen, so daß an dieser Stelle der Berghang vom Meere kontinuierlich zum Gipfel des Teyde ansteigt. Nur ein kleiner Teil des nördlichen Ringwalles hat sich in den Felskämmen des Risco de la Fortaleza erhalten. Die dritte größte Unterbrechung endlich befindet sich in der Nordost- ecke; hier gelangt man von Orotava aus durch die Einsattelung des Portillo bei 2015 m auf die wellige, bimssteinbedeckte Fläche der Cafiadas (Taf. XXYII [XII]). Ueber der allmählich ansteigenden Canadasebene (2160 m) erhebt sich nun der Teyde- kegel mit einer Höhe von 1570 m zu seinem 3730 m hohen Gipfel1); er stellt somit 5/i2 der ganzen Bergeshöhe dar. Seine Hänge bedecken zahlreiche schwarze, zerklüftete Lavaströme aus Trachyt, Obsidian etc., die sich in Form von Wällen hinabziehen und im unteren Teile des Kegels mit Bimssteinfeldern abwechseln. Wie auf beiden Tafeln XXVI [XI] und XXVII [XII] deutlich zu erkennen, erhebt sich der oberste, 140 m hohe Eruptivkegel, das Hörn „Piton" oder der Zuckerhut „Pan de Azucar" genannt, auf einem schmalen, schiefen Absatz des gewaltigen Berges, auf der Rambleta (3570 m), dem Rande eines ehemaligen Gipfelkraters, auf dem sich der jüngere, mit Bimsstein und Asche bedeckte Piton aufgebaut hat. Vielgenannte Punkte am Kegel sind die Estancia de los Inglcses 2960 m, die Estancia de los Alemanes 3053 m und die Alta vista 3270 m, wo die Grenze der phanerogamen Vegetation liegt. Oben auf dem Piton befindet sich ein kleiner, 40 m tiefer Krater, der offenbar seit Jahr- tausenden keinen Ausbruch mehr erlebt hat2); alle späteren Eruptionen erfolgten aus Spalten an den tieferen Flanken des Berges und vermochten in seinem Gesamtbild nur wenig bedeutende Veränderungen herbeizuführen und die Existenz seiner Flora nicht zu gefährden. Heute offenbart sich der Vulkanismus des Teyde nur noch in Solfatarenthätigkeit ; an manchen Stellen des Pitons strömen aus Fumorolen Wasserdämpfe mit etwas schwefliger Säure, Schwefelwasserstoff und Kohlensäure aus und bewirken, daß im Winter hier nicht so viel Schnee wie tiefer hinab liegen bleibt. Ein zweiter, oben mit 1V2 km weiter und 150 m tiefer Caldera versehener, also stark gestutzter Kegel, der Pico viejo (3136 m), erhebt sich am Westhang des Pico de Teyde, zum Teil von Lavaströmen des letzteren eingebettet. Der Pico viejo hat die Lavamassen des Talus de Bilma geliefert An seinem Südwestfuße befindet sich eine lange und tiefe Eruptionsspalte, die Chahorra, und mehrere ca. 100 m hohe Schlackenkegel; aus dieser Spalte und besonders aus dem obersten dieser Kegel, el volcan de Chahorra (2360 m), ergossen sieh im Jahre 1798, als letzte Eruptionen des Teydegebirges, zwei, heute noch ganz frische, schwarze, wild zerrissene Lavaströme, der südliche in die Cafiadasmulde zur Bora de Tauze und der westliche durch eine Boca des Ringgebirges eine kleine Strecke abwärts. Wie ein Blick auf die von Meyer 3) gegebene geologische Karte der Insel lehrt, konnten diese kleinen lokalen l.avaergüsse keinen schädigenden Einfluß auf die alpine Vegetation des Teyde ansüßen. Außer dieser Chahorraeruption haben zu ii Meyxr, renerife, S. 2-0. D ungen von Borda ergaben 3716m, von Smytb ^717- m. von O. Sikoni ;rM "'• 1 seini Messung vielleicht einige Metei zv hoch ausgefallen Bei, 2) Mi.vkr, Tenerife, S. 275. 3) ' nerifi . S. 23. 10, . Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 385 historischer Zeit, seit der Eroberung der Canaren, auf Tenerife folgende Lavaergüsse stattgefunden: 1) 1704 und 1705 ergossen sich zwei Lavaströme unterhalb des Llano de la Maja am Südabhang der Insel eine Strecke weit bergabwärts. 2) 1705 erfolgte die Eruption des Kraters im obersten Teile der Mulde von Guimar; ein gewaltiger Strom floß bis zum Meere, ein anderer bis ober- halb Guimar. 3) 1706 ergossen sich die breiten Obsidianlavaströme aus der Montana negra nördlich am Talus de Bilma bis hinab zum Meere bei Garachico. Allen Eruptionen kommt im Verhältnis zur Gesamtausdehnung der Insel eine lokale Bedeutung zu. Große Eruptionen mit gewaltigen Aschen- und Schlackenauswürfen, nach Art des Ausbruches des Krakatau 1883 oder des Vulkans Guntur auf Java 1843, die die Vegetation der obersten Region hätte vernichten müssen, sind wohl auch in früherer historischer Zeit am Teyde nicht mehr in die Erscheinung getreten; denn er beherbergt zwei charakteristische endemische Pflanzen, Viola clicirantlüfolia Humb. et Bonpl. und Silene nocieolens Webb et Berth. So reicht also die Vegetation der Hoch- region sicher weit in prähistorische Zeiten zurück. Im Osten des Teyde befinden sich an seinen unteren Abhängen einige kleine vulkanische Kegel, unter denen die Montana blanca (264g m) zu nennen ist, die auf dem Bilde Tafel XXVI [XI] links als Schwelle hervortritt; sie sind älter als der Teydekegel selbst. Die gesamte Gipfelregion des Teyde, im Sommer ein wasserloses Gebiet, trägt einen wüstenartigen Charakter. Nur an wenigen Stellen sickert etwas Ouellwasser am Grunde des Ring- gebirges in den Canadas hervor '). In den Wintermonaten aber, hauptsächlich von Februar bis in den April ist der Teyde mit Schnee bedeckt. r Im Frühjahr dringt das Schmelzwasser in die Spalten der Laven und in den lockeren Bimsstein ein, so daß der Boden für die bald erwachende Vegetation genügend durchfeuchtet wird. O. Simony2) erwähnt, daß unterhalb Alta vista bei 3302 m Seehöhe eine stabile Wasser- ansammlung, Charco de Aguas, liegt, die durch ihre niedrige Temperatur (25. Juli 1889 1,2°) sofort erkennen läßt, daß ein beständiger Zufluß von Schmelzwasser stattfindet. Dasselbe ent- stammt der Cueva del Hielo 3366 m, wo der Schnee in Winter sich anhäuft. Aber auch von der Decke und den Wänden der Höhle sickert Wasser, das also nicht mit der Abschmelzung des Schnees in Zusammenhang steht. Auch am Pico de los Muchachos 2430 m auf Palma befindet sich am Gipfel eine Wasseransammlung. „Derartige Thatsachen zwingen zu der Ver- mutung, daß speciell die porösen Produkte vulkanischer Thätigkeit den Wasserdampf der Luft in sehr hohem Grade absorbieren, bezw. nachträglich kondensieren können. Ihre austrocknende Wirkung auf die benachbarten Luftschichten würde dann auch die Entstehung extremer Minima der relativen Feuchtigkeit bei ruhiger Luft und geringer Höhe über den absorbierenden Flächen auf einfache Art erklären." Eine Lapillidecke wirkt, wie K. Sapper 3) hervorhebt, als Isolierschicht gegen die Sonnen- strahlen, erhält dem Boden Feuchtigkeit und verhältnismäßig kühle Temperatur. Daher bedecken nach Sapper die Bewohner der regenarmen und heißen Insel Lanzarote ihre Felder mit einer bis 10 cm dicken Lage von Lapilli oder sonstigen vulkanischen Sanden, um die Ernte zu sichern. 1) F. C. NoiX, Der Pik von Tenerife, S. 72. 2) O. Simony, Mitteil. k. k. Geogr. Ges. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 169. 3) K. Sapper, Beiträge zur Kenntnis von Palma und Lanzarote. Petermann's Mitteil., 1906, S. 183. l6l Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. I. Teil. 49 , g^ H. SCHENCK, So finden also seihst am Teydekegel die Wurzeln der wenigen an ihm angesiedelten Pflanzen im Boden genügende Feuchtigkeit. Die Hochregion des Piks ist die Region über dem durch den feuchten NO.-Passat bedingten Wblkengürtel. Hier herrscht der obere trockene SW.-Antipassat, ein tief dunkelblauer Himmel, eine ungemein kräftige Insolation, eine extrem trockene Luft. Infolge der Trockenheit des Klimas erscheinen die Trachytlaven, Obsidiane, Bimssteine wenig zersetzt; die Humusbildung wird gehindert. Erst von 1800 m an abwärts fortschreitend im Gürtel der Wolken und häufiger Regen ist die Zersetzung der härteren Laven weiter vor- geschritten. Der nackte vulkanische Boden in Verbindung mit dem trockenen Höhenklima bewirkt den Wüstencharakter der Hochregion. § 2. Vegetation der alpinen Region auf Tenerife. Taf. XXVI [XI] und XXVII [XII]. . bot., p. 23, 58. v. BüCH, L., Gesammelte Schriften, Bd. III, S. 392. Boli.i . Zeitschr. f. allg. Erdk., Bd. XI, S. 02, und Bd. X, S. 22. CH, Reisebilder, S. 5. Noll, F. C, Der Pik von Teneriffa und die Cafiadas. Jahresber. des Frankfurter Vereins für Geogr. und Statistik, 1871/72, S. 62. Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 487, 488, '506, und Frühlingsfahrt, S. 214. METER, Tenerife, S. 152, 171, 179, 230, 259. Die Charakterpflanze der alpinen Region von Tenerife ist ein übermannshoher, kugeliger Ginsterbusch, die „Retama blanca", Spartocytisus supranubites (L. fil.) Christ i). Ihre lichten monotonen Bestände bedecken die ganze Region des Gebirges von etwa 1800 bis 2800 m; ver- einzelt dringt sie sogar bis 3050 m vor. Christ nennt sie die Alpenrose oder das Krummholz des Pik. Selten wohl tritt in einer Vegetationsformation eine einzige Pflanzenart in so reinem Bestand über ein weites Gebiet zerstreut auf wie hier am Teyde die Retama. In unseren Alpen 1 lüden zwar auch die Krummholzkiefer und die Alpenrose in ihren Regionen oberhalb der Wald- grenze ausgedehnte Gürtel, aber sie sind gemischt mit manchen anderen niederen Sträuchern und zahlreichen Standen und Gräsern. Wir müssen ausgeprägte subtropische Wüsten aufsuchen, um ähnlichen monotonen Pflanzenformationen wiederum zu begegnen. Die // <,/av'Ar///. Simony, Mitth. k. k. Geogr. Ges. Wien, Bd. XXXIII, 1890, S. 209. 3) F. C. Noll, Der Pik von Tenerife, S. 76 und 77. 167 ^Q2 "■ SCHENCK, das Pikveilchen mit dem Reifen der Frucht oft schon Anfang des Sommers hinwelkt, er habe Anfang September nur noch zwei Exemplare, mit bereits entleerten Kapseln, gefunden. Viola cheiranthi/olia steht am nächsten der Viola tricolor L, die übrigens auch bis in die Voralpen unserer Hochgebirge aufsteigt; Silene nocteolens schließt sich der Silene nutans L. und ihren Ver- wandten an. Beide sind also aus europäischen Arten hervorgegangen, die am Teyde unter der Einwirkung des eigenartigen Klimas und Bodens sich zu besonderen endemischen Formen um- gestaltet haben '). Aus dem Auftreten dieser beiden xerophilen Kräuter geht hervor, daß das Klima des Hochgipfels allein keineswegs dem Pflanzenwuchs eine Grenze setzt Wenn seine oberste Flora so artenarm ist, so liegt die Ursache einerseits in der Seltenheit der Samenüber- tragung, anderseits in der ungünstigen Beschaffenheit des Substrats. Die verschlackten Laven und unfruchtbaren Bimssteinfelder des Piton verhindern in erster Linie hier die Ansiedelung der Pflanzen, worauf bereits A. v. Humboldt2) hingewiesen hat; sie bedingen auch, daß Viola und Silene den Boden nicht in dicht geselliger Vegetation überziehen können; die Formation trägt den Charakter einer Höhenwüste Die extreme Trockenheit dieser Kegion bedingt das vollständige Fehlen von polster- oder rasenbildenden Gräsern und Cyperaeeen, im Gegensatz zu der unteren alpinen Region unserer europäischen Hochgebirge. Oberhalb der Grenze der phanerogamen Vegetation finden sich am Teyde nur noch einige wenige Kryptogamen3), nämlich 2 Moose und mehrere weit verbreitete Flechtenarten. Weissia verticillata Schwaegr, ein in Europa, Kleinasien und westlichem Nordafrika ver- breitetes Moos, in dichten sterilen Polstern im Gipfelkrater des Piton in Felsspalten, auch auf Canaria und Hierro. Frullania nervosa Mont. Endemisches Lebermoos am Pikgipfel mit der folgenden Art zusammen. Von Flechten sind in der Phytographia canariensis folgende erwähnt: Cladonia gracilis Hoffm. Am Gipfel, besonders bei der Estancia de los Ingleses. Auch auf den höchsten Bergen von Canaria. Cladonia furcata Hoffm. var. nivea Arn. Am PikgipfeL Cladonia furcata Hoffm. var. pygmaea Mont. Mit vorigen besonders an der Altavista. Im Ringgebirge und am Teyde /wischen <>ooo — 1 1 000 Fuß sammelte K. v. Fritsch4) folgende felsbewohnende Flechten: Lecanora flava var. oxytona Ach. Parmelia caperata Ach. „ liparia Ach. „ caesia Hoff. „ oreina Ach. „ speciosa Walk. Parmelia elegans var. temtis Wahlbg. Gyrophora vellea var. spadochroa A< 11. „ dendritica Pers. Lecidea geographica var. atrovirens I .. „ parietina var. eetanea Ach. Cladonia furcata var. rangiformis Hoff. 1) Die /'/.>/<: tricolot L. ß parvifolia ist in der 1 ler 3 erbreitet, ebenso wie Silene nutans I .. 2) A. \. ll' ns , R.ei linoktialregionen, Uebeisetznng, Bd. I, S. 155. 3) Vagi. BKRTHELi bot., p. 2.) und 58. Ferner C. MONTAGNE in dei Phytograph. canar., Sectio ultima, p. 59, 55, 119, 120. \) Cf. I- e Noll, Der Pä 1 1 - nr ,, S toi 168 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 393 Interessant ist auch das Vor- kommen einer Scyfonema-Art am Gipfel, da blaugrüne Algen nach den Er- fahrungen Treubs auf Krakatau zu den ersten Pionieren vulkanischer Inseln ge- hören. Von den übrigen Pflanzen der alpinen Region sind noch 2 Arten zu erwähnen, die aus den Canadas an den Abhängen des Pikkegels höher hinauf- gehen, nämlich Nepeta teydea Webb et Berth. bis zu 2 700 m , und Echium Äuberianum Webb et Berth. bis ca. 2650 m. Die meisten der in der Liste ij 4 enthalten Gewächse sind als Begleitpflanzen der Retama in den Canadas oder in den Felsen des Ringgebirges gefunden, sie treten nur vereinzelt und selten auf. Ueber die Beschaffenheit ihrer Stand- orte wird meistens nichts näheres mit- geteilt. Sicher aber ist die Retama- formation, nach öfteren Angaben der Autoren, auf weite Strecken hin absolut rein von jeglicher anderer phanerogamer Beimischung. 1) Die in Textfig. 69 abgebildete Pflanze stimmt in ihrem Charakter zu der von A. de Coincy (Bulletin de l'Herbier Boissier, T. III, 1003, p. 275) gegebenen Dia- gnose von Echium Bourgaeanwn Webb. Die Stengel und die Blätter sind mit weißen Borstenhaaren besetzt, die Staubgefäße ragen weit aus der violeten Krone hervor, während bei Echium Äuberianum Webb et BERTH. (Phyt. canar., T. III, tob. CXI.IV) die Borstenhaare gelb- liche Färbung besitzen und von den Staubgefäßen nur die 2 vorderen ein wenig hervorragen , die 3 hinteren da- gegen eingeschlossen sind. Christ (Spicileg., S. 126) citiert Echium Bour- gneamtm als Synonym zu Echium Aidicriamnn. Beide Arten sind aber doch wohl zu trennen. Das abgebildete Exemplar wurde, nachdem es ab- geblüht hatte, von Herrn Prof. Hansen in Gießen dem botanischen Garten zu Darmstadt überwiesen. Nach Ab- schneiden des alten Blütenschaftes kamen aus dem unteren Teile des holzigen Stengels einige neue Blattspiosse hervor, die jetzt (Juli 1907) in guter Entwicklung stehen Fig. 69. Echium Bourgaeanum WEBB*). Photographische Aufnahme und wohl späterhin auch zur Blütenbildung übergehen eines kultivierten, 85 cm hohen Exemplars von Ph. Uhl im botanischen Garten werden. Gießen, 3. Mai 1906. 169 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898—1899. Bd. II. 1. Teil. 50 ,,, . H. SCHENCK, 394 Einige dieser selten vorkommenden Arten sind endemische, die nur der Gipfelregion angehören, andere sind wohl nur zufällig aus unteren Regionen nach oben hin verschlagen und konnten sich an geschützten Orten ansiedeln; einige sind von Europa her direkt dieser Region zugeführt worden. Die einzige alpine Pflanze, die das Teydegebirge und auch die Gebirgskämme von Palma und Madiira erreicht hat, ist Arabis albida Stkv., die unsere nahe mit ihr verwandte Arabü alpina in den Gebirgen des südlichsten Mittelmeergebietes von Kleinasien und Abessinien bis zum marokkanischen Atlas vertritt. Ihr Standort auf Tenerife sind die Eelsen des Ringgebirges. An den Hochgebirgspflanzen wiederholen sieh vielfach ähnliche xerophile Einrichtungen wie an den Stauden und Sträuchern der basalen Kegion. Dichte Behaarung ist für viele charakteristisch, so für Arabis, Cistns, LeucophaS, Echium, Pterocephalus, Andryala; schmale pfriem- förmige oder schmallanzettliche Spreiten finden sich bei Plantago, Cheiranthus, Carlina, Echium; ericoider Typus bei Polycarpaea, Micromeria; die Spartiumform außer bei Spartocylisus auch bei Ephedra', Zerteilung der Spreite in schmale Zipfel bei Sisymbrium, Andryala, Argyr- anthemum; Rhamnus integri/olia ist ein kleiner, sehr verästelter Strauch mit ausgebreiteten Zweigen und lederieren lanzettlichen blättern; echte Succulenten aber fehlen. Auch die Federbuschform ist vertreten. Sowohl Cheiranthus scoparius Brouss. '), dessen dicke rigide Zweige an ihren Enden die lanzettlichen, 1 1/2 Zoll langen, grauweiß behaarten Blätter in schopfartiger Anordnung tragen, als auch Pterocephalus lasiospermusty Link, mit ähnlicher Blattbildung zeigen Annäherung an diese Gewächsform. Besonders aber ist Ecliiitm Bourgaeanum Webb hier zu erwähnen, eine stattliche Staude mit holzigem Stengel und einer dichten Rosette langer schmaler, weiß behaarter Blätter, die zur Blütezeit in einen hohen Rispenschaft mit violetten Blüten auswächst (Textfig. 69). Sie dürfte wohl als Hochgebirgsform des Teyde aus einem Echium der basalen Region hervorgegangen sein, ebenso wie Echium - luberianum Webb et Berti 1., dessen mehrere Centimeter dicker Schaft bis 1,50 m Höhe erreicht Beide Arten sind nur aus der 1 lochregion des Teyde bekannt. Die ökologischen und phänologischen Verhältnisse der Gipfelflora der Canaren bedürfen noch in vielen Punkten weiterer Untersuchungen. § 3. Hochgebirgspflanzen auf Palma und Canaria, auf Madeira, Azoren. Auf Palma3) ist im Gegensatz zu Tenerife keine Hochebene nach Art der Caüadas vorhanden. An den basaltischen Felsen der exponierten Gipfel und Kämme, die sich über 2000 m erheben und im Roque de los Muchachos mit 2420 m ihren höchsten Punkt erreichen, kann sich daher keine ausgedehnte alpine Formation entfalten. Wir zählen auf Palma nach unserer Liste 10 Hochgebirgsarten, die größtenteils auch am Teyde vorhanden sind, außer zwei europäischen Unkräutern (Cerastium arvense'L. und Alchemilla arvensis Scop.) und außer zwei für Palma endemischen Gipfelpflanzen i Viola palmensis Webb et Berth. und Lactuca pa/iin-nsis Bolle). 1) Nach Beschreibung und Abbildung in der Phyt. canar., T. I, p. 69 u. Tat. VI. 2) Ibid. T. III, p. 201. 3) Vergl. s. 241. 170 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. ,Q_ Viola palmensis wächst in Felsspalten zusammen mit den Rasen von Arabis albida und Cerastium arvense. Im Gegensatz zu der ausgeprägt xerophilen Viola cheiranthifolia des Teyde trägt Viola palmensis i) den Habitus der Viola lutea unserer höheren Gebirge, der sie systematisch am nächsten steht. Ihre blauen Blumen sind aber größer. Ihre herabhängenden Stengel erreichen i V2 Fuß Länge. Die Charakterpflanze des Teyde, Spartocytisus supranubius, kehrt auf den höchsten Höhen des Roque de los Muchachos wieder, wo sie erst 1892 von Rev. P. Murray beobachtet wurde 2). Außer den bereits genannten Arten sind auf den Gipfeln Palmas vorhanden: Cheirantlms scoparius Brouss. in der auch auf Canaria vorkommenden var. Lindleyi Webb. Micromeria julianoides Webb et Berth. in der Varietät palmensis Bolle. Plantago Webbii Barn. Senccio palmensis Chr. Sm. Tolpis lagopoda Chr. Sm. Auf Gran Canaria 3) liegen die Verhältnisse ähnlich wie auf Palma, die Gipfel und Kämme bleiben aber niedriger, denn der höchste Punkt Pico del Pozo de las Nieves mißt nur ig 10 m. Mit der Hochregion des Teyde haben die Gipfel Canarias folgende 3 Arten gemeinsam: Polycarpaca aristata Chr. Sm., Cheiranthus scoparius Brouss. und Leucophae dasygnaphala Webb et Berti 1. Von europäischen Unkräutern haben sich auf ihnen angesiedelt: Plantago Loeßingii L. und Alckemilla arvensis Scop. Endemische Gipfelarten sind die 3 Micromerien M. Bentkami Webb et Berth., M. lanata Benth., M. heliantlicmifolia Webb et Berth., ferner Scrophularia calliantha Webb et Berth., Genista congesta Link und Prenanthes pendula C. Schultz Bip. Die letztgenannte Art, ein sehr eigen- artiger Halbstrauch, dessen Zweige von den Felsen herabhängen, dürfte wohl eher der Waldflora zuzurechnen sein, denn sie wächst auch in Felsspalten an Waldrändern des Tirajanakessels4). Genista congesta, ein dicht beblätterter Strauch von der Größe des Ulex europaeus, mit filzigen, kleinen, 3-zähligen, lineallanzettlichen Blättchen, wächst an den Abhängen des Roque de Saucillo zusammen mit den erieoiden Micromerien. Die typischen Hochregionspflanzen des Teyde, Spartocytisus, J 'iola und Silene, fehlen ebenso wie auch die alpine Arabis albida. Die übrigen Canarischen Inseln ragen mit ihren höchsten Erhebungen nicht über die Waldregion hinaus. Die Insel Madeira erreicht in ihrem höchsten Gipfel dem Pico Ruivo, nur 1846 m, im Pico dos Arrieiros 1796 m, bietet also einer ausgedehnten alpinen Formation keinen Raum. In höheren Lagen der Insel erscheinen manche mitteleuropäische Kräuter und Gräser angesiedelt5). Das alpine Element der europäischen Hochgebirge ist aber nur sehr schwach vertreten. Außer Arabis albida Stev. kann hier die endemische Viola paradoxa Lowe genannt werden, die auf 1) Abbild, in Phytogr. can., T. I, tab. XIV. 2) Bornmüller, Botan. Jahrb., Bd. XXXIII, S. 43;. 3) Vergl. S. 240. 4) Abbildung in Phytogr. canar., T. III, tab. CXXIV u. p. 421. 5) Siehe M. Vahl, Ueber die Vegetation Madeiras, Botan. Jahrb., Bd. XXXVI, 1905, S. 272. 171 50* 396 H. SCHENCK, den höchsten kahlen Felsen des Pico dos Arrieiros und der benachbarten Gipfel auftritt und mit der V. calcarata unserer Alpen verwandt ist. An Felsen der oberen Region wächst auf Madeira die endemische Saxifraga maderensis Don., die den südspanischen und marokkanischen Arten dieser Gattung am nächsten steht '). Lowe2) nennt als Pflanzen seiner 4. Region „Highest Peaks — Rocky crags and summits from 5500 to ca. 6000"': Arenaria serpyllifolia. L., Cerastium tetrandrum Curt, Erica cinerea L., Mola paradoxa Lowe, Armeria maderensis Lowe, Avena marginata Lowe. Auf den Azoren erhebt sich der Kegelvulkan -von Pico bis zu 2320 m. Oberhalb der immergrünen Maquisregion haben sich zwar einige mitteleuropäische Arten angesiedelt und be- herrschen den Boden; alpine Arten aber fehlen hier vollständig3). Im Mittelmeergebiet bietet der Aetna auf Sicilien ein Analogon zum Pik von Tenerife. Sein Gipfel erhebt sich zu der stolzen Höhe von 3274 m. Nach der auf Philtppi's Angaben fußenden Darstellung Geisebach's 4) liegt die obere Grenze der Waldregion (Quercus pubescens, Fagus, Belula und Laricio-Kieter) bei 1946 m; die Za/vWb-Kiefer, der canarischen auf Tenerife entsprechend, tritt von 1250 bis 1950 m auf und zugleich mit ihr ein auch auf Sardinien heimischer Ginsterstrauch, Genistet aetnensis DG, dessen obere Grenze bei 1880 m liegt. Dieser Ginster bildet einen schnell blattlos werdenden hohen Strauch von Fp/zedra-Habhus, erinnert also an die Retama blanca des Teyde. Ueber der Waldgrenze folgt am Aetna eine alpine Region, die zu unterst subalpine, aus der Waldregion emporgestiegene Sträucher beherbergt, nämlich Juniperus hemisphaerica, Berberis aetnensis und Astragalus siculus, letztere bis ca. 2390 m. Alpine Stauden in geringer Zahl steigen aufwärts, zerstreut vorkommend, bis 2809 m, darüber hinaus ist der Gipfel wie am Teyde frei von phanerogamer Vegetation. Die Ursache für die Pflanzen- armut des Gipfels führt Philippi in erster Linie zurück auf die Trockenheit des Bodens und die stets erneuerten Ueberschüttungen der Abhänge mit eruptiven Massen, aber auch auf den durch die isolierte Lage des Berges erschwerten Austausch mit anderen alpinen Vegetationscentren. Nach Engler 5) ist die Zahl der mitteleuropäischen Glacialpflanzcn auf den Apenninen und sogar noch auf den Abruzzen eine recht beträchtliche, am Aetna aber fehlen rein alpine Pflanzen, da ehr Lavaboden ihrer Ansiedelung nicht günstig ist. Nur einige Arten der unteren Regionen steigen in die strauchlose Region hinauf und haben dort Hochgebirgsformen gebildet, wie z. B. Senecio squalidus var. aetnensis (Jan.) und Rumex scutatus var. aetnensis Presl. § 4. Verzeichnis der Gefässpflanzen der alpinen Region der Canaren6). Die erste, nur 12 Arten umfassende Liste der Pflanzen der Retamaregion gab L v. Buch7). Die nachfolgende Zusammenstellung gründet sich hauptsächlich auf die Angaben von Webb und 1) Ciikisi, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 506. 2) K. In. LOWE, Manual flora of Madeira, 1888, p. IV. 3) Vergl. s. 567. 4) A. Grisebach, Vegetation der Erde, Bd. 1, S. 353. 1;, Entwickelung d« Pflanzenwelt, Bd. I, [879, s. to8 11. 109. 6) Di n kurai\ ^ [nickt. 7) L. v. Buch, Gi Ite Schriften, Bd. 111, S. .V12. 1 72 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 2Q7 Berthelot, Bolle, Christ, Bornmüller etc. in den citierten Werken. Vielleicht wird die Liste später noch weiteren Zuwachs erfahren, doch kann es sich dann nur um lokal auftretende Ge- wächse oder um gelegentlich versprengte Eindringlinge aus tieferen Regionen handeln. Gnetaceae. i. Ephcdra equisetiformis Webb et Berth. (= E. nebrodensis Tineo) Felsstrauch im Ring- gebirge des Teyde. (Mittelmeergebiet, Nord-Asien.) Gramineae. 2. Aira caryophyllea L. Häufig in der montanen Region der Inseln, auf Tenerife nach Christ auch zwischen den Retamabüschen. (Europa, Orient, Madeira, Azoren.) 3. Festuca laxa Mass. Tenerife, an den Felsen des Canadas-Circus. Nach Slmony auch auf dem Gipfel des Guajara, 2715 m, und an der Fuente des Guajarapasses, 2 240 m. (Europa.) Caryophyllaceae. 4. Silene nocteolcns Webb et Berth. Auf Tenerife am Teyde von der Montana blanca aufwärts, 2400 — 3000 m, zusammen mit Viola cheiranthifolia. (Endemisch.) 5. Cerastium arvcnse Linn. Auf Tenerife nach Christ in der Hochregion des Teyde. Auf Palma nach Webb und Berthelot am Gipfel El Lomo del Biscayno zusammen mit Uiofa palmensis und Arabis albida. (Temperierte Zone der nördlichen Hemisphäre.) 6. Stellaria media Vill. Tenerife, auf feuchtem Flußsand. Nach L. v. Buch auch an der Quelle der Angostura im Circus des Pik. (Temperierte Zone der alten Welt.) 7. Polycarpaea tenuis Webb. (P. aristata Webb syn. ined. nee Chr. Sm.) Auf Tenerife in den Canadas des Teyde in Felsspalten ca. 2000 m. Auch auf Palma, bei geringerer Höhe, vorkommend. (Endemisch.) 8. Polycarpaea aristata Chr. Sm. Tenerife, in den Canadas und an den Felsen des Canadasgcbirges ; in Barrancos bei Guimar. Canaria, auf der Cumbre. (Endemisch.) Cruciferae. 9. Arabis albida Stev. Auf Tenerife nur in der alpinen Region des Teyde in den Montanas de las Canadas. Auf Palma auf den Gebirgskämmen (Cumbre nueva, Cumbrecita etc.). (Alpine Pflanze der Mittelmeerzone vom Orient bis zum Atlas. Auch auf Madeira.) 10. Sisymbrium Bourgaeanüm Webb, Christ. Auf Tenerife in der alpinen Region des Teyde an Felsen der Montanas de las Canadas bis zu der Montana de las arenas negras. (Endemisch.) 11. Cheiranthus scoparius Brouss. (Dkhroanthus scoparius Webb et Berth. var. a Poiret. Auf Tenerife in den Montanas de las Canadas an Felsen. (Endemisch.) 12. Cheiranthus scoparius Brouss. var. $ Limite) 7 Webb syn. {Dich roanthus i/nifa- biiis , et 8 Webb.) (Nach Christ vielleicht als besondere Art zu betrachten.) Auf den Gebirgs- kämmen von Gran Canaria, 800 — 1600 m, und Palma. Nach Bornmüller auch auf Hierro (Sabinosa 500 — 600 m). (Endemisch.) J73 -jgg H. SCHENCK, Violaceae. 13. Viola cheiranthifolia Humb. et Bonp. (Canar.: „Viola del Pico".) Auf Tenerife am Teyde von der Montana blanca bis zur Alta vista, 2400 — 3200 in. (Endemisch.) 14. Viola palmensis Webb et Berth. (Canar.: „Pensamiento de la Cumbre".) Auf Palma auf den höchsten Gebirgskämmen, Cumbre de Garafia, Lomo del Biscayno. (Endemisch.) [5. Viola süvestris (Lam. p. p.) Rchb. Auf Tenerife in der montanen Region, nach Bornmüller auch in den Canadas. (Europa, Asien.) Cistaceae. 16. Cistus osbeckiaefolius Webb = Cisttis ochreatus Chr. Sm. Auf Tenerife in den nördlichen Canadas des Teyde am Passe La Degollada del Cedro. (Endemisch.) Geraniaceae. 1 7. Erodium cicutarium L'Herit. Auf den Inseln häufig. Auf Tenerife auch zwischen den Retamas der Hochregion (Christ). (Mittelmeergebiet, in Europa, Asien weit verbreitet Madeira, Azoren.) Rhamnaceae. 18. Rhamnus integrifolia DC. (Rh. coriacea Brouss.). Canar.: „Moralito". Tenerife, selten und zerstreut in Felsspalten der Montanas de las Canadas auf der Südseite des Teyde. (Endemisch.) Rosaceae. 19. Alchemilla arvensis Scop. An den höchsten Stellen der Cumbre nueva von Palma. Auf Canaria am Monte Pico de Osorio. (Nördliche temperierte Zone.) 20. Rosa armiWac'WEBH et Berth. Canar. „Rosal de la Cumbre". Tenerife, häufig an Felsen der Montanas de las Canadas und in den Canadas. (Var. von Rosa canina L. ?) 21. Sorbits aria Crantz. Canar.: „Manzanero de la Cumbre". Tenerife, an Felsen der Montanas de las Canadas. (Europa, Gebirge des Mittelmeergebietes.) Papilionaceae. 22. Spartocytisus supranubius Christ. (Spartium supranubium L. fiL, Spartocytisits nubigenm Webb e1 Berth.) Canar.: „Retama blanca". Tenerife, in den Canadas und am Teyde aufsteigend bis 3050 m. Palma, auf den höchsten Höhen am Ro<[ue de los Muchachos. (Endemisch.) 23. Gents la congesta Link. (G. microphylla DC.) Auf der Cumbre von Gran Canaria. (Endemisch.) Umbcllifcrac. 24. Pimpinella Buchii Webb et Berth. Tenerife, in Felsspalten der Montanas de las Canadas. (Endemisch.) L74 Beiträge zur Kenntnis der "Vegetation der Canarischen Inseln. ,Qq Onagraceae. 25. Ep Hob htm angustifolium L. Auf Tenerife in der oberen Region, am Pico de Teyde. (Europa, Nordasien, Nordamerika; Madeira.) Boraginaceae. 26. Echium Auberianum Webb et Berth. Tenerife, in den Felsen der Canadas selten, am Teyde auf der Montana blanca. (Endemisch.) 27. Echium Bourgaeanum Webb. Tenerife, Canadas. (Endemisch.) Labiatae. 28. Mic romer i a Benthami Webb et Berth. Auf Canaria häufig an den höchsten Felsen des Roque de los Saucillos. (Endemisch.) 2g. Micromeria lanata Benth. Auf Canaria in der obersten Region. (Endemisch.) 30. Micromeria julianoides Webb et Berth. Tenerife, Hochregion zwischen den Retamabüschen in den Canadas selten. (Endemisch.) 31. Micromeria julianoides Webb et Berth. var. palmensis Bolle. Auf Palma in der obersten Region. (Endemisch.) 32. Micromeria h c I i a u t h c m i folia Webb et Berh. Auf Canaria in der obersten Region an Felsen. (Endemisch.) t,2>- Micromeria teydensis Bolle. Auf Tenerife in der Gipfelregion. (Endemisch.) 34. Nepeta teydea Webb et Berth. Auf Tenerife in den Canadas an Felsen bei 2000 m und am Teyde (Lomo Tiezo) bei 2700 m. (Endemisch.) 35. Leucophae dasy gnaphala Webb et Berth. Auf Tenerife bei Chasna in sub- alpiner Region, ferner in den Canadas. Auf Canaria auf der Cumbre oberhall) Tejeda häufig bei 15 — 1700 m, ferner am Rocjue de los Saucillos. (Endemisch.) Scrophulariaceae. 36. Scrop hula r ia g Iah rata Air. Canar.: „Yerva de la Cumbre". Auf Tenerife nach Webb und Berthelot in den Canadas und auf dem Ringgebirge. Nach Christ aber auch in den unteren Regionen der Insel. (Endemisch.) 37. Sc rophularia calliantha Webb et Berth. Auf Canaria nach Bornmüller bei 1 6 — 1 700 m auf der Cumbre zwischen S. Mateo und Tejeda. Wohl kaum als alpin zu be- zeichnen, scheint eher der Waldflora anzugehören. (Endemisch.) Plantaginaceae. 38. Plantago Webbii Barneoud. Auf Tenerife in den Canadas am Teyde. Auf Palma in der obersten Region. (Endemisch.) 39. Plantago Loeflingii L. Auf Canaria nach Bornmüller auf der Cumbre bei 1700 bis 1800 m. (Mittelmeergebiet, Orient.) 175 400 H. SCHENCK, Dipsacaceae. 40. Pterocephalus lasiosßermus Link. Auf Tenerife in den Felsen der Canadas selten. (Endemisch.) Compositac. 41. Argyranthemum anethifolium Webb. {Chrysanthemum anethifolium Brouss.) Auf Tenerife in den Caiiadas. (Endemisch.) 42. Senecio palmensis Chr. Sm. Canar.: „Turgayte". Palma, an Felsen in der montanen Region. Auf Tenerife in den Montanas de las Canadas. (Endemisch.) 43. Senecio Heritieri DC. Tenerife, in der oberen montanen Region, nach Wir.r. aber auch am Ringgebirge der Canadas bei Chasna. (Endemisch.) 44. Carlina xeranthemoides Eixx. fil. Tenerife, an Felsen oberhall) der Quelle Traste de Dona Beatriz bei Chasna; ferner an Felsen der Montanas des las Canadas. Selten. (Endemisch.) 45. Centaurea arguta Nees. Tenerife, in der montanen Region und aufsteigend auf die Montanas de las Canadas. Auf Palma in der Kiefernregion. (Endemisch.) 46. S,-)- rat ula canariensis C. Schultz Bipont Tenerife, in -den Canadas des reyde; an der Chahorra am Westfuß des Teydekegels. (Endemisch.) 47. Tolpis lagopoda Chr. Sm. Tenerife, auf der Cumbre oberhalb Orotava. In den Caiiadas und am Fuße des Teydekegels. Auch auf Palma. (Endemisch.) 48. Tolpis Webbii C. Schultz Bipont. Tenerife, in der Waldregion nicht selten, alier auch in den Canadas. (Endemisch.) 49. Andryala teydensis C. Schultz Bipont (Nach Christ eine Form der Andryala pinnatifida An. var. stricia Christ.) Tenerife, an Felsen am Süd fuß des Tcyde oberhalb Chasna. Andryala pinnatifida ist in der unteren Region der Canaren verbreitet; die var. stricto, besonders an subalpinen Standorten. (Endemisch.) 50. Prenanthes pendula C Schultz Bipont Canaria, nach Christ in der obersten Region, nach Webb und Berthelot an Felsen, Waldrändern des Thaies Tirajana. Die Pflanze wohl kaum zur alpinen Flora gehörig. (Endemisch.) 51. Lactuca palmensis Bolle. Palma, oberste Region. (Endemisch.) § 5. Herkunft der Gefässpflanzen der alpinen Region der Canaren1). Nach der Liste §4 sind 51 Gefäßpflanzen in der obersten Region der Canaren beobachte! worden, die meisten naturgemäß auf Tenerife. Ihrer Herkunft nach ordnen sich diese Arien in folgende Gruppen: 1. K ont inen tale Arten. l) Mitteleuropäische Arten, die auch in tieferen Regionen auftreten: Aira caryophyllea, Cerastium arvense, Viola silvestris, Erodium cicutarium. 1) Vergl. hierzu Christ, Vegetation und Flora der Canarischen Inseln, S. 490 u. 506. 176 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. AOl b) Mitteleuropäische Arten, die nur in der alpinen Region der Canaren wiederkehren : Festuca laxa, Epilobium angustifolium, Alchemilla arvensis, Sorbiis Aria. c) Aus dem Mittelmeergebiet: Plaiitago Loeflingii, Ephedra nebrodensis. d) Aus dem Hochgebirge des südlichsten Mittelmeergebietes: Arabis albida. 2. Endemische Arten. a) Abgeleitet von mitteleuropäischen Arten : Silene nocteolens, verwandt mit S. nutans L. Viola cheiranthifolia des Teyde, verwandt mit Viola tricolor L. Viola palmensis von Palma, verwandt mit Viola lutea S.v. Viola pa ratio xa Lowe von Madeira, verwandt mit Viola calcarata L. Die Thatsache, daß aus drei verschiedenen europäischen Veilchenarten drei atlantische Hochgebirgsformen, nach Inseln geschieden, hervorgegangen sind, verdient besonders bemerkt zu werden. Nur vereinzelt und sehr selten wurden Samen europäischer Gebirgspflanzen durch Vögel nach den entfernt liegenden isolierten Standorten übertragen. 1)) Abgeleitet von Mittelmeerpflanzen. Hierher gehören fast alle übrigen Arten unserer Liste. Die meisten davon sind verwandt mit endemischen Arten mediterraner Herkunft der unteren Regionen; einige sind nicht auf die alpine Region allein beschränkt, sondern kommen auch tiefer abwärts vor. Wir zählen aber auch einige endemische, ausschließlich in der Hochregion vorkommende Arten, die in tieferen Regionen keine Verwandten haben, sondern direkt an Typen des Mittel meer- gebietes sich anschließen, also aus ihm wohl direkt in die canarische Hochregion gelangt sind, nämlich: Pimpinella Buchii, Plantag) II 'ebb// verwandt mit PI. Cynops, Nepeta teydea, Serratula canariensü nach Cur im (Veget, S. 496) an die Rhapontica der südlichen Alpen und auch an Rh. acaule DC. Nordafrikas erinnernd; Laetaea palmensis Bolle verwandt mit L. perennis L. Hierher ist auch Spartocytisus supranubius Gikisi zu rechnen; diese Gattung wird als eine be- sondere Sektion zu Cytisus gestellt und umfaßt 4 Arten im Mittelmeergebiet1). c) Abgeleitet von alten canarischen Typen, welche zu der heutigen mediterranen Flora nicht in direkter Verwandtschaft stehen, vielmehr in Südafrika oder in anderen Gebieten ihre nächsten Verwandten haben: Argyrantkemum anethifolium hat mit A. frutescens der basalen Region seine Verwandten in Südafrika. Senecio Heriticri desgl. Rhamnus inlcgrilolia desgl. Senecio palmensis, verwandt mit Himalaya-Arten. Prenai/tl/es pendula, Verwandte im Himalaya und auf Socotra. 1) TAUBERT, Nat. Pflanzenfamilien, III.,, S. 239. 177 Deutsche Tiefsee-Expedition 1898— 1899. Bd. 11. 1. Teil. ,02 H. SCHENCK, Aus Vorstehendem ergiebt sich, daß die Mehrzahl der alpinen Arten aus den tieferen Regionen der Inseln stammt. Die Zahl der aus Europa eingewanderten Arten ist nur eine sehr geringe im Vergleich zu der so reichlichen Besiedelung der unteren Region. Dies erklärt sich zunächst aus der Beschaffenheit des Bodens, der für die Keimung der durch Vögel herbeigebrachten Samen höchst ungünstige Verhältnisse bietet Eine große Seltenheit muß es also sein, wenn an irgend einer geschützten Sülle einmal eine Pflanze Fuß fassen kann. Die extremen klimatischen Bedingungen werden dann aber in hohem Alaße die Bildung endemischer xerophiler Formen begünstigen. VI. Canarische Nutz- und Kulturpflanzen. (Von II. S< HENCK.) i. Einheimische Nutzpflanzen. Litteratur: die citierten Schriften von Webb und Berthelot, Schacht, Bolle, Christ. Außerdem vergl. auch : F. C. Null, Das Thal von Orotava auf Teneriffa. Frogr. d. höh. Bürgerschule Frankfurt a. M.. 1872. W. Kampf, Die Erwerbsquellen auf den Canarischen Inseln und ihre Wandlungen. Inaug.-Diss. Bonn, 1894. K. Sapper, Ackerbau auf den Cai [nseln. Der Tropenpflanzer, 1906, S. 305. — Die Canarischen Inseln. Gcogr. Zeitschr., 1906, S. 481. Ascomycetes. Weiße Trüffeln. „Turma", im Pinar von Tenerife, Canaria etc., auch auf Fuerteventura, werden vi in den Einwohnern gegessen. Lieh en es. Roccella-Arten, „Orchilla" (R. tinetoria DG, R. fueiformis 1... A'. phycopsis ACH. und R. cana- riensis DARBISH.). Seit alters her wurden die Orseilleflechten besonders auf Fuerteventura, Lanzarote, I Herrn, Tenerife als Purpur liefernde Farbflechten gesammelt. Ihr verdanken die östlichen Inseln im Altertum den Namen der Purpurarien. Parmelia perlata A< 11. wird aus Fuerteventura als „Canary moss" nach England exportiert, wo sie zur Tucbiärberei dient. (BOLLE, Bot. Rückbl., S. Pili e e s. Pteris aquilina L. Die stärkemehlhaltigen Rhizome wurden bereits von den Guanchen und werden noch heute von den ärmeren Canariern, besonders auf Gomera, geröstet und zu Mehl oder „Gofio" vermählen, von dem sie eine Art Schwarzbrot backen. (BOLLE, Gomera, S. 256.) Gofio bildet ein rlauptnabrungsmittel der Einwohner, wird gewöhnlich hergestellt aus Getreide- körnern (Mais, Weizen, Roggen 1 und I .eguminosensamer (Bohnen, Erbsen, Kichererbsen), die bis zum Platzen geröstet und dann zu grobem Mehl gemahlen werden. In der Regel werden 2 Sorten Gofio gemischt und in Form von Brei <^\<-r Suppe genossen (Christ, Frühlingsfahrt, S. 129; Meyer, tenerife, s. ,, und 139). Dem Farnwurzelgofio mischt man Roggen und Weizen bei. um ihn nahrhafter zu machen. Dicksonia Culcita Mikii. Die Spreufarne werden auf den Azoren, wo dieser Farn noch häufig ist. als Polstermaterial für Matr.it/en und Kissen verwertet Coniferen. Pinus canariensis Chr Sm. Das sehr harzreiche, von den Canariern ,.Tea" genannte llolz ist ungemein dauerhaft, bleibt mehren- [ahn unverändert, wird nicht von Insekten angegriffen; es Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 40^ findet Verwendung zum Hausbau und Schiffsbau, zu Utensilien verschiedenster Art, liefert gute Holz- kohlen. Das Kienholz, in Späne geschnitten und zu Bünden gebunden, als Fackeln benutzt. Der Stamm liefert Harz, Pech und Teer. Die Pinienkerne wurden von den Eingeborenen gegessen. L i 1 i a c e a e. Dracaena Draco L. Die Blätter werden in der trockenen Jahreszeit als Futter geschnitten, daher der Drago auf Tenerife öfters angepflanzt (Christ. Frühlingsfahrt, S. 202). Die kirschengroßen, mennig- roten Beeren als Futter für Schweine benutzt, übrigens auch von Kindern verzehrt. Ausgehöhlte Aeste dienen zu Bienenstöcken. Drachenblut, das Harz aus der Rinde, wurde in früheren Zeiten in größerer Menge als wertvollstes Erzeugnis der Inseln gewonnen, fand wegen seiner adstringierenden Wirkung medizinische Verwendung sowie technische Verwendung als Farbstoff zu Lacken. Ueber Drachenblut vergl. II. LOJANDER, Beiträge zur Kenntnis des Drachenblutes, Dissertation Straßburg 1887. Dracaena liefert Fasern zu Stricken. Palmae. Phoenix fubae Webb. Liefert durch Anbohren der Krone Palmwein, „Garapo", aus dem durch Einkochen Palmhonig, „miel de garapo", gewonnen wird. Die kleinen orangefarbigen Früchte, „Tamaras", auf Gomera „Gamames" genannt, sind eßbar, enthalten aber nur sehr wenig Fruchtfleisch, werden als Schweinefutter verwertet. (Bolle, Gomera, S. 257.) Die gebleichten Blätter finden Verwendung als Palmwedel zu Ostern, wie im Mittelmeergebiet diejenigen der Phoenix dactylifera. Die Blattstiele und Fiedern liefern Matten, Körbe, Hüte, der weib- liche Spadix Besen. (Christ, Frühlingsfahrt, S. 91.) M y r i c a c e a e. Myrica Faya AlT. Die dunkelroten, etwas adstringierend schmeckenden Beeren, „Cresas", werden roh genossen und auch getrocknet zu Gofio vermählen. (Bolle, Gomera, S. 256.) \\ /. oaceae. Mesembrianihemum crystallinum L. Wurde früher, im vorigen Jahrhundert bis zu Beginn der 70er Jahre, in größerem Maßstabe auf den Purpurarien angebaut und lieferte die „Barilla" oder die durch Verbrennen der Pflanze gewonnene, zu Stein verhärtete, sodahaltige Asche (BOLLE, Bot Rückbl., S. 235; KAMPF, S. 6,5). Jetzt wird die Pflanze kaum noch gebaut, aber die wildwachsenden Pflanzen werden noch gesammelt und an Exporthändler verkauft. (SAPPER, ('unarische Inseln. S. (.97.) Mesembrianihemum nodiflorum I.. Wurde ebenfalls, aber in geringerem Grade zur Gewinnung der Soda benutzt. Die stärkemehlhaltigen Samen dieser als „Cosco" bezeichneten Pflanze wie auch die- jenigen der vorherigen Art wurden von den Ureinwohnern und werden auch jetzt noch von den Ein- wohnern bi'i Getreidemangel gerostet und zu Gofio gemahlen. Lau raceae. Laurus canariensisWEBB ei BER 1 H.„Laurel". Die Früchte enthalten wohlriechendes fettes Lorbeeröl. SCHACHT (S. 103) giebt an, daß im Norden Madeiras dieses durch Auskochen der Früchte mit Wasser erhaltene Oel auf Lampen gebrannt wird. Holz gelblichweiß, hart. Apolloiüas canariensis \'i 1 S, „Barbusano". Holz sehr wertvoll, hart, dunklem altem Mahagoni ähnlich. Ocotea foetens Lex in. et Hook., „TU". Kernholz sehr hart, braungrünlich, zuletzt dunkel- schwarz, fast dem Ebenholz gleichend, nimmt schöne Politur an. Verwendung zu Mobiliar. Frisch- gefälltes Holz hat einen höchst unangenehmen Geruch. (SCHACHT, Madeira, S. 100.) Persea indica SPRENG., „Vifiatico". Braunes Kernholz, das sog. „Madeira-Mahagoni" des Handels, nimmt vortreffliche Politur an. Verwendung zu Mobiliar. (SCHACHT, Madeira, S. 102.) 179 51* . _ . H. SCHENCK, 404 Ternstroemiaceac Visnea mocanera Juss. I>ie Beerenfrüchte, „Mocanes", werden gern genossen. Ein aus ihnen bereiteter Sirup wird von den Eingeborenen als Mittel gegen Hämorrhagien benutzt. Zygophyllaceae. Zygophyllum Fontanesii Webb et Berth. Succulenter Strandstrauch, liefert beim Verbrennen sehr gute S< da. • A n a c a r d i a c e a e. Pistacia atlantica DESF. Dieser früher sehr verbreitete Baum lieferte wertvolles Gummiharz. ' roma de almacigo", besonders auf Gomera, wo infolgedessen der Baum ausgerottet ist. (Bolle, Gomera. S. 226 U. 256.) Das sehr harte Holz ist braun marmoriert. Rhus coriaria I Sumach". Blätter und junge Zweige als Gerb- und Färbematerial zum ( reibfärben. Cneoraceae. Cneorum pulverulentum Vent., „Lena buena". Die durchbohrten Früchte von den Ureinwohnern zu Ketten benutzt. (Christ, Frühlingsfahrt, S. in.) Die Pflanze gilt als Heilmittel gegen Fieber. Euphorbi ac eae. Euphorbia canariensis L. Die durch Feuer abgetöteten und dann getrockneten Stämme des don" liefern Brennmaterial. (Schacht, Madeira, S. 129.) Euphorbia balsamifera An., „Tabayba dulce". Der weiße, nicht scharfe, an der Luft rasch zähen Firnis bildende .Milchsaft wurde bereits von den Guanchischen Hirten und wird noch heute benutzt, um die Euter der milchenden Ziegen zu verkleben, damit die jungen Tiere die Milch nicht wegsaugen können. (S< HACHT, Madeira, S. 130.) Auf Fuerteventura bildet diese Euphorbia ausgedehnte Bestände und ist dort wichtig als Brennholz liefernder Strauch. Crassul aceae. Sempervivum arboreum L. und balsamiferum (Webb). Nach Bolle (Bot Rückblick, S. 146) dienen die zerquetschten Pflanzen zur Herstellung einer Art Leim, mit denen die Fischer ihre Netze und Angelschnüre überziehen, um sie dauerhafter zu machen. T li y m elaeac eae. Daphne Gnidium L Die Baststreifen der Kinde als Material zum Binden. Rosac ea e. Rubus ulmifolius Schott. Brombeere. Fragaria vesca I Fresas". Erdbeere, häufig an Waldrändern, so im Valle de Orotava. Papilion aceae. Spartocytisus supranubius Christ. Als 1 igliefernder Strauch von Wichtigkeit. Brennmaterial der li ichregion. Ericaceae. Irbutus canariensis Veill. Die orangegelben, aprikosengroßen Früchte, „Madrofios", sind wohl- schmei kend. 180 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. 0 1 e a c e a e. 405 Noteiaea excelsa Webb et BERTH. Holz sehr gut und hart, wird zu allerhand Gerätschaften und Instrumenten verwendet. Convolvulaceae. Convolvulns scoparius, .Leiia noel" oder Aloeholz der Canarier. Die Wurzeln enthalten intensiv nach Rosen duftendes ätherisches Oel und wurden daher in großen Mengen nach Europa exportiert. Convolvulus ftoridus. Die Wurzein enthalten ebenfalls w< >hlriechendes Oel, aber in schwächerem Grade als bei voriger Art. Campanulaceae. Canarina campanula L. Die schwarzen Beerenfrüchte, „Bicacaros", werden gegessen. 2. Kulturpflanzen1). Das gleichmäßige und warme Klima der basalen Region ermöglicht an geschützten Stellen die Kultur mancher tropischer und subtropischer Nutzpflanzen, Palmen und Fruchtbäume: Persea gratissima GäRTN ^guaca . [nona squamosa L. Anona cherimolia M11.1 Cherimoya". Psidium Guayava Kaum. „Guajava". Jatnbosa malaccensis D( '., „Pom Eugenia uniflora I.., „Pitanga". Eriobotrya japonica LlNDL. Carica Papaya L. Mangifera indica L. Coffea arabica L. Nur in geringem Maße in Gärten angepflanzt Musa sapientum L., „Platanos". Bananen werden in größerem Maßstabe gezogen und nach Europa exportiert. Saccharum offidnale L. Zuckerrohr wurde bald nach der Eroberung im [6. und 17. Jahrhundert hauptsächlich auf den westlichen Inseln angebaut. Auch heute sind noch einige Plantagen auf Palma, Tenerife, Canaria in Betrieb (so bei Los Silos auf renerife, Mi vi k. Tenerife, S. 122). Colocasia antiquorum S( HO! 1. „Inama", „Taro", wird viel in der Nähe der Bäche gebaut. Ipomoea batatas Lam. Cocos nueifera L. An geschützten Stellen reiten die Früchte. Opuntia /uns indica L., in geringem Malle auch 0. Tuna M11.1. Zur Cochenillekultur angebaut Beginn 1828, Hauptblütezeit 1850—1870. (Vergl. E. Wiepen, Die geographische Verbreitung der Cochenillezucht, Inaug.-Diss. Bonn, 1890, und W. KAMPF, 1. c. S. 60.) Phoenix dactylifera L., „Palma datil", liefert sehr gute, große, schwärzhehe Datteln. Naturgemäß haben in erster Linie die im Mittelmeer verbreiteten Fruchtbäume und Kulturpflanzen weite Verbreitung gefunden; in höheren Lagen treten dazu auch die mitteleuropäischen: Ficus carica L. Besonders gute Feigen auf I Herrn. Citrus aurantium L. Orangen werden in großer Menge versandt. Olea europaea L. Besonders auf Canaria. Eucalyptus globulus Lab. Punica Granatum L. Ceratutiia Siliqua L. 1) Vergl. Literatur S. 402. I8l /- II. S' KENCK, Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. Quercus suber L. Munis albii L. Zur Seitenraupenzucht Amygdalus communis L. Amygdalus Persica I Durazno". Am verbreitetsten unter den Obstbäumen. Juglans regia L Cydonia vulgaris I'ik\ Pirus communis L. Pirus malus L. Prunus avium L Castanea vesca GäRTN. In der oberen basalen und der unteren montanen Region vielfach angepflanzt, in mächtigen, mehrere 100 Jahre alten Stämmen. I'<7/n vinifera I.. Weinbau seit der Eroberung auf samtliehen Inseln. Sehr entwickelt ist die Gemüsezucht in Gärten. Besonders werden Zwiebeln und Tomaten (Aus- fuhr nach England) in größerem Maßstäbe gezogen. Von Leguminosen werden außer Bohnen, Erbsen, Saubohnen auch Lupinus albus L., „Chochos" Ciccr arietinum 1 Garbanzos", und Lathyrus sativus L., „Chicharro moro", gebaut und die Samen ebenso wie die Cerealien viel zur Gofio-Bereitung benutzt. Die Feldkultur erstreckt sich auf Kartoffeln „Papa", Mais, „Mülo", Weizen. „Trigo", Gerste, „Cevada" und in höheren Lagen Roggen, „Centeno". Als Faserpflanzen werden Linum usitatissittlum L. und Agave americana L. benutzt Nicotiana Tabacum L. seit Mitte des ig. Jahrhunderts in geringem Maße. Prommaniuchc Buchdruckerei [Hermann !N>hlo) in Jena. — 3212 Tafel XVI. (Tafel I.) Tafel XVI. (Tafel I.) Euphorbia canariensis L. bei Puerto Orotava auf Tenerife. Nach photographischer Auf- nahme von Dr. Erwin Baur. 1906. L> O u Ol OL I- Tafel XVII. (Tafel II.) Tafel XVII. (Tafel II.) Phoenix Juhar (Webb) Christ bei St. Ursula auf Teiierife. Nach photographischcr Auf- nahme von Fr. Winter. 22. August 1898. n c lO CJ c c; o. Tafel XVIII. (Tafel III.) Tafel XVIII. (Tafel III.) Dracaena Draco L. bei Icod auf Tenerife Nach photographischer Aufnahme von Fr. Winter. 21. August 1898. ÜITION 1898-gg.BdIL.. so INSELN. TENERIFE Dracaena Draco L. Der grosse Drachen bäum bei Jcod . fer/dy fon Svsfey Fischer Jene. Heliogravüre Weisenbach Riffd'1 Tafel XIX. (Tafel IV.) Tafel XIX. (Tafel IV.) Dracaena Draco L. bei Laguna auf Tenerife. Nach photographischer Aufnahme von Fr. Winter. 22. August 1898. s < UJ > j Z a < U I i.l CD D UJ Q. _j -O % Ü- o ra e 1) 5 □ -O ik UJ -n 0) ■5 . C u 1 bj IT) O fD H ro O § O Ol ^ Tafel XX. (Tafel V.) Tafel XX. (Tafel V.) Euphorbia regis Jubae Webb bei Puerto Orotava auf Tenerife. Nach photographischer Aufnahme von Dr. Erwin Baur. 1906. Tafel XXI. (Tafel VI.) Tafel XXL (Tafel VI.) Lorbeerwald von Agua Garcia auf Tenerife. Stämme von Laurus canariensis Webb et Berth. und von Erica arborca L. Im Vordergrunde Gebüsch von Erica arborea L. und von Viburnum rugosum Pers. Nach photographischer Aufnahme von Fr. Winter. 22. August 1898. DEUTSCHE TIEFSEE EXPEDITION 18P6-99 Bd.IL SCHE: - .. SELN. ufnahme von F Winter 1898. Aug. 22. T E N E R I I Lor beer waldvonAgua Garcia. Hochstämme von La uruscanariensisWebb er Berthund von Erica arboreaL (rechts).-Jm Vordergrunde Gebüsch von Erica arborea L.und von Viburnum rugosum Pers. Heliogravüre Meisenbach RifarTh &. Co /er/ay i/onGusfai Tafel XXII. (Tafel VII.) Tafel XXII. (Tafel VII.) Lorbeenvakl von Agua Garcia auf Tenerife. Alte Stämme von Persea indica Spreng. Naeh photographischer Aufnahme von Fr. Winter. 22. August 1898. U_l 1 CT. s -: a_ 'X. c o o ■ -IZ5 H m c OJ O) ,T> •D ■ J3 Qi o E E Tafel XXII1A und B. (Tafel VIII A und B.) Tafel XXIII A. (Tafel VIII A.) Pinus canariensis Chr. Sm. im Südgehänge des Sombrerito, Ringgebirge südöstlich vom Pico de Teyde auf Tenerife. Nach photographischer Aufnahme von Prof. Dr. O. Simony. 1888. Tafel XXIII B. (Tafel VIII B.) Pinus canariensis Chr. Sm. Waldbestände auf den Höhen Im Osten von Orotava auf Tenerife. Nach photographischer Aufnahme von Prof. Dr. O. Simony. 1888. ■898-99- Bd. Ha. SCHENCK, VEGETATION DER C TAF ! A.Pinus canariensii " -de'. fräste < ca 1603 nO jüdoehänge des Sombrento, Ringgebirge südöstlich vom Pico de 'eyde. .:hme von IVof- 0^. 0 Heliogravüre Meisenbach Riffarth ACo.leip/i^ -otava . ■ le de Guanchijo ooerhdlb <\gua M3nsa Tafel XXIV. (Tafel IX.) Tafel XXIV. (Tafel IX.) Vegetationsbild aus der Höhenzone von 12 — 1500 m des Valle de Taoro, Nordgehänge des Teydegebirges auf Tenerife. Adenocarpus frankenioides Webb et Berth., Erica arborea L. und Cytisus proliferus L. Nach phoü »graphischer Aufnahme von Prof. Dr. O. Simony. 1888. - z u lo tr < z < u < h CD > u z UJ I u o u >< I u in i- Tafel XXV. (Tafel X.) Tafel XXV. (Tafel X.) Formation des Codezo, Adenocarpus frankenioides Webb et Bertii. am Portillo-Paß der Canadas des Pico de Teydc bei 1700 m. Im Hintergrunde in etwa 1800 m die untersten Retamabüsche, Spartocytisus supranubius Christ. In der Codezo-Formation, besonders auf der freien Bodenwelle in der Mitte links, kleine Büsche von Micromeria fulianoides Webb. Nach photographischer Aufnahme von Dr. Erwin Baur. 1906. CHI IONDERCANAR 5CKEN INS ää^At^ttmam \e von Ur.trw.n Baur. 10,06. Heh'09 ra vure Meisenbach Riffarth A Co . szo Adenocarpusfrankei ■■• Berth.am ;' ,-adas des Pico de Tevde bei 1700 m Jm Hintergrunde oben ander Wand der Ladera de Tigaiga in etwa 1800 m Höhe d r Retamabüsche Spartocytisu5 supr n Tafel XXVI. (Tafel XI.) Tafel XXVI. (Tafel XI.) Nordostansicht des Pico de Teyde und der Montana blanca. Spartocytisus supranubius Christ. Nach photographischer Aufnahme von Prof. Dr. O. Simon- y. 29. August 1888. (Dieses Bild ist reproduziert auf Taf. IV der Mitteil. d. k. k. geogr. Gesellschaft zu Wien, Bd. XXXIII, 1890.) z I o CO er < z < u u □ z o CD > o z I •J V) T3 CJ Tafel XXVII. (Tafel XII.) Tafel XXVII. (Tafel XII.) Der Pico de Teyde von Nordost gesehen. Im Vordergrunde die Can.ul.is-Ebene mit 1 '.üschen der Retama blanca, Spartocytisus supranubius Christ. (Nach einer älteren photo- graphischen Aufnahme.) u : z o - 1 I IV. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen Mit Einfügung hinterlassener Schriften von A. F. W. SCHIMPER und nach den Vorarbeiten von H. SCHENCK herausgegeben von Professor Dr. L DIELS. Berlin-] kahlem Mit einer Karte und Tafel XXVIII-XLIV [I— XVII]. sowie }5 Abbildungen im fext ^j&£ts ft 'i^ c\ Deutsche Tiefsee -Expedition 1&98— i8qq. Bd. II. I. Teil. 52 Inhaltsübersicht. Seite Einleitung 409 Wichtigste Literatur über die Vegetation und Flora der Seychellen .... 411 I. Beiträge zurKentnis der Vegetation der Seychellen. Von A.F.W. Schimper 412 II. Liste der von Professor Dr. Brauer 1895 und von den Mitgliedern der Deutschen Tief see-Expedition 1899 au^ den Seychellen beobachteten und gesammelten Pflanzen 428 III. Die geographischen Beziehungen der Seychellen-Flora 459 Einleituno-. &" Die Deutsche Tiefsee-Expedition besuchte die Seychellen Anfang März 1899. Am 5. März kam sie auf Mah6 an, ging am 8. März nach Praslin, um abends wieder nach Mähe zurück- zukehren und von dort die Seychellen zu verlassen. Von mehreren Teilnehmern wurden bei dieser Gelegenheit Pflanzen gesammelt und Vege- tationsansichten photographiert. Der Botaniker der Expedition, A. F. W. Schimper, brachte ein Herbarium von etwa 140 Nummern zusammen und legte seine Beobachtungen über die Vege- tation der von ihm gesehenen Teile der Inseln schriftlich nieder. Er verarbeitete dies Material später zu den beiden Berichten, die in folgendem S. 4 1 2 veröffentlicht sind. Einige von E. Vanhöffen eingelegte Pflanzen wurden zur Bearbeitung der botanischen Ergebnisse hinzugezogen, ebenso einige wenige Herbar-Nummern und eine Reihe von Photo- graphien, die der Photograph und Zeichner F. Winter beigesteuert hatte. Bei der beschränkten Zeit, welche die Expedition den Seychellen widmen durfte, konnte die Ausbeute natürlich nicht so vollständig werden, wie es zu einer gründlichen Würdigung der botanischen Eigenart der Gruppe notwendig gewesen wäre. Daher versuchte Schimper, als er die Bearbeitung der Seychellenflora in Angriff nahm, eine breitere Grundlage zu gewinnen. Er bemühte sich, ansässige Beobachter für die Botanik der Inseln zu interessieren und sie zu ver- anlassen, ihm zweckmäßig gesammelte und etikettierte Pflanzen, Zeichnungen etc. zuzusenden, die nach und nach die Herbarien der Expedition zu einer annähernden Vollständigkeit ergänzen sollten. So verdankt er Herrn Sebert Baty ein Herbarium von 1 2 Nummern, welches von den wichtigsten Holzgewächsen der Insel Material enthält Mit größerem Erfolg aber wurden seine Anregungen aufgenommen von Herrn H. P. Thomasset, dem Besitzer des Cascade Estate auf Mähe. Trotz starker geschäftlicher Inanspruchnahme sandte dieser Herr im Jahre 1901 viermal wertvolles Material an Schimper, das ihn jedoch erst kurz vor seinem Tode erreichte. Mit den übrigen Sammlungen und Vorarbeiten Schimpers übernahm Herr Professor Dr. H. Schenck auch das Seychellen-Material und war bestrebt, es im Sinne Schimpers nach Möglichkeit noch zu ergänzen. In dieser Hinsicht benutzte er eine Sammlung von 50 Nummern, die Herr Professor Dr. A. Brauer im Jahre 1895 angelegt und ihm zusammen mit einer Reihe photographischer Ansichten von Einzelpflanzen und Vegetationsbildern zur Verfügung gestellt hatte. Außerdem aber suchte er namentlich die von Schimper angeknüpfte Verbindung mit Thomasset zu erhalten. Er empfing auch von ihm 1903 noch wichtige Herbarzugänge und 3 52* 410 '- DlELS' einige schöne Photographien, die weiterhin zum Teil veröffentlicht werden. Seitdem aber hörten solche Sendungen auf; es scheinen nur noch nach Kew welche gegangen zu sein, weil dort auf ScHrMPERS bzw. Schencks Bitte Mr. W. B. Hemsley schon die ersten Eingänge Thomasseis bestimmt hatte. Andere Versuche, von den Seychellen ergänzendes Material zu erhalten, blieben ohne Erfolg, so daß die Ausführung von Schimpers Plan, einen neuen Katalog der Flora der Seychellen zu verfassen, stets hinausgeschoben werden mußte. Da außerdem manche systematischen und literarischen Schwierigkeiten in Darmstadt nur mit großem Zeitverlust zu beseitigen waren, so stellte mir Herr Geheimrat Schenck im Sommer 19 14 das gesamte Material zur Verfügung und ersuchte mich, im Einvernehmen mit Herrn Professor Brauer seine Veröffentlichung zu besorgen. In dem ursprünglich geplanten Umfange ließ sich diese Publikation nicht mehr vornehmen. Denn inzwischen (1908) war die „Sealark"-Expedition des Percy Sladen Trust unter Professor J. Stanley Gardiner auf den Seychellen gewesen und hatte von dort umfangreiche biologische Sammlungen nach England gebracht. Auch andere Sammler, z. B. Mr. P. R. Dupont, haben noch neuerdings Beiträge nach Kew gesandt. Die Ergebnisse dieser Kollektionen sind zum Teil schon veröffentlicht worden. Eine vollständige Liste der Arten scheint vorbereitet '), ist aber bis jetzt meines Wissens erst zum Teil veröffentlicht worden. Unter diesen Umständen beschränken wir uns darauf, in der Hauptsache die Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expedition mitzuteilen, und sonstiges Material nur so weit heranzuziehen, wie es mit Schimpers Beobachtungen in Zu- sammenhang steht. Daß wir diese Aufgabe erfüllen können, verdanken wir in erster Linie den gründlichen Vorarbeiten von Herrn Geheimrat H. Schenck: er hat das ganze Material gesichtet, die ScHiMPERSchen Manuskripte durchgesehen, für Textbilder und Tafeln gesorgt, umfangreiche Zusammenstellungen für die Florenliste fertiggestellt und vieles zusammengesucht, was aus der Literatur heranzuziehen war. Ich statte ihm auch an dieser Stelle vielen Dank ab für diese entscheidende Förderung der Publikation. 1) W. B. Hemsley in Journ. of. Bot., Vol. LIV, Suppl. II, 2 (1916). Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 411 Wichtigste Literatur über die Vegetation und Flora der Seychellen. Wright, Perceval, Contribution towards a knowledge of the Flora of the Seychelles. Irish Acad. Trans., Vol. xxiv (1871), p. 571—578. Hörne, J., On the Botany of the Seychelles. Journ. Linn. Soc. London, Vol. XV (1877), p. 27. Baker, J. G., Flora of Mauritius and the Seychelles. London 1877. Das Hauptwerk über die Flora. Engler, A., Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, Bd. II (1882), p. 288 — 297. Behandelt die floristischen und genetischen Beziehungen der Seychellen. Fabricius, M., Beiträge zur Laubblatt-Anatomie einiger Pflanzen der Seychellen, mit Berücksichtigung des Fund- ortes. [Inaug.-Diss. Basel.] In Beih. Bot. Centralb., Bd. XII (1902) p. 304 — 342, Taf. 7 u. 8. Hemsley, W. B., [Diagnosen verschiedener wichtiger Neuheiten aus den Sammlungen von H. P. Thomasset in] Hookers Icones plantarum, 4. Ser. Vol- VIII (1905) und Vol. IX (1906). Christensen, C, On the Ferns of the Seychelles and the Aldabra Group. Transact. Linn. Soc. London, Vol. VII, No. 19 (1912), p. 409—425, PI. 45. Hemsley, W. B., Flora of Seychelles and Aldabra : New Phanerogams, chiefly of the Percy Sladen Trust Expedition, with some Emendations in Synonymv. In Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 1 — 24 (April, May 1916); p. 361—362 (Dec. 1916); Vol. LV p. 285-288 (Oct. 1917 4I2 L. Dif.i.s, i. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Seychellen. Berichte von A. F. \Y. Schimper. i. Eine Exkursion auf Mähe (Tafel I — XII). Von A. F. W. Schimper, abgeschlossen wohl iqoo, redigiert von H. Schenck und L. Diels. Die Insel Mähe, die größte der Gruppe, erhebt sich als längliche Bergkuppe aus dem Meere, an ihrem höchsten Punkte ungefähr iooo m über dessen Oberfläche. Vom Fuße bis zum Gipfel zeigen sich beim Anblick vom Meere aus überall die Spuren menschlicher Arbeit und Verwüstung; zerstreut liegen auf den Abhängen Mauser und Hütten; Kulturen sind hier und da bis zu den Gipfeln erkennbar, doch herrschen die brachliegenden Stellen vor. Der Wald, der die Insel meist ganz bedeckte, ist jetzt auf zwei Parzellen, die eine auf einer der Kuppen, die andere größere an einer schwer zugänglichen Stelle an der Nordseite der Insel (Abhänge der Trois freres), wo sie bis zum Meeresrande herabreicht, beschränkt. Nur die erstere dieser beiden Parzellen, die leicht zugänglichen Waldreste auf dem Mt. I larrison, o,X, Schimper traf es nur auf Praslin an, doch soll es nach Baker vorwiegend häufig auf Mahr sein. Die dritte, die bei weitem größte Art, Pandanics Hörnet Bau--, fil., ist ein stattlicher Baum schattiger, feuchter Standorte, namentlich der Wälder, in welchen er oft massenhaft vorhanden ist Die beiden großen Pandani spielen eine wesentliche Rolle im Vegetationsbild von Mahr; sie treten in unzähligen Exemplaren in der Höhe auf und sind schon in weiter Ferne leicht kenntliche, auffallende Erscheinungen. Das reiche Auftreten inländischer Pandani ist allen Fig. 2. Vanilla phalaenopsis Rchb. fil., nach photographischer Aufnahme von Prof. Dr. A. Brauer. Mascarenen gemeinsam und bildet eine der charakteristischen Eigentümlichkeiten der Flora dieser Inseln; jede einzelne derselben besitzt ihre endemischem Arten, Mauritius deren 12, das kleine Rodriguez 3, Reunion 4, Madagascar etwa 25. Mit zunehmender Höhe wächst der Anteil der heimischen Vegetation an der Herstellung der Pflanzendecke. Ein überall in den wannen Zonen auf sterilem Boden, namentlich auf Latent, wachsender Farn mit dichotomisch verzweigten und kammartig zerschnittenen steifen Blättern, Gleichenia dichotoma W 11 i.D., bedeckt nun große Flächen, ein nicht minder verbreiteter Bärlapp. Lycopodium cernuum I... macht der Gleichenia hie und da den Raum streitig; beide gehören zu 10 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. AI 7 den legitimen Kolonisten der Insel, denjenigen, die, wie alle ursprünglichen Bewohner, ohne Zutun des Menschen dorthin gelangten. Die außerordentlich leichten Sporen der Pteridophyten können durch den Wind über weite Meeresstrecken zu entfernten Inseln übergeführt werden. Auf Felsen klettert hier und da vermittelst ihrer Luftwurzeln eine blattlose Vanille, Vanilla phalaenopsis Rchb. fil. (Fig. 2); sie ist endemisch, jedoch mit der ceylonischen Vanilla Walkeriae Wright und der javanischen Vanilla aphylla Bl. verwandt. Die Vorfahren dieser Art haben wohl auch ihre Ankunft auf den Seychellen dem Winde zu verdanken; indessen gehören die Vanilla-Arten nicht zu denjenigen Orchideen, deren Samen am leichtesten sind. Bei den jetzigen Entfernungen der Areale würden dieselben wohl schwerlich aus Indien nach den Seychellen gelangen. Kleine Ueberreste des Waldes beginnen sich zu zeigen, zunächst namentlich in einer kleinen Schlucht, in welcher auf hohen Stelzenwurzeln der kurze Stamm des Panda?ius Ho>-nei Balf. fil. sich erhebt, der stattlichsten und größten Art der Gattung, die Schtmper überhaupt im wildwachsenden oder kultivierten Zustand angetroffen hat. Im Gegensatz zu dem spitz kegel- förmigen P. secliellarum Balf. fil. breitet sich die Krone des P. Homei flach-dachig aus. Die ökologische Bedeutung der ungleichen Kronenformen ist offenbar, sie zeigt sich vornehmlich wenn man eine größere Waldfläche übersieht und die breiten runden Flecken beobachtet, die die Laubflächen des Pandanus Hornci im allgemeinen Laubdache bilden; der spitze Kegel des P. sechellamm würde zum größten Teile beschattet werden. Auch der Pandanus, der im Wald- schatten von Kamerun wächst, breitet seine Krone horizontal aus. Die dritte endemische Art der Seychellen, Pandanus multispicatus Balf. fil., ist ein struppiger Strauch mit auffallend langen Stelz wurzeln. Mit Pandanus Hor-nei zusammen zeigt sich in derselben Schlucht eine der endemischen Palmen der Seychellen, die Verscliaffcllia splendida Wendl. ; auch sie, merkwürdigerweise, erhebt sich auf Stelzen, und ihr Stamm ist wie derjenige aller anderen Palmen der Seychellen, die Lodoicea ausgenommen, an seiner Basis von dichtstehenden Dornen bedeckt. Man fragt sich, gegen welchen Feind diese starke Schutzwehr, die sich auch auf die Blätter erstreckt, erworben wurde — ein solcher ist heutzutage gewiß nicht vorhanden. Auch die Bedeutung der Stelzen ist geheimnisvoll. Jedenfalls zeigt ihr Vorkommen bei verschiedenen Baumarten der Seychellen- gebirge, daß die in neuerer Zeit aufgetauchte Ansicht eines Zusammenhanges mit Ueber- schwemmungen der Grundlage entbehrt. Noch ein anderer endemischer Baum tritt auf und wird in zunehmender Höhe immer zahlreicher, die Wormia jerruginea Baill., ein kleiner, reich verzweigter Baum mit großen behaarten, derben, meist stark zerfressenen Blättern und stattlichen Blütenständen. Vorgeschrittene Blütenknospen waren überall vorhanden, jedoch weder offene Blüten noch Früchte; die Wormia gehört also zu denjenigen tropischen Gewächsen, welche, entgegen einer verbreiteten Vorstellung, keineswegs immer blühen und fruchten, sondern dafür ebenso ausgeprägte Jahreszeiten besitzen, wie die Gewächse der temperierten Zonen. Die Hauptblütezeit ist der Beginn der Trockenheit; auch die Wormia fügt sich dieser Regel. Auf den Seychellen beginnt die Trockenzeit offiziell im April. 1899, in dem die Regenzeit überhaupt nur schwach ausgeprägt war, machte sie sich schon im März bemerkbar. Die Wormia gehört der rein tropischen Familie der Dilleniaceen 1 1 53* 418 L. Diei.S, an. Die Gattung ist auf Madagascar, im tropischen Asien und Australien verbreitet. Ihre Samen bezw. Früchte sind groß und trocken, jeder Vorrichtung zum Ueberschreiten großer M< eresflächen bar. Ihn? Einwanderung unter den jetzigen geographischen Verhältnissen erscheint ganz ausgeschlossen. Die /K'/'ww-Bäume werden zahlreicher, andere Bäume treten hinzu; endlich erscheint der Wald — ein Wald von solcher physiogno m i seh er Eigenart, wie sie sich in der ganzen Welt nicht wiederholt. Er besteht nämlich ganz vorwiegend aus vier endemischen Palmen-Arten und dem endemischen Pandanus Hornei; mit kleinen dicotylen Bäumen und Sträuchern bilden diese Palmen einen dichten Bestand, über welchem, durch große Zwischen- räume getrennt, ohne sich mit ihrer Krone zu berühren, die beiden einzigen hohen Bäume der Insel, der Capucin, Northca Hornei (Hartog) Pierre [Sapotac], und Bois de fer, Vateriaseycheüarum Dyer [Dipterocarpac], etwa 30 m hoch sich erheben. Von diesen Bäumen sind allerdings in diesem Walde beinahe nur noch Stümpfe und junge Exemplare vorhanden; jedoch in der anderen Waldpartie der Insel, und vielleicht auf Silhouette sind sie zum großen Teile noch vorhanden und die ursprüngliche Physiognomie des Waldes erhalten. Alles an diesem Walde ist eigenartig und beweist, wie irrig die Anschauung ist, daß die Seychellen wenig Eigentümliches bieten, — eine Anschauung, welche sich auf die kosmopolitische Zusammensetzung der Unkraut-, Strand- und Sumpfflora stützt; diese Bestandteile der Vegetation müssen indessen bei der Beurteilung einer Flora stets ausgeschlossen werden. Eine ähnliche kritiklose Zusammenstellung der jetzigen Flora St. Helenas würde zu ähnlichen falschen Ergebnissen führen. Die Waldparzellen, die letzten einigermaßen erhaltenen Bruchstücke der ursprünglichen Pflanzendecke der Seychellen, zeigen, daß ihre Flora den Charakter einer alten Inselflora besit/t, wenn auch in geringerem Grade als St. Helena, die Galapagos oder die Sandwich-Inseln. Ihr alter Endemismus, nämlich die endemischen Gattungen, sind auf die Palmen und eine Rubiacee beschränkt1); dagegen sind die meisten Arten endemisch und gehören teils kosmopolitisch- tropischen, teils asiatischen oder afrikanischen Gattungen an. Es müssen nähere Verbindungen mit dem tropischen Asien und Afrika zu einer Zeit bestanden haben, wo die jetzigen Gattungen schon existierten, vielleicht etwa im früheren Tertiär; gegenwärtig ist die Verbindung mit diesen Gebieten schwieriger geworden, wenn auch, wie das Vorkommen asiatischer Arten mit Beeren- früchten beweist, nicht ganz unterbrochen. Von dem Innern dieses eigenartigen Palmenwaldes, der sich ökologisch den Regenwäldern als abnorme Form anschließt, geben die Tafeln XXXI — XXXV (IV — VIII) eine Vorstellung. Ueberall befindet man sich mitten zwischen Palmen. Wohl am massenhaftesten ist die endemische Roscheria melanochaetes Wendl., auf der Insel Mille-pattes genannt, indem die Blätter dank den durch breite Zwischenräume getrennten Abschnitten des fiederspaltigen Blattes zu dem Vergleich i) Der Gattungs-Endemismus ist größerund vielseitiger, als Schimper wußte. Kr übersieht das eigentümliche Genus Medusagyne Hak. (Theac.), das schon in J. G. Bakers Flora of Mauritius and the Seychelles, 1877, auftritt, und die Sapotacee Northca Hook. Kl., die 1884 veröffentlicht worden war. Seitdem sind noch hinzugekommen: Protarum Eng] A.ra< |, Wielandia Hemsl. (Euphorb.), Riseleya Himm (Euphorb.), Indokingia IIkmsl. (Araliac), Geopana* Himm.. (Araliac). Seychcllaria Hemsl. (Triurid.) ist dagegen, wie mir Herr Dr. SCHLECHTER mitteilt, von Sciaphila nicht zu trennen. Natürlich decken sich Gattungs-Endemismus und alter Endemismus nicht ohne weiteres. Audi unter den endemischen Arten der Seychellen sind sicher viele als „alte" Endemiten zu bezeichnen. I I >IELS. 1 I 2 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. . , Q mit Tausendfüßlern führten. Der Stamm dieser Palme ist weder hoch noch dick, er wird nach J. B. Balfour in Baker, Fl. Maur. Seych. p. 387 bis 25' hoch, erreicht aber wohl selten diese Höhe; Stelzwurzeln und Kränze von Dornen entspringen seiner Basis. Reich verzweigte Kolben von Blüten sowie von den reifen roten !) Beeren hängen unterhalb der Blätter. Ueberragt wird die Mille-pattes durch die bereits erwähnte Verschaffeltia sp/endida Wendl., auch sie mit Stelzwurzeln und strotzend von Stacheln an der Stammbasis und, namentlich bei jungen Exemplaren, an den Blattstielen. Auch diese Palme trug Blüten und Früchte. Die schönste und auffallendste der Palmen dieses Waldes ist jedoch Phoenkophorium sechellarum Wendl. {Stevensonia grandi/olia Duncan), welche 50' hoch werden soll, jedoch hauptsächlich in ihren jungen, noch stammlosen Exemplaren zur Geltung kam, indem die riesigen, am Rande nur wenig zerteilten langen Blätter überall in die Augen fielen und stellenweise wahre Dickichte bildeten. Diese Palme ist noch dorniger und stacheliger als die übrigen. Zwischen den Palmen erhoben sich allenthalben stattliche Pandanus Bäume, P. Hornei Balf. fil., und als kleinere Zwerg- bäume Dracacna angtcstifolia Roxb. mit Beerenfrüchten, welche das Auftreten dieser Art erklären, etwas weniger reichlich und nicht zu großer Höhe einer der endemischen Baumfarne, Cyatliea sechellarum Mett. Die dicotylen Bäume und Sträucher erscheinen beim ersten Blicke wenig eigenartig, um so mehr, als sie spärlich oder gar nicht blühen ; doch sind sie mit wenigen Ausnahmen endemisch oder doch auf das lemurische Gebiet beschränkt. Dieses gilt allerdings nicht von dem dank der Größe und Menge seiner Blüten zuerst in die Augen fallenden Strauche, Melastoma mala- hathriciim, welches das ganze tropische Asien und Polynesien bewohnt. Auf Java, wo Schimper es in großer Menge früher beobachtet hatte, gehört es zu den am meisten wander- und kampf- fähigen Gewächsen, es tritt auf neuem vulkanischem Boden und auf brachliegenden Feldern, an Wegrändern auf; diese rasche Verbreitung ist durch die Vögel ermöglicht, welche die allerdings wenig saftigen, aber sehr reichlich und jederzeit vorhandenen Beeren dieses überaus kräftigen und lebensfähigen Gewächses genießen. In der Gesellschaft dieses weitverbreiteten Strauches zeigten sich die weniger prunkhaften endemischen Formen. Leicht kenntlich war unter diesen die Colea pedunculata Baker, welche einer ausschließlich lemurischen, auch auf Mauritius und Madagascar vertretenen, ungefähr 10 Arten umfassenden Gattung der Bignoniaceen angehört. Dieser Baum ist der einzige auf den Seychellen, welcher cauliflor ist, d. h. seine Blüten nur aus dem Stamm entwickelt, eine in den Tropen nicht seltene, in den temperierten Zonen fehlende Erscheinung, deren Bedeutung für das Leben der betreffenden Pflanzen noch unaufgeklärt ist. Wormia femiginca Baill. (Bois rouge) fällt auf durch seine riesigen, in ihrer Gestalt an diejenigen der Edelkastanien erinnernden Blätter und die lebhaft rote Färbung, welche die Sprosse in der Jugend besitzen und die als Anflug auch noch in aus- gewachsenem Zustande erhalten bleibt. Die Rotfärbung der jungen Teile ist nicht auf „Bois rouge" beschränkt; die jungen Blätter der Millepatte-Palme sind ebenfalls blutrot, doch werden sie später rein grün. Auch ein wahrscheinlich durch die Vögel gebrachtes Cinnamomum prangt in leuchtend Rot, und mehrere andere Gewächse zeigen, in geringerem Maßstabe, die gleiche Erscheinung. Diese Rotfärbung ist eine in den Tropen überaus gewöhnliche, in der temperierten 1) Nicht schwarz, wie J. B. Balfour in Baker, Fl. Maur. Seych. p. 387, irrtümlich angibt. 13 420 L. Dm S, Fig. 3. Qynura teeheUensis iH.vki Him-i.. ', aal Gi Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. » -> , Zone allerdings nicht fehlende, jedoch viel weniger verbreitete und weniger ausgeprägte Erscheinung Die verschiedensten Hypothesen wurden aufgestellt, um sie mit den Lebensbedingungen in Zu- sammenhang zu bringen, doch ist keine derselben befriedigend oder gar einigermaßen erwiesen. — Daneben zeigten sich kleine Exemplare der Notikea Hornei (Hartog) Pierre bzw. N. confusa Hemsl. (Capucin), und manche der größeren Bäume dürften, wie das Auffinden eines keimenden Samens zeigte, dieser interessanten Art angehören; von dem früher reichen Auftreten zeugten die dicken Baumstümpfe. Zu den reichlich vorhandenen Sträuchern gehört die Gynura sechel/ensis (Bak.) Hemsl., die wenige unscheinbare gelbe Köpfchen trug; Gymira- Arten waren mir im tropischen Walde nie begegnet, und diese holzige Form (Fig. 3) mahnte an insulare Verhältnisse. Endlich wurden noch drei reichlich vertretene zu den Rubiaceen gehörige Straucharten dank dem Besitz von Blüten oder Früchten erkannt, die weiß- und großblütige Gardenia Annae Wright, mit einer ostafrikanischen Art verwandt; Psyckotria Pe>ini~. 10 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 423 Rändern eine Art vor, die endemische Impatiens Gordoni Hörne. Die Maskarenen entbehren derselben. Allerdings sind die Verbreitungsmittel zur Besiedelung von Inseln ungeeignet. Die Hauptmasse der krautigen Flora des Bodens ist jedoch von Farnen gebildet, welche zum Teil recht stattliche Größe besitzen und große Formenmannigfaltigkeit aufweisen. Die Seychellen bergen nicht weniger als 70 Farn-Species, der Artzahl nach beinahe die Hälfte ihrer einheimischen Flora; und bei weitem deren Mehrzahl bewohnt die Wälder. In dem Vor- herrschen der Farne haben wir eine der charakteristischsten insularen Erscheinungen; die Flora aller oceanischen Inseln der wärmeren Zone besteht wesentlich, teilweise, wie auf Ascension, nahezu ausschließlich aus Farnen, und die Besiedelungsgeschichte von Krakataua sowie die Art der Sporenverbreitung machen die Erscheinung wohl begreiflich. Während anderwärts, auch auf Inseln, die Farnflora dank ihrer Verbreitungsmittel die am meisten kosmopolitischen Bestandteile enthält, sind die Farne der Seychellen zum Teil endemisch oder doch auf das lemurische Gebiet beschränkt. Gerade die größten und am massenhaftesten auftretenden Bodenfarne sind Endemen, wie der Baumfarn Cyathea sechellarum Mini., wie Lindsaya Kirkii Hook., Asplenium sechellarum Bak., Dryopteris Ward// (Bak.) O. Ktze.; hingegen gehört der mächtigste der krautigen Boden- farne, dessen Rosetten sich hier und da an feuchten Stellen zeigen, einer in den Tropen der alten Welt meist verbreiteten Art an, Angiopteris evecta (Forst.) Hoffm. Diese Art ist die einzige ihrer Gattung, und die Ordnung der Marattiaceen, zu welcher sie zählt, gehört einer sehr alten und alternden, zum größten Teile erloschenen an, welche, wie die große Verbreitung vieler ihrer Arten zeigt, die Fähigkeit der Artbildung eingebüßt hat. Wahrscheinlich gehört die . Ingiopteris evecta zu den ältesten Ansiedlern des Archipels. Ebensoviel wie auf dem Boden, sehen wir Farne auf den Bäumen wachsen; zwei Arten, Polypodium Phymatodes L. und Stenochlaena Pervillei (Meit.) Underw., klettern nach Art des Epheus mit 1 laftwurzeln oft mehrere Meter hoch. Die meisten Arten jedoch sind Epiphyten und wachsen, ohne jede Verbindung mit dem Boden, auf den Stämmen und namentlich auf den Aesten. Auch diese Farnflora ist sehr mannigfach, doch besteht sie nur aus weit verbreiteten Arten. Der Gegensatz in den Arealen der bodenwüchsigen und epiphyten Farne ist bei der Verbreitung ihrer Sporen durch den Wind wohl begreiflich, zekt sich in ähnlicher Weise überall, und nicht bloß bei den Farnen, sondern auch bei höheren Pflanzen. So wächst der mächtigste der epiphyten Farne der Seychellen, das Asplenium nidus L., in allen tropischen Regenwäldern der alten Welt, auch auf den fernsten Inseln; er bildet im Walde von Mähe eine auffallende und häufige Erscheinung, doch bei weitem nicht in so hohem Maße und ohne so große Dimensionen zu erreichen, wie etwa in den Gebirgswäldern Javas. Seine oft riesigen Trichter sammeln Regenwasser und die von den Bäumen herabfallenden toten Blätter, Zweige, Früchte etc.; es wird in dieser Weise ein nasser Komposthaufen gebildet, welcher von Tieren, namentlich Ameisen, durchwühlt und noch bereichert wird. Zahlreiche Wurzeln erheben sich zwischen den Blättern und dringen in den Humus ein; die die Pflanze mit dem Wirtsbaum verbindenden Wurzeln dienen wesentlich nur zur Befestimin;j'. Die übrigen epiphytischen Farne des Waldes von Mähe sind viel kleiner, aber meist ebenfalls dem Tropenwanderer wohl bekannte Erscheinungen, so die von den Zweigen herab- hängenden Büschel bandförmiger Blätter der Vittaria scolopendrina (Bory) Thw., die hier massen- 17 Deutsche Tiefsee-Expedltion 1808—1899. Bd. II. I. Teil. - , 4^4 L. DlELS, haft vorhanden sind, und die Hymenolepis spicata (L. fil.) Presl., die hier etwas zurücktritt, und auch die noch viel längeren und schmäleren Bänder der Lycopodiacee Psilotum complanatum Sw. Zu den nie fehlenden Bestandteilen der tropischen Regenwälder gehören die Hymeno- phvllaceen, meist sehr kleine zarte Farne mit durchsichtigen Blättern. Diese zierlichsten Farne spielen in den feuchten Regenwäldern eine ähnliche Rolle wie die dort mehr zurücktretenden Moose in der temperierten, sie umhüllen die Basen der Baumstämme, sie bedecken feuchte Felsen. Das Aussehen vieler Hymenophyllaceen erinnert an Moose, auch ihre Lebensweise zeigt damit wesentliche Uebereinstimmung, indem die Wasseraufnahme direkt durch die zarten Blätter stattfindet, welche bei trockener Witterung zusammenschrumpfen, um sich bei Regenwetter wiiiler auszubreiten. Wir finden nur bei längerem Suchen auf der Baumrinde einige kleine Exemplare dieser sonst so häufigen Hymenophyllaceen; eine zeigt sich sogar nur auf den Stämmen des Baum- farnes, was uns übrigens nicht wundert, denn dieselben bilden überall die bevorzugten Stand- orte dieser ihrer kleinen Verwandten, und manche sogar sehr verbreitete und häufige Arten sind bis jetzt nur auf Baumfarnen gefunden worden. Diese Art ist hier Trichomanes cuspidabum W'ii.i.M. Wir finden auf Baumstämmen spärlich als eine zweite Art Hymenophyllum ciliatum Sw. Die relative Seltenheit der Hymenophyllaceen in diesem Walde ist auf die nicht besonders günstigen Bedingungen zurückzuführen: die Feuchtigkeit ist nicht groß genug. Außerdem gibt Baker für die Seychellen noch drei Hymenophyllaceen an. Nur wenige Blutenpflanzen begleiten die Farne als Kletterer oder Epiphyten. Zu der ersten Gruppe gehörig fanden wir nur zwei Arten, eine dünnstämmige, schwach verholzte Winde, Ipomoea peltata Choisy, die in den Tropen der alten Welt sehr verbreitet ist, und eine aus Amerika eingeschleppte Passionsblume, Passiflora suberosa L. Die Art der Verbreitung ist für beide Formen unbekannt, doch mag letztere durch den Menschen eingeführt worden sein. Lianen spielen im Mähe- Wald nur eine geringe Rolle, sie sind dünnstämmig und wenig mannigfach; • las Klima ist ihnen, wie den Hymenophyllaceen, nicht feucht genug. Die gleiche klimatische Ursache ist der Entwicklung der phanerogamischen Epiphyten hinderlich gewesen, welche hier sämtlich klein und krautig sind, im Gegensatz zu den typischen Regenwäldern, wo sie mächtige Größe erreichen und sehr oft holzig, sogar baumartig sind. Es wurden nur einige kleine Orchideen von sehr xerophilem Habitus beobachtet, außer einer am Fuße der Baumfarne wachsenden weniger xerotischen Mkrostylis, M. seychellarum (Kränzl.) Schlechter. Die epiphytische Flora besteht außer den genannten aus einigen nicht gerade üppig wachsenden Moosen, vornehmlich dem in allen warmen Zonen gemeinen Odoblepharum albidum (I..) IIkdw. und dem Rhizogonium spiniforme Brid. oder einer demselben ganz ähnlichen Form. Flechten waren nur ganz spärlich und klein, die in den Wäldern warmer Zonen sonst so häufigen Polyporeen fehlten, auch parasitische Phanerogamen wurden nicht -eschen; jedoch sollen zwei Viscum-ArX.cn, die eine nur auf dem Capucin, vorkommen. Widmen wir nach diesem Ueberblick noch einigen weniger in die Augen fallenden, aber für die Charakteristik doch wichtigen Erscheinungen einige Aufmerksamkeit. Die Blätter sind, wie wir wissen, die empfindlichsten Organe der Pflanze für die Einwirkungen des Klimas; jede Eigentümlichkeit desselben findet in ihnen einen entsprechenden Ausdruck. Die Blätter des [8 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. . -, . Mähe- Waldes zeugen von einem nur mäßig feuchten, namentlich an starken Regen nicht reichen Klima. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind sie lederig von Textur. Ihre Größe erreicht im Durchschnitt bei weitem nicht diejenige der Blätter des Regenwaldes, nur die Blätter der Wormia (Bois rouge) und schon in geringerem Maße die der Northea (Capucin) sind groß. Sie sind persistierend; die Trockenzeit ist nicht ausgeprägt genug, um allgemeinen Laubfall hervorzurufen, wohl aber findet während derselben eine beträchtliche Verminderung des Laubes statt, namentlich bei der Wormia, welche mehr offene Standorte bevorzugt. Die Blätter ent- behren der im tropischen Regenwald so häufigen Träufelspitze, mit Ausnahme nur der aus feuchten Gebieten stammenden Ipomoea peltata Choisy: ein Hinweis auf Mäßigkeit der Regen- güsse. Behaarung fehlt, außer bei Wormia. Die Ruheknospen waren, soweit untersucht, mit Schuppen versehen. Was die Stämme betrifft, so wurden Brettwurzeln nur in ziemlich schwacher Ausbildung bei den dicken Baumstümpfen beobachtet. Wie Schimper von M. S. Baty erfuhr, kommen sie der Northea und der Wormia zu. Die Verzweigung der Stämme ist wenig reich, wenn auch immerhin durchschnittlich reicher als in sehr feuchten Reeenwäldern. Cauliflorie zeigt sich in ausgeprägter Weise bei der Bignoniacee Colea, wo die Inflore- scenzen aus Warzen des Stammes entspringen. Oekologisch nimmt demnach der Wald keineswegs, wie in floristischer Hinsicht, eine Sonderstellung ein, vielmehr ist er den Monsunwäldern anzuschließen. Die Bäume verlieren, wie gesagt, offenbar einen beträchtlichen Teil ihres Laubes während der Trocken- zeit. Zur Zeit des Besuches der Expedition hatte es seit 1 1/2 Monaten nicht mehr geregnet, und die Kronen waren offenbar sehr gelichtet, während der Boden, wie erwähnt, eine dicke Schicht trockenen Laubes trug. Ebenso erweisen die oben erwähnten Merkmale der Holz- gewächse im Laube und an den Stämmen, ferner die relativ schwache Entwicklung der Lianen, der größeren Epiphyten und der Hymenophyllaceen den Monsunwald-Charakter des geschilderten Waldes. 2. Eine Exkursion auf Praslin (Tafel XIII — XVII). Von A. F. W. Schimper, abgeschlossen wohl 1900, redigiert von II. Si HENCK und L. Diels. An der Südseite der Insel, die sich bereits in geringer Entfernung von der Küste hügelig erhebt, erscheint die ganze Landschaft, soweit sie bei der Landung übersehen werden kann, be- waldet, doch sind einige Häuschen und Kulturen in den Wald eingesprengt. Auf dem Strande bilden Kokospalmen und andere gewöhnliche Bäume und Sträucher des Meeresstrandes, namentlich Casuarina equisetifolia Forst., Scaevola Koenigii Vahl, Dodonaea viscosa L., die Grenze des Waldes gegen das Meer. Da wo die Küste sich zu erheben beginnt, verschwindet die Kokospalme, und die endemische Lodoicea sechellarum Labill., die eigenartigste Palme der Seychellen und wohl der ganzen Welt, tritt auf, zusammen mit einer zweiten, ebenfalls endemischen Palmenart, der schlanken Deckenia nobilis Wendl. Doch ist die Lodoicea viel reicher vertreten; namentlich fällt ihr massenhaftes Vorkommen in der Ferne auf, wo allenthalben die hohen Stämme ihrer männlichen Bäume sich über das Dach des niedrigen Buschwaldes erheben, während umfangreichere, aber weniger emporragende Kronen die weiblichen Angehörigen kennzeichnen. 54* 4-'1 L. Diei.s, Unsere Exkursion nach Praslin galt in erster Linie der berühmten Meereskokospalme, „Coco de mer", wie die Einwohner sie nennen. Sie ist auf zwei der Inseln beschränkt, Praslin und Curieuse1); die größte Insel, Mähe, entbehrt derselben gänzlich. Man darf wohl annehmen, daß das auf zwei Inseln beschränkte Vorkommen ursprünglich und nicht auf Zerstörung durch den Menschen zurückzuführen ist, denn Mähe ist an einer Stelle bis an das Meer bewaldet und dort in mehr ursprünglichem Zustande als Praslin. Auch die reich bewaldete Silhouette würde die Meereskokds, falls sie jemals dagewesen wäre, behalten haben. Allerdings bedeckt den Küstenwald Praslins schnell trocknender Lateritboden, während der Waldgrund auf Mähe humus- reich ist; wir haben aber gerade die üppigsten Stöcke der Palmen an feuchten Stellen, auf fetterem Boden, namentlich an einem Bache entlang gefunden. Ueberdies zeigt ihr massenhaftes Auftreten, daß sie nicht zu den insularen Schwächlingen gehört. Es erscheint wahrscheinlich, daß noch andere Gewächse der Seychellen ein ähnliches beschränktes Vorkommen besitzen, wenn wir auch von der Cactacee Rhipscdis Cassytha Gaertn. absehen, welche von Amerika aus, wo sie auf hohen Bäumen und auf freien Felsen wächst, durch Vermittelung der Vögel, als beinahe einziger Vertreter ihres großen Geschlechtes, die alte Welt erreichte. Sie bewohnt einen einzigen Felsen auf Mähe. Lodoicea sechellarum Labill. gehört zu den schönsten und auffallendsten Palmen; die männlichen Bäume zeichnen sich durch ihre bis 30 m 2) betragende Höhe und durch ihren geraden, säulenartigen Stamm aus, die weiblichen, die kürzer und mehr dickstämmiger sind, durch ihre riesigen Kronen, deren Blätter 9 m erreichen, während diejenigen der männlichen Bäume beträchtlich kürzer bleiben. Diese Blätter bilden ein Mittelding zwischen Fieder- und Fächerblatt, indem der Stiel sich als kurzer Hauptnerv in die Spreite fortsetzt; indessen stellt sich die Gestalt mehr fächer- als fiederartig dar. Die Ränder sind tief zerrissen, und die schmalen Lappen hängen schlaff herab. Die sonst bei Seychellen-Palmen verbreiteten Dornen und Stacheln fehlen, ebenso wie die Stützwurzeln gänzlich. Die männlichen Blütenkoll"-n stellen nahezu armsdicke und bis 3 m lange Cylinder dar, zwischen deren dachziegelig ge- ordneten, dicht gedrängten Schuppen die kleinen männlichen Blüten hervorragen. Die weiblichen Blutenstände sind beträchtlich kürzer. Die Früchte sind an der eigenartigsten aller Palmen das Eigenartigste; nicht bloß sind sie die größten aller Palmen fruchte, sie gehören zu den größten Früchten überhaupt, und sehen einigermaßen wie zwei miteinander verwachsene Kokosnüsse aus, was zur üblichen Bezeichnung geführt hat. Das Innere ist jedoch einfächerig und enthält einen einzigen, der äußeren Gestalt entsprechend gelappten Samen. Die Frucht entwickelt sich wie die Kokosnuß und die meisten Palmenfrüchte nur aus einem der drei Carpelle, während die zwei übrigen verkümmern; die zweilappige Gestalt wird durch ungleichmäßiges Wachstum hervor- gerufen; doch kommen zuweilen zweisamige Früchte vor, an deren Bildung zwei Carpelle teil- genommen haben. Die mächtige Fruchtwand ist ähnlich 1 »schaffen, wie bei der Kokosnuß, außen faserig, inwendig steinhart. 1) In E. P. Wrights Aufsat/, über Lodoicea sechellarum (Ann. a. Mai;. Nat. Hist., Ser. 4 Vol. II (l£ der hierzu zu vergleichen ist, wird auch noch [sie Ronde als natürlicher Standort genannt 2) E. P. Wright I. c. p. 345 behauptet, die größten Exemplare seien 100—130' hoch. 20 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. Wie die Kokosnüsse, schwimmen auch die Früchte der Lodoicea lange auf der Oberfläche des Meeres, und die Strömungen treiben sie bis an die Gestade Indiens, wo sie im Altertum. als die Früchte unterseeischer Bäume, im Aberglauben eine Rolle spielten. Heute noch werden die Bettelschalen der buddhistischen Mönche aus der sagenumwebten Nuß hergestellt. Während die Kokosnüsse jedoch auf den fernsten Gestaden keimten und dadurch die Kokospalme zu den verbreitetsten ihres Geschlechtes machten, blieb die Schwimmfähigkeit der Seychellennuß nutzlos. Wohl bleibt die Keimfähigkeit erhalten, aber der Keim entwickelt sich nur im tiefen Boden und das Fehlen der Palme auf dem Meeresstrande zeigt, daß Salzreichtum ihr unzuträglich ist. Diese Ansprüche machen die Einschränkung der Lodoicea auf zwei Inselchen verständlich; wie deren Vorfahren dahin gelangten, ist ein Geheimnis, das sich der Aufklärung stets entziehen wird- Der buschige Wald an dem nach dem Meere gerichteten Abhänge, wie er auf der Tafel dargestellt ist, besitzt eine eigenartige Zusammensetzung; seine meist strauchigen Bestandteile gehören nämlich solchen Arten an, die sonst nur auf dem Salzboden des Strandes wachsen, wie Casuarina, Scaevola Koenigii Vahl und namentlich Dodonaea viscosa L. Ein derartiges Vor- dringen der Strandgewächse in das Innere scheint noch auf anderen Inseln stattzufinden, da mir Herr Dr. Guppy etwas Aehnliches von den Fidschiinseln berichtet. Auch hier zeigt sich die geringere Widerstandsfähigkeit der Inselvegetation. Ueberschreiten wir den gegen das Meer gerichteten Abhang, so gelangen wir in eine hügelige, von dichtem Buschwald bedeckte Landschaft. Ueberall zeigt sich die Lodoicea, aber mit ihr zusammen tritt, Dickichte bildend, das prächtige Pkoenicophorium sechellarum Wf.xdl. auf und gesellen sich junge Exemplare der Deckenia nobilis Wendl. hinzu; letztere erhebt aber hier und da ihren hohen säulenförmigen Stamm, der die Stämme der Lodoicea noch übertrifft. Blüten und Früchte der Deckenia wurden nicht gefunden. Mit diesen Palmen zeigt sich der stattliche Pandanus Hornei Bai.k fil, und die Zwischen- räume sind von einem dichten, beinahe ausschließlich von verschiedenartigen Rubiaceen, die mit Ausnahme des gerade fruchtenden „Cafe marron" (Randia laneifolia Boj.) steril waren, gebildeten Gesträuch eingenommen. In demselben wuchsen einzelne Dracaena angustifolia Roxb. Hohe dicotyle Bäume fehlen durchaus, als kleiner Baum ist nur die Wormia ferruginea Baill. vor- handen. Lianen wurden nicht gesehen, und die epiphytische Vegetation ist nur durch spärliche Flechten vertreten. Die Bodenkräuter sind, außer einer schmächtigen sterilen Se/aginella, kräftige Cyperaceen an trockenen Stellen die Aslerochaete elongata Kunth und Hypolytrum seychetlense C. B. Clarke, an feuchten Stellen das auf Mähe vorkommende Hypolytrum fatifoüum Rich. Dieser Buschwald st mehr xerophil als derjenige von Mähe. Nach oben hin wird er immer niedriger, die Lodoicea verschwindet gänzlich, mit ihr zusammen der Pandanus Hornei. Der Kamm ist von Gesträuch gebildet, beinahe ausschließlich aus dem von seinen dunkelroten Steinfrüchten bedeckten Cafe marron. Stellenweise zeigt sich der niedere und struppige endemische Pandanus multispicatus Balf. fil., der im Walde fehlt. 21 _o L- Dikls, 42b IL Liste der von Professor Dr. Brauer 1895 und von den Mitgliedern der Deutschen Tiefsee- Expedition 1899 auf den Seychellen beobachteten und gesammelten Pflanzen. Die Beleg-Exemplare der in dieser Liste aufgeführten Pflanzen befinden sich im Botanischen Museum zu Berlin-Dahlem. I. Pteridophyta. Vgl. dazu C Christensen in Transact. Linn. Soc. 2d. Ser. Botany \1I (191 2) p. 19, wo auch die frühere Literatur angegeben ist Wir schließen uns der Nomenklatur dieses Kataloges an. Die Bestimmungen der Farne rühren, wo nichts anderes bemerkt, von Herrn Dr. H. Christ zu Basel her, der freilich oft andere Nomenklatur anwandte. Hymenophyllaceae. Trichomanes cupressoides Desv. — Christensen 1. c. 411. T. rigidum Baker Fl. Maur. Sc} eh. 465. Mähe: Mount Harrison, an Bäumen, Vanhöffen. Mare aux cochons, an Steinen im Bachbett, August 1895. Brauer No. 3, 4. Trichomanes cuspidatum Willd. ex Christ. — Tricliomanes erosum Willd. Baker, Fl. Maur. Seych. 464? ex Christensen 1. c. 411. Mähe: Wald, Epiphyt auf Baumfarnen, Sc 11 im per No. 116. Das Material genügt nicht, um die Zweifel über die Artzugehörigkeit dieser Form zu beseitigen (vgl. Christensen 1. c). Hymenophyllum ciliatum Sw. — Christensen 1. c. 4 1 2 ; Baker, Fl. Maur. Seych. 3 58f Main': Mount Harrison, an Bäumen, Vanhöffen. Epiphyt auf einem dicotylen Baum. Schimper No. 1 1 5. Polypodiaceae. / > > y.'pt cris / a ra - 1 1 1 V ,1 (L) O. Kuntze. — Christensen 1. c. 413. — Nephrodium mollc Baker, Kl. Maur. Seych. 499. Main'-: Route Misere, am Bach. Brauer No. [3, No. 14, No. 15. 22 Fig. 5. Dryoptcris Wardii (Bak.) O Ktzr. ' , n.it. Gr. I,K. 6 Lindsava Kirkii HOOK. "/« nat Gr. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. /1 3 I Dryopteris moll/s (Jacq.) Hieron. var. violaceus Link (determ. Brause). Mähe: Route Misere, am Bach. Brauer No. 16. D ry opte ri s cucullata (Blume) Christ. — Christensen 1. c. 413. — - Arephrodium cucullatum Baker, Fl. Maur. Seych. 498. Mähe: Vanhöffen. D ryopteris Wardii (Bak.) O. Kuntze. — Christensen 1. c. 413. — Nephroditim Ward// Baker, Fl. Maur. Seych. 496. Mähe: Bergvvald. Sehr stattlicher, massenhaft auftretender Bodenfarn Schimper No. 105 No. 113. — Vanhöffen No. 2. Polystichum adiantiforme (Forst.) J. Sm. — Christensen 1. c. 414. — Aspidium capense Willd. Baker, Fl. Maur. Sevch. 492. Mähe: Vanhöffen. Epiphyt im Bergwald, Schimper No. 103, No. 152. Leptochilus b 1 p i 11 11 a 1 1 '/ idus (Mett.) C. Chr. 1. c. 414. — Acrostichum repandum Baker, Fl. Maur. Seych. 514, non Bl. Mähe: Mare aux cochons, auf Bäumen Brauer No. 10. — Route Misere, am Bach Brauer No. i i, No. 12. Nephrolepis biserrata (Sw.) Schott. — Christensen 1. c. 145. — N. exaltata var. biserrata Baker, Fl. Maur. Seych. 493. Mähe: Vanhöffen. Im Bergwald, Epiphyt Schimper No. 114. Hufnata repens (L. f.) Diels. — Christensen 1. c. 415. — Davallia pedata Sw., Baker, Fl. Maur. Seych. 468. Mähe: Schimper o. No. Davallia cliae rophy 11 0 id es (Poir.) Steud. — Christensen I.e. 415. — D. elata Baker Fl. Maur. Seych. 469. Mähe: Kletterfarn an Palmiste Brauer No. 5, auf Stämmen und Felsblöcken Brauer No. 6. — Vanhöffen. Epiphyt im Bergwald S< himper. Wurde von Christ msc. „D. elegans Sw." benannt. Lindsaya Kirkii Hook. — Christensen 1. c. 4 1 6 ; Baker, Fl. Maur. Seych. 473. — Fig. 6- Mah6: Brauer No. 7. Mare aux cochons, am Boden. Brauer No. 8, No. 9. Van- höffen. Bergwald, häufiger Bodenfarn Schimper No. 123. Stenochlaena Pervillei (Mett.) Underw. — Christensen 1. c. 418. — Acrosticluo/i sorbifolium Baker, Fl. Maur. Seych. 513. Christ msc. Mähe: Wurzelkletterer an Bäumen im Bergwald. Schimper No. 126. Vittaria scolopendrina (Bory) Thwait. — Christensen 1. c. 420. Baker, Fl. Maur. Seych. 471. — Fig. 7, 1. Mähe: Epiphyt auf Bäumen, meist unten an den Büschen der Langue de boeuf (As. plenium nidus L.). Brauer No. 21, No. 22. Bergwald, sehr häufiger Epiphyt. Schimper No. 112 Hymenolepis spie ata (L. f.) Presl. — Christensen 1. c. 420. — Acrostichum spieatum Baker, Fl. Maur. Seych. 514. — Fig. 7, 2. Mähe: Schimper o. No. 2 5 Deutsi'be Tiefsee- Expedition 1808— 1809. Bd. II. 1. Teil. 55 ~>»v k Kig. 7. i. ; BOEY.) 1 hu ah. : //v 1 PRES] j. Psilotum complanatum Sw. " „ nat. Gr. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. * ■, ■, Polypodium Phymatodes L. Christensen 1. c. 421. Baker Fl. Maur. Seych. 521. M a h 6 : An Palmen und anderen Bäumen kletternd Brauer No. i 7. Mare aux cochons Brauer No. 18. — Vanhöffen. Elaphoglossum petiolatum (Sw.) Urban var. salicifolium Willd. — Christensen 1. c. 423. — Acrostichum viscosum Baker, Fl. Maur. Seych. 512. Mah6: Epiphyt im Wald Schemper No. 131. Gleicheniaceae. Gleichenia linearis (Burm.) C. B. Clarke. — Christensen 1. c. 424. — G. dichotoma Baker, Fl. Maur. Seych. 460. — Tafel XXXVIII (XI). Mähe: Oft über 2 m hoch, dichtes Geflecht bildend und häufig große Flächen über- ziehend, besonders in der Höhe bei 800 — 1000 Fuß. Brauer No. 2. — Vanhöffen. Schizaeaceae. Schizaea digitata (L.) Sw. — Christensen 1. c. 424. Baker, Fl. Maur. Sevch. 516. Mähe: Mt. Sebert Thomassei No. 44. Marattiaceae. Angiopteris evecta (Forst.) Hoffm. -- Christensen 1. c. 424. Baker Fl. Maur. Seych. 517. Mähe: Brauer No. i. Mare aux cochons, junge Pflanzen epiphytisch. Brauer No. 29. Ophioglossaceae. OpAiog/ossum pendulum L. — Christensen 1. c. 424. Baker, Fl. Maur. Seych. 517 Mah6: Epiphyt an der Rinde von Palmen und anderen Bäumen. Mare aux cochons. Brauer No. 20. Lycopodiaceae. Lycopodium cernuum L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 520. Mähe: 700 Fuß und höher, auf der sog. roten Erde Brauer No. 2$. Mare aux cochons Brauer No. 24. — Vanhöffen. Lycopodium Phlegmaria L. — Baker, Fl. Maur. Sevch. s^o. Mähe: Mare aux cochons Brauer No. 25. Psilotum complanatum Sw. — Baker, Fl. Maur. Seych. 521. — Fig. 7, 3. Mähe: Epiphyt an Farnbäumen, Palmen, Laubbäumen. Brauer No. 26, No. 27. — Urwald am Mount Harrison, Vanhöffen. - - Epiphyt ziemlich häufig, im Wald. Schimper No. 125. Selaginellaceae. Selaginella Commersoniana Spring, in Acad. Roy. Belg., Vol. XXIV (1849) p. 110. Htjeronymus in Journ. of Botany, 191 3, p. 297. — S. ßssidenioides Spring" Baker, FL Maur. Seych. 523. Mähe: Mare aux cochons. Brauer No. 28. — Vanhöffen. 434 L. DlELS, IL Angiospermae. i. Monocotyledonae. Pandanaceae. Pandanus sechellarum Balf. fil. in Bak., Fl. Maur. Seych. 402. — Fig. 8. M a h 6 :' Brauer No. 34. Potamogetonaceae. C y m 0 d 0 1 e a s e rrulat a Aschers, et Magn. in Sitz. Ges. Naturf. Freunde Berlin, 1870, 84 Det. P. Aschersox. Mähe: Zwischen den Korallen- riffen und der Insel, bei 1 m Tiefe und tiefer (bei tiefstem Wasser- stand) Wiesen bildend. Schimper No. 135. Diese Art war bisher nicht bekannt von den Seychellen. Hydrocharitaceae. E11 ha Ins acoroides Stcud. — Det. P. Ascherson. Mähe: Zwischen dem Korallen- riff, und der Insel in der liefe von 40 — 50 cm (bei tiefstem Wasser- stand) sehr gesellig. Sciiimi-kr No. 134. Auch diese Art, Welche Im nördlichen Indischen Ozean be- heimatet ist, war für die Seychellen bisher nicht nachgewiesen. Gramineae. Sie n ota / h r 11 m g la b ru »1 Trin. — St. complanatum Schrank: Baker, Fl. Maur. Seych. 440. M a he: VanhöFFJ n. Cyperaceae. . / f t e ro c li a <■ t c elongata Kunth. — Baker, Fl. Maur. Seych. 417. I ' r a s 1 i n : Trockene Stellen i m Lodoicea- Walde Schimper No. 136. g b'ig. 8J Pandanus sechellarum Bai. f. fil. auf Mähe. Nach einer (»holographischen Aufnahme von A Bkavi k 28 Beiträge zur Kenntnis der VegeUtion und Flora der Seychellen. 435 Fimbristy lis glomerata Nees. — Baker, Fl. Maur. Seych. 418. Mähe: Vanhöffen. Hypolytrum mauritianum Nees in Kunth Enum. Bd. II, p. 272. — H. latifolium Rieh, ex Baker, Fl. Maur. Seych. 423. (Det. C. B. Clarke.) Mah6: im Wald, bis nahezu mannshohe Dickichte bildend. Schimper No. 102. Hypolylrum sey chellense C. B. Clarke sp. nova. — Bracteae plures, ima 4 — 5 dm longa, 8 mm lata, nervis numerosis approximatis, in facie inferiore microscopice glanduloso- pubera. Panicula 8 — 10 cm in diam., rigida, densa, 100-stachya. Spicae juve- niles 2 cm longae, 2 mm in diam., saturate bruneae, rigidae. Fig. 9. Frucht von Loa l BIJ um I.aihll. Links Q Blütenstand, in der Mitte und vorn (j Blütenstand, rechts Endokarp mit Samen. Seychellen: ohne näheren Standort Schimper. „The group of H. latifolium L. C. Richard, contains a number of very closely-allied species (or subspecies), and is considered by Mr. Baker to include H. mauritianum Nees, as a mere form. The present species differs from both of these species by the much larger spikes. The under surface of the bracts also does not match that of H. mauritianum Nees". (C. B. Clarke, 15. November 1902.) Palmae. Lodoicea secheil a ru m Labill. — Baker, Fl. Maur. Seych. 380. — L. ?naldivica (Gmel.) Pers. Taf. XLI— XLIV (XIV-XVII). Praslin: d und 9 Inflorescenzen (Fig. 10), Frucht mit Exokarp (Fig. 9) und Steinkerne (Fig. 10) Schimper. Vgl. S. 425 ff. 29 , I. DlELS, Ueber diese Palme, die berühmte Coco de mer, ist sehr viel geschrieben worden. Aus dieser Literatur seien erwähnt RüMPfflUS, Herbar. Amboin., VI, p. 210 (175°)'. Sonnerat Voyage a la Nouvelle Guinee (1776) p. 3 — 10. 5 pls.; Labiu.ardiere in Ann. Mus. Hist. nat. Paris, T. IX (1807. p. 140, t. 13; Hooker in Bot. Magaz. tab. 2734 — 2738 (1827); C F. Ph. v. Martius, Histor. Nat. Palm. p. 221; und besonders P. WrktHt in Ann. Mag. Nat. Hist., IV. Ser. Vol. II (1868), p. 340—347- Von photographischen Aufnah- men der Palme am natür- lichen Standort ist mir je- doch keine bekannt ge- worden, und ich nehme an, daß die auf Taf. XLI— XLV (XIV— XVI II) veröffentlich- ten Aufnahmen die ersten ihrer Art sind. Der älteste wissen- schaftlich diskutable Namen der Palme ist Cocos maldivica (durch Druckfehler „maldio- ica") in Gm 1:1.1 x, Syst. Nat., Vol. II, p. 569(1791). Aller- dings ist die Beschreibung „foliis bipinnatis" unrichtig, oligleich die Diagnose die zu- treffende Abi lildunu; S< >\ \ 1 kais zitiert und sich wohl darauf bezieht. Persoon in Enchiridion, Vol. II, p. 630 (18071, führt diese Cocos maldivica schon zu Lodoicea über. Würde man also von der fehlerhaften Dia- gnose GMELINS absehen, so wäre rein formal der älteste valente Name Lodoicea maldivica (Gmel.) Pers. Die übliche Bezeichnung L ioicea sechellarutn wurde zuersl von I \r.u i.akmiki gebraucht in einem Aufsatz, der zwar schon [801 vorgelesen, aber erst [807 (in Ann. Mus. Hist Nat. Fi hellarum. Keimpflanze. Botanisch« Garten zu Hamburg, Oktober 1899. Nach einei pbotographischen Aufnahme \.>n 1 t. Za( iiakias. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seyehellen. 43 7 Paris, T. IX, p. 140, t. 13) veröffentlicht wurde. Der Name ist zweifellos jünger giltige. Hooker und Baker haben zwar daran festgehalten, der Kew Index aber (III, 108 [1894]) auf ur>d proklamiert statt dessen Lodoicea callipyge Comm. ex Jaume St. Hi I (1805), p. 96. Da aber La- billardieres Name bereits 1 80 1 öffentlich vorgetragen war und vor dem Spezies- namen „maldivica" den Vorzug der geographischen Richtig- keit hat, so empfiehlt es sich, auch weiterhin Lodoicea sechel- laruni beizubehalten. D cc k e 11 ia no bili s Wendl. — Baker, Fl. Maur. Seych. 386. Mähe: Mare aux co- chons. Junge Pflanzen (Fig. 1 1). Brauer No. 31. „Palmiste". Junge Pflanzen (Fig. r 1) SCHIMPER. P r a s 1 i n : Vax hoffen. Rösche na nie In no- ch acte s Wendl. — Baker, Fl. Maur. Seych. 387. — Taf. XXXI— XXXVII (IV— X). Mah6: Mare aux co- chons. „Mille-pattes". Junge Pflanzen (Fig. 12). Brauer No. 32. Im Walde, Inflore- scenz Schimper No. 118, No. 1 29. P hoenicophoriu m sechellarum Wendl. in 111. Hort., Vol. XII, p. 433. — Nash in jour. New York Bot. Garden, Vol. III, p. 171 — 174 (1902). — Stevensonia grandi- t'olia Duncan ex Baker, Fl. & laur. Seych. 3 8 8. - Taf. XXXI (IV). XXXIII (VI), XXXV (VIII). Mah6: Mare aux cochons No. 30. als der gibt ihn I. Fxpos., Fig. 11. Deckenia nobü WENDL. „Palmiste". Junge Pflanzen. — ' ., naturl. Größe. ,Latanier vrai ou feuille". Junge Pflanzen (Fig. 13). Brauer 31 438 L. DlELS, Araceae. Protarum sechellarum Engl, in Bot. Jahrb., XXX, Beibl. 67, S. 42, 1901. — Siehe Taf. XXXIV (VII) B. Mähe; Mount Harrison im Palmenwald äußerst gemein, blühend. Schimfer. Neu für die Seychellen. Es ist auffallend, daß diese merkwürdige Aracee von den früheren Sammlern nicht bemerkt worden ist. Ueber ihre systema- tische Bedeutung sagt Eng- ler 1. c. folgendes: „Diese ausgezeich- nete Gattung ist ein wert- voller Zuwachs zu den alt- endemischen Gattungen der Sechellen , welche deren hohes Alter erweisen. Sie ist aber auch insofern von Interesse, als sie, wie auch die Staurostigmateae ein Prototyp aus der Unter- familie der A r o i d e a e dar- stellt, welches noch Spuren der ehemaligen Zwitter- blütigkeit deutlich erkennen läßt. Soweit ich jetzt nach dem sehr dürftigen trocke- nen Material urteilen kann, sind die die Pistille um- gebenden Blattgebilde Sta- minodien, da ihre Beschaffen- heit mit der der Staubblätter übereinstimmt. Wären sie Blütenhüllblätter.dann würde sich die Gattung mehr an Fig. 12. Roschrria melanochaetes Wendl. „Mille-pattes." — '/, natürl. GriJße. StylocIlÜOH anschließen." Amaryllidaceae. Curculigo seychellensis Bojer. — Baker, Fl. Maur. Seych. 368. — Taf. XXXV (VII) A. Fig. 4. Vgl. S. 422. Orchidaceae. Disperis tripetaloides Lindl. — Baker, Fl. Maur. Seych. 331. Det. F. Kkän/.un. Mähe: Cascade Estate, blühend im April 1901 H. P. Thomasset. 32 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 439 Nach einer Zeichnung, die H. P. Thomasset sandte, bestimmte Prof. Kränzlin die Pflanze als Disperis tripetaloides Lindl., die von den Seychellen noch nicht bekannt war, aber für Mauritius, Bourbon und Galega angegeben ist. Va n illa p halaenop s is Rchb. f. — Baker, Fl. Maur. Seych. 527. — Fig. 15. Mähe: An Felswänden, Brauer No. 35. M icrostylis seychel- larum (Kränzl.) Schlechter. — Liparis Seychellarum Kränzlin in Botan. Jahrb., Bd. XXXIII (1902), p. 60. — Fig. 14. Epiphytica, erecta, 13 — 25 cm alta; caule brevi, carnoso 3 — 4-foliato ; foliis erecto-patentibus, oblique ellipticis, acuminatis, basi in petiolum vaginantem sensim angustatis, plicatis, textura tenuibus, petiolo incluso 8 — 13 cm langis, medio fere 1,7 — 4 cm latis; scapo subetreti, stricto, folia paulo super- ante, dense multifloro, glabro ; ra- cemo cylindraceo 4 — 5 cm longo; bracteis patulis lanceolato-linearibus, acuminatis quam flores paulo brevi- oribus; floribus patentibus, ut vide- tur flavidis, inversis, glabris; sepalo intermedio oblongo obtuso, 3 mm longo, lateralibus falcato-oblongis, intermedio paulo brevioribus et latioribus; petalis oblique falcato- ligulatis, obtusis, sepalo intermedio aequilongis; labello e basi minute biauriculata suborbiculata, tertia parte anteriore utrinque grosse 4-dentato, apice ipso subinconspicue tridentato, intus basi callo antice concavo bicruri ornato, 2,5 mm longo et lato; columna pro genere gracili, 1,5 mm (longa, auriculis suberectis obtusis ; ovario pedicellato, leviter 6-costato, glabro, 3 mm longo. Mah6:MountHarrison,Epiphyt auf Farnbäumen im Urwalde, Schimper No. 104. — Vanhöffen. Fig. 13. Phoenicophorium sechellarum Wendl. — '/> natürl. Größe. Deutsche Tiefsee-Expedition 18 Bd. II. 1. Teil. 33 56 440 L. DlELS, Die Art ist besonders interessant als westlichster bisher bekannt gewordener Vertreter der Sektion Pleiodon, welche bisher nur bis Indien bekannt war. Bulbophyllum sechellarum Rchb. f. — Baker in Fl. Maur. Seych. 345. — Det. F. Kränzlin. — Fig. 16. Mähe: Mount Harrison, Epiphyt im Urwalde. Schimper No. 130. Angraecu »1 Brongniartia num Rchl). fil. — Fig. 17. Mähe: an Felsen, „Pajanthe", Brauer No. 36. Angraecuni maheense Schlechter. Det. R. Schlechter. — Fig. 18. Epiphyticum, adscendens, c. 20 cm altum, siccum, brunnescens; radicibus fili- ,ormibus, flexuosis, glabris; caule tereti, bene foliato, vaginis faliorum persistentibus omnino obtecto, c. 10 cm longo, 4 mm diametiente; foliis erecto-patentibus, anguste ligulatis, ob- tusiuscule et valde inaequaliter bilobulatis basin versus paulo angustatis, glabris, textura coriaceis, 11 — 17 cm longis, medio vel supra medium 1,3 — 1,5 cm latis; racemis singulis suberectis, gracillimis, quam folia duplo brevioribus, laxe 3 — 7-floris, rhachi sub- flexuosa ; bracteis cucullato-deltoideis apicu- patis, ovario multo brevioribus; floribus Ulis A. zeylanici Ldl. similibus, inversis, glaber- rimmis; sepalis ovatis, acuminatis, leviter car- nosulis, 5 mm longis, lateralibus falcato- obliquis; petalis subfalcato-lanceolatis, valde acutis, sepalis paululo brevioribus; labello pate elliptico, acuminato, cochleari-concavo, 4,5 mm longo, calcare recto, horizontali, evlindraceo apice clavato, obtuso, 5 mm longo; columna brevissima auriculis qua- dratis; ovario curvato cum pedicello 1 . 7 mm longo. Mähe: Cascade Estate, d'Argent River, an kahlen schattigen Felsen, blühend im Juni igoi. Thomassi 1 Xo. 28. Die Art ist unter den lemurischen mit A. calceolus Thou. am nächsten verwandt, unter- schfifl'.-t sich aber durch die kür/cicn nicht verzweigten Inflorescenzen, kleinere Blüten und den kürzeren Sporn. Am nächsten steht sie dem A. zeylanicum Ldl., das einen kürzeren Sporn hat. 34 Fig. 14. tyiü seychellarum (Kränzlin) S< iuechter. — */, nalürl. Größe. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 441 Polystachya fusiformis (Thou.) Lindl. — Baker, Fl. Maur. Seych. 362. — Det. F. Kränzlin. Mähe: Mount Harrison, Epiphyt im Urwald. Schimper No. 130b. Fig. 15. l'anilla p/ialaeiwpsis RCHB. fil. auf Malle, an Felsen und Bäumen. Nach einer photographischen Aufnahme von A. Brauer. Die Art war bisher nicht mit Sicherheit von den Seychellen nachgewiesen. Sie kommt auch im Gebirge von Mauritius vor. 2. Dicotyledoneae. Moraceae. Artocarpus integrifolia L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 282. Mähe: Kleiner Baum oder Strauch, im Walde hier und da. Schimper No. 10 i. Schimper hatte diese Pflanze irrtümlich als Apldoia mauritiana var. laciniata bestimmt. Unter diesem falschen Namen ist daher auch die Anatomie beschrieben in der Dissertation von M. Fabricius: „Beiträge zur Laubblatt- Anatomie einiger Pflanzen der Seychellen, mit Berück- sichtigung des Klimas und des Standortes". (Beih. Bot. Centralbl., Bd. XII, 1902, S. 304 ff. S. 317 [Diss. 15], Taf. 2, Fig. 8, q.) 56* 1f L. DlELS, Ficus Bojeri Baker, Fl. Maur. Seych. 286. — Det. W. B. Hemsley. Mähe. „Bois marrais". Sebert Baty in Herb. Schimper No. 141. Lauraceae. C innamomum zey lanicum Breyn. — Baker, Fl. Maur. Seych. 290. - Häufig als Strauch im Wald, verwildert. Schimper Mähe: verwildert, Brauer No. 39 No. 124. Saxifragaceae. Brexia m adagas cariens i 's Thouars. — Baker, Fl. Maur. Seych. 97. Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 13 (1916). M a h 6. „Bois Caleau" Sebert Baty in Herb. Schimper No. 143. Der Name „Bois Caleau" („Caloo") wird anscheinend auch für Memecylon elaeagni ange- wandt (s. S. 453). Pittosporaceae. Pittospo mm J]rrig/itii Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 3 (1916). — Det W. B. Hemsley. — Fig. 19. M a h 6 : Mount Sebert auf dem Gipfel, blühend im September. H. P. Thomasset No. 34, No. 56. Diese Pflanze befand sich unter der ersten Sendung des Herrn Thomasset an Schimper. Sie wurde von W. B. Hemsley als neue Art erkannt die mit P. Set/acia von Mauritius nahe verwandt wäre. Früher war sie bereits 1871 von Dr. P. Wright und 1874 von J. Hörne in mangelhaften Exemplaren nach Kew eingesandt worden. Leguminosae. Baker, Fl. Albizzia Lebbek Benth. Maur. Seych. 94. Mähe: Eingebürgert. „Bois noir", liefert Gummi, Gerberrinde, Holz. Brauer No. 44. Leucaena o/auca Benth. — Baker, Fl. Maur. Seych. 92. Det. W. B. Hemsley. Mähe: Weg zur Misere. Eingebürgert. Brauer No. 45. Crotalaria fulva Roxb. — Baker, Fl. Maur. Seych. 68. Mähe: Eingebürgert. Vanhöffen. 36 Fig. 16. Bulhophyllum sechellarum RCHB. fil. '/, natürl. Größe. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 443 D esmodium triqtiet mm. DC. — Baker in Fl. Maur. Seych. 73. Mähe: Vanhöffen. Abrus precatorius L. — Baker in Fl. Maur. Seych. 78. Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 1 (19 16). Mähe: Vanhöffen. Fig. 17. Angraecum Brongniartianum Rchb. Gl. Rechts eine Zingiberacee. Nach einer Photographie von A. BRAUER. Erythroxylaceae. Erythroxylon sechellarum 0. E. Schulz in Pflanzenreich, Bd. IV, 134, p. 158; Hemsley in Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 5 (19 16). — E. laurifolium Baker in Fl. Maur. Seych. 35. Det. W. B. Hemsley. — Fig. 20. Mah6: Auf den Bergen im Cascade Estate gemein, blühend im Mai. Thomasset No. 6. Simarubaceae. Soulamea terminalioides Baker in Fl. Maur. Seych. 42. Det. Schimper. — Fig. 21. Mah6: Mount Sebert, blühend im Juni 1901. H. P. Thomasset No. 38. Diese endemische Art der Seychellen ist unseres Wissens noch nicht abgebildet Wir geben daher beifolgende Abbildung (S. 447), die Herr Dr. R. Anheisser nach dem von Tho- masset an Schimper übersandten Material angefertigt hat. Euphorbiaceae. Phyllanthus Urinaria L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 309. M a h 6 : Vanhöffen. 37 444 Fig. iv i um maheenst Schi.tr. — ' natttrl. Größe Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 445 Fig. 19. Pittosporum Wrightii Hemsl. — Natürl. Größe. Pkyllanthus SchimPerianus Hemsley in Journ. of Bot., Vol. LV, p. 287 (iQi7)- Det. W. B. Hemsley. — Fig. 22. Mah6: Gewöhnlicher Baum. „Bois castique«. Thomasset No. 18. 39 L. DlELS, 446 „Diese und verschiedene andere Arten führen den Namen „bois castique«. Die P. Castkum Willem." (Usteri, Ann. bot., Vol. XVIII, p. 55 - Baker, Fl. Maur. Seych. 311) ist wohl nicht Fig. 20. Erythroxylon sechellarum O. E. Schulz. — Natürl. Größe, Blüten stark vergr. mehr festzustellen, denn wie man aus einer Nachschrift des Herausgebers der „Annalen" ersieht, sind die getrockneten Pflanzen wahrscheinlich verloren gegangen; aber die P. Casticum var. 40 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 447 genuinus Müll. Argov. (DC. Prodr. XV, 2, p. 348), P. virgineus Pers. ist eine kleinblätterige Pflanze von ganz anderem Ansehen." Euphorbia pilulifera L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 303. Fig. 21. Soulamea terminalioidts Bakek. — Natürl. Größe. M a h e: Vanhöffen. Euphorbia pyrifolia Lam. — Baker, Fl. Maur. Seych. 303. Mähe: „Tanghin", giftig. Brauer No. 37. Deutsche Tiefsee-Expedition 1898 — 1899. Bd. II. 1. Teil. 41 57 448 L. Dlels, Anacardiaceae. Campnospc r ma seyc hellarutn March. — Baker, Fl. Maur. Sevch. 61. — Fig. 23. Mähe: Im Walde als Strauch und kleiner Baum, viel. Schimper No. 140; Sebert Baty in Herb. Schimper No. 148. Unsere Figur 23 ist nach Material angefertigt, das Herr H. P. Thomasset unter No. 21 an Schimper sandte. Er bemerkt dabei, die Eingeborenen hätten den Baum als „Capucin blanc" bezeichnet, schienen ihrer Sache aber nicht ganz sicher zu sein. Sapindaceae. Cardiospermum microcarpum H. B.K. — Baker, Fl. Maur. Seych. 56. Mähe: Auf Feldern. Blüten weiß, rot gerändert. Brauer No. 40. Malvaceae. Hibiscus schizopetalus Hook. f. in Bot Magaz., t. 6524. Mähe: Van hoffen. Diese in Bakers Fl. Maur. Seych. nicht erwähnte Art, die im tropischen Afrika vorkommt, wird vermutlich als Zier- pflanze auf den Seychellen wachsen. Sterculiaceae. Her Hier a littoralis Ait — Baker, Fl. Maur. Seych. 26. Mähe: Baum an der Küste, „Bois de table". Sebert Baty in Herb. Schimper No. 147. Dilleniaceae. Worm ia ferruginca Baill. — Baker, Fl. Maur. Seych. 2. — Fig. 24 i). — S. S. 417, 419. Mähe: Wald. Junge Zweige. Vanhöffen, Schimper No. 106, reife Zweige mit Blütenknospen Schimper No. 139. Die Pflanze besitzt eine sehr eigentümliche Heterophyllie. Im Gegensatz zu den er- wachsenen Aesten mit ihren gestielten Blättern (s. Fig. 24 B) tragen die Schösslinge viel größere Blätter, die über 1 m Länge erreichen; ihre Scheide bildet einen stengelumfassenden Behälter, in dem Wasser sich ansammelt (Fig. 24 A). Schimper notierte zu No. 106: „viel Wasser in den Blattbasen, obivohl seit 6 Wochen kein Regen." Dieselbe Beobachtung hatte schon Dr. Perceval Wrighi gemacht, der sie in Transact. Roy. [fish Acad., VoL XXIV, p. 574 mit Folgenden Worten erwähnt: Fig. 22. FhyUantkiu Schimperiäma Hemsl. 1) Wormia ferruginea Baill. A ' B . C und 1) nach Wright m Transact. Roy. Irish Acad., Vol. XXIV, p. 574, pl. 27. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 449 „I have found on very young freely growing trees the lateral wings of the petioles very largely developed, and embracing the stem; in some cases I have found the Space between Fig. 23. Campnosperma seychellarum March. — 3/4 natürl. Größe. these and the stem filled before sunrise with water — in some cases to the amount of about half an ounce. I strongly suspect, that these appendages are but modified stipules." 43 57* 1-^. 24. llornna ferruginta Raii.l. Beiträge zur Kenntnis Her Vegetation und Flora der Seychellen. 45' Fig. 25. Vateria sevchcllarnm Dver. Royal Herb. Kew. '/* natürl. Größe. Nach der Natur von Miss M. Smith. 452 L. DlELS, Dipterocarpaceae. Vatcria sey chellarum Dyer. — Baker, Fl. Maur. Seych. 526. — Fig. 25. Die Abbildung wurde im Royal Herbarium Kew für Schimper hergestellt. Er selbst sammelte diesen wichtigen endemischen Baum der Inselgruppe nicht. Flacourtiaceae. Aphloia seychellensis Hemsl. in Journ. of Bot, Vol. LIV, Suppl. II, p. 2 (1916). ■ — Baker, Fl. Maur. Seych. 1 2 sub A. mauritiaua Bak. „Bois merle." Sebert Baty in Herb. Schimper No. 142. Fig. 26. Eugtnia Wrightii Baker. — */a Mtflrl. Größe. Turneraceae. Turner a ulmijolia L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 104. Mahr: Vanhökfen. Weg nach der Misere. Brauek No. 43. 46 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 453 Passifloraceae. Passiflora sub erosa L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 105. Mähe: Wald, holzige Liane. Schimper No. 133. Det. W. B. Hemsley. Begoniaceae. Begonia Seychellen* is Hemsl. in Journ. of Bot, Vol. LIV, Suppl. II, p. 15 (1916). Mähe: Bis gegen Mannshöhe, im Wald. Schimper No. 108. Junge Exemplare. Schimper No. 115b. Lecythidaceae. Barringtonia racemosa Roxb. — Baker, Fl. Maur. Seych. 119. „Bois marrais." Sebert Baty in Herb. Schimper No. 145. Myrtaceae. Eugenia jambosa L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 115. — Det. W. B. Hemsley. Mähe: „Jamboraya". Brauer No. 42. Eugenia Wrightii Baker, Fl. Maur. Seych. 117. — Det. W. B. Hemsley. — Fig. 26. Mähe: Gipfel von M. Sebert, Juli 1901, Thomassei" No. 48, No. 49. „Bois de pomme". Die Frucht wird von den Eingeborenen gegessen. Die Fig. 26 ist von Dr. R. Anheisser mit Benutzung einer Skizze von H. P. Thomassei" abzeichnet. Melastomataceae. Melasto ma m alabat/i ricutn L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 121. Mähe: Im Wald. Schimper No. 1 10. M emecylon elaeagni Bl. - - Baker, Fl. Maur. Seych. 122. - - Det. W. B. Hemsley. — Fig. 27. Mähe: Cascade Estate, blühend im Mai, gemein. Thomasset No. 8; nach diesem Exemplar ist Fig. 27 angefertigt. Die von M. Fabricius in seiner Dissertation „Beiträge zur Laubblatt-Anatomie einiger Pflanzen der Seychellen (Beih. Bot. Centralbl., Bd. XII, 1902, p. 328 [Diss. S. 26]) unter Memecylon Elaeagni gegebene Beschreibung gehört zu Brexia madägascariensis. Die Verwechslung ist durch den übereinstimmenden Vernacular-Namen veranlaßt. Oenotheraceae. Jussiaea suffruticosa L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 124. Mah6: Am Wege zur Misere, blühend im Oktober. Brauer No. 41. 47 Fig. 27. Memecylon elaeagni Bl. — Q/3 natürl. Größe. 454 L. DlELS, Sapotaceae. Northea confusa Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. LIV, p. 361 (1916). „Capucin". Sebert Baty in Herb. Schimper. Kig. 28. Northta Ilornri (Hartog) Pierre. Blühender Zweig, nach einem Exemplar des Kew Herbarium gezeichnet von Miss M. SMITH. Was unter „Capucin" verstanden wird, zeigt bedeutende Variabilität im Laube und in den Früchten und Samen. Der Name „Capucin" bezieht sich auf die Frucht, die Aehnlichkeit mit der Kutte der auf den Seychellen lebenden Capuziner hat (Brauer). 48 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 455 Northea Ho me i (Hartog) Pierre, Not. Bot. Sapot, 1890 p. 11. — Hemsl. in Journ. of Bot, Vol. LTV, p. 361 (1916). — N. seychellana Hook. f. in Hook. Ic. pl., t. 1473, 1884. — Mimus- ops Hornei Hartog in Journ. of Bot, Vol. XVII (1879), p. 358. — Fig. 29. Mähe: Hörne No. 539 u. a. Ueber die Unterschiede von der vorigen siehe Hemsley in Journ. of Bot, Vol. LIV, p. 361 f. (1916). Mimusops sechellarum (Oliv.) Hemsl. in Journ. of Bot, Vol. LIV, Suppl. II, p. 23 (19 16). — Imbricaria Sechellarum Oliv, in Hook. Icon. pl. 2315 (1894). — Det W. B. Hemslev. Mähe: „Bois de natte" Sebert Baty in Herb. Schimper No. 144. Schimper hatte die Meinung, daß die Pflanze mit Imbricaria maxima Poir. (von den Maskarenen) identisch sei. Unter diesem irrigen Namen ist sie auch anatomisch von M. Fabricius in seiner Dissertation (Beihefte Botan. Centralblatt, Bd. XII [1902] p. 306) beschrieben. Hemsley identifizierte das Exemplar zweifellos mit /. Sechel- larum, schreibt aber am 20. Ja- nuar 1903 an Schenck: „But inas- much as the flowers depicted in Hooker's Icones were from a dif- ferent source from the fruit, some uncertainty exists still about both species." Mimusops decipiens Hemsl. in Journ. of Bot, Vol. LIV, Suppl. II, p. 23 (1916). — Imbricaria decipiens Hemsl. in litteris cl. H. SCHENCK Jan. 1003 missis. — Fig. 30. Mähe: „Bois de natte". Mount Sebert; „found growing on Summit of Mt Sebert. 1800 ft There is a number of stunted trees on this mountain many of them only 2 or 3 feet in height — but bearing fruit and flowers. All the flowers I found seemed to be dried up, perhaps on aecount of the very dry weather \ve have been having. All except one, had lost the „crown" of blades carrying the anthers. My sketch of flower is probably not quite correct, and will have to be verified". 16. Juni 1901, Thomasset No. 37. Fig. 2'). Northea Hornei Pierre. A Frucht. />' Same. Apocynaceae. Ochrosia borbonica Gmel. — Baker, Fl. Maur. Seych. 223. Mähe: „Bois chauve souris", jetzt selten werdend. Thomasset. 49 Deutsche Tiefsee-Expedition i8q8 — 1899. Bd. II. 1. Teil. Fig- 31. 58 456 L DlELS, Convolvulaceae. Ipomaea peltata Choisy. — Baker, Fl. Maur. Seych. 208. Mähe: Am Weg nach der Misere, Brauer No. 49; im Wald, Liane, Schimper ohne No. Fig. 30. MimusofS deeipieta Hi-.Msi.. Zeichnung nach THOMASSET No. 37 und zugehöriger Skizze ausgeführt von R. Anheisser . Ipomaea cairica Sw. — Baker, Fl. Maur. Seych. 207. Mahr: Vanhöffen. 50 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 457 Fig. 31. Ochrosia borbonica GMEL. — Natürl. Größe. Verbenaceae. Clerodendron serratum Spreng. - ■ Baker, Fl. Maur. Seych. 255. Mähe: Eingebürgert. Vanhöffen. 5i 58* 458 L. DlELS, Lantana Camara L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 253. — Fig. 1, S. 414. Mähe: Weg zur Misere. Brauer No. 50. Scrophulariaceae. Russelia juncea Zucc. — Baker, Fl. Maur. Seych. 237. Mähe: Eingebürgert Vanhüffkn. Striga kirsuta Lour. — Baker, Fl. Maur. Seych. 242. Mähe: Ueberall auf Feldern. „Herbe rouge", gilt als giftig, besonders für Schafe. Brauer No. 46. „Herbe du Riz" Thomasset No. 26. Bignoniaceae. Colca p e dun cu lata Baker, Fl. Maur. Seych. 244. Mähe: Kleiner Baum, viel im Walde, Schimper No. 132. Mount Harrison Yan HOFFEN. Acanthaceae. Asy stasia gange - tica T. Anders. — Baker, Fl. Maur. Seych. 247. Mähe: Vanhöffen. Rubiaceae. Randia lancifolia (Boj.) Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. L1V, Suppl. II, p. 17 (19 16). — Pyrostria lancifolia Boj. ex Baker, Fl. Maur. Seych. 149 sine descript. — Det. W. B. Hf.msi.ey. — Fig. 32. Mare: „Cafe Marron", Cascade Estate, blüht im April und Mai Thomassei No. 11. Randia sericea (Baker) Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 18 (iqi6). — Ixora sericea Baker, Fl. Maur. Seych. 151. — Det. W. B. Hemsi.kv. — Fig. 34. Mähe: Gipfel von Mount Sebert, blühend am 16. Juni iqoi, Thomasset No. 36. Die Blattrippen sind glänzend rot, die Blüten orangerot Gardenia Annae Wright - Baker, Fl. Maur. Seych. [43. Mahi': Stattlicher Strauch im Walde, Laubzweige, Schimper No. 109, No. 121, No. 127. ( raterispermum microdon Baker, Fl. Maur. Seych. 145. -— Fig. 33. Mähe: „Bois doux" Su-.iki Baii in Herb. Schimper No. 138. 52 Fig. 32. Randia lancifolia (Boj.) HEMSL. — v/j natürl. Grüße. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 459 Morinda c itrifo lia L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 153. Mähe: Cascade Estate. „Bois tordu". Thomasset No. 13. Psychotria Pervillei Baker, Fl. Maur. Seych. 155. — Det. W. B. Hemsley. — Fig- 35- Mähe: Cascade Estate, blühend im Mai, Thomasset No. 9. Mount Sebert, fruchtend im September, Thomasset N.o 55. Campanulaceae. Isotoma longiflora (Willd.) Presl. Mähe: Wohl eingeschleppt Vanhöffen. In Bakers Fl. Maur. Seych. wird diese Art nicht erwähnt. Compositae. Elephantopus s cader L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 162. Mähe: Vanhöffen. Ageratum conyzoid es L. — Baker, Fl. Maur. Seych. 163. Mah6: Gemein auf Feldern und an Wegen. Brauer No. 47. Gy n u ra sechellensis (Bak.) Hemsl. in Journ. of Bot., Vol. LIV, Suppl. II, p. 21 (19 16). — Senecio seche/knsis Baker, Fl. Maur. Seych. 1 78. — Fig. 3, S. 420. M ahe: Mount Simpson. Strauch mit gelbroten Blüten, Brauer No. 48. Viel im Walde, blühend, Schimper INO. I 20. Fig. 33. Crciterispermum microdon Bak. — -f3 natürl. Größe. 3. Die geographischen Beziehungen der Seychellenflora. Bereits in Schimpers Bericht (S. 418) ist auf die Unterschiede hingewiesen, welche die einzelnen Pflanzenformationen der Seychellen nach ihren geographischen Beziehungen bieten. Wie in jedem Lande, sind dort die Probleme der genetischen Pflanzengeographie bei der Strand- und Niederungsflora andere, wie bei der Flora des urwüchsigen Waldes, die wahrscheinlich die herrschende war, als die Inseln sich noch im reinen Naturzustande befanden. Für eine genaue statistische Analyse der Seychellenflora ist daher das Haupterfordernis, die einzelnen Formationen gesondert zu behandeln. Dies ist bisher nicht geschehen, und auch 53 460 L. DlELS, ich muß gegenwärtig davon absehen, eine derartige Statistik vorzulegen, da der von He.msley zu erwartende neue Katalog der Flora (S. 410) doch wieder alle Zahlen ändern würde. Dagegen lohnt es sich, kurz darauf hinzuweisen, welche Elemente in der Waldflora der Seychellen vorhanden sind, und welche geographische Beziehungen sie darbieten. Am wichtigsten für diese Erörterung sind die Endemiten, und so ist es zunächst not- wendig, über deren Verwandtschaft Brauchbares zu ermitteln. Leider fehlen für viele die not- Fig. 34. Randia stricea (Bak.) Hkmsi.. — '/» »atürl. Größe. wendigen Vorarbeiten dazu. Eine ganze Anzahl endemischer Spezies der Seychellenflora gehören zu pantropischen Grattungen oder wenigstens zu allgemein paläotropischen. Ob sie afrikanischen oder asiatischen Gruppen näher stehen, wird in den Beschreibungen nicht angegeben, läßt sich also ohne monographische Durcharbeitung der betreffenden Formenkreise nicht bestimmen. In diese ziemlich große Kategorie gehören Arten wie die von Pandanus, wie Curcutigo seychelr lensis Boj., Loranthus sechtUensis Baker, Imputiert* Gordoni Hörne, die von Eugenia, Webera techellensü Baker und Gynura sechellensis (Baker) Hemsi... aber auch Gattungen, wie Wielandia von den Euphorbiaceen, Indokingia und Geopana.x von den Araliaceen : bei diesen allen ist die 54 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 461 -# weitere Verwandtschaft allgemein paläotropisch, und es bleibt eingehenderen systematischen Studien überlassen, ihren bestimmten Platz in den Verwandtschaftsgruppen festzustellen. Auf alle Fälle jedoch ergibt sich nach dem systematischen Charakter eine bemerkens- werte Isolierung dieser Seychellen-Endemiten. Sie würden allein schon genügen, darzutun, daß die Seychellen keine echt ozeanischen Inseln sind, sondern Rest-Inseln. Den stärksten pflan- zengeographischen Ausdruck aber findet diese ja auch geo- logisch und zoologisch hin- länglich gesicherte Tatsache darin , daß den Seychellen endemische Gattungen eigen- tümlich sind, deren genaue systematische Einordnung Schwierigkeiten bereitet. Die eine davon ist Protamin, die nach Englers S. 438 mitge- teilten Ausführungen eine primitive Aroidee darstellt, von der keine näheren Ver- wandten erkennbar sind. Die andere ist Medusagyne, auf die das gleiche zutrifft. Hems- ley sagt davon (Hookers Icon. plant, t. 2790 [1905]), die Gattung sei mit keiner an- deren Ternstroemiacee nahe verwandt. Die Blattstelluno, der Bau der Blüte und Frucht böten eine Vereinigung von Merkmalen, die mehr oder minder ungewöhnlich in dieser Familie seien. Man habe daher auch vermutet, Medusagyne gehöre vielleicht zu den Guttiferen, aber Anatomie, Frucht und Samen seien verschieden. Medusagyne wächst nur in den höheren Berglagen von Mähe; etwa um 800 m herum. Diese Beschränkung der Vertikal- verbreitung scheint anzudeuten, daß die Gattung zu einer alten Flora gehört, von der durch die Senkung der Seychellen viele Elemente zum Aussterben gebracht sind. Bei jeder Senkung eines größeren gebirgigen Landeskomplexes werden ja die Bewohner der höheren Lagen dem stärksten Daseinskampf ausgesetzt sein. Denn sie geraten dabei in zu warme Medien, und ob sie über- leben, das hängt davon ab, wie weit das gleichzeitig stärker nivellierte Klima ihre thermophilen, 55 F'g 35- Psyckotria Fervtl/ei Baker. — */s natürl. Größe. 46'2 L- DIELS- vielleicht auch etwas xerotischen Konkurrenten in Nachteil setzt und in ihrem Widerstände schwächt. Wie seit langem bekannt, haben die Seychellen ihrer geographischen Lage entsprechend auch in der Waldflora manche nahe Beziehungen zu den Maskarenen und zu Madagaskar. Vereinigt man sie mit diesen Inseln zu einem biogeographischen Begriff, so kann man von „Lemurien" sprechen. Wie sich die einzelnen Teile dieses Lemuriens historisch genauer zueinander verhalten, ist noch nicht zu übersehen. Es fehlt dazu vor allem eine ge- nügende Durcharbeitung der Flora Madagaskars. Soweit die Auskunft der vorhandenen Floren reicht, sind einige Arten als ausschließlicher Besitz der Seychellen und Maskarenen anzunehmen. Dazu gehören z. B. : Crinum angustum Roxb. Euphorbia pyrifolia La.m. Crinum Careyanum Herb. Ochrosia borbouica Gmel. Dispcns tripetaloides Lindl. In gleiche Richtung weist es, wenn bei manchen Endemiten der Seychellen eine nähere Verwandtschaft nur mit solchen der Maskarenen besteht. Die Zahl solcher Fälle ist nicht sehr groß. Außer Angraecum maheense Schlechter, Pittosporum Wrighiii Hemsl. und Begonia \eyckettensis Hemsl. gehört aber dahin die wichtige Gruppe der 5 endemischen Palmengenera Roscheria, Nephrosperma, Verschaffeltia, Phoenwophorium und Deckenia, die Drude als Areceae aculeiferae zusammenfaßt. Denn nahe damit verwandt ist nur noch Acanthophoenix, die auf Mauritius und Bourbon heimisch ist. Die indo-malesische Oncosperma steht schon ferner. — Auch Lodoicea sechellarum findet ihre nächsten Verwandten wohl in Latania, die mit ihren 3 Arten auf die Maskarenen beschränkt ist : beide Genera sind sehr eigenartige Zweige an dem paiäotropischen Stamme der Borasseae. Wenn übrigens diese Palmen gegenwärtig im Vegetationsbilde eine so tonangebende Rolle spielen (S. 418), so darf man dies für die floristische Beurteilung der Inseln nicht übertrieben hoch bewerten. Es liegt darin mehr ein .sekundäres Merkmal ihrer Vegetation. Denn Palmen beweisen sehr häufig, daß sie Waldzerstörungen besser widerstehen können als viele Dikotylen- Holzgewächse. Wie umfassend solche Waldverwüstungen auf den Seychellen gewesen sind, ist bekannt: dadurch sind dort die Palmen quantitativ in den Vordergrund getreten. Zieht man weiterhin Madagaskar zum Vergleiche heran, so gewinnt man eine neue wichtige Kategorie der Seychellen flora, die man das le muri sehe Element nennen könnte. Hierher zählen einige interessante Gattungen : so Grisollea (Icacin.), Bosquiea (Morac), Colca (Bignon., die auch auf den Maskarenen vertreten ist); von Arten z. B. Ochna Ftyeri Hemsl., dann Nepenthes Pervülei Bi.., die ihre nächste Verwandte im N. madagascariensis PoiREr findet, sodann Agrostophxllion occidentale Schltr. (OrchidL). An dies rein lemurische Element könnte man ein afrikanisches anschließen. Doch ist es fraglich, ob wirklich selbständig ein solches existiert Denn die große Mehrzahl der „afri- kanischen" Typen der Seyehellen-Waldflora sind gleichzeitig auch lemurisch, so z. B.- Amomum Danielli Hook. fil. (Zingib.) Ludia sessiliflora Lam. (Flacourt.) Brexia madagascariensis Thon. (Saxifrag.) Brehmia spinosa Harv. (Logan.) Allophyhts monophyllus (E. Mey.) Radlk. (Sapind.) 56 Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. .16 3 Nur von der Gattung Craterispermum (Rub.) scheint noch keine madagassische oder maskarenische Art bekannt zu sein, während aus dem tropischen Afrika mehrere beschrieben sind. Das Fehlen sonstiger ausschließlich afrikanischer Typen auf den Seychellen scheint zu beweisen, daß die heute durch große Meerestiefen bezeichnete Sonderung der Seychellen vom Festlande Afrikas schon seit sehr langer Zeit besteht. Schließlich findet sich im Walde der Seychellen ein beträchliches indo-malesisches Element. Dies ist von besonderem Interesse, weil es z. B. bei den Landschnecken kaum nach- gewiesen ist. In den Pflanzenlisten dagegen werden eine Reihe von indischen Arten angeführt, die dem festländischen Afrika fehlen. Einige davon sind allgemein lemurisch, z. B. Afzelia bijuga A. Gray und Allophylus racemosus L. Andere werden auf den Seychellen angetroffen, ohne von den Maskarenen oder Madagaskar nachgewiesen zu sein: Dracaena angustifolia Roxb. (auch Rodriguez) Tylophora asthmaiica W. et A. Melastoma malabathricum L. Ti/>io>iit(s Jambosella Thw. Cerbera Odollam Gaertn. Bei einzelnen dieser Gewächse mag dieses Vorkommen auf den Seychellen neueren Datums sein oder von rezenter Einführung herrühren. Es wäre aber verfehlt, wenn man dies von dem indischen Element insgesamt annehmen wollte: das zeigt die Verwandtschaft gewisser wichtiger Hndemiten. Ficus nautarum Bak. und F. consimilis Bak., Soulamea terminalioides Bak. (Simarub.) Campnosperma seychellarum Mai« n. (Anacard.), Wormia ferruginea Baill. (Dillen.), Vateria seychel- laiiDii Dver (Dipterocarp.) : alle haben nur im indo-malesischen Gebiete nähere Verwandte. Be- sonders sind es Arten von Zevlon, die oft engere Beziehungen bieten: so bei Vateria, bei Campnosperma, so auch bei Vanilla phalaenopsis Rchb. fil., die in die Nähe der zeylonischen V. Walkeriae Wigiit gestellt wird. Man hat bisher nicht beachtet, daß gerade die stattlichsten unter den Bäumen, die den höher gelegenen Bergwäldern der Seychellen eigentümlich sind, der Mehrzahl nach zu dem indo- malesischen Element gehören. Aber diese Tatsache ist von Wichtigkeit. Auch daß von jenen Bäumen so wenige auf den übrigen lemurischen Inseln vorkommen, muß auffallen. Beides scheint mir darauf hinzuweisen, daß die Seychellen in sehr früher Zeit einmal ostwärts oder nord- ostwärts in Berührung gewesen sind mit einem jetzt verschwundenen Lande, das ähnlich wie heute das südwestliche Indien oder Zevlon eine Flora von indo-malesischem Gepräge trug. In der Hauptsache würden also in der indigenen Waldflora der Seychellen zu unter- scheiden sein : ein indo-malesisches Element, das besonders unter den höheren Wald- bäumen seine Vertreter besitzt, und ein lemurisches Element, das durch die Palmen und zahlreiche kleinere Holzgewächse eine bedeutende Rolle in den heute noch vorhandenen Wal- dungen spielt. 57 Deutsche Tiefsee-Expedition i8g£ — i8c,q. Bd. Tl. i, leil. cg Register. Abnts precatorius 443. Acahpha indica 414. Acanthaceae 458. Acanthophoeni.x 462. Achyranthes 414. Acrostichum repandum 431. — sorbifolium 431. — Spiral um 43 I. — viscosum 433. Afzelia bijuga 463. Ageratum conyzoides 459. Agrostoplivllum occidentale \b2. Albizzia Lebbek 442. Allophylus monophyllns 462. — racemosus 463. ,•1 //« nanthera 414. Amaryllidaceae 438. Amomum Danielli 462. Anacardiaceae 448. Andropogon contortus 415. Angiop/eris eveda 423, 433, Taf. XXXI (IV) D. Angraecum Brongniartianum 440, 443 Fig. 17. — maheense 440, 444 Fig. 18, 462. Aphloia mauritiana 441, 452. — seychellensü 4,52. Apocynaceae 455. Casuarina equisetifolia 425, 427, Taf. \I.I1 (XV). Cauliflorie Cih, 1,1 Odollam 412, 463. < iiKisT 428. 1 IIK1-.1 BNSEM | II, |-'V Cinnatnomum teylanicum 41s, 44-- 58 Clerodendron fragrans 414. — senatum 457. Coco de mer 426. Cocos maldioica 436. — maldivica 436. — nwifera Taf. XXVIII B (II B), Taf. XLII (XV). Colea 425, 462. — peduneulata 419, 458. Colubrina asialica 412. Compositae 459. Craterispcrmum microdon 42 I, 458, 459 Fig- 33. 463- ('nimm a/igi/slum 462. — Careyanum 462. Crota/arin fulva 442. Curculigo iti /mala 422. — seychellensü 422 Fig. 4, 400, Taf. XXXIV (VII). Cyalhea sechellarum 419, 423. Cymodocea serrulata 434. ( 'ynodon daetylon 4 15. Cyperaceae 434. ( yperus 413. Davallia chaerophylloides 431. — et ata 431. — elegans 43t. — pedata 43 1. Deckenia nobilis 425, 427, 437 Fig. 11, 462, Taf. XLI (XIV). Desmodium \\ \. triquetrum 443. Dipterocarpaceae 452. Dispens tripetaloides 438, 462. Dodonaea viscosa 425, 427. Dracaena angustifolia 419,427,463 Dryopteris cucullata 431. — ■ mollis 431. — parasitica 428. Wardii 423, 420 Fig. 5, 431. Dupont 410. L. DlELs, Beiträge zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. 465 Elaphoglossum petiolatum 433. — — var. salicifolium 433. Elemente der Flora 460. Elephautopus scaber 45Q. Endemische Palmen 417, 418, 419. Endemismus 418, 460. Engler 411. Enkalus acoroides 434. Epiphyten 423, 424. Erythroxylaceae 443. Erythroxylon laurifolium 443. — sechellarum 443, 446 Fig. 20. Eugenia jambosa 453. — Wrightii 452 Fig. 26, 453. Euphorbiaceae 421, 443. Euphorbia pilulifera 414, 447. — pyrifolia 447, 462. Fabricius 411, 441, 453, 455. Farne 423. Fiats Bojeri 442. — consimilis 463. — nautarum 463. Fimbristylü glomerata 435. Flacourtiaceae 452. Gardeuia Aunae 421, 458. Gardiner 410. Geographische Beziehungen 45g. Geopanax 418, 460. Gleiche 11 ia dirlwtoma 4 16, 433. — linearis 433. Gleicheniaceae 433. Gomphocaipus cormilus 414. Gramineae 434. Gräser 415. Grisollea 462. Guppy 427. Gynura sechellensis 420 Fig. 3, 421, 459, 460. H. Hemsley 410, 411. Herbe du Riz 458. — rouge 458. Heiiliera liltoralis 4 12, 448. Hernandia peltata 4 12. Hibiscus schizopetalus 448. — tili accus 412. Hörne 411. Humata rapens 431. Hydrocharitaceae 434. Hydrocotyle asiatica 4 13. Hymenolepis spicata 424, 431, 432 Fig- 72- Hymenophyllaceae 424, 428. Hymenophyllum ciliatum 424, 428. Hvpolvtrum latifolium 427, 435. — mauritianum 422, 435. — sevchellense 427, 435. I. Imbricaria decipiens 455. — maxima 455. — seychellarum 455. Impatiens Gordoni 423, 460. Indokingia 418, 460. Indo-malesisches Element 463. Ipomaea cairica 456. — peltata 424, 425, 456. Ischaemum barbatum 415. Isle aux Cerfs Taf. XXVIII (I) A. — St. Anne Taf. XXVIII (I) A. Isolierte Gattungen 461. Isotoma longiflora 459. Ixora sericea 458. J- Jamboraya 453. Pussiaea suffntlicosa 413, 453. L. Eir/tana Camara 413, 414 Fig. 1, 458. I — lilacina 4 14. Latania 462. Latanier feuillc 437. — vrai 437. Laubfall 425. Lauraceae 421, 442. Lecythidaceae 453. Leguminosen 421, 442. Lemna minor 413. Lemurisches Element 462. Leptochilus bipinnatifidus 431. Leucaena glauca 442. Lindsaya Kirkii 423, 430 Fig. 6, 431. Liparis Seychellarum 439. Lodoicea callipyge 437. — maldirica 435, 436. - sechellarum 425, 426, 427, 435 Fig. 9, 10, 436 Fig. 11, 462, Taf. XL (XIII) bis XLIV (XVII). P.uilia sessiliflora 462. Lycopodiaceae 433. 59 Lycopodium cemuum 41 6, 433. — complanatum 433. — Phlegmaria 433. Lciranthtts sechellensis 460. H. Mähe 412, Taf. XXVIII B (I B), Taf. XXIX (II), Taf. XXXI (IV) bis XXXV (VIII). Malvaceae 448. Mangrove Taf. XXVIII A (IA). Marattiaceae 433. Medusagyne 418, 461. Melastoma malabathricum 419, 453. Melastomaceae 453, 463. Memecylon elaeagni 442, 453 Fig. 27. Microstylis seychellarum 424, 439, 440 Fig. 14. Mille-pattes 418, 437, Taf. XXXVI (IX) bis XXXVII (X). Mimusops decipiens 455, 456 Fig. 30. — sechellarum 455. Moraceae 441. Morinda citrifolia 459. Mount Harrison 412. Myrtaceae 421, 453. N. Naturalisierte Pflanzen 413, 414. Nepenthes madagascariensis 462. — Pervillei 462. Nephrodium cucullatum 431. — molle 428. — Wardii 431. Nephrolepis biserrata 43 1 . — exaltata 431. Nephrosperma Van Houtteana 462, Taf. XXXII (V) D. Norihea 418, 425. — con/usa 421, 454. — Hornci 418, 421, 454 Fig. 28, 455. — seychellana 455. Nymphaea stellata 413. O. Ochna Fryeri 462. Ochrosia borbonica 4 1 3, 455, 457 Fig. 3 1 , 462. Octoblepharum albidum 424. Oenotheraceae 453. Oldcnlandia trinervia 4 1 4. Ophioglossaceae 433. Ophiogiossum pendnlum 433. Orchidaceae 438. 59" 4 66 L. Diei.s, Beitrage zur Kenntnis der Vegetation und Flora der Seychellen. Pajanthe 440. Paläotropische Elemente 460. Palmenwald 418, Taf. XXXI (IV) bis XXXIII (VI). Palmiste 437. Pandanaceae 434 Pandanm Homei 416, 417, 418, 419, 427, Taf. XXX (III), Taf. XXXII (V) A, XXXVIII (XI). — multispicatus 415, 417» 4-7- — sechellarum 415, 417, 434 Fig. 8. Panicum 415. '.'in suberosa 424, 453. Passifloraceae 453. Phoenicophorium sechellarum 419, 427, 437, 439 Fig. 13, 462, Taf. XXXI (IV), Taf. XX XII I (VI), Taf. XXXV (VIII). Phyllanthus 414. — casticuiti 446. — Seh imperian us 445, 44^ Fig. 22. — Urinaria 443. — virgineus 447. Piperaceen 421. Pittosporaceae 442. Pittosporum Wrightii 442, 445 Fig. 19, 462. Plectronia bibracteata 421. Polypodiaceae . Polypodium Phymatodes 423, 433. Polystackya fusiformis 441. Polyslichum adianlifortne \ j 1 . Potamogeton na/am [.13. Pütarai geti maceae 434. Praslin 12s. Taf. XL (XIII). Protarum 418, 422, 461, Taf. XXXI V (VII). - sechellarum 438. Taf. XXX IV (VII). Psathura sechellarum Taf. XXXII (V)B. Psidium Guajava 415. Psilotum complanatum 424, 432 Fig. 7 s, 433 Psychotria obtusifolia 421. — Pervilki 421. 459. 4r>' F'g- 35- Pteridophyta 428. Pyrostria laneifolia 458. Randia laneifolia 427, 458 Fig. 32. — sericea 458, 460 Fig. 34. Rhipsalis Cassytha 426. onium spiniforme 424. Riseleya 418. Roscheria melanochaeles 418, 437, 438 Fig. 12, Taf. XXXI (IV) C, Taf. XXXII (V) C, Taf. XXXIII (VI), Taf. XXXV (VIII), Taf. XXXV] (IX), Taf. XXXVII (X). Rotfärbung der jungen Teile 419. Sapindaceae 448. Saxifragaceae 442. Scaevola Koenigii 425, 427. SCHENCK 409, 410. SCHIMFER 409. Schizaea digitala 433. Schizaeaceae 433. Scirpus 413. Scmphulariaceae 45*. Selaginella < 'ommersoniana 433. — fissidenioides 433. — sechellarum 421. Selaginellaceae 433. Senecio sechellensis 459. v 1 hellaria 418, 42 1. Suhl 414, Siegesbeckia orientalis 414. Sunarubaceae 443. Soulamea terminalioides 443, 447 Fig. 2 1 . 4".v Stachytarpheta indica 414. Stenochlaena Pervillei 423, 431. Stenotaphrum complanatum 434 — glabrum 415, 434. Sterculiaceae 448. Stevensonia grandifölia 419, 437. Strandflora 412, 425. Striga hirsuta 458. T. Tanghin 447. Thespesia populnea 412. Thomasset 409. Timonius Jambosella 463. Trichomanes cupressoides 428. — cuspidatum 424, 428. — erosiim 428. — rigidum 428. Triumfetta rhomboidea 414. Trois freres 412, Taf. XXIX (II). Turnera ulmifolia 452. Turneraceae 452. Tylophora asthmatica 463. Typha 413. U. Unkräuter 413 — 415. Urena 414. Urticaceen 421. V- \ ANHÖFFEN 4O9. Vdnilla aphylla 417. — phalaenopsis 416 Fig. 2, 417, 430. 441 Fig. 15, 463. — Walkeriat 417, 463. Vateria seychellarum 418, 451 Fig, 25, 452, 463. Verbenaceae 457. Verdrängung der heimischen Flora 4 1 5. Verschaffeltia splendida 417, 4 in, 402, Taf. XXXI (IV), Taf. XXXIII (VI). Taf. XXXVII] (XI), Taf. XXXIX (XII). Vittaria scolopendrina 423, 431, 432 Fig. 7,. W. Waldüberreste 417. Webera sechellensis 460. Wielandia 418, 460. Winter 409. Wormia ferruginea 417, 410, 425, 427. 448, 450 Fig. 24, 463. Wright 411. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohlc) in Jena. — 5°5° Karte. Karte. Karte der Seychellen. Nach A. Brauer. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99- Bd.II l. L.DIELS : SEYCHELLEN'. b ä V «V o o o a x W CS I d ü ran Gustav Fischer uUena Tafel XXVII 1A und B. i l.ttrl l.\ und B.) Tafel XXVIII A. (Tafel IA.) Isle St. Anne (links) und Isle aux Cerfs (rechts). Mangrove zur Ebbezeit. Nach photo- u;raphischer Aufnahme von A. Brauer, 1895. Tafel XXVIII B. (Tafel IB.) Mähe. Blick von der Mündung des Mamelles-Flusses gegen die Stadt Mähe. Hafen und Nordteil von Mahr. Kokospalmen. Nach photographischer Aufnahme von A. Brauer, [895. DEUTSCHE TIEESEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teü D1ELS, SEYCHELLEN. TAE. XXVIII. la. Isle St. Anne und Isle aux Cerfs. Mangrove zur Ebbezeit. Kseäfcta.. s-- - Nach phot. Aufnaliine von A Brauer. Duplcx-Lichtdruck von J B. Obcrnetter in München. Tat. I. Ib. Insel Mähe, Blick von der Mündung des Mamellos-FIusses. Cocospalmen. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXIX. (Tafel [I.) Tafel XXIX. (Tafel II.) Mähe. Aussicht von der Belle vue. Die Berge im Hintergrund: links im Nebel Morne Seychellon, rechts die Trois frc-res. Nach photographischer Aufnahme von F. Winter. w w u >< w ö oo oo o PI P-i M l OQ C3 CO EH t= (=1 Ol . 3 es > C 41 u "— » c tu CQ Im u u •o CO — c LZ t^-I o > > cd CO H f CO (J 3 '35 o CO 3 < c o > Ä M •. Tafel XXX. (Tafel III.) Tafel XXX. (Tafel III.) Mähe. Pandanus Homei^KLS. fil. Nach photographischer Aufnahme von H. P. Thomassi r, April 1903. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teü. DIELS: SEYCHELLEN. TAI. XXX Nach phot. Aufnahme von H. P. Thomasset. Duplex-Lichtdruck von J. B. Obernetter in München. Taf. III. Pandanus Hornei Balf. fil. Mähe. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXI. (Tafel IV.) Tafel XXXI. (Tafel IV.) Mähe. Bergwald. A Kleines Exemplar von Vcrschaffcltia splendida Wendl. B Junge Pflanze von Phoenicopkorium sechellarum Wendl. C Roscheria melanochaetes Wendl, D Angiopleris evecta (Forst.) Hoffm. Vgl. S. 418. — Nach photographischer Aufnahme von H. P. Thomasset, April 1 903. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPELITION 1898-99. Bd. IL L Teil. DIELS, SEYCHELLEN. TAI. XXXI. Nach phot. Aufnahme von H. P. Thomasset. Duplex-Lichtdruck von |. B. Obernetter in München. Taf. IV. Bergwald auf Mähe. A. Verschaffeltia splendida Wendl., B. Phoenicophorium sechellarum Wendl., C Rosclieria melanochaetes Wendl., D. Angiopteris evecta Hoffen. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXI 1. (Tafel V.) Tafel XXXII. (Tafel V.) Mahr. Mount Harrison, Bergwald. Links Phoenicophorium sechellarum Wendl., in der Mitte Verschaffeltia splendida Wendl., rechts Roscheria mefanochaetei Wendl. Vgl. S. 419. — Nach photographischer Aufnahme von F. Winter, März 1899. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. II. 1. Teil. DIELS: SEYCHELLEN TAE. XXXII. Nach phot. Aufnahme von H. P. Thomasset. Duplcx-Lichtdruck von J. B. Obernetter in München. Taf. V. Bergwald auf Mähe. A. Pandanus Hornei Balf. fi! , B. Psathura sechellarum Bak. C Roscheria melanochaetes Wendl , D. Nephrosperma Van Houtteana Balf. fil. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXIII. (Tafel VI.) Tafel XXXIII. (Tafel VI.) Mähe. Bergwald. A Paiidantis Hornei Bali-, fil. B Psathura seckellarum Baker. C Roscheria melanochaetes Wendl. D Nephrospertna Van Houtteana Balf. fil. Vgl. S. 418, 419. — Nach photographischer Aufnahme von H. P. Thomasset, April 1903. DEUTSCHE TIEESEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL L Teü. DIELS, SEYCHELLEN. TAI. XXXIII Nach phot. Aufnahme von Fr. Winter. Duplex-Lichtdruck von |. B. Obernetter in München Taf. VI. Urwald am Mount Harrison auf Mähe. Phoenicophorium sechellarum Wendl., Verschaffeltia splendida Wendl., Roscheria melanochaetes Wendl. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXIV. (Tafel VII.) Tafel XXXIV. (Tafel VII.) Mähe. Bergwald. A Curcu/igo seychellensis Baker. B Protamin sechellarum Engler. Nach photographischer Aufnahme von H. P. Thomasset, April 1903. DEUTSCHE TIEESEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teü. ÜIELS, SEYCHELLEN. TAE. XXXI7. Nach pliot. Aufnahme von H. P. Thomasset. Duplex-Lichtdruck von |. B. Obernetter in München Taf. VII. Bergwald auf Mähe. A. Curculigo seychellensis Bojer, B. Protarum sechellarum Engl. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXV. (Tafel Y1II. Tafel XXXV. (Tafel VIII.) Mähe, Mount Harrison. Bergwald. A Phoenicophorium sechellarum Wendl. B Rosckeria melanochaetes Wendl. C Asplenium nidus L. Vgl. S. 418, 419. — Nach photographischer Auf nähme von F. Winter, März 1899. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teil. DIELS: SEYCHELLEN. TAE. XXXV. Nach phot. Aufnahme von Fr. Winter. Duplex-Lichtdruck von J. B. Obernetter in München. Taf. VIII. Urwald am Moiint Harrison auf Mähe. Phoenicophorium sechellarum Wendl., Roscheria melanochaetes Wendl., Asplenium nidus L. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXVI. (Tafel IX.) Tafel XXXVL (Tafel IX.) Mahr. Mount Harrison. Roscheria melanochaetei Wendl., die Mille-pattes-Palme. Vgl. S. 418. — Nach photographischer Aufnahme von Fr. Winter, März 1899. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. II. 1. Teü. DIELS: SEYCHELLEN TAT. XXXVI. Nach pliot. Aufnahme von Fr. Winter. Duplex-Lichtdruck von J. B. Obernetter in München. Taf. IX. Roscheria melanochaetes Wendl. im Urwald am Mount Harrison auf Mähe. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXVII. (Tafel X.) Tafel XXXVII. (Tafel X.) Mähe. Roscheria melanochaetes Wendl., die Mille-pattes-Palme. Vgl. S. 418. — Nach phot'i^rajihisclicr Aufnahme von A. Brauer, 1895. E-i g w u w CD ä •'S S m OS o a I pq GG pH 3 oT E O. i Tb q. « "2 f— c r^ dl (/5 j= u o c JS -= o (/> O Di 3 o c o > > Tafel XXXVIII. (Tafel XI.) Tafel XXXVIII. (Tafel XL) Mahr. Verschaffeltia splendida Wendl. und Pandanus Hornei Bau. fil. Nach photo- graphischer Aufnahme von F. Winter, März 1899. DEUTSCHE TIEESEE-EXPEDLTION 1898-99. Bd. IL 1. Teil. DIELS: SEYCHELLEN. TAF. XXXYLTL Nach phot. Aufnahme von Fr. Winter i 1 B. Obernetter in München. Taf. XI. Pandanus Hornei Balf. fil., links Verschaffeltia splendida Wendl., auf Mähe. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XXXIX. (Tafel XII.) Tafel XXXIX. (Tafel XII.) Mah6. Mount Harrison. Ver schaffeltia splendida Wendl. Stammbasis mit Stelzen wurzeln. — Nach photographischer Aufnahme von F. Winter, März 1899. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. II. 1. Teil. D1ELS, SEYCHELLEN. TAE. XXXIX. Nach pliot. Aufnahme von Fr. Winter. Duplex-Lichtdruck von ]. B. Obernetter in München. Taf. XII. Verschaffeltia splendida Wendl., Stammbasis mit Stelzwurzeln, im Urwald am Mount Harrison auf Mähe. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XL. (Tafel XIII.) Tafel XL. (Tafel XIII.) Praslin. Allgemeines Vegetationsbild. Im Vordergrunde Lodoicea sechellarum Labill. Nach photographischer Aufnahme von F. Winter. März i8qg. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teil. DIELS: SEYCHELLEN. TAF. XL. Nach phot. Aufnahme von Fr. Winte Duplex-Lichtdruck von J. B. Obernetter in München. Taf. XIII. Vegetationsbild von Praslin. Im Vordergrunde Lodoicea sechellarum Labill. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XLI. (Tafel XIV.) Tafel XLI. (Tafel XIV.) Praslin. Vorn Lodoüea sechellarum Labii.l. Rechts über der Mitte Deckenia nobtlis Wendl. Links Dracaena angustifolia Roxb. Vgl. S. 427. — Nach photographischer Aufnahme von F. Winter, Mär/ [899. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Ed. IL 1. Teü. DIELS, SEYCHELLEN. TAI. XLI. *« Nach phot. Aufnahme von Fr. Winter Duplex-Lichtdruck von |. B. Obernetter in München. Taf. XIV. Lodoicea sechellarum Labill. auf Praslin. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XLII. (Tafel XV.) Tafel LXII. (Tafel XV.) Praslin. Lodoicea sechellarum Labill. Links oben Casuarina equisetifolia Forst., rechts am Rande Cocos nucifera L. - Nach photographischer Aufnahme von F. Winter, März [899. 1-3 X 23 W d w CJ w c/f w 'S EH oo oo !=h o PI Ph M Ph i Ph oo C3 oo EH P> pH P) CS 1- CJ ■— CJ 3 c _c CO CO o CS CJ O. O U «+- 3 •a CS c 3 ~~ J5 CO CD L. > _i o X E Li- <-*-^ 3 es cd i_ h- CO o cu CO CJ -3 CO O" CS cu cu CS c '5 Im T3 CS o 3 _J CO CS u cu c — CU Li- 3 o c o > Tafel XL1II. (Tafel XVI.) Tafel XLIII. (Tafel XVI.) Lodoicea sechellarum Labux. Mannlicher Blütenstand (Kulturexemplar von Ceylon). Nach einer photographischen Aufnahme. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teil. DIELS, SEYCHELLEN. TAI. XLin. Nach einer phot. Aufnahme auf Ceylon. Duplex-Lichtdruck von |. B. Obernetter in München Taf. XVI. Lodoicea sechellarum Labill., männlicher Blütenstand. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Tafel XLIV. (Tafel XVII.) Tafel XLIV. (Tafel XVII.) /. >doicea sechellarum. Labux. Weiblicher Baum auf Praslin mit jungen und älteren Frucht- ständen. Nach einer photographisehen Aufnahme von F. Winter, März 189g. DEUTSCHE TIEFSEE-EXPEDITION 1898-99. Bd. IL 1. Teü. DIELS, SEYCHELLEN. TAI. XLIV. Nach pliot. Aufnahme von Fr. Winter. Duplex-Lichtdruck von |. B. Obernetter in München Taf. XVII. Lodoicea sechellarum Labill. auf Praslin, ein weibliches Exemplar. Verlag von Gustav Fischer in Jena. WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN TIEFSEE -EXPEDITION AUF DEM DAMPFER „VALDIVIA" 1898-1899 a IM AUFTRAGE DES REICHSAMTES DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON CARL CHÜN PROFESSOR DER ZOOLOGIE IN LEIPZIG LEITER DER EXPEDITION. ZWEITER BAND. ERSTER TEIL ERSTE LIEFERUNG H. SCHENCK. I. Vergleichende Darstellung der Pflanzengeographie der subantarktischen Inseln insbesondere über Flora und Vegetation von Kerguelen. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. W. Schimpers. Mit 1 1 Tafeln und 33 Abbildungen im Text. II. Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam. Mit Einfügung hinterlassener Berichte A. 1\ W. Schimpers. Mit 5 Tafeln und 14 Abbildungen im Text. TEXT JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1905 Preis für Abnehmer des ganzen Werkes: 40 Mark Preis für den Einzelverkauf: 50 Mark Verlag von Gustav Fischer in Jena. Icke Ergebnisse der Deutschen Tiefsee- auf dem Dampfer „Valdivia" 1898 1899 Im Auftrage des Reichsamts des Innern herausgegeben von Carl Chun Professor der Zoologie in Leipzig, Leiter der Expedition. • i • Es bearbeiten: Ausrüstung der„Valdivia" : Ober-Inspektor Sachse und Inspektor Polis, Hamburg, Reisebeschreibung: Prof. Chun, Leipzig, Oceanographie und Maritime M ie: Dr. G. Schott, Seewarte, Hamburg, Das Wiederauffinden der Bouvet-Insel : Ober-Inspektoi W. Sachse, Hamburg. Chemie des Meerwassers : Dr. P. Schmidt, Leipzig, ( rrundproben : Sil fohn Murray, Edinburgh, u. Dr. Philippi, Berlin, Antarktische Geschiebe : Prof. Zirkel, Leipzig, und Dr. Reinisch, Leipzig, Gesteinsproben: Dr. Reinisch, Leipzig, Quantitative Planktonfänge: Dr. Apstein, Kiel, Schliessnetzfänge : Prof. Chun, Leipzig. Botanik. Inselfloren (Canaren, Kerguelen, St. Paul, Neu- Amsterdam. ( hagos, Seychellen): Prof. Schenck, Darmstadt (mit Be- nutzung der Aufzeichnungen von Prof. Schimper, Basel), Flora der besuchten Festländer: Prof. Schenck, Darmstadt, Kapflora: Dr. Marloth, Kapstadt, Marines Phytcrplankton (Diatomeen Karsten, Bonn. Meeresalgen : Th. Reinbold, It/> und Peridineen) : Prof. Zoologie. I. Protozoa Radiolaria: Prof. Haecker, Stute Foraminif era : F. Winter, Frankfurt a. M., Xenophy ophora : Prof. F. E. Schulze, Berlin. II. Coelenterata Hexactinellida : Prof. Fr. E. Schulze, Berlin, Monaxonia: Dr. Thiele, Berlin, Tetraxonia: Prof. v. Lendenfeld, Prag, Calcarea: Dr. Breitfuss, Petersburg, Hydroidea: Prof. Will, Rostock, Siphonophora : Prof. Chun, Leipzig, Craspedota: Prof. V.mhoeffen, Kiel, pedota : Prof. V.mhoeffen, Kiel, Ctenophora: Prof. Chun, Leipzig, Alcyonaria : Prof. Kükenthal, Breslau, Antipathidae: Dr. Schnitze, Jena. Actmiaria: Prof. Carlgren, Stockholm, Madreporaria : Prof. von Marenzeller, Wien. III. Echinodermata Crinoidea: Prüf. Döderlein, Strassburg, Echinoidea: Prof, Döderlein, Strassburg, Anatomie des Palaeopneustes : Dr. \ Dresden, Asteroidi i Prof. Ludwig, B , Holothurioidea : Prof. Ludwig, Bonn, Ophiuroidea: Prof. zur Strassen, Leipzig. IV. Vermes Ilaria ^co< la - Pn >f. Böhmig, Graz, Pol) i lades : I >r. von Stummer, < I jertini: Prof. I Santiago de Chile, Cestodes: Prof. Braun, Köi matodes: Prof. Braun, Königsbei Frei lebende Nematoden: Prof. zui Strassen, Leipzig, Chaetognatha : Dr. Krumbach, Breslau, Spengel, < riessi Gephyreenlarven : Prof. Schauinsland, Bremen, pulus Prof Schauinsland, Bremen, Michaelsen, Hamb Annelides : 1 * t ■ >f . i Anneliden 1 >r. Reibisi h, Kiel. Annelidenlarven: Dr. Woltereck, Leipzig, Pn 'f. Bloi hmann, Tubingen, rlin. V. Arthropode ( 'irripedia : 1 )r. Weltner, Berlin, Rhizoi ephala : Pn >f Fraisse, fena, ( '. i| i lr. Steuer, Triest, Ostracoda: Prof. Müller, Greifswald, [sopoda: Prof. zur Strassen, Leipzig, Bopyridae: Prof. Fraisse, Jena, ; Prof. Fraisse, Jena, Amphipoda: Dr. Woltereck, Lei) Leptostraca: Dr. Thiele, Berlin, Stomatopoda: Dr. Jurich, Leipzig, Cumacea: Dr. Zimmer, Breslau, Sergestidae I n Jllig, Leipzig, ( lr. jllig, Leipzig, Macrura: Prof. Pfeffer, I Limburg, Anomura: Dr. Doflein, München, Dr. Di iflein, München, apodenlarven : Dr. Zimmer, Breslau, Augen der Dekapoden: Dr. Reinh. Dohrn, Neapel. Pantopoda : Prof. Möbius, Berlin, Landarthropoden der antarktischen Inseln: Dr. Enderlein, Berlin. VI. Mollusca Lamellibranchiata : Mi. Thiele, Berlin, Neomenia: Dr. Thiele, Berlin, s, ipii, ipi ida . Prof. Plate, Berlin, Plai ophi ira: 1 >i Phii Ie Berlin, chiata: Prof. \. Martens u. Dr. Thiele, Berlin. ( tasti rtarven i Prof Simroth, Leipzig, Heteropoda: Dr. Brüel, Halle a. S. Pteropoda: Dr. Meisenheimer, Marburg. Cephalopoda: Prof. Chun, Leipzig. VII. Tunicata Vppendii ulai iae : I 'i Li ihmann, Kiel, Monascidiae: I >i. Michaelsen, Hamburg, Syriascidiae: Dr. Hartmeyer, Berlin, Pyrosomata: Prof. Seeliger, Rostock, Salp Epstein, Kiel, Doliolidae Di Neumann, Leipzig. VIII. Vertebrata Amphioxidcs: Dr. Goldschmidt, München, he: Prof. Brauer, Marburg, Küstenfische : Südhäring : Prof. Heincke, Helgoland, Anat. d. Riesenschildkröten: 1 >i Schacht, Hamburg, Luftsäcke dei Albatrosse: Dr. Ulrich, Liegnitz. Pn if. Rei< henow, Berlin. FbrUtUung auf Seile x des Umschlagt. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Forttelaung von Stile, t Die in diesem Werke enthaltene monographische Bearbeitung der Inlandstämme der Malayischen Halbinsel ist das Ergebnis einer im Frühjahr und Sommer 1897 zum Studium dieser Varietäten unternommenen Reise durch die Vereinigten Malayischen Staaten. Aber nicht nur die eigenen Ergebnisse bietet der Verfasser, sondern er war auch bestrebt, dieselben durch Einarbeitung der ausgedehnten, weitschichtigen und zum Teil schwer zugäng- lichen Literatur zu vertiefen, um dadurch ein möglichst vollständiges und klares Bild der bis dahin so verworrenen anthropologischen Verhältnisse der Malayischen Halbinsel zu gewinnen. So dürfte die vorliegende Mono- graphie ein vollständiges Bild unseres gegenwärtigen Wissens über die In- landstämme der Halbinsel darstellen. Das ganze Werk zerfällt in vier Abschnitte. Der erste behandelt die Geographie und Geschichte der Malayischen Staaten; er hat den speziellen Zweck, das gesamte Milieu zu schildern, aus welchem heraus die spezifischen Lebensformen der Inlandstämme ver- standen werden können. Das historische Kapitel wurde von dem Verfasser hauptsächlich deshalb geschrieben, um den Nachweis zu erbringen, daß die Inlandstämme erst spät in den Gesichts- kreis anderer Völker traten und dab Mischungen mit fremden Kolonisten nur in sehr be- schränktem Grade stattgefunden haben können. Das Kapitel über die historische und politische Entwickelung der Malayischen Staaten, die auf dem Kontinent noch fast ganz unbekannt sind, dürfte bei der heutigen politischen Lage in Ostasien auch weitere Kreise interessieren. Der zweite physisch- anthropologische Teil behandelt die körperliche Beschaffen- heit der genannten Stämme, besonders der primitiven kymotrichen Senoi und zwar sowohl nach den Beobachtungen des Verfassers an I. eilenden, als nach eingehenden Untersuchungen an Skeleten. Dabei werden auch eine Reihe prinzipieller Fragen, die heute mitten in der anthro- pologischen Diskussion stehen, erörtert In dem dritten ergologischen Abschnitt ist die Gesamtheit der materiellen und geistigen Kultur zur Darstellung gelangt. Dieser Teil des Werkes dürfte gerade für weiten' wissenschaftliche Kreise von hohem Interesse sein, da eine zusammenfassende Darstellung der Kulturverhältnisse der genannten Stämme bis heute noch nicht vorhanden ist. Ein letzter, vierter Teil sucht die genetischen Beziehungen der Inland- stämme unter sich und zu benachbarten Varietäten aufzudecken. Die reproduzierten Typen- und I.an d s c h af tsbi 1 d e r sind ohne Aus nähme nach eigenen photographischen Aufnahmen des Verfassers hergestellt und sämtliche Photographien ohne Retouche reproduziert PromoiADDach« Buchdrucker« (lirrm*nn l'uble) in J«dh — 2901 ' WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN TIEFSEE-EXPEDITION AUF DEM DAMPFER „VALDIVIA" 1898-1899 IM AUFTRAGE DES REICHSAMTES DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON CARL CHUN PROFESSOR DER ZOOLOGIE IN LEIPZIG LEITER DER EXPEDITION. ZWEITER BAND. ERSTER TEIL ERSTE LIEFERUNG H. SCHENCK. I. Vergleichende Darstellung der Pflanzengeographie der subantarktischen Inseln insbesondere über Flora und Vegetation von Kerguelen. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. W. Schimpers. Mit 1 1 Tafeln und 33 Abbildungen im Text. II. Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam. Mit Einfügung hinterlassener Berichte A. F. W. Schimpers. Mit 5 Tafeln und 14 Abbildungen im Text. ATLAS • ^ JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1005 Preis für Abnehmer des ganzen Werkes: 40 Mark Preis für den Einzelverkauf: 50 Mark Verlag von Gustav Fischer in Jena. Ergebnisse der Deutschen Tie auf dem Dampfer „Valdivia" 1898-1899 Im Auftrage des Reichsamts des Innern herausgegeben von Carl Ch u n Professor der Zoologie in Leipzig, Leiter der Expedition. k-Exriition Es bearbeiten: • Ausrüstung der „Valdivia" : Ober-Inspektor Sa. hse und Inspektor Polis, Hamburg, Reisebeschreibung: Prof. Chuii, Leipzig, Oceanographie und Maritime Meteorologie: Dr. G. Schott, Seewarte, Hamburg, Wiederauffinden der Bouvet-Insel: Ober-InsprUm \Y Sachse, Hamburg. Chemie des Meerwassers: Dr. P. Schmidt, Leipzig, Grundproben : Sir John Murray, Edinburgh, u. Dr. Philippi. Berlin, Antarktische Geschiebe: Prof. Zirkel, Leipzig, und Dr. Reinisch, Leipzig, Gesteinsproben: Dr. Reinisch, Leipzig, Quantitative Planktonfänge: Dr. Apstein, Kiel, Schliessnetzfänge : Prüf. Chun, Leipzig. Botanik. Inselfloren (Canaren, Kcrguelen, St. Paul, Neu-Amsterdam, Chagos, Sejchellen): Pmf. Seh irmstadl (mit Be- nutzung der Aufzeichnungen von Prof. Schimper, Hasel), Flora der besuchten Festländer: Prof. Schenck, Darmstadt, Kapflora: Dr. Marloth, Kapstadt, Marines Phytoplankton i Diatomeen und Peridineen): Prof, Karsten, Bonn. Meeresalgen: Th. Reinbold, Itz.- Zoologie. M., E. Schulze, Berlin. Coelenterata E. Schulze, Berlin, I. Protozoa Radiolaria : Prof. Haecker, Stuttgart, Foraminif era : F. Winter, Frankfurt a. Xenophyophora: Prof. F. II. Hexactinellida : Prof. Fr. Monaxonia: Dr. Thiele, Berlin, Tetraxonia: Prof. v. Lendenfeld, Prag, Calcarea: Dr. Breitfuss, Petersbu Hvdroidea: Prof. Will, Rostock, Siphonophora : Prof. Chun, Leipzig, Craspedota : Prof. Yanhoeffen, Kiel, pedota : Prof. Yanhoeffen, Kiel, Ctenophora: Prof. Chun, Leipzig, Alcyonaria: Prof. Kükenthal, Breslau, Antipathidae: Dr. Schultze, Jena, Actiniaria: Prof. Carlgren, Stockholm, Madreporaria : Prof. von Marenzeller, Wien III. Echinodermata Crinoidea: Prof. Döderlein, Strassburg, Fi hinoidea : P lerl< in, Stras>l iu Anatomie des Palaeopneustes : l>i Wagner, Dresden, Asteroidea: Prof. Ludwig, Bonn, Holothurioidea : Prof. Ludwig, Bonn, Ophiuroidea: Prof. zur Strassen, Leipzig. IV. Vermes Turbellaria Acoela: Prof. Böhmig, Graz, Polyclades: Dr. von Stummer, G Ncmertini: Prof. Burger, Santia Nile, Cestodes: Prof. Braun, Kön Trematodes: Prof. Braun, Koni Frei lebende Nematoden: Prof. zui Strassen, Chaetognatha : Dr. Krumbach, Breslau, Gephyrea : Prof. Speng Gephyreenlarven : Prof. Schauinsland, Bremen, i'iilus: Prof. Schauinsland, Bremen, I >i. Mi. haelsi n, I lamburg, Annelides : Prof. E itnhgen, len : I )r. Reibisch, Kiel, Annelidenlarven: Dr. Woltereck, Leipzig, Brachiopoda: Prof. Blochmann, Tube I 'i Braem, Berlin. V. Arthropoda Cirripedia i I >r. Weltner, Berlin, Rhizocephala: Prof. Fraisse, Jena, Copepoda: Dr. Steuer, Triest, Ostracoda: Prof. Müller, Greifswald, [sopoda: Prof. zur Strassen, Leipzig, Bopyridae: Prof. Fraisse, Jena, Cymothoidae: Prof. Fraisse, Jena, Amphipoda: Dr. Woltereck, Leipzig, Leptostraca: Dr. Thiele, Berlin, Stomatopoda: Dr. Jurich, Leipzig, Cumacea: Dr. Zimmer, Breslau. restidae: Dr. Jllig, Leipzig, Schizopoda: Dr. Jllig, Leipzig, Macrura: Prof. Pfeffer, Hamburg. Anomura: Dr. Doflein, München, Brachyura: Dr. Doflein, München, Dekapodenlarven: Dr. Zimmer, Breslau, Augen dei Dekapoden: Dr. Reinh. Dohrn, Neapel. Pantopoda: Prof. Möbius, lierlin, Landarthropoden dei antarktischen Inseln: Di. Endcrlein, Berlin. VI. Mollusca u llibrani luata : Dr. Thiele, Berlin, Neomenia: Dr. Thiele, Berlin, Si tphopoda ; Prof. Plate, Bi Plai i iphi ira : Di. Thiele, Berlin, branchiata: Prof. v. Martens u. Dr. Thiele, Berlin. Gasteropodenlarven : Prof. Simroth, Leipzig, Heteropoda : I >r, Brüel, Halle a. S. Pteropoda: Di. Meisenheimer, Marburg. Cephalopoda: Prof. Chun, Leipzig. VII. Tunicata Appendiculariae : Dr. Lohmann, Kiel. Monas, iili.ie Dr. Michaelsen, Hamburg, Syna I 'i. I lartme) er, Berlin, omata: Prof. Sccliger, Rostock, Salpae : Di. Apstein, Kiel. I >oliolidai reumann, Leipzig. VIII. Vertebrata Amphioxides: Di. Goldschmidt, München, 'Tis. he: Prof. Brauer, Marburg, Küstenfische : Südhäring: Prof. Heincke, Helgoland, Anat d. Riesenschildkröten : Dr. Schacht, Hamburg, Luftsäcke der Albatrosse: Dr. Ulrich, Liegnitz. 1: Prof. Reichenow, Berlin. Fortaettung auf Seite S des Unuchlaijs. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Fortsetzung von Seile 2 des Umschlags. Bisher liegt vor: Band I. Vollständig. Inhalt: Oceanographie und maritime Meteorologie. Im Auftrage des Reichs-Marine-Amts bearbeitet von Dr. Gerhard Schott, Assistent bei der deutschen Seewarte in Hamburg, Mitglied der Expedition. Mit einem Atlas von 40 Tafeln (Karten, Profilen, Maschinenzeichnungen u. s. w\), 26 Tafeln (Temperatur-Diagrammen) und mit 35 Figuren im Text. Preis für Text und Atlas: 120 Mark. Bei der Bearbeitung der Oceanographie und maritimen Meteorologie sind vorwiegend zwei Gesichtspunkte, nämlich der geographische und der biologische berücksichtigt worden. Um einen sowohl für die Geographie wie für die Biologie nutzbaren Hinblick in die physikalischen Verhältnisse der Tiefsee zu gewinnen, wurde die Darstellung nicht auf die „Valdivia" -Messungen beschränkt, sondern auf das gesamte bis jetzt vorliegende Beobachtungsmaterial ausgedehnt. In gewisser Hinsicht wird hier eine Monographie des Atlantischen und Indischen Oceans geboten, welche ihren Schwerpunkt in die zahlreichen konstruktiven Karten und Profile legt. Band III. Vollständig. Inhalt: Lfg. 1. Prof. Dr. Ernst Vanhöffen, Die acraspeden Medusen der deutschen Tiefsee-Expedition 1898-1899. Mit Tafel I— VIII. — Die craspedoten Medusen der deutschen Tiefsee-Expedition 1898-1899. I. Trachymedusen. Mit Tafel IX — XII. Einzelpreis: 32, — M., Vorzugspreis f. Abnehmer des ganzen Werkes: 25, — M. „ 2. Dr. phil. L. S. Schultze, Die Antipatharien der deutschen Tiefsee-Expedition 1898—1899. Mit Tafel XIII und XIV und 4 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 5,— M., Vorzugspreis: 4, M. „ 3. Dr. phil. Paul Schacht, Beiträge zur Kenntnis der auf den Seychellen lebenden Elefanten-Schildkröten. Mit Tafel XV- XXI. Einzelpreis: 16,— M.. Vorzugspreis: 13.— M. „ 4. Dr. W. Michaelsen, Die Oligochäten der deutschen Tiefsee-Expedition nebst Erörterung der Terricolenfauna oceanischer Inseln, insbesondere der Inseln des subantarktischen Meeres. Mit Tafel XXII und 1 geo- graphischen Skizze. Einzelpreis: 4, M. Vorzugspreis: 3,50 M. „ 5. Joh. Thiele, Proneomenia Valdiviae n. sp. Mit Tafel XXIII. Einzelpreis: 3, — M., Vorzugspreis: 2,50 M. „ 6. K. Möbius, Die Pantopoden der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 1899. Mit Tafel XXIV XXX. Einzel- preis: 16, M., Vorzugspreis: 12,50 AI. „ 7. Dr. Günther Enderlein, Die Landarthropoden der von der Tiefsee-Expedition besuchten antarktischen Inseln. I. Die Insekten und Arachnoideen der Kerguelen. II. Die Landarthropoden der antarktischen Inseln St. Paul und Neu-Amsterdam. Mit 10 Tafeln u. 6 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 17 M., Vorzugs- preis: 15 M. Band IV. Vollständig. Inhalt: Hexactinellidae. Bearbeitet von Fr. E. Schulze, Professor in Berlin. Mit einem Atlas von 52 Tafeln. Preis: 120 Mark. Von Band V liegt vor: Lfg. 1. Johannes Wagner, Anatomie des Palaeopneustes niasicus. Mit 8 Tafeln und 8 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 20 M., Vorzugspreis: 17 M. Band VI. Vollständig. Inhalt: Brachyura. Bearbeitet von Dr. Franz Doflein, Privatdozent an der Universität München, IL Konservator der zoologischen Staatssammlung, Mit 58 Tafeln, einer Texttafel um] GS Figuren und Karten im Text. Preis: 120 Mark. Band VII. Vollständig Inhalt: Lfg. 1. v. Martens und Thiele, Die beschälten Gastropoden der deutschen Tiefsee-Expedition 1898—1899. A. Systematisch-geographischer Teil. Von Prof. v. Martens. B. Anatomisch-systematische Untersuchungen einiger Gastropoden. Von loh. Thiele. Mit 9 Tafeln und 1 Abbildung im Text. Einzelpreis: 32 M., Vorzugspreis: 26 M. „ 2. Dr. W. Michaelsen, Die stolidobranchiaten Ascidien der deutschen Tiefsee-Expedition. Mit 4 Tafeln. Einzelpreis: 13 M., Vorzugspreis: 1 1 iM. „ 3. Dr. Emil von Marenzeller, Steinkorallen. Mit 5 Tafeln. Einzelpreis: 16 M., Vorzugspreis: 12 M. „ 4. Franz Ulrich, Zur Kenntnis der Luftsäcke bei Diomedea exulans und Diomedea fuliginosa. Mit 4 Tafeln. Einzelpreis: g M., Vorzügen eis: 750 M. „ 5. Ant. Reichenow, Uebersicht der auf der deutschen Tiefsee-Expedition gesammelten Vögel. Mit 2 Tafeln. Preis: 4 M. „ 6. Bruno Jurich, Die Stomatopoden der deutschen Tiefsee-Expedition. Mit 6 Tafeln. Preis: 13 Mark. Von Band VIII liegt vor: Lfg. 1. Joh. Thiele, Die Leptostraken. Mit 4 Tafeln. Preis: 8 M. 50 Pf. Von Band IX liegt vor: Lfg. 1. Johannes Meissenheimer, Pteropoda. Mit 27 Tafeln, 9 Karten und 35 Abbildungen im Text. Einzel- preis: 120 M., Vorzugspreis: 100 M. Von Band X liegt vor: Lfg. 1. Kapitän W. Sachse, Das Wiederauffinden der Bouvet-Insel durch die deutsche Tiefsee-Expedition. Mit 9 Tafeln und 1 Abbildung im Text. Einzelpreis: iS M., Vorzugspreis: 16 M. „ 2. F. Zirkel und R. Reinisch, Petrographie. I. Untersuchung des vor Enderby-Land gedredschten Gesteinsmaterials. Mit 1 Tafel und 6 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 3 M., Vorzugspreis: 2 M. 25 Pf. Von Band XI liegt vor: Lfg. 1. Franz Eilhard Schulze, Die Xenophyophoren, eine besondere Gruppe der Rhizopoden. Mit 8 Tafeln. Einzelpreis: 20 M., Vorzugspreis: n M. 50 Pf. Da die Anschaffung des ganzen umfangreichen Unternehmens in manchen Fällen wohl nur Bibliotheken möglich sein wird, so ist eine jede Abteilung einzeln käuflich, um auf diese Weise jedem Forscher zu ermöglichen, diejenigen Teile des Unternehmens zu erwerben, deren Besitz ihm erwünscht ist. Der Preis der einzelnen Hefte ist indessen ein höherer als der Vorzugspreis, welcher den Käufern des ganzen Unternehmens eingeräumt wird. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Vor kurzem erschien : DIE INLÄNDSTÄMME DER MALAYISCHEN HALBINSEL WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE EINER REISE DURCH DIE VEREINIGTEN MALAYISCHEN STA AI EN VON DR. RUDOLF MARTIN, A. O. PROFESSOR DER ANTHROPOLOGIE DJJD DIREKTOR DES ANTHROPOLOGISCH! v INSTITUTES DES INI V i:i;9ITÄT ZÜRICH Mir 137 TEXTABBILDUNGEN, 26 TAFELN UND 1 KARTE = PREIS: 60 wflT?if Die in diesem Werke enthaltene monographische Bearbeitung der Inlandstämme der Malavischen Halbinsel ist das Ergebnis einer im Frühjahr und Sommer 1897 zum Studium dieser Varietäten unternommenen Reise durch die Vereinigten Malayischen Staaten. Aber nicht nur die eigenen Ergebnisse bietet der Verfasser, sondern er war auch bestrebt, dieselben durch Einarbeitung der ausgedehnten, weitschichtigen und zum Teil schwer zugäng- lichen Literatur zu vertiefen, um dadurch ein möglichst vollständiges und klares Bild der bis dahin so verworrenen anthropologischen Verhältnisse der Malayischen Halbinsel zu gewinnen. So dürfte die vorliegende Mono- graphie ein vollständiges Bild unseres gegenwärtigen Wissens über die In- landstämme der Halbinsel darstellen. Das ganze Werk zerfällt in vier Abschnitte. Der erste behandelt die Geographie und Geschichte der Malayischen Staaten; er hat den speziellen Zweck, das gesamte Milieu zu schildern, aus welchem heraus die spezifischen Lebensformen der Inlandstämme ver- standen werden können. Das historische Kapitel wurde von 'lern Verfasser hauptsächlich deshalb geschrieben, um den Nachweis zu erbringen, daß die Inlandstämme erst spät in den Gesichts- kreis anderer Völker traten und daß Mischungen mit fremden Kolonisten nur in sehr schränkten^ Grade stattgefunden haben können. Das Kapitel über die historische und politische E n t w i ekel u ng der Malayischen Staaten, die auf dem Kontinent noch fast ganz unbekannt sind, dürfte bei der heutigen politischen Lage in Ostasien auch weitere Kreise interessieren. Der zweite physisch-anthropologische Teil behandelt die körperliche Beschaffen- heit der genannten Stämme, besonders der primitiven kymotrichen Senoi und zwar sowohl nach den Beobachtungen des Verfassers an Lebenden, als nach eingehenden Untersuchungen an Skeleten. Dabei werden auch eine Reihe prinzipieller Fragen, die heute mitten in der anthro poloi^ischen Diskussion stehen, erörtert In dem dritten ergologischen Abschnitt ist die Gesamtheit der materiellen und geistigen Kultur zur Darstellung gelangt Dieser Teil des Werkes dürfte gerade für weitere wissenschaftliche Kreise von hohem Interesse sein, da eine zusammenfassende Darstellung der Kulturverhältnisse der genannten Stämme bis heute noch nicht vorhanden ist. Ein letzter, vierter Teil sucht die genetischen Beziehungen der Inland- stämme unter sich und zu benachbarten Varietäten aufzudecken. hie reproduzierten Typen- und Landschaftsbilder sind ohne Aus nähme nach eigenen photographischen Aufnahmen des Verfassers hergestellt und sämtliche Photographien ohne Retouche reproduziert Kromoiai cickcrei (Hamann Pohl«) ia Jaaa — 2901 WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN TIEFSEE-EXPEDITION AUF DEM DAMPFER „VALDIVIA" 1898-1899 IM AUFTRAGE DES REICHSAMTES DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON CARL CHUN PROFESSOR DER ZOOLOGIE IX LEIPZIG LEITER DER EXPEDITION. ZWEITER BAND. ERSTER TEIL. ZWEITE LIEFERUNG. H. SCHENCK. III. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. W. Schimpers. Mit 12 Tafeln, 2 Kartchen und 6g Abbildungen im Text. JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1907 Preis für Text und Atlas: Für Abnehmer des ganzen Werkes: 36 Mark. Für den Einzelverkauf: 45 Mark. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Wissensc Mick Ergebnisse der Deutsch Tie auf dem Dampfer „Valdivia" 1898-1899 Im Auftrage des Reichsamts des Innern herausgegeben von Carl Ch u n Pro i Zoologie in Leipzig, Leiter der Expedition. • i • Es bearbeiten : hse und der „Valdivia"i I hun, Leu Maritime Meteorologie : Dr. G ■ i »äs w iederaufl i Bouvet-Insel ■ a W. i [amburg. Botanik l larmstai nutzung der Aufzeichw suchten 1 Prof. Schenck, Darmstadt, Chemie des Meerwassers : Dr. P. Schmidt, Leipzig, ( hrindpri iben:Sir fohn Murray, Edinburgh, u. Dr. Philippi. Berlin, " ÄJitarktisi he Geschiebe: Prof. Zirkel, Leipzig, und Dr. Rei' Lei] ii : Dr. Reinisch, Leipzig, ütativc Planktonfänge: Dr. Apstein, Kiel, Schliessnetzfänge : Prof. Chun, Leipzig. Kapflora: Dr. Marloth, Kapstadt, Marines Ph) toplankton (Diatomi Karsten, Bonn. resalgen: Th. Reinbold, Itzehoe. und I in Prof, I. Protozoa Radiolaria: Prof. Haecker, Stutl : F. Winter, Frankfurt a. M., lophyophora: Prof. F. F.. Schulze, Berlin II. Coelenterata actinellida: Prof. Fr. F. Schulze, Berlin, i\i mia : 1 >r. Thiele, Berlin, traxonia: Prof. v. Lendenfeld, P: itfuss, Peters! Will, Rostock, Siphonophora : Prof. ( 'hun, Lei] ii. -n, Kiel, Prof. Vanhoeffen, Kiel, Ctenophora: Prof. Chun, i Kükenthal, Breslau, Ivultze, Jena, \i tiniaria Pi il Stockholm, ► Madreporaria : Prof. von Marenzeller, Wien III. Echinodermata Prof. 1 >öderlein, Strassburg, ■ derlein, St I )i Wagner, I Iresden, 1 )i W. S( hurig, Leipzig, mii, II. , Bonn, Prof. zur Stra IV. Vermes Turb m Stummer, ( Nemertini : 1 le < Ihile, Braun, Kö f Braun, Kör Prof. zui Strassen, Lei| : I )r. Krumb lau, insland, Bremen, • if. S< hauinsland, l I )r, Mii ! I [amburg, Am i .f. Ehlers, < iöttinj Anneliden : Dr. Reibisi h, Kiel, Annelidenlarven : 1 Ii . V ■f. Bli " hmann, 'I ü lin. V. Arthropoda i : Dr. Weltni Die bereit nenen Bearbeitungen sind mit Zoologie. Rhizocephala: Prof. Fraisse, Jena, Copepoda: Dr. Steuer, Innsbruck, *Ost il Müller, Greifswald, : Prof. zur Strassen, Leip/ Bopyridae: Prof. Fraisse, Jena, Cymqthoidae: Prof. Fraisse, Jena, Vmphipoda: Dr. Woltereck, Leip *Leptostraca Dr. Thiele, Berlin, *St' > .i : I >r. furich, Leipzig, Cumacea: Dr. Zimmer, Breslau, Sergestidae: Dr. Jllig, Leip izopoda: Dr. Jllig, Leipzig, Macrura: Dr. Doflein, München, Anomura: Dr. Doflein, München, *Brachyura: Dr. Doflein, München, Dekapodenlarven: Dr. Zimmer, Breslau, lugen der D en: Dr. Reinh. Dohrn, Neapel. Pantopoda : Prof. Möbius, Berlin, darthrppoden der antarktischen Inseln: Dr. Enderlein, Berlin. VI. Mollusca Lamellibrancl ' . Thiele, Berlin, N ind Archaeomenia : Dr. Thiele, Berlin, S( iphopoda : Prof, PI lin, * Pia« ophora : I h Thiele, Berlin, osobranchiata : Prof. v. Martens u. Dr. Thiele, Berlin, Gasteropodenlarven : Prof. Simroth, Leipzig, 1 1. im poda : Dr. Brüel, Halle a. S., *Pteropoda: Dr. Meisenheimer, Marburg, Cephalopoda: Prof. Chun, Leipzig. VII. Tunicata Appendiculariae : Dr. Lohmann, Kiel, NT m i Dr. Mii haelsen, I [amburg, Synascidiae Di Hartrn erlin, omata: Prof. Seeliger, Rostock, Salpae: Di Apstein, Kiel, 1 )oliolidae I >i. Neumann, Leip VIII. Vertebrata Vmphioxides Di Goldschmidt, Müncl Prof Hi. uier, Marburg. Küstenfisi he : n Prof, I [eincke, I lelgoland, ' Anat. d. Riesenschildkröten: Dr. Schacht, Hamburg, Luftsäcke dei Albatrosse: Dr. Ulrich, Liegnitz, I: Prof Rei henow, Berlin. ICH. ForUettuug auf Seile S dei Umtefilagt. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Bisher liegen vor: Fortsetzung von Seite 2 des Umschlags. Band I. Vollständig Oceanographie und maritime Meteorologie. Im Auftrage des Reichs-Marine-Amts bearbeitet von Dr. Gerhard Schott, Assistent bei der deutschen Seewarte in Hamburg, Mitglied der Expedition. Mit einem Atlas von 40 Tafeln (Karten, Profilen, Maschinenzeichnungen u. s. w.), 26 Tafeln (Temperatur-Diagrammen) und mit 35 Figuren im Text. Preis für Text und Atlas: 120 Mark. Bei der Bearbeitung der Oceanographie und maritimen Meteorologie sind, vorwiegend zwei Gesichtspunkte, nämlich der geographische und der biologische berücksichtigt worden. Um einen sowohl für die Geographie wie für die Biologie nutzbaren Einblick in die physikalischen Verhältnisse der Tiefsee zu gewinnen, wurde die Darstellung nicht auf die „Valdivia"-Messungen beschränkt, sondern auf das gesamte bis jetzt vorliegende Beobachtungsmaterial ausgedehnt. In gewisser Hinsicht wird hier eine Monographie des Atlantischen und Indischen Oceans geboten, welche ihren Schwerfunkt in die zahlreichen konstruktiven Karten und Profile legt. Aus Band II, Teil 1: Lfg. 1. H. Schenck, I. Vergleichende Darstellung der Pflanzengeographie der subantarktischen Inseln, insbesondere über Flora und Vegetation von Kerguelen. Mit Einfügung hinterlassener Schriften A. F. \V. Schimpers. Mit 1 1 Tafeln und 33 Abbildungen im Text. II. Ueber Flora und Vegetation von St. Paul und Neu-Amsterdam. Mit Einfügung hinterlassener Berichte A. F.W. Schimpers. Mit 5 Tafeln und 14 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 50 M., Vorzugspreis: 40 M. Lfg. 2. H. Schenck. III. Beiträge zur Kenntnis der Vegetation der Canarischen Inseln. Mit Einfügung hinter- lassener Schriften A. 1'. W. Schimpers. Mit 12 Tafeln, 2 Kärtchen und 69 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 4s M., Vorzugspreis: 36 M. Aus Band II. Teil 2. Vollständig. Lfg. 1. G. Karsten. Das Phytoplankton des Antarktischen Meeres nach dem Material der deutschen Tiefsee- Expedition 1898 1899. Mit ig Tafeln. Einzelpreis: 50 M., Vorzugspreis: 3g M. 50 Pf. Lfg. 2. G. Karsten, Das Phytoplankton des Atlantischen Oceans nach dem Material der deutschen Tiefsee-Expedition 1898—1899. Mit 15 Tafeln. Einzelpreis: 35 M., Vorzugspreis: 28 M. Lfg. 3. G. Karsten, Das Indische Phytoplankton. Dritte Lieferung der (Tesamtbearbeitung. Mit 5 Abbildungen und 20 Tafeln. Einzelpreis: 70 M., Vorzugspreis: 60M. Lfg. 4. Th. Reinbold, Die Meeresalgen der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 1899. Mit 4 Tafeln. Einzel- preis: 11 M., Vorzugspreis: 9 M. Band III. Vollständig. Lfg. 1. Prof. Dr. Ernst Vanhöffen, Die acraspeden Medusen der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 1899. Mit Tafel] X' I II. — Die craspedoten Medusen der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 1899. I. Trachymedusen. Mit "Tafel IX — XII. Einzelpreis: 32. — M., Vorzugspreis M. „ 2. Dr. phil. L. S. Schultze, Die Antipatharien der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 1899. Mit Tafel XIII und XIV und 4 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 5, M.. Vorzugspreis: 4, M. „ 3. Dr. phil. Paul Schacht. Beiträge zur Kenntnis der auf den Seychellen lebenden Elefanten-Schildkröten. Mit Tafel XV XXI. Einzelpreis: 16, M., Vorzugspreis: 13,- M. „ 4. Dr. W. Michaelsen, Die Oligochäten der deutschen Tiefsee-Expedition nebst Erörterung der Terricolenfauna oceanischer Inseln, insbesondere der Inseln des subantarktischen Meeres. Mit Tafel XXII und 1 geo- graphischen Skizze. Einzelpreis: 1. M.. Vorzugspn M. „ 5. Joh. Thiele, Proneomenia Valdiviae n. sp. Mit Tafel XXII I. Einzelpreis: 3, — M., Vorzugspreis: 2,50 M. „ 6. K. Möbius, Die Pantopoden der deutschen Tiefsee - Expedition 1898-1899. Mit Tafel XXIV— XXX. Einzelpreis: [6, M., Vorzugspreis: 12,50 M. „ 7. Dr. Günther Enderlein, Die Landarthropoden der von der Tiefsee-Expedition besuchten antarktischen Inseln. I. Die Insekten und Arachnoideen der Kerguelen. II. Die Landarthropoden der antarktischen Inseln St. Paul und Neu-Amsterdam. Mit 10 'Tafeln und 0 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 17 M., Vorzugspreis: 15 M. Hand IV. Vollständig. Hexactinellidae. Bearbeitet von Fr. E. Schulze, Professor in Berlin. Mit einem Atlas von 52 Tafeln. TVeis 120 Mark. Band V. Vollständig. Lfg. 1. Johannes Wagner, Anatomie des Palaeopneustes niasicus. Mit 8 Tafeln und 8 Abbildungen im Text. Einzelpreis: 20 M., Vorzugspreis: 17 M. ., 2. Dr. Ludwig Döderlein, Die Echinoiden der deutschen Tiefsee-Expedition. Mit 42 Tafeln und 40 Abbil- dungen im Text. Einzelpreis: 100 M., Vorzugspreis: 82,50 M. „ 3. Walther Schurig, Anatomie der Echinothuriden. Mit 4 Tafeln und 22 Abbildungen im Text. Einzel- preis: 12 M., Vorzugspreis : 10 M. Band VI. Vollständig. Brachyura. Bearbeitet von Dr. Franz Doflein, Privatdozent an der Universität München, II. Konservator ~der zoologischen Staatssammlung. Mit 58 Tafeln, einer Texttafel und 68 Figuren und Karten im 'Text. Preis: 120 Mark. Band VII. Vollständig. Lfg. 1. v. Martens und Thiele. Die beschälten Gastropoden der deutschen Tiefsee-Expedition 1898 1899. A. Systematisch-geographischer Teil. Von Prof. v. Martens. B. Anatomisch-systematische Untersuchungen einiger Gastropoden. Von loh. Thiele. Mit 9 Tafeln und 1 Abbildung im Text. Einzelpreis: 32 M., Vorzugspreis: 26 M. Fortsetzung auf Seilt .', 'U-s l mscnlags. Verlag von Gustav Fischer in Jena. itt .? >- VI. Vegetationsperioden. VII K i n VIII. : ismuft. IX. I \ An- pa: \1 I lilfsmittel und Arbeitsn Botanische Zeitung, N.». 2\ v. i. I>«v. i'/'M. [..Inu. m : Km, Dnrstpllunf Morphologie der Vlgen war -<-n langer Zeit ein Bedürfnis. Die l.il eren wichl ehr vollständig zusammengetragen und durch eine Fülle von Vbbildui Beh andlu Stoffes u n 'I d an sichtig und e B uc li in eini 1 Naturwissenschaftliche Wochenschrift, Nn. i<>. v. m. April ups: N,l, ||,. k |M>n.liiii inii»i'ii. ui'iin vir 1 In 1 ti '.-II. 'h /»i'i'K erfüllen sollen, \ ■ -n den besten Fachleuten der behai biete zu- tndelt, an Ahbili I werden. nun in in i- Flora, II. 1. B. >>\ li,., Verfasser Eäi seine Vul nein reiches Material ist in klarer, kritischer und ,|.,l„ beitet; besonders wertvoll 11 Werken entnommen Bind, l las Oesterr. botan. Zeitschrift, II 11. <>i-\ Uäi Buch kann äüJ eine der wiriitij ichnel werden. Gerade auf dem ichl und es fehlte bi elben, Verf, hai dii I uhd überall auch I farbigen I ein- 1 wünscbl 111 krtn illruuann l'ohn WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE DER /v DEUTSCHEN TIEFSEE-EXPEDITION AUF DEM DAMPFER „VALDIVIA" 1898-1899 ■ . IM AUFTRAGE DES REICHSMINISTERIUMS DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON CARL CHUJM PROFESSOR DER ZOOLOGIE IN LEIPZIG, LEITER DER EXPEDITION UND NACH SEINEM TODE FORTGESETZT VON A. BRAUER, E. VANHÖFFEN UND C. APSTEIN BERLIN ZWEITER BAND. ERSTER TEIL DRITTE LIEFERUNG IV. BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER VEGETATION UND FLORA DER SEYCHELLEN VON PROFESSOR DR. L. DIELS BEKLIN-DAHLEM MIT 35 ABBILDUNGEN IM TEXT, i KARTE UND 17 TAFELN. JENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1922 Verlas von Gustav Fischer in Jena. Die angeg^ ktn tu sich durch den vorgeschriebenen I /'• l'reUe/är gel » ml r ne Buchet -sind unverbindlich. Normentafeln zur Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere. Herausgegeben von Prof. Dr. F. Keibel, Königsberg i. Pr. Heft 1-13. gr. Fol.-Format (35,5X27,5 cm) 1897— Hill Mk 14250.— Heft l. Nonnentaüeln bot Entwicklungsgeschichte des Schweines (Sus scrofa domesticua). Von Prof. l>r. F. Keibel, Freiburg i. Br. Mit 3 lithogr. Tafeln. IV. 114 S. !- Mk 1200.— Hell 2. Normentafel zur Knt Wicklungsgeschichte des Huhnes (Gallusdouicsticus). Von Prof. Dr. V. Keibel und cand. med. Karl Abraham. Mit 3 lithogr. Tafeln. II, 'DO Heft 3. Xormentafel zur Entwicklungsgeschichte des (erntodus Forsterl. Von Prof. Dr. Richard Semon, München, Mit 17 Abbildungen im Text und 3 Tafeln. IV, 38 B. J901 Mk 5-10. — Heft 4. Normentafel zur Entwicklungsgeschichte der Zauneidechse (Laeerta agilis). Von Prof. Dr. Karl Peter in Breslau (jetzt in Greifswald). Mit 14 Abbildungen im Text und 4 Tafeln. IV, 165 S. 1904 Mk 1500.— Heft 5. Normal Platts of the Development of the Rahbit (Lepus eunienlns L.). Bv Charles S. Mino! and Ewlng Taylor, Harvard Medical-School Boston, Mass, With 21 Bgnres in the text and 3 plates. II, 98 S. 1905 Mk 1200.— Heft 6. N'orinentufel zur Entwicklungsgeschichte des Rehes (Cervus enpreolus). Von Dr. Tsuticjiro Saknrai. Fukuoka (Japau). Mit einem Vorwort von Prof. Dr. F. Keibel. Mit 1 Abbildung im Text und 3 lithogr. Tafeln. IV, 101 S. 1906 Mk 1200.— Heft 7. Xormentafel zur Entwicklungsgeschichte des Koboldmaki (Tarsius Bpeetrnm) und des Plumporl (Nycticebue tardigradus). Von A. A. W. Hubreclit. Utrecht und F. Keibel. Freiburg i. Br. Mit einem Vorwort von F. Keibel. Mit 38 Abbildungen im Text und 4 Tafeln. IV, 76 B. 1907 Mk 1200.— Heft 8. Normentafel zur Entwicklungsgeschichte des Menschen. Von Franz Keibel, Freiburg i. Dr. und Cttrl Elze, Malle a. S. Mit Beiträgen von Prof. Broman-Luml. Prot. II am mar- Upsala und Prof. Tandler- Wien. Mit 44 Abbild, im Text u. 6 Taf. VIII, 314 & 1908 Mk 2160.— Heft 9. Normentnfelii zur Entwicklungsgeschichte des Kiebitzes (Tauellus cristatus Meyer). Von Prof. 0. Grosser, Wien und Prof. J. Tandler, Wien. Mit 3 Tafeln. VI, 58 S. 1909 Mk 1 50. — lieft 10. Normal Plates of the Development of Lcpidoslren paradoxe andProto- pterus aunectens. Von J. Graham Ken-, üniversity of Glasgow. With 1 figurc in the Text and 3 plates. III, 31 S. 1909. Mk 600.— Heft 11. Normal Plates of the Development olXectiirus maculosus. By Albreeht C Eyelesbymer and James H. Wilson, st, Louis Üniversity, 8t. Louis Mo., U.S.A. With 3 plates. IV, 50 S. 1910 Mk 720— Heft 12. Normal Plates of the Development of Squalos aeanthias. By Richard E. Scamnion, Harvard Medical-School, Boston, Mass., U. S.A. With an Introduction bv Charles S. Minot, Harvard .Medical-School, Boston, Mass., U.S.A. * With 26 figures in the text and 4 plate-. IV, 1 1911 Mk 1800.— Heft 13. Normentnfel zur Entwicklungsgeschichte des Ziesels (Spermophilas eltlllus). \5.ii o. ö. Prof. Dr. Otomar Völker, Brunn. Mit 5 Abbildungen im Text und 3 Tafeln. VI, 332 S. 1 Mk 1260.— MetamOrphOSi dei Mlirenoidi. Rjcerche sisteinatiche ed ecologiche. Del Dr. Battista Grass), Prolessore d'Anatomia comparata all'Universita di Roma. Con 8 figure nel testo e 15 tavole. Metamorphose der Muraenoiden. systematische und ökologische unter- suchangen. Von Dr. Battista Grassi, ord. Prof. der vergleichenden Anatomie an der Universität Rom. Mit 8 Abbildungen im Te\t und 15 Tafeln. (Texl Italienisch [X, 211 B.], Tafelerklärungen [Italienisch-Deutsch [23 S.|.i (Regio initato Talassografico Italiano. Prima Monografia. — Königl. Italienisches Comite für Meereskunde. Erste Monographie.) gr. Fol. (28X36 cm) 1913 Mk 3000.- Naturu. Rcvista di Scicnzc. 1913. Dieses mSehtlge, an neuen biologischen und anatomischen Beobachtungen ungemein reichhaltige Weik i-t in 23 Kapitel eingeteilt, deren entea dein ge-ehielitlielien Teil, dn- zweite der Systematik der Maraenoiden des Miiielm, 1 ritte ibrer Metamorphose im allgemeinen gewidmet ist; io den Folgenden Kapiteln i>t die Metamorphose der ein* zclnen Aü .nger Congcr, Ophisoma balaearicum, Anguilla anguilla, Ophiaurua serpens, Bpbagebrancbna ooeeut e s. imberbis, afyrna vulgaris, raraphii remioandus, lena, Nettostoma melanurum Saun LDorivora etc.) ond der vorgeblichen fossilen Leptoeepbalen beaebrleben. Die irissensehaftlioheWiohtigkelt dea Argumentes, die nnbest reit- bare Antorll rs, die Klarheit dei Behandlung nnd der Reichtum der Tafeln machen diese vi hie zu einem klassisohen, den Biologen Im allgemeinen und gani boaondera den I eht hyologcn geradezu onantbehrlichen Werk. Verlag yoii Gustav Fischer in Jena. Dieangegebenen Preise tmd die im Septbr. 192t giltigen; für das Ausland erhöhen sie sich durch den vorgeschriebenen Valuta-Zuschlag. Die Preise für g e bu ndene Bücher sindunverbindlich Tafeln zum Vergleich der Entstehung der Wirbeltier- embryonen. Von Dr. Alfred Greil, ao. Prof. der Anatomie in Innsbruck. Mit 15 Doppeltafeln. Mit Unterstützung der kaiserl. Akademie der Wissenschaften i Wien (a. d. Legat Wedl). XX, 379 S. gr. Fol. (36X27,5 cm) 1914 kart. Mk 4200.- m Richtlinien des Entwicklungs- und Vererbungsproblems, von Alfred Greil^ao. Prof. der Anatomie an der Universität Innsbruck. Erster Teil. Prinzipien der Ontogenese und des biogenetischen Grundgesetzes Beitrage zur allgemeinen Physiologie der Entwicklung. (Erweiterter Abdruck aus „Zoologische Jahrbücher", Bd. 31. Abteilung für Zoologie und Physiologie ) IV 352 S. gr. 8° 1912 Mk 'qqq.J. Zweiter Teil: Anpassung und Variabilität, Ererbung und Erwerbung, Ge- schlechtsbestiuimung, Entwicklungs- und Yererbunirstheorieii. Grundzüge der allgemeinen Morphologie und Entwicklungsdynamik. IV, 363 S. gr. 8° 1912 :Mk 600.— Die SäugetierontOgeneSe in ihrer Bedeutung für die Phylogenie der Wirbel, tiere. Von A. A. W. Hubrecht in Utrecht, Mit 186 Textabbildungen VI 248 8. gr. 8» 1909 jfk 420.— „Archiv für Kassen- und Gesellschaftsbiologie" 1910: . . . Das überaus iuhaltreiche Werk stellt sich in vielen Fällen in schärfsten Gegensatz zu herrschenden oder geläufigen Ansichten über die Ontogenie der Säuger; es verdient darin alle Beachtung und wird zweifellos in manchem in nicht zu ferner Zeit volle Anerkennung finden, so insbesondere hinsichtlich der Auffassung der Keim- blätterbildung." J. Meisen heimer, Jena. Die experimentelle Vererbungslehre in der Zoologie seit 1900. Bin Sammelwerk und Hilfsbach bei Untersuchungen. Von Prof. Dr. Arnold Lang f, Zürich. Erste Hälfte. (Mit einem Abschnitt: Anfangsgründe der Biometrik der Variation und Korrelation.) Mit L'4 4 Abbildungen im Text und 4 Tafeln. VTH, 892 8. 4» 1914 Mk 1710.-, geb. Mk 2040.- Inhalt: Aphoristische B limmungcii. — f. Hauptteil: Zur allgemeinen Orientierung. (S. 2— 200.) — 11 QanptteU: Anfangsgründe der Biometrik der Variation und Korrelation. Versuch einer gemeinverständlichen Darstellung und Anleitung zur An- wendung der elementaren bimiictrischcn Methoden. (S. 201— 4G4.) — III. Hauptteil: Ausführlicher Bericht ühcr die planmäßigen Hvbridatiousversuche mit Tieren während der Dodekade 1900/12 (S. 465—892): Einleitung zum speziellen Teil. — 1. Abschnitt: Säugetiere. (Nagetiere, Raubtiere, Huftiere.) Ueber verschiedene Wege phylogenetischer Entwicklung, von prof Dr. O. Jaekel, Berlin. Mit In Abbild, im Text. (Abdr. aus d. Yorhandl. des V. mternat. Zoologen-Kongresses zu Berlin 1601.) 60 S. gr. 8° 1902 Mk 90.— Fünfzig Jahre Stammesgeschichte. Historisch kritische Studien über die Resultate der Phylogenie. Von Brnst Haeckel. (Abdruck aus „Jenaische Zeitsdir. i. Naturwissenschaft", Bd. 54.) II, 70 S. gr. 8° 1916 Mk 120.— Entwicklungsgeschichtliche Eigenschaftsanalyse (Phänogenetik). meiosame Aufgaben der Entwickln!) bte, Vererbungs- nnd Rassenlehre. Von Valentin Haecker. Prof. der Zoologie in Halle a. S. Mit 161 Abbildungen im Text. X, 314 S. gr. 8° 1918 Mk 4507— Inhalt: 1. Aufgaben der Eigenschafts- oder Rassenanalyse. 2. Entwicklungs- geschichtliche I ler Einzelligen. ;'.. Größenunterschiede. 4. Asym- metrie. 5. Haare, Federn und ähnliche Ektodermbildun£< n. 6. Allgemeines über Pig- menticrung. Ferment -Chromogen • Hypothese. 7. Die Farbenrassen der Axolotl und er, 8. Farbenrasseu der Vögel. 9. Farbenrassen der Pflanzen. 10. Albinismus und Alblnoidismus. 11. Partieller Albinismus, Scheck ung und Abzeichen. 12. Tiger- streifung, Apfelung, Tigerfleckung, Schimmelung. 13. Weißbuntheit bei Vögeln, niederen Wirbeltieren und Pflanzen. 14. Wildzeichnung. 15. Bisherige Ansichten über die Ur- sachen der Zeichnung. 16. Zeichnung und Hantwacbstum. 17. Zeichnung und Haut- wachstum beim Axolotl. \S. Anwendung der Hautwacbstumshypotheso auf besondere Fälle. 19. Zeichnung der Vögel. 20. Anomalien der Extremitäten und des Schwanzes. 21. Kämme, Hörner, Geweihe. 22. Schädelform und Gesichtstypus. 23. Eine entwick- lungsgeschichtliche Vererhungsrcgel. 24. Entwicklungsgcschichtliche Eigensehaftsanalyse, Konstitutionslehre und Völkerkunde. 25. Entwicklungsgeschichtliche Vererbungsregel und Pluripotenz. — Sach- und Autorenregistcr. Zur vergleichenden Anatomie der Muskulatur des Beckens und der hinteren Gliedmaße der Ratiten. von ur. phu. Hans Gadow, (Lector, Cambridge). Mit 5 färb, lithograph. Tafeln und 5 Bl. Tafelerklärungen. IV, 56 S. gr. Fol. (35,5X28 cm) 1880 Mk 810.— MorphOgenetJSChe Studien. Als Beitrag zur Methodologie zoologischer Forschung. Von Tad. Garbowsky Mit 6 chromobtbogTaph. Tafeln. VIII. 189 S. gr. 4° (35,5X27,5 cm) 1903 Mk 1680.— Inhalt: 1. Zur Kenntnis der Gaslraeadeu. — 2. Zur Charakteristik der Gastnteaden. — 3. Zur Morphogenie der Metazoen. — 4. Zur Analyse des Keimblatt- begriffes. — 5. Zur Methodologie der vergleichenden I'orsehung. — Literatur. Das Gliedmaßenskelett der Wirbeltiere, mit besonderer Beriieksieh. ttgnng des Schulter- und BeckengttrtelB bei I Neben, Amphibien und Reptilien. Von Dr. Robert Wledersheim, Prof. an der Universität und Direktor des ana- tomischen und vergleichend-amUomischen Instituts zu Freiburg i. Br. Mit 40 Ab- biidungen im Text und einem Atlas mit 17 Tafeln und 17 Blatt TafelerkliirmiL Mk 1440 The Elephant'S Head. Studieain the OoroparativeAnatomy of theOr*. of the Head of thc Indian Elephant and uther Mammals. By J. B. V. Boas and Simon Paulll. Poblished at thc cost oi the Carlsberg-Fund, Copenba First Part: The Facial Musclee aml t: With 19 platea in colours and 17 Explanations. [55,5x38,7 cm VII in Mappe Mk 0000.— Vergleichend-anatomische u. entwicklungsgeschichtliche Unter- suchungen an Waltieren. Von l'rof. Dr. Willy Kükenthal. Mit lithograph. Tafeln und 124 Abbildungen im Text. (.Denkschriften der mediz.- liaturwissenschaftl, ÜL) X, 448 S. Test und 25 Blatl Tafelerklärungen, gr. Fb 1893 Mk 4500.— Inhalt: I. Dil — II. Ha- Hand der Cetoceen. — III. I das Centralnervensystem der Cetocean, iMuliungen über die vergleichende Anatomie de? Gehirns bei I m. (Von W. Kükenthal und Theodor Ziehen.) — IV. Die Entwicklung i form. — V. Bau und Entwicklung von äußeren Organen. — VI. Die Bezahnung. Hieraus einzeln: Teil I- III. Mit 13 lithogr. Tafeln. 1889 Mk 2100 — Untersuchungen zur vergleichenden Muskellehreder Wirbeltiere. Die Musculi serratl nosttei der Sängetier« und ilire Phylogenese. Von Dr. P. Maurer, o. Prof der Anatomie und Direktor der Anatomischen Anstalt in Jena. Mit 28 Abbildungen im Text und 4 färb, lithogr. Tafeln nebst Tafelerkl. Vlll, 160 S. gT. Fol. (31.5X25,5 cm) l Mk 1200.— Beiträge zur Physiologie der marklosen Nerven. Nach unter- suchuDgen am Riechnerven des Hechtes. Von Siegfried Gatten, Privatdozent und Assistent am physiologischen Institut zn Leipzig. Mit 9f) Abbildungen im Text und 15 Tafeln. 111, 221 B. gr. 4° (31,5X21,5 ein I I Mk 1800.— Die Entwicklungsgeschichte der Kreuzotter. (PeHas ben» Merro Von Dr. med. Emil liallow itz, ao. Prof. der Anatomie und Prosektor am anal. Institut der Universität. Teil I: Die Entwicklung vom Auftreten der eisten Forche bis zum Schlüsse des Amnions. Mit 59 Abbildungen im Text u. 10 lithograph. Tafeln. VI, 205 B. gr. Fol. (35,5X27,5 cm) 1904 Mk 2400.— Das elektrische Organ des afrikanischen Zitterwelses (Malo- pterurus electricus Lacepede.) Anatomisch untersucht von Dr, Emu Ballowltz, ao. Prof. der Anatomie an der Universität Greifswald. Mit :s Holz- schnitten im Text und 7 lithograph. Tafeln nebst 7 Ul. Tafelerklärungen, VII. 96 8. gr. Fol. (35,5X27,:. cm Mk 1440.— Die Sehorgane am Mantelrande der Pecten-Arten. Entwicklung- geeehlohtllehe und nenro-hlstologleebe Beitrag« mit anschließenden vergleichend* anatomischen Betrachtungen. Von Max Kupfer, Zürich. Mit 18 Abbililungen im Text und 8 Tafeln. V, 812 B gr. 8° 191G Mk 1200.- Ueber Vorversuche zu Untersuchungen über die Varietäten- bildung von Helix hortensis Müller und Helix nemoralis L. V..u Arnold Lang, Zürich. (Abdr. ans Fl zum 70. Geburtstage von Krn-i Eaäskel". 70 S. gr. FoL (3 Mk Ueber die Bastarde von Helix hortensis Müller und Helix nemOraliS L. Eine Untersuchung en Vererbungslehre. Von Arnold Lang, o. Prof. der Zoologie und vergl, Anat an der Universitfil und am eidgenöse Polytechnikum in Zürich. Mit r ?on Prof. Dr. 11 Boashard in Zürich, 1': il II i Bse in Venedig und i b Kleiner in Zürich. Mit Mk 900.— Die Anatomie der Gymnophionen. von Prof. Dr. Ron. wiedersheim. Kreibu. i färb, lithogr. Tafeln VIII, 101 S. 4° (80X23cm) 1879 Amerikanische Hexactinelliden. n. h den Material ,hr uim, in Franz Bilhard Schulze :. Prof. an d. I Berlin. Text: III ' lab In und 19 Blatt Tnfelerklärungen. 4" i Mk 2880.- HeXaCt'mellida. Von Prof, Dr. Franz Bilhard Schulze t, Iterlin. (Wii edition auf d. Dampfer „Valdivia" Ulas: in. 42 lithogr. u. 9 Helio- gravüre-Tafeln. 1 g.-ogr. Karte u. 2 Bl. lafelerklärungen. gr. Fol. Frommnnnsi-Iio Burhdruckerei (Hermann Pohlp In (Üi & *